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AUSSEBCANONISCHB PABALLELTEXTE
ZU DEN EVANGELIEN
VOM
AI.FBED BEBCH
TEXTE UND UOTEESüCflüNGEN
ZUR GESCHICHTE DER
ALTCHRISTLICHEN LITERATUR
HERAÜSGEOEBBN VON
OSGAE YOH &EBIAEDT und ASOLP IABMGK
ZEHNTER BAND
AUSSERCANONISCHE PARALLELTEXTE
zu DEN EVANGELIEN
GESAMMELT UND UNTERSUCHT
VON
ALFRED RESCH
LEIPZIG
J. C. HINRICHS'SCHE BUCHHANDLUNG
1897
AUSSERCANONISCHE
PARALLELTEXTE
zu DEN
EVANGELIEN
GESAMMELT UND UNTERSUCHT
VON
ALFRED RESCH
ZWEITER THEIL
PARALLELTEXTE ZU LUCAS
LEIPZIG
J. C. HINRICHS^SCHE BUCHHANDLUNG
1895
AÜSSEBCANONISCHE
PARALLELTEXTE
zu DEN
EVANGELIEN
DRITTES HEFT
PARALLELTEXTE ZU LUCAS
GESAMMELT UND UNTERSUCHT
VON
ALFRED RESCH
LEIPZIG
J. C. HINBICHS'SCHE BÜCHHANDLUNG
1895
TEXTE UND INTEKSÜCHCNGEN
ZUR GESCHICHTE DER ALTCHRIÖTLICHEN LITERATUR
HERAU80EOEBEN VON
OSCAR V. QEBHARDT UND ADOLF HARMACK.
X. BAND. HEFT 8.
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V- 10', 3-
DER
HOCHWÜRDIGEN THEOLOGISCHEN FACÜLTÄT
zu
HALLE-WITTENBERfi
IN
DANKBARER VEREHRUNG
GEWIDMET
Inhalts-Übersicht zu Heft 3.
Seite
Register der abgedruckten Evangelientexte VII— XII
Einleitung. § 1. Die älteste Bezeugung des evayytXtov ;faTcc
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Texte und Untersuchungen zu Lc. 3, 1 bis 24, 51 5— 793
Tex^te und Untersuchungen zu Act. 1, 3b bis 13 793-a32
Scbluss der Einleitung. § 2. Die Composition des evayyiktov
xaxu Aovxüv 833—847
REGISTER
DER
IM DRIHEN HEFTE ABfiBDRÜCKTEN EVANGELIENTBXTE.
L Begister der Matthaeus-Tezte.
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30 .
31 .
37 .
38. 39
40 .
41-43
44
13,
6
2
4
5.
8
9
11-13
13 b
13. 14
19 .
24. 25
30 .
31 .
32 .
33 .
35 .
37 .
14, 12 .
13—15
Seite
. . 529
530. 531
. 532
. 535
. 541
. 542
. 463
. 543
. 544
. 545
. 546
. 547
. 548
549. 550
551. 552
, . 556
558. 559
561. 562
. 208
. 210
. 213
. 564
. 273
. 564
566. 567
. 568
. 569
. 574
. 576
577. 578
. 579
581. 582
. 585
. 587
. 590
. 596
. 600
. 602
. 798
. 606
. 336
. 339
. 613
619. 620
Me.
14, 18 .
21 .
22»
22b
23. 24»
24b
25 .
33 .
35 .
36»
36b
38 .
43 .
47. 48
50 .
53 .
62 .
65 .
71. 72
15, Ib
15b
21 .
23 .
24»
24b
26 .
27 .
28 .
29-32
33 .
36 .
37 .
38 .
39 .
40. 41
42 .
43 .
46 .
47 .
16, 1—4
6. 7
8 .
9 .
19 .
Seite
. . 656
657. 658
638
642
646
652
627
683
685
687
089
684
693
694. 695
746
696
699
698
697
700
711
714
727
719
723
721
720
682
724
738
727
742
740
743
749
754
750
752
755
757. 760
763
766
757
804
Begiflier der im dritten Hefte abgedruckten Evangelientezte. XI
TTT, Begister der luoanisohen Boubletten.
[Da die Lucas-Texte der Reihe nach geordnet sind, so erübrigt es nur noch
die Doabletten zu markieren, welche Lc in Abhängigkeit von seinen zwei
Hauptquellen stehen gelassen hat]
Lc =^ Le. Seite
8, 16 = 11, 33. . 265
17 = 12, 2. . 295
18 -=19, 26. . 525
9, 3 = 10, 4. . 179
Le. ^== Lc Seite
9, 5 = 10, 10. 11 184
23 = 14, 27. . 408
24 = 17. 33. . 473
48 = 22, 26. ; 660
Lc = Le. Seite
11,43 =20,46 . 273
12,lla =21,12b 579
IIb. 12= 14.15 581
IV. Begister der johaaneischen Texte.
Job. Jolu
1, 26. 27. . . . 14 12, 13b
32
18
13c
2, 15 541113, 16
4, 44 .
12, 13 a
40
531
20 . .
19, 16 b. 17 a
532
534
99
187
713
Job.
19, 19 731
29 728
42 754
20, 1 757
19 782
V. Texte aiifl den Actis.
let
2 .
• •
. . 801
3b.
4a .
. . 794
4b
• •
. . 798
7 .
• •
. . 799
8 .
. . 800
9 .
• •
. . 803
Aet.
1, 10
11
13
22
4, 27
7,60
. . 809
810. 811
. . 815
. . 801
. . 708
. . 722
Aot.
10, 41
13, 1
17, 3
21, 14
.... 793
.... 279
.... 774
.... 690
27, 34 583
28, 26 127
a) nach
Le.
3, 21. 22
4, 2 .
5 .
6. 7
6, 20b
21b
29a
31 .
37 .
7. 8 .
22a
26 .
29 .
45 .
VX Texte aus dem Biatessaron.
Ephraemi Syri Eyangelii concordantis ezpositio ed. Mösinger.
>Le.
17 9, 35
26 41
29 58
31 10, 1
62
65
75
80
93—95
107
110
6,
5.
15 . .
18 . .
21a .
36 . .
38—40
42 . .
113 ai, 21. 22.
115 . 24—26
1191 28 . .
Lc
163 12, 10b . . 313. 314
165 34 332
172 42. 43. . . . 340
177 46 345
181 50 352
186 16, 23 449
192 17, 6 462
197 21 469
220 ' 18, 24 505
222 1 19, 26 526
223; 37 533
255] 38 534
258! 40 537
260 1 20, 25 553
XII Register der im dritten Hefte abgedruckten Evangelientezte.
Lc.
Seite !Le.
20, 34 557
21, 6 569
36 606
22, 18 627
22, 31. 32.
69 . .
23, 35 . .
42 . .
Seite Le. Seite
.. 679 1 23, 43 735
. . 699 48 744
724—726 24, 30 776
.. 734 1 Act 1, 7 ... 799
Lc«
4, 20 .
5, 8 .
31 .
6, 27 b
28b
33. 34
37 .
9, 35 .
55. 56
61 .
10, 12 .
19 .
11, 8 .
21. 22
Lc.
3, 1.
3
21
22
5, 27
b) nach Tatiani Evangelioram Harmonia ed. GiaBca.
ILc iLc
38 11, 28 260 ' 16, 25 .
44 40 271 j 17, 11 .
53 I 53. 54. ... 291 ! 20, 38b
71 12, 42. 43. ... 341 1 21, 4 .
46 346 25 .
58» .... 357 34b 35»
13, 9 364 , 22, 18 .
74
83. 84
94. 95
. 164
169. 170
27
33
174114, 8
377
389;
393*
40. 46
44 .
47». 52»
185
193
245
256
9 395123, 9—11
... 397 50—52
. . . 403 24, 25. 26.
10 . .
18-20
33 . .
16, 12. 13.
. . 413
434. 435
32
vn. Texte aus dem Hebraeerevangeliiun.
Lc.
6 ; 6, 13
7 8, 20
17
22
21
59
132
133
18, 25 507
51119, 38 534
Lc«
22, 15 .
57 .
24, 33. 34
37. 38
42. 43
451
466
562
568
597
604
628
685
692
693
708
750
772
777
620
697
780
784
789
Vm. Texte aus dem pseudopetrinisohen Evangelienfragment.
V,
2. 5b
3—5».
10» . .
11 . .
12 . .
13. 14 .
15 . .
712
750
720
731
724
733
738
V. 16
18
19b .
20 .
23. 24
25 .
26 .
728
738
742
740
753
744
746
V. 27
28
35». 50»
50—55»
55b. 56 .
57 . .
746
744
756
761
765
766
^' rn.
'^^Rsirv
'^LlEons'
Einleitung.
§1-
Dte älteste Bezengang des svayyiXcov xata Aovxäv.
Die direkte älteste Bezeugung des Lucaseyangeliums geht
nicht so weit zurUck als die des Marcus- und Matthäusevangeliums.
Dafür tritt uns aber um das Jahr 140 das dritte canonische Evan-
gelium bereits in einer so hervorragenden Position entgegen, dass
an der langst vorher bestandenen kirchlichen Geltung desselben
nicht gezweifelt werden kann.
1. Marcion als Zeuge.
Theodoret berichtet (Haer.Fab. 1,24): Avtog öl Magxlcov
Ix fikv rc5v svayyeXloDV zö xata Aovxav iöi^axo iaovov, ttjv
yevBctXoylav jtSQixotpag zä xXBlCxa. Ähnlich Philastrius:
Marcion secundum Lucam evangelium solum accipit.
Bereits Irenaeus (III, 11, 7: Marcion autem id quod est
secundum Lucam circumcidens) und Tertullian (adv. Marc.
IV, 2 sqq.: adulteratum) hatten das von Marcion an die Spitze
seines Canons gestellte Evangelium als ein corrumpiertes und
castriertes Lucasevangelium charakterisiert Diese patristische
Überlieferung hat sich vollauf bestätigt durch die Reconstruktion
und Analyse des marcionitischen Evangeliums, wie sie durch die
von Tertullian (adv. Marc. lib. IV) und Epiphanius (Haer.
XLII) erhaltenen Auszüge aus Marcions Evangelientexten er-
möglicht worden ist, nur mit der Beschränkung, dass tendenziöse
Textanderungen in äusserst geringer Zahl sich finden, dass viel-
mehr Marcion nicht selten die besten und ältesten Lesarten
erhalten, also sicherlich sehr gute Handschriften des Lucas-
Texte IL ÜBtennchongen X, 8. 1
2 Aussercanonische Paralleltezte zu Lc.
evangeliums benützt bat, und dass die von Marcion an dem
dritten Evangelium geübte redaktionelle Behandlung hauptsäch-
lich auf Textkürzungen und Weglassungen sich beschränkt.
Unverkennbar ging dieser Ultrapauliner, indem er das Lucas-
evangelium an die Spitze seines Canons stellte, seinerseits von
der in der alten Kirche herrschend gewordenen Anschauung
aus, dass dem Lucasevangelium ein specifisch paulinischer Cha-
rakter eigen sei.
2. Der Evangeliencanon als Zeuge.
Etwa um dieselbe Zeit, in welcher Marcion seinen neu-
testamentlichen Canon schuf, nämlich um d. J. 140, entstand
auch der kirchliche Evangeliencanon, und zwar höchst-
wahrscheinlich in Pella unter der Hand des judenchristlich ge-
richteten Ariston von Pella (vgl. Heft H, 449—456), sodass
eine Wechselbeziehung zwischen dem ultrapaulinischen Canon
Marcions und dem kirchlichen Evangeliencanon (mit dem Juden-*
christlichen Matthäusevangelium an der Spitze) mit Sicherheit
statuiert werden muss. Nach dem Zeugniss des Codex Canta-
brigiensis nahm das Lucasevangelium in jenem ältesten Evan-
geliencanon bereits die dritte Stelle ein, jedoch so, dass die
beiden nach Aposteln benannten Evangelien des Mt. und Joh.
vorausgingen und Mc. als der letzte nachfolgte. Lange Zeit
vor 140 muBs der kirchliche Gebrauch des Lucasevangeliums ein
allgemein anerkannter gewesen sein, wenn dasselbe im kirchlichen
Evangeliencanon eine so hervorragende Stellung einnehmen und
in Marcions Canon sogar ausschliesslich die evangelische Tra-
dition verbeten konnte.
3. Tatians Diatessaron als Zeuge.
Die harmonisierende Bearbeitung, welche Tatian um d. J.
160 — 170 jenem kirchlichen Evangeliencanon angedeihen liess,
indem er der syrischen Kirche sein Diatessaron schenkte, zeigt,
vne man aus dem arabischen Diatessaron mit Bestimmtheit er-
sehen kann, eine ausgiebige Benützung des Lucasevangeliums
und lässt deutlich den mächtigen Einfluss erkennen, welchen
dieses Evangelium auf alle ausübte, die sich mit der evangelischen
Oeschichte beschäftigten.
§ 1. Die älteste Bezengung des €vayyi)uov xaxa Aovxäv. 3
4. Das Muratorische Fragment als Zeuge.
Das Muratorische Fragment, dessen Entstehung doch
gewiss noch innerhalb des zweiten Jahrhunderts anzusetzen ist,
beginnt — nach den fragmentarischen Einleitungsworten;
qoibus tarnen interfait, et ita posuit — mit einem Zeugniss über
das Lucasevangeliumu Dasselbe lautet buchstäblich folgender-
massen, indem die wahrscheinlichen Textanderungen in Paren-
these angegeben sind.
Tertio eyangelü librum secundo [1. secundum] Lacan. Lucas,
iste medicus, post asoensum Christi, cum eo [L quum eum]
Paulus quasi ut juris studiosum secundum [1. secum] adsum-
aisset, numeni [L nomine] suo ex opinione conscribset [1. con-
acripsit], dominum tarnen nee ipse yidit. in came, et idem
(L qoidem] prout asequi [L assequi] potuit; ita et ad [L a]
nativitate Johannis .incipet [L incepit] dicere.
Der Verfasser des Muratorischen Canons kannte also
bereits die jetzt giltige Reihenfolge der canonischen Evangelien,
da er nicht nur Lucas an dritter Stelle (tertio), sondern auch
Johannes an vierter Stelle (quarti) erwähnt. Er theilte auch —
mit Marcion — die Meinung von einem besonders nahen Ver-
haltniss zwischen dem dritten Evangelisten und Paulus als seinem
Ctewährsmann.
5. Irenaeus als Zeuge.
Auch Irenaeus theilt die Auffassung, dass Lucas das pau-
linische Evangelium in Schrift gefasst habe. Vgl. Iren. III, 1, 1:
xcü Aovxäq öi, dx6Xot)&og IlavZov, ro vx* hcslpov xf]QVCö6(ie-
vov svccffiliov iv ßißXlcp xarid-ezo.
6. Clemens AI. als Zeuge.
Ausdrücklich mit dem Namen seines Verfassers macht Clemens
das von ihm citierte Lucasevangelium in folgender Weise nam-
haft: iv rtp svayyeXlcp xA xaxä Aovxäv yiyQajtrai ovxtDq.
VgL StrouL I, 21, 145. p. 407.
7. Origenes als Zeuge.
Origenes vertritt, wie das Muratorische Fragment, die jetzt
giltige Reihenfolge der Evangelien und zugleich den paulinischeu
1*
4 Anssercanoniache Paralleltezte zu Lc.
Charakter des dritten canonisohen Eyangelinms. Er sagt: xcü
tqItov tb xaxä Aovxav, rb vxo IlavXov ixcuvoviiBvov svay-
yiXiOPf rolg äxo rSv id-vAv xsxoifpcora. Vgl. E118.H.E. VI, 25, 6.
Es ist merkwürdig, wie die in der alten Kirche verbreitete
Anschauung von dem specifisch panlinischen Charakter des La-
casevangeUnrns — vgl. noch Synopsis Scripturae S. ap.
Äthan. II, 202: zb de xatic Aovxav svoYydXiov vxtjffOQeid^ gjhv
vxo IlavXov xov axoaroXov avptyQa^ij dh xal i^eia&f] vxb
Aovxa tav (laxaglov axoözolov xal laxQov — in nnserm Jahr-
hundert durch die Tübinger Schale wieder aufgelebt isL Ob
und in wieweit diese Anschauung begründet ist, werden die
nachstehenden Einzeluntersuchungen schrittweise zu erörtern
haben, indem eine Zusammenfiissung der Ergebnisse Ar die
Schlussparagraphen über den schriftstellerischen Charakter des
Lucas und die Composition des dritten Evangeliums zurückgestellt
wird. Inzwischen wolle man Heft I, 62 ff. und die daselbst mar-
kierten quellenkritischen Grundsätze vergleichen, ebenda S. 121 ff.
über die paulinisch-lucanischen Evangelienparallelen.
Texte nnd Untersuchnngen.
Le. 3, 1. 2.
a. Hom. Clem. II, 6. p. 14, 32.
q>^fifl Tig fJQifia ixl rrjg TißsQlov Kaloagog ßaöiXslag i§
ktxQiv^g TQOx^g ttjv ccqxV^ Xa(ißapov(Ux tjv^avsv.
b. Hippol. Ref. Haer. VII, 31. ed. Duncker p. 396 (Marcion).
irei xevTSxcudexarco rtjg ^ysiiovtag TißsQlov KatooQog.
c Tertull. adv. Marc. IV, 7 (Marcion).
Anno quintodecimo piincipatus Tiberiani.
d. Clem. AI. Strom. I, 21, iieTprjoS (Basilidiani).
q>aoi dl dvcu tro xsvrexcudixaTOP Isrog TißsQlov KalcaQog.
e. Epiph. Haer. XLU. p. 312 A (Marcion).
iv xS XBVx&caiöexaxm Ixh TißBglov Kaloagog xal xa
H^g.
f. Clem. AI. Strom. I, 21, 145. p. 407.
Ip xA BvccffBilco xm xccxä Aovxap yiyQajtxai ovxcog' ixei
de xspxQcaidsxaxq) kxl Tcßeglov Kcdaagog iyiPBXO ^^(la
xvqIov kxl *I(DappfjP xop Zcxaglov vlop.
g. Ign. ad Magnes. c. XL p. 40, 4.
iv xMQtp x^g ^Sfiovlag üopxlov BiXaxov.
h. Pseado-Ign. ad Magn. XL p. 204, 24.
ixl üiXaxov ^Bfiovog xal ^Hqcoöov ßaCilicDg.
i Just. ApoL If 46. p. 83 C.
[Xqioxop] ÖBÖidaxivai öi, a q>afiBP öiöa^cu avxop, vöxbqop
XQovoig ixl Uopxlov üiXaxov.
k. Epiph. Anac. p. 136 B.
oxxcaxcuÖBxaxcp dhJxBt Hgcidov xov ixixXtjd'BPXog ^AyQlxxa
i^Q^axo 6 ^bjoovg xov xtjQvyfiaxog xäi xo ßaxxiOfia xb axi
lixwppov xoxB XaiißavBi.
ß Aussercanonische Paralleliexte zu Lc.
1. Dial. de recta fide. p. 823.
ijtl Tißeglov Kaloagoq iütl xwv xqovodv IliXaxov.
m. Eus. Dem. ev. VIII. Prooem. 14.
6 de Aovxag xov xfjq öiöaoxaXlaq avxov xcü dvaöel^scog
XQovov xagtöxf^cs jLeycov iv exai xBvxBxaiÖBxaxcp x^g
'^yefioviag Tißeglov Kaloagoq, IxixgoxBvovxoq üovxlov Dl-
Xaxov xTJq %vdalaq.
n. Acta Pilati A. p. 211. ed. Tischendorf.
iv Exei j€6VX6xaiÖ€xaxcf) xijq tjyefiovlaq Tißeglov Kaloagoq
ßaOiXioq Pmßoiwv, xdi Hga^Öov ßaoiXimq xtjq Falilalaq,
iv IxBi jppsadexaxcf} iptl x^q agxVG avxov,
o. Ev. sec. Hebr. ap. Epiph. Haer. XXX, 13. p. 138 A.
^ dh agxij xov Jtag avxolq [sc. xolq ^Eßia>valoiq] evayyeXlov
ix^i oxi hyivBxo iv xalq 7jiiegaiq ^Hgciöov xov ßaOiXim^
xi^q lovoalaq,
p. Ey. sec. Hebr. ap. Epiph, Haer. XXX, 13. p. 138 Q.
xagaxotpavxBq yag xäq xaga xtp Maxi^alo) yevBaXoylaq ag-
Xovxai x^v dgx^v xoulod-ai^ oaq jtgoBlxo/iBv, XiyovxBq cxi
iyivBxo, g)T]Olv, iv xalq rjuigaiq ^Hgciöov ßaOiXioq x^q
lovöalaq ijtl agxiBgicoq Kalatpa,
q. Lc. 3, 1. 2»
iv BXBi OB jtBVXBxaiöexdxq) xfjq TjyBfiovlaq TißBglov Kaloa-
goq, ^yBfiovBvovxoq [Cod. Cantabr.: }jiixgoxBvovxoq] üovxlov
üiXaxov x?]q ^lovöalaq, xal xaxgaagxovvxoq xfjq PaXiXalaq
^Hgoiöov, ^iXbüxov öh xov aöeX^ov avxov xBxgaagxovvxoq
XTJq 7xovgalaq xal Tgax<ovlxi6oq X^Q^Q* *^^ Avoavlov xijq
^AßiXrjVTJq xBxgaagxovvxoq, ijtl dgxiBgia>q "Avva xal KalLag>a
iyivBxo g^fia d^sov iytl ^Imavvijv xov Zaxaglov vlov.
Die urevangelische Verkündigung von Jesu Christo begann
mit der Taufe und dem Auftreten Johannis. Vgl. Act. 1, 22.
Damit begann auch zweifellos die vorcanonische Quellenschrift
der Synoptiker. Der zweite Evangelist legt davon Zeugniss ab»
indem er ebenfalls mit dem Auftreten und der Taufe des Jo-
hannes den Anfang macht für seine evangelische Darstellung.
Auch die anderen beiden Synoptiker lassen diesen Sachverhalt
deutlich erkennen. Denn während ihre Mittheilungen über die
Geburts- und Kindheitsgeschichte Jesu sichtlich aus anderer
Quelle fliessen, beginnen sie da, wo sie vom Urevangelium ab-
Texte and Untersuchuogen zu Lc. 3, 1. 2. 3. 7
hängig sind, ebenfalls wie Marcus mit dem Auftreten Johannis
des Täufers. Wahrscheinlich stand an der Spitze der vorcano-
nischen Quellenschrift eine einfache chronologische Bestimmung
des 2ieitpunktes, in welchem der Täufer zu wirken begann, ähn-
Uch der etwa, welche an der Spitze des Hebräerevangeliums
(nach Epiphanius) sich befand.
Wie sehr in den hebräischen Titulaturen für behördliche
Personen die griechischen Übersetzungen davon in einander
flössen, kann man aus vorstehenden Paralleltexten ersehen. Von
Tiberius wird gebraucht: ßaöiXela = ^yefiovia = principatus =
f^YsuoPBvotrrog, von Herodes Antipas: ßaöikicQ(;=TarQaaQX^^^^9f
vonPontius Pilatus: ^yeiiovia = rjysfiovog = tjyefiovevovzog =
£jrtr(K>jr€t;oj^TO^ = procurante = nnfi. Vgl. Heft I, 139.
Lc 3, 8 = Mt 8, 1. 2 == Mc. 1, 4.
a. Hom. Clem. H, 23. p. 28, 5.
'IcDawr/g rig t/ivexo ^(ieQoßajtriOrijg, og xal rov xvqIov
fjficop *Ifj6ov Tcaxa rov tTJg öv^vyletg Xoyov iyivexo jtQooöog.
b. Just. Dial. c Tryph. c. 88. p. 315 C.
^QoaXtiXvd^tv ^loavPTjg xiJQv^ avrov rijg Jicgovölag xai rffv
rov ßajtrlöfiarog oöov jtQO'Cwv.
c Just. Dial. c. Tryph. c 51. p. 271 A.
'icodvvTjg fiiv jtQoeXi^?.v&6 ßocov rolg avd'Qcijtoig (iBravoBlv.
d. Mi 3. 1. 2.
iv Sh ralg ri(iiQaig ixelvaig jtOQaylperai 'Iwavvijg 6 ßccjcri-
öTfJig xTjQVOamv iv r^ ^QWV '^^g ^lovöalag [xcä\ keycop'
ficravoelrs.
e. Mc 1, 4.
iyivBxo *I(oawfjg 6 ßanrl^cov kv tri iQfjfiq» xai xrjQvOömv
ßajtriOfia /istavolag elg cupeocv afiaQnwv,
f. Ev. sec. Hebr. ap. Epiph. Haer. XXX, 13. p. 138 A.
r^l&BP ^IwavPT^g ßajtrl^cov ßajtriofia (istapolag Ip rtp ^Ioq-
g. Ev. sec. Hebr. ap. Epiph. Haer. XXX, 13. p. 138 D.
f^Xd^i tig ^Icoapvfig opo/iari ßaxtl^atp ßdjtriöfia (isravoiag
iv x€p %Q6dpy noxaiim,
h. Lc. 3, 3.
xal t)X&6P Big ütäcap xijp jcbqIxcoqop xov ^Ioqö&pov xtjqvc-
ömp ßäjtxiCfia fiexavoiag elg dq)€Gip dfiagxicQV.
g Aassercanoniache Paralleltezte zu Lc.
i. Act. 13, 24.
xQOXfjQv^aptog ^lonawov xqo xqoOwxov rrjg elöoöov ccvtov
ßaxrio/ia fisravolag xavxl xA laA *IOQ€ti]X.
k. Jofii DiaL a Tryph. c. 88. p. 316 B.
^lamppov yoLQ xccd-E^ofievov iyu rov *IoQdavav xal xfj^ö-
öovTog ßäjtric/ia (leravoiag, xal ^civijv öeQfiarlvfjv xal
ivivfia axo xQixäp xafii^Xov (aopop q>OQOVPVog xal iiijdhp
icß-loptog JcXriP cacglöag xcH fiiXi Sc/qiop.
Das aus Justin Dial. c. Tr. c. 88. p. 316 B in seiner Voll-
ständigkeit nutgetheilte Evangeliencitat, welches zugleich zur
nachträglichen Ergänzung von Mt. 3, 4 = Mc. 1, 6 in Heft II, 55
dienen soll, bringt die auch nachstehend zu Lc. 3, 16 aus DiaL
c. Tr. c. 49. p. 268 G notierte eigenthümliche Variante : xgj^tgo-
ujhov. Der ursprüngliche Qnellentext ist an dieser Stelle schwierig
festzustellen. Vgl. Weiss, Marcus S. 87.
Lc 3, 8 = Mt. 3, 9.
a. Lc. 3, 8.
xäL (ifj aQ^.^od'S Xi^BiP iv iavTolg' xatiga S;|fo/i€V rop^Aßoaafi.
b. Mt. 3, 9.
xcä (ifj ^oßf^a XiysiP ip kavxolg' xariga ^xfifiBv xov
^AßQaifi.
Diese Stelle würde, da aussercanonische Paralleltezte dazu
fehlen, in den gegenwärtigen Texten und Untersuchungen nicht
zu berücksichtigen sein, wenn nicht Prof. Joh. Weiss in seiner
Becension meines Binleitungshefbes (Deutsche Litteraturzeitung
1893 No. 14. S. 419 f.) gerade auf diese Stelle hingewiesen hätte
als entscheidend für die Frage, ob der Urtext der Torcanonischen
Quelle aramäisch oder hebräisch abgefasst gewesen sei. Zur
Gewinnung eines sachgemässen Urtheils kommt hierbei in erster
Linie der Lucastext in Betracht, sofern das aQxsöd-cu desselben
in Verbindung mit anderen Verben, namentlich mit XiyeiPj zu den
charakteristischen Eigenthümlichkeiteu des synoptischen —
nicht auch des johanneischen — Sprachtypus gehört. Mc.
bringt dieses oQXBOd-ai lediglich im erzählenden Aorist nicht
weniger als 26 mal, und zwar stets in Verbindung mit anderen
Verben, fast nur in solchen Fallen, wo es ebenso gut hätte weg-
gelassen werden können. Mt. hat diese Construktion nur 12 mal,
Texte und Uhtersuchungen zu Lc. 3, 8. 9
daTon 6 mal aiis Mc. Bei Lc. findet dieselbe sich 27 mal, darunter
nur 3 mal aus Mc An anzweifelhaften Logia-Stellen treffen Mt.
und Lc. zusammen: Mt. 11, 7 = Lc. 7, 24: ijQ^aTo liyHv^ Mi
24, 49 = Lc. 12, 45: agSijTai xvxtbiv. Sicherlich aus der ror-
canonischen Quelle stammt auch unser Logion. Mithin hat
zweifellos in dem Ton Mi und Lc. gemeinsam benützten Urtext
ein dem a^scd'ai entsprechendes Verbum gestanden, wie denn
auch im Byang. Hieros. nicht blos Lc 3, 8, sondern auch Mi
3, 9 beide Male i^ix. = vntti = („auflösen**, im Pael: „eröfiGaen,
anfimgen") — gebraucht ist. Aber während das aramäische f^U.
ftlr das do^fjTS des Mt. absolut keinen Erklärungsgrund dar-
bietet, ist es im Hebräischen anders, sei es dass man b^V^ti oder
bnn als Stammwort voraussetzi Zwar findet sich doxBtv im
Septuaginta-Oriecbisch nur einige wenige Male und eben deshalb
auch nicht als Version Ton b*>i(in oder btiri; ^^^ ^^ erstge-
nannte Yerbum b'^ttiHi welches von den LXX eUmal mit oQxeöd'ai
wiedergegeben wird, bedeutet in erster Linie: unternehmen, wagen,
belieben, erst dann „anfangen." Vgl. die Lexica, z. B. Fürst I, 475.
Dieses b'^Kin gehört recht eigentlich zum epischen Erzählungs-
typus im A. T. und ist daher vorzugsweise in dessen historischen
Buchen angewendei Abgesehen von der Übersetzung mit
CQXBöO'CUj geben es die LXX einmal mit aye irj (Jud. 19, 6:
«3"^n), zweimal mit inutxmq (1. Sam. 12, 22; 2. Reg. 6, 3)
wieder, zweimal lassen sie es unübersetzt (Ex. 2, 21; 2. Reg.
5, 23), wie denn auch das 26 mal bei Mc. vorkommende fJQ^azo, ^q*
^airco in den Seiten-Parallelen des Lc und Mi gewöhnlich in
Wegfall gekommen ist. Unserer Stelle ist besonders Gen. 18, 27
congenial: *iälb "^rbKiil = LXX: i^Q^ä/ifjv XaXrjcat = Luther:
,4ch habe mich unterwunden zu reden."
[Nestle, welcher anstatt b'^Miiri das auch in den hebräischen
tjbersetznngen des N. T. constant angewendete bnSl bevorzugt,
weist — als auf eine in Betracht zu ziehende Möglichkeit —
auf die wiederholte Yertauschung von bnrt und b'^Jiin hin und
vergleicht Gen. 4, 26: bnirr = LXX: J^J^ö«; = Aquila: rjQxd^rj =
Symm.: clq^ iyeVcro, femer Ezech. 13, 6: ibn'Jli = lÄX irr-
thOmlich: tuzI rJQ^avro = xal aQ^ovtai, sodass an unserer Stelle
richtig vocalisiert: ^ibnrj'b» und nach Lc. ft^ aQ^rjöd^s richtig
übersetzt gewesen wäre, während die von Mi befolgte Version
10 Aossercanonische Paralleltexte zu Lc.
unrichtig (defektir) = sibn'wb« (anstatt ^b'^niF^ oder ^ibn^n = fir
i2jtlOf]Te) vorausgesetzt und diese Form mit pf^ öo^tjxb wieder-
gegeben hätte. Nestle zieht ausserdem zur Vergleichung noch
Hiob 41, 1: iDbriir\ = Aquila: ?) xQOOÖoxla avtov »»Theodotioa:
V ^QX'l «vroO — herbei.]
Nach alle dem ist es gewiss, dass der Lucastext das Richtige
erhalten hat, sowie dass die bei Annahme des aramäischen Idioms
unverständlichen Varianten ag^ijod^e = ö6^fp:s ohne Schwierig-
keit im Hebräischen ihre Erklärung finden. ')
Lc, 8, 9 = Mt. 8, 10 = Mt 7, 19.
a. Just. Apol. I, 16. p. 64 B.
. jcäv öh öivÖQov (i^ jtoiovv tcoqjcov xaXov hcxojtrsrai xäl
elg :xvQ ßaXXBxai.
Es ist gewiss, dass dieses Logion, welches Justin — ab-
gesehen von dem 6i — in wörtlichem Gleichlaute mit den synop-
tischen Parallelen citiert, ursprünglich dem Tenor angehört^
welcher die Büssrede des Täufers wiedergibt, dass es also nur
Lc. 3, 9 =» Mt. 3, 10 original, dagegen Mt. 7, 19 eine von dem
ersten Evangelisten in einen fremden Zusammenhang der Bergpre-
digt übertragene Reminiscenz aus der Tauf errede ist. Vgl. Weiss^
Matthäus S. 217. Da nun Justin dieses Logion Apol. I, 16 nicht
als Tauf er wort, sondern als Herren wort einführt, so liegt hier
ein zweifelloser Beweis f&r Justins Abhängigkeit von dem
ersten Evangelium vor Augen.
Lc. 3, 10.
a. Cod. Cantabr. Lc. 3, 10.
xa\ rjQ(6x7i<iav avxov ol ox^oi Xeyovxeg' xl JtoirocofiBp^
jpg aco&(3fiev.
1) Es ist daher der Recension von Job. Weiss nur zu danken, das»
dieselbe Veranlassung gegeben hat, die — schon vor Jahren von mir ins
Auge ge&sste — Erklärung obiger Variante, die, weil einer längeren Be-
weisführung bedürftig, in das Einleitungshefb nicht mit aufgenommen
worden war, an dieser Stelle zu veröffentlichen. Durch die wiederholte
Vergleichung des Evangeliarium Hierosolymitanum bin ich zu der für mich
endgiltigen Überzeugung gekommen, da£8 die Annahme eines aramäischen
Urtextes für die vorcanonische Quelle eine Unmöglichkeit in sich
schliesst.
Texte und Untersachnngen zn Lc. 3, 9. 10. 12. 13. 14. H
b. Lc. 3, 10.
xäi ixfjQcitaw avxov ol ox^oi Xiyoprsg' r/ Jtoir OtofiBP ;
Der Zusatz: iva OfoB-cofiep^ welchen der Cod. D mit der alt-
syrischen und mit altlateinischen Versionen nicht blos hier, son-
dern audi Lc. 3, 12. 14 yertritt, ist jedenfalls ein echter vor-
canonischerTextbestandtheil, aus der vorcanonisch^n Quellenschrift
stammend. Vgl. die paulinische Verwendung Rom. 5, 9: cod-ff^
oo/ieß-a 6l ovtov dxo r^g oQyijg. Denn aus Lc. 3, 7 «= Mi
3, 7 ist zu dem iva a<oß'(5iiev zu ergänzen: axo Tfjg fisXXovOfjg
oQyfjg, Die in den altlateinischen Versionen vorherrschende
Wiedergabe des oa>d'£fisv durch vivamus (= salvi fiamus) weist
auf das hebräische Quellenwort n^n, Tf^n zurück. Vgl. die
weiteren Belege dieser Synonyme zu Lc 17, 33.
Lc.3,12. 13.
a. Cod. Cantabr. ad Lc. 3, 12.
^X&op öh xal reXcöPat ofiolmg ßaxrio^^vai xäl slxap JtQog
avTOP' öiöäoxaXe, xl xon^ocoftev, ipa ocoß'mfiev;
b. CoDst. II, 39. p. 66, 8 [= Didasc. II, 39. p. 267.
äxovovci jiüQa Tov nQö(f>rixov ^Icaappov (dsrä x6 ßdjtxiö/ia
To' fiTjöhp xXiop xaQa x6 6iaxBxarf(iipop vfUp Jtoietxe.
c. Lc. 3, 12. 13.
T]X&op 6h xäi xeXäpai ßajcxio&tjpai xal sljeap jtQog avxop'
öiöäoxaXe, xl jioii^öw/iep; 6 öe ebtsp xQOg avxovg' firjöhp
xXiop jtQQa x6 6iat£xaY(i€PoP igilv jtQacosxs.
Das Yon Lc im Eyangelium 6 mal, in den Actis 13 mal, bei
Mt. und Mc niemals gebrauchte, also dem specifisch lucanischen
Sprachgebrauch angehörige jtgaooBip ist in den Constitutionen
bezeichnender Weise durch jtoislp ersetzt, welches dem synopr
tischen Typus angehört. Das Ev. Hieros. hat nach vobis faciatis
noch denZusatz: «^Aa2^^ r^ö (p.504), welchen Miniscalchi
irrthümlich: „et non respondetis" übersetzt hat. Nach Nestles
Mittheilung hat schon P. Smith die richtige Correktur: „ne exi-
gatis^ g^eben.
Lc. 3, 14.
a. Const. IV, 6. p. 117, 20. 23.
xa^^vtrfiT^ .... oxQaxi(oxj]P avxog>apxtiP , litj aQxovfiepov
xotg [lavxov yz] otptoploic, dXXä xovg xivr/xag diaödovxn.
12 AussercanoniBche Paralleliexie zu Lc.
b. Const. Vm, 31. p. 268, 18.
öTQaticirfjg xqookov öidaaxdü&m ftij aöixelVj fifj 0vxog>av'
TfiiW, cLQxelcd^at de rolg öiöofiivoiq o^anioiq,
c Hippol. xbqI r^g owreXslag p. 116, 7 ed. Lagarde.
t6ts dx9^oovT(u ol oxQariSxai ol (ifj dgxovfievoi roTg 6tpa>-
vloig avrwv.
d. Clem. AI. Paed. III, 12, 91. p. 306.
Ttdi rolg fihv öTQavBvofidvoig dtä *Ia>appov xct^ar/yi^let,
äQX€t<S&ai fiopoig rolg otptDvloig.
e. Lc. 3, 14.
^Qoircop de avrov xal orQctrevofisvoi Xiyovrsg* rl jtoiijca)fiev
xal f]/i6lg; [Cod. Cantabr.: rl jtoitjacDfiBV^ iva aco&cifisv;] xal
elxev xQog avrovg' fiijdepa ötaaBlOTjre^ fifjöiva ovxoq>avrri'-
Ofire, xal äQxelcd-B rolg wpwvloig vfiAv.
Zn den Varianten örgarKDrai == örgarBvofisvoi = *'tÖ3Ä
t(^fl vgl Lc. 7, 8 = Mt. 8, 9: f^*^*^ ^^' i/iavrop Crgaricirag —
einerseits und 1. Cor. 9, 7: rlg argarsverai löloig otpawloig xori;
sowie 2. Tim. 2, 4: örparfivojtiö^oe^^^^^^^^wfldr Zu öiaceieiv
ist äöixelv = pcaj (vgl. Lev. 6, 2: pü> = LXX: döixelp = Schol.
c%ncog>aprelp) zu notieren.
Lc. 3, 15.
Lc. 3, 15.
xQOööox(5prog ' ih rov Xaov xcA diaXoyiC.oiiipmv xavrmp
ip raXg xaQÖlaig avrcop xsqI rov ^Icdoppov, fi^xors avrog
eh] 6 XQiorog, [Cod. Cantabr. add.: ixiypovg rd öiapofjfiara
avräv elxep],
b. Act. 13, 25.
(6g öe ijtJii^QOv 6 *Ia}dppi]g rop ÖQOfiOP, l^Xeyep' rlpg /le
vxopoelre elpai, ovx elfil iyci,
c. Hippol. Xoyog elg rd ayui kjtiqidpeia c. 3. p. 38, 3. 5 ed. La-
garde.
od^ep ^loDappf/g .... ißoa Xiyoap rolg kjteQXOfiepoig vn av-
rov ßojtrccd^par yepprj/iara exiopäp, rl fiot OipooQcog
drepl^ere; ovx elfil iyco 6 Xgiörog,
d. UippoL ibid. p. 38, 22.
rl ifiol xQocdpJxere; ovx elfü kyto 6 XQiörog.
Texte und ünterrachmigen zu Lc. 3, 15. 16. 13
e. Just DiaL c Trypli. c. 88. p. 316 BC.
ol ap&ifa»xoi vxBXauj^avov avxbv ehcu top Xqiötop* xQog
ovq xci avTog^ßoa' ovx slfd 6 XQiotog, dXXa ycpyiy
f. JoL 1, 20.
xal {DfioXojtfisv xäi ovx ij(fvfjoaxo xäi cifioXojfjOev ort iyd
ovx dfd 6 XfiOTog.
Ans dem Znsammenhalt Yon Justin, Hippoljt, Job. 1, 20
und Aci 13, 25 wird es wahrscheinlich, dass die Worte: ovx d(ü
6 XQiörog — bereits im Urevangelium, und zwar unmittelbar
vor dXXa gxDPri ßowvtog xrX. zu lesen gewesen sind, und dass
überhaupt in der Quelle ein vollständigerer Text vorhanden ge-
wesen ist. Beste davon dürften sein der aussercanonische Tezt-
bestandtheil von Cod, D: ixiypovg rä diavorniara avtäv (wozu
man vgl Lc 20, 23 = Mc 12, 15 «= Mi 22, 18 und namentlich
Lc. 11, 17: ovTOg 6h dämg ccvräp zä duzvoi^fiara), ferner das
von Justin und Hippolyt gleichmässig bezeugte ißoa, endlich
auch t/ fioi XQOOavixBTB = rl not C^oÖQcig axBvlC^Bxe^ welches
so diastisoh die Situation charakterisiert {axBvU^siv «» xQOOavix'^iv
^^ O^äTt, Hesychius: dxBvl^Bi^ xQooiiBt, ßXixBi — man vgL auch
zu Act 1, 11: ßXixovxBg die aussercanonische Variante axBvl-
C/ovxBg bei Epiphanius.) Zu notieren sind noch als Varianten
von ll^n öiaXoyl^BCd'ai (Lc) ^=^vxovobIv (Act.) ^==^ vxoXafi^vBip
(Jusi). Die Auseinandersetzungen von Bousset (die Evangelien-
citate Justins des Märtyrers S. 66 ff.) dürften in diesem Falle nicht
genügen.
Le. 3, 16 = Me- 1, 7. 8 = ML 8, 11.
a. Just DiaL c Tryph. c. 49. p. 268 C.
ijrl xop %Qdapr]P xoxafiop xad-a^o/ispog ißoa' k/co fihp
vfiog ßojtxl^fo ip vdaxi Big fiBzapoiap' i^§Bi öh 6 loxvQoxa-
Qog uov, ov ovx bIuL Ucavog xd vxoörjuaxa ßaöxäöar av-
xog v/iag ßaxxlCBi ip xvBVfiaxi aylq) xal xvqL
b. Just Dial. c Tryph. c 88. p. 316 C.
fj^Bi yaQ o IcxvQoxBQog fiov, ov ovx bI(iI Ixavog xd vxo-
dij(i(txa ßacxdcai.
c. Pistis Sophia p. 220, 4 ed. Schwartze et Petermann.
Propter hoc igitur Johannes ßaxxiöxrjg ixQo^rifCBvOB de me
14 Auflsercanonieche Paralleltexte %xx Lc.
dicens: ego fisv ßajtrt^o} vos aqua ad (isravouxv ad remis-
aionem vestrorum peccatorum; veniens post me praestat me.
d. Job. 1, 26. 27.
dxsxQl&fj avTolg o Ucodvvrjg Xiywv' iyci ßanxl^o kv vda-
rc fdiöog vfimv anjxeif ov vfieTc; ovx olöare, o oyrlam fiov
iQXOUBVoq^ ov ovx elfil iyci ^|£0^, iva XvCco avrov top
Ifiavra rov vxoöijfiaroq.
Zu bemerken a§iog =» Ixavog ==* TTW' (vgL Estk 7, 4: ITV I'^K
=^ LXX: ov yoQ a^iog). Femer ist Ivoai rä vxodijiiara =s btb
O^^bW mit Rücksicht auf Ex. 3, 5 (= Jos. 5, 15): Sj'^b:«-!)«? = LXX':
Xvd^i t6 v^oöfjiza — als die allein richtige Übersetzung des
Urtextes zu rcK^ognoscieren. Sollte die Tom ersten Eyangelisten
und Justin befolgte Version ßaardaai auf einer Verwechselung
von MVD und bm beruhen? jedenlalls zeigt sich auch hier die
Benützung des ersten Evangeliums durch Justin.
Ic. 8, 17 = Mt- 8, 12,
a. Just. Dial. c. Tryph. c. 49. p. 268 D.
ov To xTvov avxov iv t^ X^^Q^ avrov, xci öiaxaB'aQUl
xT^v aXcava avxov xoi xov ölxov cvva^si elg xfjv dxod^-
xTjv, x6 ih oxyQov xaxaxavCSi xvqI doßiöxqj,
b. Pistis Sophia p. 220, 7 ed. Schwartze et Petermann.
cujus yentilabrum est in sua manu, purgabit suam arenam,
stipulam fiBv comburet igne haud exstinguendo, firumentum
6s övva^ei in suam axoB-ijxfjp,
Von diesem Theil der Täuferrede finden wir eine freie Ci-
tation bei Simon Magus nach Uippolyt (Ref. Haer. VI, 9):
yiyovs fihv yag, (ptjolj o xagjtog, Iva elg xijv äjtoO-i^xfjv xed'y,
x6 dh axvQOVj tva xaQaöod^i x(p xvqL Die Abstammung der
ganzen Täuferrede Mt. 3, 7 — 12 = Lc. 3, 7 — 17 — also auch des
unauflöslich dazu gehörigen Verses Mc. 3, 7. 8 (= Lc. 3, 16 = Mt.
3, 11) — ergibt sich aus dem der Hauptsache nach von Mc. un-
abhängigen Zusammentreffen von Mt. und Lc. (Vgl. Weiss,
Marcus S. 45, Matthäus S. 100 ff.). Man beachte den Lc. 3, 17 er-
haltenen Hebraismus: ov x6 jixvov iv xfj ;je«(>l avxov = *^tt>»
Texte und Untersuchangen zu Lc 3, 17. 20. 21. 15
Lc. 3, 20.
a. Just Dial. c. Tryph. a 49. p. 268 D.
xal xovxov avxov xov jtQoq)i^xfiv övpsxsxXbIxbl ( ßacUevg
vfiwp ^Hgcidfjg €lg g>vXäx^p.
b. Lc 3, 20.
XQOCi^ipcsp xal xovxo ijtl jiaotv [sc. olq kxolijöBv xovfj-
QOlg o *HQ<66fjg t. 19], xaxsxXsioev [Cod. Gantabr.: kvixXst-
öBv] XOV laHxvPTiv iv q>vXax^,
Obiges Justin-Gitat lasst sich kaum anderswoher als aus dem
dritten Eyangelium herleiten, es müsste denn bereits das Urevan-
gelinm diese Notiz enthalten haben.
Lc. S. 21. 22» = Mt 8, 16 == Mc. 1, 10.
1. Ign. ad Ephes. XVIII, 2. p. 22, 14.
og lyBPinj&fi xal kßojtxlö&ij^ Xva xm xad-si x6 vöcoq xa-
d-aglciß.
2. Ign. ad Smym, I, 1. p. 82, 12.
yeyBwijiUvov aXrid^Aq ix xaQ&ivov, ßeßajtxiöfiivov vjto
^Imavvov.
3. Orig. c Geis. I, 40. Opp. I, 357.
vvvX Sk fiBxa xfjv xov xaQd-ivov yiwrfiiv 6 navx elöipai
hcayyBiXaiisvoq KiXöog xa fjfidxBQa xaxrjyoQBl xov jtOQa
xov ßajexlöfiaxog q>avivxoq aylov xvBvpuzxog iv bIöbi jcbqi-
öxBQag,
4. Gels. ap. Orig. c. Gels. I, 41. Opp. I, 357.
Xovouivco^ g>flöl, öol xaga x£ 'Imavvi] [%Q6av^ Cod. Julian.]
q>aöfia oQvid'Og Ig aBQog Xiysig ijiijix^vai.
5. Orig. c. Cels. I, 40. Opp. I, 356.
^€^? ^ xovxoig ano xov xaxa Maxd-alov, x&xa Sk xal xmv
XoutSv BvayyBXlmVt Xaßcip xa xbqI x^g kxijcxaorjg xw
can^Qi ßaxxiCfi(iiv(p xaQa xov ^Icoappov xBQioxsQag [sc. 6
KiXöog] diaßaXXBip ßovXexai,
6. Jusi DiaL c. Tryph. c 88. p. 316 G.
x6 xvBVfia ovp xo ayiop xal dia xovg apd-gcijtovg , dg
XQoiq>rjp, ip bIöbi XBQiöXBQag ijtinxtf avxS.
7. Just DiaL c. T^ph. c. 88. p. 315 CD.
xal xoxB iX&opxog xov ^Iijoov ixl xop *IoQdapi]p xoxafitp,
X6 Aussercanoniflche Paralleltezte zu Lc.
ev&a 6 'l(Daw7iq ißojrci^e, Tcaxt^ovxoq xov ^Itfiüv kxl zo
vöcoQ^ xal xvQ avfjfpdiri iv xm *IoQdavu, xcä, dvadvpxog av-
xov dxo xov vöaxog^ dg x€Qiox€Qav x6 ayiop xvevfia Ixi-
xxTJvat kx* avxov iyQotpav ol djtoöxokoi avxov rovrov
xov Xqicxov rjfiAv,
8. Severi de ritibus baptismi p. 24. ed. Boderianus. [Agraph&
p. 363.]
Et Spiritus sanctitatis in similitadiaem oolumbae Yolans de-
scendit mansitque super caput filü
9. Tert adv. Valent. c. 27.
Super hunc itaque Christum devolasse tunc in baptismatia
sacramento Jesum per effigiem columbae.
10. Orig. in Joan. Tom. II, 6 (Lommatzsch I, 112).
oxB x(5 otDfiaxtxci slöei ciaal xsQiCxeQa kq>btxaxai fiexa:
xo XovxQov avx(5.
11. Hilarius in Ps. 54, 7 (Opp. I, 120).
nam et in columbae specie Spiritus in eum volando requie-
vit . . . ., ut volando requiescat.
12. Hilarius in Matth. 2, 6 (Opp. I, 676).
post aquae lavacrum et de caelestibus portis sanctum in nos.
spiritum involare.
13. Orac. Sibyll. VII, 64—70.
A, SvQltj xolXtj, ^oLvlxmv vjtaxov avÖQcip,
Olg ijrsQsvyondvfj xslxai BfiQvxtaq aXfifjt
TXfj/Kov; ovx lyva^q xov cbv Osov^ oq nox^ iXovöev
%QÖavov iv vdaxECöi, xal tjtxaxo jtvevgia ijt^ avx(pj
Ö§ jtQlv xal yalrig xs xal ovQavov döxsQOBVxog
Av&ivxtjg ye yivrjxo Xoyco üaxQogy Jtvevfiaxi d* o/pqS
2aQx ivövöauBVog^ xa^vg tjtxaxo IlaxQog ig otxovg,
14. Iren. I, 26, 1. (Cerinthiani.)
Et post baptismum descendisse in eum ab ea principalitate^
quae est super omnia, Christum figura columbae.
15. Hippel. Ref. haer. p. 256. (KrJQiv&^og.)
xal fisxa x6 ßajtxiöfia xaxsXrjXvd-dvai elg avxov ix xfjg
vjtlQ xa oXa av&svrlag xov Xqiöxov iv siösi jiSQiöxsQag^
N '-v -V,- N,' s.-'*"*--^'
Texte und Untersncfaungen zu Lc 3, 21. 22. ^7
16. Epipk Haer.XXVm, 1. p. 110 D. {Ki^Qiv»og.)
xarelnXv&dpai rov Xqiötov elg avxov, xovrioxL to JtVBv-
lia TO ayiov, iv slöei JteQioregag,
17. Epiph. Haer.XXX, 16. p. 140 B. (Ebionaei.)
djto rov avmd'sv elq avrov tjxovtog Xgiatov kv eldei jre-
QiöTBQag.
19. Epiph. Haer. LXII, 5. p. 517 A.
dia xl Sk iv alöei jteQiazsQag xarsXi^Xvß-e, xalxot ye ocifia
fifj tpogioavy xo jcvev/ia;
20. Epiph. Ancor. c. 117. p. 121 B.
x6 dl a/iov jtvBVfia iv slösi xegiöxegag xaxißcuvev ij€
avxov elg xa vdaxa xaxeXriXvd^oxa,
21. Epiph. Anac. p. 154 B.
avBXd-wv OJTO xov %QÖavoVf axovoav qxovrjv jtotxgbg Elg
äxoriv Ttagovxtov xwv (lad^wvj elg xo vjtoöst^aij xlg 6
ftaQxvQovfjievog, xal xov Jivevfiaxog xov ayiov iv elöei xb-
QioxBQag xaxBQxofiivoVj xa&ajtBQ iv xoXXalg BfgqxafiBV
aigiCBOiv .... inixad-BCpuivov 61 xov jtvBvuaxog xal io-
XOfiivov ij€ avxov.
22. Ev. sec. Hebr. ap. Epiph. Haer. XXX, 13. p. 138 B.
xov laov ßaxxiC&ivxog tjX&b xal ^ItjCovg xcä ißcatxlo^ii
vjto xov ^Icoawov. xal dg avrjXd^Bv ajco xov vöaxog, w-
volyrfiav ol ovgavol xal bIöbv xo jtvBVfia xo ayiov iv bIöbi
jiBQioxBQag xaxBXd-ovCfjg xal BlöBXd-ovorjg Big avxov,
23. Clem. AI. Fragm. ex Nicetae catena in S. Lucam III, 22. p. 1013.
Non hie hominis, sed columbae similitudinem deus assum-
psit, quia volebat nova quadam apparitione spiritus per co-
lumbae similitudinem, simplicitatem ei magnitudinem de-
darare.
24. Ephraem Syr. Ev. concord. expos. ed. Mösinger. p. 42. 99.
cum illo die multi baptizaventur, spiritus super unum de-
soendit et quieyit qui descendit in similitudine co-
lumbae.
25. Pistis Sophia ed. Schwartze et Petermann. p. 233.
Et post parvum tempus mens pater misit mihi jtvevfia
sanctum xvjtm columbae.
26. HippoL Xoyog Big xd ayia &Boq)avBia c. 5. p. 40 ed. Lagarde.
xai ßajtxicd-Blg 6 ^Irfiovg BvO^iog ävißt} djto xov vöaroc
Texte n. UnteTsnchnngen X, S. 2
lg Aussercanonische Paxalleltezte zu Lc
xäi rivB(px^^ctv avTco ol ovgapol, xal löov to jtvev/ia rov
d^eov xariQxcrai ivjlÖBi JtSQiOTegag xal ifiu^ev ix avTov.
27. Lc. 3, 21. 22».
lyivBTO öh kv xA ßajiziO&^vai axavxa rov Xaop Tcal 7^/-
aov ßajtTiod^ivtog xal jiQootvxofiivov avB(px^}vai rov ot5-
Qavop xalxaxaßrjvcu x6 jrpevfia x6 ayiov oa)fiaxix<p eldei dg
jteQioxeQav ijt" avxov,
28. Eus. Steph. Suppl. p. 270.
xal kjtl xovxoig ajtaöiv %jöov, q>r)OlVf ßajtxicd^ivxog xal
jtQooev^afiBvov hyivBxo apoiyijvai xov ovQavov xal xaxa-
ßrjvai x6 Jtvsvfia woel jtCQiCxsQav.
29. Hilar. in Psalm. 138. p. 1105 E.
Alt enirn evangelista: Et baptizato Jesu confestim ascendit
de aqua. Et ecce aperti sunt coeli, et vidit spiritum Dei
descendentem de coelo sicut columbam venientem in ipsum.
30. Mo. 1, 10. ' ^^
xal evd^g avaßalvwv ix xov vöaxog bIösv cxi^ofiivovg
[Cod. D: fjvvyfiBvovg (sie), Ev. Hieros.: ^ — '-^] xovg ovQa-
vovg xal x6 jtVBVfia og jtsQiCXBQav Tcaxaßalrov slg avxov.
31. Mt. 3, 16. ^^
ßaxxio&slg dh 6 %oovg Bvd-vg aviSri axo xov vöaxog' x(zi
löov dvBcßx^fjöav ol ovgavol xal sIöbv jtVBVfia xov ^bov
xaxaßalvov coobI jtBQiöxBQav, igxofiBvov ijt avxop.
32. Job. 1, 32.
xal ifiaQxvQi]OBV ^Iwawrjg kiycov oxi XB^-iafiai. x6 xPBVfia
xaxaßatpop wg jibqiOxbqclp i^ ovgapov, xäi ifisiPBP in
avxov.
Unzweifelhaft enthielt die yorcanonische Evangelienquelle
einen Bericht über Jesu Taufe. Vgl. Weiss, Marcus S. 47flF.
Man erwäge nur dies Eine, dass die vorausgegangene Täuferrede
Mt. 3, 7—12 = Lc. 3, 7—17 sowie die nachfolgende Versuchungs-
geschichte Mt. 4, 1 — 11 = Lc. 4, 1 — 13 nicht aus der Marcus-
quelle, sondern aus der von Lc. und Mt. gemeinsam gebrauchten
Torcanonischen Quelle stammt, und dass der Taufbericht, der
zwischen beiden Perikopen zwischen inne steht, mit denselben
pragmatisch unlösbar verbunden ist. Und wie der Bericht über
Jesu Versuchung, obwohl er aus den Logia oder dem Urevan-
gelium geflossen ist, Geschichte enthält, so ist auch der geschieht-
Texte und Unteraucliangen zu Lc. 3, 21. 22. 19
liehe, der erzählende Charakter des Tauf berichts kein Hindemiss
gegen seine Zugehörigkeit zu den Logia = Urevangelium. Ja,
es ist im höchsten Qrad wahrscheinlich, dass der ursprüngliche
Bericht über Jesu Taufe die canonischen Darstellungen an Voll-
ständigkeit übertraf. Zu dem vorcanonischen Quellenberichte ge-
hörte vermuthlich die Feuer- und Lichterscheinung, welche nach
Justins Quellen, nach zwei altlateinischen Handschriften (Cod.
Vercell. und Sangerm. g^)), nach Ephraem, nach Seyerus von
Antiochien, nach den Sibyllinen und Anderen den Vorgang der
Taufe Jesu bcigleitete. ^) Aber auch das dem Taufaot vorausge-
gangene Gespräch zwischen Jesus und Johannes, von welchem
der erste Evangelist Mt. 3, 14. 15 Kunde gibt, dürfte in der vor-
canonischen Quelle noch vollständiger gelautet haben. Vgl. in
den Agrapha S. 361 — 372 den Ezcurs über die syrische Tauf-
liturgie des Severus sowie in den Paralleltexten Heft U^
57—59.
Zur sprachlichen Analyse der vorstehend verzeichneten Texte
ist Folgendes zu bemerken. Die Varianten ip eiöei (welches in
den aussercanonischen Parallelen bei Weitem vorherrscht) = in
similitudinem = 8p5^ci6=^er^effigiein^jrvjrQ> = wobI^ wg sind
tJbersetzungsvarianten von MWlä, welches auch Salkinson Mt.
3, 16 zur Rückübersetzung von coaal in Anwendung gebracht
hat Von diesem D^lTTä ist looel, wg die gut griechische, ip elöei
dagegen mit seinen lateinischen Absenkern die hebraisirende
wortliche Übersetzung, wodurch eine materialisierende Auffassung
begünstigt ward^ welche durch den lucanisch-redaktionellen Zu-
satz: OiDfiarixä sich noch mehr verdichtete. Von hier aus ist
ohne Zweifel das ebenfalls materiell gedachte ijtijir^vat (Just.,
Gels., Orig.) = volare (Sever., Hilar.) === advolare (Tert.) = in-
1} Man vgl. die hierfiber angestellte Untersuchung in den Agrapha
S. 357 ff. Zu den dort erwähnten Parallelen ist noch nachzutragen: £x-
cerpta Theodoti § 81 ap. Clem. AI. p. 988: xal zo ßantioßa ovv dinkotv
dvaXoywq^ xb ßhv ala^f[ibv di* vöaxoq, xov alaS^tjxov nvQog aßeaxi^Qiov,
xb Sk voiixov 6ta nyevfioxogt xov voijxov nvgoqdXeSfjti^piov. Femer ist
EU Vgl. Hom. Clem. XI, 26 p. 117, 9; Recogn. VI, 6; IX, 7. 10. Zahn,
Forschungen I, 124 f., Geschichte des Kanons I, 2, 549 f. Endlich auch
Nestles Recension Über „Kayser, das Buch von der Erkenntniss der
Wahrheit oder der Ursache aller Ursachen" — in den GOttinger gel. An-
zeigen 1894. No. 2. S. 85.
20 AuBBercanoniBche Paralleltexte eu Lc
volare (Hilar.) entstanden.') Im Qaellentexte stand jedenfalls
yy) = xaxaßaivsiv «=» xaxiQXBCO-at «=» TUXxBXnXv&ivai = desoen«
disse. Auch die Synonyme dpadvvrog (Just.) = dvtjXd-ev (Bv.
secTflebr.) =» dvißrj (Mt, HippoL) = dpaßaivfov (Mc.) führen auf
einen gemeinsamen Quellentext, nämlich b?!*^, zurück. Quellen-
massig ist ferner dvecpxd^oav und dpeq^x^^cUf mit welchem
Ausdruck Mt. und Lc. — entgegen dem öx^^Ofiivovg des Mc —
zusammentreffen. Man vgl. Ezech. 1, 1: D'^tttth Wr\&3 =LXX:
xcd rjvolx^-rfiav ol ovQavoL Wenn daher Cod. D das axi^ofii'
vovq des Mc. durch dpoiyfiivovg ersetzt, so ist dies ein Symptom
von dem Einfluss des vorcanonischen Textes.
Bemerkenswerth ist noch der Ausdruck: feg rijg vjtlg rä
oXa ayd^spTiag, welcher auch in dem av&ivrrjg der Sibyllinen
anklingt. Man vgl. dazu in der aussercanonischen Taufformel
Gonsi V, 7 (mii^etheilt Heft II, 398) die analoge Ausdrucks-
weise: jjtl av&Bvrla rov d-eov rcov oXcop und das (S. 419—421)
Bemerkte. — Nach den judenchristlich -gnostischen und nach
doketischen Anschauungen vereinigte sich bei der Taufe der ava>
XgcöTog mit der menschlichen Persönlichkeit Jesu, entsprechend
der modernen Vorstellung, wonach das messianische Bewusstsein
in Jesu erst bei der Taufe erweckt worden sein soll Nach der
ürrelation dagegen scheint die bei der Taufe vorgegangene Ver-
klärung Jesu lediglich eine apodeiktische Bedeutung gehabt
zu haben ; ganz so wie in der johanneisehen Darstellung dieses
der Fall ist: Jesus sollte durch die Taufe vor Israel als Messias
deklariert werden. Vgl. Joh, 1, 31. 34.
Lc. 3, 22 = Mt. 3, 17 = Mc. 1, 10.
a. Cels. ap. Orig. c. Cels. I, 41. Opp. I, 358.
TIC fjxovöBP i§ ovQapov qxovrig elajtoiovöTjg os vlop rtp
d'EW;
b. Test XII. patr. Benj. c. 11.
xal dvaörtiQBxai ix rov cntQfiaxog (lov €P vöxiQOig xaigolg
dyajttjxog xvQtov, dxovcop xr/p tptop^p avxov.
'X./ , ■*%.
1) Die neueste Erörterung hierüber die Abhandlung von Conybeare,
the Holy Spirit as a dove. Expositor 1894. Juni. p. 451 ff.
Texte ond Untexsuchungen zu Lc. 3, 22. 21
c. Test XU. patr. Levi c. 18.
oi ovQOPol dvotyfjaopraij xai ix rov vaov zijq öo^ijq ^^si
ijt* avrbv aylaofia fisra qxDvrjg JtaTQixrjg €og ano l^ßQaccfi
xcttQog ^öaax.
d. Serer. de rit. baptism. p. 25. [Ägrapha p. 363.]
ei pater qui clamabat e sublimi [p. 71: ab excelso]: Hie est
filius mens dilecttts. ^
e. Dion. Alex. Fragm. confutatioiiis Pauli Samosateni ap. Pitra,
Analecta s. Spicilegio Solesmensi parata. Tom. IV. p. 419.
(ex annena versione.)
et Yox facta est de coelis (a Patre dicente): Hie est filius
meus dileetus.
f. Mt. 3, 17.
xat löov fpcDV^ ix zcov ovQavSv XiyovCa' ovroc iöriv 6
viog fiov 6 ayajtijTogf iv o svöoxTjoa.
g. Mc. 1, 11. ~^™^™^
xai gxovh ix rmv ovoavcov oi) sl 6 vlog uov 6 aramrog,
iv cot evooxTjoa.
h. Lc 3, 22»».
xal ^cov^v ig ovQavov ysviod'ai' ov sl 6 vlog fiov 6 aya*
xfjTog^ iv Col sväoxfjOCL
i Cod. Cantabr. Lc. 3, 22.
xal ^p<DVf)v ix zov ovQavov feviad-ar vlog fdov sl av, iyw
orjfABQQV ytyivvfixa oe. ^
t Jnst. Dial. c. Tryph. c. 88. p. 316 D.
xal g>oovri ix rSv ovgavmv afia iXfjXv&si, ^rig xal öia
Aa:Ad Xsyoiiivrj, cog ajio JtQOöcSjtov avrov Xiyovtog ojtBQ
avrm djio rov xazQog IiibXXb Xiyeöd^ar vlog fiov el av,
iyci o^fiSQOv ytyivmpca es,
1. Just. DiaL c. Tryph. e. 103. p. 331 B.
afia Tfl5 dvaßijvai avrov djtb rov jtoraftov rov *IoQÖdpov,
rrjg q>an^g avrm Xsx^Blötjg' 'dog fiov sl ov, iy(D ctjfiSQov
ysysvvrpcä es.
m. Clem. AI. Paed. I, 6, 25. p. 113.
avrlxa yovv ßajiri^oftivip rtp xvqIo) djt oigavciv ixT^itjOs
q>mvfi nagrvg i^yajtrjfiivov vlog uov sl ov dyaxnrog' lym
CfjfisQov ysysvvrpcä as.
22 Aussercanonische Paxalleltexie zu Lo.
n. Tychonius, über de Septem regulis (Migne B. XVIII, 19).
ille cui secundum Lucam dicit in baptismo: filius meus es tu,
ego hodie genui te.
o. Ev. sec. Hebr. ap. Epiph. Haer. XXX, 13. p. 138 B.
xai fp(Dvfi hyivBTO ix rot ovQavov Ziyovca' ov (lov el o
vloq 0 dyaj[7]T6<;, iv öol evöoxt^öa. xal jtaXiv' iyco crjUBQOV
YsyivvTjxa oe,
p. Ev. infantiae Arabicum c. 54. p. 209 ed. Tischendorf.
pater publice eum ad Jordanem declarayit hac caelitns voce
demissa: Hie est filius meus dilectus, in quo acquiesco; prae-
sente spiritu sancto m forma columbae candidae.
Nur diejenigen, welche in die Evangelienforschung auf der
Linie Storr — Weisse — Holtzmann — B. Weiss nicht tiefer
eingedrungen sind, können geneigt sein, die aussercanonische
Fassung der Himmelsstimme: iyoi ötjfiSQOV yeyiwTpeä öe —
für quellenmässig zu halten. Wer dagegen das Marcusevange-
lium als das älteste der synoptischen Evangelien und die Ab-
hängigkeit der beiden anderen Synoptiker von Mc anerkennt,
und wer ausserdem vollends mit Weiss nicht blos ftir Mt. und
Lc, sondern auch schon ftir Mc. die Benützung der vorcanonischen
Evangelienschrift, der Logia oder des Urevangeliums, zu durch-
schauen gelernt hat, kann trotz ihrer weitreichenden patristischen
Bezeugung — mitgetheilt Agrapha S. 346—350. 465—467 —
niemals in Versuchung gerathen, jene aussercanonische Lesart
des Cod. D und einiger Italae für einen Rest der Urschrift zu
halten. Denn diese Fassung der Himmelsstimme: iyci öfj/iCQOv
ysyippTpca öe — findet sich niemals in den Marcus-Handschriften,
niemals in den Matthäus-Handschriften, sondern nur bei Lucas,
und auch bei ihm nur in den eben erwähnten — acht — Hand-
schriften, nämlich Cod. D und sieben Italae. Sie findet sich
nicht im Vaticanus, nicht im Sinaiticus, nicht im Alexan-
drinus, nicht im Codex Ephraemi, nicht in den syrischen Über-
setzungen, nicht im Diatessaron, nicht im Evangeliarium Hie-
rosolymitanum, welches p. 522 bei Erizzo Miniscalchi, p. 333
in der Ausgabe von Lagarde, den Lucas-Text in canonischer
Fassung bringt. Die Genesis der apokryphen Lesart und
ihrer patristischen Verbreitung dürfte sich folgendermassen er-
klären.
Texte und Untersuchungen zu Lc. 3, 22. 23
Die ursprüngliche Fassung der Himmelsstimme aus der vor*
canonischen Quelle ist bei Mt. erhalten (vgl. Weiss, Marcus
S. 47), entsprechend der declaratorischen Bedeutung des Tauif-
Yorgangs: ovrog loxiv 6 vioq (lov 6 dyajtfjxoqf iv co evöoxrjöa.
Dagegen „hat Marcus dieselbe nach Psalm 2, 7 (woraus ja die
spätere Überlieferung dieselbe noch weiter vervollständigte, vgl.
Justin, dial. 103) direkt an Jesum adressiert und im Zusammen-
hang damit die ganze Vision Jesu selbst beigelegt" (Weiss,
Marcus S. 49). Lucas hat dieser von Mc. gegebenen Fassung
der Himmelsstimme vor der des TJrevangeliums den Vorzug zu-
erkannt. Der judenchristliche Redaktor des ältesten Evangelien-
canons aber — vielleicht Ariston von Pella (vgl. Heft II,
449—456) — , dem wir die Redaktion des canonischen Marcus-
Schlusses verdanken und der auch sonst, namentlich im Lucas-
evangelium, zahlreiche redaktionelle Eingriffe in den Text sich
erlaubt hat, ist als der Urheber jener Textänderung in Lc. 3, 22
zu. betrachten ^). Von da ist dieselbe in die Schriften Justins
übergegangen, der bei seiner traditionellen Zuneigung zu dem
Judenchristenthum dieser Fassung von Lc. 3, 22 vor der ihm
doch auch bekannten von Mt. 3, 17 den Vorzug gegeben hat,
obwohl seiner Ghristologie die letztere viel besser entsprechen
mnsste. Daraus und aus der schnell nachgefolgten Anerkennung
des Evangeliencanons erklärt sich die weitgehende Verbreitung,
welche die aussercanonische Textänderung von Lc. 3, 22 (== Ps.
2, 7) in der patristischen Literatur der ersten Jahrhunderte ge-
fanden hat.
Aber selbst in judenchristlichen Kreisen wurde jene Text-
änderang nicht allgemein acceptiert. Die judenchristlichen
Testamenta XII patr. setzen die Fassung von Mt. 3, 17 voraus
und leiten dieselbe richtig von Gen. 22, 2 ab, wo Jehova zu
Abraham sagt: MHK "WVt HTm-n» ?j3a-n« = LXX: top vlov
1) Wenn Bousset (S. 61) die judenchristliche Tendenz dieser Text-
änderong bestreitet und sagt: „dass der Inhalt der Taufstimme judenchrist-
lichen Charakter zeige^ ist unbeweisbar^', so möchte man antworten: du
willst ein Meister in Israel werden und weissest das nicht? Dem
strengeren Judenchristenthum war die Taufe das Aequivalent fQr die
übematflrliche Geburt Jesu, welche ja auch im Hebräerevangelium ge-
strichen worden war.
24 Aussercanonifiche Paralleltexte sa Lc
60V TOP äyaxfjToVy op ^yaxricaq — eine Ableitung, die auch
durch das johanneische Eyangelium bestätigt wird. Denn bei
Johannes ist 6 uopoysvhq rto^, welcher Ausdruck bei den Synop-
tikem nicht vorkommt, genau soviel als der synoptische vloq 6
dyajtf^Tog, welcher Ausdruck bei Johannes fehlt Nun sind aber
schon in den alttestamenthchen Texten aYaxtjrog und fiovoyevi^g
_ gleichwerthige Übersetzungsvarianten von Tn\ VgL zu Gen.
22, 2 LXX: äyajtfjzog := Aquila: ßOPoyBVfjq^ Prov. 4, 3 LXK:
aycatciiiBvoq == Aquila: (lopoytvrjq. Dadurch wird die Ableitung
des vLoq 6 dycatfjtog bei den Synoptikern und des fiOPOYev^g
bei Johannes aus dem T'in^ Gen. 22, 2 ausser Zweifel ge-
steUt
Diese aus Gen. 22, 2 abgeleitete Taufstimme Mi 3, 17 ist
auch in der älteren Recension des Hebraerevangeliunos (nach
Epiphanius) nicht vergessen und nimmt dort in dem Taufbe-
richte sogar den ersten Platz ein noch vor der anderen aus Ps.
2, 7 adoptierten judenchristlichen Fassung. In der späteren,
durch Hieronymus erhaltenen, Becension des Hebraerevange-
liums ist die Fassung der Himmelsstimme gänzlich entartet: Fiü
mi, in omnibus prophetis exspectabam te, ut venires et requies-
cerem in te. Tu es enim requies mea etc. Mit dieser Fassung
der Himmelsstimme nahe verwandt ist die Formulierung im £v.
inf. Arabicum: Hie est filius mens dilectus, in quo ac-
quiesco.
Endlich ist zu bemerken, dass auf die canonische Fassung
der Taufstimme selbstverständlich — ausser Gen. 22, 2 — auch
Jes. 42, 1 eingewirkt bat. Vgl. dazu Heft H, 140—142 und die
dort gegebenen griechischen Paralleltexte und ausserdem Epi-
phanius Ancor. c. 35 p. 40 C: svQfjxafiap yag apoo kv xalg
&slaig YQag>atg, äg q>?]OiP ^Höätag, dxb xqoöwxov tov O-eov
xal xaxQog xbqI tov fiopoyepovg' ovrog icxip o vlog fiov o
dyajtrjTog, slg op kym rjvöoxTjCa, op rjyojtrjöep tj tpvxv f^tov.
Dass aber Jes. 42, 1 viel mehr ftbr die bei der Verklärung Jesu
berichtete Himmelsstimme in Betracht kommt, darüber vgl die
Erläuterungen zu Lc. 9, 35. ^)
1) Zu vorstehender Untersuchung macht Prof. Nestle noch aufmerk-
sam auf Lagard e, Mitth. IV, 306—309 (Weihnachtsfest).
Texte und UntereachoogeD zu Lc. 3, 22. 4, 1. 25
Lc4,l-.Mt.4,l» = Mc.l,12. n\
a. Exa Theod. § 77. 85. p. 987. 988.
cevxlxa öovXog ^€0v afia zS dveXd^stv rov ßaxtlO(iaxoq
xcü xQoq xmv oxaB'aQxwv Xiysxac jrv€t;/iOTC^VT?77^^5:
avxlxa 6 xvQiog fiexä x6 ßaxxiCfia aaZsvexai elg fjuixeoov
xvxov xal ylvexai xqcoxov fiexa ^jjqIcop ev x^ äQtjfiq).
b. Jost Dial. c. Tiyph, c. 103. p. 331 B.
afuz xw ävaß^vai avxov äjto xov xoxauov xov ^loa-
Oavov.
c. Mc. 1, 12. 13^
xai eu^q x6 xvevfia avxov ixßaZXn elg xfjv iQtjfiOP ....
xai ijv fisxa xAv ^Tf^ltov.
d. Const VII, 22. p. 206, 20.
xcbL yoQ 6 xvQiog vxo *Ia>apvav xqwxop ßaxxiO&Blg xal slg
x^p s^fiOP avXicd'Blg,
e. Mt4, !•.
xaxB 6 ^Ifjoovg dpfjxO^ slg xtjp iQtjfiov vxo xov xvevfiaxog,
xiiQaöd-fjpai vxc xov öiaßoXov.
f. Lc. 4, 1.
^hfjöQvg Sk xXfjQfig xpsvfioxog aylov vxioxQBfpev dxo xov
'logiapov xai ijyexo ip xS xpsvfiaxi tp xfj iQfjfiq).
Wie bereits oben erwähnt, ist es unzweifelhaft, dass die vor-
canonische Evangelienquelle eine Darstellung der Versuchungs-
geschichte enthalten hat, und zwar nicht in der kurzen Notiz
des Mc, sondern nach der vollständigeren Relation, in welcher
der erste und der dritte Evangelist, ohne von Ma abhängig zu
sein, der Hauptsache nach und theil weise wortlich zusammen-
treffen. Vgl. Weiss, Markus S. 51, Matthäus S. 114 ff. Dazu
kommt noch, dass, wie im Folgenden nachgewiesen werden wird,
eine Anzahl der Textverschiedenheiten — nicht blos zwischen
Mt und Lc., sondern auch bezüglich der hier herbeigezogenen
aussercanonischen Paralleltexte — als Übersetzuogsvarianten eines
gemeinsamen hebräischen Urtextes sich erläutern lassen. So
drängt sich schon am Eingang der vorcanonischen Quelle, wie
bei dem Taufbericht, so noch viel unbestreitbarer bei der Ver-
suchnngsgeschichte, die Wahrnehmung auf, dass jene Quellen-
schrift nicht blos „Logia*^ im strengeren Sinne, nicht blos Reden
26 Aassercanoniache Paralleltexte zu Lc.
Jesu, enthalten hat, sondern auch erzählende Perikopen von solcher
Abrundung, wie die Perikope Mt. 4, 1 — 11 =Lc. 4, 1—13 sich giebt.
Der ursprüngliche Eingang der Yersuchungsgeschichte scheint
in dem aussercanonischen Textbestandtheile aua reo dvaßfjvai
(Just.) = afia Tq5 avB^.&stv (Exe. Theod.) erhalten zu sein. Zu
oLfia YgL man das Bvdxq — ajux, adverbiahter in der Bedeutung
,,80gleich*^ gehört zu den Eigenthümlichkeiten der von Justin
gebrauchten Quelle, vgl. Credner, Beitr. I, 214 — , zu avaßfjvat
= avBXd^Blv vgl das avsXd^cov des im Folgenden zu Lc. 4, 2 bei-
gebrachten Epiphanius-Citates. Die Varianten {caXsvetai = ix-
ßaXXsrai =) dprJxO^f} = fjysro lassen sich ungezwungen auf MS^n
zurückfuhren. Zum Urtext gehört femer Bv tc5 nvBVfiaxi ^
vxb rov jtvBvuaxog = nina, während der Ausdruck: xXtjQf^q
jtVBvpLaxoq speciell lucanisch ist. Vgl. Act. 7, 55; 11,24. Der
von den Excerptis Theodoti aufgenommene Zusatz des Mc:
xal i}v fiBxä x(DV d^riQloov — ist einer der räthselhaftesten Be-
standtheile der Evangelien, jedenfalls aber nicht der vorcano-
nischen Quelle entstammtend.
Lc. 4, 2 = Mt. 4, 1*. 2. = Mc. 1, 13*.
a. Ephraem Syr. Ev. concord. expos. ed. Mösinger. p. 47.
Ad similitudinem trium immersionum (baptismatum), quibus
Salvator baptizabatur, tentatus est.
b. Pseudo-Ign. ad Philipp. IX. p. 222, 27.
naXiv BiÖBg av&Qoytov xBOCaQccxopxa TJftBQag xal rvxxag
oyBVCxov UBlvavxa xoocpfjg dpd^QOJjtlprjq,
c. Const. VU, 22. p. 206, 21.
liBXBXBixa hvrioxBVCB xBOaaQaxovxa rjfJiBQaq xal XBöCagd-
xovxa vvxxag.
d. Hom. Clem. XI, 35. p. 119, 36. 120, 7,
o cbtoCxslXag fjfiäg xvQiog r^nciv xdL JtQog>t)xTjg v^rffiqöaxo
^/itv, dg 6 JtovrjQog xBCöOQaxovxa rjiiigag diaXBX^Blg av-
x(p xal fifjöhv övpfjO^Blg jiQog avxov . . . . ^ xaxla tj xtp
xvqIco jTQoööiaXßxO'Blca rniigag xBCOagdxovxa xal firjdhv öv-
vfi&Bloa,
e. Hom. Clem. XIX, 2. p. 178, 4.
avxlxa yovv ofioXoyBl [sc. o öiödcxaXog 'Irioovg] ijd XBCoa--
Qoxovxa TjiiiQag öiaXBxO-ipxa XBXBiQaxivai avxov.
Texte und Unteranchmigen zn Lc. 4, 2. 27
f. Marc. 1, 13»
xäi f]v iv T^ ^QWV TSOOaQccxovra f^fi^gag jteiQa^Ofievog
vxo xov öaravcL
g. Mi 4,1^2.''^^^^
xeiQao&fjvcu vjto rov öiaßoXov. xal vrjöxBVOaq ^fiigaq reo-
M(MZxoi>Ta xal xtOöaQoxovra vvxraq, vcxbqov ijtelvaaev,
h. Martyrium Bartholomaei (Acta Apostolorum apocrypba ed.
Tischendorf). § 4. p. 249.
eha 6 vlog rov d'sov hc tfJQ jtaQB-epov yswrjd'Blg xal ye-
yovcig ävfjQ xilnog xal ßajtxiöd^slg, fisxa x6 ßdjtxio/ia vr^
Cxevcag tjfiiQag xecöagaxorxa, vöxbqop ijtelvaöev.
i. Epiph. Anac. p. 154 C.
dvsXd^civ äjto xov 'logödpov, oagxDc xal aXi^ivmg vüto
XOV öiaßoXov xsiQacd'slg ev xy iQijua} xai xsivacag vöxe^
QOV.
k. Lc. 4, 2.
i^fiSQag xsöOaQaxovxa jiBiga^ofisvog vjto xov diaßoXov. xal
ovx Bg)ayBV ovöhv kv xalg rj^iigaig kxBlvaig, xal öwxbXbO'
&ei0c5v avx(5v iTtBlvaOBV.
Von hier ab setzt neben den beiden canonischen Relationen
eine aussercanonische — von Mt. nnd Lc. unabhängige — Re-
cension der Yersuchungsgeschichte ein, welche uns durch das
Martyrium Bartholomaei erhalten ist und durch hohen
Quellenwerth sich auszeichnet. Dieselbe zeugt in Übereinstim-
mung mit den Homilien, den Constitutionen und Pseudo-
Ignatianen (gegen Weiss, Matthäus 8. 114) für die Quellen-
mässigkeit des xBCCoQ&xovxa ^fugag. Die Varianten dürften sich
in folgender Weise erklären: tnjoxBvöag = d'^Bt^Oxog (iBlvag =
ovx B(payBv ovöiv = b?» »"b — vgl. Lc. 7, 33 = Mt. i 1, 18: fiixB
iöd-lop fi?]xe jtlvmv, welcher Ausdruck keineswegs völlige Speise-
Enthaltung voraussetzt — , Oaxaväg = öidßoXog = o JtovTj-
Qog = ydtm — vgl Heft II, 99 — ^ vöxBgov = ovvxBXBOd^Biaäv
avxäv ««»nnK — vgl Jerem. 29, 2: n«X '^nn« = LXX: voxb-
(H)j^ i^BX&ovxog — . Der Ausdruck: övvxBXBO&Bidciv avxciv ist
eine Incanische Umschreibung. Vgl. Act. 21, 27.
28 Aossercanoiusche Paralleltexie zu Lc.
Le. 4, S = Ht. 4^ S.
a. Just. Dial. c. Tryph. c. 103. p. 331 B.
xäi yäg ovxoq 6 öiaßoXog . . , iv rotg dxo(iVi](iorBVfiaoi
rmv axocroXmv yifQOjixat jtgoaeXd-cip avrtp xäi xeiga^ov.
b. Just. Dial. c. Tryph. c. 125. p. 354 D.
ot€ yaQ apd-Qcoxog yiyovtv^ cog jtgostjtoVj XQocijXd'SV av-
rcp o diaßologj Tovrioriv ^ övvafiig ixslvt] ^ xal o^ig xe-
xXTjfidpT] xäi oarapag, jcsiga^iDV avxov.
c. Mt. 4, 3.
xal xQOöBXd'Cov 6 jcBtQo^oov sljtEV ccvTcß' sl vlog bI xov
d'BOv, bIj€6 iva ol Xld^oi ovTOi oQxoi fivcovxai.
cL Abdias. Hisi aposi YIU, 4. (Fabridiu. Cod. pseudepig. N. T.
p. 676:)
Ita et isti dixit: Die lapidibus, ut panes fiant, et mandnca,
ut Don esuriaa.
e. Martyr. BarthoL § 4. p. 249.
xal TjXd^Bv 6 jtBiQa^(Dv xal Xiysi avxw' diaxl kxBlvaoag;
bI vlog bI xov d-BOv^ bIm ipa ol Ud-oi ovxoi oqxoi vipfop-
0 •'^^ «^^^^ ^^•^ ,/'^>» ^\^-\ „
xai xcu q>ayB,
f. La 4, 3.
dxBP äk avxm o diaßokog' bI iiog bI xov d-BOV, $hte xw
Xld-q) xovxq}, Ufa yipt/xai agxog.
Die Zusätze des Martyr. Barth.: öiaxl ijcBlpaaag und xal
q>ayB (= et mandnca, Ps. Abd.) könnten sehr wohl fteste cfes
tirtextes sein. Dagegen ist der Zusatz beiEphraem (Mosinger
p. 46): Si filius es Dei, die lapidibus istis, ut panis fiant in hoc
momento sicher apokryph. Anstatt der auf die Redaktion des
Lc. kommenden (vgl. Weiss, Matthaus S. 116) singularischen
Fassung hat Cod. D zu Lc. 4, 3 die auch vom Martyr. Barth,
bezeugte pluralische Fassung wieder hergestellt
Le« 4) 4 »» Ht. 4, 4.
a. Herrn. Sim. IX, 11, 8. p. 218, 25.
iÖBljcvTjaa, q}i]fiiy xvqib, Qi^fiaxa xvqIov oXtjP xfjp vvxxa.
*^v,^ r^y 'N.^*
Texte und Untenachusgen za Lc 4, 3. 4. 5. 29
b. Mariyr. BarthoL § 4. 5. p. 249 sq.
JMU axBXQLB-ii' ovx kx OQxcp fiovm ^^csrai ap&QCDXog, dXl^
ip xavxl ^ijiiOTi d-sov.
c. La 4, 4.
xal oxbxqI^ XQoq clvxov 6 ^Itjoovg' yiyQaxraij ort ovx
ix' a(fxq> fiovm ^ijcsrai 6 avd-Qwxog,
d. Mi 4, 4.
6 dk äxox^&elg ^J^v yiyQoxrai' ovx ix* oQxcp fiovm
C^CBTCU 6 apd^Qwxog, aXX* ixl xüptI Q^fiati ixxoQsvofiivm
6ta arofiOTog &€0v.
e. Deat 8, 3 LXX.
Ott ovx ix* aQtcp (iovcp ^^csrai 6 avd'Qcoxog^ akl* ixl
xayxl ^riiuxxi xA ixxoQ€voftivq> öia axo/iaxog O^eov ^ijcexai
i iB^Qo^xog.
Das iÖBlxvijoa des Hermas erinnert an die Frage: duxxl
ixdvaaag; zu Lc. 4, 3 im Mart. Barth. Die Weglassung der
zweiten Hälfte des Citates aus Deut 8, 3 in Lc. 4, 4 ist eine von
den bei Lucas so häufigen Kürzungen des Quellentextes. Cod. D
ZQ Lc 4, 4 und das Martyr. Barth, bezeugen den Zusatz: äXk*
iv xavrl ^fjfuxxi 0-eov als quellenmässig.
Lc« 4, 5 = Mt« 4, 8.
a. Martyr. Barthol. § 4. 5. p. 249 sq.
xaXiv xoQoZafißavec xbv *l7j(Sovv zig oQog vxpr^Xbv Xiav xal
öbIxwoiv cctJxS xdoag xag ßaoiXelag xov xoöfiov.
b. Ephraem Syr. Ev. concord. expos. ed. Mosinger. c. 4. p. 45.
Iterum sumpsit eum et duxit in montem quendam excelsum
valde.
c Mt 4, 8.
xaXip xaQaXafißapsi avxop 6 diaßoXog elg oQog vtprjXop
Xlap xcä öeixpvoip avxm xaöag xdg ßaoiXeiag xov xoöuov
x(u XTjP öo^ap avx<5p.
d. Lc. 4, 5.
xal dpoyaycip avxop idei§sp avxtp xaöag ßaCiXslag x^g
oIxovfiipTjg fp oxiyfiy ;|f(>6rot;.
e. Coär ColbÄ Lc 4, 5 (9). p. 71. ed. Belsheim.
Et duxit iUnm iterum diabolus in montem altissimum et
ostendit illi omnia regna orbis terrae in momento temporis.
30 AnssercanoniBche Paralleltezte eu Lc.
GegenQber Weiss, welcher (Matthäus S. 120) die Variante
olxovfidvfj als lucaniscben Ausdruck in Anspruch nimmt, ist auf
Mi 24, 14 zu verweisen: Iv oXtj otxovfiiv^* £s sind oXog 6
xocuog und ojLtj f] otxovfiavt) als Übersetzungs Varianten von
f nKiT"b3 zu betrachten. Vgl die Bemerkungen zu Mt 28, 19*
= Mc. 16, 18 in Heft II, 397 sowie die späteren Bemerkungen
im Kindheitsevangelium zu Lc. 2, 1. Der Zusatz: xal ryv öo^ap
avTWPf der nicht nur bei Lc., sondern auch im Martyr. Barth,
fehlt, ist von dem ersten Evangelisten aus dem folgenden her-
übergenommen. Siehe nachher. Ein auffallender Anklang an
unsere Stelle findet sich Apoc. Baruch. LXXVI, 3. 4: ascende igi-
tur verticem montis istius, et transibunt in conspectu tuo
omnes regiones terrae istius, et figura orbis, etyertexmon-
tium, et profundum vallium, et profunda maris, et numerus flu-
viorum, ut videas quod relinquis et quo vadis. hoc autem con-
tinget post quadraginta dies. Ein ähnlicher Anklang Apoc
21, 10: xal djdjvsyxdv fiE iv jtvevfiati ix OQog (idya xal
vtpijXoVy xal eösi^dv (loi xrX. — Zu notieren ist hier noch,
dass das Martyrium Bartholomaei in der Anordnung der drei
Versuchungen mit Lc zusammentri£ft.
Lc 4, 6. 7 = Mt 4, 9.
a. Just. Dial. c. Tryph. c. 103. p. 331 C.
jtQoceXd-fDV avT(p xal :nBiQa^G>v fiixQ^ ^^^ tljtBlv avrtp'
JtQOOXVVtlOOV fJtOl,
b. Just. Dial. c. Tryph. c. 125. p. 354 D.
[o öidßoXog jteiQa^op avrop] xal dya)vi^6(i£Pog xaxaßaXetv
öcä xov a^iovv jtQöoxvpijaai avrop.
c. Mart. Barthol. § 4. 5. p. 249 sq.
xal Xbyer ravxa Jtavxa ooi öcioo)^ idp yceöcip xgoaxv-
p^joiig fiou
d. Mt 4, 9.
xal eljtep avxtp' ravxd ooi Jtapxa öoioa}^ iap jteocop TtQOC'
xvpTjor^g fdoi,
e. Iren. V, 21, 2.
quemadmodum meminit Lucas: Haec omnia tibi dabo, quo-
niam mihi tradita sunt, et cui volo do ea, si procidens ado-
raveris nie.
Texte und Untersuchangen zu Lc. 4, 6. 7. 3|
f. Ephraem Syr. Et. concord. expos. ed. Mösinger. p. 43. 45. 47.
et dixit ei: Mea sunt regna omnia. Mihi datum est. Po-
testatem babeo ego super omnia haec. . . . Regna et gloriam
eorum tibi dabo . . . Cades in faciem tuam et me pronus ado-
rabis.
g- Hom. aem. VIII, 21. p. 92, 2.
xQoöeX&cov oWy mq tc5p xaQovxmv c^v ßaotXevg t<5 rmv
fiBXXovxmv ßaaiXet ig>fj' xoßai al xov vvv xoOfiov ßaci-
Zetai vxoxsivrac ifiol<, in re 6 XQ"^^^ ^^^ ^ aoyvQog
xal xaoa rj zQv^h xov xoöfiov xovxov vnc xalg iuatq iöxlv
i^ovolaiq' öio xb6(ov JtQOOxvvrjoov (loi, xal 6(6c<d ooi
xavxa xavxcu
h. Lc. 4, 6. 7.
Tuä bIxsp avx(p 6 öiaßoXog' ool öcio(o xrjp i^otxslav xavxfjr
atxacav xcü xifv öo^av avxäv, oxi ifiol jtaQaöiöoxai^ xcu
€p idp d'iXco ölöoDui avx^p' öv ovv iap nQOCxvprioxiq ipci-
xiop ifiov^ söxai oov xaoa,
i. Cod. Colbert. Lc. 4, 6 (10). 7 (11). p. 71. ed. Belsheim.
et dixit ad illum diabolus: Haec omnia mihi tradita sunt,
et cui Yolo, do illa: tu vero si adoraveris coram me, erunt
tua omnia.
Von dieser Rede des Versuchers existierten augenscheinlich
zwei Recensionen, bezw. Versionen, eine kürzere, bei Mt. und im
Martyr. Barth, erhalten, und eine längere, von Lc und den Gle-
mentinen benützt, welche letztere wieder in zwei verschiedene
Zweige auseinander geht Welchen Text Justin gelesen hat,
kann, da er nur das Schlusswort der Rede {iiixQf' '^ov elxetp
avxä' xQocxvpTfiop fwi) angibt, nicht festgestellt werden. Gerade
in diesem Fall aber ist zu ersehen, wie die Weiss'sche Evange-
lienkritik und Quellenscheidung, indem sie Yon der Annahme
mehrerer Versionen des Urtextes absieht und die aussercanoni-
schen Paralleltexte nicht herbeizieht, zur Lösung der Schwierig-
keiten nicht ausreicht. Weiss nimmt an (Matthäus S. 120),
xavxa xapxa in Mt. 4, 9 sei alleiniger Urtext, x'^p i^ovolap xov-
Ti]P axaöap sei nur eine lucanische Erläuterung davon. Gewiss
ist i^ovcla ein bei Lc. beliebter Ausdruck. Aber er kommt sel-
tener in den Actis als im Evangelium vor; er findet sich 10 mal
32 Aussercanonische Paralleltexte zu Lc.
bei Mc. und 10 mal bei Mt^ namentlich auch an solchen Stellen,
wo die hebräische Quelle zu Ghrunde liegt. Vgl. z. B. Lc. 12, 11
= Mc. 13, 9 = Mt. 10, 18 und dazu Agrapha S. 303 f., ferner
Mt. 28, 18 und dazu die Hilarius-Parallele: Omnia mihi data sunt.
Siehe Heft II, 390 ff. Man denke auch an das häufige Vorkom-
men der i^ovola in den paulinischen Briefen und in der Apo-
calypse, namentlich Apoa 12, 10 («» Mt. 28, 18), wo die Corre-
spondenz mit unserer Stelle Mi 4, 8 »= Lc. 4, 5 deutlich hervor-
tritt. Vgl. Apoc. 12, 10: ißXfjd^fi 6 xazfjyfOQ und die Bemerkungen
Heft II, 392. Wer daran noch zweifeln wollte, dass in Lc. 4, 6
der Ausdruck: rrjv i^ovalav ravrijv ajtacav ein Ausfluss der
von Lc. gebrauchten Logia -Version ist, der vergleiche nur das:
vnb ralg iftaTg korlv ^ovalaig in der von Lc. völlig unab-
hängigen Relation der Homilien. Weiss hat femer (Matthäus
S. 120) den Zusatz in Lc. 4, 6: xal rt^v öo^av ovrcov, welcher
Lc. 4, 5 (»: Mt. 4, 8) fehlt, als eine Nachholimg dieses vorher von
Lc. weggelassenen Satztheils aufgefasst. Aber wenn wir den
Text der Glementinen vergleichen, so müssen wir das Oegen-
theil ftlr richtig halten. Denn im Clementinen-Text findet sich
dieser Satztheil ebenfalls hier in der Rede des Versuchers, in
aussercanonischer Fassung: ^aoa tj tqv^tj xov xoöfiov rovrov^
doch so dass die Identität zwischen äer aussercanonischen rQvq)i^
und der canonischen 66§a nicht zweifelhaft ist. Vgl. Ex. 28, 2:
rrjKfcnbl liMb = LKX: etg rififip xal öo^av, 1. Chron. 22, 5:
triKtnb^ afl?b = elg ovo/ia xal slg ö6^av\ Jes. 3, 18: tTTWpn m
= LXX: rf)v öoBatK aber Prov. 4, 9: rnÄSn nnt3:> = LXX: <jr€-
q}avq) de rgv^r^g^ Symm. rijg öo^Tig. Es ist hiemach klar, dass
rQvg)'f] = öo^a = niÄttl urtextlich zu Lc. 4, 6 = Mt. 4, 9 gehört
hat, und dass die Umstellung nicht von Lucas, sondern von dem
ersten Evangelisten vorgenommen worden ist. Zu den echten
Bestandtheilen der Versucher-Rede gehört auch: ori ifiol Jia-
Qaöiöorat (Lc.) ^= quoniam mihi tradita sunt (Iren.) = potestatem
haSeo ego super haec omnia (Ephraem) = vno ralg kfiaig i^ov-
olaig earlv (Hom.). Das Gegenstück hierzu ist Jesu Rede am
Schluss des Urevangeliums: köod-t} not Jtaaa k^ovöla (Mt. 28, 18)
= omnia mihi data sunt (Hilarius). Vgl. Heft II, 392. Dem Ho-
milien-Text: ütaöat al xov vvv xoöfiov ßaöiJiBtai vjcoxBivrac
Bfiol — entsprechend, erscheint in den Clementinen der Sa-
tanas als 0 JtQoOxaiQog ßaaiXivg oder rmp jtaQOVXoop ßaoiXevg^
Texte und Untersuchungen zu Lc. 4, 6. 7. 8. 33
c y
ähnlich Barn. XVIII, 2. p. 74, 2: o oqxcop xaiQov rav vvv rfjq
dvofilaq. Man vgL daza noch 1. Joh. 5, 19: o xoofiog oZog iv
r<p xopijqS xelrai, ferner auch 2. Cor. 4, 4: o d'sog tov atcovog
TovTov, desgleichen Joh. 12, 31 = Joh. 16, 11: o agxtov tov
xaofiov Tovrov.
Le.4,8*=Mt.4,10.
a. Hom. Clem. VIII, 21. p. 92, 11.
^oxQipaji£Pog^ ovp fg^ yiyQaxTar xvqiop top d-eop oov
g>oßfi9i^cii xal avTip Xargevceig iwpcp.
b. Hom. X, 5. p. 101, 26.
ro5 i[ig>coZsvovri ip ry vfiersQa xaQÖlgt öbip^ ofpn wöxsq
ix^öopreg XiyrixB' xvqiop top ^bop $oßrjd-ipp xal avtfp
ftoptp XaTQevöeig.
c Deut 6, 13. LXX,
XVQIOP TOP d^eop öov q>oßi]d^ijay xal avrm ftopo) XaxQsv-
OBig.
d. La 4, 8.
xal dxoxQid^elg 6 Tijöovg eljtBP avrS' yByQOjtxac jtQoaxv-
p/^OBig XVQIOP TOP d^BOP OOV xal avtS (aopco XatQBVöBig.
e. Just Dial. c. Tryph. c. 125. p. 354 D.
dxoxQlvBTai yixQ avrtp' yiyQajtxar xvqiop top d^BOP aov
xQooxvpTJOBig xal avTCp [lopco XaxQBVOBig,
-„..-V -V -• »-.//^ -»...^ *~^->. -V
f. Just Dial. c. Tryph. c. 103. p. 331 C.
xdi dxoxQlpaödui^ avT<p top Xqiotop' vjtayB ojtiag} fiov^
OaTapa' xvqiop top ^bop öov xQOOxvptiöBiq xal avrw idopto
XazQevöBig.
g. Pseudo-Ign. ad Philipp. XII. p. 226, 8.
dxoxQtPBTar vxayB, oaxapä^ ovx bIxbp' vxayB oxioco f/ov
— ov ycLQ vxoOTQi'^ai olog re — dXXa' vxar/B oatapä'
. . . XVQIOP ycLQ TOP ^BOP OOV XQOOxvp/jöBig xal avT(p //opq}
XaTQBvOBig.
h. Martyr. BarthoL § 4. 5. p. 249 sq.
XiyBi avTq 6 xvQiog' vxayB oxlowjwv, cazapa' yiyQaxrai
yOQ' XVQIOP TOP ^BOP OOV XQOCXVPTjCBig xal aVTCp flOPO)
XcCTQCVÖBig,
Texte n. Uoteraaebongeii X, 9. 3
34 AuBsercanonische Paralleltexte eu Lc
i. Mt. 4, 10.
rote Zsysi avraj 6 ^Itioovg' vjtaye caxava' yiyQaxrai
yao' xvQiov rov d^sov öov XQoCxvvJjosiq xal avrc5 fi6rq>
XaTQevöeig.
k. TertulL Scorp. c. 15.
quod audierat diabolus a domino : Recede satana, scandalum
mihi es. Scriptum est: Dominum deum tuum adorabis et
soli servies.
Die Selbstständigkeit der in den Clementinen fliessenden
Evangelienquelle zeigt sich femer in dem q>oßi]&fiou = Ä^*»r =
LXX: g>oßfi^öij Deut. 6, 13. Der Zusatz oxlooo fiov, welchen
schon Origenes, Hieronymus, Pseudo-Ignatius als unecht
bezeugen, findet sich doch auch wie in dem einen Citat Justins
so in dem Martyr. Barth. Aber es ist mir wahrscheinlich,
dass aus Mt. 16, 23 nicht blos dies oxIöcd fiov, auch nicht blos
das scandalum mihi es bei Tertullian, sondern der ganze Satz:
vxccye oaxava, sei es durch den ersten Redaktor, sei es bei einer
späteren Textrecension des ersten Evangeliums nach Mt. 4, 10
yerpflanzt worden ist. Das Motiy dazu lag nahe, sobald einmal
die nach Lc. und dem Mart. Barth, zweite Versuchung im ersten
Evangelium umgestellt und dadurch zur dritten und letzten ge-
macht worden war. Dagegen hätte das Wort vxayt, caravä
Lc. 4, 8 keinen Sinn gehabt, wie es denn auch hier sowie in dem
Clementinentext mit Recht fehlt. Die ursprüngliche Reihenfolge
der Versuchungen ist sicherlich von Lc. eingehalten. Justin
hat das eine Mal aus Lc, das andere Mal aus Mt. citiert. Und
Zahn hat recht, wenn er (Gesch. des Kanons I, 2, 490) sagt, dass
der Matthäustext, welchen Justin in Händen hatte, damals schon
eine Geschichte hinter sich hatte.
Lc. 4, 9 = Mt. 4, 5. 6\
a. Martyr. Barth, c. 4. 5. p. 249 sq.
kyivBTO xal tqIttj jceigaola JtQoq rov xvqlov dratpiQSi yag
avTOP elg ro jctSQvyiov rov hgov xal Xiyer el viooTltov
d^BOVj ßaXe aeavTOv xarco,
b. Mt. 4, 5. 6*.
rote jtaQaXafjßavsL avtop 6 öiaßoXoq elg r/Jr aylav xoXiv
[Not. Ed. Cod. Sin. ed. Tischendorf p. 58: x6 loväaXxov oix
Texte und Untersncbangen zu Lc. 4, 9. 10. 11. 35
Bxsl' dg x^v aylav JcoXiv, aX)^ iv IsQOVöaXTJfi] xcä iartiasp
mrop ijrl ro xxBQvyiop rov hgov^ xal XiyBi avxcp' sl vlog
el rov ß-BOVj ßaXs öeccvxov xat<D.
c. Lc. 4, 9.
marfBv Sk a^ixov dg %QovoaX7jfi xal iöxfjCBP ijtl x6 jtxs'
Qvyiov xov le(f0Vj xal bIxbp avxS' d vlog bI xov d-BOVy
ßaXB öBcnnov ivxBV&Bv xaxa>.
Das Martyrium Bartholomaei sagt ausdrücklich, dass die
Versuchung auf des Tempels Zinne die dritte {xqIxtj jtBiQaola)
gewesen ist, und dieses Zeugniss muss um so mehr entscheidend
sein, als der Text dieser aussercanonischen Relation von Lc. un-
abhängig ist, vielmehr der Yon Mi benützten Becension der
Yorcanonischen Quellen nahe steht. — Übersetzungsvarianten
des gemeinsamen Urtextes sind avatpBQBi = jtaoaXaußavBi —
fjyoYBV ovror = WÄW^, wie Delitzsch zu Mt. 4,5 rüoküber-
setzt. Dagegen stammt der Ausdruck: Big xfjv aylav jtoXiv von
der Hand des Evangelisten. Vgl. zu dieser judenchristlichen
Bezeichnung der heiligen Stadt Mt. 27, 53. Man sehe femer
Apoc. 11, 2, wo, verglichen mit dem Lc. 21, 24 erhaltenen Urtexte,
der judenchristliche Apokaljptiker für %QovoaXj]fi ebenfalls 97
xoXig fj ayla eingesetzt hat Man erwäge endlich, dass zu Mt.
4, 5 die urtextliche Lesart: %QovöaX^(i sogar im Hebräerevan-
gelium erhalten gewesen ist Vgl. Agrapha, S. 336f.
Lc.4,10. ll = Mt4,6^
a. Pseudo-Ign. ad Philipp. X. p. 224, 14.
oxi xolg ayyiXotg avxov ivxBXBtxac xbqI oov, xal ijtl x^^'
Q<ov agovol ob, xov ntj XQOCxotpat jtQog Xld-op xov jcoöa
oov.
b. Lc. 4, 10. 11.
yifQajtxai jag oxi xolg ayyiXoig avxov ivxBXBixac jtbqI öov
xov öiaqwXa^ai CBy xal 0x1 kxl x^^Qciv agovolv ob, fi/jjtoxB
XQOOxotpug JiQog Xlß-ov xov jtoöa oov,
c Mt 4, 6^
yiygccjtxai jclq oxi xolg ayyiXoig avxov kvxBXBlxat jrepl öo\\
xal ixl ycipcSj; agovolv ob, fdi]jroTB jiQoax6^7]g xoog XlD-ov
XOV jioöa oov,
3*
30 AussercaDoniBche Paralleliexie so Lc.
d. Psalm. 91, il. 12. LXX.
ort xoli ayyiXoiq avrov ivrakeirai x6qI oov rov dus^vXa-
§ai Iv jtaaaig xatq oöolg oov ixl ^cipcSf aQovol öe, fi^xore
jtQOOxofpijg JtQog Xlß-ov rov jtoöa öov.
Zu bemerken ist die Abweichung des pseudo-ignatianischen
Textes von der auch in den canonischen Parallelen befolgten
Version der LXX.
Le. 4, 12 » Mt 4, 7.
a. Martyr. Barthol. § 5. p. 250.
Xiysi avrS 6 xvQtog' ovx ixxeiQaaeig xvQiov rov ß^eop
oov.
b. Mt 4, 7.
I9P?; avrä o ^Ifjoovg' jtaXtv yijQOJixav ovx kxjtet^aoeig xv^
QlOP TOP &£0V Oov,
c. Lc. 4, 12.
xal djiGTcgid-Blg bIjisv avrm 6 *If)Oovg ort eiQfircu' ovx Ix-
XBigdosig xvqiov rov ß-eop oov,
d. Deut 6, 16. LXX
ovx kxüiBLQaOBig XVQIOV rov ^bov oov.
Zu ovx kxjcBiQttöBig bemerkt Meyers Commentar (Die Eyt.
des Mc. und Lc. von Bernhard Weiss und Johannes Weiss
herausgegeben S. 362): „Vielleicht nahm Lc. dies als Befehl, den
„Herrn*^ Jesus nicht zu versuchen.^* Bezüglich des im Martyr.
Barth, erhaltenen Textes muss dieses „Vielleicht^^ fallen. Denn
hier fehlt das jtaXiv yiyQajtrai des Mt. und das ori Blgijrai des
Lc. Der Satan soU Jesum als seinen Herrn und Gott nicht ver-
suchen! Dieser Sinn entspricht auch dem Zusammenhang von
Deut. 6, 16 und lässt die dritte jtBiQaola als die Spitze aller Ver-
suchungen erscheinen.
Lc. 4, 13 = Mt 4, 11*.
a. Hom Clem. VIII, 22. p. 92, 13.
jtXrjv 6 r(Sv aOBßSv ßaoiXsvg xara jtoXXa rov rSv bvob-
ßcov ßaoiXia oiQog ro tavrov ßovXrjfia jtagayBiv XBCQcifievog
xal fi^ övvrjd^Big kjtavoaro.
b. Just. Dial. c. Tryph. c. 125. p. 355 A.
xal ^rr?]fiivog xal iXijXBy/iivog ajcivBVOB rors 6 öiaßoXog.
Texte and üntenuchungen zu Lc. 4, 12. 13. Mt. 4, 11. 37
c. Martyr. Barthol. § 5. p. 250.
xäi dg>avf)g iydpero 6 öiaßolog.
d. Lc. 4, 13.
xcH cwreXiöccQ xavra xBiQaöfiov 6 öidßoXog djtiartj djt'
ceixov axQi xoioov [C!od. Cantabr. yooi^ov].
e. Clem. AI. Eclog. proph. § 53. p. 1002.
kop g^fjor xäi axiöxri ax avxov elq xaigov.
f. Mt 4, 11*
roT£ awlriCiv avxov 6 diaßoXoq [Syr. Cur. add.: axQi
Die ftinf Varianten: aq>av^ ylveo^ai — jravao&ai — ajto-
vsveiv — aq>iivai — dütootrivai gehen waKTSchernlTcii au? das
Qoellenwort bin zurück, welches ,,ent8ch winden, hinschwinden,
aufhören, ablassen, absehn^^ u. s. w. bedeutet. Vgl. Fürst I, 377^.
Daas die im dritten Evangelium gebrauchte Version djtoorijvai
dem Incanisch-paulinischen Übersetzungstypus angehört hat und
schon vor Lc. vorhanden gewesen ist, beweist 2. Cor. 12, 8, wo
Paulas unter tiefsinniger Bezugnahme auf die dreimalige Ver-
sachung Jesu sagt: rgig tov xvgtov jtaQaxdXeoa^ Iva djtoarfj
ax ifiov^ und wo durch die von den besten*Zeugen beglaubigte
Lesart: ayyeXog caxäv (nicht caravä) die Bezugnahme auf die
Versuchungsgeschichte noch deutlicher hervortritt, sofern hiemach
nicht ein Engel des Satan, sondern der Satan selbst, wie bei Jesu
Versuchung, so bei Paulus als Versucher erscheint, der, wie
er den Meister verlassen hat — axicrtj djt avxov nach Lc.
— , so auch den Jünger verlassen soll: djiooxy dn iuov nach
Paulus. Die weiteren Varianten: axQt xaioov (Lc.) = aygi
XQOPOV (D) = alg xaigop (Clem. AL) setzen das üebräische r?"!?
Toraus und beweisen dadurch, dass dieser Textbestandtheil zur
Quelle gehört hat.
Mt 4> 11* = Mc. 1, 1S^
a. Exe. Theod. § 85. ap. Clem. AI. p. 988.
(og ap fjdfj ßaöiXsvg dXrjd'fjg vjt dffiXmp inöti öiaxovslxat.
b. Just. Dial. c. Thryph. c. 79. p. 305 C.
xtQi ov öiaxopBtv yeYQafifiivoi elolp ol ayyaXoi.
€• Mc. 1, 13«.
xcü ol arffBXoi öitpcovovp avxm.
38 Aussercanonische Paralleltexte su Lc.
d. Mt 4, 11^
xal löov ayytXoi jcQoCfjX&ov xäi öitjxopovp avrfß.
e. Aphraates Hom. XX. p. 321 ed. Bert.'
Und die Engel dieneten ihm, wie oben gesagt war in
seinem Eyaugelium: Die Engel kamen herab und dieneten
Jesus.
Der letzte Schluss der Versuchungsgeschichte ist von Lc.^
der gerne — und am Ende der Perikopen besonders gerne —
kürzt, weggelassen.' Daftlr bezeugen die Worte Mc. 1, 13^: xci
Ol ayyBloi ditjxovow avrqi — , dass der zweite Evangelist den
Versuchungsbericht in seiner ganzen Ausdehnung vor sich hatte.
— Das „kamen heraV* im Aphraates-Text leitet Zahn (Gesch.
des Kanons 1, 1, 126) aus Joh. 1, 52 ab. — Zum ganzen Ver-
suchungsbericht vgl. Weiss, Marcus S. 47. 51.
Lc. 4, 20.
a. Diatessaron Arab. ed. Ciasca p. 9^.
Et plicuit librum reddiditque illum ministro, et abiit et
sedit.
b. Lc. 4, 20*.
xal Jtrv^ag ro ßißXiov djtoöovg t<5 vjctjQhT^ kxad-iOBV,
Die Perikope Lc. 4, 16 — 30, die erste in Marcions Evangelium,
soll nach der Intention des Lc. ein Ersatzstück sein an Stelle
von Mc. 6, 1 — 5, welcher Abschnitt bei Lc. fehlt, wohl aber vom
ersten Evangelisten Mt. 13, 53—58 reproduciert worden ist. Ob
bereits das Urevangelium eine analoge Perikope enthalten hat,
ist schwer zu entscheiden. Jedenfalls hat Lc seinem Quellen-
bericht eine starke redaktionelle Überarbeitung angedeihen lassen.
Dagegen hat derselbe sicherlich den ursprünglichen Standort des
Berichts wiederhergestellt. Das Motiv dafür, dass Jesus nicht
Nazareth, sondern Kapemaum zum Mittelpunkt seines Wirkens
in Galiläa gemacht hat, tritt bei Lc ebenso deutlich zu Tage,
wie das Programm für das galiläische Wirkungsjahr. — Das
aussercanonische abiit im Diatessaron bezieht sich auf das
Weggehen von der xai^töga in der Synagoge und die Rückkehr
auf den Platz.
Texte und Untersuchangen zu Lc. 4, 20. 22. 39
Lc. 4, 22 = Mc. 6, S = Mt 13, 55.
a. Celsus ap. Orig. c Cels. VI, 34.
dioTij olfiai^ . . fjv rixTCOp T?}r rixvfjv.
b. Mc. 6, 3.
ovx ovrog Ioxlv 6 rixTcav, 6 vloq rrjg Maglaq;
c. Just. Dial. c. Tryph. c. 88. p. 316D.
xäi TSXTOVog vofit^Ofiipov — xahxa yuQ rä xexxopixa
Igya elgya^exo kv dp&Qcojtoig mv^ aQOXQa xäi Cv/a^ öia tov-
x(ov xal xa xrjg öixaioov P7}g ovfißoXa diöacxwv xai ipsQYf
ßiov.
d. £y. Tbomae Graece A. XIII, 1. p. 152 ed. Tischendorf.
6 öe Jiaxi^Q avxoZ xixxmv /yr, xal ijtoUi kv x^ xaiQq
ixelpq} oQoxQa xäi Cvyovg.
e. £y. Thomae Latinum XI. p. 175.
Erat architector Joseph et faciebat ipse aratra et juga
bobunu
f. Ev. Thomae Cod. D. XXXVII. p. 105.
Erat autem Joseph architector et faciebat juga boum et
aratra versoria ad culturam apta ligneosque operabat lecto&
g. Ev. Pseudo-Matth. XXXVII. p. 105.
Et cum esset Joseph faber lignarius et nihil aliud ex ligno
operaretur nisi juga bobum et aratra et terrae versona et
culturae apta, ligneosque faceret lectos.
h« Actus Petri c Simone c. 23 p. 71. ed. Lipsius.
Simon autem dixit: Audaciam habes loqui de Jesu Nazareno,
fabri filio et ipsum fabrum, cujus genus in Judaea posi-
tum est?
i. Et. inf. Arab. c. 38. p. 201 ed. Tiscbendorf.
Josephus autem per totam urbem circumiens dominum Jesum
secum ducebat, cum propter opificium ejus homines illum
accerserent, ut portas ipsis et mulctralia et spondas et arcas
conficeret; eratque cum ipso dominus Jesus quocunque
ibat. """^ ""~"
Im Vorstehenden sind die wichtigsten aussercanonischen
Anf&hrungen zusammengestellt, die an das canonische — von
40 Aussercanonische Paralleltexte zu Lc.
Lc. wie Mt. gleichmässig weggelassene, also wohl nicht zur vor-
canonischen Quelle gehörige — rixrop des Mc. anknüpfen.
Lc, 4, 24 = Mt. 13, 57 = Mc. 6, 4.
a. Didasc. II, 58. p. 280 = Const. II, 58. p. 88, 21.
ovÖBlg yctQ ngotpi^xriq, ^tjoly öexrog iv r^ Idla nargldi.
b. Lc. 4, 24.
ovÖBiq 3tQoq>fix7iq öexrog ioriv kv tw ^taroldi lavxov.
c. Joh. 4, 44.
nQO(jpritriq iv t(j löla jtaQlöi rtfifjv ovx l;^««.
d. Mt 13, 57.
ovx lanv xQoq>rirfjq aripiog el (irj kp rf} löia narolöt xal
ip T^ olxla avtou
e. Mc. 6, 4.
ovx söTiP jtQoqtrjTTjg ati/iog el fiij ip xy xarglöi havxov
xal xolg övyyepBvOip ctvxov xal ip xy olxla avxov.
Die Annahme, dass die Abschnitte Lc. 4, 16—30 = Mc. 6, 1 — 6
= Mt. 13, 53 — 58 ursprünglich identisch seien, findet namentlich
auch durch vorstehendes Logion einen festen Anhalt, welches Lo-
gion alle vier Evangelisten gemeinsam haben. Die Stellung
dieses Logion bei Johannes spricht auch dafür, dass die ganze
Perikope, welcher es angehört, bei Lc. am ursprünglichen Stand-
ort — am Anfang der galiläischen Wirksamkeit Jesu
— erhalten, dagegen von Mc. und in Folge dess auch von Mt.
umgeschaltet worden ist. Für jtaxglg bietet sich rnbi^a dar,
welches von den LXX Esth. 2, 10; 8, 6 mit jiaxglg übersetzt wird,
aber auch (z. B. Gen. 12, 1) die Übersetzung ovyyipeia zulässt.
Der Urtext würde dann folgendermassen zu reconstruieren sein:
inibilaa «'^Djb lins ^Ä. Zu erwähnen ist jedoch noch, dass
wie hier ov ötxxog und axifiog correspondieren, so zu Mt. 10, 41
die Varianten dixeod-at und xi/iap auftreten. Vgl. Heft II, 127 f.
Lc. 4, Sl = Mt. 4, 13.
a. Tert. adv. Marc. IV, 7.
Anno quintodecimo principatus Tiberiani [Marcion] proponit
eum [deum] descendisse in civitatem Galilaeae Capharnaum.
Texte and Untersuchungen zu Lc. 4, 24. 31. 32. 41
b. Dial. de recta fide ap. Orig. Opp. I, 823.
Ijrl TißiQlov KalaaQog ijtl xQOPCOP TliXatov xarfjk&ev.
c. Ibidem p. S68 sq.
€l yoQ xäi jtQOTSQOP iXaXei rs intiyyiXXhrOy ovts ayraHitog
^v, ovTB TOTE XQ&TOV^ äq (paöiv, kx\ TißsQlov xareX&cQV
ItpavTi ip KatjpaQvaovii.
d. Lc. 4, 31.
xoü xaxfjXd^Bv slg Ka<paQvaovu jioXiv xriq FaXiXalag [D
add.: ttjv xaQadaXaaaiov Iv ogloiq ZaßovXmv xäl N€g>d^a'
Xslfi], xal rji; diöaoxop avtovg hv xotg öaßßaaiv.
e. Mt. 4, 13.
xal xaraXixmv xrjv Navaga iX&ojv xartpxrjaep slg Kaq>aQ'
vaovfi r?)p jtaQa&aXaöclav iv ogloig ZaßovXmv xal Ns^-
^aXsl/i.
Auch die sicher vor Entstehung des Lucasevangeliums ge-
schriebene Notiz des ersten Evangelisten: xaraXcxciv rfjv Na-
Caga — lässt einen Vorgang, wie den Lc. 4, 16 — 30 geschilderten,
als wahrscheinliches Motiv der Übersiedelung Jesu nach Kaper-
naum erkennen. Der Zusatz: r^/r JtaQa&aXaöCiov xrX, ist viel-
leicht ein Rest des Quellentextes, da in diesem Falle beides sich
erklärt, sowohl das bei dem ersten Evangelisten Mt. 4, 14. 15 aus
Jes. 9, 1 f. beigeftlgte alttestamentliche Citat als die Einfügung
dieses Zusatzes zu Lc. 4, 16 durch Cod. Bezae, der, wenn auch
keineswegs immer, so doch häufig gerade bei Lc. und den hier
▼orgenommenen Änderungen und Ergänzungen von der Quelle
abhängig erscheint. — Marcion lässt mit einem Sprung von
der in Lc. 3, 1 gegebenen Zeitbestimmung nach Lc. 4, 31 sein
Evangelium beginnen, indem er das xar^Xd^ev gnostisch-doketisch
als ein Herabkommen Gottes vom Himmel darstellt. Vgl. Hippol.
Ref. Haer. VII, 31 p. 396 ed. Duncker: x^Q^^S yBvioea)g Ixh
xevrtxaiSexaTco rrjg ^yenovlag TißsQlov Kalöagog xaTeX7]Xv&^'
vai ccvrov avod^ev.
Lc. 4, S2 = Mt. 7, 29 = Mf . 1, 22.
a. Just Apol. I, 14. p. 61 D.
ßQax^ di xal avvTOiioi xaQ avxov Xoyoi ytyovaaiv ov
yag ao^iöxtjg vx^qxbv, äXXu övvafiig d'sov 6 Xoyog au-
TOt 1JP.
42 Aassercanonische Paxalleltexte su Lc
b. Just. DiaL c Tryph. c. 102. p. 329 C.
^ ycLQ Tov laxvQov avrov Xoyov övvafiic^ öi* >/$ del fßsyx^
Tovg ov^fiTovinag avxm ^agiocuovg xai ygaiifiazslg.
c. Lc. 4, 32.
ort iv i^ovola tjv 6 Xorog axtov.
d. Mt 7, 29.
riv ycLQ ötöaaxcov ccvrotg dg i^ovolap tx<op, xai ovx (og ol
ygafifiaxetg ovrciv.
e. Mc. 1, 22.
Tjv yoQ öiöaoxwv avrovg oog i^ovolap l^^r, xai ovx <og ol
YQafifiatBlg,
f. Exe. Theod. § 3. ap. Clem. AI. p. 966.
öwafiig yoLQ ol koyoi rov xvqIov,
Richtig nimmt Weiss (Matthäus S. 224) mit Rücksicht auf
Lc. 7, 1: ijteiöfj kjtXriQooev Jtavta ra gri/data vavxa — an, dass
Mt. 7, 28*: xai kyivBxo oxb irikeasv 6 ^Itjoovg rovg X6yot)g rov-
TOvg als abschliessende Formel der Bergpredigt bereits in der
vorcanonischen, nach seinem Ausdruck apostolischen, Quelle ge-
standen haben müsse, indem er jedoch die Lucas-Parallele eine
„wortliche Umschreibung^* nennt, während sie thatsächlich eine
andere Übersetzung des Urtextes repräsentiert. Vgl.
V •• T • ♦ ; - T » - - : • t -
Mt. 7, 28 : xai iyivsro ore iri/ieöev 6 ^Itjoovg rovg Xoyovg roi-
Tovg —
Lc. 7, 1 : ij^tid?) ij(X?jQO}0ep Jtavxa xä Q/juara
xavxa.
Dieselben Varianten üiXi]qovv = xtXuovv = luixhlhlv finden
sich zu Mt 23, 32 im Pseudo-Petrusevangelium uud in der
Esra-Apokalypse, und ich habe bereits nachgewiesen (Heft
Ü, 279 f.); dass die Version jtXfjQOvv für nis schon bei den Sep-
tuaginta vorkommt Dagegen würde es befremdlich sem, wenn
Lc, ohne dass ihm eine andere Version des hebräischen Urtextes
als die vom ersten Evangelisten gebrauchte vorgelegen hätte,
das an dieser Stelle richtigere ixeXeoep durch das weniger ge-
eignete ijtXi^Qcoaev „umschrieben'' hätte. Immerhin aber erkennt
Weiss die Quellenmassigkeit von Mt 7, 28* (= Lc. 7, 1) an.
Dagegen schliesst er merkwürdiger Weise Mt. 7, 28^. 29 = Mc. 1, 22
= Lc. 4, 32 von der Quelle aus. Hier kommen uns aber die
Texte und Unienuchungen zu Lc. 4, 32. 5, 5. 43
atissercanonischen Paralleliexte zu Hilfe, indem sie uns zu k^ovala
die Variante övpaiiig bringen, welche auch durch 1. Cor. 2,4
beglaubigt wiri Es ergeben sich hiemach folgende Über-
setzungen:
Idvpafiig &6OV 6 Xoyog avzov tjv (Just.)
efujPo^ ol XoyoL rov xvqIov (Theod.)
iv i§ovalg riv 6 Xoyoq avxov (Lc.)
Dazu kommt in den Citaten Justins derselbe Gegensatz
gegen die ^Qioaiovq xäi ygafifiatBlg (== aog)iaTag) wie bei Mc.
und Mt. Man Tgl. ov yaQ oo^iorrjq vjitjqxbv (Just.) = ovx cog
Ol YQafifiarBlg (Mc.) Mi Endlich vgl. man auch 1. Cor. 1, 20:
jrov Cotpog; xov yQauficttevg ; 1, Cor. 2, 4: o Xoyog giov . . . ovx
iv xeiß^olg Cog>lag Zoyoig, dXZ^ hv axoöel^ei JtVBVfiaxog xal öv-
vdf^Biog, und dazu Just. Dial. c Tr. c. 102 p. 329 C: 17 yag rov
loxvQov Xoyov övvafiig.
Lc. 5) 5.
a. Cod. Cantabr. Lc. 5, 5.
6 de JHficov ajtoxQslg [sie] elxev avrq)' öiödoxaXs, 6i* oXrig
rijg pvxrbg xoxidoavreg ovöhv iXdßofiep' im de rm Q^/iarl
aov ov fuj jtoQoxovoofiai (xaQaxovaofiev).
b. Lc. 5y 5.
xai dxoxQi&slg UliiODv elx€V' ixioraxa, dt oXrjg wxxog
xoxidoavxeg ovöhv iXdßofiev ixl de xfp Qi^fiaxl öov xaXaoca
xd ölxxvdL
Die Perikope Lc. 5» 1 — 11 soll nach der Intention des dritten
Evangelisten ein Aequivalent bilden zu den parallelen Erzählungen
Mc 1, 16— 20= Mt. 4, 18-22. Eine eingehende Textvergleichung
zeigt aber sofort, dass hier nur Mt. aus Mc. geschöpft hat, dass
aber für Lc. eine andere Quelle floss. B. Weiss (Marcus S. 55 —
58. Matthäus S. 124. 125) hat endgiltig festgestellt, dass hinter
dem Berichte Mc. 1, 16 — 20 eine frühere Quelle, etwa das Ur-
evangelium, nicht zu suchen ist Aber auch Lc. 5, 1—11 ist
nicht aus dem Urevangelium geflossen. Sonst würde man
den Einfluss des Urevangeliums in der Matthäusperikope (Mt.
4, 18 — ^22) spüren und Verwandtschaften mit den in Lc. 5, 1 — 11
hervortretenden eigenthümlichen Zügen entdecken. Auch träcrt
44 Aussercanonische Parallelteite su Lc
der Abschnitt Lc. 5, 1 — 11 durchaus selbstständigen Typus. End-
lich sind auch die Varianten dieser Perikope gänzlich anderer
Art als die Varianten der aus der vorcanonischen Hauptquelle
geflossenen Evangelientexte. Während in der älteren patristiacheu
Literatur Anklänge an Lc. 5, 1 — 11 sich gar nicht finden, sind
die Varianten der Handschriften sehr zahlreich. Der Cod. Bezae
gibt ein völlig verändertes Schriftbild. Aber die auf Schritt
und Tritt hervortretenden Textänderungen sind mehr sti-
listischer und grammatischer Art, ohne dass sie auf einen
hebräischen Urtext hinweisen. Lucas hat also hier sicher
eine seiner Nebenquellen benützt. Der ursprüngliche Vorgang
und der ursprüngliche Zusammenhang ist zweifelsohne Joh.
21, 1 — 11 richtig erhalten. Die Perikope Lc. 5, 1 — 11 gehörte
eigentlich in die Auferstehungsgeschichte. Daher auch das stark
ausgeprägte Sündenbewusstsein des Petrus Lc. 5, 8. In dieser
Anpassung freue ich mich mit Weiss zusammengetroffen zu sein.
Vgl. Leben Jesu I, 429 ff.
Le. 5, 8.
a. Cod. Cantabr. Lc. 5, 8.
o öh Slf/cDP jtQOödjteosv avrov roTg xoo\p Xiycov naQa-
xaXca , e^eXd^e ast kfiov, ort avfiQ afiaqrcoXoq elfiit xvQte.
b. Lc. 5, 8.
löwp ÖS Ulficop nixQoq jeQOCejtsösp zotg yovaötp *I?jOov
Xiy<DP' e^eX&s aji ifiov, ort dprjQ aftaQxoXoq slfiCy xvQie,
c. Cod. Colbert. Lc. 5, 8. p. 73. ed. Belsheim.
Cum videret autem Simon Petrus, procidit ad pedes Jesu
dicens: Pro te, exi a me, domine, quia homo peccator sum.
d. Diatessaron Arab. ed. Ciasca p. 10*.
Cum autem vidisset Simon Cephas, procidit ad pedes Jesu
et dixit Uli: Domine, petoate, ut a me recedas, quia homo
peccator sum.
Dass mit dem Cod. D, den Italae, der syrischen Version
auch Tatian zusammentrifft, beweist, dass das jragaxaXco bereits
im Archetypus des Cod. D zu lesen war. Vgl. Heft I, 36. 47.
Das Evang. Hieros. liest hier: Exi, discede a me, quia ego
homo peccator sum. Domine mi (,isn)*
Texte und Untersachungen zu Lc. 5, 10. 11. 45
Lc. 5, 10.
a. Cod. Cantabr. Lc 5, 10.
fjCav <J^ xoivawol avrov ^laxoßog xal ^/(Davrjg, vlol Zeße-
dcdoV 6 6b djtsv avroTg' öevzs, xal ftt) ylvecd^B aXulg
Ixdvmv xoirjöa) yaQ vfiäg aXutg dv&Qoijtcov.
b Lc. 5, 10.
o/iolcog 6h xäi *IaxG)ßop xal ^Imavptiv viovg Zeßsöalov, ot
ffiav xoivmvol rtp Stfiwvi. xal ebiev jtqoc tov 2i(i(ova 6
^Ifjöovg' li^ q>oßov' dxo rov vvv äv&QfoJtovg ?öj; ^oyQdop.
c. Mc. 1, 17.
xal dxev avxolg 6 %j6ovg' öevre oyrlocD fiov, xal xoir}Ca>
vuag Ysvici^ai aXieTg äpd-ooijKOV,
d. Mt. 4, 19.
Tcal XiyBi avtolg' devTS oxloco (lov, xcct jtoifjoo) vfiag aXutg
dp&Qoixop. ^^
Mit y. 10. 11 müBdet Lc. in die Darstellung des Mc. ein
und gibt dadnrch seiner anderswoher entnommenen Einschaltung
einen synoptischen Schlnss.
Lc. 5^ 11.
a. Cod. Cantabr. Lc. 5, 11.
ol de dxovoaPTBg xavxa xariXeitpap ixl rfjg yfig, tuA ^xo-
Xov&ficap avT(3.
b. Lc. 5, 11.
xci xaxayarfopteg ra xXola ixl r^p y^Pf dq>iprBg xdpxa
i^xoXov&f/Oap avT(p.
c. Mc 1, 18.
xäi Bv&vg ofpipxBg rd ölxrva ^oXov07)öap avrcp.
d. Mt 4, 20.
ol 6h Bvd'ia}g dtpipxBq rd 6lxxva 7)xoXov&i]öap aixw,
e. Mt 4,22. ^
oi 6b BvO'ia}g dtpipxBg x6 xXoTop xal xop xaxiQa avxcip
TjxoXovB^oap ccix<p.
In Lc 5, 11 klingt nach der canonischen Fassung der Mar-
CQ8*Text noch denÜicher an. Die aussercanonische Fassung des
Cod. D erinnert an das Incanische: TcaxaXixcop xdpxa (Lc. 5, 28)
sowie an ein von Agathangeln s überliefertes Herrenwort: bX
46 AnssercanoniBohe Paralleltoxte za Lc
riq ag>f]öei xavxa xrL Vgl. Agrapha S. 404. — Hiermit
schliesst die Perikope Lc. 5, 1 — 11, von deren zahlreichen, aber
meist werthlosen, Varianten vorstehend die wichtigsten mitge-
theilt sind.
Lc. 5, U = Mt 8, 4 = Mc. 1, 44.
a. Lc. 5, 14.
djteX&cov 6sl§ov öeavzdv rm legst xäi jtQooipeyxs jteQl
Tov xad-agiögiov öov, xad-cog XQOöixa^BV Mtovarg elq fiaQ-
TVQiop avrolg.
b. Cod. Cantabr. Lc. 5, 14.
ojteXO^B öe xal öbI^ov obovxov reo UqbX xdL jtQoospeyxa jrsQi
TOV xad'aQia/iov öov xad-atg JtQocixa^ev McDvorjg, Xva elg
fiagxvQiop 7j vfitp xovxo,
0. Marcion ap. Epiph. Haer. XLIL p. 312 B. 322 D. = Tert adv.
Marc. IV, 9.
ajtBX&cop öet^op oeavxop xm legst xäi jtgocipsyxe Jtsgl xov
xa&agiöfiov öov, xaO-cog jtgooixa^s Mmvc^g, tpa {j fiagxv-
giop xovxo vutp.
- "^ >*.^^ ^^_. .*^-v. ,
d. Syr. Cur. Mt. 8, 4.
vjcaye obovxop ösl^ov xotg Isgsvoip xäi Jtgoöipsyxs xo
OmgoPy xa&a)g jtgoösxa^sp Mwvöfjg, ipa ij elg (lagxvgiop
avxotg.
e. Mt. 8, 4.
vjtaye öeavxop öet^op reo leget xäi Jtgoötpeyxov xo öiSgop,
o Jtgoaixa^ep Movoijg elg (iagxvgiop avxotg,
f. Mc. 1, 44.
vjraye oeavxop dst^op xm legst xäi jtgooipeyxe xegl xov
xa&agiOfiov Cov^ a Jigocixa^ep Man^aijg elg fiagxvgiop avxotg.
g. Didasc. VI, 19. p. 332 = Const. VI, 19. p. 180, 24.
jtogsv&e)g öet^op ösavxop xqi ägxieget Tcal jtgooipeyxe xo
öcogop, o jtgooixa^e Ma}oijg elg fiagxvgiop avxotg.
Mit der Perikope Lc. 5, 12—16 = Mc. 1, 40—45 = Mt. 8,
2 — 4 betreten wir wieder urevangelisches Gebiet. Vgl. Weiss,
Marcus S. 71 ff. Matthäus S. 226. Ohne Zweifel ist die ürrela-
tion in Mt. 8, 2 — 4 erhalten. Wenn aber Weiss in Folge dess
nur das vjtaye des Mi und Mc, nicht aber das ajteXd^Ap des
Lucastextes als Urtext gelten lässt, so fehlt hier eben nur noch
Texte Qnd Untersuchungen zu Lc. 5, 14. 17. 20. 47
die Erkenntniss, dass wir in diesen canonischen sowie in den —
Ton Weiss nicht berücksichtigten — aussercanonischen Varianten:
cutsld-s (Cod. D) = xoQBV&elg (Didaac, Const.) verschiedene
Übersetzungen von -fb vor uns haben. Man vgl. nur das djtiX-
d^ers = jtoQBV6C&6 = jtoQSvd-ivreg = djtBkd^opreg = xeQiXovreg
des Taufbefehls, Heft II, 393 ff. Ebenso ist nicht blos a urtext-
lich, sondern ebenso o als Version des indeclinablen lOK. Da-
gegen ist das aQxuQsl der Didasc. und Const. sichtlich apokryph.
Le. 5, 17 = Mc. 2, 2.
a. Cod. Cantabr. Lc. 5, 17.
xäl iyivBTO iv ftia xöiv i^ftsgäv avrov öidaöxovrog övveX-
&bZv Tovg g>aQioalovg xal vofioötöaCxaXovg. TjOav öh cvp-
BXffXvd'orBg ix Jtaarjg x(D(ii]g rijg FaliXalag xal %vdaiag
TOV laod-ai avTovg.
b. Lc. 5, 1 7.
xciL lyivBxo iv ftia rcov rjfiBQmv, xal avrbg rjv öiöacxmv'
xcä Tjöap xa&rjfiBvoi (paQiöaloi xal vofioöiöäöxaXoi, ot y^Cav
' iXfjXxyd-OTBg ix xaorjg xcifirjg xrjg FaliXalag xal *Iovöalag
xal %QOVöaXf}fi* xal övpafiig xvqIov t/v stg rb läcd^ai av-
rovg [avrov].
c Mc. 2, 2.
xal cvvrixBi^av JtoXXol, ciörB fdTjxin ;^e»()£fi; fiijÖB rd jtQog
Tfv dvQav, xal iXaXsi avrotg rov Xoyov.
S^u Lc. 5, 17 ist Cod. D geeignet, ein Missverständniss auf-
zuhellen, welches in den canonischen Text sich eingeschlichen
hat Die Unwahrscheinlichkeit nämlich, dass bereits am ersten
Anfang seines galiläischen Wirkens judäische und insbesondere
jerusalemische Pharisäer und Schriftgelehrte zu Jesu gekommen
seien, fallt in Cod. D hinweg durch das weggelassene of, auf
welches selbständig folgt: rjoav iXtjXv&orsg =^ man war zusam-
mengekommen, d. h. es war Volks auch aus Judäa und Jerusa-
lem herbeigeströmt. Mehr sagt auch der Marcustext nicht aus.
Lc. 5, 20 = Mt. 9, 2«» = Mc, 2, 5.
a. Didasc. II, 20. p. 249.
ötd tovTO i COTfiQXeyBi xcöjtaQBifiivq) iv dfiaQrlaig' dq>ea)v-
48 AuBBercanonische Paralleliezte tu Lc
ral cov cd afiüQtlaij 1/ xlörig aov öic<oxi Ce' xoqevov kv
b. Const II, 20. p. 38, 19.
öia oov 6 ccoT^Q XiyBi rro xaQBifiivw iv aftagtlaig' ag>i'
optal öov ci agiaQTlai' ij Jtlörcg Oov öicmxiv öe, jroQEVov
elg slQ^prjv.
c. Cod. Cantabr. Lc 5, 20.
lödtv öh ^Ifioovg zijv Jtloxiv avröiv Xiyu rm xaQaXvrtxw'
avd-QG)XBy aq)i(ovtaL Oov ci afiagrlai.
d. Lc. 5, 20.
xal l6€ov xhv jtlorip avrcip sljrev ap&Qcojte, dwioptal 00t
al afiagrlai oov.
e. Mt. 9, 2^
xal löcop 6 ^Inoovg rf)p nlortp ovxcjp tbtsp reo jtagaXv-
Tixot' &dQ06i zixpoPf ag)lBPxal oov al afiaQxiai.
f. Mc. 2, 5.
xal Idcjv 6 ^JfMovg xhp Jtioxip avxcüp Xerei tc5 JtagaXv-
xixS' xlxpop^ aq>l£pxal Oov al a/iaQxlai,
Auch die Perikope Lc. 5, 18—26 = Mc. 2, 1—12 = Mt. 9,
2 — 7 hat hinter sich einen vorcanonischen Quellen text, welcher
am reinsten in der kurzen Relation des ersten Evangelisten er-
halten ist. Vgl. Weiss, Marcus S. 77 ff. Gleichwohl finden sich
auch in den längeren Bearbeitungen der Urrelation durch Mc.
und Lc. zahlreiche ursprüngliche Textbestandtheile, die nicht
blos an dem wörtlichen Gleichlaut, sondern auch an den gleich-
werthigen Übersetzungsvarianten erkenntlich sind. Zu dem ca-
nonischen Ausdruck jtagaXvxixog kommt hier noch aus der
Didasc. und den Const die aussercanonische Ubersetzungs-
variante nagBifiipog, welche för das bei Clem. AI. zu Lc. 5, 24
mitgetheilte aussercanonische Ubersetzungsfragment von be-
sonderem Interesse ist. Weitere Übersetzungsvarianten s. im
Folgenden; ausserdem beachte man zu Lc. 5, 22 = Mc 2, 8 =
Mt. 9, 4: 'intönp"^^ = xl öiaXoylCecO^s = Iva xl ip&vfiBlo&s.
Dagegen ist der Zusatz: jtoQSvov slg Bl()fjrf]P in den Const.
(= Didasc.) aus Lc. 7, 50 herQbergenommen.
Texte and Untersachangen zu Lc 5, 17. 20. 21. 24. 49
Lc, 5, 21 = Mc, 2, 6. 7 = Mt. 9, 3.
a. Mt. 9, 3.
xal Idov Tivhg t(5v ygafifiaxicov bIsiov iv eavrolg' ovrog
b. Mc 2, 6. 7.
f](uxv 6i xivBq T(5v ygafifiardcov ixet xad^fisvoi xal öca-
loyi^oftsvoi iv xalq xaQÖlaig ccvrcov ' xl ovxoq otJrcog iaAef;
ßXaOijpriiisV xlq dvvaxai äfpiivai ofuxQxlag el (irj elg 6
ß'Bog;
c. Cod. Cantabr. Lc. 5, 21.
xcä, i]Q^apxo öiaZoyl^söd'ai ol yga/ifiaxelg xoü 01 wMiöaloi
iv xälg xtxQÖiaig avxwv jLiyovxBg' xl ovxog XaXel ßXaog>y'
fuag; xlg dvvaxai afiagxlag aq>Blvai bI fi^ slg d-Bog;
± Lc. 5, 21.
xcä fJQ^avxo öiaXoyl^Bö&ai ol yQafifiaxBig xal ol q)aQi0aloi
XiyovxBg' xlg ioxiv ovxog, og XaXBl ßXaag)f)filag; xlg dvva-
xai afiaQxlag aq>Blvai bI (lij fiovog 6 d-Bog;
Übersetzungsvarianten sind iv eavxolg (Mt.) = iv xalg xaq-
öiaig avxäv (Mc, D c) = Q^b^. Daraas wird klar, dass Tm
Ortext der bekannte Hebraismns: bei sich selbst denken = nt3K
i^b^ = öialoylCBOd'ai (Lc.) zu finden war, der bei Mt. und Mc.
liebraisierend:^£lvoi' ^i' Bavxolg^;= iv xalg xagölaig avxcov wieder-
gegeben ist. VgrETrstlTlOS^
Lc 5, 24»» = Mt. 9, 6 = Mc. 2, 11.
a. dem. AL Paed. 1, 2, 6. p. 101.
o öOfXTJQ' ävacxa, tpriol reo JtaQBiuiva)^ xov oxltutbÖa iw
ov xaxaxBiOai Xaß<ov ojcid-t olxaÖB.
b. Mc. 2, 10»». 11.
'^^^^i.^S-i^^^^^HIf?^ öoJ Xiyoy ByBtQB agov xov xqaßax-
xlv öov xäi vjtayB Big xov ohcov öov,
c Mt9, 6.
xoxB XiyBi xA ütagahrttacm' iyBQ%^Ag agov öov x^v xXlvi]v
xal vxays dg xov obcov öov.
d. La 5, 24^. ™^
BljtBV xA xcLQaZBXvfiivtp' öol Xiyo), lyBiQB xaL agag x6 xXt-
vidtov öov xogBvov ägroi' obcov öov. ^^
Texte n. üntenaehnngen X, 8. 4
50 AHssercanoBisdie PanUleltezte su Lc.
e. Cod. Cantabr. Lc. 5, 24^.
Xiysi X(p jtaQaXvxixcö' col Zsym, l^Bige xcü cqop tov xQa-
ßarrov oov xäi xoqevov elg rov olxov cov,
f. Epiph. Haer. XXX, 34. p. 162B.
jtagd rov ovo/iarog rov laöapiBPOv fiad'BTv on agop rov
XQaßOTTOV oov xäi XOQBVOV Big TOP olxov oov 6P oaß-
ßarq).
Hier wimmelt es von canonischen und aussercanooischen
Übersetzungsvarianten. Vgl.
ntjET^ ■■ bIjübv «= Xiyei = g)ffil
D'^'iaÄrt Ti^'^^ «= ytaQaXvTixog =s xagalBZvfuvog = xoQBifdivog
Q!^p = avdora = bybiqb = kyBoS-tig
Kfej = ciQov = CLQag = /Laßdv
'Xsnip =. xlivlöiov = xXlvfi = XQaßatxog =« cxlfixovg
^i = jtoQsvov = vxajB = axi&i
?|n"'a"bÄ = Big TOP olxov Cov = o2xade.
Auf Schritt und Tritt, Wort für Wort kann man in diesem
kurzen Satz den hebräischen Grandtext herausfühlen und die
zahlreichen Übersetzungsvarianten beobachten. Wie wenig wird
dann Weiss dem Sachverhalt gerecht, wenn er hauptsächlich
nur in den Worten von Mt. 9, 6 den Gbxmdtezt wiederkennen
will. — Zu bemerken ist noch, dass der Ausdruck: xaQaXvttxog
in den griechischen Versionen des A. T. sich nicht ^ndet^^dass
dagegen die Varianten jtagaXBXvfiivog = xanBifiivog wiederholt
vorkommen. Vgl. Deut 32, 36 LXX: JtaQaXBkvfiivovg = Cod.
Oxon.: xüQBifiivovg. Vgl Jes. 35, 3.
Lc. 5, 25 = Mt. 9, 7 = Mc. 2, 12.
a. Clem. AI. Paed. 1, 2, 6. p. 101.
xagaxQ^f^ci ös 6 aQgmöroq sqqcoo&i].
b. Cod. Cantabr. Lc. 5, 25.
xäi xagaxQW^ ävaöxag kvdxiov avxcov agag xi/v xXlvfiV
axrjXd-BP elg xov olxov aixox).
c. Lc. 5, 25.
xäi xaQaxQ^ilia avaoxag ivcoxiov avxcüv, agag ttp o xare-
xeixo, dxfjXO^BV Big xbv olxov avxov.
•^•s./'X ,^S^>
Texte und Uniersuchangen zu Lc. 5, 25. 27. ^\
d. Mc. 2, 12.
xäi fjydQO^, xal ev&vg agag top xoaßaxxov i^fikd-BV lu-
xQoa&sp xavToyv,
e. Mt 9, ir
xai kjegd-Big axijXd^ep elg top oIxop avxov.
Auch hier setzen sich die Übersetzungsvarianten fori Vgl.
xoDoxQ^ua 9^ svdvg =** DktiB, apaoräg = ireQ&slg =5« nriod^) =
xJUyi? «= xDa^rro^ =« iw o xarixBiro ■= ©"t:?, ipdxiop =
MfiXQOO&ep= '»?£fc, «^i^£J^^^^J^?;2' = «?!5- Das Evang.
Hier OS. hat für xagaxQ^fia cd^io^jl lao = et illa hora.
Lc. 6, 27 = Mt 9, 9 = Mc. 2, 18. 14.
a. Mi 9, 9
xdi xaQoycDP 6 ^Irfiovg hcsl&ep elösp ap&Qooxop xad^fievop
ixl ro tsXcopiOP, Mad^d^alop Xayo/iepov^ xal Ziyei avrqi
dxoXov9^€i (loi,
b. Mc. 2, 13. 14.
xcü l^fjXd-BP xaXiP elg t^p d-aXaacav xal xag o o^Xog fJQ-
XiTO xQog avTOP, xäi iölöacxsp avrovg. xal xaQa'fG}p elÖBv
Asvslp TOP rov *AXg>alov, xa&rjftepop ixl ro reXmpiop, xal
XirfBi ccvTG)' axoXovd-ei fioi.
c Cod. Gantabr. Lc 5, 27.
xci iX&cip xaXiP xaga rijp ß-aXaooap top ixaxoXovd-ovpra
avTm oxXop iölöaoxBP' xal xagayatp bUbp AbvbI top tov
*AXg>alov xccOfjfiBPov ixl ro tbXoSpiop xclI Xiyai avTw' axo-
XoV&Bi fdOL
d. Lc. 5, 27.
xal (iBrä ravra i^rjX&BP xal id^iaoaro TaXcopr/p opofiari
AsvbIp xad^fiBPOP ixl ro tbXwpiop xal bIxbp amm' axo^
Xovd-Bl flOi,
e. Et. sec. Hebr. ap. Epiph. Haer. XXX, 13. p. 137 D.
xal ävol^ag ro örofia avTOV bIxb' xagaQxofiBPog xa^ t^p
Xlfipyp TißBQiaäog i^BXB§dfii]P .... xal oe top MaTd-aiop
xad-B^ofiBPOP ixl TOV tbXcopIov ixaXaoa, xat TjxoXov&rjoag (loc,
t Cod. Cantabr. Mc 2, 14.
xal xagaycop bIöbp ^laxwßop top tov ^AXq>alov xad^tj-
fiBPOP xtX. ^ ^
52 Aussercanoniache Paralleltexte sa Lc.
g. Ephraem Syr. Ey. concord. expos. ed. Mösinger p. 58.
Elegit Jacobum publicanum.
Die Perikope von der Berufung des Zöllners Lc. 5, 27 — 32
= Mc. 2, 13—17 = Mt. 9, 9 - 13 soll nach Weiss (Marcus S. 86 ff.)
nicht aus der vorcanonischen Quelle stammen. Aber sowohl
eine Anzahl von Übersetzungsvarianien {jtaQoystP = xoQiQxeod-cu
= n^, lÖBlv = d-Baöaa&ai = nKl, 0-010000 = XifiVTJ = h'^, xaO^
i^BO&ai = xadTjOd-aL =■ 3Ö^), als noch mehr der durchaus Logia-
artige C&arakter der Schlussgnomen Lc. 5, 31. 32 = Mc. 2, 17 = Mt.
9,12.13 erheischen di e gegentheilige A nnahme, zumal da diese Schluss-
gnomen von der Erzählung selbst nicht getrennt werden können.
Auch das Zusammentreffen des ersten und dritten Evangelisten in
dem äiari Mi 9, 1 1 = Lc. 5, 30 kann aus der blosen Abhängigkeit
von Mc, bei dem dies öiarL fehlt, nicht erklärt werden. In den
aussercanonischen Texten des Cod. D zu Mc. 2, 13, sieben alt-
lateinischer Handschriften, der Minuskeln 13. 69. 124, sowie
einiger anderer Zeugen, zu denen sich nach Mösinger Ephraem
und nach Zahn (Gesch. des Kanons I, 1, 30) Victor von An-
tiochien gesellt, figuriert der JSame Jacobus an Stelle des
Matthäus. Dabei ist merkwürdig das Zusammentreffen des i^s-
ke^afif]v im Hebräerevangelium mit dem elegit bei Ephraem.
Lc, 5, 81 = Mc. 2, 17» = Mt. 9, 12.
a. Clem. AI. Paed. I, 9, 83. p. 147.
(6g 6h Ol vyialpovreg ov xQlJ^ovoiv laxQov^
b. Lc. 5, 31.
o\) XQ^*-^^ ixovoiv Ol vyicdpoPTsg largoVj dkXä ol xaxciq
exovreg,
c. Mc. 2, 17*
ov XQ^^^^ Ix^voiv Ol loxvovxeg lazQov^ dXX^ ol xaxciq
sxovreg.
d. Mt. 9, 12.
ov ype/ßi' sxovoiv 01 Icxvovreg lazQOv, dXZ* ol xaxtSg
exovTBg.
e. Pistis Sophia p. 157, 18 ed. Schwartze et Petermann.
Propter hoc igitur dixi vobis olim: sani non habent jr()64ai?
medici, aXXa habentes se xaxa)g.
Texte und üntersachungen zu Lc. 5, 31. 32. 53
f. Diatessaron Arab. ed. Ciasca p. 13^
Non quaerit medicns sanos, sed eos, qui malis affliguntur.
g. Tert de resurr, camis c. 9.
Medicam Don desiderant nisi male habentes.
In seinem ,Jdioticon des cbristlich palaestinischen Ara-
maeisch^' (Giessen 1893) reclamiert Scbwally (S. 9) das xaxäg
ixovTsg als Übersetzung des aramäischen «.^^^s = ID'^&^n „krank^^
and sagt dazu: „Die lederne Übersetzung xaxcög ix^iv zeigt, dass
anser Wort schon im Zeitalter Christi in dem gedachten Sinne
geläufig war." Diese Bemerkung hätte sich aber Schwallj er-
sparen können, wenn er sich an Ezech. 34, 4 erinnert hätte, wo
nb'in#T"nK von den LXX mit t6 xaxäg exov wiedergegeben
wird. Wir befinden uns also nicht auf dem unsicheren aramä-
ischen, sondern auf dem wohlbekannten hebräischen Boden und
im Gebrauche des echten Septuaginta-Griechisch, wenn wir hier
nbn = ac&€V6tv, aegrotare, aggcocrov elrai (so übersetzt Theo-
dotion nbn in der citierten Ezechiel-Stelle) mit xaxcog Ix^iv wieder-
gegeben finden, als dem naturgemässen Gegensatz von vyialvBiv
= loxvsiv. — Sehr treffend ist die Fassung des Logion imTöia^
tessaron. Man denkt bei dem „quaerit" sofort an das Suchen,
das ^i]Tfjoai, welches Jesus so gern von sich aussagte, sowie auch
sprachlich an die eben erwähnte Ezechielstelle, wo es im Con-
texte lautet: ro axoXoXbq ovx iC,i]ri^öaTs.
Lc. 5, 32 = Mt. 9, 18* = Mc. 2, n\
a. Barn. V, 9. p. 22, 9.
iva öel^ij, OTi ovx rjXd-ev xaXioat öixalovq^ aXXa afiagTa}-
Xovg.
b. Clem. Rom. II, 2, 4. p. 114, 6.
xäi Briga d^ 7Q(^SPV ^^7^^ ort ovx ijXfhov xaXiöat öixalovg,
dXXa afiüQTCoXovg.
c. Just, de resurr. c. 7. p. 593 A.
o canrjQ xad-cig q>ipiv' ovx fjXd^ov xaXicai öixatovg, dXXa
a/iaQTCDXovg.
d. Mt. 9, 13^
ov ycLQ fiXd-ov xaXioai dixaiovg^ dXXä dftaQTCQXovg,
54 Aussercanonische Paralleltezte ni Lc.
e. Mc.2,17^
ovx ffXB'OP xaXicat öixalovc, dXXd afdOQtcoXovg,
f. Lc. 5, 32.
ovx kXi]Xv9-a xaXiaai öixalovQ^ dXXd aiiaQxmXovq dg iura-
voiav.
g. Cod. Cantabr. Lc. 5, 32.
ovx fiXd^ov xaXiaai öixcdovg, dXXd dfuzQtcoXovq dg fietd-
voiav.
h. Just. Apol. 1, 15. p. 62 C. = Eus. Laus Const. c. 11.
eljte 6h ovrcog' ovx tjXd^ov xaXiaai dtxalovg dXX^ dfiaoro-
Xovg elg fistdvoiap.
i. Pistis Sophia p. 164, 19 ed. Schwartze et Petermann.
Propter hoc igitur dixi vobis olim: non venisse me ad to-
candos öixaiovg.
k. Pseudo-Basil. de poenit. II, 605.
ovx i/Xd'Ov öixalovg oSöai dXXd dfiOQtcoXovg^ ^rfilv^ elg
(iBxavoiav.
Der Logia-Charakter dieses einfachen und doch so tiefen
Logion ist unverkennbar.
Lc. 5, 36 »- Mc. 2, 21 *=- Ht. 9, l(k
a. Epiph. Haer. XLU, 2. p. 303 A.
[ßaXXovOLv] ovSh kjilßXrnia Qaxovg dyvdq>ov h^\ If/atlq}
jtaXaiwr^ 6k (irj ys, xal rb jtX/iQCO/icTcuQsi xalj^ xaXaiqi
ov oviigxDvrjOBC (iBlCpv ydg oxlofia yev7jOST(u.
b. Lc. 5, 36.
sXsyev 6h xal jccQaßoX^v jcgog tzvrovg ort ov66ig ijtlßXr^
(ia djtb Ifiaxlov xatvov cx^oag ijiißdXXei ijtl Ifidriov xa-
Xaiov bI 6b (if/yBj xal xo xaivov öy/ö££^x«l tm xaXaicö ov
öv(iq>a>v7iOBL xo ijtlßXrifia dno xov xatvov,
c. Mc. 2, 21. ^
ov6Blg iytlßXrjßa Qaxovg dyvdtpov ijtiQajtxBt ijtl Ifi&xiop xa-
XacoP' bI 6h fi^, cägBi xb jtXnowua an avxov xb xaipov
xov jtaXacov, xal xbIqop axlöfia ylpBtai.
d. Mt. 9, 16.
ov6Blg 6h ijtißaXXiu ijtlßXrjfia Qaxovg dypo^ov ixl Ifiarlq}
xaXaim' cHqbi yag xo jrXijQojfia avxov^jto rov l/iatlov^
xal x^tQOv axiOfia yhBrai.
Texte und UniexmachangeB zu Lc. 5, 36. 37. 38. 55
In diesem Falk iet mir am wenigsten ersichtlieh, weshalb
Weiss den Charakter des Logion (Lc: xaQoßoXi^ ^^btici) und
dessen Abetammang aus der vorcanomschen Quelle nicht an-
erkannt hat Trifft doch der erste Evangelist mit La, wie Weiss
sehr wohl bemerkt hat, in dem ixißaXku zusammen , welches
beide Evangelisten nimmermehr aas dem ixiQajftai des Mc ge-
schöpft haben können. YgL Weiss» Marcus Sw 98. Auf der Hand
liegen femer die Ubeisetzungsvarianten ayuaq>og «= xcupoc; =
tnriy ßaXluv =s ixißaXXeiv =» ijv£(>a^T£«r =^ "^pT^aber auch
oxi^i^p^='€llQ$ip=^T\'j>j da J^S]^ nicht blos zerreissen, ^palten,
sonderaTauch entreissen, entziehen^ „w^piehmen'* bedeutet (Fürst
II, 336^) und z. B. 1. Reg. 11, 13 von den LKX mit Xaßslv über-
setzt wird. Endlich auch x^^^^ ylvsa^ai, welches^Si^kinson
mit b9 C|D*in wiedergibt, deckt sich vollkommeu mit dem ausser-
cauonisdien fUlQov ylpecd-cu des Epiphanius. Wie durchsichtig
ist also der hebräische Spraeheharakter dieses Maschal, welches
so kraftigen neutestamentlichen Lebensgeruch von sich gibt!
Lc. 5, 37. 38 = Mc. 2, 22 = Mt 9, 17.
a. DiaL de recta fide. p. 831 A.
Xiyai 6 GtDTfJQ' ßaXXovoip oIpov viov elg dcxovg viovg,
xäi auijpoxBQOL ovvrriQoivTCu,.
b. Mt 9, 17.
ovÖB ßdXXovaiv olvov viov elq aöxovg xaXaiovg' sl 6h inJYS,
QTjijpvvTat ol dcxoly xäi 6 olvog ixxBlxai xal ol doxol ajt-
oXXvvrai' äXXa ßaXXovOiv olvov viov dg aöxovg xaivovg,
xäi aiig>6xBQOi owrfjQovvtcu.
c Mc 2, 22.
xcu ovöstg ßaXXei olvov viov slg aöxovg JiaXaiovg' sl öl
/ifj, Qfj^ei 6 olvog tovg doxovg, xäi 6 olvog djcoXXvrai xal
ol doxoL
d. La 5, 37. 38.
xai ovöeig ßdXXei olvov viov elg döxovg jtaXaiovg' sl öh
///j/£, ^ijisi 6 olvog 6 viog xovg doxovg, xäi avxog sxjv-
O^fjösxai xal ol döxol djtoXovvxai' dXXd olvov viov slg
döxovg xaivovg ßXrjxiov.
Gegen Weiss (Marcusevangelium S. 93) halte ich an dem
Logia^Charakter auch dieses Herrenwortes fest und meine, dass
56 Annercanonische Paralleltexte zu Lc.
die yerschiedenen Redaktionen desselben zugleich Übersetzungs-
verscliiedenheiten in sich schliessen. Zu den Varianten: viog =
xaivog = tr^n vgl. Mt. 13, 52. Heft II, 161. Hier — wie in der
vorausgegangenen Gleichnissrede — liegt der Nachdruck auf
dem xaivog. Vgl. Apoc. 21, 5: ldoi\ xaipa xdvra xot<5 — , femer
2. Cor. 5, 17: Sote el riq iv Xqiotw, xaivrj xrloig' rd OQXola
jtoQTJXd-ev* löov, yiyovB oeaivä rä xdvxa. Ebendeshalb ist Lc.
5, 39, welcher Vers in Cod. D bezeichnender Weise fehlt, als
ein Zusatz von der Hand des dritten Evangelisten zu erachten.
Denn das in Lc. 5, 39 enthaltene Lob des „Alten^ flihrt von der
in den vorausgegangenen Versen vorherrschenden Pointe ab.
Dies gegen Wendt (I, 167), welcher Lc. 5, 39 als selbsistandigen
Logia-Spruch betrachtet. Ebendeshalb ist der Zusatz des Cod.
Sin. zu Mc. 2, 22: dXXa olvov viov elq acxovq xaivovg, welcheu
Tischendorf in der Octava gestrichen hat, der aber auch von
anderen Zeugen beglaubigt wird, fOr echt zu halten.
Lc. 6, 9 = Mc. 3, 4 = Mt 12, 12.
a. Ep. ad Diogn. IV, 3. p. 157, 3.
To öh xarccipeiÖBöd-ai d'BOv coq xayXvovrog iv rij tojv oaß-
ßarcop T/fiEQa xaXov ri xoislv, xwg ovx dösßeg;
b. Mc. 3, 4.
e^BöTiv TOlQ öaßßaoiv [Cod. D add.: xi] dyad-ov Jtoi^oai
1] xaxoxoirjöaiy tpvxfjv ömöai tj ajtoxretvai;
c. Lc 6, 9.
sl e^eOTiv reo oaßßdrm aya&ojtoi^oai /} xaxojiotijoai, tpvxf]p
öcoöai i] djtoXioai;
d. Mtri2, 12. ^
cDöre l^BOTiv TOtg oaßßaoiv xaXcig jioislv.
e. Tert. adv. Marc. IV, 12
licetne sabbatis benefacere an non ? animam liberare an perdere?
Dass dem Abschnitt Lc. 6^ 1— 10 = Mo. 2, 23—3, 6 = Mt.
12, 1 — 14 ein vorcanonischer Quellentext zu Grunde liegt, könnte
man schon aus Weiss (Marcus S. 98 ff.) ersehen, der dies bezüg-
lich der Verse Mc. 2, 25. 26. 28 = Lc. 6, 3—5 = Mt. 12, 3. 4. 8
statuiert. Aber noch deutlicher wird dies durch den Cod. Can-
tabrigiensis, welcher zu Lc. 6, Iff. einen ganz selbststandigen
Text und darin einen völlig aussercanonischen Rest der Quelle,
Texte und Untersnchimgen za Lc. 6, 9. 12. 57
jenes Agraphon, mittheilt, welches so vorzüglich den Gontext er-
gänzt: t5 €wtö Vf^Q9 ^£ctoafi€v6g xiva iQyaCfifisvov rm oaß-
ßanp sbisv avr^' avß-Qcaxs, sl fihv olöag xl xoiBlq, fiaxägiog
d' el öh fi^ oiöag^ ijti/xaroQazog xal jtaQaßarfig el xov vofiov,
VgL Agrapha S. 191, wo der ganze Gontext dieses Agraphon
mitgetheilt ist. Aber auch vorstehendes Logion, welches Weiss
nicht mit znr Quelle rechnet, trägt doch gänzlich den wohlbe-
kannten Logia-Charakter. Man vgl. den vorcanonischen Textrest
zu Lc. 9, 55 : ovx oi6ax€, otov xvBt/iaxog iöxe vftsZg; 6 yoQ vlbg
xov opd-Qcixov ovx fjZ&e fpvxäg Ccvd-Qcoxcop dnoXicai, aXXa
öAccu. Dazu kommen endlich noch die Übersetzungsvarianten,
die auf den hebräischen Urtext zurückweisen. Vgl. TcaXov jtoietv
= xakcog xoieZv = aya&ov noifjöat = ayad^onoificai = bene-
iSSS..Jf^52£S??il ^°^ ^^^ • 26, 11 = Mc. 14, 7 = Barn.
XXI, 2: ^55J^2^^_^gJf^S£5[?;5[5^^^53{^^ ferner Num. 10,32;
Zeph. 1, 13 (12), wo n'^p'^n mit ayad^ojtoifjCai , Lev. 5, 4, wo es
mit TcaXäg xoirjCai und xaXoxotrioat, Öen. 32, 9. 12; Ex. 1, 20
u. o., wo es mit sv jtoiTJoai wiederg^eben wird. Zu den Va-
rianten ocacai = iiSerare vgl. die Erläuterungen zu Lc. 8, 25;
17,33, und^Seztigiiiäb ßjrol^öat == a:7roxTf rra£ vgl. Mt. 26, 52 (Heft
II, 329), sowie die Paralleltexte und Erläuterungen zu Lc. 11, 51.
Übrigens dürfte die Fassung des Logion bei Mt. sowie bei Ter-
tullian, mit Weglassung des xaxojtoirjaaij welches doch nicht
blos am Sabbath, sondern überhaupt verboten ist, die ursprüng-
liche sein. — Zu beachten ist schliesslich noch die Lesart der
Ep. ad Diogn. xaXov xi in Übereinstimmung mit dem xl dyad'ov
des God. D, welcher durch das aliquid bene von drei altitalischen
Codices secundiert wird.
Ic. 6, 12.
a. Tertull. adv. Marc. IV, 13.
ascendit in montem et ilüc pemoctat in oratione et utique
auditur a patre.
Zwar hat Hahn, worauf Har na ck mich auftnerksam macht,
seine früher im Ev. Marcionis p. 140 ausgesprochene Meinung.
als läge in den Worten: ,et utique auditur a patre" ein mar-
cionitischer Evangelientext vor, zurückgenommen (bei Thilo, God.
apocr. p. 411), und Zahn (Gesch. des Kanons II, 460) hat dem
58 Auseercanonische Paralleltezte so Lc.
zugestimmt Aber für die Zugehörigkeit jener Worte zu Mar-
cions Evangelium sprechen folgende Instanzen: erstlich die
W^lassung des lucanischen tov &6ov, wofür viel geeigneter der
Text: ,et utique auditnr a patre** als ursprünglich zu erachten
ist, zweitens der bei Tertullian"^achfolgende Context, in wel-
chem durch die Worte: «noctumae orationis ad patrem" sowie
(unter Bezugnahme auf das exaudivit me de monte in Ps. 3, 5):
„habes locum montis^ — «et auditum patris" gerade auf das
auditur a patre mit NachdrucE Bezug genommen ist (vgL
Uoltzmann's Kriterium 4, Agrapha S. 16), und endlich drittens
Marcions Text: orasset ad patrem zu Lc. 11, 1. Siehe unten. ^
Es folgt nun die Apostel wähl, während das AposteWer zeich-
niss erst am Schluss zu Act. 1, 13 seine Besprechung finden wird.
Lc. 6, 13 = Mc. 8, 14.
a. Gelsus ap. Orig. c. Gels. II, 46.
x<5g (f ov tpevösrai 6 Xiya>v otaga rtp KiXcq> *Iov6aloqj
Ott ^jtaQciv öixa vavtaq xcä, teXcivag tovg i^oXBOrdrovg^
(lovovq fUe."
b. Celsus ap. Orig. c. Geis I, 62.
jtöjxa* Bijtev „7J ivösxä xtvaq i^aQtrioafievoP rov 'AyöotJt^
tavrq) ijtiQQTjTOvg dvd-Qm:xovg, reXcivag xal vtxirag rovg
jtovriQoxaxo'cg"' .
c. Celsus ap. Orig. c. Geb. 1, 63.
j^kotiQQrirovg eljtev dvd-gcixovg teXcivag xal vccvrag jtovfj^
Qotdtovg Xiycop 6 KiXöog rovg dstoCxoXovg ^Irfiov,
d. Barn. V, 9. p. 22, 7.
xovg ldlox)g djtooxoXovg xovg fieXXovrag xfjQVOOsiv x6 tvcty--
yiXiov avxov igeXe^axo, ovxag v:fthQ xdoav duaoxlav dpo-
flWXBQOVg,
e. Hom. n, 23. p. 28, 7.
rc5 xDQlof) yeyovaoiv öciöexa djiooxoXot.
f. Just. Dial. c. Tryph. c. 42. p. 260 G.
aXXd xal x6 öciöexa xciöcapccg i^fjg>ß-ai xov xoöriQOvg xov
dQXUQea)g jtagaöeöood'ai xwp öciöexa djtooxoXcop xcop Iga*
qid^ipxcDP djco XTJg övpdfieQ)g xov alcoplov legeo^g XQiöxov^
ÖL ojp XTjg tpcovrig f} Jiaöa yi} xijg ö6§i]g xcu ;^a(>eT06 tov
&eov xdi xov Xqiüxov avxov ijtXTjQcid^rj, ovfißoXop r^p»
Texte and Untenuchmigen zu Lc 6, 13. 59
g. Gnostici ap. Iren. I, 3, 2.
t^p ik r^$ doÖBxaöog rdv Alc&pofp xQoßoX^p fitjpveoO'aL
. . . öia xfiq xAv dxoötokcop ixXoyijg* dcidexa yag djto-
h. Yalentiiiiani ap. Iren. I, 20, 2.
hcxifiipcu tovG fiad-^räg dq tag öciöexa q>vXaq xTigvc-
aopxaq.
L Barn. VIII, 3. p. 38, 9.
öl BvoYYBXtadfiBPOi ijfitp . . ., olq idcoxsp tov evayYeUav
x^p i§iOvolap, ovoiv öexadvo elg iiaQXVQiop rciv g>vXSp
{oti öexadvo ^Xai xov ^Icga^X) sie ro xrjQvcoBip,
k. Ev. sec Hebr. ap. Epiph. Haer. XXX, 13. p. 137D.
oq i^Xi§axo^ Vf^ dpoi^aq x6 oxofux avrov elxe'
xaQBQxofiSPoq xoQa xfjp XiiiPtjP TißeQiddoq i^eXs^a/iTip 7a>-
dppvjp xtX vfiaq ovp ßovXofuxi elpai dexaövo ojro*
CxoXovq dg ßOQxvQiop xov flögen] Z.
L Cod. Cantabr. Mc. 3, 14.
x€ä kxolfioep tpa <o0ip dexaövo uex* avrov xm tpa dxoaxiX-
Xy avxovq xtiQvcoBiP xb stayyiXiop.
m, Praedicatio Petri ap. Clem. AI. Strom. VI, 6. 48. p. 764. 765.
avxbca kp xA nixQov Kfjpvyfiaxc 6 xvQioq q>fiCi XQoq xovq
fia^xaq fisxä t7]p dpoaxaoiP' i^eXs^djuijp vfiäq dciösxa
fuzdijxaq, xglpaq d§lovq ifiov, ovq 6 xvQioq rj^iXtfiSP xciL dxo^
CxoXovq xicxo \ TjyriodiABPoq slvai, xifixop ijtl xop xoöfiop
evayysXloaad^ai.
n. Mc. 3, 14. 15.
xcd ixolfiösp dciösxa j tpa motp tux* avrov xdl tpa dxo-
otiXXy avxovc xtf^fvcceip xa\ Ix^ip i§ovaiap ixßdXXeip xa
Ö€Ufi6pia.
o. Lc. 6, 13.
x€u 0T£ kyipsro ^fidga, XQooa^cipfjösp xovq iiad^xaq ath
xov xcu ixXs^dfiSPoq dx avxSp öciösxa, ovq xal dxoöxo-
Xovq ofPOfiaosp.
p. Cod. Sinaiticus Mc. 3, 14.
xm ^^I^ojjj0^pöw4^ wq xal dxoCxoXovq cSpofiaöBP, tpa
mci ftex* avxov xcä tpa dxooxiXXfi avxovq xrjQvooup.
^0 Aussercanonische Paralleltexte zu Lc.
q. Cod. Cantabr. Lc. 6, 13.
xal oze iyivBTo rißigay ifpdvffi^v zovg ßaß^zac avrov xal
ixZB^afievog ajc avrwp öciöexa, ovg xal djtoOxoXovq kxd-
Xeaev.
r. Baruch IX, 18*. p. 63 ed. Harris.
airrog yaQ iXevosrai xcä i^BXevöerai xal ijnXi^Brai tavT£
öciöexa ajtoöroXovg, Iva evayyeXlCcovrai Ip xolq Is&veciv.
Die Benennung djtoCtoXoi ist mit Rücksicht auf die zweifel-
los urevangelische Stelle Lc. 11, 49 («== Mt. 23,34), in welcher
ausdrücklich cuioöroXot in Jesu Munde yorkommen, auf keine
Weise zu beanstanden. Ebenso ist die Zahl der öciöexa oder
öexaövo (Barn., Cod. D, Ev. sec. Hebr.), worin, abgesehen von
dem oberflächlichen Gelsus, der wahrscheinlich aus flüchtiger
Lektüre von Lc. 24, 33 die ^pösxa im Sinne hatte, alle übrigen
Nachrichten zusammenstimmen, quellenmassig. Zu den sicheren
Textbestandtheilen des Quellenberichts gehört algeTv (Geis.) =
ixXdyscd'ai (vgl. ^ Tciv dxoCxoXov kxXoyt) bei den Ghiostikern
des Irenaeus, sowie das kyoi i^eXe^äfiTjv vfiag in Job. 15, 16)
=^ kniXiysöd^ai havrm (Baruch) = ptoistv (Mc, vgl Jes. 1, 29,
wo eme anonyme alttestamentliche Version iTia mit yrouTv
wiedergiebt) = nna, ferner ovofdd^siv = xaXetv = vnpj vielleicht
auch XTjQvocBiv (Mc.) = x?]qvoouv t6 evayyiXiov (Cod. D) =
svayyeXt^ea&ai (Kerygma Petri, Baruch) = nfea. ^r Würdigung
des Citates aus dem Kerygma Petri vgl. Agrapha S. 393.
Lc. 6, 17 (13) = Mc. 3, 18 = Mt 4, 24. 5, 1.
a 4. Esr. 13, 12. vert. Hilgenfeld.
xal fiarä ravra elöop top clvB^qoojcop xaraßalpovra dxb
Tov OQOVQ xal JtQOOxaXovvra jtqoq eavtov jtXijd-oq aXXo
elQTjPixoP' xal jtQoöißatPOP xqoq avrov jtQooojia dvd-Qoi'
J€a}p 3toXX(DP, a)p fiev fjöofitvwv, wp öh Xvjtovfiivmv^ tipIq
ÖEÖs/itPOL, Tiphg jtQoOayovrsg Ig avrmv rovg JtooowBoO'
fjtevo%)g.
b. Lc. 6, 17. 18. 13.
xcci xataßdg fier atzcov bot?! ^^^ toxov xeöipov, xal o^-
Xog JcoXvg fia&fjTc5v avrov xal jtXfjd-og xoXv rov Xaov . . .,
oi rjXO^op axovoai avrov xal lad^7jpai ajto rmv voowp av-
Texte und Untersachongen za Lc. 6, 17. 5X
räVj xäi ol ipox^ovfisvoi djto jtvsvfiaxfov axad-agrcDV . .
V. 13: XQööeqxovfiasv rovg ftaßi^rag avrov.
e. Marcion ap. Epiph. Haer. XLIL p. 312 B. 323 C.
dpxl öh Tov' xaxißri (ibt avzAv Ix^r xarißrj iv avrotg,
d. Mt. 4, 24; 5, 1.
XQOofiv^fxav avrS xäprag rovg xaxcSg ixovxag xovxlXatg
voöoig xäi ßaöavoig övpsx^fiivovg .... löciv öh xovg ox^ovg
dvdßfj slg x6 oQog' xäi xa&laavxog avxov ngoCffld^ov avxcö
Ol fia&fjxci avxov.
e. Mc. 3, 13.
x(ü avaßcdvei dg x6 oQog xäi jtQoaxaXelxai , ovg ij^^eXsp
cnixog, xciL äjtrjjid'OP JcQog avxop.
Die Esra-Apokaljpse — und zwar nicht in den späteren
Zusätzen, sondern mitten in ihrem Orondstock — zeigt an dieser
Stelle eine ganz besonders merkwürdige Berührong mit den
Eyangelientezten. Es ist ein messianisches Gesicht, welches der
Apokalyptiker darstellt mit Farben, von denen man vermuthen
könnte, ab wären sie aus allen drei SyQoptikem entnommen.
Den Messias schaut er als xaxaßalpopxa dxo xov ogovg —
Tgl. Lc: xaxaßäg fiex^ avxwp. Er sieht eine grosse Menge
zu ihm nahen: xQog bccvxop JtXrjß'og — vgL Lc.: JikrjO-og Jto-
Iv xov Xaov, Und zwar ruft der Messias diese Menge zu sich:
XQoaxaXovvxa jtgog kavxöp = vocantem ad se — vgl. Mc:
XQoaxaZeixai ovg ijO'slsp ouro^ = Vulg.: vocavit ad se quos
Toluit ipse, Lc XQOCB<poaprjöBP ^xovg fiad^dg avxov = Vulg.:
Yocavit discipulos suos. Die Menge der zu ihm, dem Messias,
Kommenden wird charakterisiert als stXHjd'og aXXo sIqtjpixop
= multitudinem aliam pacificam — vgl. Mt 5, 9: fiaxagioi
ol elQijPOJioiol = Vulg. : beati pacifici Und die Gerufenen
kamen zu ihm: XQocißaiPOv xQog avxov = accedebant ad eum —
ygl. Mi 5, 1: XQoorjXd'OP avxA = Vulg.: accesserunt ad eum,
Mc 3, 13: axfjXd-op xQog avxoPj Lc ot rjXd-op. Ein Theil der
Kommenden war freudig: quorundam gaudentium = wp 6h x^^-
Qopxwv (Hilgenfeld hat weniger zutreffend 7j6onipa>p übersetzt)
— VgL Lc 6,23: X^Q^^ ^^ sxslpiu x^ i]fi^Qa= Mt. 5, 12: xal-
Q£XB xcü ayaXXiaod'B = Vulg.: gaudete et exultate. Ein anderer
TiTeil war traurig: quorundam tristantium = Hilgenfeld: eov öh
Xvxovfiivmp — vgl. Mt 5, 5: fiaxoQioi ol XBpß-ovpxeg = Lc.
52 AuBsercanonische Pandleltexte tu Lc
6, 21: fictxoQtoi ol xialovreq. Andere waren gebunden: aliqai
vero alligati = rivhq dtÖBfiivoi — ygl. Mi 4, 24: ßaoavoiq ovp-
exofiivovg xät öaifioPiQofidvovg »= Vulg. tormentis comprebeDsos
et qui daenionia babebani liocb andere endlich brachten solche
aus der Menge herbei: aliqui addncentes ex eis, qui ojflFerebantur
SS" Tiveg JtQOOayovTBq ^g avrmv xQOdptQoidvovq — vgL Mt.4,24:
xQOCrivBYxav avxA xavraq xxL Der tiefe Eindruck, den die
Schilderung der Bergpredigt auch in einem jüdischen Gemüth
hervorgerufen hatte, ist in diesem Messiasbilde unverkennbar,
und diese messianische Schilderung stammt aus der Zeit um
das Jahr 95 o. Chr.!
Lc. 6, 20«» » Ht 5, S. i.
a. Hom. Clem. XV, 10. p. 150, 4.
o öiöaöxaZog ^fuSp xiarovg jtivrjxaQ ifioxagioev.
b. Polyc. ad PhiL II, 3. p. 114, 4.
xal ort i/uxxoQioi ol TtrmxoL
c Ephraem Sjr. £v. concord. expos. ed. Mösinger p. 62.
Elevavit, ait, Jesus oculos suos in eos et coepit dicere: Beati
pauj)ere8 in spiritu suo.
d. Mt. 5, 3.
(laxaQtoi ol jcTcoyol reo jtvevfiaxi, ort avrmv iözlv ^ ßa-
öcXala T(5v ovQavmv.
e. Clem. AI. Protrept X, 99. p^ 79.
rlvi XaZfjoei xvgioc' vfi(5v iörlv ij ßaOiXela roiv oi>
Qap(Dv;
f. Lc.l6,20^
fiaxagioi ol Jtrcoyol, ort vfisrega iarip 7) ßaoiXela rov
&eov,
g. Marcion ap. TertulL adv. Marc. IV, 14.
Venio nunc ad ordinarias sententias ejus, per quas propri-
etatem doctrinae suae inducit ad edictum, ut ita dizerim,
Christi: Beati mendici (sie enim exigit interpretatio vocabuli,
quod in Graeco est), quoniam illorura est regnum dei.
h. Clem. AI. Quis div. salv. § 16. p! 9447 "^
ovTog o fiaxaQi^ofiBVog vjtb rov xvgiov xäi ^tr^og Toi xpev-
fiari xakovfiBPog xlr^QOPOfiog ^roifiog ovqqpov ßadislag.
Texte und Untersuchungen zu Lc. 6, 20. 63
i Jac. 2, 5.
o d-eog j^sX^^aTO ravg :xra>xovg rS xoCficp jtZovölovg ev
xidTti xcu xXfiQovoftovQ T^g ßaCikelag, tjg ijtJjyyelXaro xotg
dyaxciciv ixvrov,
k. Judiciiim Petari (Ap. KO.) c. 11. p. 114, 9. ed. Hilgenfeld.
h^i de XQcevg, ixud^ XQaeTg xXriQovoiirioovoi t^p ßaoiXeiav
xöiv cvQavwv,
ßcocoQioi ol xQaeZg, ort avrol xXfiQovofitjoovOtv xiiv yijv.
m. Eyangeliarinin Hieros. p. 463 sq.
beatitudo vobis paiiperibus spiritu, quia vestrnm est regDum
coeli.
Kein Gebiet des synoptiscben Evangeliums ist in der pa-
tristischen Literatur so reichlich ausgenutzt worden, als die Berg-
predigt, deren Grundstock im Folgenden zur Untersuchung ge-
lang^, nachdem diejenigeu Partien, welche uns ausschliesslich
durch den ersten Evangelisten erhalten worden sind, bereits in
Heft II, 62—114 ihre Erledigung gefunden haben.
Von dem ersten MakarLsmus der Bergpredigt scheinen
mehrere Tersionen bezw. Becensionen vorhanden gewesen zu
sein. Zu der Recension bei Lc. kommen Fassungen desselben
Logion bei Mt., und zwar unmittelbar nach einander Mt. 5, 3 und
4. (Einen ahnlichen Fall vgl. man in Mt. 23, 8 und 10, Heft
U« 272 f.) Nämlich die fiaxagioi ol xrwxol und die /laxagioi
ol xoaeZc sind urtextlich identisch. Wie *^i!P und 13:? vielfach
in einander übergingen — man vgl. die Paralleltexte und Be-
merkungen zu Mt. 21, 5 in Heft II, 258 — 261 und die dort er-
wähnten Untersuchungen von Häring und Bahlfs — und wie
namentlich '^^IP oft im Sinne von 13!^ gebraucht, folglich nicht
blos mit xivijg^ xrcoxog, sondern auch mit xgavg, XQaog, ra-
xHvog wiedergegeben wurde, so ist auch die beligpreisung :
S'»*:5n '^'itJÄ in die beiden Versionen Mt. 5, 3: fiaxagioi ol
xxmol (= Lc 6, 20**) und Mt. 5, 4: uaxaoioi ol xgaetg — aus-
einander ' gegangen. Der Beweis hierfür liegt in den Parallel-
texten, welche nicht aus den synoptischen Evangelien stammen.
Zunächst ist es Clemens AI., welcher in der Schrift: Quis div.
salv. § 17 die canonische Fassung Mt. 5, 3 bespricht und dabei
ausdrücklich den „Zusatz^ des ersten Evangelisten — xQooe&i]X8P
64 Aussercanoniache Paralleltexte zu Lc
0 Marß-aloq — erwähnt, aber unmittelbar vorher, nämlich in
§ 16, die oben mitgetheilte aussercanonische Fassung des Logion
citiert, wodurch ausdrücklich der o jtt<ox^^ ^^^ dem Herrn selbst
{vjto Tov xvqIov) als ein xXrjQovofiog ovgapot ßaöiJisiag be-
zeichnet (xalovfievog) wird. Nun findet sich wohl die ßaoiksia
rciv ovQQPcov in der Fassung des Logion Mt 5, 3, dagegen das
xjifjQovofifjcovaiv in der Recension des Logion Mt 5, 4. Dass
aber von Clemens hier nicht eine gedächtnissmässige Vermischung
der beiden Recensionen v. 3. 4 begangen, sondern ein älterer
Text befolgt ist, zeigt Jac. 2, 5: ovx 6 d-eög i^sXi^aro rovg
jixcoxovq TOV xoöfiov JtZovalovg iv Marei xal xXtjQOVOfiovg r^q
ßaoiXelag, aber ebenfalls das Judicium Petri, welches anstatt
der canonischen Fassung von Mi 5, 4: xXfjQovofi^öovöiv rtjv
yfiv, mit Clemens und Jacobus übereinstimmend bietet: xXn-
QovoiirjGovot rrjv ßaailBlav rwv ovgavcov. Hieraus ergiebt sich
mit Bestimmtheit die urtextliche Identität von jtQastg und jrreo-
yol^ wozu noch in den Clementinischen Homilien als dritte
Variante von *^^!P das griechische ütivr^g sich gesellt. — Einen
Anklang an unser Logion finden wir noch in den Test. XU patr.
Juda c. 25: xai ol iv jcrwxela öta xigiop nXovTiöd^covxai xal
01 Iv ütevla xoQtaöd-i^coPTaiy mit welchem letzten Ausdruck be-
reits das folgende Logion gestreift wird.
le. 6, 21» = Mt 5, 6.
a. Lc. 6, 21».
uaxägioi ol jisipcipreg vvp^ ort xoQTaad-voso&e.
b. Marcion ap. Tert adv. Marc IV, 14.
Beati esurientes, quoniam ipsi saturabuntur.
c. Ephraem. Syr. Opp. I, 30 E.
xal (ioxagioi ol Jtsipaoaprsg xal ditpTJöapzsg^ ort ixelxog-
raad-Tiaoprai.
d. Mt. 5, 6.
uaxagioi ol ütBLpmpXEg xai öirpcoprsg tvp dtxaioovptrp^ ort
avxol xogtao&^rjooprat.
e. Clem. AL Eclog. proph. § 14. p. 992.
fiaxagioi yag ol XBivApxeg tcoH öi^xüi^eg rtjp dacaioovpfjp
TOV &60V' ovTot yäg §fiJtXi]OÜ^öoprai.
Texte nnd Untersuchungen zu Lc. 6, 21. g5
f. Clem. AI. Strom. V, II, 71. p. 688.
(icxagioi TflS ovri xara rijp yQag>'^v ol jteipdivTeg xai öi-
tpcHpieg xfjv äXf)&Hav^ ort Jtlffid^ficovrai xQog>7iq diölov,
g. Clem. AI. Quis div. salv. c. 17. p. 945.
xal xaXiv fioxaQiot ol jieivSvreg xal öitpcivreg ri]v ötxaio-
ÖVPfjP TOV d-sov.
Die Lesart dixaiooivrj rov Oaov hat mit Rücksicht auf
Rom. 1, 17; 3, 5. 21. 22; 10, 3; 2. Cor. 5, 21 nicht wemg für sich.
Es würde dann fttr die paulin ische ötxaioavvr) rov d-sov in un-
serem Logion ein Hauptquellenort zu suchen sein. Über-
setzungsvarianten sind jr^i7öi^/}(Joi'ra£=;|ro(JTaa^/;öorTa£=5i^5te'^,
vielleicht auch öixaioovpfi = ctXiideia = TX^^xX Man vcl. z. B.
Jes. 11, 5, wo plt, öixaioovvTj und «13^13», ahjO'aia^ in den par-
allelen Gliedern als Synonyma erscheinen.
Lc 6, 21"» = Mt. 5, 5.
a. Lc 6, 21^
fioxaQioi ol xXalopzeg vvVj ort ysZacsre.
b. Marcion ap. Tert. adv. Marc. IV, 14.
Beati plorantes, quia ridebnnt.
c Orig. in Jer. Hom. XIX, 6= Sei. in Thren. c. 1. Opp. II, 704.
III, 323.
ficocägioi ol xXalovreg [vvp], ort yeXaoovraL
d. Eus. Dem. ev. c 15.
uaxoQiot ol xXalovxsg, oti ytXaoovrau
e. Ephraem Syr. Ev. concord. expos. ed. Mösinger p. 63.
Beati, qui flent, quoniam ipsi consolabuntur.
f. Mt 5, 5.
iiaxanioi ol xev&ovi^tsg, ort avrol jtaQaxXi^d-fjCovxai.
g. Hom. Clem. III, 26. p. 43, 13.
jt£V&stv ycLQ TOlg avxov vlotg Jtagtx^i xovg i^aptaxcofiii^ovg
dÖBXq)ovg avxcoVf drpevoxl avxolg iv reo ßiXXovxt alävi
xtjv jtagäxXfjöip vjticxpovfisvog.
h. Ephraem Syr. Opp. I, 30 E.
xal fiaxaoioi ol JtevO-r/aavxsg xal xXavoavxeg^ oxi ixet ye-
Xaaovöt xal staQoxXrid^riCovxaL
Text« a. Ontennclmogeii X, 8. 5
55 AuBsercanonwche Paralleltexte zu Lc.
Wie Gen. 23, 2 TOSl von den LXX mit xsp&fjoai übersetzt
ist, so können auch hier xkaleiv und Jtevd-elv auf #1321 zurück-
geführt werden. Daraus ergiebt sich, dass y^Xav «^ pntT im
Nachsatz ursprünglich, jtaQaxXfjd^i]00VTai eine redaktionelle Um-
schreibung ist. Ephraem bietet einen Mischtext, ebenso Ter-
tullian de patientia c. 11: Beati, inquit, ilentes atque lugentes.
Auch Eusebius verbindet in Ps. 29, 9. 10. Migne V, 264, in Ps.
38, 13. 14. Migne Y, 352 beide canonische Texte, beide Male wie
Origenes für yeZaöste schreibend: yeXaaovrai, Einen Anklang
finden wir wieder in den Test. XII patr. Juda c. 25: xai ol ip
Xvxn tBXevxriOavxBq dvaöTTJöovTai kv X^Q9> ^ dieser Fassung
hervorgegangen aus dem Gegensatz von vvv — ixsL Einen
anderen Anklang bietet das Didascalia-Evangelium: (iax&Qioi ol
jrspO^ovvTSg jisgl x^q xcov äjtlöxcop djtcokelag. Vgl. Didasc.
V, 15. Agrapha S. 395.
Lc. 6, 22 = m. 5, 11.
a. Didasc. II, 8. p. 240 = Const. II, 8. p. 20, 25.
bI olv xig ßXaaq)7j(ii]d^(j ijtl ^yBvOfiaxi, fjaxccQiog 6 xoiovxog,
b. Mt. 5, 11.
fiaxuQioi ioxBy oxap ovblöiocoöip vftag xcu öicct^ocip xai
eljtcjaip jcav jtovtjQOP xad'^ vfiojp tpBX?66fiBPOi h'BXBv Ifiov.
c. Syr. Cur. Mt. 5, 11.
(laxaQLol ioxB, oxap ÖKD^wötp vfiag ol avd-QConoi xai ovBidl-
Oootp xai Biljta>oiP jcav jrorrjQop tf)Bv66fiePOi 6ia x6 opo-
lia fiov,
d. Cod. Cantabr. Mt. 5, 11.
liaxcLQiol icxB^ oxap ökd^coolv vfiäg xai opbiöIöcoCiv xai
Bijcwöip xad-* vficop ^äp jtopjjQOP %vbxbp Sixaioövprjg.
e. Lc. 6, 22.
fiaxagiol iöra, oxap (iiöijCmOiP vfiag ol avd-Qojjroi xai oxap
a<poQloa)Cip vfiag xai 6pBiöioG}öip xai kxßdXmoiv x6 opofia
vf4(DV cog jtoPfjQOP %PBxa xov vlov xov dpO-Q(6jcoi\
Zeigten sich schon zu Mt. 5, 10 (Heft II, 65—68) wichtige
aussercanonische Varianten, die durch Parallelen aus den cano-
nischen Lehrschrifben bestätigt wurden, so ist es bei Mt. 5, 11 =
Texte und ünterauchungen zu Lc. 6, 22. 23. g7
Lc. 6, 22 ebenso. Wie zu Mt. 12, 36 kakslp Xoyov aQyov = Xa-
Xztv Q^fia agyov = elxsTv Qrjfjux dgyov als Umschreibungen von
ßXaoq/fjfiSiP erkannt wurden, so treten uns hier in dem eltneh^
xav JtomiQov = kxßaXXnv ro ovofxa mg ytopjjQOv ähnliche Um-
schreibungen von ß/,aog)Tj/j8Tv = Sl'in entgegen. Dieses ßlacq^t]-
fialv zeigt sich nicht nur in der Didascalia und den Consti-
tutionen, sondern auch in den canonischen Parallelen. Vgl.
1. Cor. 4, 12, wo auf das ÖKDxofjisvot ävexofis^ci unmittelbar
ßXao^7]fiov/ievoi jtaQaxaXovfiep nachfolgt, ferner 1. Petr. 4, 14,
wo das ßXaoq>7iiiBlv an die Seligpreisung: bI oveiölCeö&e iv 6v6-
/lari Xqiotov sich anschliesst, sodann Jac. 2, 7: ßXaötprjiiovOiv
ro xaXov ovofia zo ixixXrj^sp iq)^ vfiäg, und endlich Herrn. Sim.
VllI, 6, 4 p. 186, 11: ßXaö^7]fii^aavT£Q . . . . xa) ijtaiöxvi^ivrsg
t6 ovofia xvqIov ro ijitxXij(^ip ijt avzovg. Hieraus wird er-
sichtlich, dass das ßXaCq)i]fii](^ij, sowie das ijtl rpsvöfiazi der
Didascalia = Constitutionen dem bIjiodolv jcäp xoptjqop
xaB^ vficop ^€VÖ6fi€P0i in Mt. 5, 11 entspricht. Die Stellung
aber, welche das ovopta xvqIov im ersten Petrusbriefe, im Ja-
cobusbriefe und im Pastor Hermae einnimmt, weist darauf
hin, dass die Variante des Syr. Cur.: 6iä zo opofia fiov älter
und ursprünglicher ist, als die parallelen Ausdrücke: ipsxBv ifiov
= ivBxa zov viov zov dp&Qcijrov oder gar bvbxbp öixaioovpfjg,
welches letztere aus Mt 5, 10 hier eingedrungen ist.
Lc. 6, 23 = Mt. 5, 12.
a. Hom. Clem. XVII, 7. p. 161, 34.
i'pa jCLQmoiP 6i^ azipa zavza vjtBfiBipap,
b. Eus. in Lc. 6, 23.
avzov JtagayyBXfia ytXrjQovpzBg, ijtBidfj x^^Q^^^ kälöaöxBP
vjtBQ avzov Tidoxopzag.
c. Ign. ad Magn. VIII, 2. p. 36, 2.
ol yoQ ß-Biozazoi xQO^TJzai xazä Xqiozop 'Irfiovp B^7]Cay.
öia zovzo xai iöicix^rioap.
d. Mt. 5, 12.
XccloBze xäi dyaXXiacB^B [Syr. Cur. add.: iv I-xbIpz} zfj WBoa],
ozi 6 ftiöd'og vfiSp jtoXvg ip zoXg ovQaPolg' ovzcog yaQ
i6lo}§ap zovg XQoq>f^zag zovg xqo vfiwp [Cod. D add.
vxaQxoPzag].
5*
ßg AuflsercanoniBche Paralleltezte za Lc
e. Lc 6, 23.
XCLQtjXB kv ixslv^ Tij J^fiiQCL xoi oxiQti^aaT6' löov yäg 6
ßiad-oq vfiAv jtoXvg iv reo ovQapqr xaxä xa avxä yoQ
ijtoiovv xotq JiQog>i^xaig oi jtaxeQSg avxcov.
f. Marcion ap. Epiph. Haer. XLll. p. 312c! 324 A,
xaxä xa avxä kxolovv xolg :xQoq>ijxaig ol xaxigsg vfiäv,
Übersetzuiigsvarianten wie vjcofiev€iv= jräox£iv{=dicSxsa&ai
= ns? vgl. Mt. 5, 10 Heft II, 67), ferner äya}.kiao&ai = öxiQxäv
= b'^a, ovxoc: = xaxä xä avxä = nKT3 lassen den hinter den
griechischen Parallelen liegenden Grundtext erkennen. Marcions
Lesart: jcaxigeg vficov wird nicht nur durch drei Minuskelcodices,
sondern auch schon durch Iren. III, 14, 3 vertreten.
Lc. 6, 25.
a. Ephraem Syr. Opp. I, 30 E.
xal oval ol iujtejtXfjöuipoi, oxi ixet xuväcovci xci öiWn^
aovoi . . . xal oval ol yeXcopxeg vvv, oxi hui xepß^rjootxji
xal xkavöovoip äjtavaxog.
b. Tatian. Or. c. Öraec. c. 32. p. 126.
vekäxe 6$ vuslg^ wg xal xXavcoPXsg.
c. Lc. 6, 25.
oval vfilv ol ifijtsjtXTjOiiipoi pvp, oxi jtsiväosxe, oval [vfiip]
ol yekcQPXsg pvp, oxi jtspß'i^cexe xal xXavoexe.
Die den Makarismen der Bergpredigt nachfolgenden Wehe-
rufe Lc. 6, 24—26 erklärt Weiss kurzweg fiir eigenmächtige
Nachbildungen des dritten Evangelisten. Wie wenig begründet
dieser Machtsprueh ist, zeigt schon bezüglich des ersten Wehe-
rufes: jtjirjp oval vf4lp xolg jtZovoloig xxjL. die canonische Par-
allele Jac. 5, 1—5, welche, von Anspielungen an Herrenworte
voll, der Hauptsache nach Nichts als eine Ausführung dieses
Weherufes ist. Vgl. Jac. 5, 1: äye pvp ol JtXovoioi xxX,
Noch praeciser bezüglich des dritten lucanischen Weherufes tritt
die Abhängigkeit des Jacobus von diesem Herrenwort hervor. Vgl.
Lc. 6, 25: oval ol yeXcopxsg pvp' oxi Jtepd-qOBXB xal xXav-
cexs,
Jac. 4, 9: Jtspd^i^oaxs, xXavoaxB' 6 yeXwg Vfiwp elg xipd^og
fiexaoxQaqiy'jxo}.
Texte und Untersnchungen za Lc. 6, 25. 27. gQ
Die Zuthaten Ephraems: ixet — äxavözcDg sind späteren
Ursprungs. Dagegen möchte das diy>^0ODCi in Ephraems Text
wegen des Parallelismus zu Mt. 5, 6: öitp(3vrsg (von Lc. gekürzt)
nnd unter Bezugnahme auf Lc. 16, 24 als ein Rest des Urtextes
zu recognoscieren sein.
Lc- 6, 27» = Ht 5, 44*.
a. Jiö. I, 3.
vfieig de ayanaxe rovg fiioovvrag t\uac.
b. Just. Apol. I, 15. p. 62 C.
xäi ayaxaxB rovg fiioovvrag vfiag,
c Just Dial. c. Tryph. c. 1 33. p. 363 D.
xdi oYOJtäp rovg fiiOovvrag.
d. Hom. Clem. III, 19. p. 41, 20.
^äjta xal roig iiioovvxag.
e Ep. ad Diogn. VI, 6. p. 158, 26.
xciL XQiOxiavoX rovg fziaovvrag dyajt<5oii\
f. Hom. Clem. XII, 32. p. 132, 3.
öixaiog jteiQarcu xät rovg ix^Qoig dyajtäv.
g. Just Dial. c. Tryph. c. 85. p. 312 B.
*Iijöo\g ixdZevcsv dyajtav xät rovg Ixd^Qovg,
h. Athenag. Leg. 11.
Xiym viiiv dycutärs rovg ix^Q^^^^ vfKDP.
i. Theophil, ad Autol. III, 14.
TO rfi fvayysXiop' dyajcare, g)tjoi, rovg ix^Q^^*» vfiSv.
k. Clem. AL Strom. IV, 14, 97. p. 605. "^^
dyaxärs roig ix^Qovg vfidip, Xiysi.
1. Didasc. I, 2. p. 227 = Const I, 2. p. 3, 14.
xcü xdXip ip rm svayyeXlq} Ziysr dyaxare rovg ixO^Qovg
ifiäp.
m. Mt 5, 44».
iyA 6h Xiyco xfilv dytxxärs rovg ix^Q^^ vfimv,
a Lc. 6, 27*
dXia vfilp Ziym roig dxovovöiv' dyaxarB rovg ix^'Qovg
vfiSp.
o. Lc 6, 35*
Jtkfp djcutare rovg ix^Q^^^^ vficSv.
70 Aassercanonische Parallel texte zu Lc.
p. Clem. Rom. II, 13, 4. p. 130, 10.
dXXä x^Q^^ v/ilP, el ayanats xoiq hx^Q^^^ ^^^ xoiq fit"
Oovvrag vjuac.
Die Untersuchung über Lc. 6, 27. 28 = Mt. 5, 44 ist bei
dem Schwanken der Handschriften und bei der Menge und Ver-
schiedenheit der patristischen Citate nur auf dem Wege einer
genauen analytischen Vergleichung der einzelnen Textbestand-
theile durchzuführen. Dabei ist festzustellen, dass unser Logion
in der älteren patristischen Literatur fast nirgends als ein vier-
theiliges Logion erscheint, wie im canonischen Lucastext, son-
dern meist nur zwei- oder dreitheilig, dass namentlich der zweite
lucanische Textbestandtheil: xaXmg jtoietTe xolq fiiöovCtv vftctg
nur sehr selten anklingt. Die dreitheilige Fassung tritt am rein-
lichsten in folgenden Parallelen hervor:
Clem. AI. Paed. III, 12, 92. p. 307: äyajtäv rovg ixO-Qovg xeZtvei
xal xohg xaraQcofjivovq fjftag evXoyelv JtQOöevxBO&al ra vxhg
Tcov EjtijQeaC^ovxwv ^fiäg,
Clem. AI. Strom. IV, 14, 97. p. 605: dyajtaxe xovg ^i^(>ot'c,' vfiwp,
Xtysif evjLoyelxs xovg xaxagoifiivovg vptag, xal jtQooevxsod-e
vjte() xc5p kjcTjQEaC^ovxcov vfilv,
Tert. de patientia c. 6: dicente Christo: diligite inimicos vestros
et maledicentibus benedicite, et orate pro persecutoribus
vestris.
Gleichwohl erfordert der Parallelismus zu den vier Sprüchen
Lc. 6, 32. 33. 34. Mt. 5, 47 auch eine viertheilige Zusammen-
setzung dieses Logion. Vgl. die Erläuterungen zu Lc 6, 32 oben,
ausserdem Agrapha S. 246 f. Was nun den ersten Textbestand-
theil betriflft, so ergiebt die analytische Vergleichung der cano-
nischen und aussercanonischen Parallelen mit Sicherheit, dass
das Objekt zu dyojiaxe bald xovg fiiöovvxag vfiag, bald xovg
iX^Qoig vfi(5v gelautet hat, dass mithin beide Varianten, die bei
diesem Textbestandtheil nur einmal gleichzeitig auftreten, Versionen
eines gemeinsamen hebräischen Quellenwortes sind, als welches
höchstwahrscheinlich Äjte vorauszusetzen ist. Vgl. Ex. 23, 5:
TjKjte = LXX: xov ix^Qov öov — , Hiob 8, 22: Tj'^jjite = LXX:
ol 6h ix^Qoi avxcov —, P8^% 14: 'y^^181^ = LXX:ixxwp^jx^
d-QCüV f/OV,
Texte und Untersuchungen zu Lc. 6, 27. 28. 71
Lc. 6, 21\
a. Aristides Apol. c. 15. p. 37, 5 ed. Hennecke.
ol de Xgiariavol rovg ex^^Qovg BvsQyerstv öJtov-
dä^ovoiiv).
b. Diatessaron Arab. ed. Ciasca p. 16^
benefacite bis, qui odio habent vos.
c. Lc. 6, 27*>.
xakcSg jtoulxB rotg fiiöovoiv vfiag.
Dieser bei Lc. zweite, für den viergliederigen Satzbau des
ganzen Logion unentbehrlicbe Textbestandtheil, dessen Spuren
in der patristischen Literatur so selten sind, ist doch durch das
cYad-ojtoifjre in Lc. 6, 33 indiciert und durch obige Aristides-
Parallele belegt. Denn zu den oben bei Lc. 6, 9 besprochenen
und schon in Heft II, 320 erwähnten Übersetzungsvarianten
xaXov xoislv = xaXmg jtoutv = ayaO-ov jtoirjöai = ayaO'OJtoiij-
öai = xakov iQya^ead^ai = ev jiouiOai = S'^tD'^n kommt hier
noch svtQyETStP bei Aristides.
Lc. 6, 2S\
a. 1. Petr. 2, 23.
og ZoidoQovfisvog ovx apteXotöogei.
b. Hom. Clem. III, 19. p. 41, 21.
xal svXoysi rovg XoiöoQovprag.
a 1. Petr. 3, 9.
fifj axodiöovxeg . . XoiöoQlav avrl Xoiöoglag, xovvavxlov
Sk BvXoyovvxeg,
d. Hom. Clem. XII, 32. p. 132, 3.
[dlxaiog jteiQCcxai] . . xal XoidoQovvxag svXoyslv,
e. 1. Cor. 4, 12.
XoidoQovfisvoi evXoyov(iei\
f. Ep. ad Diogn. V, 15. p. 158, 11.
XoiöoQovpxai xal BvXoyovaip.
g. Clem. Epitome c. 96. p. 782 ed. Cotelerius.
cog o Xgioxog elQTpcs .... xal xovg XoiöoQovvxag ev-
Xoy€iv.
i
72 . Anssercanonische Paralleltexte zu Lc.
h. Just. Apol. I, 15. p. 62 C.
xal evXoyelTe rovg xaraQcoftii^ovg vfdTv,
i. Just. Dial. c. Tryph. c. 133. p. 363 D.
xal evXoyelv roig xaraQcofiivovg,
k. Aihenag. Leg. 11.
evkaystre tovq xaxaQmfiivovq.
1. Const. VII, 1. p. 198, 5.
BvXoyBlxB Tovg xaraQmuf.vovg vuag,
m. Cod. Cantabr. Mt. 5, 44.
evXoyelTS rovg xaroQCOfxtv ovg vfiäg.
n. Clem. AI. Strom. IV, 14, 97. p. 605.
evXoyelre rovg xaraQcofisvovg vfiäg,
o. Lc. 6, 28*.
evXoyslTS rovg xataQcofiivovg vfiag.
Neben dem canonischen Texte Lc. 6, 28* finden wir eine
aussercanonische — richtiger, weil auf Paulus und 1. Petri zu-
zückgehend, vorcanonische — Fassung dieses Spruchtheils, in
welchem XolöoqbIv als Übersetzung von blep = xaraQaod^at uns
entgegentritt Vgl. 1. Sam. 17, 43; Hiob 3, 1; Kohel. 7, 22; 10, 20
— Stellen, wo allenthalben bip von Symmachus mit XoiöoQStv,
von den LXX mit xaragaa^ai wiedergegeben ist.
Lc. 6, 28«» = Mt. 5, U\
a. Just. Apol. I, 14. p. 61 C.
xal vjtSQ rc5v iyd^Qwv avxofispoi,
b. Just Apol. I, 15.. p. 62 C.
kyci 06 vfilv XiycD' eixeod-s vjtSQ rmv ix^Q^^ vficüp.
c. Just. Dial. c. Tryph. c. 96. p. 324 A.
ovrog ycLQ iölöa^ev r/fiag xal vjteQ rcov kx^Qcov svxsod-ai.
d. Just Dial. c. Tryph. c. 133. p. 363 D.
cog vjto Tov Xqiötov ?j(i(5v xal xvqIov jtoisTp kötöax^pLBv,
jcagayyelXaPTog fjfdv svxeo&ai xal vjthg rcov ix^Q^^-
€. Hom. Clem. XU, 32. p. 132, 4.
eri fd^p xal vjceq ix^Q^^ er^fCöS'a^
f. Clem. AI. Strom. VII, 14, 84. p. 883.
olösp ycLQ xal top xvqiop apvixQvg eixBOO-ai vjibq tcop
ix^Qcop jraQayyelXapra,
Texte und Üntenachnngen zu Lc. 6, 28. 73
g. Ad. I, 3.
xäi XQOöBvxiO&e VX6Q xwv ix^Qoiv vfidiv.
h. Didasc. V, 14. p. 315.
öia TovTO xal Iv rw BvaYysXlq) jtQoelQfjxa' jtQooevxBod-e
vxhg tAv ixO^Qcoi^ vfi(5v.
i. Just Dial. c. Tryph. c 35. p. 254 B.
6i6 Tcal vjiBQ vfjiAp xci vxsq xmv aXXcov ajtavrov avd-Qci-
xwp Tc5v kxd^Qdtvovrwv fjfitv svxofie&a.
k. Hom. Clem. 111, 19. p. 41, 21.
flvxBTO vxIq hx^QCLivovxoav.
1. Const. Vll, 1. p. 198, 6.
XQOCsvxj^od-B vxig räv knfjQBaC^ovroov vfiag.
m. Clem. AI. Paed. 1, 8, 70. p. 140.
vx£Q r(5p kjtijgea^ovTcov ^fiag xgoosvxsoO-ai ötöaöxov.
n. Clem. AI. Strom. IV, 14, 97. p. 605.
XOL JtQOOSVXBöd^B VJttQ TtDP ijn]QSaC6PTG)V VfiZP.
0. Didasc. J, 2. p. 227 = Const. 1, 2. p. 3.
xäi jtQ00£VXS0&6 vjtig rcip ijiTjQsa^oprcov vfiag.
p. TheophiL ad Autol. III, 14.
xäi jtQoOkvxsod-e vxhg rwp ijtfjQBa^oprcop vfiag.
q. Lc. 6, 2S*».
xäi XQOOevxfod-e JtSQl t(5p ixt^gsa^oPTOP vfiac:.
r. Just Apol. I, 15. p. 62 D.
xäi ev/jo&e vxeg tcdp ixTjgea^oprcop vfiac.
8. Athenag. Legat 11.
xgoöevxBOd'S vxig tcop ökdxoptcop v/iag.
t Cod. Cantabr. Mt 5, 44^ ^™
Tcäi xgoaevx^o&B vxhg rcop ixijgea^opzcop xäi ökdxoptop
vfiäg.
a. Eus. in Psalm. 34, 13. Migne V, 305 A.
xov öcox^gog . . xotg iavxov (ia&tixatg xagTjyyebcoxog'
xgoOBvx^od-e vxhg xcüp ixtjgaaCoPxcop xäi döixovpxop
vfiäg.
V. Polyc. ad Philipp. XII, 3. p. 130, 4.
xgocavxsod'6 xäi vxeg ßaöiXdwp xal 1§ovoi<dp xäi dgxop-
xajp xäi vxhg xcop di(ox6px(op xäi fiioovpxop f/fiag.
74 Auseercanonische Paralleltexte zu Lc.
w. Just. Apol. I, 1; p. 53 B.
vjthQ r(3p ix Jtaprog yerovg ävd-Qcijtap dölxcog fiiöovfidpfDv
xal ijtfjQ6aC,o(iivcov.
X. Iren. III, 18, 5.
Yerbum enim Dei quod nobis dixit: Diligite inimicos
vestros et orate pro eis, qui vos oderunt.
y. Diatessaron Arab. ed. Ciasca p. 16».
et orate pro iis, qui dure vos recipiunt et expellunt vos.
Wie im ersten Satztheile fitcovvreq = Ix'^Q^^ = C*^^?^> ^
zweiten svsqystbIv = xaXoig jtoielP == S'^lD'^il» ^^ dritten Xoiöo-
QStv = xaragaad^ai = bip, so sind hier t(5p ix^Q(op = T€ip
hx^QcttvoPxoiP = tcip ijif]Qea^0PTa)P=r(DP öiwxoptojp = ^^2*^1^
gleichberechtigte Ubersetzungsvariauten eines gemeinsamen he-
bräischen Quellenwortes. (Nur in wenigen Texten finden sich
hier zwei dieser Ausdrücke, wie ijtrjQea^oPzoup xal öicoxovxoiv,
gleichzeitig.) Nach Fürst I, 65 bedeutet S^» ursprünglich „ver-
letzen, beschimpfen, schmähen* — also recht eigentlich kjifjQBa-
C,BLP — , dann erst auch „anfeinden". So wird 1. Sam. 18, 29
^1^ sogar als Particip behandelt und mit einem Objekt durch
n» verbunden, von den LXX in Folge dess mit ex^QCcipeir über-
setzt. Vgl. 1. Sam. 18, 29: "Tin-nK n^^Ä b^^io ''rfi? = LXX: iye-
P6T0 21aovX hd^oaipcDP top /taßiö. Auch sonst wird ivO^nalpiDP
benutzt, um n*;« dadurch wiederzugeben. Vgl. Ps. 3, 8: "bST»
'^l'jk = LXX: jiaprag zovg i;^T^()a/rorT«g fioi. Dagegen ist ijtt^
Qsa^sip in den griechischen Versionen des A. T. nicht gebräuch-
lich, wenn auch einige Male ijti^Qsia und einmal ijtrjQeaötfjg
vorkommt. — Wegen des aussercanonischen unechten Zusatzes
in dem Citate der Didascalia vgl. Agrapha S. 395 f.
Lc. 6, 29» = Mt 5, 39^
a. Clem. AI. Quis div. salv. c. 18. p. 945.
v:^6q)SQe yovv, (pffil, jtaiofievog ro Jtgoocojtop.
b. Athenag. Leg. 1.
Ol; fiopop [irj dpTiJtalsip ovöa fi7]p 6ixaC,eod^ai zolg ayovoi
xal aQjidCfOVOip 7]fiäg fiSfiad-tjxoTBg, dXXd roTg fiev xap
xaxd xoQQfjg JtQoöJt7jXaxiC,ovoi, xal ro ^tbqop otalsiP
jtaQBXBiP Tfjg XBg^aXrjg fiBQog,
' /~\. -V -S v
-■V^ s, v^ « - yy-» y-N.^x»-N ■* i^X'x "^ yv^'N^-N^^'^V^V.^N.V^^ vvyV^ S »■^'X.
Texte und Untersuchungen eu Lc. 6, 29. 75
c. Ephraem Syr. Ev. concord. expos. ed. Mösinger p. 70.
scriptam est: Qui percutit maxillam tuam, porrige ei et al-
teram partem.
d. Lc 6, 29*.
Ttp TvxTOvri oe elg ttjv oiayova TcaQtxj^ xal tfjv aXXtjv.
e. Just. Apol. I, 16. p. 63 B.
a €g>fh ravxa koxi' rcp tvjitoptI öov tt^p dayova^ jiccqsxb
xai xr}v aXXijv.
f. aem. AI. Strom. IV, 8, 62. p. 591.
xm xvnxovxi xtjv öiayova Jtagaxa&ijvai xrjv extQap.
g. HonL Clem. XV, 5. p. 147, 27.
öixaiov l(paoxBv dvat xai reo xvnxovxt avxov xfjv ciayova
jnzQaxid-Bvai xai x?]v txigaiK
L Cds. ap. Örig. c Cels. VII, 18. Opp. I, 706.
xS d* «jrag xvnx7}0avxi jtaQsxscv xai av&ig xtjtxeip,
i. Cels. ap. Or. c. Cels. VII, 58. Opp. I, 735.
eöxiv avxotq xai xoiovöe j^agay/eXfia xov vßgl^ovxa fi^
äfdiveod-ar xav xvjtxy, q>rj6iy xrjp ixigav yvad^ov, Ov 6h
xal x^v aXXriv xaQBx^.
k. Epiph. HaeTxXXlii, 10. p. 226 C.
rij vxo xov CanriQoq elQfjfiip^ ivxoXfj x6' hav xlg ae
xvxxfjöij slg xfjv ös^iav ciayova, axQttpov arrep xal xfip
aXXriv,
L Epiph.^aer. LXVI, 80. p. 700 D.
lifTi oxi x(p QOjtl^ovxl CS dg x^v öe^iav oiayova, öxQttpov
otJTöJ xäi x^v aXXrpf.
HL Theodoret. Fab. haer. I, 24. (Cerdo).
0 Sk dyad-og iv xotg svayyeXioig xeXsvsi xm QajtlC,ovxi xfjv
Ciayova xrjv ÖB^iäv cxgi^ai xdi xf^v aXXrjv,
n. Macar. Hom. XVII, 11.
iav xig oe ^axlc^ elg xr]v öe^iav Cov ciayova, jtagdd-sg xal
xfjv aXXfjv.
0. Dial. de recta fide. p. 814A.
6 dk xvQiog äyad-og Sv Xayei iv xcß 6vayyeXl<p' kdv
xig CS ^axlcy elg xijv Ciayova ^ jtaQaB^eg avxcp xal xfjv
aXXriv,
76 Aussercanonische Paralleltexte zu Lc.
p. Epiph. Haer. XX XIII, 6. p. 221 A.
iav rig oe QOJtlc^, oxQitpov avrqi xal rfjp aXXtjv Oictr/ova,
q. Macar. de elev. ment. c. 19.
kav rig öe ^ajrloij etg rtjv ÖB§iav oiayora, argitpov ovrai
xäl TTJp aXXrjv.
r. Aiö. I, 4.
hav rig ooi dm gayttöfia elg rfjv de^tctp otayova^ oxQi^ov
xdi xriv aXXi]v,
s. Const VII, 1. p. 198, 14.
Iav Tig cot 6(5 Qajiiöfia [slg r?)v öe^iav oov oiayopa], crge-
tpop avTcp xal ti^p aXXrjp,
t. mC5,39^
dXX* oCxig OB QOxl^Bi Big x?]p ^^£|5^^JJ557£P5^^ ^^'
T<5 xal xfjp aXXfjv,
u. Toldos Jeschu p. 22 ed. Wagenseil.
et si Judaeus in sinistra maxilla Nazareum percutiat, obver-
tat hie ei maxillam quoque dexteram.
Welche Fülle von Übersetzungsvarianten liegen hier zu
Tage ! Vgl. xaUip = xvjcxbip = xvjtxiBip = qcuiI^bip = ^axiCfia
öiöopai = tlStlf jtQotfojtop = oiaya>p = ypaß-og = *^nb oder
njj'l, xaQBXBip = jtaQaxBtPBiP = ytagoxiO^ipai = OrQitpBiv = Hön.
auch a>l>l?y = Ir^pa = tTiTlÄ. Bemerkenswerth ist die Überein-
stimmung von xrjg xBg>aX^g fiBQog bei Athenagoras und von
alteram partem bei ^phraem, interessant auch die jüdische
Übersetzung des Logion in dem Pamphlet Toldos Jeschu.
Lc- 6, 29* = Mt 5, 40.
a. Hom. Clem. XV, 5. p. 147, 28.
xal x(ß cäQOPxi avroZ x6 Ifiaxiop jtQOdöidopai xai xb fia-
(pOQlOP.
b. Clem. M. Strom. IV, 10, 79. p. 598.
xal xS algopxi x6 Ifiaxiop xal xop x^xcipa jcQOööidopai.
c. Cerdo ap. Theodoret. I, 24.
xal Tc5 XOP xix&pa ßovXofi^pqy XaßBtv jtQooöovpai xcu xb
Ifiaxiop.
■•^ '^ -VN.- „•V^^^ ■W'- ^ Vw /-./'.,' ^^
Texte und Uniersachungen zu Lc. 6, 29. 77
d. Orig. Opp. XVI, 279.
iav rig^ öov aQ^i J^Jf^^ov, JtQoO&eg avnp xdi xov xi--
zdiva.
e. Ad I, 4.
iap agtj rig ro Ifiariov aov, öbg avrS xal rov ;f«rc5i^a.
f. Clem. AI. Stxom. IV, 8. 62. p. 591. ^ ^
xal T(5 t6 Ifiäriop atgovri xal rov xirmvoc, jtaQaxcoQslv.
g. Mt. 5, 40.
xai T€Ö &iXovtl Coi xQi&rjvai xal rov jf^rcora aov kaßetv,
atpeg avrm xal ro ifidriov.
h. Clem. AL Paed. III, 12, 92. p. 307.
xal iap agy öov rig rov ^^^rcora, (irj xoXvö^g xal ro
L Just. Apol. I, 16. p. 63 B.
xal rov cSrQOvra aov rov x^rcova rj ro Ifiäriov fi^ xco-
kvOT^g.
k. Lc. 6, 29^
xal äxo rov aiQovrog oov ro Ifidriov xal rov x'tcöj^ö fiij
xmXxxfi^g,
Auch hier sind die Übersetzungsvarianten unverkennbar:
atQeiv = dg>aiQStv = Xa/ißavsiv = KV3 (vgl. hierzu die späteren
BemerkuDgeiT zu liC. 14, 27, sowie in Heft II, 133 f. die Texte
und Erläuterungen zu Mt. 11, 29*), x^'^^^ == l/iariov = b^'^ti,
diöovai = XQOcötöovai = jtQoond-ivai = kjtidiöovai = "|ri3, lud-
ziov = x^TCöi^ = rijns. Bezüglich der Variante in den Cle-
ment inen: uaq)6Qiov, welche der Deutung als Version eines
hebräischen Wortes endgiltig zu widerstreben schien, glaubte
ich frQher, dass Credner (Beiträge S. 308 f.) das Entscheidende
gesagt habe, indem derselbe //a9)0(>ioi' nach Suidas und Eustha-
thius als „Eopfbinde" erklärte, und zwar mit Rücksicht auf den
essenischen Charakter der Clementinen, weil die Essener
nur ein Kleidungsstück {nsQißoXalov Bvog, Honi. Clem. XV, 7
p. 148, 32) zu tragen pflegten. Durch Vergleichung jedoch der
Epitome c 125 p. 791 ed. Cotelerius ist mir neuerdings die
Erkenntniss aufgegangen, dass hinter dem dunkelen f£aq>6Qiov
ursprünglich eine vorzügliche Übersetzung des hebräischen r2*Pi2,
nämlich cinotpoQiov = Schulterkleid, tunica, verborgen gewesen
78 AuBsercanonische Paralleltezte zu Lc.
ist. Denn Cotelerius, indem er an der bezeichneten Stelle
der Epitome den Text der Horailien wörtlich wiedergibt, nur
mit der Variante: top x^"^^^^ anstatt ro fiatpoQiov^ bemerkt
doch in einer Fussnote: al. xdi x6 m(ioq>6Qiov^ Hiemach ist es
klar, dass das ^atpogtov der Homilien eine, sei es absichtlich, sei
es durch den Unverstand der Abschreiber verschuldete, Corrup-
tion von (ouoipoQiov und eine treffende Übersetzungsvariante
neben x^'^^^ ^^^- Übrigens findet sich cifioq)6Qiop auch in den
Handschriften der Septuaginta zu 1. Sam 2, 18 neben der wort-
lichen Wiedergabe von liöÄ durch kq)0v6, während sonst die
LXX das Wort liöK durch Ijrmfilg wiedergeben, Aquila durch
»-\^ S ^ V
Lc. 6, 30* = Mt 5, i2\
a. Herrn. Mand. U, 4. p. 74, 2.
jtaoip ölöov.
b. Jiö. I, 5.
Jtavrl Tc5 alrovvxl 06 ölöov xal fit] ajtalTei.
[c. Barn. XIX, 11. p. 78.
jtarrl rc3 alrovvrl öe ölöov].
1) Du Gange in seinem Glossarium mediae et infimae Latinitatis
bringt über Maphorium, Maphors, Mafors, .Mavors ein reiches Material bei.
S. 255: Maphorium, muliebre pallium, scapulare, aber auch S. 166: tb
T^q xefpaXrjq neptßkijfjiaf ferner Mafors, Maphors, scapulare, peplum seu
velum, quo sepulcra et tumbae Sanctorum obvolvebantnr, aber auch ope-
limentum capitis, maxime feminarum, endlich S. 255: Maphors, scapulare,
peplum seu velum, quo altare obvolvebatur. Auf Vorstehendes aufmerksam
geworden zu sein, verdanke ich der Liebenswürdigkeit des Prof. D. v.
Oebhardt, welcher mit neuem handschriftlichem Material eine Ausgabe
der Actus Pionii vorbereitet und dabei auf unser fiatpogiov gestossen ist.
In dem Bericht, nach welchem doi-t der InnaQxoq den Pionius hatte abführen
lassen wollen, letzterer aber eich dessen geweigert hatte, heisst es Act.
Pionii XV, 6: xal inikaßofJiBvoq (sc. 6 £7i7ra(»;^og) avrov ^Oipiy^a ro fiatfo-
^lov ntgl rov TgdxTj?.ov avrov xal iji^dwxE öiwyfxtxy, wq fiixQOv öelv av-
rov nvT^ai. — Nach den Belegen aus Suidas und du Gange scheint es
unzweifelhaft, dass frühzeitig eine Verwechselung und Vermischung zweier
ursprünglich verschiedener Wörter stattgefunden hat: mafors, mavors, ma-
phors, Kopf binde, ro rtjg xs(f^aXf^Q nf^lßXTjfjtay operimentum capitis, und
wiiofpOQLOv, corrumpiert fxa(p6Qiov, scapulare, pallium. Für unsere Stelle
kommt selbstverständlich nur letzteres in Betracht.
Texte und üntersachnng^n za Lc. 6, 30. 79
d. Nicolaitae ap. Clem. AI. Strom. III, 4, 27. p. 523.
yijQajtxac jtavxX tc3 alrovvrl ös ölöov.
e. Lc. 6, 30*.
jtapri idtovPTl oe ölöov.
f. Just. Apol. I, 15. p. 62 0.
jtavrl Tc5 alrovvri ölöore,
g. Const. VII, 1. p. 198, 20.
rm alrovvrl oe ölöov,
h. Mt'ö, 42».
Tc5 alrovvrl oe öoc
»
L Cassiodor. Expos, in Psalm. 40. Migne B. LXX, 295.
Legitur enim: Omni petenti te tribue.
Das Logion kehrt in der lucanischen Fassung mit jtavrl
häufiger wieder, so namentlich auch bei Clemens AI., bei
Justin. Der Zusatz: xdi fi^ djtalrsi in der /liöaxf) stammt
aus Lc. 6, 30^ Übrigens vgl. man Bousset, die Evangeliencitate
Justins des Märtyrers S. 79 f., auch Agrapha S. 288.
Lc. 6, 30«» = Mt. 5, 4^^
a. Jiö, I, 4.
lav Xaßu riq ajio öov ro o6v, pt^ cbtalrei.
b. Const. VII, 1. p. 198,20.
xal dxo rov algovroc rä oa fiij ajtalrsi.
c. Lc 6, 30^
xal axo rov aiQOvrog rix Ca (irj djtalrei.
d. Just Apol. I, 15. p. 62 D.
xal rov ßovX6fi€vov öavelöaad'ai lii] djiOCrQaq)rjre.
e. Const. VII, 1. p. 198, 21.
xal djto rov d-eXovrog öavBloaoO-ac jraQCc cov, fifj djtoxXsl^
öi]g rf}v X^^Q^'
f. Mt 5, 42^
xcH rov d'iXovra dxo ooi öavelöaox/ai firj (jtoörQatpTjq,
- -••*-- ■* -.-^'^-X'-,' * ^,-x^■^ »-/"X. *• X./-*x y y *x ^ "X^ x^
g. Cod. Bobb. Taur. Lc. 6, 30^ = Cyprian.
ab eo qui voluerit mutuari ne aversatus fueris.
h. Aphraates Hom. XIV, 15. p. 231 ed. Bert.
Wenn dir jemand das Deinige nimmt, so fordere es nicht
zurück.
so Aussercanoniscbe Paralleltexte ta Lc.
Aus der SteUung von Mt. 5, 42^ = La 6, 30^ ergibt sich
mit Bestimmtheit, dass diese beiden Sprüche ursprünglich identisch
waren. Auch ist es nicht wahrscheinlich, dass, nachdem in Lc.
6, 29^ gefordert war: jtavrl rm alxovvxt oe öldov^ demselben
aixovvxt gegenüber als einem alQovxi die Jünger Jesu Tollstän-
dig wehrlos hingestellt werden sollten. Es ist daher eine ziem-
lich allgemeine Annahme, dass Lc. an dieser Stelle in der Quelle
ein Logion vom öavalaaoßai gelesen hat, welches ja gerade bei
Lucas wieder anklingt. VgL Lc. 6, 34. Auch weist der Schluss-
satz: fii^ äjtalxBi == „fordere es nicht zurück" — auf ein im
Vordersatz zu lesen gewesenes öaveloaod^ai deutlich hin. Sal-
kinson hat daher den Sinn von Lc. 6, 30** richtig getroflTen,
wenn er den aigcop mit njsn rtickübersetzt hat, und wahrschein-
lich ist in einer Handschrift der vorcanonischen Quelle nach der
lucanischen Übersetzung das nibn in npbn corrumpiert gewesen
und diese Comiption der Ausgang zu der Übersetzung oIqcdp
geworden. Der Nachsatz hat vermuthlich in Folge der voraas-
gegangenen Corruption eingreifende redaktionelle Umwandelungen
erfahren. Denn die Varianten djtaixetv = djtooxQe^eo&ai =
djtoxkeUiv ergeben keinen gemeinsamen Qnellentext.
Lc. 6, 31 = Ht. 7, 12.
a. Hom. Clem. XII, 32. p. 132, 16.
epl kSym' o d^iXet savxai, d-iXei xal x(5 JiXt^öiop, ovxoq
yag ioxi &60v pofiog xal jtQoq)T]xcop , avxf] xTjg dXf]&elag
f] öidaoxaXla,
b. Ephraem Syr. Ev. concord. expos. ed. Mösinger c. 6. p. 68.
dicit Scriptura: Sicuti voluit facere fratri suo, fiet ei.
c. Clem. AL Paed. III, 12, 88. p. 304.
xa&cog d^iXaxB, 'ipa Jtoicooip vylp ol ap&Qcojtoi, jtoulxe xal
vfislg avxotg.
d. Lc. 6, 31.
xal xa&oig i^^iXexe ipa jcoimoip vfitp ol ap^gcojtoi, xal vfisTg
Jtoistxs avxotg ofiolwg.
e. Mt. 7,12.
jtapxa ovp 6aa iav d^lXrjxB tva jtoioicip vfilp ol apd-Qoxot.
ovxcog xcä vfisTg jroutre avxotg' ovxog yccQ kcxip 6 vofiOi^
xal ol jrQoq)f}xaL
Texte und üntenachongen zu Lc 6» 31. 32. gl
f. Hom. Clem. YU, 4. p. 82, 36.
axBQ hcaCTog accvzA ßovXsrai xaXa, xa avra ßovXeviod-io
xal TCO xXriciov.
g. Hom. Giern. XI, 4. p. 109, 14.
xavxa oca iavrS riq d'iXn xaZd, (6oavT€og aXXq> XQV^^^'
XI xoQsxita).
h. Just. DiaL c Tryph. c. 93. p. 321 B.
xai o TOP xXrjolov €oq lavxbv ayaxöiv, oxbq eavx^ ßoxh
Xexai aja&Aj xaxalv<p ßovXtjCaxau
L Clem. Epitome c. 54. p. 771 ed. Cotelerius.
ox^ ixacxog lavxS ^iXu^ xovxo xci xegl xov xXfjolop
Imierhalb der canonischen Eyangelien ist dieses Logion nur
in vorstehender positiver Fassung vorhanden. In zahlreichen
aussercanonischen Texten (wie auch schon Tob. 4, 15) ist die
negative Fassung dieses Spruches weit verbreitet VgL A^ra-
pha S. 95f. 135 £ 272 f. Zahn, GescL des Kanons I, 1, 366 f.
n, 2, 928^ Caspari, Kirchenhistorische Anecdota I, 197. Ztschr.
£ Eirchengesch. VIII, 80, wozu namentlich auch noch die Ver-
wendung dieses Logion zu Act. 15, 29 in Cod. Bezae zu no-
tieren ist. In den Clementinen sind entsprechend den ver-
schiedenen Quellenschriften, die dort zu Grunde liegen, verschiedene
Paralleltexte zu der canonischen Fassung zu finden, darunter
zweimal mit dem Zusatz xaXa, gleichbedeutend mit dem cc/ab-a
Justins.
Lc. 6, 32 ^ m. 5, 46.
a Hont OeuL XI, 32. p. 118, 32.
o Iv xXj&itq xov ay(zx(Svxa dyaxa.
b. Hom. dem. XII, 32. p. 132, 2.
olop xäOiP XQOCeoxiV Ix qwöscog g>iXovvxag g)iX€lv.
c Just ApoL 1, 15. p. 62 C.
xsqI de xov oxiQfBip axavxag xavxa iölda^sp' tl äyaxaxe
xovg a^axwpxag V(iag, xi xaivop xoielxe; xal yaQ ol xoq-
poi xovxo XOIOVCIP.
d. TheophiL ad AutoL UI, 14.
iap yoQ dyaxaxe xovg ar/axmvxag vfiag^ xotov (itod^ov
l;i^€T6; xovxo xal ol XriöxaX xal ol xeXcovai xoiovoi.
T«ste n. OotorsaehaDgen X, 8. 6
g2 Auflsercanonische Paralleltexte en Lc.
e. Athenag. Leg. c. 12. p. 13 ed. Schwartz.
iav yäo aya^fire, tpiiclv^ xovq cr/ajimptag . . . ., rlva (ii--
f. Mt.5, 46.
kav yäo ayanriorirB xovq ayaxmvxaq vfiag, xlva uiod-ov
lyars: ovyii xal ol xsXcovai x6 avxb novovoiv;
g. Aphraates ecL Bert p. 28.
Und dieses wiederum spricht er zu ihnen: Wenn ihr liebt
den, der euch liebt, was ist dann euer verdienst? Denn
wenn du liebst den, der dicFliebt, so thun dasselbe auch
die Heiden: den, der sie liebt, lieben sie wieder.
h. CleuL Rom. II, 13, 4. p. 130, 9.
oxi Xiyet o d^Bog' ov x^^ vfüPj sl äyajtäxe xovg ayastäv-
xaq vfiog.
i. Just, de resurr. § 8. p. 594 B.
tjtel xlq ffiilv X^Q^^ kcxlv; (prjalv,
k. Al6, I, 3.
jro/a yap x^QJ^^f ^' äyajcaxe xovq äyojcävxaq^vfiäq; ovxl
xai xa id-vf] xo avxo jtoiovöiv;
1. Const. Vil, 1. p. 198, 7.
jtola yaQ vfilv X^Q^^y ^^ 9}^^^^ xovq q)LXovvxaq tfiaq;
xal ycLQ ol Id-vcxol xovxo JtOlOVÖlV.
m. Lc. 6, 32.
xal sl ayanaxB xovq äyaJtmvxaq v(iaq, nola vfilp X^}^ ioxlp;
xal ycLQ Ol afioQxmXol xovq ayaxcivxaq avxovq ayaxAoiv,
Es sind vier correspondierende Logia, welche im Urtexte
zusammengehorten (vgl wegen der vierfachen Gliederung, die
öfter wiederkehrt, Agrapha S, 246 f.), nämlich
1) Lc. 6, 32 = Mt. 5, 46: ayajtav = (ptXBtv,
2) Mt. 5, 47
3) Lc. 6, 33
4) Lc. 6, 34
aonaC^BOd-aij
ayad-OTtoiBlv,
ÖaVBl^BlV,
Während nun die Vordersätze dieser vier Logia nach vor-
stehenden Stichwörtern sich deutlich von einander unterscheiden,
herrscht bezüglich der Nachsätze eine grosse Verwirrung der
Texte. Zwar in den drei Lucas-Versen ist Alles conformiert
durch die dreimalige Wiederholung derselben Frage: jtola vfilv
Texte und üntenachongen zu Lc. 6, 32. 33. g3
XCiQi£ iorlv; und durch die dreimalige Wiederholung der afiog-
tcdXoL In den Paralleltexten aber sind nicht ausschliesslich die
afiaQzmXol, sondern auch die teXcopac, die Z^^jcral, die noQvoi^
die l&mi und i&-vixol erwähnt, und neben der Frage Jiola vfUv
X^Qt^ iozlv; finden sich die Fragen: rlva fiiö&ov ^x^re; xL xe-
Qioaov xoi,BlxB\ rl xaivop xoielrs; ubi est praestantia vestra?
als charakteristische Varianten, auch: quid bonum est yobis?
LoaV ^\ Kte in Ev. Hieros.)
Und zwar gehen diese variierenden Ausdrücke bei allen vier
Sprüchen bunt durcheinander. Credner hat nun zwar (Beitrage
S. 223) einige dieser Varianten auf einen gemeinsamen aramäischen
Urtext zurückzuführen gesucht. Aber man wird mit Bousset
(S. 7S) diese Ausführungen nicht für überzeugend halten können,
und dies um so weniger, als immer noch ungelöste Varianten
übrig bleiben. Die Lösung wird man vielmehr durch die An-
nahme gewinnen, dass die vier ursprünglich verschiedenen Nach-
satze der vier Logia theils (wie in der lucanischen Relation)
conformiert, theils (wie mehrfach in den übrigen Texten) imter
einander verwechselt oder absichtlich ausgetauscht worden sind.
Dafür spricht die Wahrnehmung , dass man bezüglich jedes der
vier Sprüche einen charakteristischen Nachsatz recognoscieren
kann. Bei dem äyccjiäv = g)iXelv = artK in Lc. 6, 32 = Mt
5, 46 wird der Justinsche Text mit seinem jtOQVoi und mit der
Frage: rl xaivov xoielrB\ das Ursprüngliche erhalten haben,
wahrend Lc. den Ausdruck der Quelle: jtoQVoi euphemistisch
durch äfiaQTcokol ersetzt hat.
Lc* 69 3S.
a. Aphraates Uom. U, 10. p. 29 ed. Bert
Wiederum sagt unser Erlöser: Wenn ihr Gutes thut dem,
der euch Angenehmes erweist, was ist euer Verdienst? Siehe,
auch die Zöllner und Sünder thun also.
b. Lc. 6, 33.
xal yoQ iav dya&oJtoi^TS rovg ayad-onoiovvxaq vfiag,
xola vfitp x^^ iOTip; xal ol a/iaQzmXol ro avro xoiovöcv.
c Diatessaron Arab. ed. Giasca p. 16^.
Et si benefeceritis bis, qui vobis benefadunt: ubi est prae-
stantia vesbra? siquidem et peccatores sie faciunt.
6*
1
g4 Anssercaiionische PankUeltezto su La
Mit Rücksicht auf 1. Petr. 2, 20, wo a/of^ojroiowrc^ —
rovro x^^ — afuzQxapovreg mit einander eng verbunden sind,
ist bei diesem Logion der Lucastead; als treue Wiedergabe des
Urtextes zu erachten.
Lc6,34.
a. Hom. Clem. XI, 32. p. 118, 33.
6 iv xiavy davel^jj rolg ix^voiv, 7Jfi$lg xci rotq urj
b. Athenag. Leg. c 12. p. 13.
[iav] dapel^fjTB rolg öavel^ovaiv vfilp, xlva fiioi^ov ?g£re;
c Just ApoL I, 15. p. 62 D.
sl yoQ öavBl^ere xoq' (ov iXxl^ere Xaßstv, xl xaivov xoi-
etxe; xovxo xal ol xbXAvoi xoiovciv.
d. Lc 6, 34.
TuA iäv öaptcfjxe ^^^$^^J^f^^J^^^^^
Qig iöxlv; xal a/uoprojlol afiOQxmXolQ öavel^otxJiv, tva ajto-
XaßfoOiv xa Iocl
e. Lc. 6, 35^
xal davlC^BXB (iTfiiva oxbXxI^ovxbq,
f. Diatessaron Arab. ed. Ciasca p. 16^
et si mutuum dederitis illi, a quo retributionem speratis:
ubi^^tpnkesbuotia^^ nam et peccatores peccatoribus
loäerarxmtfae^ ab ipsis.
Zu Lc. 6, 34 haben Justin und Athenagoras ursprOngliche
Textbestandtheile erhalten, nämlich Justin die xBXmvaiy welche
als Wucherer besonders in Betracht kamen, und Athenagoras
den fuöd'og, den Verdienst, der von dem Wucher heraussprang.
Mit Hinweis auf HeftU, 101 f., wo der vierte Spruch Mt.
5, 47 erörtert ist, lassen sich nun sämmÜiche vier Logia mit
ihren charakteristischen Eigenthümlichkeiten folgendermassen
reconstruieren:
iav ^^75fJ3^255jf* <piX^xB) xovg ^T^^^^^'^f^g^^J^^^J^f )
vfioQj xl xcuvov xolbZxb; xoü yaQ ol noQVOi xovg äyaxcSvxag
avxovg aycutcicip. xaL iav aojtaofjCd-B xovg ^^^^yf^S^
vfiog, J^^J^^^i^^SJL^^^!^^ ^^^ ^Li^^?!55?L^^*^ Jtoiov-
oiv; xal iav aya^xot^XB xovg ayad-oxowvvxag vfiag, xola
■»^N. "^^ ^'^^ ' ^^^-•^
Texte und üniemichimgen zu Lc 6, 34, 35. g5
vfilp X^^ iorlv; xtd ol äfiaqxcoX^ x6 avxo xoiovöiv,
xal iäv dctvBlcntB xao mv iXxlCere Xaßslp, rlva luö&ov
i^ere; xal yaQ ol reXävai rolg reXcivaig davel^ovoiv, Iva
äxoXaßcoöip ra loa.
a. Mt 5, 45».
oxa}q yivfiCd't vlol rot xarooq vfi<5v rov iv ovQapotq, tri
xov rjXiOP avtov ccpatiXXei xtL
b. Athenag. Leg. c 11. p. 12.
oxmg yhnjCd'B vlol xov xaxQoq vfuop xov kp xolq ovgapotg^
og xop f^Xiop avxov ivaxiXXBu
c Clem. AL Strom. IV, 14, 97. p. 605.
tpa yipijcd'e vlol xov xaxQog vfiäp xov kp xolg ovgapotg,
i Lc 6, 35^
xal hiBCd-e tAol v^l<h:ov.
e. Hom. CüenL X, 6. p. 102, 9.
iäp xco ^eS iia xcop ayad'cip xoci^ecop i^ofioimd^xB, xccl
dia xTJp oftoioxfjxa vlol kxelpov eipai XoyiCd-ipxsg xapxcop
ÖBöxoxcu äxoxaxaaxfjpai dvp^oec&e.
f. Aphraates Hom. II, 10. p. 29. ed. Bert
Sondern ihr, weil ihr IBonder Gottes im Himmel seid, sollt
ihm auch ähnlich sein, li^lüach liebt diejenigen, die gegen
seine Güte^onäfl^bar sind
g. Philastr. c 137. p. 152.
nt ait Joannes: Tnnc simileer ei erimns; et dominus: Similes
estote patris vestri.
b. Epiph. Haer. XXXTII, 10. p. 226 A
iXeyBP' ofiOiOi yipsöd'S xA xaxgl Vficop X€p kv ovQaPOlg,
oxt dpaxiXXei xxX.
i Ambrosiaster in £p. ad Eph. lY, 32 (III, 245).
estote miserioordes, nt similes sitis patris vestri, qni in coe-
lis est.
k. Aphraates p. 34 ed« Wright.
Aber ihr, weil ihr Sohne Ootfces, der im Himmel ist, ge-
nannt werdet, sollt ihm gleichen, der sich erbarmet fiber
die, welche den Dank verweigern.
gg Aossercanonisohe ParaUeltexte ku Lo.
l Clem. AL Proiar. XI, 1 14. p. 88.
TOP JiatiQa fiifiovfievog, og ijtl xavxaq dvd'Qcixo%}g äva-
riXXei rov tJXiov avzov,
m. Const. n, 14. p. 25, 24.
fiifiriTäi yoQ elal rov JtazQog avrciv rov ip xoZq ovQapolq^
rov TOP TjXiop avTOV apaxikXopxog xxZ.
n. Hom. Clem. XII, 26. p. 130, 6.
XQ^ ovp xop (piXapß-Qioojtlap äcxovpxa uifitjxtjp shai xov
d-eov, svBQyexovpxa öixalovg xäi aölxovg,
o. Jobii Monachi Comm. IX, 44. ap. Phot. col. 657.
xfjg decjtoxLxrig pofioß'sxovaijg dyad^oxTftog xal rov jtaxQog
(iifirjxdg cmo(palpopxog ip x<p JtaCi xäi xolg fuöovoi XQV
Oxovg elpai, og ßgdx^i xxX.
p. Eph. 4, 32; 5, 1.
ylpBCd-B 6e Big dXXriXovg XQ^^'^^^^ €to:n[XayxPOij x^Q^C^M^^^
tavxolg, xad-dg xcu 6 d-Bog ip Kgioxm ix^Q^^^'^o vfitp
ylpBOd'B OVP uiurixal xov d-Bov, cog xixpa ayanma,
q. Just. Apol I, 15. p. 62 E. ^
xal' ylPBöd-B öh XQV^'^^^ *<*i olxxlgfiopsg, cog xäi 6 xaxijg
vficop xQV^'^og ioxi xal olxxlQficop, xal xop fjXiop aixov
dpaxiXXBt xxX,
r. Just. DiaL c. Tryph. 96. p. 324 A.
Blytcip' yiPBOd-B XQ^<^zol xal olxxlQfioPBg, cog xal 6 JtaxTjQ
vficop 6 ovgapiog' xal yäg xop xapxoxQoxoga B-bop xQV"
öxop xal olxxlQfiopa cQcofiBP, xop tjXiop avxov dpaxiXXop-
xa xxX.
8. Hilar. in CXVUI. Ps. Enarr. p. 896 D.
Dominum in evangeliis recolat dixisse: Estote boni, sicut
pater vester, qui solem oriri facit super bonos et malos et
pluit super justos et injustos.
t. Hom. Clem. III, 57. p. 52, 2.
xal jtdXip* ylpBOd'B dyaO-ol Tcal olxxlgfioPBg (og 6 Jtaxjjg 6
BP tolg ovQapolg^ og dpaxiXXBi xop r^Xiop xxX.
u. Epiph. Haer. LXVI, 22. p. 639 C.
og Btpri' ylpBOd'B dyadol cog 6 JiaxfjQ vficöp 6 ovQOPiog, oxi
dpaxiXXBt XOP rjXLOP xxX.
Aus der Vergleichung der aussercanonischen sowie der ea-
nonischen Paralleltexte, unter welchen namentlich Eph. 4, 32;
Texte und Untersuchaiigeii zu Lc. 6, 35. 87
5, 1 ftbr die Cronstatierung des Quellentextes yon hoher Bedeu-
tung ist, wird es evident, dass sowohl der erste als der dritte
Evangelist in Mi 5, 45 = Lc. 6^ 35<^. 36 den Urtext nicht voll-
standig wiedergegeben haben. Der ursprüngliche Gontext, so weit
er sich reconstruieren lasst, hat folgende Momente in sich ge-
schlossen:
1) die 6otteskind8chaft:7^i^7<7{^€ vlol tov xargog ^^icead-s
vlol vfplöTOV = (og rixva ayanffta (Eph. 5, 1);
2) die Ähnlichkeit der Eonder mit dem Vater: similes
estote patris vestri «=> ofioioi ylveod-s xm xaxQi v/iciv
e= liiufixal elöi xov xaxQog = ylvsad'S ovv fiifii]xal
xov d^Bov (Bph. 5, 1);
3) Gesinnung in Güte und Erbarmen: ylvBOd'e x(>^ötoI
Tcal oIxxIqiioveq = ylveod-e aya&ol xal olxxlQfioveg
= ylvBOd-B ö% slq aXXinXovg ydwötoI xal svCJtkayyvoi
(Eph. 4, 32);
4) nach dem Vorbild des gütigen Vaters: mg 6 Jtarr/Q
vfUDv XQV^'^^^ ^^'^^ '^^ olxxlgfimv «» oxi avxog XQ^
cxog icxi (Lc. 6, 35*);
5) Exemplification der göttlichen GHite am Sonnenschein
und Regen (Mi 5, 45^), von Lc. weggelassen, aber
Lc 6, 36* angedeutet y daher im Folgenden zu Lc. 6,
36* mit sämmtlichen Paralleltexten untersucht.
Der hebräische Urtext tritt dabei allenthalben zu Tage. Vgl.
zu dem erstgenannten Textbestandtheil: vlol (Mt., Lc.) = xixva
(Eph. 5, 1) = fi'^Da, ioeoB^i (Lc.) = yivrjOd^B (Mt.) = V^n. Für den
zweiten Textbestandtheil kann man folgende Übersetzungsvari-
anten constatieren: Böscd-ai cog {Mi.)^ylvsod-ai co^ (Houl, Clem.
AI.) =M ylvBOd'ai xa&cog (Lc.) = ouoiov ylvBCd-ai (Epiph., Phi-
lastr., Ambrosiaster) = fiifisZö&cu (Clem. AI.) =* fii(ifjx'^v ylvB-
c^ai (Eph. 5, 1; 1. Petr. 3, 13'/ Hom., Job, Const u^ ATlTTÖie
letzten drei Varianten, welche in den synoptischen Evangelien-
texten fehlen» müssen, wie das vorstehende Textverzeichniss zeigt,
sehr weit verbreitet, und, wie aus Eph. 5, 1; 1. Petr. 3, 13 her-
vorgeht, sehr alt gewesen sein. Dabei ist es aber wahrschein-
lich, dass dem fUfiTjxrjv ylvBC^ai = fii/iBtad-ai im Hebräischen
gg Annercanoiiucbe Faralleltexte ta Lc
ein besonderes Wort nicht entsprochen hai Wenigstens findet
sich weder fufteiöd'ai noch fufifirtjp yiv&idiu im Griechischen
der Septaaginta. Im Urtext war also jedenfiedls nur d rrn »^ /£-
vsod-ai dg zu lesen. Als weitere Anklänge sind nodi zu notie-
ren Ep. ad Diogn. X, 4. p. 162, 7: äyamcag 6h fUßnajg I09 ctv-
rov rnq xQfjOrorfftoq. Ign. Eph. I, 1. p. 4, 6: pufifircä^ ovxBq
^£ot;. Eph. X, 3. p. 16, 8: fu/irjTcä oh rov xvqIov. Pseudo-Ign.
Philad.IILp.232, 16: ov rijg XQ^lorornroq &H€9v xai vuäg ebnu
fiififjTag o xvQiog. Zu 1. Peta:. 3, 13: rov ayctO'ov iufajx€^ /e-
vriad-B ist vorauszusetzen, dass rov dytxO'öv nicht nentrisch, son-
dern masculinisch zu fassen ist, so dass unter dem o a/a&og
Gott selbst zu yerstehen ist Dafür spricht die zu Lc. 6, 36
neben XQV^'^^ beigebrachte Übersetzungsrariante dyccO-og^ sowie
auch der umstand, dass auf 1. Petr. 3, 13 im folgenden V. 14 ein
weiteres Citat aus der Bei^redigt, nämlich Mt 5, 10, unmittel-
bar nachfolgt, also überhaupt Gedankenzusammenhänge aus der
Bergpredigt einwirken.
a. Hom. dem. III, 57. p. 52, 3.
og dvareXZei top ijXiop ix* äyadvlg xal xopffgotg Tuxi ipiQU
TOP VBTOP ixl öixalotg xtd äilxoig.
b. Hoxa^ ciemTxi, 12. p. 112, 4.
ovdh TOP nXiOP tcvrov dpiTeXkep ixl oYoB'oig xal xovtioovg
oxrre top }^^^J$}iJ^^^^J^^Q^^ i^^ iixalovg xal adlxovg,
c. Hom. aeuL XVIII, 2. p. 168, 30.
iyci q>fjfii dyad-op elpai top xoQexTixop, olop dg ovtop
OQw xovovvTa TOP öfjiuovQYOP, xagixoPTa top tjXiov ccfa-
d'Olg xdL xaxoTg xal top xstop dixcäoig xal aSbuiig,
d. Const Vm, 1. p. 199, 2.
xaai yoQ d'ilBt ölöocB^cu 6 xaT^Q 6 top ^Jülop (xvtov dpa-
TiXXofP &rl ^^JJQOvg xal dyad-ovg xal top vstop ccvtov
ßoerafP kxl öixalovg xal dölxovg.
e. Const U, 14. p. 25, 24.
(iifii]Tal yoQ bIoI tov xaTQog avTtSp tov kp Totg ovgapotg
Tov TOP fiXiop avTov dpaTiXXoPTog ixl iixahvg xal adl-
xovg xal ßgixopTog cnrtov top^vstop [ixl] xopijQOtg xal
dyad^olg.
Texte und üntenochnngen sn Lo. 6, 35. gg
£ Psendo-Ign. ad Philad. IIL p. 232, 14.
öio Tov fiXiov (xdxov avaxiXXBi ixl xovnoovq xcä ayad^ovg
xal ßgixBi TOP vsrov ixl dixalovg xal ädlxovg.
g. Epiph. Haer. LXYI, 22. p. 639 G.
ylvBOd'B äyoB'ol. €oq 6 xarrJQ vfiäv 6 oigäviog, ort ävc^
rdZXei top fjXiOP avrov ixl ötxalovg xal dölxovg xai ßgix^i
ctvrov ^oiM&rrw kkt ^optjigavg ocäi äyad'ovg.
h. Hom. Clem. XII, 26. p. 130, 6.
X^ ovp TOP g>iXap9'Qa}jtlap äcxotpra fUfiijTfip dpcu rot
&BOV, BVBQfSTWPTa öixülovg xal dölxovg, dg avrog 6 d-eog
xaCiP kp xA PVP xoCfiq} top tb tjXiop xai rovg vBzovg av-
Tov xoQixwp.
L Just. DiaL c. Tiyph. a 96. p. 324 A.
Tcoi yoQ TOP xainoxQOxoQa B-bop xQV^'^op xal olxrlQuopa
6q£ubp, top nZiop mrov apotiXXoPxa ixl äxaolötovg xal
öixalovg xai ß^fyopxa bd oclovg xal xoptjQOvg,
k. ffippoL Phüo8. V, 7. g. 142.
og opaxiXXBi xop rjZiop avxov ixl dixatovg xal äöbcovg
xal ßQixBi ixl oclovg xal afiCLQxmXovg.
L Agathangelus c. 36. p. 22, 30. ed. Lagarde.
iv rg dvojJQ Xfjg ;((>Mr6ri/ro$ öov dpaxiXXBig yoQ xop
rjXiop oov ixl xopmovg xal äjaB'Ovgj xai ßgh^ig ixl 6i'
xalovg xal afiagxmiovg.
UL Just ApoL 1, 15. p. 62E. 63 A.
X(n<^og icxi xai oIxxIqiudv xai xop tjXiop avxov avaxiXXsi
^^^ 5^?S^?^^?H^ ^^ dex€e/ov$ xal xopf^ovg.
IL dem. AL Strom. YII, 14, 85. p. 884.
o XB yoQ d-Bog ixl ötxalovg xal adlxovg xop avxov ixiläfi--
XBl ffXlOP.
0. Clem. AL Protrept XI, 114. p. 88.
XOP xaxioa uiuoviiBPOg^ og ixl xdpxag dpd-ocixovg dpa-
xbXXbi XOP ijXiop avxov.
p. dem. AL Paed. I, 8, 72. p. 141.
^^l xovxoig (wO'ig' 6 xaxtjQ fiov, ^tjolPf ^f^f^^^ff^ "^op
fj340P XOP atxov ixl xdpxag . . . xal xaXip* 6 xaxiJQ /ioVf
9V^ ^^fi£ ixl öixalovg xai dölxovg.
90 AuBsercanoniflche Paralleltexte zu Lc
q. dem. AI. Paed. I, 9, 88. p. 150.
xol ^ xriq äyaxtjg hcBlvfjq oxdoiq ötxaioCvvtjg yiyovev oqx^
xal TOP i]Xiop ijit,Xa(ixovxoq xov ttvtov.
r. Exe. Theod. §. 9. ap. Clem. AL p. 969.
jtavxBq filv ovv xixkfjvrai kjc lorig* ßgix^i yoQ kxl öixal--
ovg xcü jaölxovg xal xov fjkiov iyeikäftjcei jcaotv,
8. Athenag. Legat, c. 11. p. 12.
og xov ?}Xiov cevxov dvaxiXXu ijtl xopvQotg xal dya&ovg
xal ßQ^XBi ixl dixoLovQ xclI dölxovg.
t. Mt.5,45r
oxi [Syr. Cur. og] xov ijXiov avxov dpaxiXXei iütl JcovfjQOvg
xal dya&ovg xal ßgexsi kjtl ötxalovg xal dölxovg.
u. Lc. 6, 35*.
oxi avxog xWöroc ioxip ixl xovg a^ap/öTov^ xal jroi7/-
Qovg.
Auf Orund der aussercanonisclien Paralleltexte ist zu con-
statieren, dass an die Aussage: a}g xal o jtaxrjQ vficSv XQ^'^^^
koxiv xal ohcxlgfiaiv (Justin) = xal avxog xQV^'^og iöxip (Lc. 6,
35*) + xal 6 JtaxTJQ vfiSp ohcxlgfimv IcxIp (Lc. 6, 36^) ursprüng-
lich deijenige Satztheil sich anschloss, welchen der erste Evan-
gelist in Mt. 5, 45^ erhalten, Lucas aber weggelassen und nur
durch die Worte: ijtl xovg dxaglöxovg xal novriQOvg angedeutet
hat. Die Worte nämlich: xov ijktop avxov dvaxiXXsi iki jro-
vijQOvg xal dyad-ovg xal ßQix^i hscl ötxalovg Tcal döbcovg als die
sinngemässe Erläuterung von XQV^'^^^ ioxiv xal obcxlgfia^v waren
mit dieser Aussage entweder durch xal (m) oder durch oxi (g t)
oder auch durch participiale Verbindung (c d e i) oder durch og
(a k o t Syr. Cur.) verknüpft. Den zahlreichen Varianten
liegt zu Grunde: tittt^n n'^'^TH, welches Delitzsch anwendet,
oder vielleicht noch besser und zur Erklärung der Variante
ijtiXafjLJtsiv noch geeigneter das von Salkinson gebrauchte
itD W y^txn = rjXtop dvaxiXXeiv = kjtiXafixsiv, femer "T^tD^Jl =
ßgexsiv = ßQixBiv vbxop = g)£QBip vexov = jcaQixsiv vexov,
endlich D^?tDnrr] D'ip'»'7^n, D'^nilDn'J a'^5?^n = dya&ol = ooioi =
öbcaioc, J^oxol =^^otyQol=^auaQxa)Xol = dötxoc = axagiaxot.
Texte nnd Untonachongen zn Lc. 6, 35. 36. 91
Lc. 6, 36 = lt. 5, 48.
a. Epiph. Haer. LXVI, 22. p. 639 C.
Ol rov oanfJQog Xoyoi, og sq>fj' ylvsö&'S äya&ol cog 6 JtarfjQ
vfiäv 6 ovQ&viog^ ort avariXlei xtL ^
b. Hilar. in Psalm. 118. p. 293. ed. Bened. ^
Estote boni sicut pater vester, qui solem suum etc.
c. August c Adimant. VII, 1.
Estote benigni sicut pater vester coelestis, qui solem suum
oriri facit etc.
d. August c. Adimant. VII, 3.
Quod autem in evangelio dicitur: Estote benigni quemad-
modum pater vester coelestis, qui solem etc.
6. Macar. Hom. XLII, 2.
£g q>rfiiv 6 xvQiog' ylveod-s XQV^'^^^ ^^ naxifQ vficov 6
ovQcn^iog.
1 Macar. Hom. XIX, 2.
£g tpriOiv 0 xvQiog' ylpsC&s aya^ol xäi XQrjöroly xad'cog
xal 6 xarr^Q vfiäv 6 oigaviog olxrloficov lorl.
g. Macar. de custodia cordis c. 13.
£g q>fiOLV 6 xvQiog' ylveod-B äyad-ol xäi XQ^jOrol^ xaß-oig 6
xaxfiQ v/iciv 6 ovQoviog üIxtIq^kop iöri
b. Pseudo-Abdias. Eist apost Lib. UI, 34.
Si qua in te est bonitas juxta praeceptum Salvatoris.
L Hom. Clem. in, 57. p. 52, 2.
xcu xaXiV ylveod'e dyad-ol xäi olxtlQfioveg dg 6 JtarrQ
6 kv xolg ovQavoig, og avaxiXXsi xxX,
k. Acta Thomae p. 56, 7. ed. Bonnet
xcü ylvBOd^t dyad-ol, olxxlQfioveg, iXsijuopsg.
I. Ps.- Äthan, bei Migne Athanasius IV, 653.
ylvso&e olxxlQfioveg xal dya&ol dg 6 naxifQ vfitSv 6 iv
xolg ovQavoig.
m. Just Dial. c. Tiyph. c. 96. p. 324 A.
dxciv ylvtod'B xißp'^ol xoü olxxlgfiovsg dg 6 xax^Q v/icov
6 ovQapiog' xal yäg xov jtavxoxQaxoQa d-aop XQ^^'^^^
xcä obcxlQiiOPa ogciiiep, xop fjXiop avxov dpaxiXXopxa xxX.
92 AossercanoniBcho Paralleliexte eü Lc
n. Just ApoL 1, 15. p. 62 £.
xcU' ylvBCd'B Sk jififjOTol xal olxtlQfioveg^ mg xaL 6 xot^q
avarikXei xrL
o. EpL 4, 32.
p. Lc 6, 36.
ylvBCd'B olxTlQfioPsgj x^^^^^ ^ o xctTfJQ vfiAv o^er|(£/Ei(m^
icxlv. V. 35^. oxi airog XQfiOxoq hoxiv.
q. dem. AI. Sixom. II, 19, 100. p. 482.
ylvBOd'e, ^fjCiv 6 xvQioq, il&^/Moveg xaL ^^^IfovBQ^ pg xcä
6 jtaxfJQ vßäv o ovQapiog^olxxlQUCOv icxlv,
r. Macar. de perfeci in spir. c 2.
xal' ylvBOd'B x(d VfiBlg xiXBioi, dg 6 jtaxijQ vjficiv 6 ov*
oaviog xiXsiog ioxi, ^^^
s. Macar. de oratione c. 11.
ylvBö&B, yoQ fprfiiv b xvQiog^ xcü vfiBlg xiXBun^ dg 6 xax^(^
vficiv ovQOViog xiXBiog ioxi.
t. Ghregor. Njss. de orat domin. 2. (Migne I, 1145.)
yivBOd-B xiXBioij tog xal 6 xax^Q vficiv b ovQaviog xdXu^
6g icxip.
u. Cleau AI. Strom. VII, 14, 88. p. 886.
Blffjxcu xQog xav xvqIov ylvBCd-B dg 6 xaxrJQ vfuop r^
Xbioi.
V. Ciem. AL Strom. IV, 22, 139. p. 626.
xoiovxoig xioXv 6 TCVQiog kdyBi' ylvBö^B dg o xaxrg v(i£v
xiZBiog.
w. Polyc ad Phü. XU, 3. p. 130, 7.
oxa^g xiXBiot tfXB iv hcBlvtp.
X. Mt. 4, 48.
söBCd-B ovv vuBlg xiXBioiy a>g o xaxtjg vuAv b ovgapiog
xikBiog BOxiv.
Dieser Textbestandtheil Lc. 6, 36 «» Mt 5, 48, welcher, wie
oben gezeigt worden ist, in der Quelle vor Mt 5, 45^ gestanden
hat^ ist von Lc. so vertheilt worden, dass davon ein Rest in den
Worten: oxi avxog ;fpi?aTo<; ioxiv Lc. 6, 35* sichtbar wird, wah-
o'^njCJt ö'^aitj r^n
Texte und Uiitennchimgen zu Lc 6, 36. 37. 93
rend der Haupttheil in y. 36 nachfolgt Der Urtext hat zu Lc.
6, 36* ursprünglich gelautet:
ylvsaO'S XQficroly evcxXayx^oi Eph. 4, 32
ylvBCd'S XQ^oxol xal obctlQ/ioveg Justin
ylveö&s ayad-ol xal obcrlg/ioveg Hom.
ylvBCd'B ayct&ol, olxrlQfiovsg Acta Thom.
ylveod-e äya&ol xai ;^()jyöTo/ Mac
ylveo&s olxTlQfiOPeg Lc. 6, 36^
ioBO&£ xiXsLoi Mt 5, 48.
Dass Lc in der von ihm benutzten Version der Logia nicht
blos olxzlQfiovBgf sondern auch XQ^<^'^ol gelesen hat, davon hat
sich in y. 35^: ari ot^o^ X(ffl<yt6g kcxtv — eine deutliche Spur
erhalten. Pa nun auch Paulus Rom. 2, 4: nXovtog t^i^ XfiVz
<ixixf[tog aixov, sowie Eph. 4, 32: ylvBß^B xQ^'^ol — diesäfie
Version befolgt, so wird hier yon Neuem die Identität der yon
Paulus and Lc. gebrauchten Version sichtbar. Im 1. Petrus-
briefe dagegen ist (wie in den Homilien) die Version ayad-og
Torausgesetzi VgL oben. Dieselbe Version arfod-og y^iareten
Epiphanius, Macarius (daneben xc^iyoro^, welches in diesem
Falle mit olxxlQfimp gleichbedeutend ist), Hilarius (boni),
Pseud-Athanasius, die Acta Thomae, während Augustin
mit seinem estote benigni vielmehr ylvecO'e XQV^*^^^ voraussetzt
Was endlich Mt 5, 48 anlangt, so hat hier der erste Evangelist
den Urtext in freier Weise abgewandelt, indem olxxlQfiovsg "=»
tr^Xarn ganz gefallen ist und Q^^nita = ayctO'ol, XQ^<fTol in xiXsiot
seinen Ersatz gefunden hat Ist ja 3*113 nicht blos gleich xaXog^
ayad-og^ Z(^<^t:o$, sondern auch gütig, wohlwollend, freundlich,
gerecht, wahr u.s.w. VgL Fürst 1,463^
Le.6,S7*»>Mt.7,l.
a. dem. AI. Quis div. salv. § 33. p. 954.
foj xflvs xolwp^ tva fi7] xQiO-yg,
b. Polya ad PhiL II, 3. d. 114, 2. ^
fnni/iopBvavx£g dh iov dxBV o xvQiog ötöacxcov* fif} xqIvsxs,
tva fi^ xQi^xB.
CL Ephraem Syr. Ev. concord. expos. ed. Mösinger c. 6. p. 72.
Nolite judicare, k e. iqjuste, ne judicemini, h. e. ob injusti-
tiam.
94 Auasercanonische Paralleltexte eu Lc.
d. Mt. 7, 1.
(ifl XqIp€T6, Iva lAtl XQid-rJTB.
e. Lc. 6, 37».
Xal fi^ XQlPBTBf Xäi OV llij XQld^fjXB,
Lc. 6, 36 deckt sich mit dem letzten Verse von Mt. c. 5, Lc.
6, 37 mit dem ersten Verse von Mt. 7. Was zwischen Mt 5, 48
^ Lc. 6, 36 und Mi 7, 1 = Lc. 6, 37 zwischen innen liegt, hat
der erste Evangelist, wie man sich aus Lucas überzeugen lassen
kann, grösstentheils aus anderen Partien der Logia herüberge-
nommen und in seine Construktion der Bergpredigt eingeschal-
tet. In der Spruchreihe Lc. 6, 37 — 38 «r Mt. 7, 2 münden die
Relationen beider Evangelisten wieder zusammen. Doch kann
man aus Clem. Rom. I, 13, 2 und Polyc. II, 3 ersehen, dass ur-
sprünglich ein vollständigerer Gontext vorgelegen hat (vgl
Agrapha S. 96 f. 136 ff.) und dass also beide Evangelisten an
dieser Stelle Kürzungen vorgenommen haben. Auf eine Be-
nützung des vorliegenden Textbestandtheils durch Paulus deuten
die Anklänge Rom. 2, 1. 3; 14, 4. 10. 13; 1. Cor. 4, 5. Ferner
vgl. man Jac. 4, 11. 12; 5, 9 als weitere Parallelen in der ca-
nonischen Didaktik. "Übrigens ist in der obenerwämten ausser-
canonischen Parallele , welche inhaltlich erst mit Lc 6, Zl^ be-
ginnt, der Text von Lc. 6, 37» — Mt. 7, 1 und Lc. 6, 37^ nicht
mit erhalten.
Lc. 6, 87»».
a. Ephraem Syr. Ev. ooncord. expos. ed. Mösinger c. 6. p. 72.
Aut propter judices, qui se ipsos vindicant, dixit: Nolite
punire.
b. Didasc. II, 42. p. 269.
xiu CO [sc. xQlfian] xataötxa^etet xaradixacd-ijOBOd-e.
c. Const. II, 42. p. 70, 14.
xal cog xazadixdCfBTBt xaraöcxaod'ijOBöB'B.
d. Lc. 6, 37^
xäi fiT] xaraöixaCBTB, xal ov uri xaradixacd-mB.
e. Diatessaron ed. Ciasca p. 37^.
Nolite condemnare, ne condemnemini.
Diesen Spruchtheil hat nur Lc. erhalten; bei dem ersten
Evangelisten ist er ausgefallen.
Texte und Untersuchungen zu Lc. 6, 37. 95
Lc. 6, 37*.
a. Clem. AI. Strom. VII, 14, 86. p. 885.
ro' aq)sg xal äq)e&'^ceTal ool
b. Tertall. de pudicitia c. 2.
Dimitie, et dimittetar tibi.
c. Pseudo-Ign. ad Trall. c. 8. p. 188, 26.
a^ers yaQ, tpffilv 6 xvQiog i^/kSv, xal dg>sdiljoeTai vfitv,
i Didasc. II, 21. p. 251.
^rjoovq 6 XQiOTog, og xdi eljtBV awBXB xdi d^ed-i^osrai
VfilV.
e. Const. II, 21. p. 40, 20.
Tijaovg 6 Xgiorog, og xal idlöa^sv ^fiäg kiytDV ag)ST£ xal
ag>€Bi^<SSTai vfilp,
f. Mac^rfior^ XXXVII, 2.
oTi yag rjxovop rov xvqIov a^ers xäi dq>B&fjösrai vfilp,
g. Macar. Hom. XXXVII, 3. ^
xa&cig ivsxelXato' aq>sre xal d^ediiottai vuZv.
h. Ephraem Syr. Ev. concord. expos. ed. Mösinger c. 6. p. 72.
Dimittite, et dimittetar vobis.
i. Clem. Eom. I, 13, 2. p. 28, 1 (= Clem. AL Strom. 11, 18. 91.
p. 476).
IXwxty tva iXefjd^TE' aq>lsT€, Xva atp^d-^ v/üv.
k. Polyc ad PhiL II, 3. p. 114, 3^ ™
dq>l€rs^ xal d<peO^CBTai vfUv' iXBäxe, tva iXeriß^ts.
L Aphraates Hom. II, 10. p. 29. ed. Bert.
Wiederum sagt unser Erloser: Vergebet, so wird euch jw-
geben; erlasset, so wird euch erlasseuT
m. Diatessaron p. 38^ ed. Ciasca.
Dimittite, et dimittimini. Condonate, et condonabimini.
a Cod. Colbert. Lc. 6, 37®. p. 75. ed. Belsheim.
dimittite, et dimittetur vobis.
0. Lc. 6, 37«.
dxoXvBXB, xal äxoXv&i^ceöd-s.
An dieser Stelle tritt jene aussercanonische Spruchreihe aus
Clem. Rom. I, 13, 2 und Polyc. II, 3 ein, welche mit den Parallelen
96 Aassercanoniflclie Paralleltexte za Lc. 1
zu Lc 6. 37® beginnt Die Identität des äxoXvBze «s dimittite
(Incanisch-canonisch) mit dem a^erc (aussercanoniscE) ergibt
edch nicht nur aus der Stellung der Satzglieder, sondern auch
daraus, dass im Diatessaron und bei Aphraates die Mahnung
zum Vergeben und zur Erbarmung zweimal in parallelen Sätzen
ausgedrückt ist, ganz wie bei Polycarp und Clemens Rom.
Le. 6, 88*.
a. CleuL Rom. I, 13, 2. p. 28, 2.
dg dlöoTS, ovrog doB^cerai vfilv. ^==
b. dem. AL Strom. II, 18, 91. p. 476.
<Dg ölöore, ovrtng iod^cezai vfilv,
c Didasc II, 21. p. 251 = Gonsi II, 21 p. 40, 21.
ölöore xal öodi^csrcu vfüv.
d. Lc. 6, 38°.
ölöoTS^ xal öadi^cercu vfttv.
Wie im folgenden das dg xqIpstb als ausseroanonische Va-
riante zu dem canonischen: m xQlfiati xQlvetB erscheint, so un-
terscheidet sich auch bei diesem Satztheil die aussercanonische
Lesart durch das eingefügte dg — ovrcag von der — wohl ur-
sprünglicheren, weil einfacheren — canonischen Fassung.
Lc. 6, 38\
a. Clem. AI. Quis div. salv. § 33. p. 954.
pizQov TcaXbv xenuoiiivov xdi osoaXevfiipov vxBQexxwi-
(iBvov cbtoöo&ijceral öoi.
b. Lc. 6, 38^.
ßixQOP xaXov jiBJtuCfidpov aeoaXsvfiivov vjtaQBXxwvofiepov
öciaovcip elg top xoXnop vficop.
Eine ähnliche Austauschung, wie die hier ersichtliche zwischen
Actiy und Passiv, findet sich öfter. Vgl z. B. die Paralleltexte
zu Lc. 12, 48: ^ijTffi^asTai = ^ijTi^oovaip, äxaitfjdi^öeTai = cbtai*
rriCovciv.
Lc. 6, 38 = Mt 7, 2 — He. 4» 24.
a. Just DiaL c. Tryph. c. 115. p. 343 D.
o fäg xQlfia xqIpbxb, ölxaiop kotip vfiag XQiß-fjpai.
Texte und Unfcersucbungen zu Lc. 6, 38. 97
b. Iren. IV, 30, 3.
in quo enim jodicio jadicabitis, judicabitur de Tobis.
c Aphraates Hom. XIV, 6. p. 215. ed. Bert
Denn der Eonig hat uns also geschrieben: Mit demselben
Gteiicht, mit welchem ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden.
Und er klagte sie an und ermahnte sie und sprach: Sehel,
was ihr höret: Mit dem Gericht, mit welchem ihr richtet,
werdet ihr gerichtet werden.
d. Mc 4, 24.
xci iXsyBP cnirolg' ßXixerej xl oxovbxb' kv q> fiixQq) (le-
TQBlxB, ftexQi]d^^C€xai vfilv, xäl JtQooxsdTJcexai vfilv.
e. Hom. Clem. XVIII, 16. p. 174, 31.
xal m fiixQco ifiixQtjCav, (iexQTjO-^ avxolq x€p lom.
f. Orig. Öpp. lU,' 841. ~^
qua mensura mensi fueritis, eadem mensura metietur vobis.
g. Clem. AI. Quis dir. salv. § 33. p. 954.
<p idxQ€p fiexQBlg, xovxq) xäl dvxifiBXQfid^f]OBxal 001.
h. Ephiaem Syr. Öpp. 11, 195 D.
xal ^ ftixgcp [UxqbI SxaOro^, aPziftBXQfjd'i^otTai avxm.
i. Prochorus. Acta Joannis p. 73. ed. Zahn.
Xfd m liixQCO fiBXQBtXBj dpxiflBXQ7jd^7JaBXai VfllV.
k. Polyts. ad Philipp. II, 3. p. 114, 3.
flS fiixQCff fiBXQBlXB, dvxifiBXQTjd^öBXai VfitV.
l Lc. 6, 38«.
9 yctQ flixQOf flBXQBlXBy dvxiflBXQTjß-rjöBXai VfilV.
m. Clem. AI Strom. 11, 18, 91. p. 476.
iig xqIpbxb, ovxcog xqi&ijobö9'B . . . o? [iixQco (ibxqbIxb, dmi-
liBXQfJldli}OBXai VfllP.
D. Qem. Rom. I, 13, 2. p. 28, 3.
dg xqIvbxb^ ovxog xQid-i^öBOd'B* . . . q} nixQ<p (ibxqbIxb, kv
avX€p (iBXQIjd'I^CBXai VfilV.
0. Mt. 7, 2.
iv fo yaQ XQlfiaxi xqIvbtb, xgcd^rjöBOO^By xal Iv (p fiixQq>
(iBXQBlXBf (iBXQ1]&tJ0BXai V/IlV.
p. Et. Hieros. p. 121 sq.
et in mensura, qua tos mensi fueritis, similiter remetietur
Tobis.
Texte n. Uotonachangen X, 8. 7
98 Aussercanonische Paralleltexte zu Lc.
An dieser Stelle zeigt es sich deutlich, dass aucli der
zweite EvaDgelist die Bergpredigt gekannt, indem er mitten
aus deren C!ontext das Logion Mc. 4, 24 (= Mt. 7, 2 = Lc. 6, 38*^)
herausgenommen und in den neuen Zusammenhang seiner Eyan-
gelienschrift eingeschaltet hat. Namentlich an den aussercano-
nischen Paralleltexten kann man hier mit Bestimmtheit den
hebräischen Urtext nachweisen: TQ*' rtS D'miTa DPA ^W TtTBSL
DDb. Aus dem im Hebräischen nachgezogenen i?^, welches zwar
auch fehlen kann (vgl. Strack, Hebräische Grammatik § 87),
aber doch gewohnlich gesetzt wird, sind die aussercanonischen
Lesarten: ip avrci (Clem. Rom.) =* zovrm (Clem. AI.) = reo lom
(Hom. Clem.) = eadem (Orig.) entstanden, und eben daraus wird
auch das lucanische dvrl zu erklären sein, welches dem lucanisch-
paulinischen Übersetzungstypus angehören dürfte. Vgl. Zvtqov
(Mi, Mc.) = avxlXvxQov (Paulus) zu Lc 22, 27. Cod. Colb. hat
qualem mensuram, viele andere lateinische Versionen eadem (=
avr<p\ Zu dem von Lc. weggelassenen Satze Mt. 7, 2 bietet
Origenes (Opp. XIV, 204 ed. Lommatzsch) noch die Variante:
Lc. 6, 39 = Mt. 15, 14.
a. Testam. XII patr. Rüben c. 2.
oxi ayvolag jtBJcXriQWxai, xaX avxt) xov vscoxeQov oöf/yst
cog xv(pk6v kjti ßod'QOv.
b. Cod. Cantabr. Mt. 15, 14.
xv<pXol eloiv odayol* xv<pXoq 6b xvxpXov kav oöayfj, dfi-
(poxBQOi ivxECovvxai Big ßod-Qov.
c. Clem. AI. Paed. I, 3, 9. p. 103.
Tcad^a g>rjöip 7} yQcitpfi' xvg)Xovg Big xä ßaQa^ga x^^crywycov.
d. Mt. 15, 14.
oöfjyol bIöcv xv(pXol xvq)Xmv' xvq)Xog 6b xv(pXov kdv o6rh
yij, d/i<p6xBQoc Big ßo^vvov jtBOovvxai.
e. Lc. 6, 39.
firj xt 6vvaTai xvg)Xbg xvq)X6v 66ijyBtv; ovxl d(ig)6xBQ0i Big
ßod-vvovkjiJtBöovvxai ;
Texte und Untersuchnngen za Lc. 6, 39. 40. 99
f. EpipL Haer. LXVI, 69. p. 690 D.
Xsyei' oirf/ol elci xvfpXoi rxxpXoq de xvfpXov oÖT^ycoVy dfi-
ipoxBQot slq ßo^vpov ifixecovpzai.
g. Epiph. Haer. XLVf, 1. p. 391 B.
Dieses Logion, welches der erste Evangelist sichtlich umge-
schaltet und in fremden Zusanmienhang gebracht hat, bildete
nach Weiss (Matthäusevangelium S. 379) den Eingang zum
Epilog der Bergpredigt und ist jedenfalls ein urerangelisches
Wort Vgl. ßo^oq (Mt, Lc.) = ßod;Qoj (Cod. D., Test XII
patr.) = ßaQa&QOV (Clem. AI.) = lia, femer X^jQ^^T^ (welches
bereits Heft II, 370. 378 zu dem Ev. Ps.-Petr. bei Mt. 28, 2—4
behandelt worden ist) = oöfjyelv (welches das Londoner N. T.
mit ina, Delitzsch mit ^'^'Hfl' Salkinson mit bil3 wiederge-
ben). Das }f£fpa7co7£fi^ kommt in Septuaginta-Handschriften zu
Jud. 16, 26 als Bezeichnung des Knaben vor, der den blinden
Simson leitet: iTSl p'^tman = LXX: wörtlich hebraisierend: xov
xQarovvxa xfjv X^^Q^ avxov^ aber auch gut griechisch: ;^€fpa-
ytoyovvxa.
Lc. 6, 40* = Mt. 10, 24.
a. Didasc. V, 6. p. 304.
X^Bi yäo 6 xvQioq' ovx Icxi fda^Tjxrjg vx6Q xov öiöa-
cxaXov.
b. Lc. 6, 40*.
ovx löxiv fiad^xfg vxIq xov öidacxaXov.
c Epiph. Haer. XXX, 33. p. 161 A.
xal ov övvaxai dovXog slvai vjteg xov xvqiov avxov ovdh
fiad^fjxfjg vxhg xov öiöaaxaXov avxov.
i. Mi 10, 24.
ovx lüxiv (ia&i]X^g vjibq xov öiöaöxaXov ovöe öovXog vjthg
xov XVQIOV (XVXOV.
e. eiern. AI. StrortL II, 17, 77. p. 469.
ovdsig ycLQ fia&fjXTjg vjthQ xov öiöaöxaXov.
f. JoL 13^ 16».
ovx loxiv ÖovXog fislCov xov xvqIov avxov.
7*
100 AuBseroanoniBche Paralleltexie zu Lc
Man .wird der Auffassung von Weiss (Matthäusevangelium
S. 275) zustimmen müssen, in der Annahme, dass Lc. 6, 40 ur-
sprünglich nicht in die Bergpredigt gehört hat, vielmelu: in die
Spruchreihe Lc. 10, 8. 9 = Mi 10, 32. 33. 17—23. Im Übrigen
siehe das Folgende.
Lc. 6, 40«» = Mt. 10, 25*.
a. Mt. 10, 25»
doxETov r(ß (jux&fity, tva yivmai dg 6 diöaöxaXoc avrov,
xal 6 öovlog cog 6 xvQiog avzov.
b. Cerinthus ap. Epiph. Haer. XXVIII, 5. p. 113 C.
XiyovTBg ort olqtutov^ T(p /ia&tjr^, iva yivrjrai o^g o dt-
öaoxakog. " "
c. Ebionaei ap. Epiph. Haer. XXX, 33. p. 160 D= Haer. XXX, 26.
p. 151 A.
o sXqtjxbp 6 acoTi^Q' dQxerov tiß {lad^r^ elvai dg 6 dt-
öäcxaXog.
d. Clem. AL Strom. II, 17, 77. p. 469.
OQXErov 6h i«?JJ^5;j^/^^« Q?^ o öiöaaxalog.
e. Didasc. V, 6. p. 304.
5?5 WTA^^^'^?5_?!??. 5?!!?^ o5g 6 öiödoxaXog avrov.
f. Const V, 6. p. 130, 13.
kxBLÖfj xal JtQOOxixaxrai' xarTjQTiöfiivog de jtag lata} wg
o öiöaöxaXog avrov. ^ ^^ ^^
g. Epiph. Haer. XXX, 33. p. 161 A.
rJTCO de xazTjQTiafidvog xarä jtdvTa 6 fuzd-jjz^g mg 6 öi-
oaöxaXog, ~~
h. Lc. 6, 40*».
^^?5SSIi$ffJ^S *^ ^^iJSl?i ^^ ^ öiödaxaZog avrov.
i. Cod. Colbert. Lc 6, 40^. p. 75. ed. Belsheim.
perfectus autem erit omnis, si sit sicut masrister meus
Während Lc. 6, 40»: ovx löriv fia&^ri^g vxhg rov öiödcxa-
Zop mit Mt. 10, 24» wörtlich übereinstimmt und der kürzende
Lucas dann die zweite Hälfte des ersten Logion (Mt. 10, 24*>:
ovdh öovXog vjtEQ TOP xvQiop avrov) weglässt, gehen die beiden
Versionen des zweiten dazu gehörigen Logion (Lc, 6, 40*» = Mt.
10, 25») aus einander, so dass offenbar das dQxsrov des ersten
Evangelisten dem lucanischen xaT?;()r«(>//fro§ entepricht Wie
freilich diese Differenz sprachliclT zu erklären^sei, bleibt dunkel.
Texte und üntersuchongen za Lc. 6, 40. 43. 101
Nur so viel ist gewiss, dass der Ausdruck xartjQTiOfiipoq der
lacanisch-pauliniscben Version des hebräischen Urtextes ange-
hört (vgl. RoHL 9, 22; 1. Cor. 1, 10), nicht aber dass Lucas hier
von paulinischem Einfluss beherrscht sei, wie Weiss wilL Vgl.
Weiss, Mathäusevangelium S. 275.
Lc. 6, 48 = Mt. 7, 18 = Mt. 12, 33.
a. Clem. AI Paed. 11, 5, 45. p. 195.
t6 yäg' ovx ecri öivögov xaZov xoiovp xagjtov cojtgov,
ovÖB nfjv öivÖQOP oaxQov xoiovp xaQjtop TcaXop.
b. Epiph. Haer. LXVI, 6. p. 623 D.
ov övpazai öipÖQOP xaXop xagxovg xaxovg jtoi^öai, ovdh
fttjp öipÖQOP ?5?!?^5^J^55^£^ff xaQjtovg^oc^Oai,
c. Lc. 6, 43.
ov yoLQ koxLP öipÖQov xaXop jtoiovv xagjtop öajtQOP, ovdh
xaXip öipÖQOP ocütgop xoiovp xagjtop xaXov,
d. Epiph. Haer. LXVI, 62. p. 674 D.
kv TCO djttlp TOP ocoTTJQa' ov övpazat öspöqop dyad-op
xaQjtovg xaxovg jcoiTJöai, ovöh öipÖQOP Ccuiqop xaQJtovg
ajatd-oix; Jtoi^oai,
e. Mt. 7, 18^ ^
ov övparai öivöoop ayad-op xaojtovg JtoPfjQovg ipeyxelp,
Ovis ÖipÖQOP öajtQOP xagxovg xaXovg kPByxslp.
l Epiph. Haer. XVIU,T^p. 38 D.
Tov ocoT^Qog Xiyopxog* t} xon^cars ro öipÖQOP ayad'OP xal
tovg xagjiovg äya&ovg^ rf ro öepÖqop öaJtQOP xal rotg
XOQXOVg OOJTQOVC.
g. Mt. 12, 33.
Tj xoifjcare ro öipÖQOP xaXop xal top xagjcop avrov xä-
^oj^^^^^roijöflT« To öipÖQOP oajtQOP xal top xagjtop av-
rov oaxQOP.
Den Logia-Spruch Lc. 6, 43 bietet der erste Evangelist zwei-
mal in zwei verschiedenen Recensionen. Die hebräischen Stamm-
worter ailD und ^n variieren in xaX6g=aya9^6g einerseits und in
Tcaxoc = xoPfiQog =■' oaxQog andererseits. Vgl. Lev. 27, 14, wo
der Hamaritaner 2^n mit aaJiQog fibersetzt Ebenso entspricht
102 Aassercanonische Paralleltexie zu Lc.
xüQjtov Jtoietv = TcoQxov ipiQBiv dem hebräischen *^ i^2^- Wahr-
scheinlich stammt aus einer unrichtigen Übersetzung dieses TtW
das unyerständliche zweimalige xoii^aare in Mi 12, 33. — Das
aus dem Gapitel über die Manichäer (Haer. LXVI, 6) entnommene
Epiphanius-Citat findet sich wörtlich so wieder in Archelai et
Manetis Disputatio p. 7 ed. Zacagni.
Lc. 6, 44« = Mt 12, 33.
a. Mt. 7, 16*.
ajco xäv xaQJimv avtäv ijaypcioea^e avrovg,
b. Mt. 7, 20.
agaye ajto xmv xüqxSv atrcäv kxiYPcicsö&e avtovg.
c Apollonius ap. Eus. H.E. V, 18, 8. p. 185, 29.
djtb yotQ xov xaQxov xo ^vXov ytvmöxexai,
d. Mt. 12, 33^
Ix yoQ xov xaQxov x6 öivÖQov yivcioxexai.
e. Caelestinus in den Akten des Concils von Ephesus p. 91, 39.
ix x<5v TUXQJtciv O-iXec ^aoxog diayivoioxecB'ai.
f. Lc. 6, 44*.
hcaoxov yäg öivÖQOv ix xov lölov xagxov yivcioxexai.
g. Pseudo-Ign. ad Eph. XIV. p. 140, 12.
ix yaQ xov xaQjiov xo öivÖQOv yivciöxexai.
h. Herrn. Sim. IV, 3. p. 284, 1. p. 20, 1.
Ivog exdcxov divögov ol xaQjtol q)av6Q0vvxai xal ixiytvci"
oxovxai. — —
i. Ign. ad Eph. XIV, 2. p. 20, 1.
q>av£Q6v xo divdoov djco xov xagjtov avxov.
k. Polyc. ad Phü. XII, 3. p. 130, 6.
iva 6 xaQjcog vfiSv ipavsQog ?/.
Die aussercanonische Version ^vXov bei Apollonius ist gut
hebräisch f 5^ (= öMqov in der canonischen Übersetzung). Ferner
sind yivmöXBOd^ai = ijtiyivcooxead^ai = öiayivciöxeod-ai =^ gHxvs-
Qovö&^ai = (pavBQOP elvai als gleichwerthige Varianten, mithin
als verschiedene Übersetzungen eines gemeinsamen hebräischen
Quellenwortes, etwa nsjnrt, zu erkennen.
Texte und üntereuchuikgen zu Lc 6, 44. 45. 103
Ic- 6, 44* = Mt 7, 16\
a. aem. AL Paed. 11, 8, 74. p. 215.
xäi ^uBtg fihv 1^ axapd-Sv rgvycifisv öxafpvXfiv xal avxa
€üco ßarcop.
b. Lc. 6, 44^.
ov yaQ fg axavd'iDV ovXXiyovciv ovxa, ovöh ix ßarov ata-
wvXrjp TQvyAöiv,
c Mt. 7, 16*.
liiQTi ovXXiyovotv djto axavd^mv Orag>vXaq rj axo xQißoXcov
övxa;
Die ovxa and die Crag>vX^ sind hier ausgetauscht Deut-
lich aber ist es, dass die axavd-at im ersten Satzgliede dem
hebräischen Ö'^Sip, dagegen ßaxoq (Lc.) = ßazot (Clem. AL) =
xQlßoXoi in der zweiten Satzhälfte dem hebräischen nSD ent-
sprechen.
Lc 6, 45* = Mt. 12, 35-
a. Clem. AI. Quis div. salv. § 17. p. 944.
o yoQ ayad-og av&Qcajiog kx xov dyad^ov d^oavgov xtjg xagöiag
jtQog>iQ6i x6 ayad-ov , . . . c) yaQ xaxog kx xov xaxov d-tj-
accvQov xQOipiQBi xo xcacov.
b. Lc 6, 45»
o dyad-og avd'Qcoxog Ix xov ayad-ov d^öavgov xrjg xagölag
jtQOfpiQu xb dya&ov, xal 6 xovTiQog ix xov jtovriQov [di^-
aot^i;] XQoq>iQU xo ^opjjqoiii^
c. Dial. de recta fide. Orig. Opp. XVI, 292. ed. Lommatzsch.
o äyctO'dg avd'QC9xog ix xov ayad-ov d^öavQov jtQoq>£Qet
draß-a, xal 6 xovtjQog av&Qa)jtog ix xov ütovriQov d-TjOav-
(>ot; 3tQoq>iQU xa jtovrjQo^
d. Mt 12, 35.
o dya&og avB'Qmjtog ix xov dyad-ov d-rjoavQov ixßaXXet xa
ar/ad-a, xaL o JtovtjQog apd-Qa}jtog ix xov üiovtjqov d-rjOav-
(>ov exßaXXsi xovtjga.
e. Aphraates Hom. IX, 8. p. 154. ed. Bert
So bringt und redet der gute Mann aus den guten Schätzen,
welche in seinem Herzen sind, Gutes, und der böse Mann
104 Anssercanonische Paralleltezte zn Lc
bringt und redet aus den bösen Schätzen, die in seinem
Herzen sind, Böses,
f. Aphraates Hom. XIY, 29. p. 256.
Ein guter Mann bringt von den guten Schätzen, die in sei-
nem Herzen sind, hervor und redet Gutes, und ein böser
Mann bringt von dem Überfiuss seines Herzens herror und
redet Böses.
Zu den Varianten jtovtjQog = xaxog vgl. Mi 15, 19 = Mc.
7,21; femer bezüglich jtQog>iQeip = ixßaXXeiv ist K^^sin als
Quellenwort in den LXX beglaubigt. Die Aphraates-Tezte sind
frei gebildet; doch findet sich der Plural «Schätze*' auch im
Hierosolymitanum.
Ic- 6, 45* = Mt. 12, S4^
a. Ephraem Syr. Opp. I, 244 D.
sbte yaQ 6 öcoti^q' ix rcov jcsQtocevfiarcov xijq xoQÖlag xo
arofux XaXet.
b. Hom. ClemTxiX, 7. p. 180, 18.
ovTfo yaQ 6 a^Evöfiq f/ii<xiv eijte öiöaoxaXog' ix jtegiöoev'
fiaroq xaQÖiag Cr 6 (Ja XaXsl.
c. Lc. 6, 45^.
ix yoQ jteQiöOsvfiarog xaQÖiag XaXel rb öro/ia avtov.
d. Clem. AI Quis div. salv. § 17. p. 944.
OTi ix Tov jteoLOCBvuaxog TTJg xaoölag ro özofia XaXeZ-
e. Syr. Cur. Lc. 6, 45^.
ix yaQ TOV jteQiöoevfiarog Tijg xaQÖlag XaXsl zo CTOfia
avTOv-
f. Mt. 12, 34^ Syr. Cur.
ix yaQ TOV jcsQiacevfiaxog xijg xaQÖlag x6 Oxofia ixßaXXsi,
g. Mt. 12, 34^
ix yccQ xov jcsQtöOevfiaxog xrjg xagölag x6 Oxofia XaXsL
h. Aphraates Hom. XIV, 29. p. 257 = Hom. IX, 8. p. 154.
denn von dem Überfiuss des Herzens reden die Lippen, wie
unser Erlöser lehrt und spricht.
i. Aphraates ed. Wright p. 187, 1. 2. p. 303, 9. 10.
Denn aus den Überschüssen des Herzens reden die Lippen.
Texte und ünterancfanngen zu Lc. 6, 45; 46. 105
L Diaiessaron ed. Giasca p. 19^.
Ex abnndaniia enim cordis labia loquuntnr.
Der Wechsel zwischen Singular und Plural ist in den Über-
setzungsrarianien sehr häufig; so hier: nBQlocevfia = jcsgiooev-
giara = Überschüsse. Ebenso li^ der Austausch zwischen t6
öxofia und xa x^^^V °^^^ S^i^^S; ^gl* Hab. 3, 16 LXX: t£v
XuXicop = al Tov öTOfiarog.
.■'v^'^^'^ -"^^-^
Lc. 6, 46 = Mt 7, 21.
a. Hom. Clem. VIII, 7. p. 87, 28.
Tovxov yoLQ %v&cBV 6 ^TiOovq fjfimv . . . ig>T]' rl f4S kiyeig'
xvQiSj xvQie, x(ü ov jtoielg a Xtfm.
b. Cod. Cantabr. Lc. 6, 46.
xl 6i IIB XiyBXB' xvqib, xvqib, xai ov jtoutxB d XiyoD,
c. CiemrArStromTlV, 7, 43. p. 583.
xl HB JÜyBXB' XVQlBy XVQIB, q>7fily XOi OV JCOtSlXB CL Xi^CO.
d. Clem. AL Strom. VII, 18, 110. p. 901.
xoiovxoiq xiolp 6 xvQiog XiyBi* xl üb XiyBXB- xvqlb^ xvqib,
Tua ov xoiBlxB a Xe/o}.
e. Clem. AI. Quis div. salv. § 29. p. 952.
xal' xl fiB XiyBXB' ocvqib, xvqib, xal ov jtoiBlxB a Xiyco,
f. Iren. IV, 37, 3.
Et: Quid^m^ijdiciti^ Domine, Domine, et non facitis, guae
dico. ^" ^" ^
g. Iren. V, 8, 3.
quibus et Dominus ait: Quid mihi dicitis, Domine, Do-
mine, et non facitis, quae dico Tobis.
h. Lc. 6. 46.
xl^ÖijlB^aXBlXB' XVQIB, XVQlBf XOt OV JtOiBlXB S XBy03,
i. Oem. Rom. 11,4, 2. p. 116, 2.
XiyBi yaQ' ov xäc 6 kiywp fioi' xvqib, xvqib, öod^OBxat,
aXl^ o xoiAv XTjv dcxacoovvi]v.
k. HippoL fragm. ed. Lagarde p. 122, 25.
ov yaQ xäg^ oöxig XiyBi (ior xvqib, xvqib, cco^riöBraL, aX)!
0 xoicov x6 d^iXfi(ia (lov.
106 Attsaercaiioiuache Panüleltexte su Lc.
L Clem. AI. Strom. VII, 12, 74. p. 876. 877.
ov jtäg aga 6 Uyrnv xvQte, xvQie, slöBksvaetai dg x^v
ßaoiZsiap rov ^ov, äjiX^ 6 xoiciv to &iXfjfuz xov ß-aov.
iXL Just. ApoL I, 16. p. 64 A.
el^e yaQ ovxwq' ovy/i xaq 6 Ziycov fioi' xigte^ kvou, ela-
hXhvoaxai, sie x^v ßaöiZalav x<5v ovoaväv, dXX' 6 xoiciv
x6 d^iXrjfia xov xaxQoq fiov xox iv xotg ovgavotg.
n. Mt. 7, 21.
o^ jtag 6 Xiymv fior xvqis, xtQie, elosXsvoexai Big xrjp ßa-
öiZalap x(DP ovQüpmv, dZX^ 6 jtoimv x6 d-iXfjfia xov xa-
XQog fiov TOI ip xolg ovgapotg.
Die beiden canonischen Hauptrecensionen dieses dem Epi-
loge der Bergpredigt angehörigen Logion haben wieder zahl-
reiche Variationen erlitten. Die lucanische Fassung: xl fi€ xa-
lalxB — kommt in den aussercanonischen Texten mit der
stehenden Variante: xl fie Ziyexs — Tor, wobei der Codex Bezae,
bezw. dessen Archetypus, die Führung übernommen hat. Freiere
Umbildungen hat die Becension des ersten Evangeliums erfahren.
Man vgl. xoielp x^p öixaioovpijp = x6 d-iXfjfia fiov = x6 ß-i-
Zrifia xov ß-eov = xo d^eXrjgia xov xaxQog piov xov ip ovgapolg,
ferner aw&^pai = eloBlavoeod-ai alg xijp ßaciXalap xov &bov =
xwp ovQapcop,
Lc. 7, 8 = Mt. 8, 9.
a. Iren. I, 7, 4 =Epiph. Haer. XXXI, 22. p. 192 C. Valentiniani.
xal avxop alpai xop Ip xS evayyBXlcp hxaxopxagxop, Xd-
yopxa xtp a(Dx^Qi' xal yaQ t/co vxo xijp ifiavxov k^ovalap
SXG) CxQaxicixag xal öovXovg, xal o Idp XQ00xd§a), xoiovöl,
b. Chrys. ad Mt, 8, 9.
xiPBg 6b xal ovxmg dpayipoioxovac xovxl xo x^qIop' vxo
B^ovolap Bxa>p vx ifiavzov oxQaxioixag.
c. Hom. Clem. IX, 21. p. 99, 21.
opxBQ yaQ xQoxop KaiaaQog x^Xidgxo} ol vxoxalfiBPoi öxga-
xioDxai oia xrjp xov daöojxoxog i^ovolap xop BlXf]q)Oxa ol-
öaoi xcfiap xoöovxop coox ap xoig l(pBOxAxag XiyBcp toi5-
XO)' iXd-B xal BQXBC&ai^ xal dXXep' xoqsvov, xoH xogsi-
BO&at.
Texte und üntersnchongen zu Lc. 7, 8. 9. 107
d. Lc 7, 8.
xci yoQ iyci ivd-Qc^xog elfii vjto i§ovalav '^^$^(i^'^^^>
Ixwv vjc kfiavxov öTgarLcizag, xaX Xiym rovxq)' xogev-
d^fjxi [Cod. Cantabr.: jtoQsvov]^ xäi jtOQSverat, xal akZco'
tQXOV> xai BQX^'^^^f ^ ^^ öovXqfi fiov jtoltjcov rovro,
xal xotet.
e. Mi 8, 9.
xäi yoQ tyci ap&Qtoxoq sl/ii vxo i^ovölav, l;^a>j; vx* ifiav-
TOP öTQccTiiDTag, xal ksym Tovrco' xoqsv&ijti, xal nooev-
evai, xal aXX<p' tQXpv, xal sQXBrai, xal zw öovXm fiov
xoLrfiov ravTOy xcä xoisl.
Beachtenswerth ist die Übereinstimmung der Glementinen
mit Cod. D in dem xoqsvov anstatt des canoniscben xoQevd^ri
in Lc. 7, 8 = Mt. 8, 9. Zu den vxoxeifievoi ötä xrjv i^ovalav in
demselben dementinen-Citat vgL den Ausdruck: vxaxeivxai ifioi
Rom. Clem. VÜI, 21 zu Lc. 4, 6.
Lc. 7, 9 = Mt 8, 10.
a. Ephraem Syr. £y. concord. expos. ed. Mösinger p. 74.
Et dixit: Non in aliquo in Israel tantam fidem inveni.
b. Cod. Golbertinus Lc. 7, 9.
Amen dico Tobis in nullo tantam fidem inveni in Israel.
c Syr. Cur. Mt. 8, 10.
dfi^v Ziya} vfilVj xag ovdBvl iv tc5 *IöQaf]X xooavTfjv
xlöTiv eVQOV.
d. Mi 8, 10.
afifjp Xiya^ vfilp, ovdh kv xtp ^löQafjX xooaixriv xloxiv
evQOv.
e, Lc. 7, 9.
Xiyo} vfilp, ovdh kp xS ^ICQaijX xoöavxi]P xloxip svqop.
Die von Ephraem unterstützte Lesart: xag^ ovöevi^ in wel-
cher die altsyrische Version mit den altlateinischen Übersetzungen
zusammentrifft, lasst mit Sicherheit erkennen, dass diese Les-
art bereits im Archetypus des Cod. D vorhanden gewesen ist,
obwohl der Cod. D in seiner jetzigen Gestalt diese Textvariante
nicht vertritt. VgL das zweit« Kriterium Heft I, 36. Also las
xoQ ovöeul schon der älteste Evangeliencanon, übrigens auch
das Evang. Hierosolymitanum.
108 Aassercaoonische Paralleltexte zu Lc
Lc. 7, 14. 15.
a. Iren. V, 13, 1.
Sed enim apprehendit, ait, Dominus manum mortui et dixit
ei: Juvenis, tibi dico, surge; et sedit^mortuus, et jnasit ei
dare manducare, et dedit eum matri saae.
b. Lc 7, 14. 15.
xal xQOOeX^cip fjtparo rijg Coqov, ol öl ßaxxaCpvrsq
loxrfiav^ Tcäi eljtev veavloxSj [Cod. D add.: veavioxe]j od
XiytOj lyiQ&tfti, xal dvexa&iosv 6 vexQog xal i]Q§ato Xa-
Xalv, xal idoMcep avrop r^ f^V^Q^ avxov. [Qreg. Nyss. I, 220
add.: gcSyrg.]
c. Aphraates Hom. VIII, 6. p. 138 ed. Bert.
Denn da er den Sohn der Wittwe erweckte, rief er ihn
zweimal, indem er zu ihm sprach: Jfingling, Jüngling,
stehe auf.
Der zweimalige Ruf: veavlöxe, psavloxsj bezüglich dessen
Harris an Lc. 22, 31: Slfiov, SifKov^ und Lc 10, 44: MaQ&a^
MaQd-a erinnert, wird durch Cod. D, Verc, Corbej. handschriftlich
vertreten und durch Aphraates bestätigt^). Dagegen stammt
der Zusatz bei Irenaeus: (apprehendit) manum mortui — et
jussit ei dare manducare jedenfalls aus Lc. 8, 54. 55.
Lc. 7, 17- 19» = Mt 11, 2.
a. Cod. Cantabr. Lc. 7, 17—19*.
xal k^^X&'EV ovTog 6 Xoyog kv oXxi ry 'lovdala jibqI avrov
xal kv jtao^ rf] xeQixcogo)' hv olg xal fi^XQ^ lamvvov xw
ßgjtxioxov, 6g xal jrQoCxaXeoafievog ovo xmv fiad-f^xäv
avxov Xsysi' ptoQsvO'SPxsc eljtaxe avxm,
b. Cod. Pakt. Vindob. Lc. 7, 18.
in qui^us adnuntiaverunt ad iohannem baptistam, qui
etiam etc.
1) Nestle erinnert noch an eine ähnliche Wiederholung des Yocativ
zu Lc. 8, 54 (s. u.) und macht auf seine Marginalien aufmerksam, wo (S. 41)
zu Dan. 7, 21 (soll heissen 6, 21) erwähnt ist, dass syrische Schriftsteller
solche Wiederholung des Namens im Vocativ als eine EigenthÜmlichkeit
des Hehräischen hervorgehoben haben.
Texte imd Untersuchungen zu La 6, 29. 109
c Syr. Cor. Mt 11, 2.
o (ß ^Icaavvfjq dxovOaq iv rm öeOficDTf/olq» rä Igya rov
*hj0ov xifitpag rovg fiad^ag avrov ebcsv ccvnp.
d. Dial. de recta fide. Sect. I. p. 819 C.
lodvpfjg axovöag iv t£ ÖBOfKDrrjQlcp xä Igya rov XqiCxov
ixefnps rovg (Actdifcag ccirov xQog avrov Ziycov.
e. Mi 11, 2.
o Öh ^lamvvfjg dxavoag iv rm öeOfitDrfiQlq> rä egya rov
Xfiörov xdfnpag öia rAv fiad^rAv avrov bIxsv avrA,
f. Lc. 7, 17—19».
xal i^ijXd'BV o Xoyog ovrog iv oXy r^ %v6ala xegl avrov
xal xaCQ r^ XBQixciQO}. xcu dxi^yyeiZav ^loavvei ol fia-
&f)ral avrov xsgl jtävrmv rovrmv xaL ytQoCxaXecafievog
ovo rivag r<5v (iod-tircov avrov ijte/iipBV XQog rov xigiov
Zijmv.
Dass die parallelen Perikopen Lc. 7, 18 — 35 = Mi 11, 2 —
19 bei ihrer wesentlichen, vielfach wörtlichen Übereinstimmung
ans einer gemeinsamen älteren — also vorcanonischen — Quelle
entnommen sind, liegt allzusehr auf der Hand, als dass es emsir
lieh bestritten worden wäre. Wenn man annimmt, dass die
Worte des Cod. D: iv olg xal fi^XQ^ ^Ia)avvov, denen auch einige
alÜateinische Versionen im Wesentlichen zustimmen, die ur-
sprüngliche Einleitung des Abschnittes darstellen, so wird es
begreiflich, wie jeder der beiden Evangelisten seinen Anfang der
Perikope gestalten konnte. Die lucanische Lesart: ovo nvag
r<op fia^i]rcov wird durch Lc. 10, 2. Ma 14, 13 unterstützi Der
Zusatz des Codex Bezae: xoQBvd-ivrBg BlxarB avrS — vgl. dazu
nanientlich Lc. 13, 32: jtoQBvB'ivrBg BhtarB rf] dZcijiBxi ravry —
erscheint als ein Rest des Urtextes, der von dem kürzenden Lc»
gestrichen war, aber später wieder in den canonischen Text ein-
drang.
Lc, 7, 19* = Mt. 11, 8.
a. dem. AI Paed. I, 10, 90. p. 151.
ixBlvo dgr^rai XQog rovg iQOfiivovg rov xvQiov, bI ovrog
dl] 6 Xgiorog i] aXXov xBQifiivofiBV.
HO AasBercanonische Paralleltezte sa Lc.
b. Cod. Cantabr. Lc. 7, 19^
j€OQ£v&dvT€g eljrare avT<p' öv el 6 Igxofievog § allov
J€Q0060X(Dfi€V ;
c. Lc. 7, 19^
öi) el 6 igxofievog ij aXXov XQOOÖoxdi/iev;
d. Mt 11, 3.
ot el o iQXOfievog rj tregov jiQooöoxcofiev;
Die Varianten aXZog = iregog = untf sind häufig und von
untergeordneter Bedeutung. Dagegen ist es wichtig, dass im
Septuaginta-Griechisch sowohl n^p als bti^ ebenso mit xpocöo-
xäv wie mit jteQi/ieveiv wiedergegeben wird. Vgl. bTV> = jteQi-
fiiveiv Ps. 69, 4 Aquila; rrp = jreQi/aiveiv Gen. 49, 18 LXX; bn*»
= jtQoaöoxäv Ps. 130, 5 verschiedene LXX-Handschriften ; STp
= jtQoadoxäv Thren. 2, 16. Vgl zu dem messianischen Hoffen
Lc. 24, 21: tjfietg ^Xjtl^ofiev ort avrog iötiv 6 fiiXXmv xrX.
\. \ f.
Lc. 7, 22» = Mt 11, 4.
a. Ephraem Syr. Ev. concord. expos. ed. Mösinger c 9. p. 100.
Et dizit ad eos Jesus: Ite et narrate Joanni non quod
audistis, sed quod yidistis.
b. Clem. AL Paed. I, 10, 90. p. 151.
cmiXd-eTB xaL elxaxe 'liDavvxi'
c. Cod. Cantabr. Lc. 7, 22*.
xolL cbtoxQi&e)g eljtev avrotg' jtoQev&evreg ehtare 'Imawiß a
elöov vfiwv ol 6g)^aXfiol xäl a tjxovaav vftciv xa Ära.
d. Lc. 7, 22».
xdi ojtoxQid-eig eljtev avroTg' jcoQev&evreg axay/elXaxe
^Icoavvei a eldexe xdi fjxovöare.
e. Mt. 11,4.
xäi djtoxQid-elg 6 *l7]00vg eljtev ovrotg' xoQSvd-ivreg axccy-
. yelXare ^Imawr^i a äxovere xal ßXtJtere,
Die Übersetzungsvarianten: djtiXO^eze (Clem.) = jtogev&iweg
(Lc, Mt.) = IDb sind bereits Heft 11, 396 f. erläutert und ausser-
dem wiederholt notiert. Zu elxare (Clem. AI., Cod. D) = axar-
yelXaxe = IT'^an vgl. LXX Hiob 15, 18. Im Übrigen erscheint die
Variante des Cod. D: a elöov vfi(5v ol otpd'aXfiol xxX. hebräischer
Texte und Untersacbungen zu Lc. 7, 22. 111
als die canonische Fassung. Vgl. Lc 10, 23 = Mt 13, 16; Lc.
2, 30; Deui 10, 20; Hiob 19, 27; Mal 1, 5.
Lc. 7, 22b = Mt. 11, 5.
a. Celsus ap. Orig. c. Geis. U, 48. Opp. I, 422.
atffli vvv ÖS g>i]Civ olovel f]ßag djioxQlvaad'ai ort „dia rovr
BVOfdcanBv atrov slvai viop d-sov, ixel jrco2otg xal rvg)lovq
i&eQojtavös*'. XQOörldTjöi öh xai ro' cog vuBtg g>are^ avlorri
v&CQOtq.
b. aem. AL Paed. I, 10, 90. p. 151.
TVipXoi avaßZijtovOiy xa)g)ol axovovoi, ZejtQol xad-agl^ovrai,
avloravTai vsxqoL
c. Jnst. ApoL I, 48. p. 84 C.
axovcoTS xwv XeXsYfiivcov söti 6h ravta' z^ jtagovola
(tvTov aZslzai x^^og (og iXa^og^ xoi rgapfj J^örai yXdioca
fioyiXaXtoV Tvg^Xol avaßXixovöt xal XbjiqoI xad'aQiödrjOoV'
reu xal vsxQol dvaori^oovTai xal j€BQLJtaxr)oovoiv,
d. Jes. 35, 5. 6*. LXX.
xoTB dvoixOTJOovrai 6q)&aXfiol rvq>XciVy xal mra xmtpöiv
dxotcovrar xoxb dXBlxai cog iXaq)og 6 Z^ilog, xQavt] 6h
iaxai yXcooaa fiOYiXaXa)v.
e. Just Dial. c. Tryph. c. 12. p. 229 C.
jrro^ol BvayyBXl^opxai, xvg>Xol ßXinovCL
f. Just de resurr. c. 4. p. 590 B C.
otJ yoQ b16ov inl xrjg yijg xvg>Xovg dvaßXixovxag , ;|ra)>lov$
xBQixaxovPxag tc5 ixBlvov X6yq>; a xavxa ijtolrfiBv 6
öa}x^Q, jtQtDxov fihv ipa JtXi]Qa>d^^ x6 Qtjd-hv 6iä xc5v yiQO-
tptixmv J€BqI avxot, oxi xvq>Xol dvaßXijtovai xal xcotpol
axovovöiv xal xa aXXa.
g. Hom. Clem. I, 6. p. 15, 1.
xa}g>ovg yog xoul dxavBiv, xvg>Xovg dpaßXijtBiv, xvXXovg
xoiBl XBQixaxBlVy x^^^^^ avoQ&ol, xaoav voöov axBXaxvBi,
xavxa 6€d flava g)vya6BiBi. dXXd xcH XbxqoI tpwgol ix 6ia'
öxi^fiaxog fiovov ivoQ<3vxBg avxtp IcifiBvoi dxaXXacaovxai^
VBXQcl 6h XQoaq>BQ6fiBvoi iyBlgovxai.
h. Mt. 11, 5.
xvq>Xol dpaßXixovCiv xcA x^^^ol XBQixaxovöip , XbxqoI xa-
112 Aoasercanonische Paralleltezte su Lc
d-aolCovrai xcA x<Dq>ol axovovoip, xäi vexQoi kyslgovrai^
xcä jtrmxol evayYekl^ovrai.
i. Lc7, 22^
ort rvg)Xol avaßXixovOip, xo^Xol xeQixarovoiv, XejtQoi xa-
d-aol^ovrai^ xoKpol dxovovöiv^ vbxqoi iyalgovrcu, ^rrco^ol
Bvccy/eXl^opraL
Die Texte des La irnd Mt. stimmen hier, wie in einem grossen
Theile der ganzen Perikope, sowohl dem Wortlaute der LXX
als den aussercanonischen Parallelen gegenüber so merkwürdig ge-
nau überein, dass hier die starke Vermuthung entsteht einer Be^
nutzung nicht blos der vorcanonischen QueUe, sondern zugleich
eines Beeinflusstseins des Lc. durch den Matthäus-Text. Die
Sibyllinen haben imsre Stelle in folgender Weise verwerthet:
Orac. SibylL I, 353—355.
BXiipovot öi T£ rvg>Xol, ärag ßaöl^ovol xb x^^^^
Ka)q>ol ö* elaaxovoovai, XaXi^oovo ov XaXiovreg.
Jalfiovaq i^eXaösr vsxqwv d' ijtavaoracig eorat.
Ic. 7, 25 = Mt. 11, 8.
a. Clem. AI. Paed. II, 10, 109. p. 235.
iv To5 svaYyeXlq) Xiyei' löov oi Iv IfiariOfim ipöo^m xal
kp TQvtpxi öiayovreq ip rolg ßaoiXelocg eloip rotg ijtiyeioig.
b. Cod. Gantabr. Lc. 7, 25.
löov ol kp IfiariOfitp hpöo^co xal ZQVtpf] öiayopreg ip xolq
ßaaiXeloig^slalv,
c. Lc. 7, 25.
löoi) ol ip IfiariOfico hpöo^cp xcä rgvtpy vjtaQXppxBg kp xolc
ßaöiXelotg bIoIp.
d. uCii, 8.
löov ol xa fiaXcoca q)0Q0VPxeg bp xotg ohcoig x(op ßaoiXimp
[Cod. Cantabr., Syr. Cur. add.: bIoLp]
e. Cod. Colbert. Lc. 7, 25. p. 77 = Mt. 11, 8. p. 13. ed. Belsheim.
ecce qui mollibus vestiuntur, in domibus regum sunt.
Bemerkenswerth ist das Zusammentreffen tou Clem. AI. und
Cod. D in dem öidyopxBg. Als Übersetzungsvarianten geben
sich xa ßaölXBia = (hebraisierend) ol olxoi xoip ßaöiXBa}p =
Texte und XJntersachungen zu Lc. 7, 25. 26. 27. X13
O'^Dbrn •'pa, ferner lfuivicfi6q='lfiatia = d'^lja (vgl. Lc. 9, 29 =
Mt 17, 2), endlich /iiaJlca« = n'^Jl? (so Delitzsch) = r^v^^ —
vgl Ps. 36, 9; Gen. 3, 23 u. ö. ' ^^
Lc. 7, 26 = Mt. 11, 9.
a. Ephraem Syr. Et. concord. ezpos. ed. Mösinger p. 101.
Propheta est, immo plus quam propheta.
b. Iren. III, 10, 1.
qni dixit: Quoniam et plus quam propheta habuit aliquid
Joannes.
c. Mt. 11, 9.
ral Xiya} v/ap, xal xsqiöootbqop xqo^^tov,
d. Lc, 7, 26.
VCCi XiytO VfltV, XCii XSQiÖCOXEQOV XQ0g>1JT0V.
Die Lesart des Irenaeus: plus quam propheta habuit aliquid
— leitet nicht auf «'^Mü «'in bilÄ, wie Delitzsch und Sal-
kinson übersetzen, sondern in Anlehnung an das ältere Lon-
doner hebräische N. T. auf Ä'^MQ ft ltf> als Urtext hin. (Vgl
KoheL 6, 8: b'^ü^TTl'ü DDnb ini'^ffla = LXX: on jisglaaeta rm
öo^tp ixkQ ZOP aq>QOPa). Ahnlich das Evang. Hier. p. 527 zu
Lc. 7, 26= p. 570 zu Mt. 11, 9: f^.ni ^ liusa Aar^.
Lc, 7, 27 = Mt. 11, 10 = Mc. 1, 2.
a. Marcion ap. Epiph. fiUier. XLIL p. 312 C. p. 325 A.
ctvTOc kcri xsqI ov yeyQaxxai' löov axoOTiXkw top a/yB*
Zop (iov xqo jtQOOcixov öov.
b. Lc 7, 27.
ovrog iOTiP xsqI ov yiyQOJtxai* löoi) axoCtiXlo) top «7-
yeXop iwv xqo xqoocoxov öov, og xaTaaxevaoei rfjp oöop
ÖOV BfiXQOöd'BP ÖOV,
C. Mt. 11, 10.
0VT05 iöTip xeqI ov yiyQoxxar Idov iyco dxoöTiXlm top
ayysXop fiov xqo XQOöcixov öov, og xaraöxBvaosi xriP oöop
ö&v ifixQoö&tP öov,
d. Mc. 1, 2.
xaO^cig yiyQanxai kp t<5 ^Hödia x(3 xQoq)r]xy' löov iyco
Texte n. Dnteranchiingexi X, 8. 8
\H Aussercauonische Paralleltexte za Lc.
astoöriXXm top ayyeXov fiov jrpo XQOOcijiov öov, oq xara-
öxBvaöet xfv oöov öov.
e. Mal 3, 1.
löov iB,ajcoOxiXX(o rov ayyBXov fiov, xal ijcißXitperai oöov
J€QO JüQOÖCDJtOV flOV.
Durch die Übereinstimmung zwischen Lc. und Mt. (gegen
Mc.) an dieser Stelle wird zweifellos constatiert, dass das alt-
testamentliche Gitat dem Urtext dieser Perikope angehört hat.
Durch die Verwendung des Citats von Seiten des Mc an der
Spitze seines Evangeliums, also da, wo er sich anschickt von
Johannes dem Täufer zu berichten, wird femer evident, dass Mc.
die vorcanonische Quelle gekannt und benützt hat. Es ergibt
sich drittens von hier aus, dass Mc. — wie öfter — eine üm-
schaltung des Quellentextes vorgenommen hat. Die Abhängig-
keit des Mc. von der vorcanonischen Quelle wird auch dadurch
erwiesen, dass alle drei canonisch-sjm optischen Parallelen unter
sich übereinstimmen und in gleicher Weise von dem Septuaginta-
Text durch die Variante xaraoxevdoat abweichen. Die irrige
Übersetzung der LXX stammt von einer falschen Vocalisierung
des Quellenwortes nt ab. Sie vocab'sierten nicht tlSO = xara-
oxBvaCEL^ sondern rtpB in der Bedeutung „sich wenden, die Augen
wohin richten, blicken, schauen." Vgl. Fürst II, 223*, dazu Ex.
16, 10; Jes. 8, 21; Jud. 20, 40; Lev. 26, 9, wo die LXX das n»
mit kfißXijtBLV wiedergeben. Irrthümlich und jedenfalls durch
Mc. 1, 3 = Jes. 40, 3 veranlasst, hat Mc. das Maleachi-Citat dem
Jesaias zugeschrieben. Vgl. Weiss, Marcus S. 40. 41.
Lc. 7, 28 = Mt 11, 11.
a. Hom. Clem. II, 17. p. 26, 11.
6io xal 6 hv yevvrjTolq yvvatxmp xQcixoq fjXdsVy eha o
Iv vlolq dpd^Q(Djtcov öevtSQoq ijt^X&ev.
b. Hom. Clem. III, 22. p. 42, 13.
fitra jcavTcov tc5v iv yevvtjTolq yvvaixciv ^Qog>f)T£lav
ijtayysXXofievi],
c. Hom. Clem. lU, 23. p. 42, 19.
// fihv ovp £p yepPTjTOZq yvratxcop ovoa,
d. Hom. Clem. III, 52. p. 50, 27.
al ip ysppTjTolq yvpaixwv jiQO(pi]Tetat.
Texte und Untersuchungen zu Lc. 7, 28. 29. 115
e. Clem. AI. Paed. I, 5, 24. p. 112.
^IcDovvfjq 6 fisl^cov kv yewijTolg yvvatxcöv jtQoq>i^Ti]g
f. Epiph. HaeiCxXVI, 7. p. 88 D.
ijtsiöfj ÖS ehiBV' iv yevvr/rolg yvvaixmv ovx ecri f/el^wv
Itoapvov.
g. Cod. Cantabr. Lc. 7, 27.
oTi ovöelg [ibIC,(dv iv yBvvnrolg yvpaixcov JtQotprixriq ^Icoav-
VOV XOV ßajtXLOTOX.
h. Lc. 7, 28.
/isi^cov iv yevvi]Totg yvvaixcov JiQO<prixriq ^Iwävvov ovöelg
ioxiv.
i Mt. 11^ 11.
ovx iyrjyeQxai iv yewtjxolg yvvaixciv (isl^wv ^Imavvov xov
ßaxxiöxov.
Der in den Clementinen wiederholt auftretende Ausdruck:
iv yewfjftolg ywaixtSv (vgl. Hiob 15, 14: tvt8t< llb'j = LXX:
yevvfjxog yvvaixog) stammt doch, wie der Plural yvvaixciv und
Hom. GL U, 17 deutlich zeigt, aus Lc. 7, 28 = Mt. 11, 11, indem
Hom. II, 17 zugleich Lc. 7, 33. 34 = Mt. 11, 18. 19 anklingt. Einen
merkwürdigen Text zu Lc. 7, 28^ = Mt. 11, 11^ bietet Ephraem,
Sermo de Magis c. 7 ed. Lamy II, 416: Concinit hie quod dictum
est in Eyangelio de Joanne: Minimus, qui dissipavit opes suas,
major est illo in regno coelorum.
Lc. 7, 29 = Mt- 21, 31*.
a. HippoL Philos. p. 158, 91. 92.
ol xeXävai xäi ai jioQvai jtQoayovaiv vfiag dg xfjv ßaai-
Zelav xc5v ovgavcov.
b- Ephraem Syr. Ev. concord. expos. ed. Mösinger p. 191.
Ideo publicani et fomicatores praecedent yos in re^num
coelorum. ^ ^
c. Euseb. in Lc. 7. (Migne VI, 541 = Mai, Patr. nov. Bibl.IV, 167.)
ol xeXSvai xäi al noQvai xdi nav xcov cmloxcov i&vcov
xayfia jtQoayovOtv vfiag alg xr/v dyajtrjv xov &bov.
d. Mt 21, 31^
keyai avxoZg 6 ^Ifiöovg' äfiijv Xeyo} vfilv ort ol xsXcivai
xal al xcQvai jtQoayovatv vfiäg elg xijv ßaöiXslav xox d-eov.
8
^■\../-'*_ •« ./-x^
116 Auasercanoniache Paralleltexte sn Lc.
e. Lc. 7, 29.
xal xag^kabq; dxovaag xal ol teXtSvai kötxalmoap xov
d'Bov, ßaxTtoihivxBq x6 ßaxriafta xov ^Imawov.
f. Evang. Hieros. ad Lc. 7, 29. p. 527.
Omnis autem popolus, qui audmt, et publicani^lonficaye^
mnt (cuiLaJi.) Deum, quod baptizati faerant per^uhams.
Weiss (Matthäus S. 462) erkennt die gemeinsame Abstam-
mung von Lc. 1, 29. 30 =» Mi 21, 31^. 32 aus der vorcanonischen
Quelle und die dem Urtext entsprechende richtige Stellung des
Logion bei Lc an, indem er zugleich (S. 298) mit Becht an-
nimmt, dass Lc. das dazu gehörige Gleichniss — vom • ersten
Evangelisten nach Mt. 21, 28 — 31^ verpflanzt — hier weggelassen
habe. Was aber die Quellenscheidung und die Reconstruktion
des Quellentextes anlangt, so dürfte letzterer bei Mt. wesentlich
nur in v. 31^. 32*, und von da ab (mit Ausschluss des zum per-
sönlichen Sprachgebrauch des Lc. gehörigen xag 6 laog) in Le.
7, 29. 30 erhalten sein, vollständig also folg/endermassen gelautet
haben:
cifi^p Zdyo vfilp ort ol xBXwvai xal cd xoQvat [xal xav
rcov äjtlörajv k&vcov rayfia] xQoayovCir vfiag elg rr}v ßa-
CtXelap [= ayajcriv] rov d-eov. rjXd-BV yotg ^IcoavpTjg JiQog
vfiäg iv 6ö(S öixaioovvijg^ xal ol reXävai xcA al xogvai
hÖLTcaloHiav xov d^eov, ßaxxiod'ivxBg xb ßdjtxiOfia *I(oavpov
ol 6h q>aQioaloL xal ol vofiixol rrjr ßovX^P xox d'Bov yß-i-
XTjöap Big aavxovg, fi^ ßajcxiad-ipxBg in avxov.
Der aussercanonische Eusebius-Text, so befremdlich er auf
den ersten Blick erscheint, passt doch vorzüglich in den ur-
sprünglichen Context als Anwendung des Oleichnisses Mt. 21i 28
bis 31^ In dem ÖBVxBQog vlog des Gleichnisses und in seinem
Verhalten zum Vater ist darnach nicht blos das Verhalten der
Zöllner und Huren, sondern auch dasjenige der — mit Zöllnern
und Huren auf gleicher Linie stehenden (vgl. Mt. 18, 17) — Hei-
denwelt gegenüber dem Heilsweg Gottes dai^estellt und vorge-
bildet. Sonach könnte man den Eusebius-Text als die Quelle
von Rom. 11, 25 betrachten. Wie nach dem Eusebius- Texte
das xäyfia xcop i&päp (mit den Zöllnern und Huren) vor den
Pharisäern, so soll nach Rom. 11, 25 das jtX^QOfia xcqp id^civ
vor Israel den Vortritt haben bei dem Eingang in Gottes Reich.
Texte und UnterBachimgen zu Lc. 7, 29. 34. l ] 7
Zu der Varianie ayaxri rov d'sov vgl. die Erörterung Agrapha
S. 180 und Lc. 11,42.
Le. 7, 84 = Mt. 11, 19*.
a. Horo. Clem. III. 22. p. 42, 14.
6 6b irsQog cog vlbg dvO'Qcixov clqotjv (Sp.
b. Hom. Clem. 11, 17. p. 26712
sha o iv vlotg av^Q(6x(Dv ösvzsQog ijtTßd'SP-
c Test. XII patr. Äser. c. 7.
xäi (xvTog iX^mv cog ap&Qwxog iod^lwv xäi xlv<ov fierä
xwv avd-Qcixmv.
d. Clem. AL Strom, m, 6, 52. p. 535.
aXXa xäi 6 xigiog xbqX lavrov Xiywv . . . ?]Xd^Bv 6 vlbg
rov ävO^Qcijtov lod-lcov xäi xlvwv, xät XiyovCiV Idov av-
^QCDXog ipayog xeX olvojtorfjg, q)lXog tbXwvwv xäi afiaQ-
TcoXog.
e. Mi liri9*.
^X&BP 6 vlog rov dv&gcixov kad^lwv xäi xlvcav, xäi Xiyoxy
OLV Uov avd-QCOxog g>ayog xäi olvoxoTfig, tbX(dv<dv tplXog
xcu afia(^a)Xi5v.
f. Lc 7, 34.
iXrjXvd-EV 6 vlog rov dv^Qwnov ioMwv xäi Jtlvwv xäi Xi-
7£T€' loov avd^Qfoxog tpayog xäi olvojcoxrjg, qilXog TBXmvcav
xäi afiaQTwXcip.
Wenn, wie es in den Evangelientexten fast immer geschieht,
C-TÄ-ja = tfissna (Ps. 144, 3) aram. tDaÄ-TÄ (Dan. 7, 13), uia,
mit vlog dvd-gcijtov wiedergegeben wird, so ist dies ein auch
im Septoaginta- Griechisch gewöhnlicher Hebraismus. Gut grie-
chisch war einfach avd^Qojtog zu sagen. Auch diese Version
findet sich in den liXSTTgTRov. 15, 1 1: D"TK"^5a niab = LXX:
cd xoQÖlai Twp dvd'QcixtDP, femer Jes. 56, 2: DlK'p = LXX:
ard-gtoxog. So schrieben auch — wie man oben sehen kann —
die Testamenta XII patr. zu unserer Stelle. So hat auch Pau-
las geschrieben, bei welchem sich der hebraisierende Ausdruck:
t^O£j^r£^g^jrot; nicht findet, dagegen als Aequivalent Jfr^gG>-
xog 1. ^ßmr2759 ^0 die vorcanonische Evangelienquelle, reprae-
sentiert in Mi 20,28 = Mc. 10, 45, 6 vlog xov dp&Q(Djtov las.
Vgl die Erläuterungen zu Lc. 22, 27, sowie zu Lc. 12, 10^
11g Aussercanonische Paralleltexte zu Lc.
Lc. 7, 35 = Mt 11, 19^
a. Mt. 11, 19^
xäi iöixaidd^t] ^ ooq>la äjtb r<5v iQywv avxriq,
b. Valentiniani ap. Iren. 1, 8, 4 = Epiph. Haer. XXXI, 26. p. 196 C.
xäi xo ovofia öh avTfjg iiefifjpvad^ac vxo rov öcoviJQoq iv
T<p elgtjxdvai' xai i6ixai(6ß^7j t] ooq>la äxo xmv xexpcop
ccvxTJg.
c. Epiph. Haer. LXVI, 66. p. 681 B.
xäi idixaicid-Tj r) Ooq>la ajto xcop xixpcop avxrq.
d. Lc. 7, 35.
xäi iöixaicid-fj rj 6oq>la ajto x(3p xexpcop avxf^g Jtapxcuv
[Syr. Cur. om. jtäpxoop].
Dieses Logion ist bereits in den Agrapha S. 141 f. 274 fr.
erläutert worden und zwar im Anschluss an das von Origenes
aufbewahrte evangelische Agraphon; xäi dxooxtXXei ^ ooq>la xa
XBXpg avxrjq. Durch die Esra- Apokalypse (4. Esr. 1, 32): ego
misi pueros meos prophetas ad yos, wird es ausser Zweifel ge-
stellt, dass die Lesart: xlxpa (anstatt eQ^ä) als die allein richtige
zu betrachten und als Bezeichnung der Propheten und Apostel,
welche Jesus senden wollte, zu fassen ist. Femer durch die
Parallele Lc. 11, 49: ^ coq>la xov d-eov ebtsp' ästoöxsXcS elg
avxovg jtQoq)ijxag xäi djtooxoXovg — wird es klar, dass in der
erwähnten Esra-Stelle das Perf. misi eine irrthümliche Über-
Setzung flir mittam = ajtoCxeZcö repraesentiert. So steckt nun
auch hinter dem canonischen Aorist: iöixalcod'Tj ein prophetisches
Futurum: p'HüSin oder p'5?ri = öixaico&i^csxai. Der Sinn des
Logion ist also folgender: die durch Johannes verkündigte und in
Jesu erschienene aotpla (xov B'eov) = fTODH ist von der Mitwelt
nicht verstanden, sondern verschmäht worden; sie wird aber in
der Zukunft durch ihre Kinder, die sie senden wird, durch die
Apostel und die Propheten, ihre Bechtfertigung erfahren. Das
äixai(D&^C6xai hat also dem ganzen Gontext entsprechend die-
selbe Bedeutung wie das Idtxalwöav tbv d^sop in dem voraus-
gegangenen Logion Lc. 7, 29. Wie die unzutreffende Uber-
seteungsvariante neben der richtigen Version xexvcov entstanden
sein könne, dafür ist im Anschluss an Lagarde in den Agrapha
S. 277 der Weg gezeigt
Texte und ünterBachangen zu Lc. 7, 35. 45. 47. 48. 119
Lc 7, 45.
a. Ephraem Sjr. Ev. concord. expos. ed. Mösinger c. 10. p. 114.
Osculum nnum salutationis tu mihi non dedisti, illa yera, ex
quo intravit, uon cessavit osculari pedes meos.
b. Lc 7. 45.
g>lXfjfia (ioi ovx sdaixag' avri] 6e a^ rjg Elatjjid'OP ov öi-
iXeixsv 7ULxaq>tXovoa fjtov rovg Jtoöag.
Ob die Perikope Lc. 7, 36 — 50 aus den Logia oder aus einer
anderen Quelle des Lc. stammt, wird sich schwer verificieren
lassen. Bei Clem. AI. Paed. II, 8, 61 p. 205 findet sich eine
Darstellung, in welcher beide Salbungen, Mc. 14, 3— 9=Mt.
26, 6 — 13 = Job. 12, 3—8 einerseits und Lc. 7, 36 — 50 andrer-
seits, in einander überfliessen. Aber da sonst alle quellenmässigen
Indiden gegen eine solche Identificierung sprechen, so ist die
Vermischung der beiden Salbungen lediglich auf Rechnung des
Clemens zu setzen, wofCLr auch seine ganze stilistische Dar-
stellung spricht — Zu y. 48 steht Ephraem mit dem Zusatz:
unum salutationis völlig isoliert. Die Variante intravit = slö^X-
ß-ev (anstatt BlöijZd-ov) theilt er mit sehr vielen alten und wich-
tigen Zeugen (s. Tischendorf), auch mit dem Ev. Hieros.
Lc- 7, 47. 48\
a. Const. n, 24. p. 49, 5.
xäi aXXxi rivl afiaQrcoZm yvifaixl X^yer a<piG)vxal öov al
aiiOQxloLi al jtoXXal, ort nyajtrjaag noXv
b. Cod. Cantabr, Lc. 7, 47. 48.
ov x^Q^^ ^i Xiym oor ätpioovxai avrfj JtoXXa. slnev 6h
ctvry' äg>sa}vral Oov al äfiagTlat.
c Lc. 7, 47. 48».
ov x^^^ Xiyio aar aq>ioavxai avxfjg al afiagxlai al jtoX-
Xal, 6x1 i^yajitjöev jtoXv' co de oXlyov äg>lexac, oXlyov aya-
j€a' eljcsv de avx^' ätpioivxal oov al afiagxlai,
d. Cjpr. in ev. cata Lucam p. 328.
Cui plus dimittitur, plus diligit, et cui minus dimittitur, mo-
dicum diligit.
e. Iren. UI, 20, 2,
cui enim plus dimittitur, plus diligit
120 AoBBercanonische Parallelteite lu Lc.
Da Cod. D in seinem kfirzeren Text die beiden Zusätze, den
anssercanonischen wie den canonischen, fallen lässt, so ist es
immerhin fraglich, ob der Text des Irenaeus, Cyprian und
der armenischen Version (cui multum dimittitur, multum
diligit), auf Quellenwerth Anspruch machen kann.
Lc. 8, 2. S.
a. Orig. c. Gels. I, 65.
iv fäg rolg evayyejiloig ywarxig nvtq red^eQajtBVfiipai dxo
xwv dod'BvsKoVy iv alg 7jv xal Soadwa, xodbItov rolg
(lad^Tjralq ex x<5v vjtaQxovroov öV'^?^£Tpo9^^5'
b. Epiph. Haer. LXl, 3. p. 508 C.
XifBt y&Q' airivsg ijxoXovß^f^öap avrqi djto rfjg raXiXodaq,
öiaxovovoai^vxw xaX rolg fier avrov dxo rciv Idlwv
VXOQXOVTCDV.
c. Lc. 8, 2. 3.
xcii yvvaJxiq tivsgf at fjoav xed'eQajtsv/ievai dxo xvsvfiarov
xovriQiSv xal do^evsidiv, Mapla f} xaXovfiivrj MoqfdaXuvfj,
afp f]g daifiovia exxd i^aXfjXvd^si [Syr. Cur. ixßeßh]xBi\,
xal *la>dvva ywij Xov^ä ixixQoxov ^Hgcidov^ Tcal 2!ovodvva
xal ixegai xoXXal, aixiveg 6i7]x6vow avxotg ix xwv vxag-
XOPxop avxalg.
Die wahrscheinlich aus einer lucanischen Sonderquelle hervor-
gegangene werthvolle Nachricht über die dienenden Frauen berührt
sich in dem Ausdruck: xal ywalxsg . . . atxipeg öirpcovow avxolg
[avx<5] ix xc5v vxaQxovxmv avxalg — mit Mc. 15,41, welche
Stelle von da ins erste (Mt. 27, 55) und in das dritte £y. (Lc. 23, 49)
übergegangen ist. Vermischt sind sämmtliche Texte in dem oben
mitgetheilten — mit praeciser Citationsformel eingeleiteten —
Epiphanius-Citate. Für Ixxa xvevfiaxa liest der von Conybeare
untersuchte Codex von Etschmiadzin zu Mc 16, 9 x6 ißöofiov öcu-
lioviop, nach den Test. XII patr. Buben c. 2 xpevfia oxogag xal
ovpovolag (s. Heft II, 381), eine Notiz, welche ftr die Identi-
ficierung der Magla rj Mar/öaXrivri mit der d(iaQxa)X6g [= jropny]
Lc. 1, 37 von Wichtigkeit ist Daraus, dass Lc. die Notiz über
Maria Magdalena gerade der Perikope von der Sünderin un-
mittelbar nachfolgen lässt, kann man dem dritten Evangelisten
jene identificierende Annahme imputieren.
Texte und Üntennchiuigen %n Lc. 8, 2. 3. 5. 6. 121
Lc. 8, 5 = Ht. 13, 3^ 4 ^ Mc. 4, 8. 4.
a. 4. Esra VIII, 41.
xotd'Ag yctQ 6 X^^SSXSS. ^^^^^^ ^^^ '^V^ Y^^ ojtdQ/iarcc
b. HippoL Phflos. p. 416.
xai Tovro elpoi Soxovoiv ovroi ro XsXsyftivop vxo rov
oaniiQog' i§fjld'€V 6 ojislgtov rov OJtslQai,
c- Jast DiaL c Tiyph. c. 125. p. 354 B.
cog 6 i/dog xvQiog eljtsv' i§ijX9'€V 6 OxsIqcüv rw öxstgai
rov cxoQov xal 6 (ihv exs^ev slg rfjp odov,
d. H^^oTPhüos. p. m.
igr^Xd^ev o öxelgmv rov öxelgcu' xal ra (ihv ixeoa xaga
Tfjp odov Tuä xarexarij^.
e. Lc. 8, 5.
igiji^ev o oxbIqoov xw Ox^ipai rov Cxoqov avrov^ xcti kv
rw cxbIqbiv avrov o^iilv exsöev xaga rtjv odov xal xax-
exarijdij, xal rä xsrsiva rov ovQavov 7cariq>aysp ouro.
f. Mc 4, 3. 4.
löov i^f/Xd-sv 6 CxsIqojv axelQar xal fyivsro iv rS cxst-
Q€iv o fihv exsöev xaga rrjv odov, xal ^X&ev rä xereiva xdi
xardg>aYev axro,
g. Mt 13, 3^ 4
löov i^fjXd^sv 6 oxsIqwv rov axelgeiv xal kv rS oxelgsiv
ixvrdv a fihv ixeoev xaga rijv oöoVy xal ^Xd-ev ra xereiva
xal xati^f>ay€v ovro.
Weiss (Marcus S. 136) hält den vorcanonischen Urtext am
besten in der Lneaa-Belation erbaltieiL Wenn er aber trotzdem
aofort in Lc 8, 5^ den cxogov avrov von dem Urtext aosschliesst,
80 kann dies nur festgehalten werden, indem man mit Weiss
die Dentong des Gleichnisses Lc 8, 11 — 15, mit den Wortai: 6
öxoQOg icrlv o Xofog rov ^eov beginnend, in der vorcanonischen
Quelle nicht enthalten sein lässt. Darüber s. unten die Be-
merkung zu Lc 8, 11. Auch ist zu notieren, dass der yeogyog
der Esra-Parallele in den Oementinen Hom. XI, 2 (s. unten
zu Lc 8, 14) uns wieder begegnet.
Lc. 89 6 e» Ht» 13) 5« 6 = Mc 4, 5.
a. 4. Esra VUI, 41.
01^ xopra rä xetjßvrevuiva giCpvvrai.
122 AuBsercanonische Paralleltexte so La
b. Herrn. Sim. IX, 21, 1—3. p. 240, 21—242, 3.
ra dh JtQog ralg ^l^aig if/Qa, rii^^$ 6e xäi axo xov ijXlov
^TiQaivouBvai .... 6ia rovro tä d-tpLiXia avtöiv §f}Qd iori
xäi övvafiip iiri Ij^oi^ra . . . . oi ßoxavai rjXiop löovoat l^ij^
Qav&rjoap,
c. Just DiaL c. Tryph. o. 125. p. 354 B.
6 6h ijd rä jtsrgoiöri,
d. Hippol. Philos. p. 160.
xa Sh. hü xa xezQcidi]' xäi i^avexeiXe^ g)fjol, xäi 6ia xb
lifj £;|rf£j; ßad^oq h^fiQavd-rj xäi äjitd-ave.
e. Mt. 13, 5. 6.
aXla dh exeöev ijtl xa jtexQciötj, oxov ovx elx^v y^v jtoX"
Xi]Vj xäi evd-ecog i^avixeiXev öid x6 {ifj bxbiv ßäd-oq y^g'
^Xlov 6h dvaxelXavxog hcavfiaxlod^ xäi 6id x6 fitj fxbip
gl^av i§fiQavd-i][oav].
f. Mc. 4, 5. 6.
xäi aXlo ijcsöev sjil x6 jc£xQ<56eCf ojtov ovx elxsv yrjv
jtoXXfiv, Tcäi sv&vg i^avsxeiXev 6tä x6 (ifi ixBiv ßad-og yijg'
xäi 0X6 avixBcXev 6 ^Xiog, ixavfiaxlod-i) , xäi 6id x6 (irj
iXBtv ^l^av i^TjQapd^t],
g. Lc 8, 6.
xäi ixeoov xaxixeaev ijtl xhv jtixoav «al ipvhv kSnoavd^
Oia xo fit] exBtv ixfia6a.
Ob hier Lc 8, 6 den vollen Quellentext repraesentiert, wie
Weiss will, bleibt immerhin fraglich. Die Hermas-Parallele
knüpft jedenfalls an Mc. an (ygL gl^aig, ^riQaivofiepai), ebenso
die Parallele aus der Esra- Apokalypse (^^goCi^rai). Das Evang.
Hieros. p. 181 sq. gibt den Text von Lc. 8, 6 folgendermassen :
Et aliud cecidit supra petram, et antequam (simulac) germi*^
naret, aruit [j^^ jjfia^.i pao), quia non erat illi de quo viveret.
Lc. 8, 7 = Mt 13, 7 = Mc. 4, 7.
a. Just. DiaL c. Tryph. c. 125. p. 354 B.
o 6h elg xdg dxäpO^ag,
b. Clem. AI. Strom. IV, 6, 31. p. 577.
xäi (iTjp xavxag ip xf/ jtaQaßoXfj xov xexQafiSQOvg oxoqov
Ijpl^axo xdg fisQlfipag, x6 öJteQfia xov Xoyov, fptlOag, xo elg
Texte and üntereachongen zu Lc. 8, 6. 7. 8. 123
äxapß-ag xal jpQccffiovq xBobv CvfiJtviyrjvai vx avräv xal
fit) xctQxoq>OQ^oai öwt/d'^vai.
c. Mc. 4, 7.
xcä aXXo ejisOBP elg rag äxavd-aq, xaL dvißTjöav al axavß-ai
xai cwijcvi^av avxo xal xagjtov ovx eöcoxev,
<L Mt 13, 7.
aZXa de ijieoev ixt rag axapd-aq. xal avißrfiav al axavd-ai
xal expi^av axrta.
xdi ixBQOv ijfBöev iv fiiöco x(5v axav&cap, xai avfiq>VBloai
al axapd'Oi ojtixvi^av avxo.
Zu Lc 8, 7 = Mc. 4, 7 = Mt. 13, 7 sind die Elemente des
Urtextes bestimmter zu verificieren. VgL o 6i=^ aXXo = ^xbqov
= aXZa = nnÄ, nvlfBtv = öv/iJtviyeiv = cbtoJtplyBiv *== IfJÜ,
äpaßalPBip = ovuq)VBCP = nb^ (vgl. Prov. 26, 9: T\b!P = LXX:
axavd-at (pvopxai). xaQJtoq>OQBtv = xagjtop öiöopai =^ *^nia )TQ.
Lc. 8, 8* = m. 13, 8 = Mc. 4, 8.
a. Lc. 8, 8*.
xal ixBQOV ixBOBP Big xfjp y^p xifp dyad-^v xal g)V6P kxolrj-
CBP xaQxop IxaxopxcatXaölopa.
b. Just. Dial. c. Tryph. c. 125. p. 354 B.
o dh kxl xrjp yrjp x^p xaXrjP.
c. Mc. 4, 8.
xal aXXa ixBöBP Big xrjp y^v xfjP xaXrj^p xal iölöov xagxop
dpaßalpopxa xal av^apSfiBPOP, xal iq>BQBP elg XQiaxopxa
xal Big B^^opxa xal slg exaxop.
d. Mt 13, 8.
aXXa öh Ixbobp kxl xfjp yrjp xfjp xaXfjp xdi iölöov xagxop,
o fikp BxaxoPy o öh £§TJxopxay o öh XQiaxopxa.
e. HippoL Philos. p. 416.
xci [xb] XBOOP dg^ xtjp yrjp xrjp ^caX^ xal dya&fjp ixolBi
o fihp Bxaxop, o 6h h§ijxoPxa, o öh XQidxopxa.
f. HippoL Philos. p. 160.
rd 6h ixBöB, q>riolp^ ixl xrjp yrjp xijp xaX^p xal dyad^Pf
124 AiusercaiiOBiaclie Pandleltexte ta Lc
xal ijtoUi xagxov^ o fihv Ixarop, o 6s 6§fjxopT€L, o de TQia-
xovrcL
g. Syr. Cur. Lc. 8, 8*.
xal ixBQOV IxBOBv slq xtiv yfjv rrfv dyadinv xai xaojto^fxh
Qovoav xdi lq)VB xal hjtolrfisv xaQjtop hxatovraxXaalova-
Die vorhin erwähnten ÜbersetzungSYarianten pflanzen sich
auch hier fort. Vgl. jcoulv xagxov = '»'i^ STtÖIf.
Le. 8, 8^ =» Mt 13, 9 «= He. 4, 9.
& Mt 13, 9.
o £xa}v ana axovirm.
b. Hippol. Philos. p. 160.
6 ix^^> 9>V^Vi ^^^ dxovBiP axovixw,
c. Mc. 4, 9.
xal IXefBV oq ijCBi cora axweip, axovirm,
d. Cod. Cantabr. Mc. 4, 9.
xai ilsysp' og fg€£ wra axotBtv, axovira), xai 6 övrBuov
ovvBtixco.
e. Lc.8, 8^
xavxa Xiyoiv i^civBi' o Ix^v coxa axovBiv axovixco.
Der Znsatz: xal 6 owi€ov cvviixm^ welchen sechs alt-
lateinische Versionen mit der Philoxeniana und Cod. D gemein-
sam haben, erinnert an Pseudo-Ign. Smym. c. VL p. 246, 20: o xco-
Q(5v x^P^^TCO, 6 dxova}v dxovdxa). Vgl Heft II, 251.
Lc. 8, 9 = Mt. 18, 10 - Mc. 4, 10.
a. Hom. Clem. XVII, 6. p. 161, 18.
ojtoxB xaxä x6 OTcäviov ovx ivotjoaniv xi xAv vx* avxov
Qfid-ivxmv^ löla ixw&avojiB&a, Iva i^fitv xi xAv vx avxov
QTjd-ivxwv fifi dvofjxov y,
b. Cod. Cantabr. Mc 4, 10.
xal oxB iyivBxo xaxafiovag, ixijQoixa)v avxov ol (ia9mA
atxot, xlg ij xccQaßoXrj cnixfj,
c. Lc. 8, 9.
ix7]Q(6xa)v dh avxov ol fiad^xal avxov ^ xlg cAr?) sin fj
xaQaßokf].
Texte imd üntersachniigeii sa Lc. 8, 8. 9. 10. 125
d. Mc. 4, 10.
xal aze iyivBxo Tumxiiopagj^ ^(foirmv mrop ol xbqI avrop
ovp xolg öciöexa rag jtagaßoXag.
e. Mt. 13, 10.
xal xffoceld'ovzeg ol uadmäl dxav avxA ' öiazl kv xccaa-
ßolaig laXeig cevzotg;
ÜbersetzangsYarianten: xaza/iovag =J^ {=xaT lölav Mc.
4, 34) =» "nsSj, xwd-avBOd-ai^^^ igarcäv = Bxsgmtäv «» bM,
ffiemach ist die farfieüc 4, 10£=lLc.S,9S/=läL13, 10 ff.
gegen Weiss (Marcus S. 143) als vom Torcanonischen Urtext
abhängig zu betrachten. Vgl dazu namentlich Heft II, 157 f. und
Hom. Clem. XIX, 20.
Lc. 8, 10» = Mt 13, 11 = Mc. 4, 11.
a. Just Dial. c. Tryph. c. 121. p. 350 B.
1^/ilp ow i^odij^ xal äxovoai xal cwslpai xal ömO-^vai diä^
TOVTOV Tov Xqioxov xcä xa xov jtaxQog kxiyvmvai xavxa.
b. Ep. ad Diogn. XI, 2. p. 163, 7.
ol xiöxci Xoyicd'ivxBg vjt avxov iyvoföav xaxgog iavo-
XflQUL
c Clem. AL Strom. V, 12, 81. p. 694.
viOv öiöoxai yvSvcu xb fivöxi^QiOV xrjg ßaoiXslag X(5p oV"
qavAv.
i Mt. 13, 11.
Ini v{ilv diSoxai yvmvai xa (ivoxfJQia x^g ßaöiXelag xwv
ovQavSv, kxBivoig 6b ov öiöoxau
e. Lc. 8, 10».
v[ilp ddöoxai yvmvoL xa iivoxTJQia xfjg ßaoiXBlag xov &B0Vy
xolg ÖB lioixotg fv xagaßoZalg,
f. Mc. 4, 11.
v/ilp x6 /ivöxrJQioP diöoxai '^^§^^^ß^^,^l^^^J^2^^J^ov' ixsj^
voig ÖB xolg l^a> ip xagaßoXatg xäpxa ylPBxai.
g. Iren. IV, 29, 1.
respondit Dominus: Quoniam vobis est datum nosse myste-
rium regni eaelorum; illis autem in parabolis loquor.
126 Aussercanoniscbe Paralleltexte zu Lc.
h. Orig. Opp. I, 125.
OT€ 6 CcDT^Q ^g>acxe öiä tovto rolq i^co iv xaQctßoXcUg XaXslr
i, Syr. Cur. Lc. 8, 10*
vfitv öeöorat, yvmvai ro fivörrjQiov r^g ßaaiZslag rov &eov^
kxslvoig 6h rolq lga> oi öidorar 6tä tovto iv xoQaßoXatg
XiyBxai avrolg.
k. Co£ Sangerm. (g^) Lc. 8, 10*
ceteris autem non est datum, nisi in parabolis dicetur
Auch hier ist der Urtext, obwohl durch manche redaktio-
nelle Änderungen berührt, doch deutlich erkennbar. Unter den
redaktionellen Varianten: fivörfJQta rov jtazQog (Just., Diogn.)
= (ivOxriQiov (Mc.) = (ivan^Qia (Lc.) rijg ßaailslag rov ^eov =
livorJiQiov (Iren., Clem.) = pivori^Qia (Mt.) t^$ ßaoiXelag T<5r
ovgavciv wird durch die Vergleichung mit Col. 2, 2: elg ixt-
yvcoöiv rov fivarTjQlov rov d'SoZ JtarQog, sowie 1. Cor. 4, 1: fiv-
ortjQlcov rov d^eov (= 1. Cor. 2, 1), endlich auch Apoc. 10, 7:
erekio&f) ro fitx}r?]Qiov rov d-eov die älteste Fassung erkannt,
ebenso das ijtiyvSvai Justins durch die paulinische l^rZ/rcoOc^.
Dass Paulus auch den zweiten Theil dieses Logion gekannt hat^
zeigt der wiederholt in den paulinischen Briefen vorkommende
Ausdruck: ol Iß^co (vgl. l.Cor. 5, 12. 13; CoL 4, 5; l.Thess.4, 12),
wodurch der Text des Mc: ixelvoig de rolg ?gco als Urtext evi-
dent wird. Zu dem owBlvai Justins vgl. Cod. Cantabr. Mc 4, 9
= Lc. 8, 8^ oben.
Lc. 8, 10* = Mt. 13, 13«» = Mc- 4, 12.
a. Iren. IV, 29, 1.
ut videntes non videant et audientes non audiant, intelligentes
non intelligant.
b. Mt. 13, 13^
ort ßXijtovreg ov ßXijiovCiv xai dxovovrsg ovx axovovöiv
ov6\ ovviovciv.
c Lc 8, 10^
iva ßX^jiovreg (ly ßXejcwCiv xal axovovreg firj ovvicöaiv,
d. Mc 4, 12.
ivaßXejtovrsgß/LijKDCivxcuufjiöcoOip xal dxovovrsg cocovod-
Cipxäl fjiTj ovPLciöLV, (ir^jtore IxiorQa^oiainxal a^e&ff avrolg.
Texte and Untenuchnngen zu Lo. 8, 10. 13. 127
e. Act. 28, 26.
axo^ axoiGETS xal ov iiii otw^re^ xalßXijtovreQ ßkitpets
xal av uh Urne.
f. Jes. 6, 9LXX
axoT} dxovöSTS xäi ov (lij owrjre, xal ßXijtovrsg ßkifpers
xal ov (ifj tÖTjre,
Das volle Citat aus Jes. 6, welches der erste Evangelist Mt.
13, 14. 15 eiBgeschaltet hat, wird als dessen Zuthat schon durch
die Citationsformel: xal avaxXf^Qovrai avrolg tj jtQoq)rirsla
^Haätov fi Xiyovaa — charakterisiert Vgl. Heft II, 27. Dagegen die
Worte Mt. 13, 13*^: orißXinovxBq ovßXijcovoiv xal äxovovreg ovx
axovovöiv ovÖB ovviovoiv, in welchen Mt. der Hauptsache nach
mit Lc. 8, 10^ (gegen die Fassung des Mc.) übereinstimmt, gehören
zweifellos dem Urevangelium an, aus welchem vielleicht auch
Paulus (Act. 28, 26. Rom. 11, 8. 2. Cor. 3, 13—16) die Anwen-
dung jenes alttestamentlichen Prophetenworts gelernt hat. Die
▼ollere Form des zweiten Evangelisten war schon eine Erweite-
rung des einfachen Urtextes und eine Brücke zu dem ausführ-
lichen Citat Mt. 13, 14. 15.
lc. 8, 18* = Mt. 13, 21"» = Mc. 4, Vl\
a. Herrn. Sim. IX, 21, 3. p. 242, 3.
ovTa> xdi ol öltpvxoif orav d-Xtfptv axovowoi, . . . . ro ovofia
ijtaioxvvoprai rov xvqIov avräv.
b. Herrn. Vis. lU, 6, 5. p. 44, 7.
orav yivTjTat d-Xttpig . . . djtaQPOvvrai rov xvQiov avxAv,
c. Mt 13, 2lC
yevofUvfig 6e &Xly)Ba>g fj öioy/iov 6iä rov Xoyov BV^vg
oxavdaXlC^Bxau
d. Mc. 4, 17^
Blra yBvouivng d'XhpBcag tj öioynox 6id rov Xoyov Bxd-vg
oxavoaXl^ovrai.
e. Lc 8, 13^
kv xaiQtp xBigaoiiov ä^iaravrac.
Nach der Anschauung von Weiss stammen die drei synopti-
schen Deutungen unseres GleichnissesLc.8,11— 15==Mc4,14 — 20=
128 Aussercanonisohe Pturaileltexte ca Lc
Mi 13, 19 — 23 nicht aus dem UreTangeliom; vielmehr soll Ma
die einzige Quelle der beiden anderen synoptischen Bearbeitungen
sein. Es sind aber folgende Gründe, welche gegen jene An-
nahme von Weiss sprechen. Erstlich der kurase und ein&che
Lucastezt verhalt sich zu dem wortreichen Marcustezt nicht
wie eine Bearbeitung zum Urtext, sondern umgekehrt wie der
Quellentext zur Bearbeitung. Zweitens auch der Matthäustext,
obwohl von Mc. abhängig oder doch mit der von Mc benutzten
Übersetzung des Urtextes sich berührend, ist kürzer als der
Marcustext und trifft wiederholt (vgl. namentlich Mt. 13^ 22* =
Lc. 8, 14»; Mt. 13, 23* = Lc. 8, 15») mit Lucas besser als mit
Marcus zusammen. Drittens bei 16 Gleichnissen, welche in
den synoptischen Evangelien uns erhalten sind, finden sich Deu-
tungen oder doch Anwendungen, die Jesus an die Gleichniss-
reden unmittelbar angeschlossen hat und deren Abstammung aus
derselben Quelle, aus welcher die Gleichnisse geflossen sind, nicht
bezweifelt werden darf. Vgl. ausser unsrem Gleichnisse folgende
15 Parabeln:
Mc. Mt. Lc.
1. Die Weingärtner 12
,1—9.
21, 33—41.
20, 9—16.
Deutung
10.11.
42-44.
17. 18.
i, Unkraut unter dem Weizen
—
13, 24—30.
—
Deutung
—
37—43.
3. Das Netz
—
47. 48.
—
Deutung
—
49. 50.
—
4. Der Schalksknecht
—
18, 23—34.
Anwendung
—
35.
—
5. Die Arbeiter im Weinberge
—
20, 1--15.
—
Anwendung
16.
—
6. Das Hochzeitemahl
22, 2-13.
14,16-24.
Anwendung
—
14.
—
7. Die zehn Jungfrauen
—
25, 1—12.
13, 25—27,
Deutung
—
13. 7.22. 2^
l.
8. Die anvertrauten Pfunde
14 28.
19, 12—25.
Anwendung
—
29. 30.
26. 27.
9. Der barmherzige Samariter
—
10, 30—35.
Anwendung
—
—
36. 37.
10. Der reiche Narr
—
—
12, 16—20.
Anwendung
—
—
21.
Texte und üntenachungen zu Lc. 8, 13. \ 29
11. Die ehrgeizigen Gäste — — 14, 7—10.
Anwendung — — 11.
12. Das verlorene Schaf — — 15^ i__ g,
Anwendung — — 7.
13. Der verlorene Groschen — — 8. 9.
Anwendung — — 10.
14. Der ungerechte Haushalter — — 16, 1 — 8*.
Deutung — — 8^ — 12.
15. Der ungerechte Richter — — 18, 1 — 5.
Deutung — — 6. 7.
Wahrscheinlich hat auch das dritte der in Lc. 15 enthaltenen
Oleichnisse eine deutende Schlussgnome besessen, die unter der
Hand des kürzenden Lc. ge&llen war. Vgl. dem. AI Quis div. salv.
c. 39 in den Paralleltexten und Erläuterungen zu Lc. 15, 7. 10.
Nicht zu gedenken der Johanneischen Parabeln, in denen Gleich-
nissrede und Deutung in einander überfliessen. Ist es nun wahr-
scheinlich, dass Jesus da, wo er zum ersten Male die ausgeführte
Parabelrede zur Anwendung gebracht hat, den Jüngern den
Schlüssel des Verständnisses dazu nicht dargereicht haben sollte?
Hiezu kommt viertens, dass der Abschnitt Mc. 4, 10 — 13 = Lc.
8, 9 — 11 =Mt. 13, 10. 11.- 18, wonach die Jünger ihren Meister in-
sonderheit {xarafiovag = xar lölav = 161^) um die Deutung des
Gleichnisses gebeten haben, keineswegs eine originale Einschal-
tang des Ma gewesen ist, wie Weiss annimmt, sondern dass
hinter diesen parallelen Perikopen ein erkennbarer hebräischer
Quellentext li^. VgL die vorstehenden Erläuterungen zu Lc.
8, 9. 10, sowie in Heft II, 157 f. zu Mc. 4, 34. Ein ganz ähn-
licher Vorgang liegt übrigens vor da, wo Jesus ein kurzes Gleich-
nisswort Mc7, 15 = Mt 15,11, das vor dem Volk geredet worden
war, auf die Bitte der Jünger im Hause ihnen noch besonders
ansiegt Mc. 7, 17 — 23 = Mt. 15, 15—20. Wir vermögen aber
auch weiterhin fünftens an canonischen Parallelen in den pau-
linischen Briefen, in der Apokalypse und bei Jacobus frühzeitige
Spuren von der Auslegung unseres Gleichnisses wahrzunehmen,
Spuren, die auf die vorcanonische Evangelienquelle zurückgeitlhrt
werden müssen und besonders den Lucastext als diejenige Re-
lation erkennen lassen, welche dem Urtext am nächsten steht.
Vgl. 1. Petr. 1, 23: oxogag . . Zoyov ^civrog d^eov = Lc. 8, 11:
Text« ü. Untennchnngen X, 8. 9
130 AuasercanoDiBche Paralleltexte zu Lc
o CJioQog korlv 6 Xoyoq rov d-sov. Rom. 1, 16: evayyiXuov
, , , slg ocoxfjQlav xavrl rm xiörevovn — , 1. Cor. 1, 21: 6ta
rov xTjQvyfdarog öcioai rovg xiCxevovrag — , Jac. 1, 21:
Xoyov rov Övpäfievov <Jc3öai=Lc. 8, 12: xiCTBvOavxeq
ocod-tSaiv. Jac. 1, 21: 6i§ac&e rov Ifupvrov Xoyov — ,
1. Thess. 1, 6: öe^afievoi rov Xoyov fierct x^Q^^ — i 1- Thees.
2, 13: iöi^aad-s .. Xoyov B-eov = Lc. 8, 13*: fisrd x^Q^^
dixovrai rov Xoyov. Apoc. 3, \{^\ poQoqrov xeiQaciAOv ^==
Lc, 8, 13^: Iv xaiQw xeigaCfiov. Tit. 3, 14: tva fu^ cociv axag-
jtoi = Mc. 4, 19 D: xal axagxoi ylvovrai = Lc. 8, 14: x€u ov
rsX€ag>0Qov0iv, Apoc 3, 10: irrJQ^aaq rov Xoyov r^q vxo-
uovTJg = Lc. H, 15: rov Xoyov xartyovotv xal xaQxoQ>OQ€tvciv
iv vxofiovfj. Zu diesen canonischen Parallelen kommen
sechstens einige wichtige aussercanonische Parallelen bei Her-
mas, welche ebenfieJls anf einen vorcanonischen Urtext zurück-
weisen. Innerhalb dieser ausser- und innercanonischen Parallelen
liegen endlich siebentens auch mehrere Übersetzungsvarianten
des hebräischen Urtextes vor, die auch in den Marcus- und
Matthäustext hineinreichen. Vgl 6 xovrjQog (Mi.) =« 6 öidßoXog
(Lc.) = o aaravag (Mc.) = ^tjteJl, dazu Meft II» 98. 99, femer
aiQei (Lc. 8, 12; Mc 4, 15) = q>iQBi (Cod. D zu Mc. 4, 15) = ÄÜ?,
xdrga (Lc. 8, 13) = xergcidt) {MLc?4, 16; Mi 13, 20) = :^0, di-
XBO&ai (Jac 1, 21; L^h. 1, 6; 2, 13; Lc. 8, 13) = XafißavBiviUß.
4, 16; Mi 13. 20) = bap, iv xaiQw xtigaoftov = Apoc 3, 10:
wgag rov xeigaCfiov = rnitn n?? (vgl. T\$ «« mga LXX Gen. 18, 10;
Ex. 18, 22. 26 u. ö., namentlich Lc. 10, 21), a<ploraa^at (von
dem Evangeliarium Hieros. zu Lc 8, 13 »alx&aca «=» scandali-
zantur übersetzt) = öxavöaXl^söd^ai (Mc 4, 17; Mi 13, 21) ==
bStpD, endlich Apoc. 3, 10: r?] gslv = Lc. b, 15: xarexBiv = 'tOW
(vgl. Lc. 11, 2S). Einige weitere Varianten s. zu Lc. 8, 14. Aus
allen diesen Gründen geht hervor, dass den drei synoptischen
Parallelen, welche die Deutung unseres Gleichnisses enthalten,
ein hebräischer vorcanonischer Urtext zu Grunde liegt, welchen
Lc. am reinsten erhalten hat, gerade so wie auch für das Gleich-
niss selbst der Quellentext bei Lc am besten wieder zu erkennen
ist. Zu der Variante des Cod. Colb.: in die {iv xaigm = iv Sga)
= n?a vgl. z. B. Jos. 6, 26: Vf^TXn ri?a = LXX: iv rij f^fiigq^
ixElv7j, ebenso Jud. 3, 29; 1. Reg. 8, 65.
Texte und Unterauchnngen sa Lc. 8, 13. 14. 13^
Lc. 8, 14 = Mt 13, 22 = Mc, 4, 18. 19.
a. Herrn. Vis. III, 6, 5. p. 44. 6.
BxoPTBg dh xal jtZovrov rov alcivog rovrov .... öta rov
xXovTOV avxAv xal 6ia raq jtQoyßaxBlag äütaQVovvrai top
xvQtov avTc5v,
b. Herrn. Mand. X, 4. p. 106, 11.
j€ior€vcavreg 6e fiovov, i(ix6<pvQfi€vot öh jcgayfiaTelaig xal
xjLovto} xclL ^iXlaiq kd-vtxalq xal aXZatg jioixiXatg jigccy-
fiarslaig rov alävog rovrov.
c Herrn. Sim. V, 3, 6. p. 146, 23.
xad-oQiCov öov rrjv xoQÖlav axo xaina^p rSv fiaracaffia-
rwv rov alwvog rovrov,
i Herrn. Sim. IX, 20, 1. p. 240, 4.
kx Sk rov oQOvg rov rglrov rov exovrog axavd^ag xal rgi-
ßoJiovg ol xiorevöavrag roiovrol elöip' Ig avräv ol fj&
xlovoioi^ ol 6e xQayfiarelaig xoXXatg ifixeqwofiivoi. ol ukv
rfflßoXol sloip ol xXovOiOi. äi öh axavd-at ol kv raZg XQay-
lutxElaig ralg xoixiXatg ifixeqyvQfiipoL
e. Hom. Clem. XI, 2. p. 108, 21.
xcu ysyovarB ooxbq yfj axogla yemgyov x^QO^^OaCa' xoX-
Xov xQog xad^agöiv östad-e xQOpov, iva rov (leraöidofievop
vfilv Xoyop akrid-T^ woxbq xaXop oxoqop 6 povg Xaß(hp fi^
xcocaig tpQovrlcip cwxpl%ag axagitop xaraartjaij.
f. Clem. AL Quis div. salv. c. 11 p. 941
rag fi€Ql(ipag. rag axapd-ag rot ßlov^ a ro oxigpia rijg ^oJjg
cwxpifovöiv*
g. Mt 13, 22.
0 dh Big rag axav^ag öxagalg, ovrog koriv 6 top Xoyop
axovmp^ xal r) (idpifipa rov alwpog rovrov xal rj ayaxri
rov xXovrov ovpxplyai rop Xoyop, xal axagxog ylparai.
h. Ma 4, 18. 19.
xal aXXoi b14Ap ol exl rag axavO^ag CxBigofiBvor ovroL
bIcip ol rop Xfyyop dxovaaprBg, Tcal ccl fidgifipai rov aicopog
xci rj axari] rov xXovrov xal al xbqI ra Xoixä kxidvfilai
BloxoQBvofiBPai ovpxpiyovöip roP Xoyop, xal äxagxog yl-
varai.
9*
^32 Aussercano&iBche Paralleltezte zu Lc.
i. Lc. 8, 14.
To öh slg xaq axavd^aq jteooVf ovrol alotv ol dxovoapzegj
xal vj(6 fi€Qi(iV(5v xcä jtXovrov xal 7)dovc5p rov ßlov xo-
Qevofievoi ovvjcvlyovTai xal ov TeXtöq>0Q0V0Lv [Syr. Cur.
X(ZQJtOg>0Q0VÖlP].
Deutlich tritt auch hier die hebräische Quelle in den ver-
schiedenen Übersetzungs Varianten hervor: ojcoQog {Rom.) ^=6x^0^
fia (Clem.) = axoga (1. Petr. 1, 21) = ITIT, xqlßoXoi (Herrn.) =
axap&at (Lc, Mi, Mc.) = D^^rip, tpQovxlq (Hom.) = ftigi/iva (L<x,
Mt., Mc.) = njOT, fiaralcofia (Herrn.) = cjrarijf^ (Mc.) = maip,
vovg (Hom.) = xagöla (Lc. 8, 15) = ib (vgL dieselben Varianten zu
Lc. 12, 34), Xaßelp (Hom.) = xagaöexBOd^ai (Mc. 4, 20) = bap,
oxaQjtop ylpBoO^ai (Mc. Mi) = ov xaQno^oQBtv (Syr. Cur.) =
ov TsXeOfpoQslp (Lc.) = n^n Ä^b *^nB. Man sieht, dass Hermas,
der in dem Ausdruck: o xZovrog rot alwpog rovrov ganz mit
Mc. und Mi geht, doch eine aussercanonische Version des Ur-
textes befolgt, aus welcher wohl auch der charakteristische Aus-
druck: jegayfiarslai stammen wird. Zu dem ytmQyoq der Cle-
ment inen vgl. das Esra-Citat oben zu Lc. 8, 5.
Lc. 8, 20 = Mt. 12, 47 = Mc. 3, 32.
a. Ev. sec. Hebr. ap. Epiph. Haer. XXX, 14. p. 139 A.
elgrpcep 6 ocotijq ip xS dpayyaXrjpai avxop oxi löov ly /a//-
xrjQ aov xal ol döeXffol oov e^co toxrjxaaip,
b. Epiph. Haer. LXXVIH, 9. p. 1041 A.
x6 elgr^fitPOP' Idov ?) fii]xi]g oov xal ol döeX^ol oov Ige»
ioxTpcap C,rjxovPxiq ob.
c. Cod. Cantabr. Lc. 8, 20.
djttjyyiXi] de avxS, oxi y t^^'j'^vg oov xal ol dösXg>ol oov
i^o) löxi]xaöip ^Tjxovpx^g ob,
d. Mc. 3, 32.
xal Xiyovoip avxm' iöov ?) fiijxtjg oov xal ol ddaXtpol oov
xal al dÖBXg)al oov a^o) ^fjxovolp ob.
e. Mi 12, 47.
Idoi) rj ii^]xi]g oov xal ol d6BX(pol oov Igco ^^^^'^ü^^^
Tovj^T^c 001 XaXrjoai.
Texte and Untersuchungen zu Lc. 8, 20. 21. 133
f. Lc. 8, 20.
axfffyiXfi avrtp ort fj (h^tt/q öov xal ol dÖ€Xg>ol Cov böttJ'
xaoiv i^co IdelP as d^iXovxBg,
Bei der Perikope Ma 3, 31—35 = Lc. 8, 19—21 = Mi
12, 46 — 50 treffen wir wieder mit Weiss zusammen, welcher
(▼gL Weiss, Marcus S. 131) den Ursprung dieser Perikope mit
Recht auf die vorcanonische Quelle zurückführt. Die Fassung:
^ijtovvxiq as^ welche Epiphanius in Übereinstimmung mit
Cod. D zu Lc. 8, 20 vertritt, ist jedenfalls die ursprüngliche.
Der lucanisch-canonische Text: löslp os ^iXovreg ist nur redak-
tionelle Umschreibung oder umschreibende Version des Urtextes:
Tjrn« D'^tfpnp. Vgl. Lc. 13, 31: d^iZei os djtoxrslvai, wo Cod. D
und Syr. Cur. für fJXei^ gleichfalls Sjjf? bieten.
Le. 8, 21* = Mt 18, 48 = Mc. 3, SS.
a. Ev. sec. Hebr. ap. Epiph, Haer. XXX, 14. p. 139 A.
ort rlg fiov iori fii^ri]g xcH aÖ€Xg>ol;
b. Mc. 3, 33.
x€U dxoxQid'slg ctvTolg Xiyei' rig icriv // fif]ti]Q (lov xal ol
aöeXg>ol fiov;
c. Mi 12, 48.
0 de dxoxQid^elg sbrev t<5 Xdyovri avnp' rlg kcxiv rj fi^TijQ
fiov, xal rlpsg elolv ol aöeXg)ol fiov;
Während das Hebräerevangelium diese Frage in ähnlicher
Fassung wie die beiden ersten Synoptiker und fast wortlich so
bietet, wie sie Weiss (Marcus S. 131) für den Urtext halt, ist
bei dem kürzenden Lc. dieser Theil des Quellentextes in Weg-
fall gekonmien. Vgl. Weiss, Marens S. 135.
Lc. 8, 2V = Mt. 12, 49, 50 = Mc. 3, 34. 35.
a. Et. sec. Hebr. ap. Epiph. Haer. XXX, 14. p. 139 A.
xal kxrelvag Tfjv x^rpa Ijrl tovg /iad-r/rag iq>fi ' ovxol sloip^
01 adsXq>ol fiov xal ^ mtrio, xal ol aösXfpol ol xoiovvreg
ra d'BXfifiaxa xov jtaxgog fiov.
b. Clem. Rom. U, 9, 11. p. 124, 12.
xal yoQ elxsv o'xvQiog' ddaXtpol fiov ovxol elöiv ol jro«-
ovvxBg x6 d-iXf/fia xov xaxoog fiov.
134 AuBsercanoiuBche PanJleltexte zu Lc.
c. Clem. Rom. II, 8, 4. p. 122, 9.
coCTB, ddeig>ol, xon^oameq ro &iX7jua rov xatoo^
d. Clem. Rom. II, 10, 1. p. 124, 15.
C90re, döeXq>ol /lov, xoifjotofiBV ro d-iXnua rov xaxoog,
e. Clem. Rom. II, 14, 1. p. 130, 15.
Q>0T£^ ddsZg)ol, xoiovvreq rö &iZfifia rov xittooe fmmv
d'BOV,
f. Ecl. proph. Clem. AI. § 20. p. 994.
aösXtpol fiov yoQ^ q>fjG\v 6 xvQiog, xai ovyxZijQovofiiH ol
xotovirtsg ro &^Xfjfia rov jtarQog fiov.
g. Mt 12, 50.
oöTi^ /Äo Sr xoiTiO^ ro d-iXriua rov xaroog uov rov h
ot;()a)'ofg, avro^ //ov adeJl^o^ xal adeil^/) xal fiyrfjQ iörlv.
h. Mc. 3, 35.
0(5^ar ytoii]ö7j ro ^^^Vf^ ^^^ ^5!^^» ovrog adfjlgoo^ fiov xäi
ddeXg)?] xäi fifirt}Q korLv.
i. Herm. Vis. III, 8, 11. p. 50, 5.
Xva axovöaprsg avrä xa\ jtoiijoavrsg xa&aQio^äoiv.
k. Lc. 8, 21»>.
fi^rrjQ fiov xal döeXtpol uov ovrol doiv ol rop Zoyov rov
^6ov axovovrsg xäi jtoiovvrsg.
. s.-' -s-^v^ ^**
Die Fassung bei Mc. und Mt. ist mit Weiss jedenfalls ab
die ursprüngliche zu betrachten. Dabei sind die Construktionen
ol Jtoiovpreg = oorig av Jtotrioij = og av xoifjO'^ = TYtbyiT^'^
als gleich werthige Varianten zu erkennen. Vgl. Heft II, 85. Die
partizipiale Construktion klingt auch bei Lc. an; aber seine Text-
gestalt: ol rov Xoyov rov d^eov dxovovrsg xci jcoiovvrec gehört
nicht hierher, sondern ist theils mit Rücksicht auf die Yoraus-
gegangene Parabel (Lc. 8, 11. 14 vgl. Weiss, Marcus S. 135),
theils im Anschluss an die letzten Worte der Bergpredigt (Lc
6, 47—49 = Mt. 7, 24-27) von Lc. nachgebildet. Über das Citat
aus dem Uebräereyangelium vgL Agrapha S. 338 und dazu
Ps. 103, 21 LXX: ol xoiovpreg rä d-eXtjfiara avrov = WX^ '^'W,
bezüglich der cvyxXrjQOPOfioi bei Clemens AL s. Agrapha
S. 207 f.
Texte und üntemuchaDgen za Lc 8, 21. 23—25. 135
Lc 8^ 28—25 = Mt. 8, 24—27 = Mc. 4, 87- 41-
a. Hom. Clem. XIX, 14. p. 183, 24
[?} vjLfji] dia rmv ceiOficov XQifiovaa ofioXoyet xal cog fis-
yaXa xvficttovfiiyf} xA öiöaöxdXq) xXiovxt xdt yaXrjvijp
ixiza^äyri TaxiCra xsto^elöa 7/ot;ya(l6.
b. Mt. 8, 24—27.
xci löox) oeiOfiog (iijtiq k/svero hf ry ^aXacaiUy (oors ro
xXolov xaXvjereö&ai vxo räv xvfiarcov' avrog de ixäd^sv-
dsv. xäi xpoösXd'OPreg tjysiQav airov Xi^ovreg' xvgn, oai'
CoVy äxoXXvfis&a. xci Xiyti ovrolq' xl ösiXol i^xSy oXiyo-
xicxoi; xoxB iysQ&elg ixBxlfifjCev xotg dvifioig xal xfj ^a-
Xacoy, xal lyiv&xo yaXijpij fte/aXi^, ci Sk äv&Qoxoi iß-aih
fiaoav Xiyovxeg' xoxaxog ioxiv ovxog, oxi xal ol ave/ioi
xal rj d-aXacöa avxw vxaxovovöiv ;
c Lc 8,23—25.
xXbovxov Sh avxcSp dg)vxvwösv, xal xaxdßt] XalXaxp dvi-
uov elg xijp XlupnPy xal avvsxXnoovpxo xal ixipövvsvop'
XQoasX&opxsg 6h öifjysiQap avxop Xiyopxeg' exioxaxa, kxi-
axdxa, dxoXXvfiB&a. 6 6h 6ieyEQd-€lg ixexlfiTjCsp xw dpifim
xäi x£ xXv6anfi xov i6axog' xal kxavcctpxoj xal kyipBxo
yaXrjPTi' slxev 6h avxolg' xov rj xlaxig vfimp; q)oßfi9'ipxBg
Sh id-aifiaöap Xeyopxsg XQog dXXrjXovg' xlg dga orrcog iöxip^
oxi xal xotg dpifioig ixLxdoCBi xal x(p v6axi, xal vxaxov-
ovoip avxS;
i Mc. 4, 37—41.
xal yivsxai XatXatp fieydXf] dvifiov, xal xd xvfiaxa IxißaX-
Xep elg xd xXolop^ woxb fj6i] j^fil^eoO-ai x6 xXotop . . . .
xal kyÜQovOiP avxop xal Xiyovaip avxw' 6i6daxaXs, ov
(liXsi öoif 0x1 dxoXXvfied^a; xal 6isy6Qd^6lg ix6xlfii]0EP xS
dvi(i€p xci elxev x^ d-aXdooxi' öicixa, xeq>lfimoo, xal ixo-
xaöBP 6 dpsfiog .... xal ^^P^^tS^Bü g>6ßop fidyaPy xal
iXeyop xQog dXX'^Xovg' xlg dga ovxog iaxip, 0x1 xal o dpe-
Hog Tcal rj d-dXaaoa avxq vxaxovsi;
•*■'- ./^ "■*■*'■_
136 Aussercanonische Paralleltezte zu Lc.
Auch die Perikope vom Seesturm stammt in ihren drei syn-
optischen Parallelen aus dem Urevangelium. Vgl. Weiss, Marcus
S. 166 ff. Dieser Sachverhalt und die Abstammung der Perikope
aus einer hebräischen Quelle wird noch deutlicher durch die —
von Weiss nicht berücksichtigten — ^Übersetzungsvarianten: aeiö-
fiog = kalXay) {avifiov) = xXvöcov «« fTl^, &alaOöa = Xl/iv?) =
{'dcö^^=r^D^/(zu Q^ = vdcoQ vgl. z. B.LXX Ex^ 14, 27THo8. 11, 10),
xakisixeöd-av = ye/il^eod'ai = övfutXtjQoio&ac = SlOW, iyÜQBiv
= öisreloeip = y^^t^, xvQiog = öcödoxaXog = B3tioxaxir}q = "^an,
öwCov riiiaq (Mt.) = libera nos (Cod. Colb.) = kXevd^BQODCov VJ^otg
(Caelestinus) = 13?''ttfin, xoxa^siv = i^avxcc^eiv = Jtaveadixi ^=^
•fS© *), (poßrid^vat = ß-avfia^eiv = «1^ ^), xozajtog = vlg aga =
K'^n ÄhJDK "^tt, xeiöd-^vai = vjcaxoveiv = yciO. — Zu dem nur
bei Mt zu findenden Textbestandtheil: öiSaov — bietet der Papst
Caelestinus in einem Briefe, der in den Akten des Concils von
Ephesus (ed. Sylburg p. 91, 9) enthalten ist (vgl. Lagarde,
Agathangelus p. 135), bezw die Übersetzer dieses Briefes —
folgendes Citat: ^fiag xcp xXvöcovi xivovfiivovg üiqbxbi Xeyeiv
XVQ16, kXsvd'iQcooov fjfiag, dxoXXvfied-a, welche Lesart ganz mit
der des Cod Colb.: libera nos übereinstimmt.
Lc. 8, 28 = Mt. 8, 29 = Mc. 5, 7.
a. Acta Thomae § 42. p. 224. ed. Tischendorf.
rl rjfilv xal ool, djtooroXe xox vtploxov; öiaxl ßovXei rjiiäg
äjtoXioai xov xaigov ^fic5v (irjösjta) aveoxcoxog;
/■>_,-x^N^ 'S., >w/*w''^-'v v-^x,^^. "^ ■"-■*■.-. ■^^'•^ "^ -^.y- ■^v^*w.'>w/-s^*N. ^•x^'^^ v.
b. Eustathius p. 63.
Ol öalfioveg avxoXe^el' xl fjfilv xal öol, xexgayoxeg, vta xov
ß^eov; riXd-Bg jtgo xaiQov dotoXeOat i^fiäg.
, x.,- ^^
c. Cod, Sinaiticus Mt. 8, 29.
xa\ löov exga^ap Xeyovxeg' xl tjfilv xal aoi, vis xov ^eov;
TjXd-eg mÖE f^fiäg djtoXiöat JtQo xatQOV,
1) Vgl. Gen. 8, 1 : D7*n «fe'j^ == LXX : xal ixonaae z6 v6wq, Hesych.
ixonaaev, inavaaro.
2) Vgl. Deut. 34, 12: ¥ffn = rä S^avfjiaaia,
Texte and üntersuchiuigen zu Lc. 8, 28. 137
d. Macar. Hom. XI, 10.
xäi cv dh avroq oaxctvaq fiaQTVQStg (loi liycov olöa aa^
rig sl, 6 vlog tov d-eov' xal jtaXiv' xl i^fiTv xal ool, ^Irjoov
Na^ccQtipd, TjZd-eg jiqo xaiQov ßaöavlöai ^fiag.
e. Epiph. Haer. XLVIII, 12. p. 414 A.
xai x6' xl ^l&eg xqo xcuqov ßaöaidcai^7]fiäg; oUafiip öe
xlg elf 6 ayiog xov &eov.
f. Epiph. Haer. LXVI, 35. p,.650 B.
xal sxga^ov Xiyovxzg' 2a, xl fjfitv xäi aol, ^Irfiov vlh xov
d-Bov^ oxt jtQO xaiQOv fikd-eg ßaaaplaai rjiiag; olöafiiv Ca
xig sl, 6 ayiog xov d-eov.
g. Macar. Hom. XII, 9.
XI ovp ixga^ov ol öalfiopeg; ov el o vlog d-eov, xl Jtgo
TcaiQOv fildeg ßaöavloat f](iäg; xcu kv xolg fuxQxvglotg Xi-
yovor xaleig fie, xaleig fie.
h. Mfc. 8, 29.
xal Idov exQc^av Xiyovxeg' xl i^filp xal öol, vle xov d-eov;
• r^Xd-eg möe Jtgo xaiQOv ßaöavloac i^fiäg.
i. Lc. 8, 28.
xl ifiol xal ool, 'irjöov vlh xov deov xov vtploxov; öeofial öe^
fifj fie ßaoaplaj^g.
k. Mc. 5, 7.
xdi xQa§ag g)awij (ieydXjj Xeyei' xl kfiol xal ool, ^Iijöov
vle xov deov xov vtploxov; OQxl^ca oe xop deop^ firj fia
ßaaaplo^g.
Gewiss mit Recht lässt Weiss den synoptischen Parallelen
Mt 8, 29—9, 1 = Mc, 5, 6—20 = Lc. 8, 28—39 einen vorcanoni-
scfaen Text zu Grunde liegen, welcher, abgesehen von einigen
redaktionellen Änderungen, in der kurzen Matthäus-Relation ent-
halten sei. Zu Lc. 8, 28 = Mi 8, 29 = Mc. 5, 7 bieten die Acta
Thomae, Eustathius, Epiphanius, Cod. Sin. die ausser-
canonische Variante äjtoXioat an Stelle des canonischen ßacapl-
ooi, welches in den neutestamentlichen Rückübersetzungen
durchweg mit TW wiedergegeben wird. Dazu vgl. Num. 24, 24:
"O?""'^ "lltJip'ay'] = LXX: xal Tcccxcioovatp ^Aööovq xal xaxci*
aavOiP Eßgalovg = Luther: werden verderben den Assur und
Eber, sodass TW auch in die Bedeutung djtoXXvpai übergeht.
138 Aussereanonische Paralleltexie su Lc.
Das Evangeliarium Hieros. liest nach Miniscalchi p. 1&S:
Ego obsecro te, ne me obsideas (»^ no*»^ i^), was aber
nach P. Smith (wie Nestle mir mittheUt) sl me^pia, zn über^
setzen wäre. La gar de (p. 340) liest aber an dieser Stelle
= lo^^ = ne me vincias (?). Völlig unerklärlich erscheint der
— angeblich aus den räthselhaften y,fiaQtvQlotq^ ge6oh5pfte —
Wortlaut bei Macarius: xaleig ue, xaUig (is, — Für das ca-
nonische xqo xaiQov «= Delitzsch: ^1*)^ tkbSl — lasen die Acta
Thomae: J5^^_?55f§;?£j^^^^® iveörciTog, welche Lesart mit
der von DelTtzscFgegebenen Btückübersetzung sich vortrefflich
deckt. — Eine drastische Schilderung des Vo^angs gibt aus-
malend die Anaphora Pil. A. c. 2. p. 437 ed. Tischendorf: xd
^^vovq oagxDc öatfiovi^ofiivovg xctt r^p olxfjoiv Iv kgfjfiotg
Sxovrag xal öaQxag XQmyovxaq xäq lölag, 6fiol(og xolg xxfjvc-
Oiv xäi BQXSxolg owavaaxQe^ofidpovg^ xal xovxovg xaxioxfjasp
olxfjxoQag jtoZeejp xal öiä Xoyov odtpQOPag dxiÖH^BP,
Lc. 8, 31 = Mc. 5, 10.
a. Mc. 5, 10. •
xcii xaQBxaXu aixop JcoXZa, tpa (if avxa djtocxelli] e^to
xijg Xo:fQag.
b. Syr. Cur. Lc. 8,31.
xal xaQBxaXow avxop, Xva fi?) dxoöxelX^ avxä eig xijw
aßvooop fitjöh kxßaX^ avxa,
c. Epiph. Haer. LXXIV, 9. p. 897 B.
jtaQsxaXei yag, x6 BvayyiXiop (prjoip, ipa fit] xifitp'Q avxbv
Big xfjv aßvööop djtBXd^BlP,
d. Lc. 8, 31.
xal jtaQBxdXovp avxop, tpa (ifj Ixixa^^] avxotg Big xf)p
aßvcöop djiBkÖ-stp,
e. Ephraem Syr. Ev. concord. expos. ed. Mosiuger p. 75.
Et daemones coeperunt precari, ne eos ex hoc loco expel-
leret eosque ante tempus in ^ebennam mitteret.
Die Verse Mc 5, 8—10 = Lc. 8, 29 — 31, welche bei Mi
fehlen, sollen nach Weiss nicht aus der vorcanonischen Quelle
entlehnt sein. Vgl. Weiss, Marcus S. 174. Immerhin könnte
dies bei Mc. 5, 8. 9 = Lc 8, 29. 30 der Fall sein, während Me.
Texte und üntenQchoxigen zu Le. 8, 31. 32. 139
5y 10=»Lc. 8, 31 auch so recht gut an den Context zwischen
Mi. 8, 29 und y. 30 sieh einigen. Die aussercanonischen Paral-
lelen mit ihren Übersetzungsyarianten sprechen bei Lc. 8, 31 ==»
Mc. 5, 10 f&r einen hebräischen Urtext. Vgl. xagaxaX^v = pre-
am -« bMS (s. Heft II, 331 zu Mt 26, 53), ^^^ocxixi^^
xeiv = nblö, l5£55,^J^(P^ = 0"^?^ (vgL Jos. 4, 18: DttSpIpb =
LXX: xaxa xcoQav), Die letzte Variante des Ephraem: ex hoc
loco — ist ganz besonders geeignet, das dunkle egco r^^ X^Q^^
des Ma aufzuhellen. Aus ihrem bisherigen „Ort" — kx tc5v av-
&Qcix<ov, wie es im Epiphanius-Gitat zu Lc. 8, 32^ im Folgenden
lieisst — wollen zunächst die Dämonen nicht vertrieben werden.
Lc. 8, 32* = Mt 8, 81 = Mc. 5 12-
a- Hom. dem. X, 6. p. 102, 3.
moxsQ x^^Q^'' Y^ofiBvoi öai/iovcop alxrniara iyivBOd-e,
b. Hom. Clem. XIX, 14. p. 183, 26.
xoL ol öalfiorsg ov fierd tov q>oßelod^ai xal jtQori/iav i^-
ißatvov, aXXa ok slg xo^pot;^ sloeX&Blv xqoteqop jtaQaxa-
XovvxBq rj^lovv cog fitjöh rov elq ;ijo/()ov$ doeXO^elv avsv
Tfjg avTOv avyxcoQi^OBCDg k^ovolav Ixovxsg,
c Mt. 8, 31.
ol 6h öedfioveg xaQexaXovv avrdv XiyovxBg' el ixßaXXeig
rjliäg, axoCxBiXov fjfiog Big xrjv dyiXijv xAv xoIqcop.
i Epiph. HaerTLXVi, 35. p. 650 BC.
xal xoQBxaXow avxop ol dalfiovBg XiyovxBg' bI ixßaXXBig
nuag kx x(5v äpd-ocijtwv^ axooxtiXov i]fiag Big xavg ^o/-
Qovg.
e. Mc. 5, 12.
xal xaQBxaXBCap ccCxop XiyoPXBg' JJ^Jpop rifiag Big xovg
XolQovg, tva Blgavxavg BloiX&mfdBV, xcä, ^^^0^$^ (xtxolg.
t Lc. 8,32^
xal xaQBxaXBOav avxov^ ipa ixixQiyyiu avxolg Big kxslpovg
[Syr. Cur.: Big xtjp dyiXfjp xcop xoIq<x>p] BlOBXd-Blp. xal ijti-
xQe^BV avxolg.
Nach Weiss (Marcus S. 174) lautete die Rede der Dämonen
urtextlich wie Mt. 8, 31 : anooxBiXov tjfiag slg xriv ayiXi]v xcov
140 Aussercanoniache Paralleltexte zu Lc
XoIqcdv. Dann ist aber auch das jtifiy>op tifiäq (= ^nbtJ) in
Mc. 5, 12 ein Rest des Urtextes. Das el ixßaXletg i^ftäg in Mt.
8, 31 ist einer der wenigen Bestandtheile in der Matthäus -Re-
lation, denen Weiss keinen Quellen werth beimisst. Wenn aber
der (von Tischendorf nicht notierte) Zusatz des Epiphanius-
Citates: ix rwp dvd'Qcixmp ursprünglich zum Text gehörte, dann
gewinnt durch den Gegensatz von ävd-QcijttDV und xolQiDV der
an sich farblose Textbestandtheil: bI ixßdXXeig fjfiaq erst seine
Bedeutung: „wenn du uns (aus unserem bisherigen Wohnort) aus
den Menschen vertreibst, dann sende uns (wenigstens) in die
Schweine. Man vgl. dazu die vorausgegangenen Erläuterungen
zu Lc. 8, 31.
Lc, 8, 88»» = Mt. 8, 82* = Mc. 5, 13*.
a. Epiph. Haer. LXVI, 35. p. 650 C.
xai cigfirjoav elg rijv d^aXaoöav xal ojidlovro iv voTg
vöaoiv. ™—
• •>--' ta ^-.
b. Mt. 8, 32*.
xal löox cigfifjOev Jtaöa ?] ayiZfj xaxa xov xQtjfiPov slg xfp
d-aXaooaPy xal ajti^arsp kp rotg vöaöip.
c. Mc. 5, 13*.
xal wQfirjaep ij äyiXtj xaxa xov xQTjfipov elg xr^p d-akaaoav,
cog öiOxlXioi, xal kjtplyopxo ip x^ d-alaaa^,
d. Lc. 8, 33*. ^ ™^
xal a>Qfifjöep ^ ayiXr) xaxa xoi xQf/fiPov slg xfjp Xlfiprip
xal axBJtplyri^ ^"^
Nach Weiss stellt Mt 8. 32* den reinen Quellentext dar.
Damit stimmt auch die Variante oxcqXopxo bei Epiphanias,
wie denn Salkinson das djt^d-apep in llis, 32* mit ^nnfcTI
wiedergegeben hat. Zu den Varianten jU/iprj (beachte hier die
kcanische Version wie oben Lc. 8, 22. 23) = d^aXaoöa = vdwQ,
^rföT« = d; vgl. die Bemerkung zu Lc. 8, 23—25. ^
Lc. 8, 41. 42* = Mc. 5, 22. 28 = Mt. 9, 18.
a. Iren. V, 13, 1.
summi sacerdotis mortua filia.
Texte und Untennchnngen zu Lc. 8, 33. 41. 42. 141
b. Valentiniani ap. Iren. I, 8, 2.
Tfjiv 6i dwöexasTTJ xagd-ivov ix€lvi]v, rrjv rov aQxiOvra-
yciyov d^axiga^ iqv kjtiöxaq 6 xtgiog ix vexQcov ijystQS,
c. Lc. 8, 41. 42*
xäi löoi) fjXd-sv dvT^Qj cp opofia ^latigog, xal avrog agxfov
Tfjg cvvayarffjg vjttJQxsv' xal xeocip jtagä rovg Jtoöag 'Itj-
(kn JtaQBxaXu avxov eloeZd-elv elg xbv olxov avxov, oxi
OvyaxfiQ fiovoyevfjg riv avx<p <og ixwv öcidexa xal avxtj
ajttd-vffixev-
d. Cod. Cantabr. Lc. 8, 41. 42^
xal kX9-<ov avfiQ .... yfjg jtBöciv ovxog olqxcdv xrjg ovva-
ycny^g xeocov vjto xovg xodag xov *Itioov jtaQsxaXsi avxov
sloeXd-etP elg xrjv olxlav avxov' r^v yäg dvyaxrjQ avxA fio-
vofBvfig kxoiv öoiösxa ojtod-vficxovöa,
e. Mc. 5, 22. 23.
xai IgxBxai Big xciv aQxtCwaywymv, ovofiaxi ^IdsiQogy xal
liwv avxov xhexei xQog xovg noöag avxov xäi xccQaxaXsi
avxov xoXXd^ Xiyaw oxi xb &vyäxQi6v fiov hoxdtoog l^x^i,
iva iX&wv ixid^g xag x^^^^ avxrj, Iva oaid-y xal CV^V-
f. Mt 9, 18.
xavxa avxov XaXovvxog avxotg^ löov aQxcyv elöeXB-mv
XQOösxvvei avxS Xiymv ij dvydxrjQ /lov agxi ixsXsvxtjOsv^
aXXa kXd'WV kxt&sg xt/v x^^Q^ ^^^ ^^* avxfjv xal ^^ösxai.
Auch der Erzählung von Jairi Tochterlein und dem hluir
flüssigen Weibe (Mt. 9, 18-26 = Lc. 8, 40—56 = Mc. 5, 21—43)
liegt eine kurze — am besten bei Mt. erhaltene ~ Urrelation
zu Grunde. Vgl. Weiss, Marcus S. 183 ff. Hier sind zu den
yariierenden Ausdrücken: ixeXevxtjOev (welchen Ausdruck Weiss
allein als berechti|?te Wiedergabe des Urtextes anerkennt) ==
dxid^oxtv = f]v dj€0&vfjoxovöa ==Jö^xa)g exei = mortua als
gleichwerthige Übersetzungsyarianten yon «ira zu constatieren.
VgL nT3 = sterbend Gen. 20,3. Fürst I, 715.^) Auch jtljtxeiv
1) Das Evang. Hier, hat zu Lc. 8, 42: r^isOBKLi r^x^hn '^ prozima
morti, zu Mt. 9, 18: d^OViSn Oü^ — modo defancta. So wenig hatten
die VerfaaMr dieses Evangeliarinm die Möglichkeit eines gemeinsamen
Textes ?or Augen.
142 Auasercanonische Paralleltexte za Lc
xQOg (xaga) vovg jvoöag (Mc^ La) ist nur graedsiereiide Ver-
sion Yon mnntDn, wovon die hebraisierende — bei dem ersten
Evangelisten bevorzugte — Version xqocxvvbZv bei Mc und Lc
niemals vorkommt Vgl. Heft I, 116.
Le. 8, 4St^ = Mc 5, 24= Mt 9, 19.
a. Mt. 9, 19.
Tcdi iysQ&elg 6 ^Itfiovq ^xoiovß'61 avzm 7uä ol fia&tjrdi
avTOv.
b. Mc. 5, 24.
xcit djtfjXd-ep fier ccvtov, xai i^xoXovd-u avnp ox^(^ xo-
Xvg. 9cäi ovpid-Xißov ctvrop,
c. Lc. 8, 42^
iv öh xcö vxaysiv avxov ol ox^oi ovvixviyov ourov.
e. Marcion ap. Epipb. Haer. XL1L p. 313 A. p. 327 A.
kyevero <ft ^i' rm vjcdyeiv avxov, cvvijtviyov ccvxhv ol
f. Cod. Cantabr. Lc. 8, 42^
Tcal iyivBTO iv zw jtoQeveo&ai avtov, ol ox^i ovvixviyop
avTov,
9
Weiss hält zwar diesen Satztbeil, auch im ersten Evan-
gelium, nicht f&r ursprünglich. Vgl. Weiss, Marcus S. 183.
Aber die Varianten: djtiQx^o&ai = vxayeiv^^xoQSveod-ai =^t}j
sowie avvd^klßsiv = cvvjivlyuv = ixy^ lassen auch hier einen
hebräischen Urtext vermuthen. Vgl. auch xal k/ivsTO = ^tT^-
Lc. 8, 48 = Mc. 5, 34.
a. Clera. AI. Strom. IV, 25, 163. p. 637.
iq>^ i^v 6 xvQiog ajtiXvB Xiya)v" ojcelO^s elg elQrjvTjv.
b. Mc. 5, 34.
( 6h ehtBV avrf]' — vjtaye elg etgijvTjv.
c. Lc. 8, 48.
o Ö6 ebtev avr^' — jtoQsvov elg elgr^vriv.
Zu den Varianten ojteXd^B = vjtarye = jtoQsvov = "^pb vgl
Lc. 5, 24 und die dort angegebenen iParalleltexte. Ausserdem
vgL Lc. 7, 50: noQBvov elg slgiqvi^Vy femer BaruchVII, 9 ed.
Texte and Untersuchungen zu Lc. 8, 42. 48. 50. 54. 14 J
Harris p. 57: axeXB-s iv slQtjvu fisd-^ tyidag, ebenso VIII, 3
p. 60: axeX&e iv dift^vQ. Das Wort stammt bei Mc. und Lc>
gewiss aus der Quelle. Gegen Weiss, Marcus S. 191.^)
Lc. 8, 50 = Mc. 5, 36.
a. Mc. 5, 36.
6 de 'Ifjöovg Jtagaxovöag rbv Zoyov XalovfiBVOV Xiy^i rqo
äQxiovvoc/oiycp' fif^ g)oßov, fiovov jiloreve.
b. Aphraates Hom. 1, 13. p. 14. ed. Bert.
Und auch zu dem Obersten der Schule, da ihn dieser bat
wegen seiner Tochter, sprach er so: Glaube nur, so wird
deine Tochter leben.
c Lc. 8, 50.
o dl 'lijoovg dxovoccg dxsxgld^ ccvrm' fifj tpoßw' fiopov
jrloravoov, xäl ocod^oerai.
Mc 5, 35 — 37 = Lc. 8,49 - 51, welche Verse im ersten Evan-
gelium fehlen, gehören zu den redaktionellen Ergänzungen des
Kweiten Evangelisten und sind von da in das dritte Evangelium
übergegangen. Die Aphraates-Vanante: „sie wird leben^^
stammt daher nicht aus einer Version des Urtextes, sondern aus
der Übersetzung des griechischen Textes öa}9^^0BTai. Vgl Evang,
Hier. p. 195: f<ai = vivet. Im Aramäischen und Syrischen
wurde cw^vai in der Regel mit vivere wiedergegeben.
*
Le. 8, 54 =^ Hc. 5^ 41.
a. Epiph. Ancor. a 100. p. 103 D.
ro dl capacd-at jcaXiv evxBQiotsQOP icvc JtoXi xov xakicai'
7/ xcOg, dpaatffd-L
b. Epiph. flaer. XLII. p. 372 C.
xal t6' xovfil xovfil raXid-a^ rovzicrip dvaörrjd'i, i] Jtatq.
1) Wenn dagegen Schwally in seinem ,Jdioticon dea christlich pa-
laestinischen Aramäisch*' S. 53 fidaxi^ Mc. 5, 29 mit ^vaiq {xov alfiatoq
140.8,44) auf ^i-^cü (» n-rsia) zurückführt, so genügt der Hinweis anf
Weiss, Marens S. 185 ff., am die Überzeugung zu gewinnen, dass Mc. 5, 29
** Lc 8, 44 ein gemeinsamer semitischer Quellentext überhaupt nicht vor-
hegt
144 Anasercanonische Parallelt^xte ku Lc.
c Epiph. Haer. LXIX, 59. p. 783A.
xovxioTLV opaöTfid-if 17 Jialg;
d. Lc 8, 54.
avrbg öh XQCTi^cag rfjg x^^Q^^ avrTg i^mvtjosv X^cdv
rj jtatg, tyalQOV.
e. Mc. 5, 41.
xcH TCQaxrjoac; rtjg X^^Q^^ '^^^' Jtaiölov Xiyei avvy' raXi&a
xovfiy 6 ioTiv fit&eQfifji*6v6fi€vov' To xoQaaioVf ool Hyo)^
BfBLQB.
f. Aphraates Hora. VIII, 6. p. 138 ed. Bert.
Und die Tochter wiederum des Synagogenvorstehers rief er
zweimal, indem er zu ihr sprach: Mägdlein, Mägdlein, stehe
auf.
An Stelle von Mc. 5, 40. 41, welche der dritte Evangelist
kürzend in Lc. 8, 53. 54 adoptiert habe, erkennt Weiss (Marcus
S. 192) nur die Worte: hcQarijcev z^g X^^Q^ avrijg in Mt 9, 25
(s= xQat'^öag rrjg x^*^^^ ^^- 4» 41* = xQatfjöag rt/^ X^^Q^^ ^'
TTJg Lc. 8, 54*) als aus der vorcanonischen Quelle stammend an.
Der aramäische Zuruf Jesu mit Einschluss der griechischen
Übersetzung ist ihm eine aus mündlicher Tradition geflossene
Einschaltung des Mc. Doch wäre es immerhin möglich, dass in
Lc. 8, 54 ein Rest des Urtextes erhalten ist und dass der Zu-
sammenhang gelautet hat: ixgcirijoev rfjg X^'^Q^? mttjg xal i^ci-
vrjöev Xiycav rj jcalg, iyalgov = ('^ü'^p »^'7??)» ^^l i^y^Q^Tj ro xo-
Qaoiov. Dafür sprechen die Varianten: ^ jcatg = to xoq&öiov =
«TT?3, lyeiQB = lyelgov = avaortid^i = *»121p. In diesem Falle
würde nur die Hinzuftigung des aramäischen Textes auf Rechnung
des Mc. zu setzen sein. Die volle grammatisch richtige Form
ist auch im Aramäischen "^Wp, doch mit zurückgezogenem Tone,
sodass das tonlose '^im Volksdialekt verschwand. Vgl. Eautzsch,
Grammatik des Bibl. Aramäischen S. 11. 12. Jedenfalls ist es
aber sicher, dass wir die Hinzuftigung des aramäischen r^iujJ^
iSAOs (so auch im Evang. Hieros.) lediglich dem Marcus
verdanken. Zu der von Aphraates behaupteten zweimaligen
Wiederholung der Anrede vgl. die Bemerkungen zu Lc. 7, 14. 15.
Texte und UntersuchDugen zu Lc. 9, 1. 2. 145
Lc.9,1. 2 = Mt.lO,l. 7=«Mc,6r7. 12,
a. Barn. Vin,3. p. 38, 10.
olg eäcoxBv tov evayyeXlofs xriv i^ovatav^ ovoiv iexaövo
£lq fiagxvQiov xciv fpvXäv (ot£ öexa&io q>vXal xov ^ICQarjX)
elg xb xfjQvoasiv.
b. Lc. 9, 1. 2.
avpxaXeoaiievog^ 61 xovg öcoöexa ^öoxev avxotg &vpafiiv xäi
i^ovclav ijtl jtavxa xa Öai/dovia xäi vooovg &6QajtevBiv,
xaL djieaxsiXev avxovg xnQtoasiv xrjv ßaoiXslav xov ß-eov
xoi lao&ai.
c. Mt 10, 1. 7.
xoi XQOOxaXsoa/isPog xovg öciösxa fiad^äg avxov eöcoxsv
avxolg i^ovolap nvsvfiaxtov dxad-agxov, woxe ixßaXXeip
avxä xcä d^sQOJtsveiP jtaoav poöov xal jtaöap fiaXaxlap. . .
V. 7. [Xiywv]' xogsvo/ispoi de xfjQvooexe Xiyovxeg oxt r/yyixsp
f} ßaöiXela xc5v ovgapwp.
d. Mc 6, 7. 12.
xcu XQOOxaXelxat xovg ödöexa xäi ijg^axo avxovg ojtoöxiX-
XsiP ovo ovo, xäi iölöov avxolg l^ovclap xqjp jtP£Vfidxa>p
X(5p dxa&aQxa)p . . . xal i^eXB-ovxeg ixy'jQv^ap, Xpa ^sxa-
pomoip.
Wie Barnabas die Apostelwahl {xovg Idlovg catoctoXovg
. . . i^sXi^axo) berichtet (vgl. oben zu Lc. 6, 13), so finden wir
aa(^ bei ihm eine Parallele zur Aussendung der Zwölfe.
Während nun Weiss (Marcus S. 204 ff.) die Anfangsworte dieses
Berichtes so eonstruiert: xctXsodfievog xovg ötoöexa iäwxt» av-
xoig igovcUip — und die den Jüngern gegebene Vollmacht
(igotxi/a = itpafiig, lucanische Version, = inbtD, vgl. dieselben
Uberaetzungsvariant^a zu La 4, 32 und Lc. 20, 2) auf die zwei
Objekte: die Dämonenaustreibungen und die Krankenheüungen,
beschränkt, bezeichnet Barnabas das eiayyiXiop als das Objekt
der den Aposteln mitgetheilten i^ovola. Folglich dürfte das
i^gvMaip (Barn., Lc., Mt^ Mc.) zum Urtext gehört haben, welches
mit dem schon im Septoaginta-Griechisch geläufigen evayyeXl-
oaad'ai (vgL Lc 9, 6; Lc. 4, 18 =^ Jes. 61, 1, namentlich auch Lc.
4, 43 =s Mc. 1, 38) als Übersetzungsvariante von lte3 gleichbe-
Tezte n. Untenncbniigen X, S. 10
146 Aussercanoniflche Paralleltexte za Lc.
deutend ist Wegen ÖBxaövo YgL die Texte und Bemerkungen
zu Lc. 6, 13.
Lc. 9, 18. 19 = Mc. 27, 8^ 28 = Mt. 16, 18. 14.
a. Hom. Clem. XVII, 18. p. 167, 10.
afta yag rm top xvqiop sljcelp, rlpa avrop Xiyovcip, x«i
aXXovg aXXo xt Xiyopxaq avxop dxrpcooxog ifiot xxL
b. Lc. 9, 18. 19.
xäi kyiphxo hp x<p elpai avxop JtQOOevxo/isPOP xccxa fiopag
ovpfjoap avx(p ol ftad-r^aly xal ijtr^QcixtjOBP avxovg Xeycav
xlpa fie ol 6x^01 Xiyovaip elpai; ol öh axoxgi&ipxeg thtav
^Icodppfjp xop ßajtxioxijp^ aXXoi öh ^Hüelap, aXXoi öe ort
3tQ0(pf]xrig xig x^p agxaifop apioxri.
c. Mc. 8, 27^ 28. ^ ^
xal Ip xfj oöm ijcfjQcixa xovg fia&tjxag avxov Xiymp avxolg'
xlpa IIB Xiyovoip ol ap9^Qa)jtoi elpai; ol de eljtap avxro
Xiyopxeg oxi Icoappijp xop ßajtxiaxrjp, xal aXXoi HXslaVt
aXXot öh oxt elg xwp jtQo^rjxcöp.
d. Mt. 16, 13^ 14.
tjQcixa xovg (lad^xag avtov Xiya)P' xipa Xiyovoip ol ap-
d^QCDjtot elpai XOP vlop xot äp&gcojtov; ol de aljtap' oi^ubp
'icoäppfiP XOP ßajixiox/ip, aXXoi öe ^IlXelap, itegoi öh ^oe-
(liap fj bPa xc5p JtQOtpi^xcip.
e. Epiph. Ancyr. c. 31. p. 36 CD = c. 38. p. 43 B = c. 38. p. 44 A
= c. 39. p. 45 A.
xal xovg fia&^ijxäg mg apd'QiDnog kQa>xa' xlpa fie XiyovciP
ol apO-QiDJtoi elpai xop vIop xov dpd-gdjtov;
Obwohl die Parallelen Lc. 9, 18—21 und Mt. 16, 13- 15. 20
unverkennbare Abhängigkeit vom Marcustexte Mc. 8, 27 — 30 au
den Tag legen, so ist doch mit Weiss (Marcus S. 284 Anm. 1;
Matthäus S. 391 Anm. 1) anzunehmen, dass auch schon dem
Marcus eine Darstellung des Petrusbekenntnisses in der vor-
canonischen Quelle vorgelegen hat, wovon der erste Evangelist
in Mt. 16, 17 einen besonders werthvollen — durch QaL 1, 15 —
17 beglaubigten, von Mc. und Lc. aber weggelassenen — Rest
uns erhalten hat. Zu den Symptomen des Quellentextes rechnet
Texte und UnierBuchnngen zu Lc. 9, 18. 19. 20. 22. X47
hier Weiss die Ausdrücke: 6 ßaxrioxriq (wofÖr Mc. selbst-
ständig o ßajtTl^wv schreibt) und 6 tiog rov av&Qcixov als
Selbstbezeichnung Jesu. Während die Pseudo-Clementinen durch
ihre Lesart: <xvr6v das fih des Mc. und Lc. vertreten, verbindet
Epiphanius in seinem Gitate pleonastisch beide Bezeichnungen.
Lc. 9, ao = Ht 16, 15. 16 = Mc. 8, 29.
a. Just DiaL c. Tryph. c. 100. p. 327 B.
xal yoQ vlov d'Bov XqiOxov xarä tfjp rov jtarQog avrov
cutoxaXvy>iv ijtiypovra . . . 2X,(i(Dva,
b. Hom. Clem. XVI, 15. p. 156, 14.
vlov de d-eoi rov rä jtavxa öuxxoofii^oaptog top sljtovxa
avrov evZoymg ifiaxagioev.
c. Hom. Clem. XVII, 18. p. 167, 10.
üfia yaQ r^ rov xvqiov shtsiv, rlva avrov Xiyovoip^ xal
aXZovg aXXo ri Xdyovrag avrov axrpcoorog kfdov, iki rffg
TuxQilag dveßfj' ovx olöa ovv^ jtwg ebiov* oi) al 6 vlog rov
Cfiivxog d-BOv,
d. Mi 16, 15. 16.
UyBi avrolg' vfislg 6i rlva fie Xiysre elvai; äxoxQt^d'slg 6h
Hifiow nirgog ebtev' öv el 6 XQiorog, 6 vlog rot d-eov
rov ^(Dvrog.
e. Lc 9, 20.
eljtBv öh axrolg' vfielg öh rlva (u Xdyera slvai; Ilirgog 6k
axoxQi&Big slxsv' rov Xgiorbv rov d-eot.
f. Mc. 8, 29.
xcä avrog ixrjQcira avrovg' vfielg 6b rlva fiB Xiyara elvai;
dxoxQi&Big o nirQog Xiyat avrtß' ov al 6 Xgcorog.
Die Homilien lassen durch das ifiaxagioav (vgl. /laxagtog
al HiitDv) und Justin durch xarä rrjv rov Jtargbg axrov djto-
xaXv^piv die Bezugnahme auf Mt. 16, 17 — sei es nach einer
auBsercanonischen Quelle oder nach dem canonischen Matthäus-
texte — deutiich erkennen. Vgl. Heft II, 185 ff.
Lc 9, 22 = Mt. 16, 21 = Mc. 8, 31.
a. Celsus ap. Orig. c. Geis. II, 54. Opp. I, 428.
fl 6i6ri xQoalJiav, €og cbiod'avcov dvaan^oarai;
j^48 AiusercanoniBche P&ralleltexte so Lc.
b. Just DiaL c. Tryph. c 100. p. 326 C.
kö^/mtvBVy ori ixalvov a%iov xai &avfiaOfiov fiilXu xoulv^
fiBrä ro öT(z%)Qa>&rjvcu avloxacd-ai fiiXXokv ty tglr^ W^Q9
ix vtxQcip.
c. Just. Dial. c Tryph. c. 51. p. 271 A.
xal ort öet avrov JtoXXä jectd-slp äjto xwv ygafifiarimv
xal ^aQicatcov xal cravQmd^Tjvai xcu r^ tQlry f]fiiQa opa-
örfjvai.
4 Just. Dial. c. Tryph. c 76. p. 302 A.
ißoa yaQ jtQO roi Cravgai&^jjvai' öel xov vlov rov av&Qci'
xov jtoZXa jtad-etv xal äxoöoxifiaöd'fjpai vüto zwv yQafi^
uaxiov xal g>aQiaal(ov xal oxavQa}d^!jtf(u xcü xy xqIxh
riiiga avaöxtjtfai.
e. Just. Dial c. Tryph. c. 100. p. 327 A.
o^BV xal kv xolc Xor/otq avrov lipfj^ oxb xb(A xov xaoxsip
ccixov itdXXsiv duXiyBxOf oxi öbI rop vlb^f xov äpd-Qfoxov
xoXXa xa&Blv xal dxoöoxi/iacO^ijvai vxo xcov fpoQtocdop
xcLi YQafifiaxicov xal öxavQwß-TJvai xal xfj xolxy ^niiQa
apoiöxrjvat,
f. Iren. III, 16, 5.
Oportet eniiDj inquit, filium hominis multa pati et reprobari
et cmcifigi et die tertio resurgere.
g. Iren. III, 18, 4.
Ex eo enim, inquit, coepit demonstrare discentibus, quoniam
oportet illum Hierosolymam ire et multa pati a sacerdotibus
et reprobari et crucifigi et tertia die resurgere. ^^"^"
h. Exe. Theod. § 61. p. 9S4.
«crl oxap Xiyxi' öel xop viop xov avd^gmxov axodoxifta-
cd^TJvai, vßQioO^ijpai, axavQwd^TJvai .... xal XQoagoi vuäc.
XityBL, x^ xqLxxi xmp ?}ubq(5p elg xhv FaXiXalop.
i. Mc. 8, 31.
xal ijQ^axo öiöäöxeip avxovc, oxi öbI xop viop xov dp-
^Qoijtov jtoXXd jia&Blp xal djcoöoxifiao&^rjpai vxo X(Op
XQBößvTtQcop xal xwp dQx^eQicop xai xAp yQOUuaximp xal
djtoxxap^TJvai xal (ibtcc xQBlq fjfiBQag avaoxfjpat.
Texte nnd Untenachungeii za Lc. 9, 22. 25. 149
k. Marcion ap. Epiph. Haer. XLTT. p. 313 A. p. 327 C.
Xifoiv' öei rbv vlop zov dvd-Qcixov xoXXa xad-Btv xäl
äxoxzavß^vai xäl fista rgetg ^fiiQcig iyBQd^^vau
l Lc9, 22.
dxÄv oxi ÖBt TOP vlov Tov op&Qwxov xoXXa jia&&v xcä
äxoöoxi/iaöO'^vai dxo rmv xQBoßvtiQmv xci ^][Qg^^ [^7^*
Cur.: Ugicov] xal ygafifiarimv xäl axoxravd^vai xol r^
m. Mt. 16, 21.
axo rote ijQ^axo 6 ^Irjöovg Ö€ixvvsip rolq fuzd^fralg ctvrov,
ort ÖBl avtov elg %Qoö6Xvfia äxeXd'elv xcä xoXXä xa&eW
axo rmv XQBößvziQa>p xäl OQjiuQimv xäl YQafifAaticov xäl
oxcmvcrd^^i^ xäl zy zQlzy rniiga iyeQd^ai.
Durch das Zusammentreffen von Mt. und Lc. in der Text-
variante: r^ zglty ^fiiga, während der Marcustext: jisza zgelg
^(iigag bietet, wird es wahrscheinlich, dass der erste und dritte
Evangelist nicht blos von Mc. abhängig sind, sondern dass hin-
ter den drei synoptischen Parallelen an dieser Stelle ebenfalls
bereits ein yorcanonischer Text vorhanden gewesen ist. Gegen
Weiss, Marcus S. 284. 286. Zu notieren sind die Varianten
ijeg&fjpai = ävaazfjvai = D^p. Für das axoxzavd-rvai der
Synoptiker lasen Justin, Irenaeus, derDial de r. fide p. 857
und die Excerpta Theodoti özavgwd^pai. Man vgl. dazu
das Herrenwort vom ozavgög Lc 14, 27.
Ein secundärerText findet sich in der Epistula Abgari c 2
p. 2S0 ed. Lipsius: xegl öh mv iygcc^ag fiot zov iXd^slv xgoq oe,
ÖBl zov viov zov d'BOv xagaöo&fjvoi elg x^^Q^^ avd^gdxoov afiOQ-
tcoXwv xcä ozavgcod-Tjvai xäl zaq>fjvai xäl zfj zglz^j W^Q9 ^*'«"
oz^vcu. Der justuiische Text klingt noch einmal an t)ial. c. Tr.
c 107 p. 334 B: ozi "^V^zglzy W^99 BfiBXXav dpaozijOBö^ai
fiBzä zo czavgodijvaL
Lc 9, 25 — Ht. 16, 26 = Mc. 8, 36. 37.
a. Macar. de libertate ment. c. 32. Migne p. 221.
zL yoQ xigöog^ ^tjol^ Z(p dp^gcixo), bI zov oXov xoOfiov
xBQÖi^Cccg ^7jfum»y z^v fpvxn^ avzov, ^g ovo' slval zi avz-
aXXcc/fiä liBfia&^xafiev.
150 AuBseroanonische Paralleltexte su Lc.
b. ClenL Rom. II, 6, 2. p. 118, 16.
tI yoQ To 6q)€Xog, iav ng rov xoofiov oXov xeQÖijöfj, ri^r
c. Clem. AL Strom. IV, 6, 34. p. 57S.
xl yoQ coq>€Xelzai avd'QOiütoq^ kav tov xoofiov oXov xagöi^ou,
d. Mt. 16, 26.
r/ yccQ oi^eXrid^OBTat avd'Qmxoq^ kav rov xocfiop oXov xeQ-
d?J(y^, xriv 6t ^v^flP attov ^ijfiKDB-fj ; ij zl öcooei av&Qca-
xoq dpralkayfia rriq tpvxfjg avzov;
e. Mc. 8, 36. 37.
zl yaQ €oq>eXBl apd'QCOJtop xeQ67/Oai zop xoCfiop oXov xdi
^Vf^fyp^ '^^P y^XV^ avzov; zl yaQ 6ol avd-Qwxog avzoX-
Xayfia ztjg Jpvx^g avzov;
f. Syr. Curet. Lc. 9, 25.
zl yaQ mtpeXslzai avd-Qmjiog xsQÖi^oag zop x6o/iov oXoi\
tavzop öh ^r^fiioÖ-elg;
g. Pseudo-Ignat ad Rom. c. 6. p. 292, 31.
zl yag (Dg)sXelzai apd-QOJtog, kav zop xoofiov oXop xegötj-
0% zTjv di tpvx^P (xvzov djtoXiö^];
h. Justin. Äpol. I, 15. p. 62 E.
zl yag coq)6X£tzai apd^QG>Jtog^ ap zop xoofiop oXop xeQÖtjofi,
zTjv öi xpvxijP avzov axoXioxi; f] zl öcioei avz^g dvzäX-
Xayua;
i. Clem. AL Strom. VI, 13, 112. p. 796.
zl yag 6g)6Xogj kdp zov xoöfiov xsgöi^oyg, q^tjol, zi^r de tpr-
X^v djtoXioijg;
k. Petr. Alexandr. Can. 12. Routh IV, p. 40, 2—7.
zl yag w^eXiiOBi avd^gojtog, kdp zop xoofiop oXop xegöijojj,
zfjv de tpvxfjP avzov Cirjuicod^fi 7/ djtoXdoy;
1. Lc. 9, 25.
zl yag cowsXelzai dvd^gmjtog xtgÖTJoag zop xoüfdop oXoPy
tavzop de djtoXioag ^ C^rjuiwd^elg;
m. Epiph. Haer. LXIV, 59. p. 5S6C.
zl ydg dvzixazdXXayiia öoioei dvd^gmxog, (ptjoly ztjg tpvx^g
avzov;
Texte und üntenuchungen zu Lo. 9, 25. 151
D. Heim. Vis. 1, 1, 8. p. 8, 9.
ol dh xovfiQCL ßovZevofievoi iv ralg xagdlaig avxoiv d'äva-
xov xdi cdxfictXtüTtOfibv lovroTg ijciOJtcovrai, (laXioxa ol
TOP alwva rOVXOV XBQtXOtOV(ABVOl.
o. Ignat ad Rom. VI, 1. p. 64, 5.
ov6iv HOL wq)sXi^öst xa xigjtva [xa jcigaxä] xov xoöfiov,
ovöe al ßaoiXelat xov alävog xovxov. xaXov /loi cbtod-avslv
elg Xqiöxop *If]Oovp f] ßaOiXEveiv xwv negccxcov xfjg yijg.
p. PhiL 1, 21.
k/iol yäg xö C^ijv Xgioxogt xal x6 axod-avetv xjpöog.
q. Phil. 3, 7. 8.
oTiva Tjv fioi xiqöi], xavxa ^yf/fiat dia xov Xgioxov C,rj(da%\
äXXa fiepovpys xal '^yovfiai Jtapxa ^Vfilap slpai öiä xo
vstBQixop x^g ypcocecog XqiOxov ^Itfiov xov xvglov /lov, 6i
op xä jtapxa i^TJuioidijp xal ^yovuai oxvßaXa, %pa Xqioxop
xeQÖfjOO}.
r. Äpoc. Baruch LI, 15. p. 676.
in quo [sc mmido] ergo perdiderunt homines vitam suam
et quorum commutaverunt animam suam illi, qui fuerunt in
terra.
B, P8.-Cyprian. de laude mart c. 17 (111, 40).
si totum orbemJbmfecOTS et animam tuam pwviideris^Jq^
proderit tibi?
i Hadriani Ep. I ad Carolum M. pro Synodo Nicaena II. Mansi
Xni, 802.
Si totum mundum^uis lucretur et animae suae faciat de-
trimentum, lucratus est nihil.
Q. Methodius. Über das Leben und die vernünftige Handlung,
c. 5. p. 67 ed. Bonwetsch.
Aber wenn wir auch die Welt erwerben, haben wir keinen
Nutzen, die Seele verderbend.
-w^ -\y- _^ ^- ^ ^
T. Evangeliarium Hierosolymitanum p. 251 ed. Miniscalchi.
: coaSuJ Jälojj JCJis Aiu rdsn r^r^ :TfiQ&^ qbz&aIq
152 AnBsercanoniscbe Pu&Ueltexte zu Lc
In vorstehend verzeichneten Paralleltexten ergeben sich nock
folgende Übersetzungsvarianten:
1) MSTre — ^J^(^!^^ Mmc^ P&ul^ iL.?^^^^ Clem.
Rom., Clem. AL, rl m^ElBi Mc, zi €ig)sX&rai Clem.
AL, Ps.-Ign., Just., Lc., zl dfpBXrjOBt Petr. AL, Ign^
zl w^el9]9'ijC6zai Mt.
2) ttf*^Ä — ard'^xoq, Clem. Rom.: ztg.
3) üV\^ — cdcip Herm., Ign., xoofiog die Übrigen, rd
jtavza umschreibend Paulus.
4) n;j5 — xeQiJtoLelod-ai Herrn., xeQÖalpsiv die Übrigen.
5) ilD&3 — kavzov Lc, wahrscheinlich auch Paulus, zfjv
y)vx'nv avzov die Übrigen, xaQÖla Hermas.
6) n^K — ajtoldöai Just, Clem. AL, Ps.-Ign., ^rffuovcd-at
Paul., Mt., Mc, Giern. Rom., Clem. AI., Maa, beide
Varianten der Übersetzung: ajtoXioai iq ^fffUGvoO-ai
zugleich bieten Lc, Petr. AI.
7) nsi — äpTtxazdkXcq^fia Epiph., avzaXXayfia Mi, Mc,
Just., Mac.
Zur Erläuterung dienen noch folgende Bemerkungen.
Die verbale Fassung: zl dielet (Mc), zl ciq>eXBtzai (Lc),
zl w^skfj&i^aezcti (Mt.) in den drei canonischen Parallelen hat
Salkinson im Unterschied von der englischen Version, welcher
Delitzsch folgte: b'i?'i*'"nÄ, in die substantivische Construktion:
TtTTi^ü umgewandelt. Wie sehr damit Salkinson das Richtige
getroffen hat, zeigen die aussercanonischen Paralleltexte: zl xiQ-
öoQy zl og)€Xog, Denn !Pt^ bedeutet beides: Gewinn (xegöog)
und Nutzen {6g)sXog). VgL Fürst I, 210. Namentlich der Ma-
oariustext: zl yag xdgöog reo apd-Qcixq) entspricht verbotenus der
Salkinsonschen Übersetzung: tü*^Kb ^tTTtü, Dabei ist es ebenso
interessant als lehrreich zu sehen, wie zwischen Paulus und
Macarius (fSQl) die Variante xigöog gänzlich verschwunden ge-
wesen zu sein scheint, wie man aber durch diesen Schein sich
nicht täuschen lassen darf.^)
1) Die Variante xsgöog klingt noch an in dem Briefe des Papstee
Coelestinus ad Nestor. Acta Syn. Eph. ed. Sylburg p. 87: oiSiva dnmkXveg^
Texte und Unteisachongen eu Lc 9, 25. 153
Den Begriff xoOfioq gab die englische Version unglücklich
mit bnn, Delitzsch richtig mit üV\!Pj Salkinson frei, aber gut
hebraisierend, mit f^K wieder. Und im Hinblick auf die xiQaxa
xi^q Y^g bei Ignatius konnte man yersucht sein, fyf als Stamm-
wort gelten zu lassen. Aber die aussercaoonische Version cdcip^
welche Hermas bietet^ ja auch Ignatius anklingen lasst, zwingt
unausweichlich, Dbi!^ als Wurzel von xoöfiog und alciv zu er-
kennen. Möglicher Weise liegt sogar in dem cdcop^ovrog
(Herm^ Ign.) das Originale. Vgl. den aloiv ovzog s= Typn uV\7
Mi 12, 32; 13, 22. 40; Lc. 16, 8; 20, 34 ^), und dazu den *6^en-
satz, wenn Hermas fort&hrt: xal yavgicipTeg iv r^ xXovTip
4zvrc5v xal fiij dvrexofisvoi xäv dyad-döp rcov ^sXXovxmv.
Herrn. Vis. 1, 1, 8. p. 8, 11. Jedenfalls hat Hermas trotz seiner
aossercanonischen Übersetzungsrarianten: alüv {==x6ofiog) und
xsQixoieiod'ai (= xsQÖalvsiv, Tiy^) den identischen, ursprünglich
hebräischen, QaeUentext in einer aussercanonischen Version ge-
kannt und nach seiner Gewohnheit in freier Weise dem Tenor
aeinee Vortrags eingewoben.
In den Varianten dxokicai und ^fjfiwikf^ai gehen die
beiden Gmppeu der Paralleltexte auseinander, während Lucas —
und ihm nach Petrus Alexandrinus — die beiden Über-
setzongen des hebräischen Quellenwortes verknüpft und durch /
gewissermassen zur Auswahl dem Leser dargeboten hat Vgl.
einen ähnlichen Fall Lc 12, 47. Agrapha S. 69. Hier wird es
evident, dass Lucas mindestens zwei Übersetzuncstypen der
vorcanonischen Quelle vor sich hatte. Die syrische Übersetzung
Curetons hat Lc. 9, 25 diese Abundanz des Lucas beseitigt und
cbtoXicag i} ausgestossen, mithin den Redaktor corrigieri Paulus
ovöeva ixigdiuvis' iv ovSeßlq tvßlcc tpvxfji 17 ixxXrjala iatvyva^sv iv
ovSevl xigdei ^ai(>n'. Ans dem Urtexte: yss"^» = r/ xigöog entsteht
nach dem heln-äischen Sprachgebraoche aach die verneinende Übersetznng,
welche Coelestinns yorau88et«t: ov6hv Kigöog, welche Hadrian befolgt:
Incratos est nihil, welche Methodins vertritt: keinen Nutzen ~, eine Über-
BetBimg, die aber dem Sinne dieses Logicfn wenig entspricht. Ähnliche
lUlle vgl. Lc. 6, 32: nola x^Q^^ ^ ^^ X^Q^^ femer Lc 18, 19; Mt. 5, 11,
Heft II« 78.
1) Auch in den johanneischen Jesnsreden spielt der ruri nY» eine
Bolle, aber nicht in der synoptischen Fassung 0 almv wtoq^ sondern als
o xoafiog ovtog. VgL Joh. 8, 23; 9, 30; 11, 9; 12, 25, 31 u. Öfter.
154 AiMsercanonische Paralleltexte sn Lc.
hat, wie Phil, 3, 7. 8 deatlich zeigt, ebenfalls nur ^nfiiova&€u
gelesen, wahrscheinlich auch anstatt: rtjv ^XV^ avrov^ wovon
sich PhiL 3, 7. S keine Spur findet, mit Lucas tavrop^ ittft:.
Vgl 1. Tim. 2, 6; Tii 2, 14; QaL 1, 4, wo PauTus^gleichfallB
lavTOP bevorzugt, während in den Parallelen Mt. 20, 28; Mc
10, 45 ryjv ^xijv avxov zu finden ist. ^) Das Nähere darüber
zu Lc. 22, 27.
Lucas hat ausserdem nach seiner Gewohnheit den Text
gekürzt und den letzten Theil des Logion: xl yaQ dvTaXZayfia
(Epiph.: dtn:ixaraXkaYfia) öciaet ap&Qtoxog rtjg ^>vxfjg avzov
weggelassen, durch welchen Satztheil Jesus indirekt auf sich
selbst als das zukünftige dvxaXhxyfia oder Xvxqov (Mt 20, 28;
Mc. 10, 45) = dvrlXvTQov = ntä^) (1. Tim. 2, 6) hingewiesen und
dem Paulus das Recht gegeben hatte, das Logion in seiner
Weise christologisch zu verwenden.
Übrigens scheint auch im Koran das Logion berücksichtigt
und verwerthet zu sein. VgL Sure 3. p. 43 der Ullmannschen
Übersetzung: „Wer dem Unglauben huldigt und als Ungläubiger
stirbt, von dem werden alle Schätze Goldes, wenn er sich
damit auslösen will, nicht angenommen; vielmehr warfcet
seiner schwere Strafe und niemand kann ihn retten.^^ In dem
„auslösen^ erkennt man das dvxaXXaYfia^ nfe^, und in der „Strafe^'
das ^Tjfiiovö&ai wieder.
Man kann schliesslich beide Uauptübersetzungstjrpen in fol-
gender Weise mit dem Urtexte vergleichen:
xl axpeXelxai avd^QWJtoq^ idv xov xoöfiov oXov xeQd^07j,
xijif ÖS tpvxfjv avxov ^7]fitC9d'f] ;
xl xeQÖog xm avd-Qcijtcp^ kav oXov xov alwva jtSQUioi^or^'
xai, tavxov de djtoXiöij;
:na«'» iüBsi Dbi:?n-bs-n« ib n^p"^ -^s ti'^Äb ysa-nta
Man sieht, dass alle die mannigfaltigen Varianten auf einen ge-
meinsamen Urtext sich aufreihen lassen.
1) Dass tDta auch mit xagöla wiedergegeben werden konnte, wie es
bei Hermas geschiebt , zeigt Thren. 3, 20: *eca ^^ LXX: üq xr^v xag-
Slav (lov*
2) Vgl. Jes. 43, 3; Am. 5, 12: ns — LXX: aXXayfia — , Ps. 49, 8: LXX:
i^lXaofia. Num. 35, 31: **c?p -»p :>n|^f7-iC5i =» LXX: xal oi k^eaB^e Xvtpte
Texte und UntersDchimgeii zu Lc. 9, 25. 26. 155
Lc. 9, 26 = Mc, 8, 38.
a. Herrn. Sim. VIII, 6, 4. p. 186, 10.
ol äxoOTarat xal jtQoöoxat rrjg ixxA.i]Olag , . . ijtaioxvp-
d-ivTsg t6 ovo[ia xvqIov t6 ijttxXrjd-hv kjt avxovq,
b. Herrn. Sim. IX, 14, 6. p. 226, 23.
oTi ovx Ixatöxvvovxat xo opo/ia avrov <poQBlv.
c. Herrn. Sim. IX, 21, 3. p. 242, 4.
xdi x6 ovo/ia kjtaiöxvvovxai xov xvqIov avxcov.
d. Syr. Cur. Lc. 9, 26 = CJod. D.
og ycLQ av ixaioxvpd^ (ib sfutgood-sp xc5v avd-Qcostmv xal
Tovq i/iovg, xovxov 6 vlog xov dvd-Qcijtov ijtaiaxvpd-fj'
Oexai.
e. Lc. 9, 26».
og yccQ av ijtatöxvpdf] (lexal xovg ifiovg Xoyovg, xovxov
6 vlog xov ävd-Qcijtov ijtaioxvvdi^oexai.
f. Mc.8, 38»
og yaQ kav ijtaioxwd-^ fie xal xovg ifiovg jLoyovg iv xfj
yevsa xavxy xfj fioixaXlöi xal afiagxwXm^ xal o vlog xov
dvd-QcijiOv kjtaioxwd^oexai avxov.
Die Worte Mc. 8, 38^: oxav iXß^ iv xf] 66§y xov jiaxgog
avTOv (isxd xwv dyyiXa)v xwv ar/lwv = Lc. 9, 26^: oxav iXd^
iv x^ öo^y ccvxov xal xov jtaxQog xal x<5v dyloov dyyiXov —
bildeten im Urtexte jedenfalls ein selbstständiges Logion, welches
der Hauptsache nach in Mt. 16, 27 erhalten und in Heft H,
200 — 203 unter Herbeiziehung der vervollständigenden ausser-
canoniflchen Paralleltexte quellenkritisch behandelt worden ist
Mc 8, 38» = Lc. 9, 26» wird von Weiss (Marcus S. 292 Anm. 1)
als eine freie Composition des Mc. angesehen. Aber die Ele-
mente, aus denen diese Composition entstanden sein soll, näm-
lich Lc. 12, 9 = Mt. 10,33, enthalten gerade das Stichwort
ijtaiöxvvsod-ai nicht, welches doch schon durch Paulus, und zwar
auch wie Mc. 8, 38» = Lc. 9, 26* in Bezug auf Jesu Worte {xovg
ifiovg Xoyovg Mc = x6 evayyiXiov Rom. 1, 16 = ro (laQxvQiov
xov XVQIOV 2. Tim. 1,8), als vorcanonisch beglaubigt ist. Die
Lesart des ältesten Evangelien canons, welche aus Cod. D, der
altejrischen Version und einigen altlateinischen Handschriften
156 AnsBercanonische Faralleltezte su Lc.
hervorleuchtet (vgl. Heft 1,36, Kriterium 1): rovg ifiovg ohne
Xoyovg — wer sich meiner und der Meinigen schämt — , ist
daher als eine der redaktionellen Änderungen zu erachten, welche
der Redaktor jenes Evangeliencanons sich vielfach erlaubt haL
Lc, 9, 27 = Mt 16, 28 = Mc. 9, 1.
a. Exe. Theod. § 4. ap. Clem. AI. p. 907.
aXXoag re ixQV^ xdxslpov JtXriQod^pai top Xoyov rov öa>-
T^iQog, ov ebiev elol riveg xciv (oös harrixorcov, di ov fiij
yevooprai d^avaxov, %mg av löoai top vIop rov dp&Qoixov
ip rfog^. ^ ^ ^
b. Cod. Gantabr. Lc. 9, 27.
Ziyo^ 6h v/ilp ort dXrid-cog elölp ripeg xäp wös loxwrcap,
ot ov (iTj YtvöcDPrai d-aparov, icog ap löcooi rov vIop rov
dpd-Qoixov igxo/ispop ip rfj dog^ avrov. ^
c Orig. in Joann. Tom. X, 33. Opp. IV, 366.
rov dh Aovxä' dXTjd-cog elölp zipeg rmp wSs iatcixwp,
oixipeg ov yBvöopxai d-apdxov, iwg ap löoHSi xop vlop xov
dpi^Qcijiov igxofiepop iv xf] rfdgjy avxov,
d. Epiph. Haer. LXIX, 79. p. 805 A.
eljtsp 6x1 slol xojp avxov hoxcoxmp, otxiPsg ov [iiq yev-
Cwpxai d^apdxov, ioog ap löcooi xop vlop xov dvO-Qwxov
kgxoftepop kp x(] 66§^ avxot. ^
e. Mt. 16, 28.
dfi^p Xiya> vfitp oxi elölp xipeg xcop wöe Iötcötov, oSripeg
ov (ifj yevömpxai •B-avdxov, Scog ap löwoip xov vlop xov
dp&QWJtov iQxofievop hv xfi ßaotXela avxov,
f. Lc. 9, 27.
Xiyo 6e VfitP dXrjd^cjg^ elölp xipeg xcop avxov eöxf}x6x€oi\
ol ov fiT) yevöcopxai d-apdxov^ tcog ap IdcoöiiTxrjp ßaöi-
Xeiap xoy d-eov [Syr. Cur. add.: igxofiepr^p ep Jogj^].^^
g. Mc. 9, 1.
dfi^p keyoo vfilp, oxt elölp xipeg ^öe xcöp eöxtjxoxoop, o?-
xipeg ov fi?) yevöcopxai d-apdxov^ img ap löwöip xrjp ßaoi-
Xelap xov d-eov iXT/lvd-vlap ip övpdfiei.
•-/-«.'■->' ^^
Texte und Untenachimgen zu Lc. 9, 27. 157
Weiss (Marens S. 288 fP.) scheint diesen Spruch nicht ans
der Yorcanonischen QneUe abzuleiten. Aber der ganze Charakter
dieses Logion, sowie die Varianten: äfj^ =» a}rid'ciq ». "peni, c^6b
= errat; = riiB, dvvafug = do^a »^^ (vgl. z. B. Jes. 45, 24 ti^
= IiXX: öoso u. öfter j, besonders aach der hebraisierende Aue-
<kuck: jevsa^ai ^avar&v =» knit3 D^ (man vgL dazu 4. £sr. 6, 26:
xeA mpotfxai dvcXr/^ivrac: dv&Qciötovg, ot B-ccvatov oi» iysv^
oavxo ix Y€V€rijq airciv) hissen an der Abstammung des Lo-
gion ans der yorcanonischen Quelle keinen Zweifel. Weiss
(Marens S. 293) sagt: „So gewiss freilich Marcus in diesem Zu-
sammenhang nur an die Zeitnähe der in y. 38 yerheissenen
Wiederitunft gedacht haben kann, so kann an sich das über-
lieferte Wort Jesu, das er hier anfOgt, sich ursprünglich auf den
irdischen Sieg des €k>ttesreichs bezogen haben/* Und ferner
ebenda: „um die eschatologische Beziehung desselben ganz
sicher zu steÜMi, hat Matthäus das Kommen des Menschensohnes
in seinem Reiche snbstituiert.^ Gfanz gewiss richtig. Der ab-
geänderte Text des ersten Byangelisten ist ein Seitenstück zu
Mi 10, 23^, einem Herrenwort, welches, ursprünglich yon jeg-
licher eschatolögischer Beziehung gänzlich frei, unter der Hand
des ersten Eyangelisten ein Zeugmss für die baldigst zu erwar-
tende Pamsie geworden ist Vgl. Heft II, 126 f. Die eschatolo-
gische Tendenz, welche der erste Eyangelist auch in das Logion
Mt 26, 28 ^» Mc. 9, 1 = Lc. 9, 27 hineingelegt hat, ist nun bei
dem frühzeitig^i starken Einfluss des ersten Eyangeliums in den
aussercanoniscben Parallden bei Cod.D, Origenes, Epiphanius
noch schärfer ausgeprägt worden, indem das Kommen des
Menscbensohnes ip ry ßaoiXsla avrov zu einem Kommen ip
T^ 66§^ avToi sich fortgebildet hat. Nur merkwürdiger Weise
der Yalentinianer Theodotus gibt dem Logion anstatt der es-
chatologisehen eine zeitgeschichtliche Wendung, indem er unter
Weglassong des iQxofisvov die Yerheissung Jesu an seine Jünger,
dasB sie ihn ip 66§y sehen soUten, durch die alsbald dar-
nach erfolgte Verklärung Jesu auf dem Berge erfüllt
sein lässi Vgl. Exe. Theod. § 4. p. 966 sq. Diese Erklärung
hüte, zumal da der Verklärungsbericht in allen drei synoptischen
Evangelien unserem Logion unmittelbar nachfolgt, Vieles für sich,
wenn der Marens- und Lucastext nicht wäre, der anstatt von
einem Kommen des Menschensohnes von dem Kommen seines
158 Aussercanoniache Paralleltexte za Lc.
Reiches spricht, wenn ferner der Ausdruck iQxsod-ac nicht wäre,
welcher in keiner der übrigen Textgestalten fehlt und der auf
den Verklärungsbericht (vgl. jtaQaXaßdv) in keiner Weise passt»
und wenn endlich der Ausdruck yevBoB^cu d-apatov nicht wäre,
der für die kurze Spanne Zeit von 6 — 8 Tagen (Mc. 9, 2 = Lc
9, 28) sich durchaus nicht eignet Diese Bedenken werden auch
nicht gehoben durch die (von Weiss bemerkte) Thatsaohe, dass
unser Logion gar nicht an seinem ursprünglichen Standort sich
befindet Ist doch der Abschnitt Mc. 8, 34 — 9, 1 eine eklektische
Zusammenstellung von Herrensprüchen, die der zweite Evangelist
ihrem ursprünglichen Gontext entfremdet hat und die in Folge
dess von den anderen beiden Synoptikern grosstentheils zweimal,
das eine Mal nach der von Marcus gegebenen Zusammenstellung,
das andre Mal direkt aus der Quelle dargeboten werden. Vgl
Weiss, Marcus S. 287 und die dort ersichtlichen fünffachen
Parallelen von den meisten dieser Sprüche. Unser Logion,
welches nur in dreifachen Parallelen erhalten ist, kennen wir
lediglich nach seinem neuen eschatologischen Zusammenhang,
den es bei Marcus im Anschluss an Mc. 8, 38^ («= Mt. 16, 27 =>
Lc. 9, 26^) erhalten hat Aber obwohl der ursprüngliche Stand-
ort dieses Spruchs sonach uns unbekannt ist, so hat doch Mc.
den ursprünglichen Wortlaut erhalten, wonach etliche der Jünger
noch vor ihrem Tode die Siege des Reiches Qottes auf Erden
mit ihren eigenen Augen schauen sollten. Aus dem ursprüng-
lichen Schlusssatze: rS^i nÄ5l D'^n'b« psobtt IKI'^-'^S i:^ eut-
> TT • TJ : • I • • —
wickelten sich zunächst die beiden Lesarten: icog. av löanstp xf]v
ßaCiXslav Tov d-aov iQxofiipriP kv övvafiei (Mc.) = ip dogj/ (Syr.
Cur.). Der Wortlaut des Marcustextes war also an sich nicht
eschatologisch, ebenso wenig wie der hebräische Urtext Das
eschatologische Moment lag bei Mo. lediglich in der Stellung,
in dem Anschluss des Logion an Mc. 8, 38^ Die Übersetzung
von ri^^ = kp 66§7j gab auch dem Texte selbst eine eschatologische
Gestalt. Denn das Kommen des Reiches Oottes ip övpafiBi ist
weltgeschichtlich, kp 66§^ endgeschichtlich. Noch stärker wurde
das eschatologische Moment durch Mt und die aussercanonischen
Texte von Origenes und Epiphanius fortgebildet, welche auf
den judenchristlichen Archetypus des Cod. D zurückgehen. —
Darüber, dass Jesus eine in grossen Epochen verlaufende Ent-
wickelung seines Reiches innerhalb der Heidenwelt {xaiQol iß--»
Texte und Untersuchangen zu Lc. 9, 27. 29. 15g
päv) Yorausgeseben hat, also unmöglich seine Parusie in die
Lebenszeit seiner Jünger verlegt haben kann, siehe die Erläu-
terungen zu La 21, 24^ und die daselbst gegebenen Nachweise
über die Abstammung von Lc. 21, 24^ aus der vorcanonischen
Quelle.
Lc. 9, 29 = Mt 17, 2 = Mc. 9, 2*. S.
a Herrn. Vis. V, 4. p. 68, 4.
€Ti XaXovvToq avtov i^ZZoicod^tj tj Idia avtov,
b. Herrn. Mand. XII, 4, 1. p. 126, 16.
jj fiOQq>fj yao avxov ijXXocci&7).
c. Herrn. Sim. VIII, 2, 3. p. 176, 15.
Ifiariöfibp öe top avxov ütavreq dxov Xevxov coosl x^ova,
d. Cod. Cantabr. Lc. 9, 29.
xal k/ipero ip xA JtQoosvxsod'ai cnixop, tj Idia xov jtQoo-
djtov avxov tjXXokdB'I] xal 6 Ifiaxiöubg avxov Xsvxog Ig«-
oxQajtxa}p,
e. Orig. in Joann. Tom. XXXII, 17. Opp. II, 466 ed. Lommatzsch.
xal iyipexo ip xA jtQoaevxeöd-ai avxop ^ löia xov jtQoö-
(Dxov avxov sxiga, xal ^kkocciß-T] o l(iaTiö(i6g avxov xal
iyePBxo Zavxbg i^aaxQajtxop,
i Lc. 9, 29.
xal iyepsxo ip xm JtQOöBvx^od-at avxop xo eldog xov stQOö^
mjtov avxov ixBQOP xal 6 IfiaxiOfiog avxov Xevxog i^a-
axgajtxwp. ^"" — —
g. Epiph. Haer. LXXVII, 17. p. 1010 D.
fi€xafiOQq>a}0'€lg J^öei^s x6 XQoOcDJiOP avxov (6g xop ijXioP
xal xa Iftaxia avxov Xevxa moal x^ova.
h. Mt. 17, 2.
xal (lexefiOQgxjod^ [Syr. Cur. add.: x6 elöog xov XQOOmjtov
avxov] sfijtQoo&sp avxSp, xal iXafitpep xo JtQoownop av-
xov mg 6 fiXiog, xa ob luaxia avxov iyivsxo Xevxä wg xo
(pcig [Cod. D, Syr. Cur., Hil,: cog X'^^r, nix].
i. Mc. 9, 2^ 3.
xdi [Orig. III, 559 add.: ip xA XQOCevxBCd'ai, avxov] (laxe-
160 Anaaercanonische PaiaUeltexta sn Lc
ßOQ^ci^ ifiXQOod-ev avräv, xat ra Ifiana aCrov iyivsro
oxlXßovra Xsvxä Ha» [Cod. D. add.: wq X^^^]
k. Macar. Hom. VIII, 3.
Blq TO oQoq ävsX&wv 6 xvQiog fierä *lcoavpov xdi DixQov
fiBTtjfjtsttpsp avTOt ra Ifiaria xdi i^aorgärpai xsjcoltjxev.
1. Exe. Theod. § 4. 5. ap. Clem. AI. p. 967.
elöov ovv . • . o T6 nixQoq xal ^Idxcoßog xci ^l<oavvtjg.
jtAg ovv Tfiv fiev o^iv r^p q)a)T eivriv löoinsq ovx i^s-
jtXayijCap;
m. £xc. Theod. § 12 ap. Giern. AI. p. 971.
ov ra (ihv Ifiaria dg g>(5g eXapnpev, ro xQoccaxov dl €og
( riXtog.
n. Diatessaron Arab. ed. Ciasca p. 25.
Et dum ipsi orarent, transfiguratus est Jesos et factua est
in speciem alterius^gersonae, et reeplendiiit &cieB ejus sicut
sol, et vestitus ejus iactus est candidus nimis velat nix et
sicut splendor fulguris.
Die Weiss 'sehe Quellenkritik, welche auch denVerklärnngs-
bericht aus der vorcanonischen Evangelienquelle geschöpft sein
lässt, wird bestätigt durch canonisehe und aussercanonische Par-
allelen (bei Paulus, in der Apokalypse, bei Hermas) und dur«h
das Vorhandensein von Übersetzimgsvarianten, die auf den he-
bräischen Urtext zurückweisen. Aber wenn Weiss (Marcus S.
296 Anm. 1) sagt: „Das offenbar zum term. techn. f&r den Her-
gang auf dem Berge üblich gewordene fiftsfioQgxD&t], das nur
Matthäus und Marcus aufgenommen, stand sicher nicht in der
Urrelation*^ und wenn er auch das gleichbedeufaende ^sgov kye-
VBxo des Lc. nicht auf den Einfluss der Quelle zurücklUhrt, so
ist doch Nichts gewisser, als dass die Ausdrücke fieTafioQq>oih
^^m (Mt, Mc, 2. Cor. 3, 7 ff.) = itegor yivso^ai (Lc) = oAAof-
ovod-OL (Cod. D, Hermas, Orig.), vielleicht auch (iSTafislßsod^ai
(Macar.) als Ubersetzungsvarianten von n|ri1p«7 zu erklären sind.
Speciell der paulinische Abschnitt 2. Cor. 3, 7 — 4, 6, der in den
Worten: fiSTafiOQ(povfi89^a ojto 66§T]g tlg 66§ap gipfelt, wird erst
recht verständlich, wenn man den Einfluss des urevangelischen
Verklarungsberichtes auf den paulinischen Gedankengang er-
kannt hat, während bei Hermas das Stichwort äXÄciavod-cu
Texte und Unieraachungen zu Lc. 9, 29. 30. ißi
wiederholt hervortritt. Weitere Varianteii: elöog (Syr. Cur., Lc.)
^löia (Cod. D, Orig., Herrn.) = ov?eg (Exe. Theod.) = Siinu
vgl. Gen. 24, 16: nKItt = LXX: o^ig, Jes. 52, 14: tvrm = LXX:
slöog, Dan. 1, 13: ^"^MIIQ = LXX: al Ideai i^fiäv — , femer Ifia-
Tiöfiog = Ifiaria = D'^IJS (vgl. dieselben Varianten Lc. 7, 25 =
Mt 11, S^nd dazn Gen. 24, 53: D'nää = LXX: Ifiariö/iog), end-
lich i^aöTQajtrBiP = XdfiJtsiv (vgl 2. Cor. 4, ßy=l^xXäiitpai
(Act. Concü. Nie. TlTedTläaiisi p. 322) = Xsvxbv elvai = rivil
(vgl. Thren. 4, 7 LXX: Xafixsiv, Cant. 5, 10: Xb%)x6v elvai). Zu
Apoc. 1, 14: dg xtciv und Apoc. 1, 16: f) otpig avrov g)alv6i dg
0 fjXiog — vergleicGe man Hilar. de Irin. c. XI: et transfiguratos
est «Tesus ante eos et resplenduit facies ejus ut sol, vestimenta
antem ejus facta sunt ut nix, ebenso den Text inT&iatessaron
nach Ciasca, wo zum Schluss in den Worten; et sicnt splendor
fulguris noch oJ^ g>X6^ xvQog in Apoc. 1, 14 anklingt.
Ic. 9, 30 = Mt 17, 3 = Mc 9, 4.
Ä. Didasc. VI, 19. p. 332.
xalyaQxalMcoOfjgxaVHXlag mqS^oav cvv zw xvqIco iv reo
OQ€l.
b. Mt 17, 3.
xal liov cog>^i] avrolg MwOo^g xäl ^HXslag ovvXaXovvrsg
fitt' avrov.
c. Mc9, 4.
xäi mg^fj avrotg ^HXslag cvv MovöBt xat ycav övpXaXovv-
T8$ Tc5 IfJÖOV.
d. Marcion ap. Epiph. Haer. XLU. p. 313 A. p. 327 D.
xäi löov ovo avÖQBg OWBXaXovv avrcp^ *HXlag xäi Mmvoijg
iv do^y.
e. Lc 9, 30.
xäi löov opÖQBg ovo OvvsXaXovp avrtp, [oiriVBg tjöap om.
Syr. Cur.] Marvoijg xal ^HXBiag,
Nach Weiss liegt hier der Urtext in Mt. 17, 3 wörtlich
und in den beiden Parallelen mit nur wenigen Abänderungen
zu Tage. Wenn Marcion (nach Tert. adv. Marc. IV, 22) eine
Unterredung des Moses mit Jesus nicht zugestehen wollte (noluit
eum coUoquentem Domino ostenso), sondern nur ein Stehen des
Texte tt. UntersnchUDgeii X, 8. 11
162 Aossercanonische Paralleltezte zq Lc
Moses neben Jesu (sed stantem vgl Lc. 9, 32: övpsöTwrag), so
wird sein Lacastext nach Streichung des awsXaXow einfach ge-
lautet haben: xal löov avÖQsq ovo cvp mnp xrX.
Le. 9, Sl.
a. Exe. Theod. § 4 ap. dem. AL p. 966.
xal 0T6 iv 66§y €og>9'i] rotq dxootoXoig ixl tav OQOvg, ov
dl* havTOv ijtolfjöev ÖSixvvg havTOVy dXXd 6iä x^v IxxXff-
olav^ TITiq icxl ro yivoq bcXBXxov^ Iva fiaO'y xfjv xqoxo-
xf^v aixov [uxd xijv xijq caffxoq e^odov,
b. Lc 9, 31.
ot 6g>d-ipxig iv öo^y i^^ov xtiv l^oöov aitov, ^v ^fteXXev
jtXf/Qovv iv %QovöaXi^fL
c. Diatessaron Arab. ed. Ciasca p. 43^
et apparuerunt Uli Moyses et Elias loquentes cum Jesu, et
putabant tempus adventus ejus faturi, qui complendus erat
in Jerusalem, jam advenisse.
Weiss erkl&rt den ganzen Vers Lc. 9, 31 — abgesehen von
dem Reste des Urtextes in 6g)9'ivxeg — ftlr nicht quellenmassig.
Aber was zunächst das iv ö6§.7j anlangt, so bedenke man, dass
Paulus 2. Cor. 3, 7—4, 6^er dog« Christi (vgL d6^€c^ kv xqoc-
cixm Xqiöxov mit Lc. 9, 32: elöov xfjv doßav avxoi, auch Job.
1, 14: kd-sacafied-a xtjp öo^av avxov) die alttestamentliche ö6§a
des Moses (slg xo XQocmjtov Mcnvcioog did xfjv do^av xov xqüo-
coxov avxov) gegenüber stellt Und ftir den anderen Satztheil:
eX^ov xr/v e^oöov avxov, i}v tjfzeXXev xXf]Qovv kv %QovcaXr^fi
(in der äthiopischen Übersetzung nach Harris: gloriam ejus,
quam oportet fieri in Hierosolyma, et exitum ejus quoque) tritt
nicht nur die Correspondenz mit Lc. 9, 51, dem Anfang der s. g.
grossen Einschaltung, sondern auch der — vom Lucasevangelium
doch in keiner Weise abhängige — Verklärungsbericht 2. Petr.
1, 15—18 in die Schranken, in welchem t. 15 der Ausdruck:
e^oöog verwoben ist — Sehr merkwürdig ist der Text des ara-
bischen Diatessaron, wonach die letzte Ankunft Jesu in
Jerusalem geschehen müsste und die beiden Vertreter des A. T.
irrthümlicher Weise der Meinung gewesen wären, dass die Zeit
für die letzte Parusie des Messias damals bereits gekommen
Texte und Ünterrachiingen zu Lc. 9, 31. 35. 153
sei Hiernach wären Moses und Elias als die beiden Propheten
gemeint, welche nach Apoc. 11, 3 ff. der Parusie Toratisgehen
würden nnd damals auf dem Berge der Verklärung irriger Weise
zu bald erschienen wären.
Lc. 9, 35 = Mt 17, 5 = Mc. 9, 7;
a. Celsas ap. Orig. 11, 72. Opp. I, 441.
rl i^ovsxo fj i^ ovQ(XPOv tpcovfj xr^QvxTOVOa avxov vlov
b. Marcion ap. Epiph. Haer. XLU. p. 313B. p. 328 G.
ht rijg vsipiXTjg qxDPfj' ovrog iöriv 6 xiog fiov 6 aya-
xrixog. "^
c Cod. Cantabr. Lc. 9, 35.
xal ipcovti fjXd'SV ix rrfg VBq>iXfig Xiyovöa' ovrog kcriv o
xiog fiOV o aycutrjTog, Iv o) Bvöoxrioa' uxovere avrov,
i Mt 17, 5.
xai löov (pwvfi hc xrig PBg>iXtjg Xi^ovoa' ovrog icriv 6 vlog
liov o ie/ctxf]r6g, iv qj Bvdoxrfia' axovBrs avrov,
e. Mc. 9y 7.
7UU ijivBro gxopiQ hc rijg VBg>iXfig' ovrog iorip 6 Mg (lov
6 ar/ctjtfirog' äxovere avrov.
t Hom. Caem. IE, 53. p. 50,36.
dXXa xal i§ ovgavciv (iogrvg (pmvfj rjxova^t] Xiyovoa' ov-
rog iortv fiov 6 vlog 6 äyajtrirog, slg ov svöoxijoa' rovrov
äxovere.
g. Epiph. Ancor. c. 49. p. 53 A.
fiad'irmöav xaQa rov jtargog rov Xiyovrog' ovrog körtv
6 vlog (lov o dycutTjrog, iv co svöoxrjöa. xäXiv wg im
fieXX6vra>p Xiysr el yäg 6 vlog fiov 6 äyaxrjrog^ ov ige-
h. Lc 9, 35.
xal g>mv^ iydvsro bc rrjg VBtpiXfjg Xiyovca' ovrog köriv 6
xiog uov 6 bcXeXeyfiivog, avrov äxovBrB.
L Ephraem Syr. Ev. concord. expos. ed. Mösinger p. 157.
Hie est filius mens dilectus; ipsum audite et TJvetis.
11*
154 Ausaercanoniflche Paralleltexte zu Lc.
k. Diatessaron Arab. ed. Ciasca p. 43^
Et audita est vox de nube dicene: Hie est filius meus dilec-
tus, quem elegi: ipsum audite.
1. 2.Petr. 1, 17. 18.
XaßAv yag jtaQcc ß^sov jtavQog ripiv xal öo^ap ^copfjq kv-
v/d-Bloriq avtcp roiaoöe vxo t^c fieYCiXojrQexovq i6§f]g'
ovrog iötip 6 vlog fiov 6 dyajtfjrog, elg ov i/oi svöoxi^oa,
xal ravxriv r^v gxov^v ^(letg r'jxovöafisv i^ ovQavov iv-
eX^Bloap ovp avvfß opxBg ip ttp oqbi rm ccflcp.
Zu Lc. 9, 35 hat Tischendorf anstatt des crfajtrixog im
Tesctus rec. die Lesart: o ixXeXeyfiipog in seinen Text der Octaya
aufgenommen. Die Zeugen, die er anführt, sind: kBL«5' 274™^,
die sahidißche, die koptische , die aetbiopische Version, letztere
nach Cod. a, ferner fQr die Lesart: 6 kxXsxrog Cod. 1, electus
die Codd. Vercell., Corbej. 2, Rhedig. Vratisl., die Vulgata-Hand-
ächriften BDB, die Philoxeniana, die armenische Version, die
aetbiopische nach der editio Romana, doch so, dass letztere beide
Lesarten: 6 dyajtfirog, 6 ixXs?.€Yfiivoc vertritt. Nicht citiert ist
Epiphanius mit der Fassung: 6 ayajtTjTog, op k^eXeiafirjP^ eine
Lesart, welche inzwischen dur^ das arabische Diatessaron:
dilectus quem elegi bestätigt worden ist Hier tritt also eine
charakteristische Verschiedenheit im Vergleich mit der Himmels-
stimme bei der Taufe hervor. Dort war das 6 a/ajenrog (=
fioPoyspTjc) auf das hebräische l^^n^, welches im Septuaginta-
GfnechiscY^ sowohl durch ayajtfjzog als durch fiopoyspijg wieder-
gegeben wird, zurückzuführen und folglich von Oen. 22,2 abzuleiten.
Der Ausdruck kxXextog = ixXsXeyfiipog aber hat im Septuaginta^
Griechisch mitT^n^ ISichts zu thun^ sondern hängt in diesem
Falle ausschliesslich ab von Jes. 42, 1 : "^löM ^JUll ''1'^na = LXX:
o kxXexTog fiov, JtQoösöi^aro avrop v V^^X^/ i"^^- Dass freilich
in späterer Zeit für n'^na auch die freiere Übersetzung ayajttprog
gebraucht wurde, bezeugt die Version von Jes. 42, 1 — 5, welche
der erste Evangelist Mt. 12, 17 — 21 seiner Darstellung einge-
flochten hat: o dyajtfiTog fiov^ elg op BXÖoxtjCBP ^ V^XV f^ov.
Aber im A. T. wird weder an dieser Stelle, Jes. 42, 1, noch sonstwo
"T^na = l^na mit dyajttjTcg wiedergegeben. Und selbst Justin,
der doch das erste Evangelium fleissig brauchte, hat in seinen
Citaten von Jes. 42, 1 — 5 lediglich die Version exXexrog ange-
Texte nnd Untersachiiiigen zu Lc. 9, 35. 36. 41. 165
wendet Vgl. Heft II, 140 — 142, Um so mehr ist das 6 äya-
xTjxaq in Mt. 12, 18 = Jes 42, 1 eine Brücke für das Eindringen
derselben Lesart in die Fassung der Himmelsstimme beim Yer-
klaniDgsbericht. Hierdurch gewinnen wir als Endergebniss, dass
im Taufbericht THJ, im Verklärungsberichte aber "T^na das
Stichwort gewesen ist. — Der Zusatz: ut vivetis bei Ephraem
ist sonst unbezeugt. Vgl. Zahn, Gesch. des Kanons I, 165.
Lc, 9, 36 = Mt. 17, 9 = Me. 9, 9.
a. Exe. Theod. § 5. ap. Clem. AI. p, 968.
6i6 xal Xiyu avroTg 6 ccoti^q' (itjösi^l eljtme o eldeze.
b. Mt. 17, 9.
hsTSiXato avtolg 6 ^Irjöovg Xiycov fiijösvl Bljt7}XB x6 ooafia,
c. Mc. 9, 9.
öuOTBiXato avrolg, i'pa fifjöspl d eldop difiyrjOmvTai,
d. Lc. 9, 36^
Tcal avtol iölyrioav xal ovöevl d^yyeiXap kv ixelvaiq xalq
^liigaig ovöhv cov iciQaxav (Cod. D id^Bäcavxo).
Die Varianten bIjcbTv = öirjyBto&ai = dnayyiXlBiv == T^Sn
(Vgl die Erläuterung zu Lc. 7, 22*), sowie oQafda = o blöbxb =
a slöop == cop Bcigaxap = cqp id-Baoapxo (Cod. ß) == IkH ntüK
machen die Abhängigkeit auch dieses Satztheils von der vor-
canonischen Quelle wahrscheinlich. Gegen Weiss, Marcus
S. 299 ff.
Lc. 9, 41 » Me. 17, 17 « Mt. 9, 19.
a. 4. Esra 1, 9.
Usquequo eos sustinebo, quibus tanta beneficia contuli?
b. Ephraem Syr. Et. concord. expos. ed. Mösinger. c. 17. p. 203.
Qaod autem turbatus est, consonat cum eo, quod dixit:
Qnamdiu vobiscum ero et vobiscum loquar?
c. Marcion ap. Epiph. Haer. XLII. p. 313 B. p. 328 D.
IdBrfi-rip x<Sv (laOr^xSp oov. bIxb öl jtagä x6' ovx tjÖvpjJ^
B-ijöap htßaXBlP avxo' xal JiQog avxovg' a> yBPBa ajtioxog,
ta>g jtoxB avd^ofiai vfimp;
166 AttssercanoniBche Pandleliezte sa Lc
d. Lc. 9, 41.
äjtoxQid-elg öh 6 *h}Oovq bIxbv cd YBP^äaxiOrogxaL duozQaii^
(iivfj, iatq xove IßGOfiai xQog vfiag x(ü ätfi^ofioi vfiwp;
e. Mc. 9, 19.
6 dh ajtoxQid'slq ccvroiq Xiyei' co yevsä axiarog, tog xore
XQOg Vfiäg icofiai; io}g x&te dvi^Ofiai vfiwp;
f. Mi 17, 17.
axoxQid'€ig öh 6 *lfjaovg sljtev <o yevea ajtUirog xcu öu-
öTQafifidpfi, iog jtoTB fie&* vficov ioofiai; ttog xoxb avi^o-
fiai vfifDp;
g. Pistis Sophia p. 156, 8 ed. Schwartze et Petermaim.
jtpevfia oonfjQog motum est in eo, exclamans dixit: e<og
quousque feram vos, hmg qaousque ai'cgco vos?
In eindringender Untersuchung hat Weiss (Marcus S. 303 ff.)
nachgewiesen y dass auch der Perikope von der Heilung des
mondsüchtigen Knaben eine kurze Relation aus der vorcanonischen
Quelle zu Grunde liegt» welche nach ihrem wesentlichen Worir
laut in Mt 17, 14^—17. 18^ erhalten ist, wahrend Mc die Er-
zählung mit selbststandigem Detail ausgestattet und zu einem
besonders eindrucksTollen Stück seiner Einzelschilderungen um-
gearbeitet, Lc. dagegen unter dem gleichzeitigen Einfluss der
von Mc gegebenen Darstellung die kürzere Relation der Quelle
bevorzugt hat. Den Kern und die Spitze in der Urrelation bildete
das bei allen drei Synoptikern fast wortlich übereinstimmende
Herrenwort Mc. 9, 19 «=» Lc. 9, 41 = Mt. 17, 17, welches sogar in
den späteren Bestandtheilen der Esra-Apocalypse anklingt,
auch in der Pistis Sophia benützt ist. Über ein an dieses
Herrenwort und zugleich an Ps. 95, 9. 10 angeknüpftes Apokry-
phen vgl Agrapha S. 396 f. — Im weiteren Contexte rechnet
Weiss auch die Worte: g>SQeTi (loi avzov toöe in Mt 17, 17**
zum reinen Urtext. Dann ist aber auch — worauf Weiss nicht
hinführt — das xQOOayaye des Lc. und das XQOoipByxB des Cod. D
zu La 9, 41^ als Ausfluss des Urtextes zu erkennen. Man vgl.
«*^in = ^p^^^ = JtQoaayBip = jtQoOfiQeiv. — In dem Passus
Mc. 9,20—24, welcher nach^eiss ausscKliesslich dem Marcus
angehört und mit der Quelle Nichts zu thun hat, findet sich zu
Mc. 9, 23. 24 bei Aphraates (Hom. I, 13 p. 14 ed. Bert) der
aussercanonische Text: „Und zu dem, dessen Sohn krank war,
Texte und Uniezsachnngen zn Lc. 9» 41. 51. 167
sprach er: Glaabey so wird dein Sohn leben" (wohl aus Joh.
4, 50). ,Und er sprach zu ihm: Herr, ich glaube, hilf meinem
Eleinglauben.*
Lc. 9, 61 »= Mc. 10, 1 = Ht. 19, 1.
a. Lc. 9, 51.
iyiv^xo Sk kp r£ avfiTtXfjQovad'ai rag fjfiiQag rijg dvakfj-
fpBgog ovTOV, xtü cevtbg rb xQOCcoxov avxov icxfjQiCBV tov
xoQeiec&ai dg %QovoaX^fi.
b. Mc. 1 0, 1».
xai hUld-BV avaörag JßQXBrai elg rä oQia Ttjg %vdalag xcä
xi(fav rov *IoQdavov.
c. Mt 19, 1.
xai iyivBxo otb iriZeasv 6 ^Irfiovg xoi)g Xoyovg xovxovg,
fiSXfJQSP äjfo xfjg raXiXalag xal fiXd'ev elg xa oQia xijg
%vdalag Jtigav xoZ ^Ioqö&vov.
Die mit Lc. 9, 51 beginnende s. g. grosse Einschaltung wird
mit Recht als solche bezeichnet, weil der lucanische Abschnitt
Lc. 9, 51—18, 14 zwischen Mc 9, 38. 39 = Lc. 9, 49. 50 auf der
einen Seite und Mc. 10, 13—16 = Lc. 18, 15 — 17 auf der anderen
Seite zwischen inne liegt Der gesammte in Lc. 9, 51—18, 14
enthaltene Stoff ist — mit Ausnahme einiger wenigen Sprüche
— von Mc weggelassen und durch die compendiose Notiz
Mc 10, 1* ersetzt. Auch der erste Evangelist springt von
Mt. 18,8. 9==sMc9,43 — 50 nach einigen dazwischen geschobenen
Perikopen mit Mt 19, 13—15 = Mc 10, 13—16 = Lc 18, 15—17
zu demjenigen Erzählungsstoff über, in welchem alle drei Synop-
tiker Ton Lc. 18, 15 = Mc 10, 13 = Mt 19, 13 fortan parallel
gehen. Auch der 'erste Evangelist fasst die in der lucanischen
Einschaltung enthaltene geschichtliche Darstellung in die com-
pendiose Notiz Mt 19, 1 (-» Mc 10, 1*) zusanunen. Aber während
Mc. nur durch wenige Spuren zeigt, dass er den Stoff der grossen
Einschaltung Lc 9, 51 — 18, 14 aus der vorcanonischen Quelle
kannte — vgl Mc 3, 22—27 = Lc 11, 15—21; Mc 3, 28. 29 =
lcl2, 10; Mc. 4, 21 = Lo. 11,33; Mc 4, 22 = Lc. 12, 2; Mc 4, 30
-32 = Lc 13, 18. 19; [Mc 6, 7—13 = Lc 10, 1—11]; Mc 8, 11.
12 = Lc. 11, 16. 29; Mc 8, 15 = Lc 12, 1; Mc 8, 34 =Lc 14, 27;
Mc 8, 35 == Lc 17, 33; Mc 9, 42 = Lc 17, 2; Mc 10, 11. 12 =
Igg AuBsercanonische Paralleltexte su Lc.
La 16, 18; Mc 11, 23 = Lc. 17, 6; Mc. 12, 30. 31 — Lc. 10, 27;
Mc. 12, 39 = Lc. 11, 43; Mc. 13, 11 =Lc. 12, 11, 12; Mo. 13, 15. 16
= Lc. 17, 31; Mc 13, 21 = Lc. 17, 23; Mc. 13, 33—37 = Lc.
12, 36-— 41 — , ist die ÄusnützuDg des Quellenstoffes, der sich
bei Lc. in der grossen Einschaltung befindet, von Seiten des
ersten Evangelisten eine viel reichere und ausgedehntere, jedoch
so, dass der geschichtliche Rahmen des Marcusevangeliuxns bei-
behalten und daher von einer ähnlichen grossen Einschaltung
wie Lc 9, 51 — 18, 14 im ersten Evangelium Nichts zu bemerken
ist, dagegen zahlreiche kleinere Um- und Einschaltungen ent-
standen sind, mit deren Hilfe der erste Evangelist seine grösseren
Redecompositionen zu Stande gebracht hat. (So besteht z. B.
das zweite Capitel der Bergpredigt nach Mt. (Mt c 6) vorzugs-
weise aus eingeschalteten Stoffen, welche nach ihrer ursprüng-
lichen Lagerung in der grossen Einschaltung des Lc. enthalten
sind.) Eben weil der erste Evangelist den Rahmen des Marcus-
evangeliums heibehielt, musste er auch die compendiöse Notiz
aus Mc. 10, 1* in seine Schrift herttbemehmen. Dieses Compen-
dium entspricht genau dem Gang der grossen Einschaltung.
Man vgl.
Mc. 10, 1*: xäi kxstd^ev avaarag = Lc. 9, 51 — 10, 16;
iQXStac elg rä OQia rrjg ^lovöalag =Lc. 10, 17 — 42;
xal Jiigap rov ^loQÖavov = Lc. 11, Iff.
Diese dem Sachverhalte genau entsprechende Notiz hat der
erste Evangelist Mt. 19, 1 aus Mc. 10, 1^ übernommen. Die jetzige
canonische Fassung aber in Mt. 19, 1:
Big rä OQia rijg %v6alag JtiQav rov ^loQÖavov
schUesst eine geographische Ungeheuerlichkeit in sich ein und
beruht auf einer Corruption des Textes. Um so wichtiger ist
die — von Tischendorf nicht notierte — Lesart des Cod. Col-
bertinus, welcher zwischen den beiden Textbestandtheilen in fines
Judae und trans Jordanem das fehlende et »= xal wiederherstellt.^)
Nach Judaea, zum Kirchweihfest in Jerusalem (Joh. 10, 22), und
von da nach Peraa (Joh. 10, 40) ging ja auch nach der johan-
neischen Darstellung die Reise Jesu, nachdem er Galiläa endgilt^
1] Nestle erinnert daran, dass nach Wordsworth-White das et
sich noch findet in den Handschriften „XZ* (sed ezp.) cum a e ff< h", wovon
bei Tisch endorf Nichts notiert ist.
Texte und ÜnterBuchimgen zu Lc. 9, 51. 55. 169
Terlafisen hatte. — Den Aufbrach zu dieser Reise schilderte die
Quelle in ganz hebräischen Ausdrücken. Vgl. namentlich auch
zu Lc. 9, 53: ro xqoöcoxov jivtov rjv TtOQtvo^evov elg ^Isqov-
caXriii 2. Sana, il, 11: D'^bbh ?I^5W ==LXX: xai x6 xQoccojtov
60V xoQBVOfiSPor, ganz hebraisierend, Ex. 33, 15: D'Obh ^*)2B=:
LXX: cevTog ov övfixoQ€vi]^ den Hebraismus vermeidend.
Lc. 9, 55.
a. Syr. Cur. Lc. 9, 55.
arQag)slg 6h ixs-tlurjCev avxotq xai slntv ovx olöatSy otov
xvevfictrog iörs vfiBtg;
b. Cod. Cantabr. Lc. 9» 55.
OTQa^sts OB ixeTi/ii]öev avxolg xai ebtev ovx olöare^ xolov
xvsvfiaTog kore;
c. dem. AI. Fragm. ex Macario Chrysocephalo. p. 1019.
ravra xoi xai 6 xvQiog xQog xovg dxooxoXovg slxopxag
ip xvqI xoXaocu xovg (ifj ÖB^afidpovg avxovg xaxä xop
^HXlap' ovx olöaxB, g>ijol, xolov xPBVfiaxog Ioxb;
d. Epiph. Ancor. c. 26. p. 31 D.
xai xaXiP' ovx oldaxBy oiov xPBVfiaxog koxB;
e. Cod. Colbert. Lc. 9, 55. p. 82. ed. Belsheim.
Conversus itaque oorripuit iUos et dixit: Nescitis, quali spi-
ritu sitis?
f. Diatessaron Arab. ed. Ciasca p. 68^.
Et conversus Jesus increpavit illos dicens; Nescitis, cujus
Spiritus estis?
g. Didymufl de Trin. U, 7.
ovx oiöaxB, otov xPBVfiaxSg koxip 6 vlbg xov apß'QcSxov;
Bereits in den Agrapha S. 32. 36 ist darauf hingewiesen
worden, dass die in den textus receptus aufgenommenen, in den
besten und meisten revidierten griechischen Codices fehlenden Worte :
xai bIxbp' ovx olöaxBy oiov JtPBViuxxog kcxB [vfiBlg] sicherlich von
Lcy der so gern und namentlich am Schlüsse die Texte kürzte,
weggelassen, dagegen als echter Best der Torcanonischen Quelle
wieder in den Text eingedrungen ist. Und zwar ist dies sicher
geschehen durch den Redaktor des ältesten Evangeliencanons, —
170 Auflsercanonische Paralleltezte zu Lc
Aristo von Pella? — , wie allein schon aus der Übereinstimmiing
des Cod. D, der Itala-Godices, der altsyrischen Version mid des
Diatessaron mit Bestimmtheit geschlossen werden kann (vgl.
Kriterium 1 in Heft I, 36 und 47), also ganz abgesehen Ton den
übrigen zahlreichen Zeugen, welche diesen Textbestandiheil
kennen. Wenn Keim in seinem ^Jesus Ton Nazara" III, 10^
den Spruch als eine spatere Glosse aus 1. Reg. 19, 11 und Num.
14, 24 charakterisiert, so reichen diese alttestamentlichen Parallelen
nur hin, um zu zeigen, wie ausserordentlich treffend Jesus die
alttestamentlichen Beziehungen seinen Reden einwob, wie es hier
geschah, wo die Erscheinung des Moses (vgl Num. 14, 24). und
des Elias (vgl 1. Reg. 19, 11) eben Torausgegangen war und wo
die Zebedaiden mit Elias-Feuereifer hatten dreinfahren wolkn.
Der Spruch, welcher echten Logia*Charakter zeigt, ist eine kost-
bare Perle aus Jesu Reden, durch die älteste Evaugelientradition
erhalten und glücklicher Weise durch die Itala in die Yulgata
und in den Textus receptus übergegangen.
Lc. 9^ 56.
a. Syr. Cur. Lc. 9, 56.
0 fäg vloq xov dp&Qoixov avx f^Xß-s yt;;fgg dvO-QoixcDV
cbtokioaiy äXXa öcoöai. xcu ijcoQevdtjoap Big htigav x(6fi^v.
b. Synodica epistola ad Fidum Episcopum. [Epp. C^pr. 59. Tel
64. p. 67 ed, Bened.]
Nam cum Dominus in eTangelio suo dixit: Filius hominis
non Tenit animas hominum perdere, sed salTare, quantum
in nobis est, si fieri potest, nulla anima perdenda est
c. Cod. Colbert. Lc. 9, 55. ed. Belsheim p. 82.
Filius enim hominis non Tenit, animas perdere, sed salTas
facere.
d. Diatessaron Arab. ed. Ciasca p. 68^.
Profecto Filius hominis non Tenit animas perdere, sed sal-
Tare. Et abierunt in aliud castellum.
e. TertuU. de carne Christi c. 12.
Et Teni, inquit, animam salTam facere.
Obwohl für diesen Teztbestandtheil das Zeugniss des Cod. D
in seiner jetzigen Gestalt zu Termissen ist, kann doch bei der
Texte und Untersuchungen zu Lc. 9, 56. 57. ]^7l
Übereinsidmmang der altsyrischen und altlateinischen Versionen,
sowie des Üiatessaron nicht daran gezweifelt werden, dass
der Archetypus des Cod. D, der älteste Evangeliencanon, unser
LogioD, welches ja unlöslich mit dem Yorausgegangepen ver-
banden ist, gleichfalls enthalten hat. Bezüglich seines urevan-
gelischen Charakters vgl. man Lc. 6, 9 = Mc. 3, 4: y^v^^v OtDOai
rj axoxxtlvai =^ ri^^Tan und dieselben Parallelen auch hier: axo-
Uoai =» cütoxTBlvoi^ letzteres in den Uncialcodices Ur' und in
10 Minus£^. Der Zusammenhang dieses Textbestandtheils mit
dem vorausgegangenen würde noch concinner, wenn man in v. 55 die
Fassung des Didymus, in v. 56 das profecto des Diatessaron und
die Form veni aus Tertullian adoptierte und dann den Urtext
folgendennassen reconstruierte: ovx olöaze, o?ov xvevfiaTog iöziv
0 vlog Tov ap&Qcixov dfi^p yäg Xtfoo vylVy ovx TjXd-ov V^x^S
cv^Qcixatv äjtoJLioai (= dxoxrslpai), djiXd oSoai,
Lc. 9, 57 = Mt 8, 19.
a. Apoc. 14, 4.
ovxoi ol dxoXov&ovpreq rS dgplq), oJtov ap ijtayy,
b. Ep. eccL Lugd. et Vienn. ap. Eus. H. E. V, 1, 10. p. 157, 27.
Tjp yoQ xdi Icxi ypiqoioq Xqiötov fiad-Tjr^g, dxoXoDd-wp rw
ägplq} oxov S^^^jroj^
c. Cod. Cantabr. Lc 9, 57.
ebiBV ii Tig JtQog avrop* dxoXovd-i^oo} öoi ojtov ap vjtor
d. Acta Pauli et Theclae p. 106.
axoXov^ow aoi, ojtov ö^ ap ytogevfj,
e. Mi 8, 19.
xai TtQoOBXd-top Ag ygauuarsvg eljtep avrä' öiöaoxaXSf
axoXov^vaco 001, ojrov iap ajtigxv-
f. Lc. 9, 57.
xa\ xogevofiipcDP avrcop h rfj oötp eljtip xig jtgog avtop'
oxoXovdTJaoi Cot, ojtov ap djtigxTJ-
g. Syr. Cur. Lc. 9, 57.
IripBTOÖhjiogevofiipaiP avräp kp ry oö<p JtgooeX&cip rig
bIxb xgog avxop' dxoXovd-i^oo) ooi, oJtov ap djtegxti^ xvgis.
N-^-S-/--w-
\'J2 Aassercanonische Paralleltezte zu Lc.
Bei diesem Logion besitzen wir an dem Apokalyptiker einen
nicht zu beanstandenden Zeugen ftlr die Abstammung des
Spruches aus der vorcanonischen Quellenschrift und für die Vor-
züglichk«it der in dem Cod. D zu Lc. 9, 57 erhaltenen Lesart:
vxayeig. Denn die Verwandtschaft zwischen Apoc. 14, 4 und
dem Logion Lc. 9, 57 nach Cod. D kann nur aus der Benützung
einer gemeinsamen Quelle erklärt werden. Übrigens liegt in
den Varianten: öiöaöxaZe = xvQie=^*>ün, sowie djtegxv = xoQsvn
= vjcdyeig = Ifbn der hebräische Quellentext offen zu Tage.
Lc. 9, 58 = Mt. 8, 20.
a. Herrn. Sim. V, 6, 7. p. 158, 3.
^ oaQ^ avTfjf öovXavöaoa rm jtpevfiaxi dfie/utziDg, cxij roxov
Tiva xaTaoxi]pa)Ce<og.
b. Lc. 9, 58 = Mt. 8, 20.
al dXcixsxeg g)ioXeovg sxovcip xäi rd jtexeivä tov ovqüvov
xaraaxfjvoiöetgj 6 öh viog rov dpdQoixov ovx ixsi, xov
xfiv xe^aX^p xXlpij.
c. Iren. I, 8, 3.
ovx exBi 6 vlbg rov dvd^Qcojtov Jtov x^p xt^aX^p xXlpau
d. Ephraem Syr. £v. concord. ezpos. ed. Mösinger p. 74.
Vulpibus sunt habitacula sua, et filio hominis non est locus,
ubi ponat caput suum.
Die Übereinstimmung zwischen dem ro^o^ des Hermas
und dem locus bei Ephraem, wozu noch Aphraates kommt
(nach Wright p. 118, 9: „während seine Wohnung in der Hohe
war, hatte er nicht einen Ort, wo er sein Haupt stützte" — ), beweist,
dass dem Urtexte das hebräische Dipia '^b ]*^K zu Grunde lag.
Lc. 9, 59 = Mt. 8, 21.
a. Syr. Cur. Mt. 8, 21.
txegog 6h xcop fia&rjx(5p avxov eljtep avxm' xvqib^ ijtlxge-
tpop fioi jTQcixop djieXO^eTp xal &dtf>ai xop otaxiga [lov, xcl
iXevöofiai. — —
b. Syr. Cur. Lc. 9, 59.
0 öh eljtsp' xvQiSj ijtlxQBtpop (loi ytgmxop djteXd-opxi ^a-
tpai ZOP Jtaxiga (iov, xal iXsvaofiai,
Texte und UnterBnchnngen zu Lc. 9, 58. 59. 60. 173
c. Mt. 8, 21.
izegog öh zäv iiad^rixciv dxBV airw, xvqu, ijilvQey^ov fioi
XQwxov äjt£k&sip xal O-ätpai xov xaxiQa fiov,
d. Lc. 9, 59.
0 dh eljtev xvqu, ijtlxQetpov fioi jtqcoxop ayteXd^ovxi ß-atpai
xov jtaxsQa fiov.
Der in beiden canonischen Parallelen beim Syr. Cur. sich
findende Zusatz: xal iXevoOfiai^ welcher erst durch Baethgens
Ausgabe des Syr. Cur, herausgestellt und bei Tischendorf nicht
notiert ist, entspricht dem et revertar des Diatessaron zu Lc.
9, 61 und dem xal iXevoofiai. = et veniam des Syr. Cur. daselbst,
dessen Erwähnung bei Tischendorf nicht fehlt.
Lc. 9, 60 = Ht. 8, 22.
a. Clem. AL Quis div. salv. § 23. p. 948.
01 vsxQol xovg rexQOvg &aj€X^x(ooai\
b. Clem. AL Strom. 111, 4, 25. p. 522.
xy xov xvqIov qxov^ Xiyovxog x<5 ^Mxjttty cuptg xovq
vexQovq d-äy^ai xovg tavx(5v vsxQovg, ov de äxoXovd-ei
fiOL
c. Syr. Cur. Mt. 8, 22.
o de *Irfiovg elxev avx<5' aq>eg xovg vexQovg &atf)ai xovg
lavxcov vexQovc, ov 6\ dxoXov&si /aoi, ^^
d. Mt. 8, 22.
0 6e Xiyei avxA' axoXovd^ec fioi xal a^eg xovg vexQovg
^a^>ai xovg havxäv rexQovg,
e Iren. I, 8, 3 = Epiph. Haer. XXXI, 25. p. 195 A.
iv x(B- ebrelv atpeg xovg vexQovg d-ctipai xovg iavxcov
vexQoyg' öv 6i Jtogevi^elg diayysXXexijv ßaciXslav xov
d^eov-
f. Cod. Cantabr. Lc. 9, 60.
ag)eg xovg vexgovg d^ay>ai xovg tavrcov nxQovg' ov 6h jto-
Qevd-Blg diayyeXXe xfiv ßaotXstav xov^eot.
g. Lc. 9, 60.
ag)eg xovg vexQovg d^atpai xoig tavxdip vexQoig' ov 6i
ajteXd^civ öiayyeXXe xijv ßaoiXiiai^^ov^d^eov, "^
174 AnBsercanoniBclie Paralleltezte zu Lc.
h. Martyrium Petri c. 11. p. 100. ed. Lipsius.
ijxovCag rot xvqIov XiyovTog' a^ers rovg vexgovg ^ojtrc-
öd-ai vjto t<5v IdlcDV vexgSv.
In den Stromata gibt Clemens AI. das Logion, welches er
an Philippus (als einen der Siebenzig) gerichtet sein lässt, genau
in der Fassung wieder, welche auch der Syrer Cur. vertritt Der
Zusatz bei Lc: öv di [j(OQBx>0'slg = ?rb =] cbteXO^civ ötayyeXXe
r^v ßaötXslav tov &6ov entspricht der geschichtlichen Situation
genau, da hier Jesus seine Jünger sammelt zum Aufbruch und
zur Arbeit in seiner Ernte. Vgl. Lc. 10, 2 ff.
Lc. 9, 61.
a. Iren. I, 8, 3. (Valentiniani.)
ip t(p BlQfjxivai xA sljtovTi' dxoXovB-i^oa} cot, kxlzQt^ov
6i (doi JtQ(5top ojtord^ao&ai zotg iv zw ohccp (lov.
b. Epiph. Haer. XXXI, 25. p. 194 D.
h tA slQfjxivai zw elxovzc dxoXovd-rjCa) Coi, ixlzQB^ov
di fioi yrQ(Szop chtoza^ac&at zoTg olxBloig,
c. Lc. 9, 61.
tbcBV 6h x<xL HzsQog* dxoXov&i^aa) ooi, xvqw xqAzov dk
ijtlzQBtpop (ioi dj^oza^acd-ai zotg elg zov oIxop fiov.
d. Diatessaron Arab. ed. Giasca p. 20.
Et ait illi alter: Sequar te, Domine, sed permitte mihi pri-
mum ire et salutare domum meam, et revertar (= Syr. Cur.:
xäi iXsvöofiai),
Es erscheint in diesem FaUe unverständlich, wie Weiss
(Matthäus S. 238) den Textbestandtheil Lc. 9, 6t. 62, dessen Ut-
Sprung aus den Logia auch Holtzmann (Synoptische Evan-
gelien S. 225) annimmt, der vorcanonischen Quelle absprechen
und für eine freie Combination des Lc. aus Lc 9, 57. 59 erklären
konnte. Den lucanischen Sprachcharakter des ojroragao^ai,
welches im N. T. sechsmal vorkommt, nämlich Mc. 6, 46, ganz
ähnlich 2. Cor. 2, 13, femer Lc. 9, 61; 14, 33; Act 18, 18. 21, von
vornherein zugegeben, so finden sich doch zahlreiche — von
Weiss selbst nachgewiesene — Fälle, nach denen einzelne lu-
canische Lieblingsausdrücke in seine redaktionelle Bearbeitung
Texte und ünterfluchungen zn Lc. 9, 61. 62. X75
des Quellentextes eingedrungen sind, ohne dass damit ein Rück-
schloss auf die Nichtquellenmässigkeit des Ganzen indiciert ist.
Und die Antwort Jesu in Lc. 9, 62, zamal wenn man das darin
enthaltene Gleichniss nach den aussercanonischen Paralleltexten
ergänzt (s. das Folgende), ist seinen tibrigen Logia-Reden so
congenial und dabei so original, dass v. 62 die Quellenmässig-
keit von y. 61 und damit die Abstammung des Ganzen ans dem
TJreyangeliam Terbürgt. Zu den Varianten ol olxstoi «= ol iv
rm oixm = ol elg top olxov = Pl'jSrt ''SSl, "^vglT^Agrapfia
S. 103 f. 169.
Lc. 9, 62.
a. Acta Philippi c. 29. p. 87. ed. Tischendorf.
rlg ß-iftepog t^p X^^Q^ avr.ov ilg qqoxqop xaX ßXijtop
elg rä oxlom, Bvd-Bxog iorip avxov fj avka^;
b. Additamenta ad Acta PhiL [Apocal. apocr. ed. Tischendorf
p. 107.]
xlg icxip d-ifiBPog xijv iccvxov x^^Q^ ^^* agoxQOP xäl cxqü-
g>t\g elg xa oxlöco etd-elap xoicop xfjp avXaxa;
a The docfarine of Addai ed. Phillips p. 43.
And as a husbandman, who puts bis band to the phough-
share, if he looks behind, the farrows before him cannot be
straight.
(1. Orig. in Jerem. Hom. V, 13. Opp. III, 158 = Hom. XIII, 3.
Opp. III, 207.
^hfiovg q>f^l x6' oiöAg ßaXcop x^p x^^Q^ ^^* agoxQOP
xäl öxQaq>B)g slg xa omcco Bvd-exog ioxip xi] ßaoiXela xov
d'BOV.
e. Ephraem Syr. Opp. U, 183 F.
xov x%)qIov xäi OCDXfJQog ^ftcop ^Irjöov XqiCxov slxopxog'
— ovÖBig kxißaXwp xrjp X^^Q^ avxov hx clqoxqop xal OXQa-
^Blg Big xa oxlöco, BV&exog ioxip elg xrjp ßaoiXBlap xäp
^^ .^ -/■
ovgapcDP.^
f. Anastas. Sinaita. Quaest 3. p. 28.
xal 6 xvQiog' ovöelg ßaXmp xi^p X^^Q^ avxov hjt agoxQOP
xal axQaq>Blg Big xit ojtiömy BvB^BXog ioxiP Big xijp ßaoiXBlap
xwv ovgapwp.
176 Aossercanonische Paralleltexte zu Lc
g. Hilar. in Psalm. 121. p. 994 B.
qoia ut in evangeliis dictum est: Nemo retro respiciens et
aratrum tenens, aptus est regno coelorom.
h. Iren. I, 8, 3 = Epiph. Haer. XXXI, 25. p. 194 D. (Valentiniani.)
ovJslg ix* OQoxQOV rfjv X^^Q^ ixißaXwv xdi dq rä oxlöw
ßXixcDV ^d-eroq icrtv kv tij ßaocXela tSp ovQaväv.
i. Lc. 9, 62,
ovöelg ixißaXciv xj}v X^^Q^ avtov ix* aQoxQOV xal ßXixmv
dq rä 6xIög> evO^eroq iörip rfj ßaCiXela xov &bov,
k. Clem. AI. Strom. VII, 16, 93. p. 889.
ovöelg yag elg xä oxlöco ßXixcov xal ixißaXXmv xtjv X^^Q^
avxov ix* agoxQOP svd^exog x^ ßaciXala xov d-eov.
I. Cod. Cantabr. Lc. 9, 62.
ov6üg dg xä oxloo) ßXexcjv xal ixißäXXmv xrjv x^^^ ^^
XOV ix* aQoxQov svd-exog ; ioxiv elg xi]v ßaCiXeiav xov
d^eov*
Dieses Logion, welches textlich vielfach variiert, bewährt
sich in sprachlicher Hinsicht, sowie durch seinen sachlichen Qe-
halt als ein echtes Herrenwort, welches aus der vorcanonischen
hebräischen Quelle geflossen ist. In sprachlicher Hinsicht
kommen folgende Übersetzungs Varianten in Betracht: d^ifiBvog^=
i3aicöi^^=Jj£^flN^ör = nten (vgl. üiW = ßdXXeiv LXX^uiäTe, 19;
Ezech. 21, 22; 23, 24, D'^tD = ixtßaXXeiv LXX Ex. 5, 8; Lev. 10, 1 ;
Prov. 23, 2), femer oxQtfpeod^at = ßXixetv = njfi (vgl. Fürst
II, 223s sowie die zu Lc. 7, 27 besprochene Übersetzung der LXX
von Mal 3, 1 : n3& = ixißXdtpexai, und ausser den dort gegebenen
Beispielen noch Hiob 6, 28: HDB = elaßXixeiv). — Inhaltlich
legen die aussercanonischen PariJleltexte aus den Acta Philippi
und der Doctrina Addaei die Vermuthung nahe, dass hier in
V. 62 eine der von Lc. beliebten Textkürzungen stattgefunden
hat, dass nämlich die zweite Hälfte des Gleichnisses vom Pflüger
in Wegfall gekommen und sofort die Anwendung des Gleich-
nisses auf das Reich Gottes angefügt worden ist Der ackernde
Landmann muss unverwandt vorwärts schauen, wenn er gerade
Furchen (furrows = xrjp avXaxa) ziehen will; sobald er sich
rückwärts wendet (n2B) und rückwärts blickt {elg xä oxlöm
Texte und UnterBucbungen zu Lc. 9, 62. 10, 1. 177
ßXijt(Dv\ werden die Furchen ungerade (vgL the fiirrows before
him cannot be straight — , straight = svdvg = ntDJ, z. B. Prov.
20, 11). Die Anwendung davon in Bezug auf Gottes Beieh ist
klar: 6 ßHjtcop alg xa ojcIocd ovx evd-stog ioriv r|/ ßaaiXslg^
tov d^eov (bemerke die wiederholt hier auftretende Variante
xäv ovQav<3py welche im lucanischen Sprachgebrauche unerhört
ist). Der volle Urtext wird mithin etwa folgendermassen ge-
lautet haben:
xig &€fi€Uog^ (= ^^;^?^^ ijnßaXciv) xf^v X^^Q^ avxov slg
oQoxQov xal öxQaq)elg (= ßXsjtcov) slg xa oxlcco svd-elav
xfjv avXaxa xoul;
[ofiolmg] ovöslg ßXisKOV elg xa ojclöco evd^exog icxip xy ßor
CiXtlqi xov &eov i'^^^ J^^^Q^^}^^^
Derselbe Gedanke abo, nur unter einem anderen Bilde, als in
dem Logion von Lots Weib, Lc. 17, 32. Vgl. Agrapha S. 145.
— Bemerke noch die im Hebräischen gebräuchliche Identität
der Frage (xlg) und der Verneinung (ovöslg) ^ ähnlich Mt. 5, 17
XL o. ^
Lc- 10, 1.
a. Syr. Cur. Lc. 10, 1.
fuxä dh xctvxa dviösi^BV [Cod. D: oxiöeL^Bv] xal sxiQovg
IßöofAfpcovxa ävo xal axiöxBiXsv avxovg äva ovo xqo ^QO(h
cixov avzQv,
b. Ephraem Syr. £v. concord. expos. ed. Mosinger p. 160.
Septnaginta duo elegit — p. 90: misit eos binos juxta simi-
litudinem suam — p. 115: misit eos binos ad similitudinem
suam.
Zu den bei Tischendorf erwähnten Zeugen für die Zahl 72
macht Zahn (Forschungen I, 148) noch namhaft: Doctr. Add.
ed. Phillips p. 5; Dial. de r. f. I, 806; Recogn. I, 14 p. 24
ed. Gersdorf; Doctr. app. ed. Cureton, Ancient documents p. 34.
Die merkwürdige Lesart Ephraems: juxta = ad similitudinem
suam geht auf inaob zurück. VgL Jos. 6, 5: i^Ji; tD>« D^ i^T\ =
LXX: xal iksvoexai xäg 6 Xaog ogfii^oag ixaöxog 555^^^$^^^^
xop — ^ dagegen Gen. 2, 20: iTO? = LXX: ofioiog avx<5.
Texte Q. Cntenaehiuge& X, 8. 12
178 Aumercanonifiche Paralleltexte zu Lc.
Lc. 10, 2 = Mt. 9, S7. 38.
a. Clem. AI. Strom. I, 1, 7. p. 319.
el yovv 6 fihp d^sQio/ioq jeoXvg, ol äs iQyaxai ßQ<^Xi^ ^^
ovTi ÖElod-ai xad^xsi oxcog ort /idkiora jtXeiovov fjfUr
Igyarcov evytogla yivtjxat,
b. Lc. 10, 2 = Mt. 9, 37. 38.
o (ikv d-SQiöiiog xoXigy ol 61 iQydrai oXlyor 6af]{hjTe avr
rov xvqIov rov d-SQiöfiov, ojicog iQyäxaq ixßaXij bIq xbv
d-SQtOfiOV avxov.
Bei der Ernsthaftigkeit, mit welcher Lc seine Quellen be-
nutzt, sowie bei der Verschiedenheit der geschichtlichen Situation
zwischen der Aussendung der Zwölfe und der Abordnung der
Siebenzig ist an der quellenmässigen Verschiedenheit der beiden
Aussendungsreden mit Bestinmitheit festzuhalten. Die Verwandt-
schaft zwischen Lc. 9, 3 — 5 = Mc. 6, 8 — 11 einerseits und Lc
10, 2 — 16 andererseits ist jedenfalls dadurch entstanden, dass Hc
Elemente aus der Abordnungsrede an die Siebenzig entlehnt und
in die Aussendungsrede an die Zwölfe aufgenommen hat Unser
Logion, welches durch den ersten Evangelisten als quellenmässig
beglaubigt ist und auch den vollen Eindruck eines Herrenworts
hervorruft, stand sicherlich an der Spitze der Abordnungsrede,
mit welcher Jesus seine Jünger aussandte, um die von ihm selbst
vorbereitete (Joh. 4, 4 ff.) und vorausgesagte (Joh. 4, 35. 36) Ernte
in Samaria zum ersten Male einzuheimsen. Auch der erste
Evangelist, welcher — nach dem Vorgange des Mc. — beide
Abordnungsreden (an die Zwölfe und an die Siebenzig) compi-
lierte und ausserdem durch andere Bestandtheile aus der Quelle
zu einer neuen, grösseren Redecomposition gestaltete, zeigt doch
durch die Stellung unsers Logion (Mt. 9, 37. 38) unmittelbar
vor seiner Aussendungsrede (Mt. 10, Iff.), dass er unser Logion
an derselben Stelle wie Lc. vorgefunden hatte. — In sprach-
licher Hinsicht ist die — durch keine Handschrift vertretene —
Variante ßQaxsZg (= oXlyoi) als Ausfluss des alexandrinischen
Übersetzungstypus zu erkennen. Vgl. Heft I, 148 f Ausserdem
Deut. 26, 5: t:?T3 '^n'aa = LXX: iv dgi^fim ßQaxsl = Deut 28, 62.
Femer 1. Sam. 14, 43: wyi wr =*^ ßgaxv ftüu.
Texte and Untenuchiuigeti zn Lc. 10, 2. 3. 4. 179
Lc 10, 8 = Mt 10, 16*.
A. Clem. Rom. II, 5, 2. p. 116, 15.
b. La 10, 3.
ixa/BTE^ Idov ajtooxiXXto vfiag cog oqvoq iv fiiom jLvtccdp,
c Mt 10, 16»
Idov iym cbtoariXko) vfiag dg ngoßara Iv /licq) Xvxcov.
Zu dem Citate aus dem zweiten Glemensbriefe Tgl. man
Agrapha S. 377 f. Ausserdem bemerke man ^^^^'^^^^^^
Lc.lO,4 = Iie.9,S»»Hc.6,a 9» = Mt 10, 10.
a Epiph. Ancor. c. 68. p. 72 B.
11^ j^aoragy^ sti^gav, (ifjdh Qoßöov, fifj ixoötißaxa.
b. Epiph. Haer. LXXI V, 5. p. 892 D.
W ^555^55. f^^ JtfjgaVj (ifi ^aßöov, fifjöh v3to6fi(iaTa,
c La 10, 4.
Itfl ßaora^ere ßaXXaptiov, fi?) jtrjgav, fiij vxoöijfiara.
d La 9, 3.
fitföhv cägere elg xrjv odov^ firxB gaßdov (ifjxe otrjQav.
e. Ma 6, 8. 9».
Uri^kv cuQoaiv elg oöbv el fitj ^aßdov (lovov, iatj clqxop, firj
jtfiQov, (ifi dg xrjv ^civr/p xaXxov, aXXa vjtodeÖEfi^vovg
oavöaXia.
i. Mt 10, 10.
UTi xTjQav dg oöov gitjöh dvo jj^iTCö^^a^ (ir]6e vnoötjptaxa fiijdh
^aßdov.
Als ÜbersetzungSTarianten sind zu recognoscieren: clIquv :=
ßa(ixa^uv = rXtD\ (man vgl Heft U, 133 zu Mt 11, 29% desgleichen
die Puailelen zu La 14, 27 und bemerke, dass La da, wo er Mc
fokt nämlich La 9, 3 aus Ma aloeiVj da, wo er direkt aus der
Quelle schöpft, nämlich La 10, 4, nach dem paulinischen über-
eetzangstjpus — vgL La 14, 27; Gal. 6, 2 — ßaöxa^eiv über-
nommen hat), ferner ßaXXapxiov=^^a}vg=ü'^^ (vgl. Salkinson
12*
|gO Aussercanonische Paralleltexte zu Lc.
zu Mc. 6, 8, wo gcovi/ mit CS übersetzt ist, da der Gürtel zu-
gleich als Beutel diente), endlich vjtoÖTjfia = oavöaXiov = b?3
(vgl. Jes. 20, 2: qb^T b?tJ f"bnn ?|b?3 = LXi: ial ra öwrfa^j^
(jou i;;r6ilüöai dxo rmv jtoöSv cov). Nicht durch Übersetzungs-
varianten zu heben ist der Widerspruch zwischen sl /i^ ^aßöov
Mc. 6, 8, wonach der Stab gestattet war, und Mt. 10, 10: fitiö^k
^aßöop = Lc. 9, 3: fitjre gaßöov, wonach er verboten war. Wenn
Marshall (Expositor 1890, VII, 77) diese Differenz dadurch zu
lösen sucht, dass eine Verwechselung des aramäischen Hb) =
(itj6i und KbM «: d uri geschehen sei, so wird dieser Lösungsver-
such von vom herein durch das bei Mc. zu ^aßSoP hinzugefügte
uovov hinfallig. Liegt ja auch bezüglich der Fussbekleidnng
dieselbe Verschiedenheit vor, Mc. 6, 9*: vxoÖBÖBiiivovq oav-
öaXia, dagegen Lc. 10, 4: fi^ ixodtj/mra = Mt. 10, 10: fitjöe
v3€0Örinaxa* Weiss will freilich unter den oavdaXia des Mcl
nur „leichte Sandalen'', unter den ixodi^fiora des Mc. und Le.
„schwerere Schuhe*' verstanden wissen. Aber durch den oben
gegebenen Nachweis, dass beiden Ausdrücken dasselbe Quellen-
Wort D'7b2r3 zu Grunde liegt, wird man genöthigt, hier in den
Redaktionen der evangelischen Texte Differenzen anzuerkennen,
die nicht aus der Quelle, sondern von den Redaktoren stammen. —
Zu dem Satztheil in Mc. 6, 8^. 9^: fi^ elg rtjv ^civi]v x^iXxov . . xal
fifj kpövCtjOd^B ovo ;^£rcoi^a5 = Lc. 9, 3**: fi^re agrov^ h^b d^
yvQiov fii^T6 dpa öto ;^eTc5rflre = Mt. 10, 9: fi^ xrinötjCd-e 7pt>
oov (ii]Oh agyvQOV fiTjoe xaXxov elg rag ^mvag vfiäv ist zu Ter-
gleiehen Atd, XI, 6: h^eQxofiBvoq 61 o djioCxoXoq ftf/öev Xafi-
ßaviza) el (ir) üqtov, iwg ov avXiö&y' idv äs dgyvQiov alx^,
tpevöojtQOfp/jtijg höxL Apollonius ap. Eus. H. E. V, 18, 7: el-
Qtpcoxog yag xov xvqIov fit} xxtjOaad^B /ptxjoj^ [irixB dgyvQOP
liritB ovo x'To5ra$. Ephraem Syr. p. 91 ed. Mosinger: NoIite,
ait, possidere aurum. Apollonius ap. Eus. H. E. V, 18, 4: oxav
ovv Xd(o XTjv jtQog>7Xiv BlXfjtpvlav xal xqvöov xclL agyvQOV xci
xoXvxsXBtg kodijxagf jtcSg avx^v fii] jtagaixi^omfiai; Jid XI, 12:
og 6" dv BiJty iv jtvBVfiaxr öog fioi dgyvQia ij ixsgd xira^ ovx
dxovöso&B avxov. Endlich das aus der Doctrina Addai in
den Agrapha S. 399 ff. mitgetheilte und besprochene Gitat: Ne
recevez rien de personne, et n' accumulez point d'argent dans ee
monde. — Zu xxrjOaCd^at = Xa/jßdpBiv = ngb vgl. Ezech. 5, 1:
^b «Ifinj?!? = LÜ: xxijoy avxTJp (sc. xfjp gofi^aiap).
Texte und Üntenachangeii zu Lc. 10, 4. 5. 6. ISl
Ic. 10, 5. 6 = Mt 10, 12. 13.
a. Didasc. III, 14. p. 293 = Consi lll, 14. p. 108, 21.
Uysi Ö€ 6 xvQiog' orav Bl6iQxi]0d^6 slg obcov, Xiyexv Bl^rivfi
xS cSxq) Toi5ra>" xäi iäv xi h^Bl vlo(^ slgi^vijgj ^ elQijvfi
vfKDP htavaxavOBxai ijt avxop' käv 6h firj ^ a^ioq^ tj bU
b. Lc 10, 5. 6.
slg ^v ^ av sloiX&ijxB olxlav^ jrpcorof [Syr. Cur. om.] ^^-
YBXB' dgrivfi xA ohccp xovxq)' xaL iav ^ ixBlvlog stQijvtjg,
ixavaxavCBxai ix* avxov tj bIq^vt] vficov st öh fi^ys, iq>*
viiäg dvixxafitpBi.
c. Mt. 10, 12. 13.
BicBQroiiBVOi di slg xnv ohclav döjtaöaod-s avxi]V' xäi idv
fiiv g rj obäa ä^ta, ikd'oxo} r) bIqi^ptj v(iAv ix* avxfjv
iäv 6i ßTJ ^ d^la, ^ Blqfivri vfiäv XQog vfiag ixiöXQaq>i^x(o.
d Pistis Sophia p. 172, 15 ed. Schwartze et Petermann.
De hominibus hujuscemodi did Tobis in xagaßoliß olim di-
cens: In quam domum yeneritis et recipiunt yos in eam,
dicite iis: biqtivti Tobis; et si fuennt di^ni, vestra BiQrjvrj
yenito super eos, et si non fuerint dignl, conyertitor ad vos
yestra BiQ^Pif.
e. Hom. Clem. III, 30. p. 44, 26.
2va idv y xig iv vfilt* Ugrjinjg xixvov, öid x^g öiöaoxaXlag
fjuwv xaxaXdßy avxov ij Blgi^vf/.
f. Ephraem Syr. Ey. concord. expos. ed. Mösinger p. 92.
In qnamcumque domum intrayeritis, primum salutate domum
[p. 63: primum dicite: pax.huic domui].
Sehr lehrreich ist bei diesem Logion die Aufspürung der
Übersetzungs Varianten. Zunächst ist döxa^söd-ai (Mb) = dicite:
««jM^ yobis^(Pi8i Soph.)=*=^^£T€^i^g^(]Cc.)rim HebräiscÜen
gibt es kein einfaches Verbum fEb: doxd^Böd'ai, auch kein Sub-
stantivum = daxaofiog. Denn doxd^Bö&cu entspricht der Redens-
art: B*©b bw?. Vgl. Jud. 18, 15: DibüiTib *8«n = Cod. Vat.:
hebraisierend: fjQtDXfjaav avxov Big BlQrjvfw = Cod. Alex.: rjoxa-
182 Aasseroanonische Paralleltezte zu Lo.
capto avrov, Ex. 18, 7: niblDb irüTib 0>Ä ^W^ = LXX: xci
TJöjtaaavTO aXZfjZovg, Ps, 122, 6: Ö-^bttfi-Y^ Dftü lb»Ä = LXX:
^g^rjöore^ rfiy ra slg bIqijvtjv t^v iBQovoaXi^fi = Symmachus:
aonaaao&e x^v %QovoaX^fi. Solche Beispiele muss man sich
gegenwärtig halten, um sich zu vergewissern, dass auch in
unsrem Logion ein QSb Dibtf ^I^K den Übersetzungen: atfjra-
aacB-s =* dicite: siQfivTjv vobis zu Grunde lag. ÜbrigensTwar
fn dieseuT^'alie die heSraisierende wörtliche Übersetzung von
Lc. und der Piskis Sophia richtiger angewandt als das grae-
cisiereBde aöxai^BOdiu^ da es sich nicht um eine abgegriffene
alltägliche Begr&ssungsformel, sondern um Erfbllung des alt-
testamentUchen Grusses mit neutestamenUichem Inhalt handelte.
Dies zeigt sich sofort in den weiteren Varianten: rtxvop slQijPijg
(Hom.) = vloQ slQ^Pfjg (Lc.) = a|£0£ sc. sIqtji^tiq (Ät.) =Dibo-ia.
Vgl. 2. Sam. 12, 5: rijtt'ia = LXX: vlog d^avarov = Aquila:
a^iog^ Bavatov. 1. Sam, 26, 16: DP« niTB-^a = LXX: viol [=
Symm.: a§ioi] d-avarwoeog Vfitlg. Auf die Frieden? kinder
soll der von^Jesu ausgehende Friede sich niederlassen: ixava-
xavecBai = iXd^Btv = venire = xaraXafißivBiv^ »= »i2L VgL
Prov, li, 27: 'ttijinPi = LXX: xaTaXrjtperai avrov. Von den fÄr
den Frieden unempfänglichen ^sPnoiPfuerint digni) soll der
Friede zurückkehren: avaoxQsipBi = ^^^^'^Q^P^i^J^^S?^Sf$£'^ '^
:y^lä\ Nach alle dem dürfte deT^rtext^nSTderT^aäung der
Pistis Sophia am reinsten erhalten sein.
Lc. 10, 7* = Mt, 10, 10\
a. Aiö. XIII, 1. 2.
jtag ÖB JtQO^rjTTig aXrjß^ivogy d^iktDV xad^oai x^g vfiag,
a§i6g iozi xfig xQoq)fjg avxov. dcavxmg diöaßxaXog dXij-
d^ivog kcxiv a%iog xal avxoqy äcxeg 6 igfonjc, xijg xQoq)7Jg
avxov.
h. Const VII, 28. p. 210, 18.
jtag jtQog>rixTjg cJiTjd-wdg ^ ötöaoxalog iQXOfUVog jr(M>c
vßog a^iog koxt J^ß^QP$V^ ^^ iQyatijg Xoyov dixaio-
Cvvfjg.
c. Syr. Cur. La 10, 7^.
a$,iog yao 6 iQyavfjg tijg xoo^fjg avxov ioxiv.
Texte und DDtersachungen za Lc. 10» 7. Ig3
d. Clem. AL Stoom. II, 18, 94. p. 478.
Sei yäif xtü xov i^yartiv '^QOf^ a^iovcO^ai.
e. Mt, 10, 10^
f. Hom. Clem. III, 71. p. 55, 33.
XoYiOa/iSPOi Ott ogcog ioriv 6 iQYazijg rov (uoß'ov ccvrov.
g. Jud. Petri (Ap. KO.) c. 13. p. 115, 6.
ߧ'05 7^Q o iQycTfjg rov fiiöB-ov.
b. 1. Tim. 5, 18.
/Leysi ycLQ rj yga^fj* — xai a§iog 6 hgyatriq '^ovjfno9vv
cevTov.
L Lc. 10, T>.
^§'05 yoQ 6 ioyarrjg rov fiiod-ov airov,
Dass dieses Logion aus der vorcanoniBchen Quelle stammt,
ist zweifellos. Ebenso unzweifelhaft ist daher auch die Differenz
zwischen Mi und Lc. {TQog>i^ »« fuaO-og) auf eine Verschiedenheit
der Übersetzungen zurückzuitihren, xmd zwar um so gewisser als
durch die Übereinstimmung zwischen Lc. 10, 7* und 1. Tim.
5, 18^ in dem Gebrauch des utoB-og eine Eigenthümlichkeit des
lucanisch-paulinischen Übersetzungstjpus (ygl. HeftI, 117 ff.) er-
kannt werden muss. Dass aber die Version des ersten Evange-
listen: TQOipri dem ursprünglichen Wortlaute allein genau ent-
sjo^chen dürfte, zeigt das Agraphon: aQXBxov rtp igya^o/iivq) rj
TQo^ ccvrov (Epiph. Haer. LXXX, 5. p. 1072 A, vgl. Agrapha
ä.l40f.), welches zu unserem Logion ein ergänzendes Gorrelat
darstellt, femer Herm. Vis. III, 9, 3 p. 50, 18: ro dQxerov rijg
TQog>f^^^ auch Aiö. XI, 6: i^eQxofisvog äh 6 djtoCroXog (iijöev
Xafißavdro} el (i^ aQTov. Vgl. auch Ai6, XI, 12, sowie Apollo-
nius bei Eus. H. £! ^718, 4. Da es nun weder im Hebräischen
noch im Aramäischen ein Wort gibt, welches beides bedeuten
konnte: xQoq>i^ und (ucd'og — denn auch das von Marshall im
Expositor 1890. VII, 76 Torgeschlagene TTT^t bedeutet nur Speise,
Nahrnng, Zehmng, Beisekost, niemals fuoß-og — , so kann f&r
die paulinisch-lucanische Version nur zweierlei angenommen
werden, entweder eine sehr freie Wiedergabe des hebräischen
Stammwortes oder eine frühzeitige Corruption desselben in dem-
jenigen Exemplar der Logia, welches der lucanischrpaulinischen
Übersetzung zu Qmnde lag. Im letzteren Falle kann nur n^niQ =
184 Aassercanonische Paralleltezte zu Lc.
xQoq)fi in Betracht kommen, welches rPHtt auch Mt. 10, 10
sowohl von Delitzsch als von Salkiason angewendet wird.
Vgl Delitzsch: in'^ntt ^^ b»b '»n«VD — , Salkinson:
in'Trtt "n h^th •jIDa-'S. Es bedurfte nur einer Verstfimmelung
des n in in'^nta durch Undeutlichwerden des linken Haar-
striches, ?rie solches in den hebräischen Texten häufig vor-
gekommen ist (vgl. z. B. Esr. 8, 17: D'^rtnütt = LXX: aöovraq,
wo die LXX irrthümlich lasen: D'^"l1tD/D), um den Übersetzer
zu nothigen, *l*i'^n/D zu lesen und xov fiiod-ov mrov zu
übersetzen. Denn dass y^TilQ auch mit fiiod-og wiedergegeben
wurde, beweisen Septuaginta-Stellen , wieMich. 3, 11: fdio^og,
Deut. 23, 19: filcd^ofia. Und wie hätte *l*i'^n%3, wenn man einmal
so las, in diesem Zusammenhang anders übersetzt werden können?
So lange also nicht eine andere Erklärung der Varianten rov
puöd^ov avxov = xriq XQOtprjq avxov gegeben werden kann, halte
ich trotz der von Rahlfs (Theol. LZ. 1893. S. 377) eingewen-
deten Bedenken an dieser bereits in Heft I, 100 angedeuteten
Losung fesi
Le. 10, 10. 11 = Lc. 9, 5 = Mc. 6, 11 = Mt. 10, 14.
a. Hom. Clem. III, 30. p. 44, 27.
bI ob xavxfjP [sc. xrjv BlQf]Pfjp] XaßBlv Vftwv xiq fii] &ikoi,
xoxB rjpLBlq anoxiva%afiBvoi Big fiagxvQtav xmv xoömv fjiiciv
rov ix xdiv 66(5p xopioqxop^ 6p 6ia xovg xafiaxovg ßa-
axd^apxBg ^piyxa/iBP JCQog v(iag, ojtcog Ocod-fjXB, Big exBQfOP
äjtlcofiBP olxlag xäi jtoXBig.
b. Lc. 9, 5.
xäi 0001 ap fifj ösxcopxai v/iag, i^BQXOfiSPOi djto xijg jtoXBcog
kxBlprjg xal xop xovloqxop axo xmp xo6(5p vpiAp äjto-
xipaöOBXB tlg fiaQxvQiOP kjt avxoig,
c. Mc. 6, 11.
xäi og ap xoxog fifj öi^rjxai vfiag /itjöb oxovöohsip vfimp,
BxnoQBvopiBPOL BXBlß-BP ixxipd^axB XOP xovP XOP vxoxäxw
xSp xoöc5p v/iwp Big fiaQxvgioP avxolg.
d. Mt. 10, 14.
xäi og ap firj dB^i]xai vfiag firjöh dxovou xovg Xoyovg vficip,
i^BQXOfiBPOi e|(ü xr/g olxlag w xfjg xoXBog kxBipTjg ixxipa-
§aXB XOP XOPIOQXOP BX X<DP XOÖCOP VfiSp,
Texte ond üntersachiiogen zu. Lc. 10, 10. 11. 12. ig5
e. Lc. 10, 10. II».
Blq i^ ö" av jcoXtv doiXdijte X4Ü fifj öircovrai vfiaq, i^sX-
^OPTsg elg rag xXaxüaq avt^g elxcczs' xäi xov xovioqtov
xov xoXXij&dvTa ijfiiv ix rijq xoXecog vficiv dg roig xoöag
axofiaoöofiedix vfUP.
Zahlreiche Übersetzungsvarianten als: Xaßstp = 6ixBo9'ai =
bap, axiivai ^= i^i(fxsod'ai = ixJioQevsod^ai = MX^, äxorivaoöeip
vioiyrdg = Yoi3g = njo^, fUZQzvola = uaQxvQiov = rtll?, &ß =
ojTo = v^^roxarcD = b$ta lassen auch hier innerhalb der re-
äa]äiond(en^AEäciderungen doch die wichtigsten Bestandtheile
des hebräischen Urtextes deutlich erkennen.
Lc. 10, 12 = Mt 10, 15 = Mt. 11, 24.
a. Hohl Gem. III, 31. p. 44, 31.
xal aXrid'wg VfiTp Xiyo/isp, aptxx6x€Q0P icxai yy Hodofiwp
xal FofiOQQag iv fjfidQC xQlöecog ^ rcp xt^g djtsid-slag x6xq>.
b. Mt 10, 15.
äunv XiY(o vulp, dpsxxoxsoop ioxai yy 2k)ö6fi(OP xal Fo-
(iOQQCDP ip riliiga xQlöewg ? xy^oXei ixslp7j.
c Lc. 10, 12.
Xiyo} dh vfitp^ oxi Soöofioig ip xü fjliiQa ixelpy dptxxo-
xeQOP iozai tj xy xoXei ixslpy,
d. MtTll^ 24.
xXfjv Xiyo vfOp oxi yy Soöofimp dvtxxoxBQOP Icxat bv
nuiM xQlOBoog rj coL
e. Diatessaron Arab. ed. Ciasca p. 23^.
Amen, dico vobis: Terrae Sodomae et Gomorrhae requies
erit in die judicii prae iUa ciritate.
Aus der Vergleichung von Lc 10, 12 = Mt. 10, 15 geht klar
hervor, dass der Spruch mit dem dazu gehörigen Contexte ur-
bprüngüch in der Aussendungsrede gestanden hat, von Mt. aber
ausserdem nach Mt. 11, 24 verpflanzt worden ist. Vgl. Weiss,
Matthäus S. 303. Zu den Varianten dXijd'cSg (Hom.) = dfi^p
(Mt) vgl Lc 9, 27: äXfi^Sg = Mt 16, 28: a^^a;, und als dritte
Variante ftir pa« vgl. Pial Lc. 11, 51 = «^5*^ Mt 23, 36. Siehe
fgg Autaercanonisehe PanUelteKte su Lc
Heft II, 97. Ob in roxog (Hom.) «= 7^ (Mi) ebenfiEdk eine Ober-
setznngsTariante Terborgen ist, bleibt — wegen des Zusatzes r^g
axH^daq in den Clementinen — fraglich. Doch ygL Ps. 23, 1 :
tYifiO^ »> LXX: dg taxov^ Je& 33« 20: rn^ »> LXX: xoXig nnd
namentlich den „locus*' in dem zu Lc. 10, lö^MtHt 11, 23 nach-
folgenden EphraenTl^itate. Dagegen wird durch die Lesart r^q[ui^
= opoxavöig =* TXrWü der richtige Quellentext von ävexroTSQov
offenbar. Dass in diesem Falle also das Diatessaron das Ur-
sprüngliche gerettet hat, dazu vgl das ävajtavo/iBVov als vor-
canonischen Quellenrest zu Lc 16, 23 nnd die Anwendung davon
Apoc. 14, 13: dpaxaiofovraif das Gegenstück aber in der Sdnl-
derung der Verdammten Apoc. 14, 11: ovx exovoip dvcbtavotp
ffiiigag xcü wxrog.
le. 10, 15 = m. 11, 28.
a. Iren. IV, 36, 3.
Et tu, Gaphamaura, dieebat, nnmquid usque ad coelum ex-
altaberis? Usque ad inferos descendes. Quoniam si in
Sodomis factae fuissent virtutes, quae factae sunt in te, man*
sissent usque in hodiemum diem.
b. Cod. Cantabr. Mt. 11, 23.
xal Ov, Kag>aQvaovfi, arj img ovgavov itpco^jau; tj ta^g adov
xaraßfjCfi' ort el kv Soöofioig kysPfid-rfiav al övpafuig al
Yevofievai iv öoi, ifuivav ap fiixQ^ ^^^ o^fiSQOV.
c. Cod. Cantabr. Lc. 10, 15.
xal öv, KaqxxQvaovfi^ (i^ ^wg ovqccpov '^V^^^V^^y V ^^^ aöov
xaraßi^cy. ^
d. Lc. 10, 15 = Mt. 11, 23. Text. rec.
xal ov KatpaQvaovpL, ia>g rov ovgavov vtpoo&eloaj ?a>Q aöov
xaraßtßaad^öij.
e. Mt. 11, 23^
ort el iv 2o66fioig lyivovro al &vpafisig al ysvofiepcu ip
öoi, Ifisipap fiexQc TTJg öijfiSQOP.
f. Ephraem Syr. Ev. concord. expos. ed. Mösinger p. 230.
Si Sodomae factae essent istae virtutes, quae in te factse
sunt, adhuc esset locus habitatus.
Texte und üntenaohmigeii zu Lc. 10, 15. 16. Ig7
Die Weherafe über Betlisaida, Chorazin und KaperDaum
(Lc 10, la— 15»»Mi 11, 21—24) sind zugleich Absdiiedsrufe,
welche Jesus an der Grenze von Samana, ehe er bei dem letzten
Aufbrach nach Jerasalem Galiläa verlässt, über die Haupstatten
srines galiläischen Wirkens ertönen lässi Diese Weherofe setzen
die Joh. 6 geschilderte Katastrophe und den dabei erfolgten
Umschwung in der BeTolkerung jener Städte voraus. Weiss
(Matthäus S. 303) hält Mt. 11, 23'» nur für eine Nachbildung von
Mt II, 21^ = Lc 10, 13^. Aber richtiger wird das Fehlen dieses
Satztheiles ML 11, 23^, wodurch der Parallelismus der Rede ge-
stört wird, als eine der bei Lc. — besonders am Schlüsse — be-
liebten Texikürzungen zu erachten sein. — In den hebräischen
Rückübersetzungen des N. T. ist nach dem Griechischen das
i^co&Bloa und überhaupt Eapemaum als femininum behandelt.
Aber da n&3 (in D^n3*l$3) masc gen. ist, so muss richtiger
vtp<o&sIöa mit Dtt'iman und fi^ vtpcod^ojj mit D^iinn (vgl. hierzu
Heft U, 78, namentlich die Belege in AnuL 1) wiedergegeben
werden. Eine der häufigen Verwechselungen (vgL Heft I, 99,
dazu Buhl, Kanon und Text des A. T. S. 239 ff.), hi^ idso eine
Verwechselung zwischen n und 13, würde die Yerschiedenbeit
der Übersetzungen erklären. Der Schluss in dem von Ephraem
fiberlieferten Texte bietet adhuc =■ rtWrn? (vgl, Mc. 13, 19 =
Mi 24, 21: ^?|1^5?£jJ^jO ^ das f^Q^^^^^^}i^got\ welches zu
dem eigenthümlichen Sprachgut des ersten Evangelisten gehört
(vgl. Weiss, Blatthäus S. 303, femer Mt. 27, 8; 28, 15) und bringt
fibeiraschender Weise den Ausdruck: locus, welcher dem roxog
der Homilien in dem vorausgegangenen Redetheil Lc. 10, 12 =^
Mt. 10, 15 entspricht.
Lc. 10, 16 = Mt. 10, 40.
1. Joh. 13, 20.
dfifjp afifp^ Xiy<o vfitv, 6 Xafißavanf av riva jrifipo, ifih
Xa/ißdpsr 6 6h ifii Xafißdrcov XafißavH rbv Jtifjtpavra fis.
2. Mt. 10, 40.
0 ^ofievog^ vfiäg kfih ÖB^Brai^ xal 6 Ifih ösxofievog dix^xat
xov ajtoördZapta fie.
t88 AoBsercanomache PanJleltexte zu. Lc.
3. Clem. AL Quis div. salv. c. 30. p. 952.
xal aXXaxov' 6 vßag dexo/iepog ifih dixtvaij 6 vfiog lii}
osxofdBvog ifie a&sTBt
4. Ign. ad Eph. VI, 1. p. 10, 8.
ovTwg 6el rjitaq avrbv d^x^öß-ai dg avxov rov xi(£ipavxa,
5. Pseudo-Ign. ad Eph. VI. p. 276, 17.
ovTOig avrbv öet Tjftag dix^aß-ai dg avrov rov jrifitpavrcL
6. Aiä. XI, 4.
xag 6 cbtoOToXog igxofisvog JtQog vfiag ösx&rjzco dg xvQiog,
7. /Iiö. XII, 1.
xäg 6h 6 igxofievog iv opoiiavi xvqIov iBx^rjxm.
S. Ign. ad Rom. IX, 3. p. 68, 10.
ri ayaxTj rmv ixxjLijoiciv rcov 6e^afiiva>v fie elg opofia
^Irfiov Xqiötov,
9. Mc. 9, 37.
og av tv rc5v jiaiöiop rovzwp öi^tjzai ijtl rcp opofiarl
fiov, ifih öix^tar xal og gp ifih c^x^rai^ ovx ifih öexeraij
dXXä TOP gjtoöTslXaprä (le.
10. Lc. 9, 48*.
og iav öi^rixai xovxo x6 xatölop hjtl xS ovofjuxxl (lov, ifil
öix^xai' xal og ap ifik öegntai^ ö^^ai xov axooxü-
Xapxa (IB.
1 1. Mt 18, 5.
xcä og iap di§i]xai h^ jtaiölop xoiovxo kjtl xm opofiaxl
(iov, ifiB öh^xat^
12. Hom. dem. Ep. Giern, ad Jac c. 17. p. 11, 31.
xovx' BlöoxBg, oxt 6 xovxop XvxTjGag XqiOxov^ ov x^v xaO"
iögap JtBJtloxBvxai, ovx iöi^axo, xal a}g Xqcoxov fit} de-
§a(iBPog dg a&Bxrjaag xov naxiga XoytOd'fiOBxat.
13. JustTDiaL c. T^ph. c. 136. p. 366 C.
ovx köi^aod^B xop Xqiöxop avxov' 6 yaQ xovxop aypooäv
aypoBl xal xtjp ßovXijp xov ß-BOv, xal o xovxop vßQl^ofp
xal (iiöäp xal xop jteutpapxa önXoPoxi xal (iiOBl xal
vßQt^Bl.
14. Hom. Clem. Ep. Clem. ad Jac. c. 2. p. 6, 36.
o xov aXtjd^Blag xQoxa^B^ofiepop Xvjtwp Big Xgiöxov äfioQ-
xavBL xal XOP jtaxiga xc5v oXwv xagogyl^Bi*
Texte und üntersnchimgen zu Lc. 10, 16. Ig9
15. Hom. dem. III, 66. p. 54, 23.
oq ov ooi xsXsvaapTi axBiQificxi, XQiotm äxeid-el, Xqioxw
Sk axud^oaq d^eop xaooQylC^BL
16. Const VIII, 3. p. 236, 14.
ilioxBq ort o f]fi(5v axovfov XQiötov dxoveif 6 öl Xqiötov
axovcop Tov d-eov xclL jtazQoq avrov äxoiei.
17. Just. ApoL I, 63. p. 95 D.
mg xäi avrog 6 xvqioq tjficov elxsv* 6 ifiov dxovoov axovet
TOV axoOTslXavToq (i€.
18. Just Apol. I, 16. p. 64 A.
og yoQ äxovsi fiov xcü jcoial a Xiyco äxovei tov axoCTÜkav-
Toq (is, ""^
19. La 10, 16.
o äxovaw v(i(DP ifiov axovei, xal 6 ad'BTÖiv vfiäg kfih
dd-STBt' 6 da ifih oB-stcov aß-STSl tov cbtoOTeUavTa fte.
,y> *-• y-V^*^ N^ Vrf ■
20. HippoL AiaTogsig c. 26. p. 85, 13. ed. Lagarde.
o dxovcov ycLQ vfifZv, g>7joip 6 xigiog, ifiov axovet, xal 6
ifiov axovipp dxovsi tov axoOTBLXapxog fie' xäi 6 vfiäg
äd^BTCÖV ifih äd-BTBl, 6 dh kfih d&SToSv dd-BTBl TOP djtOÖTBl'
XaVTCL (i€,
21. Const VIII, 46. p. 277, 18.
o v(i(DV yoQ, g>7jo}p o xvgiog, axovayp ifiov äxovBi, xcä. 6
iftov dxova)P dxovBi tov djroaTBiXavTog fiB' xal 6 vfiag
d^BT(5v ifih ad-BTBt, 6 de ifih dd^BTcöp dd^BT^ top dxoöTBl-
laPTa fis.
22. Cod. Cantabr. Lc. 10, 16.
0 dxova}p v/icip ifiov dxovei, xal 6 d&BTcip vfiäg ifie dß-B^
TBl' 6 6i ifiov dxovop dxovBi tov dxoOTBlXaPTog fiB,
23. Syr. Gar. Lc. 10, 16.
o dxovanf vfimv ifiov dxovBij xal 6 dß-BToop vfiag ifih d&B-
TBl' 6 dk ifih dd-BTWP dd^BTBl TOP djtOGTBlXaPTO flB, XOl O
ifiov dxovanf dxovBi tov dxoCTBlXaPTog fiB,
1^90 Anaaercanoiiiache Paralleltezte sa Lc
24. Pseudo-lgn. ad Eph. V. p. 276, 11.
Xiysi 6k tulL o xvQiog xpog rovg leQslg' 6 vfoSv axovow
iuov axovBu, xai 6 ifiov dxovap axavsi tov xiu^peänoq in
jiatQog' 6 vfiaq dd^srcov kfih d^etel' 6 öh ifik äO-erciv d^t-
xü TOV jte/itpavtä fu.
25. Eyangeliarium Hieros. p. 464.
Dixit Dominus discipulis suis: Qoi tos audii, me ille audit;
et qui spemit tos, me ille spemit. Et lÜe, qui spernit me,
spernit eum, qui misit me, et me qui audit me, audit illum,
qui me misit.
26. Epitome Ps.-Clem. c. 146. p. 797 ed. Gotelerius.
o Tovg avTOv Xoyovg dß-ermv Kgiorov d&svet xäi xaga-
ßdrfjg vofiov evQlaxsrai.
27. Cypr. Epist. 58. § 4. p. 671 ed. Hartel. .
qui audit vos, me audit et eum qui me misit, et qui rejicit
Y08, me rejicit et eum, qui me misit.
28. Cypr. Epist. 66. § 1. p. 729.
qui audit vos, me audit, et qui me audit, audit eum, qui me
misit, et qui rejicit vos, me rejicit et eum, qui me misit
Dieses Logion war ursprünglich viergliederig. Dafür zeugen
Justin, Hippolyt, Cyprian, der Verfasser der Constitu-
tionen und Pseudo-Ignatianen, das Evangeliarium Hier.
Dass es als viergliederiges Logion auch von dem Redaktor des
ältesten Evangeliencanons in den Archetypus des Cod. D auf-
genonmien worden ist, beweist die Übereinstimmung des Cod.
Bezae mit dem Syr. Cur. einerseits und mit sechs Itala-Codices
andererseits. Wie oft, so hat auch hier Lc. einen Satztheil
weggelassen^). Unter der Nachwirkung der vorcanonischen
Quelle ist der von Lc. weggelassene Textbestandtheil wieder in
die ältesten Codices eingedrungen. Dass das Logion zum Schluss
der Äussendungsrede gehörte, zeigt sich in dem Zusammentreifen
von Lc. 10, 16 und Mt. 10, 40. Vgl. Weiss, Matthaus S. 286.
Folglich sind axoveiv und dix^od-ai Übersetzungsvarianten, und
1) Freilich hatte er denselben nach der von Mc. und Mt. gebrauchten
Version des Urtextes mit der Variante d^x^a^ai (= dxoveiv) bereits Lc.
9, 48 aus Mc. 9,37 in anderer Gestalt gebracht "^
Texte und Untemidniiigen su Lc. 10, 16. 18. 19 1
zwar von bap. Vgl. Heft I, 104. Femer Prov. 19, 20: noitt bsip
= LXX: axovs xcuöstav. Weitere ÜbersetzungsvarUmten sind:
0 axoorsiiag = 6 xiffpag^=^ nb^H. Canoniache Parallelen finden
sich bei Paulus Qal. 4, 14: i6i^aa&^ ße dg Xqiotov ^Itjoovv^
t.Thess. 4, 8: 6 ad-stciv ovx apd'Qwxov ad-ezBl^ dXXa xov d-sop.
Ausserdem vgL man Jiö. IV, 1 : zifi^Oecg^h^ovrop [sa top Xa-
lüivxa ooi ZOP XofQV zov d-Bm] <oq xvQiQP und dazu Heft U,
127, wo zu dem ö^fOfA^oq Mi» 10, 41 die Parallele r^^i^aus
Pseodo-Ignatius notiert ist Der zweite Evangelist hat Elemente
unsers Logion in Mc. 9, 37 benutzt. VgL Weiss, Marcus S. 314.
317 f. Aus Mc. 9, 37 stanunt dann Lc. 9, 48* = Mt. 18, 5. Siehe
oben Anm. 1.
Lc. 10, 18.
a. Apoc. 12, 9.
xal ißXrid^fi 6 öqoxcdp 6 iii^ag^ 6 og)ig 6 ciQxalogf o xaXov-
fiBPog öiaßoXog xcu 6 oarapäg^ 6 xXapcop ttJv olxovfiiptjp
oXfjP, ißX^d-f] alg r^p Yfjv.
b. Const. VUI, 7. p. 241, 28.
o QiJ^ag ctvrop oig aOTQOxrip lg pygapov dg yfjp.
c Hom. XI, 35. p. 120, 8.
fij xaxla] vozegop dg dozQajti] ig aigapov kxl y^g yte^
oovoa,
i Hom XVII, 14. p. 165, 23.
ocal ovztog cog jtoPTjQog dozoa^ag . . . djcooßipptnai.
e. Pseudo-Ign. ad Philipp. X. p. 224, 11.
cv oi)P, 6 ixxBodv ix z^g vxprjXozazfjg dogrjg dg dozQajtij.
f. Iren. lU, 17. 3.
ubi et diabolum tanquam fulgur projectum ait Dominus.
g. Tert. adv. Marc. H, 10.
unde etiam quasi fulgur dejectus est satanas.
h. Hom Clem. XIX, 2, p. 178, 7.
xal ozi idgutxBv zop xoptiqop dg dozQoxriv xsoopza ix
zov avQ4tpav iOfXwcev.
L Lc. 10, 18.
k&sdgovp ZOP oazavttp dg dozQaxr^p ix zov ovQavov jib-
copza.
192 Aussercaaonische Paralleltexte zu Lc
k. Tert. de anima c. 17.
satanam prospectayit de caelo praecipitatum.
1. Ephraem Syr. £y. conc. expos. ed. Mosinger p. 116.
subjungitur, Satanam a principata suo subito cecidisse at
fulmen de nube.
Auf Schritt und Tritt kann aus den Übersetzungsrarianten:
caxaväq = öiaßoXog = 6 xovfTQOg == Ytstofli femer &bwqbZv ^
BWQcocivai (Hom.) = IöbIv = »1»'J, ebenso xsobZv = &cx€0€lv =
dejici «= praecipitari = projici = ßXtjd'fjvai ^^'S^wh oä^^D^n —
der hebräische Urtext reconstruiert werden. Die kürzende Hand
des Lc. verräth sich in der Weglassung von elq [nyr] yiyr =
mn^, welcher Textbestandttheil durch die Übereinstimmung
des Apokalyptikers mit dem Texte der Homilien und Con-
stitutionen verificiert werden kann.
Le. 10, 19*
a. Just Dial c. Tryph. c. 76. p. 301 D.
xäl naXiv kv erigoig Xoyoiq ig>Ti' ölöcofii tfilp k§,ovalap
xaroütaxBlv inavoo og>ea)V Tcäl 0xoQJtla)v xäl cxoXojjevdgcov
xäl LjtavG} jraöfjg ovpafismg rov iy^QOV.
b Macar. de patientia et discr. c. 15.
kfj'^srai dvvafiiv . . . ijtavo) cxoQxlmv tuA wpsmv ixt-
ßfjvai, "
c. Macar. Epist. II. Migne col. 420 A.
ömgovfiipov vfilv övvafnv rot CcoTfjQOg xQog ro xarelp
tjfiäg ijtavco otpB(DV xal oxoQJtlcov xal ixl näoav xrjv ov-
vafiiv rov avrixBLfiivov,
d. Clem. AL Strom. IV, 6, 26. p. 575.
BlXriq)6xag i§ovolav xixpa ß-BOv yBriad-cu xal kxapoD o^bcsp
xal cxoQxlop XBQUtaxBlP , xvQJBVBiP Tg xttl Öaifiopoip xci
xTjg xov dpxixBifitvov oxgaxiag.
e. Vita Gregorii Armeni. Onomastica sacra ed. Lagarde p. 19.
et sub vestris pedibus humani generis adversarium oonteretis.
f. Test. XII. patr. Levi c. 18.
xal ömoBL i^ovölap xolg xixpoig avxov xaxBlP ixl xa jro-
PTlQa xPBVfiara.
I
Texte und Untersachungen zu Lc. 10, 19. ^^93
g. Exc. Theod. § 76. ap. Clem. AL p. 987.
o yoQ slg d'eov ßaxTiod-alg Big d-eov ixciQt)0€V xci sIXtj^bv
l^ovölcof Ijtavm cxoqxIcop xät oq>Bcov jiBQixaxBlVy rcov 6v-
vaftBov räv ^^J^g^^
b. EpipL Haer. XLII, 14. p. 378 A.
öia xov a^>Bv6ovg Xoyov rov ocorrJQog rov Blxoirtog' öböco-
xa vfilp jiarBlv ixl og>Big xal oxoQxlox)g xäl ixl xäoaiTTrjv
övpaftiv rov ixvQov,
l Lc. 10, 19.
löov öiöanut vfilv rrjv i^ovölav rov jtarBlv kcftavco o^scop
Ttoü oxoQxltDV xäl Ijti jtaoav rijv övvafiiv rovlxd-Qov, xcü
ovÖBP vfiag ov fitj ddixi^CBi.
L Aphraates Hom. VI, 1. p. 91. ed. Bert.
Lasset uns von unserm Herrn die Gewalt annehmen, Schlangen
und Scorpionen niederzutreten.
1. Aphraates Uom. VI, 14. p. 111.
und unser Herr wiederum sagt zu seinen Jüngern: Siehe,
ich habe euch die Herrschaft gegeben, dass ihr das Heer
des Feindes niedertretet.
m. Diatessaron Arab. p. 27^ ed. Ciasca.
Ecce, ego dedi vobis potestatem calcandi serpentes et scor-
piones et omne genus inimicorum, et nihil vobis nocebit.
Als sichere Bestandtheile des Urtextes sind zu erkennen:
6i6<oxa = ölömfii = öcioo} = '»Firia (vgl. das öcioo^ daturus,
dedi zu Mt. 16, 19 in Heft if, 197 f.), ferner i§ovola = övpafiig =
Hobt, fübt? (vgl. die Paralleltexte und Erläuterungen"zirEcr4, 32;
Lc20,2), sodann 3iarBlp=j(BQiJtarslP=xarajtarBZp=ij€ißi}pai=
conterere = calcare = ülQ^, desgleichen övpofiig «= ar^foriä =
K3^, endlich jx^voc = dprixal/iBPog = i")"!« (vgE Üidasc. lH, 6
p. 288: ixo rov Uarapä rov dprixBi/iipov — , CyrilL Hieros.
(XXIU, 331) nach Tischendorf p. 26: o dprixslfiBPog öai/jcop,
IThess. 2, 4: o aprixBlfiBPog, auch Apoc. Esdr. p. 364 sq. ed.
Tischendorf). Unter dem dprixBifiBPog ist der Antichrist zu ver-
stehen, die övpaftig =^ Organa = 1^:12 bildet sein Heer. Vgl.
Apoc. 9, 3 — 11 die oxogjiioc rf/g yrjg mit den oxoqjiIwp
misres Textes, auch köod^rj avrotg i^ovala mit unsrem öiäcoxa
Texte tt. Dnteniiolituigeii X, S. 13
j^94 AuBsercanonifiche Parall eltexte zu Lc.
Tfjv i§ovölat\ i'ernerfiij aöixifomoiv mitunsrem ot'^iy adixi]-
oet. Zu den Varianten dvva/iig = otgatia == K3S vgl. Ex. 6, 26:
DntoS"^? = LXX: ovp övvafiBi avrojv — , Ps. 33, 6: DfiCarbS =
LXX: jtäoa t dvrafug nvrojp — , Ps. 103, 21: l'^sn^-bS = LXX:
jtäoat al övvaiibK; avxov, namentlich auch den Plural n*^Kns als
Attribut Jehovas als riiK32 TTTC^ in den Übersetzungen o O-^bc,
TCüP dvpdfitcop, 6 xvQiog tqjv dvvafzecop vgl Ps. 24, 10; 46, 8;
48, 9; 59, 6; 69, 7; 80, 5. 8. 15; 84, 2. 4. 9. 13; 89, 9; 2. Sana. 6, 2;
ferner Herrn. Vis.!, 3,4 p. 14, 6; Mart. Polyc.XlV, 1. p. 154, 8; Just
Dial. c. Tr. c. 29. p. 246 C; c 36. p. 254 D; c. 72 p. 298 A; c 85
p. 311B; Clem. AI. Fragoi. ex Macario p. 1020; Epiph. Haer.
LXXIV, 7 p. 895 C. — Von den aussercanonischen Mebrbestand-
theilen in den Paralleltexten sind hervorzuheben die oxoXoxep-
ÖQoc bei Justin, Tausendiüsse, lovXoi, (ivQiojtodeg genannt, femer
das xvQiBvscp r(DP öaiftopmr bei Clemens AI. und namentlich
das rtxpg ^eov ysy^od-ai bei demselben, weil es sich nnit den
xixpotc der Test. XU patr. berührt, als ob der Urtext gelautet
hätte: öidoofii tfilp rolq rtxpoig d^eov i^ovöiap xzX,
Lv. 10, 20».
a. Hom. Clem. IX, 22. p. 99, 34.
d/iX^ oftcog xap jtdpxtg daifioptq fiträ jtapxcop xdip jtad-cip
tfiäg (psvywöiPf ovx löxiv tp xoixm fiopm ;^m'()£ii^.
b. Cod. Cautabr. Lc. 10, 20*.
jtXrjp tP xovxm ftf ;fo:t()£T€, oxi xd öaifioPia vfilp vjto-
xdoöexai.
c. Euseb. in Psalm. 71, 12.
fifj xaiQBXB^ oxi xd öaifiOPia viiti> vjtoxdooexai.
d. [Lc. 10, 17.
xvQie, xal xd daifiopia vjtoxdoösxat 7)fUp ip tot opofiaxi
oov,] •
e. Just, Dial. c. Tryph. c. 85. p. 311 B.
jtäp öaifiOPiop is<>QxiC6fi6POP Pixäxai xal vjtoxdooexat,
f. Just. Dial. c. Tryph c. 121. p. 350 ß. ^
doxa xal xd öaifiopin ijtoxdootöd-ai avxov xqi opo/ictri.
g. Just Dial. c. Tryph. c. 30. p. 247 C D.
OJ0X6 xal xd öaLfiopia tjcordöotöO-ai xoj opofuxTi avzov.
-^ »^ , -N-^-fc-^X,'
Texte und üntersnchungen zu Lc. 10, 20. 195
h. Jusfc. Dial. c. Tryph. c. 76. p. 302 A.
rä öaifiopia novra xal Jtvavfiaza jtovrjQa i^oQxl^ovreg
vjiOTaöOOfispa ffpav ex^f^^-
L Lc. 10, 20».
xkrjv kv Tovxcp iiri ^algerB^ ort rä xvBVfiara vfitv vjto-
TaooBxac
k. Const Vm, 1. p. 231, 13.
xad^dq avxoq xov jtaiöevcov ijfiäq 6 xvQiog öslxpvoi ktycov
fifj ;fm()£T€, OT4 xä jtpsvfiaxa vfilv vjtaxovovciv.
Die Varianten öalfioveg = öaifiovia = Jipevfiaxa = ninil,
sowie vjtoxaooeoO^ai = vjtaxoveip (Const) =audire (Cod. Veron.,
Monac.) = ^PTOtÖ (vgl. Jes. 65, 12 LXX, auch die Erläuterungen zu
Lc. S, 25), geben zu diesem Satztheile Zeugniss von dem
hebräischen Charakter des Urtextes. Bezüglich der np&opiaxa
jtoPT^ bei Justin Dial. c. 76 vgl. die jtopt]Qä jcpsvfiaxa in
dem Citat zu Lc. 10, 19 aus den Test. XII patr. Levi c. 18.
Lc. 10, 20«».
a. Clem. Rom. I, 45. 8. p. 74, 22.
xai j£YYQag>oi iyipopxo djtb xov ß-sov.
b. Herm. Sim. IX, 24, 4. p. 246, 10.
idoxlfiaae yaQ ifiäq 6 xvQioq xal ipiyQatpep vfiäg elg xop
agt^fiov fjfiixBQOP,
c. Herm. Sim. II, 9. p. 138, 7.
loxcu ijtiYBYQaftfjiipog elg xdg ßlßXovg xcop C,(6pxcop.
d. Herm. Vis. I, 3, 2 p. 12, 8.
iy/QaiprjOOPxai elg xäg ßißkovg xijg ^ofjg fisxä xqjp äyla)P,
e. Apoc. 13, 8.
ot; ot yiyQOJ€xai x6 opofia avxov ep xro ßißXlco xfjg C^corjg,
f. Philastr.' c. 149. p. 169.
quod ait et dominus: Gaudete, quia nomina vestra scripta
sunt in übro caelorum.
g. Hom. Clem. IX, 22. p. 99, 35.
dXX^ ip x(p 6l* BvaQtOxlaP xd opofiaxa vficop bp ovgapfij
(og del Cfiivxonv dpayQag>7]pai.
13*
^gg AussercanoDische Panlleltexte su Lc
h. Consi VIII, 1. p. 231, 15.
dXXä xoIqbxb, ort xa ovofmra vficiv X^?5?5?!L ^^ XS ^'
Qavm.
i. Acta et Martyrium Matthaei. § 27. p. 187. ed. Tischendorf.
xal töovrai avra ra ovofiaxa Vfic5p yt/gafifidra iv xolq
ovQavolg.
k. Clem. AI. Quis div. salv. § 21. p. 947.
ijtovxai xax tx^og xm öidaoxaXm, xovx" avaxxoixo ijiri
xolq iv ovQavolq iYYQaq>f]aofiivoig.
L Lc. 10, 20»>.
Xcdgsxe de oxi xa ovofiaxa vficov t/Qa^ij iv xolg avga'
polg.
m. Hilar. in Psalm. 6S. p. 840 E.
Dominus ita loquitur dicens: Gaudete et exultate, quia no-
mina vestra scripta sunt in coelo.
n. Euseb. in Psalm. 71, 12. Migne VI, 812 B.
XalQSxe öl xai dyaXXiaod^e, oxi xä opofiaxa Vficip kyjiyQOr
xxai hv xotg ovQavolg.
0. Eus. in Js. 4. Migne VI, 113 D.
slQTjxai, 6x1 xa ovofiaxa viimv k/Qaipri Iv xolg ovQavolg,
Bezüglich des Zusatzes dyakkiäo^e (Eus.) = exultate (Hilar.)
vgl. man Mt. 5, 17: ;(a/()£Te xal ajakXiäod^ey sowie namentlich
auch das riyaXXiaoaxo in Lc. 10, 21. Die Varianten fy/gatpoi
kyivovxo = kyyQaipr)oovxai = ioovxai ysyQafiuivoi = yiyoaxxai
= kfQafpri = kyyifQOjtxai gehen auf '^arp? zurück. Das ava-
yQaq)rjvai der Homilien berührt sich mit ajtoyeyQafifiipmv iv
ovgavolg Ebr. 12, 23. Für ovQav6g = ot;(>ai5orTiabenrwiFlioch
die Varianten liber caelorum (Philastr.) = ßlßXot xc5v gcorrcor,
ßißXoi T^^Jco^i^ (Herrn.) = ßlßXog^(D^g (PhiL 4,^3. 4) =^TßÜov
xfjg Cco^^ (Apoc. 13, 8). — Ausserdem vgl. man Lucian, Philopon.
Tom. IL p. 773 : cog xal oh iv xaTg ijtovQavloig ßlßXoig xaiv
a/a^cov dxoYQaipcovxai.
Lc 10, 21» = Mt. 11, 25.
a. Marcion ap. Epiph. Haer. XLII. p. 313 B. p. 329 B.
svxaQioxcö ooif xvQU xov ovQavov. ovx elxB 61 „xal xrjg T^g".
Texte und Untersucbangen zu Lc 10, 21. 197
b. Marcion ap. Teri adv. Marc. lY, 25.
Gratias enim, inqaii, ago et confiteor, domine caeli, quod ea
quae erant abscondita sapientibus et prudentibus, reyelavens
c Ephraem Syr. Et. concord. expos. ed. Mosinger p. 116.
Gratias ago tibi, Pater coelestis (in Oraeco dicit: öratias
ago tibi, Dens pater, domine coeli et terrae), quia abscon-
äuiti haec a sapientibus et prudentibus et revelasti parvulis.
d Epiph. Haer. XL, 7. p. 298 B.
dg ccvrbg öag>Sg i^fiäg diöaöxsi 6 xvgiog iv BvayyBXla) 2^-
ya>p' evxdQi'OTA cot, xarsQy xvqis ovgavwv xal yfjg,
e. Clem. AI. Paed. I, 6, 32. p. 117.
ajaXliaCafisvog yovv iv rä jtvsvfiari 6 ^Ir^aovg' i^ofioXo-
t^^üSL ^^* xaxBQf g>fi6lvj o d-sog rov ovqüvov xal Ttjg yijg,
oxi cbtixQv^ag ravra äjto oogxov xal ower^v xal djts-
xaXvfag ccvra vi]xloig,
f. Lc. 10, 21»
ip auT^ ry cSofl ijyaXliacaro [iv] rm jtpevfiazi [rm aylco]
xai abtev i^ofioXoyovfial aoi, jtarsQ, xvqis rov ovQavov
xdi Ttjg 7^5, ort dxixQWpag ravra ajto öoqxSv xal owBrciv
xal ax&caXv^ag avra vf/xloig.
g. Mt 1 1, 25.
iv ixdrq} rtp xaioA djtoxQid-slg 6 ^Ir/Oovg eixev' i^ouo-
Xoywfial coi, Jtareg, xvqis rov ovQapov xal rffg yfjg, ort
^Qfkytpaq ravra axo coq>wv Tcal ovvsrAv Tcäl axsxaZvtpag
avra vt/xloig.
L Iren. I, 20, 3.
fpiQOvOt (sc. OvaXsvriviavol) ravra' k^ofioXoyrjöOfial ooi,
xarsQy XVQIS rSv ovQavwi^ xcu rrjg yrjg, ort djtixQVJpag
axo aoq>wv tccX övvsröiv xal dxsxdXvtpag avra vT/xloig.
l Hom. Clem. VIII, 6. p. 87, 18.
avrog o xvQiog ^fiäv Xiysr i^ofioXoyovfial coi, xarsQ rov
ovQavov xal rfjg yfjgy ort iBTc^vipag ravra axo cogxDV [xcu]
xQsoßvrsQOiv xal dxsxdXv^ag avra vqxloig d-TjXd^ovöiv.
t Hom? ä«m. XVIII, 15. p. 174, 9.
rov obv JiöaoxaXop alriä slxovra' i^ofioXoyovfial öoi,
198 Aassercanonische Paralleltezte zu Lc.
xvQU Tov ovgavov xal rijg yijg, oti clxbq tjp xqvxxcl öo-
g>otg, djtexäXv^ag avra vrjjcloiq d-TiZa^ovöiv, p. 174, 13:
o xvQiog riiKDV . . dQTjxsr axitm i]V xQVJtra ooq>oTg, rctvra
vi]xloig dytexdXvtptv 6 xazi^Q,
Was die historische Einleitung zu dem folgenden wichtigen
Logion anlangt, so ist kxBlvog == avrog = \X^iVr\ (vgl. dieselben
Varianten Mt. 10, 19 = La 12, 12), ferner cdqq = xaiQog^) = fS
(denn n^ wird nicht nur mit XQ^^^^ "^^ xaiQog, sondern auch
mit wQa wiedergegeben; vgL z. ß. Sach. 10, 1: W?2l = LXX:
xad-^ coQav = Gloss. MS. in Proph.: xad^ mgav^ ocarä xaigov.
Lex. Cyrilli MS. Brem.: xa&^ ägav, iv wga, kv xaiQm, dazu
oben S. 130: xaigog jtuQaOfiov Lc. 8, 13 ■= wQa xov jieiQaCfiov
Apoc. 3, 10). Wir haben also hier dieselbe Phrase Ä'^Sin ri^3»
welche auch sonst in den Evangelientexten häufig wiederkehrt
VgL iv ixslvo) T<p xaiQtp Mt. 12, 1; 14, 1; iv avrm rrp xaigm
Lc. 13, 1; iv rf] mga ixdvi] Mi 8, 13; 10, 19; Lc. 7, 21; iv ccvrQ
T^ ä()a 12, 12; 20, 19. Wenn nun aber im Weiteren Marshall
(Expositor 1891. IV, 288 f.) das f^aXXiaoaro des Lc. mit dem
djioxQid^dg des Mt zu identificieren und beides auf eine gemeinsame
aramäische Quelle zurückzuführen sucht, indem er das aramäische
n^n (= to honour, to glorify, auch djtoxglvsod^ai) herbeizieht,
so ist öo^dCecv = to glorify = T^n doch immer noch lange nicht
dyakjLcäöd-aijXxnd dabei bleibt immer noch das zum echten lucanischen
Texte gehörige iv rw jtvsvfiari unberücksichtigt und unerklärt
Kein, mit dnoxQi^slg kann TqyaXXtdGato iv r<p jtvsvfiari nicht
identificiert werden. Entweder sind diese Worte ein Zusatz des
dritten Evangelisten (so Weiss, Matthäus S. 306, indem er das
lucanische TJyaXXidoaro Act 16, 34 herbeizieht), oder der erste
Evangelist hat in diesem Falle einen echten Bestandtheil des
Quellentextes weggelassen. — Was nun weiter die Herrenworte
selbst betrifft, so ist i^ofioXoyovuai ungriechische, hebraisierende
Version von miK — vgl. z. B.^Gen. 29, 35: n^^rT^-nÄ mi« — LXX:
{$^ofioXoy?]Gofiac xvgicp, wie auch Irenaeus i§,ofioXoyr/OOfiai ge-
lesen hat Besser griechisch ist die Übersetzungs Variante «5;^«-
Qioro), welche Epiphanius, Ephraem, Tertullian (neben
1) Ephraem (Mösinger p. 216) liest: in illo tempore et in illo mo-
mento ezultavit Jesus in spiritn suo.
Texte und Untersuchungen zu Lc. 10, 21. 199
i^ofioXoyovfiai = conßieoT) und Marcion vertreten, welche
aber auch schon Paulus (25 mal £ixaQiOT<5 m seinen Briefen)
angewendet hat und welche aucn dem johanneischen Sprach-
gebrauche (Joh. 11, 41: jidreQ, svxaQiörco ooi) entspricht^).
Femer zu cbtoxQVJtreiv (Lc.) = xqvjitsip (Mt.) zeigt sich in dem
ffjTo der £influs8 des hebräischen Urtextes nach der Construktion
]t3 T^rpST, während im Griechischen xqvjixblv riva xl oder äjto-
TtQvxruv nvl xi construiert wird. — Der aussercanonische Text
der Uomilien hat anstatt ovvbxcov die Variante jtoeoßvx^QCDV
und zu vTixloiq zweimal den Zusatz d-rjXa^ovaiv. Es ist wahrschein-
lich, dass, wie die Worte ajtb oo^pdov xal ovvexSv (= xgeößvxiQOov)
zweigliedrig sind, so auch die Worte: vfjJtloK; {xal) d^fjXd^oxxjiv
im Urtexte zweigliedrig waren, im Homilientexte also ein xal
ausgefallen ist. Man vgl. nur Mt. 21, 16 = Ps. 8, 3: ix oxofiaxog
VTjmcop xal ß-rjXa^cvxtDV = D'^pD'^'5 D'^bb'^^ "^B^- •
Lc. 10, 2P = Mt. 11, 26.
a. Iren. I, 20, 3 = Epiph. Haer. XXXIV, 18. p. 254 C. (Marcosii).
ota, 6 jtaxrjQ (iov^ oxi %(i3tQood^iv oov evöoxla [f/oi] iyi"
vexo.
b. Epiph. Haer. LXV, 6. p. 613 C
val 6 JtaxfjQ^ 6x1 ovxa)g yeyopsv svöoxia efjjtQoöd^tp oov.
c. Lc. 10, 21^
val 6 jtaxrJQ, oxi oixayq iyivaxo svöoxia efjjtQood^ev oov.
d. Mt.11,26.
val 6 jtaxy'iQy 0X1 ovxa)g svöoxia iyivsxo SfijcQOöd^ev oov.
Der von Irenaeus überlieferte Text der Marcosier hat
mehrere Abweichungen. Dem ova, welches im N. T. nur Mc.
15,29: ova, 6 xaxaZvwv xxX, — sich findet, entspricht vah! im
Lateinischen. Urtextlich ist aber jedenfalls val {= afir/v = IpiC
vgl. Heft U, 97). Canonische Parallelen sind Eph. 1, 9: xaxa xtjv
svdoxlav ctvxov, tjv JiQoid-sxo hv avxm — Eph. 1, 6: sv y ixa-
qIxüüqsv riiiäg kv xS 7Jyaji7]fiiv(p — vgl. Herm. Sim. IX, 24, 3
p. 246: 6 ovv xvQiog lömv xtJp djtZox/jxa xal jiaoav vijjtioxrjxa
. . . ixaQlxG>osv avxovg.
1) Man vgl. die Erklärnng zu iSofioXoyovfxai ^*=' svyapLaxts} bei Eu-
»ebius, de ecciesiast. theol. III, 2. Migne Vi, 97tiß.
300 Aussercanonische Paralleltezte zn Lc.
Lc. 10, 22» = Mt 11, 27\
a. Just. DiaL c. Tryph. c. 100. p. 326 D.
xal iv z(5 BvayyeXlcp öh yiyQOjixai eljtciv jtdvra (lOi jca-
QoSidoxaL vjto rot jtatQog.
b. Mt 11,27a.
jtavra fioi jtaQBÖod^rj vjcb rov jtOTQog fiov,
c Lc. 10, 22*
xal CTQag)e\g XQoq xovq fiad-ritäc bIxbv navta (loi xage^
öoB^ vjio rov xazQog (lov.
Die aussercanonische Lesart Justins: xagaö^öorai, die in
den Handschriften fehlt, stand doch nicht VöÜig^isoBert. Vgl
Hippol. Mg xfiv oiQBöiv Norjxov c. 6: fiaQxvgwv yag XQiOxog
6g)rj' jf&vxa (loi otagadidoxat jtagä xov xaxgog.
Lc. 10, 22* = Mt. 11, 27\
1. Eus. de eccl. theol. I, 15 = I, 16.
ovöelg ycLQ olöe, tpriol^ xov Jtaxiga sl fit) 6 vlog.
2. Epiph. Haer. LXIX, 43. p. 766 D = Ancor. c. 11. p. 16 B.
g)aoxei 6 vlog Xiyoov ovdeXg olös xov jtaxiga sl (i^ 6
vlog.
3. Epiph. Haer. LXXIV, 4. p. 891 C = Haer. LXXVI, Zß p. 981 B.
x^' p. 977 A.
ovöelg olöe xov jtaxiga sl fir 6 viog.
4. Just. Apol. I, 63. p. 95 D.
xal avxog elnev ovöelg iyvo) xov jtaxiga el fi^ 6 vlog,
5. Just. Apol. I, 63. p. 96 B.
xal jtaXiv 6 ^Ljöovg, eö§ k67jXaiaa(iev, nag* avxotg civ ebceV
ovöelg lyva> xov naxiga el fi?] o vlog.
6. Eus. Dem. ev. V, 1 = IV, 3, 13.
ovöe)g eyvoo, (prjol^ xov jtaxiga el fit] o vlog.
7. Eus. Eclog. proph. I, 12. Migne IV, 1065 A.
ijtel fiTjÖ" elg lyvco xov jtaxega el firi o tAog,
8. Dial. de recta fide Sectio L p. 817 D.
ovöelg eyva> xov jtaxiga el firj o vlog.
Texte tind Untersuchungen zu Lc. 10, 22. 201
9. Iren. I, 20, 3. (Marcosii).
xci ovöslg syrrn top xariga sl fi?} 6 vlog.
10. Hom. Clem. XVlI, 4. p. 160, 13.
o öiddcxcuiog avroi Uirgov ^Irfiovq iXd-dv IXeyBv* ovöslg
lyviD TOP xariga sl fiij 6 vlog^
11. Hom. Clem. XVIII, 4. p. 169, 34.
0 öiöaöxcdog oov ftezä jtävzag kxslvovg iZfjXvd-iog Xiyer
ovöelg iypo) top xaxiga el (ifj 6 vlog.
12. Hom. Clem. XVIU, 11. p. 172, 30.
Xijo} ÖB xdL xsqI rovxov ov elQtjxep' ovöslg lypon top
xaTiga.
13. Hom. Clem. XVIU, 20. p. 175, 30.
slgjjcd'ai' ovöslg sypa> top JcaTsga sl (if} 6 vlog.
14. Hom. Clem. XVIII, 13. p. 173, 18.
xsqI tov' ovöslg lypcD top jtaTiga sl fi?) 6 vlog.
15. Eos. H. E. I, 2, 2. p. 5, 21.
ovTS TOP xaTSQa Tig typcD sl (irj 6 vlog,
16. TertulL adv. Marc. II, 27.
testabitar evangelium dicente Christo: Nemo cognovit patrem
nisi filius.
17. Eos. de ecdes. theoL 1, 12. p. S48.
TotT diffjTai OTi [i'^lösig lypm top xuTSQa sl (li] 6 viog,
18. Jnst. Dial. c. Trjph. c. 100. p. 326 D.
xcü ovöslg yipdoxsi top xaTSQa sl fi^ 6 vlog,
19. Iren. I, 15, 1. (Valentiniani).
ytpcocxsod-ai xjtb (iovov tov vlov, a 6 naxfjQ olös, tIpo
IotL
20. Iren. H 6, 1 = IV, 6, 3.
Nemo cognoscit patrem nisi filius.
21. Tert adr. Marc. IV, 25.
Nemo seit, qui sit^pater, nisi filius.
22. Mi 11, 27^.
xal ovöslg ixiyiPciaxsi top viop sl fitj 6 xaTtjg.
202 Aussercanoniflche Paralleliexte zu Lc
23. Lc. 10, 22b.
xal ovöeig yivcioxsi, rig ioxiv 6 vlog^ el (i?) o jtat/^Q,
24. Iren. IV, 6, 1 = IV, 6, 7.
dicebat: Nemo cognoscit filiuxn nisi pater.
25. Clem. AI. Paed. 1, 9, 88. p. 150 = Strom. I, 28, 178. p. 425.
ovöelg lyvcD rov vlbv el /ifj 6 jtaxiiQ,
26. Epiph. Haer. LIV, 4. p. 466 B = Haer. LXIV, 9. p. 532 C.
ovddg olde rov vlov el fifj 6 JtatfJQ.
27. Epiph. Haer. LXV, 6. p. 613 D = Haer. LXXVI, f. p. 943 ß.
xal ovötlg olde rov vlbv el fit] 6 xariJQ,
In den patristischen Citafcen hat vielfach eine Inversion der
beiden Hälften unsres Logion Platz gegriflFen. Im Vorhergehenden
sind zuerst diejenigen Texte gegeben, in denen die Worte: rov
jiartQa el fiij 6 vlog zum ersten Qliede gehören; dann erst
folgen diejenigen Gitate, in welchen übereinstimmend mit den
beiden canonischen Parallelen die Worte: rov vlbv el /it^ 6 xa-
rrJQ im ersten Gliede stehen. l)ie Abstammung des Logion
aus der vorcanonischen Quellenschrift, die auch nicht zweifelhaft
sein könnte, selbst wenn Marcus, wie Irenaeus irrthümlicher
Weise angibt (vgl. Iren. IV, 6, 1: sie et Matthaeus posuit et
Lucas similiter et Marcus idem ipsum: Joannes enim prae-
teriit locum hunc), als der dritte diesen Herrenspruch überliefert
hätte, zeigt sich an den Übersetzungs Varianten: olde = cyvco =
cognovit = novit = cognoscit = ytvcoöxet = ijtiyivwoxei = Tj'l
(vgl. einen ähnlichen Wechsel der Tempora in den Übersetzungen
zu Lc. 10, 18; Mt. 16, 19 in Heft II, 197), ferner ovöelQ=jirideig
= ovre rig = 'J'^yj. Die Variante olöe findet siclf nur bei Epi-
phanius und Eusebius; aber die Lesart lyvo war nicht nur
bei den Haeretikem der alten Kirche, sondern auch bei den
kirchlichen Schriftstellern weit verbreitet und neben den cano-
nischen Fassungen in harmlosem Gebrauch.
Lc. 10, 22« = Mt 11, 27^
1. Hom. Clem. XVII, 4. p. 160, 14.
(og ovöh rbv vlov rig olöev el /irj 6 JtarijQ^ xai olg av ßov-
Xfjrai o vlog cbcoxaXvtpac.
Texte und ÜDtenachuDgen zu Lc. 10, 22. 203
2. Hom. Clem. XVIII, 4. p. 169, 35.
dg ovös TOP vlov rig oIöbv bI (ifj 6 jtarriQ, Ttdi olq ap ßov-
Xfjxai 6 viog ojtoxaXvtpai.
3. Hom. Clem. XVIII, 13. p. 173, 18.
ovöe Tov vlov rig olösv el fi?) 6 xatrjQ^ xal olc av ßov'
Xfjrai o vlbg a:jtoxaXvipai.
4. Hom. Clem. XVIII, 13. p. 173, 27.
ov6i TOV tiov rig olöev,
5. Hom. Clem. XVIII, 20. p. 175, 30.
€og ovöh TOV vlov rig olöev el fifj 6 jtarrJQ.
6. Epiph. Haer. LXiX, 43. p. 766 D = Ancor. c. 11. p. 16 B.
xcu ovdelg olös rbv vlov ei (irf 6 narriQ,
7. Dial. de recta fide Seci I. p. 817D.
ovde TOV vlov rig yivcoaxei el fitj 6 jtarriQ,
8. Nicet Byzant. adv. Moham. XXIX, 102. (Mai IV, 405.)
tprioX yaQ 6 xvQiog' ov6E)g yivcicxei rbv vlov el iifj 6 na-
rffQ, xal CO av avrbg djtoxakvtpij.
9. Eas. U. £. I, 2, 2. p. 5, 21.
o5t* av rov vlov rig yvci^ Jtore xar d^iav el fitj fiovog
0 yevvrioag avrov xariJQ.
10. Eos. Dem. ev. IV, 3, 13.
avTco xal rov vlov ovöelg iyvo} el (iff fiovog o yevv/^oag
avrov xarrjQ.
11. Eu8. de eccl. theol. I, 12.
fii]6h rov vlov rig %yvm el iifj fiovog o yevvrjcag avrov
xart^Q.
12. Ena. Dem. ev. V, 1. Migne IV, 356 D.
(D xal kxiXiyer xal ovöelg lyvm rov vlbv el firi 6 xar7JQ.
13. Epiph. Haer. LXXIV, 4. p. 891 C.
ovSk rbv vlbv el ftri 6 xarrjQy xal nj kdv 6 vlog cbioxa-
Xixrei,
14. Iren. IV, 6, 3.
ueque filium nisi pater et quibuscunque fiUus reyelaverit.
204 AnaaeroanoniBche Paralleltezte la Lc.
15. Iren. II, 6, 1.
neque filium nisi pater et quibus filius reYelaverit
16. Jusi ApoL I, 63. p. 95 D.
ovöh Tov tiov el (i^ 6 xarijQ, ocdi olg av dxoxaXvipy o
vlog.
17. Just Apol I, 63. p. 96 B.
ovöe TOV tiop sl /if} 6 xartjQy xäi olg av 6 viog äxoxa-
Xv^pfj.
18. Juflt. DiaL c. Trypk c. 100. p. 326 D.
ovöh TOV tiov el fi^ 6 Jtat^Q^ xäi olg av 6 riog axota-
Xvtp^,
19. Iren. I, 20, 3. (Marcosii).
xai TOV vlov el fitj 6 xaTfjQ^ xäi cp av 6 vlbg dxoxa-
ivtpxj.
-■■\.'
20. Tert adv. Marc. IV, 25.
et qui Sit filius nisi pater, et cuicunque filius reTelaverit.
21. Epiph. Haer. LXXVI, x»\ p. 977 A.
xäi TOV vlov el un 6 xaTVo^ xa\ w kav ojtoxaXvfpn,
22. Hom. Clem. XVIII, 7. p. 171, 29.
xal olg av ßovZijTai, 6 vlog djtoxaXvxTei.
23. Clem. AI. Strom. VII, 18, 109. p. 901.
ovöelg y&Qj q>rjol, yivcioxec tov xaTSQa el fi^ 6 vlog, xäi
CO av o vlog ajtoxaXvy)^].
24. Lc. 10, 22c.
xal Tlg iOTiv 6 xaTfjQ^ el fif] 6 vlog, Tcäi tp iav ßovXnjTai
6 vlog djcoxaXvtpai.
25. Mt 11, 27«.
otJrfe TOV jtaTEQa Ttg kjtiyivcioxei, el fi^ 6 vlog, xcti tp iäv
ßovXTjTat 6 vlog dxoxaXvtpai,
26. Clem. AI. Quis div. salv. c. 8. p. 939.
ov ovöelg ixiyivoioxei el firj 6 vlog, xäi o) av 6 vlog axo-
TcaXvtpxi.
Texte and Untenachnngen za Lc. 10, 22. 205
27. dem. AL Strom. V, 13, 85. p. 697.
fifiÖBlgj g>fjolv 6 xvQiog, top statiQa fyro> bI (lij 6 xioq, xoü
(p ap 6 vlbg axaxaXvy)ij,
28. Epiph. Haer. LXV, 6. p. 613D.
xal TOP xaxBQa ovöeiq lyvco d fitj 6 vlog, xäl qj iäv 6
vlog cutoxaXvtpy^
29. Clem. AI. Strom. VII, 10, 58. p. 866.
op ovöüg lypco el (ifj 6 vlog^ xal «o^J«*^ o vlbg obtoxa-
Xv^.
30. Clem. AI. Protrept I, 10. p. 9 = Paed. I, 5, 20. p. 109.
d^BOP ovdelg lyv(o el fitj 6 vlog, xal o) av 6 vlbg äjtoxa^
31. Eus. Eclog. proph. I, 12. Migne IV, 1065 A.
kxBl fii]^ slg iypo} top jcaxiQa el firj 6 vlbg xal cp ap 6
vlog ojtoxaZvWfj.
32. TertulL de praescr. haer. c. 21.
nee alius patrem novit nisi filins et cui filius reyelavit.
33. Concilium Antiochenum in canssa Pauli Samosateni a. Christi
269 coactum (Routh III, 290).
xad-a q>i]CiP' ovöelg eypoi top staxiga el (i^ o vlog, xal cJ
ap 6 vlog djtoxaXvtpij.
34. Epiph. Haer. LIV, 4. p. 466 B.
xal TOP xaxiga ovöelg oliep el fifj 6 vlog, xal cp häp axo-
xaXv^^
35. Ena. de eccles. theol. I, 16. Migne VI, 857.
wÖB XiytDV' ovöelg yag olöe, g>tjOl, top jcariga el [irj 6
vlog.
36. Iren. IV, 6, 7.
neqne patrem nisi filius, et quibuscunque filius revelaverit.
37. .Clem. AL Strom. I, 28, 178. p. 425.
ovöe Tbp xaTBQa el fi^ 6 vlog, xal w ap 6 vlog ajtaxa--
Xv^
38. Epiph. Haer. LXXVI, g. p. 943 B.
ovök TOP xaxiQa el fifi o vlog^ Tuä €p kap dxoxaXvrp^.
206 AuBsercanonische Paralleltoxte za Lc
In dieser zweiten Hälfte unsres Logion sind zuerst die Texte
mit ovöh TOP viop al (lij 6 jtaxriQ, sodann diejenigen mit ovSk
TOP ütaxiga el fiij 6 viog aufgeführt Auch hier begegnen uns
wieder die Varianten fiijÖB rig = ovre tig = otöi rig = xcä
ovöelg = xal firjdslg = 'j'^K'i , ebenso o/df r = typo = novit =
/rcö?/ = yivcoaxei == Ijnyipwöxsi = yi\ In dem letzten Satz-
theil, welcher mit xal qj idp (ap) = olg ap = quibuscunque =
ib . . . 'itDSI beginnt, wiegt die aussercanonische Fassung: axo-
xakvtpi] (anstatt des canonischen ßovkTrtai axoxaXvtpai) bei
Weitem vor. Selbst Marcion hat sie zu Lc. 10, 22 vertreten.
Vgl. einen ähnlichen Fall Mt. 5, 42^, wo das ßovXofiepog = ^t-
Xcjp in der Lucas-Parallele Lc. 6, 30^ fehlt, mithin sicher auch im
Urtext gefehlt hat. — Bezüglich des dreimal bei Eusebius
wiederkehrenden aussercanonischen Textbestandtheils: fiopog o
yBPPi)öag avxov vgl. man das Agraphon Epiph. Haer. LXIX, 53
p. 775: iyivpi]ödg fte, (p7]6l, 3tareQ,
Lc. 10, 23 = ML 13, 16.
a. Clem. AI. Quis div. salv. c. 29. p. 952.
xal vfielg ol oQcjpteg xal dxovopreg.
b. Cod. Cantabr. Lc. 1 0, 23.
fiaxaQioc ol o^d^aXfiol ol ßXtjcoPTtg, a ßXsjtaze, xäi dxovov-
rtg d dxoxezs,
c. Hegesippus referente Stephano Gobaro ap. Photium in Biblioth.
cod. 232. col. 893. p. 288^, 15 ed. Becker.
f/axaQioi ol 6q)0^aX(iol vfZ(DP ol ßXtJtopreg xal ra eora vfiSv
xd dxovopxa,
d. Mt. 13, 16.
hfi(DP de (laxaQLOi ol o^d-aXfiol oxt ßXijtovöip^ xal xd d)xa
tfiwp oTi dxovovotp.
e. Lc. 10, 23.
fioxdQioi ol ocpüaXfiol ol ßXejcopxeg d ßXixBxa.
rf-V./'"- v.^^.^"^ ■
f. Cod. Colbert. Lc. 10, 23. p. 83 ed. Belsheim.
Beati oculi qui vident quae videtis et aures cmae audiunt.
Texte nnd Untersuchnngen zd Lc. 10, 23. 24. 207
Dieses Logion ist jedenfalls durch den Cod. D und durch
Hegesippus am besten erhalten und lautete ursprünglich voll-
ständig: lUtxaQiOi ol ofpd^aXfiol vfimv ol ßXdjtovreg a ßXixtxey
Ttdi Tß o)ra vfiwv rä axovovra a axovBxe- Lucas hat nach
seiner Gewohnheit die zweite Hälfte gekürzt, aber das Logion
an seinem ursprünglichen Standort erhalten. Vgl. Weiss,
Matthäus S. 342.
Lc.lO,24 = Mt.l3,17.
a. Syr. Cur. Lc. 10, "24.
Xi^Q} vfitv ort xojLjLoI jtQotpfjrai ovx elöov a vf/stg ßXejtere.
b. TertulL adv. Marc. IV, 25.
dico enim vobis, quia prophetae non viderunt quae vos vi-
detis.
c. Clem. AI. Quis div. salv. c. 29. p. 952.
xät vftalg uaxaQiot ol OQwvxeq xäi dxovovrsg, u fjtijre 61-
xaiOL fir^re jtQog)fjTai.
d. Eus. H. E. X. 1, 4. p. 358, 23.
ola rdiv JtQO r/ficüv JtoZXol tot ovri öixaioi xal O^eov (laQ-
rvQsg ijteß^vfifjoav ijtl yijg löelv xal ovx elöov, xal dxovoai
xäi ovx f)xov6av.
e. Iren. IV, 22. 1 .
et dicebat discipulis: Multi prophetae et justi cupierunt vi-
dere et audire, quae vos videtis et auditis.
f. Mt. 13, 17.
CLfiifV Xiyoa vfilv ort jcokXol jtQOtprjxaL xal ölxaioi ijtei^v-
fif/oav idtlv a ßZtjtere xal ovx idav, xal axovoat a dxovtre,
xal otx 7Jxox)Cap.
g. Hora Clera. III, 53. p. 51, 4.
dxitpiivaro djicip' jtoXXol jrQo^TJrai xal ßaaiXelg ejisl^V'
fir^oav löelv d vfietg ßXsjtera, xal dxovoai a tfislg dxoverSf
xäi d(it}v Xiyo) vfilr, ovxe bIöov ovxe rjxovoap,
h. Lc. 10, 24.
Xiyo} yoQ vftlv oxi JtoXXol jtQog)7Jxai xal ßaocXelg rid^iXt]-
oav lÖBlP a vfjtslg ßXijtert^ xal ovx löav, xal dxovoai c
dxovsxs, xal ovx fjxoxxjap.
208 Aussercanoniache Paralleltexte bu Lc
i. Iren. I, 20, 2 = EpipL Haer. XXXIV, 18. p. 254 B.
ip rm elQfixipcu' xoXXcaug ixedvfifjöa[v] äxovcai iva rdir
Xiyoav tovtwp, xäi ovx ioxop top iQOVPXCt.
Die anscheinend weit auseinander liegenden Varianten öi-
xaioi und ßaoiXslg, bezüglich deren Weiss (Matthäus S. 342)
sagt, Lc. habe die dlxaioi in ßaaiXelq (ähnlich wie ix^vfitjoav
in das einfachere l^iXrfiap) umgewandelt, sind ebenso wie d-iXsiv
= ijtid^vfiBlp = fiprj (vgl 1. Chron. 28, 9; Mal. 3, 1, auch die
Paralleltexte zu Lc. 23, 8) Übersetzungsvarianten und gehen auf
I-^ID zurück. Vgl. Prov. 17, 8: n'»13b = LXX: iacaUp, Prov.
19, 6: n*^"?:""^?? = LXX: j€q6o(dxop ßaotXimv, Nuhl 21, 18: '^a'^T?
D3?n = LXX: ßaoiXetg Id-poip, Der von Irenaeus überlieferte
Marcosier-Text legt Jesu eine Unmöglichkeit in den Mund und
ist nach Westcotts Vermuthung wahrscheinlich durch die
Corruption des ijte&vfifjoctp in kxBdvfirioa entstanden. VgL
Agrapha S. 397. Ausserdem bemerke die Textkürzung bei Lc.
[Äc, 12, 29.]
a. Jtd, I, 2.
ütgoirop cr/ax^oeig top d'sop top jtoivoavxa öe.
b. Judicium Petri (Ap. KO.) c. 4.
j€Q(5top ayojtriGBiq top &66p top xon^öapza os.
c. üom. Clem. III, 57. p. 52, 5.
cog al YQag>al XiyovoiP, l(piy axovB ^lOQatjXf xvQiog 6 ^eo^
vfiwp xvQiog elg ioxLp.
d. Herrn. Mand. I, 1. p. 70, 5.
jiqSxop naPTcop Jtloxevoop, oxi Big ioxlp o d'Bogy o xa
jtavxa xxioag.
e. Marcellus ap. Eus. 131.
jcapxwp jtQ(5xop' axovB ^lOQCCi^X, xvQiog o d-Bog fficip xv-
Qiog Big koxi
f. Mc. 12, 29.
0T£ JCQ(DX7] kaxlp' OXOVB %Qa7jX, XVQtX>g O d-BOg 1]fi(5p Xt5-
Qiog Big ioxLP.
g. Deut. 6, 4. LXX.
axovB %QariXj xvQcog 6 d-Bog ^ficop xvQiog elg ioxL
Texte und Untersuchungen zu Mc. 12, 29. Lc. 10, 27. 209
h. Cod. Colbert. Mc. 12, 29. p. 58. ed. Belsheim.
Primum mandatum est: Audi, Israel, dominus deus tuus
dominus unus est.
Lc. 10, 27* = Mt 22, 37. 38 = Mc. 12, 30.
a Just. Apol. I, 16. p. 63 D.
mg öh xäi rov i^eop fiovov öeI jtQooxvvslv^ ovrwq Ijiblobv
ehtciv fieyiöTT] ivroXi] kötr xvqiop xbv ß^eov oov
jtQooxvvr oetg xät avrcp fiovq} XaTQevoeiq ig ohjg Trjg
xagöiag oov xal ig oXf^g xi]g loxvog oov, xvQiov top B-bov top
jtoiTJoapra oe.
b. Hom. Clem, XVII, 7. p. 161, 23.
ag>^ (DP IptoXoüp avxt) jiq<6t7] xal fieyaXrj Tvyx'^PBit xb
ipoßrfi^pai xvQtop top d^sop xal avrtp fiopo) Xargsveip.
. Hom. Clem. XVU, 12. p. 164, 25.
xal yag g)oß7jd^pai yiyQOJtxat ocal dyajtäp jtaQtjyyeXxai.
d. Jid. I, 2.
jtQcixop dyajti^oeig xop dsop xop jtoiijoapxa oe.
e. Just. Dial. c. Tryph. c. 93. p. 321 B.
dixfj ow xrjg jcdor/g öcxaioOvprjg X£Xfifj(iipi]g jiQog xe d-soP
xcu dp&Qcijtovg, oOxig, g)i]Olp 6 Xoyog, dyajtg: xvqlop xop
d-eop i§ oXf}g xrjg xaQÖiag xal ig oXrjg xrjg loxvog xal xop
xXr^olop €og iavxop, ölxaiog uXrjd^djg ap eli],
f. Just DiaL c. Tryph. c. 93. p. 320 D. 321 A.
o&sp not öoxel xaXmg slQtjo&at vno xov ^fiextgov xvqIov
xal ömxrJQog 'itjOoi Xgioxoi' — dyajti^oeig xvqiop xop
d'SOP öov ig oXfjg xrjg xagölag Oov xal ig oXrjg xrjg loxvog
oov.
g. Clem. AI. Quis diy. salv. c. 27. p. 951.
q)i]olv ovp 6 diöaoxaXog xlg ^ (leyloxtj xcov ipxoXaip '^qco-
Xfifiipog' ccyanr^OBLg xop xvqiov xop ^bop Oov i§ oXrjg xrjg
^njx^g Oov xai k^ oXr^g x^g övpafiecig Oov, xavxr^g ftal^a)
(iflÖEiiiav ipxoXrjp sipai.
h. Clem. Rom. U, 3, 4. p. 114, 20.
fiT uopop yeUeOfi^ avxop xtuäPy dXXd ig oXng xagölag xal
H oXng xfjg otavolag.
Texte a. Untennchimgen X, 8. 14
210 Aimercanoiiische Paralleltext« za Lc
i. Mt 22, 37. 38.
dyojti^OBig xvqiov tov d-eov aov iv oXij r^ xa^l^ oov xcA
ip oXy T^ ^vxfl oov xäi ip oXu ry öiavola oov. örvriy
iotip fj fieyaXn xal ngcixii hpxoXn.
k. Mc. 12, 30.
xdL ayajfljCBiq xvqiop top &e6p öov ig oXi]g r^q xoiffölctq
Oov xaL i^ oXrjg Tfjg tpvx^jg oov xcä k§ oXtjg xijg iia»olag oov
xcü i§ oXfjg rrfg loxvog Oov.
1. Lc. 10, 27»
ctyccxijoeig xvqiop top d-eop Oov ig oXi]g r^^ xaQÖiag oov
xal ip oXu rfj tpvxf] Oov xäi ip oXy ry loxvt oov xdi kv
oXxi T^ ötxxpola oov,
m. Dent. 6, 5. LXX.
xal ayaxriOBig xvqiop top d^BOP Oov i§ oXijg r^$ öiavolaq
oov xal ig oXtjg xrig tpvx^g Oov xai ig oXa/^g xt^g övpofieäg
oov. "
Bei der quellen kritischen Analyse dieses und des folgenden
Gontextes ist zunächst zu constatieren, dass Lc 10, 25 — 28 »^
Mc. 12, 28—34 = Mt. 22, 34—40 drei Bearbeitungen eines und
desselben Torcanonischen Quellentextes sind, dessen Eingang am
besten Lc. 10, 25% dessen Fortgang am reinsten Mt. 22, 36 — 40 er-
halten ist Vgl. Weiss, Marcus S. 399 ff. Matthäus S. 478 ff. Zur
Ergänzung der Weiss'schen Quellenscheidung ist noch hervorzu-
heben, dass '"^21^}^^ J^g (I^c. 10, 25*) = elg pofitxog (Mt. 22, 35)
= 5?g_£^3^?ö^/fö'''^ö>»' = ^h YQafifiaxevg (Mc. 12, 28) Über-
setzungsvarianten von irik nfcb sind. ^gl. Mt. 8, 19: elg YQafi-
fiaxevg = Lc. 9, 57: xig, ebenso Mt 19, 16: flg = Mc. 10^ 17: elg
= Lc. 18, 18: xig^ auch unten Lc. 10, 30: apd-Qoxog xig = Evang.
Hieros.: .tu f^xiija, also elg = xig = ini$. Die Frage des
Sopher ist am reinsten Mi 22, 36 überliefert, während Lc. unter
dem Einftuss von Mc. 10, 17 die dorthin originaliter gehörige
Frage: öidaoxaXe, xl scoii^Oag gco^i^ alcipiop xXf/QOPOfti^Oa};
hierher verpflanzt hat (vgl Weiss, Marcus S, 400, Matthäus
S. 480), sodass im Lucasevangelium zwei Schriftgelöhrte mit
derselben Frage auftreten, nämlich der erste Lc 10^ 25^, der
zweite Lc. 18, 18* Schon Epiphanius hat dies hervoi^ehoben.
Vgl Haer. LXVI, 69 p. 690A: cog xdL ip zw svief/eUw evgl-
Texte und Üntenachungen zn Lc. 10, 27. 211
cxetai 6 Yifafifiarevg xQcoTog xal dsvTSQog Xiymp* rl jvoiij-
oac ^cDfjv alcipiov xZijQovofi'^ca}, Die originale Fassung der
Frage hier dürfte ans Mi 22, 36 und Mo. 12, 28^ folgendermassen
zn reconstrnieren sein:
rrnpia h3ittf«im nbinan maran irrrma »^ai
öiöaöxaXe^ xola ipxoXi] (UjäXfj x<u xgeirrj Iv rtp vofiq};
Die Fassong der Frage bei Clemens AI. sagt mit den
Übersetzungsvarianten rlg => jtoia = Si!Q und neflörrj (welches
Heylctfi in der Beantwortung der Frage auch bei Justin wieder'-
kehrt) dasselbe: rlg rj (lejlcxri rcov ivroXSv. Denn da der
SuperlatiT im Hebräischen fehlt, so konnte er nicht besser als
durch die Verknüpfung von T^^l^n und njilDRnjj umschrieben
werden, und es ist abo ^ usYlcxn die echt griechische Version
des in fisyciXfj xal xQdxn enthaltenen Hebraismus. Auf stola,
als wenn es gälte, „ein Merkmal anzugeben, auf Orund dessen
ein Gebot gross genannt werden kann^, wie es Weiss (Matthaus
S. 479) thut, ist neben rlg kein Nachdruck zu legen. Vielmehr
sind xola und rlg harmlose Übersetzungsvarianten von tn
gerade so wie xofxz x^Q*-^ (^- 6» 32) = xlg X&Qig (Justin) =
"TürjTn?. Vgl. die Eriäuterungen zu Lc. 6, 32. Aus dem Ge-
sagten erhellt, dass die Beantwortung der Frage Mt. 22, 38: cArrf
icxXv jj i^S[S^!L^S^iJ^S^^ hnoXri = nbiiän njsw K*^?! n»T
nDitJKH#TJ^— rniT^dSoTJSrte Justins: fisyloxi] iproXij lüxiv
and mit dem Wortlaut der Frage selbst sich deckt Unerheblich
ist es dabei, ob dieser Theil der Antwort wie bei Justin vor
oder wie bei Mt nach dem Gitate aus dem Deuteronomium
stand. Geht man mit Justin, so erklärt sich am einfachsten,
dass bei Mc. die Worte: ort XQf&xfj jtapxtDP ivxoXri an die
Spitze gestellt sind. Freilich hat man mit Weiss (Marcus S. 399 f.)
auf das Bestimmteste anzuerkennen, dass Mc 12, 29^ = Deut
6,4, von dem sich im ersten und dritten Evangelium
keine Spur vorfindet, nicht aus der vorcanonischen Quelle
stammt, sondern eine selbstständige Zuthat des Mc. ist In
Folge dess hat man auch in dem aus Hom. Clem. III, 57 mit-
getheilten Texte eine exakte Citation des Marcusevangeliums —
und zwar unter der Gitationsformel: <og al YQag>äl Xiyovöiv —
zu recognoscieren. Auch die Parallele im Pastor des Hermas:
xqAxov xavxiov xxX, wird man um so mehr auf den Einfluss
14*
212 Aussercanoniscbe Paralleltexte zu Lc.
des Marcus zurückzufahren haben, als Hermas sich auch sonst
mit Mc. mehrfach berührt. Aber so gewiss die Worte: äxovs,
^lOQa^k, xvQioq 6 d-eog TJfdwv xvgiog elg koxiv — ein aus Deut.
6, 4 herübergenommenes Einschiebsel des Mc. sind, so gewiss
klingt in den Worten: oxl jtgdzfj köxLp oder oxi xQmxtj xav-
x(ov BvxoXfi der Urtext der auch von Mc. gebrauchten vor-
canonischen Quelle an. In der Aidax^] und in dem von ihr
abhängigen Judicium Petri klingt dieser Satztheil in dem
XQcixov wieder, welches unmittelbar mit ayajtrjöBig xov d-sot*
verbunden erscheint.
Was nun das erste grosse Gebot selbst anlangt, so lautet es
im Urtext und in der LXX- Version zu Deut. 6, 5 folgender-
massen:
^iik'o-bDn'i TitiBD-ton'i qnnb-bna ^i'^rrbic nSir^ n« ranKi
xai äyanriOBig xvqiov xov d^eov aov Ig 6Xf]g x^g öiavolag aov
xal Ig 6h]g xTJg tpv^^s Oov xal Ig oXtjg xijg övva(iB(6g aov.
Während Mc. das wenig genaue k^ der LXX beibehalten
hat, tritt bei Mt. und Lc. das richtigere iv hervor. Bei allen
drei Synoptikern ist die Übersetzung der LXX öiavoia = S^b
vermieden und dafür richtig xaQÖla eingesetzt. Das i»l? des
hebräischen Textes geben Mc. und Lc. anstatt mit övvafug (LXX)
durch löxvg wieder und fügen die ötavoia ausserdem als über-
zähliges Glied ein, während Mt. die övvafiig = löY\)g = 1»12
gänzlich weglässt und durch öiavota ersetzt. Von den ausser-
canonischen Paralleltexten bietet das Gitat bei Clemens Rom.
Ig okr^g xagölag xal Ig oXi]g xijg öiavolag zugleich. Justin bietet
dreimal fast gleichlautend einen zweigliedrigen Text mit xaQÖla
und löxvg- Aber während im Dialog zweimal richtig das aya-
xijOeig {ayajtS) xvqiov xov d^eov oov aus Deut. 6, 5 an der
Spitze steht, ist in der grossen Apologie das k^ oXf]g xijg xag-
dlag oov xal Ig oXrjg xrjg loxvog Oov mit jtQOOxvvtjosigxal avxm
fiovco ZaxQsvOecg aus Deut. 6, 13 verbunden. Dass dies nicht
auf einem Versehen beruht, sondern aus einer handschriftlichen
Quelle stammt, dafür legen die Homilien Zeugniss ab, welche,
wie Justin die fisyloxfj avxohj^ so die jtQoix?] xcu fieyah] Ir-
xoX^ mit Deut. 6, 13 verknüpfen, nur mit dem Unterschiede, dass
sie nicht jcqooxvvbIv^ sondern mit den LXX g>oßfjd'ijvai (wie
auch in den beiden Citaten Lc. 4, 8 = Mt, 4, 10) gebrauchen. Zu
Texte und Untersuchungen zu Lc, 10, 27. 213
Justins Zusatz: rov jtoiTJöapzä os vgl. die Paralleltexte zu
Lc. 18, 19. Die Jiöax^ und ihr nach das Judicium Petri trifft
hier mit Justin zusammen.
Lc. 10, 27*. = Mt. 22, 39. 40 = Mc 12, 81.
a. Barn. XTX, 5. p. 76, 1.
dyajtr}o€ig top JtXijalov öov vjchg rrjv tpvxi^v öov.
b. Hom, Clem. XII, 33. p. 132, 32.
6 ycLQ d'BOV (foßovfievoq top jtXrjolop mg tavrov dyajeap xtZ.
c. Hom. Clem. XII, 32. p. 132, 12.
6 yaQ TOP jiXrfilop äyoüKDP coq aavTov xtX.
d. Ad. I, 2.
ä€VTBQ0P, TOP nXr}Olop oov dg oeavrop.
e. Lc. 10, 27*».
xal TOP jtXtjolop ÖOV (6g öeavTop.
f. Hom. Clem. XII, 32. p. 132, 9.
slg de To dyajtap top jtXfjöiop dg aavTOP.
g. Clem. AI. Quis div. salv. c. 28. p. 951.
dsvTSQap öh Ta^ei xcu ovösp ti fnxooTtQav TavT7)g slvai
Xiysi TO' ayaxriCBig top nXriclop oov dg oeavroP.
h. Mc. 12, 31.
d^vriga avTi]' äyajtTJcscg top JtXtjolop öov dg ösovtop.
fisl^a)P TovTcop aXXfi IproXfi ovx Iötlp.
i Judicium Petri (Ap. KO.) c. 4.
ötvTBQOP' dyaxrjö€ig top xXtjöIop öov dg öeavTOP^ ijTig
iöTlp iPToXf/ öevriQa' iv olg oXog 6 pofiog xgifiaTai xal
Ol XQ0<pfJTai,
k. Mt. 22, 39. 40.
öevriga ofiola avTij' dyajiJjöeig top jtXriöiop öov dg ösav-
TOP. iv TovTaig Talg övöIp kPToXatg oXog o vofxog xoi-
fiaTai xcu ol 3iQoq>fJTaL
L Clem. AL Paed. lU, 12, 88. p. 304.
xal TOP JtXfjölop öov dg ösovtop' eha ix Tovrmp kjnq)iQBi'
Ip tovt<p oXog o pofiog xal ol nQoq>fiTai xQifiaPTai.
214 Aoasercanonische Paralleltexte sa Lc
tu. Giern. AL Strom, ü, 15, 71. p. 466.
xcü xov nXrfilov cov €oq cbovtov' iv xc^aig Xiysi raig kv^
roXalg oXov xov voßov xai rovg XQog>^Tag XQifiao&al tc
n. Polyc. ad PhiL III, 3. p. 116, 1.
TTJg ayojtfiq xijq slg d-eov xal Xqictop xai Big xov xXtjolov.
iav y&Q xig xovxcov ivxbg y, ^S^M^SJfSLi?!!?^??^^^^
ovpng.
0. Gal. 5, 14.
o yag jtagvofiog iv hv\ Xbym ^^^^^}^}S^^^^^ ^^ '^V' or/axticeig
xov xkrjclov Oov dg oeavtov.
p. Rom. 13, 8.
fii]ÖBvl iiTjöhv 6g>€lXsxe, d fi^ xb all^Xovg dyccjtäv o yag
cq[ajiAv xov %xtQOV vofiov jtexXrJQOKcsv.
q. Marcion Rom. 13, 8. ap. Epiph. Haer. XLU. p. 370 D.
6 ycLQ oyanAv xov xXnölav vouov jtsxXnQonce.
r. Just. DiaL c. Tryph. o. 93. p. 321 A.
x(d xov xXfjClov Oov cog ctavxov . . . iv övoiv kvxoXalg
xaöav öcxaioövvfiv xal evaißeiav xXtjQovodixi,
Das zweite Hauptgebot ist aus Lev. 19, 18 nach den TiYY
wörtlich entnommen. £s wird durch öevxsQov (Ali., Jud. Petr.),
ÖBvxiga avxtj (Mc), dttrüigav — ovösvl /nxQoxigap xavxfjg
(Clem. AI.)- :=s ösvxiga ofiola ccvxy (Mi) eingeführt In der
Wiedergabe des alttestamentlichen Textes selbst weicht Barna-
bas Yon allen Anderen ab. Sein vxhg xtjv ^pvxfiv oov würde
immerhin einigermassen erklärlich sein, wenn Ley. 19, 18 nicht
9|il93 (wie jetzt nach dem überlieferten Texte), sondern 7|tte;^ =
dg c^avxiv ==s dg xrjv y>vxijv oov (vgl Lc. 9, 25 «= Mt 16, 26)
zu lesen wäre. Ausserdem ist noch zu erwähnen ein Anklang
bei Aristides c. 15: xdi xovg nXfjolov g)iXovOi, VgL Hennecke
p. 36, 12.
In der vorcanonischen Quelle folgte den beiden Haupt-
geboten ein Yon Lc. weggelassener, zusammenfassender Schluss-
satz (vgl. Weiss, Marcus S. 399), welcher im Wesentlichen Mt
22, 40 erhalten ist, aber ursprünglich — hierin weicht meine
Auffassung theil weise yon Weiss ab — folgenden Wortlaut
gehabt haben dürfte:
Texte und Untennchungen su Lc. 10, 27. 215
rmte rtnwrrbD n^rt nixian •'FitfÄ
iv xavrai^ ralg dvalv ivroXalg o xäg vo/iog xXfjQovrai.
Was nämlich zunächst die in Mt 22, 40 nachfolgenden
Worte: x(d ol XQoq^^rai anlangt, so werden sie als ein nicht
qvellenmassiger Zusatz, sei es von der Hand des ersten Evan-
gelisten seihst, sei es yon der Hand eines späteren Redaktors
seines Evangeliums — aus Mi 5, 17 herübergenommen — zu
erachten sein. An unsrer Stelle handelt es sich ja nach dem
gansen Zusammenhang und nach der vorausgegangenen Frage,
sowie nach der ledighch aus der Thora entnommenen Antwort
gar nicht um die xQog>^rai, sondern lediglich um den
popog. Auch wird der Inhalt der Propheten durch, diese beiden
ivToXctl nicht von fem erschöpft, wohl aber der Inhalt des ro-
fKoq, Aber was das Entscheidende in dieser Frage ist, gerade
die ältesten Zeugen, die unser Logion gebrauchen, Paulus
(RonL 13, 8; Gal. 5, 14), Polycarp (Phü. III, 3) und Justin
(DiaL c. Tr. c. 93), beschränken ihre Aussagen auf den
pifiog und erwähnen mit keinem Worte die jfQog>^T(u, Diese
drei ältesten Zeugen sind es aber auch zugleich, welche anstatt
des canonischeB XQifuxö&ai (Mt. 22, 40) vielmehr übereinstimmend
xXfl^ovVy jtXfigovod-ai gebraudien und damit f&r den richtige^
Ausdrucklmlhebräischen Urtext Zeugniss ablegen.
Bereits in Heft H, 279 f. habe ich (gegen Rahlfs) nach-
gewiesen, dass in dem späteren — durch die Bücher der Ghro-
nika vertretenen — biblischen Hebräisch Si^d nicht blos die Be-
deutung „finire*, sondern auch den Sinn von „adimplere^ besessen
hat und dass es dementsprechend von den LXX auch mit xltj-
Q&vp wiedei^egeben worden ist, ja dass auch Ps. 72, 20 die Ver-
sion avax€q>aJLatovo&tti für ^2 vorkommt. In* den Erläuterungen
zu Lc. 4, 32 habe ich oben dieselbe zweifache Übersetzung von
:^3 durch reXetv und jtXnoovp in Mt. 7, 28 == Lc. 7, 1 notiert.
Auch das xXrjQcoaai in dem Rät hsel wort Mt. 5, 17 geht auf iito
zurück, als wodurch Jesus beides werden konnte, ro reXog rov
pofiov (Rom. 10,4) und ro xlfjQmna tov vofiov (vgl. Rom. 13, 10).
Zu dem gegenwärtigen Logion kann man neben nXrjQovv aber
auch die Version av(xxBg)aXaiovv anklingen hören, nämlich bei
Paulus Rom. 13, 9: Iv rm X6y(p zovrw dvax£q>aXaiovTatj kv rtp'
ajaxfjösig top jtXtjclov öov cog ösavrov. Der Nachweis, dass diesem
apax€g>aXaiovp und xXfjQovv das hebräische nbD zu Grunde
216 AuBsercanoniBche Paralleltexte zu Lc.
liege, ist um so wichtiger, weil daraus auch die Entstehung der
Mt. 22, 40 gebrauchten Lesart xQSfiacB^ai erklärt werden kann,
nämlich, wie ich bereits in Heft I, 131 angedeutet habe, durch
Verwischung des D und dessen Verwechselung mit t\ Denn r62
oder nto bedeutet j^XfjQovOd-at und übrt als intransitives Kai
bedeutet xQifiao&ai (vgl Jes. 22, 24 : '^bri = LXX: ijciXQSfiafisvoi) ^).
Ohne Vocale haben diese Formen ibn und ibD oder singularisch
auf nninn bezogen: nnbD und nrtn ein nahe verwandtes Aus-
sehen. Die dabei vorausgesetzte Vertauschung zweier Conso-
nanten, welche Marshall (The Aramaic Gospel, Expositor 1890.
1891) in so ausgedehntem Masse zur Erklärung der in den
Evangelientexten vorhandenen Verschiedenheiten herbeigezogen
hatte 2), ist in meinen Untersuchungen nur sehr selten zur An-
wendung gekommen; hier aber liegt sie zur Aufhellung des Sach-
verhaltes allzu nahe, als dass sie — auch auf die Oefahr hin, deshalb
sich Tadel gefallen lassen zu müssen — verschwiegen werden könnte.
Aus Rom. 13, 8 — 10 ersieht man übrigens, dass der Nach-
druck in der dvaxBipaXalmoiq xov vofiov oder in äem yiXrJQOnfia
vofwv auf dem zweiten Gebote und auf der Erklärung liegen
sollte, dass dieses zweite Gebot dem ersten gleich sei.
Vgl. 1. Joh. 4, 21: xäl rairijv ttjv ipTOJi?)v ixofiev äjt* avror,
1) Diese Worte waren schon vor Jahren von mir niedergeschrieben
und ich hatte mich längst der gleichzeitig transitiven \md intransitiven
Bedeutung von n^r vergewissert, bevor Bousset und Rahlfs gemeinsam
ihre Recension meines Einleitungsheftes anfertigten und in der Theol.
Lit.-Zeitung 1893 No. 15 veröffentlichten und bevor Rahlfs decretierte:
„aber nhtn ist transitiv". — Nestle notiert noch einen merkwürdigen Ge-
brauch hinsichtlich dee x^ifiaad^ait indem er an das auf Melito, bezw.
£usebiuB von Emesa. zurückgefOhrte , von Üamack-Preuschen I, 249 be-
sprochene Scholion zu Gen. 22, 13 erinnert: tn« LXX xarsxofifvoQ, Sym-
machus xgaxovfievoqy „6 ^vQoq xal b '^EßQoXoq XQefidfievoq (bg aa<pbazBQOV
rvnovv t6v axavQov^^. Vgl. Field Hcxapla zur Stelle. Indess ist hier das
tnK3 lediglich als Synonymon von ""nVin aufgefasst unter Bezugnahme auf
Deut. 21, 23 (=^ Gal. 3, 13): LXX: xsxaxriQaixhvoq vno ^eov näq x^sfidfievog
inl ^vXov — , wobei das Gebüsch = ?jao, an welchem der Widder nach
Gen. 22, 13 hing, als fvAov (vgl. Ps. 74,^5: m^P? =* LXX: iv ÖQVfJtip fv-
Acöv), als Vorbild des Kreuzesholzes, betrachtet wurde. Für unsre Stelle,
wo nach Paulus, Polycarp und Justin 7iXr]Qovod^ai die allein richtige Über-
setzung des Urtextes ist, kommt tn«?, welches niemals TtXtjQOva&ai bedeutet,
nicht in Betracht.
2) Vgl. Heft I, 93 ff.
Texte and Untersuchangen zu Lc. 10, 27. 28. 29. 217
Iva 6 ayaxwv xov ^bov aycLTia xal xov d6eXq)dv avrov. In
dieser Gleichstellung der Nächstenliebe mit der Gottes-
liebe, in dieser Herausstellung des verborgenen kleinen Satzes
aus Ley. 19, 18 an die Spitze der Gebote lag das Neue. Vgl.
Joh. 13,34: kvToX^v xaivrjp dlöcDfii vfilv, tva ayajtäre dXXijXovg.
Die nun folgende Frage des ygafiuarevc: = vofiixog nach
dem BegrifiF des 71 — xäi rlg korlv fiov jtXrjclov; — gab
Jesu Gelegenheit, seinen neutestamentlichen Sinn dieses Wortes
weit über die Schranken der jüdischen Volksgenossenschaft hinaus
zu entfalten und jetzt, wo er eben durch seine Jünger die Ernte
der ersten Samariter-Mission eingeheimst hatte, durch das Gleich-
niss von dem barmherzigen Samariter zu erklären.
Lc, 10, 28.
a. Herrn. Mand. IV, 2, 4. p. 80, 22.
g^öy, q>i]Olv, kav Tttc kvxoXag fiov g)vXa§^g xal jtoQevd^]g
ip avralg' xal oq dv äxovöag rag kvroXdg ravrag ^vXd^jj,
^'^Cszai reo d'Bco.
b. Lc. 10, 28.
dxBV 6s avrm' ood-cog djtexQld-i]g' rovro Jtolei, xal C,i^O^.
c. Marcion ep. Epiph. Haer. XLII, p. 313C. p. 329 C.
xai djtoxQid'elg fierd r^v ajcoxQioiv rov vogiixov ebtev oq-
^c5c sljteg' rovro JtoUi, xal ^^/ö?;.
d. Clem. AI. Paed. HI, 12, 88. p. 304.
rov öh 7taraq>i}6avrog' rovro jtoUt, g)rjöl, xal oatd-tjö^].
Das Hermas-Citat kann auch ein Nachklang aus Lev. 18, 5
sein: xal g>vXa^Böd'e Jtavra rd XQOOrdyfiard fiov xal otdvra rd
xQifiard (iov xal jtoii^OBrB avrd' d jtocijcag avrd dvd-QOijtog
^^CBzat iv avrotg. Von diesem alttestamentlichen Worte ist ja
Lc. 10, 28: TOVTO jtoiBi, xal ^i^öfj — ein Gompendium. Zu der
Variante aco^ö^ (Clem. AI.) = g^aj; Tgl. die Texte und Erläu-
terongen zu Lc. S, 24.
Lc. 10, 29.
a. Lc. 10, 29.
0 ÖB d^iXmv öixai(5oai havrov slntv nQog rov ^Itjöovv xal
rig korlv fiov stkrjaiov;
218 Aussercanoiiiiche Paralleltexte «i Lc.
b. Clem. AI. Quis div. saW. c. 28. p. 951.
nvpd'üvo/iivov äh rov xQocöiaXByotiivov xlq korl fwv
nXfiolov;
Es beginnt eine im Folgenden mitgetheilte Relation des
Gleichnisses von dem barmherzigen Samariter bei Clemens AI.,
eine Relation, welche trotz der Freiheit der Darstellung wichtige^
theils durch Cod. D beglaubigte, theils als alexandrinische Über-
setzungsvarianten (vgl. Heft I, 147 ff.) zu erklärende Eigenthüm-
lichkeiten in sich schliesst. Bezüglich des xvvd^avBCd'ai vgl.
Hom. Clem. XVII, 6 zu Lc. 8, 9, auch Agrapha ^. 385.
Lc 10, 30.
a. Lc. 10, 30.
vxoXaßtov o *Ii]Oovg slxsv avß-QCDxoq rig xaxißatvBP axo
%QOvaaXrj(i slg ^Qixciy xal Xjjcralg jiBQiixBOsv, ot xcit ix-
övöavTBg avrev xal siXtr/ag ixid^ivxBq dxrjXd^ov, ä^ivtsg
rffiid-aini,
b. Mac. Hom. XXX, 7.
ouTO<; r^v o rgavfiaria&Blg vjio rcov Xyorcov xal tfuid-ai^g
YByovwg xarsQXOfiBVog ajto %govaaX^(i slg %Qix^»
c. Clem. AI. Quis div. salv. c. 28. p. 951.
ov TOP avrop tqoxop %v6aloig yrgooglaaro top xQvg
aifiarog ovdh top xoXIttip ovdh top xqoojJXvtop ov^ top
Ofiolcog XBQlTBTfiTjfldPOP OVÖl TOP kpl XOt TOVTm POfltO XQ<0'
fispov, aXlä apc)&6v xaTaßaiPOPra ojto ^hgovoaXhu cc/h
Tc3 Xoycfi Tipä slg %QiX(o xal tovtop öbIxwciv vxo XfjOTcip
CVYXBXBPTTjfiipop, iggififiepop ^(ud-pfJTa ixl xtig oöov.
d. Diatessaron Arab. p. 61^ ed. Ciasca.
Dixit ei Jesus: Homo quidam descendebat ab Jerusalem in
Jericho, et irruerunt in eum latrones, qui despoliaverunt
cum, et plagis impositis abierunt, semivivo relicto.
e. Evangeliarium Hieros. p. 197 sq.
Et suscepit Dominus Jesus et dixit ei: Homo quidam (.i*>)
descendebat ab Jerusalem in Jericho, et exierunt contra eum
(»cnoX^ On^o) latrones, et Uli despoliaverunt eum, et
Texte und Untersuchaiigeii zu Lc 10, 30. 31. 32. 219
TDlnerayerant eom: et abierunt illi et reliquerunt eum inter
▼itam et mortem (i^ouso ^mi »v^ii ^a=> £=s genau: inter
yiyum et mortuum!).
Man beachte xaraßalveiv »= xctriQXBoO^ai «» -p^, ovyxsp-
xtxp a= jgavfuxrl^iv = y^^are e= J^7«S_^fWT«^A^ «= b\n
(▼gl Jes. 53, 5: ^intt KtTTl = LXX: avroq dh irQavfiatlad-fjf),
ferner ^C3rr6tt^= a<piBvai= ?r*^bt?n, sowie f)fii&api^g== rjfil^vfjxoq
(vgl Sap. 18, 18: ^i(pBl<; fjfilO^TjTog) = inter vitam et mortem =
nn^'jia^ O^n ^'^a'^^lJeKtzsclS^alman: D'^^nb nitt-i'^a ittb).
Zu fragen ist noch, ob nicht hinter dem irrnerunt in eum
(Diateesaron) und exiemnt contra eum der ÜrtexF^SSr^das
Ineaniache xeQiin&ssv (ygl. Act 27, 41) zu suchen sei.
iiC. 10, 31. 32.
a. Lc. 10, 31. 32.
xara ovrpcvQiov dl Uo^vq xiq xardßcupsp h r» 6d^ kxslt^j,
xcu Idmv avxov dvrixdQ^kd'ev, o(ioloq Sk tcoI Xevslvtjg
jspofievog xazd top toxov, iX^cov xäL Idcov dvriütaQ7Jkd'si\
b. Cod. Cantabr. Lc. 10, 31. 32.
xazd Ttxo legevg rig xaraßalvcov kv rfj oöco ixelpy xäl
U(DP avTOP dpTiJtaQTJXd'ep. ofiolcog 6h xäi Xevslrrjg yspo-
ftevog xard top tojiop xcü 16<op ovtop dpTijraQyZ&ep.
c dem. AI. Quis div. salv. c. 28. p. 951.
vxo legiog jtaQoÖBvofiSPOPf vjto ZbvItov JiaQOQcifiepop
xara TvxfiP dg ixetpoi JtaQ^Xß-op.
Der Cod. D bietet anstatt des canonischen xara cyjrxvQjap
die ünform xaTd Tvxa. Aus Clemens AI. ersehen wir aber
hierzu ein Drei&ches: erstlich, dass die Unform xaTa tvx(x. aus
xora Tvxy\P corrumpiert ist, infolge dess zweitens, dass neben
dem canonischen xara cvpcvglap die Übersetzung xaTa tvxV^
= rnfJtta (vgl. l. Sam. 20, 26: rnpt? = LXX: (SvfijtTco^a =^
Symm.: ovyxvQtjfiä) in sehr alten Handschriften verbreitet war,
und drittensTciass Clemens trotz seiner freien Citationsweise
auf guten handschriftlichen Unterlagen fusste. Ausserdem schreibt
^ ?!?S!iSf^?$^ ^^ ^^ canonische ^^^^^(?£^X£^^^ ^g^- S^P*
16, 10: To ekeog yaQ oov dpTutaQrjl&^e xal laoaTO avTOvg,
220 Aussercanoniscbe Paralleltexte zu Lc
Lc. 10, SS— 35.
a. Lc. 10, 33—35.
oafiaQlrtjg di rig oöexcov 7]X&ev xar avrop xäl Idmf
kcjtXayxvicd^, xal jigooeZd-civ xatiöriOEV ra xQcÖLfiara
avTOt ijcixicov sXaiov xal olvov, ijtißißaöag de avzav ixi
t6 lölov xt?jvog ijyayep avrop elq jtavöoxlov xcu ixe/isZi^^
avTOv. xal ijtl xr)v avQiov kxßaXcov ovo ö^rdgia Idaneev
T(p jtavöoxet xal sljtev' ijtifisXi^d^fjTi avrov, xal o xi av
jcQ006ajtavrjO^]g^ hyA kv xS kjtavegxBOd^al fu dxoöciöo) oou
b. Clem. AI. Quis div. salv. c. 28. p. 951.
xjto ÖB rot öafjiaQlxov xov i^topeiöiC/iivov xal äq>a}QiCfi£vov
xarsXeovfispov' og ovxl xaxä xvx^p cig ixelvoi jraQTJX&eVj
dkX^ fjxev iöxtvaöfiivog wv xivdvvevov idetxo, olvov, tXaiov,
ijtiöiö(iovg, xxijvogf fiioß-ov x(5 xavöoxst, tov fihv fjö^ cJ«-
dofievoVj xov de jrQOövjciöxvovfievov.
Zu den Lesarten xaxd xvx^iv und jtaosQXBOd-ai, die sich hier
wiederholen, kommen die Ubersetzungsvarianten: ^xsv = f]Z&ep
= «h^ und xaxeXeetv = CJtXayxvlC^BOd^ai = DH^l (vgCTBeutTlS,
17. (18): ^'üTT) = LXX: xal iXefjatj cb).
lc. 10, 36.
a. Lc. 10, 36.
xlg xovxa)v xcov xqkSv jcXtjoiov öoxbI cot y^ovivat xov
ifiJtBOovxog Big xovg X^jaxag;
b. Cod. Cantabr. Lc. 10, 36.
xlva otv öoxBlg JtXfjOlov yByovivai xov kfiJtBöovxog elg
xovg Xi^jöxdg;
c. Ephraem Syr. Ev. concord. expos. ed. Mösinger p. 195.
Quis ex istis videtur tibi proximus fuisse vulnerato?
d. Clem. AL Quis div. salv. c. 28. p. 951.
xlg, Bq>ri, xovxa)v yiyove JtXtjolov xm xd ÖBivä xad-ovri;
e. Evangeliarium Hieros. p. 199 sq.
Quis igitur horum trium videtur tibi proximus fuisse illi,
super quem inciderunt latrones (Kl^Llttl »oLb. cAsü:i).
Der Ausdruck Ephraems: vulneratus (= bbinp == avyxexev-
T^|t/£Vo^) berührt sich mit dem vulnerairerunt des Evang. Hieros.,
Texte mid ünteranchungen za Lc. 10, 33—35. 36. 37. 38—40. 221
während das super quem inciderunt an das irruerunt in eum des
Diatessaron erinnert. Vgl. zu Lc. 10, 30.
Lc. 10, 37.
a. Lc. 10, 37.
6 öh eljtBV 6 Jtoifjcag to eXsog fier avrov. eljtsv 6e av-
xm 6 ^Ifjoovg' xoosvov xdi Cv JtoUi ouoloog,
b. Clem. Äl. Quis dir. salv. c. 28. p. 951.
rot ih dxoxQivofiivov 6 rov eZeov jtQog avrov kjcidsi-
%aiiBvoq' xal <Jt rolvw jtoQevd^slg ovTa> xoiBt.
c. Evangeliarium Hieros. p. 199 sq.
Ille autem dixit: lUe qui fecit in illum misericordiam
(•^aaui »oi^ .mv^i). Et ait illi Dominus Jesus: Vade
etiam tu, et fac sie.
Wie wenig der yorcanonische Quellentext der Evangelien dem
aramäischen Sprachgeist entspricht, zeigt deutlich das Evange-
liarium Hieros., indem es den starken und reinen Hebra-
ismus: o Jtoirioag x6 sXeog fier avrov (vgl. 2. Sam. 2, 6:
Ton DDiaü? STin^tel?'^ nn^ = IjXX: xal vvv noimat xvoiog
fieß'' vfiäp iXsog, femer Lc. 1, 58: to ikeog avrov fier avrrjg)
in der aramäischen Rückübersetzung vermeidet und durch »cu^
ersetzt. Ähnlich die Peschittha. Bei Clemens AI. sieht man
deutlich, wie die von ihm gebrauchte Version alexandrinischen
Charakters ist und die harten Hebraismen zu mildem sucht.
Lc. 10, 88-40.
a. Lc. to, 38!>— 40. ^
yvvf( öi rig ovofiari Magd^a xjteöis^ro avrov dg rrjv ot-
xlav. xal r^Ö6 rjv ädeXq>7] xaXovfiivri Magla, tj xal otagor
xtt&BOßslCa jtQog rovg jtoöag rov xvqIov tjxovbv rov
Xorov cevrov. fj 6b Magd-a xBQiBOjtaro ytBgl xoXZrjv
dioxovlav ixioräca 6\ bIxbv' xvqib^ ov fiiXsi aoi, ort fj
aÖBXqnj ftov (iovtjv fiB xariXtxBV äiaxovBlv; Bbtov ovv av-
TW, iva uoi ovvavriXaßijrai.
b. Macar. de oratione a 14.
ixetör) yoQ Big r^v olxlav MagO-ag ri g>tjfii xal Maglag
222 AaBfiercanoniache Paralleliexte eu Lc.
xoQißaXSj zfjg fihv Magd-ag jteQl rtjv öuxxoviot» aaxohot^
(iivtjQy MoQlaq äk xbqX xovq avroZ jtoöag xad^^Cpfiivtiq^ xcti
XXI cifißQOCla T^s &€lag kxslvtjq yXdxxrig evcoxovfiivf^g, fiSfi-
(jpofiivrig avxf^p xtjg aÖ£Xg>f}g^ oxi ßij avfiXQaxxrj xavra, xai
6ia xovxo XqioxS XQOceXd'Ovörig, avxog xb xvQicixsQOif
xov öevxiQOv jtQod-eig xxL
c. Clem. AI. Quis div. salv. c. 10. p. 941.
ojcolov XI xai xQog xtjp MagB-ap sljtap 6 Cwx^q daxoiav-
liivTjP jtoXXa xal xsguXxofiipTjp xäi xagaaoofiiv^p öiaxo-
vixcSgj xijp ÖB aÖBXg>i}P cdxcanivfjp^ oxi x6 xjtfigexeZv ojro-
Xixovöa xoTg ^oöip avxov jtagaxa&tjxai.
d. Macar. Hom. XXV, 8.
Magla xad^soBstoa Jtgog xotg xool xov xvglov xal öaxQV'
ovöa fisxd xtjv fjagxvgiap avxov xov öwxfjgog. tjprjcA yag'
Magla x^p dya&TJv (iBgiöa xxX.
e. Ephraem Syr. Ev. concord. expos. ed. Mösinger p. 98.
Non est tibi cura de me? die sorori meae, ut me adjuvet
f. Macar. Hom. XU. Interrogatio 16.
xl köxiv o 71 Magd^a bIxb xtp xvgiq> XBgi rijg Maglag, ort
kym xiftpo} alg jtoXXa xal avxri xagaxa&i^Bxal ooi.
Auch zu Lc. 10, 38 — 42 bietet Clemens AI. eine ausaer-
canoniscbe Relation, bedeutsam durch die Berührung mit Maca-
rius einerseits und durch interessante ÜbersetzungSTanaotoi
andrerseits. Vgl. doxoXovfitnjp (Clem.) =» doxoXovfiipi]c (Mac)
und dazu Kohel. 1, 13: ia riis?? = LXX: xov jtBgiOjcaod-at Ip
avxcp = Symm.: dcxoXBlcd-at, Femer kommen als Übersetzungs-
Varianten in Betracht: vjn]gBXBtp = öiaxoPBlp = r")tp', cvfixgax^
XBip = adjuvare = ovpapxiXafißaPBOO-ai =» ITJJ. Zu den ausser-
canoniscHen Mehrbestandtheilen bei Macarius und Ephraem
kommt noch ein veniens im Diatessaron, p. 24* ed. Ciasca:
Et huio erat soror nomine Maria, quae veniens sedit secus pedes
Domini etc. Dazu Ephraem nach Harris: „Maria came and
sat."
Lc. 10, 41.
a. Lc. 10, 41.
djtoxgid-Big dh bIjibp avxfj 6 xvgiog' Magd-a, Magd-a, fu^
gifipag xal O'ogvßd^^ jtBgl JcoXXd.
Texte und Untersachungen zu Lc. 10, 41. 42. 223
b. Macar. de oratione c. 14.
Magd^a, MoQ&a, €q>9j, fiSQtfivag xal rvQßaQ^} JteQi JtoXXd.
e Clem. AI. Quis div. salv. c. 10. p. 941.
ov xegl xoXXä ragaöö^,
d. Cod. Cantabr. Lc. 10, 41.
cbtoxQiO-slg dh 6 *h)Oovq sljtev avrfj' Magd-a, Mdgd^a, ö-o-
e. Eyangeliarium Hieros. p. 440.
respondit autem Dominus Jesus et dixit Uli: Martha, Martha,
valde tu sollicita, et disponis.
Die patristischen Varianteii ragäöOBöd-ai = rvQßa^sOd-ai ^^
^o|w:^WÖw™j^5yv^^ (Orig. catTcord. Job. 278) = bna oder
bn^ finden sich z. Th. auch in den Evangelien -Handschriften
wieder. Das Verbum bfta wird in Niphal und Piel von den
LXX mit öjtsvösip, oxovda^eiv, ragaoöead^ac^ d'ogvßetoi^ai
wiedergegeben.
Ic. 10, 42.
a. La 10, 42.
ivoq öi kOTiv XQ^i^' Magla yctg xfjv äyad-fjv fisglda i^ßXt-
goro, ^Tig ovx dq>aiQeßiijcezai avr^g,
b. Aactor Moralium regula 38. interrog. 20. (Fabricius Cod.
Pseudepigr. N. T. p. 330.)
oUyfop öi kort XPf/a ^ ivoq. oXlycov (liv, 6i]Xov6ri röiv
jtQoq vtoQacxev^v Ivoq öi, tov öxojtov &oxb rtjv XQ^^^^
hcxXfjQCodijvai.
c. Hieron. Ep. ad Eustochium de cust. virg.
Pauca autem necessaria sunt aut unum.
d. Cassian. Coli. XXTTT, 3, 1. p. 642.
Paucis vero opus est aut etiam uno. Mariam bonam partem
eEiiraR?^ non auferetur ab ea.
e. Ephraem. Syr. £v. concord. ezpos. ed. Mösinger p. 98.
[Maria] bonam partem, bonum nimirum Christum, solam
degit, nt in aetemum, sicut dictum est, ab ea non
aoferohifr
224 AussercaDonische Parallel texte zu Lc.
f. Clem. AI. Quis div. salv. c, 10. p. 941.
Magla ob rfjv ayad'fiv (leglöa i^eXi^aro^ xäi ovx dq>atQi'
d-i^öerai an avxri<i.
d. Eyangeliarium Hieros. p. 440 sq.
et exiguo opus est (f^^ici^ aca .imi»^ci); Maria autem
partem optimam elegit sibi, illa quae non auferetur ab ea.
Die Variante: pauca autem necessaria aut unum (Hier.) =
paucis vero opus est aut etiam uno (Cassian) = ojLlycjv öd ioxi
XQ^f-c^ (Auetor Moral.) ist nicht blos durch mannigfache patristische
Citate, sondern auch durch die revidierten Codd. äBC^L und
durch orientalische Versionen vertreten. Das Evang. Hieros.
hat lediglich: exiguo opus est. Clemens hat Alles, auch die
Worte: tvoq de iöriv XQ^^^ — fortgelassen. Denselben gekürzten
Text vertritt Cod. D mit 7 wichtigen Itala- Handschriften — , ein
neues Symptom daftlr, dass Clemens mit seinen Evangelien-
texten stets Beachtimg verdient. Eine canonische Anspielung
an unsern Text findet sich Apoc. 22, 19: äfpeXsl 6 B'Bog xo (li-
Qoq avxov (zu (itQoq = fi^Qh vgl. die Erläuterungen zu Lc. 12, 46).
Eine aussercanonische Anspielung ist noch zu erwähnen aus
Just. Dial. c. Tryph. c. 120 p. 348B: kv fieQlöi xov Xqiöxov
eiQicxofievoi,
An der Abstanmiung der schönen Perikope Lc, 10, 38 — 42
aus der vorcanonischen Quellenschrift kann nicht gezweifelt
werden.
Lc. 11, 1.
a. Marcion ap. Tert adv. Marc. IV, 26.
Cum in quodam loco orasset ad patrem etc.
b. Syr. Cur. Lc. 11, 1.
xäi [iyivsxo] iv to5 elvai avxop jtQoöevxofievov iv xojtcp
xivl, cQg djteoxi] fiixQov djto xtjg jtQOOevx^^ xxX,
c. Lc. 11, 1.
xal kfbvexo iv xm sivai avxov iv xojicp xivl XQOOevxofievov,
cog ijtavaaxo xxX,
*,>--. ■^w'V.'^ -X-'N
Obwohl Lc. — oder schon die vorcanonische Quellenschrift
— von Lc. 9, 51 an die topographischen Angaben vermissen
lässt, kann man dennoch den Fortgang der Lc. 9, 51 = Mc 10, 1
Texte und Untersachongen zu Lc. 11, 1. 225
eingeleiteten Heise verfolgen. Aufbruch aus Galiläa (Lc. 9, 51) — ,
Durchzug durch Samaria (Lc 10, 1 ff.) — , Nahe von Jericho
(Lc 10, 30) — , Einkehr in Bethanien = Jerusalem (Lc. 10, 38—42),
also slg zd OQia rfjg %vöalaq (Mc 10, 1), nunmehr Aufenthalt
in Peraa: xcu Jtigav xov ^loQÖavov (Mc 10, 1 = Joh. 10, 40*: xcu
dx^Xd-ev xaliv jtiQCOf xov ^IoQ6avov\ und zwar an der früheren
Wirkungsstätte des Täufers (Joh, 10, 40^: oxov rjv ^Icoavvtjg ro
XQ&tov ßaxxlC,(DVf xäim ifiBivsv kxeZ). Hierdurch wird die un-
bestimmte Angabe Lc. 11, 1*: kv x6xq> xivl — praecisiert, und
es vnrd zugleich psychologisch erklärt, wie gerade an diesem
raxog die Jünger zu der Bitte kamen: xvgie, dlöa^op ^fiäg
x^oOBvx^od'CU^ xad-cig xcci ^Icodvpijg iälöa^ev xovg ftaO^tjxäg av-
rov (Lc 11, 1^). Bedeutsam wird dann auch der Zusatz Marcions:
ad patrem (vgL oben zu Lc. 6, 12 aus Tert. adv. Marc IV, 13:
oerte ascendit in montem et illic pemoctat in oratione et utique
auditur a patre, sowie den S. 57 f. gegebenen Nachweis, dass
dieser Zusatz (trotz Hahns Betraktation) jedenfalls zu Marcions
Text gebort hat). Es war ja dieselbe Stätte, wo Jesus die Taufe
Johannis empfangen hatte, wo er betend {xQOOevxo/iivov Lc 3, 21)
die himmlische Verklärung erlebt und die Stimme des Vaters:
ovrog kcxiv 6 viog fiov 6 a/axtixog — gehört hatte. Hier nun
lehrte er seine Jünger das grosse Gebet: xäxsg ^fiäv 6 kv xolg
oigavolg. Von hier aus hatte Jesus seine Wirksamkeit be-
gonnen, hierher kehrte er zurück, als dieselbe ihrem Ende sich
nahie (vgL Lc 9, 31: x^ i^odov avxovj tJv rjiieXjisv xXtjqovp
kv %Qov6aXT^fi), Von hier aus war er in die Versuchung ge-
führt worden {avi^x^V ^^^ '^V^ tgtiiiov xeiQaod^jvai vxo xov
öuxßoZov Mt. 4, 1); hier waffnete er seine Jünger durch das
Herrengebet gegen die Versuchung: xcu /itj elaeveyx^g r/fiag elg
XBiQaciiov — und gegen den Versucher, den xovtjQog == öia-
ßoXog: aXXd gvöai ^ftag dxo xov xovijqov (Mt. 6, 13). Merk-
würdig ist es dabei, dass hier die Varianten: cbticxrj = ixavaaxo,
die wir zu Lc. 4, 13 = Mt. 4, 11 fanden, wiederkehren, wie auch
das c^Qi xcuQOv (=^ j^^^?^^^f££^ ^^^ ^^* 4, 13 mit dem f^ixoov
des Syr. CurT sich berührt.
Was die Berührungen zwischen der Tauf- und Versuchungs-
geschichte einerseits und dem Herren gebet andrerseits anlangt, weist
nicht nur Nestle noch hin auf xQOOxvvrjCBig xvqlov xov d-eov
oov (Lc. 4, 8 = Mt. 4, 10) =» ovxcog xQoaevxsod-e (Mt. 6, 9 = Lc.
Texte n. Üntenachangen X, 8. 15
226 Aussercanonische Paralleltexte eq Lc.
11, 2), jtaöag rag ßaoiXüaq xov xoO/tav (Mt. 4, 8 »» Lc 4, 5)
im Gegensatz zu ild-ixco i) ßaciXsla oov (Lc. 11, 2 =» Mt. 6, 10),
elyte xm JUd-qt xovxcp^ tva yivfjxou agxog (La 4, 3 = Mt. 4, 3',
ovx ist üQxm /iopfp Li^O£xai 6 apd-Qtonog (Lc. 4, 4 = Mt. 4, 4),
vergliclien mit: xov aqxov ^fiäv xov ixiovoiov (Lc. 11, 3 ^
Mt 6, 11), sondern auch Chase in seiner grossen Unter-
suchung: The Lords Prayer in the Early Church 1891
(Texts and Studies 1891. I, 3), hat dieser Yergleichung einen
besonderen Abschnitt gewidmet: „The Baptism and the
Temptation^ (p. 103 ff.), wobei er noch bezQglich der fQnften
Bitte: xai ag)eg tjfitv xä og>£iXf]fi€n:a fjficiv — an Mc. 1, 4: xt}-
Qvoöcov ßajfxio/ia fiexapolag dg ag>eöiv afiagximv erinnert.
Diese von Chase hervorgehobenen und von mir erst nachträg-
lieh eingesehenen Parallelen, welche mit den vorstehend von mir
und Nestle erwähnten grösstentheils zusammentreffen, sind bei
Chase um so überraschender, als er weit davon entfernt ist^ die
oben nachgewiesene Identität zwischen dem Taufplatz Johannis
(Joh. 10, 40) und dem Geburtsort des Herrengebetes (Lc. 11, 1)
zu ahnen. In einem mit I. A. R. unterzeichneten Ezcnrs „On
the Locality in which the Lords Prayer was given**
(p. 123—125) wird vielmehr im Anschluss an Lc. 10, 38 — 42 Be-
thanien, Jerusalem, der Oelberg, Oethsemane als der Geburtsort
des Herrengebetes vermuthet. Wenn man aber die oben geltend
gemachte Identität zwischen Lc. 11, 1 und Joh. 10, 40 erkannt
hat, so wird es erst vollends klar, wie auch die einzebien Bitten
des Herrengebetes den Hauch der Örtlichkeit athmen, wo Jesus
einst durch die Taufe und nach der Versuchung sein Wirken
begann, wohin er jetzt, als das Ende sich nahte, zurückkehrte
und von wo er nach Lc. 13, 31—33 = Joh. 11, 1 — 16 zur VoU-
endungsthat in Bethanien und zum Vollendungstod in Jerusalem
aufbrach. S. unten zu Lc. 13, 31 ff. Zu der Bitte der Jesus-
jünger: xvQiE öiöagov rjiiäg jtQoOevx^cß^aL, xad-mg xal ^la^awijg
kdlöa^Bv xovq liaO^Tixag avxov — , erinnert Chase an Lc. 5, 33 =
Mc. 2, 18 == Mt. 9, 14, wo von den Johannesjüngem gesagt ist:
ol /iad-rjxal ^Icaavvov vrjoxevovoip jivxva xal defjosig xoiovpxcu.
Lc. 11, 2«. = Mt. 6, 7. 9*.
a. Lc. 11,2*
djtsv 6h avrotg' oxav jtQOö£vxi]od-s, Xiysxe' jtdxeQ xxX.
Texte und üntenuchungen zu Lc. 11, 2. 227
b. Cod. Gantabr. Lc 11, 2.
o öt elxep' orap xQOösvxflod-s, fiij ßaxToXoyüxs <oq ol Xoixol'
JCfxovcivyaQrivBq, oxi iv ry xoXvXoyslqi avräv elaaxovc&i^'
ooprai' älXä jtQOCevxofievoi Xiysxs' Jtaxeg xxX,
c. Mt 6, 7. 9*
XQoosvxojit^jmöefi^ßaxxoXoY^aijxe coo^cg ol idvixol [Sjr.
Cur.: vxox^xal]' daxavoiv yoQ oxi kv xy xoXvXoylgt omAv
elaaxovoB'fjoovxai ovxa^g ovv XQooevxscd'e vfutg
xaxtQ xxX,
i /iiö. vm, 2.
fii]ik xQoCBvxBOd-e cog ol vjioxgixal, äXX* wg ixiXsvaer
o xvQiOQ Iv x€p evayysXlq} avxov, ovx<o xgooevxeod'e'
xaxtQ XX X.
„Da es ganz undenkbar ist, dass Jesus dasselbe Mustergebet
einmal bei besonderer Veranlassung (Lc. 11, 1— -4) und einmal
ohne eine solche in der Bergrede gegeben haben sollte (vgL
noch Tholücky Meyer), und da wir bereits sahen, dass die hier
gegebene Einleitung (Mt. 6, 7. 8) den geschlossenen Zusammen-
hang der letzteren zerreisst, so kann nur Lucas den richtigen
Anlass ans der apostoL Quelle, der er auch sonst nachweislich
Cap. 11 folgt, erhalten haben.^ Dieser Darlegung von Weiss
(Matthaus S. 181) ist ganz und vollkommen beizupflichten. Wenn
Weiss aber fortföhrt: „Zwar die ganz allgemeine Einleitung,
wonach Jesus sich an einem Orte aufhält und betete, rührt
formell und materiell zweifellos von seiner^ — des Lucas — „Hand
her^ und wenn sich Weiss dabei auf xoxog und xaveöO-cu als
specifisch lucanische Ausdrücke beruft, so wird es dem gegen-
über genügen, auf vorstehende Erläuterung zu Lc. 11, 1 zu ver-
weisen. Weiterhin jedoch ist Weiss auf dem richtigen Wege,
wenn er Mi 6, 7, die Warnung Jesu vor dem battologischen
Gebete, als unmittelbare — von Lc. weggelassene — Einleitung
des Herrengebetes, aus dem ürevangelium geschöpft sein lässt.
dagegen Mt. 6, 8 von diesem Zusanmaenhang ausschliesst. Wie
wichtig ist hierbei die von Weiss nicht gewürdigte Tbatsache,
dass der Codex Cantabrigiensis einen selbstständigen ausser-
canonischen Paralleltezt von Mt. 6, 7 — nicht aber von v. 8! —
ab unmittelbare Einleitung des Herrengebetes Lc. 11, 2 einfügt,
15*
228 Aassercanonische Paralleltexte zu Lc.
also den von Weiss yermutheten quellenmässigen Context wirk-
lich herstellt. Weiterhin ist es die Aiöaxy, welche denselben
quellenmässigen Zusammenhang von Mt. 6, 7 mit dem Herren-
gebete — ebenfalls unter Weglassung von Mt. 6, 8 ! — gekannt
hat. Denn die Worte Ai6. VIII, 2 entsprechen ebenso dem Con-
text von Mt. 6, 7. 9 als dem aussercanonischen Paralleltext des
Cod. D zu Lc. 11, 2 und yertreten ausserdem die wahrscheinlich
urspr&ngliche Lesart des Syr. Cur., welcher an Stelb der id^ixol
(Mt.) und der i-oistol (Cod. D) wie die Aiöaxi^ ol ^^^^^^^
bietet. Während die id-vixol Mt. 6, 7 ziemlich unvermittelt herein-
kommen, entspricht der Ausdruck vjtoxQtxal als die im ürevan-
gelium (namentlich auch Lc 11, 37ff. =» Mt. 23} häufige Bezeichnung
der Pharisäer und Schriftgelehrten der Situation, welche in Lc 11
nachfolgt, am besten, zumal da die jtoXvXoyla derselben in ihren
Gebeten Lc 20, 47: xQoq)äoei fiaxQa jtQOCtvxovrat = Mc. 12, 40
«=s Mt. 23, 14| also in einer Stelle, die ursprünglich nach Lc 11
gehört (vgl. Heft II, 18), von Jesu gerügt wird,
Lc, 11, 2* = Mt. 6, 9*.
a. Severus de rit. bapt. Append. p. 2.
Pater noster, qui es in coelis, sanctificetur nomen tuum.
b. Alö. VIII, 2.
xaxBQ Tjficiv o iv zm oigavS, ayiaod^jTa) ro ovnua öov.
c. Cod. Cantabr. Lc 11, 2^
jtarsQ rjiiciv 6 iv rote ovQavotq^ ayiaod^fjTa} opofia öov
d. Mt. 6, 9^.
xdzsQ rjiicov 6 iv rolg ovQavotq, äYiao&rjrco ro ovofia oov,
e. Lc 11, 2^.
jtätSQ, ayiacd-i^ra) ro ovofid cov.
Es ist eine der merkwürdigsten Erscheinungen, dass sowohl
in den canonischen Lehrschriften des Neuen Testamentes als in
der patristischen Literatur des zweiten Jahrhunderts so wenige
Spuren des Herrengebetes sich erhalten haben. Bezüglich der
canonischen Schriften kommen mit Sicherheit nur l.Cor. 10, 13;
2. Petr. 2, 19; 2. Tim. 4, 18; 2. Thess. 3, 3 — Anklänge an die
Texte und Untersuchungen zu Lc. 11, 2. 229
beiden letzten Bitten des Gebetes — und ausserdem vielleicht
Rom. 8, 15 = Gal. 4, 6: j4ßßä 6 staz/jQ — in Betracht. Noch
spärlicher sind verhältnissmässig die Spuren in der ältesten
patristischen Literatur: von der fünften Bitte Polyc. VI, 1. 2;
Iren. V, 17, 1; Clem. AL Strom. VII, 13, 81; von der sechsten Bitte
Polyc. VII, 2; von der siebenten Bitte Hom. Clem. XIX, 2. Insbe-
sondere thut Justin trotz seiner zahlreichen Evangeliencitate
nicht ein einziges Mal des Herrengebetes Erwähnung. So würde
es ohne die synoptischen Evangelien des Lc. und Mt. unmöglich
gewesen sein, von der Existenz dieses ur christlichen Gebetes
mehr als eine Ahnung und von seinem Inhalt, von seiner voll-
ständigen Textgestalt irgendwie eine klare Vorstellung zu ge-
winnen, wenn nicht durch die Entdeckung der Aiöaxv das
Dunkel sich geUchtet hätte. Da ward es mit Einem Male con-
statiert, dass bereits an der Wende des ersten und zweiten Jahr-
hunderts das Herrengebet zu den unveräusserlichen Lehrstücken
der Katechumenen-Ünterweisung gehörte und in den urchristlichen
Gemeinden dreimal des Tages gebetet wurde {/iiö. VIII, 3: r(>l$
x^g fjliiQaq ovTco jtQocevx^oß-e), Da ward ein neuer Beweis
gegeben für die Unsicherheit des argumentum e silentio. Da
ward die Überlieferung des Herrengebetes in der Gestalt, wie sie
der erste Evangelist gegeben, vollauf bestätigt. — Ausser den
vorstehend genannten Zeugnissen kommt nur noch Lucian in
Betracht, welcher Philopatris (T. II. p. 779) sagt: äöze saöov
Tovrovg ttjp tvxfjp dxo JiatQog dg^dfisvog, xal rrjp jto-
Zvdpv/iop ciöfjv slg riXog ijtid-ßlg — und damit seine Bekannt-
schaft mit dem Anfang des Gebetes sowie mit der Doxologie
am Schlüsse an den Tag legt, also den ganzen Umfang des
Herrengebetes, wie es in der /icöax^ überliefert wird, seiner-
seits bezeugt.
Bezüglich der Quellenkritik ist dreierlei festzustellen:
erstlich, was wohl ganz allgemein zugestanden ist, dass der
erste und dritte Evangelist jeder selbstständig das Herrengebet
aus der vorcanonischen Quelle geschöpft habe; zweitens, was
nach den zu Lc 11, 1 vorstehend gegebenen Erläuterungen nicht
mehr bezweifelt werden wird, dass — gegenüber der von dem
ersten Evangelisten voi^enommenen Umschaltung Mt. 6, 9 — 13
— in Lc. 11, 2 — 4 der ursprüngliche Standort des Gebetes erhalten
ist; drittens, dass Lc., nach seiner Gewohnheit kürzend, den
230 Atmercanonische Paralleltexte sn Lc.
Quellentext nicht ohne wichtige Weglassungen, namentlich —
wie häufig hei ihm — am Schlüsse, reproduciert hat, wahrend
der Urtext von dem ersten Eyangelisten in annähernder Voll-
ständigkeit wiedergegeben sein dürfte.
Wenn Chase in seiner oben erwähnten ausführlichen Unter-
suchung über das Herrengebet, dessen aramäischen Ursprung
voraussetzend, p. 13 sagt: It maj,\I think, be taken for certain
that the Prayer was originally in Aramaic, so erhebe ich gegen
diese Voraussetzung Einspruch von dreifacher Seite her. Erst-
lich dürften die gegenwärtigen Gesammt-Untersuchungen es zur
Evidenz bringen, dass die Annahme eines aramäischen Urevan-
geliums auf einem Irrthum beruht, dass viebnehr das hebräische
Idiom es war, in welchem die Thaten und Reden Jesu zuerst
niedergeschrieben gewesen sind. Zweitens ist gerade fbr das
Herrengebet die Entstehung im. Hebräischen und nicht im Ara-
mäischen zu suchen, wenn man den oben nachgewiesenen Cha-
rakter seines Geburtsortes ins Auge fassi Es ist nämlich zu-
zugeben, was Chase L c. weiter sagt: It is clear then that the
Prayer holds a position of its own — , dass also das Herren-
gebet, weil von Anfang an in Übung, von der Evangelienfrage
einigermassen unabhängig ist Nun, wenn dieses Gebet — wie
es nach der Darstellung des Mt. angenommen werden müsste
— in Galiläa den dort um Jesum versammelten aramäisch re-
denden Volksmassen zuerst wäre mitgetheilt worden, so wäre an
dessen aramäischem Sprachcharakter nicht zu zweifeln. Aber
die Entstehung dieses Gebetes geschah, wie oben zu Lc« 11, 1
unter Bezugnahme auf Joh. 10, 40 nachgewiesen worden ist,
in der Nähe von Jerusalem, in der jtSQlxooQoq rov ^loQdavov
(Mt. 3, 5 = Lc. 3, 3), oxov ijv 'Icoavi^rjg t6 jtQärop ßaxrl^anf
(Joh. 10, 40). In Südpalaestina war aber das Aramäische keines-
wegs allein herrschend; hier lebte auch das Hebräische fort.
Und dass in diesem letzteren Idiom Jesus seinen Jüngern das
Gebet übergeben hat, dafür spricht drittens in entscheidender
Weise der Umstand, dass zu dem dunkelen imovCioq Lc. 11, 3 »»
Mt. 6, 11 ein massgebendes, durchschlagendes aramäisches Wort
nicht überliefert ist, dass vielmehr die beiden aramäischen Ver-
sionen dieses Wortes, im Hebräerevangelium einerseits, im Evan-
geliarium Hierosoljmitanum andrerseits, weit auseinander gehen,
welche Zwiespältigkeit nicht möglich gewesen wäre, wenn von
Texte und Untersnchungen zu Lc. 11, 2. 231
An&ng an ein aramäischer Grundtypus des Herrengebetes vor-
gelegen hätte. VgL unten zu Lc. 11, 3. Es wird also wie bei
dem Urevangelium überhaupt so für das Herrengebet insonder-
heit die originale Abfassung im hebräischen Idiom festzuhalten
sein. Dieser folgte sehr frühzeitig die griechische Übersetzung,
und erst aus dieser gingen die aramäischen , lateinischen und
andere Formen des Herrengebetes hervor. Nur für die durch
die Peechittha und die severianische Taufliturgie vertretene sy-
rische Form dürfte der hebräische Urtext unmittelbar mass-
gebend gewesen sein. Vgl. die Erläuterungen zu Lc. 11, 3, aus
welchen hervorgeht, dass unter all den mannigfachen Über-
setzungen des OQTog exiovOiOg allein das syrische panis indi-
gentiae nostrae zwar nicht etymologisch, aber dem Sinn nach mit
dem vorauszusetzenden hebräischen ^gn ÜTih sich deckt. Jedenfalls
zwar ist Chase's andere Voraussetzung richtig, dass längst be-
vor unsre canonischen Evangelien in die Sprachen der Tochter-
kirchen übersetzt wurden, selbstständige Übersetzungen des
Herrengebetes dort eingebürgert und heimisch geworden waren.
Aber über diese ältesten sprachlichen Formen des Herrengebetes
wissen wir so gut wie Nichts. Lediglich die drei griechischen
Recensionen desselben bei Mt, Lc. und in der Jidax^ ragen
wie vereinsamte Monumente aus der Urzeit der Kirche zu uns
herüber. Dazu kommt noch die auf den Bedaktor des ersten
Evangeliencanons, mithin auf ca. 140 n. Chr., zurückzuführende
(vgl die Erläuterung zu La 11, 4^) Recension des Codex Gan-
tabrigiensiSf welche derselbe in Übereinstimmung mit dem
Syrer Caretons und 11 Italae zu Lc 11, 2—4 darbietet. Wenn
Chase (p. 12) dem Herrengebete eine dem Taufbefehle und der
Abendmahlseinsetzung coordinierte Stellung gibt — unter Hin-
weisung auf das ovrcog stgooeüXBOd-B »> fiad-^rBvöara poxrl^ov-
xiq = Xaßere^ g>äysT6 xxX. — , so wird diese Auffassung durch
die Aiöax^ bestätigt, indem dieselbe ihrer Katechumenen-
Unterweisung drei traditionelle Stoffe einfügt: c. 7 den Tauf-
befehl, c. 8 das Herrengebet, c. 9. 10 die Abendmahlsliturgie.
Wenn aber derselbe Chase (p. 14) drei verschieden redigierte
Formen des Herrengebetes als in der alten Kirche üblich ge-
wesen voraussetzt, nämlich eine Form für die Handauflegung
und für die Taufe, eine zweite Form für das Morgengebet und
mit einer Variante ("in)a) für das Abendgebet, und eine dritte
232 AussercanoiliBche Paralleltexte zu Lc.
Form mit der Doxologie f&r die Eucharistie, so werden diese
Voraussetzungen durch die Jiöax^] nicht unterstützt. Hier
wird eine einzige Form des Herrengebetes mit der Doxologie
für den dreimaligen täglichen Gebrauch mitgetheilt, ohne dass
eine Spur von redaktionellen Verschiedenheiten auch nur au-
gedeutet wäre. Dass gleichwohl in manchen Kiichengebieten
eine besondere Form speciell für die Taufhandlung üblich ge-
wesen sein mag, darüber vgL man die Texte und Erläuterungen
zu Lc. ll,2ö = Mt. 6, 10»
Was nun den Eingang des Herrengebetes anlangt, so muss
in Anbetracht der redactionellen Gewohnheit des Lc., vielfach
den Quellentext zu kürzen, angenommen werden, dass der volle
Quellentext bei Mt. erhalten ist. Diese Annahme wird dadurch
bestätigt, dass der Cod. D in Gemeinschaft mit dem Syr. Cur.
und mit neun Italae den bei Lc. weggelassenen Satzbestandtheil
t)fic5p 6 iv rolq ovQavolq zu Lc. 11, 2 restituiert hat. Vgl. das
Kriterium 1 in Heft I, 36. Zur Quellenmässigkeit des Zusatzes
vgl. Weiss, Matthäus S. 182 , besonders Anm. 1. Der Hebrais-
mus ol ovgavol ist in der Aidax^ vermieden und durch 6 ovQce-
vog ersetzt. Vier Italae, darunter Cod. Golb., sowie Cod. a der
Vulgata haben zu pater anstatt ^ficSp den Zusatz: sancte, wozu
Job. 17 und das jtdrsQ ayie in dem zweiten euchanstischen Ge-
bete der Aidax^ (c. 10) zu vergleichen ist*).
Zu der ersten Bitte des Herrengebetes: ayiacd-rixa} ro opofia
oov — vergleicht Chase u. A. Ezech. 36, 23: "^W'-n« ''IWsjp'i =
LXX: xal ayiaöoD ro opofia fiov, sowie aus dem Jewish Prayer
Book folgendes, alttestamentlichen Stellen nachgebildetes Syna-
gogen-Gebet: ?ixw?"nij OTg") ?iw' '^ü'^nptt-b? Tjw-nK tJ^j?
iQ^^ana Tit3tp-n« * 'ij'!TJ?i? ^l'nV'^^a. Der Zusatz i^' i^fiäg, mit
welchem Cod. D völlig isoliert steht, wird von Manchen zur fol-
genden Bitte gezogen. Chase — wie wohl die Meisten, jeden-
falls auch Tischendorf — rechnet ihn zur ersten Bitte und
erinnert dazu an Tertull. de oratione c. 3: cum dicimus: sancti-
ficetur nomen tuum, id petimus, ut sanctificetur in nobis. Femwr
1) Nestle bemerkt ergänzend hierzu folgendes: Nach Wordsworth-
White haben 2 Vulgatahdschr. diesen Zusatz und zwar D(ublinensi8, Arma-
chanuB 8. oder 9. Jh.) mit den 4 Italae sancte qui in coelis es. E(gerto-
nensis 8. oder 9. Jh.) nur „sanctae", wozu schon W-W Joh. 17, 11 ver-
gleichen.
Texte und Untersachungen zu Lc. 11, 2. 233
Cyprian de Orat. Dom.: qnod petamus ab eo, ut nomen ejus
sanctificetar in nobis. GyrilL Hier. Catech. Mystag. c. 5: ev-
Xon^d-a ip^javjryiaa&rjvai ro ovofia rov d-eov. Endlich Agath-
angelus c. 73. p. 37 ed. Lagarde: xät jtaXiv ort ro opofia
fiov oYiaöBTat kv ralg xagölaig v/kSv, Ygl. Agrapha
S. 443.
Ic. 11, 2« = Mt. 6, 10».
a. Severus de rit bapt. Append« p. 2.
adyeniat regnum tuum.
b. Jiä. vm, 2.
iXd-irm n ßaCiXüa öov.
c. Cod. Cantabr. Lc 11, 2«.
iXd'iTO} oov ri ßaöiXsla.
d. Mi 6, 10*.
kX&aTa> fj ßaöiXela cov.
e. Lc. 11, 2«.
kXd'irw in ßaöiXsia öov.
f. Cod. Ev. 604 (= 700 Gregory) ei Hoskier 1890 ad Lc.
11, 2«.
iXd-irco ro jiPBVfiä öov zb aycov ig/ ^(iciq xal xad^agioarw
g. Gregorius Nyss, I, p. 737.
ovrco yoQ hv kxelvq) eiayyBXlcp (ptjolv (sc. 6 Ao%>xag) dvrl
rov' kXd'dro) fi ßaöiXsla oov kXd'ixco^ tprial, ro ctyiop
xpsvfia öov kg) ^fiäg xal xad-agiödrco fjfiäg.
L Maximns I, p. 350 (ad Mt. 6, 10 = Migne XC, 884).
o ivravd'a Mar&alog q>fiöi ßaöcXeiav aXXaxov rwv Bvay-
YeXioräv ^regog JtvBvgia xixXrpcBv ayiop, g>äaxtov' iX&irco
cov ro xvBvfia ro ayiov xal xad-agtodrco ^fiag.
l Manichaei (Actus apost. apocr. ap. Fabricium, Cod. Apocr.
N. T. p. 823 = Acta Thomae c. 27 ed. Bonnet).
kXüh ro ayiop Jtpevfia xal xad-agiöop rovg PBq>Qovg avrcöp
xal rrjp xagölap, xal hjtioq)gayiöop avrovg Big opo/ia xa-
rgog xal vlov xal aylov jtPBVfuxrog.
234 AoBseicanoniBehe Pan&Ueltezte zu Lc
Die von Oregorius Nyssenus und Maximas, sowie dem
durch Hoskier herausgegebenen Evangeliencodez bezeugte Les-
art zum Lucaseyangelium kommt wahrscheinlich auf Rechnung
des dritten Evangelisten, dessen Vorliebe ftür die Erwähnung des
jrvBVfia cc/iop bekannt ist (vgl. nachstehend die Erläuterungen
zu IjcTii, 13, wo der Evangelist ebenfalls zu Gunsten des xvBVfta
ayiop den Urtext geändert hat). Sehr frühzeitig wird dann aus
der kirchlichen Praxis der ursprüngliche WorÜaut dieser Bitte
wieder in die Lucas-Handschriften eingedrungen sein, vielleicht
schon durch den Redaktor des ältesten Evangeliencanons, der
ja auch den vollständigen Text des Herrengebetes Lc. ll,2-'4
restituierte. Möglicher Weise aber war es die bei der Taufe
übliche Form dieses Gebetes, welche sich in obiger aussercano-
nischer Fassung erhalten hat. Bei den Manichäern war dieses
bezüglich des Sacraments der Initiation sicherlich der Fall, wobei
die Bitte um das Kommen des heil. Geistes noch weitere Er-
gänzungen erfahren hatte (vgl Heft U, 411). — Marcions
Stellung zu diesen Textgestalten ist nicht klar. Denn Epipha-
nius (Haer. LXII, p. 329. 330) hat marcionitische T^tab-
weichungen zu Lc. 11, 2 — 4 nicht notiert Tertullian aber adr.
Marc. IV, 26 gibt, wo er auf das Herrengebet Marcions zu
sprechen kommt, keinen bestimmten Text, sondern eine freie Um-
schreibung desselben, wonach es scheint, als ob die aussercano-
nische Textgestalt: iXO-drco ro aytop xvBVfia öov bei Marcion
an Stelle der ersten Bitte: ayiao&i^Ta) ro ovofw. cov zu lesen
gewesen wäre. Denn nach der Anrede: Pater folgt: A quo
spiritum sanctum postulemP und dann: Ejus regnum optabo
venire. Nitzsch hat daher s. Z. (in den Studien und Ejitiken
1830, 4 S. 846 ff.)- Marcions Text nach Tertullian sogar
folgendermassen reconstruiert: „Geheiligt werde dein Name. Zu
uns komme dein heiliger Geist und reinige uns. Dein Beich
komme." Chase erinnert (p. 29) noch an die Liturgy of Con-
stantinople (p. 90 ed. Hammond, p. 109 ed. Swainson):
ßaoiXsv ovgavu, jtaQaxXr}XB, ro jtvsvfia rijg oXr/d-elaq ....
kXd^h xai cxrjpcooov iv ^fiZv, xal xad-agiöov rjiiag xrX, Für
den Fall, dass das im Cod. D zwischen der ersten und zweiten
Bitte stehende ^y' ^fiäg zu iXd-irco oov ^ ßaoiXala gezogen
wird, konnte es als ein Best des aussercanonischen Textes: iX-
&eT(o ro Jtvevfia ayiov oov ig>* ?)fiag betrachtet werden. Von
Texte und üntezsochangen sa Lo. 11, 2. 235
letzterem sind die Pfingsihymnen: Yem, Creator Spiritus and Veni,
snpeme Spiritus — altkircUiche Nachklänge. Daneben kann
noch die manichaisch-häretische Gebetsformel notiert werden, in
welcher der heilige Geist als fii^TfjQ (vgl dazu Agrapha S. 381
das Brachsttick ans dem Hebräereyangelium: agri iXaßi (isrj /iTJ-
rrjQ fiov ro ajiov xpsv/ia xzX.) angerufen wird. Vgl. Acta
Thomae c. 27 ed. Bonnet: Xaßmv ob o ojtooroiog eXaiov xal
xaraxiag ixl xriq XBg>aXijg avtäv xät aXslfl>(xc xäi XQ^^^ ^*
Tovq fJQ^oTO XiysiP' kX&h to ayiop opofia zov XQiazov ro v:f€SQ
.tJv ovofia' iX&h rj üvafiig rov vtplotov xal t] svoxXayxma ^
Tslsla' iX9^h roxagiCfiaTo vtptaTOV iXB-h rj (^^ttjq 97 svcxXayx^og
. . und nun folgt der oben anter i) mitgetheilte Text.
Lc. 11, 2« = Mt. 6, 10».
a. Seyerus de liL bapt. Append. p. 2.
fiat Toluntas tua sicut in coelo et in terra.
b. Ad. Vm, 2.
ysvij&i^a} to d-iXfjfia cov cig Iv ovQavm xal kxl yfig.
c. Cod. Cantabr. Lc. 11, 2* = Cod. Colb.
ygyiy^roj xb d'iXrifJia cov (oq iv ovQavA xai ixi y^c.
d. Mi 6, 10»>.
yspfld^Tw TO d-iXfjfia aov dg iv ovgavä xcu kxl Yfjg.
e. Lc. 11, 2^. vacat.
Aach diese Bitte scheint die kürzende Hand des Lc. beseitigt
zu haben. VgL Tischendorf p. 562sq. Frühzeitig aber, wahr-
scheiulich schon durch den Redaktor des ältesten Eyangelien-
canoDS, wie man aus der Übereinstimmung des Cod. D mit sieben
altlateinischen Handschriften ersehen kann (vgl. Heft I, 36. Kri-
terium 2)y drang der vollständige Urtext auch an dieser SteUe
wieder in die Handschriften ein. Marcion dagegen verblieb
bei der von Lc. vorgenommenen Kürzung. Vgl. Tert adv. Marc.
IV, 26. Als canonische Anklänge sind hier zu notieren Mt. 26, 39.
42 =» Mc 14, 36 ==» Lc. 22, 42; ferner Act. 21, 14. Die von Chase
ip. 39) mitgetheilten jüdischen Parallelen aus n'^he Authorised
Prayer Book** p. 69: D'^tiM«? WS« *>^thlQ ^in ^'JT', sowie aus
Pirqe Aboth V, 20: D'^tttJntD ^'»n« pn tr\1Dyb . . t:? mn dürften
auf christliche Einflüsse zurückzuführen sein.
236 Aassercanonische Paralleltezte la Lc.
Le.ll,3«-][t6, 11.
a. Severus de rit. bapt. Append. p. 2.
da nobis panem indigentiae nostrae hodie.
b. Ai6. VIII, 2.
Toy aoTO» iiuööv xov hxiovoiov 6b<; tj/ilv at]ntQov.
c. Cod. Cantabr. Lc. 11, 3.
xov oQzov riiiäv tov kxiovCiov dbg ^(ilv öi^fiegov.
d. Mt. 6, 11.
TOV aQZOV r]fiwp xov Ijttovctov öoq fifiTv ö/lfiBQOV^
e. Lc. 11, 3.
xov agxov ^fimv xov kjtiovciov öidov ^/itv x6 xad^ i^fisQav.
f. Evangeliarium Hieros. p. 233 sq. ad Mt. 6, 11.
panem nostrum abundantiae da nobis hodie [f^li\A:^:i ^ *n%%\
g. Syr. Cur. ad. Mt. 6, 11 =« Lc. 11, 3.
Wie von den Exegeten der Neuzeit, so ist schon Ton den
Interpreten der alten Kirche das weder im klassischen Griechisch
noch im Septuaginta- Griechisch noch im Neuen Testamente sonst
vorkommende ijtiototog in sehr verschiedenen Bedeutungen
wiedergegeben worden. Von ijtiivat abgeleitet übersetzte man
es als panem venturum (Woide) = venientem (Sah.) »= fiiXXovra.
Von /J ijtiovoa (sc. tjfieQa vgL Act. 7, 26; 16, 11; 20, 15; 21, 18;
23, 11; ferner Prov. 27, 1: nnr Di*^ = LXX: f] ixiovaa = al.
avQiov) abgeleitet, ward es zum panis crastinus in der koptischen
Version, zum yniß im Hebräerevangelium (vgl. Agrapha
S. 333. 337 f.), in' derselben Bedeutung auch Catene 13,32 (Bo-
hairier): unser Brod für morgen (nach Lagarde, Mitth. II, 374
Anm.). Gleichbedeutend mit dem jtsQiovoiog der LXX, wie
Hieronymus ausdrücklich erklärt, ward es bei diesem und
dadurch in der Vulgata zum panis supersubstantialis, im Hiero-
solymitanum zum panis abundantiae (t^i^O^i ^^sojaX). Wenn
es bei Tertullian, Cyprian^ Augustin als panis quotidianus,
Texte und Untersuchungen zu Lc. 11, 3. 237
bei Chrysostomus als agrog 6 iq>fj(ieQog (man vgl. kq>i^fieQOc
TQog)ij Jac. 2, 15, aber bemerke, dass dieses cbrag Xsyofisvov des
N.T. im Septaaginta-Griechisch fehlt, und man vgl. dazu das
nentestamentliche ojr. Xey^ xad^fiegivog Act. 6, 1, welches im
A.T. nur zweimal vorkommt, nämlich Num. 4, 16: 'T^ttFin nn?tt
= LXX: ^ dvoia tf xaO^ tffiiQav = Cod. Oxon.: rj ^oia
jj xadijiiBQivri — , sowie Judith 12, 15: riiv xad^Tjftegijnjp ölairav),
wenn es femer im Cod. Corbejensis als victus quotidianus
wiedergegeben wird, so geht diese Bedeutung nicht sowohl auf
imovaiog, sondern auf den gleichzeitigen Einfluss von ro xad"^
fiiiigav zurück. Eine ähnlich freiere Übersetzung ad sensum
repraesentiert die von Chase (p. 51) notierte altsyrische Version
sowohl zu Mt. 6, 11: \1j^] ^viüN als zu Lc. 11, 3: U^^ l:»a^
=»paniscontinuus(vgl.Num.4,7: T)ar)nDnb=^syr.: i^lXi^) |vin\
= LXX: oi OQXOL ol öuutavTog), Alle diese Varianten im Syri-
schen, im aramäischen Hierosolymitanum, im Hebräer-
eTangelium zeigen es, dass ein massgebender semitischer und
etwa speciell aramäischer Urtext nicht überliefert war. Dagegen
f&hrt die spätere syrische Version in der Peschittha, in der
severianischen TauÄiturgie (vgl. Agrapha S. 337), auf das
hebräische '^jpn Dnb Prov. 30, 8 = LXX: rä öiovra xal rd
avragxTJ zurück, woraus das panis indigentiae nostrae >= panis
necessarius der syrischen Übersetzungen wohl zu erklären ist.
em entsprechend bieten auch die hebräischen Rückübersetzungen
des N.T.: ^Qpn DTib. Bei dieser Deutung des ixiovoiog ist das-
selbe von ixslvoi, Hjreötiv = „es gehört dazu" — oder, wie
Cremer will, von ixl-ovola — abgeleitet worden. Je bestimmter
aber die beiden canonischen Recensionen des Herrengebetes in
diesem vieldeutigen ij€iovöiog übereinstimmen, desto sicherer sind
die Varianten orj(iBQOv (Mi) = t6 xaß-^ rjfiiQav (Lc.) als gleich*
werthige Bestand theile, bezw. Versionen des Urtextes, zu reco-
gnoscieren. Es ist nun hierbei zunächst ersichtlich, dass die Phrase
ro xad^j^fieQap zu den Eigenthümlichkeiten des Autors gehört,
von welchem das dritte Evangelium und die Acta verfasst sind.
Vgl Lc. 19, 47. Act 17, 11. Gleichwohl findet sich ro xaO^ rjiiiqav
bereits Ex. 16, 5 LXX als Übersetzung von D'T^, und 1. Sam. 9, 12
sehen wir, dass DW == ai^fiSQOv von den LXX mit öia ryv
VniS?^ wiedergegeben worden ist. Ausserdem vgl. man Dan. 1,5:
23g Auasercanonische Pandleitexte sa Lc.
im-^a = LXX: x^^jni^Qov, ffiob 1, 4: ^W^ — LXX: xaf
hxaorriv niiioap. Immerhin ist es fraglieh, ob wir hier eine
von Lc schon vorgefundene Eigenthümlichkeit der von ihm ge-
brauchten Übersetzung oder eine von ihm selbst voi^enommene
redaktionelle Änderung vor uns haben.
Lc. 11, 4* — Mt 6, 12*,
a. Clem. AL Strom. VII, 13, 81. p. 881.
6i6 xcH öixalcog svxetai' ag)sc i]filP, Uyrnv^ ^^J^9^f"^i
ag>l€fiBv,
b. /itö. vm, 2.
xal ag)eg n/üp n^v otpeiinp numv mg xci fjuüg dgdeutv
rotg otpeiXiraig rjuciv.
c. Cod. Cantabr. Lc. 11, 4*.
xal a^eg ri(ilv ra otpsiXifiara ?j(imv, a)g xal rfiulg aipelofiEv
TOtg 6q>BiXixatg iniäv,
d. Mt. 6, 12»
xai ag>€g fjfilv ra OfpuXrnmxa Tjfimv, wg xci fjiiBlg dgnpcccficp
rotg 6q)eiXiraig rjfiwp.
e. Polyc. ad Phil. VI, 1. 2. p. 120, 5.
elöoreg on Jtapvsg 6g>BiXircu icfiev afiagrlag. el ow deofie&a
Tov xvQtoVt tva r]filp dg>y, oqpalXoiißP xai ffislg dq>iivai.
f. Lc. 11, 4»
xdL atpBg rmlv rag äftagrlag fifiSp, xal yaQ ovrol aqplofiev
Jtaprl 6g)elXopri riulp,
g. Severus de rit. bapt Append. p. 2.
et remitte nobis debita nostra nostraque peccata, prout et nos
remittimus debitoribus nostris.
Die Varianten ofaUfifia = otpeiXi^ = dfiagrla gehen ent-
weder auf ain zurück, oder, was nocfVahrscheinlicher ist, auf
a©K, nüinXi welches, im späteren Hebräisch der Ghronika be-
sonders häufig, recht eigentlich Verschuldung, Schuld bedeutet,
von den LXX aber in der Regel mit dfiagrla wiedei^egeben
wird, mithin die lucanische Version aufs Beste erläutert Auch
Texte und üntennchmigeii zu Lc. 11, 4. 239
die lucanische Fassung Jtavrl 6q>€lZovti tj/iip =^ ^A DVK "ittiK^b^b
— so Salkinson» der auch Mi 6, 12 6g)elXf}fta mit matpK
wiedergiebt — ist gut Hebräisch. Vgl. xäg 6 ogyi^ofispog, xaq
0 äjtoXvmv, jtag 6 ßlexwv und die Bemerkungen zu Mt 5, 22.
Heft II, 8S. Ghase (p. 54) erinnert zu dieser Bitte u. A. an
folgende alttestamentliche Parallelen. Gen. 50, 17 LXX: ag>eq
aitolq xi}V döixiav xcu rrjv afiagrlav (xvräv. Ex. 32, 32 LXX:
xai vvv bI fihv dq>€lg ccvrolg rrjt} änagriav avvcov, ag>eQ.
Nam. 14, 19: aq>£g z/jv a/iagriap tqj Zatp rovrcp. Sir. 28, 2:
aq>eq döixTj/ia rm jtXrjalov oov, xal toxb Ö6f]d^€VTog öov al
ofiaQzlai oov Ivür/ooprat. Ausserdem vgl. man das Agraphon:
iXBoze, iya IXetjd^rjts- a^/ere, tva a^s&y viilv, dem. Rom. 1, 13,2.
Agrapha S. 96 f. 136ffl, ebenso Lc. 6, 37^ oben S. 95 f.
Ic. 11, 4* = Mt, 6, 13*.
a. Polyc ad PhiL VU, 2 p. 122, 7.
fdrovfiepoi top jtapxBn6:itT7iP d-sop, (ifi eloepjYxtlp tfiag
dq TtBigaOfiop.
b. Aiö. VUI, 2.
xai fii} ^j^^J^^P^ W^^ ^^^ JteiQaOfiop.
c. Mt 6, 13*.
xci fifj BlOBP^/xyq fllioq äq jtBiQaCfiop.
i Lc 11, 4*» = Cod. Cantabr. ad Lc 11, \^.
xal [17^ BlOBvi-jfxi^ ijiiäq slq xBigaa/iOP.
e. SeTerus de rii bapt. Append. p. 2.
et ne nos inducas in tentationem.
f. Tert. adv. Marc. IV, 26.
Quis non sinet nos deduci in temptationem?
g. Cjpr. de orat dooL
ut in oratione dicamus: et ne patiaris nos induci in tem-
ptationem.
h. Cod. Bobbiensis (Wordsworth, Old-Latin Biblical Texts, No. I.
p. 67).
ne passns fueris induci nos in temptationem.
240 ADssercanonische Paralleliexte zu Lc.
i. Cod. Golb. ap. Chase, The Lords Prayer in the Early Chnrch
p. 65.
ne passus nos faeris induci in temptationem.
k. Dionys. Alex, fragm. ap. Migne 6. X, 1601.
xai 6fi x(d (itj slösviyx^g i^fiag Big xeigaöfior, rovrioriy §if)
iaaijg 7jfiäg k(i:itBöelv elg jisigaOftov.
1. August, de Sermone Domini ap. Migne L. XXXIV, 1282.
Multi autem precando ita dicunt: ne nos patiaris induci in
temptationem. ^^^^^
m. August de Dono Perseyerantiae c. 6 ap. Migne L. XLV, 1000.
Unde sie orant nonnulli et legitur in codicibus plurimis et
hoc sie posuit beatissimus Cyprianus: ne patiaris nos induci
in temptationem.
n. Agathangelus c. 73 ed. Lagarde.
o iaaag ijtsld-slv tj^iZv rov xeigaö/iov rovxov,
0. Amobius Junior, De Deo Trino et ünö II, 30.
qui autem orat et dicit: ne nos induci patiaris in temptationem.
p. Hieron. in Ezech. 48, 16 ap. Migne L. XXY, 484.
quotidie in oratione dicentes: ne inducas nos in temptationem,
quam ferre non possnmus.
q. Hilar. in Ps. 68 ap. Migne L. IX, 510.
Quod et in dominicae orationis ordine continetur, cum dicitur:
non derelinquas nos in temptatione, quam ferre non possimns.
r. Liturgy of Alexandria p. 6 ed. Swainson.
(tri elCBviyxxig rjfiag Big jteiQaöfioVf ov vxBVByxBlv oi öwafiBd-CL
s. The Syriac Liturgy of St. James p. 343 ed. Swainson.
ne inducas nos in temptationem, quam yirtute destituti
sustmere non possimus.
t. Pseudo-August. Serm. LXXXIV ap. Migne L. XXXIX, 1909.
et ne patiaris nos induci in temptationem, quam ferre non
possumus.
u. Chromatius ap. Migne L. XX, 362.
Dehinc ait (Mi 6, 13): Et ne nos inducas in temptationem,
sed Hbera nos a malo .... Non ergo ne in toto tentemur
oramus, sed ne supra quam virtus fidei patitur temptationi
Texte and Untenachungen zu Lo. 11, 4. 241
tradamur; quod ipanin in alio libro Erangelii oatensum est;
sie enim scriptum est: et ne nos inferas in temptationem,
quam sofferre non possmnus.
Die Torstehend anter f — s mii^etheflten, aus Chase (the
Lords Prayer in the Early Ghurch) entnommenen, aussercanonischen
Textgestidten zeigen eine so nahe Verwandtschaft mit 1. Cor.
10, 13: Jtiorog Sh 6 d^sog^ og ovx iaöei v/iog ütBiQacd'fjvai
vxBQ 0 övvaod^B, aXXa ycoiriOBi ovv xm jteiQaOfiä xal rfjv
hcßaaiv xov dvvacd'ai vxeveyxBtv, dass man entweder diese
aussercanonischen Formulierungen der sechsten Bitte als durch
l.Cor. 10, 13 beeinflusste Olossierungen des Textes betrachten oder
aber annehmen muss, dass in ihnen ein vollständigerer Text als
der canonische, ein vorcanonischer, bereits von Paulus benutzter,
Urtext conserviert worden sei. Nach den von mir Heft I, 63.
71 fL 121 ff. angedeuteten quellenkritischen Grundsätzen muss ich
aas allgemein prinzipiellen Gründen zu letzterer Annahme ge-
neigt sein, eine Annahme, welche um so leichter durchzufahren
ist, als — wie bereits oben erwähnt — patristische Citate bezüg-
lich des Herrengebetes aus dem zweiten Jahrhundert nur in
äusserst geringer Zahl vorhanden sind. Als canonische Parallele
ist noch Mt. 26, 41 par. zu notieren. Die Formulierung: „lass
ans nicht in Versuchung gerathen^' — sieht Nestle als eine
aas dogmatischen Ghründen beliebte Änderung an.
Lc. 11, 4« = Mt. 6, 18*.
a. Hom. ClenL XIX, 2. p. 178, 11.
aXXä xal iv y xagiöancBv bvxjq Ixoiabv dQfjfidvov ^voai
^fiag axo rot xovfjQOv.
b. Severus de rit. bapt. Append. p. 2.
sed libera nos a malo.
c. Tert de fuga in persec. c. 2.
hoc est enim quod sequitur: sed erue nos a maligno.
d. JiA Vm, 2.
älla ^vcai ^(iog axo rov xovtiqw.
e. Mt 6, 13^
dXXa Qvoai ^/lag dxo rov xovfjQov.
£ Lc 11, 4^. vacat
Texte XL. Üntennchmigeii X, S. IQ
242 AuBBercanonische Paralleltezte z\x Lc.
g. Cod. Cantabr. Lc. 11, 4^
dXXä Qvcai ^fiäg djto rov xovfjQOv.
Die Neigung des Lc., seine Quellentexte gerade am Schlüsse
der einzelnen Perikopen zu kürzen, tritt hier bei der durch ihn
vollzogenen Weglassang der letzten Bitte besonders deutlich
hervor. Gerade hier wird auch die Neigung der Abschreiber,
die Lücke zu ergänzen, sich geltend gemacht und eine Vervoll-
ständigung des Textes herbeigeführt haben. Dass aber auch
schon der um 140 n. Chr. wirksam gewesene Redaktor des
Evangeliencanons (vgl. Heft 1, 40) die von Lc. weggelassene letzte
Bitte restituiert hat, zeigt (unter Berücksichtigung des ersten
Kriteriums in Heft I, 36) die Übereinstimmung des Cod. D mit
dem Syr. Cur. und mit elf Italae, bei welchen zu Lc. 11, 4 diese
Bitte ebenso wenig wie in Cod. D fehlt. — Wie das Hohen-
priesterliche Gebet Job. 17 überhaupt an das Herrengebet viel-
fach anklingt, so insbesondere Job. 17, 15: iva rtjQi^Ofiq avzatg
ix Tov xovfjQOV an ^voai rjfiaq axo rov JtovtjQOv. Und
ganz ähnlich wie die paulinische Benutzung der sechsten Bitte
in 1. Cor. 10, 13 b^nnt die paulinische Allusion an die siebente
Bitte 2. Thess. 3, 3: Jticrog öi kanv 6 xvgioq, og ötfigl^et v/mg
xcu q>vXa^6c djto tov jtovtjQov. Anders geartet ist der An-
klang 2. Tim. 4, 18: Qvöeral fie 6 xvQiog dxo ytapxog igyov
novriQox , womit eng verwandt ist Ai6. X, 5: xov gvoacO-ai
avTfjv djto xavTog novfiQOv, Die zwei letzten Bitten des
Herrengebetes sind zusammengefasst 2. Petr. 2, 9: olöev xvQiog
evöeßelg kx jeeigaOficov QVBöQ-au — Dass in der alten Kirche
unter ojro rov jtoptjgov vorzugsweise der ötdßoXog = o jcov?^-
Qog verstanden wurde, hat Chase ausführlich gezeigt. Es ist
noch hinzuzufügen Cyrill. Hieros. ap. Migne XXHI, 331: ojro
rov jtovrjQOv, jtovrjQog 6h dimxslfisvog öalfUDV, dxp ov ^vod-^-
vai Bvxofied-a. Die Clementinen (in der unter a citierten
Stelle) führen die letzte Bitte des Herrengebetes unter denjenigen
Herrenworten auf, welche von dem öidßoXog handeln. Und die
oben nachgewiesene Correspondenz des Herrengebetes mit der
Yersuchungsgeschichte, sowie die enge Beziehung der Schluss-
bitte zu der vorausgegangenen Bitte bezüglich des xsigaa/ioc
gibt dieser Deutung recht Wir haben also hier ein Seitenstück
zu dem ix rov stovtjQov = ix rov ötaßoXov Mt. 5, 37 (vgL Heft
Texte and Untenachungeu zu Lc. 11, 4. 5. 243
II, 98 f. and Agrapha S. 233) und ein Gegenstück zu dem ro
aja^&p anstatt o ayad-oq Mt. 19, 17 = Mc. 10. 18 (vgL unten zu
Lc. 18719).
Was endlich die Doxologie anlangt, so findet sich davon
die älteste Spur 2. Tim. 4, 18, da wo der Schluss des Herren-
gebetes anklingt und nach Erwähnung der ßaoiXsla kjtovQaviog
die eingliederige Lobpreisung sich anschliesst: q> i; öo^a slg
rovg alAvaq xAv alcivov. dfiijv. In der Jidax^ und über-
einstimmend damit im Syr. Cur. zu Mt. 6, 13 ist die Doxologie
zweigliederig geworden. Vgl.
Ad. VIII, 2: OTi cov iörlv ?] övvafiig xoH ?J doga elq tovg
olfDvag.
Syr. Cur. ort öov iczlv ^ ßaöikela xal ^ öo^a etg rovg
cd(3pag rtüv alcivov. dfiijv.
Im Syr. Cur. kehrt also die ßaCiXsla und die 66^a aus
2. Tim. 4, 18 wieder. Während die Constitutionen da, wo sie
Ton der Ai6ax^ abhängig sind, nämlich Consi VII, 27 p. 210, 6,
den Text der Jidaxfl — nur durch äii'qv verstärkt — wieder-
geben, bieten sie Const. III, 18 p. 111 die dreigliederige Do-
xologie nach dem Textus receptus. Über eine vi er gliederige
Doxologie bei Gregor von Nyssa und bei Caesarius vgl
man Tischendorf S. 26. ^)
Nichts beweist mehr als gerade die Geschichte der Doxo-
logie, wie der liturgisch-kirchliche Gebrauch des Uerrengebets
auf die canonische Gestaltung in den Evangelienhandschriften
eingewirkt hat.
Lc. 11^ 5.
a. Marcion ap. Epiph. Haer. XLE. p. 313 C. p. 330 A.
xal ebtev' rlg Ig vfitSv i^ei q)lXov xdL xoQsvöerai JtQog avrov
fisöowxrlov cdrcop XQBlg agxovg;
1) Besüglich .der alttestamentlichen Parallelen zur Doxologie ist zu
vergleichen Nestle, Marginalien S. 29, wo ausser 1. Chron. 29, 11 auch
Dan. 2, 37 und Esra 4, 40: xal avry (sc. zy dkrjd-ela » t(p Beäi) ^ loxvg
xal t6 ßaaiXBiov xal fj iSovala xal rj fieyaXsiottjg rdiv ndvxwv aiioviov
•^ citdert ist.
16*
244 Aussercanoniflche Paralleliezte so Lc.
b. Lc. 1 1, 5.
xai ebtev JtQog avrovg' rlg Ig vfitüv ^€l tplXov xdi jro(>ev
atxai XQog ccvTOP fieoowxrlov xal ehty avrm' q>lXB, jp^-
oov fioi TQElg aQtovg ^""^ "
Die Fassung, in welcher Marcion diesen Teztbestftndtheü
reprodaciert hat, erscheint wie eine secondare Kürzung des von
Lc. gegebenen vollständigen Quellentextes.
Lc. 11, 6.
a. Cod. Cantabr. Lc. 11, 6.
ijtBtöri q>llog uoc jtaQBöxiv äx aroav, xal ovx irco o xa-
QadTjöco avT<p.
b. Lc. 11, 6.
ixBiöri q>lXog fiov xaQBfivtxo Ig odotJ XQog fie, xcu ovx
Ibxcd 6 xagad^öcD avtä.
Zwei gute Übersetzungsvarianten bietet hier €k>d. D: erstlich
xaQslvcu s= xagaylvsod-ai = Kia, wozu Jeder, der es flir nöthig
hält, leichtlich Belege aus dem Septuaginta-Ghiechisch finden
kann, und zweitens äx^ aygoZ ==» Ig oöov^ welche Lesarten
scheinbar weiter von einander abliegen und doch durch das ein-
fache f 'int? sich erklären. VgL Prov. 22, 13: "pna = LXX: h
xalg oöolg^ ferner Gant. 8, 1: f^ras=|^ ccYQiSj ebenso 1. Sam.
9, 26: ns^nn = slg OYQOv — , Belege fCLr Abstammung des Gleich-
nisses Lc. 11, 5 — 8 aus der hebräischen Evangelienquelle. Für
die Quellenkritik vgL man Weiss, Matthäus S. 209.
Lc. 11, 7.
a. Herrn. Vis. III, 3, 2. p. 36, 2.
Tcal fiijxixt fioi xoxovg xoqsxs-
b. Gal. 6, 17.
xov 2.01X0V xoxovg (iot firjÖBlg xoQexixo).
c. Exe. Theod. § 86 ap. Clem. AI. p. 989.
ovxol eIciv xa xaiöla xa fjörj iv x^ xolx'Q Cwapoxccvo-
fieva.
d. Lc. 11, 7.
xaxBlvog söcoS-ev dxoxQi&^eig sixu' (irj fioi xoxovg x&q^b'
Texte und ünterauchnngen zu Lc. 11, 6. 7. 8. 245
i]di] fj d^ga xixksicrai, xal ra jtaiöla fiov iisr ifiov elg
T^v xolxrpf slolv.
Die ÜbereiDstimmung von Gal. 6, 17 und Lc. 11, 7 in der
Phrase: /iij fioi xojtovg xoqsxb — galt in der früheren Tendenz-
kritik als ein unwiderleglicher Beweis f&r die Abhängigkeit des
dritten Eyangeliums yon Paulus. Sicherlich jedoch gehört
diese Phrase, welcher wir bereits im Syr. Cur. zu Mi 20, 13
(ygL Heft U, 253) begegnet sind und welche auch bereits im
Ilermas Verwendung gefunden hat, der vorcanonischen Quelle
nach dem lucanisch-paulinischen Übersetzungstypus (vgl. Heft
1,116fr.) an und ist ein Beweis nicht für die Abhängigkeit
des Lucas vom Paulus, sondern ftlr Beider Abhängigkeit
vom Urevangelium. Vgl. die Erläuterungen zu Lc. 18,4. 5.
Über die wahrscheinliche Quellenmässigkeit des cvpavajtavofieva,
welches die kürzende Hand des Lc. weggelassen hatte, vgl
Agrapha S. 301.
Lc. 11, 8.
a. Macar. Hom. IV, 26.
dfifiv Xiyco vgüv, el xal öiä rö sltfai q>lkov avroi firj öm-
öei carco, öia ys rwj) dvalöeiav axxox öoioei avzci dpaordg
b. Macar. de elev. ment. c. 11.
xal ayd-ig' xap öid rö g)IXop elvac ov öcoösi ovtS, öid
ys z^v dvalÖBiav avxov dvaardg dciösi avtA ooov XQV^^^-
c. Lc. 11, 8.
Uyo) v[ilv, sl xal oi dScet avr<p dvaardg öid ro elpcu
tpLXop avxov, öia ys xi^p dvaiölav avxov J/f^^c^S öoiosi
mx(p oocop XQVß^''
i Cod. Colbert. Lc. 11, 8. p. 85. ed. Belsheim.
At ille si perseveraverit pubans, dico vobis, et si non dabit
illi surgens propter amiciciam, veruntamen propter impor-
tunitatem ejus surget et dabit illi, quotquot habet necessa-
rios.
e. Diaiessaron Arab. p. 18^ ed. Ciasca.
Amen, dico vobis: Et si non dabit illi propter amicitiam,
propter importunitatem tamen ejus surget, et dabit illi, quod
petiit ab eo.
246 AuBsercanoniflche Faralleltexte zu Lo.
Das dfii]P des Macarius wird handBchrifUicli beglaubigt
durch das Hierosolymitanum. Das dvaazag desselben Schiift-
stellers, der sich darin gleich bleibt, wird eben dadurch reri-
ficiert (vgl. Agrapha, S. 16, Kriterium 6), überdem neben dem
canonischen ^[^g^^G ^ (häufige) Übersetzungsvariante von D^p
erkannt. Das oOov in dem ersten Citate des Macarius ist wohl
nur ein Schreibfehler für oaov oder oocov = itDK. Die Variante
des Diatess.: quod petiitjtb eo = oöcorjrp/Jge^^ zeigt, dass XQlä5^^^
hier die auch im attischen Griechisch häufige Bedeutung: „bitten,
fordern'^ — besitzt, also wahrscheinlich auf b^H^ sich grOndet
Vgl. 2. Reg. 6, 5: b'^Kttj = Complut: xexgyofiivov.
Lc. 11, 9 = Mt. 7, 7.
a. Gem. AI. Strom. II, 20, 116. p. 489.
cixBlod'B yao xal öod-^oerai iulv,
b. Clem. AL Strom. IV, 2, 5. p. 565.
c. Clem. AL Strom. V, 1, 11. p. 650.
^tjTSi ycLQ xal evQ^oeigy Xiysi,
d. Hom. Qem. III, 52. p. 50, 34.
xal aXXoTS' ^i]T61t£ xal svQlöxerB,
e. Pistis Sophia p. 219, 32 ed. Schwartze et Petermann.
Et dixi hominibus omnibus, peccatoribus et öixaioiq^ dieens:
quaerite, ut inveniatis, vocate, ut aperiam vobis, quod unus yoQ
quisque quaerens sp dZrjB^eia inveniet.
f. Clem. AI. Strom. VIII, 1, 1. p. 914.
^firetzs, Bbtev, xal evQJjöere, xqovsts xal dvotynoerai vulv,
alreloO'e xal öod-fjOerai vfilv.
g. Syr. Cur. Mt. 7, 7.
alrelre^ xal XTjpeCd^e, ^fjTSlre xal BVQtjöSTB, xqovbtb xal
dpoiyiiOBxai vfilp.
h. Mt 7, 7 = Lc. 11, 9.
cdTBlTB xal 6o^7]ÖBTai VfitV, ^flTBtZB XOi BVQflÖBTB, XQOVBTB
xal dpoiyriöBrat [Lc: dpoix^OBTaC\ v(ilp.
Texte und Untersachungeii zu Lc. 11, 9. 10. 247
i. Aphiaates Hom. XXIII. p. 400. ed. Bert.
[er] rief uns allezeit zu: Bittet und nehmet, und wenn ihr
suchet, werdet ihr finden.
Die Variante des Syr. Cur.: Xi]'^EO&-e flbr do^öerai vfiZv,
welche auch Aphraates vertritt, lieruht^auf einer Vorausnähme
des Xafißavei aus dem folgenden Lc. 11, 10. — Dass übrigens
der ursprüngliche Standort dieser Spruchreihe nicht bei Mt. zu
suchen, sondern bei Lc. zu finden ist, darüber s. Weiss, Matthäus
8. 209. — Durch C. Schmidt ist die Schwartze-Petermann'sche
Übersetzung der Pistis Sophia: vocate in ^Isate und aperiam
in aperietur emendiert worden.
Ic. 11, 10 = Mt. 7, 8.
a. Qem. AI. Paed. III, 6, 36. p. 275.
Tc5 cdrovvxiy g>T)Cl^ do&rjosrai, Tcäi Tq3 xQovovri avoiyr^
CBXCU,
b. Jac. 1, 5.
cdrelrtD JtttQa xov diöovroq d^eov xadv aygXcog xal fitj ovei-
öl^ovToq, xal öod^öerai crvro».
c. Herrn. Mand. IX, 4. p. 102, 20.
alxov jtaga xov xvglov xai axoXjjtp^ xavxa.
i Herrn. Mand. IX, 7. p. 104, 7.
xavxa xa alxi]fiaxd cov a ^'^^^^J;S$V;:
e. Herrn. Sim. V, 3, 9. p. 148, 11.
xci ooa av cdxrjacovxai jtagä xov xvglov ^^^^P^ü^^i'
i Herrn. Sim. VI, 3, 6. p. 166, 14.
Zafißavovxeg jtaga xov xvglov xavxa oöa av ^^'^^^^^^
g. Herrn. Vis. III, 10, 6. p. 54, 16.
xal 2,iyiy>fi o alxelg xagä xov xvglov,
h. Pistis Sophia, p. 219, 35 ed. Schwartze et Petermann.
quod unus quisque quaerens in aXrjd-ei^ inveniet, et vocanti
aperient.
L Mt7, 8 = Lc. 11, 10.
xag yag 6 alxcov XaiißavBi^ xal 6 ^t^cöv svgloxeij xal reo
xgovovxi avoiY^öexoTl^Ocravoi^c^^osxc^
248 Aussercanomsche Paralleltexte za Lc.
Die hier angef&hrten Hermas-Parallelen zeigen nicht nur
Verwandtschaft; mit Lc. 11, 10 = Mt 7, 8, sondern noch mehr
mit Jac. 1, 6 ff., wie denn überhaupt die Berührungen zwischen
dem Pastor des Hermas und dem Jacobusbriefe noch nicht ge-
nügend geklärt sein dürften. Man vgl Herrn. Mand. IX, 5: loi*
ÖS 6ioraC7jg iv rfi xagöla cov, ovöbv ov un Xr]fpt^ tcop alxf}-
fiarcov oov mit dem öiaxQlvsöd-ai des Jacobus; Jac. 1, 6. 7:
alrslza) öh iv JitöTec, (ifjöer öiaxQipofisvog' 6 fag öuzxQtvo-
uBvoq . . nrj oliö&co . . ort XyjtpeTal n xüqcc zov xvqiov.
Jedenfalls stammt Jac. 1,15 ff. aus dem urevangelischen Logion
Mt. 7, 8 = Lc. 11, 10, wobei noch Mc. 11, 23. 24 = Mt 21, 22
und das Mc. 11, 23 = Mi 21, 21 erwähnte 6uiKQlveo9^ai herein-
spielt. YgL dazu Heft II, 261 ff* Das mediale ^ri^^a« des
Hermas findet sich wieder bei Clemens AI. StrornTTl, 20,
116 p. 489. Strom. VIH, 1, 1. p. 914, auch, in den verwandten
Johanneischen Sprüchen Joh. 16, 26; 1. Job. 5, 14. 15.
Lc. 11, 11. 12 = Mt. 7, 9. 10.
a. Marcion ap. Epiph. Haer. XUL p. 313G. p. 330 Ä.
rlva yccQ k^ vfioiv xov Ttaxiga vtoq alxiqOBi Ix^iv xal dpxi
Ixd^og oipiv kotiddoBL avxS, i} dvxl coov oxoQJtlov;
b. Hom. Clem. III, 56. p. 51, 27.
xolg 6h olofiivoig avxov fi?} dya&bv slpai^ mg al YQaq>al
Xiyovciv, Bq>7]' xlva liimv alxijoBi vlog agxov, firj Xld^ov
kmöcoöBi avx(5; 7] xal IxO'VP alxtjoBij firj oq>ip ijtiöcioBi atxw:
c. Mt. 7, 9. 10.
f] xlg ioxLV i§ x(i<DP apd-Qoojtogy op alxi^OBi 6 vlog avxov
agxop, fif Xld-op kjciöciöBi atxqi; i} xal Ix^v alxfjoBi, fifj
otpiv kjciöciöBc avxfp;
d. Lc. 11, 11. 12.
xlpa ök Ig Vfiwp xop ytaxiga alxrjcBi 6 vlog oqxop, fi^ Xld-ov
Bjuöcicsi Ol reo; i} xal Ix^vv, firj dpxl Ix^^og otpip ttvrm
ijtcöciöBi; r} xal alxrjCsL coop, fiij ijtiöcioBt avxm cxoqxIov;
e. Cod. Colbert Lc. 11, 11. 12. p. 85. ed. Belsheim.
Quis autem ex vobis patrem petet panem, nunquid lapidem
dabit illi? aut petierit filius tuus piscem, nunquid pro pisce
Texte und Untersuchungen zu Lc. 11, 11. 12. 13. 249
serpentem Uli porrigis? aut si ovam petierit, nunquid scor-
pionem tradis?
Die Citation der pseudoclementinischen Homilien be-
rührt sich textlich näher mit Lc. als mit Mt., hat aber mit
letzterem die Beschränkung auf zwei Beispiele gemeinsam. Das
dritte Beispiel (vom Ei und vom Scorpion) soll nach Weiss
(Matthäus S. 209) eine von Lc. erfundene Einfügung sein. Nach
der ganzen schriftstellerischen Art des Lc. ist diese Annahme
ebensowenig wahrscheinlich wie bei Lc. 6, 24 — 26. Vgl. oben
S. 68 f. Ebenso S. 174 flF. zu Lc. 9, 61. 62.
Lc. 11, 18 = Mt. 7, 11.
a. Marcion ap. Epiph. Haer. XLII. p. 313 C. p. 330 A.
bI oiv vfistg jtoPTjQoi oPTsq olöaxe dofiara äyad-ä^ noocp
(laXXov 6 xaxriQ;
b. Clem. AI. Quis div. salv. c. 39. p. 957.
d 6b rjfielq jtovtjQoi ovrsg lofiev ayaO^a dofdara öiöovai,
xooco fiäXXop 6 jfat^Q t<ov olxriQficöv;
c. Orig. de orat. c. 10. Opp. L 213.
xcu ölöcooiv 6 xaxfiQ x6 ayad-bv öofia vcov i§ ovQavov
xotg cdxovaiv avxop,
d. Hom. Clem. III, 56. p. 51, 29.
£/ ovv vfielg noptjQoi opxtq olöaxe öofiaxa ayad-a öiöopai
xolg xixpoiq vfiäp, JtoCcp fiaXXov o Jtaxrjg t(i<5p 6 ovQapiog
dciaei ayad-a xolq alxovfitpoig avxop xal xolg noioZoiP x6
d^iXtjfia avxov;
e. Mt. 7, 11.
el ovv vfislg jtovriQol opxeg otöaxe öofiaxa aya&ä didopai
xolg xixvoig vfi£p, jioocp fiäXXop 6 JtaxTJQ vfi<DP o hp xolg ov-
QapoTg dcicsi ayad-a xolg alxoZciP atxop;
f. Cod. Cantabr. Lc. 11, 13.
sl ovp tftelg JtovfjQol oPxeg olöaxe öofiaxa aya&ä öiöopai
xolg xixvoig vfiwv, ütoom ftäXXop o xaxjjQ 6 i§ ovQapov
öcicei dyadov öofda xolg alxovoiv avxov;
250 Aussercanonische Paralleltexte zu Lc.
g. Lc. 11, 13.
el ovv V fiele jtovrjQol vjcaQxovxBq olöars öofiara aya&a öidovai
xolq rixvoig vfitSv, jtoaq} fiäkXov 6 JtaTf]Q 6 Ig ovQavov
öcicei jtvevfia ayiov rotg alxovoiv avrov.
Die den öofiata ar/ad^a des Vordersatzes entsprechendeu
Varianten im Nachsatze: ayad'O, dofiara (Marcion, Clem. AI,
eine Itala, armenische Version) = ayadvp^ofia (Cod. D, 7 Italae,
Orig., Ambrosius) = rfoöi? avo^w (Jac. 1, 17) weisen auf niitD #T2rr
als Quellentext hin, während die Homilien (welche übrigens auch
hier das Medium alrovfisvoig festhalten, ausserdem aber durch
den an Mt. 12, 50 = Mc. 3, 35 erinnernden Zusatz: xal totg
jioiovöiv TQ d^iXripLa avxov — dem Logion eine secundäre Gestalt
gegeben haben) durch ihr ayad-a (ohne öofiaxa) ihre Abhängig-
keit von dem canonischen Matthäus bekunden. Secundär —
ge Wissermassen eine Epexegese des dyad^ov öofia — ist das bei Lc.
beliebte Jtvtvua ayiov. Das dunkle vmv des Origenes hält
Nestle für gleichbedeutend mit ßgsxcovy indem er Mt 5, 45 dazu
vergleicht.
Lc. 11, 14 = Mt. 9, 32. 33 = Mt. 12, 22; 23\
a. Ephraem Syr. Ev. concord. expos. ed. Mösinger p. 113.
Adduxerunt ad eum vir um quendam daemoniacum, surdum
et mutum et coecum.
b. Mt. 9, 32. 33.
löov JtQOöTjVEyxav avxcp avd^QOjjtop x(og)6v öcu/iovi^ofievop.
xal kxßXrid^ivxoq xov öaiftovlov iXdXrjoep 6 XKoq>6q, tccu
kd-avfiaoav ol ox^oi.
c. Cod. Colbertinus Lc. 11, 14. p. 85. ed. Belsheim.
haec cum dixisset, offerunt illi unum daemoniacum surdum
et mutum. Et erat, dum eiciebat daemonium, id ipsum fuit
mutum. et cum eiecisset daemonium mutum, locutus est
mutus, et omnes turbae mirabantur.
d. Cod. Cantabr. Lc. 11, 14.
xavxa dh djcovxoq avxov JtQocg>i^€xai avxcp öacfiovi^ofuvog
xa)q)6Q' xal ixßakovxog avxov, Jtavxeg kd'avfiaCpv,
, Texte und üntersnchungen zu Lc. 11, 14. 15. 251
e. Lc. 11, 14.
xal fjp kxßaXXcov öaifiovioVf xtä avro ^v xo!)q>6v' kyivBxo
de xov öaifiovlov k^sXd^ovrog, iXakrjOev 6 xa>q>og. xäi
i^(zi(iaoav ol ox^ou
i ML12, 22. 23».
roT6 xQoCfivird-fi mxA öaifiovi^ouevoc rvq>k6g xäi xcowog'
xal id-BQaxevöev (xvrop, coöre rov xa>q>ov XaXelv xal ßXi-
jtBiv. xcST^laravxo xdvreg ol oxXot.
Die Heilang des stammen Dämonischen bildete in der vor-
canonischen Quelle den Eingang zu der Vertheidigungsrede Jesu
wider das Ton den Pharisäern ihm Schuld gegebene Teufels-
bündniss (Lc. 11, 17—28 = Mi 12, 25-30 = Mc. 3, 23-27) und
befindet sich also bei Lc. an seinem ursprünglichen Standorte.
(Vgl Weiss, Matthäus S. 255.) Dagegen ist ganz eigenthümlich
der Umstand, dass der erste Evangelist diese Dämonenheilung
zweimal bringt, das eine Mal im Anschluss an Mc, der hier
eine Umschaltung vorgenommen hatte, das andere Mal direkt aus
der Quelle. Die Vermuthung von Weiss, dass in dem iyivero
des Lc der hebräische Quellentext hervortrete {*^itj5), wird durch
die Lesart: „et erat^ im Cod. Colb. vollauf bestätigt. Andere
Anzeichen des^Sebräischen Urtextes sind die Varianten: adducere
= offerre = 5g££5£P£^ = ^*'?r!> hcßaXXsad-aL = IgeJ^äi'
= Ätf (vgl. MtlsTlsTSeft II, 173 sowie unten zu Lc^lSi 281,
^^ag«y = ^|^$^^?1=* Dtinün. Vgl. Hiob 21, 5.
Lc. 11, 15 = Mc. 8, 22 = Mt. 9, 34 = Mt 12, 24.
a. Mt 9, 34.
oi Sk qxiQiCaloi iXByov iv reo agxopri rcov öaifiovlmv kx-
ßaXXei ra dai/iopia.
b. Acta PiL I, 1. p. 216. Bec A. ed. Tischendorf.
Xiyovciv avzS' yorig iörlp, xal h BseX^eßovX oqxoptl tcop
daifiovlmv hcßaXXsi ra öaifiovia, xal jtapxa avT<p vjco-
racaerai.
c Mc 3, 22.
xcä ol YQa/ifiarslg ol dxo %qocoXv/4(dp xaraßarrsg J^Xeyop
oTi BesX^eßovX exsi xal ori sp xA agxopxi xöip öaifiopla}P
bcßaXXei xä daiiiopia.
252 AassercanomBche Paralleltezte sa Lc.
d. Lc. 11, 15.
riphg di^^avrcoj; ebtov ip BeeX^eßovX to5 oqxovti xmv
öaifiovlcDP kxßakXei rä daifiopia,
e. Mt 12, 24.
ol ÖS q>aQi(iatoi äxovöapteg bIjiop' ovroq ovx hcßaXXti xa öai-
ftopia sl fiij ip T{p BeaX^sßovX clqxopxi nSp öatiiovlcov,
f. Diatessaron Arab. p. 25^ ed. Ciasca.
Pharisaei autem audientes, dixerunt: Hie non ejicit daemones
nisi m Beelzebub principe daemoniorum, qui in eo est
Auf Orund der übereinstimmenden Bezeichnung in Mt. 9, 34
und Mt. 12, 24 lässt Weiss in der Quelle mit Recht die q)CtjQi'
oatoi genannt und daftlr durch Lc. den unbestimmten Ausdruck:
Tiphg i§ avTWP eingesetzt sein. Vgl. Weiss, Matthäus S. 255.
Bezüglich der XJmschaltung, welche Mc mit der ganzen Perikope
vorgenommen hat, vgl. Weiss, Marcus S. 127. Anm. 1. Von Mc,
und nicht aus der Quelle, stammt der Ausdruck: ol ygafiiia-
retg ol djtb ^IsQOOoXvfiwp xaraßapteg. Die Bezeichnung 'j^ofjc,
auf Jesu Person angewendet, wie sie die Acta Pilati hier ein-
i Ligen, ergänzt in vorzüglicher Weise den Gontext Ähnliche
Ausdrücke Job. 7, 12; Mt. 27, 63; Just. DiaL c. Tryph. c. 69. 108.
Vgl Heft II, 367 f. Der Zusatz des Diatessaron: „qui in eo est*'
(^= Ephraem ed. Mösinger p. 113, c. 13), welchen Zahn für
eine freie Ergänzung halt, besitzt doch vielleicht höheren Werth.
Lc. 11, 16 = Mt. 12, 88 = Mt 16, 1 = Mc. 8, 11.
a. Lc. 11, 16.
iregoi 6h xeigd^oPTeg CT]fieTop i^ ovgapot i^tjrovr xoq
avxov.
b. Mt. 12, 38.
xoxB djtexQld-rjCap avxS xit^hg x<5p ygafifiaxicop xal ^JtQi-
oalwp XiyopxBg' öiödoxaXe, &iXofisP djtb oov öfffielop läelp^
c. Mt. 16, 1.
xal JtQOGsXd^opxBg ol gpaQiaatoi xal oaööovxaToi xeiQc^oPxeg
ijtrjQcixcop avxop Cfjfislop hc xov ovgapov ^^'^4^|?f_?^l"
Torc.
Texte und Üntenmchängen za Lc. 11, 16. 17. 253
d. Just DiaL c Tryph. c. 107. p. 334 B.
yiyQCLxrai ip rolg cbcofivtjfiovsvfiactv, ort ol dxo xov yi-
vovg vfiwv ov^i]TovvrBg avr^ eXByov ort' dil^ov ^fitv
ÖfjfiElOV, ^
e. Mc 8, 11.
xal i^nX&op ol waoioaloi xal tiQ^apro Ov^iirelp avrd^
t^flTWVXhg XOQ avTov örjfietov äjto xov ovQapov, jtBiQOr
tfivxBq avTOP.
Wenn Weiss (Marcus S. 271) mit Bestimmtheit sagt: „Die
apostolische Quelle enthält diese Zeichenforderung nicht* — ,
und wenn er nicht blos Mt. 16, 1 £F. aus Mc. 8, 11 fiP. geschöpft sein
lässt, sondern auch Mt 12, 38= Lc. 11, 16 ftir „Reminiscenzen
an unsem Marcusbericht'* erklärt, so ist er hierin nicht zum
ursprünglichen Sachverhalt durchgedrungen. Derselbe ist viel-
mehr jedenfalls folgender. Die Doublette Mt. 16, 1 stammt zu-
nächst allerdings aus Mc. 8, 11; dagegen gehen die Parallelen
Mt 12, 38 == Lc. 11, 16 direct auf die vorcanonische Quelle zurück.
Folglich lag aber auch schon Mc. 8, 11 dieselbe Quelle zu Grunde.
Demgemäss sind alle vier synoptischen Parallelen Ausläufer eines
und desselben Urtextes, wie es ja auch an sich von vornherein
ganz unannehmbar erscheint, dass vier wesentlich gleichlautenden
canonischen Paralleltexten eine gemeinsame Grundlage aus dem
ürevangelium gänzlich fehlen sollte. Der Ausdruck: öet^op fjfilp
CTifiBlop in dem Citate Justins erinnert an Joh. 2, 18: rl öi]fielop
dsixpvsig fjfiiv; — , allerdings aber auch an das ijtidet§,ai arj/dslop
Mt 16, 1. "Wegen der Varianten giyrefi; = d'iXHP = '0^£ vgl
Lc. 8, 20 = Mc. 3, 32, ebenso Lc. 13, 31.
Lc. 11, 17 = Mt 12, 25 = Mc. 3, 24. 25.
a Mc. 3, 24. 25.
xcu kav ßaoiXila iq>^ htwr^ /isgiöd"^, ov övparai (^'^^^^vcu
^ ßaCiXsla hcelvf]' xal kav olxla iq>^ havxriP (iCQicd'fj, ov
&vp^O€rai fj olxla ixelpi] Cxad-rjvai.
b. Ptolemaeus ad Floram ap. Epiph. Haer. XXXIII, 3. p. 217 A.
olxta yoQ ri xoXig fiBQiOd-slöa ig>' eavrijp, ort firj dvpaxai
oxfjvai^ 6 CayxfjQ f)(i(5p cbtBq>7Jpaxo.
254 Aussercanonische Paralleltexte zu Lc.
c. Mt. 12, 25.
elöajg dh jj^Q^^^WVJ^Big avxAv bIxbv avxolq' xaoa ßaöi-
fj olxla i^^P^ö^^ojca^ havrfjg ov arad^öSTai.
d. Syr. Cur. Lc. 11, 17.
avrog öh elöcog ra diavofi(iara avxAv eljtsv avrotg' xäca
ßaCiZela öia/isgiod-eloa ig)^ iccvvfjv igt/ficod^oeTai tccA xäc
olxog ijti olxov fisgiöO-elg jteostrat.
e. Lc. 11, 17.
avrog dh slöwg avxwv xä öiavorjfiaxa ebtsv avxolg' xaßa
ßaatXeta ^^^ß^Q^<^^^<^J^ hamfjv iQjjfiovxai xät olxog hu
olxov TcljtXBt.
Den Quellentext findet hier Weiss (Marcus S. 124 ff.) mit
Ausnahme der ^^^j^f^oxa^ an deren Statt er allein ip&vfifiCBig
ffir ursprünglich hält, ungeändert bei Lc. wieder. Hätte Weiss
die Voraussetzungen mehrerer Versionen des ürevangeliums ins
Auge gefasst, so würde ihm nicht entgangen sein, dass öut-
vofjfiaxa und ivd^fiijaBig Übersetzungsvarianten von nütpnr
sind, ähnlich wle^läCg, 4: ^^^t^VS^= Lc- 5, 22: öiaXoyianoL
Auch o/xo$^jofoc/a,^^ie£^ öiafiBQtö&-Bloa, i^fiovxcu ^
^.?^^5?^//5[«T^5^^^Jf * =jr6ö6rra£ — - sind Varianten, die höchst-
wahrscheinlich nicht blos auf ^en Bedaktor, sondern auch schon
auf den Übersetzer zurückgehen.
Lc. 11, 18 = Mt. 12, 26 = Mc. 8, 26.
a. Mc. 3, 26.
xäl bI o aaxap&g dviaxri i(p^ iavxov^ ifiBQlö&fj, xal ov rfr-
vaxai oxTJvai, dXXa^ekog Jbxbi.
b. Mt. 12, 26.
xal bI 6 oaxavag xov oaxavav kxßäZXBi^ ig>* havxov ifte-
qIo&7j' ^^g^ovv axa9'f]öBxai tj ßaoiXBia avxov;
c. Hom. Oem. XIX, 2. p. 178, 5.
xal aXXrj jeov olda avxov Blgfjxoxa' bI 6 oaxavag xov oa-
xavav kxßaXXBC^ k(p^ aavxov hiiBglcQ-rj' xmg ovv avxov
oxTJx^] fpßaoiXeia;
Texte und Untersuchungen zu Lc. 11, 18. 21. 22. 255
d. Lc. 11, 18.
d 6b X4Ü 6 oaxavaq Itp havrov öieusQio&rj, jtmg orad-?'}'
0€xai 71 ßaoiZela avrov;
In diesem Logion findet Weiss (Marcus S. 125) mit Recht
den Qaellentext am vollständigsten bei Mt. wieder, mit welchem
auch die Clementinen wesentlich zusammentreffen. Aber nicht
erkannt ist die quellenmässige Identität der negativen und in-
terrogativen Fassung: ov ^^'^^£5fJöfT^a^|^^i^^
öro^joera^ = D'lpP X%. Vgl. Heft II, 78.
Lc. 11, 21. 22 = Mt 12, 29 = Mo. 3, 27.
a. Ephraem Syr. Ev. concord. expos. ed. Mösinger p. 44.
alio loGO dicitur: Nemo potest intrare in domum fortis et
depraedari thesaurum ejus, nisi prius fortem li^avefit, et
tnnc theeaurum ejus depraedabitur.
b. Iren. III, 8, 2.
ostendit dominus dicens: non aliter aliquem posse diripere
vasa fortis, si non prius ipsum alliget fortem, et tunc domum
ejus diripiet
c. Claud. Apollin. de paschate. Cbron. pasch, p. 14 ed. Dindorf.
[XipiöTog] o (J^(ja§ xov loxvQOP,
d. Exe Theod. § 52. ap. Clem. AI. p. 981.
TOVTO To CaQxlov avtlöixov 6 öcoTTjQ eljtev . . . xal dfjaai
xagaipel xal oQxaoai coq loxvQov ra OKevi],
e. Mt 12, 29.
7] xcig dvvaval rig elaskd'sTv elg xriv olxiav rov Ioxvqov
xal ra axevfj avrov aQjtaoai, iav (i?) Jtgärov rfgö?; rov
taxvQOPj xal rors rrjv olxiav avrov 6taQüta07;i;
i Cod. Cantabr. Mc. 3, 27.
o^däq dvvarat ra oxsvj] rov Ioxvqov eloeZd-wp elq rf/p
olxlap öiaQJtaoai, iäp (irj jtgcirop rop Ioxvqop öi^o^], xal
rors rfjp olxlap avrov öiaQxa^sL
g. Macar. de pat. et discr. c. 15.
acrs öeCfiAGai rop Ioxvqop xal ra oxbv7j avrov öiag-
Jtaccu.
256 Aussercanonische Paralleltexie zu Lc
h. Lc. 11, 21. 22.
orav 6 loxvQog xa^<D3tXiO(iipoq (pvXaoöxi tfjv kavxov avh]p,
iv slgf/vy iöriv tä vjt&Qxovxa avxov' ixäp 61 loxvQoreQoq
avrov IjteXd-wv vuctjoy avxov ^ xrjv xavoxXlav ccvxov
ätQBiy kq> y ijiej€ol&ei, xal xa oxvXa mxov öiaölöcactv,
i. Diatessaron Arab. p. 25^ ed. Ciasca.
Aut quomodo potest quisquam intrare in domum fortis et
▼asa ejus dinpere, nisi prius securum se reddiderit de forü?
Et tunc domum iUius diripiet. ^^^
k. Archelai et Manetis Disputatio p. 30 ed. Zacagni.
Quis enim potest introire in domum fortis et diripeie Tasa
ejus, nisi illo sit fortior?
Auch hier hat Weiss, indem er den Quellentext ausschliess-
lich in La 11, 21. 22 findet, den ganzen Sachverhalt nicht durch-
schaut Den in der Hauptsache conformen Parallelen von Mt
und Mc. sind Elemente einer Version des Urtextes eingesprengt,
welche von der lucanischen Übersetzung stark abweicht Dahin
gehören: ^f?' =^^^^ (^gl- Ex. 27, 9: IStprin nsn = LXX: avh
XtJv^ xy oxrp^f], Jer. 37, 21: nniöisn "l?na = LXX: slg otxlav xf^q
ipvZax^g), öeöfiovv = öhiv = vixäp = pTH (vgl. Jer. 20, 7:
''SPjpm = LXX: iTCQaxTjoag, 2. Chron. 28, 20: ipm '^'^^J^J^^^
ihn, 1. Job. 2, 13: vsvixrjxaxe xov JtovtjQOV, Dial. de recta fide
p. 836 F: ovöeiq övvaxai elg xi^v olxlav xov loxvQox [aL xovTf-
Qov] bIcbX^bIv, dazu Fürst I, 388^ f.), oqx&C^blv = öutQxaC^iv ^
coQBiv = l?b (vgl. Amos 3, 4: l?b"D« ''Piba = LXX: iav firj
aQjtaoy XI, iDb = Xaußäveip häufig in den LXX), vielleicht
auch jtavoxXla = cx&orji = Heere^epäck) = D'^pbü (vgL 2. Sam.
8, 7 = LXX: ;i^Atdcoa'£^, Geschirr, = Aquila: xavoxXla, 2. Regg.
11, 10 Symm. xavojtXia) oder noch besser n^^b? (vgl. 1. Sam.
17, 54 LXX: axsvtj = Symm.: oJtXa), besonders aber auch: quis
potest introire = jtcog övvaxaL xig elasXd-BlP = ovöelg övvaxai
slasX&elp = «in^-^TG (vgl. die vorausgegangenen Erläuterungen
zu Lc. 11, 18). Trotz der Verschiedenheiten in Wort- und Satz-
bildung sind die beiden Recensionen dieses Logion Lc. 11, 21. 22
einerseits und Mt. 12, 29 = Mc. 3, 27 andererseits stammverwandt
^ : ^ . ■'•
Texte und ünter8Uchung8felÜJ^)it^ar'22. 23. 24—26. 257
Ic. 11, 23 = Mt 12, SO.
a. Hom. Clem. I, 18. p. 12, 14.
[6] fi7] €ov fied-^ ^ja^^> ^^^^ vficiv koxlv.
b. Hom. Clem. 111, 69. p. 55, 14.
iav yoQ rig vfi(5v dxoleiq>d'y rov övväyeö&aij x£v Otcoqxi-
^6vT<ov r^v Xgtatov hcxXrjolav Xoyiod^tjOBxaL tuxX oig rciv
xard xAv xov Xqioxov fiaB^xäv vji^oQ^ag xoXaa&i]-
oexai.
c. Mt 12, 30.
0 fiTj mv fiax^ ifiov xax ifiov koxlv^ xcu 6 (if] övvaywv
fi€X i/iOV ÖXOQXl^Bl.
d. Lc. 1 1, 23.
6 (lij OfV fiex^ ifiov xax ifiov iöxlVf xal 6 p] avvayov
(lex* ifiox öxoQjtl^ti.
Das erste Homilien-Citat bildet den strikteii Gegensatz zu
Mc. 9,40: og yaQ ovx iöxiv xa9^ vfidiv, vjthg \fi(5v koxlv.
Letzteres erklärt Weiss (Marcos S. 321) ftir' die , andere Seite**
der in dem zweifellos echten Logion Mt. 12, 30 = Lc. 11, 23 aus-
gesprochenen Wahrheit, indem er es dahingestellt sein lässt, ob
die Fassung Mc 9, 40 ans der vorcanonischen Quelle oder von
der Hand des Mc abstanmie. Das zweite Homilien-Citat zeigt
deutlich, dass der Redaktor der Homilien Mt. 12, 30 «»Lc 11, 23
kannte
Lc 11, 24—26 = Mt. 12, 43—45.
a. Valentinus ap. Clem. AL Strom. 1I| 20, 114. p. 489.
ii ov [sc d-BOv\ fiovov övvaixo av ?) xoQÖla xa&agd ys-
vio&ai jtavxoq xovtjqov Jtpevfiaxog i^co&ov/iivov xrjg xag-
dlaq. xoXXd yäg ivoixoxvxa avx^ jtvBVuaxa ovx igi xa-
d-ageveiv ..../} xaQÖUx . . äxdß-aQxog ovCa xoXXoiv ovöa
öaifAOvaiv <>^^^g5^
b. Iren. I, 16, 3.
i^eXd-bv yao xo axa&aoxov nvBvua xfjg ayvolag^ ixeixa
oxoXa^ovxag avxovg ot d'eS, dXXä xoöfiixalg ^i]xi^Csoir
tvQov^^QocxagaXaßov ixtga xvevfiaxa kxxä xovrjQoxega
iavxov,
Texte a. UDtennchaQgen X, 8. 17
256 AomBcaanoniBche Pftralleltezte sn Lc.
iMt
c. Herrn. Mand. XII, 5, 4. p. 128, 25.
oöoi ovp jtkrjgeig bIöIv kv t^ xlörsi, dvd-eön^xaöiv avt
[sc. T(p öiaß6X(p] Icx^Q^q, xdxsWog dxoxogal ax cmi '^
xivovg TcaX l^coi^ xojtov slcxqüeverai .elg :avzQvg. - ^
i fienn. Mand. V, 7. -p. 90, 4. ^
aha ^^av emo&t^ fsc. ro xvevfia rdayiov] cato rav a '^"'•
^StQwxav inslvov x>v xaropcel, ^Iverai 6 avd-Qwjiog kxslvi ' ^
XBVog axb rov xvevuarog rov öixalov, xäi 2x)ijtbv xsxXi '^i
QCDfiivog rolg xvevjiMi^TOlg xovtjQOlg catoxavaOfvazit « '
mo?/ ir(^§6£ airrov^ xsQiOjtwftevog wöb xdxBtös axb rä ]
xvGviioxiov rcov xovtiQciv.
e. Herrn, Sim. IX, 17, 5. p. 236, 5. ^
xäi xahp k/ivovxo oloi xqotsqop .^oav, (AaXXov di xo^^.
X^lQovsg, .=•
f. Ephraem Syr. Ev. concord. expos. ed. Mösinger p. 120.
Sed ille impurus, si exieritj^de homine .... IVTadit ille im '
puri^, somit alios Septem aodoe süos^.qm sunt ipso nequlor« j
et Teoiunt et habitant in eo, et erunt hominis «istius^oyisBim
pejora quam priora; ita arit et generationi fauic . . . . «p. 12t
Dominus sententiam super hunc poptdum tulit dioene: 'Ba
ent iiuic igeneiationi.
g. Eclog. propfa. ap. Clem. AI. § 12. p. 992.
kxavBici yag Big *tbp xBxad'aQfiivov eheov xal xbvov.
h. Mt. 12, 43—45.
oxfxp ök *ü6 axad-aQxav xvevfia ^^^ ^o xov dpB-Qwxov,
äii^x^'^^ i^' jipv.ÖQcop x6xa)v ^fjx&vv üPixccvOiv xcä ovx
^vqIcscbi. xoxb .iByer Mg top ohop fiov ixicvQipWf *o9-bp
>i§flA^mp. omA 42:dtßp wqIcxsi [Cod. Cantabr. -w»^ olxop]
cxoXa^opxa xal öBCagofiipov xal ^BmoOfitffiivov. rore
xoQBVBxai xal xagaXafißapBi /iBd'^ eavxov hxzaivBQa ^gPBv-
4iaxa ,9^fi^99^6(CBQa iavrov, «cd BhBXBvPW xmtoio$gi ixst
[%yx. Gmr. ip .avxSl xal yhiBxai xä icxaxa tqv dv^ffeixov
xavT^ XXI xovriQa.
Texte und Dntoxrocliitiigen ra Lc. 11, 24t^26, 28.
259
it IL 24-26.
9to ro aut^agrtov nvevfuz ^i'Xd^ dxb xov äp&Qcixov,
<%CTcu de' dniÖQwv tojkov ^t^tovp dväxavöiv, xal fiij
^Jtöwi^iU/Ci" vxoOTQitpca slg top obcov (iov, od-sp i^^X"
^cif. 7ui ii&ov evQloxBi ceoagmidipov xal xexoofijj/idvop.
ron xoQevsrai xal xiXQaXafißäpBi h:BQa jtvevgiara Jtopfj-
^^ftt Bovrov ejttd, xal BlösXd'oma xcttotxsl hcBl fSyr.
Car. h ovrdJ], xal ylvBtai rä Icxoxa xov dvB-Qwjtov kxBl-
^^ X^dQopa xSv xQmxüDP.
Xeben den canoiiiscben Parallelen werden hier (nameiitlich
^ Hermas) auch Spnren einer aussercanönischen Version dieses
T^ztabsdmittes bemerkbar: asioxtOQBlP ^^ i^igx'^^^^^'^^^', 'fo-
^j^^i^f^ovoi^ »■= nn^^, ixapiivai — * ixioxQBq>etv ■« wo-
^*??op.Ä&^ == n^Ä. Zu dem dai^ovo^r ofof5r5£it^
fitas) TgL Barn. XVI, 7 p. 70: obcog öaifwplwv und Apoc. 18, 2:
^Jjoe^Qiov xAv öaigioviop, an letzter Stelle auch die Voraus-
^***>iag Ton der "Wohnstatt der Daemonen an wüsten Ortem.
^ Weiss, Matthäus S. 331. Zu bemerken ist noch, dass axo^
^^ (ron dem kürzenden Lc. weggelassen) von Salkinson
^^ IZ 44 mit pn und dass ebenda GBöoQcofiipog mit Tt^yü wieder-
?«gd)en wird, in beiden Fällen aßo^it hebräischen 'Wörtern,
^eklie üe aussercstnonischen Varianten xspog (Herm , Clem. AL)
Dad xexaB^Miäj^^j^o^ (Clem. AI.) praecis eÄIS^n. *)
Le. U, 28.
flmn. Sim- V, »,^ 9.^ p. 148, 10.
T^^<MK^ d^ €x&r€c /umaQifoq ic^' nai oöoi ap axovoavxeq
avxä xTiQ^Cioöirj flcacagioi ioovxaL
1) Es zeigt sich auch hier, wie dieser am dem Judenthum hervor-
ngangeneRetroTerteiit — Salkinson — , der doch gewiss mit den an ssercano-
üdKn Texten keine Bekanntschaft besass, durch sein dem hebräischen
^pradigewt congeniales Empfinden seine Yorg&nger vielfach übertraf. Er
»ar es aoch, der die Varianten der innercanonischen Parallelen häufig
auf das gemiiuwaae Qaeüwort znrtickftihri.
17 •
260 Aassercanonische Paralleltexte za Lc
b. Apoc. 22, 7.
fi€txap£05^ jr^^cöi» jroi£ ^oyovg^ r^$ XQoq>i]TdaQ zov ßißUov
TOVTOV.
c. Apoc. 1, 3.
fiaxaQiog 6 avayivmcxoav xal ol dxovovtsg rov Xoyov t^c
XQoq)rjrelag xcä njQovvrec rä iv avry ysyQafifieva.
d. Apoc. JoL Cod. B. p. 93. ed. Tischendorf (Apoc. apocryphaei.
xal (laxaQioi ol axovovreg rbv Xoyov rov ß-eov xcä q>vXaT'
xovrsq avrd,
6. Lc. 11, 28.
uevovvye uaxaQioi ol äxovovrsQ rbv koyov xov &€ov xai
q)vXacöovrsc [Syr. Cor. add.: avrov].
f. Ephraem Syr. £v. concord. expos. ed. MösiDger p. 123.
Dixit enim: Beati qui audiunt verbum dei et custodiant
illud. Qui habet aures audiendi audiat ^
g. Diatessaron Arab. p. 28^ ed. Ciasca.
Dicit autem illi: Beatus, qui audit verbum Dei, et custodit
illud.
h. Tert. adv. Marc. IV, 26.
Et dotninus, Immo beati, qui sermonem dei audiunt et &-
ciunt.
Die Übereinstimmung zwischen dem Apokalyptiker nnd
dem Pastor Hermae zeigt die aussercanonische Variante rrj-
QSlv = g)vXaooeiv = nw. Der Zusatz avrov (== avra) = illud
ist ausser den von Tischendorf notierten Zeugen von Hermas,
Ephraem, Tatian vertreten, sowie auch durch sechs Vulgata-
Handschriften. Die Lesart faciunt anstatt custodiunt bei Ter-
tullian beruht entweder auf einem Gedächtnissfehler des letzteren
oder auf einer absichtlichen Änderung Marcions.
Lc. 11, 29 = Mt 12, 39 =- Mt 16, 4 = Mc- 8, 12-
a. Lc. 11,29.
rSv dh ox^cov ijtad-Qoi^ofiivmv rJQ^aro Xiyeiv' tj yipeä
avTT] ysvsa Jtovrjgd konv ctjfistov Cp]rsl, xai Ofjfietov ov
Sod-i^öerai avry eI fit] ro öTjfietov ^Icovä,
Texte and Untersuch nngen zu Lc. 11^ 29. 261
b. Mt. 12, 39.
6 di axoxQid-slg slxsv avrolg' fBvsa {Sjr. Cur. add.: avtfj)
xovi]Qa xal iioixaüq Ofjfislov kjti^ijTel, xcä oijfielov ov do-
^]oBT(u avT^ el fii] t6 ot](i€lop ^Iwvä xov jtQOfprjxov.
c Mt. 16f 4.
yevBa jcovrjQix xdL fioixccXig otj^bIov kjci^rjTeT, xftl ai]fislov
ov dod^?ioszai avxxi d uv zo ötjfielop ^Icovä,
d. Just Dial. c. Thryph. c. 107. p. 334 B.
xcü dxexQlvazo avzolq' fsveä üiovtjQa xal fioixctXtg aijfielov
kxi^ijzsly xal öfifislov ov öoB^oezai ctvzotg si fifj z6 öfjfielov
e. Jusi Dial. c. Tryph. c. 108. p. 335 B.
xal zavxa ol djio zov yivovq vfiaiv ijiiozafisvoi ajtavzeg
YByevrjfieva vxo zov ^Icova, Tcal zov XgiOzov JtoQ vfilv
ßowpzoQ ozi z6 criiiBlov ^Imvä öciösi vfilv.
f. Marcion ap. Epiph. Haer. XLIL p. 313 D. p. 331 D. p. 332 A.
xaQox&cojtzat zo xbqI ^lova zov jtQog)i^zov. elxs 7&Q' V
yevsa cn>zi] öTjfislop alzslj CtiiabIop ov do^rjOBzai avz^,
g. Mc 8, 12.
zl 1] yBPBa avztj ^tjzbZ ö7](ibIop; afirjp Xiya> vfitp bI do^ '-
OBzai z^ yBPBOL zavz^ öTjfiBlop.
Diesen Herrenspruch» welcher selbstverständlich (auch nach
Weiss, vgl Matthäus S. 328 Anm. 1) aus der Yorcanonischen
Quelle stammt, besitzen wir in vier synoptischen Parallelen und
in vierfacher Beleuchtung. Bei Mc. folgt er unmittelbar auf die
Zeichenforderung (Mc. 8, 1 1. 12), ebenso Mt. 12, 38. 39; dagegen istMt.
16, 1. 4, wo eigentlich Mc. zu Gründe liegt, ein anderes Redestüok
(v. 2. 3) eingeschoben; bei Lc. endlich folgt auf die Zeichenforderung
(Lc. 11, 16) die längere Bede v. 17—28 und dann erst v. 29 unser
Sprach. Bei Ma sind die Jünger angeredet, und der Spruch
bezieht sich ganz bestimmt auf die g>aQi0aloi —^ Mt. 16, 1 sind
es die q^Qiöatoi und oaödovxatoif Mt. 12, 38 ygafifdazstg xal
^OQiaaioi, welche Zeichen fordern und welche Jesus als yBPeä
xopTjQa xcu fiotxccXlg bezeichnet. Lc. dagegen gibt Lc. 11, 29 die
£inleitung zu diesem Herrenwort mit den — jedenfalls aus der
Quelle geschöpften (vgl. Weiss) — Worten: zc5p äh 6x^€0P
Bxad^QOi^o/idpcop. Auf Grund hiervon glaubt Weiss, dass unser
262 Aassercanoniache Paralleltexte su Lo.
Sprach in der Quelle sich nicht auf die Pharisäer, sondern auf das
wunders&chtige Volk bezogen habe. Aber warum sollte Jesns zu den
ihn umdrängenden Yolksmassen nicht diesen Warnungsruf gegen
die Pharisäer haben aussprechen können ? Im SeptuagintarGrie-
chisch wird yepea nicht nur fttr li*!, sondern auch für !^T, D?,
rnbitt und nnra'tt angewendet. Das letztgenannte Wort hat
aber keineswegs nur die Bedeutung: Familie, Sippe, Stamm,
sondern auch Gemeinschaft, Genossenschaff;. Vgl. namentlich
das hier besonders beweiskräftige D^'niD'iO nin&trä 1. Chron. 2, 55,
wo die LXX: xargici ygafiuariop haben, wo ebenso gut ^evecii
Y(fafifiard(DV hätte gebraucht werd^i können. Wenn Justin
nicht besonders die Pharisäer, sondern auch im Allgemeinen die
Juden {djto rov yivavq xficov) als dieZeichenforderer charakterisiert,
und wenn Paulus mit unverkennbarer Bezugnahme auf unser
Logion 1. Cor. 1, 22 sagt: kouiö'q tuü %vdaloi otniBla clLtwoiv,
so sind doch nicht blos im johanneischen Evangelium die ^lov-
daloi die Bezeichnung des christusfeindlichen, in demPharisäismus
. zusammengefassten Judenthums, sondern auch Paulus hat, was
Jesus Lc. 11, 47—51 ==» Mt 23, 30—36 speciell von den Phari-
säern und Schriftgelehrten gesagt hat, 1. Thess. 2, 14 — 16 ver-
allgemeinernd auf die Juden angewendet. Siehe unten! und
auch Lc. 11, 51^ = Mt. 23, 36 dient der Ausdruck ^ y^vBa avzf^
speciell zur Bezeichnung des im Pharisäismus und Schrift-
gelehrtenthum gipfelnden prophetenfeindüchenJudenthuma End-
lich das Quellenwort tf]^$ ist in den Varianten ^tirelv (Mc, Lc.)
a— ijrt^ijveiv (Mt.) =— altetv (Marcion, Paulus) wieder zu er-
kennen.
Lc. U, 30 = Mt 12, 40.
a. Mi 12, 40.
cSa^fig^ yuQ tjv *I(Dvaq hv t^ xoiXl^ tov xa/jrovg VQslg ^fdr
gag xai rgetg vvxrixg, ovra>q iötai o vlbg rov avß-Qwxov
ip t(] xoQÖla Tfjg y^g rgstg rJiiiQag xai xq^ vvntag.
b. Lo. 11, 30.
xad-cog yoLQ iyipsro *Ia}pag rotg Nipsvslraig Crifietov, ovrwg
fataTxccL 6 ^og rov dv&Qcijcov ry yspsa xavxiß.
c. Cod. Cantabr. Lc. 11, 30.
xad-mg yoQ iyipexo ^Icopag atjfielop xotg NiPevslxaig^ ovxfog
Teste und IlnteTwifltinngen zu Lc. 11, 30. 263*
eatai xäl o vlog vov avd^Qcixaix t$ yeve^ ravz^, xal
xa&wg Ycpygg iv ry xoiXla rot xi^zovg Mvbxo TQBlq tfii"
Qag xal rgelg vvxxag^ ovrcog.xat 6 vlog^ vov aifd'ooixov iu
TV n
i DidaBc. V, 14 p. 313.
Tuä, ixXffQuid^ imTPa a iJU/e ort öst rov vlov rov dvO-Qd-
xov XDirjöai iv r^ Tcagöla rijg yrjg rgslg ^/ligag xal rgslg
mxrag.
e. Consi V, 14. p. 145, 6.
apaöräg bc v&cq(5v ixXijQOHiBV ixelva, a xal xgo tüv xd-
&ovg i]/iCv XQoiijeyev tpacxav ort ÖBt rov vlov avd'Qcixov
xoifjöat iv r^ xagdlq. rfjg yrjg rgelg i^fiigag xal rgetg
vvxrag.
f. Aphraates Hom. XU, 5. p. 189 ed. Bert.
Und doch verhält sichs in Wahrheit so, wie unser Erloser
gesagt hat: Wie Jonas, der Sohn Mathais, drei Tage und
drei Nächte im Bauche des Fisches war, also wird des
Menschen Sohn auch sein im Herzen der Erde.
g. Iren. V, 31, 1.
Et ipse autem dominus: Qaemadmodom, ait, Jonas in ventre
oeti tres dies et tres noctes mansit, sie erit et filius hominis
in corde terrae.
Aach bei diesem Logion liegt wie zu La 11, 2^ eine Besti-
tuiernng des von Lc weggelassenen Qnellentextes durch den
Codex Bezae Yor. Denn dass der letztere nicht etwa aus Mt.
12, 40 eine conformierende Ergänzung vorgenommen hat, zeigt
die Variante iv r^ /^'und die dadurch geschehene Beseitigung
des in der Matthäus- Version befolgten Hebraismus ^J^^J^VJ^SSl
«gjr2g^^= ^ijn aba (vgl Ex. 15,8: DJ-aba,- Deut. 4, 11:
Wgbx lb~l$»»LXX: loiQ Tou ovgavov^ wo also ebenfalls ib
imübersetzt geblieben ist). Ein weiterer Hebraismus ist in dem
Texte der Didascalia und Constitutionen: xotnoat — er-
halten. VgL Eccles; 6, 12: nter?'), mit Bezug auf D5tt^, LXX:
xd ixoifjaep woxa, — Der "^PttSM""!)! ^^ ^^^ Aphraates ein Sohn
Hathais geworden.
264 Aassercanonische Paralleltezte zu Lc
Lc. 11, 81 = Mt 12, 42.
a. Hom. Clem. XI, 33. p. 119, 9.
avTog i]fiaq o aipevöijg kölöa^tv . . . elxcop jtQog fiev zoxg
afieXovpzag iXd^slv xäi ijtaxovscv avrov' ßaoiXiöCa votov
iyeQ&^jöBTai. (lerä xi^g yevsäg ravxtjg xcä xaraxQivEl «vr^,
OTi fiXd-ev ajto tc5p xegarcop xrjg yfjg axovoai rijv 6oq>iav
2!oXofi(5vog, xal l6ov jtkelop 2JoXofi(5pog mds, xcä ov
b. Mt. 12, 42.
ßaolXiaoa potov kysQd^oerai iv xTj xqIosi fierä r^e yepsäg
ravTfjg x<ü xaraxQipet avrtjpj ozi 7jXd^€P ix nSp JtBQaxiDV
xTJg yF/g dxovcai x?}v ootplap 2oXo(icipog, xal löov xketov
2oXoficüPog coöe.
c. Lc. 11, 31.
ßaölXiooa poxov iyBQdrjOBxat kp x^ xqIobi fisxa xwv dv-
öqcöp xfjg yevsag xavx7]g xal xaxaxQiPst avxovgy oxi yjX&sv
ix xcop jtsQaxmp xfjg yf^g dxovöai xt/p ooq>lap JSoXoiiwvog,
xai löov jtXetop 2oXo(i(5pog wöb.
Der Zusatz: x«l ov jacxBvexB, obwohl schon in der von
dem Redaktor der Clementinen benutzten Evangelienquelle
Torhanden gewesen, ist doch in dieser Fassung unecht, weil ge-
rade diejenigen, von denen Jesus zu dem Volke redet, nämlich
die apÖQsg x?jg ysvBag xavxrjg = ol g>aQcCatoc, als dem Gericht
verfallen, angeredet gewesen wären.
Lc. 11, 82 = Mt. 12, 41.
a. Just. Dial. c. Tryph. c. 108. p. 335 B.
jrQOXQSJtofiBvog Xpa Tcap (lexa xo dpaöxrjpai avxov dxo x(5p
VBXQWP nBxaporiöTjXB i(p* olg ijtgd^axe xaxolg xal ofioltog
NcpBvlxaig jtQocxXavöTjXB x(5 d-etp,
b. Just. Dial. c. Tryph. c. 107. p. 334 C.
xal jtoprjQoxigap xt]p yBPsäp vfidöp xai (loixccXlöa /läXXop
xf]g NiPBVixSp xoXimg iöfjXov, ohiPBg, xov Impä xtjgv-
^apxog avxolg xxX,
Texte und Untersachungen zu Lo. 11, 31. 32. 33. 265
c. Hom. Clem. XI, 33. p. 119, 13.
xQog (Je rovg kv reo Xaä fi^ d-iXopxag (levavoTJöai kjtl
tA TCTjQvyfiari avrov sljtev' avögeq Nivevlrai kyeQd^'jOovrai
fisrä TTJQ ysveäg xavxfjg xdL xaraxQivovöiv avrijv, ori
axovöavxeq fiBxsvorfiav elq x6 XTJgvyfia *Ia)Pa' xal löov
xXelov . . . (oöe, xal ovöelg jiioxsvei.
d. Mt 12, 41.
apÖQsg NivBvlxai apaöxrjaovxac iv x^ xqIobi fisxa xrjg /£-
veag xavx^g xci xaxaxQivovöiv avxi]v, oxi /lexeporjoap elg
x6 xfjQvyfia ^I(Dpa, xäi löov xXbZop ^lopa oöe.
e. Lc. 1 1, 32.
avÖQsg Nipsvslxai j^J^^fJJJ^öin^ ip x^ xqIöec fiexä xijg
yspsäg xavxT^g xal xaxaxQipovoiP avxijp, oxc fiBXBPOfjOap
Big x6 xijQty/fia ^la^pä, xal löov xXbIop ^Ia>pä a)ÖB,
Mit Weiss ist anzunehmen, dass dieser Spruch Lc. 11, 32
= Mt 12, 41 im ürevangelium vor Lc 11, 31 = Mt. 12, 42 ge-
standen hat, dass also vom ersten Evangelisten die richtige
Reihenfolge eingehalten ist. Denn die avÖQBg NiPBvlxai werden
sich unmittelbar an die Erwähnung des ninivitischen Buss-
predigers angeschlossen haben. Der Homilientext bietet hier
gute Varianten: iyBQd-TjOOPxai (= apacxrjcopxat = lla'lp^), axov'
oavxBgj wahrscheinlich ein echter Rest des Urtextes, und:
xd ovÖBlg jtioxBVBi, welches — im Unterschied von dem xcu
ov xiCXBVBxs zu Lc. 11, 31 = Mt, 12, 42 — an dieser Stelle und
in diesem Zusammenhang sehr wohl zum Quellentext gehört
haben kann.
Lc. 11, 33 = Lc. 8, 16 = Mc. 4, 21 = Mt. 5, 15.
a. Clem. AL Strom. I, 1, 12. p. 323.
ovÖBig axxBi Xvxpop xal vjto xop fioöiop xI&^tjOcp, aXX^ ijcl
xijg XvxPlctg (palpBtP xolg xyg ioxiaOBCog xf/g avxfjg xaxtj-
^ICDfiBPOig.
b. Mt. 5, 15.
ovÖB xalovOiP Xvxpop xal xt&Eaatp avxop vjto xop fioöiop,
aXX^ ijd xnp Xvypiap^ xal XaujtBi JtaoiP xoXg ip x(] oIxUl
266 AussercBBonitche Panllelteste za Lc.
c. Lc. 1 1, 33.
ovdilg XvxPOP atfmq elg XQVxrfjv tld^ioiv ovök vxo top
(ia6iov>, djiX ^:tI zfjv Xvx^l(*P^ ^po ol slöxoQsvoftspoi t(
d. Lc. 8, 16.
ovÖBiq 6b Xvxpop cnpa^ xaXvxrei avvop öx€vei ?} vMmatiO
xklpfig rld-tjöip^ ak)! i^l Xvxplag xldTjOip, Ypa ol üöjioqev-
ofispoi ßXixaHiiP x6 qxog*
e. Ma 4, 21.
xal sXsycv avroig ort fi/]Tt l(>;(6rai o Xvxpoq^ ipa vjci top
fioöiop Tf^^ ^ vjro T^p xXlpfjp; ovx &^« ixl rfjv XvxpiciP
Was Lc. in der Regel vermeidet, denselben Spruch in
Doubletten zu geben, das liegt hier ror: Lc. 8, 16 stammt der
Spruch aus Mc. 4, 21, wie der Gontext zeigt, dagegen Lc. 11, 33
direkt aus der vorcanonisohen Quelle. Ebendaher atammt dw-
selbe Spruch Mt. 5, 15. Vgl. Weiss, Marcus S. 153. 155* Die so
entstandenen vier innercanonischen Patallelen gehen textiich
sehr durch einander, sodass der ursprüngliche Wortlaut kaum
mahr rein darzustellen sein wird. La dürfte da, wo er Lo. 11, 33
direkt aus dem Urevangelium schöpft , doch zugleich von Mc
beeinflusst sein (vgl. Weiss, Matthäus S. 154), während umge-
kehrt da, wo er Lc. 8, 16 dem Contexte des Marcusevangeliums
folgt, bereits der Einfluss der vorcanonischen Quelle nach der
lucanischen Version sich bemerklich macht. Nämlich das ajtxHv,
welches Weiss lediglich auf die Rechnung des Lc. setzt, gehört
schon der von ihm gebrauchten Version des Urevangeliums an
(vgl. Lc. 15, 8: ovxjL ajtrai Xvx^^^) ^^^ ist neben xalsiv (Mt.)
UbersetzungSTariante von p^^^lt}, sodass als der gemeinsame Urtext
fftr ovösig ojtTBi (Clem. AI.) = ovöelg ay)ag (Lc.) = ovdh xalovoip
(Mt.) pbllj l"^» vorauszusetzen ist. Dieses sicherUch quellen-
mässige Wort ist bei Mc. in Wegfall gekonmien, aber Lc. 8, 16,
wo der dritte Evangelist dem Context des Mc. folgt, wieder
eingedrungen. Dagegen sind die Worte rj vjto r^p xXlpfjp Mc.
4, 21 sicher ein Zusatz des zweiten Evangelisten (vgL Weiss,
Marcus S. 154), da sie in den direkt aus der Quelle geschöpften
Parallelen (Lc. 11, 33; Mt. 5, 15) wie auch bei Giemen» AI. fehlen,
Texte und Untergnchungen zu Lc. 11« 33. 34. 267
dagegen Lc. 8, 16, wo Lc. Ton Mc. abhängig ist, in der Fassung:
ij vxoxava} xXlvriq — die Abhängigkeit von Mc. bekunden.
Ebenso ist die Lc. 11, 33 hinzugefügte xgvjtrij (Kellerloch, be-
deckter Oang) wohl auf Rechnung des Lc. zu setzen. Dagegen
sind lafixsiv (Mt.) = g>cdP€tv (Clem.) = n'^«n (vgl. Lc. 17, 24 =
Mt. 24, 27) quellenmässig. Die Schlussworte des Logion sind
vielleicht bei Clemens am besten erhalten, wonach der Leuchter
zu einem Festmahle {hörlaoig ^= TttW^ Oeu. 26, 30) herbeige-
sdiafil und mit dem Lichte versehen werden sollte, damit alleTheil-
nebmer des Festmahles in seinem Schein sich freuen könnten.
Lc. 11, S4 = Mt 6, 22. 23*.
a. Testam, XII patr. Benjam« c. 4.
o äyaQ'bq avd-Qmxoq ovx 1^^ cxorsivop 6q>9xxXn6v.
h, Maoar. Hom. I, 4*
xal xdXiP' 6 Xvx^og rov adfiorog. iortv o 6q>d-aXfi6g' kav
9 o o^dtxkfiog (pcuTtivoq^ oZov ro ccifia oov jtsq><»riarar
$1 dh 6 6q>d'aXii6g oov xovr/Qoqi oXov ro aoifia oov oxotsi-
vov iorau
c Mt. 6, 22. 23».
o Xvxvoq rov Ocifiarog loxiv 6 otpd-aZfiog. kav ^ 6 6q)d-aX-
(log oov axXovg, oXov ro omiia oov (jpcotHvov eorai' kav
ih 6 6g>9^aXfi6g oov jiovtjQog 9, oJloi' ro oäfia oov öxorei-
vov iorai.
d. Lc. 11, 34.
o Xvxvog rov Ocifiarog loriv 6 6g)&aXfi6g Oov, orav 6
og^aXfiog oov axXovg 7j, xal oXov ro oäfia oov qxoruvov
koriv kxav Sk xovtjQog y, xal rb omfiä oov oxorsivov.
Die ursprüngliche Stellung dieses Logion hat.Lc. in seinem
Context bewahrt YgL Weiss, Matthäus S. 195. Die Varianten
^eqxDriOrai =^ wmrBtvov icriv stammen von niK3 als Quellwort
ab. Dagegen ist das tpwxHvog des Macarius keine echte Va-
riante. Das canonische axXovg entspricht als Gegensatz dem
xovfjQog. Vgl. zu letzterem Mt. 20, 1 5.
268 Aussercanonische Paralleltexte zu Lc.
Ic. 11, 35. 86 = Mt 6, 23*.
a. Macar. Hom. I, 4 = Cod. Gantabr., Syr. Cur. ad Lc. 11, 35. 36.
el ovv t6 q>c5g ro iv öol oxoroq, ro Oxotog xoöov.
b. Mt. 6, p\
sl ovv ro q)c5q ro iv öol oxorog iörlv, rb cxorog xooov.
c. Lc. 11, 35. 36.
oxoxsi ovv, fif] ro ^(»g ro iv ool oxorog icrlv. bI ovv
ro öcofia aov oXov qpcoreivov^ fiij exov n fidgog öxoretvov,
larat (pmrsivov oXov €og orav 6 Xv^vog r(] acrgcuif] gxxh
rl^7j OS,
Weiss bält Lc. 11, 35^ 36 för eine aus der Reflexion des
Scbriftstellers dem Quellentexte hinzugefügte Epexegese. Die ur-
sprttugliche Rede wider die Zeichenforderer habe mit den Wor*
ten geschlossen: el ovv ro tpwg ro iv öol Oxorog^ rb oxorog
xooov — vgl. Weiss, Matthäus S. 195 f. Diese Quellenkritik
wird bestätigt durch Cod. D, Sjr. Cur., altlateinische
Versionen, welche an Stelle von Lc. 11, 35. 36 als Schlusswort
einsetzen, was wir Mt. 6» 23^ lesen. Also nicht blos ausser-
canonische Ergänzungen, sondern auch Weglassungen in
Cod. D scheinen auf dem Einfluss der vorcanonischen
Quelle zu beruhen.
Lc. 11, 37. 38.
a. Cod. Cantabr. Lc. 11, 37. 38 = Syr. Cur. Lc. 11, 37. 38.
iöerj&rj öh avrov rig (pagiöalogy ira dQiCrJjOi] usr avrov.
slösX^cov ÖS avtjreoev, o oe q)aQiöalog JjQ^aro ötaxQivo-
fiBVog iv tcxvrS layetv' öia ri ov xgärov ißaxrloO^ xqo
rov dgiorov;
b. Cod. Colbert. Lc. 11, 37. 38. p. 86 ed. Belsheim.
Et cum loqueretur haec, rogavit eum Pharisaeus quidam, ut
pranderet apud eum: et ingressus recubuit. Pharisaeus vero
coepit secum disputans dicere: quare non primo baptizatus
est ante prandium?
c. Lc. 11, 37. 38.
iv öh rc5 XaXfjcai igtorä avrov g)aQiOalogy oxoog dgiörijoi;]
Texte und Untersuchungen zu Lc. 11, 35. 36. 37. 38. 39. 269
xaQ avxm' bIobXO^wv 6b avijteasv. 6 61 q)aQiCalQq I6c6p
i&avfiaö€P, OTi ov XQcixov kßanxlad^ri jiqo tov dglcrov.
Diese nur bei Lc. vorhandene Einleitung zu der grossen
antipharisäischen Rede (Lc. 11, 39 — 52 =: Mt. 23) wird von den
Kritikern als Einfügung des Lc. von seiner Hand bezeichnet, auch
von Weiss (Matthäus S. 494) als »fingierter Anlass^ charak-
terisiert Indess war bei einer solchen halb freundlichen, halb
feindseligen Einladung von Seiten eines reichen Pharisäers die
Anwesenheit anderer Pharisäer sowie auch die Gegenwart von
Schriftgelehrten erklärlich, dann aber auch die Gelegenheit
günstig, dem Pharisäismus die Maske der Heuchelei vom An-
gesicht zu reissen. Dabei sind die unter sich übereinstimmenden
Abweichungen des Cod. D und des Syr. Cur. von dem canoni-
schen Texte derart, dass man auf einen hebräischen Grundtext
schliessen möchte. Vgl. öefjd'tjvai == iQcorav = töjga, ip iai^rtp
XiyHv == itJfija nttK, ein in dem synoptischen Typus wiederholt
vorkommender Hebraismus, 6iaxQlp€0d'ai = ^'''1, Jerem. 15, 10:
^■»■l TD''K = LXX: ap6Qa 6ixa^6fi6POv == Aquila, Theodot : ap6Qa
6iaxQiv6fi£vov.
-v^s-*" ^ '^ r\^ ^'
Lc. 11, 39 = Mt. 23, 25.
a. Epiph. Haer. XVI, 4. p. 36 B.
xdL xad^agl^ers ro Ixrog tov xott]qIov xal tov jtivaxoc,
t6 6h Ivrog hoxt fieoxov dxa&agolag xal dxQaoiag,
b. Qem. AI. Paed. III, 9, 48. p. 282.
Tuxl xdXiv xolg avxotg q>fiolv' oval vpLlv, oxt xa&aQl^exs
x6 IgcD xov xoxtjqIov xal xfjg nagotplöocy Ivöod^Bv 6b yi-
fiovöiv axad-aoolag.
c Hom. Clem. XI, 29. p. 118, 4.
xXfiv xQog xovg vxoxQtxäg eXBysv oval vfilVy ygafifiaxetg
xal g>aQicaloi, vjtoxQixal, oxt xad-agl^exB xov jtoxTjgiov xal
Xfjg jtaQoy)i6og x6 Ib^o^&bv, Icmd-BV 6b yifiBi piJtovg.
d. Mt. 23, 25.
oval vftlv, ygafifiaxBlg xal g>aQiCaToi, vjtoxgixal, oxt xa^a-
Qi^exB x6 e^a}d-£V xov jioxijqIov xal x^g jra()otpl6ogi höcoB-bv
6b yifiovoip ig agstayfig xal dxgaolag.
270 Auflsercanonische Paralleltexte zu Lc.
e. Lc. 11, 39.
wp vfielg ol g>aQtodToi ro f^cod-ev rov JtorrjQlov xal rov
mvaxog xad-agl^ere^ ro dh eocod^ev viiär yifisi agxccy^q xal
jtovTjglag.
f. Macar. £p. II. p. 42S ed. Migne.
nolv ovv hoocipai fiot öoxovctv^ ot rov xortjQlov xcu rrjg
xagotpliog rb ixvog xegtxaB^alQovaiv^ ivtog öe fisorotg
jtavTolag ovoi xaxlag.
Mit diesem Logion beginnt die grosse antiphafisaische Rede
Lc 1 1, 39 ff. SB Mt 23, deren Abstammung aus dem bebraischen
Urtexte auf Schritt und Tritt verfolgt werden kann, deren Ur-
gestalt aber — ebenso wenig wie die der Bergpredigt — weder
bei dem ersten noch bei dem dritten Synoptiker vollständig und
rein erhalten ist. (Bezüglich der nur von Mt erhaltenen Be-
standtheile vgl. Heft 11, 270 f. 274—280.) Zu La 11, 39 = Mi
23, 25 sind folgende Übersetzungsvarianten zu notieren: ixt 6g ^
B^(D^J^09^£v = f=inti, ii^Tog^ = ivöoO^Bv =«= ioco^sv = 'lü'^;?,
jtlva^ = jtaQotplg = »^?^p» xa^-agf^siv = jteQixad-alQsiP = IITO,
yiuBtv = uBCTov bIpüi = KbtD, pvjro^ = dxad-txQOla = nwpu
jtoPTjQla = xaxla =» Stti oder flK. Selbstverständlich gehörten
inTÜrt^te^zum Bilde von den schmutzigen Schüsseln nur ^vxog
oder äxad-aQola^ wie auch in dem Homilientexte und bei Cle-
mens AI. zu ersehen ist In den canonischen Texten ist
das Bild und die Anwendung davon ineinander geflossen.
Wie die nur äusserlich gereinigten Schüsseln innerlich voll
Schmutzes sind, so sind die äusserlich frommen Phariaäer in-
wendig voll Sünde, Bosheit und Raubgier.
Lc. 11, 40 = Mt 23, 26.
a. Clem. AI. Paed. HI, 9, 48. p. 282.
xad-ajQtCov jtQmrov zo IvSov rov xottjqIov, Xva yimjrai
xcä ro eB.ooO'ev xaO^OQOv.
b Hom. Clem XI, 29. p. 118, 7.
q)aQiCaU rvtpXi, xad-aQtöov JtQärov rot ototriQlov tccü rrjq
JtaQotpldog rb Scod&sv, tva ybvfjrai xcH rä I|q> atreor xa-
&aQa.
Texte und Untersuchungen zn Lc.'11, 40. 42- S71
15. Mt28,26.
&a YinjTai xal rb ixtd:; avrov xad-aQov.
d. XHateesanm .Aräb. ed. Cüasea p/7t^.
Pharisaei oaeci, mandate prius intos cdlicts et »paropsidis, et
qnod deforis eorum estTinuHdum -erit.
e. Petras AI. de anima II. ap. Routh IV, 49.
el yixQ xal xaxa top 0(ottjqiop Xoyov 6 yroiTJactg ra'saa)^
&SV xäL ta Igcof^ ixolf^asp.
f. i#c.ll, 40.
SipQovBqj ovx 6 xoiijöag to ^ojd-tv 9tal t6 ictoO-ev ixohjöev;
g. Clem. AL Strom. III, 4, 34. p. 526.
np XqiCtw ytQoq rovg q)aQioalovg eIq7jx6ti top avrop d-eop
xal TOP bcTog i^fi£p xal top lern ipd^Qcaxop JtBxoiy]xipat.
Wenn irgend etwas ein Beweis ist f&r die Lc 11, 37. 38 ge-
gebene geschichtliche Situation, so ist es die Anrede g)aQiOale
xv^Xi Mt 23, 26, welche im ersten Evangelium, wo yon Anfang
an die Gesammtheit der Pharisäer angeredet ist, völlig unmo>
tiviert auftritt Lc. hat die Schärfe dieser Rede abgeschwächt,
obwohl der Ausdruck atpQOPtg noch ein Nachklang davon ist
(▼gl. Weiss, Matthäus S. 494). Aber aus der Vergleichung von
Lc. 11, 40 = Mt 23, 26 ersiebt man, dass Mt 23, 26 mit dem
aingularischen Ausrufe: ^aQiöate TVfpXi noch in den Anfang
Ser antipharisäischen Rede gehorte, die erst im Fortgang sich
verallgemeinerte und erweiterte. Die Verwandlung des Sin-
gular in 'den Plural, wie sie im DiAtesaai^an vetreten ist und
bisher bei Tisch.endorf .nur im Cod. Colbertinus notiert
jvar, entapricbt zwar dem .Contexte des Matthäus, verwischt
aber diesen Rest des Urtextes. Zu bemerken sind noch die Va-
rianten: TD Ipöov ^*= ro ica)&6P =s^ t6 ivTog >» tcc eaa> ^^ *>W^yri
a. £pil^. Haer. ZVI, 4. ip. 36 AB.
Ta tiia Toü oamjfiog XQog avTovg algrifiepa' ovcii vfüp,
YQafifiaTBtg xcü q>aQioalOi^ vjtoxQixaly ovi xaTalslobuns
272 Aossercanonische Paralleltexte xu Lc.
TC ßagia xov vofiovy tt)v xqIöip xal top iZeov, xäi axo-
ÖBxarovxe ^o^^^^or xdL to -^övocfiop xci ro xiqyapop.
b. Mt. 23, 23. ^ y
oval vfilp, ygaiiiiaxBlq xal qxxQioaloi^ vjtoxQixalj ort ajto-
öexarovre ro ^övoöfiop xal ro apti&op xai xo xvfitvop^
xal aq)rjxaxB xa ßoQvxega xov pofiov, xijv xQlotv xal xo
iXBoq xal xijp jtloxip' xavxa iösi jioirioat xaxetva pttf
atpslpat,
■s, -s _/-',•■ ^N-. V^V^
c. Marcion ap. Epiph. Haer. XLII. p. 313D. p. 332 B.
apxl xov' xaQiQXBOd-E xfjv xqIöip xov d-eov slxB' xoqeqxB'
Ö&6 xTjp xXrjocp xov d^eov,
(L Marcion ap. TertulL adv. Marc. IV, 27.
Sic et holuscula decimantes, vocationem autem et dilectionem
dei praetereuntes objurgat. Cujus dei vocationem et dilec-
tionem, nisi cujus et rutam et mentam ex forma legis de
decimis offerebant?
e. Just. Dial. c. Tryph. c. 17. p. 235 C.
xal ißoa' oval vfitp, ygafifiaxetg xal g)aQioaloi, vxoxgixaL,
oxc cbtoöexaxovxs xb ^övoöfiov xal xo jti^yapop, xtjp 6h cc/or
jtrjp xov d-BOV xal xfjp xqIöiv ov xaxapoelxe;
f. Lc.li, 42. ^
dXkä oval v(ilv xotg q)aQiaaloig, oxi äjtoöexaxovxe xo
TjövoGnop xoL xb jtfjapop xal jtap Xaxapop, xal jtaQhQXB-
0^6 xTjv xQiötp xal X7JV äyajtTjp xov d'Bov' xavxa eöai
jcocijoai xdxetpa firj jcagetpai.
Durch das xaxaXelxEiv in dem von Epiphanins über-
lieferten Texte ist das dq)iipat des Mt. als Übersetzung Ton nt:^
beglaubigt. Dass aber auch das xagsQXBOß-ai des Lc. aus ^Tf
entstanden sein kann, dafür vgl. man Ex. 23, 5: ÜTI^tD TOini =
LXX: ov JcagB^Bvoi;] avxo. Dasselbe aT:f kehrt am Schlüsse in
den Varianten dg)Btpat und jcaQBlPat wieder. Wegen der Ob-
jekte xQlöig = xXrjöLq = aydjtrj = bXbo^ = xloxig ist ein ein-
heitlicher Queiientext nicht wieder herzustellen. Zu äyaxt^ vgl.
oben S. 115 ff., sowie Agrapha S. 180. Die marcionitische Les-
art xXtjOig ist wohl nur harmloser Schreibfehler. Nestle ver-
weist auf die Verwechselungen von xaXBtP und xXIpbiv 1. Reg.
2, 28; 2. Reg. 8, 1.
Texte and Untenachuigen bü Lo. 11, 42, 43. 273
L<;.ll,43 = Mt23,6. 7 = Mc.l2,S8. 39 = Lc.80,46.
a. Henü. Mand. XI, 12. p. 118, 7.
XQtStov (ihr 6 ^d-QCDjtog ixetvoq 6 öoxmv jtvsvfia ix^tv
vfpol lavtov xal d'ÜH JtQcoroxad'BÖQlap J^x^ip.
b. Mc. 12, 38. 39.
ßXixBTB djto xSv ygaftfiaricov rcov d-eXoptcov iv öroXalg
xaQixarslv xäL äaxaofiovg kv ralg ayoQolg xal J€Q(DTOxad'e'
ÖQlag ip ralg öwayaryalg xcä, xQfoxoxXiolag hv xolg ÖBlxvoig.
c. Mt 23, 5»>— 7.
xXaxvvovöiv fäg xa g)vXaxT^Qia avxcov xal fisyaXvvovoiv
xa XQaöxBda [Syr. Cur. add.: x(Sv Ifiaxlcov avxcSv]j ^iXov-
Civ dh X7IV xQwxoxXiolav ev xolg delxvotg xal xag nQa>xo-
xaO'BÖQlag iv xalg owayrnyalg xai xovg aoxaOfiovg ip xaTg
ofOQOlg,
d. La 20, 46.
x£O0^^rr5 dxo xäp ygafifdaxiop xcop d-eXovxmp xegixaxBlv
IpöxoXatg xal q>iXovPxmp aoxao/iovg ip xalg ayoQalg xal
xQOixoxad^BOQlag iv xalg övpayoyalg xal xgoixoxXiolag ip
xoig ÖBlxPoig.
e. Lc 11, 43.
oval v/ilp [Syr. Cur. add.: xolg yoafifiaxBvöi xcA] xolg (pa-
QiöcUoigf oxi ayaxaxB x^v xQoxoxa&BÖQlap ip xalg avpo^
yaryalg xcü xovg doxaofiovg ip xalg ayogalg.
Wie Lc. 11« 33 = Lc. 8, 16, so hat der dritte Evangelist auch
hier Lc. 11, 43 =» Lc. 20, 46 eine seiner wenigen Doubletten ge-
bildet, indem er den Spruch das eine Mal aus Mc. (Mc. 12, 38.
39 = Lc. 20, 46), das andere Mal Lc. 11, 43 =* Mt. 23, 5*»— 7 di-
rekt aus der vorcanonischen Quelle geschöpft hat. Vgl. Weiss,
Marcus S. 403. 406. 407. Von Weiss weiche ich darin ab, dasn
ich glaube, Mc. hat die betreflfenden Verse Mc. 12, 38 — 40 nicht
blos aus dem Ürevangelium entnommen, sondern auch von ihrem
ursprünglichen Standort innerhalb der antipharisäischen Rede
entfernt und wie so manche andere Stoffe (z. 6. die Tempel-
reinigung) in den letzten Aufenthalt Jesu zu Jerusalem verlegt.
Durch diese Umschaltung Mc. 12, 38—40 ist der ente Evangelist,
der im Aufbau seiner Schrift sich vorzugsweise von Mc« leiten
Texte n. Untennohnngeii X, 8. 18
274 AttMercanonuche Paralleltexte sa Lc
Hess, veranlasst worden , die ganze antipharis&ische Rede Mi 23
dem Bericht über den jerusalemischen Aufenthalt, wohin sie, wie
Lc. 11, 37. 38 zeigt, ursprünglich nicht gehorte, einzuflechten.
Als Übersetzungsvarianten zu unsrem Logion sind (piXslv = aya-
jiav = MXuv =» f &n, welches die LXX wiederholt mit oc/axav
wiedergeben, ebenso luaxia = oxoXal = 0*^1^ zu recognoscieren.
Le. 11, 44 = Ht 23, 27.
a. Macar. Hom. XLIII, 2.
ixBQOi 6i elai tag>oig xBxoviafiiroiq ioixoTsg, JB^mO-sp fthv
i^m^QowTjuipoi xal JtSQixaXXelg, ioco&ev öh yiuovxhq ooximv
v&cQciv xal övöcoölag xoXkijg.
b. Ephraem Syr. Opp. I, 78 F.
tva fifj ytagofiOicod-muev xatpoiq XBxovuxfiivoigj ot i§a^ev
fihv ipalvovxai XbvxoI^ lomd^ev 6i yiiiovoiv ooxä dp&Qcixtxnf
xal axad-aQClag,
c. Mt 23, 27.
oval v^lp, YQafifiaxelg xal g>aQioaloi, vxoxgixcd, oxi jrap-
ofiOLaC^BXB xdg>oig xBxopiafiivoigf otxipeg i^md-ep fihp tpal"
popxai coQoioiy £Oa)d'£P öh yifiovötp aoxiop pexgcip xal
xaOfjg axad-agclag,
d. Qem. AL Paed. III, 9, 47. p. 282.
oval yag vfap, ygafifiaxelg xal (pagioaloi^ vxoxQixal, g>tiolr
6 xvQiog^ oxi ofioiol icxe xaqpoig xexopiaiiipoig' £§a)d-6P
o tag>og q>alpexai coQalog, Ipöop ob ^ifiBL 6cxia>p pbxqSv
ocal jtaörig dxa&aQölag.
-y^ — ^^ -■
e. Iren. IV, 18, 3.
Propter quod et dicebat dominus: Vae vobis, scribae et
pharisaei, hypocritae, quoniam similes estis monumentiB
dealbatis. Foris enim sepulcrum apparet formosum; intus
autem plenum est ossibus mortuorum et universa immunditia.
f. Just Dial. c. Tryph. c. 17. p. 235 D.
rag>oi xsxopiauipoi, Is^md-BP q>aip6fiBP0i tioatoif loo^ev
06 yBfioPXBq oöxBOiP PBxgmp.
Texte und Untenachangea za Lc. 11, 44. 45. 46. 275
g. Just DiaL c. Tryph. c. 112. p. 339 D.
axBQ X(f6q avrovg ig>i] 6 ^fiirsQog xvQioq *IrfOovg XQtöxoq'
Tojpoi xexoviafiivoii Igco^cr g>aiv6/iavoi^QaJ^i xol IhofO'av
yifiovrsq ooriafp v&cqAv.
h. Aphraatee Hom. XV, 2. p. 259.
und ihr gleicht den Ghräbern, die von aussen weiss sind
und schön scheinen, nnd inwend^ voll Todtengebeine und
alles Unflaths sind.
l Lc. 11, 44.
oväi v/ilVj ort kox\ cSg xa fivrjfisla xa adfjla, xal ol ap-
d-Qcoxoi ol JtsQixctxovvxsg ix&vou ovx olöaöiv.
Bei diesem Logion ist Ton dem ^exte des Lc, welcher
keine Version des Urtextes mehr enthält, sondern eine secun-
dare Umgestaltung desselben (vgl Weiss, Matthaus S. 495),
mnsomehr abzusehen, als die zahlreichen und interessanten ausser-
canonischen Paralleltexte ausschliesslich mit Mt 23, 27 gehen«
Nur die fiptjueta des Lc. sind neben den xag)oi des Mi für
D'HDp gleidiwerthige Varianten. Dag^en lassen die ausser-
canonischen Varianten der Matthäus-Parallele den Urtext um so
besser betasten. Vgl koixivai^==xaQoiioiovcd'ai^=^xa^jiOU^iiv
« ofioiop slvai =3 similem esse »» nt^ij , xsQixaZZrg = coQOlog
==aiTB^, iaojS^ep = Irdoi^ = ^Pl, övccadla = dxa^oQCla = tEfK9
(TgL Jes. 34, 3 Tom tobten Leichnam). Beachtenswerth und ein
Zeichen genauer Citation ist die singularische Fassung bei
Clemens AL: i^wd'ev 6 xag)og q>alvsx(xt cigatog *— und bei
Irenaeus: foris sqpulcrum apparet formosum — in Übereinstimmung
mit Cod. D. — Übrigens ist hier das Gleichniss selbst (Mt. 23, 27)
und die Anwendung desselben (Mi 23, 28: ovxwg xal v/ielg xxX.)
reinlich geschieden und nicht wie Mi 23, 25 = Lc. 1 1, 39 ineinander
geflossen.
Lc. 11, 45. 46\
a. Lc. 11, 45. 46*.
axoxQi^slg 6i xig xmv vo(iixc5v Xiyet avx^' öidaoxaXe,
xavxa Xi^o^v ^^l Vf*^^ vßQl^eig. 6 öe slytsv xal Vfitp xolg
pouixoig ovcU.
b. Just. Dial. c. Tryph. c. 17. p. 235 D.
xal xolg yoaiifwxevCiP' oval vutp, ygafioaxBlg.
18*
276 AnMercanoiiisohe Pftndleltezte zu Lc.
Dieses kurze Gitat Jastins ist Ton höchstem Werth. Denn
durch seine ausseroanonische Übersetzungsyariante: yQa/ifiaTstg
ist es ein Beleg dafür, dass Justin bei ausschfiesslichen Lucas-
Stofifen noch aussercanonische Eyangelientexte benutzte, sodann
ein Beweis für die Abstammung Ton Lc. 11, 45. 46^ aus dem
hebräisehen Urtext. Denn ygafiftarsTg und vofuxol sind Über-
se^zungsrarianten von D'^'Wio. Hier wird das aussereanonische
Citat Justins eine Bestätigung der yon Weiss gefibten Qnelien-
kritik. „Mit dem Vorwurf [Mt. 23] v. 4 begann nach Le. 11, 46
der zweite Theil der Rede, der speciell an die vofnxoi gerichtet
war. Dass diese Theilung keine „„Ellnstelei'^" des Luc. (Keim
S. 168) ist, zeigt schon das der Quelle eigenthümliche pofiixoi
(MattL 22, 35. Luc. 7, 30. 14, 3), das nach Mrc. [12] y. 38 in
unserem [Mi] Eyangelium durch YQHfifuxtelg ersetzt ist.*' So
Weiss, MatiMus S. 484. Es fehlt hier bei Weiss nur noch
die Erkenntniss, dass ygaiiiiazstg und vofuxol zwei yerschiedenen
Übersotzungstypen des Ureyangeliums angehören, wofür wir einen
weiteren schlagenden Beweis in der Lesart des Cod. D zu Lc. 11, 53
(siehe unten) besitzen.
Le. 11, 46* = Mt 28, 4.
a. Dionys. Corinth. ap. Eus. H. E. IV, 23. 7. p. 147, 26.
yi^agaxaXel, fi^ ßagv g>oQTlop ixdvayxeg rb xsqI cc/pglag
xolg aöaX^olg ixirid'ivaL
b. Mt. 23, 4.
^fievovöiv ÖB ^oQtla ß&Qia xck incti^iaotv knl rovg
(Ofiovg rwv av&Qoixrov^ avTol dk rc5 öaxrvXcp avrcSv ov
d-iXovCtv xtvTJöai avrd.
c. Syr. Cur. Luc. 1 1, 46^.
g)0Qrl^eT6 fpoQxla dvaßaoraxra xäl hnld^sts hxl rovg (Sfiovg
x6iv dvß-QcixfDP xal avrol tvi xciv öaxtvXcov vftcov ov
jtQooy)av6Te avrotg.
d. Lc. 11, 46^
g>0QTlC,eTe rovg dv&Qcijtovg tpogrla övoßäoraxra, xäl ccvrol
tvl r<DV äax^tvXmv v(i6ip ov JiQOö^fmvers roig ^poorloig.
Texte und Üntersuchaiigen sn Lc. 11,46. 47. 277
€. Twt adv. Marc. IV, 27,
Invehitar et in doctores ipsos legis, qnod onerarent alios
importabüib^ oneriBos, qui ipsi ne digito quidem ag^edi
auoerent"^^"^
Hier haben wir also den Anfang desjenigen Bede- Abschnittes,
der durch die Einrede des vofiixog »» yoaptuarsvg Lc. 11, 45 ver-
anlasst und speciell gegen die D'^^lpiD gerichtet war, ein Sach-
verhalt, welcher durch die Umschaltung des ersten Eyangelisten
in den Anfang der antipharisäischen Rede (Mi 23, 4) und durch
die Beseitigung der direkten Anreden: g)OQrl^BrB — txlQ^BXB —
gänzlich verwischt ist. Lc. hat das gewiss urtextliche ösc/ievsiv
weggelassen; hinter dem seiner Version des Urtextes angehörigen
fo^TJ^etv (= ^'^J^^^^l ^^') ^®8* sicherlich Ott!f . Für JtQoo-
^cevar = xivrjcat bringt Salkinson sowohl Lc. 11, 46 als Mt.
23, 4 ?''3n in Anwendung. Endlich ßagvg -= diXJßacraKTog
werden leicht als Übersetzungsvarianten von tas erkannt. — Zu
dem woQxlov ßaov = övoßaöraxrov der Q'^IBb vergleiche man
als Gegensatz Jesu g)OQrlov iXaq>Q6v nach Mt. 11, 30 = Bvßa-
oraxrov nach Agathangelus. Siehe Heft II, 138.
Lc 11, 47 == m. 2a, 29.
a. Spiph. Haer. XXXIIl 10. p. 226 A.
iXeys' xoCfielre rovg ta^vg rwv jKQog>fjTwp xci olxoöo-
fiBlre ra ifvijfi^la^ tAv öixalcov, xal ol jtavdQBg vfiäv cbei-
xxBivav avxovg,
b. Mi 23, 29.
ovai vfitv, YQafifiaxBZg xal q>aQiOcaoi, vjtoxQixal, oxi olxo-
öofiBlxB xovg xatpovg xäv jtQoq>Tjx<5v xal xoOfiBlxs xa
fiPfifuta x(3p öixala>v.
€. Marcion ap. Epiph. Haer. XLII. p. 313 D. p. 332 C.
oval vfilVj oxi olxoöofiBtxB xa (ipi^fiaxa [p. 332 C: fiPtjfiBla]
xciv XQOiprixcip, Tcal ol JtaxiQSg vfiäv cbtixxBipap avxovg.
d. Lc. 11, 47.
oval vfdtp, 0X1 olxoöofiBlxB xa fiPTj/iBla xäp jtQoq>fix<3vy
xdi ol xaxiQBg vfiäp dxixxBtpap avxovg.
278 AauercanoiuBohe Paralleltexte zu Lc
Lucas hat hier den ursprünglichen zweigliederigen Paralle-
lismus der Quelle zerstört, indem er die beiden Glieder in eins
zusammengezogen hat. Von Epiphanius aber ist eine Inversion
der beiden parallelen Satztheile vorgenommen worden.
Le. 11, 49« »- Mt. 2S, S4^
a Jiö. XI, 3. 4.
jtBQl 6h räp axooxoXiDv xal jtQOiprixäv xaxa ro öar/im
TOI evayyeXlov ovxfD j^onjöare, :xäq 6 äxoöroXog iQX^'
fiBPog xxX. XI, 10. 11. xaq 61 j€Qoq>f]xrjg 6i6aaxafp xxL
XIII, 1. Jiag 6h XQO^i^xfjg dXtjd'ivog xxjL XV, 1. vfilv yoQ
XBixovQyovOi xal avxol x^p XeixovQylav xmp xQoq)Tjx(5v xcu
6i6a6xaX<op. XIII, 2. mcaixcoq 6i6döxaXog dXijd'iPog.
b. Epiph. Haer. LIII, 1. p. 461 D.
xal ovxa XQoq>ijxag 6ixopxai ol xoiovxoi (sc JBafiy>ctloi)
0VX6 dxoOxoXovg,
c. Herrn. Sim. K, 15, 4. p. 228, 18.
ol 6h Xe JtQog>fjxai xov d-eov xal 6iaxopoi avxov ' ol 6h (i dxo-
OxoXoi xal 6i6döxaXoi xov xr/Qv/fiaxog xov vlov xov &bov,
d. Hom. Clem. [lU, 51. p. 50, 19.] XI, 35. p. 120, 3.
[ro 6h xal x<5p yga^top xQOxaiiiipmp ixi ygafiiioxcig xcä
6t6aaxdXovg xifutsip xrX.] (li/ipijod'e dxoöxoXop ^ dcdo-
oxaXop ^ jtQoq>'^xfiP fi^ xqoxsqop
e. Just Dial. c. Tr. c. 119. p. 347 D.
i^fiBtg xy gxDP^ xov d-eov x^ 6id xe xcop dxoöxoXwp xov
Xqiöxov XaXfi&eloy jtdXtP xal 6id xcop xQoq)TjX(DP xjypvx*
d'sloy ^lilp xtöxevöapxBg.
f. Tert. ady. Marc. IV, 31.
Et adhuc ingerit: Et emisi ad vos omnes famulos^) meos
prophetas.
g. 4. Esr. 1, 32.
Ego misi pueros ^) meos prophetas ad yos.
1) Wegen der Identität von pueri nnd famnli =» naTScQ "» SovXot «•
fi'^nay vgl. Agrapha S. 277, sowie oben die Erl&aterangen zu Lc. 7,35.
Texte tmd Unteranchimgen zu Lo. ll, 49. 279
h. Acta Gregors von Armenien. Agathangelus ed.Lagarde p.96,21.
öiöacxaXovq rjiav ajtiaxBilB xal jtQog)ijrag.
L Eclog. proph. 16. ap. Clem. AL p. 993.
öxoXovQf CmxfJQag xSv dvd-Qcijttov.
k. Eclog. proph. 23. ap. Giern. AI. p. 994.
äcxBQ 6ia xav ctinaxog o Ca)xrJQ ilaXei xal läxo, avxmg
xcd xQOxegov fihp öiä xwv xQog>fjxc5v^ vvv 6h öiä xAv
axoCxoXwv xal xäv didaoxaXcop.
L 1. Cor. 12, 28. 29.
xal ovg fihp I^£to o d-sog iv xy hcxXfjöloi xgtSxov ajro-
öxoXovg^ ÖevxsQov xQog>i]xagj xqIxov öidaöxaXovg . . .
. . (i^ xwxBg axoöxoXoi; gii^ xavxsg xQO^rjxai; fi^ xavxsg
didaöxaXoi;
m. Eph. 4, 11.
xaL avxog löancBV xovg fihv axooxoXovg, xovg dk xqo^
q>fixagj xovg 6k evoYyeXiöxdg^ xovg 6h xoi/iipag xcu 6i6a'-
oxdXovg.
n. 1. Cor. 1, 20.
xoi Oofpog; xov yßojiifiaxsvg;
0. Orig Philocal. XVIII. Opp. ed. de la Rue I, 477.
l6ov kyto dxoöxeXco elg vfiag oo^ovg xdi YQafifiaxstg,
p, Mi 23, 34»
6ia xovxo l6ov iyco dxoöxiXXa> XQog tfiag xQoq>i^xag xci
aoq>ovg xal ygaufdaxBlg.
q. Act. 13, 1.
fjoav 6h Iv Idpxioxda xaxa x^v ovoav kxxXriölav xqO'^
ipr^xM Tuä 6i6aoxaXoi.
r. Apoc. 18, 20.
£vg>Qalvov ix* avx^, ovQavh xal ol ayioi xal ol axoöxoXot
Tuxl ol XQog>fixai.
8. Eph. 3, 5.
dxexaXvg>&fi xolg [ayloig Orig., Theodoret. om.] dxooxoXoig
avxov xal XQoq>^xctig iv xvBv/iaxi.
2S0 AosseicanoziiBche Paralleltezte sn Lc.
t Eph. 2, 20.
g>f]rciv, ovroq äxQoymvialov avxov Xqicxov 'Ifjcov.
u. Lc. 11, 49*.
öia TovTO xal fj cofpla rov d'sov ebtep' ajtoozBXci slq
avrovg jtQOfpfixaq xol axoöxoXovq.
Die Verwandtschaft zwischen den in der Aiöaxfl als noch
bestehend vorausgesetzten drei Hauptämtern Aßt axoöxoloi, xqo-
^fjxai, ötödaxaXoi mit den analogen Benennungen in den pauli-
nischen Briefen ist schon mehrfach bemerkt worden. Auch im
Pastor Hermae und in der leider nur fragmentarisch gehal-
tenen Stelle der clementinischen Homilien kehren diese
drei Ämter wieder. Und das Alter der Quelle, aus welcher
Epiphanius seine Nachrichten über die Sampsäer schöpfte,
kann man daraus ersehen, dass dort wie in der Aiöax^ die
Amter der Apostel und Propheten als noch bestehend vor-
ausgesetzt und die Ablehnung dieser Ämter als ein besonderes
Kennzeichen der Sampsäer betont wird. In den prophetischen
Eklogen bei Clemens Alex, ist das Amt der Prophet^ neuen
Testamentes, erloschen, daher nur das Apostel- und Lehramt auf
das N.T., das Prophetenamt auf das A.T. {xoxi, jiqoxbqov) be-
zogen^), obwohl sichtlich dieselbe altkirchliche Nebeneinander-
stellung der drei Hauptamter auch dort zu Gründe liegt.
Die Quelle dieser altkirchlichen Ämterordnung, welche auch
der Apostelgeschichte (vgl. 13, 1 nQoq>^xat xal 6i6aaxaXoi
und sonst oft äjtoöxojLoi) nicht fremd ist, hat man jedenfalls
in dem Herrenwort Lc. 11, 49 &= Mt. 23, 34 zu suchen. Denn die
Schriftenkreise der Homilien, des Hermas und der Jidax^
kann man sicherlich nicht der Abhängigkeit von dem Paulinis-
mus zeihen. Und Paulus selbst führt die in den Gemeinden
bestehende Ämterordnung auf eine göttliche Ordnung (1. Gor. 12, 28):
id-exo 6 ^66g)f genauer auf eine Stiftung Christi, zurück: avzog
(sc. 6 XQiöxog) eöcoxsv. Eph. 4, 11. Christus ist der Eckstein,
auf dem die Ämter ruhen: oi^ro^ äxQoycopialov avxov I^Qiaxov
'ifjCov, Eph. 2, 20.
1) Dagegen anders in der Jiöax^i wo neben den noch wirksamen
neutestamentlichen Propheten auf die Propheten des A. T. als ol d^x^^'^
JiQOip^ai hingewiesen wird. diS, XI, 11.
Texte and Unteiauchungen su Lc. 11, 49. 281
Dabei sind die neutestamentlichen Amter bei Paulus keines-
wegs genau abgegrenzt, weder in Bezug auf die Zahl noch
Linsicfatlich ihrer Pflichten und Rechte. Die aus der Jtöaxv
und den Homilien bekannte Dreizahl tritt 1. Gor. 12, 2S be*
stimmt hervor; im Epheserbrief ist dieselbe zweimal auf das
Apostel- und Prophetenamt beschrankt (Eph. 2, 20; 3; 5), dagegen
einmal (Eph. 4, 11) durch Einschiebui^ der ,,£yangelisten'' und
,J9iit^^ zu einer Ftinfzahl erweitert Eine noch ausgedehntere
Zahl von Ämtern schliesst sich 1. Gor. 12, 28 an die drei Haupt-
ämter {xq(5tov dycoOToZovg, öevregop jtQoq>i]Tagj xqIxov
ötdaoxaXovq) an, wozu auch 1. Cor. 12, 5 — 10 zu vergleichen ist.
Dieses Schwanken und diese Freiheit in der Anordnung und
Abgrenzung der Nebenämter bei der Festigkeit der drei, bezw.
zwei Hauptamter, zeigt es, dass die vorausgesetzte Stiftung Christi
in einem Herrenwort zu suchen ist, welches eine solche freie
Anwendung und Auslegung gestattete. Ein solches Herrenwort
haben wir nun Lc. 11, 49 = Mi 23, 34, in welchen Parallelen
ebenfalls eine verschiedene Zählung und eine Mehrheit der Be-
nennungen hervortritt, und zwar so, dass das Zusammentreffen
beider Evangelisten einerseits und ihre Unabhängigkeit von ein-
ander andrerseits eine gemeinsame ältere — hebräische — Quelle
mit Bestimmtheit indiciert, welche nirgends anders als in dem
anch von Paulus benützten Urevangelium zu suchen ist. Lucas
bat, nach seiner Gewohnheit kürzend, das dritte Glied hinweg-
gelassen. Man kann aber aus Paulus mit höchster Wahrschein-
keit schliessen, dass die von Lucas (und Paulus) benützte Ver-
sion des ürevangeliums zu der dem ersten Evangelium zu Grunde
liegenden Version in folgender Weise sich verhalten hat.
Uebraisierende Version: jtQoq)i]rag xal ootpovq xal YQü/d-
fiatstg ^)
Lucanisch-paul. Version: XQo^fjraQ xal anoöroXovq xal öi-
oaoxakovq.
Dass dem Apostel auch die hebraisierende Fassung nicht
fremd war, zeigt die Anspielung: xov ooq)6g; nov ygaii^areig;
1. Cor. 1,20, welche mit der von Origeues in der PhUocalia
1) Za dem Amt eines neutestamentlichen ygafifiatev^ vgl. das Heft
H, 284 mitgetheilte Citat Luciana.
282 Ausser canonifiche Paralleltexte zu Lc.
aufbewahrten Lesart Yon Mi 23, 34 wörtlich sich deckt und in
der gesanunten paolinischen Literatur wie überhaupt in der neu-
testamentlichen Briefliteratur nicht wieder vorkommt. Lucas
redet zwar auch (ca. 14 mal) von Ygafifiavelg^ gebraucht aber
dafür wiederholt auch die Benennung vofiixog, einmal auch vo-
uo6t6a6xaXo^ ^). Ob aber Jesus in der Rede, die den Parallelen
Lc. 1 1, 49 = Mt. 23i 34 zu Grunde liegt, von den Trägem seiner
zukünftigen htxhpla das jüdische "l&iD gebraucht hat, welches
die Übersetzer hier anwenden, ist mehr ab fraglich. Wahi^
scheinlicher ist in diesem Zusammenhang iT^il3» welches Sal-
kinson 1. Gor. 12, 28 einsetzt.^) Eine gemeinsame hebräische
Wurzel für Ooq>ovg (Mt) und ajtootoXovg (Lc., PauL) aufzufinden,
wird nicht so leicht gelingen. Dass aber diese beiden Varianten
in den beiden Recensionen des Urevangeliums eine und dieselbe
Stelle vertreten, liegt auf der Hand. In welcher Verbalfonn das
nbtD zu lesen gewesen ist, wird sich um so weniger ermitteln
lassen, als bei der Vieldeutigkeit und Unbestimmtheit der he-
bräischen Tempora auch hier die Versionen auseinander gegangen
sind: Mt praesentisch ajrodr^jljlo, Lc. faturisch dxoazeXci^
Esra perfektisch misi, ebenso Tertullian emisi.^)
Dass die Esra-Apokalypse, welche namentlich in ihren
späteren Zusätzen Gap. I. IL XV. XVI reich an Benutzung neu-
testamentlicher Texte ist, in der oben citierten Stelle Gap. I, 32
auf ein Herrenwort und zwar auf das in Rede stehende sich stützt,
zeigt der Zusammenhang deutlich. Man vgl
Esr. 1,32. Ego misi pneros meos prophetas ad vos, quos
iyci djtoöriXXo) JtQog vfiäg XQog>i^Tag . . . xal
acceptos interfecistis et laniastis corpora
i§ avxSv djtoxTBvslze xal aravQciceze, —
eorum, quorum sanguinem exquiram.
iva ix^fiTfi&-^ ro alfia xavtcov xAv XQoq>f]T(DP.
haec dicit dominus omnipotens: domus vestra
deserta est.
löov äfpUrat vfiTv 6 olxog v^mv egf/fiog.
1) Man vgl. hierzu Weiss, Leben Jesu I, 439.
2) Auch Iren, in, 18, 5. IV, 9, 1 sind die ygaßfiatstQ unsrer Stelle nicht
mit scribae, sondern durch doctores fiberaetst.
3) Vgl. ahnHche Falle oben ö. 193, Heft II, 197 f.
Mi
23, 34.
Esr.
1,32.
Mi
23, 34.
Esr.
1,32.
Lc.
11, 50.
Esr.
1,33.
Mt
23, 38.
Texte und Untersachungen za Lc» 11, 49. 283
Zugleich tritt hier in der Esra- Apokalypse eine über-
raschende Parallele mit jenem aussercanonischen Logion hervor,
welches nns Origenes aufbewahrt hat, und welches ich unter
Logion 4 der Agrapha (S. 97. 141—142. 273-278. 444) im An-
schloss an unsre Stelle behandelt und zu welchem ich inzwischen
auch noch die Parallele bei Tertullian aufgefunden habe.
Man ygL
Tertoll.: Et emisi ad tos onmes famulos meos prophetas
Est. 1, 32: Ego misi pueros meos prophetas »=
Logion 4: xäi cbtooriXXei rj öo^la tä rixva avr^g.^)
Vgl noch 4. Esr. 2, 1: mandata dedi per pueros meos prophetas.
Auch über die Selbstbezeichnung Jesu als ^ öotpla xov
^tov (Lc. 11, 49^) sind dort Erläuterungen gegeben, wozu man
noch Yergleiche Jesu eigenes Wort von der 6og>la 21oXo(icovog
mit dem Zusatz: xäi Idov xXslov JSoXoficopog oSde. Mi 12, 42 =
Lcll, 31. Übrigens erscheint das Amt des neutestamentlichen
Propheten auch Mt 10, 41. Vgl. Heft II, 127 f. Und zwar ist
an dieser letzteren Stelle neben dem xQOfprixrjq der dlxaiog ge-
nannt, ähnlich wie Aristides Apol. XIV. p. 34 ed. Hennecke es
im griechischen Texte mit Bezug auf Lc. 11, 49 heisst: xcä rovg
fvtBöraXfiivovg XQog avrovg yiQO^ijtag xai öixalovg anixrBivav. —
Ans der gesammten Untersuchung zu Lc. 11, 49 -» Mt. 23, 34
ergibt sich mit Evidenz, dass die Einsetzung der neutestament-
fichen Amter als eine Stiftung Jesu zu erkennen, dass aber eine
Ämterlehre mit scharfer Abgrenzung der einzelnen
Amter von einander in den evangelischen Texten nicht
begründet ist, sowie dass in der kirchlichen Entwicklung die
prophetische Seite der neutestamentlichen Amtswirksamkeit (vgl.
anch Heft U, 422 ff. das jtvevfia rijg XQO(prixüag) hinter der
Anagestaltung der übrigen Ämter zurückgeblieben, ja fast gänz-
Kch abgestorben und nur in den reformatorischen Persönlich-
keiien zeitweise wieder aufgelebt ist
1) Es kann hier nochmals auf die Untersnchuog de Lagarde's (Aga-
tbsngelns p. 128)» welche ich bereits Agrapha S. 277 notiert habe, hinge-
wietea werden, wonach er die Varianten xixva und li(^a auf K^ay und k?^^
Borfickftlhrte. Ausserdem ygl. man oben S. 118 und erinnere sich, dass
anch ftlr das Hebr&ische Agrapha 8. 277 die Gleichung -tay ^ Igyov «
MXo^immnaTQ nachgewiesen ist.
2S4 Auseercanoniflche Paralleltexte zu Lc
Lc. 11, 49* = Mt. 28, 34*.
a. 4. Esr. 1, 32.
[meos prophetas ad vos], quos acceptos interfecistis et lania-
stis Corpora eorum, quorum sangainem exquiram.
b. Iren. IV, 9, 1.
et ex iis occidetis et effugabitis a ciyitate in civitatem«
c. Iren. lU, 18, 5.
et ex bis interficietiB et crucifigetis.
d. Bam. V, 11. p. 22, 15.
tva TO riXeiov tcSp afiagticSv ät^axsq>aiai(6öy rotq öici*
^aaiv iv d-avarm rovg j(Qog>i^Tag mrov,
e. Mt. 23, 34*.
Ig avT(DV cbtaxTsvelTS xal ctavQcioers, xal Ig mxAv fta-
CriymöBXB hv ralg övvaycoyaZg Vficov xal öici^ere dxo xo-
Ze(Dg elg jroXtv.
f. 1. Thess. 2, 15.
rSv xal TOP xvqiov dxoxxBivavxcDV *l7fiovv xcti rovg XQO-
q>Tixag xaL f]/iäg hxöixo^amcDv.
g. Lc. 11, 49*
xdi ig avxSv axoxxBvovciv xcü ixötci^ovöip [Cod. Colbert.:
et ipsos occidetis et peiBequimini].
K^^^'-V/N- -".^ ^
Die von mir bereits an zahlreichen Stellen nachgewiesene
Berührung der paulinischen Briefe mit den synoptischen Evan-
gelientexten kommt durch die Vergleichung von Lc. 11, 49. 52 =
Mt. 23, 32. 34. 13. mit 1. Thess. 2, 14—16 in der Weise zur Evi-
denz, dass an der Benutzung einer schriftlichen Evangelien-
quelle durch Paulus nicht gezweifelt werden kann. Man vgl
1. Thess. 2, 14* — 16: oxi xd auxä kjtdO'BXS xal vfutg vxo xcop
161(DP 0vfig>vXex(3v, xad-cog xal avxol vxo xSp ^lovdalmv
xc5p xal xop xvQiop dxoxxeipapxa}p*Iriaoip xcä xovg xqo-
g)ijxagj xal fjfiag kxöiw^dpxop xcu d-stp firj dQBCxopxmv xclL
xaöip dpd-Qcixoig kpapxla>p^ xmXvovxwp fjfi&g xoig iO^eoip
XaXrjaai tpa aod-coöcv^ slg x6 dpaxXrjQcicai avxAv xdg diiaq-
xlag jcdvxoxs. Wie 1. Cor. 1, 22 verglichen mit Lc. 11, 29 =
Mt. 12, 39 = Mt. 16, 4 = Mc. 8, 12 (siehe oben) die q>aQiöaloi der
Evangelienquelle von Paulus m ol ^lovöaloi verallgemeinert
Texte und Untersachungen su Lc 11, 49. 285
wofden sind, so hat der Apostel hier, was Jesus gegen die gpa-
QiOaioi geredet hat, auf die ^ovöaloi in genere angewendet.
In dem axoxretpavTOV tovg XQoq>rixaq finden wir das ano-
xrepslTS des Mi, das djtoxtevovciv des Lc. wieder, welches
in den ETangelienparallelen ebenfalls auf rovg XQog>i]Tag be-
zogen ist In dem paolinischen hcäio^avzmv haben wir einen
Ausflnss deslueanischen kxöici^ovaiv — im Unterschiede von dem
6i(6§€rs desMt. zu erkennen. Das Objekt zu axoxtelpeiv und ix-
duox€£j;ietbei Paulus rovg XQotpfjxag xali^fiag sc rovg äxo-
öTojLovg, also ganz wie in der lucanischen Version Lc, 1 1,49*, nicht
wie in der Matthäus-Parallele, wo cTer Ausdruck djtocroXoi fehlt.
Das panünische xa>?.v6vTa>v deckt sich ferner mit Lc. 11, 52
= Mi 23, 13, aber wiederum so, dass Paulus mit der lucanischen
Version xa>Xv€iv (»» fiti dtpiivai bei Mi) geht Zu dem pau-
lmischen dvajtXfjQcoCaL fehlt die lucanische Parallele, welche
der kürzende dritte Erangelist weggelassen hat. Aber die (Heft
11, 27Sff.) be^ocheae Matthäus-Parallelle Mi 23, 32, die zum
ToUstSadigen Urtext gehört, bietet xXrjQmcaTB^ wozu als ausser-
canonische ÜbersetzungSYarianten yon nto noch kommen relBtoip
(P8.-Petr.) und dvaxsq>aXaiovv (Barn., Esra-Apoc). Aber auch
die paulinische Variante dvaxXrjQovv^ dvajtjLrjQcooai lässt
sich schriftlich nachweisen, nämlich bei (Dyrillus AI. Zachar.
p. 607: dvBxXTjQoaCaxB zu Mi 23, 32, sodass man mit Bestimmt-
heit die Zagehörigkeit des dvanXriQovv wie des hcöiwxeiv zu
dem Typus der lucanisch-paulinischen Version des Ureyan-
geliums constatieren darf. Zu dem Urtexte gehorten jedenfalls
auch die Mi 23, 32 weggelassenen dfiaQttac (Paulus, Barn.) =
afioQTi^fiara (Ps.-Petr.) = daißsiai (Eer.-Apoc.) =^ D''3?ü'b. Noch
ist endlich darauf hinzuweisen, dass die Mi 23, 34 zu findende
AüsftthruBg des quellenmässigen öito^Bze durch das eingefügte:
«fll ürm)Q€iöeTB xal ig avz&v (itxxyvcfdceTB iv xetlg ovwzymyalg
vfiSv nicht aus der Quelle stammt, sondern aus Mi 10, 17. 23
eingetragen isi Vgl. Weiss, Matthäus S. 500. Diese Textsich-
tang wird durch Paulus vollauf bestätigt, welcher (wie Lc.) nur
die beiden Verba djtoxxelvsiv und ixöicixsiv aus der Quelle
^tnommen hai — Aus alledem ergiebt sich erstlich der pau-
linische Gebrauch einer schriftlichen Evangehenquelle, zwei-
tens ein unTerkennbares Zeugniss für das Vorhandensein eines
286 Aossercanoniiohe ParaUeltoxie sa L&
lacanisch-paulinischen Obersetzangstypus, und drittens eben-
deshalb die Tendenzlosigkeit solcher lacanisch-panliniachen
Berührungen, die in einem ix und einem dpa als rein sprach-
liche Eigenthümlichkeiten harmlos sich kundgeben.
Lc. 11, 50. 51 «> Ht 23, 85. 96.
a. Euseb. Theoph. p. 125.
ixdixj]oerai ig avrmv xäp alfia äxo atfiarog ^AßeX xav
öixalov f^j^^Q cäfiarog ZajiaQlov.
b. Euseb. Dem. ct. p. 445.
ixöeölxnzai yovv ix rov Xaov ixelvov jtav alfia ixrv&hv
ixl TTJg yijg axl cäfiarog ^AßeX ta>g alfiarog ZoxoqIov xat
avrov ys inl xaoi rov XqiOxox.
c. Euseb. Eclog. proph. I, 15. Migne IV, 1073 B.
ixÖBÖlxfjrai yovv xo alfia xavxixn> xmv axo "AßeX fiijiQi
ZoxoqIov xov tpovevd'ivxog fieragv xov vaov tcoü xov ß^v-
öiaöxfjQlov dxo xrjg yevsag x^g xaxa öa)x^Qog ijtiCvöxaOf^g.
d. Polyc. ad Phil. II, 1. p. 112, 14.
[ov sc. xov Xoiöxot] xo alfia ix^rjxijasi 6 d'sog dxb xmv
axBiO'ovvxmv ovrcS.
e. Epiph. Haer. XKXVIII, 5. p. 281 A.
C^firijd^csxai djto xfjg ysvsäg xavxtjg xav alfia ibuxiov dxb
''AßeX xov öixalov xo dx dgxfjg ixxexvfiivov %a}g ZoxoqIov
xov xQoq>fixov, ^^^^^J^^'^^^^^^^J^JIi^$^iJ^2S^SS^ *^ ^^'
daoxi^Qlov.
f. Epiph. Haer. LXVT, 42. p. 655 D.
xcü ^t}xi]9^ösxai, q>fjClj xo alfia xo ixxvvofisvov dxo ccT-
fiaxog ^AßeX axQi Zaxaglov xov öixcdov xov iTcxeva^iPTog
dvä fiicov xov vaov xal xov d-vciacxtfoLov,
g. Epiph. Haer. LXVI, 78. p. 698 B.
a>6avxa>g 6 xvQiog Ziyer ^TjXTjO^aexai dxo xfjg ysvaag rccv-
xf]g xav alfia öixalov ixxwofievov ix\ xi^g yrjg dxo atfia-
xog "AßeX xov öixalov fißXQ'^ aifiaxog ZoxoqIov xov ixxs-
XVfiivov dvc fiiöov xov vaov xdi xov d^HüacxijQioti.
-■. >^ ^^ .^ >.
Texte and Untoniicfaiiiige& sa Lc 11, 50. 51. 287
h. IreiL V, 14, 1.
Similiier aatem et dominns his, qni habebant ejus sangoi-
nem efiEondere, dicebat: Exgaüetar^ omnis sanguia justus,
qcd effanditiir saper tenam a sangoine Abel justi uaqae ad
sangoinem Zachariae filii Barachiae, quem occidistis inter
templam et altare: etiam dioo TobiB, yenient omnia ista super
ienerationem istam: ^ ^^
l Mardon ap. EpipL Haer. XLTT. p. 313 D. 314 A. p. 333 B.
xiu x€(jl cägiOTog ZaxoQlav xei ''Aßsl xäi rAv x(fog)f[zAv
Ott hcCmn^CBxai axo xfjq yspsag rovrj^g.
k. 4. Esr. 1, 32.
qaorum [sc prophetamm] sangoinem requiram.
L Just DiaL c. Tryph. c. 16. p. 234 B.
xal vfilp avp rmxa xaXAq xcü dtxatcog yiyovBV, axexxBl"
V€tzB jag TOP dlxaiov xal xQi. ccvxov rovg XQOfprjxcu; crv-
TOV.
m. Just. Dial. c. Tiyph. c. 136. p. 366 B.
t6 Sk vxegßaXXop vfiäv xfjq xaxlaq xo tcolL fiiCeTv, ov
ig>ovev<s<xxSj dhcaiov,
n. Jac. 5, 6.
xaxidixaaaxe, i^ovevöaxs xov dlxaiov»
0. Cod. Cantabr. Lc. 11, 50. 51.
iva hc^fixn&y x6 alfia xcanmv xAv XQOfpfitüiv xo hcxovo-
f(ta;oyAg(^^ xfiq ytVBaq xavxtjg, axo
atfiaxog "AßsX iog dfyuxxog Zaxaglov vlov Bagaxlov, ov
^9ovtvoca^i xov dvOiacxriQlov xal xov vaov' vdi
Uya) vfilp' hc^fjxfld^oexai dxb x^g yevsag xavxtjg.
p. Const V, 16. p. 148, 22.
xov 6h Ivdov iv xm vatp avelZov fisxa§b xov vaov xal
xov d^oiaoxfjQlov.
q. Eus. Dem. ey. p. 385.
öiöacxsi XiyoDv' xav al/ia ixxv&'hv dxb xaxaßoZ^g xoöfzov
dxb cä/iaxog "JßBl xov dixalov ia>g aifiaxog Zaxccglov ^§^v
ixl xfjv yevsav xtxvxijv.
288 Aussercftnonischa Paralkltezte su Lc.
r. Lc 11, 50. 51.
iva ix^^Tfjd^ t6 alfia xavxiov xwp xffWprjfzAv xo kxxvi^
voftepop ajto xaxaßok^g xocfiov a»o x^g yepeag xavxfjg
ano aifiaxog "JßeX lltog aX(iaxog ZaxoQiov xav anoZofiipov
fiexa^v xov d'vaiaOTijQlov xal xov olxov' vät Xiym vfilv
ix^flXTj&joexai dxo xrjg yspeag xavxfig.
8. Mt. 23, 35. 36.
oxcog Ikd-i^i k(p vfiag näp alfia ilxaiop ixxvpvofupov ijtl
xfjg yfjg axo xov aXfiaxog "AßsX xov dixalov ic9g xov ai-
fiaxog xov Zaxaglov vlov BaQaxlov, op iq>ovevcaxs fisra^v
xov paov xal xov BvoiaoxtjQlov,
Die ÜbersetzungsTarianteD dieses Textes sind folgende:
kxöixBlp = kx^ntBlp = Cyxelp = tD'n'T, ixxv&ip = ixxsxvfiipop
=«■ ixxvpofiepop = IfBtDJ, apaiQsip = äxoxxslpeip = ^or^recr
a- djtoXkvpai =a tr^ttn, «jr* dgx^g = axo xaxaßoXijg xoö/iov =
cb'^i^tt, ?cö§ = iM^XP* = «XP« = 1?, (ieoop = dpafiioop = fisxa^v
= ^'^3, raog = o/xo^ = bO'^H. Hierzu einige Bemerkungen.
Die den canonischen Texten hier fremde Variante ixöixslp wird
schon vom Apokalyptiker vertreten und findet sich als Über-
setzung von Vi^'n (= ^7)x£tp, ix^ijxetp) im Septuaginta-Griechisch.
Vgl Deui 18, 19. Und zwar in Verbindung mit DW kooimt
nicht blos tDp^, auf welches Weiss (Matthäus S. 500) mitCitierung
von 2. Sam. 4, 11 hinweist, sondern noch mehr On*^ in Betracht
Vgl. Gen. 9, 5. Ezech. 33, 6. (Die Textgestalt. Mi 23, 35: oxog
iX&y i^' v/iäg xav alfia dlxaiop ist nicht original, sondern, wie
Weiss richtig annimmt, unter dem Einfluss von Mt. 27, 25 ent-
standen.) Die Verba des Todtens sind im Griechischen ebenso
mannigfaltig wie im Hebräischen. Zu dx* aQx^g = dxo xaxa-
ßoX^g xoöfiov = ebi:^», DT]5-^fiB vgl. Mt. 13, 35 Heft iC 149.
>ir 25, 34r^eft n,' 309. Dass endlich b^^^n im Septuagiata-
Griechisch nicht blos mit paog, sondern auch häufig mit ohcog
wiedergegeben wird, dazu vgl. beispielsweise 2. Chron. 29, 16.
Esr. 3, 6. 10 — Bezüglich der Frage, welcher Zacharias gemeint
gewesen sei, ist anzunehmen, dass der Urtext den Namen des
Zacharias ohne jedes weitere Attribut enthalten haben wird. Die
Zusätze: vlog Bagaxlov (Mt.) oder xov XQoq>i^xov (Epiph.) oder
xop *Ia>6as (Scholion vetus) = filium Jojadae (Ev. sec. Hebr.
Texte und Untenochungen zu Lc. 11, 50. 51. 52. 289
TgL /Igrapha S. 3S4. 339) sind jedenfEdls Glossen, von späteren
Händen hinzngefiigt. Noch eine andere Tradition, vertreten
durch das Protev. Jacobi, die gallischen Märfcyrergemeinden bei
Easebias (H. E. V, 1, 9fif.) und vielleicht auch Tertullian
(Scorpiace c. 8) sieht in diesem Zacharias den Vater Johannis
des Täufers. Diese Angaben, dass Zacharias ein Prophet, ein
Sohn des Jodae, aber auch der Vater des Täufers gewesen sei,
finden sich vereinigt in den dem Epiphanias zugeschriebenen,
in doppelter Recension vorhandenen, neuerdings von Nestle (in
seinen Marginalien) veröffentlichten Vitae Prophetarum, wo es
in der zweiten Recension (p. 35) heisst: Zaxaglag aXXog jtQO-
f^ijg xaL IsQevg' otrüog ^v vloq ^Imöaa Isgimg, jtarrjQ öh
'Imiwov xov ßajtriörav' rovrov cbtixTSiPsv ^Hgcpöt^g o ßaci-
Isvg ix^f^^^^ '^^^ ^vOiaOTTjQlov xal rov ohcov xvqIov xtX.,
während die erste Recension diesen Prophetenmord auf den
König Joas zurückfährt und dementsprechend diesen Zacharias
nicht als Vater des Täufers charakterisiert. Im Protev. Jao.
e. 23. 24 beachte man namentlich die an unsre Stelle anklingende
(piDvtj: x(d q>cotn]v Xeyovcav' Zaxaglag jf£q)6pBVt(u, Tcat ovx
i^aleiq)^csrai ro alfia avroVf iwg av eZd'y 6 exöixog avrov
(al: o ixdiX(3v). Unter dem Ausdruck: ajro z^g YBveäg xavxrig
ist nach dem ganzen Zusammenhang die gottfeindliche Sippe
der Pharisäer und Schriftgelehrten (SinBlÖia = ysvea vgl. oben
zu Lc. 11, 29) zu verstehen. Dass Jesus in ihrem propheten-
morderischen Treiben schon seinen eigenen Tod vorausgesehen
und — wie Lc. 13, 34 = Mt. 23, 37, so auch hier — vorausver-
kündigt hat, zeigen die Anspielungen an unsre Stelle unter
Bezugnahme auf die durch "AßsX rov öixaiov vorgebildete
Persönlichkeit Jesu, Vgl. Hebr. 11, 4; 12, 24: atfiati Qama/iov
xQEtzrop XaXovvTi xagd top "ißsX — , Jac. 5, 6: itpopsvcars
TOP ölxaiov — , Just. Dial. c. Tr. c. 136: op iq)0PevcaT6 6L^
xaiop — , 1. Thess. 2, 15: rcor top xvqlov cbioxTstpapTcop — ,
Act 7, 52: xov dixaloVj ov pvp vfiBlg jiqoöotcu xcä, yorefg
r^ip^od'S,
Lc. 11, 52 = Mt. 28, 13,
a. Mt. 23, 13.
oval di vfilp, ygafifiaTStg xal q>aQiöaloit vjtoxgiTal, oti
xXelsTB T^p ßacüilav tcov ovgapciv BfiJtQOOd'ep t(5p «/•-
Texte IL OnteiBnchimgen X, 8. 19
290 Aoasercanonische Panlleliezfce zu Le.
aq>UrB elöeXd-slv.
b. Hom. ClenL XVIII, 15. p. 174, 24.
xoQ^ ctVTOtg yag ^ xlslg r^g ßaatXslag räv ovQOpäv axi-
xsixo, Tovrioxiv rj yvcioig rwv oxoqqi^todv.
o. Just Dial. c. Tiyph. c 17. p« 235 D.
oval vfilp ZSS&i?I!S§^ ^^ ^^f£J^:^£^.J?^5H' ^^ <n;rol ovk
elöiQxsod-e xcu tovg BlöeoTOiUPOvg xcoXvBra' oönyoi Tvq)ioL
d. Hom. Clem. III, 18. p. 41, 10. *
avrmv ih slxev <6g xifv xXetöa rrjg ßaöiXslag xsxtörev'
fiivcov, fjrig iorlv yvmöig^ tj fiovr] XfjP xvltpf r^g ^anjg
dvol^ai övparai, dt rjg liorrjg elg rrjp cdcoplap ^cotip de-
sXO^eZp löxlp, aXXa vcd, ^tjoIp, xqoxovci (16P JJjI^JJ^^j
xolg dh ßovXofiBPoig dCBk&etP ov xoq^ovoip,
e. Hom. aem. XVIII, 16. p. 174, 27.
axAcQvßap xijp yvAoiP xtjg ßaCiXstag xal ovxe avxol da-
fjXd'€tp ovxB xolg ßovXofiipotg elaeXB^BlP xaQicxop.
f. Cod. Cantabr. Lc. 11, 52.
oval vfilp xolg vofnxolg, oxi hcQv^axB tJipxXbZp '^J_^Jf_^^'
OB(og, xcu avxol ovx daijXd-axB xal rovg cfoypcwfi^yovg
IxooXvcaxB,
g. Orig. in Ps. 1. ap. Epiph. Haer. LXIV, 6. p. 530 D.
oval vfitp xolg pofiixolq, oxc i]QaTB xnv xJüBlöa x^g ypciüBiDg,
xal ovTol ovx bIoi^X&bxb xal xovg dCBQXOfiipovg ovx dg>lBXB
BlöBXd-elp.
V^ • .^-N.^
h. Lc. 11, 52.
oväi vfilp xolg pofiixolgj oxi ^C<?5£^^3^JJJ5^£5?5LJ5&-22!^
öBCDg' avxol ovx BlötjXd^axB xcu xovg BlOBQXOfievovg hco-
XvöaxB.
Bezüglich der Übersetzungs Varianten ygagiiiaxBlg = voutxol
= POfioÖLÖacxaXoi = D'^'lfcio vgl. man ausser den Bemerkungen
zu Lc. 11, 45. 46* noch Epiph. Epitome ed. Dindorf I, 351: fQaii-
fiaxevac xolg IgfirjvBvofiivoig voftodiöacxaXotg, Ovpf^oap yoQ
avxolg xal oi vo^vxol, tj xc5p ^agiacUmp aigsaig aw^xxai^ wo
Texte und Unftenaohiiiigeii sa Le. II, 52. 53. 54. 291
BOT der Iirthmn vorliegt, als ob die vofuxol zwar mit den ^ouo-
diSa^xaJjH verwandt, aber doch au^^^eder Ton ihnen ver-
8c£]eden"geweeen waren. Das Jostin-Citat zeigt übrigens deut-
lich, daas die bei Mt eingeschobenen gmQiCaloi hierher nicht
geboren, dass yielmehr in diesem ganzen Cootexte nur die
yOüfifictTStg = vojuxol angeredet sind. Sicher ist als quellen-
mässiger Ansdruck das lucanische xmlvBiv darch 2. These. 2, 16
beglaubigt; das iitj aq>iivai des Mt. ist nur eine Umschreibung
davon. Sehr weiTiraseinander gehen xlshre (Mt.) =:^ rag x3i€lg
fX^re (Just.) s» XQarovifi t^p xXbXv (Hom.) = ^pv^^ara^CodTB?,
Syr. Cur., Diatessaron) =» 2£?IlJE5?-i?^£[^ ^g). Nach den
Clementinen handelte es sich um die xXelq xvq ßaciZelag xäv
avQca^äv wie Mt 16, 19, und auch die lucanische Epexegese
T^y xl£lda x^g yvcioewg ist näher bestimmt ab yvcioig x^g
ßaöilslag. Weiss (Matthaus S. 491) hat darauf hingewiesen^ dass
der dem Urtext angehorige, bei Lc. stehen gebliebeue Ausdruck
dciQxoiiivovgj welcher auf die yvwOig nicht bezogen werden
könne, Zeugniss gebe von dem Vorhanden gewesensein der ßaciXsla
auch in dem Ton La benutzten Quellentext.
Lc. U, 5S. 54.
a. Syr. Cur. Lc. 1 1, 53. 54.
^9VTPß^ -^, 5fy!F?y. ^'^^VTfl -?¥P5- ,?VT^^jl kvcomov xavxog
xov XccoVj tJq^ccpxo ol ygafifiaxelg xcci ol q>aQioalot 6uv<5g
Ix^tv xal övfißaXXeiv ceixä jisgl jtXsiovcoPj tva xaxijjOQi^-
(kDCcv avxov,
b. Cod. Cantabr. Lc. 11, 53. 54 = a
Xiyovxog Je rayra XQog avtovg evcojtiov jtavxog xov Xaov
fJQ^apxo OL q>aQi6aloi xoi ol vopiixol öeivcog exsiv xai
övvßaXXeiv avrm jtSQl xXEiovcav, ^Tjrovpxeg aq>OQurjv
xiva Xaßelv avxov, tva svqwöiv xaxtiyoQfjCai ixvxov.
c. Diatessaron Arab. p. 72^ ed. Ciasca.
Com autem haec ad illos diceret, coeperunt Scribae et Pha-
risaei indignari in malitia sua et verba ejus reprehendere,
ac eum in multis3ivexare , quaereutes aliquid capere de
ore ejus, ut eum accusare possent.
19
4>
292 Aossercanoniache Paralleltoite su Lc
d. Lc-U, 53. 54.
xdxBlß^ev i^eXd-ovrog avxov ijQ^avto ol yQafificczelg xcu
ol q>aQtöaloi öeivwq kvixeiv xal äxootofiart^eiv avrdv
xsqI JtXeiovcov, ^J5^£^ߣ3J£iJJ££^^^2g£^;J^^ ^'^^'
uaxoq ctVTOx.
Die Terschiedenen Recensionen dieses nnr bei Lc erhalienen
Schlusses der antipharisäischen Rede, welcher Schluss mit dem
k^eXQ'OVxoq auf das elöeX&mv des Eingangs Lc. 11, 37 sich zu-
rückbezieht, lauten wie schwerfallige Übersetzungen eines nicht
recht bewältigten Urtextes, wobei die ygafifiarstg = vofuxoi
wiederum als Ubersetzungsvarianten hervortreten. IRach einem
so tief einschneidenden Angriff auf den Pharisäismus und das
Schriftgelehrtenthum war übrigens nichts Anderes zu erwarten
als der heftigste und leidenschaftlichste Ausbruch einer tödtlichen
Feindschaft. Der prophetenmorderischen Gesinnung dieser Körper-
schaften war namentlich durch den Schluss der Rede die Maske
der Heuchelei vom Gesicht gerissen worden.
Lc. 12, 1 = Mc. 8, 15 = Mt. 16, 6,
a. Cod. Cantabr. Lc. 12, 1 => Cod. Golb. = Diatessaron Arab.
jtoXXcop öh ox^cop CvvjtBQi^ovxwv xvxXq>^ möxs aXZijZovg
ovvjivlyBiv, riQ^axo XiyBiv jcQog xovg fiad'tixäg' XQcixov
jtQootxBTB savxolg ajtb x^g ^v/i7]g x<dp ^agioalaw, fjxtg
ioxlv vjioxQiOig.
b. Lc. 12, 1.
hv olg ijuCwaxB-Biöäv xwv fivQiad(ov x<dp o^Aor, Saxe
xaxajtaxBlP dXXi^Xovg, ijQ^axo X^bip XQog xovg fia&9]xag
avxov' ytoäxop JtQooix^xe kavxotg asto xrjg ^vufjg x(Bp
ipaQLOalooPf rjxiq iöxlp vnoxQiOig.
c. Epiph. Haer. LXVI, 69. p. 690 C.
a}g XiyBi' jtQocixBXB djto x^g ^v/ii]g xcop q>aQiCal(OVy i]Xig
ioxlp vjtoxQiCig, xal ip dXXm xoxcp' ^xig icxl fpiXaQyvQla.
d. Mc. 8, 15.
xdi öiBöxiXXBxo avxolg Xiymp' oqclxb, ßXixsxe axo xtjig
^vfiTjg xcop fpaQioal(DP xal x^g C,vfii]g ^Hgcidov.
Texte und Untersacfaungen za Lc. 12, 1. 293
e. Mt 16, 6.
o dh *Iffiovq elstsv avrolg' OQars xal xQooixBXB djto xrjq
^vfiijg rc5v g>aQiOaia)v xal oaööovxcdcop.
Nach der Weiss*schen Quellenkritik stammt die Warnung
Yor dem Sauerteig der Pharisäer nicht aus dem Urevangelium;
vielmehr ist die letzte Quelle dafür in Mc. 8, 15 zu suchen, Ton
wo sie — was allerdings auf der Hand liegt — in das erste
Eyangelium übergegangen ist. Aber auch Lc, 12, 1 soll nur eine
Reminiscenz aus Mc. 8» 15 sein, obwohl — wie Weiss selbst
zugestehen muss — in den Texten des ersten und dritten Evan-
gelisten sich Berührungen finden (das beiderseitige xQOöixj^B
sowie die Weglassung des Herodes), welche nicht aus Mc. 8, 15
entstanden sind (vgl. Weiss, Marcusev. 272 — 274). Im Marcus-
eyangelioni und demgemäss in der Darstellung des ersten Evan-
gelisten ist die Situation, in welcher jene Warnung Jesu vor dem
Sauerteige der Pharisäer ausgesprochen wurde, eine völlig andere
als bei Lc. Dort (bei Mc. und Mt.) ist die Scene an den See
Genezareth verlegt, als Jesus in Begleitung seiner Jünger vom
Ostjordanufer zurückkehrend mit den Pharisäern von Dalmanutha
(Mc.) oder Magada (Mt.) zusammengetroffen war und es sich
herausstellte, dass die Jünger im Schiffe nur ein Brod bei sich
hatten. Bei Lc. fallt die Scene nach Peräa (vgl. Lc. 11, 1 mit
JoL 10, 40 — 42), als grosse Volksmengen sich um Jesum sam-
melten. Man wird also zu wählen haben zwischen dem Bericht
des Lc und der von dem ersten Evangelisten adoptierten Dar-
stellung des Mc. Im ersteren Falle ist Lc. 12, 1 nicht, wie Weiss
will, eine Reminiscenz aus Mc. 8, 15, sondern der ursprüngliche
Standort des Logion, welches dann auch für Mt. in letzter Instanz
aus dem Urevangelium abzuleiten ist. In Mc 8, 15 liegt aber
dann eine seiner zahlreichen ümschaltungen vor, wodurch der
zweite Evangelist die einzelnen Logia von ihrem ursprünglichen
Standort entfernt und in neuen Zusammenhang gebracht, damit
aber den weiteren Ümschaltungen und ausgedehnten Neugrup-
pierungen der urevangelischen Bedestoffe im ersten Evangelium
den Weg geebnet hat Vgl Heft U, 15 ff. 24 ff.
Schon aus allgemein prinzipiellen Gründen, weil, was auch
Weiss in so sehr vielen Einzelfällen anerkennen muss und vor
ihm schon Holtzmann so entschieden betont hat (vgl. Holtzmann,
294 Annereanoniaohe Panllelittzfce so Le.
Synoptische Ew. S. 141), Lo. die ursprüngliche Lage der urevan-
gelisdhen Stoffe am besten gewidurt^ bezw. wiederhergestellt hat,
bin ich von vornherein geneigt, mich f&r Lc za entsdieiden.
Dazu kommen die schon von Weiss bemerkten Ber&hrongen
zwischen Mt 16, 6 nnd Lc. 12, 1, welche nicht aas Mc. 8, 15 sich
erklaren, mithin noch anf eine andere Qnelle hinweisen. End-
lich scheint aber auch in dem anssercanonischen Text des von
den meisten Itala-Handschriften auch in diesem Falle wie gleich-
zeitig vom Diatessaron secnndierten Cod. Cantabr. eine ausser-
canonische Version des hebr. Qaellentextes Torznliegen, wodurch
die lucanische Einleitung, welche wegen des hyperbolischen Aus-
druckes uvQiadiDv vielfach Anstoss erregt hat, auf das Ursprung-
liehe Mass zurQckgef&hrt wird. Denn nicht nur, dass der Cod. D
häufig in seinen Zusätzen, Weglassungen und Textauderungen
den Urtext erkennen iSsst, so sind hier insbesondere auch smie
Varianten övvxBQiix^iv xvxXq} (»> kxKfmfax^pai) und (f^^ixvl^
yuv (= xaxajtaxelv) geeignet, neben den lucanischen Ausdrücken
als Übersetzungs Varianten auf den Quellentext hinzuweisen, ab-
gesehen davon, dass nach diesem aussercanonischen Texte des
Cod. D und der altlateinischen Versionen lediglich von den aus
den Synoptikern so wohlbekannten o;|^>lo^ (turbae oder turba) die
Rede ist und die befremdlichen uvota^q^H^^^l^ fehlenT^VgL
Vulg.: multis autem turbis circumstantibus, Cod. Cantabr.: multis
autem turbis adstantium circa, Cod. Palat. Vindob.: cum multa
autem turba circumdedisset eum. Das Quellenwort für ovvxe"
Si^}^itJ^zJ?J3y^^lSP^^^^ ist C|OK im Hithpael oder NiphalTSr
xvxZ^ das häufig gebrauchte ^"^^O, welches von den LXX so
oS"(^L z. B. Gen. 23, 7) mit ^^^x^ wiedei^egeben wird und
von dem Cod. Cantabr. ausdrückUi^mit circa übers^zt ist; zu
(hj^i^i^/rfia^ aber, einer geeigneten Bezeichnung des Volksgedränges
(vgL Lc. 8, 45: ol oxXoi Cwixovölv Ca xal axod'Ußovoiv)^^ xaxUv
wird das von Delitzsch und Salkinson zu Lc. 8, 45 gebraudite
f n!; als hebräisches Qmndwort vorauszusetzen sein. Warum soll
nun nicht ähnlich wie Lc. 1 1, 29 Jesus vor den versammelten Volks-
massen {ox^icov ixad-QotCpuivmv dort, ixuitfvayj^ivxanß hier,
=» OvfiXBQiBxorroDP Cod. D) hier seine Stimme erhoben und die
Warnung vor ^em Pharisäerthum laut ausgesprochen haben?
Dieses wäre um so weniger dem Context zuwider, als Jesus die
Texte und Untersuchungen so Lc. 12, 1. 2. 295
Bänke der pharisäischen Gegner, von denen soeben Lc 11, 53. 54
berichtet war, Tollkommen durchschaute. Selbstverständlich ent-
hielt seine Warnung nur die Worte:
Lc. XQOCix^xB kavtolq axo r^g 5^pt^G xAv q>aQioaUDV
Mi oQaxB xoL xffocixsxe cbto xrjg ^^lifjg xäv tpagtoaUDv
Ma OQÖXB^ ßXijtezs obto x^g 5^tifig x<5v paoioaUop»
Nicht quellenmässig sind alle Zusätze:
a) bei Mc: xal x^g 5^lif]g ^ffgcidov, welcher Zusatz eine
Beminiscenz aus dem Lc 13, 32 erhaltenen Quellentexte sein
dürfte, wo Jesus den ^HQciitjg als äXcixt]^ bezeichnete;
b) Mt 16, 6: xal öadöovTcaltov — so ähnlich beim ersten
Evangelisten Mt. 16, 1 gegenüber von Mc 8, 11; auch Mi 3, 7
gegenüber von Lc. 3, 7 (vgL Weiss, Mt 103);
c) bei Lc: ^xig iöxlv vxoxgusig — ein epezegetischer Zusatz
des Evangelisten, ein Nachklang aus der Lc 11 vorausgegangenen
Charakterisierung der Pharisäer als vxo7tQtxal\
d) {iv aXXcp xoxm) bei Epiphanius wahrscheinhch nach
der Lesart irgend einer Evangelienhandschrift: rjxig löxl q>iXoLQ'
yvQla — ein Anklang an Lc 16, 14: cl g>aQiaaZoi galdQyvQoi
vMOQxoPTsg.
Le. 13, 2 »» Lc 8, 17 »- He. 4, 22 — Mt 10, 2&
a. Lc 8, 17.
av YctQ ioxiv XQVxxop, o ou tpävBDov yevnOBxai, ov6\ äxo"
XQvwov, o ov (ifj yvcDOd^ xal elg ipavBQov IXB-y.
b. Mc 4, 22.
ov yao Icxiv xi xgvxxov^ iav un tva wavBgm^i^ ovik iyi-
VBXo äjt6xQvg)0P, äiX tva iX&jj Big wavBQov.
c Gem. AL Strom. 1, 1, 13. p. 323.
avdhp xovxxoVj o ov 9>avBQa)&iiöBX(u, ovöi XBxaXvuuivop^
o avx dxoxaXvwd^öBxcu.
d. Mi 10, 26.
ovdkp yoQ icxip ^^^^j^^^j^j^^^ o ovx ^SS!S^?i^3^^33^IJSh
xai xQvxxoVy o ov yvo^cdtjöexat.
296 Aussercanonische Paralleliezte su Lc.
ovöev ds övYxexcJLv/ifiivov iorlVf o ovx cbtoxalv^^^oerai,
xal xQvj^v^ o ov ZJ!a??^.^SISb
f. Aphraates Hom. XXIL p. 368. ed. Bert.
Und es ist nichts verborgen, das nicht jedennann offenbart
werden wird.
Man wird Weiss (Mi 278 f.) darin zustimmen müssen, dass
durch den epexegetischen Zusatz: rjrig iöxlv vxoxQiCig in y. 1
auch Lc. 12, 2 einen zu beschränkten Sinn erhalten hat, als ob
es sich nur um die Entlarvung der Heuchler handle. Gleich-
wohl wird der erste Änlass zu diesem Logion ohne Zweifel im
Kampf wider die heimlichen Intriguen der PÜansäer (vgL Lc. 1 1,
53. 54) zu suchen sein. Die Übersetzungsvariänten kreuzen sich
mannigfach in den zwei parallelen Gliedern des Logion. Doch
Hegen die Quellen worte offenbar zu Tage: xQvxrav ^=^ TCexalvfi-
fiipöv = cbt6xQvg>ov = ovyxsxakvfifiivov = dbl^J, HÖDtt, femer
axoxaXvxxBOd^ai = yivciöxecd'ai = nbSD, 3^*15 vgl. ijpavBQOvöd^ai
= g)avBQ6v elvai = yivciöxeod^ai == ixiyivcicxsaS'at = dux-
'^umöxec&ai als Übersetzungsvarianten zu Lc 6, 44 »^ M& 12, 33.
Lc. 12, 8 = Mt. 10, 27.
a. Epiph. Haer. LXXIU, 27. p. 875 A. .
q>acfxei ydg 6 xvQiog Xiymv o elq xo ovq 7Jxövöaxs^ Ijrl
X(3v d(x>(iaxoDV xTjQv^axs.
b. Mt. 1 0, 27.
o Xsyco vfiTv kv xfi oxoxla, eljtaxe kv x<p gxoxl' xal o etg
xb ovg dxovexBf xtjQv^axs ijtl x£v ömfiaxcov.
c. Lc. 12, 3.
dvd-* €ov ooa iv x^j Cxoxla sljtaxs, kv xm g>coxl dxovoB-f}*
ößxai, xäi o yiQog x6 ovg iXaXijöaxsy xtiQvx^fjosxai ixl
xcop öcofiaxcov.
d. Aphraates Hom. I, 8. p. 9. ed. Bert.
Und auch unser Herr Jesus nennt sie [die Juden] Finstemiss;
denn er sagt zu seinen Jüngern: Was ich euch sage in
Texte und Untersnchungeii zu Lc. 12, 3. 297
Finstemiss, das saget ihr im Licht; unter den Heiden näm*
lieh soll euer Licht leuchten. Denn diese nahmen das Licht
Christi auf, der da ist das Licht der Volker.
e. Cod. Colhert. Lc. 12, 3. p. 87. ed. Belsheim.
homo, qui in tenebris locutus est, in luce audietur, et quod
in aure locuti estis aut in cubiculis, praedicabitur super tecta
et in plateis.
Dass hier und im Folgenden die Bede, wenn auch vor den
Volksmassen in grosster Öffentlichkeit gesprochen, doch vorzugs-
weise an die Jünger gerichtet ist, ersieht man aus den Worten:
XijfD Sk vfilv roZg q>lXoiq /lov Lc. 12,4, welche Worte, von
Weiss (Mt 279) ganz unbegründeter Weise als Zusatz des
dritten Evangelisten erklart, gerade einen concreten Teil der
Bede bilden und die Situation veranschaulichen, in welcher Jesus,
ähnlich wie bei der Bergpredigt von Volksmassen umgeben,
doch die ihm zunächst stehenden Jünger zu den hauptsächlichsten
Trägem seiner Gedanken macht. Was nun die Fassung des
gegenwärtigen Logion angeht, so hat W eiss ohne Zweifel Becht,
wenn er (Mi 278 f.) die Gestalt des Logion bei Lucas (er no-
tiert unter Bezugnahme auf Lc. 1, 20; 19, 44; Act. 12, 23 das civd-* <^v
als eine Eigenthümlichkeit des lucanischen Stils) für secundär
erklärt. Dagegen dürfte die praesentische Fassung der Belativ-
Satze bei dem ersten Evangelisten eine nicht zutreffende Über-
setzung des Urtextes darstellen. Denn '^ri*^^K *1VK kann mit o
Uyo) (Mt), aber auch mit o elxop (vgL in Lc. 12, 3 den trotz
der secundären Umwandlung in die zweite Person sicherlich
qaeUenmässigen d. h. in der von Lc. gebrauchten Version vor-
gelegenen Aorist oüa eixars) wiedergegeben werden, und^VK
UVCSjVtD konnte ebensowohl mit o dxovers (Mi) als mit 6 ^xov^
caxB (Epiph,) übersetzt werden. Wenn im Urtexte diese Verbal-
formen perfektisch gemeint waren, so ergibt sich folgender Sinn
aus dem Zusammenhang: Was ich 19 oxorlat in dem Hause des
Pharisäers und umgeben von den Feinden der Wahrheit und
des Lichts, gesagt habe, und was ihr (die dort mit gegenwärtig
gewesenen Jünger) dort gebort habt, das bringt an die Öffent-
lichkeit und unter das Volk. Peräa, d. h. hier insbesondere das
jenseitige Ufer des Jordan, wo Jobannes gewirkt hatte^ und
wohin, wie einst zu des Täufers Zeiten, jetzt die Volksmassen zu
300 Aussercanoniflche Paralleltezte va Lc.
welches in diesem Falle genauer sein dürfte als die Relation des
Epiphanius, weder die Erwähnung des öSfia noch der V^x^
in seinem Texte: Fürchtet euch nicht vor denen, die euch nur
todten können (vos solummodo occidere possunt), aber sonst keine
Gewalt über euch""haEen"(nec post hoc ullam in vobis habent
potestatem). Ähnlich auch Justin in der ersten Hälfte des
Logion: fi^ q>oßBXCd'B rovq äpaiQovvrag v/iäq (= vos Marcion),
ebenso der 2. Clemensbrief: xal vfiaTg (lij ^oßeicß-s zovg axoxxiv-
vovxaq vfiag. Die Annahme hat viel für sich, dass hier die äl-
teste Textgestalt und die reinste Version des Quellentextes vor-
liege, dass hier die Eintragung von c£/ia und V^X7 ^ secundär
zu betrachten sei. Denn auch zu Lc. 12, 5 »» Mt 10, 28^ wird
es sich ergeben, dass die älteste Fassung wahrscheinlich nur dv-
va/ievog cAcai xal catoXioat lautet und von einer Bezugnahme
auf ooiiia xcä, ypvxij frei war. Im Übrigen sind die Varianten
djtoXTslvBiv = ß^'^P^^'^^^^ögDagat = tT^ttn oder a'lrt, sowie (i^
övvaö&ac^^ Ix^tv (xoirjcai)^ potestatem non habere =^ r^^
fttbtD lb — ganz geeignet, den hebräischen Urtext erkennen zu
lassen, welcher auch in dem Schreiben der gallischen Gemeinden
anklingt: fifjöhv S^^'^'^^^ fifixiti o xoitjOovotv (xvry. Eus. H. E.
V, 1, 18.
Lc. 12, 6 = Mt. 10, 28«».
a. Herm. Mand. XII, 6. 2. 3. p. 130, 10.
z^v dh axeiXijv rov öiaßoXov oXcog /ifj q>oßfj9^xB « • , 900-
ßrjd^xB xbv jtavxa dwafiBvov, ocoocu. xal dxoXiocu.
b. Jac. 4, 12.
slg icxlv o voiAod-ixriq xci XQix^g, 6 dvpa/ievog cAccn x€ci
axoXiacti,
c. Hom. Clem, III, 37. p. 46, 19.
rö Ccifu cov xal fpvxfjv xoXaöai xal öwöcu. iwa/iivw,
d. Agathangelus c. 36. p. 21. ed. Lagarde.
0 ÖB (lovoyBVTJg öov vlog, o xvQwg ^fiwv 'IfjCovg Xgiöxog,
övvaxai kfißaXstv Big xovg alovlovg xoXaöBig iv ywxv ^^
cdimxt iv xw jtvgl xA dößiöxa).
e. Mt. 10, 28^.
(poßBtod^B^ 6b fiaXXop xbv övvafierov xal ywxr^v xal oSfia
anoXicai bv ybbvptj.
Texte and Üntersachimgen zu Lo. 12, 5. 301
f. £xc. Tbeod. § 51. ap. Clem. AI. p. 981.
xat 6 ö<DTfjQ XiyBiy g>oßBlc9^ai öbIv top dvpd/ispov ravTf]v
Tfiv y^if^P xäi TOVTO zo Cw/ia TO fpvxixop ip^ 7^^^^%^^'
Xicai,
g. Hom. Clem. XVII, 5. p. 160, 22.
q>oßrid^7jre 6\ top övpafispop xal Ccöfia xal tpvxrjp elg rfjp
yitppap xovxvQoqßaXalP, pal Xiyco vfilp, toxxop q>oßi]'-
h. Marcion ap. Epiph. Haer. XLII. p, 314 A. p. 333 G.
^oßTjd^rjzB dh TOP fiBTa ro ^^^^'^^^f^^iJ^^^^-^'^^^S^S^^'
XbIp elg yisvpap,
i. Iren. III, 18, 5.
timete autem magis eum, qui habet potestatem, et corpus et
animam nnttere in gehennam.^^^^ ^^^
k. Exe. Theod. § 14. ap. Clem. AI. p. 972.
q>oßft^TB yovp, XeyBi^ top (lerä d-aparop övpdfispop xal
^pvxrjp xal C(5(ia slg yitppap ßaXelp,
1. Just. Apol. I, 19. p. 66 B.
q>oß>]&rire 6e top fiBTa t6 djtod^apelp &vpcuiepop xal ipv-
X^IP xai ocofia elg yesppap ifißaXelP.
m. Clem. Born. U, 5^ 4. p. 118, 4.
dXXä g>oßel0d^B top (iBTa t6 djto&apelp vfxäg exoPTa i§oi>
olap V^VX^? xal cwfiaTog tov ßaXelp elg yeeppap xvQog,
n. Lc 12, 5.
vxoÖBlga} 6h vfitp, Tlpa g>oßfjdijrB' g>oj9w^^re top (abtcl t6
ajtoxrelpai exopza i^ovölap k/ißaXelP elg tijp yieppap, pal
Xiyof vfilp, TOVTOP (poßrid^rjTB.
0. Pseudo-Abdias. Hist. apost VII, 2. [Fabricius Cod. Pseudepigr.
N. T. II. p. 661».]
Et ideo dico vobis, non timueritis eos [sc. qui occiderint
Yos, post haec non habent quod facere]: illum autem timete,
qui, postquam occiderit, potestatem habet perdere et in ge-
hennam mittere. Üico yobis, hunc timete.
Der Text des Hermas: q>oßr^9"m:B top xdvxa övpauBPOP,
cmoai Tcal anoXioai beweist es, dass neben den canonischeu
assungen dieses Spruchs, in welchem nur das Verdammen her-
30S Anisereanonische Paralleltozte la La
vortritt, eine uralte Lesart Torhanden war, in welcher neben dem
axoliiSai ^= xoXaoai auch das cäcai zum Ausdruck gelangte,
und dass aus dieser Lesart auch die Parallele des mit Hermas
so häufig sich berührenden Jacobusbriefes (Jac. 4, 12) stammt
Als dritter Zeuge für diesen Yorcanonischen Text von Lc. 12, 5
=»Mi 10, 28^ kommen noch die Homilien hinzu, welche zwar
in dem Citate g einen den beiden canonischen Parallelen nahe-
stehenden, genauer gesagt: einen zwischen Lc 12,5 undMt 10, 28^
schwebenden, Text bieten, welche aber, weil aus verschiedenen
Quellenschriften entstanden, mehrfach und so auch hier ver-
schiedene Evangelientexte repräsentieren. Und da die Über-
setzungsvariante in dem Homiliencitat c: xokaöai (neben dem
ajtokioai des Hermas, des Jacobus, auch des Mt) zeigt, dass
cßeses Clementinen-Citat, von Hermas und Jacobus völlig un-
abhängig, aus einem hebräischen Quellentexte stammen dürfte,
so machen schon diese äusseren drei Zeugen (Herm.^ Jac, Hom.)
in ihrer charakteristischen Übereinstinunung mich geneigt zu
der Annahme, dass hier der älteste Quellentext des Spruches
enthalten seL Diese Auffassung wird bestärkt durch die Wahr-
nehmung, dass alle übrigen Texte, sowohl die beiden canonischen
als die aussercanonischenParalleltexte, mannigfaltig auseinander-
gehen, was immer ein Zeichen secundärer Aus- und
Umgestaltungen des Quellentextes ist. Es ist befremdlioh
und kommt nur in diesem Logion vor, dass nicht bloss die Seele,
sondern auch der Leib ein Gegenstand der Höllenqualen sein
soll Denn wenn Weiss (Mt 279) auf Mt. 5, 29. 30 = Mc 9, 43
— 47 verweist, wo es allerdings nach dem von Weiss an-
genommenen Urtexte heisst: tva — itf} oijov r' C&iia Cov ß^jj-
d^ dq yhpvctp — , so ist dabei übersehen, dass dort von dem
oXov To ccifid öov ebenso wie von dem h^ rdv fisXciv oov in
metaphorischer Weise die Rede ist, während wir hier (Mt.
10, 28^ par.) eine ganz bildlose Rede vor uns haben. Aber
auch weiter scheint mir die Lesart: o övvafisvoq acoocu xai. dxo-
Xioai = xoXaoac zur Bezeichnung Öottes^em Sinne Jesu und
des >i. T. viel besser zu entsprechen als die blosse Betonung
des Yerdammens. Es handelt sich dann nicht mehr bloss um
eine Furcht vor der Strafe, sondern um eine solche Furcht, wie
sie Paulus (vielleicht unter Einfluss des ipoß^^ipcB und Coicai in
dem bezüglichen Herrenworte) beschreibt: /urrä <p6ßov xcä vqo'
Texte und üntenndiaiigen sq Lo. 12, 5. 6. 903
fiov xr^v lovr cDi' amrfjQiap TUxxtqjaiCfia^ PhiL 2, 12^. Auch
das unter Lc 9, 56 behandelte Logion: o vioq xov apB^xov
avx fiXd^tp ^pvxag apO^Qioxmp axoXioai (== ojroacrc&Wi) aXla
öSc€u — zeigt, wie die Fassang: o dwa/isvog Ccoöai xm äxo-
UaoL A&k fibrigen Herrenreden congenial ist Nur bei W^-
lassnng des cSocu war die liXegese möglich geworden, wonach
nicht wenige Ausl^er unter dem 6 dwa/ievog xäi ^njpiv xci
öSfta axoliooi kv yeh^py nicht Gott, sondern den Teufel ver-
stehen wollten. Es wird also anzunehmen sein» dass von dem
ursprOnglichen cSoai xat axolicai das entere, das CmöcUj in
den Bearbeitungen der Quelle firOhzdtig wegfiel, und dass von
dem ein&dien axolicai = xoXaaai erweiternde Umschreibungen
entstanden: xal tpvxV^ ^^^ cAua axoliccu iv ybcppv (Mt) «=
ifißalelv dg yitwav (Lc.) =« xai ^pv^t^v xat odfia elg jitrviip
(HouL, 2. CleuL add. [tov] jnydg) [ifi]ßaletv (£xc Theod., Iren.,
Just., Hom.) = ifißalBlv elg rag cicovlovg xolaCeig iv H^vj^ xcH
^?y^f /jl y.?-?yjP^-Ty -4^^4^T? (Agathangelus). Den hebräischen
Urtext kennzeichnen auch die Yarianten: 4.^!!!??5K?5£.^^???*'
Uovolav, welche auf "tühlD ib~ti*^ ItDK zurückzuführen sind, da
das hebräische bb^ in sehr wenigen Fällen geeignet ist, den ge-
laufigen Begriff des griechischen övvaöB'ai wieder zu geben.
Es ist also in dem 6 l^coa^ i^ovölop eine hebraisierende Version
des Urtextes zu erkennen. YgL Lc. 5, 24 mit y. 21.
Le. 12, 6 «» Mt 10, 29.
a. Mi 10, 29.
ovxl üo OrQOv&ta äocaglov xa^Xelrai; xal ^V Ig avräp
ov xeösltat ixl rrjp y^v av^ rov JtazQog vfiäv,
b. Iren. V, 22, 2.
et noleute patre nostro, qui est in caelis, neque passer cadet
in terram.
c. Iren, ü, 26, 2.
Aut iterum si quis ob hoc, quod dictum sit in evangelio:
Nonne duo passeres asse veneunt, et unus ex his non cadet
super terram sine patris vestri voluntate? enumerare volu-
erit captos ubique quotidie passeres.
304 Aussercanonische Paralleltezte za Lc«
d. Hom. Clem. XII, 31. p. 131, 36.
apBV rag TTJg rov d'eov ßovXijg ovöh özQovB-og kv jtaylSi
ivjteöstp ax£i'
e. Epiph. Haer. XLII p. 356 D.
o öcor^Q eZsyev ori scivxB oxQovd-la xtoXsTrai äcoaglwv ovo,
xal jtaXiv ovxJL ovo orQovd-la xioXelrai döoaQlov evoc:
sl ovv ovo CxQOvd-la jtcoXBlrai acöaglov tvog xal ^v ig
avT(Sv ov jtsöslrai slg ytaylöa avsv rov jfaxQog vfi(5v rov
kv xolq ovQavolq xtX,
f. Orig. c. Geis. VIII, 70, Opp. I, 425.
xal yoQ ovo öxQovB-lmv tv slg xaylöa ov jcijtXBi avev xov
iv ovQavolq naxQoq.
g. Orig. in Joann. XX, 29. Opp. IV, 356.
avBv d^Bov cxQOvd-lop fiTj jtbtxBiv slq otarflda.
h. NoTatus de reg. fid. c. 8. p. 53.
Ex duobus, inquit dominus, passeribus unus non cadet sine
patris Yoluntate.
i. Lc. 12, 6.
ov^l JtivxB cxQOvMa ütcoXovvxai accaglmv ovo; xal h^ ig
avxmv ovx loxiv ijtiXBXi]a/i^pov kvcoxiov xov d-Bov,
Die Textgestalt des Lc. ist hier in doppelter Hinsicht secundär.
Erstlich ist seine Preisangabe für die Spatzen sicherlich eine
Änderung des Yon dem ersten Evangelisten im Wesentlichen er-
haltenen einfachen Urtextes. Zweitens ist gegenüber der con-
creten Redeweise ov Jtljtxsi Blq xrjv yrjv der abstrakte lucanische
Ausdruck ovx loxtv ijtiXaXi^ö/iBPOV gewiss nicht das Ursprüng-
liche. Aber auch in der Fassung des ersten Evangeliums scheint
der Urtext eine Abschwächung erlitten zu haben, denn die von
den Homilien, von Orig., Epiph., auch Ghrjsostomus und
Juvencus vertretene Lesart xbtxaip slq ytaylöa ist noch viel eon-
creter, ursprünglicher und der bilderreichen Rede Jesu, sowie dem
Zusammenhang, wonach es sich um die Ranke und „Schlingen" der
Pharisäer handelte, entsprechender als jcIjixblp dq X7]p yijp^ welches
demgegenüber bereits abgeblasst erscheint. Auch die Lesart avev xrjq
xov d-Bov ßovXrjq = sine patris vestri voluntate = nolente patre
nostro anstatt des canonischen apBv xov ytaxQoq vficop war in
der alten Kirche weit verbreitet, obwohl sie (wie aucETdie Les-
Texte und Untersuchungen zu Lc. 12, 6. 7. 8. 305
art dq xccylöa) in keiDem unserer griechischen Codd. erhalten ist.
Sie findet sich nicht nur bei Irenaeus und in den Giemen-
tinen, sondern auch bei Origenes, Tertullian, Cyprian,
NoYatian und den meisten Itala-Handschrifteh, sowie in der
goihischen und in zwei Codices der koptischen Version.
Lc. 12, ?• = Mt. 10, 80.
a. Clem. AL Strom. V, 17, 153. p. 819.
dXX^ al (ikv tqIxbq fJQld-fiTivTaL
b. Clem. AL Paed. III, 3, 19. p. 263.
dXXä xal al zQ^X^g Tf/g xsq>aXtjg vficov nacat fJQid-firifiivaij
q>i]<äv o xvQiog»
c. Hilar. in Ps. 146. p. 1178 E.
eodem domino dicente: Nonne et capilli capitis yestri nume-
rati sunt?
d. Hom. Clem. XII, 31. p. 131, 37.
ovTcog öpcalmv xal al tglx^g tcq d-etp ivagld-fiioi elöiv.
e. Mt 10, 30.
viiiov OB xal al TQlx^g tfjg xe^aXTJg jtacai fJQid-fififiepai
dalv.
^-^- . - -
f. Lc. 12, 7»
aXXa xal al rglx^g T/y^ xsg>ajirig vfiwp ytaoat i^gld^fir^v-
Tai.
Die Varianten : i^glO^/ifp^rai =rJQi&fi?]f4£pai eloiv = ivaglS-fitol
dcip sind dem hebräischen ^3^3 entsprechend. Die interrogative
Fassung des Hilarius: nonne numerati sunt? fügt sich dem
Contezt am besten ein und ist vielleicht die ursprüngliche.
Lc. 12, 8 = Mt. 10, 32.
a. HemL Sim IX, 28, 4. 7. p. 252.
xdi iXoylcavxo Iv xalg xagöiaig avtwv, JtorsQOv dQvrjöoprai
fj ofioXoyijöovai .... öiora^ovoi ytegl agpflascog i} ofioXo-
ji^oemg' 6fioXoy£lT€y ori xvqiop Jx^rs, fi/jjtots agporfievot
xaQado&yOfiad-B elg öeofimr^Qiop.
Texte a. Unteranohniigeii X, 8. 20
306 AuBsercanonische Paralleliezte zu Lc
b. 4. Esr. 2, 47.
Et respondens dizit mihi: Ipse est filius dei, quem in sae-
colo confessi sunt; ego autem magnificare eos coepiT^qui
fortiter pro nomine domini steterunt.
c Clem. Rom. II, 3, 2. p. 114, 16.
Xiysi öh xal avroq' xov o/ioXoy^aavrd fis [ipcixiov xAv
äv&'Qcojicov deest in Syr.] ofwXoYrjca} avxov kvdjtiov xov
jtaxQog fiov.
d. Epiph. Haer. LIV, 2. p. 464 D.
xal TtaXiV 6 ofioXoyäv iv hfiol, ofioXoyijca} avxop kvoixiov
xov xaxQoq fiov.
e. Apoc. 3, 5.
xai oiioloy^oa} x6 ovofia avxov ivcixiov xov xaxQog fiov
xal kvcojtiop x€ov affiXfov avxov.
t Epiph. Haer. LX V, 2. p. 608 C.
&q g>i]öi' xäg o ofioXoycop ip kfiol^ oiAoXoytjOw Tcayoß ip
aixm l(iJtQoo^ev xov jtaxQoq (aov.
g. Mt. 10, 32.
xäg ovp oaxig ofioXoyi^oei ip kfiol efijtQOGd-sp x(5p äpd-QtD-
nmp, ofAoXoYfjco xd-j^ ip avx(5 BfijtQood^sp xov JtaxQog fiov
xov ip ovgapotg.
h. Tert. adv. Marc. IV, 28.
Dico enim yobis, omnis^ui confitebitur in me coram homi-
nibus, confitebor in illo coram deo.
1. Marcion ap. Epiph. Haer. XLII. p. 314 A. p. 334 B.
apxl XOV' ofioXoYfjOai ipcojtiop xcop cc/yiXoiP toi d^sov —
ipcojiiop xov d^eov XiysL*
k. Euseb. Theophan. XV. Mai IV, 141.
ipriol y&Q' Jtag og ap ofioXoyija^^p^ijiolt OfioXoytj^^cexai
ipcojtiop xdop ayyiXmp.
1. Lc. 12, 8.
Xiya) 6b vfitp, ytag og ap ofioXoyijou ip ifiol IfijtQood-tP xAp
ap^Q(OJta)Py xal 6 vlog xov dp^gcijtov ogioXoyrjCBi iv avxw
ifijtQOCO^sp xmp ayyiXmp xov j&€ov [Syr. Cur.: xc5p dyloav
ayyiXoDP avxov].
Texte und Untenuchnngen zu Lc. 12, 8. 0. 307
Hier sind mehrfadi Hebraismen und Übersetzungsvarianten
zu constatieren. Zu den verschiedenen Construktionen 6 oftoXo-
ymv = o ofioXoy^Oag = Jtag 6 ojioXoymv = Jtaq oorig ofioXo-
yriCBt^^xäq oq av ofioXoYijo^ = *>a init3"b5 oder *»a rtli*' niDK'te
Vgl. man das Heft II, 85 Ausgeführte. Die ungriechische Form
oiioXoyBlP iv xiVL ist selbstverständlich ein aus ^ iTlin stammender
Hebraismus. Der Wechsel zwischen der ersten Person und der
dritten Person mit dem Subjekt: o viog xov av&Qoixovy wie er
bei diesem Logion in der Selbstaussage Jesu sich zeigt, kommt
auch sonst in den evangelischen Paralleltexten vor. Vgl. Lc.9, 18;
22, 27. Hier dOrfte mit Rücksicht auf einen so alten Zeugen wie
den Apokalyptiker (Apoc. 3, 5) die Fassung in der ersten
Person entschieden als das ursprüngliche zu betrachten sein.
Die Varianten IfAxgood'BP und kvcimov (letzteres ebenfalls durch
den Apokalyptiker beglaubigt^Eommen bei Übersetzung des
hebräischen '^s&b auch sonst häufig vor. Vgl. LXX Gen. 24, 51;
Ruth 4, 7. Die Lesart des Marcion mit Weglassung von xwi^
OYyiXcov vor rov d-eov in Lc 12, 8 war wahrscheinlich keine
tendenziöse Textänderung, da die ayyeXoi auch in den Citaten
des 2. Clemensbriefes und des Epiphanius, sowie im cano-
nischen Matthäustexte fehlen. — Der Anklang in der Esra- Apo-
kalypse an unser Logion stanunt aus den späteren Zusätzen dieses
Buches. Bei Hermas, in dessen Schrift die Verleugnungsfrage
eine so grosse Rolle spielt, klingt selbstverständlich das Logion
gleichfalls an.
Lc. 12, 9 = Mt 10, 83.
a. Herrn. Sim. IX, 28, 8. p. 254, 2.
el za ed-pn rovg dovXovg avrwv xoXaCovOiv, iap ttg agpfj-
Ofjtai TOP xvQiov lovTov, xl öoxetxe xoiijoh 6 xvQiog vfilv,.
og ix^i xdpxcop x^p i§ovalap;
b. Just. Apol. I, 4. p. 55 B.
jtagaXaßoPXBg xiplg jcagä xov öiöaoxaXov Xqioxov fif] a{^vBU
öO-ai.
c Marcellus ap. Epiph. Haer. LXXII, 7. p. 840 A.
xavxa aQPOVfievog l(iJtQood-BP xcop apß^Qcijtcop y agpfjO^rjo^
fiip vx avx^g (sc. xr/g ootplag = xov Xqioxov) ixBtpfjg Sfi--
^QOö^BP xov JtaxQog xov ip xolg ovgapolg.
20*
308 AuBsercanonische Paralleltexte za Lc
d. Herrn. Vis. II, 2, 8. p. 20, 16.
cofioüsp yoQ xvQiog xaxa xov vloi avrov, rovg dQvtioafuvovg
rbv xvQiov avT(5v ajtByvoDQlad^ai djto rfjg ^o^g avrcoPf rovg
PVP lisXXovxag dgveto&ai ratg iQxofitvatg i)iiiQaig.
e. Epiph. Haer. XXIV, 5. p. 71 D.
avtog 6 xvQiog <pf]Oi' xbv CLQvoipitvov fie efixQoo&sv rdiv
ävd'QoijKDV ^ dQVfjOOfiai xäyco avrov ivwjtiov rov JtatQog
fiov rov kv ovQavolg.
f. Mt 10, 33.
oOxig rf* av dopfjofixal ue eujrQoöO^ev xcüp dvd^QoijKDv,
dgr/jaofiai xdyo? avxov ifiJtQOoO^ev xov jtaxQog fiov xöv kv
ovQapotg [Syr. Cur. add.: xal efiJiQoo&sp xqjp dyyiXop avxov].
g. Epiph. Haer. LIV, 2. p. 464 C.
avxog ycLQ xdXip q>7fiip' 6 dQpr^odfiSPog fi€ IfiXQOO^kP xmr
apd-QciyKDP aQPr]d^7]0sxai ipoojtiov xov JtaxQog fiov.
h. Tert. adv. Marc. IV. 28.
Et ^mnis^ui negayerit me coram hominibus, denegabitur
coram deo. ^
i. Clem. AL Strom. IV, 9, 72 p. 595.
xop dh dQPijoafiSPOP fie ipcijtiov xwp dpd^Qcintop dxaQ-
pj^cofiai avxop ijujtQooO^ep xwp dyyiXmp,
k. Lc. 12, 9.
o d\ dQPijöifiBPog (i€ ivcojtiop X(5p dp&QoijfwP djtaQpyjd^j)-
OBxat krfojtiop x(5v dyyelwp xov d-sov.
Zu diesem Logion wiederholen sich alle zu Lc. 12,8 vor-
stehend gemachten Bemerkungen sowohl bezüglich der Con-
struktion als hinsichtlich der Varianten e/utQOoO^ep = ipcijiiop
als auch in Betreff des Marciontextes. Der Umstand, dass hier
nirgends o vlog xov dpd^Qcijtov vorkommt, spricht für die An-
nahme, dass dieser Ausdruck, wie bereits bemerkt, auch Lc. 12, 8
= Mt. 10, 32 nicht begründet gewesen ist. Für Lei 2, 9 setzten die
späteren Marcioniten in ihr Eyangelium den Text aus Mt. 10, 33.
Dial. de r. fide p. 824 C. Vgl. Hahn, das Evangelium Marcions
S. 226
Texte und üntenucbungen zu Lc. 12. 9. 10. 309
Lc. 12, 10» = Mt. 12, 3K 82* = Mc. 3, 28.
a. Aid. XI, 7.
Jtaoa ycLQ afiaQvla aq>e&fjöBxai,
h. Mt 12, 31»
6iä xovxo Xiyco vulv, jtaaa^/iaQzla xal ßXaag>^fila dg>€&i^'
oerai xolq op^cinot^
c. Syr. Cur. Mt. 12, 31*
öia xovxo Xiyto vfitv, oxt jtavxa dg)6d-f]aexai xolq vlolg
xmv avd-Qcojtwv xd afiüQxtjfiaxa xal al ßXacq>rjf4lai.
d Mc 3, 28.
afirjv Xtyoj vfitv, oxc jtavxa d^e&ijosxac xotq vlolq xSv
dvd-QC03i<Dv xd dfioQXfjfiaxa xal al ßXaOg)ri(£lai, oca dp
ßXaofprjUTicwciv.
e. Epiph. Haer. LIV, 2. p. 464 A B. (Theodotus Byzant.)
xov Xqiöxov eljtopxog' jtaoa ßXaog>f]fila dq>e&i]Oexai xoig
dvd-Qcijtoigy xal 6 XiyoDv Xoyov sie xov vlov xov dpd-QW'
xov d^ed-ijOBxai avxtp.
f. Lc. 12, 10».
xal jtag og iget Xoyov slg xov vlov xov dvO^Qcijiov, «gpc-
d-rjaexai avxtp.
g. Mt. 12, 32».
xal og idv sljty Xoyov xaxd xov vlov xov dvd^Qcijtov, dq>e'
&ijosxai aixw.
h. Pseudo-Cypr. de aleat. c. 10. p. 28, 1. ed. Harnack.
in evangelio dominus dicit: si qui, inquit, dixerit blasphe-
miam in filium hominis, dimittetur ei.
i. Epiph. Haer. XLIX, 56. p. 779 B C.
di avxovg y&Q ^rjac 6 xvQiog oxi' idv xig Btjt^/ Xoyov slg
xov viov xov dv&^Qcijtov, d^e^joexac avxw.
Das Logion von der Sünde wider den heiligen Oeist nimmt
in den Evangelien so viel verschiedene Stellungen ein, als es
Synoptiker gibt. Dass dieses Logion bei Mc. nicht an der ori-
ginalen Stelle seinen Platz gefunden hat, ergibt sich schon daraus^
dass auch der ganze Abschnitt Mc. 3, 22—29, wie man aus den
310 Aussercanonische Paralleltexte zu Lc.
vollständigen Parallelen Lc. 11, 15—23 und Mt. 12, 24—30 er-
sehen kann, ursprünglich in einem ganz anderen Zusammenhang
zu lesen gewesen ist Vgl. Weiss Mc. S. 124 flF. Aber obwohl
in Bezug auf die eben bezeichneten Parallelen der erste und
dritte Evangelist zusammengehen und eben damit die Marcus-
parallelen als eine Umschaltung des Quellenstoffes erkennen lassen,
80 weichen die beiden wieder ab in der Stellung, welche das
Logion von der Sünde wider den heiligen Geist in ihren Evan-
gelien einnimmt. Bei dem ersten Evangelisten schliesst es sich
unmittelbar an Mi 12, 24 — 30 mit v. 31. 32 an, bei Lc. aber fehlt
dieser Anschluss an Lc. 11, 15 — 23; er bringt das Logion erst
hier in einem völlig anderen Zusammenhang. Holtzmann (Synopt.
Ew. S. 228) hält die Stellung bei Lc. für die originale, Weiss
dagegen erkennt dem Contexte des ersten Evangelisten die grössere
Ursprünglichkeit zu (Weiss Mt. S. 326). Ich meinerseits möchte
mich für keine der beiden Alternativen entscheiden. Es kann
doch so liegen, und die Instanz des Lucasevangeliums spricht
dafür, dass die bei Mc. vereinigten Redestoffe, nämlich Mc. 3,
22—27 == Mt. 12, 24-^30 = Lc. 11, 15— 23 [24—28] einerseits,
und Mc. 3, 28. 29 = Mt. 12, 31. 32 = Lc, 12, 10 andererseits an
zwei verschiedenen Stellen des Urevangeliums zu lesen waren
und zuerst von Mc. in einen neuen Context zusammengebracht
worden sind, sowie dass der erste Evangelist, welcher anerkannter
Massen, und ganz besonders gerade nach den Untersuchungen
von Weiss, in der Anordnung der Stoffe am liebsten dem Mc.
folgt, auch hier den von Mc. neugeschaffenen Context in sein
Evangelium herübergenommen hat. Was mich aber geneigt
macht, auch die Stellung des Logion Lc. 12, 10 nicht fQr die
ursprüngliche zu halten, sind Gründe, welche bei der Analyse
der canomschen und aussercanonischen Paralleltexte im folgenden
sich ergeben werden, Gründe, um deret willen auch diese Vor-
bemerkungen über den ursprünglichen Standort des Logion von
Wichtigkeit sind.
Was nämlich die Feststellung des Urtextes und die Heraus-
schälung desselben aus den mancherlei variierenden Redaktionen
des Logion anlangt, so ist Weiss (Mc. 130. Mt. 326) darin zu-
zustimmen, dass „die ursprüngliche Form desselben bei Lucas
erhalten'^ ist, da alles, was bei Mt. abweicht, sich aus der freieren
Wiedergabe des Marcustextes erklärt. Wenn aber Weiss ferner-
Texte und Untersuchungen zu Lc. 12, 10. 311
hin in der Marcusparallele Mc. 3, 28. 29 nur die Worte: og av
ßXaag>ijfiijoi] elg ro ayiov jtvsvfia, ovx — flir ursprünglich, all^
tJbrige für redaktionelle Zuthaten und Änderungen des zweiten
Evangelisten hält, so kann ich hier nicht mitgehen. Zwar die
Worte Mc. 3, 28^ xal al ßXaag>rjfilai, ooa iäv ßlaopTfiirjOcDCtv,
sind allerdings nur eine abgeblasste Wiedergabe des Urtextes»
cler in Lc. 12, 10^ = Mt. 12, 32* deutlich nach seinem ursprüng-
lichen Wortlaut zu erkennen ist Diese urtextlichen Worte: xal
jiäq og igst Xoyov slg rov vlop rov dvd-Qdjtov, welche für das
Folgende unentbehrlich sind, würden ja in dem Contexte des Mc
gänzlich fehlen, wenn sie nicht in den Worten: xal al ßXac-
q)flfilai, ooa kav ßXaaq)f]iif}ca)Ocp (sc. aq>Bd'ri6ovxai) in Mc. 3, 28^
verallgemeinert wiedergegeben wären. Wenn dagegen auch Mc.
3, 28* von Weiss für eine redaktionelle Änderung des Marcus
und zwar ebenfalls für eine Umgestaltung von Lc. 12, 10* =
Mt 12, 32* gehalten wird, wobei die vlol rwv dvd^Qcijtmv des
Mc. aus dem vlog rov dv&Qcijtov des Urtextes entstanden sein
sollen, so geht eine derartige Quellenkritik viel zu weit Denn
erstens ist es doch eine starke Zumuthung zu glauben, dass der
Evangelist eine derartige Verwechselung von 6 vlog rov avd-Qci-
jtov und ol vlol Twv dvß-QcijtcDV begangen haben sollte. Zweitens
liegen in Mc. 3, 28* = Mt 12, 31* Übersetzungsvarianten vor,
die mit Bestimmtheit auf einen hebräischen Urtext schliessen
lassen. Drittens lässt auch der aussercanonische Text der Aiöax^j
einen bezüglichen Textbestandtheil erkennen, welcher Mc. 3, 28* =
Mt 12, 31* entspricht Zwar ist der Aiöax^-Text: jtaaa yaQ
duaQzla dg)e&i]CeTai gekürzt Aber gerade die dazu gehörigen,
von der Aiöaxri weggelassenen Worte: rolg dv&Qcijtoig (Mt
12, 31*) = rolg vlolg xmv dvB-Qcijtcfjp (Mc. 3, 28*) enthalten bei
Marcus einen starken Hebraismus. Denn ol vlol tc5v dvd^Qd-
x(ov ist wörtliche Übersetzung von DIK"''??, während der erste
Evangelist mit seinen avd-Qmxot diesen Hebraismus vermieden
hat Es ist ja derselbe Hebraismus, der auch in der Bezeichnung
des „Menschensohnes" als vlog rot dp9-Q(6jtov in den synop-
tischen Evangelien herrschend geworden ist, während Paulus da-
ilür dpd^Qa}jtog sagt. Vgl. im Septuaginta- Griechisch Proy. 15,
11 (12): Dl»-^?a niab =LXX: al xagdlai tSp dpd^Qcijtmp —
Jes. 56,2: niK'p') = xal ap&Qa)jtog, Vgl ferner, worauf Nestle
hmweist, Lc. 12, 14: ap&Qa}jt£, in den hebräischen Bücküber-
312 Aofisercanonische Paralleliexte za Lc.
Setzungen noth wendiger Weise: QnM"*};^, ebenso das avd^QmxB in
dem aussercanonischen Text des Cod. Cantabrigiensis p. 205 ed.
Scrivener, Agrapba S. 191. Endlieh beachte man das zu Lc.
7, 34 Entwickelte.
Der hebräische Text: DliT'^Dab nbon nKtjnrrbS
und die griechischen Übersetzungen:
jtavxa d^s&TjOSTai rotg vlotg xcöv w&QcixfDP rä afiagri^fiaTa
xaoa a/aaQria . . . dg)eß^7]asTai xolq dv^Qoixoig
sind also wesentlich identisch und repräsentieren m. £. den Urtext.
Auch die nicht aus Mc. 3, 28 stammenden Worte: 17 de xov
jtPBVfiarog ßXacg>fjiäa ovx dq>Bd^)öBTai in Mt. 12, 31 dQrften fbr
ursprünglich zu halten sein und mit dem vorausgegangenen
Satze die Einleitung zu dem eigentlichen Logion Mt. 12, 32 =
Lc. 12, 10 gebildet haben.
Was nun den Text yon dem eigentlichen Kern des Logion
Lc. 12, 10 = Mt. 12, 32, und zwar zunächst dessen erste Hälfte
anlangt, so ergiebt eine sorgfältige Yergleichung der Parallelen,
dass eljcetP Xoyov xaxd xivog und ßXaCq)7]fieTp gleichwerthige
Varianten sind, ähnlich wie eljtklp Jtap Jtopr/Qop = ßZaö(pr)fietP
zu Lc. 6, 22, wie XaXelP oder eljtelp Xoyop {Qfjfia) uqyop =
ßXaöq)7]fi£7p Mt. 12, 36. Vgl. Hefl II, 143. Ganz deutlich wird
Solches an dieser Stelle durch das Citat aus der pseudocyprianischea
Schrift de aleatoribus, wo die Worte si qui dixerit blasphe-
miam in filium hominis, dimittetur ei — ganz parallel sind den
canonischen Worten: jtaq og iget = og käp ehtfj Xoyop xaxd
xov vlov xov apd-Qojcov, atpa^Tjaexai avxcp.
Lc. 12, 10* = Mt. 12, 3P. 32«» = Mc. 3, 29.
a. Jiö. XI, 7.
avxf] 6h fj ofiaQxla [sc. edp xig JtQog>f]Xfjp XaXovpxa Ip xpsv"
liaxi JteiQaoxi 7/ diaxQipi;}] ovx dg>sd^f)0€XM,
b. Mt. 12, 31i>.
f] de xov jtpsvfiaxog ßXaötprj^la ovx dg)Bd'i]C£xai.
c Epiph. Ancor. c. 69. p. 74 A. = Haer. LXXIV, 6. p. 894 B.
ij' o öh ßXaO(pr]fic5p elg x6 jtpevfia x6 ayiop ovx dg)edi]aexat
ovroo, xäi xd tg^^.
Texte und Untenachungen zu Lc 12, 10. 313
d. Epiph. Haer. LIV, 2. p. 464 C.
öio kj€aCfpaXiC,6pLBv6q gyrioiV 6 dh ßXaoq)i]U(DV elg ro xvevfia
ro ayiov ovx aq>sd'i^06Tai avrSj ovts kpravO-a ovrs kv xm
fiilXovTi alwvL
e. Theodotus Byz. ap. Epiph. LIV, 2. p. 464 B.
Tc5 6s ßXaotp-qfiovvTL elg ro ayiov jtvevfia ovx aq>ed-i^O£Tai
avx€p,
f. Epiph. Haer.LXXVI, x»', p. 977 B.
(ocamoiq oxi ovx aq)£d^aexai rq5 elg x6 JtvBVfia ßXaöfprj-
liovvxi^ ovxe Code ovxe kv x<p fiiXXovxi alcövi.
g. Lc 12, 10^
Tc5 dh elg x6 ayiov jcvevfia /S^crö^iy/M^oaj'T^^xjaga^i^eTa«.
h. Cod. Cantabr. Lc 12, 10^
elg Sk x6 Jtvevfia ayiop ovx arpeO-ijcexai avxcß, ovxe kv xm
cdävi xovx(D ovxe kv xS fiiXXovxi.
i. Orig. in Joano. XIX, 3.
läv ßXaOq)Tifi^öri xig elg x6 Jtvevfia xo ayiov, ovx exet
aq)eoiv ovxe kv xovxco xtp alcovi ovxe kv x(p fdiXXovxi,
k. Syr. Cur. Mt. 12, 32^
og (T av ßXaoq>fjfinoy dg xo Jtvev/ia xo ayiov, ovx afpedrj-
oexai avx€p ovxe kv xovxtp xqi alcovi ovxe kv xcö fiiXXovxi.
1. Mc. 3, 29.
og d* av ß2Mö(pr]fd7lcy elg xo stvevfia xo aytov, ovx ix^i
■Civ elg xov alcova^ dXXä ^^pvogecxac 5^??^;^ovjJ/iagT7}j-
fiaxog,
m. Ephraem Syr. Ev. concord. expos. ed. Mosinger p. 112.
Dicens autem: Erit retis peccatorum in aeternum.
n. Epiph. Haer. LXIX, 56. p. 779 C.
käv de XI ehtoi elg xo ayiov jivevfia, ovx äg)e9^oexai avxm,
ovdh Code, ovdh k^xw^iiXXovxi^lcovi.
o. Pseudo-Cypr. de aleat. c. 10. p. 28, 2. ed. Hamack.
qui antem^geccavCTrt in spiritum sanctum, Mn^dimittetur
ilh, nee hie nee in futnro saeculo.
314 AuBsercanonische Paralleltezte zu Lc.
p. Ephraem Syr. Ev. concord. expos. ed. Mosinger p. 111.
Et quod dicit: Neque hie neque illk dimittetur ei.
q. Mt. 12, 32^. ^ ^ '^ ~'
og d* av eijci] xarä rov jtvBvfiarog rov äyiov, ovx d^ed-tj-
ösrac aixm ovze iv rovxfp to3 almvi ovre Iv tö5 [liXkovri,
r. Cod. Colbert. Lc. 12, 10^ p. 87. ed. Belsheim.
si quis auteiD in spiritu sancto dixerit, non remittetur illi
neque m hoc saeculo neque in futuro.
s. Const. VI, 18. p. 178, 2.
ovTol slöi jcegl (dv xal 6 xvQiog xixQwg xal äxorofitDc
djteq)i^vato Xtyoiv ort elol fp&vöoxQiotoi xal fpsydoöida-
axaXoi, 61 ßXaa^ijfijoaPTsg ro Jtvevfta r/yg yj^Qf-tog xat
djtojtrvcavreg rrfv ütag avxox. öcoQBdv fisra rijv x^giP, olg
ovx dtpsd^jCexat ovxe ip x<p alcivi xovxcp ovxs i^^(p
fiiZXopxi.
Das Resultat der vorausgegangenen Untersuchung findet
seine volle Bestätigung durch den zweiten Theil des Logion, in
welchem die Varianten o ßXaöq)?]fic5p (Epiph.) = xqi ßXaotp?]-
fiovPTi (Theod. Byz., Epiphanius) = x<p ßXaotptjfZTJoapxL (Lc.) =
iäp ßXaa(pi](ifioxi xig (Orig,) = og 6* ap ßXaaf7]fi?]0fj (Syr. Cur.,
Mc.) = iap XI sljtoi elg (Epiph.) == og ap sim] xaxa (Mi) ein-
ander parallel laufen und offenbar dasselbe sagen soUen, was in
den hebräischen Verben Cl"in oder C|Tra ausgedrückt ist. Wir
sehen also, dass in der That die griechische Fassung des Logion
in Lc. 12, 10 = Mt 12, 32 wie auch Mc. 3, 29* als verschiedene
Versionen desselben hebräischen Quellentextes sich decken. Es
erübrigt aber noch die Beurtheilung des letzten Textbestand-
theiles, der bei Lc. fehlt, dagegen Mc. 3, 29^: [ovx] l^x^i aq>BCiv
elg xop alSpa, dX^ ipoxog ioxai.ala}plov dfKZQxrj/iaxog und Mt.
12, 32^: [ovx dg}^0'r]Osxai] avxm ovxe kp xovxq> X(p alwpi ovxs
ip xco lisXXoPXi — ähnlich lautet. Diesen Theil des Logion
hält Weiss (Marousev. S. 130f. Matthäusev. S. 326) bei Mc. für
eine Zuthat des Evangelisten ex suis, bei Mt. für eine ampli-
ficierende Umschreibung des aus Mc. stammenden slg xop alApa
mittels eines aus der apostolischen Lehrsprache entnommenen
terminus technicus. Gegen diese Annahme sprechen verschiedene
Gründe. Der terminus technicus o alcop ovxog = 6 xaiQog ov-
Texte und Uniennchangen «i Lc 12. 10. 315
roq = 6 xoCfiog ovrog = Hjn DbVil findet sich auch sonst in
den £va^elien: Lc. 16, 8; 18, 30; 20, 34. 35; Mi 13, 22; Joh.
8, 23; 9, 39; 12, 25. 31 u. o., ebenso aber auch o alcov o ip^o-
iisvog= 6 al6p 6 fi6na)p=t!t^n Dbvn=Lc 18, 30^^Täc?Tö, 30,
Es ist mindestens ebenso wahrscheinlich, dass diese termini aus
dem Ureyangelium in die apostolische Lehrweise übergegangen
sind, als dass unsere Evangelisten dieselben Jesu nachträglich
in den Mund gelegt haben sollten. Diese Auffassung findet einen
überraschenden Beleg in dem aussercanonischen Herren wort,
welches von mir bereits in den Agrapha als Agraphon 50 S.
130 zum Abdruck gebracht und S. 249— 251 quellenkritisch be-
leuchtet und im vorstehenden Parallelenverzeichnisse aus den
Constitutionen nochmals mitgetheilt worden ist. Hier ist die
Lästerung wider den heiligen Geist {ol ßXaaq)i]fi^aapTBg t6 Jtvev-
fia rijg x^Q^'^^g) ^ unverkennbarer Berührung mit den synop-
tischen Parallelen und doch wieder in einer Weise behandelt,
die weit über die synoptischen Texte hinausgeht und zugleich
Anklänge an viele apostolische Aussagen (2. Petr. 2, 1. 10. 12;
Jud. 10; Ehr. 10, 29; 6, 4. 5; Rom. 5, 15) in sich schliesst. Dieses
avissercanonische Herrenwort, welches seinem Hauptinhalte nach
von Mt. 12, 32 ganz unabhängig ist, schliesst doch wie Mt. 12, 32
mit den Worten: ovxe iv rm aldivi rovrq) ovze ip zm (iiX-
Xovxt,
m
Es scheint also Mc. 3, 29 = Mt. 12, 32 eine Verschmelzung
zweier verwandter, aber doch ursprünglich verschiedener Herren-
worte stattgefunden zu haben, des einen, dessen Urtext Lc. 12, 10
am meisten erhalten ist, des andern, welches in den synoptischen
Evangelien keine selbststandige Verwendung gefunden hat, dessen
Schlussworte aber Mi 12, 32 = Mc. 3, 29 eingewoben worden
sind. Dieses aussercanonische Logion gehörte aber wegen der
darin an die Spitze gestellten tpevdoxQiO'^oi und tpavöodiöacxa-
Xoi zweifellos einem eschatologischen Zusammenhang an, ähnlich
wie die von den Synoptikern nicht aufgenommenen Aussagen
über den Antichrist (vgl. Heft II, 289 ff.), sodass anstatt des Prä-
sens bIoI^ womit das Logion im Constitutionen-Text beginnt, ein
ursprüngliches ioovxai (wie 2. Petr. 2, 1 : sooi^rai tpsvöodiödöxä.
Xoi) vorauszusetzen ist Aus diesem Zusammenhang dürften
daher wohl auch alle synoptischen Parallelen, welche von der
Sünde wider den heiligen Geist handeln, entnommen sein. Es
316 Aussercanonieche Paralleltezte zn Lc.
bedarf kaum noch Worte, um anzudeuten, dass dann auch die
schwierige exegetische und dogmatische Frage wegen der Sünde
wider den heiligen Geist in ein neues Stadium treten würde, falls
obiges Agraphon die Anerkennung der Echtheit finden sollte.
Auf die trinitarischen Voraussetzungen unsres Logion ist Heft II,
424 hingewiesen worden.
Lc, 12, 14.
a. TertuU. adv. Marc. IV, 28 = Cod. Colb.
Quis me, inquit, judicem constituit super vos?
b. Syr. Cur. Lc 12, 14.
6 6h ÜMV avxor avO-gcoxe, rlg fis xaxiörijOBv öixactrjp
i<p^ vfiag;
c. Cod. Cantabr. Lc. 12, 14.
6 öh ebtev avrco' ap&Qa)Jts, xlg fie xaxiOxfiCBV xgixnv h(p*
d. Lc. 12, 14.
6 61 eljtsp avtm' av&Qwxe, xlg (is xaxioxfjCsv 6ixaox^p /}
fiBQioxfjv iq>* tjMßg;
Wahrscheinlich hat Lc. . in den beiden Übersetzungen des
Urevangeliums, von denen sich auch sonst Spuren bei ihm vor-
finden (vgl. Lc. 9, 25; 12, 47), die beiden Übersetzungsvarianten:
6ixaöxfig und fteQtöxfjg vorgefunden und — gewissermassen zur
Auswahl — durch ^ verknüpft neben einander gestellt. In Cod. D,
Cod. Colb., Syr. Cur. — - mithin in der ältesten Redaktion des
Evangeliencanons, ist dafür eine dritte Übersetzung des Urtextes:
xQixijg eingesetzt Alle drei Varianten 6ixaöx^g, fiegiöxrjg
(Schiedsrichter), xQixi^g, aber auch cqxcoPj welches Cod. 157 ver-
tritt, gehen auf )'^tj> (Kadhi) zurück. Ahnlich Lc. 12, 58.
Lc. 12, 15.
a. Clem. AI. Strom. IV, 6, 34. p. 578.
xal xä fiBv xTJg evxoX^g w6b bxbi xaxä Xi^iV q>v/iaaCB09'C
xolwv ojto Jtaorjg jtXBOPB^lag, oxt ovx ip tc5 nBQiCCevBtv
xivl xä vjtägxopxä löxip ^ geo^ avxov.
Texte und Untennchungen zu Lc. 12, 14. 15. 16. 317
b. Lc. 12, 15.
slxsp de jTQog avrovg' oQate xal q>vXaOOBOd-e dxo jcdatjg
jtlsope^lag, ort ovx kv reo xsQiOösveip rivl f] ^co^ avrov
iaxip ix rmp vxoqxopxodp avvm.
c. Cod. Colbert Lc. 12, 15. p. 87. ed. Belsheim.
Videte et cavete ab omni cupiditate: qaia non in obaudiencia
[I. abundantia] substantiae alicui est vita sua ex bis quae
possidei
Der Text des Clemens mit der Gonstruktion: kp xco xbqiO'
oeveip Tipl rd vnaQxopxa gibt viel dentlicheren Sinn, ds wenn,
wie es im canonischen Text geschieht, das ix x(5p vji^ccqxopxcdp
avxS, von dem jteQiCöeveiP getrennt, 'hinterher nachgeholt wird.
Lc, 12, 16.
a. Herm. Sim. I, 4. p. 132, 8.
ov ovv lymp dyQoig xal olxfjosig xal tx^Qag vjtdg^eig
jtoXXdg.
b. Clem. AI Strom. III, 6, 56. p. 537.
xovxov xijp ymQap evwoofjoai Xiyei hp xS svayysjUa) 6
xvQiog.
c. Lc. 12, 16.
ÜJttP Sk xaQaßoXr/p jtQog avrovg Xiymp' dpd-Q(6xov xivbg
xXovclov evq)6QfiOBP rj x^Q^-
d. Cod. Colbert. Lc. 12, 16. p. 87. ed. Belsheim.
Ait autem parabolam ad illos dicens: Hominis cujusdam
divitis uberes fructus ager tulit. ^^
e. Evang. Hieros. p. 202.
Dixit Dominus hanc similitudinem: Homo quidam (:u>) erat
dives, et prosperavit illi terra sua, et attulit illi multos pro-
ventus.
Zu der Parallelrede Lc. 12, 16 — 20 finden sich manche ausser-
canonische Varianten. Bei Hermas ist die Phrase: ix^^ dygovg
. V/^i-r .c^^.,^*. "^„^v^ ,- ■N.»'^w''<^ V. • .
xal olxfiOBig xal Ixigag vjtdQ^eig jtoXXdg eine Umschreibung
von ptXovciog, ähnlich Mc. 10, 22 = Mt. 19, 22: Ix^^ XQW^'^^
318 AuBBercanonische Paralleltexte za Lc.
jtoZXa = Lc. 18, 23: JtXovaiog otpodga. Auch ist xig lucanisch
(vgl. Lc. 18, 18) für B\q^ in« Mt. 19, 16 = Mc 10, 17.
Ic. 12, 17. 18.
a. Clem. AI. Strom. III 6, 56. p. 537.
BJteixa Tovq xagjtovg ^^^^odjodm ßovXtj&epra öi^odo/^^öo-
fisvov djto9'/jxag f/el^ovag.
b. Cod. Sinaiticus Lc. 12, 18.
xcä eljtev tovto xoitjCG}' xad-eXci /dov rag axo&tjxag xal
liel^ovag dvoixoöofifjöa), xal Cwa^^co hcsl jtavra xä ysvr}'
fiaxa fiov.
c. Cod. Cantabr. Lc. 12, 18 = Cod. Colb.
xal ebtep' xovxo jtoi?]öG)' xa^eXä (lov xäg äjtoß^xag xal
xoi^a) avxag fielCopagy xdxsl öwa^o) xavxa xa yevjjfiaxa
fiov.
d. Lc. 12, 17. 18.
xcu, öieXoyl^sxo iv kavx£ Xiyoov xl jtoü]ca), oxi ovx Ix^i
Jtov ovpd^o) xovg xagnoig ptov; xal slxev xovxo xottjoa}'
xad^BXm fiov xäg äjtod-rixag xal (iBlCpvag olxoöo(ifjca> ^ xdL
öwd^co kxBl 3tavxa xd yspi^fiaxd (dov xixL xd dya&d (lov.
Hier sind jtoiBlv = olxo6ofi€lv=dpoixoöo(ietp Übersetzungs-
varianten von TW^, Vgl. 2. Sam. 7, 11: tn"^^ «IW == oixoi' olxo-
dofiBlP, ebenso 2. Chron. 32, 28 (29). Auch ov^dyBip = djto&B-
od-ai sind Übersetzungsvarianten, nämlich von H'^SiT Vgl. Ezech.
22,T0: "»nrnrn =LXX: xal ovvd^oJ)
Lc. 12, 19.
a. Cod. Cantabr. Lc. 12, 19.
xai igco x^j tpvxf] (iov fpvx^} [Syr. Cur.: bIxbp x(] V^vZÖ ^"
xov], BXBig JtoXid dya&d, BvtpQalvov.
b. Clem AL Strom. III, 6, 56. p. 537.
xaxd xTjv jtQoooxojioäav bIxbTv XQog iavxoV S^^e^ dyad^d
jtoXXd djtoxBifiBpd cot Big l^xfj otoXXd' q>dyB^ xIb^ BV^Qalvov.
1) Der neuentdeckte Syrus Sinaiticus bat für : xalBoiBV xovzo noi^Ofa
die Worte „sed necesse est mihi ut''.
Texte and üntersachongen zu Lc. 12, 17. 18. 19. 20. 319
Clem. AL Paed. II, 12, 125. p. 246.
CaqxDg de 6 xvQiog iv xm evayyeXlco top jtXovOiov xov
^mavolCpvxa elg xdg ajiod'i^xag xal jtQog laDxoif Xsyovra '
sx€ig dyaO-ä jtoXXa djtoxelfieva slg exi] ^oXXd' <payB^ xle,
BvtpQalvov.
d. Lc. 12, 19.
xal iQ(D xy tpvxf] fiov ^vx^^ ix^ig dya&d xoXXd xelfispa
dg ixi] JtoXXa* dvaxavov^ ^dye, Jtle, ßiq>Qaipov.
Das zweimalige yrgog savxov bei Clemens AI., sowie
dajB T^ V>vxv (xvxox des Syr. Cur. setzt ilDfiDb Toraus, welches
bei Lc. in dem r^ tpi^x?/ f^^"^ wiederklingt. Vgl. dieselben Va-
rianten zu Lc. 9, 25; 22, 27 und seinen Parallelen. Die durch
Clemens vertretene alexandrinische Version (vgL Heft I, 147 ff.)
vermeidet den Hebraismus, wie auch die direkte Anrede: V'v][^,
welche im Syr. Cur. imd Syr. Sin. ebenfalls fehlt, welche wohl
Le. aus r^ y>vxy f^ov gebildet hatte.
Lc 12, 20.
a. Herrn. Sim. I, 3. 4. p. 132, 4. 8
atpQov xal iitpvxe xal xaXaljta)QB ap&Qmjts, ov voBlg oxt
tavxa jtdvxa dXXoxgid köxi xdL vx k^ovoiav exegov elolv;
. . . ixßaXXo/ispog vjt avxov [sc. xov xvqIov] xl JioiriCBig
oov xop dygop xal xfjv olxlav xal xd XoiJtd, ooa rixolfiaöag
oeavT€p;
brClem. AI. Paed. II, 12, 125. p. 246.
dq>Qopa xixXijxsp^ xavx^ ydg x^ pvxxl xijv tpvx^v oov jta-
Q^^^i/^^dvovoiv^ ovp rjxol(iaaag, '^^^2SJ^3}!III^^
c Cod. Cantabr. Lc. 12, 20.
bIxbp dl avxS 6 d^Bog* dtpQOP, xavxy xy vvxxl ajtaixovöip
xfiP ipvx^'p oov dxo OOV' d ovp '^xolfiaoag, xlvog^otai;
d. Clem. AL Strom. IV, 6, 34. p. 578.
dq>QOP ydg^ ovxmg Igpjy, oxi xfj pvxxl xavtr] djtaixovoi Oov
XTJp tpvx^P' d öh ffTolfiaOag 5J^^X(?!lJ?i^^?i^
e. Clem. AI. Strom. III, 6, 56. p. 537.
dg>QOP ovp^ iqyrj, xavxy yicQ xy pvxxl X7]P tpvx^v oov djtac-
xovoiv djto OOV' d OVP ^xolfiaOagy xlpi ydpTjxai;
320 Aassercanonische Paralleltezte kq Lc.
f. Lc. 12, 20.
eljtsv de avT<5 6 d-eog' ag>Q<ov, zavry ry im;xtI ti^v ^xV^
oov ajtattovoiv axo oov' a öh firolfiaöag, xlvi loxai;
In den aussercanonischen Übersetzungen des Hermas und
des Clemens AI. fehlt das charakteristische aq>Qov nicht —
zum Zeugniss, wie unbegründet es war, wenn die Tendenzkritik
das afpQonv des Lc. aus dem aq>Qwv 1. Gor. 15, 36 ableiten wollte.
Umgekehrt: Paulus hat aus der Evangelienquelle geschöpft, die
auch Lc benutzte. Auch zu dem Zusatz des Hermas 0£atrr<p
> .»
«= ?{TD&3b haben wir in dem axrt^ sc. r^ ^p^^ die bestätigende
Parallele bei Clemens. Eine wichtige Variante bringt letzterer
in dem jcagalaußapovoip = ajtairovöiv (Lc). Denn ü&d npb ist
im Hebräischen eine Umschreibung von „todten^, im Deutschen:
«das Leben nehmen". Vgl 1. Reg. 19, 10: nnngb "»üJprn« Wpa'Jl
= LXX: xäi ^fiTOvoi rrjv tpvx^P (lov XaßfTiv avxriv — , Prov.
1, 19: ng^ tffßS'ti« = LXX: xfjv lavxoiv ypvx^v dg>aiQovvx€u,
Hieraus wird klar, dass in v. 20 die Parabel selbsTloocOort-
geht, indem sie von Räubern redet, die in der kommenden Nacht
bei dem Reichen einbrechen und ihm das Leben nehmen werden.
Erst in V. 21 beginnt (mit ovxcog) die Anwendung des Gleich-
nisses.
Lc. 12, 22. 23 = Mt 6, 25.
a. Celsus ap. Orig. c. Geis. VII, 18. Opp. I, 706.
öetv 6h olxcDV xai xafislov fifj fiaXXov xi q)Qovxl^siv fj xovg
xoQoxag, ioO^xog öh 7]xxop rj xä xglva.
b. Ep. ad Diogn. IX, 6. p. 161, 27.
jibqI hövöswg xal xQOfprjg (irj fisgiupäv.
c Just. Apol. I, 15. p. 63 A.
(li^ /iSQifipäxs öh xi (payrjXB i] xl irövöticd-e.
d. Clem. AI. Strom. IV, 6, 34. p. 579.
öiä xovxo kiy<D' (i^ (iSQifivaxs xy tpvxi vficip xl q^ffftB,
fiijöe x6 adifia xl JtBQtßaXrjXB' ^ yaQ ^>vxfj xXütov kdxX xfjg
xQog)T}g xal xo odifia xov avötfiaxog.
e. Acta Thomae § 36. p. 221. ed. Tischendorf.
xad-(Dg xal iv xm BvayyeXlq) Blgt^xar ut] uBQifivrjcrjxB x^
tpvxd vfidov, xl (payrixB rj xl jtlrjxB, fitjöh ro5 Ocofiaxi vficiv,
Texte nnd Untenuchungen zu Lc.l2, 21. 22. 23. 24. 321
r/ Iv&vorfid^B^ ort ij y^vxf] ^^^^ov iöri rrjg TQog>7Jg xdL ro
Owfia Tov ivöv^arog.
f. Mi 6, 25.
6iä TOVTO keya) v/ilv, (if) fiSQtfivars rfj tpvxy v/kdv t/ ipayriTB,
fiTiöi Tc5 cwfiari vficov xl ivdvöi]a9'6' ovxl ^ V^vp} JtXelov
koxiv rrjg TQoq>fjg xaX t6 ociiia tov kvövfiarog:
g. Lc 12, 22. 23.
öia TOVTO v/ilv XiyoD, fi?) (legi/ivaTS Ty ywx^ tI q>ayriTB^
fifjöh T<p ocifiaTi tI ivövOfjO&s' ?] y^vx^l [Syr. Cur. add.: yao]
jtXelov iöTiv Tfjg TQOtpijq xdi t6 ocofia tov kvövuarog.
Im Quellenzusammenhang des Urevangeliums, welcher Mi 6,
25 — 34 verlassen, bei Lc. erhalten ist, schloss sich unmittelbar an
die vorige Parabel der Rede -Abschnitt Lc. 12, 22—32 = Mi 6,
25—34 an. Vgl. Weiss, Matthäus S. l9l. 197. Dabei beachte
man die Varianten: g>QovTlC€iv = fiSQifiväv = y^ (vgl ^qov-
Tlg = fie^ifiva = 1iytl^ zu Lc. 8, 14, ferner g>QOVTlC£iv= fisQifiPov
Lc. 12, 25 = Mi 6, 27), io»i^g=^ evdvfia= it^^oig = ü>abti (vgl
io&rjg = IfiiXTia zu Lc. 23, 11), h'dvoaö&ai = jteQißaXZsad'ai =
täab (vgl. ivöeövfiivoi = rjiiquBOfiivoi = JtsQißeßXrjfiivoi zu Mi
7, 15. Heft II, i 12).^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^
Lc. 12, 24 = Mt 6, 26.
a. Clem. AI. Paed. II, 10, 102. p. 231.
xäi xfig diöaOxaXlag ivagyhg vxoösiyfia ijtiq)iQBi ' xaTavot]-
CüTS Tovg xooaxag^ oti ov OjtslQovoiv ovöi O'eglCovOiVy olg
ovx 6CTC Tafiistov xäi djtoB^ri, xal 6 B^sog TQiq>Bi avxovg*
ovx vfistg öiaq>£Q6Te t<3v jtTfjvcöp;
b. Lc. 12, 24.
xaTavof'jOaTS TOvg xoQaxag, oti ovts önBiQovCiv ovtb d^BQi-
Covotv^ olg ovx botiv tü/ibTov ov6b djroO^rjxrj^ xal 6 &eog
TQB<pBi avTOvg' jtoOo) fiaXXov vfiBlg 6iag)BQBTB twp jrBT£iv(5v.
c. Consi IV, 5. p. 116, 20.
dio fptjCt xäi 6 xvQiog* xaTOfia^BTB tol jibtbivo, tov ovQavov,
oTi ov öJiBiQOVöip [ovÖB d^BQiCovöiv] ovTB ovvayovciv Big
Texte a. Dntenachuogen X, 8. 21
322 Aufisercanonifiche Paralleltexte ku Lc.
äxoS'iixagy xäl 6 xatfjo vficiv rgi^si avra' ovx vfielq uäX-
Xov diaq)EQ6T8 avxwv;
d. Just. Apol. I, 15. p. 63 A.
ovx vfistg rSv X£tbiv<5v xai tc5v drjQloap 6iag>€QBT6;
e. Mt. 6, 26.
ifißXitpare slg rc jtSTSivä rov ovgavoVy ort ov OütBlgovotv
ov6k d-BQl^ovCiv ovÖB ovvorfovotv Big djto&y'jxag, xai 6 xatfig
vfi(5v 6 ovQaviog tqb^bi avra' ovx vfiBtg fiaXXov 6iag>iQBze
avTcov;
f. Acta Thomae § 28. p. 215. ed. Tischendorf.
/IVTjflOVBVCaZB xaXBlvOV xov XoyOV xov JtQOBlQfjfiivOV ifi-
ßXiipaxB Big xovg xogaxag xci äjtiÖBXB Big xic jtBXBim rov
OVQOVOVj OXl OVXB CJCbIqBI OVXB d-BQl^Bl OVXB ÖVPCCj^Bi bIq
xag ojio^xagj xai 6 &B6g obcovofiBi avxä' xoom fiäXXop
vfiogi oXiyoJticxoi;
Auch hier setzen sich die Ubersetzungsvarianten fort: iußXi^
X21V »* ojtiÖBlv =« xaxavoBtP =jcaTaßiavd^avBtv =« tD'>ari, ra
üvniva == xa jzBXBiva = qii?, xQbg>Biv = olxovofJBlv =» bsto Zu
biDbD, welches die hebräischen Neuen Testamente hier gebrauchen
imd welches auch die LXX zur Wiedergabe von xgitpBiv^ öia-
xQig)Biv, kxxQiffBiV anwenden, vgl. Ps. 112, 5: 'T^'Tl'^ bs!DD'j = LXX:
olxovofiBl xovg Xoyovg avxov. Anstatt der TtBXBiva an erster
SteUe^^nach xaxavotfoaxB == ifißXitpaxB) hält \Veis8 (Matthäus
S. 199) mit Bezugnahme auf Hiob 38, 41. Ps. 147, 9 xovg xogaxag
für das Ursprüngliche. Justins Zusatz: xai xdv ^i)Qta>v ist
sicher secundär. Zu dem Zusatz der Acta Thomae: oXiyojcioxoi
vgl. Lc. 12, 28 = Mt. 6, 30. "
Lc. 12, 25 = Mt. 6, 27.
a. Clem. AI. Eclog. proph. § 12. p. 992.
ov fäg xf] ^Xixla, q)7]alv, Ix xov ^qovxICbiv XQOOd-Blpal xi
6vvaod-B.
b. Mt. 6r27r
xlg 61 i^ vfi(DP fiBQifivcop övvaxai ngoo^Blrai im xffv i^Xi-
xlap avxov :ft7Jxvp ipa;
. *V f" x.^ ^/^X. ■ .. -Vi "^fc^ ■i-^ •
Texte nnd Untersncbimgen zu Lc. 12, 25. 26. 27. 28. 323
c. Lc. 12, 25.
rlg dh ig tfitSv fiSQifiPcip dvvarai xQOO&etvat ixl zr]v ^Xi-
xtav avrov xtjxvv;
Zu den Varianten q>QOPTl^Biv = (legcfipap = yt^ genügt es,
auf Lc. 12, 22. 23 == Mt. 6, 25^153X0, 14 zurückzuweisen. Das
arabische Diatessaron p. 176 bat dafür conari: etsi conatus fuerit.
Lc. 12, 27 = Mt. 6, 28. 29.
a. Clem. AL Paed. II, 10, 102. p. 231.
Ofwlog dh xal xbqI iöd^rog ütaQsyyva' . . ., xaravoricarEy
Xiycov^ ra xglra jttSg ovrs vijd^ei ovte ifpalvei' Xiyco öh xfäv^
ort avie SoXofimv xsQicßaXsro mg Ih rovrcav.
b. Celsus ap. Oriff. c. Cels. VII, 18.
ic&^rog 6i rixxov ^ t« xglva.
c Lc. 12, 27.
xaxavoTiöarB ra xglvay jcäg ovrs vrid-Bi ovxb vq^aiVBi* Xiyto
ÜB v/ilv, ovöh SoXoficov kv jtacy ty öo^y airov jtBQußaXBxo
dg ^V xovxcDV.
d. Mt. 6, 28. 29.
xal JtBQl ivdvfiaxog xl (iBQifiväxB; xaxafiad^Bxe xä xglpa
xov aygov Jtcog av^avovöip' ov xojtiSoip ovdh prjd-ovcip'
XiytD Sk v/itp^ oxi ovöh UoXoficop ip Jtaoy xy d6§y avxov
XBQiBßaXBxo dg tp xovxwp.
Wie Clemens (Lc. 12, 25 = Mt. 6, 27) mit Celsus (Lc. 12,
22. 23 = Mt. 6, 25) in dem (pgopxl^BiP zusammentrifiPt und wie
darin ein Symptom des alexandrinischen Ubersetzungstypus (vgl.
Heft I, 147) bervortritt, so wird aucb das zu Lc. 12, 22. 23. 27
wiederkebrende iod-yg des Celsus demselben Typus angehören.
Lc. 12, 28 = Ht 6, 30.
a. Syr. Cur. Lc. 12, 28.
bI öh xop xoQTOP x(3p ogdcop ötj/iBQOP opxa xäi avQiov
§r^QalpoPxa xid Big xXlßavop ßaXXo/iBPOP 6 d-Bog ovtcd^
a/i^tipvvot^^jtocm (iäXXop vfiäg, oXiyojtiOxoi,
21*
324 Aassercanonische Paralleltezte zu Lc.
b. Mt. 6, 30.
d de Tov xoQTOv tov dygot ai^fisgov ovxa xca, ovqiov slq
xXlßavov ßaXXofiBVOV 6 d-Boq ovroyg ä(iq>umnxJiv, ov xoZXoi
fiäXXov v(iäg, oXiyojnöTOi;
c. Lc. 12, 28.
bI öh iv aygcp xov xoqtov ovra OTjfiBQOV xal avQiov dg
xXlßavov ßaXXofievop 6 ^Bog ovrcog dfiqpii^Bij jt6oq> fiäJÜiov
vfiag, oXtyojciOTOL
Wie afKpuvvvvai = afnpii^Biv = Ü'^abn, so sind auch xoorn
fiäXXov = ov xoXXtp fiäXXov = '^3"S|K Übersetzungsvarianten.
Vgl Prov. 15711: "^^-q« = LXX: Jtäg ovxi — , 2. Sam. 6, 11:
'^3"qÄ'! = LXX: xal jtQociri. Bereits Heft II, 436 f ist auf den
Umstand aufmerksam gemacht, dass das Ev. Hier, für dygog ge-
wohnlich f^oJ^ = mons gebraucht. So erklärt sich auch die
LA: r<5v ogimi* im Syr Cur.
Lc. 13, 29 = Mt. 6, 31.
a. Just. Apol. I, 15. p. 63 A.
117} ovv (iSQifivi^CfiTB, rl (payrjTB // r/ ivövCfiOd-B.
b. Syr. Cur. Lc. 12, 29.
(lii ovv C^ijTsttej rl q>ayi]T8 ?} rl JtitjTB xdi rl XBQtßaXija^s
xal HBTBWQlt^BOd-B.
c. Lc. 12, 29.
xdi vfiBlg (ifj CriTBlxB, rl ^dyrjta xal rl mt/ve xal fi^ fiSTa-
a)Ql^BÖ&6.
d. Mt. 6, 31.
liTj OVV fiBQifivTjatjte XeyovTBg' tl q>dya}(iBV ^ xl Jtia>fiBV ^ xl
jtBQißaXoaiiBd^a;
Das (iBQifiväv ist hier nicht «= (pQovxlC^Biv = AK^, sondern
= C^Tjratv = iyi, welches auch (vgl. Fürst I, 308) „sich kümmern,
sich um etwas sorgen" bedeutet. Vgl Deut. 11, 12: wyi = LXX:
kjüiOxojtBlxai. Die Variante fiexBO}QlC,Bö9'ai, welche bei Lc. da
steht, wo man ivöiaadd-at = jtBQißdXXBöd'ai erwartet, — denn
das /iTJ vor fiBXBWQlCeo^e l^ann sehr wohl auf ein TVü zurückgehen
(vgl. die Erläuterungen zu Lc. 18, 19) — , beruht höchstwahr-
scheinlich auf einer Gorruption des hebräischen Urtextes.
Texte und Untersnchangen zu Lc. 12, 29. 30. 31. 325
Lc.l2,80=Mt6,32.
a. aem. AI. Paed. II, 10, 103. p. 232.
dio xal ^TjOt jtayxaXcDg' ravta öe jtavxa xa I^vj] xov
xoofiov ^i]X£t . . . oWf, g)7]Civ^ 6 xaxfiQ v/iwv, £JiJC£5£55^*
b. Clem. AI. Eclog. proph. § 12. p. 992.
oldev ycLQ 6 JtaxfJQ wv XQ^^^^ ix^xB.
c. Just Apol. I, 15. p. 63 A.
olös ycLQ o xaxfiQ vuAv 6 ovQaviocj oxi rovxcov rpc/ai^
d. Marcion ap. Epiph. Haer. XLII. p. 314 A.
v^mv 6\ o ütaxriQ oldsv, oxi XQV^^'^^ xovxcov^ xaiv öaQxi"
xcip 6fj, p. 334 D. v/kop öi 6 JtaxfjQ olöev oxi XWS^^^
xovxop xmv oaQxixcör.
e. Lc. 12, 30.
xavxa yciQ jtavxa xa Id-vt) xov xocfdov lünC^rjxovoiv* vfiäv
6h 6 jeaxi]Q olöev, oxi XQV^^'^^ xovxcov,
f. Mi 6, 32.
Jtavxa yag xavxa xa ed'vt) ixi^movocv oIöbv vag 6 xaxrig
via£v 6 ovQOLPiog, oxi XQV^^'^^ xovxwp ajtopxtop.
Zu den Varianten xQ^lap Ix^ip = xQiß^eip vgl. Mt. 3, 14
(Heft II, 57), Mt 6, 8 (Heft II, 105). Der Zusatz xmv oaQxixmp
erscheint in dem ersten Gtat des Epiphanius aus Marcions
Evangelium durch das beigeftlgte ötj als eine erkennbare Epexe-
gese, in dem zweiten Citate dagegen als eine eigenmächtige
Textanderung.
Lc. 12, 31 = Mt 6, 33.
a. Marcion ap. Epiph. Haer. XLII. p. 314 B. p. 334 D.
^fjIxBlxB Sk xfjv ßaöilelav xov d-sov, xal xavxa xavxa
xQooxs&ijöexai vfilv,
b. Clem. AI. Edog. proph. § 12. p. 992.
fyjXBlxe yaQf slxsv, xal fiBQifivaxs xr/v ßaöiXsiav xov d^soy,.
xal xavxa xavxa xQoCXBd-riCBxai vfilv.
-^ ,*• ^^ ■* *%• N..^ -
326 Aussercanonische Paralleltexte zn Lc.
c. Lc. 12, 31.
jtX^v ^nrelTS r^v ßaCiXalav avrovj xäi raira xqootbO^'
cerai vfilv,
<i Clem. AI. Paed. II, 10, 103. p. 232.
ggreTTfi yaQ, q>fjoi, t^v ßaaiXelav tov d-sov, xäi ra r^g
rQoq)r}g jtQoöred^rjaetai vfUp,
e. Syr. Cur. Lc. 12, 33.
jtXi^v C,i]T6lT6 xfiv ßactXstav rov ß-eov, xäi ravra xivxa kx
f. Just. Apol. I, 15. p. 63 A.
^tjTSlTS 6h Trjv ßaoikslav xciv ovoapcSp, xäi ravra ytavra
jtQ0(irBd"q6&tai vfitv.
g. Ciem. AL Paed. II, 12, 120. p. 242.
^fjrstre xQcirov xijv ßaoiXelav rmv ovqopSv^ xäi ravra
jtavra ^tgocred-i^aerai vfitv,
h. Clem. AI. Strom. IV, 6, 34. p. 579.
^vrstre öh xotSrop rrjv ßaaiXelav rSv ovQaväv xal rnv
öixcuoavvj]P, ravra ygg fieyaXa, ra de fuxgä xai xegl rov
ßlov ravra jtQoOrsO'i^aerai vfilv,
i. Mt. 6, 33.
g^yreTTfi^de xQcirov Tijr ßaCiXslav ^jov d-eov] xai rrjv <Ji-
xaioövvTjv avrov, xäi ravra xavra jiQoorsd-rjaerai vfUv.
k. Gregor. Nyss, de orat. dom. IV. Migne I, 1175. 1177.
alreZrBj, g?jyo/, rfjv ßaoiXelav xäi rrjv ötxaioovvriv, xcu ravra
xQOCre&rjCsrai vfilv,
Dass neben ^r^retv = tDJP21 auch die Übersetzungsvariante
alrstv möglich war, zeigen schon die Varianten zu Lc. 11,29.
Ausserdem vgl. man Esth. 7, 7: 16^A = LXX: :^aQ€xaXeL xät
^}rsZrOy al.: jingyretro. Die Zusätze rä rfjg rgoipfjq und xsqI
rov ßlov sind von Clemens epexegetisch gemeint. Dagegen mit
den Worten: ravra yctg fieyaXay ra 6h fnxga bezieht er sich auf
einen aussercanonischen Textbestandtheil der vorcanonischenQuelle,
nämlich auf das Agraphon, welches er selbst an andrer Stelle
im theil weisen Wortlaut als Herrenspruch citiert, dessen voll-
ständigen Wortlaut wir aus Origenes und Eusebius kennen.
Siehe das Nähere Agrapha S. 114. 115, 230—233. Für das in
Telte und UntertDchungen zu Lc. 12, 31. 32. 327
der luoanischen Venion Torherrsohende xXijv <» %ti braucht der
erste Evangelist wie hier, so öfter (Mt. 5, 44^»» Lc. 6, 35; Mt. 18t 1
«»3 Lc. 17, 1) 6i als gleich werthige Partikel Zu zfjv öixaiocvh
vrjv avxov, welches Weiss (Matthäus S. 202) nicht f&r ursprüng-
lich hält, Tgl. man öixatoovvtjv ^ijrovvTBg Rom. 10, 3 (^« Oal.
2, 17) und die Verbindung von ßaoilela rov &.eov mit dixaiaovpi]
Rom. 14, 17.
Lc. 12, 32.
a. Herrn. Sim. VI, 1, 6. p. 162, 2-
xal avTog 6 Jtoifirjv jtavv iXagbg i]P ijtl T<p Jtoi/iplq)
avTOv.
b. Cassian. Just. IV, 38, 1. p. 75.
et pusillus est grex, cui complacuit pater dare hereditatem.
c. Clem. AL Quis div. salv. c. 31. p. 953.
xal IxBQOid-r fii^ g>oßelod^e, rö (itxQov JtolfiPiov vfitv yaQ
evöoxTjCsv 6 otatriQ jtagadovvai rrjv ßaoiJislav.
d. Cod. Palat. Vind. Lc. 12, 32.
nolite metuere pusillum gregem, in quo complacuit patri
vestro dare vobis regnum.
e. Vulgata Lc. 12, 32 = Diatessaron Arab. p. 17^ ed. Ciasca.
nolite timere, pusillus grex, quia [etenim] complacuit patri ve-
stro dare vobis regnum.
f. Lc. 12, 32.
fi^ g)oßoVj t6 (iucQOP Jtolf/viov, ort [Cod. Cantabr. add.: h
avr<p] €v66x7]0€v 6 xar^Q^vficiv öovpai vfitp rrip ßaöi"
Xslap.
g. Marciou ap. Epiph. Haer. XLII. p. 314 B. p. 335 B.
dpvl rov* natfjQ vfiäp — o j^ar^g bIxbp,
In der pluralischen Fassung: nfj (poßBlod-B trifft Clemens
AI. mit dem Cod. Palat. Vindob., der Vulgata und dem Dia-
tessaron zusammen. Der Accusativ: pusillum gregem beruht auf
einer irrigen Übersetzung des Urtextes: ppn "llWl '^«"i'^n'bÄ
=^17 q>oßsi09-6 To ftixQOP Jiol/iPiop. Die Varianten yaQ =» etenim
*^Jföic^ %Lf^>j5L3HS.^ ^£i ^^ avr(5, vielleicht auch cui,
gehen auf ntJK^i zurück, welches öfters die Bedeutung „weil"
annimmt. Vgl. z. B. Gen. 39, 9. 23. Die von Epiphanius be-
zeugte Weglassung des v(i(5v nach jtarrJQ in Marcions Evan-
328 AuBsercanonische Paralleltexte zu Lc.
gelium ist nicht eine tendenziöse Textanderang gewesen, beruhte
vielmehr, wie wir aas Clemens and Cassian ersehen, aaf alten
Handschriften, und erinnert an die Weglassang des t]fu5v und
das isolierte jtarsQ in Lc. 11, 2. Endlich die Lesart Cassians:
hereditatem berührt sich mit dem aussercanonischen Logion:
xXffQOPOfäav fisyaXrjv öiöcofii vpOv. Macar. Hom. XII, 17. VgL
Agrapha S. 108 f. 193 flF.
Lc. 12, 33* = Mt 6, 19.
a. Ephraem Syr. Opp. II, 232.
Tou yaQ äyad-ov öiöaaxdZov tpcovoe hv xolq d-eloig eva^yt"
Xloig q^rioavxoq roTg havtov (ux^ralg* (itjöhp ijtl yrjq xt?J-
caod-B.
b. Doctrina Addaei. Venedig 1868. p. 53.
n^accamd^ez^poin^^W dans ce monde.
c. Tatian. Fr^fm. II. p. 166 = Clem. AI. Strom. III, 12, 86. p. 550.
elgfjxipai rov aan^Qa' ijti yfjg fit] d^öov^/^ms o:rou öj}g
xal ßgcooig aqaad^i.
d. Clem. AL Strom. III, 6 56. p. 537.
d-tjOavQl^oov ixl ri^g yijg, oxov cr/g xal ßgcooig ag)avl^€i,
e. Jost ApoL L 15. p. 62 D.
vgiBlg 6h 117} ^^522IS(S255^ havxotg kxl tfjg y^g, oxov O^g xcu
ßgäoig dq)avl^ei xal hjoral diOQvooovci,
f. Mt. 6, 19.
uf] d-ijöavQl^BTS vulv &nöavQOvg ijtl rf/g yijg, ojtov eng
xal ßQcooig dg>avl^6iy xal ojtov xXsjtrai öiogvodovciv xdk
xXijtxovotv,
g. Lc. 12, 33*
jimkijoars rd vütdgxovxa vficav xal öoxb iXBfi/ioovvrjv,
Auch das Redestück vom Schätzesammeln, welches der erste
Evangelist dem vorigen Abschnitt vorangestellt hat, wird bei Lc.
an seiner ursprünglichen Stelle überliefert sein. Dagegen ist der
Wortlaut bei dem ersten Evangelisten treuer erhalten. Dies gilt
namentlich vom Anfang dieser Rede, wo Lc. im Text geändert
hat. VgL Weiss, Matthäus S. 191 f. In Lc. 12, 33* gehen näm-
Teacfte and UntenaGhungen bu Lc. 12, 33.
329
lieh die Anfangsworte nur theil weise auf den mit ML 6, 19 ge-
meinsamen Quellentext zurück. Lc. hat vielmehr den Eingang
durch eine Reminiscenz aus einem anderen Herrenworte, nämlich
aus Lc. 18, 22 = Mi 19, 21 = Mc. 10, 21, ersetzt, indem er die
dort dem reichen Jüngling gegebene specielle Anweisung aus
dem Singular in den Plural umgesetzt und somit verallgemei-
nert hat YgL
Mc. 10, 21.
ooa ix^ig xciZij-
00V xai doq xolq
jtxmyotQ, ocal S-
§eiq ^ijoavQop
Iv ovQav^,
Lc. 18, 22.
xavra ooa I-
X^ig xcikfjoov
xäL dtadog
xxosxolQj xci
^eigß^OitVQOP
ip ovQavolg.
Mt. 19, 21.
xciXijcop oov
rd vxaQxovxa
xal öoq xolg
xxcDxoZi;, xal
i^eigd'ficat)Q6p
ip ovQaPOtg,
Lc. 12, 33*
xmXfjoaxs xa
vxaQxopxa v-
fioip xal öoxe
iXsrjfioovpfjp'
xoitjoaxs —
d^OaVQOP —
Iv xolg ovQa-
potg.
Während also, wie man sieht, der dritte Evangelist in Lc.
18, 22 wesentlich den Text des Mc. wiedergiebt, dem er in jener
Perikope überhaupt vorzugsweise folgt, stimmt er hier Lc. 12,33*
in dem Ausdruck 5^_^f^5g2^'^^ (= £^ ^X5f^' ^' ^^^^ ^^ ^^'
18, 22) mit der Yeraion^desMt., aber auch mit der des Paulus
(vgl. 1. Cor. 13, 3: xal iap ^miilom xapxa xa vxapxovxa ftov)
überein, zum sichern Kennzeichen, dass er liier nicht von Mo,
sondern direkt von seiner Übersetzung der Quelle abhängt. Auch
die Variante: diöopat iXefifiOOvvrjp ist gleichbedeutend mit dt-
öopai xolg xxofxotg. VglTdieTtScte und Erläuterungen zu Lc
19, 8. Durch die folgenden Worte: ßaXXapxia urj xaXaiovfispa
umschreibt Lc. den Mt. 6, 19 aus der Quelle erhaltenen Ausdruck:
i^i|^0ai^go^ ixl T^g, oxov orjg xal ßgSoig d^apl^ei. Dass
d^oavQl^siP d-noavQov = xoielp iavxolg di^avoop = xxfioaod^ai
d^cavQovg quellenmässig identisch sind, darüber s. das Folgende.
Wegen der Citate aus Ephraem und der Doctrina Addaei
vgl. Agrapha S. 399—401, sowie die Erläuterungen zuLc.10, 4.
Im Übrigen zeigt die Übereinstimmung so verschiedener Schrift-
steller wie Justin, Clemens AL, Epiphanius, Basilius (vgl.
Bousset, die Evangeliencitate Justins 8. 89), wie alt und weit-
verbreitet die Variante X^]Oxal = xXixxai war.
330 Aussercanonisohe Panüleltexte zu Lc.
Lc 12, SS» » Mt 6, 20.
a. Clem. AI. Quis div. salv. c. 13. p. 942.
XTfjoaa&e d^noavQovg iv ovQavw, ojtov (i/]tb o^g fifixs ßocioig
äq>avl^ovöi fi^ts xXijtzai dioQvööovOi,
b. Just Apol. I, 15. p. 62 D.
d-rjOavQl^BXB 6b lavrotg iv xolg ovQavotgy oütov üvxb arjg
ovxB ßQcooig dg)apl^Bi,
0. Just. Apol. I, 15. p. 62 £.
&7ioavQl^BXB ovv Iv xoig ovQavotgt ojtov ovxb <S^g ovtb
ßgcooig dtpavl^Bi,
d. Mt. 6, 20.
ßtfOavplC^BXB 6h ifilv ßt/aavQOvg iv ovqopw, ojcov ovxs Cfjg
OVXB ßQtSoig dq>avl^Bi, xal ojrov xXijtxai ov 6io(fiocovoiv
ov6b xXijtxovciv.
e. Didasc. II, 36. p. 265 = Const. II, 36. p. 64, 2.
d-rjcavQi^B OBCcvxfp xov ovQaviov xXovxov, ov ovxs oijg ovxb
xXijtxat Xvfiavovvxcu.
f. Clem. AI. Paed. III, 6, 34. p. 274.
i^BVQlaxBc d-rjOavQOVy Ivd^a ov arjg^ ov X^öxijg.
g. Clem. AI. Protr. X, 105. p. 83.
dTjaavQlöag^ iv&aj)v orjg, ov^X^Ox^g^
h. Epiph. Haer. LIX, 10. p. 502 AB.
ivd-a OVXB X^oxal 6iOQvxxovöiv ovxb Ofjxsg aq)avl^ovOiVf dg
ix^i 6 d'elog Xoyog.
1. Lc. 12, 33^.
jtoiriaaTB lavxolg ßaXXavxta (lij naXatovuBva^ ^IBS^S2^
dvixXBijcxov iv xolg ovgavotg, ojtov xXejtxtjg ovx iyyiCBi
ovöi G'^g 6iaq>&£iQBi.
Hier mündet Lc. allmählich in den Cont^ct der Quelle ein.
Vielleicht nur der Singular d-tjöavQov ist eine Nachwirkung aus
Mc. 10, 21 = Mt. 19, 21 = Lc. 18, 22, wie Weiss annimmt In-
dess auch bei dem folgenden Logion Lc. 12, 34 = Mt. 6, 21 waltet
in den canonischen und aussercanonischen Texten der Singular
vor, in dem nur Ephraem den Plural thesauri vertritt. Über-
Texte und UnierBuchungen zu Lc. 12, 33. 331
haupt ist der Wechsel zwischen Singular und Plural in
den Übersetzungen der hebräischen Texte, auch schon
bei den LXX, häufig, wie ja bekanntlich in der hebräischen Syn-
tax sowohl die Verknüpfung des Subjekts im Singular mit dem Prae-
dikat im Plural als auch das umgekehrte nicht selten stattfindet, die
Grenzen also zwischen beiden Numeri sich leicht verwischen.
Speciell bezüglich des Plurals d^ccvQol sagt Nestle^) in seiner
Anzeige von Hatch-Redpath, a Concordance to the Septuagint,
in dem Liter. Centralblatt, 1894, No. 10, S. 307: .,Für den Plural
d^aavQol zeigt sich mehrmals als hebräisches Aequivalent der
Singular litat^lQ; legt das nicht den Gedanken nahe, dass letzteres
auch Mt. 6, 19 vorauszusetzen ist, cf. V. 24?** Man vgl. hierzu
die Varianten jcXovrog = (iafioväg Lc. 16, 9. Für den ursprüng-
lichen Singular d'T^öccvQoq spricht in diesem Falle die Variante
xXovTog, welche uns in der Didascalia, den Constitutionen,
deiTÜlem entinen und bei Jacobus entgegentritt. Denn dem
ovQavtog j^Xovrog der Didasc. und Const. entspricht praecis der
ijtlyHoq jtXovToq — Hom. dem. III, 23 p. 42, 43, ebenso der
IklyaiOQ xXovTog bei Cjrill., siehe unten zu Lc. 16, 9. Es sind
^lä^miriSeMSrgriechisch geformte Ausdrücke für die Hebrais*
men: d^avQog ixl rfjg yrig und Q^cavQog iv xolg ovoavotg^
da ja dem cjuyjiog im Hebräischen kein gleichwerthiges Adjekti-
vum, sondern nur ein fyXSi und dem ovQovioq ein Q'^^l^ä entspricht
Als Parallelen im Jacobusbriefe vgirSaan^ac. 5, 2: o xXovxog
v/iciv Csöfjjcsp — crixoßQwxa y^ovsv — atpapi^ofiiinj^^^
dazu Mt. 6, 19: ojtov ofig xdi ßgcSoig a^ar/gleirnDas^Ver-
bum aq>avl^eiv aber geht mit öiaq)&sl()Hir^ticX und Zvaal-
r^eod^ai (CJonsi) auf rr^niön zurück. Aus ia . . niü'^ leitet sich
ab ojtov und das aussercanonische Ivd'a. in dessen zweimaliirem
Gebrauche Clemens durch Epiphanius beglaubigt wird. Die
Varianten d-ijoavQi^siv = Jtoislv tavt<3 d-rjoavQOP = xnjöaod-ai
d-TjCavQOvg = &i]öavQl^€iv xXovxov = d^rjcavQlC^siv ß^öavoovg
gehen aus W« TWT hervor. Vgl. Gen. 12, 5: '^tey— itdä = LXX:
oöa hcxfjCavTO,
1) Bei dieser Gelegenheit ist za bemerken, dass durch die Güte des
Prof. D. Nestle von jetzt ab die wichtigsten Varianten des neuentdeckten
und während des Druckes dieses Bogens in Cambridge nach dem syri-
schen Texte veröffentlichten Syrus Sinaiticus zur Mittheilung gelangen
werden.
332 Aoaeercanonische Pualleltexte sa Lc.
Lc. 12, 34 = Mt 6, 21.
a. Orig. in Jerem. Hom. XVII, 4. Opp. ed. Lommatzsch XYI, 167.
ojtov 6 &f]oavQ6gf ixel xal r/ xagiia.
b. Const. III, 7. p. 102, 26.
oxov 6 d-fjoavQog^ hcsl xal n xapöla,
c Mt. 6, 21.
oxov y&Q ioriv 6 dTjOavQog aov, ixsl iotcu xal r xaQÖla oov.
d. Lc. 12, 34.
ojcov yaQ icriv o d-tjoavQog ^j^f^or, ixBl xal tj xaQÖla vftcov
icrai.
e. Ephraem Syr. Ev. concord. ezpos. ed. Mosinger p. 72.
Scriptora dicit: übi thesauri vestri sunt, ibi erunt et corda
vestra.
f. Just. Apol. I, 15. p. 63 A.
OJTOV yao 6 d^oavoog hcriv^ kxsl xal 6 vovg xov av&Qcijtov.
g. Clem. AL Quis diy. saly. § 17. p. 944.
ojrot; roQ 6 vovg rov dvß-Qcixov^ ixet xal 6 d^noavoog
avTOv.
h. Clem. AI. Strom. VII, 12, 77. p. 878.
0:1:0t; yoQ 6 vovg rivoc, iprfilv^ ixet xal 6 &f}oavQbg avrov.
i. Macar. Hom. XLIII, 3.
XiYsi ycLQ' oxov o vovg oov, ixBl xal o ^tfiavQog Cov,
k. Pistis Sophia p. 202 ed. Schwartze et Petermann.
De hoc igitur dixi vobis olim: loco quo est vestrum cor,
erit ibi Tester thesauros.
So kurz dieses Logion ist, so bietet die Überlieferung des-
selben doch nicht weniger als yier Verschiedenheiten: erstlich
die Umstellung der beiden Satzglieder bei Clemens, Macarius
und in der Pistis Sophia (ähnlich zu Lc. 10, 22), zweitens die
pluralische Fassung thesauri, corda bei Ephraem (vgl die
vorausgegangenen Erläuterungen), drittens den Zusatz: rov av-
d-Qcixov, in welchem Justin und Clemens zusammentreffen,
und endlich viertens die Übersetzungsvarianten vovg (Just., Clem.
Texte and üntenuchnzigen zu Lc. 12, 34. 35. 333
AI., Macarius) ^= xoQÖla = A. YgL oben S. 133 zu Lc. 8, 14,
femer Ex. 7, 23: i3b = LXX: rov vovv avrov — , Hiob 7, 17:
?jab = LXX: rbv vovv — , dem. AI. Paed. I, 6, 37: fjv o^S-aXfiog
ovx slöev ovöh ixl votv av9-Qcixov ovx dvißt] = 1. Cor. 2, 9,
sodann noch folgenden (von Bonsset S. 90 notierten) Anklang
an unser Logion dem. AI. Strom. IV, 6, 33 p. 578: o öh xA ovxi
B^cavQog rj/Uv^ ivd-a ^ övyyivsia rov vov,
Lc. 12, 35.
a. Method. Sympos. c. 112.
ol kvxvot v(i(5v fi^ ößevvvcd'ooav, xal cd 6ög>veg vficiv iifj
Iviod-oHsav.
b. Aiö. XVI, 1.
oljiyxvoi vfidov (i^ oßscß^rcoöav, xal al oo^veg vfiwv (i^
facji;£Oig^gay; aXXa ylveod^s ^roifioi.
c. Epiph. Haer. LXTX, 44. p. 767 A.
t6 vx avrov rov xv()/ov elQTjfisvov ort ylvsod^s itoifioi,
al 6öq>vBg vuSv Jt€QiB^a>öfiivai, xal al Xaujtaöec vfoSv iv
xalg XBQolv vfia>v.
d. Protev. Jacob. VII, 2. p. 15. ed. Tischendorf.
Xaßirmoav ajia la/ijtaöagj xal eöta>aav xaio/isvai.
6. Vulgata Lc. 12, 35. == Cod. Colbert. p. 88. ed. Belsheim.
Sint lumbi vestri giaecincti et lucernae ardentes in manibus
vestris. ""
f. Lc. 12, 35.
löxmoav v/iäv al oogyveg Jt£Qie^a}afiivcu xcu ol Zvxvoi
xacofisvoi.
g. Cod. Cantabr. Lc. 12, 35.
eöra} viiAv ri oCtpvg jr SQie^CDöfisvr], xal ol Xvxvoi xaiofisvoi.
h. 1. Petr. 1, 13.
dio dva^a}aa(i€V0i xdg oög)vag x^g öuzvolag vfimv.
l Polyc. ad PhiL 11, 1. p. 112, 9.
616 äva^a}Cd(isvoi xdg 6og>vag vficov öovXBvCaxe xS d-sS.
Bereits besprochene Textverschiedenheiten kehren hier wie-
der, die Umstellung der Glieder {Jid.j Method.), der Wechsel
334 AuBsercanonische Paralleltexte zn Lc.
zwischen singularischer und pluralischer Fassung (Cod. Gant^br.),
der Austausch zwischen positiyer {IsOTcooav xaio/ievoi) und nega-
tiver (ß^ Xviod-oDCap =» /iJ) ixXviöd'fDOav) Ausdrucksweise. Der
Text der Aidaxv ^^ noch zur Zeit des Methodius bekannt,
wenn auch letzterer bei seinen Textabweichungen wohl nicht
direkt von der Jidax^ abhängig gewesen sein mag. Das yipeo&B
^TOifioif welches in der Aiöaxv ^^ ^^^ Schluss des Logion sich
unmittelbar anfügt, während es bei Lc. erst v. 40 nachfolgt, steht
bei Epiphanius an der Spitze unsers Spruchs. Die Worte ip
xalq xBQölv vficQP, in welchen Epiphanius mit Cod. Colb.,
Vulgata nach zwei Handschriften, Cyprian, aber nur mit einer
einzigen griechischen Handschrift (Minuskelcodex 130) über-
einstimmt, repraesentieren vielleicht einen urtextlichen Bestandtheil,
da dieser Zusatz das Bild in concreter Weise, wie es Jesus in
seinen Beden liebte, vervollständigt und den Aufbruch der zur
Hochzeit die Fackeln in den Händen Tragenden drastisch schil-
dert. VgL die Beziehung auf die Hochzeit bei Methodius, de
lepra X,4 p.320 ed. Bonwetsch: „Daher bewahret eure Leuchter
unverloscht, damit ihr eingehet in das ewige Braui^emach^. Dazu
vgl. Heftn, 303 f. Zu jcsoi^ciinnyad-ai (vgl. Eph. 6, 14: ernte
ovp xBQi^coaafisvoi ttjp 6cg)VP vfioop, wobei man die Überein-
Stimmung mit dem lucanischen Ubersetzungstypus und den
Singular wie in Cod. D. beachte, ferner Ex. 12, 11: D"^nan CJD^^SPiti
= LXX: al ocwvec vuwp jteQisCeDöuipai, Jerem. 1, 17: TtPHX^
7\*>^T\'ü TitÄn = LXX: xäi ov xegl^oocai xtjp oapvp Cov) findet
sich l.Petr. 1, 13 apaCoippvö&ai, welches auch in den Polykarpus-
Brief übergegang^n^t. TSerder Bezugnahme auf die Hochzeits-
fiftckeln und in Anbetracht der Variante Xafixaöeg sowohl bei
Epiphanius als im Protev. Jacobi wird für Xvxpoi als Stamm-
wort Ö*^Tfib anzunehmen sein. Vgl. Heft II, 301 zu Mt. 25, 2.
Lc. 12, 36^
a. Method. Sympos. c. 112.
öia TOVTO x<ü vfielg ofioioc yipscd-s apO-Qcijtoig xqooöbxo-
fiipoig TOP xvQiop avr<5p, Jtots opaXvOet ix tc5p yafimp.
b. Epiph. Haer. LilX 44. p. 767 A.
*^^ £?£!??^Lw^ ^g^Q^ ^ovXoi jtqoööoxcipxeg top .^^JJijjfc^
Texte and üntersuchuiigeji za Lc 12, 36. 37. 335
rjfiJQc,
c. Ephraem Syr! Opp. I, 12 F.
3€eQifiiv6i yaQ top ^ovtov dsöJtoTfiv^ (it] jtcog k^alg>v7]g §g^.
d. Const. VII, 31, p. 211,20.
xäi vfiBtg ofioioi av&Qcijtoig TEQoöösyofievoig xov xvgtov
Bovtäv.
e. Lc. 12, 36»*
Tcal vfisTg ofioiot ävd'Qcijeotg ytgoodexofiipoig zov xvqiop
havTcoVj JtoxB avaXvoi] ix rSv yd/icov.
Man bemerke die Ubersetzungsvarianten: ^Qp^^^l(^^^^^{ =
XQOOÖoxav = Jteoiuipeip = nsn oder bn*^ hoL die Texte^uncl
Erläuterungen zu Lc. 7, 20 = Mt. 11, 3), femer xvgiog = ÖBöyto-
xijg = 1^1«, auch Böeöd-B = ylPBöß-B = 1*^n (so^ofTzTTSrziriic^
6, 36 = Mt. 5, 48), |££ö^«^ coQ = '^fi3Ü^2^^^^^^ "^ ? ^»^ (^S^-
oben die Erläuterungen u^d^Kxte^u Lc. 6, 35®). Sachlich findet
sich noch eine Parallele Herrn. Sim. IX, 7, 6 p. 210, 24: firjjroze
6 ÖBöJtOTfjg i^ajtipa iXd^xi = i^ijjrcog i^al^pyg 7]ßy^ (Ephraem)
=s Mc. 13, 36*: fii^ iXd-dp k^alfPTjg. Epiphanius schliesst noch
einen auflsercanonischen Textbestandtheil an: cog yäg XxjCtfig hp
pvxxl, ovTcog jtaQayiPBTai rj fj/niga. Dieses Logion wird be-
stätigt durch 1. Thess. 5, 2: ort r) ^(liga xvglov dg xXixxTjg ip
vvxxl ovxcog igxBxai, Zu den Varianten ^^JJJ^^^^^J^??^»^^^ vgl.
vorstehend Lc. 12, 33, zu igxBOd-ai = jtagaylpBO^ar=^S^ vgl.
Lc 3, 3 = Mt. 3, 1. Wir haben also hier jedenfalls einen echten
ausaercanonischen Best des ürevangeliums vor uns, den Paulus
benutzt hat an einer Stelle, wo auch sonst der Einfluss der vor-
canonischen Quelle stark hervortritt. Vgl. Lc. 21, 34^ = 1. Thess.
5, 4. Freilich wird der ursprüngliche Standort dieses Agraphon
nicht hier, wo noch die Beziehung auf die yafioi obwaltet, son-
dern erst unmittelbar nach Lc. 12, 40 zu suchen sein.
Lc. 12, S6\ 37*.
B. Const. VII, 31. p. 211, 23.
xal iäp avx(p äpol^cocip, fiaxagioi ol 601X01 ixslPOi, oxi
ivgidijoap ygtf/ogovpxBg,
336 Aussercanoniflcbe Paralleltezte zu Lc.
b. Method. Sympos. c. 112.
tva iXd-ovTi xal XQOvoavri avT<p evd-ecoq avol^toör ficaca-
Qiol kore.
c. Lc. 12, 36*». 37».
iva kXd^ovTog xal xQOvöavroq Bvd-icoq dvol^ooiv ccvrA'
fiaxaQtoi ol öovXoi ixelvoif ovg iXd-cov 6 xvQiog evQi^oei
fQfiyoQovvxag.
d. Cod. Colbert Lc 12, 36^. 37». p. 88. ed. Belsheim-
et cum venerit et palsaverit continuo aperiatur ei. Beati
seryi illi, quos veniens dominus invenerit vigilantes.
Hier weichen die Texte hauptsächlich nur durch die Ver-
schiedenheiten der Construktion von einander ab.
Le. 12, 38 = Mt. 24, 42 = Mc. 18, 35.
a. Mi 24, 42.
fQfiyOQBlTB OVV, OTl ovx oldaTB, ^^j^^VJ^I^ o XVQlOg VfiSv
igXSTCu.
b. At6. XVI, 1.
YQfJYOQelTs vxBQ T^5 ^(ofjq vficop . . . ov yaQ oiöars r^v
cögaVj^J^^ 6 xvQiog rjficöv igxsrai.
c. Mc. 13, 35.
YQfjyoQelTB OVV ovx olöaxB y&Q^ xotb 6 xvgiog rrjg olxlag
BQX^'^^f'y V ^V?^ ^ fiBöovvxriov 7/ aXsxTOQoqxjovlag fj ngtot
d. Const VII, 31. p. 211, 21.
:x6tB fi^Bi, BOJtBQog 7/ jtQcot f] dXBXTOQoq)a)vlag fj fiBöowx-
rlov.
e. Iren. V, 34, 2.
Et si venerit vespertina vigilia et invenerit sie, beati sunt...;
licet secunda et licet tertia, beati sunt.
f. Cod. Corbej. (flf 2) L. 12, 38.
et si venerit vespertina vigilia et ita invenerit, beati sunt,
. . . et si secunda et si tertia, beati sunt.
g. Cod. Cantabr. Lc. 12, 38.
xal idv B^d-^] rfj ^«^^^^i^J^^^-^^, *öi evQfjoBi ovra>g
Texte und Untersncfaungen za Lc. 12, 38. 337
xoirfCei, xal iav iv ry ösvrtQa xal ry rgirij, lioxagiol slöiv
hcelpoi.
h. Syr. Cur. Lc. 12, 38.
xav tij jtQcir?] (pvkaxjj eXB-y . . . xap iv t(] öevr^ga xap
ii^ T^ TQlry qyvXaxf] l'A^^ xal €Vo^; avrovg YQTjyoQovvrag,
fiaxagiol Blon> ixetvoi,
i. Anast. Sin. Quaest. 5. p. 46 (ex Chrysostomo).
(og xal ixigcod-l g>7jöiv' Iav sji9'7j 6 xvQiog kv rfj JtQcixi^
q>vXaxfj xm ösvreQa xal tqIti;] xal avQi] ovrwg ütotovvxay
(iaxcLQiog 6 öovXog xoiovxog.
k. Lc. 12, 38^
xav iv XXI i^vriga xav iv x^ xqIxi] g)vXax^ IXO^xi ^«^ ^^QV
ovxa>g, (laxaQioi eloiv.
1. Method. Symp. c. 112.
xav xrj öevxtQif xav xfj xqIx^] q)vXaxf], naxägiol ioxs.
m. Marcion ap. Epiph. Haer. XLII. p. 314 B.
dvxl xov' öevxBQa fj xglxtj qyvXax^ — hlx^v böjtsQivijv cpv-
XaxTjv, p. 335 B. avxl xov' öevxiga iq xglxy g>vXaxij — .
elx^v BöJtBQivxi (pvXax^.
n. Orig. Sei. in Thren. c. 2.
ovx oldag yaQy üioxb o xvQiog x^g olxlag BQXBxai, otpB >*
fiBOovvxxiq) 7J äXBxxoQO(pwvlag ?} jtQa)i\ fi^ iX€^a)V i^aifpvrig
evgrjoy vfiäg xad-evöovxag.
Zu den Varianten xaiQog = rmiga = wga = in? vgl. das
ZU Lc. 8, 13; 10, 21 Bemerkte; folglich wird hier auch JtoxB
(= xolcp xaiQ(p) auf denselben Urtext zurückführen. Urtextlich
waren, wie man aus den Gitaten c d n ersehen kann, sämmtliche
vier Nachtwachen genannt; nur drei Nachtwachen, und zwar
die drei ersten, bieten die Citate e f g h l; nur zwei Nacht-
wachen finden sich in den Gitaten k 1; endlich nur eine Nacht-
wache scheint (nach Epiphanius) in Marcions Evangelium
(m) erwähnt gewesen zu sein. Die Benennungen der vier Nacht-
wachen variieren derart, dass einerseits die römischen Namen:
prima, secunda, tertia, quarta vigilia vorausgesetzt, andrerseits die
jüdischen Bezeichnungen beibehalten sind. Man vgL
Texte u. Untersaehnngen X. 3. 22
338 Aussercanonische Paralleltexte zu Lc.
Erste Nachtwache: r^ xQcirfi q>vZctxf] (Syr. Cur., Anast. Sin.) =
T^ £ö^€()£r5 q>vkcacxi (Marcion, Cod. D) = vespertina vigüm
(Iren.,Cod.Corbej.)=8<]f^^()a§ (Con8t.)=d^£{0rig., Mc.)=a'i:fa
oder nintDtb« «Kna = LXX: CLQxaX q>vXaxf}g. Vgl. Thren.
2,19.
Zweite Nachtwache: öevriga (Epipb., Anast Sin.) = t(] öevriga
(Method.) = ^i' T^y rfftrr^pa (Cod. D, Syr. Cur., Syr. Sin.)==se-
cunda sc. vigilia (Iren., Cod. Corbej.)=^£öoi'vxr/a> (Orig.)=i«e-
öopvxrlov (Const.) = fieöovvxriov (Mc.) = n3hD*^r\H ITlTOtDÄn
= LXX: ^ q>vXaxT] fisörj. Vgl. Jud. 7, 19.
Dritte Nachtwache: rgtry (Epiph., Anast. Sin.) = rf] tQlzy
(Cod. D, Method.) = ^v rfj rgtry g)vXaxf] (Lc, Syr.Cur., Syr. Sin.)
= tertia sc. vigilia (Iren., Cod. Corbej.) = aXsxTOQoq>covlag
(OrTgT^Const., Mc.) = V^^va «*lp5 n?b. ^' '^ -^-^^^^^^-^-
Vierte Nachtwache: jr goit (Orig., Const., Mc.) = IgiaS oder
Iphn niTDtiK = LXXr ?) q>vXaxij ?) ica&tv?] (vgl. Ex. 14, 24)
= jy q>v2,cocfj i] xgcoltn} (vgl. 1. Sam. 11, 11. Cod. AI.).
Mit den Constitutionen, welche aber die richtige Reihen-
folge zerstört haben, hat Marcus, welcher den Teztbestandtheil
in die eschatologische Rede umgeschaltet und damit im ersten
Evangelium die Umschaltung Mt. 24, 42—51 = Lc. 12, 37—46
veranlasst hat, seinerseits sämmtliche vier Nachtwachen, und
zwar auch in der richtigen Ordnung, aufgezählt, während Lc.
wiederum wie oft am Schlüsse gekürzt und die vierte Nacht-
wache weggelassen hat Möglicherweise hängen die Text-
verschiedenheiten in der Zählung damit zusammen, dass die
Hebräer nur drei Nachtwachen zählten. Vgl. Eautzsch. Die
Heilige Schrift A. T. IL Beilage S. 109. Schliesslich sei aus
den Sibyllinen folgender Anklang mitgetheilt:
Orac- Sibyll. II, 179—183.
Q fiaxaQcg d'SQajiovteg, oöovg iZd-civ äyQVjiPovvrag
EvQOL 6 ÖB0n6C,G}v' Tol d' iyQTjYOQO'ep ajtavrsg^
ndvTore Jtgooöoxdovreg dxotfii^zoig fiXetpagoiöiv.
'H^ei yäg r ^w^, // öüXrig, Jy fiicov Tjjiag'
H§€i J* dzgexiog^ xal eacerai wg ayogeuo).
Texte und Untenachungen zu Lc 12, 38. 39. 41. 339
Lc. 12, S9 = Mt. 24, 4$.
a. Pistia Sophia p. 195, 1 ed. Schwartze et Petermann.
de hoc verbo ovp, quod dixisti nobis olim: si scivisset pater
familias, quanam hora noctis für esset yenturus ad infringen-
dam dommn, invigilayisset etiam, ut ne sineret hominem in-
fringere domum.
b. Orig. SeL in Thren. c. 2.
xäi xaXiv sl yaQ ^ösigy xola ^vXaxy 6 xXijtrr^g bqxbtcu,
iyQfjYOQfloag av xal ovx av siaöac öioQV/F^pai xf]v oixlav
oov.
c. Mi 24, 43.
ixelvo da Yivwöxsre, ort cl ijöei 6 olxoösojtorijg^ xola
q^vXaxii 6 xXixxfjg SQXBraij kYQt^yoQtjoev av xai ovx ar
Biaösv ötoQvx^^vai r^v oixlav avrov.
d. Lc. 12, 39.
TOVTO ök yivcioxsTS, oxt el {jöei 6 olxodecxorfjg, xola ciga
6 xUxTfig egxstai, ovx av aq>ijx£v dtoQVxB'fivai rov obcov
avrov.
In RQcksicht auf den vorausgegangenen Context mit seinen
Tier Nachtwachen muss der Ausdruck: xola q)vXaxi} ftir das
Ursprüngliche, das xola oga fbr eine redaktionelle Abwandelung
des Lc. erachtet werden. Zu aquivai = läv = n*^«! vgl. Esth.
3,8 LXX.
Lc. 12, 41 = Mc. 13, 37.
a. Lc 12, 41.
slxiv öh avTOT o IlizQOg' xvqib, xQog ^fiag ti^v xaQaßo-
Xf]v TavTTjv Xdyeig ^ xal xQog xdvrag;
U Mc. 13, 37.
o Je vfilv Xfyo), xaOiv Xiyo), ygriyogstre.
c. Cod. Bobb. Taur. Mc. 13, 37.
quod autem uni dixi, omnibus vobis dico.
d. Optatus. De schismate Donatistarum I, 1.
ideo ait: Quod uni ex vobis dico, omnibus dico.
e. Cod. Colbert. Mc. 13, 37. p. 60. ed. Belsheim.
Quod autem vobis dico, omnibus dico.
22*
340 Auflsercanonische Paralleltexte zu Lc.
Der dritte Evangelist hat Lc. 12, 41 wohl die Frage des
Petrus, aber nicht Jesu Antwort darauf mitgetheilt, vielmehr —
nach seiner Weise kürzend — die Mc. 13, 37 erhaltene Antwort weg-
gelassen. Optatus und Cod. Bobbiensis Tauriuensis bringen
eine aussercanonische Textgestalt der hierher gehörigen Antwort
Jesu (vgl. Agrapha S. 297), welche aussercanonische Textform
noch besser als die canonische Mc. 13, 37 der vorausgegangeneu
Frage, die von dem einzigen Petrus an Jesum gerichtet war, ent-
spricht.
Lc. 12, 42. 43 = Mt 24, 45. 46.
a. Herrn. Sim. V, 2, 9. p. 144, 28.
(lerä fjf/tQag oXlyag öalJtvov ijtolrjösv 6 obcoöecxort^g av-
TOVf xal ejtsfitpsv avttp kx rov öbIjivov idiofiara jtoXXä.
kaßcov 6b 6 öovkoq ra kdiöfiara r« XBjjKp^ivra avxä xa-
gä rov öeOJtorov, rä ccQxovvza avT<p fige, rä Xouta 6h roTg
avvöovZotg avrov öiiöcoxev,
b. Ignat. ad Ephes. VI, 1. p. 10, 7.
op xefiJtei 6 olxoÖBajtoxrjq tlg löiav obcoi^ofilat^.
c. Test. XII patr. Benjam. c. 11.
kQyattjg xvqIov öiadiöciv xgoipag xolg igya^ofttvoig xo
dyad^op,
d. Hom . Clem. III, 60, p. 52, 33.
/laxccQiog o avB-Qwjtog ixBUfog, ov xaraoxr]6Bt 6 xvgiog av-
rov kjtl xfjg &BgaxBlag xcov ovvdovXwv aurov, xov öiöovac
avxolg rag xgo(pag kv xaigm avxoiv,
e. Hom. Clem. III, 64. p. 53, 32.
TOVTO xov xvglov ÖBÖcoxoxog XByBO&ai xw bIjibIv (laxagiog
o avO^gwjcog kxBtvog, ov xaxaoxjjöBi 6 xvgiog avxov ijti
xTJg d-BgajtBlag xcov ovvöovXojv avxov •
f. Hom. Clem. II, 52. p. 36, 15.
öl ogd-f/v tfgovfjöiv jtioxog olxovofiog fiagxvgnB^Blg.
g. Ephraem Syr. Ev. concord. expos. ed. Mösinger p. 218.
Quis erit procurator, servus fidelis, beneficus et sapiens?
Texte und Üntersticbungen zu Lc. 12, 42. 43. 34]
h. Cod. Colbertinas. Lc. 12, 42. p. SS. ed. Belsheim.
Qaisnam est servus fidelis, dispensator sapiens et bonus? quem
constituit dominus supra familiam snam, dare illis frumen-
tum tempore tritici menauram?
i Iren. IV, 26, 5.
De quibus et dominus dicebat: Quis igitur erit fidelis actor,
bonus et sapiens, quem praeponit dominus super familiam
suam, ad danda eis eibaria in tempore? Beatus ille servus,
quem veniens dominus invenerit sie facientem.
k. Cod. Cantabr. Lc 12, 42. 43. .
xal sljtep 6 xvQiog' rlg aga lorip 6 jtiörog olxovouog 6
q)Q6pifiog^ 6 ayad-og, ov xaraöri^osc 6 xvQiog kxl rijP &$-
gajtelav avrov, öiöovai Iv xaigm cirofiirpiov; fiaxägiog 6
öoiXog exelpog, ov ik&cip o xvgiog avrov evQfjösi avtov
jtoiovPTa ovrcog.
1. Mt. 24, 45. 46.
rlg aga IotIp 6 Jtiarog dovXog xai g)g6pifiogy op xariötTj'
0€P 6 xvgiog kjtl rijg olxerelag avrovy rov öovpai avzolg
rijP Tgo(pt)v tp xaigw; fiaxagiog 6 öovZog Ixetpog, op iX-
d^cip 6 xvgiog avrov etg/joet ovrcog otoiovprcc
m. Lc. 12, 42.
xal ebtsp 6 xvgiog' rig aga lorip o jtiarbg olxopo/iog 6
fpgopifiog, OP xaraörr'joei 6 xvgiog ijtl rrjg ß-egajtelag av-
rov rov diöovai ip xaig<p ro oirofiirgiop.
n. Diatessaron Arab. p. 76* ed. Ciasca.
Quis, putasy est fidelis servus et prudens domus praepositus,
quem constituit dominus suus super familiam suam, ut det
illis cibum in tempore.
Im Urtexte waren jedenfalls beide Bezeichnungen: öovXog
und olxopofiog vorhanden, wie man aus der paulinischen ParalTele
1. Cor. 4, i. 2 ersehen kann, wo ebenfalls beide Bezeichnungen
vxTjgirtjg (= öovXog = ig^f) und olxopo/iog neben einander ge-
stellt sind. Sonach ist im ersten Evangelium der Urtext durch
^ovZog, im dritten durch olxopofiog vertreten, welcher letztere
in den lateinischen Texten als procurator, actor, dispensator, do-
mus praepositus erscheint, im^eFräischen wahrscheinlich als
342 AussercanoiiiBche Paralleltexte zu Lc.
]Db ausgedrückt war und den über die Hausverwaltung gesetzten
öovXog bezeichnete. Zu den canonischen Prädicaten xiaroq =
fidelis und (pQoviiioq = sapiens := prudens kommt in den ausser-
canonischen Texten noch als drittes: ayad^oq = bonus = beneficus
= ait3. Vgl. Lc. 19, 17: Bv dyaO^h öovZs = Mt. 25, 21: ev öovXe
ayad-s xal jtiCxi, und den Gegensatz Lc. 19, 22 = Mt 25, 26:
xovTiQk öovXe, sowie Mt. 18, 32: öovXe jtovtjQd. Auch der Syr.
Cur. hat alle drei Prädicate: rig eoriv o Jtiorog Oixovo/iog xai
g)QOVtfiog o oYad'og (bei Baethgen p. 69). Der Herr dieses
Knechtes wird m den canonischen Texten als xvQiog, bei Her-
mas und Ignatius aber als olxoÖBCJtoxrjg bezeichnet, wie Lc.
12, 39 = Mt. 24, 43. Vgl. dazu McTTS, 35: o xvQtog TTjg olxlag.
Sein Thun ist ein öiadiöovat (Herrn., Test. XII patr.) = öiöovat
(Hom., Iren., Mt., ic.) = inj. Das Objekt dieser ThätigkeiTsmd
die i^^^P^^ (Herrn.) = cibaria (Iren.) = cibus (Diatess.) = too-
(pal (Test Xn patr., Hom.) = xQoq>r] (Mt.) = frumentum (Colb.) =
CirofiixQLOV (Lc), Vgl.2.Chron.ll,ll: b3i!|^ in der Bedeutung ofro^,
fiTob 12, if: bDfe = LXX: oixa, ebenso Hiob 39, 29. Endlich'^aucfi
olxovofila (Ign.) = olxsxela {Mt)^=d-BQajteia (Lc., Hom.) = otxla
(Cod. Sin. zu Mt. 24, 25) = n'^a sind gleicliwerthige Varianten. V^gl.
Prov. 27, 25: ^ItJ'^a Qnbb = LXX: slg xfjv ^oriv Cmv d-egaxopxcov,
Hexapla: x^g crjg d-BQajtBiag. Wie ry^ in den LXX mit d^BQo-
xovxeg, so ist es bei Herrn as mit ovvöovJioi wiedergegeben,
welche auch im Homilien-Citate neben d-egajtsia nicht fehlen.
Lc. 12, 44 = Mt. 24, 47.
a. Herm. Sim. V, 2, 8. p. 144, 27.
xavx^ T|7 yvcifi^ 6 vlog xov öeojtoxov cwrjvöoxrjOBv av-
xtßy Iva ovyxXfiQovofiog yevrjxai 6 dovXog x<p vlm.
b. Herm. Sim. V, 2, 11. p. 146, 5.
ol 6h ixi fiaXXov ovvBvöoxrfiav avxm, yBvio&ai xov öovkov
CvyxZrjQovofiov xS vim avxov.
c. Mt. 24, 47.
afiTV XiycD vfilv, oxi ixl staoiv xolg vjtaQyovöiv aixov
xaxaox^ö€i avxor.
Texte und UntereachDngen za Le. 12, 44. 45. 343
d. Lc. 12, 44.
aXffd^Sg Ziyo vfilv , oxi ixl jtaoiv zolg vxaQXOvöiv avrov
xaraOTfjöSi avrov.
Zu notieren sind die Varianten aXtfi-Sg = afi7jp = 1t?Ä.
Vgl. Lc. 9, 27 = Mt. 16, 28. Sodann ist aufmerksam zu machen
auf den charakteristischen Ausdruck avyxjLtjQovoftog, welcher
bei Hermas im Zusammenhang mit diesem Gleichnisse hervor-
tritt und ganz dieselbe Bedeutung wie das canonische xaraön^-
aetv ixl xaatv rolg vxcqxovoiv avrov, also ein Herausheben
des olxovofiog aus seinem bisherigen Sclavenverhältnisse, haben
zu sollen scheint. Man vgl. die Aufhebung der öovXsla Rom.
8, 15 = GaL 4, 7, die Verwandlung der öovXoi in vloi = rexva
(hl, 4, 7 = Rom. 8, 17 und dadurch in xXfjQovofioi Gal. 4, 7 ==
avYx2.fjQov6/ioi Rom. 8, 17. Ein ganz ähnlicher Gedankengang
liegt bei Herrn as vor, nur dass der Knecht bei ihm nicht durch
die Gnade Gottes, sondern durch sein eigenes Thun {sQyov) zum
Miterben erhoben wird: dvrl rovrov ovv rov egyov ov slgya-
caro d-eXai avrov ovyxXrjQovouov rm vlm fiov xoiTJcai. Herm.
Sim. V, 2, 7 p. 144, 24. Gänzlich so etwas später: ysviod-ai rov
öovZov ovyxXfjQOVofiov rqi vl(p avrov. So dürften die cano-
niscben Ausdrücke: ötryxXijQovofiogj örryxXtiQOVofioi (1. Petr. 3, 7;
Eph. 3, 6; Rom. 8, 17; lEbr. ll, 9) auf die^orcanonische Quelle
zurückgehen. Vgl. noch cvyxXriQOVoftog dem. AI. Fragm. § 20
p. 994. Agrapha S. 109. 208, ausserdem oben die Erläuterungen
S. 134 zu Lc. 8, 21.
Lc. 12, 45* =i Mt. 24, 48.
a. Herm. Sim. V, 5, 3. p. 152, 8.
w di äxo6f]fila rov ösöxorov o XQ^^^^ ^ xeqiööbvcov Big
rijv xaQovolav avrov.
b. Hom. Clem. III, 60. p. 52, 35.
fif^ ivvoov/ievov xal Xiyovra iv rfj xagöia avrov' XQOvl^ei
o xvQiog fiov iXd'Slv.
c. Mi. 24, 48.
aäv 6h shty 6 xaxog dovXog iv rfj xagdia avrov' x^or/g££
fiOV 6 xvQtog.
c
XN .^-S_ -V 4
344 AuBsercanonisohe Paralleltezte zu Lc.
d. Lc. 12, 45»
iäv öh ecjt}^ 6 SovjLog ixelvog kv rrj xaQÖla ovtov' xQpvl^Bi
o xvQiog (lOV ^QXBCd-at,
Auch hier zeigt sich die Benützung der vorcanonischen
Gleichnissrede durch Hermas. Denn jcaQotxsia =^ ikd-slv sind
Übersetzungen von fe(i2l, vgl. Heft II, 126. Und für das cano-
nische ;^(>oWg€£i^ ist bei Hermas o XQ^^^^ o xsqiöösvcov eine
schweri^Üige tJmschreibung in seiner^^mgelenken griechischen
Diktion. £r will sagen: Die Abwesenheit des Herrn verzögert
sich unnöthiger Weise (= in überflüssiger Zeit) bis zu seiner
Wiederkunft. Zu djcoöfjfila bei Hermas vgl. avd^Qcojtog ajco-
ö^ficov Mt. 25, 14, djte6?if£i]0ev Mt. 25, 15, zu ösöjrorrjg = xvQcog
= "jnK Lc. 12, 36*. Zu beachten ist noch der Hebraismus: JU'-
ysiv iv r(] xagöia avrov = iäbS, besser griechisch: Xiyetv iv
•
Lc. 12, 45^ »» Mt. 24, 49.
a. Hom. Clem. 111, 60. p. 52, 37.
xaX aQ^Tjzai Tvjtrsiv rovg ovröovXovg avzov, kcd-lov xäl
mvcov uBza re jtOQvmv xai ukih^ovxiDV.
b. Cod. Cantabr. Lc. 12, 45*>.
xal aQ§r/Tai xvjtslv rovg JtaZöag xäi tag xaidioxag ioMoop
T€ xcu jtlvcov fisd-vcxofievog.
c. Mt. 24, 49.
xal dg^rixat rvjtrEiv rovg ovt'öovXovg avrov, kod-q] 6h x(ü
jclvij fiszd ZCOV fi€&v6pZ(DV.
d. Lc. 12, 45^.
xal aQ^ijzai zvjizelv zovg Jtalöag xai zag Ttaiöloxag, lod-leiv
ZB xal jtivBtp xcu fiB&vöxta&ai,
Die Übersetzungsvarianten avvöovkoi (Hom., Herm., Mt.) =
jzatÖBg (Lc.) gehen auf W^12:^ zurück. Die Varianten ub&vOxs-
ij&ai = fiBd-vsiv finden sich beide 1. Thess, 5, 7 bei Paulus,
weicKer überhaupt diese Gleichnissrede reichlich ausgenützt hat.
Vgl. 1. Cor. 4, 1. 2 = Lc. 12, 42; Rom. 8, 15, 17 = Lc. 12, 44;
1. Thess. 5,2 (= dem Agraphon bei Epiphanius zu Lc. 12, 36*).
Der Zusatz fiBza jtOQvcov in den Clementinen dürfte ein echter
ßest des Urtextes sein. Vgl. (lezd jtoQVwv Lc, 15, 30, ai xoQvai
Texte und üntersachungen zu Lo. 12, 45. 46. 345
Mt. 21, 31, ol jtoQvoi zu Lc. 6, 32. Diese realistischen ZOge in
der Redeweise Jesu sind durch die späteren Bearbeitungen des
Urtextes mehrfach in Wegfall gekommen.
Lc. 12, 46 = Mt. 24, 60. 51*.
& Epiph. Haer. LXIX, 44. p. 767 A.
ol vlol xriq ^(ligag ovx vxo Oxotovg xalvjtrovvai , äXZd
iroifioi ylvovxat, ort ?y ovx olöaöip ^(iiQa, xai 7j ov jtqooöo-
xAöiv cSpa, 6 öscjtorrig avrciv ütagaylverat.
b. Const Vn, 31. p. 211, 22.
1/ ycLQ c»()9 ov jtQoodoxciCiv kXsvOsrai o xvQiog.
c Epiph. Haer. XXXIII, 11. p. 227 BC.
ßXijiOfisv TOP otDtrJQa Xiyovxa ort iXavoerai 6 avrov de-
ojtOTf]^ . . . xal dixoTOfiTjCei avrop top öoiXop, xai t6 uiQoq
avTOv fiSTa tcop outioTcov ^/jCst,
d. Marcion ap. Epiph. Haer. XLU. p. 314 B. p 335 C.
fj^ei o xvQiog tov öovXov IxbIpov xai öixoTOfif^osi avror,
xal To fdtQog avTOV giSTa t(3p ajtlOTCOP d-r^oei.
e. Hom. Clem. III, 60. p. 53, 1.
xal ^^si 6 xvQiog tov dovXov ixelpov hv wQa ?] ov jtQoo-
öox^, xal ip "t^liiga rj ov yipciöxei, xal dixoTOfiTjöei avTov,
xal TO axiOTovp avrov fiiQog fierd tcop vjtoxQircop ß-i^oei*
f. Lc. 12, 46.
^g« 6 xvQiog TOV öovXov IxBLPov ip infitQa w ov jtQoodoxä
xal ip äga xi ov yipcioxeij xal öixoto/itJosi avrop, xal to
fitQog avTOV fiSTa rdp djtlOTiDp d^]Oei,
g. Mt. 24, 50. 51».
jyg84 o xvQiog tov dovXov ixeiPov ip yfitQa 7] ov jtQOOdoxa
xal ip äga fj ov yiPcioxH, xai öixoTOfifjOsi avTOP, xal to
(i^Qog avTov fiSTa t(5p vjioxqitc5p d^fjoet,
h. Ephraem Syr. Ev. concord. expos. ed. Mösinger p. 21S.
eum abscindet medium et separabit eum et partem ejus ponet
cum hypocritis et infidelibus.
346 Aussercanonische Paralleltezte zu Lc.
i. Diatessaron A.rab. p. 76^ ed. Ciasca.
et dividet eum partemque ejus ponet cum hypocritis et cum
infidelibus.
k. Orig. Opp. III, 879.
et dividet eos et partem eorum cum hypocritis et infidelibus
ponet.
I. Euseb. in Luc. p. 182.
xXfiQov TS xal fisQlöa kafißaptop fiera t(5v vjcoxqitSp ^
T(DP cbrlörcov.
Die Übersetzungsvarianten setzen sich auch hier fort: i]^si =
iXsvöetai = JtaQaylvsrai = Ä'^a*^, öeöJtorr^g = xvQiog = y\1l!^
slöivai = ytvcoCxELv = ^^, vjtoxQirijg = ajtiOxoc = qjn. Zu
ojeiarog (= döeßtig) vgl. z. B. Hiob 8, 13: inKP q?n nipmi =
LXX: iXsiiq yaQ döeßoig d:;roXBtTai — , Prov. 11, 9: Cisn MM =
LXX: iv örofiart daeßwv — , ferner Jes. 33, 14; Hiob 15, 34; 27,8.
Und wiederum geht Paulus 2. Cor. 6, 15: tj xlq fteglg xioxm
(lexa djtloxov — mit der lucanischen Version: (iBxd x6iv
djil6xmv — Lc. 12, 46. Die Variante ^hQlq = (iigoq = pbn
{^smcfen wir bereits oben S. 224 zu Lc. 10, 42 verglichen mit Apoc.
22, 19 sowie mit Just. Dial. c. Tr. c. 120. Hier kann zur Ver-
gleichung noch herbeigezogen werden Didasc. V, 4 p. 302: o
dQVfjodfispog Xqioxov elpai kxßißXrjxai djto d-eov, (isglda Xaßmp
* ovxixi fiBxä dylcov, dXXä fisxd xc5p dölxwp. Also: aöixog =
Lc. 12, 47.
a. Herm. Sim. IX, 18, 2. p. 236, 12.
ol ÖB xop ^sop iypcDxoxeg xai xd ueyaXsia avxov kcoQa'
xoxeg xal JtoprjQEvofiBPoi 6ioöc5g xoJiaö&ijöoPxaL
b. Jac. 4, 17.
bIöoxl ovp xaXop Jtoutp xal p) Jtoiovpxi^ dfiagxla avxm
icxip.
c. Orig. in Jerem. Hom. XVI, 7.
öovXog o slöcog x6 d'tXfiiia xov xvqiov xal /i^ xoirjoag
^caxa x6 d^iXrjiia avxov öagf/OExai ovx oXlyag dXXa jtoXXdg.
Texte und Untersuchungen zu Lc. 12, 47. 347
d. Orig. Sei. in Ihren, c. 2.
0 6e Blöcig xal fir] xoicov avro öagi^astai xoXXac.
e. Anast. Sin. Quaest. 36. p. 314.
6 yoQ öovZog, g>rfil^ 6 J(vovq ro O-iXt^/ia xvqIov xai fir/
xairfCaq^ öaQi^ösrai ytoXXaq,
f. Anast. Sin. Quaest. 8. p. 78.
o^j^vg yag, ^tict, ro d'iXtifia rov xvqIov avxov xal iifj
jtoirjcag öaQ^oetai xoXXa.
g. Iren. IV, 37, 3.
Et iterum: Serrus, qui seit yolnntatem domini sui, et non
facit, yapulabit multas.
h. Ephraem Syr. Opp. II, 169 C.
ixBlvoq 6 öovXoq 6 yvovq x6 d^iXrjfia xov xvqIov xal fiP]
xoirjöaq daQTjöBxai xoXkaq.
i. Cassian. Coli. XI, 9, 2. p. 322.
qois serrus est, quia si, sciens voluntatem domini sui, fecerit
digna plagis, yapulabit multis.
k. Pistis Sophia p. 198, 18 ed. Schwartze et Petermann.
De hoc yerbo ovv dixisti nobis olim in xagaßoly, seryus,
qui noyit yoluntatem sui domini et haud praeparayit ovöb
fecit yoluntatem sui domini, acoipiet multas piagas.
1. Lc. 12, 47.
ixtlvoq Sk 6 öovXoq 6 yvovq x6 d^iXrjiia xov xvqIov avxov xal
/ifj Bxoifiaöaq ij xoiijcag jiQoq xb d^iXri(ia avxov ^ öaQfj-
CBxai xoXXaq.
m. Cod. Colbert. Lc. 12, 47. p. 88. ed. Belsheim.
Ille autem seryus^ qui cognoyit yoluntatem domini sui et non
paruit yoluntati^^juSj yapulabit multis. ^^
Als Übersetzungsyarianten sind zu recognoscieren: iyvmxoaq
(Herrn.) = Blötoq (Orig., Jacobus) «= yvovq (Lc.) = an^ ItDÄ, ähn-
lich die Varianten eldivai = ytvoiaxsiv yorstehend zu Lc. 12, 46,
sowie zu Lc. 10,22; femer /iij jtoiinoaq ====^ fi^ jtoitSv = /i? txoi^
fiaaaq — rm!P «b IttJ«. Vgl. nter = hxoiua^siv Esth.5, 14; 7,9
und dazu Agrapha S. 68. Lc. hatte beide Übersetzungen yon
348 Auflsercanoniscbe Paralleltezte zu Lc
imW vor sich und stellt« sie durch ^ zur Auswahl, ähnlich Lc.
9, 25; 12, 14. Da die Pistis Sophia ebenfalls beide Ausdrücke
darbietet: qui haud praeparavit, ovöe fecit, so ist dies ein
untrügliches Symptom für den Gebrauch des Lucas-
evangeliums von Seiten des Verfassers jener merk-
würdigen Schrift. In den Hermas -Parallelen sind jror/y()fv6-
fisvog für (ifj tjtoirjoaq xb d^tkrjfia avrov, öioococ für JtoXZaj
^oXXÄc^ xoXaod^rjöovrat für 6aQi]oerai freie Umschreibungen. *)
Lc. 12, 48*.
a. Herrn. Sim. IX, 18, 2. p. 236, 11.
öia zovTO Ol (itj kyvwxoTSg d-eov xal jtov?]Qtv6fievoi xs-
xQifiivoi dalp elg &dvarop.
b. Pistis Sophia p. 198, 20 ed. Schwartze et Petermanu.
hie qui ignoravit Ö€ et haud fecit, erit dignus paucis.
c. Ephraem Syr. Opp. II, 169 CD.
o öh (ifj yvovg^ Jtonjaag 6i a^ia JtXrjywv, öaQr/aeTai oXlyaq,
d. Lc. 12, 4S*.
6 6\ (if] yvovcj jtoifjoag^ 6e a^ta 3tXr}yä%fy öaQrjöezai oUyag.
e. Orig. Sei. in Thren. c. 2.
o fi^ 8ld(og ro d-aXfjfia rov xvqIov xal iitj jtotdiv avrb
öaQjjoerai oXlyag.
Die vorausgegangenen Übersetzungsvarianten wiederholen
sich hier in der Negation: fci) kyvmxwg = nij yvovg = iir) slöcog,
ebenso die Umschreibung jtoj^TjQeiwfisvoi bei Hermas. In der
w X,
1) Zu notieren ist hier noch eine merkwürdige Schrift aus der Refor-
mationszeit, nämlich eine griechische Übersetzung von Predigten, welche
lutherische Koryphäen in Tübingen gehalten haben: IlolltevfJia
ovQOLVtov Titoi xattjxtitixal bfiiXiai l'rt twv xoQV(paiwv xgiwv xov h:ovg
koQtcSv ofiiXiai. MaQxlvov xov KqovoIov ixöovrog, Tubingae 1587.
Neben Predigten von Jac. Andreae, Aeg. Hunnius u. A. findet sich
in der dritten Homilie eine Predigt von Theodorich Sneppf (Theo-
dorici Sneppfii), in welcher p. 20 unser Logion aus dem Deutschen ohne
Rücksicht auf den canonischen Text mit folgendem Wortlaute röckübersetzt
ist: 0 yaQ öovkoq o elöwg (xiv, fjirj not^aag 6s x6 ^tkr^fia xov xvglov httvxov,
nXeiovg xov 6i* äyvoiav fAtj noir^aavxoq öagrioexai.
' -^ »..^\jt-s.'
Texte und Untersnchiuigeii in La 12, 4S. 34g
haad feeic berahit sich die (aus Aegypten stammende'^
Pistis Sophia mit Origenes ebenso sehr als sie von dem
canonischen Lacastexte abweicht. Hermas geht auch hier seine
eigenen W ege.
Le. li, 48^
a. Pistis Sophia p. 198. 21 ed. Schwartze et Petermann.
quod ab uno quoTis, cui concreditum est plus, expetent plus.
b. Iren. IV, 27, 2.
et quibns plurimam dedit, plnnmum ab ei exiget.
c. Ephraem Syr. Opp. I, 1 14 F.
;rco^ xap ov öeöoixaoi rov Xiyovta oxi xag* ol^ jroXv do-
d. Lc. 12, 4b*>.
jtavrl de <p edod-fi xoJiv, jtoXv ^rjttjd^ijoeTai xag^ ai'ror.
e. Cod- Cantabr. Lc. 12, 48^
xavxl äk €o eöfDxav J€oXi\ Cvr/fCovön* ajr* arrou .TfoiOöo-
Tfpor.
f. Epiph. Äncyr. c. 26. p. 3lD.
xal <fr,öiv o ayiog Xoyog' to ölöorai jrsQiOOorsQov, jtsQtooo'
xeQov (utaiTTiCovaiv avror.
g. Clem. AL Strom. II, 23, 146. p. 507.
OT£ <ü xXetov iöo&i], ovTOQ xal axairrfd^fjOirai.
h. Just. Apol. 1, 17. p. 64 E.
foq 6 XQiorbg ifii^wosv ibt(DV* qj nkiop eöooxev 6 ^(oc,
xXiov xal ojiaiTfi^riCBxai nag avrov,
i. Hieron. in Malach. II. V, l. 2.
cui plus dederint, plus exigent ab eo.
Mit Rücksicht auf v. 48° und den Parallelismus der Glieder
mochte man unter den Varianten: do&rjoeTai^= ölöorai ^=^060-?]
= eöcoxBv = iöoTjcav die letztgenannte Form für die dem Urtext
entsprechende halten. Die Varianten jtoXv = jtXeoVy jtXetov =
plus = jtBQiöCOTSQOV = plurimum^ gehen auf MS*'*!» C^relp ==
expetere = exigere = alrslv = anairBlv auf tijpa zurück. Vgl.
zii Lc. 12731; 11, 29.
350 Aussercanonische Paralleltexte so Lc
Ic, 12, 48«.
a. niöTig 2oq>la. Anger Synopsis p. 145.
ort navxl cd hjtioxevcav xbqiccov, ^tjri^oovci jtsQiooop cwt'
avTov.
b. Pistis Sophia p. 198, 23 ed. Schwartze et Fetermann.
et cui commiserunt multa, postulabunt ab eo multa.
c. CyrilL AI. de adorat. p. 123.
CO yaQ 7€oXv jtaQeß'SVTO, jioXv ^rjrijcovöiv an ovrov.
d. Const. II, 18. p. 33, 12.
cp ycLQy q>nöly jcagi&evro JtoXv, jtSQiöoorsQOv äjtairijöovot
nag avTov.
e. Macar. Hom. XXIX, 7.
xal CO noXv xagid^evro, JtsgiöOorsgov djtaiTi]öovöiv avrov.
f. Cod. Cantabr. Lc. 12, 48°.
xal CO xagid-BVxo JtoXvj nXiov ajcair^oovoiv avrov.
g. Lc. 12, 48°.
xal CO jtagi&svro xoXv^ jtegiaaorsgov alrriöovoiv avrov.
Die Varianten committere = credere = ytagarl&so&ai führen
mit Bestimmtheit auf "T'^pBri zurück. Vgl. z. B. Ps. 31,5(6):
l'^pfcÄ = LXX: Jtagad'TJCofiai, Femer geht na'^Jl auch hier in
die Übersetzungen jtoXv = multum = nXiov = jtBgiCöov = xe-
giCOorsgov aus einander. Endlich ist für alrstv = axairetv =
C,f]rBtv an dieser Stelle wahrscheinlich bt^W vorauszusetzen, da
in den parallelen Satzgliedern wohl synonyme, aber nicht iden-
tische Ausdrücke gebraucht zu werden pflegten.
Mit dieser Schlusssentenz geht der — an Varianten besonders
reiche — Abschnitt Lc. 12, 35—48 zu Ende, dessen Tenor im dritten
Evangelium am vollständigsten erhalten ist.
Ic. 12, 49.
a. Hom. Clem. XI, 19. p. 114, 35.
jtagaB^elg dvrl jrXavrig rolq vfj^aCiv coöjtsg jtvg ifißaXoov,
Texte und Untenachaogen za Lc. 12, 48. 49. 351
b. Hom. Clem. XI, 3. p. 108, 37.
xai ovrcDg vfiwp 6 vovg Pf}tpag xal coCxsq xvq vxo rijg
rot: jtififpaPToq ^fiäq öiöaoxaXiag i^aq>&€ig elg ogy^ rä
xaxa xtjq ijti^filag dvakmoai övvijß^y.
c. Clem. AL Eclog. proph. § 26. p. 996.
xäi 6 ca)rrjQ keyaf xvq rjX&op ßakelv ^^'^J^/^TJ^-
A Philastr. c. 156. p. 1S3.
ut ait: Ignem veni mittere in mundum, quam volo, ut accen-
datur ocius.
e. Pistis Sophia p. 189, 9 ed. Schwarize et Petermann.
De yerbo ovv remissionis peccatorum dixisti nobis olim in
xccQüßoJLy dicens: Teni ad injiciendum ignem in terram,
atque etiam, quam velim (ardeat).
Pistis Sophia p. 233, 18 ed. Schwartze et Petermann.
Propter hoc dixi vobis: veni ad injiciendum ignem in terram.
f. Macar. Hom. IX, 9.
xai rc5 d^sim xal ixorgavlco jcvqi, o 6 xvQiog h rfj yy fjXd-s
ßaJLilv xai d^iXei iv raxei dvag)^Jjvai.
g. Macar. Hom. XXV, 9.
TOP djtovra' jtvo IXd-op ßalelr sie rrjp yfjPy xäi xl d-iXm
h. Macar. de custodia cordis c. 12.
öio Xiyu 6 xvQiog' Jtvg rjXd^op ßaXelp hjti xriv yTjP, xai
tjO-^Xrioa el tjör] apr]g){h].
i. Lc. t2, 49.
jtvQ TjXß^oP ßaXslv Ijrl xtjp yijp, xäi xl *^^«^ J^J7^gJ^W?;5*
k. Orig. Philocal. XXVIL ^^
xäi el&e Ö6 kxdrj.
In diesem urevan gelischen Logion erklären sich aus dem
Hebräischen folgende Varianten: ßaXetp = kfißaXetP = injicere
= mittere = tj'^bon, dpaq>B^T}pat = i§ag)d^fjpai = xaletp = "ija,
ixi xfjP yfjp = slg xi]v yijv = Lp xf] yfj == in mundimi »= f'JfiJS
(zu mundus = xoOfiog = f\tf vgl. Heft 11, 397), ocius = kp xax^t
^ijÖT] = ü?«, t3?tt?. Vgl. Ps. 2, 12: tD?ia3 = LXX: h xdxei,
Ps. 94, 17: t3?tß = LXX: jtagaßQaxv (zeitlich). Ausserdem
352 AuBsercanoniBclie Paralleltexte zu Lc.
leitet die Variante des Ori genes: sl&s auf das hebräische Stamm-
wort ib. Vgl. Hiob 6,2: i^ = LXX: sl y&Q = Symm.: €l&s,
Hiobl6,4:')b = LXX: et ye = Symm.: eZ^arNum. 14,2: 'OM-Vb
= oq>sXov anBd'avofABv^Bhnlicli Num. 20, 3. Jes.63, 19: nyiß'Äs^b
0*1)3©' ^Vulg.: utinam dirumperes coelos. Von diesem ^ ist
die Phrase xl d-iXm sl als Umschreibung, sld-e als exakte Über-
setzung zu betrachten. — Ein Anklang an unser Logion scheint
noch vorhanden zu sein in den Test. XII patr. Benjamin c. 9:
xal fisraßijöSTai xo Jivevfia xov d-sov ijtl xa i^vri coq jtvQ
ixxvpofisvop,
Lc. 12, 60.
a. Ephraem Syr. Ev. concord. expos. ed. Mösinger c. 19. p. 229.
et alio loco: Baptismus instat mihi, quo baptizer.
b. Iren. I, 21, 2 =» Epiph. Haer. XXXIV, 19. p. 255 B. (Marcosii).
xal xovx* slvai ^egl ov Xiyec xal aXXo ßajtxiOfia €x<o
ßajtxiö&fjvai^ xal jtavv kjtelyofiai elg avxo.
c. Epiph. Haer. LXIX, 60. p. 784 D.
xaL ßajcTiöiia Ix^ ßajtxioO^fjvai, xal xl O^iXm el tjöt] ißa-
JtxlCd^TjV.
d. Epiph. Haer. XLII, 3. p. 304 D.
BXeys xotg (laO-rixalg' ßajtxiO/ia exoo ßajtxioB^fjifai, xal xl
d^eXo), sl ijönxsxsXexa ß^^ro^
e. Pistis Sophia p. 189, 11 ed. Schwartze et Petermann.
atque etiam explicuisti g)avB()oyg dicens: est mihi ßamriöfux^
quo ßanxioa}, et quomodo ave^o), donec impleatur.
f. Lc. 12, 50.
ßdjtxiOfia ÖS exco ßajtxtöd-TJvai, xal jcmg 0wix,<^iiaiy^jmg
oxov xeXaoü^i],
-■* ^ ."-s-
Dieses Logion hat der zweite Evangelist Mc. 10, 38. 39 in
den Worten: JJ x6 ßaütxtOiia o iyci ßajtxl^ofiai {= Cod. Colb.:
baptismo, quem ego baptizari habeo) ßajtxtcd-ijvai — xal xi
ßajtxiOfda o lyco ßojtxl^ofiai ßojtxiod^^öeod-e — anklingen lassen.
Vgl. Heft II, 257 ff. Aber in seiner ursprünglichen Vollständigkeit
und an seinem originalen Standort hat diesen Spruch nur der
dritte Evangelist erhalten. Doch finden sich dazu mehrfache
Texte n. üntenuchimgen zu Lc. 12, 50. 51 . g53
«ussercanonische Varianten: est mihi ßaxriöfia ^= hAptismxxs in-
stat mihi *= ßojirtöfia I^cd, ebenso: öjtevdco =» jtäw ijtslyofiOi
= qnomodo aPB§<D = rl d^eXo) = jtAg cvviyouai^ ohne dass es
möglich sein wird, den hebräischen Urtext dazu wieder herzu-
stellen.
Lc. 12, 51 = Mt. 10, $4.
a. Hohl Clem. XI, 19. p. 114, 35.
ifißaXfov xriv xaxa rov ivsÖQSvöaprog oqyV^ (laxalga
ioixvlcev.
b. Iren. I, 3, 5.
iv t(p sljtetv ovx TjXd-op ßaXelv elgi^PT/v, älXä (i&xaiQOV.
€. Syr. Cur. Mt 10, 34
ovx fiZd-op ßaXetP elQi)p7}P kxl xi}p yfjPy dXXä SiafiSQiJa/iOP
öuzpoiäp xcä fiaxaiQap.
d. Orig. Opp. III, 188.
fifj vofilöTjTB, ort fiXB-op ßaZsTp dQ7jVf}P^ aXXa ftaxaigap.
€. Pistis Sophia p. 189, 13 ed. Schwartze et Petermann.
Opinamini, me venisse ad injiciendam siqtjpijp in terram?
I^eutiquam, aXXa dissidinm, quod ad inmiittendnm veni.
f. Lc. 12, 51.
öoxstre, ort dQiqpi}p JtaQSYSPOfirjv öovpai [Cod. Gantabr.,
Syr. Cur.: ^o£^öat = Syr. Sin.: ßaXelp] ip r^ y^i; ovxL Xi-
yco v(ilp^ dXX' // diafiSQiOfiop.
g. Eus. Dem. ev. VI, 20, 15.
xal avd^ig' firj POfilaTjrs, ort r/Xd-op slgrjprjp öovpat ip rij
7J/i ovxi, XiycQ vfilp, aXX ?} öiajiisQiOfiop.
h. Mi 10, 34.
firj pofiiorjTS, on t/X&op ßaXslv sIq/jptjp ijtl tt/p ytjp' ovx
jßd-op ßaXelp elQrjprjp, dXXd (laxaiQap.
i. Dial. de recta fide. Sect. II. p. 824 C.
ovx f/X&op ßaXelP elgtjptjp, dXXd jtvQ,
Dass dieses Logion ursprünglich dem ganzen Gontexte Lc.
12, 49 — 53 angehörte, erkennt man ans den Homilien, welche
mit Varianten, aus denen die Unabhängigkeit von dem canoni-
Texte a. Untersuchungen X, 3. 23
354 Aussercanonische Paralleltexte zu Lc.
sehen Lucastexte hervorgeht, Hora. XI, 19 den Zusammenhang'
von Lc. 12, 49. 51. 53 deutlich erkennen lassen. Vgl. p. 114, 31 ff.
oB-sv 6 tfjg dXfjß^slag XQoq>i^rrjg Jtokv xov xoOfiOP jtBxXavtniipov
slöcog Tcdi x%i xaxla ovpd^sfievov löcov ovx ^yccjiTjOev rfjp jtQog
avTOP bIqijptjp — vgl. Lc. 12, 51 = Mt. 10, 34 — wg ix xXapf^g
övpovoap. ort elg xiXog Ijn^igei jtaoip rolg JtQog xaxlap Ofio-
ypfDfioPovCip JcagaO-elg apx\ jtXap?]g rolg Pfjtpaaip äajteg xvq
iftßaXmp — vgl.Lc.l2, 49 — x^p xaxä xov ipsÖQevoapxog ogy^jP
(laxalga — vgl. Lc. 12, 51 = Mt, 10, 34 — ioixvtaPj XQOxelpag
Xoyop apaiQBt x^p aypoiap xfj ypoiöet, (DOJtsQ xißpcop xal x«?-
qIC^cop — vgl Lc. 12, 53 = Mt. 10, 35: öixaoai — ^äprag ajto
x<5p p6xq(5p. Hier ist deutlich unser Logion nachdem Matthäus-
texte — vgl. fiaxaiQa — vorausgesetzt und doch der lucanische
Gontext beibehalten. Nur dann würde man auch hier den luca-
nischen Context verkennen dürfen, wenn Tertullian adv. Marc.
IV, 29 recht hätte, indem er von dem Lucas text behauptet:
Machaeram quidem scriptum est — und die lucanische Lesart:
öiafi€QiOfiog auf eine marcionitische Textänderung zurück-
führt. Aber alle Listanzen bezeugen ausnahmslos für Lc. 12, 51
die Lesart: öiaiiBQiOiiop. Ist dieselbe als eine redaktionelle Ab-
schwächung des urtextlichen naxaiga zu betrachten? Oder
stammen beide Ausdrücke aus H'^'l, welches die LXX mit ^ix^,
apxiXoyla, aber 2. Sam. 22, 44 auch mit (i&xaiQa übersetzen? Zu
den anderen Ubersetzungsvarianten //;/ vo/iloTjxe = öoxelxe =
?^ntinrin vgl. Mt. 5, 17. Heft II, 78. Die Varianten nid-op =
jtaQByspofitjp = "^riKa erklären sich selbst. Endlich ßaXetp =
ifißaXelp, öovvai = JtoifjOai dürften sich durch Dito, D'^On er-
läutern lassen, wie man aus den LXX nachweisen kann. Wenn
Harris das jcoirjoai des Cod. D aus dem lateinischen pacem
facere ableiten möchte, so spricht schon die altsyrische Version
zu Lc. 12, 51, welche dieselbe Lesart besitzt, gegen eine
solche Annahme.
Lc. 12, 53 = Mt 10, 36. 36.
a. Lc. 12, 53.
diaf/SQiO&i^öovTai jcaxijQ ijti vlco xcu vlog kju Jtaxgl, fdrjxrjQ
ijil d^vyccxeQa xäi B-vyaxrjQ im fiT]xeQa, ptep&egä ijcl xfjp
pvfi^ijp xal pv(iq>t] Inl xijp jtspß-SQap.
Texte und Untersuchungen zu Lc. 12, 53. 54. 55. 355
b. Mi 10, 35. 36.
fjlß-ov ycLQ öixaoai avß'Qcojtop xaxä xov jcatQoq avtov xal
d^axBQa xata rijq firjTQog avrrjg xal trvfiq>riv xara rnq
XBvd-BQaq avrrjg, xai ix^^Qol tov avd-Qwjcov ol olxuzxol
avrov,
c. Pistis Sophia p. 185, 22 ed. Schwartze et Petermann.
de hoc yerbo ovv dixisti nobis. olim: inimici hominis sunt
incolae suae domus.
d. Hom. Clem. XI, 19. p. 115,4.
aoTfjQlag yccQ x^Q^^ ^^^^ vjisl^ag ajtBid-ovg ixcogl^exo Jta-
XQog Tj xai JtaxTJQ xixvov 7) xsxovCa d^axgog 7} ^vyaxijQ
(itjXQog Tcai axa§ajtX(5g övyyEvelg övyysvcov xal tplXoi öw-
fjd-WV,
e. 4. Esra 6, 24.
xal iöxac kv kxBlvq) x(p xaigo) xaxaxoXefir oovai q>lXoi
fiXovg iog kx^Q^^'
f. Mich. 7^ 6 LXX.
dioxi vlbg dxifia^ei staxiga, d-vyaxrjQ ijravaaxi]öexai Ijrl xfjv
urrxiQa avxrjg, vvfitprj kjcl xfjv jtev&egdv avxijg, h^Q^
jtdvxsg dvögog 01 ev reo olxq) avxov.
Als Übersetziingsvarianten sind in diesem Redetheile öiafie-
ol^etv (Lc.) = öixd^sip (Mfc.) = ycöo/ge^j; (Hom.) = l'^^tTlTviog
= xixvov = "ja, i"^'^'7g^^^^^'5öa = DA, olxiaxol = CvyysvBlg
= rfn-'^la (vgl. Eccies. 2,7: ri^n ^^ = h1C&^:^oUoy^Blg) oder
nach Mich. 7, 6 n^?"'^^??^ zu constatieren. Man vgl. noch oben
S. 175.
Orac. Sibyll. 11,118.
'Ex^gd 6b xixva yovBvoiv, ddBkg>Biol xb öwalfioig.
Lc. 12, 64. 55 = Mt. 16, 2. 3\
a. nioxcg Uo^la. Anger Synopsis p. 145.
oxav 6 dpBfiog djta ßoggä egxt]xat, bIöbxb oxt tpvxog BOxac
oxay voxog i§igxT]Tai, biöbxb oxi xavfia xal xavöa)P loxai =
Pistis Sophia p. 220, 20 ed. Schwartze et Petermann,
si^^ventus^^agj^ (in marg. frigus futurum
23*
356 AoBsercanoiiische Paralleltexte bu Lc.
esse, si ventus auster exierit, scitis) xavfia et aestum futu-
rum esse.
b. Lc. 12, 54. 55.
oTav^6rjXB^^JXi}v^vatiXXovnav kjtl (Syr. Cur. äjib)
övufiSv, sv&icjg XiyexB ort ofißgog igxBrai, xal ylvBxai
ovx(Dq' xcu orav vorov jtviovxa, Xiyers ort xavawv sorai,
xal ylvexai,
c. Mt. 16, 2. 3*
oy^lag yevofiivtjg XiyBxB' evöla, JtvQQa^si yaQ 6 ovQavog'
xm XQWc' oi]fi€Qov x^''!^^^} xvQQa^ec yog oxvyva^tov o
ovQavog.
Obwohl, wie namißntlich das Folgende zeigt, auch der ganze
Charakter des Logion an die Hand gibt, eine ältere Quelle hinter
diesen Parallelen liegt, so ist der Urtext doch nicht wieder her-
zustellen, wahrscheinlich weil die Übersetzer wie die Redaktoren
von ihrem klimatischen Gesichtskreis aus die bei ihnen üblichen
Wetterprognosen in den Text dnschoben. Die Fassung des
ersten Evangelisten leidet besonders an Undeutlichkeit.
Lc. 12, 66 = Mt. 16, 3«».
a. Pistis Sophia. Anger Synopsis p. 145.
el otöaxB x6 jtQOOcojtov xov oigarov xal xfjg yijg kx xäv
avB/iWP =
Pistis Sophia p. 220, 22. ed. Schwartze et Petermann.
Nunc igitur dicite iis, si cognoscitis faciem coeli et terrae
e ventis.
b. Lc. 12, 56.
vjcoxQcxal, x6 jtQoöwjtop XTjg yijg xal xov ovQapov olÖaxB
öoxifid^Biv, xov ÖB xaiQOP xovxov jc(5g ov öoxifiaCBXB;
c. Syr. Cur. Lc. 12, 56.
txoxQixalf x6 jtQoöoojtov xov ovQavov xal xrjg yrjg olöaxB
öoxifiä^BiP, xov öl xaiQov xovxov xal xa ö7]fiBta avxov ov
ÖoxifiaCBXB ;
Texte und Untersuchungen zu Lc. 12, 56. 58. 357
d. Mt. 16, 3^.
TO (ihv xq6oc3XOV tov ovQavov yivcioxere öioxqIvbiv^ ra
6k Of]fd€la rwp xatgmv ov övvaöß'e;
In diesem Redetheil tritt der Qnellentext in den Varianten
sldivai = yivdöxeiv = TX"^ (vgl. Lc. 10,22; 12, 46. 47), sowie
ooxifia^siv = diaxglvBtv = Itia deutlicher hervor. Original ist
wafirschemiich auch der charakteristische Ausdruck: DT^l^n Mini^
a» ra öijiisla rmv xaigäp, das lucanische rov xaiQov eine
Kürzung davon. Hierzu notiert Nestle noch, dass bei den ein-
geborenen Bauern Palaestinas die Zeit der Früliregen (im Herbst)
.el wasm el bedri", d. h. „das frühe Zeichen" heisst, weil diese
Begen das Zeichen zum Beginn des Pflügens geben. Nestle
verweist darüber auf Chaplin- Kersten, das Klima von Jeru-
salem. ZDPV 14 (1891) S. 96.
Lc. 12, 58* = Mt 5, 25».
a. A16. XIV, 2.
xaq 6\ o ix^^ "^V^ afig)ißoXiav fiBxa rov staiQov avzov
lifj öwsX&dr<D vfilVy ?cog ov öiaXXayAotv.
b. Hom. Clem. XI, 11. p. 111, 34.
diaXXayTjTB Bavrolq.
c. Clem. AI. Quis div. salv. c. 40. p. 958.
iva evQsd^g ijtl rfjq i^oöov jtQog rov avxlöixov Ivxavd-a
öiaXsXvo&ai g>d'ava)v.
d. Exe. Theod. § 52. ap. Clem. AI. p. 981.
[0 Ccorrio] xäl astriXXaxd-at avrov [sc. roß avridlxov] noQ-
aiVBl xaxa xfjv oöov, fifj x^ g>vXax^ jfSQUticwfiev xäi x^
xoXaöBi.
e. Mi 5, 25».
tö^i Bvvodv x(p ävxiölxq} öov xaxv^ ?coc; otov sl fiex^ av-
xov kv x^ 66w.
t Diatessaron Arafo. p. 15^ ed. Giasca.
Esto consentiens adversario tuo cito: dum adhuc es cum eo
in via, da pretium, et liberare ab iUo.
g. EvaDgeliarium Hieros. p. 115. 116.
Esto cantus [l«oo\] adversario tuo eito^ dum es cum eo in via.
358 Aussercanonische Paralleltexte bu Lc.
h. Iren. I, 25, 4.
Propter hoc diount [sc. Carpocratiani] Jesum hanc dixisse
parabolam: Quum es cum adyersario tuo in yia, da operam,
ut libereris ab eo.
i. Epiph. Haer. XXVII, 5. p. 106 A.
xäi TOVTO ioti, g>aölv [sc. ol KoQxoxQaoioi]^ ojibq 6 ^Iffiovg
kv TW evayyeUq) elxe dia xijq jtaQaßoXijg ort lö&i evi^oSv
T(p dvrtölxq) Jov, iv q> sl hv rf] oöm /der ovrov, xal 66g
kQfaClav ajtfjXXaxB^ai djt avxov,
k. Lc. 12, 58*.
(og yciQ v^täysig fierd rov dvxiölxov oov ijt oQXpvra^ iv
t%} o(Jc5 66g Igyaolav djttjXXax^ai djt avrov,
1. Pistis Sophia p. 186, 9 ed. Schwartze et Petermann.
de hoc verbo ow, mi domine, dixisti nobis olim: esto recon-
ciliatus cum tuo adversario, eg)^ ocov es in via cum eo.
m. aem AL Strom. III, 4, 36. p. 527.
xai usrd rov dvxiölxov ßa6lC,G)v tplXog avxov JteiQad-ijxi
ajtaXXayfjvaiy g>ri6lv.
Zwei Theile sind in der ursprünglichen Struktur dieses Lo-
gion zu unterscheiden, welche in dem canonischen Matthäustexte
eine Umstellung erfahren haben, aber aus der alexandrinischen
Übersetzung wieder zu erkennen sind.
Erste Hälfte.
Clem. liBxd xov dvxiölxov ßaölCco^v
'Lc. (Dg vjiayeig fisxd xov dvxiölxov aov
Iren, quum^es cum adversario tuo in via
Mt. icog oxov sl fiBx avxov kv xij orfc5.
^••N--^ «-
Zweite Hälfte.
Clem. wlXog avxov jtBiQdd-rjxi djtaXXayfjvai
Lc. ^og hgyaolav djtrjXXdxO^ai dn avxot
Iren da operam, ut libereris ab eo
Mt. Ic&i ^^}^v
^Aus dieser Parallelisierung der Glieder ergeben sich folgende
Übersetzunffsvarianten: ßaöl^eiv = vxdysiv = iv x^j odo5 slvai
Texte und Untenuchongen zu Lc. 12, 58. 359
= Ijbil oder Ifyi^ Ti^, g>lXog = evvocov =1»1K, xeiQaö&ai = öov-
rat iQyaalav = dare operam = nö3, djtaXXayijvai = ajtyiXXa-
X^cci = liberari ab aliquo = 1^10. Im Üntersclued von öcaXXdr^
TBO&ai = sich versöhnen, reconciliari, bedeutet djiaXXarrsiv^
djtaXXaxTBod-at ,,sich davon machen, sich entfernen, weggehen,
liberari ab aliquo". Vgl. das Faj jum-Fragment zu Mt. 26, 30: kv
Tc5 djraXXaysTv (= i^rjXd^ov), Heft II, 322 f., ferner Ev. Pseudo-
Petri V. 59: ixacrog djcrjXXa'fri elq top olxov avrov, ebenso
Just. Dial. c. Tryph. c. 78: öc^ dXXtjg oöov etg ttjv xtoQav av-
rwv ajtaXXayivrmv, endlich Hom. Clem. I, 6 p. 15, 3: djtaXXäö-
<Jsc9^ai als Ersatz des canonischen vjtdysiv zu Lc. 17, 14. Dieses
vorzugsweise dem alexandrinischen^^fypus angehörige djtaXXa-
yfjvat hat nun Clemens AI. mit q>lXog verknüpft: als Freund
hinwegzugehen, als Freund von deinem Widersacher loszukonmien,
gib dir Mühe = öog hgyaölav (Lc.) = xBtQctd^rt (Clem.). Erst
wenn man annimmt, dass der kürzende Lc. das (plXog = evvofSp
weggelassen hat, dass dasselbe aber zum Urtexte gehört, wird
der Urtext verständlich. Denn die nackte Mahnung: gib dir
Mühe, von ihm loszukommen '^ — hat keinen ethischen Sinn.
Auf der anderen Seite sieht man, dass auch der erste Evangelist
bei der von ihm vorgenommenen Inversion der Glieder die Worte
jtsiQad^i djtaXXayTJvai oder dbg iQyaölav djti]XXax^cci an ov-
Tov, welche sicher zum Urtext gehörten, hat in Wegfall kommen
lassen. Die Phrase: 6i6ovai iQyaötav = operam dare schliesst
unverkennbar einen Latinismus in sich. Das gleich werthige
jteiQaöd-ai des Clemens aber leitet auf das Quellenwort tll&2,
eineiTVersuch machen. Vgl Fürst II, 41. Deut. 28, 56: Vh ntJK
nriD3 = LXX: tjg ovxl JtslQap IXaßBV. Der Latinismus öiöovai
iQyaalav gehört zu den lucanischen Spracheigenthümlichkeiten
(vgL Act 16, 16. 19; 19, 24. 25), ist also auf seine redaktionelle
Behandlung des Urtextes zurückzuführen. Dem Sinne nach
kommt das ursprüngliche Logion: „Mit dem Widersacher auf
dem Wege befindlich, gib dir Mühe (unterlass keinen Versuch),
als Freund von ihm zu scheiden!* — auf die Mahnung hinaus:
öiaXXdyrjXB kavrolq. — Das esto cautus des Hieroso lymitanum
beruht sonach auf irgendwelchem Miss verstände, und das da
pretium des .arabischen Diatessaron erklärt Nestle durch:
gib Lösegeld.
360 AiusercanoniBcbe Faralleltezte zu Lc.
Lc. 12, 58* = Mt. 5, 25\
a. Herrn. Sim. IX, 28, 7. p. 254, 1.
lirjxoTB aQvovfiSvoi jiaQaöoO^otic&B slg dfOfiwrrJQiop.
b. Exe. Theod. § 52. ap. Clem. AI. p. 981.
fifj zy (pvXaxii nsQiJtiöoofiev xal t^ xokaoei.
c. Epiph. Haer. XXVII, 5. p. 106 A. (Carpocratiani).
(ii^ jtayq 6 dvxlöixoq xaQaöm ob rw xgiry xal 6 XQixijg
tS vjtTjQBTXl xal 6 vjtr/Qerrjg ßaXy ob etg rrjp ^vXaxrjv.
d. IreD. I, 25, 4. (Carpocratiani).
ne forte te det jadici et judex ministro et mittat te in car-
cerem.
e. Lc. 12, 58*.
fiflxoTB xaraavQy ob jrgog top xqitijp, xal 6 XQirijg Ob
xaQaöciOBi t(5 xqoxtoqi xal o XQaxxfDQ ob ßaXsl slg wv^
Xaxfjv.
f. Mt. 5, 25*.
uri^ori Ob xagadcp 6 avxlötxog t<p xQixy xal 6 XQixrjg rc5
vjtriQBxxi^ xal Big gjvZaxrjv ßXrid-fjOfj.
g. Pistis Sophia p. 186, 11 ed. Schwartze et Petermann.
fifjjtwg tuns adversarius tradat te XQixy^ et xQirng tradat se
[I. te] vJtTjQBTijy et vxvQBxrjg inunittat te in carcerem.
Die Varianten XQtri]g »» aQxa}v (in Lc. 12, 58a) s» ps)^, ganz
wie zu Lc. 12, 14, femer vjtrjQerrjg = jtQaxra}Q=^ "^tDiW, sodann
^vkaxfj *=» 6BOfia}Tf]Qiov ^^ietzteres auch bei Origenes Opp»
XVÜ, 238 ed. Lommatzsch) = Kbsn-n^S oder -ittjyarrn^a, end-
lich ßXfj&fjvai **= jtagado&TJvai = ]ro weisen auf den fortgesetzten
Untergrund des hebräischen Urtextes hm.
a. Aiö. I, 5.
xal ovx i^sZBvOBrai ixBl&BVj (liXQig ov axoöm top box^'^o^
b. Epiph. Haer. XXVU, 5. p. 106 A. (Carpocratiani).
dfiTJv Xiym ooi^ ov fitj i^iX&yg kxBt^BV^ iog av axodmg
TOP ioxaxop xoögapxrjp.
Texte und Untenachungen sn Lc. 12, 68. 59. 18, 1. 6. 351
c. Iren. I, 25, 4. (Carpocratiani).
Amen dico tibi, non exies inde^ donec reddas novissimum
quadrantem.
i Mt 5, 26.
XOV ioXCCTOV XOÖQCCirtTjV,
e. Lc. 12, 59.
kiya} 001, ov fit} ^g^^^//s ixsl&ep, t(og xal ro loxatop Xb-
XTOP djiodcßg,
f. Pistis Sophia p. 186, 12 ed. Schwartze et Petermann.
et haud exeas inde, usqne dum dederis ultimum Xejtrop.
Der Ausdruck xoÖQdvrng, welcher von Cod. D auch in den
lucanischen Text aufgenommen ist, repraesentiert sicher neben
Xejtrop die variierende Bezeichnung einer jQdischen Münze.
Le. 13, 1.
a. Epiph. Haer. XLII. p. 314 C.
Tjp xaQOxexofifisvov djto rov' rjXd-op riveg dpayyiXXoPTSg
avr^ xsqI tcdp FaXiXalcop, cop ro atfia övpifii^s üiXarog
fiBza T(DP dvöitSp avxdiv fa>s r^g JtaQoßoXrjg
TTJg öVTcfjg,
b. Lc. 13, 1.
jtag^aap 6i ripeg kp avrtp zq xaiQw cbtayYiXXoPTBg avrm
Jtsgl Tcop FaXiXalo^Py cdp ro alfia ÜeiXarog eiii^ev (isrä
r<5p dvöifSv avrwp.
Die Perikope Lc. 13, 1 — 5, welche Marcion nach dem
Zeugniss des Epiphanius weggelassen hat, ist von Lc. jeden-
falls aus einer anderen Quelle als der des Urevangeliums ge-
schöpft. Abgesehen von den obigen Varianten im Epiphanius-
Texte finden sich zu dieser Parabel keine Varianten von Interesse.
Le. 13, 6.
a. niörig IJog)la. Anger Synopsis p. 146.
cvxTJp slxe apd-Qcojtog rig ip rm dfijteXtZpi avrov' ^X&e dh
^ijrcop xaQjtop avr^g xal ovx evgev =
362 AuBsercanonische Paralleltezte zn Lc.
a. Pistis Sophia p. 196, 20 ed. Schwartze et Petermann.
de rebus ovv quae ^EMstae sunt ei, dixisti nobis oüm in
jtagaßoXyj dicens: erat homini arbor ficus in sua vinea.
Yenit de quaerens ejus xaQxov^ et haud reperit quidqnam
in ea.
b. Lc. 13, 6.
övxfiv üxiv Tiq nBfpvxtviiivTjv kv tc5 dfijtsXcSvi aurov, xäi
TjXd-sv CfTftäv xaQjtbv kv avrf] xal ovx bvqev.
Dagegen die Parabel vom Feigenbaum ist ein echter Be-
standtheil der Logia. Sowohl in der Pistis Sophia als im
Syrer Curetons fehlt nBq>VTev(iivrjv — vielleicht ein redaktio-
neller Zusatz des Lc. zum Quellentexte.
Lc. 13, 7.
a. Pistis Sophia p. 196, 23 ed. Schwartze et Petermann.
Dixit coram hortulano: en! tres annos venio quaerens tcoq-
7€ov in hac arbore ficus et haud invenio ^) quidquam in ea.
Exscinde eam igitur, quapropter reddit mutilem quoque
terram?
b. Cod. Cantabr. Lc. 13, 7.
BhtBV JtQog TOP dfijteJiovQYov' Idov ?r?/ XQla, a(p ov egxo-
liai ^TjTcov TcaQjtov kv zf] ovxf] xavxn xal ovx evQlöxto'
q)iQB TTJv d^lvTjp, Bxxotpov avTi^v, Ivaxl xal x^v fffv xax-
aQYBt;
c. Orig. Opp. III, 246.
firixoxB iXd-cop 6 ötojtoxrjq bIjt^] ' ijöi] xgla Ixrj tgxofiai ijd
xyjv övxfjv xavxTiv^ xal xagjtov ovx rjvByxBV,
d. Lc. 13, 7.
BljtBv OB jtQoq xov duxBkovQYov' Idov xgla fr», äq>^ ov Bgxo-
fiat ^r/xäv xagxov kv xf] övx^ xavxij xal ovx Bvgloxoi*
Isxxotpop avxr^v Ivaxl xal xtjv Yrjv xaxagr/Bl;
e. Hippol. Philos. p. 262. (Ex Docetarum libris).
^fjxovfiBvog xagjcögj ig/ ov fjXd-BV 6 ^tjxcöv, ^tjol, xglc xal
ovx fvgB,
1) Nach C. Schmidt richtiger lucrori
I
4
Texte und üntersuchangen zu Lc. 13, 7. 8. 363
Der aussercanonische Textbestandtheil des Cod. Gantabr.:
g)tQe Tfjv a&jivriv, obwohl von dem syrischen und den lateinischen
Trabanten nicht vertreten, trägt doch ganz den Stempel der
Ursprünglichkeit und der Anschaulichkeit in den echten Logia,
zumal den Oleichnissreden Jesu. Man vgl. dazu Lc. 3, 9 = Mt.
3, 9: rj a^lvti xQoq rrjv ^iC^av rc5v öbvöqwv xelrai. Die Va*
riante der Godd. E*. 80: rov rojtov = TfjP yijv = Dip'BiT'inK
könnte echt sein. vgl. Ex. 33, 21: a'ip^ = LXX: rojtog, aber
auch yij.
Le. 13, 8.
a. niorig So(pla. Anger Synopsis p. 146.
o Sb djtoxQid^elg Xiysi aixcp' xigii fiov, aq>£g avztjv tccu
rotro To irog, ttog orov öxätpo) jcegl avzjjv xal ßaXm
xoxQlav airufj =
Pistis Sophia p. 196, 26 ed. Schwartze et Petermann.
Iste öe respondens dixit ei: mi domine, abstine ab ea etiam
hoc anno, usque dum effodiens circa eam dederim fimum ei.
b. God. Gantabr. Lc. 13, 8.
6 dh äjtoxQid-elg Xiyu avxoy xvQis, ag)€g avTfjP in rovxov
Tov iviavTOV, ?(Dg orov oxatpcj jtsQl avzTjv xal ßaXm xo-
(pivov xoxqIcop,
c. Lc. 13, 8.
o öh djtoxQiO-sig kiyst avrm' xvqib, ag>eg avT7]v xal rov-
xo xb Ixog, iog oxov öxd^co jtSQl avxTjv xal ßdXo) xo-
JtQia.
Den Zusatz: x6q)ivov xojiqIop hat God. D mit acht Italae
gemeinsam, und zwar in der latinisierten Form cofinum, cophi-
num, während die lateinische Übersetzung des Cod. D qualum
(geHochtener Korb, besonders Spinnkorbchen) bietet, ^chon
dieser umstand spricht gegen die Annahme von Harris J) dass
ursprünglich squalem (Schmutz) gestanden habe, also kraft eines
pleonastiachen tumor Africanus: squalem stercoris, dass daraus
1) Vgl. Heft I, 28 ff. über die Hypothese von Harris, wonach der
griechiache Text des God. Bezae aus dem Lateinischen (d) zu erklären sein
sollte.
364 Aossercanoniache Paralleliexte zu Lc.
durch MissTerstaadniBs qualum enistaiiden sei und dafis davon
daa griechische xo^ivov seinen Ursprung herleite. Gehort doch
vielmehr der Ausdruck xoq>ivog nach Mc. 6, 43 = Lc. 9, 17 =
Mi 14, 20 (vgl. Weiss, Marcus S. 228 ff.) zu den echten Be-
standtfaeilen der vorcanonischen Quelle, und trägt doch dieser
Zusatz ganz den Charakter der Anschaulichkeit wie das voraus-
gegangene g>dQ6 rrjv a^lptjv. In beiden Fällen vrerden vielmehr
redaktionelle Verkürzungen des Quellentextes durch die Hand
des Lc. geschehen sein. Zu notieren ist noch izog = ivictvrdg
= na«. ^ ^
lc. 13, 9.
a. niCTig Hoipla. Anger Synopsis p. 146.
käv dl ßZaöri^orjj itigcp irsc dq>i]aBig avTi]V' iäv öh ovx
evQlaxsig XI, ixxotpsig avri^v =
Pistis Sophia p. 196, 28 ed. Schwartze et Petermann,
quodsi de exhibuerit altero anno, sinis eam; sin de haud
repereris quidquam, exscindis eam.
b. Diatessaron Arab. p. 49^ ed. Ciasca.
et siquidem fecerit fructum: sin autem, altero anno succi-
dam illam. ^ — -
c. Lc. 13, 9.
xav fihp Jioii^ö^ xagjtbv slg ro (liXXov el de fUjyB, ixxotpsig
avxriv.
Die Variante altero anno, von zwei so weit auseinander
liegenden Zeugen wie^er^a^gyptischen Pistis Sophia und dem
aus Syrien stammenden Diatessaron, erscheint viel concreter
und daher ursprünglicher als das abgeblasste lucanische Big xo
(liXXov. Auch die Worte: sin de haud repereris quidquam clürf-
tecT original, nur von Lc. gekürzt sein. Die Lesart des Dia-
tessaron: succidam ist noch nirgends notiert, aber nach Nestle
nur ein Übersetzungsfehler Giasca's.
Lc. 13, 18. 1» = m. 13, 31. 32 = Mc. 4, 31.
a. Clem. AI. Paedag. I, 11, 96. p. 155.
ötojteQ jtayxdXcog avxog avxov i^riyoviievog xoxxm vaxvog
ehcaöev.
Texte und üntenncfaungen zu Lc 13,9. 18. 19. 365
b. Iren. I, 13, 2.
[fj x^Q^^] ^yxaracxelQOVöa rbv xoxxov rov öwansioq elg
rrfv ayad^v yr/v.
c Herrn. Sim. VIII, 3, 2. p. 178, 15.
x6 öivÖQOv rovto ro (liya x6 öxsjta^ov ütnöla xal oqtj
xäi jtaöav r^v yijv vofiog d-eov loxlv 6 öod-eig elq oXov
rov xoC/iov . . . . oi de vjto X7}V öxijcriv XaoX ovxeq ol äxov-
öccpxeg xxX.
d. Lc. 13, 18. 19.
xlvi 6(wla icxXv ij ßaöiXsla xov d-sov xäi xlvi ofioicocm
avxfjp; ofiola iöxlv xoxxq» OivaxBOoq, ov Xaßmv ap&Qcojtog
IßaXev slg x^jtov eavxov^ xal Tjv^rjoev xal hyivtxo slg öiv-
ÖQov xal xä jtsxetvä xov ovgavov xaxeöxijpwösp iv xolg
xX&doig avxoV'
e. Mt 13, 31. 32.
6/iola loxlv iq ßaCiXela ^[^^J^^^^vgoi^cSv xoxxw öivdjcBa}g, ov
Xaßcov avd-QWjtog iöJteiQsvkv^xS ayom^twxov' o fuxgo-
xtQov fiiv iaxiv xdvxanf xcov öxsQfiaxofV, oxav 6h av^rjd^j
fi^^ov xdov Xaxavwv kcxlv xcH ylvexai divÖQOV, wOxs kXd'Blv
xa XBXBivd xov ovgavov xcd xaxaoxrjvotv iv xolg xXadotg
avxov,
f. Mc. 4, 30. 31.
jtwg 6(iot(6ca>(iBV x^v ßaoiXslav xov &bov t] iv xlvi jtaga-
ßoXf] avxfjv d-cofiBv; dg xoxxw öivajtBcog, og oxav öxagf]
ijtl xrjg yijg, fiixQoxBQOV ov jtavxcov xcöv OJCBQfidxov xwv
ijtl xfjg yrjg, xal oxav öJtagfj, avaßalvBi, xal ylvBxai (iBt^ov
xavxov xmv Xaxdvmv xal jtout xXadovg fiBydXovg, ciöXB
dvvaod-ai vxo xrjv öxidv avxov xä jtBXBiva xov ovgavov
xaxacfxfjvovv.
Die Perikope Lc. 13, 10 — 17 weicht im Charakter der Dar-
stellung sowie des sprachlichen Ausdrucks wesentlich vom Lo-
gia-Typus ab. Sofort fehlen auch alle aussercanonischen
Paralleltexte. Dagegen beginnt mit Lc. 13, 18 ff. die Logiaquelle
wieder zu fliessen. unter den drei canonischen Paralleltexten
zu dem Gleichniss vom Senfkorn sieht Weiss (Marcus S. 160 ff.)
die ürrelation in Lc. 13, 18. 19 erhalten, mit Ausnahme der
366 Aussercanonifiche Paralleltezte zu Lc.
Worte: IßaXev elg xrjjtov havrov. Und gewiss ist xijxog ein
von Lc. eingefügter Ersatz für das originale aygog =^ fnv^. Aber
schon das ßakXeiv = öjislgeiv = üitD dürfte urtextlich sein, nur
eine Verschiedenheit der Übersetzung. Und wie auch die sonst
so feinfühlige Weiss'sche Quellenkritik bei ihrer Nichtberück-
sichtigung der verschiedenen Übersetzungstjpen dem Sachverhalt
nicht vollständig gerecht wird, so auch hier. Selbst in der stark
umgearbeiteten Marcus-Relation des Gleichnisses sind noch Ele-
mente des Urtextes zu erkennen. Als solche sind zu constatieren:
ofioiovp = slxd^siv = jtagaßoXxi xid^ivai = TO*!! (vgl. Hos.
12, 11: iTOl^lj, wo die LXX, Pual voraussetzend, msiK lasen und
cofioici&fjv übersetzten, wahrend es ouoiwöco heissen sollte: ich
will in Gleichnissen reden, ferner Ps. 48, 10, wo Symmachus das-
selbe ITtsn durch elxd^siv wiedergiebt), femer b*T\T} = oivajtiy
wofür die attische und gewähltere Form väjtv bei Clemens AI.,
desgleichen öjislgeiv = iyxaTaöJtelgeiv = ßaXXeiv = Dito (vgl.
Jes. 28, 25: TOH C&^^LS JtvQoVy Ezech.23, 24: '^IQ"^»^
= LXX: ßaXsl, Mc. 4, 26: ßaX7j = Mt. 13, 24: CjtdQavxi\ sodann
Xov xov dygov), endlich av^avBiv = avaßalvBtv = bia (vgl.
Mc. 4, 8). ""^'^ ' -------- --•■-
Lc. 13, 20. 21 = Mt 13, 33.
a. Iren. I, 8, 3. (Valentiniani).
xal xfjv xijg Qvfirjg jtagaßoXTJv, t}p rj yw?) iyxsxQvq^ivat
Xiyaxai elg aXevgov odxa xgla, xä xQia yivr] [sc. xmv dv-
d'Q€on(Dv\ öriXovv Xiyovoi,
b. Mt, 13, 33.
dXX7]p jtaQaßoXfjv kXdXr^oev avxolg' ofiola koxiv f] ßaoc-
Xsla X(DV ovQavcov ^vfi7j, i)v Xaßovoa yvpf] iv8XQvy)ep elg
dXevQov odxa xgia, tcag ov e^vficiß-rj oXov.
c. Lc. 13,20. 21.
xal jtdXiv eljtev xivt ofJioicoöm xijv ßaöiXelav xov d^eov;
of/ola ioxiv Cvfti], tJv Xaßovoa yvvfj HxQvy^ev elg dXevgov
odxa xQia, ?a>§ ov iCvficidTj oXov.
Die ursprünglichen Standorte der unter einander eng ver-
bundenen Gleichnisse vom Senfkorn und vom Sauerteige ist bei
Texte and Untenuchungen zu Lc. 13, 20. 21. 24. 367
Lc. erhalten. Der zweite EvangeliBt löste diese Verbindung und
versetzte das Gleichniss vom Senfkorn in die Parabelreden Mc. 4,
während er die Parabel vom Sauerteige wegliess. Der erste
Evangelist folgte in der Anordnung dem zweiten, stellte aber
die ursprüngliche Verbindung der beiden Gleichnisse wieder her.
Vgl. Weiss, Marcus S. 162. Matthäus S. 350. Im Übrigen sind
die Parallelen bei Lc. und Mt. im Wortlaute fast identisch, stellen
also den reinen Quellentext dar. Nur Cod. D gibt die Einleitung
noch vollständiger, indem er Lc» 13, 18* hinzufügt: ^ rlvi ofiola
icrlv 7] ßaoiXela rov d-sov xal zlvi ofioiciaa} avri^v; — , wobei
das lucanische xäi ji&Xiv bIxbv keinen Platz fand, aber die ori-
ginale Verbindung beider Oleichnisse noch enger erscheint. Die
ausführlichere — nicht die von Lc. nach seiner Gewohnheit ge-
kürzte — Textgestalt dürfte die ursprüngliche sein.
Lc. 13, 24* = Mt. 7, 13*.
a. Hom. Clem. XVllI, 17. p. 175, 6.
xal 6 öidaöxaXoq övfigxDVcog eljtBV' slciXd'Bxe öiä rfjg axB-
PTJg xal TBB-Xi/ifiivfjg oöov, öi fjg BtöBXBVOBOd^B Big ttJp
h. Mi 7, 13».
BlöiXd-axB öca TTJg OrBPijg JcvXrjg,
c Macar. Uom. XIX, 2.
xal jiaXiP' ßia^BO&B bIöbX&bIp 6tä zjjg oxBPfjg ^vgag,
d. Anast. Sin. Quaest 5. p. 44. (ex Isidoro).
o&BP q)?]ot' OJcovöaöaxB öibX&bZp öia xfjg öxBpfjg jtvXr^g.
e. Lc. 13, 23^ 24».
o de sbtBP jtQog avxovg' dycoplC^Böd^B BlöeXd'BlP 6iä xrjg
öxBPfjg d^vQag.
f. Just, Dial. c. Tryph. c. 105. p. 333 A.
oß-BV xal 6 ^Bog öiödaxsi rjnag xal 6iä xov vlov avxov x6
jtavxwg aya>plC,Böd-ai,
Entgegen seiner früheren Meinung, wonach Mt. 7, 13. 14.
22. 23 zum Epilog der Bergpredigt gehören sollte, hat Weiss
(vgL Matthäus S. 214} später sich davon überzeugt, dass dem
Abschnitt Lc 13, 22 — 30 ein selbstständiges Bedestück der Quelle
368 AassercanoniBche Paralleltezte zu Lc.
2u Ghrunde liegt. In ÜberemfititnmuQg hiennit wird man nur
noch zu konstatieren haben, dass zwischen Lc. 13, 24 und y. 25
eine grössere Lücke yorhanden ist, welche ursprünglich durch
das Gleichniss yon den zehn Jungfrauen (Mt. 25, 1 — 13) ausge-
füllt war. YgL das Nähere im Folgenden, woraus auch klar
werden wird, dass der ursprüngliche Eingang des Bedestficks in
Lc. 13, 22 durch die Frage des Jüngers: xvQi£^ d oZlyoi ol Odh-
^ofiBVOi; — erhalten ist. Die Antwort Jesu begann paraenetisch:
ßio^eod-e (Macar.) == cxovödöaTs (Anast.) — dytovl^eoß-e (Lc.)
slosXß-eTv. Schon das Vorhandensein dieser Übersetzungsyarianten
beweist die Lrrthümlichkeit der yon Weiss aufgestellten Be-
hauptung, dass das ccyrnvl^ec^s eine yon Lc. eingeschobene Um-
schreibung und Verstärkung des quellenmassigen eloik&ave sei.
Man beachte die sprachliche Correspondenz zwischen dem ßta-
^eaß-ai hier und dem ßia^eo&ai, den ßcaaral Lc. 16, 16 = Sit.
11, 12, sowie die sachliche Übereinstimmung mit diesen Par-
allelen. Die hebräischen Rückübersetzungen gehen sowohl in
der Wiedergabe des ßia^ead^i Lc. 16, 16 = Mt. 11, 12 als in
der Übersetzung des dycovl^eod-at hier weit auseinander. Für
ßidCsC^ai würde am besten f nB als Quellenwort yorauszusetzen
sein. Vgl. 1. Sam. 28, 23: ia ^S"iB!^ = LXX: xal xagißiaCovro
avxov — , 2. Sam. 13, 25: 'ia'f'jt^l = LXX: xal ißiaöaro avrov.
Und gerade zur Bezeichnung der gewaltsamen Durchbrechung
einer Thür, eines Thors ist das Wort gebraucht Mich. 2, 13:
'^TB Vihy^ W1B Dit^3fib TiBin Jlb:?, wo leider die LXX sehr un-
- -S-— IT V - l • 1 - — TT
genügend übersetzen: öia xfjq öiaxojt^g jcqo jtQootoJtov avxoiv
öuxotpav xal 6i?jXd-ov jtvXfjp. Man ygL auch 2. Macc. 14, 41:
xai rfiv avXalav d-vgav ßta^ofisvcov. Endlich auch das
ajtov6dC,eiP wird mit dem Begriflf des f^D yerknüpft 1. Chron.
13^ 2TnnS^'3 nS"iÖ3 == „wir wollen dringend, schleunig, schnell
senden" , d. h. mit rascher Überwindung aller Bedenken. Vgl.
die Erklärer z. d. St Wie geeignet hier und Lc. 16, 16 = Mt.
11, 12, wo es sich um ein rasches Eindringen in Gottes Beich
handelt, ein Eindringen, bei dem man sich nicht erst mit Fleisch
und Blut besprechen soll! Zu den Varianten jcvlv] = d-vQa ygl.
die Paralleltexte zu Job. 10, 9.
Texte und Untersuchungen eu Lc. 13, 24. 369
(Lc. 13, 24) = Mt. 7, n\
a. Hom. Clem. VII, 7. p. 83, 31.
t/ fihv ovv T(5v cmoXXvnivcDV 6d6(; jtZaveta (ikv xal ofia-
Zcoraxrj.
b. Clem. AI. Strom. V, 5, 31. p. 664.
rfjv öh kvavxlav [sc. oöov] xi}v elq djtcoksiap rptQovOav
jcXaxBlav xal bvqvxg)QOv,
c. Orig. Opp. I, 228.
0 xf^v jcXaxBlav oöov xal svqvx^Q^^ oösvcov xfjv djidyov-
öav ijtl xtjv djtcoXeiav.
d. Notitia ed. cod. bibl. Sinait. p. 87. ed. Tischendorf.
xolg ßovXofiBPOig oösveiv xijv JtXaxBTav oöov xal evQvi/(G>Qor
xal djtdyovaav kjtl xiiv djiciXstav.
e. Clem. AI. Strom. IV, 6, 34. p. 578.
dxfpcoaGi ycLQ ötd xijg ivxoXijg, oxi jtXaxela xal evQvxcoQog
oöoq djtaysi elg xijv dxoiXaiaVf xal jtoXXol ol öieQxofievoi
öl* avxijg.
f. Hippel. Philos. p. 166. (Naasseni).
^Xaxela öh xal evQvxcoQog r) oöog f] dxdyovca elg xijv
djtcüXsiav, xal jtoXXol ttoiv ol öibqxo^ibvol öl avxijg.
g. Mt. 7, 13^
6x1 jtXaxhla t] jtvXtj xal BVQvxf^Qog yy oöog ?/ djtdyovaa
S. *% V N. X -fc^
Big xfjV djtcoXBtav, xal jtoXXoi alöiv ol BlöBQXOfiavoi öl*
aixrjg,
h, The Testament of Abraham ed. James c. 1 1 . p. 88 ff.
p. 88: xal ^ ixiga (sc. oöog) JtXaxBta xal BVQvx^^Qog, xal
bIöbv IxBl ovo jcvXag' (ila jzvXtj jtXaxBla xaxä xT/g jtXa-
xBiag oöov — p. 90: öioxi f] jtvXrj ?] jtXaxBla xwv afiag-
XG)Xo)v BOxlVj fj djtdyovöa Big xt)v djtcoXBiav xdi Big x?)v
xoXaaiv xijv almviov.
Hier ist der von dem ersten Evangelisten in seiner Voll-
ständigkeit erhaltene Quellentext von Seiten des Lc. wiederum
gekürzt. Als Übersetzungsvarianten erscheinen möglicher Weise
evQVXfOQog = oftaXog, jedenfalls aber djtdyovöa = cpigovaa =
Texte n. Untersucbungeii X, 3. 24
370 AussercanoniBche Paralleltexte zu Lc.
K'^Mil, 66BVBiv=^6iiQXBOd-ai = BlclQXBGd-aL = otoQBVBöd-ai (Cod.
SiiL) ==^ nnif^ (vgir'oben MichT %^ Sjf Die^alte" Schnft: Duae
viae geht mit ihrem Titel wahrscheinlich auf unsre Stelle zu-
rück. Vgl. Aiö, I, 1: oöol ovo bIcI, (ila xr}q ^fof/g xal fila rov
d-avdrov. Man beachte dabei, dass T\ni6 = äjtciXBca von den
LXX oft auch mit d^avaroq wiedergegeben wird. Vgl. Hiob
33,18. 22. 24. 30; 17, hT
Ic. 18, 24»» = Mt. 7, 14.
a. Hom. Clem. VII, 7. p. 83, 33.
ry ÖB acoCfOfiBVCOV [sc. oöog] oxBvfj (liv xal xQaxBla, Oci^oMa
ÖB JtQog r(p tbXbi rovg öiajtOQBvB-Bvtag ijtiJtovtDg.
b. Macar. Hom. XXVU, 20.
ijiBLÖi] ozBv/j iOTi xal TBd'XififiBVT^ 7] 6ö6g, öl avTfjg tb
TQaxsiag odot xal öioÖBvOai XQV'
c. Aristid. Apol. c. 16. p. 40 ed. Hennecke = p. 111 ed. Harris.
ovxoDg ovv avTfj köxlv ?] oöog xrjg aXijd'BUxg, TJxig xovg
oÖBVovxag avxf^v Big xi}v aldviov x^f'Q<^7<x>y^l ßaCtXBlav xfjv
ixriyyBk(iBvriv JtaQa Xqioxov iv xfj fiBXZovC^ go^.
d. Clem. AI. Strom. IV, 22, 140. p. 627.
xovxo y&Q iöxi xb eXxvO&fjvai vxo xov jtaxgog öiä jtaöfjg
xrjg OXBvrjg öuXd-opxag odov.
- - ~ ■ ^ - ,
e. Eus. Eclog. proph. III, 5. Migne IV, 1 129 B.
OXBvh xclL xBO-XtufidvT] 7] oöog v ajtayovoa Big xijv ^cd/jv,
xal oXlyoi bIoXv ol duovxBg avxijp,
f. Lc. 13, 24i>.
oxi jtoZXol, Xiyoi vyLlv^ ^rjxfjaovöiv BlaBXß-alv [Syr. Sin. adi:
öl avxTJg] xal ovx loxvöovöiv,
g. Mt. 7, 14.
oxi oxBpr} 7} jtvXr] xal xBd^Xif/fiBprj tj oöog fj ajtayovoa Big
xTjv £co?Jr, xal oXiyoi bIoIv ol BvglöxovxBg avxrv.
h. 4. Esra. 7, 7. 8.
Introitus ejus angustus et in praecipiti positus, ut esset a
dextris quidem ignis, a sinistris aqua alta; semita autem est
una sola inter eos posita.
Texte und Untersnchuiigeii zu Lc. 13, 24. 371
i. The Testament of Abraham ed. James, c. 11. p. 88 ff.
p. 88: xäl fiia nvXrj axBvfj xara rfiq ötsvf/q oöov . . p. 89:
avTT] f) JtvXri r(5v dixaloop korlv r/ ajtayovca elg ttJv ^(di^v,
xci ol elöBQXo/aepoi 6i avrfjg elq top JtaQaosiCop BQXOPxai.
k. Hippol. Philosoph, p. 166. (Naasseni).
jtBQi xovxfDP, g>r]Ol, öiaQQi^öfjP elQfjxep 6 oottJq, oti ötsp^
xal xsd-liuiJiivri kox\p ^ 666g i] auayovOa elg xtjp ^co^p,
xal oXlyoi elolp ol elCBQyofiBPoi Big avxi^p.
1. Hom. Clem. XVIII, 17. p. 175, 7.
öl* ^g BlceXBvöBCd'B elg xtjp gcoiyv.
Für das canonische xBd-Xififiivfj haben die Homilien xQa-
XCto, welches sich auch — neben xed^Xififiipt} — bei Macarius
findet. Auch bei Hermas begegnen wir diesem xgaxBla, doch
so, dass f] oQ^ij oöbg xcä 6f£aXi] der Lebensweg, dagegen ?) 6ö6$
xoarBTa der Weg des Verderbens ist. Vgl. Herm. Mand. VI, 1, 2.
3. p. 90, 25 ff.: aXXä öv xf] oQ&y 66m jioqbvov xal ouaXf], xiv
de axQBßXfiP laoop' v yag oxQBßX)} 666g . . . xgaxBla hext xal
dxapd-ciÖTjg. Als IJbersetzungsvarianten sind auch hier wahr-
zunehmen: 66evBip (Arist.) = 6io6bvbip (Macar.) = ötaxoQSVBöd^ai
(Hom.) = 6iiQxeo^ai (Clem. AI.) = eloiQXBOd-ai (Hippol., Lc.) =
jtoQBVBöd-ai (Herm.) = lüXP. Für das lucanische laxvoovaip hat
Cod. Cantabr. bvqtjöovCip, also zwar mit dem BvoloxopxBg des
Mt. sich berührend, aber grammatisch doch von ihm abweichend
und deshalb der tendenziösen Conformation unverdächtig, wobei
zu bemerken, dass K^t3 (== aram. KV^) beide Bedeutungen ev-
qIoxbip und Icxvbip in sich vereinigt. Vielmehr wird hier der
Übersetzungstypus, welchem der erste Evangelist folgte, einwirken,
indem nach vielen Anzeichen zu schliessen ist, dass der Arche-
typus des Cod. bei seinen Änderungen im Lucasevangelium von
einer Recension der vorcanonischen Quelle nach jenem nicht-
lucanischen Übersetzungstypus abhängig war. Vgl. Heft I, 32. —
Die Parallele in der Esra-Apokalypse gehört dem ältesten
Grundstock dieser Schrift (um 95 n. Chr.) an und ist Mt. 7, 13.
14 gegenüber sichtlich secundär, folglich ein neues Symptom von
dem Einfluss der evangelischen Texte auf jene jüdische Schrift.
Im Testament of Abraham findet sich noch (p. 90, 10) eine
24*
372 Aassercanonische Paralleltexte zu Lc.
Parallele zu Lc. 13, 23. 24^: jtoXlol etöiv ol djroklvfievoi, oXlyoi
6h Ol oco^ofiBvoi.
Lc. 13, 26 = Mt. 7, 22.
a. Pistis Sophia p. 200, 2 ed. Schwartze et Petermaim.
Vvxai ovv illae [vocabunt intus in] = pulsabunt xvXaq lu-
minis dicentes: domine, aperi nobis. Responsurus dicam üs:
ignoro vos, unde suis; et dicent mihi: accepimus e tuis ^i>
oxT^QLOiq et absolvimus tuam doctrinam omnem atque docuisti
nos in ^^arcmtc;.
b. Mt. 7, 22.
jroAAol kQovolv (loi kv ixelvij rf] t]fitQ(f' xvqu, xvgie, ov
Tc5 0<p ovofiari ijtQog^rjrevöafiBv, xal reo Ctp ovofiari dat-
(lovia i^sßaXofiev^ xcü rtp oo5 ovo (tax i övpafieig JtoXXäg
c. Just. Dial, c. Tryph. c. 76. p. 301 D.
xal' jioXXol SQovol fioi ttj Tiftega exelpu' xvqie, xvqib, ov
t(5 0(5 ovofiaTi ig)ayofiBv xal lytlofiBV xal XQ0Bq)r/TBV0afiBv
xal öaifiovia i^BßdXof4Bv;
d. Just. Apol. I, 16. p. 64 A.
j€oXXol 06 bQovai fioc xvqiBj xvQiB, ov rra ö(5 ovofiari i^d-
YOUBV xal ImopLBV xal övvafiBcg Bxoirjöauev;
e. Pamphil. Apol. pro Orig. c. 5.
xal- jtoXXol iQoval fioi hv IxBivy rfj W^Qa' xvqib, xvqib^
ov xm ovouaxl oov iwdyouBV xal xal ovofiaxl aov ijtlofiBP
xal xo) ovouaxl oov öacfiovia i^BßdXofiBv;
f. Orig. c. Cels. II, 49.
j€oXXol igovol (loi h ixthij t?7 f/fiBQa' xvqib, xvqib, ovxS
ovouaxl öov iwayouBV xal ro3 ovouaxl öov knlo^iBV xai
xo} ovofiaxt oov öaifjiovia k^BßdXofiBV xal övvdfiBig JtoXXag
ijtoitjöafiBV ;
g. Lc. 13, 26.
xoxB ccQ^BO&B XeyBCV i<pdyofJBV hcoTttov öov xal ijclofiBV,
xcä iv xalg jtXaxBtaig tJ/kSv tölöa^ag.
Texte und Untersuchungen zu Lc. 13, 26. 373
Einerseits der Mangel inneren Zusammenhangs zwischen Lc.
13, 24 und v. 25, welcher hier eine Lücke erkennen lässt, andrer-
seits die merkwürdige Übereinstimmung zwischen Lc. 13, 25. 26
und Mt. 25, 11. 12 flihrt zu der Vermuthung, dass die apho-
ristischen Verse Lc. 13, 25 fP. ein Bruchstück, eine Nachlese aus
dem Gleichnisse seien, welches der erste Evangelist der grossen
eschatologischen Rede Mt. 25, 1 — 13 angeschlossen hat, dessen
ursprünglicher Standort dann hier zwischen Lc. 13, 24 und y.25 zu
suchen wäxe. Selbstyerstandlich würde man in diesem Falle anzu-
nehmen haben, dass die Worte Lc. 13, 25^: aq>* ov av iyBQ^i o oixo-
ÖBCJtoxTjq zur Herstellung einer einigermassen tragföhigen Brücke
des Zusammenhangs von des Lc. Hand eingeschoben seien und
dass Lc. auch die Yerwandelung der referierenden Öleichnis»-
darstellung aus der dritten in die zweite Person der Anrede:
Tore ag^ead-e Xiyeiv xtX. vorgenommen habe. Der Context
würde dann in folgender Weise zu reconstruieren sein:
Lc. 13, 25. 26. 27»
Mt. 25, 10^—12.
xal kxXelod^f] 7] ^vQü' vOrS"
Qov 6b sQxovrai xäi al Xoiütcä
jtaQd-ipoi ktyovöar xvgis,
xvgiBj avoi^ov f)(ilv' xal
xal äjtexXeicsv rfjv d-vgav,
xal rJQ^apro 6§a) böravai xal
xQoveiv Tfjv &vQav Ziyovöai'
xvQLBj [xvqlb], apoi^op ^-
filp. xal djioxQi&^slg eljtsp , ajtoxQid-slg bIjibp'
avralg' ovx olöa vfiag^ nod-BP
ioxL TOTB rJQ^apto XiyBtp* i-
q>aYOfiBP ipcijtiop öov xci ijtl-
OfiBP xal tag jtXaxBlag tJ/icop ?-
öei^ag. 6 dh bIjibp avraZg'
dfiTjp Xiya> vfilp, ovx olöa ' dfiTjp Xiyo vfilp, ovx olöa
vfiag^ jto&BP kcxL I vnag.
Man beachte dabei, wie vorzüglich die Worte: htpayo^iBV
ivmmop oov xcä iMo(iBP — dar Mt. 25, 1 ff. vorausgesetzten
und Heft 11, 300 ff. nachgewiesenen Situation des Gleichnisses
sich einfügen. Das Hochzeitsmahl ist im elterlichen Hause der
Braut abgehalten worden. Die Nacht ist angebrochen. Das
Brautpaar schickt sich an zum Hochzeitszug in das Haus des
Bräutigams. Die Brautjungfrauen gehen der Weisung des Bräur
tigams gemäss auf die Strassen voraus, um das Brautpaar, wenn es
kommen wird, mit brennenden Fackeln zu begrüssen. Diejenigen
374 AuBsercanonische Paralleltezte zu Lc.
Fackelträgerinnen, deren Fackeln brannten, sind mit dem Bräu-
tigam und der Braut in den vvfiq)c6v hineingezogen. Draussen
vor dem Hause ist es dunkel geworden. Da erscheinen die ye]>
späteten Jungfrauen und begehren Einlass. Der Bräutigam er-
hebt sich und ruft ihnen hinaus: Ich kenne euch nicht, wo ihr
her seid. Da erinnern sie ihn daran, dass sie ja vor seinem
Auge an dem nriüp, dem Hochzeitsmahle, essend und trinkend
th eilgenommen haben und dass sie auf den Strassen, die er
ihnen selbst gewiesen, hergekommen seien. Aber er ruft
zum zweiten Male hinaus: Ich kenne euch nicht, wo ihr her seid.
Um diesen ursprünglichen Zusammenhang von jedem störenden
Elemente zu befreien, genügt es, dass kölöa^ag in Lc. 13, 26 als
eine unzutrefiPende Übersetzung des urtextiichen: tn'^'l'in 'D^^nählll
zu erkennen und die dem Contexte allein entsprechende Version:
xal rag xXaxBlaq 7)fi(3v aösi^ag — daftlr einzustellen. Denn,
wie jedem Kenner des Hebräischen bewusst ist und wie jedes
Lexicon lehrt, bedeutet rriin zuerst .weisen" und dann erst
»lehren", mit ^ verbunden „auf etwas hinweisen", nament-
lich auch trma. Vgl. 1. Sam. 12, 23: ny\'^n tllia D2n» '^D'^-lim
= LXX: xal öel^co vfilv rrjv oöov ttjv äyaO^tjp. So wird durch
das Zurückgehen auf den hebräischen Urtext ein schwieriger
Anstoss in dem Verständniss der evangelischen Texte beseitigt.
Denn das kölda^ag war und blieb in diesem Zusammenhang ein
unverständlicher Textbestandtheil, ein ungelöstes Bäthsel der
Exegese.
Nach Lichtung dieses Dunkels wird es nun auch möglich,
die Worte Mt. 7, 22. 23 = Lc. 13, 27^ in ihrem Verhältniss zum
ursprünglichen Contexte des Gleichnisses, nämlich als die An-
wendung des Gleichnisses, zu recognoscieren. (Vgl. wegen der
Auslegung und Anwendung der Gleichnisse das oben 8. 128 f.
Entwickelte.) Nachdem hier das Gleichniss selbst mit dem
zweiten: ovx olda vfiag, jtod-sv icri — abgeschlossen war, wird
Jesus in der Anwendung fortgefahren haben: [ovriDg Xiyco viilv\
xoXXol kQovolp not hv exelvu z^ W^Q9* ^cvgie^ xvqis, o\ tS
ö(5 ovofiari ijtQog)i]revöafiBV, ov r<5 atp opOfiaTi öaifiopta i^s-
ßaZofiev^ xal xw Om 6v6(iari övrafieig jtoXXag iTtoi^oaiisP ; xal
xoxB oiioXoytjöo) avxolg'
Texte und Untersuchungen zu Lc. 13, 26. 375
Mt. 7, 23. . I Lc. 13, 27^
ort ovöijioxe ayvcDP vuäg' ojto-
XcoQ€tT€ dx* kfiov ol i^ya^Ofis-
voi T^v dvofilav
djtoOTJjTS cüt ifiov JcavTsg ig-
ydrai döudaq.
Wie Lc 10, 20 Jesus seine Jünger gelehrt hat, ihre Freude
nicht auf ihre Thaten, nicht auf ihre Siege über die Dämonen
(fiTi xa jivBvnaxa [= xa öatfiovia] vfilv vjioxaoöexai) zu grün-
den, sondern auf das Eingeschriebensein ihrer Namen in das
Buch des Lebens, so zeigt er ihnen hier, dass nicht ihr xQoq>7i'
xsveiv (vgl. 1. Cor. 13, 2: xal kav exco JtQo^tjxelav, auch oben
S. 280 ff. die Untersuchung über das neutestamentliche Propheten-
thum), nicht ihre Triumphe über die öaifiovia, nicht ihre in Jesu
Namen vollbrachten Thaten (övvafi€ig\ ihnen zur Seligkeit helfen
können, dass ihnen vielmehr das nicht fehlen dürfe, was in
der Parabel als das Oel ^ die Fackeln bezeichnet werde. Man
bemerke dabei, dass das jtoXXol igovoiv der Anwendung an das
jtoXXol C^tjxrjOovöiv elöeX&etv xal ovx laxvöovoiv (Lc. 13, 24^) und
xoXXol eloiv ol doBQXOfisvoi 61^ avx^g (Mt. 7, 13b) erinnert, also
eine Antwort auf die vorausgegangene Frage enthält: sl oXlyot
ol öw^ofispoi; Lc« 13, 23. Vielleicht hat noch als Schluss der
Anwendung dieses Gleichnisses der in den Agrapha S. 301 be-
sprochene aussercanonische Textbestandtheil hier sich ange-
schlossen.
Jedenfalls lassen sich nun die von Justin, Origenes und
Pamphilus überlieferten Texte mit Sicherheit als Mischtexte
beurtheilen, in denen die Züge des Gleichnisses, das g>ay6lp und
xisiv, mit den Elementen der Anwendung, dem jcgorpriteveiv
und xd öaifiopia ixßdXXsiVy unklar ineinander geflossen sind.
Die Beseitigung des für die ursprüngliche Situation des Hoch-
zeitsmahles unentbehrlichen kvdjtiov oov und die Einfügung
des x<p oA ovofiaxi zu dem g>aY6lv und xulp lassen den se-
cundären Charakter dieser Mischtexte deutlich erkennen. Noch
weiter ist die Pistis Sophia gegangen, welche — im Anschluss
an die unzutreffende Übersetzung iölöa^ag — den Text in die
Worte umänderte: absolvimus tuam doctrinam omnem und das
q>cfYStp xcü xielp benützte, um ihre gnostisch-katholisierende
Sacramentslehre einzuschmuggeln: accepimus e tuis //t;aT^()£0£$,
indem sie dabei jedoch in dem Fehlen der Worte: dixi vobis
376 AonercanoDiiehe Pftral leitexte za Le.
olim (oder ähnlich), womit sie alle echten Herrenworte einzu-
leiten pflegt, ein verschämtes Zugeständniss der Torgenommenen
Teztlalschung erkennen lasst
Lc. 13, 27 = Ht. 7, 28.
a. Clem. Rom. II, 4, 5. p. 116, lt.
axoßaXä vfiäg xäi kQw vfilv vxaykXB ax ifiov^ ovx olöa
vfiäq, jfod^ev ioti^ iQyarai drofiiac.
b. Ephraem Syr. Opp. I, 57.
a/ifjp XiytD 001 j ovx olda ot rlq el' vxaye aji lfiot\ Igyara
Tfjg dvofilac.
c. Ephraem Syr. Opp. I, 153.
vjtaye ov djt iuov, iQyaza avoulaq^ otx olöa ö€, xo&sv et.
d. Anast. Sin. Quaest. 20. p. 236.
ayLiiv X^m ooi^ ovdijtori ob lyvmp* axox'fOQBi ax ifiov o
iQya^ofdevog rrjv dpofilap.
e. Just. ApoL I, 16. p. 64 B.
xal TOT 6 Iqco avToig' dxoxo)Q€lTB dx ifiov, Igyarai T^g
apofiiag.
t Mt. 7, 23.
xal TOTE 6fio},oYfjO(o avTotg oti ovöixoTe lyvoiv vfiäg'
dxox<OQBlr6 dji ifwv ol i^ya^ofievoi Trjv dvofilav.
g. Orig. c. Cels. II, 49.
xal iQm avTOlg' dxoxojQsTTB dx* iuoVj oti iöxh iQy&Tai
aöixlag.
h. Pamphil. ApoL pro Orig. c. 5.
xai iom avxolg' oxotodobItb dx" iuov ol iQya^ofiBPOi xijv
dvofilav, ovdixoTB Bypmp v^ag.
i. Pseudo-Cypr. de aleai c. 11. p. 28, 9. ed. Hamack.
et dominus iterum in evangelio negat peccatores et exprobrat
dicens: recedite a me omnes, qui operamini injustitiam;
nescio vos.
k. Just. Dial. c. Tryph. c. 76. p. 301 D.
xal iQci avTOlg' dvaxo:>QBlTB dx* ifiov.
Texte und Untersachungen zu Lc. 13, 27. 377
L Pistis Sophia p. 200, 7 ed. Schwartze et Petermann.
et respoDSurus dicam iis: ignoro vos, quinam sitis, &cieutes
apofiiav et malum ecog usque ad hoc tempus. Propter hoc
ite in caliginem externam =
ni. niCTig 2oq>la, Tischendorf Ed. VIII. crit. maj. N. T. p. 601.
xa\ djtoxQtd^tiq iQ<5 avrotg' ovx ol6a viiag, rlvsg löte, kg-
ya^ofievoi r/p avo/ilav xal xo xaxov tmg vir' diä zovzo
dytsQXSo&e elg ro oxoxog xb kxxog,
n. Epiph. Haer. LXVI, 79. p. 700 A.
xal iget xQog avxovg' djriX&ers djt* iftov xsxaxTjQafiivot,
0V3t(D lyvoDV vfiag.
o. 2. Tim. 2, 19.
0 (iBPxoi öxeQsbg d-Bfiihog xov d-eov bOx7jxav txcov xrjv
ctpQaylöa xavxfjv lyvo) xxiQiog xovg ovxag avxo£\ xal' äno-
oxfjxco djio döixlag jtag o 6tfOfidCo)V x6 ovoua xvqiov.
p. Test. XII patr. Dan. c. S.
djtooxijxs ovp OTTO xdöf]g döixlag.
q. Epiph. Ancor. c. 20. p. 26 A.
xal' tyva) xvQiog xovg ovxag avxol, aQa ovv xovg ovx
ovxag dyvoet; xcd' djtooxfjxe an ifiov, iQydxai xfjg dvofiiag'
ovdijcoxB ydg llyvcov vfiag.
r. Epiph. Haer. LXIX, 46. p. 769 B.
xal' djiooxt/xe djt iitov ol igyaxai x^g dvofilag' ovxco
lyva^v vfiag.
8. Lc. 13, 27.
xal kQ€V liy<o vfilv, ovx olda vfiag, jto&ev ioxi' djtoaxrjxe
dx ifiov jcdvxsg hQydxat döixlag.
t Psabn. 6, 8. LXX.
djtooxTjxe dit Ifiov jtdvxeg oi kgya^ofievoi xi/v dvoftlav.
n. Diatessaron Arab. p. 19^ ed. Ciasca.
Tone dicam illis: Nunquam novi vos: discedite a me» servi
im<
Die Beziehung Ton Mt. 7, 22. 23 und Lc. 13, 25. 26 auf die
Parabel von den Hochzeitsjungfrauen ist von Weiss (Matthäus
378 AussercanoniBche ParalleUexte za Lc.
S. 220, Jahrbb. 1864 S. 126) richtig erkannt. Freilich kann er
dabei nicht anders als in Lc. 13, 25. 26 eine ganz nngefüge,
Bild und Abgebildetes unklar vermischende Periode sehen.
Ist aber — wie vorstehend geschehen — durch Beseitigung des
kdl6a§ag und durch Ersetzung desselben durch eösi^aq der
Hauptanstoss gehoben und Lc. 13, 25. 26. 27^ als eine Nachlese
aus dem Gleichniss, dagegen Lc. 13, 27^ = Mt. 7, 22. 23 als die
Nutzanwendung davon recognosciert, also zugleich wieder eine
Kürzung durch Lc. constatiert, so ergiebt sich hier, wo Jesus
die Nutzanwendung von dem Gleichniss giebt^ mit Nothwendig-
keit die Bezugnahme auf das Endgericht (Mt. 7, 22^: ip Ixslpy
rfj r]iiiQ(}) und die Thatsache, dass von Jesus das Psalmen wort
Ps. 6, 9: "JIK ''b^'B'bS '^r'Btt T\^^ — auf seine Parusie übertragen
worden ist. Von diesem Psalmen wort ist die Version der LXX:
ajtoöxrjTB ajt kfiov jtavreg ol ^gya^ofievoi r^v avofilap in die
Lucas-Relation übergegangen, jedoch mit der Variante: hgyarat
adixlag^ während der Schluss des Septuaginta-Textes von dem
ersten Evangelisten acceptieit worden ist. Wenn von der Ten-
denzkritik die harmlose Septuaginta -Variante dpofita als eine
in antipaulinischer Werkstätte ausgeprägte Münze angesehen
worden ist, wenn sogar Weiss (Matthäus S. 219) die Meinung
ausspricht, dass die Phrase eQyaC,ao9-ai x^p apofilap als „tech-
nischer Ausdruck für die prinzipielle Lossagung vom göttlichen
Gesetz, wie sie der antinomistische Libertinismus im groben Miss-
verständniss der paulinischen Lehre von der Cbristenfreiheit pre-
digte^, zu betrachten sein soll, so genügt es, daran zu erinnern,
dass diese Münze schon längst vor Paulus in der Prägeanstalt
der Septuaginta geprägt war, dass andrerseits ]1M wie mit
dvo/ila so auch mit döixla von den LXX häufig genug übersetzt
wird und dass die lucanisch-paulinische Ubersetzungsvanante
unbedenklich auch von der judenchristlichen Schrift der Testam.
XII patr. übernommen worden ist. Auch das dxoarrjvai ge-
hört unter den übrigen Übersetzungsvarianten von 'i'^O = d^tig-
X^o9^ai=djtoxa)Qelp=drax(OQelP=vjtayeiP djto ripog — zu dem
lucanisch-paulinischen tJbersetzungstypus, vgl. Lc. 4, 13 = 2. Cor.
12, 8 und dazu oben S. 37, ferner zu unsrer Stelle die paulinische
Parallele 2. Tim. 2, 19**. Auch die Varianten: ovx ol6a vfiäg^=
ovjim %yp(X)p vuag = ovöijcoxB lypwp vfiag = "^rün*^ »"b ObVtt
Texte und üntenuchtmgen zu Lc. 13, 27. 37g
Q^riK, sowie das ofioXoyfjcto avrolg des ersten Evangelisten,
welches Delitzsch mit nibfi^b DS'Jia:^« wiederriebt (naa? = re-
spondere, mit ä contestari) sind mit dem responsurus dicam üs
der Pisti& Sophia und dem igci avrolg (Just., Örig., PamphiL)
auf eine und dieselbe gemeinsame hebräische Quelle zurück-
zufahren.
Hiemach wird es nun möglich, den grösseren Context, wie
er mit der Parabel Yon den zehn Jungfrauen zusammenhängt,
in folgender Weise zu reconstruieren.
A. Einleitung.
(Lc. 13,23. 24. Mt. 7, t3. 14.)
EhtBv äi Tig avT(p' xvqib, el oklyoi ol 000^6 lisvot; 6 6b
eljtsv XQog avrovg' ßia^sad-e [= cjtovdaaare = dycovlC^Bö&s]
slaBXd-Blp öiä TTJg öTBvfjg d-VQüg [= jtvjLrjg]^ ort JtXaxBla 7] jtv-
Xt) xoL BVQvxG)Qog [= ofiaXf}] 1) oöog ij äjtayovca [= (pfgovöa]
Big djtwXBiaPf xal jtoXXol bIoiv ol dCBQXOfiBVOi [= öiBQXofiBvoi
= ytOQBVOfiBPOi = orf^vo j/ree] rfe' avTTJg' ori OtBV)) fj jtvX?} [rj
acogot^oa], xal jtoXXol, Xiya) vfitv, ^f^rTJootxJtv bIobXO-bIv [=
öiBXd'Blvl 61 avrijg xal ovx löxvoovciv [= bvqtjoovoiv]^ xal
zBd-XififiBVi] 7 oöog f) djtayovca [= yf£()a7a>70t3öa] Big rijv ^WTjv
[= tfjv alciviov ßaöiXBlav]j xal oXlyoi bIoIv ol bIobqxoubvoi [=^
öiaxoQBvd'ivTBg = öioÖBvoavzBg = öuovxBg = od^tJorTf^] di*
avrijg [= «/^ aurz/j/].
B. Die Parabel.
(Mt. 25, 1—12. Lc. 13, 25. 26. 27*.)
TorB ofioia^&i^OBrai ^ ßaCiXsta rSv ovgavciv öixa jcaQ-
d-h^oig, atriPBg Xaßovcai rag däöag [= Xaujtdöag] avrcüv
B^fjXd'OV Big ajtavrrfiiv rov vv(ig)lov xal rrjg wfiq)T]g. jtivrs
ÖB i| avrcop rjoav iiwQal xal jtivrB q>Q6vifioL al yäg ftogal
Xaßovcai rag ö^öag [= Xa/iJtdöag] ovx iXaßov iXaiov (ibB-^ katy
rc5p. al öh tpQopifioi IXaßop BXaiop Ip rolg dyyBloig fiBrd rcöp
öaöofP [= Xaujtdöoip] tavrcop. rpoWCot^ro^ öh rov pvuwlov
iptora^av xäoai, xal al fiogal kxad-Bvdop [ajtBxoifi^jd^ijaap],
3S0 Ausaercanonische Paralleltezte zd Lc.
fiLOrjg öh vvxTog xgavyi} yiyovep' löov 6 vvfi^loq, i^igxea&B
elg djtaPTtfiiv. roxs i^y^Qd-tjcap xaaai al jtagd'ivot ixslvai xäi
kx6ofii]Oav rag öaöag [= XafiJtadag] tavrmv. al de ficoQal ralq
(pQovlfiotg dnav öoxb fjßlv ix xov ikalov v(iöiv, ort al öaöeg
[= XafiJtdöeg] ^(iSv oßivwvrai. djtexQÜhiöav öh al q)Q6vi(jiot
Xeyovoai' fujjcore ovx aQxici] r]fijv xal vfilv xogevsöd-e ftaXXov
jiQog Tovg JtioXovvxag xal ayogaöaxe tavxatg. cbteQX0(iiva}v
ÖS avxc5v [=ia>g vjrdyovoiv] ayogaöai i]Xd-€V 6 wftwlogy xäl
al ixoifiai elofjXd-ov fisx' avxov [= ovveiöfjXd'OP avxtS] alg xovg
yauovg [= slg xop pvfiqxiopa], xal ixXalo&fj /} d^vga [6 wfigxop].
vcxeqop de hQxopxai xal al Xoixal xaQ&spoi Xeyovoar xvqiBj
xvQLBy apoi^op i^fiTP. 6 ÖS iysQ&slg eljtev avxatg' ovx olöa vfiag,
jtod-BP icxi, al 6h ffQ^aPTO XeyeiP' kq>ayo(iBP Ipwjtiop öov xaL
ejtlofiep xal rag xXaxslag 7}f/(5p eösi^ag. xal djtsp avxatg'
dp)v Xiyw vfjlp, ovx olöa vfiag.
C. Anwendung der Parabel.
(Mt. 7, 22. 23. Lc. 13, 27^ Exe. Theod. § 86.)
{Ovxa)g Xiyo) v(itp)i ütoXXol igovaip /loi ip kxBlry x^ ^giig^'
xvQtB^ xiQiB, ov xm öc5 opofiaxi ij^Qo^r^Bvöaiiep^ ov x<p Om
ovofiaxt öaificvta i^sßdXofiBP, xal xcp otp ovofiaxi övpdfteig
xoXXäg ijtotijaafisp; xal roxs ofwXoyfjco} (== igw) ccvxoig' ov-
öijtoxB Bypwp [= olöa] vfiag' dxoCxriXB [= äjtox^iQBtxB = dpa-
XfOQBlxB = vjtdyBXB] djt ifiov Jtdpxsg ol igya^ofiBPOi x^p ovo-
(ilap [= ol kgydxai xfjg dpofiiag, döixlag], (oöoi öh loopxai
d^ioi)j BloaXBvOopxac alg xd ^xoifiaOfiBva dyaß-d, bU d ijti&v-
fiovOcp dyyBXot jtagaxvtpau
Ausser den vorstehenden Erläuterungen zu Lc 13, 24—27
sind Heft 11, 299 —304 die Texte und Untersuchungen zu Mt.
25,1 — 12 zu vergleichen, ebenso Agrapha S. 301.
Lc. 18, 28 = Mt. 8, 12,
a. Iren. IV, 8, 1.
iterum dicens Judaeis: Quum videritis Abraham et Isaac et
Jacob et omnes prophetas in regno coelorum, vos autem
projici foras.
Texte und Untersuchungen zu Lc. 13, 27. 28. 3g 1
b. Lc. 13, 28.
ix€l eazai 6 xXavd-iioq xal 6 ßQvyfiog rmv oöovtcop, orap
6tp€ö&€ "AßQaäfi xal ^laaax xal ^laxciß xät xavraq tovg
xQoqyrjxaq kv r^ ßaOiXelf rov ^coiJ, vfiäq 6h ixßaXXofiivovg
?§co.
c. Marcion ap. Epiph. Haer. XLII. p. 314 D. p. 336 D.
0T6 xavraq xovq öixalovg idijTe kv r^j ßaoiXsla rov d-Bov,
vfiag ölTixßaikofievovg xal xQarovfiivovg e^a>' ixet iöxai
0 xXavd'^bg xal o ßQvygiog xmv oöovxcov.
d. Mardon ap. Tertull. adv. Marc. IV, 30.
cum yidebunt justos introeuntes in regnum dei, se vero
detinen fonsr
e. Mt. 8, 12.
01 dh vlol xrjg ßaoiXüag h^eXsvCovxat [Syr. Cur.: kxßXrjd-fj-
covxai] slg x6 axoxog x6 i^cixSQOP' ixet laxai o xXav&uog
xal 6 ßgvyfibg xwv odovxcov.
f. Just Dial. c. Tryph. c. 120. p. 349 B = c. 140. p. 370 A.
ol 6b vlol xijg ßaaiZelag kxßXrid^rjCovxai dg xo axoxog x6
i^coxegov.
g. Herrn. Sim. IX, 14, 2. p. 226, 6.
xal ovxoi slg xiXog kxßXr/ß^TJaovxai.
h. Ephraem Syr. Opp. 1, 171 C.
vfistg 6s kxßXrjd-rjOBOd^B tgo Big xo axoxog xo I^wxbqov.
i. Ephraem Syr. Opp. II, 333 E F.
vfiBlg 6b ixßXrjd^fjoBaO^B ?gcö.
k. Pistis Sophia p. 200, 9 ed. Schwartze et Petermann.
Propter hoc ite in caliginem externara; atque illa hora
venient in caliginem externam, ubi est fletus et Stridor
dentium.
Dass der Spruch Lc. 13, 28. 29 = Mt. 8, 11. 12 von dem
ersten Evangelisten umgeschaltet, von Lc. an originaler Stelle
erhalten ist, vrird von der Quellenkritik allgemein zugestanden.
Es fragt sich aber noch, ob nicht zwischen Lc. 13, 27 und v. 28
wiederum ein Ausfall stattgefunden hat und etwa ein urtext-
lich er Bestandtheil weggelassen worden ist, an welchen die
Worte Lc. 13, 28 sich noch besser anschlössen als an das
382 Aussercanoniscbe Paralleltezte zu Lc
Gleicliniss von den Hochzeitsjungfrauen, durch welches das
Kommen der Heiden doch in keiner Weise vorbereitet war.
Nach Weiss (Matthäus S. 231) rührt die Inversion der beiden
Verse, sowie die Hinzufügung der Ausdrücke: dg rb cxorog t6
i^cizEQOv und ol vlol rijq ßaOtXelag von Mt., die Hinzufugung:
xal jtavzag rovg JtQOfprirag — von Lc. her. Bei Marcion treten
dafür jcavTsg ol dlxaioi auf. Vgl. Mt. 13, 43; 10, 41. Ganz un-
erklärlich ist die Marcion- Variante: xQarovfievovg Igco = deti-
neri foris. In den übrigen Texten variieren: i^eXevoovrai = ^x-
ßXf^öovrai ==ixßkf]&ja£a9'B = ixßaXXofiivovgrygt StTfö, H.
lieft U, 173rferner zuTc. Tl, 14 oben S. 250 f.
Lc- 13, 29 = Ml. 8, 11.
a. Just. DiaL c. Tryph. c. 76. p. 301 C.
ovTog (lovog ajtaQaxaXvjtxmg eölöa^ev eljtwv ij^ovoiv cbto
ävaxoXmv xal dvöficav^ xal avaxXtd^jOovrai fisrä IdßQaäfi
xal ^loaax xal laxcoß Iv rf] ßaOiXela rcov oigavcov,
b. Just. DiaL c. Tryph. c. 120. p. 349 B.
i]^ovoi yaQ, eljteVy ajtb övcfimv xal dvaroXcov xal avaxli-
d^f'joovrat (isrä ^Aßgaäfi xal 'laaax xal ^laxwß kv rj/ ßaoi-
Xela Tcöv ovQa%ySv,
c. Just. Dial. c. Tryph. c. 140. p. 369 D.
xal 6 xvQiog fjficSv xarä xb &eXi]fia xov Jtifitpavxog avxbv
jiaxQog xal ösüjtoxov xciv oXwv ovx av ebtsv tj^ovoiv
äjio övöfidiv xal avaxoXAv x<u avaxXid-fjöot'xai (isxä ^AßQocfi
xal ^loaax xal ^laxcoß kv xf] ßaaiXela xcov ovQav(5v.
d. Ephraem Syr. Opp. I, 171 C.
q)oßovfiai, dyajt?]xol, (ii]Jtox6 kq>^ ^f^äg jtX7]Qa)&fi 6 Xoyoq
xov xvQiov 6 Xeywp' ort /j^ovoiv djtb dvaxoXcov xal 6vC(iwv
xal ßoQQCL xal ß^aXdoör]g xal dvaxXid^tjöovxat fiexa \4ßöadu
xal ^loadx xal ^laxcoß kv x(j ßaoiXtla x&v ovQavAv,
e. Ephraem Syr. Opp. II, 333 E F.
q)oßovfiai, d6BXq>oi fiov, fifjjcoxe Ifp f]fiäg jtXriQmd^^ 6 Xo-
yog xov xvglov Xsywv oxc tj^ovoiv djto dvaxoXwv xal
övöfiCQV xal ßoQQOL xol d^aXdoofjg, xal dvaxXidfjaovxai fiexd
^Aßoaäfi xal ^loaax kv xfj ßaoiXela xAv ovgavwv.
Text« und üntemichuiigen zu Lc. 13, 28. 29. 383
{. Mt. S, 11.
XiyoD de v^ilv, ort JioXXoX axo avaxoXmv xal övoptciv ri^ov-
6iv xäi dvaxXid-^oovrai fisza ^Aßgahfi xal %aäx xal ^la-
x(bß kv ry ßaoiZela rcov ovgapciv.
g. Lc. 13, 29.
Tcal r}^ovCtv ajio avaroXöiv xal dvöf4c5v xal ßoQQa xal
voTov, xal avaxXi^jOoprai iv tf] ßaoiXsla rov ^sov,
h. Iren. IV, 8, 1.
dicens: Qaoniam venient ab Oriente et occidente, ab aquilone
et aiistro, et recombent cum Abraham et Isaac et Jfacob in
regno coelorum.
i Hom. Clem. VUI, 4. p. 86, 32.
uiuvnfiai yoQ avxov eljtovzoq' jtoXXol iXevöovrai ano dpa-
roXcop xal ötxSficöp, aQxxov xb xal fieörjfißQlag, xal apaxXi-
d^joovxai elq xoXjtovq ^Aßgaafi xal 7cadx xal ^laxciß,
k Herrn Sim. IX, 14, 2. p. 226, 6.
idp dh (if) (uxavorioooi, xoxb dXXoi eloeXevoovxai,
L Epiph. Haer. XXUI, 6. p. 67 C
dg Xiyei' iXevoovxat xal dpoxXrfi-rjOOPxai^) iv xoXjtoiq,
jißoaäfi xal ^löaax xal ^laxwß ip xy ßaaiXsla xSv ovQapcip
xai apojtavcopxai dxo dpaxoXcop xal övOfiwVy xal xd
m. Test Xn patr. Levi c. 18.
ol de ölxatoi xaxanavoovöip iv avxm.
n. Agathangelus c. 23. p. 15. ed. Lagarde.
löov exoifid^tig fioi xaxaxXid^rjpal fte (lexä xov jcaxQog xi}g
xicxBa}g inucov lAßoadu xal xdpxofv xäp öixalmp xmp ueX-
Xopxa>p tvg>Qapd'^pai ip x^ ßaocXela xov O^eov,
0. Epitome Pseudo-Clem. c. 62. p. 773 ed. Cotelerius,
fUfiPTjfiai ycLQ avxov BlQfpcoxog oxi jtoXXol iXevOovxai djto
avaxoXAp xal övOfimp xal ßogga xal d-aXaccr^g, xäi ava-
xXi&r/öovzai (uxd ^Aßgaan xal *Ioadx xai ^laxoiß.
p. Oracula Sibyll. U, 195.
'AvxoXlf^g &iOecig xb fieafjfißQlag xb xal dgxxov.
1) Itacismiu fdir dvitxkiBi^aovtai.
384 Anssercanoiiische Paralleltezte zn Lc.
q. Oracula Sibyll. VIII, 321.
ApTokirjp TS öhOip T« fieOTjfißgh^v xal oqxtop.
An die öixaioi des Marciontextes im vorigen Textbestand-
theile erinnern hier die dlxaiot in den Test XII patr., bei
Epiphanias und Agathangelus. Das Epiphanius-Citat be-
rührt sich ausserdem durch die Ausdrücke: Iv xoXjiok; ^AßQaapt
(= Hom.: üi^ xoXjtovg ^A^igaufi), sowie ävajtavoovrat \^= Test
XII patr.: xaxajtavoovciv) mit Lc. 16, 23, zumal nach dem toU-
ständigen Texte (s. u.j: AaC^aQov Iv zotg xoXjtoig mrov ava-
Jtavo/ievov, Lehrreich sind die variierenden Benennungen der
Himmelsgegenden :
Lc. djto uvaxoXciv xal övOficöv xal (ioQQa xal potov
Mt djeo avaxoXwv xal övc/icop
Ephraem djtb avaxoXöiv xal övofimv xal ßoQQa xal d^aXaöOfjc
Epitome , «jro dvaxoXcov xal 6vC(iojv xal ßoQQa xal d-aXaC6i}g
Hom. ' ajro dvaxoXwv xal dvo^civ clqxxov xb xalfiBGTjfißglag
Sibyll. dvxoXir}g övoecog xe xalaQxxov fieOTifißQlag,
Zunächst beweisen diese Varianten gegenüber der Annahme
von Weiss (Matthäus S. 231), dass die Namen: Nord und Süd
von der Hand des Lc. hinzugefügt seien, das Gegentheil. Es
lag auch hier ein semitischer Urtext zu Grunde, welcher na-
mentlich durch die Variante: &aXdaC7ig (Ephraem und Epi-
tome Clem.) völlig evident wird. Und zwar — dies ist das
Andere und Wichtigere — es zeigt sich hier ein neuer Beweis
für die Thatsache, dass nicht das Aramäische, sondern das
Hebräische das Idiom des Urevangeliums gewesen ist
Denn die Aramäer als ein vom Meer entfernt wohnendes
Binnenvolk gebrauchten Äia*^ als Bezeichnung einer Himmels-
gegend in keiner Weise. Vgl. Marsh. I, 7: „Aramaic of course
does not use these words (sc. ü"^ = west, M = south). Dagegen
bei den am Meere ansässigen Hebräern war C^ sowohl für
„West" als für „Süd" ganz gebräuchlich. Vgl. Fürst 1, 516. M
1) Vgl. Ps. 107, 3 LXX: dno uravoAdiv xal övafxoiv xal ßoQgCc xal
(haXuaatjq = B;»n ^ts» -*?'5'5i "^''?'?- i'erner Je8. 49, 12: oj»''. 1*it»fe . . ikV =
LXX: ii^ovaiv , , dno ßoQQü xal B;aXäaarig^ Sogar Ps. 89, 13: r'?:? f^^
orK-^a nr« » LXX: röv ßooodv xal &(i>,aaaav ah sxtiaag. Hierbei ist das
'▼!T" ISS
toclte Meer, wie Fürst annimmt, oder nach Anderen das rothe Meer als
das Südmeer xur Bezeichnung der südlichen Himmelsgegend verwendet.
Texte und Untersuchungen zu Lc 13, 29. 30. 3^5
So giebt denn auch Lc. 13, 29 Salkinson das lucanische ojro
voTov durch D^ wieder. Bemerkenswerth ist es, dass die
Sibyllinen wie öfter so auch hier mit den Pseudo-Glemen-
tinen übereinstimmen, während die Epitome mit Ephraem
sich berührt. — Ein Anklang an unsren Spruch findet sich noch
in den Test. XII patr. Dan c. 5: xäi avajtavCovrai kv *Eöhu ayioi
xdi kxl xriq viaq IsQovoaXrm ev^Qavd-TJaovrai ölxaioi.
^ ^\^
Lc- IS, 80 = Mc. 10, 31 = Mt. 19, 30 = Mt 20, 16.
a. Hippol. Comm. in Daniel ed. Lagarde p. 161, 20,
Icovrai ycLQ xa loxaxa €oq xa xQ<Sxa,
b. Barn. VI, 13. p. 28, 13.
Xiyu Sk xvQtoq' löoi) xoico xa ia/axa (og xd jcgcoxa,
c. 4. Esra 5, 42.
xad-cig ol eöxaxoi ovx voxsqovCip, ovxmg ov^ ol j^qoxbqoi
^&avovöL
d. Epiph. Haer. XLII. p. 314D.
xäi x6' ol iöxaxoi eöovxai jtgdüxoi.
e. Pistis Sophia p. 64, 6 ed. Schwartze et Petermann.
Prosiliens iterum Mariham dixit: utique, domine, hoc est,
quod dixisti nobis olim: ultimi erunt primi et primi erunt
Ultimi.
f. Ibid. p. 126, 4.
De hoc verbo ovp, mi domine, quod dixisti nobis olim:
primi erunt ultimi et ultimi erunt primi.
g. Mt. 20, 16.
ovxcog iöovxai ol ioxaxoi jtQcöxoi xai ol JtQcoxot söxcctoi.
h. Mc. 10, 31.
jtoXXoi de Eöovxai jtgäxoi eoxaxoi xal ol aoxaxoi XQcixot,
i. Mt. 19, 30.
jtoXXol de ioovxai jtgwxoi taxaxoi xal taxaxoi jtQcixoi.
k. Lc. 13, 30.
xal Idov elclv eoxaroi oV ioovxai jtqojxoi, xal eloiv jtQw-
xoi oi eöovxai iöxaxoi.
Bereits in den Agrapha S. 261—263 habe ich auf die Ver-
wandtschaft des Bamabas-Gitates mit unsrem Logion aufmerksam
Texte n. Untennchimgeii X, 8. 25
386 Anssercanonische Paralleltexte su Lc.
gemacht Dort ist das Hippolytus-Gitat, welches die Brücke
bildet, noch nicht erwähnt. Vgl.
Barn.: löov Jtoidi ra iaxara wg rä jigtSra
JBLippoL: laovxai yäg tä toxora cog ra JtQcota
Epiph.: ol eaxctroi eooprai jtQcHtoi,
Auf eine weitere Parallele in dem jüdischen Traktat Taneh.
f. III, 1: Dens ultimos ponit in loco primorum — hat Keim
(Jesus von Nazara III, 37. Anm. 2) hingewiesen, ohne dass man
jedoch eine gegenseitige Abhängigkeit der bezüglichen Parallelen
anzunehmen genöthigt ist Wahrscheinlich aber ist die Parallele
in der Esra-Apokalypse aus dem frühzeitigen Einfluss der
evangelischen Texte zu erklären. Bei den Synoptikern kommt
dieses Logion viermal vor. Der erste Evangelist hat es das
eine Mal (Mt. 19, 30 = Mc. 10, 31) aus der MarcusqueHe, das
andere Mal (Mt. 20, 16) direkt aus der vorcanonischen Quelle als
Schlussgnome des Gleichnisses von den Arbeitern im Weinberge.
Indem Lc. das Logion hier reproduciert, gewinnen wir ein Kenn-
zeichen dafür, dass das Gleichniss ML 20, 1 — 15 ursprünglich
hier vor Lc 13, 30 = Mt. 20, 16 seinen Standort gehabt hat.
Darüber, dass Mc. den Spruch umgeschaltet und dnrch Hinzu-
ft\gang der jioXXol in eine schwerfällige Diktion eingekleidet
hat, vgl. Weiss, Marcus S. 348. Matthäus S. 441.
Lc. 13, 81.
a. Syr. Cur. Lc. 13, 31.
kv ixelvaig raTg rj^sgatq jtQoatjXd'av ripeg tpaQiCaloi Xiyov-
reg avr^' i^sXd'S xäi jcoqsvov ivrsvd-sp, ori Hgciör^g f^-
reZ 06 ajtoxTBlvai,
b. Cod. Cantabr. Lc. 13, 31.
kv ravrxi rfj cooa jtgoötjX^av crJrcio rivlc zciv q>aQioala>v Xi-
yovxBg' e^sXd-e xäi jtOQstov hrev&iv, ort ^HQwdrjg C^rjret
OS ajtoxxBlvai.
c. Lc. 13, 31.
hv avrfj rfj Sga jtooofjXO^av riveg g)aQioatoi Xiyovteg avrqi'
e^eXd-s xal jtOQevov ivrevO^sv, ort ^Hgcoörfg d-eXei ae axo-
XTBtvaL
Texte und Untersuchungen zu Lc 13, 31. 32. 3g7
Wie in La 13, 25 — 27 ein Torso der Parabel von den zehn
Uocbzeitsjungfrauen, wie in Lc. 23, 28 — 30 der Torso einer an-
deren Perikope ans der vorcanonischen Quelle vorliegt, so ist
sichtlich auch der Abschnitt Lc. 13, 31 — 33 ein unter der kür-
zenden Hand des Lc. entstandener Torso, ein fragmentarischer
Rest des ürevangeliams. Während aber zu Lc. 13, 25 — 30 syn-
optische Parallelen als Wegweiser zur Seite standen, fehlen hier
solche Wegweiser. Dafür aber tritt das johanneische Evangelium
orientierend ein. Nämlich da Lc. 13, 31 — 33 noch in Peräa spielt
und das Ende des Aufenthaltes Jesu in Peräa vorbereitet, Lc.
13, 34. 35 aber bereits die unmittelbare Nähe von Jerusalem
voraussetzt, wird es nicht nur klar, dass zwischen v. 33 und
y. 34 die vorauszusetzende Textlücke zu suchen ist, sondern auch
dass Lc. 13,31 — 33 wesentlich dieselbe Situation wie Joh, 11, 1 — 16,
nämlich die letzten Tage des Aufenthaltes in Peräa und den
Aufbruch nach Judäa, in sich schUesst So knüpft Lc. 13, 31— -33
an die Lc. 11, 53. 54 berichteten Machinationen der Pharisäer
an, welche den Zweck hatten, Jesum aus Peräa, wo sie politisch
ohnmächtig waren, zu vertreiben. Wegen d-eXsiv = ^rjretv =
W^^ vgl das oben zu Lc. 8, 20 Gesagte. Wegen der Varianten: tv
bcüvaiq xaig i^fiSQaig (Syr. Cur. et Sin.) = in ipsa die (Cod. Colb.)
= ^i^ ccvTTJ XII mQOi (Lc.) = «''iTn M?a vgl. zu Lc. 8, 13.
Lc 13, 32.
a. Clem. AL Strom. IV, 6, 31. p. 577.
(oaavxiDq xal ijtl xov ^Hqcoöov vjcayexe^ shtaxs xfi aX<6'
jtexi xavx^' löov ixßaXXco öatfiovia xal laaeig ajtoxeXco
ö/ffiaQOP xal avQiov, xal x^ xqIxi^i xeXeiovfdai.
b. Cod. Cantabr. Lc. 13, 32.
xal eljisp avxolg' xoQSvd-ivxeg thtaxe x^ dXcijtexi xavxi]'
Idov ixßaXX(o öaiuovia xal laosig cbtoxeXov/iai oijusQOV
xaluxvQiop, xal xfj xqIx'^ xeXsiovfiai.
c. Lc. 13, 32.
xal eljtsv avxotg' JtoQSvd-^vxsg eijtaxs xf] aXdntxt xavxij'
löoi) ixßaXXo öaiuovia xal laoeig ajtoxeXS (Cod. AI. i:ti'
xbX(5] OfjfiBQOP xal avQioPj xal xrj xqIzj] [Syr. Cur. et Sin. add.:
^(iigg^] xBXsioviiai.
25*
388 AussercanoniBche Paralleltexte zo Lc.
Bereits in der von mir früher veröffentlichten „Pragma-
tischen Analyse der grossen Einschaltung des Lucas**
(in den Jahrbb. f. deutsche Theol. 1876. IV, 654—696. 1877.
I, 65—92) habe ich die Identität der historischen Situation von
Lc. 11, 1 bis Lc. 13, 30 und Joh. 10, 40—42, femer von La 13,
31—33 und Joh. 11, 1—16, sowie endlich von Lc. 13, 34. 35 und
Joh. 11, 45 — 54 darzathun versucht. Und wenn auch durch die
fortgesetzte Erforschung der Evangelien die Einzelausf&hrungen
jener Abhandlung, wie eine Vergleichung derselben mit den vor-
stehend von Lc. 9, 51 an gegebenen Erläuterungen und Unter-
suchungen deutlich ergiebt, in vielfacher Hinsicht überholt sind,
so haben sich mir seitdem die Berührungspunkte zwischen Lc.
13, 31—33 und Joh. 11, 1—16 immer bestimmter herausgestellt.
Namentlich durch das Zurückgehen auf den hebräischen Urtext
lost sich die Hauptschwierigkeit, welche in dem reXBiovfiai liegt,
auf eine befriedigendere Weise als früher. Die damsds ausge-
sprochene Yermuthung, dass dieses rsXeiovfiai auf die Joh.
II, 17 — 44 berichtete Auferweckung des Lazarus, in welcher das
Wunderwirken Jesu sich vollendete, zu beziehen sei, dass dem-
gemäss in der vorcanonischen Quelle zwischen Lc. 13, 33 und
V. 34 eine kurze Perikope (ähnlich der Lc. 7, 11—17 zu lesenden)
enthalten gewesen sei und dass Lc. nach seinem Gesetz der
Sparsamkeit hier den Quellentext gekürzt und jene Perikope
weggelassen habe, halte ich auch jetzt wie früher aufrecht
Aber anstatt die Untersuchung auf den griechischen Text zu
beschränken, dehne ich dieselbe auf den vorauszusetzenden he-
bräischen Urtext aus, freilich nicht nach der von Delitzsch
gegebenen und von Salkinson adoptierten Übersetzung: Mi3K
''2tp"l?, welche nicht eine wörtliche Rückübersetzung, son-
dern eine Exegese des Textes in sich schliesst, sondern nach
dem Text des früheren Londoner N. T.: D^tDM. Man hat nur
nöthig, dieses Pual als Piel zu vocalisieren und als ü\lDH zu
fassen, so hat man den der Situation allein angemessenen Text:
TsXei(DO(D (vgl. Joh. 17, 4: rb BQyov reXeccoaag). Jeder Septua-
ginta-kenner weiss, wie zahlreich solche verschiedene Auffassungen
der vokallosen hebräischen Texte in den griechischen Versionen
sich finden. Ich erinnere nur an das — bereits oben zu Lc.
13, 18 auf S. 366 erwähnte — irrthümliche (Dfioiü&rjv = niTT«
anstatt des richtigen 6fioi(DOa> = msiS- — Nestle bemerkt
Texte and üntersachungen zu Lc. 13, 32. 33. 3g9
noch dazu, dass üblO auch die Bedeutung „verrathen*' habe, dass
also DbtDM möglicher Weise auch: «werde ich verrathen werden''
heissen könne. Es würde das mit Joh. 11, 46 ff. zusammentreffen.
Lc 13, 33.
a. Diatessaron Arab. p. 43^ ed. Ciasca.
Verumtamen oportet me hodie et cras curam habere, et se-
quenti die discedere, quia non potest Propheta perire extra
Jerusalem.
b. Lc. 13, 33.
jck^p ösZ fi£ Ofj/i€Qov xal avQiov xal xy kx^fiivxi jtoQeveod-ai,
oxi ovx ivdix^xai jtQog>7]Xfjp ojioXiod-ai ?gco %Qova€dtjfi.
Das «curam habere* im Text des Diatessaron ist nach
Nestle durch Übertragung aus dem Syrischen Guretons in das
Arabische und von dadurch Ciasca in das Lateinische entstanden.
Der ursprüngliche Sinn würde auch hier jtoQSvßC^ai gewesen sein.
An den beiden ersten Tagen hat Jesus «wandernd*' noch Dämonen
auszutreiben und Heilungen zu vollbringen (v. 32), selbstverständlich
an seinem bisherigen Aufenthaltsort, inPeräa. Dagegen das Wandern
am dritten Tage ist ein discedere = abire (Codd. d e), woraus hervor-
geht, dass der Archetypus äes Cod. D ursprünglich ebenfalls (vgl. das
s^eXd^s V. 31) k^BXß-slv gelesen hat und dass sicherlich erst später
hier das canonische jtoQevsod-ai in die mehrfachen Abschriften
dieses Codex, vgl. Heftl, 32 S^., eingedrungen ist. Und aus dem
Zusammenhang ist weiter zu ersehen, dass dieses i^eXd-stv =
discedere s= abire Jesum nach Judaea führte, oxi ovx Bväix^-
xai J€Qog)i]XTjv astoXeod-ai B^a> %QovoaXt'in^ sowie endlich, dass
die am dritten Tage in Judaea zu vollbringende Vollendungs-
that mit dem Tode Jesu irgendwie zusammenhängen
musste. Das Alles harmoniert aufs Beste mit Joh. 11, 1 — 53.
Einen Tag brauchte der Bote von Bethanien nach Peräa (Joh.
11, 3); zwei Tage blieb Jesus noch in Peräa (Joh. 11, 6), wir
sehen auch den Grund: oportet me hodie et cras curam habere; am
vierten Tag vom Tode des Lazarus an (Joh. 11, 39), am dritten
Tag nach Eintreffen der Botschaft von dessen Tode, bricht Jesus
auf, in der Gewissheit, dass er dadurch seinem eigenen Tode ent«
gegengehe (vgL Joh. 11, 16 = Lc. 13, 33b). Und in der That ist
390 Aussercanonische Paralleltexte su Lc.
das in Bethanien vollbrachte Vollendungswunder der
letzte historische Anlass seines Yollendungstodes in
Jerusalem geworden (Joh. 11, 46 — 53).
Lc. 13, 34 = Ht 23, 37.
a. Macar. de cust. cord. c. 12.
Ofiolcog jtaXiv kiyai' xooäxiq if]d^ilrfia ijtiovpayayelv vfiag,
dg OQPig za tävzFig vocola, xal ovx fj&ejL^oaT6.
b. Epiph. Haer. XLU. p. 315A.
xal t6' JtoXXaxig ri^iXi]öa hjtiovva^ai cSg oQvig rä xixva
oov,
c. Clem. AI. Paed. I, 5, 14. p. 106.
OTi 6h i]fiag zovg vsozzovg Xeyti, (lagzvg f] yQag>fj' ov
ZQOJtop OQVig owayei zä voooia vjto zag xztQvyag avzFjg,
xzX.
d. Clem. AI. Strom. I, 5, 29. p. 332.
%Qotx}ak7ifi 'isQovoah'ifi, Jtooaxig tjd^ihjaa ijtiovrayayetv
zä zixva oov, wg oQPig zovg veoooovg.
e. Mt. 23, 37.
%QovaaX7}(i ^IsQovaakfjfi, ay ajtoxzüvovoa zovg nQoq>rizag
xal Xid^oßoXovöa zovg djceözaXfdivovg JtQog avzi]v, nooaxig
TJd'iXrjoa hjtiowayayetv zä zixva oov, ov zqojcov ogvig^jn-
avväyec zä voooia avzrjg vjto zag jtzegvyag, xal ovx /J^f-
XTjöaze.
f. Lc. 13, 34.
%QOvaaXtjfi ^hQovoaXf'j/i, ?) änoxzslvovoa zovg jtQO<pt]zag
xal Xi&oßoXovoa zovg ojreOzaXfiSvovg jtQog avz?jvy Jtooäxig
r}d-6X?ioa ejttovvä^ai zä zixva oov, ov zQOjiov 6qvi§ ztjv ea%>-
zTJg voooiäv vjto zag jtzigvyag, xal ovx rjd^eXrjcaze,
Mit diesem Logion athmen wir die Nähe von Jerusalem.
So hat auch der erste Evangelist dasselbe nach Jerusalem selbst
verlegt, an den Schluss der antipharisäischen Rede. Aber wie
die letztere nach dem Zeugniss von Lc. 11, 37 fF. nicht in Jeru-
salem entstanden ist, so bildete auch unser Logion, wenn wir
dem Referate des Lc. folgen, dem die Umschaltungsmethode
des ersten Evangelisten fremd blieb, keineswegs den Schluss
Texte und Untersuchungen su Le. 13, 34. 35. 391
jener gegen den Pharisäismus gerichteten Herrenrede. Jedoch die
Nähe Yon Jerusalem, am besten den Anblick Jerusalems, etwa
vom Oelberg aus (vgl. Lc. 19, 41 ff.), setzt dieses Logion aller-
dings voraus. Und wenn der Verfasser des Urevangeliums, der
ja seine Hauptabsicht nicht auf die Thaten, sondern auf die
Beden (Xoyiä) Jesu gerichtet hatte, die Auferweckung des Laza-
rus selbst nicht erzählt haben sollte, sicherlich wird dann doch
eine Zwischenbemerkung bezüglich der Rückkehr Jesu nach
Bethanien, in die Nähe Jerusalems, nicht gefehlt haben. Jeden-
falls setzt unser Logion die Job. 1 1, 45 — 53 geschilderte Situation
voraus. Vgl. ij djtoxTBivovoa mit Job. 11, 53: ißovX&oOavro
tpa ajtoxrslvwoiv avrov, ferner imo\n*ä§at rä xixpa cov mit
Job. 11, 52: iva xäl ra rixva rov d-sov . . ovvaYayyj slg iv.
Auch das jtoöaxig wird pointiert, .wenn das Wunder in Betha-
nien zugleich als der letzte Versuch Jesu erscheint, die Kinder
von Jerusalem fiir sich zu gewinnen (vgl. Job. 11, 18. 19. 45),
und wenn die Vergeblichkeit auch dieses letzten Versuchs soeben
constatiert, ja als der Anlass zu dem Todesurtheil, das Jesum
traf, offenbar geworden war. Die Übersetzungsvarianten: Jtooa-
xig = jtokXaxig = D'^'öyB"iTO5, ov TQOJtov = öJ^ = IHJÄ? (vgl.
dieselben Varianten zu Act. 1, 11), ovpaysiv = ijucwayeiv =
f ap oder C|DK — sind von untergeordneter Bedeutung.
Lc. 13, 35 = m. 33, 38. 39.
a. Test. XU. Patr. Levi c.l6.
xal 6i avrov iaoprai ra ayia vficov ^Qr/fia,
b. Test. XII. Patr. Levi c. 15.
diä xavxa o raog, 6v av ixke^Tjzai xvqioqj BQrjfioq sötai.
c. Hippel. Demonstr. adv. Jud. VII.
oO^ev kirsi' rePT^^ijrw, (b jtaxsQ^ o vaog avx<5v ijQrjfia)-
[livog.
d. 4. Esn 1, 33.
haec dicit dominus omnipotens: domus vestra deserta est.
e. Syr. Cur. Lc. 13, 35.
ISov axphxai vulv o olxog vpLciv' Xiyo} vfilp oxi ov pi
16^x4 fis, etog [av] ^g?/ i^fiiQa, ox€ eiJtrjxa' BvXoyrifJtivog
o ^QXOitBVog kv opofiaxi xvgiov.
392 Aussercanonische Paralleltexte zu Lc.
f. Mt. 23, 38. 39.
löov dg>leTai vylv 6 obcog v/icov sQfj/iog' Xiyai yaQ vfitv,
ov fii] fie lÖTjze ojt agzi, ?co$ ap HstrjXB' evXoyfjfiivog 6
iQXOfievog kv ovofiari xvgtov.
g Lc. 13, 35.
Idov aq>lBxai vfilv 6 olxog v(i<5v' Xiya) vfilv, ort ov fi^
löfjri fie, icog ?i^ei ore Bljtrire' evXoyrinivog 6 igxofievog
kv OVOfiaXL XVQIOV,
In der bereits erwähnten „Pragmatischen Analyse der
grossen Einschaltung^* (Jahrbb. f. Deutsche Theol. 1877. 1, 69)
habe ich dieses Lc^on als eine Weissagung auf den Einzug
Jesu in Jerusalem erläutert, bei welchem Einzug der Zuruf des
Volkes: evXoYfj/idvog 6 iQXogievog kv ovofiati xvqIov (vgl.
Mt. 21, 9) wörtlich gleichlautend ertönte. Dieselbe Beziehung
haben Erasmus, E. Schmid, Paulus, Wieseler (Chrono-
logische Synopse S. 321 ff.), sowie Holtzmann (Synoptische
Evangelien S. 230, Ygl. Hond-Gommentar S. 256) darin gefunden.
Bei der von mir vorgenonunenen Identifikation von Lc. 13, 31—31
mit Joh. 11, 1 — 16, sowie von Lc. 13, 34 mit Joh. 11, 51 — 53
fällt Lc. 13, 35 mit Joh. 11, 54 zusammen. Jesus kündigte also
den Jerusalemiten an, dass sie ihn von jetzt ab {obt* agri
Mt. 23, 38), wo er sich nach Ephraem in die Verborgenheit
zurückzog, bis zu seinem letzten Einzug in Jerusalem nicht
mehr sehen würden. Für diese Auslegung ist selbstverständ-
lich nur der Lucastext: dq)teTai vfilv 6 olxog vfiäv — brauch-
bar und das — handschriftlich ohnehin verdächtige — BQf]fiog
in Mt. 23, 38 als eine Zuthat des ersten Evangelisten, auch die
Umschaltung des Logion in die von ihm in den letzten Auf-
enthalt zu Jerusalem verlegte antipharisäische Rede als ein Stück
seiner redaktionellen Thätigkeit zu erkennen, zugleich als ein
Seitenstück zu Mi 10, 23»> (vgl. Heft II, 126 f.), zu Mt. 17, 10. 11
(vgl. Heft U, 203 ff.), zu Mt. 16, 28 (vgl. oben S. 156 ff.), in wel-
chen Sprüchen allen die ursprünglich zeitgeschichtliche Bezieh-
ung in eine eschatologische Auffassung durch den Redaktor
des ersten Evangeliums umgesetzt worden ist. Es wird dann
weiter evident, dass die Übersetzung o vaog bei Hippolyt und
in den Test. XII. patr., eine Übersetzung von tTjS, welche
möglich ist (vgl. 2. Reg. 10, 23: tTja = LXX: olxog, Complut.:
Texte und UntersTichungen zu Lc. 13, 35. 14, 8. 393
vaog) bereits eine Umdeutung in sich schliesst, da, wie man
immer allgemeiner anerkennt, anter dem obcog hier die Stadt
Jerusalem, nicht speciell der Tempel, gemeint ist. Vgl Weiss,
Matthäus S. 501. Holtzmann, Hand-Gommentar S. 256.
Lc. 14, 8.
a. Cod. Cantabr. ad Mt. 20, 28. p. 59^ ed. Scrivener.
slcsQXOuevoc 6h xal xagaxXi^ivxeq öeiJtv^cai, ufj dva-
xXlveo&6 elg rovg i^ix^vrag rojtovg, fn^jcote ivdo^orsQog
aov kjiiXd-xi'
.-^ •> , -^- -^ .'
b. Cod. Colbertinus ad Mt. 20, 28. ed. Belsheim p. 26.
Intrantes autem et rogati ad caenam nolite recumbere in
locis eminencioribus, ne forte clarior te superveniat.
c. Cod. Sangerman.2 ad Mt. 20, 28.
Cum autem introeritis ad coenam vocati, nolite recumbere
' V."'^ V Nw ■<
in superioribus locis, ne forte dignior te superveniat
d. Ps.- August. Speculum c. 76 p. 569 ed. Weihrich.
Cum autem introeritis ad caenam vocati, nolite recumbere
in honorificis locis, ne forte dignior te superveniat.
e. Versio Anglo-Saxon. ad Mt. 20, 28.
Cum autem vos ad refectionem vel convivium vocati fiieritis,
ne discumbite in primis sedibus, ne forte vir te honorabilior
accedat post te.
f. Syr. Cur. Lc. 13, 8. p. 72. ed. Baethgen.
orav xirjß^g elg ya/iovg, iifj xataxXid^fjg elg rov h^ixovra
Toxop, fn^xoze ivTifioxegog cov i] ixeL
g. Diatessaron Arab. p. 52 ed. Ciasca.
Cum quis te invitat ad convivium, non eas discumbere in
primo loco consessus, ne forte honoratior te sit ibi.
h. Syr. Cur. ad Mt. 20, 28. p. 33. ed. Baethgen.
jtagaxXfjd^ivreg öeiJtvfjaai fitj ävaxXlveod^e elg rov i^-
ixpvxa TojtoPy fifjjtore ivöo^oregog oov k^iXO^y.
i. Lc. 14, 8.
ozav xXrjß^iJg vjto rivog elg ycifiovg, fi^ xaraxXid^g elg
394 Ausaercanonische Paralleltexte zu Lc
ryjv jtQCDTOxXiolap, fit}xots kvrifiozsQog cov fj xBxXi]fiivoc
vjt avTov,
k. S. Serapionis, Macarii, Paphnutii et alterius Macarii Regula
ad Monachos. Migne XXXIV, 972.
neque accubueris prior in convivio, ne [forte] veniat melior te.
Während der Abschnitt Lc. 14, 2 — 7 seinem ganzen Gepräge
nach nicht aus der vorcanonischen Hauptquelle stammt, besitzen
wir für Lc. 14, 7 — 11 ein Zeugniss von einzigartiger Bedeutung,
nämlich eine aussercanonische, von dem lucanischen Texte völlig
abweichende, Übersetzung desselben Abschnitts, wodurch die
Herkunft der Perikope aus dem hebräischen Urevangelium ausser
Frage gestellt wird. Dieses aussercanonische XJbersetzungsbruch-
stück ist im Codex Bezae hinter Mt 20, 28 eingefügt, an einer
Stelle also, wohin diese Perikope ursprünglich nicht gehörte.
Da aber in diesem Falle der Codex Bezae durch den Syr.
Curetons und durch elf altlateinische Versionen secundiert
wird, so ist es nach dem Heft I, 36 aufgestellten ersten Kriterium
zweifellos, dass diese interessante aussercanonische Einschal-
tung hinter Mt. 20, 28 von der Hand desjenigen her-
rührt, welcher spätestens um 140 n. Chr. den kirch-
lichen Evangeliencanon redigiert und damit den Arche-
typus für den Codex Bezae, den Syr. Cur. und die ältesten
Italae geschaffen hat. Vgl. Heft I. § 2: Der Evangeliencanon.
Dieses von so einflussreicher Hand eingeschaltete Bruchstück
einer aussercanonischen, durch und durch archaistischen, Evan-
gelienübersetzung ist von mir bereits in den Agrapha S. 32. 33.
38. 39. 70 — 75 behandelt worden *). Zu den Varianten y&fioi =
1) Zu dem auf S. 70 der Agrapha gegebenen Verzeichnisse der Hand-
schriften, welche diese aussercanonische Einschaltung enthalten, lassen sich
noch hinzufügen der von Belsheim 1878 edierte Codex aureus, der
Stockholmer Codex Gigas, die beiden üsserianischen Codices
fAbbot, Evangeliorum versio Antehieronymiana 1, 107 ; II, 824), sowie die
Handschriften des pseudo-augustinischen Speculum Audi Israhel. Diese
Angaben finden sich in „Einer kleinen bibelkritischen Studie**
des Benediktiner-Paters Odilo Rottm'anner, Bibliothekars zu St. Boni-
facius in München, abgedruckt in den „Studien und Mittheilungen
aus dem Benediktiner- und aus dem Cisterzienserorden. XII.
Jahrgang 1891. II. S. 3G7-369." Daraus habe ich auch die Texte des
pseudo-augustinischen Speculum entnommen. Für die Übersendung seiner
lehrreichen Studie sage ich dem Herrn Verfasser nachträglichen Dank.
Texte und Untersuchungen zu Lc. 14, 8w 9. 395
deutvTjOai = convivium = coena = riFlTÄta vgl. ausser Agrapha
S. 70 noch Hell; 11^ 265. Zu beachten sind femer die Varianten
TOJtoq i^i^cop == jtQcoToxXiola = locus eminentior =locu8 superior
= primae sedes = locus primus = lilDÄnn Dipta??, ebenso ivöo-
^oTBQog aov = ipTtfiOTBQog oov = clarior te s= dignior te =
honorabilior te = honoratior te == 7\1Sü 1333.
Lc. 14, 9.
a. Cod. Cantabr. ad Mt. 20, 28. p. 59*. ed. Scrivener.
xcu jcQooeXl^mp 6 öeijtvoxX^tcoQ sijty cor eri xarco xcd()££,
xdi xaraioxvvd^ijorj.
b. Cod. Colbert ad Mt. 20, 28. p. 26. ed. Belsheim.
et accedens qui ad caenam vocavit te dicat tibi: adhuc deor-
sum accede, et confundaris.
c. Cod. Sangerm.2 ad Mt 20, 28.
et accedens is ^i te Jnvitavit, dicat tibi: Adhuc inferius
accede, et confundaris.
d. Versio Anglo-Sax. ad Mt. 20, 28.
et paterfamilias te surgere jubeat et alteri locum dare, et
tu confundaris.
e. Ps.- August Speculum c. 76 p. 569 ed. Weihrich.
et accedens invitator dicat tibi: adhuc infra accede, et con-
fundaris.
f. Diatessaron Arab. p. 52 ed. Ciasca.
et veniens ille, qui vos vocavit, dicat tibi: Da huic locum;
et rubore afficieris coram adstantibus, et excipiet te locus
alter.
V^N. "V. V
_ — .^si' ■W
g. Syr. Cur. ad Mt 20, 28. p. 33. ed. Baethgen.
xdi 6 öeiJtvoxXf)z(OQ ehcij cor xaxoo x^Q^^> ^^^ xaxaioxw-
d-T]Cy ivwjtiov rmv dpaxBifiivcop,
h. Regula ad Monachos ap. Macar. Migne XXXIV, 972.
et dicat tibi: Surge, et confusionem patiaris in die illa.
i. Lc. 14, 9.
xal ild-civ 6 ol xdi avrov xaXiaaq iget cor 66g rovro)
396 AassercanoniBche Paralleltexte zu Lc.
roxov, xäi rors aQ§^ (ierd alcxvvf/g rov iiSxavov roxov
Zu ÖBUtvoxXrjxcDQ = o xaXiaag = qui ad caenam vocavit =
invitator = nritD"an"bÄ Ä^pn vgl. ähnliche Bildungen wie xoGpuh-
^Xavog =^ 6 xXavciv xfjv ohcovfiivriv^ Heft II, 289 ff., xoOfioxQa-
xcoQ Eph. 6, 12 s= o xov xoc/iov uqxop Joh. 14, 30. Im Übrigen
gehen die Verschiedenheiten der Versionen weit auseinander:
in xoTG) x^QBi = adhuc deorsum accede = adhuc inferius accede
= dbg TovTco xoxov = surge (in diesem surgeHDerührt sich die
fiegula ad Monachos mit dem surgere jubeat der Versio Anglo-
axonica).
Lc. 14, 10.
a. Cod. Cantabr. ad Mt. 20, 28. p. 59* ed. Scrivener.
kay de avaxiorig dg xov tjxxora xoxov xäi ijtiXd^T^ öov
fjxxcop, iget öoi 6 öeijtvoxXi^xcoQ' avvaye ixi ava>j xäi tgxai
OOL XOVXO XQ^^^/^OP,
b. Cod. Colbert. ad Mt. 20, 28. p. 26. ed. Belsheim.
Si autem recubueris in loco inferiori, et superveniet humilior
te, dicat tibi, qui te ad caenam vocavit: accede adhuc su<
perius, et erit tibi utilius.
c. Cod. Sangerm. 2 ad Mt. 20, 28.
Si autem in inferiori loco recubueris et advenerit humilior
te, dicet tibi qui te invitavit: Accecle adhuc superius, et erit
tibi hoc utilius.
d. Ps.- August. Speculum c. 76. p- 569 ed. Weihrich.
Si autem recubueris in inferiori loco, adveniet inferior te,
et dicet tibi qui te ad caenam invitavit: accede adhuc in
superiori loco, et erit hoc tibi utilius.
e. Vers. Anglo-Sax. ad Mt. 20, 28.
Si in convivio discubueris in sede ultima, et post te accedat
alius conviva, dicatque iabi invitator: Amice, interius discumbe,
tunc tibi honorificentius erit, quam si te exterius detrudant.
f. Syr. Cur. ad Mt. 20, 28. p. 33. ed. Baethgen.
iap ÖS ävajteö7jg elg xop ijxxova xojcop xäi ixiXd^j cov
fjxxcop iget cot 6 öeucpoxhjxcoQ' JtQoCapaßtjd^i dpcixBQOP
■ ■^'y^ '> *s<. ^
Texte und Untersuchungen zu Lc. 14, 10. 11. 397
xal aväjteöe, xal sarai öoi öo^a kpöo^ozEQog kvmniov rc5v
dvaxBtfiivanf.
g. Diatessaron Arab. p. 52. 53^ ed. Ciasca.
Sed cum vocatus fueris, vade, recumbe ultimus, ut, cum
venerit qui te invitavit, dicat tibi: Amice, ascende superius ;
et eritjjbi ^|oria coram simul omnibus discumbentibus.
h. Lc. 14, 10.
aX"^ otav xXfjd'fjg, jtOQSD&Blg avaneas elg rbv eoxarov to-
jtov^ tva otav J^Xß-tj 6 xexXrjxcig öe iget Gor g)lX6f JtQOG-
avaßrjd-i dvciregov rors loxai 001 öo^a ivoijtiov jtavrcop
t{5p ovvavaxeifiivmv gol
Leicht loslich sind die Varianten: 6 tJttop xoJtog == 6 lö^«-
zog rojtog = locus inferior = locus minimus = locus alter =
liirfÄH Dipian, femer övvaye in = q>lXe, jtQoaavdßTjd^i = ÄD"nb?
(vgl Agrapha S. 72) oder njn nbr (vgl. Prov. 25,7 LXX:
dvdßaive jtgog fie), endlich apco = dpciregov = superius = sur-
sum = in superiori loco = hby'ob,
Lc. 14, 11 = Lc. 18, 14 = Mt. 23, 12.
a. Syr. Cur. ad Mt. 20, 28.
vfistg dh ^7)r£lT£ ix fiixgov av^Mai xal fi?) ix [lel^opog
IXaxxop slvai.
-■w-^.'V^ -- -/ v^-N^-
b. Cod. Cantabr. ad Mt 20, 28. p. 59* ed. Scrivener.
vfiBlg 6k C,i]X6lxe ix fiixQOv av§^oai xal ix fiel^opog iXaxxor
elpai.
c. Cod. Purpureus Beratinns (*).
vfielg de ^tjxelxe ix uixQov av^rjoai xal ix fisl^orog eXaxxop
slpai.
d. Apographa tria in Bibl. polyglott. Londinensium. Sabatier
p. 120».
vuBtg öl ^fjXBtxB ix fitxQov av^fjoai xal ix fiEiCoPog JsXaxxop
Bipai, iXaxxovad-ai.
e. Cod. Colbert. ad Mt. 20, 28. p. 26. ed. Belsheim.
vos autem quaeritis de pusillo crescere et de majore mino-
res esse.
398 AussercanoniBche Paralleltezte zu Lc.
f. Versio Anglo-Sax. ad Mi. 20, 28.
In rebus exiguis crescere tos capitis et in niaximis rebus
minui.
g. Ps.- August. Speculum c. 34. p. 461 = c. 76. p. 569 ecL Weibrich.
Vos autem quaeritis in modicis extolli, et de mazimis
minui.
h. Cod. Sangermanensis ^ ed. Sabatier.
Vos autem quaeritis de pusillo crescere et de minore majo-
res fierL
i. Cod. Monachii S, Andreae sec. Avenionem. Sabatier p. 120*.
Vos autem quaeritis de pusillo crescere et de magnis ma-
jores esse.
k. Lc. 14,11.
ort 7cä<; 6 vtpdiv iavrov TajzeivajO^ijoetai, xal 6 taxeivcHv
iavTov rtpcDd-fjOerai.
l Lc. 18, 14^
oTi JtuQ 6 vtpQjv iavxov TajtBivcod^rjaerai, o ös xaxuv(5v
tavrov vrpcoß-TJoerai.
m. Mt. 23, 12.
oOTig de vrf)(Dö£i tavrov Tajteivod-fjosraiy xal oCrig rajtsi'
vcoösc hccvTov vkpwi^fjOBrai,
n. Pistis Sophia p. 61 ed. Schwartze et Petermann.
Atque Jesus manum dans Marthae dixit ei: Maxagioq est
homo quisque, qui se humiliat, nam miserebuntur ejus.
0. Test. XII patr. Benjamin c. 9.
oloq eorai rajteivog ijtl xf}q y^g, xal olog ipöo§og iv ov-
QavS,
Von vorstehendem Logion besitzen wir drei synoptische
Parallelen, und zwar nach einem der Hauptsache nach gemein-
samen Typus der Übersetzung, nach welchem dieser Herren-
spruch auch in den apostolischen Lehrschriften mehrfache Ver-
wendung gefunden hat. Vgl. Jac. 4, 10: rajistvoid^fire
ivmmov xov xvgloVy xal vtpcoosi vfiag — , 1. Petr. 5, 6: ra-
jtetvdd^TjxB . . . ., tva vfiag v'^ciö^ iv xaiQm — , 2. Cor. 11, 7:
ifiavxov xajtBLVciv, Iva vftelg vtpa)d-fjxe — , Phil. 2, 8. 9:
Texte nnd Untersuchungen zu Lc. 14, 11. 399
kraxslvcooev eavrbv^ . , , 616 xdi 6 &eoq avzop vjcsQvtp<D»
CSV. Dass dieses Logion hier zu Lc. 14, 7 — 11 seinen originalen
Standort besass, zeigt nun die aussercanonische — scheinbar
weit abweichende — Gestalt der Einschaltung zu Mt. 20, 28.
Denn wenn auch die entsprechende Parallel version nicht nach
Lc. 14, 8 — 10, sondern unmittelbar vor diesen Versen unser Lo-
gion bringt, so ist doch an der Identität von Lc. 14, 11 und
den Worten: vfislg öh ^TjretTe^x. fitxgov av^TJCac xal (i^ix
fisi^ovog IXaxTov dvat nicht zu zweifeln, sobald man den Sinn
der Worte ins Auge fasst und auf den hebräischen Urtext zu-
rückgreift. Selbstverständlich ist diese Identität nur dann
vollständig zu erfassen, wenn man die Fassung des
Syr. Cur.: xdi (irj ix /lelCovog sXazrov dvat für die richtige
erklärt und die Weglassung des fii] in sämmtlichen übrigen
Parallelen für einen veralteten Irrthum der von einander ab-
hängigen Handschriften. Wer klein {fiixQog) oder niedrig (ra-
Jtstvog) anfangt, der soll gross werden (av^avBiv), der soll er-
höht werden (vipovad-ai). Wer aber zuerst gross {uel^cov) oder
hoch (vtpäp eavtov) auftritt, der wird klein werden {elavrov
elvac), der soll niedrig werden (rccjreivovod-ai). Nach letzterem
sollen die Jünger Jesu nicht streben: ^f^TSlre . . fiij ix fiel^ovog
eXaxxov elvai, Dass aber av^avsip und vtpovad^ac gleichwerthige
Übersetzungsvarianten von bia sind, darüber vgl. die Nachweise
in den Agrapha S. 73 f. sowie die aussercanonische Textgestalt
zu Lc 22, 27, wie sie Cod. Bezae darbietet: xal vfielg avgjy-
^TJXB. Siehe unten zu Lc. 22, 27. Für die Varianten: tXarxov
dvat = xcutsivovad^ai aber dürfte nicht t:?tt, wie es Agrapha
8. 74 geschehen, sondern b&t? als Stammwort anzunehmen sein.
Man vgl. Ezech. 17, 6: nbtiO Vinnfa iBjb ^xr^^ = LXX: xcü iyi-
V€XO slg afijceXov aad'svovoap xal fiacgdv — , ferner 2. Sam. 6, 22:
'^3'^^a bw •'n'^'^rn = LXX: xal aoouai dxQSlog iv 6g)d^aXuolg oov,
und dazu Hiob 5, 11: Dilttb D'^bfilD WV^ = LXX: xov jcoiovvxa
xaxBivovg dg vtpog. Ausserdem vgl. man zum Ganzen die johan-
neische Parallele Joh.3,30: hcBlvov öelav^avsLV, ifih öe iXaxxovcd-ai.
— Noch ist auf die Möglichkeit hinzuweisen, dass der aussercano-
nische Text: vfistg öe ^tjxeTxe ix (itxgov av^^oai xxX. ein selbst-
ständiges Logion am Anfang des Redestücks gebildet habe und
dass der Schluss Lc. 14, 11 als ebenfalls selbstständiges Logion die
400 Aussercanoniscbe Pnralleltexte zu Lc
Gedanken des Eingangs wieder aufgenommen und als Schlussgnome
zum sententiosen Ausdruck gebracht habe. — Schliesslich sei
noch notiert Clem. AI. Quis div. salv. § 1. p. 936: z<p yag wp<o^
fiivq) xal n^aXvvopiivm avxlotQOfpoq fj XQog rov xajtEivov fisra-
ßoh] xal Jtzcioig^ dg 6 d-etog ötödöxsi Xoyog,
Lg. 14, 15.
a. Clem, AI. Paed. II, 1, 5. p. 166.
fiaxaQiog og g>aYSTai agiGrov iv rfj ßaCiXsia rov d-eov.
b. Syr. Cur. Lc. 18, 12 = Syr. Sin.
(iaxaoiog oOrig qxxyerai agiorov iv ry ßaoijLeia rov d^sov.
c. Epiph. Haer. LXVI, 38. 39. p. 652 D.
fioxagiog og g)ay€Tai oqtov iv t(] ßaöiXela xcSv ovQavmv.
d. Euseb. in Ps. 127, 2. (Migne VI, 21).
fiaxagiog 8g tpayBrai agxov iv t(] ßaoiXda xwv ovQaväv,
e. Lc 14, 15.
fiaxoQiog ooxtg tpayhxai agxov iv xij ßaaikeia xov &eov.
Obwohl aQioxov als 11PP"1Ä in die jüdische Sprache über-
gegangen ist (vgl. Buxtorf, Lex. Talmud, p. 225), so liegt doch
hier den Varianten agxog = gqioxov das hebräische onb zu
Grunde. Vgl. 1. Reg. 5, 2: inij Qi'^b rftJ'bÖ-Dnb W = LXX:
xovTO cLQioxov x(p 2JoXo(i<5vxi iv f}iiiQ(} fiici, Bemerkenswerth
ist die zum Übersetzungstypus des ersten Evangelisten gehörige
hebraisierende Variante /) ßaotXeia xmv ovgavmv (vgl. Heft 1, 116)
in Texten, die nicht durch Mt., sondern nur durch Lc. conser-
viert siud. Ähnliche Fälle s. zu Lc. 9, 60. 62; 17, 21.
Lc. 14, 16. 17* = Mt. 22, 2. 8.
a. Apoc. 19, 9.
xal Xiyei (ioi ' ygarpov fiaxccQioi ol elg x6 öetjivov xov ya-
fjiov xov aQvlov xexXfjfiiroi. xal Xeyei fioc ovxoi ol Xoyoi
aXtjd^ivol eloiv xov ^fo€'.
b. Exe. Theod. c. 63. ap. Clem. AI. p. 984.
elxa x6 öetjtvov xSv yafimv xoivov jtavxov x<5v Co^^ofiivojp,
Texte and Unteranchangen zu Lc. 14, 16. 17. 401
c- Iren. V, 36, 2.
Et hoc est triclinium, in quo recombent ii, qui epalantur
Yocati ad nuptias.
d. Hom. CLeuL VIII, 22. p. 92, 21.
cocjiSQ ijtl ÖBlJtov vxo jtaxQoq vl(p rsXovvtog yauovq xkii-
d^VTEq . . . . o xovq yafiovg zw vlo) reXcop xarTjQ.
e. Mt. 22, 2. 3.
cofioicid-ij jj ßaCiXela rSv ovqovwv dv&gcijtm ßaaiXsT, ocrig
ijtolr^sv yafiovq r^ vltp avrov. xal ojieöTEiXsv zovg
dovXovg avxov xaXiöai rovg xexXtifiivovg slg rovg ya-
fiovg.
f. Lc. 14, 16. 17*.
av&Qcojiog rig ijtolet östJtvov /liya xal kxaXsoev jtoXXovg
xcH ajtiCTSiXsp TOP dovXov avxov x^ ciga xov Aalnvov
slxetp xolg xsxXfj/ispoig' sQxsaß-e.
Dass das Gleichniss Yom Gastmahl in zwei synoptischen
Bearbeitungen vorliegt und dass die Urrelation desselben Lc.
14, 16—24 besser erhalten ist als Mt 22, 1—14, darüber vgl. Heft
II, 265. Weiss, Matthäus S. 468—473. Nachdem der nur beim
ersten Evangelisten erhaltene Bestandtheil Mt. 22, 11—13 bereits
Heft II, 264 — 267 zur Untersuchung gelangt ist, folgt hier die
textliche Behandlung des Grundstocks jener Parabel. Bezüglich
der Varianten ya/ioi (Mt.) == dstjtpop /leya (Lc.) = öeljcpop X(5p
yafioop (Theod.) = ÖBtnpop xov yaptov (Apoc. 19, 9) ^TinÄtt
kann ich mich auf Agrapha S. 72. 262 Anm. beziehen und
ausserdem aus dem Briefe der gallischen Märtyrergemeinden
(Eus. H. E. V, 1, 55) die weitere Übersetzungsvariante pvfi^ixop
ÖBljtPOP nachtragen. Die im Homilientext zveeimal wieder-
kehrende Variante xsXetp ist mit dem canonischen jtoulp auf
nw zurückzuführen. V^gl. Jud. 11, 39: i"nrnÄ rh tel^H = LXX:
xal i^oh^sp (= al. exsXsOsp) ip avxf] xfjp evx'f]v avxov. Jes.
55, lY: nttfr-DK '^S =TS^iT ?a>e ap xeXEOd-iJ. Vgl Lc. 12, 50:
14, 28.
Lc. 14, 17» = Mt. 22, 4
a. Lc. 14, 17b.
Ott ijön %TOi/itt elöcv.
Texte a. UntenuctaangeQ X, 8. 26
402 AasBercanonische Paralleltexte bu Lc
b. Syr. Cur., Syr. Sin. Lc. 14, 17^.
OTi löoi) xavxa iroifia iariv.
c. Agathangelus c. 35. p. 21, 5. ed. Lagarde.
xäl slxeq' 6 fioaxog fiov iöfjpccfiiivoq xai xb dsTjtvov fiov
fJTOtfiaöfievov.
d. Orig. Opp. III, 792.
ro öh firoifiaöfiivov oqiotov, kv cp ol xavQoi xov ßaoiXicog
xäi xä aixevxä avxot xed-vfieva tjp.
e. Mi 22, 4.
jtaXiv dxiöxeiXep aXXovg öovXovg Xiycop' elxaxB xolq Tce-
xXTjfiivoig' löov xb ^j^o^ [Syr. Cur.: x6 öeljtvov] fiov
^xolfiaxa [Syr. Cur.: i^xolfiaoxai], ol tavgol fiov xäi xä oi-
xioxä xed^)iiiva xal jtapxa Ixoifia' öevxs elg xovg yor
{lovg,
—^•^••^^-•./^
f. Macar. Hom. XV, 31.
xfli yoQ h> x^ svayyeilcf) yiyQOjtxat, oxi axioxtiXs xovg
lavxov ÖovXovg o xvQiog xaXäv xovg ^iXovxag öijXcicag
avxolg, oxt xb agioxov fiov rjxoifiaöxai.
An dieser Stelle hat Lc. wieder gekürzt, der erste Evangelist
den Urtext vollständiger erhalten. Der Syr. Cur. rückt durch
Einfügung der Worte: ort l6ov itavxa txoifia iöxiv den Lucas-
text der ürrelation näher. Zu öbXjcpov = aotoxov = cnb vgL
Dan. 5, 1: S"! DHb "1? = i^olrjos öeljtvov fiiya, femer zu fioaxog
BO(paynivog = oix^vxä xBß-vfiiva vgl O^veiv = öqiaxxeip = ngo,
ßooxog = xä oixevxä = Ä^^nti — Lc. 15, 23. 27. 30: xop (iooxop
rbp cixevxop.
Lc. 14, 18—20 = Mt. 22, 5.
a. Hom. Clem. XV, 3. p. 146, 31.
jtoXXä yäg kcxtv xä xgaxovpxa' xovg fiep xsjtstOfiipovg
äcxoXlai äyoQaCficop, jcgä^soop, ysoDQyicQP, tpQOPxidwp xal
6oa xoiavxa,
b. Mt. 22, 5.
ol öh äiiBXfjCapxBg äxfjXß-op, og (lev Big xop löiop äyQOP^
og ÖB i^l xi]P ifiJtoQiap avxov.
Texte und Untenuchangen zvt Le. 14, 18—20. 403
c. dem. AI. Strom. III, 12, 90. p. 552.
6 di Blxoip' ywalxa ^^J[yff^ xcä ov ivvafiai iXB^eZv dg ri
dtlxvov x6 d-elop,
d. Mscar. Hom. XV, 31.
(xvTol de Ol xsxkTjßivoi JtaQurTjoavro Xiyovteg, og fiiv
i^yoQaCa, q>rfil, ^evyTj ßocoVy aZZog' yvvalxa i^Qfioaafirjv.
e. Orig. Opp. III, 149.
6 fiip rig iXsye' yvpatxa iyma, I^b (ia xag^rtiuipop' 6
oi Tig' ^evyf] ßocop rjyoQaaa jtipxe xa\ jioQsvofiai Öoxifiaoai
avra' sxb fiB JiaQ^rijfiipop.
f. Lc. 14, 18—20.
xdL fJQ^apTO djto fiiag xapxBg jcagaireiod-ai. 6 jtQcorog
bIxbp avTfß' ayQOP ijyoQaca xal ix^ apayxtjp i^eXO'cop IöbZp
avxop' igcorä öe, S^^ fi€ TtaQ^^rrffipop. xal ixegog bIjcbp'
^BvfTj ßoäp rjpfbqaca jiIpxb xal JtoQevo/iai öoxifiaaai avxd'
igmxA OB, 1^^ (ib xag^xijfiipop [Cod. Cantabr.: dio ov öv-
pgfiai iX&'Blp]. xal ^xsgog [Cod. Cantabr.: aXXog] bIxbp'
yvpalxa Irrjua [Cod. Cantabr., Syr. Cur.: iXaßop], xal öia
Tovro ov övpafiai iXB'Btp,
g. Diatessaron Arab. p. 53^ ed. Ciasca.
Sed coeperunt omnes iino ore se ezcusare. Primus ait Ulis :
Dicite ei, yiUam emi, et compeUor exire ad illam videndam:
rogo te, dimitte me, excnsatus sum emm. Et alter dixit:
Juga boum ^mi quinque, et eo observare illa: rogo te, ut
dimittas me, excusatus sum enim.
h. Evang. Hieros. p. 205. 206.
Et coeperunt onmes Uli ad unum, quod nolebant. Primus
dixit: Agrum emi, et mihi est delectabile (^CU>oi)
exire yidere iUum: ego rogo te, supputa^miM (niTii »aco
>A), quod ego non possum venire. Et alter dixit: Quinque
juga boum emi, et ego yado probare ea: ego rogo te, sup-
puta mihi, quod ego non possum venire. Et dter dixit:
TTxoremTduxi, et propter hoc ego non possum venire.
Hier hat der erste Evangelist den Urtext gekürzt und zu-
sammengezogen. Von den Clementinen sind die verschiedenen
Entschuldigungsgründe nur angedeutet. Lucas hat den Text
26*
404 Amsercanonische Pandleltezie bo Lc
am ToUstandigsten gegeben, aber vielleicbt aach noch gekürzt.
Die Worte: qnod ego non po88um Tenire scheinen im Urtext
nicht bloss der letzten, sondern allen drei Entschnldigungs-
reden angehört zu haben. Dann wird auch das nno ore im
Diatessaron recht verständlich. Vgl. Jos. 9, 2: THÄ STB^ LXX:
aua JcaPTsg, 1. Reg. 22, 13: 1^*"^ *= l«^^- ^^ Otouati Ivl.
In diesem hebräischen Ausdruck liegt also sicher die Quelle für
das canonische axo fiiag. Bezüglich der Varianten yafutp yv-
vatxa = Zaßetv yvvalxa vgl. die Erläuterungen zu MtTiQTo** =
Lc. 16, 18^ in Heft 11, 244, sowie unten die Paralleltexte zu Lc.
20,29 — 31. Wegen der Macarius -Variante: ywatxa ^Qfioöafitiv
vgl 2. Cor. 11, 2: ^Qfioaafirjv yäg vfiag ept dvögl — und Prov.
19, 14 LXX: jg{ZQa de xvqIov oQ/io^Brai yw^ avögl.
Lc. 14, 21—23 = Mt 22, 9. 10.
a. Exe. Theod. c. 9. ap. Clem. AL p. 969.
0 ßaOiXevg elg ro dstJtvov rov yäfiov tovg kv ralg oöotg
xixXijxsv.
b. Hom. Clem. VlII, 22. p. 92, 24.
bceXetxisv ^filv elg rag öu^oöovg rcov oömv iZd-ovoiv ....
roig dya&ovg elg ro d^sov östxvov slödyeiv.
c. Mt. 22, 9. 10.
jtOQSveCd-s ovv kjtl rag öu^oöovg r<5v oömv, xal ocovg av
€VQi]rBi xaXsöars etg rovg yafiovg. xal i^ekO^ovrsg ol dovXoi
kxBlvoi elg rag oöovg ovvfjyayop xaprag oöovg^ svqop, jro-
vi]QOvg re xal dyad-ovg, xal ijiX'^oß'i] [Cod. -S: ixlngcid-Ti]
6 wfig)(DP [Syr. et Cur. Sin.: o ydfiog] dpaxei(iip(OP-
d. Hom. Clem. XIH, 17. p. 139, 14.
jTQog rop omq)QOplCovra del elöeQxeo&ai Xoyop dpcyxaoop.
e. Didasc. II, 56; p. 277 = Const. II, 56. p. 84, 1.
tpa ro d^iXrjua rov d-eov jtoirioapreg JtXijQwoa^fiep rop
rgbeXtPOP rcop apaxeifiivmp.
f. Lc. 14, 23.
xal eljcev o xvgiog JtQog rov öovXov e^eXd^e elg rag oöovg
xal wgayfiovg xal dvayxaöop elaeXi^etPt ipa ye/iiodig fiov
o obcog.
Texte und Untennchiuigen zu Lc. 14, 21 — 23. 24. 405
Die VariaDten öelxvov rov yafwv (Theod.) «= X^ffE^ Ott)
=s ÖBlxvov (Born.) SS xiXWü kehren auch hier wieder. Dazu
kommen odol = öii^oöoi rc5v 6ö£v = ?D*»D'n'!Tn niÄS'in (vgl.
Jos. 15, 4: b^1'3fn lni»sn = LXX: ^ öti^oöoq tcqv 6qI(x>v, Ezech.
48,30: t:W7 rite'in = LXX: al öiaßoXal [Symm., Theodot.: dt-
i^oöoi] TTJg x6Xs(Dg\ jtXrjQovv (Const., Didasc, Cod. 2) = Yeul^eiv
(Lc.) = jcifijtXavat (Mt.) = Kitt, endlich rgbcZiPog (Const, Di-
dasc.) = tricfinium (Iren. V, 36, 2: et hoc est triefininm, in quo
recumbent ii, qui epulantur Yocati ad nuptias) = ^t7^9)cov (Mt.)
= ya/iog (Syr. Cur.) = nPitJ'artTi'^3 , so auch das Eyang. Hier.
f^^oivJC20 iu3y davon abgekürzt olxog (Lc. 14, 23). Das
Heft II, 303 zu Mi 25, 10 als hebräischer Ersatz von wfiqxov
erwähnte n3nnn"tT^a würde auf xglxXivog^ triclinium nicht pas-
sen. Dagegen kann erinnert werden an Esth. 7, 8: X^y\ t\T[l6^ ri^^Sl.
Lc. 14, 24 = Mt 22, 8.
a. Hom. Clem. Ep. Clem. ad Jac. c. 7. p. 8, 25.
€og xXt/toI yafiCDP cbtoXavoers.
b. Hom. Clem. 1, 11. p. 17, 28.
fiiXQ'^ 9>0P0v xivövvBvovciP xijQvxeg, xal zavra v;ro räv elg
owzfKflap xaXovfidpcop apÖQWP,
c. Macar. Hom. XY, 31.
OQag ort 6 xXijrcoQ ^roi/iog, ol 6h xXrj&eprsg dpzelxop,
d. Mt. 22, 8.
o ^i' y&iiog %xot(i6g iariPj ol de xsxXrjßipot ovx rjoap
a^iOi.
e. Lc. 14, 24.
Xiyo) yoQ vfilP ort ovöelg rcop dpÖQWP [Cod. Sin., Cantabr.,
Syr. Cur.: ^Jj^^V^^^^^ kxelpeop xöip x^cXtifiipoop yevOBXcd
(lov rov öeljnfov.
f. Evangel. Hieros. p. 208.
Dico enim vobis, quod nemo virorum Ulorum, qui vocati
sunt, gustabit cibum meum. Multi simt vocati et pauci
electi.
Abgesehen von den auch hier wiederkehrenden Varianten
^^^^[}^OP=yduo^ "^ ya/^og = niJttJT? sind die gleichwerthigen
406 Aottercanonische Paralleltexte cu Lc
xXf^Tol = xakovfispoi ^=^ xXffi^ivrtq (wie bei Macarins ao oben
zuXc. 14, 16. 17^ auch die Clementiiien) = xsxXtjfievoi (ausser
Mt^ Lc. auch Apoc. 19, 9 und die gallischen Gemeinden Eos. Y,
1, 55: €og elg Wfig)ix6p öeljcpop xexXfjfiipn) «= D'^K^'^P, wie auch
ai^J^eg = avd^Qwxoi = Ü'^IDSK als urtexÜiche Bestandtheile zu
erkennen. Der Zusatz: xoXXol yag aloiv xXtjrol, oXlyoi Sk
IxX&croij welches Logion im canonischen Lc. gänzlich fehlt,
findet sich hier in vielen Eyangelistarien, in einigen Versionen
und in griechischen Handschriften, doch vielfach nur in margine.
Lc. 14, 26 = Mt. 10, 87.
a. Mt. 10, 37.
6 ^ptXoSv jtaxiga ?j firjriga vjtSQ i/ih ovx Icrip (iov agiog,
xäi 6 q)iXwv vlov iq ^v^axiga vüteg ifih ovx eonv (iov
a^tog.
b. Clem. AI. Strom. VII, 12, 79. p. 880.
ovrog olöev axgißmg xo slgn/ispov iäp fitj uiöijönxs xop
Jtaxiga xal x^p firixiga^ xgooixi 6h xal xtjp lölap ^x^l^
xai jap fitj x6 Cf^fislop ßaoxac?jxe.
c. Macar. de pat. et discr. XXIL
xal jtaXip' iap firj xig (uC7]a^ staxiga xal fitjxiga xal
ädsXq>ovg xal yvpalxa xcä xixpa. Ixt ök xal xrjp havxov
y^vxf^Pj ov ovpaxal fiov eipai fiad-fjxrjg.
d. Clem. AI. Strom. III, 15, 97. p. 555.
og (J* ap [irj fiiö^örj, g>aol, jtaxiga rj fitjxiga i] yvpoixa ^
xixpa, i/iog elpai fiad-nüfjg ov övpaxai,
e. Clem. AI. Quis div. salv. § 22 p. 948.
og ov fiiael jtaxiga xdi fir/xega xal Jtatöag^ jtgoöixi öh xal
x^p tpv^ijP tavxoVj ifiog (laß-fjxijg elpai ov övpaxai,
f. Macar. Hom. XV, 35.
Xiysi yag 6 xvgiog' xag oOxig ovx dgpetxai iavxop xal
ov uiö€l xfip kavxov tpvynVf ovx iöxi uov uad-nxtjg.
g. Lc. 14, 26.
£? xig egysxat jcgog fie ocal ov (iicel [Mardon: xaxaXsbisi]
XOP Jtaxiga avxov xal x^p fif]xiga xal xijp yvpalxa xal
Texte und Unienachongen zu Lc 14, 26. 407
ra xixva tccü rovg d6€Xg>ovg xal rag ad6Xg)ag, in 6h xäl r^v
lavTov ^vx^iv, 6v övparai dvcdjiov (la&tirijq.
h. Cassian. Coli XXIV, 2, 2.
qni non reliqaerit siye oderit patrem et matrem et filios et
firatres, non potest mens esse discipulus.
L Macar. Hom. XLV, 1.
TOVTO yoQ 6 xvQiog ajiBq>'qvaTO ebtciv ^^^^oorig ovx
dg>fjxe xariga ^ iirjxiQa f} dd€Xg>ovg ^ yvpalxa i} xixva i}
dr/Qovg xal ovx dxoXov&Bl fioi, ovx lari (lov agiog.
k. Gnostische Werke ed. C. Schmidt p. 548.
iXaßop Tf]v ixayyeXlav^ ?} ijttiffiXd^tj vjto rov Xiyovxog
oxr OQ dg>ijö€i jtaxega xal (irixiQa xal ddeXg>6v xoH
ddeXg>^v xal yvpalxa xal xixva xal vxaQ^iv xal ßa-
oxä^Bi {alQ€i) xbv CxavQov avxov xal dxoXov&el ftoij kx-
ayysXlag, ag ixfjYyeiXdfirjv avxw, XtjtpBxai.
L Orig. in Jerem. Hom. XVII, 6.
ooxig ov xaxaXeltpei xov xaxiQa xal x^v fiTjxeQa xal dxo*
Xovd'Bl oxlow (iov, ovx iöxi (iov a^cog tlvai fiad-tjxijg.
m. Epiph. Haer. LXI, 6. p. 510 D.
xvqIo) xm Xeyovxr og fi^ xaxaXlx^ xaxiga xal (iTjxiga xal
ddeX^ovg xal yvvalxa xal xixva xal d^y/axiQag^ ovx söxi
(iov (ia&rjxi^g.
n. Clem. AL Strom. IV, 4, 15. p. 570.
avxlxa o xvQiog iv xS svayYsXlco g>7jclv' og av xaxaXsly^
xaxiQa rj fiijxiQa rj ddeXq)Ovg xal xd h^ijgj ivexev xov
BvaYyeXiov xal xov ovofiaxog fiov^ fiaxagiog ovxocL
o. Pistis Sophia p. 213 ed. Schwartze et Petermann.
propter hoc igitur ovv dixi Yobis olim: qui haud reliquerit
patrem et matrem, nt sequatur me, hie ,2££_^^^J^^gP^ i^g-
p. Tert. de baptismo c. 12.
Qui patrem aut matrem mihi praetulerit, non est me dignus.
q. Tert Scorpiace c. 11.
Qui pl^^ns^ inquit, fecerit etiam animam suam quam me, non
est me dignus.
408 AQseercaaoniache Paralleltexte su Lc.
Zu diesem Logion liegen, wie man sieht, zahlreiche Misch-
texte Yor, and zwar sind Elemente aus Lc. 14, 27 »= Mt 10, 38»
femer aus Lc. 18, 29 = Mt. 19, 29 = Mc 10, 29, sowie auch aus
dem Agraphon eingemischt, welches wir bei Agathangelus
lesen: et rig äq>i]06i xavxa dia ro ovo/id fiov, kv r^ öevrig^
jtaQOVcla ^anjv alcoviop xXrjQovofi^öei (vgl. Agrapha S. 404,
desgleichen oben zu Lc. 5, 1 1). Dass im ursprünglichen Wort-
laute dieses Spruchs ov fiiasl vorhanden gewesen sein wird,
darüber sehe man Weiss, Matthäus S. 253 ein und erinnere
sich dazu an Oen. 29, 31: HK^V '^S «» LXX: ozi ifiicetro «s quod
minus amaretur, woraus hervorgeht, dass das fpiXelv vjtig bei
Mt. dem Sinne nach das hebräische KSto K*b richtig wiedergiebt. Für
den Nachsatz leitet Origenes mit seinem Texte: fit) iöri fiov
a|<tO£^€&w^£ai^;gT^ — *^ ^^® Vermuthung, dass ovx elvai
a^iov und [i'^ övvaad-ai gleichwerthige Übersetzungsvarianten
sind und dass mithin das absolute a^iog des ersten Evangelisten
wie in Mt. 10, 11 (vgl. oben zu Lc. 10, 6) auf einer Textkürzung
beruht, dass also wie Mt. 10, 11 slgi^vriq, so hier elvai fict&tjrijg
aus dem Urtexte, bezw. aus der von dem ersten Evangelisten
gebrauchten Version des Urtextes, weggelassen ist In der Form,
in welcher das Logion aus den koptisch-gnostischen Werken
durch Carl Schmidt ans Tageslicht gezogen worden ist, erin-
nert der Schluss: i^iay/eZlag^ ag ijtrjyyeiXafifjp «tJrqS, Xfj-
tperai — lebhaft an Jac 1, 12: Xi^tperac xov cxiipavov x^g
^(o^g, ov ijtfjyyelXaxo 6 xvgiog. Jedenfalls aber bietet dieses
Logion mit seinen zahlreichen Variationen nicht von ferne den
klaren Durchblick in die ursprüngliche hebräische Textgestalt
wie das folgende Logion.
Lc. 14, 27 = Mt. 10, 38 = Mc. 8, 84 = Mt. 16, 24 = Lc. 9, 23.
a. Iren. I, 3, 5.
og ov ßaöxa^et xop oxavgov avxov xdi axoXovd'Bl (loi^ fia
^tjxf/g ifiog ov övpaxcu ysvicd^ai.
b. Epiph. Haer. XXXI, 15. p. 181 B.
6g ov ßaoxa^ei xov axavQov avxov xcu axoXovd-Bl fioi^ fia
d7]xfjg ov dvvaxai elvai.
Texte und Untenuchongen zu Lc. 14, 27. 409
c. Lc 14, 27.
ocng ov ßaord^ei xbv cxavQOv lavtov xäl iQxerac 6nlO(x>
fiov, ov dvvarai slval fiov ua^rriq.
i Mi 10, 38 = Didasc. V, 4. p. 302.
xal oq ov XapißavH zov ozavQOP avrov xäl dxoJiovd^el
oxlco) (ioVj ovx ICTiV (lov a^iog.
e. Ong. in Joann. XXXII, 19. Opp. ed. de la Bue lU, 685.
og av fiij oQjj TOP aravQov avrov xal dxoXovd-i^af] oxlcco
(iov, ovx eOTi fiov d^iog slvai (laih^rijg,
f. Excerpta Theod. c. 42. ap. Clem. AI. p. 979.
og ovx algei rov öravQov avTov xal dxoXovB-Bl (loi, ovx
Icxi ftov dÖ€Zq>6g.
g. Mc. 8, 34.
oörig d-iksL ojtlöo} uov dxoXovO^elv^ dnaomfidöd^o} iavxov
xal dgato) top öravQOP avrov x<ü dxoXov&alro) fioi.
h. Mt 16, 24.
et rig d-iXsi ojilow fiov iXd-sTp [Orig. in Matth. XII, 24:
axoXovd-alp], ajtaQpr^caod^G) eavrop xal agaro) rop oravQOP
avrov, xäl dxoXovQ-elro) fioi.
i. Lc. 9, 23.
sl rig d'iXet ojtiöa) fiov igxsoi^aij agpfjodod-o) kavrop xal
dgara» rop oravQOP avrov xad^ i^fiegap, xal dxoXov^elro)
flOl.
k. Macar. Hom. V, 6. ex oodice mscr. Graec. no. 16. Siblioth.
Berolin. Migne p. 502.
ä rig d'iXet ojiIög) fiov iXd'BlP, djtaQvrjcdod-m ka^orop xal
agoTG} rop oravQOP avrov xaß-^ rjfiJQap xalQa>p^ xal dxo^
Xovd-Bira} fiOL
l Epiph. Haer. XLVUI, 13. p. 415 C.
bI rig d-iXei iQXBO&ai jrpog fie, dQprjcdod'a) havrop xäl dxo-
Xov&slrof fioL
m. Const. VI, 22. p. 184, 23.
d rig d^iX^ 6:Jtlaa) fiov kX&elp, kgxiod^a).
**w^- -^^..yX- *s^' -• >
Vorstehendes Logion dürfte zwar ebenfalls eines von den-
jenigen Herrenworten sein, an welchen der mündliche Gebrauch
410 Aussercanoniflche Paralleltexie zu Lc.
fortgehend in umgestaltender Weise thätig gewesen ist, wohin
namentlich die anf einen gemeinsamen schriftlichen Qaellentext
nicht zurückzuführenden Varianten: fiadf/r^q, d6eXq>6g, ogeo^ ziem-
lich bestimmt hinweisen. Oleichwohl ist in dem Grundstock des
Logion die schriftliche Quelle mit ihren hebräischen Grundwor-
tern durch die Übersetzungsvarianten unverkennbar. Die drei
Synonyma: ßaara^Biv, Xafißapsiv, algetv gehören sämmtlich dem
Griechischen der Septuaginta an, welche sie gebrauchen, um das
Stammwort KÜd wiederzugeben. Alle drei Synonyma kehren
wieder in den Texten zu Mi 11, 29, wo bei einem nahe ver-
wandten Gedanken {^vyog «= öravQog) ebenfalls das zu Grunde
gelegene ttto in dgetv, Xafißdveiv, ßaoxa^Biv auseinander ge-
gangen ist Vgl Heft II, 133 f Und ebenso auch das erste
axoXov&Blv unsres Logion mit seinen Varianten Ig^Böd-ai ojtlom
und oTcoXovd-Blv oxlcco weist auf das hebräische nHK »fbil zurück.
Vgl. die analogen Übersetzungsvarianten: vjtaysiv fiexa xtvoq
(Mt, Iren., Aid.^ Const), axoXo%)9'Btv (Justin.), ovvamQXBOd-ai
(Hom.) = d? %\n zu Mt. 5, 41. Heft H, 100 f. Der Grundstock
des Logion Lc. 14, 27 par. ist mithin deutlich in folgender Weise
herauszuschälen :
ßaora^Bi xov öxavQOV avxov xal axoXovd-Bl fioi —
XafißdvBi xov öxavQOP avxov xal äxoXo\}&Bl6xlöa)(iov —
alQBi xov OxavQov avxov xal igxBxai oxloo) fiov —
''in« irbni inbs-n« «te:
In Lc. 9, 23 tritt nun zu dem aQaxw xov Oxavgov avxov
ein weiterer Bestandtheil durch den Zusatz: xa^* ^(liQav, wel-
chen Zusatz die besten Zeugen bieten, (darunter auch Hierony-
mus in Mt. 10, 38: in alio evangelio scribitur: qui non accipit
crucem suam quotidie, ebenso eine Vulgata-Handschrift zu Lc.
14, 27), hinzu. Aber noch vollständiger erscheint der Text bei
Macarius in demjenigen Abschnitt seiner ftinften Homilie, wel-
cher lediglich durch einen Berliner Codex erhalten und in der
Ausgabe des Macarius von Pritius nicht mit abgedruckt ist:
xa^' ^fiigav x^^Q^^* ^^^ ^^ ^^^ Lesart xigdog zu Lc 9, 25
Macarius mit Paulus (Phil. 1, 21; 3, 7. sysichlbegegnet, so
wird nun auch der Zusatz xad-^ tjfiigav x^^Q^^ durch Paulus
als quellenmässig beglaubigt. Denn nicht nur enthält B5m. 12,
Texte und Unterauchnngen zu Lc. 14,27. 411
12: ry kXjtlöi x^^Qovregj r^ d-XbpBi vxoiiivovxBq einen be-
stimmten Hinweis auf die Freude der Jünger Jesu mitten in
Kreuz und Trübsal, sondern wir haben auch 1. Thess. 5, 16 eine
den gemeinsamen hebräischen Quellentext voraussetzende Wort-
parallele: jiavTOTB x^f'Q^'^^7 uiid PhiL 4, 4 eine in Verbindung
mit der stillen Citation: kv xvQlfp auftretende wörtliche Wieder-
holung dieses Zurufes: ;|ra/(>£r6 iv xvqIo) xaircore' jtaXiv igci'
Xalgere. Und diese drei Parallelen zu ^em Macarius-Citate:
xa&^ '^fiigav xccIqcdv finden wir in Abschnitten wie Rom. 12, 11 ff.,
PhiL4^ 3**fili 1. Thess. 5, 15 — 22, die ohnehin durchweg auf Herren-
worte sich stützen. Das paulinische xavxors aber besitzt in
D1'^"'bd ebenso wie das xa&* riuiQav bei Macarius eine durch-
aus zutreffende Rückübersetzung in das Hebräische. So wird
Paulus auch an dieser Stelle ein Zeuge für die Yortrefflichkeit
und das hohe Alter der von Macarius gebrauchten Evangelien-
handschriften, wie umgekehrt der Macarius-Tezt die Abhängig-
keit des Paulus mit seinem Zurufe: jtavxoxB x^^Q^'^^ und
XalQOVXSQ iv d-Xl}p£i von der vorcanonischen Evangelienquelle
hier aufs Neue bestätigt. Das x^^Q^^ ^^ mithin ebenso wie
das auch handschriftlich zu Lc. 9, 23 durch die Codices Sin., AI.,
Vatic. u. a. beglaubigte xa&* rifiigav ein Urbestandtheil des
Logion, ein Bestandtheil, welcher durch den vielfachen münd-
lichen Gebrauch des Herrenworts abgeschliffen worden sein
mag. Man ygl. die vorstehend unter 1) und m) ersichtlichen
noch weiter gegangenen Kürzungen des Logion bei Epipha-
nius und in den Constitutionen, welche sich ebenfalls auf
diese Weise erklären.
Lm Übrigen zerfallen die unter a — k aufgeführten Parallelen-
citate in zwei Hauptgruppen, nämlich einmal die sechs Citate
unter a — f, welche mit einem Relativsatze und der Negation be-
ginnen, auch des axaginjöacd-o) kavxop und eines zweiten äxo-
Xov&elxo) fioc am Schlüsse ermangeln, sowie andrerseits vier
Citate unter g — k, in welchen das d^iXsi am Anfange, das djtüQ-
VTjOaod-(D tavxop in der Mitte und das dxoXov&elxo} (loi am
Schlüsse als charakteristische Bestandtheile sich zeigen.
Der erste und der dritte Evangelist haben je zwei Recensionen
des Logion, s. g. Doubletten, und zwar so, dass Mt. 16, 24 und
Lc 9, 23, wie sich jeder aus dem Zusammenhang sowie der Fas-
sung des Logion überzeugen kann, aus der Marcusquelle stam-
412 AuBsercanonische Paralleltexte cu Lc.
men, während Mt. 10, 38 und Lc. 14, 27 zwei verschiedene Ver-
sionen oder Recensionen des Urtextes darstellen. Aber auch
Mc. 8, 34 ist selbstverständlich an letzter Stelle von dem vor-
canonischen hebräischen Evangelium abhängig.
Schliesslich ist noch die Variante 6ri(ielov «== öravQoq in
Betracht zu ziehen, auf welche ich bereits Agrapha S. 360
aufmerksam gemacht habe. Vgl. daselbst das ÖBOjtortxbv öif-
fislop aus den Akten Qregors von Armenien. Dem möchte
noch hinzuzufügen sein, dass öfjfislov und OzavQog als Über-
Setzungsvarianten von iri gelten können. Denn der hebräische
Buchstabe Taw bedeutete notorisch „das Kreuz^ und wurde
im Althebräischen (wie im Phönizischen, Etruskischen, Aethio-
pischen) mit der Kreuzesform: f, auf jüdischen Münzen auch in
der Form T dargestellt. Es ist daher wohl auch kein Zweifel,
dass Ezech. 9, 4: D'^ttfaKH ninttrt:^ in n'^inm = LXX: xai
öog öfifieTov ijcl ra ftircojta rcov avögäp — unter ^T\ das
Zeichen des Kreuzes gemeint ist. Folglich kann das ctj^lov
als Übersetzungsvariante neben cravQoq erkannt werden. Wa£^
scheinlich ist das paulinische orh/iia Öal. 6, 17 vgl. v. 14 eben-
falls hierher gehörig. Man vgl. noch ausser Clem. AL Strom. VII,
12, 79 (zu Lc. 14, 26 abgedruckt) Strom. VII, 12, 79 p. 880:
TO OfifisTov 6h ßaöraoai top d-avarop kcrtp jcBQKpigetp, Ebenso
Barn. XII, 4 p. 54, 11. 12: op (sc. Itiöovp) öo^ovotp ccjeüXco-
XBxipai kp öTjfiBlq) (= ip aravQco).
Lc. 14, 28. 29.
a. Orig.' Opp. III, 778.
TO' riq ig vncip ßovkofiBPog jtvgyop olxodo/i^oat ovxl
jiqStop ipTj^l^Bi, bI dvparai &Blpai top ß-BfiiXiop xal ix-
xBXiöai, ipa fii^ ao^coptai ol d-BcoQovptBg ifiJtal^BiP.
b. Lc. 14, 28. 29.
tlg ycLQ h^ vficop Q'iXcop nvQyop olxoöofifjoai ovxl xqcotop
xaMöag xprj^l^Bi xt)p dajtdptjPy bI b^bi Big axagriofiop; fpa
fifjjtOTB d^ipTog avTov d-B/iiXiop xoH fi?) laxvoptog ixrBXioai
jeaPTBg ol d-BWQovPZBg aQ^ooprai avrtp ifiJtalC,Bip.
c. Cod. Cantabr. Lc. 14, 28, 29.
rlg ÖB Ig vficip d-iXmp nvQfOP olxodofiTJoai ovxl xqAxop
xad'löag y>fig>l^Bi ttjp öojtaptjp, bI bxbi Big dxoQriOßOP; ipa
Texte und Untenachongen zn Lc. 14, 28. 29. 33. 413
fifjxoTS d-ivTOg avrav O-SfiiXiOP fit/ lox^^^V obcoöofirjoaij
xai xavreg ol d-stOQovvreq fiiXkavaiv XiyHV ovrog xrX.
Lc 14, 30.
Wie öfter in den evangelischen Texten, so wechseln hier
d-iXuv = ßovXso&ai (vgl. z. B. oben zu Lc. 6, 31) = ftn; femer
beachte man ag^aad^ai (vgl. zu Lc. 3, 8 oben S. 8 ff.) = [liXXuv
= b^'Äin, endlich olxoöofistv = hcxBXioai = TW^^ welches Tetz^
tere von den LXX sowohl mit oIxoöo/ieIp (vgl. z. B. 2. Sam. 7, 11)
als mit tbZsZv (vgl. oben zu £c. 14, 16) wiedergegeben wird.
Lc. 14> 33.
a. Didasc. V, 6. p. 303.
djtora^oifisd-a ovv xal yovevci xal ovyyevioi xdt jtaoi roTg
kv rä xoofiq}.
b. Const V, 6. p. 128, 34.
cütora^ciftsd-a ovv xal yovsvci xal avyyepiöiv xal g)lXoig
xal yvraixl xcä. rixvoig xal xtrjfiaai xcä ovfinavri rqt ßlcp,
oxav y XL xovxmv xciXvfia Jtgog evöißeiav.
c. Const. V, 5. p. 128, 14.
avxbg 61 rjfiag axsxd^axo afia jtaoi.
d. Acta Pauli et Theclae p. 42. ed. Tischendorf.
/laxagioi ol djioxa^a/isvot reo xoOfiq} xovxq)^ oxi avxol
svaQeöxfjOovot x^ d^am.
e. Lc. 14, 33.
ovxa}g ovp jtäg ig vfidiv, og ovx aytoxaööexai jtaöip xolg
iavxov vjtaQXOvaiv, ov dvvaxai slval fdov (lad^rftrig,
1 Diatessaron Arab. p. 28^ ed. Giasca.
Sic cogitet omnis ex vobis, qui vult mens esse discipulus:
si enim non renuntiaverit omnibus, quae possidet, non potest
mens esse discipulus.
g. Pistis Sophia p. 157, 30 ed. Schwartze et Pelermann.
Propter hoc ovv dixi vobis olim: ajtoxaoohXB xoö(t(p toti
et vXfi toti, quae in eo. Ibidem p. 157, 24: cutoxaooexe xo-
Cfio} toti et vXy toti, quae in eo. Ibidem p. 160, 27: ajro-
xaccexs xoCfiO) toti et vXjj toti, quae in eo. Ibidem p.
200, 12: axoxaCösxe xoCfiq} toti et vXy omni, quae in eo.
414 Aussercanonische Paralleltexte zn Lc
Von diesem Logion finden sich bei den ältesten kirchlichen
Schriftstellern auffallender Weise so gut wie keine Spuren. Die
enkratitischen Acta Pauli et Theclae und die gnostische
Pistis Sophia mit ihren Anklängen führen den Reigen. Von
letzterer Schrift sagt Harnack in seiner bezüglichen Abhand-
lung S. 68: „Es war jedenfalls sollenne katechetische Unterweisung
in den Kreisen jenes Gnosticismus: ajtoTaooeo^ai xoCfim toti et
vXy omni, quae in eo, et suis peccatis omnibus et suis curis
Omnibus — eine Formel, die öfter wiederkehrt p. 269 f. 319,
auch 263 f."
Lc, 14, 34. 35 = Mt. 5, 13 = Hc. 9, 50.
a. Orig. c. Cels. VIII, 70.
iäv yaQ t6 dXag ficoQaifd^ij , ovx elq y!jp oüt* dg xoxqov
loxvsi It£, dXXä ßii]&6V e^co xaxcLstaxTjd-fjoexai vjto t(5v
b. Pistis Sophia p. 193, 19. ed. Schwartze et Petermann.
De verbo dixisti nobis olim dicens: bonus est sal, si sal
f actus est fatuus, quonam salient eum? Non est utilis
xojtQia ovTB terrae, aXX* ejiciunt eum foras.
c. Lc. 14, 34. 35.
xalov ovv t6 aXa' idp öh xäi zo dXa fKogapd^, iv tIpi
dQtx^&rjOSTai; ovrs slg yrjp ovte etg xojtglap evB^erop iöriv
6^(o ßaXXovoiP avTO.
d. Mc. 9, 50.
xaXop ro aXa' idp 6h ro dXa dpaXop yiptjTai, ip rlpi
avxo dgxvotxs; tX£X£ Iv iavxolq dXa,
e. Ignat. ad Magn. X, 12. p. 38, 12.
dXiad-fixe ip ctuT« = Pseudo-Ign. ad Mi^. X. p. 204, 7:
avXloO-fjre ip XqioxA,
l Clem. AI. Strom. I, 8, 41. p. 340.
ovxovp ov jtäoip elLQTjxar vfietg icxh ol dXsg xijg yijg.
g. Pseudo-Cypr. de aleat c. 2. p. 14, 4. ed. Harnack.
Et ideo sal terrae dicimur .... nam cum dicat: sal autem
si infatuatum fuerit, nihilo valebit, nisi ut projiciatur foras
et conculcetur ab hominibus.
-' •• *•- m. '
Texte und Üntenachungen zu Lc 14, 34. 35. 15, 4. 415
h. Mi 5, 13.
vfiBlg icrh ro aXag rijg yijq' iav 6h x6 aXag fiWQapß^f iv
xlvi aXiod^csTai; ovölv lojvst Ixt sl firj ßXfj^lvJ§oi^axa'
xaxBlö&ai vjto xmp dvd'Qcixiov,
Mit Recht sieht Weiss in dem lucanischen Zusammenhang
den ursprünglichen Standort dieses Logion, welches der erste
Evangelist in die Bergpredigt versetzt und vor ihm bereits Mc.
ebenfalls in einen anderen Context umgeschaltet hatte. Vgl.
Weiss, Matthäus S. 142 f., Marcus S. 327. In Lc. 14, 34 ist ihm
der reine Urtext erhalten; dagegen erscheint ihm Mt. 5, 13^
ursprOnglicher als Lc. 14, 35. Aber nicht erkannt sind von ihm
(wie immer) die Übersetzungs Varianten, nämlich hier: [icoQav-
dijvcu = avaXov ylveod'ai = fatuum fieri = infatuatum esse =
bfiti il^n, aQxvsiv =s aXl^stv = nbtt, laxveiv = valere = svd^sxoi^
dvoL == utilem esse = nbs. Über die Vertauschung von äkl-
^ead'ai und cniXl^eöB-ai vgl. die Bemerkungen zu Act. 1, 4, wo
dieselben Varianten in den Compositis awaXl^sod-ai und ovpccv-
Xl^ead'ai uns b^egnen.
Lc. 15, 4 = Mt. 18, 12.
a. Clem. AI. Strom. I, 26, 169. p. 421.
0 avxbg Icxai Jtoifiijp xs xcä vo(io9^ixi]g ayad^oq (iiag x^g
ayiXf/g xcip avxov kjiatovxoov jtgoßaxcav, 6 elg xtjdsiiciVf
6 x6 dxoXcoXbg ixtC;rjxäv xe xoü svqIöxcop,
b. Epiph. Haer. XXI, 3. p. 58 A.
xal xovxo yaq ioxt x6 yBygafifidpoP ip xtp svayysXlq^' x6
jtQoßaxop x6 JtBxXapfiuipop,
c. Iren. I, 8, 4.
kp xm slxBtPj avxop iXrjXvd'ipai ixl [jtQoßaxop] xb JtexXapTj"
uivop»
d. Jobii Mon. Comm. III, 14. ap. Phot. c. 222. p. 588.
xal yi fpfjOt xovxo dpai x6' xaxaXeltpapxa xä kvsprpcopxa
hppia jtQoßaxa, ig>* IV iXd'elP xb jiXapci/iePOP,
a Didasc. U, 20. p. 249.
x6 Xslxop ix^i]X6i, dg 6 xvgiog 6 &s6g ^iTjaovg X(fiöx6g
416 AuBsercanonisclie Paralleltexte zu Lc.
dyad-og diöaCxaXoq xcu ötDrrJQ /jfiäp Uysi, ort ia rä iv^m]^
xovta ivvia hnl ra oqij xai jtogevov kjtl rfjv ^f]Tf)Otr rov
xBjtXavijuipov.
f. Const. II, 20. p. 38, 8.
To XetJtop ixC,i]TEi, dg 6 xvQiog 6 d'Bog 6 aya9^6g jtavfjQ
^ficSv, ajcoOrelXag top iavrov vlop Jtoi/iipa xnXop xai
öoor^Qa TOP diöaoxaXop fjfiwp ^lijoovp, hxiTQiipag avTw
haöai TCL kptprptoPTa ippia J^}^J^^^^2SSi ^^^ ytOQSvd-ijpai
ijtl TTjp ^rJTTjöiP Tov xtxXapfifiivov.
g. Mt. 18, 12.
tI vfilp 6oxBl\ iap yipjjrcd tipi ap&Qcijtm txaTOP XQoßaxa
xai Jtlapffi^y hf ig avTcip^ ovy[i aweig [Cod. Cantabr., Syr.
Cur.: dq>l7joiv] to kpBprixovTa ippia kxl tcl oqtj [xcä] xo-
QBvd-Big [Cod. Cantabr. JtOQBVo^BPog] ^fjTBt to xXapofiBPOP ;
h. Method. Sjmpos. c. 62.
Tlg iOTiP Ig vfiwp apd^Qa)jtog, og Ix^i ixaTov XQoßaTa Xfxi
djtoXiöTj tp Ig avTciPf ovx arpltjOi Tovg ipBprjxoPTa ippia
ijtl Tolg oqbOlp xoL jiOQBv&Blg im to djtoXayXog CfjTBt ovto,
icog BVQ^;
i. Cod. Cantabr. = Syr. Cur. Lc. 15, 4.
Tlg [ap&Qwjtog] Ig vfifSp, og ?gft [^X^^] f^xaTOP XQoßaTa
xai dxoXiö^ [dxoXiöag] i^ avT(5p ?r ovx diplfjOi Ta ipBPfj'
xoi^ra ippia ip Ty iQf/f^<p xai dxBXd^cop to dxoXa}X6g
^^TBl, ta>g svQU avTo;
k. Lc. 15, 4.
Tlg dpQ-QOixog Ig vhäp Bxa)P txaTOP XQoßaTa xai dxoXioag
Ig avTÖöp tp ov xaTaXBlxBi Ta ipsPTJxoPTa ivpia ip Ty
igriiicp xai xoQBVBTai ixl to dxoXoXog, iwg bxqxi avTo;
Die vier Parabeln Lc. 15, 3— 16, 9 tragen sachlich wie sprach-
lich den Charakter der Gemeinsamkeit, der Abstammung aus
einer und derselben Quelle, nämlich aus der synoptischen Haupt-
quelle nach dem lucanisch-paulinischen Übersetzungstypus. Das
erste dieser Gleichnisse reproduciert auch Mt., nämlich Mi 18,
12 — 14, und zwar aus derselben Hauptquelle, nur nach der auch
sonst von ihm benutzten anderen Version. Er hat also auch
die folgenden drei Gleichnisse gekannt, sie aber — ebenso wie
Texte nnd Untersuchungen zu Lc 15, 4. 5. 417
die Einleitung Lc. 15, 1. 2 — weggelassen. Warum wohl? Doch
gewiss, weil sie seiner judenchristlichen Tendenz zu wenig ent-
sprachen, weil sie mehr dem zu gute kamen, was wir den Pau-
iinismus nennen. Wenn nun hier Lc wie sonst auch öfter eine
Nachlese gah von solchen Stoffen der Hauptquelle, die bei der
Auswahl von Seiten des ersten Evangelisten unberücksichtigt
geblieben waren, so hat man nicht nöthig, in diesen lucanischen
Nachtragen eine specifisch paulinische Tendenz zu erkennen.
Wenn von einer Tendenz die Rede sein soll, so ist sie mit
einiger Sicherheit auf Seiten des ersten Evangelisten zu finden,
dessen judenchristlicher Charakter ebenso durch die ältesten
patristischen Nachrichten bezeugt als durch die Analyse seines
Evangeliums bestätigt ist.
Die Verschiedenheiten zwischen den beiden — von Mt. und
Lc. gebrauchten — Versionen zeigen sich hier in folgenden
Varianten: iäv = TcaraXsljcsiv = atpiivai = STJf, vgl. Lc. 5, 11;
12, 39; 18, 16, iQXBO^ai == ajtiQXBOd^ai = jtoQSV€ö&ai = -fbn,
djtoZcoXog = jteJtXaPTjfiivov = xXavcifievov = "l^Ä. Vgl. die-
selben zu Mt. 15, 24, Heft II, 181. Möglicher Weise beruhen auch
eQTjuog und oqij auf Übersetzungsverschiedenheiten, da Deut. 2, 7
in einer Septuaginta-Handschrifb opo^ als Übersetzung von nSTO
vorkommt. Der Cod. Colb. vereinigt Lc. 15, 4 beide Varianten,
indem er montibus in deserto liest.
Lc. 15, 5 = Mt. 18, 13.
a. Jobii Mon. Comm. III, 14. ap. Phot. c. 222.
o xal ijd Tcov (o/iov iiQt,
b. Didasc. II, 20. p. 249.
xal svQ(ov agai knl xovq OBavxov cofiovg xal fpJQB kxl xry
Jt0lfiV1]V.
c. Const. II, 20. p. 38, 13.
xal svQovra agai iptl rovg kavTov cofiovg xcu g>eQSiv ixl
TTjp jtolfipijp^ x^/poi^ra ijtl r^ evgeoec xov ajtoXmXoxqg.
d. Method. Sympos. c. 62.
xal BVQ€DV ijttxid^CLv kjtl xovg <DUOvg avxov,
Text« n. Untenucliiingeii X. 8. 27
4)8 Aussercanonische Paralleltexte sn Lc.
e. Lc. 15, 5.
TCCtL evQcov ixitlS-r^öiv ixl rovg (Dfiovg avrov }^a/(>ioi;.
f. Mt. 18, 13.
xdi iav yiptjrai evQStp avro, a(it]v Xifco vfilv, ort xalQti
ijc avxA fiaZXov i} ijcl rotg Ivevi^xovta kvpia roZg ftf)
jtejtXavTjfiivoig.
Auch das kjttTld^civ, so fern ab es zu liegen scheint, ist
neben cägeiv Übersetzungsyariante, nämlich von KtD3. Vgl Gen.
42, 26: ' öhniDn-b:? Dnatf-n« nÄte^^l = LXX: xal ixi&epzsg
rov clxov kjtl Tovg ovovg avrmv. Die aussercanonischen Worte:
xal (piQBLv kx\ ri]v xolfivfjv (Didasc^ Conat), können sehr wohl
ein Rest des Urtextes sein.
Lc. 15, 6.
a. Herrn. Sim. V, 2, 11. p. 146, 3.
ötx/xaXeaafisvog jtaZiv rovg g)lXovg 6 öeöJtoTfjg,
b. Herrn. Sim. V, 2, 6. p. 144, 17.
jcQoCxaXeo&fiEvog .... tovg q>lXovg, ovg elye övfißovXovg
.... xdxBlvoi CvpsxaQf^oav,
c. Lc. 15, 6.
xal kXd-<DV elg top oIxop cvyxaX^l [Cod. Cantabr.: ovpxa-
XBlTai\ rovg q>lXovg xal rovg yelropag Xiya>p avxot;'
övy^orp^Te ^0£, ort evQOP t6 jtQoßarop (lov x6 axoXmXög.
d. Method. Sympos. c. 62.
xal iXd'COP elg olxop CvyxaXBlrai tovg g>lXovg xal rovg yel-
ropag XiyoiP' cvyx^Q^T^^ l^oi, ori evQid^ ro JtQoßarop fiov
ro djtoXwXog,
Interessant ist hier besonders der Anklang bei Hermas und
dabei seine Übereinstimmung in dem medialen ovyxaXeia&ai
mit Cod. Bezae und Methodius.
Lc. 15, 7. 10.
a. Macar. Hom. IV, 21.
ovrm yag^ ^i]Ol^ X^Q^ ylperai ijtl tpl afiOQroXw fierapoovpri.
Texte und üutenachnngen %u Lc. 15, 6. 7. 10. 419
b. Macar. Hom. XV, 3.
äöyteg yag xaga flyvexai hv ovgavtp, cig 6 xvQtog bIxbv,
kjti hvl aftagrcoZA lABxavoovvxL
c. Macar. de elev. meni c. 10.
X<^Q^ 7^Q^ 9>^^v avTog, iv zw ovQävcp ylvsrai inl tvl
afiagrcoZ^ fiBxavoovvrt.
d. Macar. de Hberfc. ment c. 9.
mCsitQ yoQ x^P^. yf-VExai iv xw ovQav<p, xa&a ^pjOip /y
aXijd-eia, ixl hvl afiaQxcoXä (iBxavoovpxL
e. CoMt. II, 13. p. 24, 20.
fiBfiVfifiivog xov xvqIov Blxovxog oxi x^Q^ ylvBxat iv ov-
QavS ixl Bvl afiaQxoXcp fiBxavoovpxL.
f. Const. VIII, 8. p. 243, 21.
oxi x^^ ylvBxai kv ovQavm Ixl Ivl äfiagxooXm fiBxavo-
OVPXl.
g. Ephraem Syr. Opp. II, 178.
^ ovx oldag ori x^^ yivBxai iv avgapw ixl ipl afiagzo}'
XA fiBxapoovPxi ^ ixl xolg iPBVijxopxa ipvia xotg ßr/
XBxXaPfifii9H)ig, otxiVBq ov XQ^i^^ Bxovoi fiBXOPolag.
h. Lc. 15, 7.
Xiym vfilp oxi ovxmg x^Q^ ^^ '^^^ ovgapw iaxai ixl evl
äiiagxcoXw fiBxapoovvxi i} ixl iPBPijxopxa ippia dixodoLg^
oixiPBg ov xQ^^ccp l^ov^^*^ fiBxapolag,
i. Lc. 15, 10.
ovxcDg Xiya) v/itp yiPBxai x^Q^ ipcixiop x(5p dyyiXcov xov
d'Bov ixl tpl üfiaQxcoXä fiBxavoovpxi-
k. Syr. Cur. Lc 15, 10.
ovxcog Xiyo^ vfilv X^Q^ lörat ipcoxiop xavxoav xwv ayyi-
Xwp xov &Boi ixl tpl afiagxcoXm fiBxapoovpxi.
L EuB. in Ps. 41, 4 (Migne VI, 373.)
Xopa ylPBxai ip xolg oigapolg dyyiXmp ipcixiop xov d^BOv
ixl tpl afiOQXcoXcp fiBxavoovPXi,
m. Clem. AI. Strom. II, 15, 69. p. 465.
fiBydXfj yccQ x^Q^ xaga xtp xaxgi ipog äfiOQxojXov ood-ip'
TOC, 6 XVQlOg fpi]Ol,
27*
420 Aussercanonische Paralleltezte zu Lc.
n. Clem. AI. Quis div. salv. c. 39. p. 957.
fiSYaXrjv yäg (p^iOi xäi apvxigßXTjzov slvai x^Q^^ xcähog^
rrjv ip ovgavolg reo naxQi xal rotg ayyiXoiq Evoq afiOQrO'
Xov kxiöTQitpaprog xal fieravoi^oat*Tog.
An Stelle des canonischen lorai findet sich in fast sämmt-
lichen patristischen Parallelen ylverai, beides fQr Sl^H^ gUtig>
Das Gitat des Clemens AI. in seiner Schrift: Qnis div. salv
halte ich — abgesehen von dem eingeschalteten dwjtiQßJLtjrov —
fQr den ursprünglichen Schluss der dritten Parabel,
welcher im Urtexte eine Nutzanwendung ebensowenig gefehlt
haben wird als den beiden ersten Gleichnissen und dem vierten
Lc. 16, 1 ff. Vgl oben S. 129. Für diese Annahme spricht nicht
nur der Umstand, dass Clemens den von Lc. 15, 7. 10 so weit ab-
weichenden und diesen Parallelversen doch so congenialen Spruch
mit Beziehung auf die Parabel von dem verlorenen
Sohne citiert, sondern auch die Gougruenz der in diesem Spruche
hervortretenden Eigenthümlichkeiten mit der Parabel selbst. Vgl.
{jtaQa) reo jiaxQl mit La 15, 18 ff., boqtti mit Lc. 15,25: öv^i^
gxDvlag xal xoQäv, fieyaXij xclqcl mit Lc. 15, 22 ff. Es wird
also hier eine von den bei Lc. gerade am Schluss der Perikopen
so häufigen Kürzungen vorauszusetzen sein. Zu fisyaXTj x^pä
vgl. man noch Epitome Ps.-Clem. c. 142 p. 796: xal otjfieQov,
CO aÖBkipoly kiyei, fisydXfj X^Q^ ylvsrai iv ovgavm. Zu dem
dfUZQTwXov ijtiCxQi^avToq des Clemens-Citates vgl man Lc. 17, 4;
22, 32; 1. Petr. 2, 25, besonders Jac. 5, 20: 6 ijtiöTQetpag
dfiaQTa)k6v sx xZdvTjg.
Lc. 169 8. 9.
a. Valentiniani ap. Iren. 1, 8, 4.
TTjv de yvvatxa rf/v oagovöav rtjv olxlav xal €VQioxovoav
rrjv ÖQaxfifjv rrjv dpa) 2o(plap öifjf/ovPTai Xiyea&ai, ijrcg
aJioXeaaCa r?jp ip&vfifjOiP avrfjgj vOtsqop xa&^agiod'BVTCDP
jtdpTa)P öid TTJg rov 2a)xiiQog jcagovolag^ BVQiOxei avxiqv.
b. Valentiniani ap. Epiph. Haer. XXXI, 35. p. 207 A.
1] xdg dexa ögax^dg xExxtjfiepfj djtciXsöe xtjp filav dg xi^
Xogy ipa 6 alwp x^g vXrjg djioXa)X(og nvd-evfjxat JtOQ^ ccv-
xotg. rjtpep yag xov Xvxpop xal rjvQav xtjv ÖQaxfi^P-
Texte und Untersacbungen zu Lc. 15, 8. 9. 11. 12. 421
c Marcosii ap. Iren. I, 16, 1.
xäi ravTTjv elvai xfjv yvvalxa r^v anoXioaoav xifv ögaxftfjv
xal a^adap Xvxvop xai evQovoap avri^v. ovxoogovpxal rovg
oQid-fiovg rovg xaraZ6ig)d'ivrag ixl fihp rijg ögaxfi^g tovg
kpvia.
d. Lc. 15, 8. 9.
Tj rlg yvprj ÖQaxfiäg exovoa dixa, iäp ajioXiou [Cod. Can-
tabr., 8yr. Cur.: xal djtokiaaaa] dgaxfdijp filap, ovxl axrei
XvxPOP xal oaQol rtjp olxlap xdi C,fjrtl ijtiiiskcog, tcog otov
BVQi]; xäi svQovöa avyxaXel xrX.
Die jedenfalls sehr alte Variante der Valentinianer: xtxttj'
fiiv7j = ix^vaa leitet mit grosser Wahrscheinlichkeit auf das —
in diesem Contexte auch sehr passende — •^<??- Vgl. Prov.
16, 22: Vb» = LXX: rolg xexrrjfiipoig, Hos.' 2, 18: "^b?? =
Aquila: o tx<x)p.
Lc. 15, 11. 12,
a. Jobii MoD. Comm. IX, 36. ap. Phot. cod. 222. p. 636.
£^^ apanxv^iP jiQoeiOi xfjg jtaQaßoXijg, 7]Xig xop P6€ox£qop
xcu aomxop vibv xal xop JtQBößvxsQOP afta xov JtaxQo
doayBL
b. Lc. 15. 11. 12.
bIxbp 6t' apd^Qoojiog xig elxtP 6vo vlovg' xal eljisp 6 ptci-
X€Qog ayxmp xw jtavQi JtaxsQ, öog fdoi x6 iytißaXXov fii-
Qog xrg ovölag. xal öislXsv avxolg xop ßlov,
c Clem. AI. Fragm. ex Macar. Chrysoceph. Or. XI in Luc.
p. 1019.
dar xovxo 6 aocoxog elöaysxai xfjg ovolag äjtaixcov xop
xaxiga x6 fiigog,
d. MarcioD ap. Epiph. Haer. XLII. p. 315 A.
xaXip xagixotps xfjp jtaQaßoXijp naoav x<5p ovo vimPy xov
BlXf]q>6xog x6 fiiQog x<5p vjtagxopxmp xcu xov aXXov.
e. Const. II, 41. p. 67, 17.
cö$ XOP vlop xov anoXa)X6xa, xop aoa>xop.
f. Eyang. Hieros. p. 223. 224.
Dixit Dominus hanc parabolam: Homo quidam habebat duos
422 Anssercanoniache Paralleltexte zu Lc.
filios. Et dixit minor patri suo: Pater, da mihi portio-
nem meam, quae me (sie) contingit ex substantia taa
Beachtenswerth ist die bei verschiedenen Schriftstellern (Cle-
mens, Origenes, Job. Mon., Gonst.) auftretende constante
Benennung des verlorenen Sohnes als o aOcPTOg, obwohl doch
im canonischen Text nur der Ausdruck aötoxmq vorkommt. Die
aöwrla findet sich (neben der avofdla) in der von Prof. v.
Gebhardt in der Ztschr. f. wissensch. Ü'heol. 1878 S. 330 flf. ver-
o£fentlichten „Ascensio Jesaiae als Heiligenlegende*,
ebenso bei Clemens AL in dem nachfolgenden Citate zu Lc
15, 13. 14. Ausserdem ist zu vgl. das aCfoxwq iC,i]x6Tog im
Hebräerevangelium. Vgl. Agrapha S. 388 f. Endlich Jobii
Mon. Comm. IX, 36 ap. Phot. c. 222: ort T00avTi]g fisra ro-
OavTr/v acwrlav cbtrjZavce rfjg g)iXoTifdlaq 6 äöcorog vlog.
Lc. 15, 13. 14.
a. Clem. AI. Fragm. ex Mac. Chrysoc. Or. p. 1017.
xal Thv xhiQovoulav rrjv jtarQcoav dvtj?.coasv . . elg rtjv
avtrjv T/yg docorlag dvaxvCiVy dra Xificorrop xal öregov-
fispog.
b. Const. n, 41. p. 67, 17.
TOP fdSTc jtoQvciv (iBLwöavva Tfjv xarQixfjv ovoiav.
c Epiph. Haer. XLIL p. 338 A.
rov elX7]q)6Tog rb fisQog rwv vjtagxovxwv xtxi aoorcog
öajtcanjcaPTog.
d. Lc. 15, 13. 14.
öiBOxoQjciCev rrjv ovolap avrov ^c5v docircog' öaixapfjOaty
Tog 6i avrov nävxa iyivexo Xifiog löxvgd xaxä xfjv x<^Q^^
axelvfjPy xal avxog ^Q^axo vöxeQelöd'ai.
Als tbersetzungsvarianten sind hier zu notieren: ovoUr=
xXT^QOPOfjLla = rv6y)^ welches von den LXX häufig mit ^VQog,
xkrjQOPOfila wiedergegeben wird, obwohl es bekanntlich von Haus
ans „Besitzthum" bedeutet, femer ötaöxoQJtl^siv = dvaUöxeiv =
Texte and Untersncliuiigen zu Lc 15, 13. 14. 15. 16. 20. 21. 423
■VtB, dajtaväv = jU€eow=*nto, vörtp« Wi^at = örepcWi^ai = lon.
Nestle bemerkt noch, dass Th2=^daxaväv äurch das syrische
l*w^ gestützt wird. Cod. Colb. hat anstatt öuoxoQxioev^ fini-
vit = nte.
Lc. 15, 15. 16.
a. Const. II, 41. p. 67, 18.
TOP xolQovq ßooxopxa xal xegarlcov ifijtjii]0&^vai imd^v-
fiovpza xal fir^ xvyxctvovra.
b. Orig. Opp. lU, 982. Fragm. in Lucam. Orat. XL init.
voTjoeig öh xal 0VTa}g t6 kjtiO^fielp xoQeaß-fjvat top aöa)rov
ix t(3p XBQaxlmp.
c. Clem. AI. Fragm. ex Mac. Chrysoc. p. 1017,
xal fied-^ (DP Ol x^^Q^'' otrovprai jtXrjQovfiepog.
d. Cod. Cantabr. Lc. 15, 16.
xal inBd^fiBi xoQtao^fjpai ix t<Sp x£QaTla)P, (dp rjcd'iop
ol xotQoi.
e. Lc. 15, 15. 16.
xal 6jt€(itpep avrop slg rovg dyQovg avrov ßoaxeip xolQOvg'
xal ijtB&vfiei yefäoai zi/p xoiXlap avrov djto rc5p xBQaxla)v,
wv fjoB^iop ol xotQOt, xal ovÖBig iölöov avx(p.
Das canonische yBfilaai xijp xotXlap ist ein Hebraismus =
•jtsa oder O*»?!? «b^,^irPri7ri4rJerem. 51, 34; Ezech. 7, 19,
— ein Hebraismus, der durch die Synonyma xoQxaö&fjpai^ xogs-
ö^jpai, ifijeXriad^fipai umschrieben und vermieden wird. Auch
oixBlod^at = bDK ist ein gewählter Ausdruck der Alexandriner
fhr io&UiP.
Lc. 15, 20. 21.
a. Celsus ap. Orig. c. Cels. II, 71. Opp. I, 441.
o KiXoog jiBJtolfjXB' xcu xovg fiBP BvöBßovpxag (pcoxayarfri-
Ca)p, xovg ÖB dfiaQxdpoPxag t} fiBxaypoPxag iXBi]öa)p,
b. Const. II, 41. p. 67, 20. ^^^ ^^™--
fiBxayvoPxa xai JtaXiPÖQo/ifjöapxa jtgog xop Jtaxioa xal
Bljtopxa' Tjfiagxop Big xop ovgapop xal ivcijtiop öov, xal
ovxixi Blptl a^iog xaXBlod^ai vlog aov, UBxa aovöixcop 6
q>iXoxBXPog JtaxiJQ jtQoösXaßexo.
424 Aassercanonische Paralleltezte zu Lc.
c Clem. AL Fragm. ex Mac. Chrysoc. p. 1017.
in fiaxgäv äxix^ptog icxXccfXP^^I ^^ ixögafidv ixeoev
exl TOP TQ&yiTiXov avTOv xal xaT6q>lkffiav avrov.
d. Lc. 15, 20, 21.
xal dvaötag rjXd^sv xQog rbv xariga avrov. in öi
avrov giaxQav dxixoprog eldsv avrop 6 xar^Q avrov xcu
koxXayxpiCdT)^ xal öga/zcov ixixecev ixl rov rQaxtjkop
avroZ x<d xarsfjplXrfiBP avrop. slxev ök avr<p 6 vlog'
xarsQ, r^iiaQrov elg rop ovgapop xal kpcoxiop öov, ovxiri
slfil a^iog xkijd-TJpai vlog oov. Cod. Cantabr. add.: xoli]o6v
fi€ a>g hpa rwp fiiod'lmv öov.
Das fieraypopra der Constitutionen wird durch Celsus
und sein fieraypovrag als eine alte eyangelische Variante be-
glaubigt. Das (lerayivcicxeiVj welches im N. T. niemals und im
A. T. nur einmal (als un^richtige Variante) sich findet, ist Syno-
nymon von fierapoetp = iQxsöß-ai elg avrop. Vgl. diesen letzteren
Hebraismus im Cod. Bezae zu Lc. 18,4: rjX&ep elg hatrtov. Vgl.
oben Lc. 15, 17: elg eavrop iXd-op, Ahnlich Prov. 24, 32: tV^tfV^
*^a5 = LXX: iyo) usrevoma. Auch xaXtvÖQO/iriOapra ist eme
gewählt griechische Umschreibung des Hebraismus Lc. 15, 18:
dpaorag xogevaofiai = 1jC, 15, 20: xal dpaöräg ^^^€r = DJJ^
Min^l. EndliclT die nicht blos in Cod. t), sondern auch M B und
einigen Versionen zu v. 21 wiederkehrenden Worte: xolijoop fit
(pg ?pa rcjp ficöMcop oov — -bilden sicherlich einen — unter
der kürzenden Hand des Lc. gefallenen, aus archaistischen, von
der vorcanonischen Quelle beeinflussten, Evangelienhandschriften
wieder eingedrungenen — echten Bestandtheil des Urtextes.
Diese Worte haben hier, wo sie nicht blos in Gedanken ge-
fasst, sondern in Wirklichkeit geredet werden, erst recht ihre
ergreifende Wirkung. Vgl. Agrapha S. 390 Anm. 1. Zu be-
merken ist noch, dass Tertullian (de paenitentia c. 8) liest:
Deliqui pater nee dignus ego jam vocari tuus, also mit Weg-
lassung des filius. — Bezüglich der Worte: i^giagrop elg rop
ovgapov ist zu erinnern an den (auch in dem Ausdruck: ti^Db^
D^ttl^rt = 17 ßaoiXsla rov ^eov ersichtlichen) Hebraismus, wo-
nach Q'^titD f(ir D'^rY?^ gebraucht wurde, sodass die obigen
Worte bedeuteten: 7j(iaQrop elg d^eop. Vgl. Dan. 4, 23: 'Jia'^b©
Texte und Untersuchungen zu Lc. 15, 20. 21. 22. 425
tjt^lQW = ^dass der Himmel (= Gott) mächtig ist''. Siehe
Kautzsoh, die Heilige Schrift des Alten Testaments S. 895 Anm.
Lc. 15, 22.
a. Const II, 41. p. 67, 23.
xal rrjv aQxcclap aToX?)v xal top öaxtvXiov xal xä vjtodtj-
fiara ccjtoöovg.
b. Lc. 15, 22.
eljisv öh 6 xatfJQ xQog rovg öovXovg avrov' [Cod. Cantabn,
Syr. Cur. et Sin. add.; rax^cog] i^sviyxare aroZr^v rtjv jtQdrtjv
xal ipövöare avzop, xäi öotb öaxxvXiov elq tijp x^^Q^
avTOv xal vjtoörjfiara elg rovg Jtoöag.
c Clem. AL Fragm. ex Mac. Chrysoc. p. 1018.
xekevei 6 Jtar^Q vjtoöijfiara rovg d-BQajtoPtag dovpai to5
(iBxaporjOapxL xal xQoo^vyopxi vlm,
d. Evang. Hieros. p. 225. 226.
Et dixit pater ejus ad servos suos: Cito proferte stolam
illam primam, et induite illum, et date anulum in manum
ejus et calceamenta in pedes ejus.
Bereits in den Agrapha S. 18. 19. 389 ist die Variante ?}
aQxala oxoXfi == rj axokfj ^ jtQcixi] besprochen worden als zwie-
fache Wiedergabe des Hebräischen litDK'^n 13^. Die damals ge-
gebenen Erläuterungen sind von P. Ewald (in seiner Schrift:
Das Hauptproblem der Evangelienfn^e) stark bemängelt worden,
namentlich in dem Sinne, als ob meinerseits zu viel auf eine
solche Variante gebaut worden wäre. Nun freilich kann eine
einzige derartige Variante nicht ein Fundament abgeben, um
ein ganzes Gebäude der Evangelienkritik darauf zu gründen.
Inzwischen werden die gegenwärtigen Untersuchungen zeigen,
dass die Basis unendlich breiter ist und dass ich von der Un-
menge der Übersetzungsvarianten getrost die Hälfte als „werth-
lose Synonymen**, wie ich es Heft I, 155 und Heft U, 52 Anm. 1
wiederholt angeboten, preisgeben kann, ohne diese Basis zu ge-
fährden. Zugleich dürfte P. Ewald die Beweiskraft jener als
Probe in den Agrapha mitgetheilten Variante bedeutend unter-
schätzt, ihr Gewicht zu leicht genommen und namentlich auch
den ganzen dazu gehörigen Gontext in den Constitutionen
426
AusBercanonische Paralleltexte zu Lc.
nicht genugsam erwogen haben. Deshalb möge zunächst der
— für das ganze Gleichniss ohnehin wichtige — Constitutionen*
Text zugleich mit dem viel kürzeren Grundtext der Didascalia
hier seinen Platz finden.
Didasc. II, 41 p. 267.
sl öe rig kjciorgatpelq fiSTa-
voiaq xagjtov kjti6d^7]rat^ rore
xal slg XQoOsvx^P slodi^aod'e
avTOP'
Const. II, 41 p. 67.
sl di riq ijtiCrQag>Hq fisza"
voiag xaQJtop istiÖBi^rjftat, rore
xal elg JtQOOBvx'Jv elööd^aa&s
avxov €oq rov vlov rov ojro-
XcoXora^ top aOcoxop^ top usxa jtoQPcip fisicioavra xi]v
jtaxQixTJv ovolap, xop xo^QO'^Q ßooxopxa xcu x€Qaxi<DP ipt-
j[jiT]od^TJpai ijtid-vfiovpxa xal fir) xvyxdpopxa^ fiexaypopxa
xal JcaXipÖQOfit'iöavxa jiqoq xop naxJQa xal eljiopxa'
rjfiagxop elg xov ovQaPOP xgl kpmTtiop oov, xal ovxixi
slfil a^wg xaXelod-ai vlog cov^ fisxa fiovoixmp 6 q)iX6'
xsxpog JtaxrjQ jtQOOsXaßexOf xdi xrjv agxalap oxoZtjp xal
XOP öaxxvXiov xal xä v^toör/fiaxa dxoöovg £Og)a^e xop
öcxevxop (loöxoP, xgl evg)Qalv€xo fiBxd xc5p g>lXa)P. ov-
xcog ovp xal öv jtoUi, w kjtlcxone' dXX^
äojteQ xov kd-Pixbv XovCag elö-
6bx^]j ovxo) xal xovxop X^^Q^'
d-BxrjOag jtävxop vjibq avxov
jtQOöBvxofiBvwp djtoxaxaöx?}-
öBig avxop Big xf/p ExxXjjölap'
xal eöxai avxcp dvxl xov Xovc-
fiaxog 7] ;^6£()od-£(J/a' xal yaQ
öiä XTJg BJttd^iOBoyg xcop ^(ib-
xigmp x^^Q^iP mSoxo xo nvBV'
(la ayiov.
XBVfieroiP äÖBX<pmp avxov
mCTtBQ xov i^pixop Xovcag dc-
ÖBx^ fiBxd x^p öiöaaxaXlav,
ovxa)g xal xovxop x^^QO^bxi^-
öag, (pg av fiBxapola xexad-oQ-
fijpop, jcapxa}v vjibq avxov
jtQO0Bvxofiiva}p , djtoxaxaoxTJ'
öBig avxop Big xfjp dgxalav av-
xov vofii]p' xal BCxai avxca dv-
xl XovOfiaxog ^ x^£(>o^6ö/a' xal
y^g öid xrjg ijtid^iOBog xwv
^fiBXBga)P x^^Q^^ kölöoxo x6
jcPBVfia xo dyiov xolg JtiöxBv-
ovöip, xdv xig xc5p (if) öBOa-
iyxaXion coi, oxi ö?} xaxfjXXd-
ytjg atxfp; bIjib ütgbg avxop' ov JtdvxoxB (iBx* kfiov bI^
Texte und üntersnchnngen zu Lc. 15, 22.
427
xal rä ifiä Jtdvra Ca koriv BvtpQavd^vai 6i eösi xäi
XCCQ^vai, ort 6 ddeJiq>6g aov ovrog vsxQOg rjv xäl äpe^rjöev,
xal djtoXcoXAq xäi evQid^t], ort ygg ov fiovov jigoodi--
XBTCti 6 d'sog Tovg fieTavoovvrag, aXXd xal elg znv jtQo-
xioav d§lap djtoxad^loxriCiVy ixavog fidoTvg 6 ayiog daßlö,
og fiezd t^v elg rov OvQlav afiagtlav rfixBro tc5 ^ccS
XiycoV dxoöog^) (lot rijp dyaXXlaöiv xov coxtiqIov oov,
Tcal xvsvfiari rjyifiovixcp ariJQi^ov fie' xal xakiv djto-
OTQSfpov^) TP jiQ6öa>x6p oov djio rd)v dfiaQri(5v fiov,
xal Jtaoag xag dpofilag fiov i§dXHy)OP' xagdlap ^) xad'agav
xrlöop jp kfiol^ 6 d-Bog, xci jcpsvfia evd-hg iyxalpiOop jp
xolg t/xaroig (lov ftfj axoggltpf^jg*) fie djto rov Jigoöci-
jtov öoVf xal x6 jtpsvfia oov x6 ayiop fi?j dpxapJX^g an
i/iov. xal Ov ovp mg Ovfixa-
d^g laxQog xovg i^fiagxr/xoxag
jtdpxag d'BQoxeve.
xal Ov OVP €og Ovfijcad-i^g laxQog
xovg ^/laQXfjxoxag ndpxag d'B-
QOJtBVB,
Aus dieser Textvergleichung kann man zunächst die schrift-
stellerisclie Methode erkennen, wonach der Redaktor der Con-
stitutionen seine Quelle — die Didascalia — behandelt und
den ihm vorliegenden Grundtext mit canonischen und ausser-
canonischen, mit alttestamentlichen und neutestamentlichen Ci-
taten ausgestattet hat. In diesem Falle hat er den kurzen
Ghrundtext der Didascalia, eine Vorschrift an die Bischöfe be-
zfiglich der Behandlungsweise, die sie den gefallenen und reu-
müthig zurückkehrenden Gemeindegliedem angedeihen lassen
sollen, durch einige kleinere Einschiebsel und durch zwei
grossere Einschaltungen erweitert. Das Stichwort, welches in
dreimaliger Abwandlung wiederkehrt, ist in dieser Interpolation:
elg XTjP oQXCclap avxov POfirjv — x^p dgxctlap oxokijp — elg
xfjp XQOxigap d^lap. Der wiederaufgenommene Sünder soll in
den früheren Stand wieder eingesetzt werden: elg x^p xgoxigap
d^lap, während die Didascalia nur gesagt hatte: djtoxaxaoxif-
1) Pfl. 51, 14. 2) Ps. 51, 11. 3) Pb. 51, 12. 4) Ps. 51, 13. Sämmtliche
Cttate genau übereinstimmend mit dem Cod. Vaticanus.
428 Aussercanonuche Paralleltexte zu Lc.
0£ig avTov elg r^r kxxXr^olav, Und während die Didascalia
diese Wiederaufnahme der Gefallenen mit der Annahme der
Heiden durch die Taufe in Vergleichung bringt, begründet der
Redaktor der Constitutionen die bezügliche Vorschrift durch
den Hinweis auf unser Gleichniss. Und der Spring-
punkt in dieser Begründung ist die aQxala oxojLi], welcher
Ausdruck auf einer völlig aussercanonischen Lesart zu Lc 15, 22
beruht, aber neben der canonischen Textgestalt: jtQcitfj mit
Nothwendigkeit auf den hebräischen Quellentext: lilCfK*) hinweist.
Denn dass der Redaktor wirklich Trjv uQxcdav oroX'i]v gelesen
haben muss, ergiebt sich im Allgemeinen schon aus dem vierten
der von Holtzniann für die Beurtheilung der patristischen
Citate aufgestellten und von mir in den Agrapha S. 16 abge-
druckten Kriterien, wonach man auf die Genauigkeit des
Citats rechnen kann, „wenn auf den Wortlaut ein beson-
derer Nachdruck gelegt wird", — im Besonderen aber noch
daraus, dass ja die Beweisführung des Autors aus unserem Gleich-
nisse bezüglich der Wiederaufnahme der Gefallenen in den
früheren Stand — slq xi]v jtQortQav d^lav = elg tijy OQXodav
avTOv vofifjv — von vorn herein hinfällig gewesen sein würde,
wenn er die dgxala CroXf) in seinem Evangelientexte
nicht gehabt hätte. Möchten mithin alle übrigen Varianten,
wodurch der Redaktor der Constitutionen von dem canoni-
schen Text abweicht, aus der freien Wiedergabe unseres Gleich-
nisses erklärt und als „werthlose Synonymen*^ bezeichnet werden,
was sie — wie wir gesehen haben — nicht sind, die Variante
aQxala (= jtQmrtj) war dem Autor durch seinen Evangelientext
gegeben, denti auf diese Lesart baut er seine ganze Be-
weisführung auf. Wo hatte nun der Redaktor der Consti-
tutionen seinen aussercanonischen Evangelientext her? Ent-
weder aus einer ihm vorliegenden aussercanonischen Über-
setzung des hebräischen Urevangeliums oder — da inan bei
seiner unbezweifelten Gelehrsamkeit und Belesenheit und aus
einigen anderen Anzeichen ihn für einen der wenigen Theologen
seiner Zeit halten darf, die des Hebräischen kundig waren, und
da er, wahrscheinlich an der Bibliothek von Caesarea sitzend und
deren zahlreiche Schätze benützend, in diesem Falle die dort
aufbewahrte Handschrift des hebräischen Matthäusevangeliums
Texte und Hlntersnchangen zn Lc. 15, 22. 23. 29. 429
zu gebrauchen in der Lage war^) — aus der hebräischen
Quellenschrift selbst. Die Lesart der Constitutionen wird
noch unterstützt durch den Codex Colbertinus, welcher mit
noch 5 Italae ,^to]am illam primam" liest, wonach den Dienern
(öovioi = d-SQajtoPTsg = D'H^?) jenes Kleid wohl bekannt und
för sie leicht aufzufinden gewesen wäre.
Lc. 15, 23,
a. Const. U, 41. p. 67, 24.
eög>a^s top öitsvtov fioaxov xal sv^galvero fistc rcov
b. Cod. Cantabr. Lc. 15, 23.
xal ipiyxare xbv öitsvtov fioCxov xal ^oütb xal g>dy(D'
c. Lc. 15, 23.
xal tpiQBTB TOP [tocxop TOP OiTBVTOV, ^vCaTS xoi q>ay6vT€g
€vq>Qavd'(D(isv.
Sofort lässt der Redaktor der Constitutionen auch zu
Lc. 15, 23 eine aussercanonische Übersetzungsvariante nachfolgen,
nämlich og>aTTBip = dvsiv = natj. Vgl. Lc. 12, 4 = Mt. 10, 28
Cod. D. Femer ist zu bemerken, dass die aufgelöste Lesart des
Cod. D: xal g)aya)(i6v xal evq>Qapd-(Dfi6P, dem vorauszusetzenden
Urtexte: nni3teD*r ribDÄDi besser entspricht als die im Griechi-
sehen vorzuziehende Partizipialconstruktion: xal ^ayovTeg ev-
g>Qapd'c5fisv. Vgl. ähnlich im Cod. D die aufgelöste Construktion
im Taufbefehl. Heft II, 393.
Lc. 15, 29.
a. Cod. Cantabr. Lc. 15, 29.
o 06 djtoxQi&elg sbtep tc5 jtaxgl avTOv' löov ToöavTa btt^
öovZevm ooi xäL ovöijtOTS nagißtiv oov iPToXijp, xal ovde-
XOTB iöancag fwi £Qig>0P l§ afycov, ipa /dSTa twv g)lXa)P
fiov aQiöTfjöa}.
b. Lc. 15, 29.
o Ö6 ajtoxQid-slg sIxbp tö5 xaTQl' löov xoCama bttj dou-
1) Vgl. Heft I, 54.
430 Aussercanonische Paralleltexte zu Lc.
X&üO) 001 xal ovdijtore hvxoXriv oov jtaQ^k&op, xal ifxol
ovöijtOTB Mcoxaq Igifpov^ tva (leta xm> ^IXcop fiov ev-
Auch hier bietet Cod. D in dem jtaQaßalvBtv neben dem
canonischen jcaQSQxeo&ai = nl? ßi^e gute Übersetzungsvariante.
Femer in dem realistischen Textbestandtheile desselben Codex:
ig alywv tritt wiederum ein Element des Urtextes zu Tage,
welches durch die kürzende Hand des Lc. unterdrückt worden war.
Lc. 15, 30.
a. Eus. Theophania. Nov. Patr. Bibl. ed. Mai IV, 155.
TOP (ihv xaxatpayovra r^v vjtaQ^iv fisrä jcoqpcov xcu
b. Const. VIII, 9. p. 244, 17.
0 rbv vlov jtQoööe^ausvog rov xaxaqiaybvxa xov ßlov
avxov accix(Dg,
c. Exe. Theod. c. 9 ap. Clem. AI. p. 969.
jtaXiv Tc5 Ig äjtoöf]filag kXd-ovxi xal xax€6f)6ox6xi xd vx-
ttQ^ovxa, (p xov 0ixB7)x6p^l&vöev fiooxov.
d. Syr. Cur. Lc. 15, 30.
x<p öe vl(5 oov xovxcp xw xaxaq>ay6vxi oov xov ßlov
(iBxa jtoQväv ed-voag xov Oixsvxov fiooxov.
e. Cod. Cantabr. Lc. 15, 30.
x(5 ÖS vltp oov To5 xaxag)aY6vxi xavxa (isxa jtOQvcov xal
iXd-ovxi id-voag xov oixsvxov fiOOxov.
f. Lc. 15, 30.
ox€ ÖS 6 vlog Oov ovxog 6 xaxatpayciv oov xov ßlov uexa
jtOQVCDV ijld'BVy eß^Oag avx<p xov Oixevxov fiooxov.
Was von dem Ig alycöv des Cod. D im vorigen Verse, das
gilt ebenso von den Worten: xal avXtjXQlöcov^ welche laut des
von Eusebius hinterlassenen Zeugnisses in dem Hebräerevan-
gelium neben den jcoQvciv dieses Verses zu lesen waren (vgl.
Agrapha S. 38S): sie sind ein realistischer Rest des Urtextes
(vgl. Const.: (lexa fiovOtxcov 6 tpiXoxsxvog JtaxfjQ JCQOOsXaßsxo),
welcher von dem kürzenden Lc. weggelassen worden war. Zu
Texte und Untersuchungen zu Lc. 15, 30. 16, 9. 431
den Varianten: vjtaQ^ig ^^ vjtccQxovra, wahrscheinUch auch ßlog^
dürfte wieder tD^3*i als Quellenwort vorauszusetzen sein.
Und nun denke man sich am Schlüsse dieses Gleichnisses,
nachdem von der ovfupcDvla und den x^Q^'' (^^"^^ fiovCixciv xal
avXfiTQlömv die Rede gewesen war, die Schlussgnome: [ovxmq
Xiyo) viilv] eorai /isyaZti xaga xal eoQrrj kv ovQavolg rtp
xargl xal rolg ayyiXoLq — letztere als die himmlischen Musiker
gedacht — Ivoq afiaQtcoXov ijucrgitpaptog — , um einen zu-
sanmienfassenden Eindruck von dem einzigartigen Oleichniss zu
erhalten! Vgl. oben das Citat aus Clemens AI. zu Lc. 15, 7. 10.
Lc. 16, 9.
a. Iren. IV, 30, 3.
quemadmodum dominus ait: Facite vobis amicos de ma-
mona iniquitatis, ut hi, quaudo fugati fueritis, recipiant vos
in aeterna tabemacula.
b. Pistis Sophia p. 209, 28 ed. Schwartze et Petermann.
hoc est verbum, quod dixisti nobis oUm in jtagaßoXy dicens:
ponite vobis amicum in mamona adixidg, ut quum deserti
sitis, ducat vos in öxi]vag ad aeternum.
c. CyrilL AI. in Luc. p. 349.
otav avtovg 6 knlyeiog IxXüjcxi jtXovrog, exmol tiva
TOJtop hv xalg ixeivmp oxfjvaTg.
d. Lc. 16, 9.
xal iyw vfilp Xiyo), kavrolg jton^care q>lXovg Ix rov
fia(i(Dvä rfjg aöixiag, Vpa orap exXijti;], öe^optai vfiäg elg
rag ala>plovg Cxrjpag.
Selbstverständlich hat Lc. auch diese Parabel aus vorcano-
nischer Hauptquelle, deren Gepräge sie auch in sprachlicher
Hinsicht erkennen lässt, geschöpft. Welche Textkürzungen er
dabei vielleicht voigenommen haben mag, entzieht sich unserem
ürtheil, da von dem Wortlaut der Parabel selbst patristische
Citate aus früherer Zeit nicht vorliegen, während die der Nutz-
anwendung davon zugehörigen Sprüche frühzeitige schriftsteller-
ische Verwendung erfahren haben. Die Parabel selbst schloss mit
den Worten Lc. 16, S^: ort q>QOPl(io>g ijcolijoep. Denn in Cod. D
stehen vor Lc. 16, 8^ die — jedenfalls urtextlichen — Worte: 616
434 Aussercanonische Paralleltexte zu Lc.
b. Marcion ap. Tert. adv. Marc. IV, 33.
Et si in alieno fideles inventi non estis, meum quis dabit
vobis? .... Quis vobis dabit, quod meum est?
c. Lc. 16, 12.
xöi et kv t(p dX?.OTQl€o jtiorol ovx lyivBGd-s^ t6 vfiixBQov
xlq ÖCQÖBl VfilV ;
d. Diatessaron Arab. p. 47^ ed. Ciasca.
Si ergo in eo, quod non vestrum est, fideles non inventi fuistis,
quod Äd vos pertinet, quis dabit vobis?
Das hohe Alter der Lesart Marcions: inventi estis, des
Diatessaron: inventi fuistis, bei Hippoljtus: svQed-eig (s. zu
Lc. 16, 10) wird durch Paulus bestätigt: Ipa jtiorog rig evQs&ij
— 1. Cor. 4, 2. Dagegen dunkel bleibt die Differenz zwischen
rb iffov (meum) bei Marcion, dem canonischen v/iirsQov und
dem TJfiirsQOv des Origenes.
Le. 16, 13 = Mt. 6, 24,
a. Gels. ap. Orig. c. Geis. VII, 68. Opp. I, 742.
0VT6 yag olov Tf, <pr}olv^ öovXsvecv rov avxov Jtkeiooi xv-
Qlocg,
b. Gels. ap. Orig. c. Gels. VUI, 15. Opp. I, 752.
fisra ravxa g)i}6iv 6 KiXoog' . . Ivd^sv avxolg [sc. xotg
XQioxiai^otg] ixatvo xb jtaQdyysXfia , x6 fitj öovXevetv ovo
xvQioig.
c. Tatian. Fragm. I. p. 164.
dia xov aaxaväv xal xijv dxQaaiav, xbv jtsid-TjöSfitvov övoi
xvgloig fiiXZaip öovXevHi' djcB(p7]vaxo.
d. Giern. AI. Strom. III, 12, 81. p. 547.
im xavxo ovyxo>Qr]oag [sc. o Taxiavog] ysvio&ai öiä xov
öaxavav xal x^v dxgaolap, xbv Jtsid-rjoofisvov övol xvQloig
(itXXeiv öovXevbiv dj[eq)7Jvaxo, öid (i\v ovfjKpwviagß-ecp^ öia
de xf/g aovfiqxovlag dxQaoia xal JiOQvda xal öiaßoXoj.
e. Glem. Rom. II, 6, 1. p. 118, 14.
Xtyei öh 6 xvQiog' ovöelg olxix7]g övvaxac dtx»! xvQioig
^ot^^eteo^fdi; tjfietg d^iXa)fiev xal d-sw öovXavefv xal fia-
fKDva, dövfiq)0Q0V Tjfilv ioriv.
Texte und Untenachungen zu Lc 16, 13. 435
f. Herrn. Sim. 1, 10. p. 134, 10.
xfiv ovv xolvxiXtiav zoiv i&pcip fit) jtQaöötXB' aavfig:oQOP
yaQ loTiv vgiiv roTq öavXoig xov ^€ot\
g. Herrn. Mand. V, % 2. p. SS, IS.
ravra yaQ jiavxa ficoQa Ion xat xeva xai aovftg^OQa roU
öovXoic Tov d^eov.
h. HemL Mand. VI, 2, 6. p. 94, 8.
ort ra sgya avrov JtovfjQa etat xai, aöVfiq>0Qa zolg öovXoig
TOV d^SOV.
i. Didasc UI, 7. p. 2S9 = Consi UI, 7. p. 102, 21.
ij yoQ TJoxrpcvla xe(H rb XQ^f^'^oloysTt^ dvrl xov d^aov Xa-
xQBVSi xcp fia/iCDva, xovx' eoxi öovZevei x<p xigöei, xm 6h
d^em evoQeoxog elvai ov divaxai.
k. Lc. 16, 13.
ovöelg olxixTjq divaxai dvol xvQioig dovXsveiv 7j yag xov
tva (iiot)o£i xai xov ixeQov dyajtTJoei, ?} tvog dv&e^exai
xai xov IxtQOv xaxaq>Qovriow ov övvaoi^s &6(p dovXevsiv
xai (lafiwva.
L Mt. 6, 24.
ovöeig &vvaxai ivoi xvQloig öovXtveiv tj yaQ xov tva fti-
o?]0€i xai xov ixsQov dyajr?jö£i, ry Ivog dvd'i^exai xci xov
txiQov xaxag>QOVf]Oei' ov övvaöd-e d-sq öovXeveiv xäi fia-
lia)va.
m. Diatessaron Arab. p. 17 ed. Ciasca.
Nemo potest duobus dominis servire: quia necesse habet
unum eorum odio habere et alterum diligere, aut unum
honorare, et alterum contemnere. Non potestis Deo servire
et divitiis.
Wie sich oben zu Lc. 14, 26 eine Umschreibung des (ai)
dovacd-ai durch fir/ d^iov elvai fand (vgl S. 408), so wird hier
das canonische ov övvaoß^s im Citate des zweiten Clemens-
briefes durch dav/ifpoQov vfitv (wie es anstatt t/fitv lauten muss)
iaxiv umschrieben, welcher Ausdruck sichtlich bei Hermas vor-
gelegen hat, aber auch in der ovfig>a)vla und davf/g>a)vla Ta-
tians bei Clemens AI., mithin vielleicht auch schon 2. Cor.
6, 15: xlg de ovficpdvTjoig Xqloxco JtQog BeXia^; — anklingt.
28*
^ - _• w y^ -•'
436 AusBercanonische Paralleltexte zu Lc.
Wenn Weiss das bei Mi nicht zu lesende olxirtjg in Lc. 16, 13
mit Bezugnahme auf Act 10, 7 f&r eine Zuthat des dritten
Evangelisten erklärt, so zeigt nicht nur der — von Lc. unab-
hängige — Text des zweiten Clemensbriefes, in welchem
olxsrrig nicht fehlt, sondern noch mehr die Übersetzungsvariante
^ovXog bei Hermas (= ^xirr^g = inr), dass nnif = ohchijq
zum hebräischen Quellentext gebort hat. Dem in^ entspricht
das ^^ = öovkeveiv (Mt, Lc) = Xargsveip (Const).
Wenn das honorare, welches dem xaTaq>QOvelP besser gegen-
über gestellt wird, als das ainixeaß^ai, im Diatessaron einen
echten Textbestandtheil erhalten haben sollte, so würde das dvd^.
d^erat im Lucastexte auf den Einfluss des Matthäustextes zu-
rückzuführen sein. Ebenso würde das Urtheil sich gestalten,
wenn divitiae = ^Aovto^ im Diatessaron mehr als eine Über^
Setzung von (laficovag wäre. Wir hätten dann genau denselben
Gegensatz vor uns wie zwischen jtXovrog und d-eog 1. Tim. 6, 17.
Lc. 16, 14.
a. Epiph. LXVI, 69. p. 690 C.
cog Ziyer jtQOOixsre dno Tfjg Cvftfig rmv g)aQtCalcDVy ^rt^
iarlv vjioxQiCigf xal bv aXXm rojim' rjxtg koxl g>ilaQ-
yvgia.
b. Lc. 16, 14.
tJxodov ÖS ravra navxa ol q)aQiOatoi ipiXaQyvQoi vJtaQxov-
Tsg [Orig.: ovxBg] xal i^efivxtrJQi^op avxov.
Der Zusammenhang des aussercanonischen, aber sicherlich
secundären, Textbestandtheils in dem Epiphanius-Gitate: rixig
koxl (ptXaQyvQla mit Lc. 16, 14 hat bereits oben zu Lc. 12, 1
S. 292. 295 seine Beleuchtung erhalten.
Lc. 16, 15.
a. Ephraem Syr. Opp. II, 93 B.
yiyqanxai yaQ' xd vtptjXa iv dvd^QWJioig ßdtXvxxh jtaQa
X€0 ^fc5.
Texte und UntersuchuDgen zu La 16, 14. 15. 437
b. £phraein Syr. Opp. II, 86 C.
6x1 yaYQajtzai' ra vtptjXä xaga xolg dp&Qcijtoig ßöilvyfia
xaQa rS ^€<5.
c. Pseudo-Ign. ad Magn. c. 12.
Ott TO ^j; avd-Qcixoiq vtpfjXoP ßöiXvy/ia xaQa &em,
d. Const. Vll, 8. p. 202, 17.
xai rb vtpfjXov kv dv&Qcijtoig ßöiXvyfda jtaQa ß^etp.
e. Lc. 16,15»».
ort TO iv dvd-Qcijtoig vtpriXop ßöejLvyfia ivcojtiov rov
^£01;.
f. Evang Hieros. p. 215. 216.
quia quod hominibus altum (fOLljiad ^1.1 i^sn.i), vile
est ante deum (f^coAf^ ^.lOo ocd \iftt^).
Sch Wally in seinem Idioticon sagt unter \ ifti ^ : „Dem
griechiscben Übersetzer von Lc. 16, 15 schwebte gewiss bOB
Götzenbild vor, während die aramäische (sie) Vorlage, jedenfalls
aber der Autor des Spruches Aifti^ im Sinne von targum. blD&
« verwerflich, schlecht^ gemeint haben muss. Die Auffassung
unsers Retrovertenten ist mir nicht ganz sicher." Dem gegen-
über darf nur auf Heft II, 387 verwiesen werden, wo in ganz
anderem Zusammenhang ni!?in als ßöihyj^fia in dem Doppelsinn
als «Greuel" und als .Götzenbild** hervortritt. Eine ganze Anzahl
von Septuaginta-Stellen könnten für die Übersetzung ßösXvyfia
^= nSJ^in gerade in diesem Doppelsinn namhaft gemacht werden.
Und wie treffend hier, wo der Mensch durch Pharisäismus sich
selbst zum Götzen macht, viel treffender als bD& = Steinbild,
Gussbild, Schnitzbild, Götzenbild! Auch die Ephraem-Variante
ßösXxjxra geht auf HD^fin zurück. Man vgl. die sprachlich auch
sonst lehrreiche Paraliele Prov. 17, 15: p*^^? ?'^«?'1?1 a^©n p'^'HM
drr3tD"D3i rniV niyin = LXX; Sc ölxaiop xolvei rov aöixov,
adixov de rov ölxaiop, cocad'aQrog xal ßdsXvxxog jtaQa ^eoo.
Den Varianten jtaQa = kvmjtiov entsprach im Urtext entweder
■»pfib oder auch, ^e Prov. 17, 15 zeigt, kein besonderes Wort.
438 Aussercanonische Paralleltexte zu Lc.
Lc. 16, 16* = Mt 11, 13.
a. Hippol. Fragm. p. 15S, 17. ed. Lagarde.
hjteiöri yaQ jcki^Qcofia vofiov xäl jtQotprjrmv avxbq jraQtjt^'
o pofiog ycLQ xal ol JtQO^TJraL ^wg 'Iwavvov.
b. Epiph. Haer. XLII. p. 315 A. p. 338 A.
o vofiog xal ol JtQoq>fJTai icog ^Iwavvov-
c. Epiph. Haer. LXVI, 75. p. 696 A.
ovxw xai 6 vofiog xal ol jcQog)f}Tai axQig ^I(odvi*ov.
d. Iren. IV, 4, 2.
ad impletionem ejus [sc legis] advenerat Christus; et propter
hoc lex et prophetae apud eos usque ad Joannem.
e. Tert. adv. Marc. V, 2.
lex et prophetae usque ad Joannem.
f. Just. Dial. c. Tryph. c 51. p. 271 B.
€iQj]x€t ÖS Jisgl rov fif^xeri ysvi^oeod^ai av xqj yivu i^ojv
jeQoq>iJTi]v xal Jisgl rov Ijciyvcivai, ort t] jcaXai xtigvcoo-
liivTi vjto rov ^eov xaipij 6iad^f]xrj öiarax^^joeoi^ai ijöfi
roxB jtaQTJVf rovrionv avrog cor o Xgiarog, ovrwg' 6 ro-
(log xal ol jiQoq)7Jrac fiixQ^ ^loavvov rov ßajtriorov.
g. Chron. pasch. I, 445.
6 vofiog xal ol Jtgoqpfjrai ?a)g ^loavvov jiQosxj'iQv^av,
h. Cod. Cantabr. Lc. 16, 16».
6 vo/iog xal ol jtQoq)rjrai ia}g ^loävov ijrQog)fjr£voav.
i. Mt. 11, 13. ^
jcavreg yag ol jtQoq)7jrai xal 6 vofiog ia)g 'Icoavvov hjtgo-
q)f]rBvoav.
k. Lc. 16, 16».
6 vofiog xal ol JtQO<p7Jrai fiexQi 'Icoavvov,
1. Ign. ad Smyrn. V, 1. p. 88, 1.
ovg ovx EjtBioav al jtQoq)i]relai ovde 6 vo/iog Ma}Oea>g, dXX*
ovöe fisxQ^ ^"^^ ^^ tvayyiXiov.
m. Nicet. ßyz. adv. Mohara. Confut IV, 50. Nov. Bibl. Patr. ed.
Mai IV, 364.
[Alodfier] rjxovös rov Xgiarov Jiiyovrog, riXog rmv jtgo-
(prircov dvai rov ^loavvrjv.
Texte und Untersuchungen zu Lc. 16, 16. 439
n. Just. Dial. c. Tryph. p. 52. p. 272 A.
ovödjtote kv xw yivBi v/kdv Inavoaxo ovtb jtQo^fjrrjg ovt&
aQxcop, i^OTOV aQxrjP ejLa߀, fisxQ^^ ^^ ovrog Ii]Oovg Xpiaxoc
xäl yiyovB xal ijcad^BV.
0. Hom. Clem. Ep: dem. ad Jac. c. 6. p. 14, 35.
fg iaQivijg xQOJtfjg Xaßmv xtjv dgxr^P, ^lovdaloiq xrjv xov
aidiov d^Bov Bvorf/BkiCBTat ßaOiXBlav.
p. Aphraates Bora. II, 4. p. 23. ed. Bert.
Denn es steht das Wort geschrieben: Das ganze Gesetz und
die Propheten haben geweissagt bis auf die Tage Johannis
des Taufers.
Der originale Zusammenhang von Lc. 16, 16 = Mt. 11, 13
ist zu Mt. 5, 17 in Heft II, 74 f. besprochen worden. In den Ci-
taten des Irenaeus: ad impletionem legis ad venerat Christus —
sowie Hippolyts: jtXi^Qcofia vofiov xal jtQoq),7jX(Sv avxog jtagijr
— tritt diese Bezeichnung zu Mt. 5, 17: jtXr^Qcooat xop pofiop
xal xovg JtQoq)rjxag ganz deutlich hervor. Den Sinn unsers Lo-
gion hat das Gitat des Nicetas am besten ausgedrückt: xiZog
xwp jiQOipfjxcop bIpoi xop *Ia)appi]p, Ahnlich bezeichnet Ter-
tullian adv. Marc. V, 2 den Johannes als „terminum*^ zwischen
den beiden Testamenten. Lc hat durch Kürzung des Textes und
durch Weglassung des quellenmässigen JcgoBxi^Qv^ap = ijtQO-
g>rjxBVOav == ^Vt^^rjll diesen Sachverhalt verwischtT"^^ ^ ^
Lc. 16, 16* = Mt 11, 12.
a. Lc. 16, 16^.
ajco xoxB rj ßaOiXBia xov d^BOv evayyeXl^exai, xal jtag Big
avxTjP ßiaC^Bxai.
b. Just Dial. c. Tryph. c. 51. p. 271 B.
k^oxov ?! ßaatXBia xcop ovgapcop ßiaC,Bxat^ xal ßiaoxal ag-
jta^ovöip avxTJp.
c. Mt 11, 12.
ccjto 6h x<DP ^fiBgwv ^Icoappov xov ßajtxiaxov ?a)g agxi 7]
ßaoiXBia x<3p ovgaP(5p ßiaCsxat, xal ßiaoxal agjtaC^ovötr
avxfjp.
440 Aussercanonische Paralleltexte zu Lc.
d. Macar. de libert. ment. c. 18.
ßtaoxi} yoQy q>tj(ilv o a^)tv67|q xvQioq, fj ßaOiXela rciv ov-
Qavwv, xal ßiaözcti OQjta^ovaip avTfjp.
e. Iren. IV, 37, 7.
^t propter hoc dominus violentum dixit regnum caelorum
et qui Yim faciunt, diripiunt illud.
f. Macar. de custodia cordis c. 13.
xai jtaXiv ßia^eoO'S' ßiaöräi yccQ aQjtd^ovoi xi}v ßaoi-
Xslav xmv ovQapmv,
g. Clem. AL Strom. V, 3, 16 p. 654.
OL yag aQJta^ovrsg xijv ßaoiXelav ßiaaraL
h. Macar. Apophthegmata ed. Pritius p. 231.
yifQajtxai yaQ' ßiaoxmv icxl ßaoiXela x(5v ovQavtov.
i. Clem. AI. Strom. IV, 2, 5 p. 565.
xal ßiaoxmv ioxlv ^ ßaoiXela xov d-sov.
Trotz der Buntheit der Varianten ist der einheitliche heb-
räische Grundtext zu entdecken. Zunächst ist ajto xoxe = k^oxov
= tfcjtt (vgl. Ps. 93, 2: T»tt = LXX: a^o xoxs)^ welches vom
ersten Evangelisten, indem er eine Umstellung vornahm und
Lc. 16, 16»> (= Mt. 11, 12) vor Lc. 16, 16» (= Mt. 11, 12) stellte,
durch die Phrase: ajto xcov ^(leQoiv ^ItDavvov xov ßajtxiaxov
%a)q agxc — ersetzt werden musste. Weitab von einer gemein-
samen Wurzel scheinen die Praedicate: avayyeXl^sxai = ßiä^sxai
= ßiaoxri zu liegen. Doch ist hier die Parallele Lc. 13, 24 der
Wegweiser. Denn dem dort gefundenen ßia^soO^ai = f ID muss
das ßta^BOd-ai hier, wo es recht eigentlich das Stichwort bildet
entsprechen. Offenbar setzen nun die Varianten des ersten Satz-
theils: ^^'«JT^^^^SjJ^^f^^^^^^S^^^J^^^ ^'"^'''5^^J'^^^^®5,*^^"^ ®^°®
passivische Form von ^^HD voraus. Denn auch ßtaoxt) — im
attischen Griechisch ist das Adjectivum ßiaaxoq ungebräuchlich
— ist wie violentum passivisch gemeint: ,,wobei Gewalt gebraucht
wird." Setzt man das Niphal nSHBlD als Praedikat von niDbtS
* TIS. : -
D'^IQttifl voraus, so kann es als 3. pers. fem. des Perfectum mit
ßic^exai oder als fem. participii mit ßiaaxtj wortlich übersetzt
werden. Jedoch ist das eben nur Wiedergabe des Stammworts
nach seiner Bedeutung im Kai. Das Verbum flB hat im Niphal
Texte and Untersuchungen zu Lc. IG, 16. 441
-eine ganz andere Bedeutung, nämlicli: ^^ausgebreitet werden,
häufig sein, hervortreten, bekannt werden." Vgl. ausser
den Lexicis 1. Sam. 3, 1: fnB? = Vulg.: manifesta. Wie wenig
diese Bedeutung des Niphal von f^ bekannt war, zeigen die
Septuaginta, welche 1. Sam. 3, 1 ganz sinnlos fn&3 mit öiaoriX-
Xovca wiedergeben, während durch Hieronymus, bezw. diurch
seinen Lehrer des Hebräischen, die richtige Bedeutung: „mani-
festa'^ in die Vulgata tibergegangen ist. Und wie geeignet ist
diese Bedeutung an unserer Stelle: exinde — sc. a diebus Joannis
baptistae — regnum coelorum manifestum est Und wie sinn-
gemäss lautet dann der lucanische Text: ajto rote rj ßaaiZala
Tov d'sov evaYYsZl^eraL Man vgl. nur Mt. 3, 1. 2; 4, 17. Es
lag abo im Urtext ein durch die verschiedenen Bedeutungen des
yns im Kai und im Niphal ermöglichtes geistreiches Wortspiel,
wenn man will, ein Räthselwort, vor, ein Räthselwort, welches
«ben nur im Hebräischen entstanden sein konnte und dessen
Lösung durch die unzutreffende Version: ßia^erai (Mt.) = ßiaöTfj
{Iren., Macar.) unmöglich wurde. Der zweite Satztheil setzt nun
das Kai fnfi im Partizip: ü'^t'iBin = ßiaöral voraus» wozu man
•die oben bei Lc. 13, 24 citierte Stelle aus Mich. 2, 13 vergleiche:
ynbn nb3J = „es wird herauffahren ein Durchbrecher". (Die
Septuaginta lasen hier irrthümlich: flB*! b$ = öid zijg öiaxo-
Jt7]g). Den Durchbrechern aber gehört das Himmelreich: ßiaorcov
ioriv 97 ßaoiZsla x&v ovgavwp. So Macarius, so Clemens.
Es ist daher fraglich, ob im Urtext dem aQjta^ovotp ein be-
sonderes Stammwort entsprochen hat. Es wird vielmehr, zumal
wenn man den lucanischen Text: xal Jtag elg avTTjv ßiaC^srai in
Betracht zieht, wahrscheinlich, dass das aQjta^otxnv der Matthäus-
version aus D'^S'lbn mit abgeleitet ist. So gewinnen wir zwei
kurze Satztheile und in dem hebräischen Grundtext die Lösung
der Übersetzungs-Sohwierigkeiten. Man vgl.
djto t6t€ 1] ßaocXala tov D-eov svayYsi'i^BTai
i^OTOV Tj ßaoiXela rtov ovqavciv ßia^srai
1} ßaöiXela tov ^eov ßiact?]
xal Jtag elg avxiv ßia^erai
ty^^AWi xal ri ßaoiXela xov d-BOv ßiaormv loxiv
D'^SHte I ßiaoxal yaQ aQna^ovciv xijv ßaCiXslav xAv
OVQaViDP,
442 Aussercanoniache Paralleltezte zu Lc.
Der Sinn aber des ganzen Logion Lc. 16, 16 = Mt. 11, 13 12
ist demgemäss folgender: Die durch i^o^oc xal ol XQOtpfixai,
durch die ganze alttestamentliche Heilsoekonomie, bis auf Jo-
hannes vorbereitete (I'cö§ Imavvov jtgoexi^Qv^av = exQoq)i^rev'
oav — Lc. 16, 16* = Mt. 11, 13), von da an («jro TOT£ = ig6rov
= TKia) manifestierte (nxnfcS = manifesta) ßaOiXela rcov ovQavdiv
muss jetzt von den D*^sn'B«l, den Durchbrechen! (vgl. Lc 13^ 24),
angeeignet werden. Darum: ßid^soB^Sy brechet durch — Ma-
carius.
Um das im Hebräischen zu Grunde liegende Wortspiel in
deutscher Übersetzung auszudrücken, könnte man Lc. 16, 16 etwa
in folgender Weise wiedergeben: «Gesetz und Propheten haben
(das Keich Gottes) vorherverkfindigt bis auf Johannes; von da
an ist das Reich Gottes zum Durchbruch gekommen, und den
Durchbrechern gehört das Gottesreich.**
Lc. 16, 17 = Mt- 5, 18.
a. Clem. AI. Ex catena in St. Luc. a Corderio edita fragm. p. 1013.
Non itaque praeteribit a lege jota unum aut unus apex.
b. Hom. Clem. 111, 51. p. 50, 23.
To öh xal elnatv 6 ovgavog xal r) yfj xage/Lsvcovrai,
Icöxa tv 7 (lia xegaia ov fit) JtaQtkd^y} ajto rov vofiov.
c. Iren. I, 3, 2. (Valentiniani.)
xal öid TOVTO tlQTjxivai xov öcoryga' Icira ?r fj pua
xsQaia ov fii] jraQtXß-T], ia}<; ap jcavra ytvtjraL
d. Didasc. VI, 19. p. 332 = Const. VI, 19. p. 181, 2.
Xiyei yag' [ort] Icoxa tv tj (ila xBQala ov fii^ jtaQtXd-fj
djto rov vofiov, ^oq av [ravra Didasc. om.] jtdvra yd-
VT] rat.
e. Hom. Clem. Ep. Petri ad Jac. c. 2. p. 3, 30.
ix€i ovTcog sljtEV o ovgavog xal tj yFj jcageksvöorrai,
Icixa tv ri (ila xegaia ov (i'q jtagtkd-i] djtb xov vofiov.
xovxo öh slgrjxsv iva [Lagarde corr.: Jiglv av] xd jtdvxa
yivi]xaL
f. Mt. 5, 18.
afir^v ydg Xiyo:> vfilv. tmq dv jtagiXd^n 6 ovgavoq xal r)
Texte und Untersuchungen zu Lc. 16, 17. 443
yijy Iciza tv ^ fiia xegala ov fii] jtaQtXO^j äjto rov vofxov,
iwg av jtavxa yivrjrai.
g. Iren. IV, 34, 2.
Amen enim dico vobis, donec pertranseat caelum et terra,
iota unum aut unus apex non transiet a lege et prophetis,
quoadusque omnia fiant
h. Aphraates Hom. II, 7 p. 25. ed. Bert.
Denn der Herr spricht also: Nicht ein Buchstabe Jud von
dem Gesetz und den Propheten wird vergehen, bis dass
Alles geschehe Und wahr ist das Wort, das der
Herr spricht, dass nicht ein Jud-Buchstabe von dem Gesetz,
und von den Propheten vergessen wird, weil er sie ein-
geschlossen und gehängt hat in zwei Gebote.
L Evang. Hieros. p. 519. 520.
Amen enim dico vobis, quia donec transeant coelum et terra,
jota unum aut unus apex non praeteribit a lege aut a pro-
phetis, donec omnia fiant.
k. Lc. 16, 17.
svxojtcirsQOv 6i koriv rov ovgavov xal ttjv yrjv otageX^-elv
5 Tov vofiov filav xBQalav jtsastv.
1. Marcion ap. Tert. adv. Marc. IV, 33.
Transeat igitur caelum et terra citius, sicut et lex et pro-
phetae, quam unus apex verborum domini.
m. Hippol. Aoyog jt£Ql rrjg ovpzeXslag rov xoCfiov c. 3. p. 93 ed.
Lagarde.
Idira tv rj fiia xegala i^ avrdiv ovx ajtoXv^riOBxat, xad^ojg
6 oorriQLog Xoyog vjtiiptjVBV.
Von diesem Logion gab es zwei Hauptrecensionen^ die des
ersten Evangelisten und die lucanische. In der patristischen
Literatur klingt nur die erstere an, und zwar dreimal, nämlich
bei Irenaeus, bei Aphraates und im Evang. Hieros., mit
der wichtigen Textergänzung et [a] prophetis —, einer Ergänzung,
die dem Zusammenhang durchaus entspricht. Denn wie Lc. 16, 16
von der Weissagung des Gesetzes und der Propheten die Rede
war: 6 vofiog xal ol JtQog>^Tai jcgoBxi^Qv^ap = ijtQog>i^TBvaav — »
so redet nun dieses Logion von der Erfüllung der in der alt-
444 AassercaDonische Paralleltexte zu Lc.
testamentlichen Heilsoekonomie gegebenen Vorbereitung auf das
im Evangelium manifestierte Gottesreich. Auch das nachfol-
gende Gleichniss (Lc. 16, 19 — 31) spitzt sich zuletzt (v. 28. 31)
auf die Geltung von 6 vofiog xal ol 3tQoq)^Tai zu. Noch mehr
aber springt dieser Zusammenhang in die Augen, wenn man er-
kennt, dass dem Logion Lc. Iß, 17 = Mt 5, 18 der andere
Herrenspruch Mt. 5, 17 unmittelbar vorausging, welcher
von dem jtXrjQcioai top vofiov f] rovq JtQog)i^tag handelt, dass
also auch hier wiederum von Lc. eine einschneidende Text-
kürzung durch Weglassung gerade dieses wichtigen Spruches
vorgenommen worden ist. Aber auch in unserm Logion selbst
ist die Auslassung der wichtigen Worte: xal ajto rc5v ;rpoyy/-
Tcov = et a prophetis zu constatieren. Denn dass diese Worte
nach dem ganzen Zusammenhang zum Urtexte gehörten, ist be-
reits Heft II, 74 if. entwickelt worden. Der erste Evangelist hat
die zusammengehörigen Logia Mi 5, 17 und Mt 5, 18 = Lc. 16, 17
in die Bergpredigt verpflanzt, also in einen völlig anderen Zu-
sammenhang, in welchem es wohl auf die Erf&llung des vofioc,
nicht aber der jtQoq>ijrai ankam. Er konnte in diesem neuen
Zusammenhang die urtextlichen Worte: xal cbto rcov ^poyiyrcjy,
als bedeutungslos geworden, fallen lassen. Wenn sie trotzdem in
manchen Handschriften wieder auftauchten, so war dies die —
auch sonst vielfach beobachtete — Nachwirkung des Urtextes.
Lucas formulierte den Spruch in wesentlicher Abweichung von
dem vorauszusetzenden Urtexte, und indem er ebenfalls — viel-
leicht unter dem Einfluss des von ihm^ ja auch gekannten ersten
Evangeliums — den Worten : xal djio rdjv jiQoq)7jTc5v in seiner
Neuformulierung des Logion keinen Platz einräumte und ausser-
dem die wichtigen Schlussworte: icog ap [= jtQiv ap = Hva] rä
jcäpxa yepfjrai — wegliess, entstand Lc. 16, 18 ein Wortlaut,
welcher das Gegentheil von dem bedeutet, was man die
paulinische Tendenz des Lucasevangeliums genannt hat
Denn während nach dem Ursinn des Logion die Giltigkeit von
Gesetz und Propheten, d.h. der gesammten alttestamentlichen
Heilsoekonomie, nur bis zu ihrer Erfüllung, mithin bis zum
Eintritt der neutestamentlichen Heilsoekonomie, ausgedehnt ist,
proclamiert die lucanische Fassung des Spruchs eine
unbeschränkte Giltigkeit des Gesetzes, und zwar lediglich
des Gesetzes, bis an der Welt Ende.
Texte und UntersDCbuiigen zu Lc. 16, 17. 18. 19. 44g
Interessant sind zwei jüdische Übersetzungen von Mt. 5, 17.
18 in der antichristlichen Schriil des Rabbi Isaaci Munimen
Fidel Die erste Stelle Pars I, c. 49 p. 380 ed. Wagenseil lautet
also: Tisa vh ü-^»-<3sr\ rmnn bnab •»wuc ' laonn «b huk itd-^
nns m« is-^t» o'Ta f-wm cübh ibnia-'t? ""CS« -'S tra-^^^b »bs
■rn Clpn iman »b niirfro — , i. e.: Jesus dixit: Ne exiatimetis
me venisse ut abrogem legem et propbetas, tantum veni ad eos
stabiliendos. Nam quamviB pereant caelum et terra, nihilominus
verbum unum non peribit ex lege, sed adimplebitur etc. Die
zweite 8telIe^(Pars II, c. 10 p. 401) gibt den Spruch in etwas ver-
änderter Fassang: sb D'^ifMn 1« minn bcab ■'ntw» laonn bs
DiBon iböia-'iJ ■'BJK ''S 05b lüK '']8 B^pb D8 "'S bonb •'n«3
baien sb minni: nns rmp; is nn« m« •tb-'D« »"la f-isni
D^lpn sb» — , i. e. Ne existimetia me veniase, ut disaolvam
legem aut prophetas, non veni ad dissolvendum, sed ad implen-
dum. ßico igitur vobia: etiamsi transeaot caelum et terra, tarnen
ne litera <}uidem unica aut punctum unicum ex lege transibit,
sed implebitur. — Merkwürdig ist ea, daaa ßabbi leaac II, 26
p. 41S noch hinzufügt: 0pni:3 Q3i lUEran HT KSfini, i. e. iuvenis
idem dictum in Marco.
Lc. 16, 18 = Mt 19, 9 -= Mc. 10, 11. 12 = Mt 5, 32.
a. Tert. de monogamia c 9.
qni dimiaerit uxorem suam praeterquam ex causa adulterii,
facit eam adulterari, et qui dimissam a viro duxerit, adul-
terator utique.
Dieser Spruch mit der dazugehörigen Perikope Mt. 19, 2—9
= Mc. 10, 2—12 ist bereits in Heft ü, 235 ff, besonders S. 242 ff.
behandelt worden. Der kürzende Lc. hat auch von dieser Peri-
kope nur die Pointe mitgetheilt, aber damit auch den urtextlicben
Standort des ganzen Abschnitts angedeutet. — Das obige
ist noch ein Nachtr^ zu Heft II, 242 ff.
Lc. 16, 19.
a. Cod. Cantabr. Lc 16, 19.
bIxbv de xal tr^Qav xapaßoX^v ävd^ginxög Tiq ^P
446 AuBsercanonische Paralleltexte zu Lc.
öioq xal ivBÖiövOxsro :noQ<pvQav xal ßvööop xal sv^Quiro-
fisvoq xa&* 7]fisQav XafijtQwg,
b. Clem. AL Paed. II, 10, 105. p. 232.
avO^QOJiog yovv ?]v xig, o xvQiog öiTjyovfisvog ZiyBi, jcXov-
Oiog owoöoa, og epeöiövöxero jcoqwvqup xal ßvöoovy Bvq>Qai-
vofievog xad" jj/iigav ZafiJtQcög.
€. Iren. IV, 2, 4.
Erat enim, inquit, dives, qui vestiebatur purpuram et byssum
et delectabatur epulis splendidis.
d. Lc. 16, 19.
avd^QOJtog 6i reg tjv TtXovoiog, xal Ivbölövcxbxo 3tOQ<fVQav
xal ßvooov Bvg)Qalv6fiBvog xad^ ?]fitQav XaujtQ^g.
Zu den Kürzungen des Lc. gehört jedenfalls auch die von
ihm weggelassene Einleitung dieser Parabel: bIxbv 6b xcll Irf^of^
jtaQaßoXrjv (Cod. D) oder bItibv 6 xvgiog r^v xaQaßoXrjv xavrtjv
(Cod. M), ebenso der von Irenaeus erhaltene — von Lc. durch
das kurze XafiJtQcog ersetzte — Ausdruck: epulis splendidis,
welcher Ausdruck sowohl der realistischen Darstellung in den
Gleichnissen Jesu als dem Gegensatz: tpixl(op xwv Jttütxovxmv
ajtb xijg xQajciCrjg xov JiXovolov entspricht.
Lc. 16, 20.
a. Lc. 16, 20.
3txa))(pg ÖS xig ovo^axi Aa^aQog tßkßXijxo JCQog xtv Jtt>
Xc5va avxov BtXxa)[iBvog,
b. Dial. de recta fide. Sect. IL Orig. Opp. XVI, 305 ed. Lom-
matzsch.
jixcoxog 6t xig ijv ovofiaxt AaC,aQog, og IjrtßXr^xo JCQog xov
jtvXcova avxov ^Xxojf/tvog.
c. Method. de resurr. p. 559*) = Epiph. Haer. LXIV, 36. p. 559 A.
6x1 6b ad-ävaxog ^/ tpvj^^J B6l6a§BV äva^av66v o xvQiog xal
6i^ lavxov xal 6ia 2oXofi(5vog Blncov^ 6i tavxov fihv kv xy
xaxa xov nXovoiov xal xov jttvtjxa AaC,aQov IoxoqIo,
1) Nach der Ausgabe von Bonwetsch: Lib. I, c. LH p. 163.
Texte und Untersuchungen zu Lc. 16, 20. 21. 22. 447
Die Variante 3tivi]Q == Jtrcaxog = TI'^^K — vgl. oben zu Lc.
6, 20: jtiCxovq jeivfjzaq ifiaxagiosv aus Hom. Clem. XV, 10 —
begegnet uns im Folgenden wieder bei Origenes, Eusthatius
lind noch einmal bei Metbodius, findet sich auch im Bezug
auf Lazarus bei Epiph. Haer. LIX, 10 p. 502 B.
Lc. 16, 21.
a. Dial. de recta fide. Sect. U. Orig. Opp. XVI, 305 ed. Lommatzsch.
xcu ijti^ficov ;co()raö^^i'a« ajcb rc5v tpix^cDV tcop jtLxxov-
Tcop ajto Trjq rQajtiC,i]g rov jiXovoiov aXXa xai ol xvpsg
iQXOfiBvoc ajtiXeixov xä xgavfiaxa avxov.
b. Lc. 16, 21.
xal kjci{^vfd(DV xoQtaa&ijvai ajtb xcov Jiijtxovxmv ajtb xrjg
xQajti^7]g xov jtXovalov dXXa xai ol xvveg eQXOfiSPOi kjt-
iXeiyov xä eXxtj avxov,
c. Evang. Hieros. p. 183. 184.
Et cupiebat saturari de eo, quod cadebat juxta {^^) men-
sam divitis ipsius, et nemo illi dabat: sed et canes ve-
niebant lingentes ulcera ejus.
Den nur noch von den lateinischen Codd. Bhedig. Vratisl.
und Vatic, der Vulgata und sechs griechischen Minuskeln ver-
tretenen Zusatz: xäl ovöeig ^(^/dov avrtp lasst Tis eben dorf aus
Lc. 15, 16 herübergenommen sein. Die Varianten ?Xxog = xQav-
fia = vulnus (Cod. Colb.) = ulcus gehen auf !?53 (Schlag, Ver-
letzung, Grind) zurück.
Lc. 16, 22.
a. Lc. 16, 22.
eyivtxo 61 axod^avtlv xov jtxa>xov xaL djievex^vai avxoi*
vxo xwv d:YyiX(DV elg xov xoXytov ^Aßgadfi' djti&avsv de
xai 6 j[Xovöiog xal kxawti [DiaL de r. f. add.: kv xS ad?},
Evangeliarium Hierosol. add.: et cecidit in infemum.]
b. Hom. Clem. XVII, 10. p. 163, 26.
xav [sc. al y)vxal] x<^Q^^^^^^^ ^ö5 0(6(iaxog xal xov tlg
avxov [sc. d'sbv] evQsd^cooiv jiod^ov exovoai^ tlg xov avxov
xoXjtov <piQ0vxai.
448 AussercanoiuBche Paralleltexte zu. Lc.
c. Hom. Clem. II, 13. p. 25, 3.
6 6h ayad-bq . . . kTCSl cuq iv xoXxoiq äixalcov aya&cov
xXi]Qov6(ioq xaraOT^.
d. Cod. Colbert. Lc. 16, 22. p. 93. ed. Belsheim.
Factum est autem, ut moreretur Eleazarus mendicus et por-
taretur ab angelis in sinus Abrahae: mortuus est autem et
dives et sepultus est in inferno.
e. Method. de resurr. Lib. I, c. LH p. 163 ed. Bonwetsch.
TOP fihv €P xoXjtoiq u4ßQaa(i öovg dvajtaveo&cu fistä t^p
ajtod-eoip xov ocifiarog, top öh ip dXyTjöooiPy olg öiaXejo-
fispop TOP ^Aßgadfi eloi^yaye.
f. Archelai et Manetis Disputatio p. 73 ed. Zacagni.
Accidit utrumque vita discedere et in infemum descendere
et pauperem mitti in locum requiei.
Das q>iQOPTai der Homilien entspricht dem cbtspex^fjp^xi
des Lc. = Mtori. Zu ep xoXnoiq ötxaloop vgl. d^e Texte und
Erläuterungen zu Lc. 13r29"=T>Itr8rTi7 ^o die Homilien und
Epiphanius ebenfalls ip xoXjtotq lißQaäfi xtX. bieten, wo
Agathangelus gleichfalls zu ^AßQadfi hinzuf>: ro/r dixalcop
und wo auch wie hier und im folgenden das xaTajtavscO^ai
(Test. XII patr.) =» upajtavea&ai (Epiph.) vertreten ist.
Lc. 16, 23.
a. Lc. 16, 23.
xal ip TCO adj; ijtaQag Tovg 6^&aZ/dovg avxov, vjtaQ^
X(DP ip ßaoapoig, ooa ^Aßgadu djto uaxQod^BP Tcal Aataoop
tp TOlQ xoXjtoig avTOv.
b. Cod. Cantabr. Lc. 16, 23.
xal ip Tai adi,] ijtagag Tovg 6q>d'aXf40vg ovtov, vxagxop
ip ßaodpoig, oga 'Aßgaafi djto (laxQod^sp xci Aa^aQ0pl[p
TCO xoXjtqy avTOv apajtav6fjt€P0P,
c. Method. de resurr. ap. Phot. cod. 234.
dXZd xai 6 ^^S^^^ofupog jcXovCiog xal 6 ip xoXjtoig 'Aßgaafi
^^yV^ dpgjtavofiBPog jiqo Ttjg jtagovclag tov ooT^Qog xal
JCQO TTJg ovPTeXelag tov alcSpog' xal öiä tovto JtQo Ttjg
apaOTaaecog Xeyofispoi 6 /xsp ip aöov xoXd^ea&ai, 6 öh ip
xoXytoig Aßgadfi dpgjtavso&ai, öiöaaxovoip xtX,
Texte und üntersachungen zu Lc. 16, 23. 449
d. Hüar. in Ps. 122. p. 997 E F.
Texatur . . ac refrigerari minüno digito requiescentis in sinu
Abrahae pauperis deprecatur.
e. Epiph. Haer. LXIV, 36. p. 559 A.
TOP fiBV kv xoXjtoig ^Aßgaäfi öovg dpcLJtaveoO^ai, fierä xijv
axod-saiv Tov odfiOTog, top ös kp dXyf)66oip, olg diaXeyO'
fisvop TOP jißQadfi BlCfiyarfB.
f. Orig. in Joann. XIII, 42.
6 dvajcavofievog kp xolg tov *AßQaä(i xoXstoiq.
g. Orig. Opp. I, 35.
o ip xoXxoiq ^AßQadfA xhnig dvaxavouBPog.
h. Anast. Sin. Quaest. 18. p. 218. (Ex Basilii regulis monastericis.)
öib xcA STVXB xfjg ip tc5 xoXxcp tov ^Aßgadfi dvajtavöecog.
i. Ephraem Syr. Ev. concord. expos. ed. Mösinger p. 175.
Sinns Abraham erat locns quietis ejus.
k. Cassian. Ciollat I, 14, 4. p. 22.
etiam evangelii parabola, quae de illo paupere Lazaro et
divite purpurato profertur, ostendit quorum unus beati^simam
sedem, id est sinus Abrahae requiem promeretur, alius in*
tolerabili ardore aeterni ignis exuritur.
1. TertulL adv. Mara IV, 34.
argumentum divitis apud inferos dolentis et pauperis in
sinu Abrahae requiescentis.
m. Eusthatius. p. 49. ed. Jahn.
(og ovv iv TCO dö^ ßaaapi^ofispog iipXiyBxo^ JtoQQOod'BP ubp
OQCL TOP XQOJtOTOQa^ d-BOOQBl ÖB XOt TOV AaCCLQOP kv TOIq
xoXxoig avTov,
Neben den Varianten: vjtdpxcop ip ßaoavoig (Lc.) == ßaöot-
pt^OfJLBPog (Eusthat.) = xoXa^ofiBPog (Method., fiom.) = vexatus
(Hüar.), ferner ooa (Lc.) = d-BcoQBt (Eusthat.) = Ki?5, auch
(laxQod'BP (Lc.) = jtoQQco&Bv (Eusthat.) = pltTitJ — , ist nament-
lich die Lesart des Codex Bezae: dpccjtavofispop zu beachten und
als ein — von Lc. weggelassener, aus dem Urtext wieder ein-
gedrungener — echter Rest der vorcanonischen Quelle zu
recognoscieren. Dieses dvaytavofiBPOv wird bestätigt durch Me-
thodius (man vgl. noch de lepra XVI, 5 p. 327 ed. Bonwetsch:
,, daher ruhte er aus im Schoss Abrahams"), Tertullian (vgl.
Text« n. Untersuchungen X, 8. 29
450 Aussercanonische Pajalleltezie zu Lc.
de aniina c. 57: pauperis requiescentis), Origenes, Hilarius,
Epiphanius, Anastasius, Ephraem, Priscillian (vgl. Prise.
Tractat. III p. 46 ed. Schepps: qais Abrahae profetae sinam ad
quietis iestimonium non requirat? — ., femer Tract. IX p. 91),
aber auch schon durch den Apokalyptiker (vgL Apoc. 14, 13:
liaxagioi ol v€xqoI kv xvglq^ djto&vi^cxopreg äxagti' val^ Xiyei
To jtpevfia, ort avaxavoovrai ix xciv xoxov avxciv)^ durch
die Esra-Apokalypse (vgl. 4. Esr. VII, 36 p. 55 ed. Bensly:
et apparebit lacus [lat. locus] tormenti, et contra illum erit locus
reqnietionis), ^urch die clejmentinischen Homilien (vgl. die
avaütavotqYLom, III, 20 p. 42, 1; 111,26 p. 43, 21; XVII, 10 p. 163, 20),
wie nicht minder durch Marcion (vgl. oben Tert. adv. Marc.
IV, 24), und — last not least — das Diatessaron Tatians
(vgl das folgende zu Lc. 16, 25). Man sieht also: für eine in der
ältesten christlichen Literatur weitverbreitete Auffassung ist durch
die Kürzung des Lc. der in der evangelischen Quelle vorhanden
gewesene Urtext verloren gegangen. — Zu vergleichen ist noch
die requies zu La 10, 12 und als Gegensatz zu der avaxavoiq
rmv öiocalcov Apoc. 14, 11: ovx Jbxovöiv dvaxavaiv fJiiiQaq xal
wxtog.
Lc. 16, 24.
a. Eusthatius p. 49 ed. Jahn.
r^öe T^ g>XoYl xvQOVfievog kx&vfiCDg i^^iov rov ^ißpadfi^
oJtcog ixjtiuy)^ rov xivfixa jtobg avrov.
b. Lc. 16, 24.
xdi airog qxoinjcag elxev jtdxBQ lAßQadfi, kXifjCov (le xal
jtifitpov Ad^CQOP, Xva ßatpu to dxQov rov ötexxvkov cnrtov
vöarog xal xaxaipv^i^ zfjp yXwoodv fiov, ort odwäfiai kp
xy {pXoyl xavx7j.
c. Aphraates Hom. XX. p. 319. ed. Bert.
Und er rief mit lauter Stimme und sprach: Vater Abraham,
erbarme dich mein, und sende Lazarus, dass er komme und
mir helfe und meine Zunge benetze vor dem Brande, denn
ich leide grosse Pein.
Hier begegnen wir wiederum dem aussercanonischen jtipf]g^Yg\.
oben zu Lc. 16, 20. Für xaxatpvß^j xfjp yXcicodp fiov bietet das Hie-
rosolymitanum: et appropinquet linguae meae = »i t ti\ .:
Texte und Untersuchusgen za Lc. 16, 24. 25. 26. 451
Lc. 16, 25.
a. Hom. Clem. II, 13. p. 25, 2.
o ,usv xaxog kv ad^j ysvofiBPog, dg iprav&a za dya&^ä axo-
Xaßmv, ixel xsqI mv i]fiaQTev xoXaod^fj.
b. Lc. 16, 25.
eljt£P 6h ^Aßoaafi' rixvov, fivijad-r^ri, ort djteZaßeg rä dya-
d^d aov iv ry ^co^ ooVj xal Ad^aooq ouolog tä xaxd' vvv
OB wÖB xoQaxaXBlraij ov ob oovpaöai.
c. Epiph. Haer. XLU. p. 315 B. p. 338 C.
vvv dh coÖB xaQoxaXBlxai 6 airog AatfiLQog.
d. Diatessarou Arab. p. 52* ed. Giasca.
nunc autem, ecce, ipse hie reqtdescit, tu vero oruciaris«
e. Method. de resurr. II, 17. p. 273 ed. Bonwetsch.
Es schreibt aber darnach dieser Mann (sc. Origenes) über
Lazarus und den Reichen, Ton denen der Eine ausruht, der
Andere gepeinigt wird.
Das Zusammentreffen des Diatessaron mit Methodius^
bezeugt das frühe Vorkommen des dvajcavBO&ai (anstatt xaga-
TcaXBlo&ai) auch an dieser Stelle. Nestle weist hierbei auf die
auch sonst wahrnehmbaren Berührungen zwischen den Begriffen
dvajtavBO&ai und jtaQoxaXBio&äi in den semitischen Sprachen
hSI Er^notiert mit Bezug hierauf, dass die Peschittha mit Syr.
Sin. das canonische xaQoxaXBtzai mit jAU^f^ wiedergibt, was in.
den zu Broxbourne 1815 herausgegebenen Evangelia sancta nee
non Act. Ap. syriace cum interpretatione latina mit: requiescit hie,
von Murdock mit: he is here at rest — übersetzt ist. Er erinnert
aber namentlich an Gen. 5, 29, wo der Name Hb durch lÄJia'^ rXT
erläutert wird. Ich füge noch die Übersetzung der LXX: oirog
diavccjtavaBi ijfiag hinzu, wo man doch anstatt iiavajcavOBi hätte
xoQcocaXBOBi erwarten sollen.
Lc 16, 26.
a. Lc. 16, 26.
xal iv xäöi TOVTOig giBza^v i^fitov xcu vficov xdofia jiiya
BOri]QiXTai, oJKDg ol d^eXovreg diaßrjvai h^ß^sv Jtgog vfiäg
fi^ övvcovraij firidh ol ixBld'sv XQog tjnag öuxxbqcooiv,
29*
452 AnssercanoniBChe Paralleltexte zu Lc
b. HippoL adv. Graecos p. 452 ed. Gallandi.
xiog yoQ ßadv xaL uiya ävä (licov lon^Qtxraiy äöts un
dlxaiov ovfdJta^aoPTa XQOoöe^aod^ai /itire aöixov toXfitj-
oavxa öuXd^slv,
c. Petnis Comestor H. E. c. 203. ^)
Quod autem Abraham chasma inter eos firmatam dixit vel
chaos, ut veteres Codices habent.
Die lateinische Version desCod.Bezae liest: „chaus magnumcon-
firmatus est", und Harris (A Study of Codex Bezaep. 114 Not.) sieht,
wie schon Bentley, dies chaus flir einen Irrthum an, entstanden
durch Ausfall der Sylbe ma, welche sich in chasma magnum wieder-
holt, ein Irrthum, der auch auf die Itala-Codices b c f ff^ i 1 über-
gegangen, von Ambrosius, Hilarius und Augustinus vertreten
und schliesslich in der Vulgata (dieselbe liest: chaos magnum
firmatum est) stereotypiert worden sei. Aber abgesehen von der
Thatsache, dass auch bei gut griechischen Schriftstellern x^^^
als mit xadpia identisch in der Bedeutung «E^luft, Ö&ung,
Zwischenraum* gebraucht wird, dürfte das von mir mitgetheilte
Hippolytus-Gitat, mit welchem Harris unbekannt geblieben
zu sein scheint, genügen, um die Unhaltbarkeit der Ton Harris
aufgestellten Vermuthung darzuthun und das Yorkonmien der
Lesart yaoq zu Lc. 16, 26 in alten griechischen Handschriften
zu bezeugen. Es kommt dazu eine beweisende Septuaginta-Par-
allele, nämlich Sach. 14, 4: ik^ nbilS »''3 = LXX: yaog uira
CtpoÖQa und die Thatsache, dass das canonische x^^t^^ ^^^
Delitzsch und Salkinson dem hebräischen Sprachgeist ent-
sprechend mit Ä*^! retrovertiert worden ist. Wir haben es also
bei x^^ ^^^ X^^f^^ ^^^ S^^ griechischen Übersetzungsvarianten
eines hebräischen Quellenworts zu thun, welches das aramäische
Hierosolymitanum, weit abführend vom Urtext, mit ftu»ä =
nnfi wiedergiebi
Lc. 16, 27. 28.
a. Method. de resurr. H, 17 p. 274 ed. Bonwetsch.
Xtysi yag 6 jtXaiOiog ort nivxt d6eXg)ovg ex(o, xal Iva
1) Über Petrus Comestor vgl. Agrapha S. 404 f.
Texte und Untersuchungen zu Lc 16, 27. 28. 31. 453
fifj il&tooip stg TOJtov rovxov rijg ßacavov, jti/itpov Ad^a*
QOP ajiayyiXXovxa avrolg xa ivrav^a,
b. Lc. 16, 27. 28.
sLxBi* di' igcDXtS ovv öe, jtdxsQ^ Iva jtifitp^i; aixdv dg
xbv olxov xov xaxQog giov' Jbx^ 7^ PDial. de r. f. add.:
ixei] jiivxe d6eXg>avg' ojtwg ötaftagxvQijxai avxolc, tva
(ifj xal ccvxol sZd^cooiv elg xov xojtov xovxov xtjg ßacavov.
Der specifisch lucanische Ausdruck: öiafiaQxvQsöd^ai, welcher
in den Actis neunmal vorkommt, ist hier, wo er im Evangelium
dieses einzige Mal auftritt, dem Gontext von der Hand des Re-
daktors eingefögt. Aus Methodius lernen wir, dass im Urtext
*r^än vorauszusetzen ist^ welches durch das in den synoptischen
Übersetzungen häufige djtayyiZXsiv wiedergegeben wurde ^). Zu
V. 28 findet sich noch in dem Diatessaron Arab. p. 52 ein ausser-
canonischer Textbestandtheil in den Worten: habeo enim quinque
fratres, vadat, ne et ipsi peccent et veniant in hunc locum tor-
mentorum. Die bereits oben zu v. 24 erwähnte Stelle aus dem
von Bensly herausgegebenen Bruchstück der Esra- Apokalypse
(4. Esr. Vn, 36—105) lautet vollständig so: v. 36. „Et apparebit
lacus (lat. locus) tormenti, et contra illum erit locus requietionis
(lat. requisitionis); et clibanus gehennae ostendetur, et contra
eum jocunditatis paradisus^. v. 38. |,Videte contra et in contra:
hie jocunditas et requies, et ibi ignis et tormenta". Bensly
erinnert hierzu an Lc. 16, 28d: locum tormenti — , Ezech. 31, 16
LXX: slg aöov — elg Xaxxov, Ps. 39, 3 Vulg.: lacus miseriae,
wozu Apoc 20, 15 und ähnliche Stellen zu vergleichen sind.
Lc. 16, Sl.
a. Marcion ap. Epiph. Haer. XLII. p. 315 B. p. 338 D.
slxsv 'Aßgadfi • exovci Movoea xal xovg jtQog>7]xag, äxovoa-
xcooav avxfSvj kjtel ovöh xov iyuQpiiivov hc vsxqcov dxov-
ovöiv.
1) Das ist einer von den zahlreichen exacten Belegen dafür, dass der
Redaktor des dritten Evangeliums und der Verfasser der Acta eine und
dieselbe Person gewesen ist, was zu bezweifeln zu den Unglaublichkeiten
einer gewissen Hyperkritik gehOrt.
454 Aussercanonische Paralleltexte zu Lc
b. Dial. de recta fide. Sect. II.
elxBV sl Mayvcimq xal tSp xQo^tjtciv ovx ijxovoap, ov6k
av rig ix vbxqwv aniX^'^ axovccootv avxov,
c Iren. IV, 2, 3.
Et iterum ipse dominus ostendifc Abraham dixisse diriti
de bis Omnibus, qui adhuc erant in vita: Si Moysi et
prophetis non obediunt, nee si quis a mortuis resurgens
ad illos eat, credent eL
d. Cod. Cantabr. Lc. 16, 31.
bIxbv Sk avxm' et Mcovcicog xal r<5v xQOfpijTäv ovx
axovovöiv^ ovöh av rig ix vexgciv avaCx^ xai dxiX^y
jcQog avrovg Jttörsvaovötp.
e. Lc. 16, 31.
ebtep ÖS avrtp' el Moovoicog xal xöip Jt^g>i]X(DP ovx
axovovöip ovdl iav xcg ix psxqcSp dpaoxy xsiöd'i^oopxai,
f. Aphraates Hom. XX. p. 320. ed. Bert.
Sprach zu ihm Abraham: Hören sie Mose und die Propheten
nicht, so würden sie auch nicht glauben, wenn jemand Ton
den Todten zu ihnen ginge.
g. Cod. Colbert. Lc. 16, 31. p. 94. ed. Belsheim.
Ait autem illi: Mojsen et propbetas non audiunt, neque
si quis ex mortuis ad illos abierit, credent ei.
Bei diesem Schluss der Parabel zeigen sich noch folgende
Übersetzungs Varianten: iyelQeod^ai = apacxijpai = resurgere =
Dip, femer dxovetp = TtiOxevsip = jteiod'^pai = T12TD (vgl. Jes.
1,19: rttÜ = LXX: «tocwcoiW, Jes. 65, 12: TW «b = LXX:
jtaQoxovsiv, Jerem. 25, 8: •^inn-nx QWttttS «b itiÄ W = LXX:
ijtsiöf] ovx ijtiöxsvaaxs xotg Xoyoig (lov. Auch das Evang.
Hieros. übersetzt: „si Moysen et Prophetas non audiunt: neque
si quis ex mortuis resurrexerit, andient (^i\*TiT.)". Ausserdem
ist der Textbestandtheil: djtdZd^iu (Dial.) = cbtiXd^y ytgoQ avxovg
(Cod. D) = ad illos eat (Iren.) = zu ihnen ginge (Aphraat.) durch
den kürzenden Lc. im canonischen Texte weggefallen.
Das Gleichniss geht — ähnlich wie das von dem verlorenen
Sohn — ohne Nutzanwendung zu Ende. Lucas hat also auch hier
am Schlussy wie am Anfang des Gleichnisses und wie an einigen
Texte und Untersuchuiigen zu Lc. 16, 31. 455
Stellen im Gontezt gekürzt. Das ist um so sicherer anzunehmen,
als der ganze von o i^o^o^ xal ol nQoq^rai handelnde Abschnitt
(Lc 16, 14—16. Lc. 16, 17 = Mi 5, 17. 18. Lc. 16, 18—31), wie
er nur bmchstQck weise mitgetheilt ist, doch im Urtext gewiss
einen das Ganze erklärenden Abschluss besessen hat. Die Meinung
jener Kritiker, welche in Lc. 16, 19—24 den Grundstock des Gleich-
nisses, in dem folgenden eine spätere Zuthat sehen wollten, wird
hinfallig durch die Erkenntniss, dass nach dem Gontexte gerade
in o voiioq tccü ol jtQo^^rai die Pointe des Ganzen zu suchen
ist. Aber es handelt sich nicht um 6 vo/iog xal ol jrQog)7JTa$
an sich und für sich, sondern in ihrem Verhältniss zum evccyyi-
Xiop^ zum neutestamentlichen Gottesreich (Lc. 16, 16) und ins-
besondere zur Person Jesu selbst (Mt. 5, 17), der die alttestament-
liche Heilsoekonomie erfüllt und als der rechte f "ib (vgl Lc. 16, 16^
und Mich. 2, 13) in seiner Person die neutestamentliche ßaoiXela
rov d-€Ov verkörpert. Es liegt also nahe, auch in diesem Gleich-
nisse Jesu Person im Verhältniss zu vofiog und jtQoqf^tai sich
vor die Augen zu halten und die — von Lc. weggelassene —
Nutzanwendung' des Gleichnisses etwa so zu reconstruieren:
ovra>g Xiya) v/ilp' xai tj yspsä avrt/ ov fifj ytiorevöy, idv 6
vlbq Tov ävd'Qcijtov dvaor^ ix vBXQÖiv, Man vgL dazu Lc.
18, 8^: JcXriv 6 vloq rov dvd-Qcixov iXB^cov äga evQi]ösi xlözip
ixl Tfjg yijg; — ebenso Lc. 11, 30. 32 = Mt. 12, 40. 41, wo das
CfifiBlop des Auferstandenen, der mehr ist als ^Icopäg^ der yeped
der Pharisäer zum Selbstgericht verkündet wird. Treffend er-
innert mich hierzu Nestle an Joh. 5, 46. 47: el yccQ ixiorsvere
MiDvo^j kjtiareveTe ap i/iol' xbqI yaQ ifiov ixelpog syQatpsp.
d 6i xolg kxslpov ygafifiaoip ov Jtiorsvsrs, jtcSg xolg ifiolg
Qi^fiaoip JtiOTevöSTB; Wie also in der Persönlichkeit des jtXov-
Oiog mit seinen fünf Brüdern die ysPBci der Pharisäer dargestellt
ist, von denen es am Anfang unseres Abschnittes Lc. 16, 14, heisst:
ol tpagicaloL g>iXaQyvQOi optBg ==: vjtaQXOPXBg — : so kann auch
sehr wohl — gleich dem Jonas dort — hier Äa^agog als Typus
des Auferstandenen pointiert gewesen sein. Jedenfalls hat die
älteste Kirche die Idee von Jesu Hadesfahrt an unser Gleichniss
angeknüpft. Namentlich das altchristliche Jeremia-Buch, von
welchem ich Heft U, 372 ff. gehandelt habe , scheint die Hades-
fahrt und die Auferstehung Ghristi zu einem Hauptvorwurf seiner
Darstellung erhoben zu haben. Das pseudo-petrinische Evan-
456 Aussercanonische Paralleltexte zu Lc.
gelium und die damit eng verwandte Pilatns-Literatar hat dann
im Anschluss an jenes Jeremiabuch die Idee von dem Descensus
Christi ad inferos weiter ausgebildet. Die Anknüpfung an unser
Gleichniss zeigt sich auch darin, dass in der Pilatus-Literatur
das x^^f^^ nicht fehlt, von welchem die Juden verschlungen
werden. Vgl oben zu Lc. 16, 26 und Heft II, 370. 371. 377. Der
Hauptfehler dieser gesammten Literatur besteht darin, dass von
unserm Gleichniss der Charakter des Maschal, der Parabel (vgl.
Cod. D zu Lc. 16, 19: djiev dfk xtzL hrtgap xagaßoXijv), nicht
erkannt und die in ' die jüdischen Vorstellungen vom Hades
eingekleideten Wahrheiten mit der parabolischen Einkleidung
selbst ohne Weiteres identificiert worden sind. Vielleicht haben
dazu die lucanischen Kürzungen, die Weglassung des Anfangs,
welchen Cod. D restituiert hat und durch den der parabolische
Charakter des Abschnittes Lc. 16, 19 — 31 ausdrQcäich betont war,
und die Weglassung der ^Nutzanwendung am Schluss das Ihrige
beigetragen. Wenn der „Hades** zu den integrierenden Bestand-
theilen der Lehre Jesu gehört hätte, so würde in seinen Reden
mehr davon zu finden sein als diese einmalige Schilderung des-
selben in einer notorischen Parabel.
Lc. 17, 1 = Mt 18, 7.
a. Hom. Clem. XII, 29. p. 130, 39.
6 xfiq dkrid-elag JtQ0^t]xr)q lq>7}- xa aya&ä iX&atv dsty
fiaxagiog 6i^ q>fiolv, 6l ov igxBxar ofiolog xal xä xaxä
di^xTj kX&eTPf oval 6h öi ov IgxBxat,
b. Clementina. Epitome I, 96. ed. Dressel.
6 xvQiog f)ficop ^Irfiovg XQicxog 6 vloq rov &£ov sg>rii'
xa ayad-d kX&etv öel, fiaxagiog öi, q>i]oiv, öi ov Sgxsxar
opLolmg dvayxfj xal xa xaxa iX&etv, oval öh dt ov Igxsxai,
c. Clementina. Epitome II, 96. ed. Dressel.
o xvQiog rifiwv Irfiovg Xgioxog 6 vlog xov &€0v Ifpi]"
xd aya^d ik&itv öel, fiaxdgiog öiy q>7jolv, 6i ov egxBxar
6(iola}g xci xd xaxd dvdyxri iX&stP, oval öh xw dp&ga'xq)^
6i ov J^gxsxai,
Texte nnd ünterauchungen zu Lc. 17, 1. 457
d. Aphraates Hom. V. p. 70. ed. Bert.
Denn es steht also geschrieben: Das Gute ist bestimmt zu
kommen und wohl dem, durch den es kommt; und das
Bose^jst bestimmt^ zu kommen, aber wehe dem, durch den
es kommt.
e. Becogn. Clem. c. 49.
nec^^ est enim seculo huic venire scandala, vae tamen illi,
per quem veniunt. -^ —
f. Mt. 18, 7.
oval xo) xoofiq) ajtb rcSv oxapödXcov avayxrj y&Q koxiv
hXd-Blv xa öxavöaXa, jtXijv oval xcS dp&ooijtm 61 ov x6
oxavoaXov SQxsTai.
g. Lc. 17, 1.
avevöexxov loxiv xov cxavöaXa ^ kX^etv, oväi öe 6c ov
BQXBxau
h. Eus. H. E. VIII, 16, 3. p. 309, 19.
aXXd oval, g)fioip o Xoyoq, öt ov x6 oxavSaXov ig^exai.
i. Didasc. I, 10. p. 234 = Const I, 10. p. 13, 6.
(17] öiä öh CxaviaXiO^üq ßXaCg>Tifiija^ d-eov, xal öv xov
oval xX^Qovofiog svQsdi^ai] xaqa d'Sw.
k. Tert. ady. Marc. IV, 35.
Conversus ibidem ad discipulos, Vae dicit auctori scanda-
lorum.
1. Const I, 3. p. 4, 17.
foq ^äxioq avx^ cxavöaXov yBvofievog xal xov oval xXif-
QOPOfiog.
m. Const. II, 10. p. 22, 1.
a)g aixiog öxavödXov jtoXXolg . . . repouspog . . ., op xo
oval ytSQlflBPBL
Der Zusammenhang zwischen der Agrapha-Literatur und den
synoptischen Evangelientexten wird hier von Neuem offenbar.
Denn die aussercanonische Hälfte dieses Logion ist von mir
bereits Agrapha S. 152. 279 f. behandelt und als ein echter Text-
rest der vorcanonischen Quelle reclamiert worden. Wenn dieser
aussercanonische Textbestandtheil nicht blos bei Lc, sondern
schon vor ihm bei Mt. in Wegfall gekommen ist, so erscheint
458 AussercanoDiflche Paralleltexie zu Lc.
die lucanische Kürzung in diesem Fall als ein Symptom von
dem Einfluss des ersten auf den dritten Evangelisten. Aach der
durch Tertullian erhaltene marcionitische Eingang zu dem
Logion: »conversus ad discipulos dicit* ist zu solchen echten
vorcanonischen — von dem kürzenden Lc weggelassenen —
Textresten zu rechnen. Vgl. oben S. 299. Sehr interessant ist
die marcionitische Übersetzungsvariante: auctor, das oSxioq der
Constitutionen, die beste griechische Version von itjtt vf*^K
'IKij iT'b? = av&Qoxog 6i ov Iqx'^cli. Die canonischen
oxavdaXa sind neben den aussercanonischen rä ocaxd auf nil^n
zurückzuführen, da letzterer Ausdruck schon durch den Gegen-
satz zu rä ccfad-a als quellenmässig beglaubigt ist Auch die
Ausdrücke: avicfKri =« necesse est = der = ävivöexrop iöziv
^ (s= ovx ivöixBTai fi^ — Lo. 13, 33) sind als verschiedene
Übersetzungsversuche zu betrachten, welche das Quellenwort
If^nS oder ]Tan3 wiedergeben sollten.
Lc. 17, 2 = Mt 18, 6 = Mc 9, 42.
a. DiaL de rect. fid. ap. Orig. I, 814.
ovcä, r<3 wd-Qciytq}^ dt ov 6 vlog rov dp&Qoixov xagaöl-
öorar cvfiijpiqei avrm, el fi^ JYBVvfjd^ fj ysvPT^&ivra
livXm ovixcp XQüöred-^vai xäi xaraxoptio^vai kv np
ßad^si xrjq d^aXdoOfig,
b. Orig. Opp. II, 365.
dicit, quia melius fuerat homini illi non nasci aut molam
asinariam aliigari circa coUum ejus et praecipitari in pro-
fundum maris, quam scandalizet unum de pusillis istis.
c. Tert. adv. Marc. IV, 35.
expedisse ei, si natus non fuisset aut si molino saxo ad
Collum deligato praecipitatus esset in profundum, quam
unuDi ex illis modicis utique discipulis ejus scandalizasset.
d. Qem. Rom. I, 46, 8. p. 76, 13.
eljtev yag' ovaL xm dp&Q(6jt(p ixBlvm' xaXov 7]v avtm, el
uf/ iyevP7]&?]^ i} tpa tSp ixXexriDP uov oxapöaZlöar
xQslTTOP Tjp avrS jtEQived'rjpai fivXop xal xataxopri-
•X. --•^- •*• N^" . "^ ■*- sv"v >. X
Texte und Ünterauchungen zu Lc. 17, 2. 459
aß-^vai dg t^v d-alaccav f} ^va ^^jl^iff^^fg^ f^ov oxavöa-
Xloai [Syr.: ^ iva xmv ixXsxtSp fiov öiactQiypai],
e. Clem. AI. Strom. III, 18, 107. p. 561.
oval rtp dvd-Qcijtq) kxelvcp, g>Tjöiv 6 xvQiogj xaXov r^r
(xvT(5y el iif] jyBvvi^d^fi f] ?va r(5v hcXexxdiv (lov öxavöa-
Xlcar XQBlTxov 7}v avr^ JtsQirsdijvai fivZov xcci xara-
xovricd'fjvai alg d^aXaooav ^ %va xäv kxXBxxmv fiov
diaoxoi^ai,
f. Cod. Colberi Lc. 17, 2. p. 94. ed. Belsheim.
utilius est autem Uli, ne nasceretur aut si lapis molae im-
ponatar circa Collum ejus et projiciatur in mare, quam ut
scandalizet unum de jpusiUisist^ #
g. Mt 18, 6.
og (T av öxapdaXlö^ iva xcqp fiixQcSv xovxcov xmv xioxsv-
ovxov slg ifii' övfupiQei avxw, Iva xgepiaoB-fj fivXog
ovixog jtBQl xov xQ&x^Xop avxov xal xaxajcovxiod^y kv
To5 xeXaysi xrig d-aXa007]g.
h. Mc. 9, 42.
xal og av oxavdaXloy IVa xwv fiiXQ<5p xovxtov xoiv
nioxBv6vx(ov' xaXov koxtv avxm fiaXXov^ el xegbcenat,
fivXog opixog jteQi xov xQäxijXov avxov xal ßißXtjxai slg
xfjv &aXaooav.
l Ephraem Syr. Opp. I, 328 A.
xov xvqIov eljtovxog xal ca}X7JQog rjfimv ^Irjoov Xqiöxov'
xQstooov rag rjv avxcS, Xva xgefiaöO^ uvXog ijtl xov
XQax^Xov avxov xal xaxajtovxiod-fj kv xtp JteXayet xijg
d'aXaOöTjg, f} Iva oxavöaXlay tva xäv fiixQoov xovxoov
xmv jtiöXBv6vxa)v slg kfi^.
k. Const II, 10. p. 22, 3.
[ov x6 oval jtSQifiivsi] xal 6 ovcxog fivXog kv xtß xgax^-
Xco xal 6 ßvd'Og.
1, La 17, 2.
XvansXst avx<py sl XlO^oc fivXixbg jtsQlxsixai xsgl xov
XQdxf/Xov avxov xal iQQixxai slg xrjv d^aXaöoav, i} tva
oxavöaXlc^ xcüv fiixQcöv xoixoov Iva.
460 AuBsercanosische Paralleltexte zu Lc.
Hier haben wir es theilweise mit einem uralten Mischtest
zu thun. Die Worte nämlich el iitj i^eppfj^^tj «« si natus non
fuisset = non nasci, welche dem Herrenworte Lc. 22, 22 = Mi
26, 24 »» Mc. 14, 2 t bezüglich des Yerräthers angehören, sind bei
Clemens Rom., Marcion, Clemens AI., im Dial. de r. fide
sowie im Cod. Colbertinus dem Contexte unseres Logion bei-
gemischt. Im Übrigen ergiebt sich trotz der Verschiedenheit der
Recensionen in der Hauptsache ein einheitlicher hebräischer Grund-
tezt, welcher den Übersetzungsdifferenzen zur Unterlage gedient
hat. Man vgl. xaXov tjv = xaXop ioriv = xaZov iöriv imXlov
^=: xQatrrop^fjv^ xQstoaov = ovfi^sQH = utilius est = Xvci-
reXel = melius fiierat = expedisse = TW (s. Heft 11, 216 zu
Mt. 18, 8. 9), nvXo(i = Xld-og fivXixog = fivXog opixog = mola
asinaria = molinum saxum = lapis mola = nDH nbö (vgl Jud.
9,53 LXX: xXaCfia ijtifivXiop, 2. Sam. 11,21 LXX: xXaCfia fivXov)
oder auch as'l allein (vgl. Deut 24, 6 LXX: ixifivXiop), xeQi-
TS^r/pai = jcQOöTsd^rjvai = XQ€fiao9^rjvai = xegixetad^at «= alli-
gari = deligari = imponi = Hbti?, QljcTSod^ai = ßaXXsöd-ai ^=
projici = praecipitari = irbün, wovon xaTajtoPTiodr/pai wegen der
Bezugnahme auf niXcc/og, d'aXaooa als freiere Übersetzung zu be-
trachten ist, ferner d-aXacaa «= profundum = profundum maris =
ßad^og Tfjg &aXacoi]g^= xiXayog = xiXayog rr/g d-aXaGOffg, ßvO'og
= rh'^liq (vgl. Jon. 2, 4: rtiw^ '^SD^^bttJn^ = LXX: äxBQQipag (is
elg ßa&Tj, Neh. 9, 11: ISK-Stt^ nVlMn robü'n = LXX: IgQVipag
Big ßvfop cog Xld^op, Ps! 107, 24: nb'JiMa = LXX: kp rm ßv&w)
oder D^ niblM (vgl. Ps. 68, 23: D*; nib2"EB = LXlTip^^^tg
(^aXacctjgy Mich. 7, 19: u^ nib!^Ma'?l'^bt?ni = LXX: xal äjtoQQi-
(pmopxai elg ra ßad^j Tijg OaXaoöi]g — der Ausdruck xiXayog
findet sich nicht in den alttestamentlichen Übersetzungen), Oia-
OTQB^ai = cxapöaXiCsip = b'^TOri, fiixQol = pusilli = mo(!ici
= Q'^StJp. Die Zusätze zu fiixQol^ nämlich discipuli (Marcion) =
:xiaTevoPTeg elg ifii (Mt., Ephraem) = ol IxXexxol (Clem. Rom.,
Clem. AI.) finden sich ähnlich zu Mt. 18, 10 (vgl. Heft II, 220 ff.),
und speciell die Formel ol kxXexxoi fiov in Jesu Munde kehrt
wieder zu Mt. 24, 24 in den Excerptis Theodoti und im Cod.
Colbertinus, sowie in der Pistis Sophia und ebenfalls im
Cod. Colb. zu Mt. 24, 22. Vgl. Heft II, 287 f.
Texte und Untersachungeii zu Lc. 17, 2. 3. 4. 451
Lc- 17, 8 = Mt 18, 15.
Dieses Logion ist wegen seines Zusammenhangs mit Mt. 18,
15—17 bereits in Heft II, 223—227. 442 mit behandelt worden.
Lc. 17, 4 = Mt. 18, 21. 22.
&. Ephraem Syr. Opp. II, 199 A.
Tov xvqIov ipToXfjg r^q Zsydarig' dyoLJtaTB aXXtjXovq xäi
cvjxooQBlXB %G>q ißdofimovraxig ejtra.
b. Ephraem Syr. Opp. I, 331 E.
6 yoQ eljtciv, (ii^ (lovov hjtrdxig dq>iivai reo xXrjOloVy dXX^
%GiQ hßöofnpcoprdxig hxrd.
c. Pistis Sophia p. 167, 4 ed. Schwartze et Petermann.
Propter hoc ovv, quod interrogassetis me aliquando, dicentes,
si noster frater peccaverit in nos, visne nos remitiere ei usque
ad Septem vices? respondens dixi vobis in jraQoßoXu dicens:
ov iiovov usque ad Septem vices, aX)^ usque ad septuaginta
Septem yices.
d. Mt. 18, 21. 22.
T0T6 JtQOCBXd-tDV 6 IlizQOq SlJtBP OVttp' XVQie^ JtOOdxiQ
dfiaQTfjcBi elg ifih 6 d66Xg>6g xal dcpi^öo} avxA; %a}g Ixxd-
xiq; Xiysi avT<p 6 'Iijöovq' ov Xiyoo 001 icoq exrdxig, dXX
i(og hßdo/ifjxovrdxtg ejtrd.
e. Lc. 17, 4.
xal idp Ixxdxig x^g rniiQag dfiagxrjaij elg oh 6 döeX^og oot\
xci tjixdxig ijtioxQty^i] nQog Ob XiyoDV* fiBzapaä, dg>f]OBig
avx(o.
f. Clem. AI. Paed. HI, 12,»91. p. 306.
idv BJtxäxig xf^g fjfiBQag dfiOQx?} slg OB xal x6 ejtxdxig kjti"
Oxgitpiß jtQog ob XiytDV ^iBxavo^, atpBg avxtp.
g. Aphraates Hom. XIV, 2S. p. 253. ed. Bert.
Und wiederum sagt unser Herr: Wenn siebenzig mal sieben
mal ein Übelthäter an dir sUndigt, so vergib ihm an einem
Tage.
462 Aoflsercanonische Paralleltexte zu Lc.
h. Evang. Hieros. p. 217. 218.
Si etiam septies in die peccaverit in te, et septies convenus
fuerit ad te et dixerit: Poenitet me, parce mihi (»A iiAsifiLx.):
tu parce illi (hxr^ coA ^nnr.).
Die imperatiyische Fassung aq>€c (dem. AL, Aphraates) ^^
övYX<OQelT6 (Ephraem) ist jedenfalls die ursprüngliche, da ja auch
das afprjOHq des Lc. Umschreibung des Imperativ ist. Auch
Codex Colb. liest: dimitte.
Lc. 17, 6 = Mc. 11, 28 = Mt 21, 21 = Mt 17, 20.
a. Clem. AI. Strom. II, 11, 49. p. 454.
avrlxa fpriöiv' kav ^X9^^ xlaxiv €oq xoxxov CivajtBtoq^ H^^^
oxriCBXB xo OQog,
[b.Herm. Vis. I, 3, 4. p. 14, 11.
löov fied'iöxavsi xovg ovgavovg x(d xa oQfj,]
c. Hom. dem. XI, 16. p. 114, 1.
öl ng jtlöxBCog xal xa aXXa xa oqboiv ioixoxa xäl ßaoovvxa
flB&lOXfjÖlV ytadTj.
d. 1. Cor. 13, 2.
xal kav %x^ xaoav xrjv jtloxiv waxe oQtji^fied'iCxapai.
e. Clem. AI Strom. V, 1, 2. p. 644.
ojtoloi Tjcav ol axooxoloi^ ig> (dv x^p xlöxiv ^Wjf'^JgJJ*'^*
vai xal öivÖQa (lexaq^vxeveiv övvao&ai elQtjxai.
f. Mt 17,20.
äfirjv yoQ Xiyto vfilv iav l;t'?^^ Jtloxiv cog xoxxov Oivaxemgy
igelxs xS oqsi xovxo)' fisxaßa ep&ev kxel, xid fiexaßijöBxaL
g. Actus Petri c. Simone c. 10. p. 58. ed. Lipsius.
dicens: Si habueritis fidem sicut granum sinapis, dicitis monti
huic: transfer te, et continuo se transferet.
h. Ephraem Syr. Ev. concord. expos. ed. Mösinger p. 189.
Si habueritis fidem ut granum sinapis, dixentis huic monti:
transfertor, et transferetur (p. 204 add.:) a facie vestra.
i. Syr. Cur. Lc. 17, 6.
el axsxe jtioxiv dg xoxxov civajtewg^ kXiysxe av x(S oQSi'
usxaßi]&i ivxev&ev xal (lexißaivs, xal xfj avxafilvq? xavxu'
or
Texte und UnterBUchungen zu Lc. 17, 6. 463
l'KQit^m%'rixi xai q>6vrsv&nTi iv r^ d-aXaCö^y xccl vycnxovosp
k. Cod. Cantabr. Lc. 17, 6.
sl ix^TS jtlOTiv (Dg xoxxov Cipojtecog, kXiyexB av t(3 oqsi
Tovrcp* (lexaßa hzsvd-sv ixsl, xai fisreßaivev, xal r^ övxa-
filvo)' ftera^VTevü^TjTi elg r^v d-akaoöav, xal v:xf)xovC6P av
VfilV.
1. Mc. 1 1, 23.
a/ifjv kiyco v/üv, ort og av ^JJ^^^J^j^ipee tovrq>' agdfru
xalj^^j^gr« slg ztjp d^aXacoaPj xal firj öcaxQi^ ip r^
xagöla avxov^ aXXa :xioxevy, oxi o XaZel ylpexaij ioxat
avrci.
*
m. Mt. 21, 21.
äfi^p Xiyo} vfilPf iap ?x^re jtlöxip xal fi^ öiaxQidijxB^ ov
(lopop x6 xfjg avxijg jcoifjöexe, äXXä xap x(S oqsi xovxq)
eljifjxs' aQd-rjxi xal ßXrj^^i slg xf^p d-aXaooaPj YSPtjasxai.
IL Aphraates Hom. XXI. p. 329. ed. Bert.
Jesus, der euer Lehrer genannt wird, hat euch geschrieben:
Wenn ihr Glauben habt wie ein einziges Senfkorn, so werdet
ihr zu diesem Felsen sprechen: Weiche, so wird er vor^ucfi
weichen. Und auch (wenn ihr saget), er soll sich heben
und ins Meer fallen, so gehorcht er euch.
o. Aphraates Hom. I, 13. p. 15.
TTnd da seine Jünger den Herrn baten, erbaten sie nichts
anderes, als dass sie zu ihm sprachen: Mehre uns den
Glauben. Er hatte zu ihnen gesprochen: Wenn ihr Glauben
habt, so wird auch ein Berg vor euch weichen.
p. Ephraem Syr. Ev. concord. expos. ed. Mösinger p. 182.
Dicit ad eos: et tos si habueritis fidem et non dubitaveritis
in corde vestro, dicetis huic monti: vade, mittere in mare,
et transferetur Quod cum ante oculos eorum positum
esset, dixerunt ad eum: Adauge nobis fidem.
q. Lc. 17, 6.
sl ixexe xlcxtp wg xoxxop OiPaj€€G}g, iXiyexB ap x^ ovxa-
filpcp xavxiu' ^XQi^cid'Titi xal ipvxtvd^rjxt ip xrj ß-aXaoo^],
xal vxijxovoip ap xfilp.
464 AuBfleroa&oniache Pandleltexte zn Lc.
Wie dieses Logion in den synoptischen Evangelien ganz
verschiedene Standorte gefunden hat — nach Mc. 1 1, 23 («= Mt.
21, 21) ist es von Jesu gesprochen auf dem Oelberg in den
letzten Tagen seines jerusalemischen Aufenthaltes, nach Mt. 17, 20
am Fuss des Verklarungsberges in Galiläa, laut Lc. 17, 6 nach
der Rede Qber die Ärgernisse, ohne Angabe einer bestimmten
Ortlichkeit — , so ist es auch in ebensoviel verschiedenen cano-
nischen und ausserdem in manchen aussercanonischen Textge-
stalten überliefert. Weiss (Marcus S. 374, Matthäus S. 405)
findet den Urtext Mt 17, 20 in folgenden Worten: a/zijv Xi^o
vfiZp, kav l^^tre jr/ar^r ciqxoxxov civaxBCDq^ igstre xcp ogei rovzq}'
fieraßa ivd-ev ixet, xal fi€raßi]OBTai. Es ist nun ein neues
Symptom von dem mehrfachen Zusammentreffen der Weiss'schen
Quellenkritik mit dem Codex Bezae, wenn der letztere Lc 17,6 —
also in demjenigen Evangelium, in welchem der Einfluss der
vorcanonischen Quelle auf diesen Codex besonders häufig hervor-
tritt — die Worte einschiebt: iktyste av tc5 ogei rovro)' /iezaßa
ivd^Bv kx6t, xal fierißaivsp. Von einer beabsichtigten Confor-
mierung mit Mt. 17,20 kann hier bei den Varianten: ikiyBrs ap =
igslTS und fiezeßaivsr = fiaraß^jotrai — nicht die Rede sein,
wohl aber von der wurzelhaften Verwandtschaft durch den ge-
meinsamen Urtext: pnjTi JTBü HTo pnTn n^ n'ixrrb« nniTSir.
Dieser Text, welchen auch der Syrer Curetons eingef>,
welchem mithin wohl schon der Redaktor des Evangeliencanons
seine Stelle hier gegeben hat, repraesentiert den Quellentexi
Alles Andre sind redaktionelle Zuthaten und Abwandelungen. Ins-
besondere die lucanische Erwähnung der ovxa(iipog ist mit Weiss
aus der Marcus-Perikope Mc. 11, 19 — 23 abzuleiten, wo das Logion
mit der Erzählung von dem verdorrten Feigenbaum in engste Ver-
bindung gebracht ist. Nur eine uralte Variante ist noch zu erwähnen,
nämlich fisd'ioravBiP == (fietari&tpcu == Uysiv' fisräßa), welcher
Ausdruck: fiBd-iordt^eip tä oq?] bei Hermas auf das alttestamentliche
Wort Hiob 18, 4: ittipiat? I^t prr;'! = LXX: i] xaxaoxQatpriOBrai
oQTj ix d-BfiBJiimp zurückgeführt werden kann, bei Paulus aber
1. Cor. 13, 2 zweifellos unseren flerrenspruch voraussetzt (vgl
xal idp ix^ ^doav JtloTip)f tiberdem durch die clementinischen
Homilien und durch Clemens AL bestätigt wird. Dabei zeigt
die eben erwähnte Hiob-Stelle, dass der von Aphraates er-
Texte und Untersuchungen zu Lc. 17, 6. 8. 10. 4G5
wähnte „Fels^ neben dem canonischen oQog sehr wohl aus dem
hebräischen n^S erklärt werden kann, welches n^S übrigens durch
Lautverschiebung mit dem aramäischen 1^t3=f^loij^ identisch ist.
Le, 17, 8.
a. Herm. Sim. VIII, 4, 2. p. 182, 7.
löcip öe fie jtsQia^wOfievov xcu eroifiov ovxa xov öiaxovelv
avxm.
b. Lc. 17, 8.
dXX^ ovxi iget avxco' txol/iaoov xl SBiJtvrjomj xal xbqlCco'
oafievog öioxovbl fioi.
Die Hermas-Parallele ist vollständig. Zu den Varianten
jieQi€^a)0(iepog = jtegi^cooa/iBPoq vgl. jtsQie^coOfiSPogLG. 12,35 =
avaC,(DöäfiSPog 1« Petr. 1, 13. Das Hierosolymitanum geht
(p. 217) mit seinem Texte: praecinge lumbos tuos (lOfioor^o
vw^iu) über den canonischen Text hinaus und nähert sich
noch stärker der in Lc. 12, 35 enthaltenen Parallele.
Lc. 17, 10.
a. Hom. Clem. XI, 3. p. 108, 31.
iäp fujys avxolg oQyiö&spxeg imsiXjj^rjxB jibqI ov cog dxQstoi
öovkoi iVTjÖQBVd^Xe.
b. Pseudo-Ign. ad Magn. XII. p. 206, 5.
xal' oxap jioi/jOrixs Jtapxa xä diaxsxaypLtpa t\ulp, Xtyexe,
oxi öovXol köfisp axQSloi.
c. Ephraem Syr. Opp. I, 25.
oxap Jtapxa xa diaxexayfispa vfilp jtou/a?jxe, Xi'yexe, oxi
öovXoi dxQBloi lofisp,
d. Cod. Cantabr. Lc. 17, 10.
ovxa}g xal vfietg, oxap jtoifiOfixe oOa Xiyoj, Xiyext, ort
dovXoi iofjisp dxQsloi, 6 (Dg)£lXofiep jcouioai, jtsjtoujxafisr.
e. Lc. 17, 10.
ovxog xal vfislg, oxap Jtoirjörße jcapxa xa öiaxax^BPxa
vfilPf Xeyexe, oxi dovXoi dxQSloi iofiev, o oj<peiXofi6P jcoifjoait
xejtou/xafiBp.
Texte o. UnterBuchaogen X, S. 30
456 Aussercanonische Paralleltexte zu Lc.
Die Varianten Jtavra ra öiaraxd^ivxa = jtavza xa öiaTe-
Tccy/iiva = oöa Jiiyco gehen wahrscheinlich auf '^ri'^l?« ITDtfTisS
zurück. Vgl. i. Reg. 11, 18: ib -n3fc5=LXX: öijta^sp avrS.
Lc. 17, 11.
a. Lc. 17, 11.
xal kyivexo iv xm noQBveod'ai elg %QovcaXrjfi, xal avrdg
öiriQXBXO 6ia fisoov 2afiaQiag xal raXtXalaq.
b. Syr. Cur. Lc. 17, 11.
xdi [hyivBxo] Iv ro3 jcoQivBOB-ai avxbv üq %QOvöcüii^fi, xci
avxog diTjQxsTO diä fieoov 2!a(iaQlag xal FaliXalag xal %-
c. Diatessaron Arab. p. 53^ ed. Ciasca.
et egressus est Jesus, ut iret in Jerusalem. Et cum iter
faceret, occurrerunt ei decem viri leprosi.
In der bereits oben zuLc. 13, 32 erwähnten »Pragmatischen
Analyse der grossen Einschaltung des Lucas" (Jahrbb.
f. deutsche Theol. 1877. I, 72—77) habe ich nachzuweisen ge-
sucht, dass Lc. 17, 11 eine alte Textyerderbniss vorliege, sofern ja
Lc. 18, 31. 35 auf den W^eg nach Jericho und Jerusalem — weit
ab von der galiläischen Grenze — hinweise, dass anstatt
FaXikalag vielmehr ^fyvSalag zu lesen, mithin die Joh 11,54
bezeichnete einsame Gegend bei Ephraem an der judäisch-sama*
ritischen Grenze gemeint gewesen sei, in welcher Gegend Jesus
vor dem letzten Aufbruch über Jericho nach Jerusalem sich
aufgehalten hat. In dieser Auffassung bin ich seitdem nur noch
bestärkt worden durch die von Tischendorf nicht erwähnte,
wie es scheint, erst von Baethgen ans Licht gezogene, Lesart
des Syr. Cur., welche von zehn Itala-Handschriften secundiert
wird. Denn nunmehr tritt das zweite der von mir Heft I, 36
aufgestellten Kriterien in Kraft, wonach die Übereinstimmung
zwischen dem Syrer Curetons und den altlateinischen
Versionen auf den Archetypus des Cod. D, mithin auf den
ältesten Evangeliencanon zurückweist. Vgl. Heft I, 36. Ist nun
an dieser Stelle: xdL ^h^ixco = et hiericho (iericho) durch eine
Lesart von so hohem Alter beglaubigt, so muss die in nicht
allzugrosser Entfernung von Jericho sich hinziehende
Texte und Untersuchungen zu Lc. 17, 11. 12—14. 457
jadäisch-samaritische Grenze gemeint und voraus-
gesetzt gewesen sein. Es würden also, wenn anders Lc. hier
chronologisch verfahrt, die Lc. 17, 11— 18, 31 geschilderten Vorr
gange nach Ephraem gehört haben, wovon Johannes sagt:
xaxH öiixQißev fiera xciv (laB-f^räv avrov. Das Diatessaron
vermeidet, wie man sieht, jede nähere Ortsangabe, abgesehen von
der Erwähnung Jerusalems, als des letzten Zieles der Wan-
derangen.
Lc. 17, 12—14.
a. HoDL Clem. I, 6. p. 15, 3.
aXia xcti XsxQol ^{OQol bc öiaorijjiaTog fiovov hogcivTsg
WTtp Icofisvoi dxaXXaooovxai.
b. Syr. Cur. Lc. 17, 12.
xoi üCBQXOiiivov ocvxov slq xiva xdfifjv, xal löov öixa av-
igeq XbxqoI loxrjoav jt6QQ(o&£v,
c. Cod. Cantabr. Lc. 17, 12—14.
xal ÜGBQxo(iivov avxov elq xiva xcifiTjP, 6j€OV rjoav öixa
(xpÖQBq XsjtQol xcä eoxfjOav xoqqodB'BV xal Bxga^av q>(ov^
uBjaXxi' ^Iffiov, kjtiöxaraf hXirjOOV fjftäg, xal löcov avxovg
ehsp aixolg' xBd-BQOJiBVBö&B' xoQBvd-ivxBg kjtiÖBl^axB eav-
xovq xolq Ibqbvoiv. kyivBxo 61 hv xtp vjtayBtv avxovg ixa-
^a(fUi^öav.
d. Lc. 17, 12—14.
iuzl BlöBUXOiiBVOV avxov Big xiva xcifii]v djtfjvxTjOav avxA
iixa XbxqoI avÖQBg^ ol ioxtjöav xoqqo^bv, xcu avxol tjqov
fpmvqv XiyovxBg' *J^ooVy ixioxaxa, txi^cov ^ftag. xal iömv
dxBv avrotg' xoQBv&dvxBg ixiÖBi^axB eccvxovg xotg Ibqbvoiv.
xal lyivBXo iv xw vxayBiv ccvxovg bcaß'aQlod^oav.
Das unzweifelhafte Vorhandensein aussercanonischer Über-
setzungsvarianten: ix öiacxi^/iaxog ^= x6QQaf&BV'=p^rn'üf lä-
<ihu = &BQ€LXBvBOB'ai = «fi^3, dxaXXdxxBO&ag == vxayBiv (vgL
die Eriäutenmgen zu Lc. 12, 58), wahrscheinlich auch Jlxga^av
^(ovy fiByaX^j = rjQap ^cov^v XiyovxBg = obip'DK tÄte^* oder
b'nij byp'i 'inp?5 (beides gute^ hebräische Phrasen, beides auch
sonst in den synoptischen Texten zu linden), macht es wahr-
scheinlich, dass anch die Perikope Lc. 17, 11 — 19 aus einer he-
30*
468 Aussercanonische Paralleltexte zu Lc.
bräischen Quelle, also doch wohl der yorcanonischen Hauptqaelle,
abstammt. Der durch das loifievoi der Homilien bestätigte ausser-
canonische Textbestandtheil des Cod. D lässt auch hier wie sonst
oft eine von Lc. bewirkte Textkürzung erkennen.
Lc. 17, 17. 18.
a. Epiph. Haer. LXVI, 41. p. 654.
xa&6 itpn' öixa XsjtQol ixad-aglod^jOar. ötari ovös e'ic li
avrcöv vjtiOTQtfps öovpai ö6§ap reo &e(p, dXXa fiovog ov-
^ V ,-*s s_ .»S.S. *S.-V'i-».'V«
Tog o cXkoyeprjg;
b. Syr. Cur. Lc. 17, 17. IS.
[djtoxQcO-eig öh] 6 'Irjoovg eljeev öixa ixa&aQlo&ijacp, ol
ÖS hvvla jtov; i§ avrSv ovo st g svQtd'f] vjtoozQsqxDV öovvai
•r s. -K * \
öo^av TCO {^söi, sl fif) o dXXoysvfig ovzog;
c. Cod. Pal. Vindob. Lc. 17, 18.
et nemo ex eis reversus est, qui daret claritatem deo?
d. Orig. Opp. IV, 493. in Ep. ad Rom. Lib. II, 13.
non est inventus^ qui rediret et gratias ageret deo?
e. Lc. 17, 17. 18.
djroxQid^sXg de 6 ^It^oovg sljtsv* ovyijL ol öixa bcad^agiodTjöav :
OL Ivria nov; ovx tVQsd^rjöav vjtooxQitpavTsg öovvai öo^av
To5 ^S(p sl fif) 6 dXjLoysvTjg ovrog;
f. Cod. Cantabr. Lc. 17, 17. 18.
djroxQid^slg o ^h/oovg slnsv avrotg' ovroi öixa eTcad-aglo^fj'
Oav ol kvvia jcov; i^ avtdjv ovöelg sigid"?) vjtoOTQi(fcn%
og ö(6osi ö6§,av reo d-scp^ sl fi?) 6 dkXoyev^g ovrog;
Durch das Zusammentreffen des Cod. D, der Italae und des
Syr. Cur., denen sich auch noch das Hierosolymitanum zugeseUt,
sind wir zu obigen Parallelen in den Stand gesetzt, mit Be-
stimmtheit eine Textgestalt zu recognoscieren, welche in ihren
Abweichungen von den revidierten Codices bis in die erste Hälft«
des zweiten Jahrhunderts hinauf, ohngefahr bis zum Jahre 140
n. Chr., zurtickverfolgt werden kann, um welche Zeit der Arche-
typus des Cod. D und der altsyrischen Version sowie der alt-
lateinischen Übersetzungen entstanden sein muss. Vgl. Heft I, 36.
Texte und Untersuchungen zu Lc. 17, 17. 18. 21. 459
Lc. 17, 21.
a. Ephraem Syr. Ev. concord. expos. ed. Mösinger. p. 209.
Ubi rex, ibi et regnum est. Ideo dicit: Regnum dei in corde
vestro.
b. Ibidem p. 211.
ut et dixerat: Ecce, regnum intra corde vestro.
c. Hippol. Philo». V, 7. (Ophitae).
TjvjtSQ g)i]öl T'^v ivxoq äv&Qcistov ßaoiZeiap ovgavcov £^-
rovfiiVTjp.
i Hippol. Philos. V, 8.
avTi], q>i]Olv, iöziv rj ßaOiXüa xmv ovQavciv avrog vficov
xsifitvr^,
e. Orig. in Jerem. XV III, 2.
f} yaQ ßaoiXeia rmv ovQavc5v ivrog vficSv iotlv.
f. Petrus Alex. Ex libro de poenii c. 5. Routh IV, 29. 8. 9.
aXXa xal xbqI ßaoiXslag ovQavmv, riti^y xaB^fDq fisfiaBT^'
xafi€P, ivrbg vfiSv iöri
g. Ephraem Syr. Opp. I, 273 C.
ff yaQ ßaöikela xAv ovQctvciv ivxog vfiSv ioxlv.
K Macar. Ep. IL p. 432. ed. Migne.
xal o xvQiog' rj ßaoiXela xwv ovQavmv ivxog vficov iöxlv.
i- Macar. de oratione c. 1.
xal avrog yaQ o xvQiog' ^ ßaoiXsta ovgavcov ivxog i^ficov
ioxL
k. Lc 17, 21.
Uov yaQ 7j ßaaiXila xov d^sov ivxog vfitSv ioxlv.
Das Redestück Lc, 17, 20 — 35 ist bei Lc. im urtextlichen
Zusammenhang erhalten. Mc. hat einen Vers daraus, nämlich
^. 33, nach Mc. 8, 35 verpflanzt und zv^ei weitere Verse, nämlich
T. 23 = Mc. 13, 21 und v. 31 = Mc. 13, 15. 16 in die grosse es-
chatologische Rede aufgenommen. Die erste von diesen Um-
Bchaltungen haben die beiden anderen Synoptiker adoptiert;
dagegen hat die zweite dieser ümschaltungen des Mc. nur der
*?rste Evangelist befolgt und durch weitere Umschaltungen aus
470 Aassercanonische Paralleltexte zu Lc.
diesem Redestück in die eschatologische Rede Mt. 24 ausgedehnt.
Es ergibt sich hiemach folgendes Bild:
Lc. 17, 20-
-22
—
—
23
Mc. 13, 21
Mt. 24, 23.
26
24
—
24,27
25
—
—
26.
27
—
24, 37-
-39
28-
-30
—
31
13, 15.
16
24, 17.
18
32
—
33
8,35
10,25
Vgl. unten
34
—
—
zu Lc 17, 33
35
—
24,41
(36)
—
24,40
37
—
24,28
Lc. hat also nicht bloss den originalen und von den anderen
beiden Evangelisten nur excerpierten Context der Rede voll-
standig wiederhergestellt, sondern auch den urtextlichen Ein-
gang dieses Redestücks, dessen Originalität ftir sich selber spricht,
uns erhalten. Der hebräische Grundcharakter dieses Eingangs
zeigt sich in den Varianten : in corde vestro = avrog vficov =
DDlSba (vgl iv Tij xagöla xfjq yfg = Ip rfj y\i zu Lc. 11, 30 =
Mt. 12, 40), wie auch in der hebraisierenden Version von IT^Dbia
D^wn = 7] ßaOiXda xwv ovQavwVy welche dem lucanischen
tJbersetzungstypus völlig fremd ist, gleichwohl aber bei diesem
Logion in den patristischen Citaten des Origenes, Petrus Alex.,
Hippolytus, Macarius dominiert und auch bei Ephraem
neben der canonischen Lesart tj ßaoiXsla tov O^sov nicht fehlt.
Lc. 17, 24 = Mt, 24, 27.
a. Ephraem Syr. Opp, I, 16S C.
xal WQ aOTQaJtf] o^vrart], ovrog // jtaQovöla tov xvqIov
yipsTai,
b. Dial. de recta fide. Sect. I. = Anast. Sin. Quaest. c. 48.
Xeyei de xal Iv rw evayysXlqy' coOjtsQ }] dcrQajc?) hcßcdvBi
ajto dvaroX(5v xou ^aivBrat bojg övOfimp, ovrcog eotai y
ikevöig TOV vlov rov dvB^Qoijrov.
Texte und Untersuchungen zu Lc. 17, 24. 47 x
c. Mt 24, 27.
ciojtSQ yoQ ri äorQajif} i^tQXsrai ajto dvaroXcov xal g^alvs-
rai ^(og övöfidiv, ovra^g tözai rj jtaQOVola rov vlov rov
avd-Qcijtov^ %
d. Hippol. de Antichr. c. 64 p. 34 ed. Lagarde.
(D0jt€Q vag 7) aCTQajtt] kyslgstai ajto avaroXcSv xcu walvt-
zai axQt övCfiSv, ovrcog iovai ?] jtaQovola rov vlov rov
avd^Qcixov.
e. Cod. Cantabr. Lc 17, 24.
ciöJtSQ yag t) aöxQax'q rj aOTQajttovöa ix tijg vjto rov
ovQavov aöTQajttBi^ ovrcog eörac xcä 6 vlog rov av-
d-QWJCOV,
f. Syr. Cur. Lc. 17, 24.
wöjteQ yoQ ri aörQajcf] aorQojtrsc ^^^^^jß ^^' ovQavov
elg r^v vjt ovgavov, ovrcog eörai r^ f/fiiga rov vlov rov
avd-Qcojcov.
g. Lc 17, 24.
äöJtSQ ycLQ 9] aorgantj aOrQajtrovca ex tz/c vjcb rov
ovgavov elg rfjv vji ovgavov Xafijtsiy ovrcog eCrai 6 vlog
rov dvi^Qoojtov h^ rrj y^igct avrov.
Bei diesem Logion, welches durch den ersten Evangelisten
Ton dem urtextlichen Zusammenhang hinweg in die eschato-
logische Gruppenrede Mt. 24 verpflanzt worden ist, sind folgende
Übersetz ungsvarianten zu recognoscieren: hxßalvtiv = i§^QX£'
cO-ai = iyalgeod^ai = KS*^, (paipeiv = Xa/jjteiv = darQdjtr€iv =
T^»n (vgl. zu Lc. 9, 29), djto dvarokcöv tcog (axQi) övOficov =
ix rrjg vjtb rov ovgavov elg rf/v vjt ovgavov = D^?1&n HSptt
C^1?T^n »T5p"l?, namentlich aber auch das von Anastasius
Siuaita und dem Verfasser des Dial. de r. fide vertretene
eXevotg = jtagovola = Ki2. Vgl. dieselben Varianten eXevotg
lind jtagovola zu Lc. 21, 7, ausserdem die ekevotg des Cod. D
zu Lc. 23, 42.
472 AuBsercanonifiche Paralleltexte zu Lc.
Lc. 17, 26, 27 = Mt. 24, 38. 39.
a. Mt. 24, 38. 39.
cog ycLQ fjO^ iv ratq ijfitQaig talg jr()o tov xaraxXvOfiov TQci-
yovreg xal jcivovrsg, ya/ioSprsg xal Yafii^ovTeg, axQi yg
i]fiSQag slatjXd-ev JVdie elg xtjv xißoorov, xal ovx eyvcooaVf
ioDg rikd^BV o xaraxZvöfibg xal rjQSv ajtavtagf ovrog eorai
xal Tj jtaQovola rov viov tov dp^Qcijtov.
b. Lc. 17, 26. 27.
xal xa&cog eytvero iv ralg f^fiigaig Ncos^ ovrcog eörat
xal SV raZg ?jfieQaig rov vlov rov dvO-QcSjtov fjod-iov^
sjtivov, iyafiovv, iyafil^ovro, äxQt tjg yfiegag elojjXd^ev
Aa3e slg xfjv xißorov xal fjXd^ev 6 xaraxXvOfiog xal
djc(DXsoav djtavrag,
c. Iren. IV, 36, 3.
Quomodo enim factum est in diebus Noe: manducabant
et bibebant, et emebant et vendebant, nubebant et nubeban-
tur, et non scierunt, quoadusque intravit Noe in arcam, et
venit diluvium et perdidit omnes.
Irenaeus citiert den ganzen Context von Lc. 17, 26 — 30,
also nicht nach Mt. Gleichwohl erscheint das: et non scierunt
= xal ovx lyvmoavy welches bei Lc. fehlt und welches — von
Weiss nicht flir ursprünglich gehalten — doch vielleicht zum
Urtext gehörte und nur unter der kürzenden Hand des Lc.
gefallen ist. Ebenso fragt es sich: ist das et emebant et vende-
bant (= '^yoQaC^ov, i^coXovv) aus Lc. 17, 20 heraufgenommen
oder auch in v. 27 als urtextlich zu betrachten? Die Ausdrücke
BOd-leiv (= TQciyeiv) und djrokXvvai (= cugetv), von Weiss als
nicht ursprünglich4 sondern als redaktionelle Änderungen des
Lc. angesehen, sind thatsächlich Ubersetzungsvarianten von b^K
einerseits und von tT^ntin oder ngb andererseits. Vgl. Jes. 51, 13:
r'^niünb = LXX: tov agai. Ebenso Jes. 53, 8: n)?b = LXX:
f'lQ^J] — 1 Jerem. 44, 12: '^rnpb'? = LXX: xov äjtoXioai.
Texte und Untersuchungea zu Lc. 17, 26. 27. 31. 32. 473
Lc. 17, 3P. 32.
a. Clem. AI. Strom. VII, 16, 93. p. 889.
(it] ijtiOTQB^eöd^a) elg rä ojcIccd xai^&jtSQ fj Aiht yw}],
b. Lc. 17, 31^ 32.
fifj ijtiOTQsy^aro} elq rä ojtlcw. fivrjfioPBvers r//^ yvvai-
xog A<DT.
Über den Text und den dazu gehörigen Context des Cle-
mens AI. zu Lc. 17, 31b. 32 ist Agrapha S. 145 das Nöthige
mitgetheilt. Zu bemerken ist nur noch, dass hier ein Seitenstück
zu den Varianten ßXtjrsiv = örgicpsod^ai = n3B (vgl. oben
S. 114. 177) vorliegt. Denn das Stammwort ist hier (auf Grund
von Gen. 19, 17: ?i'''ini5 tS'^arj-b« = LXX: ^/) mQißXitpxi ^k ra
ojilao)) nicht nro wie Mal. 3, 1 = Lc. 7, 27 = Mt. 11, 16 = Mc.
1, 2, sondern tt'^S?!, welches gleichwohl Clemens AI. und der
canonische Text von Lc. 17, 31^ mit ijtiörQ^tpeoO^ai wiedergeben.
Ahnlich 1. Sam. 16, 7: t32iPi"bÄ = LXX: /if/ ijiioxQt^i^q = Cod.
Vat.: fiij sjnßXetp^g — , Jes. 63, 15: taan = LXX: kjtloxQStpov =
Aqu., Symm.: ijilßXey^ov.
Lc. 17, 33 = Mt. 10, 39 = Mc. 8, 35 = Lc. 9, 24 = Mt. 16, 25.
a. Clem. AI. Strom. II, 20, 108. p. 486.
o djtoXeaag ttjv tpvxfjv rrjv lavTOt\ q>rjo\v o xvQiog, öciöBi
avzrjv.
b. Mc. 8, 35.
og yoQ, iav d^tXf^j ri/v tpvxfjp avrov öcooaiy äjtoXiOH
avT'qv' og 6* av ajtoXiasi rr/v tavrov tpvx^i^ tvsxBV hfiov
xa\ Tov BvayyeXlov, öcoobi avrtjv.
c. Lc. 9, 24.
og yoQ iav d-BXfj xt)v tpü^/yV avxov öcioai, ojioXbCbi
avrijp' og ^ av äjtoXiöXj tpjv 'fpvx^v avrov ^vbxbv i^iov,
ovrog öciOBi avrrjp.
d. Mt. 10, 39.
6 BVQCQP rfjP tpvxfjP avrov djtoXiOBL avrr]p, xa\ 6 djio-
Xdoag rf]p tpvxf/P avrov ^pbxbp eftov bvqtjobi avr/jP.
474 Anssercanonische Paralleltext« zu Lc.
e. Mt. 16, 25.
og yag läv d^iXxj rfjv rpvx^iP avrov oc5oai, ojioXiCBi
avTfjv og 6" ap ajtoXioij xyv tpvx'jv avrov ^pexev iiiov,
evQf]oBc avTf]v.
f. Syr. Cur. Lc. 17, 33.
og iav C,7}T7]o7;i ^owyovijoai tfjv tpvxfjv avrov, djtoXiösi
avr/jp, xal og käv obtoXiö^] rfjv tl)vxf)p avrov, evQtjösi
avrrjp,
g. Lc. 17, 33.
og iäp ^TjT7Joij rijp tpvx^P avrov jtSQtJüolnoao&ai, axo-
kioec avrijP, xal og iäp ajtoXioei, ^woyoprjost avrtjP.
h. Cod. Colbert. Lc. 17, 33. p. 95. ed. Belsheim.
Qui autem quaesierit animam suam liberare, perdet illam,
et quicunque perdiderit illam propter me, salvam faciet
illam.
Dieses Logion ist in den synoptischen Evangelien durch
fünf Parallelen vertreten, zweimal, nämlich Lc. 17, 33 und Mt.
10, 39, direkt aus der Quelle, zweimal, nämlich Lc. 9, 24 und
Mt. 16, 25 — wie der Context deutlich an die Hand giebt —
aus Mc. 8, 35, und ein Mal Mc. 8, 35 (durch Umschaltung)
ebenfalls aus der vorcanonischen Quelle. Vgl. Weiss, Marcus
S. 287. 293. Wie wenig die hebräischen Rückübersetzungen des
N. T. den quellenkritischen Anforderungen genügen, zeigt sich
in diesem Falle wieder besonders deutlich. Denn da die fünf
synoptischen Parallelen dieses Spruchs auf einen gemeinsamen
Quellentext zurückgehen, so erscheint es als die Aufgabe der
Retroversion, diese einheitliche Grundlage nach Construktion
und Wahl der Wörter möglichst hervortreten zu lassen und
ohne Noth nicht Verschiedenheiten des hebräischen Textes zu
erzeugen. Was nun in diesem Fall die verschiedene Construktion:
6 ajcoXicag == og ap djioZiasi, 6 evQoip = og käp d^eXxi awaai
= og kdp ^fjrrioi] ^woyopfjOai anlangt, so darf auf das Heft
11, 85 Gesagte zurückverwiesen werden. Bezüglich der hebräischen
Quellenwörter kann zunächst mit Sicherheit aus den schon aus
Lc. 8, 20; 13, 31 bekannten Varianten d-eXeip = CrjrBlv auf ©J?a
zurückgeschlossen werden. Mannigfaltiger und scheinbar weiter
auseinander liegend sind die Varianten ocooai = jtBQijtotrjOaad'ai
f Texte und Untersuchungen zu Lc. 17, 33. 475
-= ^cooyopijcaif zu deren Erklärung das von Marshall (Exposi-
tor 1891, IV, 278) herbeigezogene aramäische 2iT©, apü nicht
von fem ausreicht, da es eben nur als Grundwort von ociCeiv
= liberare geeignet sein würde. Die hebräischen Rücktiber-
Setzungen des Londoner N. T., sowie von Delitzsch und Sal-
kinson wechseln zwischen T'^TEiin, b'^ttn, fecra und sind nur
einstimmig in der Wiedergabe von C^ooyov/iou durch njn"? am
Schluss von Lc. 17, 33. Und doch liegt in letzterem Grundwort
die Losung. Nicht nur dass das Evangeliarium Hieros. sowohl
zu Mc. 8, 35 (f<iJL».i) als Lc. 19, 10 (f^ljjt»o) ööJgar, cwcai (wie
auch sonst öfters) auf das aramäische K^n, n^n zurucknihrti
nicht blos, dass auch in der syrischen Peschittha Ä"^!!, Ä"^)!«
die gewöhnliche Übersetzung von acoC,6ö^ai, öco^uv ist, dass
ferner Ephraem Syrus sogar 1. Cor. 3, 15 acoO^fjoerai mit vivet
wiedergibt und dass diese altsyrische Version auch in das Arme-
nische übergegangen ist (vgl. Zahn im Theol. Literaturbl. 1893
No. 44 S. 518), sondern auch im Hebräischen dienen alle Formen
des Stammworts n^n zur Übersetzung von ^(Doyovstv, jreQi-
jioietö&aij ooi^eiv. Vgl. Eichhorn, Einleitung I, 604. Vgl.
femer Ex. 1, 22: 'J^'^nri = LXX: ^cooyovetre avro — , Ex. 22, 18:
iT^nri Sfb = LXX: ov j^egcßiciosTS = Vatic: ov jcBQinotfjOETB — ,
Ezech. 13, 18: n3'»jnrj r'iU?t:i = LXX: xal '^v^aq JctQis:jtoiovPTO — ,
Hebr. 10, 39: elg jcsquioItjöip y>vyJ/Q — , Gen. 12, 12: WT tjn«1
= LXX: oh äe jisQijtoifiöot^rai — , Esth. 4, 11: fi^n*! = LXX:
ovToc öcoO-riaerai — , Ezech. 33, 22: TiVnb b?'!'» «b = LXX: ov
(i?) dvvaxai owd^r/vai — , Prov. 15, 27: n^n*) =LXX: Ooj^erai — ,
Ps. 30, 4. *^:h'^''n = LXX: tomoac ue — , Gen. 47, 25: ^iDrT^nn =
LXX: oiocoxag f)f/ag — , Gen. 45, 5: H^nia = LXX: Co??] = Symm.:
ocoxTjQla. Ferner Lc. 19, 9: omrrjQia = Aphraates: Leben — ,
Lc. 3, 16 D: 0(D&wfi€v = Italae: vivamus (s. oben S. 11), Mc.
16,16: aa)&rjoeTai= A^hr.: wird leben. Vgl. Heft II, 430. Nach
alledem erleidet es keinen Zweifel, dass ins Künftige die hebräi-
schen Übersetzungen des N. T. nicht blos das ^ofoyovetv in dem
zweiten Satztheil von Lc. 17, 33, sondern auch das jiBgutoitjOa-
o^aiy welches im ersten Satztheile ebenda viele Handschriften
neben ^cooyoprjoai und ocooai bieten, sowie das ocöoai in Mc.
S, 35 = Lc. 9, 24 = Mt. 16, 25 mit n^n retrovertieren müssen.
Fraglicher scheint es mit dem svqIoxeiv in der Matthäus-
476 Aussercanonische Paralleltexte zu Lc.
Parallele Mt. 10, 39 zu stehen, welches bvqIoxhv keinenfaUs aus
n^n sich erklären lässt. Dafür jedoch liegt die Erklärung in
dem Ojrfioai = d^iksiv = ©|?a, welches zum Urtext gehört, von
Mt. stber scheinbar weggelassen ist. Im Hebräischen wird durch
eine eigenthümliche metonjmia antecedentis pro consequente
Opa wie O^'n nicht selten mit €vqIöx?ip übersetzt. Vgl. Eccles.
8, 17: Tri]gnb = LXX: rov svQeTv—, Ezech, 36, 37: ©-in« = LXX:
^fjTf/d'/jöOfiai==Symm,: evgeO^fiOofiai. Wie also in der Version des
ersten Evangelisten zu Mi 7, 13=Lc. 13,24 (vgl. oben) von den beiden
Verben fns (= ßiaC,eö&ai = öjtovöa^eiv = dyovi^eo^cu) und
Ä'iSl (= doeX^Blv) das erste Verbum I^IB unübersetzt gelassen
worden ist, so ist hier in der Matthäusversion Mt. 10, 39 von den
beiden Verben tt?J?ä (= ^7]Telv = eiglaxeiv = d^eXsiv) und rpn
(= ^(Doyopslv = JtSQiJtoieW&at = öaioai) das letztere in Weg-
fall gekommen und nur das erstere metonymisch durch evQElP
übersetzt worden. Dieser Vorgang beweist übrigens, dass die
Varianten ^/izr/oai = evQtti\ denen wir noch einmal zu Lc. 19, 10
begegnen werden, sammt der Variante d^iXsiv wirklich auf Ui]S3
— und nicht auf ^sn, welches die hebräischen Neuen Testa-
mente bieten — zurückzuführen sind. Zu bemerken ist dabei,
dass in dem Citat Clem. AI. Strom. IV, 6, 27 p. 575: 6 yag bqwv
rfjv tpvp)p avtov xrX, das unpassende igcZv durch evQciv zu
ersetzen sein dürfte. Endlich ist noch an de aleat. c. 11 p. 29, 8
(ed. Harnack) zu erinnern. Dort tritt in den Worten: „artem
domini imitare, quae non perdet, sed potius acquiret* zu Lc. 6, 9
= Mc. 3, 4 = Mt. 12, 12, wo die canonischen Texte übereinstim-
mend ödooai bieten, sowie zu Lc. 9, 56, wo die aussercanonischen
Texte ebenfalls in der Lesart öcoocu, salvare übereinstimmen,
wie hier die Variante acquirere (= jteQtjtouiöaod-ai) auf.
Lc. 17, 34.
a. Cod. Cantabr. Lc. 17, 34.
kayo) vfilv, ravTi] rf] pvxxl ioovrai ijtl xXlv7]q (iiag ovo,
eig jiaoaXaußavBTat y xaX o %xbqoq aq^ietai,
b. Syr. Cur. Lc. 17, 34.
Xiyo) vfilv, ravTi] rij vvxtl eaorrai ovo im xXivriq fiiac,
6 elg jtaQaXr)u<pd^i]0£raiy xal o elg a^ed-i/aerai.
\, '■v^ .•■ -'■S
Texte und Untersachungen zu Lc. 17, 34. 35. 477
c. Lc. 17, 34.
liyco vfilVy ravT^ rfj ruxrl löovxai 6vo Im xXlvfjg f^tiag,
ilg jraQaXf]fi^d^]oeTac, xal 6 ^regog atpid-ijOBTai,
d. Cod. Cantabr. ad Mt. 24, 41.
6vo km xXlvfjg fdiacy slg jtaQaXafißdperai, xal eig dq>laTai.
Von den drei zusammengehörigen Sprüchen Lc. 17, 34 — 36
hat der erste Evangelist das erste Logion Lc. 17, 34 nicht mit in
die eschatologische Rede umgeschaltet. Vgl. Mt. 24 , 40 = Lc.
17, 36; Mt. 24, 41 = Lc. 17, 35. Der Redaktor des Evangelien-
canons aber hat, wie die Übereinstimmung von Cod. D, Syr. Cur,
und elf altlateinischen Versionen zeigt (vgl. Heft I, 36), zu Mt.
24, 41 den von Mt. weggelassenen Spruch restituiert, jedoch nicht
etwa aus Lc, von welchem dieser Text des Cod. D ja nicht un-
wesentlich abweicht, sondern direkt aus der von ihm auch sonst
vielfach benutzten aussercanonischen Quelle. Im zweiten Satz-
glied sind 6 tregog = o eig = tig Übersetzungsvarianten, aus
dem Hebräischen inxn entstanden.
T V T
Lc. 17, 35 = Mt. 24, 41,
a. Syr. Sin. et Cur. Lc. 17, 35.
sooptai ovo dh]d-ovOca Iv ivX fivXoovt [Syr. Cur. add.: im
TO avToJ, fila jtaQaX7jfig){)^?jöBTai, xal fua d^sd-fjosrai.
b. Mt. 24, 41.
ovo akr/d-ovoai Iv xo) fiv?.q), f/ia jraQaXafißdverai, xal fiia
aq>urai.
c. Lc. 17, 35.
löovxai ovo dXi]0^ovoai sjtl rc avxo, ?] f/ia jtaQahjfi(pd^f}'
ösxai, ?j öh bxeQa a^cö-z/öcTa«.
c < *
Der Hebraismus fila (im zweiten Satzgliede) = ? txtQa
findet sich hier nicht blos im Syr. Cur., sondern auch im cano-
nischen Text des Mt. als wörtliche Übersetzung von tiT^^tl wieder.
Das sicherlich urtextliche iv tri fii?.a)ri ist bei Lc. durch ijrl
TO avxo ersetzt.
Wie übrigens Lc. 17, 34 von dem ersten Evangelisten weg-
gelassen ist, so hat Lc. durch Auslassung unseres Verses den
Context gekürzt. Und wie der Redaktor des Evangeliencanons
47S Aussercanonuche Parallel texte zu Lc
dort zu Mt. 24, 41, so hat er hier — wie, al^esehen von auderen
Instanzen, die Hauptzeugen: Cod. D, Syr. Cur., Italae beweisen —
den Urtext wieder hergestellt Aus welcher Quelle? — das ist
nicht nöthig zu wiederholen.
Lc. 17, 36 = Mt. 24, 40.
a. Syr. Cur. Lc. 17, 36.
loovxai ovo ip xm aygw' 6 eig JtaQaXi]q>9'i^CBTai, xcu 6 elg
b. Cod. Cantabr. Lc. 1 7, 36.
oerai.
c. Mt24, 40.
xoxB eöopxai ovo iv x<p dygcp^ tlq JtaQaXaidßdvexai^ xcit
slg dfpUxai,
-'-.j'-.N*'_^v^— -N^
'V.r'-w ■^
Wie in seinem aussercanonischen Texte zu Mt 24, 41, so
hat auch hier der Cod. Bezae das aoovxai weggelassen. Das
zweite elg findet sich wieder ebensowohl bei Mt als im Syr. Cur.
an Stelle des 6 ixsQog im lucanischen Texte. — In den späteren
Zusätzen der £sra-Apokalypse ist noch folgender Anklang an
unser Logion zu bemerken: ReHnquentur enim de civitate decem,
et duo de agro. Das Hierosolymitranum, welches auch sonst
dygog durch t^lOJ^ mons wiedergiebt, schreibt für iv dyQ(p in
monte. Vgl. Heft II, 436 f.
Lc. 18, 1.
a. Aphraates p. 66. ed. Bert.
Wie geschrieben steht: Unser Herr sprach: Betet und werdet
nicht müde.
b. Herm. Mand. IX, 8. p. 104, 11.
ov ovv fifj ötaUjtxig alxovfispog x6 dlxrjfia xrjg fpvx^g oovy
xcu X^tpu avxo. iav 61 ixxaxi^oug xxX.
c. Macar. Hom. XXXIII, 4.
xa^(og kvexsUaxo dötaXeljrro!)g JtQOöBvxBOd-ai iv jtavxL
' V _/'S^ *
Texte und üntersachungen zu Lc. 17, 36. 18, 1. 2. 479
d. Macar. de oratione c. 3.
xäi t6' YQTjyoQslTe xal jtQocevx^c&e' dst ovv jtavrore
jiQOöevxBOd^ai xal uii kxxaxelv.
e. Lc. 18, 1.
iXsyBv di xäi xaQaßoXf]v avrolg JtQog ro ösIp jtaprore
jiQ0ö6vxB0d-at avTOvg xal fifj ixxaxBlv.
f. Hom. Clem. XVII, 5. p. 160, 24.
ort 6h opxmg rovrov g>oßTid^f}i^ai iXeyep cog ölxaiov d-eoVy
XQog ov xcä aöixovfiivovg ßoav Xiyei, xaQaßoh)v elg rovro
bIjkdv hxayEi rrjv kQfifjveiap Xiytov . . . öiä x6 exaorore
a^ifod^vai.
Bereits in den Ägrapha S. 297 ist das Aphraates-Citat
besprochen worden als ein in grösserer Vollständigkeit erhaltener
Text, aus welchem Lc. 18, 1 geschöpft sei. Dabei ist auch auf
die canonischen Parallelen 2. Thess. 3, 13; Oal. 6, 9; Eph. 3, 13;
2. Cor. 4, 1. 16: 1. Thess. 5, 17 sowie auf die vorstehend mit ab-
gedrnckte Hermas- Parallele hingewiesen worden. Hier kommt
noch das erste Citat aus Macarius hinzu als ein Zeugniss da-
fbr, dass die Mahnung: aöiaXeljtrmg xQoC€vxeo&ai auf eine be-
stimmte hroXij Jesu zurückgeht. Es ergeben sich nun als gleich-
zeitige Symptome des hebräischen Urtextes folgende Über-
setzungsvarianten: cdvEtöd-ai = jtQOOsvxBO&ai = d^iovod-ai =
bifitirt, femer aöiaXelxtcog = iitj öiaXijt^g = iv xavxl = jtav-
Tore = IxaCTore = TttD. Dass ä^iovVf a^iovoO-ai, welches
auch im attischen Griechisch die Bedeutung postulare annimmt,
zu dem Evangelientypus der Clementinen gehört, zeigt die
Vergleichung von Hom. lU, 55 p. 51, 22: JtQ\v avrop ä^icioeTe =
XQo Tov vfiäg altfiaai avrov — , vgl. Heft II, 105 zu Mt. 6, 8.
Lc. hat also den Text von Lc. 18, 1 nicht ersonnen, wie ver-
schiedene Kritiker gemeint haben, sondern den Urtext nur ab-
geschwächt wiedergegeben.
Le. 18, 2.
a. Ephraem Syr. Opp. I, 155 E.
rj jtaQaßoXfj ij 0^ xbIöbi ob, od öioxora' BÜQijxag yaQ Iv
xoXbi Blval Tiva öixaöTTJv, ß^BOV (irj g)oßovfiBvov iii]6h jta-
Xiv av&Qcojtov oXcog ivxQBXOfiBvop.
480 Aussercanonische Paralleltexte zu Lc.
b. Lc. 18, 2.
Xiymv xqitJJq xiq f/p iv rivi xojLbi toi* d-eov fiij g>oßov'
(levog xal avd'Qcojtov fiij ivvQBJtofisvog,
c. Evang. Hieros. p. 219. 220.
Dixit Domipus parabolam haue et dixit: Judex quidam erat
in quadam civitate, qui Deum non timebat et homini non
humiliabatur (yyifkiv^n).
Auch hier wie Lc. 16, 19 dürfte Lc. den Eingang, die An-
kündigung der Parabel betreffend, gekürzt haben, da auch
Ephraems Zeugniss für den volleren Text des Hierosolymi-
tanum als aussercanonischeu Best des Urtextes eintritt. Die
Varianten ötxaörijg = xqit/iq fanden wir schon zu Lc. 12, 14.
Ausserdem vgl. man Lc. 12, 58.
Lc, 18, 8.
a. Ephraem Syr. Opp. 1, 153 E.
Iv avTij de rtj jioXei XVQ^^ ehai xsvixQctv JtQoosvxofievtjv
avTfß xa&' IxaCTf/v xal Xiyovcav ixölxijoop fie /Loixor
Ix Tov ai^iälxov fiov,
b. Lc. 18, 3.
XVQ(^ <J^ yp ip TTj jtoXec ixaiv?j xal fjQxero J€Qog avrov
[Syr. Cur. add.: ijtl XQ^^^^] Xeyovaa' lxöixt]o6v fie dxo
TOV äpTiöixov fdOV.
Varianten wie £P avrtj r(j jcoXsi = Iv rfj jcoXei ixdvt^ =
K'^rjn ^"^S^jl kommen in den evangelischen Paralleltexten öfter
vor. Die parallel laufenden Ausdrücke: xaO^* txaörijv sc. f/fii'
Qav = km XQ^^^^ lassen auf einen aussercanonischeu Text-
bestandtheil schliessen, etwa nachdem Vorbild von 1. Chron. 12,22:
T^l'^-b? J^xn;» Di-^a a'^'^-nr^b = LXX: iifjiiQav ig 'ni^tgag 7jQxovto
.ftQog /iavlö. Cod. Colb. nahm aber i^QX^T^o für coepit. Hippo-
lyt las de Antichr. c. 56 p. 29 ed. Lagarde für jrQoOsvxofiBi^v
vielmehr jcaQsxakH. Der Zusatz Ephraems üteviXQav stammt
vielleicht aus Lc. 21, 2, würde aber, wenn urtextlich, die Parabel
noch eindrucksvoller gestalten.
Texte und ünterrachongen zu Lc. 18, 3. 4. 5. 4g 1
Lc. 18, 4. 5.
a. Cod. Gantabr. Lc 18, 4. 5.
xäi ovx ijd-eXev ikl xQopov xiva' fisra 6h ravra f^Xd'ev
slg iavTov xal Xiysi' el rov d-eop ov g>oßovf4ai xcu av-
d'QWJiOP ovx ivTQSJiOficu^ öia ye xb xaQixBtv fioi xojtov
Ti]v jriQav TovTTjv dxeXd'Äv ixöixjjoa} ccvrtjp, Iva (itj elg
riZog iQXO(iipri 'ixmxia^y fis.
b. Anasi Sin. Quaesi 149. p. 610.
xl 6h bIxbv 6 xQiXTjg; el xdi xov d'sop ov g>oßovfiai o\xe
avß^QWJtop ipxQexofuu, aX)^ ovp ye apooxaq ix6ix^C{o
avxi]P, ipa (iTi kQXO[iivri inoaxiaC^ij fi€,
c. Lc. 18, 4. 5.
xal OVX ij&sX€P ijtl XQ^^^^' f^^^ ^^ xavxa djtsp iv
iavxm' d xal xop ^sop ov woßovuai ov6h apd-Qa}jtov
^wg^jrojtt«*, 6iä ye x6 xaQixsiv [loi xojtop xfjp XVQ^^
xavxfjP, ix6txriaa> avxi^p, ipa fif^ slg x^Xog hQxoiiivrj
vJKOJtia^XI (^^' — — —
Die vom Cod. Cantabr. eingeführten Worte iXO-ep elg
eavxop repraesentieren einen Hebraismus (vgl. Lc. 15, 17: elg
eavxop 6h iXd^cop und das oben S. 424 Vermerkte), mithin viel-
leicht einen echten Textrest. Für (lexä 6h xavxa liest Bippolyt
(de Antichr. c. 56 p. 29, 4): vöxbqov fievxoi (vgl dazu oben S. 27).
Anstatt ipxoixofuxi findet sich im £vangel. Hieros. die irrige Yer-
sion Miniscalchi's humiliabor. Das aussercanonische apaoxag =»
djteXd'civ (vgl. Lc. 15, 18} ist ebenfalls sicher ein vorcanonischer^
von dem kürzenden La weggelassener — Textrest. Die Redensart:
xo;ror Jtagix^iv (vgl. dazu oben S. 245 zu Lc. 11, 7 und Heft II,
253 zu Mt 20, 13) ersetzt der Cod. Sin. sowie der Hippolytus-
Text durch ytccQSPOxXelP , das arabische Diatessaron durch
imp^tunitet^Qi. Jenes jtoQSPoxXelp. im N. T. ajta^ Xeyofievop
(Act 15, 19), ist im Septuaginta-Griechisch ziemlich häufig und
dürfte in diesem Falle auf HÄbn zurückzuführen sein. Vgl,
Mich. 6, 3: ^"^^Äbn SlW = LXX: rj xl jiaQrjpcixXtjcd coi;
Jes. 7, 13: n"i«bji = LXX: jtagixeip aycopa = Symm.: xo-
xovv — , Hiob 16, 7: ''pKbSi = LXX: xaxaxonov ue Jtenolnxe
TSV
Texte n. üntenaohnngen X, 8. 31
4g2 Ausser canonische Paralleltexte zu Lc
= Symm.: hciJKooi fis — , Hiob 4, 2: SlSjbri = LXX: iv xoxm.
Hiemach erscheint auch für xojtovg jioQixHv = defatigaie
in riKbn das richtige Stammwort gegeben. Für elq riXog
liest das Diatessaron: „perpetuo", welches an xad-* exäcrf^v
sc. rjuigav in Lc. 18, 3 sowie an das jtavrors = aöuzXelxTfDg =
T^ttn in Lc. 18, 1 erinnert. Endlich das vjtcojtid^^ (is gibt
das Diatessaron durch: „taedium mihi afferat ", der Cod Colb.
durch ^suggyllet me* wieder. (Suggillare von sub und cilium
== VJtcijlLOV).
Lc. 18, 6. 1.
a. Hom. Clem. XVII, 5. p. 160, 26.
bI ovv o xQiT^g Tfjg adixlag ijcolfjOBV ovrcog 6ta xb ixa-
ölxfiöiv xäv ßocipTOOP JtQog avzbv rmiQag xaX VDxzog;
b. Macar. de oratione c. 3.
xäl To vjcb rov xvqIov Btgrjfiivov öiddoxBi' jt6o<p (iäXXov^
Bljcovrog, xoii^obl hcöLxTioiv o d-B^g rcov ßomvxmv XQcg
avtov wxrog xal tj^igag;
c. Macar. Hom. I, 12.
xad^mg 6 xvQiog bXb^b :JtSQl rov dölxov xgcrov xai vijg
X'JQ^Q öiB^BQXoiibVTjg xbv Xbyov yrooq) fiäXXop 6 &Bbg xoifjoBi
xffv kxöixrjcip xcov ßocovxcov JtQog avxov wxxog xal
TifiiQag;
d. Macar. Hom. IV, 26.
xaxa xov avxov Xoyov jtdoq} fdaXXov 6 ovQavcog xaxvo
xotJlOBt xrjv kxdlxfjCLV xcov ßocivxfDV ütQog avxov TjfiBQag
XB xal wxxog;
e. Macar. de elevat. ment. c. 11.
avxov yaQ (pfovrj xb' o JtaxrjQ fiov 6 ovgapiog ov fitj
jtouloBc ixöixrjöip xcüp ßo<DPxa)p Jtgbg avxop wxxog xal
TjiibQag;
f. Lc. 18, 6. 7.
Bl:jtBP 6b o xvQiog' dxovöaxB, xL o XQixrjg xTJg döixiag Xb-
yBi; b ÖB d^Bog ov fi?) [Syr. Cur. et Sin. et Pesch. add.: fiaXXov]
Texte und Untersachangen zu Lc. 18, 6. 7. 8. 433
ytoiTJöiu rijv ixölxijaiv rcov hcXsxzcov avtov rc5v ßowvrmv
avxm rJiiiQaq xal wxtog;
Die aussercanonischen Texte bieten hier manche Vorzüge
vor dem canonisch-lucanischen Texte. Untergeordnet ist der
Ersatz des Hebraismus o xQtr^g rtjg ddixlag durch das bessere
griechische o aöixog xgcri^g. Man vgl. 6 [iafioopag r^g aöixlag
Lc. 16, 9 mit 6 aöixog /laficovag Lc. 16, 11. Dagegen ist zu no-
tieren als ursprünglicher o jtarijQ (Hom.) oder 6 ovQaviog xartjQ
oder 6 jtarijQ fiov 6 ovgdviog (Macar.), sowie die in sämmtlichen
aussercanonischen Parallelen wahrzunehmende Auslassung von tc5v
ixXexTcov avroZ und die dadurch gegebene contextgemässe Be-
schränkung auf t(3p ßo(DVT(ov jtQog avxov. Vor allen Dingen
aber ist die ganze Textgestalt in den Pseudo-Clementinen, welche
der Hauptsache nach durch Macarius (vgl. das üiocm (laXXov,
welches selbst in dem fiäXXop des Syr. Cur. nachklingt) ver-
treten ist, der Sprach weise des Urevangeliums viel congenialer.
Man vgl.
Hom. Qem. Mi 6, 30 = Lc 12, 28.
el ovv 6 XQirtjg trig adtxiag
ij€oli]0ep ovTCog öia ro txdoro-
TS d^icod'TJvat, jtoocp fiäXXov 6
el öe TOP xoQTOp rov o/qov
a^/iEQOP opxa xal avQiop elg
xXlßapop ßaXXofiSPOP 6 d'sog
ovTcog dfig>cippvocp, xoCcp (laX-
Xop i/iag;
Lc. hat hier sichtlich den Urtext abgeändert, und zwar in
einer solchen Weise, dass der Fortschritt von der Parabel zur
Anwendung derselben weniger deutlich hervortritt als im Ho-
milientext, in welchem das ro txaöroTS d^imd-ijpai = döia-
XsljcTcog jtQOCevxsod^ai = bißrin T^tsri (vgl. Lc. 18, 1) als Über-
setzungsvariante nicht zu verkennen ist.
Ic. 18, 7«. 8».
a. Hom. Clem. XVII, 5. p. 160, 28.
7/ äid xo fioxQO&vfislP avxop h^c avxolg öoxetxe oxt ov
xpiriOBi; pal Xiya) vfdtp, jtoir^OBi^ xal ip xd^Bi,
b. Lc. 19, 70. 8».
xal fioxQod^fisl ix avxolg; Xiyo) vfAlP, oxi xoujoei xifp
ixölxTjöiP avxcop ip xäxsL
31*
4g4 AoBsercanonische Paralleltexte bq Lo.
c. Iren. IV, 27, 4.
Etiam dico vobis, faciet yindictam eonun cito.
d. Mac. Hom. 1, 12.
väi jidya), Jtoiijoei rrjv kxölxfjOiv avnSv iv taxei*
e. Mac. Hom. IV, 26.
xal ixaysi Xiycov val jLfyco vfilv, jtotrjCBi r^v hcöbcrfitv iv
raxBi,
f. Mac. de elev. ment. c. 11.
val Xiyo} vfiZv, notriCBi xfiv kxölxfjGiv avrwv iv raxBi.
Auch hier hat Lc. — wie namentlich oft gegen den Schluss hin
— den Urtext stark gekürzt. Die in dem Homilien-Citat erhaltene
Frage: ij öta xb ftaxQoB^fislv avzov hgt avxolq öoxelrs ov (a^
xoirjOBL (man vgl. dazu das ri doxeZre Lc. 12, 51 sowie das öoxBlre
des Isidor und das putatis des Praedestinatus zu Mt. 5, 17
Heft II, 73. 78) ist von Lc. in die weniger yerstandlichen Worte:
xal (laxQod^iiBl ijt avrolg — abgekürzt. Durch diese Frage
aber wird das — von Lc. ebenfalls weggelassene, aber von
Macarius und durch das „etiam* des Irenaeus beglaubigte —
val erst recht verständlich.
•
Lc. 18, S\
a. Clem. AI. Strom. III, 6, 49. p. 533.
xal ort ov jtQog rä id^vrj Xiyei, inttpiQBi* aga ikd'civ 6
vlbg rov dvd'Qcijiov bvqtjCei rrjv Jtlotiv ijtl rfjg yijg;
b. Epiph. Haer. LXXVIII, 2. p. 1034 D.
t6 BlQTjfiivov aga iZ&cQV 6 vlog rov ävd'Qcojtov bvqijöbi
TTjv jclöxiv kstl XTJg YTJg;
c. Const. VI, 18. p. 179, 13.
jibqI (dv 6 xvQiog sXsyBV oxi OQa 6 vlbg xov avd^Qcixov
kXß^cQV svQi^CBi xi]v Jtioxiv ijtl xTJg yTJg;
d. Lc. 18, 8^
jtXijv 6 vlbg xov dvd'Qcijcov iX^^cov aga BVQi^OBt xijv Jtloxiv
ajtl xTJg yrjg;
Nach Anfang und Ende, besonders wenn man auch das am
Schlüsse wiederkehrende xb exaoxoxB ä§,ia>d^rjvat (= döiaXBlxxwg
:^QoOBvxBCd^ai) des Homilientextes im Auge behält, bildet die
Texte und Unteraachnngen %n Lc 18, 8. 4S5
Parabel Lc 18, 1 — 8^ ein Seitenstück za dem Gleichnisse von
den drei Broden Lc. 11, 5 — 8. Und wie bei letzterem in Lc 1 1, 9,
so ist hier in Lc. 18, 7^ 8* nach dem Homilientexte die Nutz-
anwendung auf die Ausdauer im Gebete dem Gleichniss beige*
ftgt Um so weniger yermittelt fallt Lc 18, 8^ herein: xXtjv o
fiog zav avd-gwxov iX&cop aga BVQfjöBi z^v xloxiv kxi rijg
yijq; — ein Wort, welches lediglich eschatologischen Zusammen-
hang vorauszusetzen scheint Nun pflegt man zwar auf die
eschatologische Bede Lc 17, 20 — 37 hinzuweisen und dem ent-
sprechend dem Abschnitt Lc 18, 2 — 8 ebenfalls eine eschato-
logische Deutung zu geben. Aber erstens liegt das zweifellos
eschatologische Redestück Lc 17, 20 — 37 schon weiter zurück;
zweitens muss man, um einen Zusammenhang mit Lc. 17, 20 — 37
herzustellen, die Einleitung Lc 18, 1 als eine lucanische Erfindung
Yon dem Urtext ausschliessen — , ein Gewaltstreich, der sich
nach den beigebrachten aussercanonischen Paralleltexten ferner
verbieten dürfte, und endlich drittens leidet der Satztheil Lc
18, 8^ nach seiner jetzigen Textgestalt an einem inneren Wider-
spruche, wenn anders er auf die Parusie, wie es den Anschein
hat, sich beziehen sollte. Denn bei der eschatologischen Parusie
handelt es sich nicht mehr um das jtiörsveiv, sondern um das
OQov. Vgl. Lc 21, 27: rote otpovrai rov viov rov dr&Qcixov
oerX. =» Mc. 13, 26: rore otpovrai xxX, Zum xiörsveiv ist dann
keine Zeit mehr. Auch weist ja der Wortlaut von Lc. 18, 8*,
wenn man ihn sich im hebräischen Urtext vorstellig macht,
keineswegs mit Nothwendigkeit auf die Parusie hin. Zwar
würde dies der Fall sein, wenn die Textgestalt dieses Logion in
den hebräischen Neuen Testamenten massgebend wäre. Dieselben
übersetzen: ri«2l n:ittK ÄSta'^n iKha mÄ-ia. Aber dieses ifcCba
ist nicht mehr Übersetzung, sondern bereits Exegese und würde
genau genommen nicht iXH-civ, sondern ip reo iXd-slv airov ^=
iv rj jtagovola avrov = ip rfj iXevOei avrot (vgl. die Texte
zu Lc. 17, 24) voraussetzen. Wörtlich retro vertiert ist iX&civ
nicht mit iKi^, sondern durch KäH wiederzugeben. Und da nun
bekanntlich ^ach der hebräischen Syntax das Imperfekt zur Be-
zeichnung bleibender Zustände, namentlich „bei allgemein ausge-
sprochenen Beobachtungen **, auch die gegenwärtige Zeit aus-
drücken kann, so könnte ohne Schwierigkeit der Urtext, wie er
lauten muss: fn»a SlJ'ltSÄ V^tlff^Tl ÄSn DlÄ'ia praesentisch wieder-
486 Aussercanonische Paralleltezte za Lc.
gegeben werden: o vlog rov dpß-Qcijtov iZd-civ aga bvqIöxbi
xriv xlöriv hjtl r^q yfjg; «=» des Menschen Sohn ist gekommen,
findet er etwa den Olauben (den man ftLr ihn erwarten sollte)
auf Erden? Schon oben zu Lc. 16, 31 ist darauf hingewiesen
worden, wie die nach der Parabel von dem reichen Manne zu
erwartende, von Lc. w^gelassene, Nutzanwendung mit unserem
Logion Lc. 18, 8^ innerlich verwandt gewesen sein muss. Hier
kann die Vermuthung ausgesprochen werden, dass Lc. 18, 8^ viel-
leicht wirklich zu jenem Schluss der Parabel Lc 16, 31 gehört
hai Jedenfalls aber kann mit Bestimmtheit constatiert werden,
dass das Logion Lc. 18, 8^, welches von der xlorig bezüglich
des Menschensohnes handelt, nun und nimmermehr im Urtexte
auf die eschatologische Parusie, sondern lediglich auf die histo-
rische Parusie bezogen gewesen sein muss. Wir haben also hier
auch bei Lc. einen der Fälle, die wir bei dem ersten Evangelisten
mehr&ch beobachten konnten, dass nämlich rein historisch und
zeitgeschichtlich gemeinte Ausspruche Jesu eschatologisch ge-
deutet worden sind, wozu die Dehnbarkeit und Unbestimmtheit
der hebräischen Tempora so reichlich Oelegenheit bietet. Vgl.
Mt. 10, 23»», Heft H, 126 f., Mt. 17, 10. 11, Heft H, 203—208.
(Den umgekehrten Fall, wo das hebräische Imperfekt futurisch —
aber auch nur von der zeitgeschichtlichen Zukunft — , anstatt
im Aorist, wie es geschehen, hätte wiedergegeben werden sollen,
siehe oben S. 118 zu Lc. 7, 35.) Ist dem aber so bei unserm
Logion, dann gehörte Lc. 18, 8^ ursprünglich irgendwo anders hin,
in keinem Fall an den Schluss von der Parabel Lc. 18, 2 — 8*, die
ausschliesslich von dem Gebet und von der Erhörung des Ge-
betes handelte.
Lc. 18, 12.
a. Chrysost. Opp. VI, 145.
djtoöexarevo) (iov ra vjtaQXOvza.
b. Orig. in Jerem. Hom. IV. Opp. III, 145.
äjtoöexarsvo) rd vnoQxovxa fiov,
c. Cyrill. AI. in Esaj. p. 577.
dnoÖBxaxBvo} ütdvxa rd vüt&Qxovrd fiov.
d. Lc. 18, 12b.
ajtoÖBxarsva} xdvra 6oa xxcö^at.
Texte und Untersnchungen zu Lc. 18, 12. 14. 487
Das Gleichniss vom Pharisäer und Zöllner, in welchem man
so recht eigenÜich die paulinische Tendenz des Lucasevangeliums
ausgeprägt finden konnte, gehört doch sicherlich der vorca-
nonischen Eyangelienquelle an. Wenn es der erste Evangelist,
als seiner Tendenz vielleicht weniger entsprechend, weggelassen
hat, so ist es durch die von Lc. veranstaltete Nachlese in dessen
Schrift apfgenommen, ohne dass also eine besondere paulinische
Tendenz dabei obgewaltet haben mag. Der griechische Stil, in
welchem der hebräische Urtext uns hier entgegentritt, ist sehr
durchsichtig. Gleichwohl fehlt es nicht an einigen bezeichnenden
Übersetzungsvarianten. Das aussercanonische rä vjtaQxovxa (lov^
welches Origenes, Cyrillus, Chrysostomus m ihren Hand-
schriften lasen, ist sicher urtextlich. Das oöa xrcifiat ist lu-
canische Redaction oder Version. Man vgl. oöa sxsig Mc 10, 21 =
Lc. 18, 22 >= cov rä vxagxovxa Mt. 19, 21 und die Bemerkungen
zu Lc 12, 33. ^^ ^^
Lc. 18, 14».
a. Protevang. Jacobi c. 5.
xdL xarißTj ix rov vaov xvqIov öeöixaKDfisvog xal rjZd'ev
slg rov olxov avxov.
b. Orig. Opp. IV, 124. in Joann. Tom. VI, 13.
(laXXov avTov etg rov olxov xaraßalvsi öeöcxatcofiivog.
c. Cod. Cantabr. Lc. 18, 14*.
Xiyco ifilv, xarißt] ovrog äeöixaicofiivog uaXXov jtaQ ixslvov
rov g>aQicalov.
d. Syr. Cur. Lc. 18, 14»
X^yo) vfilp, ort xar^ßrj ovzog ÖtdixaiiDfiivog elg top olxov
avTOV Jtag^ kxelvov.
e. Clem. AL Fragm. ex Macario Chrysocephalo. p. 1019.
ovT(D xal 0 reXcivTjg vjtsQ rov <paQioalov ajtrjXd^B öedixai-
(D^ivog.
f. Lc. 18, 14a.
Xiyoo vfilVf xarißf] ovrog öeöixaicofiivog elg rov olxov av-
rov 71 ycLQ kxetvog.
g. Cod. Colbert. Lc. 18, 14*. p. 95. ed. Belsheim.
Dico itaque vobis, quia descendit hie publicanus justificatus
in domum suam magis quam ille pharisaeus.
488 Anssercanonische Paralleltexte zu Lc.
Die zahlreichen Ubersetzungsvarianten, durch welche das
ortextliche yo (in diesem Falle nicht yü comparativom, sondern
Itt privativTim oder negativurn) wiedergegeben worden ist, zeigen
die Schwierigkeiten der griechischen Übersetzung bezüglich dieser
kurzen hebräischen Ausdrucksweise. Bereits in den Agrapha
(S. 64, YgL auch S. 192 Anm. 1) habe ich die verschiedenen Va-
rianten zusammengestellt, welche aus dem kurzen tVpQ des he-
bräischen Textes entstanden sind: tj yctg ixeivog (Lc, BasiL,
Cyrill.) = i]:jtSQ kxstpog (Basil.) = i} ixelpoc: (Antioch.) = xoq*
kxstvov (Orig., Codd. kBL, Syr. Cur.) = fiaZZov xag* hcBlvov
(Cod. D) = jiag o ivetvog (Eusth., TheophyL) = vj€£Q hxBlvov
(Exe. Theod., DorotL, Macar. Chrysoceph.) = (läXXov avrov
(Orig.) Dazu kommt noch: magis quam ille (Cod. Colb.) =^ magis
ab^JUo ==> Or^cn ^ >^p (Evang. Hieroa). Im Cod. Cantabr.
und Colb., auch Pesch., war noch rov g)aQiöaiov = pharisaeus
ausdrücklich hinzugefügt, eine Lesart, die auch bei Macarius
Chrysoceph alus nach dem in diesem Falle wieder genau
citierenden Clemens AI. vertreten ist.
Lc. 18, 15 = Mt. 19, 18 = Mc. 10, 13.
a. Clem. AI. Paed. I, 5, 12. p. 104. .
jtQooi^vsyxav re avrtp, g)7jöl, jtaiöla elg ;i^££(>od^e0/ar ev-
Zoylag' xmXvovxmv de rc5v ypcogificov bIjibv o ^Ifjöovg.
b. Epiph. Haer. LXVU, 5. p. 713 D.
jtQOöfjXd^ov avT<p, q>ijol, rä jiaiöla^ Iva ^j x^^^ ^^'
avza xal BvXoyrjöxi' ol Sb /da&r^ral ajtfod-ovvTo avxa xcü
ixcoXvov,
c. Mt. 19, 13.
Tora jtQoorjVBX^ddv avxcp jtaiöla^ iva rag x^^Q^^ ixid^
avrotg xal jtQoöBv^rjrar ol öh (iad^T€u ijtsrlfiTjöav av-
TOlg.
d. Mc. 10, 13.
xal JCQoötqpsQOP avrw jtaiöla, tpa atprjxai avtfSp' ol de
fiad-ijral ijtezlfiojp roig ütQOO(piQovoLP,
->_ V,-N^ s- •
Texte und UnterBuchungen zu Lo. 18, 15. 4gg
e. Lc. 18, 15.
XQocitpBQov OB ttvtS xäi TO ßgitpVj Zva avr£p aytrnrar
löovreg öe ol fiadi^tdi ajisrißcov avroTq.
Mit Lc. 18, 14 ist die sog. »grosse Einschaltung* des Lucas
zu Ende gegangen. Mit Lc. 18, 15 — Mc. 10, 13 «» Mt. 19, 13
treten die drei Synoptiker wieder zusammen, um fortan mit
einigen Unterbrechungen einen gemeinsamen Weg zu gehen.
Im unterschied von der grossen Einschaltung, in welcher die
Yorcanonische Quelle offen zu Tage tritt, ist es in denjenigen
Partien, in welchen, was die Pragmatik und die Anordnung des
Erzahlungsstoffes angeht, Mc. die Führung übernommen hat,
schwieriger, den hinter den drei synoptischen Parallelen liegen-
den Quellentext nachzuweisen und herauszustellen. Kach dem
Hauptcharakter der Darstellung aber sind die Erzählungsstoffe
in der grossen Einschaltung des Lc. einerseits und in den von
Mc. 10, 13 = Lc. 18, 15 = Mt. 19, 13 ab einheitlich fliessenden
synoptischen Parallelen andererseits einander gleich. Überall
herrschen die Reden Jesu und seine Gespräche vor, die er mit
Freund und Feind gehalten hat. Die Erzählung seiner Wunder-
thaten tritt völlig zurück. In der grossen Einschaltung La 9,
51 — 18, 14 sind nur vier Wunderthaten erzählt (nämlich La 11, 14;
13, 10 — 13; 14, 1 — 6; 17, 11—19), von denen es z. Th. ungewiss
ist, ob sie aus der vorcanonischen Quelle stammen; der übrige
Tenor der grossen Einschaltung umfasst ausschliesslich Rede-
stoffe, unterbrochen nur durch kurze geschichtliche Notizen, durch
welche die Veranlassungen der einzelnen Reden und Gespräche
Jesu charakterisiert werden. Ganz dasselbe Verhältniss finden
wir von La 18, 15 = Ma 10, 13 = Mt. 19, 3 ab in den Texten,
in denen alle drei Synoptiker einander parallel gehen. In dem
ganzen grossen Abschnitt Ma 10, 13—13, 37 (=La 18, 15—21,38
= Mi 19, 13—24, 51) ist eine einzige Wunderthat Jesu erzählt,
nämlich Ma 10, 46-52 (= La 18, 35—43 = Mt. 20, 29—34) die
Blindenheilung bei Jericho. Und bei dieser Erzählung ist es
mehr als fraglich, ob sie aus der vorcanonischen Quelle geflossen
ist (Vgl. unten die Bemerkungen zu La 18, 40. 41.) Mit Aus-
schluss dieser Perikope bilden die Gespräche, die Reden, die
Parabeln Jesu in dem Abschnitt Mc. 10, 13 — 13, 37 und seinen
synoptischen Parallelen den ausschliesslichen Erzählungsstoff.
Dass auch in der letzten Zeit des Wirkens Jesu Stoff genug
490 Aussercanonische Paralleltezte su Lc.
Yorhanden gewesen wäre, wenn es dem ersten Erzähler, dem
Verfasser der vorcanoniscben Quellenschrift, gefallen hätte, neue
Wunderthaten Jesu zu erzählen, zeigt die in der grossen Ein-
schaltung mitgetheilte Äusserung Jesu Lc. 13, 32: löoi) hcßaXXtD
öaifiovux xci laoetq knireXci öfjgieQov xal ovqiop. Damach
haben die im Anfang der evangelischen Darstellung von Mc
zum Theil so ausführlich geschilderten, in der vorcanonischen
Quelle jedoch mit möglichster Kürze erzählten, Wunderthaten
Jesu auch in seinem späteren Wirken nicht nachgelassen; nach-
gelassen hat nur das Interesse des ersten Erzählers dafür, wel-
ches von Anfang an seinem Hauptzweck, die Logia, die Reden Jesu,
wiederzugeben, untergeordnet war. und da Marcus — ausser
der Blindenheilung bei Jericho — ex suis neue Wunderthaten
Jesu nicht mitzutheilen hat, so muss er, entsprechend dem Cha-
rakter der Quelle, von welcher auch er abhängig ist, nothgedrun-
gen auf die Gespräche und Reden — die Logia — Jesu, fQr
welche er von Haus aus nur ein geringeres Interesse besass, hier
sich concentrieren.
Auch die kleine Perikope von der Segnung der Kinder
(Mc. 10, 13—16 = Lc. 18, 15—17 = Mt. 19, 13—15) dürfte trotz
der gegentheiligen Annahme von Weiss in letzter Instanz auf die
Yorcanonische Quelle zurückgehen. Als Ubersetzungsyarianten
ergeben sich jtaiöla — ßQiiprj = D'^lb''. Das lucanische ßgitpri
vertritt auch der vom Lucastext unabhängige Hermas im Fol-
genden. Dass Clemens in dem an dieser Stelle aussercanoni-
schen xcdXvbiv einer handschriftlichen Grundlage folgt, beweist
Epiphanius. Immer wieder wird es offenbar, wie irrig es ist,
die Abweichungen des Alexandriners geringschätzig zu behandeln.
Die Parallel -Ausdrücke ijtirifiav = xcoXveiv kehren wieder zu
Lc. 19, 39. Wegen der hier zum ersten Male auftretenden jv(0'
Qifioi (= (ia&i]Ta[) vgl. unten zu Lc. 19, 30.
Lc. 18, 16 = Mt. 19, 14 = Mc. 10, 14.
a. Herrn. Sim. IX, 29, 1. 2. p. 254, 6.
ol jtiörevoavreq xotovxoi eloiv ojg vfjjtuz ßQe^y elolv
ol TOiovToi ovv aöioraxTcog xaroixfioovöiv kv rf] ßaöiXela
Tov ^eov.
Texte und Untersnchimgeii zu Lc 18, 16. 17. 49 ^
b. Orig. Sei. in Thren. c. 4.
laöOTfi rä Jtaiöla iQxeod^ai jtgog fie xal firj xcokvexs avra'
xAv yoLQ Tocovrcov kotlp ^ ßaoiXsia xov d'sov^
c. Mc. 10, 14.
löcov 06 o Irfiovq rjyavaxxTiöBv xoi shcsv avxolg' aq)6X6
• ^^ ^?f^)[SLlß?^?*?!^ ^Qd<S ftB, firj xcoZvsxs avxd' xcov yoQ
xoioxxcov ioxlv 7] ßaöiXsla xov d-eov.
d. Lc. 18, 16.
o öh ^IijCovg JtQOOsxaXtöaxo avxa Xiymv' ag>6X£ xa jtaidla
BQXeod^ai :jtQ6g fie xal fit] xmkvexs avxa' xcov yaQ xoiov-
xa>v icxlv ^ ßaöiXsla xov d-sov.
e. Epiph. Haer. LXVII, 5. p. 714 A.
o 6h JtQoq avxovg £q>i]' aq)6X£ xä jtatöla tcoI firj xmXvexs
avxa iXd-Btp jtQog fts' xmtf yag xotovxwv ioxlv tj ßaaiXela
xAv ovQavcop.
f. aem. AI. Paed. I, 5, 12. p. 104.
sbiev 6 ^IrjCovg' atpexe xa Jtaiöla xdi firj xwXvexe avxa
iXd-Blv JtQog fi€' xmv yag xoiovxcop ioxlv ^ ßaoiXela xciv
ovgavmv,
g. Mt. 19, 14.
o 6b ^Irjoovg bIjibv avxolg' aq>BXB xa jtaidla xdL fit] xg>-
XvBXB avxa iXd-Blv Ttgog /ib' xmv yag xoiovx<dv iöxlv tj
ßaOiXBla J^^v^ov^oj^i;.
Hier wiederholen sich die Varianten ßQig)f) = nai6la =
D'nb'?, sowie die — schon aus Lc. 15, 4 bekannten — Übersetzungs-
verschiedenheiten käv = ag)iivai = T}*^pl. Dass Hermas unser
Logion vor Augen hat, erweist die Erwähnung der ßaCiXsla
XOV &BOV neben den ßQB<pri.
Lc. 18, 17 = Mc. 10, 15.
a. Lc. 18, 17.
afiTjv Xiya} vfilv, 6g av fi^ 6i^ijxai xrjv ßaCiXslav xov
d-BOv (Dg Jtai6lov, ov firj BloiXd^xi ^h ovxriv.
492 Aasaercanonische Parallelteite zu Lc.
b. Mc. 10, 15.
dfirjp Xiym v(ilp, oq av ft^ äe^ijzai rrjv ßaCiXüav xov
d'sov mg jtaidlov, ov fifj elöild'^ slg aivfjp.
Dass dieses — von Mc. so formulierte und hierher um-
geschaltete — Logion ursprünglich nicht in den Context unserer
kleinen Perikope gehört, zeigt die W^lassung desselben bei
dem ersten Evangelisten, welcher den Spruch in seiner Urgestalt
Mt. 18, 3 gebracht hat Vgl. Weiss, Marcus S. 335 £P. Lucas
dagegen hat in diesem Fall sich gänzlich von Mc. beeinflussen
lassen, sowohl was die Stellung als was die Formulierung des
Logion anbetrifft Die Urgestalt desselben ist Heft II, 212 ff.
ausführlich besprochen worden.
Wenn Harris (a Study of Codex Bezae p. 102) die Varianten
des Codex Bezae zu Mc. 10, 16: convocans (d) = jtQoöxaXsöafispog
(D), um seine Thesis bezüglich der Abstammung dira^necfiiscEen
Textes (D) aus dem danebenstehenden lateinischen (d) zu erharten,
anninmit, dass ein Schreiber das ivayxaXiCafisvog des Mc. als
avaxXiCafiSPog verstanden und durcfi convocans wiedergegeben
habe, woraus in griechischer Rückübersetzung jtQoöxaXsöafiBvog
entstanden sei, so hat dabei Harris nicht an das jtQooexaXi-
öaro in Lc. 18, 16 gedacht, mit welchem das jeQOöxaZeöafiSPog
in Mc. 10, 16 direkt — ohne Vermittlung durch das Lateinische,
lediglich durch die Quelle — deutlich zusammenhängt.
Lc. 18, 18* = Mc. 10, 17» = Mt. 19, 16«.
a. Mc. 10, 17»
xal hcjtoQSVOfiipov ovtov sig oöop^ jtQooögafimp elg xal
yopvjterijoag avrop kjirjQwza aitop.
b. Clem. AI Quis div. salv. c. 4. p. 937.
ixjtOQSVOfiiptp avT(p slg bdop XQOCsXd-mp rtg iyorvjtirei
Xiymp,
c. Mt 19, 16»
xai löov elg jtQOCsXd'mv avrm sljtap.
d. Hom. Clem. XVIII, 3. p. 169, 22.
avrog o öiöacxaXog ^ficop T(p sljtopri q>aQiOalq> . . .
Texte und üntentichungen zu Lc. 18,. 18. 493
e. Lc. 18, 18»
xal ijcriQ<DT7ioiv rig avzdp oqxodv [Syr. Cur. add.: rwv
g)aQiöal(ov] Xiycov.
Sehr unsicher und schwankend spricht sich Weiss über
das Yerhältniss der synoptischen Parallel-Perikopen Mt 19,
16—26 = Lc. 18, 18—27 = Mc. 10, 17—27 zum ürevangelium
aus. Vgl. Weiss, Marcus S. 339. Anm« 1. Matthäus S. 436.
Anm. 1. Er hat die Spuren einer ürrelation wohl erkannt, wie
solche namentlich im ersten Evangelium zu bemerken sind. Aber
indem er nur auf die innercanonischen Parallelen sich stützt und
die aussercanonischen Paralleltexte, welche bereits Gredner (Bei-
tri^e I, 321) als Symptome eines semitischen Urtextes behandelt
hatte, vollständig ignoriert, so unterlässt es Weiss, geleitet von
Mc, dessen Einfluss auf Mt. und Lc. gerade in dieser Perikope
besonders stark hervortritt, jene Spuren eines vorcanonischen
Textes weiter zu verfolgen. Doch hat gerade der einfache, dem
Charakter des Urevangeliums ganz adaequate, Eingang der Peri-
kope Mt. 19, 16 die Aufmerksamkeit jenes Evangelienforschers auf
sich gezogen. Meinerseits ist noch besonders darauf hinzuweisen,
dass das hebraistische slq (= IHK) des Mt. und Mc. (= xiq des Lc.)
zu den Eigenthümlichf eiten der von Mt. und Mc. einerseits, von
Lc. andererseits gebrauchten Versionen der vorcanonischen Quel-
lenschrift gehört. Vgl. die Agrapha S. 59 gegebenen Beispiele,
ausserdem namentlich noch oben S. 146 Lc. 9, 19 (r^g) = Mt.
16, 14==Mc. 8, 28 (^q), Beachtenswerth ist die Übereinstim-
mung zwischen dem Syr. Cur. und den Homilien in der An-
gabe, dass der Fragesteller ein Pharisäer gewesen sei, wobei die
Berührung zwischen dem Texte des Syr. Cur.: aQX(ov nZv g>aQi'
oalcDP und Joh. 3, 1 in die Augen springt.
Ic. 18, 18* = Mc, 10, l?»» = Mt. 19, 16^
a. Just. Apol. 1, 16. p. 63 E.
xal jiQoöeZO^ovrog avx<p rivbg xai sljtovrog' öiddoxaXe
ayad'i!
b. Just Dial. c. Tryph. c. 101. p. 328 A.
liyovxog avxcp rivog' öiöaaxaXe ayad-if
494 AusBercanoniflche Paralleltexte zu Lc
c. Mc. 10, 17^
öiöaöxaXe ayad'i^ rl jtoirjoa), Xva ^cotjv alcopiov xkr^opo-
fiijöco; • ^
d. Homl Clem. XVIIl, 3. p. 169, 22.
t/ jtoirjoaq ^a>7]v alciviov xXrjQovofiJjöco;
e. Hom. Clem. XVIII, 17. p. 175, 8.
xäl dXjLaxov JtoVy igcorrjoaprog rivoq* rl ytoiijoag ^anjv
alciviov xXrjQovofi^öa);
f. Lc. 18, 18^
ötöaCxaXe äyad'i, rl jroifjöag ^ari^p alciviov xXfjQOVO/iyöa};
g. Ev. sec. Hebr. ap. Orig. iyi Matth. Tom. XV, 14. Opp. III, 671.
Dixit, inquit, ad eum alter divitum: Magister, quid bonum
faciens vivam?
h. Clem. AI. Quis div. salv. c. 4. p. 937.
öiöaaxaXs äyad^i, rl ayad-ov jtoiriCto^ Xva ^cofjv alciviov
xXf]Qovofi7Jöa};
i Mt. 19, 16b.
öiöaöxaZe, rl ayaO'OV jtoPiOco^ Xva Cxc^ i^V^ alciviov;
k. Evang. Hieros. ad Mt. 19, 16^ p. 153. 154.
i. e. Magister bone, quid boni faciam, ut haeres fiam vitae
aetemae?
1. Rabbi Isaaci Munimen Fidei I, 49. p. 381 ed. Wageuseil.
ecquaenam opera bona facere me conveuit, ut vita aetema
potiar?
m. R. Isaaci Munimen Fidei II, 19. p. 407.
D'^'^nSDn i. e. Magister bone, ecquae ex operibus bonis mihi
facienda sunt, ut vita aeterna potiar?
Die einfache Einleitung der Urrelation ist also durch den
ersten Evangelisten erhalten: xal löoi elg JiQOOeXd^mv avrq bI-
jtsv. Dieselbe klingt wieder, mit der Variante rig (= £l5 = "TnK),
bei Justin in der grossen Apologie: xal jtQOösZd^ovrog avrS
Tivog xal sljcovxoq. Aber auch in der Anrede: öiöcCxaXe (ohne
ayad's) und in der Frage: r/ dyad-ov jtoiTJaa); — , worin
Texte und üntersucliungen za Lc. Is, 18. 19. 495
das erste Evangelium von dem Hebräerevangelium secundiert
wird, ist sicherlich der Urtext wieder zu erkennen.
Denn so häufig in den Evangelien die Anrede '^3*1 (= öiöaoxaXe
= xvQiB = ijtiOrarcL) ist, so bestimmt ist das Nichtvorkommen der
Form: iitö»! *'4'? ^u constatieren. Aber auch bei den Ju^en, wie
Keim (Jesus von Nazara III, 30 2) hervorgehoben hat, war die
Anrede „guter ßabbi^ absolut ungebräuchlich. Folglich gehorte
das aitSil nicht zur Anrede, wie Mc. und nach ihm Lc. den Text
vertritt, sondern zur Frage, wie Mt. und das Hebräerevangelium
lesen. Die Fassung des Clemens AI und des Hierosolymi-
tanum, welche litOil sowohl in der Anrede als in der Frage
voraussetzt, ist selbstverständlich ein aus Mc. und Mi gemischter
Text ganz secundärer Gestalt. Die Weglassung des ayad^ov in
der Frage und an dessen Statt die ZufÜgung des ayad-i in der
Anrede, diese (von Lc. übernommene) redaktionelle Textgestaltung
des Mc, war ohne Zweifel veranlasst durch die masculinische
Übersetzung des litöSl = äg 6 ayad-og in der Antwort Jesu, wo
es im Neutrum hätte heissen sollen: ?i; rb dyad-ov. Vgl. Heft
I, 135 und die nachstehenden Erläuterungen zu Lc. 18, 19. Viel-
leicht lag diese Textänderung in der Tendenz des Mc, der auch
sonst einer ebionitischen Auffassung der Person Jesu gehuldigt
zu haben scheint, wie man aus der Mc. 13, 32 vorgenommenen
Textänderung ersehen kann. Vgl. die Erläuterungen zu Act. 1, 7.
Aber während im letzteren Fall der erste Evangelist von Mc.
sich hat beeinflussen lassen, sodass wir bei Lc, nämlich eben
Act. 1,7, den Urtext suchen müssen, ist es hier umgekehrt ge-
schehen: Lc ist dem Mc gefolgt, Mt. aber hat den Urtext resti-
tuiert 'Die Varianten: xZi]Qovourjo<D = oxco, wozu noch I.Tim.
6, 12 sjtiXafißaveöO^ai hinzukommt, gehen auf TTlfi} zurück. Vgl.
Hiob 1779^rin>'^'] =^LXX: öxoItj 6b, Gen. 47, 27; 'imKn = I^XX:
xal hcX7iQOv6fii]6av, Ex. 4, 4: tnx^ == xal ijziXaßov. — Zu be-
achten ist die Auflösung des zo dyad-ov in die opera bona =
D*^ait3n D'^IDlTttn bei Rabbi Isaac, echt jüdisch-talmudisch!
Lc. 18, 19» = Mc. 10, 18» = Mt 19, 17».
a. Eus. Praep. ev. XI, 21, 1.
dl (ov T€ 6 ö(ot7jQiog Xoyog Jtgbg top jceqI toiös Iqo^bvov
djteg>J]P(xto eljioiv rl fie igcotäg xbqI xov ayad^ov;
496 Aassercanonische Paralleltezte za Lc.
b. Mt. 19, 17».
o 6h bIjibv avxm' xL fis igrorac JtBQl vor äya^ov;
c. Ev. Hieros. ad Mt. 19, 17* p. 153. 154.
Ille autem dixit ei: Quid me interrogas propter bonum?
d. Lc. 18, 19^
cljiEV öh avxm 6 'Irfiovq' xl [is Zdyeig dya&ov [Syr. Cur.
add«: xal xl fie iotoxag jtcQl xov dyad'ov;]
e. Iren. I, 20, 2 = Epiph. Haer. XXXIV, 18. p. 254 A- (Marcosii).
ebtopxa* xl /is XiyBig ayad^ov;
f. Just. Dial. c. Tryph. c. 101. p. 328A.
ajiBxglvaxo' xl fte Xiyeiq dyad-ov;
g. Mc 10, 18*- — ^—^^^
6 öh *Jf)Oovg sbcev avx<p' xlue Xiyetq ^Y^^ovj^
h. Hom. Clem. III, 57. p. 52, 1.
cög al YQag>al Xiyovoiv^ ig>7j' f^^Jf^^J;^^ äyad-op.
l Hom. Clem. XVII, 4 p. 160, 5.
ixelvov ycLQ sljtovxoq xipl, cog liavd-avtD^ fiij fie kiye ccya"
d'OV.
k. Hom. Clem. XVIII, 1. p. 168, 21.
ixiiQvooBv o ^Iriöovq xco Xiysiv* fitj fis Xiys aya&ov,
1. Hom. Clem. XVIII, 3. p. 169, 23.
jtQwxop etpi]' iirj fie Zsys dyad^ov,
m. Marciou ap. Epiph. Haer. XLII. p. 315 C. p. 339 D.
o di' fifj IIB XiyB dyad-op.
Wie die drei — scheinbar so weit auseinander liegenden —
Recensionen dieses Textbestandtheils auf einen gemeinsamen
Quellentext zurückgehen, zeigt folgende Zusammenstellung.
xl IIB iQcoxäg jrepl xov dyad'ov;
xl fiB XiyBig dyad-ov;
fiTj IIB XiyB dyad'ov.
Dass ni^^ nicht blos «sprechen, reden^, sondern auch «fragen*^
und „nennen^ bedeuten kann, dafür genügen in diesem Fall
folgende Belege. Ex. 3, 13: ittü-nr ^b 'nTDKl = LXX: xai ioca-
xTjöovol (16^ xl ovofda avxov; Jes. 5, 20: Sita IT^b D'^'iT3Än = LXX:
ol XeyopxBg x6 TtovriQov xaXov, Dass endlich auch der hebräische
niton "^b yaw\ mo
Texte und Üntersachangen zu Lc 18, 19. 497
Fragesatz als negativer Imperativ wiedergegeben werden kann,
haben wir bereits in Mt. 5, 17 (vgl. Heft II, 78) und seitdem
öfter Beispiele in den Evangelientexten gefanden. In diesem
Fall vgl. man noch Credner, Beiträge L S. 321. Die von zwei
solchen Antipoden wie Marcion und den Clementinen ver-
tretene Übersetzung: (iri fis Xiys ayaO-ov — war also sprachlich
ganz wohl möglich, ebenso die von Mc. und Lc. adoptierte Ver-
sion: t/ (IS Zeyeig ayad-ov. Aber dem Sinn und Zusammenhange
nach musste übersetzt werden: rt fioi Xeystg z6 ayad-ov; == xl
fioi Xiysiq jisgl rov äyad-ov; — oder wie die von dem ersten
Evangelisten befolgte Version richtig wiedergiebt: xl fis igcoxag
X€qI xov äyad-ov; wie ähnlich auch der Text des Hierosolymi-
tanum: f<s\ A isöt^ Air^ rd» zu Lc. 18, 19* gefasst ist,
obwohl hier (p. 213 bei Miniscalchi) der canonische Text des Lc.
wiedergegeben ist. Diese letztere Version — die interrogative —
liegt auch grammatisch näher als die imperativische, da firj fis
Xeys nach dem gewöhnlichen Sprachgebrauch TDÄP'bK oder
vielmehr "^DÄlpFi'bK voraussetzen würde.
Ic. 18, 19^» = Mc. 10, 18* = Mt 19, 17*.
a. Valentin, ap. Clem. AI- Strom. U, 20, 114. p. 488.
dXXä xal OvaXevxlvoQ JtQog xivag kjciöxiXXwp avxatg Xi-
^eoi YQü^ei Jtegi xSv jtQooaQxrjfiaxcop' slg öa ioxtv äya-
d-og, ov JtaQQTjoi^ fj öia xov vlov ^avagwotg,
b. Mt. 19, 17*.
slg ioxlv 6 ayad-og.
c. Marcion ap. Hippol. Philos. p. 254.
xal dg aixog ouoXoyeV xl fis Xeyexs dyad-ov; elg ioxlv
arfo^og*
d. Hom. Clem. lU, 57. p.^52, 2 =Hom. Clem. XVII, 4. p. 160,6.
o yoLQ ayad-og Ag kcxlv.
e. Ep. ad Diogn. VIII, 8. p. 160, 17.
xal (lovog dyaO-og iöxiv.
f. Hom. Clem. II, 46. p. 35, 7.
fiovog dyadog koxtv.
Texte u. Untersnchnngen X, 3. 32
498 AuBsercanonische Paralleltexte za Lc.
g. Hom. Clem. III, 40. p. 47, 26.
avTOV (lovov dyad-ov opza.
h. Hom. Clem. VIII, 10. p. 88, 20.
xov (lovov ayad-ov d^BOv ra jcavxa xaXäqxsxoifixoroc.
i. Epiph. Haer. LXIX, 57. p. 780 C = Anus ap. Epiph. Haer.
LXIX, 19. p. 742 B.
elg iozlv ayad-oq o d'Soq.
k. Ptolemaeus ap. Epiph. Haer. XXXIII, 7. p. 221 D.
iva yoQ fiovov elvat äyaO'ov d^eop top lawov staxiga o
owxfjQ ^(kBv djtetpTjparOf op avraq iipap^QwOev.
I. Marcion ap. Epiph. Haer. XLII. p. 339 D.
elg IoxXp dyad-og 6 d'sog' jtQooid^Bxo ixstpog [sc MoQxtwvy
6 xaxfjQ,
m. Gem. AI. Strom. V, 10, 64. p. 684.
Big aya&bg 6 Jtax/jQ.
n. Marcosii ap. Iren. I, 20, 2 = Epiph. Haer. XXXIV, 18. p. 254 A.
elg ioxLP dyad^og, 6 naxtjQ jp xolg ovQavoTg.
o. Just. Dial. c. Tryph. c. 101. p. 328 A.
elg ioxlv dya&og, o JcaxriQ fiov o ip xolg ovQavolg.
p. Hom. Clem. XVIII, 3. p. 169, 23 = Hom. Clem. XVHI, 1. p.
168, 22.
o ycLQ dyad^og elg koxlPy u jtaxfjQ 6 jp xolg ovQaPOlg.
q. Ephraem Syr. Ev. concord. expos. ed. Mösinger p. 169. 173.
ideo: Nemo, ait, bonus, nisi tantum unus, pater, qui in
coelis.
r. Dial. de rect. fide p. S04.
Xeyopxog xov Xqiöxov' ovösig dyad^og sl fifj elg oxax^o,
s. Orig. in Joann. I, 40. Opp. IV, 41.
ovöelg dyad-og el /it) elg 6 d-eog o jtaxfJQ.
t. Lc. 18, 19b.
ovöelg dyad-ug d fii} eig ß-aog.
u. Mc. 10, 18^
ovöelg dyad-og el fifj elg 6 d^eog.
Texte und Untersuchungen zu Lc. 18, 19. 20. 499
V. Cod. Cantabr. Mc. 10, 18^
ovöslg ayad-og el (lij fiopog Big ß'Sog.
w. Just. Apol. I, 16. p. 63.
äxsxQlvaro Xiycov' ovöelg äyaO'bg sl /i^ (lovog 6 d-sog c
xoii^öag rä xavxa.
Die von dem ersten Evangelisten conservierte Urrelation:
Äg ioxlv 6 ayad-og trägt in ihrer Einfachheit den Stempel der
Originalität an der Stirn. Dem gegenüber ist bereits die von
Mc. und Lc. acceptierte Fassung secundärer Natur. Aber alle
weiteren Worte, welche hinzugefügt worden sind, als: 6 d-Bog —
0 xarriQ — 6 jcax^Q iv rolg ovQavolg — o d-Bog 6 JiGt/jöag
rä jtavta kennzeichnen sich schon durch ihre Maimigfaltigkeit
und durch die Unmöglichkeit, einen gemeinsamen hebräischen
Urtext dazu nachzuweisen, als spätere epexegetische Zusätze.
Dagegen weist das einfache Big koxiv o äyad-og (Mt.) = fiovog
ayad-og icxiv (Hom., Just., Cod. D, Diogn.) auf das hebräische
lilDH nnK zurück. Ist aber dieser Urtext einmal festgestellt, so
ei^ebt sich mit zwingender Noth wendigkeit als die allein rich-
tige, weil der vorausgegangenen Frage: xl ayadov jtoiriow; und
Gegenfrage: xL /ib igoxag jtBgl xov ayad-ov; ausschliesslich
entsprechende, Antwort, die Version: ^xo ^Jfc^dov^ — , d. h. es
giebt nur ein sittliches Gute, nämlich das, welches (wie das fol-
gende zeigt) in den Geboten des Gesetzes seinen Ausdruck ge-
funden hat. So entsteht zwischen Frage und Antwort erst die
nothwendige Concinnität, welche in den synoptischen Texten zu
vermissen ist. Der Eingang des Gesprächs lautete also ur-
textlich:
xdi löov Big jtQoOBkdcov bIjibv cruTco* öiöaoxaXB, xl dya-
d-ov Jtoir^öo), tva C^cotjv aloivtov xXtjQovofii^öa) ; 0 öh bIsibv
avx(p' xl fioi XiyBig jtBQi xov äyad-ov; IV icxiv xi
ayad-ov.
Die Frage nach dem x6 ayadov bildete den Mittelpunkt
der ganzen Verhandlung.
Lc. 18, 20* = Mc. 10, 19* = Mt. 19, 17«. 18*.
a. Mc. 10, 19a.
xag BvxoXag olöac.
^™. .,. . 32*
500 Anssercanomsche Paralleltexte lu Lc.
b. Lc. 18, 20*
räq iPTo2.äg olöag.
c. Marcion ap. Epiph. Haer. XLU. p. 3 1 5 D. p. 339 D.
xcü dvTi Tov' rag ipTo2.äg oldag Xiyw rag ivzoXag ol6a.
d. Hom. Clem. XVm, 3. p. 169, 24.
«;^t5$ ktxa^ag Xiyei' el 6h d-iXsig slg t^v ^onv elöeXd-slv,
r^^Cov rag ivroXag. tov oh ehtovrog* Jtolag; ixl rag
TOV VOflOV BXBfl\pBV.
e. Mt. 19, 17C. 18*
eI 6h d-iXeig sie xrjv ^o^v aloeX&stv, xfjQrjOov rag kvxoXag.
jioLag; <prjolv.
Es wird schwer za entscheiden sein, wo hier der Urtext
liegt, ob in der durch prägnante Kürze ausgezeichneten Fassung
des Ma, welche Lc. adoptiert hat, oder in der wortreicheren
Formulierung bei dem ersten Evangelisten, wie sie in den
Pseudo-Glementinen nahezu wortlich citiert ist. Die Be-
hauptung des Epiphanius, dass Marcion das lucanisohe oldag
in ol6a umgewandelt habe, wird weder durch Origenes, noch
durch Tertullian, noch durch den Dialogus de recta fide
bestätiget
Lc. 18, 30* = Mc. 10, 19»» = Mt. 19, 18*. 19.
a. Hom. Clem. XVIII, 3. p. 169, 26.
hjtl rag rov vofiov [sc. ivroXaq] ejcsfiipsv,
b. Hom. Clem. XVIII, 14. p. 175, 9.
zag rov vofiov ivroXag vjte6ei§6V.
c. Epiph. Haer. LXVI, 69. p. 690 AB.
6 6h 6q)rj' zlfia zov jtaziQa xat zfjv firjzeQa xazä z6
yeyQafifiivov.
d. Mc. 10, 19^
uf] uoixsvO^]^, fif) g}0P£Vö7jg, fifj xXitpijg^ ^tj ^)ev6ouaQ-
zvQi^OJjCj firj djtocz€Qf]07]gf zl/ia zbv naziga Cov xcu z^p
[irjziQa oov.
e. Lc. 18, 20^
fifj fioix^vöijQy //fj <povBv6y^g, fii} xXiipi^g, fit} tpev6ofiaQ'
zvQ?)ö7jg, zifia zov jtaziga oov xdL zr^v fiTjzega oov.
Texte und ünterBachungen zu Lo. 18, 20. 21. 501
f. Mt. 19, 18^ 19.
o ÖS ^Irjöovg eljtBV' ro ov g>ovsva6ig, ov iiot^BvCBiq ot;
xXiy>eig, ov tpet^öofiaQTvgrjöeigf rlfia top ütariga xal t^v
fifjxiQit, xal dyajti^asig rov xXtjoIop cov dg öeavrov.
Während bei Epiphanius die Reihenfolge der zur zweiten
Tafel gehörigen Gebote mit tlfia rov xariga xrL beginnt,
dann aber die übrigen Gebote unter das xarä t6 ysYQa/ifiivop
subsumiert werden, befolgt Mc. eine Reihenfolge, welche weder
mit Ex. 20, 12 — 16, noch mit Deut. 5, 16. 17, noch mit Lev.
19, 11 ff., noch mit Rom. 13, 9 vollständig congruiert und dabei
das — von Lc. und Mt. weggelassene — fd^ cbtoötsQijöyg ein-
schaltet, welches an Deut 24, 14: *»:3J TD« p«3fn-»ib = LXX:
ovx döixnaeig (aL djcoöTSQtjceig) fiiod-op xivnzog anklingt. Die
Textgestalt im ersten Evangelium dagegen schliesst sich näher
an die Septuaginta nach Ex. 20, 12 ff. =» Deut. 5, 16 f. an.
Lc. 18, 21 = Hc. 10, 20 = Mt. 19, 20.
a. Clem. AI. Strom. Ill, 6, 55. p. 537.
kXiyxBL xov^ xav^cifispov kjtl rm jtaöag rag ipxoXdg kx
PBOTtixog TBXfiQfpcipai.
b. Mc. 10, 20.
6 6b lg)ri aixS' öiödoxaXB^ xavxa jtdpxa iqyvXa^dfirjfp hc
PBoxt/xog fiov,
c. Lc. 18, 21.
6 ÖB bIjibp' xavxa xapxa iqpvXa^a kx VBOxtjxog,
d. Clem. AI. Quis div. salv. c. 4. p. 938.
o öh axoxQid'Blg Xb^bi avxor jtdvxa xavxa ig>vXa^a,
e. Mt 19, 20.
XiyBi avxm 6 PBaplöxog* Jtdvxa xavxa iq)vXa§a' xl Isxi
VÖXBQCO;
f. Epiph. Haer. LXVI, 69. p. 690 B.
Bixd ^TjOi' xavxa ndpxa ijcolrjöa ix PBOXfjxog fdov
xl BXl VÖXBQW;
g. Clem. AI. Quis div. salv. c. 8. p. 939.
o Jfdöag jtBJtoirjxcog ix peoxfjxog xdg vofilfiovg ipxoXdg,
y^'~s^ •'w^ ,
502 Aossercanonische Paralleltexte sa Lc.
Clemens AI. vertritt alle drei Übersetzongsvarianten:
'^^^Iv = ^^^'^^^SiJi^ ^oielv, keine ohne schriftliche örund-
lageTl^udemrwperi; vgrMt. 19, 17, auch Mt 28, 20* (s. Heft IL
427 f.), ferner 1. Tim. 6, 14, sowie den johanneischen Typus, z. B.
Joh. 14, 15; 15, 10 u. ö. Wahrscheinlich lautete die von Mt ge-
brauchte Version des Urtextes: tavra xavta kx^gtipa — ; das
i^Xa^a wird aus Mc. eingedrungen sein, wie es auch Clemens
AI. aus den canonischen Texten hat Dass er aber auch mit
der Lesart XBxotfjxcoq nicht isoliert stand, zeigt das mitgetheilte
Epiphanius-Citat. Das Alles ein neuer Beweis fftr die Werth-
schatzung der bei dem citatenreichen Alexandriner so mannig-
faltigen Varianten. Dass aber nicht blos für ttjqbIv = ipvXa<h
66tv in •tW das Quellenwort gegeben ist, sondern sogar auct för
xoietv, beweist das Septuaginta-Griechisch. Vgl. z. B. 1. Chron.
29 (30), 19: ?|*^nnM 'TitittJb = LXX: Jtoistv rag kvvoXäg öov.
Die mediale Form: iipvXa^afirjp, welche Mc. vertritt, hat in dem
Septuaginta-Griechisch selbstverständlich dieselbe Bedeutung wie
das Activum iq)vXa^ct^ während es im attischen Griechisch über-
setzt werden müsste: „davor habe ich mich gehütet*. Vgl
Nestle im Evang. Kirchenblatt für Württemberg 1894. No. 31.
Lc. 18, 22 = Mc. 10, 21 = Mt. 19, 21.
a. Clem. AI. Quis div. salv. c. 4. p. 938.'
0 6h ^Irjoovg ifißXitpag ^yajtrjoev avrov xal eijtsv ^v ooi
vaT£g8r^r^A£££T^etog elpoi, üidXfiCov oöa exBig xal öiaöog
jrrOTXo£§j, xal ^eig d-fjOavQov iv ovgavip, xal ösvgo axo-
Xovd-ei fioi.
b. Mc 10, 21.
o ÖS 'irjOovg ifißXexpag avrcö i^yajttjosv avzop xal shtev
avTcp' %v 06 voteget' vjtayE, ooa eyeig jtdXnoov xal öog
Tolg ütxwyplg, xal i^sig d^rjöavgov iv ovgavw xal ösvgo
äxoXovd-u (10 1.
c. La 18, 22.
axovoag öe 6 ^Ifjöovg eljtev avtcp' In %v cot Xsbter
ütavxa ooa sxsig jcqjXtjöov xal oiaöog Jtrmxolg, xal e^eig
d-TjOavgbv iv ovgavolg, xal ösvgo axoXov^ei ftoc.
Texte und Untergachungen zu Lc. 18, 22. 503
d. 1. Cor. 13, 3».
xal iäv ipcofdoo) jtdvra ra vxaQxovra fiov.
e. Hom. Clem. XII, 32. p. 132, 10.
ra tavTOV fisgl^mv roTq ovx fji^ouöei^ jtiptjg ylverai.
f. Iren. IV, 12, 5.
Si vis perfectus esse, vade, vende omnia qnae habes, et
divide pauperibus, et veni, sequere me.
g. Rabbi Isaaci Munimen Fidei II, 19. p. 408 ed. Wagenseil.
ini Trtni n» iidü ^b o'^tin ni^^nb nsin da ntt« iv
:D*>'^»b npnx
i. e. amplius dicit: Si vis perfectus esse, abi et vende here-
ditatem tuam et da eleemosjnas pauperibus.
h. Clem. AI. Strom. III, 6, 55. p. 537.
xaXiv TS ctv oxav etjti^' el d^^lsiq riX^ioq yericd-ai, jt(o-
krioaq xa VTcag^ovra 6oq jtrcoxotg.
i. Epiph. Haer. LXVI, 69. p. 690 B.
xal iprjOi JtQog avzov el d-^Zsig tbXbioq yereöd^ai, jroJ-
Xi]öov ra vjtaQxovra oov xal 66g jirwxotg, xal Zaßs top
öravQOP oov xal dxoXovd-n fioi, xal i^sig d-rioavQOP kp
ovQttPOlg.
k Mt. 19, 21.
eq>7i avxcp o ^IrjCovg' el d'iXscg xeXeiog elraiy vjtays, jraJ-
Xfjöop oov xa vjtaQXOPxa xal oog JtxoDxolCf xal t^eig d-rj-
öavQOP kp ovgapm xal ösvqo [Syr. Cur. add.: agag xop
oxavQOP Oov] dxoXovB^ei (ioi.
1. S. Serap., Macar., Paphnut. et alterius Macarii Regula ad mo-
nachos c. 7. Opp. Macarii p. 973. ed. Migne
praeceptum illud praecipuum, quod adolescenti diviti dicitur:
Vende omnia bona tua et da pauperibus et tolle crucem
tuam et sequere me.
m. Iren. I, 3, 5.
xai' agag xop öxavQOP avxov dxolov&ei (loi.
An das jedenfalls urtextliche: xi txi vCxBgm; in Mt. 19, 20
schliesst sich eng an: ip ob vOxegBl (Mc.) = bxi %p ooi XeljtBi
(Lc.) = r\"iDH nnfcC. Davon ist die Phrase: bI ^eXBig xiXeroc
504 Aussercanomsche Paralleltexte zu La
alvai (Mt.) eine secundare Umschreibung, ebensowohl dem Sprach-
gebrauch des ersten Evangelisten (ygL Mi 5, 48: IoboB'B ovv
vuelg riXsiot) entsprechend als nach Essenismus schmeckend
VgL Heft 11, 246 ff. Dass di^egen das vxoQxovra (Mi) aus der
Quelle stammt und auch in der von Lc. und Paulus benützten
Version vorhanden gewesen, von Mc. aber durch oca BX^ig er-
setzt worden und von da auch nach La 18, 22 übergegangen
ist, das hat sich oben in der Untersuchung zu Lc. 12, 33 heraus-
gestellt, wo Lc. die hier einem Einzelnen gegebene Special-
vorschrift verallgemeinert hat: jtiDXfjaare ra vx&Qxovra. Das
paulinische ^C9fil^eiv (1. Cor. 13, 3) und das (isqI^biv der Cle-
mentinen, sowie das dividere desirenaeus geht zugleich mit
dem diöovat und diaöidovai der synoptischen Texte auf p^n
zurück. Vgl. Gen. 49, 27: bbtf pin-J = LXX: öiaölömoi (Cod.
Vai: ölöcDOi) rgotpriv. Die auch von Epiphanius wie nicht
minder von Athanasius b^laubigte Eintragung des Xccßelp =
aiQSiV TOP ötavQOP aus Mc. 8, 34 par. ist, wie der Syr. Cur.
zeigt, sehr alt. Der neuentdeckte Syrus Sinaiticus vertritt diese
Einschaltung in Mc. 10, 21, nicht in Mi 19, 21.
Lc. 18, 28 = Mc. 10, 32 = Mt 19, 22.
a. Clem. AI. Quis div. salv. c. 4. p. 938.
o de OTtrypaoag ixl tc5 Xoyq) ojtrjZd'e Xvjtovfisvog' t/p yoQ
xXovaioq %x^^ xzTJuata jtoZXa.
b. Mc. 10, 22.
0 öh crvypaöaq km r<p X6yq> cbtijX&sp Xvjcov(iepog' fjP
yoQ excop xri]uara jcoXXa,
c Mi 19, 22.
dxovoag öe 6 i^£aW(Txog[Syr.Sin.etGur.,Hieros.add.: top Xoyop
TOVTOp] äxijXd'SP Xvjtovfispog' ijp rag Ijj^i^ XTfifiaTtt
jtoXXa.
d. Epiph. Haer. LXVl, 69. p. 690 C.
o de äytrjX&e Xvjtovfievog' 7jp yag JtXovöiog otpoöga,
e. Lc. 18, 23.
6 Sk axovöag Tavza jceglXvjtog iyspijd'fi' fjP yäg jtXovCiog
oxpoöga.
Texte und Untenuchmigen zq Lc. 18, 23. 24. 505
Der Variante excov XTTJfiara jtojLZd =» xXovaioq OfpoÖQa
sind wir bereits in ähnlicher Weise bei Helrmas zu Lc. 12, 16
beg^net. Vielleicht lag dem nXovöLog cq>66Qa eine Redensart
wie ib nm biia "nn> zu Grunde.
T T
Lc. 18, U = Mc. 10, 23. 24 = Mt 19, 23.
a. Herrn. Sim. IX, 20, 2. p. 240, 10.
ol 6b jtXovOioi dvöxoXcog xoXXSvtai rolq öovXoig xov
d'sov, tpoßoviiEvot, fiij TL alziöß-cioiv an uvrcov ol zoi'
ovTOi ovv övaxoXcog eloeXevöovtai elg xiiv ßaoiXelav xov
b. Mt. 19, 23.
6 6b ^Irfiovg bIxbv xolq (laO-Tixalg avxov' afirjv Xtfm vfilp^
oxv jtXovöiog dvox6Xa>g BlOBXBVöBxai slg xijv ßaCiXslav
xSv ovQavwv,
c. Mc. 10, 23.
xcä jiBQißXBipd/iBPog o ^Irjöovg XifBi xotg fiad-i]xatg avxov '
Jtc5g 6vax6Xa}g ol xd XQTjjiaxa exovxeg Big xf]v ßaciXslap
xov d-BOV BlCBXBVÖOVXai.
. ^ -»^>» .^-
d. Lc. 18, 24.
lödov dh avTov o 'Iijaovg ebcsv' xcäg 6vox6Xa>g ol ra
XQTiiiaxa IxovxBg Big xrjv ßaCiXslav xov d-Bov bIöjioqbv-
ovxai.
e. Clem. AL Quis div. salv. c. 4. p. 938.
xdXiv öh 6 Ifiöovg djtoxQiB'slg XifBt avxolg' xixva, Jtmg
6voxoX6v iöxi xovg Jtsjtoid'oxag inl XQW^^^^ ^^^ '^V'^
ßaöiXBlav xov d-sov BlosXd^Blv.
f. Mc.lO, 24. ^^^^™^ ^
o Sh ^ItjCovg jidXiv djtoxQi&elg Xir/Bi avxolg' xexva, jtcog
dvCxoXov iöxiv [Cod. Cantabr., Syr. Sin. add. : xovg nBJtotd^oxag
ixl xotg XQVß<^<^^^] ^h f^V^ ßaoiXelav xov d-BOv BlösXd^Blv.
g. Ephraem Syr. Ev. concord. expos. ed. Mosinger p. 170.
Quam difficile est eis, qui in possessionibus confidunt.
h. Dionys, AI. Ep. ad Fab. ap. Eus. H. E. VI, 41, 12. p. 237, 21.
oxi 6vcx6Xa>g ooß-i^öovxai.
506 Aussercanonische Paralleltexte zu Lc
L aem. AI. Strom. V, 5, 28. p. 662.
öiä Tovro xoi o Xoyoq xovq rskcivag Uyai övöxoXwg Coh
d-fjcBöd-ai.
Die drei synoptischen Paralleltexte Lc. 18, 24 = Mt. 19, 23 =
Mc. 10, 23 stimmen — abgesehen von den Varianten: jtXovcioi =
ol ra XQW^'^^ ^X^^^^^^ elösXevOomai = slojtoQsvoovzai (vgl.
dazu Heft II, 172 f.) — wesentlich tiberein. Mc. aber bringt Mc.
10, 24 nach dem canonischen Texte denselben Gedanken noch-
mals in der Frage: rixva, 3t (5g övOxoXov ioriv elg rtjv ßaöi-
Xslav rov d-eov eloeXß^etv; — eine Wiederholung, welche nach
dem vorausgegangenen Logion v. 23 ziemlich überflüssig erscheint
Anders verhalt es sich nach derjenigen Textgestalt, welche
Cod. D, Syr. Sin. Syr. Cur., 6 Italae, Vulg., das Diatessaron vertreten,
welche also bis auf den Redaktor des ältesten Evangeliencanons
(um 140) zurückführt. (Vgl Heft I, 36.) In dieser Textgestalt,
welche auch Clemens AI. und Ephraem kannten, erscheint
Mc. 10, 24 als eine Epexegese von Mc. 10, 23 = Mt. 19, 23 = Lc.
18, 24, sei es nun, dass diese Epexegese aus dem Urtext stanmit
oder von einem späteren Redaktor hinzugefügt worden ist. Für die
erstere Annahme spricht die Thatsache, dass erst durch diese
Lesart der sonst überflüssige Vers Mc. 10, 24 Inhalt, Werth und
Bedeutung gewinnt. Ausserdem vgl. man in sprachlicher
Hinsicht das gewiss urtextliche xsxoid'OTag ig)* tavrotg in Lc
18, 9. — In den beiden letzten Citaten tritt bei den Alexandrinern
Clemens und Dionysius noch die Variante acod^ijoeö&ai bxi(^ —
wiederum ein Beweis, dass Clemens, welcher in (Juis div. salv.
c. 4 genau den Text des Cod. D citiert, in den Stromata, wo er
das ocod-i^osTai anwendet, eine andere schriftliche Quelle befolgt
Nur in der Erwähnung der reXcovai, welche ihm wahrscheinlich
als Vertreter des Reichthums galten, steht er völlig isoliert.
Nach der Einleitung unserer Perikope war es vielmehr ein agycov
(Lc), em (pagiCalog (Hom.), em aQxcov rcov (pagtoalcov^ nicht
aber ein reXalir^g, mit welchem die Verhandlung geflihrt wurde.
Lc. 18, 25 = Mc. 10, 25 = Mt. 19, 24.
a. Clem. AI. Quis div. salv. c. 2. p. 936.
dxovöaPTsg tfjg rov oortJQog qxDvijg ort qclov xafitjXog
Texte und UntenachuDgen su Lo. 18, 25. 507
6ia TQ^fiarog Qag>l6og öiexövaBrai ^ JtXovoiog dg ti]v ßa-
oiXbIov xSv ovQavAv,
b. Clem. AL Quis div. salv. c. 26. p. 950.
d^ärrov xafifjZog 6ia ßeji6v7]g elotXevoerai fj 6 roiovrog
jtXavOiog ixt xr^v ßaaiXelap tov &eov xagskevosrai.
c. Clem. AL Strom. II, 5, 22. p. 440.
xioxiov ovv noXXm fiaXXov xfj YQag)fj Xsyovoy^ &axxov
xafiTjXov öia xQvxi^fiaxog ßsXoPTjg öieXsvoeoß^ai rj xXavöiov
tpiXoootpBtv,
d. Cod. Cantabr. Mc. 10, 25.
xaxiov xafiTjXog 6ia xQVfiaXlöog ^axpldog öiBXsvosxai rj
xXovoiog elg xr/v ßaciXelap xov d-eov.
e. Clem. AI. Quis div. salv. c 4. p. 938.
^xoXkoxbqov dta xijg xQVfzaXiag xrjg ßsXcptjg xafii]Xog bIo-
BXsvOBxai T] xXovaiog bIc xrjr ßaoiXBlav xov ß-Bov.
l Lc. 18, 25.
BVXoxcixBQOV yoLQ loxiv xäfif)Xov 6io xQTjfiaxog ßBXopijg
dceXd'Blv ^ nXovOiov dg xrjv ßaCiXBlav xov d-Bov.
g. Celsus ap. Orig. c. Cels. VI, 16. Opp. I, 641.
fiBxa xavxa xrjp xaxä xdSv xXovolcov axotpaöiv xov ^Ifjöov
Blxopxog' BVXOJtcixBQOv xdfirjXov bIobXO^bIv öta XQvxrjuaxog
Qatpiöog rj xXovöiop Big xrjv ßaöiXBlap xov d^BOv' (fTjolp
xxX.
h. Ev. sec. Hebraeos ap. Orig. in Matth. Tom. XV, 14. Opp. III,
672.
Et conversus dixit Simoni discipulo suo sedenti apud se:
Simon, fili Joannae, facilius est camelum intrare per foramen
acus, quam divitem in regnum coelorum.
i. Mt. 19, 24.
xdXiv ÖB Xiyo) vfilp, ort bvxojiwxbqop ioxip xäfii]kop öiä
XQVXfjiiaxog Qaq>l6og bIobXO^bJp tj xXovoiov slg xtjp ßaOi-
XbLüp x(dp ovgapcop.
k. Epiph. Haer. LXVI, 69. p. 690 C.
Blxa o xvQiog Btprj' bvxojkdxbqop ioxi xdfii]Xop diä xQVfia"
^•» ^ *>
508 Auasercanoniflche Paralleltezte zu Lc.
Ziag ^aq>löog slösXd-Btv ^ xXovOiov iv rg ßaOiXsla xAr
1. Mc. 10, 25.
svxoxoizEQOP ioriv xa/iijXov öia rijq ZQVfiaXiag Qag>ldoQ
öieXd-elP ij xXovciov slg rtjp ßaoiXelap rov ß'sov slosX&slv.
m. Koran, Sur. 7, 38.
non ingredientur paxadisam, doneo trauseat camelas foramen
aeus.
n. Method. de lepra XVI, 7. p. 327 ed. Bonwetsch.
Daher auch Christus die Reichen meinend sprach: Es ist
leichter, dass ein Seil durch ein Nadelohr gehe, als dass ein
Reicher ins Himmelreich koi^e.
Dieser Spruch, bei welchem auch Weiss (Marcus S. 345,
Matthäus S. 437) Spuren der vorcanonischen Quelle gefunden,
und der, weil mit der ganzen Perikope, deren Pointe er bildet,
unauflöslich verbunden, allein schon hätte hinreichen müssen, um in
Weiss die sichere Überzeugung von dem urcTangelischen Cha-
rakter der ganzen Perikope, zu welcher er gehört, zu begründen,
zeigt in zahlreichen Übersetzungsvarianten seinen hebräischen
Grundcharakter. VgL £gö^^^^_^^TTOJ' = taxiOP = evxoXci-
TBQOP = svxojtcireQOP =Tp3r^(>^i/a^affi2do$ = xQvxnfia ßsXc-
PTjg = TQVfiaXia ßeXoPijg == rgfjfia ßeXopjjg = TQVJtij/ia Qaiploog
= TQVfiaXia Qag)löog = oniaH 'l'in, öiexöveip = öiiQXBO^ai =
sloigx^o&ai = n5^. Von den Worten, welche »foramen acus*
wiedergeben, kommen im Septuaginta-Griechisch nur folgende
Formen vor: TQVfiaXiä häufig, von TQvjtrjfia nur TQVJtd(o (=
perforo), von TQrjfia nur rgr^rog (= perforatus), von Qag)lg nur
^aq)i6evr6g (= consutus); gänzlich fehlt ßsXopi], sowie üTlia im
biblischen Hebräisch. Das Evang. Hier, giebt p. 155 rgvjtijiia
^ag)l6og durch rul^jjLSA.i f^naos wieder. Das Methodius-
Ci tat ist meines Wissens das erste und das bis jetzt einzige
patristische Citat, in welchem die Lesart xafiiXog = 8eil,
Tau (welche wohl in zwei Scholien sowie von Gyrillus AI. und
Theophylactus erwähnt und besprochen wird, auch in einer
Anzahl Codices sowohl zu Lc. 18, 25 als zu Mt. 19, 24 — nicht
aber zu Mc. 10, 25 — sich findet) als etwas ganz Selbst-
verständliches und der Besprechung nicht Bedürftiges
Texte und Unteraachungen zu Lc. 18, 25. 26. 27. 509
auftritt. — Echt alexandrinisch und ein Stück der grossen
Freiheit, welche Clemens gelegentlich sich gestattet, ist das
g)iloooq>elv in dem Gitat aus den Stromata als Ersatz für das
BlösZevoecd-ai slg rijv ßaoiXelav rov d-eov der Quelle. Zu der
Anrede: „Simon, fili Joannae^ im Hebräerevangelium vgl. das
vlh Uoavvov zu Mt. 16, 17 in dem „lovöa'Cxov^ — s. Agrapha
S. 334. 387 f.
Lc. 18, 26 = Mc. 10, 26 = Mt. 19, 25.
a. Clem. AI. Quis div. salv. c. 20. p. 946.
tL ovv q)oßri&ivT6g XiyovCi' rlg övvaxai öcoß-rjvai;
b. Cod. Cantabr. Mt. 19, 25.
äxovOavTBg öh ol (iad-firäi i^sjtX^Oöovro xcä, iq>oßj]d^aav
ög)6dQa XiyovxBq' xlq aga övvaxat ocoO^ivai;
c. Mt. 19, 25.
dxovaavTsg öe ol fiad^rjTtü [Syr. Cur. add.: avzov] i^sxXi^a^
oovro [Syr. Cur. add.: xal ig)oßi^B^rjOav] ag)6ÖQa Xiyovxsg'
xlg oQa &vvaxai öcod-^vai;
d. Clem. AI. Quis div. salv. c. 4. p. 938.
ol 6h jteQiOOcog i^ejtZ^ooovxo xal sXsyov' xig ovv övvaxat
acod-rjvac;
e. Ma 10, 26.
ol de xBQLöömg k^BTtXrjöOovxo XiyovxBg Jtgog havxovg' xal
xlg övvaxat OcD&rjvai;
f. Lc 18, 26.
sljtav ÖB ol axovöavxBg' xal xlg övvaxat ömd-rjvai;
In diesem Verse sind woßnd-rjvat und ixjrXfjööBOO^at = l'in
gleichwerthige Ubersetzungsvarianten. Vgl. Jes. 19, 16: T^H =
LXX: iv (poßcp slvai, ferner 1. Sam. 4, 13; 13, 7: Tin = Aquila,
Symm. lixjtXfföCBoß^at. Das oa)d^i]vat giebt das Evang. Hieros.
sowohl ziTLc. 18, 26 als zu Mt. 19, 25 mit rdjju wieder. Ebenso
die Syrer Cur. und Sin. Vgl. die Erläuterungen zu Lc 17, 33.
Lc. 18, 27 = Mc. 10, 27 = Mt. 19, 26.
a. Ep. ad Diogn. IX, 6. p. 161, 22.
kXiy^ag ovv fiiv xS jcQoOd-BV XQovcp x6 äövvaxov xrjg i^fiB-
510 Anssercanonische Paralleltexte zn Lc.
xiQag q>vöea}g elq ro rvxetv ^CDfjg, vvv dk top ooozrJQa ösl-
^ag dvvaxbv Oci^sip xtä ra aövvarcL
b. Celflus ap. Orig. c. Cek. III, 70. Opp. I, 493.
o öh KiXoog g>*jolv, <6g fitj pofjoag^ Jrc5§ keyerai o d-eog
napxa övpaoO^at, ort ovx kd^eXriou ovöip adixor, didoig,
ort övparai fiep xal xo aöixop, ov d-iXsi 6e.
c. Theophil, ad Autol. U, 13.
xä yoQ jtagä apB'Qoijtoig äövpaxa dvpaxa koxip xaga d-sm.
d. Just. ApoL I, 19. p. 66 B.
xop riiiixBQOP öiöaoxaXop ^Itjöovp Xqioxop sypcofiep elxov-
xa' xä dövpaxa jtagä apd^Qmjcoig öwaxä jtagä d-siß.
e. Lc. 18, 27.
6 6s elnsp' xä aövpaxa ytagä dpd^Qcijtoig &waxä jcaqaxq
d-sm iöxip.
§
f. dem. AI. Quis diy. salv. c. 21. p. 947.
6 ÖB xvQiog djtoxQiPsxar öioxi x6 ip dp^Q(DJtoig dövpaxop
övpaxop ^£c5.
g. Clem. AI. Quis div. salv. c. 4. p. 938.
6 öh kfißX^ag avxolg eljtsp' oxi staga dpd-QWJtoig dövpaxop
jeagd d-scp övpaxop' Jtdpxa ydg övpaxd koxi otagd X€p d'ew,
h. Mt. 19, 26.
kfißXitpag öh 6 ^IfjCovg ebtsp avxolg' xagd dpd-gcixoig xov-
xo dövpaxop ioxtp' xaga öh d-eA övpaxa ndpxa.
i. Mc. 10, 27.
kfißXhpag avxolg 6 'ifjOovg Xiyai' JtOQa dpd^Qcixoig döv-
paxop ^ dXX^ ov Jtagd O-ew' jtdpxa ydg övpaxa xagd x<p
t
Bereits Paulus scheint Rom. 8 (vgl. v. 5: xo yaQ dövpaxop
xov p6[iov — o d^eog — v. 7: ovöh ydg övpaxai) auf unser Lo-
gion angespielt zu haben, welches bei seiner prägnanten Kürze £ast
ohne Übersetzungsvarianten überliefert ist.
Lc. 18, 29. 30 = Mc. 10, 29. 30 = Ht. 19, 29.
a. Agathangelus p. 34, 81. ed. Lagarde.
xad^ (Dg xal 6 xvgiog Ip xcp evayytXlco eg)Tj' el xig dq^
Texte und Untersachnngen zu Lc. 18, 29. 30. 511
GBl xavxa Sia xo ovofia fiov\ Iv ry devTtQ^ xaQovoia
^on)v aloipiov xlriQovofiffiEi.
b. Clem. AI. Qiiis div. salv. c. 4. p. 938.
djtoTCQid^eXq di 6 7//öoi;<j XeYSi' dfifjv vfilv Xsya), og av dq:tj
rä löia TuA yopslg xm döeXq>ovg xcu xQf)^iaxa ivBXBv ifiov
xal tvexsv xov svayyeZlov fiov, djtoXrjy^exat txaxovxXa-
olova iwv ip xw xaiQtp xovxm d:/Qovg xal ;i^(>yy/tigTa xal
obclag xcu dösXwovg uexd öicorficov, ip 6h xcS igrousptp
^cot] iöxip alciviog.
c. Syr. Cur. Mt. 19, 29.
xcä xag ooxig dg>fjxev olxiag fj d6eXq>ovg // d6£Xq>dg fj fit]-
xiga Tj Yvpglxa ?} xixpa 7\ dyQovg tpsxa xov ifjov opo-
(ioxog txaxopjtXaölopa Xi^/i^sxai xal iv xqi alwvi xoi
igxouevq} CfiDt]v aldviop xXrjQOPOfii^öei.
d. Mt 19, 29.
xci jcäg ooxig dcp^xep ddeXq>ovg ij dd€Xq>dg rj naxiga T/
fii]xiQa ij xixva tj dygovg fj olxiag %vBxa xov ifiov ovofia-
xog JtoXXajtXaolopa Xi^fiy)£xai xal ^orjp alcipiop xXf]Qovo-
&^
e. Lc. 18, 29. 30.
dfifjp Xiya> vfilp, ovösig aöxip^ og d<pi}Xhv olxlap ?; yvpalxa
^ ddBXq>ovg tj yopstg i] xixpa sipexev xijg ßaötXelag xov
d-sov, og ovxl (ifj djcoXdßi] jcoXXajtXaolopa ip xtp xaiQcp
xovxw xcä ,JjJ!39^^5!^?5ij£^ ^oüflP alciviop.
f. Mc. 10, 29. 30.
dfiJjv Xiym vfilv, ovösig iöxiPy og dtpijxBP olxlav fj ddsXg)ovg
7} adBX(pdg tj (jtrixkQa rj jcaxiga rj dyoovg ^pexsp ifiov xal
ipBXBP xov avayyeXlov, idp fiij Xaßtj txaxovxanXaolova
vvv kv x(p xaiQcp xovxm olxiag xal döaXipovg xal döeXtpag
xal fifjxJQag xal xixpa xal dygovg fisxd öiooyficip, xal ip
xS alcopi Tc5 igxofiivo) C,a)f^p alciviov.
g. Clem. AI. Strom, IV, 4, 15. p. 570.
avxlxa 6 xvQiog ip xtp svayyeXlm ^ijalp' og ap xaxaXeltp^]
512 Aussercanonische Paralleltexte zu Lc.
xardga r} firjtiQa rj ddeX^ovg xal t« k^f^Q Mvexsv rov
svayyeZiov xal rov ovofiarog fiov^ fiaxagiog ovrooL
h. Const. VIII, 10. p. 246, 3.
xal xm avTolg kv T<p xaQovxt ixarovraxXaciova xcä iv
Tc3 iiiXXovrt ^corjv cdcoviov.
Weiss (Marcus S. 345 und namentlicli S. 347 Anm. 1) re-
construiert den Urtext dieses Logion folgendermassen:
jiäg oCtiQ dq)fjx€v jtdpta ivsxa rov ifiov ovofiarog, jtoXXa-
jtXaolova X^fiy)eTai xal ^a>^p alciviov.
Aus dem Citate des Agathangelus, welches dieser aus-
drücklich als ein in denti evayyiXiov enthaltenes Herrenwort be-
zeugt, ersieht man, dass in der That das Logion in solcher ein-
facheren Gestalt vorhanden gewesen ist und dass Weiss mit
seiner Conjektur ziemlich das Richtige getroffen hat. Denn xag
oCrig d^fjxev = st xtg dq)7J06i = og av dtpf] = og av xaza-
„-^.»-^^-^"x V.'^w.
Xsitpi;} = IT?? 1lDÄ"te, xX7]Qovofi?]0€i = djtoXri^erai = dxoXdßr^i
= Xjfitperai = THÄ^ (vgl. die Erläuterungen zu Lc. 18, 18**) —
beruhen auf einem und demselben Urtext. Nur der Ausdruck:
ip rfj ösvT^Qa jcagovola ist bei Agathangelus apokryph. Vgl
Ägrapha S. 404. Indess ist auch hierzu die vorcanonische
Unterlage in dem alcov 6 sQXofiBVog = 6 fisXXcop == KSn Dbi^
wieder zu erkennen. Jedenfalls ist die Aufzählung der einzelnen
Objekte an Stelle des einfachen jtavra eine redaktionelle Zuthat
des zweiten Evangelisten, eine Zuthat, welche von ihm aus in
die beiden anderen synoptischen Evangelien übergegangen ist.
Ebenso stammt das tvsxsp rov BvayyeXlov von Mc, wie das
tvexsp TTJg ßaOiXelag rot d^eov von Lc. Ursprünglich ist did ro
opofid fiov (Agathang.) = tpsxsp rov efiov ovofiazog = )TA
■»lOTp. Das jtoXXajtXaöiova, in welchem Mt. und Lc. zusammen-
treffen, stammt nicht aus Mc, welcher txatoprajtXaolopa ein-
gefügt hat, sondern direkt aus der voreanonischen Quelle. Eine
freie Abwandlung des Schlusses ist das (laxagiog ovzoöl des
Clemens AL
Lc. 18, 31-33 = Mc. 10, 32-34 = Mt. 20, 17-19.
a. Epiph. Haer. XXIV, 9. p. 74 D.
Xeywp' löov, dpaßaipofisp üg %goo6Xv(ia, xcu o viog rov
Texte and Untersuchungen zu Lc. 18,31—33. 513
avd'Qcixov jtaQaöod-TJöerat xal axoxtavd'ijöSTai xäl
ry xqIxxi tjfieQa avaoxrjOBrai.
b. Epiph. Haer. XLII. p. 315D.
xaghcoipB [6 MoqxIodv] t6' xagaZaßcop rovg öciösxa iXsyev'
löov, dpaßaipofisp etg %Qoo6Xvfia, xäl TeXsö&fjOerai xavxa
xa ysYQafifiipa kv xolq 3tQoq>rixaLq utBQi xov vlov xov dv-
d-Qcixov' jtagadod'Tjöexai, djtoxxav&fjöexai xal xii
xqLx'Q ?jfi6Qa ävaöxr^öexar oXa xavxa jtaQsxotps.
c. Test. XII patr. Benj. c. 9.
xal ix£l TcvQiog vßQio&rjOexai xal ijtl ^vXov vtpwd-rioexai,
d. Lc. 18, 31—33.
jtOQaXaßdfv öh xovg öcoösTca bIjcbv Jtgdg atxovg' löoVy dva-
ßalvofisv slg %QovoaX7Jfi, xal xeXeG^rjCBxai jtdvxa xc
yeYQafifisva öid xSv jiQoq>rix6iv xtp vl£ xov dvd-Qoojtov
JtaQaöod^qCBxat yaQ xolg Id'VBCtv xal ifutaix^^jOBxai xal
vßgiöB'fiosxai xal ifiJtxvc&?'iC6xai, xal (laoxiycoaavxeg djco-
xxsvovötv avxov, xal x^ rmiQct xrj xqIxu dvacx?]-
öexai.
e. Mc. 10, 32b— 34.
jtagaXaßmv 61 xovg öciösxa fjg^axo avxotg Xiyeiv xä
fiiXXovxa avxqi ovgißaiPBiVj oxi löov, dvaßalpofisp tlg
leQoöoXvfiaj xal o vlog xov dpd^Qoijtov JtaQaöoO^TJoexai
xolg OLQXiBQBvOLP xoL xoTg yQafiiiaxBvOiPf xal xaxaxgipovatv
avxop d'apdxq} xal jtaQaöciaovöip avxop xolg ed-psoip, xai
kfijtal^ovoip avxm xal efiJtxvöovoip avxm xal fiaoxiycioov-
acp avxop xal djtoxxspovCip, xal fiexd xgelg rifiigag
dpaöxi^öexai.
f. Mt. 20, 17—19.
xci dvaßalpa)P 6 'irjaovg elg %QOo6Xvfia jtagtXaßep xovg
öciöexa xax' lölap xal ip xij oöcß slnsp avxolg' löov, dva-
ßcUpofiBP Big iBgoooXvfiay xal 6 vlog xov dt^goijtov naga-
öod-.TjöBxai xolg dgxiBgtvoip xal ygafifiaxBvöiP, xal xaxa-
xgtpovoip avxop Big d^dpaxop xal jtagaömoovoip avxop
xolg B&PBOiP Big x6 Ifijtal^ai xal fiaöTcywoai xal oxav-
gcioat^ xal xij xglxi^ fjfiBga kyBgd^riOBxai.
Auf die erste Leidensverkündigung Mc. 8, 31 — 33 = Lc. 9, 22
= Mt 16, 21 — 23 und auf die zweite Leidensweissagung Mc. 9,
Texte u. Untenaohungen X, 3. 33
514 Auseercanonische Paralleltezte xu Lc.
30—32 = Lc. 9, 43—45 = Mt. 17, 22. 23 folgt hier die dritte
Mc. 10, 32—34 = Lc. 18, 31—34 = Mt. 20, 17—19, und diese
dritte Leidensweissagung geschah bei dem letzten Aufbruch aus
der Gegend von Ephräm (vgl. die Bemerkungen zu Lc. 17, 11)*)
und bei dem Beschreiten des Weges nach Jericho und Jerusalem.
Weiss (Marcus S. 349 ff.) hält Marcus für die letzte Quelle dieser
Perikope. Möglicher Weise aber lag ein einfacherer Quellentext
— etwa in der Fassung, Mrie sie bei Epiphanius zweimal sich
findet — auch schon für Marcus vor, welcher einfachere Text
dann von Mc. in ähnlicher Weise redaktionell bereichert wurde,
wie wir es bei dem Logion Mc. 10, 29. 30 gefunden haben. —
Das Gitat aus den Testam. XII patr. lässt durch den nur bei Lc
vorkommenden Ausdruck ißgiod-fjosrai eine Benützung des
dritten Evangeliums erkennen.
Lc. 18, 40. 41 = Mt 20, 32. 38 = Mc. 10, 49-51.
a. Mt. 20, 32. 33.
xal ötag o ^Irfiovq itpdvTfiev avrovq xdi ebtsv xl Q-ikexB
jtoiijo(D vfilv; Xiyovciv avrtp' xvQUf Iva avoiyciötv oi
6g)&aXfiol ^ficop [Sjr. Cur. add.: xal dpaß2.6tpa}(i€v.]
b. Lc. 18, 40. 41.
örai^eig öe o ^frjoovg ixikevöev avtop ax^]vai XQog avrov
lyyioavroq ök avxov ijtTjQcixrjosv avxov* xl ooi ^iXeig
jtoiTjOa) : o de sljtev' xvqis^ Xva [Syr. Cur. add.: avoix^cioi
(iov ol 6(pd'aZfiol xal] dvaßXitpa}.
c. Cod. Cantabr. Mc. 10, 49—51.
xal axdg 6 *l7jöovq elnev avxov g>G)P7j{)-i]vai' ol öe Xiyovoiv
x<p xv(pXm' d^aQöBty eyeiQS' qxoval 06' 6 6e djtoßakmv x6
Ifiaxiov avxov dvajtTjö/iaag 7)Xd'Bv JtQoq avxov' xcu axo-
xQid-elg avxqi 6 ^tjOovg eljtev xl ^iXeig notri(fa> öoi; 6 de
xvq)X6g sljcev avx<p' xvqu, Qaßßl, ?r« dvaßXitpo),
d. Mc. 10, 49—51.
xal öxag 6 ^frjoovg tljtsv (p€0V7]öaxB avxov xal tpcovovöiv
xov xvtpXov XiyovxBg avx^' d'aQöBiy tyBiQB, ipa}VBl öe' 6
1) Epiphanius erzählt Haer. XXX, 9. p. 133 B G von einer Reise, die
er selbst in jener Gegend ausgeführt habe unter Begleitung eines christlich
gesinnten Juden „avvoÖEvaavtoq {xoi iv ty ^Q^ifJLüi r^g BaiS-tjX xaVE<pQatfM.
int Tjjv OQeivijv dvegxo/Jiivip dnb tfiq^lsQixovQ.'*
Texte und Untersuchungen zu Lc 18, 40. 41. 19, 2. 515
öh dxoßakwv ro l/iariop avrov avajtijöijcag riXd-ev XQOq
Tov ^Iijaovv. xa\ axoxQid-Big avrm o ^Irfiovq sljtev rl Cot
&€Xeig :xoiijö(d; 6 6h rvg)X6q bIxbv avrA' ^aßßovpl, iva
opaßlitpfD,
Nach der Quellenkritik yon Weiss (Marcus S. 358 ff.) hat
der erste Evangelist den Bericht von der Heilung zweier Blinden
Mt. 9, 27 — 29 direkt aus der apostolischen Quelle geschöpft,
ausserdem aber den Bericht über die Heilung des Blinden zu
Jericho Mc. 10, 46 — 52 als eine redaktionelle Bearbeitung des-
selben Mt. 9, 27 — 29 zu Orunde liegenden Quellentextes betrach-
tet und daher die Zweizahl der Blinden, welche Mc. beseitigt
hätte, wiederhergestellt. Aber wir haben bereits zu Mt. 9, 28. 29
in Heftll, 116—118 gesehen, dass der Urtext dort nur Einen
Blinden kannte, dass die Verdoppelung dort auf Rechnung des
ersten Evangelisten zu setzen ist Folglich ist letzteres auch
hier der Fall, wo Mc. (und ihm nach Lc.) nur Einen Blinden
kannte. Jedenfalls aber weicht unsere Perikope Mc. 10, 46—52 =
Lc. 18, 35—43 von dem Erzählungsstück Mt. 9, 27—29 fast in
allen Punkten ab und trifft eigentlich nur in dem Ruf: vlh Aa-
viö, iXiYjCov ifii = Tjfiag mit Mt. 9, 27 zusammen, sodass an die
ursprüngliche Identität beider Relationen kaum zu glauben ist. —
Zu iva apaßZitp<D in v. 41 macht Nestle noch auf die schone
Lesart des Syr. Cur. aufmerksam: ut aperiantur oculi mei et
videam te.
Lc. 19, 2.
a, Hom. Clem. II, 1. p. 22, 2 = Const VII, 46. p. 228, 11.
Zaxxalog 6 jeors TB2.civ?jg,
b. Lc. 19, 2.
xai löov dprJQ ovofiaxi xaXovfiavog Zaxyialog xal avrog ijv
ägx^t6Ji<6vi]g.
Wenn die Herkunft des Blindenheilungsberichtes aus der
vorcanonischen Quelle sehr zweifelhaft ist, so stammt dagegen
die Perikope Lc, 19, 1 — 10, wie schon die Schlussgnome Lc. 19, 10
erkennen lässt, sicherlich aus dem ürevangelium. Zu notieren
ist hierzu die Nachricht der Constitutionen (Const. VII. 46),
dass Zachäus — das Evang. Hieros. nennt ihn Zachai == ><^1^\
— der erste Bischof von Caesarea gewesen sei, in welcher Stadt
er auch in dem pseudo-clementinischen Roman eine wichtige
33"
516 AuBsercanonische Paralleltezte su Lc.
Rolle spielt. Vgl. Hom. Clem. II, 21 p. 27, 13. In den Consti-
tutionen sowohl wie in den Clementinen und nicht minder
Iren. I, 8, 3 wird er als reXciptjg — nicht aQXiTsZ(6t>7j<; — ein-
geführt. (Vgl. dazu oben S. 46g). Ammonius in seiner Eyan-
gelienharmonie schreibt p. 17^: Rectä autem Hierosolymam pe-
tens, delatus Hiericho, inter eundum ,,nano^^ illo Zachaeo, ut se
hospitio reciperet, accersito etc.
Lc, 19, 5.
a. Hom. Clem. 111, 63. p. 53, 24.
Zcacxatov, JtQog ov xal 6 xvQiog dotciv avBjravoato.
b. Cod. Cantabr. = Syr. Cur. ad Lc. 19, 5.
xai kyivBTO kv tg3 öuQxso&ai avxov [Syr. Cur. xov ^ItjCovv]
bIöbv [Syr. Cur. add.: avxov] xal eljctv avxm [Syr. Cur. om.
avxfß]' Zaxxale, ojttiaovj xaxaßr^d-r oxi öi^fiegov iv xA
olxfü aov Ost (iB fiBtvai.
c. Valentiniani ap. Iren. 1, 8, 3 = Epiph. Haer. XXXI, 25 p. 195A.
xal 6jrl Zaxxalov xov xBJicipov BljtotV' ojtBvöag xaxaßijd^i,
6x1 öt/fJBQOP BV X(p oXxCp OOV ÖbI flB (iBlVai.
d. Lc. 19, 5.
xal dg ijXdBV ijtl xov xojtov, ävaßjiitpag 6 'Jffiovg bIxbv
jtQog avx6i>' ZaxxalBy OXBvaag xaxaßj^d^r öf)fiBQOV yog kv
xw ohccp ÖOV ÖBt fIB (iBtvai.
Der Text des Cod. D und des Syr. Cur.: xal lyivBxo xxX,
= ^7it)*y ist ganz hebraisierend, ebenso die Auflösung des Par-
ticipiums öJtBvoag in öxbvoov. Vgl. Heft II, 393. 397. Das bIoiwv
avBnavoaxo der Homilien nimmt sich neben dem lucanischen
fiBtvai wie eine Ubersetzungsvariante von 'J'lb aus. Vgl. Jud.
19,15: l'ibb = LXX: xov bIobXübIv avktcB^ijvai = Cod. Vat.:
xaxakvoai. Doch könnte auch niü*^, welches selbstverständlich
für fitlvai zunächst in Betracht kommt, zugleich das Grundwort
für xavBOdat .sein. Vgl. Jes. 37, 28: ?|Mtt?') = LXX: vvv 6b xf)v
avajtavolv oov. Mich. 4, 4: TD"^» ^1D'^^ = LXX: xal dvajcavOBxai
«IT!
txaoxog. Das dvajravto&ai scheint zum Übersetzungstjrpus der
Homilien gehört zu haben. Vgl. das ijtavoaxo zu Lc. 4, 13
oben S. 36. Endlich beachte man die Varianten: avaßXBtpag =
Texte und Untenuchungen zu Lc. 19, 5. 8. 9. 517
Lc. 19, 8.
a. Anast. Sin. Quaest. 12. p. 160. (Ex Ghrysostomo in ev. sec.
Matth.)
diä rovTo 6 Zaxxoloq' djtorlöcOj (priclv^ (ov i6vxog>avrfjoa
rsTQcatXovVj xal t6 ^fitov xciv vjiaQxovxoDV fiov öcioo)
XTWxotg»
b. Clem. AL Strom. IV, 6, 35. p. 579.
Zaxx(xiov Tolpw, Ol 6h MaxHav q>aölv, dgxcTsXcivTjv coctj-
xooza rov xvqIov xara^idöavxoq JtQoq avrov yeviö&'ai,
löov xa rjfiicT] xc5v vxaQxovxcop (lov ölöco/ii ikstjfioavvfip
fpavai, xvQis' xal st xtvoq xi icvxog>apxf]aa , xbxqolxXovv
catoolooDiit.
a Lc. 19, 8.
axad-eig öh Zaxxalog ebtsp Jtgog xov xvqiov löov xä ^fil-
ceia fiov X(DV vjtaQXOPXfop, xvQie, xolg jtxcoxoTg 6lö<o(iu,
xal bI xivog xi iovxofpavxtjOa, djtoölöofii xexgajckovv.
Die Varianten djtoxieiv = djtoöiöopai = D^ü, welches letztere
recht eigentlich auch „wiedererstatten" bedeutet, finden sich in
den LXX öfter. Die Übersetzungsvarianten itölvai iXsTjfioövvtjv =»
öiöovai nxaixplg sind bereits zu Lc. 12, 33 besprochen und zu
Lc 18, 22 nochmals notiert worden.
Lc. 19, 9.
a. Aphraates Hom. XX. p. 326. ed. Bert.
Und es sprach zu ihm unser Herr: Heute ist in dieses Haus
das Leben eingekehrt
b. Evang. Hieros. p. 219. 220.
Et ait ei Dominus Jesus: Hodie vita (Miniscalchi vertit: Sa-
lus) domui huic facta est [r^iua ^.icnA v^Li^mj ^risncu
c. La 19, 9.
eljtBV 6b jtQog avxov 6 *I?]Govg oxi orjfisQOP öwxrjgla xm
ohicp xovxG) kyivBXO.
Die Variante „Leben" = acoxrjQla erklärt sich nicht nur aus
dem Aramäischen, sondern ebenso gut aus dem Hebräischen, wie
auch aus dem Syrischen. Vgl. Gen. 45, 5: D'^H'^« "^SH!?« Timxh^ "^3
518 Aussercanoniflche Paralleltexte zu Lc.
DD'^Dfib = TiXX: elg yaQ ^wrjv [Symm.: omrijQlav] dxiazaXxi fie
o ^€0$ ifijtQoOd^ev vfiäv. Vgl. zu öcod^rivai = vivere Lc. 8, 50
oben S. 143, ferner zu öoJCefv = C^cooyovelVy ^coojioielv Lc.17, 33
oben S. 474 flF.
Lc. 19, 10 = Mt 18, 11.
a. Clem. Rom. II, 1, 4. p. 112, 3.
ajtoXlvfiivovq i^fiag eöwCev,
b. Clem. Rom. II, 2, 5. p. 114, 7.
TOVTO kiyei, ozi öel rovg anoXXvpiivovq oci^etv.
c. Clem. Rom. II, 2, 7. p. 114, 9.
ovxmq xai 6 XQiöxoq Tjd^iXrfiBV öcöoai rä cbtoXXvfieva xai
iacoösp JtoXXovq kXd'dv xcä xaXioag yfiaq fjdi] dxoXXv-
fiipovg.
d Clem. Rom. II, 15, 1. p. 134, 9.
fiiod^og yaQ ovx eöri ficxgbg jrXavcofievrjv tpvxfjv xal dxoX-
XvfiivTjp ajtoöTQdtpai elg ro öcDd-fjvai, (Vgl. Jac 5, 20).
e. Hom. Clem. III, 63. p. 53, 24.
T^xxcLlov .... rov OcoCead-ai xglvag a^iop slvai.
f. Athanas. Opp. I, 120 D.
fjXß'Ov t6 axoXopievov svgetv xäL acöcai.
g. Athanas. Opp. I, 123 A.
T/Xd-ov Ccoöai xal evQstP ro djcoXcoXog.
h. Clem. AI. Strom. IV, 6, 35. p. 579.
iq)* ov xal 6 C€Oti^q eljtev 6 vlog rov dvd^gdxov iXd-tDV
CriiiBQOV ro ajtoXoXog svQSlv.
i. Orig. Opp. IV, 150. in Joann. VI, 31.
6 i^sX&iDV C^fixrjoat ro djtoXoXog ev{
k. Syr. Cur. Mt. 18, 11 = Cod. Cantabr. Mt. 18, 11.
riXd'B yaQ o vlbg rov dvd-Qcojiov öSoai xb cbtoXcoXog.
.^ ^■v,'x '^ "^ y'\^ V '^^ X ^ ^ ^
L Evang. Hieros. p. 219. 220.
Venit enim filius hominis, ut quaereret et vivificaret
[Miniscalchi: salvum faceret = f<lijL*o], quod perierat.
Texte und Untersacfaungen zu Lc. 19, 10. 519
m. Lc. 19, 10.
tjXd-sv yaQ 6 vlog xov avd^QotJtov C;qxriCat xal Cmoai t6
djcojioolog.
n, Vers. Aethiop. Mt. 18, 11.
keyco ydg vfitv, ort fjXd-ev 6 vlog rot dvd-Qoijtov C,f)rfjcai
xal omoai ro ajcoXcoXog.
o. Const. II, 20. p. 39, 5.
iiX^B ydg o vlog xov dvO^Qcobzov C^xijöai xal öäöat x6
p. Clem. AI.
o xvpco^ ijrl xa jtsjcXavrifieva OfioZoyovfiivog rßO^e.
q. Cod. Colbert. Lc. 19, 10. p. 97. ed. Belsheim.
venit enim filius hominis quaerens salvum facere quod
perierat.
r. Tert. de resurr, camis c. 9.
Ego, inquit, veni, ut quod periit salvum faciam.
Dieses wichtige, den Herrenreden durchaus congeniale, Lo-
gion, welches aus der vorcanonischen Quelle auch in das erste
Evangelium — Mt. 18, 11 — durch zahlreiche Handschriften ein-
gedrungen ist, hat hier seinen originalen Standort und ist zu-
gleich ein sicherer Beweis ftir die Zugehörigkeit der ganzen Pe-
rikope Lc. 19, 1—10, deren Schlusspointe unser Logion bildet^
zu der vorcanonischen Evangelienschrift. Der hebräische Urtext
zeigt sich fast Wort für Wort in den Varianten der griechischen
Übersetzungen und Recensionen. Zu dem Austausch von ego =
0 vlog xov avd-QOfjtoVj welcher öfter in den Evangelien hervor-
tritt, vgl. beispielsweise Lc. 12, 8. 9, sowie die Paralleltexte und
Erläuterungen zu Lc. 22, 27. Zu Im xa n^jtXavrniiva rjXß-s =
fjX&ev ^7]xrjoai x6 djtoXmXog vgl die VariantenXc. 15, 4: jcoqbv-
£X(u Bjtl x6 djtoXwXog = Mi. 18, 12: Jtogsvd'eig ^f]xel x6 JcXa-
vcifisvov. Zu der metonymischen Austauschung von ^i]X£tv und
evglaoceiv = tigä vgl. die Erläuterungen zu Lc. 17, 33 und die
dort gegebenen Nachweise aus dem Septuaginta-Oriechisch.
Ebenda (zu Lc. 17, 33) ist die quellenmässige Identität von Cci^eip
= vivificare = ITT] nachgewiesen. Endlich zu den Varianten
dxoXmXog = jtejtXavrjfiivov = djtoXofisvov = djtoXXvfievov =^
^•"W^^ '"V^
520 Anssercanonische Paralleltexte zu Lc.
IIK liegen sprachliche und zugleich sachliche Parallelen vor Lc.
15, 4= Mi 18, 12, sowie zu Mt. 15, 23. 24 in Heft II, 180 f.
Zu der Variante cbtoXXvfdevov in dem zweiten Clemensbriefe
vgl. 1. Cor. 1, 18; iÖor: 2, 15; 4, 3. 9; 2. Thess. 2, 10.
Lc. 19, 12. 13 = Mt 25, 14, 15.
a. Just. DiaL c. Tryph. c. 125. p. 354 B.
hcelvog 6 ifibg xvQiog, dg loxvQog xal öwatog, rä löux
jtagä jcavrtDv djtairriosc iZd-civ.
b. Lc. 19, 12. 13.
avd-QOJtog Tig evyetmg ijtooevd-fi dg xdoav (laxoaVj kaßelv
aavrcp ßaöiXslav xal vjtoOTQStpai, xaXioag Sh dexa 6ovXovg
lavxov 16(DXBV avTOtg öixa fiväg xal sbtsp XQog avzovg'
jiQayfiaxBVBod'B, hv tp [Syr. Cur.: ia)g] eQxofiai,
c. Clem. AI. Strom. I. 1, 3. p. 317.
i]öi] dh xaxaq>alvBrai ix jcsQiovolag o omxriQ avxog xaxa
xrjv xov Xafißavopxog dvvafiiPy § 6^ kx OvvaoxrjOBCDg av^Biv
xolg öovXoig xä vjtaQxovxa öiavBlfiag.
d. Mt. 25, 14. 15.
(DOTtBQ ycLQ avd-Qmjtog astoörjficiv kxäXBOBV xovg lölovg
öovXovg xal jtagiöayxBV avxolg xa vjtagxovxa avxov, xdi
CO (ihv IdcoxBV jcivxB xdXavxa, cp öh ovo, m 6k tp, Ixaaxm
xaxa xTjP lölap övpa/iip, xal ojtBÖi^fiTjöBV.
Dass der erste Evangelist dieses Gleichniss Lc. 19, 12 — 27 =
Mt. 25, 14 — 30 von seinem ursprünglichen Standort hinweggerQckt
und dasselbe — seinem Gruppensystem entsprechend — mit
anderen Gleichnissen an die eschatologische Rede Mt. 24 ange-
schlossen hat, liegt auf der Hand. Was aber die ursprüngliche
Textgestalt anlangt, so giebt Weiss (Matthäus S. 584 ff.) der
Relation des ersten Evangelisten entschieden den Vorzug, indem
er den Lucastext fiir eine starke Bearbeitung des Quellentextes
erklärt. Eine analytische Vergleichung der beiden Relationen,
soweit dabei namentlich anssercanonische Paralleltexte in Be-
tracht kommen, wird deren Quellenwerth am Besten ans Licht
stellen. — Die Bezeichnung BvyBVfjgj welche Weiss für eine
Zuthat des Lc. ex suis hält, wird bestätigt durch das dvpaxog
des Justin. Vgl. Prov.25,7: S'^ia = LXX: övpaoxrjg. Im hebräischen
Texte und Untersuchungen zu Lc 19, 12. 13. 15. 521
Quelleutext identisch sind sodann ojtoötifielv und jtoQSveod^ai slg
X<DQccy /ioxQav. Denn das im Septuaginta-Griechiscb unge-
bräuchliche äxoArifiBlv giebt das Londoner N. T. durch ITD)
pnniab, Delitzsch durch prPttb r^DD, Salkinson durch :^03
riKb rinr-b« wieder, was Alles mit npini flK-b« :?DD =
xoQBveod^at elg x^Q^^ f^^^QS? S^^^ nahe zusammentrifft, nur
dass die lucanische Ausdrucks weise viel hebräischer ist (vgl
2. Chron. 6, 32: npinn fnKtJ «3, 2. Chron. 6, 36: ^«-b« nW
npin"!), und dass also in diesem Falle Lc. den ausführlicheren
Hebraismus erhalten, Mt. dagegien einen kurzen und gewählten
griechischen Ausdruck daflir eingesetzt hat Identischer Quellen-
text ist femer: IxdXeoev rovg löiovg öovZo\)g (Mt.) = xakioaq
dovXot}g tavTov (Lc). Quellenmässig wird auch das von dem
kfirzenden Lc weggelassene: jtaQiömxev avxolg ra vnaQxovxa
4xvrA sein. Vgl. zu jtaQaöiöovat (Mt.) = öiavifisiv (Clem.) =
pbn Deut. 29, 25: Dnb pbn = LXX: öiivBifiBv avrolg, Jes. 33, 23:
pbn = LXX: xagaöod-^, sowie oben zu Lc 18, 22: pbn = öido-
vai = öiaöiöovai = fieplCeiv =* tpcoul^sip. Auch die bei Mt
stattfindende Erwähnung der drei einzelnen Knechte und der
ihnen verschieden zugetheilten Oaben wird, weil zu dem anschau-
lichen Charakter der Parabelrede gehörig, quellenmässig sein,
ebenso die rdXavra = D'^l^? (Mt), welche entweder Lc. oder
schon sein Übersetzer vor ihm in fivag verwandelt hat Aber
auch die Verpflichtung zur Vermehrung der anvertrauten Güter,
welche Mt nicht erwähnt, Lc. aber mit den Worten: jigayfia-
rBveod-e hv q> (?cog) SQxofiai {jtQayfiareveod'ai in den LXX sehr
selten, im N. T. ajta^ Xsyofisvov, iv tp = i(og = "^S"!?) zum
Ausdruck bringt, muss in der ursprünglichen Parabelrede irgend-
wie textlich vertreten gewesen sein. In dem Texte des Clemens
AI., welcher sich im Allgemeinen stärker mit der Matthäus-
Relation berührt, scheint doch das av^eip ein dem nQayjm-
rBveöd-ai des Lc. entsprechendes Element des Urtextes zu re-
praesentieren. Vgl. das ax§?]öaifzog zu Lc. 19, 17 und das tjcl
jtXelopa av^ei in den Hom. Clem. HI, 26 zu Lc. 19, 27.
Lc. 19, 15 = Mt. 25, 19.
a. Clem. AI. Strom. I, 1, 3. p. 317.
avd^ig IjcaveXB-cov rid-ivai Xofov fier avrciv.
522 AussercanoniBche Paralleltexte zu Lc.
b. Mt. 25, 19.
(XBxa ÖB xoXvv XQovov egxsTai 6 xvgiog t(5v öovXcdv ixel-
vwv xai öwalQSi Xoyov fiex* avrdjv.
c. Lc. 19, 15.
xal k/ivBxo iv xw ijtavsXd^elv avxov Xaßovxa xfjv ßaai-
Xsiav xal bIjcsv tpcovfjd-fjvai avx<p xovq öovXovg xovxovc,
olg ÖBÖcoxBi x6 dgyvQioVj Iva yvol, xlq xl öiBXQaygiaxeV'
Oaxo.
Hier dürfte der kürzere Matthäus-Text das Ursprüngliche
erhalten haben. Vgl ijtavigxBOd-at = iQXBöd'ai = aw", ebeoso
avvalQBiv Xoyov = xlB-Bö&ai Xoyov = ]iaipn nte3J.
Lc. 19, 17 = Mt 25, 21.
a. Hom. Clem. III, 65. p. 54, 11.
Xva Bv öovXb ayad-h xal xioxh dxov07jc.
b. Orig. c. Geis. VIII, 74 Opp. I, 798.
jtQÖg ovg Xiyoixo av bv iXaxloxTj jtoXsi xiöxog iyivov,
TjXB xal ijtl xijv (ieyaXrjv.
c. Lc. 19, 17.
xal sljtBV avxm' BvyB, aya&h öovXb, oxi hv kXaxloxco Jtiöxog
iyivov, lod-L e^ovalav bx(ov ijravo) öixa jioXbov,
d. Clem. AI. Strom. I, 1, 3. p. 317.
ojcTjvlxa xovg fiBV av^rjöavxag xo agyvgiov avxov xovg kv
oXlycp maxovg djcoÖB^afiBvog xa} ijtayyBiXaftBvog ijcl jtoX-
Xmv xaxaoxrjOBLV bIq xrjv xov xvglov x^Q^^ ngooixa^Bv
BiösXd^BlV.
e. Mt. 25, 2 1 .
B^i] avxcö 6 xvgtog' bv, öovXb dyad'h xal Jitoxi^ kjt oXlya
fjg Ttioxog^ BJtl xoXXmv ob xaxaoxrjöO)' BiöBXd-B Big xfjV x^cgdv
XOV xvglov aov.
Der völlig aussercanonische Text des Ori genes setzt eine
ganz andere Situation voraus als die von Mt. gezeichnete, näm-
lich an Stelle der Verwaltung von Gütern die Verwaltung von
Städten und Provinzen, wohin auch die ÖBxa jtoXBig und jtivxB
jtoXBig des Lc. weisen, sowie Lc. 19, 15, wo der zurückgekehrte
Texte und Untersuchungen zu Lc. 19, 17. 20. 523
Dynast die Verwaltung seines Landes selbst wieder übernimmt
(Xaßovra ttjv ßaotXslav). Dagegen ist freilich hervorzuheben,
dass iviXaxloxm = kv oXlyo) = ijt oXlya = t3?Tpa sind, ähn-
lich wie zu Lc. 16, 10. Jedenfalls ist in den letzten Worten des
Maühäustextes: dceXB^B elg r^v x^Q^^ ^^^ xvqIov aov, mit
welchen Worten die Situation der Parabel selbst bereits voll-
standig verlassen ist, ein urtextlicher — von Lc. gekürzter —
Rest von der Anwendung des Gleichnisses (vgl. zu Lc. 19, 27)
wiederzuerkennen.
Lc- 19, 20 = Mt. 25, 18. 25.
a. Just. Dial. c. Tryph. c. 125. p. 354 C.
aJiX^ ov öl alriap olavöijxoTOvv xarogv^apza.
b. Mt. 25, 18.
6 ÖS To l^v Xaßcop äjteXd^cbv (oqv^sv yfjv xal ixgvipsv x6
agyvQiov rov xvqIov avzov,
c. Mt. 25, 25.
xal tpoßTjd-slg ansXd^ibv hcQVipa to raXavrov öov iv xfj y?].
d. Hom. Clem. lU, 65. p. 54, 12.
xai fjir] ciöjtsQ 6 rb tv djroxgvtpag rdXavrov, eyxXijfia Xa-
ßcov xoXaösi vjtevd-vvog dvaq>avyg.
e. Clem. AI. Strom. I, 1, 3. p. 317.
Tc5 öh ajcoxQvipafiepo) to JtiOTsvd-hv dgyvQtov elg to ixöa-
velöai xal avro ojteg iXaßsv djtoöiöovtc dqrfdv.
f. Euseb. Theophania. Nov. Bibl. Patr. p. 155. (Ev. sec. Hebr.).
xov de xaxaxqrcipavxa xb xdXavxov.
g. Lc. 19, 20.
xal o ixBQog TjXd-sv Xiycov' xvqis, löov tj (iva oov^ rjv elxov
djroxeifievfjv fci' covöagicp.
Die Varianten xgvüixuv = djtoxgvjtxbiv =xaxaxgv3txeip =
dxoxgvjtxeod-ai weisen auf ^lyc als Quellen wort hin; femer
ogvoösip = xaxogvoöeip auf ifcn, wovon freilich die lucanische
Variante: djtoxeifiipijp iv oovöaglco — anstatt ip xfl yf] bei
Mi — weit abliegt.
524 AuMercanonische Paralleltexie zu Lc.
Lc. 19, 22. 23 = Mt 25, 26. 27.
a. Just. DiaL c. Tryph. c. 125. p. 354 C.
rä Idia jtaga jtavrmv cbtairi^osi iXd^civ, xal rov olxovi-
fiov TOP eavrov ov xaradixacHj sl ypa)Ql^oi avrc v, öia rb
ijilaraöd'ai ori övvarog koxiv 6 xvQioq avxov xdL iXd-wv
cbtacrrjöei rä löia, im naoav XQajts^av diöovra.
b. Orig. SeL in Jerem. c. 16.
sdei 06 ßaXelv ro aQyvQiov fiov totg rgayte^lraig, xal ijco
kXd'Cov djf^TTjoa av avro Cvv roxtp.
c. Iren. IV, 27, 2.
exquirens ab actoribus et dispensatoribus suis pecuniam,
quam eis credidit, cum usuris.
d. Clem. AL Strom. I, l, 3. p. 317.
jtoprjQS dovXe, bIjibv, xai oxvrjQi, Idu ob ßalBlp tö agfi-
Qiov fiOV xolq TQajtB^lraiq, xal ik^cov iyci ixofiiOa/itiP av
ro Bfiov,
e. Syr. Cur. Lc. 19, 23.
diarl ovx ißaXeq x6 aQfvQiov fiov ijtl xQanBCav; xoc/d
ijLd-cov kxofiioafifiv av x6 ifibv Ovv xoxcp;
■
f. Mt. 25, 26. 27.
anoxQi^Biq 6b o xvQioq avxov bLubp avx(p' stovrjQh öoZXb
xal oxvTjQi, ^ÖBiq oxt d^BglC^co ojtov ovx BöJtBiQa xal ovpayo)
od-BP Ol öiBOxoQjtioa; eÖBi ob ovp ßaXBlP xa aQyvgu (lov
xolq XQajtBClxaig^ xal iXd^wp iyco ixouioafitiv av xb kfiop
OVP XOXO).
g. Hom. Clem. III, 61. p. 53, 6.
xal avxog jtQOodoxaxa) dxovoai ' öovXb jtoPfjQB xal oxptjqL
eÖBi OB x6 agyvQLOP fiov ngoßaXBlp kjtl xmv xQajtB^ixcip,
xat Byo) av iXd^wp BJtga^a xo ifiop.
h. Lc. 19, 22. 23.
XByBc avxtp [Syr. Cur. add.: o xvQiog]' ix xov oxofiaxoq oov
xQipcS ö£, xov7)QB öovXs [Syr. Cur. add.: xal ojiioxb]' ijoBig
6x1 iy(ü apÜQOijiog avOxrjQog slfii, aiQa)P o ovx id-fjxa^ xal
d-BQi^wv o ovx tOJtBiQa; xal öiaxi ovx i6a}xäg fiov xo oq-
Texte und Untenachungen zu Lc. 19, 22. 23. 26. 525
yvQiov ixl xQajte^av; xa/ci iXd-wv ovv xoxm av axxo
Dass Lc. in den Worten: hc rov atofiaroq öov XQivm ob —
einen echten hebräischen Textbestandtheil der Quelle conserviert
hat, dazu vgl. Tert. adv. Marc. II, 25: Ex ore tuo justificaberis
et ex ore tuo damnaberis zu Mt. 12, 37, Heft II, 144, sowie Hiob
15, 6: TJ'^fc ^?tp'l? =^ LXX: hXiy^at ob t6 o6v orofia. Im fol-
genden treten die redaktionellen Verschiedenheiten der beiden
Relationen zurück und machen den reinen Übersetzungsvarianten
Platz: avOTijQog = oxXtjQoq «= SltöR» d-BQl^Biv = alpstp = nSJJ,
Ti&ivai = ojtBtQBiv = D^ü (vgl. zu Lc. 13, 18. \^, £bqIC,biv^=^
ovvar/BLV = CJOÄ, oxbIqblv = öiaoxoQjtl^Biv = "TTB, didovai =
ßdXXBiP = JCQoßaXXBiv = H^^IÖT) (vgL zu Lc. 12, 51), axaitBlv =
xQaooBiv (= xaiu^BOd-ai) = teao (vgl. avajtQaooBiv^ Cod. A zu Lc.
19, 23; Dan. 11, 20: 'Wis = LXX: jtQaooa}p\ ijtl tqoxb^ov =
xolQ TQajtBCltaig = D''3nb®b. Mit der Lesart des Syr. Cur. zu
Lc. 19, 22: j^ovi^qb dovXs xal oxiOtb — berührt sich Syr. Sin.
und das Arabische Diatessaron p. 56^: serve nequam, negligens,
fiducia destitute.
Lc. 19, 26 = Mt- 25, 29 = Mc. 4, 25 = Mt. 18, 12 = Lc. 8, 18.
a. Hom. dem. III, 26. p. 43, 16.
xaXov o BX^i rrjQBl xal im jtXBlova av^Bi.
b. Hom. Clem. HI, 24. p. 42, 26.
iXxlöi rov yBviod-ai o lay bxbi q)VOiv xal o ix^i TtQOO-
axoXXvovoa. '
c. Hom. Clem. XVIII, 16. p. 174, 33.
Tov 6h fiTj a§lov, xcip doxf] Jsx^ip, aq>aiQBlTai^ xav Ip rolq,
aXXoig ii 00(p6q, xal ölöoxat rolq a^loig.
d. Clem. AI. Strom: VII, 10, 55. p. 865.
BloTJrai roQ' rm ^xopri jtQoOrB&i^OBrai.
e. Orig. in Joann. XXXII, 6. Opp. IV, 414.
T(5 Bxoprt Jtapxl JtQoorBd-J/Oerai.
f. Orig. in Joann. XXXII, 6.
navrl reo Ixovri öod^rjotrai xal jtgoOrBd^OBrai.
'%-A-^ .
526 Aussercanonische Paralleltexte zu Lc.
g. Cod. Gantabr. Mc. 4, 25.
og yaQ av exett XQOOre&i^oerai avnp, xcH og ovx 1;^«, xal
o ex^i'^ agO-Tjoerai ajt avrov,
h. Cod. Cantabr. Lc. 19, 26.
ktyco yaQ vuiv, oxi jtavxX xm exovn XQüörld-BTCUj axo ds
Tov fiTJ exoptog xal o ex^i agd-rjoBrai oji cwtov.
i. Mt. 25, 29.
reo yoQ exovTi jiavrl öod-ijoerai xal xsQicaevd'i^oSTai' rov
06 lifj exovrog^ xai o f;f€£ agd-tjoexai ajt avxov.
k. Lc. 19, 26.
Xiyo) vfilv, ort Jtavxl rc5 I;i^oi^T£ öo&i]öexai [Syr. Cur. add.:
xal JtsQiOCsvd^'jasxai]' djto 6h xov firj ^x^^'^^^ ^^^ o ix^i
aQmjoexat
1. Mi 13, 12.
oöxig yoQ exBif öod-f'jöexai avxm xal jteQiöoavO'fjöBxai' oOxig
rf£ OVX £X^^» ^^^ S ^X^^ dQß-7]0exai an avxov.
m. Mc. 4, 25.
og yoLQ BXBif dod-f'jösxat avxtp' xai og ovx l^et, xal o ix^i
aQd-riOBxat dyt avxov.
n. Lc. 8, 18.
og yäg av txV* öo&^CBxai avxSj xal og av ^f) Jßxv* *^i S
öoxBl ix^iVi aQd-fiOBxat an ccrrov.
o. Ephraem Syr. Ev. concord. expos. ed. Mösinger p. 192.
Sicut et dixit: Qui habet dabitur ei et abundabit, et qui non
habet, et id, quod rapuit, auferent ab eo.
In diesem Logion, welches die Anwendung der Parabel ent-
hält, treffen Mt. und Lc. zweimal zusammen, das eine Mal Lc. 19, 26
-~= Mt. 25, 29 am Schluss der Parabel, wo der Spruch seinen
ursprünglichen Standort hatte, das andere Mal Lc. 8, 18 = Mi.
13, 12, wo beide Evangelisten das Logion aus Mc. 4, 25 über-
nehmen, aus einer Stelle also, wohin Mc. den Spruch umgeschaltet
hatte, indem er zugleich erkennen lässt, dass er wie diese Schluss-
pointe des Gleichnisses, so auch das Gleichniss selbst in seiner
Quelle gelesen hat. Wegen der Construktions-Varianten: o bx(ov
Texte und UntersachuQgen zu Lc 19, 26. 27. 527
= 0^ ^X^* = oong exsi = og av ex^i, e;^?? vgl. Heft U, 85. Die
lucaniscbe Umschreibung: xal o öoxsl Jßx^iv klingt in dem einen
Homilien-Citate: xav doxfi ixuv an. Da aber dort an Stelle des
canonischen oLQ^öerai das aussercanonische atpaiQBlxaL folgt,
so ist dieses doxslp vielleicht schon der Bestandtheil einer alten
Version des Urevangeliums gewesen. Zu aq>aiQBlv = algsiv =
Kto vgl. oben S. 77, wo in den Erläuterungen zwar die Vari-
ante dq)aiQelv neben cigsip, Xafißaveiv erwähnt, aber leider durch
ein Versehen in den Paralleltexten zu Lc. 6, 29^ das bezügliche
Citat Athenag. Leg. c. 1 p. 2 ed. Schwartz: xolq öe, al rov
XiT(Zva aipaiQOlVTO, ixiötdovai xoii xb Ifiaxiov — ausgefallen
ist. Den weiteren Varianten pcsgtaöBvd^vai = jtgoöxs&ijvai =
£jrl jtZelova av^aveiv dürfte «i^^ zu Grunde hegen.
Lc. 19, 37 = Mt 25, 30.
a. Clem. AL Strom. I, 1, 3. p. 317.
ijd xovxoig 6 dxQBtoq öovXog elg x6 e^cixsQov kiißXridrj-
cexai axoxog.
b. Hom. Clem. III, 61. p. 53, 8.
ixßdXexe xbv dxQstov öovkov elg xb öxoxog x6 i^cixegov,
c. Cod. Cantabr. Lc. 19, 27.
xal xbv axQBlov dovXov ixßaXexe slg xb öxoxog x6 i^co-
XBQOV iTcel eaxai o xlav9^fibg xal 6 ßQvy/ibg xciv oöovxmv.
d. Mt. 25, 30.
xoü xbv äxQstov dovXov kxßaXexe slg xb öxoxog xb i^ci-
X6Q0V • ixet iöxai o xXavd'fibg xal 6 ßQvyfibg xcov 66bvxa>v.
Nach Weiss (Matthäus S. 535) ist das Wort Mt. 25, 30 nicht
der Quelle angehörig gewesen. Es ist aber zu beachten, dass
nicht blos die üomilien den Text kennen, sondern dass auch
Cod. D ihn Lc. 19, 27 einfügt. (Vgl. eine ähnliche Einfügung des
Cod. D zu Lc. 11, 2). Auch ist unser Logion ein strikter und
correspondierender Gegensatz zu den Worten: Mt 25, 21*> = 23^:
elöeZd'e slg xtjv x^Q^^ '^^^ xvqIov öov — , welche Worte, wie
wir zu Lc. 19, 17 sahen, urtextlich nicht zur Parabel, sondern
zur Deutung und Anwendung derselben gehört haben. Der
dritte Evaugelist hat Lc. 19, 27 einen ganz anderen Schluss,
528 Aut»ercanoniBche Paralleltezte zu Lc
welcher mit Lc. 19, 12. 14. 15 so eng correspondiert, dass Wen dt
(Der Inhalt der Lehre Christi 1. Kritische Untersuchungen 1884.
S. 164) sogar ein eigenes Gleichniss reconstruiert hat, von wel-
chem er annimmt, dass es Lc. mit dem Mt 25; 14 — 30 reiner
erhaltenen Gleichnisse zusammengearbeitet habe. Nach Wendts
Reconstruktion wird dieses zweite — von Lc. mit eingeschaltete
— Gleichniss etwa folgenden Wortlaut gehabt haben:
avd-gmjiog ng evyepfjg ijtOQevd-f} slg x^(^ fiOXQav, ka-
ßelv tavT(5 ßaaiZclav xcä, v^oorgitpai. ol dh jtoXirai avrov
ifiloovv avrov ^ xoii ajiioxetXav XQSoßslap oxlöto avrov
Xeyovrsg' ov &iXofi€P rovrov ßaoiZevoai ktp^ ^fiog. xal
kyivero kv reo ijtavsXd'Blv avrov^ sXaßev rf^v ßaoiXelav,
\xcu Ekeyev rotg öovA.oig avrov'] rovg kx^QOvq [lov rov-
rovg rovg fir/ O^eXf'/öavrag fis ßaoiXsvöac Ijt avrovg
ayar/erB ojös xal xarao^a^are avrovg IfiJtQood-iv fiov.
Es ist zuzugestehen, dass dieser — von Mi mit Ausnahme
von Lc. 19, 12* = Mt. 25, 14* nicht benützte — Text in sich
zusammenhangt und wie ein fremder Bestandtheil von der luca-
nischen Relation ausgeschieden werden kann, wodurch dieselbe
der Matthäus-Parabel homogener wird. Gleichwohl ist es nicht
glaublich, dass Jesus ein solches Gleichniss geredet haben sollte,
dessen Schlusspointe Nichts als die Vernichtung seiner Feinde
enthalten hätte. Die Lösung der Schwierigkeiten wird daher
wohl auf einem anderen Wege zu suchen sein, um so mehr, als
jedenfalls am Eingang der Parabel Lc. 19, 12 = Mi 25, 14, wie
oben gezeigt wurde, im Urtexte beide Relationen identisch sind.
Lc. 19, 80. 32 = Mt. 21, 2. 6 = Mc. 11, 2. 4.
a. Just. Apol. I, 32. p. 73 D. 74 A.
jt(5kog yaQ ng ovov elörrjxsi ev rivi slöoöqj xcifit^g jcQog
afijteXov ieÖBfiivog, ov sxtXsvöep ayayelv avrS rort rovg
yva)Qifiovg avrov,
b. Jusi Dial. c. Tryph. c. 53. p. 272 D.
xal ovov öi riva aXtiO^dtg övv jtciXo) airf/g jtQOööedsfidvrjv
€P rivt slaoöcf) x(6fi?]g BijO^^ayr^g Xeyofiivijg^ ore sfiBXXev
eloBQX^öd^ac sig rä ^ItQoöoXvpia 6 xvQiog 7]fd(DV *Ii]Oovg
XQiorog, ixtXevoe rovg fia&Tjrag avrov ayayetv avrm.
Texte und üntenuchungeii za Lc. 19,30. 32. 529
c Mt 21, 2. 6.
Idyci avTOtg' xoQSveod-e elg Tf}v xciunv xriv xarivavTi
vfiwp, xai evdig sigr^aers ovov öedefiivijv xal stöiXov fiBt
fxvxrjq' ZvöaPTSg ayayBxi gioi .... jtOQev&ipteg 6h ol
jKa^Tol xal JtoifjöavTsg, xaß-cog jtQOöira^Bv avrotg 6
^It]öovg.
d. Mc. 11, 2. 4.
xdi Idyai avrolg' vjtayere slg rijv xoifirjv ttjp xardpapxi
vfdcop, xal evd^g slojtOQSVOfispoc slg avrrjp 6VQt]06T€ jimXop
ösösfiipoPj ig)' op ovöslg dvd-Qcojtmp ox3€a> xexaß^ixsp'
XvoaxB avxop xaL (pigexs .... xal ajcrjXd'OP xal svqop
xop jtciZop öeöefidvop Jtgog xfjp d^gap ?gco ijcl xov dfi-
q)66ov, xal Xvovctp avxop,
e. Lc. 19, 30. 32.
djidp' vjtaysxe slg xr)p xaxipapxi xcofirjp, ip ^ slojtoQSvo-
fispoi svQijasxs jtciXop ^^^^ff^^^i ^^ Sr ovöslg jtdnoxs
dp9^Q(6jta}p kxad-iosvy xal Xvoapxsg avxop aydysxs ....
dnsX%'OPXsg 6s ol djcsöxaXfiipoc evQOPy xad^mg sbtsp axh
xolg.
Obwohl Weiss (Marcus S. 363 ff.) die Perikopen Lc.
19, 28—40 = Mt. 21, 1—11 = Mc. 11, 1—11 nicht aus der
apostolischen Quelle geflossen sein lässt, so wird doch auch hier
ein Yorcanonischer Quellentext zu Grunde liegen. Denn wenn
das Ürevangelium einmal nicht blos Logia, sondern auch Ge-
schichte enthielt, so kann diese Geschichte von dem Einzug in
Jerusalem nicht gefehlt haben. Auch die Varianten sprechen
für diese Annahme. Vgl. in den obigen Texten: sloo6og (Just.)
= afi(po6og (Mc.) = Kiatt, jtogsvsöd^s (Mt.) = vjtaysxs (Mc, Lc)
= ^Db, xsXsveip (Just.) = XQOöxaacsip (Mt.) = sljtslp (Lc) =
rns, wie Esth. 3, ^ rrjM = LXX: xd Xsyofispa. Weitere Über-
setzungsrarianten s. im folgenden. Der Zusatz: Jtgog dfutsXop,
welcher mit dem canonischen Marcustexte: 6s6s/iipop ücgog xrjp
d'vgap £§0 — sich vereinigen liesse, wenn man sich den Wein-
stock aussen um das Haus her (vgl. Ps. 128, 3: *^r!?*i;^n n^b )t^
T|n'»5) gewachsen denkt, ist doch wahrscheinlich nur eine Ein-
tragung aus Gen. 49, 11: 6£öfi£va)p jiQog dfiJtsXop xop jkdXop
avxov, welche Stelle Justin in dem bezüglichen 32. Capitel
Texte n. Untersnebimgeii X, 3. 34
530 AoBeercanoniflclie Paralleltexte za Lc.
seiner grossen Apologie behandelt. Die Variante yvdQifioi
(Just) = fiadi]Tat (Mc.) ist bereits in den Ägrapha S. 473 be-
sprochen worden. Sie kehrt wieder zu La 18, 15 (vgL oben
S. 488); ebenso zu Lc 23, 49: yvoHixoi = yvcigifioi = fmd-fftai,
vielleicht auch = ixalQOi^ Sie findet sich auch bei Irenaeus I.
p. 938 ed. Stieren, wo in einem aus Origenes erhaltenen Frag-
ment Heracleon ein ypcoQifiog des Valentinus genannt wird.^)
Aus dem Septuaginta-Griechisch ist zu vgl 2. Sam.3,8: '^n^ntrtlT
= LXX: xal Ttegl yvcoglficaPy Ruth 2, 1 Chethib: Tl^ü = Ken:
Tf\'0 = LXX: yy^^y^'^y Prov. 7, 4: ^TTQ = LXX: Yvcigifiov,
Ruth 3, 2: ^3rpniQ = YvcoQifiOQ i^ficov.
Lc. 19, 85 = Mc. 11, 7 = Mt 21, 7.
a. Jxxst, Dial. c. Tryph. c. 53. p. 272 D.
xal ejtixad'löag kjtecosjir]Xv{^tv tlg rä leQoöoXvua.
b. Just. Apol. I, 32. p. 74 A.
xal axd^ivroq [sc. xov xcoXov] ixißag ixad^ioe xal döeXfi-
Xv&ev dq xa %Qoc6Xvfia.
c. Mt 21, 7.
fjyayop xijp ovov xai xov jcwXov tcoL ijctß-rjxav kn avxwv
xa Ifiaxux xal BXExad-iOBV sjeavo) avxmv.
d. Lc. 19, 35.
xal ffyayov avxov JtQog xov *Ii]öovv xal i:feiQhpavxeg avxSv
xa tfiaxta im xov jtcoXov ejtsßlßaaav xov ^Itjöovv.
e. Mc. 11, 7.
xäi g)iQOV0iv xov xciXov Jtgbg xov ^Irjoovv xal ixißaXXov-
aiv avxcp xa Ifiaxca avxmvy xat ixaO-iosv In avxov.
f. Cod. Cantabr. Lc. 19, 35.
xdi ayayovxeg xov JtwXov tJieQitpav xa ifiaxia avx<5v ijt
avxov xäi sjteßißaoav xov Itjoovv,
1) Wenn Hi Igen fei d (Ketzergeschichte S. 498) dazu sagt: „Den
Heracleon bezeichnet Origenes nur als einen angeblichen Bekannten Va-
lentins'' — , so dürfte aus unseren Parallelen vielmehr hervorgehen, dass
auch hier durch den Ausdruck yvwQifioq das bekannte Schülerverhältniss
Heracleons zu Valentinus bezeichnet sein soll.
Texte ond Untersuchangen zu Lc. 19, 35. 36. 53 t
g. Acta Pil. A. I, 3. p. 218 ed. Tischendorf.
slöop avTov xad"fjiiBvov bjiI opov,
h. Acta PiL B. I, 3. p. 289 ed. Tischendorf.
kvirvxov zÄ ^IijOGV BlosQXoptivw xiv mXrjv rrjq x6lea>g
xadtj^ivo) ijtl ovov.
Auch hier zeigen sich in den Varianten: ixad-iösv = ixe-
xi&iO€v = kxLTtad-lcaq = xadiqfiBVOq = atö^, kjtißaXXeiv = ha-
qLxtblv = ij'^blön Spuren des Urtextes.
Ic. 19, 86 = Mc. 11, 8 = Mt. 21, 8.
a. Lc. 19, 36.
xoQBvofiivov OB avrov vxböxqcovvvov ta Ifiaria ovtcqv iv
b. Acta Pil. A. I, 3. p. 218.
xcu Ol xatÖBQ Tcov ^Eßgalcov xZaöovg xaxBlxov kv ratg x^Q'
ölv avTcSv xal ^xQa^op, aXXoi 6b vjtBOxQmwvov xa Ifidxta
avxcop.
c Mi 21, 8.
o öh xXBtöxog oxXog BOXQoöav tavxciv xä Ißaxia kv x^
06a, aXXoi ÖB Bxojtxov xXaöovg axo xc5v 6bpöq<»v xal
BöxQOHjap ip x^ 66<p,
d. Mc. 11, 8.
xal xoXXcl xä Ifiaxia avxöip JBöxQaxkxp Big xrjp oöop, aX-
Xoi ÖB Oxtßaöag xoipapxBq ix xcop ayQwv.
e. Herrn. Sim. IX, 11, 7. p. 218, 17.
BGXQCooap . . . XixApaq kavxäv x^fial.
f. Clem. AI. Paed. I, 5, 12. p. 104.
ÖQBtpafiBPOi, (pr}6i, xXaöovg ij q>otplxa)P.
g. Joh. 12, 13*.
iXaßov xä ßata xwp q>oiplx(DP.
h. Cod. Cantabr. Mc. 11, 8.
xoXXol ÖB xä Ifiäzia avxwp köxgdvpvop Big xr,p oöov, aX-
Xoi öl öxißäöag Isxoxrov hx xäp öipÖQ(OP xcu iöXQmppvop
xrjp oöop.
34*
532 Anssercanonische Paralleltexte zu Lc.
Die ÜbersetzungsYarianten gehen hier fort: ozQcivwfu ^=^
v:^00TQ(DVvvfu = üni}, Ifiaria = x^Tcoveq = D'^'Tja, iv r^ oöä
(in welcher Lesart Mt. und Lc. gegen Mc. zusammentreffen, ein
neues Zeichen ihrer beiderseitigen Abhängigkeit von einer Quelle,
die nicht Mc war!) = slq zrjv oöov (Mc.) = x^f^ (Herm.) =
rvsnti^^ (vgl 2. Sam. 24, 6: fn» = LXX: 7^ — Symm.: odoq, 1. Reg.
18, 6: f^K = LXX: oöoq)^ xojtrsiv = ögitpaad-ai (gewählt ale-
xandrinisch) = PinS. ^ ^ ^^^^
L. 19, 87 = Mc. 11, 9» = Mt 21, 9*.
a. Mc. 11, 9».
xal ol JiQoayoPTsg xal ol axoXovd-ovvreg sxga^ov.
b. Mt. 21, 9».
ol öe oxXoi ol JtQoayovreg avrbv xal ol dxoXov&ovvzeg
sxQa^ov Xdyopreg.
c. Lc. 19, 37.
i]Q§avTO ajtav z6 pcXrjd-og tc5v fiad-titciv xcdQOVxsg aivBlv
xov d-Bov gxDv^ fieydXy jteQi Jtaocop cov slöov dvvafiecoVf
Xiyovreg.
d. Joh. 12, 13^
xai i^^kd^ov slg vjtapTTjöip avrm xal kxQovya^ov.
e. Syr. Cur. Mt. 21, 11»».
xai i^TJX&ov elg vjcapri]öiv avrw jtoXkol x^^'QOPzag xal al-
vovvreg xov d-eov jcsqI jtavra)v mv slöov.
f. Clem. AI. Paed. I, 5, 12. p. 104.
Tovg Jialöag rfiiag xai zo xQotprjzixov axXeyezai jtvevfia'
ÖQStpafisPOi, q)7]öl, xXadovg ?} tpotplxmp ol jcaldeg i^rjXd-ov
slg äjtapztjCiP xvglcp xal ixixgayop Xsyopzsg.
g. Eus. Dem. ev. VI, 8, 2.
xal zovzov fiefipr/zai // lagd zov svccyysXlov ygagn]' ....
jioXv zs jtXfjd-og dpögcop xal jcaiöwp jtgoTJyep avzov gisz*
sv^goQVPrig sjcißooipzwp.
h. Acta Pil. A. I, 3. p. 218. ed. Tischendorf.
xal ol Jtalösg z(5p ^Eßgaia>p . . . sxga^op . . . Xsyopzsg,
Texte und ünterauchniigeii za Lc 19, 37. 38. 533
L Ambros. Expos. £▼. sec Lac. X, 2. Opp. V, 401 ed. Caillan.
Qnomodo paeri dicentes: Hosanna filio David.
k. Ephraem Syr. Ev. concord. expos. p. 207. ed. Mosinger.
Clamabant pneri ei dicebani.
1. Epiph. Haer. LXVII, 5. p. 714 B.
m. Epiph. Haer. LXVI, 43. p. 656 B.
TuA xaXiP kv erigw XiyH* räv xalöcov xQaC^oPTcap,
(n. Mi 21, 15.
xäi Tovg xalöctg rovg XQa^otnac kv rw IcQfp].
o. Acts of S. Calüstratus p. 309 ed. Conybeare.
Sitting upon a young ass, He entered into Jerusalem, after
He had summoned Arom the grave, where he had lain for
fonr days, His loved Lazarus. He preached beforehand ihe
destruction of hell, and therefore also the young men of
the Jews went before Hirn with branches of palm.
Auch hier verrathen die Varianten xQa^eiv (vgl. Jos. 6, 16
LXX) = xQovya^Biv (vgl. Eer. 3, 13 LXX) = ß^^ßoap (vgl.
2. Chron. 13, 15 LXX) = (dvalv (vgl Ps. 47, 2; 81, 2 u. ö.) =
T^yj den Quellentext. Besonders zu denken giebt aber die Er-
wähnung der xalösg = jtaiöla = pneri, in deren ausdrücklicher
Nennung an dieser Stelle Eusebius, Epiphanius, Ephraem,
Ambrosius sowie die Acta Pil. übereinstimmen, sodass es scheint,
als ob dieMt. 21, 15 erwähnten jtalöeq ein Nachklang des Urtextes
seien, welcher bereits an dieser Stelle die nalÖBq genannt hatta
Lc. 19, 38 = Mc. It 9^ 10 = Mt 21, 9»».
a. Aiö, X, 6.
^Siöavvä Tc5 vlm Aaßlö,
b. Epiph. Haer. LXVI, 43. p. 656 B.
moavva rS vlm Aaßld,
[c. Mt. 21, 15.
(DCawa xm vlw AavsldA
534 AussercanooiBche Paralleltexte su Lc.
d. Ephraem Syr. Et. concord. expos. ed. Mosinger. p. 207.
Benedictio filio David.
e. Mt. 21, 9*».
(Döavvä rep %i(p Aavelö, svXoyrjfiiifoq 6 iQXOfiavog iv ovo-
ficcvi xvqIov. (DOavva iv xolq vtplaroic.
f. Eu8. Dem. ev. VI, 8, 2. p. 266 A.
(Dg avva xm vtm rov daßlö^ svXoytjuivoq 6 ^Qxofievog kv
opofiari xvqIov, mg awa iv rotg vfplüzoig, avrl joq rov
,CD xvQis, oäaov 6?!* xeifi^vov iv rtp tpaXfKp z6 ^cig avvm*
sßQcäxciteQOP g)aoxovTBg ipceß6(ov' tQfifiveverai de zovro
0(5öOV Ö7J,
g. Clem. AI, Paed. I, 5, 12. p. 104.
cioavvä TW vlfß Aaßiöj evloytifitvog 6 iQX^fiBvog iv ovo-
fiati xvqIov, q)c5g xal öo^a xal alvog ued-^ IxerriQlag rm
xvQlq>' rovrl yoQ ifig)aivei tQfifjvsvofisvov ^EXXaöt (pawy x6
(Döavvä.
k Ev. sec Hebr. ap. Hier. Ep. ad Damas. 20. IVa p. 148 ed.
Martianay.
denique Matthaeus, qui evangelium Hebraeo sermone con-
scripsit, ita posuit: Osanna Barrama, id est Osanna in ex-
celsis.
i. Epiph. Haer. LXVU, 5. p. 714 B.
cicavva iv rotg vtplctoig^ evXoyrjfievog 6 iQXOfiBVog iv ovo-
uaxt xvqIov.
t Acta Pil. I, 4. A. p. 219. Tischendorf.
Xiyei avrolg 6 üiXarog' Jtmg öa exQaC,ov kßQalotl; Xiyov-
öiv rnrco Ol *Iovöaloi' moavvä juefißgofi^ ßagovxafifia ado-
vai. Xiyu avxotg o IliXäxog xal xo cooavva xal xa Xoi-
jta XL tQfiTjvevexat; Xiyovciv avxtp ol %v6aloi' öc5oov diy,
o iv xotg ^V^^^^^oig\evXo^^7yii^^
xvqIov.
1. Job. 12, 13^
(DOavva, €vXoyT]fiivog 6 igxoßsvog iv ovo/iaxi xvqIov, xai
6 ßaöiXevg xov lögariX,
Texte und Untenrachiingen zu Lc. 19, 38. 535
m. Lc. 19, 38.
BvXoyrinivoq 6 ßaaüisvg kv ovofiaxi xvqIov' kv ovQavm al-
QY^vri x(ü öo^a kv vtploroig,
n. Mc. 11, 9^. 10.
doapva, svloytifiivog o kgxofievog tv ovofiaxi tcvqIov ev-
Xofrf(iivri ?} igxofiBPi] ßaciXela tov jtavQog i^fiwv Javslö,
(Döavva kv rolg vtpiCTOig.
0. Eyang. Hieros. ad Mt 21, 9, p. 269.
f^dif^.l ^.lOD CCD vvlSL» ..i*o.i.i cnuA r^lA-^J^-OCP
•r^xsnouoa r^\ \t^Ocd .r^i-^Ai cn*iliT">
p. Acts of S. Callistratus p. 309. ed. Conybeare.
and sang: Hosanna in the highest, blessing to the son of
David, peace upon earth and glory in the highest.
Alle Anzeichen weisen hier darauf hin, dass der Urtext ur-
sprünglich hebräisch lautete und bei Mt am reinsten erhalten
ist. Denn der in den Actis Pilati, welche doch mit ihren
Quellen bis über Justin hinaufreichen, mitgetheilte, als eßocäarl
bezeichnete Text, setzt wirklich das Hebräische und nicht
das Aramäische voraus und trifft, wenn auch etwas gekürzt,
der Hauptsache nach mit Mt. 21, 9^ zusammen. Hebräisch ist
ßagovx = ^J'l'Tä (aram. T^'ia, 1^313), hebräisch in weicher Aus-
sprache ist afifia = K^n (aram. KMKl), hebräisch ist aöa)vat =
•^JTTij (aram. Klü), hebräisch, wenn auch apokopiert (wie '^■)'^'=TK =
D''n'^'!TK Ps. 1 6, 3) ist fisfißgofzrj = D'^tiimsa (aram. «•^n'Tiian), he-
bräisch ist auch cooavpa = Kr"a?Oin (vgl. Ps. 68, 2 = LXX: öco-
oov — , dieses coGavva allein zugleich auch aramäisch). Mit den
zu dem gekürzten Texte der Acta Pilati erforderlichen Er-
gänzungen lautet also, stark abweichend von der oben mitge-
theilten aramäischen Übersetzung des Evang. Hieros., der he-
bräische Text folgendermassen: Dün Mn ^l-Q in pb KD"lWin
rD'^til-tM Krr^TDin "^nK. Der ohnehin noch kürzere Textbestand-
theil aus der Übersetzung des Hebräerevangeliums, wie ihn
Hieron ymus überliefert hat, besitzt dem Texte der Acta Pi-
lati gegenüber noch geringeren Werth. Denn während die
Quellenschrift der letzteren älter ist als Justin, mithin in den
Anfang des zweiten Jahrhunderts fällt, stammt die aramäische
536 AuBsercanonische Paralleltexte zu Lc.
Übersetzung des ursprünglich griechisch verfiassten Hebräer-
evangeliums (vgl. Agrapha S. 40—42. 327 f.) frühestens aus
der zweiten Hälfte des zweiten Jahrhunderts. Dabei ist es aber
sehr beachtenswerth, dass auch das aramäische Hebräerevan-
gelium unseren Zuruf in hebräischer Gestalt bringt Denn
Barrama = Ti'ü'^ ist hebräisch; aramäisch hätte es tm^H heissen
T T T TT!
müssen. Man braucht auf diese kleine Verschiedenheit nicht zu
grossen Nachdruck zu legen, da wir es hier ja nur mit einer
Rückübersetzung zu thun haben. Lnmerhin ist es beachtenswerth.
Lc. 19, 39 = Mt 21, 15. 16*.
a. Epiph. Haer. LXVI, 43. p. 656 B.
xäi siaXiv kv erigcf) Xiyer rcov Jtal6a>p xQaC^ovtmv €oCavva
tS vl(p Aaßlöt xal ovx ijtsrlfia avzotgy Xiyovoiv ol q>aQi-
Qator ovx axovsiq, xl ovxot Xiyovoi; xdXvöov avxa.
b. Ephraem Syr. Ev. concord. expos. ed. Mosinger p. 208.
Quum scribae clamores puerorum audissent, et aegre ferentes
ei dixissent: Increpa homines, ut omnino taceant.
c. Mt. 21, 15. 16.
löovxBQ ÖS Ol aQxisQslg xal ol ygafifiaxelg . . . rjyavaxxricav
xal eljcav avxqi' axoveiq, xl ovxoi Xiyovoiv;
d. Lc. 19, 39.
xal xLveq xcSv (paQiCalov axo xov oxXov eljtav XQog av-
xov öidaoxaXSy i:^ixlfiijaov xolg fiad^alg öov [Syr. Cur.:
kjttxl(ii]Oov avxotg.]
Wiederum vertreten auch hier Epiphanius und Ephraem
die Erwähnung der jrcrJgg, wo der canonische Lucastext (lad^xal
bietet. Die Varianten xa^Xvsiv = kjttxtfiav = increpare fanden
sich bereits zu Lc. 18, 16.
Lc. 19, 40.
a. 4. Esra 5, 5.
xal Xld^og 6(6oei g>a}v?}v avxov.
b. Ephraem Syr. Opp. I, 246 B C.
x<3 Xeyovxi' cfi'^v Xdya) vfitv, [oxi] käv ovxot CiY^ocociVt
ol Xld'Oi xexQa^ovxaL
Texte und Untenuchangen zu Lc 19, 39. 40. 41. 537
c. Ephraem Syr. Opp. I, 330 A.
Tov xvqIov XiyovTog' äfitjv Xiyto vfilv, kav ovroi ciynoiDv-
rat, OL kld'Oi xexQa^ovrai.
d. Ephraem Syr. Ey. concord. expos. ed. Mösinger p. 208.
respondit: Si isti tacebunt, tarnen lapides clamabuni
«. EpipL Haer. LXVI, 43. p. 656 B.
o ih JtQog avTovg' av ovroi öiyijOcoOiv, ol Xl&oi xBxgä-
^ovrai.
f. Cod. Cantabr. Lc. 19, 40.
cbtoxQiß-elq dh Xiyei avrotg' Xiyof vfilv^ ort kav ovroi 01-
yrjöovaiv, ol Xl&oi xoct^oprai.
g. Lc. 19, 40.
xal aj€0XQid'€lg eljtev' Xiyto [Syr. Cur.: afiiiv Xiym] vfitv^
ort kav ovroi ciojnjcovoiv, 01 Xld-oi xga^ovötv.
Die Varianten öiyav = aimnäv = nttfn, sowie Tcga^ovöi =
xQO^ovrai = XBXQa^ovrai = g>a)vrjv ömöovoi = n5p?Tri liegen
offen zu Tage. In dem Citat aus der Esra-Apokalypse
könnte man lediglich einen alttestamentlichen Anklang finden,
nämlich an Habak. 2, 11: p?TFi n^pti 'J5«"'»3 = LXX: diorc Xld^og
sx rolyov ßovosrai. Aber der Zusammenhang bei Esra: et de
ligno sanguis stillabit et lapis dabit vocem suam — weist auf
ur christlichen Einfluss hin. Denn Habak. 2, 11 ist zwar auch —
nämlich in der „Föhre'' des zweiten Parallelgliedes — das Holz
erwähnt: nrj?? fTQ 0*^ty\ = Vulg.: et lignum, quod inter junc-
turas aedificiorum est, respondebit. Aber man sieht, wie weit
das: de ligno sanguis stillabit — Ton jener alttestamentlichen
Parallele abweicht, indem es neutestamentlichen Einfluss voraus-
setzt. Derselbe ist auch bereits in Heft H, 374 nachgewiesen,
nämlich als von dem altchristlichen Jeremia-Buche ausgegangen.
Ausserdem kann auf die späteren Erläuterungen zu Job. 19, 34
▼erwiesen werden. Ist aber das: de ligno sanguis stillabit — bereits
nentestamentlich beeinflusst, so auch das andere: lapis dabit vocem
suam.
Lc.19,41.
a. Iren. I, 20, 2 = Epiph. Haer. XXXIV, 18. p. 254 B. (Marcosii).
in kv rm jtgooxpvra avrov ry ^kQ(y^aXi}(i ömci^£ai kn ccvr^.
538 Auseercanonische PanJleltexte zu Lc.
b. Const. V, 15. p. 145, 17.
xcA YOQ xäi avrog avrotg ixedaxQVöep, ayvofjCaoi xxL
c. Eu8. H. E. III, 7, 3. p. 84, 14.
ijtidaxQvöaPTog xs xäi cbtoxXavöa/idvov xara rr^v tcov^
legciv evarffBXiOTwv yQatpriVj di xäi avxäg ccvrov xa^axi'
d-Bivxat xäg Xi^eig, xoxh fiiv g)rioavxog <og XQog avxrjv h-
QovoaXi^fi' sl syvwg xxX.
d. Lc. 19, 41.
xal (Dg fjyyioep, löcov xt]v JtoXiv sxlavaev ix ccvxfjp
Xiywv.
e. Hom. Clem. III, 19. p. 41, 21.
xal BxXais xovg cbtsiß^ovvxag.
Man bemerke hier die Varianten xQOCixeiv (intaransativ) =
hyyl^Biv = 1*155, xXalsiv = axoxXaUa^ai = öaxQvoai = kxioa-
xQvoac »= HD^. Das XQOCxovxa des Irenaeus ist eigentlich
XQOO'öxovxa,
Le. 19, 42.
a. Iren. I, 20, 2 = Epiph. Haer. XXXIV, 18. p. 254 B. (Marcosii).
bI Byvwg xäi ov ar/fiBQOP xa JtQog BlgrjVTjv, ix^ßTj öh [cbto]
öov.
b. Ephraem Syr. Ev. concord. expos. ed. Mosinger p. 207.
Si cognovisses tu saltem hunc diem pacis tnae, sed abscon-
dita est pax a facie tua.
c. Lc. 19, 42.
bI BfVfog xäi ov xalyB kv x(i ^jf^BQgi oov xavx^ xa XQog bI-
' Qfjvriv Oov vvv 6b kxQvßrj cato 6(pd^aXfic5v öov.
Alle drei Varianten ajtb oov = a facie tua = axo o^d-aX-
(iSv oov gehen auf den gemeinsamen Ouellentext: tf'^sb'Q oder
?p3ti73 zurück. Vgl. Hiob 13, 20: inSK K'b TJ-^DM = liXX: «jro
xov jtQOOcijtov oov ov xQvßr/OOfiai. Jerem. 16, 17: ''Jßktt VUFjipo
= LXX : BXQvßrj axivavxi xc5v otp^^akficov fiov. Das sind die
hebraisierenden Übersetzungen, während bei axo oov = ^J'^JBp
letzteres lediglich als Praeposition aufgefasst, mithin unter Be-
seitigung des Hebraismus wiedergegeben ist. Aber abgesehen
von diesen Übersetzungs Varianten — wer erkennt nicht Lc. 19, 42fiP.
Texte und Uniersuchungen zu Lc. 19, 42. 43. 44. 539
den Sprechenden an der aus dem Urevangeliom, den Logia, so
wohl bekannten Stimme?
Le. 19, 43. 44».
a. Hom. Clem. III, 15. p. 40, 13.
iXevooPTCu yoQ x€u xad'iovoip avravd'a xcü xsQiyiXQctxcooov-
OiP xcu ra xixva vfiäv xaraag>a§ovotp.
b. Lc. 19, 43. 44*
ori ij^ovoiv f]fi£Qai exl öe, xäl jtaQ€fißaXovoiv ol kx^Qoi
öav x^aoaxa 001 xal xsQixvxXcioovolv ö€ xäi avvi§ovolv
0£ jtavTod-sVj xal i6ag>iovolv ae xal ra xixva aov kv ooi
c. Eus. in Js. 29, 2. 5. Opp. VI, 297 ed. Migne.
d iyvwq xal dv je ra xQog slQrjvr^p oov, ort 7]§ovaiv fjfit-
Qüi sjtl C€^ x(u jtaQefißakovCcv ixl oi ol kx^Q^^ <^^ ;i^a()cexa
Tcca, xvxXcioovoi ae, xäl sie rf}v yv^ i6ag>iod^o^.
Hierher gehört besonders die jesaianische Parallele Jes. 29, 3:
lara Thy "^n-iti ^•'b:? -ir-ns "^rr^rni = LXX: xal xvxXciao) o>c
Aavlö [die LXX lasen anstatt 111 vielmehr irrthümlich 11"] ijcl
G€ xal ßaZci jibqI oh ;^a(>axa. Das Verbum n3n = xvxXovv
wird auch mit jiagsfißdXXeiv (vgl. 1. Sam. 26, 5; 2- Sam. 23, 13),
abar auch mit ^oß^ai (Num. 10, 31) wiedergegeben, sodass selbst
die Clementinen -Variante xa&iovOiP auf TX^Ti (=8ich niederlassen,
TT*
wohnen, belagern u. s. w., vgl. Fürst I, 415b) zurückzuführen ist.
Das Verbum i6ag)l^€iv war im Urtext sicher nicht auf die Ein-
wohner, sondern auf die Stadt Jerusalem bezogen, wie es der Euse-
bins-Text in Übereinstimmung mit Jes. 3, 26: 2tiV\ T^sb = LXX:
xcä slq yrjv k6aq>iod^6xi — darbietet. Von den Einwohnern Jerusa-
lems {rixva = Lc. 13, 34 = Mt. 23, 37) war im Urtexte wahrschein-
lich das realistische xaraoq>a§ovCiv zu lesen, welches die Homilien
erhalten haben und welches mit Lc. 19, 27: rovg ^x^Q^'^^ i"öi;
. . xaraO(pa§,arB sfiJtQooO-ev fiov — so merkwürdig sich berührt.
Lc. 19, 44*.
a. Lc. 19, 44*».
dv&* wp ovx eypmg rov xaiQov rijg knLöxoJcrjq aov.
540 Aussercanonisclie Paralleltezte zu Lc.
b. Syr. Cur. Lc. 19, 44^.
ai^* a>v ovx ayvog ttJv 7]fiiQav rijg kxiCxoxrjQ aov.
c. Const. V, 15. p. 145, 17.
kxBÖcocQvCBV aypo'^öaoi rov xaigov zTJg ixiaxoycfjg avr<5v.
d. Apocal. Baruch. XX, 2. p. 662.
propter hunc sustoli Sion, ut magis festinarem et Tisitarem
mundum in tempore suo.
e. Aphraates Hom. XXI. p. 344 ed. Bert.
und Jesus sprach über Jerusalem: Es wird in ihr kein Stein
auf dem anderen gelassen werden, weil sie nicht erkannt
hat den Tag ihrer Grosse.
Der Tag der Heimsuchung (vgl. Jes. 10, 3: ST^fi öi'^b =
LXX: iv r^ ^/isga xrjq imöxojt^g)^ das Jahr der Heimsuchung
(vgl. Jerem. 23, 12: Dmj)B DStD = LXX: iv iviavnp ixicxi-
tpscog avxmv — desgL Jerem. 48, 44), namentlich aber auch die
Zeit der Heimsuchung (vgl. Jerem. 46, 21: &n'^7^& n = LXX:
xatQog ixöixi^öswg avTcov) sind bereits im A. T. geprägte
Ausdrücke. Dass n:^ von den Septuaginta nicht blos mit xaiQoc,
sondern auch mit Tjfidga und Sga wiedergegeben wird, darüber
vgl. die Bemerkungen zu Lc. 8, 23^ oben S. 130, femer zu Lc.
10, 21 oben S. 198. Die Lesart des Syr. Cur.: r^v i^fiigav TTJg
kjtioxojcrjg oov ist mithin aus dem gemeinsamen Text: ri^fiK
^(tn'npB abzuleiten. Die Aphraates-Variante: „Der Tag ihrer
Grosse* geht durch Vermittelung des Syrischen ebenfalls in
letzter Instanz auf StlpB zurück. Der Syr. Cur. nämlich (nicht
aber die Peschittha, auch nicht der Syr. Sin.) hat lA^Qaii, wel-
ches fieyaXcoovvTjy auch oyxog bedeutet. Nun hat das hebräische
rnp& nicht blos die Bedeutimg: „Heimsuchung, Züchtigung, Be-
strafung, Ahndung'^, ferner „Amtsklasse, Dienstposten, munus*^,
sondern auch „Habe, Gut, Vermögen". Siehe Fürst U, 233*,
welcher durch Vergleichung von Ps. 109, 8 mit Ps. 49, 11 die
Synonymität zwischen «T^pB und b'l'n (= Vermögen, Reichthum)
nachweist. Die Varianten dyvoelv = ov yivcioxeiv endlich gehen
einfach auf ^T^ Kb zurück.
Texte und Untenuohaogen zu Lc. 19, 44. 45. 541
Lc. 19, 45 » Mc. 11, 15 = Mt 21, 12.
a. Lc. 19, 45.
xcu elösXd'Cov slg ro Isqov rJQ^aTO ixßaXkeiv xovg xtoXovp-
rag. ' ^ — - —
b. Just. DiaL c. Tryph. c. 17. p. 235 C.
xal rag TQojti^ag räv hv to5 vam xoXXvßiOräv xari-
CTQStpE. ^
c. Mc. 11, 15^
xal slasXd'cov elg ro legov 7]Q^aro ixßdXZsiv rovg xmXovv-
rag xal rovg ayoga^ovrag kv to5 leQWy xal rag rgaxiCfiLg
rcov xoXXvßiCrcSv xal rag xad-iögag rmv na)Xovvrmv rag
jiBQiorsQag xar€OrQS^)£v.
d. Mt. 21, 12.
xal slöTJXd-sv 'Irioovg elg ro Uqov rov ^5ot5, xal k^ißaXsv
xavrag rovg xmXovvrag xdi ayoga^ovrag kv r<5 leQtp, xal
rag rQaxiC^ag röiv xoXXvßiörcov xartorgey^sv xal rag xa^-
dÖQag rcop JtmXovvra^v rag XBQiorsQag.
e. Cod. Cantabr. Lc. 19, 45.
^2^1^ de Big ro Uqov rJQ^aro hcßaXlBiv rovg xwXovvrag
iv avrS xal ayoQa^ovrag xal rag rQajtiC,ag r£v xoXXv-
ßiortSv i^ixBBV xal rag xad-iÖQag rcov Jta)Xovvra>v rag
XBQCörsQog,
f. Job. 2, 15.
xal . . xavrag i^ißaXsv ix rov Ibqov, rd rs jcQoßara xal
rovg ßoag, xal rwv xoXXvßiöräv i^ixBBV ro xigfia, xal rdc
rQcuti^ag dviorgtipBV,
Weiss hat (Leben Jesu I, 386 ff., besonders S. 390 Anm.)
nachgewiesen, dass die Tempehreinigung (Mc 11, 12 — 18 = Mt.
21, 12 — 19 = Lc. 19, 45—48) und die dadurch veranlasste Frage
der Hierarchen nach Jesu Volbnacht (Mc. 11, 27—33 = Mt. 21,
23 — 27 = Lc. 20, 1—5) historisch in die erste Zeit des Wirkens
Jesu gehört, in welche Zeit der vierte Evangelist sie verlegt hat. ^)
1} Auch Beyschlag (Zur Johanneischen Frage. Beitr&ge zur Wür-
digung des vierten Evangeliums. Gotha, 1876. S. 83—85) begründet mit
Entschiedenheit diese Auffassung: ,,Die Tempelreinigung steht nur bei
Johannes an ihrem geschichtlich angemessenen Ort."
542 Aussercanonische Paialleltexte zn Lc.
Nur hätte dann Weiss die Consequenz ziehen und erkennen
sollen, dass diese beiden synoptischen Perikopen nicht im Mar-
cusevangelium, sondern in der vorcanonischen Evangelienschrift
ihre Quelle gehabt haben und dass die Methode der Um-
schaltungen, welche Weiss in bahnbrechender Weise
für das Marcusevangelium an wichtigen Stellen nachge-
wiesen hat, von Seiten des zweiten Evangelisten auch bei
diesen Evangelienstoffen in Anwendung gebracht worden ist
Bezüglich der Redeweise: TjQ^aro hcßdZXeiv = i^ißaXsv vgl
oben S. 8 ff. zu Lc. 3, 8 = Mt. 3, 9. Dass xaxaöTQiq>Etv und
€xx£6ip Ubersetzungsvananten von tÜDS sind, kann man ersehen
aus Ezech. 29, 5: Ti'^riÖOS') = LXX: xal xaxaßaXci öf, femer
Hos. 12, 15: flJitD^ = LXX: hcxvd^oerai, Üaraus, nämlich aus
der von Mt. und Mc nicht vertreteneiT^ariante i^ix^Bv, ergiebt
sich, dass der vollere Text, welchen Cod. D zu Lc. 19, 45 dar^
bietet, nicht eine Entlehnung aus Mt. und Mc. ist, sondern auf
einer Restitution des von Lc. gekürzten- Quellentextes beruht.
Lc. 19, 46 = Mc. 11, 17 = Mt 21, 18.
a. Just. Dial. c. Tryph. c. 17. p. 235 C.
ßocov jcag vfilp' yi^ganTat' 6 olxoq (lov olxog jtgocsvx^ig
iorlv, vfielq de jtsjionjxars avrov OJti^Xaiov Xrjörciv.
b. Mc. 11, 17.
xal iötöaöxsv xal iXsysv avrolq' ov yiygaxxaiy oxi o olxoq
fiov olxog jtgoOBvx^g xirjO-rjaexai jtäoiv xotg IbB-psclv; vßstg
6h Jtejtoii^xaxs avxov öJti^laiop Xi;]0x<5p.
c. Syr. Cur. Lc. 19, 46.
Xiymp' yiygajtxcu^ oxi'6 olxog fiov olxog xgoasvx^jg ioxl
jtaoi xolg Id-PBOiv vfiBlg 6h avxop ijtoirjoaxB cnrjXmop
Xxioxcip.
d. Lc. 19, 46.
Xiycop avxolg' yiygajtxai' xal J^oxai o olxog fiov obcog
jigoOBvxfjg' vfiBlg 6h avxop kjtoitioaxB ojttjXaiop Xyoxcop,
e. Mi 21, 13.
xal XByei avxolg' yiygajcxar 6 olxog giov olxog jtgoCBVxljg
xX7]ß'riOBxai, vfdBlg 6b avxop jcolbIxb ajcrjXaiop Xyöxcop.
."v,'* -,- -\
Texte und Untersachimgen zu Lc. 19, 46. 20, 2. 543
f. Epiph. Haer. XLU. p. 316 A. p. 340 C.
yeYQaufiivov hv 6 oheog uov olxog jtQoosvxfjg xlijB-ijoeTai,
g. Jerem. 7, 11. LXX.
fifj ajtfjlaiop lyöTcip 6 olxoc fiov, ov kjiixixXtixai x6 ovo-
im fiov;
h. Clem. Rom. II, 14, 1. p. 130, IS.
iooßed^a ix rrjg ygatp^g rfjg Xsyovarjg' kysp/id-f] 6 olxog fiov
oxfiXoLov Xi]Oxmv.
Die BeDützung der beiden alttestamenÜichen Stellen, näm-
lich Jes. 56,7: D^'K^rrbDb Äip'^ niBn-rT^n '^pi'^a''3=LXX: 6 rag oU
xog uov olxog xQooevx^g xXrjd-ijösxai xad zolg ed-vsöiv — und
Jerem. 7, 11: njn rT^an nyn D'^sne nn^n = LXX: fti] ojt^Zaiov
X'QOxmv o olxog ßov; — ist ganz der Art, wie Jesus nach dem
UrevangeUum Gitate aus dem A. T. zu verwerthen pflegte. Die
Weglassung der Worte jtaoi xolg Id-vsciv, worin Mt. und Lc
gegen Mc. sich begegnen, zeigt, dass sie in der Wiedergabe
dieses Gitates nicht blos an Mc. gewiesen waren, dass vielmehr
diese Weglassung bereits im Orevangelium, aus welchem sie gleich-
zeitig schöpften, stattgefunden hatte, wie denn auch f&r die Pointe,
um deretwillen die beiden alttestamentlichen Stellen in Jesu Bede
yerfiochten waren, die Worte: xaci xolg iß'veoiv eher störend
als beweisend empfunden werden mussten.
Lc. 20, 2 = Mc. 11, 28 = Mt. 21, 28.
a. Iren. I, 20, 2. (Marcosii).
xäi öiä x6 (ifj ajioxQid^vai xolg eljtovöiv avxS' kv Jtoia öv-
vafiBi xovxo jtoielg;
b. Mc 11, 28.
xal eXeyop avxcp' iv jtola i^ovola xavxa Jtoielg; fj xlg ooi
xTjv e^ovöUzv xaxxrjv eöcoxev;
c Mt. 21, 23.
Xiyovx^g' kv xola k^ovöla xcevxa jcotelg; y xlg öoi söoxsv
XTjv B^ovölav xavx7]v;
d. Lc. 20, 2.
xal sljeav Xdyovxsg Jtgog avxoV bIxov r/filv, iv jtola
544 Ausseicanonische Paralleltexte su Lc
i^ovola ravra xoielg; 7} rlg könv 6 dovg cot z'qv i^ovolav
ravxTiv;
Bezüglich der Vananten i^ovola = ivpa/iig ygL die Texte
and Erläuterungen zu Lc. 4, 32 oben S. 41 ff. Doch wird hier
nicht nyOS^ (wie dort) zu Grunde liegen. Das Londoner Testa^
ment giebt k^ovala durch das aramäische ^DbV wieder, Delitzsch
durch das im A. T. ungebräuchliche MW'l, Salkinson durch
das ajrag Xeyofisvov (Esra 3, 7 LXX: ijiix€iQf]öig) 'ji'^lD'?, welches
auch etymologisch recht eigentlich Vollmacht bedeutet.
Lc. 20, 9 = Mc. 12, 1 = Mt 21, S8.
a. Herrn. Sim. V, 2, 2. p. 142, 18.
slxi Ttq aygov xdi öovXovg jtoXkovq, xal fiigog ri rov
aYQoirTq)vzevöev afutelmva,
b. Herm. Sim. V, 6, 2. p. 154, 8.
oTiy ^fjolv^ 6 &e6g rov cfuteXciva £q)vr£txis.
c. Mc. 12, 1.
xal riQ^aro avzotg Iv xagaßoXalq XaXelv. afijtslciva av-
d-QWJtOg iq)VT£X)6£V,
d. Mt. 21, 33.
aXXrjv jiaQaßoXrjP axovoare. avß-Qwnog [Syr. Cur. add.:
T£c] iiv obcoösOJtoxTigy oCxig k(pvrevOEV afijtsXcova.
e. Lc. 20, 9.
r/Q^aro dh jtQog rov Xaov Xiyeiv r^v xagaßoXijv ravzijv,
avd-QOXog [Syr. Cur., Syr. Sin. add.: rig] igwretHJsv dfues-
X(Dva.
Beachtenswerth ist in- dem Eingang dieses Gleichnisses,
welches Weiss mit Recht für einen Theil des Urevangeliums
hält, das Zusammentreffen in der Lesart reg zwischen Hermas
und dem Syr. Cur.
Lc. 20, 10b." 12 = Mc. 12, 3. 4 = Mt 21, 35.
a. Const. V, 16. p. 148, 20.
Tovg kjtLTQOJtovg rov xvglov rov dfiJtsXwvog cutixreivav,
ov /ihv Xi^ocg^ op 6b ^lq>£C, xal roi' (ihv ixQLOav.
Texte und UntersuchaDgen zu Lc. 20, 9. 10—12. 13. 14. 545
b. Mi 21, 35.
xät laßovrsg ol yscogyol rovg öovXovg avrov ov fihv 2d££-
Qap, ov de djtixxuvav, ov 61 kXid-oßoXrjöav.
c. Mc. 12, 3. 4.
xät Zaßovtsg avrov löuQav xäi ajtioxeiXav xevov. xal
jtaXiv ajteOTStXev Jtgog avrovg aXXov öovXov xäxslvov bce-
q>aXl(ooav xai fjrl/iaaav' xal aXXov djtioreiXsv xdxslvov
djiixTBtvaVy xal JcoXXovg aXXovg^ ovg fiev öegovreg, ovg de
ajtoxxivvovTBg,
d. Lc. 20, 10^—12.
61 6k yecogyol h^anioxEiXav avxov öslgavxsg xevov, xal
jtQooid-Bxo %xeQov jtsfitpai dovXov ol öh xdxelvov öelgavxeg
xal dxtfiaöavxeg k^ajtioxeiXav xevov. tcclL jcQoöe^exo xqI-
xov jtifiipar ol 6h xal xovxov xgavfiaxloavxeg i^ißaXov,
Den Urtext sieht Weiss mit Wahrscheinlichkeit in Mt.
21, 35 erhalten. Aber das wiederholte lucanische: xal jcgootd^exo
jtifitpac = n'blDb C|Di^3 ist sicher ein Hebraismus, mithin ein Ele-
ment des Quellentextes, ebenso äjcoxxelvetv = xetpaXiovv = yyn^
Xid^oßoXelv = Xid^oig ajtoxxelveiv = bi>ü, bgO, vielleicht auch
6igeiv = jtgUiv. Zu og fiev, og 6i = avxocy aXXogy %xegog,
xaxelvog vgl. oben S. 121 flf. zu Lc. 8, 5 ff. Zu dem jigociß-exo
xdfitpat vgl. den Cod. D zu Mc. 14, 25: jtgooO'ä jtelv und die
Erläuterungen zu Lc 22, 18.
Lc. 20, 13. 14 = Mc. 12, 6. 7 = Mt. 21, 37. 38.
a. Herm. Sim. V, 6, 2. p. 1 54, 9.
xal jtage6a)XB [sc. dfijteXcova] xai vlm avxov.
b. Barn, IV, 2. p. 14, 7.
iva xaxvv^ 6 rjyajtTjfiivog avxov xal kjil xfjv xXijgovofilav
c. Ep. ad Diogn. VII, 2. 4. p. 159, 17.
xovxov Jtgog avxovg djtioxeiXev . . . . cog ßaOiXevg xdfutmv
viov ßaaiXea.
Texte a. Untersuchungen X, S. 35
546 Aussercanonidche Paralleltezte zn Lc.
d. Herrn. Sim. V, 2, 6. p. 144, 17.
j€QOCxaX60afi€voq ovp top viov ovtov top äyctxt^Tov^ ov
elxe xXfjQovofiov.
e. Mc. 12, 6. 7.
BTi iva bIxsv, vlov aycuirjTov' ajticrsiXev avrov Icxoxov
xQoq avTOvg . . exetvoi öh ol yecoQyol jtgbq iavzovq djtav,
ort ovToq köriv o xXtjQovofiog.
f. Iren. IV, 36, 1.
Novissime autem misit eis filium suum unicum.
g. Mt. 21, 37. 38.
vörsQOv ÖS cbttOTEiXev jtgog avrovg top vlov avrov ....
ol de yecoQyoi löoPTSq top vIop üjiop ip lavTotg' ovtoq
iöZiP 6 xXfJQOPOflOG'
h. Lc. 20. 13. 14.
sijtsp de 6 xvQiog xov a/ijisXfSvog' xl jroujoa); jtifitpo) top
viop uov TOP ayajtyjxop . . . löopxtg öh avxop ol yeoDQyol
öisXoyl^OPXO JtQ^g d/.Xi]Xovg Xeyopxtg' ovxog iöxip 6 xXr/-
QOPOfiog,
Das Prädikat dyajti]x6g = unicus (Iren.) = Ttl*^ = uopo-
yBPi]g (vgl. oben S. 24 zu Lc. 3, 22), welches Weiss (Marcus S
382 ff.) nicht ftr ursprünglich hält, ist doch schon durch Her-
mas bezeugt, sowie durch die Berührung mit der Oottesstimme
bei der Taufe beglaubigt. Und wenn Weiss das votsqop des
ersten Evangelisten zur Quelle rechnet, so hätte er, wenn er die
Verschiedenheiten der Übersetzungen erkannt und berücksichtigt
hätte, das ioxaxop des Mc (= novissime Cod. Colb., ijt* iaxa-
xcop Herrn. Sim. IX, 12, 3 p. 220, 8, ^^iJ^ccxov Hebr. 1, 1. 2)
ebenso wenig von der Quelle ausschliessen dürfen als das luca-
nische Jttfijteip neben dem djtooriXXsiP (= Hbti) des Mt. und Mc.
Lc. 20, 17 = Mc. 12, 10 = Mt 21, 42.
a. Const. V, 16. p. 148, 26.
xal jtoQ* aixolg wg Xld-og dxQstog dxsßXrj&fjj xoq vfiäp öi
a}g oxQoytDPtalog iÖex^-
Texte und Untersuchungen zu Lc. 20, 17. 19. 547
b. Barn. VI, 4. p. 26, 4.
Jl^7£c öi jiäXiv 6 xQaq)i]Tfjg' Xld-ov, ov ajteöoxl/iaaap ol ol
xoöoftovvreg, ovroq iyeprjdij elg X€g)aXfjr ymvlag.
c. Epiph. Haer. XLII. p. 316 A. p. 341 B.
xfld TO' rl ovv ioxl xo' Xld^oPy ov djceöoxifiacav ol olxoöo-
/wvpreg;
d. Lc. 20, 17.
6 de ifißXiy)ag avroig elxev' rl ovv koxlv xo ytyQafifiivov
xovxo' Xid^ov, ov äjtedoxl/iaoav ol otxoöofiovvtsgy ovxog
kysvrfd^i] elg x€q>aXfjv ymviag;
e. Mc. 12, 10.
ovöi xfjv yQag)fjv xctvxi]v dveyvcoxs' Xl&ov ov dxsöoxlfiaoav
ol olxoöofiovvxegj ovxog iyevijdTj slg x6q>aX^v ycovlag;
f. Mt. 21, 42.
X^ei avxolg 6 ^Itjoovg' ovöejtoxe dveyvwxe iv xalg ygatpalg'
Xld-ov ov djtsöoxlfiaoav ol olxoöofiovvxeg^ ovxog iyevrjO'^
elg xe^aX^v ycovlag;
g. Psalm. 118, 22 LXX.
Xld-ov OV dxeöoxlfiaoav ol olxoöofiovvxeg, ovxog iyevrjd^
elg xetpaXfiv yoovlag.
Nach Weiss (Marcus S. 387) stammt dieses alttestament-
liche Citat nicht aus der apostolischen Quelle, sondern ist von
Mc. im Anschluss an petrinische Erinnerungen (Act. 4, 11 ; 1. Petr.
2i 6. 7) eingefügt. Aber es ist sonst nicht die Art des Mc, seine
Quellenstoffe seinerseits mit alttestamentlichen Gitaten auszu-
statten, und die hier gebrauchte Gitationsweise (namentlich Mt
21, 42) findet sich auch sonst im Munde Jesu wieder. Vgl. Lc.
6, 3; Mc, 2, 25; Mt. 12, 5; 21, 16. Für OKtt im Urtexte Ps. 118,
22 bieten die Septuaginta und nach ihnen die synoptischen
Texte djtoöoxifiaC^eiVy die Gonstitutionen dnoßaXXetv. Die
petrinischen Bezugnahmen auf Ps. 118, 22 werden wohl auf die
Logia Jesu zurückzuführen sein, ebenso wie die synoptischen
Parallelen an dieser Stelle.
lc. 20, 19» = Mc. 12, 12* = Mt. 21, 46».
a. Marcion ap. Epiph. Haer. XLII. p. 316 A. p. 341 B.
xcH i^i^xTjöav ijcißaXelv in avxov xdg x^tQagy xal itpoßf'jd'Tioav.
35*
■w •w^^'^^^«' ^ -^.^ ■^•S^-*-.'-
548 Anssercanoniscbe Paralleltexte za Lc.
b. Lc. 20, 19»
xäi kC,rjTf]Oav ol Ygafifiazatg xäl ol aQXiSQitg IjttßaXhlv kx
avrov xäq x^^Q^^ ^^ avx^ r(] cSpy, xal i^oß^d-rjöap rov
Xaov.
c. Mc. 12, 12».
xaX i^nrovp avrov xQar^oai^ xal itpoßi^&fjCap rov ox^ov.
d. Mt. 21. 46».
xal ^f]rovvT€g avrov XQarrjöai lq>oß/i&7jCav rovg ox^ovg.
Da die Redensart: ijtißaXstv rag x^^Q^^ (I'C.) = xgaratv
(Mc, Mt) einen guten Hebraismus in sich schliesst (vgl. Gen.
22, 12: "l?irrifcj ^Tr ^^'^■^ bÄ = LXX: fiTJ ijttßaXijg rijv x^iQ&
Cov hju ro jtacöaQiov, ebenso £sth. 6, 2), so ist das Ursprüng-
lichere hier bei Lc, das Ursprünglichste wohl in dem kurzen
Marcion-Text zu suchen. Der Ausdruck Xaog dagegen ist spe-
cifisch lucanisch.
Lc. 20, 20 = Mt 22, 15 = Mc. 12, 13.
a. Cod. Cantabr. Lc. 20, 20.
xal djtoxa)Qfjoavreg ajtioreiXav kvxad-irovg vjtoxQivopiivovg
tavrovg öixaiovg, iva ijtiXaß(Dvrai avrov rdiv Xoywv, Scre
jtaQaöovvai avrov reo 9]yBfi6vL.
b. Mt. 22, 15.
rore jtogsvO-^vrsg ol q>aQioaloi ovußovXiov tXaßov, oxwg
avrov jKayiösvömöiv ev Xoycp,
c Mc 12, 13.
xal ajiooriXXovoiv jtgog avrov rivag rmv (paQiOalmv xal
rwv ^HgwöiavojVy Iva avrov dyQevCmöiv Xoym,
d. Lc. 20, 20.
xal jtagarriQTjoavreg djtioreiXav kvxad-irovg vjioxQivofidvov^
tavrovg öixaiovg elvat, liva ijtiXdßcovrai avrov Xoyov [Syr.
Cur. et Sin.: Xoyoy], Sore jtagaöovvai avrov r^ oiQxy xal
r(j i^ovoia rov fjyefiovog [Syr. Cur.: xal Jtagaöoiooaiv avrov
reo 7)ye/i6vt],
Durch das djtoxo^Qf'ioarreg, welches Cod. D an Stelle des
lucanischen jtaQarTjQfjöavreg einsetzt, wird es recht deutlich,
Texte und Untersuchungen zu Lc. 20, 20. 21. 549
dass die zahlreichen Varianten, durch welche dieser Codex das
Lucaseyangelium den Matthäustexten näher bringt, doch nicht
aus dem Streben, die beiderseitigen Texte zu conformieren, ent-
standen sind — denn dann hätte Cod. D einfach das jcogsvd-^p-
T£^ des Mt. herQbernehmen müssen — , sondern dass es sich wie
hier um Übersetzungsvarianten des hebräischen Urtextes handelt;
denn äjtox(OQBlv (Cod. D) und jtogevBOd-at (Mt.) gehen auf ?[bn
oder auch n'ÜEf Tvgl- 1. Sam. 1, 19 LlX^^os. 22, 9 LXX) zurück
Die Unabhängigkeit des djiox<OQJCavr€g von der Matthäus-
Parallele und die direkte QueÜenmässigkeit dieser Variante wird
auch bestätigt durch die meisten Italae, unter denen Cod. Colb.
z. B. liest: et cum rediissent principes sacerdotum. Wenn der
lateinische Codex Bezae ferner im folgenden liest: ut apprehen-
derent verborum eins, so ist das sichtlich Übersetzung des
griechischen Haupttextes: iva kniXäßwvxai avrov rciv Xoycov
und einer der zahlreichen Gegenbeweise gegen die von Harris
behauptete Abhängigkeit des griechischen Textes im Cod. Bezae
von dem lateinischen Nebentexte. In der Weglassung des lu-
canischen r^ ^QXV ^^^ "^V ^^ovol^ und in der Beschränkung auf
die Worte rm ^yefiovi treflFen Cod. Bezae, Syr. Cur. und Cod-
Vindobonensis zusammen. Vgl. dazu Heft I, 36, sowie die Er-
läuterungen zu Lc. 12, 12.
Lc. 20, 21 = Mc. 12, 14* = Mt- 22, 16.
a. Hegesippus ap. Eus. H. E. II, 23, 10. p. 68, 22.
ort ölxaiog ei xal ort ngoCiDXOV ov Xafißapeig.
b. Lc. 20, 21.
ÖLÖaoxaXe, otöafisv ozi OQd^Sg Xiyeig xal öiöaoxei^ xal ov
XafißavBLq jtgoOcojiov.
c. Mc. 12, 14»
öiöaOxaXe, otdafiBP ort dXijd^yg tl xal ov fiiXei Ooi JtSQl ov-
devog' ov yag ßXejcsig elg jtQodoojtov dvd-Qmjtmv,
d. Mt 22, 16.
ÖLÖaOxaXe, olöa/iev ort äXfjB^rjg sl . , , . ov yag ßkijteig slg
jigoömjtov dvO-gcoTtoop,
Die Perikope vom Zinsgroschen hat Weiss nicht als Be-
standtheil der apostolischen Quelle anerkannt. Aber sowohl
550 AosaercanoDiache Panllelteste zu Lc.
aassercanonische ParaUelen als innercanonische Merkmale sprechen
gegen Weiss. Za letzteren gehört der He'braismos XaiißavBiV
XQoOwxov = D'»DB ÄÜD. Vgl Gen. 32, 21 : "»Sfi «to*» '»biK = LXX:
Icnog yaQ jiQooöi^Exai xo^Qo6a>xov ftav. Mal. 1, 8: Tf^^B tt\97«l
s= LXX: bI Xfifezai xQoCwxov aov. Die Hegesippns-Parallele
ist in dem Bericht fiber Jacobus den Gerechten den jüdischen
Hierarchen in den Mund gelegt Weitere anssercanonische
Parallelen s. im Folgenden.
Lc. 20, 22 = Mc. 12, 14*. = Mt 22, 17.
a. Just. ApoL I, 17. p. 64 C.
XQOösXB-ovreg riveg fJQwxwv avrov, el öst KaloaQi q>6Q0t)g
TsXstv.
b. Lc. 20, 22.
i^BOTtv fjfzag Kalöagi ipoQOV öovvai rj ov;
c Mc. 12, 14^.
i^BCriP xfjvaov Kaloaoi dovvai ri ov; iciuBv r) ufj öciuBv;
d. Mt. 22, 17.
bIxov ovv fj/ilP^ xl aoi öoxbI; I^boxlv dovvai xfjvaov Kai-
ooQi 7] ov;
e. Cod. Cantabr. Mc. 12, 14^.
Bljth ovv ^(ilVf el Js^eöxiv i^fiag dovvai ijtixBtpaXaiov Kai-
\y V V^N^ w "
aagt fj ov;
Die Synonyma 6el=i^BaxiVf ferner g^ogog (Paulus Rom.
13, 7, mit ihm wie oft zusammentreffend Üc^ Just.) = xrjvöoq
(Mc., Mt.) = kjrixBfaZaiov^ (Cod. D) lassen den Quellentext er-
kennen. Justin trifft besonders in dem Ausdruck: o^ooot;^ t£-
XbIv mit Rom. 13, 6: tpoQOvg xbXbIxb zusammen. Man wird also
schliessen dürfen, dass au^ Lc. in der von ihm benützten —
paulinisch^lucanischen — Version xbXsIv las, das dovvai dafttr
aber aus Mc. herübemahm. '
Ic. 20, 23 = Mc. 12, 15 = Mt 22, 18*.
a. Cod. Cantabr. Lc. 20, 23.
kütiyvovq ök ccvrcov xfjv xovTjQlav BbtBV jtqoq avrovg.
Texte und Untersuchuogen zu Lc. 20, 22. 23. 24. 55 1
b. Mc. 12, 15.
6 öe Idaov avxciv rrjv vJtoxQiaiv ebtev avrolq.
-^ '^ ^ - ■-
c Mt 22, 18*.
yvovq Sh 6 ^hjoovq xfjv xovriQlav avxdv sljttv.
d. Lc. 20, 23.
xaravovoag ös avrcöv xhv Jtavovoylav bIjcbv,
Auch dieser kleine Textbestandtheil zeigt Übersetzungs-
Varianten: kjifuvdoxBiv = yiveoaxBiv = TcaravoBlv = 16bIv (vgl.
Deut 7, 15: nTT; = LXX: cöJgcwcog) = rij, ^öi^()/a^=3^v50^^«;
öic = Jtopovgyla (vgl Jos. 9, 4: mn» = LXX: fieza navovQ-
Lc. 20, 24 = Mc. 12, 15*. 16 = Mt 22, IS*. 19.
»
a. Pistis Sophia p. 184, 19 ed. Schwartze et Petermann.
De verbo ovv, quod dixisti nobis olim, allato tibi statere,
quum vidisses eum argenteum esse et aeneum, interrogasti:
cuius est haec eixoov? Dixerunt: regis est.
b. Just ApoL I, 17. p. 64 C.
xal cbtexQiparo' elyrard fioi, xivog üxova x6 vofiiOfia Isx^i;
ol 6s Itpaoav Kalaagog.
c. Exe. Theod. § 86. ap. Clem. AI. p, 988.
ijtl xov jiQoxofiicd-evxog vofilCfiaxog 6 xvQiog slnsv^ ov'
xivog x6 xxfjfia, aXXd' xlvog r/ slxatv xal 17 i7nyQag>i^; Kai-
oagog' Iva ov ioxlv^ ixaiva> doB-fj.
d. Cod. Cantabr. Lc. 20, 24.
xl US jtsigaC^sxs; ösl^azd fiOi x6 vofiiCfia' xlvog ix^t stxova
xal X7jp ijtiyQaipj]P ; ojtoxgi&^spxsg sbtov Kalöagog.
e. Mt 22, 18^ 19.
xi fis^siga^sxs, vxoxQtxal; ijtiösl^axi fioi x6 vofiiöuaxov
xjjvaov. ol ÖS jtQoofjvsyxav avxrp örjvaQiov, xai X&fsi ov-
xolg 6 Iriöovg' xlvog ?/ slxÄv avxfj xal ij i3tiyQaq>i]; Xi-
yovoiv KalöaQog.
l Lc. 20, 24.
ösl^axi (AOL ÖTjväQiov xlvog £^ slxova xai ixiyQaiprjv; ol
il [Syr. Sin. add.: lösi^av avxA xoii] slxav KalooQog,
552 Aussercanonische Paralleltexte za Lc.
R. Mc. 12, 15^ 16.
rl (16 yreigaC^ere; fpiQBxi uoi ötivaüioVj tva low, 61 de rjpBy-
xap, xal XiyBt avrolq' rlvoq w bIxwv avxfi xdt fi i^iyga-
gpry; oJ da slxav avxo)' KalcaQoq.
Sehr eigenthümlich ist hier die Nachricht der Pistis Sophia,
dass der Stater aus Silber und Erz angefertigt gewesen sei.
Dass aber diese Nachricht der Quelle angehorte, aus welcher die
Pistis Sophia in diesem Falle schöpfte, zeigt die andere Stelle
p. 293: splenduit, cum videre eum argenteum et aeneum.
VgL das Folgende. Zum Urtexte gehören mit Sicherheit die
Varianten: afferre = jtQoxofiiCsiv = jtQOOg)i()etv=g>iQeiv = Ä'^aTl.
^•■W X X-* \.^ ^ .^ y.
Lc- 20, 25 = Mc. 12, 17 = Mt. 22, 21.
a. Just. ApoL I, 17. p. 64 C.
xdi jidXiv ojctxQlvaro avrolg' ajtoöoxe ovv ra Kalcagoc
xq Kaloagij xal xä xov d'sov ß-eco.
b. Lc. 20, 25.
o öi el^Bv jtQog avxovg' xolwv ojtodoxe xä Kaloagoc
KalöaQi xdi xa xov d^eov xqj &B(p.
c. Mc. 12, 17.
o öh ^Ifjcovg bIxbv avxolq' xa KaloaQog ojtoöoxB Katoagi
xal xa xov d-Bov xd» d^Bw,
4 I
d. Mt. 22, 21.
xoxB XiyBL avxolq' äxoöoxB ovv xä Kaloagoq Kaloagi xal
xa xov ß'BOV TCO d^B<0.
t 4
e. Clem. AI. Paed. II, 1, 14. p. 172.
xä Kaloagog äjcoöovg xm Kaloagi q>vXä^7;i xä xov d-Bov
xcp d-bcp.
f. Pistis Sophia p. 184, 22 ed. Schwartze et Petermann.
Quum yidisses ob eum [sc. staterem] esse argenteum \), dixisti:
date portionem, quae regis, regi, et, quae dei, deo.
•' »•N-' *- -•'V^
1) Genauer: mixtum argen to et aere.
Texte und Untersachangen zu Lc. 20, 25. 553
g. Ephraem Syr. Ev. concord. expoB. ed. Mösinger p. 193.
dicit: date Caesari, quod est Caesaris, sed Deo, quod debetis,
reddite ei.
h. Rom. 13, 7.
ajtoöoxB jtäoLv rag oq>eiXag, tc3 tov fpoQov xov fpoQov^ xA
x6 xiXoq xb xiXoq, xw xov <p6ßov xov ^poßov, rc5 xf^v ri-
IJtriv xijv xifirjv.
i. Acta Martyrum Scülitanorum ed. Usener.
T] 6h ayla Aovaxa iq)fj' xtjv /ihv xififjv reo KalaaQi coq Kai-
oagi, xov tpoßov de x<p ^em i^fimv catodlöofdsv.
k. 1. Petr. 2, 17.
xov d-Bov g>o߀lö&e, xov ßaoiXia xifiaxe.
Die aussercanonischen Texte machen es in Verbindung mit den
Parallelen in den canonischen Lehrschriften wahrscheinlich, dass
der zweite Evangelist Jesu Antwort in verkürzter Gestalt wieder-
gegeben hat und dass diese verkürzte Gestalt aus Mc. in die
beiden anderen Synoptiker übergegangen ist. Die Überein-
stimmung zwischen Ephraem: quod debetis — und Paulus:
xäg 6q)eiXaCy wozu noch Tertullian (de resurr, camis c. 22:
Caesari quae sunt Caesaris debens) hinzukommt, zeigt es, dass
hier von Ephraem ein Rest des Urtextes, welcher bereits
Paulus bekannt war, erhalten ist. Bei einer weiteren Ver-
gleichung von Rom. 13, 7; 1. Petr. 2, 17 und der Acta Marty-
rum Scillitanorum könnte man geneigt sein anzunehmen,
dass das, was man dem Kaiser schulde, als Ehre, xifirj^ was man
Gott schulde, als ^oßog = tlV^y^^ =cultu8, von Jesu bezeichnet
gewesen sei. Vgl. den von Robinson mitgetheilten lateinischen
Text aus The Acts of the Scillitan Martyrs p. 119: Sancta simi-
liter Donata adiecit: Honorem Caesari quasi Caesari reddimus,
timorem autem et cultum Christo Domino praestamus. An-
dererseits liegt gerade in der Kürze und der Allgemeinheit der
Antwort Jesu nach den canonischen Texten und in der Bezug-
nahme auf Bildniss und Überschrift des Münzgroschens die für
die Gegner verblüffende Pointe der Antwort. Es wird also
dahingestellt bleiben müssen, ob und wie jene aussercanonischen
Textreste unsrer Perikope im Urtexte einverleibt gewesen sind.
554 Aassercanonische Paralleltexte zu Lc.
Lc. 20, 27 = Mc. 12, 18 = Mt 22, 23.
a. Hom. Clem. III, 54. p. 51, 12.
r^v dl xdi eOTiv kv reo ^Itjoov ijficov Xoycp, xXijv räXf^d-fj
Tov vofiov elöcog 2!addovxaioig xvp&avofiivotg , xad-^ ov
Xoyov Mtovo^g hjträ öwax^oQ^loev Yafietv, l^g>f].
b. Epiph. Haer. XIV. p. 3lD.
0T6 jtQoofjXd'OV avrS Xiyovrsg, d övvarai elvat vexQwv
avaoxaoig,
c. Mt. 22, 23.
kv hcBivrj T^ W^Q9 JtQOorjkd-ov avr<p 2a6dovxalot Xiyovxtg
(xri elvai avaoxaotv.
d. Lc. 20, 27.
jtQOOBXd-ovxeg 6i rivsg rcov Sadöovxalcov, ol dprtXiyovrsg
avaoxaotv fii} elvai.
e. Mc. 12, 18.
Tcal EQxovxai Saödovxaloi Jtgog avxov, oixiveg Ufovoiv
avaoxaotv fit} elvai.
'ixaoiv f
Lc. 20, 28 = Mc. 12, 19 = Mt. 22, 24.
a. Epiph. Haer. XIV. p. 32 A.
MoDvoiwg jtaQaxsZsvofiivov ijtiyafißgsvoai xfjv ywaXxa xov
dÖ€jig)ov ajtaiöog xeXevxrjOavxog xäl aysod-ai avx^v x<p
aäeZgxp avxov jiQog xo k^avaoxijoai OJtiQfia slg ovofßn xov
xaxotxofiipov.
b. Mt 22, 24.
XiyovxBg' öiöaoxaXe, Mwvorjg eljtsv iav xig cbtoB-av^^ firj
Itoov xixva, ijtiyaußQsvoei 6 a6eXg)6g avxov xfjv yvvalxa
avxov xal avaoxrjOBL ojtigfia tc5 d6eXq>w avxov,
c. Mc. 12, 19.
öiäaoxaXs^ Ma)vorjg syQa^)BV fjfilv oxi hav xcvog ä6eZq)6g
dxo&dv^ xal TuxxaXlnxi yvvalxa xal fit] dq>fj xixvov, tva
Texte und üntenuchoiigeii za-Lc. 20, 27. 28. 29—31. 555
Xaßfj 6 dÖ€Zg)6g avrov rfjv yvvalxa xai i^avaOTf)c^ oxigfia
T<p dösXqxp (ZVtOV.
d. Lc. 20, 28.
XeYOPreg' öiJaöxaXs, McDvafjg SYQcnpBv ^filv, iav xivoq adeX-
q>og dxod-avy ipov yvpalxa, xal ovrog arexpog >/, tpa Xaßy 6
ddsXg)6g avrov rrfv yvvalxa Tcal a^avaozi^oy öJteQfia rä
aösXg)^ avrov.
e. Deut. 25, 5. 6* LXX.
iäv de xaT0iX(5ciV ä6€kg>oi ijtl ro ccvro xal djtod^avij dg
k§ avrAvy ojtSQfm öe fitj ?} avrm, ovx earai ly yvv^ rov
re&pi]x6rog Igo dvögi piTj iyyiC^ovri' 6 dösX^og rov dvÖQog
avr^g slösXevosrai jtQog avrijv xcu Xfjtpsrai avrijv eavrm
ywalxa xcä, CvvoixtfiBi avrrj. xal iorai ro jtaiölov o idv
rixiß [Cod. AL: r^xB-^i] xaraarad-i^oerat ix rov 6v6[iarog
rot r^iXBvrrixorog.
In den Eyangelieniexten ist das zu Grunde liegende mosa-
iacfae Gebot weder nach dem Septuaginta-Text noch nach dem
Urtext wortlich genau wiederzufinden. Dennoch lassen sich
folgende Übersetzungsvarianten erkennen: rBrBXsvrrjxoig ^=^ xb^
Xevri^Oag = reß-PTpccig = idv reg djrod-avxi = fitJ (vgl. oben
S. 141 zu Lc. 8, 42), (irj 1%'^'^ rixva = drexvog == cbtaig = OJti^
fia ÖS fifj fjv avrm = ib p« ]ni, ijtiyafißQsvoai = gvpovxbIv =
Dä\ Merkwürdiger Weise übersetzen die LXX Deut. 25, 5 dieses
021*^ nicht mit dem terminus technicus ijtiya/ißQBveip, Dagegen
vgL man Gen. 38, 8: i7lli( D^^l = LXX: xal ijtiydfißgsvöac
avrijp.
Lc. 20, 29-81 = Mc. 12, 20— 22» = Mt. 22, 25. 26.
a. Epiph. Haer. XIV. p. 31 D. 32 A.
xal ort' Ixra dÖ6Xq>ol iyspopro, xal 6 j^QtStog yvpalxa
iytlfiB x(d ojtaig ireXevra, xal 6 ÖBvrsQog eXaßap avrr/v
.... eXaße yovv^ g>f)ol, ravrrjP 6 XQcorog xal 6 ÖBvrsQog,
xal ireXsvrijoav' ofiolcog xdi ol tjtrd.
556 AussercanonisChe Paralleltexte zu Lc.
b. Mt. 22, 25. 26.
TjCav Ö8 JtaQ^ t)filv tjtxa aöek^ol, xdi 6 jrQcorog yrjfiag ire-
XevTfjOtv, xal fir/ f;^»*; öjttQfia d^fjxev trjv yvpalxa avrov
T(p ädek^m avzov' ofiola^q xdi o öevrsQog xcä o tqItoc
c. Lc. 20,29—31.
Ejtra ovv Q6BX(poi //öa^, xal 6 jtQmrog kaßcov yvvalxa
anld^artv arsxpog' xal 6 ötvreQog xal 6 rgirog sXaßev
avTr/v cüOavTcog xai ol tjita ov xartXiJtov rixra xal äxi-
^avov.
d. Mc. 12, 20—22».
ixra a6eXq)ol rjöap, xal o jiQcorog eXaßep yvvalxa y xcu
djtod^vtjOxwv ovx dq)fjxev axtgfia' xal 6 ösvreQog iXaßsv
avxrjv xcä djtid^avev fifj xaraXixcov ojttQfia' xdi 6 rQlxog
ojöavxa}g, xal ol tjtxd ovx dfffjxav öxtQfia.
Weitere — und zum Theil dieselben — Übersetzungs-
yarianten: iysvovxo = tfcav = ^'^T], ywalxa yafielp = yvvalxa
Za/ißap£iv = yafiBlv = ntÖÄ npb (vgl. Heft II, 244, sowie in
diesem Hefte S. 404 zu Lc. 14, 18), ajiaig = axexvog = fii} hxcov
CjtiQ(ia = ib y^V^ "jai, ofiolmg = moavxmg = ■J5"'112?.
.. W w^
Lc. 20, 33 = Mc. 12, 23 = Mt. 22, 28.
a. Epiph. Haer. XIV. p. 32 A.
kv 6b x(j dpaoxaaei xöjv ptxgcop xlpog toxat avxtj yvpri^
ijteiörj xal ol tjtxd avxijv iypoixaöip ;
b. Mt. 22, 28.
kp 6h xfj dvaoxdoei ovv xiPog tc3i' sjtxd eoxai yvpfj; xat*-
xeg ycLQ toxop aixrjv,
c Mc. 12, 23.
ip 6e x(] dpaoxdoei^ oxap dvaoxcöoiv, xlvog avxciv ioxai
yvvfj; Ol ydg tjtxd ioxov avxijv yvvalxa.
d. Lc. 20, 33.
?) yvvq ovv Iv xy dvaOxdoei xivog avxcov ylvexai ywtj;
ol ydg ijtxd soxov avxrjv yvvalxa.
^N •« ^.»"v
Texte and UnteraachnBgen zu Lc. 20, 33. 34. 557
Der Epiphanius-Text: ol Ijixa avr^v iyvcixaaiv — trägt
am meisten hebräisches Colorit und den realistischen Charakter
der Quelle. Die euphemistische Umschreibung: iöxov avTTjv
ywalxa wird von der Hand des Mc. herrühren und Ton da aus
in die beiden anderen Evangelien übergegangen sein.
Le. 20, 34.
a. Lc. 20, 34.
xal bIxbv avrolq o 'ItjCovg' ol vlol xov cdcovog rovzov
yafiovcip xal yafilaxovrai.
b. Just, de resurr. c. 3. p. 590 A.
6g q>7iotv' ol vlol xov alSvog xovxov yafiovoi xal yafil-
öxovxai.
c. Clem. AI. Paed. I, 4, 10. p. 103 = Paed. II, 10, 100. p. 230.
kv yoQ xm alcipi, xovxo), g>fiol, yafiotoi xal yafjiöxovxai,
d. Ephraem Syr. Ev. concord. expos. ed. Mosinger p. 194.
Yalde erratis, quia filii adulti hujus mundi uxores ducunt.
e. Clem. AI. Strom. III, 12, 87. p. 551.
ol kv xovxcp yBvofitvot rc5 al(5vi, öiä xfiv yeveoiv vlol ov-
xeg, yspvcoOi xal yevvcSvxai,
f. Cod. Cantabr. = Syr. Cur. = Syr. Sin. ad Lc. 20, 34.
xal ebtev Tigog avxovg' ol vlol xov alcovog xovxov yev-
vcjvzai xal yepvmoiv, yafiovOiv xal yafiovpxai.
g. Cod. Colbert. p. 99 ed. Belsheim.
Et ait iUis Jesus: Filii hujus mundi generant et gene-
rantur.
Dieser Satztheil, welchen Mc. und Mt. weggelassen haben,
trägt durchaus das hebräische Gepräge des Urtextes. Vgl. nament-
lich ol vlol xov alcopog xovxov = n-TH Dbi!??! '^sa hier wie Lc.
16, 8. Der aussercanonische Textbestandtheil, welcher im Cod. D,
im Syr. Cur. und in den Italae sich findet: yevpcSvxaL xal ysv-
v<DOi oder umgekehrt: ytvvcioc xal ysppcoPTai — ist bereits
vom Redaktor des ersten Evangeliencanons — jedenfalls aus
dem echten Urtext — eingefügt. Er wird durch Clemens AI.,
Origenes, Cyprian, Augustinus, auch Methodius (de re-
surr. XLVUI, 4 p. 156 ed. Bonwetsch: tJ yafiijaopxag }} yspprjOO'
AoMercasonische Paralleltexte zu Lc.
fijpovq) beglaubigt und klingt auch in Ephraems ^adulti" an. Bei
seiner Correspondenz mit dem voraufgegangenen Epiphanius-Text:
oi hxra avrfjp iypcixaöiv erscheint dieser Teztbestandtheil ak
echter Rest der vorcanonischen Quelle.
Lc. 20, 85. 36* = Mo. 12, 25» = Mt 22, SO«.
a. Just. Dial. c. Tryph. c. 81. p. 308 B.
ojtSQ xal 6 xvQiog rffiSv slxav^ ort ovre yafitjöovoiv ovtb
yafirjd-rjcovrac.
b. Just, de resurr. c. 2. p. 589 A.
rov öcoT^Qog elgrixoTOC' ovre yafiovoip ovre yafiioxoPTcu.
c. Mt. 22, 30*.
ip ycLQ r(j apaCxaoBi ovrt yafiovoip ovrs yafii^oprai.
d. Epiph. Haer. LXIV, 35. p. 557 D.
pvpl 6h dxoocQlpsrat Xiycop' kp r^ apaoraoBi ovxb yafiovcip
ovre yafiioxoprai,
e. Mc. 12, 25*.
6t ap yag ix pbxqcop dpaorcööip, ovtb yafiovOiP ovtb ya-
. (ilCoptai,
f. Clera. AI. Strom. III, 6, 47. p. 533.
akla fJBxa rrip dpaöraoip, (pfjOip, ovtb yafiOvOip ovtb ya-
lil^oprai.
g. Philastr. c. 59. p. 60.
nam in die judicii non nubent neque nubentur.
h. Just de resurr. c. 3. p. 590 B.
ol Sb vXoi Tov (iiXXoPTOQ alSpog ovtb yafiovotp ovtb ya-
yiioxoPTai.
i. Tatian. Fragm. IL p. 166.
To QrjTOP t6 jibqI pbxqSp dpaardoBCDg' ol vlol tov alSpog
ixBlpov OVTB yafiovoip ovtb yafii^opTai.
k. Clem. AI. Strom. HI, 12, 87. p. 551.
ofiola^g ÖB xdxBlpo xofil^ovoi to qtjtop' ol viol tov alcipog
IxbIpov to xbqI PBXQoip dpaöTCtöBCog ovtb yafiovoip ovtb
ya{ilt<opTai.
Texte und UutersucbungeD za Lc. 20, 35. 36. 559
1. Lc. 20, 35. 36*.
ol de xata^ifod-ivTsg rov alSvoq ixalpov tvxslv xal z^g
apaardoeojq rijq ix vexQoiv ovxe yauovoiv ovxs yaulCovrai^
ovTB ycLQ ajtod^avBlv Ixi övvavrai.
m. Epiph. Haer. XXVI, 15. p. 97 D.
akXa xal avxbg 6 ocorffQ Xiyer 01 xara^iayd'ipTeg Tf)g ßa-
ocXslag zcov ovQavotv ovte ya/dovciv ovrB yafäoxovraL
Mit Rücksicht auf die vlol rov alSvog rovrov in dem
voraufgegangenen Satztheil sind die ol vlol rov fiiXXovrog aldj-
vag Justins und die ol vlol rov almvog kxslpov = ^^'ST] •'SSI
^n als das Ursprüngliche zu recognoscieren. Das xaza^nDd-^vai
gehört zu dem Sprachgut des Lc. Vgl. unten die Bemerkungen
zu Lc. 21, 36. Die Ausdrücke: dvaozaoig (Mt.) = dies judicii
(Philastr.) = ozav ix vaxgcov avaoz£oiv sind freie Umschrei-
bungen des 6 fiiXXcov alciv,
Ic. 20, 36«» = Mc. 12, 25»» = Mt 22, W.
a. Mc. 12, 25^
aZjC slöip (6g ayysXoL ev zotg ovgavolc.
b. Mi 22, 30^
aX)^ cog ayyeXoi d'Bov iv ztp ovQavm elolv.
c. Just, de resurr, c 3. p. 590 B.
dXX* töovzai (Dg ayyBXoi iv z(p ovQavoi.
d. Just, de resurr. c. 2. p. 5S9 A.
dXX' Eöovzai dg ayyaXoi iv zoi ovgavm.
e. Philastr. c. 59. p. 60.
sed erunt sicut angeli.
f. Exe. Theod. § 22. ap. Clem. AI. p. 974.
iysiQofiBd^a ovv ijfiEtg loayyBXoi.
g. Hom. Clem. XVII, 16. p. 166, 26.
iv yccQ zfl ävaozaOBi zmv vsxqcoVj ozav zQajtivzag Big
q>(Dg za aciuaza loayyBXoi yivcovzai.
560 Aussercanonische Paralleltexte zu Lc.
h. Just. DiaL c. Tryph. c. Sl. p. 308 B.
aXXa laayyeloi soopraiy rtxva rov &eov z^g apaozaCBtog
ovTsg.
i. Lc. 20, 36^
loayyeXoi yag elciVy xal vlol eloiv d-eov^ r^g dpacvaaecog
vlol ovrsg,
k. C!od. Cantabr. Lc. 20, 36^.
looYYeXoi yccQ eloiv rq5 ^€(5, xrig dpaoxaoacog vlol ovteg.
Die Varianten: vlol &€0v = rixva d-sov = DT^Ä "^23
ebenso G>g ayyeXot = lodyyeXoi = D'^DÄb'ö? (vgl. yipsod-ai odq ==
ofioiov ylveoO^ai = fiifietoO-at = ? ST'rt oben S. 87 f. zu Lc. 6, 35®)
liegen offen zu Tage. Zu der Engelgleichheit ist zu vergleichen
bei Hegesij)pus ap. Eus. H. E. III, 20, 4 die ßaoiZela ixovga-
piog xal dyyeXixTj. Nestle erinnert noch an die alttestament-
liche Bezeichnung der ayysXot als tZ'^Jl'bÄ '^33. Vgl. Hiob 1, 6;
2, 1: D'^rt'bfcüil '^33 = LXX: ol dyyeXoi rov d'sov,
Lc. 20, 37 = Mc. 12, 26 = Mt. 22, 31. 32».
a. Epiph. Haer. XLII. p. 316 A.
djrexotpe [sc. 6 Magxlwp] to'* ort de iysigoPTai ol vbxqoI,
xal Mwvcfig if^^vvös jtsgl rijg ßdvov, xaO^wg Xiyei xvqiop
TOP O^eop ^Aßgadfi xal 'loadx xal ^laxoiß. d^eog 6i iozi
^cipTOP, xal ovxl vexQojp.
b. Epiph. Haer. XLIL p. 342 A.
ovx slx£ ravza' ort öi syslgoprai ol pbxqoi, xal Mayvo^c
iftrjpvae Xhycop d^eop ^Aßgaccfi xal O^sop ^loadx xal i^eop
^Jaxcißy &top ^cüPTcop. — öid x6 ötvreQcoöai top oan^ga
ri^p JiagaßoX/jP , öirroig jtag" ?jf/cop Ipxixaxxai, Xpa fii]
djteixa^ofispoi xo) dyvQx^i Magxlcopi rjfietg JtaQaXsifpmuip
XL x(OP ysyQafifitPOP.
c. Lc. 20, 37.
6x1 ÖS iyslgopxai ol psxgoL xal MmvoTig Ifii^pvosp ijrl xfjg
ßdrov, oig Xeyei xvgiop xop O^bop Aßgadfi xal ^sop ^löadx
xal Veop 'laxcoß.
Texte und Untersuchungen zu Lc. 20, 37. 38. 55 t
d. Epiph. Haer. XIV. p. 32 AB.
Ott de avaoxriCovxaL ol vsxqoI, Mcovoijg vfi&g öida^ai^ dg 6
d^eog avr<p ixQVf^^'^^^^ Xiycov iyci alfjti 6 d^eog ^Aßgaafi
xäi 6 d-sbg ^löaax xal 6 d-sog ^laxciß,
e. Mc. 12, 26.
x6Qi 6i TCöv vsxQwVy OTi kyslgovroi, ovx dviyvcors iv rc5
ßlßjLq) Mcovöicog ixl rov ßarov, jiäg ehtev avrw 6 d-eog
XeycDV' kym 6 d-eog lißQaafi xäi 6 d-eog ^löadx xäi 6 d-eog ^la-
xciß;
f. Mt. 22, 31. 32*.
xsQi de rrjg dpaözaoecog rciv vbxqAv ovx dviyvfDxe ro Qrj-
^ev vfiiv vjto rov &€ov Xiyovrog' iyco elut 6 d-eog ^Aßgadfi
xal 6 d^eog 'löaäx xäi 6 deog ^laxcoß;
g. Const. VI, 30. p. 195, 12 = Didasc. VI, 30. p. 336.
XiyeL yag 6 öcorijQ xolg oaSöovxaloig' jiBQi de xfjg dva-
oxdoecog xcov vexQcäv ovx dviyvmxe xo yeyQa^i^iivov oxi
iyoi 6 d-eog ^Aßgadfi xäi 6 debg ^löadx xäi 6 dsbg ^laxciß]
h. Epiph. Äncor. c. 39. p. 44 C.
xäi g>nolv 6 xvoiog xolg oadöovxaloig Jtegi dvaozdöecog
difjyovßevog' oxi di lyelQovxai ol vexQoL eljtev o deog'
iycb o debg ^Aßgadfi xäi 6 deog ^loadx xäi 6 ^fo^ ^laxciß,
i. Exod. m, 6. LXX.
xäi eljcev iyco elfii 6 debg xov jtaxQog oov, d-ebg ^Aßgadfi
xäi ß-ebg *Ioaax xäi deog ^laxoiß.
Die substantivische Fassung des ersten Evangelisten ist, ähn-
lich wie Mt. 22, 30*: iv xtj dvaöxdaei, eine graecisierende Um-
schreibung des Hebräischen: D'^tlBfl 'liaip^ "'S = ort dpaax?j00V'
xai = iyelQovxai ol vexQoL Die von Jesu nach dem Urtexte
angewendete Citationsweise wird nicht mehr zu ermitteln sein.
Doch ist die Formel: ovx dvlyva)xe dem Urevangelium geläufig.
Vgl. Mt. 19, 4; 21, 16; 21, 42; Mc. 2, 25; Lc. 6, 3.
Lc. 20, 38* = Mc. 12, 27 = Mt 22, 32*.
a. Epiph. Ancor. c. 39. p. 44 C.
debg ovv koxX ^(6vxa)P, xäi ov vexQcov.
Texte Q. Untersuchungen X, 3. 36
562 AuBsercanonische Paralleltexte zu Lc.
b. Epiph. Haer. XIV. p. 32 B.
O^ebg 6i hon ^civrcov, xät ov vbxqSv.
c. Epiph. Haer. XLII. p. 316 A. p. 341 C.
d^sog ÖB iöTL C,(6vTa>v^ xal ovxl vexQwv.
d. Hörn. Clem. III, 55. p. 51, 19.
rolg 6h Xiyovoiv ort 'Aßgaufi xal ^loaäx xdL ^laxciß dxißa-
VBV, B(pr}' ovx eOTiP d-Bog vbxqcSv, dXXä ^<6vtc9V.
e. Const. VI, 30. p. 195, 15 = Didasc. VI, 30. p. 336.
ovx lOTtV OVV 6 d^BOg d-BOg PBXQtDV^ dXXä ^COPTCOV.
f. Mt. 22, 32^
ovx BOTip d-Bog vBXQ(5v dXXd ^civrcDV.
g. Lc. 20, 38».
d^BOg ÖB ovx BöTiV PBXQtDV ciXXä ^civTfOV.
h. Mc. 12, 27.
ovx BÖTIV 6 d-£og VBXQcov dXXd ^(DVTcov. jtoXv JtXavaod'B.
Der Hauptsatz ist fast gleichlautend von allen Zeugen er-
halten. Das Mc. 12, 27 nachgesetzte: jcoXv jiXaväod-B fand sich
bei Ephraem schon zu Lc. 20, 34: valde erratis — am Anfang
der von Jesu gegebenen Antwort, während ausserdem Mc. 12, 24
= Mt. 22, 29 in einem von dem dritten Evangelisten weggelassenen
— bereits Heft II, 268 f. behandelten und zur Ergänzung unsrer
Perikope zu vergleichenden — Textbestandtheile bei Mc. öiä
TOVTO JcXapaod-B, bei Mt. jtXavaod^B zu lesen war. Nestle
macht noch auf den Umstand aufmerksam, dass Q-Bog ^civtov
sich mit der jüdischen Übersetzung von HlfT^ = 6 Qcop d^Bog
berührt. Vgl. Nestle, Vitae prophetarum s. v. jiyyalog p. 27:
dXXfjXoma, o hQfirjPBVBzac alviöcofiBP xS ^cQPrt d-Btp.
Lc. 20, 38*.
a. Const. VIII, 41. p. 275, 8.
jidproap al tpvx<xl jtaQa öol ^mötp.
b. Diatessaron Arab. p. 60^ ed. Ciasca.
omnes enim vivunt apud eum.
c. Martyr. Polyc. XIV, 1. p. 154, 9.
jtapTog TB rov yipovg t<dv öixalwVy ot ^coötp ivcaxiov
oov.
Texte und ünteranchangen zu Lc. 20, 38. 44. 563
d. Const. VI, 30. p. 195, 15.
jtavzeg yog avzw ^ciaip.
e. Iren. IV, 5, 2.
omnes enim ei vivunt.
f. Lc. 20,38^
jiaPTsg yoLQ avrm ^moiv.
Hat Lc. io dem Yorausgegangenen Text gekürzt, so giebt
er hier eine ergänzende Nachlese, deren Quellenmassigkeit durch
Rom. 14,7. 8: xdi xvQlcp Qcöftsp, iav rs djtod-tnjoxfDfiep xtX. —
beglaubigt ist. Das jtaga = hvdxiov = *^3&b dürfte ebenfalls
ursprünglich sein. Vgl. Lc. 18, 27.
Auch die Perikope Mc. 12, 18—27 = Lc. 20, 27—38 = Mt. 22,
23 — 33 stammt trotz Weiss aus der yorcanonischen Quelle:
ausser Anderem weist darauf hin das vOtbqov Lc. 20, 32 = Mt.
22, 17, worin der erste und der dritte Evangelist gegenüber dem
BOxarov Mc. 12, 22 zusammentreffe^. So gewiss als beide das
vözEQOV nicht aus Mc. geschöpft haben, so gewiss geht votbqop
wie iöxarov auf das hebräische SiDiinKa zurück. Vgl. oben die
Erläuterungen zu La 20, 13. 14. Die Varianten:
Xiyopregy el övpazai elpai psxqcSp dpaozaöig
Xiyopzeg fxr^ elpai dpaozaöip
avziXiyopxBq fi^ elpai dpaozaoiv
sind aus dem einheitlichen Texte: D'^rilßb n'ö'lpn njrtnn abzu-
leiten. Vgl Heft II, 78. — " '
In der von den clementinischen Homilien gebrauchten
Eyangelienquelle scheint unsre Perikope auf das Engste mit der
Frage nach der Ehescheidung verbunden gewesen zu sein. (Vgl.
Heft II, 241 f. zu Mt. 19, 8*). Vielleicht war dies das Originale
und die Stellung unsrer Perikope in den canonischen Bearbei-
tungen der Quelle nur die Folge einer von Mc. vorgenommenen
Umschaltung.
Lc. 20, 44 = Mc. 12, 37 = Mt. 22, 45.
a. Jusi Apol. I, 40. p. 79 A.
avzov vlop xaXsl 6 d^Boq xal vJtozdoaeip avrö) xapzaq
ix^Qovg ijti^yyeXzai,
36 ♦
564 Aussercanonische Paralleltexte zn Lc.
b. Mt. 22, 45.
sl ovv AavBlö xaXet avtov xvgiov^ jtcig vlog avrov icrlv :
c. Lc 20, 44.
Javrirf ovt^ xvQiov avrov xaXeU scal jccig avrov vioq ioriv;
d. Mc. 12, 37.
avrog Aaveiö Xiysi avrov xvqiov, xal xo&ev avrov iorlv
vlog;
e. Evang. Hieros. p. 289. 290 = Cod. Sin. ad Lc. 20, 44.
Si ergo David in spiritu vocat eum Dominum meum (»T^^),
quomodo est filius ejus?
Auch die Perikope Mc. 12, 35—37 = Lc. 20, 41—44 = Mt.
22, 41 — 46 leitet Weiss lediglich aus der Marcusquelle ab.
Wenn aber Mt. und Lc. in dem xaXsl tibereinstimmen, welches
aus dem ?.tyst des Mc. nicht abgeleitet werden kann, so ist dies
zwar ein kleines, aber ein sicheres Symptom davon, dass auch
hier hinter Mc. noch ein anderer Quellentext lag.
Lc. 20, 47 = Mc. 12, 40.
a. Syr. Cur. Mt. 23, 14.
oval vfjtv YQafifiaretg xal <paQiOaloiy vjtoxQiral, ort xar-
saMsre rag olxlag rmv XVQ^^ nQOtpaOEi fiaxpa Jtgocsvxo-
utvoc öia rovro XifjjpeöO'e jtsQtOöoreoov xglfia.
b. Cod. Cantabr. Mc. 12, 40.
ot xarscd-lovOLv olxlav XVQ^^ ^^^ oQipavcor, xQOtpaost
fiaxQc jtQooevxofisvoi' ovroi Xi^fitpovrai xEQiOöorsQov xglgia
c. Mc. 12, 40.
ol xareö&lovreg rag olxiag rmv XVQ^^ *^^ JtQOtpaasi
fiaxQa jiQOOevxofisvotf ovroi. X-qfitpovrat jcegicooregov xglfia.
d. Lc. 20, 47.
o? xarEöMovdiv rag olxlag rmv XVQ^^ ^^ 3tgo(päoBi fiaxga
jtgooevx^vrar ovrot XTJiitpovrai jregiocoregov xglfia,
e. Cod. Colbert. Lc. 20, 47. p. 100. ed. Belsheim.
qui fingentes longam oracionem: devorant panes viduarum;
hi majorem damnacionem accipient.
Texte und Untersuchungen zu Lc. 20, 47. 555
Aus der groBsen antipharisäischen Rede, welche nach ihrem
Grundstock Lc. 11, 37—52 = Mt. 23, 1—36 erhalten ist, und
deren Einzelbestandtheile theils Heft II, 270 — 280, theils in diesem
Hefte S. 268—292 behandelt worden sind, hat der zweite Evan-
gelist nur einen kleinen Rest in seine Schrift herübergenommen
and denselben nach Mc. 12, 38 — 40 verpflanzt Mt. hat im An-
schluss an Mb. die ganze antipharisäische Rede umgeschaltet und
in den letzten jerusalemischen Aufenthalt verlegt. In Folge dess
ist im ersten Evangelium der Abschnitt Mc 12, 38—40 als ein
besonderes selbstständiges Redestück verschwunden. Anders bei
Lc, welcher die antipharisäische Rede — wenn auch gekürzt —
an ihrem ursprünglichen Standort Lc. 11, 37 — 52, also in dem
Bericht über die Wirksamkeit Jesu in Peräa (vgl oben S. 225. 269),
darbot. Obwohl er in Lc 11, 43 unmittelbar aus der Quelle den-
selben Text reproduciert, welcher Mc. 11, 38**. 39 zu Grunde liegt,
so bringt er doch in dem Bericht über Jesu jerusalemischen
Aufenthalt Lc. 20, 46. 47 das ganze Redestück Mc 12, 38—40,
dieses von Mc. aus der Quelle geschöpfte Redestück der anti-
pharisäischen Rede, gleichfalls. Da aber Lc nur Mc 12, 38. 39
ausserdem auch nach dem ursprünglichen Context gebracht hat,
sodass in Folge davon bei ihm Doubletten entstehen mussten,
nämlich Lc 11, 43 = Lc 20, 46 (= Mc 12, 38. 39 = Mt. 23, 6. 7),
so ist nur Mc 12, 40 = Lc 20, 47 übrig geblieben, welches nicht
in dem Contexte der antipharisäischen Rede, sondern hier als
ein Bruchstück für sich behandelt werden muss. Denn auch der
erste Evangelist hat das in Mc 12, 40 enthaltene Logion seiner
Bearbeitung der grossen antipharisäischen Rede (Mt. 23) nicht
einverleibt. Wohl aber hat diese Unterlassung der Redaktor
des ältesten Evangeliencanons seinerseits wieder gut gemacht.
Denn wie aus der Übereinstimmung zwischen dem Syr. Cur.
und verschiedenen Italae unter Berücksichtigung des Heft
1, 36 aufgestellten zweiten Kriteriums mit Bestimmtheit her-
vorgeht, hat schon er um d. J. 140 unser Logion dem Contexte
zwischen Mt. 23, 13 und 15 eingefügt, und zwar nicht nach der
Marcus-Redaktion, sondern unmittelbar nach dem Quellentext,
wie die Nennung der ygaftfiaretg xäi q>aQiOalot und die direkte
Anrede: TcaTsod^Ure, ki^ipsöd-e deutlich zeigt. — Zu der Gleichung
XQifia = damnatio = xoXaoiq = y^"^ vgl. Heft II, 318.
566 Aossercanoniache Paralleliezte zu Lc.
Lc. 21, 1. 2 = Mc 12, 41. 42.
a. Didasc. III, 7. p. 290 = Const. III, 7. p. 104, 3.
(iifiVTjöxofiivi] TTJg iv rw BvayyeXlco ftSfiaQTVQfj/dBvriq vxo rov
xvqIov ZW^^j V^^^ iXd^ovöa [iv rm leQw] HßaZsp elg ro /«-
C,oq)vXaxtov ra ovo Xejera^ ojtBQ toxi xoÖQaprijq [Didasc.: d?;-
vaQiog], f]v xal d-eaoä/isvog uvri/p 6 xccQ6ioyvciotf)g XQioxoq
6 xvQiog ri(i6iv xdL öiöacxaXog.
b. dem. AI. Strom, IV, 6, 35. p. 579.
:xaXiv TS av d'saöafievog slg ro ya^oqwXaxiov rov fiiv
jtXovöiov avaXoyoog r^ xri^oei ßeßXfjxota, rtjv öh XVQ^^*
X(xixovg ovo.
c. Epiph. Haer. LXVl, 81. p. 701 C.
siQooixoov yag xA ya^oq)vXaxlG> elös xovg ßaXXovxag sie
xov xogßavav, xal ovx änrjyoQBvoe xXovoltov xä öofiaxa,
ijtyvEOB 6b xal xfjv xa ovo Xsjtxa ßeßXrpcvlav X^Q^^-
d. Mc. 12, 41. 42.
« xal xaMoag [Orig. höxiog] xaxivavxi xov yaCptpvXaxlov
id-BcoQU jtcog 6 oxXog ßaXXei x^^^ov slg xb Ya^og>vXdxiov'
xal jtoXXol JiXovöioi sßaXXov jtoXXa' xaL kXd'Ovoa Uta
XjfiQa avxi] Jtxa)x?} sßaXsv Xsjtxa dvo, o koxip xoSgav-
rrjg.
e. Lc. 21, 1. 2.
avaßXhpag 61 elösv xovg ßaXXovxag elg x6 Ya^og>vXaxior
xa öcoQa avxmv xXovölovg' elöev öi xiva XV Q^^ JttviXQ^v
ßaXXovoav kxBl 6vo Xejtxa.
f. Const H 36. p. 63, 23.
£^^ XOV xogßavav o övvaöai ßdXXatv xoivcivet xolg §svoig
l^v 7] ovo J} jtevxe XsJtxa,
g. Method. Über das Leben und die vernünftige Handlung c VIIi 2.
p. 69 ed. Bonwetscb.
Schaue mir auch jene arme Wittwe, deren ganzes Vermögen
zwei Kupfermünzen.
Die Perikope von dem Scherflein der Wittwe, flir welche
Weiss in der .etwas breiten** Marcus-Relation die letzte Quelle
Texte und Untenachmigeii zu Lc 21, 1. 2. 3. 567
erblickt, liegt bei Lc in einer kürzeren Gestalt vor, welche
sicherlich dem UreTangelium nahe steht, dessen einfache Dar-
stellung Mc. in seiner Weise erweitert hat. Noch kQrzer und
yielleicht dem Urtext noch näher stehend ist die Relation in der
Didascalia und den Constitutionen nach ihrer Grundschriit.
Als ÜbersetzungsTarianten kommen hier in Betracht: d'edoaa&ai
= lÖ€lV = d-BG}QBlV = n»n, XXOOXOq = XBViXQO^ = ^"^5^1 /«So-
(pvXiouov = xoQßavag = ÄJÄ'^JJ (im Hieros.: t^lsiOn ius) >),
XaXx6g = Xbxtov. Das Wort xaXxoq bezeichnete eine Kupfer-
mfinze, diuin Münze überhaupt, auch Gold- und Silbermünze.
Hesychius: jraixore, tovto hxl ;c()vöoi3 xal oQyvgov aXsyov,
Vgl. Mt. 10, 9 y sowie den stater argenteum et aeneum oben zu
La 20, 24. Mit Clemens AL: xaXxovg ovo trifft Cod. Colb. zu
Lc. 21, 2: aera minuta duo — zusammen; ähnlich Methodius
mit seinen zwei Kupfermünzen. Das Hierosolymitanum giebt
ftr Xsjtra ^\o\.
Lc. 21, 3 = He. 12, 43.
a. Didasc. III, 7. p. 290 = Const III, 7. p. 104, 7.
ebtev äfiTjv Xiyo} vfilv ort avzTj ij X^'w^ JtXelov navxmv
eßaXev elg xo yaC,og)vXaxiov.
b. Clem. AI. Strom. IV, 6, 35. p. 579.
xXelov lq>i] xr^v XVQ^^ ßsßXfixirai xavxcov.
c. Mc. 12, 43. ^ ™^
xal XQooxaXsoäfisvog xovg fiad-Tjxag avxov sbiev avxolg
äfiTjv Xiyo} vfilv oxi w XVQ^ avxrj ri xx(dx^ jiXeIov xävxtov
ßeßXrjxep x(3v ßaXXovxoov elg xo ya^og>vXaxiov,
d. Lc. 21, 3.
TcaX sbtev' dXij&äg Xiym v/ilv oxi tf XIQ^ '} ^tco;^// avxrj
jcXelm xavxa>v eßaXsv,
Man beachte das lucanische aXtjd'mg, das graecisierte Tüti^^
welches bei Mc. aus dem Urtexte stehen geblieben ist Ahnlich
Lc. 9, 27 = Mc. 9, 1 = Mt. 16, 28.
1) Der Sjr. Sin. bat hier f% 1^. dus, dagegen Lc. 21, 4 ebenfalls
568 AuBsercanonische Paralleltexte su Lc.
Le. 21, 4 ^ He. 12, 44.
a. Didasc. III, 7. p. 290 = Const. III, 7. p. 104^.9.
ort ol Jtavteg ix rov JtsQiCötvfiatoc avräv tßaXov, avrtj
de [ix Tov vOTSQijfiaroq] oXov top ßlov ov elxev,
b. Clem. AI. Strom. IV, 6, 35. p. 579.
6 fihv yag ajto tov jtSQiCCevfiaTOQy tj Sk ix Tfiq vCTBQfjöBOiq
ovvBiorivByxBv,
c. Mc. 12, 44.
jtavTEc ycQ ix tov jteQiööevovTog avTOtg tßaXop, avTtj äk
ix Tfjq vöTtQfjCscog avTTJq navra oCa slxsv eßaksv, oXov
TOV ßlov atTTJg.
d. Lc. 21, 4.
ajtavTsg yaQ ovtol kx tov jtegiooevovTog avTOtg IßaXov
elg Ta öcoQa, avTrj de ix tov v0TSQ7JfiaT0g avTtjg ajtavra
TOV ßlov ov elxev aßaXsv.
e. Diatessaron Arab. p. 56b ed. Ciasca.
Omnes enim isti ex superfluo substantiae suae jecerunt in
arcam oblationis Dei: haec vero de penuria sua omnia, quae
possidebat, misit.
Auch hier zeigen sich die Übersetzungsvarianten: jiBglcoety-
(la = To JCBQiööBvov = iniiG, oXog = axag = 53 , ßaXXsiv =
ovvBLO(piQBiv = mittere = fna oder D^Ä (vgl oben zu Lc. 13, 19
u. ö.),.t5(JT^()?;,aa = i;aT^()7y<>t$ = niOTO (vgl. Ps. 34, 10 LXX:
vOTSQTjfia). Paulus hat 2. Cor. 8, 14 mit Lc, der Didascalia
und den Constitutionen vöTiQi]fia, aber auch mit den beiden
letzteren und mit Clemens AI. jtBQlöOBVfia, Letzteres ist bei
Lc. aus der Marcus-Quelle durch jtBQioaBvov verdrängt, durch
Cod. L jedoch und durch eine Anzahl Minuskeln wiederher-
gestellt, sodass jtBQlcCBv/ia ebenso wie vOTiQijfia zur lucanisch-
paulinischen Version zu rechnen ist. Wie das Diatessaron
liest: in arcam oblationis Dei, ähnlich der Cod. Colbert.: in dona
^ ^*w -»^-s.^
dei. Auch zahlreiche griechische Handschriften fügen das tov
&BOV hinzu. Das Evang. Hieros. hat noch als Schlusswort:
Cui sunt aures ad audiendum audiat, und wird darin ebenfalls
von vielen griechischen üaudschriften secundiert.
Texte und Untenucbungen za Lc..2l, 4. 6. 559
Lc, 31, 6 = Mc. 13, 2 = Mt. 24, 2.
a. Hom. Clem. III, 15. p. 40, 9.
avtlxa yovv ji^qX xqv äyiaonaxoi; jtQoXiycov aq)7]' ogare
rag olxoöofiag zavrag; cifirjv vfilv Xiyo), Xld-og ijtl^d-ov
ov fif] aq>6ß^ Code, og ov (i^ xad-aigsd^fj.
b. Mc. 13, 2.
xal 6 ^Ifjoovg eIxbv avrS' ßXineig zavrag rag fisyäXag ol-
xoöofiag; ov firj dq)B&f] Xld^og im Xld^ov, og ov firj xara-
Xv&y.
c. Mt 24, 2.
6 öh dxoxQid^elg ebiev avrolg' ov ßXijtere ravra jtavra;
äftijv Xiyo) vfilVj ov (i^ ^9>^^y ^^^ Xl&og ijcl Xld-ov, og ov
xaraXvd-ijösrai.
d. Lc. 21, 6.
eljtev* ravra a ß-emgelrs, iXevoovrai fifiigai^ kv alg ovx
ag)td^OBrai Xid'og SJtl Xld-qj [Cod. Gantabr. add. iv rolx<p
cSde], og ov xaraXvd-rjöerai,
e. Macar. Hom. IV, 20.
xard ri]v rov xvqIov aototpaoiv ov iirj fieiv^] Xld^og kjcl
Xld^ov cpde, og ov fif^ xaraXvd-pjoerai.
f. Eu8. Laus Consi XVII, 8.
xai ov fifj ß^lvxi Xld-og knl XLd'OV Iv rg? rojico rovrcp, og
ov (17] xaraXvd^j.
g. Socrates H. E. III, 20. p. 193 B.
stoXXolg re nQoiXsyoVy (og aga vvv i]xsi 6 xaiQog, ore Xi-
ß-og ejtl Xld-ov ovx av iiivoi elg rov vaov, aXXä rö rov
öwrTJQog Xoyiov xXf^gojd^rioerai.
h. Ephraem Syr. Ev. concord. expos. ed. Mösinger p. 182.
Et cum ei omamentum templi monstrarent, dixit: Venient
dies, quando destruetur et Jerusalem subvertetur.
Wie uns die Bergpredigt (Mt. 5, 3—7, 27 = Lc. 6, 20—49)
und die grosse antipharisäische Rede (Mt. 23, 2 — 39 = Lc. 11,
31 — 52) in je zwei synoptischen Bearbeitungen vorliegt, so ist
uns die grosse eschatologische Rede in drei Bearbeitungen
570 Aussercanonische Paralleltexte zu Lc.
(Mc. 13, 1—37 = Lc. 21, 5—36 = Mt. 24, 1—25, 46) überliefert.
Und wie der erste Evangelist sowohl der Bergpredigt (nament-
licli in Mt. c. 6) als der antipharisäisclien Rede (vgl. Mt.
23, 8— 12; 37 — 39) verschiedene — von anderen Stellen des ür-
evangeliums entlehnte — Stoffe eingefügt, so hat er dieselbe
Methode auch bei der eschatologischen Rede in Anwendung ge-
bracht. Namentlich das ganze üapitel Mt. c. 25 enthält derartige
umgeschaltete Stoffe. Aber auch in Mt. c. 24 kann man eine
Anzahl Einschaltungen wahrnehmen. Hier hat jedoch schon
Marcus die Wege gebahnt und zwar so, dass er bei seiner Be-
arbeitung der eschatologischen Rede nicht blos zahlreiche Kür-
zungen des Urtextes vorgenommen und dafür aus anderen Herren-
reden entlehnte Stoffe hierher verpflanzt hat, sondern dass durch
die Hand des Mc. auch einzelne Bestandtheile der eschatologischen
Rede — so namentlich Mc. 13, 28—30 — umgestellt und unter
einander ausgetauscht worden sind. Mithin auch gerade in der
Analyse von Mc. 13 wird das von dem Presbyter Johannes
über Mc. gefällte und von Papias uns erhaltene Urtheil: ov
[xivroi xa^Bi (vgl Heft II, 9. 14 ff.) auf das Eclatanteste bestätigt.
Wenn man nun weiter den Einfluss erwägt, welchen Mc. auf
die beiden anderen Synoptiker — besonders auf den ersten —
bezüglich der Anordnung der Evangelienstoffe ausgeübt hat, und
wenn man sieht, dass Mt. und Lc., indem sie der Hauptsache
nach auch hier sich von Mc. abhängig machten, doch zugleich
eine Anzahl hierher gehöriger echter, von Mc. weggelassener,
Redestücke aus der vorcanonischen Quelle hervorgeholt haben
und dass Mt. ausserdem noch aus der Lc. 17, 20 — 37 erhaltenen
Herrenrede ihm geeignet erscheinende Sprüche nach Mt. 24 ver-
pflanzte, so erklärt sich zur Genüge, wie alle drei synoptischen
Redaktionen der Parusierede, ganz besonders aber die des ersten
Evangelisten, den Eindruck von «Mosaikarbeit* hervorrufen
müssen.^) Für die Analyse der drei synoptischen Parusiereden
und für eine sodannige Reconstruktion der eschatologischen Rede
nach dem Urtexte, soweit eine solche möglich ist, muss eine
1) Es ist besonders Haupt, welcher in seiner sehr instruktiven Unter-
suchung über „die eschatologischen Aussagen Jesu in den synop-
tischen Evangelien" (Berlin 1895) diesen Charakter ««der musivischen
Zusammenordnung der Worte Jesn" (vgl. 8. 34. 43. 44) hervorgehoben hat
Texte and Untersachaogen zu Lc. 21, 6. 571
dreüache Arbeit Torgenommen werden: erstlich die Aus-
scheidung der ursprünglich nicht zur grossen Parusie-
rede gehörigen Stoffe, bei welcher Arbeit Lucas der Weg-
weiser ist —f sodann die Aufspürung der von allen drei
Synoptikern in ihren Bearbeitungen der Parusierede
weggelassenen Originalstoffe, wobei die aussercanonischen
Paralleltexte hilfreiche Hand leisten, endlich drittens die Re-
construktion des ursprünglichen Zusammenhangs, wo-
für die Apokalypse des Johannes und die Aidaxfj von Nutzen
sind.
Verzeichniss der von Mc. und Mt in die Parusierede
eingeschalteten Stoffe.
Mc Mt. Lc. Vergleiche
13, 9b. 11—13 24, 9. 13 21, 12—17. 19= 12,11. 12 Weiss. Mc, S. 415 ff.
15. 16 17.18 17,31 420 ff.
21 23 23 420 ff".
— 26-28 23.24.37 Mt, S. 511.
32 36 Act. 1, 7 Siehe unten zu Act. 1, 7.
— 37—41 17,26.27.34.35 Weiss, Mt, S. 512 ff.
33b_37 42-51 12,36—46 Mc, S. 431ff.
25, 1-13 13, 25—27 Siehe oben S. 367—380.
14—30 19,12—27 Weiss, Mt., S. 530 ff.
31-40 S. 536 ff.
Verzeichniss der zur grossen Parusierede gehörigen
Originalbestand theile.
A. In dreifachen Parallelen bei Mt., Mc. und Lc. erhalten.
Mt. 24, 1—7 = Mc. 13, 1—8 = Lc. 21, 5-11. - Mt 24, 15.
16 = Mc. 13, 14 = Lc. 21, 20. 21. — Mt. 24, 19. 20 = Mc. 13, 17.
18 = Lc. 21, 23*. — Mt. 24, 29—30 = Mc. 13, 24-26 = Lc. 21,
25—27. — Mt. 24, 32—35 = Mc. 13, 28-31 = Lc. 21, 29—33.
B. In zweifachen Parallelen bei Mc. und Mt. erhalten.
Mc. 13, 9* = Mt. 24, 8. — Mc. 13, 10 = Mt. 24, 14. — Mc.
13, 19. 20 = Mt. 24, 21. 22. — Mc. 13, 22» = Mt. 24, 11. 24*. —
Mc 13, 22^ 23 = Mt. 24, 24^ 25. - Mc. 13, 27 = Mt. 24, 31.
C. Nur bei Mt. erhalten.
Mt. 24, 10. 12.
572 Auasercanonische Paralleliezte zu Lc.
D. Nur bei Lc. erhalten.
Lc. 21, (18). 22. 23^ 24. 28. 34—36. (Lc. 21,36*=Mc. 13,33).
E. Sonstige Originalbestandtheile der Parusierede.
1. Mt. 7, 15 = Just ApoL I, 16. VgL Heft II, UOflf.
2. Just. Dial. c. Tr. c. 35: loovxai axloftara xai algioeig. VgL
Hom. Clem. XVI, 21; Didasc VI, 5; Clem. AL Strom.
VII, 15, 90. Dazu Agrapha S. 105. 173 flF.
3. Das Logion vom Antichrist VgL Heft II, 289 zu Mt.
24, 24.
4. Das Logion von der äraotaoig vexQfov, Vgl. Aid, XVI,
6; Const VIL 32; 1. Thess. 4, 16; 1. Cor. 15, 52. Dazu
Heft n, 293 ff., ausserdem Apoc. 20, 12. 13.
Was nun die ursprüngliche Anordnung dieser Bede-
stoffe anlangt, so ergiebt sich neben der historischen Einleitung
Mc. 13, 1—4 = Mt 24, 1—3 = Lc. 21, 5—7 und der Schluss-
paraenese Lc. 21, 34 — 36 = Mc. 13, 33 und nach Abrechnung der
eingeschalteten Partien der übrigbleibende Grundstock der Bede
in der Weise, dass mit Mc. 13, 24 = Mt 24, 29 = Lc. 21, 25, wie
allgemein anerkannt ist, ein neuer Haupttheil der Bede anhebt,
nämlich derjenige Theil der Jesus -Weissagung, welcher auf die
eigentliche Parusie sich bezieht, während das Vorausgegangene
die Katastrophe in Judäa und die Zerstörung Jerusalems zum
Inhalt hat Ganz in derselben Weise gliedert sich nun auch die
Johanneische Apokalypse: Einleitung Apoa 1,9 — 3, 22; erster
Haupttheil Apoc. 4, 1 — 11, 19, bis zum Gericht über die Stadt,
oJtov 6 xvQiog avräp iotavQoo&fj (vgl. Apoc 11, 8. 18); zweiter
Haupttheil Apoc. 12, 1 — 22, 21. Vgl. Lücke, Versuch einer voll-
ständigen Einleitung in die Offenbarung Johannis (1832), S. 6 —
13. Diese Übereinstimmung zwischen dem Grundriss der johan-
neischen Apokalypse und der grossen apokalyptischen Bede Jesu,
ferner die in zahlreichen Fällen nachzuweisende Abhängigkeit
des Apokalyptikers von der vorcanonischen Evangelienquelle
überhaupt und endlich sein häufiges Zusammentreffen mit den
Sprüchen der Parusierede insbesondere erheben es über allen
Zweifel, dass der Verfasser der johanneischen Apokalypse diese
Parusierede in ihrer ürgestalt gekannt und benützt hat, ja recht
eigentlich von ihr aus für seine apokalyptischen Visionen in-
Texte und Cnteraochiiiigen m La 21, (>. 573
spirieit worden ist. So wird die johanneische Apokalypse ein
Wegweiser znr Wiederaaffindong des luiextlichen Gedanken-
gangs, welcher der Pamsierede Jesu za Grande gelegen hat.
Dies zeigt sich ganz besonders in dem nur durch den dritten
ETangelisten aas dem Urtexte erhaltenen Zwischengliede Lc. 21»
24i>. Wie dasselbe eine zwischen den beiden Hauptperioden, der
Katastrophe in Jadäa und der Endkatastrophe, mitten inne
hegende Zeit der xaiQoi i&vmv constituiert, so ist es aach in
der Apokalypse der Fall, nar dass hier diese Zwischenzeit auf
3 ^'2 Jahre = 42 Monate = 1260 Tage beschrankt und eingeengt
ist. Vgl Apoc. 11, 2 = 12, 14 = 12, 6 = 13, 5 und die nach-
folgenden Erläuterungen. In diese Zwischenzeit der xaiQoi i^vmv
gehört nach der Apokalypse die Erscheinung des Antichrists
(Apoc. 12, IS; 13, 1), das Auftreten des falschen Prophetenthums
(Apoc. 13, 11 ff.) und die Predigt des Evangeliums in der ganzen
Welt (Apoc. 14, 6). Erst nach Vollendung dieser Zwischenzeit
erfolgen (Apoc. 15,1 ff.) die weltgeschichtlichen Endgerichte, denen,
nach einer neuen Zwischenzeit von 1000 Jahren (Apoa 20, 1 — 6),
einer Episode, die nicht aus Jesu Reden, sondern aus judaistischen
Einflüssen stammt, mit der allgemeinen Todtenauferstehung
(Apoc. 20, 12 ff.) das Weltgericht (von Apoc. 20, 7 an) nachfolgt.
Diese Darstellung der johanneischen Apokalypse (bezüglich deren
man 'Lücke S. 13—21 vergleiche) wird im Wesentlichen bestä-
tigt durch das eschatologische Schlusscapitel der Aiöax'^ [dtö,
XVI = Gonst. VII, 32), sodass wir hier wohl die älteste Tradition
vor uns haben, nach welcher die in der synoptischen Mosaik ent-
haltenen Originalbestandtheile der Parusierede zur Wiederher-
stellung ihrer ursprünglichen Reihenfolge zu ordnen sein werden.
Es folgt nun zunächst deren analytische Textvergleichung.
Was vorliegendes Eingangswort an der Spitze der es-
chatologischen Rede anlangt, so liegen die Übersetzungs-
variauten: OQCLV = ßXijlELV = d^eCOQBlV = HSn, a^sO^Jjvai = fii'
reip = ni:, n*^??}, xal^aigetv = xaraXvetv = O"!!!, wöt = iv to3
rojrc) rovro = nta offen zu Tage. Zu der Variante xad-aiQBlv
Vgl. man beispielshalber Ps. 11, 3: ©"lil = Symm.: xaraXvsiv =
LXX: xad-atQslP, femer das xad^sXco Lc 12, 18 und ganz beson-
ders unten die Bemerkungen zu Lc. 21, 32, wo es evident wird,
dass dieses xad^aiQstv zu den Eigenthümlichkeiten der in den
574 Aussercanonische Paralleltezte zu Lc.
Homilien zu Grunde liegenden Evangelien -Version gehorte. —
Die Variante des Cod. D: iv rolxq) oj6b^ welche man als einen
Schreibfehler für kv roxcp coös (vgl. Eusebius) erklären könnte,
wird von neun Italae (hie in pariete, in parietem, in pariete hie)
secundiert, zum deutlichen Beweis, dass die altlateinischen Ver-
sionen von dem griechischen Original des Cod. D abhängig ge-
wesen sind.
Lc. 21, 7 = Mc. 13, 4 = Mt. 34, S\
a. Herrn. Vis. III, 8, 9. p. 48, 1 7.
k3triQ(DX(ov 6b avxrjv xbqX xmv xaiQcoVy el rjötj ovpziXsta
ioTiv.
b. Mt. 24, 3»».
ktyoPTsg' sljte i^fdlv, jtore ravra loxai, xäi xl xb Cijfielov
xfjg o^g jtagovolag xai ovvxsXslag xov alajvog;
c. Ma 13, 4.
Blnov f}iilv, Jioxe xavxa toxai; xal xl xi or^fielov, oxav
fdtXhj xavxa ovpxeXeloO-ai jiavxa;
d. Cod. Cantabr. 1x5. 21, 7.
ijcrjQcoxTjOav öh avxbv ol fia&i]xal Ziyovxeg' öiöaoxaXe^
jtoxe xavxa loxat; xal xl x6 ornislov xijg orjg iZevasa}g;
e. Lc. 21, 7.
sjtrjQ(6xt]0av ÖS avxov Xiyovxeg' öiöaoxaXe, jtoxs ovv xav-
xa eoxai; xal xl xo orjfiBlov, oxav pt^Xkrj xavxa ylvedO^ai;
Nach der Anschauung von Weiss (Marcus S. 413) soll der
Parusierede in der vorcanonischen Quelle die Einleitung Mc. 13,
l — 5 = Lc. 21, 5—8» = Mt. 24, 1—4 gefehlt haben. Dagegen
spricht schon die Lesart iXBvoig des Cod. D, welches iXBvoig
neben der jiagovola des ersten Evangelisten Ubersetzungsvariante
von ö^ia ist In den canonischen Evangelientexten findet sich
sXbvöiq niemals, in den übrigen Theilen des N. T. nur Act. 7, 52:
JtBQi xf/g iXsvOemg xov öixalov, von der historischen Erscheinung
Jesu ausgesagt. In den aussercanonischen Paralleltexten begegnen
wir dem Ausdruck: iXBvöig als gleichbedeutend mit xagovala
in dem Dial. de r. fide zu Lc. 17, 24= Mt. 24, 27 (s. oben), ferner
im Cod. Cantabr. zu Lc. 23, 42 als gleichbedeutend mit oxap BX&ng
Texte und Untersuchungen zu Lc. 21, 7. 575
= tJäIM (s. unten), ferner bei Ephraem Syr. p. 248 ed.
Twaites in einer secundären Textgestalt zu Lc. 9, 27 = Mt. 16,
28 = Mc. 9, 1 : (ifi yBvcoDvrai d-avaxov, l'cog av löooöi top rr-
:^ov rijg iXsvoewg avrov. Sodann ist aus der aussercanonischen
Literatur zu notieren Eus. H. E. I, 13, 19: jrepl rijg iXsvöscog xov
^Irioov (aus der Rede zwischen Abgarus und Thaddaeusj, sowie
Polyc. Phil. VI, 3 p. 120, 12: ol jtQoxi]Qv§avT£g rrjp elsvöcv rov
xvQtov ?j(i(5p. In den LXX findet sich weder iXetxsig noch jtaQ-
ovola, und nur der Cod. Paul. Lips. bietet zu Num. 21, 19 als
Übersetzung von nitiS, welches die übrigen Codices mit Boficiß'
wiedergeben, auf Grund der falschen Lesart: t\yü ÄlS eXsvöig
d-avarov^ ebenso Cod. AL als Variante för JcoQsla = Ijbntti ^u
Neh. 2, 6; ausserdem 2. Macc. 8, 12; 15, 21. Da nun der Cod.
Bezae diesen Ausdruck: eXsvoig keinesfalls aus dem ersten Evan-
gelium entlehnt hat, dieses Wort aber doch ebensoviel bedeutet
wie das Mt. 24, 3^ gebrauchte nagovcla^ so wird liier von Neuem
evident, dass Cod. D einer aussercanonischen Autorität mit selbst-
ständiger Version des hebräischen Urtextes folgt. Ausser dem
urtextlichen JtaQOVcla = iXavoig = Kia wird auch die ovvxiXeia
xov alcopog des Mt. neben dem oxap fiiXXy xavxa OvpxsXeiod-cu
jtdvxa des Mc. ak gleichwerthiger Bestandtheil des Quellentextes
zu erachten sein.
Auf Grund vorstehender sprachlicher Analyse wird es evi-
dent, dass die Frage der Jünger im Urtexte auf zweierlei abzielte:
erstlich auf die Zeit der für Judäa, speciell für Jerusalem imd
den Tempel, geweissagten Katastrophe {jtoxe xavxa eoxai;) — ,
zweitens auf die Zeichen der Parusie und des Weltendes (rt
x6 orifistop x^g öffg Jtagovolag [= iXevöemg] xal ovpxslslag xov
alcopog;). Dieser Doppelfrage entsprach auch die Antwort Jesu,
welche in ihren zwei Theilen der Rede sich entfaltete. Während
aber die Jünger unverkennbar beide Zeitpunkte, die jemsale-
mische Katastrophe und die Parusie, als coincident sich vorstellig
machten, zeigte ihnen Jesus (vgl. Lc. 21, 24** und die Erläu-
terungen dazu), dass zwischen beiden Ereignissen die xaigol
iB'PfDP zwischen inne liegen würden. Dass die Jünger den Meister
in diesem Punkte gleichwohl nicht verstanden, ersieht man aus
der Act. 1, 6 überlieferten Frage und aus den Bearbeitungen,
welche die eschatologische Rede unter den Händen des Mc und
576 Aussercanonische Paralleltexte zu Lc
Mi im judenchristlichen Sinn — namentlich dnrch Weglassung
von Lc. 21, 24^ — erfahren hat.
Lc. 21, 8» = Mc. 18, 5 = Mt 24, *•
a. niöTig 2og>ia, Anger, Synops. p. 195.
jtQooexBTS djto rdiv öiöacxaZiciv jrjiarj]g =
Pistis Sophia p. 176, 25 ed. Schwartze et Petermann.
Dicite iis: cavete vobis a doctrinis nXavrjq,
b. Ai6. VI, 1,
OQa (i7i rlg ob jtXavrja^],
c. 2. Thess. 2, 3.
firj Tig vfiäg i^cutaryaj].
d. Mt 24, 4 = Mc. 13,5.
ßktJtSTS, fi/j xig vfiäg jtlavrjoj^j.
e. Lc. 21, 8*.
o öe eljtev ßXijtexe fi?) jtXapfjd-fjre.
Die Varianten: ogav firj = ßjLijtsiv firj = jtQOöix^iv ano =
b Itttp? (ähnlich zu Lc 12, 1), sowie jtZavav = e^ajtatav = Siajnn
weisen auch hier auf den hebräischen Urtext hin. Das Ev. Euer,
giebt jtXapTJai] durch f<\\* wieder, ebenso der Syr. Cur., Sin.,
Peschittha.
Lc. 21, 8»» = Mc. 13, 6 = Mt 24, 5.
a. Pistis Sophia p. 176, 25 ed. Schwartze et Peter mann.
alioquin, multi venient in meo nomine dicentes': ego sum,
et ego non sum, et nXavcooi multos.
b. Mc. 13, 6.
noXXoi iXevöovrai Ijtl reo ovofiazl [tov Xiyovxsg ort iyci
alfii, xal jtoXXovg jtXavr/aovaiv,
c. Mt. 24, 5.
jtoXXoi yocQ iXevoovrai km ro5 opofiazl fiov XdyovTsg' kyw
slfii o Xgeorog, xai jtoXXovg jtXaprjoovötv.
d. Lc. 21,8^
jtoXXol yag iXsvoovrai ijrl rm ovofiati (lov XiyovxBg' kyci
tlfiiy xal o xaiQog iiyyixBV fi?) noQivf^xB ojtloa) avxwv.
Texte und üntersachungen zu Lc. 21, 8. 10. 577
An dieser Stelle hält Weiss — mit Ausnahme des o Xqi-
axog und des Zusatzes: //jy xogevO-^ze ojilcm avrcop — die drei
synoptischen Parallelen für reine Ausflüsse der vorcanonischen
Quelle. Das: ego non sum der Pistis Sophia ist selbstver-
ständlich eine apokryphe Zuthat. Vgl. ein ähnliches Apokryphon
von gnostischer Färbung Agrapha S. 396. — Nestle macht
(in dem Evang. K. u. Schulbl, f. Württemb. 1892 No. 32) noch
besonders auf den umstand aufmerksam, dass hier zwei Worte:
iyci slfic — und: 0 xaigog rjyyixBv — zu unterscheiden seien,
sowie dass das zweite Wort als ein Citat aus Dan. 7, 22: KSisri
ntjti = LXX: xdi o xaiQog lq>&aOB zu betrachten sei. — Nach
Jesu Lehre sind es gerade die — judenchristlichen — Verführer,
welche einen verfrühten Eintritt des xatQoq als der Endzeit ver-
künden werden, deren pseudomessianischen Lockungen seine
Jünger nicht folgen sollten.
Lc. 21, 10 = Mc. 13, 8* = Mt. 24, 7*.
a. 4. Esra 15, 15^
et exsurget gens contra gentem.
b. 4. Esra 13, 31.
xdi aXXot aXXoig koylaopzac JtoXsfietp, jzoXiq jioXetj xdi
xojiog xojtcoy xdi i&pog JtQog l^d-pog^ xdi ßaOiXüa xara ßa-
CiXelag.
c. Lc. 21, 10.
i'/egd-rjoerai e&pog ijt ed-pog, xdi ßaöiXela ijrl ßaoiXsiav.
d. Mt. 24, 7».
SYSQ&noeTai rao i&vog ix' i&vog xdi ßaaiXsla ixl ßaoi-
Xelap.
e. Mc. 13, 8».
k/BQd-rjOBTat yag Id-pog ijt t&pog xdi ßaaiXeia Im ßaoi-
Xelap.
Nicht blos die späteren Zusätze des Esrabuches zeigen
4. Esr. 15, 15 eine Parallele zu den vorliegenden Evangelientexten,
sondern auch 4. Esr. 13, 31, mithin in dem älteren, gegen 95—96
n. Chr. entstandenen Grundstock dieser Schrift, findet sich ein
deutlicher Anklang, welcher (mit den vielfachen anderen Anklängen
Texte u. Ontersaohangen X, 8. 37
578 Aussercanonische Paralleltexte zu Lc.
der Art) auf die. Bekanntschaft mit dem eanonischen oder dem
Yorcanonischen Evangelium hinweist.
Lc. 21, 11 = Mc. IS, 8«» = Mt. 24, 1\
a. 4. Esra 9, 3.
videbitur in saeculo motio locorum et populorum turbatio.
b. Apocal. Baruch XXVII, 7.
et in parte sexta [sc. tribulationis illiusj terrae motus et ter-
rores.
c. Lc. 21, 11.
öBiafiol T£ fieyaZoi xäl xara rojtovg Xifiol xai Xoifiol ioop-
rai, g)6ßTjTQa rs [Versio Syr. ex ed. Schaafii: terrores et pro-
pulsiones] xal orjutla an ovQavov fieyaXa iorai [Sjr. Cur.
add.: xaij^ijimvag].
d. Mc. 13, 8^.
töovtai öeiOfiol xara rojtovgy eooprai Xi/ioi
e. Mt 24, 7»>.
xal BOoprai Zifiol xal osiOfiol xara rojtovg.
Auch hier bietet die echte Esra-Apokalypse evangelische
Ankläuge. Vgl. motio locorum (Esra) = terrae motus (Baruch) =
OBioiiol xara rojtovq (Lc, Mc, Mt.) = niia'iptt"b? tDlTI, und dazu
Ezech. 38, 19: bKl»'» nWK ^V biia TÜ>"l TT^rV = LXX: Icrai
■• 1 : ' -:~ - T -- VI.
oeio/iog (ityag kjtl yyjg ^lOQarjX, sowie die Gleichung von roxog =
XtoQa= nip^ oben S. 139. Die terrores der Baruch-Apoka-
lypse und der Versio Syr. ex ed. Schaafii bestätigen die q)6ßrixQa
des Lc (gegen Weiss) als wahrscheinlich zum Urtext gehörig.
Vgl. niKliS Deut. 10, 21, sowie oben S. 136 Anm. 2: Kn'i3 = LXX:
ra d-avfiaöia Deut. 34, 12. Die /et/zcöi^f^ des Syr. Cur. decken
sich mit den tempestates der Italae und den hiemes bei Ori-
genes. — Haupt (S. 47 f.) weist bezüglich der ganzen Stelle noch
hin auf Baruch 70, 8: „quicumque evaserit a hello, in terrae
motu morietur, et qui evaserit a terrae motu, in igne comburetur,
et qui evaserit ab igne, in fame deficiet", sowie auf Baruch 48,34,
wo „rumores multi" genannt werden.
Texte und Unteranchungen zn Lc. 21, 11. 12. 57g
Lc. 21, 12" = Me. 18, 9 = Mt 10, 17*. 18 = Ic. 12, II».
a. Eus. de mart. Palaest. VI, 3.
xäi kjtl ßaoiXic3V dxO^^oovrai ^pexev XTJg elg avrov fiag-
TVQlag. '^
b. Const. V, 3. p. 126, 18.
jtaQadciaotxsi yaQ vfiäg alg Gvvaymyaq, xaL kjtl TJysfiovag
xal ßaöiXstg ax^TjOBOB^B %vbxbv ifiov bIq fiaQTVQiov av-
xoTq. ^^ ^^
c. Mt. 10, 17»>. 18.
Jtagaöcioovöiv yag vfiag slq cwiÖQia^ xal iv ralq öwaym-
yalq avzfDP fiaariyciöovoiv v(iaq, xal ijtl i^ysfiovag öh xal
ßaoilBlg ax^rjCBOd^B %vbxbv ifiov Big fiaQtvQiov avroTq xal
rolg lO^VBOiv.
d. Lc. 21, 12^ 13.
TtaQaöiöoPTBg slg zag öwayoyag xal (pvXaxag^ ajiayofiivovg
ijcl ßaoiXBlg xal rjyBiiovag %vexBV rov oPOfiarog fiov ajto-
ß/jOBTÜl VflTV Big fiaQTVQiov.
e. Mc. 13, 9.
jtaQaödcovoiv vfiag Big öwiÖQia xaL Big övvayoyag öagr}-
obc&b xal ijtl TjyBiiovov xal ßaaiXicDv cra^'iOBad'B ^vbxbp
kfiov Big (laQTVQiov avTolg.
f. Lc. 12, 11»
oxav 6k Blüfpigmötv vfiäg kstl rag övvayfoyag xai xag aQxag
xal rag i^ovolag.
g. Iren. UI, 18, 5.
Et discipulis dicebat: Ante duces et reges stabitis propter
me, et ex vobis flagellabunt et interficient et persequentur
a civitate in civitatem.
h. Herrn. Sim. IX, 28, 4. p. 252, 2.
oöoi, q>7]alPj hjt i^ovölap ax^ipxBg k^r]xacd7joap.
Abweichend von entgegengesetzter früherer Anschauung ist
Weiss später zu der Erkenntniss gekommen, dass der Abschnitt
Mc. 13, 9—13 = Lc. 21, 12—19 = Mt. 24, 9. 10. 13. 14 ursprüng-
lich nicht der grossen Parusie-Rede angehört, sondern vielmehr
37*
580 AuBsercanonische Paralleltexte zu Lc.
in der apostolischen Quelle eine selbstständige Weissagung über
das Jüngerschicksal gebildet habe, deren ursprünglicher Context
Lc.12, 2— 11 zu erkennen, aber auch in der Instruktionsrede
Mt. 10, wohin ihn der erste Evangelist verpflanzte, wiederzufinden
sei. Vgl. Mt. 10, 17—22, dazu Weiss, Marcus S. 416. Anni. 1.
Matthäus S. 273. Nach dieser Auffassung, der man beizustimmen
hat, ist also auch hier von Mc. eine ümschaltung vorgenommen
worden, welche Weiss (Marcus S. 415) als die „Einschaltung**
in der Parusie-Rede bezeichnet hat. Dadurch ist der Abschnitt
auch in die Parusie-Rede der beiden anderen Synoptiker ge-
kommen, die sich wie oft, so auch hier von Mc. bestimmen Hessen,
obwohl sie den Abschnitt beiderseits auch direkt aus der Quelle
schöpften, nämlich Lc. 12, 11. 12 und Mt. 10, 17—22. Was nun
den hier vorliegenden Textbestandtheil anbetriflFt, so sind im Ur-
text zwei Arten von Behörden, vor denen die Jünger würden
zeugen müssen, namhaft gemacht, nämlich die jüdischen Ober-
und Unterbehörden {ovviÖQia xal owaycoyal) und die heid-
nischen Ober- und Unterbehörden (ßaöiZslg xal rjyefioveg, nach
lucanischem Sprachgebrauch aQxccl xal i^ovolai). Man vgl.
Mt. 10, 17^ 18*: slg övptdgia Iv xalq ovpaymyalg ijtl ßaoiketg
xal rjyBfiovaq
Mc. 13, 9. dq ovviÖQia elg övvaymyaq tjrl ßaoiXicov Ixl
f}yB(i6vwv
Lc. 21, 12^. [(pvXaxaq] de, xaq avvaya)yag im ßaotXalg xai
?}y€fi6pag
Lc. 12, 11*. ijtl rag Cvvccymyag xal rag aQX^ig
xal rag i^ovolag
Man erkennt aus dieser Zusammenstellung, dass Lc. da, wo
er von Mc. abhängig ist, nämlich Lc. 21, 12^, die von Mc. (und
Mt.) adoptierte Übersetzung der hebräischen Titulaturen zur Be-
zeichnung der heidnischen Obrigkeiten anwendet, während er da,
wo er direkt aus der Quelle schöpft, nämlich Lc. 12, 11* der lu-
canisch-paulinischen Version folgt. Vgl.AgraphaS.303 — 307. Indem
dagegen der erste Evangelist da, wo er ebenfalls direkt aus der
Quelle schöpft, nämlich Mt. 10, 17^ 18*, wie Mc 13, 9 schreibt,
wird es offenbar, dass in dem von Mt. und Mc. befolgten Über-
setzungstypus die Ausdrücke: dgxal xal i^ovoiac durch ßaöiXelg
xal i]yefiovBg ersetzt waren. Der kürzende Lc. hat ausserdem
Texte und Untereuchongen lu Lc. 21, 12. 14. 15. 581
Lc 12, 11^ die övviÖQia w^gelassen und Lc 21, 12^ dieselben
durch das secundäre qyvXa^al ersetzt Hermas hat sich auf die
Nennung der i^ovöla beschränkt. Zu vgl. sind noch die Er-
läuterungen zu Lc. 22, 25, sowie bezüglich des paulinisch-luca-
nischen Übersetzungstypus namentlich die i^ovolai und oQxovrsg
Rom. 13, 1. 3.
Ausserdem ist unter Verweisung auf Heft U, 286 f zu er-
wähnen, dass aus dem rotg td-veciv am Schluss von Mt. 10, 18
zwar keineswegs mit Weiss das Logion Mc. 13, 10 = Mt 24, 14
als freie Textbildung des Mc. zu erklären, wohl aber die Ver-
anlassung zu der von Mc. hierher vollzogenen Umschaltung des
ganzen Abschnittes Mc. 13, 9^ 11. 12 = Mt. 24, 9. 13. 14 == Lc.
21, 12. 17. 19 = Lc 12, 11. 12 abzuleiten sein dürfte.
Lc. 21, 14. 15 = Mc. IS, 11 = Mt. 10, 19. 20 = Lc. 12, IP. 12.
a. Lc 21, 14. 15.
d^ire ovp kv xatq xagölaig vficSv lii] jcQOfisksrap ajtoXoyth
d-Yjvar iy(o yaQ öwotn vfilv orofia xal oog>iav^ y ov öw^-
öopxai ävriarfjvai tj avxeiJtBlv jtavxBq ol apxpcelfiavoi
VfilP.
b. Bus. in Ps. 83, 5. Migne V, 1009 D.
(i^ fitQifiPi^OTjxe, Jtciq Ti XL XaXrjCfixB' öod^öexai yaQ vfilp
6 Xoyog kp apol^sc xov oxoftaxog vftcop' ov yaQ vfielg koxh
Ol XaXovvxeg, aXXa xo jtPEVfta sp vfilp,
c Mc 13, 11.
an XQ0(i£QifiPäx6, xl ZaZ/jCrjxs, dlX" o iap öo&fj vfilp kp
IxeIpxi xf] cö()9, xovxoXaXslxB' ov yaQ iöxs vfislgol XaXovp-
X£g, dXXä xo jtPBvna xo dyiop.
d. Mt. 10, 19. 20.
firi (iSQifiprjOi^xe^ jigjq i] xl XaXi]Or]xe' öod^TJoexai yaQ vfilP
kp kxelvij x^ cöpa, xl XaXrjCr^xs' ov yaQ v/istg toxi ol Xa-
XovpxBg^ aXXd xo jtpevfia xov jtaxQog vficop xo XaXovp kp
VfilP.
e. Lc. 12, n\ 12.
fit) fi£Qifjiv?'i07]xe, JtcoQ r) xl ajtoXoyriCTjOd^B i] xl etJttjxe' xo
5S2 Aussercanonische Paralleltexte zu Lc
yaQ ayiov Jtveviia diöa^ei vfiag iv avrfj rf/ coQa a öel
s "^ *X. "V, ^ ■
sljcetv.
Während in Lc. 21, 12^ der Urtext nur wenig verändert zu
Tage liegt, hat derselbe in v. 14. 15 von der Hand des Lc. eine
starke redaktionelle Umgestaltung erfahren, wahrscheinlich um
ihn nicht allzusehr als Doublette von Lc. 12, 11**. 12 hervortreten
zu lassen. Doch erkennt man noch in dem jtQOfiBkerav (= //«-
Qifiväv = jcQOfiSQifiPav = fieXeräv bei Orig. zu Lc. 21, 14 = 3iÄ^),
sowie vielleicht in dem djtoZoyijd'TJpat, welches bereits im Septua-
ginta-Griechisch (aber auch in den lucanischen Actis häufig — doch
ganz sachgemäss — ) vorkommt und welches den Grundton zu den
urchristlichen „Apologien*' anschlägt, die Parallele zu Lc. 12,
11^ wieder. Wie lucanisch dagegen die Worte: coq>lav, ^ ov
övvfiaovTai äpxicxrivat f) avTSiXBlv ol dprcxslfievoi vfitv geformt
sind, zeigt die Vergleichung mit Act. 6, 10: ovx laxvov avxi-
OTtjvai XXI <iO(pia xal xtp Jtvevfiaxt co ikaXsi.
Lc. 21, 16. 17 = Mc. 13, 12. 13» = Mt 24, 9 = Mt 10, 21. 22».
a. Just. Dial. c. Tryph. c. 35. p. 254 A.
xal yag d jtdoxo(iBV jtdvxa, dvaiQovfiBvoi vjto xwv oIxbIodv,
JtQOBlJtBV tJfitV fliZXBlV yBVBOd^ai. ^
b. Just. Dial. c. Tryph. c. 82. p. 308 C.
Bljte yocQ oxi q)OPBVBöd-ai xal fiiCBto&ai öia x6 ovogia av-
XOV flBZXoflBP.
c. Mt. 24, 9. 10^
xoxB JtaQaöciöovcip vgiag Big d-Zltpcp xal djtoxxBPovOiP vfiag,
xal BöBöd-B (iioovfiBPOi vjto jtdpxa)P xciv i&P(OP öid x6
opofid fiov — xal dXXijXovg Jtagadoicovoip xal fiioi^covoiv
dXXi^Xovg,
d. Mc. 13, 12. 13*.
xal jtaQaöcoOBL dÖBXq)dg d6BX(p6p Big d-dpaxop xal xaxi}Q
xixpop, xal kjtapaoxtiOopxai xixpa k^cl yoPBlg xal d^ava-
xwoovöip avxovg' xal bobo9-b fiioovfiBPOi vjto Jtdpxwp öiä
x6 oPOfid ftov.
Texte and üntersachongen zu Lc 21, 16. 17. 18. 533
e. Mt. 10, 21. 22»
xagaöciosi de döeX^og aÖ€Xq>6v slg d^apaxov xdi jtarrjQ
xlxvov xal kxccvaCtfjOovrai xixva in\ yorslq xäi d^ava-
Toioovoiv avTOvg' xal l^OBOß-e fiioovfisvoi vxö JtavTa>v iiä
To ovofia liov.
f. Lc. 21, 16. 17.
xoQadod^riöBOd'S de xal vxo yovioDv xal dösjig)6jp xal avy-
ysvcov xal tplXcov, xal ^avaxcioovoiv ig vficiv' xal iösad^s
fiioovfisvoi vjto ytavxwv öiä xo ovofid fiov,
g. Aphraates Hom. XXI. p. 346 ecL Bert.
Er hat uns nämlich zuvor geschrieben: Es werden euch
überantworten eure Väter und eure Brüder und eure Ver-
wandten, und es wird euch jedermann hassen um meines
Namens willen.
h. Aid, XVI, 4 (= Const VII, 32. p. 212, 2).
fiiOi^oovaiv dXXfjjLovg xal ötci^ovoi xcä jtaQaödoovöi,
Während mit Weiss in Mt. 10, 21. 22* = Mc. 13, 12. 13»
und grösstentheils auch in Lc. 21, 16. 17 der Urtext wiederzu-
finden ist, hat der dritte Evangelist diesen Theil des Urtextes in
Lc. 12, 11. 12 gänzlich weggelassen, der erste Evangelist aber
in Mt. 24, 9. 10 ihn nicht unwesentlich umgestaltet. Als Über-
setzungsvarianten erscheinen d-avaxovp = djtoxxBlpeiv=g)OP£V£iv
= dvaiQBlv = ti^^tasi» sowie ovyyevBlq (Lc.) = Verwandte
(Aphraates) = ohcBloi (Just) = D'^nilp. Der Text der Jcöaxv
steht Mt. 24, 9. 10 am nächsten. Vgl Heft II, 280 f. zu Mt. 24,
10». Möglicher Weise liegt Mi 24, 9. 10 ein selbstständiger
QueUentext vor. Namentlich die Worte Mt. 24, 10»: xal xoxb
CxavöaXiCd'i^oovxai jtoXZol, welche in den übrigen synoptischen
Parallelen fehlen, scheinen darauf hinzuweisen.
Lc. 21, 18.
a. Macar. Hom. XV, 10.
xcä, d'Ql§ ovx djtoXXvxai, xad-Aq yiyQanxai.
b. Act. 27, 34^
ovöspog ycLQ vfiSv ^pJg djco xtjg XB^aXijq djtoXBtxai.
584 Aussercanonische Paralleltezte zu Lc.
c. Lc. 21, 18.
xal d^gi^ kx xfjq xsfpaXrjg vficiv ov fifj ojtoXijTai.
d. Acta Andr. et Matth. § 28. p. 161 ed. Tischendorf.
ov (ifj axoXiorjxe ulav tQlxa^
e. Ephraem Syr. Opp. II, 192 F.
xdi ß-gl^ lila ovx djtojLei^S^jöeTai,
f. 1. Sam. 14, 45.
g^ xvQiog^ el Jteöelrai tqixoq rijg xsq)aJifjg avrov im rfjv
yrjp,
g. 2. Sam. 14, 11.
Ctj xvQioCy el JieöelTai ajto rfjg xQixog rov vlov öov im r^v
Dieser Vers Lc. 21, 18 stammt, wie man mit Weiss anza-
nehmen hat, nicht aus dem Urevangelium, dessen Context er an
dieser Stelle sogar stört. Er fehlt auch im Syr. Cur. sowie
bei Marcion. Vgl. Epiph. Haer. XLII. p. 342 A: xaXiv xctQ^xotpe
xo' d^gl^ ix xr/g xBq)aXfig vfiöjv ov fit] äjroXfjxai, Mit der lu-
canischen Parallele Act. 27, 34^ geht dieses Wort auf alt-
testamentliche Quellen zurück: 1. Sam. 14, 45; 2. Sam. 14, 11;
1. Reg 1, 52.
Lc- 21, 19 = Mc. 18, 13»» = Mt. 24, 13 = Mt 10, 22\
a. Lc. 21, 19.
ii^ xfj vjtofiovij vfic5v xxrjaaöO-e xäg tpvxctg vficov.
b. Ign. ad Trall. VIII, 1. p. 50, 8.
draxxf'joaod^e [dpaxxlaaod'B] tavxovg iv jtloxei.
c. Ign. ad Trall. VIII, 1. Vers. Syr. Cureton Corp. Ignat. p. 200.
et recreate vos ipsos [animas vestras] in fide, quae est in spe.
d. Ign. ad Trall. VIII, 1. Vers. Armen. Anger Synopsis p. 218.
recreate personas vestras [animas vestras, vosmet ipsos]
fide, spe.
e. Tert. adv. Marc. IV, 39. [Marcion ad Lc. 21, 19].
Sed per tolerantiam, inquit, salvos facietis vosmet ipsos.
Texte und Untersuchungen zu Lc. 21, 19. 585
f. J^rf.XVI, 5.
Ol ÖS vjtofislvavTsg kv rfj Jtlcrsi avrmv omd-ijoovTaL vjc
avTOv Tov xarad-dfiatog.
g. Mc. 13, 13i> = Mt. 24, 13 = Mt. 10, 22^
o rfe vnofiBlvaq slg riXoc, ovrog omd^riosraL
h. BißXlov EXijfisvrog jiqcotov to xaXovfievop öia&t^xri rov
KvQiov 'lijoov XqcOtov. Cap. IX. üegl xrig jtaQOVOlag
TOV öiaßoXov. Keliqu. jur. eccl. p. 82 ed. Lagarde.
fiaxagtoi ol vjtouivovxsg kv ralg nuioaig ixelvaig.
i. Jac. 5, 11.
l6ov fiaxaQl^ofiev rovg vjtofiivovrag.
Weiss hält hier den Lucas-Text für eine freie redaktionelle
Umbildung der urtextlich in Mc. 13, 13*> = Mt. 24, 13 = Mt.
10, 22^ enthaltenen Schlussverheissung, Holtzmann für eine
»freie Wiedergabe des Sinnes von Mc. 13, 13 = Mt. 24, 13". Aber
die Sache liegt tiefer. Wie wir das Logion Lc. 6, 46 = Mt. 7, 21
(vgl. oben S. 105 f.) in einer zwiefachen Recension vor uns
haben, bei Mt. in der Form einer Sentenz, bei Lc. in der Ge-
stalt einer paraenetischen Frage, wie femer eine zwiefache
Recension des Logion Lc. 14, 11 = Lc. 18, 14^ == Mt. 23, 12 zu
constatieren ist, eine canonische in sententiöser Form und eine
aussercanonische in paraeuetischer Fassung (vgl. oben zu Lc.
14, 11) ^), so ist es auch hier: Mt. und Mc. geben das Logion als
Sentenz, Lc. als Paraen ese. Abgesehen von dieser verschiedenen
stilistischen Fassung ist Lc 21, 19, wie sich zeigen wird, mit Mt.
24, 13 = Mt. 10, 22*» = Mc. 13, 13*» sachlich, aber auch sprach-
lich identisch. Die Brücke zu dieser Erkenntniss bildet in erster
Linie der marcionitische Text: per tolerantiam salvos facietis
vosmet ipsos = Iv rfj vjiofiovfj ad^sts tavrovg. Hier haben
wir in dem ociC^ere das oco^joevai und in der vjtofiov^ das vjtO'
fielvag der dem Matthäus- und Marcustext zu Grunde liegenden
Version, in dem tavrovg aber zugleich das rag ipvjfag vficov
/~^. " ,^-N.^^w
1) Doch vgl. man oben S 398 die Spuren der paraenetischen
Fassung: raneivw&Tjts (Jac. 4, 10; 1. Petr. 5, 6), "va vfisTg vyfw&^ze (2. Cor.
11,7) auch nach dem canonischen Cbersetzungstypus neben der senten-
tiOsen Formulierung: 6 tanetvaiv kavtov vipw&i^aeTai.
5S6 Aussercanoniscbe Paralleltexte zu Lc.
des Lc. = DD'^ritli&D, sowie das iavrovg der Ignatianen und das
animas yestras der syrischen, das personas vestras der armenischen
Version. Es ist nur noch übrig darauf hinzuweisen, dass
0(6^£ip = xxrjOaoB^ai = avaxrtjöaöd^ai (= jteQCjcoietoO^ai) =
avaxrlaaod^ai (in den Ignatianen durch Cod. G^ vertreten und
durch die syrische wie armenische Version wiedergegeben) =
recreare sämmtlich auf die hebräische Wurzel n*n oder TV^rvr\
hinweisen. Vgl. die Erläuterungen und Nachweise zu Lc. 17, 33.
Es bleibt also zwischen der lucanischen Fassung und der Text-
gestalt bei Mc. und Mt. in der That nur die Verschiedenheit
der Construktion bestehen; die textlichen Elemente sind, sobald
man auf die hebräischen Wurzeln zurückgeht, identisch. Der
Text der Aiöax^] rückt dabei durch seine pluralische Fassung:
ol vJto/ieivavTsg der lucanischen Version des Logion noch etwas
näher. Dagegen trifift er durch den Zusatz: kv r^ jtlarei avxciv
mit dem kv jtlöTSi der Ignatianen, sowie mit Apoc. 13, 10:
(DÖS eöziv ^ vjcofiov^ xäi tj jtlörig rcov aylcov — und Apoc.
14, 12: wös vjtofiovTJ rcov aylcop koxlv, ol TrjQovpreg rag h'
ToXag xov dsov xal ttjp jtloriv ^Itjoov zusammen. — Inhaltlich
ist zu dem aoi^sre havrovg = rag tpvxag vfimv ausser Lc. 17, 33
namentlich noch das Agraphon zu vergleichen: oci^ov öv xal t)
tpvx^ oov. Siehe Agrapha S. 144 fiF. Femer sei noch
darauf hingewiesen, dass sich bei sprachlicher Analyse unsere
Logion wohl die sententiöse Fassung bei Mt. und Mc. aus der
paraenetischen, welche Lc. vertritt, aber nicht umgekehrt die
letztere aus der Sentenz, wie sie Mt. und Mc. bieten, abgeleitet
werden kann, dass mithin Lc. 21, 19 dem Urtext, wie auch na-
mentlich aus Marcion hervorgeht, unmittelbar nahe steht. —
Nestle notiert noch die Lesart des Syr. Sin. 1 1\^= xrijOECd^s,
welche, auch von AB, verschiedenen Italae und Vulg. ver-
tretene, futurische Fassung mit dem Text des Mt. und Mc: öco"
d-tjOBtaL sich besser deckt als die imperativische: xxrjOaöd-B nach
dem canonisch-lucanischen Text. — Ausserdem weise ich noch
auf 4. Esr. 9, 7. 8 hin, eine Stelle, welche zu Lc. 21, 36 nach der
Hilgenfeldschen Retroversion im griechischen Texte mitgetheilt
wird, welche aber nicht blos an Lc. 21, 36, sondern auch an unser
Logion anklingt, und daher an dieser Stelle im lateinischen Texte
abgedruckt werden mag: „Et erit, omnis qui salvus factus fuerit
Texte und Untersachungen zu Lc 21, 19. 20. 21. 5g7
et qui poterit effugere per opera sua et per fidem, in qua cre*
didit, is relinquetur de praedictis periculis et videbit salutare
meum^. Wo das Original — sowohl in sprachlicher Hinsicht
als in Bezug auf den geistigen Gehalt — zu suchen ist, ob in
dem Herrenwort oder in der jüdischen Apokalypse, das kann
jedermann selbst leicht entscheiden. Zu der mang der Ai6ay[i\,
der Ignatianen und der johanneischen Apokalypse kommen in
der jüdischen Apokalypse noch die opera als das Erste hinzu.
Ausserdem kann noch verglichen werden 4. Esr. 6, 25: omnis qui
derelictus fuerit ex omnibus istis, quae praedixi tibi, ipse salvabitur
et yidebit salutare meum. Hierbei ist endlich noch auf die Möglich-
keit, ja Wahrscheinlichkeit hinzuweisen, dass unser Logion von Jesu
zweimal je in verschiedener Fassung, in verschiedenem Zusammen-
hang, bei verschiedener Veranlassung geredet worden ist, das
eine Mal Mt 10, 17—22 (= Lc. 12, 11. 12), das andere Mal in
der eschatologischen Rede, und zwar, wie die Anklänge Jed.
XVI, 5 = Apoc. 13, 10 = 14, 12 an die Hand geben, in deren
zweitem Theile, unter engster Bezugnahme auf die antichristische
Drangsalszeit (vgl. Ai6, XVI, 5: axtd'iicovxai vn avxov rov xa-
rad-ifiatog^ und dass hiermit eine weitere Veranlassung fllr die
Umschaltung des Mc. gegeben war.
Lc. 21, 20. 21 = Mc. 18, 14 = Mt 24, 16. 16.
a. Mc. 13, 14.
orav 6h lötjre ro ßöiXvYfia xriq iQij/iciöecDg toxtpcora onov
ov öety 6 avarfivdoxmv vosItco, totb ol iv ry 'lovdala
ipBvr/ixcooav elg xa oqt].
b. Mt. 24, 15. 16.
öxav ovv lörjxe x6 ßöiXvyjia xfjg iQi]fiafOaa}g xb Qr}9^hv
öia AavLrjX xov jtQog)rjxov eoxog iv xojtcp aylcpy o dpa-
ytvoioxcov voelxoD, xoxb ol iv x(] 'lovöala q^Bvyixoacav hjti
xa 0Q7J.
c. Apocal. Baruch XX VIII, 1. p. 666.
veruntamen omnis qui attenderit tunc sapiens erit.
d. Pistis Sophia p. 65 ed. Petermann et Schwartze.
(Jesus dixit): qui voei vohxco.
588 Aussercanonische Paralleltezte zu Lc.
e. Lc. 21, 20. 21.
oxav 6b lör^re xvxXovfiivrjv vjto öxQaxojtiömv ^hgovoakrjn^
TOTS yvcore, ozi ^Yyixev ri iQtjficooic avtijg' rote ol ip r^
%v6aia q)Bvyhxco6av sIq rä oqtj, xal ol iv fiioa) avrrjg
ixxcoQÜTcoCav, xal ol Iv rate X(^Q^^<9 1^^) BlotQXBoO^coaav etg
aVTTjV.
f. 4. Esr. 15, 17.
Concupiscet enim homo in civitatem ire, et non poterit.
Nach der Einschaltung Lc. 21, 12 — 19 folgt nun die an dieser
Stelle originale Schilderung der über Jerusalem und Judäa be-
vorstehenden Katastrophe. Secundär und judenchristlich tingiert
ist hier bei Mi der Ausdruck: iv roncp äyicp. Vgl. die juden-
christlichen Pseudo- Clementinen Hom. II, 17 p. 26, 17: xad-alQB-
öiv Tov aylov rojtov, ferner die judenchristliche Bezeichnung
Apoc. 11, 2: rf/v jcoXip rr/v ayiav, wo die Lucasparallele Lc. 21,
24^ wie hier ^Qovoah'/fi hat, desgleichen bei dem judenchrist-
lichen ersten Evangelisten Mt. 4, 5: slg rifv aylav jtohv, wo Lc.
ebenfalls den Urtext: %QovoaXi^fi vertritt Lc. 4, 9. Secundär ist
ferner bei Mt. und Mc. die Parenthese: 6 avayiPfDOxoov voelrco,
da doch Jesus von einem „Lesen* seiner eigenen Worte nicht
gesprochen haben kann. Secundär ist auch der aus Dan. 9» 27
hertibergenommene Ausdruck ßöiXvyfia an dieser Stelle. Denn
dann, wenn Jerusalem schon erobert und der Tempel durch Er-
richtung des ßöiXvyfia bereits entweiht sein würde, wäre die
Flucht zu spät gekommen. Deshalb hat der Lucastext, welcher
das ßötjLvyfda nicht erwähnt, viel grössere Wahrscheinlichkeit
für sich. Anstatt an das Ende stellt uns derselbe an den An-
fang der Belagerung. Vgl. Joh. Weiss in der neuesten Aufl.
des Meyerschen Commentars zu Lc. (I, 2 S. 607): „Das Praesens
xvxXovfitPTjv ist von der noch im Gange befindlichen Ein-
schli essung zu verstehen". Für diesen Zeitpunkt allein hatte
der Rath zur Flucht einen Sinn. Wenn aber Joh. Weiss den
Lucastext auf eine besondere judenchristliche Quelle zurückführt,
so ist eben nachgewiesen, dass der judenchristliche Charakter
nicht bei Lc, sondern bei Mc. und namentlich bei Mt. zu suchen
ist. Und wenn Joh. Weiss unseren Lucastext mit jenem Ora-
kelspruch, jenem X(^//ö//6^, identificieren möchte, von welchem
Eus. Hist. Eccl. III, 5, 3 berichtet wird, dass er die Christen-
Texte und Untennchiingeii zo Lc 21, 20. 21. 5S9
gemeinde rechtzeitig zur Flucht aus Jerusalem und zur Über-
siedelung nach Pella veranlasst habe, so wird viel richtiger an-
zunehmen sein, dass jener XQ^^f^^^ durch einen der urchristlicheu
Propheten (vgl. Act 11, 27. 28) ergangen sei, welcher, auf Grund
der alten Jesus- Weissagung den rechten Zeitpunkt bezeichnend,
zur Flucht mahnte und, die Jesus -Weissagung ergänzend, Pella
als das Ziel der fliehenden Christengemeinde vor die Augen
stellte. Jedenfalls ist in dem Lucastexte: ol Iv /lioq) avxijc
ixx(OQslr<Döav das avr^g, mit Joh. Weiss auf Jerusalem zu be-
ziehen. Nach alle dem dQrfte die Mahnung Jesu zur Flucht
seiner Jünger ebenso wie seine Weissagung von der Zerstörung
Jerusalems selbst durchaus realistisch, nicht aber als eine bild-
liche Redeweise — wie Haupt (S. 159) will — aufzufassen sein.
In der gemeinsamen Bezugnahme auf das danielische ßdiXvyiia
Tj/g i^ficiöecog begegnen sich die judenchristlichen Verfasser
der beiden ersten synoptischen Eyangelien mit dem judenchrist-
lichen Apokalyptiker. Vgl. Dan. 12, 11: xal öod'fjösrai xb ßöd-
Xvyfia igr^iKDOBcaq, f](iiQat ;i^/>lazi öiaxooiac ivvBvrjxovxa — und
dazu Apoc. 11, 3 = 12, 6: r^fiigag ;^eJl/a^ öiaxociag h^fjxovraj
sowie das unten zu Lc. 21, 24^ Entwickelte. Zu dem lucanischen
Texte: ort fjyytxsv f) igi^ficooig avrtjg vgL man Ezech. 9, 1 LXX:
rjfffVKZV fi ixöixTjoig TTJg jtoXecog, sowie den Weheruf der An-
hänger Jesu nach dem Kreuzigungstode des Meisters: appropin-
quavit desolatio Hierusalem (s. unten zu Lc. 23, 48), woraus her-
vorgeht, dass Jesu Anhänger unmittelbar nach dem Tode des
Meisters der Meinung waren, dass die von ihm geweissagte
Stunde rrjg 6Q7](ioioa(Dg über Jerusalem jetzt hereinbrechen werde,
tierade der Ausdruck der Quelle: rj kQTjfKooig avr^g — mag
dem Mc, dem hierin wie oft der erste Evangelist nachfolgte,
Veranlassung gegeben haben, aus Daniel das ßöeXvy/ia r/y^ ^(>7/-
fidosog einzuflechten. Die von Mc. und Mt. durch Einfügung des
ßöijLvyfia xijg kgri^döecog vorausgesetzte historische Situation hat
Pfleiderer (Urchristenthum S. 403 ff.) mit grosser Wahrscheinlich-
keit in der Aufregung nachgewiesen, von welcher die gesammte
jüdische Welt ergriffen ward, als Kaiser Caligula durch Aufstellung
von Kaiserbildem im Tempel das jerusalemische Heiligthum ent-
weihte. Aus alledem geht hervor, dass Lc. dem Urtexte näher
steht als die beiden ersten Synoptiker.
590 Aussercanonische Paralleltezte zn Lc.
Lc. 21, 22*. 23»» = Mc. 13, 19 = Mt 24, 21.
a. Apocal. ßaruch XXVI. p. 665 ed. Hilgenfeld. Messias Judaeo-
rum.
Et respondi et dixi: num tempus multum permanebit tri-
biJatio illa quae erit, annosne multos comprehendet neces-
sitas illa?
b. Assumtio Mosis VIII, 22. p. 449 ed. Hilgenfeld. Messias Ju-
daeorum.
xäi Tax<x yevriöBTat slg avrovg r) rifKogla [ixSlxT/oig] xal
Tj OQyyjj T] TOiavTi] ovx syspero iv avrotg cbtb rov alcovoq
ia)(; ixeivov rov xaiQOV.
c. Acta Pil. A. p. 252 ed. Tischendorf. XII, 1.
xal vvv g)oßovfjiai firjjtoxe q>d^aö6i tj OQYV ^'^qIov ktp" vfdäg
xal ijti xa zsxva vficov.
d. Lc. 21, 22». 23*».
ort yjfiSQai ixöixijaecog avral elaiv . . . iörai yaQ dvayxr]
fisyäXrj im xTJg yfjg xcu ogyr/ [Syr. Cur. add.: iaxvQo] tot
Xaqj TOVTco. [Syr. Sin. om.: ijtl rrjg y?jg — sowie loxvQcc]
e. Jed. XVI, 4.
xal jcoiTJoei dd^sfiita, a ovöijcore yiyopsv i^ alcovog.
f. Mt. 24, 21.
loxai yaQ xoxs d^Zttpig fisyalf], ^'^^^^^J^^j7}]^^J^^^^ ^QXV^
xoOfiov ?0}g xov vvv ov6^ ov (lij yivrjxai,
g. Mc. 13, 19.
Böovxai yaQ al fjfiiQai exelvac d-Xl^ig, oia ov yiyovBv xoc-
avxTj ajt aQX^/g xxlosog, tjv sxxloev 6 &s6g, ia)g xov vvv
xal ov ///} yivTjxat.
h. Herrn. Vis. II, 2, 7. p. 20, 14.
fiaxaQiot v/jslg, oooi vjtofiivexe xr/v üXttptv xrjv iQxouivtjv
xtjv fieyaXriv,
i. Herrn. Vis. IV, 2, 5. p. 64, S.
x6 &7]qIov xovxo xvjcog köxlv d^Zixpsog xf/g fiSJiXovOijg xrjg
(ieyah]g.
Texte and üntenachungen zu Lc.21, 22. 23. 24. 591
Der Text in der Assumtio Mosis: ultio et ira, quae talis
non fuit in illis a saeculo berührt sich eng mit Lc., zumal wenn
ultio nicht mit rifKopla, wie Hilgenfeld gethan, sondern mit
ixölxi]öig übersetzt wird. Diese ixöixriaig ist neben kjtioxojcri
häufige Übersetzung von ?T=TfJB. Vgl. Jes. 10, 3: rnp^B Di'^b =
LXX: kp TXl W^Q9^ '^V^ ijtioxojtijg — , Jerem. 46, 21: DtJ'^pB Tlf
= LXX: xaiQog ixöixtjOBcoq avtcop — u. öfter. Vgl. oben Lc.
19, 44*». Zu oQyi) reo Xacö Tovxq) vgl. man als alttestament-
liche Parallele Jes. 10, 6 LXX: xr}v ogyr^v fiov kx Id-voq avo-
(iov ajtoOTeXd , sowie die neutestamentliche Parallele Apoc. 11,
18: xäl rjXd'BV rj ogyi] aov, aus welcher hervorgeht, dass Lc.
mit der Erwähnung der oQyfj ein Element des Urtextes erhalten
hat, zumal da ja Apoc. 11, 18 gerade das Gericht über Israel und
Jerusalem schildert. Auch die avayxti des Lc. ist urtextlich be-
gründet als Ubersetzungsvariante von THSL neben der d^Xttpig des
Mt. und Mc. Vgl. Dan. 12, 1: nns = LXX: »Xttpig, Hiob 27, 9:
n'lS = LXX: avayxT). Dabei ist es mit Bezug auf 1. Cor. 7, 26:
dia xfjv ipBOTüiöav dpayxrjp evident, dass dort Paulus auf dieses
Herrenwort von der bevorstehenden Tn:^ hinblickt und dass mit-
hin ci^^T^^ der lucanisch-paulinischen Übersetzung der Logia
angehört. Ob aber der Zusatz: oia ovx iyivero äjt agxvg
xoo/iov icog rov vvp ovo" ov [lij yivTjxat — urtextlich hierher
gehört und nicht vielmehr eine Eintragung aus Dan. 12, 1 reprae-
sentiert, ist mehr als fraglich. Die Aidax^ bietet die analoge
Phrase: a ovösjioxs yeyopep ig alSpog als integrierenden Be-
standtheil in der Schilderung des Antichrists. Dorthin gehört
jedenfalls der — bereits Heft II, 287 behandelte — Textbestand-
theil, welcher hier bei Lc. fehlt, von den beiden ersten Evange-
listen aber (Mt. 24, 22 = Mc. 13, 20) in die Schilderung der jeru-
salemischen Katastrophe aufgenommen ist. Die Erwähnung der
^Xttpig fieyaXT] selbst fallt auch bei dem Apokalyptiker in den
ersten Theil seiner Visionen. Vgl. Apoc. 7, 14.
Lc. 31, 24^
a. Just DiaL c. Tryph. c. 40. p. 259 B.
6x1 kXevoovxai rjuigat fiexa x6 jtad'Blp xop Xqioxop, oxe
xal o xojtog xfjg ^hQOVöaXrjfi xotg ix^QOtg vfidüp jtagaöo'
di]0€xat.
592 Aussercanonische Paralleltexte zu Lc.
b. Apoc. 11, 2. 12, 14.
ort iöod-t] Tolq ed-PsoiVt xal r^v jioXiv tt/v aylav jtar^-
oovöip — xatQOv xal xaiQOvg xal rifiiov xaiQov.
c. Lc. 21, 24^
xal IsQovoaZfjfi eörai jtaxov^lvrj vjto i&pcov^ axQi ov jtjLy-
Qa)d-6ioLV xaiQol iO-vcov.
Von Seiten zahlreicher Evangelienkritiker wird dieser Satz-
theil Lc. 21, 24^ als ein von der Hand des Lc. stammendes Ein-
schiebsel betrachtet, und auch Weiss hält den ganzen Vers
Lc. 21, 24 nicht für ursprünglich. Aber abgesehen von der dem
Logia-Charakter ganz gemässen Sprache — vgl. Heft II, 60 zu
Mt. 4, 17 = Mc. 1, 15 den Cod. D: jcejtX/jQa)VTai ol xaigoi =
Ephraem: impleta sunt tempora, sowie das jiarstp in der ur-
evangelischen Stelle Lc. 10, 19 — , so besitzen wir auch zwei
uralte Zeugen für die Echtheit dieses Wortes, nämlich den Apo-
kalyptiker und Paulus. Was den fast wörtlich mit Lc. 21, 24^
zusammentreffenden Text des Apokalyptikers anlangt, so ist die
einzige Variante, durch welche er von Lc. 21, 24** abweicht, nämlich:
/) jtoXig fj ayla, schon aus Mt. 4, 5 uns wohl bekannt Vgl. dieses
Heft S. 35. 588 und Agrapha S. 336 f., sowie den xonogayiog
Mt. 24, 15 und Hom. Clem. U, 17 p. 26, 17. Der judenchrist-
liche Apokalyptiker und der judenchristliche Verfasser
des ersten Evangeliums treffen — wie auch sonst öfters
— hier als nahe Verwandte zusammen in dem Gebrauch
dieser bei den Juden üblichen Bezeichnung Jerusalems. Im
Übrigen gehen beide Texte, Apoc. 11,2; 12, 14 einerseits und
Lc. 21, 24^ andrerseits, inhaltlich darauf aus, dass sie die un-
mittelbar nach Jerusalems Zerstörung anbrechende Zeit prophe-
tisch schildern wollen. Nach der evangelischen Prophetie in Lc.
21, 24^ hat diese Zeit ein doppeltes Angesicht: einerseits wird
Jerusalem und damit das ganze jüdische Volk von den Heiden
zertreten, andrerseits erleben die Heidenvölker dafür xaiQoi, deren
Dauer völlig unbestimmt gelassen und nach keiner Seite abge-
grenzt ist. In diese xacQol aO^vdiv gehört die Erfüllung jenes
aussercanonischen, aber zweifellos echten Herrenwortes: löovxai
algeoecg xal öxiofiara — *), eines Wortes, welches allein schon
1) Vgl. Agrapha S. 105. 173—178. 282.
Texte und Untentachaiigeii xu Lc. 21, 24. 593
hinreicht, um den Wahn zu zerstören, als habe Jesus seineu Zeit-
genossen Terkündet, dass sie noch personlich die Parusie erleben
würden, eines Wortes, welches rielmehr deutlich zeigt, dass
Jesus einen grossen und allgemeinen Gährungsprocess, der nicht
nach Menschenaltem berechnet werden konnte, als die Folge
seiner Erscheinung Torausgesehen hat Die Durchdringung der
Volkerwelt mit dem Sauerteige des Evangeliums, mit welchem
jener Oährungsprocess noth wendiger Weise verbunden sein musste,
das war ako jedenfalls der positive Inhalt, welchen Jesus in
die von ihm verkündeten xcuQoi idväv hineingelegt hatte. VgL
Mc. 13, 10 = Mi 24, 14: xi}Qvx^iOtxai xb tvayyiXiov t^c ßaat,-
XslcQ kv oXfi T^ <Uxovfuv7j slq fiOQTVQtov xaotv toIq td-pscip,
xai rore ^gee ro riXog, sowie den dazu Heft II, 287 notierten
Zusatz aus Hippoljt: ozar 6 ovfixac xocfiog xh}Qond^. Der
Apokalyptiker nun, von dieser positiven Auffassung der xcuqoI
idvciv weit entfernt, vielmehr von einem starken Gegensatz
gegen die heidnische Weltmacht erfüllt und wie der erste Evan-
gelist — vgl. Mt. 10, 23; 16, 28; 23, 38. 39 — von der Erwar-
tung einer nahen Parusie durchdrungen, dachte sich die von
Jesu ge weissagten xaiQol idväv lediglich als eine — möglichst
kurz zu bemessende — Herrschaft der heidnischen Übermacht
über das zertretene Israel, und zwar beschrankt er im Anschluss
an Dan. 7, 25: xcu öod^t^oerai Iv xbiqX avrov l'og xaiQOv xal
xaiQÖiv xal /£ rifiiov xaiQOVj sowie Dan. 12, 7: xaiQov xai-
Qwv xai i]fiiöv xaiQoVy einen xaiQog als einen Iviovrog fassend,
die Dauer der xaigoi id-vciv auf die kurze Zeit von 3 * 2 Jahren.
VgL Apoc. 12, 14: xaiQov xai xaigovq xal yfiiov xaiQOv =^
Apoc. 11, 2 = Apoc. 13, 5: (lyvaq reooaQoxovra cJvo = Apoc.
11,3: fifitgac x<^/a$ öiaxooiag bgfjxovza = A^c 12,0. Mit
dieser kurzen Zeitbestimmung, welche in Anbetracht, dass es sich
um weltgeschichtliche Vorgänge handelt, mit dem evd'ia}g in Mt.
24, 29 fast identisch ist, zeigt sich der Apokalyptiker von Neuem
als einen Geistesverwandten des ersten Evangelisten. Wie näm-
lich Lc. 21, 24^1 xal %QovoaX^fi earai xarov/iivfj vjto id^vciv,
axQt ov jtXfjQiod'öiOiv xaigol id^vwv — das Bindeglied bildet
zwischen der ersten auf Jerusalems Zerstörung bezüglichen Hälfte
der grossen Parusie-Rede Lc. 21, 5 — 24^ einerseits und der zweiten
Hälfte Lc. 21, 25 — 36 andrerseits, welche auf die Endzeit sich
bezieht, und wie im ersten Evangelium die beiden Haupttheile
Texte a. CDtennchnngen X, S. 38
594 Aussercanoniscbe Paralleltexte zu Lc
der Parusierede Mt. 24, 29 durch das bekannte Bv^icag verknüpft
sind, so bildet in den Visionen der johanneiscben Apokalypse
die Zwischenzeit einer dreiundeinhalbjährigen Zertretung Jeru-
salems unter der Heidenherrschaft das Bindeglied zwischen dem
Gericht über Jerusalem und den von Apoc 15, 1 ff. an geweis-
sagten Endgerichten. Auf Grund dieser Gleichungen wird daher
Folgendes zu constatieren sein. Die Torcanonische Eyange-
lienquelle enthielt den in Lc 21^ 24^ conservierten, durch
Apoc. 11, 2 beglaubigten Text bezüglich der xaiQol k&vwv^
welche für die Zwischenzeit zwischen der Zerstörung Jerusalems
und der Parusie in Aussicht gestellt waren. Mc, voll Erwartung
naher Parusie, Hess, wie er die Rede Jesu ohnehin nur eklektisch
benützte, diesen Theil der Weissagung weg. Mi, bei der An-
lage seines Evangeliums in erster Linie von Mc. abhängig und
noch stärker als Mc. von eschatologischen Erwartungen getragen,
fügte dem Marcus-Texte Mc. 13, 24 sein ev&icog ein, damit zu-
gleich unabsichtlich andeutend, wie nahe die Abfassung seines
Evangeliums mit der Belagerung Jerusalems zusammenfiel. Der
Apokalyptiker, geistig dem ersten Evangelisten verwandt und
auch zeitlich bei Abfassung seiner Schrift mit ihm zusammen-
treffend, von Mc. aber unabhängig und lediglich der vorcano-
nischen Evangelienquelle folgend, fand sich mit der Lc. 21, 24^
aus dem Urtext erhaltenen Weissagung Jesu in der Weise ab,
dass er die xaigol hdi><DV vorzugsweise von ihrer negativen
Seite auffasste, nämlich als Zertretung Israels durch die Heiden-
welt, und dass er diesen Zwischenzusiand auf die kurze Dauer
von 42 Monden beschränkte. Im Unterschied von dem ersten
Evangelisten, welcher die Erfüllung der ganzen Welt durch das
Evangelium (Mt. 24, 14, vgl. Heft II, 286 f.), das Auftreten der
Pseudopropheten (Mt. 24, 11. 12, vgl. Heft II, 281— 2S6) und die
Erscheinung des Antichrists (Mt. 24, 24, vgl. Heft II, 289—293)
in die erste Hälfte der eschatologischen Rede umschaltete, und
auch nicht anders konnte, wenn er unmittelbar auf die Katastrophe
in Judäa durch sein svd^ioq (Mi 24, 29) den Anbruch der Parusie
folgen lassen wollte, schildert der Apokalyptiker das Auftreten
des Antichrists (Apoc. 13, 1 ff.) und seines Wegbereiters, des
falschen Propheten (Apoc. 13, 11 ff.), sowie die Verkündigung des
Evangeliums in aller Welt unter allen Völkern (Apoc. 14, 6, ver-
glichen mit Mt. 24, 14) als Bestandtheile der die Parusie un-
Texte und Untersuchungen zu Lc 21, 24. 595
mittelbar vorbereüenden Zeitperiode; aber wie der Antichrist
der Apokalypse vorzugsweise in der heidnischen Weltmacht
sich verkörpert — bei Hippolyt geht der Antichrist vielmehr
aus dem Judenthum hervor! — , so schlägt auch die Evange-
liumsverkündigung, wie sie der Apokalyptiker darstellt, in
eine Gerichtsverkündigung um. Vgl. Apoc. 14, 7: ort riXd-BV
fj wga TTJg xQiöeoDg avrov. Für eine Durchdringung der Völker-
welt mit dem Sauerteige des Evangeliums (vgl. Hippol.: otav 6
ovfutag xoofiog jtXTjQwd'y — Heft II, 287) fehlt dem Apoka-
lyptiker der Sinn und mit seinen 42 Monaten auch die Zeit.
Anders Paulus, dieser zweite Zeuge für die Echtheit des
in Lc. 21, 24^ conservierten Weissagungsstückes. In seinen
frühesten Schriften, den beiden Thessalonicherbriefen, noch gänz-
lich von dem eschatologischen Moment beherrscht — dem an-
fänglich in ihm noch nachwirkenden jüdischen Standpunkt kamen
die eschatologischen Partien der Logia am meisten entgegen —
und deshalb in den Thessalonicherbriefen mit dem aus derselben
Quelle schöpfenden Apokalyptiker am stärksten sich berührend,
liess Paulus je länger je mehr das escbatologische Moment in
seinen Anschauungen zurücktreten. Und wenn er auch noch in
einem seiner letzten Briefe die Erwartung einer baldigen Parusie
erneuert — vgl. PhiL 4, 5*»: d xvgiog kyyvg — , so steht ihm
doch fest, dass vor dem Anbruch der Parusie die heidnische
Völkerwelt von dem Evangelium durchdrungen sein müsste. Im
Unterschiede von dem Apokalyptiker fasste Paulus die xaiQol
i^vmv nach ihrer positiven Seite auf. Und gerade im Römer-
brief, in welchem er Rom. 13, Iff. deutlich zeigt, wie weit er
davon entfernt war, die Opposition des Apokalyptikers gegen
die heidnische Weltmacht zu th eilen, betont er Rom. 10. 11 die
Erfüllung der Heidenwelt durch das Evangelium als die Vor-
bedingung des Weltendes — , ganz in Übereinstimmung mit Mt.
24, 14: xdixtiQvxd^riöBxaitovTO x6 evayydXtop rrjg ßaoiXsiag ivolu
ry oixovfiivy elg (lagrvQiov xaoiv rolg ed'veoiv, xal rors ^ge«
To rikog. Ja, Rom. 11, 25^ spitzt sich seine Belehrung zu
einem wörtlichen Anklang an Lc. 21, 24^ zu, und zwar in der
Weise, dass, wie man beim Apokalyptiker die negative Seite
jenes Weissagungsstückes wiedererkennt, bei Paulus die po-
sitive Seite davon zum Ausdruck kommt. Vgl.
38*
596 Aassercanonische Paralleltexte zu Lc.
Negativ.
Positiv.
Lc. 21, 24**: xai %Qovaal?jfi iarai jtarovfiivrj vjco
id-vcov ==
Apoc. 11, 2: kdo&Tj rolg Id'VBOiv, xcu ttjv jtoXiv rijv
aylav jtati^öovoip.
Lc. 21, 24^: axQi ov jcXtiQod-mOiv xatQol i^vciv =
Rom. 11, 25^: cl^Qi^q ov to 3tXriQ(D(ia rmv Id-vmv
eloiXd^j,
Mag nun Paulus eine baldige Erfüllung der Welt durch das
Evangelium erwartet haben — vgl. Rom. 10, 18, ferner Col. 1, 6:
rov svayyeXlov xov jcagovroq elg vfiag xad-oig xat iv jcavrl
TW xoOficp — , mögen beide Zeugen, Paulus und der Apoka-
lyptiker, die Tiefe des Herrenworts und die Dauer der ge-
weissagten xaiQol i&vc5p nicht erfasst haben, darin treffen
sie doch beide zusammen, dass sie Zeugniss ablegen
für das Vorhandengewesensein jenes — von den beiden
ersten Evangelisten weggelassenen — Stückes, welches uns
der dritte Evangelist in Lc. 21, 24^ erhalten hat Die
Streichung dieses Passus durch Mt. und Mc. ist mithin ein neues
Seitenstück zu jenen Stellen, in welchen diese beiden ältesten
Bearbeiter der vorcanonischen Evangelienquelle einzelnen Herren-
aprüchen durch Umschaltungen und Umgestaltungen den Sinn
einer baldigst zu erwartenden Parusie gegeben haben, während
doch Jesus nur so viel geweissagt hatte, dass ein Theil
seiner Zeitgenossen den Untergang Jerusalemserleben
und die ersten weltgeschichtlichen Siege des Reiches
Gottes mit eigenen Augen schauen sollten. Vgl. unten
zu Lc. 21, 32, femer oben zu Lc. 9, 27 S. 156 ff., femer Heft 11,
126 f. zu Mt. 10, 23^ — Ob auch die von Eusebius zu Mt 21, 31^
(= Lc. 7, 29) erhaltene Textgestalt von dem Vorrang des Jtäv
Tay ajtlox(ov i&väv rayfia gegenüber dem verblendeten JudeiT
thume auf Rom. 11, 25 mit eingewirkt habe, darüber siehe oben
S. 115 f.
Lc. 21, 25 = Mc. 13, 24 = Mt. 24, 29.
a. Mc. 13, 24. 25.
dXka iv kxBivaig xalg 7)fieQaig fiera xijp d^Xltptv ixsimjp o
f^Xiog oxoxiod^?jOexai, xai // oeXfjrrj ov dcooei x6 (piyyog
Texte und Untersach angen zu Lc. 21, 25. 597
ctvT^gt xal ol dorigeg icovrai sx rov ovQavov xberovrsg
xal al övvaiiBiq al iv rote ovQavotg oaXevß^aovrai [Chry-
sost 1, 23: oeiöd-tjaoPTai] ' " ^^^^ ^^
b. Mt. 24, 29. 30.
evd-tCDg öe (urä rfjv d-Zltpiv tc5p ^fiSQciv kxelvcoi^ 6 rjXiog
oxoxiod^'löBxai, xdL tj oeXfjvrj ov öooöei ro (piyyog avrtjg,
xal ol aarigsg Jteoovpzai ix rov oxgavov, xal al övpafieig
rcov ovQavcov öaXsvß^fjöovrai.
c. Barn. XV, 5. p. 66, 1.
xal dXXd§£i ZOP r^Xiov xal ttjp ö€X?jp7]p xal rovg doxigag,
d. Lc. 21, 25.
xal eooptai orjfiela iv t]Xlq> xal osX^p^ xal dözQoig, ocal
kjtl yrjg ovpox^j i^pcop kp d^togia rjxovg ß^aXdoorjg xal
odXov.
e. Diatessaron Arab. p. 74^ ed. Ciasca.
£t erunt signa in sole et luna et stellis, et in terra pressura
gentium et frictio manuum prae gemitu sonitus maris, et
terrae motus.
f. Syr. Sin. ad Lc. 21, 25.
f^A^CL^^o f^icoALso fOt^oxa f^^o^r^ ^ocixio
r^lao f^^*n^.i r^.%dftf^ Ax.oio T^^it^lra fOJ^Of^O
g. Aiö. XVI, 5.
Tore 7J^ei ^ xriöig rcop dpd^gdjtop elg rrjp Jtvgcooip xfjg
öoxifiaalag.
Hiermit beginnt nun der zweite Theil der eschatologischen
Rede, der Anbruch der Parusie. Sicherlicb unecht ist das im
Matthäustexte eingeschobene, in dem Evang. Hieros. übrigens
weggelassene, ev&iog. Vgl. die vorstehenden Erläuterungen zu
Lc. 21, 24^. Überhaupt begann wahrscheinlich dieser zweite Theil
der Rede ähnlich wie Jid, XVI, 3: ip xalg ioxdxaig T/ftigaig und
es folgte dann Alles, was Jiö. XVI, 3—8 = Const. VII, 32 p. 211,
28—212, 20 den ioxdxaig rniigaig zugeschrieben wird (vgl. Mt.
24, 10 — 12. 14. 24) und was der Apokalyptiker in den zweiten
Theil seiner Visionen verlegt hat, um dann erst in die Schil-
derung der Parusie selbst auszumünden. — Der frictio manuum
598 Aoflsercanonische Paralleltexte in Lc.
im Diatessaron entspricht im Syr. Cur.: et complosio manuum
gentium. Wenn Harris in seiner Studie über das Diatessaron
Tatian von dem lateinischen Text des Cod. Cantabr. abhängig
sein lässt, welcher cvvoxh ^^voiv mit conflictio gentium wieder-
giebt, so ist zu bemerken, dass im Diatessaron die ovvoxti i&pciv
als pressura gentium nicht fehlt, dass die frictio manuum einen
Mehrbes^anätheil des Textes darstellt, und dass im Cod. Cantabr.
gerade hier, wo im folgenden der lateinische Übersetzer sich nicht
anders zu helfen wusste, als dass er djtoQla unübersetzt Hess und das-
selbe lediglich mit lateinischen Lettern (aporia) ausdrückte, die
Priorität des griechischen Textes vor dem lateinischen
im Cod. Bezae besonders deutlich hervortritt. Sehr
merkwürdig ist im Syr. Sin. der Ausdruck: f^.l*f^ Ax*oi
= remiasio manuum gentium.
Lc. 21, 28.
a. Lc. 21, 28.
QQxofitvoDv Sk TovxoDV ylvBoBai avaxvtparB xai ijtaQare
rag xttpaXäq vfidovj öiori iyyl^Bi ?/ ajto2,vTQ(ooiQ vficöv.
b. Cod. Cantabr. d ad Lc. 21, 28.
incipientium autem horum fieri eri^te joa et sublevate ca-
pita, quoniam adpropinquat liberatio vestra.
c. Cod Cantabr. D ad Lc. 21, 28.
igXOfiipcDV ÖS TovTCDP yelveod^ai dvaxvtpate xal kna^are
xä(; xetpaXdg, öicri iyyl^si 7) djtoXvrgmoig vficov,
d. Cod. Cantabr. D ad Mt. 24, 31.
OQXOuivcDV öl TOVTCov yslvtoß'ai dpaßZifpare xal IjtdQare
rag xtfpaXat; vfiwp, öiori lyyelCBi 7) dxojLvTQcoaig vficip,
e. Cod. Cantabr. d ad Mt. 24, 31.
incipientibus autem his fieri respicite et levate capita vestra,
quia adpropiat redemptio vestra.
f. Evang. Hieros. ad Lc. 21, 28. p. 238.
respicite (CLn*.if^) et levate capita vestra (^jä^ax^i OI^o),
quoniam appropinquat Redemptor vestrum (^_ÄAooiA, La-
garde: _ aaAoia^).
Texte und UntenuchDiigen su Lc 21, 28. 32. 599
Mit den Godd. Colb., Veron., Claromont, Monac. giebt der
Codex Bezae dieses Logion auch zu Mt. 24, 31. Tischendorf
schreibt ein&ch dazu: e Luca. Hiergegen spricht aber nicht nur
das cLQxouivmv^ während Cod. D bei Lc. iQxo/iivanf bietet, son-
dem noch mehr die von Lc abweichende Variante avaßXstpars,
welche auf eine selbstständige Version des Urtextes zurückweist.
Den hebräischen Grundcharakter des Logion erkennt man schon
aus der echt hebräischen Redensart: ixalgeiv rag xe^aXag «>
«ffih ÄTO. Vgl Hiob 10, 15: '^XDVh »te«-KV Wenn hier die LXX
TT •-' • T »
übersetzen: ov övvafiai apaxvy^aiy so ersieht man daraus^ dass
der canonisch-lucanische T^ mit seinem dvaxvtpars xäi ijt-
aQars rag xBq>akag eigentlich zweimal dasselbe sagt. An-
ders verhält es sich mit dem avaßXtipaxs des Cod. D zu Mt. 24,
31. Denn avaßXAxBiv findet sich in den LXX häufig als Ver-
sion von D'^an, z. ß. Gen. 15, 5: ÄJIDart = LXX: avaßXatpov öt].
Und in episch breiter Schilderung werden die zwei Momente:
das Haupt oder die Augen aufheben einerseits und das dadurch
ermöglichte Sehen andrerseits nicht selten auseinander gehalten.
Vgl z. B. Gen. 13, 14: TUTfi TJ*^?^? «: Kte = LXX: dvaßXstpop
rolg 6q>d'aX(Wlg oov xäi iöa. Ahnlich Jes. 40, 26: Dil^ ^kip
'Äni D5*T? = LXX: dvaßXhpaxe slg vtpog rovg 6q)d'aX(iovg
Vficov xal lÖBTS. Das respicite. womit das Hierosolymitanum
zu Lc. 21, 28 das dvaxvtpaTB wiedergiebt und welches auch in
der Vulgata sich findet, entspricht also genau dem Texte des
Cod. D zu Mt. 24,31: dvaßX^y^axB = Cod. Colb.: respicite. Die
Austauschung von IßQXBOß-ai und dgxBCß^ai findet sich auch zu
Lc. 3,23. Zu dxokvtQ(DOig vgl Rom. 8, 23: djtaxÖBXOfiBVoi
r^v dstoXvxQmotv^ eine Stelle, welche überhaupt in ihrem
gesammten Gontext mit Lc 21, 25 ff., sowie mit Aiö, XVI, 5 ff.
sich berührt. Ausserdem ist zu vergleichen Apoc. Baruch XXIII,
7 p. 664: vere enim prope est redemptio mea, ut veniat, neque
longe est sicut olim. Die Lesart de Lagardes: redemptio im
Hieros. ist nach Nestle die richtige.
Lg. 31, 32 = Me. 13, 30 = Mt 24, 34.
a. Hom. Clem. III, 15. p. 40, 12.
xal' ov fit] jtaQtkd^y fi yBVBa avtf], xäi tj xa&alQBOig dgxi^v
Xf]y;BTai.
> '^ *■ » y~s,y^^^y " \. f ^ •*. /~>. ^ ^t,
500 Aussercanoniscfae Paralleltexte zu Lc.
b. Mt. 24, 34.
anriv Xiyo) vfilv, ov firj jtaQiXd-xi ^] yepsa avxrj^ ^coq av
jtdvTa ravra yivrftai,
c. Mc. 13, 30.
ö///;r Hyto vfilv, oxi ov ii^ jtaQiXd-u -q yepea avrfj, ftsXQi^
ov ravra jtavra yevrjrai.
d. Lc. 21, 32.
afiTjv Zsyco vfilv, ort, ov (if) jtaQsXd'ij iq yapsa avr?^, ?ö>g
av Jtavra yivTjrat,
Der von den drei canonischen Parallelen abweichende Text
der Homilien ist der canonischen Fassung gegenüber als das
Ursprüngliche zu recognoscieren. Erstlich ist in den Reden
Jesu das Concrete stets ursprünglicher als das Abstrakte. So
tragen auch die Worte: ^ xad^aiQeöig cigx^jv 2,i^ip€rai die frische
Farbe des Originals, dem gegenüber das verallgemeinernde und
unbestimmte ?a>§ av jtavra yevf]rai wie Übertünchung des Ori-
ginals erscheint. Sodann zweitens vergleiche man in sprach-
licher Hinsicht zunächst zu dem Ausdruck xa&aiQSOic Hom. Clem.
II, 17 p. 26, 17: xaO'alQBOiQ rov ayiov rojtov^ Hom. Clem. III, 15
p. 40, 9: xad^aigsd^TJ = xaraXvß^i] (s. oben zu Lc. 21, 6 = Mc. 13,
2 = Mt. 24, 2), ferner (ebenda) Ephraem ed. Mösinger p. 182:
quando destruetur et Jenisalem subvertetur, wobei xaraXveiv
und xa&aiQtlv gemeinsam auf ein zurückgehen. In sprachlicher
Hinsicht kommt aber auch noch die Construktion des Neben-
satzes: xal fj xa&alQ6öig aQx^jv Xt)iperai in Betracht, welche im
Vergleich zu der concinn griechischen Construktion mit %a>q av
oder ft^XQ^^ ^^ ^^® ^^^^ hebräische lockere Verknüpfung des
Hauptsatzes mit dem Nebensatz durch das fortleitende 1 dar-
stellt. Die Retroversion des Logion nach dem vorauszusetzenden
Urtext wird sich demnach folgendermassen gestalten:
cnnn ninn r\^r\tr\ r^m -li'^n ihr*» K*b
Zu diesen sprachlichen Symptomen kommen drittens aber auch
gewichtige sachliche Gründe. Haupt hat (S. 37fiF.) meines Er-
achtens schlagend nachgewiesen, dass wir in dem Abschnitt Lc.
21, 29—32 = Mc. 13, 28-30 = Mt. 24, 32—34, also in dem
Gleichniss von dem ausschlagenden Feigenbaum und in unserm
damit eng zusammenhängenden Logion, „die Antwort Jesu
Texte und Untersachnngen zu Lc. 21, 32. 601
auf die Frage der Jünger nach der Zeit der Zerstörung
Jerusalems** vor uns haben. Er hat dabei darauf aufmerksam
gemacht, ,dass der geniale exegetische Takt Bengels, obgleich
er an Quellenscheidung oder Auflosung des vorliegenden Zu-
sammenhangs der Parusie-Rede noch gar nicht denkt, doch rich-
tig herausgefunden hat, dass .unsre Verse sich auf die jerusale-
mische Katastrophe beziehen müssen. £r sagt zu Mt. 24, 33. 34:
haec onmia, quae ad Hierosolyma pertinent, fient, antequam
haec generatio praetereat; sed de illo (remotiore, novissimo, ju-
dicii) die nemo novit . . . Hac notione {ysvea), cui eventus con-
gruit, maxime proprie respondetur quaestioni „„quando*'^ v. 3.^
Diese divinatorische Exegese B eng eis wird auf das Schlagendste
bestätigt durch die urtextliche Fassung: xal rj Tcad-algsotq OQXV'^
Xri^pBxai^ in welcher unser Logion durch den Evangelientext der
Clementinen uns erhalten ist. Das Gleichniss von dem in
seinen Blättern ausschlagenden Feigenbaum schUdert die po-
sitive Seite, unser eng damit zusammenhängendes Logion die
negative Seite der Ereignisse, welche die Generation Jesu noch
erleben sollte. Die positive Seite ist das Hervorbrechen der in
dem jungen Gottesreich beschlossenen Lebenskräfte, was Jesus
Mc. 9, 1 mit den Worten: löociv xriv ßaaiXelav rov d-sov iXif-
Zv&viap ip övpdfiBi — als ein von seinen Zeitgenossen noch
zu schauendes Erlebniss bezeichnet hatte. Die negative Seite
ist die über Jerusalem hereinbrechende Katastrophe und damit
eintretende Zerstörung des jüdischen Tempelcultus^ durch welches
weltgeschichtliche Ereigniss an dem Israel nach dem Fleisch das
Todesurtheil vollzogen und ihm die Qualität eines Gottesvolkes
endgiltig aberkannt wurde. So hat Haupt (S. 38) das richtige
getroffen, wenn er von der in Lc. 21, 29 — 32 enthaltenen Sentenz
sagt: „Ihr Inhalt ist kein anderer als der Grundgedanke von
dem neuen Wein, der neue Schläuche erfordert und die alten
zerreisst; kein anderer als der Grundgedanke des Wortes, dass
er den alten Tempel zerstören und einen neuen bauen wolle.**
Und Stephanus hatte die richtige Consequenz gezogen, wenn er
(nach der Anklage der Juden) Act 6, 14 den Satz aufgestellt
hatte: ort ^Irjoovg 6 NaCcogalog ovrog xaraXvaet top rojtop
TOVTOP (vgl. oben die xad^algecig rov cr/lov rojtov) xal dXXd^ei
rä eß^T] a jtagtdcoxsp ruilp Mwvörjg. Man vgl dazu in der Zu-
sammenfassung der Anklagepunkte, welche nach Const. V, 14
502 Attssercanoniflche Paralleltexte za Lc
p. 134 gegen Jesus erhoben wurden — dieselbe wird unten zu
Lc 23, 2 mitgetheilt — den Ausdruck: le^v Tcad-atQirrjv. Aus
alledem wird es endlich evident, dass Lc. die einleitenden Worte:
xai shtBV jtagaßoXfjP ccvrav (La 21, 29), wie Haupt richtig be-
merkt, nicht erfunden hat, da sie doch vielmehr ein Beweis da-
für sind, dass Lucas den Text Lc. 21, 29 £ in seiner Quelle nicht
als Fortsetzung der vorigen Worte gefunden hat. Lidem ich
mich freue, „im Gegensatz zu der heute verbreiteten Anschauung^
hinsichtlich der Urspr&nglichkeit und des hohen Quellenwerthes
der im lucanischen Evangelium so häufig sich findenden ein-
leitenden Bemerkungen mit Haupt zusanmienzntreffen, ist zugleich
die Thatsache zu verificieren, dass Lc an dieser Stelle von dem
judenchristlichen zweiten Evangelisten sowohl bezüglich der
Stellung des Textabschnittes Lc. 21, 29—32, welcher ursprüng-
lich in die erste von der Zerstörung Jerusalems han-
delnde Hälfte der Parusie-Rede gehorte, als bezüglich
der von Mc dem Logion Mc 13, 30 = Lc. 21, 32 gegebenen escha-
tologischen Fassung sich hat beeinflussen lassen, ohne den ur-
sprünglichen historischen Wortlaut und Sinn der auf die xad'-
aigeöig Jerusalems hinzielenden Weissagung Jesu vrieder
herzustellen, dass er also auch hierin durchaus nicht als einen
Pauliner oder als einen Gesinnungsgenossen des Stephanus sich
erwiesen hat.
Lc, 21, $3 = Mc. 18, 81 = Mt 24, 85,
a. Clem. Rom. I, 27, 5. p. 46, 11.
xal ovöev fi^ xagild-n rcov dtdoyfzaTiOfiEvoDV vjt avrov.
b. Tert. adv. Marc IV, 39.
Transeat age nunc terra et caelum. Sic enim dominus eorum
destinavit, dum verbum ejus maneat in aevum.
c Mt. 24, 35.
o ovQavoc xal i] yT] xaQsXsvoerai, ol 6h Xoyoi fiov ov fit)
jtaQiZd-coöiv,
d. Mc 13, 31=Lc21, 33.
6 ovQavbg xal ?} yrj jtaQsXevoovTai, ol de Xvyoi fiov ov fi^
jtaQeZsvoovtai.
->- .ys-*-^''
Texte and üntenuchungen za Lc 21, 33. 34. 35. 603
Der aussercanonische Text Marcions deckt sich mit Ps.
119, 89: slg top oliDva, xvQU, o Xoyog oav öiafiivH — und
1. Petr. 1, 25: To d^ QW^ xvqIov fiivei slg rov aldiva^ während
die canonische Fassung von dem Apokalyptiker vorausgesetzt
wird. Vgl. Apoc. 21, 1: 6 yog xgcizog ovQavog xal ^ XQtixrj
yrj xagfjXd^ov (cbcfjZ&ov). Man vgl. noch bei Aristides c. 17
p. 43 ed. Hennecke: rä atpd^OLQxa avxov ^tjfiara.
Le. 21, 34*.
a. Ephraem Syr. Opp. II, 94 E.
dio XifBi 6 ocorrJQ' ßZijtsrs, fin ßaQVvd-SoiP al xaoölai
v/AiSv iv xQaixaXy xal /lid'^ xal fisglftvaig ßicorixalg,
b. Ephraem Syr. Opp. II, 203 B.
avTog 6 ösoxorrjg Tjiiciv xal ocvgiog jcsqI zfjg fmiQag jtqo-
€/ia(fTVQaTO Xiycov ßXijtBXB^ fifjjtore ßagw^ciaip xtX.
c. Lc. 21, 34».
JtQOodx^Ts 6s kavTolg, fn^jtors ßa(ffid'<5öiv vficov al xagdlai
iv xQautdXy Tcal (idd-^i Tcal fisglßvaig ßicotixalg.
Der von Lc. gegebene paraenetische Abschluss der grossen
eschatologischen Rede wird von Holtzmann und ähnlichen
Kritikern als eine Composition aus paulinischen „Reminiscenzen^^
bezeichnet. Umgekehrt aber hat man die paulinischen Parallelen
zu Lc. 21, 34 — 36 aus derselben vorcanonischen Evangelienquelle
abzuleiten, welche Paulus ebenso benützte, wie es die Synoptiker
thaten. Der hebräische Orundcharakter dieses Passus Lc. 21,
34 — 36 wird im folgenden noch deutlicher zu Tage treten. Zu
ßXixsTB fiJ] = jtQooix^TS tavtolg = üA ^nttfl^rt vgl. zu Lc. 12, 1
oben S. 295.
Le. 21, 34^ 35.
a. 1. Thess. 5, 3.
roTS altpvldiog avxoZg Mcrarai oXsd-Qog oCjtsQ tj wSiv
xi ip yaCxQl ixovon, xdi ov fif] kxq)vy(Döiv.
b. Tert. adv. Marc. IV, 39.
et insistat eis repentinus dies ille velut laqueus.
V^*-<"v-' ^
i, .iv4KV«)><uii*eIie Forallelteite m Lc
; ,1 i, I.V. P.JIO. _
,-t trltiiiv.'*»^ ixii^&iS t) tifiiga ixeivi/ maxcQ xaytq lip
n-.^'Tf; i^ Vfiäg alg)vtdtog i} 'ifipa Ixetvr/ <»? stayis'
j^iiVütrat yoQ ixi xavraq roi"§ xa&tj(iivovc M jtQoa-
.saron Arab. ed. Ciaaca p. 75'.
iperveniat in vos repente dies illa; ipsa eniiii tanquam
percutiet omoes, qui babitant super faciem terrae.
dieeer Stelle wird ea besonders evident, dass die Be-
; eiiier Äbbängrigkeit des Lc. von Paulus ein groseer
ist. Stammt etwa das lucaniscbe Jiaylg (Lc. 21, 35) von
iliniadhen milv (1. Thess. 5, 3) ab? Nein! Aber wobl
Je AusdrOcke aus gemeinsamer bebr&ischer Quelle ber-
Dieses bat zuerst Marsball nachgewiesen in seinem
„Did Saint Paul uae a Semitic Gospel? (vgl Ei-
890, VII, 69—80 und dazu Heft 1, 93. 105), indem er
l xajrig auf das hebräische ban zurückführte. Und mit
Jenn ian = xa^ig und ian — > tödiv sind in den un-
ten Texten nur durch den Zusammenbang zu unter-
und daher schon frühzeitig verwechselt worden. Vgl.
2, 6 = Pa. 18, 6: ''Siaaij (tJ^Bp) biSD •'ban, wo die Sep-
Codices beide Übersetzungen bieten : cäölvEg und axoirla
ixvxXtaaäv /le. Die Richtigkeit der Marshallscben Ver*
ist hierdurch erwiesen. Und wenn auch ban in den
■letzt genannten Stellen von den LXX nicht durch ^tayti;,
durch axoiviov wiedergegeben ist, wie es denn in der
lachst „Seil, Tau", also einen dicken langen Strick be-
) gebt es doch, wie die Lexica zeigen, nicht blos 2. Sam.
Ps. 18, 6, sondern auch in anderen Stellen wie Jes. 5, 18;
22; Hiob 36, 8 ganz bestimmt in die Bedeutung von
i, Netz" Qber und wtlrde von kundigen Lbersetzern in
Fällen durch Jtaylq wiedergegeben worden sein. Das
le Evangeliarium Hieros. zeigt sowohl p. 229 als p. 239,
iser Logion bringt, seine uns schon bekannte Abbängig-
dem griechischen Text der canonischen Evangelien, in-
beide Male nicht das ursprüngliche und allein richtige
Texte und Untenucbungen zu Lc 21, 34. 35. 36. 605
b^n (= cüölv)f sondern die wenig zutrefiFende lucanisehe Lesart
jiaylq voraussetzt und dieses Jtaylc; nicht durch tt^inti, sondern
durch «JAi^ wiedergiebt. Jedenfalls ist die paulinische Version
möiv mit Rücksicht auf die n'^tDIQil *^bin sowie auf die OQxri
iDÖivcav in Mt. 24, 8 = Mc. 13, 8 die richtige Deutung des Ur-
textes. Vgl Mar 3 hall im Expositor 1890, VII, 74 ff. Die Ab-
leitung der vom Diatessaron dargebotenen Lesart: ictus ==» y^^ifp)
bleibt dunkel — Die Varianten iq)laraöO'ai (Paulus) = ijtior^-
vai (Lc.) = insistere (Marcion) = ijteQxeod-ai (CyrilL) = percu-
tere (Diatess.) erläutern sich aus dem vieldeutigen hebräischen
i^SiB, über Jemanden herfallen, drängen, treffen u. s. w. Vgl
1. Sam. 22, 18 T^B == LXX: djtavrav == Vulg.: irruere — , 2. Sam.
1, 15 ^yB = LXX: djtaprap = Symm. ijtiQxsod^cu, Stark hebrai-
sierend ist: im xavrag rovg xaß^tj/idvovg ijtl xqoocoxov jtaorjg
rfjg Y^Qi wie auch Holtzmann im Handcommentar mit Angabe
der hebräischen Rückübersetzung: rn«rrbD '^^B'b^P W^M^rrb^ bs
notiert hat.
Lc. 21, 36 = Mc. 13, 33.
a. Didasc. II, 21. p. 250.
Tcai ytäXip iöida^sp fj/iag jtQOOfiivBiv t(j svxij'
b. Ign. ad Eph. X, 1. p. 16, 1.
xäi vjthg T(5v aXXcop 61 dpß-Qcijtcop äöiaXeljcrcog JtQoo-
c. Ign. ad Polyc. I, 3. p. 96, 17.
jtQOOsvx<xtg oxoXa^s döiaXtljtroig,
d. 1. Thess. 5, 17.
ddiaXüütrcog jtQoosvx^od-s,
■. ^ s. ^
e. Herrn. Mand. IX, 8. p. 104, 11.
oi) ovp fi7j öiaXiJtijg cdtovfiepog,
f. Rom. 12, 12.
rfj d-Xly^ti vjtofiivopteg, rrj jrgoaevxij JtQooxagteQOVPrsg.
g. Ephraem Syr. Opp. II, 227 D.
6iä TOVTO Itpri vfdlv 6 xvQiog' YQTjyoQelte, ösofiBPOt döia"
leljtrcog ix(fvyelp ix d^Xlxptcog.
606
AQssercanonische Paralleltexte zq Lc.
h. Mc. 13, 33.
ßXixere, dyQVJtpette [xcu jtgoOsvxBO^e]' ovx olöaxB yaQ
xors 6 xatQog iörir.
i. Ephraem Syr. Opp. II, 224 C.
xcä. xaXiV dyqvjtVBlxB xarrore öeofispoi ovvexcog, IVa
yivTjod^e a^ioi kx(pvfelv r^g d^kly)60}g xal orad-^pai e/iXQo-
ad-ev Tov &eov' 6 ygg xaigog kyyvq.
k. Ephraem Syr. Ev. concord expos. ed. Mösinger p. 215.
Orate, ut digni sitis eximi ab bis omDibus, quae Ventura
sunt.
V • ^ • ■v.^\
1. Lc. 21, 36.
äyQvxvBlXB 6i kv jtavxl xaiQ<p öeofierot, iva xarioxvorjTS
[xara^Kod-^re] kxtpvyslv ravra jtavra ta fikXXovxa yivso&ac
xal oxad-fivai JßfiJtgoo&'ep xov vlov xov dvß^gcijtov.
m. 4. Esra 9, 7. 8. vertit Hilgenfeld.
xal eoxai^ jtäg og av acod-f], xal og övvTjOBxai ix^vyslv äid
xcop Igycov avxov // r/yg jtlaxBcogy iv y ijcloxBvOBV^ ovxog
jtBQiXBKpdrjOBxai dxo x(5v jtQOBiQrjfjtevcDV xtvövvcov xdi
otpBxai x6 OoxriQiov fiov.
Die gleicbwertbigen Varianten iv jtavxl xatgco = xavxoxB
= cvvsxcog = ddiaXBijexcog = T^ttP, sowie jtQOoey)^odtci = ösl-
o&ai = ahetöd-ai = b\ttyn baben wir zum Tbeil bereits in den
Paralleltexten zu Lc. 18, 1 gefunden. Ebenso tritt hier wie be-
reits zu Lc. 14, 26 die Identität von a^iov ylveod^ai (Ephraem) =
övvaod^at (Esra) uns entgegen, wozu noch xaxtoxvBiv kommt,
welches Lc. durch das bei ihm beliebte xara^icTdTJvai (= a^iov
ylvBöd^ai) ersetzt hat. Eigenthümlich ist die specielle Beziehung
auf die d'Xltpig fiByaXi] bei Ephraem. Einen Anklang an unsere
Stelle und zugleich an das verwandte Lc. 3, 7 = Mt. 3, 7: g)V'
yslv djto XTJg /dsXXovotjg ogyfjg — möchte man in dem uns er-
haltenen Schluss der Aristides -Apologie erkenüen: xd agyS-agra
avxov evcoxi^eod-ac Qi^fiaxa, Hva xgloiv ixg>vy6vxBg xal xifio-
giag, ^cofjg ävoXid^gov (vgl. 1. Thess. 5, 3: oXed^gog) ÖBtx^el-
TjXB xXrjgovojjoi, Vgl. Arist. c. 17. p. 44 ed. Hennecke. Mit
dieser Schlussparaenese sind wir am Ende der Parusierede an-
gelangt.
Texte und Unterrachiingen zu Lc 21, 3d. 607
Um einen znsanunenfassenden Rfickblick über das Gänse
zu geben, sei im Nachstehenden ein mnthmasslicher 6rnnd-
riss der eschatologischen Rede mit den wichtigsten Varümten
anfgestdlt. Es soll dieser Grundriss nicht eine endgiltige Re-
constroktion des Urtextes bieten, wohl aber einen Anhalt zur
leichteren Orientierung.
€rnmdri88 der esehmtologisehen Bede.
A. Einleitung.
1. Kai i^eZd^Äv 6 Ih/ocvg axo rov Ibqov ixoQevBvo, xd
XQocfjX^ov ot fia^firal ccvrov ixiÖBi^ai ovzS rag olxoöoftag
Tov Uqov. 2. o 06 axaxQi^sig e/jrer mrotg' ravra a d^em^trs
[= ßXijt£TB = OQai:s\ IX&cöovxai rjfiigcu, iv alg ovx d^ed-fjos"
rat [= fislvy] wös [= iv to3 toxo) Tovro] Xld^og ixl Xld^a}^ og
ov ftij xadtuQB^ [= xaraXvd^osrcu], 3. ixfjQcixtjOiXP de ovtop
XiyovTBg' xore ravxa iorai; xal vi xo Cfjfielov rijg <T^^ kXev-
OBa}g [= xaQOVClag];
B. Die Katastrophe in Judaea.
4. *0 da alxtv ßXiJtsrs [= ogare = jr^a^sre], firj jtXavf}^
^Te [firi rig vfiag i^a7tari^C7J]. 5. ytoXXol yixQ iXevoovrai ijtl
xm ovoftaxl fiov Xiyovxeg' iyco elfiij xal' 6 xaiQog ijYYixsv, xdt
jtolXovg jtXavi^aovciP. 6. fteXX^aexe öi äxovetv jtoXifiovg xcä
dxoag jtoXefia}v [axaxacraoiag]' oQaxe^ fit] d-Qostod^s [= ^rojy-
^fjxs]' öet ycLQ xavxa yevdod'ai Jtgcoxov, dXX^ ovx evd'aa}g x6
xaXog. 7. xoxe iXeyev avxolg* iysQd^OBxai id-vog ist l^vog xdi
ßaciXsla ixl ßaoiXsiav, xcu icovxcu Xifiol xal Xotfioi xal oaiCfiol
xaxd xojeovg. 8. jcdpxa öh xavxa dg^fj (odlvmv, 9. xal sljtav
JtagaßoXrjv avxolg' i6i]xe xijv ovxfjv 10. oxav ijöfi x6 xXdöog
avxfg yii>rjftai dnaXog xal xd q)vXXa lxq)vri^ yivwoxaxa, oxt
1. Mt. 24, 1. Mc. 13, 1. Lc 21, 5. — 2. Lc. 21, 6. Mt 24, 2. Mc. 13, 2. —
3. Lc. 21, 7. Mt 24, 3. Mc. 13, 4. — 4. Lc. 21, S». Mt. 24, 4. Mc 13, 5. —
5. Lc 21, 8b. Mt. 24, 5. Mc 13, 6. — 6. Mt 24, 6. Mc 13, 7. Lc 21, 9. —
7. Lc 21, 10. Mt 24, 7. Mc. 13, 8. — 8. Mt 24, 8. Mc 13, 9». — 9. Lq. 21. 29.
Mt. 24, 32». Mc 13, 28». — 10. Mt 24, 32b. Mc 13, 28b. Lc 21, 30.
gOg Aassercanonische Paralleltexte zu Lc.
iyyvg xo d-igog. 11. ovrcog xal v(abIqj oxav lö^ts xavxa jtavxa,
yivciaxexe, oxt kyyvq loxtv 7] ßaoiXala xov d^Bov. 12. äfir^v Xi-
yvD vfitv, 0x1 ov (itj jtaQiXB-y ^ yarsä avxrj, xai y; xad^iägsoig
aQTnv XfjipBxai [ifoq av = (lixQiQ 01 xavxa jtavxa yerfjxai]
13. oxav ÖS löf^xe xvxXovfiivtjv vjtb oxgaxojtidov ^leoovöaXfjfi,
xoxe yvwxEy 6x1 rjyyixsv 7/ BQfiiicoCiq avxijg. 14. xoxe ol Iv xy
^lovöalqi (pEvyix(DCav ijtl [elq] xa oQfj^ x(xL 61 iv xalg ;^(»patc iif]
elosQX^od-oaav Big avx^v. 15. oval xalg iv yaaxQl ixovöaig
xal xalg &7]Xa^ovOatg iv ixBlvaig xalg 7}fiBQaig. 16. XQOO-
BvxBOd-B da, iva (iri yBvrjxai 7) tpir/rj vfi(5v XBißwvog, 17. BOxai
yäg d-Xltpcg [= avayxrj] giayaXT] ijtl xrjg yijg xcä ogyTJ tö5 Xam
xovxw. 18. xcä jtaaovvxat oxo/iaxi ftaxaiQT^g xai alxßaXoxi-
od^rioovxai Big xa td^vri xavxa.
C. Die Zwischenzeit bis zum Anbruch der Parusie.
19. Kai %QovoaXf]fi aoxat jtaxovfiivtj vxo id-vciv [= iöof^f/
xolg Bd^BOiVy xal xijv jtoXiv xijv äylav xaxTJoovoiv], axQi ov
jiXrjQCo9^Sotv xaiQol id-vwv. 20. xal dvaox7Joovxai [= iyBQ-
d^Tjoovxai] jtoXXol TpBVÖoxQiOxoi xal tpBv6oj€Qoq>^xai [= tpBvÖBlg
jtQ0(p7]xat] xal tpBvöajtooxoXoi, xal jioXXovg JcXav7}oovOit\ 21.
xal BOovxat axlofjtaxa xal aigiOBig. 22. JtoXXol yaQ ij^ovoiv [=
iXBVOOVXai] i^od^BV ivÖBÖVfl^VOl [= TJfitpiBCfltVOl = JCBQlßBßXTJ'
fiivoi] ötQfiaxa [= ivövfiaxa = xmdtocg = öoga] jtQoßaxa}Vy
Böood-BV ÖB ovxBg Xvxoc CLQjtayBg, 23. xal ötä x6 JtXTj&vvd^TJvai
[^ av^avBiv == ivBQyBlod^ai] xtjv avofilav tpvxTJOBxai 7] dyajtrj
X(5v jioXXwv. 24. xai fiia^oovöiv dXX7JXovg xal JtagaöoicovGiv
11. Lc. 21, 31. Mt. 24, 33. Mc. 13, 29. — 12. Hom. Clem. IIl, 15; liC. 21,
32. Mt 24, 34. Mc. 13, 30. — 13. Lc. 21, 20. Mt. 24, 15. Mc 13, 14». — 14.
Lc. 21, 21. Mt. 24, 16. Mc. 13, 14b. — 15. Lc. 21, 23a. Mt. 24, 19. Mc. 13,
17. — 16. Mc. 13, 18. Mt. 24, 20. — 17. Mt 24, 21». Mc, 13, 19». Apoc. 7, 14.
Lc. 21, 23b. 1. Cor. 7, 26. Apoc. 11, 18. — 18. Lc. 21, 24». Apoc. 11, 18». —
19. Lc. 21, 24b. Apoc. 11, 2. — 20. Just Dial. c. 35. Mt 24, 11. Mc. 13, 22».
Hom. Clem. II, 17 p. 26, 16 flf. Heft 11, 281—285. — 21. Just Dial. c 35. Di-
dasc. VI. 5. 1. Cor. 11, 18. 19. Hom. Clem. II, 17 p. 26, 18. Agrapha S. 105.
173—178. — 22. Mt 7, 15. Just Apol. 1, 16. ^td, XVI, 3. Heft IL 109-113. —
23. Mt 24, 12. JiS, XVI. 3. 4. Heft II, 285—286. — 24. Mt 24, 10. Ji6, XVI,
5. Heft n, 280. 281.
Texte und Untersuchungen zu Lc. 21, 36. ß09
xai 6i<6§ovOip. 25. xcu rozs q>ainjo£Tai [= ajtoxaXvq>&ina€tai =
iXavosrai] o xoöfionXavoq [= o jtXavcop tfiv oixovuivi]v = o
avrixQiOTOg = 6 avrixBlnspoq = 6 ard'Qcojtog rrjg afiaQxlaa] iv
rfj öiaßoZov i^ovalg: \= tuit iviqyuav xov oarava = vjto rov
ytorrjQov iv£Qyov(Z6voc == Itjiöil D^'Qja] xal noifjOBC [= öciösi] Ci]-
fi€la xal rigara, ciore nXavrjd^Tjvai [= ajcojrXaväod^at = ajta-
rr^oai = oxavöaXloai] sl övraxov xal rovg ixksxrovc. 26. xal
el fiTj kxoX6ßa}CBV [= ovvxixfirixsv] xvqioq [= 6 öeOJtoxfjg] xäg
fiiiiQag, ovx av iöci&jj jtaoa oaQ§' aXXd öiä xovg ixiexxovg
xoXoßmd^ijOovxat al i^fiigai ixstvai, 27. ol öh vjtofislvavxsg x\i
jtlöxu avxdov öa>d'iioovxai. 28. xdi xtiQvyd^jOBxai xb tvayyiXiov
Twc ßaOiXslag Iv oXn x(] olxovfiitnj [= iv oXo) xoj xoouo)] tig
fiagxvQiOV jtactv xolg i&PSOiv, xal xoxs i]^6i x6 xiXog,
D. Die Parusie.
29. ^Ev kxelvaig xalg rj/iigaig 6 i'jXiog oxoxiO&i^OBxai xal
i] CBXri%n] ov dcioBi x6 fpiyyog avxrig^ 30. xoLi ol aoxiQBg jtB'
covpxai djtb xov ovgavov, xal al öwa/iBig xäv ovQapcov
caXav&y'jöovxai [= OBicd-iiaopxai]. 31. xal ijtl YTJg ovpox^j i^-
vcop, ajtotpvxopxwp ap^gwxmp axo ipoßov xal ngoodoxlag xcüp
kxBQXOfiBPOP xf] olxovßipxi- 32. xal xoxb otpopxai xop vIop
xov ap^Qcixov igxofiBPOP kp PBfpiXjj fiBxä 6vpäfiBa)g xal do^r^g
jtoXXvc. 33. xal ajroaxBXBt xovg äyyiXovg avxov fiBxa caXxtyyog
q^copyg [iByaXrjg [ip (popT] agxayyiXov xal kp cdXjtiyyi d-BOv\,
34. xal ijeiovpä§ovoiP xovg ixXaxxovg avxov ix x<dp xBOCagwv
dpifiwp äx axQWP ovgapmp ta)g axQov avxcSp, 35. xal ol
25. Jtd. XVI, 4. 5. Petr. Sic. c. 22. Orig. III, 143. 765. 2. Thess. 2, 3 ff.
Mt. 24, 24b. Mc. 13, 22b. Heft II, 289—293. Hom. Clem. II, 17 p. 26, 19. —
20. Mc. 13, 20. Mt. 24, 22. Barn. IV, 3. — 27. /Iiö, XVI, 5. Apoc. 13, 10. 14,
12. Mt. 24, 13. Mc. 13, 13b. Lc. 21, 19. Vgl. oben S. 584ff. — 28. Mt 24, 14.
Mc. 13, 10. Apoc. 14, 6: evayyiktov alfoviov evayysXiaai . . , inl näv ^vog.
Apoc. 14, 7: TjX&Bv ij wgcc r^g ^giaeatq =» ?Sfi xb riXog, — 29. Mc. 13, 24.
Mt. 24, 29». Lc. 21, 25a. — 30. Mc. 13, 25. Mt. 24, 29b. Lc. 21, 26b. — 31. Lc.
21, 25b. 26». — 32. Mc. 13, 26. Lc. 21, 27. Mt. 24, 30. — 33. Mt. 24, 31». Mc.
13, 27». 1. Thees. 4, 16». — 34. Mt. 24, 31b. Mc. 13, 27b. — 35. 1. Thess. 4,
10b. 1. Cor. 15, 52. /liS. XVI. 6. Const. VII, 32. Apoc. 20, 12». Heft II, 294.
Teite u. Untersuchungen X, 8 39
QYO Aussercanoniache Paralleltexte zu Lc.
vsxQol [ol xexoifirifiepoi] dvaatfjooprai [= tysQd-fjcovTM'. 36.
doYOfiivfov [igxofiivcop] öi rovrov dpaßUyfate [= dpaxvtpave]
xal hxdQaxB tdq XBtpakaq vfiwv, öiori kffl^Bi rj djtoXvzQOHJig
v/icov. 37. o ovQCCPog xal 7} y7] xaQsXsvöovTai [= djtelBvöovTat\
ol öl loyot fiov ov fiij naQBkd'tDOtv [= jtaQBkBvoovxai],
E. Schlussparaenese.
38. IlQoaix^xB 61 kavrotg [= ßZejtsre] , (i'qxoxB ßagrid-Aoiv
al xaQÖlai vficSv iv xQaiJtdX^ xal fied^y xal /isgl/ivaig ßimxiocatq^
39. x€U [fra ntj] k:fiiOxxi [= htiXd"^] alq>vidioq rj TJfieQa hcslptf
äajcsQ 1^ ciölv [= cog Jtaylg] iq)^ vfiäg, 40. ijtaXevOexai yaQ
kjtl xdvxag xovg xa&i](i6vovg ixl nQoCmxov ndorjg xrjg y^g.
41. dygvxvslxe [= 7Q^70QBtxe] de ösofievoi [= xal xqoobvxbö&s]
ddiaXsijtxa>g [== iv jtavxl xaigqi = jtdvxoxe = owexcög]^ ^^o,
xareöx^HJ^Te [= xaxa^iod-fjxe = yevjjöd-e a^ioi] kxtpvyelv xavxa
xdvxa xa (liXXovxa ylveoO^ai xal oxa^vai ifixQoöB-sp xov viov
xov dpd'Qcijiov.
Lc. 22, S.
a. Macar. Hom. XV, 1 4.
yeyoaxxai ydo' elOfjX&ep 6 oaxaväg slg xt]p xaQÖiap *Iovda.
b. Lc. 22, 3.
BlorjXd-ep 6h oaxapag slg ^lov6ap xop xaXovfiepop *loxaQici^
XtjP.
Bei Besprechung des I. und IL Heftes meiner „Ausser-
canonischen Paralleltexte" ist von Prof. Zöckler (Ev. EZ.
1894 No. 27 S. 431) bezüglich der von mir befolgten quellen-
kritischen Methode das Bedenken erhoben worden, dass das
Moment der mündlichen Überlieferung, der g>a}PTi ^woa xäi fie-
povoa des Papias, neben dem literarischen Bildungsprocess zu
sehr zurückgestellt werde. Dieses Moment, welches für einen
Papias von Wichtigkeit sein mochte, aber doch schon auch ihn
36. Cod. Cantabr. ad Mt. 24, 31. Lc. 21, 28. — 37. Mt. 24, 35. Mo. 13, 31.
Lc. 24, 33. Apoc. 21, Ib. — 3S. Lc. 21, 34. 1. These. 5, 6. 7. Ephraem Syr. Opp.
11, 224 C. — 39. Lc. 21, 34b. 35». 1. These. 5, 3. — 40. Lc. 21, 35b. — 41. Lc.
12, 36. Mc. 13, 33*.
Texte und Untersuchungen zu Lc. 22, 3. 611
bei der Überschätzung der mündlichen Tradition zu manchem
Missgriff und zur Aufnahme manchen unechten Überlieferungs-
stückes verleitet hai>, ist vollends für uns, die wir zeitlich den
lebendigen Zeugen der evangelischen Geschichte so ferne stehen,
völlig uncontrolierbar. Auch ist es ganz undenkbar, dass die
Menge des evangelischen Überlieferungsstoffes, namentlich was
die Reden Jesu, aberxauch den Zusammenhang und die Reihen-
folge der Thaten und Geschichten betrifft, lediglich auf münd-
lichem Wege in der durchsichtigen Weise, wie wir sie trotz der
Differenzen zwischen den drei Synoptikern zu erkennen ver-
mögen, hätte fortgepflanzt werden können. Es ist ganz undenk-
bar, dass die tpcavri C^moa auch eine (livovöa in der Weise ge-
v^esen sei, dass darauf unsre gesammte evangelische Tradition
hätte aufgebaut werden können. Das will Zock 1er wohl auch
nicht fordern. Er beansprucht nur für dieses Moment der münd-
lichen Überlieferung grössere Berücksichtigung. Nun hier, wo
die Passionsgeschichte beginnt, ist der Ort, die Betonung dieses
Momentes hervortreten zu lassen. Abgesehen von einer Anzahl
Herrensprüchen, wie Lc. 14, 27 = Lc. 9, 23 = Mc. 8, 34 = Mt. 16,
24 = Mi 10, 38, Lc. 17, 33 = Lc. 9, 24 = Mc 8, 35 = Mt 16, 25
= Mt. 10, 39, welche fortgesetzt in täglicher mündlicher Übung
blieben — auch das Herrengebet gehört hierher — , abgesehen
von der an die Person des Petrus anknüpfenden mündlichen
Tradition, welche wahrscheinlich in der Bearbeitung der evange-
lischen Geschichte durch M^cus ihren JNiederschlag gefunden
hat, abgesehen endlich von einzelnen geschichtlichen Perikopen
(wie dem Tauf berichte), welche aus der Menge des Stoffes be-
sonders hervorragten, ist es namentlich die Passions- und Auf-
erstehungsgeschichte gewesen, an welcher die qxov^ C^äoa ihre
gestaltende Kraft erwiesen und die Bedeutung der schriftlichen
ÜberUeferung einigermassen zurückgedrängt hat. Denn Jesu
Leiden und Auferstehung bildete von Anfang an den Gegenstand
allgemeinsten Interesses und den Mittelpunkt der mündlichen
Evangeliumsverkündigung. Hier konnte schon frühzeitig ein
fester Erzählungstypus, der doch zugleich auch die Einfügung
einzelner Details jederzeit gestattete, zur Ausbildung gelangen
und durch häufige Wiederholung die Spuren der schriftlichen
Quelle, an welcher auch die Passions- und Auferstehungsgeschichte
ihren letzten Halt besass, einigermassen verwischen. Dies jeden-
39*
I
gl 2 AussercanoiuBche Paralleltexte zu Lc.
falls auch der Grund, weshalb ein so gründlicher Forscher wie
B. Weiss die vorcanonische Evangelienquelle mit der Perikope
Mc. 14, 3 — 9 = Mt 26, 6—13 hat abgeschlossen sein lassen, ohne
zu der Erkenntniss durchzudringen, dass jene Quelle auch für
die Passions- und Auferstehungsgeschichte geflossen ist
Meinerseits bin ich weit davon entfernt, fbr diesen Theil
der evangelischen Überlieferung den Tenor des urevangelischen
Textes überall auch nur mit annähernder Sicherheit heraus-
schälen zu wollen. Aber die — von Weiss nicht berück-
sichtigten — aussercanonischen Paralleltexte sowie die in den
canonischen Lehrschriften und in der Apokalypse Yorhandenen
Evangelienparallelen, namentlich aber auch die Spuren eines aus
den Übersetzungsvarianten sichtbar werdenden hebräischen Ur-
textes, lassen eine Anzahl Brückenpfeiler hervortreten, Über
welche die Bogen der urevangelischen Passions- und Auferstehungs-
geschichte geschlagen waren. Manche Nachweise hierüber finden
sich in Heft II von Seite 318 an. Mehreres wird hier nachfolgen,
wobei nicht unterlassen werden soll, dasjenige, was mit Be-
stimmtheit als Ausfluss der vorcanonischen schriftlichen Evan-
gelienquelle zu recognoscieren ist, als solches kenntlich zu
machen.
Ob die Stelle Lc. 22, 3 zum Urtexte gehört, bleibt fraglich.
Immerhin ist die aussercanonische Variante elg xrjv xagöiav
^lovda an Stelle des canonischen elg %vöav beachtenswerth, weil
wir zu Lc. 11, 30 = Mc. 12, 40 die^lben Varianten iv rfj xagdia
xrjg yfjg = ^^ jß 7V = T^^^ ^\^ gefunden haben. Zu den dort
gegebenen Beispielen sei noch hinzugefttgt 2. Sam. 18, 14: nb?
nijÄn = LXX: iv TÜ TcaQÖla rfjg ÖQvog (hebraisierend) = Vulg.:
in quercu = Luther: an der Eiche.
Lc. 22, 7 = Mc. 14, 12 = Mt. 26, 17.
a. Acta Pil. B. XI, 2. p. 310 sq. ed. Tischendorf
eha Xiyovoiv avtcp' t)fiBlg txofiev r^v ioQrijv roJr dCvfiojv
öia rTig avQiov /J^epac, xal jtaQaxaXoviiiv ae, imi In
jtriovoip ol ioravQOfievoi, Iva xara&Xaod^coöi xa ooxä av-
rcüv xal xazaßißaod^Saiv,
Texte und Untenuchnngen zu Lc. 22, 7. ^ 613
b. Lc. 22, 7.
hji&EP de // ^fiega xöiv äCvficov [Syr. Cur. et Sin.: rov
jtaaxct], iv \l ?rff« ß-veod-ai zo Jtaoxcc.
c. Mc 14, 12.
xal ry jtQcir^ W^Q9 ^^^ d^vficop, ore ro xaoxa i&vop,
Xiyovöiv avzqj' jtov ß^sXeig djtejLd-oPTeq kroifiaowfiev , iva
g>dYijg ro jtcoxcc;
d. Mt. 26, 17.
rij (Je jr()a5T?7 tcüp dCvfiov jtQOöfjZd^ov ol fiad-T^rai reo Y^
aov Xiyovxeq' Jiov d^iXsig iroifiaawfiev zo xaoxa;
Nach allen canonischen und aussercanonischen Nachrichten
sieht es fest, dass Jesus am Freitag (r^/ jtaQaoxeviJ) den Kreu-
zestod erlitten, folglich am Donnerstag (t^ xifiJtz^) das Nacht-
mahl eingesetzt hat. Ebenso steht es fest, dass nach dem Wort*
laut der von den drei Synoptikern vertretenen Darstellung Jesu
Nachtmahl mit der jüdischen Schlachtung und Verzehrung des
Passahlammes zeitlich zusammengefallen sei. Nach den Actis
Pilati dagegen stand am Freitag Nachmittag, während
die Gekreuzigten noch lebten und athmeten, das Fest der
süssen Brode noch bevor. Die Schlachtung und Verzehrung
des Passahlammes fiel hiernach auf den Abend des Kreuzigungs-
freitages. Dieser Darstellung der Acta Pilati entspricht auch
die Johanneische Erzählung, nach welcher der Todestag Jesu
der Freitag vor dem Passah war. Vgl. Joh. 19, 14: r/v de ytaga-
oxsv^ rov jtäaxa. Ebendeshalb hatten die Verkläger Jesu am
Freitag-Morgen nicht in das Praetorium eintreten wollen, weil
noch für den Abend des Tages die Verzehrung des Passah-
lammes bevorstand, dessen Mitfeier ihnen versagt gewesen wäre,
wenn sie am selbigen Tag sich würden verunreinigt haben. VgL
Joh. 18,28: xal avrol ovx üoTiXd^ov elg ro XQaircoQiov, iva fi^
fiiap&coaiVj dXXä q)cc/a}öiv ro jtaoxa. Hiermit stimmen ferner
die jüdischen Toldos Jeschu überein, in denen es (p. 18 ed.
Wagenseil) heisst: mn rat? n-VI ST^n HOB n-ü? DT^n, i. e. erat
eadem haec lux et parasceve Paschatos et simul Sabbati
parasceve — , zugleich eine deutliche Erklärung von Joh. 19,
31: tjv ycLQ fdsydZi] fj i^fiiga ixeivov rov öaßßdrov — : jener
Sabbath fiel mit dem Ostertag, dem ersten Tag der süssen Brode,
ß\4t Aussercanonische Paralleltexte za Lc.
dem 15. Nisan, zusammen; folglich war jener Freitag, an welchem
Jesus starb, der Vorabend nicht nur des Sabbaths, sondern auch
des Osterfestes. In Anbetracht des Umstandes nun, dass die
Johanneische Chronologie wie sonst so auch hier durch Exaktitat
der Aussagen sich auszeichnet, während Marcus durch zahbreiche
Umschaltimgen (vgl Heft U, 16 ff.) die ursprüngliche Ordnung
der evangelischen Geschichte mehrfach gestört hat, muss auch
in diesem Falle der johanneischen Darstellung der Vorzug ge-
geben werden gegenüber Marcus, von dessen Auffassung die
anderen beiden Synoptiker abhängig sind, und dies um so mehr
als auch Paulus mit Johannes geht, indem beide die Schlach-
tung des Passahlanmies mit der Tödtung Jesu sachlich zusammen-
fallen lassen. Was zimächst Johannes betrifft, so ist ausser
den oben erwähnten Stellen hierfür namentlich Job. 19, 36 be-
weisend, an welcher Stelle der Evangelist das Ex. 12, 46 vom
Passahlamm gesagte Wort (LXX: xol ooxovv ov ovvxQifpBxE
oüt avrov) auf den Umstand, dass Jesus schon gestorben war,
als den beiden Mitgekreuzigten die Beine gebrochen wurden, an-
wendet, indem er sagt: iyivero yiiQ rovra, Xva tj ygatpr^ xXrj-
^codij' oorovv ov avprgißrjoerai avrov. Andrerseits spricht
1. Cor. 5, 7: xal yccQ rb Jiaoya fjfiwv irid-?] Kgiöroq für die
Annahme, dass auch Paulus in der von ihm so oft — und auch
namentlich im ersten Corintherbriefe bezüglich des Todes und
der Auferstehung Jesu (vgl. 1. Cor. 15, 3—7) — benützten vor-
canonischen Evangelienquelle den Kreuzestod Jesu als mit der
Schlachtung der Passahlämmer zeitlich nahe zusammentreffend
vorgefunden haben muss. Auch endlich das apokryphe Petrus-
evangelium stimmt mit dieser Zeitbestimmung des Todes Jesu
überein, indem es die Preisgebung Jesu zum Tode einen Tag
vor dem Feste der a^vfia — also nicht wie die Synoptiker r^
XQ(DT7j ^^fiiga rSv a^vficov — geschehen sein lässt. Vgl. unten
den zu Lc. 23, 50—52 mitgetheilten Text aus Ev. Ps.-Petr. c. 5:
XQO fiiag Tcüp a^vficDV, TTJg toQtrjq avrciv und zu dieser Aus-
drucksweise 2. Macc. 15, 36: jtQO (iiaq rifidgag rfjg Magdoxccixi^g
^fiegag. Doch ist freilich auf das Zeugniss eines solchen Schrift-
stellers wie des Pseudo-Petrus, welcher am Freitag, als am
Vortage des Osterfestes, Jesum sterben, am Sonnabend das Fest
beginnen und am Sonntag — tj xvgi(xxi), von welchem Tag er
V. 5S sagt: iiv 6b xeXevxaia 7jfitga xmv d^v/dwv — dasselbe Fest
Texte und Untenuchungen zu Lc. 22, 7. 615
auch schon wieder zu Ende gehen läsat, (wie sonst so nament-
lich) in chronologischen Dingen gar kein Verlass.
Aber auch die Synoptiker selbst legen un¥nllkürlich und
thatsächlich Zeugniss daf&r ab, dass die Yerurtheilung und
Kreuzigung Jesu nicht an einem Feiertage, am allerwenigsten
am ersten grossen Tage des Osterfestes, stattgefunden habe, dass
yielmehr der Freitag des Todes Jesu nicht der 15. Nisan, sondern
der Tag zuTor, der 14. Nisan, gewesen sei. Denn an einem grossen
Festtage, wie dem 15. Nisan, dem mtün Vnb X\10Vn ü')\ würden
die jüdischen Behörden ebenso wenig selbst Gericht gehalten als
an einer heidnischen GerichtsTerhandlung Theil genommen haben.
Vgl. Act 12, 3. Am 15. Nisan, also nach Beginn des Festes,
würde die gewohnheitsmassige Freilassung eines Gefangenen
bereits erfolgt, nicht aber erst vorgenommen worden sein. VgL
Spitta, Zur Geschichte und Litteratur des Urchristenthums
S. 241. Am 15. Nisan als dem grossen Ostertage würde man
nicht Yom Felde gekommen sein wie Simon von Kyrene (Mc.
15, 21 = Mt. 27, 32 = 10.23, 26); man würde an einem solchen
Festtage nicht Leinwand eingekauft haben, wie Marcus von Jo-
seph aus Arimathia berichtet (Mc. 15, 46); man würde auch nicht
Salben und Specereien bereitet haben, wie es nach der lucanischen
Relation die Frauen thaten, bevor der Sabbath einbrach (Lc. 23, 56).
Diese Punkte mit ganz besonderem Nachdruck hervorgehoben
zu haben, ist das Verdienst eines aus dem Judenthume hervor-
gegangenen, später zur griechisch-katholischen Kirche über-
getretenen, die jüdisch-rabbinische Literatur vollständig beherr-
schenden Gelehrten, des Professors emeritus D. Chwolson zu
St. Petersburg, welcher zuerst im J. 1875 durch eine in russischer
Sprache verfasste und in der theologischen Zeitschrift für die
geistliche Akademie zu St. Petersburg veröffentlichte Abhand-
lung, sodann i. J. 1892 durch eine in den Memoires de TAca-
demie Imperiale des Sciences de Si-Petersbourg (VII® Serie,
Tome XLI, No. 1) erschienene Schrift mit dem Titel: «Das letzte
Passamahl Christi und der Tag seines Todes nach den
in Übereinstimmung gebrachten Berichten der Synop-
tiker und des Evangeliums Johannis*, endlich i. J. 1893
durch eine in der Monatsschrift für Geschichte und Wissenschaft
des Judenthums (37. Jahrgang, Neue Folge I, 537—555) abge-
druckte Darlegung: „Über das Datum im Evangelium
^Iß Aussercanonische Paralleltexte zu Lc.
Matthäi (26, 17: rf] öh jtQcizy tc5v dC,vfUDpy unsre Frage
energisch in Angriff genommen und eine neue Losung der
Schwierigkeiten zu bieten versucht hat. Die vorstehend von
mir gegebene Darlegung war geschrieben, aber dann so lange
sistiert worden, bis es mir gelang, die beiden zuletzt genannten
Schriften des Petersburger Gelehrten und zugleich einen kurzen
Aufsatz des jüdischen Professors Dr. David Kaufmann (in
Budapest): „Ein Übersetzungsfehler bei den Synoptikern'',
welcher über denselben Gegenstand handelt und ebenfalls in
dem genannten Jahrgang der Monatsschrift für Geschichte und
Wissenschaft des Judenthums abgedruckt ist, in die Hände zu
bekommen. Im Rückblick auf meine vorstehend gegebene Dar-
legung ist hierbei nun zuvörderst zu constatieren, dass Ghwolson
den Sonnabend, den 15. Nisan, von dem Johannes sagt: t/p yag
liBydXrj rj i^fiiga ixelvov rov aaßßdtov — ganz ebenso charak-
terisiert, wie es oben von mir geschehen ist, indem er sagt:
jener Sabbath wurde deshalb so genannt, 1, weil er ein Sabbath,
2, weil er der 15.^ also ein grosser Festtag war, und 3, erat
dies, quo oblatus manipulus primitialis, secundum praeceptnm,
Lev. 23, 11. Vgl Memoires p. 59. Ghwolson weist ferner nach,
dass der Name, welcher dem 15. Nison zukam, nämlich 01*^
manan >nb IWKn = ^ jigcirtj [^fiiga] xmv dCvficov *) eben nur
von diesem Tag, niemals vom 14. Nisan gebraucht worden ist,
welcher letztere nc& It^ oder aramäisch KflOSl Kran:^ oder
«'^n'^t3Sl «am «rani:? genannt wurde. Und Prof. Kaufmann
stimmt dem allen so unbedingt bei, dass er (S. 393 in dem erwähnten
Aufsatz) über die synoptische Ausdrucks weise: r^ jtQcaxi^ W^Q9
rcüp d^VfKDv, ore ro jtdoxa Jsdvop wörtlich sagt: „Von allen Schwie-
rigkeiten des Widerspruchs mit der Darstellung des Johannes ganz
abgesehen, ist diese Ausdrucks weise in sich selbst so widerspruchs-
voll und unmöglich, dass jeder Versuch, die Stelle ohne Ver-
muthung eines darin verborgenen Fehlers als richtig erklären
zu wollen, auf Selbsttäuschung hinausläuft*. Es ist nun sehr
interessant, dass beide Gelehrte — Ghwolson wie Kaufmann —
die vorhandenen Widersprüche durch Zurückgehen auf den se-
mitischen Urtext und durch Nachweis von eingeschlichenen
Übersetzungsfehlem zu lösen suchen. Es liegen drei Lösungs-
1) Aramäisch: ir^'^OBn rtwatp »jsi\
Texte und Untersuchungen zu Lc 22, 7. 617
Tersuche vor, welche sämmtlich auf das Aramäische als den Ur-
text zurückgehen, aber freilich auch alle drei an die von Prof.
Mars hall ebenfalls vom Aramäischen aus unternommenen, von
mir in Heft 1, 93 ff. charakterisierten Erklärungen erinnern. Nach
dem ersten von Ghwolson (in den M^moires S. 11 f.) mitge-
theilten Losungsversuch soll der Urtext zu Mt. 26, 17^:
oov XiyovxBq —
folgendermassen gelautet haben:
/) fjfdiga fi jtQcizi] tcop d^vficop rJYyicev xal ^yyiöap ol (la-
dTjTcä. avTOv x<p ^Irfiov xcu iXsyop,
Ein Abschreiber soll dann des Gleichlautes wegen das inp und
das folgende ^ weggelassen und dadurch die Grundlage zu der
irrthümlichen canonischen Übersetzung gegeben haben.
Der zweite Lösungsversuch geht von Prof. Kaufmann aus.
Derselbe schlägt (S. 395) vor, den Urtext zu t?7 Jtgcirij ^fitQa
in den Worten: «noci ''-Dp-Ql vorauszusetzen, welche dann irr-
thümlich gleich KHOfil Kttpll verstanden worden seien. Die
dritte Conjektur, welche sich mit der zweiten nahe berührt, rührt
wiederum von Ghwolson her und ist von demselben bereits im
April d. J. 1893 an Prof. Noldeke sowie an Dr. W. Bacher
zur Mittheilung gelangt, während Prof Kaufmann seinen
Airtikel im Juni 1S93 veröffentlichte. Hiernach soll der Urtext
folgende Gestalt haben: «'^n'^talD KISpti «IST^a = in den Tagen
vor den ungesäuerten Broden. Durch Versehen oder in Folge
einer Undeutlichkeit soll das erste IQ in K19p19 ausgefallen und
zu M'^1'^13& vom Übersetzer ein i hinzugedacht worden sein, sodass
ÄC^TtSfil «tDp K'OT^n entstand, welches der Übersetzer mit t^
jiQcoTU Tcip d^vficov wiedergab. Der neuentdeckte Syrus Sinai-
ticus, welcher zu Mt. 26, 17 defekt ist, giebt die Rückübersetzung
zu Mc. 14, 12: xal t(] jtQciry W^Q9^ '^^^ d^vficop — die syrische
Schrift ins Hebräische transscribiert — folgendermassen: ÄtiT^l
Kl'^Otl «''ttlp, und das Evang. Hieros. zu Mt.26, 1 7 ähnlich: KlSI'^ai
Kl'^D&l K*^13p. Aus diesen von mir hier beigefügten altsyrischen,
bzw. aramäischen Rückübersetzungen kann man nun ersehen,
wie viel Wahrscheinlichkeit jene drei Lösungsversuche in sich
einschliessen. Von meinem Standpunkt aus, nach welchem ich
glS Aossercanouiache Paralleltexie zu Lc.
einen hebräisehen Urtext voraussetze, möchte ich dag^en
folgende Losung in Vorschlag bringen: tniacisn yn Dlp, welches
übersetzt werden muss: xqo dh zi]g hoQzrfg xöiv aCfifMov oder
Tov jcacxcty wie wörtlich Joh. 13, 1* zu lesen ist. VgL Prov.
8, 22: l'^bJJW DIJJ = ^Qo rcov sQymv aixov = Vulg.: antequam
quidquam faceret. Im nachcanonischen Hebräisch — wie
mir Prof. Eautzsch mittheilt — ist taiip, üip in der Bedeutung
„Yor" geläufig. Dieses konnte mit Ql^ = „vorangehendes" ver-
wechselt sein. Wahrscheinlich aus ähnlichen irrthümlichen Ver-
wechselungen erklären sich die unzutreffenden alttestamentlichen
Übersetzungen Dip = jtQoixoq, VgL Hiob 23, 8: Dlp == LXX:
jtQwtoq, Gen. 2, 8: Dlpia = Symm.: hc xgcorfjg, Hiob 29, 2: Dlp
= LXX: ifiJTQood'ev = Aquila, Symm.: rovg jtQcizovg. So
würde auch für die unzutreffende Version Mt. 26, 17: r^ jtQtjizy
T<DV aC,v(i<Dv — das hebräische Idiom eine Erklärung bieten,
und zwar ohne eine vorauszusetzende Corruption des Urtextes,
welche bei der Annahme des Aramäischen nicht vermieden
werden kann.
Lc. 22, 8. 9.
a. Marcion ap. Epiph. Haer. XLII. p. 316C.
xai bIjib r(p üirgcp xal rolg XoiJtolg' axsX&oprsg 1x01(10-
öars, Iva g>äyco(i6V rb Jtaaxa.
b. Clem. AI. Fragm. ex Maximo p. 1017.
xal nvvd-ävovrat avrov' Jtov d-iXeig troifiaacofiiv aoi ro
jtacxa ^ayelv;
c Epiph. Haer. XXX, 22. p. 146 A.
cog xal Ol fiad-Tjtal avrtp Zeyovor jtov d^iXsig hrotfiaooQ/iiv
aoi ro jtaoxa q>ayBlv;
d. Lc. 22, 8. 9.
xclL axioxBiXBV IlixQOV xai ^loHtPvtjv sljtciv jtoQevB-tPxeg
txoifiaoaxs tj/iIp x6 Jtaaxa, Xva ^aycofisv. ol öe ÜJtav
avx(p' Jtov d'iXetg kxoiftaocofiev;
Man beachte die Varianten djceZd-ovxeg = jtogeüd-hvxBg =
«tDb wie z. B. bei Mt. 28, 19 (vgl Heft Ü, 393 fi'.) und bemerke
femer, wie auch hier die Fassung des Textes, welche Clemens
vertritt, durch Epiphanius beglaubigt wird, also gewiss auf
handschriftlicher Unterlage beruhte.
Texte und UnterBuchnngen zu Lc. 22, 8. 9. 10. 11. 619
Lc, 22, 10. 11 = Mc. U, IS. 14 = Mt- 26, 18.
a. Epiph. Haer. XXX, 22. p. 146 A B.
xäl avrbg 6 xvQiog Xtyer dxiX&ers elg xy)v jtoXiPf xäl
sv^Cere avd^QODJtov . ßaöraCovra xsQafiiov vöarog, xal
axoXovd^jjoare avrm, ojtov vjtayai, xal shiare rm olxo-
6£OJi6T7j' jiov iorl ro xaraXvfia^ ojtov jtoirjoa} xo Jtdaxci
/isra Tcov iiad-Tjvmp fiov;
b. Lc. 22, 10. 11.
6 de shtBv avTOlg' löov bIobXB'ovtcdv vficov slg zrjv jc62.iv
Otn^VTfjOei vfilp avd-Qcojtog xigauiov vöaxog ßaOxdCov'
dxoXo\)d^7joax£ avxqi sig x^v olxlaVy elg tjp donooBvexat,
xoL iQBlxh XO) olxoÖBOJcox^] x^g olxlag' XiyBt Goi 6 6iöä-
QxaXog' 310V loxlv xo xaxdXvfda, ojtov xo Jtaoxcc fitxd xcov
fiaB^rix(DP fiov (pdyo);
c. Mc. 14, 13. 14.
xal djtooxiXXBi ovo xcov fiad-t^xciv avxov xal XiyBi avxolg'
xjtdyBXB Big xi/v jioXiv, xal dxavxt'/öBi v/ilv dvd^Qwjtog xb-
gdfiiov vöaxog ßaoxd^mv dxoXovB^oaxB cevx<p, xal oxov
Idv slolXd^, BljtaxE x(5 olxoÖBOJtoxfj oxi 6 öiödoxaXog Xi-
yai' jtov iöxlv xo xaxdXvfid fioVj ojcov xo ptdoxa fiaxd
xciv fxaB7]X(DV fiov g>dy(D;
d. Mt. 26, 18.
6 öh bIjibv vjcdyaxB alg xi]v noXiv jtQog xov ÖBlva xal
aiJcaxB avx(p* 6 öiödoxaXog Xiyar 6 xaigog fiov iyyvg ioxiv,
jcQog OB jt0i(D xo ndoxct fiaxd xciv (iad^]xcov (lov.
Auch hier kehren die Varianten dxiXd^BXB = vjidyBXB ==
^ch wie sonst häufig wieder. Ahnlich verhält es sich auch
mit vjtdyBi = alöxoQBVBxai = BlaiXd^ij = Kia. Die von dem
ersten Evangelisten Mt. 26, 18 angewandte Redensart: jtgog xov
ÖBlva ist nur eine Abkürzung des Originals. Dagegen dürfte
in den Worten: 6 xaiQog fiOv iyyvg ioxiv, JtQog oh ytoico xo
Jtdöxa fiBxd xciv fiad-t^xciv fdov — der Urtext erhalten sein.
Vgl. die Paralleltexte und Erläuterungen zu Lc. 22, 15.
520 Aossercanonische Paralleltexte zu Lc.
Lc. 22, 12 = Mc 14, 15.
a. Epiph. Haer. XXX, 22. p. 146 B.
xäl öel^Bi vfitv vjtsgSov icTQ(Duspop, ix£l eroifiaoare,
b. Lc. 22, 12.
xdxetpog vfdTv Seilet avayaiov niya [Cod. Cantabr. om.:
Iiiya^ add. olxov] iöTQcofiivov bxbZ BToifidoars.
c. Cod. Cantabr. Mc. 14, 15.
xal avTog vfilv öbI^bi avayaiov olxov iotQmfiBvov fiiyav
ixoi(iov^ xaxBl bToifiaaazB fjfilv.
d. Mc 14, 15.
xal avToq vfilv öbI^bi ävayatov [liya ioTQco/iBvov ^roifiov,
xäxBl BTOifiäöarB i^fitv,
e. Cod. Colbert. Lc. 22, 12. p. 101 ed. Belsheim.
Et ille vobis ostendet in superioribus locum Stratum magnam^
ibi parate.
Einen hebräischen Quellentext lassen hier vermuthen die
Varianten: xäxstvog = xal avrog = «'ISTJ , sowie dvdyaiov ==
dvciyBov = vjibqwov = superior domus (Cod. d) = rt"!??. Die
Bezeichnung des Origenes (Opp. III, 256): avmyBOV (liya iotgah
fidvov OBOagofiBVOV ^zoifiov — ist hierzu noch zu erwähnen.
Das viermal in den Actis von Lc. gebrauchte vjtsQ(pov fehlt
hier bei Lc., zum Beweis, dass er hier nicht redaktionell ein-
gegriffen hat.
Lc, 22, 15.
a. Chron. pasch. I, 14 ed. Dindorf.
xal Ziyovciv [sc. Quartodecimani], ort rf] iS x6 jtQoßarov
ßBrd Tcov fiaO-fjrdiv ItpayBV o xvQioq.
b. Celsus ap. Orig. c. Cels. VII, 13. XX, 19. Opp. I, 703.
kjtBl g)rjor zi ycLQ dXXo rjv Q-bco zb jtQoßdza)v occQxac IoMbiv
. . . nh]v <ixazog>ayBlv;
c. Ev. sec. Hebr. ap. Epiph. Haer. XXX, 22. p. 146 C.
[ol ^Eßimvaloi] kjtolf]Oav . . avzov ÖTJd^Bv Xdyovza' fitf kjti-
^vfila ijTBd-vfdTjoa xQJag rovzo zb jido^a qioyBlv fiBd-*
Vficov ;
Texte und Untersuchongen za Lc. 22, 12. 15. 621
d. Hilar. in Ps. 139. p. 1130 A.
Desiderio desideravi cum discipulis pascha manducare.
e. Ephraem Syr. Serm. II in hebd. sanct. c 7. 1, 3S2 ed. Lamy.
Desideravi facere pascha cum discipulis meis.
f. Ephraem Sjr. Ibidem I, 3S6.
Desiderio desideravi hoc pascha manducare cum omnibus
vobis, donec veniat tempus, quo videbitis me patientem.
g. Lc. 22, 1 5.
xai üxev jiQoc avrovc' ixidv/ila ixe&vfii]oa rovto t6
jtaoxa qxxyslv u£&^ vumv xgb rov (iE xad^elp.
Der Hebraismus: IxiB-vfila a^tsd-vfirjCa (= *^Z^op: C|bp3,
Hieros.: ^ruOAi^r^ r^runou^, vgl z. B. Gen. 43, 3: n?n l?n
= LXX: öcafiaQTVQia fisfiaQxvQijxai — , ein Hebraismus, aber,
wie das Hierosolymitanum zeigt, weniger ein Aramaismus) lässt hier
die Abstammung des Logion aus der vorcanonischen Quellenschrift
mit Bestimmtheit erkennen. Wenn nach der Quelle die von
Jesu veranstaltete Passahfeier einen Tag vor dem jüdischen
Passahfeste (vgl. Job. 13, 1: J€q6 rijg toQZTJg xov Jtäoxä) statt-
fand, so liegt der Schwerpunkt dieses Ausspruchs in den Worten:
JTQO rov (18 Jcad'Blv. Vgl. Job. 13, 1: elöihq 6 ^IrjOovg orikXfjXvd'ep
avTOv Tj äga, wo auch die Erwähnung des Mahles (v. 2: öslxvov
Yivo(iivov) unmittelbar folgt. Aber gerade diese Worte: xqo xov (le
jta^Blv tragen nach der lucanischen Redaktion keinen hebrai-
sierenden Charakter an sich, wie schon die schwierigen und ab-
weichenden Rückübersetzungen zeigen. Delitzsch: ^Tf\'^ '^S&b,
Salkinson: *ftb&3 T\t^ Dlt3. Dag^en muthet uns der hebrai-
sierende Text Ephraems: donec veniat tempus, quo vi-
debitis me patientem in einer Weise an, dass man geneigt wird,
in der Fassung des Lc. eine seiner Kürzungen zu sehen. Die
unter d und e mitgetheilten Textgestalten, in denen Hilar ins
der Gallier und Ephraem der Syrer zusammentreffen, reprae-
sentieren einen Mischtext aus Lc. 22, 15 und Mi 26, 18^ Gelsus
trifft in dem jtQoßaxcjv mit dem jtQoßaxov der Quartodeci-
maner im Ghronicon Paschale zusammen, während er in dem
occQxag theils mit Job. 6, theils mit dem xgiag des Hebräer-
evangeliums sich berührt. Bezüglich der Interpolation des ^17
in dem Texte des letzteren vgl. Agrapha S. 406 f. Wenn der
622 Aussercanonische Paxalleltexte zu Lc
von Photius (Cod. 115) erwähnte Verfasser des „Aoyog Jtgog
^lovöalovg xal rovg fistä tovtcov alQsrixovg xal rovg
xaZov/iivovg rsooaQecxaiöexaTlrag'' annimmt^ dass Jesus
gar nicht das Passahlamm genossen habe {ovze yaQ qqvov ovts
aC,vna OVTS aXXo n otQaxrmv, oca ol x6 vofiixov rsjiovvreg
jcdoxa sd^og exovöc jtaQatpvXaxxuv)^ so spricht nicht nur die
gesammte synoptische, insbesondere lucanische, Darstellung über
den Verlauf des letzten Mahles Jesu gegen diese Annahme, 8on<-
dem namentlich auch unser, aus der vorcanonischen Quelle
stammendes Logion, welches den Genuss des Passahlammes un-
zweideutig bezeugt. Zwar sagt auch Hippolyt (Fragm. 13. p»
92 ed. Lagarde): slxoxcog x6 (lep öetjtvov iösbcvtjoev jtgo xov
jtaoxcc, xo 6h jtaoxcc ovx egpayer, dXZ* sjta&ev ovös yäQ^
xaiQog 7jv x^g ßgcioecog. Aber das elxoxcag zeigt es, dass dies
nur eine vermuthungsweise ausgesprochene Meinung Hippolyts
gewesen ist. Diese Meinung hatte, wie oben zu Lc. 22, 7 nach-
gewiesen worden ist, bezüglich der Zeitangabe: 3€q6 xov xcloxcl
guten Ghrund; aber bezüglich der Behauptung, dass Jesus das
Passahlamm gar nicht gegessen habe, liegt hier keine Tradition^
sondern lediglich eine Schlussfolgerung vor. Chwolson er-
klärt den Sachverhalt so, dass er sagt: „Es blieb in dem Falle,
wenn der 14. auf einen Freitag fiel, nichts Anderes übrig, als
das Schlachten des Opferlanmies auf den vorangehenden Tag^
d. h. auf Donnerstag, den 13., zu verlegen. Das Verzehren
des Passahlammes dagegen war Privatsache, iind während die
Einen es am 13. verzehrten, haben die Anderen es erst am folgenden
Tag gethan". Vgl. Memoires S. 43. Er begründet diese An-
schauung in gelehrter Untersuchung, indem er nachweist, „dass
der in der Mischnah vertretene Grundsatz: DÜün t^fc^ T\TVn HOt,
das Passah-Opfer verdrängt den Sabbat, d. h. dasselbe dürfe
am Sonnabend dargebracht werden, einer späteren Zeit angehört,
und dass in alter Zeit der entgegengesetzte Grundsatz: nni" n^Ü
nosn PIA, der »Sabbat verdränge das Passah-Opfer, d. h. dasselbe
dürfe am Sabbat nicht dargebracht werden, die allgemein herr-
schende Norm war." Indess es handelt sich in unserem Falle
nicht um den Sabbath oder Sonnabend, sondern um den Freitag,
von welchem hinweg nach Chwolson die Schlachtung der
Passahlämmer auf den Donnerstag Abend — wegen der vor
Beginn des Sabbaths Freitag Abends 6 Uhr mangelnden Zeit
Texte und Untersuchungen zu Lc. 22, 15. 623
für das Braten der Passahlammer — zurttckverlegt worden sein
soll, obwohl er selbst (M^moires S. 40) aus der Mischnah die
Beweise beibringt, dass, wenn der 14. auf einen Freitag fiel, wie
in unsrem Fall, das Schlachten des täglichen Abendopfers auf
12V2> die Darbringung dieses Opfers auf IV2 hinaufrttckt, sodass
um 2 Uhr mit dem Schlachten der Passahlämmer begonnen
werden konnte. Der Rabbiner Dr. F. Rosenthal (in seinem
Aufsatz: „Das letzte PassahmahlJesu und der Tag seines
Todes^S Monatsschrift f. Gresch. u. Wissensch. des Judenthums
1894, Neue Folge II, 97—108) stimmt in diesem Punkte den
Aufstellungen Ghwolsons, dessen rabbinische Gelehrsamkeit
er wie Prof. Kaufmann unumwunden anerkennt, keineswegs
bei Er sagt hierüber (S. 101): „Zunächst ist die Verlegung des
Passahopfers aus irgend einem Hinderungsgrunde you seinem in
der Schrift so klar begrenzten Termine auf einen vorher-
gehenden Tag absolut undenkbar. Nach Chagiga 9* und
Megilla 5^ kann im Gollisionsfalle ein späterer Ersatz eintreten.
Dass man aber ein Opfer noch vor der Zeit dargebracht hätte,
ist ohne Beleg.'^ Man half sich in solchen Fällen durch Än-
derungen, bezw. Neuordnungen im Kalender, der ja ohnehin häufige
Schalttage nöthig hatte, wie Chwolson selbst ausgeführt hat
Aber ganz abgesehen von diesen rabbinisch-talmudischen Be-
stimmungen, bezeugt der vierte Evangelist, dessen chrono-
logische Angaben sich überall als richtig erweisen und dessen
genaue Kenntniss der jüdischen Einrichtungen von Chwolson,
Kaufmann, Rosenthal, namentlich aber auch von dem Ober-
rabbiner Güdemann in seinen „Neutestamentlichen Stu-
dien" (Monatsschr. f. Gesch. u. Wissensch, des Judenthums
1893. I, 153 ff.) auf das Höchste anerkannt wird, durch die Be-
merkung Joh. 19, 36 (= Ex. 12, 46), dass derselbe die Kreuzigung
Jesu mit dem Schlachten der jüdischen Passahlämmer zusammen-
fallend sich dachte und dass mithin unter dem ^va q>ayG)CLV x6
^ßöfx^" (J^^- 1^» 28) zugleich die auf den Abend des Freitags
fallende Schlachtung der Lämmer vorausgesetzt sei. Sonach
hat Ghwolson's Annahme, dass die Schlachtung sämmtlicher
Passahlämmer bereits am Donnerstag Abend geschehen sei und
dass Jesus mit einem Theil der Juden sofort auch das Passah-
essen angeschlossen habe, während ein anderer Theil j darunter
die Hohenpriester, das Passahessen auf den Freitag Abend
Q24 AuBsercanoniscbe Paralleltexte zu Lc.
verschoben hätten, auch nach Johannes keinen Grund. Vielmehr
ergiebt sich, dass Jesus mit seinen Jüngern allein die Schlach-
tung und die Speisung des Passah um einen Tag vor der
gesetzlichen Frist anticipiert und hierbei das Mahl des
Neuen Testamentes eingesetzt hat. Durch diese Anticipation
machte er es auch äusserlich bemerkbar und innerlich seinen
Jüngern fühlbar, dass es sich jetzt um die Abrogation des
alttestamentlichen Passah und um eine vollige Neu-
stiftung — wenn man will um ein ävxivofiod^ertlv dem Moses
gegenüber, vgl. diesen Ausdruck bei Gelsus, Heft U, 89 —
handelte. Vgl.Jerem.31|31f.: 6iaO-f}oofiai,..6iaß'i]Xfiv xaivi^v,
ov xazd r^v öiad^i^xrjv, rjp öud-ifiTjP rolg jtarQaoiv avrciv, kv ^liiQa
ijiiXaßofiivov fiov rfjg x^^^^ avrcop, i^ayaysip avrovg ix yfjg
Alyvxrov und dazu das öiaxlß^ead^ai mit den Erläuterungen
unten zu Lc. 22, 29. Das bei der Erlösung Israels aus Egypten
gestiftete Passahmahl sollte abgethan, das neutestamentliche Mahl,
welches Jesus stiftete, sollte an seine Stelle treten und das
Bundeszeichen der in Jesu geschehenden Erlösung werden. In
diesen Gedankengang hinein weisen die mit Jesu neuer Stiftung
verbundenen Worte, nämlich: xaivdv ßQ(oB-fj (zu Lc. 22, 16), xlpco
xaipop (zuLc. 22, 18), r) xaivq öiad^i^x?! (Lc. 22,20), Xvtqop dprl
jtoXZcop (zu Lc. 22, 27), diarld^sfiai sc 6ia^rjxt]p xaip/jp
(Lc. 22, 29).
Lc. 22, 16.
a. Cod. Cantabr. Lc. 22, IG.
jidya» yoLQ vfiTp, ovxezt (irj ^ayofiai düi aurov, %mg otov
xaipop Bqo^^] bv rfj ßaoiXela xov d^tov,
b. Epiph. Haer. XLII. p. 316 C.
Xiym ycLQ vfitp, ov fif] gyayco avro djtaQxt, %a)q TcXf/gcoB-i] iv
xfj ßaoiXela xov d^sov,
c. Lc. 22, 16.
Xiyco yaQ vfitp, oxi ovxixi ov fi?/ ipdyoi avxo, tcog oxov
jtX7]Qa)0^lj ip xfj ßaatXsla xov d^sov.
Die Lesart des Cod. D: img oxov xaiPOP ßQcod^^j womit
der Codex Bezae völlig isoliert steht, ist sicherlich der Urtext,
die lucanische Fassung: l'co^ jtXyQO&ij die redaktionelle Ver-
allgemeinerung, ähnlich wie Lc 22, 18. Denn nicht nur dass das
^ CNiV:-.." . ■
Texte and Untersuchungen zu Lc 22, 16. 625
C!oncrete stets das Ursprünglichere ist, auch der den Abendmahls-
bericht beherrschende Parallelismus nothigt zu der Annahme,
dass dem in Mt. 26, 29 = Mt. 14, 25 (= Lc. 22, 18) enthaltenen
Stich Worte xaivov bezüglich des jtlveiv dasselbe Stichwort
xatvov bezüglich des ßißQcioxeiv entspreche. Wie man aus Lc
ersehen kann, gehörten beide flerrensprüche zur Einleitung des
Abendmahlsberichtes. Wegen des ßgcoO-y vgl. das fi€ta zo
ßsßQcoxivai zu Mt. 26, 30 Heft II, 322. Ist aber erst einmal
auf Grund des Parallelismus der Text des Cod. Bezae als quellen-
mässig erkannt, so fällt die eschatologische Deutung unsers Lo-
gion von selbst.; Denn es ergäbe keinen Sinn, wenn Jesus erklärt
hätte, dass das Essen des Passahlammes {ovxiri (i^ fpayoiiai äjt
avxov) für ihn fortan aufhören und dann unvermittelt in der
zukünftigen Welt auf neue Weise wieder anheben solle
^pcaipov ßQmd-y). Wenn dagegen an Stelle des alttestamentlich-
jüdischen Passahlammes ein neues Passah-Essen in dem neu-
testamentlichen Gottesreiche angekündigt wird, so entsteht ein
vorzüglicher Sinn und zugleich ein Gedankenfortschritt, innerhalb
dessen die Verse Lc. 22, 15 — 18 erst eine entscheidende Bedeu-
tung gewinnen. Es liegt dann in v. 16 angedeutet, dass Jesus
selbst an die Stelle des alttestamentlichen jzaaxcc als das rechte
Passahlamm treten (vgl. 1. Cor. 5, 7; Job. 19, 36) und als solches
den Seinen sich zu gemessen geben wollte. Das ist in der That
ein rechtes xaivbv ßgcod-ijvaL In sprachlicher Hinsicht vgl. zu
dem ?cög orov (Cod. D) = icog (Lc.) = niD«"!? die Bemerkungen
zu Lc. 22, 18. — Die Lesart des Syr. Sin.: icog ytXi]Q(X)0-ij i) ßaoi-
Xhla roc &eov ist nur eine noch schärfer im eschatologischen
Sinne zugespitzte Modification des canonischen Textes.
Lc. 22, 17.
a. Syr. Sin. ad Lc. 22, 17.
xal (isrä to deiJtvTJoai köi^ato jcottJqiov xal €vx(xqIot7]ö6p
ijt avxm xal eljtep' Xäßere rovro, öiafisQloare slg tavzovg.
b. Lc. 22, 17.
xal öe^afisvog jtor/jQiop evyaQiarr/aag dnav Xaßexs rovro
xal öiafisgioare ip lavrolg.
Die beiden Syr. Cur. et Sin. lassen hier in Folge einer vor-
genommenen Inversion der Texte die Verse in folgender Ord-
Texte n. Untersuchungen X, 8. 40
I
■
V
526 Auasercanonische Paralleltexte zu Lc.
nung sich an eioander schliessen: Lc. 22, 14. 15. 16. 19. 17. 18.
Der Syr. Sin. hat aber ausserdem den im Syr. Cur. (wie in Cod. D
und in einer Anzahl Italae — s. unten zu Lc. 22, 20^) weg-
gelassenen Vers 20 wieder aufgenommen, und zwar in der
Weise, dass an y. 18 die Worte sich anschliessen: tovto xo
alfiä fiov TTJg xaivijg dia&tjxffg (= Lc. 22, 20^) und dass von v. 17
die Worte : xal fisxa x6 öeixv^oai (= Lc. 22, 20*) vorausgestellt
sind. Durch diese Massnahme ist ebenso wie in der -Text-
famiüe Cod. D, Syr. Cur. , Italae der Unterschied zwischen der
jüdisch-alttestamentlichen Feier des Passahmahles (v. 15 — 18)
und der Stiftung des neutestamentlichen Abendmahles (v. 19.
20.) verwischt. Es erleidet für mich keinen Zweifel, dass Lc. diurch
die Verse 15. 16. 17, welche er allein überliefert hat,
eine Nachlese aus dem Urtexte darbietet, und indem er auch
V. 18 (= Mc. 14,25 = Mt. 26,29) hierher stellt, wohin dieses
Logion ursprünglich gehörte, die quellenmässigen Berichte über
die von Jesu mit seinen Jüngern zuerst begangene jüdische
Passah feier restituiert und sie so geschildert hat, wie dieselbe
in ihren Hauptmomenten verlaufen ist, bevor Jesus zur Stif-
tung des neutestamentlichen Mahles Oberging. (Vgl.
die Reconstruktion des gesammten Textes unten nach La 22, 30).
Mit Weiss (Leben Jesu II, 516) sage ich zunächst: „Ganz ver-
geblich ist der Streit darüber, der wievielte Becher des Passah-
mahles es war, den Jesus weihte, da wir überhaupt nicht wissen,
wie eng er sich an die eigentlichen Passahgebräuche anschloss.''
Aber weiter möchte ich sagen: der Lc. 22, 20 geweihte Becher
gehorte überhaupt nicht mehr zur jüdischen Passahfeier, zu dem
alttestamentlichen Passahmahl, er war vielmehr xo :n:oTf}Qiov
xfjg xaipf/g öiad^i^xrjg. Dagegen ist es doch sehr wahrschein-
lich, dass der nach Lc. 22, 17 bei der jüdischen Passahfeier
unter Danksagung von Jesu ausgetheilte Kelch der dritte Becher,
der s.g. HDISn D1D, gewesen ist. Denn das bei der Austheilung
dieses Bechers von dem jüdischen Hausvater gesprochene Dank-
gebet erwähnte ausdrücklich den Wein als die Frucht des Wein-
stocks. Vgl. Bartoloccius, Bibliotheca magna rabbinica (Ro-
mae 1678), II, 738: )t^r\ "^lö «lin übM^T\ '^b'ü •^rriK nn» T'^-Q.
Und so bildete dieses Gebet den sachgemässen Übergang zu dem
Logion Lc. 22, 18, wodurch Jesus von dem jüdischen "Jcan '<ns =
xo yepTjfia xfjg dfixiZov für immer Abschied nahm. — Zu
Texte und Untersnchnngen zu Lc. 22, 17. 18. 627
•»-iB = Y^fVTiiia, yivrjita vgl Deut. 26, 10; 28, 4: Jes. 3, 10
LXX.
Lc 22, 18 = Mc. 14, 25 = Mt. 26, 29.
a. Clem. AI. Paed. II, 2, 32. p. 186.
dmöei^B jtaXiv Jtgbg rovg fiad^Tjrag Xiywp' ov (ifj jtip ex
tov yBVvymaxoq rriq dfijiiXov ravzTjg, (lexQ^g ccv Jtlco avro
fie&* vf/cSv iv xy ßaoiXela rov jtaxQog fiov,
b. Iren. V, 33, 1.
Dico autem vobis, a modo non bibam de generatione vitis
hujus, usQue in diem illum, quando illum bibam vobiscum
novum in regno patris mei.
c. Ephraem Syr. Ev. coneord. expos. ed. Mösinger p. 222.
In posterum non bibam ex hoc genimine vitisusqueadregnum
patris mei .... usque ad regmim patris mei, i. e. usque ad
resurrectionem meam.
d. Mt. 26, 29.
Xiyta de v^lIv^ ov fif} Jtio) aüi apri ix rovrov rov yer//-
fdaroq rfjg äfijteXov img r//^ fjfisQag ixeipr^g, oxav aixo
jtlvo} fieO-* vficQP xaivop kv xij ßaöiXeia xov Jtaxgog (lov.
e. Lc. 22, 18.
Xiyfo yag vfilp, oxt ov fiij Jtlca ajib xov vvv djto xov ye-
vt]fiaxog xTJg afiJieXov, ?co§ orov ^ ßaoiXsla xov d-eov
sX&7]. " ~' ■-■-■■ ^-
f. Cod. Cantabr. Mc. 14, 25.
d(di]p Xiyoo vfilv, oxt ov fit) jiqoo&cq jibIv ix xov ytvvt]na-
xog xfjg dfijieXov tcog xrjg fjftSQag ixsli^g, oxav avxo Jitvo)
xatvbv iv xfj ßaoiXela xov d^eov.
g. Mc. 14, 25.
dfifiv Xiy<D vfilp oxi ovxixi ov (ifj jtlo) ix xov yev/jfiaxog
xrjg dfijtiXov ?(og xfjg ?jfieQag ixelvr^g, oxav avxo Jtivw
xaivov iv xT] ßaOiXdaxov d^eov.
h. Epiph. Haer. XLV, 4. p. 389 D.
avxov xov xvqIov ijti/iagxvQovvxog xal Xiyovxog oxt ov
fdf) jtio} avxo ix xov yev?]fiaxog xfjg dftjciXov xavx?jg, tatg
40* "
628 AuseercaAonifiche Paralleltexte su Lo.
av xloD avro xaivov pted'^ v(iciv kv tj/ ßaCiXüq, rmv ov-
l Epiph. Haer. XL VII, 3. p. 401 D. 402 A.
rot OiotTJQog loyov xov XiyovroQ' ov fi^ xlm äjto rov
YBPvi^fiarog rovrov r/ye dfijtiXov rccvtfjg^ ^cog ap xioo avro
xaivbv kv ry ßaOcXela rSv ovQavcSv fi€^* vfi(3v.
k. Epiph. Haer. LXXVII, 37. p. 1032 A.
ocal' orav avro xlo) xaivov ^€^' vficSv kv rfj ßaOiXela rciv
ovqavmv,
1. Eu8. in Ps. 74, 10. 11. (VI, 876 ed. Migne).
ojt^Q avrotg ijti^yysXrai eljtciv l'coc av nlm avro xaivov
(led-^ vfiCDV kv ry ßaoiXela rc5v ovgaväv,
m. Diatessaron Arab. p. 80^.
Dico vobis: non bibam amodo de hoc succo vitis usque in
diero, quo illum bibam vobiscum noYum in regno Dei.
Was zunächst die Stellung dieses Logion anlangt, so ist
hier mit Bestimmtheit eine von Mc. vorgenommene Umschaltung
zu constatieren. Denn erstlich ist in der Anordnung der ur-
evangelischen StofiTe dem dritten Evangelisten stets der Vorzug
zu geben vor den beiden anderen Synoptikern. Lc. aber pro-
duciert — wie wir gesehen haben — diese beiden Sprüche vom
Essen des Passahlammes und vom Trinken des Rebenblutes und
die daran sich schliessende Ankündigung eines neuen Essens
und Trinkens im Reiche Gottes nicht am Schluss, sondern in
der Einleitung des Abendmahlsberichtes (Lc. 22, 16 — 18), mithin
da, wo es nach v. 17 sich noch nicht um den neutestamentlichen
Kelch, sondern tun die Austheilung des jüdischen nsnsin ois
handelte. Zweitens der ursprüngliche Schluss der Abendmahls-
einsetzungsworte ist nicht Mc. 14, 25 = Mt. 26,29, sondern l.Cor.
11,26 conserviert. Vgl Agrapha S. 105 f. 178 f. Drittens nur
durch Befolgung des von Lc. dargebotenen Zusammenhangs ge-
winnt man ein klares Bild von dem ursprünglichen Verlauf
jenes Nachtmahls. Freilich aber gehört dazu, dass man den
von Lc. verwischten Urtext der beiden Herrensprüche Lc. 22, 16.
18 erst feststelle und den ursprünglichen Sinn erfasse. Zu Lc.
22, 16 ist der ursprüngliche Urtext durch den Codex Bezae
erhalten. Vgl. die vorausgegangene Erläuterung. Zu Lc. 22, 18
Texte und Untersuchungeii zu Lc. 22, 18. g29
ist der wesentliche Quellentext in Mt. 26, 29 = Mc. 14, 25 wieder-
zuerkennen, nur dass ihm Mc. — und ihm nach Mt. — durch Ein-
fügung der Worte: ?cog rfjg rfiiiQaq ixBlvtjg einen dem Zusam-
menhang ursprünglicä^ fremden eschatologischen Sinn gegeben
hat. Die Varianten: fi^XQ^^ ^ = ^^^ ^^ = ^'^^ orov = "ittiS"!?
ermogbchen es, von jener eschatologischen Auffassung völlig
abzusehen und die rein historische Bedeutung der beiden Sprüche
wieder aufzufinden, wonach es sich um Abrogation des alt-
testamentlichen und Stiftung des neutestamentlichen Passahmahles
handelte. Denn je die beiden ersten Versbälften:
ovxiri ov (if) qiorfKo aixo — sc. xo nacxa —
ovxin ov ptrj jtla) djtb rov yspi^fiarog Tfjg dfut^kov —
verkünden aus Jesu Mund die Abrogation des jüdischen Passah-
lammes und des jüdischen Passahtrankes; die anderen beiden
Vershälften aber:
iwg orov xaivov ßQcod^Ü^) iv xT] ßaöiXsla rov d-BOv —
?a>g av xaivov JtoB-fj^) iv rrj ßaotXsla xäv ovgavmv —
beziehen sich nach der originalen Stellung der Sprüche, die bei
Lc. erhalten ist, sinngemäss nicht auf das himmlische Mahl^
sondern auf die ebendamals von Jesu zu vollziehende Stiftung
eines neuen Mahles in dem neutestamentlichen Gottesreiche. Das
den Varianten fiixQ^^ ^^ = ^^^ ^^ = ^'^? orov zu Grunde
liegende IITÄ"!? wird, wenn es die Bedeutung „sodass, adeo ut"
in sich schliesst, von den LXX gewohnlich gar nicht oder mit
xal wiedergegeben. Im Deutschen wird es in diesem Falle aus-
gedrückt werden: „und dafür". Also: und dafür soll es neu ge-
gessen und getrunken werden, — wie es dann bei der Stiftung
des neutestamentlichen Mahles sofort geschehen ist. Vgl. 1. Cor.
11,25: rovxo ro JtortjQiov tf xaivr) öiad^rjxri kcrlv. Trotz des
von Spitta (S. 231) erhobenen Einspruchs halte ich an dieser
Deutung, auf welche von mir bereits in den Agrapha (S. 178 f.)
1) Bezüglich der lucaniscben Variante nXrjQcit^y anstatt des urteztlichen
ßQio&y macht Prof. Nestle in überraschenderweise auf die in den Ober-
setzungen des A. T. vorkommenden Verwechselungen des ^stc mit n^s auf-
merksam und vergleicht dazu Ezech. 7, 15: nal^SMi = LXX: avvtBXtaeti Je-
rem. 15, 16: obsu; « LXX: avvtiXeaov avtovg, namentlich aber 2. Par. 30,
22: "»r*T^^ nV3K«i ■— LXX: xal ovvszikeauv ttjv ho^z^v. Es ist noch hin-
zuzufügen Prov. 30, 1: htifj = Aquila: ziXsoov, — Übrigens lässt der Par-
allelismus im zweiten Logion ein urtextliches n^p«rn? = iwg av noS-S ver-
muthen, welches auch mit iwg av nlta übersetzt werden konnte.
630 AuBsercanonlBche Paralleltexte zu Lc.
hingewiesen worden ist, in nachstehend motivierter Weise fest.
Erstlich entspricht diese Auslegung dem Parallelismus und
dem oben in y. 16 bezüglich des Passahlammes nachgewiesenen
Sinne. Wie das Essen des jüdischen Passahlammes Tor dem
neutestamentlichen Abendmahl verschwinden soU, so der jüdische
Segenskelch vor dem ytori^Qiop xfjg xaivijg öiad^tjxTjQ, Zweitens
nur auf diese Weise entsteht ein wirklicher Fortschritt der Hand-
lung und eine deutliche Gliederung der mit dem Abendmahl ver-
knüpften Vorgänge. Nur bei dieser Auslegung von Lc. 22, 16. 18
gewinnt man drittens einen deutlichen und fruchtbaren Gedanken.
Man erwäge: nach Mt. und Mc. handelt das Logion Lc. 22, 18 von
dem Wein im Abendmahlskelche, also von einem Sinnbild, einer
Parabel, wie man's genannt hat. In dem eschatologischen Gottes-
reiche ist aber das Weintrinken erst recht eine Parabel. Vgl. unten
zu Lc. 22, 30. Wo ist denn da das xaivop? Das Logion leidet
also in dem Zusammenhang, in welchen es Mc. — und ihm
nach Mt. — gerückt hat, an Undeutlichkeit und innerer Un-
fruchtbc^rkeit. Dagegen im lucanischen Zusammenhang und in
dem von mir eruierten Sinn erhalten die Worte Kraft und Be-
deutung, namentlich aber auch Fassbarkeit und Deutlichkeit.
Endlich viertens vergesse man nicht die Gepflogenheiten
der beiden Redaktoren, denen wir im ersten und zweiten
Evangelium die Bearbeitung der vorcanonischen Quellenschrift
mit ihren zahlreichen Umschaltungen, aber auch mit den
wiederholten Umdeutungen verdanken, durch welche historisch
gemeint gewesene Jesusworte eine eschatologische Tendenz
empfangen haben. Vgl. oben S. 599 flf. zu Lc. 21, 32; S. 392 zu
Lc. 13, 35; S. 156 ff. zu Lc. 9, 27; Heft II, 203 ff. zu Mt. 17, 10. 11;
Heft II, 126 f. zu Mt. 10, 23*. Man entwöhne sich nur dieser her-
gebrachten, durch Mc. und Mt. veranlassten, eschatologischen
Auffassung so mancher Jesusworte und halte sich an deren
historischen Sinn, dessen Verständniss in der Regel Lc. er-
möglicht, welcher auch an dieser Stelle die urtextliche histo-
rische Einleitung (Lc. 22, 15 — 18) zu dem Abendmahlsberichte im
engeren Sinne (Lc. 22, 19. 20) uns erhalten hat.
Bevor wir zur Analyse dieses Berichtes bezüglich der neu-
testamentlichen Abendmahlsstiftung übergehen, ist hier noch auf
einige sprachliche Beobachtungen hinzuweisen. Wie zu Lc. 22, 69
= Mt. 26, 64 unterscheiden sich auch in der Wiedergabe von
Texte und Untersuchungen zu Lc22, 18. g31
Lc. 22, 18 = Mt 26, 29 die beideu Übersetzungstypen in den
Varianten ajt aori (Mt.) = djtb rov vvv (Lc). Ferner tritt zu
Mc. 14, 25 durch den Cod. D ein Hebraismus zu Tage, welcher,
weil von einigen Italae und der Peschittha ebenfalls befolgt, zu-
nächst auf den Archetypus dieser in Cod. D culminierenden
Textfamilie, den ältesten Evangeliencanon, weiterhin aber direkt auf
den hebräischen Urtext, zurtickweist. Die flir ovxiri eingefügte
Phrase: ov ut] jiQoad-ci = non adiciam= non adponam (sc bibere,
jrerr), welche von den genannten Zeugen dargeboten wird, hat
schon Hug (Einleitung I, 130) mit R^cht auf das Hebräische
Sl'^pi^C vh zurückgeführt. Derselbe Hebraismus findet sich auch
in den canonischen Texten Lc. 20, 11: xäi jiQOCeß-ero ^tsqov
jti(iy)ai, Lc. 20, 12: xäl JtQoaid-ero tqItov xd/iy)ai.
Bezüglich des Abendmahlsberichtes im engeren Sinne sind
nun einige Vorbemerkungen erforderlich, welche hier eingefügt
werden sollen.
Haupt sagt in seiner jüngst erschienenen Abhandlung: „Über
die ursprüngliche Form und Bedeutung der Abendmahlsworte"
S. 4 von den canonischen Recensionen des Abendmahlsberichtes:
„Wenn irgendwo, so sollte man hier erwarten, dass die Ehrfurcht
vor der heiligen Handlung, die oftmalige Wiederholung, der
geringe Umfang der in Betracht kommenden Worte eine völlig
gleichmässige Wiedergabe derselben hervorgerufen haben würde.
Die Thatsache liegt aber vor Augen, dass von den vier uns er-
haltenen Berichten auch nicht zwei buchstäblich übereinstimmen,
zum Theil die Abweichimgen sogar ziemlich beträchtlich sind."
Nimmt man aber zu den vier canonischen Berichten noch die
aussercanonischen Parallel texte hinzu, so entsteht ein noch viel
bunteres Bild.
Dabei konmien zunächst die Wort-Varianten in Betracht,
welche durch Vergleichung sämmtlicher Texte sich ergeben. Die-
jenigen Forscher, welche sich ausschliesslich auf die griechischen
Texte stützen, müssen freilich von vom herein geneigt sein, in
dem Vorhandensein solcher Wortvarianten ein Symptom der Un-
echtheit zu erkennen. Nach den in den gegenwärtigen Unter-
suchungen befolgten quellenkritischen Grundsätzen ergiebt sich
aber der — auch gerade für den Abendmahlsbericht wichtige
— Canon, dass diejenigen Wortvarianten, welche sich auf
einen gemeinsamen hebräischen Quellentext zurück-
632 AusBercanonische Paralleltexte zu Lc.
führen lassen, weit entfernt, ein Symptom der Unechtheit in
sich zu schliessen, vielmehr sichere Indicien sind, an denen
man den Urtext zuverlässig erkennen, gewissermassen
betasten und befühlen kann.
Nächst den Wortvarianten ist dann die verschiedene Aus-
dehnung, die grössere Kürze oder Länge der verschiedenen Be-
censionen in Erwägung zu ziehen, in denen der Abendmahls-
bericht uns überliefert ist. Dieser Bericht (Lc. 22, 19. 20) mit
seinen canonischen und aussercanonischen Parallelen ist uns der
Hauptsache nach in sieben Recensionen erhalten, deren kürzeste
nur 14 Worte, deren längste (in kirchlich liturgischer Aus-
gestaltung) 86 Worte umfasst. Die kürzeste Recension ist diejenige
des Cod. D zu Lc. 22, 19. 20, welche nur folgende 14 Worte
enthält:
xai Xaßcop agrov tvxdQiOTTJOag IxXaCev xal Höcoxev avrotg
Xiycnv' TOVTO iötiv xo ccSfia (lov, (VgL darüber unten die
Erläuterungen.)
Es folgt dann Justin Apol. I, 66p. 98 B mit 30 Worten:
Tov ^Irjöovv Xaßovra agrov evxccQiCnjcavra sljcsW rovto
ütoielTB slg T?]v dpafipfjölv fiov, rovro iori t6 ac5(ia fiov
xal t6 ütoxriQiov 6fiola)g Xaßovra xal Bvx(XQtCri^Cavra slotelv
rovro iort ro alfia fiov.
Nun folgen die canonischen Becensionen, und zwar Mc. 14, 22 — 24
mit 43, Lc. 22, 19. 20 mit 45, Mt. 26, 26—28 mit 49 und 1. Cor.
11, 23*^—25 mit 57 Worten. Endlich ist — zugleich als Beispiel
der altkirchlichen Abendmahlsliturgien — der Bericht der Con-
stitutionen in Betracht zu ziehen, welcher trotz mehrfacher
liturgischer Zusätze für die Quellenkritik lehrreich genug ist.
Dasselbe ist Const. VIII, 12 enthalten und lautet mit 86 Worten
im Zusammenhange folgendermassen:
iv f] yag vvxrl jtagBÖldoro^ Xaßcov agrov {ralg aylaig xal
a/icofioig avrov x^pöi Tcal dvaßXitpag jcgog ci, rov d^eov
avrov xal xarigä) xal xXaöag iöoxs rote (lad-rfralg, Bljtoiv
rovro ro iivorr)giov rfjg xaivtjg öta^rjxrjg, XaßBrB k% avrov,
(päjBrB' rovro iori ro öw/ia fiov ro jtBgl ücoXXmv d^gv-
jcrofiBvov Big afpBöiv a/iagricov. coCavrcog xal ro ^or//-
gtov (xsgaöag Ig otvov xal vöarog xal dyiaaag) ijti6a>xBv
avrolg, Xiymv jiIbtb Ig avrov ytavrBg' rovro iori ro alfia
fiov ro jcBgl jtoXXcov ixxwofiBvov Big atpBOiv afiagricov
Texte und Untenachungen za Lc. 22, 18. 633
TOVTo jtoietTS slg rrjv ifirjv dvafii^aiv ooaxig ygg av icMrjTB
rbvaQTOV tovxov xcä x6 noxriQiov rovro ^lvf]T£, top &ara-
TOP Tov ifiop xaxayyiXXBrs, axQ''^ ^^ l^XO-o},
Auch unter Nichtaurechnung der beiden grosseren liturgischen
Einschaltungen sowie des mit 1. Cor. 11, 26 wesentlich überein-
stimmenden Epilogs übertrifft diese Relation diejenige des ersten
Evangelisten an Ausdehnung, indem immer noch 64 Worte, mit-
hin 15 mehr als in Mt. 26, 26 — 28, verbleiben. Aber selbst wenn
man von der Relation der Constitutionen ganzlich absehen
wollte, so entsteht die quellenkritische Frage: wo liegt die
grossere ürsprünglichkeit, in den kürzeren oder in den
längeren Recensionen des Abendmahlsberichtes? Die
meisten der neueren Kritiker neigen dazu, der Kürze von vorn-
herein den Vorzug zu geben und das Vorurtheil der grosseren Ur-
sprünglichkeit entgegen zu bringen. Um so mehr habe ich in
diesem Falle des unbefangenen Urtheils mich gefreut, welches
Spitta, Zur Geschichte und Litteratur des Urchristenthums, ab-
gegeben hat, indem er S. 317 sagt: „Die Entscheidung hierüber
knüpfe ich aber nicht an den völlig unzuverlässigen, noch von
Schmiedel befolgten Kanon, dass die kürzeste Form auch die
älteste sei. Es ist ebenso leicht möglich, dass man einen alteren
Text verkürzt, wenn man an gewissen Äusserungen desselben
Anstoss nimmt oder sie nicht zu verwenden weiss, als dass man
ihn verlängert und ausschmückt, wenn er dessen bedürftig scheint.
Nur die klar erkannten Motive für die Verschiedenheiten der
Parallelberichte bieten ein sicheres Fundament zur Konstatierung
des Originaltextes und der Reihenfolge der späteren Recensionen.*^
Ein eclatantes Beispiel der späteren Ausschmückung bietet die
liturgische Formulierung des Abendmahlsberichtes in den Con-
stitutionen. Hier liegt das Motiv der grösseren Länge und
Ausführlichkeit offen zu Tage, nämlich in dem Wunsche nach
möglichster Vollständigkeit und feierlicher Umständlichkeit, wie
sie der liturgischen Recitation am besten entspricht. Die Motive
aber für Kürzung des Originaltextes dagegen sind zu finden erst-
lich in den schriftstellerischen Gewohnheiten der Referenten,
zweitens in dem frühzeitigen Bestreben der Urkirche, die li-
turgischen Formeln und heiligen Handlungen vor unberufenen
Augen in ihrer Vollständigkeit möglichst verborgen zu halten
634 Aufisercanonische Paralleltexte za Lc.
(Arcandisciplin), drittens in der Rücksichtnahme auf bestimmte
kirchlich-dogmatische Richtungen. Das erste Motiv, die schrift-
stellerische Gewohnheit zu kürzen, und namentlich am Schlüsse
der einzelnen Perikopen Kürzungen vorzunehmen, haben wir bei
Lc. auf Schritt und Tritt verfolgt £s bedarf nur, dass an dieser
Stelle auf die Behandlung, welche das Herrengebet unter den
Händen des dritten Evangelisten erlitten hat, sowie auf die Zu-
sammenstellung der lucanischen Textkürzungen in dem Schluss-
Paragraphen dieses Heftes hingewiesen werde. Darüber, dass
auch namentlich Mc. nur in excerpierender, besonders die Reden
Jesu stark verkürzender Weise, die vorcanonische Hauptquelle
benützt hat, vgl. Hefb II, 12 ff.: Die Composition des evayysXiov
xarä MoLQxov, Ferner dass die ältesten liturgischen Formeln,
welche bei den heiligen Handlungen der Kirche Anwendung fanden,
als ein secretes Heiligthum betrachtet und den „Draussenstehenden"'
höchstens fragmentarisch und in Abbreviaturen mitgetheilt
wurden, dafür sind bezüglich der Taufe die Abbreviaturen in
Heft II, 398 ff. zu vergleichen. In Betreff des Abendmahls kann
Justin als Beispiel gelten. Wie er das Herreugebet gar nicht
(vgl. oben S. 229), die regula fidei nur in ihren einzelnen Bestand-
theilen, niemals als ein Ganzes mittheilt, so giebt er auch
von der Abendmahlsstiftung Apol. I, 66 nur ein Excerpt, nur
einen stark gekürzten Text Indem er das in dem Apologie-
Citate weggelassene xovxo jtoistre elg rfjv iiirjv apafivtjoip des
zweiten Gliedes im Dial. c. Tryph. c. 70 p. 297 A mit den Worten
erwähnt: xal xegl rov JtoxtjQlov, o slg dpa/iPfjOiv rov aiftarog
avTOv yiaQiö<oxep evxccQicrovvTag Jtoielv — , lässt Justin mit
Evidenz erkennen, dass der Quellenbericht, aus welchem er
schöpfte und welchen er ausdrücklich auf die Autorität der Apostel
{pl djtoOToZoi) zurückführt, umfangreicher gewesen ist, als sein
Referat in der Apologie.
Endlich aber die Kürzungen des Mc. und des Cod. D lassen
zugleich eine dogmatische, und zwar judenchristliche Tendenz als
Motiv mit DeutHchkeit hervortreten. Die in Mc vorgenommene
Weglassung der urtextlichen Verse Lc22, 15—17, die Umschaltung
und eschatologische Umdeutung des Logion Lc. 22, 18^=Mc. 14, 25
= Mt 26, 29, wodurch dasselbe aus der Einleitung des Abend-
mahlsberichtes hinweg gerückt und an den Schluss desselben ge-
stellt ist, ferner die Ausscheidung der Worte: rovro ytoislre elg
Texte und Untersuchungen zu Lc, 22, 18. 635
ri]v ifi?]v dvdfivrioiVf namentlich aber die Weglassung des Alles
beherrschenden Stichwortes xaivfjg vor öuxd^xrjq können nur
aus judenchristlichen Motiven, aus diesen aber auch vollständig
und dem sonstigen Charakter des Mc. durchaus entsprechend, er-
klärt werden*). Denn durch diese von Mc. vorgenonmienen
Kürzungen des Urtextes ist der dem Herrenmahl ursprünglich
einwohnende Charakter einer neutestamentlichen Stiftung, welche
bestimmt war, das jüdische Passahmahl für immer zu ersetzen,
fast bis zur Unkenntlichkeit verwischt. — Noch weiter ist der
judeuchristliche Redaktor des ersten Evangeliencanons gegangen.
Wenn man die oben mitgetheilte Lesart des Cod. D mit der Weg-
lassung von Lc. 22, 19^. 20 ganz für sich betrachtet, so möchte
man diese Weglassung lediglich ftir ein Versehen des Abschreibers
halten. Wenn man aber sieht, dass nicht nur sieben Itala-Hand-
schriften, sondern auch der Syr. Cur., welcher 3 bis 4 Jahrhunderte
älter ist als Cod. D in seiner jetzigen Gestalt, mit letzterem über-
einstiomit, dass mithin diese ganze TextfamUie — trotz mancherlei
Varietäten im Einzelnen — in der Tilgung von Lc. 22, 20 einig
ist, wonach der von Jesu gestiftete Kelch, x6 Jtori^QiOP rrjg
xaivijg öiad^'jxrjg, aus dem Bericht vollständig verschwindet, und
nur der Lc. 22, 17 erwähnte jüdische Passah- Becher übrig bleibt,
so kann die hier zu Grunde liegende judenchristliche Tendenz
nicht verborgen sein: das von Jesu mit seinen Jüngern ge-
nossene Mahl ist nach dieser Darstellung wesentlich das
jüdische Passahmahl. Dieses Referat schildert zuerst Lc.22, 17
die Austh eilung des jüdischen n^'i^rr 0*13; es lässt dann Lc. 22, 18
den an das jüdische Segensgebet durch die Erwähnung des "^ip
■jöän = ro yiprifia rfjg äfiJtiXov deutlich erinnernden Herrenspruch
folgen; es schUesst mit der Austheilung des Brodes als des oco-
fjia xvqIov in Lc. 22, 19*. Die in Lc. 22,20 ausgesprochene
Stiftung des neuen Testamentes ist gänzlich unterdrückt. Es
erweist sich mithin der Verfasser des Archetypus, von welchem
1) Dies ist zugleich auch namentlich mit Bezug auf Jülich er ge-
sagt, welcher in seiner Abhandlung: „Zur Geschichte der Abendmahlsfeier
in der ältesten Kirche", S. 238, für Annahme von Kürzungen bei Mc.
keinen Grund zu finden weiss und ebendeshalb die Marcus-Relation nicht
für einen gekürzten Text, sondern für die älteste Überlieferung bezüglich
des Herrenmahles erklärt.
636
Aussercanonische Paralleltexte zu Lc.
Cod. D., Syr. Gar. und die Italae abhängig sind, auch hier als
einen Judenchristen, der, wie bei der Taufe Jesu (vgl. oben S. 23),
so auch beim Abendmahl den evangelischen Texten eine den
judenchristlichen Intentionen dienende Gestalt gegeben hat. Zu
diesem judenchristlichen Abendmahlsberichte passen vorzüglich
die eucharistischen Gebete der Aiöax»]' Wie die judenchristliche
Tendenz dieser Schrift überhaupt nicht verkannt werden kann,
so tragen insbesondere auch die darin mitgetheilten eucharistischen
Gebete nach ihrem Inhalt einen durchaus judenchristlicben Cha-
rakter, wie Solches von Spitta (S. 261) unter Verweisung auf
Lc. 22, 18 und die von Sabatier beigebrachten jüdischen Parallelen
nachdrücklich hervorgehoben worden ist. Aber auch die Reihen-
folge dieser Gebete zeigt denselben judenchristlichen Charakter,
sofern sie der Abendmahlsrelation des Cod. D genau entspricht.
Man vgl.
zlirf. IX, 1. 2a. j Cod. D ad Lc. 22, 17.
jteQl ÖS Tfig ivxccQiörlag ov- \ xäl ös^afisvoq ro xozfJQiov
Tcog evxccQiOz/jöaTe' JtQQjTOv evxccQiorfjOag elxev Xaßsrs
jtSQl rov JtOTtjQlov. TOtJro, öiagieQloare tavzoTg.
Jiö. IX, 2b.
c •
evxccQiOTOVfiev aoi, JtaxBQ t^ficov,
vjthQ TTJc ayiag dfiJtiXov
Aaßö^) rov Jtaiöog cov.
Aiö. IX, 3.
3te{A6h rov xZdofiarog' evxcc-
QlOXOVfliv 001,
Cod. D ad Lc 22, 18.
Xiya ycLQ vfilv dxo rov vvp ov
(iTJ Jtlw djto rov ysvi)(iaTog
xrig dfijtiXov, Ibog ozov iXIhtj
Tj ßaoiXsla rov ß-eov.
Cod. D ad Lc. 22, 19.
xäi Xaßmv agrov evxccQtOTf}'
aag sxXaoep xäl iömxsp av-
TOtg XiycDV xovxo ioxiv x6
oc5fia fiov.
Diesen positiven Parallelen wird durch die Negation des Ver-
söhnungstodes Jesu das Siegel aufgedrückt. Denn wie der juden-
christliche Cod. D die Verse Lc. 22, 19^. 20 weggelassen und da-
1) Hierzu vgl. Clem. AI. Quis div. salv. c. 29. p. 952: ovvoq 6 tov
olvov x6 ccl/ia Ttjq d/jiniXov r$5 Aaßl6 ixxiag ijfJuSv inl tag ts-
TQWfiivag tpvxug.
Texte und Uniersuchungen zu Lc. 22, 18. 537
mit jede Bezugnahme auf Jesu Tod von seiner Abendmahls-
relation ausgeschlossen hat, so fehlt in der /iiöaxij überhaupt, ganz
besonders aber in ihren eucharistischen Gebeten, wo man es doch
am ersten noch hätte erwarten können, jede Beziehung auf Jesu
Yersöhnungstod und auf die beim Abendmahl geschehene Stiftung
der xaiPTJ 6iad'7}xi] — , ganz den Tendenzen jenes Judenchristen-
thums entsprechend, welches je und je auf die Eliminierung des
Yersöhnungstodes Jesu, dieses Centrums des apostolischen Christen-
thums, ausgegangen ist. Übrigens hat auch der erste Evan-
gelist trotz vollständigerer Reproduktion des Urtextes die von
Mc. vorgenommene Weglassung des xaivijg vor öuxd-rjxjjg seiner-
seits adoptiert und damit auch in seiner judenchristlichen Be-
arbeitung der evangelischen Stoffe den Unterschied zwischen der
alttestamentlichen öuxOt/xti und der von Jesu gestifteten xaiv?)
öia^jxi] verwischt, indem er überhaupt in der Abendmahlsrelation
wie auch sonst so häufig von Mc sich leiten liess. Dagegen die
Kürzung des Lc. durch Weglassung des zweiten: rovro Jtoistre
slg TTjv ififjv avauvTjCiv beruht nicht auf einer dogmatischen —
am allerwenigsten paulinischen — Tendenz (da ja Paulus seiner-
seits dieses zweite rovro Jtoietre reproduciert), sondern, wie wir
oben sahen, auf einer seiner schriftstellerischen Gepflogenheiten.
Lucas und Paulus schöpften ihren Abendmahlsbericht aus der vor-
canonischen Quelle nach einer und derselben Becension, bzw.
Version des hebräischen Urtextes ^). Diese Erkenutniss resultiert
aus dem bisherigen Qang unserer Untersuchungen ganz von selbst
und ist geeignet, wenn auch nicht alle, so doch die grössten
Schwierigkeiten zu losen. Folglich fanden beide — Lc. wie
Paulus — das von Mc. und Mt. weggelassene xaiviJQ vor öia-
d^fjxfjg in der von ihnen gebrauchten Version des Urtextes als
Stichwort vor. Und dass dieses xaivijg auch in der von Mc. und
Mt. benützten Version des Urevangeliums zu lesen gewesen ist,
dafür büi^ das gerade von diesen beiden reproducierte — in
der lucanischen Redaktion verwischte — xacvov in dem Herren-
spruch Mt. 26, 29 = Mc. 14, 25 = Lc. 22, 18, sowie dasselbe xai-
vov in dem parallelen Herrenspruche Lc. 22, 16, welchen die
1) Die Evidenz dieser aach für Paulus fliessenden Quelle als einer
schriftlichen Quelle s. oben S. 284 ff. Bei einem Profanschriftsteller
würde an diesem Sachverhalt einer von Paulus mit Lc. gemeinsam be-
nfitzten schriftlichen Quelle überhaupt nicht gezweifelt werden.
g3g Aufisercanonische Paralleltexte zu Lc.
beiden ersten Evangelisten weggelassen, Lc in seiner Nachlese
wieder aufgenommen, der Cod. Bezae aber in seinem ursprüng-
lichen Wortlaut wieder hergestellt hat, ein Wortlaut, an dessen
Authentie um so weniger zu zweifeln ist, als er der übrigen
Abendmahlsrelation des Cod. D durchaus nicht zu Gute kommt.
Aber wie hier der Parallelismus zwischen Lc. 22, 16 und 18 auf
die ursprüngliche Textgestalt hinleitet, so ist auch der — von
Haupt (S. 9) mit Recht betonte — Parallelismus zwischen Lc. 22, 19
und 20 der sicherste Wegweiser, um aus der Menge der Va-
rianten den Urtext herauszufinden.
Lc. 22, 19* = Mc. 14, 22» = Mt 26, 26».
a. Test. XII patr. Levi c. 8.
itpcifiiCs aQTOV xal olvoVy ayca dylcop.
b. Judicium Petri (Ap. KO). c. 26. p. 118 ed. Hilgenfeld.
^TTjOEv 6 öiödöxaXoq xov clqxov xal t6 JtovfJQiop xal
TjvXoyffisp avzd Xiyop,
c. Mc. 14, 22».
xal laß-iovTCDV avxmv Xaßd>v aQxop svZoyfiöag hcXacep xal
eoa}XBV avrotg xal ebisp.
d. Mt. 26, 26».
lod-tovxiDP öh avTcop Xaßcop 6 ^ItjCovq agrop xal evXoytjoag
exXaosp xal öovg rolq uad^rnalq bIxbp,
e. Iren. IV, 17, 5.
eum qui ex creatura panis est, accepit et gratias egit di-
cens.
f. Lc. 22, 19».
xai Xaßcop agrop svxaQLOri^aag sxXaOBP xcä e6a)xep avrolg
Xiyop,
g. 1. Cor. 11, 23. 24».
iy<6 yaQ jtaQiXaßop djtb rov xvqIov, o xcä nagiöoTca vfilp,
ort 6 xvQLog *Ii]Oovg ip rfj pvxzl tj xageöldezo eXaßep
agrop xaL svxaQiörijcag exXaaav xai sljtsp.
h. Just Apol. I, 66. p. 98 B.
ol yaQ dsioöroXoi ip xolg yapofdspoig vjt avrcip cbto/ipi]'
Texte und Untersuchungen zu Lc. 22, 19. 639
fiovevfiaoiv, a xalelrai evayyiXia, ovTcog naQtömxav kvre'
raX&ai avröig' top ^Itjöovv kaßovra clqtop BvxaQiöri^öavTa
bItcbZv.
i. Just. DiaL c. Trypli. c. 41. p. 260 A.
xvjtoq tjp xov agrov TTJg eixagiariac:, op elg dpdfiPTjOip
rov xad^ovg, ov sxad^ep vjcbq T(5p xad^aiQOiiipcop xaq tpvx^?
djtb Jtaörig jtoPfjQlag dpd'QCDJtcoPy ^iTjOOhg XQiOrog o xvQiog
rj(i(5p jtage^coxs Jtoielp.
k. Aiö. IX, 1.
Ttegl öh zTjg svxccQiOriag ovrcog svxccQtOT/jöare.
1. Ad. XIV, 1.
xarä xvQiaxrjp öh xvqIov ovpax^ipteg xZdöars clqtop xal
EVXCtQtOTTlCaTB.
m. Ign. ad Ephes. XX, 2. p. 26, 6.
tpa CLQTOP xZcoPTsg, 6g iCTip tpaQpiaxop d&^apaoiag.
n. Pseudo-Ign. ad Philad. IV. p. 232, 23.
slg ycLQ CLQTog TOlg Jtäoiv id^Qvtp&rj.
o. Cyrill. Hieros. p. 320 ed. Touttee.
oTi ip t(] pvxtI XI JtaQsölöoTO 6 xvQiog i^ficop 'hjoovg
XQiOTog, Zaßcop dgTOP xal svxctQiOTijoag sxXaae xal eöcdxs
ToTg lavTOV fiad-f^Tatg Zsycop.
p. Const. VIII, 12. p. 255, 22.
Ip f] yaQ pvxtI JtaQSÖiöoxo^ Xaßcop clqtop Talg dr/iatg xal
dfici/ioig avTov x^Q^^ ^^^ dpaßXaxpag jtQog oa, top d^sop
avTOV xal jiaTeQa, xal xXdoag eöcoxe TOlg fiad-rjTalg^ ehicop.
q. The Liturgy of St. Chrysostom. p. 133.
Tij pvxtI XI ^aQsölöoTO^ fiaXXop öh tatyTOP jtaQSÖiöov, vjthQ
TTJg Tov xoofiov ^o}?jg, XaßSp oqtop ip Talg aylaig avTov
xal dxQdpToig xal dficofitjToig X^Q^^'^i tvxaQiOT^oag xal ev-
Xoyfioag, dyidoag, xXdoag eöcoxs Tolg dyioig avTOV fiad^ij-
Talg xdL djtoOToXotg eljtcip.
r. The Liturgy of St Clem. p. 101.
kp 7/ yaQ pvxtI jtaQSÖiöoTO, Xaßcop clqtop xalg äyiaig xöl
dficifioig avTOV X^(>ö/, xal dpaßXitpag JtQog oi, top d-sop
avTOv xal jtaTigay xal xXdoag iöa^xe TOlg (lad^rfTalg, eljtcop.
■ ^^v y
640
Anssereanonische Paralleltezte zu Lc.
s. ^H d^Bia XuxovQyia tov aylov axooxoXov IHtqov. Fabricius
Cod. Pseudepig. N. T. III, 159.
og JiQO (iiäg rjfiiQag zov jcä&ovg avrov Xaßoip agrov elg
rag äylag xal axQO.vxovg x^^^^ avrov, agag rovg 6g)d'aX-
fiovg slg TOP ovgavov jtgbg od, top &e6p xal jtardga av-
rov rop Jtaproövpafiop, ool ^X^fjPf^J^^J^''^^^'^ ^^^5?£ü:
e6(ox6 rolg uad-rjralg avrov Xiycop,
t. Aphraates Hom. XII, 4. p. 188. ed. Bert.
Nachdem Juda von ihnen hinausgegangen war, nahm er
das Brod und dankte und gab es seinen Jüngern und sprach
zu ihnen. ^^
u. Acta Johannis p. 243 ed. Zahn.
xal xXaoag roP agrop iölöov tjhIp,
In diesem Eingang tritt ganz besonders die sprachliche
Verwandtschaft mit der Perikope von der wunderbaren Speisung
hervor. Man vgl.
Abendmahl.
xal Xaßcop ag-
TOP BvXoytioag
exXaosp xal s-
ömxsp rolg fia^
{^Tjralg.
Mt. 14, 19.
Xa߀OP rovg jtspre
agrovg xcu rovg
ovo Ix&^ag apaßXi-
tpag slg rop ovgapop
svXoytjoep xal
xXaoag köLöov
rolg fia&Tjralg.
Mc. 8, 6. 7.
xal Xaßcop rovg
kjira agrovg ev^ß-
giOrriCag IxXaCBV
xal idldov rolg
fiad-fjralg . . . xal
slxBP Ix^iia oXiya,
xal BvXoyrjOag av-
rä jiagi&fjxBP.
Man sieht, es ist der eine und derselbe Erzähler, von welchem
im Urtexte beide Relationen abstammen. Das urtextliche -("13
ist in den Versionen beliebig mit BvXoyslp und svxagiorslp
wiedergegeben worden. Denn dass BvxagiorBlPj welches zuerst
in den alttestamentlichen Apokryphen auttritt (2. Macc. 1, 1 1 ;
Sap. 18, 2), sobald es auf „Gott" bezogen wird, vorzüglich
sich eignet, um ?[")a, wenn es Gott den Herrn zum Objekt
hat, wiederzugeben, liegt für jeden Kenner des Hebräischen
auf der Hand. Aber auch xXap und d^gvjtrsip (vgl Citat n
aus Pseudo-Ign.) sind gleichwerThige Übersetzungsvarianten, wel-
che an dieser Stelle um so grössere Beachtung verdienen.
Texte und Untersuchungen zu Lc. 22, 19. 641
als sie in der Wiedergabe der Herrenworte zu Lc. 20, 19^
uns wieder begegnen. Zugleich schliesst sich das „Brod-
brechen*^ streng an den jüdischen Ritas an, welcher bei der
Feier des Passabfestes von dem Hausvater beobachtet ward.
Vgl. Ghwolson, Memoires p. 90 f. Nach dem spätjüdischen
Sprachgebrauch heisst dieses „Brechen" 91^, welches auch
Delitzsch und Salkiuson bei der Rückübersetzung dieser
Stelle anwenden. Aber die Variante d-QVJtxBiv weist auf D'HB
zurück, welches in dem älteren Londoner Sf.TtC'gebraucht wird.
Man vgl. Jes. 58, 7: T|ttnb a^nb O'IB «ibn — LXX: öiäd-Qvjirs
jr€iv(OPri xov aorov oov, Jerem. 16, 7; b^ b^ dnb 'lOliD*'"»'bl =
LXX: xal ov fi^ xXaoO^fj agzog [die LXX lasen Dtib anstatt
onb] 6P jtiv^u. ThreiL 4, 4: anb r« o"ib onb ib»tf o'^bbi^ =«
LXX: vfjjtia ijxTjoap agrov^ o diaxXcov ovx eOriv avxolq.
Ghwolson (Memoires p. 55) macht übrigens darauf aufinerksam,
dass Jesus, da er' das Passahlamm bereits am 13. des Nisan
verzehrte, dabei keine ungesäuerten Brode genossen hat, dass
auch bei der synoptischen Beschreibung des von Jesu abgehaltenen
Passahmahles nur von agroq^ aber nicht von (ra) aC;viia die
Rede ist und dass die „bitteren Kräuter", welche gleichfalls für
den Abend des 14. vorgeschrieben waren, von den evangelischen
Relationen nicht erwähnt werden, — ein Punkt, auf welchen
zuerst Michael Cerularius, Patriarch von Constantinopel, und
Leo von Achrida, Erzbischof von Bulgarien, in ihrem Send-
schreiben an den Erzbischof Johann von Trani aus Veranlassung
des im 11. Jahrb. brennenden Azumenstreites hingewiesen
haben. — Wie endlich der Ausdruck: xXäv xov agxov in der
alten Kirche ein gebräuchlicher Name für die Feier des Herren-
mahles wurde, kann man aus Act. 2, 42. 46; 1. Cor. 10, 17 er-
sehen. Vgl. dazu Al6. IX, 3: negl 6b xov xXaOfiaxoq, — Zu dem
tpw/iiBl aQxop der Test. XII. patr. kann noch Sir. 15, 3: tp(DfiieZ
avxor aQXov ovptoso^g als sprachliche Parallele verglichen werden.
Lc. 22, 19^ = Mc. 14, 22»» = Mt- 26, 26\
a. Clem. AI. Paed. I, 6, 38. p. 121.
giayBxi fiov xag aagxaq, sljiciv,
b. Clem. AI. Paed. I, 6, 42. p. 123.
q)ayBxi fiov, q>nol, xrjp aagxcL
Texte a. Untenuohungen X, 8. 41
542 Aussercanonische Paralleltexte zn Lc.
c. Clem. Rom. I, 49, 6. p. 82, 11.
iöwxsv vjthg 7)ficov 'itjoovg XQiorbg 6 xvgiog TJfirnv iv ^£-
Zrjfiati d-6ov xal ttjv öagxa vjtSQ xr]q oaQxog rjficop xal
T?)v xpvxtjp vjt£Q T<5v tpvx(5p 7J(l(5v.
d. Ireo. V, 1, 1.
xal öovTog Tf}v ipvx^jv vjthg xwv i^fierigcop tpvxcov xal trjp
occQxa rijv tavrov avrl räv tKieriQcov oagxmv,
e. Ign. ad Philad. IV. p. 72, 12 = Pseudo-lgn. ad Philad. IV.
p. 232, 21.
öjtovödoaxe ovv /na evxaQiorla ;^ow<>d^af ula rag oaQ§ rov
xvQiOv rincov Ii]Oov Xgiorov.
f. Ign. ad Smyrn. VII, 1. p. 90, 1.
rr/p evxc^QiOzlap oagxa elvai rov ocorijgog fjficiv ^Itjoov
Xgiorov xi}v vmg xcov afiagxicop i^ficiv jcaß-ovoav.
g. Ign. ad Rom. VII, 3. p. 66, 8.
agxop d^sov d^iXco^ 6 loxip oag^ ^Irjaov Xgtoxovj rov ix
OJtegfiaxog Jaßlö.
h. 1. Cor. 10, 16^
xop agxop op xXcÖ(1€P, ovxl xoipcopta xov CcüfKzxog xov
Xgioxov iöxip;
i. Iren. Fragm.
djtotpTjPf] xr/p d^oiap xavxrjp xal xop agxop Cmfia xov
Xgcoxov.
k. Iren. IV, 17, 5.
Hoc est meum corpus.
1. Judicium Petri (Ap. KO) c. 26. p. 118. ed. Hilgenfeld.
toCto ioxt x6 ocQfia (lov.
m. Mc. 14, 22b.
Xdßexe, xovxo eoxip x6 öcofid fiov.
n. Mt. 26, 26^
kaßexe, q)dyex£' xovxo köxip x6 OcQfid (iov.
o. Cyrill. Hieros. p. 320. ed. Touttee.
jidßexSj q)dY6X8' xovxo fiov eoxi xb 0(5 fia.
p. Const. VIII, 12. p. 255, 25.
xovxo x6 fivöxrjQiop xrjg xaiprjg öia{^rjX7]g' Xdßexe ^g avxovy
Texte und Untersuchungen zu Lc. 22, 19. 643
(paysTS' TOVTO koxi rb Ocöfid fiov ro JteQl jtoZXcop d-gvjtro-
fievov slg ag>60iv afiagzuDV,
q. Cod. D* 1. Cor. 10, 24»>.
TOVTO giOV kOXLV TO Ömiia TO VJtlQ VflSv &QVJtr6fiEP0V'
TOVTO JCOtBlTB slq T^v ifiTjP avafivrjOiv,
r. The Liturgy of St. Clem. p. 101.
TOVTO TO fivöTi^Qiov Tz/c xatVT/g öiad^rixTjq' XdßsTS l§ av-
TOVy g)dy£Te' tovto kOTt t6 amgid fiov, t6 jtsQl jtoXXcov
^QVjiTOfiBVov slg ag)söiv a/iagTiSv.
8. Cod. VercelL Mc. 14, 22^.
Sumite, hoc est corpus meum, quod pro multis confringitur
in remissionem peccatorum.
t. The Liturgy of St. Chrysostom. p. 133.
XaßeTS, tpaysTe' tovto fiov koTi t6 cSfia to vjtiQ vficov
xXcofiBvov elg dg)SOiv dfiaQTiciv.
u. 7/ ß^sla XsiTovQyia tov dylov djtoOToXov IHtqov. Fabricius
III, 159.
XdßsT€, q)dyeTS', tovto iöTi to ömfid fiov to vjteQ vfidiv
xZcDfievovl
V. *H d-eia ZeiTovQyla tov aylov djtoOToXov xäi döeZ^o&eov
'laxwßov, Fabricius III, 33 ff.
XdßsTB, g>d:yBTB' tovto fiov köTi to Ocofia to vjibq vfimv
xX(6fiBvov xal diöofiBvov Big a<pBOiv dfiaQTicop,
w. 1. Cor. 11, 24^
TOVTO fiov ioTiv TO Owfia TO v:xBQ vfimv [Codd. K° C^ D^
al. add.: xXmfiBVOv]' tovto jtoislTB Big t^v ifiT]v dvd-
fivriOLV,
X. Lc. 22, 19^
TOVTO löTtV TO Cdtfld fiov TO VJthQ VflSv dlÖOflBVOV TOVTO
JtOlBlTB Big TTjP kfirjP dpdflP7]0lV.
y. Just Apol. I, 66. p. 98 B.
TOVTO JtOBlTB Big TT/P dpdflPfiölp flOV, TOVTO köTL TO OWflC flOV,
z. Just Dial. c. Tryph. c. 70. p. 297 A.
XBqI tov UQTOVy OP JtaQtÖCOXBP tjfllP O fjflBTEQOg XgtöTog
jtoiBlP Big dpdfiPTjöiP,
41»
544 AassercanoniBche Paralleltexte zu Lc.
a. Aphraates Hom. XII, 4. p. 188.
Das ist mein Leib; nehmet, esset alle davon.
Zur Feststellung gerade dieses wichtigen Wortlautes der
Herrenworte leistet das Zurückgehen auf den hebräischen Urtext
sichere und zuverlässige Dienste. Zunächst sind oag^ und Ocifia
als Übersetzungsvarianten zu recognoscieren. Das synoptische
oöjfia wird von dem Londoner N. T. durch nyia, von Delitzsch
durch q'ill, von dem Hierosolymitanum durch iVO^^, vom
Syr. Sin. durch ^^^ wiedergegeben. Alle diese Übersetzungen
sind unzutreffend, theils weil die betreffenden Wörter vorzugs-
weise die Bedeutung von „cadaver^* in sich schliessen, theils and
namentlich weil sie den von Clemens Rom., Ignatius, Cle-
mens AI., theil weise auch von Irenaeus vertretenen jo-
hanneischen Übersetzungstypus: oaQ^ zu erklären unge-
eignet sind. Die allein zutreffende Rückübersetzung hat der —
auch in diesem Fall ein feines Sprachgefühl verrathende — Sal-
kinson gegeben, indem er adifia durch nteS retrovertierte. Vgl.
dazu Lev. 6, 3: 'iltea"b?=LXX: jrf()l ro adifia avrov — , Lev.14,9:
ilteaT» == t6 odi/ia avrov — und noch anderwärts ebenso *).
Eine weitere Herstellung des hebräischen Urtextes ergiebt sich
durch die Vergleichung der Varianten: xXcifispor = d-Qv:xt6'
1) Man vgl. auch 1. Cor. 5, 3: andv up atufiaxi = Col. 2, 5: xy
aagxl &neifjiif ausserdem unten zu Lc. 22, 40 die Variante corpus (^^
od^S) aus dem Dlatessaron. Ergiebt sich somit Jesu oä^S xal aifia =^
finr -iba als der im Urtexte bezeichnete Inhalt des neutestamentlichen
Mahles, so ist dies eine Umschreibung der Persönlichkeit Jesu. Vgl. das
aagS xal alfxa Mt 16, 17 (als Umschreibung der menschlichen Persönlich-
keit des Petrus Simon), namentlich aber die Aussage bezüglich der mensch-
lichen Persönlichkeit Jesu Hebr. 2. 14: ^nel oiv tu naidia xexoivwvrjxev
alfxaxoq xal oaQxoq^ xal avxbq nagankrialioq fAexiox^v xtSv avtcSv.
Die Parabel des neutestamentlichen Mahles liegt in dem agxoQ und olvog,
die Deutung der Parabel (vgl. oben S. 128 ff. den Nachweis darüber, dass
Jesus seine Parabeln selbst auszulegen pflegte) in dem oagS (= odffxa)
und alfia. Nicht aber kann atjfxa (= odg^ und alfia selbst wieder Pa-
rabel «ein. Sonst würde ja auch das neutestamentliche Mahl inhaltleerer
sein als das schattenhafte Vorbild des alttestamentlichen Passahmahles. Vgl.
Hebr. 10, 1: axiav yaQ exotfv 6 vofxoq xwv fieXXovxwv dyad^uiv. Wie Jesus
als das neutestamentliche Passahlamm sich selbst geopfert hat (vgl. 1. Cor.
5, 7), so giebt er sich auch in seinem aag^ (= awfia) xal ai/ua selbst zu
geniessen.
Texte und Untersuchungen zu Lc. 22, 19. 645
fievov = didofievop. Die Annahme Haupts, dass das Auftreten
dieser Varianten den ganzen Satztheil verdächtig mache, würde
wolil dann Stand halten, wenn Jesus die Einsetzungsworte in
griechischer Sprache gesprochen und der Urevangelist dieselben
in griechischer Sprache niedergeschrieben hätte. Da aber im
Gegentheil die vorcanonische Quelle hebräisch verfasst war, so
verwandelt sich die Beweiskraft der bezüglichen Varianten ins
Gegentheil. Das schon in v. 19^ uns entgegengetretene para-
bolische 0*10 = xXav = &Qvy€TUP kehrt — dem Parallelismus
der Texte entsprechend — in Jesu eigenen Worten als Erläuterung
der parabolischen Handlung wieder. Auchdaslucaniache öiöcfiepov
erklärt sich aus D^B, und selbst das tpwfil^eiv der Testamenta XII
patr. Wie leicht diese Bedeutungen in einander übergehen, haben
die oben zu Lc. 18, 22 beobachteten Gleichungen p^n = tpco^/-
^eiv = öiaöidovai = öiöovai gezeigt. Es erleidet mithin keinen
Zweifel, dass sämmtliche bis hierher sich findenden Varianten
auf folgenden gemeinsamen Urtext zurückzuführen sind:
t;-» «t: V - VT'"«* :•- »vt:- »v- v I^---
Lediglich in den Worten: jisgl ütoXXmv (Gonst., Cod. Vercell.)
= VXBQ vficiv (Paulus, Lc, Liturgia S. Petri, S. Jacobi) tritt eine
Textverschiedenheit hervor, welche als Ubersetzungsdifferenz sich
nicht erklärt, sondern als Ausfluss verschiedener Redaktionen
der Einsetzungs Worte zu betrachten ist. Die lucanisch-paulinische
Version der Logia hat hier wie in v. 20^ den Charakter einer
selbstständigen Recension angenommen. Denn dass Lc. und
Paulus gemeinsam dieselbe Recension der Abendmahlsworte vor
sich haben, diese Thatsache wird auch durch die lucanische Ab-
schwächung: öiöofievop (an Stelle des urtextlichen Clt? = xXoi-
uBvov = d^QVJCTOfievov) nicht erschüttert. Dass die Worte: rov-
TO 3toulxB elg rrjv ifi^v avdfipi]aiv — von Jesu selbst abstammen,
wird von Justin ausdrücklich hervorgehoben und durch den
Parallelismus membrorum evident. Das Xaßers, q>ayBTB ist auf
Grand des Parallelismus mit Wahrscheinlichkeit als ein Theil
des Urtextes anzusehen. Wenn Jülich er sagt, dass nicht blos
bei Mc, sondern auch bei Paulus das Essen der Jünger mit keinem
Worte erwähnt sei, so trifft dies bei Paulus nicht zu. In dem
(iBxa xo ÖBiJtPTJaai ist das q)aYBlP mit enthalten.
546 Aussercanonische Paralleltexte za Lc.
Lc. 22, 20* = Mc. 14, 23. 24» = Mt. 26, 21\
a. La 22, 20»
xal t6 JtoxTiQiov cooavx(Dq fiexa x6 ösuiprjoai Xtycov.
b. 1. Cor. 11,25»
coöavxcog xal xo jcox7]qiov fisxä xb öeiJtPTJoai Xiymv.
c. Const. VIII, 12. p. 255, 27.
(DOavxcDq xal x6 jtoxrjQiov xegaöag l§ oXvov xal vöaxog xal
ayiaoag kjciömxBv avxolg Xiywv.
d. The Liturgy of St. Clem. p. 101.
€O0avxa)q xal x6 Jtox/JQiov xegaoag e§ oivov xal vöaxog xal
ayiaoag kjtiöwxev avxolg Xiya)v.
e. The Liturgy of St Chrysostom p. 133.
ofioicog xal xb jioxijqlov fisxa xb öeijtptjoai Xeyop.
f. ^H d-sla XeixovQyla xov aylov ajcoOxoXov IlixQov. Fabri-
cius III, 159 f.
ofiola}g jtdXiv fiexä xb ösijtprjoai Xaßcbv xo 3coxi]qiov xal
evxccQiox^aag evXoyrjOeVj e6a)xe xolg ayioig avxov fiad-r]-
xalg Xiya>v.
g. Just. ApoL I, 66. p. 98 B.
xal xb noxriQiov ofiolog Xaßovxa xal evxccQiOTrjoavxa Btjtstr,
h. Cyrill. Hieros. p. 320. ed. Touttee.
xal XaßÄv xb jioxtjqiov xal svxagioxi^oag bIxb.
i. Mc. 14, 23. 24»
xal Xaßcbp jtoxi^Qiop evxaQioxTjCag Iöoxbp avxolg, xal Ijciop
fc| avxov jtavxBg' xal bIjcbp avxolg.
k. Mt. 26, 27»
xal Xaßcop Jcoxt/Qiop xäi BvxaQiaxyöag böwxbp avxolg Xiycop.
I. Ai6. X, 1.
^Bxa 6b xb BfiJtXt]0&rjpai ovxoog BvxaQiOxfjoaxB.
m. Pistis Sophia p. 233, 24 ed. Schwartze et Petermann.
Atque etiam propter hoc sumens calicem vini, praedicavi
eum i= benedixi ei] et dedi eum vobis.
Texte und Untersucliungen zu Lc. 22, 20. g47
n. Clem. AL Paed. 11, 2, 32. p. 186.
xal evlofficiv ya top olvov eljtciv.
o. 1. Cor. 10, 16.
TO jcoxriQLov TTJg svXoylag, o svXoyovfiev.
p. Aphraates Hom. XII, 4. p. 18S.
und auch über dem Wein dankte er also und sprach zu
ihnen.
q. Just. ApoL I, 65, p. 97 D.
sjteira jiQoö^BQBxai rtp jigoeözcoTL rcäp dösXqxSv agzog
xal xoxriQiov vöaxoq xal xQafiaroQj xal ovrog Xaßcop alvov
xcä öo^av T(p jiaxQi xwv 6X(ov öiä xov 6v6(iaxoq xov
viov xal xov Jtvevt/axog xov äylov dvajtifiJtsi xal evxcc-
Qiöxiav .... jtoulxaL
r. Just. Apol. I, 65. p. 97 E.
svx(XQiOxi^O(xvxog dh xov jtgosOxcoxoq xal kjtav^Tjfifjaavxog
jtavxbg xov Xaov ol xaXovfisvoi nag rjfitp öidxovoi öiöo-
aoiv sxdöxq) xwv Jtagovxov fiexaXaßelv djio xov BVXCiQioxif'
d-ivxog agxov xal oIpov xal vöaxog xal xotg ov jtaQovöiv
ajtog>iQovci.
s. Just. ApoL I, 67. p,.98 E.
xal cog XQoeg)7]fi6v, jtavca(iiva>v rjficöp xrjg svx^ig agxog
XQOdpiQBxai xal olpog xal vömg, xal 6 JtQoeöxcbg evxdg
ofioloog xal svxaQioxlagj oarj övpafiig avxä^ dpajtafijü€i^ xal
o Xabg ix£vg>7jfjt£l X^a>p x6 dfijjp, xal ^ diddooig xal // fiexd-
Xi]tpig dxb x(5p 6vxa()iOxr]d'epxa)P txdcxcp ylpexai xal
xotg ov xagovoi öid xcop öiax6pa>p xifijtsxai.
t. Just. Dial. c. Tryph. c. 41. p. 260 B.
xegl öe x<np ip jtapxl xoJtcp v^ ^fiSp xcöp §&pcop jiqoo-
(pegofiBPOP avxtp dvaicop, xovxiöxi xov dgxov x?jg svxagi-
oxlag xoL xov Jtoxrjglov Ofiolog xrjg evxagKjxlag, JtgoXiyei,
Die Varianten coaavxwg (Lc, Paulus, Const., Pist. Soph.) =
6fiola)g (Just., Liturgia S. Petri, S. Chrysost.) = '}D"itt3 oder besser
Q?"'jD'l lassen wiederum deutlich die Spur des hebräischen Ur-
textes erkennen. Dagegen zeigt die bei Lc. und Paulus gleich-
massige Weglassung der Worte: Xaßoip evxagictijöag J^öoxev
avxoTg und die beiden gemeinsame Einfügung der Worte: fisxä
648 Ausaercanonische Paralleliexte zu Lc.
To ösiJtv^oai, dass hier die lucanisch-paulinische Recension der
Logia nicht blos von der Quelle des Mc. und Mt., sondern auch
von der des Justin abwich, welche letztere durch das ofiolwq ihre
Selbstständigkeit nach beiden Seiten hin documentieri Man
vgl. dazu noch Mt. 22, 26: ouolwq = Mc. 12, 21; Lc. 20, 31:
Was den physischen Inhalt des neutestamentlichen jtonj-
Qiov anlangt, so hat bekanntlich Prof. Harnack in seiner Ab-
handlung;,3rodund Wasser: die eucharistischenElemente
bei Justin" den in der alten Kirche weit verbreiteten Gebrauch
des Wassers anstatt des Weines zu erweisen versucht. Bezüglich
Justins ist der versuchte Beweis von einer Stelle aus angetreten
worden, welche in textlicher Hinsicht als brüchig bezeichnet
werden muss. Nämlich zu Apol. I, 65. p. 97 D (vgl. oben unter q)
giebt der Codex Ottobonianus folgenden Text: ejcsira jiqoo-
fptQSzai TCO JtQOSOTcori xcov aöeXgxßp agxoq xai jcot^qiop vöarog^
xal ovTcog Xaßcov vfivov xal öo^ap . . . avajt^fucei. Liegt hier
schon in der Verstümmelung des ovrog ein Anzeichen secundärer
Textgestalt vor, so ist die Auslassung des xQafiazog vielleicht
auch nur ein Versehen des Abschreibers. Oder es hat überhaupt
nur gestanden : jtQoog)iQsrai . . agrog xal jcoxtjQLOV, Jedenfalls
ist ein solcher brüchiger Text nicht hinreichend, um die beiden
anderen Aussagen (vgl. oben unter r, s), welche sich gegenseitig
decken, von denen die zweite ausdrücklich auf die erste Bezug
nimmt und mit grösster Durchsichtigkeit und Klarheit die Ele-
mente der früheren Aussage Schritt für Schritt wieder-
holt, zu eliminieren. Was an diesen beiden letzteren Stellen
Justin ganz ausdrücklich als Inhalt des jcottjqiov bezeichnet^
ist olvog xal vdcoQ, ganz ähnlich wie die in den Constitutionen
enthaltene Liturgie sagt: xsQaoag i§ oivov xal vöarog. Die
Zeugen aber, welche ausserdem in der erwähnten Abhandlung
von Harnack für die Beseitigung des Weines beim Abendmahl
angeführt werden, sind fast ausschliesslich Häretiker*): Ebio-
1) Man vgl. Jülicher, Zur Geschichte der Abendmahlsfeier in der
ältesten Kirche S. 225 ff. Derselbe weist nach, dass es in dem von
Harnack verwertheten Briefe Cyprians nur um etliche afrikanische
Bischöfe sich handelt, welche die Neuerung des Wassergebrauchs im Abend-
mahlskelch eingeführt hatten, dass sogar die Aquarier den Genuss des
Wassers im Abendmahl nur am frühen Morgen (mane) forderten und die
Texte und üntersnchnngen zu Lc 22, 20. 649
niten (Iren. V, 1, 3), gnostische Judenchristen (Epiph.
Haer. XXX, 16), Enkratiten aller Art (Epiph. Haer. XLVI, 2;
Hieron. in Arnos 2, 12, Tom. VI, p. 247 ed. Vallarsi; Clem. AI.
Paed. II, 2, 32 sq.; Strom. I, 19, 96; Epiph. Haer. XLVII, 1; Theo-
doret, Haer. Fab.I, 20; ChrysostonL in Matth. Hom.82. Tom. VII,
740 ed. Migne; Epiph. XLU, 3. IiXT, 1 u. s. w., vorstehende Citate
nach Harnack), die von Philastrius sogenannten Aquarii
(Philastr. Haer. LXXVII). Die von Philastrius beigefügte Be-
merkung: „Aquarii sie dicti sunt, qui in sacramentis caelestibus
offerunt tantum aquam, non illud quod ecclesia catholica
et apostolica facere consuevit" — findet sich ähnlich schon
bei Clem. AI. Strom. I, 19, 36. p. 375: pf^ xaxa xov xavova rijg
kxxXriclaq xQcofiivmv algiöeov ifiq>avc5g rarzovOTjg rf/g yga-
<jprjg. Dem entsprechend ist der Gebrauch des Weines im Abend-
mahl nicht blos bei Clemens AL selbst, sondern auch schon
vorihm in den judenchristlichen Testamentis XII patr. bezeugt,
nämlich Levi c. 8: iXovöi fie vdari xa^agS, xäi itpwfiios agrov
xäl olvoVy wo also Taufe und Abendmahl in schöner Parallele
erscheinen — , welche Stelle von Harnack in der erwähnten
Abhandlung nicht citiert worden ist*). Die haeretische Be-
seitigung des Weins aus der Abendmahlsfeier ist ein Seitenstück
zu der enkratitischen Textverfalschung von Lc. 22, 15, wodurch
die Ebioniten das Fleisch des Passahlammes hinwegescamotierten,
ebenso zu der enkratitischen Verwandlung der Heuschrecken-
speise in Oelkuchen, bzw. Bergmilch. Vgl. Agrapha, S. 343 ff.,
S. 406 f., Heft II, 56. Der Gebrauch des Weines bei der kirchlichen
Abendmahlsfeier entsprach dagegen als etwas Selbstverständliches
dem jüdischen Ritus, welcher bei dem Passahmahle beobachtet
wurde und aus welchem nach seiner cerimoniellen Seite das
neutestamentliche Bundesmahl hervorgewachsen ist. Dabei war
das XQcifia, die Mischung des Weins mit Wasser, sowohl bei den
Acta Pionii, auf welche Harnack sich berief, för onsre Frage nicht in
Betracht kommen.
1) Vgl. ausserdem Clem. AI. Paed. T, 5, 15 p. 107: (psget yag olvov ^
cifiTteXog, (hg alfza 6 Xoyog. Ferner Tert. adv. Marc. lY, 40: Ita et nunc
sanguinem suum in vino cons^cravit, qui tunc vinum in sanguine figu-
ravit. Dass bei dem von Jesu selbst mit seinen Jüngern gefeierten Mahle
nicht vom Wasser, sondern wirklich vom Weine die Rede ist, zeigt Lc.
22, 18 TO yivmxa xrjg dfjotiXov (== oivog) auf das Beatimmteste.
550 Aassercanonische Paralleltexte zu Lc.
Juden als bei den Griechen ebenfalls durchaus selbstverständlich.
Der olvog wurde bei den Gastmählern eben nur als xgafia ge-
nossen. Man vgl. noch Iren. V, 2, 3: ro xsxQafievov JcoTfjQioVj
Cypr. Ep. 63 ad Caecilium c. 13: in sanctificando calice domini
o£ferri aqua sola non potest quomodo ne vinum solum potest
Lc. 22, 20* = Mc. 14, U^ = Mt. 26, 27«». 28.
1. 1. Cor. 10, 16^
TO JcoxriQiov xTjq evXoylag, 6 etZoyovfisp, ovxji. xoipovia
Tov aifiarog rov Xqiotov koxiv;
2. Ign. ad Philad. IV. p. 72, 13.
xaX bv jtOTTjQLov elg tvociv rov aifiaxog avxov.
3. Iren. Fragm.
xal TO JtoxriQiov xo a\ua xov Xqiöxov,
4. Ign. ad Rom. VII, 3. p. 66, 9.
xal Jto^a d^iXco x6 alfia avxov.
5. Orig. in Matth. XVII, 33. Opp. IV, 161.
xal wg kv X€p BvayyeXlcp yiyqajixac jtoxrjgiov xaivfjg öia-
d'7)X7jg.
6. Just. Dial. c. Tryph. c. 24. p. 241 D.
xal al'fiaxi ooxtjqIco jtsjtioxevxafisv aXXr] 6ta&f]xTi xavvv.
7. Test XII patr. Benj. c. 3.
kv aifiaxc öiaO^'jXTjg ijtl amxtjQta 7oQaf]X xal xcov kd^vaiv.
8. Clem. AI. Paed. I, 6, 38. p. 121.
xdi jtiBxi fiov x6 alfia,
9. Clem. AL Paed. I, 6, 42. p. 123.
xal jtiexs fiov x6 alfia,
10. CyrilL Hieros. p. 320. ed. Touttee.
Xaßexe, jtiexs' xovxo fiov ioxi xo alfia,
11. Clem. AI. Paed. II, 2, 32. p. 186.
XaßsxSj jclexs' xovxo fiov koxiv xo alfia.
12. Just. ApoL I, 66. p. 98 B.
xovxo köxi xo alfia fiov.
Texte und Untersacliuiigeii za Lc. 22, 20. 551
13. *i7 d^sla XsixovQyla rov aylov djtoöroXov IHtqov, Fabricius
III, 159 ff.
jr/fT€ Ig avTOv jsavTSQ' rovro iöri ro alfia fiov ravra
ooaxig av jcoiijze, iv rij ifi^ (^vrjl^V ^oielre,
14. Const. V, 19. p. 151, 18.
öiera^aro 61* r^iSv Xdycov rovro jtoistre sie rijv kfiijv
avafivr]Civ,
15. Epiph. Haer. LXIX, 77. p. 802 D.
ijteiöri äh Xiyw rovro ptoislrs elg r^v ifirjp avafivTjoiv
so}g rrjc ütagovalaq rov vlov rov avd-Qcojiov.
16. Clem. Rom. I, 21, 6. p. 40, 4.
rov xvQiov ^Iijöovv, ov ro alfia vjtig i^ficop iöo&i],
17. Clem. Rom. I, 49, 6. p. 82, 11.
ro alfia avrov eöcoxsv vjteg 7]fimv ^iTjoovg Xgiorog c xv-
giog Tj/iäv.
18. Lc. 22, 20^.
TovTO ro jcorrjgiov rj xaivrj dia&tjxt] iv rS aifiarl fiov,
ro vjceg vfimv hc/vvo/isrov.
19. 1. Cor. 11, 25^
rovro ro xoriigtov rj xaivfj öuxd^rjxtj körlv iv rm ifiq ai-
fiari' rovro jtoietre, oöäxig iav mvTjrs^ elg rijv ifirfv
avafivrjöcv.
20. Just Dial. c. Tryph. c. 70. p. 297 A.
xal Jtegl rov jtorrjglov^ o slg dvafiprjöiv rov aifiarog av-
rov jtagidcoxev evxccgiCrovvrag jtoielv,
21. The Liturgy of St. Chrysostom p. 134.
jclsre ig avrov Jtavreg' rovro iöri ro alfid fiov, ro rfg
xaivfjg öiadTJxTjg, ro vjieg^vfiäv xai jioXXmv ixxvvofisvov
Big atpeoiv dfiagriSv,
22. Orig. in Jerem. Hom. XII, 2. Opp. III, 194.
xal XiyBL avrolg' Xaßers, nitre' rovro fiov iöri ro alfia
ro vjtsg vficov ixxwofievov alg dq>sOiv dfiagriwv' rovro
xoielrSy ocdxtg av jtlvi]rs, slg r?)v ifirjv dvaßvriöiv.
652 Aussercanonische Paraileltezte zn Lc.
23. Const. VIII, 12. p. 255, 29.
jtlere ig avrov Jtavreg' rovto kort ro alfid fiov ro Jtsol
jtoXXcov ixxwofievov sie afpsciv afiagrKDP' rovto jtoulre
slg Tfjv ifiijv dvdfivrjöcv.
24. The Liturgy of St. Clem. p. 101.
jtUre i^ avTov jtdvreg' xovxo ion ro alfid fiov ro jcsqI
jtoXXciv ixxwofievov slg dq>saiv dfiagricop' rovro xotslxB
slg Tfjv hiifjv dpdfivyöiv.
25. Mc. 14, 24b.
TOVTO hoTiv x6 alfid fiov xfjg diad^xrjg xo kxxyvofisvov vxhQ
[jcsqI] jtoXXwv.
26. Mt. 26, 27i>. 28.
nlsxs i§ avxov Jtdvxsg' xovxo ydg ioxiv xo alfid fiov xfjg
öiad-TJxfjg xo xsqI jioXXcqp ix^vppofispop slg dq)SöiP dfiag-
xicip,
27. ^H d-sla Xsixovgyla xov dylov djtooxoXov xal dösXg)od^sov
^laxcißov. Fabricius III, 122.
jtisxs ig avxox jtdpxsg' xovxo fiov koxi xo alfia xo xfjg
xaiPTjg öiaß-rjxTjg xo vjthg vfiwpxaijtoXXcop sx^sofispop
xal öiaöiöofispop slg d^soip dfiaQxiwp' xovxo Jioislxs slg
xfjP kfifjp dpdfiPTjOiP.
28. Clem. Rom. I, 7, 4. p. 18, 13.
dxspioayfisp slg xo alfia xov Xqiöxov xal ypcifisp, oJ^ soxlp
xlfiiop To5 ^£09 Tq5 jtaxgl avxov ^ oxi öid xrjp TJftsxsgap
öoxfjQlap kxxvd^iP'
29. Const. Vn, 25. p. 208, 25.
sxi svxiXQtoxovfisP, ütdxsQ J^ficöp^ vjtsQ xov xifilov al'fiaxog
^l7]öov Xqioxov xov ixxvd^spxog vjisq tjficop.
30. Pseudo-Ign. ad Philad. IV. p. 232, 22.
xal 11p avxov x( alfia xo vjisq rjfioip kxxvd^ip .... xal tp
jtox/jQiov xolg oXoig dispsfii^d^.
31. Acta et Martyrium Matthaei § 27. p. 187. ed. Tischendorf.
xovxo xo ocifia xov Xqiöxov xal xo jtoxZ/Qiop xovxo xo
alfia avxov xo vjthQ vficop ixxvd-hp yspsod-o) öoi slg ag>söcp
dfiaQxtwp slg ^corjp.
Texte und UntenachuDgen zu Lc. 22, 20. 653
32. nicxiq 2oq>la» Anger Synopsis p. 217.
ort xovro iöxi rö al/ia rrjg öia&?]XT]g, o kxxv&i^csrai
jtB^i^jimy Big aq>sciv afiagricov vficiv =
33. Pistis Sophia p. 233, 26 ed. Scliwartze et Petermann.
quod hie est sanguis öiaO^fjxTjg, quem effundent pro vobis
ad remissionem vestrorum peccatorum.
34. Iren. V, 33, 1.
Bibite ex eo omnes. Hie est sanguis meus novi testamenti,
qui pro multis eflFundetur in remissionem peccatorum.
35. Aphraates Hom. XU, 4. p. 188.
Das ist mein Blut des neuen Testaments, das für viele Ter-
gössen wird zur Vergebung der Sünden. So sollt ihr thun
zu meinem Gedächtniss, so oft ihr euch versammelt.
• ■ '- XX •-
36. Ephraem Syr. Serm. IV. in hebd. s. c. 6. I, 424 f. ed. Lamy.
Hie est verus mens sanguis, qui pro vobis omnibus effun-
ditur: Accipite, bibite ex eo omnes, quia novum testamen-
tum est in sanguine meo. Sicut vidistis me t'acientem, sie
facietis in meam memoriam.
^^"\' _/■ xVV-^^-/' -^^ .'"X.*" • X*sx *
37. Diatessaron Arab. p. 80^ ed. Ciasca.
Hie est sanguis mens, novum testamentum pro multis effusus
in remissionem peccatorum.
38. Syr. Sin. Mi 26, 27»>. 28.
Xaßere, jtUzs i^ avrov Jtavreg' xovxo [Icxiv] x6 alfia fiov,
7) xaivfj öiad^rixfi, o ixxBlxai xbqX jtoXXäp elg atpsöiv ofiaQ-
xicov.
39. Evang. Hieros. p. 315. 316 ad Lc. 22, 20b.
Hie calix est novi testamenti [f^di:u> f^A*^.i.i] in sanguine
meo, qui pro vobis fundetur [«^uAoxriÄ, Lagarde: vyÄ(
= funditur]. \ \
40. Syr. Sin. Mc. 14, 24»>.
xovxo [iöxiv] x6 alfia [lov xf]g xaiprjgj öiad-r^xrig xbqX jtoX-
Ic5p kxxexvfiivov.
In diesem Theile der Stiftungsv^rorte weicht die paulinisch-
lucanische Recension durch die ausdrückliche Erwähnung und
Hervorhebung des jtox7}Qiov als des Subjekts dem Wortlaute
nach von derjenigen Recension ab, welche den Texten der beiden
654
Aufisercanonische Paralleltexte zu Lc.
ersten Evangelisten zu Grunde liegt Dem Sinne nach trefi'en
beide Recensionen darin zusammen, dass das alfia Jesu als das
alfia rrjg öia0^7ixj]g bezeichnet ist. Wenn aber die paulinisch-
lucanische Fassung die ötad^x?] als r/ xaivi) öcad^rjXTj praedi-
eiert, so ist dies unter Rückbeziehung auf das xaivov ßgco&y
in Lc. 22, 16 D und das jcod-fj xaivov in Mt. 26, 29 = Mc.
14, 25, wie wir oben sahen, gewiss als das Ursprüngliche,
die Weglassung des xcuv/j vor öiad^jxr^ mithin als eine im ju-
denchristlichen Sinn geschehene Textkürzung der beiden ersten
Evangelisten zu recognoscieren, als eine Abbreviatur, wie wir
solchen Abbreviaturen gerade bei den Stiftungsworten bezüglich
der Taufe (vgl. Heft II, 398 f.) und bezüglich des Abendmahls
öfters begegnen. Die genauere Praediciening des alf4a Jesu als
ixxvvofisvov vereinigt wieder sämmtliche canonische Relationen
in sich. Wenn dazu die aussercanonischen Varianten: bcxv&iv
(Clem. Rom., Const., Pseudo-Ign.) = exx£6(ievov (Liturgia S. Ja-
cobi) = ixxv&Tjoofjtevov (zu Mc. 14, 24) = quod etfundetur hinzu-
treten, so bestätigen diese Varianten ebenso das Vorhandensein
des Urtextes IJETZ??, wie dieselben — mit unsrer Stelle eng ver-
wandten — Übersetzungs Varianten: ixxwofievov = hcxv&^iv =
ixxexvfitvov y welche wir oben S. 286 flF. zu Lc. li, 50. 51 = Mt.
23, 35. 36 gefunden haben.*) Dieses also sicherlich urtextliche
Praedicat deckt nun auch des Parallelismus wegen das d^QVJtro-
fisvov == x2,(6f/€vov in Lc. 22, 19K Stimmen in dem hcxvvofiavov
die canonischen Relationen zusammen, so gehen sie in der
näheren Bestimmung ganz in derselben Weise wie zu Lc. 22, 19**
auseinander, indem Mt. und Mc. JtsQl JcokXatv lesen, wo die lu-
1) Der von Spitta unternommene Versuch, das ixxvvofxevov als „in den
Becher ausgegossen'* zu deuten, indem er S. 268 behauptet: „Jesus sagte
die Worte nicht im Hinweis auf eine Flüssigkeit« die ausgesprengt,
sondern auf eine solche, die in Becher ausgegossen getrunken wird**
— , dieser Versuch wird schon durch obige Parallele hinföllig. Denn Lc.
11, 50. 51 = Mt. 23, 35. 36 handelt es sich um Blut, welches bei der Tödtung
vergossen wird. Und dazu vgl. man nun Hebr. 12, 24: xal öia^rjxriq
vlag fjisaixy ^Irjaov xal alfJiaTi QavxiGfiov xqsltxov XalovvxL naga xov
^Aßskf woraus hervorgeht, dass der Verf. des Hebr&erbriefes das al/uia x^
xaiv^q [vtag] öiaS^ijxTjg aus Lc. 22, 20b mit der Beziehung auf xov
ai^axog^Aßsk xov öixalov in Mt 23, 35 = Lc. 11, 51 sehr wohl erkannt
hat. Überdem ergiebt der Parallelismus zwischen d-Qvnxofievov und ^xxv»
vofievov die bestimmte Bezugnahme auf Jesu Tödtung!
Texte nnd üntersuchungeo ta Lc. Z2, 20.
canisch-panlinische Recension wieder vjttQ vfimv
sodass der ursprÜDgliche hebräische Wortlaut nicht c
festgestellt werden kann. Nicht g&Dz sicher als urtei
standtheii ist der Ausdruck: dq ä^eotv äftaQTiöiv, we
den canonischen Referenten lediglich der erste Evai
tritt, obwohl das häufig darüber gefällte ürtheil: es sei
gischer Zusatz, eine petitio priucipii in sich schliess
Aasdruck: agitoiq aftaQTimv im ganzen A. T., auch
testam entliehen Apokryphen, vergeblich gesucht wird*),
hin erst erklärt werden muaa, wie dieser angeblich
terminus, der sich auch bei Paulus (Eph. 1, 7; Col. 1,
entstanden sei und für die neutestam entliche VerkÜJ
grossen Einßuss, fUr die Fassung der Einsetzungswo:
eine so bestimmende Geltung und dadurch auch in d(
liehen Abendmahlsliturgien eine so weite Verbreitung
habe. Dass endlich die Schlussworte: tovto xoibIzb,
jilvrjxe, dg ttJ» ift^p aväfiVTjGiv ^ iv ry i(iy iivr}ii
^:'~PT!3 dem lucanisch-pauliniscben Quellentexte angeh
mithin Lc, durch Weglassung dieser Worte eine sein«
lieh beim Schluss der Rede- Abschnitte beliebten, Kürz
genommen hat, liegt auf der Hand. Aber, wie auch
Ü bersetzungs Varianten zeigen, und wie der Parallelii
diese Schlussworte gehörten jedenfalls zum vorcanon
test und haben also nicht minder bei Mt. und Mc. di
Hand geftthlt.
Auf einer von Mc. vorgenommenen, von dem
dritten Evangelisten adoptierten, Kürzung beruht aucl
lassuDg des Herrensprucbs, welchen uns Paulus 1.
(auf Jesus in dritter Person bezogen) und die ältesl
1) Auch in deijenigen alttestamentlicheD Stelle, welche J
AbendmuhlBstiftuDg beEOnders im Aage gehabt haben dürfte, Je^
(vgl. Actf^oo/JOi Sia&i'jxiiv xaiv^v mit Lc. 22, 29: xäyäi Uta;
jctX. und unten die Bemerkungen zu Lc. 22, 29), in welcher S
34 das Wesen der vei'heiasenen iiti&^xTj xaivi] als die SUnd
bezeichnet wird [öit 'i).ewt lao/iai TaTq däixlaiq afrtviv, xal u
avrdrv oi fiTi tivtiaBiä 'iti), findet sich der formulierte neute
AuBdracfe: ä<ffaig oftaQttmv. in welchem .-Vusdruck dp* Wee«
Bundes thatsächüch zu seiner kür?:esten und tiefsten Zneai
gekommen iat, keineswegs.
656
Aussercanonische Paralleltexte zu Lc.
m^lsliturgien (nach ihnen von Jesu in erster Person gesprochen)
aufbewahrt hat: oaaxig yaQ av ia&ii]re xbv oqxov xovxov xcu
x6 jtoxtjQiov xovxo jtlvf]X€y xov d^&vaxov xov ifiov xaxccffiX^
>leT6, OLXQic; är tXd-o} — , ein Herrenspruch, welcher durch seinen
synoptischen Sprachcharakter, durch seinen den Herrenreden
congenialen Inhalt und durch die sachliche Correspondenz des ^a-
vaxoQ, xvqIov mit
a) Lc. 22, 20»^ (= 1. Cor. 11, 25»») = Mt 26, 28 = Mc, 14,
24**): alfia x6 vxhg vficov [= x€qI jcoXXcov] ix^yvo-
fiSVOV — ,
b) (Lc. 22, 27^) = Mt. 20, HS = Mc. 10, 45: dovvai ifiav-
xov [= xrjv tpvx>]v fiov] avxlXvxQOV [Xvxqov] vjttQ
jtavxcov [dvxl jtoXXmv], sowie auch
c) (Mt. 28, 19) = Const. V, 7 = Rom. 6, 3: ßaxxlöat slg
xbv avxov d-avaxov (vgl. Heft U, 398 flF.),
als aus der vorcanonischen Hauptquelle geflossen, als ein von
Jesu selbst gegebener Conimentar der Worte: slq x^v ifiTJv
avafiVfjOiVj sich documentiert. Vgl. Agrapha S. 105 f., 178 f.,
sowie unten zu Lc. 22, 27b.
Lc. 22, 21 = Mt. 26, 21 = Mc. 14, 18.
a. Didasc. V, 13. p. 312.
iöd'iovxmv tjficov ovv avx(p xb jtaoxct Xiysi' iv xavxy x^
wxxl elg ig vf4(5v jraQaöciosi fis.
b. Mt. 26, 21.
xal kcd'iovxmv avxwv eljtev' afirjp Xiya) vfilp, oxi slg ig
vfi(5v ytagaöciosi //€.
c. Mc. 14, 18.
xal dvaxeifiivfDP avxäp xcä iod-iovxcop 6 ^Irjöovg ebiev'
afiTjp XiycD vfdp, oxi elg ig vficop TtaQaöaxSBi fi€, o iod-lwv
IIBX ifiov.
d. Lc. 22, 21.
jiX?jP löov ?) x^^Q '^^^ JcaQaöidoPXog (is fisx^ ifiov kjtl xijg
XQajtiCfig.
Wenn anzunehmen wäre, dass die Fassung dieses Logion
bei Mt. und Mc. die ursprüngliche sei — auch Celsus (ap. Orig.
Texte und Untersuchungen zu Lc. 22, 20. 22. 557
II, IS: JtQoeUiS xaL rov xQoöcooovra) scheint sie gekannt zu
haben — , so würde der Zusatz der Didascalia; ip xavrxi rfj pvxri
als echt zu erkennen sein. Da aber die lucanische Textgestalt
stark hebraisiert — bekannt ist im Hebräischen die „Hand** zur
Bezeichnung der Person — , so dürfte das iv ravr^ r^ wxrl,
für welches in dem lucanischen Texte kein Platz ist, als Remi-
niscenz aus Mt 26, 31 zu betrachten sein.
Lc. 22, 22» = Mc. 14, 21» = Mt 26, 24».
a. Epiph. Haer. XXXVIIl, 4. p. 279 D.
jiaXiv aXXors Xdysi, ort öet top vIop tov dpß-QcijiOv xa-
Qaöodijpai Tcaxa xo yeyQafifiipop xsqi avxov.
h. Mc. 14, 21».
oxi 6 fisp vlog xov äpd^Qmsiov vjtayei, xa&cog yeyQCutxai
jisqI avxov.
c. . Mt 26, 24».
o (ihv vlog xov dpß-Qcixov vxayeij xaß-cag yiyQaJtxai JtSQl
avxov,
d. Lc. 22, 22».
oxi 6 vlog fihp xov dpd-Qcixov xaxd x6 wQiOfiipop noQBv-
Bxai,
e. Acta Pil. IV, 3. B. p. 295. ed. Tischendorf.
l^Bc 6 ^l7]Oovg x(p IliXdxco' nolrfiop elg sfih ojieq ioxlp
iDQiouipop. Xiyet 6 ütkäxog' Jtcög ioxlp (OQiOfiapop; dxe-
xgld-Tj ^Jf]Oovg' 6 Mcovofjg xal ol jtQotprixaL eyQcctpap oxav-
QOfß^pcd fiB xal dpaoxfjpai.
Übersetzungs Varianten dürften sein: vjtdyei = jtogsvBxai =
•fbil, xad-cog ydygajcxai = xaxä x6 ysyQafifiipop (vgl. das xaxd
TO ypa^p^ im Fajjum-Evangelienfragment, Heft II, 324) =
^^ros. Dagegen stammt das auch in die Acta Pilati über-
gegangene xaxd xo (DQiCfiipop von der Hand des Lc. Vgl. Act.
10, 42. Der Cod. Colbertinus hat mit den Itala Codd. c f q und
mit Cod. J. der Vulg. zu Lc. 22, 22*: secundum quod scriptum
est, also ganz wie Epiphanius. Tischendorf hat diese Les-
art nicht angemerkt
Texte u. Untenaohungen X, 8. 42
658
AussercanoniBche Paxalleltezte zu Lc.
Lc. 22, 22«» = Mc. 14, 21b = Mt 26, U\
a. Luc. 22, 22^
jtXrjv oval xS av&Qcijtq) hcelvcp^ 6i ov jtaQaöldorai,
b. Consi V, 14. p. 142, 10.
oval ToJ avd-Qcijio) ixslvq)y dt ov 6 vlog rov avd^gdjto'v
jcagadlöorar xaXop 7jp avt<p, el ovx iysvvTJß^.
c Mt. 26, 24^
oval de rtp avd-Qcojtay kxeivca^ öi ov 6 vlog rov av&Qci-
jcov jiaQaölöorar xaXov ^v avTm,€l ovx iyevvij&i] 6 avd-QO-
Jtog ixelvog.
d. Mc. 14, 21^
oval 6h T<5 avB-Q(DJt€p hcdvcp, öi ov o vlog xov dp&Qcojtov
jtaQaölöorai' xaXov avrm, siovxiyswtjd'^ 6 avd-gmjtog
kxetpog.
e. Epiph. Haer. XXXVIII, 7. p. 282 B.
xal' oval, öl ov 6 vlog rov avd-Qmxov jcagaölöorai . . .
6v(iq>iQBi avrS, sl ovx iyEVvrjd^,
f. Epiph. Haer. XXXVIII, 4. p. 279 D.
oval öh öl ov jcagadodriOBrai* ovvi(pBQB yag avrS, el ovx
kYSvvrjd-f].
g. Herrn. Vis. IV, 2, 6. p. 64, 15.
oval xolg axovcaoiv xa ^rmaxa xavxa xal jtagaxovoaoiv'
al£€Xoix€QOP i]v avxotg x6 ßVT^^^f^V^^^'"
h. 4. Esr. 4, 12.
xQBlooov Tjv riiiag firj jcagar/eviod-at rj jtaQayevojusvovg 5^i^
iv äoeßslaig.
Unter der Führung des Cod. Colb. haben sieben Italae die
Worte: ne nasceretur = f Z firj kysm^d-rj in den Text von Lc. 17,2
eingetragen. Dieser uralte Mischtext ist bereits von Clemens
Rom., Tertullian, Clemens AI., Origenes und dem Verfasser
des Dial. de r. fide benutzt worden und hat zu Lc. 17, 2 seine
Darstellung erfahren. Die Verwandtschaft unseres Logion mit
Lc. 17, 2 == Mt. 18, 6 = Mc. 9, 42 zeigt insbesondere die Wieder-
kehr der Übersetzungsvarianten: xaXov tjv = ovfiq>iQBi = övr-
Texte und Untenachungen zu Lc. 22, 22. 25. i
^g?£pe ^ alptzcÖTSQo» = xqeIöoov tjv = aio. Auch jt^ijv nnc
sind hier wie häufig Übersetzungs Varianten. Vgl. Lc 17, 1: o
äi= Mt. 18, 7: Jtii}»' oval, Mt. 6, 33: C)?t«t£ d^^ = Lc. 12,
jijl^o ^[ijirflTe. Es wird in solcheu Fällen b3K als Grundn
vorauszusetzen sein. Das Citat aus der Esra- Apokalypse (1
melius erat noa non esse, quam adhuc viventes vivere in im]
tatibus) beweist von Neuem den Einfluss der evangeliscbeo Te
auf jenes Buch. — Der Syr. Sin. hat zu Mt 26, 24'': öt ov xa
6l6oftai iyio anstatt: Si ov ö vlog rov äv&pmjtov jca
didozai.
Lc. 23, 35 = He. 10, 42 = Mt. 20, 25.
a. Mc. 10, 42. 43"
oidazi 'Öti ol öoxovvzeq äQxeiv rmv i&vmv xazaxvQieiov
avzmv pcai ol luyüXoi avzmv xaze^ovatäCovotv avzmv <
ovzcoq ii ioziv iv vfitv.
b. Mt. 2Ü. 25. 26».
t^dazE ozi ol UQXovztq zmv IS-vmv xazaxvQuvovaiv avz
xat nl (if^äXot xaze%ovocä^ovaiv avzwv ovx ovztoe ia
iv u/itv.
c Lc. 22, 25. 26'.
ol ßaaiXilq zmv i&vmv xvQtcüovoiv avzmp, xai ol ^govc
CovTis avrmv evtQfizat xaloverar vfiElq 6k ovx ovz
d. 2. Cor. 1, 24.
ovx ozi xvQiEvofiev vftwy.
e. 1. Petr. 5, 3.
/ijjcJ" mg xazaxvQttvorztg Tcöv xltjQtav.
Obwohl zu dem Logion Lc. 22, 25 = Mc. 10, 42 = Mt. 20,
ausBercanonische Texte nicht vorhanden sind, so kann doch
Besprechung desselben wegen der Cohaerenz mit dem folgen«
{vgl. die Erläuterungen zu Lc. 22, 27''} und dem vorausgegangei
Contexte (vgl, Heft II, 254 — 258) nicht umgangen werden. Di
die Übereinstimmung von Lc. 22, 25. 26 mit Mc. 10, 42 — 44
Mt. 20, 25 — 27 beweist unzweideutig die queUenmassige Ident:
der Abschnitte U. 22,24— 27 = Mc. 10, 35—45 =■ Mt. 20,20—
42*
660
Aussercanonische Paralleltezte zu Lc.
zu welchen Abschnitten unser Logion als integrierender Bestand-
theil gehört. Auch sind die innercanonischen Varianten lehrreich
genug, um den Quellentext zu reconstruieren. Denn abgesehen
von dem secundären Ausdruck svegyetai xaXovvxai in der lu-
canischen Redaktion und von dem ol öoxovvxsq bei Mc. (man
vgl. dazu das o doxel Ix^tv in Lc. 8, 18) liegt der Urtext in
reinen Übersetzungsvarianten zu Tage:
tOTT^b:? D'^tsb« D'^item arta n'^bü« n'^ian '^n'^i:
Erläuternd ist hierzu auf Num. 21, 18: UVr\ '^a'^13 = LXX:
ßaoiXslg i^vwv (vgl. oben S. 208), Jes. 32, 8: n^'i; = Symm.
CQXOg, Hiob 12, 21: D''n''-Trb?= LXX: ijt" oQxovrag, Jes. 13, 2:
D'^a*'lD = LXX: ol oQxovreg, femer zu fisyaXoi = fisyioräveg auf
Mc.6,21: Tolg fieyiozaOiv avrov, Apoc. 6, 15: ol ßaciXetg rijg yTjg
xäi ol fisyiozäveg, Apoc. 18, 23: ol fisyioravBg zfjg yrjg^ 2. Chron.
36, 18: T^ntel = LXX: xal t(3v [leyioxavovy Prov. 8, 16: D'^lte "'S
7y^ •'tDrö-bS D'^n^^lD') inte; = LXX: äi' kfiov (leyioräpsg fieya-
Xvvovxat, xal xvQavvoi öi^ ifiov xqütovoi yJjg^ sowie auf das
Agrapha S. 305f. mitgetheilte, aus Lagarde's Agathangelus
S. 157 entnommene Verzeichniss chaldäischer Amtstitel sammt
ihren griechischen Übersetzungsvarianten hinzuweisen, wo die
rvQapvoi, rjyovfiepoi, oQxovreg, ol kn i^ovoiciv, auch fieyakoi
kjt k^ovoicov und rvQavvoi fisyaXoi als Belege zu den Über-
setzungsvarianten unseres Logion uns entgegentreten. Weiter
kann man deutlich wahrnehmen, wie der lucanisch-paulinische
Übersetzungstypus hier in dem Simplex xvQievsiv sich von der
Übersetzung unterscheidet, welche die beiden ersten Evangelisten
und der erste Petrusbrief mit dem Compositum xataxvQUvsiv
befolgen.
Lc. 22, 26 = Mc. 10, 48. 44 = Mt. 20, 26. 27 = Mc. 9, 35 =
Lc. 9, 48 = Mt. 23, 11.
a. ClenL Roul I, 48, 6. p. 80, 14.
xooovxco yoQ fiaXXov xcmeipotpQovstv o^elXsi, oocp öoxbI
(läXXov (lel^cov slvai,
b. Mc. 9, 35.
sl xig d-iXsi JiQcoxog eivai, eoxai jiävxoov loxaxog xai Jtav-
xcDv öiaxovog.
Texte und üntersachungen zu Lc. 22, 26. 661
c. Macar. de perfect. in spir. c. 8.
Tc5 eljtovrr 6 d'iXmv iv vfitv jtQwtog slvai xal (liyag,
BOrco Jtävxcov öiaxovoq Tcdi eoxarog xal öovZog.
d. Maoar. Epist. IL p. 424. ed. Migne.
[6 xvQiog] jcagaivel Xiymv 6 ß-iZcop kv vfilv elvai Jtgcirog
xal fieyagy eoro) jiavroov eoxccTog xal jiavxwv ötaxovog xal
jtavxmv SovXog,
e. Didasc. III, 19. c. 295.
(og XsyBi xal oa)T^Q kv tc5 evaYyeXiq)' 6 ^eXa)v kv vfilv
slvai fisyag, boto vficov öiäxovog, xal 6 d'BXa)v kv vfilv el-
vai JtQcoTog Bözo) vfi(5v öovXog.
f. Const. III, 19. p. 112, 19.
0 d^iXov yao, g>r]OlVj kv v(ilv Blvai jtQfDzog boto) vfia}V
öovXog^ xal o ^iX(ov kv vfilv slvai fiiyag boto) vficov öta-
xovog.
g. Mc. 10, 43. 44.
aXX' og av d^^J^iiyag yBviod-ai kv vutv, BCtai vfiäv öta-
xovog' xal og av d-iXxi ^f^co^ yBviod^at jcgcHtog, iorat jtdv-
T(ov^ißvXog,
h. Mt. 20, 26. 27.
aXX^ og käv d-iX^j kv vfilv (liyag yBvio&at, Bötat vfimv öta-
xovog' xal og dv ^eX^j kv vuXv elvai jcQcotog, l'orae vfiiov
dovXog.
i. Lc. 9, 48i>.
o yccQ fitXQOTSQog kv jcäöiv vfilv vjeaQxojv, ovrog koxtv
(liyag.
k. Syr. Sin. Lc. 9, 48b.
og yccQ fitxQog xccL viog kv vfilv, ovxog iiiyag koxlv.
1. Lc. 22, 26.
dXX* 6 fiBlCov kv vftZv ytviod-a) cog 6 VBcixBQog xal 6 ^yov-
fiBvog (Dg c ötaxoväv.
m. Cod. Cantabr. = Syr. Cur. Lc. 22, 26.
^^.A^^!:^^.J}L^Jf^ y^J^fö^co cog fitxQOXBQog xal 6
^ 'OVfiBVog cog 6 ötaxovog fiäXXov rj 6 dvaxBtf/Bvog.
662
Aussercanonische Paralleltezte za Lc.
n. Ephraem Syr. Serm. V in faebd. s. c. 7. I, 428 ed. Lamy.
sed qui major est in vobis, fiat sicut minor, et qui caput
appeiiatur, sicut qui ministrat.
o. The Acts of S. Eugenia p. 155 ed. Conybeare.
aXX^ og iäv kv vfilv d-iXi^i jcgSrog ysvio&ai, eorw soxccroc
v/i<DV xal öiaxovog jtavrcov.
p. Mt. 23, 11.
6 öi fiel^oavvuciv eorai vficiv öiaxovoc.
Bezüglich der ursprünglichen Stellung dieses Logion ist
Weiss nicht zur vollen Klarheit durchgedrungen. Die Sache
verhält sich folgendermassen. Der ursprüngliche Standort ist
selbstverständlich Lc. 22, 26 erhalten. Mc. schaltete mit der
ganzen Perikope auch diesen Spruch nach Mc. 10, 35 — 45 um.
Ausserdem verwendete er unser Logion Mc. 9, 35 (vgl. Weiss,
Marcus, S. 316 Anm.). Davon stammt Lc. 9, 48. Der erste
Evangelist folgte Mt. 20, 20 — 28 der Pragmatik des Mc. und
verwob ausserdem einen Anklang an unser Logion Mt. 23, 11 in
die grosse antipharisäische Rede. So besitzen wir das Logion
in sechs canonischen Redaktionen. Den Umschaltungen des Mc.
allein verdanken wir diese Mannigfaltigkeit. Wenn man nun zu
diesen canonischen Texten noch die aussercanonischen Parallelen
hinzunimmt, so könnte man geneigt werden, ein viertheiliges
Logion (ähnlich wie Lc. 10, 16; Lc. 6, 27. 28, vgl. oben S. 70
ferner das Agraphon 48, vgl. Agrapha S. 129. 244 fif.) zu re-
construieren, nämlich:
1. 6 d-iZcov kv vfilp elvai Jtgcozog (pÜÄnn) ?ötco jcdvrcop toxa-
zog (liinsn), vgl. Lc. 13, 30: eoovrai ol Jtgcoroi soxccroi,
Lc. 14, iS: jiQCDTOxXiola — eoxccTog xojcog.
2. 6 (lei^cov {= iiiyac = bilä) iv vfilv yiviöd-co <og c fiixQO'
xBQog (= vs(6reQog = lo;;, ft2J5, vgl. Gen. 9, 24: "JOI^n i3? =
LXX: o vlog avrov 6 vecitSQog, Gen. 43, 29: ftsj^n OD^n» njn
= LXX: ovrog 6 adeX^og vfidiv 6 vscorsQog). Man denke
an den aussercanonischen Text zu Lc. 14, 11: vfxelg 6s CrjTStre
ix fiixQOv av^?]öai xal [fd?)] ixjisiCovog iXaxrov slvai,
3. xal 6 fjyoviiBVog (= pT«, vgl. 2. Chron. 18, 16: C'^^'ilfc^-Ä'b
nixb = LXX: ovx exovöiv i^yovftepov ovrot) eorai vficov
öovXog {I2yj.
Terte und Untereuchungen m Lc 22, 26. 27.
4. xai 6 äv€acsi(ievo(; larm vftmv 6iäxovog {tf}V'C)
17, 7. 8 sowie das fönende Lo|];ion, wo der ävaxilft
tisch ist mit dem ö iX&'cöv duatovrfS^vai.
Vorstehendes Logion, unzweifelhaft aus der vorcs
'Quelle stammend und unbestreitbar bei Lc an seinem
Platz, beweist allein schon das Hineinragen der Qut
PaasioDsgeschichte.
Lc 22, 27* = Mc. 10, 45 = Mt 20, 28.
«. Lc. 22, 27^.
1/(0 6i tv fjiaq} vfimv et^l cög 6 iiaxoväv.
h. Ory^. Opp. 1V,461.
qui dizerat: ecce ego sam in medio vestnim dop
cumbeos, aed sicut ministrans.
■c, SeduL Rom. cf. Tischendorf p. 690.
ego sum in medio vestrum non sicut discnmfaena,
ministrüis.
A Cod. Colbert Lc. 22, 27".
ego antem in medio vestrum non sum sicut recnn
sicut ministrator.
«. Orig. Opp. Ul, 838. in Matth. Ser. XU.
ego autem sum in medio vestnim non quasi qui
sed qua«quimmistrat.
f. Orig. Opp. 1, 391. c Geis. II, 7.
xaym iyevönT{v kv itdom vftmv ovx <öq avccxsi/i
mg o Siaxovmv.
g. Polyc. ad Philipp. V, 2. p. 118, 6.
10V xvqIov, oq IjivEXO öiaxovoq xävzcov.
h. Cod. Cantabr. Lc 22, 27b,
iyai yccQ iv [tioip vfiwp ^}^ov ovx tag ö dvaxeit
tög ö ötaxoptöp.
i Ephraem Syr. Opp. I, 115 F.
ovx ^xovaare kiyovzoq avzov- oix tjX&ov ätax<
aXXa öiaxop^aat;
664
Auesercanonische Paralleliexte zu Lc.
k. Orig. Opp IV, 410.
0 de elxciv rjXd^ov ovx Q>g avaxelfisvog, aXX^ cog 6 dia-
XOPCOV.
1. Ephraem Syr. Opp. I, 24 A.
evgloxofisv jtdXtv xov xvgiov öiöaoxovra xal kiyovra' ovx
T]Xd-ov ÖLaxopijdTJvai, aXXa diaxovfjoai xal d-fjvai rfjv fpv-
Xf'iv fiov XvxQOV avxl jioXXwv.
m. Clem. AI. Paed. I, 9, 85. p. 148.
TOiovTog fiiiAv 6 Jtaidaycoyog ayad^og ivöixcög' ovx ijXd-ov,
g)Tlolt öiaxovTjd-^vai, dXXa ötaxovrjöac, öiä xovxo eloayexai
kv xm evayysXlq) xexfiipccig 6 xaiivcov vüikQ tjfdojp xal
öovvai xfjv tpvx^iv xrjv iavxov Xvxqov avxl jtoXXwv
vjtioxvovfisvog.
n. Didasc. III, 19. p. 295 = Const. III, 19. p. 112, 8.
(og xal 6 xvQiog i^fi(5v ^Itjoovg o Xqioxoq ovx ?jX&€ öiaxo-
vrjd-rivat, äXXd öiaxorrjoai xal öovvai t?jv tpvxi]v avxov
Xvxqov avxl jioXXmv,
o. Mc. 10, 45.
xal ydg 6 vlög xov dv&Qcojtov ovx ijXd^sv öuxxovrj&yvaiy
dXXd äiaxovTJaai xcH öovvai xtjv xpvxrjv avxov Xvxqov avxl
' V^-^^'-N-'-V
jfoXXcöv.
p. Mt. 20, 28.
äajiSQ 6 vlog xov dvd-QWJiov ovx rjXd-Bv öiOKovriß-^vai,
äXXd öiaxovTJöai xal öovvai xrjv tpvxi^v avxov Xvxqov avxl
JtoXXwv.
q. Iren. V, 1, 1.
X(p lölcp ovv aXiiaxi XvxQwoafiivov fjfiäg xov xvqIov xal
öovxog xTfv fpvx'fjv vüteQ xcov fj[itxiQa>v tpvxcov.
r. Clem. Rom. I, 49, 6. p. 82, 11.
eöa)XBV xjthQ tjumv 'irjoovg Xgioxog 6 xvQiog rjnoiv kv
&eXf]fiaxi d^sov xal xrjv oaQxa vjtsQ xrjg oaQxog tjuwv xaL
X7)v ipvxfjv vJthQ x(3v tpvxciv tjficiv.
s. Clem. AI. Quis div. salv. c. 37. p. 956.
xal Xvxqov havxbv ijtiöiöovg xaivrjv rjiilv öiad^rixrjv xaxa-
Xifijtavsi.
Texte und Untersachungen zu Lc. 22, 27. 555
t. Pseudo-Ign. ad Trall. VIII. p. 188, 22.
öovg iavTOV vjtig riuwv Xvroov,
u. 1 . Tim. 2, 6.
o doi^ tavxbv avxlXvxQOV vjcbq navxcov.
Zum yerstandniss dieser interessanten und für den Abend*
mahlsbericht so wichtigen Paralleltezte ist eine Einsichtnahme
der in Heft II, 254—257 zu Mt. 20, 20. 21 = Mc. 10, 35—37 ge-
gebenen Erläuterungen unerlässlich. Dort ist gezeigt, dass die
Perikopen Mt. 20, 20—28 = Mc. 10, 35—45 = Lc. 22, 25—27 aus
dem Urevangelium stammen und ihren ursprünglichen Standort
unmittelbar hinter dem Äbendmahlsbericht hatten. Lc. fasste
den Mc. 10, 35-41 = Mt. 20, 20—24 ausführlich geschilderten
Kangstreit der Jünger in die compendiösen Worte Lc. 22, 24:
kyivexo de xal q)iXoveixla iv avxolg x6 xlg avxcov öoxel elvai
fiei^tDV — zusammen ^) und gab dann nur den Schluss der Pe-
rikope Lc. 22, 25—27 (= Mc. 10, 42—45 = Mt. 20, 25—28), und
auch diesen noch zuletzt — wie häufig — gekürzt, indem gerade
der Höhenpunkt des ganzen Gesprächs Mt. 20, 28 = Mc. 10, 45
von ihm in Lc. 22, 27^ nicht vollständig mitgetheilt wird. Die
Identität aber von Lc. 22, 27^ und Mt. 20, 28 = Mc. 10, 45 wird
aus den vorstehend aufgeführten aussercanonischen Paralleltexten
ausser Zweifel gestellt.
Zu Lc. 22, 27»: xlg yag fislCcov, 6 dvaxelfievog rj 6 öiaxo-
vcop; — ist zu vergleichen Lc. 17, 7. 8, namentlich: xegi^aHSa-
fievog öuxxopei, in welchen Worten das ausgesprochen ist, waa
Jesus laut Joh. 13, 1 ff. nach dem Abendmahl that. Vgl. Joh.
13, 4: öiiC^aHiBv iavxov — und v. 5: öis^coofiivog. An diese
Situation, nach welcher Jesus in der Fusswaschung seinen Jüngern
diente, 2) schliesst sich Lc. 22, 27b an: iycQ de iv f/iocp vfimv elfil
cog 6 öiaxovmv — , oder wie die Worte nach den aussercanonischen
Parallelen vollständiger lauteten: xayo) iysvofirjv hv fiioq) v[iwv
ovx (og 6 dvaxelfiBvog dXX^ cog 6 öiaxovcav (Orig.) oder noch
vollständiger: ovx tjXO^ov öiaxot^d-tjvai dXXä öiaxov^oai xal
d-fjvai xi}v y)vx^v fdov Zvxqov dvxl jtoXXcov (E^hraem). Nach
1) Auch nach Weiss hat Lc. die Identität zwischen der <piXovetxia
und der Perikope Mi 10, 35 — 41 wohl erkannt.
2) Vgl. dazu Beyschlag, Zur johanneischen Frage S. 103 f.
666
Aussercanoniscbe Paralleltezte zu Lc.
dieser Fassung Ephraems wird die Identität von Lc. 22, 27b und
Mc. 10, 45 = Mt. 20, 28 zur Evidenz erhoben. ^) Es wird na-
mentlich auch klar, dass die Fassung des Logion in der ersten
Person {TjjLd-ov) die primäre, die Textgestalt von Mc. 10, 45 =
Mt. 20, 28 (o vlog rov dv&Qci^ov t]X&€v) die secundäre ist.
Aber nicht nur in dieser Textgestalt ist Mc. und Mt. secundär,
noch mehr in der Stellung, welche Mc. der ganzen Perikope
gegeben hat, indem er — wahrscheinlich um die fpiXovecxla der
Jünger aus der unmittelbaren Nähe des Abendmahls zu ent-
fernen — die ganze Erzählung nach Mc 10, 35 — 45 umschaltete,
welche ümschaltung auch der erste Evangelist Mt. 20, 20 — 28
seinerseits adoptierte. Durch diese Umschaltung einerseits und
durch die Textkürzung des Lc. in Lc. 22, 27^ andrerseits wurde
der in der vorcanonischen Quelle gegebene pragmatische Zu-
sammenhang, wonach das Logion Mt. 20, 28 = Mc. 10, 45 = Lc.
22, 27*^ den Hohenpunkt der Abendmahlsgespräche bildete, voll-
ständig verwischt. Durch die Vergleichung der aussercanonischen
Paralleltexte aber und namentlich durch den Text Ephraems
wird die Wiederherstellung nicht nur des ursprünglichen Zu-
sammenhangs, sondern auch des urtextlichen Wortlauts ermög-
licht. Man vgl. den reconstruierten Urtext nach
Mt., Mc.
ovx ijXd^ov öiaxo-
VTid'fjvai, aXXä 6uz-
xopfjoai xal öov-
vac TTjv tpvx^P
liov XvTQOv avxl
xoXXcop.
Ephraem.
I ovx TjXO^op öiaxo-
VTjd'rivaij aXXä öia-
xop^oai xfxL d^'
vai TTJp V^fjp
fiov XvTQOP apzl
JtoXX(DP.
^
Paulinisch-lucanisch e
V^ersion.
iyco yaQ kp idocp v/iwv
iyevo/irjp ovx ö5$ o
dpaxeif/spog f dXX^ cog
6 diaxopcQP xai dovg
ifiavTOP dpziXvTQOv
VJtEQ JtdvTO^P,
Dass der von Lc. weggelassene Schluss unseres Logion hier
richtig reconstruiert ist, ergeben namentlich folgende paulinische
Parallelen, 1. Tim. 2, 6: o <Jot?^ tavrop dptlXvzQOP vJtSQ jidprcav,
Tit. 2, 14: og eöcoxep tavrop vjtSQ rjfiwp, tpa XvxQcioTjrai i]fiägy
1) Wie nahe erscheint aber auch in quellenmäsBiger und 8{|^achlicher
Verwandtschaft das johanneische: r^v tpvxfjv avzov S-j vnsg tdiv <pi'
kwv avtovl Joh. 15, 13.
Texte und Dntenachungau zu Lc 22, 21.
Oal. ], 4: Tov öövToq tavröv, Eph, 5, 2: jta(ii6mxsp äaurö;
tiftmv, Eph, 5, 25: xaX tavTov jta{fi6toxev vxiQ avrriq.
Rom. 8. 32: vxIq ^ft^v :iavTwv jtaQiömxsv avxöv. Aus
Parallelea wird es evident, dass das vxtQ {vgl Le. 22, 19.
1. Cor. 11, 24. 25) zu dem lucauiscli-p&ulmischeii tJbersel
typus gehört. Dasselbe gilt hier von dem toüTÖv ^ t^
avTov = ilBCS, wenD man erwägt, dass in dem mit unsen
gioa so nahe verwandten Herrenspruch Lc. 9, 25 ^ Mt. 16
Mc. S, 36. 37 ebenfalls der lucanlschen Version das tavrö
TOD Mt. und Mc. benutzten Version des Urtextes das rr/v
avTOv angehört. ') Auch das paulinische Compositum c
TQOV {= XvxQOV bei Mc, Mt.) wird secundiert von den
nischen Compositum öfTf/zETpE^i' (^ fittgtlv Mt. 7, 2 => Mc
vgL oben S. 96ff-). Daas unser Logion urtextlich in der
son gegeben gewesen ist, dass also hier Ephraem mit
ijX&ov . . Q^jPai Tiyy V>vx^>' [iov das Richtige erhalten hi
zeigen auch die vorau^egangenen Analogien: aäfia ftov
fiov, Q'äva-röv ftov. Bei Mt. und Mc, li^ mithin in dei
druck: 6 vlbq loi; av&Qmxov, wie bereits oben bemerkt
eine secundare Umschreibung vor, ähnlich wie Lc 6, 22
übet Mt 5, 11, Lc 9, 26'' = Mc 8, 38'' gegenüber Mt 10, 3
12, St> gegenüber Mt lU, 32'' = Apoc. 3, 5. Endlich z
0^at (sc T^v ^pvyiiv fiov) bei Ephraem vgl. man Joh.
iym zld^tjfti Ttfv yvj^ijp ftov. Selbstverständlich ist ri^i
1) Diete OberBetzungsvarianteu iavtöv •= tijv jfivxi* aiti
oben S. U9ff.), famei tj/ vzfi aviov — n^oq iavtöv in Lt
(vgl. S. 319), ebenso taf \f/vxat vfiwv = iaviovi;, Ifiäi; «ti
Lc. 21, 19 (vgl. S, 584 ff.) bilden einen unwidersprecb lieben Beweis
Abfaunng des Urevacgeliuins nicbt im aram&iacben, sondern im beb
Idiom. Denn im Aram&iscben bedeutet nicbt ■wn, sondern in->) m
iavtöv. Von diesem firamäigcfaen s^t (^ datoi-v) all ümechreib
Pronomen reflexivum findet sieb aber io den sjnoptiscbei) Beaxbeitui
Urevangeliums keine Spur, wllhrend alle Spnptome auf das hebr&i
{= VDjfi}) hinweisen. Dabei kann man sagen: Bovicl tiefer das ara
a^> (•> Knochen, Gebein) dasteht als das hebi&ische e» (^- Seele,
80 viel rober ist das anunftische Idiom im Vergleich zu der geist
entwickelten Sprache der Hebräer, in welcher die Propheten ge'
und die Psalmisten gesungen haben. Diese seelische Sprache all
das adaequate Gef^ zar Aafhahme der Worte Jesu in ihrer sehr
668
AuBsercanoDiflche Paralleltexte zu Lc.
öovpai aus 1^3 zu erklären, welches ja recht eigentlich auch
„setzen, stellen, legen^' bedeutet. Möglicher Weise hat Lc. das
äovvai unsrer Stelle in dem 6iö6(isvov der Einsetzungsworte an-
klingen lassen. Jedenfalls hat er wie so oft, wie namentlich
Lc. 22, 20, so auch hier Lc 22, 27 gerade die Schlussworte trotz
ihrer eminenten Wichtigkeit und trotz ihrer originalen Rück-
bezugnahme auf die Abendmahlsstifbung^) in Wegfall ge-
bracht.
Auf Grund der vorstehend geübten Quellenkritik werden
nun erst die tiefen Zusammenhänge der Gedanken klar. Nach-
dem Jesus in das von ihm gestiftete neutestamentliche Mahl das
d-QVJtreöd^at (= xXäod-ai) seiner oag^ (= om/ia) und das kxxvvS"
öd'ai seines alfia hineingelegt und zugleich sich selbst in seiner
oag^ und in seinem alfia als Speise für die Seinen dargeboten
hatte, und nachdem von ihm die Begehung dieses Mahles bis
zu seiner Parusie anbefohlen worden war (top d-avarov rov
kfiov xaxayyiXXBTB y axQig ccp ekO^co), gab er in Lc. 22, 27 die
Bedeutung seines d^avaxoq als eines Versohuungstodes noch
genauer zu erkennen, indem er das ineg v^cov (Lc, Paulus) =s
jtsgl noXXmv (Mt, Mc) der Abendmahlsstiftung durch das Xvtqov
avrl jcoXXwv (= avrlXvxgov vjcbq navrwv) erläuterte. Zugleich
ertheilte er damit endgiltige Antwort auf eine von ihm früher
gestellte Frage: rl öcooec avd-Qcojcoq avtaXXayfia (= aXXayfia,
avrixaraXXayfia, i^lXaofia, Xvtqop, avriXvTQOV =1!!^ vgl. S. 154)
T^g y)vx^i; avTov; vgl. Mt. 16, 26^ = Mc. 8, 37. Lc hat sowohl
diese Frage Lc 9, 25, als hier das antwortliche o öovg lavror
dvrlXvTQOP vjt£Q jtavrmv (1. Tim. 2, 6 = Mt. 20, 28b = Mc 10,
45^) ausfallen lassen. Als einen Pauliner hat er sich damit
nicht erwiesen.
Lc. 22, 28 = Mt. 19, 28».
a. Jac. 1, 12».
fiaxagiog dvriQ, oq vjco[iivEt xeigaofiov.
1) Von Haupt (S. 21) ist der innere Zusammenhang zwischen Lc. 22,
19. 20 und Mt. 20, 28 = Mc. 10, 45 in richtiger Erkenntniss hervorgehoben
worden. Ebenso schon vor ihm (vgl. Citate q r) von Clem. Rom. und Iren.
Text« und Untoraacliiuigeii zn Lc 22, 28. 29.
b. Apocal Pauli p. 65 ed. Tiscbendorf.
/uaeaQiog yoQ 6 övväfievog vno/tetvm xti^aa/töv.
c. Pistis Sophia p. 59, 19 ed. Schwartze et Petermami
de hoc ipso dixisti nobis olim in parabola: tos v
mecuin Jtet^aofiovq.
d. Lc, 22, 28.
vfiel^ 6i ioTf ol öiaftEftBvtjxörn; (t8t iftov i»
paa/totg fiov.
e. Cod. (^Dtabr. ad Lc. 22, 28.
xcd v/iElg >^|?}fri)T8 iv ry Staxoma /tov mg o <
ol JiaftE/ievTjxÖTtQ ftEt' iftov iv zolg xuQaßfiolq
f. MtrigTasT"™'. """ "^
äfi^v Xiym vfUv, özi vßBig ol äxojLov&^aavTeq (t
Der Abschnitt Lc 22. 28—30, sicherlich aus der
nischen Quelle stammend, ist bei Mc. völlig unberf
geblieben, von Mt. theilweise und mit einigen Teztäi
Ml 19, 28 benützt, von Lc. am vollständigsten, aber -
aussercanonischen Paralleltexte zeigen — immer noch i:
Weglassungen wiedergegeben. Eine solche 'Weglasen
fort zu Lc 22, 28 durch den aussercanonischen Textbi
des Cod. D erkennbar: Tiv%^r{tt kv xy diaxovla ftov
xovmv [= <6g ol öiaxovovvttg]. Wer f&blt nicht den i
ZÖsämmenhang dieser Worte mit der das Leben de:
und die Erziehung der Jflnger abschliessendeo neuteatat
Passabmahlzeit? Wer empfindet nicht die Congruf
Worte mit Lc. 22, 26. 27? Wer dankt nicht an di
canonischen Text desselben Cod. Bezae zu Lc. 14, 11:
tf^TElTf ix jiixQov av§^oai? Und wie vortrefflich sei
das andere — durch Jac 1, 12 und die Pistis Sopli
nichtlncanischen Form erhaltene — Wort an: v/ietg v
(ux i/iov zovq xsiQaaftovq fiovl
Lc. 22, 29.
a. dem. AI. Strom. VI, 5, 41. p. 760 sq. [K^ovy/ia ni\
tVQOfiev yoQ kv ratq yga^alg, xa&mg ö xvQtog X
öutriO-e/iai vfUv xaivfjv öiaä-i'jX-^v, ovx (»; äts9
xazpäaiv vftmv iv oget XtogTJß.
570 Aussercanonische Paralleltezte zn Lc.
b. Jerem. 31, 31. 32*. LXX.
löoi) TjfisQai BQxovrai, tpriol xvQiog. xai ötad-rjaofiai tc3 olxm
^ICQafjX xal Toi olxa> %vda öia&ijxrjp xatvfjv, ov xarä z^v
6iad-rjxr}V, i]v öied-efirjv roTg xargdoiP avrmp.
c. Hebr. 8, 8. 9^
löov tifiigai eQxovrai, Xiyu xvgiog, xal ovvrsleoco ixl top
obcov ^loQarjX xal kjtl rov olxov %vöa öiaB^yxrjp xaipijp,
ov xaxa ttjp öia&ijxtjVj rjv ixolrjoa rotg xargäocv ovtcop.
d. Barn. XIV, 5. p. 62, 2.
TJfistg öia rov xXr]QOPOfiovproq 6ia0^tjx7]p xvgiov ^Irjoov
Xdßa}[iep, og elg rovro i^roifiao&'fi , Iva . . . öiad^ai kv
rifilp öiad'TjxTjp Xoycp,
e. Orig. Opp. II, 625.
xayco öia&i^aofiai, vfxlp <^^55JP ioMstv xal xIpblp,
f. Euseb. in Luc. p. 206.
rQajtsCfiL, tjg fiBxaXriipoPTai, olg rfjP dtad-rjxrjp öidd-ero öia
TO fiefiSPfjxivai fier avrov kv rolg jtetQaOfioig,
g. Pistis Sophia p. 59, 20 ed. Schwartze et Petermann.
Constituam vobis regnum , sicut mens pater constituit illud
mecnm.
h. Lc. 22, 29.
xdyci öiaxid-Bfiat v(ilv, xad-mg öud-sro (tot 6 xartJQ fiov
ßaOiXelap.
i. Ephraem Syr. Serm. V in bebd. 8. c 7. I, 328 ed. Lamy.
do Yobis ]^omissionem, sicnt promisit mihi pater mens,
dabo vobis regnum.
Auch hier verdienen wegen des Zusammenhangs mit der
Abendmahlseinsetzung — und besonders wegen der Rückbezug-
nahme auf die Worte: tovto ro jtox'^Qiov ?) xaivTJ öia^TJxt) —
diejenigen aussercanonischen Texte, welche als Objekt des öia-
rid-eod'at die ötad'i^xi] bieten, den Vorzug vor der canonischen
Fassung mit ßaoiXelap als Objekt^). Dazu kommt, dass öiarl-
d-BOd-ai der terminus technicus f&r M^*n^ tTO ist und sogar absolut
l)Auch die „promiesio'' Ephraems durfte auf dta^i;;^!? zurückgeben
Vgl. Ez. 30. 5: r^^yi T";!» = Hebr. 11, 9: yn Ttjg inayysXiag.
Texte und üntersnchungen za Lc. 22, 29. 30. 671
in diesem Sinne steht. Vgl. Jes. 57, 8: •lb"nnpin5 = Theodot:
öied-ov = Vulg.: pepegisti foedus, femer die vollständige Phrase
n-^na ms = ötarl^eo^ai öta^xriv öen. 15, 18; Deut. 5, 2. 3; 7,2;
29, 11; Jos. 9, 6. Unter diesen Umständen dürfte insbesondere
auch die Praedicatio Petri eine echte Erinnerung bewahrt
und sonach unser Logion im Änschluss an Jerem. 31, 31 sq. nicht
blos 6uz&7Jxi]v, sondern genauer xaiin/v öiad'i^xrjp enthalten
haben. Vgl. Hebr. 12,24; 9, 15, sowie namentlich auch 2. Cor.
3, 6: öiaxovovg xacvijg öia&i]xrig wegen der Beziehung auf
Lc. 22, 27 D: rjv^fid^rjxB kv r^ öiaxovla fiov tog 6 ötaxovcov.
Die von Lc. an Stelle der öia&i]Xfj eingefügte ßaCiXsla sollte
wohl das von demselben im folgenden Contexte weggelassene
CvfißaOiXsvsiv (vgl. Lc. 22, 30) andeuten.
Lc. 22, 30 = Mt 19, 28\
a. Just. Dial. c. Tryph. c. 51. p. 271 A.
xal xoxB TOlg fiad-rjralg avrov öv/utcelp xaktv occu ov/i-
qxr/slv.
b. Apoc. 3, 20^ 21a.
xat ÖBiTtv^Oo fiBt avTov xal avrog fiBZ ifiov. 6 vixSp^
6(D0a> avTtp xaMcai (ibt ifiov kv rm d-Qovcp (lov.
c. Orig. Prov. p. 52. ap. Mai.
TOlg (Jtadiftalg avxov vjtioxBXO öcioBiv 6 xvQtog rov xaM-
oai avTOvg ixl öciÖBxa d-Qovcov xglvovrag Tag^öcS^Bxa
g>vlag rov ^IoQat)X.
cL Lc. 22, 30.
tva icdTjTB xal jiIvtixb [Syr. Cur. et Sin. add.: iibx^ ipLOv]
kxl xf/g xQajtsC,fjg fiov kv xy ßaCiXsla fiov, xcü xad^rjOBOd-B
ijtl d'Q(va)v xglvovxBg xäg öciÖBxa g)vXag xov ^logarfL
e. Epiph. Haer. LXXVII, 37. p. 1032 A.
x6 öi' Tcad^OBö&B kjtl XTJg XQOxi^Tjg xov jtaxQog (lov ^ö^oi^-
xBg xal jtivovxBg,
f. Epiph. Haer. LX VI, 38. 39. p. 652 D.
xal mxov xov xvqIov i^ vJtocxBOig oxi eOBOd'B xa^ijfiBVOi
ixl XTJg xgajts^T^g xov jtaxQog (lov kadiovxBg xal Jil-
VOVXBQ.
672
Aussercanonische Paralleltexte zu Lc.
1.
g. Pifltis Sophia p. 59, 21 ed. Schwartze et Petermann.
quod edetis et bibetis super meam tqclxs^tjv in meo regno,
atque sedebitis super duodecim d^QOVOvg, ut xqivijtb duodecim
g)VJiag Israelis.
h. 4. Esra 2, 23.
et dabo tibi primam sessionem in resurrectione mea.
Mt. 19, 2SK
kv rfj xajLiir/sveola, oxav xa&lou 6 vlog zov dv&Qcijtov
kjtl d^Qovov .66%f}q avxov, xad-iosod-e xcu avtol ijtl dciösxa
d-QOVovg xQlpovTSg xdg öcidexa g)vXdg rov ^QarjL
k. The Testament of Abraham c. 13 p. 92, 16 A ed. James.
x(xi kv T^j öevriga xagovoia xQid^rjOovrai vxo rcöv öciöexa
g>vX(DP Tov 'JoQai^X.
1. Ibidem p. 92 B.
xal ijil TTJp öevxiQav jtaQovolav vxo xciv ajcooxokcov xql-
d-ijaopxac cd öciöexa q>vXäi xov ^lOQariX.
m. Pistis Sophia p. 145, 21 ed. Schwartze et Petermann.
Propter hoc igitur dixi vobis olim: sedebitis super vestros
thronos ad dextram mihi et ad sinistram mihi in regno meo
et regnabitis mecum. Propter hoc igitur haud peperci (1.
erubui) neque (ovöb) veritus sum vocare vos meos fratres et
meos socios, propterea quod eritis socii regii mecum in meo
regno. Uaec igitur dico vobis.
n. Polyc. ad Phil. V, 2. p. 118, 9.
7UU ov/ißaOiksvöOfiBv avx(p, eiys Jtioxsvofiep.
o. 2. Tim. 2, 12.
el vxofievofjiev, xcu ov(ißaoiXevoofiBP.
p. Apoc. 5, 10.
xal kjcoiTjoag avxovg x<p d-etp rj^mv ßaoiXslar xcu lagslgy
xdi ßaöiXevoovOiV ijtl xijg yfjg — vgl. 1, 6: ixoirjösp t]fiäg
ßaöiXslap.
q. Apoc. 20, 6.
dXXd eoopxai IsQslg xov d-eov xal xov Xqioxov xäi ßaoi-
Xevoovaip [lex* avxov.
Texte and UnterBacbnngen zu Lc. 22, 30.
r. Test XII p&tr. Dan. c. 5.
xäl 0 xiarevfov ijt avzm ßaaiJEvati h> akr}9^üg, iv
OVQOVOti.
a. Orig. Opp. U, 625,
[xaym &^ao(tat ifilv iiaO-^xtjv], io&iaiv xal xlvttv ixi
tgaxi^^g rov xazQog iv ry äXrjd-ela.
t. Et. se& Hebr. ap. Ciem. AI. Strom. II, 9, 45. p. 453.
§ xäv TM xoff' 'Eßgalovq evayyBXlfp- o d-avit&aai; ßaailer
yiyQoxtai, xa\ ö ßaaiXevcaq ävcaca^aerai.
Die Fistia Sophia fuhrt mit der bei ihr zur K
Zeichnung echter Herrenworte Qblicben Citationaformel: dixi v
olim zu Lo. 22, 30 einen völlig aassercanonischen Text an, de
Varianten und Mehrbeatandtheile durchweg an canonischen ]
allelen ihre Bestätigung finden. Nach diesem vollstiindig
Texte sind hier folgende Beetandtheüe zu unterscheiden.
1. <}v(npayBlv xal avfixtslv.
Man beachte: ^*;f"J!J"J^_igo^ (I^) = deurveZv ftex t
(Apoc.) = avfig>a7£lv (Just) = '•n» b?». Vgl. Lc. 15, 2:
eoMti ccvzotg. Desgleichen *^''*'*'J'^5^^^w^=öugw[v«i
■'P» nniB'. Handachriftlicb wird zu Lc 22, 30: iva ia^zs
xii^ze das per* kfiov nicht blos durch den Syr. Cur., son
auch durch die koptische und die von Woide herausgege
sahidiscbe Version, sowie durch drei Minuekel- Codices
glanbigt. Man erkennt deutlich den Zusammenhang mit
koptisch-aegyptischen Pistis Sophia.
2. xa»laai ixl »qÖviov.
Man TgL hier xa&^oead^e ixl d-QÖvcov (Lc) = xaS-loai kxl
ÖExa 9^p6ya)p (Orig.) ^ xaMaeO&e ixX öcööexa 6'^övovq
Pist Sopb.) =1 sedehitis super restroa thronos (Pist. Soph
xa&laai fttT kfiov iv tot ffpövo» (lov (Apoc). Das xadij
ixl T^s zpaxd^tjg tov xazQÖg fiov in den Epiphanius-Te
gehört nicht hierher; dasselbe geht dem io&Utv und xi
voraus.
Text« u UuMnnohangaD S. >, 43
674
AuBsercanoniBche Paxalleltexie za Lc.
3. xqIvbiv xaq ömdsxa q>vXag rov ^IcgariX,
Das an Israel durch die Apostel zu übende Gericht ist
ähnlich gemeint wie das xaraxQlvsiP, welches von den Nipev-
trat und von der ßaolXiooa Norov in Bezug auf die yevea der
Juden ausgesagt ist Vgl. Lc. 11, 31. 32 = Mt. 12, 41. 42. Die
Gorrespondenz zwischen der Zwölfzahl der Apostel und den zwölf
israelitischen Stammen ist Barn. VIII, 3 hervorgehoben. Vgl. oben
S. 145. Wahrscheinlich gehört auch 1. Cor. 6, 2 hierher: ort ol
ayioc TOP xoOfiop xqipovoiv; — xoOfioq im Sinne der christus-
feindlichen jüdischen Welt.
4. ovfißaöiXeveiv.
Man vgl. regnabitis mecum (Pistis Sophia, griechisch bei
Anger, Synopsis p. 214 gegeben: ßaauevaere uex kfjcov) =
ßaöiXevoovöiP (lex at;TOt;(Apoc.) = öv///3a(J£>lfi;<Jo^£i'(2.Tim.2,12;
PolycT) = ^n« bü^, dazu den Gegensate lc. 22, 25: tri^n ''5^3
ana O'^btptD, ferner ßaockevöei ip ovgapolg (Test. XII patr.). Wenn
B. Weiss an die Parallelen in der Apokalypse gedacht und
den aussercanonischen Text der Pistis Sophia berücksichtigt
hätte, so würde er davor bewahrt worden sein, in Lc. 22, 29 mit
dem ötaxld'Biiat ßaöiZslap, welches mit v. 30 eng zusammenhängt,
ein paulinisches Tendenzstück zu sehen, wie er es (Matthäus
S. 440) unter Berufung auf 1. Cor. 4, 8; 2. Tim. 2, 12 wirklich
thut. Merkwürdig ist das Zusammentreffen zwischen Origenes
und den Test. XII patr. in dem Zusatz: jp [t(j] dh^ela. Auch
das von Clemens AI. aufbewahrte Apocryphon aus dem He-
bräerevangelium scheint mit seinem Stichwort: ßaotXevoei
— 6 ßaoiXevöag unserem Logion irgendwie verwandt zu
sein. Vgl. Agrapha S. 378 f. Auch Dan. 7, 18. 22. 27 gehört
hierher.
5. ddeXg)Ovg avrovg xaXeip.
Zu neque erubui neque veritus sum vocare vos meos
fratres vgl Hebr. 2» 11: ovx ijcaiöxvpsrai aöeXq)ovg atxovg
xaXetp^ ferner Lc. 9, 26*= Mc. 8, 38*: xovxop 6 vlog xov dp-
&Qcijtov ijtaioxvpd^TjOsxai. Mt 28, 10: vjtdyexs, djtayyelXaxe
xolg d6eXq>otg fiov. Zu den Worten der Pistis Sophia: quod
Teite und Untersucltuiigen zn Lc. 22, 30.
eritis socii regii mecum in meo regno — vgl. ausser J
namentlich Apoc. 1, 6: i^oti/atv ^ftäq ßaacXeiav,
9^em xal jtaTQi avrov.
Endlich ist noch aufmerksam zu machen auf die I
zwischen dem Text der Pistis Sophia: sedebitis . . ad
mihi et ad sinistram mihi und der Bitte der Zebei
dös VP^" ^"^^ «'s "0" ^^ öe§i^v xal eis oov Ig ä(
xa&iacoiiti' iv zy ßaaiXeia aov — Mc. 10, 37 = Mt. 20,
die in Lc 22, 2S — 30 gegehene Verheiasung vorausgeg
war diese Bitte aufs Beste motiviert Daher ist anzunel
bei Lc. eine kleine Inversion stattgefunden hat nnd
Ordnung der Texte ursprünglich folgende war: Lc. 5
Lc 22, 24—27 = Mt 20, 20—28 = Mc. 10, 35—45.
Eine freie Wiedergabe von Lc. 22, 30, welche sich
dem Texte der Pistia Sophia mehrfach berührt, t
noch bei Ephraem Syr. Serm. V. in hebdom. s. c.
430 ed. Lamy: et in mensa mea delectabo vos et t
virtutes coeleates. Non manducabitis neque bibetis m
sitis mei discipuli. Gonstituam vos tanquam judices sup
duodecim et congregabo coram vobis duodecim tribns h
vice mei, judicabitis fratres vestros et condemnabitis
lateiniache Veraion ist ungeändert wiedergegeben,) Da
logische Moment, welches Spitta bei der Stiftung
testamentlichen Mahlea ao atark betont und fßr welches
so zahlreiche Belege aus der alttestamentlichen und
Literatur beibringt, gelangt durch Lc 22, 30, aber au
frUber, zu seinem vollen Recht Dabei kommt hie)
sicherlich auf urtextlichem Quellengebiete uns befinde
Weise weit abirrt, wenn er Lc unter pauliuiacbeE
stehen lässt (vgl. Leben Jesu II, 340), der p&raholiache
der Jesusreden ganz besonders zur Geltung. Die Missvei
der Jünger, welche die bildliehe Redeweise des Meiste:
realistischer Auffassung sieb aneigneten, dienten dann
Fortführung des Gesprächs und zur Vertiefung ihrer E:
Diesen Zusammenhang des Abeodmahlgberichtea (in
Sinne) wird man am besten durchschauen, wenn derse
Hand des Lc (mit Weglassung von v. 21 — 23) aus Lc :
wie es im nachstehenden versucht ist, in urtextlicher ßecc
Torgelegt wird.
43-
676
AussercaDonische Paralleltexte zu Lc.
Der Abendmahlsbericht.
A. Das letzte alttestamentliche Passahmahl.
1. Eal OTS kyivaro tj ciga, avijteOBv xdi ol ptad-firdi ovv
avrm. 2. xal sljtsv ytgog avrovg' ijtid-vfdi^ ixsdTfi?iOa rovro
To Jtaaxcc ipayslv fied-* v/icov jiqo xov fis jtad-etp. 3. Xiya) yag
Vfilv, ovxiri fii} qi&yonai an ovrov, iax; otov xaivov ßgcD-
d^ iv T^ ßaoiZela rov ß^sov, 4. xal öe^cfievog xoxi}qiov Bvxa-
QiOTTJoag ebtsv Xaßers rovro xdL öiafiSQiaare slg eavrovg'
5. Xiyo) ycLQ vfilp ort ov (iri Jtlco axo rov vvv [= axagn] axb
rov yevrjfiarog rf]g a/utdXov^ icog av [= icog orov = fiixQ^^ ^^]
xaivbv Jtod-fj iv rf] ßaöiXtla rov d-eov [=r(DV ovQavcip].
B. Das neutestamentliche Abendmahl.
6. Kai kaß(DV agrov xal evxc^idTT^oag [svioimöag] exXaoav
[i&Qtnpsv] xci IdcDxcr rotg (ladiftatg xal elxev [Xiycop] ' 7. Xaßere,
g>ayBrB' rovro iörip ro öcofia [^ ooq^] fiov ro vxIq vfiäv
[jregl jtoXXwp] xX(diibpop [^QVJcrofiBPOP^ diöojiBPOpy rovro jtot-
Sirs slg rijp sfirjp dpafiprjOiP, 8. (iaavrcog [ofiolog] xal Xaßcov
ro JiorrQLOP fisrä ro ösutpfjoai svxaQiori^oag [svXoyncag] cdcö-
7CSU avrotg xal sbtsv [Xija)p]' 9. xlsrs i^ avrov xaprsg' rovro
uov icrip ro al(ia rrjg xaipf/g öiaßr/gcng [rovro ro norrioiop ij
xaivf/ öiadTJxTj ^orlr iv r<p ifiw atfiari] ro vjtsQ vficHv [jtsgl
xoXX<3v] ixxvpofispop [ixxv&sp, ixxsofispov, ixxvd-rjoouspop]
slg aipsoip ä(iaQri(5p' rovro Jtoulrs slg rijp ifif/p dpdfipt^oip \ßp
rf] i/ifj fivi^fi^]. 10. oödxig ydo av köMrirs rov dorov rovrop
1. Lc 22, 14. — 2. Lc. 22, 15. — 3. Cod. Bezae Lc. 22, 16. — 4. Lc.
22. 17. — 5. Lc. 22, 18. Mt. 26, 29. Mc. 14, 25. — 6. Lc. 22, 19». 1. Cor. 11,
23b. 24». Mc. 14, 22». Mt 26, 26». Pseudo-Ign. ad Phil. III. p. 232, 23. — 7.
1. Cor. 10, 24b. Lc. 22, 19b. Mc. 14, 22b. Mt 26, 26b. Const. VIII, 12. p. 255,
25. — 8. 1. Cor. 11, 25». Lc. 22, 20». Just Apol. I, 66. p. 98 B. Mc 14, 23».
Mt 26, 27». — 9. Lc. 22, 20b. 1. Cor. 11, 25b. Mc 14, 24b. Mt 26, 27b. 28.
Congt Vni, 12. p. 255, 29. — 10. 1. Cor. 11, 26. Conet. VIII, 12. Agrapha S.
105. 178. 284.
Texte und üntersachungen zu Lc. 22, 30. 677
xal TQ xoxrjQiov tovro jtipfjre, xov d-avaxov top hgicv xar-
ayyiXXBTB^ cixQig civ eZ&o) [iog rijf; ifirjg jtaQOvoiag],
C. Die den Jüngern gegebene Verheissung.
11. ^Ffietg ffü^ridtire iv ry ötaxovlqi (lov ol dia/ie/iepTjxorsg
[vjtofielvapTeg, dxoZov&vöccpreg] fisr* ifiov ip rolg xeiQaöfiolg
fiov. 12. löov öiatld-Efiai vfilp xaiprjp dm^?yxiyy, xad-wg dii-
&st6 fioi 6 ütaxriQ fiov, 13. tpa eöd-rixs [Ö€iJtpi^07]xe, övfiq>aYt^
xe] xal ytlpijxe [övfixlfjxs] fiBx* ifiov kjtl xfjg xQajts^rjg xov Jta-
xQog (lov* 14. xcu ödöw vfilP xaMöai [xad-TJoeöd-Sy eöeöd-s
xad^fispoij ixl d^QOPcop [d^QOPovg] ix ös^icop fiov xal i§ dgi-
oxsQcop fiov, xglpopxtg xdg dciöexa q>vXdg xov ^ogatß, 15. xal
ßaöiXevaexe [övfißaöiXsvOBxe] fiex^ ifiov kp xoTg ovQapolg,
D. Die (piXoPBixla der Jünger.
16. Kai Bhtap avtai 'laxwßog xal ^Imapptig^ ol vlol ZsßB'
daiov 17. öiddoxaXB, d^tXofiep, ipa o käp alxrjöwfiip ob, not-
rjöug fjfilp. 18. 6 ÖB BhtBP avxolg' xl d-iXBxd fiB Jtoitjoai vfilp;
19. oi ÖB Bljtccp avx(5' 66g ri(ilPy l'pa bIq aov kx öb^icop xal slg
oov i§ aQioxBQcov [BvwpvfiCDp] xa&lo(o/iBP ip x(] ßaoiXBla aov.
20. ajtoxQid-Blg öh 6 ^IrjOovg BhtBP' ovx olöaxB xl alxBlö&B.
övpaod^B jtiBlP x6 JtoxrJQioPjO iyco Jtlpo) [jdiXXco jtlPBip]; 21. Xi-
yovoip avxm' pal, övpä/iB&a. 22. XiyBi avxolg' x6 fiBP Jto-
xrjQiop fiov xUcd-B' x6 ÖB xaO'laac ix öb^icop fiov xal i^ bvcdpv-
fiop fiov, ovx BOxiP ifiop öovpai^ aXi oXg r\xol\La6xai nagd
Vvito\ xov jtaxQog fiov. 23. xal dxovoaPXBg ol öixa '^yapa-
xxTjoap [i]Q^apxo dyapaxxBip] jibqI xc5p ovo dÖBXgxDP.
11. Cod. Bezae Lc. 22, 28. Piai Soph. p. 59, 19. Lc. 22, 28. Mt 19, 28a. —
12. Lc. 22, 29. Clem. AI. Strom. VI, 5, 41. — 13. Lc. 22, 30a. Apoc. 3, 20b.
Pist. Soph. p. 59, 21. — 14. Lc. 22. 30b. Apoc. 3, 2la Mt. 19, 28b. Pist Soph.
p. 145, 21. — 15. Pist. Soph. p. 145. Apoc. 5, 10. 2. Tim. 2, 12. Polyc. ad Phil.
V, 2. — 16—23. Lc. 22, 24. — 16. Mt 20, 20a. Mc. 10, 35a. — 17. Mc. 10,
35^ Mt.20,20b. — 18. Mc. 10,36. Mt.20,21a. —19. Mc.10,37. Mt.20,2lb.
— 20. Mt. 20, 22*. Mc. 10, 38*. - 21. Mt. 20, 22b. Mc. 10, 39*. — 22. Mt.
20, 23. Mc. 10, 39b. 40. — 23. Mt. 20, 24. Mc. 10, 41.
678
Aussercanonische Paralleltexte zu Lc
E. Die Belehrung der Jünger durch den Meister.
24. *0 6h 'Ifjöovg tljtav avroTg' ol ßaotXsTg [aQXovrtgf ol öo-
xovrreg aQxsiv] twv id-vwp xvQievovoiv [xaraxvQisvovoiv] avrwv,
xal ol fjtsyaXoi [k^ovoiä^ovxBg] xare^ovoia^ovoiv avrcov* vfislg
6h ovx ovTwg 25. aXX^ 6 d^iXwv hv vfilv elvai jtQmrog eorco
jtävTwv soxccTogy xal 6 (ielC,a)v [fiiyagl iv vfäv yipeö^co dg 6
(iixQoxBQog [vBcoTBQogY 6 7)yovfievog eotoD v/kdp 6ovkogy xal 6
dvaxslfisvog sotod vfiwv 6iaxovog, 26. xlgyaQ (id^a>v, 6 ava-
xtlfisvog i} 6 6iaxovwv; ovx)^ ^ dpaxelfiepog; 27. iym 6b Eyero-
fitjv [elfil] ip (liöm vficop ovx cog o dpaxelfispog dlX" dg 6 6ca-
xovcop. 28. ov yccQ 7]Xd-ov 6iaxov7]d'rjpai dXXa 6iaxoprjaac
xal ^pai [6ovpai] rfjp tpvx^jP ftov [ifiovroPy tavrop] Xvtqop
[dprlXvTQOP] dprl [vjteQ] jtoXXmp.
Nach vorstehender Reconstruktion des urtextlichen Abend-
mahlsberichtes (im weiteren Sinn) steht der Charakter des Herren-
mahles als einer von Jesu beabsichtigten Stiftung, welche
erstlich das alttestam entlich-jüdische Passahmahl für inmier
ablösen,
zweitens bei den Jüngern Jesu bis zur Parusie in steter
Übung bleiben,
drittens ein Vorbild und Vorschmack der himmlischen
Seligkeit sein sollte,
ausser allem Zweifel. Es war der Abschluss aller der Weis-
sagungen, mit welchen Jesus schon längst auf seinen Tod hin-
gewiesen hatte. Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, da sich
erftSllen sollte, was er im ßäthselwort Mt. 5, 17. 18 (vgl. Heft II, 76 f.
und oben S. 442 flF.) angedeutet hatte und nun offen sagte: xa jibqI
i/iov xiXog exet (Lc. 22, 37). Die Zeit der vorbereitenden Andeu-
tungen, durch welche die Jünger allmählich aus den Fesseln des
24. Lc. 22, 25. Mc. 10, 42. Mt. 20, 25. — 25. Lc, 22, 2G. Mc. 10, 43. 44.
Mt. 20, 26. 27. Mc. 9, 35. Lc. 9, 48b. Mt. 23, 11. - 20. Lc. 22, 27a. — 27. Lc.
22,27b. — 28. Ephraem Syr. Opp. II, 24 A. Mt. 20, 28. Mc.10,45. 1. Tim.
2,6.
Texte und Untersuchungen zu Lc. 22, 30. 31. 32. 679
jüdischen Gesetzes befreit werden sollten, war vorbei; er konnte
zu ihnen sagen: vfisTg rjv^i]d'f)Te iv r^ diaxovl^ (lov (zu Lc. 22, 28).
Er konnte, indem er zum Tode ging (o vlbg rov avd-Qcoxov
vjiaysi xa&cog yiyqajixai — Mt 26, 24 = Mc. 14, 21 = Lc. 22,
22), nunmehr offen vor seinen Jüngern als das jtXriQooiia und
zugleich als das riXog xov vofiovj somit als den berechtigten
Stifter der (Jerem. 31, 31 ff.) verheissenen xaivi} öiad^xtjy sich
enthüllen, als den grossen f ib (Mich. 2, 13 vgl. oben S. 368. 441),
welcher die Fesseln des jüdischen Gesetzes durchbrach und den
Sündern die enge Pforte des Paradieses öffnete (Lc. 23, 43) und
der zugleich thatsächlich seine Jünger, indem er ihnen die Feier
des Mahles xijq xaivrjq öiad-rpcTig bis zu seiner Parusie anbefahl,
als öuxxovovg xaivijg öiad-tjxijg (2. Cor. 3, 6) einsetzte. Das
xaipov bildet in dem ganzen Abendmahlsbericht den beherr-
schenden Grundgedanken. Durch das Abendmahl selbst ver-
wirklichte Jesus sein früheres Wort: olvop viov elg daxovg
xaivoig ßXrjriov (Lc. 5, 38). Die Thatsache, dass nach der ur-
evangelischen Relation das Wirken Jesu in der Stiftung der
xaip?) 6ia&7Jxij und in der damit gegebenen grundlegenden Be-
deutung seines &avaTog gipfelte^ macht die centrale Stellung
erklärlich, welche dem Versohnungstode Jesu und seinem Ver-
sohnungsblute in dem neutestamentlichen Schriftthum zu Theil
geworden ist,
Lc. 22, 31. 32.
a. Ephraem Syr. Ev. concord. expos. ed. Mösinger p. 222.
Ecce Satanas accepit promissionem cribrandi vos ut triticum,
et ego oravi patrem pro te, ne deficiat ödes tua.
b. Ephraem Syr. Serm. V. in hebd. s. c. 3. I, 436 ed. Lamy.
Simoni praedixerat cognitor occultonim: Ecce Satanas ex-
petivit, ut cribraret vos sicut triticum, sed Patrem rogavi,
ut non deficiat fides tua.
€. Macar. Hom. V, 2.
jtQoiXsysv' k^T^XTjOaxo vfiag 6 öaxaväg Cipiaoai cog xov
Olxov aX)^ ky<D iösfid-riv xov Jtaxgog fiov, tva /i^ hxXljtxi
fj jtlöxig vß(5v.
ggO Aussercanonische Paralleltezte zu Lc.
d. Const. VI, 5. p. 161, 24.
iZsye xbqI rjficiv oxi kÖBr]d-7iv^ Iva (ir) ixUx^j rj jäong
VfiCOP.
e. Pseudo-Ign. ad Smyru. a VII. p. 248, 5.
o TcvQtog ^IriCovq Xgcozog derj&elg fii^ ixXeljtetv r^v xloriy
xüüv CLJtooroXcov.
f. Clem. AI. Strom. IV, 10, 76. p. 597.
ajiXä xal avroq 6 xvQiog' ^|9J5£örro v/iag 6 caravag, Xi-
ysiy cipiaaai^ kyco öe jtaQ^TTjOafiriv.
g. Lc. 22, 31. 32.
[djts 6i 6 xvQiog'] Hficov, JSl(i<ov, löov 6 oataväg ^V^V'
oaxo vfiäg rov oiviaoac €og rov ötzop' iyA 6b hö&jd^v
jtBQl Oov, tpa iiTj ixXbc^ i] xloxig öotr^xal^ öt5 xoxb ixt-
öxQBtpag [Cod. Gantabr.: öv öh kxloxQetpop xal] oxiJQioop
xovg a6BXg>ovg oov.
Durch den vorher aufgezeigten Zusammenhang wird es nun
auch klar, weshalb Jesus mit einer besonderen Warnung sich
gerade an Simon Petrus wandte. Denn kein Anderer als er
konnte es gewesen sein, der an der Spitze der ayavaxxovvxBg
gestanden und die Frage: xlg aga fiel^oov ioxai Iv x^ ßaoiXsla
x(5v ovgavwv; (Syr. Cur. Mt. 18, 1) zu einer brennenden gemacht
hatte. Wahrscheinlich hatten die beiden Zebedaiden, Johannes
(Job. 13, 23: dvaxelfiBvog iv xtp x6Xx€p xov ^Irjoov — , Job. 13,
25: kxcxBOcov ixl x6 ox^d-og xov ^Irjoov) und sein Bruder Ja-
cobuSy bei dem Mahle die Plätze ix ÖB^icop xal i§ BvcopvfKDP
des Meisters inne gehabt, während, wie aus Job. 13, 24 hervor-
geht, Simon Petrus diesmal in einiger Entfernung von Jesu sass.
Ehrgeizige Regungen waren in seiner Brust aufgewacht und .
der Entschluss war in ihm gereift, es allen Mitjüngem zuvor-
zuthun (Lc. 22, 33). Darum wandte sich der Meister^ der in die
Herzen schaute, mit der Warnung, die allen galt, an Petrus in-
sonderheit.
Die einleitende Bemerkung: bIxbp de 6 xvQiog ist schon
durch den Redaktor des Evangeliencanons (vgl. Cod. D, Syr.
Cur., Italae, Hieros.) vertreten und kann nicht wohl entbehrt
werden. Die beiden Ephraem-Citate weichen in den Varianten:
expetivit == accepit promissionem von einander ab. Doch nähern
Texte und Untersuchuiigen zu Lc. 22, 31. 32. 37. ggf
sie sich beide der — von Delitzsch angewendeten — Rück-
übersetzung: ib bl^t = er hat sich's ausgebeten, mit dem Erfolg:
er *hat die Bitte erlangt. Noch bestimmter treffen sie imter
einander und mit Macarius zusammen in dem Zusatz: Patrem =
xov xaxQoq (lov Vgl. denselben Zusatz oben zu Lc. 11, l und
zu Lc. 6, 12 bei Marcion Bei Tisch endorf ist weder dieser
Zusatz: xov JtaxQoq fiov — , noch die von Macarius sowie vom
Verfasser der Constitutionen und Pseudo-Ignatianen ver-
tretene Lesart: rj jtlaxtq vfiäv — , noch auch die Variante
jtaQj]xi]öafii]v notiert, welc^£es^etztere Clemens AI. darbietet.
Diese Lesart xaQ'^xriöaiiriv geht mit ids'nd'ijv auf •^PüjnnSl =
„ich habe geflehef*, welches Salkinson gebraucht, zurück und
greift tiefer als köeijd^v. Mit hohenpriesterlichem Herzen hat
Jesus für seine ganze jüngerschaar geflehet, dass in der Nacht
der SichJ;ung ihr Olaube nicht aufhöre. Petrus aber erhält eine
besondere Mahnung, nicht für die ferne Zukunft, wie es nach
der griechischen Participialconstruktion scheinen könnte, sondern^
wie es die dem hebräischen Urtext entsprechende Lesart des Cod.
Bezae: öv de imcxgetpov — , sowie des Hierosolymitanum:
vyjf^ ^ ocdAu liz-o AO^ ^l-a ^r^ S^Of^o = et tu
etiam aliquando convertere et confirma firatres tuos — an die Hand
giebt, für die nächste Gegenwart: du aber, bekehre dich doch
endlich == K3"11in! Wiederholt hat Cod. D die hebraisierende —
das Participium vermeidende — Übersetzung dargeboten. VgL
zu Mt. 28, 19», Heft II, 393: jioqbvbo^b vvv = «riDb, femer
oben S. 516 zu Lc. 19, 5. Zu der im „Hebräischen* gebräuch-
lichen Verdoppelung der Namen in der Anrede vgL oben
S. 104, namentlich Anm. 1 und unten S. 688.
Lc. 22, 37 = Mc. 15, 28.
a. Just. Apol. I, 32. p. 74 A.
TcdL (isxä xavxa hxavgcod^r], oxcog ''^o^^^^erjoi^ r^g XQoq)f)'
xeiag övpxeXeö^^.
b. Test XII patr. Benj. c. 3.
xXrjQwd-riöBxaL kjcl öoi jcQog>Tjxsla ovgavov jcbqI xo\ dfivov
xov ß^eov xal ocoxfjQog xov xoCftoVj oxt a(ia)fiog vJihQ
Q^2 Aussercanonische Paralleltexte zu Lc.
dpofior :xaQaöod^f)OSTai xal avaßaQrrixoq inkg aceß(3p
äjcod-avBtraL •
c. Mc. 15, 28.
xal knXriQcod-ri ^ YQ(xg>n ri Xiyovöa' xal fiara drogiwv iko-
d. Orig. c. Cels. Opp. I, 420.
xal roira Xeyofisv kp rotg svayyeXloig JtQosiQfjöß^al jtwg
ijiel fiera dp6fia)P hXoyioOri 6 d-Boq JtaQa rotg apofioiq,
e. Lc. 22, 37.
XiyG) yäg vfitv, ort rovro x6 yeyQafifiipop öet TeXeo&rjvai
kp ifiol^ To* xal J^d dp6fia)P iXoyloß^j^ ^^^X^J^ ^^?^
ifiov riXog Ix^i.
f. Epiph. Haer. XLII. p. 316 C D.
TO' xal TOVTO yeyQafifiipop dst reXsöd^pai , to* xal ^CTa
dp6fAG>p ovpsXoyiod'r).
g. Diatessaron Arab. p. 81^. ed. Ciasca.
Dico vobis: Quoniam adhuc boc, quod scriptum est, oportet
impleri in me : Quod cum iniquis deputabor. Etenim omnia,
quae dicta sunt de me, impleta sunt in me.
h. Jes. 53, 12.
xal kv rotg dpofioig hXoyiöd^Tj.
Dieses sicberlicb aus der vorcanoniscben Quelle geschöpfte
Logion bat Mc. gekürzt, Lc. in grosserer Vollständigkeit wieder-
gegeben. Übersetzungsvarianten sind: r) yQaq>i] = ro yeyQafi^
fispov = 31ti3i5, jtXijQGf&^pai = reXsod-^pai = avpreXeod^^pac =
tUhTSl, Das Diatessaron weicht — nach Nestle wahrscheinlich
in Folge der dem Syrischen nahe liegenden Austauschung zwischen
3. p. Perfekt und 1. p. Imperfekt — mit der Lesart: deputabor
von allen Zeugen ab und berührt sich am Schluss einigermassen
mit denGodd.Rhedig.yratisL, Monac., Brix.: nunc quae de me scripta
sunt finem habent, woraus hervorgeht, dass die Worte: nnem
habent = riXog exBc die Bedeutung: impleta sunt = jcB:tXi]Qa>-
rat voraussetzen. Die Test. XII patr. gebrauchen bei ihrer
Bezugnahme auf Jes. 53 die paulinische Ausdrucksweise: XQioxog
— vjtlg doeßcip dütid-aPEP. Vgl. Rom. 5, 6.
Texte und ünierauchuDgen zu Lc. 22, 37. 38. 39. 683
Lc 23, 38.
s. Cod. Gantabr. Lc. 22, 38.
ol 6h elxav löov, xvQie, ovo fjtaxcuQai wöb, 6 6h Bütsv
avTotg' aQXBL
b. Lc. 22, 38.
ol 6h Bbtav' xvqib, l6ov giaxccigcu coda 6vo. 6 6h bUibv av-
TOlg' (?^5[?^^^^Jf^ [Syr. Cur. add.: iyBlQBöß-B, aywfiBv],
Ein deutliches Anzeichen, dass der Cod. D auch hier aus
guter Quelle schöpft, ist die Lesart: dgxBL Denn der Gebrauch
von Ixavog gehört zu den sprachlichen Eigenthümlichkeiten,
wodurch der einheitliche Verfasser der Acta und des dritten
EyaDgeliums sich documentiert. Der Ausdruck Ixopog kommt
in den Actis 19 mal, im Evangelium 10 mal vor. Vgl. zu Lc
23, 9. Als Urtext ft&r d^xsl wird am besten ^b 3*1 vorauszu-
setzen sein. Vgl. Num. 16, 2: D^b'^l = Symm.: aQXBlxw,
Ephraem liest: Sufficiunt duo. Der Syr. Sin. liest: clqxbI [oder
Aqxovciv] V/dlP.
Lc. 22, 39 = Mt. 26, 37 = Mc. 14, 33.
Ä. Just. DiaL c. Tryph. c. 99. p. 326 A.
ry yixQ rifiigay fjJtBQ sfislXB orax)Qovod'ai, zQBlg t(dv fiad-r^
t(5p avTov jtüQaXaßwp Big zb kayo/iBPOv ^Ekaicov, jtaQa-
xbI(UVov Bvd^)g tg3 va<p iv ^QovoaXriiiy t^vxbto Xiyayp,
h, Lc. 22, 39.
xaX i§BXd-(bp kjioQBvd-ri xard rb Id-og Big ro oQog [Syr. Cur.
add. To xaXov(iBPOp] tc5p kXanDP' i^xoXovd-tjoap 6h avrtp
xal ol fjiad^rjrai
«. Mc. 14, 33.
xcH jcagaXafißapBi top IHtqop xal ^laxooßop xal 'Iwapprjp
fiBT avTOv, xal rJQ^aro ixO-afißBloß-ai xcä d6fi(ioPBlP.
d. Mt 26, 37.
xal jtagaXaßwp top Uirgop xal rovg 6vo vlovg ZBßB6aiov
tiQgaxo XvnBlod-ai xal a6ti(iOPBlP.
gg4 Aussercanonische Paralleltexte zu Lc
Mit Luc. 22, 39 = Mt. 26, 30 = Mc. 14, 26 setzt das Faj jum-
Evangelienfragment ein. Bezüglich desselben und der dazu
gehörigen canonischen Texte sei auf Heft II, 322—327, 28 — 34
verwiesen. Justin folgt zugleich mit dem Anfang des Fajjum-
Fragments der Lucas-Relation und trifift in dem Zsyofievoi^ =
xaXovfisvov mit dem Syr. Cur. und Sin. zusammen. Diese liefden
syrischen Übersetzungen geben dabei den Namen des Oelberg»
durch Beih Zaitha (f^ftu\ ftua) wieder.
Lc. 22, 40. 46 = Mc. 14, 38 = Mt 26, 41.
a. Const. V, 6. p. 129, 22.
jUysi yoLQ 6 xvQiog' jtQooetxsöd'e fiii ifixeoslv elg jtsiQaofiov^
t6 jfihv xvBviia jtQo&v/ioPj ^ dh öäg^ dod-evijq.
b. Petrus Alex, de poenitentia. canon 9. ap. Bouih IV, 32.
avrov TOtg Xoyoig öiöaoxovTog JtQOOsvxsöd-ai fif slösl&slit
slg ytsiQaa/iop.
c. Lc. 22, 40.
yepofievog 6s ejtl xov zojtov ebtev avxolg' XQüC^xBOd-e pLt
eloeXd'Blv slg xeigaOfiov.
d. Didasc. V, 6. p. 303. 304 = Const. V, 6. p. 129, 2.
öel yoQ jtQoöevxBOd'ai (lev ^fiäg, 2va firj slöiXd-iDfiBP slg
xsiQaöfiov.
e. Polyc. ad Philipp. VII, 2. p. 122, 8.
xaB'cig sljtsv 6 xvQiog' zo fihp xpsvgia JCQO^fiOPy fj is öoq^
aod-svf^g.
f. Ephraem Syr. Opp. I, 37 C.
Tcal jtaXip 6 xvQiog' dpaorapxsg jtQOösvx^od'S , tpa fifj slö^
eX&ijTS slg jtsiQaöfiop' zo (isp Jtpsvfia XQodvfioP, tj Öh oapß
da&svr]g,
g Lc. 22, 46.
dpaözavzsg XQoösvx^od'S, tpa p] slöiXd^jz^ slg xsigaogiov^
h. Mc. 14, 38.
yQTffoQslzs TcaL jtQoösvxscd-s^ Xpa /i^ slosXd-tjzs slg xsiQaOfiOP"
z6 usp ytpsvua jtoo&vuoPf n Sk odg^ dad-spijg.
Texte und Untersuchungen zu Lc. 22, 40. 46. 41. 6g5
i Mt. 26,41.
YQfiyoQBlre xal xQooevxBOd^e, tpafifj sloiXd^xB slgjteiQaöfiOP'
x6 (ilv Jtvevfia jtgodvfiov, i^ de oäQ§ dcd'SV'^g.
k. Diatessaron Arab. p. 85^ ed. Giasca.
Spiritus alacer et promptus, corpus yero infirmum.
Dieses Logion ist eng verwandt mit der vorletzten Bitte des
Herrengebetes. Vgl. oben S. 239 ff. Die infinitivische Fassung:
litl ifiJteaslv (Const.) = fi^ elösX&etv (Lc, Petr. AL) = «il *''?^?^
ist vielleicht das Ursprüngliche. Identisch ist femer dvaOTavrsg
= kyeloead'e = '^Ätp. Wegen der Übersetzung corpus = itea
Vgl. oben die Erläuterungen zu dem Abendmahlsbericht, Lcj.22,
19^ Zu notieren ist ausserdem noch Teri de oratione c. 8:
Orate, dicens, ne temptemini.
Lc. 22, 41 = He. 14, 35 =- Mt 26, S9\
a. Gels. ap. Orig. c. Cels. II, 24. Opp. I, 409.
Xfyer xl ovv xorvMxai xcü oövQsrai xal xov xov oXid-gov
q>6ßop svxBxai jtaoaÖQaiiBlv liymv QÖi jtcog,
b. Just. Dial. c. Tryph. c. 99. p. 326 A.
fjvxBxo Xsycov.
a Just. Dial. c. Tryph. c. 103. p. 331 D.
mxov ^^^^(Oli^vw xal Xiyovxog.
d. Epiph. Haer. LXIX, 60. p. 784 B.
öiioxfi cbi* avxiSv coCel XlO-ov ßoXrjv xal djtsXd'COV ^^£to
xal iXeys,
e. Const. V, 14. p. 143, 1.
jtQoamxBxo xc5 jtaxol Xiymv,
f. Mt26, 39»
xal jt^ChXd'Äv fiixQov ijteösv iki xQoownov avxov xqoC-
evxouevog xcH Xdya)v»
g. Mc. 14, 35.
xal XQOsX&Sv (iiXQov Ixmxsv kjtl xrjg yijg xal XQOOtrvxBxo,
tpa d öwaxov idxiv xaQiXd-i^ djt avxov rj G)Qa,
5S6 Aassercanonische Paralleltezte za Lc.
h. Lc. 22, 41.
xal (xvTog djtsöJtdöß-t] [Cod. Cantabr. djtsoraO^^ Q: dxioTij]
dx avxmv cdöcI Ud^ov ßoX^v xal ^d^ ra yovaxa
jtQ0ö7jvx£T0 Xdycov.
Dass die Perikope von dem Oebet in Getbsemane La 22,
40—46 = Mc. 14,32—42 = Mi 26, 36— 46, von welcher Perikope
Weiss das Oegentheil annimmt, aus der vorcanonischen Quelle
stamme, dafür sprechen verschiedene Indicien: erstlich das
Zusammentreffen des Lc. und Mt. gegen Mc. in einzelnen Aus-
drücken (vgl. Mt. 26, 39: JtQOCsvxofievoq xal Xiywv = Lc. 22,
41. 42: ytQoörjvxBTO Xiycop — , Mt 26, 39: JtXrjv ovx = l^* 22,42:
jtXrjv fdTJ — , Mt 26, 45: sQxerai JiQog vovg fiadT/räg == Lc. 22, 45:
eXd-iDV XQog Tovg (lad^zdg); zweitens das Vorhandensein von
Obersetzungsvarianten (vgl. die einzelnen Verse); drittens die
Wahrnehmung canonischer Parallelen (vgl. Rom. 8, 15 = Gal. 4, 6:
dßßa 6 jcaxriQ — , Hebr. 5, 7: öeiqOBig re xal IxettjQiag . . . fisxd
xQovyrig löxvgäg xal öaxQva)v xQooeviyxag — , Act 21, 14: ro
d-eXrjfia rov xvqIov yipioO-a) — , Phil. 2, 8: yevo/ievog vxi^xoog
(iixQi O^avarov — ), endlich viertens die Congenialitat dieser
Perikope mit den sichersten Bestandtheilen der Logia, nament-
lich mit dem Herrengebet (vgl. dßßa 6 jtarrJQ — y%vrfi^xm xo
d-iXfjfid aov — fit) eloeXd-etv elg jteiQaoftov),
Als Übersetzungs Varianten sind an dieser Stelle wahrzunehmen:
djiBOnaod^Tj = djiBCxad^tj = djteöxTj = öiioxrj = TIM, Jtsöetv ixl
jtQ6aa}jtov = mjtx€iv ixl x^gyrjg = xtd-evai xa yovaxa =« T\^y
xQOöBvxscd'ai ^^jvxeo&ai = bifinn (vgl. oben S. 72 zu Lc 6, 28**).
Die Ausdrücke: xoxpiaxai Tcal oövQBxai, von Gelsus hohnisch
gemeint, erinnern doch lebhaft an Hebr. 5, 7; ebenso erinnert
CelsusII, 23: xS jtaxQl jteid^ofisvog ixoXd^exo an Phil. 2, 8:
yevofisvog vjtijxoog (lixQ'^ d-avdxov — Beides, ohne dass der
Spötter die tiefe Wahrheit seiner Worte ahnt. —
Le. 22, 42» = Mc. 14, 36» = Mt. 26, 89«». 42..
a. Celsus ap. Orig. c. Gels. II, 24. Opp. I, 409.
ovTO xolwv xdi o nagd x(5 KeXoq) %vöalog ixxe^elfiepog
x6' a> xdxBQ^ eld-e dvvaixo x6 xoxriQiov xovxo ytaQsXd-Btv.
Texte und UntersuchuDgen zu Lc. 22, 42. gg7
b. Celsus ap. Orig. c. Geis. II, 24. Opp. I, 409.
(o staxBQ, el övvaxat ro xorriQiop xovxo jtaQsX&etp,
c. Mt. 26, 42».
jtareQ (lov, sl ov övvaxai xovxo jtaQsXd'Blv, iav firj avro
[= Syr. Sin. jtoxiJQiop] Jtlco.
d. Epiph. Haer, LXIX, 60. p. 784 B.
Jtax€Q, el dwaxov^ jtaQBX&ixa) xo Jtoxfjgiov xovxo äjt kuovy
Xva (11^ avxo nlo).
e. Just. Dial. c. Tryph. c. 99. p. 326 B.
jtdx6Q, bI öwaxov iöxi, ütagekd-ixo) xo JtoxrfQiov xovxo
aji Bfjov.
f. Mt. 26, 39^
JtaxBQ, bI öwaxov iöxiv, jtaQBXd-axo} ojt ifiov xo JtoxfJQiov
xovxo,
g. Just Dial. c. Tryph. c. 103. p. 331 D.
jtaQBZd-dxco, bI öwaxov^ xo Jtoxi^Qiov xovxo.
h. Mc. 14, 36».
dßßä 6 xax7]Q, jtapxa 6vi>axa cor jtaQBVByxB xo JtoxrjQiov
XOVXO an hfiov.
i. Const. V, 14. p. 143, 1.
jtaxBQy JiaQivBfxai ax ifiov xo jtoxrjQiov,
k. Lc. 22, 42»
jtaxBQ, bI ßovlBL JtaQBviyxai xovxo ro xoxtjqiov an ifiov.
Gewöhnlich erblickt man in dem aramäischen dßßä = K^fe(
(vgL darüber Eautzsch, Grammatik des Biblisch Aramäischen
S. 8) ein Indicium für die Annahme eines aramäischen Ur-
evangeliums. Aber man übersieht dabei, dass häufig genug
Schmeichelnamen (und gerade beim Nennen des Vaters) aus
fremden Idiomen übernommen werden. Es könnte also sehr wohl
sein, dass Jesus nicht nur hier, sondern auch sonst oft das dßßa
aus dem ihm geläufigen aramäischen Idiom gebraucht habe, ohne
deshalb auf das Hebräische als seine eigenste Seelensprache zu
verzichten. Und wenn in der zu Lc. 23, 43 namhaft gemachten
Abhandlung S. 12 Wellhausen hervorhebt, dass der Unterschied
zwischen ,der Vater" und „mein Vater" erst griechisch sei und
^gg Aassercanonische Paralleltexte zn Lc.
dass das aramäische K^K sowohl im Nominativ ,,der Vater''
bedeute als im Vocativ ausschliesslich gebraucht werde und dann
auch „mein Vater** bedeuten könne, so hat er dabei nicht in
Anrechnung gebracht, dass das hebräische "^3^ = 6 xatijQ fiov
von den LXX in der Regel ebenfalls nur mit jtareQ übersetzt
wird. Vgl Jud. 11, 36: "^n« l'^bK Ittfcin^ = LXX: ij 6e elxe jtgog
avTOV JtareQ — , ebenso 2. Reg. i] 12: p?M Kirn HKI ^'OTh.^'^
•^1« ^IK = LXX: xal ^EXioath iciga xäi ißoa' xarsg, naxBQ.
Selbst wenn man annehmen müsste, dass in Mc. 14, 36 das bei-
gefügte o Jtaxi^Q lediglich eine Übersetzung des vorausgegangenen
äßßa sein sollte, so wäre damit nur die aramäische Anrede, noch
nicht der aramäische Context entschieden. Denn Mc. hätte ge-
rade ein derartiges in den hebräischen Context eingesprengtes
aramäisches Etymon wiedergeben und dazu die griechische Ver-
sion setzen können. Aber wo er sonst in dieser Weise verfahren
ist, fügt er ein o hoxiv (wie Mc. 7, 34) oder ein o ianv fied'BQ'
fi7]V£v6fisvov (wie Mc. 5, 41; 15, 22; 15, 34) hinzu. Überdies
macht es die Parallele Rom. 8, 15 == GtaL 4, 6 wahrscheinlich,
dass nicht blos dßßcij sondern auch o xar^Q zum Urtext gehört
hat, dass mithin im Urtexte nicht nur aßßa, auch nicht dßßa aßßa,
sondern, wie es die hebräischen Rückübersetzungen des N. T.
nicht anders wiedergeben können, *^nK M^K, mithin ein Misch-
text, zugleich aber auch eine der im Hebräischen gebräuchlichen
Reduplicationen (vgl. Lc. 22, 31; Lc 10, 41; Lc. 7, 14, dazu oben S.
681. 108 Anm. 1), ähnlich wie das *fne$ "^IK in 2.Reg.2,12, enthalten
gewesen ist ^) Wenn nun Wellhausen (S. 5) als „besonders be-
achtenswerth" im Syr. Sin. das f^-s»«^ zu Lc. 11, 2; 22, 42 her-
vorhebt, was doch eigentlich (nach seinen eigenen auf S. 12 ge-
gebenen Erklärungen) ganz selbstverständlich ist, so hat er
dagegen unterlassen, auf dasjenige hinzuweisen, was für unsre
Stelle weit grössere Beachtung verdient, dass nämlich nicht nur
Mt. 26, 42 JtaxBQ fiov, sondern auch Mt. 26, 39 das nackte xaxsQy
ja selbst Mc. 14, 36 dßßa 6 jtaxijQ durch aAf^ (= "^Ää) wieder-
gegeben, an letzterer Stelle also das dßßa verwischt und o jta-
xfjQ unübersetzt gelassen worden ist! Die weiteren Varianten
1) Jedenfalls hat Lc durch Nichtheachtung der paulinischen Fassung:
aßßa b ntnriQ^ welche ihm schon aus der Marcusquelle bekannt war, von
Neuem bewiesen, wie wenig er sich um die pauh'nischen Briefe kümmerte.
Texte und UnieTBuchungen zn Lc 22, 42. ßgg
gegebenen Erläuterungen dazu. Mithin ist das canonische el du*
varov iöxi nicht zu pressen und nicht, wie Spitta (S. 287) will,
zu übersetzen: wenn irgend möglich! Es ist vielmehr das ^b =>
ald-B wie Lc. 12, 49 der starke geftihlsmassige Ausdnick eines
Wunsches, von dessen Nichterfbllung man im Voraus überzeugt
ist, ja dessen Erfüllung man durchaus nicht ernstlich will Für
die Varianten naQeXd'irm =a jraQivepcs endlich ist der Urtext
in nit^n vorauszusetzen^ welches als Imperfekt Eal "ih^^ri JtäQ-
^Xd-ixoDj dagegen als Jussiv Hiphil "^n xoQiveyxe bedeutet
Da nun im Aramäischen diese Losung nicht möglich ist, weil
MOTD, wie schon das Hierosolymitanum zeigt, masculinisch ist,
so liegt hier ein neues Indicium für den hebräischen Charakter
des Urtextes zu Tage. Derselbe dürfte sonach gelautet haben:
tvim Disn '^\TQ nni^ri ^b »» utinam transiret (nicht transeat) a
me calix iste.
Lc. 22, 42* = Mc, 14, 36* = Mt 26, S9*.
a. Just DiaL c. TrypL a 99. p. 326, 2.
xcä /lera rovto «^^Ojun^o^ Uy^^' MV ^^ h^ ßovZofiaij
ajUa wg ov vileig.
b. Mt 26, 39«.
c Epiph. Haer. LXIX, 60. p. 784 B.
xkriv ovr o kyw d-iXto, aXXä o öv.
d. Mc. 14, 36*.
dXX* ov xl ky(D d'iXm^ aXXa xl ov,
e. Lc. 22, 42*
nXrfv /Ell} xo d'iX'qfia (lov^ aXXä xb öovjfByicd'fo.
f. Const. V, 14. p. 143, 2.
xXriv fif xb ifibv d-iXT/fta ysvdo&co, dXXä '^bjsov^
g. Ebion ap. Anast XQV^^'^ d'soaxvyäv algBxtxmv, (Mai, Script.
vet nov. coli. Rom. 1833. p. 68 sq.)
Xiycov (ifi x6 ifiop, dXXä TojJor yevloB'C^ ^iXtifia,
Texte a. Untenachungen X, 8. 44
590 AxusercaDonisehe Paralleltezte zu Lc.
h. Mt 26, 42b.
yBVfidrixm xo d-iknua öov.
i. Act 21, 14.
Tov xvqIov t6 d-iZfjfia yiviod-o}.
Auch in diesem Satztheile setzen sich die Varianten forty
welche als Verschiedenheiten der Version zu erklären sind: xXnqv
■BBS aXXa = t[M, T^'^^^J^l^^J^^*® ^JÜ?!3^SI? °^ '*''?» lir^TO
Xiyiaöov = aXXä^wgj^v^&d2£i^ = r\y\T) DÄ-'Ä.
Le. 22, 43.
a. Hippel, c. Noet. c. 18. p. 56. ed. Lagarde
xal vjt ocffiXov ivdwanovnu.
b. Julian. Fragm. Theod. Mops. ap. Munter. Fragm. patr. graec.
I, 121.
ola ad'jiiog avd-Qcojtog cvfKpoQctp <piQBiv svxolmq ov dvva-
taiy xcü vjt ayyiXov O-Boq mv ^J^fS^^^erai.
c. Arius ap. Epiph. Haer. LXIX, 19. p. 742 D.
xdL ori^ g>fialp, kg>apTj ayyeXoq xvqIov kvicxvcop ccirov.
d. Arius ap. Epiph. Haer. LXIX, 61. p. 785 B.
xalj§£ai^ OLffBlog xvqIov ivioxvfov avxov.
e. EpipL Ancor. c. 31. p. 36 C.
xcH ^9>f^ ayysXog kvioxvj^"^ avrov.
£ Epiph. Ancor. c. 37. p. 42 C.
aip&fi 6i ayyeXog xvqIov kvicrvov ctvrov.
g. Lc. 22, 43.
{Dg)d'fi dh avrm ayysXog [ax ovQavov Syr. Cur. om.] iv-
lOTvmp avrov, .
Auf Grund der Handschriften -Würdigung sowie der patri-
etischen Nachrichten (vgL namentlich Hilar. de Trin. X, 41: nee
sane ignorandum a nobis est, et in Graecis et Latinis codicibus
complurimis, jel de adveniente angelo vel de sudore sanguinis
nihil scriptum reperiri) ist mit Bestimmtheit zu constatieren, dass
Texte und Untenuchangen za Lc. 22, 43. 44. gQl
dieser in Lc 22, 43. 44 enthaltene Teztbestandtheil zu der re**
vidierten canonischen Textgestalt des dritten Evangeliums
nicht gehört hat. Aber mit gleicher Bestimmtheit ergiebtsich
aus der Übereinstimmung des Cod. D mit 10 Italae, mit dem
Syr. Cur. und mit Tatians Diatessaron, dass der um 140 zu
setzende Redaktor des ältesten Evangeliencanons diese Nachricht
dem lucanischen Text hinzugefügt hat. Aus welcher QueUe?
etwa aus der Quelle mündlicher jerusalemischer Tradition, welche,
wenn Aristo von Pella jener älteste Redaktor des Evangelien-
canons war (vgl. Heft II, 449), sehr wohl durch ihn hätte fixiert
sein können? Jedenfalls finden sich in dem kurzen Textabschnitt
eine Anzahl Varianten, welche als Übersetzungsverschiedenheiten
gedeutet werden könnten. Vgl. cog^O-tj = ig>avfj = 8n«5, iviaxvBiv
= iv&üva/iovv = pjn.
Lc. 22, U.
a. HippoL c. Noet. c. 18. p. 56. ed. Lagarde.
xäi aycoviAv IöqoT,
b. Caesar. III, 23. ap. Gallandi VI, 16.
xäi iv aY(Dvla ysvofiBVoq Xigcoas, xdi iyivero 6 lÖQcig
(xvTov ciad &Q6fißoi aXfiarog . . . . , g>i]0lv 6 d'Bloq Aovxag.
c. Epiph. Ancor. c. 37. p. 42 C.
xcä ovx äjto Tfjg &s6Tfjrog ^ äymvla yiyovs, qifjölv^ tögmOB^
xcä iyivsro avxw lÖQcog (og d-gofißoi aifiarog.
d. Epiph. Ancor. c. 31. p. 36 C.
xcä yBvojiBvog kv aycovla tÖQWoSt xcä, iyiveto 6 lÖQCog avrav
dg d'Qoptßoi aifiarog.
e. Epiph. Haer. LXIX, 19. p. 742 D.
oti iv dyc^vla yiyovt^ xdi tögansej xäi 6 Idgcig avrov y^
yovsv avT(ß dg d-Qofißoi at(iaxog.
i. Arius ap. Epiph. Haer. LXIX, 61. p*. 785 B.
xal xad'B^fg öh knupiget Xkycovj hv xA evxsod-ai avrov, dg
yevofisvog iv äycovla ifig>iQBTai iv rip xara Aovxäv svayys'
Xlco' ?dpcp<?c, (fyrjoU xcä iyivero avrov 6 lögcog coöel ß^QOfißo^
aifiOTog xareQxofisvoi i:fd rijg yijg.
44*
g9ä AuBsercanozuacbe Paralleltexie su Lc.
g. Iren. III, 22, 2.
ot)(f av tÖQCDös d-Qoiißovq äl/iarog.
h. Just. Dial. c. Tryph. c 103. p. 331 D.
kv ycLQ Tolq cbtoftvfjfiovBviAaoiv, a ^(ii vjto räv äxocxi^
Xan^ ccirov xal rcov ixelvoig JtaQaxoXovd-rjaaPTOv cvptB'
r&xO'aij ort lÖQcig a>asl d-QOfißoi xarexstro, avrov «J^o-
fiivov.
l Lc, 22,44.
xai YBVofievog kv dycovl^ ixTBviörsQov XQOOfjvxsro. xcu
kyivBXO 6 lÖQcog avtov (dcbI 9'Q6(ißoi at/iarog xaraficurov-
Tog ixl xfiv yi]v,
k. DiatessaroD Arab. p. 55^ ed. Ciasca.
Apparuit autem illi Angelus de caelo, confortana eum. £t
cum timeret, continua oratione orabat Et factus est sudor
ejusHsicut rivulus sanguinis, et cecidit in terram.
Neben dem ^axBCd-at = jtQ0CBvxB09-ai = biötirt (vgl oben
S. 72 ff. zu Lc. 6, 28^) tritt namentGch^Seaussercanonische Form
Uqcocb (Gaesarius, Epipbanius, Arius, Irenaeus) »= lÖQOt (Hippol.)
hervor, welche Sprachform an das bekannte lÖQcooazo» in dem
Agraphon der Jiöaxi] {^^^ I| 6) erinnert Vgl. Agrapha S. 111.
213. 288 f. 464 f. Ausserdem sind xatiQXBCd-ai =» xaraßalvBip
s=oeci^sse ^^xaraxBlod-ai = 1*^^ gleichwerthige Varianten. Denn
"in^lMieutet auch herabliessen und wird vom Regen, vom Thau
und von den Thranen gebraucht Zu unserer Stelle vgL man noch
Phot cp. 138 ed. Montaint p. 194 (Lond. 1651): xal xQoa6v§aro
Tuü fifCDvlaOB xaL xovg jtaxBig kxBlvovg xal xccQaxZfjölavg
d'Qo/ißovg lÖQcirog k^lÖQOJOBV, fifpcixi ovv aoi rov svayyB-
Xlav TOÖB TC x^Q^^^ JtBQiXBx6g)d'ai, xav xici xwv SvQmv, wg
Iqifjg, öoxBl BVJtQBjtig^ vofu^B, Im Diatessaron entspricht das
„cum timeret^* der ar/oivla^ das „continua oratione orabat** dem
kxxBvioxBQOv jtQo07]vxBxo. Bcsouders merkwürdig ist das „ri-
vulus" sanguinis. Der ganze Passus steht in Syr. Cur., fehlt in Syr.Sin.
Lc. 22, 47\ 52* = Mc 14, 43 =» Mt 26, 47.
a. Const V, 14. p. 143, 6.
xai löoi) ^lovöag xal fiBx* avxov oxXog aOBßciv.
Texte und ünterauchnngen sn Lc. 22, 47. 52.
693
b. Just. DiaL c. Tryph. a 103. p. 331 C.
QxeQ yiyovBP avrA hcslvijg rijg wxroq, ots ix* avtbv
i^^Xd'OV slg rö ogoq xAv iXoumv cvZXaßelv avrov.
c. Lc. 22, 47*. 52».
In ccvtov XaXovvxoq^ Idov ox^og, xal o XByofievog ^vdag
slg T(DV doidexa XQonQysro avrovg .... rovg xaoctyBvo-
fiivovg XQog avrov aQX^SQBtg xcä öToargT^^v^Tor^
xal xQBCßvxiQovg.
d. Mt 26, 47.
xal ixi avxov XaXovvxog^ läov *Iov6ag elg xäv öwöexa
fjXd-eVj xal /ist* cevxov oxXog xoXvg [isxä fioxaigäv xal
§vXaw axo xAv ägrugimp xal xoeoßuxiQOiP xov Xaov.
e. Mc. 14, 43.
xal ev&vg ixi avxov XaXovvxog xagaylvexai %v6ag 6 jRixar
Qicixfig elg xwv öciöexa^ xal fiex* avxov oxXog fiBxa /la"
XCUQ<i5vxdl§vXa)PxaQäx(DV aQxuQicov xal xwv ygafifiaxiov
xal xQBOßvxigwv.
f. Didaec. V, 14. p. 312.
xal rjXd-BV %vöaq övv xotg yQOfAfiaxevai xäi övv xotg
legevci xov Xaov.
g. Just. Dial. c. Tryph. c. 103 p. 330 B.
ixelvf/g yoQ x^g wxxog, oxe äxo xov ogovg [1. ixl x6
oQog] xSv iXcciäv ix^Xd-ov avxA ol dxo xov Xaov v/iciv
vxo xAv g>aQicala)V xal yQOfifiaxioov xarä xrjv ötöaöxaXUxv
ixut6/ig>d^ivxsg.
h. Diatessaron Arab. p. 85b ed. Ciasca.
Adhuc eo loquente, venit Judas traditor, unus de duodedm,
et cum eo turba multa, portantes lanternas et lampadas, et
gladios et baculos, ^j^^!^_MP^5£^l^Sl.fS£S[^£l^^^
»is 6^^ 8^|^£^3^]^£Pop^: ^ ^^^ ^is ^ romauorum.
Die Varianten MgxBC&ai »r jtnoiQxsö&ai »» xaoaylvBCd'ag
geben wie dieselben Parallel- Ausdrücke zu Lc 3, 3 auf 8^ zur&ck.
Die Erwähnung der lanternas et lampadas im Diatessaron
stammt aus Joh. 18, 3. Zu dem „vir romanomm^ ebenda bemerkt
Harris: „the term „Romans^* is the natural Syriac for soldieiy.^
694 AoBBercanonische Paralleltexte zu Lc.
Ebenso werden im aramäischen Hierosolymitanum die SoU
daten stets als „Rom&ni^ bezeichnet Zu Lc. 22, 52 haben Syr.
Sin. et Cur. anstatt OXQarrffovq rot; Uqov nur CTQaTicirag. Nach
dem Berichte der Didascalia V, 17 p. 31S hätte Judas Ischarioth
peavloxovg (DjtXiOfiivovg verlangt gehabt. — Zu dem ganzen
Vorgang ist noch eine Parallele aus den Test XII patr. zu ver-
gleichen, nämlich Levi c 14: rfjc doeßBlag rälv aQXHQdtaPf otri-
veg ixißaXovoi rag x^^Q^? avrciv im top omxriQa xov xoö/iov,
Lc, 32, 50 = Mc. 14, 47 = Mt. 26, 51.
a. Epiph. Haer. XLU. p. 316 D.
xaQ&cotps [sc. 6 MaQxla>v] to o kyrolfjoe nirQog, aze ixa-
Tags xal ag>slX6ro ro ovg,
b. Mt. 26, 51.
xcä. löov elg xAv fisxä 'It/Cov ixxelvag x^v X^Zipa axicxa*
fljjj xfiv fidxaigav avxw xal xaxa^ag xov öovZop xov oq-
XiBQia>g dg>slXev avxov x6 cixlov,
c. Lc22, 50.
xcü ixaxa^v elg xig i^ avxmv xov dQXiBQia>g xov öovXov
xci äg>6lXev x6 ovg avxov x6 de^iov.
d. Ma 14, 47.
alg 6i xig xäv xaQscxfjx6xa)v oxaodfievog xtjv /idxaiQav
huucav xov dovXov xov dQxiSQia}g xal dg)£tXev avxov x6
WXOQIOV.
Als eventuelle Übersetzungsvarianten können hier ange-
sprochen werden: dxooxar = oxdcao^ai = C|bv, xaxäaaHV
xcUeiv = nsrt, ovg = toxagiov = cixlov = irtJ.
lc. 32, 5L
a. Cod. Cftntabr. Lc. 22, 51.
dxoxQid-elg öh 6 ^IffOovg sbteV iäxB ia^g xovxov xal
ixxelvag xv]v x^U^^ ^y>ccxo avxov, xal äjtexaieöxdO'fi x6 ovg
avxov.
Texte und Untersachongen zu Lc. 22, 50. 51. 52. 53. 54. 695
b. Lc. 22, 51.
axaxQid'slq de 6 'Itjoov^ ebtsv iärs iog rovrov xal dtpa^
fievog Tov cirlov avrov Idaaro^avrov,
Der Text des Cod. Bezae erinnert hier an echt synoptische
Wendungen. Vgl Lc. 5, 13 = Mc. 1, 41 = Mt 8, 3: xöl hcrelvag
TTjp x^^Q^ ifipccTO avTOv — , Lc. 6, 10 = Mc. 3, 5 =5 Mt. 12, 13:
Üysi rm ca^d-Qcixq>' ixrsivov r^v XBlga' tuxX k^heivev^ xal
djtexarsOra&i] rj x^^ avrov,
Lc. 22, 52^ = Me. U, 48 = Mt. 26, 55.
a. Martyr. Polyc. VII, 1. p. 142, 2.
CDC ixl Xfiörrjv rgirovreq,
b. Lc. 22, 52^
mq Ixl XyOT^v i^sXtiXvd-ars.
€. Mc. 14, 48.
dg ixl Xycr^v i^ijXO-arB.
d. Mi 26, 55.
wg ixl X^örnv i^nXd'aTe.
Aus dem Bericht über Polycarps Martyrium ist obige —
durch die Variante 'J^lfovrBg abweichende — Evangelienparallele
entnommen.
Lc 22, 5S\
a. Lc. 22, 53b.
aX)^ avTfi i<^'^^v vfi£v ^ wQa xal i^ i^avala tov cxo-
Tcvg.
b. Orig. c Gels. VI, 42. Opp. XIX, 374 ed. Lommatzsch.
o TOV d-Bov xalg aqa ^rrärcu vxo tov öuxßoXov.
Dieses Wort des Celsus kann sich doch nur auf Lc. 22, 53^
beziehen.
Lc. 22, 54«' = Mc U, 53 = Ht. 26, 57.
a. Just. DiaL c. TrypL c. 111. p. 338 C.
iv flidQqi xov xaax^ ovvBXaßßre avrov xal 6fiola}g iv rtp
xaoxa icravQcicars, yifQaxrau
g96 AasBercaDoniflche Pandleltexte bu Lc.
b. Melito ap. Routh I, 116.
xol 6 xvQiog fj/iäv ^IfjCoig XQiötog ciq XQiog ^^jj^
c. Celsns ap. Orig. c. Geis. II, 9. Opp. I, 392.
ixovsidlörara haXw ÖBd-ivra ixajscd-ai.
d. Jusi Dial. c. Tryph. c. 103. p. 330 C. B.
ol öiöaMaZoi vfi(DV xolq xixvoiq avxoiv alrioi fjöav tov
i^eXO-ovrag elg ro oQog räv hXaiSv avXXaßetv avrop xcA
Syeip kx avTOvg . . . i]X^ xQog rov^g^SHSoMaXovg v/kSv.
e. Just Dial. c. Tryph. c. 104. p. 332 B.
xal avvfjx^ijoop ol aymvi^ouBvoi km rm xaradixa^Bad-ac
avxov ojtBQ xa\ iv rolg dyto/ivtifiovevfiaci tcqp oxoözoIwp
avrov yifQCLntai yBvofiBvov,
f. La 22, 54a.
övXXaßovreg öh avrdv fjyayov xai ücrjyayov elg t^v otxlav
TOV aQxiBQioig.
g. Mc. 14, 53.
xal axrjyayov top ^Ifjoovp xQog top oQxugia, xai ovpiQ^
Xoprai jtaPTsg ol ag^iegetg xal ol XQBOßvx^QOi xal ol fQafir
fUxxBlg.
h. Mt. 26, 57.
ol 6h xQax7}CapxBg xop ^ItjOovp dx^yayop xgog xop Kc£aq>ap
xop aQxiBQia, oxov ol ygafifiaxBlg xal ol xQBOßvxBQOi Ovp-
fjxdTfiap.
Beachtenswerth ist die Verwandtschaft zwischen dem i6id^
des Melito und dem ÖB&ipxa des Gelsus. Dagegen sind xga^
x^v und ovXXaßBlp auf^Dän^zurückzufOLhren. Dass JusiiiTäer
synoptischenTPradition folgt, wonach der Freitag der Passabfest-
tag war, wird aus DiaL c. 111 evident. Vgl. Bousaet, die
£yangeIien*Gitate Justins des Märtyrers S. 118.
Lc. 22, 67 = Mc. 14, 71 = Mt 26, 74.
a. Aphraates Houl VII, 6. p. 121. ed. Bert.
Und auch Simon, den Yomehmsten unter den Jüngern, da
er geleugnet hatte; Christus hat mich nicht gesehen, und
sich verflucht und geschworen hatte: ich kenne ihn nicht,
etc.
Texte and Unterrochangen zn Lc. 22, 57. 60. 62. 697
b. Lc. 22, 57.
o ih TiQvfioaTO avrov Xiycov' avx ol6a avrov, [yvvai om.
Syr. Cur.].
c. Mt.26, 74.
roTC 7]Q^aT0 xarad-e/iatl^eiv xcä ofipveiv ort avx olda xov
OPd-QWJiOV.
d. Mc. 14, 71.
o öl TiQ^aro ävad'Sfiatl^eiv xäl ouvvvai ort ovx olda top
av^QtDxov xovxov ov Xiyets,
e. Ev. sec. Hebr. ap. Tiscbendorf Notit edii Cod. Sin. p. 58.
x6 lovöcäxov xoü TjQvricaxo xerl cSfioösv xäi xaxfjQaaaxo.
Hier sind Tcaxad-BfiaxlCßiv »» ävcc&sfioxl^eiv «^ xaxag&cd'ai =»
b!üp als Übersetzungsvarianten zu betrachten. Unklar bleibt es,
wie das canonische ovx olda avxov bei Aphraates in die Phrase
umgewandelt werden konnte: Christus hat mich nicht gesehen.
Ob bei Bert ein Übersetzungsfehler Yorliegt?
lc. 22, 60«». 62 = Mc. 14, 72 = Ät. 26, 74*. 75*.
a. Mc. 14, 72.
xal ^vdyq ht ÖBVxigov äXixxtoQ i^civr/öBP . . . xäi ixißaXciv
hcXaiBP,
b. Cod. Cantabr. Mc, 14, 72.
xai &ü€^Q hc devxigov dlexxtoQ kg>civfiöep . • . xai i^Qßaxo
xXaleiv.
c. Mt, 26, 74*. 75*.
xäi BV&icog dZ&cxcog igxopjjOBV .... xäi i^BX&dp £ga>
ixXavöep xixgdig,
d. Lc. 22, 60*. 62.
xäi ^^SSSdlSSIiSL ^^^^ XaXovpxog avxov. om. Syr. Cur.] iq)ci'
vf/aev aXixxcoQ ... xal i^BXd^mv l|€9 [S;r. Cur.: o IMxqo^
BxXavCBP xtxQtEg.
e. Epiph. Ancor. c. 9. p. 14 C.
ovxog ioxip 6 xXaioaq ixi x^ g>a}vij xov dXexxffvovog.
'*-^,. ■> ^
(J98 AassercanoniBche Paralleltexte zn Lc
Von den hier hervortretenden Varianten: evd^g = ev&icoq =
■ •* ---Vw N. "^w ■*
xccQCcxQffia =s Qhra, aXixxcoQ »» aiUxrovcot' =» ^i^in ist beson-
ders die letztere wegen ihrer Berührung mit dem Fajjum-
£yangelienfragment (vgl Heft II, 326 f.) bemerkenswerth.
Lc. 22, 63. 64 = Hc. 14, 65 » Mt. 26, 67. 68.
a. Marcion ap. Epiph. Haer. XLII. p. 31GD. p. 346 A.
ol owixovTBg ipijtaiQov digovreg xal tvxtovtbq, XifovxBq'
jtQog>i]TBVOov, rig iorip 6 xalöag ob;
b. Cod. Cantabr. Lc. 22, 63. 64.
ol dh avÖQBg ol ovvixovxBg avrov kvixaiCpv avrw xal xe-
QixaXv^apTBg avtov tö xqoocoxop Ietvxtov avrov xal iXe-
yov" x(foq)fjTBVCov, rlg kctiv 6 xaloag ob;
c Lc. 22, 63. 64.
xdL ol avÖQBg ol ovpixovxBg avrov ivixai^ov avrwiigw-
rBg^ xal xBQixaXvy^avrBg avrov ixfiQmroav Xiyovrsg' xqo^
fprjrBvooVj rlg ioriv 6 xaloag ob;
d. Mt. 26, 67. 68.
T0T8 ivixrvoav elg rb xq6o(dxop avrov xdi ixoXagnoav
avrov ol 6k ^f^^^^^ XiyovrBg' XQO^^rsvcov rjiUv, Xgiori^
rlg konv 6 xaloag ob;
e. Mc. 14, 65.
xal f}Q§ca^6 rivBg hiixrvBiv avrtp xal xegixaXvxrBiv av-
rov ro xQoOcDXov 7CCU xoXa^l^Biv avrov xal XiyBiv avrw'
XQOipiqrBVOov xal ol vxf^Qtrai ^axlo/iaoiv avrov IXaßov.
Im Septoaginta-Griechisch sind die Verba oaxlCsiv und d^
(fSiv ganz selten, xoXag>l^Biv völlig ungebräuchlich. Aus den
Bemerkungen und Texten zu Lc. 6, 29^ «=' Mt. 5, 39^ (vgL oben
S. 74 ff.) kann man ersehen, dass rvxr siv '^ /»^^fe^y = ^ffg(Sg^^
»s ^axiöfia öidovai gleichwerthige Übersetzungsvarianten von
(•»nlsirrb?) ron sind. Ähnlich hier rvxrsiv (Cod. D, Marcion) =
^a^/^£a^ (Mt) e= ^jcto/uaoct; XaßßavBiv (Mc), vielleicht auch
xoXag)l^Biv (Mi) und öigBiv (Lc).
Texte und Unterroebungen zu Lc. 22, 63. 64. 69. 699
Lc. 22, 69 = Mc. 14, 62 = Mt 26, 64.
a. Lc. 22, 69.
cbto Tov vvv 6h iarai 6 vlog xov äv&Qcixov xad-ij^fievoq ix
de^iwv rijg dwafiscog rov d-Bov.
h. Mfc 26, 64.
öv ebtag' xXriv iiy<D vßlv, dx* agri otpsöO-B top vIop tov
dpß-Qcijtov x€id^fi£vov hc ^B^iäv rijg &vpäfiB(og xäl igxo-
fiBVOP ixl Tcop pb^bXcöp tov ovgapov.
c. Ephraem Syr. Ev. concord. expos. ed. Mosinger p. 237.
A modo videbitis vos filium hominis, qaod venit in nubibus
lucidis cam angelis coelorum.
d. Mc 14, 62.
iyci Blfu, xal oy^tod-B top vIop tov äpd-gcijtov xad-rffiBPOP
kx ÖB^icip r^$ övpafiBa)g xal iQxofiBPOP iibtol [Syr. ^in. ixl
oder kytopco] tcSp PBg>BXmp tov ovQapov.
•e. Jusi Apol. I, 51. p* 86 E.
dg 6h xal ig ovQapAp xaQaylPBOß'ai fiBTO, 66§i]g fiiXXBi,
äxovöaxB xäl tcop BlQ7j(iBPa}p slg tovto 6ia %QB(dov tov
xQog>i^TOv, iöTi 6h rcevra' l6ov dg vlog äp&gdjtov igx^'
Tai ixapm t(Sp PBg>BX<5p tov ovgapov, xal ol ayyBXoi av-
TOV PVP avTd,
f. Dan. 7, 13. Tbeodotion.
xai l6ov (iBTa tcop PBq>Bic5p tov ovgapov dg vlog CLPd-Qw-
xov igrofiBPog.
^. Just. Dial. c. Tryph. c. 120. p. 348 D.
xal xQoo6oxäTai xaXiP xagioBoS^ai ixapco tAp PBg>Bkmp
^IfjCovg.
h. Jacobus Justus ap. Heges. Eus. H. E. II, 23, 13. p. 69.
tI [iB kgoaTaTB xbqI Utjöov tov vlov tov dpd-gdxov; xal
avTog xa&fjTai ip rc5 ovgapm kx 6b^i(dp r^g (i^äXi]g 6v-
pauBQ>g xal fiiXXBi BQXBO&ai ixl twp PBg>BXmp tov ov-
gapov.
Dass auch der Abschnitt Lc. 22, 63—71 = Mc. 14, 61—6''
Mi 26^ 63 — 67 nicht blos das Marcusevangelium zur letzten
700 AuBBercanonische Paralleltezte tu Lc.
hat, zeigt die Frage: rlg iorip 6 xalcaq ae — Mt 26, 67 =»
Lc. 22, 64, von welcher Frage bei Mc keine Spur zu finden ist.
Dasselbe gilt speciell in unserem Logion bezüglich der Varianten r
axo Tov vvv (Lc^ = 55^^^^^ 0^^) =* «^J???» wovon das erste
dem lucamschen Übersetzungstypus (vgl. Lc. 22, 18), das zweite
der Übersetzung des Urtextes bei Mt. (vgl Mt. 26, 29) angehört
Selbstverständlich beschrankte sich im Urtexte das Logion auf
die in Lc. 22, 69 enthaltenen Worte, auf das Selbstzeugniss Jesu
von seiner bevorstehenden Erhöhung, welches er aussprach^,
während er in tiefster Erniedrigung vor seinen Verklagem stand.
Die bei Mc. und Mi aus Dan. 7, 13 hinzugefG^^u Worte geben
dem Logion einen eschatologischen Charakter im Sinne einer
baldigen Parusie. Vgl. Lc. 21, 32; Mt. 10, 23; Lc. 9, 27. Weitere
Zusätze finden sich bei Ephraem und Justin, welcher letztere-
auch noch Daniel und Jeremia verwechselte.
Lc 28, 1 = Mc. 15, 1* = Mt. 27, 2.
a. Const V, 14. p. 143, 21.
jtaQaaxsvfjg ovötjg xcp aQxovn Tfov PmßaUop xaQiömxav^
avTOv IliXaxm,
b. Mt. 27, 2.
wxl diqcavTBq avtov j^^/^J^ov xal xoQiöancav UiXatca rtp
c. Mc. 15, 1*.
drjoavxBq xov ^hjOovv axi^veyxav xal xagiötoxav IltXaxq}^
d. Didasc. V, 14. p. 312.
xal ty xi/iXT^ x£v caßßaxov axayovöiv avxbv XQoq UiXa^
xov fjys/iopa.
e. Joh. 18, 28.
ayovöip ovv xov 'itjCovv axo xov KäCag)a dg x6 XQaixo>-
Qiov ^v 6h XQw'L
f. Lc. 23, 1.
xtä dpaaxav axav xo xXtjd^og avxAv marov avxov ixl
XOV IliXaxov.
g. Narratio Josephi c. III, 1. p. 464 ed. Tischendorf.
xoXXa fiiv ovv xci aXXa ÖBiva öiaxQa^apievoi xaxa xoG-
Texte und üntersachimgen zu Lc. 23, 1. 2. 701
*Irfiov r$ wxxl ixelv^, xagiiancav avtbv IliXärq} T9 ijyB"
fiövi diag)apovaT)g r^g jtaQaaxsv^g,
h. Anaphora PiL B. c 6. p. 446 ed. Tischendorf.
Tovtov ovp ^HQciöfjg xal *AQxiZaog xal ^IXutxog xäi ''Avvag
xäi Ko&a^ag JtaQaösdcixaol /loi övv xavxl rA XaA stQog
t6 iräöai avrop.
Dieser wichtige Wendepunkt der Erzählung kann in der
Quelle nicht gefehlt haben. Übersetzungsvarianten können in aysiv
^^jrayew = cbteve/x^v = «•'Dn oder tT'bin, ferner in aQxoiv
«B i^ysuwv = nriB (vgl oben S. 7, Uefb 1, 139) gefunden werden.
Das Stichwort: xaQiöcoxav IliXaxcp mit dem Zusatz der Con-
stitutionen: £g_ßpXö''^^ rcpy ^Pcoßcdcov findet sich ähnlich
wieder in der HistoriaTBarlaam et Josaphat: [avTor] jrpo-
iöoaxav üiXazcp xm 7}yB(i6vi x(5v ^Pco/icucov. Vgl. ApoL Arisi
p. 110 ed. Harris and Robinson, p. 34 ed. Hennecke. Die Angabe
der Didascalia, dass Jesus bereits am Donnerstage (r^ Ttiiijixi^)
in das Qefangniss des Landpflegers übergefbhrt worden sei (vgl
Agrapha S. 321), hat der Redaktor der Constitutionen corri-
gierti indem er für r]7 Jtifijtxjj einsetzte: jtagaoxevijg ovotjg,
Lc 23, 2.
a. Didasc. V, 14. p. 312.
xy fisxa xfiv jtifUixijv xoiv öaßßaxanf wxxl xccQcuixtv^g
ovöTjg xaxfffOQOvoiv avxov ivcisaov UiXäxov xoXXd,
b. Const V, 14. p. 143, 27.
XiyovxBg' ovxog iavxbv Xiyei ßaOtXia elvat xal tpoQovg
KalaoQi öiöopai xohXvbu
c Acta PiL 1, 1. A. p. 215 ed. Tischendorf.
xovxov olöafisv ovxa vLov ^la)0^g> xov xixxovog ajto Ma-
glag yevpijß-dvxa, xal X^yei tavxov elvai vlov d-eov xal
ßaotXia' aXXa xal xä oaßßaxa ßeßrjXol xal xov xaxQiov
pofiov f]gi(5v ßovXexai xaxaXvoai,
d. Lc. 23, 2.
7]Q§avxo öh xaxtjYOQslv avxov Xiyovxeg' xovxov svQafiev
diaöxQitpovxa x6 Id'vog '^fiäv xal xmXvovxa g>6Qavg Kai-
oaQt öiöovai xal Xiyovxa tavxov XqiOxov ßaoiXia slvai.
702 Aumercanomsche Paralleltezte zu Lc
e. Marcion ap. Epiph. Haer. XLIL p. 316 D. p. 346 B D.
jtQooid^Bxo fierä rovro' rovrov f/vgofui^ 6iaCTQiq>opra rb
i&pog, xcä xataXvovTa xov vofiov xal rovg XQoq>'^Tag.
XQOCB'i]xi] fisrä ro' xeXeiovxa q>6Q0vq iiq öovvai, xcä äxo-
argifpovra rag ywaixag xal rä rixva.
f. Cod. Colb. p. 103 ed. Belsheim.
Goeperunt antem accusare dicenies: Hunc invenimus eveiv
tentem gentem nostram et solyentem legem et prophetaa
et vetantem tributa dari Caesari, dicentem se esse Christum
regem.
g. Acta PiL B. I, 1 p. 288.
ol de dxeXd'OPTsg ebtov jtgog ovror, ort ovrog avO'Qcoxog
xeQiJtarel kv r^ jtoXei Tavry . . . , ovogia^ai dh ccvzov ßor
ciXia xal viov ^cotJ, xcd ^lovöalog &v avaxQixBi rag ypg-
ipag xci TcaxaXvei ra oäßßara,
h. Gesta Pil. 1, 1 p. 337.
venerunt ad Pilatum accusantes dominum Jesum Christum
de multis et dicentes: Istum noyimus filium Joseph fabri
ex Maria natnm, et dicit se esse filium dei et regem: non
solum hoc, sed et sabbatum violat et patemam legem nostram
vult dissolvere.
Im Unterschied von den beiden andern Synoptikern, welche
das Verhör von Seiten des Pilatus beginnen lassen, ohne dass
sie vorher den Inhalt der gegen Jesum erhobenen Anklage mit-
getheilt haben, bietet Lo. in seiner Relation einen Text, der wie
eine Anklage- Akte betrachtet werden kann. Dass Lc. aber auch
hier eine seiner gewohnten Textkürzungen vorgenommen hat,
zeigt der vortreffliche Cod. Colbertinus, welcher zugleich
beweist, dass der voUständigere Text Marcions zu Lc. 23, 2 hand-
schriftlich wohl begründet gewesen ist Nach diesem vollständigeren
Texte unter Herbeiziehung der canonischen Relation ergeben sich
fünf Punkte der Anklage:
1. rovrov evQa/isv öiacrgetpovra ro Id-vog rificiv (Lc, Mar-
cion) = hunc invenimus evertentem gentem (Cod. Colb.).
2. xal TtaxaXvovra rov v6[i0v xal rovg XQog>iqrag (Marcion)
— et solventem leges et prophetas (Cod. Colb.) = rov jcdrgiov
vofiov fjiiciv ßovXerai xaraXvcai (Act. Pil.).
Texte und ünterBachangen zu Lc. 23, 2. 703
3. xal xcoZvovra g>6Qavg Kaloagi öovvai (Lo.) <= xsXevovra
g>6QOvg itfj öovvai (Marcion) == vetantem tributa dari Caesari
(Cod. Colb.).
4. xal avaOTQiq>ovTa rag yvvalxaq xal rä rixva (Marcion)
«: et filios nostros et uzores avertit a nobis (Cod. Colb* s. unten
Lc 23, 5.).
5. xal iiyovta kavrov Xqictov ßaoiUa elpai (Lc) ^=^ dicen-
tem se esse Christum regem (Cod. Colb.) «= Xeyei lavrop sIpcu
vlov d-sov xal ßaOiXia (Act. Pil. Ä.) =» ovofia^ei öh ccvtop ßaoi'
Ha xal vlov d'sov.
Hierzu einige Bemerkungen. Der erste Anklagepunkt ist
ganz allgemein gehalten. Die Weglassung des ^ticov bei Mar-
cion und im Cod. Colb. dürfte ursprünglich sein. „Er re-
volutioniert das Volk!^^ — so lautete dieser erste Punkt der
Anklage. Die zweite Anklage vertritt einen specifisch jüdischen
Standpunkt und gründet sich auf Jesu Wort Mt. 5, 17, jedoch
in der marcionitischen Gestalt: ovx ^Xd'OP xlr^QÄcai top POfiov^
aXXä xaraXvaai ^). Vgl. Heft H, 72. 80. Es ist doch gewiss nicht
als unmöglich zu erklären, dass die jüdischen Ankläger in ihrem
Eifer ihre speciell jüdisch-consenrativen Literessen geltend ge-
macht und von dem Vertreter der staatlichen Ordnung deren
Wahrung erwartet haben. VgL die jüdische Anklage gegen
Stephanus, wonach dieser — laut Act. 6, 14 — von Jesu gesagt
habe: uXXd^Bi rä Id-ri, a xagiöantBP rjfiip Ma)v0^g. Sicherlich
hatte dieser Punkt der Anklage in den Beden Jesu viel mehr
Grund und Anhalt, als aus den jetzigen synoptischen Evangelien
zu ersehen ist Wegen der in den Actis Pil. besonders hervor-
gehobenen Auflosung der Sabbathgesetzgebung (ra oaßßaxa ße-
ßfjXol = xaxaXvei zä öaßßara => sabbatum violat) vgl das be-
kannnte, in den Agrapha S. 108. 188 ff. besprochene, ausser-
canonische Herren wort des Codex Bezae, an dessen Echtheit
Niemand zweifeln kann. — Der dritte Anklagepunkt, welcher
in dem Lucastext die Hauptanklage vertritt, beruht auf einer
böswilligen Verdrehung der Herrenworte. Dabei kann man aber
wieder (wie oben S. 285 zu Lc 11, 49*» = 1. Thess. 2, 16) den
1) Nach Wordsworth -White findet sich der Zusatz: et solventem le-
gem (nostram) et profetas — in drei Vulgata- und nenn Itala-Hand-
schriften«
704 Auasercanonisohe Paralleltezte zu Lc.
lacaniBch-paulinischeii Sprachgebrauch Yon ^^^J^^^^veis^J^^i; o^)-
lipai = Mt 23, 34^ =» xsXeveip uri bei MaJäon^^uTicr23, 2^,
ebenso von ^ogpv^ öovvai (vgl. Rom. 13, 7 =» Lc 20, 22, im Unter-
schied von xfjvoov dovvat — Mt 22, 17 »» Mc 12, 14) con-
statieren. — Der vierte Punkt der Anklage* Akte: axooxQi-
<povxa xaq ywaXTcaq xal xa xixpa — findet einerseits durch die
canonische Perikope Lc. 23, 27—31, wonach die Frauen Jeru-
salems {nXfid^oq yvvaixAv) ungescheut dem kreuztragenden Jesus
unter lautem Wehklagen nachfolgten, andrerseits durch die oben
S. 532 f. herausgestellte aussercanomsche Tradition ihre Be-
stätigung, wonach viel starker, als es nach der einzigen canonischen
Andeutung Mt 21, 15. 16 scheinen kann, die Begeisterung der
jerusalemischen Kinderwelt Jesum bei seinem Einzug begleitete.
So war es in der That die jüdische Frauen- und Kinderwelt ge-
wesen, welche Jesu Persönlichkeit in ganz besonders starker
Weise an sich gezogen hatte. — Der fünfte und letzte Punkt
der Anklage betraf den Kernpunkt, die Messianität Jesu, welcher
durch die vorausgegangenen übrigen Theile der Anklage in den
Augen des römischen Landpflegers eine politische Bedeutung
gegeben werden sollte. £s war daher auch natürlich, dass der
Landpfleger sein Verhör ausschüessUch auf diesen Hauptpunkt
concentrierte und dass, nachdem er von der Abwesenheit aller
politischen Motive und jeglicher revolutionären Tendenz dieses
jüdischen Messias sich überzeugt hatte, ein etwaiges Vorurtheil,
mit welchem er vielleicht das Verhör begonnen hatte, in bedauerndes
Wohlwollen für den Angeklagten, als ein Opfer religiös-hierar«
chischen Neides, sich verwandelte. — Eine noch vollständigere,
aber secundäre, Zusammenfassung der Anklagepunkte findet sich
Const V, 14 p. 143, 15 ff: Bigtova, ßXaog)i]ftov, Mmoicoq xaga-
ßaxTjv, Uqov xa&aiQixrpf, ^Poofialcov jeo2J(UOVf KalCaQoq ipap-
xlov djtoxaXovpxsg. Zu Ibqov xad-cuQixijp vgl Act 6, 14:
xaxakvaei xop xoxop xoixop, ferner die xad-cdQSCcg zu Lc. 21, 32
und xad-aigsd-fj zu Lc. 21, 6. Auch die Narratio Josephi II, 3.
p. 463 nennt Jesum xop xad'aiQixtjp xov po/iov xal xAp xqo-
^tjxcap övXijxriP,
Lc. 23, 5.
a. Cod. Colb. p. 103 ed. Belsheim.
Uli vero invalescebant dicentes: Quoniam conturbat populum
Texte und Untenuchnngen %vl Lc. 23, 5. 6. 7. 7Q5
docens per totam Judaeam incipiens a Oalilaea usqae huc,
et filios noBtro8 et inores avertit a nobis, nee non baptizatur
sicut nos.
b. Lc. 23, 5.
ol öl ixloxvov Xiyovreq ort avaOBiBi xov XaoVj öiöaaxmv
xad^ oXriq xiiq lovöalaq xäi aQ^Afievog cbto xfiq FaXikalag
Dass das eigentliche Verhör Jesu vor Pilatus Lc 23, 3. 4
= Mc. 15,2 — 4=Mi27,ll — 13 in den synoptischen Darstellungen
durchaus aphoristisch und fär ein historisches Yerständniss der
Vorgänge gänzlich ungenügend referiert ist, liegt auf der Hand.
Ohne die ausführliche Relation des johanneischen Evangeliuras
würden wir hier Tollig im Dunkeln tappen. Lc. leitet mit y. 5
bereits zu dem Verhöre vor Herodes über. Der YoUere Text,
welchen hierzu der Cod. Colbertinus sowie auch der Cod.
Palatinus Vindob. bietet, ist bereits oben zu Lc. 23, 2 theil-
weise behandelt worden, wonach die Worte: et filios nostros et
uxores ayertit nicht nur durch den marcionitischen Evangelien-
text formell beglaubigt, sondern auch materiell durch Lc. 23, 27
und durch die aussercanonischen Parallelen zu Lc. 19, 37 sowie
durch Mt. 21, 15 als durch die historischen Vorgänge begründet
erscheinen. Der andere Satztheil: non enim baptizatur sicut nos
bezieht sich, wie der aussercanonische Text des Cod. Paüt. Vindob.:
non enim baptizantur sicut et nos, nee se mundant — ganz
deutlich zeigt, auf die von Jesu und seinen Jüngern unterlassenen
Waschungen imd Reinigungs-Cerimonien: diag>oQoi ßajtriOfiol
— Hebr. 9, 10, vgl. Mc. 7, 4; Lc. 11, 38: 6 dh q>aQiCaTog kd-av-
fiaöep, oxi ov jiQÖixov ißaxxlö&f/. Dieser Zusatz steht also auf
gleicher Stufe mit dem ähnlichen Vorwurf: xä öaßßaxa ßeßtjXot
in den Actis Pilati. Vgl oben S. 701.
Lc. 23, 6. 7.
a. Just Dial. c. Tryph. c. 103. p. 331 A.
^Hgcidov 6s, xop ^AgxiXaov öiaös^afiipov, Xaßovxog xf]v
i^avclav xr^v äjtovsfirjd-eicav avxiß^ cp xäi üiXaxog xtiQi'
QotiBPog dedsfiipov xov 'Iijöovv ixsfifps.
Texte n. üntenuchimgen X, S. 45
706 Atusercanoiiische Paralleltezte sa Lc.
k Acta Pü. IX, 4. B. p. 300 ed. Tiachendorf.
^i^^£/^E£ avv 6 üiXärog, ort r^g iyxQCcrelag iorl rov
^ÜQoiöoVf dg bc rov yivovg xaTce/ofiBvog räv ^lovöalcop, äx-
iörsilev jtgog cevrov top ^Irfioiv.
c. Lc. 23, 6. 7.
Ütlärog 6h äxovöag ijtf^Qcirijasv, bI o av&Qioxog FaXikatog
k6€iv, xci i:f€iypovg, ort ix z^g k^ovoUzg ^Hgcodav iorlv,
dvixBinpsv avrov jtQog ^Hqwöijv, ovxa xdi ctvxov iv Vßpo-
colvfioig iv ravraig xalg i^/iigcug [Syr. Cur. add.: rcSv
d^vfiofv].
d. Cod. Gantabr. ad Lc. 23, 6. 7.
äxovöag de 6 ÜBilarog trjv raXiXaüav kxriQmfjOBP, d axb
xfig raXiXalag 6 avQ^QODjtog iörtv. hxiyvovg dij ort ix rijf^
i§ovolag ^Hociöov iörlv, dvixefifpev avrov xä ^Hgcidy ovxi
avxw iv %QoooXvfioig iv ixeivaig xalg rjfiiQaig.
Die nur dem Lucaseyangelium aDgebörige Perikope von dem
Verhör Jesu vor Herodes (Lc. 23, 6 — 12) tragt starke Spuren
der Überarbeitung durch die Hand des dritten Evangelisten, zu-
gleich aber auch — zumal bei Vergleichung der aussercanonischen
Paralleltexte, unter denen die Relation der Acta Pilati durch
ihre Unabhängigkeit von dem lucanischen Stil hervorragt — die
Kennzeichen eines hebräischen Quellentextes, den Lc. benützte.
Man vgl. die Übersetzungsvarianten, welche zunächst in Lc. 23,
6. 7 entgegentreten: i^ovöla = iyxQ&xsia = PiiÄttta, Yva)Ql^eiv =
^552^?^^S2f ^^ ^t' xifiJiBiv ==axoaxdXXsiv ■= nbtD, iv xavxaig
xalg fj/iigaig = iv ixslvaig xalg rj/iigaig =» nbKil D*^^^§, letzterer
Ausdruck besonders hebraistisch. Das öeößfidvog des Justin,
wenn es nicht ein Rest des Quellentextes ist, wird als eine Ein-
tragung aus Job. 18, 24 zu recognoscieren sein.
Lc. 23, 8.
a. Acta PiL IX, 4. B. p. 301. ed. Tischendorf.
Ol' löcov 'Hgcidfig ix^Qfl fi^faXa^g- tjv yag ijttd^fnov läelv
avxov djto xoXlov^ äxovwv xä d-avfiaxaj a ixolei.
Texte und ünteranchangeii su Lc. 28, 8. 9—11. 707
b. Lc. 23, 8.
6 dh ^HQciöfjq Idmv xov ^Irfiovv ix^V ^^^ [xoXXa Syr. Cur.]"
f^ yoLQ ig Ixavtov xQ0V€jv d-iXcDv lÖBlv avxbv öia ro axov-
€iv jtSQl avtoVy xcu ^Zjti^ev ri örifietov löetv vn avxov
yivo/isvov.
Die ÜbersetzungsTarianten setzen sich fort: fieydXoyg == Xlap
^^J^oXXa = nwg, ^Xsiv = ixi^fiBtv =* ftn (vgl. oben S. 208
za Lc 10, 24 »= Mi 13, 17, gleichzeitig daselbst die Verbindung
mit löslp), ig ^^!1^^@^^^ (^^*) "^ ^^ xoXXov (Act Pil.) «=
e moltis temporibus (Cod. Colbert.) = Q^an Q'^JB, O'Ctv/ia = crj'
ftalov = nn (beides bedeutend: Zeichen, Wunder). Der Ge-
brauch des Ixavog, namentlich auch bei Zeitangaben, gehört zu
den Lieblingaausdrücken des Lc. im Evangelium und noch mehr
in den Actis. Wie Lc 22, 38 durch Cod. D, so ist es hier in
den Actis PiL und im Cod. Colb. vermieden, welcher auch cu-
piens (s= ixid^fiAv) liest und dadurch gleich&lls den Text
der Acta Pilati b^laubigt.
Lc. 28, 9-11.
a. Acta PiL IX, 4. B. p. 301 ed. Tischendorf.
kvidvaev ovv avrov Ifiaria Xevxa' sha i^q^oto avrov igm-
rav, o Sk *If]öovg cbtoxQioiv ovx Idoaxev avrm' d'iXcDv 6
*BQ(6di]g löslv xal d-av^ia rl xoxb yevofisvov xagä xov
Xqioxov, xal lATj löciv, dXX* oxi ovöh cbiexglvaxo jrgog^av-
xov xov xvxovxa Xoyov, dvxojiioxeiXev avd^iq Jtgog xov
IliXaxov.
b. Lc. 23, 9—11.
kjtnodxa 6k avxov iv Xoyotq hcavolg' avxogöh ovöiv dx-
bxqIvoxo avxw. [Cod.Colb.add.: quasi non audiens — , Syr. Cur.:
quasi non ibi erat.]. sloxijxBMxv 6e ol aQxiBQelg xal oly^ofi^
fiaxBlg [Syr. Cur.: oQxovxBg] Bvxovog xaxfjyoQovvxsg avxov.
i§ov9'€vijO€ig öh avxov xal 6 ^Bgciör/g övv xolg öxQaxBVfia"
Civ avrov xai kuxal^/ag^ xBQißaXcov icdiixa XafixQav dv-
dxBfitpBV avxov x(p IltXaxcp.
ilR*
708 Aoflsercanoniaclie Paralleltezie sa Lc.
c. Diatessaron Arab. ad Lc. 23, 11. p. 89* ed. Cüasca.
Sprevit autem illum Herodes cum ministris suis, et postquam
illusisset ei, induit euin yeste coccinea, et misit ad Pilatam.
Auch in diesem Abschnitt unterscheidet sich der canonische
Text Yon der Relation der Acta Pilati durch Varianten, welche
auf gemeinsame hebräische Quellwörter hinweisen: iv&veiv ^
xBQißaXXBiv = «•'abn (vgl Heft II, 112 zu Mt 7, 15, fieftHTsiS
zu Mt. 27, 28, femer oben S. 320 f. zu Lc. 12, 22. 23), iffi^^^^
kcdriq = 1^ (vgl. oben ebenda zu Lc. 12, 22. 23), XcifiXQoq »»
Xevxog =« n J, ävrcuiOöTBXXsiv = avaxiftxsiv = nbtf , auch wSkv
cbtoxglvBOd-ai = djtoxQioiv ov öiöovai = 15*5 3t*'ttftl äV Be-
züglich Xevxog = XafiJtgog vgl. Gant. 5, 11: HS «= LXX: Xevxog
= Sjmm.: Xa/Ufgog. Wenn das Diatessaron von einer vestis
coccinea redet, so wird man an Ephraem (nach Mösinger p. 239)
erinnert: Porro purpura eum induerunt, quia, sicut eum propter
tributa calumniaEantur dicentes: „Hie prohibet tributa dari Oae*
sari" — , ita et propter purpuram yoluerunt eum occidere dicen-
tes: „Ecce, se ipsum in regnum intrudit**. Auch möchte man
dann yermuthen, dass dieses bei Herodes Jesu angelegte Kleid
dasselbe gewesen sei, von welchem Mt 27, 28 ^= Mc. 15, 17* be-
richtet wird. Im Syr. Sin. fehlen die Verse 10 — 12.
Lc 2S, 12.
a. Just. Apol. I, 40. p. 78 E.
rfjv YeYSVfjfUVfjv ^Hgcidov rov ßaOiXiwg ^lovdalanf xci
avT(5v ^lovöalcov xal üiXarov xov vfisrigov xoq avrotg
yspofiivov ixiXQOxov cvv rolg avtov orgarKoraig xaxa
Tov XQiOzov öwiXevoiv.
b. Act 4, 27.
ovprixd^cav yoQ ix aXrfi-üag hv rj xoXu tovtj/ kxl xbv
ayiov xalda öov *Ifjöovv . . . 'HQciöfjg xe xdi üovxiog Ib-
Xäxog Cvv WvBötv xcü Xaolg *IöQCCfX.
c. Lc. 23, 12.
kyipovxo 6h tplXoi 0 xe ^Hgciiijg xal 6 UiXaxog iv avx^
x^ rjfiiQOi (i6x* aXXrjXmv xQovxiJQxov 7^Q }^i}lf^^QS^ovxBg
XQog avxovg.
Texte und Üntersachungen zu Lc. 23, 12. 709
d. Go(L Cantabr. ad Lc. 23, 12.
OPTsg öe hf cajöla 6 IliXaxoq xcii 6 ^Hgciötig hyivovxo (plXoi
Die aassercanonische Fassung bei Justin kommt mit dem
Bericht über diesen Vorgang, wie er Act. 4, 27 wiedergegeben
ist, besser als mit Lc. 23, 1 2 überein und lässt mit Bestimmtheit
seh Hessen, dass die Aufhebung des bis dahin zwischen dem
jQdischen Dynasten und dem romischen Staatsbeamten bestehenden
gespannten Verhältnisses {Ix^Q^ = OLtiila = yn^ vgl Prov. 20, 3:
21*^*1 = Symm.: dtjöla) durch eine festliche Zusanmienkunfi [cvis
iXsvöig) unter Theilnahme des beiderseitigen Gefolges {Xaol ^Ich
^rjX bei Herodes, s&pj] bei Pilatus, öTgaricitai zusammenfassend
nach Justin, CTQarevfiara nach Lc. 23, 11) gefeiert wurde. Nur
unter dieser Voraussetzung konnte das iyivovxo (plXot als ein
greifbares, an diesem bestimmten Tage geschehenes, geschichtliches
Ereigniss berichtet werden. Dürfte man annehmen, dass diese
Zusanmienkunft noch während der Gerichtsverhandlungen vor
«ich gegangen sei, was bei der Nähe der Localitäten sehr wohl
möglich war, so würde sich erklären, wie nach aussercanonischen
Nachrichten Herodes bei der Urtheilssprechung und Verurtheilung
Jesu betheiligt erscheinen konnte.
Nach dem Syr. Sin. fehlen freilich die Verse v. 10 — 12 voll-
ständig, mithin alle Spuren von der Anwesenheit der aQxiBQBlq
bei dem Verhör Jesu vor Herodes, von der Verspottung Jesu
durch Herodes und von der Versöhnung zwischen Herodes und
Pilatus. Dem entsprechend lautet dann der Text von v. 15:
^und auch Herodes, zu dem ich ihn nämUch gesandt habe, hat
Biehts Todeswürdiges an ihm gefunden'^ — ähnlich im Syr. Cur.
Aber auf Grund der Weglassung von v. 10 — 12 im Syr. Sin. diese
drei Verse mit Well hausen (S. 9 in der unten zu Lc. 23, 43
angeführten Abhandlung) für unecht zu halten, ist kein Anlass
vorhanden. Es liegt vielmehr hier eine der im Syr. Sin. so
häufigen und meist so unmotivierten Textkürzungen vor. Die
Verse v. 10 — 12 gehören mit der vorausgegangenen Perikope eng
zusammen; sie stehen und fallen mit dieser.
Alles in Allem scheint dieser Perikope ein vorcanonischer
Text zu Grunde zu liegen; ob derselbe aber der Hauptquelle oder
etwa einer Nebenquelle angehörte, bleibt fraglich.
710 AuMercanoniflche Paralleltexte ra Le.
Lc. 23, 16.
a. Fragm. Woidianum ap. Woide, Appendix p. 60.
jtaiöevoa) ow avxov xal dxoXvco} ccirov.
b. Lc 23, 16.
«
xaidsvcag ovv avrbv dxoXvco},
Zu Mt. 27, 27 ff. = Mc. 15, 16 ff. habe ich Heft U, 345 die
Überzeugung ausgesprochen, dass das xcuösvöag in Lc. 23, 16
futurische Bedeutung habe, dagegen in Lc. 23, 22 als Prae-
teritum zu fassen sei, sodass die Mt. 27,27—30 *» Ma 15, 16 — Id
= Joh. 19, 1—3 *« Ev. P8.-Petr. v. 6—9 geschilderte Verhöhnung
und Geisselung Jesu z¥nschen Lc 23, 16 und Lc 23» 22 zwischen
inne gelegen habe. Diese Auffassung wird bestätigt durch den
vom Syr. Cur. und Syr. Sin. secundierten Text Woide's, in
welchem das Partie Aor. in das Futurum aufgelost uns entgegen-
tritt Hiemach kündigte Pilatus Lc. 23, 16 die Absicht, Jesum
geiB8e]n{xaiöevBiv ^^ ^QaysXXovv^^fiaCTiymv^^fiaorl^eiv) und
dann frei zu lassen, Tm Toraus an,
Le. 23, 18*.
a. Orig. in Joann. XXXII, 11.
alQB äxo trjq yfjg xoiovxov.
b. Orig. in Jerem. I, 12.
oIqb gjto xrjc y^c xov toiovtop, xal otavQOV, Ctccvqov
avxov.
c Orig. in Mt. 14, 17.
oIqb axo xrjg y^g xov xoiovTOV oxavQov, oxavQav avzov.
d. Bus. Belog, proph. I, 15. Migne IV, 1075 B.
oIqb axo xfJQ yTJg xov xoiovxov — , unmittelbar vorher:
öxavQov, oxavQov avxov.
e. Lc. 23, 18».
avixQoyov äk xavxXTj&el Xiyovteg' oIqb xovxov axoXvaov
ök ijfUv xov Bagaßßav.
Texte und üntersachnngen sn Lc 23« 16. 18. 25. 7tl
Aus den wesentlich übereinstimmenden Texten des Origenes
und desEusebius scheint hervorzugehen, dass Lc. auch an dieser
Stelle eine seiner Textkürzungen vorgenommen hat Während
der gekürzte lucanische Text bei der Rückübersetzung Verlegen-
heit bereitiet, wie die Differenzen der hebräischen Neuen Testa-
mente deutlich bekunden — vgl Londoner N. T.: tiBfü tti},
nrriÄ Delitzsch: nrriÄ non, Salkinson: }nrn ©'»«rrnij qbK
— , stehen für den volleren Text mit dem Zusatz axo r^g y^g
sofort hebräische Beminiscenzen zur Seite. Vgl. Gen. 7, 23:
f'3Kn"'JttinBS3=LXX:xaUgai«/9?3yöap ajto rfjg y^g— ,Ex.9,15:
fnKJT^tain3r)5==LXX: xalixtgißi^oy axo rfjg y^g — »Jes.53,8:
Q'^rn fy^ "^I?? = LXX: ort alQBxai axo rrjg yrg ^ ^corj avrov.
Zu notieren ist noch die Lesart Ephraems (ed. Mösinger p. 238):
Tolle a nobis istum, tolle a nobis, ad Pilatum clamabant.
Le. 23, 25^ ^ Me. 15, 15^ »= Ht 27,26^
a. Just. ApoL I, 13. p. 60 D.
rov öravQmd'ipra ixl IIopxlov UiXatav, tov yevofiiuov kv
^lovöala kxl xQOvoig TißsQiov KcUaaQog ixixQOxov.
b. Just. Dial. c. Tryph. c, 30. p. 247 C.
jftjöcw Xgtcxov roxi oxavQcod'ivrog ixl Dovxlov UiX&xov,
xov ysrofiivov ixiXQoxov xfjg 'lovöalag,
c. Just. Dial. c. Tryph. c. 76. p. 302 A.
xov öxavQfDd-ivxa ixl üovxlov IltXdxov *IfjOovp xvqiov
^ <^ r .
d. Just Dial. c. Tryph. c. 85. p. 311 B.
xov CxctvQod-ipxog kxl üovxlov IliXäxov.
e. PseudoJgn. ad Trall. IX. p. 190, 14.
r^ ovv xaoaöxevy xolxy äoa axotpaatv iöi^axo xaga xov
üiXaxov.
f. Const. V, 14. p. 144, 15.
xQlxy 6h äga xfjv äx6g>aöiv ös^äfisvoi x^v xax avxov.
g. Mc. 15, 15^
7UU xagiöcoxiv xov 'Irjöovv g)QayeXXcioag Iva oxavQwd^.
712 Anasercanoniscfae Paralleltexte su Lc
h. Mt 27, 26»».
Tov ik ^Ifjaovv ^^(Mr/cJlilcoaa^ xagiöancBv^ Iva cravga^,
L Lc. 23, 25b.
rov öh 'Ifjoovv xaQiömxsv T<p ß-eXi^/iäri ctvtdv.
k. Const V, 19. p. 151, 5.
xal niXäxoq 6 fjysfiwv xäi 6 ßacilBvq ^HQciötjg ixilevoav
avrov arccvQcoO'fjvai.
L IgD. ad Smym. I, 2. p. 82, 14.
dlijO-cog ijtl IIovxlov üiXatov xal 'HqcJöov TBTQaQXov xad^fj-
Xmfiivov vjthg iquAv iv öaQxL
jn. Didasc. V, 19. p. 320.
xal ^HQooöijg 6 ßaaiXevg ixiXevöev avrov oravQOf&ijvai.
n. Ev. Pseudo-Petri v. 2. 5*>.
xal roTS xsXevei ^Hociöfjg 6 ßaöiZsvg xa^aXi]u]g>B^ai rov
xvQiov elxAv avTOlg ort oöa äxilevoa v/iiv xoi^öai avrm
xon^öate. V. 5^. xal xaQiöoxev rm kam JtQO fiiag xAv
aCfifUDV, xfjg hoQxrjg avxwv.
Das Ignatius-Citat gehört, wie man aus dem Context ohne
Schwierigkeit sich üherzeugen kann, einer Stelle an, welcher das
apostolische Taufbekenntniss — jedenfalls in der altsyrischen
Gestalt — zu Orunde liegt Das kjil vor IIovxlov UiXaxov xdi
HqcHov xexQOQxov will keineswegs das Todesurtheil auf beide
Männer zurückflihren, sondern drückt lediglich die Thatsache
aus, dass unter ihrer Verwaltung die Kreuzigung Jesu sich voll-
zog (vgl. denselben Gebrauch des ixl zu Lc. 3, 1. 2 oben S. 5 f.)
und erscheint mithin als ein Niederschlag des lucanischen Be-
richtes (vgl. Lc. 23, 6, 1: ix xtjg i§ovalag Hgcidov nnd dazu Lc.
3, 1. 2: ^YSfiovevovxog IIovxlov DiXaxov xfjg 'lovöalag xal
XBXQaaQxovvxog xijg FaXiZalag ^HgciSov). Wie zu Lc. 3, 1. 2,
so treten auch hier in den Texten bezüglich des Pilatus die Va-
rianten i^s/iciv = kji:lxQOJtog=TXn^ auf Li den Constitutionen
freilich sind beide Männer als die Urheber des Todesurtheils
bezeichnet, wonach also vorauszusetzen wäre, dass Herodes noch
im Verlaufe des Vormittags aus dem herodianischen Palaste in
das nahe Praetorium unter Begleitung seines Gefolges gekommen
sei und nach geschehener Versöhnung mit Pilatus an der
Texte und Untersuchungen zu Lc. 23, 25. 26. 713
Crtheilaprechung Theil geBommen habe. Noch weiter geht die
syrische Didascalia und das, wie es scheint, in diesem Punkte
Yon ihr abhängige pseudopetrinische Evangelium, nach
deren Bericht das Todesurtheil ausschliesslich von Herodes
ausgegangen wäre. Durch die Übereinstimmung aller übrigen
Zeugen aber, voran des johanneischen Evangeliums, wird diese
Darstellung als apokryph erwiesen. Bezüglich der Varianten
üravQco^vai und xaO^ijXovo&ai vgl. die Bemerkungen zu Lc.
23, 33^ — Beiläufig sei noch darauf hingewiesen, dass in den
Ausdrücken dji6g>aöiv höi^axo (P8.-Ign.) und xiiv äx6(pactv ob-
%aiiBvoi (Consi) die Identität des Redaktors der Constitutionen
und Pseudo-Ignatianen von Neuem evident wird. Man vgL
noch Acta Pil. A. XVI, 7. p. 282: xcü äxofpaoiv IXaßev axo
üiXarov —j B. IX, 5. p. 302: elxa kxolrfiBV ax6q>aöiv. — Nach
der Urtheilssprechung stand laut des Petrusevangeliums das
Osterfest der Juden noch bevor. Vgl. die Erläuterungen zu
Lc. 22, 7.
Lc. 23, 26 = Mc. 15, 21 = Mt 27, 32.
a. MeUto ap. Bouth 1, 116.
6 xvQioq i^/icSv ^Ifjoovg XQiörbg ißacraös ro §vXov
ixl xolq cofiotg avrov.
b. Cod. Corbejensis {S^ Lc 23, 35.
suscepemnt ergo Jesum et portans sibi crucem ducebatur.
c. Cod. Colbertinus Lc. 23, 25.
suscepemnt ergo Jesum et portans crucem suam ducebant
illum.
d. Job. 19, 16^ 17*.
xoQiXaßov ovv rov 'hjoovv, tccu ßaoraC^wv eavrm rov crav-
Qov i^fjXd'av,
e. Acta Pil. X, 1. B. p. 302. ed. Tischendorf.
agavTsg ajt avxov xov oxavgov löantav avxov jtQog xiva
owavxricavxa avxolq opofiaxi Si/icova, ooxig slxs xoü dvo
vlovg, *AXi§apÖQov x(d Pc^vg>ov' t/p de ajtb KvQTJpf^g xijg
xoXscog,
714 AuBBercanoniBche Paralleltexte eu Lc
f. Mt. 27,32.
i^egxofispoi de evQov av^Qwxov KvQijvaiop [Cod. Cantabr.:
elg ojtavtriCiv qvxov\ opofiari HfKovit xovxov TqyY&ffevoaVy
Iva CLQXi xov axavQov avxov.
g. Mc. 15, 21.
xäi dyyaQBvovöiv xoQayovxd xiva Sliuova KvQTjvalov^ l(>-
XOfievov cot äyQoVj xov jtaxiga 'AXs^avÖQOv xäi Pövq)Ov^
Iva oQy xov öxavgbv avxov,
h. Epiph. Haer. XXIV, 3. p. 70 D.
(Dg ^x^i ^ dxoZov&la xov evayyeUov, f^z/apsvoai^ xiva 23»
(ionfa KvQi]valov ßaoxa^ai xov öxixvQov.
i. Lc. 23, 26.
xal (Dg dxjjyccyov ctvxov, i^ikaßofievoi Sl(i(Dva xiva KvQfi-
valov igxousvov an dygov ijii&Tjocav avxq xov 6x(Zvq6v^
(piQBtV OJllCd-BV XOV IffCOV.
Dass auch dieser Zug der Passioasgeschichte wahrscheinlich
aus hebräischer Quelle stammt, zeigen folgende Varianten: avv'
avxäv = dnavxäv = slg djtavxfjöiv = rjnpb, dyyoQBVBiV =■
Vgl. bezüglich der letzten Varianten Heft II, 133 f. zu Mt 11, 29,
femer zu Lc. 14, 27 oben S. 410. Für djt dypov setzt das Ev.
Hieros. t^eC^ ^ = de monte, vgl. Heft U, 436 f. , femer oben
S. 478.^) Der altlateiniscbe Zusatz: et portans crucem suam
1) Ghwolson (Memoires p. 9. Not.) schreibt: „Es ist bexnerkenswerth^
dass in der westsyrischen Obersetzung der Evangelien, in dem sogenannten
Evangeliarinm hierosolymitanum, die Worte iS dygov durch ic^io yoy vom
Berge, übersetzt worden sind.'* Es ist aber auch bemerkenswerth — musa
ich hinzufügen — , dass gelehrte Orientalisten wie Ghwolson, Well-
hausen, und ebenso der yielbelesene Zahn, den von mir in Heft II, 436 f.
ans Tageslicht gezogenen, auch in den Syr. Cur. (vgl. S. 324) eingedrungenen,
Sprachgebrauch des r^lOJ^ «i mens «* dygoq nicht schon l&ngst erkanni
haben. Sonst würde Wellhansen in der unten zu Lc. 23,43 citierten Abband*
lung, in welcher er mit Recht den Theologen das Studium desHieroeolymitanum
empfiehlt (vgl. S. 11), vom Syr. Sin. nicht gesagt haben: „AufTallende oder
freie Übersetzungen. Mt 3, 5 vgl. Mc. 8, 10 i^lOb^ in sehr allgemeinem
Sinn wie bei Tatian" — , ohne auf den Sprachgebrauch des Hiero-
solymitanum hinzuweisen. Dasselbe gilt von Zahn, indem er (TheoL
Texte und DnterBacbangen zu Lc. 23, 26. 27—29. 715
ducebatur — ergänzt in vorzüglicher Weise den ContexL Erst
nnterwegs wurde Simon von Cyrene genothigt, mitzuzugreifen
und den hinten nachschleppenden Kreuzbalken (ro §vXov) zu
tragen: q>iQsiv oxia&ev (Lc.).
Lc. 28, 27—29.
a. Cod. Cantabr. Lc. 23, 27—29.
^oXov&Bi 6b ro xXijd'og avrtp rov Xaov xcä ywülxeg, cä
ixoxTOVXo avTOV xal id'Qi]vovp' öTQüipslg 6h 6 ^h/oovg el-
XBV xQoq avrag' dvyariQeg %QovoaXi]fi, fiTJ xZalers ifih
fiijdh xerd-slTB, äXX^ kavräg xXaUxB xai xa xixva vficiv ort
iXsvöovxac TJfiigai, iv alg igovciv fioxagiai al axBlgai xoü
xoiXlai, at ovx hyivvrioavy xal fiaöxol, ol ovx i^id-QBtpav.
h. Lc. 23, 27-29.
i^oXovd-Bi 6h avxw xoXv ytXtjd^og xav Xaov xal yvvaixcivy
Lit-Bl. 1895. No. 1. S. 3) sich äiuaert, wie folgt: „Wenn Sb Matth. 3, 4
lAiXi &YQiOv fibersetzt Berghonig, Sc und P aber Feldhonig, so ist
letzteres oifenbar eine durch etymologische Reflexion {iygioQ von dygoq)
yeraalasste VerbeRsemng.^ Umgekehrt yerhält es sich in Wirklichkeit.
Weil man im westsyrischen Idiom dygog häufig durch f^lCL^ »s mons
wiedergab, wurde nun auch SyQiog durch f^OJ^ (Syr. Sin.) oder 10JL:|
(Hieros) übersetzt. Auch die canonische Variante Mt. 18, 12: inl ra Sgrj
e= Lc. 15, 4: iv xy igi^fjKp — erkl&rt sich aus demselben Sprachgebranch.
Das hier zu Grunde liegende '^vn bedeutet ja nicht blos „Wfiste*', sondern
auch recht eigentlich : „Trift, Weideplatz, vofA^j ßoaxijfjia*'. Es h&tte daher
eigentlich übersetzt werden müssen: er lässt die neuuundneunzig auf der
Weide und gebt hin und suchet das verirrte. Der betreffende Sprachge-
brauch der Syrer erläutert sich aber wohl daher, dass in den syrischen
Alpenländem des Libanon und Antilibanon die Felder und Weiden (Almen)
grOflstentheils auf den Bergen und Bergabhängen gelegen waren. Man
konnte daher versucht werden, in dem Übersetzer, welchem der erste
Evangelist mit seinem inl xa oqti (Mt. 18, 12) folgte, einen Syrer wieder-
zuerkennen. Jedenfalls aber sah der Syrus Sinaiticus, wenn er Mc. 8, 10:
Blq xa fiigii daXuavov&ä (« Mt. 15; 39: sIq xä oQia Mayaddv) durch
^Jl^^n f^\Cu^ =» dq xb ogog Mayaödv übersetzte , falls nicht eine
Verwechselung von xa ogia mit xa OQtj vorliegt, in der G^egend von Ma-
gadan eine gebirgige Landschaft, die er sich an dem steilen Ostufer de»
Sees Oenezareth gelegen dachte. Tfaatsächlich gehen die Varianten fiiptf
» 8^ia auf nnsp zurück. Vgl. Heft II, 185.
716 Auflsercanonische Paralleltexte zu Lc.
at txojtxovxo Ttdi kd'Qtjvow airov. CtQag)6ig de JtQog av-
rag 'hjOovg eljtep' d^yarigeg %QovaaXij(if fiij xXaUrs kx*
ißi' xl'qv ktp* iavrag xkaisre xal ixl rc rixva vfitüv, ort
löov iQXOvrai rjiiiQai^ iv aig igovöiv fiaxagtai al ctbIqm
xal al xoiXtai, at ovx kyivvrfiav^ xal fiaorolj oi ovx i&Qetpav
[Syr. Cur, AI, al.: i&tjXaoap.]
c. Apoc. Baruch X, 13^ 14. p. 658.
et Yos, mulieres, ne oretis, ut pariatis: laetabuntur enim
magis steriles et gaudebunt illae, quae filios non habent, et
illae, quae filios habent, contristabuntur.
Der Abschnitt Lc. 23, 27 — 31 erweist sich als ein 6e-
standtheil der vorcanoDischen Quellenschrift 1. durch seinen
hebräischen Sprachcharakter, 2. durch seine inhaltliche Origina-
lität, 3. durch seine Gongenialität mit zweifellos urevangelischen
Parallelen, 4. durch das indirekte Zeugniss des Apokaljptikers
In erster Linie sind als Hebraismen zu notieren: kxojtxovro xal
id-Q^vovp vgl. Jerem. 4, 8: 'tb'^b^TD ^"^ = LXX: xojtrsa&e xai
dXaXä^are — , d^arigsg %QovoaX^fi vgl Jes. 3, 16: fi*? tTiaa =^
LXX: al d^yardgeg Hiciv — , fi^ xXalexB lifjöh jtev9'BlTe vgl.
Ezech. 24, 16: rDin Ä^l ibon «"bT = LXX: ov fitj xoxyg ovo"
ov [ifj xXavadjjg — , tavräg xXaUxB xai ra xixva vfiäv vgL
Sach. 12, 10: "T^rr^-bJ^ IDOtaS Vb9 llWi = LXX: xal xotpovxai
ix avxov xoxBxov mg ix ayaxrixm — , iXBVoovxai r^fiegai vgl
Jerem. 48, 12: Q'^Äa D'^tt^"!Tsn = LXX: löov i^/iigai avxov igxov-
xai — , fiaxagtai al oxBlgai vgL Jes. 54, 1: rnj5? ''S'J = LXX =
Qal. 4, 27: evq>ga%*97ixt axBlga, Sap. 3, 13: oxi /laxagla öxBlga — ,
xoiXlai, dt ovx iysvvTjOav vgl. Jes. 54, 1: rnb^ K^b == LXX: f) ov
xlxxovöa — , fiaoxolf ot ovx i^eß-gBtpav = i&riXaöap vgl Hiob
3, 12: py>» •<? Dnf-ni35l = LXX: Ivaxl öh (laoxovg id^^Xaaa; — ,
xoxB ag^opxai XiyBip xolg "gsoiv xioexe ig/ ^fiäg^ xal xolg
ßovvolg' xaXvtpaxB i^/iäg vgl Hos. 10, 8: 151©? Q'^l^^ '»"^^^*
irb:j ibM riiWäbl = LXX: xal igovoi xolg ogBCr xaXvy}axB
rjfiäg, xcä xolg ßovpolg* xioaxB ifp^ riliag — , ort bI iv xA vygfp
§vXq} xavxa xoiovciPj ip xA ^r/gtp xl yipT^ai vgl Ezech. 20, 47
(21, 3): c'n; f ?"bD'j nb-f ?-bD ^^ nbDön tö« ^la-n-^Ätg "^asn =
LXX: löov iyci avaxxco ip aol xvg^ xal xaxaq>ayexai ip ool
xäp ^vXop xXmgop xolL xolp §vXop ^tjgop^ dazu Jud. 16, 7: nb =»
LXX: vygog. (Delitzsch und Salkinson haben daher auch
Texte und UnteiBuchungen za Lc. 23, 27—29. 717
Lc. 23, 31 vYQog mit nb wiedergegeben.) Aus aUedem ersieht
man, wie diese Bede Jean in unsrem Erzählungsstück vollständig
in alttestamentlich-hebräisches Idiom eingetaucht ist. Und doch
athmet dieselbe Herrenrede, welche zugleich der Situation in un-
nachahmlicher Weise angepasst ist, die höchste Originalität.
Dieser Textabschnitt ruft nicht von fern den Eindruck eines
Plagiats hervor; im Gegentheil erscheinen die alttestamentlichen
Parallelen wie „disjeota membra' eines später aufgefundenen
Originals, sodass man an die Worte erinnert wird, die wir lesen
1. Petr. 1, 11: x6 iv avrotg [sc. rolg xQoq>fJTaig] xvsvgia Xqiötov
xQOfiiXQxvQOfievov rä elq XQiCtov JtaB^iAota. Ja, auch bezüg-
lich der alttestamentlichen Elemente gilt von Jesu das Wort
Apoc 21, 5: Idov xcupd xavxa xoim. Es ist dies recht eigent-
lich der Charakter der urevangelischen Herrenreden: die alt-
testamentlichen Sprachelemente in neuer Originalität, als Gefasse
neuschöpferischer Gedanken. Aber nicht blos in dieser Allge-
meinheit ist unsre Perikope dem ürevangelium congenial; es
zeigt sich diese Congenialität auch in bestimmten Parallelen. Zu
dem Satztheile: cxQaq)B\q öh o ^Irjöovg dxBV vgl. man die Par-
allelen und Bemerkungen zu TertuUians aussercanonischem Text
bei Lc. 12, 4 oben S. 299, zu iitj xXalexe fitidh xev&etxa vgl. La
7, 32 B= Mi 11, 17: i&^vi^cafjiev vfilp ocäi ovx ixXavöaxe (Mi:
ixotpaöd-e), auch Joh. 16, 20: oxi xXavCBxs xal d'QTjVTjasxef nicht
minder Ev. Ps.-Petr. v. 27 : kxad-s^oiis&a xevß-ovvxBg xal xXaloV'
xeg, zu der Seligpreisung der Unfruchtbaren als Gegenstück das
Wehe über die Schwangeren Lc. 21, 23 = Mc. 13, 17 = Mi 24, 19,
zu der Seligpreisung der Leiber und Brfiste das urevangelische:
fioxaQla fj xoiXla ri ßaöxaoaca as xat fiaoxoly ovg id-i^Xaoag.
Ausserdem wird der ganze Inhalt dieser in Lc. 23, 28 ff. enthal-
tenen Herrenrede, wonach diese Frauen noch die über Jerusalem
hereinbrechenden Gerichte — oder wenn nicht sie, so doch ihre
Kinder — erleben sollen, durch das zu Lc. 21, 32 (s. oben) mit-
getheilte echte Jesuswort beglaubigt: ov firi naQiXBij ij yBVBa
avxfjj X4Ü ij xct&alQBOig aQxrjv Xijtpsxai, Endlich ist es der Apo-
kalyptiker, welcher Zeugniss dafür ablegt, dass er unsere Peri-
kope, speciell Lc 23, 30, bereits in der von ihm so reichlich aus-
genützten vorcanonischen Evangelienquelle gelesen hat. Denn
wenn er zu den Worten Apoc. 6, 16: xal Xiyovoiv xolg oqboiv
7 IS Ausaercanonische Paralleltexte za Lc.
xcä xalq xixQaiq' xiosre Bq>* fifiäq xci xQVfpare ij/iäg^) nicht
blos dxo xov xQOöcijtov rov xadT/fidvov sxl rov d-Qovov, son-
dern ancli xäL ajro r^g oQY^g dqvlov hinzaf>, so werden
wir zwar aach an Hos. 10, 8 und Lo. 21, 23^: Icxai ogj^ rqS
Xaw xovxcpy aber ganz besonders an unsere Stelle erinnert, als
an die Situation, da Jesus als das clqvLov (=« jtQoßaxov Jes. 53, 7)
nach Golgatha geffthrt ward und dabei die nahe Erfüllung von
Hos. 10, 8 den jerusalemischen Frauen verkündete. — Es unter-
liegt also keinem Zweifel: die Perikope Lc. 23, 27 — 31 ist eine
der köstlichsten Perlen aus der vorcanonischen Quelle, deren
OonservieruDg wir dem dritten Eyangelisten und seiner Nachlese
verdanken, ein lautes Zeugniss dafür, dass die vorcanonische
Evangelienquelle weit in die Passionsgeschichte hineinreicht, ein
Textbestandtheil, dessen Werth nur dann verkannt werden kann,
wenn gleichzeitig der Charakter der vorcanonischen Quellenschrift
Überhaupt, als einer zwar, wie sonst so auch hier, die Herren-
reden in den Vordergrund stellenden, aber die Geschicke Jesu
doch bis ans Ende ftihrenden evangelischen Erzählung nicht er-
kannt wird.
Lc. 28, 88* = Mc. 15, 24». = Mt 27, 35\
a. Just. Apol. I, 67. p. 99 B.
T^ ycLQ jtQO x^g XQOvixTJg kcxavQcooav avxov.
b. Iren. 1, 14, 6.
x'^ hcxfjv mgav, iv ^ xQOOfjXcod-i] xm §vXq>,
c. Pseudo-Ign. ad Trall. IX. p. 190, 16.
ixxy ooQqi icxavQmd-t].
d. Const. V, 14. p. 144, 15.
?xr^/ f/hv CDQif oxavQwcavxsg avxov.
e. Mt.27,35*
öxavQciöavxeg ös avxov.
1) Ein Anklang an Lc. 23, 30 (und zugleich an Lc. 17, 36 = Mi 24, 40)
findet sich 4. £sr. 16, 29: et duo de agro, qui absconderint se in densiB
nemoribus et scissurlB petrarum.
Texte und Unteranchiingeii zu Lc 23, 33. 719
f. Mc.15,24».
xol özavQOvoiv avroP'
g. Marcion ap. Epipk Haer. XLU. p. 317 A. p. 347 B.
xcd iX&opzeg slg xojtov Xeyofievov Kgaviov xonoq lörav-
QCDCav avTor,
h. Lc. 23, 33»
xal ore äxijZd'OV iju zbv xojiov top xaXovpLBVov KQavlov,
hcBt iöravQOKfap ovrov.
i. Just ApoL I, 35. p. 76 B.
^hjoovg ie Xgcorog e^sra&t) rag x^^^? oravQwd'slg.
k. Acta Pil. B. X, 3. p. 305.
xal ixaQipaHJav ev rm otavQcp wQa txrxi r^c 'qfiigag,
L Aristid. Apol. c. 15. p. 110 ed. Harris and Robinson, c. 2 p. 9
ed. Hennecke.
diä öravQOv B'avaxov eyeroaro hxovölg: ßovX^ tmx obco-
pofdav fieyaXfiv.
Zur Bezeichnung des Kreuzestodes finden sich folgende
Ausdrücke: ötccvqovv in den canonischen Parallelen, in den re-
gulae fidei avaaxoioxl^Biv (vgl. HippoL Philos. VU, 38 p. 259:
TCP ih XQtordp vjto *Iovöalmp dpaoxoXoniod-ipxa^ Celsus ap.
Orig. Opp. I, 416: elxa wriOiV 6 KiXaog' xl tprici xal dpaoxoXo-
^Tj^o^f^^ xolog lx<x>Q — , Lucian. de morte Peregr. c. 11: xop
^/^yop^ywp kxBlPOP exi oißavoip avd'Qmjiop xop kp x^ DaXai-
Oxlpy dpaoxoXojtiöd'ipxa, femer die Basilidianer bei Epiph.
Haer. XXIV, 3. p. 71 A: ixelpov dh cxavQovfiipov toxtjxei xaxap-
zixgvg doQCtxmg 6 *If^vg, TcarajsXcop x<dp xop HfUDPa oxav-
QOVPxa^Pj avxbg dh dpsoxn slg xd ijtovodpiay xaoaöovg xop
SLiioDpa apaaxoXoxic&^aiX axoöxoXoxl^sip (TgL Test. XII patr.
Levi c. 4: JtXijp ol vlol öov ixißaXovoi ^elpa^ ex avxov xov
axocxoXoxlöai avxop), xqootjXovp (vgl. oben Ireu. I, 14, 6), xad^-
Xovp (vgL Ign. ad Smym. I, 2 p. 82 oben zu Lc. 23, 25^), xaQipovp
(vgiToben Act. PiL B. X, 3 p. 305). Zu den Verben dvaoxoXo-
xlQeip und axoaxoXoxtCeiP, welche im N. T. fehlen, ist doch zu
beachten o cxoXotp xy öaQTcl (2. Cor. 12, 7), welcher Ausdruck
in Oal. 5, 24: ol Sk xov Xqiöxov xi]P ödgxa iöxavQOOap —
eine solche Parallele besitzt, dass man veranlasst wird, in dem
OxoXofp ein Synonymon von axavQog zu erblicken.
720 Aiueercanonische Paralleltexte su Lc
Le. 2S, 33^ = Mc. 1^, 27 = Mt 27, 38.
a. Cod, Colbert. Mc. 15, 27.
Et crucifixerunt cum eo duos latrones, unum a dextris no-
mine Joathan, et alium a sinistris nomine Chammatha.
b. Mc. 15, 27.
xal ovv avrS örcn)QOvoiv ovo Zyorag, iva hc de^iäv xai
h^a ig evcoPVfiiDV ovrov.
c. Mt27,38.
TOTB oravQovvrai övv ovrqS üo XyCrcU, elq hc öe^imv xci
d. Lc. 23, 33^
xcä Tovg ^^^^Q7^l^!^^^J^(^ ^ öe^iAv, ov^^ [Ig] ogj-
öregdv,
e. Acta Pil. IX, 5 A. p. 245. ed. Tischendorf.
xal Avofiaq xal riotag ol &vo xaxovqrfoi övöravQmd^ray-
öav 001.
f. Acta PiL XVI, 7. A. p. 283.
hoxavQ€o9'7i xal ovo Xr^Cräl fiet* ecvrov.
g. Ev. Pseudo-Petri v. 10».
xäi ^peyxov ovo xaxovQyovg xdL köTQavQa>Cav ova /iicov
aixoiv TOP xvQiov avrog 6h ioicixa cog fifjihv xovov ix^^^
Das psendopetrinische Eyangelienfragment yertrittin
der Erwähnmig der ^^^p^^v£^ den lucanischen Eyangelientypna.
Ob xaxovQyog und X^orijg auf f'^^ zurückgeht, bleibt fraglich.
Das Evang. EUer. hat kein aramäisches Wort ftir XxjCxfjg^ sondern
hat das griechische Xx^öxal in ^i^Ofiii aramaisiert. Dagegen sind
evcipvfiog =» ägiaregog = bKtatD ÜbersetzungsTarianten. Wegen
äeir^poEmpfiecTKamen der beiden Übelthäter vgl. Agrapha
S. 470. Über den doketischen Zusatz bei Pseudo-Petrus:
avTog öh iciwxa dg liijöiva xovov l^oiv — vgL Heft 11, 43.
Texte und Untersuchungen zu Lc. 23, 33. 34. 721
Lc. 23, M^.
a. Ephraem Syr. Opp. II, 48 C.
xäl bI fit] tjp d-eog, jcazeg^ ovyx<^Q^<^ov avvolg, rlg elycep;
b. Epiph. Ha^r. LXXVIII, 14. p. 1046 D.
xal (p&oxcDV ovyxcoQTjoov avroTg' ov yccQ olöaoi rl jtoiovon\
c. Jacobos ap. Eus. H. E. II, 23, 16 (referente Hegesippo).
CTQaiptig iß-fjxe rä yovaxa ktycop' jtaQaxaXoij xvqib, d^ae
jtareQf aq)6g avtotg' ov yag oiöaöi zl xoiovötv.
d. Didasc. II, 16. p. 244 = Const. II, 16. p. 30, 14.
xdi yag v^bq tcov TJfiaQtrjxorcop 6 0(DTrjQ 7]^lov top uia-
rigaf cog yiyQajtrat iv rc5 BvayyBklo)' jtartQ, ag)Bg avrolg'
ov yoLQ olöaöi o [Const.: rl] ütotovotp,
e. Lc. 23, 34*
6 ÖB 'Irjoovg iXayap' jtazBQ, aq>Bg avzoTg' ov yaQ otöaoip
zl JtOlOVOLP. ^"^^
f. Ephraem Syr. Opp. U, 321 D.
fjvxBzo vJiBQ avz(3p xai BXsya' nazBQ, atpBg avzolg zrjp
afiaQzlap zavzt^P' ov yag olöaoi zl jroiovoip,
g. Hom. Clem. XI, 20. p. 115, 17.
avzbg yaQ c öiöaoxaXog JEQ00rjXa)9^Big tjvyBZo zco jtazQi
zolgavzop dpaiQOvoip ag)ed^rjpai z6 afiaQrrjfda bIükop' jtä-
rep, aq)Bg avzolg zag afiagzlag avzSp' ov yag olöaoip a
XOIOVCIP.
h. Acta Pil. X, 5. B. p. 307. ed. Tischendorf.
%3iBiza kßoriOBP 6 ^IrjOovg q)a)Pi] fiByaXxi Xiyoop' JtazBQ, fii]
ozi]07jg avzolg zt/p afiagzlap zavzfjp' ov yag oiöaOiP zl
JtOlOVOtP,
i. Pseudo-Abdias. Hist. Apost. III, 3.
neque velis hoc Ulis peccatum statuere, quia nesciunt, quod
faciunt.
k. Ambros. Expos. Ev. sec. Luc. X, 62 (Opp. V, 423 ed. Caillau).
Denique ait (sc. Dei Filius): Domine, ne statuas illis^ioc
peccatum.
Texte Q. Unteranchungen X, S. ^'^
722 AussercanoniBche Faralleltexte zu Lc.
1. Act. 7, 60.
riav xavxriv.
Bei diesem Logion liegt der seltene Fall vor, dass die Zweig-
linien des ältesten Evangeliencanons, welcher fbr den Cod. D, den
Syr, Cur. und die besten Italae den Archetypus bildet, zwie-
spältig aus einander gehen. Während der griechische und la-
teinische Cod. Bezae zugleich mit den lateinischen Handschriften
Cod. VercelL, Veron. den Passus Lc. 23, 34* weglassen (wozu sich
ausser dem Cod. Sin. und Vatic. neuerdings auch noch der Syr.
Sin. gesellt), wird dieser Texttheil von dem Syr. Cur., dem Cod.
Colb., Palat Viudob., Corbej. 2, Brix., Rhedig. VratisL und zahl-
reichen anderen Handschriften als echt beglaubigt. Nach dem
in Heft I, 36 aufgestellten zweiten Kriterium aber, wonach „Über-
einstimmung zwischen dem Syrer Curetons und den altlateinischen
Versionen" auf den Archetypus des ältesten Evangeliencanous
zurückweist, „auch wenn der griechische Text von D nicht mit
dabei sein sollte", mithin angenommen werden muss, dass der
griechische Text des durch viele Abschreiberhände hindurch-
gegangenen Cod. D an der betreflfenden Stelle nicht mehr in
seiner Urgestalt uns vorliegt, ist an dem Vorhandensein von
Lc. 23, 34* in dem um 140 n. Chr. entstandenen ältesten Evan-
geliencanon kaum zu zweifeln.
Auch die in ihren Evangeliencitaten von dem ältesten Evan-
geliencanon ganz unabhängigen Pseudo-Clementinen bezeugen
die Quellenmässigkeit von Lc. 23, 34*. Denn obwohl sie in
ihr«n Evangeliencitaten fast ausschliesslich auf Herrenworte aus
den Lehrreden Jesu sich beschränken, wobei namentlich die
Passions- und Auferstehungsgeschichte — echt judenchristlich
— fast vollständig ignoriert wird, zeigt doch gerade die Citierung
unseres Logion, wenn auch in aussercanonischer Gestalt, dass der
von den Pseudo-Clementinen befolgten Evangelienquelle die
Passionsgeschichte nicht gefehlt hat und dass darin auch der von
dem dritten Evangelisten in Lc. 23, 34* aufbewahrte Text-
bestandtheil vorhanden gewesen ist. Und zwar ergiebt sich
aus der wesentlichen Übereinstimmung in den Worten: xaq a^ag-
rlag avzcop (Hom.) = ttjp agiagriav xavxqv (Ephraem, Acta
Pil.), dass auch wahrscheinlich hier wie sonst so oft eine Kürzung
Texte und Untersuchungen zu Lc. 23, 34. 723
durch die Hand des Lc. stattgefunden hat. Die Varianten: owsg
= ovyx^QV^op^ welche sich bereits oben S. 461 zu Lc. 17, 4
fanden, erweisen nbo als Quellen wort, dagegen (itj Icxävai als
negative Umschreibung, ähnlich wie //?J ag)iavai (vgl. oben S. 291
zu Mt. 23, 13 und (lij xcoXvblv oben S. 77 zu Lc. 6, 29^). Auch
rl = o = a = 1TDK sind Übersetzungsvarianten. Das jtaga-
xaicü in dem Hegesippus- Referat über Jacobus Justus erin-
nert an das jiaQaxaZco in Cod. D zu Lc. 5, 8. Vgl. oben S. 44.
Die Form, in welcher Stephanus das Herrenwort sich angeeignet
hatte, ist in das Citat des Ambrosius übergegangen.
Lc. 23, S4>» = Mc. 15, 24 = Mt. 27, 35.
a. Ps. 22, 18 LXX.
disfieglöavTO rä Ifiaria fiov iavroTg, xal ijtl rov Ifiariöf/ov
fiov sßaXop xlrJQov.
b. Just. Dial. c. Tryph. c 104. 332 B.
xal ort fiBzä t6 oxavQod-ilvai avxov ifiigiöap havrolg ol
OTavQoiaaptEg avvov rä Ifiaria avrov, iö/jkajoa.
c. Just. Apol. I, 35. p. 76 C.
xal fisrä xb oxavQcüöai avxov IßaXop xXr^QOV im xov Ifia-
xlOuov avxov xal kfiSQiaavxo tavxotg ol oxavQoioapxeg
avxop. xal xavxa oxc yeyoPE övpaod-e fiad^slv ix xcov im
üovxlov üiXaxov yevofievop axxmp.
d. Mt. 27, 35.
öxavQoioapxeg öh avxop ötsfisglöavxo xä Ifiaxia avxov ßa-
Xopxeg xXf'iQOP,
e. Mc. 15, 24.
xal öiafteQl^oPxai xa Ifiaxia avxov ßaXXoPxeg xXr/Qov ijt
avT«, xlg XL uQJ}.
f. Lc. 23, 34^
öiafiSQiCfOfispoi de xa Ifiaxia atxov eßaXov xXrjQovg,
g. Just. Dial. c. Tryph. c. 97. p. 324 C.
xdi, OL oxavQcioapxtg avxop ifiigioap xa Ifiaxia avxov
savxolg, Xaxi^op ßaXXopxeg exaoxog xaxa xf]P xov xXtjqov
imßoXrjp, o ixXe^aöd^ai ißsßovXtjxo,
46*
724 AussercanoniBCbe Paralleltexte zu Lc.
h. Cyrill. Hieros. Catech. XIII, 28.
xal Xaxfioq xegl tovtov [sc. tov x^rcoroc] ylvstai xolq orga-
Ticizaig.
i. Ev. Ps.-Petr. v. 12.
xal rs&eixoTeg xä i^^^W^^ ifutgood-ev avrov 6i€/4€Qloavro
xal Xaxftov IßaXov i^t avrotg.
Das pseudopetriniscbe EvangelieDfragmeDt bringt hier in
Übereinstimmung mit Justin und Cyrill flir bliä die bei den
LXX und auch sonst ungebräuchliche Übersetzungsvariante
XaxiLog (= xXfiqoq)^ durch welche man jedoch an Job. 19, 24:
aXXa Xaxcousp jtegl avvovy sowie an die Übersetzung von
Ps. 22, 18: bnia ^b'^Ö? = iXayx^^ov durch Symmachus erinnert
wird. Übersetzungsvarianten sind noch ipövfiara = Ifiaria =
D'^isa, l/iatiöiiog == jc^reoi; = ©'üb. Der historische Vorgang
selbst ist allein im johanneischen Eyangelium in anschaulicher
und wohl motivierter Weise erzählt
Lc. 23, 35 = Mc. 15, 29-32 = Mt 27, 39-43.
a. Celsus ap. Orig. c. Geis. I, 54. Opp. I, 369.
tjtel Ö6 6 ijtayYeXXofisvog elötvai xa xov Xoyov jtavxa
KiXcog ovBiöl^si xm OmxriQi ijcl xS JtaO^ei^ cog firj ßotj&f^-
&£vxi vjto xov jtaxQOg i/jitj övvi]d'ivxi tavxS ßo?)&7ioac
b. Ephraem Syr. Ev. concord. expos. ed. Mösinger p. 249.
Alios salvos fecit, inquiunt, se ipsum non potest salvare.
c. Lc. 23, 35.
k^BiivxxrjQiCpv de 61 agxovxeg Xsyopxsg' aXXovg sömöev^ cm-
cdxo) iavxoVj el ovxog ioxiv 6 Xqloxoq xov d-BOV 6 exXsxxog.
d. Ephraem Syr. ed. Mösinger p. 116..
ut dicerent: Descende, desceude, utvideamus et credamus in te.
e. Mc. 15, 29—32.
xal ol jtapajtoQsvofiepoi [Cod. Cantabr.: jtagayovxeg] ißXa-
Ojpjjfiovp avxov xivovvxeg xag X6q>aXag avxcov xal Xsyovxeg'
ova o xaxaXvfDv xov vaov xal olxo6o(imv xgioiv Tjfiigaig,
ocoöov osavxov xaxaßag ajto xov axavgov' ofiolwg xal ol
*'^,"'-*- ^
Texte und Untersachungen zu Lc. 23, 35. 725
aQxisgelg ifijtal^ovrsg xQog aXX/ßovg fisra rcov ygafiftarecov
sXsyov aXXovg sömosv^ eavrop ov övvarai acooar 6 XgiOTog
6 ßaoiXevq ^lOQarjX^ xaraßarco vvv ojio rov oravgov, %va
töcofisi^ xal Jtiörevöcofiev.
f. Mt. 27, 39— 42.
ol ÖS jtaQajtogevofiBPOc ißXaog>7jfiovp avrov, xipovvreg rag
xB^alag avxwv xal Xsyovreg' [Cod. Cantabr.: ovo] 6 xara-
Xv(DV TOP vahv xal iv tqiöIv ^fiigaig olxoöofiöiv, oäoov
osavTov, bI vlbg bI rov d-sov, xal xaräßr^-i ajco tov örav-
Qov, ofioicog ol aQxiBQBlg ifiJtai^opxBg (iBta xciv yga^^a^
ricov xal jtQBoßvzBQOP Bksyov aXXovg ioa}aEv, kavrov ov
övpatai öcööai' ßaoiXBvg 'logafjX iöziv, xaraßdro) vvv äjto
TOV öravQov xal jtiorBvoa>(iBv kjt avrov.
g. Celßus ap. Orig. c. Geis. II, 68. Opp. I, 438.
LÖa>(iBV ÖB rlva tqojiov g>i]Olv 6 jcagä T<p KiXoq) ^lovöalog,
OTc bI d* ovp Toys toöovtov mq)BiXBV Big kjiiÖBi^iv d-Boxrirog,
ajio xov CxoXojtog yovv Bvß^g a(pav7}g yBviod-ai.
h. Just. Dial. c. Tryph. c. 101. p. 328 B.
ol yäg d-BWQOvvxBg avxov iöxavQOfiBVov xal xBg)aXag ixa-
oxog kxlvovv xal xd x^^^^ öiicxQBtpov xal xolg fiv^a>xfJQaiv
kv dXXfjXoig öiBQivovvTBg iXByov BlQa>vBv6fiBVoc xavxa, a
xal Iv xolg djcofivr^f^ovBVfiaac xcov djtooxoXwv avxov yi-
yganxai' vlov d-BOv tavxov l>l€/f, xaxaßag jiBQtJtaxBixa)'
aoocxo) avxov 6 d-Bog.
i. Mt. 27, 43.
jcBjcoid'BV Bjtl XOV ß-Bov, Qvödöd'a) VVV, bI ß-BXBi avxov
bIjibv yaQ oxt d^BOv Blfil vlog,
k. Ephraem Syr. ed. Mosinger p. 202.
0 vivificator Lazari, vivifica te ipsum. Per haec quoque
verba Dominum confessi sunt, qui eum negarunt.
1. Ephraem Syr. ed. Mosinger p. 249.
iterum dixerunt: Hunc vivificavit et se ipsum non potest
vivificare.
^•"v-'^w^ ^•'^-•'V/ •/"■x^ ^-'N^ "^y ■/"\-> « ^ ,• V^ .X »
726 Aussercanonische Paralleltexte zu Lc.
m. Ephraem Syr. ed. Mösinger p. 250.
dicentes: Alios vivos fecit, testati sunt eum esse vivifica-
torem.
n. Just. Apol. I, 38. p. 77 D.
xal JtaXip, oxav 2.iyiy i^ctXrjOap hv x^l^^^^^f i^lprfiCLV xe-
ipaXi)v Xiyovxsq' QVöaod-co iavzov. ativa jtavxa yiyovev
vno rcov %v6aia)v reo XQioxcpj coq (la&elv övvac&s^ orav-
Qwd^ivzog ycLQ avrov i§iöTQeq)OV rä X^^^V ^^^^ ixlvovv xäq
xBq>aXag Xiyovxsg' 6 vsxQOvg aveyelgag gvoacd'W tavxov.
o. Acta Pil. X, 5. B. p. 308. ed. Tischendorf.
^xsQoi iXeyop xaxaysXcivxeg' alXovg tc<x>osv, aZXovg id^e-
Q&jtBvCBVy xal laöaxo doO^svstg, jtaQaZsXvfiivovg, XsjtQOvgy
öaifiovi^ofisvovg , xvq)Xovg, xoXovg^ vspexQoofitvovg , xal
eavxov ov övvaxai d'eQajcBvöaL
Aus der Mannigfaltigkeit der verschiedenen canonischen und
aussercanonischen Texte, welche unverkennbar vielfach durch
alttestamentliche Parallelen beeinflusst sind, lassen sich doch
einige sichere Spuren des vorcanonischen Quellentextes heraus-
schälen: ol JtaQ&yovxBg = 61 jtagajiOQBvofiBVOi = D*^'l^3^n, ebenso
aXXovQ hOooöBV = alios vivos fecit := rT^nn D'^infci. Vgl nament-
lieh die Erläuterungen zu Lc. 17, 13, wo 6(dCbiv = C,woyovBlv
= apaxxlC^Biv als Ubersetzungs Varianten von n^HH und n^Tl
nachgewiesen sind. Ganz selbstständig abweichend und vielleicht
als poetische Ausschmückung zu betrachten ist der Ruf bei
Ephraem: 0 vivificator Lazari, vivifica te ipsum. Dass aber
Ephraem diesen Text in seiner Quelle — dem Diatessaron —
gefunden hat, zeigt deutlich die beigefügte Exegese. Vgl. das
Kriterium 3 in den Agrapha S. 16. Auch bei Justin und in
den Actis Pilati werden an dieser Stelle die von Jesu voll-
zogenen Todtenerweckungen erwähnt. Und die Bezugnahme auf
die gewissermassen innerhalb des Weichbildes von Jerusalem kurz
vor dem Osterfeste geschehene Erweckung des Lazarus hätte in
diesem Falle in der That ganz besonders nahe liegen müssen.
Vgl. Lc. 19, 37. Als die Spottenden werden von Mc. ol agxiB-
QBlg (iBxa xwp yQafifiaxBCQP , von Mt. ol ccQXiBQBtg fiBxa x(Sp
yQafifiaxBOP xal jrQBOßvxigwp^ nach einer anderen Gruppe von
Texte und Untersuchungen zu Lc. 23, 35. 36. 727
Zeugen, darunter Cod. D, ^tra ygafifiarecov xal ^agiöalcDV oder
auch fierä yQafifiaricov xal jtQeößDreQov xcä tpagioalmv genannt.
Dazu bemerkt Chwolson (Memoires p. 113): „In späteren Zeiten,
wo es nur pharisäische Schriftgelehrte gab, mag wohl mancher
Abschreiber ol g>aQtoalot statt ol ygafAfiarstg gesetzt haben. An
mancher Stelle hat dieser oder jener Abschreiber auf eigene Faust
ol q)aQiaalOi hinzugefügt, weil es ihm schien, dass auch diese
dabei gewesen sein mussten, wie dies von einigen Abschreibern
thatsächlich Mt. 27, 41 geschehen ist." Sicherlich standen in
diesem Falle an der Spitze der Spottenden ol ciQxiSQelg^ und das
waren damals Sadducäer. Übrigens fragt hierbei bezüglich der
Anwesenheit der Hohenpriester Chwolson (Memoires p. 44) seiner-
seits: „Was hatten da die aQxiBQstq zu schaffen, möchte man
fragen; mussten sie nicht eben zu dieser Zeit im Tempel sein,
um bei der Opferung der zahlreichen Passahlämmmer mit zu
helfen?" Er sieht die Abwesenheit der aQxiSQBlq vom Tempel
als einen Beweis an für die schon am Donnerstag geschehene
Opferung des Passahlammes.
Lc. 23, 36 = Mc. 15, 23. 36 = Mt. 27, 34. 48.
L olvoq lafivQviOfiepog.
a. Mc. 15, 23.
xal iölöovv avTw iofivQviOfidvop olvov* oq 6b ovx sXaßev,
n. ohog fiEzä X^^V^'
b. Mt. 27, 34.
e6a>xav avrS jtetv ohov uera x^^^y^ fiefityfiepov' xcu yev-
Oafievog ovx rjd^BX7]öBP JttBlv,
IIL ogoc.
c. Lc. 23, 36.
kvB3iai^av (Je avrtp xal ol OrgarimzaL jtgoOBQXOfiBVOi^ o^og
jcQO0g>BQOvxBg avT(p.
d. Mc. 15, 36.
ögaficop öi xig xal yBfilGag öjtoyyov o^ovg JtBQiB-Blg xaXa-
Hq> ijtori^BP avrop.
728 Austercanoniscbe Paralleltezte zu Lc.
e. Mt. 27, 48.
xäi BvO'img öga/icip €lg i§ avxciv xal Xaß<op cxoyyov xXr^^
öaq XB o^ovg xal jteQiüslg xaXagiq) sj^ori^ev ctvrov.
f. Jokl9, 29!
Cxsvog exsiTO o^ovg (leörov Cjtoyyov ovv fisörov o^ovc
vööcijtq) XBQid-ivTsg :jtQ0C7jv^xav avxov tc5 oxofiaxi,
IV. o^og fJBxä CfivQprjg,
g. Ev. Hieros. ad Joh. 19, 29.
erat autem ibi positum vas aceti cum myrrha [|,'aVi^ V««I ^
et obtulerunt ori ejus.
V. ogog fJBxa ;cQA^g.
h. Ps. 69, 21 (22) LXX.
xäi iöcDxav Big x6 ßQ(3(ia ftov x^^V^ ^^^ ^^9 '^V^ öly^av fiov
kxoxicav (iB 6§og,
i. Ev. Ps.-Petr. v. 16.
xal xig avxcov bIjcbv* jtoxlöaxB avxov x^Xi^v jUBxä o§ovg^
xal xBQaaavxBg BJtoxioav.
k. Barn. VII, 5. p. 34, 1.
(iiXXBXB JtoxlC,Biv xoXrjv (iBxa 6§ovg.
1. Barn. VII, 3. p. 30, 19. ^
xal oxavQwß-Big ijtoxlC,Bxo o^bi xal x^^V-
m. Celsus ap. Orig. c. Cels. II, 37. Opp. I, 416.
[6 E^Xoog] (iBxä xavd^* 6 äjto xov BvayyBXlov ixXaßwv Xb-
^Big, mv xaxrjyoQBtv vogil^Bi, x6 o^og xal xijv x^^h^ ovbi-
dl^Bl X€p ItjöOV,
n. Orac. Sibyll. VIII, 302. 303.
^ExjtBxdöBC OB X^Q^^ ^^^ xoOfiop ajtavxa fdBXQr'jöBr
Elg 6k x6 ßQcofia x^^V^ ^^^ JtistP o^og B6a)xap.
Von den bei Mt. und Mc. berichteten zwei Tränkungen des
Gekreuzigten ist, wie man aus Lc. und Joh. deutlich erkennen
kann, nur die eine quellenmässig, und zwar diejenige, bezüg-
lich deren alle vier canonischen Evangelisten das Jesu dargereichte
Getränk lediglich als o^og bezeichnen. Die beiden davon ab-
l)Ne8tle vermutbeteine uralteVerwechselung von •«»= Myrrhe und n^to
oder rt^^ia, neuhebr. rnia =3 Galle und weist darauf hin, dass das Hieros. an
allen drei Stellen (Mt 27, 34; Mc. 15, 23; Joh. 19,29) dasselbe |^*io hat
Texte und üntennchnugen zu Lc. 23, 36. 729
weichenden Relationen Mc. 15, 23, wo von iCfiVQPiöfiivog olvoq,
und Mt 27, 34, wo von olvoq /isra x^^V^ ^^^ Rede ist, bilden
die Brücke za den zahlreichen anssercanonischen Textgestalten,
in denen u^ter dem Einfluss von Ps. 69, 22 (21) 6§og und x^^V
an die Stelle des einfachen o^og getreten ist. Ausser dem Ev.
Pseudo-Petri, Barnabas, Gelsus, den Sibyllinen vertreten
diese apokryphe Textgestalt die Acta Pilati in den verschiedenen
Recensionen (A. X, l p. 246: ogog ptsrä xo^^]g, A. XVI, 7 p. 283:
o§og ijtorioav avrbv fisrä x^^l^> B- ^» ^ P- 307: JtXi^aag av-
Tov x^^V^ ^öfl 6§ovg fiBfiiyfiivoPy Gesta Pil. XVI, 4 p. 387: eum
feile et aceto potaverunt), femer Tert. de spect. c. 30: feile et
aceto potatus, adv. Jud. c. 10, wo der Wortlaut von Ps. 69, 22
angeführt ist, desgleichen Irenaeus (III, 19, 2: aceto et feile
potatur, IV, 33, 12: aceto et feile potari, IV, 35, 3: Christus aceto
et feile potatus est), Ephraem (p. 245 et Mosinger: et dederunt
ei bibere acetum et fei), die Constitutionen (V, 6. p. 130, 17:
o^og xal xo^v ijioriod^rj, V, 14. p. 144, 16: löancav avx(b o§,og
jtiBlv (lerä xo^^^)- I^ ^^^ canonischen Parallelen Lc. 23, 36 =
Mt. 27, 48 = Mc. 15, 23. 36 findet sich handschrifthch von der
aus Ps. 69, 22 stammenden xo^V keine Spur, und Joh. 19, 29 sind
es nur drei altlateinische Handschriften, welche das apokryphe
„fei'' aufgenommen haben, nämHch Cod. Monac- und Cod. Colb.
sowie Cod. Usser., ausserdem einige griechische Minuskeln. Ledig-
lich das erste Evangelium ist in zahlreichen Handschriften zu
Mt. 27, 34 als die Qeburtsstätte der apokryphen Lesart: o§og fiB-
xä x^^V^ zu bezeichnen, und ohne Zweifel auf Grund einer
solchen Handschrift hat Celsus seine Xs^ig ausgewählt {ixXaß(Dv\
um das Evangelium zu verspotten. Wegen der Verwandtschaft
des Ev. Pseudo-Petri mit dem Matthäusevangelium vgl. Heft II,
47. — Die von Swete notierte Behauptung des Origenes (Hom.
in Matth. § 137: ideo et secundum Joannem cum accepisset Jesus
acetum cum feile dixit : Consummatum est) beruht daher auf keiner
Verwechselung. Dagegen zeigt die von demselben Swete aus-
gegrabene Stelle des Cyrillus (Catech. XIII, 29 ad Mc. 15, 23:
Idcoxav avrc5, ^rjclv, iöfiVQviCfiivov olvov — x^AoJdiy^ 6h xal
xarojtixQog r) OfivQva), wie der Text von Mc. 15, 23 die Brücke
zur Einfügung der xo^V werden konnte. — Symptome des Ur-
textes sind die Varianten zig (Mc, Ps.-Petr.) = slg (Mt.) = in»
(vgl. oben S. 318, sowie S. 493 zu Lc. 18, 18), ebenso ys/ii^eip =
730 Aussercanonische Paralleltexte zu Lc.
jiifiJtXavai = ÄS-p), wovon die hebraisierende Variante elq be-
sonders beweiskräftig erscheint, da der erste Eyangelist sie ge-
wiss nicht an Stelle des besser griechischen riq aus Mc. gesetzt
haben würde, wenn Mc. in diesem Falle seine einzige Qaelle und
wenn die betreffende Nachricht nicht auch in der vorcanonischen
EvangeUenquelle zu lesen gewesen wäre, überdem dieses tlq zu
dem von Mt. befolgten Übersetzungstypus der Quelle gehört. —
Im Syr. Sin. wie im Syr. Cur, fehlen Lc. 23, 36 die Worte: o^oq
jiQOOipiQOVTSq avx<p.
Lc, 23, 37.
a. Lc. 23, 37.
xai XsyopzBg' et ov el 6 ßaoiXsvg rdiv %vdal(DP, Otooov
osavTov.
b. Cod. Cantabr. ad Lc. 23, 37.
JLsYovTsg' xalQBy 6 ßaöiZsvg rcov %vöala>Vj jreptTc^eVrcc
avrw xai dxdvd^tvov oxiipavov,
c. Cod. Cantabr. d. ibid.
dicentes: habe, rex Judaeorum, imponentes illi et de spinis
coronam.
d. Cod. Colb. ad Lc. 23, 37.
et dicentes: ave, rex Judaeorum, salva temet ipsum! impo-
suerunt autem et de spinis coronam.
e. Syr. Cur. ad Lc. 23, 37.
xaX Xeyovreg' )^alQ6, sl ov elo ßaCiXevg TCQP%\)6ala}v, cd»oov
oeavTOVj xal ijctd^rjxav kjtl xriv xBfpaXf]v avTov ori<pavov
i^ dxap0'(5p.
f. Acta Pil. A. X, 1. p. 246.
[xal i^^Xd^ep 6 ^Irjaovg ix rov jtQairwQlov , xai ol ovo
xaxovQYOi ovp avrS. xal ors cbtijXd^ap ijcl top TOJtov], ^§£-
övöap avTOP ra Ifiaria avrov xal stBQii^wcap avrop Xip-
Ttor, xal cxitpapop eg dxapd-wp jcaQiid^rpcap avTcp ytegl r^y
xsipaXrjp,
..
Aus der Übereinstimmung des Cod. D, des Syr. Cur., auch
Sin., und des wichtigen altlateinischen Cod. Colb. geht (vgl Heft
I, 36) hervor, dass die Krönung Jesu mit dem Dornenkranze von
Texte und Untersuchungen zu Lc. 23, 37. 38. 731
dem Redaktor des ältesten EvaDgeliencanons nach Golgatha ver-
legt gewesen ist. Man vgl. die Besprechung Heft U, 352. Daraus
ersieht man deutlich den apokryphen — von Eigenmächtigkeit
zeugenden — Charakter mancher Texteigenthümlichkeiten, durch
welche der Archetypus dieser Textfamilie sich ausgezeichnet hat,
und die Unmöglichkeit, den Text dieser Gruppe ohne Weiteres
über den canonischen Text zu stellen.
Lc. 23, 38 = Mt. 27, 37 = Mc, 15, 26.
a. Cod Gantabr. ad Lc 23, 38.
ijv 6h xal ?; ajciygag)?} ijtiyeYQafifitvjj ijt* avrcp yga/ifiaöip
^EXXf]vixolg, *Pti)(/aixotg, ^EßQaixotg' 6 ßaoiXsvg tcqv You-
öaloov ovxoq ioxiv.
b. Acta PiL A. X, 1. p. 247.
IxiXevOBV 6b o üiZärog fiBxa xfjv äjtofpaöLV dg xlxXov
ijtiyQag)rjvai xtjp alxlav avxov ygafifiaoiv ^EXXijvixotg^ ^P^x>-
(lätxolg xal ^EßQalxolg, xad^mg elnav ol %v6atoi oxi ßaai-
Xavg koxLV xciv ^Iov6alc3V.
c. Mc. 15, 26.
xal fjv Tj ij[iYQaq)7j xfjg alxlag avxov ijtiysYQafifiip?]' 6 ßa-
oiXsvg xSv ^Iov6al(DV,
d. Mi 27, 37.
xal kjcid-rpcav inavoo x^g xttpaXfjg avxov xfjv alxiav avxov
yeyQafiftiprjv' ovxog ioxiv 'Irjoovg 6 ßaoiXevg xatv ^lov-
6al(DP,
e. Joh. 19, 9.
Tjv 66 yBYQafifiipov 'irjOovg 6 NaC^a>QaTog 6 ßaoiXBvg xmp
'lov6ala)p.
ys^ '^-v./^
--x.^ ,-% '
f. Ev. Pseudo-Petri v. 11.
xal oxB (DQd'Wöap xop öxavQOP IjtiyQotpap oxi ovxog Iotlp
6 ßaOiXBvg xov ^IöQa7]X.
Wie in v. 7 so hier in v. 11 vertritt das pseudopetrinische
Evangelienfragment in der Formel: o ßaoiXavg xov ^gaZ/X an-
statt des canonischen xc5p %v6ala}p eine secundäre Textgestalt.
In dem Munde der heidnischen Soldaten ist nur der „Judenkönig"
ein Spottname.
732 Aussercanoniflche Paralleliexie sn Lc.
Lc. 28, 39-41.
a. Acta Pil. X, 6. B. p. 308. ed. Tischendorf.
(DCavzcQQ xal 6 iv Z(3 aQiCtSQtp fiigei loravocouepog X^jOtiig
jtQog avrov iXeyev iav rov ^aov vlog el, xaraßfi&i x(d
Cmöov xaL havrov xal Tjfiag. ovofia avrS ijv flavag, 6
öh kx Ö€^i(5v köravQCj/iivog ovofiaTi AvCfiag (Dveldi^s top
avrov X^0T7]v Xiymv raXaljtoQS xal aß'Xie, ov q>oß^ xbv
d^eov; finBlg a^ia (dv ixgcc^afiev ijtaß-ofiev ovzog öh Ttav-
TCQg ovökv xaxov lotga^B,
b. Acta Pil. X, 2 A. p. 247. ed. Tischendorf.
Big 61 T(DV XQB(iaO&^ipra)v xaxovQya^v l(pri avrcp Xeywp'
bI öv bI 0 Xgiorog, Ocöoop CBavzop xal ^/lag. djioxQid^Blg
dh AvOfiag hjtBxlfia avTfß Xiywp' ovöbv g>oßiJ oi) top d'BOP,
ort ip rtp avrcp xglfiari bI; xal fjfiBig fihp dixala>g' a^ia
yaQ wp ij€Qa^a(ABP äjtokafißdpofiBP' ovzog 6h ov6hp xaxop
BJtolflOBP'
c. Epiph. Haer. LXVI, 40. p. 653 B.
6 6h Aovxag jibqI tpog öttf/Btrat, xa\ yaQ Big r£p BvcsyyB-
Xiczwp XiyBi, ort ol Xyaral ol avpsozavQWfiBvoi kßXaotpj}'
fiovp avrov, 6 6h akZog ovxji ozi (iopop ovx ißXaög)i]fiovp
ol dfig)6zBQ0i^ dXXd xal djtoXoylop zov Ivog orjpialvBi, xal
yaQ hüiBzifia zco Brigco xal IXsyBP ort ov cpoßij cv top
d'BOP j ort iv rm avrcp xglfiarl iöfiBP' ovrog 6h 6 ayiog
ov6hv kjcoltjCB,
d. Lc. 23, 39—41.
Big 6h rcop xQBgiaod^ivrwp xaxovQycop ißXaa^TjfiBi avrop'
ovxl ov bI 6 Xgiörog; gwOop OBavrop xal yfiag. djtoxQi--
&Big 6h 6 ^rsQog ijtirtficip avnp i(pf]' ov6h g)oßy cv rov
d'BOP, orc ip reo avrcp xQifiarc bI; xal jjfiBtg fihp 6ixala)g'
a^ia yaQ wp IjtQa^agiBP djtoXafißdpofiBV ovrog 6h ov6hp
arojcop [Chrys., Cod. D: jtoprjQop] BJtQa^BP,
•V.'^X.'^-^^ *
Texte und UntereuchnDgen sn Lc. 23, 39—41. 733
e. The Acts of S. Polyeuctes p. 138 ed. Conybeare.
Idov yccQ xm Xyoxy tc3 ix öe^iciv avrov jtQOötjXcod'ivTi
xal Xiyovxr ^/lelg (ihv a^lwg xAv kavxciv afiaQxiäv ix-
xippvofisv ölxag^ 6 6e cmxfjQ rifiAv avalxioq mv xal dv-
a/iäQXTixog, did xl iöxavQovxo;
f. Ev. Pseudo-Petri v. 13. 14.
V. 13. elg öi xig x(5v xaxovQycov hcslvfov cirslöiosp avrovg
XiycDV' ^(latg öiä xa xaxä a ijtoi^Cafisv cixco jtejropO^aftsv,
ovxog öh OwxrjQ yevofisvog xwv dvd'Qcojta>v xi i]öix7}6Bv
vfiag; v. 14. xal dyccvaxxi^oavxsg ijc avx<p kxiXevoav iVa
lifl oxtXoxojtTjd-^, oxcog ßaöam^Ofispog djtod-dp^].
Der Perikope Lc. 23, 39 — 43 scheint ein hebräischer Urtext
nach griechischer Übersetzung in lacanischer Überarbeitung zu
Grunde zu liegen. Ausschliesslich lucanisch ist in den £van-
gelieniexten das JtgacCBtv^ welches in den Actis nicht weniger
als 13mal vorkommt. Specifisch lucanisch ist das axojtop, vgl.
Act. 25, 5; 28, 6. Um so wichtiger ist es, dass in den ausser-
canonischen Texten das lucanische jcgdööeip durch jcoistp (vgl.
denselben Fall oben S. 11 zu Lc. 3, 12. 13) und das gleichfalls
lucanische axojiop durch xaxov «= jcovtjqop ersetzt ist. Dazu
beachte man als Übersetzungsvarianten i:itixi(iap (Lc.) = opsiöi-
^eip (Acta Pil., Ps.-Petr.) = n?a (vgl. Gen. 37, 10: iaS?3n
= LXX: xal i^texlfirfiev avrco), xaxop jtoislp = jtopfjgop noi-
eip = dötxelv = rjn (vgl. Jes. 65, 25: ^l^T-Kb = LXX: ovx
adixTjOODCiPj Gen. 19, 7: 1!?')ri ÄJ'PK = LXX: fii] jtopfjQevorjod^e,
Lev. 5, 4: T^tp = LXX: xaxojtocfjaai), auch xaxovgyoi = Xi^oxai
= D'^S'np. — Ist nun schon die Relation der Acta Pifati se-
cundär, so noch viel mehr die Umarbeitung im Pseudo-Petrus,
der in dem ovbiöI^bip sowie in dem jtdoxsip mit den Actis Pil.
sich nahe berührt und dabei ausserdem in dem öotJjq xSp ap-
d^Qmjtwv (vgl. 1. Tim. 4, 10) eine dogmatische Zugabe enthält,
durch welche er sich mit den apokryphen Actis S. Polyeuctis
begegnet. Über diese eigenmächtige Umgestaltung der ganzen
Scene durch das pseudopetrinische Evangelienfragment ist hier,
wo es sich um Feststellung der Evangelien texte handelt, kein
weiteres Wort zu verlieren.
734 Aussercanonische Paralleltexte zu Lc.
Lc. 23, 43.
a. Ephraem Syr. Ev. concord. expos. ed. Mösinger p. 243.
alter autem dixit: Memento mei in regno tuo.
b. The Acts of S. Polyeuctes p. 138 ed. Conybeare.
xal jtQog TovTOcg eljt(6v' livriod-rizl uov, xvqib^ iv t^ ßa-
ocXsla öov,
c. Acta Pil. X, 2. A. p. 247.
xal BXeyev r^ ^Irfiov' fivi^ad'Tjrl fiov, xvqu, kv xf] ßaoi'
»■^^■*.»V. ■N^ ■^^'*'
Xela^ov^
d. Acta Pil. X, 6. B. p. 308. ed, Tischendorf.
xal OTQa(päq jtQoq top ^ItjCovv Xsyat, avxq' ^^^^^i^^^^
ßaocXevOTiig /ijj fiov ijtiXad-ov.
e. Cod. Cantabr. Lc. 23, 42.
xal aTQag)elg Jtgög xbv xvqiov sljtev avrm' fiVJjö&Tjr^fiov
iv tij tjfiiga rrjg kXsvöeoig aov,
f. Orig. in Joann. XXXU, 11. Opp. IV, 435.
/ivi^o&i]Ti fiov, ^IrjCoVy ozav eX&^g iv r^ i5^*^^^^9J??!i.
g. Epiph. H^^er. LXVI, 40, p. 653 BC.
xal Jtgbg ijcl rovroig ijtsqxovei Xiymv* (ivi^od-rixl fiov^
^IrjOov^ oxav eXd^^]g iv x^ ßaoiXela oov.
h. Lc. 23, 42.
xal eXeyev ^IrjooVj fivrjoü-Tjxl /lov, oxav eX^i/g iv xy ßaoi-
Xsla ÖOV.
Der Zusatz des Cod. D: 0XQag)slg Jtgog xov ^Itjoovv (= xov
xvQiov) wird durch den Text der Acta PiL nach der (guten)
Recension B bestätigt. Vgl. den ähnlichen Textbestandtheil oben
S. 457 f. zu Lc. 17, 1 und S. 299 zu Lc. 12, 4. Es liegt also jeden-
falls auch hier in dem canonischen Texte eine Kürzung von der
Hand des Lc. vor. Das iivrjod'rjxi uov (= K3"''D'lpt) ist in den
Actis Pil. durch negative Umschreibung: {li] fiov iniXad-ov —
wiedergegeben. Ahnliche negative Umschreibungen s. oben S. 291
zu Mt.23, 13, S.333 zu Lc. 12,35, S. 703 zu Lc. 23,2,8.723 zu Lc.23,34.
Die canonischen Worte: oxav eXd^rjg giebt Delitzsch mit ^lÄ'^M
wieder, welches aber auch mit iv xfj iXevösi aov {= iv xo) ce
- X ' •_ '' ^./^ _r ^ S. ^ .
Texte und Untersuchungen zu Lc. 23, 42. 43. 735
iXd^elv) übersetzt werden kann. Also bietet hier der Cod. D wie
oft eine gute aussercanonische Version des hebräischen Urtextes.
Vgl. dieselbe Variante eXsvCig oben S. 471 zu Lc. 17, 24 und
S. 574 f. zu Lc. 21, 7. Die Weglassung des orap iX&^g = iv t^
rjfiiga rtjg kXevöscog öov = ^l^iM, worin Ephraem mit den Apo-
kryphen sich begegnet^ hat mithin den Text eines ursprünglichen
Bestandtheils beraubt. Dagegen dürfte die Anrede *If)Oov (anstatt
xvQis) die ursprüngliche gewesen sein.
Lc. 23, 43.
a. Test. XII patr. Levi c 18.
avTog dvol^ei rag ß^gag rov jraQaöeioov.
b. Ephraem Syr. Ev. concord. expos. ed. Mösinger p. 244.
Ideo: Mecum, ait, eris in hortojiroluptatis.
c. Acta PiL X, 6. B. p. 309. ed. Tischendorf.
6 öh ebcsv avT(p' öfjfisQOPf XiycD öoi dXijd^eiav, Iva ae sxcy
slg TOP üiagaÖBioop (ler^ ifiov,
d. Acta Pil. X, 2. A. p. 248 ed. Tischendorf.
sljtsp 6h avrS 6 ^Iiicovg' dpLTjv dfirjp Xiyco Coi^ ort onueoop
fiST ifiov ip TCO nctQaöslcq) eL
e. Orig. Sei. in Psalm. Ps. 1, 3. Opp. II, 531.
avrop Blgrpcipai np fi^rapoi]OavTi Xr^jörf]' öi^fiSQOP /ist
ifiov Ieöu ip reo otagaöelco} rov d-eov,
f. Lc. 23, 43.
xal sbtsp avTco* dfii^p 001 Xiyo), öti(ibqop f/sr* kfiov eöi] ip
TO) ytagaösloq).
g. Aphraates Hom. XIV, 14. p. 227. ed. Bert.
Wie der Erlöser sagt zu dem zu seiner Rechten: Wahrlich
ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Garten Eden sein.
h. Aphraates Hom. XXII. p. 363 ed. Bert.
Und einem von denen, die mit ihm gekreuziget waren, und
der an ihn glaubte, schwur er: Du wirst mit mir im Garten
Eden sein.
736 Aassercanonische Paralleltexte zu Lc.
i. Cod. Colbert. Lc. 23, 43. p. 105. ed. Belsheim.
Et dizit ei Jesus : Credis? Amen dico tibi, quod hodie me-
cum eris in paradiso.
k. Syr. Cur. Lc. 23, 43. p. 89. ed. Baethgen.
[xal] bIjibv aixm 6 'l^aovg' aftfjv Xiya) aoi otjfieQOP, ort
f/er ifiov eo^ kv ro5 jtaQadsioocrX= gan eden).
1. Cod. Cantabr. D ad Lc 23, 43.
äjtoxQid^elq dh 6 *Ii]Oovg elxsv avnp reo ijtXrjöovxr d^agCBu,
OrjfiSQov HBT ifiov low iv tc5 jtaQaÖBlöcp.
m. Cod. Cantabr. d ad Lc 23, 43.
respondens autem Jesus dixit qui objurgabat eum: anim-
aequior esto, hodie mecum eris in paradiso.
n. Faust. Lib. IX, 1.
Cum latronem Christus de ligno secum introduxerit in pa-
radisum patris sui.
o. Faust. Lib. XXIU, 1.
et ipso eodem die secum futurum dixit eum in paradiso
patris sui.
Der hebräische Urtext wird auch hier wieder deutlich offen-
bar in dem cifii^v aoi Xiyo) == ?jb "^3»^ np» ItJ«, wovon anstatt
der canonischen hebraisierenden Version das Xiyco ooi dXij-
d^Biav (Acta Pil.) ebenso eine bessere griechische Übersetzung
ist als das aXjjd^mq Xiyo vfiW, welches einige Male (Lc. 9, 27;
12, 44; 21, 3) in der lucanischen Version der Quelle vorkonmit.
Der Ausdruck jtagaÖBiöog hat im neutestamentlichen Canon nur
noch zwei ParaUelen, nämlich 2. Cor. 12, 4; Apoc 2, 7^). Im
alttestamentlichen Canon gehört das Wort OrfHlB vorzugs-
weise dem späteren Hebräisch an: Cant. 4, 13; Eccles. 2, 5;
Neh. 2, 8. Von den Septuaginta aber wird jtaQaÖBioog auch als
1) Dabei ist Folgendes beachtenswerth. Wie Lc. 23, 43 b nagdösiaog
als Aequivalent von ü'^'qv'n nndV», so erscheint es 2. Cor. 12, 4 als Synony-
men von ovQavog (vgl. v. 2), sodass die Vorstellung, als ob b nagadsiaog
ein Theil des ciStiQ sei, völlig fern bleibt, — zum Beweis, dass in dem
Gleichniss Lc. 16, 19—31 die Erwähnung des SöTjg lediglich zur Einkleidung
der Parabel gehört, nicht aber einen Bestandtheil der Lehre Jesu bildet.
Texte und Unterauchungea zu Lc. 23, 43. 737
Übersetzung von "jä (Gen. 2, 8. 10) nnd namentlich von TJ?"13
= xagaösiooc; tfjg TQvg>^g (Gen. 2, 15; 3, 23. 24) angewendet
Dieser Übersetzung nähert sich der Text desSyr. Cur., Ephraems,
des Aphraates, also auch Tatians: „im Oarten Eden^\ wobei
wörtlich das 17?"1? ^®^ Genesis vorausgesetzt ist*). Die Lesart
des Origenes, welche sich auch noch im Comm. in Joann. p.421
ed. Huet wiederfindet, nämlich iv rS xagaöelocy rov d-sov — ,
trifft genau mit Apoc. 2, 7 zusammen. Der Text des Faustus,
welcher im Munde Jesu: in paradiso patris mei voraussetzt, ist
nach Wo r d 8 w 0 r t h - W h i t e auch in den Itala-Codices e 1 r vertreten.
Das kjcXriaopTi des Cod. D ist jedenfalls aus hjiLJtlrfocovxi (= d:
qui objurgabat, vgl. 1. Tim. 5, 1: [lii ijtijtXr/^tjg = Vulg.: ne
ihcrepaveris) verstümmelt, ein deutlicher Beweis dafür, dass die
Übersetzung ins Lateinische längst vor der letzten Abschrift des
Codex zu einer Zeit geschah, da diese Verstümmelung des grie-
chischen Textes hoch nicht eingetreten war, und dass der griechische
Text nicht, wie Harris will, aus dem Lateinischen des Cod.
Bezae zu erklären ist.
Alles in Allem erweist sich die Perikope Lc. 23, 39 — 43 als
die lucanische Überarbeitung eines ursprünglich hebräischen Ab-
schnittes, der durch seine Congenialität mit den Gleichnissen
Lc.l5, 3— 32; 16,19—31; 18,9-14; 19,1—11 als eine werth-
voUe lucanische Nachlese aus der vorcanonischen Hauptquelle
sich documentiert. Mc. hat diesen Abschnitt in Mc. 15, 32^ auf
ähnliche Weise gekürzt, wie er es mit der urevangelischen Peri-
kope Lc. 4, 1— 13 = Mt. 4, 1—11 bezüglich der Versuchungsge-
schichte in Mc. 1, 12, 13 gethan. Der judenchristliche Verfasser
des ersten Evangeliums aber, welcher keine Veranlassung sah,
die mehr der paulinischen Auffassung dienende Perikope vom
bussfertigen Schacher aus der Quelle aufzunehmen, acceptierte
aufs Beste die Kürzung des Mc. 15, 32b = Mt. 27, 44, zumal
er ja ohnehin dem Einfluss des Mc. vorzugsweise unterlag.
1) Diese Bezeichnung des Paradieses ist sicherlich in der syrischen
Kirche die ältere gegenüber dem Syr. Sin., welcher mit der Peschittha
das griechische Wort einsetzt. Vgl. Zahn, die syrische Evangelienüber-
setzung vom Sinai, Theol. Lit.-Bl. 1895 No. 3. Sp. 26. Wellhausen, der
syrische Evangelienpalimpsest vom Sinai , Nachrichten der E. Gesellschaft
der Wissensch. zu Göttingen. Philolog.-histor. Klasse 1895. Heft I. S. 5.
Texte tt. Untersuchungen X, 8. 47
738 AussercanomBche Faralleltexte zu Lc.
Lc. 23, 44 = Mt. 24, 45 = Mc. 15, 33.
a. Lc. 23, 44.
xäi rv 7]6r] coosl (OQa txr^ xal oxorog iyivero l(p^ oXm^
Tf/v yfjv icog oigag ivazTjg,
b. Mc. 15, 33.
xal YBVOfiipfjg cogag ^^rw^ axotog iytPBTO ig)^ oXtpf r^v
yfjv icog oigag ivoTTjg»
c. Mt. 27, 45.
ajco Sk %xirig conag cxorog iyevero ijtl xaöav rfjv yijv icog
wgag ivarrjg,
d. Ev. Pseudo-Petri v. 15. 18.
V. 1 5. Tjv dh fisötjfißQla xal oxorog xariöxe Jtaöav rtjv 7ov-
öalav xal i&oQvßovvto x<u rjywvimv iirjjtoxe 6 i]Xiog l'cJv,
ijteiÖTJ tri eC^Tj' yiyQajtxai (yaQ) airotg, i^Xiov (if] övvai im
jt£g)OP£Vfiiv(p. V. 18. JtSQirjQxorro dh jroXX(fl fiBta Xvxvcop
vofilC^opreg ort pv^ iazip xdi kjtioapxo.
e. Evang. Hieros. ad Lc. 23, 44. p. 385. 386 ed. Miniscalchi.
Et erat circiter hora sexta, et sol obtenebratus est, et luna
abscondit lucem suam, et stellae recideruut, et mpes scissae
sunt, et moDumenta aperta sunt, et corpora sauctorum miil-
torum resurrexerunt, et apparuerunt multis.
f. Anaphora Pil. B. c. 7. p. 446 f. ed. Tischendorf.
Tjplxa 6h icravQcud'J], oxorog kytpero iq>* oZtjp rtjP olxov-
fiivTjp, Tov 7]XlovxQvßiprog reXeioog xal rov jtoXov oxoreipov
q)aiPopiipov -q^igag ovörfg^ ciore corga (fapTjt^ai, aXX ofiwg
rtjP VTjXavyorrfca ioxoriOfi^P7]P sx^ip, aig ovöh r/ x^fisrega
olfiat evoißeia dypoBl, ort tp jtaprl r(5 xoOfia) 7jtpap Xvx^^ovg
djto %xrrjg cogag %a)g otpiag. OeXrjPr] 61 (og alfia ovOa oXtjp
rr/p pvxra ov öuXafijis, xalroi ye jtafjjrXtj&ovg avrfjg
rvyxapovOTjg. rä aorga 6e xal 6 ^Ogla)P d^grjpop knolovp
jtsgl rcüp %\)öala)P öiä r7)p nag avrcop yevofdSPTp^ xaga-
vo/ilap.
Der in diesem Fall von der Didascalia unabhängige Re-
daktor der Constitutionen lässt (Const. V, 14 p. 144) das
Texte und Untersuchungen zu Lc. 23, 44. 739
Todesurtheil Vormittags 9 Uhr {tqItt^ öh äga zijp ajt6q>aaiv
öe^afiBVoi rfjp xar avrov), den Kreuzigungsakt Mittags 12 Uhr
(txr^ fihv coQa öTavQciöavreg avrov) stattfinden und dann sofort
die Finstemiss eintreten {ejteira lyivBTO rgelg ägag axorog,
djto txTTjg ?cog ipazT^g), worauf bis zum Abend die Sonne wieder
schien {xal jtaXiv q>(5g jtgbg öelkrjv vgl. Ev. Ps.-Petr. v. 22:
Torf TjXiog eXafjLrps, xal svQed-T] äga kvarrj — Heft U, 361). Er
sieht in diesem Vorgang eine Erfüllung von Zach. 14, 7: xal
ovx 7 finget xal ov pv§f xal jtgog hojtdgav löxai qxSg, Die Zeit-
rechnung der Didascalia (V, 13. p. 313) ist in den Ägrapha
S. 409 f. mitgetheilt. Von der Finstemiss heisst es: ejitira kyi-
vsTo rgetg cigag axorog, xal ikoyio&rj pv§, xal jtaXiv ajio
ivaxTjg ogag Jtgbg dslXrjv rgelg ägag i^fiiga. Es ist nur eine
künstliche Zeitrechnung, ein kayiad-r/paiy wonach die drei-
stündige Finstemiss als eine volle Nacht, der darauffolgende
dreistündige Sonnenschein als ein voller Tag „gerechnet* werden
sollte, um zwischen dem Tod und der Auferstehung Jesu drei
volle Tage und drei volle Nächte herauszubringen. Im pseu-
dopetrinischen Evangelienfragment glauben die Juden
selbst, dass mit der Finstemiss die Nacht bereits eingetreten sei
{pofilC^opreg ort pv§ kötiv) und zünden deshalb ihre Leuchten
an. Man sah in dieser mittägigen Finstemiss eine Erfüllung
verschiedener Prophetien, so bei Iren. IV, 33, 12 von Am. 8, 9. 10:
övcsrai o rjXiog fieörj/ißglag xal övaxoraaei sjtl rfjg yf/g hp r^iBga
TO (pmg. Vgl. Jer. 15, 9: kjtidv 6 rjXiog avrfj in fieoovorjg rrjg
Tjfitgag, Cyrillus Hieros. (Catech. XIII, 24) erinnert sogar an
Gen. 1, 5: xal ro öxorog bcdXaös pvxra. Während Origenes
aber (ad Matth. 134) die Finstemiss ausdrücklich auf Palaestina
beschränkt: tenebrae tantummodo super omnem terram Judaeam
sunt factae — , sagt das Arabische Diatessaron nach Ciasca
p. 92: tenebrae occupaverunt universam terram. Daher zünden
nach der Anaphora Pilati auch die Einwohner der ganzen
Welt ihre Leuchten an! Zu dem ijtioapxo bei Pseudo-Petrus
ist mit Recht von den Erklärem Jes. 59, 10: xal nEOovprai bp
fiBOTjfißgla (Dg kp (iboopvxtIco — herbeigezogen worden. Ausser-
dem kommt die grosse nräotg t(5p *Iov6ala)P in Betracht, durch
welche nach der apokryphen Pilatusliteratur die ungläubigen Juden
von dem aufgethanen Abgrund (xdofia) der Erde verschlungen
wurden. Vgl. Heft II, 377. Der apokryphe Charakter des
47*
740 Aussercanonische Paralleltexte zu Lc.
pseudopetrinischen Eyangeliums kann in dieser Hinsicht nicht
niedrig genug taxiert werden. Das Hierosolymitanum hat
seine apokryphen Zuthaten aas Mb. 27, 51^—53 (vgl Heft H,
361—366) entlehnt
Lc. 28, 45 = Mc. 16, 88 = Mt. 27, 51*.
a. Test. XII patr. Levi c. 10,
dXka oxloai t6 evövfia xov vaov.
b. Test. XII patr. Benj. c. 9.
xal eorai ro anXcnfia rov raov oxi^ofiBvov.
c. Lc. 23, 45.
iöxlod^^ de ro xaxajtixabua xov vaov (liöov.
d. Mc. 15, 38.
xcä x6 xaxajttxaofia xov vaov iöxlod^tj dg ovo djto avoid^sv
?a>§ xax(D.
e. Mt. 27,51*
xal löov xb xaxajcixaOfia xov vaov ioxlod^fj ava}d-6v toc
xaxco elg ovo»
f. Ev. Pseudo-Petri v. 20.
xal avxfj xfj mga öiegay?! x6 xaxajttxaofia xov vaov tz/c
leQOVöaXijfi Big ovo.
g. Cyrill. Hieros. Ciitech. XIII, 32.
x6 xaxajtixaofja xov vaov . . . öiBQQfj^axo,
Hier treten folgende Übersetzungsyarianten hervor: ankona
= Bvövfia = HD "IIB, Cxl^Btv = öiaQrf/vvvaty beides in den LXX
gebräuchliche Übersetzungen von IP^nj;. Aus dem öiaQtjyvvrai,
obwohl es in den LXX auch in Bezug auf das Zerreissen der
Kleider gebraucht wird, dürfte die Variante des Hebräervangeliums
hervorgegangen sein: superliminare templi corruisse = fractum
esse. Vgl. Agrapha S. 334 f. 340 f. ^^^^-^^ -^^^- ^^
Lc. 23, 46\
a. Exe. Theod. § 62. ap. Clem. AI. p. 9S4.
aixT] ycLQ tj xpvxf} tov XqiOxoVj Jtaoxovxog xov Ocofjaxog,
tavxTJr elg rag x^^Q^^ '^ov JtaxQog jtaQaxaxtd^Bxo.
Texte und Untersüchnogen zu Lc. 23, 45. 46. 74 1
b. Orig. Opp. IV, 298.
ovx ap iXiyonBV ort sd7]X€ rr^v tpvx^jP avtov atp tavrov.
c. Ps. 31, 5». LXX.
elg x^^Q^^ ^öv jiaQad-jjaofiai ro Jtvevfia fiov.
d. ActÄ PiL XI, 1. B. p. 309.
öov :xaQa&TJöofdat ro jtvsvfia (lov,
e. Acta Pil. XI, 1. Ä. p. 248.
xal gxDin^cag (pcov^ l^^y^^V 0 ^IrjOovq sljtev Jtaxy]Q, i^arfrfay
lff>x\d QOviXy o tQfir^reverai' slg x^^Q^^ ^^^ yraQarld^TjfJi ro
jivevfia fiov,
f. Epiph. Haer. LXIX, 49. p. 771 C.
ijil Tov oravQov iXsye rrp jiaTQi' alg x^^Q^ ^^^ JtaQaxl&r]fii
ro jtrsvfia fiov,
g. Exe. Theod. § 1. ap. Clem. AI. p. 966.
JtazBQ, g>'qcl^ j^agazld^sfial ooi slg x^^Q^^ "^^ xrev/ia fiov,
h. Just. DiaL c. Tryph. c. 105. p. 333 B.
xal ycLQ anoöidovg x6 jivevfia im xtp oxavQcp elxs' JidxfQ^
elg x^^Q^^ ^^^ JtaQaxlO^sfzai x6 Jipsvfia [lov cog xal ix x(5p
ajrofir7jfiovevfiaxa}p xal xovxo efiaOov.
i. Lc. 23, 46*.
xal (fa)viqcag g)a)vij /isydXrj 6 ^Irjöovg eljtsv' xaxtQ, dg
XBlQotg öov jtaQaxld'S/iai x6 Jtpsvfia fiov.
Der hebräische Text von Ps. 31, 6*: "^rflt TJ??)K ^T^ wird
Ton dem aramäischen Hierosolymitanum folgendermassen
wiedergegeben: tJJOi iqdlSO KLIc^ vy.Vf^ ^^3. Man sieht,
der Text der Acta Pilati ist nicht aramäisch, sondern ein —
im Laufe der Zeit corrumpiertes — Hebräisch. Man vgl. hierbei
die Untersuchungen zu Mt. 27, 46 (Heft II, 355 flf.) sowie zu Lc.
19, 38 (oben S. 535 f.). Dass auch ipvx^ Übersetzung von wr\
werden konnte, zeigt Gen. 41, 8 LXX; Exod. 35, 21 LXX. Eine
andere Übersetzung und Anwendung von Ps. 31, 6* findet sich
in der Apocal. Mos. c. 42 p. 22: 9Bk x(ov axavxmp^ öi^ai x6
xpsvfia fiov, xal £v&6a>g jtagidmxB ro3 ^eo3 xo ütvBvfia avxijg.
Bekanntlich auch Act. 7, 59: xtgis frjOoVj oi^ac xo jtpevfia fiov.
742 Aussercanonische Parallel texte zu Lc.
Lc. 23, 46^ = Mc. 15, 37 = Mt 27, 50.
a. Celsus ap. Orig. c Geis. II, 55. Opp. I, 429.
— Tfjv ixl Tov ax6Xoxo(; avxov ^cov/jv, or axejtvei,
b. Acta Pil. XI, 1. B. p. 309.
xga^ag q>o)vfj fisyaXxj . . . aniütvsvOB,
c. Pseudo-IgD. ad Trall. IX. p. 190, 16.
kvvaxxi ajtiocvsvOBV.
d. Epiph. Haer. LXIX, 49. p. 771 C.
xdi H^^^^j}^} 95^0^* '^o evayyiXiov,
e. Lc. 23, 46^.
Tovro de eljtcov i^^sjtvsvaep,
f. Marcion ap. Epiph. Haer. XLII. p. 317 A. p. 347 D.
g. Mc. 15,37. ^^^^^^^^^^^
6 öh ^Ifjaovg ag>e\g qxDPfjV fisyaXrjp i^ejtvevoev.
h. Mt. 27, 50.
6 öe Ifjöovg TtaXiv xQa^ag (pmvi} fisyaXjj dq>7Jxev ro Jtvevfia.
i. Epiph. Haer. LXIX, 49. p. 771 C.
xäi iX&ovTODPf tpfjol, Tcov öTQaTicDToiv^ rjvQov avTor 7]6r)
hxjtBJcvBvxoxa,
k. Acta Pil. XI, 1 A. p. 248.
xai rovxo bIjicov JtaQBÖofXB ro Jtt>Btf/a.
1. Orig. Hom. in Matth. § 140.
statim ut exclamavit ad patrem receptus est . . . post tres
horas receptus est.
m. Syr. Sin. ad Mt. 27, 50.
xal 6 I?]Oovg BXQa^BV g)(Dp7J fiByaX?], xal avißatVBV ro jrrBVfia
n. Ev.-Pseudo-Petri v. 19^
xal bIjCCOP dvBX7](pd^7j.
Zu xqüCbiv = qxDVBlv = Ä'ip; vgL Dan. 4, 11; zu djionvBBiv
= Ixjtvhtv = dfpiBvai rb jrvBVfia = iüBD nSJ vgl. Jerem. 15, 9.
Der^Syrr Shi^welcher dafür Lc. 23, 46 und Mc. 15, 37 A» ge-
braucht, umschreibt den Vorgang mit den Worten : „und es stieg
Texte und UntersuchTingen zu Lc. 23, 46. 47. 743
auf sein Oeist^ — eine anscheinende Berührung mit Origenes
und dem Petrusevangelium und ein Beweis dafür, dass an
sich die Worte: xal eljtcbv avBlri(p9'ri — keineswegs doketisch
gemeint sein mussten. Erst durch die Correspondenz mit Pseudo-
Petr. V. 10: coq (iJ]6BP novov Ix^^ ^^^ ^« ^9*: f) dvvofilg ftov^
7/ övpafiig xareXeiipdg fie wird die doketische Tendenz auch an
dieser Stelle unzweifelhaft. VgL Heft II, 43 f.: Si duo faciunt
idem, non est idem.
Lc, 23, 47 = Mc. 15, 39 = Mt. 27, 54.
a. Just. Dial. c. Tryph. c. 17. p. 234 D.
fisrä yoLQ x6 ozavQwöai v/iäg ixelvov top novov aficofiov
x(d oixaiov av&Qcojtov,
b. Acta PiL XI, 1. A. p. 248.
ldG}V 6e 6 txaxovxaQxoq xo yavofievov löo^aaev xbv O^eov
Xiyoov 6x1 6 av&Qcojcog ovxog dixaiog ?jv,
c. Lc. 23, 47.
Idcov de 6 bxaxovxoQXTjg x6 yBVoiiBvov höo^aCtv xbv d^eov
kdyoiv' ovxmg 6 avd^Qcojtog ovxog ölxatog fjv,
d. Barn. VII, 9. p. 36, 6.
aXTjd^cog ovxog 7]v 6 xoxb Xiy(DV lavxov vlov xov d^eov
elvat.
e. Mc. 15, 39.
ld(ov de 6 xtvxovQLcov 6 jtaQeoxrjxcog l^ ivavxlag avxov,
oxi ovxcog tstJcvevotVy eljcev aXr^d^dig ovxog 0 avd^QCDJtog
vlog 7^v d-eov,
f. Mt. 27, 54.
6 dh txaxovxdgxv^ xäi ol fiax' avxov X7]Qavvxeg xov V?/-
oovv Idovxeg xov ceiOfiov xal xd yivofitva lq)0ßrj9^i}0av
ö(p6ÖQa Xiyovxeg' dkrjO^cog d^sov vlog fjv ovxog.
Dass auch für die Vorgänge nach Jesu Kreuzestod die vor-
canonische Quelle nicht versagte, zeigt sich namentlich an dem
aussercanonischen Textrest, welcher zu Lc. 23, 48 durch viele
Zeugen erhalten ist. (Siehe das Folgende). Ob zu Lc. 23, 47
die ursprüngliche Rede des xbvxovqIcov = txaxovxagxog =
744 Anssercanoniscbe Paralleltexto zu Lc.
exarovtcQxrig = HÄlEn ite sich feststellen läset, bleibt fraglicher
ei Justin sowie bei Pseudo-Petrus v. 28*^: löere, oxooov
dlxaioq ioviv — klingt die lucanische Fassung an, die auch in
dem Munde eines heidnischen Hauptmanns die natürlichste war
und sicherlich viel angemessener als die dogmatisierende des Mc.
und Mt.
Lc. 23, 48.
a. Syr. Cor. Lc. 23, 48.
xäl JiavTsg ol jtaQoysvof/evotj d^ecoQrjcavreg rä yerofiBra,
TVJtrovreq xa on^O-i] savt&v vjtlczQefpov xal sXeyov ovci
fjfilv' ri ylyovBv; ovoX fjfjlv ajto rcSv afiaQXimv fjimv.
b. Syr. Sin. ad Lc. 23, 48. p. 224.
v^ocoi ^ru« ou>o ^^ Oaio^xx.«^:! ^A«?^ ^^.ooo^a&o
c. Cod. Sangermanensis (g*) Lc. 23, 48.
dicentes: Vae nobis, quae facta sunt hodie propter peccata
nostra; appropinquavit enim desolatio Hierusalem.
d. Ephraem Syr. Ev. concord. expos. ed. Mosinger p. 246.
Yenerunt, ait, judicia dirutionis Hierosolymorum.
e. Ephraem Syr. Ev. concord. expos. ed. Mosinger p. 410.
Vae fuit, vae fuit nobis, filius dei erat hie.
f. Ev. Pseudo-Petari v. 25. 28.
V. 25. roTC Ol %vöaloi xci ol jrQeoßvrsQOi xäl ol IsQsTg
yvovrsg olov xaxov lavxoJq ijcoltjöav, rJQ^avxo xoxxeod^ac
xal XiysiP' oval xalq afiaQxlaiq 7Jf/€ov, TJyyiOsp rj xglaiq xal
x6 xiXoq %QovöaXTJfi. v. 28. avvaxO^^vxeq öh ol ygafifiaxetg
xal tpagioatoi xal jtQSOßuxegoc jrQoq aXXrjXovq dxovcavxeg,
oxi 6 laog ajtag yoyyvCei xal xojtxexai xä Cx/j^ri Xiyovxeg^
oxt bI x(p d^avaxcp avxov xavxa xa fieyioxa öTjiista yiyovsVy
lÖEXE oJtoGov ölxaiog ioxiv,
g. The Doctrine of Addai, the Apostle ed. Phillips p. 27. -
For, behold, unless they who crucified him had known that
he was the son of God, they would not have proclaimed the
Texte und Untersuchungen zu Lc. 23, 4S. 745
desolation of their city, no would they have brought down
Woes upon themeelfs.
h. Lc. 23, 48.
xal jtavrsg ol avpjtaQaysvofievot 6x^01 ijtl ti^p d-soQlap
ravTTjV^ d^S(OQi^öavT€g ra yevofieva, rvjtxovxBq ra crfjdTi
[Cod. Gantabr. add.: xal rä fiircoxa] v3tiötQB(pov,
Sicherlich liegt hier in dem canonischen Texte eine der zahl-
reichen lucanischen Kürzungen der Quellen-Relation vor. Das
Zusammentreffen einer altlateinischen Version mit dem Syr.
Cur. genügt allein schon, um den aussercanonischen Textbestand-
theil als von dem Redaktor des ältesten Evangeliencanons ein-
gefügt erkennen zu lassen. Vgl. Heft I, 36. Kriterium 2. Dazu
kommt Tatian, der Syrus Sin. und einige apokryphe Zeugen.
Aber auch die innere Kritik muss den urevangelischen Charakter
des aussercanonischen Weherufs anerkennen, welcher in drei
Theile zerfällt:
a. ovaL rjfilv = vae nobis = vae fuit = vae fuit nobis =
Woe! = -o.
b. rl yiyovBv; oval fjfitv djto xmv aftaQTi(5p ri(imv =
quae facta sunt hodie propter peccata nostra = oval
xalq äfiaQxiaiq tj^cov —
c. appropinquavit enim desolatio Hierusalem == venerunt
judicia dirutionis Hierosolymorum = iqyyiOBV rj xQlötg
xal x6 xiXoq %QövöaX7]fi.
Zu oval i^filp vgl. z. B. 1. Reg. 13, 30: "^n^ '>in = LXX:
oval a6eXg>€. Die Übersetzung ferner djto xdv dfiaQxicov ^ficöp
in der Bedeutung: propter peccata nostra ist echt hebraisierend.
Vgl. Jes. 53, 5: 'IS^ÜM =LXX: öiä xäg afiaQxlag 7]ii(3Pj ')3'^n'i2i3Jta
= LXX: öiä xäg apofilag i^ftcop. Zu dem letzten Textbestand-
theil endlich: appropinquavit desolatio Hierusalem = fjyyioep rj
XQlCig xal x6 xiXog %QovaaXri(i vgl. Ezech. 9, 1: tTi'HpD 'Q'^J?
T!?n = LXX: rjyyixBP rj ix6lxi]0ig xfjg jtoX£a}g. Man sieht, es
ist Alles echt hebräisch gedacht und empfunden. Ausserdem
aber ist unser aussercanonisches Logion ein getreues Echo der
Herrenworte von der xaB^alQecig xov aylov xojtov (vgl. Lc. 21, 32)
sowie seines Zurufes an die &vyaxiQ€g ^IsQovöaXi^fi (Lc. 23, 28
— 31). Und ohne Zweifel eben diese d-vyaxigeg %QovaaXrjfi^
welche mit Andern das Schauspiel der Kreuzigung gesehen hatten.
746 AuBsercanonische Faxalleliexte zu Lc.
nicht aber die %v6aloi, die jtQsoßursQoi und die legelg, wie das
pseudopetrinische Evangelium, den Thatbestand fälschend, be-
hauptet, sind die Urheber jenes ergreifenden Weherufes und die
Bekenner der auf dem Volke ruhenden Gesammtschuld gewesen.
Sie waren es, die da meinten, nach der an Jesu begangenen
Frevelthat sei nun das von ihm geweissagte Gericht bereits über
die Stadt im Hereinbrechen begriffen.
Lc. 23, 49* = VLc. 14, 50 = Mt. 26, 56\
a. Just. ApoL I, 50. p. 86 A.
lisrä ovv x6 oravQwd-fjvai avrov xal ol yi^aiQifioi^ avtot
ytavzeg cbtsozrjöav dQPtjodfievot avzov.
b. Acta PiL XI, 3. A. p. 249 ed. Tischendorf.
slor7jX6ioav öh ol yvmoxoX ccirov äjto fiaxQod-ev.
c. Lc. 23, 49»
slaT7]xsioav de jtairceg ol yvcDörol avrco ajto fiaxQod^ev.
d. Mt. 26, 56*».
TOTE ol ua&7]Tal jcavzeg aq)ivzBq avzov ig>vyop-
e. Mc. 14, 50.
xal aq>ivzBq avzov Itpvyov xavzBq.
. Ev. Pseudo-Petri v. 26. 27.
V. 26. kyd de iiBzd zcov IzaiQcov (lov iXvjcovfifjv xal re-
zQOjfiivoi xazä öiavoiav ixQvßofied^a' i^Tjzovfisd^a ygg vjt*
avzwv (oq xaxovgyoi xal cdq tov vaov &eXovz£g ifiJtQTJoai.
V. 27. sjtl de zovzoig jcäoiv evrjOzEvofiav xal exa&s^ofia^
d-a Jtevß-ovpzeg xal xXalovzsg vvxzog xal fjfisQag 2cüg zov
oaßßdzov.
Manche Erklärer haben die Angabe Justins: ol yvc^Qi-
fioc avzov Jtavzsg djteozijaap aQPfjodfjiBPOc avzov — als einen
von den canonischen Evangelien völlig abweichenden Bericht
Qber einen grossen Abfall der Jüngerschaar von Jesu betrachten
wollen. Aber Justin sagt im Wesentlichen nichts Anderes als
die Synoptiker. Mc. und ihm nach Mt reden von einer Flucht
der Jünger bei der Gefangennehmung Jesu. Lc. lässt diese Notiz
dort weg. Dafür bringt er eine ähnliche Notiz unmittelbar hier
Texte und Untennchungen zu Lc. 23, 49. 747
nach der Kreuzigung, ganz wie Justin: fierä xb OTavgwd^Tvai
avTOV, Denn dass ol yvcooxol = ol yvcigifioi = ol (lad-ijrcd
identische Bezeichnungen sind, ergiebt sich aus den Bemerkungen
oben zu Lc. 19, 30. 32. Und dass das törrjxivai ano fiaxQO&ev
nicht blos harmlos in räumlicher Beziehung zu fassen ist, zeigt
die alttestamentliche Parallele Ps. 38, 12: ^^TQ^ phnti '^ninp'i =
LXX: xal ol ey/iara fiov fiaxQod-sv iorf/oav, mit welcher Stelle
der lucanische Text zusammentrifft. Es lag doch auch sehr nahe,
dass die Jünger nach der ersten Überraschung bei der Ver-
haftung des Meisters am andern Morgen sich so weit wieder
gesammelt hatten, um der Kreuzigung in Gemeinschaft mit den
Frauen von ferne beizuwohnen und dass dann erst der volle
Schrecken über das Geschehene und die Furcht vor der sieg-
reichen Partei sie von dannen trieb. Das justinsche agpfjod-
(ievoi ist daher zu fassen wie Lc. 12, 8. 9 als ein Nichtbekennen
Jesu aus Furcht vor den Menschen, und das justin'sche djto-
OTijvai als gleichbedeutend mit bCrrjxivai fiaxQod^sv = q)Bvyuv,
Auch die Constitutionen reden am Schluss des Kreuziguugs-
berichtes (Const. V, 14: p. 145, 12) von den fiad'fiTalg avrov' q)sv'
yovöi (liv öid top <p6ßov rcov 'lovöalcop. Nach alledem er-
scheint die aussercanonische Darstellung im pseudo-petri-
nischen Evangelium als eine sachgemässe Ergänzung der Si-
tuation. Dass die geflüchteten Jünger sich verbargen, erzählen
auch die Acta PiL A. XII, 1 p. 250: jcavxwv öe ästoxQvßivxmv^
ebenso — worauf Swete hingewiesen hat — Cyrillus Hier.
Catech. XIII, 25: (oövvwvxo ob djtoxgvßivxeq ol anooxoXot — ,
ferner — woran v. Schubert erinnert — Gregor von Nyssa
(MigneLXVI, 868): ol äjtodxoXoi ixQvjtxovxo^ xcov neigao^wv
xov oyxop ov övpd(i6V0i qiignv. Und es bezeugt dies doch auch
der vierte Evangelist Job. 20, 19. Derselbe berichtet von dem
Seelenzustand der Jünger, wie ihn Jesus Joh. 16, 20 vorausge-
sagt: v[iBlq de Xv3t7i^]oEOd^B — vgl. Ev. Ps.-Petr. v. 26: kyco de
fiaxd xcip bxüIqop piov aXvjcovfifjP — , xkavoexa xal dQ7jp?]aexe
vfiBlg — vgl. Ev. Ps.-Petr. v. 27: jtepß-ovpxeg xal xXalopxeq,
und dazu Mc. 16, 10: xevd-ovöip xal x/ialovoip, sowie Lc. 24, 17:
xal ioxad-tjoap oxvd'Qa>j€oL Lassen sich diese Angaben des
pseudopetrinischen Fragments aus johanneischen und syn-
optischen Einflüssen erklären, so ist dagegen die Nachricht, dass
die Jünger von ihren Feinden gesucht worden wären cog xa-
748 Aussercanonische Paralleltezte zu Lc.
xovQyoi xal (6g tov vaov d-iZoprsg ifiJiQfjöai, völlig ausser-
canonisch. Man kann zwar an Mt. 22, 7: rfjv jtoXiv avtäv
IvijiQfiCBV und an Act. 6, 14: ^Irjoovg 6 Na^oQalog ovrog xata-
Ivoec TOV TOJtop Tovrov erinnern. Aber von einer solchen den
Jüngern unmittelbar nach der Kreuzigung zugetrauten Absicht,
den Tempel durch Feuer zu zerstören, fehlt in den canonischen
Texten jede Spur. Doch erinnere man sich der oben zu Lc. 23, 2
mitgeth eilten und erläuterten aussercanonischen Anklage -Akte
sowie der Joh. 11, 45 ff. ausgesprochenen hohenpriesterlichen Be-
sorgniss, und man wird erkennen müssen, dass die Zahl der
Anhänger Jesu auch in Jerusalem viel grösser gewesen sein muss,
als es die synoptischen Berichte an den Tag treten lassen, und
dass bei der tiefgreifenden Aufregung, welche Jesu Verhaftung,
Verurtheilung und Kreuzigung unter Freund und Feind hervor-
rufen musste, die Entstehung und Verbreitung solcher abenteuer-
licher Gerüchte, wie von der beabsichtigten Anzündung des
Tempelgebäudes, von vornherein nicht als unmöglich bezeichnet
werden kann. Jedenfalls hinterlassen v. 26. 27 des pseudopetri-
nischen Fragments den Eindruck besserer Geschichtlichkeit als
die meisten anderen apokryphen Angaben jenes Schriftstücks. —
Zu der Angabe: ivTjöTSvo/iep vgl. man Didasc. V, 14 p. 311:
jcBQiocoxiQog 6h hv zatg tjfiigaig rov Jiaöx^i «k x&PXBg ol
jtLOTol vfjOTSvovaiP iv jtaptl T<p xoofiq}, co^ eljtBP 6 xvQiog
xal 6 öiöaoxaXog' .... kXBvCopxai rj^igaif oxav djtaQd^ij ajt
aixwp 6 vviKflog^ xal xoxe pfjöxsvCovoiP kp xalg fjuigaig
xavxaig. Ebenso Barn. VII, 5. p. 34: iiiXXsxB Jtoxl^Bcp x^^U^
fjtBxä o^ovg, fpayBXB vfiBtg (lopoiy xov Xaot pijöXBvopxog xal
xojtxofiBPOV i:tl oaxxov xal onoöov^ iva öbI§i], ort ÖBt avxov
xoXXä jta^BlP vjt avxcop. Endlich auch in der Didascalia
(syrische Ausgabe de Lagarde's p. 88 f., angeführt von Nestle,
Evangel Kirchenbl. f. Württemb. 1894 No. 13. S. 109 unter der
Rubrik: „Etwas Aussercanonisches'') sagt der Auferstandene bei
seiner ersten Erscheinung am Ostermorgen: „warum fastet ihr
wegen meiner diese Tage? oder bedarf ich, dass ihr euch die
Seele ängstiget?'* Vgl hierzu den unten bei Lc. 24, 1 mit-
getheilten vollständigen Context der Didascalia.
Texte und Untersuchungen zu Lc. 23, 49. 50. 749
Lc. 23, 49* = Me. 15, 40. 41 = Mt. 27, 5o, 56.
a. Acta PiL XI, 3. A. p. 249 ed. Tischendorf.
xdt yvvalxeg al OvveXO^ovoat avrcp ajto rfjg FaXualag
OQoioai xavta,
b. Lc. 23, 49^
xal yvvalxeq al övpaxoXov&ovoai avtS djto rfjg FaXtkaiag
0Q(5öai xavta.
c. Mc. 15, 40. 41».
Ticav 6b xcll yvvalxeg äjto fiaxQoß-tv O^scoQovöai, iv aig xäi
Magla tj MaydaXrjvri xal MaQla tj 'Jaxcißov xov iiixQov
xal 'la}aTJxog fi^'jxijQ xal JSaXcifirj, at oxe t^v kv xij FaXiXaia,
rjxoZovd'Otnf avxtp xal öiijxovovp avxS.
d. Mt. 27, 55. 56.
7jöav 6h ixet ywalxsg noXXal djto fiaxQod-ev O^ecoQovoaij
aiziveg rjxoXovd^t^aap x& *It]Oov djto xrjg Fakikaiag 6ia'
xovovoai avx(p, Iv alg yv MaQla ^ May6aX7]vr/ xal MaQla
7) xov ^laxcißov xal 'loöfjfp ft^xrjQj xal rj fifjx7]Q x(5p vioit*
Zeße6atov.
UbersetzuDgSYarianteD oQap = dscoQslv = n»*!, axoXovd^slp
= ovpaxoXov&stv «= ovp^Qxio^aT^l^ii^ nSn (vgl. Heft 11, 100 f
und daza oben S. 410). Ausserdem ist zu vgl. oben S. 120 zu
Lc. 8, 2. 3. Irrthümlicher Weise benennt, hier sowohl zu Mt. 27, 55
als zu Mc. 15, 40, der Syr. Sin. die Maria Jacobi als eine Tochter
des Jacobus. VgL unten zu Lc. 24, 1.
Lc. 23, 50-52 = Mc. 15, 43 = Mt. 27, 57. 58.
a. Acta Pil. XI, 3. A. p. 249 ed. Tischendorf.
dp7)Q 6i xig, ovofia *I(DOii(p^ ßovXBVXf]g djtb jiQtfiadalag
JcoXecog vjtaQymv, jrQOo6ex6f/6Pog xal avxog xr/P ßaöiXdap
xov d-eov, ovxog ytQ006X{)'6}p xco IliXdxq} iljtfjöaxo xo owfta
xov Irfiov.
b. Lc. 23, 50-52.
xal I60V dpfjQ opofiaxt *IcüO?}(p ßovXsvxi/g vjraQXOJP, xal
750 Aussercanonische Paralleltezte zu Lc.
avfjQ dya&og xai ölxaiog, ovzog ovx rjv övyxarati&ifievog rf]
ßovk(j xäi Tij jtQa^et avrmp, ajto ^Agifia^alaq xoXecog rcip
%v6ai(ov, og jzQoöeöixsro rfjv ßaöiXelap rov d-eov [Syr. Cur.
et Sin.: rc5p ovQapwp]^ ovzog JiQoösXB-cop toi IliXaTto ?/t?}-
öaro ro öcofia rov 'hjCov,
c. Mt 27, 57. 58.
otplag de yspofiipf^g i]Xd^ep apB^gcojtog jtXovoiog djro \4qi-
fiaO-alag^ xovpofia 'l(oöfjq>, og xal avrog ifia&Tjrevd^pj toi
^Ir/Cov' ovxog jiqoCsZO'cqp reo ntXdxcp ijrfjcaro ro ooifia
rov ^Irjöov,
d. Mc. 15, 43.
hXd^mp ^JcDCriq) 6 djto ^d^ifiad-alag, tvöxw^^ ßovXevzi^c^ og
xal avTog tjp xQoööexofispog z^p ßaoiXslap zov d-sov, zoX^
(itjCag slöJjXß^sp jtQog zoP üiXazop xal yjzrjaazo z6 ccofia
zov *I7]OOV.
e. Diatessaron Ärab. p. 93^ ed. Giasca.
venit vir nomine Joseph, dives et decurio, ab Arimathaea,
civitate Judaeae, qui erat vir bonus.et rectus.
f. Ev. Pseudo-Petri v. 3-5.
V. 3. lozi^xei Ö6 ixeZ ^Iw0^g> 6 tplXog IlsiXazov xal zov
xvqIov, xal slöcog ozi özavQoiostp avzop fiiXXovoip, t/X^sp
jiQog ZOP UsiXäzop xal (]Zfi06 z6 CtSfia zov xvqIov jtQog
za^/jp, V. 4. xcu 6 ÜEiXazog jrdfiy^ag jtQog ^ÜQoiöijp rjzrjosp
avzov z6 awfia, v. 5. xal 6 ^ÜQcoörjg itpi]' dösXtpk üsiXazs^
d xal f£?j zig avzop 'fjzrxBtj rj(iBlg avzop eß^ajtzofisp , ijrel
xal öaßßazop kjtiipwöxsi, yifQajtzai yaQ kp Zip PO/icOy
r/Xiop fi?) övvai kjtl jteq)OPSViiipq>. xaL jcagiöancsp avzop
z(p Xacp JtQo (iiag zcop dCvficop^ zfjg eoQzijg avzcop.
Wenn man bedenkt, dass ßovXrj 2 mal im Ev., 7 mal in den
Actis vorkommt, sonst aber den Evangelientexten fremd ist,
dass jtQaoöeiP ein lucanischer Lieblingsausdruck ist, welcher
6 mal im Ev., 13 mal in den Actis sich findet, dass auch das im
N. T. seltene JtQci^ig Act. 19, 18 wiederkehrt, so wird das durchaus
lucanische Gepräge der Worte: ovzog ovx i}P ovyxazazid-ifispog
ZI] ßovXrj xal zfj jigd^ec avzcop — evident. Diese Worte fehlen
im Syr. Cur. et Sin. Dafür giebt der Syr. Cur. den ganzen Ab-
Texte und Untersuchungen zu Lc. 23, 50—52. 75 (
schnitt in folgender Gestalt: «Und ein Mann, dessen Namen
Joseph, war ein Rathsherr, ein gerechter und guter Maun von
Ramtha, einer Stadt Judäa's, und er erwartete das Königreich
des Himmels. Dieser Mann hatte seinen Sinn nicht gleich ge»
macht mit den Anklägern." Uer Syr. Sin. bietet denselben
Text, nur dass er am Schlüsse (gerade nach den Worten: dieser
Mann) defekt ist. Vgl. dazu Zahn im Theol. Lit.-BL 1895 1. Sp. 3.
Das Charakteristicum öfxaiog ist bei Ambrosius zum Nomen
propr. geworden. Vgl. Ambros. Ep. I, 35 (ad Horontianum) c. 10.
Opp. VIII, 441 ed. Caillau: Joseph, qui dicebatur Justus, qui
sepelivit eum. Die Ausdrücke: svöxVf^(op (Ma) und jrXovOioq
(Mt.) sucht Nestle zu identificieren, indem er nachweist, dass
BvCxfificov auch die Bedeutung: „wohlhabend" besitze. Vgl. Ev.
lürchenbr f. Württemberg 1894. No. 31. S. 257. Vielleicht liegt
es aber noch näher, in tvcx^iifov eine Übersetzungsvariante von
ölxaiog = p^*^t zu ertennea^ Der Heimathsort Josephs wird
im arabischen Diatessaron rnax*!, im Ey. Hieros. p. 31 Q^ix^Oii^
p. 401 CQ*i>JM*i, im Syr. Sin. r^ivswi genannt. Wegen der
Wahrscheinlichkeit, dass Joseph, wie Pseudo-Petrus erzählt,
ein Hausfreund des Pilatus gewesen sei. Tgl. Heft II, 341. Da-
gegen trägt der hier mitgetheilte Passus den Stempel apokrypher
Erfindung an der Stirn. Zu dem Ausdruck: ^/r^Jöaro Jtgog ra-
g)r]v vgl. aus der Pilatus-Literatur Narr. Josephi I, 1. p. 459:
o alrrfiCLfiBvog . . ngoq Taq>i]v. Die Stelle Deut. 21, 23, auf
welche Pseudo-Petrus Bezug nimmt, findet sich bei Epiph.
Haer. LXVI, 79 p. 700 in folgender von dem LXX-Text stark ab-
weichenden Gestalt: iXeyBv 6 voftog'xai xQeficöijre avrov ijil^vlov^
ov [irj övvjj o TjXiog ix avrco ijtl rm d^vrjCtiialcp avxovy aXXa
xaihsXovreg xa&eXalri re avrov xal d^atparreg d-atpare avrov jtqo
&vO£a)g rov tjXlov. Zur Sache ist noch zu vergleichen Josephus
de hello Jud. IV, 5, 12, Philo de spec. legg. 28, Jos. 10, 27, na-
mentlich auch — zugleich als weiteres Merkmal des zwischen
dem Petrusevangelium und der Pilatus-Literatur bestehenden
Zusammenhangs — Act. Pil. B. XI, 3 p. 312: ort fisyaX?} lor\v
cfiaQrla xetöd^ai avrov craipov. — Zu ö(5f£a = ISfi bringt Cod.
D die durch die canonischen Parallelen öcofia (Lc. 17, 37) =
jtrSfia (Mt. 24, 28) auch sonst vertretene gute Variante jcrcöfia
754 AussercanoDische Parallelteste zu Lc.
oöa ayad-ä Ijioltiobv. Denn durch diese letzteren Worte wird
Joseph von Arimathia mit denjenigen Juden combiniert, von
denen es Job. 11,45 beisst: d^eaodgiBvoi a ixolfjoev, ijtlOTevoav
sl(; avxov. Gleichzeitig tritt hier aber auch von Neuem die
Verwandtschaft des Petrusevangeliums mit der Pilatus-
Literatur hervor. Denn in den Actis Pil. B. XI, 5 p. 314 ruft
Joseph Jesum an: rbv ota ovöijtors xucoirpcev avO-QCjjtoq d-av-
fiara igyaoafievop.
Lc. 23, 64 = Mc. 15, 42.
a. Just. Dial. c. Tryph. c 97. p. 324 A.
xal yag 6 xvQioq ox^^ov f^sxQi^ aöjc^Qaq ifisivev ixl rov
^vXov, xal XQog ioxiQav ed-atpap avTOV.
b. Pseudo-Ign. ad Trall. IX. p. 190, 16.
jtQO rjUov övcscoq kxaipTj.
c. Const. V, 15. p. 145, 4.
xal d^ajcxBxat Jtgb rjXlov övöecog.
d. Mc 15, 42.
xal tjöi] otplag ysvofiivijgj ijtsl f^v jiaQacxBVti^ 6 ioxtp jiQO^
oaßßaxov.
e. Lc. 23, 54.
xal ^ftiga r/v Jtagaöxsvijq, xal oaßßaxov tJtig)a)Ox€v.
f. Apollinaris Hierap. de pascbate. Chron. pasch, praef. p. 14.
ed. Dindorf.
o jcalg d^sov . . . o xag)sig Iv fifiiga xtj xov Jt6ox(t, iTtixt-
d^ivxog xw fivrjfiaxc xov Zli^ov.
g. Cod. Colbert. Lc. 23, 54. p. 105. ed. Belsheim.
Fuit autem dies caenae purae ante Sabbatuni.
h. Job. 19, 42.
ixel ovt^ dia xrjv jraQaaxev7]v xcor ^lovöalmv, oxi iyyvg f^v
x6 (iVT^fisloVy td-rjxav xov It}Oovi\
Der in die Regulae fidei frühzeitig übergegangene Aus-
druck: xatpelq (vgl. Symbolum Romanum: oxavQODd^ivxa xal
xa(pivxa) wird schon von Paulus begründet unter Bezugnahme
Texte und Untenncliungen zu Lc. 23, 54. 55. 56. 755
auf sein« — oben S. 284 ff., wie ich glaube, mit Evidenz nach-
gewiesene — schriftliche Evangelienquelle. Vgl. 1. Cor. 15, 4:
xal oxi kTaq>ri xal ort kyi^yeQzai r^ W^Q(p t?7 'Tp^T?? xarä taq
YQag)dg. Der Ausdruck d-ajitsod-ai selbst aber findet sich in
den canonischen Evangelienberichten über das Begräbniss Jesu
nicht, wohl aber bei Justin, bei Apollinaris und bei dem Re-
daktor der Constitutionen, welcher letztere sich auch an dieser
Stelle als identisch mit Pseudo-Ignatius legitimiert, indem er
zugleich durch den Ausdruck: jtQO ^klov 6vöS(Dg mit Pseudo-
Petrus sich berllhrt. Vgl. oben zu Lc. 23, 50—52.
Lc. 23, 55. 56 = Mc. 15, 47 = Mt. 27, 61.
a. Epiph. Haer. XLIV, 3. p. 383 A.
a(ia äh xal al yvvatxeq slxov löslv, jtov xaTBk€iq>B'7j xa Xsl-
tpava^ tva avxa xifii^omoi öiä hvqcov xal aQoaiiaxcov.
b. Cod. Cantabr. Mc. 15, 47.
// de MaQia MayöaXrjvi xal Magla ^laxcoßov kd'saoavxo xov
xojiovy ojtov xed-sixcu, xal xoQBV&slcai jjyoQaoav aQci/iaxa,
iva avxop dX6l\pa)0iif.
c. Cod. Cantabr. Lc. 23, 55. 56.
xaxTjxokovd^Tioap da ovo yvvalxeg, ahipsg rfiav owaXtikv-
d^vlai djto xTJg Fakikalag xal Id^eaoavxo x6 fdvrjfia avxov'
vjtooxQBtpaöat de 7]xolfiaoav dgcofiaxa xal fivQa' xal x6
fisp oäßßaxop r)avx^<^^^'
d. Lc. 23, 55. 56.
xaxaxoXovd-rjöaaai de ywalxsg, atxiveg rjoav övvsXrjXvß^tai
ax xTJg FaXikalag avxm, i&adaavxo xo fivfjfielop xal mg
ixid'fi xo öcifia avxov, vjtooxQeipaöai 6a rixoi^aoav agci-
fiaxa xal fivga' xal xo (ilv odßßaxov TJavxaaap xaxa xjjy
ivxoXrjv.
e. Marcion ap. Epiph. Haer. XLII p. 317 B. p. 348 B.
xal vjtoaxQttpaoai al yvvalXBi riovxc^oav xo odßßaxov xaxa
xov VOflOV.
f. Mc 15, 47.
7] 6k Magla rj May6aXi]V7] xal Magia // 'laHjrjxog ad^Bwgovy
xov xad^sixai.
• 48*
756 AuBsercanonische Paralleltezte zu Lc.
g. Mi 27, 61.
fiv öh ixBi MaQiafi ^ Maydahjv?} xcu ?] aXXtj MüqUx, xa&y^
fievai axivavxt tov xaq>ov.
h. Evang. Hieros. ad Mc 15, 47. p. 33. 34.
Mariam autem Magdalaitha, et Mariam, mater Jacob et Josi,
adspexerunt, ubi ponebatur.
Als Übersetzungsvarianten können notiert werden: löelv =
ß^säcB^aL = d^scoQBlv = nÄjn, fivrjfjia = iivrj(ielov = nS)?, i^o^o^
= ivToXfj = niM (vgl. Heft II, 168). Ganz deutlich treten durch
deiTtüodex Bezae auch im lucanischen Texte nur zwei Frauen
hervor: Maria Mi^dalena und Maria, das Weib des Eleophas
(== Alphäus), die Mutter der Zwillinge Jacobus und Judas, sowie
des Joses (= Joseph) und des Simeon. Vgl. die Erläuterungen
unten zu Act. 1, 13. Irrthtimlich wird die letztere im Syr. Sin. zu
Mc. 15, 40 „Mariam die Tochter des Jacobus" genannt. Vgl.
oben zu Lc 23, 49^.
Lc. 24, 1' = Mc. 16, 2'. 9* = Mt. 28, 1\
a Mt. 28, 1.
o^B OB aaßßarcov rfj ijtiq)o}axovö7j dg (ilav Caßßaxmv xrX,
b. Didasc. V, 14. p. 313.
tf] vvxtX ovv TT] kjtiqxDöxotöii Tii fiia Toiv oaßßaroov —
c. Ev. Pseudo-Petri v. 35» 50».
V. 35». t(i de vvxxl tj ijritpcooxev /} xvQiax)], — v. 50». oq-
d^QOV 6b xTJg xvQiax7]q —
d. Didasc. V, 14. p. 313.
xal TtaXiv 7] TjfiBQa xov aaßßdxov xal tjteixa xpetg (ogai
xfjg wxxog fiexa xb Oaßßaxor, a'tg kxd&tvöev o xvQiog.
e. Cod. Bobbiensis ad Mc. 16, 4.
subito autem ad tertiam horam tenebrae diei factae sunt
per totum orbem . . et continuo lux facta est.
f. Anaphora Pilati c. 9 A. p. 440 ed. Tischendorf.
(Dg>0'7j öb xQixrjg coQag xijg ruxrog xal o r]Xiog, oiog orde-
^OTC B?Mfitp€v qxoxaycoyog, xov Jtdvxa xoXov q>ai6QV'
vag.
Texte und Untersuchungen zu Lc. 24, 1. 757
g. Mc. 16, 9.
dpaöräg öh jtQwt jtQwr?] oaßßarov.
h. Anaphora Pilati c 8 B. p. 447 ed. Tischendorf.
fiia 6e Tcov oaßßarcov JtsQJ xQlxrjv cogav Trjg wTcxoq 6
?]Xiog äfpd-riy oloq ovöejtors lXa(i\pBV^ ocal Jiaq 6 ovQavog
i. Lc. 24, 1».
T^ 6h fua Tcop caßßaxcov ogd^QOV ßaß^ecog,
k. Joh. 20, 1.
xfj 6h (ita xcov oaßßaxcov.
1. Mc. 16, 2».
xät Xiav jtQCjt x^ fiia x(dv oaßßaxcop,
m. Just. Dial. c. Tryph. c. 41. p. 260 C.
xov äjto psxQcöv avaaxapxog xf] uiä xcop aaßßaxcop 7^fieQa
^IfjQOV XqiOXOV xov XVqIoV fjflCOP.
n. Just. ApoL I, 67. p. 99 A.
xrjp 6h xov 7]Xlov rjfisgap xoip^j jcapxsg xijp ovpiXevoiP
jtoiovfied'a, ijt€i6fi jrQwxt] kcxlp T/fiiga, ip ^ 6 d'eog xb
Oxoxog xal xtjp vXtjp XQ€y)ag xoOfiOP ijtolTjöe^ xal ^IrjOovg
Xgiöxog 6 i^fiixsQog owxfjg xf] avxrj tjuiga ix pbxqwp
apioxi], "
o. Just. Dial. c. Tryph. c. 97. p. 324 A.
slxa aPBOxTj x^j xqIxth rijiiga.
p. Just. Dial. c. Tryph. c. 138. p. 367 C.
xfig agiO-ftcp (itp oy667]g 7]fiiQag, ip ^] k(päprj 6 Xgioxog
Tjficop djto pexQcop dpaoxag.
Noch mehr als in der Leidensgeschichte dürfte in den Erzäh-
lungen über Jesu Auferstehung die mündliche Tradition von mass-
gebendem Einfluss geworden sein, namentlich bezüglich der ersten
Vorgänge am Grabe. Nur Frauen waren dabei betheiligt. Dieselben,
in tiefer Seelenbewegung dahin gekommen, eilen in hastigem
Schrecken nach dem, was sie gesehen und gehört, von dannen. Jede
von ihnen erzählt die empfangenen Eindrücke in ihrer Weise,
verschieden von der Darstellung der anderen. Diese Verschieden-
heiten spiegeln sich auch in den synoptischen Berichten vneder.
758 AussercanoniBche Paralleltezte zu Lc.
Wie man diese Verschiedenheiten gegen die Glaubwürdigkeit
der Erzählungen hat ausspielen können, ist mir je und je un-
erfindlich gewesen. Der Hauptnachdruck der Auferstehungs-
berichte ruht ohnehin keineswegs auf den Erzählungen der
Frauen. Als eine oütxacla werden sie Lc. 24, 23 charakterisiert,
welcher die Jünger selbst keinen Glauben schenkten. Es fragt
sich nun, ob das Erlebniss der Frauen auch bereits im Urevan-
gelium schriftlich fixiert gewesen ist oder ob Mc. 16, 1 — 8 die
letzte schriftliche Quelle für Mt. 28, 1—8 und Lc. 24, 1—9 bil-
dete. Die Verse Mt. 28, 2—4, welche bereits in Heft U, 369—378
ausflihrlich behandelt sind, scheiden von vorn herein aus, da sie
— weder aus der Marcusquelle erklärlich, noch der vorcanonischen
Quelle congenial — den Stempel späterer Traditionsbildung all-
zudeutlich an der Stirn tragen. Aber auch schon Mt. 28, 1*, womit
wir es hier zunächst zu thun haben, gehört zu den secundären
Partien des ersten Evangeliums. Der widerspruchsvolle Charakter
der in Mt. 28^ 1^ enthaltenen Zeitbestimmung ist allzu frappant.
Schon der Ausdruck: o'^l caßßaxcov schliesst eine Unklarheit
in sich. Denn da aaßßava die „Woche" bedeutet, so kann
man otph caßßarcov nur tibersetzen: „spät in der Woche". So
wäre das Ereigniss als am Samstag geschehen bezeichnet und
doch zugleich, wie die folgenden Worte: xT] ijti<pa)Oxovoy elg
gilav caßßarcop auszusagen scheinen, am Anbruch des Sonntags,
des ersten Tages der neuen Woche! Die Didascalia gleicht
diese Widersprüche in ihrer Art aus. In dem einen Citate
(Didasc. V, 14) ist zu rf] ijcigxooxovoi] vorangesetzt: ry vvxti
und das unmögliche otph caßßarcov weggelassen. Nun ist frei-
lich eine durchsichtige Zeitbestimmung gewonnen: „in der Nacht,
in welcher der erste Wochentag anbrach." In dem anderen
Citate (Didasc. V, 13) scheint die römische Zeitrechnung voraus-
gesetzt und in Folge dessen die Annahme untergelegt zu sein, dass
der Sabbath = Samstag = rj rniiga zov caßßarov nicht Abends
6 Uhr, sondern Nachts 12 Uhr zu Ende gegangen sei und dass
Jesus von 12—3 Uhr, also noch die drei ersten Morgenstunden
des Sonntags {xal ejrBita rgetg oogai TTJg vvxrog fisxa xo aaß-
ßaxoPi alg ixad-evösp 6 xvQiog), im Grabe gelegen habe. Dieselbe
Vorstellung vertritt der Cod. Bobbiensis. Denn wenn derselbe
auch dunkel berichtet, dass in der dritten Stunde der Nacht
plötzlich eine Finstemiss eingetreten sei (ad tertiam horam
Texte und ünterBochongen zu Lc. 24, 1.
759
tenebrae diei factae sunt), so ist doch eben diese dritte Stunde
bezeichnet als der Zeitpunkt für das Hervorbrechen der Oster-
sonne: et continuo lux facta est. Auch die Anaphora Pil.
sagt, dass zur dritten Morgenstunde die Sonne aufgegangen sei
{Äfpd'Yj Sh TQlTTjg £Qag rrjg vvxtbg xal 6 ijXiog), und auch in
der Recension B ist ganz deutlich die Morgenstunde des Sonn-
tags (nach römischer Zeitrechnung) angegeben. Sichtlich gehören
alle diese specialisierten Zeitangaben zu den secundären Zusätzen
späterer Zeit. Die ursprüngliche Zeitangabe beschrankt sich,
wie man aus Mc. und Lc. ersehen kann, auf die Bezeichnung
des Tages und der Tageszeit im Allgemeinen« Die sieben
Wochentage wurden folgendermasseu benannt:
Aramäisch.
Kroüa -m
«naün '>in
Hebräisch.
Pia©? in»
na#n "^rä^bv
natön "^r^nn
na«3 "^tDün
naü any
nie
» »
Griechisch.
i) fila=7] jcQcoxri tSp oaßßatmv
Tj öevreQa t<5p caßßarmv
Tj rglrt] r(bv öaßßdrcor
^ TBraQxrj räv aaßßarcov
ri JtipiJixri Tcov caßßarov
xagaoxevij = jtgooaßßarov
; odßßarop = odßßarog.
Im biblischen Hebräisch ist die gewöhnliche Bezeichnung
der „Woche'* TÜXD, wofür die LXX niemals rd odßßaza, sondern
entweder rd ißöofia oder häufiger i^ tßöofidg gebrauchen. Vgl.
Gen. 28, 27. 28; Ex. 23, 22; Num. 28, 26; Deut. 16, 9. 10. 16;
Dan. 9, 24—27; 10, 2. 3. Im N. T. fehlt dagegen die Bezeich-
nung tßöofidg gänzlich und ist dafür rd odßßaxa (so Mt 28, 1
= Mc. 16, 2 = Lc. 24, 1 = Joh. 20, 1) oder auch x6 cdßßaxov
(Lc. 18, 12; Mc 16, 9; Cod. D zu Mc. 16, 2) gebräuchlich, sodass
man hier deutlich den Einfiuss des Semitischen auf das Griechische
wahrnimmt Hat nun schon der Gleichlaut zwischen der Be-
zeichnung der „Woche" und des letzten Wochentags, des Sab-
bath, manche Unrichtigkeiten (z. B. Luther zu Lc. 24, 1: an der
Sabbather einem) erzeugt, so kommt dazu, dass die hebraisierende
Zählung: »7 fila == // jtQmxTj xcov aaßßdxcop (IHK an der Spitze
Ton Aufzählungen als Ordinale gebraucht, mithin als ^ [ila un-
richtig übersetzt) von Alters her nicht verstanden worden ist.
Vgl. Mc. 16, 2: XTJ (itd xmv oaßßdxcov = Vulg.: una sabbatorum.
760 Aassercanonische Paralleltexte zu Lc.
dagegen Mc. 16, 9: jrgcir^ öaßßarov = Vulg.: prima sabbati,
während es doch in beiden Fällen „prima hebdomadis** hätte
heissen sollen. Ebenso undeuÜich und unrichtig Lc. 24, 1 «= Joh.
20, 1: una sabbati. Aber gerade diese hebraisierenden — un-
verstandenen— Übersetzungen der- semitischen Bezeichnung der
Woche und des ersten Wochentages {'^ fila anstatt tj xQcirf])
sind ein ziemlich sicheres Judicium f&r das Vorhandensein einer
semitischen Quellenschrift auch an dieser Stelle. Und wie in-
teressant ist es nun, dass Justin in der fQr heidnische Leser
bestimmten Apologie die diesen geläufigen Bezeichnungen //
jtQcirr] ^fiega, rj oyöofi fj/iiga^ r) rov fßlov ^fiiga anwendet^
dagegen in dem vorzugsweise für einen jüdischen Leserkreis
verfassten Dialogus cum Tryphone an dem aus den Syn-
optikern entnommenen Hebraismus: ^ fäa rcov öaßßara>v fest-
hält, während das pseudopetrinische Evangelienfragment schon
gänzlich von der christlichen Bezeichnung fj xvQiaxri beeiuflusst
ist. Wahrscheinlich stammen auch die Bezeichnungen der frühen
Tageszeit: Xlav xQwt (Mc.) = o^qov ßaß-dcog (Lc.)=DSttj«5 "^IJS?
ans der gemeinsamen hebräischen Quelle.
lc. 24, 1\ 2 = Mc. 16, 1-4 = Mt. 28, 1-
a. Mc. 16, 1—4.
xal öioyevofiivov rov öaßßarov Magla fj MayöaXrivfi xal
Magla fi ^Jaxcißov xal JkxJicofii] rf/oQaoav agwiiara, fpa
il&ovoai dX^bpcooiv avxov xal Xlav jtqwX r^ ina rcöv
öaßßarov ^QXOvrai ijtl ro fivijf/a dvareljiavrog rov ^Xlov
xal eXeyov jtgoq iavrag^ rlg djtoxvXlöei i^fitv rov Xl&ov
kx rijg d-vgaq rov fivrjfulov; xal avaßXitpaCai ß^BOQovatp,
ort dvaxexvXiorac o Xl&og' f]v ydg fiiyaq otpoöga,
b. Cod. Cantabr. Mc. 16, 1—4.
xal jtOQevO-eloai rjyoQaoav dgcifiara, Iva avrbv dXelpwatv
xal EQxovrai jtQon ftiag öaßßarov ijtl ro f/VTjiistov dvareX-
Xovroq rov ^Xlov xal tXsyov Jtgbg tavrovg' rlg 7j(ilv dno-
xvXlosi rov XiB-ov djio rfjg ß-vgag rov (ivtifialov; i]v ydg
ftiyag Otpoöga' xdi sgxpvraixaL evgloxovoiv djfoxexvXiOfdivov
rov Xi&ov.
Texte und Unterancbuogen zu Lc. 24, 1. 2. 75|
c. Lc. 24, 1^. 2.
7}Xd^ov k:tl t6 (ivrjiia tpiQovcai a nxoliiaoav doduara'
BVQOv 6e TOP Xld^ov djtoxexvXiafievov djto rov fiPTjfisiov.
d. Cod. Cantabr. Lc. 24, 1^. 2.
WXP'^^J^ ijrl x6 l{Vfll^o, (pigovcai a i^roifiaoap, xal rivsg
ovv avraig' iXoyl^ovTO de kv savratg' rlg aQa djiOxvXloei
rbv Xld'ov; iXd-ovoai ds svgov rov Xld^ov djtoxexvXiCfidvov
aüto rov nvTj^üov.
e. Mt. 28, 1.
6^)1 öl Gaßßarcov ry lütigxooxovcn slg {ilav öaßßdxwv tjXd^bv
Magcafi rj MayöaXrjrT] xal f) aXXtj Magla d^scoQrjöai rov
rd<pov.
f. Const. VI, 14. p. 145,5. 9 ff.
ijtiq>a)öxov07]g öh rFjg /iiäg oaßßdzcop . . . jtQoirr^ niv
<pav£govTai Magla t(i MaydaXtiv^ xal ßj/aglf ry ^laxcißov,
elra KXecijta kv ry 66(5 xal fier avzov Tjfilv xolg fiai^tj-
xal^ avxov, q>evyovai fihv öid xbv tpoßov xAv ^lovöalcov.
g. Didasc. VI, 14. p. 313 Graece ed. Lagarde.
xy wxxl ovv XXI i^ig>a>Cxovcy x^ fiig^ xcov caßßdxcjv
(pavsgovxai Magla xy MayöaXtjvy xal Magla xy xov ^laxcißov
xal fisxa xovxo rjfilv xolg fiad^ijxalg avxov' eXeys 6a Tjftlv
lifj 6i ifik vtfiXBVBxe xavxag xdg ^//egag, ov XQV^^ ^7^f
iva d'Xlßrjxe xdg yw^dg vfitov.
h. Didasc. Syr. c. 21. p. S8. 89 ed. Lagarde.
D"»"irbn »D'^b-sa» D'^iiab "»rnriK «nüa -in nan b^^sn «"^bba
ciK nnnK i'^T^m "^ib rrh b:? Kncn im »niDsnn nip:?'' rra,
•ji-aij •^nbtDta Ätabi ib «in tibia id V"^ 1^ "»^^ -^^^'^ 1^
i. e. T^ vvxxl ovv xtj ijziq^a)6xovoy x(] fiia x(5v öaßßdxcov
wq^d^tj Magla x(j MayöaXatxy xal Magla xtj i^vyaxgl laxmß,
xal jtgfot XTJg fiiäg xcüv oaßßdxov rjXd^tv Jtgog xov Aevt.
xal fjtsxd xovxo cotpd^Tj xal Tjfilv. tXty€v de 7]filv, cog iöl-
6aöxtv i^fiäg' 6iaxl vrjaxevexe 6i k(ie xavxag xdg ^/legag,
7] XQV^^ h^t ^*^^ ^Xlßfjxe xdg tpv^dg vficov ;
i. Ev. Pseudo-Petri v. 50—55*.
V. 50. og&gov 6e xfjg xvgiaxrjg Magiafi ^ May6aX?]v?) fta-
762 Aussercanonische Paralleltexte zu Lc.
&i]rQia rov xvqIov — tpoßovpiivfi öiä rovg *Iov6alovc,
kxHÖfi ifpXiyovxo vxo rrjq oQyf/g, ovx kjiolipep ijtl to3 ^>^-
fiari rov xvqIov a elat&BOav jiotslv cd ywalxeq ixl rolg
äjtod^vqoxovci rolg äyajtcofi^voig avraTg — , v. 51. Xaßovoa
fi6^^ lavT^g rag q>lXag ?;^^€ inl ro fiVjjfieZoVf ojtov f]v re-
d'slg^ V. 52. xai iq^oßovvxo (irj lömoip avrag ol ^lovdaloi
xal tXeyov el xal fi?) hv ixslvy t^ W^Q9 V koravQo^fi
eövprjO-Tjfiev xXavoac xal xotpacd-ai, xav vvv ixl rov (ivf]-
fiaTog avTov Jtoii]oa)(iev ravta. v. 53. rlg de djtoxvXloei
rjfilv xal TOP U^op top re&iPTa ijA xijg dvgag rov fiPfj-
fieloVj tpa slösXd^ovoai jtaQaxa&söd^Sfiep avr(p xal jtoifjocofiav
rä o^siXofiepa — , v. 54, fttyag yag 7jp o Xlß^og — xal yo-
ßovfiE&a fit] rig ^fiag 16^' xal el fii] övpafted-a, xap ixl
rrjg d-vQag ßaXco/iev a (pigof/ep elg fdPijfioovpTjp avrot\
xXavoofiev xal xotpofted-a, ?cz>^ eXd-wfjLep elg rop obcop tjfiAr.
y. 55^. xai kjteXd-ovoai svqov rop ratpop ^vemyfiipop*
Höchstwahrscheinlich kommt die kurze lucanische Relation
nach Cod. D dem Quellen text am nächsten. Aber auch die
wortreichere Darstellung des Mc. gleicht einem irischen Quell
gegenüber der geschwätzigen Schilderung im pseudopetrinischen
Fragment Das Xoyt^eod-ai ip iavrm = Xiyeip xQog lavrop =
itlifiA "ItDK weist auf den hebräischen Öuellentext zurüc£ —
Die aussercanonischen Elemente der Didascalia-Gitate hat der
Redaktor der Constitutionen beseitigt. Um so auffalliger
ist es, dass auch Lagarde in seiner griechischen Übersetzung
der syrischen Didascalia diese aussercanonischen Textbestand-
theile unterdrückt hat. Es ist Nestle's Verdienst^ in No. 13
des Evangel. Kirchenblattes f. Württemberg, 1894, darauf hin-
gewiesen zu haben. Wenn er dabei aber damals sagte: ,Jch
weiss keine Stelle, wo zu Magiafi ^ rov nicht fif]rt)Q (oder yvpf)
Joh. 19, 25), sondern wie hier ausdrücklich Tochter (ni^a =
d^vyarrjQ) ergänzt würde" — , so kann jetzt auf den Syr. Sin.
Bezug genommen werden, wo Mc. 15, 47 Magla // *la}ö7Jrog =
Cod. D: MaQla ^laxwßov als oQn\> Ä\i3 ^a^TS« = MaQiäfi
1] d^vyarriQ ^laxcißov und Lc. 6, 16 sogar *Iovöag ^laxcißov als
,=>an!^> 1=» f^ioco* = ^lovöag vlog ^laxcoßov eingeführt wird.
Über die dem Levi zugeschriebene Christophanie vgl. unten zu
Act. 1, 13 unter Mad^alog = Na^apatjX.
Texte und Untersucbangen zu Lc. 24, 5— 7. 753
Lc. 24, S»»-? = Mc. 16, 6. 7 = Mt. 28, 5-7.
a. Clem. Rom. I, 24, 1. p. 42, 19.
Tov xvQiov ^JtjGovv ix vsxQ(DP avaöTfjoag.
b. Barn. XV, 9. p. 66, 13.
610 xäi ayofiev t?)p ^/isgav xr]v oydotiv elg ev^Qoavvrjp, ev
U xal 6 ^IfjOovQ avioxf] ix vbxqwv.
c. Just. Dial. c. Tryph. c. 17. p. 234 E.
kyvdxaxB avtov ävaoxavra Ix vsxqSp.
d. Celsus ap. Orig. c. Cels. II, 57. Opp. I, 431.
jtQooxBg 6i^ bI fz^ näw xtxpXoiq 6 Jtaga xqi KiXom %vöalog,
cog döwarov ovxog xov avlöxaod^ai xiva ix pbxqc5v avxqi
0<6fiax4, (p7]0LV' aX2^ ixBlvo oxBJcxeop, bI xig aXtid-cog ojto-
d-avmv avioxri jtoxB avxai ocofiaxL
e. Epiph. Haer. LXIV, 67. p. 598 A.
xlva xolvw BvayyeViCfOvxat lyrjyiQd^at ol ayyBXoi xalg ywai-
^Iv; &g (pacr xlva ^tjxbZxb; 'Itjöovv xov NaC^ogalov ; aviöxri,
OVX lOXiV COÖB' ÖBVXB, lÖBXB XOV XOJtOV,
f. Ign. ad Trall. IX, 2. p. 50, 18.
og xäi äXtjd^cog rjyiQd-ri ano vbxqcöv,
g. Acta Pil. XIII, 1 A. p. 255 ed. Tischendorf.
xal xaxv jiOQSv&tloai BijtaxB xotg (laß^jjxalg avxov, oxi
rjyiQd^Tj äno xc5v vbxqcov xal eoxiv iv xfi FaXikala.
h. Mt. 28, 5-7.
ajcoxQid^Blg ÖB o ayyBlog bIjibv xalg yvvai^iv fiij q)oßBtO&t
vfdBlg' olöa y&Q, 6x1 ^Irfiovv xov ioxavQO/iivov ^i]xbIxb' ovx
ioxiv <d6b' i^yBQ&Tj yag, xad-wg BbtBV öbvxb iöbxb xov xd-
Jtov, oxov ixBixo' xal xaxv JtOQBvd^Blcai sljtaxs xolg uad-fj-
xalg avxov, oxi Tjyig&i] ajto xwv vbxqcov, xal töov JtQO-
ayBi vfiag Big xrjv FaXikalav, IxbI avxov o^bcSb,
i. Mc. 16, 6. 7.
o ÖB XiyBi avxatg' uh ix&außelod^B' ^Imovv CnxBlxB xov Na-
Cagrjvov xov ioTavQoofitvov' VYBQO^Vy ovx soxiv mÖB' idt
764 Aussercanonische Paralleltexte zu Lc
o TOJtog, ojtov Id'fpcav ovrov aXka vjtayeTe slxaze rolg
fiad-T^ralg avrov xai rm Dirgcp^ ort jfQoayei vfiaq elg r^v
raXtXalav ixet avrov oipsod-e^ xad-cog eljtev vfilp.
k. Cod. Cantabr. Mc. 16, 6. 7.
xcu Xiyei avrolg 6 ayyBXog' fiTJ ^oßelod^B' xov ^Irfiovv g^-
rtlts xov iötavQCDfiivov* VY^Q^V^ ö^* eorcv oöe' löetB
ixBl xojtov avrov, ojrov Id-ijxav aixov aXXa vxaysxs xäi
eijtaxe xolg fiaO-Tjxalg avxov xal xS IlixQG) oxi l6ov Jtgo-
aycn vfiag slg x^v FahXalav ixsl fie oy}6a0^€, xa&mg tiQTj^
xa vfilv,
1. Lc. 24, 5*— 7.
sljtav ütQog avxag' xl ^7]xetxB xov Ccovxa f/Bxa xAv VBxqwv;
ovx Böxiv coÖB, dXXä ^yiQß^ri' fivfjoO^t^B cog iXaXrjOBv vftlv
Iri Sv iv XXI faXiialaj Xiyo^v xov vlov xov avd-QWJtov
oxi 6bI 3taQaöo&fjvai elg x^^Q^^ dvd-Qcijtov dfiagxmXcov
xal axavQwd-fjvai xal x^ xglxrj f]iiiQa dvaax^vaL
m. Marcion ap. Epiph. Uaer. XLll. p. 317B. p. 348 C.
eljtav Ol kv iod^fjxi Xafijiga' xl ^ffXBlxB xov ^covxa fiBxa
xSv VBXQwv; VY^Q^^ livriOd-rixB, oöa kXaXrjOBV bxi wv fiBd-'^
vficoVy 0X1 ÖBl xov vlov xov dvd-Qcixov Jcad-Blv xal xaga--
öodijvaL
n. Euseb. in Is. 57, 2. Migne VI, 473.
od'Bv 6 ayyBXog BJtioxäg xalg yvvai^iv eXByB' xlva gjy-
xsItb; ^Irjoovr; ovx eöxiv wöb' öbvxb, Iöbxb xov xonov
avxov,
0. Acta Pil. B. XIII, 1. p. 316.
^xovöafiBv öh xov dyyiXov Xiyovxog jtQog xdg yvvalxaq
xäg kXd-ovaag ixBlCB xov xag>ov IöbIv oxi firj q>oßBta&B
v/iBlg' olöa ydg oxi ^Irjoovv C,f}XBtXB. ovx bcxiv coöb, dXXa
dvtoxi], xa&cog ngoBlxBV vfilv. xvipaxB xal iöbxb xov t«-
q>0Vj oJtov BXBixo xb Cwfia avxov. jtogBvd-rjXB öh xdL BlxaxB
xolg fiad-rjxatg avxov, oxi i^yigd-rj djto xwv VBxgcov xcd
jtogsviöd^oioav iv x^ FaXiXala' kxBl yäg avxov BvgtjCovou
öia xovxo XiyiD ngog vf/ag iyca xovxo Jtgoxsgov.
Texte und Dotersuchuogen zu Lc. 24, 5—7. 755
p. Ev. Pseudo-Petri v. 55. 56.
V. 55. xäi kxsjL^ovoai bvqov xov Tag)ov Tjvscoyfiivov Tcai
jtQOOsXd-ovoai jeaQdxwpav ixet xal oQäöip ixBl xivä vea-
vloxov xad-e^ofisvop (Iv) fiioq) xov xag>ov coQalov xäl jr€-
QißeßXi](iivov oxoXfjv XafiJtgoxaxrjv, ooxiq Ifprj avxalq' y. 56.
xl fiXd-axB; xlva ^rjxelxs; (ifi xov cxavQco&dvra ixetvop;
avioxTi xäi axfjXd'BV' el dh [irj yticxsvexs, JtaQccxvtpaxe xcrl
löaxe xov xojcov, sv&a Isxsixo, oxi ovx iveaxiv dviaxtj yoQ
xal djifjXd-sv ixsl oO-ev djtecxdXi].
Übersetzungsvarianten liegen hier deutlich vor: n2?b =
vjtayBTe = jtoQsvd^eloat (vgl. z. B. oben S. 49 zu Lc. 5, 24*»),
-lÄl'^Pl'b« = (lij 9oßeta&e^ = (li^ IxO-afißtlo&e, D'^nisn -Jü Dp =
TJyiQ&Tj cbio xwv vaxQciv = dvsoxn Ix vexgwv. Die nur von
Lc. aufbewahrte Frage: xi ^i]xslx6 xov ^divxa fiexa xwv vexQävj
— ist sicher ein Ausfluss des Urtextes. Vgl. Lc. 20, 38* =
Mc. 12, 27 = Mt. 22, 32^: d^ebg öh ovx eoxiv v6xq(5v äXXd ^mv-
xoDV — , Lc. 9, 60: d(peq xovg vexQovg d-dtpai xovg iavxdiv ve-
xQovg — , Lc. 20, 38*^: Jtdvxsg ydg avxm ^dioiv. Dagegen ist
Lc. 24, 6^. 7 sichtlich eine redaktionelle Umschreibung, bezw. eine
Zutbat des Lc. aus ähnlichen Stellen. Die Bezugnahme auf „Fa-
XiXalc^^ ist von den Redaktoren nach ihrem Ursinn nicht ver-
standen gewesen. Daher die Variationen des Textes gerade an
dieser Stelle. Vgl.
Mc, Mt: XQodyo) vfiäg elg xijv FaXiXaiav
Act. Pil. B.: noQeviod^oDCav kv x^ FaXiXaia
Lc. 24, 6: cog iXaXrjoev vfitv Ixt Sv iv x^i FaXiXaia
Act. Pil. A.: xäl eoxiv iv xfj FaXiXaia
Marcion: öoa iXä?.Tjö€V btc Sv (ibO^ vfi(5v.
Bei dieser Schwierigkeit hat es Marcion sich am leichtesten
gemacht: er brachte das unverstandene FaXiXala einfach in Weg-
fall. Die Lösung liegt aber in der — Heft II, 381 S. entwickelten
— Erkenntniss, dass hier nicht das nordpalästinische Galiläa,
sondern die jiBQlxcoQog = Tfy^b^ von Jerusalem, d. h. namentlich
die Gegend um den Oelberg, in Betracht kommt. Wenn Loisy
in der Revue Critique 1894 No. 35. 36. p. 101 gelegentlich der
Besprechung meines IL Heftes die Identifizierung des österlichen
Galiläa mit dem jerusalemischen Galiläa deshalb bezweifelt, weil
die Pilatus- Akten, auf welche diese Identificierung sich vor-
766 AuBsercanonische Paralleltezte zu Lc.
zugsweise stützt, „une bien faible autorite^^ hierfßr sei, so ist za
bemerken, dass eine unbefangene Forschung sämmtliche Quellen
— auch die zweifelhaften — stets im Auge behält, femer,
dass die bereits von Justin benützte Urschrift derPilatus*Akten
jedenfalls zu den ältesten Quellen der evangelischen Geschichte
gehört, und dass gerade eine werth volle geographische Erinnerung
in einer übrigens untergeordneten Nebenquelle fortgepflanzt sein
kann, ohne dass die späteren Bearbeiter — wie es in diesem
Falle bezüglich der uns erhaltenen Recensionen der Pilatus-
Akten zu Tage liegt — noch ein Yerständniss von dem ursprüng-
lichen Sachverhalt besassen. Es wird sich bei der Erörterung
von Lc. 24, 50 ff. zeigen, wie werth voll die geographische Tra-
dition der Pilatus-Akten ist, wenn es gilt, das auf den
Christophanien des Auferstandenen lastende Dunkel zu lichten.
Dass die Geschwätzigkeit des Pseudo-Petrus auch in
diesem Falle unvortheilhaft von den canonischen Evangelien ab-
sticht, wird Jeder empfinden, ebenso die auch hier hervortretende
Berührung mit den Actis Pilati.
Lc. 24, 9 = Mt. 28, 8 = Mc. 16, 8.
a. Ev. Pseudo-Petri v. 57.
V. 57. TOTS al yvvatxsg q)oßi]ß^eTöai lq>VYov.
b. Mc. 16, 8.
xcu i^sX&ovOai stpvyov ajto xov (ivpjfislov üxbv yccQ avrag
TQOfioq xal exöraöi^f xäi ovöevl ovöhif sljtov' k(poßovv-
TO yaQ,
c. Mt. 28, 8.
xal äxekd-ovcai xaxp axo rov (iPfjfieiov fterä q>6ßov xcA
X^Q^Q f^syaXyjg eögafiov cbtayyBtXai zotg fia&rjralg avrov,
d. Lc. 24, 9.
xal vjroOTQBtpaoai dxo rov (ivt](ieiov ajir\yyuXav xavxa
tavra rotg ii^öexa xal jcaoiv xolg Zoixolg.
Wir sind hier an dem Schluss des zweiten Evangeliums an-
gelangt. Dass der später bei der Einfügung dieser Evangelien-
schrift in den ältesten Evangeliencanon — wahrscheinlich von
der Hand Aristo's von Pella (vgl. Heft ü, 450 ff.) — verfasste
Texte und Untersuchungen za Lc. 24, 9. 13. 7g7
Marcus-Schluss nicht von der Hand des zweiten Evangelisten
stammt, ist allgemein anerkannt. Aber auch alle Versuche, einen
anderen ursprünglichen Marcus-Schluss zu construieren, sind von
vorn herein vergeblich und müssen scheitern an der Thatsache,
dass die beiden ältesten Zeugen, der erste und dritte Synoptiker,
von Mc. 16, 8 = Mt. 28, 8 = Lc. 24, 9 ab auseinander gehen und
deutlich erkennen lassen, wie an dieser Stelle der sonst so starke
Einfluss, den das Marcusevangelium auf beide Schriftsteller aus-
geübt hat, ebenso plötzlich abbricht wie das Marcusevangeliuni
selbst. Ganz besonders der erste Evangelist, welcher doch nur
6 — 10 Jahre später als Marcus schrieb, hätte den ursprünglichen
Marcus-Schluss noch kennen müssen, wenn ein solcher wäre vor-
handen gewesen. Gleichwohl lässt auch die Behandlung der
Schlussperikope Mc. 16, 1—8 durch Mt und Lc. vermuthen, dass
hinter dem Marcustexte noch eine ältere Quelle lag. Zu den
vorstehend schon erwähnten Symptomen kommt hier noch das
— von Weiss nicht notierte — Zusammentreffen des Mt und
Lc. in dem axayyBlXat (Mt) und dem ojciiyyBiXav (Lc.), wodurch
doch anscheinend gerade das Gegentheil von dem ausgedrückt wird,
was Mc. sagt: xa\ ovötvl ovöbp ebrov. Indess kann die Losung
dieses Widerspruchs möglicherweise in der Voraussetzung liegen,
dass die Marcus-Nachricht nur das nächste Verhalten der Frauen
schüdern wollte, wodurch die spätere Mittheilung ihres Erleb-
nisses, nachdem der erste Schrecken überwunden war, nicht aus-
geschlossen blieb und von Mc. wahrscheinlich selbst berichtet
worden wäre, wenn er mit eigener Hand den Schluss seines
Evangeliums würde verfasst haben. Dass das pseudopetrinische
Evangelienfragment hier an Mc. sich anschliesst, liegt auf der
Hand.
Lc. 24, 13.
a Cod. Gantabr. Lc. 24, 13.
7]0av 06 ovo xoQBVOfisvoi ig avxmv ev avrij xxi W^P? ^^^
x(6fi7]V äjti'/i^ovCav öraölovg t^rjxovra ajto %QOV0aXfifi ovo-
fiari OvXafifiaovg,
b. Lc. 24, 13.
xal löoi) ovo ig avTQjv kv avtTJ rrj yfiega fjöav xoqbvo-
768 Aussercanonische Paralleltexte za Lc.
[iBvoi elg xdfifjv ojtixovoav oxaöiovq £§i^xoyra axo ^kQav-
öaXijfz, y opo/ia ^Efifiaovg.
c. EvaDg. Hieros. p. 5. 6.
Et ecce duo ex Ulis ea ipsa die erant euntes in castellum
(f^inl), quod loüge erat ab Jerusalem CLX (r^sn
f^i\AX.Q = Lagarde: ^^LjJLo Ipc) stadia, cujus nomen Amaos
Mit der Perikope Lc. 24^ 13 — 35 begiunen die von Paulus
1. Cor. 15, 5 — 7 genannten fünf Christophanien des Er-
standenen, welche in der von Paulus benützten schriftlichen
Evangelienquelle als die entscheidenden Instanzen des Aufer-
stehungsberichtes vorauszusetzen sind. Von ihnen theilt Lucas
im Evangelium die drei ersten (Lc. 24, 13—35: Petrus Simon,
Lc. 24, 36—43: rolg öciösxa, Lc. 24, 50—53: i^tapoo xspraxocloig),
in den Actis (Act. 1, 4 — 11) die letzte dieser fünf Christophanien
mit, sodass nur die vierte {exeira coq)d'f} ^laxcißa}) in den lucanischen
Berichten weggelassen ist.
Der Überzeugung, dass die erste der lucanischen Christo-
phanien (Lc 24, 13 — 35) mit 1. Cor. 15, 5* {xdi ort a}g>d^y K7}(pa)
zusammenfalle, habe ich bereits in den Agrapha 8. 422 ff.
Ausdruck gegeben. Ich bin zu dieser Überzeugung gelangt von
dem Augenblicke an, als ich in den Schriften des Origenes
dessen aussercanonische Lesarten zu Lc. 24, 13 — 35 kennen lernte.
Und ich kann mich heute noch nicht genug darüber wundern,
dass diese Origenes-Texte sowohl in der alten Kirche als in der
modernen Theologie so gut wie keine Beachtung gefunden haben.
Mich würden diese Texte im höchsten Grade interessiert haben,
selbst wenn sie von einem geringeren als Origenes überliefert
wären, ja selbst wenn sie in einem Apocryphum — meinetwegen
in den Actis Pilati oder in dem Evangelium Pseudo-Petri
— zu finden wären. Aber es ist Origenes, der grösste Theologe
der alten Kirche, der unvergessliche Bahnbrecher aller biblischen
Textkritik, der Urheber der ersten neutestamentlichen Text-
recension, Origenes ist es, welcher neben Kleophas als dem
zweiten, den Simon als den ersten der beiden Jünger, denen
Jesus auf dem Weg nach Emmaus erschien, namhaft macht, der
zweimal ausdrücklich versichert, gerade in den Hand-
schriften desLucasevangeliums diesenNamen des Simon
Texte und Üntersuchtmgen za Lc. 24, 13. 769
gefunden zu haben und der nicht weniger als siebenmal in
Schriften aus yerschiedenen Zeiten seines Lebens (in seinen
Commentaren zu Johannes wie zu Jeremias, ebenso in seiner
Schrift contra Celsum) dieselbe Lesart — nicht etwa als person-
liche Yermuthung; sondern eben als überlieferten Evan-
gelientext — wiederholt. Dass in der massenhaft angewachsenen
Evangelien-Literatur und insbesondere in der so vielfach ventilierten
Frage wegen der evangelischen Auferstehungsberichte diese Ori-
genes-Texte so gar keine Rolle gespielt haben, ist ein Zeichen
der Beschränktheit und Engherzigkeit der seit einem Jahrhundert
im Gang befindlichen Evangelienforschung, nur erklärbar aus
der vom wissenschaftlichen Standpunkte aus unentschuldbaren
Selbstbeschränkung auf die canonisch-revidierten Texte und der
damit zusammenhängenden Verachtung und Vernachlässigung der
aussercanomschen Textüberliefening. Möchten denn die nach-
folgenden Erläuterungen zu unserer wichtigen Perikope bessere
Beachtung finden als meine früheren Äusserungen hierüber in
den Agrapha S. 422 f.
Zuvorderst aber ist bezüglich Lc. 24, 13 eine Bemerkung über
die aussercanonische Variante OvXafifiaovg (= ^Efifiaovg) hier
einzuflechten. Diese Variante wird zu Lc. 24, 13 lediglich durch
den Cod. Bezae (D: OTAAMMAOYS = d: ulammaus) vertreten.
Er findet sich aber noch im A. T. zu Oen. 28, 19 und daraus
bei Justin, DiaL c. Tryph. c. 58. p. 582. Prof. v. Gebhardt
schreibt mir über Gen. 28, 19: „Hier bieten die ältesten Hand-
schriften, in welchen das betreflfende Capitel enthalten ist,
ovkafifiavg (so Cod. Alex.) oder ovXafdfiaovg (Cod. Cotton. und
Cod. BodL); das OvXafiXoi^ der Sixtinischen Ausgabe ist vielleicht
nur Correktur auf Grund des (von den LXX missverstandenen) he-
bräischen Textes —, wenn nicht wirklich 0YAA31MA0Y2 als ein
sehr alter Schreibfehler für OrAAMAOYU, resp. OYAAMÄOYZ
zu halten ist, was mir eigentlich das Wahrscheinlichste ist."
Wenn durch die letztere Annahme die Lesart der LXX und des
Justin zu Gen. 28, 19 sich erklärt, so bleibt es immer räthselhaft,
wie das OvXafifiaovg als Ersatz von ^Efifiaovg in den Text des
Cod. Bezae eindringen konnte. Anders verhält es sich mit den
Lesarten der Itala-Codices Veronensis, Palatinus Vindobonensis,
Corbejensis^, welche am Schluss von Lc 24, 13 den Ortsnamen
Emmaus = Amaos als Personen -Namen aufgefasst und, indem
Texte u. Untei-sachnngen X, 3. 49
770 Aassercanonische Paralleltezte zu Lc.
sie aus y. 18 den Namen des KXeoxag ergänzten, die beiden
Wanderer als „ammaus et cleopas" oder ab ^cleofas et ammaos^'
bezeichnet haben. Bei der Lesart opo/iari (D) war die grammatische
Beziehung auf die ovo xogsvo/iBvot sehr wohl möglich.
Lc 24, 14.
a. Orig. in Joann. I, 7. Opp. IV, 8.
dkXä xal HiKDP xai Kkeoxac oucXovvreg xoog äXZtjXov^
jtSQl xavxmv rciv öVfißeßtpcoTOov.
b. Lc. 24» 14.
xal avTOi cifiiXovp jtgog dXXi^Xovg [Cod. Cantabr.: XQog
havrovg] jtsQl jiavxoav rcSv övfißeßrpcoTmv rovxcov.
Hier beginnt nun beiOrigenes sein aussercanonischer Text
mit der sich bei ihm stets gleichbleibenden Benennung der beiden
Jünger: SI(i<dv tuxI KXeoxag, Simon als der erste stets voran.
Vgl. das sechste Holtzmann'sche Kriterium bezüglich der Ge-
nauigkeit und Zuverlässigkeit der patristischen Citate: „wenn der
Schriftsteller sich in seinen Gitaten gleichbleibt.** S. Agrapha
S. 16. Bei Origenes tritt der Name „Hfianf^ nicht als Ver-
muthung auf, auch nicht in der Epexegese, sondern als Text,
und zwar mit grösster Selbstständigkeit und gleichbleibender
Sicherheit. So ist dieser Origenes-Text weit entfernt von dem
Charakter jener patristischen Gonjekturen, wonach bald „Na-
thanael", bald „Lucas** selbst, bald ein Bischof von Jerusalem der
Begleiter des Kleophas oder vielmehr deijenige gewesen sein
sollte, den Kleophas begleitete. So wenig wurde in der alten
Kirche der Text des Origenes zu unserer Perikope beachtet.
Nur ein einziger Godex, Cod. Vat Rom. (S.) hat in margine:
ort o fiera rov KXscijta jtoQBvofievog 21ii(dp rjp — eine Band-
bemerkung, die entweder aus Origenes oder aus der von ihm
benützten Lucas-Handschrift abstammt Aber merkwürdig! auch
der Verfasser dieser Notiz denkt nicht an 1. Cor. 15, 5% sondern
fügt ausdrücklich hinzu: ovx 6 nixQog aXX* 6 ^xsQog. Die Hand-
schriften-Tradition, welcher er folgte, redete sichtlich nur von
2lfi(ov ohne jede nähere Bezeichnung, genau wie der Origenes-
Text. Bezüglich der Varianten xQog dXXriXoyg = xgbg iavxova
vgl. Heft n, 219.
Texte und Untersuchungen zu Lc. 24, 14. 15. 25. 771
Lc. 24, 15.
a. Orig. c. Cels. II, 62. Opp. I, 434.
xal iv x(p xaxa Aovxäv de 6vayyeXlq}y ofiiXovvrmv JtQog
aXXriXovq Ulficovog xal KXsojta jtBQl jiavxcov rcov avfiße-
ßfpcoTcov avTolg^ 6 7f]Oovg hjtioxäg avxolg ovvsjtOQsvsxo
(lex' avTcov.
b. Lc. 24, 15.
xal kyivBxo iv x(p ouiXelv avxovg [xal ovCvxBlv, xal av-
xog om. Syr. Cur.] ^IrjOovg iyylaag ovpsjtoosvexo avxolg.
c. Evang. Uieros. p. 5. 6.
Et fait (y^ocoq), cum illi essent loquentes, et quaererent
(^A&i^&>Mo), et ipse Dominus Jesus appropinquavit et ibat
cum illis.
Hier sind ijtiöx^vai = iyyl^eiv = ang (vgl. jtQoöexBiv =
iyyl^Bip zu Lc. 19, 41) gleichwerthige Varianten. Perner^nt-
spricht das övpbxoqsvbxo fiBX avxäv in dem Origenestext dem
hebräischen DriK Ifb^ besser, als die canonische Weglassung des
/iBxa, Auch 6fiiXovvxa)v avxcop = xal iyivBxo kv xA ofiiXBlp
avxovg sind stilistisch verschieden geformte Übersetzungen von
D'^iailQ DM *^iV\ Aber trotz aller dieser Varianten und des
weiteren aussercanonischenTextbestandtheils: Hfimpog xal EXbo-
jta (sc. jiBQl xapxwp cviißBßrjxoxmp avxolg) bezeichnet Origenes
seinen Text als lucanischen Evangelientezt: kp xtp xaxa Aov-
xäp BvayyBXlq}\
Lc. U, 25.
a. Marcion ap. Epiph. Haer. XLII. p. 317 B C.
xät äpxl 6h xov' „i^' olg kXaXrjOap ol jtQotpfjxai^ „i^ olg
iXaXijOa vfilp.^*'
b. Marcion ap. Epiph. Haer. XLIL p. 348 D.
xal apxl xov' k<p^ olg iXaXrjOap ol jtQoq>fjxai^^ inoiTjOBP'
„iq>' olg iXaXrjOa vfilp.^^
c. Marcion ap. Epiph. Haer. XLII. p. 349 A.
kxolrfiag 6i, co MaQxUop^ äpxl xov' ov xavxä iaxip a
49*
772 AuBsercanonische Paralleliexte zu Lc.
iXalfjöav ol 7tQoq>fjrai*\' „ov ravra icriv a iXaXfjOa
d. Dial. de recta fide 857.
eXBfBV' CO avomoL xäi ßonöstg rv xagdla rov jnOrevBw
lüti TtaCiv dlq iXdXtjöa JtQog vfiag,
e. Tert. adv. Marc. IV, 43.
Plane invectus est in illos: 0 insensati et tardi corde in non
credendo omnibus, quae locutus est ad vos.
f. Syr. Cur. Lc 24, 25.
rote sbtev Jtoog avrovg 6 ^Imovg* co oXiyojtiöroi xäi ßoa-
öelg rfj xaQÖlf rov xiorevsiv ijd jtäotv olg iXaX^osv
VfllV,
g. Philastr. c. 156. p. 182.
Ideo et dominus ad quosdam: 0 duri corde et imprudentes
animo, cur non advertitis, quod lex et propbetae de fiUo
hominis quae ante praedixerant afFutura, cuncta consummari
oportuerat.
h. Lc. 24, 25.
xal avrbg bIjibv jcqoq avTOvg' a> avotixoi xal ßgaöetg r^
xagöia rov jtiOrsveiv ijtl jcäoiv olg IXaXtfiav ol xqo-
i Diatessaron Arab. ad Lc. 24, 25. 26. p. 96.
Tunc ait illis Jesus: 0 mente destituti et gravi corde ad
credendum! Nonne juxta omnes sermones Prophetarum
opportebat Messiam haec omnia pati et intrare in gloriam
suam?
Während Delitzsch in seiner Rückübersetzung ßgaöslg r^
xagöia mit ib '^'113 wiedergiebt und so mit dem „gravi corde'*
des Diatessaron zusammentrifiPt, schreibt Salkinson hb'^'^t^p,
mithin wie Philastrius: „duri corde", in Analogie mit der
CxXrjQoxaQÖia Mt. 19, 8 = Mc. 10, 5 und noch mehr mit Mc. 16,
14: wvelöiaev rfjv ajiioxiav avxwv xäi oxXrjQoxagölav, aber
auch in Übereinstimmung mit dem alttestamentlichen Sprach-
gebrauch — vgl. Ezech. 3, 7: STEn nb-^op?! = LXX: xal oxXfjgo-
xagöioi. Im Weiteren flihrt die Textgestalt bei Philastrius:
imprudentes animo ( = aifOTjroi Jtvevfiazi) auf H^T^^ncn zurück,
Texte und Untersuchungen zn Lc. 24, 25. 773
nach Analogie von ^b'^ion — Prov. 7, 7 u. ö. Der lucanische
Text fahrt fort: rov jticrevsiv, der marcionitische nach Ter-
tullian: in non credendo, ähnlich hierin auch Philastrius:
cur non advertitis. Schwierig festzustellen ist das ursprüngliche
Object des xiozeveip, bezw. des fi^ jnarevsiVj indem hierbei
vier Variationen um den Vorrang streiten. Vgl.
. J Marcion sec. Epiph.: iq>' olg iXaXtjoa vfitv.
' \ DiaL de recta fide: olg iXalrjOa jtgbg vfiag,
^ r Syr. Cur.: olq iXaZfjOsv vfilv.
' \ Marcion sec. Tert: quae locutus est ad vos.
o jLuc: olg iXaXfjoav ol JCQog>^Tai.
\Diatessaron: juxtaomnes sermones Prophetarum.
4. Philastrius: quod lex et prophetae praedixerant.
Die erste Lesart, sowohl von Epiphanius als von dem
Dial. de r. f. als marcionitisch bezeugt, ist als unzulässig
schon von Epiphanius nachgewiesen. Derselbe sagt ^EZeyxog
o^ p. 349 A: el 6h sljtev avrotg' iZaXrjoa v(itv, navxrj iylvmoxov
avrov av cüto tov Xoyov rov' iXaXijaa vfitv. Jtcig ovv kv zy
xXäcet rov agrov Xiysr rjvolx^fioav avrcöv ol otpd'aXiiol, xaX
kjtiyvcooav avrov ^ xdL cnjpavrog iyevero; In der That, wenn
Jesus hier in erster Person von sich gesprochen hätte, so würde
er sich den Jüngern zu früh zu erkennen gegeben haben. Daher
ist die Lesart: iXaXrjCa wohl nur als eine Corruption von kXä-
XfjCev zu erachten, bezw., wie Nestle erinnert, als Übersetzungs-
variante von "ittM, welches je nachdem n^K oder "ittk vocalisiert
werden kann. Nach dem im folgenden zu Lc. 24, 26 aus Justin
DiaL c. 106 mitgetheilten Texte würde anzunehmen sein, dass
Jesus zwar auf seine eigenen, aber durch Bezugnahme auf die
alttestamentliche Prophetie begründeten, Leidens Weissagungen
hier die beiden Jünger hingewiesen habe. Das wäre mithin eine
Vereinigung der beiden Lesarten: kXdXrjosv und kXaXriCav ol
jtQog)f]tai, Der Philastrius-Text, welcher in seiner ersten Hälfte
so vorzüglich ist, weicht in der anderen Hälfte allzuweit ab, als
dass er hierin für probehaltig erkannt werden könnte. Es sind
vielmehr Bezugnahmen auf Lc. 18, 31 ; 22, 37 hier von Philastrius,
bezw. seinem Gewährsmann, eingeflochten. Wenn man festhält,
dass Simon Petrus der Begleiter des Kleophas und dann (der
ganzen Situation und der bei ihm vorauszusetzenden Stimmung
774 Auseercanonische Paralleltezte za Lc.
gemäss) von den Zweien zwar nicht der Sprecher, aber derjenige
Hörer war, dem Jesu Rede in erster Linie galt, so kann nur
die Lesart: kkalrjaev als die contextgemässe betrachtet werden.
Denn der Vorwurf, dass sie Jesu Worten nicht geglaubt hatten,
musste den Simon Petrus gerade an der wundesten Stelle treffen.
Er war es ja gewesen, der Jesu Worten auch dann nicht ge-
glaubt hatte, als dieser zu ihm gesagt: iv rovr^ rfj vvxrl jiqIv
aXixxoga (pmvfjoaL XQiq djtaQPf]0^ fis.
Lc, 24, 26. 27.
c
a. Barn. VII, 5. p. 34, 2.
iva öel^xi^ ort öet avtdv JtokXa jcad^Elv vji avrciv,
b. Act 17, 3.
öiavolytov xät ytagarid-ifievoc, ort top Xqictov eöei Jtad-Biv
xal avaorfjvai kx vsxqcov.
c. 1. Petr. 1, 11.
ro ^i' avTotg [sc. rolg JtQoq>fiTaic] Jtvavfia Xqictov xqo-
(laQTVQOfievov tol slg Xqlötov jtaO^i^fiaTa xal Tag fierd
xavTa do^ag.
d. Lc. 24, 26.
ovxl [Cod. Cantabr., Dial. d. r. f.: oti] Tavxa iöet Jta^atp
TOP Xqiötop xal slösXd^elP elg ttjp 66§ap [avTOv om. Syr.
Cur.] ; ^^^ ^ ™^^-™^
e. Just. Dial. c. Tryph. c. 53. p. 273 C.
fiBTa yag ro aTavQa)d'^pai avTOP 61 övp avTtp opTBg (ia-
d^Tal avTov duöxedaö&fjoap, (isxQig otov ävioTtj ix psxqwp
xal jtijceixev avzovg, oti ovTa)g jtQ06X6q)i]T£VT0 xsqI ov-
Tov jta&etv avTOP.
f. Just. Apol. I, 50. p. 86 B.
vöTegop 06 6X pbxqcop dvaOTaPTog xal dq)9^ipTog avTOlg
xal Talg jeQog}TjT6laig iPTVxstP, kp cäg JtapTa TavTa ngo-
elQrjTO yePTjOOfiepa öiöa^aPTog.
g. Just. Dial. c. Tryph. c. 106. p. 333 C.
ohipeg (isTo, xo dvaCTtjpai avTOP ix psxqcjp xal xeiöd^pai
vn ßVTOv, oxi xdü ngo tov xad-eTp eXeyBP avTotg Tavxa
Texte und Untersuch ongen zn Lc 24, 26. 27. 775
avTov ÖBl ^u^lv xal vxb tc5p xQoq)rfcAv ort xqobxbxti'
Qvxro ratJra, nersvorfiav knX reo d^lorao^-ai ovrov, ore
iaravQco&ri.
h. Lc. 24, 27.
xal aQ^ifiBvog djto Mcovoicoq xcä dno jtavxoDv xmv jtQo-
q>rp:Av öuQfiijvevösv avrotg iv Jtaaaiq ralg yQa^atg rd
jteQl havTOv.
L Evang. Hieros. p. 7. 8.
NoD haec omnia erat ei omnino (qdoJ|^)1) pati Christum
et intrare iterum («&Of^ Ao&^o) in gloriam suam?
Der Unglaube, welchen Petrus der Jesus- Weissagung von
seiner — des Simon — Verleugnung entgegengestellt, hatte
seinen tieferen Grund darin gehabt, dass Petrus auch den Weis-
sagungen Yon einem leidenden Messias nicht geglaubt hatte.
Sonst würde er gewappnet gewesen sein, als das Bild des lei-
denden Messias, der Anblick des gebundenen Jesus, in Wirklich-
keit ihm entgegentrat. Begierig nach der Herrlichkeit des
messianischen Reichs, aber nicht bereit, mit Jesu durch dessen
Tiad^fiara hindurch zu gehen, hatte er sowohl die alttestament-
lichen Hinweise auf die Leiden des Messias (wie Jes. 53 = Lc.
22, 37; Sach. 13, 7 = Mt. 26, 31) als Jesu eigenste Leidens-
weissagungen (Mo. 8, 31 = Lc. 9, 22 = Mt 16, 21; Mc. 9, 31 =
Lc. 9, 44 = Mc. 17, 22. 23; Mc. 10, 32—34 = Lc. 18, 31—34 =
Mt 20, 17—19) nicht verstanden, weil er sie nicht geglaubt.
Erst hemachmals durch thränenreiche Erfahrung belehrt, hat
er den Zusammenhang zwischen ra Big Xqiotov Jtaß^fiaza und
rag (lexd tavxa öo^ag^ wie 1. Petr. 1, 11 zeigt, sehr wohl er-
kannt Und wie in der charakteristischen Verbindung der Aus-
drücke xad-Blv und öo^a der Unterschied unseres Logion Lc. 24,
26 von Jesu früheren Leidensankttndigungen hervortritt, so ist die
Wiederkehr dieser Verbindung der Jtad-i^fiaxa und der öo^cu
1. Petr. 1, 11 ein Beweis für die tiefe Einwirkung der Worte,
welche Petrus auf dem Wege nach Emmaus aus dem Munde
des Auferstandenen gehört hatte. Für ihn wird ja auch der
1] Das aramaisierte Travrctfc "* vM^iä« welches im Hierosolymi-
tanam häufig vorkommt, vertritt, — wie öfter, so auch hier — das grie-
chische der. Vgl. Schwally, Idioticon.
776 Aussercanonische Paralleltexte zu Lc
verborgene Accent, der auf dem jtacip olg kXdXriösv vfUp lag,
nicht verborgen geblieben sein. Er wird es empfunden haben,
was Jesus gerade ihm sagen wollte: 0 hättest du doch allen
meinen Worten geglaubt, auch dem geringsten, auch dem Worte
vom Hahnenschrei!
Lc. 24, 30.
a. Orig. c. Cels. II, 68. Opp. I, 438.
yiyQCLJtxm 6k iv reo xarä Aovxäv, ort fisrä rfjp apaoraotv
Xaßtop TOP agrop 6 ^hjaovq evXoYfjoe xat xXaaag ixsdlöov x€p
2i(i(OPc xdi rm KXeojtg^,
b. Lc. 24, 30.
xäl eyipsTO sp rc5 xaraxXi&^pac avxop fier avrcop, Xa-
ßcip TOP CLQXOP BvXoytiOBP xa\ xXaaag exsöiöov avxotc.
c. Ephraem Syr. Ev. concord. expos. ed. Mösinger p. 270.
Cleophae et socio suo benedixit et cum discipulis mandu-
cavit.
Sollte man es glauben, dass einem so sorgfaltigen Hand-
schriftenforscher wie Origenes gegenüber, wenn er ausdrück-
lich versichert: ytYQgjtxac bp xcö xaxa Aovxäp, Jemand wagen
könnte zu behaupten, dass Origenes hier und in den anderen
fünf Stellen^ in denen er, sich gleichbleibend, den Simon als Ge-
nossen, als socius des Eleophas, nennt, eine von ihm ausgesonnene
Conjektur in die Evangelientexte eingetragen habe? Hat etwa
Origenes auch sonst mit derartigen Gonjekturen um sich ge-
worfen? Es antworte, wer die Evangelientexte verglichen hat!
Lc. 24, 32.
a. Orig. in Joanu. Tom. I, 10. Opp. IV, 11.
xavxy x^ övpafdH fiagxvQovPxsg 6 Stficop xäi 6 KXeojtag
^aoip' ovxl Tj xagöla rjfimp xaiofiiprj r/p ip xfj odc5, cog
ömpoiyep tjuIp xag yoatpag;
b. Orig. in Jerem. Hom. XIX, 3. Opp. HI, 274.
coojteg ofioXoyovöi 2!ifi<x>p xal KXetpjtag Xiyopxeg ixl xotg
Xoyotg avxov' ovx V ^(^Q^f-o, ^ficop xaiofisp^ fjP kp xy
Texte und Untersuchungen zu Lc 24, 30. 32. 777
oJ(p, (Dg öif]voiyev tjulv rag yQag)ag; kvd'aöe tj xagöla
xcdsrai ;rü()l xal Slfimvog xaL KXscojta' axovs XByovrmv
ovx rj xagöla ^u<5v xaiofiivTj rjv;
c. Orig. in Jerem. XIX, 9. Opp. III, 275.
sha t6 ijtl ^liiiDva xal KXscixav kXijXvO'dg [sc. ro jkvq],
Xva Hfl TJjgrjd^ r(p aXXcp Jtt)gl' si yag (itj sXaßev hv&-ads
x6 xvg xrX.
d. Ambros. Apol. David II, 8, 43. (Opp. U, 78 ed. Caillau).
sicut testantur in Evangelio Ammaon et Cleophas dicentes:
Nonne cor nostrum ardens erat in nobis in via, cum aperiret
nobis Scripturas?
e. Ambros. Expos. Ev. sec. Luc. VII, 132. (Opp. V, 298).
fiunc ignem in se Amaon et Cleophas a Domino missum esse
testantur dicentes: Nonne cor etc.
f. Ambros. Expos. Ev. sec. Luc. X, 173. (Opp. V, 461).
sicut se Ammaoni et Cleophae seorsum jam vespere de-
monstraverat.
g. Lc. 24, 32.
xal Bbiav xgog dXXijXovg' ovxl V xccgöla ^fx(5v xaiofiivi]
[Syr. Cur. ßgaöeta] tjv kv ^(itv, dg iXaXei ^(ilv iv rfj od<5,
(Dg dtrivoiyBV Tjfilv rag yga(pag;
h. Diatessaron Arab. p. 96^ ed. Ciasca.
Dixerunt autem ad invicem: Nonne cor nostrum grave erat
in nobis, dum loqueretur nobis in via et interpretaretur nobis
scripturas?
i. Cod. Cantabr. p. 261* ed. Scrivener.
ol Sk eljtav jtgog kavrovg' ovxl ^ xagöla tjv tjuAv x£-
xaXvfifiivi] , cSg kXaXsi rfiilv kv xfj oöcp , (og Wf^^ W^^
tag ygag>ag;
Die Varianten xgog dXXi^Xovg = Jtgog hax)rovg erklären sich
wie oben zu Lc. 24, 14, ebenso die Synonyma öcapolyeiv = inter-
pretari wie ijicXveiv = öirjyslad'ai = inö zu Mc. 4, 34. Vgl.
Heft 11, 157. "Von ganz besonderem Interesse sind die Varianten
xaiofiivi] = xsxaXvfifidvTj (D) = coopertum (d) = excaecatum (c)
= exterminatum (e) = obtusum (ij :=» gravatum, grave, ßgaösla
778 AaBsercanonische Pamlleltexte su Lc.
(Syr. Cur., Diatess., Vers. Arm., Sabid.), welche auf das hebräische
"11^21 zurückzuführen sein dürften. Denn von dem Verbum '^T3l
sind im Hebräischen zwei völlig verschiedene Bedeutungen ge-
bräuchlich, einmal „brennen, lodem*\ sodann aber auch „dumm,
thöricht sein". Bezüglich der letzteren Bedeutung vgl. Ezech. 21, 36:
D-in^ä = LXX: ßagßaQoi, Ps. 94, 8: D^ja D'^'1?ä = LXX: cl(pQOVb:;
kv tS Xaä, Ps. 92, 7: Ija-TD'^» = LXX: dv^g atpQmv, Ps.73,22:
1?n-'>?K1 = LXX: xdyco ^ovösva}fiivo^Vs. 49,Tf: n?9 = LXX:
avovg, Jes. 19, 11: «Tl^ra? ns? = LXX: ^ ßovXrj fimgap^jostai^
Jerem. 10, 14: DlÄ"te njSD = LXX: hfimgavd^ xag avd^Qoxoq,
Jerem. 10, 21: 'i'iyn? = LXX: tjfpQovBvöavxo^ Prov. 12, 1: n?2
= LXX: aq)Qa>v. Man sieht, wie mannigfaltig das Verbum
nira in dieser zweiten Bedeutung übersetzt wird. Wenn es sich
nun fragt, welche Bedeutung dem Context gemäss vorzuziehen
sei, ob die canonische Übersetzung xaiofiivf], oder die ausser-
canonische xexaXvfifiivi] , coopertum, excaecatum, obtusum, so
ergiebt die Correspondenz mit dem m dvotftoi in Lc. 24, 25, sowie
mit dem Xvjcovfiavot des Cod. D zu. Lc. 24, 33 (s. unten) eine
zweifellose Entscheidung für die Übersetzung: War nicht unser
Herz verblendet, als er mit uns redete auf dem Wege? Es kommt
dazu, dass, wenn — nach den auch hier sich gleich bleibenden
Texten des Origenes — Simon Petrus der Begleiter des Eleophas
war, dieses Selbstbekenntniss einen besonders tiefen Sinn gewinnt,
als ein tief trauriges Echo der Busspredigt, die er gehört hatte,
ohne die geliebte Person des Busspredigers, die ihnen so nahe
gewesen war, zu erkennen. „Ja, wir sind dvoTjvoi xät ßgadstg
rfj xagöla gewesen!" — Zu den vom Syr. Cur., Diatess., Vers.
Armen., Sahid. vertretenen Varianten: ßgadela (nach Baethgens
Übersetzung des Syr. Cur.) = grave gravatum — weist Nestle
darauf hin, dass er bereits i. J. 1886 bei Gelegenheit einer Re-
cension von Baethgens griechischer Übersetzung des Syr. Cur.
(in der Theol. Lit.-Z. 1886 No. 12 Sp. 270) ßagstg f^r ßgadeta als
Übersetzung von y^p*^ vorgeschlagen, ja auch die Möglichkeit einer
Verwechslung von Ip'» = xaleiv und ^y^ = ßoQvv slvai ange-
deutet hat. Aber diese Gleichung gilt nur ftir den syrisch en Zweig
der Textüberlieferung. Der altlateinische Zweig mit seinen Über-
setzungsvarianten : coopertum = obtusum = excaecatum — geht
auf xBxaXvfifiipi] des Cod. D zurück, wie Nestle selbst zuge-
Texte und üntenachungen zu Lc. 24, 32. 33. 34. 77g
steht. Und dieses xsxaXvfifiivi] kann in keinem Falle auf das
hebräische *ip*> zurückgeführt werden, welches ja vielmehr die
Bedeutung: kostbar, theuer, prächtig sein u. s. w. angenommen
hat In dem xexaXv/ifiivri aber einen Schreibfehler zu erblicken,
wie Nestle will, verbietet doch der vorzügliche Zusammenhang,
welcher soeben nachgewiesen ist. Den gehaltenen Augen ent-
spricht das verblendete, thorichte Herz, um deswillen sie ihren
Herrn nicht erkannten. — Die Lesart des Ambrosius endlich
„Ammaon et Cleophas" geht nicht, wie ein jüngerer Kritiker
Namens Rohrbach vorschlägt, auf den 2l(i(Dv des Origenes,
sondern auf die altlateinischen Codices zurück, deren Lesart oben
zu Lc. 24, 13 besprochen worden ist. Mit dem JSlficov des Ori-
genes hat dieser aus Amaos (= Emmaus) entstandene Amaon
oder Ammaon Nichts zu thun. Auch Ambrosius selbst unter-
scheidet ganz bestimmt den Ammaon von Petrus Simon: dem
letzteren sei Jesus am frühen Morgen (prima mane), dem Amaon
et Cleophas am Abend (vespere) erschienen. Davon, dass der
Begleiter des Cleophas Simon Petrus gewesen sein könnte, besass
Ambrosius keine Ahnung.
Lc. 24, 33. 34.
a. Evang. Hieros. ad Lc. 24, 23. 34.
Et surrexerunt eadem hora et regressi sunt in Jerusalem:
et ipsi invenerunt undecim congregatos et eos, qui cum illis
erant Et dixerunt illis (^.^cm oisof^o): Yere surrexit,
dominus, et apparuit Simoni.
b. Cod. Cantabr. ad Lc. 24, 33. 34.
xal avaoravreq Xvjtovfisvoi avr^ ry äga vjtiozQetpav elg
*IeQov6aXf](i, xal bvqov r'jd-Qo'iOfiivovg zovg ivösxa xal
rovg ovv avrolg, Xiyovzsg ort ovra^g 'JY^Q^^o^vQiog xal
dfpd-Tj 2l(ia)vi,
c. Lc. 24, 33. 34.
xal avaaravreg avzij '^V ^Qf vjtiozgefpav elg hgovoa*
XrjUy xal BVQOV ?}ß-QOia(i£vovg zovg ivöexa xal zovg ovv
avzolg Xiyovzag ozi ovzmg VY^Q^V _9^J^^Q^9? ^ coy^iy
780 AuBsercanonische Paralleltexte zu Lc.
d. 1. Cor. 15, 4. 5*
xal ort kyriyBQrac ry fi(iiQif xy tglrn xata rag YQaq>aqj
xal ort (og)d'fj J^^J^-
e. Ev. sec. Hebr. ap. Hieron. de vir. ill. c. 2.
quia surrexit filius hominis a dormientibus.
f. Just. Apol. I, 50. p. 86 B.
ix vsxQcov avaoxavxog xdL oq^d-ivroq avrotg.
Durch die Parallelisierung mit 1. Cor. 15, 5* wird es un-
zweifelhaft klar, dass unter dem in den Origenes-Texten nicht näher
praedicierten HIhcdv kein anderer als Ki]g>ag = IlixQog^ der
Apostel, gemeint gewesen ist Durch die Lesarten des Cod. D
sowie des Evang. Hieros. tritt der damit übereinstimmende That-
bestand uns entgegen, dass der Ruf: ovxoog i^yi^i] 6 xvQtog —
nicht von der versammelten Jüngerschaar angegangen ist, sondern
vielmehr von dem Jüngerpaar, das von Emmaus zurückkehrte.
In sprachlicher Hinsicht ist die canonische Lesart: Xiyovxag ohne-
hin unerträglich hart und in der Evangelienliteratur ohne Beispiel
Die Phrase: bvqov xovg ivÖBxa Xeyovxag — müsste genau ge-
nommen übersetzt werden: sie fanden die Elfe im Sprechen be-
griffen. Denn der Zustand oder die Thätigkeit, worin man
Jemanden findet und antrifft, muss doch bei dem Moment des
Findens schon vorhanden oder im Gange gewesen sein. Stand
aber im Urtexte ^ntt^'^, wie das Hieros. mit seinem OT^r^o
an die Hand giebt, so konnte entweder xal IXbjov oder mit
Cod. D XiyovxBg übersetzt werden, und das dazu gehörige Subjekt
waren die beiden avaoxavxsg, von denen gesi^ ist: vjtioxQstpavelg
^leQovaaXTjfi, Erst als der Name des JSlfitov aus den * Hand-
schriften dieser Perikope getilgt war, konnte die irrthümliche
Lesart: Xdyovxag in den Text eindringen und die — mit dem
folgenden Context unvereinbare — Auffassung entstehen, als ob
die versammelte Apostelschaar schon vor der Rückkunft der Beiden,
denen Jesus auf dem Wege nach Emmaus erschienen war, von
der Auferstehung des Meisters aufs festeste überzeugt gewesen
wäre. Vielmehr diese Beiden liessen den Ruf ertönen: ovxmg
TjyiQd^ri 6 xvQiog\ Selbstverständlich kamen die weiteren Worte:
xal ciq>&Tj SliKovi — aus dem Munde des Kleophas, der es
richtig verstanden hatte, dass die so eben gehabte Erscheinung
des Meisters nicht für ihn, sondern für Simon Petrus be-
Texte und Untenacbungen zu Lc. 24, 33. 34. 7g 1
Btimmt gewesen war ^). Die volle ilestitution dieses Jüngers in
sein Apostolat war damit noch nicht erfolgt. Jesus war ihm
zunächst nur als Bussprediger entgegengetreten, der die reuevolle
Stimmung dieses seines Jüngers vertieft und sein Herz auf die
letzte Ursache seines Falls, den Unglauben, hingewiesen hatte.
Und der aussercanonische Textbestand theil des Cod. D: Xvjtov-
fievoi^ der an sich ziemlich befremdlich erscheint, ist dann, wenn
die Erscheinung des Auferstandenen gerade dem Simon Petrus
gegolten hat, der Sachlage durchaus entsprechend. Nur strafende
Worte hatten sie von dem Meister gehört, so lange sie ihn noch
nicht erkannt hatten, und dann kein einziges Wort mehr, nach-
dem er von ihnen erkannt war. Das rasche Verschwinden des
wiedererkannten Meisters ohne ein Wort der Vergebung musste,
wenn Petrus der Begleiter des Kleophas war, einen nieder-
schlagenden Eindruck hinterlassen haben. So deckt sich das
XvjiovfjLEVoi des Cod. D zu Lc. 24, 33 mit der xagöla xsxaZvfifiivi]
desselben Codex zu Lc. 24, 32 , zugleich aber auch mit der von
Origenes vertretenen handschriftlichen Überlieferung bezüglich
des 2lfi<x)V.
Bei dem Rückblick auf die Perikope Lc. 24, 13—35 gewinnen
wir die wichtigsten Resultate, vor allen Dingen das Vorhanden-
gewesensein eines älteren vorcanonischen — und zwar hebräischen
(vgl. zu Lc. 24, 32) — Quellentextes, femer eine neue Bestätigung
von der Bedeutung des Cod. D, bezw. seines Archetypus, sowie
einen starken Eindruck von dem Werth der durch Origenes
1) Während ein ungenannter Kritiker die Lesarten des Origenes
so erklärt, dass Origenes mit D Xiyovrsg gelesen und von da aus seinen
Slfiiüv erfunden habe, behauptet Brandt (die Evangelische Geschichte
und der Ursprung des Christenthums auf Grund einer Kritik der Berichte
fiber das Leiden und die Auferstehung Jesu, Leipzig, 1893, S. 362 Anm. 3)
gerade das Gegentheil. Er erklärt die Lesart des Cod. D: }.iyoyteg fQr
unvereinbar mit dem Texte des Origenes, da ja auch Kleophas den Herrn
gesehen habe! So hebt ein Kritiker den anderen auf. Der etwaige Ein-
wurf aber, als ob das Xiyovrsg mit dem folgenden rovg svöexa in Wider-
spruch stehe, weil die letztere Bezeichnung die Anwesenheit des Petrus
bereits voraussetze, wird entkräftet durch den Hinweis auf 1. Gor. 15, 5. 7.
wo der zweimal wiederkehrende Ausdruck ol SwÖExa beide Male wie ol
iv6exa nur collektiv gemeint ist, ferner durch die Thatsache, dass auch bei
Einschluss des Petrus wegen Abwesenheit des Thomas Lc. 24, 33 die Elf-
zahl nicht erfilllt gewesen wäre, und endlich durch den Zusatz: xal rovg
avv avroigf welcher Zusatz eine genaue Zählung von vorn herein ausschliesst.
782 AoBsercanonische Paxalleltexte zu Lc.
erhaltenen Evangelientezte, dabei die überraschende Aufhellung
einer der dunkelsten Partien in der Auferstehungsgeschichte
mittels Parallelisierung von 1. Cor. 15, 5*' mit Lc. 24, 13—35, da-
durch einen neuen Beleg für die Abstammung der paulinischen
Evangelienparallelen aus der Torcanonischen Quelle und endlich
eine erweiterte Erkenntniss von dem quellenmässigen Charakter
der lucanischen Evangelienbearbeitung. Durch den Zusammen-
klang von Paulus, Origenes, Codex Bezae, Evang. Hieros^
dieser vier guten Zeugen, deren ein jeder unabhängig von dem
anderen sein Zeugniss abgiebt, wird ein völlig neues — fast
blendendes — Licht über die von Lc uns erhaltene Perikope
Lc 24, 13 — 35 ausgegossen, als eine der kostbarsten Reliquien
aus der urevangelischen Tradition, als einen Palimpsest, dessen
Retouchierung von unschätzbarem Werthe ist
Lc. 24^ 3&
a. Just. Dial. c Tryph. c 106. p. 333 C.
xal Ott iv iiiotp rcov dÖ6lg)cip avrov iarrj, xciv axooxo-
Xcov .... ocal fiBX avrmv 6iay(Dv vfdPTjös xov B^bov^ toq xal
iv xoXq ajcofivijfiovsvfiaoc tcov djcoöroZov ötilovrai ys"
ysvTifiepov.
b. Lc. 24, 36.
ravra 6h avxmv XaXovvrmv avroq l^OTt) kv (iicco avrwv
[Syr. Cur. add.: xal Xiyet avxolq* bIqtjvti v(ilp\
c. Ign. ad Smjm. III, 2, p. 84, 11.
xal oxB jiQog xovg Jtegl übxqov riX&Bv, Itpi] avxolq.
d. Hier, de vir. ill. c. 16.
Et quando venit ad Petrum et ad eos, qui cum Petro
erant.
e. Job. 20, 19^
TjXd'SV 6 ^Ifiöovg xal lör^ slg xo (iioov xal Xiyst aixolq*
slgijvf) vfilv.
f. Cod. Colbert. Lc 24, 36. p. 107 ed. Belsheim.
Haec cum illiJoguerentur,ig8e^ dominus stetit in medio
ipsorum et dixit illis: I^ax vobiscum, ego sum, noüte
famere.
Texte und Untersncbungen zu Lc. 24, 32. 783
g. Evang. Hieros. p. 411. 412.
Et dam Uli loquuntur, venit Dominus Jesus et stetit in me-
dioTeorum, et (fiSF^eisT^ax^vobisr^g^^ tuneatis.
h. Pistis Sophia p. 232, 29 ed. Schwartze et Petermann.
[aecigiti^locut^ 3^^s quum vfivsvoev in magno no-
mine.
Die mit Lc. 24, 36 beginnende neue Perikope ist bis Lc. 24^
43 als ebenfalls aus der vorcanonischen Quelle geflossen zu er-
achten. Sie ist sachlich identisch mit Joh. 20, 19—23, ferner
mit Mc. 16, 14 und namentlich auch mit 1. Cor. 15, 5b. Nach
dem Vorausgegangenen war es kaum anders möglich, als dass
die Jünger sich um Petrus drängten, um Näheres über seine
Erfahmisse von ihm zu hören. Es scheint daher in der durch
Ignatius erhaltenen, durch Hieronymus und Eusebius fort-
gepflanzten (vgl. Agrapha S. 411 f.) Bezeichnung der Jünger als
ol jtSQl nJTQov eine echte Erinnerung des ursprünglichen Sach-
verhaltes conserviert zu sein. In die Mitte der auf die Erzählungen
des Petrus und Eleophas (vgl. Mc. 16, 13*: xaxslvoc dnrjyyBiXav
rolg Xoutolg) noch ungläubig lauschenden (vgl. Mc. 16, 13^: ov-
öh ixslvoig kxloxevcav) Jünger (Lc. 24^ 36: h (liccp avrmp «=
Joh. 20, 19: slg xo (licov = Just.: iv iiiccp r<5p döeXgxSv) trat
Jesus ein (Joh., Just.: iorrj = Ign.: ^X&-ep — vgl. Ex. 5, 20:
naea = LXX: igxofiepog). Dabei erinnert die Erwähnung der
d6£Xg>ol bei Justin an Mt. 28, 10; Joh. 20, 17. An das johan-
neische Evangelium, nämlich Joh. 6, 20: iyci slfiit firj g>oßBlcd-B
— erinnert auch der, wie im Cod. Colb. und im Ev. Hieros., so
in anderen Italae und verschiedenen Versionen, erhaltene Zusatz:
ego sum, nolite timere. Endlich wird der völlig aussercanonische
Textbestandtheil bei Justin: xal fter^ avrcop öcdycQV vfipipe
TOP d^sop — secundiert von der Illörig So(pia^ nach deren voll-
ständigem Texte dem Auferstandeneu folgende Worte in den
Mund gelegt sind: Recordamini, me jam dixisse vobis, antequam
loxavQOHiap me, me daturum esse vobis claves regni caelorum
(vgl. Mt. 16, 19; 18, 18). Nunc iterum dico vobis, me daturum
esse eas vobis (vgl. Joh. 20, 23). Haec igitur locutus Jesus, quum
vfipevö€P in magno nomine. Für diesen aussercanonischen Zug
ist die hier gerade hervortretende Berufung Justins auf die
dxoiiPTj/jtopevfiaxa xcop dytooxoXcop von grosser Bedeutung.
784 Aussercanonische Paralleltezte zu Lc.
Lc. 24, 87. 88.
a. Just, de resurr, fragm. 9. p. 594 D.
rlpog ovp ipExev kv t^ öaQxl t(] jtad^ovöy dviott], el (irj
tva öel^y zfjp aagxixfjp dvaoraoip; xal rovro ßovZo/iepog
jciOxojtoiijoai y xöip fia&rit<5p avrov /if} jciorevoPTmp,
el äZfjd-cog odfiari dpiorrjf ßXejtoprcop avTciv xal öiOta^oP'
Tcpy, eljtsv avTOtg' ovjttp ex^B jtlöxip; g>7jalp.
b. Tert. adv. Marc. IV, 43.
cum haesitantibus eis ne phantasma esset, immo phantasma
credentibus: Quid turbati estis? inquit, et quid cogitationes
subeunt in corda vestra?
c. Ev. sec. Hebr. ap. Hier. Prooem. in libr. XVIII. Esaiae.
cum enim apostoli eum putarent spiritum, vel juxta evan-
gelium, quod Hebraeorum lectitant Nazaraei, incorporale
daemonium, dixit eis: quid turbati estis et cogitationes ascen-
dunt in corda vestra?
d. DiaL de recta fide p. 857.
iXsye xotg fiad^rjralg doxovoip avrop q>apTaalav elpar xl
xsxaQoynipot iaxi; xal l'pa xl ötaXoyiOfdol äpaßalvovciv
elg xrjp xoQÖlav vfitp;
e. Cod. Cantabr. Lc. 24, 37. 38.
jcxarjd^ipxeg xal 6Pg)oßot yBp6(iBP0i kdoxovp tpdpxaCfia d-so}-
Qüv. 6 de ehtep avxotg' xl xexaQoyftepoi iöxe xal Ipaxl
öiaXoyiOfiol dpaßalvovcip iv xfj xagöla vfidip;
f. Lc. 24, 37. 38.
jtxoTjd^ivxeg [Cod. Sin.: (poßi]d^bPxeg, Cod. Vat.: d^gorid-ipxeg]
oe xal tiiq)oßoi yepofiepoi eooxovp jtpevfia d-ewoelp. xal
eljiBP avxotg' xl xexaQayfiipoi ecxi, xal öiaxl diaZoyiOfiol
dpaßalpovotP hp xy xagöla v(ic5p;
g. Job. Damasc. Fid. orthod. p. 303.
q)Tlöl xolg olxeloig fiad^xatg 6 xvQiog Jtpevfia öoxovoip
ogap.
Nach dem canonischen Texte: Zeyopxag zu Lc. 24, 34 steht
die lucamsche Darstellung nicht nur mit Mc. 16, 13, sondern
auch mit sich selbst in unlösbarem Widerspruch. Nicht
nur dass nach dem Redaktor des späteren Marcus -Schlusses
••
Texte und üntersuchangen zu Lc. 24, 37. 38. 39. 7g5
die Erzählungen der beiden aus Emmaus zurückgekehrten Jünger
auf den Unglauben der Mitjünger stiessen {ovöh hcelvoig kxl-
crevoav)^ sondern auch die lucanische Relation schildert die
Mitjünger in einem Zustand des Nichtglaubens befindlich. Wie
wäre es nach alledem möglich gewesen, dass sie selbst bei dem
Eintritt der beiden aus Emmaus Zurückkehrenden ausgerufen
haben sollten: ovroog i^yigO'fi 6 xvQiogl Der Verfasser des
späteren Marcus-Schlusses, welcher mit dem Urheber des Arche-
typus für Cod. D jedenfalls identisch ist (vgl Heft II, 449 ff.),
setzte mithin seinerseits ebenfalls die Lesart des Cod. D: Xiyov-
TBQ = Ev. Hier.: xqlI IXeyov — voraus. — Die Abstammung
unserer Perikope aus dem hebräischen Urtext wird verificiert
durch folgende Übersetzungsvariant^^: putare = credere = doxf ry
= ITDH, Phantasma = spiritus = jtpsvfia = Till, Jtxoeio^ai =^
d'QOSloß^ai = q>oßslod'ai — Äl^, ^scoqsIv = oqov = SiiTi. Tn dem
aussercanonisciien ^ustincitate erinnert öiota^ftvzmv an Mt 28,
17: ol öh JöiaraGap (das Verbum diora^siv kommt sonst im
N. T. nur noch Mc. 14, 31 vor), sowie die strafende Frage: ovx(o
l^gTC jtlotiv; an Mc. 16, 14: civeiöicep rtjp cbtiarlav ccvräv,
Le. 24, 39.
a. Apelles ap. Hippol. p. 200. Cf. Tischendorf p. 732.
jtelO'Ovra ort avrog elij xal ov (pavxaciia^ alXä svooQxog.
b. Apelles ap. Epiph. Haer. XLIV, 2. p. 382 B.
xal äviOTtj iv aXf^O'Blgi xcu BÖBi§BV avri^v ttjv cägxa rolg
kavrov (ia&fjTalg,
c. Epiph. ^Epöt/fi. Xqiotov c. 3. p. 49 D «« Anaceph. p. 137 C.
dg /ifj slpai g>avTaolap ro oQci/iBPOP.
d. Epiph. Haer. LXXVU, 7. p. 1U02 A.
XiyoPTog fikp avrov rav 6a>tiJQog' lÖBzi (iB, oti iyci bI/ii
xdL ovx fjlXolwfiai.
e Job. Damasc. Fid. orthod. p. 303.
y>r)iag>rjaati fiB xal lÖBXBf g>fjol rolg olxBloig fiadT/ratg 6
xvQiog xPBVfia öoxovoip oQap, ort iyco Blfii xai ovx rjX^
Xolcofiat^ Ott jcptv/ia Oagxa xal oOxla ovx Ixbl, xad'cig ifih
d-BiDQBlTB BXOPta.
Texte u. Untersnchongen X, S. 50
•.
786 Anssercanonische Pafalleltezte za Lc.
f. Ign. ad Smym. III, 2. p. 84, 12.
Xaßsre, WT)Xa(jpi]Oari üb xal lÖBXBy oxi ovx bIizI daiuoviop
g. Hier, de vir. ill. c. 16.
Ecce, palpate me et videte, qaia non sum daemonium in-
corporale.
b. Pseudo-Ign. ad Smym. lU. p. 244, 17.
XaßBXBy ^Xaq>ricaxi fiB xal IöbtBj ort ovx Bl/d öaifioviop
dacifiarov nvBvfia yag cag/xa xal oöria ovx ix^t, xa&cog
JuB l^Ba}QBlTB eji^oira.
i. Doctrina Petri ap. Orig. de princ. prooem. c. 8. Opp. I, 49.
ubi salvator videtur ad discipulos dicere, quod non sit dae-
monium incorporeum.
k. Epiph. Haer. LXXVU, 9. p. 1003 BC.
bXbybv löbtb rag x^^Q^^ f^^^ *^^ ^^^S Jtodag fiov, xal rovg
TVJtovg T(DP riloDVf OTi krf€o $l(ii avrog' tpfjXaq>i]0arB xal
lÖBTB^ ort TtvBVßa o&Qxa xal ocxia ovx ix^iy xad^oog if(i
d-SOQBlXB BXOVXa.
1. Epiph. Ancor. c. 91. p. 95 D.
xal xolg (lad'fjxalg avxov IbXbysv Iöbxb fiB, oxi iym Blfii'
jrvBvfia yag ooxia xal öagxa ovx sxbi, xad-a}g kfih d^Bo^QBlxB
Ixovxa.
m. Syr. Cur. Lc. 24, 39.
iÖBXB .xag x^^Q^^ f^^^ ^^^ xovg cftoöäg fiov fpt/jiaipfjoaxB xal
lÖBXBy oxi avxog iyd Blfii^ oxi jtPBVfia oagxa xal ooxia ovx
BXBl^ Xad'COg ifih d^BOOQBlXB ^x^pxä.
n. Lc. 24, 39.
lÖBXB xäg x^^Q^^ ^0^ ^^^ xovg noöag fiov, oxi kfd Blfit
avxog' tpijZaipijöaxi fiB xal Iöbxb, oxi jevBVfia öaQxag xal
ooxea ovx bxbi, xad-mg ifzh &Ba)QelXB Bxovxa,
o. Dial. de recta fida p. 851.
jtvsvfia yag öagxa xal ooxia ovx bxbc^ dg ifis ogaxB
f;foi^ra.
p. Just, de resurr, fragm. 9. p. 594 D.
ovjtm BXBXB jtloxiv; (prjClv Iöbxb oxi iyoi bI/il
Texte und Untenuchungen zu Lc. 24, 39. 41. 42. 43. 7g7
Auch hier treten — z. Th. die vorigen — Übersetzungs-
varianten auf: ^€€operi^ = opfii^ = Hin, ^apTaala = q>apra0fia =
jtvev/ia = 6ai(i6viov = riTi, döci/iarov = incorporale = incor-
poreum = aa^xa ovx exei = ita ib 'J'^Ä (vgL Agrapha S. 411 —
415) wo die auch im Hebräerevangelium auftretende Variante:
incorporale daemonium besprochen ist), endlich: ecce = löov =»
idfTa == Xaßere = Hin. Vgl. das mit Tizti gleichbedeutende
kH, welchesl^zech. 16, 43 mit löovy Gen. 47, 23 aber mit Xaßsrs
wiedergegeben ist. S. Gen. 47, 43: I^'iT DDb'ÄH = LXX: Xaßere
kavrolg OJcigfia. — Ganz besonders merkwürdig ist noch der
aussercanonische Zusatz: xal ovx i^XXolcofiai bei Epiphauius und
Johannes von Damascus. Man vgl. das dXXoiovod-ai «= hegov
ylveO&ai = fieTafioQg>ovod'ai = n|r)tDn zu Lc. 9, 29 oben S. 159 ff.,,
sowie das kgxxpeQci&tj kv trtQa (lOQffj Mc. 16, 12.
Lc. 24, 41.
a. Clem. AI. Paed. 11, 1, 15. p. 174.
ex^ri xi ßQ^^JJf;OV kvd-ade; eljtev 6 xvQioq XQoq rovg fia^
^i^Tff^ fterä xrlv dvaöraoip.
b. Petrus Comestor H. E. c. 293 = Cod. Colb., Vulg.
Adhuc illis non credentibus ait Jesus: Habetis hie aliquid,
(juod manducetur?
G. Lc. 24, 41.
ezi öh cbnotoivTWP avrciv ajto z^g X^Q^^ *^^ d^aviia^op-
rcop eljtev avxolq' ix^xi xt ßgcioifiop ivd'ade;
d. Cyrill. AI. Comm. in Luc. p. 442.
^xnoi Xi xdiv lömölucov.
Die Varianten: ßgcoaifiop =i6ciöiftop= quod manducetur =
bssti liegen auf der Hand.^ Vgl Lev. 19r23; b3«tt = LXX:
ßQciöifiop. Ebenso Neh. 9, 25; Ezech. 47, 12.
Lc. 24, 42. 43.
a. Orig. Opp. 111, 477, in Matth. XI, 2.
xal avxbg e(payep Ix^vog ojtxov dpaöxag, fiigog Xaßcov dsto
xc5p fiad^Tjxdop.
50*
788 AutisercanoniBche Paralleltezte zu Lc.
b. Eus. Marin. SuppL p. 294.
xal IxO^og oxzov fitQog Ivdxiov avxAv ItpayBV,
c. Clem. AI. Paed. II, 1, 15. p. 174.
kxiöioxav avrm Ix^og oxrov fiigog^ xal fpccfmv ivcixiov
avTcäp elxsv avzotg, fpriclv 6 Aovxäg, ooa ebrsv^
<L CyrilL AI. Comm. in Luc p. 442.
^xrfii XI Tc5r iöcctölfimv ojtxov de Ix^og fiigog f/v xal
Zaßcov xaxeöfföoxBV oQcivxcov avxcSv.
e. Lc 24, 42. 43.
ol de kjcida^xap avxm Ix^vog ojtxov (iigog' xal Xaßmv
kpcijtiov avx(5p ?9^ßJ^.
f. Just, de resurr, fragm. 9. p. 594 D.
xal jtavxaxod^ev avxop xaxoporjOapxBg, oxi cevxog ioxt xal
iv xcp aciiiaxi, jtaQsxaXeoap avxop g>ay8lp fisx^ avxwp^ tpa
xal öia xovxov ßsßala^g (la&oHJip oxi dXfj&wg oa}/iaxix(5g
apicxri, xal Itpays xtjqIop xdL Ix^P.
g. Epipk Haer. LXVI, 38. 39. p. 652 C D.
(lexa dpdöxaoip öevxbqop ßißQoncsv 6 'Ificovg xal i^ Ix^vog
ojtxov^ xai axo fiahoolov xt^giop.
b. Syr. Cur. Lc 24, 42. 43.
ol 06 oxeöfDxap avxw Ix^og oxxov fiiQog xal ojro [jbXio-
oLov xf^glov xai Xaßmv ivcixtop avxäp itpaysp, tuxL Xaßmv
xd ixlXouta löancBV avxolg.
L Cod. Colbert. == Vulg. ad Lc 24, 42. 43.
at illi obtuleruüt ei partem piscis assi et porrexergnt ei et
favum mellis. Accepit coram illis, suinens reliquias dedit eis.
k. Evang. Hieros. p. 413. 414.
Et illi autem obtulerunt ei partem piscis assi et ex favo
mellis. Et quum manducasset coram eis, sumpsit reliquias
(^ouiAat) et dedit eis.
1. Petrus Comestor H. E. c. 293.
Et obtulerunt ei partem piscis assi et favum mellis. Et man-
ducans reliquias dedit illis.
Texte und Untersuchungen zu Lc. 24, 42. 43. 789
m. Epiph. Haer. XXX, 19. p. 143 BC.
rlg öl ovx olÖB xbv cmr^Qa avaoravxa ix vbxqAv xal
ipayovxa; xa&aJtsQ sx^i rä ocyux svayyiXia r^g dXrjd-elag,
^^^ ^^Ü*??3L*"^^^ 5SI?£.*^^ /i^po5 oxrov Ijijd'voq, xal Jlct-
ßcov iq)CCYe xal IJcpxg roTg (uxB^ralg.
n. Clem. AI Paed. U, 1, 13. p. 172.
0 xvQiog . . Tovg OQzovg svXoy^öag xal rovg ixO^ag rovg
ojtTOvg,
[o. Ev. sec. Hebr. ap. Hier, de vir. ill. c. 2.
Rursusque post paullulum; Afferte, ait Dominus, mensam et
panem. Statimque additur: Tulit panem et benedixit ac
fregit et dedit Jacobo Justo.]
Aus den verschiedenen (orientalischen und occidentalischen)
Zeugnissen, zu welchen beispielsweise- noch Athanasius und
Augustinus hinzukommen, wird ein von Lc. weggelassener,
durch den Redaktor des ältesten Evangeliencanons restituierter
quellenmässiger Textbestandtheil sichtbar. VgL
Syr. Cur. [nicht Sin.]: xal Xaßcov rä knlXotxa eöawsv avrotg.
Athanasius: Xaßwv xa knlXotxa ajtiöcaxsp avrolg,
Evang. Hieros.: sumpsit reliquias et dedit eis.
Cod. Colb., Augustin: sumens reliquias dedit eis.
Petrus Comestor: et manducans reliquias dedit illis.
Epiphanins: xal eöa^xe rolq iiadijralq.
[Evang. sec. Hebr.: et dedit Jacobo Justo].
Lucas hat also wieder, wie so oft, seinen Quellentezt gerade am
Schluss gekürzt. Der hebräische Grundcharakter der Quellen
wird offenbar an den Varianten: (payttv = xareörjöoxipai =
ßißQcioxHv = bDK, lv(D3tiov avT(DV = coram illis == oQcovrayv
avTcSp = ülT^ysb (vgl. ßXtnovrwv avrcov = ijt o^sdv avrSv
unten zu Act. 1, 9), inlXoma = jtsQioosifiaTa (Cod. 88) = ro
ijara^fi£^{v (Cod. 130) = nn«ü (vgl. 1. Par. 12, 38: nniD =
LXX: xaraXoiJtogt ebenso Jerem. 39, 3: ri'^'lKip =LXX: xara-
Xotjcog = Theod.: ijtlXoiJtog, Jerem. 25, 20: r"'"1ÄtD = LXX: ro
ijtlXoijtov). Die einzelnen Speisen werden bezeichnet als agtog
(JEpiph.) = oQTOi (Clem. AL) = panis (Ev. sec. Hebr.), Ixd'vog
onxov lUgog (Lc.) = pars piscis assi (Colb.) = Ig Ixdvog (Epiph.)
790 AnflsercanoniBche Paralleltezte zu Lc.
= Ix^g (Just.) = l^O-veg ol ojcxol (Clem. AI), endlich xrjglov
(Just.) = cüio (ieXiOCIov xtjqIov (Syr. Cur., Epiph.) = ex favo
melüs (Hieros.) = favum mellis (Colb., Petr. Com.). Es handelte
sich also nicht um ein demonstratiTes Essen ausschliesslich von
Jesu Seite, wie es nach der lucanischen Textkfirzung den An-
schein haty sondern um ein oviKpayslv Jesu mit seinen Jüngern,
ganz wie Lc. 24, 30 und Joh. 21, 9, wo auch otpagiov xäl agrog
genannt ist, um ein owöemvelv (Cels.)=<jt;rfö^/e«; (Oecum.), wie
es als ein Charakteristicum für die ganze Zwischenzeit von Lc.
Act. 1, 3^. 4 und von Petrus Act. 10, 41 bezeichnet wird. Vgl.
unten die Erläuterungen zu Act 1 , 3^. 4^. Dabei ist wie beim
Abendmahlsbericht (vgl. oben S. 640) so auch hier die stilistische
Verwandtschaft der Erzählung mit der wunderbaren Speisung
zu beachten. Vgl. agtot = Ix^^g = o^ccgia — Xaßcov = lda>-
xev = jteQcöosvfiara, Noch stärker tritt diese Verwandtschaft
in dem „benedixit ac fregit" des Hebräerevangeliums hervor,
welches den Genuss des Brodes dabei in apokrypher Weise aus-
schliesslich auf Jacobus Justus beschränkt hat. Das tulit des
lateinischen Textes ist, wie die Vetus Interpretatio (vgL Agrapha
S. 421) richtig erkannt hat, auf kaßcov zurückzufahren. — Dass
der Auferstandene — wie in Emmaus und am See Genezareth *),
so auch — in Jerusalem mit seinen Jüngern ein Mahl gehalten
hat, sagt Mc 16, 14: dpoxeifiipoig avrolg und bezeugt aus-
drücklich Justin DiaL c. Tr. c. 51. p. 27t A: JtaQaysv^aeöd^ai kv
%QOX)aaXi](i xäi vors xolg fiad-fjralg avrov öv/ijtielv jtaXiv xal
ov(iq>ayBlp. Vgl. unten zu Act. 1, 3**. 4*, ausserdem Vindicta Sal-
vatoris c. 5. p. 473 ed. Tischendorf: deinde apparuit discipulis
suis et manducavit cum illis.
Lc. 24, 50. 51.
a. 1. Cor. 15, 6*.
ejtsita (Dg)&fi ijtdva) jtevzaxooloig ddekg)oTg i^dxa^»
1) Das DiatesBaron verlegt die Job. 21, 1 fif geschilderte Zasammeii-
kunft am Ufer des Genezareth-Sees nach Kapemaum: GonBolationem . . .
dedit nobis per resarrectionem suam, et cum discipulos suos in Caphamanm,
urbe consolationis, congregasset Vgl. Zahn, Forschungen 11,218.
Texte und üniersuchnngen zu Lc. 24, 50. 51. 791
b. Lc 24, 50. 51.
k§fyyayBV 6k avxovq l'cog nQoq Btj^avlav, 5^^_^55£5^ '^^S
X^tQaq avxov BvZoyijoep avtovg' xal kyivBxo iv rS evXo*
fBlv avxov avxovg öiiöxi] an avxwv,
c. Cod. Cantabr. ad Lc. 24, 50. 51.
i^rjyayev de avxovg s§(d jcQog Bfjd-avlav ijtagag 6e xäg
X^^Qfxg fjvXoyrjösp avxovg' xal iyivexo hv xw evXoyelv
avxov avxovg djtioxi] ajc avxäv.
d. Syr. Sin. ad Lc. 24, 50. 51.
k§^yayev avxovg ia>g XQog Br^d'avlav ^^«^^^JW^*' ^^^ X^^'
Qag avxov xal evX&ytiosv avxovg' xal €og svXoyrioev avxovg
äveg)eQ€xo an avxdiv,
e. Evang. Hieros. ad Lc. 24, 50. 51.
xcä i§rjyaysv avxovg ia)g Jtgog Brjd^avlav xal ijtrJQSV xag
X^tgag avxov xal evXoyrjösv avxovg' xal kyivBxo kv x(p
evXoyelv avxov avxovg toxt] fiaxgäv an avxcov xal dve-
(pigexo elg xov ovgavov.
Wenn 1. Cor. 15, 5^ mit der Lc. 24, 36 — 43 geschilderten
Christophanie identisch ist, so muss der von Paulus 1. Cor. 15, 6^
beglaubigte Vorgang mit Lc. 24, 50. 51 zusammenfallen. Auch
alle übrigen Indicien weisen darauf hin. Weder konnte das nord-
palaestinensische Galiläa, wo die Anhänger in den verschiedenen
Städten und Dörfern zerstreut und fern von einander wohnten,
noch irgend eine andere Ortlichkeit als der Stadtbezirk von Je-
rusalem, noch eine andere Zeit als ein grosses Fest in Betracht
kommen, wenn eine so grosse Ansammlung der Anhänger Jesu
stattfinden und ihnen allen zu gleicher Zeit eine Erscheinung des
Auferstandenen zu Theil werden sollte. Und Bethanien mit seiner
Umgegend, dieser Sammelpunkt der von Galiläa konunenden
Festoarawanen, dieser Zufluchtsort Jesu in der Leidenswoche,
dieser nahe Vorort Jerusalems, war ganz dazu geeignet, um am
zweiten Tage des Passahfestes, am Abende des Auferstehungs-
tages, die gesammte Anhängerschaft Jesu dort versammelt zu
sehen. Jesus brauchte nur die Elfe und die mit ihnen waren
über den Kidron zum Oelberg hinanznftLhren^ um gewiss zu sein,
dass bald alle in der Stadt und in den auf dem Oelberg gelegenen
Vororten herbergenden Anhänger zusammenströmen und den
792 AussercanoniBche Paralleltexte zu Lc.
Elfen sich anschliessen würden. Und wenn man nun vollends
erwägt, dass es auch ein jerusalemisches nb'tbd (===: xsglxtoQog)
gab und dass dieses rib'^bl gerade den um den Oelberg gelegenen
Bezirk umfasste, und wenn man annimmt, dass die Weisung:
JtQodyei vfiag elg Tfjv FaXiZalav, ixst avrop orpeod-a eben auf
dieses jerusalemische Galiläa (= xegl^cogog = Th^bi) sich bezog
(vgl. zu dem Allen die Erläuterungen in Heft II, 381— 389), so
wird Alles klar: i^rjyaysv ccvtovg itog (Igco) XQog Brjd'avlav =
jcQo^yev avTovg elg rfjv jtsglxcoQov [= rtb'^bä] djto %QovöaXi]ß.
Es wird klar, dass Lc. auch hier eine seiner — namentlich am
Schlüsse der Abschnitte — von ihm beliebten Textkürzungen
vorgenommen und dadurch den Sachverhalt undeutlich gemacht
hat. Wie zu der Perikope Lc. 24, 13 — 35 wird Paulus auch hier
zu Lc. 24, 50. 51 der Interpret.
Ob die aussercanonischen Textes worte: xal dveg)iQSTO stg
rov ovQavov noch zu dem von Lc. gekürzten Quellentexte ge-
hören oder die Zuthat eines späteren Redaktors darstellen^ welcher
dem Lucasevangelium einen abgerundeten Schluss geben wollte,
das ist eine sehr untergeordnete Frage. In keinem Falle handelt
es sich um die letzte Christophanie des Auferstandenen, um die
dvdXrppig im engeren Sinne. Im weiteren Sinne haben wir ja
das dvaX'^g)&r] bereits bei dem Kreuzestode Jesu gefunden. Vgl.
oben S. 742 f. Und das dtpavtov ylvsöd^ai düt ccvrcov (Lc. 24, 31)
ist doch wesentlich nicht anders zu denken als das öiiori] oder
djtioxri dit avrcop an unserer Stelle, bzw. als das äveq>iQ£TO elg
TOP ovQapoP =* nia'^Tatirt = himmelwärts.
In der von Paulus gebrauchten schriftlichen Evangelienquelle,
welche er 1. Gor. 15, 4 mit al yQaq>al bezeichnet und aus welcher
er in scharfer chronologischer Ordnung die dort erwähnten Christo-
phanien aufzählt, folgte auf die nach 1. Cor. 15, 6 der gesammten
Anhängerschaar Jesu zu Theil gewordene Erscheinung des Auf*
erstandenen das, was 1. Cor. 15, 7* mit den Worten: Ijtura
wq>^tl ^laxcißca kurz angedeutet ist und was das Hebräerevan-
gelium für sich ausschliesslich in Anspruch genommen hat. Vgl.
Agrapha S. 421 f. Aus der Untersuchung über das Apostel-
verzeichniss (unten zu Act 1, 13, vgl. namentlich die Rubrik:
ol Alövfioi) geht hervor, dass ^Idxwßog 6 rov 'AXg>aloVf welcher
hier 1. Cor. 15, 7^ gemeint ist, im johanneischen Evangelium unter
seinem Beinamen OcDfdag auftritt und dass also die von Lc. weg-
Texte und Untersachniigen zu Lc. 24, 50. 51. Act. 1, 3. 4. 793
gelassene Erscheinung, welche der Auferstandene dem ^Icocmßoq*
Ocofiaq gewährt hat, in der johanneischen Perikope Joh. 20, 24
— 29 geschildert ist. Da nun dieselbe nach der johanneischen
Darstellung am Schlüsse des Passahfestes noch in Jerusalem
stattgefunden hat, so wird auch von hier aus bestätigt, dass die
vorausgegangene Ghristophanie vor den ftinfhundert Brüijern eben-
falls noch während des Passahfestes in dem Bereich der Stadt
Jerusalem erfolgt sein muss.
Act. 1, 3^ 4» = 10, 41\
a. Celsus ap. Orig. c. Geis. II, 20. Opp. I, 405.
liBd-* cov [sc. x(5v (iad-riT(5v\ avvedeljtvei xäl owijttvEv . , .
avrog o ^eog rotg övpTQajts^oig.
b. Oecumenius Opp. p. 3.
avvBoMiDv xal Jtlvcov, xotvcovcov aZmif, xoipcopciv ToaxeCfig.
c. Ign. ad Smym.jn, 3. p. 86, 3.
fiEza öh TTjv avaoxactv Gvviq>ayBV avrolq xcä cvvimev cSg
CaQXixoq.
d. Pseudo-Ign. ad Smyrn. III. p. 244, 25.
xal avviq)ayev avrotg xal ovvijcisv axQig i]fi£Qcov oXcdv
TBCCaQoxovxa.
e. Act. 10, 41^
oXxiVBg ovvBfpayofisv xal ovpBTtlofiBV avT<p (iBxa x6 apa-
Cxfjpat avxop ix pbxq(5p,
f. Const. Vi, 30. p. 196, 16.
xotg oviKpayovöiP avx<p xal ovfdxiovoip ijtl ^fiigag xBöOa-
Qoxopxa iiBxa x6 dpaöx^pai avxop ix pbxq(5p.
g. Const. V, 7. p. 137, 18.
fJluTg ol 2W$^^^'^^^ avxS xal ovfiJtioPXBg .... xal avpa-
paCxQaq>ipxBg avxm rjfdBQag xeooaQaxoPxa (iBxa xi]P bybq-
CLP avxov,
h. Const. Vm, 1. p. 232, 24.
x€ä fisxa xijp äpaCxaöip xecoaQaxopxa i]fiiQag nagafitlpag
xotg anooxoXoig,
794 Aussercanonische Paralleltexte zu Lc.
i. Const. VIII, 12. p. 255, 17.
xclI rsööoQaxovra rjfiBQÖiv öwdtarQl^ag totg fia^^xatq.
k. Pseudo-Ign. ad TralL c. IX. p. 190, 11.
xal xBOöaQoxovra ^fiigag ovvdiarQltpag roTg äjtoaroXoiQ.
1. Epiph. Haer. LXVI, 38. 39. p. 652 D.
xal OwrivUcd-T] rotg fiad-firalg 6t TJ/isgAv xBOCagcocovra.
m. Epiph. Anac. p. 155 D.
xdi xotg cbcooxoXoig avvi(pcc/B xal cvpijvXlöd-i] fdsx* avxiSp
xeaöagaxopxa tj^igag xal xeocaQoxoPxa vvxxag.
n. Epiph. IIsqI BlaxBrng c. 17. p. UOOA.
xoL xotg djcooxoXocg öwitpays xal övvijtiB xal £J23C!^{??!9
(isx* avx(5v xeöOaQoxovxa f^fiigag xal xsooaQoxovxa vvxxag.
o. Epiph. "Epöfjfila Xgiöxov c. 3. p. 50 A.
xaL avvaXl^Bxat ov öoxiqOBi^ aXXa aXrjd-BUf*
p. Theophyl. Comm. ad Acta I, 4.
hv xBCöagaxovxa rniigaig avxolg ovvfjXl^Bxo, xovxioxi xoi-
va)pc5v aXmv xal xoipa>vciv xgojte^ijg,
q. Act. 1, 3^. 4»
öl r/iBgcov xBöCagaxovxa ojtxavofiBvog avxolg . . . xai aw-
aXi^ofiBPog.
r. Cod. Cantabr. Act. 1, 3*». 4»'.
xBOOagaxovxa ^fisgäv ojtxavofisvog avxolg .... xal övv-
aXiöxouBVog ubx' avxc5p.
8. *Ex x<Sv ajtoOxoXixäv 6töaynaxa>v ap. Coteler. Patr.app.1, 197.
Vgl Agrapha S. 460.
xcü (Dg)d'rj jtaoiv rjfilv xolg /lad-Tjxalg avxov xal iq)apig(D-
OBV x^p öo^ap ixvxov öi ^fiBgcip XBCöagaxovxa diödoxov
rjiiag xfigvöOBtv ijtl xm opofiaxi avxov fiBxävoiav xal
aq>BöiP afiagxKDP.
t. Test. XU patr. Simeon c. 6.
oxi 6 d'Bog CcSfia Xaßwv xcü cvPBoMa)v avd-gcojtoig loa}-
öBP avxovg*
Der erste Gedanke an die Möglichkeit, dasa der Schluss des
Urevangeliums in die Acta hineinreiche, ist in mir durch B. Weiss
Texte und Untenuchangen zu Act 1, 3. 4. 795
erweckt worden, welcher in seinem Marcusevangelium (S. 42^)
das Logion Mc. 13, 32 = Mt. 24, 36, obwohl er dasselbe nicht
auf die vorcanonische Quelle zurückf&hrt, mit dem Logion Act. 1, 7
parallelisiert. Bei näherer Analyse erweist sich die Verwandt-
schaft zwischen Mc. 13, 32 == Mt. 24, 36 einerseits und Act 1, 7,
womit sich 1. Thess. 5, 1 berührt, andererseits als eine solche,
dass eine gemeinsame ältere Quelle vorausgesetzt werden muss.
Und diese Quelle kann keine andere sein als die Logiaquelle,.
welche von den Synoptikern ebenso wie von Paulus benutzt
worden ist. Und da auch hier wieder Paulus und Lucas (vgl.
1. Thess. 5, 1: jteQl öh xmv xqovcdv xal xAv xaigciv = Act. 1, 7:
ypwvcu XQOPqvg 7] xaiQovg) zusammengehen, so muss in Mc. 13, 32
= Mt. 24, 36 eine selbstständige Recension desselben von Paulus
und Lc. benützten Logion recognosciert werden. Und weiter:
da Lc. in der Regel die Herrenreden nach ihrer ursprünglichen
Lagerung reproduciert, während Mc, überhaupt nur eklektisch
verfahrend, auch vielfache Umschaltungen der einzelnen Herren-
sprüche vorgenommen hat, (vgl. Heft II, 16 ff.), und da der
Spruch Mc. 13, 32 (= Mt. 24, 36) den Gontext der grossen es-
chatologischen Rede eher stört als fordert (vgl. den Grundriss
derselben oben S. 60 ff.), während er hier durch die vorausge-
gangene Frage der Jünger (Act. 1,6), welche von der Frage
Mc. 13, 4 = Mt. 24, 3 == Lc. 21, 7 weit verschieden ist, geradezu
unentbehrlich erscheint^ so ergiebt sich die Erkenntniss: auch
dieses Logion hat eine der bei Mc. (und Mt.) so zahlreichen Um-
schaltungen erlitten, Lc. aber hat, wie oft so auch hier, den
Spruch in seinem urtextlichen Zusammenhang restituiert. Ist aber
einmal dieser Erkenntniss Bahn gebrochen, so folgt ganz von
selbst weiter mit Nothwendigkeit, dass die ganze Perikope Act. 1,4
— 13 der vorcanonischen Quelle angehört und dann selbstredend
die Schlussperikope des Urevangeliums gebildet hat.
Für diese Annahme sprechen noch folgende Gründe:
a) der stilistische Abstand dieser Perikope von der dem
Redaktor angehörigen Einleitung Act. 1, 1 — 3 (vgl. das-
selbe Verhältniss zwischen Lc. 1, 1 — 4 und der mit
Lc. 1, 5 beginnenden hebräischen Quelle des Eindheits-
evangeliums);
b) die — trotz der lucanischen Überarbeitung — erkenn-
bare sprachliche Verwandtschaft von Act. 1, 4 — 13 mit
796 Aussercanonische Paralleltexte zu Lc
dem synoptischen (d. i. ureyangelischen) Evangelien-
typus;
c) insbesondere die Correspondenz zwischen Lc. 9, 51:
kyivBTO di iv raJ cvfiJckriQovod^aL xaq i^fiigag rfjq ava*
Xi^fpeoDg avrov — einem sicher quellenmässigen Text-
bestandtheile — und Act. 1, 4 — 13, als der Schlussperi-
kope des Urevangeliums, in welcher das Lc. 9, 51
angedeutete letzte Ziel, die dvaZfjtpigy erst wirklich
erreicht wird;
d) die Nothwendigkeit, für das ürevangelium, wenn dessen
Tenor einmal in die Passions- und Auferstehungs-
geschichte hineinreicht, einen Abschluss zu suchen, einen
Abschluss, welcher nicht anders als in einer letzten
Christophanie des Auferstandenen gefunden werden
kann;
e) das Vorhandensein zahlreicher aussercanonischer Par-
alleltexte zu Act 1, 4 — 13 mit solchen Varianten, wie
sie sonst nur noch diejenigen Partien der synoptischen
Evangelien aufzuweisen haben, die aus dem ürevange-
lium stammen.
Zu Act. 1, 4 ergeben die aussercanonischen Varianten Oi;r-
öiaTQtßeiv = owava(ixqiq>BOd^ai = jiaQaiiiPBiv = ovvavXlCso^ai
mit Bestimmtheit, dass das lucunische ovvaXlC,€ö&ai nicht von
aXl^siv in der Bedeutung von congregare abzuleiten ist, sondern
von aXg in der Bedeutung convesci (Vulg.) == xoivwvstv aXwp
(Oecum.) = öv/j^aytlp, ovpdujtvelv = öwtod^ieiv, also wie De-
litzsch richtig retrovertiert hat: DiTO? Dtib ''.b?K?'l. Vgl. Amos
7, 12: Dnb M"b3K1 = LXX: xal ixet xaraSlon Auch Justin
lässt unmittelbar nach dem avaar^vai ein Zusammenleben Jesu
mit seinen Jüngern folgen. Vgl. Dial. c. Tr. c. 51 p. 271 A: xäl
ort ötl avrov 3toXXa jrad^etv cbto rwv yQüiifiaricov xal (pagi"
oaLop xal oxavQa^d^Ijvai xal rfi tqIt?] 'fjftigg^ apaortjvai xal na-
Xip xaQaysvtioead^ai Lv ^IsQovoaX^fi xal tote rolg fiaü^fralg
avrov GvpLjtiBlv xaXiv xal ovfKpaytlv. Zu dem avfiq>aYstP kv
^kQovoah\(i vgl. Lc. 24, 42. 43; Mc. 16, 14; ausserdem in Emmaus
Lc. 24, 30, und am See Genezareth Job. 21, 9 — 12 ^). Ob die An-
1) Vgl. zur Erläuterung dieser Justin-Stelle Agrapha S. 474 fiF. Dass
die betreffende Angabe Justina nicht eschatologisch, wie Zahn unter
Texte und Untennchungen zu Act. 1, 3. 4. 797
gäbe der f,vierzig Tage" aus der vorcanonischen Qaelle stammt,
bleibt allerdings fraglich, da die Schlussperikope mit Act 1, 4
zu beginnen und v. 3^ noch zur lucanischen Einleitung zu ge-
hören scheint, auch bei den Schriftstellern des zweiten Jahr-
hunderts diese ij/iigai reooaQoxovra keine Erwähnung finden.
Indess sprechen vier umstände ftlr die Quellenmässigkeit dieser
Angabe: erstlich die Gorrespondenz mit den i^fiigai reocagd"
xopra am Anfang des Ureyangeliums (Lc. 4, 2 = Mt. 4, 2 »= Mc.
1, 13* (vgL oben S. 27), zweitens der pointierte Gegensatz
zwischen dem ovx eq>ayev ovöiv = b)M*M'b (Lc. 4, 2) dort und
dem cviiipayBlv =» rM~b3M hier, drittens das sehr gewichtige
Zeugniss des mit Pseudo-Ignatius identischen Redaktors der
Constitutionen, viertens die Wahrnehmung, dass derselbe
gerade hier — wie oben zu Lc. 15, 11 — 32, vgl. oben nament-
lich S. 425 ff. — direkt aus der hebräischen Quelle geschöpft zu
haben scheint Man beachte den Wechsel der Ausdrücke: Cvu-
warfBlv = ovvöiaxolßBtv == noQauivHV = cvpavaCTQBq>ecO'ai, wo-
durch dieser Autor von dem lucanischen Texte wie überhaupt
von einem bestinmit fixierten Texte sich unabhängig zeigt, so-
wie unten zu Act 1, 11 die Citationsformel: g>aol yaQ tä Xoyia,
womit er den Text unsrer Schlussperikope einf&hrU Vgl unten
Texte und Erläuterungen zu Act 1, 11^ — Sehr wichtig ist auch
die schon Heft U, 386 besprochene aussercanonische Nachricht
bei Tertullian, Apolog. c. 21: cum discipuHs autem quibusdam
apud Oalilaeam, Judaeae regionem, ad quadraginta dies
egit docens eos quae docerent
Verweisung auf Dial. c 'Fr. c. 40, 80. 85. 113. 138. 139 voraassetzt, sondern
historisch aufzufassen ist, zeigt ausser dem Context die ausdrückliebe
Erwähnung der ol ßa^fßai und die dann erst nachfolgende Ein-
führung der eschatologischen Weltperiode: xal iv T<p fisraSv rijgnagov^
alag avTov xQOvov, Denn fietaiv bedeutet im späteren Griechisch (wie
Consi VII, 32. p. 212, 10) „hinterdrein, hernach". Vgl. Heft II, 296.
Übrigens ist wegen des awakC^Badixi zu Tgl. Brandts. 371, Blass, Acta
Apostoloiam p. 42. Das awaXiaxoßevoq im griech. Texte des Ck>d Bezae
beruht sicher auf einem Irrthum des Nachschreibers, da der lat. Text „con-
viyens*' «» awaXil^ofjisvo^ hat, und ist ein neuer Beweis fttr die Unab-
hängigkeit des griechischen Textes vom lateinischen.
798 AuBsercanomBche Paralleltexte zu Lc.
Act. 1, 4>.
a. Epiph. Haer. LXVI, 61. p. 674 A.
xai jtaXiv eXsyep' cbto %QoaoXv(ia}v fiij x^^Q^^^od-s, cbcex-
öexouBvoi xfjv kjtayysXiav xov xvevfdazog^ fjv 7]xovoaxe^
rovTBOTi xo jtVBvfia xo jtagaxXnxov,
b. Act. 1, 4b,
xaQTfffBi^Bv avxotg axo ^Qoookvficoif fifj xo^Qii^o&ai, älXa
jtBQifiBVBiv xYjv IjtafyBXlav xov xaxQOQy rjv i^ovcaxi
fiov ^od. D: T]v rjxovaa, ^t/olv, öiä xov oxofiaxog fiov].
c. Hilar. Opp. p. 904.
sed exspectate, inquit, promissionem patris, quam audistis
de ore meo.
Zu jtsQi/iipBiv (= jtQooöoxap = b'^nin oder njp) vgl. Clem.
AI. Paed^TTTloröürp. 15i oben Sf 109 zu Lc. 7, 19 = Mt II, 3.
Das gleichbedeutende ^fJ£J^^^^f^^'i welches Epiphanias bietet,
findet sich besonders häufig bei Paulus, namentlich im escha-
tologischen Sinne. Vgl. Rom. 8, 19. 23. 25; 1. Cor. 1, 7; Phil.
3, 20. Die Hilarius -Variante: de ore meo = per os meum (Vulg.)
ist gut hebräisch und deckt sich in überraschender Weise mit S alkin -
sons Rückübersetzung: "^M ^tyntp = rjxovcaxi fiov sowie mit
Cod. D. Vgl. exjore tuo — Heft II, 144 zu Mt 12, 37. (Die
Variante zu Mt. 12, 37: ex ore tuo findet sich auch noch bei
Ambrosius: Expos. Ev. sec. Luc. IV, 74. Opp. V, 152ed. Cailiau).
Act. 1, 7 = Me. 18, 32 = Mt. 24, 36.
a. Mc. 13, 32.
jibqI 6b xf]g tj^igac ixBivijg i] x^g mgag ovÖBlq o16bv\ ovdh
ol ayyBXoi iv ovQavcö ovöb 6 vlog, bI fif] 6 xaxrjQ,
b. Epiph. Ancor. c. 16. p. 21 C.
ov6B\g yag olÖB xijv TjuiQav ovöb xijp öjp^j^ fr^oiv 6 vlog
xov &BOV, 0VX6 ol ayyBXoi xov ovQavov ovxb 6 vlog, ii (iri
o ütaxriQ.
c. Epiph. Haer. LXIX, 43. p. 766 A.
(prioag^ oxi jtbqI xfjg tfuigag hcslvTjg xai xfjg otQag ovöslg
olÖBP, ovxB ol ayyBkoi h^ ovoavdi ovxb 6 vlog, bI firj o
jtaxfjQ (lopog.
Texte und Untersachangen zu Act. 1, 7. 799
d. Iren. II, 28, 6.
manifeste dicens: De die autem illa et hora nemo seit, ne-
que filius, nisi paier solus.
e. Mt. 24, 36.
jteQi 6h TTJg T^fiigac; bceiPTjgjcal coQagj:)v6elg olöev, ovöh ol
ayysXoi xAv ovgavciv ovöh 6 vloq^ el (ifj 6 xaxfiQ /lovog,
f. Epiph. Haer. LXIX, 47. p. 769 C.
ovöslg olÖB X7}v t](ieQav el htj 6 jtaxtjQ.
g. Epiph. Haer. LXVI, 61. p. 674 A.
xai iXsyev avxoig' oiJjjjJgoäy^ijt^^ xal xai-
Qovgf ovg 6 JtaxfjQ ^^^J2.^^!JJ[S^^? k^ovola,
h. Act. 1, 7.
dxBV JtQog avxovg' ovx vficSv iaxlv ypcovai XQovovg ff
xaiQovg, ovg o xaxijQ l^cjo jj^^xß löla i^ovola^
i. Ephraem Syr. Ev. concord. expos. ed. Mösinger p. 179.
ut illud: Illam horam nemo seit. Non est, ait, vobis datom
scire tempora et momenta.
k. Ephraem Syr. ed. Mösinger p. 109.
ut illud: Hanc horam nemo seit, ne ipsum de ea amplius
interrogarent. Nqn est, ait, vobis datum scire horam et
tempus.
1. Ibidem p. 215.
Illud niomentum (diem illum) nemo seit, nee angeli nee
filius.
' r .yx/^xy"«
Je zwei Zeitangaben finden sich in den beiden canonischen
Becensionen dieses Logion. In der paulinisch-lucanischen Re-
cension (Act. 1, 7 = 1. Thess. 5, 1) sind es XQ^^^^ '^^^ xaiQol,
bei Mc. und Mt. ist es tjfiiQa xal äga, wovon die Rede ist.
Wegen des Ineinanderfliessens dieser Bezeichnungen in den
hebräisch-griechischen Texten vgl. Heft II, 60 f. zu Mt. 4, 17 =
Mc. 1, 15; oben S. 197 f. zu Lc. 10, 21* = Mt. 11, 25; ferner Lc.
12, 12 = Mt. 10, 19; desgl. oben S. 130 zu Lc. 8, 13^; S. 540 zu
Lc 19, 44»»; Jes. 38, 1: Dnn D'^t*? = LXX: kv x6 ocaigm ixal-
vq> — ; Jos. 4, 14: l'^^n '»t3''"bs = LXX: oöoa^ XQ^^^^ ?S9- I^i©
wurzelhafte Identität der beiden Recensionen unsers Logion ist
durch diese Analogie dargethan. Wahrscheinlich war im Urtexte
§00 Aussercanoniflche Parall^ltexte zu Lc
zu lesen: D'^n^'l &*)t3\ Vgl. auch, wie Ephraem zwischen „tem-
pora et momenta*, sowie „horam et tempns^ promiscue abwechselt.
DecTObersetzungsvarianten yptovai =» kxiyvmvai =» sUivai sind
wir bereits allzu oft begegnet, als dass ein Machweis ihrer Ab-
stammung aus yi'^ nöthig w;are. Zu der Gonstruktion: ovöslg
oUev (Mc, Mt.) = ovx v(i(5v ioriv ivöivai (Act. 1, 7) bietet
Ephraem eine dritte^TassungP^n est vobis datum scire =
nyjb in? «b 05!; ; vgl Mc. 4, 11 = Lc. 8, ^xSTv^iSv^löoT^^
pcu . . . ., iTcalvoig 6h ov didoxat — oben S. 1 25. Das Id-BTO dürfte
auf 1?; zurückzuführen sein. Vgl 2. Sam. 20, 5: ViaTTO
Siy] "IVM = axo Tov xaiQov, av ira^aro. In der lucanischen
Fassung: ovg 6 xatfJQ iß-ero iv iy löloi i^ovölgi — ist für den
Zusatz: ovöh 6 tAog kein Platz. Dieser Zusatz wird daher auf
eine von Mc im Sinne einer ebionitischen Ghristologie vor-
genommene redaktionelle Umgestaltung des Logion zurückzuführen
sein, welche gleichzeitig mit derUn^ischaltung desselben in die grosse
eschatologische ßede vollzogen worden und von da in das erste
Evangelium übergegangen ist.
Act. 1, 8*.
a. Just. ApoL If 50. p. 86 B.
xal alg ovQavov dvsQxofisvov Idovrag xdi xiOtsvoavtsg
xal övva/iiv ixetd^ev avtotg XBiiq^d-tloav nag avxov Xa-
ßovreg.
b. Act. 1, 8*.
dXXa Xrififpeod-e övvafiiv ixsXO-ovrog rov dylov xvevfiarog
iq>* vfiag.
Hier ist bei Justin eine unverkennbare Bezugnahme auf
Act. 1, 8. 9 zu constatieren.
Act 1, 9 = Mc. 16, 19.
1. Evodius ap. Niceph. Callist. EL E. U, 3. p. 43.
'Evciöiog T(5v legäv öciösxa axooxoXcov xal avxog öta"
öoxog hv xolg tzvxov ovyyQatifiaCi, /taXccxa de iv x^ ixi"
CxoX^, fjp „^(5g*' ixiyQcc^B, xal xccvxa nQOOxl^oiv dxo
xov ßaxxlOfiarog ^mg xov xad-avg Xqioxov Ixt/ öiaXd-etv
Texte and Untenuchungen zu Act. 1, 9. goi
TQla' dxo 6h rov xad-ovq xäi xr\q apaöräaewg xäl apaXri-
y^sog dg ovQüPOvg fiixQ^ '^^i^ Xid-oßoXlag SxBfpavov erri
elpai oxTci.
2. Aristid. Apol. c. 15. p. 110 ed. Robinson and Harris.
ovro^ öciösxa laxe fiad^rag, ot fiBtä xrjv iv ovgavolg
avoöov avxov i^fjXd^ov elg xag ijtagxlüg xrjg olxov/idvrjg,
3. Theophylact. Comment. in Matth. Prooem.
Maxd^alog jzqwxov jtavxcov iyQcnpe x6 evayyiXLOP ^Eßgat-
dl (pmp^ JtQog xovg i^ ^Eßgalcov jtiCxsvoapxag fisxa 6xx<o
exf] x^g Xqioxov dpaXtjipecog.
4. Fragm. Murat lin. 3.
Lucas ipse medicus post ascensam Christi . . scripsit
5. Barn. XV, 9. p. 66, 15.
xal (paPBQiDd-Big dpißij elg ovgapovg,
6. Arist Apol. c. 15. p. 110 ed. Robinson and Harris.
fiexä öe xgelg ^fiegag dpeßim xal elg ovgapovg dprjX&ep.
7. Test Xn patr. Benj. c. 9.
dpaßalp<op dxo xrjg yfjg elg ovqüpov — Levi c. 18: icog
dpaXi^y>ecog avrov.
8. Act. 1, 2. 22.
axQi ^g Tiiiigag ipxeiXdfiepog xolg djtoCxoXoig öid xpev/ia-
xog äylov, ovg i§eXi§axo, dpeXTJq>d'ri — v. 22: axQi xfjg
rjfiegag Tjg dpeX'fjtpd^i] dq)* i^ficop.
9. 1. Tim. 3, 16 = Iren. III, 4, 2.
dpeXrjipd'i} kp öo^iß = ®* ^^ claritate receptus.
10. Just. Dial. c. Tryph. c. 32. p. 249 E.
elg xop ovQüPOP dpeXi]q>d^ (lexa x6 ex psxqSp dva-
ox^pai.
11. Just, de resurr, fragm. 9. p. 594 £.
dveX7Jg>&7i ßXejiopxmp avxoip elg xop ovqqpop, dg t]p jp
xfj oagxL
12. Pseudo-Ign. ad Smyrn. IH. p. 244, 26.
xal OVXW PVP xf] OOQxl ß^^^j^^^^^^^^^.^S^tS^^ 3tQ0g
XOP dxoüxelXapxa avxop.
Texte Q. Ontersuchungen X, S. 51
§02 Aussercanonische Paralleltexte zu Lc.
13. Epiph. Auac. p. 13S A. = Haer. XX. ^Evöfjfda Xqiotov c. 4.
p. 50 B. '
dv€ki]ip&rj alg ovQavovg tv avT(5 töj öwfiazi.
14. Epiph. Ancor. c. 119. p. 124 B.
aveXd'bvTa elg rovg ovQapovg kv avrcö tq} ocifiarL
15. Const. V, 7 p. 138, 1.
öcaza^dfispog ?j(ilv dpsXfitpd^f] Ijt otpei fjiiäv elg top ovQa-
vov TtQog TOP djcoöTelXavra avzov.
16. Const. VIU, 1. p. 232, 25.
xal JcXfjQoiaag Jtaöap öidra^ip dpBXr](pd^7i jtQog top djto-
OTBÜMPra avTOP d^aop xal naxiga sjt otpsoip avxdp,
17. Const. VII, 46. p. 229, 7.
cö§ avxhg elgipcsp r^fitp (liXXcjp dvaXafißapeöd-ai Jigog top
tavTOv d-eop xal jtartQa.
18. Epistola Christi ad Abgar. c. 2. p. 280 ed. Lipsius == Eus.
H. E. I, 13, 10.
xal fiezd z6 JtXrjQwöai [ovzoc] fis dpaXfjg>üfjPat jtQog zop
djfOözdXaPzd fis Ttazega.
19. Const. VI, 11. p. 168, 2.
xal dpsXß^oPza jtQog zop djtoozaiXapza,
20. Const. V, 19. p. 152, 8.
dpTJXd^s JtQog ZOP djcoözslXaPza avzop &e6v [avzov] xal
jtaziQa.
21. Pseudo-Ign. ad Magn. XI, p. 204, 26.
dpsX&oPTi elg zovg ovQapovg jtQog zop djtoazslXapza,
22. Pseudo-Ign. ad Trall. c. 9. p. 190, 12.
dpsXf^fpd-ri JtQog zop jiaztQa.
23. The doctrine of Addai, the Apostle ed. Phillips p. 7.
He was taken up to His Father.
24. Lactant. Epitome c. 47.
remeavit ad patrem sublatus in nubem.
25. Tert. Apologet, c. 21.
circumfusa nube in caelum est receptus.
Texte und Untersuchungen zu Act. 1, 9. g03
26. Acta Pil. A. c. XV, 1. p. 264.
eiöafiev xov ^Ir^oovv dg x6 OQog ro Ma^llx (iBxä rmv
fiad^i]T(op avTov, xai ort idlöaöxsv ooa rpcovoaxB jtag^ av-
xdßPy xät ort eiöafitv avxop dvaX7jg)&ipxa elg xov ov-
Qapov.
Tl. Acta PiL A. c. XVI, 5. p. 279.
xa\ ijtBQcixtjOap avxovq ktyopxsg' opxcoq ecöaxe xov %}Govp
xad^e^ofdspop dg xb oQoq Mafdikx, it^ctQxovxog avxov xovq
tpöexa fiad^tjxäg avxov ^ xal elöaxe avxop apaXri(f:d-ivxa;
xai ajcexQld-Tjöap avxotg xal ebtap ol apögeg' cog löofitp
avxov apaXti(pd^ivxa^ oixcog xal sijtafiev.
28. Acta Pil. A. c XVI, 6. p. 2S0.
txt xa^eC^ofdbPOV avxov elg xo oQog MafilXy xal öiöacxop-
xog xovg fia&f]xag avxov' xal avijyaYev avxov r^ vhtptXr^
dg xov ovQavop, xai ol ftad^f]xal avzov sxeipxo im jtQoo-
ojjtov ijtl xfjp YTJp.
29. Acta Pil. A. c. XVI, 7. p. 2S3.
atöofisp avxop apaX7](pd^bvxa elg xop ovQapov.
30. Acta PiL B. c. XVI, 2. p. 322.
eiöo/iev xov ^Irjoovv elg xb ogog xcov ikaiciv ^covxa xal elg
xov ovQavov dvaßaivopta,
31. Hippol. c. Noet. c. 18.
xdi ßXenopxoiP fiad-r^xtup vjto xF/g petpeXtig avaXaußavexat
elg ovgapovg.
32. Act. 1, 9.
xal xavxa eljtcbv ßXejtovxcov avxfov ijt/iQd-rj, xal veweXr)
vjteXaßev avxbv ajto x(dv 6q){)'aXfi(DV avxmv.
33. Const. VI, 30. p. 196, 14.
xal elg ovgavovg avaXrjtpO^evxi 6id xi/g övväueog d^eov xal
:jiaxQ6g avxov ijt otpeoiv f'/fiexegatg.
34. Epiph. Haer. XLV, 6. p. 386 D.
ojg exai xal x6 Mdgxov evayyeXiov xdi xdv aXXoov evay-
yeXioxdov xal dvfjX&ev elg ovgavovg xal Ixad^iaev iv da-
§,ta xov jtaxgog.
51*
804 Aussercanonische Paralleltezte zu Lc.
35. Epiph. Haer. LXII, 6. p. 517D.
rj xakip cog XiyEi x6 evayyiXiov xäi av^Xd'Sv elg rov ov-
Qavov Tcai ixad-icev iv d£|c^ xov xargog xäi Ip^i^era^ XQlvai
^coprag xäi vsxQovg.
36. Mc. 16, 19.
6 fihv ow xvQiog fisvd xb XaXrjoai avxolq dpsXfj^d'f] elg
xop ovgapop xäi ixa&icep ix öb§i(dp xov d-eov.
Die Perikope Act. 1, 4 — 13 ist der einzige Bericht innerhalb
des Canons, welcher uns über die letzte Christophanie des Auf-
erstandenen ausführlichere Mittheilungen giebt. Die compen-
diösen Notizen 1. Cor. 15, 7**: elxa xotg dxooxoXoig Jtäöip —
und 1. Tim. 3, 16: (Dq>ß7j dyyiXoig (vgl. Act. 1, 10), ixrigvx^^
ip id^psOiP (vgl Mc. 16, 15 = Mt. 28, 19»), ixioxev&f] sp x6ö(iw
(vgl. Mc. 16, 16), dpBXtjfpd^ BP 66^^ (vgl. Act. 1, 9), ebenso zahl-
reiche Johanneische Worte (vgl Job. 3, 13; 6, 62; 7, 33; 16, 5;
20, 17) sowie die das ganze N. T. bis zur Apokalypse hin be-
herrschenden Grandanschauungen setzen zwar Jesu dpdX7]tpig elg
ovoapovg voraus, geben aber doch kein fassbares Bild von der
ältesten Überlieferung. Auch die Perikope Mt. 28, 16 — 20, welche
mit dem Abschnitt Act. 1, 4 — 13 sachlich identisch ist (vgl. über
das jerusalemische FaXiXala = Jt£Qlx(x>Qog und über die Identität
des Mt. 28, 16 erwähnten ogog mit dem OQog xov xaXovfiipov
iXaicoPog [Act. 1, 12] und dem oQog MafzlXx [Act. PiL] die Unter-
suchung in Heft II, 381—389), lässt bezüglich der dpoXr/tpig eine
concrete Angabe vermissen. Wie Mc. seine Evangelienschrift
abgeschlossen haben möchte, ist bei dem jetzt vorliegenden frag-
mentarischen Schluss derselben nicht zu sagen. Die compendiose
Notiz Mc. 16, 19 gehört nicht zu den canonischen Texten des
N. T. So bleibt mithin die lucanische Nachlese in der Perikope
Act 1, 4 — 13 eine der werthvollsten unter den zahlreichen Perlen
der ältesten evangelischen Tradition, deren Conservierung wir
ebenfalls dem dritten Evangelisten verdanken.
Wie uralt, wie als etwas Selbstverständliches und als das
die historische Erscheinung Jesu abschliessende Faktum anerkannt
die dpdXfjtptg in der Urkirche gewesen ist, das zeigen die mehr-
fachen patristischen chronologischen Angaben, welche die dpa-
Xippig zum Ausgangspunkt nehmen. Unter diesen chronologischen
Angaben ragt diejenige des Evodius an hoher Bedeutung bei
Texte und ünterBachuDgen zu Act. 1, 9. 805
Weitem hervor. Evodius, der erste Bischof von Antiochien,
der Vorgänger des Ignatius (vgl. Agrapha S. 427), gehört noch
ganz dem ersten Jahrhundert an; er war ein unmittelbarer Nach-
folger (diaöoxog) der Apostel. Seine praecise Angabe über die
dreijährige Dauer der Wirksamkeit Jesu entspricht vollkommen
dem in chronologischen Dingen so zuverlässigen johanneischen
Evangelium. Er stellt die dvalr/tpig mit dem xad-oq und der
avaoxacig Jesu auf gleiche Stufe; er stellt sie aber auch auf gleiche
Stufe mit der Xi&oßoXla SxB<pavov, Gleich dieser betrachtet
Evodius die dvaXrjtpig als ein historisches Faktum von solcher
Bestimmtheit, dass er sie als einen terminus fClr seine chrono-
logischen Datierungen benutzt Das wäre nicht möglich gewesen,
wenn die dvakr/tpig Jesu lediglich als eine dogmatische Vor-
stellung in der Urkirche gegolten hätte. Evodius betrachtet
nicht nur selbst die dpaXijy)ig als eine historische Thatsache von
solcher Fassbarkeit wie die XiO-oßoUa SxBq>avov^ sondern setzt
auch bei seinen Zeitgenossen dieselbe Auffassung als allgemein
und selbstverständlich voraus.
Zu demselben Ergebniss, nämlich zu der Erkenntniss, dass
die dvaXrppig in der Urkirche als das die historische Erscheinung
Jesu abschliessende Faktum gegolten hat, gelangen wir, sobald
wir die ältesten Elemente des apostolischen Symbols ins Auge
fassen. Man vgl. namentlich die Relation bei Aristides. Nach
der Reconstruktion, welche Harnack in der Theol. Lit.*Z. 1891,
No. 12, S. 307 gegeben hat, lauteten die Aussagen seines christo-
logischen Taufbekenntnisses:
Ix xagd'ivov ^EßQälxfjg yevptjd^elg . . ., kv T(p OravQm xaß--
TjXcidTj, fderä öe tQstg ^jf^igag dveßico xal elg ovgavovg
ävyXß-BV,
Das sind nicht sowohl dogmatische Aussagen, als vielmehr
die entscheidenden Grenzpunkte des Lebens Jesu, wie sie auf
Grund der evangelischen Überlieferung als historische Aus-
sagen die ältesten Grundlagen des Taufsymbols bildeten und als
solche von dem atheniensischen Philosophen und Apologeten
bezeugt sind. Ähnlich verhält es sich mit dem Taufsymbol
Justins. Vgl. Bornemann, das Taufsymbol Justins des Mär-
tyrers (Ztschr. f. Kirchengesch. 1879 III, 1—27), welcher S. 21
sagt: „Mit dem Bekenntniss der Himmelfahrt schliesst die Dial. 85
§06 Aussercanonische Paralleliezte zu Lc.
mitgetheilte Formel, und es dürfte mindestens sehr zweifelhaft
sein, ob noch ein oder mehrere Glieder zur Verrollständigong
derselben herangezogen werden können/'
Von besonderer Bedeutung ist es dabei, dass in den zahl-
reichen Erwähnungen diejenigen cbristologischen Aussagen im
Taufsjmbol, sowie in den patristischen Citaten, welche sich auf
die avaXtjxpiq beziehen, nirgends und niemals das lucanische
Stichwort kjtTjQd-ri wiederkehrt, dass dagegen andere Ausdrücke
in buntem Wechsel variieren. Man findet: dveX/jg^O-?] (Const. VIII, 12
p. 255, 18; Pseudo-Epiph. Hom. IV. Eig rfjp dpali]tpiv vor
Xqiötov. p. 287 B), Jj;;ca^<gD*f/^ (Didasc. VI, 30 p. 338, Epiph.
Haer. LXXtll, 25 p. 873 C, Const. VI, 30 p. 196, 14), opaßdg (Just.
Dial. c. Tryph. c. 17 p. 234 E, c. 85 p. 311 ß, c. 126^ p.^355C,
Symb. Rom. ap. Epiph. Haer. LXXII, 3 p. 836 B), dvaßsßrjxevai
(Just. Dial. c. Tryph. c. 38. p. 256 C), dvsQxofievog (Just. Äpol.l,^!.
p. 73 A, I, 50 p. 86 B, Dial. c. Tr. c 34. p. 251 D), dveld^wv (Just.
Apol. I, 42 p. 80C, Epiph. Anac. p. 156 C, Didasc. T,V2 p. 312.
Epiph. Ancor. c. 118 p. 122 D, Haer. LVH, 1 p. 480 D, Const. VU, 41
p. 225, 11, Epiph. Haer. LXXH, 12 p. 844 A, jcsqI IlLöxBmq c. 17.
p. 1100 B), dvfjX^Bv (Epiph. Haer. XXX, 3 p. 127 B, Just Dial.
c. Tr, c. 85. p. 311 B), dpeXt/Xvd-sv (Just. ApoL I, 46. p. 83 E,
Dial. c. Tr. c. 63. p. 286 C), dvsXrfkvMvai (Just. Apol. I, 21. p. 67 A,
Dial. c. Tr. c. 39. p. 258DT^c. io¥p.335C), dveX'qXvQ^afq (Just.
Dial. c. Tr. c. 132. p. 362 A), assumtus (Iren. IV, 33, 13), resumtus
(Tert. adv. Prax. c. 2), receptus (Tert. de virg. veL c. 1), ereptus
(Tert. de praescr. haer. c. 13) u. s. w. Die Mannigfaltigkeit
dieser sprachlichen Ausdrücke erklärt sich weder aus einem
lateinischen noch aus einem griechischen Original, dagegen voll-
kommen aus dem hebräischen Tb'S = dpaßcdvetv, dvigxBCd-at^
aber auch dvaXr]q>d^vaL. Vgl. 2. Keg. 27 1 i rni^M^jS«^
D')tt'^n=LXX: xäi dr£Xi^g)^ri/lIXiov iv övcosiafiw wg elg top
ovQUPOP, Sir. 48, 9: o dpaZ^g^O-slg Ip XalXojti, 1. Macc. 2, 58:
^HXlag . . dpeXr^fpd'ri %(Dg slg top ovQaPOP. Man vgl. auch den
— von Prof. Nestle hierzu notierten — syrischen Text ''b!?n«
(= dpeXrifd-ij) zu dem dp^Xd^ep des Aristides. Ein ähnliches
sicheres Zeichen hebräischer Ai9stammung bieten die Varianten
ijt* oipBi avzcöp = Ijt otpeoip avrmp = ßXsjtoprcDP avrcop =
DH'^Stib. Wenn Paul Ewald (Problem S. 209) in diesen Varianten
Texte und Untersuchangen zu Act 1, 9. g07
etwas Beweisendes nicht finden will, weil die aussercanoniscben
Ausdrücke ix otpsi = ijr* otpsoiv lediglich bei dem Redaktor
der Constitutionen vorSommen, so beruht dieser Einwand auf
sehr geringer Kenntniss des Sachverhaltes. Denn umgekehrt —
gerade das Zeugniss dieses Autors wiegt schwer. Vgl. oben
S. 425 — 429, wo nachgewiesen ist, dass P. Ewald die ausser-
canonische Textgestalt der Constitutionen zu Lc. 15, 11 ff. in
ihrem Werth vollständig verkannt und unterschätzt hat. Wenn
dort die Benutzung der Logia in ihrem hebräischen Urtexte durch
den Redaktor der Constitutionen (= Pseudo-Ignatius)
zur Wahrscheinlichkeit wurde, so erhebt sie sich hier bis zur
Gewissheit. Schon die stark hebraisierende, völlig ungriechische
Version ijt* otpsi avrdjv, welche höchstens an dem jrgb jtQO"
adjüov avrov (= V^th) in Lc. 10, 1 ein Analogon besitzt, weist
mit Bestimmtheit auf eine hebräische Quelle zurück. Aber noch
mehr ist dieses der Fall bei dem unerhörten Ausdruck: ijt* otpsoiv
avTcoPy wodurch das hinter der Praeposition *>ySD liegende
Plurale tantum D*^9& so ungriechisch als möglich, man möchte
sagen, in kindlicher Auffassung, durch orpeig wiedergegeben ist.
Man kann daraus zweierlei schliessen: erstens, dass der Autor
des Hebräischen nur in sehr ungenügender Weise mächtig ge-
wesen sein muss — wahrscheinlich würde er den hebräischen
Urtext bei besserer Kenntniss der Sprache noch ausgiebiger be-
nutzt haben, als es geschehen ist — ; zweitens aber auch, dass
das Exemplar der Logia, welches ihm auf der Bibliothek zu
Caesarea zur Verfügung stand, wirklich — wie Hieronymus
versichert (vgl. Agrapha S. 44, Aussercanonische Parallel-
texte I, 84) — nicht blos Hebraicis litteris, sondern auch He-
braicis v er bis geschrieben gewesen ist. Denn für die hebräische
Praeposition "^^fib wird im Aramäischen ausschliesslich Dl^, (vgl.
Kautzsch, Gramm, des Bibl.- Aramäischen S. 129) oder QTp
(= "pndn im Hieros., ^.lo im Syr. Sin.) angewendet. Lediglich
aus dem hebräischen DJT'Äb könnte die Variante Ijt' otpsi avtcov
= 6jr oxpBOiv avT(3v = ßZejtovTOP avrSp (vgl. Ezech. 40, 6:
r5B = LXX: T7jp ßXijtovoav, Ezech. 40, 21: l'^SB = LXX: rfjq
ßlexavöT/g) abgeleitet werden ^). So ergiebt sich aus alledem das
1) Vgl. dazu oben die Varianten ivwTuov^avrwv = ^^^^ü^^ avtwv —
orr«!? in Lc. 24. 42. 43.
808 ÄQssercanonische Paralleltexte zu Lc.
gewichtige Resultati dass — woraaf auch sonst alle Symptome
hinweisen — in dem hebräischen Urtexte der Logia ein Bericht
über die dvaZijtpig enthalten gewesen ist ^).
Über die apokryphen Abwandelungen des Berichtes bezüglich
der dvaXrjtpiQ sich zu verbreiten, würde hier zu weit führen und
für den Zweck der gegenwärtigen Untersuchungen werthlos sein.
Zumal die Werthlosigkeit der verschiedenen apokryphen chrono-
logischen Datierungen, die der ai^a Jl^T^^^, d. h. der letzten Christo-
phanie des Auferstandenen, zu Theil geworden sind, kann man
erkennen, wenn man die chronologische Unwissenheit des Pseudo-
Petrus erwägt, welcher das jüdische Passahfest auf zwei Tage
zusammenschrumpfen lässt, oder wenn man die der Fastenordnung
zu Liebe eigenmächtig abgeänderte Chronologie der Passions-
geschichte aus dem Didascalia-Evangelium in Erinnerung hat.
YgL Agrapha S. 320f. Dazu kommt, dass die verschiedenen
vorausgegangenen Christophanien mit der letzten, der dvaXr^y?ig,
bei der Ähnlichkeit des Vorganges bereits frühzeitig verwechselt
worden sind. Vgl. die Bemerkungen zu Lc. 24, 50.51, wo die
Worte: xäi dv6q>iQ6TO etg rov ovQavov — doch jedenfalls aus
einer solchen Verwechselung hervorgegangen sind.
Act. 1, 10.
a. Philastr. c. 71. p. 70.
cum et apostolis angeli dixerint pro nostra fide ac laetitia
in actibus apostolorum, quod etc.
1} Das Wesentliche der vorsteheaden Untersuchung über die avaXippiQ
habe ich bereits früher in der Zeitschr. f. kirchl. Wissenschaft und kirchl.
Leben 1889 I, 18—31. II, 75—93 mitgetheilt. Von verschiedenen Seiten
(Chase, P. Ewald, Bonsset n. A.) sind dagegen gerichtete Absage-Er-
klärungen veröffentlicht worden. Vielleicht sieht man hier, wo die dva-
Xfftpig im organischen Zusammenhang des Grossen und Ganzen erscheint,
die — nach den bisher in der Theologie giltig gewesenen kritischen An-
schauungen allerdings überraechenden — Forschungsresultate kühler an
and bequemt sich zu dem lite rar -kritischen Anerkenntniss, dass der
Schluss der hebräischen vorcanonischen Quellenschrift eine Nachricht über
die dvdXijtpig enthalten hat. Es ist ja auch dann Niemand gezwungen,
an die Geschichtlichkeit des bezüglichen Vorgangs zu glauben und
auf die Freiheit der historischen Kritik seinerseits hierbei zu ver-
zichten.
Texte und üntersnchnngeii zu Act. 1, 10. 11. g09
b. Epiph. Haer. LXXVII, 19. p. 1013 C.
xcä. bIxov ovo avÖQsg,
c. Epiph. Haer. LXVI, 87. p. 708 C.
äjiXä xal zovg otpd'ivrag xolq FaXikaloig xal Xiyovxag.
d. Epiph. Haer. XLIV, 5. p. 386 B.
mg (lOQTVQovoiv ol ovo ol iv iod^TJri XafixQa otpd'dvTsg
cbtoOtoZoig, (Dg Uyovotv.
e. Epiph. Haer. LXII, 6. p. 518 A.
7/ xaXtv 3t(5g ovx sjesicdv OB ol ovo avÖQsg iv icd^ösöt
Zsvxatg Jteg)rjvozsg xQog rovg liad-rftäg elxopreg.
f. Act. 1, 10.
xal dg dtsvl^oPTsg yoav slg xov ovQavhv Jtogevofiivov
avTOv^ xal löov apögeg ovo xagsiCrijxeiaap avzolg ip iöd-fj-
oeoip Xsvxalg, dt xal eljtap.
Zu den Varianten Xsvxog = Xafijigog = TXt vgl. die oben S. 161
zu Lc. 9, 29 nachgewiesene Identität von Xafixetp und Xevxop
slpai = nns. Ebenso liegt die Identität von Oipdrfpai und jre-
fpTjpipai = nfcTiD auf der Hand. Vgl. Heft H, 363: otpd-riPai und
£^<£ai^i0^^a£ zu Mt. 27, 53.
Act. 1, II».
a. Epiph. Haer. XLIV, 5. p. 386 B.
apögsg FaXiXaloi, xL kaxijxaxs dxBPiCopxeg alg xop ovgapop;
b. Epiph. Haer. XLVIII, 8. p. 409 B.
apögeg raXiXaloi^ xl hcxijxaxe elg xop ovgapop dxevlCopxsg;
c. Epiph. Haer. LXII, 6. p. 518 A.
apögsg FaXiXalOL, xl höxfjxaxe elg xop ovgapop dxspl"
^opxeg;
d. P8eudo-Epiph.Hom.IV. Elg xrjp dvdXtjtpiP xov Xgioxov.p. 290 B.
avögBg ^lögaTjXlxai, xl toxrjxaxB ßXijtovxeg elg xop ovga-
pop; xl elg XOP ovgapop dxBPl^Bxe;
e. Act. 1, 11».
apögBg FaXiXaloi, xl höxi^xaxB ßXixoPxeg dg xop ovgapop;
glO Aussercanoniscbe Paralleltezte zu Lc.
Zu ärsmCsiv = ßXijtBtv = O'^Sin vgl. die Bemerkungen oben
S. 13 zuTcTOsT'^^
Act. 1, 11»».
a. Philastr. c. 71. p. 70.
Sicut vidistis eum ascendentem in caelum, sie eum iterutu
sperate venturum de caelo.
b. Epiph. Haer. XL VIII, 8. p. 409 C.
ovTog 6 ^LjOovg 6 ag>* vficop elg top ovqüvov apaXriq)d'B}c
o'vTog iksvOSTai xal rä t^fjc,
c Epiph. Haer. LXIX, 77. p. 518 D.
xal ovtcog otpsoO^e avxov, ov rgojtov stöers avrov ava-
XapißavofiBvov,
d. Epiph. Haer. LXII, 6. p. 518 A.
ovxog 6 ^Ifjoovg o atp vftcSif elg xov ovQavov apaXf)(pd^Hc
ovT(Dg sZevosrai^ cog avrov eiöare dvaXafißavofierov.
e. Epiph. Haer. LXVI, 87. p. 708 C.
ort rovTov top 'lr]Oovp, ov kOiQdxare atp v/aciv apaka/i-
ßapofispop, ovTG)g kXevöBTai, op xqoxop slösrs avrop dva-
Xafißavofievov.
f. Pseudo-Epiph. Hom. IV. p. 290 B.
ovTa)g kX^vosraCf op tqojtov i&eaöaö&e avzop dvaXaußa-
pofiepop.
g. Pseudo-Ign. ad Smyrn. IIL p. 244, 28.
q)aol yag xd Xoyia' ovxog 6 ^It/öovg dpaXfjtpß-slg dtp vficüp
slg xov ovQavov, ovxwg kXevoexai, ov xqojcop i&eaaaa&s
avxop JtoQsvofiBPOP elg xop ovgavop.
h. Act. 1, 11^
ovxog 6 *lnCovg 6 dvaXriq)&elg dtp vuwv elg top ovgapop
ovxojg eXevöexai, op xqojtov l&eaoaoO-e avxop jtogevofiBvov
elg XOP ovgapov.
Wenn die Perikope Act. 1, 4 — 13 die einzige und zugleich
letzte Quelle des Berichts über die dpaXtjtpig gewesen wäre, so
müssten die z. Th. tief greifenden Varianten in den vorstehend
verzeichneten patristischen Citaten geradezu unerklärlich er-
Texte und Untersuchungen zu Act 1, 11. gn
scheinen. Anders, wenn hinter der canonischen Relation Act. 1, 4
— 13 ein hebräischer Quellentext in der Urkirche fortwirkte. In
diesem Falle kann das Vorhandensein von aussercanonischen
Textgestalten an sich nicht überraschen, zugleich aber auch durch
das Zurückgehen auf das Hebräische im Einzelnen erklärlich
gemacht werden. Die Varianten wg = ov rgojtov erklären sich
wie zu Lc. 13, 34 = Mt. 23, 37 (vgl. oben S. 390) aus nüM aufs
Beste. Ebenso Idslv = IwQaxivai = ^sdaaod-ai aus nKH. Vgl.
dieselben Varianten S. 52 zu Lc. 5, 27, S. 165 zu Lc. 9, 36, S. 192
zu Lc. 10, 18 und öfter. Endlich zu araXafißaveöO^at = dpa-
XT)g)d'rjvai = Jtoosvsöd'ac = nb^ erinnere man sich des eben zu
Act. 1, 9 Bemerkten. Kann es nach alledem überraschen, wenn
der Redaktor der Pseudo-Ignatianen und Constitutionen
gerade die Schlussworte der Logia mit der Citationsformel: g)aol
yag rä Xoyia — einführt? Wenn er die auf der Bibliothek zu
Carsarea befindliche alte Handschrift, vielleicht mühsam die he-
bräischen Lettern entziffernd, gerade auch am Schluss eingesehen
hatte, so wird er wohl auch den Anfang der Handschrift und
die darüber befindliche Überschrift verglichen haben. Und was
fand er dort?
Mit der Antwort auf diese Frage komme ich schliesslich
auf einen Punkt, welcher, obwohl für die Beurtheilung der vor-
canonischen Quellenschrift von höchster Wichtigkeit, doch bis
jetzt, soviel ich sehe, von den Forschern völlig unberücksichtigt
gelassen ist, ein Punkt, an welchem es sich zeigt, wie unwissen-
schaftlich es ist, bei der synoptischen Evangelienforschung ledig-
lich an die griechischen Texte sich zu halten. Hat man doch
auf den von Papias überlieferten Namen der Xoyia ganze Häuser
der Kritik aufgerichtet. Hat doch dieser Name den Gang der
Evangelienforschung wesentlich mit bestimmt!
Wie laut der Papias-Nachricht das vorcanonische Matthäus-
evangelium ^Eßgätöi öiaXtxTO) geschrieben war, so muss auch
der dazu gehörige eigenthümliche Name: Xoyia auf einer he-
bräischen Unterlage beruhen. Aber freilich die landläufige Evan-
gelienkritik hat trotzdem die secundären griechischen Texte
frischweg fort und fort zum Ausgangspunkt ihrer Untersuchungen
gemacht, ohne sich um den vorauszusetzenden hebräischen
Grundtext zu kümmern. Ebenso wenig hat man sich um das
S12 Aossercanonisclie Paralleltexie zu Lc
hebräische Grundwort gesorgt, von dem das griechische koyia
nur die secundäre Wiedergabe ist.
Was wird nun der Redaktor der Constitutionen und
Pseudo-Ignatianen als Überschrift über jener alten Evangelien-
handschrift in der Bibliothek zu Caesarea entziffert haben? Siehe
da, die Antwort:
Und was ist der Sinn dieser Überschrift gewesen? Jeder des
Hebräischen Kundige weiss es, dass eine ganze Anzahl Quellen-
schriften, Biographien von grossen Männern, im A. T., erwähnt
und nach ihrem Inhalte in den alttestamentlichen historischen
Büchern verarbeitet sind, Schriften, welche fast sämmtlich diesen
Titel: D'^W trugen. Vgl. z. B. 1. Par. 29, 29: W^n bS'lti« ''W
==LXX: Xoyoi -Sa/Moiw>l=Vulg.: Über Samuelis Videntis =Luther:
Geschichten Samuels des Sehers, Ä*^aiin ITC •'1Ü'?! = LXX: Xoyoi
Na^av Tor ^()09)/Jrot; = Vulg.: liber Nathan prophetae = Luther:
Geschichten des Propheten Nathans, nthn 13 ''IM = LXX:
Xoyot Fad xov ßjLejtovrog — Vulg.: volumen Gad Videntis =
Luther: Geschichten Qads des Schauers, ferner 1. Reg. 11, 41:
nb'it? ''Säl Sbo = LXX: ßißXlop gruiarov UaZcoficiv = Vulg.:
liber verborum dierum Salomonis = Luther: Chronika von Sa-
lomo,^ebenscr2rFar 33, 18: nfj^ "^W = LS^TTrioyot itfa-
vaooij = Vulg.: gesta Manasse, ebenda biJItD'J ''^btt •'"iS'n =^ulg.:
sermones regum Israel = Luther: Geschichten der Könige Israels.
£s wäre doch eine sehr kindliche Auffassung, wenn man, ab-
hängig von der unzutreffenden Septuaginta- Version, in jenen
biographischen Quellenschriften nur Xoyoi oder Qfjfiata des
Samuel, Salomo, Manasse, nur sermones der Könige Israels
suchen wollte! So ist auch die theologische Forschung dadurch,
dass sie sich blindlings von der unzutreffenden Version des
Papisis: jioyia = ü'^'^y^ leiten liess und es versäumte, auf das
hebräische Quellenwort zurückzugehen, arg in die Irre geführt
worden. Und die bei einem Evangeliencitat einzig dastehende
Citationsformel: g>aol yccQ rä Xoyia — wird trotz P. Ewalds
Einspruch — auf die J?)©^ ''"lOT zurückzuführen sein. *)
1) Es wird sich zeigen, dass wir somit zwei — auch in ihren Titeln
kenntliche — vorcanonische hebräische Qnellenschriften za unterscheiden
haben: erstlich die riv;; nriVin » ßlßXoq ycviaewg *Itfaov (Mt. 1, 1),
Texte und üntenuchungen zu Act. 1, 13. gl3
Da wir am Ende der fünf paulinischen Cbristophanien (!• Cor.
15, 5 — 7) angelangt sind, so lohnt sich an dieser Stelle ein
kurzer Rückblick. Hierbei ergeben sich endgiltig folgende
Gleichungen:
1. Cor. 15, 5* = Lc. 24, 13—35
5b = 36—43
6 = 50—51
7» = [Joh. 20, 24—29]
7^ = Act. 1, 4—11,
auf der einen Seite die paulinischen Excerpte, auf der anderen
Seite die lucanische Relation, beide stammend aus der vor-
canonischen Hauptquelle. Auch Brandt (S. 415) sagt:
Der Apostel Paulus giebt die in dem ihm überlieferten „Evan-
gelium" enthaltenen Thatsachen der Reihe nach wieder.
Für den geschichtlichen Werth der von Paulus mitgetheilten
Überlieferung spricht ihr hohes Alter, welches uns, ganz abge-
sehen von ihrer Niederschrift in dem Korintherbriefe, festzustehen
scheint. Der Autor bietet sie dar als einen älteren, auch ihm
schon überlieferten Bericht; ihr Inhalt zeigt sich unabhängig von
den auf uns gekommenen Evangelien.
Bei Brandt fehlt nur die Erkenntniss von der Identität der
paulinischen und der lucanischen Relation und damit von der
Abstammung beider Relationen aus dem Urevangelium, der auch
sonst von Paulus benützten vorcanonischen Hauptquelle. Und
wenn Brandt noch hinzufügt:
dem, der ihn (diesen Bericht) verfasst hat, ist weder die Ge-
schichte von dem leeren Grabe, die dem Zwecke der Perikope
überaus dienlich gewesen wäre, noch die Himmelfahrtsgeschichte
bekannt gewesen — ,
so ist das erste ein voreiliger Schluss, das zweite ein nicht ganz
unverschuldeter Irrthum. Das leere Grab konnte in der Urrelation
so nebensächlich behandelt sein und dem Apostel so irrelevant
erscheinen, dass er es unerwähnt Hess. Und wenn er einmal die
Cbristophanien des Erstandenen berichtete mit dem dreimal
die Quellenschrift des Eindheitsevangeliums (Lc. 1. 2. Mt. 1. 2 — , es sei hier-
bei im voraus verwiesen auf die in Heft Y zu verOifentlichenden Unter-
suchungen über das ,, Kindheitsevangelium"), und zweitens die ptej^ "^^r^.
^=^ XoyiUy richtiger historia Jesu, von dem Auftreten des Täufers und
der Taufe Jesu an reichend bis zur dvdXtitpiq,
gl 4 Aussercanonische Paralleltezte zu Lc.
wiederkehrenden ojqid^r^^ so fiel auch die Himmelfahrtsgeschichte
unter diese Rubrik der Christ ophanien, unter denen sie sich
nur dadurch auszeichnete, dass sie die letzte war.
Act. 1, 13 = Lc. 6, 14-16 = Mc. 3, 16-19 = Mt 10, 2-4.
a. Epiph. Anaceph. c. 138 A.
avBXr)q)d'7] elq ovQavovq . . . ixad^iösp iv öe^ia rov xargog,
jtBfzypag x/jQvxag slg oXrjv rijv olxovfieptjv, ^ifiwpa IIbtqop,
/ipÖQsav rov döeZtpov avroVf 'laxwßov xal ^Icoavvrjv, rovg
vloig Zsßedaiov, ovg JtaXai i^sXe^aro, ^IXtjcjtop xal Bag-
ß^oXoftatoPj Maxdalop xal &a>fiuPy xal %vöap xal Gaö-
öatoPf 2Jif4(0Pa top Zrjkorrjp ^lovöap rs top 'löxagiürnv
xal jcQoöoTtjp avTov yepofiepop^).
b. Epiph. ^Evötjfila Xqiotov c. 4. p. 50 B.
xal apsXrjfpdi] elg ovgapop . . . ixa^iOBP kv ÖB^ia rov :jta'
TQog, jcBiiipag xtjQvxag Big oXrjp rijp olxovfierTjPy JStf/copa
IIbtqop y \iv6Qiap top a6BXq)6p avxovj ^laxmßop xal 7c»-
appijVy rovg vlovg ZBßBÖalov, ovgjtakai ggcyLfcggro, ^iXijtJtop
xal BaQd^oXofiaTop, Mar^atop ßcofiäp tb xal ^lovöap, xal
ßaööatop, Sl(ia)pa top Zt]Xcot7]p. %vöag yag o ^loxagid-
rr/g xtX. *)
c. Mt. 10, 2—4.
TOiP 6b ödÖBxa ajtoOT6XG)P t« oPoiiaTo. hoTtp Tavra'
jcQWTog 2!lfia)P 6 XByofiBPog Ilirgog xal lApögiag 6 aÖBXtpbg
avTOVy xal 'laxo^ßog 6 tov ZtßBÖalov xal *Ia>appf]g 6 oöbZ-
q)bg avTOv^ 0UiJtJtog xal Bagd-okofialog, Ga)fiäg xal Ma&'
d^alog 6 TBXcDPT^g, ^laxooßog 6 rov ^AXtpalov xal ÄBßßatog,
Slficop 6 Kapapalog xal *Iovöag b ^löxaQtwTrjg 6 xal jtaga-
öovg avTOP.^)
1) In den beiden Verzeichnissen des Epiphanius fehlt anscheinend
*ldxojßoq IV.cpalov. S. unten I
2) In den Verzeichnissen des Mt. und Mc. fehlt anscheinend 'lovöaq
{ovx 6 ^loxaQLwxriq). S. unten!
Texte und Untersuchungen zu Act. 1, 11. 13. S15
d. Mc. 3, 16-19.
xal ijioiTjoep rovq öciösxa, xal ejiii^tfxev ovofia T<p 2dfia)Pi
nixQov xal ^laxwßov rbv xov Ztßeöaiov xal ^ia>avv'i}v xov
äösXtfov Tov Uaxwßov, xal Inl^rpcev avrotg opofiara
BoavijQyiq^ o Löxlv vloi ßgovTTJg' xal 'AvÖQeav xal ^ikiJi-
jtov xal Bagd-okoiialop xal Mad^d^alov xal Ocoiiav xal ^la-
xoßop xov xov ^AX(palov xal Oaööatov xal JJlfiojva xov
KavavaloVy xal %vdav loxaQKod^, oq xal jraQiöojxev av-
xov, ^)
e. Lc. 6, 14—16.
2!ifia)va, ov xal covofiaoev IIbxqov [Cod. D: ngcixov 2!ificjva^
ov xal nixQOV kjca}v6ftaO£v], xal ^Avögeav xov aäsXg)6v av-
TOV, xal 'laxw^iov xal 'Iwdvvrjv [Cod, D add.: xov a6eX(pbv
avxov^ ovg ijia)v6[iaOBV Boav7]Qyiq^ o eoxiv viol ßjJOVxFjg],
xal ^iXcjtJiov xal Bagd^okofialov xal Nad^&alov xal &ojf4äv
[Cod. D add.: xov IjtixaXovfisvov /li6v(iov\ xal 'Jdxcußov
[Cod. D add.: xov xov] ^AXq>alov^ xal JJifiova xov xaXov-
[levov Z7jX(x)Xf]Vf xal %vöav ^laxwßov^ xal ^lovöav loxagicod-
[Cod. D: ^JxaQiojd^], og [Cod. D add.: xal] ayevaxo jtQo-
öoxTjg. 2)
f. Act. 1, 13.
o x€ nixQog xal 'la)avvTjg xal ^laxwßog xal ^Avögeag, ^iX-
uijiog xal ßojfiagf BaQ&oXofialog xal Mad-ß-alog, ^laxojßog
^AXq>aiov xal 2lna)v 6 ZßjXoxijg xal %v6ag ^laxcißov/^)
g. Eyang. sec. Hebr. ap. Epiph. Uaer. XXX, 13. p. 137 D.
i^eXs^afii^v ^Imawr^v xal ^Idxcoßov, vlovg Zeßsöalov, xal
2ifiG)va xal /ivögeav xal Oaööalov xal 2i(ia)va xov ZtjXo)'
xrjv xal 'lovöav xov ^loxaQiojxr/v , xal oh xov MaxO^alov,^)
h. Just. Dial. c. Tryph. c. 106 p. 133 D.
xal TCO shtstv f46xa>vofiaxevac avxov IlixQOV iva twv ajto-
axoXmVj xal yeyQatpi^aL Iv xolg ajtofiVTjfioveviiaoiv avTov
1) Siehe S. 814 Anm. 1.
2) In den beiden lucanischen Verzeichnissen fehlt ßadöaZo^ = AeßßaXoq.
S. unten!
3) Im Hebr&erevangelium fehlen: ^D.inTtoq, BaQ^oXofialogy ßwfxäqt
^lovSaQ *Iccx(üßov,
816 Aussercanonisclie Paralleltezte zu Lc.
Ysyevrj/iipop xäi rovro, fierä rov xäi aXXovg ovo dÖBXg>ovc^
vlovg Zeßedaiov ovragj (iBTCovoiiaxivai ovofiaxi rov BoapsQ-
yiq^ o kctiv vloi ßgovr^g,
i. Just. DiaL c. Tryph. c. 100. p. 327 ß.
^va T(DV fiad^rcQV avrov, Slficova jiqotbqov TUxXovfiBvov^
br^rox/oöe IlixQov.
k. Hom. Clem., Ep. ad Jacob, c. 1. p. 6, 10.
V3t avxov xov ^ItjOav cnpBvöel oxofiaxi fisxovoiiaod'elg üi-
xQog, 71 oxaQX^ xov xvqIov rniävt o xdv äxocxoXwv
jtQ(3xog.
Das Verzeichniss der Apostel ist von mir in einer selbst-
ständigen Untersuchung (Ztschr. f. kirchL WissenscL u. kirchl.
Leben 1888 Heft II, 84—91) behandelt worden, wobei ich der
Überzeugung Ausdruck gegeben habe, dass bereits im UreTan-
gelium eine Aufzählung der Apostelnamen enthalten gewesen
sei. Für diese Annahme spricht im Allgemeinen der Charakter
der Yorcanonischen Quelle als eines, wenn auch mit ganz vor-
zugsweiser Berücksichtigung der Herrenreden geschriebenen, doch
vollständigen Evangeliums, insbesondere aber auch die sprach-
liche Vergleichung der Apostelnamen. Im Jahrgang 1889 der
obengenannten Zeitschrift (Heft I, 30. 31. II, 89. 90) habe ich
dann weiter die — von Bousset (die Evangeliencitate Justins
des Märtyrers S. 112. Anm. 1) gebilligte — Vermuthung aus-
gesprochen, dass der Apostelcatalog in dem Urevangelium
den Schluss gebildet und gewissermassen das Siegel auf
dieser ältesten Urkunde der evangelischen Geschichte dargestellt
habe. Diese Vermuthung hat ihre erste und wichtigste Stütze
an Act. 1, 13. Aber wie hier Lc, so schliesst auch Epiphanius
seine beiden Apostelverzeichnisse dem Bericht über die avaXrm)ig
an. öanz ähnlich ist der Sachverhalt bei Aristides. Vgl.
Aristo. 15 p. 110 ed. Harris and Robinson: ovxog boxb rfco-
ÖBxa fia&Tjxagy o? /dBxä xi}v iv ovQavotg avoöov avxov
i^TjXd-op Big xag IjtaQxlag x^g ohcovfiii^g. Ebenso weist der
Redaktor des Marcusschlusses in enger Verbindung mit dem Be-
richt über die dvaXtitpig (Mc. 16, 19) auf die oecumenische Thä-
tigkeit der Apostel (Mc. 16, 20) hin, als den letzten Schluss der
evangelischen Geschichte. Aber auch Paulus in seinem Excerpt
Texte und ünterauchungen zu Act 1, 13. §17
aus dem UreTangelium bezüglich der Erscheinungen des Auf-
erstandenen (1. Cor. 15, 3 — 7) lässt durch den Ausdruck v. 7:
elta Tolg ajtoözoXoiq jcaciv die Voraussetzung hervortreten, dass
er die Anwesenheit sämmtlicher Apostel bei der mit der
ävajifitpig geschehenen letzten Christophanie wohl gekannt hat.
Auf Grund der Zweiquellentheorie erklärt sich dann das schrift-
stellerische Verfahren des Lc. aufs Beste. Hatte Mc bezüglich
des Apostelverzeichnisses eine seiner Umschaltungen vorgenommen,
indem er es dorthin verpflanzte, wo nach dem Urtexte lediglich
von der Wahl der Zwölfe die Rede war, nämlich Mc. 3, 14 (vgl.
Heft II, 16), so fand Lc. in seinen zwei Hauptquellen zwei
Apostelverzeichnisse, das eine Mc. 3, 16 — 19, das andere am Ende
der Logia. Während aber Lc. Doubletten sonst zu vermeiden
pflegte, kam ihm hier die Duplicität der Quellen zu Statten, in-
dem er das Marcus-Verzeichniss (Mc. 3, 16 — 19 = Lc. 6, 14 — 16)
dem jtQCDTog Zoyog seines Geschichtswerkes (vgl. Act. 1, 1), seinem
Evangelium, einverleibte, dagegen das Apostelverzeichniss der
vorcanonischen Quelle mit der dazu gehörigen Schlussperikope
bezüglich der dväJLfppig an die Spitze seines öevregog Zoyog^
der nga^Big rmv djtoötoXcov, stellte und damit einen vorzüg-
lichen Anfang gewann für die geschichtliche Darstellung der
von den Aposteln geübten Thätigkeit.
Der erste Evangelist, welcher das Faktum der Apostelwahl
völlig umgeht, hat seinen Apostelcatalog an die Spitze der von
ihm erweiterten, gewissermassen neu componierten Instruktions-
rede (Mt. 10) gestellt, durch welche bei ihm die Aussendung der
Zwölfe zur Evangeliumspredigt in den israelitischen Städten
(vgl. Heft II, 118 ff.) eingeleitet wird.
In der patristischen Literatur des zweiten Jahrhunderts sind
nur einige kurze Fragmente des Apostelverzeichnisses erhalten,
einerseits bei Justin, andererseits in den Clementinen. Weder
Irenaeus noch Clemens AI. noch Tertullian bieten ein Ver-
zeichniss der zwölf ürapostel. Erst bei Epiphanius finden
sich zwei nicht unwichtige Apostelcataloge. Um so bedeutungs-
voller ist die doch sicherlich noch aus dem zweiten Jahrhundert
stammende, durch des Epiphanius Flüchtigkeit leider unvoll-
ständige, bereits in den Agrapha S. 392 mitgetheilte Relation
des» Hebräerevangeliums, in welcher die Reihenfolge der
Apostel ganz wesentlich von den canonischen Anordnungen ab-
weicht und deren Un Vollständigkeit durch die Wahrnehmung
Texte u. Untersuchungen X, 8. 52
g|g "* Aussercanonische Paralleltexte zu Lc.
leicht ergänzt werden kann, dass bei Epiphanius gerade eine
Zeile, nämlich die Namen: ^IXtJtJtop xal BaQ&oXofdatov xcu
G<Dfiäp xal 'lovöar, in Wegfall gekommen ist.
In der oben erwähnten Untersuchnng hatte ich die An-
schauung vertreten, dass der Zusatz jr(>a> ro$ zu dem lia.menSlfi(DV
UixQOQ aus der hebräischen Quelle stamme und zugleich mit dem
kva rcQV ajtoOToXcav auf das hebräische IHK zurückzuführen sei,
welches bei Aufzählungen, wie z. B. bei den Wochentagen (vgl
oben S. 756 zu Lc. 24, 1*) als Ordinale gebraucht wurde. Indess
bin ich durch wiederholte Erwägungen von jener Auffassung
zurückgekommen. Denn erstlich findet sich der Ausdruck: biq
Tcop äjtoOroXcov bei Justin (vgl. Dial. c. Tr. c. 81 p. 308 A) auch
da wieder, wo dieser Autor nicht von Simon Petrus, sondern
von Johannes, dem Zebedäussobne, redet. Zweitens kann man
in keinem der verschiedenen Apostelkataloge eine Spur von einem
öavreQog, zglrog u. s. w. wahrnehmen, was doch nöthig wäre,
wenn IHÄ in der Bedeutung jtQwrog gebraucht sein sollte.
Endlich drittens sind es nur judenchristliche Quellen, in denen
JSifKDP HixQoq ausdrücklich als jtQmxoq bezeichnet wird: der
judenchristliche erste Evangelist, der judenchristliche
Redaktor des Evangeliencanons in Cod. D zu Lc 6, 14, und na-
mentlich auch die judenchristlichen Pseudo-Clementinen.
Dem gegenüber ist es um so entscheidender, dass das Hebräer-
evangelium, welches seinem judenchristlichen Charakter ent-
sprechend doch auch gern den Simon Petrus in den Vordergrund
rückt (vgl. Agrapha S. 387), in der Aufzählung der Apostel ihn
an dritter Stelle erwähnt. Denn da in diesem Falle das fünfte
Holtzmannsche Kriterium (vgl. Agrapha S. 16) in Betracht
kommt, wonach man auf Genauigkeit eines Citates rechnen kann.
,,wenn die benutzte Lesart in keinem guten Einvernehmen mit
der Dogmatik oder Parteistellung des betreflFenden Schriftstellers
steht", so wird man der von dem Hebräerevangelium be-
folgten Ordnung der Apostelnamen den Vorzug zu geben und
in Folge dessen anzunehmen haben, dass wir die Voranstellung
des Simon Petrus lediglich dem Petriner Marcus verdanken, durch
welchen sie dann auch in die beiden anderen synoptischen Evan-
gelien übergegangen ist. Die Originaütät des im Hebräer-
evangelium aufbewahrten Apostelverzeichnisses bewährt sich auch
darin, dass der Verfasser der Logia, Mard^alog, ganz am Schlüsse
Texte und Untersuchungen zu Act. 1, 13. S19
steht. Man wird mitbin den originalen Schluss des Urevangeliums
in folgender Weise reconstruieren dürfen:
ravza elöip [iöriv] rä ovofiaxa rcov dcoöexa ä^toOroXcov,
ovq 6 ^Ifjöovg i^sJÜ^aTO' ^Icodvvfjp xal ^laxcoßov, viovg
Zsßsöaiovj xal Sifi<ova xcd ^Avögiav xal ^iXijtjrov xal
BaQd-oXofialov xal &a)fiäv xal ^lovdav ^) xal Baööalov xal
^Ifiova TOP Z7]ka)r?}v xal lovdav top ^löxaQKDtfjP xal
ifie TOP Mar&alop,^)
Wenn in dieser Weise der Verfasser des Urevangeliums am
Schlüsse seiner Schrift sich selbst gekennzeichnet hatte, so ist
die Bestimmtheit erklärlich, mit welcher Matthäus in der Ur-
kirche als der Autor der Logia bezeichnet wurde: Mard-atog rä
Xoyia ovpeyQaiparo. Zusätze wird dieser Apostelkatalog nur so-
weit zu den einzelnen Apostelnamen hinzugefügt haben, als zur
Unterscheidung gleichnamiger Persönlichkeiten unerlässlich war.
Im Übrigen ergiebt eine Zusammenstellung sämmtlicher Apostel-
namen, mit Einschluss der Beinamen und zusätzlichen Benen-
nungen, wie solche in der evangelischen Gesanimt-Tradition über-
liefert sind, die hohe Wahrscheinlichkeit, dass in den
Jüngerkreisen, die sich um Jesum gesammelt hatten, ein
dreisprachiger Verkehr stattfand, in welchem das He-
bräische (mit 9 Eigennamen und 3 Beinamen) vorherrschte,
aber auch das Aramäische (mit 1 Eigennamen und 4 Beinamen)
sowie das Griechische (abgesehen von den Graecisierungen, mit
2 Eigennamen und 3 Beinamen) vertreten war. Die Er-
scheinung, dass in den Benennungen des Simon Petrus und der
beiden Zwillinge alle drei Sprachen vertreten waren, weist mit
besonderer Wahrscheinlichkeit auf die Dreisprachigkeit hin,
die in der Umgebung Jesu herrschte.
1) Der unterstrichene Text stellt die durch die Flüchtigkeit des £pi
phanius ausgefallene Zeile dar.
2) Vgl. oben in Citat g am Schloss: xal ah xov MarO-alov.
52*
820
Aussercanonische Paralleltexte zu Lc.
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Texte und Untersuchungen zu Act. 1, 13. S21
Eine Analyse dieses Apostelverzeicimisses soll namentlich
noch einigen sprachlichen Bemerkungen gelten.
Ol vlol Zeßsöalov.
Die Apostelkataloge des Epiphanias und des Hebräer-
evangeliums treffen in dem Zusätze: [rovg] vlovg Zsßeöalov
mit dem Citate aus Justin zusammen. Wo dieser Zusatz fehlte,
wurde Jacobus als döeXq>6g des Johannes kenntlich gemacht. Beide
Brüder tragen echt hebräische, aus dem A. T. wohlbekannte
Namen. Der Name )^T\V, welcher im A. T. 32 mal vorkommt,
nämlich 1 mal in den Büchern der Könige, 10 mal in der Chronika,
3 mal bei Esra, 5 mal bei Nehemia, 13 mal bei Jeremia, wird von
den LXK stets mit ^Itx^avav wiedergegeben, tritt dagegen in den
Makkabäer- Büchern und im N. T. nicht anders als in der grae-
cisierten Form ^Io}avvt}q (im Cod. B und D zu Lc. 6, 14 = Act. 1,13:
^Imainiq) auf. Ahnlich verhält es sich mit dem Namen 2p??,
welcher im A. T. unzählige Male sich findet, und sowohl von
den LXX als im N. T. zur Bezeichnung des Patriarchen stets
'laxciß geschrieben wird, dagegen als neutestamentlicher Eigen-
name nicht anders als in der graecisierten Form ^Idxcoßog ge-
bräuchlich ist. Die in den canonischen Evangelientexten nur
bei Mc. auftretende, ausserdem aber von Cod. D zu Lc. 6, 14 und
von Justin wiederholte Bezeichnung der Zebedäussohne als
BoaPTjQyig = vlol ßQOPrfjg ist sowohl von Kautzsch (Gramma-
tik des Biblisch- Aramäischen S. 9) als von Dal man (Grammatik
des jüdisch -palaestinischen Aramäisch S. 112. 15S) behandelt
worden. Beide sind darin einig, dass der zweite Theil des Wortes
nicht auf Xßyi zurückgef&hrt werden kann. Kautzsch schlägt
das aramäische T5"i = LXX: oQyrj (vgl. Dan. 3, 13), Dalman
mit grösserer Wahrscheinlichkeit das hebräische T}"l = ßQoini)
(vgl. Hiob. 37, 2) vor. Letzteres gewährt nicht nur die zwiefache
Bedeutung: oQyn'iy ^Vfiog, wie es von den LXX gewöhnlich tiber-
setzt wird, und ßQovTTJ, welche Bedeutung es Hiob 37, 2 besitzt,
— ein für die vlol ßQOPtfjg besonders geeigneter Doppelsinn, —
sondern macht es auch erklärlich, wie der 0-Laut in das Bo-
aPTjQyig hineingekommen ist. Gewiss würde, wie Dalman an-
nimmt, ursprünglich Baif7]Qoytg zu schreiben gewesen sein. Aber
wie der 0-Laut in der Flexion bisweilen nach vorn tritt (z. B. Jnf.
g22 Aussercanonische Paralleltexte zu Lc.
bbj? mit Suffix: '^btsj^, so finden wir auch in der Aussprache
der Eigennamen die Analogie ^ dass das anlautende Sch'wa den
0-Laut der nachfolgenden Sylbe annimmt, z. B. Dip = LXX:
JSoöofia, rtb'btp = LXX: SoXoficiv, DMnn, vocalisiert bei den
Septuaginta als D^IHT vorausgesetzt, = ^Poßoctfi^ ^5?*^? = ^oqo-
ßaßeX. Ausserdem scheint es, dass Jesus in solchen Fällen nach
dem 0-Laut noch ein kurzes A hat hören lassen. Vgl. zu dem
BoavTj das ^Iwava als Aussprache von ^loovä zu Joh. 21. 15 ff.,
Joannae im Hebräerevangelium zu Lc. 18, 25 (siehe oben S. 507),
und ^Icoapvov zu Mt. 16, 17 ebenfalls im Hebräerevangelium*
S. Agrapha S. 334. Übrigens erkennt man aus Dalman S. 142,
dass auch der Name des Vaters Zsßeöatoc, welcher auf n*^"TSt
= LXX: Zaßaöalag, Zaßöatoc (l.Esr.9,5.21) zurückgeht, gleich-
falls nicht aramäischen, sondern hebräischen Ursprungs ist.
Im Unterschiede von dem Uvfiecop [== fll^W] des Kindheits-
evangeliums, welcher den Namen Svpiecov in der durch die LXX
eingebürgerten, dem Hebräischen genau nachgebildeten Form
trägt, führen die beiden mit diesen Namen belegten Apostel den-
selben in der späteren, abgegriffenen Gestalt: 'jitt'^TD, wie er
zuerst in der Chronik (1. Par. 4, 20) auftritt und dann in den
alttestamentlichen Apokryphen, namentlich in den Makkabäer-
Büchern, sehr häufig ist, doch so, dass er 1. Par. 4, 20 von den
LXX durch Sefidp, in den Apokryphen aber durch JSificop, 2v-
fii^p (auch durch ^vfieciv) wiedergegeben wird. Unser Apostel
wird Act. 15, 14 sowie auch in den meisten Handschriften zu
2. Petr. 1, 1 ausnahmsweise ebenfalls 2üvfiaojp genannt. Wie der
hebräische Beiname der Zebedäussöhne Boap7]Qyig, so geht der
aramäische Beiname Simons KB*^r == KT]q)äg sicher von Jesus
aus, zum Erweis, dass Jesus beide Sprachen, die hebräische und
die aramäische, promiscue anzuwenden pflegte, wie solches in der
gemischten Bevölkerung Palaestinas kaum anders sein konnte.
l4pÖQiag xal ^IXtjtJtog.
Andreas und Philippus, welche in dem Apostelverzeichnisse
Mc. 3, 16 — 19 als ein zusammengehöriges Paar erscheinen und
auch Joh. 1, 45; 6, 5. 8; 12, 22 in enger Verbindung genannt
Te»le und Untersuchungen zu Act. 1, 13. 823
werden, sind die beiden einzigen Apostel mit rein griechischen
Namen und ohne jegliche Zunamen. Und da dieselben Joh. 12, SOff.
als die Führer der griechisch redenden EiXfives auftreten, so
weisen diese Umstände darauf hin, dass sie in besonderer Weise
des griechischen Idioms werden mächtig gewesen sein. Hieraus
kann man aber die weitere Folgerung ableiten, dass in Betbsaida,
der Vaterstadt des Andreas und Philippus sowie des Simon
Petrus, die griechische Sprache keineswegs eine fremde Sache
gewesen ist. Es wird mithin auch fUr Simon Petrus — zamal
später nach der mit ihm vorgegangenen Umwandlung in Jesu
Schule und nach dem apostolischen Wirken in griechisch redenden
Ländern — durchaus keine Schwierigkeit gewesen sein, in grie-
chischer Sprache sich brieflich auszudrücken. Übrigens kommt
der Name 0lXixxQq bekanntlich schon in den Makkahaer-BUchern
vor, während der Name 'AväQias; (Hieros.: CJCITSS, Syr. Sin.:
orn:», Talmud: ''■'ms«, -'S"!!;», vgl. Dalman S. 148) sehr
selten war und weder im A. T. noch im N. T. sonst sich wieder
findet.
BaQ&-oXo{ialoq.
Obwohl dieser Name in dem oben aufgestellten Apostelver-
zeichnisse als aramäisch behandelt worden ist, wie es gewöhnlich
geschieht, so dass Bartholomäus als der einzige unter den Zwölfen
mit einem aramäischen Eigennamen erscheinen würde, wobei es
noch fr^lich bleibt, ob nicht hinter dem ''Bin"13 als Patrony-
micum ein wirklicher Eigenname, vielleicht auch im Hebraischeu,
verborgen war, so ist Bag^oXo/ialoq bei näherer Analyse des
Namens keineswegs mit Sicherheit als aramäisch zu reclamiereu.
Denn abgesehen von 13, welches ja auch im Hebräischen ge-
bräuchlich war, so ist ''labp ein alter echt hebräischer Name. Vgl.
Jud. 1. 10; 2. Sam. 3, 3; 13, 37: •'^bn = LXX Vat: eoXftt, AI. r
Ooloiialog, letztere Namensforni Jos. Ant. XIV, 8, 1. Be'""!'"'»
dieses Apostels, über dessen Persönlichkeit weder im n
mentlichen Canon noch in der ältesten patristischen L
Nachrichten vorhanden sind, citiert Dalman (S. 148) I. Li
Legende chretienne de Bartliolomee dans le Talmud, Rei
Juiv. VIII, 200ff., X, 66—73, dazu J. Halevy, ebenda
g24 Aussercanonische Paralleltexte za Lc.
Ol dlövfiot.
In seineoi Codex Apocryphus N. T. 111, 591 (editio altera)
theilt Fabricius aus einem alten Apostel verzeichniss (heraus-
gegeben von du Gange) am Schlüsse des Chronicon Paschale
p. 437, sowie von Cotelerius ad Const. II, 62 folgenden Pas-
sus mit:
Scoftag 6 xai Jiövgiog
ßojfiag xal ^lovöag^ diövftoi.
Ebenso ist in dem oben unter b aus Epiphanius mitge-
theilten Apostelkataloge
Scofiav T£ xal %vöav
eng verknüpft. Und da in beiden Apostelkatalogen des Epi-
phanius der Name des Jacobus fehlt, dieser hervorragende Apostel
aber, nach welchem sein Bruder %vdac ^laxcoßov genannt wird,
keinesfalls gefehlt haben kann, so muss angenommen werden, dass
bei Epiphanius unter dem Namen des OiDfiaq dieser Jacobus,
der Sohn des Alphäus, verborgen sei. Und ferner, da in den
Apostelverzeichnissen des Mc. und Mt. wohl ^laxcoßog 6 rov
jiXtpalov und ausserdem auch ßcofiäg genannt sind, dagegen
%vöag ^laxoißov fehlt, so ergiebt sich, dass in diesen beiden
synoptischen Apostelkatalogen %v6ag ^laxdßov unter dem Namen
des Ocjfiäg eingeführt ist. So ersteht die Erkenntniss, dass in
der That unter den Zwölfen ein Zwillingspaar vorhanden gewesen
ist, nämlich die Alphäussöhne:
^laxcoßog 6 rov 'AXipalov = Sofiag = Aldv^og
^lovöag 'laxmßov = Ocofiäg =-= ALöv(iog.
Was zunächst den Judas angeht, so war dessen Benennung
als OG}fiag (= Zwilling), wie schon Lipsius (Apokryphe Apostel-
geschichten 1, 20) hervorhebt, in der syrischen Kirche allgemein.
Lipsius verweist auf Eus. Hist. Eccl. I, 13, 10: %väag 6 xai
Sofiag^ ferner auf die Doctrina Addaei ed. Philipps p. 5 der
englischen Übersetzung, ebenso auf die syrische Doctrina
apostolorum ed. Cureton p. 30sq. Ich füge weiter folgende
Belege bei: Itinerarium S. Apostoli Thomae == il^p/odot
Tov aylov ajroGroJiov Scofiä ap. Fabricium p. 820: xal xXfj-
Qov bXax^v 7/ ^Ivöla %v6a Ocofia xal Aiöv(jia)y sodann Acta
Texte und Untersuchungen zu Act 1, 13. g25
Thomae in den Apocalypses Apocr. ed. Tischendorf p. 159,
wo in dem MaQzvQiov tov aylov xal jcavevtpi^iiov d'C3(iä der
Held der Erzählung zweimal kurz nach einander als %vöag ein-
geführt wird: lovöag övpsxXelad-i] — und: o 6e lovöag fjxovoav
rovg q>vXaxaq, Wenn Tischendorf hierzu bemerkt: Ut hoc
locoetiam infra semelJudas pro Thoma per errorem scriptum
est — , und das zweite Mal: Corrigendum &a}fiägy so ist zu
sagen: nicht der Verfasser der Acta Thomae irrte, indem er der
alten Tradition {lovöag 6 xal Gofiäg) folgte; vielmehr Tischen-
dorf irrte, indem er jene Tradition ignorierte. Und doch ist
die Bezeichnung des Judas als Thomas sogar in die eyangelischen
Texte eingedrungen. Tischendorf hat zu Joh. 14, 22 selbst
notiert, dass anstatt des canonischen Textes: ^lovöag ovx 6 ^lo-
xaQicirrjg der Syr. Cur. vielmehr %vöag Oofdag liest. Noch
weiter geht der neuentdeckte Syr. Sin., welcher zu Joh. 14, 22
den Namen des Judas gänzlich weglässt und denselben
einfach durch 0a)giäg ersetzt, indem er schreibt: t^^^ocnhx
ea\ USQf^ = Xiyei avrtp ßcofiagl Endlich vergesse man nicht,
dass Wright in seinen Apocryphal Acts of the Apostles Vol. II
auch Akten unter dem Titel: „The Acts of Judas Thomas
(on the Twin), the Apostle^^ herausgegeben hat. Aus alledem
ergiebt sich mit zweifelloser Evidenz, dass der Apostel, %vdag
^laxcißov den Nebennamen Softag (= Aiövfiog) führte, dass er
mithin als Zwilling geboren war, und ferner, dass er in den
Apostelverzeichnissen des Mc. und Mt, wo er unter dem
Namen Judas fehlt, hinter dem Namen Oofiag zu suchen
ist.i)
Wer ist nun aber der andere Zwilling, der zweite GcDfiag,
von welchem das durch Fabricius, Cotelerius, du Gange
erwähnte Apostel verzeichniss redet? (Vgl. oben: Oof/äg 6 xal
Jidv/iog^ ßcoftag xa) %v6ag öidufioi). Welches war der Eigen-
1) Wenn wie im Syr. Sin. zu Joh. 14, 22 so Mt. 10, 3 — Mc. 3, 18
hinter dem Namen ß(o(Aäq eben Judas verborgen ist, so könnte diese
Übereinstimmung der beiden ersten Evangelisten mit der syriscben Tra-
dition als ein neues Symptom betrachtet werden für die Richtigkeit der
oben zu Lc. 23, 20 auf S. 714 f. Anm. 1 ausgesprochenen Veimuthung. dass
der Urheber der von Mt. (und Mc.) befolgten griechischen Recenaion des
Urevangeliums ein Syrer gewesen sei.
g26 AuBsercanonische Paralleltexte zu Lc
name jenes anderen Thomas, der in den beiden lucanischen
Apostelkatalogen neben Judas Jacobi uns entgegentritt? Wer ist
der andere Thomas, welcher in dem Apostelverzeichnisse des
Epiphanius durch re xal mit ^lovöa^ zu einem einheitlichen
Paare verknüpft ist? Bei Epiphanius kann es doch kein anderer
sein als 'laxcoßog 6 rov ^AXg^alov, dessen Persönlichkeit an-
scheinend fehlt und doch nicht fehlen kann. Die beiden
Apostel Jacobus und Judas, die Alphäus-Sohne, waren
ölövfioiy und Judas hat nach seinem berühmten Zwillings-
bruder den Namen %v6ag ^laxcißov empfangen. Das ist die
Lösung.
Die Zweiquellentheorie erklärt nun auch eine Abnormität
der beiden lucanischen Apostelkataloge, nämlich die Weglassung
des Aeßßalog = Saööalog. Lc. fand in seiner Hauptquelle, den
Logia, am Schluss das Namensverzeichniss der zwölf Apostel und
darin einen 6{Dfiag, unter welchem ^laxmßog 6 xov jiXg>alov ge-
meint war, und daneben den ^lovöag ^laxoißov. In der anderen
Quelle, nämlich dem Marcusevangelium, fand er ebenfalls einen
Apostelkatalog und darin auch einen Ocofiäg, unter welchem aber
%v6ag, der andere Zwillingsbruder gemeint war, und daneben
den Namen des ^laxwßog 6 xov ^AXfpalov, So musste er auf die
Vorstellung kommen, dass ein ^laxcoßog 6 xov ^AXq^alov^ ein '/ov-
6ag ^laxcoßov und ausserdem ein Gcofiag als dritte Persönlichkeit
aufgezählt gewesen sei. Er gewann auf diesem Wege aus beiden
Quellen anscheinend 13 Apostel und liess, um die Zwölfzahl nicht
zu überschreiten, den Aaßßalog = Saööatog als einen der letzten
und unbedeutendsten imter den Aposteln seinerseits in Wegfall
kommen. Die hervorragende Persönlichkeit des johanneischen
Thomas ist also identisch mit dem 'laxcoßog 6 xov l4Xg)alov. Die
paulinische Nachricht 1. Cor. 15, 7: ijteixa oj^d^i] ^laxmßcp ist
identisch mit dem johanneischen Bericht über die Ghristophanie
( Joh. 20, 24 — 29), welche dem Thomas zu Theil ward. Und der an-
fängliche Unglaube des Jacobus-Thomas entspricht ganz dem Un-
glauben der s. g. Brüder Jesu, der Alphäussöhne, von denen Joh. 7, 5
berichtet wird: ovöe yizQ ol a6eX(pol avxov Inloxevov slg avxov.
Es war ein vorübergehendes Nichtglauben, hervorgerufen durch
einen judenchristlichen Sinn, durch eine Richtung auf eine sicht-
bare Herrlichkeit des verheissenen Gottesreiches, aber allemal
schliesslich überwunden durch die nachfolgenden Offenbarungen
Texte und Untersuchungen zu Act. 1, 13. g27
Jesu. Die stark ausgeprägte, judencbristlich gerichtete Persön-
lichkeit des Jacobus, des nachmals an die Spitze der jerusalemischen
Muttergemeinde getretenen Bischofs, der judenchristliche Charakter
des auf ihn zurückgeführten Jacobusbriefes, in welchem Jesus
lediglich als xvQiog rrjg ö6^7jg bezeichnet ist, entspricht durchaus
der Schilderung, welche in dem johanneischen Erangelium dem
^läxcoßog = ScDfzäg zu Theil geworden ist, sowie der Voraus-
setzung, dass eine in der apostolischen Zeit so kraftvoll und ein-
flussreich hervorgetretene Persönlichkeit wie die des Jacobus
auch schon zu Lebzeiten Jesu in charaktervoller Weise sich be-
merklich gemacht haben wird.
Aeßßatog = Oaööalog.
Zu dem von Lc. in seinen beiden Apostelverzeichnissen weg-
gelassenen Namen AsiSßatog = "^ib vergleicht Dalman (S. 142)
den phönicischen Namen KDb und den nabatäischen Namen "^Mlb,
ohne auf die Etymologie von Db Bezug zu nehmen, vielmehr so,
dass er in *f^b eine Abkürzung des alttestamentlichen — in den
LXX weggelassenen — Namens ibn (2. Sam. 23 , 29) oder des
talmudischen Namens *inbn (Chalibu vgl. Beresch. Rabb. c. 51)
erkennen will. Auch leitet er ßaööalog lediglich von '^Kin ab,
ohne die Etymologie und die Identität von Oaööatog = Aeßßatog
zu berücksichtigen. Aber die handschriftlich sowohl zu Mt. 10,3
als zu Mc. 3, 18 bezeugte Identität beider Namen {Aeßßatog 6
ijtixXrj&elg ßaööatog) stellt es ausser Zweifel, dass Aeßßatog von
dem hebräischen ^b wie &a6öatog von dem aramäischen f<i^
^= 11? (= hebräisch ITD = mamma), welches "Wort im Aramäischen
auch von der männlichen Brust gebraucht wird, abzuleiten ist.
Also auch hier Zweisprachigkeit.
^lfia)v 6 Zr)Xmx'f]g.
Bezüglich des jüdischen Namens 2i(ia)v vgl. die Bemerkungen
oben zu üifiwv üerQog. Die Beinamen ZriXmxfig = Eapavlrf]g
= Kavavatog werden von den hebräischen Rückübersetzungen
sowie vom Hierosolyraitanum und dem Syr. Sin. in folgender
Weise wiedergegeben. Das Londoner N. T. von 1866 hat in
allen Fällen '^ÄXjjn, letzteres auch Salkinson zu Lc. 6, 15;
Act. 1, 13. Dagegen setzt Salkinson zu Mt. 10, 4; Mc. 3, 18
g28 Aussercanonische Paralleltexte zu Lc.
gänzlich verfehlt das Gentilicium: '^2???n. Delitzsch bleibt sich
ebenfalls nicht gleich, indem er Mt. l6, 4; Mc. 3, 18 "^D^ll, Lc. 6, 15,
Act. 1, 13 aber 2(|J^n schreibt. Das Hieros. und der Sjr. Sin.
setzen gleichraässig 2(*^33p. Dalman (S. 13S) sagt, dass die Form
Kavavaiog M^'^'p voraussetzt und bemerkt, dass im Talmud die
Zeloten ü^tXSp genannt werden, wozu der Sing. ">ixyp nachzuweisen
sei, notiert aber ausserdem die Namensform lM3p. Jedenfalls
weist der Name auf hebräischen Ursprung zurück. Er sagt etwas
Ahnliches wie die BoavfjQyic, Vgl. Job. 2, 17: 6 ^ijXog rov
olxov oov xaTag>ayBTal fis — Ps. 69, 10: "^anb;« ?{ri'^2l ri»?p-»2.
*Iovdag ^IöxaQi(DTf]q.
Bei dem Verräther ist nicht nur der Eigenname nTlll7,
sondern auch der Beiname ni'^'ip)"tn'^Ä echt hebräisch. Im Ara-
mäischen gebraucht man bekanntlich für 127*^^ vielmehr lEf3i( oder
133. Wie wenig von den aramäischen und syrischen Übersetzern
die hebräische Etymologie des Namens ' loxaQKDxtjq verstanden
wurde, zeigen die Verstümmelungen: ÄtS'T'IDO (Sir. Sin.) = KtD'T»'TDT
(Hier.), also Abstossung des wurzelhaften *<», ausserdem 0 oder
T fiir TÖ, D für p und t3 für n! Der Beiname *IöxaQioiTf]g, welcher
doch sicher in Jüngerkreisen entstanden war zur Unterscheidung
dieses Judas von dem ^fovöag ^laxcoßov, bezeugt wieder das
Hebräische als Umgangssprache in diesen Kreisen — , ein Um-
stand, welcher gerade bezüglich des ^löxaQioirfjg bisher nicht ge-
nügend beachtet worden zu sein scheint. — Ein merkwürdiger
Umstand ist es, dass die syrisch-aramäische Namensform
scarioth auch in die altlateinischen Evangelientexte eingedrungen
ist. Aber diese Erscheinung erklärt sich einfach daraus, dass,
wie der Cod. D zeigt, in dem griechischen Archetypus der ganzen
Textfamilie die Form oxagicid^ (Mc. 3, 19; Lc. 6, 16; Joh. 6, 71)
oder oxagicoTtig (Mt. 10, 4; 26, 24; Mc. 14, 10. 43) vorherrschend
gewesen ist. Nur einmal (Lc. 22, 3) findet sich in Cod. D die
Schreibweise loxagidd', welche dem Hebräischen nachgebildet
ist. Wenn derselbe Codex aber zweimal auch die griechische
Übersetzung: 0 axb xagvoorov giebt (Joh. 12, 4; 13, 26), so
kennzeichnet sich der Verfasser jenes Archetypus als einen drei-
sprachigen Manu. Und dies passt vorzüglich auf Aristo von
Pella (vgl. Heft II, 453 ff), welcher in Pella unter aramäisch-
Texte und Untersuchnugen zu Act. 1, 13. g29
syrisch Redenden lebte, als judenchristlicher Presbyter vonPella-
Jerusalem sicherlich des Hebräischen kundig war und als
Schriftsteller in griechischer Sprache aufgetreten ist.
AlaO-O^ecloq == Naß-ava/jX,
In Betreff der Persönlichkeit dieses Apostels sind zuvörderst
einige irrthümlichepatristische Vorstellungen abzulehnen. Sicherlich
irrt Clemens AI., wenn er Strom. IV, 9, 73 p. 595 in einer Reihe
Maxd^aloQy ^IXijtnoqj ßco/iag, Aavig als Apostel namhaft macht
und mithin von einer Identität zwischen Aevcg und Matß^atoq
Nichts wissen will. Denn diese Identität ist durch die synop-
tischen Parallelen Lc. 5, 27. 29 = Mc. 2, 14 = Mt. 9, 9 zweifellos
gewährleistet. Ebenso beruht die Identifikation zwischen '/a-
xcoßov xov xov ^AXg>aiov (Cod. D zu Mc. 2, 14 und Ephraem
p. 58 ed. Mösinger, vgl. oben S. 51. 52) und Aevelg auf einem
Irrthum, hervorgerufen jedenfalls durch den Umstand, dass die
Väter beider Apostel den gleichen Namen Alphäus trugen. End-
lich auch die Vermuthuug, dass die Namen Asßßalog = *^^b und
Asvt = '^ib ursprünglich zusammengehören, hat keinen Halt.
Diese beiden Namen haben Nichts mit einander zu thun. Vgl.
Dalmann S. 142. Dagegen ergiebt sich die Identität zwischen
dem synoptischen Aevel Maßd-alog und dem johauneischen Na-
d-arctfjX aus folgenden Gründen^): Erstlich spricht dafür die
gleiche Bedeutung der Namen. Denn wenn auch die Etymologie
von Ma&d^aloq (palmyrenisch fc^nti = Mad^d-aq, vgL Dalman
S. 142) zweifelhaft bleibt, so wird doch durch die althebräischen
Namen WPiFitt = LXX: Mazüadiag (1. Chrou. 15, 18. 21) und
n^nPtt = LXX; MazßaHaq, auch Maz^avlag (1. Chron. 9, 31;
Esr. 10, 43; Neb. 8, 4; 1. Macc. 2, 1) und MaxHaq (Act. 1, 23) die
Ableitung von "jnj ebenso nahe gelegt'-^), wie in dem Namen
1) Die Identität zwischen NaOavarf?, und MaBBaZog ist auch bereits
von Hilgenfeld, die Evangelien nach ihrer Entstehung und geschichtl.
Bedeutung, S. 244, Evang. und Briefe Joh., S. 271 behauptet worden. Ah
ich die oben erwähnte Untersuchung über das Aposielverzeichniss schrieb,
war mir es noch entgangen, dass ich mich in diesem Punkte mit Hilgen-
feld begegnete.
2) Andere (wie z. B. Brandt S. 537 und NöUleke in den Göttinger
Gel. Anzeigen 1884 8. 1023) leiten den Namen Matthaeus von •?»« (2. Reg.
14,25; Jon. 1,1}, mithin nicht von "jn:, sondern von ncM ab. Doch ist
diese Derivation sehr fraglich.
§30 Aussercanoniflche Paralleltexte zu Lc.
fiSTzn = LXX: Nad^apiag (Jerem. 36, 14) und Nad^ava?jX (Judith
8, i), welche, zumal da im Aramäischen weder mST^ noch b« als
Gottesnamen gebraucht w urden, selbstverständlich rein hebräischen
Ursprungs sind. Zweitens geht aus dem Gesammt-Tenor des
Johanneischen Evangeliums ganz deutlich hervor, dass I>]athanael
einer von den Zwölfen gewesen ist, und zwar von denjenigen,
die zuerst von Jesu gesammelt wurden (Joh, 1) und die zuletzt
noch seine OflFenbarungen empfingen. Vgl.Joh. 21,2fF. Drittens
legt auch das Petrusevangelium Zeugniss ab für die Identität
des Johanneischen NaO-avariX mit dem Asvsig = Mad-B^alog.
Vgl. Ev. P8.-Petr.: v. 60: iyw 6b I^ificov IHtQog xäl 'AvÖQiag
6 a6£X(p6q fiov XaßovTsq r/iiciv rä Uva djti^Xß-a/iep elc T//r
d^aXaaaaPy xal r]p övv ruiXv AsveXq 6 xov ^AXtpalov, op 6 xvQiog
. . . ^) Unter den Joh. 21, 2 genannten Jüngern: Si^icop BixQog
xal Goo^uäg 6 jisjofispog ^lövfiog xäl Na&aparjX 6 ajtb Kapo.
xTjg FaXiZalag xäl ol rov Zeßeöalov xäi aXXoc ix t(5p [iad^j-
rcop avTov ovo kann, soweit sie vom vierten Evangelisten ge-
nannt sind, nur Na^apafjX für eine Identificierung mit dem
AevBig 6 rov ^AXtpaiov des Petrusevangeliums in Betracht
kommen. Als weiterer Zeuge tritt viertens hinzu Papias in
der so vielfach ventilierten Stelle bei Eus. H. E. III, 39, 4, wo er
sichtlich die im johanneischen Evangelium redend eingeführten
Apostel namhaft macht. Vgl. xi ^ApÖQtag )] xl IlixQog aljttp ij
xl ^IXiJiJtog )] xi Ocofiag tj 'Idxcoßog ?} xi 'l(x>äppj]g i] Max&alog.
Wie Papias hier unter dem Ocofiäg den johanneischen 'lovdag
ovx o ^ loxaQicixTjg (Joh. 14, 22), welchen der Syr. Cur. als Vov-
äag 6 Oa}(iäg^ der Syr. Sin. sogar einfach als ßcofiag (vgl. oben
S. 824) bezeichnet, und unter dem ^läxwßog den johanneischen
Saifiag, den Zwillingsbruder des Judas (vgl. oben S. 825) ver-
steht, so nennt er auch an Stelle des Nad^apa?]X den Matthäus,
die Identität beider voraussetzend. Als weiterer Beweis für diese
Identität kommt fünftens das Yerhältniss zwischen dem johan-
neischen Bericht über die Berufung des Nathanael (Joh. 1,44—52)
und der synoptischen Relation über die Berufung des Matthäus
1) Wenn in der Didascalia (vgl. oben zu Lc. 24, Ib. 2. S. 761) dem
Levi eine Christophanie zugeschrieben wird, so zeigt sich auch hier eine
Berührung der Didascalia mit dem Petrusevangelium und ein Symptom
für die Identität des Levi mit dem johanneischen Nathanael.
Texte und Untersuchungen zu Act. 1, 13. 83 1
(Mt. 9, 9—13 = Mc. 2, 13—17 = Lc. 5, 27-32) in Betracht. Jo-
hannes giebt die psychologischen Vorgänge zu erkennen, die
vorausgegangen sein mussten, um später den wieder an seiner
Zollstätte sitzenden Nad^avatjX == Mad^d^alog zu bestimmen, auf
das blose Wort Jesu hin: axoXovd-H (loi — seinen Beruf für
immer zu verlassen und in Jesu dauernde Jüngerschaft einzu-
treten, i) Endlich sechstens die johanneische Charakter-
schilderung des Nathanael deckt sich vollständig mit dem Bilde
des Matthäus als des Autors, dem wir die Grundlage der syn-
optischen Evangelien und die älteste Überlieferung der Jesusreden
verdanken: eine selbstlose Hingabe an das Wort des Meisters,
dabei sicherlich eine tiefe Vertrautheit mit dem alttestamentlichen
Schrifbthum, also recht eigentlich, was Jesus von Nathanael Joh.
1, 48 gesagt hat: iöe aXrjO-cog ^lOQarjXiTrjq^ iv (o öoXoq ovtc sötip
— das war der einfache und oflFene Charakter des Matthäus-Na-
thanael. Und wenn man bedenkt, dass der Urevangelist die Be-
ziehungen Jesu zu der israelitischen Zöllnerwelt, die von den
echten Juden den Heiden gleich geachtet wurde, mit besonderer
Vorliebe gezeichnet hat (vgl. Mt. 9, 9—13 = Lc. 5, 27—32 = Mc.
2, 13—17; Lc. 7, 29 = Mt. 21, 31. 32; Lc. 7, 34 = Mt. 11, 19; Lc.
15, 1. 2; 18, 10. 11; 19, 1 — 10), so gewinnt die Bezeichnung:
aXtid-mg 'löQarjXlrrjg gegenüber der jüdischen Verachtung der re-
XSvai xal iß-vixol, sowie der Zusatz: iv g) öoXog ovx earip
gegenüber der bei den Zöllnern häufigen Neigung zu betrügerischer
Bereicherung eine besonders deutliche Pointe, und wenn man
ferner auf Grund der Identification Nad'avarjX = Mad^d-alog aus
der Johanneischen Darstellung constatieren kann, dass der Zöllner
Mad-d^aXog bereits unter denjenigen Zöllnern gewesen ist, welche
nach Lc. 3, 12 dem Täufer Johannes sich angeschlossen hatten,
so wird es auch klar, wie gerade er seine evangelische Darstellung
mit Johannes dem Täufer und dessen Wirksamkeit beginnen
musste. Nimmt man dazu die Schreibfertigkeit, die ihm als Zoll-
beamten eigen sein musste, so möchte man versucht sein, in dem
1) Es ist ganz derselbe Fall bei der Berufang der beiden Brüderpaare,
der Zebedäus- und der Jonas-Söhne (Joh. 1, 35—43 vgl. mit Mc. 1, 16—20
a= Mt. 4, 18. 22), nur dass bei der Berufung des Matthäus-Nathanael durch
Vermeidung des Namens Matthäus in der johanneischen Relation der Sach-
verhalt verschleiert ist.
g32 Aussercanonische Paralleltexte zu Lc.
Texte Epbraems zu Job. 1, 48: ecce verus scriba Israelita, in
quo dolus non est (bei Mösinger p. 50) nicbt einen blosen Irr-
tbum zu seben. Jedenfalls war dieser ,,Scbreiber^ unter den
Aposteln eine aufricbtige Natbanaelsseele, eine wahre Gottesgabe,
ein recbter Osodoroc;. Seine Demutb bekundete er, indem er
als 6 iJiax^öTog t(5v ajioCxoXmv in dem Verzeiebnisse der
Apostel sieb die letzte Stelle anwies und unter denen, die
Jesus erwäblt batte, sieb als den letzten nannte: xdi ifih xov
Maxi^alov.
§2.
Die Composition des LueaseTangeliums.
(Fortsetzung zu S. 4.)
Lucas ist der eigentliche Historiograph des Neuen Testa-
ments. Diese Thatsache wird von der theologischen Forschung
immer besser und immer bestimmter anerkannt. Ihm verdanken
wir die Acta Apostolorum und dadurch die Eenntniss über die
ältesten Vorgänge der apostolischen Zeit Und ein um so
stärkerer Reiz der historischen Forschung geht von den luca-
nischen Actis Apostolorum aus, mit je grösserer Nichtberück-
sichtigung der apostolischen Briefliteratur diese Apostelge-
schichte geschrieben ist, welche trotz dieser Nichtberücksich-
tigung der paulinischen und der übrigen apostolischen Briefe
der unentbehrliche und unerschöpfliche Commentar bleibt für
das Verständniss der von den Aposteln ausgeübten schriftstelle-
rischen Thätigkeit. Ohne die lucanische Apostelgeschichte würde
die epistolische Literatur des Neuen Testaments einem mit sieben
Siegeln festverschlossenen Buche gleichen.
Aber wir verdanken dem Lucas in erster Linie noch eine
andere unaussprechlich werth volle Hinterlassenschaft, nämlich
eine Geschichte des Lebens und Wirkens Jesu, ein Evan-
gelium, welches über die beiden anderen synoptischen
Evangelien durch seine geschichtliche Objektivität
sich hoch emporhebt und im Verein mit dem johanneischen
Evangelium das Verständniss für die historische Pragmatik des
Lebens Jesu erst möglich macht Unter den drei Synoptikern
ist es Lucas allein gewesen, der die ihm zur Verfügung stehen-
den Quellenschriften so behandelt hat, dass eine Scheidung und
Wiederauffindung der Quellen nicht blos für sein eigenes Evan-
Texte u. Untersuchungen X, 8. 53
g34 Aussercanonische Paralleltezte zu Lc.
gelium, sondern auch für die Schriften seiner beiden synoptischen
Vorgänger möglich geworden ist.
In dem altkirchlichen Inspirationsbegriffe bildete bekannt-
lich der „impetus ad scribendum'^ das erste Moment, dessen
Bedeutung häufig übersehen worden ist. Aber gerade dieser
«»impetus ad scribendum*' constituiert neben dem unverfälschten
Sinn für objektive Wahrheit bei historischen Schriftstellern
das Hauptmoment ihrer inneren Berufung. Kraft dieses „impetus
ad scribendum^ steht der historische Schriftsteller unter gott-
licher Providenzi ohne es zu wissen, und wird dadurch, dass er
diesem «impetus*^ nachgiebt, der Retter wichtiger Quellen, der
Vermittler zwischen historischer Vergangenheit und der kommen-
den Nachwelt, der bleibende Träger der geschichtlichen Wahr-
heit. In den beiden Prologen des Lucas (Lc. 1, 1 — 4; Act. 1, 1 — 3)
drückt sich dieser „impetus ad scribendum'' besonders kräftig
aus. Und für jeden Sehenden heben sich in den lucanischen
Schriften diese Partien, in denen Lucas selber spricht, auf das
Deutlichste ab von den übrigen Haupttheilen seiner Werke, in
denen er die Quellen sprechen lässt.
Es sind namentlich drei hervorragende Quellenschriften,
welche dem dritten Evangelisten bei Herstellung seines Evan-
geliums den Stoff geliefert haben:
1, die ^W*; nnbin, ßlßXog yeviCBooq %]öov (Mt 1, 1), eine
in hebräischer Sprache verfasst gewesene Kindheitsge-
schichte Jesu, die Quellenschrift für Mt. 1. 2. Lc. 1. 2 (vgl.
oben auf S. 812 Anm. 1, wo im Voraus auf Hefb V: „das
Kindheitsevangelium** hingewiesen ist);
2, die ?!itj;; "^^^"^j ol 2,6yoi = ra Zoyia ^fTjOov, historia
Jesu (vgl. oben S. 811 f.), eine ebenfalls in hebräischer
Sprache verfasst gewesene Geschiebte des Wirkens und
der Reden Jesu, die Hauptquellenschrift der gesammten
neutestamentlichen Literatur, die Grundschrift der drei
synoptischen Bearbeitungen, verfasst von dem ürapost^l
Matthäus, dem johanneischen Nathanael (vgl. S. 829), den
Zeitraum von dem Auftreten Johannis des Täufers (Lc. 3, l
= Mt. 3, 1 = Mc. 1, 1) bis zur avaXrmnq Jesu (Act. 1, 4 — 11)
umfassend und mit einem Verzeichniss der Apostel (Act.
1, 13) schliessend (vgl. Agrapha S. 40 ff.; Heft I, 64 ff.;
oben S. 816 ff.);
§ 2. Die Composition des LucaseTangeliams. 335
3, das — originaliter griechisch geschriebene — Bvayyi-
Xiov xara Magxov, eine unter Einflechtung petri-
nischer Erinnerungen vollzogene eklektische Bearbeitung
der ?')«> •'"lOT (vgl. Heft II, 12—20, Agrapha S. 28), und
zwar ohne den später hinzugefügten Marcus -Schluss
(vgl Heft II, 449—456), mithin bis Mc. 16, 8 == Lc. 24, 8
reichend.
In subsidiärer Weise kommen zu diesen Hauptquell^nschrif*
ten noch hinzu:
4, einige seitab gelegene Überlieferungsstoffe, zu denen
beispielsweise mit Bestimmtheit Lc. 5, 1 — 11; 13, 10 — 17,
mit einiger Wahrscheinlichkeit Lc.23,6 — 12, sowie manche
einzelne Züge, besonders in der Leidensgeschichte des
Lucas, zu rechnen sein dürften;
5, das ursprünglich für Judeuchristen geschriebene, später
canonisch gewordene, originaliter in griechischer Sprache
verfasste svayyiXiov xara Maxd'aZov (vgl Heft II,
20 — 28), welches zwar dem Lucas nicht als eigentliche
Stoffquelle gedient hat, aber von ihm bei der Auswahl
seiner Quellenstoffe fortgehend berücksichtigt worden zu
sein scheint.
Was nämlich die Behandlung seiner Quellen anlangt,
welche Lucas bei Abfassung seines Evangeliums angewendet hat,
so ist dieselbe ziemlich durchsichtig und einfach, und kann man
dabei folgende redaktionelle Gepflogenheiten des dritten Evan-
gelisten constatieren:
a, eine mehr äusserliche und daher lockere Aneinander-
reihung der Erzählungsstoffe,
b, eine vorzugsweise Benutzung der Hauptquelle, der
ip(tt*l *'")?'^, besonders bezüglich der Reden Jesu,
c, ein gleichzeitiges Beeinflusstsein von der Marcus-
quelle, besonders hinsichtlich der Erzählungsstoffe,
d, das Gesetz der Sparsamkeit sowohl in der Auswahl
der Quellenstoffe als auch in der redaktionellen Behand-
lung der Quellen texte,
e, die deutlich erkennbare Absicht, solche Stoffe, welche
die beiden synoptischen Vorgänger weggelassen hatten,
gewissennassen wie in einer Nachlese nachträglich dar-
zubieten.
53»
g36 Aussercanonische Faralleltezte zu Lc.
Bezüglich dieser schnffcstellerischen Gepflogenheiten des Lucas
seien im Einzelnen noch eiixige Worte gestattet.
Von einer pragmatischen Kunst, von einer Umschmelzung
der Quellenstoffe zu einer höheren Einheit, ist bei Lucas keine
Spur zu entdecken. In dieser Hinsicht steht Lucas tief unter dem
ersten Evangelisten, welcher als ein selbststandiger Baumeister
seinem Schriftwerk eine architektonische Vollendung gegeben,
die bei Lc. gänzlich zu vermissen ist Aber gerade diese kunst-
lose Reproduktion der Quellen, diese absichtslose lockere
Aneinanderreihung der Erzählungsstoffe, verleiht dem lucanischen
Evangelium für die Quellenforschung seinen ganz besonderen
Werth und seine einzigartige Bedeutung.
Diese Bedeutung der lucanischen Historiographie wird noch
erhöht dadurch, dass er den Alles überragenden Werth der
vorcanonischen Hauptquelle der Jltf*^ '*■)?''?. wohl erkannt,
diese Fundgrube der ältesten evangelischen Überlieferung vor-
zugsweise benützt und von dem Einfiuss des Marcus besser als
der erste Evangelist sich emancipiert hat.
Dass er aber gleichwohl da, wo beide Quellen, die Logia-
quelle und die Marcusquelle, ihm flössen, nicht blos von der
ersten, sondern auch von der zweiten sich stark genug hat be-
einflussen lassen, kann man am besten aus den Untersuchungen
ersehen, deren Ergebnisse B. Weiss in seinem «Marcusevan-
gelium'' niedergelegt hat Dabei dürfte an manchen Stellen,
namentlich in den letzten Partien der evangelischen Darstellung,
wo Weiss den Einfluss der Logiaquelle nicht erkannt hat, La
stärker von Me. als von den T^ID^ '^^'^ abhängig gewesen und
ebendadurch der — von Weiss nicht erkannte — Umstand ver-
deckt worden sein, dass in letzter Instanz auch diesen Partien
der evangelischen Geschichte die vorcanonische Hauptqnelle zu
ßrunde lag.
Das lucanische„Qesetz der Sparsamkeit'* hat zuerst Storr
erkannt, dem wir auch die in der Geschichte der Evangelien-
forschung so bahnbrechende Erkenntniss verdanken, dass Lucas
den Marcus vor Augen gehabt, und dessen Evangelium benutzt
hat. Es lohnt sich heute noch, bei Storr (Über den Zweck der
evangelischen Geschichte, Tübingen 17S6, S. 274—278) dasjenige
nachzulesen, was jener ehrwürdige Stifter der älteren Tübinger
Schule über diesen Punkt geäussert hat. „Vornehmlich aber"
§ 2. Die CompoBition des LucaseTangeliums. g37
— so schreibt Storr S. 275 — „scheint er (Lc) sich zum Ge-
setz gemacht zu haben, unter zwo ähnlichen Begebenheiten, die
er, um des Raums willen, nicht beide zumal erzählen konnte,
immer diejenige wegzulassen, welche man auch bey Marcus
lesen konnte, und dafttr die andere nachzutragen'^. Aus dem-
selben „Gesetz der Sparsamkeit ** leitet Storr die grosse Aus-
lassung ab, welche bei Lucas dadurch entstanden ist, dass der
ganze Abschnitt Mc. 6, 45 — 8, 26 in der lucanischen Relation
keine Aufnahme gefunden hat. Diese grosse Auslassung, bezw.
Kürzung der Marcusquelle bei Lc. hat schon viel Kopfzerbrechens
verursacht. Aber die von P. Ewald (Problem S. 178 ff.) ver-
tretene Annahme, dass der grösste Theil des von Lc. weggelasse-
nen Abschnittes, namentlich Mc. 7,24—8, 27^ eine in das Marcus-
evangelium eingeschobene Interpolation sei, dass La vielleicht
die ursprüngliche und zugleich auch schon interpolierte Marcus-
Schrift in den Händen gehabt habe und in der Lage gewesen
sei, die Interpolation als solche zu erkennen, scheitert an der
Thatsache, dass der erste Evangelist, der doch vor Lucas schrieb,
in dem von ihm benutzten Exemplar des Marcusevangelium diese
angebliche Interpolation bereits vorgefunden und — mit Aus-
nahme des kleinen Abschnittes Mc. 8, 22—26 — dem gesammten
Tenor nach in seine Evangeliensfflirifi; aufgenommen hat. Die
andere (von H. Ewald, Reuss u. A. vertretene) Ansicht aber,
dass Lc. ein an dieser Stelle defektes Exemplar benutzt habe,
in welchem der von Lc weggelassene Abschnitt nicht vorhanden
gewesen sei, gentigt zur Erklärung des Sachverhaltes in keiner
Weise, da ja mehrere der weggelassenen Perikopen in letzter In-
stanz aus der Logiaquelle stammen — so z. B. Mc. 7, 6—23 =
Mt. 15, 3-20 (vgl. darüber Heft II, 164 ff.), ferner Mc. 7, 24—30 =
Mt. 15, 21 — 28 (vgl. B. Weiss, Marcusevangelium S. 254 ff., dazu
Heft 11, 178 ff.), Lc. mithin in der Lage gewesen wäre, den in seinem
Exemplar des Marcusevangeliums angeblich vorhanden gewesenen
Defekt aus der Hauptquelle theilweise zu ersetzen« Es .wird also
wohl mit der von Storr gegebenen Erklärung sein Bewenden haben,
dass, von demselben »Gesetz der Sparsamkeit" beeinflusst, , Lucas
nicht nur die zweite wundervolle Sättigung (Mc. 8, 1 ff.) nebst den
damit zusammenhangenden (v. 10. 20) Begebenheiten auslasset,
sondern auch alle, zwischen den beiden ähnlichen Speisungen vor-
gefallenen, Geschichten (6, 45 — 7, 37) übergeht, und sogleich zu
g38 Aussercanonische Paralleltexte zu Lc.
der wichtigen Erzählung Mc. 8, 27 ff., 9, 1 ff., forteilt (Lc. 9, 18 ff.)',
und dies um so mehr, als „die zwischen inne liegenden Erzählungen
um so leichter überschlagen werden konnten, weil Lucas ander*
wärts ähnliche Vorfölle zu berichten hatte*.
Das von Storr entdeckte „Gesetz der Sparsamkeit*^ erstreckt
sich aber bei Lc. nicht blos auf die Auswahl der Perikopen,
sondern auch — was der Entdecker noch nicht wahrgenommen
hatte — auf die Reproduktion der Quellentexte im Einzelnen.
Immer wird man bei Lc. der Neigung und der Gepflogenheit
begegnen, die in seinen Quellenschriften ihm vorliegenden Texte
in einer gekürzten Gestalt wiederzugeben. Bezüglich der aus
dem Marcusevangelium stammenden Texte vgl. man B. Weiss,
das Marcusevangelium. Desselben Forschers Matthäusevangelium
giebt zahlreiche Belege daAir, das die Logia-Texte der Haupt-
quelle im ersten Evangelium vollständiger, im dritten Evangelium
dagegen mit häufigen Kürzungen wiedergegeben sind. Auch die
Untersuchungen, welche in dem gegenwärtigen dritten Hefte
angestellt sind, zeigen in den ,. Aussercanonischen Textgestalten'^
sehr häufig ein Plus gegenüber der canonisch-lucanischen Fas-
sung. Diese aussercanonischen Mehrbestandtheile sind in sehr
vielen Fällen als werthvolle Reste der vorcanonischen Quelle zu
recognoscieren. So ergiebt sfbh von den verschiedensten Seiten
her für das canonische Lucasevangelium eine grosse Summe von
redaktionellen Textkürzungen, welche auf Rechnung des von Lc.
befolgten , Gesetzes der Sparsamkeit "* zu setzen sind.
Zur genaueren Einsicht in die Art und Weise, wie von Lc.
dieses sein redaktionelles Gesetz gehandhabt worden ist, folgt
ein Yerzeichniss der interessantesten Textkürzungen^
welche der dritte Evangelist vorgenommen hat.
A. Terse nnd grössere Verstheile.
Vgl. Seite
Lc. 6, 35 Vgl. Mt. 5, 45^: on xov riXiov avxov avaxiX-
Xbi xtL 90
8, 21 Mt. 12, 48 = Mc. 3, 33: riq löxiv tj fujrriQ
fiov xrX, 133
10, 3 Mt. 10, 16^: yiveod^e ovv ^Qovcfioi dg ol
6g>eig xrX. 179
15 Mt. 11,23^: ort ei iv Soöofioig eyivovzo xtX. 186
§ 2. Die Composition des Lucasevangelinins. $39
Vgl. Seite
Lc 10,24 Mt. 11. 28—30: ösvre jtQog fis jtdvreg xrX, 207
27 Mt. 22, 40: iv ra-vraig ratg övoip ivro-
Xalg xrL .213
11, 2 Mt 6, 7: orap jtQoCevxTjO&e , fifj ßarroXo-
. yBlTB xtjL 227
Mt. 6, 10^: yavfjd"^Ta} ro d^iXti(ia cov xtX. 235
Mt. 6, 13^: äXXa gvoai i^fiäg djto rov Jto-
VTjQOV. 241
Mt. 12, 40: äöJtSQ yoLQ ijv ^I<ovaq h t^ xoi-
A/9 xtX. 263
Mt. 23, 32: xal vfialg ütXrjQcaaaxe xo fii-
TQOv xxL 284
Mt. 7, 13^: oxi jtXaxBla rj jtvXtj xxX, 369
Clem. Rom. II.: bI xb fiixQov ovx ixfjQfj"
oaxB xxX. 432
Hom. Giern.: xa dyaß-a iX&alv öbIj fiaxa-
Qiog XX X. 456
Syr. Cur.: oval i^gitv xl ytyovBv; xxX. 744
B. Kleinere Satzthelle und einzelne WOrter.
Lc 3, 10: iva C(o^cifiBv — 10
12: iva ömd-cifiBP — 11
14: iva 0€o9-m(iBV — 12
15: kmyvovq xa vorffiaxa avrcov — 13
4, 4: aXX^ im navxl Qijfiaxi ixjtoQBVofievq} 6ia axo-
fiaxog d'Bov — 29
6, 21: xal öiyxSvxsg — 64
36: xal olxxlQ/ioveg — 91
40: ovös öovXog vjibq xov xvqcov avxov — 100
7, 17: ütoQBvd-ivxBg BiJtaxB avxm — 108
10, 16: xal 6 ifzov dxovwv dxovBt xov äjtooxelXavxog
fiB - ^ 189
23: xal xä coxa vfiwv oxi dxovovcip 206
11, 1: ad patrem 224
2^: i^ftciv 6 iv xolg ovgapotg — 228
7: ovvapajtavofiBva — 244
25: oxoXa^oPxa {= xbpop) — 259
2d
40
30
49
13,
24
16,
10
17,
1
23,
48
g40 Aussercanonische Paralleltexte zu Lc.
Vgl. Seite
Lc. 11, 51: rov ötxalov — 28S
12, 4: dehinc conversus ad discipulos — 299
10: ovT€ iv Tovxm ttp alAvt ovre iv rm (iiXXovxi — 314
11: alq cwiÖQta — 580
38: xav rf] jrQcixn g>vXccx^ — 337
41: quod autem uni ex vobis dico, Omnibus dico — 339
5S: lOd-i evvoäv (= g>lXoc avrov) — 35S
13, 8: x6g)ivov sc. xo^rglcov — 363
14 27: xccü-" rjfiiQav xalQoiv — 409
15, 5: xal q>iQBi kxi r^v Jtolfivfjv — 417
21: xoltjOov IIB (og ?ra rmv fiioMmv öov — 424
29: Ig alyciv — 429
30: xal avXrjtQiöcov — 430
16, 16: ixQog>i]T£vaav (= jtQosxTjQvSai*) — 438
17: aut a prophetis 443
19: eljrs de xal tregav naQaßoX7)v — 445
23: avajtavofiBvov — 448
17, 1: conversus ibidem ad discipulos — 457
18, 2: dixit dominus parabolam hanc — 480
5: ajtBXd'tiv (= apaoxaq) — 481
7: rj öoxBtxB oxi ov Jtoii^öu; — 483
19, 22: xal 6xvi]qb (= xal axiaxB) — 524
37: xciv jtaldoiv xQaC^ovxcov — 533
20, 34: yBvvciOi xal yBVvcavxai — 557
22, 27a : ovx <oq 6 avaxBi(iBvoq dXX* — 663
27^: xal dovg knavxov avxlXvxQov vjiIq jravxor — 666
28: ijv^fjd-TjXB iv xii öiaxovla fiov cic 6 öiaxovdiv — 669
29: xaivrjv (sc. 6ia0^rjxi]v) — 669
30 : xcu ovfdßaCiXtvöBXB (lex^ ifiov iv xfj ßaOiXsla fiov — 672
31: sljtB ÖB 6 xvQtoq — 6S0
32: xov jraxQog fiov — 679
23, 2: xaxaXvövxa xov vofiov xal xovg XQog)ijxac —
xal dxooxQBipovxa xdg yvvalxag xal xd xixva — 702
42: cxQaq)B\g Jtgbg xov xvgiov — 734
43: ß^agOBi — xov jtaxQog fiov{?) — 736
24, 14: 2:ifia)v xal KXBoxag — 770
15: JSlfioDvog xal KXBOJia — 771
30: TW UlfKDVi xal xqi KXBoxa — 776
§ 2. Die Composition des Lucasevangeliums. S4i
Vgl. Seite
32: o JSificov xal 6 KXeoxag — 776
33: Xvxovfispot — 779
43: xai Xaßcov rä ijiUoiJta aöooxev avrotg — 788
Das lucanische „ Gesetz der Sparsamkeit^ in Bezug auf die
Reproduktion der einzelnen Texte ist durch vorstehende Beispiele
reichlich genug illustriert und zweifellos constatiert.
Dabei ist es besonders beachtenswerth, das Lc. nicht selten
gerade am Schlüsse einzelner Perikopen oder einzelner Herren-
sprQche Textkürzungen hat eintreten lassen. Man fasse folgende
Beispiele ins Auge. In der Versuchungsgeschichte fehlen Lc.
4, 13 die Schlussworte Mt. 4, 11*> = Mc. 1, 13^: xal löov ayyeXoi
XQOofjX&op xcu öirpcovovv avrS. In dem Herrenspruch Lc. 9^ 25
vermisst man den wichtigen, sicher quellenmässigen Schlusssatz
Mt. 16, 26^ = Mc. 8, 37 : rj rl öoicsi av^Qtojtog avtakkayfia rijg
tpvxfjg avTov; Ebenso hat der dritte Evangelist in dem Logion
Lc. 9, 27 die Schlussworte Mc 9, 1: iXtjXv&vlav iv övvafiec =
Syr. Cur. iQxoiiivrjv iv ö6§y = tJ^l nM (vgl oben S. 156 ff.) in
Wegfall kommen lassen. Qleichermassen ist die zu der Perikope
Lc. 9, 51—55* gehörige Schlussgnome Lc. 9, 55b. 56 lediglich
aus den aussercanonischen Paralleltexten wieder zu ergänzen.
YgL oben S. 169 ff. Die Weglassung der dritten Bitte wie
namentlich der Schlussbitte im Herrengebete Lc. 11, 4^ erklärt
sich nur aus der schriftstellerischen Gepflogenheit des Lc., seine
Quellentexte gerade am Schlüsse — gewissermassen mit einem
et caetera = xal rä l^^g — zu kürzen. Auf dieselbe redaktionelle
Gewohnheit ist höchst wahrscheinlich der Umstand zurück-
zuführen, dass bei den drei in Lc. 15 mitgetheilten innerlich
cohaerenten Gleichnissen die Schlussgnome der dritten Parabel
fehlt. VgL oben S. 418 ff.; 431. Bei der Perikope Lc. 16, 19—31
ist sowohl am Anfang (vgl. oben S. 445) als am Schlüsse durch
Weglassung der Gleichnissdeutung (vgl. S. 453) der parabolische
Charakter der Rede verwischt. Besonders in die Augen springend
ist es, dass Lc. in seiner sonst mit Paulus parallel gehenden Be-
cension des Herrenmahles Lc. 22, 20^ die aus 1. Cor. 11, 25^ er-
sichtlichen Schlussworte: tovro jtoislTB, ooaxig ap Mpijts, elg
xfjp k(irjp aväfiPtjOip — seinerseits hat fallen lassen. In der Gnome
Lc. 22, 22^ fehlen die nach Mt. 26, 24»» = Mc. 14, 21»> dazu ge-
hörigen Schlussworte: xaXop 7jv avT% el ovx iysppijO-?]. Kurz,
g42 Aassercanonische Paralleltezte zu Lc.
die Neigung des Lc, gerade am Schlüsse der Perikopen oder
Herrensprüche Kürzungen vorzunehmen, ist unverkennbar. Und
das lucanische „Gesetz der Sparsamkeit*', welches nicht blos in
der Auswahl der Stoffe, sondern auch in der Reproduktion der
einzelnen • Texte sich als wirksam erweist, giebt Antwort auf
manche Fragen, die bei der Vergleichung der synoptischen Par-
alleltexte dem Forscher sich aufdrängen.
Mit diesem Gesetz der Sparsamkeit hängt es zusammen,
dass Lc, obwohl er stets besbrebt ist, den Gesammttenor der
evangelischen Geschichte als ein zusammenhängendes Ganzes
zur Darstellung zu bringen, doch zahlreiche Partien der Logia,
welche der erste Evangelist benutzt hat, nicht noch einmal repro-
duciert, oder, wenn er es thut, in einer solchen Weise, dass er
wichtige Nachlesen aus der Quelle einf>, ausserdem über-
haupt die von Mi nicht berücksichtigten Quellenstoffe seinerseits
möglichst ergänzt. Diese Nachlesen im Lucasevangelium sind
namentlich und hauptsächlich folgende: Lc 3, 10 — 15; 4, 14 — 30
6, 24—26. 33. 34. 38*; 7, 11—17. 29. 30. 36-50; 8, 1—3; 9, 31
32. 51—55. 61. 62; 10, 8. 17—20. 28—37. 38-42; 11, 1. 5—8
12. 27. 28. 45. 53. 54; 12, 1* 13. 14. 15—21. 32. 35. 47. 48. 49
50; 13, 1-9. 25. 27*. 31—33; 14, 7—15. 28—33; 15, 1. 2. 8—32
16, 1—12. 14.15.19—31; 17,5.7—10. 11—19. 20—22. 27—30. 32
18, 1—14; 19, 1—10.41— 44; 21, 22. 23^ 24. 26. 28. 34—36; 22, 15
16. 17. 27. 29. 30. 31. 32. 35—38. 53^; 23, 1—5; 6—12. 15. 27—31
39-43; 24, 13—35. 36—43. 50—53. Act. 1, 3^-11. Im Einzelnen
sei beispielsweise aufmerksam gemacht auf die Nachlese zu dem
von Mt. reproducierten, ebendeshalb von Lc. weggelassenen,
Gleichnisse von den zehn Jungfrauen, wie das Nähere oben
S. 273 f. dargelegt ist. Ebenso ist fQr das Verständniss der mit
der Abendmahlseinsetzung zusammenhängenden Vorgänge die
von Lc. gebotene Nachlese Lc 22, 15. 16 uns von grSsster
Wichtigkeit geworden. VgLS. 620ff. Auch Bey schlag (Leben
Jesu I, 95) gebraucht den Ausdruck „Nachlese" für gewisse
Partien der lucanischen Darstellung. Und so gehört diese Er^
kenntniss, dass Lc bei der Auswahl seiner Erzählungsstoffe nicht
nur den zweiten Evangelisten benutzt, sondern auch den ersten
Evangelisten stets berücksichtigt und ergänzt, zu dem noth-
wendigen Verständniss für die redaktionellen Gepflogenheiten
des Lucas.
§ 2. Die Composition des Lacasevangeliams. g43
Wenn man nun mit Rücksicht auf die soeben skizzierte
Quellenbehandlung nach der Pragmatik des Lucasevangeliums
genauere Nachfrage hält, so ergiebt sich bei dem Programm
des Lucas: xad'sg^g ygatpai (ygl. Lc. 1, 3) und bei seinem Be-
streben, diesem Programm gemäss die ihm vorgelegenen Über-
lieferungsstoffe möglichst in der ursprünglichen Reihenfolge dar-
zubieten, dass von einer Pragmatik, welche der Verfasser ex
suis geschaffen hätte, bei Lucas nicht die Rede sein kann. Was
also in dem dritten Evangelium als historisch-pragmatisches
Element nns entgegentritt, das ist nicht die Pragmatik des Re-
daktors, sondern vielmehr die Pragmatik der von ihm vorzugs-
weise befolgten Hauptquelle. Um den Tenor dieser vorcanonischen
Hauptquelle mit Hilfe des lucanischen Evangeliums recht zu
würdigen, kommt es vor allen Dingen darauf an, das prag-
matische Verhältniss der von Lc. ineinander gearbeiteten Haupt-
quellenschriften, der Marcus- und der Logiaquelle, deutlich zu
erkennen.
Im Allgemeinen wird man voraussetzen dürfen, dass der
Tenor des Marcusevangeliums der Urrelation der yw*^ '^'^^'^ ent-
spreche. Freilich eine nicht geringe Zahl von Dmschaltungen,
welche Mc. mit den Quellenstoffen vorgenommen hat (zusammen-
gestellt Heft U, 15—19), hat allein schon genügt, um die ur-
sprüngliche ra^ig der Erzählungsstoffe zu alterieren und das
von Papias wiedergegebene Urtheil des Presbyters Johannes,
dass Marcus ov fiivroi ra^si geschrieben habe, zu rechtfertigen.
Dazu kommt aber weiterhin das eklektische Verfahren des
zweiten Evangelisten, durch welches grosse Textpartien der voi^
canonischen Logiaquelle in W^egfall gekommen und tiefein-
schneidende Lücken entstanden sind. Die beiden grossesten Aus-
lassungen, die man mit Hilfe des Lucas zu erkennen vermag,
finden sich zwischen Mc. 3, 19 und v. 20 einerseits sowie bei Mc.
10, 1^ andererseits. Es steht ausser Zweifel, dass in der Ur-
relation auf die Apostelwahl Mc. 3, 13—19 (= Lc. 6, 12—19) die
Bergpredigt La 6, 20 — 49 (= Mt. c. 5. 7) und damit im engsten
Zusammenhang die Perikope Lc. 7, 1—10 (= Mt. 8, 5 — 10), wahr-
scheinlich aber auch Alles das nachgefolgt ist, was Lc. 7, 11 — 50
zu lesen steht, von Mc. aber unterdrückt ist. Weit grösser ist
die Auslassung, die bei Mc. 10, 1^ stattgefunden hat. Hier hat
in der Urrelation der gesammte Erzählungsstoff seinen Stand-
g44 AussercanoBische Paralleltexie zu Lc.
ort gehabt, welchen wir — mit vielen Kürzungen — jetzt La
9, 51 — 18, 14 lesen. Diesen gesammten Erzählungsstoff mitsammt
den auch von Lc. noch weggelassenen Partien hat Mc. in die
compendiosen Worte zusanunenge&sst Mc. 10, 1^: xal ixeld'Bv
dvacrag iQxsrai elg rä OQia rijg *Iovialctg xal xigav tov *1oQ'
davov Es liegt auf der Hand, dass Mc. durch dieses Verfahren
einen ganz neuen pragmatischen Rahmen geschaffen und die ur-
sprüngliche ra^ig der Überlieferungsstoffe unkenntlich gemacht
hat. Während nun der erste Evangelist den von Mc. geschaffenen
pragmatischen Rahmen fast vollständig übernahm und namentlich
auch das Compendium Mc. 10, 1^ = Mt. 19, 1, noch dazu durch
Weglassung des xal verstümmelt und unverständlich geworden,
seiner Darstellung einverleibte, hat Lucas durch Lc. 6, 20 — 7, 46
einerseits und durch Lc. 9, 51 — 18, 14 andrerseits die ursprüngliche
ra^ig der Logiaquelle restituiert. Diese beiden lucanischen
Einschaltangen, die kleinere wie die s. g. grosse Einschaltung,
sind mithin nur Einschaltungen im Vergleich zur Mar-
cusquelle, dagegen im Vergleich zur Logiaquelle Resti-
tuierungen der Urrelation und des ursprünglichen Tenors,
den wir dem ersten Erzähler verdanken.
Man kann sagen: die beiden Einschaltungen lassen am
besten die Nähte zwischen den beiden von Lc. verar-
beiteten Hauptquellen erkennen, sie bieten eine be-
sonders werthvolle Wegweisung, um den Charakter
der vorcanonischen Logiaquelle zu durchschauen und
das von echt historischem Geiste getragene redaktio-
nelle Verfahren des Lucas sachgemäss zu beurtheilen.
Der historische Werth der lucanischen Historiographie ist
denn auch bereits in der ältesten Zeit der christlichen Kirche
anerkannt worden, und zwar ziemlich gleichzeitig von zwei prin-
zipiell entgegengesetzten Seiten, einerseits von dem Ultrapauliner
Marcion, andererseits von dem judenchristlichen Redaktor
des ältesten Evangeliencanons.
Marcion hat unter allen Evangelien, die in der Urkirche
umliefen, ausschliesslich das Lucasevangelium der Aufnahme in
seinen Schriftencanon gewürdigt. Und wenn er sich auch einiger
Textfalschungen, wie namentlich der oben S. 40 f. zu Lc. 4, 31
besprochenen, sowie einer nicht geringen Anzahl von gewalt-
samen Teztkürzungen schuldig gemacht hat: im Grossen und
§ 2. Die Compodtion des LncaseTangeliums. 345
Ganzen hat er die lucaniechen Texte auf Grund der besten Hand-
schriften festgestellt und uns manche werthyolle Lesart hinter-
lassen.
Sein Zeitgenosse aber, der judenchristliche Redaktor
des ältesten Evangeliencanons, welcher der Archetypus für
den Cod. Bezae, die ältesten syrischen £vangelien-Übersetzungen
und für die altlateinischen Evangelien-Codices geworden ist, hat
den beiden lucanischen Schriften, dem Eyangelium und der
Apostelgeschichte eine textliche Bearbeitung zu Theil werden
lassen, welche in der handschriftlichen Überlieferung einzigartig
dasteht.
Es ist mir ein erfreuliches Zusammentreffen, dass während
dieses dem Lucas eyangelium gewidmete UL Heft der Vollen-
dung seines Druckes entgegengeht, eine den lucanischen Actis
apostolorum zugewendete gründliche Untersuchung an das
Tageslicht getreten ist, in welcher die Textrecension der Acta nach
dem Codex Bezae zum ersten Male einer eingehenden Würdigung
unterzogen ist. Zwar ist in dem Werke des Professors der
Philologie Dr. Friedr. Blass: Acta apostolorum siye Lucae ad
Theophilum liber alter. Editio philologica, Göttingen 1895, die
ausefercanonische Textrecension der Acta nach dem Cod. D und
seinen Trabanten (yon Blass Recension ß genannt) nicht auf
den Autor, dem wir den Archetypus des Cod. Bezae und seiner
Trabanten verdanken, sondern vielmehr auf Lucas selbst zurück-
geführt, in der Weise, als ob Lucas zwei Recensionen, eine erste
entwurfartige und eine zweite als die f&r Theophilus bestimmt
gewesene Reinschrift, hinterlassen habe. Dabei scheint mir die
a limine geschehene Ablehnung der (wie im Lucasevangelium so
auch in den Actis unerlässlichen) Quellenforschung die Achilles-
ferse des gelehrten und itlr die Erforschung der biblischen Schrif-
ten begeisterten Verfassers zu sein. Immerhin aber ist durch
dieses gründliche und interessante Werk die gesammte theolo-
gische Welt von einem Nichtfachgenossen mit Nachdruck auf
den einzigartigen Werth der im Codex Bezae enthaltenen (für
die Erforschung der den Actis zu Grunde liegenden Quellen-
schriften m. E. gerade besonders wichtigen) Textrecension hin-
gewiesen worden. Da ich meinerseits dem Studium der Acta
auf Grund des Cod. D eine eingehende Untersuchung noch nicht
habe widmen können, so verzichte ich für jetzt auf ein entschei-
g46 Aussercanonische Paraileltexte zu Lc.
dendes Urtheil über diese von Blass so kräftig angeregte Seite
der Untersuchung. Was aber die aussercanonische Textrecension
des lucaniscben Evangeliums nach Codex Bezae und seinen
Trabanten anbetrifft, so glaube ich mit Bestimmtheit consta-
tieren zu dürfen, dass dieselbe von Lucas nicht herrühren
kann. Denn erstlich handelt es sich in vielen Lesarten des Cod. D
um Ubersetzungsvarianten, und zwar um solche Varianten, welche
von dem lucanischen Sprachgebrauch und vondemlucanisch-
paulinischen Übersetzungstypus abweichen und dagegen dem-
jenigen Typus der Übersetzung sich nähern, welchem der erste
Evangelist folgt. Zweitens weisen einige wichtige Varianten,
so namentlich die Himmelsstimme bei der Taufe Jesu (vgl oben
S. 21 ff.), wie nicht minder die eigenthümliche Abendmahlsrelation
(vgl. S. 634 ff.) mit Entschiedenheit auf einen judenchristlichen
Urheber der Recension in Cod. D hin. Kann das an sich Lucas un-
möglich sein, so ist es noch unmöglicher, dass Lucas in zwei Re-
censionen seines Evangeliums eine so starke Zwiespältigkeit
des dogmatischen Standpunktes zur Darstellung gebracht
haben sollte. Diese beiden Judicien weisen vielmehr mit Bestimmt-
heit auf jenen* judenchristlichen Autor hin, der das judenchristliche
BvayyiXiov xarä Maxd-atoVy diese mit der Urgestalt des tvay-
yiXiov xad^ ^Eßgalov^ identische Evangelienschrift (vgl. Heft II,
1 f.), allen anderen Evangelien voran an die Spitze seines Evan-
geliencanons zu stellen im Stande war. Tritt in dieser Anord-
nung der Evangelien sowie in einigen wichtigen Textänderungen
die judenchristUche Richtung jenes Autors hervor, so zeigt da-
gegen seine Behandlung des Lucasevangeliums mit den zahl-
reichen, in text- und quellenkritischer Hinsicht so wichtigen,
dabei tendenzlosen Mehrbestandtheilen, Übersetzungsvarianten
und anderen Änderungen, welch hohen historischen Werth jener
Autor dem lucanischen Evangelium beilegte, wie weit er davon
entfernt war, in demselben eine paulinische, seinem judenchrist-
lichen Standpunkt feindliche Tendenz zu wittern, und wie zweck-
mässig es ihm erschien, gerade die beiden historiographischen
Werke des Lucas aus den ihm zur Verfügung stehenden ausser-
canonischen Quellen ergänzend zu bearbeiten.
Die in der alten Kirche weitverbreitete (vgl. S. 1 — 4) und
von der jüngeren Tübinger Schule mit so blendendem Erfolge
wieder aufgenommene Ansicht von einem specifisch paulinischen
§ 2. Die Composition des Lacaseyangeliams. g47
Charakter, einer ausgeprägt paulinischen Tendenz des
Lucasevangeliums beruht auf einer Täuschung, die an sich freilich
verzeihlich genug ist, aber bei genauer Analyse des dritten
Eyangeliums als ein „inveteratus error*' sich erweist. Die Ent-
stehung dieses Irrthums erklärt sich historisch-genetisch aus drei
Momenten. Das grundlegende Moment war die Auswahl der
eTangelischen Überlieferungsstoffe durch die beiden
ersten Evangelisten, eine Auswahl, welche vorzugsweise von
judenchristlichen Gesichtspunkten geleitet war und Alles
beiseite liegen liess, was einem ausgeprägten Paulinismus zu
Statten kam. Das zweite Moment ergab sich daraus von selbst
bei dem Bestreben des Lucas, seiner Gesammtdarstellung zugleich
eine Nachlese der von seinen beiden Vorgängern un-
berücksichtigt gelassenen echten Evangelienstoffe ein-
zuverleiben. Es durfte nur noch als drittes Moment der Umstand
hinzukommen, dass Lucas die vorcanonische hebräische Hauptquelle
der Tit"^ ''ia'=T nach . demselben srriechischen Über-
Setzungstypus benutzte, welchem Paulus folgte, wenn
er auf dieselbe Quelle seine apostolischen Belehrungen stützte:
so mussten mit Nothwendigkeit zahlreiche sachliche und sprach-
liche Berührungen zwischen dem dritten Evangelisten und Paulus
entstehen, und so musste der Schimmer eines besonders pauli-
nischen Charakters über das Lucasevangelium sich ausbreiten.
Wie weit Lucas persönlich davon entfernt war, seinen Evange-
lienstoffen' eine der paulinischen Tendenz dienende Textgestalt
zu geben, das haben die vorausgegangenen Untersuchungen (man
vgl. namentlich S. 444. 543. 602. 668) an verschiedenen Stellen
gezeigt. In den äusserst seltenen Fällen, in denen Lc. ausnahms-
weise eine principiell eingreifende Textänderung sich gestattete
(wie Lc. 12, 33 vgl. S. 328 f., Lc. 16, 17 vgl. S. 442 ff.), tritt das
Gegentheil einer paulinischen Tendenz hervor. Diese
wenigen Ausnahmen aber sind nicht geeignet, das Urtheil zu er-
schüttern: Lucas ist der tendenzlose, ledigUeli und treulich
auf seine Quellen sicli stützende Historlograph des Neuen
Testaments.
Druck von August Pries In Leipzig.
AUSSERCANONISCHE PARALLELTEXTE
ZU DEN EVANGELIEN
VON
ALFBED BESCH
HL
TEXTE UND UNTERSUCHUNGEN
ZUR GESCHICHTE DER
ALTCHRISTLICHEN LITERATUR
HRRAU8GE0RBKN VON
OSCAB voH &EBIAEDT und ASOLP HAEMCK
ZEHNTER BAKD
AÜSSERCANONISCHE PARALLELTEXTE
zu DEN EVANGELIEN
GESAMMELT UND UNTERSUCHT
VON
ALFRED RESCH
LEIPZIG
J. C. HINRICHS'SCHE BUCHHANDLUNG
1897
AUSSERCANONISCHE
PARALLELTEXTE
zu DEN
EVANGELIEN
GESAMMELT UND UNTERSUCHT
VON
ALFRED RESCH
DfilTTER TflEIL
PABALLELTEXTE ZU JOHANNES
DAS EXNDHErrSEVANQELnJM
LEIPZIG
J. 0. HINRICHS'SCHE BUCHHANDLUNG
1896 1897
AUSSEECANONISCHE
PARALLELTEXTE
Zu DEN
EVANGELIEN
VIERTES HEFT
PAKALLELTEXTE ZU JOHANNES
GESAMMELT UND UNTERSUCHT
I
VON '
ALFRED RESCH
I
LEIPZIG
J. C. HINBICHS'SCHE BUCHHANDLUNG
1896
TEXTE UND UNTERSUCHUNGEN
ZUR GESCHICHTE DER ALTCHRISTLICHEN LITERATUR
HSRAÜBaBOEBBN TON
080AR V. 8EBHAR0T üHD ADOLF NARIAOK.
X. BAND HEFT 4.
Inhalts- Übersicht zn Heft 4.
Seite
Einleitung 1—48
§ 1. Die älteste Bezeugung des eva^yikiov xara *ia}dvvrjv 1 — 35
1. Die älteste eucharistiache Liturgie (80—90) . . . 2 — 4
2. Die Esra- Apokalypse (ca. 95} 4 — 5
3. Clemens Romanus (ca. 95) 5 — 6
4. Evodius (70—100) 6—7
5. Barnabas (96—125) 7—8
6. Papias (ca. 125) 8—9
7. Testamenta XII patriarcharum (90—130) .... 9—11
8. Ignatius (90—150) 11-12
9. Hermas (130—160) 13—16
10. The Rest of the Words of Baruch (136) .... 16
11. Aristides (ca. 140) . . 16—17
12. Der älteste Evangeliencanon (spätestens 140) . . 17
13. Justin (ca. 140) 17—22
14. Apelles (ca. 150) 22-23
15. Polycarp (t 155) 23
16. Tatian (150—170) 23
17. Das koptisch-gnostische Werk aus d. J. 160 . . 24
18. Heracleon (160—170) ^
19. Die pseudoclementinischen Homilien (160—170) . 24 — 26
20. Claudius ApolUnaris (161—180) 26
21. Melito (170) 26
22. Schreiben der gallischen Gemeinden (177) ... 26
23. Athenagoras (177) 27
24. Epistola ad Diognetum (ca. 180) 27
IV Inhalts -Übenicbt zu Heft 4.
Seite
25. Theophilns von Antiochien (ca. 180] 27— 28
26. Die ältesten Haeiesen 28— 31
a. Basilides 28
b. ValentinuB 2S— 29
c Naassener 29
d. Montanismus 29
e. Enkratiten 90
f. Doketen 30
g. Ebioniten 30— 31
h. Aloger 31
i. MaroioiiitiBmuft 31
27. Celsus (ca. 180) 31— 32
28. Das Moratorische ]«Vagment (150—210) .... 32— 33
29. Clemens Alezandrinns (f ca. 220) 33— 34
30. Irenaeus (seit 178) 34— 35
§ 2. Die Gomposition des evayyikiov xaxä ^liodvyriv . . 35— 48
Texte und Untenucbungen 49 — 202
Rückblick 203-222
Nachschrift (die Muttersprache Jesu) 223 — 224
Einleitung*
s 1.
Die älteste Bezeugung des evayyiXiov xaxa ^layavvrjp.
Wir besitzen im Grunde nur zwei Evangelien, das syn-
optische und das johanneische: das synoptische in drei Be-
arbeitungen einer verloren gegangenen hebräischen Grundschrift,
das johanneische dagegen in seiner Urgestalt.
Bei den patristischeu Evangeliencitaten synoptischen Cha-
rakters aus dem 2. Jahrhundert (vor Irenaeus und Clemens
AI.) bleibt — abgesehen von wenigen Ausnahmen — stets die
Frage offen, welchem der drei synoptisch-canonischen Evangelien
die Citate entnommen seien. Ja in nicht wenigen Fällen, wie
namentlich bei den ältesten patristischeu Schriftstellern, entsteht
die Frage, ob nicht noch aussercanonische Obersetzungen, bezw.
Bearbeitungen der synoptischen Grundschrift benützt seien.
Bejahenden Falls, wie solches z. B. bei den zahlreichen Evan-
geliencitaten der pseudoclementinischen Homilien mit Be-
stimmtheit angenommen werden muss, wird der eigenthümliche
Charakter jener verloren gegangenen synoptischen Uauptquelle
erst recht evident. Jedenfalls verliert aber dadurch die Unter-
suchung über die Zugehörigkeit der synoptischen Evangelien-
citate zu einem der drei ersten canonischen Evangelien an Wich-
tigkeit und Bedeutung.
Anders verhält es sich mit dem vierten Evangelium. Bei
allen patristischeu Evangelienparallelen johanneischen Charakters
kann als schriftliche Quelle lediglich das vierte Evangelium
in Betracht kommen. Höchstens kann es sich noch um die An-
nahme einer mündlichen Tradition handeln, die auf Johannes
Texte u. üntersachungen X, i. 1
2 Aassercanonische Paralleltexie zu Joh.
zurückzuführen wäre. Hier wird die Untersuchung einzusetzen
und namentlich auch die Frage bestimmter Lesarten ins
Auge zu fassen haben. Denn wenn in den johanneischen Evan-
gelienparallelen der ältesten Zeit bereits bestimmte Lesarten mit
Hilfe handschriftlicher oder anderer Instanzen nachgewiesen
werden können, so wird die Benützung des johanneischen Evan-
geliums als einer bereits vorhanden gewesenen SchriftqueUe
zur Evidenz erhoben.
1. Die älteste eucharistische Liturgie (80 — 90 n. Chr.^.
[Vgl. Joh. 1, 14» = /iiö. X, 2; 4, 14 = Aiö. X, 3; 6, 11. 12
= Jiö. X, 1; 6, 54. 55 = Aiö. X, 3; 6, 69 = diö. X, 2;
11, 25. 26 = Aiö. X, 2; 11, 41. 42 = Aiö. IX, 2. 3; 10, 2;
11, 51. 52 = Jiö. IX, 4; 15, 1 = Ai6. IX, 2; 17, 3 = Aid.
IX, 3; X, 2; 17, 11 = Aiä. X, 2; 17, 15. 17 = Aiö. X, 5;
17, 19 = Aiö. X, 5; 17, 23 = Aiö. X, 5; 17, 26 = Aiö. IX.
2. 3; X, 2.]
Der Verfasser der Aiöax^^ theilt in Cap. 7 — 10 die wichtigsten
Bestandtheile aus der Liturgie der Urkirche mit^ nämlich (c. 7)
die Taufformel, (c. 8) das Herrengebet, (c. 9. 10) die eucharistische
Liturgie. VS^ie die Taufformel und das Herrengebet für ihn ge-
gebene Stoffe der urkirchlichen Überlieferung waren, so auch
die drei Gebete der eucharistischen Liturgie, deren Stil und In-
halt es deutlich bezeugen, dass die Hand des Redaktors der
Aiöax»] sie unangetastet in seine katechetische Unterweisung
herübergenommen hat. Ein ganz sicheres Kennzeichen von der
Nichtbetheiligung des Redaktors der Aiöaxf) an der Abfassung
dieser eucharistischen Liturgie ist deren durch und durch jo-
hanneischer Charakter, und zwar um so sicherer, als in der ge-
sammten übrigen katechetischen Unterweisung dieser Schrifb
von einer etwaigen Benützung des johanneischen Evangeliums
auch nicht eine Spur zu entdecken ist. Mithin fällt die Ent-
stehung dieser eucharistischen Liturgie in eine viel
frühere Zeit als die Abfassung der Aiöaxf) selbst, und
mag man letztere noch so spät ansetzen — , die drei
eucharistischen Gebete, welche in der Aiöcq/ri} als nrkirchliche
Uberlieferungsstücke auf einer Linie mit dem Herrengebete und
der trinitarischen Taufformel rangieren, sind sicherlich noch
§ 1. Die älteste Bezeugung des evayyihov xara *I(odvvrjv, 3
vor dem Ende des ersten christlichen Jahrhunderts ent^
standen und repraesentieren somit die älteste liturgische Tra-
dition, die älteste litui^sche Schöpfung der TJrkirche.
Dass nun der johanneische Charakter dieser eucharistischen
Oebete nicht auf einer vagen mündlichen Überlieferung be-
ruht, dass vielmehr der urkirchliche — dem ersten Jahrhundert
angehorige — Verfasser derselben das johanneische Evangelium
in schriftstellerischer Weise verwendet hat, dafür sprechen
folgende Judicien: erstlich die Dichtigkeit der Johanneischen
Anklänge, welche aus mündlicher Überlieferung sich schwerlich
erklärt; zweitens die besonders häufige Bezugnahme auf Joh.
c.4. 6. 17, mithin auf solche Partien des johanneischen Evangeliums,
welche sachlich und pragmatisch mit dem Herrenmahl sich be-
sonders nahe berühren; drittens die in einem Falle hervor-
tretende Wahrnehmung einer bestimmten Lesart (vgl. zu Joh.
6, 69), welche in der koptischen Evangelien Version sich wieder-
findet und auf egyptischen Ursprung der Jidaxf) hinzuweisen
scheint; viertens ganz besonders eine nur aus schriftstellerischer
Benützung des johanneischen Evangeliums erklärliche Bezug-
nahme auf Joh. 11, 52, an welcher Stelle nicht eine Jesusrede
nach johanneischem Typus überliefert, sondern vielmehr eine
persönliche Bemerkimg des Evangelisten eingefiochten ist,
und zwar so, dass wir hier in dem öiaoxoQntC(iipa (= A16,
IX, 4: öitoxoQTtiOpiBvov) ein johanneisches und in dem owa-
yayT[l slg tv (= Aiö, IX, 4: ovvax^iv iyevsro tv) ein überhaupt
neutestamentliches aj€a§, Xeyofisvop vor uns haben. Ausdrücke
also, welche keineswegs als traditionelle Bestandtheile
des johanneischen Sprachtypus zu betrachten sind.
Die Benützung dieser johanneischen ajia§ Xeyofitpa sind ein
stringenter Beweis für die schriftstellerische Abhängigkeit
der eucharistischen Gebete der diöaxfi von der schriftlichen
Quelle des vierten Evangeliums, ein Beweis mithin zugleich
dafür, dass auch alle übrigen johanneischen Parallelen in diesen
Gebeten nicht aus mündlicher Tradition stammen, sondern auf
dieselbe schriftliche Quelle zurückzuführen sind, dass sonach
die älteste Abendmahlsliturgie der Urkirche mit Hintansetzung
der synoptischen Evangelienüberlieferung fast ganz und gar aus
Elementen des vierten Evangeliums aufgebaut ist und nicht
4 Aossercanonische Paralleltezte sa Joh.
blos die Existenz dieses Evangeliums voraussetzt, sondern auch
seine hervorragende Autorität in der Urkirche bezeugt.
Wenn nun bereits vor dem Ende des ersten christlichen Jahr-
hunderts das Johanneische Evangelium in der Kirche eine solche
Geltung besass, dass es für die älteste liturgische Schöpfung
des Urchristenthums das Substrat zu bilden vermochte, so
werden wir zu dem unausweichlichen Schluss genöthigt, dass
dieses Evangelium mindestens ein Jahrzehnt vor Abfassung
jener eucharistischen Gebete entstanden, aber auch sofort mit
unbezweifelter Autorität aufgetreten und als eine der wichtigsten
Schriftquellen des Urchristenthums anerkannt gewesen sein mQsse.
Bei der eminenten Wichtigkeit dieses Sachverhaltes, welcher
meines Wissens noch von keiner Seite in das genügende Licht
gestellt worden ist, schien es nöthig, dieses Zeugniss der ältesten
Abendmahlsliturgie für die frühzeitige, bis in die Jahre 70 — 80
n. Chr. zurückreichende, Existenz des johanneischen Evangeliums
an der Spitze dieser Untersuchungen mit möglichster Gründlich-
keit und Sorgfalt zu behandeln.
2. Die Esra-Apokalypse (ca. 95 n. Chr.).
[Joh. 10, 12 = 4. Esra 5, 18; 16, 21 = 4. Esra 16, 39; 19,
34 = 4. Esfa 5, 5.]
Wie die Esra-Apokalypse sowohl in ihrem Grundstock
c. 3— 14, welcher aus dem Ende des ersten Jahrhunderts stammt,
trotz ihres ausgesprochen jüdischen Charakters synoptische
Evangelienstoffe voraussetzt (vgl. 4, 12 = Mt 26, 24; 5, 5 = Lc
19, 40, Heft lU, 536; 5, 10= Mt. 24, 12, Heft II, 285; 7, 7. 8 =
Lc. 13, 24 = Mt. 7, 14, Heft Hl, 370; 8, 1. 3 = Mt. 20, 16 = Mt.
22, 14, Heft 11, 267; 8, 41 = Lc. 8, 5, Heft IH, 121; 9, 7. 8 = Lc.
21, 36, Heft m, 606; 10, 57 = Mt. 20, 16 = Mt. 22, 14, Heft II,
267; 12, 25 = Mt. 23, 32, Heft II, 278; 13, 12 = Mt. 4, 24 = Mc.
3, 13 = Lc. 6, 17, Heft III, 60; 13, 31 = Lc. 21, 10 = Mc. 13,8 =
Mt. 24, 7, Heft III, 577; 13, 39 = Mt. 5, 9, Heft III, 61)0 und
1) Ein Register der synoptischen Evangelienparallelen bei den ältesten
Schriftstellern hätte schon dem 111. Heft beigefugt werden sollen, ift
aber dort wegen des an sich schon so bedeutend angewachsenen Cmfanges
jenes Bandes weggelassen worden. Wenn in diesem Einleitungsparagraphen
§ 1. Die älteate Bezeugung des cvayyihov xetä 'Imdvvriv. 5
selbstverständlich nicht minder in ihren spateren Zusätzeu von
chriätlicher Hand (aus dem Anfang des 3. Jahrb.) vielfache Be-
rührungspunkte mit den synoptischen Evangelien zeigt (vgl.
1, 3U = Le. 13, 34 = Mt. 23, 37: ita voa coUegi ut gaUina pullos
6UO8 sub alas suas; 1, 32 = Lc. 11, 49 = Mt 23, 34, Heft III, 284;
2. 13 = Mt. 25, 34, Heft 11, 307; 2, 23 =- Lc. 22, 30 = Mt. 19, 2S
Heft lÜ, 672; 2, 47 = Lc 12, 8 = Mt. 10, 32, Heft 111, .106; 15, 15
= Lc21, 10 = Mc. 13, S = Mt. 24, 7, Heft 111, 577; 15,17 =
Lc. 21, 21, Heft 111, 5S8; 10, 29 = Lc. 17, 36 = Mt. 24, 40, Heft
HI, 47S; 16, 52 = Mt. 6, %. Heft H, 105), so ist es ähnlich auch
mit dem johannei^cben Evangelium der Fall. Die Parallele
4, Esr. 5, \h ^ .Job. 10, 12, in welcher die Verwendung des
Gleichnisses vom guten Hirten bei Jobaaues unzweifelhaft ori-
ginal, bei Esra secundär ist, gehört dem jQdiscben Grundstock
der Esra-Äpokalypse an; den späteren christlichen Zusätzen
dagegen ist das Bild des gebärenden Weibes einverleibt, welches
Job. 16, 21 in originaler Priorität, 4. Esra IC, 39 als Plagiat des
jobauneiEcben Textes uns entgef^en tritt, und zwar so, dass der
Esra-Text mit dem äussere anonischen Text von Job, 16, 21 iu
.Tatians Diatessaron und der syrischen Version ex edifcione
Scbaafii auffallig sich berührt. Jedenfalls hat der jüdische Ver-
fasser von 4. Esr, 3 — 14, dem Grundstock dieser Apokalypse,
das jobanneische Evangelium bereits gekannt.
3. Clemens Romanus (ca. 95 n. Chr.).
[J0I1.3, 19— 21 = 1, 31, 2; 6, 51" =1,49. 6; 10,9 = 1,48,4;
12,28 = 1,43,6; 14,15=1,49,1; 17,3=1,43,6. 1,59,
3. 4; 17, 17 = 1, 60, 2; 2I>. 21 = 1. 42, t.]
^Venn in den letzten Jahrzehnten des ersten Jahrhunderts
bereits eine Abendmablsliturgie aus dem johauneiscben Evange-
lium aufgebaut werden konnte, wenn das letztere zu jener Zeit
vielleicht bereits in Egypten bekannt und kirchlich eingefObrt
war, weno auch scbou die jüdische Apokalyptik zu der°"'^""
Zeit wie von den synoptischen so von den jobanneischen
zu dem jobanneischen Evangelium das dort t'nterlasBone nachgehol
K> wird der Sachverhalt bezüglich der ältesten Evangelien paralle
esto deutlicher herausgestellt.
6
AussercanoniBche Paralleliexte zu Job.
reden beeinflusst wurde, so darf es nicht Wunder nehmen, wenn
das Johanneische Evangelium auch in Rom seine Einwirkungen
geltend machte, bevor das erste Jahrhundert zu Ende ging.
Zu den synoptischen Evangelienparallelen (Clem. Rom. I, 5, 7 =
Mt. 28, 19. 20, Heft II, 396; I. 13, 2 =Lc. 6,37. 38, Heft lII,95flF.;
I, 15, 2 = Mt 15, 8, Heft II, 169; I, 16, 17 = Mt. 11, 29, Heft II,
133; I, 21, 6 = Lc. 22, 20, Heft III, 651; I, 24. 1 = Lc. 24, 6, Heft
III, 763; I, 24, 5 = Mc. 4, 27, Heft II, 154; I, 27, 2 = Lc. 1, 37;
I, 27, 5 = Lc 21, 33 = Mt. 24, 35, Heft lU, 602; I, 30, 8 = Mt
II, 29, Heft II, 134; I, 37, 5 = Mt 5,29, Heft 11,217; I, 42,3. 4 =
Mc. 16, 20, Heft H, 432; I, 45, 8 = Lc. 10, 20, Heft III, 195; I, 46,
6 = Mt 28, 19, Heft II, 401; I, 48, 6 = Lc. 22, 26 = Mt 20, 26.
27, Heft III, 660; I, 59,6 = Lc. 22, 19. 20, HeftlU, 651; I, 58, 2 =
Mt 28, 19, Heft II, 401; I, 59, 3 = La 14, 11), welche sich bei Cle-
mens Rom. finden, kommen noch die oben verzeichneten neun jo-
hanneischen Anklänge. Namentlich die Benützung von Joh. 17, 3
und Joh. 12, 28 ist unverkennbar. Vgl.
Joh. 17, 3.
yivcioxovoip ol xov iio-
vov dXfjß'ii>6v d'sov xal ov
djtiCTtiXag ^If]Oovp Xqiotop.
ovoiia.
Joh. 12, 28.
öo^aoov 00V
ro
Giern. Rom. I, 59, 4.
yvdxiDOav ajtavra ra i&vi],
OTL Ol) el d^Bog fiovog xal
^Ifjaovg XQiOTog. I, 43, 6:
eig t6 öo^aod'TJvai to ovo^
fta Tov dXfjß'ivov xal fiovov
xvqIov, I, 59, 3: elg ro ycvco-
axeiv oh fiovov vtpiotov.
4. Evodius (70—100 n. Chr.).
Eine der wichtigsten und exaktesten kirchengeschichtlichen
Nachrichten, welche bis ins erste Jahrhundert zurückreichen,
betrifft den Vorgänger des Ignatius auf dem bischoflichen
Stuhl von Antiochien, Evodius. Sie ist von Nicephorus
Callisti aufbewahrt und lautet folgendermassen:
Evoiöiog, rcöp isQoiv ödöexa djtooxokcov xdt avxog 6id-
öoxogt ip xolg avxov ovyyQafifiaoi, fiaXioxa 6h iv x^
tJiLOxoXT}^ ))p yi^pöig"' ijtiyQaq)e, xal xavxa JigoCxld-r/ocp'
d:to xov ßaJtxlOfiaxog ioig xov jial^ovg Xqioxov extf
öibXüsIp xQia' dyto öh xov Jtd&ovg xal xt/g dpaoxdaea)g
§ 1. Die älteste Bezeugung des evayyi^tov xazä Iwdvvijv, 7
xal avaXi]ipea)(; slg ovQavovg (isxQi rfjg XiO^oßoXlag Uxe-
ipavov £Tf] üvat ijtra, Niceph. Call. H. E. II, 3. Vgl.
Heft III, 800. 804 f. Agrapha S. 427. Harnack, Gesch. d.
altchr. Litt. II, 781.
Nach zwei Seiten deutet diese Nachricht darauf hin, dass
wie in Palaestina, Egjpten, Rom, so auch in Syrien, speciell in
Antiochien, bereits während der letzten Decennien des ersten
Jahrhunderts das johanneische Evangelium verbreitet gewesen
ist. Einmal ist es die praecise Angabe von einer dreijährigen
Wirksamkeit Jesu, welche auf Johannes zurückweist. Zwar
könnte Evodius, da er ein unmittelbarer Nachfolger der Ur-
apostel gewesen ist, die betreffende Nachricht auch aus münd-
licher Tradition empfangen haben. Dass aber die mündliche
Überlieferung der Urkirche nach dieser Hinsicht keinen festen
Anhalt bot, beweisen die drei synoptischen Evangelien, aus denen
man allerhöchstens eine zweijährige Dauer der Wirksamkeit
Jesu folgern kann. Lediglich das johanneische Evangelium bietet
eine feste Unterlage für die von Evodius vertretene Annahme
einer dreijährigen Wirksamkeit Jesu. Dass nun in der That
Evodius aus dieser Quelle geschöpft habe, wird zum Andern
höchst wahrscheinlich gemacht durch den Titel, welchen Evo^
dius aus eigener Initiative über seine wichtigste Schrift gesetzt
{kxiyoaipe) und wodurch er ohne Zweifel den Hauptinhalt der*
selben zusammenzufassen beabsichtigt hat. Der Inhalt einer
Schrift, welche den Titel: *c3^ verdient, woher konnte er anders
geschöpft sein als aus dem johanneischen Evangelium, in wel-
chem dieser Begriff: (pa>q (vgl. Job. 1, 4. 5. 7. 8. 9; 3, 19. 20. 21.
35; 8, 12; 9, 5; 11, 9. 10; 12, 35. 36. 46) eine so hervor-
ragende Rolle spielt! Und wenn nun auch der Nachfolger des
Evodius, Ignatius, wie keiner der apostolischen Väter, in
johanneischen Grundgedanken lebte^ so waren ihm höchstwahr-
scheinlich durch seinen Vorgänger, den Zeitgenossen des Cle-
mens Rom., des Esra-Apokalyptikers, des Autors der
ältesten Abendmahlsliturgie, bereits die Wege in dieser
Richtung geebnet.
5. Barnabas (96—125 n. Chr.).
[Joh. 1, 14» = V, 6. VI, 7. 9. 14; 1, 16» = V, 6; 1, 31 =
V, 6; 3, 3 = XVI, 8; 3, 14. 15 = XII, 5. 6. 7; 3, 19—21 =
g AuBsercanonische Paralleliexte zu Job.
XIX, 1; 4, 4S = V, 8; 5, 21 = Vll, 2; 5, 29 = V, 6. 7;
5, 46. 47 = V, 6; 6, 44. 45 = XXI, 6; 6, 51 = VIU, 5, XI,
10. 11; 6, 63 = VI, 17; 8, 56 = IX, 7; 11, 51. 52 = VII, 5;
13, 34 = U, 6; 16, 11 = XVUI, 2; 19, 37 = \T1, 9.]
Die synoptischen Evangelienparallelen im Barnabasbriefe
Bind folgende: III, 6 = Mi 25, 34. Lc. 3, 22, Heft II, 307; IV, 3 =
Mt. 24, 22, Heft II, 287; IV, 3 = Lc. 20, 13. 14, Heft UI, 545; IV,
13 = Mt. 25, 5, Heft II, 302; V, 5 =- Mt. 2S, 18, Heft II, 389;
V, 9 = Lc 9, 1. 2, Heft III, 145; V, 9 = Lc. 5, 32, Heft HI, 53;
V, 11 = Lc. 11, 49, Heft UI, 284; V, 12 = Mt 26,31, Heft 11,324;
VI, 4 = Lc. 20, 17, Heft III, 547; VU, 2 = Mtl6,27, Heft II, 201;
Vn, 3. 5 = Mt. 27, 4S, Heft HI, 728; VU, 5 = Lc 24, 26, Heft
m, 774; VII, 9 = Mt. 27, 28, Heft H, 34S; VII, 9 = Mt.27, 30. 54;
VUI, 3 = Lc 9, 1. 2, Heft UI, 145; XU, 7 = Mc 16, 16; XIV, 1
= Lc 1, 73; XIV, 5 = Lc. 22, 29, Heft lU, 670; XV, 5 = Lc 21,
25, Heft III, 597; XV, 9 = Lc 24, 6, Heft III, 763; XVI, 7 = Lc.
11, 24—26, Heft lU, 259; XIX, 3 = Lc, 14, 1 1 ; XIX, 3. 4 = Mt.
11, 29, Heft U, 134; XIX, 5 = Lc. 10, 27, Heft UI, 213; XXI, 2 =
Mt. 26, 11, Heft U, 320; zu diesen 26 synoptischen Evangelien-
paruileien gesellen sich fast ebenso viele johanneiscfae Anklänge,
deren Entstehung anders nicht als aus dem vierten Evangelium
wird erklärt werden können. Vgl. die nachfolgenden Erläu-
terungen zu Job. 6, 44^. 45; 8, 56 und namentlich zu Job. 6, 51,
wo die Form C;f)(iBxai (anstatt des canonischen Ctioh) durch die
Lesart bei Macarius beglaubigt ist Auch die Berührung mit
dem ersten johanneischen Briefe spricht daflir. Vgl. Barn. V, 11.
p. 22, 14: hv oagxi Tj^d-sv = 1. Joh. 4, 2: iv oaQxl ilrjXv^oxa,
6. Papias (ca, 125 n, Chr.).
Wie manche Forscher es "übers Herz gebracht haben, Pa-
pias von der Zeugenscbaft ftlr das johanneische Evangelium
auszuschliessen^ ist mir je und je imbegreiflich gewesen. Denn
wenn Eusebius (H. E. III, 39, 17) von ihm sagt: xixQf]rat 6*
avTog fiaQTVQlaig a^b t^§ looavvov jtQOttQag ijtiOroXijg, so
konunt dieses Zeugniss unweigerlich auch dem johanneischen
Evangelium zu gute, da ebenso gewiss als der Galater- und
der Römerbrief von einem und demselben Verfasser stammen und
ebenso gewiss als das lucanische Evangelium und die Acta
apostolorum einen und denselben Autor haben, auch das jo-
§ 1. Die älteste Bezeugung des iiayyikiov xarä *Iatdvvriv. 9
hanneische Evangelium und der erste johanneische Brief die Ab-
fassung durch eine und dieselbe Feder nicht verleugnen. Man vgl.
auch die Berührungen der in der Jiöaxfi enthaltenen eucha-
ristiscben Liturgie nicht blos mit dem johanneischen Evangelium,
sondern auch mit 1. Job. 4, 12. 17.
7. Testamenta XII patriarcharum (90 — 130 n. Chr.),
[Job. 1, 9 = Levi c. 14. Benj. c. 11; 1, 29 = Joseph c. 19.
Benj. c. 3; 3, 14. 15 = Benj. c. 9; 3, 16 = Benj. c. 9;
3, 19—21 = Nephth. c. 2; 4, 14 = Juda c. 24; 8, 12 =
Levi c. 14; 8, 46 = Juda c. 24; 12, 13 = Nephth. c. 5;
15, 26 = Juda c. 20; 16, 22 = Juda c. 25.]
Von hohem Interesse sind die Evangelienparallelen der
judencbristlicben Testamenta XII patr. Die folgenden sind
bereits in Heft U. III behandelt: Rüben c. 2 = Lc. 6, 39, Heft
III, 9S; Levi c. 4 = Mt. 26, 47, Heft III, 694; Levi c. 8 = Lc. 22,
19. 20, Heft m, 649; Levi c. 10 = Mt. 27, 24, Heft II, 341; Levi
c. 10 = Lc. 23, 45, Heft HI, 740; Levi c. 13 = Mt. 5, 19, Heft II,
80; Levi c. 15. 16 = Lc. 13, 35 == Mt 23, 38. 39, Heft HI, 391;
Levi c. 16 = Mt. 5, 17, Heft U, 72. 77; Levi c. 16 == Mt. 27, 24.
25, Heft II, 341. 343; Levi c. 16 = Mt. 27, 63, Heft U, 367; Levi
c. 18 = Lc. 3, 22, Heft lU, 21. 23; Levi c. 18 = Lc. 13, 29, Heft
III, 3S3; Levi c. 18 = Lc. 23, 43, Heft III, 735; Levi c. 18 = Lc.
10, 19, Heft III, 192; Juda c. 20 = Mt. 5, 14, Heft II, 69; Juda
c. 25 =t= Lc. 6, 21^ = Mt. 5, 6, Heft UI, 66; Dan c. 5 = Lc. 22, 30,
Heft HI, 673; Dan c. 6 = Mt. 11, 29, Heft II, 135; Dan c. 8 =
Lc. 13, 27, Heft IH, 377; Nephth. c. 8 = Mt. 10, 16, Heft U, 122;
Gad c. 6 = Lc. 17, 3 = Mt. 18, 15, Heft II, 224; Äser c. 7 = Lc.
7, 34, Heft III, 117; Joseph c. 1 = Mt. 25, 35. 36, Heft U, 310;
Joseph c. 3 = Mt. 6, 6, Heft II, 104; Joseph c. 17 = Mt. 4, 23,
Heft II, 62; Benj. c. 4 = Lc. 11, 34, Heft III, 267; Benj. c. 9 =
Mt. 11, 29, Heft II, 135; Benj. c. 11 = Lc. 12, 42, Heft IH, 340.
Benj. c. 9 == Lc. 23, 45, Heft UI, 740. Dazu kommen noch etliche
Nachträge: Rüben c. 2 = Lc. 11, 26 (fc^rra jtvBV(iaTa); Ruhen
c. 5 = Mt. 25, 46 {elq xoXaoiv xov almvog); Ruhen c. 6 = Lc.
18, 7 (o yaQ ß^sog jtoitjoec rfjv ix6lx7]6iv avrcöv); Rüben c, 6 =
Mc. 1, 15 {axQi rekEicoOsooc XQ^^^^^)i ^^^ c. 2 = Lc. 24, 21
(toi; fiiXXoPTog Xvrgovo&at top 'löQa7jX)\ Levi c. 3 = Lc
18, 7 (elg fjfiiQai^ xQiosog jcoitjoat ixdixrjaip); Levi c. 3
10 Aufisercanomsche Paralleltexie zu Job.
= Mt. 24, 29 (oi ovQapol xäi t) yij öaXevovrai); Levi
c. 4 = Mt. 27, 51 (tcöp JtexQ&v cxi^ofdivcDP xrX.); Levi c. 10 =
Lc, 21, 24 {cixpaXi»TOi hv roig td-rBOtv . . elg xatajtarfjfia); Levi
c. 15 s= Lc. 21, 24 {alxiiaXmxoi iöeöd-e elg Jtavxa ra l^viy);
Juda c. 9 = Lc. 14, 32 {alrovciv fjuaq rä jrQog bIq'^pi]v); Juda
c. 20 = Mt. 15, 19 (o afiaQzyaag ix xriq lölag xagölag); Juda c
24 = Lc. 3, 21 (dpoiyrjooptai i:t avxcp ol ovgapoi xxX.); Juda
c. 25 = Lc. 6, 20** = Mt. 5, 3 {ol iv xxmxBla 6ta xvQiov JtXov-
xio&/jöovxai); Juda c. 25 = Lc. 6, 21» = Mi 5, 6 {ol Iv xerla
XOQxaod^TJoopxai); Isachar c. 3 === Lc. 11, 34 = Mt. 6, 22 {ip axjLo-
xi]xi 6q>d^aXfdcip); Zabul. c. 2 = Mt. 27, 4 {alfia dß-mop); Zabul.
c. 3 = Mt. 24, 6 {xififj al'fiaxog)] Zabul. c. 10 = Mt. 25, 41 (jtvQ
alcipiop); Dan c. 4 = Lc. 21, 9 = Ma 13, 7 (f/y/ ^poeWö^e); Dan
c. 6 = Lc. 22, 32 {jtaQaixovfiipcp vfiagY); Gad c 7 = Mt. 25, 46
{dg almva xtjp xoXaoip); Joseph c. 17 = Lc. 14^ 11 (ovx vy)€oaa
ifuxvxop); Joseph c. 17 = Lc. 22, 26 {(og elg X(5p kXaxloxcop);
Benj. c. 3 = Lc. 22, 20 {ep aifiaxi 6iad^}Xfjg)\ Benj. c. 7 = Lc.
11, 51 = Mt. 23, 35 {'AßU xop ölxaiop); Benj. c. 8 = Mt. 5, 28
{ovx OQa yvpalxa slg jtoQpelap); Benj. c. 9 = Lc. 12, 49 {cog xvq
ixxvpo/iBPOp); Benj. c. 10 == Mt. 27, 53. 54 {oy)€0&€ dpioxafiepovg);
Benj. c. 1 1 = Mt. 7, 15 {Xvxog aQjra§). Ausserdem konunen in
Betracht eine Anzahl von Parallelen zum Kindheitsevange-
lium, nämlich zu Mt. 1, 1 Levi c. 8; zu Mt. 1, 3 Simeon c. 7;
Levi c. 2. 7; Dan c. 5; Nephth. c. 8; Äser c. 8; Joseph c. 19;
zu Mt. 2, 2 Levi c. 18; Juda c. 24; zu Mt. 2, 11 Benj. c. 10; zu
Lc. 1, 78 ZabuL c. 7. 8; zu Lc. 2, 14 Levi c. 18; zu Lc. 2, 19 Levi
c 6; zu Lc. 2, 30 Simeon c. 7; zu Lc 2, 30—32 Benj. c. 10. 11.
Dass aber auch die johanneischen Evangelienparallelen nicht
fehlen, ergibt das oben an die Spitze gestellte Verzeichniss der-
selben. Ausdrücke wie x6 tpdig xo xoofiov (Levi c. 14 = Joh.
8, 12), elg (pcoriOfiop jtapxog dpß-Qcijtov (Levi c. 14 = Job. 1, 9),
o dfipog xov &eov (Joseph c. 19) und noch dazu in Verbindung
mit xov xoOfiov (Benj. c. 3 = Job. 1, [29), ^ ^^Vl ^l^ ^^^i^
(Juda c. 24 = Job. 4, 14), x6 Jtpsvfia xtjg dkrj^eiag fiagxvQel
1) Die ganze Stelle lautet: iyyt^sre öh zqi d-etp xal T<p ayytkiy ztf
7iaQaLzov(iivi^ vfiäg. ort ovtog iati fieoittjq i^eov seal dv^^tunwv.
Unter dem naQaixovfisvog ist mithin Jesus gemeint. Dazu vgl. man
den Heft III, 6S0 mit^etheilten Text de« Clemens AI. zu Lc. 22, 32: eyw
6h naQyxrfod/iTjv (statt des canonischen dSsij&tjv).
§ 1. Die älteste Bezeugung des svayyiXtov xata ^iaavvt^v, \l
jiapxa (Juda c. 20 »= Job. 15, 26) stellen die Abhängigkeit dieser
aus der Urzeit der Kirche stammenden judenchristlichen Schrift
Ton dem johanneischen Eyangelium ausser Zweifel. Die gleich-
zeitige Bekanntschaft ihres Verfassers mit dem ersten johan-
neischen Briefe leuchtet aus folgenden Stellen hervor: Rüben
c. 6 = 1. Joh. 1, 6 (jtoiJjoai dXfj&Biav), öad c. 2 = 1. Job. 1, 9
{ofwXoyä rriv äfiagrlap fiov), 6ad c. 3 ^= 1. Joh. 2, 29 (jtoietv
dtxaioavvt]v\ Juda c. 20 == 1. Joh. 4, 6 (ro xvBVfia rrjg 3tXav7jq\
Isach. c. 7 = 1. Joh. 5, 16 {d/iagrlav elg d-dvarov). Überall
geht die Bekanntschaft mit dem ersten johanneischen Briefe
und dem vierten Evangelium Hand in Hand^).
8. Ignatius (90—150 n. Chr.).
[Joh. 1, 1. 2 = Magn. VIII, 2. VI, 1 ; 1, 16 = Magn. VIII,
1. 2; 3, 8 = Phüad. VII, 1; 4, 10 = Rom. VII, 2; 5, 19 =
Magn. Vn, 1; 6, 55 = TraU. VIII, 1. Rom. VII, 3. Philad.
IV. Smyrn. VII, 1. XII, 2; 8, 29 = Magn. VIII, 2; 10, 9 =
Philad. IX, 1; 10, 12 = Phüad. II, 2; 10, 27 = Philad. II, 1;
10, 30 = Magn. VII, 1; 11, 25. 26 = TraU. 11, 1; 12, 36 =
Philad. II, 1; 14, 6 = Rom. VII, 3; 15, 18 = Rom. III, 3;
16, 11 = Eph. XVII, 1. XIX, 1. Magn. I, 3. TraU. IV, 2.
Rom. VII, 1. Philad. VI, 2; 16, 28 = Magn. VII, 2; 17, 3
1) Bei obiger Untersuchung ist der griechische Text der Testamenta
XII patr., wie er uns vorliegt, als einheitliches schriftstellerisches Ganzes
vorauBgeBetzt, ohne auf die Quellenfrage Rücksicht zu nehmen. Dass eine
jüdische Quellenschrift zu Grunde lag, darf nach den Veröffentlichungen
Gaster 's in den „Froceedings of the Society of Biblical Archaeology"
Vol. XVI p. 33—49. 109—117 mit absoluter Sicherheit constatiert werden.
Der von Gast er aus drei Handschriften mitgetheilte hebräische Text zu
dem Testamentum Naphthali ist eines der interessantesten Documente
für die Literftrgeschichte zur Zeit Christi und bald darnach. Er ist eine
Bestätigung meiner (zuerst in den Agrapha S. 53 f.) ausgesprochenen
Annahme, dass die liter&rische Sprache der Juden zur Zeit Jesu ein mit
Aramaismen und Graecismen gemischtes Hebräisch gewesen ist. Gast er
weist eine ganze Anzahl notorischer Übersetzungsfehler nach, die in den
griechischen Text sich eingeschlichen haben, so z. 6. Naphth. c. 6: n^n nhia
= fisaxov TttQlxcDV anstatt des quellenmässigen n^tt tchz = avev xwnijkd-
ToVf c. 2: n:[9 »= xdXafjLoq anstatt der im Zusammenhang gebotenen Über-
setzung: Windpipe, Luftröhre. Ausserdem vgl. man ein Beispiel, welches
zu Joh. 13, 1 unten mitgetheilt ist.
12 Auasercanonische Paralleltexte zu Job.
= Eph. VII, 2. XI, 1. Smyrn. IV, 1; 17, 6= Magn. VIII, 2;
20, 20 = Smyrn. HI, 2; 20, 28 = Rom. VI, 3.]
Die echten Ignatianen bieten folgende Erangelienparallelen
synoptischen Charakters: Eph. V, 2 = Mt. 18, 19, Heft II, 232:
Eph. VI, 1 = Lc. 10, 16 = Mt. 10, 40, Heft lU, 188; Eph. IX, 1 =
Mi 28, 19, Heft II, 401; Eph. X, 1 = Lc. 21, 36, Heft III, 605:
Eph. XIV, 2 = Lc. 6, 44, Heft III, 102; Eph. XV, 1 = Mt. 23, 8.
10, Heft II, 272; Eph. XVU, 1 = Mt. 26, 7, Heft U, 318; Eph.
XVIII, 2 = Lc. 3, 21, Heft III, 15; Eph. XX, 2 = Lc. 22, 19, Heft
III, 639; Magn. IX, 2 = Mt. 23, 8. 10, Heft U, 272; Magn. X, 12
= Lc. 14, 34, Heft III, 414; Magn. XIII, 1. 2 = Mt. 28, 19, Heft
H, 402; Trall. VIIL 2 -- Lc. 22, 19. 20, Heft III, 642. 650; Trall. Vni,2
= Mc. 11,25, Heft II, 263; Trall. IX, 2 = Lc. 24, 6, Heft III, 763:
Trall. XI, 1 = Mt. 15, 13, Heft II, 171; Rom. VI, 1 = Lc. 9, 25 =
Mt. 16, 26, Heft III, 151; Rom. VII, 3 = Lc. 22, 19. 20, Heft HI,
642. 650; Rom. IX, 3 = Mt. 10, 40 = Lc. 1 0, 16, Heft III, 188 ; Philad.
IV = Lc. 22, 19. 20, Heft III, 642. 650; Smyrn. 1, 1 = Lc. 3, 21, Heft
III, 15; Smyrn. I, 1 = Mt. 3, 15, Heft U, 58; Smyrn. I, 2 = Lc.
23, 25,Heft III, 712; Smyrn. HI, 2 = Lc. 24, 39, Heft UI, 786; Smyrn.
V, l=Lc. 16, 16, Heft III, 438; Smyrn. VI, 1 = Mt. 19, 12, Heftn,250;
Smyrn. VII, 1 = Lc. 22, 19, Heft III, 642; Polyc. 1, 3 = Lc. 21, 36,
Heft III, 605; Polyc. I, 3 = Mt. 8, 17, Heft II, 114; Polyc. H, 2 =
Mt. 10, 16, Heft II, 122; ausserdem Eph. XI, 1 = Lc. 3, 7; ferner
Eph. XVIII, 2 = Lc. 1, 27; Magn. XI = Lc. 2, 1; Eph. XIX, 2 =
Mt. 2, 1.
Dass aber auch der Einfluss des johanueischen Evangeliums
auf die Denkweise des antiochenischen Bischofs ein ziemlich
starker gewesen ist, dass derselbe namentlich auch in der Wieder-
gabe der eucharistischen Stiftungsworte nach dem Job. 6 erhaltenen
Sprachtypus sich zeigt ^), ergibt das an die Spitze gestellte Ver-
zeichniss der in den Ignatianen sich findenden johanueischen
Anklänge. Oben unter der Rubrik „Evodius" ist ausserdem
gezeigt, wie höchstwahrscheinlich schon dieser erste nach aposto-
lische Bischof der antiochenischen Gemeinde dem johanueischen
Evangelium die Thore geöffnet hat
1) Vgl. Heft III, 041 f. 644. Agrapha S. 57.
§ 1, Die altest« Bezengnng des evayytl.icv xaiä 'Iiaiivvrty. 13
9. Hermas (130— 16(» n. Chr.l.
iJoh. 1, l4 = Sim. V, 6, 5;3.3 = Sim.lX, l5,3;3,5 = Sini.
IX, 12, 3. 4. .1 8; 15, 2; lü,2. 3; 31, 2; .loh. 4, 38 = Sim.
V, 0, 2; 5, 37 = Sim. V, 2, 6i 6, 28 — Sim. I, 7; 10, 1. 7. 9
— Sim. IX, 12, 1. 3. 5. 6; 10, 16 — Sim. VI, 1, 6; 10, 18- —
Sim. V, (i, 3; 12, 28 = Vis. II, 1, 2. III, 4, 3; 14, 0 — Sim,
IX, 12, 6. 8; 2(1, 22 — Sim. IX, 25, 2.]
Zunächst seien die Evangelienparallelen synoptischen Cha-
rakters notiert: Vis. I, 1, 4 = Lc. 3, 21; Vis. I, 1, 8 = Lc. 9, 25 =
Mt. 16. 26, Heft HI, 151; Vis. I, 3, 2 = Lc 10, 20, Heft III, 195;
Vis, I, 3, 4 — Lc. 17, 6 — Mt, 17, 20, Heft III, 462; Vis. II, 2, 2 —
Mt 23, 32; Vis. II, 2, 7 = Lc. 21, 23 = Mt. 24, 21, Heft III, 590;
Vis. U, 2, 8 — Lc. 12, 9, Heft III, 308; Vis. III, 1, 9 — Ml. 5, 10,
Heft II, 65; Vis. III, 3, 2 = Lc. 11, 7, Heft lU, 244; Vis. III, 3, 5
= Mc 16, 16. Heft II, 428; Vis. III, 5, 1 — Ml. 28, 19"; Vis. III,
5, 2 = Mt. 5, 19, Heft II, 66; Vis. III, 6, 3 = Mc. 9, 50, Heft II,
219; Vis. HI, 6, 5 — Lc 8, 13. 14, Heft HI, 127. 131; Vis. III, 6, 6
— Lc 18, 25; Vis. III, 8, 9 = Lc 21, 7, Heft lU, 574; Vis. HI, 8,
1 1 — Lc 8, 21, Heft IH, 134; Vis. IH, 9, 2 = Mc. 9, 50, Heft II,
219; Vis. IH, 9, 6 =. Mt. 25, 10, Heft II, 304; Vis. HI, 9, 7 — Lc
20, 46; Vis. III, 9, 8 — Ml. 5, 35; Vis. HI, 9, 10 — Mc 9, 50, Heft
II, 219; Vis. HI, 10, 6 — Lc. 11, 10, Heft HI, 247; Vis. III, 12,3 —
Mc 9, 50, Heft II, 219; Vis. IV, 2, 4 = Mc 16, 16, Heft II, 428;
Vis. IV, 2, 4. 5 — Lc 21, 23 — Ml. 24, 21, Heft HI, 590; Vis. IV,
2,6=Lc22,22 = Mt.26.24,HeftIII,658;Vis. V,4=Lc9,29.Heft
III, 159; Mand. I, 1 =- Mc 12, 29, Heft HL 208; Mand. II, 1 — Mt.
18,3, Heft II, 212; Mand. H, 2 — Mt. 5, 23. Mc 11, 25; Mand. IV,
1, 1 — Ml. 5, 28, Heft II, 88; Mand. IV, 1, 6— Lc 16, 18, Heft II,
243;Mand.IV,l, ll = Ml. 28, 18, Heft 11,390; Mand.'"
6, 52, Heft H, 163; Mand. IV, % 4 = Lc 10,28, HeftI
V,l,3 = Lc8,33-=Mc5, ll,HeftIII, 139;Mand.V,l
16, 13, Heft III, 435; Mand.V,2,3. 6=Mt. 11,29, Heft
V,2,6. 7 = Lcll,24— 26,HeftHI,258;Mand.VI, 1,:
Mand. VI, 2, 3 = Ml. 1 1, 29, Heft II, 135; Mand. 1
16, 13, Heft III, 435; Mand. VIH, 5 — Mc 7, 22 -
Heft II, 175; Mand. IX, 1. 4. 5. 6. 7 = Lc 11, 10,
Mand. IX, 8 — Lc 18, 1, Heft III, 478; Mand. X. 1,
14 Aassercanomache Paralleltexte sa Job.
14, Heft III, 131; Mand. XI, 7. 16 = Mt. 7, 16, Heft U, 113; Mand.
XI, 8 = Mt 11, 29, Heft U, 135; Mand. XI, 12= Mt. 23, 12 = Lc.
14, 11, Heft n, 398; Maud. XI, 12 = Lc. 11. 43 = Mt. 23, 6, Heft
ni, 273; Mand. XU, 2 = Mt 22, 11, Heft II, 265; Mand. XII, 2, 1
= Lc. 12, 42. 43, Heft lU, 340; Mand. XU, 4, 1 = Lc. 9, 29, Heft
m, 159; Mand. XII, 4, 2 = Mt 28, IS, Heft II. 390; Mand. XII, 4,
4 = Mc. 7, 6 = Mt 15, S, Heft II, 169; Mand. XII, 4, 4 = Mc. 6,
52, Heft II, 164; Mand. XU, 4, 7 = Mt 28, 20; Mand. XII, 5, 4 = Lc.
1 1, 26, Heft lU, 258 ; Mand. XII, 6, 2. 3 = Lc. 1 2, 5, Heft lU, 300; Sim.
1, 3. 4 = Lc. 12, 20, Heft III, 319; Sim. 1, 4 = Lc 12, 16. Heft lU, 3 17 ;
Sim. I, 10 = Lc. 16, 13, Heft UI, 435; Sim. 11,9 = La 10,20, Heft
lU, 195; Sim. IV, 2 = Mt 13, 43; Sim. IV, 3 = Lc. 6, 44, Heft III,
102; Sim. IV, 4 = Lc. 3, 17; Sim. IV, 5 = Lc. 6, 44; Sim, IV, 6 =
Lc. 11, 10; Sim. IV, 6 = Lc. 16, 13; Sim. V, 2, 2 = Lc. 20, 9, Heft
lU, 544; Sim. V, 2, 4 = Lc. 8, 7; Sim. V, 2, 6 = Lc. 15, 6. 11, Heft
III, 41S; Sim. V, 2, 6 = Mc. 12, 6, Heft lU, 545; Sim. V, 2, 8. 11
== Lc. 12, 44, Heft III, 342. 343; Sim. V, 2, 9 = Lc. 12. 42. 43,
Heft lU, 340; Sim. V, 2, 10 = Mt 24, 49; Sim. V, 3, 9 = Lc. 11,
2S, Heft UI, 259; Sim. V, 3, 9 = Lc. 11, 10, Heft UI, 247; Sim.
V, 5, 2 = Mt 13. 3S; Sim. V, 5. 3 = La 12, 42. 45, Heft III, 340.
343; Sim. V, 6, 1. 2. 4 = Mt 2S. 18, Heft II, 390; Sim. V, 6, 7 =
La 9, 58, Heft UI, 172; Sim. VI, l, 6 = La 12, 32, Heft III, 327;
Sim. VI, 3, 6 = La 11, 10, Heft UI, 247; Sim. VI, 4, 3; 5, 2 = Lc.
12, 20, Heft UI, 319; Sim. VIU, 1 = Ma 4, 29; Sim. VIII, 2, 3 =
La 9, 29 = Mt 17, 2, Heft III, 159; Sim. VIII, 3, 2 = La 13, 19 =
Mt 13, 31. 32, Heft III, 365; Sim. VIII, 3, 2 = Ma 16, 15, Heft
II, 395; Sim. VIII, 3, 2 = Ma 16, 16, Heft II, 428; Sim. VIU, 4, 2 =
La 17, 8, Heft lU, 465; Sim. VIU, 6, 3 = Ma 16, 16, Heft II, 428;
Sim. VIII, 6, 4 = Lc. 9, 26 = Mc. 8, 35, Heft UI, 155 ; Sim. VIII, 7, 2
= Ma9,50, Heft II, 219; Sim. VI11,11, 1 =La3,8*; Sim. IX, 2,4 =
Mt 11, 29, Heft II, 133; Sim. IX, 7, 6 = Ma 13, 36*; Sim. IX, 10, 6=
La 19, 13; Sim. IX, 11, 7 = La 19,36, Heft 111,531; Sim. IX, 11,7 =
Lc. 2 1 , 36 ; Sim. IX, 1 1 , S = La 4, 4, Heft UI, 28 ; Sim. IX, 1 2, 1 = Mt.
16, 18; Sim. IX, 13, 2 = Mt 22, 11; Sim. IX, 13,5 = Ma 16. 16, Heft
II, 428; Sim. IX, 14, 2 = Mt 25, 46, Heft II, 317; Sim. IX, 14, 5
= Mt 2S, 18, Heft II, 390; Sim. IX, 14, 6 = La 9, 26 =Ma 8, 38,
Heft UI, 155; Sim. IX, 15, 4 = La 11, 49 = Mt 23, 34, Heft UI,
278; Sim. IX, 15, 4 = Ma 16, 15, Heft II, 395; Sim. IX, 16, 4. 5;
17, 1. 2. 4 = Ma 16, 15, Heft 11,395; Sim. IX, 17, 5 =La 11, 26,Hett
§ 1. Die älteste Bezeugung des Bvayyikiov xara 'Ia>dvvr/v. 15
III, 25S; Sim. IX, 18, 2 = Lc. 12,47. 48, HeftlU, 346. 348; Sim.IX,20,l
= Lc. 8, 14, Heft III, 131; Sim. IX, 20, 2. 3 = Lc. 18, 24, Heft 111,
505; Sim. IX, 21, 1—3 = Lc. 8, 6, Heft lU, 122; Sim. IX, 21, 3 =
Lc. 9, 26, Heft UI, 155; Sim. IX, 22, 3 = Lc. 14, 11; Sim. IX, 23,4
= Mt. 28, 18, Heft H, 390; Sim. IX, 24, 4 = Lc. 10, 20, Heft HI,
195; Sim. IX, 25, 2 = Mc. 16, 15 = Mt. 28, 19», Heft II, 395; Sim.
IX, 28, 2. 3. 5. 6 = Mt. 5, 10, Heft II, 66; Sim. IX, 28, 4. 8 =
Lc. 12, 9, Heft III, 307; Sim. IX, 28, 7 = Lc. 12, 58, Heft UI, 360;
Sim. IX, 28, 8 = Mt. 28, 18, Heft II, 389; Sim. IX, 29, 1. 2 = Lc.
18,16, Heft III, 490; Sim. IX, 29,1. 3; 31, 3 = Mt. 18,3, Heft II, 212.
Man erkennt aas diesem Verzeichnisse, wie zahlreich die syn*
optischen Elemente sind, welche hinter der abstrusen Darstellung
des Hermas verborgen liegen. Dabei lässt sich mit Leichtigkeit
constatieren, dass alle drei Synoptiker benützt, freilich auch
völlig aussercanonische Texte vorhanden sind. Die völlige
Nichtberücksichtigung des Kindheitsevangelinms (Mt.
1. 2. Lc. 1. 2), die Abwesenheit jeglicher Bezugnahme auf die
Leidensgeschichte und den Versöhnungstod Jesu, das gänzliche
Verschweigen der Abendmahlsstiftung (während die Taufe aus-
gedehnte Berücksichtigung gefunden hat), die gleichzeitige Un-
terdrückung des trinitarischen Bekenntnisses, welches doch in
der römischen Gemeinde durch das Symbolum Romanum schon
zu den Zeiten des Hermas feste Gestalt angenommen hatte und
noch früher, bereits am Ende des 1. Jahrhunderts, durch Cle-
mens Rom. vertreten gewesen war, — das Alles sind deutliche
Symptome, welche uns den Verfasser dieses apokalyptischen
Buches als einen ausgeprägten Vertreter der judenchristlichen
Richtung in Rom erkennen lassen und welche mit dem hinter
der Apokalyptik überall erkennbaren moralisierenden Inhalt
dieser Schrift aufs Beste harmonieren. (Man vgl. ganz dieselben
Erscheinungen in den judenchristlichen pseudoclementinischen
Homilien !)
Aber wie in den judenchristlichen Schriften der Testamenta
XII patr. und den pseudoclementinischen Homilien, so fehlen
auch in dem judenchristlichen Pastor Hermae die Johanneischen
Parallelen keineswegs. Dieselben sind vorzugsweise* in Sim. IX
anzutreffen, und zwar so, dass man namentlich Sim. IX, 12 fühlt,
wie der Verfasser den Finger auf das johanneische Evangelium
(Job. 3, 5; 10, 1. 7; 14, 6) legt. Die Parallelen zu Job. 3, 3 =
\Q Aassercanoniscbe Paralleltexte zu Joh.
Sim. IX, 15, 3; Joh. 3, 5 = Sim. IX, 12, 3 ff. u. ö.; Joh, 6, 28 =
Sim. I, 7; Joh. 14, 6 = Sim. IX, 12, 6, 8 lassen mit besonderer
Bestimmtheit die Benützung des johanneischen Evangeliums und
z. Th. auch den Gebrauch gewisser Lesarten derselben hervor-
treten. Zu den unsicheren johanneischen Elementen rechne ich
Vis. V, 3 = Joh. 1, 19 iov yaQ rlg bI); Sim. IX, 15, 6 = Joh. 1,
33 {jtaQtiABtvav ra nvavfiaxa avxol<;)\ Mand. XII, 5, 3 = Joh.
2, 7 {xegafiia yefilot] otvov xakov); Sim. IX, 1, 3 = Joh. 14, 26
{jtavxa fiad'etp); Mand. XI, 5 = Joh. 16, 13 (a^)* iavvov XaXeV:
Sim. IX, 10, 5 = Joh. 16, 16 (/uxqop exG) dvcuQed^tjpai); Vis. III,
13, 2 = Joh. 16, 21 (loxvQOJcoulrai — ijctXaO^Bxo xAv XQOxi--
Qcov Xvjtcov — 6ia xijv x«(>«*' ^}^ eXaßsp)' Immerhin sind auch
diese Parallelen der Beachtung werth. — Endlich ist zu er-
wähnen, dass auch bei Hermas die Kenntnisa und Benützung
des johanneischen Evangeliums mit der Berücksichtigung der
johanneischen Briefe Hand in Hand geht. Vgl. Mand. XI, 7
{öoxifiaöEig xov JtQoq>i^xf]v xctl xov y)€vöojeQogirjxf]v) = 1. Joh.
4, 1 ; Sim. IX, 24, 4 {ix yaQ xov Jtvsvfiaxog avxov ikaßsxe) =
1. Joh. 4, 13; Mand. III, 4 (h dXi]&sla jiGgevsoß-at) = 2. Joh. 4.
10. The Rest of the Words of Baruch (136 n. Chr.).
[Joh. 1, 9 = IX, 3 p. 62 ed. Harris.]
Das unter dem obigen Namen herausgegebene Apocryphum
datiert der Editor Harris als ein literarisches Erzeugniss aus
dem Jahre 136. Die zu Joh. 1, 9 daraus beigebrachte Parallele:
x6 (p&q xb dXij&ivbv xo qxoxlC^ov fts — setzt die unzweifelhafte
Bekanntschaft des Autors mit dem johanneischen Evangelium
voraus und gehört somit zu denjenigen Bezeugungen dieses
Evangeliums, welche noch der literarischen Thätigkeit Justins
vorausgegangen sind.
11. Aristides (ca. 140 n. Chr.).
[Joh. 1, 13 = c. 15; 1, 14 = c. 15; 8, 12 = c. 16; 21, 25 =-=
c. 14.]
Der atheniensische Apologet Aristides bezeugt durch die
Parallelen zu Joh. 1,13. 14 den Einfluss, welchen das johanneische
Evangelium auf seine christologischen Anschauungen ausgeübt
§ 1. Die älteste Bezeugung des evayyBkiov xazä '/coawi^v. 17
hat. Auch zu Joh. 8, 12; 12, 35 zeigt sich in c. 16 ein echter
johanneischer Anklang. Dagegen finden sich die äpaQid'fifjra
d-avfiata (c. 14), welche an Joh. 21, 25 erinnern, lediglich im
griechischen Texte.
12. Der älteste Evangeliencanon (spätestens 140).
Der älteste — durch sichere Bückschlüsse zu reconstruierende
— Evangeliencanon, welcher spätestens um d. J. 130 — 140 ent-
standen ist, weil er dem Diaiessaron Tatians sowie den alt-
lateinischen und altsyrischen Evangelienübersetzungen zu Grunde
liegt und für die Textgruppe: Cod. D, Italae, Syr. Cur., Dia-
tessaron den Archetypus bildet^), stellt das johanneische Evan-
gelium an die zweite Stelle unmittelbar nach dem Matthäusevan-
gelium. Der Redaktor dieses Evangeliencanon wählte diese Ord-
nung ohne Zweifel deshalb, weil er diese beiden Evangelien
xara Maxd-alov und xaxa ^Imavvriv auf apostolische Autorität
zurückführte.
13. Justin (um 140 n. Chr.).
[Joh. 1, 1. 2 = Apol. I, 21. 22. 23. 46. 63. II, 6. Dial. 61.
62; 1, 3 = Ap. II, 6; 1, 9 — Dial. 17; l, 13 = Dial. 54.
61. 63. 76. Ap. I, 22. 32; 1, 14 = Apol. I, 5. 32. 66. Dial.
48. resurr. 1; 1, 18 = Dial. 105; 1, 20 = Dial. 88; 1, 31
= Dial. 8; 3, 4 -- Apol. I, 61; 3, 5 =- Ap. I, 61. Dial. 138 ;
3, 14. 15 =-: Dial. 91. 93. 94; 3, 16 =-- Dial. 91 ; 3,26 =
Dial. 51; 4, 14 = Dial. 69. 114; 4, 24 = Ap. I, 6; 5, 22 ==
Dial. 46; 5, 23 = Ap. I, 13; 5, 29 = resurr. 1 ; 5, 46. 47 =
DiaL 136; 6, 55 =- Ap. 1, 66; 6, 69 = Dial. 100. 139; 7, 12
= Dial. 69; 7, 22 = Dial. 27; 8, 31. 32 = Dial. 39; 9, 1—3
= Ap. I, 22. Dial. 69; 10, 12 -- Ap. I, 58; 10, 18 = Dial.
100; 11, 42 = Dial. 106; 12, 36 -- Dial. 123; 14, 29 --
Ap. I, 33; 15, 2 =- Dial. 110; 16, 3 -- Ap. I, 63; 16, 7 =
Dial. S7; 16, 13 --- Dial. 39; 16, 28 = Dial. 100; 17, 5 =
Dial. 100; 18, 37 =- Ap. I, 13; 19, 37 = Ap. I, 52. Dial. 14.
32. 64. 126; 20, 20 -= resurr. 9; 20, 25 = Ap. I, 35. Dial.
67.]
1) Vgl. Heft 1. 35 ff.
Texte u. Untersnchungen X, 4. 2
lg Anssercanonische Paralleltexte zu Joh.
Justin nennt seine evangelische Hauptqnelle bekanntlich
dxofivtjfiovsv/iara xAv dxootoXcov und bezeichnet diese
Benennung als gleichwerthig mit dem Ausdruck: evayyiXtcL
Die betreffenden Gitationsformeln — vollständig zusammen-
gestellt — lauten folgendermassen :
1. Apol. I, 33. p. 75B: cog ol dxofiPi]fiovevOavTsq xavta ra
jtEQl Tov OcDTfjQog fjfjimv ^Itjoov Xqiötov idlda^av, olq ixt-
OTSvaa/iBv — die Stelle bezieht sich auf den Inhalt von Lc.
1,26—28. 31. 32. Mt 1, 21, jedoch in aussercanonischem
Texte» und wird im nächsten Hefte, das Kindheitsevangeliani
enthaltend, zur Besprechung gelangen.
2. ApoL I, 66. p. 98 B.
ol yaQ axoOToXoL Iv rotg ysvofiipotg vx avrcip axo-
ftvfifiovsvfiaoip, a xakalrai BvayyiXia, ovxmg xagiöa}-
xavivteraXd^ai avrotg — nun folgt ein aussercanonischer
Bericht über die Abendmahlseinsetzung, vgl. Heft III, 638.
643. 646. 650.
3. Dial. c. Tr. c. 88. p. 315 £: syQcnpav ol axooxoXoi avxov
xovxov xov Xqiöxov Tjficov — bezieht sich auf den völlig
aussercanonischen Bericht über Jesu Taufe. Vgl. Heft
III, 15. 16.
4. Dial. c. Tr. c. 100. p. 327ß.
xal vlov 9-eov ysYQafifiivov avxov iv xolg dxofivfjfio-
VkviiaOL xAv dxoox6X(Dv avxov l;fovT€$ xal vlov avxov
XiyovxBg — der Zusammenhang weist auf Joh. 6, 69 zurück.
Vgl. die Erläuterungen dazu unten.
5. Dial. c. Tr. c. 101. p. 328B.
« xal iv xolg dxofiVTjfiovevfiaCi xwv dxoCxoXwv
avxov yiygaxxai — bezieht sich auf einen ebenfalls ausser-
canonischen Bericht über die Verspottung des ge-
kreuzigten Jesus. Vgl. Heft III, 725.
6. Dial. c. Tr. c. 102. p. 329 C.
cog iv xolg dxofivr^fiovsvfiaoi xmv dxoOxoXov av-
xov öedjjXmxai — hat Bezug auf einen aussercanonischen
Text bezüglich des Schweigens Jesu vor Pilatus. Vgl. Heft
II, 337. 338.
§ 1. Die älteste Bezeugung des evayy^Xiov xccza ^todvvriv, 19
7. Dial. c. Tr. c. 103. p. 331 C.
kv Tolg djtofiVTjfiovevfiaai x&v ajtooxoXmv yiyQaytxai
— der ZusammenhaDg enthält im Vorhergehenden einen
aussercanonischen Bericht über die himmlische Stimme
bei der Tanfe (vgl. Heft UI, 21) und im Nachfolgenden einen
zusammengezogenen, der Hauptsache nach mit Mt. 4, 1 — 11
zusammentreffenden Versuchungsbericht, ygl. Heft III, 28.
30. 33.
8. Dial. c. Tr. c. 103. p. 331D.
iv yaQ zotq aJtOfiv?ifiovEV(iaaiv^ d (pfjfii ojto rmv
djtoöToXcDV avTOv xal rmv hcelvoig xagcacoXovd-fjödpTCov
oxjVTeTax^ai^ ort xzZ. — hier folgt die Nachricht von dem
blutigen Schweiss Jesu in Gethsemane. Ygl. Heft III, 692.
Auch hier ein aussercanonischer Text.
9. Dial. c. Tr. c. 104. p. 332 B.
0J€6Q xal iv TOlq dxofivf^fiovevfiaöi xoiv dxoöxoXmv
avxov yiyQonxai ysvofisvov — betrifft die von Justin im
. Anschluss an Ps. 22, 17 geschilderte Versammlung der
Feinde Jesu, um seine Verurtheilung herbeizuführen. Vgl.
Heft III, 696.
10. DiaL c. Tr. c. 105. p. 332 C.
cog djto xc5v djtofiV7](iovsvfidxo}v ifidd-opiev^ JigoBÖt}-
XoDCa — in Anknüpfting an Ps. 22, 21: xi^v fiovoysvTJ nimmt
hier Justin Bezug auf Job. 1, 18: o iiovoytvi'iq. Vgl. unten
die Erläuterungen zu Joh. 1, 18.
11. Dial. c. Tr. c. 105. p. 333 B.
(6g xal ix X(5v djtofivi]iiovsvfidxa>v xal xovxo efiaß-ov
— hier geht unmittelbar das Lc, 23, 46 zu lesende Kreuzes-
wort voraus: jtdxsQ, elg x^^Q^^ oov JtaQaxiB^sfiai xo jtvBVfdd
fiov. Vgl. Heft III, 741.
12. Dial. c Tr. c. 105. p. 333 B.
xavxa ÜQfixivai iv xolg djto(iV7](iov6Vfiaci yayQajtxat
— hierzu gibt Justin den canonischen Text von Mt. 5, 20.
Vgl. Heft 11,81.
13. Dial. c. Tr. c. 106. p. 333 C.
cog xal iv xolg djco^VTifiovBvnaot xröv d:rtoox6Xmv
2»
20 Aussercanonische Paralleltezte zu Job.
ÖTjXovrai yeyepf/fjtBvov — dieser Gitationsformel gehen zwei
Nachrichten voraus, einmal ein aussercanonischer Text
über die Reue der Jünger bezüglich ihres Abfalls nach der
Kreuzigung (vgl. Heft III, 746. 774) und sodann die völlig
aussercanonische Notiz in Betreff des Auferstandenen:
xal (i€r avxmv öcaywv vfivrjoe xbv B-bov (vgl. Heft HI,
782).
14. Dial. c. Tr. c. 106. p. 333 D.
xal YeYQag)d'ai kv zotg djzofiPTjfiopsvfiaöip avtov ye-
yeprjiiivov xal xovro — an dieser Stelle gibt Justin den Anfai^
des Apostelverzeichnisses in annähernder, aber keineswegs
vollständiger Übereinstimmung mit Mc. 3, 16. 17 und Lc.
6, 13. 14 nach Cod. D. Vgl. Heft III, 815.
15. Dial. c. Tr. c. 106. p. 334 B.
(oq yiy^anxai kv rotg ajcofiVfjfiovevfiaöi xmv ano-
oxokwv avxov — dieses Citat gibt einen aussercano-
nischen Text zu Mt. 2, 1 — 3 bezüglich der Magier aus
„Arabien". Ich verweise im Voraus auf das Kindheits-
evangelium, Heft V.
16. Dial. c, Tr. c. 107. p. 334 B.
yiygaxxcu kv xolq djtogivfjfiopsvfdaoiv — hier folgt
ein Citat, welches aber mit keinem canonischen Texte
von Lc. 11, 16 = Mt 12, 38 = Mt. 16, 1 = Mc, 8, 11 voll-
ständig übereinstimmt, sofern es heisst: oxi ol djto xov yi^
povg vfiSv ovC,7)xovpxeg avxm eXeyop oxi del^op rifilv dj-
fislop. Vgl. Heft III, 253.
17. Apol. I, 67. p. 98 D.
xal XI} xov 7iXiov Xsyofiivi] ^)^tQa .... kjtl xo avxo ovp-
iXsvoig yivsxai, xal xa d:n:o(iPfi(iov6Vfiaxa xmp dsto-
öx6Xa)P /} xa övyygdfjtfiaxa x&p jtQO^rjxcov avayipcioxexai.
Diese Erwähnung der djtoftprjfiovevfiaxa ist, wie schon der
Zusammenhang ergiebt, ohne ein Citat.
Die djtofiPf]fiovavfiaxa xmv dnoöxoXwp bildeten einen Com-
plex von schriftlichen Evangelienquellen. Man vgl. dazu noch
Dial. c. 111. p. 338 C: yiyQajtxai, Dial. c. 100. p. 326 D: xdi kv
x(5 evayysXlcp de yeyQajtxai. Diese schriftlichen Evangelien-
quellen (obgleich oft nur gedächtnissmässig citiert) flössen stets,
auch wenn Justin, wie er es in der Regel that, die Evangelien-
§ 1. Die älteste Bezeugung des B-dayyi).iov xaxa ^Iwdvvijv. 21
texte als Herrenworte einftlhrte, etwa wie Dial. c 47. p. 267 A:
6io xal 6 TJuixBQoq xvQiog ^h}Oovq Xqiötoc eljtev — oder nur
wie Dial. c. 35. p. 253 B: elxs yäg, oder mit ähnlichen Citations-
formeln. Denn hauptsächlich auf Herrenworte gehen seine zahl-
reichen Citate aus den Eyangelien zurück. Von den Thaten
und Erlebnissen Jesu werden nur die Ereignisse aus seiner
Kindheit und diejenigen Fakta erwähnt, welche in den
christologischen Aussagen des Symbolum apostolicum enthalten
sind. Bei seinen zahlreichen Citaten aus den von ihm ge-
brauchten Evangelienquellen tritt uns nun ferner die merkwür-
dige Erscheinung entgegen, dass der von ihm vorgetragene
Wortlaut nur in den seltensten Fällen mit den canonischen
Texten unserer vier Evangelien übereinstimmt, dass er fast
immer irgendwie, oft in erheblicher Weise, davon abweicht, ja
manche völlig aussercanonische Textbestandtheile, darunter auch
drei, bezw. vier Agrapha (Dial. c. 35. p. 253 B, vgl. Agrapha
S. 105. 173. 282; Dial. c. 47. p. 267 A, Agrapha S. 112. 227. 290;
de resurr. c. 9. p. 594 E, Agrapha S. 114. 229; Apol.1, 15. p. 62 C,
Agrapha S. 130. 252), welche sicherlich aus seinen schriftlichen
Evangelienquellen stammen, darbietet und dass auch gerade da,
wo er diese seine schriftlichen Quellen als djto/ivf/fiovevfiara
x&v djtoOroXiDV citiert, aussercanonische Texte vorliegen. Vgl.
die obigen Citate 1. 2. 3. 5. 6. 7. 8. 13. 15. 16. Gleichwohl be-
wegen sich diese aussercanonischen Texte ganz im Stile und
Sinne unserer canonischen, besonders der synoptischen, Evange-
lien und rufen nicht von ferne den Eindruck der Unechtheit oder
apokrypher Entartung hervor. Auch die Agrapha sind als
echte Herrensprüche zu recognoscieren. Vielleicht würden
wir zu einer sicheren Erklärung des eigenthümlichen That-
bestandes gelangen, wenn wir die verloren gegangenen Schriften
Justins, das Uvvrayfia xara MaQxla>pogj das 2vvxay(ia xaxa
jtaociv aiQiaswv (von welchem die Schrift gegen Marcion
vielleicht nur einen Haupttheil bildete) noch besässen und wenn
uns die nur fragmentarisch erhaltene Schrift jtSQl dvaOraOBcog
in ihrer Vollständigkeit vorläge. Wie uns jetzt der Sachverhalt
gegeben ist, können nur folgende Möglichkeiten in Betracht
kommen. Erstlich man denkt sich Justins Hauptquelle als eine
Art Evangelienharmonie ähnlich der seines Schülers Tatian.
Aber es ist sehr unwahrscheinlich, dass ein so wichtiges Werk^
22 AuBsercanonische Paralleltezte zu Joh.
wie eine solche Evangelienharmonie, noch dazu von einer Au-
torität wie Justin eingeführt, 80 plötzlich aufgetaucht und ebenso
plötzlich spurlos wieder verschwunden sein sollte. Oder man
nimmt zweitens an, dass Justin noch das Urevangelium selbst
in griechischer Übersetzung oder im hebräischen Urtexte ge-
kannt und gebraucht habe. Doch dürfte man in diesem Falle
noch zahlreicheren Spuren von völlig aussercanonischen Text-
bestandtheilen begegnen und eine grössere Menge von Agrapha
bei Justin finden müssen. Oder drittens: Justin benützte Evan-
gelienhandschriften mit archaistischen — aus dem Urevangelium
stammenden — Zusätzen und Textstellen, ähnlich derjenigen
Evangelienhandschrift, die den Archetypus des Cod. Bezae,
der Italae und der altsyrischen Übersetzung bildete, welche An-
nahme für mich die grösste Wahrscheinlichkeit hat.
Mit Sicherheit lässt sich der Gebrauch des canonischen Mat-
thäusevangeliums constatieren. VgL namentlich die Justinschen
Texte zu Mt. 4, 23, Heft II, 61 f. Aber auch die johanneischen
Anklänge sind so zahlreich und in einer Anzahl von Fällen so
frappant, dass es ausser Zweifel zu stellen ist, Justin habe unter
die djtofivfjfiovevfiara rcov axooxoXoav auch das johanneische
Evangelium gerechnet, zumal dadurch die Mehrzahl: xAv axo-
OToXcDP erst begreiflich wird. Als besonders beweisend vgL
man nachstehend die Texte und Bemerkungen zu Joh. 1, 13. 18;
6, 69; 9, 1—3; 14,29; 16,3.
Ausserdem ist es wahrscheinlich, dass Justin eine ausser-
canoniscbe Übersetzung, bezw. Bearbeitung des Kindheitsevan-
geliums nach der hebräischen Urschrift benützt hat Für die
Leidensgeschichte werden von ihm an einer Stelle (Apol. I^ 35.
p. 76 C) die Acta Pilati — selbstverständlich in ihrer Urgestalt —
herangezogen mit der CitatioDsformel: xal ravra ort yiyov^
övpaod^e (lad^Blv Ix x&v ijil Hovrlov üiXarov yero/iivcov axxmv
— , ohne dass er jedoch diese Schrift zu den evtxyyiXia oder
den djtofivfjfiopsvfiaxa rechnet
14. Apelles (ca. 150).
Von dem marcionitisch gesinnten Apelles (vgl. Eus. H. E,
V, 13) besitzen wir ein mit der Citationsformel: ovxog eg)f] iv
xcß evayyeXiq) — eingeführtes aussercanonisches Herrenwort,
§ 1. Die älteste Bezengang des evayyiXiov xccva ^Iwawijv. 23
nämlich ylveod-e öoxifioi zQaxe^lraiy durch Epiphanius über-
liefert Vgl. Agrapha S. 119. Dass er auch das johanneische
Evangelium gekannt und gebraucht hat, zeigt das zu Joh. 20, 20
unten aus Hippolyt mitgetheilte Citat
15. Polycarp (f 155).
[Joh. 8, 44 = Phil. VII, 1; 13, 15 = Phü. X, 1; 14, 15 =
Phil. II, 2; 5, 29 = Mart. c. 14; 13, 18 = Mart. c. 6, 1;
17, 3 = Mart. c 14, 1. 2.]
Die Spuren des johanneischen Evangeliums in dem Briefe
und dem Martyrium Polycarps sind nicht stringent beweisend,
aber doch schon deshalb mit Wahrscheinlichkeit auf eine Be-
nützung der johanneischen Evangelienschrift zurückzuführen,
v^eil Polycarp notorisch ein Jünger des Evangelisten und
Apostels Johannes gewesen ist, mithin ihm das schon langst in
kirchlichem Gebrauche befindliche johanneische Evangelium nicht
unbekannt geblieben sein kann.
16. Tatian der Syrer (150—170).
[Joh. 1, 3 = adv. Graec. c. 19; 1, 5 = adv. Graec. c. 13;
1, 9 = adv. Graec. c. 13; 4, 24 = adv. Graec. c. 4. —
Diatessaron Arabicum: Joh. 2, 11; 4, 7; 6, 15; 6, 51; 7, 37.
38; 8, 42; 16, 21; 17, 25; 19, 37; 21, 6; 21, 12.]
Die Benützung des johanneischen Evangeliums in seiner
Oratio contra Graecos hat Tatian fast gänzlich auf den Prolog
beschränkt Dagegen in seiner Evangelienharmonie, deren Gom-
position durch Ephraems Evangeliencommentar (ed. Mösinger)
und das arabische Diatessaron (ed. Giasca) für uns aus
dem früheren Dunkel wieder ans Tageslicht getreten ist, hat
Tatian das johanneische Evangelium in breitester Ausführlich-
keit verwendet und ihm eine führende Stellung eingeräumt.
Der johanneische Prolog befand sich an der Spitze seines Dia-
tessaron, und selbst Joh. c. 21 fehlte nicht darin. Die Authen-
ticität und Geschichtlichkeit des johanneischen Evangeliums
stand daher für Tatian ausser allem Zweifel.
24 Aussercanonische Paralleltexte zu Joh.
17. Das koptisch-gnostische Werk aus d. J. 160.
[Joh. 1, 1. 2 = S. 545; 1, 3 = S 545; 1, 4 === S. 545; 10, 28
= S. 548; 17, 21 = S. 547].
Das durch die verdienstvolle Arbeit Carl Schmidts uns
zugänglich gemachte koptische Doppelwerk gnostischen Cha-
rakters, welches in dem koptischen Codex Bruce niedergelegt,
ist, enthält in seinem zweiten Theile exakte Citate aus dem jo-
hanneischen Evangelium, und zwar das wichtigste (zu Joh. 1, 1 ff.)
mit der Citationsformel: orro^ iöriv jtSQl ov ^Icoavvfjg aljtev.
W^enn Schmidts Datierung richtig ist, welcher das Werk auf
das Jahr 160 zurückführt, so besitzen wir hier die älteste na-
mentliche Citierung eines canonischen Evangelisten, an welche
sich als zweites namentliches Citat, ebenfalls auf das johanneische
Evangelium bezüglich, die unten besprochene Stelle bei Theo-
philus anschliesst. VgL unten bei Theophilus.
18. Heracleon (160—170).
Unter allen Evangelien ist das johanneische das erste,
welches einen Commentator gefunden hat. Noch bevor Sym-
m ach US sich mit dem Matthäusevangelium beschäftigte (vgl.
Heft II, 5 f. und beachte die Thatsache, dass Sjmmachus ein
Zeitgenosse des Irenaeus gewesen ist), verfasste der Yalentinianer
Heracleon (vgl. über ihn Heft III, 530 Anm.) um 160—170
seinen Johannes- Commentar, den Origenes zu widerlegen suchte.
Welch eine rasche Entwicklung : das johanneische Evangelium
spätestens 140 canonisch geworden, 160 — 170 in das syrische
Diatessaron verarbeitet, um dieselbe Zeit oder doch kurz darnach
einer Commentierung unterzogen, als erstes unter den canonischen
Evangelien!
19. Die pseudoclementinischen Homilien (160 — 170).
[Joh. 1, 3 = Hom. VI, 14; 3, 5 = Hom. VII, 8. XI, 24. 26.
Xin, 21; 3, 11 = Hom. H, 29; 3, 32 = Hom. I, 9; 5, 19 =
Hom. I, 9; 3, 46. 47 = Hom. HI, 53; 8, 44 = Hom. HI, 25;
9, 1—3 = Hom. XIX, 22; 10, 9 = Hom. III, 18. 52; 10,
27 = Hom. III, 52; 13, 14. 15 = Hom. XII, 7.]
§ 1. Die älteste Bezeugung des evayyikiov xata ^[tadwriv. 25
Die synoptischen Evangelienparallelen in den Pseudocle-
m entinen, deren Zahl so gross ist, d<ass ihre Registrierung au
dieser Stelle nicht angänglich erscheint, tragen durchweg den
Charakter der Echtheit und bieten doch fast nur aussercanonische
Texte, d. h. solche Texte, welche fast stets in relevanter Weise
von den canonisch-revidierten Evangelientexten abweichen. Ohne
Zweifel gehen sie auf eine aussercanonische Übersetzung der
hebräischen Quellentexte zurück, sei es, dass das Urevangelium
in dieser aussercanonischen Übersetzung direkt, oder indirekt in
einer verloren gegangenen Bearbeitung desselben, benützt worden
ist. Für erstere Annahme spricht die vollständige Nichtberück-
sichtigung des Kindheitsevangeliums, welches ursprünglich eine
selbstständige Quellenschrift bildete neben der — mit Mt. 3;
Lc. 3; Mc. 1 beginnenden — synoptischen Grundschrift. Jeden-
falls sind solche Stoffe, welche sich mit Mt 1. 2; Lc. 1. 2 be-
rühren, in den Pseudoclementinen nicht einmal gestreift.
Doch liesse sich diese Erscheinung auch aus dem streng ju-
denchristlichen Charakter der pseudoclementinischen
Uomilien erklären. Man bedenke nur einerseits, dass im ju-
denchristlichen Hebräerevangelium die Bearbeitung des Kind-
heitsevangeliums, wie sie in Mt. 1. 2 vorlag, vollständig ger
strichen war. VgL Agrapha S. 330 f. Und man erwäge
andererseits, dass in den Homilien auch die Leidensgeschichte
bis auf das einzige Wort Lc. 23, 34 (vgl. Heft HI, 721) voll-
ständig ignoriert wird, obwohl eben dieses einzige Citat es
bezeugt, dass der Evangelienquelle der Pseudo-Glemen-
tinen die Leidensgeschichte keineswegs fehlte. Die juden-
christliche Degradation Jesu zu einem blosen öiöaöxaXoq macht
diese Ignorierung des Versöhnungstodes Jesu vollständig er-
klärlich.
um so interessanter ist es, dass auch diese judenchristliche
Schrift des Pseudo-Clemens dem Einfluss des johanneischen
Evangeliums sich nicht hat entziehen können. Selbst der jo-
hanneische Prolog (vgl. Joh. 1, 3 = Hom. VI, 14) ist gestreift.
Ausserdem finden sich neben blosen johanneischen Anklängen
exakte johanneische Citate. Ja man kann bestinmite Lesarten
constatieren ganz specieller Art, wie z. B. zu Joh, 1, 3 vno in
Übereinstimmung mit Tatian, zu Joh. 3, 32 slgipcivai im Zu-
sammentreffen mit Tertullian, zu Joh. 9, 1 — 3 Jt^iQoq im Gleich-
25 Aussercanonische Paralleliexte za Joh.
laut mit Justin und den Constitutionen. Also auch das
strenge, antitrinitarische, Judenchristenthum hat das johanneische
Evangelium als Geschichtsquelle benützt«
20. Claudius Apollinaris (161—180).
Auch Claudius Apollinaris, welcher unter Marc Aurel
eine apologetische Schrift überreichte und namentlich als ein
Bestreiter des Montanismus sich bewährte, kannte das johan-
neische Evangelium. Vgl. das aus seinen Schriften im Chro-
nicon Paschale mitgetheilte Fragment, welches unten zu Joh»
19, 34 zu finden ist.
21. Melito (170).
Obwohl wir von Melito nur wenige Bruchstücke besitzen,
so ist doch das in dem Chronicon Paschale enthaltene Citat
dieses kleinasiatischen Apologeten, den man auch sonst der jo-
hanneischen Schule zurechnen darf, genügend, um die Benützung
des Johanneischen Prologs durch ihn zu erweisen. Denn in
demselben nennt er die Christen: rov Xqiotov avzov optog
d^sov Xoyov jtQo aldvtov d^QTjOxevrai Vgl. unten zu Joh. 1, 1. 2.
22. Das Schreiben der gallischen Gemeinden (177).
[Joh. 4, 14 = Eus. H. E. V, 1, 22; 7, 37. 38 = Eus. H. E.
V, 1, 22; 15, 26 = H. E. V, 1, 10; 16, 2 = Eus. R E. V,
1, 15.]
Auch in Gallien — in Lyon und Vienne — war das jo-
hanneische Evangelium frühzeitig bekannt geworden, und zwar
wahrscheinlich auch in lateinischer Übersetzung. Vgl. nament-
lich die Bemerkungen unten zu Joh. 7, 37. 38, sowie Robinson,
Texts and Studies I, 2. Die theilweise abweichenden griechischen
Ausdrücke in dem Briefe der gallischen Gemeinden erklären sich
dann aus der Rückübersetzung des lateinischen Evangelientextes
ins Griechische. (Vielleicht liegt bei Hermas ein ähnlicher
Sachverhalt vor.) Jedenfalls waren altlateinische Evangelien-
übersetzungen schon um die Mitte des 2. Jahrhunderts in
Gallien, Italien, Nordafrica verbreitet. Vgl. Heft I, 38 S,
§ 1. Die Slteste Bezeugung des evayyiXiov xaxä ^Iwdwfjv. 27
23. Athenagoras (177).
[Joh. 1, 1. 2 = Leg. c. 10; 1, 3 = Leg. c. 10.]
Dass der an Evangelieiicitaten arme Athenagoras gleich-
wohl auch vom johanneischen Evangelium beeinflusst war, zeigen
die zu Joh. 1, 1 — 3 beigebrachten Gitate.
24. Epistola ad Diognetum (ca. 180).
[Joh. 1, 1. 2 = Diogn. XI, 2; 1, 14 = Diogn. XI, 2. 3; 1, IS
= Diogn. Vm, 5; 3, 5 = Diogn. IX, 1 ; 3, 16 = Diogn. X, 2;
3, 17 = Diogn. VIII, 4. 5; 15, 18 = Diogn. VI, 5; 17, 11 =
Diogn. VI, 3; 17, 14 = Diogn, VI, 3.]
Dass der anonyme Verfasser der Epistola ad Diognetum
das Johanneische Evangelium benützt hat, wird besonders evident
aus VI, 3. 5, wo Joh. 15, 18; 17, 11. 14 in engster Correspondenz
verwendet ist, sowie aus X, 2, wo Joh. 3, 16 nach einer auch
sonst handschriftlich — beiAthanasius und in den lateinischen
Ciodices Palat. Vindob. und Corbej. 2 — vertretenen Lesart Auf-
nahme gefunden hat.
25. Theophilus von Antiochien (ca. 180).
[Joh. 1, 1. 2 = ad Autol. II, 22; 1, 3 = ad AutoL II, 22;
7, 24 = ad AutoL III, 12; 16, 21 = ad Autol. II, 23; 20, 27
= ad Autol. I, 14.]
Wenn wahrscheinlich schon Evodius das johanneische
Evangelium am Schlüsse des ersten Jahrhunderts in Antiochien
vorfand oder es dort einführte, wenn sicherlich Ignatius das-
selbe gebrauchte und seinen Gebrauch für Antiochien consta-
tierte, so kann es nicht Wunder nehmen, wenn auch Theo-
philus von Antiochien in denselben Bahnen wandelte. Sein
Hauptcitat von Joh. 1, 1 — 3 mit der starken Gitationsformel:
diöacxovciv ^(lag al ayiai ygarpal^ xal navxaq jtv£Vfiaroq>6'
QOiy i^ CDV ^ImavvTjg Xiyei — besonders ist nach zwei Seiten
wichtig. Einerseits ist es die erste sichere Citierung eines
canonischen Evangelientextes mit namentlicher Nennung des
Evangelisten. Zum Andern ist die Bezeichnung des Johannes
28 Aassercanonische Paralleltexte zu Job.
als eines Jtvsvfiarog)6Qog deshalb von Interesse, weil sie mit der
Nachricht des Muratorischen Fragments sich berührt, nach
welcher die Entstehung des johanneischen Evangeliums auf eine
besondere Inspiration (revelatio) zurQckgeftihrt wird. Vgl. unten
No. 28 über das Muratorische Fragment.
26. Die ältesten Haeresen.
Nicht blos auf die. kirchlichen Schriftsteller, sondern auch
auf die haeretischen Kreise und auf die Bildung der haeretischen
Religionssysteme wirkte das Johanneische Evangelium anregend
und befruchtend ein.
a. Basilides (130).
Hippolyt berichtet an drei Stellen (Ref. Haer. V, 8; VII,
22; VII, 27), dass Basilides das johanneische Evangelium ge-
braucht hat. Er citiert namentlich Job. 1, 9; 2, 3 — 5; 2, 11 als
solche Texte, welche Basilides angewendet hat.
b. Valentinus (140).
Valentinus baute einen grossen Theil seines Systems aus
Bausteinen auf, welche ihm das johanneische Evangelium Ueferte.
Besonders dem johanneischen Prologe entstammen die wichtigsten
GrundbegriflFe seiner Syzygien: Aoyoq, Zcofjt ^mg^ ÜXi^gcofia,
XaQig, Movoysv^gf l4Zi^&6ia. Neben zahlreichen correkt citierten
johanneischen Aussprüchen kommen bei den Valentinianem auch
Verdrehungen der Texte vor (vgl. Iren. I, 8, 2 zu Job. 12, 27).
Der mächtige Einfiuss des johanneischen Evangeliums auf die
valentinianische Gnosis zeigt sich namentlich in der Thatsache,
dass der literarische Hauptvertreter derselben, Heracleon, einen
Commentar des johanneischen Evangeliums geschrieben hat,
wobei übrigens die aus der Widerlegung des Origenes ersicht-
liche Textgestalt dieser Evangelienschrift, wie sie Heracleon
benützte, wesentlich schon die canonische ist.
Auch der Valentinianer Theodotus, dessen Exeerpta in
den Werken des Clemens von Alexandrien erhalten sind,
hat das johanneische Evangelium in vielseitiger Weise ausgenützt.
Vgl. nachfolgend die Texte zu Job. 1, 4; 1, 14; 3, 8. 29; 4, 24;
6, 32. 51; 8, 56; 10, 1. 7. 9; 10, 11. 12. 30; 11, 25. 26; 17, 17. 19;
§ 1. Die älteste Bezeugung des svayyiXiov xmä lufdvvt^v, 29
19, 34. 37, wobei manclie — auch anderweit beglaubigte —
Varianten zu Tage treten. Vgl. Job. 3, 29; 6, 32; 10, 11; 17, 17.
So blieb der Valentinianismus den Anregungen seines Stifters in
der Liebe zum johanneiscben Evangelium getreu.
Von ganz besonderer Beweiskraft für die hohe Geltung des
johanneiscben Evangeliums bei den Valentinianem ist die kabba-
listische Tauffonnel, welche Irenaeus überliefert hat. Vgl.
Iren. I, 21, 3 und dazu Heft II, 410 f. 448 ff. Denn es sind Worte
aus Job. 15, 26: ro jtvsvfia rr/q dXtjd-elag . . fiaQtvQfjöai — sowie
aus Job. 1, 4: xal t) ^caij r^v xo gxZg — und Job. 1, 18: d-ebv ovdslg
kcigcacsv jicixore — , welche jener in aramäischer Sprache ver-
fassten Taufformel mit trinitarischer Gliederung einverleibt sind.
c. Die Naassener.
Auch die ophitische Gnosis hat vielfach Elemente aus dem
johanneiscben Evangelium in sich aufgenommen. Vgl. Job. 1,9 =
Hippol. V, 9; 4, 21—23 = Hippol. V, 9; 6, 53 = Hippel. V, 8;
10,9. 3, 5 == Hippol. V, 8, wobei manche wichtige Textänderungen
mit untergelaufen sind.
d. Der Montanismus.
Dass auch der Montanismus von seinem ersten Ursprung
an Motive des johanneiscben Evangeliums für seine Sonderlehren,
namentlich bezüglich des jtaQdxZfjrogy verwendet hat, ist bekannt
Ja die einzige ausdrückliche Anfechtung, welche dem johan-
neiscben Evangelium in der alten Kirche jemals zu Theil ge-
worden ist, von Seiten der durch Epiphanius später so ge-
nannten Aloger, scheint aus antimontanistischer Gesinnung
hervorgegangen zu sein. Vgl. Iren. HI, 11, 9: illam speciem non
admittunt, quae est secundum Joannis evangelium, in quo Para-
cletum se missurum Dominus promisit; sed simul et evangelium
et propheticum repellunt spiritum. Wenn Solches von den
Gegnern des Montanismus gesagt werden musste, so ist sichtlich
das Johanneische Evangelium eine besondere Stütze des Mon-
tanismus gewesen.
30 Anssercanonische Paralleltezte zu Joh.
e. Die Enkratiten.
Dass auch die Enkratiten der verschiedenen Richtungen
dem Johanneischen Evangelium nicht fremd gegenüberstanden,
das beweist schon das Beispiel Tatians, dieses Grossten aller
Enkratiten, welcher dem johanneischen Evangelium in seinem
Diatessaron eine so hervorragende Stellung anwies. Vgl. ausser-
dem das Citat aus den enkratitischen Actis Pauli et Theclae
zu Joh. 5, 14.
f. Die Doketen.
Das älteste Dokument des Doketismus ist das pseudo-
petrinische Evangelienfragmeni Auch dieses doketische
Schriftstück berührt sich mit dem johanneischen Evangelium.
Vgl. Ev. P8.-Petr. v. 26 = Joh. 16, 20; 20, 19; Ev. P8.-Petr. v. 58
—60 = Joh. 21, 1. 2.
g. Die Ebioniten.
Epiphanius (Epitome XXX. IIsQi ^Eßimvalcov, Ed. Dindorf
I, 359) schreibt über die bei den Ebioniten gebräuchlichen
Evangelien folgendermassen : öixovxai öh xo xaxa Maxd-alov
svayysXiov xaxa ^Eßgalovg avxo xaZovpxeq, öia x6 ^Eßgcucxl
kxxsd-rjvar xtvhg öh xal xo xaxa ^Iwavvtjv. Abgesehen
von der auch hier bezeugten Identität des ursprünglichen
Hebräerevangeliums und des canonischen Matthäusevangeliums
(vgl. Heft II, 1 fP.; Agrapha S. 330), so ist ganz besonders die
Nachricht von dem Gebrauch des johanneischen Evangeliums
in manchen judenchristlichen Kreisen von hoher Bedeutung. So
befremdlich diese Nachricht erscheint, so wird sie doch vollauf
bestätigt durch den Thatbestand, welchen wir bezüglich der
judenchristlichen Testamen ta XII patr. sowie der ebionitischen
Pseudo-Clementinen constatieren durften. Unter allen Evan-
gelien ausser dem des nachmals canonisch gewordenen Matthäus
stand allein noch das johanneische Evangelium bei den ältesten
Judenchristen in Geltung. Was war wohl die Ursache? Das
johanneische Evangelium ist in derselben Gegend ent-
standen, welche von den ältesten judenchristlichen
Gemeinden bewohnt war. Vgl. Heft II, 454 und das unten
§ 1. Die älteste Bezeugung des evayyiXiOv xaxa ^lotdvvriv, 31
zu dem Beriebt des Muratorischen Fragments Bemerkte.
Unter diesen Umständen war die Benützung des in nächster
Nähe der ältesten judenchristlichen Wohnsitze entstandenen und
dortselbst gewiss zuerst bekannt gewordenen johanneischen
Evangeliums von Seiten der uralten Ebioniten durchaus erklär-
lich, zugleich ist dies aber auch ein Zeugniss f&r die Histori-
cität und Authenticität dieser dem Judenthum so scharf gegenüber-
stehenden Evangelienschrifb.
h. Die Aloger.
Nach alledem ist die aus dem Gegensatz gegen den Mon-
tanismus entstandene Opposition einer kleinen kirchlichen Partei,
welche Irenaeus (III, 11, 9) namenlos und kurz andeutend er-
wähnt, während Epiphanius (Haer. LI) dieselbe mit dem von
ihm gebildeten Namen der „Aloger^ belegt hat, indem er zu-
gleich deren an dem johanneischen Evangelium geübte Kritik
wiedergiebt, von keiner Bedeutung. Wie das Matthäusevangelium
bei den Marcioniten, das Lucasevangelium bei den Ebioniten,
so war das Johannesevangelium bei strengen Antimontanisten
nicht behebt.
i. Der Marcionitismus.
Dass endlich auch der Marcionitismus, welcher in seiner
Urgestalt auf das Lucasevangelium beschränkt war, später dem
Einfluss des johanneischen Evangeliums zugänglich war, ersieht
man aus dem Dialogus de recta fide, wonach das johanneische
Logion Job. 13, 34 der späteren marcionitischen Bibel angehörte.
Vgl. unten die Erläuterungen zu Joh. 13, 34. Ausserdem vgl.
oben unter 14 Apelles.
So gab es kaum eine Haerese, die nicht die Einwirkung
des johanneischen Evangeliums verspürt hätte.
27. Celsus (ca. 180).
[Joh. 1, 1. 2 = c. Cels. II, 31; 1, 11 = c. Cels. IV, 7; 3, 31
= c. Cels. I, 50; 12, 31 = c Cels. 11, 47; 12, 36 = c. Cels.
II, 9; 13, 18 = c. Cels. 11, 20; 20, 19 = c. Cels. ü, 70; 20, 20
= c. Cels. n, 55. 59].
32 AussercanoniBche Paralleltexte za Job.
Seitdem Keim in seinem „Cekus' wahres Wort" das Ver-
hältniss desselben zu den Evangelien untersucht hat, zweifelt
wohl Niemand mehr an der Bekanntschaft des Celsus auch
mit dem johanneischen Evangelium. Man vgl. ausser den oben
registrierten Gitaten noch aus Orig. c. Gels. IL 49 den johan-
neischen Anklang zu Joh. 1, 4^, bezw. zu Joh. 14, 6.
28. Das Muratorische Fragment (150—210).
Über die Entstehung des johanneischen Evangeliums ist in
dem Müratorischen Fragment folgende Nachricht über-
liefert:
quarti evangeliorum [1. evangelii librum] Johannis [1. Jo-
hannes] ex decipolis [1. decapoli? — seil, scripsit]. co-
hortantibus condescipulis [1. condiscipulis] et eps [1.
episcopis] suis dixit: conieiunate mihi odie [1. hodie] triduo,
et quid cuique fuerit revelatum, alterutrum nobis ennar-
remus [1. enarremus]. eadem nocte revelatum Andreae ex
apostolis, ut recogniscentibus [L recognoscentibus] cuntis
[L cunctis] Johannis [1. Johannes] suo nomine cuncta
discriberet [1. describeret].
Gewöhnlich erblickt man in dieser Nachricht eine spätere
Form der Überlieferung, die keinen Glauben verdiene. Indess
dürfte sie doch daraufhin zu prüfen sein, ob nicht ein echter Kern
in ihr verborgen sei. Namentlich was über die Art und Weise
der Entstehung bezüglich des johanneischen Evangeliums erzählt
wird, nämlich ein streng historisches Moment (recognoscentibus
cunctis) und ein ideelles Moment (quid fuerit revelatum), mithin
eine Art besonderer Inspiration, welche mitgewirkt habe, trifft
mit der eingehenden Analyse des johanneischen Evangeliums
(vgl. unten § 2) auf überraschende Weise zusammen und wird
ausserdem bestätigt durch Clemens AI. (vgl. No. 29), welcher
den Apostel bei Abfassung seiner Schrift einerseits JtQOTQOJtevTa
vjco TCQP yvmQifioov^ andererseits jtpevfiari d^sofpoQTjd-evTa
nennt.
Was aber den Ort der Abfassung anlangt, so kann der Ur-
heber der Überlieferung unmöglich an Ephesus gedacht haben,
welches Irenaeus (siehe No. 30) und ebenso die alte Praefatio
vieler Italae-Codices (s. Wordsworth-White S. 485 ff.) als die
§ 1. Die älteste Bezeugung des evayyiUov xaxa *la)dyvi]v, 33
Oeburtsstätte des johanneischen Evangeliums bezeichnen. Denn
nach der Überlieferung des Muratorischen Fragments sind
noch alle Apostel, imter ihnen Andreas, vereinigt, was keines-
falls auf Ephesus passt. Da aber dies aus historischen Gründen
aach nicht auf Jerusalem belogen werden kann, so bleibt nur
Pella übrig, wohin die Christengemeinde während der Belagerung
Jerusalems übersiedelte. Pella aber gehörte zu dem Gebiete der
Dekapolis, zu dem Gebiete mithin, von wo aus auch noch andere
wichtige urchristliche Schriften (so namentlich das ursprüngliche
Uebraerevangelium = das erste canonische Eyangelium, femer
der älteste durch Aristo von Pella verfasste Evangeliencanon,
TgL Heft II, 454) ausgegangen sein dürften, zu jenem Gebiete
sonach, wo das älteste transjordanische Judenchristenthum seine
Statte hatte und welches auch nach de Lagarde's Meinung
f&r die älteste christliche Literatur von entscheidender Bedeutung
gewesen sein mag.
Ist nun die Vermuthung allzu gewagt, unter dem Ausdruck:
„ex decipolis" eine Verstümmelung von „ex decapoli'' = ix öe-
xcLxoXscog zu suchen? Ist es wahrscheinlich — wie es nach der
gewöhnlichen Deutung: ex discipulis nöthig ist — , anzunehmen,
dass das lateinische „discipulus^ unmittelbar nach einander zwei-
mal in ganz verschiedener Weise — das eine Mal in „decipolus",
das andere Mal in „descipulus*" — verstümmelt worden sei?
Und hätte dann nicht auch Andreas mit „ex discipulis*^ anstatt
mit ^ex apostolis" praediciert werden müssen? Daher möchte
ich es nicht unterlassen, die Conjektur: „ex decapoli" den Mit-
forschern zur Prüfung zu unterbreiten. Im Falle, dass diese
Conjektur Bestätigung finden sollte, würde um so mehr sich
zeigen, dass der im Muratorischen Fragmente niedergelegten
Tradition ein echter Kern einwohne. Denn die Abfassung
des Johanneischen Evangeliums in der Dekapolis, bezw. in Pella,
würde mit der gleichzeitigen Anwesenheit der Apostel dortselbst
um d. J. 70 zusammenfallen und die frühzeitige Benützung
desselben (durch die eucharistische Liturgie der Urkirche) er-
klären. *
29. Clemens Alexandrinus (f ca. 220).
Dieselben beiden constitutiven Elemente, welche nach dem
Muratorischen Fragmente bei der Entstehung des johan-
Tezte u. Untersuchung«!! X, 4. 3
34 Aussercanonische Paralleltexie su Job.
neischen Evangeliums zusammenwirkten, lässt auch Clemens
AI. hervortreten in der kurzen Äusserung, die uns Eusebius
aufbewahrt hat. Vgl. Eus. H. E. VI, 14, 7: zov fiivtoi ^Iwdwrjv
. . . jtQOTQaxivxa vjio rciv yifcoQlficov, xveipuixt d'Sog>oQ7]d'dvra,
xvevfiarixov jtoiijoac BvayyiXiov, toöavra 6 KZi^fir/g. Die
yvcigifiOi des Clemens sind sichtlich identisch mit den con-
discipulis bei Muratori, und das d'Soq>OQ7id-Blg des Clemens
mit dem xv6viiaTog>6Qog des Theophilus und dem revelari bei
Muratori.
30. Irenaeus (seit 178).
Bekannt ist die Nachricht Iren. lU, 1, 1: ijteiTa ^Itüavinjq 6
/lad-fjTTig Tov xvqIov 6 xal ixl ro orijd-og avrov avaxeociv, xal
(xvrog igiöcoxe to evayyilioVy kv *E^eoq) rfjg ^Aölag öiatQlßtov.
Ist der ephesinische Aufenthalt des Apostels nicht unbestritten,
so ist die fjntstehung seines Evangeliums in Ephesus erst
recht unwahrscheinlich, da alle anderen Instanzen darauf
hinweisen, dass Johannes nicht in isolierter Lage, sondern um-
geben von seinen condiscipulis seine Evangelienschrift verfasst
bat. Hat er später in Ephesus längere Zeit sich aufgehalten,
so wird er selbstverständlich sein Evangelium dort auch ein-
geführt und bekannt gemacht haben. Leicht konnte daraus bei
den Vertretern seines ephesinischen Aufenthaltes die Annahme
entstehen, dass das Evangelium dortselbst auch verfasst sei
Neben dem von Irenaeus behaupteten ephesinischen Ur-
sprung des Johanneischen Evangeliums dürfte die von Ephraem
Syr. hinterlassene Nachricht, dass dasselbe zu Antiochien ent-
standen sei (vgl. Mösinger p. 286: loannes etiam Graece scripsit
Antiochiae), nicht minder Beachtung verdienen, zumal im
Rückblick auf Evodius, Ignatius und Theophilus von An-
tiochien. Vgl. oben S. 6 f., 12. 27 f. Immerhin aber besitzt
meines Erachtens (vgl. S. 30 f. 32 f.) die Dekapolis mit Pella,
jenem Ursitz des ältesten Ghristenthums, das am besten begrün-
dete Recht, als die Geburtsstätte des johanneischen
Evangeliums zu gelten. Doch bleibt die Ortlichkeitsfrage
jedenfalls von nur secundärer Bedeutung.
Wichtiger, weil für die Frage nach seiner apostolischen Authen-
ticität wesentlich mitentscheidend, ist für das johanneische Evan-
§ 2. Die Composition des svayyiJUov xatcc ^Iwdvvijv, 35
gelium die Zeit seiner Entstehung. Wenn man nicht wird erfolg-
reich bestreiten können, dass bereits in den letzten Jahrzehnten
des ersten Jahrhunderts, mithin jedenfalls noch zu Lebzeiten
des TJrapostels Johannes, das ihm zugeschriebene Evange-
lium in kirchlicher Geltung stand (vgL oben S. 2ff.)^), so
wird schon auf Orund der äusseren Bezeugung an der
apostolischen Dignitat und johanneischen Abstammung desselben
nicht mehr ernstlich gezweifelt werden dürfen.
Hiermit aber stimmt auch das innere Selbstzeugniss des
vierten Evangeliums auf das Vollständigste überein.
§2-
Die Composition des evayyiXiov xara ^ImavvTjv.
Von einer Composition wie bei den synoptischen Evangelien
in dem Sinne, dass man auf eine Verschiedenheit von Quellen
zurückzugehen habe, kann bei dem johanneischen Evangelium
nicht die Rede sein. Hier ist Alles aus einem Guss. Hier fliesst
Alles aus einer einzigen mächtigen Quelle. Hier kommt Alles
aas der Fülle eines Geistes, der den ihm zu Gebote stehenden
Stoff mit vollster Freiheit beherrscht. Hier fühlt man auf Tritt
und Schritt, dass der Autor in jedem Augenblick unendlich mehr
geben könnte, als er wirklich giebt Hier ist keine auch nur
zum Theil mühsame Bearbeitung eines von anderswoher dem
Verfasser zugekommenen Materials, wie schon bei den Synop-
tikern, noch mehr bei den Verfassern der apokryphen Evangelien,
zu verspüren. Vielmehr der Erzählungsstoff des johanneischen
Evangeliums ist des Verfassers persönltchstes Eigenthum, über
welches er, unbekümmert um eine etwaige Kritik, mit absoluter
Souverainität schaltet und waltet Und schon dieser Eindruck,
der jedem unbefangenen Leser dieser einzigartigen Schrift sich
aufdrängen muss, hätte verhindern sollen, für die Urheberschaft
dieser Schrift eine andere Persönlichkeit zu suchen als einen
1) Besonders bemerkenswerth ist die irühzeitige liturgische Ver-
wenduDg gerade des johanneischen Evangeliums, zuerst in der ältesten
Abendmahlsliturgie der ürkirche, und später in der — noch dazu
aramäisch abgefassten — Taufliturgie der Valentinianer. Vgl. oben
S. 29, sowie Heft II, 410 f., 448 if.
3*
36 Aussercanonische Parallel texte zu Joh.
mit apostolischer Vollmacht umkleideten Augen- und Ohren-
zeugen des Wirkens und der Reden Jesu. Diesen Eckstein
hätte man sich niemals yerrücken lassen sollen; denn von dieser
Position allein muss man ausgehen, wenn es gilt, die mit dem
Johanneischen Evangelium verknüpften Schwierigkeiten zu be-
wältigen und die darin gegebenen Räthselfiragen zu lösen. Na-
mentlich alle Kenner der ältesten patristischen Literatur, ein-
schliesslich der apokryphischen Evangelienliteratur, hätten die
unendliche Überlegenheit des johanneischen Evangeliums über
alle literarischen Erzeugnisse des zweiten nachchristlichen Jahr-
hunderts und seine vollständige Ebenbürtigkeit mit den höchsten
Leistungen der apostolischen Zeit, wie z. B. mit den paulinischen
Briefen, durch keinen Zweifel jemals antasten lassen dürfen.
Vorbildlich gegenüber aller kleinmüthigen Kritik, die der Gh'osse
des vierten Evangelisten nicht gewachsen ist, kann die Haltung
de Lagarde's wirken, welcher die apostolische Authenticität
des johanneischen Evangeliums mit der grössten Parrhesie be-
hauptet hat.
Es kommt dazu, dass der vierte Evangelist zwar einestheils
suo nomine, wie es bei Muratori lautet, andemtheils zugleich
im Namen einer Mehrheit (vgl. Joh. 1, 14. 16) redet, welche
Mehrheit kaum etwas Anderes als das CoUegium seiner Mit-
apostel sein kann: recognoscentibus cunctis sc. condiscipulis —
nach Muratori. Ohne das johanneische Evangelium würde die
Charakteristik des ApostelcoUegiums eine höchst magere sein,
selbst bei den Hauptaposteln auf einige isolierte Züge beschränkt,
während die Namen der übrigen Apostel blose Namen ohne
Fleisch und Blut geblieben sein würden. Lediglich durch das
vierte Evangelium steht das Apostelcollegium in charakteristischen
Persönlichkeiten lebendig vor unsern Augen. Und dabei ist die
Charakteristik der einzelnen apostolischen Persönlichkeiten so
fein, so ungesucht, so tendenzlos, wie es nur bei einem Erzähler
stattfinden kann, der aus dem Vollen der Erinnerungen schöpft
Und wenn er seine Erinnerungen niederschrieb (cuncta descri-
beret) unter der controlierenden Theilnahme seiner Mitjünger
(recognoscentibus cunctis), so wird dieser persönliche Charakter
der im johanneischen Evangelium niedergelegten Erinnerungen
erst recht begreiflich. Auch die genauen — oft wie Bericht-
tigungen, wie Zurechtstellungen lautenden — historischen An-
g 2. Die CompOBition dea evayyiijov leara 'lioävy^v, 37
gaben be^Qglich der Örtlicbkeiten und der ZeitumstaDde, welche
bei den evangelischen Erzählungen in Betracht kommen, verleihen
dem johsnneischen Evangelium eine Überlegenheit über Alles,
was wir von Jesu und seineu JOngern sonst wissen, und geben
ihm den Baug einer Geschichtsquelle von höchster Bedeutung. ')
Mit diesem exakt historischen Charakter des Johanneischen
Evangeliums geht aber eine ideale Freiheit Hand in Band, die
nicht selten den historischen Rahmen zu zersprengen scheint.
In dieser geheimnissvollen Verbindung idealer Freiheit, in welcher
die Gedanken des Autors sich bewegen, und einer historischen
Praecision, auf die er selbst den grössten Nachdruck legt, ist
die Hauptschwierigkeit der s. g. jobanneischen Frage beschlossen.
Indess bietet im Grunde das historische Jesuabild nach den
Synoptikern dasselbe Ineinander geringfQgiger historischer An-
lässe und höchster Ideen, die unter den Reden Jesu daraus sich
entwickeln. Und dabei haben wir nicht einmal den ersten Tenor
des Erzählers, des synoptischen Urevan gellsten, vor Augen. Es
ist meine feste Überzeugung, doss, wenn wir die ursprüngliche
Niederschrift des Urapostels Matthäus noch besassen, die Dif-
ferenz zwischen ihr und der jobanneischen Schrift geringer
werden und nicht wenige Fn^en, die das johanneische Evange-
lium uns stellt, auf befriedigendere Weise beantwortet werden
kSnnten, als es jetzt der Fall ist, wo die synoptische Grund-
schrift in drei Bearbeitungen uns vorliegt. Indess ein Rest von
Divergenz zwischen dem synoptischen und dem jobanneischen
Jesusbilde wird bleiben und wird namentlich in den Reden Jesu
jedem Forscher immer von Neuem zum Bewusstsein kommen,
trotz der wurzelhaften Congenialität der Johanneischen und der
synoptischen Jesusreden. Und diese Divergenz wird sich nur
auf folgende Weise erklären lassen:
1) Wer einen Eindrack empfangen will '
seinea biBtoiiscben Werthea, welchen das johu
jOdincben Gelehrten findet, dem sind die „Neutesl
dee Oberrabbinera Dr. M, Gtldemann in Wien
selbe in der „Monatsschrift für Gesch. n.
thuma" (37, Jahrg. Neue Folge I) veröffentlicl
„Johannesevangelium and der Rabbinie
345 ff. Mancher protestantiscbe Kritiker kann d
38 Aassercanonische Paralleltezte zu Job.
erstlich durch die yerschiedene Charakteranlage und Fassungs-
gabe der Erzähler: Matthäus-Nathanael (vgl. Heft III, 829 ff.)
war eine einfache, praktisch angelegte, treu au&ehmende
und treu bewahrende Natur, deren Grenzen aber f&r das
Verständniss Jesu verhältnissmässig eng gezogen waren;
Johannes war ein Feuergeist, für die tiefste theologische
Speculation befähigt, für die höchste Entwickelung der
Gedanken yeranlagt (vgl. Eus. Praep. ev. XI, 18: Vcoav-
Vfjv rov ^Eßgalfov d-eoXoyop);
zweitens durch die Verschiedenheit der Zeit, in welcher
beide apostolische Evangelienschriften entstanden sind:
das hebräische Evangelium des Matthäus beruhte sicher
auf Niederschriften, welche der Urapostel Matthäus noch
zu Lebzeiten Jesu angefertigt haben wird, da nur so der
Charakter der synoptischen Jesusreden sich erklärt; wann
die endgiltige Redaktion und die Veröffentlichung dieser
vorcanonischen Evangelienschrift stattgefunden haben mag,
wird schwer zu bestimmen sein, jedenfalls so frühzeitig,
dass Paulus dieselbe in seine dreijährige Abgeschiedenheit
nach Arabien mitnehmen konnte, womit die (Agrapha
S. 45 mitgetheilten) alten handschriftlichen Nachrichten
übereinstimmen würden; das johanneische Evangelium
aber entstand frühestens i. J. 70;
drittens durch die verschiedene Art der Gonception: dort
in dem Urevangelium des Matthäus-Nathanael mehr die
niedere Arbeit eines Nachschreibers, mithin ein geringerer
Grad von geistiger Selbstthätigkeit; hier eine an
schöpferische Thätigkeit grenzende Reproduktion des
Vergangenen und eine damit nothwendiger Weise ver-
knüpfte höchste Anspannung des Geistes;
viertens durch die Verschiedenheit der Sprache: dort das
ursprüngliche hebräische Idiom, welches uns nur in se-
cundären Übersetzungen und Bearbeitungen vorliegt; hier
das ursprüngliche griechische Idiom, welches bereits durch
die Reihe der Jahre die neuen Ideen Jesu in sich auf-
genommen und in einem Geiste wie dem des Apostels
Johannes innerlich verarbeitet hatte. (Vgl. unten.)
Über die eigenthümliche Art der Geistesthätigkeit, welche
für den Autor des vierten Evangeliums bei dessen Abfassung
§ 2. Die C!ompo8itioo des evayyiXiov xava ^loidwijv. 39
Yorauszasetzen ist, gibt das Muratorische Fragment sowie
das johanneische Evangelium selbst einen Aofechluss, welcher
mit den Zustanden der apostolischen Zeit aufs Engste sich berührt
Nach Jesu eigenen Worten sollte mit dem Apostolat die
Gabe der Prophetie aufs Engste verbunden sein. Vgl. Mt 23,
34 = La 11,49: ojroörcJlcö eig avtovg 3iQ0(prjxa<; xal axooxo*
Xovq, Die Gabe der jtQoq>i]T£ia war auch in der apostolischen
Zeit weit verbreitet VgL z. B. 1. Cor. 12, 10: aXXq) dh jtQog)?^
xbIcu Auch Paulus besass diese Gabe, welche mit einer leichten
Ekstase verbunden war, ohne dass das klare Selbstbewusstsein
erlosch. Es war ein x^^f^^ ^^^ jtvsvfia ayiov^ ein Zustand
des Inspiriertseins, eine gesteigerte Lehrgabe, welche auf den
gesammten Umkreis der göttlichen Offenbarung sich bezog. An
den Propheten des A. T. vermag man zu sehen, dass ihre JtQO-
^TjTBla nicht blos Gegenwart und Zukunft, sondern auch die
Vergangenheit umfasste. Vgl. z. B. 1. Par. 30, 29: die Ge-
schichten Samuels des Sehers, die Geschichten des Pro-
pheten Nathan, die Geschichten Gads des Schauers. Wie
denn auch im N. T. mit dem Amte der Apostel und Propheten
dasjenige der Evangelisten eng verbunden war, in dessen Aus-
übung die mündliche Evangeliumsverkündigung der geschicht-
lichen Grundlagen niemals entbehren konnte. Auch der vierte
Evangelist hatte bei seiner schriftstellerischen Thätigkeit den
lehrhaften Zweck: iva jtiCrevoijrSj ort ^Ifjöovg iotlv 6 XQiöToq
— vor Augen und stellte seine geschichtlichen Erinnerungen in
den Dienst dieses Zwecks. Und dass er dabei in besonderer
Weise von der Einwirkung des jtvsvfia ayiov sich getragen
fühlte, deutet er selbst an Joh. 14, 26: ixelvog vfiäq öiöa^et
xavra xal vxofipi^osi vfiäg Jiavxa a shtov v(jlIv- Es wird also die
Reproduktion der Reden Jesu auf einen leicht ekstatischen Zu*
stand des Evangelisten zurückzuführen sein, wenn man den
eigenthümlichen Charakter der johanneischen Jesusreden recht '
würdigen will. Es war eine durch den Einfluss des Jtvevfia
ayiov besonders gesteigerte Geistesthätigkeit, wie sie in dieser
Weise bei den synoptischen Bearbeitungen der vorcanonischen
Grundschrift gar nicht stattfinden konnte, ein solcher Zu-
stand der Inspiration, kraft deren der Evangelist mit Jt6q)(x>xi0'
fiivoiq o^d-akfiotg (Eph. 1, 18) in die geschichtliche Vergangen-
heit Jesu zurückblickte, ohne dass sein klares Selbstbewusstsein
40 Aussercanonische Paralleltexte zu Joh.
erlosch, yielmehr so, dass es zur höchsten Potenz gesteigert war,
aber doch auch so, dass sich die Grenze zwischen genauer ge-
schichtlicher Erinnerung an das einst gehorte Wort und der
schöpferischen Reproduktion des inzwischen in einer Reihe von
Jahren innerlich verarbeiteten Jesuswortes an manchen Stellen
(wie z. B. Joh. c. 3, ebenso c. 14 ff.) leicht verwischte, zumal da
dem Evangelisten die geschichtliche Erinnerung nicht als Selbst-
zweck, sondern unter dem Gesichtswinkel des Lehrzwecks vor
Äugen stand. Und dieser prophetische Charakter des jo-
hanneischen Evangeliums ist in der Nachricht des Muratorischen
Fragments als revelatio markiert und hat dem Evangelisten
von Seiten des Theophilus von Antiochien das Praedikat
eines jtvsvfiaroq)6QOQ, von Seiten des Clemens AI. die Bezeich-
nung: &'eoq>OQri9'slg eingetragen, ausserdem es auch wohl be-
wirkt, dass von der ganzen alten Kirche das johanneische Evan-
gelium vorzugsweise als Lehrschrift, ebendeshalb aber auch um
so eifriger und allseitiger, verwendet worden ist.
Eine andere Tendenz, einen anderen Zweck dem johan-
neischen Evangelium zu vindicieren als den vom Autor selbst
Joh. 20, 31 angegebenen: ravza ytfQanxai, iva jtiaTevöfire,
Ott ^IijCovg ictlv 6 XQiöTog, 6 tiog xov d-eoVf xäl iva Jtiarev'
opTsg ^corjv sxV^^ ^^ '^^ opofiari avrov — wird niemals ge-
lingen. Ja auch als ein vergebliches Unternehmen wird jeder-
zeit von Neuem der Versuch sich erweisen, auf Orund dieses
dem Evangelium immanenten Zwecks eine symmetrische Gliederung
in der apostolischen Evangelienschrift des Johannes herauszufinden.
Es ist in keinem Falle zu übersehen, dass der Verfasser zwischen
Joh. 4, 54 und Joh. 5, 1, zwischen Joh. 5, 47 und Joh. 6, 1,
zwischen Joh. 6, 71 und Joh. 7, 1, zwischen Joh. 10, 21 und Joh.
10, 22 in seiner geschichtlichen Darstellung Lücken gelassen,
die in der Ausdehnung von Monaten, von einem halben, bezw.
einem ganzen .Fahre zu erkennen sind. Wir haben es also in
der Johanneischen Evangelienschrift, wenn wir ihre Composition
dem wirklichen Sachverhalt gemäss charakterisieren wollen, mit
einer Anzahl von grösseren und kleineren Fragmenten zu thun,
welche der Evangelist unter dem Joh. 20, 3 1 markierten Hauptzweck
zusammengestellt hat. Als unausgesprochener, aber deutlich er-
kennbarer Nebenzweck wirkte bei dem Evangelisten die Absicht
mit, zur der Darstellung des Urapostels Matthäus, welche uns
§ 2. Die Gomposition des evayyskiov xaxa ^Iwdwrjv, 41
in den drei synoptischen Evangelienbearbeitungen vorliegt, eine
Ergänzung zu bieten. Diese Absicht der Ergänzung zeigt
sich namentlich in f&nf Richtungen: erstlich in einer viel
besseren Charakterisierung der Jünger und jQngerinnen Jesu,
zweitens in einer viel tieferen Erfassung der Persönlichkeit Jesu,
drittens ebendeshalb in einer ausführlicheren Wiedergabe des
Selbstzeugnisses Jesu in seinen Beden, Tiertens in der von den
Synoptikern wenig berücksichtigten Darstellung des Wirkens
Jesu in Judäa, und endlich fünftens in der pragmatischen
Erklärung des Verwerfungsschicksals, welches Jesu sowohl in
Galiläa als in Judäa zu Theil geworden ist Was insbeson-
dere den Ergänzungscharakter der Reden Jesu anlangt, so
leuchtet er schon aus dem Umstand hervor, dass Johannes nicht
ein einziges der synoptischen Gleichnisse wiederholt, wohl aber
einige neue Gleichnisse von ganz besonders christologischem
Werthe hinzugefügt hat. Die christologische Selbstaussage
Jesu nach Johannes ergänzt in congenialer Weise das ganz jo-
hanneisch lautende Herren wort aus dem Urevangelium Lc. 10,
21. 22 = Mt. 11, 25 — 27. Die wichtigen pragmatischen Er-
gänzungen aber, welche das johanneische Evangelium darbietet,
erkennt man am besten, wenn^man die einzelnen Ergänzungs-
fragmente skizziert, aus denen das vierte Evangelium zusammen-
gesetzt ist.
Erstes Fragment Joh. 1, 1 — 18.
Die Selbstständigkeit des Prologs gegenüber dem Grund-
stock des Evangeliums von Joh. 1, 19 an Lst von Harnack in
der vorzüglichen Abhandlung: „Über das Verhältniss des
Prologs des vierten Evangeliums zum ganzen Werk"
(Zeitschr. f. Theol. u. Kirche 1892. 11, 3) in abschliessender
Weise nachgewiesen worden. Das ist nach der negativen
Seite hin ein sehr wichtiges Ergebniss. Die positive Lösung
des mit dem johanneischen Prolog gegebenen Räthsels liegt
nun in der Erkenntniss, dass der Abschnitt Joh. 1, 1 — 18 zu
dem johanneischen Evangelium dieselbe Stelle ein-
nimmt, wie der Abschnitt Lc. 1,5 — 2,52 zu dem Lucas-
evangelium und der Abschnitt Mt. 1, 1 — 2, 22 zu dem
Matthäusevangelium. Allen drei parallelen Abschnitten
liegt die vorcanonische hebräische Quellenschrift des
42 Aussercanonische Paralleltezte zu Job.
Kindbeitsevangeliums zu Orunde. Während aber der
erste und der dritte Evangelist den Inhalt jener Quellenschrift
excerpierend referiert haben, hat Johannes denselben zum
Objekt einer theologischen Meditation erhoben, und
daraus ist der johanneische Prolog entstanden. Dass dem
so ist, wird im nächsten Hefte nachgewiesen werden, in welchem
zum ersten Male ex professo eine eingehende Untersuchung
über die Quellen des Kindheitseyangeliums unter Herbeiziehung
der aussercanonischen Paralleltexte gef&hrt werden wird. Hierauf
sei an dieser Stelle im Voraus hingewiesen.
Zweites Fragment Joh. 1, 19—2, 11.
Eine unschätzbare Ergänzung des evangelischen Gesammt-
bildes bietet dieser Abschnitt, theils durch die feine Charakte-
ristik der ersten und vorzüglichsten Jünger, die Jesus sich ge-
wonnen hat, theils durch pragmatische Vorbereitung der in der
Synopse ganz unmotiviert auftretenden Jüngerberufungen (Mc.
1, 16—20 = Mt. 4, 18—23, sowie Mc. 2, 13- 17 = Mt. 9, 9—13
= Lc.5, 27— 32, vgl. dazu Heft Hl, 830 flF.), theils durch die
neben den synoptischen Berichten ganz neuen Einblicke in die
Wirksamkeit des Täufers und besonders in denjenigen Bruch-
theil seiner Jüngerschaft, welcher von dem Täufer zu Jesu
überging.
Drittes Fragment Joh. 2, 12— 3, 36.
Auch hier ganz neue Stoffe: die Wirksamkeit Jesu in Judäa,
die Persönlichkeit des Nicodemus, das Verhältniss der zu Ende
gehenden Wirksamkeit des Täufers zu Jesu und seinen
wachsenden Erfolgen.
Viertes Fragment Joh. 4, 1 — 42.
Nicht minder eine völlig neue Episode: die Rückkehr Jesu
nach Qaliläa, die Durchreise durch Samaria, das samaritische
Weib, die erste Wirksamkeit Jesu in Samaria — eine Vor-
bereitung auf die spätere Samaritermission. Vgl Lc. 10, Iff.;
Heft n, 120; Heft Hl, 178.
§ 2. Die Gomposition des tvayyiXiov xatä ^lüidwtiv. 43
Fünftes Fragment Job. 4, 43—54.
Der Beginn der galiläischen Wirksamkeit: Job. 4, 44 cor-
respondiert mit Lc. 4, 24. Die wunderbare Heiltmg des dem
ßaCüUxog zu Kapemaum erkrankten Sohnes ist das erste Wun-
derzeichen am Anfang der nun beginnenden, aber von Johannes
nicht geschilderten, galiläischen Wirksamkeit Vgl. Job. 4, 54.
Sechstes Fragment Job. 5, l — 47.
Eine ganz selbstständige Episode, ein Festbesuch Jesu zu
Jerusalem, welcher während seiner galiläischen Wirksamkeit
stattgefunden haben muss, höchstwahrscheinlich während der
Aussendung der zwölf Jünger (Mc. 6, 7 ff. = Lc. 9, 1 ff.) und
während ihrer missionierenden Thätigkeit in Judäa. Vgl. Heft
II, 119 f. Dazu stimmt die Nichterwähnung der Jünger in diesem
Abschnitt.
Siebentes Fragment Job. 6, 1—65.
Hier, wo wir unmittelbar an den Schluss der galiläischen
Wirksamkeit Jesu versetzt werden, begegnen uns ii^ der Perikope
von der wunderbaren Speisung Job. 6, 1 — 15 (== Mc. 6, 35—44
= Lc. 9, 12 — 17 = Mt. 14, 15 — 21) und der sich anschliessenden
Perikope von der Nachtfahrt Job. 6, 16—21 (= Mc. 6, 45—52
= Mt. 14, 22 — 33) zum ersten Male reine Parallelabschnitte zu den
synoptischen Darstellungen, mithin ein orientierender Coincidenz-
punkt, welcher uns die Einreihung der johanneischen Fragmente
in die durch Mc. und Lc. (der Hauptsache nach) ungetrübt er-
haltene synoptische Pragmatik ermöglicht, aber auch ganz deut-
lich zeigt, dass wir es im johanneischen Evangelium wirklich
mit kleineren und grösseren Ergänzungsfragmenten zu thun haben.
Auch an diesem Punkte werden die Lücken der gerade hier in
pragmatischer Hinsicht so unvollständigen synoptischen Relation
ergänzt durch den Job. 6, 22 — 65 geschilderten Umschwung in
der Stimmung der galiläischen Bevölkerung, wodurch dem Wirken
Jesu in Kapemaum und den angrenzenden galiläischen Städten
ein jähes Ende bereitet ward. Vgl. Lc. 10, 13 — 15.
44 AnssercanoniBche Paralleltexte zu Joh.
Achtes Fragment Joh. 6, 66—71.
Dieses kleine Fragment, welches zeigt, dass der Abfall bis
in die Jüngerkreise hineingriff, entspricht der synoptischen Dar-
stellung Mc. 7, 24—9, 29, welche Gleichung an sich schon durch
die Parallelen Joh. 9, 69 = Mc 8, 29 gewährleistet wird, sodass
wir also in dem Eragment Joh. 6, 66—71 eine kurze compendiöse
Überleitung zu den folgenden Ereignissen zu betrachten haben.
Neuntes Fragment Joh. 7, 1 — 10, 21.
Hier bietet Johannes wieder völlig neue Stoffe: den heimlich
eingeleiteten Besuch Jesu zu Jerusalem während des Laubhütten-
festes und die dort entstandenen Geisteskämpfe. Ahnlich wie
früher der Besuch des Joh. 5, 1 — 47 geschilderten Festes (des
Purimfestes) fallt dieser Festbesuch in einen galiläischen Aufent-
halt Jesu. Vgl. die Parallelen: Mc. 9, 30*: xal hcsld-tv e^skd-opzeg
jtaQBJtoQBVOvxo ötcL Ttjg FaXc Xal ag = Joh. 7, 1: xal JtSQisJtavei
6 %aovg fieza zavza kv zfj rakiXala, und dazu Mc. 9, 30^:
ovx fjd-eXep Iva zig yvm == Joh. 7, 4: kv xqvjczA zi JcouL
Zehntes Fragment Joh. 10, 22—38.
Auch der Besuch des Enkänienfestes ist ein dem johannei-
schen Evangelium eigenthümlicher Stoff, und auch hier schliesst
die Erzählung ganz fragmentarisch an das Vorausgegangene an,
ohne dass man über die Zwischenzeit zwischen dem Laubhütten-
und Enkänienfeste das Geringste erfahrt. Sicherlich aber war
Jesus nach dem Laubhüttenfest in die galiläische Heimath zum
letzten Mal zurückgekehrt. Der letzte Aufbruch gen Jerusalem
(Joh. 10, 22) Mit ohne Zweifel zusammen mit dem Reisebericht
Lc. 9, 51 — 10, 42, welcher an der Spitze der lucanischen s. g. Ein-
schaltung steht, wie denn Lc. 10, 38—42, die Einkehr in Bethanien,
uns bereits auf den jerusalemischen Schauplatz versetzt.
Elftes Fragment Joh. 10, 39—43.
Diese compendiöse Nachricht Joh. 10, 39—43 geht mit
Luc. 11, 1 — 30 parallel. Durch Johannes allein erfahren wir.
§ 2. Die Compoßition des svayyiUov xaxa *lü>ttvvrjv, 45
dass der Taufplatz des Täufers am jeuseitigen Ufer des Jordans
gelefi^en gewesen war. Durch die vorbereitende Thätigkeit des
Täufers in Peräa und durch die dort noch lebendige Erinnerung
an ihn (Joh. 10, 41) erklärt Johannes pragmatisch die grossen
Erfolge der Wirksamkeit Jesu in Peräa: ijtlorB\)aav xoXXol hcsl
elg avTov (Joh. 10, 42 vgl. Lc. 12, 1 : ijtiovvax^siöcip fiVQiaöcDv).
Auch die Jünger erinnern sich dort an die frühere Wirksamkeit
des Täufers. Vgl. Lc. 11, 1.
Zwölftes Fragment Joh. 11, 1—53.
Hier geht Joh. 11, 1—16 mit Lc. 13, 31—33 als Praeludium,
den Aufbruch aus Peräa schildernd, und Joh. 11, 45 — 53 als Post-
ludium^dieVerstockung der Volksherrscher in Jerusalem darstellend,
mit Lc. 13, 34. 35 parallel. Dagegen ist der Haupttheil der Er-
zählung Joh. 11, 17 — 44, die Auferweckung des Lazarus, das volle
Eigenthum des vierten Evangelisten. Wie Joh. 6 die Erisis in
Galiläa pragmatisch und psychologisch erklärt, so bildet Joh. 11
die pragmatisch-psychologische Einleitung zu der Katastrophe in
Judäa. Ähnlich entspricht in der synoptischen Relation dem
Wehe über Kapernaum (Lc.lO,l5 = Mt. 11, 23), als dem Centrum
der galiläischen Wirksamkeit, das Wehe über Jerusalem (Lc. 13,
34. 35 = Mi 23, 37—39), als dem Mittelpunkte der Wirksamkeit
Jesu in Judäa, nur dass in der synoptischen Relation diese Wehe-
rufe völlig unmotiviert uns entgegentreten.
Dreizehntes Fragment Joh. 11, 54 — 57.
Dieses kleine Zwischenstück zeigt von Neuem die Überlegen-
heit der Johanneischen Darstellung über die synoptische. Es
entspricht dem letzten Theile der grossen Einschaltung bei Lucas
(Lc. 14, Iff.), welche in die gemeinsame Relation aller drei
Synoptiker von Lc. 18, 15 an einmündet^ und lässt uns in der
Gegend von Ephräm an der judäisch-samaritischen Grenze die
Ortlichkeit erkennen, von der aus der letzte Aufbruch Jesu
(Lc. 18, 31 ff. = Mc. 10, 32 ff. = Mi 20, 17 ff.) nach Jericho und
von da nach Jerusalem stattfand. Vgl. unten zu Joh. 11, 54.
46 Aussercaaonische Paralleltexte zu Job.
Vierzehntes Fragment Joh. 12, 1 — 50.
Den von den Synoptikern geschilderten Aufbrach und die
Durchreise durch Jericho übei^ehend, führt uns Johannes mit
Joh. 12, 1 sofort nach Bethania und bietet in dem Bericht über
das Gastmahl daselbst (Job. 12, 1 — 8) ähnlich wie in dem Speisungs-
bericht (Joh. 6^ 1 — 15) eine Parallele zur synoptischen Relation,
damit zugleich einen neuen orientierenden Coincidenzpunkt, indem
er hierbei die chronologischen Verhältnisse klarstellt und zeigt,
dass das Oastmahl, welches Marcus und ihm folgend Matthäus
aus sachlichen Gründen an die Spitze der Leidensgeschichte ge-
stellt hatten (Mc. 14, 3—9 = Mt. 26, 6—13), nicht zwei Tage,
wie es nach Mc. scheinen kann, sondern bereits sechs Tage vor
dem Feste stattgefunden hat und dem Einzüge Jesu in Jerusalem
vorausgegangen ist. Im Anschluss hieran bietet Johannes wiederum
völlig neue Erzählungs- und Redestoffe, darunter namentiich auch
das Auftreten der "EXXtjvaq (Joh. 12, 20 ff.).
Fünfzehntes Fragment Joh 13, 1—19,38.
Dieser Abschnitt repraesentiert das grösste in sich zusammen-
hängende Erzählungsstück der johanneischen Relation. Es geht
mit der synoptischen Darstellung der Leidensgeschichte parallel,
bietet aber allenthalben ergänzende Lichtblicke und auch nicht
wenige vöUig neue Stoffe: die Fuss wasch ung, die Abschiedsreden,
das hohepriesterliche Gebet, das Verhör vor Hannas, die durch
Johannes erst verständliche Verhandlung vor Pilatus, wichtige,
nur bei Johannes referierte Worte am Kreuze, das Ausfliessen von
Wasser und Blut aus Jesu Seitenwunde, die Persönlichkeit des
Nicodemus bei dem Begräbnisse Jesu — , alles solche Stoffe, die
es beweisen, dass der Evangelist im Stande war, die synoptische
Darstellung in den wichtigsten Punkten zu ergänzen und zu ver-
voUständigen. Dieser positiven Seite des Ergänzungscharakters
entspricht in negativer Hinsicht die Weglassung der Abendmahls-
einsetzung, des Gebetskampfes in Gethsemaue, der synoptischen
Kreuzesworte, von denen Johannes nicht ein einziges erwähnt
Seine chronologische Überlegenheit zeigt sich namentlich in der
von der synoptischen Relation abweichenden Datierung des abend-
§ 2. Die Com Position des e^yyiXi v xazä '/cuavvi/v. 47
tichen öelxvov Joh. 13, 1: JtQo r^q tOQiijg. Vgl. Heft III^ 612£F.
und unten zu Joh. 13, 1.
Sechszehntes Fragment Joh. 20, 1 — 29.
In dem Auferstehungsberichte zuerst der synoptischen Re-
lation sich anschliessend, bietet auch hier Johannes völlig neue
Erzahlungsstücke, namentlich die der Maria Magdalena (Joh. 20,
11 — 18) und dem Thomas (= Jacobus) zu Theil gewordenen
Christophanien (Joh. 20, 24—29).
Siebenzehntes Fragment Joh. 20, 30. 31.
Dieses Schlussfragment correspondiert in gewisser Hinsicht
mit dem Prolog, constatiert die dem Referenten noch zu Gebote
stehende Fülle anderweiter £r?äblungsstoffe und praecisiert den
einfachen lehrhaften Hauptzweck bei der aus der Fülle dieses
Materials getroffenen Auswahl.
Achtzehntes Fragment Joh. 21, 1—25.
Dieser von Freunden und Schülern des Apostels später der
Hauptschrift hinzugefügte Nachtrag bestätigt zunächst thatsäch-
lieh (Joh. 21, 1 — 23), dann aber auch expressis verbis (Joh. 21,
24. 25) das Vorhandenge wesensein noch weiterer Erzählungsstoffe,
welche an die persönliche Erinnerung des Johannes sich anschlössen,
und gibt dazu zugleich in Joh. 21, 1 — 14 eine Richtigstellung der
von dem dritten Evangelisten nach Lc. 5, 1 — 11 verlegten Perikope.
Vgl. die Bemerkungen zu Joh. 21, 6.
Wenn man trotz des durch und durch fragmentarischen
Charakters der johanneischen Erzählungsstoffe immer und immer
wieder nach einem symmetrischen Plan, der dem Ganzen zu
Grunde liegen solle, vergeblich gesucht hat, so liegt dies an dem
einheitlichen Reiz der sprachlichen und sachlichen Darstellung,
der über das Ganze wie über jede Einzelheit ausgegossen ist,
der aber Nichts weiter als die Einheitlichkeit, Selbstständigkeit
und vollkommene Originalität des Verfassers garantiert.
Die Sprache des Apostels, das griechische Idiom, in welches
er seine Stoffe kleidete, ist, was die etymologische Auswahl der
Worte betrifft, sorgfältiger und feiner als das weniger gewählte
4g Aussercanonische Paralleliexte zu Joh.
Septuaginta-Oriechisch in den drei synoptischen Bearbeitangen
des von dem anderen Apostel, von Matthäus-Nathanael, stammen-
den Yorcanonischen Evangeliums. Dagegen die syntaktische Ge-
staltung der Sätze ist durch und durch hebräisch gedacht, sodass
man — wie Heinrich Ewald irgendwo tre£fend gesagt hat —
hinter dem griechischen Kleid allenthalben den hebräischen Leib
spürt, ein Beweis, dass der Verfasser des vierten Evangeliiuns
von Haus aus ein Hebräer gewesen ist, der sich aber leicht in
den Gebrauch der griechischen Sprache eingelebt hat (vgl. dazu
Heft in, 822 ff.), dessen Schrift daher auch schon frühzeitig in
das Hebräische übertragen worden ist (vgl. Agrapha S. 42 Anm.
und EpipL XXX, 6).
Dass dem joh anneischen Evangelium nicht, wie den synop-
tischen Evangelien, Übersetzungen einer hebräischen Grundschrift
eingebettet sind, beweist die Art der johanneischen Varianten:
ihre im Vergleich zu den synoptischen Varianten ausserordent-
lich geringe Zahl, das Vorwiegen grammatischer, das Zurück-
treten etymologischer Varianten und die Beschränkung
dieser verhältnissmässig wenigen etymologischen Varianten auf
s.g. werthlose Synonyma und in Folge dessen das vollständige
Fehlen solcher Varianten, bei denen das Zurückgehen auf die
hebräischen Quellwörter irgend ein tieferes Interesse wecken
würde (Übersetzungsvarianten).
Die folgenden Paralleltexte und dazu gegebenen Unter-
suchungen werden das Gesagte vollauf bestätigen.
JedenfaUs lässt das innere Selbstzeugoiss des johanneischen
Evangeliums seinen Verfasser als eine Persönlichkeit
erkennen von so erhabener Geistesgrosse, von so
reicher Fülle selbstständiger geschichtlicher Erin-
nerungen, von so sicherer Vertrautheit mit Allem,
was auf Jesu Person, seine Umgebung und seine Le-
bensschicksale Bezug hatte, von so tiefem Einblick
und von so völliger Hingabe des Herzens an den ge-
liebten Meister, als man nur bei einem der hervor-
ragendsten Urapostel voraussetzen kann.
Texte und UntersuchungeiL
Joh. 1, 1. 2.
a. TatiaD. Or. ad Graec. c. 5. p. 5 ed. Schwartz.
d-sog fjv iv ciQXfh '^h^ ^^ ^QXh^ Xoyov övvafiiv jtaQSiXfj'
g>afisv . . . xal o Xoyog, og tjp hv aixm, vjtearrjaei^.
b. Athenag. Leg. c. 10. p. 1 1, 9 ed. Schwartz.
i§ dgx^g 7^Q o &a6g vovg ätöiog (op, bIxsv avrog kv lavr^
TOP Xoyov.
c. Ep. ad Diogn. XI, 2. p. 103, 5.
olg ig>aviQcoO€P 6 Xoyog (pavBig,
A. Just. Apol. I, 22. p. 67 E.
ysysvTfO&at avxov ix d-sov kiyoßep Xoyop d^aov,
e. Just ApoL I, 21. p. 66 E.
tS öe xal TOP Xoyop, 6 iori jiqAzop y^ppfjfia rov d^eov,
apsv Ijiifii^iag (paoxBip r/fiäg yeysppfjod'ai *Itfiovp Xqi-
orop.
f. Just. Apol. II, 6. p. 44 D.
o Ö£ vlog kxslpov, 6 fiopog XeyofdBPog xvglcog vlog, 6 Xoyog
jiQO T&p jioiTjfjtaT(OP xal övvcop xal yEPPcifispog,
g. Just. Apol. I, 63. p. 95 D.
6 Xoyog 61 rov d-eov iorlp 6 vlog avrov,
h. Athenag. Legat, c. 10. p. 11, 2 ed. Schwartz.
dXX^ loxip 6 vlog d^sov Xoyog rov jtaxQog.
i. Athenag. Legat, c. 10. p. 11, 6 ed. Schwartz.
povg xal Xoyog rov Jtaxgog o vlog rov &6ov.
k. Celsus ap. Orig. c. Geis. II, 31. Opp. I, 413.
^Xoyop ijtayysXXofiBPOi [sc. ol XQiotcapoi' vlop slvai xov
^eov* xal TovTO JtSQidjttcop [o KiXoog] rm rov
Texte und UntcrsucUungen X, 4. 4
50 Aussercanonische Paralleltezte zu Joh.
%v6alov JtQoacixm Xiyovroq' „toq el ys o Xoyog iörlv
vfäv vlog rov d-Bov, xal ^(islg Ixawovfisvl
L Igt), ad Magn. VIII, 2. p. 36, 5.
slg d^eog konv 6 q>avEQ<ioag tavtov dia 'Itjöov Xqiötov
rov vlov ctvTOv, og koxtv avrov koyog.
m. Just. Apol. I, 23. p. 68 C.
xoi ^IrjCovg XQcCrog fiovog Ulog vlog rm d-e^ Ysyiwijzai,
koyog a4rw iüt&QXiDV xoth XQ(Br6toxog xäl- Öwafitg.
n. Just. Apol. I, 46. p. 83 C,
TOP Xqioxov JtQtDTOTÖxov Tov &60V elvai iöiöax^fj/iBV xal
XQ06fii]vvaa(i€P Xoyov opta,
o. Melito. Apol. pro relig. Christiana. Chron. Pasch, p. 483 ed.
Dindorf.
rov XgiOTov avrov optog d-sov Xoyov xqo alcivmp ii$iikv
d-QtjOxtvtaL
p. Apoc. 19, 13^
xal xixXrjrai xo opofia avxov 6 Xoyog rov &€ov.
q. Just. Dial. c. Tryph. c 61. p. 284 C.
liaQTVQrjOu di (lot 6 Xoyog rfjg aog>lag, avrog mv ovroc
0 &e6g äyto tov jtargog tcip oX(op yBPPTjB-Elg.
r. Just. Apol. I, 63. p. 96 C.
og Xoyog xal JtQororoxog äp d-sov xal O-eog vjtagx^t,
8. Das zweite koptisch-gnostische Werk ed. Schmidt (T. u. U.
VIII). S. 545.
ovTog iörtp xbqX ov ^laydpvrjg ehtsp' iv ciQXV V^ ^ ^^'
yog, xa\ 6 Xoyog f}P JtQog xop O-soPy xai {heog tjp 6
Xoyog.
t. Tbeophil. ad Autol. II, 22. p. 118.
od^BP öiöaOxovoip Tjfiäg al dyiai ygafpal xal jcaPXBg JtPBviia-
xoq>OQoi, B§ wp '^oappTjg XiyBi' Ip olqxv W ^ Xoyog^ xai
o Xoyog tp jtgog xop O^bop,
u. Just. Dial. c. Tryph. c. 62. p. 285 D.
övpfjp rq5 JcaxQi, xal rovxcp o Jtaxyg JigocofiiXel.
V. Ign. ad Magn. VI, 1. p. 34, 2.
og JtQo al(DPa)p jcaga jtaxQi rjp.
l'exte und Dnterauchtingen zn Joh. 1, 1. 2. 3. 51
w. Joh. 1, 1. 2.
ii^ aQxfj Jy*' o /loyo^, xai 6 Xoyog fjv XQoq top^eov,
xal d-eoq 71 V 6 Zoyog' oirog i]p iv aQxy :JtQ6q rov
d-BOP,
Da für sammtliche der Torsteheiid citierteu Autoren (mit
aUeiniger Ausnahme von Melito und Athenagoras) der Ge-
brauch des Johanneischen Evangeliums, auch abgesehen vom
Prologe, nachgewiesen werden «kann, so ist es klar, dass bei
denselben auch die Erwähnung des Xoyoq auf Johannes zurück-
geht. Wegen Justins, welcher das johanneische Evangelium
unter die dxofipijfiovevfiaza x&v djtoozoXcov rechnete, vgl. man
die Bemerkungen zu Joh. 6, 69. Bezüglich Tatians steht es,
wie oben bemerkt, ohnehin fest, dass er in seinem Diatessaron
das Johanneische Evangelium in ausgiebigster Weise benutzte.
Wenn Schmidts Yermuthung richtig ist, dass das zweite kop-
tiseh-gnostische Werk um 160 geschriebeu ist, so fallt die darin
entbalteae erstmalige namentliche Qitation des Johannes mit dem
Diatessaron zusammen. Um 180 folgt die zweite namentliche
üitation des Johannes durch Theophilus, bevor einer der
drei Synoptiker eines namentlichen Gitates in der patristiscfaen
Literatur gewürdigt wurde.
Joh. 1, 3.
a. Just. ApoL n, 6. p. 44E.
rfjp aQx^v öl* avrov jcavxa axtios xal hcoOfiTjoe,
b. Theophil, ad Autol. II, 22. p. 118.
o de Xoyog avrov ^ 6i* ov ra Ttavra Jtejtoirjxet^ , dwa-
fiiq wv,
c Hom. Clem. VI, 14. p. 77, 31.
1] JtQO/ii^&eia, v(p r/^ rä jcavra kyBvexo.
d. Athenag. Legat, c. 10. p. 11, 3 ed. Schwartz.
JtQoq avTOv yag xdi 6l avrov navra hfipBro,
e. Clem. AI. Paed. III, 5, 33. p. 273.
Jtavxaxov de xov XoyoVy og ioxi Jtavxaxov, xal iyivexo
avBv avxov ovöe iv.
f. Ephraem Syr. Ev. concord. expos. ed. Mosinger p. 5.
et sine ipso factum est nihil.
4*
52 Aussercanonische Paralleltexte zu Joh.
g. Hippol. Ref. Haer. V, 8. p. 150 ed. Doncker.
jtavra yaQ, ^fjol, öi* avrov iyivexo, xal x^Q^^ ^^'
Tov kyivBxo ov6l %v,
h. Tatian. Or. ad Graec. 19. p. 22.
xavxa v:x avxoVy xal X^Q^^ avxov yiyovw oiSk %v.
i. Das zweite koptisch-guostische Werk ed. Schmidt (T. u, U.
VIU). S.545.
6i avxov navxa lyipsxo, xal X^P'5 avxov lyeraxo
ovöh iv.
k. Joh. 1, 3.
jtavxa 6t avxov iyevexo, xal x<^qI($ avxov iyevexo
ovöh %Vj 6 yiyovBV.
Dass auch Joh. 1, 3 in obiger Parallele bei Justin zu
Grunde liegt, zeigt das vorangestellte xiiv dgxfjv, welches an
Joh. 1, 1. 2 sich anschliessi. Ebenso wenig ist der johanneische
Ursprung der Citate des Theophilus, Athenagoras und
Tatian zu bezweifeln. Des letzteren Lesart: vjc avxov be-
weist, dass auch in den clementinischen Homilien in den
Worten: vq)* ?]g xa jtavxa iytpsxo — Joh. 1, 3 zu Grunde
liegt und dass die Lesart t;^' avxov handschriftlich yerbreitet
war. Diese ältesten Citate, auch dasjenige aus Cod. Bruce,
bissen es erkennen, dass der Zusatz: o ytyovev — in frühester
Zeit nicht zu Joh. 1, 3, sondern zum Folgenden gezogen wurde.
Vgl. die Paralleltexte und Erläuterungen zu Joh. 1, 4. Die Va-
riante avev (statt x^Q^^) ^^^ Clemens AI. kommt allein auf
dessen Rechnung. Cod. D hat folgende Satzabtheilung: Jtavxa
öl avxov lyivBXO xal x^Qh avxov iyevexo ovötV o yiyovBV
Iv avxqj ^o}?} icxir,
Joh, 1, 4».
a. Exe. Theod. § 19. ap. Clem. AI. p. 973.
o yiyovBv Iv avrm, ^a>f) ioxiv.
b. Lren. I, 8, 5. (Valentiniani).
dXXa o yiyovBV Iv avxS», tpifil^ ^coi] loxiv,
c. Clem. AI. Paed. I, 6, 27. p. 114.
o yaQ yeyovev iv avxcö, Ccö^J ioxtv.
Texte und üntersQchongen za Joh. 1, 3. 4. 53
d. Hippol. Refut. Haer. V, 8. p. 150. (Naasseni).
o dh ytyopev iv ai5rc3, ^oorj loriv,
e. Ephraem Syr. Ev. concord. expos. ed. Mösinger p. 5.
Quodcunque factum est, per ipsum vita erat.
f. Iren. III, 11,1.
Quod factum est, in ipso vita erat.
g. Epiph. Ancor. c. 69. p. 74 A.
ofioiop x€p eljtetp' o yeyovav Iv avzqj^ gcö/} //*'.
h. Exe. Theod. § 6. ap. Clem. AI. p. 968.
o yijovBV iv avrfu, tc5 ^oyco, C(»fi ///^ /} ov^vyog.
i. Syr. Cur. Joh. 1, 3^ 4*
o 6h yiyoPBP, ip avvS ^to/] kczip»
k. Das zweite koptisch-gnostische Werk ed. Schmidt (T. u. ü.
VIÜ). S. 545.
xcd 6 yiyoPBP Ip avxcpy ^cori loxip.
Für die Lesart, wouach o yiyoPBP zu Joh. 1, 4 gezogen wird,
fährt Tischendorf ausser den Codd. Alex., Ephr., Cantabr.,
Paris., Mosqu., Vercell., Veron., Palat Vindob., Brix., Corbej.^,
Monac. u. a. folgende Zeugen an: die Naassener bei Hippo-
lyt, die Peraten ebenda, die Valentinianer bei Irenaeus, He-
racleon, Theodotus, Clemens AI., Cyrillus AI., Euse-
bius, Uilarius, Ambrosius, Augustinus, Tatianus,
Theophilus, Irenaeus, Cyrillus von Jerusalem, Athana-
sius, Tertullianus. Dazu kommen als weitere, von Tischen-
dorf nicht notierte Zeugen vor allen Dingen der Syr. Cur.
nach Baethgen, dessen Lesart: o Sk yiyoPBV mit dem latei-
nischen Cod. Veron.: quod autem factum est — sich deckt,
ferner Epiphanius und Ephraem Syr. nach Mösinger, sowie
endlich auch ftir das von Schmidt herausgegebene koptisch-
gnostische Werk der Cod. Bruce, dessen Inhalt aus d. J. 160
stammen dürfte. Die canonische Versabtheilung ist bekanntlich
viel späteren Ursprungs. Dabei sind in den älteren Zeugen
zwei Richtungen zu unterscheiden, die eine, in welcher das hp
avrS zu o yeyopsp, die andere, in welcher es zu Cgj/j Iötip
gezogen worden ist.
54 AussercanoniBche Paralleltext« zu Job.
Joh. 1, 4"».
a Exe. Theod. § 13. i^. Clem. AI. p. 971.
ovTog eOTLV . . . . ro tpAq tAv dvd-QcoJtcoVt xijq ix-
xlfjolag öfjXovoTC.
b. Joh. 1, 4^
xal 71 Cjcofi 7jv TO q)cig x&v äi^i^QcoJccov.
Zu der johanneischen Parallele aus den Excerptis Theo*
doti ist hier noch als aus johanneischem Einfluss stammend
bei Celsus zu notieren: m go<5c xal aX'^d'Sia. Orig. a Cel& U, 49l
Joh. 1, 5.
a. Ephraem Syr. Ev. concord. expos. ed. Mosinger p. 5.
Et haec lux in tenebris lucebat, et tenebrae eam
non viceruni
b Tatian. Or. c. Graec. c. 13. p. 60.
xai rovxo eoxiv aga ro elQTjfiivov rj cxoxla xo tpAq ov
xaxaXafißaPEi,
c. Clem. AL Paed. I, 6, 28. p. 115.
xal x6 oxoxog avxov ov xaxaXaußavBu
d. Clem. AI. Paed. II, 9, 79. p. 218.
xal ^ Cxoxla avxov ov xaxalafißavsi.
e. Clem. AI. Paed. II, 10, 99. p. 229.
xal fj oxoxia^ (prjOlVy avxo ov xaxaXafißavu,
l Exe Theod. § 8. ap. Qem. AL p. 969.
xal t] öxoxla avxov ov xaxsXaßtv,
g. Joh. 1, 5.
xal xo (poiq kv r^ oxoxla (palvBty xal r^ oxoxia
avxo ov xaxiXaßav.
Das Praesens xaxaXa/jßavu ist bei Clemens AL durch die
sich gleichbleibende dreimalige Wiederholung sowie durch das
Zusammentreffen mit Tatian als gute vorcanonische Lesart be-
glaubigt. Das zweimalige auf einer Construktion ad sensum
beruhende avxov bei Clemens AL ist auch durch die Ex-
Texte und UnterauchuBgen va Joh. 1, 4. 5. 9. 55
cerpta Theodoti vertreten, sowie durch die Codd. H^ 13 u. a.
und die Italae-Codd. e q. Die Obersetzungsvariante des syrisohen
Textes yiceront, welche Mösinger bei Ephraem auf pag. 5. 6
dreimal bietet, f&brt Zahn auf nsniM zurück, welches auch
xccriXaßtv bedeute. Vgl. Zahn, Forschungen I, 114.
Joh. 1, 9.
a. Testam. XII patr« Levi c. 14.
To g>cog tov xoofdov rb öoß'hp Lv vfilp elg q>mxiaitbv
jtapzbq dvd'Qcijtov,
b. Testam. XII patr. Benj. all.
xal avaCxriöBräi hx rov oxdQftarog ^ov kp varigoiq xaiQoU;
ayojtrjroq xvQiov, axovcov Tf}P qxop^ avrov, ypmOiP xcu-
vffv q>a)Tl^(DV jtapra ra t&pi], q)wg ypcioecog,
c. The Rest of the Words of Baruch IX, 3. p. 62 ed. Harris.
TO <p<5g rö djiTjO^iPOP rb q^oorlC^ov fis.
d . Basilides ap. Hippol. Ref. Haer. VII, 22.
jfop iQxbiiBpop alg xbp xoOfiop.
e. Naasseni ap. Hippol. Ref. Haer. V, 9.
el öi Tig, q>7jölPj iarl Tvg>Xbg ix yePBTfjg xal fitj re&Bafii-
pog q>&g xb dkfj^iPOPy o qxoxlC^Bi Jtdpxa dpd-Qcojtop
iQXbfiBPOP alg xbp xoüfioPy öi 7]fia)P dvaßXtrpdxG).
f. Just. Dial. c. Trjpb. c. 17. p. 235 C.
xov fiopov dficoiiQv xal öixaiov g)mxbg xolg dpB-Qmjtoig
Jtefiffd-ipxog jtaQa xov 9'sov,
g. Tatian. Or. c. Graecos c. 13. p. 14.
Xoyog fiip loxc xb d^eov (pcig.
h. Joh. 1, 9,
TIP (Syr. Cur., Palat. Vind.: toxi 61) xb q>aig xb dXf]d^ip6p,
o (pmxl^Bi 3tapxa apd^QOJtop igxofiBPOP Big xop
xoafiop.
Hier tritt uns zum ersten Male der Einfiuss entgegen, den
das Johanneische Evangelium auch auf die Testamenta XII
patr. ausgeübt hat. Denn nicht nur die Parallele aus dem
Testamentum Levi, sondern auch die Anspielung in dem
56 Aussercanonische Paralleltexte za Joh.
Testamentum Benjamin setzen Joh. 1, 9 voraus, obwohl an
letzterer Stelle Lc. 2, 32 mit hereinspielt. Aber auch „der
Rest der Worte des Baruch*', welcher mit Anlehnung an
die jüdische „Apokalypse des Baruch*^ von einem Juden-
christen i. J. 136 verfasst worden ist, lasst deutlich die Einwirkung
des Johanneischen Evangeliums erkennen. Da nun auch die
Testamenta XII patr. aus dem Schosse des Judenchristen-
thums entstanden sind (vgl. Ritschi. Altkatholische Kirche
S. 172 ff.), so haben wir hier zwei Zeugnisse, welche die oben
mitgetheilte Angabe des £piphanius bestätigen, dass das jo-
hanneische Evangelium auch bei einer ebionitischen Richtung
im Gebrauch gewesen sei. Dabei ist zu beachten, wie frühzeitig
der literarische Einfiuss des johanneischen Evangeliums in den
judenchristlichen Schriften (Teatam. XII patr. 90 — 130, The
Rest of the Words of Baruch 136) sich geltend gemacht
hat Auf der anderen Seite stehen die Gnostiker, unter ihnen
Basilides um 130. Auch Justin und Tatian treten herzu,
letzterer mit der Lesart ean, welche Lesart auch im Syrer Cu-
retons vertreten ist — von Tischendorf noch nicht angemerkt.
Der Valentinianer Theodotus endlich citiert in den Exe. Theod.
§ 41. ap. Clem. AI. p. 979 mit der Formel: :fteQl ov 6 axoöxo-
Xoq Xiyei — dieses johanneische Logion mit zweifellos an-
erkannter apostolischer Autorität.
Job. 1, 11.
a. Celsus ap. Orig. c. Geis. IV, 7. Opp. I, 506.
tva ol fiev jcagaösgafiepoi avrijv [sc. xrjv ocorrjQiav] xQ^Orol
yevofispoi öwd-diöiv, ol de ^/y JcaQaöe^afievoiy djcodstxO^ivreg
jtovriQol xoXaöd^cioiv.
b. Clem. AI. Strom. VII, 13, 83. p. 882.
slq ra löia, q)rjolp, i^kd-ev 6 xiog rov O^eov, xäi ol Idioi
avxov ovx iöi^avxo.
c Joh. 1, 11.
slq xa löia rjXd-BV^ xdi ol löiot avxov ov jtagiXaßov.
d. Aphraates ed. Bert p. 9.
Wie geschrieben steht: Er kam in sein Eigenthum, und
sein Eigenthum nahm ihn nicht auf.
Texte und Untennchungen zq Joh. 1,11.1 2. 13. 57
Auch zum johanneischen Eyangelium finden sich Varianten,
welche als Übersetzungsvarianten einen hebräischen Urtextes
analysiert werden könnten. So hier: xagaSixBod-ai (Gels.) = di-
X^cd-ai (Clem. AI.) = xagaXafißavsip (Joh.) = bap. Aber erstlich
ist die Zahl derartiger Varianten beim vierten Evangelium im
Vergleich zu den synoptischen Varianten eine sehr beschränkte;
sodann findet sich im johanneischen Evangelium diese Erschei-
nung nur bei ganz geläufigen und durch den Gebrauch ab-
gegriffenen AusdrQcken; endlich spielt an nicht wenigen Stellen
der synoptische Evangelientypus herein. So hier, wo das Logion
Mt 10,40: o öexofisvoq vfiäg ifih öixsrai xrX. anklingt, dessen
Johanneische Fassung Joh. 13, 20: 6 Xafißavmr iav riva xsfitpa),
ifih Xapißapsi zu finden ist.
Joh. 1, 12.
a. Tert. de oratione c. 2.
Scriptum est: qui in eum crediderint, dedit eis potestatem,
ut filii dei vocentur.
b. Joh. 1, 12.
ocoi 6h iXaßov avrov, l^ö(oxcv avrolg igovalav rixva d-Bov
y^vicd-at, roTg xiozfvovciv elg zo opafia avrov.
Das abweichende Citat Tertullians beruht wohl auf einigen
Gedächtnissfehlern und auf einer Vermischung mit 1. Joh. 3, 1:
tva rixva ß^eov xXfjO-cöfiev. Vgl. einen verwandten Fall bei
Aphraates und Justin zu Lc. 12, 36.
Joh. 1, 13.
a. Iren. III, 16, 2.
non enim ex voluntate caruis neque ex voluntate
viri, sed ex voluntate dei verbum caro factum est.
b. Iren. III, 19, 2.
non ex voluntate carnis neque ex voluntate viri
natus est filius hominis.
c TertuU. de came Christi c. 19.
non ex sanguine nee ex voluntate carnis nee ex
voluntate viri, sed ex deo natus est.
58 Aussereanoniache Paralleliezte zu Joh.
d. Tertull. de carne Christi c. 24.
non ex sanguine neque ex carnis et yiri voluntate,
sed ex deo uatus est.
e. Just Apol. I, 32. p. 74 B.
ovx i^ dvd'Qwjtdov OJt^Qfiarog, aXX* hc &6iag dvvafiscoq.
f. Just. Dial. c. Tryph. c. 54. p. 274 A.
ovx i^ dv&QcoJtoh OJc^Qiiarog, äkZ* . ixxyg xov ß-eov
övvafibcog. ^
g. Just. Dial. c. Tryph. c. 70. p. 301 A.
To yaQ dg vlov dvd'Qcixov shrelPy tpaiPOßBvov piiv xtA
y^PQfievov avd-QWJtov fi7]vv£i, ovx ig dvd^Qcojtlvov de oxiQ^
fiarog vjcaQxovta dtiXoL -—
h. Just. Dial. c. Tryph. c. 61. p. 284 B.
kx xov ajto xov jcaxQog ^sXfjcsi Ysyevfjc&aL
i. Just Dial. c. Tryph. c. 76. p. 301 C.
oxi alfia fiBv sxsip avxov jtQoefiipwev, dXX^ ovx Ig
dvd-Qmjtcop, ov XQOJtov x6 x^g dfutikov alfia ovx av-
^•QG)Jtog kyivvrioev dXZ* 6 ^sog.
k. Just Dial. c, Tryph. c. 63. p. 286 D.
(Dg xov aifiaxog avxov ovx i§ dv&Q<ox€lov ojcBQuaxog
yeysvTjfiivov, dXX' ix &sXi^fiaxog ß-sov,
1. Just Dial. Apol. I, 22. p. 67 E.
lölcoc JtaQa xf}v xoivijy yivsoiv ysysp^o&ai avxbv kx
ß-eov Xiyofisv Xoyov l^eov,
m. Epiph. Haer. LXVI, 42. p. 654 D.
ot ovx ig aifiaxog ovöe ix oaQxog, dXX^ ix d-eov
iyBVV7jd"i]Cav^
u. Joh. 1, 13.
oX ovx ig al/idxcov [Syr. Cur.: aifiaxog] ovöe ixd^eX^-
(iaxog OüQxog ovöh ix {heX^fiaxog dvÖQog, dXX* ix
d'€ov iyevprjd^Tjaav.
Der Yorcanonische Text zu Joh. 1, 13 lautete, wie aus der
Übereinstimmung von Justin, Irenaeus, Tertullian, Am-
brosius^ Augustinus, Ps.-Athanasius, ferner auch nach
dem Zeugniss des altlateinischen Cod. Yeronensis, wahrschein-
lich auch nach der ursprünglichen Lesart des Cod. Cantabri-
Texte und Unteraachungen zu Joh. 1, 13. 59
giensis (vgL Zahn, Geschichte des Kanons I, 2t S. 519 Anm. 1.)
sich ergiebt, nicht oi — iyevvi^d^oav, wie alle griechischen
Codices jetzt lesen, sondern (im christologischen Sinne): og —
iysvpTjd-i]. Bei Irenaeus vergleiche man noch: non ex volnn-
täte viri erat, qoi nascebatur (Iren. III, 21, 5). Auch eine Notiz
über Simon Magus bei Hippolyt (Ref. Uaer. VI, 9) weist auf
dieselbe Voraussetzung. Damach soll Simon Magus gelehrt
haben: olxTjxi^QLOir 6e Xiyei ehai tov avß-QWJtop xbv i§
alfiaxcov yeyBVvriiiivoVj xaX xatoixelv iv avxco rrjv ojti-
gavxov övpafiiVy ijv Qi^av elvai xmv oXmv tprfiiv^ Dazu kommt
noch der Text in den manichäisohen Actis Archelai c. 5:
xal fif] xov piovoyevfi xov ix x<5v xoXjtwv xov jraxQog xaxa-
ßavxa, MccQiag xivoa yvvaixoq tXsyov elvai vloi^, i§ aipiaxog
xäi oagxog xal X7jg aXXrjg Svoofäiag x&v yvvaixmv ysyerrfid^ai.
Neben einer ausdrücklichen Bezugnahme auf Joh. 1, 18, und zwar
nach einem vorcanonischen Texte, findet sich hier eine christo-
logische Aussage auf Grund Ton Job. 1, 13, welche ebenfalls
jenen vorcanonischen Text: og — iysvvTjß^ voraussetzt Dabei
tritt die Variante aüfiaxog (anstatt des canonischen alfidxcop) auf,
welche Variante aifiaxog nach Tischend orf bei Tertullian,
Hilarius, Augustin, Eusebius, Epiphanius und zwei
Itala-Godices, also zum Theil in sehr alten Zeugen, zu con-
statieren ist, während Tischendorf Justin und den Syr. Cur.
nicht erwähnt. Es ist hiermit zugleich evident, dass Justin
wirklich das johanneische Evangelium vor Augen gehabt hat,
wenn er im Dial. c. Tr. aifiaxog gebraucht unter gleichzeitigen
deutlichen — auch sonst in seinen Schriften öfter wiederkehren-
den — Anklängen an Joh. 1, 13, welches er ebenfalls im christo-
logischen Sinne mit der Lesart: og — kyevpfjih] vorgefunden
haben muss. Man wird sich also davon überzeugen müssen,
dass dies der ursprungliche und richtige Text von Joh. 1, 13
gewesen ist. Dieser Text entspricht auch vollkommen dem
Zusammenhang, sofern allein bei dieser Lesart die nachfolgende
christologische Aussage: xat 6 Xoyog öapg iyivBxo — vorbereitet
wird. Dass dieser Text auch dem vorcanonischen Kindheits-
evangelium, der Voraussetzung des johanneischen Prologs, ent-
spricht (man vgl. namentlich, ovös ix d^eXrjfiaxog avÖQog Joh. 1, 13
mit ijtel avÖQa oi yivcioxo) Lc. 1, 34), darüber wird im nächsten
Hefte zu Lc. 1^ 34 das Erforderliche erläutert werden.
6Q Aassercanonische Paralleltexte zu Joh.
Zum Schlüsse sei noch erwähnt, dass auch der griechische
Text der Apologie des Aristides eine Anspielung anJoh. 1, 13
im christologischen Sinne enthält. Vgl. c. 15 (p. HO ed. Harris
und Robinson): xal ix xaQd^evov äytaq ysvvfjd'Blc döJtoQwg t€
xal ag)9-6Q(Dg oägxa äpiZaße, Allerdings bietet der syrische
und armenische Text gerade zu dem aojtoQwq rs xal ag>d^6Q(og
kein Aequivalent; da aber an der Bezugnahme auf Joh. 1, 14
nach sämmtlichen drei Texten an der bezeichneten Stelle nicht
zu zweifeln ist (vgl. das Folgende), so mochte man genei^
sein, auch das döJcoQcog re xal dg)d-6Qwc^ eine jedenfalls sehr
feine Bezugnahme auf Joh. 1, 13, als echt und ursprünglich an-
zuerkennen.
Joh. 1, 14\
a. Barn. V, 10. 11. p. 22, 11. 14.
7jXd-6v iv oagxl , . , . elg xovro iv oagxl f]X&ev.
b. Just, de resurr, fragm. 1. p. 588 C.
vlog 6 Xoyog T/Xß-sv slg yjfiäg adgxa (poQtoag.
c. Ep. ad Diogn.XI, 2. 3. p. 163, 5. 8.
olg ifpavsQwoev 6 Xoyog (pavBig . . . . ot; x^(>ei' d^^oreiilc
Xoyov, iva xoCficp g)avf].
d. Barn. V, 6. p. 22, 2.
OTi kv aagxl eöei avrov q)aveQa)d-r]vai.
e. Barn. VI, 7. p. 26, 10.
ip oagxl ovp avrov fiiXXovzog (pavegovöd^ai.
f. Barn. VI, 9. p. 26, 18.
ekmoaxB, ^tjciv, im xov kv oagxl iiiXXovra q>av€govo&ai
vfilp ^lf]Oovv.
g. Barn. VI, 14. p. 28, 18.
oTi avTog kv Oagxl sfieXXev g)avsgovo^ai xal iv tjfilv xat-
oixetv,
h. Just. Dial. c Tryph. c. 48. p. 267 C.
d-sog <DV ysvvTj&fjvat avd-g(ojtog 6fioioxad'f]g f)fdv,
odgxa axatv.
Texte und Uotersuchungen zu Joh. 1, 14. Ot
i Just ApoL If 32. p. 74 B.
6 vlog 6 Xoyog iotip' og xlva xqoxov oaQxojfOit^&tlq
apd-QCOJtog yiyovBP, kv rolg l^iig iQovfikv.
k. Just. Apol. I, 66. p. 98 A.
aX^ ov TQOJtop dta Xoyov &eov caQxojtoif^d-Blg ^ItjOovg
Xgcarog 6 öcott^q r)fd(DP xal oaQxa xal aifta vjri(> <jo>ti/-
glag ^fidiv iox^^t ovrcog xrL
1. Just. Apol. I, 5. p. 56 A.
Tov Xoyov iioQ(pco^ivxoQ xa\ apd-gcijtov ysvofiipov xal
^Itjoov Xqiotov xXfj&iPTOg.
m. Clem. Rom. ü, 9, 5. p. 124, 4.
Xgcörog o xvgiog o öcioag Tjftäg, ojp filp rb JtQOixov
Jtpevfia, kyipexo occq^.
n. Exe. Theod. § 19. ap. Clem. AI. p. 973.
xal 6 Xoyog 0aQ§ iytpexo.
o. Epiph. Ancor. c. 43. p. 49 A.
aQX^i yccQ oöAp xTJg öixaioovptjg xov evayysXlov x6' oäg^
fjfilp 6 Xoyog ipMoQla iytptxo.
p. Herm. Sim. V, 6, 5. p. 156, 2.
x6 JtPBVfia xo ayiop x6 jcqoop, xo xxioap xaoap xrjp xrlöip,
xaxcixiöBP 6 d-eog elg öaQxa, rjp rjßovXexo' avxrj ovp rj
oaQ§, ip rj xaxaoxrjOf xo JtPevfta xo ayiop.
q. Aiö. Xy 2.
ov xaxtOx^pcDOag ip xaXg xaQÖiaig tj/icop,
r. Aristid. ApoL c. 15. p. 9 ed. Hennecke.
Gr.: öaQxa apiXaßt xdi iffaprj ccp&Qmjtoig — Armen.: »ich
Fleisch tod der Jungfrau nahm und sich in der mensch-
lichen Natur offenbarte der Sohn (iotthn — 8yr.: und von
einer hebräischen Jungfrau Fleisch annahm und anzog
und in einer Menschen tochter der Sohn Gottes wohnte.
s. Job. I, 14*.
xal 6 Xoyog cagg iyipkxo xa\ ioxffVf/ßOtv Ip imlp.
Ansser dem bereits zu Joh. 1, 1'$ erwähntem grie/;hi(i^;hen
Texte bietet die Ari?»tide<!-Apologie noch folgende Text#? uw\\
der armenischen und syriÄ^hf^ Xcrmou: Arn,^ri,: Ijmi tut Wr*
bum, qui ex progenie He'frai^;a, •%*'(,nT,f\>*m rrarnem. ^x Stuna
62 Anssercanonisch« Paralleltexte za Job.
Virgine Deipara natus est. Und vorher: de caelis descendit, ex Ue-
braea Virgine natus, ex Virgine carnem assumpsit, assumtaque
humana natura semet ipsum Dei filium revelaylt. Zu dieser letzt-
erwähnten Stelle hat der Syrer folgende Parallele: it is said that God
c&me down frona heaven, and from a Hebrew Virgin took and clad
Himself with flesh, and in adaughter of man there dwelt the Son
of God. Wenn man sich dazu noch einmal den griechischen
Text vergegenwärtigt: xäi hc JtaQ^svov dylag ysyptid-Uq, acjto^
Qcoq ze xal äq)d-6QC9g, adgxa dveXaße — , so ergeben sich als
sicherer Urtext die Worte: ix ^aQd^ivov [yBvvri^d.q\ OaQxa
dviXaßSf in welchen Worten ein zweifelloser Anklang an Job.
1, 14 zu erkennen ist. Merkwürdig ist dabei die Berührung
mit dem unter o initgetheilten Text des Epiphanius: odg^
rjliXv 6 Xoyoq kv Magla iysvszo. Ausserdem ist in dem syrischen
Texte: dwelt das iöx^vcoosp aus Job. 1, 14 wieder zu er-
kennen. Dasselbe iaxi^vcoasv klingt auch an in dem xarsox^-
vmcaq^ welches die von johanneischen Elementen durchdrungenen
eucharistiB<dien Gebete der Aiöax'fl darbieten, aber ebenso in
dem xazcpxiCE und xazcixifOe des Hermas, welchem, wenn der
griechische Text nur die Version eines lateinischen Originals
sein sollte, ursprünglich ein habitavit = iox^pwasp entsprochen
haben kann. (Dass bei Hermas o vlog zov d^eov und zo JtVBviia
zb dyioi^ identisch und mit dem gleichbedeutend sind, was sonst o
Xoyoq heisst, ist als bekannt Yorauszusetzen.) Bei Barnabas
finden sich in dem analogen kv vpiZv xazotxslv und kv oaQxi
(pavsQovaO^ai johanneische Anklänge. Noch deutlicher ist das
kydvszo cdg^ des zweiten Clemensbriefes. Bei Justin sind
in den Verknüpfungen von odg^, Zoyoq und aaQxojtot?^9^elg um
so weniger johanneische Einflüsse zu verkennen, als ja auch Job.
1, 13 (nach seinen vorcanonischen Lesarten), wie wir sahen, von
Justin benützt worden ist.
Job. 1, 16.
a. Barn. V, 6. p. 20, 20.
ol JtQOKprjzat dx avvov Ixovzeq z^v x^Q^^ ^^ avzov
tnQO<pt)ztvoav.
b. Ign. ad Magn. VIII, 1.2. p. 36, 1.
d yaQ (iixQ^^ ^^^ xaza ifOfiov 'fovöctiCfibv ^Sfisv, ofioXa^
Texte und Untersuchungen zu Joh. 1, 16. 17. ß3
xaxa Xqioxov Irfiovv s^riöaif. dia tovro iSitox^fjoai iv^
xpBOfüvoi. vjto tfjg ;Ka(>CTO^ avrov.
c. Das zweite koptisch-gnostische Werk ed. Schmidt (T. u. TJ.
VIII). S. 545.
ix Tov JtZi]Q(6fiaTo<: av.Toi) iXaßofisif x^Q^^'
d. Joli. 1, 16.
OTi ix TOV jiXriQ(6(iaxo(; avrov i^fielq JtaPreg iXaßofiev
xai X^Q^^ ^^'^^ ;^a()£Tog.
Aus obigen Parallelen bei Barnabas und Ignatiua scheint
hervorzugehen, dass man in nachapostolischer Zeit das johan-
neische Wort: ix xov jtXr^Qci/iaxog avxov fjfialg Jtavxeg iXa-
ßofiav xal x^^^ ^^^^ X^P'^o^ vorzugsweise auf die*alttesta-
mentlichen Propheten bezog. Ahnlich wie es 1. Petr. 1, 10. 11
geschieht, dachte man die Propheten des alten Bundes von dem
Geiste Christi abhängig und bezog darauf — allerdings nicht
dem ursprünglichen Sinn entsprechend — die johanneische Aus-
sage. — Viele Lateiner haben anstatt accepimus vielmehr acci-
pimus; möglicher Weise ist auch — worauf Nestle auf-
merksam macht — im Syr. Cur. das Perfect zu lesen.
Joh. 1, 17.
a. Aphraates ed. Bert. p. 23.
Und wiederum stehet geschrieben: Die Wahrheit des Ge-
setzes ist durch Jesum geworden.
o
b. Joh. 1, 17.
oxc o vofiog öia MoDvcioog iöo&rj, tf ;fa(>«c xai 7) akrj^tia
6ta 'iffoov Xqloxov iyepsto.
Der Aphraates -Text, welchen Zahn (Forschungen I, 121 f.)
folgendermassen reconstruiert: Per Moysen lex (data) est, sed
veritas ejus per Jesum facta est, muss als eine im judenchrist-
lichen Sinne geschehene Correktur, bezw. Epexegese von Joh.
1, 17 bezeichnet werden. Jesus sollte danach (wie in der späteren
Deutung von Mt. 5, 17) lediglich als der ErfQller des Gesetzes
erscheinen; gerade das Neue, das durch ihn kam, die x^(?*?, ist
in dieser Textänderung verschwunden. — Das arabische Dia-
54 Aussercanoniache Paralleltezte zu Joh.
tessarou nach Ciasca p. 6>> hat hier folgenden Wortlaut: Quia
lex per Mojsen data est, veritas et gratia per Jesum Christam
facta est. Durch Yoranstellung der yeritas bildet diese Text-
gestalt die BrQcke zu der von Aphraates vertretenen Um-
gestaltung.
Job. 1, 18.
a. Just. Dial. c. Tryph. c 105. p. 332 C.
Movoysvfjg yag ort ijv tm JtarQi xmv oXcop ovrog,
lölwq ig avTov Xoyoq xäl övpafiig yeysvt^rjfievog, xcä.
V0T6QOP ap&Q(OJtog öia t^§ jtaQd-ivov yevopisvoq, €oq ojro
x&v äjto(iin]fiopev/idTWP ifiad'OgiBv, JtQoadfjXmaa.
b. Acta Archelai c. 5.
xcä 'sld'S fiev axQt rovrcov Itpd'aoip ovrAv rj [laxaiojtovla
xal fif} TOP fiopoysvTJ top ix xoXjkop tov JtaxQog xa-
xaßapxa KqiöxoPj Maglag xipog yvpaixoq ilayop eipat
vlop.
c. Ep. ad Diogn. VIII, 5. p. 160, 11.
opd-QcoJtmp Sh ovdelg ovxe slötp ovxb iypciQioep, avxog 6h
tavxop hjtiÖH^BP,
d. Joh. 1, 18.
d-BOP ovöeXg iwQaxBP jkdsioxb' 6 (lopoyspfjg viog o
Sp alg xop xoXjtop xov jtaxQog, ixalpog i^r^yi^'
oaxo.
Was zuvorderst das Justin -Citat anlangt, so enthält es in
den Worten fiopoyaprjg x<p Jtaxgl eine unverkennbare Bezug-
nahme auf Joh. 1, 18. Denn die Sache liegt nicht etwa so, wie
sie Bousset (Die Evangeliencitate Justins des Märtyrers S. 116)
darzustellen sucht, als ob Justin durch den vorher citierten
Psalmentext (Ps. 22, 19—21) auf den Ausdruck (iopoyapf^g Tq5
jtaxQl gekommen wäre. Bietet doch der Septuaginta-Text von
Ps. 22, 19, wie ihn Justin citiert: Qvaai ano QO(i(palag xijp fpty
rnp uov xal ix x^^Q^^ xvpog xj^p (lopoyev^ fiov, in der Über-
Setzung von Hl'^n'^^ (= tDW) die Form fiOPoysp?jg als Femininum,
an sich mithin ohne jegliche christologische Beziehung, und
dabei ohne den charakteristischen Zusatz: xip JtaxQL Es ver-
hält sieh die Sache also vielmehr in umgekehrter Weise. Einzig
Texte und Uniersachungen zu Joh. 1, 18. 20. g5
und allein der evangelische Text von Joh. 1, 18 erklärt es, wie
Justin auf den absonderlichen Gedanken gerathen konnte, die
nn'^n'^ = rfjp fiovoysp^ des Psalms christologisch zu verwenden.
Und wir vermögen ja noch mehrere ähnliche Fälle zu beobachten,
da Justin neutestamentliche Ideen unter alttestamentlichen Be-
ziehungen für die jüdische Auffassung schmackhaft zu machen
gesucht hat, ohne die schriftlichen neu testamentlichen Quellen
dieser Ideen zu yerrathen. Man vgl. Dial. c. 91. 94 mit Joh.
3, 14. 15, femer DiaL c. HO mit Joh. 15, 2. Dabei scheint Justin
diejenige Lesart von Joh. 1, 18 vor sich gehabt zu haben, nach
welcher lAOVoysvyq absolut (weder durch vloq noch durch d^Boq
ergänzt) gebraucht war, diejenige Lesart, welche, als die ur-
sprüngliche vorausgesetzt, das Schwanken zwischen d^soq und
vloq^ in das sich (man vgL Tischendorf p. 745. 746) die
meisten Zeugen theilen, allein genügend erklärt. Diese Lesart
mit dem absoluten fiopoyep^g, welche am leichtesten mit dem
Psalmenwort: rfjv fiovoyevf} ftov parallelisiert werden konnte,
vertreten auch die Testamenta XII patr. (vgl. das Citat zu
Joh. 3, 16), ferner die Acta Archelai, welche — unter den
Zeugen für diese Lesart von Tischendorf nicht genannt —
auch die von Tischendorf ebenfalls nicht berücksichtigte Les-
art ix xokjtcov (= ix rov xoXjtov — Syr. Cur. = ex sinu bei
Ephraem nach Mösinger p. 3) uns erhalten haben. Mit der
Bezugnahme auf Joh. 1, 18 verknüpft Justin in engster Ver-
bindung einen Rückblick auf das Eindheitsevangelium, in
welchem der Xoyoq und die övva/itg als das zeugende Prinzip
iür die Geburt Jesu öia rrjg jtaQß-evov bezeichnet waren. Vgl.
im nächsten Hefte die Erläuterungen zu Lc. 1, 32. 35.
Job. 1, 20,
a. Just. Dial. c. Tryph. c. 88. p. 316C.
ol avß-QCDJioi vjteXa/ißapop avtop dtmi top XqiOtov, JtQoq
ovq xal avTog ißoa' ovx elfil o XQiörog. dXjia (pwpii
ßompxoq,
b. Pistis Sophia p. 9, 25 ed. Schwartze et Petermann.
Propter hoc igitur dubitavistis olim, cum dixissem vobis:
dixit Johannes: ego non sum Christus.
Texte nnd Untersncbungen X, 4. 5
gg Au886rcanoniBcbe Paralleltexte zu Joh.
C. Job. 1, 20.
xal cofioXoyfjosp xcti ovx fJQiff/oaro xal wfioXoYtfCev ort
kya> ovx elfil 6 Xgcorog.
Während der Text der Pistis Sophia lediglich aus Jo-
hanoes zu erklären ist, kann man dies von dem Citate Justins
nicht sagen. Es spielen die Parallelen Lc. 3, 15i namentlich
Act 13, 25 sowie zwei Citate bei Hippolyt (zu Lc. 3, 15 mit-
getheilt) herein, welche mitsammt dem Citate Justins auf einen
gemeinsamen Urtext zurückschliessen lassen. Ich stinmie also
in diesem Falle mit Bousset (S. 66flf.) tiberein und verweise
auf die Erläuterungen zu Lc. 3, 15, wonach hier wahrscheinlich
ein Textbestandtheil des vorcanonischen Evangeliums nachwirkt.
Vgl. Heft III, 12. 13. Marcus hat sonach hier eine seiner be-
liebten Uraschaltungen (vgl. Heft II, 16 ff.) vorgenommen.
Joh. 1, 29.
a. Test. XII patr. Benj. 3.
jtXrjQcod^i^oeTai inl ooi jtQOfprjrela ovgapov :^eQl rov
dfivov rov d-60V xal ötDrrjQoq rov xoöfjiov.
b. Test. XII patr. Joseph c. 19.
xal Tifiäre top ^lovöav xal xov Aevt, ozi ig avxwv ava*
rtXel vfilv 6 äfivoq rov {^eov ^«P't* Oco^ov jtavra ra
eO-vfj xal rov ^Ioqüi^X,
c. Ephraem Syr. Ev. concord. expos. ed. Mosinger p. 41.
Ecce hie est agnus dei, hie est, qui venit tollere pec-
cata mundi.
d. Ephraem Sjr. ed. Mosinger p. 43.
Et quum audisset: Ecce venit agnus dei, et is est, qui
tollit peccata mundi.
e. Iren. III, 10, 3.
Ecce agnus dei, qui aufert peccatum mundi.
f. Jes. 53, 7 LXX = Act. 8, 32.
ö5^ jTQoßarov Ijrl öfpayijv ^X^^, xal (Dg dfivog ivavrlov
rov xeigovrog ovx dvolysi ro crofia avrov.
Texte und ÜDtersuchiing^i zu Job. 1, 29. 31. 67
g. Job. 1, 29.
Ide 6 afii'og rov O'cov 6 algcop rffv afiagrlav rov
XOOßOV.
h. Job. 1, 36.
[Syr. Cur.: lös 6 XgcOrog], lös 6 dfivog rov &60v.
Auch hier zeigt sich die Abhängigkeit der Testamenta
XII patr. von dem jobanneischen Evangelium in dem Ausdruck:
Tov dfivov zov d-sov sowie rov xoOfiov, welche termini im
Alten Testament nicht und im Neuen Testament nur Joh.
1, 29. 36 sich vorfinden. Beachtenswerth sind die Varianten
bei Ephraem: bic est, qui venit — ecce venit agnus dei, et is
est, qui etc.
Der Syr. Cur., wie er Job. 1, 36: löe 6 Ägiövog vorsetzt,
fügt auch. Joh. 1, 29 vor 6 dlgcov ein löe ein. Mit' ihm geben
fünf altlateinische Übersetzungen, die Vulgata, Cyprian, Origenes.
Zu notieren ist noch das Citat in dem neu entdeckten vierten
Buche des Daniel-Commentars von Hippolyt (p. 25. ed. Bratke):
cog ^loavprjg jtsQl avrov Xeyei ide 6 dfivog rov &eov o (Üqoov
rag d(AaQTlag rov xoCfiov. Mit der Lesart rag dfiaQtlag steht
unter den ISriecben Hippolyt völlig isoliert, während nach
Ephraem im Syrischen sowie nach zahlreichen Handschriften
im Altlateinifichen der Plural gewohnlich war.
Joh. 1, 31.
a. Just. DiaL c. Tryph. c. 8. p. 226 B.
ß^XQ'^<S ^^ kXd'cbv ^HXiaq XQ^^V civrov xai giavegov Jtaoi
JtOll^OfJ.
b. Barn. V, 6. p. 22, 2.
ort hv caQxi löst avrov q^aveQo^d'TJvaL
c. Joh. 1, 31.
xdyco ovx ^öetv avrov, dX)! Xva q)avBQ<D^xi rm löQarjX,
öia rovro riXd-ov iyco kv vöari ßajtrl^mv.
Die drei Elemente a) XQ^<^V (Just.) = ßajtri^cov (Joh.) b)
g)av£Q6v TtoiTjö^ (Just.) = g)avsQ(Dd'^ (Joh.) c) iXß-cov (Just.) =
7]X&ov (Joh.) constituieren eine nicht zu bezweifelnde Abhängig-
keit Justins von dem vierten Evangelium auch an dieser Stelle.
5*
(^g Anssercanoniscbe Paralleltezte su Job.
Zu dem q)apBQa}9'7Jvai des Barnabas vgl. man noch Barn. VI, 7.
p. 26, 10: iv caQxl ovv ccvrov fiiXXovrog g>av€QOvo&ai —
und Barn. VI, 9. p. 26, 19: rov kv oaQxl fiiXXovva q>av€QOV0^ai
riiilv ^Irjoovp,
Job. 1, 32.
a. Just Dial. c. Tryph. c. 88. p. 316C.
TO Jivsvfia ovv ro aytov xal 6ia xovq dvO-Qcijtovg , aig
jtQoig)rjp, kv siösi JceQtOtsQäg k^tixtri avr^.
r^ - -^ 'V.,^ "V^-N.'^
b. Ephraem Syr. Ev. concord. expos. ed. Mosinger p. 128.
Testatur enim Joannes baptista: Ego vidi spiritum in
similitudine corporis columbae, quae descendit et re-
quTevit in eo.
c. Job. 1, 32.
xal ifiaQTVQTjöev ^looavvi^q Xiymv ori rsd-iafiai ro
:tVBVfia xaxaßalvov coq JteQiOrsQav ^g ovgavov, xal
EflSlPSV kjt^ aVTOP.
Die apodiktische, declaratorische Bedeutung der Taufe Jesu
(vgl. Heft III, 20. 23) tritt unter den canonischen Evangelien am
deutlichsten in dem johanneischen Evangelium hervor. Daher
wird der Ausdruck bei Justin: dia tovg avß^gcijtovg aus dem
Einfluss dieser Evangelienschrift zu erklären sein. Bei Ephraem
ist das: in similitudine corporis aus Lc. 3, 21 eingetragen. Vgl.
dazu Heft III. 19.
Job. 1, 35.
a. Syr. Sin. Job. 1, 35.
xal XXI knavQiov elorf/xsi avrog 6 ^Imawr^q xal hc rmv
fiad^TITcop avrov ovo fiet avTOV (coÄ\a\).
b. Job. 1, 35.
T^ IjtavQiov Jtahv elOx'qxBt 6 'icoavvrjg xal ix xAv iiad-i]-
xcop avxov ovo.
Der Zusatz: fiex* avxov kommt lediglich auf Rechnung des
Syr. Sin, und findet sich sonst nirgends.
Texte und Untersachongen zu Joh. 1, 32. 35. 42. 43. 48. gg
Joh. 1, 42. 43.
a. Syr. Sin. Joh. 1, 41. 42. ^
xcu Avögiaq elösv Jifimpa xbv döektpop avrov kv ixelpij
TJy fjfiJQa xal bIxev avxA' däeXq>i fiov, evQijxafiBv top
Maaolap, xal jjyayep avTOP xal rjX^ep Jtgoq top xvqiop.
b. Joh. 1, 42. 43*.
bvqIoxbi ovTog JtQcorog [al.: jcqcotop] top *d6eXq)bp top
löiop 2Jifia}pa xal Xiyei avrm' evQrjxa/isp top Meööiap, o
iöTip fied'SQfifjPSvofiSPOP XQiöTog' TJyayep avtop JtQog top
'lf]aovp.
Die secundäre Textgestalt des Syr. Sio. springt hier in die
Augen. Das ip ixslp^] Ty W^Q9 scheint an die Stelle von
jfQWTog oder jtQciTOP getreten zu sein. Der in dieser Hand-
schrift so häufige Ersatz des ^/rjöovg durch xvgiog ist stets ein
Symptom späterer Zeit.
Joh. 1, 48.
a. Ephraem Syr. Ev. concord. expos. ed. Mösinger p. 50.
ideo reposuit: Ecce yerus scriba Israelita, in quo dolus
non est.
b. Joh. 1, 48^
xal Xdyei JtSQl avTov' lös dXt}d-mg ^löQarjXelTrjg, kp cp öoXog
OVX iOTiP.
Sehr merkwürdig ist bei Ephraem der aussercanonische
Zusatz: scriba. Soll damit, wie es nach der Auslegung Ephraems
den Anschein hat, das hebräische ijpio in dem Sinn von pofio-
öiöaaxakog wiedergegeben sein, so hat dieser Zusatz kaum irgend
einen Werth. Wenn dagegen ursprünglich mit dieser Benennung
Nathanael xaT i^ox^P als der „Schreiber" unter den Aposteln
bezeichnet wäre, so würde dieser Zusatz zur Bestätigung meiner
Yermuthung dienen, dass Nathanael nur das hebräische Äqui-
valent für den aramäisch -gräcisierten Namen Mad-O-atog sei.
Vgl. meine Abhandlung über das Apostelverzeichniss
in der Zeitschrift für kirchliche Wissenschaft und
kirchliches Leben 1888. II. S. 89f., femer Heft III, 829flf.
70 Anssercanonische Paralleltexte so Joh.
Job. 2, 8—5.
a. Ephraem Syi^ Ev. concord. expos. ed. Mösinger p. 52. 53.
Graecus scribit: Recabnit et defecit vinum . . . dielt ad
eum: Fili, vinum non habent bic ... et iterum: quod-
cunque dixerit vobis filius meus, facite.
b. Basilides ap. Hippol. Ref. Haer. VII, 27.
ort öi, <ßr}0lvy %7caoxov lölovq exBi TcaiQOvg ixavog 6 öajzfjQ
Xiycov ovjcco rjxei tj ooga fiov:
c Joh. 2, 3—5.
xäl olvov ovx elxov, ort övrerejisöd-fj 6 olvog xov
yafiov. eha Xiyst ^ (irfti^Q rov ^Itjöov XQog avtov
olvog ovx iorip. jLiyet avx^ 6 *Ifiaovg' rl ifiol xoü
öol, Y^pai; ovji(o rjxBt tj Sga fiov, Xiyei ^ M^tfjQ avrov
xolg öiaxopocg' o xt av Xey^ vfitv, jtoifjoaxe.
Der Textus receptus yon Joh. 2, 3 lautet bekanntlich folgender-
massen: xal vOxsQi^öavxog olpov Xiysi tj (ifjxf^Q xov ^If]Cov
XQog avxop' oIpop ovx l^^^vöer. Tischendorf hat dafOr den
hierQber mitgeth eilten Text des Cod. Sin., welcher in diesem Falle
von vier altlateinischen Versionen secundiert wird, mithin eine
sehr alte Textgestalt repraesentiert, in seine Ed. octava crit. maj.
aufgenommen. Ephraem Sjr. aber geht in seinem griechischen
Text (Graecus scribit) mit der Lectio recepta. Eigenthümlich
ist ihm der Zusatz: Fili (Mos. p. 53), welcher Zusatz allerdings
p. 52, wo der Text bereits einmal citiert ist, fehlt Aber diese
Anrede: Fili, wenn sie ursprünglich sein sollte, würde am besten
geeignet sein, die Antwort Jesu: yvpai xxL zu erklären. Eigen-
thümlich ist bei Ephraem auch der Zusatz hie zu v. 3 und das
filius meus zu y. 5. Diese Zusätze finden sich sonst nirgends.
Joh. 2, 11.
a. Tatiani Ew. barm, arabice ed. Ciasca p. 9^
Hoc fuit primum signum, quod fecit Jesus in Qatna
Galilaeae, et manifestavit gloriam suam.
b. Epiph. Haer. LI, 29. p. 451 C.
yiyopa xo JiQcixop öfjfiBlop hv Kapa xtjg FaXikalag,
Texte und Untenaehaogea za Joh. 2, 3— 5. 11. 18. 71
c. Epiph. Haer. LI, 21. p. 443A ['AXoyoi],
TOVTO JtQwrov öf](iBlov ijtolTjOsp 6 ^Itjöovg, q>rjclp, iv Kava
TTjg FaXiXalag.
d. Clem. AI. ap. Eus. H. E. III, 24. 11.
t6t€ fihv ^fiOavTa' xavxrjv dox^j^ ixotnoev xAv Jtccgaöo^op
o iTjOovq.
e. Basilides ap. HippoL Ref. Haer. V, 8.
cwtTj, g>T)olp, iörlv w ntyaXrj xal aXrjd-tvq clQXV '^^^ ^V'
(ibIcdp, ^p ijtolfjCsp 6 ^Ir]Oovq kp Kapa rijg FaXiXalaq xal
iq>apSQCQOe rfjp ßaciXslap tSp ovgapcop.
f. Joh. 2, 11. ^
rctvrrjp ijtolfjoep aQXV^ t^^^ OTjfielcop 6 'Irjoovg kp Kapq: rrjg
FaliXalag xal i^apigwosp ri/p ö6§ap avzov.
Der Text des arabischen Diatessarons repraesentiert in
diesem Falle einen echten Rest des ursprünglichen Tatianschen
Diatessarons, bezw. des ältesten Eyangeliencanons, aus welchem
Tatian geschöpft hat. (Vgl. Heft I, 42 ff.) Denn die Lesart
des Arabers wird secundiert von einigen Itala-Codices, nament-
lich Cod. Brix.: hoc primum fecit initium, noch mehr Cod.
Veron.: hoc primum signum fecit, am besten aber von Epiph.:
yiyops öh JtQcirop orj/ietop. Diese räumlich so weit aus einander
gelegenen Trabanten weisen auf den Archetypus des Cod. D
zurück, dessen ursprüngliche Lesart man hieraus zu erkennen
▼ermag. Das johanneische Citat des Basilides bei Hippolyt
zeigt aber, dass auch die canonische Lesart: agxf] xcip afjfislop
sehr alt ist. Man wird in derselben den ursprünglichen Text
des Autors zu erkennen haben, da aQX^i x&p ör^fieiajp (= ti'^OKn
niriKn) hebräisch gedacht, jtQärop ornialop aber davon die
graecisierte Formulierung ist. Die basilidianische Variante:
ig)aptQa)C6 Tf]P ßaöiXelap rcor ovQapcöp erklärt sich als ein
Eindringen des synoptischen Sprachgebrauchs. Man vgl. eine
ähnliche Abwandelung des johanneischen Ausdrucks in den Hom.
Clem. XIX, 22. p. 187, 30 zu Joh. 9, 3.
Joh. 2, 18.
a. Orig. c. Cels. I, 67. Opp. I, 382.
,,öv de d^, tl xakop r] ß^avfiaoiop Igyco i] Xoyq) Jtsjtolfpeag;
ff^lp ovöhp sjtfösl^o)' xal rot jtQOxaXovfiSPOP ip tA Uqco
72 AaBsercanonisclie Paralleltexte zu Job.
öe jtaQaoxio9^ai xi iiHxgyig yi^cigiCfia, oog dijg 6 rov
d'Sov Jtalg,*
b. Joh. 2, 18.
djtBXQld-Tioav ovp ol ^lovdaloi xal ebtav avrS' rl öt/fielov
öscxvvsig ri(ilVy ort xavxa jtoielg\
Das nur bei Johannes vorkommende östxvveip ctj/ieIov liegt
sichtlich dem Text des Celsus zu Grunde.
Joh. 3, 3.
a. Barn. XVI, 8. p. 70, 14.
iXjtlcavreg bxI ro ovofia iysvofied'a xaivoi, jrakiv ig
aQxijg XTi^ofievoL
b. Herm. Sim. IX, 15, 3. p. 228, 14.
xavxa xa ovofiaxa 6 (poQ^v xov d'eov öovXog xi}v ßaoi-
Xelav (ihv otpexat xov ß-eov, elg avxijv 6a ovx siöe-
iBvasxai.
c. Joh. 3, 3.
aiiriv dfiTjv keya) aot, kav nr\ xig yevvtjd'^ av.w&sp,
ov övvaxat löslv xtjv ßaOiXelav xov d^eov.
Das Barnabas-Citat stellt nur eine Sinnparallele dar; da-
gegen die wörtliche Wiederholung der johanneischen Phrase
löslv xr}v ßaciXelav xov d^sov^^otpexai xtjp ßacikslav xov O-eov
im Pastor des Hermas ist bei dem gleichzeitigen Unterschied
des otpsxat (Joh. 3, 3) von dem iXevoexai (Joh. 3, 5) eines der
signifikantesten Symptome des johanneischen Einflusses auf
Hermas.
Joh. 3, 4.
a. Just Apol. I, 61. p. 94A.
oxi öh xal dövpaxov slg xag firjXQag x^p xexovocip xovg
ojra^ y€PPa}fiSPOvg ifiß^pai, q)apeQOP jr äolp ioxi,
b. Joh. 3, 4.
Jtc5g övpaxai ap&QOtJtog ysppiji^^^pai ysQCQp cop; nf) di>
paxai elg xfjp xotXiap xr^g firjxQog avxov öevxBQOP elo-
eXd-elp xai yspptjd^^pai;
Texte und UntersacfauDgen zu Joh. 3, 3. 4. 5. 73
Trotz der freien Wiedergabe des Textes liegt hier bei Justin
ein nur aus dem jobanneischen Evangelium stammender Gedanke
vor, welcher den Einfluss dieses Eyangeliums auf Justin von
Neuem documentiert. Dies gilt selbst fftr den Fall, dass die mit
obigem Citat eng zusammenhängende Parallele zu Job. 3, 5 (vgl.
das Folgende), ausser Joh. 3, 5 auch noch einen Herrenspruch aus
dem Urev^ngelium voraussetzen sollte.
Joh. 3) 5«
1. Herrn. Sim. IX, 31, 2. p. 256, 17.
oportet autem circumcidi .... et tunc convenient in dei
regnum . necesse est enim eos intrare in dei regnum.
2. Herm. Sim. IX, 16, 3. p. 230, 15.
Ikaßov . . . rtjp otpQaylda^Tov vlov zov d-eov xcu eloi^Xd-ov
sig xr}v ßaOikelav rov ß^sov.
3. Herm. Sim. IX, 15, 2. p. 228, 8.
6 q>0Qäv . . ro ovofia rov vlov rov d-sov ÖvPTJöezai elg
rijp ßacikslav rov ^eov elaeXO^Elv.
4. Herm. Sim. IX, 12, 5. p. 222, 2.
xal elg ttjv ßaOiXeiav rov O^eov aXXoog elOBld^slv ov
övvaxai at^&QODJtog el fii] öia rov ovoßctxog xov vlov
xov d-sov,
5. Herm. Sim. IX, 12. 4. p. 220, 13.
ovx(D, q>i]Olp, elg xijv ßaCiXelav xov &eov ovöeig doe-
Xevoexai, el fit] Xaßot xb ovofia xov vlov avxov.
6. Herm. Sim. IX, 12, 8. p. 222, 15.
og av xb ovofia avxov fif] Xaßij, ovx elöeXtvoexai elg xijv
ßaCiXeiav xov ü^tov,
7. Herm. Sim. IX, 12, 3. p. 220, 9.
ol (iiXXovxeg CcoCeod^ai öt avxrig elg xi^v ßaoiXeiap
eloiXd^oaOiv xov d-eov.
8. Herm. Sim. IX, 16, 2. p. 230, 13.
dvayxfjp, (pticlv, elxov 61 vöaxog dvaßr/vai, iva C^wojtoi?]-
ß-iZöiv' ovx 7j6vpavxo yaQ aXXmg eloaXd-elv elg xfjv
ßaOiXelav xov ß-eov.
74 AuBsercanonisobe Paralleltexte zu Job.
9. Hom, dem. XIV, 21. p. 140, 26.
ort vofiog r/p finöh ölxaiov aßajtnoxov elq r^v ßaöi-
Xeiav Tov d-fov sIobX&eIv.
10. B[om. Clem. XIV, 21. p. 140, 31.
oxi 66y(ia d^eov xsltai aßaJtxtCrov etq xi}v avxov ßaoi-
Xslav iif] elöeX&'elp.
11. Ep. ad Diogn. IX, 1. p. 161, 5.
x6 xad^ tavxovq (pavBQticavxBQ aövvaxov elöeXd-elv slg
xr]v ßaoiXelap xov ß'sov TJf övpafisi xov O-sov.
12. Clem. Rom. II, 6, 9. p. 120, 3.
^fistg iap ufj xijQnCwfiBP x6 ßanxioua aypov xai dfilap-
xop, xola jtsjtoid-^öBi slaeksvoofie^a elg xo ßaölXeior
xov d-sov;
13. Eclog. proph. § 8. ap. Clem. AI. p. 991.
x6 ßaxxiöfia ylpExai öi vöaxog xal xpevfiaxog.
14. Eclog. proph. § 7. ap. Clem. AI. p. 990.
avxlxa di* vöaxog xal jcpBVfiaxog rj avayivpriOig.
15. Hom. Clem. Diamartyria c. 1. p. 4, 26.
vöoQ Ccop, Spd^a rj xmp äixalmp ylpBxai aparftpprioic,
16. Hom. Clem. VII, 8. p. 84, 11.
ßanxcod-ripai xai ovxoDg öta x7jg aypoxaxrjg ßafprjg ai^a-
yeppTfd'^vai d'sä 6ia xov odC^opxog vöaxog^
17. Hom. Clem. XI, 24. p. 116, 24
dpayepprjd^rjg vöaxi xcä xXrwopofiog xaxaOx^g xmp xooc
aw^aooiap yeppTioaPxop aa yopia)p,
18. Didasc. II, 33. p. 263 (= Const. II, 33. p. 60, 22).
vfiBlg 6b xifiäxB xovg kjtioxonovg xovg 6i vöaxog vfiag
dpayepp^oaprag, xovg xm dylcp jtPBVfiaxi JtXfjQcioaPTag.
19. Didasc. II, 26. p. 260.
ovxog öiöaoxaXog fiaxä &b6p xaxrjQ vficov öi vöaxog
apaysppfioag vfiag.
•x * - ■ ■
20. Const II, 26. p. 54, 12.
ovTo^ öiöaöxaXog avöBßslag, ovxog fiaxa O'BOP xaxr^Q vficöp,
öl' vöaxog xal JtPBVfiaxog dpayBVP^Oag vfiag sie vfo-
&eolap.
Texte und Untersuchungen bu Joh. 3, 5. 75
21. Just. Dial. c. Tryph. c. 138. p. 367D. 368 A.
TOtJ avayBvvrid'ivxoq vji avxov [sc rot? Xqioxov] 6i vda-
Tog xal Jtlottcog xat §v2.ov öi vöatog xal JtlOTSoc
xci §6Xov.
22. Epiph. Ancor. a 72. p. 77 D.
xal iav (li} yepvrid'^Te ^g vdarog xal xvevfiatog.
23. Epiph. Haer. LXXIV, 9. p. 898 B.
xal' hav firj yBvvrjd'i^xE k§ vöaxog xal Jtvevfiaxog,
24. Just. Apol. I, 61. p. 94 A.
xal yoLQ 6 Xgicxog ebtep' av fif] avayBVvr^d-rixe^ ov fit]
eloiZB-rjxe elg xrjv ßaoiZslav xcov ovQavSv,
25. Hom. Clem. XI, 26. p. 117, 2.
ovxa)g yag rmlv cofiooev 6 JtQog)rjx7]g bIjccov dfifjP vfUv
Xiyo)^ iav fi?] ävaysvvrjd'TJxs vöaxc C,mvxi slg opofia
JtaxQog, vlov, ayiov Jtvevuaxog, ov uh atoiX&rjxe alg xhv
ßaöiXelav xäv ovQavmv.
26. Pseudo- Clemens. Epit IL 18.
ovrco yag 6 . . d^eog Xoyog abiev fnav diifjv Xiym v^dv,
iav fif] dvayevpfjd-rjxB öl vöaxog xal jtVBVfiaxog alg
x6 oPOfia xov naxQog xal xov vlov xal xov ayiov Jtvev-
fiaxoc, ov fiTj BlöiXd^rjXB alg xr^v ßaOiXaiav xcäv ov-
Qavciv.
27. Pseudo-Clemens. Epit I. 18.
ovxo) ycLQ 6 . . ^Bog Xoyog bIjibv tJ/iIv dfii/v Xkyo) vfilv,
kav fit/ dvayavvri^riTB 6l vöaxog xal Jivavfiaxog, ov
/IT] alöaXü^f^xB alg xrjp ßaüiXalav xciv ovgapcop.
28. ßecogn. Clem. VI, 9.
Amen dico Yobis, nisi quid denuo renatus fuerit ex
aqua, non introibit in regna coelorum.
29. Priacill. Tract. U. p. 44. 45. p. 37.
Sicut scriptum est: nisi quis renatus fuerit ex aqua
et spiritu sancto, non ascendet in regna coelorum.
30. Priscill. Tract I. p. 4.
Agnoscentes enim, quoniam nemo nisi ex aqua et spi-
ritu sancto renatus ascenderet in regna coelorum.
7Q AuBsereanoniache Paralleltexte eu Joh.
31. Tertull. de baptism. c. 13.
Nisi quis renatus fuerit ex aqua et spiritu, non
intrabit in regnum coelorum.
32. Iren. Ex cat. in libr. regg. fragm. (Stieren I. p. 846; Harvey
II. p. 497. Pitra Analecta U. p. 197. Mal Nov. patr. bibL
m, 447.)
xaB-wg xal 6 xvQiog eg)7j' iav (i^ rtg dvaYevpTjd-^ dt*
vöaxog xal jcvEvuaxoqy ov (ih alöeXevOezai elg zr^v
ßaoikelav rciv ovQavSp.
33. Const. VI, 15. p. 175, 25.
Xiysi ycLQ o xvQioq* kav (itj xiq ysvvrjd^^ i% vöaxoq
xal Jtvsvfiaxog, ov fifj elceXd'y elg xfjv ßaOtXelav
xäp ovQapoov,
34. Hippel. Philos. VIII, 10. p. 422, 68.
xoiko ioxi, q)f]Olp, o Xiyu 6 oa)xt]Q' aap fir^ xig yspvfj-
&^ i^ vöaxog xal jtpsvuaxog, ovx iXhvosxat slg xfjp
ßaotXslap xcip ovgapwp,
35. Gregor. Nyss. III. p. 369 C.
iap firi Xig yspprid-fj Ig vöaxog xal jcpsvfiaxog, ov
övpaxat slOEX&alp elg xiip ßaOiXelap xov d^eov.
36. Joh. 3, 5.
äjtexQid-Ti ^Irjöovg' dfifjp dfifjP Xeyo) ooi, kap fiij xig yap-
p/jd-fj Ig vöaxog xal jcpavfiaxog, ov övpaxai aloeX^
d'alp elg xtjp ßaaiXalap xSp ovQapcip.
Die zahlreichen patristischen Parallelen, welche zu dem jo-
hanneischen Logion Joh. 3, 5 vorhanden sind, zeigen Beides, den
häufigen Gebrauch desselben sowie die mannigfachen Abwan-
delungen, die es erlitten. Beide Erscheinungen stehen in enger
W^echsel Wirkung, da häufig gebrauchte Sprüche in der Regel
nur aus dem Gedächtniss, selten nach schriftlicher Vorlage in
Anwendung gebracht werden. Bei Joh. 3, 5 kommt noch die
Verwandtschaft mit dem synoptischen Logion Mt. 18, 3 hinzu.
Beide Sprüche sind entweder frühzeitig in einander übergeflossen
oder beruhen beiderseits auf einem älteren Spruch desUrevangeliu ms.
Was zunächst die Parallelen bei Hermas anlangt, so ist
trotz der Thatsache, dass er seine evangelischen Quellen ins-
gesammt sehr frei behandelt, der Einfluss des jobanneischen
Texte und üntenmcbangen zu Joh. 3, 5. 77
Eyangeliums bei ihm nicht zu verkennen, einmal wegen des
otperai rfjp ßaaiXelap xov ß-sov (vgl. vorstehend Joh, 3, 3) und
sodann, weil das achtmal wiederkehrende slösXd'Slv elg r^p ßa-
aikelap xov d-eov stets in Verbindung mit der „Taufe* auftritt
und weil dabei der Eingang in das Reich Gottes, wie Joh. 3, 5,
von der Taufe abhängig gemacht ist. Denn nicht nur das öi*
vöaroQ avaß^pai und das Xaßetv ri]v a(pQayl6a% sondern auch
das XaßBlv ro ovofia rov vlov rov d-eov und das q>0QBtv ro
ovofia Tov vlov rov d-eov ist bei Hermas als Um-
schreibung der Taufe und des Getaufbseins zu erkennen. Vgl.
z. B. Sim. IX, 17, 4. p. 234, 15; Sim. IX, 16, 4. p. 232, 1. Sim. IX,
16, 2. 3. p. 230. Dabei wird es evident, dass die Lesart z^v ßa-
CiXelav rov d-eov, welcher Hermas ausschliesslich folgt, schon
sehr alt ist. Dieselbe Lesart vertreten noch die Ep. ad Diogn.
und der zweite Clemensbrief, theilweise auch die Homilien,
während die übrigen patristischen Citate, an ihrer Spitze Justin
und die Clementinischen Homilien in ihrer Hauptstelle
die Lesart elq rijv ßaöiXelav zSv ovgavcov darbieten. Im
Übrigen aber ist im zweiten Clemensbriefe und in den
Homilien das eloeXdelv elq rijv ßaoiXelav rov d-eov bezw.
Tc5r ovQavmv ganz ebenso wie Joh. 3, 5 von der Taufe ab-
hängig gemacht. Auch in den Citaten der Prophetischen
Eklogen und der Pseudo-Clementinischen Homilien unter
14. 15 liegt dieselbe Anschauung vor. Denn unter der avayh>-
vrjOig, die durch das vöwq bedingt ist, kann nur die Taufe ver-
standen werden. Diese Anschauung wirkt dahin fort, dass zu-
letzt sogar diejenigen, welche die Taufe vollziehen, in den
Homilien, der Didascalia und den Constitutionen (vgl.
Citate 17 — 20) als yevvTioapreg yovelq und als avayevv7]oavreq
erscheinen. Überhaupt wechseln die Ausdrücke yevvijdfjvai und
dvayevvfidi]vaih€ku6g ab, während das canonische yevvridrivai ävo)^
d-ev in den oben zusammen gestellten zahlreichen patristischenCitAten
nirgends wiederkehrt. Der Satztheil Ig tJdarog xai jri^6t;^arog,
welcher dem canonischen Texte angehört, fehlt in nicht wenigen
Citaten, während in den clementinischen Homilien und der
Epitome die trinitarische Taufformel als Zusatz eingefügt ist.
1) Über den Gebrauch von aipgayfg = ßantiofia ^ Offgayi^sa^ai =
ßanri^fodai vgl. die Abhandlung von ü. Resch: Was versteht Paulns unter
der Versiegelung mit dem heil. Geist. N. kirchl. Ztschr. 1895. 12. S. 991—1003.
7g AuBsercanonische Parallelt^xte zu Joh.
Die Verwandtschaft des Johanneischen Logion Joh. 3, 5 mit
dem synoptischen Spruche Mt. 18, 3 liegt zu Tage und tritt be-
sonders in dem Cütat des Clemens AL hervor, Protr. IX, 82.
p. 69: rjp yaQ //^ avd'tq dg xa Jtaiöla yivf^ö&^s xai avayavvri'
d-TJre, (Dg tpi^otv rj ygafpri, ovd^ ov fit] elöeXevosöB'e xoxb elg
tijv ßaöiXüav xciv ovgavwv. Hier ist den in Mt. 18, 3 ausge-
sprochenen Gedanken noch das xal dvayepvtid^^xs in Überein-
stimmung mit Joh. 3, 5 eingeflochten. Es läge also die Mög-
lichkeit vor, dass beide Sprache — Mt 18, 3 und Joh. 3, 5 —
aus der vorcanonischen Quelle stammen, zumal da das avw&^ep,
denuo, ava, avB-ig sich gemeinsam auf den hebräischen Gebrauch
des n^ti zurückführen lassen, welches so häufig lediglich die
Wiederholung einer Handlung oder eines Vorgangs ausdrückt,
also sicherlich auch zur Bezeichnung der Wiedergeburt als einer
wiederholten Geburt im Hebräischen sich eignete, obwohl die
hebräischen Übersetzer des N. T. auf diese Form der Rücküber-
setzung, die dem hebräischen Sprachgeist am nächsten liegt,
jedenfalls viel näher als nb^btt ibw (Delitzsch) oder ib^rt
Öint) (Londoner N. T.) oder b^ "lipM ibW (Salkinson), merk-
würdiger Weise nicht gekommen sind. Der analoge Gebrauch
des l^Ö liegt in dem 0XQaq)7jT6 Mt. 18, 3 offen zu Tage. (VgL
die Erläuterungen dazu, Heft 11,212 ff.). Es wäre also wohl möglich,
dass den Parallelen Joh. 3, 5 und Mt. 18, 3 ein einheitliches yorcano-
nisches Logion zu Grunde gelegen haben könnte, welches ähnlich
wie das oben mitgetheilte Citat aus dem Protreptikos des Clemens
AI. Beides, die Wiedergeburt und die Rückkehr in den Kindes-
zustand, in Eins zusammenfasste. Es ist aber auch, wie
Bousset (S. 117) gegen Volkmar richtig bemerkt hat, kein
Grund vorhanden, welcher neben Mt. 18, 3 die Annahme eines
ursprünglichen besonderen Herrenspruchs wie Joh. 3, 5 bezüglich
der Wiedergeburt verbieten könnte. Jedenfalls ist das Justin-
Citat, soweit es dem Texte von Joh. 3, 5 analog ist, für sich
allein genommen, kein genügender Beweis für die Abhängigkeit
von dem vierten Evangelium, da sehr wohl eine aussercanonische
bezw. vorcanonische Evangelienquelle hier für Justin fliessen
konnte. Dass aber Justin gleichwohl auch hier unter dem Einfluss
des Johanneischen Evangeliums gestanden hat, erweist der zu
Joh. 3, 4 mitgetheilte Context mit Evidenz.
Texte und üntenachangen zu Joh. 3, 5. 6. 79
Joh. 3, 6.
a. Clem. AI. Strom. III, 12, 84. p. 549.
xad^aJtsQ ro YßPvcifisvov ix rrjg öaQx6<; CaQ§ icnv, ovxoo
ro ix jtp&vfiarog jtpev/ia.
b. Joh. 3, 6.
ro ytyBvvrjfiivov ix zf^g oaQxoq oaQ§ ioxiv, xal ro yayev-
VTjiiivov ix Tov Jtpavfiarog Jivsv^a iöriv.
c £us. Marc. 72.
Xiy(OP' TO yeyevvrjfiivov ix xrjg COQxog oag^ icxiv, xal xo
ysysvvrjfiivov ix xov Jtpevfiaxog nPBvua iöxr jcpsvfia öh
6 d-eog. —
d. Eus. de eccles. theol. I, 12. (Migne VI, 848).
6g dfj jtQog xolg aXXoig xal xavd-* oöe jtaQsölöov Xiyayp"
xo yeyspprjfiipop ix xfjg oaQxog öapg iöxip, xal xo yeysp-
PTifiipop ix xov Jtpsvfiaxog Jtpsvfia ioxr Jtpsv/ia öh 6 d^eog.
e. Syr. Cur. Joh. 3, 6.
TO yeyspPTjfi^vop ix xrjg öagxog cag^ ioxip, oxi ix x^g
Oagxog iyeppf/d'Tj, xal xo yeyeppijfiipop ix xov jtPevfiaxog
jtvsvfia ioxip, oxi d-eog JCPBVfia iöxi, xal ix B-eov iyep-
f. Tertull. de carne Christi c. 18.
Quod in carne natum est, caro est, quia ex carne natum est
... et quod de spiritu natum est, spiritus est, quia deus
Spiritus est, et de deo natus est.
g. Syr. Sin. Joh. 3, 6.
xo ysysppfifiipop ix x^g cagxog öag^ iöxip. xal xo yeysp-
PTI(i£POP ix xov jtpevfiaxog Jtpevfid ioxip, öioxi 6 ß^sog icxip
jtptvfia gcpy.
Der aussercanonische Zusatz, bei Eusebius an dieser Stelle;
jtpevfia ÖS 6 ^eog und der vollere Zusatz bei Tertullian: quia
ex carne natum est quia deus spiritus est, et de deo natus
est — beruht, wie der Syr. Cur. zeigt, auf handschriftlicher
Überlieferung. Auch der Syr. Sin. kommt hinzu, wenn auch
mit dem weiteren Zusatz gc5i/.
gO Aussercanonische Paralleltexte ea Joh.
Joh. 3, 8.
a. Exe. Theod. § 17. ap. Clem. AI. p. 972.
6 yag &e6g Jtvevfia, oJtov ß-iXsi xveL
b. Ign. ad Philad. VII, 1. p. 76, 9.
dkkä t6 jcvsvfia ov JtXavarai, ajto d^sov ov oldev yag.
jtoß-sp Ipx«^«* xal Jtov vjiayei.
c. Pseudo-lgn. ad Philad. VII. p. 238, 17.
dXXa To jtvevfia ftov ov jtXavaxai' ütoQa yag rov d-eov
avtb dXf]q>a' olös yaQ, nod-ev eQXsrai xal Jtov
vjtayei.
d. Joh. 3, 8.
ro JtvBVfia ojtov d^iXet JtvBl, xal ri/v q>G}vr}v avrov
äxoveiq, dX)! ovx olöaq, jtod^av ep^eTC^ xal Jtov
VJtdfBL
Obwohl dem Zusammenhange und dem Sinne nach von Joh.
3,8 verschieden, ist doch die Parallele bei Ignatius, welche*
auch Pseudo-Ignatius im Wesentlichen wiederholt hat, auf
den Einfluss des johanneischen Evangeliums zurückzuführen.
Job. 3, 11.
a. Hom. Clem. II, 29. p. 30, 17.
hym (iev olöa, xl XtyBrs^ vfielg öh ovx oiöazs, jreQi xlvmv
öiaXeysod'€.
b. Joh. 3, 11.
dfir^v dfifjv Xtyco ooi, ort o olöa/isp XaXov/iep.
Es ist wahrscheinlich eine johanneische Parallele, welche
die Clementinen an dieser Stelle darbieten. Dieselbe erinnert
in erster Linie an Joh. 3, 11, zugleich aber auch an Joh. 4, 22:
vftslg jtQoöxvpstrs o ovx olöaxe.
Joh. 3, U. 15.
a. Barn- XII, 5. p. 54, 10.
JtdXip MovöTJg jtoist xvjtop xov 'irjaov, oxi ötl avxop
Texte und Untenachimgeii sa Jok 3» 14. 15. g|
iv öJjiieiq).
b. Bam. Xl 6. p. 54, 17.
xoul ovp Äicovorjg x^^^ovp oq>iv xäi xld-fiCiv iv66§wg.
c Barn. XII, 7. p. 54, 21.
iZd-iro} ijtl top og>iP top ixl tov §vXov ixtxslfiapop
xal iZjtiotttco xiOTsvöag, oti (xvTog civ pexQog dwccvai
^cooxoifjöat, xal xagaxQfjfia aa}&i^asTai,
d. Testam. XII patr. BenjanL 9.
xtd ixel xvQiog vßQiod-i^ceTcu xal ixi §vXov v^to&ioasTai.
e. Just. DiaL c. Tryph. c. 94. p. 322 C.
ovxBQ OVP TQOJtop To Otjfislop öioL xctXxov oq)6a}g y^picd-ai
o d^Bog ixiXevöe xal apahiog ioTip, ovTm dfj xal ip tA
po/io) xaTaga xslTai xaTO. tcöp öTavQovfiipmp dpd-Qcixwp'
ovx £Ti ÖB xtd xaTa tov Jl^giöTov roi; B'BOv xaTciga xal-
Tai, öl ov cci^Bi xaPTag Tovg xaTOQag ä§ia xga^aPTag,
f. Just. DiaL c. Tryph. c. 94. p. 322 A.
(ivöTi^Qiop yag öia tovtov, dg xQoig>f)P, kci^QvcoBy dt ov
xaTaXvBip fiBP TfjP övpafiip tov 6q>Ba^g, tov xal tt/p xa-
Qaßacip vxo TOV ^Adafi yBpiod-aL kffyaoanipoVy hci^QvOöB,
ömTTJQlaP ÖB TOTg XlÖTBVOVÖiP ixl TOVTOP TOP öia TOV
OrjflBlOV TOVTOV, TOVTBÖTl TOV OTaVQOV, d'apaTOVOB'ai fliX"
XoPTa.
g. Just. DiaL c. Tryph. c. 91. p. 319 ß.
xQoO^evyovCc tA top iöTavQC3fiipop vlop avTov xifitpavTi
elg TOP xoöfiop' ov yag kxl o^lp rj(iag xiötbvbip to
xQog>7jToc6p xPBVfia öia McovOBCog iölöaöxBP.
h. Just. ApoL I, 60. p. 93 A.
iaP XQOOßXsXfjTB tA TVXtp TOVTCp xal XIÖTBV1]TB, ip aV'
TW oayd^riOBCd^B.
i. HippoL Philos. V, 16. p. 192 (Peratae).
TOVTO ICTl, q)7}Cly TO BlQ7](liP0P' XOi OP TQOXOP VtpOOe
MayvCfjg top o(pip bp t^ BQi^fio), ovTwg vtpojd'ijpai öbT top
vlop tov dpd-Qcixov,
k. Joh. 3, 14. 15.
xal xad-Ag MoovCTJg vtpa>06P top 6q)iP ip Ty iQrniq), ovTmg
Texte und Untersnohnngen X, 4. 6
g2 AoBsercanonische Paralleltexto za Joh.
vtpcod-ijpai ÖBl TOP vlov tov avd'Qmxov, tva Jtaq 6 xioxsvoov
iv avxm IxV ^^h^ alciviov.
Bei Barnabas werden durch die Verbindung von xiörevaaq
ötod^Oetai im Cütat c sämmtliche drei Gitate als Auafluss des
Johanneischen Evangeliums erkannt. In den Testamentis XII
patr. ist das Erkennungszeichen das vtpcod'i^aeraL Und wem
bei Justin die wiederholte Verbindung von jucreveiv und cd*
^eöd'ai bezw. öcotrjQla als Kennzeichen johanneischen Ursprungs
nicht genügen sollte, der beachte, dass das justinische ovjteg
TQOJtov (e) nach Hippolyt in deijenigen Fassung des johan-
neiscHen Textes, welche bei den Peraten überliefert war, eben-
falls zu finden ist.
Joh. 3, 16.
a. Ep. ad Diogn. X, 2. p. 162, 1.
6 yoLQ d-eog rovg dpd-gcijtovg tjYaJtfjaB, öt ovq kjtoltjOB
TOV xoöfiovy JtQog ovg djtsCTSiXs top vlov av-
TOV TOP (lopoyev^,
b. Test XII patr. Benjam. c. 9.
ecog ov 6 vy)iaTog djtoöTslX^ t6 c<OTfiQiOP ovtov kp kxi'
OKOotfi fiopoyspovg.
c. Just. DiaL c. Tryph. c. 91. p. 319B.
Tq5 TOP ioTavQCDfiipop vlop avTOv nl(iipaPTi elg top
XOOflOP.
d. Joh. 3, 16.
ovTCQg yaQ 7]yaJti]0ep 6 ß-ebg top xoöfiop, coots top
vlop [avTOv] TOP (iopoyepfj eÖcoxsp [djtiöTSiXsp, mit-
teret].
Von den vorstehend zusammengestellten patristischen Citaten
kann das Justin-Gtat eventuell aus dem synoptischen Evange-
lientext Lc. 20, 13 = Mc. 12, 6 = Mt. 21, 37 (Lc: jtsfitpm tov
vlop fjtov — Mt: djtiOTBiXBP top vIop ovtov) abgeleitet werden,
da der in Joh. 3, 16 eigenthümliche Ausdruck /lOPoyBP^ fehlt.
Die Parallele in den Testam. XII patr., wo fioPoyBPOvg nicht
fehlt, konnte auch aus 1. Joh. 4, 9: top vIop ovtov top ptopo-
yevf] djtioTahcBP — abstammen, ist aber doch sicher unter
dem Einfluss des von jenem judenchristlichen Autor so vielfach
Texte und Untersuchniigeii sa Joh. 3, 16. 17. gj
gebrauchten Evangeliimis entstanden, weil unmittelbar darauf
ixl §vXov v^at&fjCerai folgt, welches lediglich aus der Bezug-
nahme auf JoL 3, 14 sich erklart Zweifellos ist dies der Fall
bei der Parallele aus der Ep. ad Diogn., und zwar nach der
von Athanasius, sowie den Codd. Palat. Vindob^ Gorbej.^ und
Cod. aur. yertretenen Lesart: axicxBiXev = mitteret, deren Ur-
sprung sonach sehr alt sein muss.
Joh. 3, 17.
a. Ep. ad Diogn. VII, 4. 5. p. 159, 20.
mq ßaOiXevg xiiijtmv vlov ßaaiXia ejtsfi^sv, dg d^sov
BJtBUipBVy €oq [SoLvd'QWJtov] JiQog dp&Qcixovg ijtefitpev, dg
?^S???L£5£^?$£?1 . . . Jj^^Pfi^ <»5 ccyccjtciv, ov xqIvcdv.
b. Joh. 3, 17.
ov yoLQ ajtsCTSiXev 6 d'sog rov vlov slg rov xoö-
fiov, iva xqIvq rov xoöfiov, aXX*' tva öcod'^ o xoCfiog
öl* avTOv,
c. Epink Haer. LXV, 5. p. 612A.
ovTO^ ^Xd-sv slg TOP xoöfiov, iva Cood"^ 6 xoöfiog
dl ttvrov.
d. HippoL Philosoph. V, 12. p. 178 (Peratae).
Tovro iöTi, ipricl^ xo elgrjfievov ov yaQ 7jXd'Sv 6 vlog
rov avd-Qco:xov slg rov xoOfiov aJtoXioat rov xoCfiov,
äXX* iva Cod-fj 6 xoöfiog 6t avrov^
e. Pistis Sophia p. 221, 1 ed. Schwartze et Petermann.
Nunc igitur ovv propter peccatores CxvXXg>v me veni in
xoöfiov, ut servarem eos.
f. Ephraem Syr. Ev. concord. expos. ed. Mösinger p. 213.
Non veni in hunc mundum, ut judicem mundum, sed
ut saiyem mundum.
Eng verwandt mit Joh. 3, 17 ist Joh. 12, 47^: ov yaQ tjXd^ov
iva xqIv(d rov xoöfiovy aXX* iva cdcco rov xoöfiov. Beide jo*
hanneische Parallelen scheinen in den Citaten vielfach ver-
mischt worden zu sein. So in der Ep. ad Diogn., bei Epi-
phanius, bei den Peraten Hippolyts. In dem Texte der
6'
g4 Annercanonisehe PanJleltexte zu Job.
letzteren ist noch der vlog rov äv&Qcijtov eingefttgt, sowie
äxoXiöai ftr das canonische xqIvbiv gesetzt, eine Lesajrt, welche
an den aussercanonischen synoptischen Herrenspruch zu La 9, 55
erinnert: o yaQ vloq rov avd-Qtojiov ovx fjXd-e ^pvxag dv&Qcixcov
aJtoXicai, äXXa 6&cau Der Text der Pistis Sophia erinnert
mit seinem: ut servarem eos (anstatt mundum) ebenftdls daran.
Dagegen würde Ephraem Syr. Tollstandig mit Joh. 12, 47^
zusammenstimmen, wenn nicht noch hunc vor mundum ein-
gefügt wäre.
Job. 3, 18.
a. Iren. V, 27, 2.
Et propter hoc Dominus dioebat: Qui credit in me, non
judicatur.
b. Orig. in Joann. T. X, 28- Opp. IV, 210.
q>flol yag o xvQtog* 6 niOXBvcDv elg ifih öv XQlperai,
ovxl ii' o xtcrewov slg to ovofiä (lov ov XQlvBxai.
c. Clem. AI. Strom. IV, 26, 171. p. 641.
o axiOTTjöag xaxa rr^v ocot^qiop g>awijv rjörj xixgirai,
d. Joh. 3, 18.
o Jtiotevcov slg avrbv ov xQlvezar 6 (itj xiOTsvcov
TJdfj xixQirac
Die Lesart: qui credit in me = o xiCrsvcov elg ifii wird
durch das Zusammentreffen von Irenaeus und Origenes, zu
denen auch Hilarius und Ambrosius kommen, als aus band*
schriftlichen Quellen stammend, beglaubigt Dagegen beruht die
Variante ajttörricag bei Clemens AL auf ersichÜich freier Ci-
tation. Man vgl. das ajiictriöag Mc. 16, 16.
Joh. 8, 19-21.
a. Barn. XIX, 1. p. 74, 4.
Tj ovv oöog rov qxorog ioriv avri]* kav rig d-iXoov
oöov oöevscv ijtl rov coQiöfiivop rojtov, CJtsvo^ rolg
egyoig avrov.
Texte und UnterBochangen zu Jok 3, la 19--21. 26. 29. g5
b. Testam. XII patr. NephthaL c. 2.
iap shqjg x& 6q>ß'aXfim äxoiksai, ovT<oq ov6s kv oxorei
[&tn^0€ö0-6] 3€0telv egya gxorog.
c Clem. Born. I, 31, 2. p. 50, 12.
ovinpf Tud dX^d-eiav dia Jtlorscog xoiTjCaq^
d. JoL 3, 21.
o öi jtoiAv xiiv dX^d'Siav iQxmon xQog xo 9>ciq, tva
g>avsQa}d'y avxov xa egya.
Die YerknüpfiiDg yon xa Isgya und xo tpmq in dem Briefe
des Barnabas und in den Test XII patr. sowie das jtoutv
xf]P äXi^d-eiav bei Clemens Born, sind ausschliesslich jo-
' hanneische Phrasen.
Job. 3, 26.
a. Just. DiaL c. Tryph. c. 51. p. 271A.
xal XgcCxog exi avxov xad-s^ofiivov kjtl xov %QÖavov xo-
xafiov kütsld^mv ejtavoi xe avxop xov 3tQog>i]xev6ip xcu
ßoJtxl^sip.
h. Joh. 3, 26.
xal ^X&op jtQog *Ia)apptjP xcH sbtop avx^* gaßßsl, og
fjp fisxa oov jtiQttP xov %QdaP0v, (p ov (isfiagxvgfixag,
lös ovxog ßajtxl^si xaL Jtapxeg Igxopxat xgog avxov.
Unter den uns bekaunten Evangelien kann nur das vierte
Evangelium dem Justin die Eenntniss gegeben haben davon,
dass Jesus durch sein Auftreten der Wirksamkeit des TSufers
ein Ende bereitet habe — ein Beweis, dass Justin das jo-
hanneische Evangelium nicht blos als Lehrschrift, sondern auch
als historische Quelle benützte.
Jolu 3^ 29.
a. Exe. Theod. c. 65. ap. Clem. AI. p. 985.
6 ÖB xov debtvov fisp agxttglxXtPog, xcop yaiiov Sk xagd-
wfiq)og, xov vvfiq>lov öh g)lXog, töxmg s/utgoöd-sp xov
vvfig>cipog, dxova>p xrjg q)a)P7Jg xov vvfuplov, X^Q9^
gg AussercanoniBche Paralleltexte zu Job.
b. Job. 3, 29.
o l^cov XfjV vviAipfjv wfiiploq iörlv 6 Je q>lXog rov
vv(ig)lov 6 köTijxAg [C!od. Gantabr. törAg] xal dxovmv
avTOV X^Q^ X^^Q^'' ^^^ '^V^ (pwvrjv rov vvfig>lov'
avxtj ovv ij X^Q^ *? ^^^ JtEJtXriQcorai,
Die Lesart iorcog^ welche die Ezcerpta Theodoti ver-
treten, ist durch den Codex Cantabr. handschriftlich beglaubigt.
Der Ausdruck: dgxiTQlxlivoq stanunt aus Joh. 2, 9.
Joh. 3y Sl.
a. Orig. c. Cels. I, 50. Opp. I, 366.
xal ovx ol^ ojtcoq ßovXofiSVog xal IriQoig xsQtd'Blvai to
&vvaöd'ai vxopoelö&ai, oxi avxol rjoav JtQO^t/zetyd'epreg,
q)i]Olv, ort „ol fiep ivd-ovöicipteg, ol 6h ayBlgovreg, (paolv
fjxeiv avwd^BV vlov ^bov.
b. Joh. 3, 31.
o avod'sv kgxofiBPog ijtavco 3tavr<ov korlv,
Joh. 8, 32.
a. Hom. Clem: I, 9. p. 16, 13.
a TB fjxovOBv xal kcigaxBv rov rov d'BOv g>apdvra viov
jtBXOvnxBvai re xai Blorixivai,
b. TertulL de orat. a 1.
qui de caelis adest, quae vidit, ea loquitur.
c. Joh. 3, 32.
6 ix rov ovgavov kgxofispog, o ecigaxBP xal fjxov"
ÖBV, fiaQTVQBL
Dass das Citat der Clementinen mit der Variante e^i;-
xivai wirklich auf das johanneische Evangelium zurückgreift,
erweist die Lesart loquitur bei Tertullian anstatt des cano-
nischen fioQTVQBL YgL auch Joh. 5, 19.
Texte und Unteranchungen zu Job. 3, 31. 32. 34. 4, 7. g7
Job. 3, 34. 35.
a. Ephraem Syr. Ev. concord. expos. ed. Mösinger c. 9. p. 105.
lUam, ait, oportet crescere, me autem minui. Quemadmo-
dum domiiius major erat; non enim, ait, dat in mensura
filio suo.
b. Aphraates Uom. VI, 11. p. 105 ed. Bert
Denn Johannes sagt: Nicht nach Maass hat der Vater
den Geist seinem Sohne gegeben, sondern er liebt ihn und
hat ihm Alles in seine Hände gegeben.
c. Job. 3, 34. 35.
ov ycLQ ix fiirgov ölöoaiv ro Jtvsvfia' 6 JtarfjQ ayaxa
xov vlov, xcä xaina öiö<oxep iv r^ X^£(>^ aitov.
Dass der Zusatz filio suo, in welchem Ephraem und
Aphraates zusanmientreffen, nicht speciell syrische Tradition
war, zeigt das Fehlen desselben im Syr. Cur. und in der
Peschittha Er ist aber dem Zusammenhang nach echt.
Denn die ganze Stelle Job. 3, 31 — 36 ist christologisch, und
erst durch die dem Zusammenhang entsprechende Beschränkung
des non in mensura auf den filius dei gewinnt diese Aussage
den rechten Sinn. Die Worte: filio suo sind daher höchst-
wahrscheinlich ein originaler Textbestandtheil, welcher in den
späteren Handschriften verloren gegangen ist. Vgl. Agrapha
S. 270.
Joh. 4, 7.
a. Tatiani Ew. barm. arab. ed. Ciasca p. 38^
Et venit mulier de Samaria haurire aquam. Dixit ei Jesus:
Da mihi aquam, ut bibam.
b. Joh. 4, 7.
tQX^Tai yvpfj ix xrjq ^afiaglag äprXTJaai v6<dq. Xiyei cevr^
6 ^hjOovq' öog (loi Jt€tv,
Mit dem Zusatz aquam steht die arabische Evangelien-
harmonie nicht völlig isoliert, tri£Pt vielmehr mit dem Syr. Cur.
et Sin. zusammen, welcher v^SA jA oacD liest.
8$ Aassercanoniflche Paralleltexte zn Jok
Job. 4, 10.
a. Ign. ad Rom. YII, 2. p. 66, 6.
vötoQ dh ^C9V xäl XaXovp iv ifioL
b. Petr. Sicul. Eist. Manich. c. 29 (Mai IV, 34).
c. Hippol. Re£ Haer. p. 121.
el ^deig, rlg koriv 6 alxmv^ ov av ^rtioag jtag avxüv x€u
iöcoxev av cot xielv C,äv v6(oq aZXofievop.
d. Pistis Sophia p. 233, 20 ed. Schwartze et Petermann.
hanc ob rem dixi Samaritidi: si cognosceres dcogsav dei
et quis dixerit tibi: fer ut bibam, fuisses cuzovoa enm, et
daret tibi aquam viyam, ut esset tibi xfjyt} in te exsiliens
in vitam aetemam.
e. Job. A, 10.
cbtsxQl&fj o ^IijOovg xaL shtsv ovr^* d yösig x^v öcoQsav
Tov d-eovy 9cal rlg kotiv 6 Xiycov oor öog (ioi jtulp, av
av ^TijOag avxov, xal 6Öa)XBv av ooi vöoq ^cov.
Sowohl bei Hippoljt als in dem Citat der Pistis Sophia
spielt in dem dXXo/ievov und noch mehr in dem: in te exsiliens
in yitam aetemam der Schluss von Job. 4, 14 mit herein. Das
in dem koptischen Texte der Illoxeg Sotpla stehen gebliebene:
alxovCa weist darauf hin, dass der zu Grunde gelegene griechische
Text die canomsche Form ixijCag nicht enthalten hat. Den-
jenigen Text, welchen Petrus Siculus bietet, konnte man ein
johanneisches ayQag>ov nennen. Vgl:
Petr. Sic. : iyco bIiu xo vöwq xo C,mv.
Job. 6, 35: ^70? bI(ii 6 agxog xrjg ^oo^g.
Job. 10, 7: iyci slfii ^ dvga xcöv jzQoßaxcov,
Job. 11, 25: kyco bIiil ^ dvdöxaöig xal rj ^co//.
Job. 14, 6: iyci elfu t] oöog xal rj dX^d'Sia xal ^ £a>9^.
Joh. 15, 1: kyco elfii rj dfiJtsXog ^ dXfjd'ivi^.
Joh. i, IL 13.
a. Ephraem Syr. £y. concord. expos. ed. Mosinger p. 141.
Dixit ad eum mulier: Tibi non est situla, et puteus
profundus est. Dixit ei; Mea aqua e ooelo descendit.
Texte und ünterrachaiigen za Joh. 4, 10. 11. 13. 14. g9
b. Job. 4, 1 1. 13.
Xiyei avzA ^ yvvri' xvqis, ovts avxXfHia l;|^ec$, xal
xo q>Q6aQ ioTiv ßad'v' xod'sv sxeig ro vimg ro ^äv; —
äxexQi&fj *If]öavg xal bIxbv ovt^* xaq 6 xlvanf ix rov vda-
roq rovvav ii^niou xaXiv.
Ephraem bietet bier einen geküraten und in der Antwort
Jesu YölUg aossercanoniscben Text Die Worte: Mea aqua e
coelo descttidit — erscbeinen wie eine Nacbbfldung Ton Job.
6, 33: Panie enim Dei est, qoi de coelo desoendit, erinnern
aber zugleicb an die ^n^/^ WQaviog zn Job. 4, 14 in dem
Scbreiben der gallischen Gemeinden. Siebe das Folgende.
Joh. 4^ 14.
a. Atö, X, 3.
ixccglöw xvBVfiatixfjP rQoq>f]v xal xorbv xal ^wijv alci-
viov,
h. Just DiaL c Trypb. c. 14. p. 231 C.
ro ßaxriöfia ro ßovov xa&OQlocu tovq fierapoi^oavTag (h>
vauevov, rovro iozi z6 vöofQ rfjq Sc»«?.
c. Just DiaL c. Trypb. a 114. p. 342 B.
ro xr^q xaXffq xixgaq xal v6a>Q gc5r xaiq xagölaiq xAv
6i avxw ayaxrfiavxmv xov xaxiga xAv oXtov ßQvovcijq
xal xoxi^ovöfjq xovg ßavXofiivovq x6 xijq ^a)fjg vöa>Q
xutv.
d. Just. Dial. c. Trypb. c. 69. p. 295 D.
Xf]Y^ vdaxoq ^Avxoq xaga d-sov iv xy ^QWV yvco^
öemq O^eov xfj xAv iß'vAv y^ apißXvcev ovxog 6 Xgi-
öxog,
e. Epist eccL Lugd. et Yienn. ap. Eus. H. E. V, 1, 22.
vxo xijg ovQovlov XTjy'^g xov väaxog xrjg ^(oijg xov
i^iovxog bc xijg vrj&vog xov XqiOxov.
f. Epipb. Haer. LXXIV, 3. p. 890 C.
ovTO^ x6 v6a)Q xo ^Av, 6 äitpAv avO-gconog XaßAv ov
öifpijCsc JtaXiv, äXX^ löxiv kv rg xoiXla avxov äXXoße-
vov Big ^a)7jp alciviov.
90 Anssercanoniache Paralieltexte zu Job.
g. Hilar. in Psalm. LXIY. Enarratio p. 783 E.
£t ipse dominus in evangelio ait: Qui biberit ex aqua, quam
ego dedero, flumina de ventre ejus flnent aquae vivae sa-
lientis in vitam aeiemam.
h. Job. 4, 14.
og 6 av xliß ix rov vdarog ov iya^ ödcco ovrqS, ov {iri
öitpi^cei elq top alAva, aXXa xo vöcoq, o iyw öciom avvwy
yevTjoezai iv avrm xfjyf^ vöärog aXXofiivov elg ^(Offv alco-
viov,
i. Test. Xn patr. Juda c. 24.
ovrog 6 ßXaOTog d-eov viplorov, xcü avrrj ^ x^YV ^^^
^cofjp xaOfjg ooQxog.
Die Verbindung von jiorog und ^<ofi aUoviog in den eucha-
ristischen Gebeten der Aiöaxrj weist unverkennbar auf Job. 4
zurdck. Dasselbe gilt von dem värnQ ^c5v bei Ignatius und von
den drei jobanneischen Anklangen bei Justin, welcher, wie er
gerne thut, im Dialoge dem Juden gegenüber, den er zu ge-
winnen sucht, die neutestamentlichen Vorstellungen unter An-
lehnung an das A. T. schmackhaft zu machen bemüht ist. Auch
die Johanneische Parallele in dem Martyrerberichte der
gallischen Gemeinden ist namentlich durch den Ausdruck:
jtTiyfj rov vöarog xTJg ^a>7Jg nicht zu verkennen. Allerdings
findet sich der Ausdruck vöcoq zijg ^coijg in den jetzigen cano-
nischen Texten des jobanneischen Evangeliums nicht, daf&r aber
Apoc. 21, 6; 22, 1. 17. Dem anscheinend aus Job. 7, 38 stam-
menden Zusätze: iv x^ xocXla avrov bei Epiphanius, de ventre
ejus bei Uilarius entspricht genau ix t^g VTJdvog in dem
Martyrerberichte der gallischen Gemeinden. Man vgL
darüber das Nähere bei Job. 7, 37. 38. Robinson weist noch
(Texts and Studies I, 2. p. 98) hin auf Speculum (Corp. Script
JEccl. Lai XII p. 700), wo nach Jerem. 2, 13iF. die Überschrift
des neuen Abschnittes lautet: Quod Dominus fons vitae
nuncupetur.
Joh. 4, 1&
a. Orig. Opp. IV, 221.
i^fisZg fihv ovv dviyvcofisp' xivxB apögag iöx^g' xaga
ÖB xA ^HQaxXi(OPL evQOfisp' ^ apÖQag Böxsg-
Texte und Untersuchungen zu Jolu 4, 18. 21. 23. 91
b. Tertull. de pudic. c. 11.
xxt com Samaritanae sezto jam matrimonio non moechae,
sed prostitutae, etiam quod Demini facite, qois esset,
ostendit.
c. Job. 4, 18.
:^^«'Te yaQ avögag iox^q, xal vvv ov ix^^^> ^^^
eariv cov dv^g.
Wenn man die vorstehend mitgetheilte Äusserong Tertul-
lians mit dem Texte Herakleons in Parallele gesetzt hat, so
ist dabei übersehen worden, dass auch nach dem canonischen
Texte das samaritanische Weib, welches fünf Männer gehabt
hatte, damals, als Jesus mit ihr redete, wie Tertullian ganz
richtig voraussetzt, mit einem sechsten (sexto) lebte. Der
aussercanonische Text Herakleons steht daher völlig isoliert.
Job. 4, 21. 23.
a. Hippel. Philosoph. V, 9. p. 166 (Naasseni).
jcvsvgia yaQf g>7ialv, korlv 6 d'eog' 6i6, fprfilv, ovts iv
rc5 oQsi Tovrca Jtoocxvvovoiv ovxb iv ^IsgovöaXrifi
ol aXT/d-ivol XQOOxvvrixal, akXa iv xvevfiazi,
b. Job. 4, 21. 23.
sQxsxai €OQa, ore ovre iv xA oqbi xovxcp ovxb iv
^IsQocoXvfioig stQocxvvrjCEXE xcp jtaxgL dXXä
igXBxac äga xäi vvv ioxiv, 6x6 ol dXtjd'ivol jiqoO-
xvvfjxal jcQoöxvvi^öovoiv T<p xaxgX iv Jtvevfiaxi xäi
dXrid'üa.
Der Text der l^aassener nach Hippolyt ist aus Job.
4, 24^. 21. 23 zusanunengezogen, ausserdem aus der Form der
Anrede in die Form der Aussage umgewandelt. Die Form !/€-
QovoaXriii^ welche dem TJrevangelium angehört, und unter den
canonischen Schriftstellern von Lucas und Paulus bevorzugt wird,
gehört nicht in das johanneische Evangelium, welches stets Ye-
QoöoXvfia gebraucht. Als eine Singularität sei noch zu Job.
4, 22 der Text des Syr. Cur. : oxi ^ omxriQla ix xfjg %vöalag
iöxlv — notiert, welche von Baethgen herausgestelUe^Vanante:
ix xijg %v6alag bei Tischendorf fehlt. Auch der Syr. Sin. liest
92 AuMercanonisciie Paralleltezte eu Joh.
Joh. 4, U.
a. Tatian. Or. ad Oraec. c. 4. p. 144.
jtvsvfia 6 d'sog . . . aXX* oväh xov avcovofiaoxov d-BOV dco-
Qoöoxfjrdov.
b. Exe. Theod. § 17. ap. Clem. AI. p. 972.
6 ycQ d'Sog Jtvevfia, ojiov d-ikei JiveL
c. Joh. 4, 24.
jtvBVfia 6 d-eogy xal rovg ^QOöxvvovvrag hv xpsv-
fiati xal aXr^&ela xQoöxvvetv öet.
d. Syr. Cur. Joh. 4, 24.
jtpevfia 6 d'Bogy xal rovg Jtgocxvvovvrag ctvrov jy
jtv&üfiari xal rovg XQOOxvvovvxag avxov iv Jtvevfiari
xal aXtjd'sla xqoOxvvbIv öbL
e. Passio S. Pauli Apostoli c. 10. p. 34. ed. Lipsius.
quia Spiritus deus est et enm, qui illum in spiritu
et veritate eolit [et] adorat, sanctis spiritibus sodnm
fäciet.
f. Just ApoL I, 6. p. 56 C.
xal rov rmv aXXoov tJtofiipmv xal i^ofioiovfiivcov ayad-mv
ayyiXoov Orgarov jtPBVfia rs ro JtQOiprjrtxov OBßofiB^a
xcä. TtQocxvvovfiBV Xoyo) xal aXfid'Bla rifiAvrBg, xal
jtavrl ßovXoiiivcp (iaO-Btv, mg iöiöaxO'^fiBV^ afpd-6va>g yttzga-
dtöovrBg,
Es ist bisher eine ungelöste Frage gewesen , wie Justin
dazu gekommen ist, dem an die Spitze seiner grossen Apologie
gestellten trinitarischen Bekenntniss die Lehre von den Engeln
einzuverleiben und noch dazu von einer Verehrung und Anbetung
{oeßofiB&a xal 3tQO(ixvpov(iBv) der guten Engel als auf einer
Linie mit der Gottesanbetung stehend zu reden. Das Rathsel
war um so grösser, als diese merkwürdige Aussage in den
Schriften Justins völlig isoliert steht und mit seiner eigentlichen
Theologie Nichts zu thun hat. Die Lösung des Räthsels ist so-
fort gegeben, wenn man erkennt, dass dem trinitarischen Oottes-
bekenntniss an der bezeichneten Stelle (ApoL I, 6) der johan-
neische Herrenspruch Joh. 4, 24, aber nicht nach dem cano-
nischen, sondern nach einem aussercanonischen Texte,
Texte und ünteniichiuigen zu Joh. 4, 24 93
zu Onmde liegt, welcher theils in der apokryphischen Passio
S. Pauli, theils in der syrischen VersionGuretons wiederzufinden
ist. In der ersi^enannten Passio S. Pauli ist Joh. 4, 24 in
einer Textgestalt erhalten, welche mit Justins Aussige sich
unmittelbar berührt, einmal in der Verbindung colit et adorat,
welcher das justinsche ösßofis^a xaü xqoöxvpoviisv genau ent-
spricht, sodann in den Worten: sanctis spiritibus soctum faciet,
welche Worte bei Justin in den zäv kxofiivmv xal i^ofiotav^
ftivo9v ayyiXcjv wiederklingen. Aber immerhin wird es durch
den Text der Passio S. Pauli noch nicht klar, wie Justin
auf Grund von Joh. 4, 24 zu einer Anbetung der guten Engel
gelangen konnte. Dieses wird erst durch den Text des Syr.
Cur. vollends verständlich. Von demselben sagt zwar Tisohen-
dorf: Quae quidem mire confusa sunt. Aber durch Justin
und die Passio S. Pauli wird die anscheinende Confasion ge-
hoben, sofern man daraus erkennt, dass das zweimal wiederholte:
xovg jtQOOxwovpzaq avrbv iv Jtvevfiari das eine Mal Subjekts-
accusativ, von öst abhängig, die Anbeter Gottes auf Erden, das
andre Mal Objektsaccusativ, von uiqooxvpbIv abhängig, die An-
beter Gottes im Himmel, mithin die Engel, bezeichnet, welche
ebenfalls {xai) neben dem jivevfda 6 d^eog anzubeten seien.
Allerdings ist diese Ausdrucksweise sehr schwerfallig und die
zu Grunde liegende Anschauung ganz ausserge wohnlich, aber
nicht ausserge wohnlicher als die Darstellung Justins in der
Apologie. Und so macht die Vergleichung der Parallelen bei
Justin und in der Passio S. Pauli es unzweifelhaft;, dass dem
Texte des Syr. Cur. keine andere Bedeutung als die eben an-
gegebene einwohnen kann und dass Justin diesen aussercano-
nischen Text voraussetzt.
Aus dieser Erkenntniss ergibt sich nicht blos das hohe
Alter der von dem Syr. Cur. erhaltenen oder doch einer ihr
verwandten Lesart, welche Justin zu Joh. 4, 24 vorgefunden
hatte, sondern auch die Thatsache, dass das johanneische Evan-
gelium schon sehr frühzeitig derartige Textverderbnisse erlitten
hat, dass mithin das Evangelium noch viel älter sein muss,
wenn es zur Zeit der Abfassung der grossen Apologie (um 140)
bereits eine solche Textgeschichte hinter sich hatte. Man er-
kennt aber weiter daraus die hohe Autorität, in welcher das
Evangelium bei Justin stehen musste, wenn er lediglich auf
94 Aussercanonische Paralleliexte zu Job.
Grand eines aus diesem Evangelium geschöpften Herrensprachs,
welcher noch dazu in verderbter Gestalt überliefert war, eine so
singulare Auffassung von der Engelanbetung in sein trinitarisches
Bekenntniss an der Spitze der grossen Apologie einflocht. —
Dass er für das canonische: iv jEvevfiazi xcü aki]9^sla JiQooxv-
VBlv vielmehr: XQoCxvvovfiev Xoyq} xoH aXrjd'Bla schrieb, beruht
vielleicht auf einer Einwirkung des vorcanonischen Eindheits-
evangeliums, aus welchem die Parallelisierung von Xoyoq und
jtvsvfia sich ergab. Vgl das folgende Heft — Noch ist zu
bemerken, dass im Syr. Sin. die Worte: Jtvevfia 6 d-ebg xal —
fehlen.
Joh. 4, 25.
a. Syr. Sin. Joh, 4, 25.
Xiy^i 7] yvpi^' löov Mecclag ^QXBrai, xal orap eXd'y, a^tavxa
öciöei,
b. Joh. 4, 25.
Xiysi avrm rj yvinj' olöa ort Meoölag EQXBrai, 6 Xsyoaevoc
XQiCzog' oxav iXd^ ixstvog, dvayyeXsl ^filv ojtavra.
Zu der Übereinstimmung des Syr. Sin. mit Tatians Dia-
tessaron vgl. man Zahn, Die syrische Evangelienübersetzung
vom Sinai, Theol. Lit.-BL 1895, No. 2. Sp. 17, und Zahn, For-
schungen I, 159, n. 10.
Joh.4>38.
a. Herm. Sim. V, 6, 2. p. 154, 10.
xal avTog rag dfiagrlag avrwv bca^agcöe jcoXXa xoxiaoag
xal JcoXXovg xojcovg rjvxXrixmg,
b. Joh. 4, 38.
dXXoL xsxojttaxaciv , xai vfzetg slg top xojcop avxAp
elosX7]XvO-axe.
Ob diese der Vollständigkeit halber mitgetheilte Parallele
bei Hermas aus dem von diesem Schriftsteller fleissig ge-
brauchten vierten Evangelium sich herleitet, ist immerhin frag-
lich. Vielleicht ist darin nur eine freie Übersetzung von Jes. 53, 4:
Texte und üntenachtmgen za Joh. 4, 25. 38. 48. 5, 1. 5. 8. 9. 95
Kto^ M^fl ^^l^n = Mt. 8, 17: avTog rag aöd-evelag fjfimv
sXaßev xai rag vooovg kßäoraöBv zu Grande liegend. VgL die
Erläutenmgen zu Mi 8, 17 im zweiten Hefte dieses Werks.
Job. 4, 48.
a. Bam. V, 8. p. 22, 5.
ütigag yi roi öiddoxcov rov'löQOfjlxdi rtjXixaika rigara
xal OTjiiBla Jtoiäv kxi^QvCöe.
b. Job. 4, 48.
ebtsv ovv o ^ItjOovg siQog avrop' iav firi öijfiela xal
rigara löijre, ov fiij JttorevOrjrs,
Die Verbindung von orifieZa xal rigara in Betreff der
Wirksamkeit Jesu kommt in sämmtlichen vier canonischen
Evangelien nur Job. 4, 48 vor; sonst nur noch Mi 24, 24 =
Mc. 13, 22 Yon den Antichristen.
Job. 5, 1.
a. Iren. II, 22, 3.
Et post haec iterum secunda vice ascendit in diem
festum paschae in Hierusalem, quando paraljticum,
qui juxta natatoriam jacebat XXXVIII aunos, curavit.
b. Job. 5, 1.
fiera ravra rjv ^ togrf^ rSv ^lovöalmv, xal dvsßri
^Irjöovg elg ^legoöojLvfia.
Der Text des Irenaeus ist höchstwahrscheinlich nur auf
harmonistischer Vermuthung, nicht auf zuverlässiger Über-
lieferung aufgebaut. Eingehende synoptische Erwägungen und
die Rücksichtnahme auf Job. 6, 4 ftlhren zu der Annahme, dass
das jüdische Purimfest, xar k^oxh^ V ^ogrij rc5v ^lovdalmv
genannt, von dem Evangelisten gemeint sei, keinesfalls aber das
— von Irenaeus genannte — Passahfest.
Joh. 5, 5. 8. 9.
a. Acta Pilati c. 6.
6 6k ^lovöalog ttpjj' lyco rgidxovra oxrA ertj Iv xZlt^
xarexslfiTjv iv 6&vvi;j Jt6va)v .... xa) löciv (is 6 ^IrjOovg
96 AoMercanonisdie Parallelieocte m Job.
hcjtXaYX.vlcQ'Ti xoX Zoyov eljtiv fior a^ov öov rovxQaß-
ßaxov xal XBQixarsi. xal riQa rov xQaßßatov fiov
xal XBQiBxaxtjiUz .... ^ Oaßßazq).
b. Job. 5, 5. 8. 9.
r/r 6i Tig av&Qcojiog ixet XQtaxovra xal oxrco Ir^
Ixo^v iv ry aOd'Evela avrov' rovrov I6a>v 6 ^It/öovg
xazaxelfievop . . . Xiyu avrtxi' eyeiQSj agov top xQa-
ßazTov cov xal JteQiJtarei. xclL iydpero vyirig 6 av"
ß^Qa}jcog, xal fjQep top xQaßatzop avzov xal xegie-
nazEi' fjp 6h cdßßazop kv ixelpu zy ijfiiQg^-
Job. 5, 14.
a. Acta Pauli et Tbedae & 25.
6 xaiQog alöxQog xal öv evfioQtpog' fiy akXog ce xbi-
gaöfibg ki^ezai x^^Q^^ rot? jiqwzov,
b. Ephraem Syr. Et. concord. expos. ed. Mösinger p. 147.
et dixit ei: En sanus factus eS| exinde noli peccare,
De alio quodam tibi opus sit.
c. Job. 5, 14.
(iBza zavza bvqIoxbi anzop 6 ^Irjöovg kp r(p UqA xal
bIjibv avz<p' 16b vyifjg yiyopag' fir/xizi äfiaQzapB,
tpa f/f^ xBlQOP ool ZI yipfjzai [Syr. Cur. add.: zc5p
jtQcozmPy au<^b Pescbittba: f^jbSiO.iB].
Aus der Vergleichung mit dem Texte des Syr. Cur. x^^op
zwp jcQmzü}p kann man ersehen, dass die Wendung in den
Actis Pauli et Theclae: x^^Q^^ ^^^ JCQcizov auf einer Ab-
hängigkeit von dem vierten Evangelium beruhen dürfte. Gleich-
zeitig kann man an La 11, 26 = Mt 11,45: xal ylpetai za
eoxaza zov dpß-Qcijtov ixelpov x^^opa zäp Tcgdzmp denken.
Die Lesart bei Ephraem: ne alio quodam tibi opus sit beruht
entweder auf einem Missverständniss der Übersetzung aus dem
Griechischen ins Syrische, oder (nach Zahn, Forschungen I, 162j
auf einer griechischen Variante: tpa fitj XQ^^ ^^^ ztpog (statt
XBlQOP ool zt) ytprjzac.
Texte und Unteremchnngen za Joh. 5» 19. 21. ^ 97
Job. 5, 19.
a. Ign. ad Magnea. YII, 1. p. 34, 8.
coöptSQ ovv 6 xvQiOQ av6v Tov xaTQo^ ovöIp inolriCBV xtk,
b. Hom. Clem. I, 9. p. 16, 13.
at€ fjxovOBV xal imQaxev top tov d'Sov (pavivxa vlov
Jtejtotrixivai xal slonxivaL
c. Joh. 5, 19.
ov övvarai 6 vlog JtoiBlv a<p^ tavxov ovöiv^ av (irj rt
ßXijty rov JtariQa jcoiovpxa.
Das Homiliencitat, welches bereits zu Joh. 3, 32 be-
sprochen ist, hat in dem elgijxipai Joh. 3, 32 und in dem jtejtoii]'
xipat Joh. 5» 19, also in beiden Fallen, johanneische Remi-
niscenzen vor Augen. Der Codex Cantabr. bietet anstatt des
einfachen vl6(; das voDere und mehr synoptische vloq rov dp-
ß-Qoijtov. Die Abhängigkeit des Ignatius von Joh. 5, 19 ist
in der citierten Stelle wohl kaum anzuzweifeln.
Joh. 5, 21.
a. Barn. VlI, 2. p. 30, 17.
BJiad'ep, tpa tj jtXrjyri avrov ^c?oJtocTiO^ fjfiaq.
b. Epiph. Haer. LXDs 58. p. 782 AC.
o /af xartj^j ^rjoi, ^mofoptl xovq vsxgovg oaü ov"
xa>g BÖcoxs xal X€p vlA, Iva op ^iXB$ Cfooyop^ .... xal
o vloq OP d'iXBt ^a^oyoPBl*
c Joh. 5, 21.
mCjtBQ yag 6 Jtax^Q kyBlfft xovg PBXQovg xal go^o**
jtoiBl, ovxa^g. xal o vlog ovg d-iXsi ^monouL
cL Versio Sjriac» Coretomi ed. Baetbgen p. 45.
£(^XBQ yaQ^ 6 xaxiiQ ^ooxoiei xovg WBXQoig xal
iyBlQBi, ovxa> xal 6 vlog ^moxoiBl xovg xiarempxag
Big avxop.
Die suMrercanonische Lesart ^e^oyoPBl mei^f hott sich Epiph.
Haer. LXIX, 79 p. 804 D: Xiye fiot, ^yBPviöa, xl Xiyu; tpa
OP d'iXxi 6 vibg S^oyoi^göj* ovx bIxbp' op xBX&oBxat Dagegen
Texte u. UnterBUohiuigen X, 4. 7
i
9g Aussercanonische Paralleltexte zu Job.
das ^(DOJton^öu findet sich in Obereinstimmang mit dem jo-
hanneisch-canonischen Text auch Barn. XU, 5. p. 54, 11: xäi av-
zog ^oDOJiOiTiöi^ ov öo^ovöiv, djtoXcoXsxdvai. Die Umwandlung
des canonischen ovg &iXsi in rovg nioxevovxag slg avvov be-
ruht beim Syr. Cur. wohl auf der Absicht, den in dem ovg d-dZei
liegenden Prädestinatianismus abzuschwächen. Übrigens yer-
tritt auch der Syr. Sin. diesen Text: ^ii*ntcixao.i ^Aai^iI
Job. 5, 22.
a. Just. Dial. c. Tryph. c. 46 p. 264 B.
avrog iöriv 6 XQiOrog xov d^eov, xäi avtm öiöoxai x6
XQlvai Jtavxag,
b. Job. 5, 22.
ovöe yoLQ 6 jtaxfjQ xqIvsi ovöiva, akXa xfjv xqIoip xacav
6i6(DXBV x(p vlcp.
Das öiöoxai in Verbindung mit xgWai otavxag bezeugt
auch an dieser Stelle Justins Abhängigkeit von den johannei-
schen Herrenreden.
Joh. 5, 23; 3, 36.
a. Just. Apol. I, 13. p. 60CDE.
xov ÖTiiiiovQyov xovöe xov Jtapxog Ceßofisvoi vlov
avxov xov opxcog d'sov .... fiBxa Xoyov xiiiäfisv.
b. Epiph. Haer, LXIX, 53. p. 775 D.
xad'tbg alQrjxsp oxi 6 fifj xifiAv xov vlov wg xifiqi
xov naxiga, rj oQyfj xov d-eov hn* avxov fiiveu
c. Epiph. Haer. LXIX, 71. p. 796 B.
ovxfD yaQ (ptiCiV 6 firj jtiöxsv(DV elg xov vlov dg xiöxevsi
slg xov JtaxsQa, xäi xifiä xov vlov dg xifia xov xaxJQay
ff oQyfj xov d'sov fiivei kjt^ avxov, mg Ix^t xo d^slov
evayydXiov.
d. Epiph. Haer. LXXUI, 36. p. 884 D.
6 yaQ fifj xtfimv xov vlov dg xifia xov jtaxiQa, ^ ogyt^
xov 9-60V fiivei kx avxov, o ayiog axodxoXog
Texte und Untersuchiingen zu Joh. 5, 22. 23. 29. 99
e. Epiph. Haer. LXXVI, x»' p. 977 Ä.
d$a xovxo yaQ g>i]0iv' o iiri xifiAv top vlov xad'Ag
Tifia TOP JtaxJQa, rj ogyr/ rov d-eov (ispsi ijr* avzop,
f. Joh. 5, 23.
tpa naPTBq rifiSoi top vIop, Tcad^wg rtficici top xa-
Tiga, 6 fi^ TCficip top vIop ov Tigigi top xaTiga top
ytifirpapTa ccvtop.
g. Joja. 3, 36.
o JtiOTSVcDP slg TOP vlop ix^i ^(Of]P cdcopiop' 6 cuzud-Ap
Tc5 vl€p ovx otpBTai ^(oi^p, dXX* ^ OQyrj tov d-söv fiipsi
ijc avTOP.
In der grossen trinitarischen Grandstelle Justins ApoL I, 13,
in welcher oben der Einfluss von JoL 4, 24 nach einem ausser-
canonischen Texte (TgL die Erläuterungen zu Joh. 4, 24) nach-
gewiesen ist, klingt in dem Tificifiep am Schlüsse auch Joh. 5, 23
au. Ahnlich noch einmal Apol. I, 68. p. 99B: xal el fihp öoxet
vfUp Xoyov xal aXrjd'Blaq ix^od'ac, Tifi^CaTS avTci. —
Der in einem merkwürdigen Gleichlaute wiederkehrende Text
bei Epiphanius kann (trotz des Kriteriums 6, Agrapha S. 16)
nicht anders als aus einer freien Citation des Schriftstellers und
ihm zur Gewohnheit gewordenen Textmischung Ton Joh. 5, 23^
und Joh. 3, 36® erklärt werden.
Joh. 5, 29.
a. Barn. V, 6. p. 22, 1.
avTog ÖS ipa xarapyijö^ top d-apaTOP xai t^p ix petcqAp
apaCTacip de/g^.
b. Barn. V, 7. p. 22. 5.
OTi Tfjp dpaöTaatp avTog Jtoii^oag xqipbL
c. Jusi de resurr. c. 1. p. 588 C.
(0 vlog) tjXd'SP iavTOP TB xal top xariga (ii]pva)p,
öiöovg rjiilp ip lavTcp ttjp kx psxqSp dpaCTaoip xal ttjp
fiBTa Tovza ^G>i]P aldptop,
d. Martyr. Polyc. c. 14. p. 154, 12.
dq apaOTaötp ^corjg alooplov xtX.
100 Aussercanonische Paralleltexte zu Joh.
e. Joh. 5, 29.
xal ixJtOQsvoovrat ol ra ayad^a Jtoii^capteg elg avacxa-
OiP ^co^g, ol xa ^ixvka XQd^avreg ilq avacxaOLv
xQlosog,
Die Verknüpfung der avacxaoig mit dem xqLvslv lässt bei
Barnabas wiederum eine sichere Spur des vierten Evangeliums
erkennen, ebenso die Verbindung avaOxaCig ^cni^g im Martyrium
Polyc, ähnlich bei Justin. Cod. D. hat für kxxoQBvaovxai
die Lesart h^eXBvoovxaiy welche Lesart auch Anastasius Sin.
Qu. 5. p. 50 bietet.
Joh. 5, 37.
a. Herm. Sim. V, 2, 6. p. 144, 20.
xaxHvoi {fwsxaQf/aap xä 6ovX<p ijtl x^ naQxvolqi, ^ i/iaQ-
TVQi^Cav avxS o ösajtoxrig.
b. Joh. 5, 37.
o Jtifitpag /IS xaxriQ, ixetvog (lefiaQxvQtjxsp JtsQi
kfiov.
Joh. 5^ 43.
a. Epiph. Haer. XL VIII, 11. p. 412 B.
ovx(o yaQ q>r]Civ o xvQiog kp x& &oayyeUq>' iyco fiZd-op
kp T<p opofiaxi xov jtaxQog fiov, xal ovx iöi^aöO^i fis.
aXkog iXevöexai ijtl x(p lölcp opofiaxc, xal öe^opxcu
XOP XOIOVXOP, "^
b. Epiph. Haer.LXV, 6. p.613B.
xal ovx ebtsp' iyci elfii ixslpog, alÜ iy<o nXd'OP ixl
xco oPOfiaxi xov xaxgog fiov.
c. Joh. 5, 43.
ky<o kXi^Xvd-a ip xS opo/iaxi xov JtaxQog fiov, xal
ov Xa/ißäpexi fis' iap aXXog iXO'y ip xtp opofiaxi
xm Idlcp, ixsTvop Xi^fi^sod^a.
Die Variante ödx^öO'ai f&r das canonische XafißaPBip ganz
wie bei Joh. 1, llT^as erste Epiphanius-Cifcat scheint auf
freier Beminiscenz zu beruhe.
Texte und ünterBachangen m Joh. 5, 37. 43. üik 47. 6, 11. 12. 101
Job. 5, 46. 47.
a. Bam. V, 6. p. 20, 20.
oLxQoq>fJTcu oJt avrov exopteg t^p X^^^ ^^^ avrov htgo-
fptlXBVOav.
b. Hom. Clem. III, 53. p. 51, 6.
In fiTiv iXsyeV iyci slfii, jteQl ov^ Mmvö^g jrpocgpi}-
rBVC€V,
c. Jusi Dial. c. Tryph. c. 136. p. 366 C.
xal sl ov jtiCTSvei rig etg avtoPy ov Jitotevei rolg xAp
üiQotprix&p xi]QVYiiaOi xolg avxop evayysZicafiipoig xal
XTjQv^aOiP slg Jtapxag.
d. Joh. 5, 46. 47.
el yoLQ kjtiöxsvBxs Mcovcsly ijtiöxsvBxe ap ifiol'
JteQl ycLQ ifiov ixBlPog iyQaxpBP. bI 6h xolg kxBlPov
yga/ifiaöiv ov jtiöxBVBXB, jtcig xolg ifiotg Qi^fiaöip
jciCxbvöbxb;
Zu Joh. 5, 46. 47 liegen in £br. 3, 5 und Lc. 24, 44 cano-
nische Parallelen vor. Ob die Citate bei Barnabas und in den
Clementinen (vgl. dazu Agrapha S. 417f.) auf Joh. 5, 46 zurück-
zufahren sind, ist fraglich. Dagegen ist bei Justin der mit £^
ov xuJXBVBi eingeleitete Gedankengang so ähnlich der johan-
neischen Sentenz: bI de xolg kxBlvov yQa/ifiaOiP ov JticxevexB,
dass man Justins Abhängigkeit vom vierten Evangelium auch
in diesem Falle wird anzuerkennen haben. Vgl. ausserdem oben
zu Joh. 1, 16.
Joh. 6, 11. 12.
a. Jiö. X, 1.
(iBxa dh x6 BfiJtXr^öd-fjpai ovxcog BVxaQiöx^öaxB.
b. Joh. 6, 11. 12.
iXcLßBP ovp xovg CLQXovg 6 ^IrjOovg xal evxdQloxTjöBP xal
BÖcoxBP xolg dpaxBifiipoig, oftolog xal ix xAp 6^>aQla>p
oCop fj^eXop. cSg öh kpejiki^ad-fjöap, XiyBi xolg (iaQ^fjxalg
avxov' CvpayayBXB xa JiBQiOOBvaapxaxXaOfiaxa^tpa
pifj XI djtokrjxaL
102 AuBsercanonisclie Paralleltexte zu Job.
c Epiph. Ancor. c 48. p. 52 B.
övvayayere, g>f]Ol, xal (iTjöhv axoXbtrjxB räv xXaö"
uartDP,
Das oben mitgetheilte Citat der Aidaxi^ stammt aus der
euoharistisclien Liturgie, welche so zahlreiche Elemente aus
dem Johanneischen Evangeliam aufgenommen. Auch die Ver^
bindung von ifjuilijöd-^vcu und evxaQiörelv ist spedell johan-
neisch, da nur Johannes ipsjtXi^öd^cav bietet, wo die Synoptiker
iXOQtcicd-TjCap haben. — Für die Abweichungen bei Epipha-
nius in dem Texte zu Joh. 6, 12 giebt es weiter keine Zeugen.
Job. 69 15.
a. Epiph. Haer. XXIX, 2. p. 117 D.
^X&ov yag, g>fjcl rb svayyiXiov, ^^oai avrov dg ßaoi-
IlIo^^xoT rvovg avexcigMe xal ixQvßtj iv *Eq>Qai(i xoXsi
xfiq koTiUov.
b. Syr. Cur. ad Jok 6, 15.
'Ifjöovq ovv ypovg ort d^iXovoip aQjtaC^HP avxop, tpa jroin-
ociöiP avTOP ßaoiXia, cbtora^afiepog avtotg, q^ev/et xaXiv
elg t6 oQog avrog fiopog,
c. Joh. 6, 15.
*l7jaovg ovv /vov^ ori fiiXXovöip IgxBOd'ai xal aQxaC^Biv
avrop, ipa xotr^CmCip ßaöiXia, (pEvyei ütaXip slg rb oQog
avrbg fiOPog.
d. Tatiani Eyy. härm. arab. ed. Ciasca p. 33^.
Et Jesus sciens quia ventari erant, ut toUerent eum et
facerent eum regem, reliquit eos et ascendit in montem
ipse solus orare.
Der Text von Joh. 69 15 leidet an zahlreichen Varianten.
Besonders merkwürdig aber ist der Text, welchen Epiphanius
dtiert. Er lautet so bestimmt und findet sich doch in keinem
canonischen Evangelium. Wahrscheinlich liegt in diesem Epi-
phanius-Texte, welchen übrigens Tischendorf nicht erwähnt,
eine Vermischung von Joh. 6, 15 und Joh. 11, 54 vor. Aber auch
unter dieser Annahme bleibt die fragliche Textgestalt eigen-
thümlich und aller Beachtung werth. In der ersten Hälfte, die
r
Texte und üntenuchuiigen zu Job. 6, 15. 103
sich mit Job. 6, 15 berührt, findet sich von dem XQ^<^<^ sonst keine
Spur. Für dieses xQloai hat der canonische Text jtoielVj
Cod. Sin. ävaöeixvvvai, Chrysostomas ;^e£()oro];€fv. Das
fjXd'OV des Epipbanius (anstatt des canonischen fiiXZovoiv
IgXBOd-ai und des d^iXovöiv im Syr. Cur.) klingt wieder an bei
Augustin: cum cognovissent, quia yenerant. Y)9a avsxdQTjöBV,
für welches Tischendorf abweichend von seinem früheren Texte
mit dem Cod. Sin., 5 altlateinischen und der altsyrischen Version
ifBvrfBi in die Ed. VIII crit. major aufgenommen hat und f&r
welches das arabische Diatessaron reliquit eos liest, ver-
treten mit Epipbanius 17 Uncialcodices, 7 Italae und yiele
andere Zeugen, darunter Codex Bezae. Es zeigt sich also,
dass im Einzelnen die Varianten des Epipbanius -Textes, soweit
sie sich mit Job. 6, 15 berühren, keineswegs auf bioser Willkür
beruhen. Die zweite Hälfte des Epiphanius-Textes bringt eine
aussercanonische Parallele zu Job. 11, 54. Man vgl.:
Job. 11, 54. äjcrjXd^ev ixsld-ev elg rfiv x^Q^^ iyyvg rijg
iQfjfiov, elg *Eg)Qatfi keyofiivijv jtoXiv.
Epipb. avexcigrice xal ixQvßrj kv ^Eg)Qaifi jtoXei rrjg
kQfjflOV.
Dieser Text des Epipbanius deckt sich fast vollständig
mit dem Texte des Cod. Bruce zu Job. 12, 36^: xal ajt avrcov
dvsxciQTjCev xal hcQvßtj aJt avxAv. VgL die Erläuterungen zu
Job. 12, 36^. — Die bei Epipbanius vorliegende Vermischung
des früheren Vorgangs am See Gennezareth (Job. 6, 15) mit dem
späteren Rückzug Jesu nach Ephraem (Job. 11,54) ist um so
auffalliger, als Epipbanius kurz nach Mittbeilung obigen Textes
(Haer. XXIX, 2. p. 117 D) die Lage von Ephraem (Haer.XXX, 9.
p. 133 C) sehr genau angiebt, indem er von einer Reise erzählt,
welche er selbst in jener Gegend mit einem dem Cbristenthume
zugeneigten Juden ausgeführt habe: ovvoäevoavrog fiov iv r^
kgrificp Tfjg Bai&fjX xal ^Efpgatu ixl rrjv oQHvrjv dvsQX0(i6vq>
djto tfjg %Qixovg. Vgl. unten zu Job. 11, 54. — Es bleiben so-
nach hier noch manche Rätbsel zu lösen. — Der Zusatz orare im
arabischen Diatessaron entspricht dem Texte des Cod.
Cantabr.: xdxsZ jtQoörjvxsro und zeigt daher an dieser Stelle
wieder deutlich, dass Tatians Diatessaron und Cod. D. aus
einem und demselben Archetypus des evangelischen Textes ge-
schöpft haben.
X04 AuBsercanonisclie Paralleltexte zu Joh.
Joh. 6, 27.
a. Clem. AL Strom. VI, 1, 1. p. 736.
fiipovcav, 6 xvQiog iverelXazo.
b. Joh. 6, 27.
iQYa^eöd'8 ittj ttjv ßgcioiv xrjv ajtoXXviiivrjVj dXZa
rfiv ßQciöiv r^v fiivovöav elg ^(Dfjv alcivcop.
Die um der Vollständigkeit willen mitgetheilte aussercano-
nische Parallele des Clemens AI. verdankt doch nur der
freien und gedächtnissmässigen Citation dieses Schriftstellers
ihre Entstehung.
Joh. <>, 28.
& Herrn. Sim. I, 7. p. 132, 24.
iQYci^eod'e rä igya rov d-eov liVTjfiovevovrsg tcop evto-
XAp avTov.
b. Joh. 6, 28.
aljtov ovv JtQog avrov xl jtoicöftev, tva iQya^dfied'a rä
igya rov d-sov;
Joh. 6, 32. 49. 50.
a. Excerpta Theod. c. 13. ap. Clem. AI. p. 971.
ovroq ioxiv OLQXoq knovQavioq xdi ytpsvfiaxtxrj xQog)fj
^(DTJg jtctQSxxiXfj xaxa xtjv ßgciöip xäl yvmöiv, xo gimq x(5v
ävd'QcoJtcov , xrjg ixxXtjolag dijXovoxi. ol (ilv ovv xov oi5-
Qoviov oQxov q>ayovxBg axiß^avov, o öh xov aXijß'ivov
aQxov xov Jtvsvfiaxog köd-lcov ov xa&-v^^6xai.
b. Joh. 6, 32. 49. 50.
ov Maniöfjg diöancsv vßtp xop agxop ix xov ovgavov,
dXX' 6 JtaxTjQ fiov ölömOip vfiip xop agxop ix xov ov-
Qttvov XOP aXfid-ipop. — ol Jtaxigsg vftciv J£g>aYop ip
xy igi^ftq) xo noppa [xop clqxop Syr. Cur., xop üqxop
ip xy ig^f^qi xo giäppa Cod. Cantabr., Vercell., Veron.,
Palat. VindJ xal dxiB^aPOP, ovxog iöxtp 6 agxog 6
ix xov ovgapov xaxaßaipwp, Xva xig ig avxov <pay\i
xal fifj djtod'apjj.
Texte und Untersachnngen zu Joh. 6, 27. 28. 32. 33. 38. 105
Trotz der freien Verwendang der johanneischen Sprüche
erkennt man, dass Theodotus der uralten Lesart: rbv oqxov
anstatt des canonischen x6 (lavva gefolgt ist. Der Syr. Sin.
hat, woranf Nestle aufmerksam macht, nach der neuen Ausgabe
f€xisn, wofbr die Herausgeberin irrthümlich f^cp gelesen hat.
Joh. 6, 83.
a. TertulL de orat. c. 6.
Ego sum, inquit, panis vitae. Et paulo supra: Pauis est
sermo dei vivi, qui descendit de caelis.
b. Joh. 6, 33-
6 yoQ OQxoq 6 xov d'eov ioxlv 6 xaxaßalvanf kx xov oiga-
PQv xäl ^ca^v öidovg rqS x6o(iq>.
Die Abweichungen Tertullians scheinen in diesem Falle
auf einer freien gedachtnissmässigen Reproduktion des Textes
zu beruhen.
Job. 6, 38.
a. TertuU. de resurr. cam. c. 34.
sensum rei exprimit dominus: Ego^ dicens, veni, non ut
meam, sed ut patris, qui me misit, faciam volun-
tatem.
b. Ephraem Syr. Ev. concord. expos. ed. Mösinger p. 234.
Et alio loco dicit: Non veni facere voluntatem meam,
sed voluntatem ejus, quTme misit.
c. S. Serapionis, Macarii, Paphnutii et alterius Macarii Regula
ad Monachos (Migne YXXIV, Macar. Opp. p. 972).
Ipse quoque dominus noster de supemis ad inferiora desoen-
dens ait: Non veni facere voluntatem meam, sed ejus,
qui me misit.
d. Joh. 6, 38.
oxi xaxaßißfjxa asto xov ovQavov, ovx iva yton^oco
x6 d'iXrjiia xo k/iov, dXXa ro Q-iXfjfda xov jtifitpav-
xoq (IE [Syr. Cur., Hieros. add.: jtaxQ6q\.
Mösinger hat bei der Wiedergabe des Ephraemtextes
eine wörtliche Übereinstimmung mit demjenigen Text erzielt, den
106 Anssercanonische Faralleltexte zu Joh.
die Mönchsregel des Serapion und seiner Oenossen darbietet.
Tertullian stimmt damit ebenfalls wesentlicb überein. Sein
Zusatz patris ist auch im Syr. Cur. vertreten, ebenso im Hier o*
solymitanum. Alles ein Beweis, dass der vorcanonische Text
von der jetzigen canoniscben Fassung handschriftlich differierte.
Job. 6, 44\
a. Hippol. Philos. p. 158 (Naasseni).
jtsQl TOVTOVf q)TjOlv, bIqtjxbv 6 OfoxfiQ' ovÖBlq övpazai
iXd'Slv yiQog (iBf iav fifj riva ihcvoij o xaxriQ ftov o
ovQapiog,
b. Epiph. Haer. LXIX, 54. p. 777 B C.
g)fl0lv' ovöalg iZevoerai Jtgog fie^ kav iifj 6 xarfjQ fiov
o ovQciriog hhcvoi^ avrop.
c. Ephraem Syr. Ev. concord. expos. ed. Mösinger p. 137.
Nemo potest ad me venire, nisi pater, qui misit me, trabet
eam ad ipsum.
d. Joh. 6, 44».
ovöelg dvparai iZd-slv XQog ftB^ iav ftf} o Jtar^Q 6 xiftyrng
fie eXxvou avTOP.
Der synoptische Sprachgebrauch: 6 jtar^Q (lov o ovQcipiog^
welcher in den jetzigen johanneischen Texten sich nirgends findet,
dagegen in den johanneischen Citaten bei Hippolyt uns mehrfach
entgegentritt, ist in diesem Falle doch nicht auf Hippolyts
Rechnung zu setzen, sondern aus der von ihm gebrauchten Hand-
schrift des vierten Evangeliums geflossen. Das zeigt deutlich
Epiphanius, welcher ebenfalls o jrarijp fiov 6 ovgapiog ge-
lesen hat. Der Zusatz: ad ipsum bei Ephraem entspricht dem
Zusammenhang wenig und ist jedenfalls unecht. — Die Lesart
o ovQcipiog hat Tischendorf auch bei Didymus (de trinitate)
notiert. Man vgl. auch ApocaL Mos. c. 41. p. 22.
Job. 6, U\ 45.
a. Barn. XXI, 6. p. 80, 16.
ylpeo&€ öh d'Bodlöaxroi, ix^ijrovPTsgy rl ^fjtBl xvQiog
ag>^ vfiwp, xal jtoietrB tpa BVQB&^ta ip ^fiiga x(^^[5^*
Texte und Untemekiiiigen xa Job. 6, 44. 45. 51. 107
b. Job. 6, 44^ 45.
ToarfA Qvaaxrfioi cvrov iv tj loxax'^ ^fiega' iori [yog]
yeyoaiifuvov iv roig xQo^^atq' xai icopzai xavreg öi-
öaxTol d-sov.
Der Ansdrack ß-sadldaxtoi bei Barn^bas ist um so sicherer
auf das jobanneische dtdaxxol d-eov zurückzuftibren» als aucb
das jobanneiscbe iv xy ioxiv3 Vf^Q9 ^^ ^^^ ^^ Vt^99 xQlösfDg
bei Barnabas correspondiert, wahrend weder Jes. 54, 13 {xal
Jtavxag xovg vlavg öov diöaxxovg d-BOv) noch 1. Thess. 4, 9 (av-
xoi ycLQ vfislg d^eoölöaxxol ioxe) eine solche escbatologiscbe
Beziehung Yorli^t
Job. 6, 51.
a. Ezcerpta Theod. c. 13. ap. Clem. AL p. 971.
0 ^civ agxog 6 vxb xov xaxQog dod-elg 6 vlog iaxi xolg
iad'Uiv ßovlofiivoig.
b. Job. 6, 51»
iyii elfii 6 agxog 6 ^äv o ix xov ovgavov xaxaßag.
c. Barn. VIII, 5. p. 38, 15.
01 iXxlCovxsg ix avxov Crjoovxai slg xov aläva.
d. Barn. XI, 10. p. 52, 4.
xcä og av g>ay'Q i^ avxwv ^i^öerai elg xov alwva,
e. Barn. XI, 11. p. 52, 8.
xal og av fpayxi axo xovxwv ^rjOBxai slg xov alciva^
xovxo Xiysr og av^^^^^rjolv^^^axovoj^ xovxodv XaXovfidvov xai
xioxevog, ^^cexai stg xov alAva.
f. Macar. Hom. IV, 12.
xa&cog yiyoaxxai iv xS evayyeXlq)' o xocoycov xov agxov
xovxov, ^fjösxai slg xov alcöva^
g. Job. 6, 51^
iav xig g>ay^ ix xov ifiov agxov^ ^i^osi slg xov
alcova,
h. Cod. Cantabr. ed. Scrivener p. 112.
kav ovv Xig g>dyy ix xov agxov xovxov, ^ijasi slg
xov alcöva.
' ^- ^-^ *^*' .
108 AuBsercanoniBche Paralleltexte zu Job.
i. Versio Syriaca Cur. ed. Baethgen p. 49.
iap reg q>ayiß ix rov ägrov tovtov, ^^csrat elg top
alciva*
k. Excerpta Theodoti cap. 13. p. 971.
6 61 agrogf ov kyA dcoocD, fprfilv^ 17 (iaQ§, fiov kariVj
rjTOi €p TQig>srai 17 oagS 6ia xfjg euxctgt/Orlag.
L Clem. Rom. I, 49, 6. p. 82, 11.
ro alfia avrov eöcoxsv vjtSQ ^(icop ^Ir/Covg XgcCrbg o xvQiog
ijficop ip d-sZi^ftari d-eov^ xal ttjp OaQxa vjtkg xTjg oagxog
j^jM^ xal Tfjp tpvx^P vjtSQ rcop tpvxcop ^cop, "^^^^-^^-^^"^
m. Tatiaüi Evr. barm, arabice ed. Ciasca p. 35^.
et panis, quem ego dabo, corpus meum est, quod
tradam pro mundi vita.
n. Job. 6, 51«.
xal 6 agrog 6h op iya> 6(600) vjceg r^$ rov xoöfiov
gco^^, ^ öapg (£0v iörlp.
Die Abbängigkeit des Barnabas von dem jobanneischen
Eyangelium nacb yorcanoniscber Textgestalt zeigt sieb aucb
bier deutlicb namentlicb in dem Citat sub e), einmal in dem
axo xovrwPy welches mit dem agxop xovxop (anstatt hc xov
kfiov agxov) bei Macarius, im Cod. Gantabr. und im Syr.
Cur. zusammentrifft, und sodann in dem ^fjcsxai (anstatt des
canoniscben ^fjöBi), welcbe Deponensform ebenfalls bei Macarius
erhalten ist.
Das i6a)X€v vjtlg ^/loop ^hjcavg Xgiaxog — xtjp öagxa bei
Clemens Rom. enthält durchweg johanneische Worte: 6cioa}y
vjchg x^g xov xoöfiov ^anjg und tj cag^ /iov.
Die Variante corpus in dem arabischen Diatessaron ist
sicherlich ein Rest des echten Tatian, wie man aus dem vor-
canonischen Texte zu Job. 6, 53 sehen kann, wo der Codex
Bezae ebenfalls x6 öcofia und der Cod. Vercellensis corpus
bieten. Die Genesis dieser Variante ist im Folgenden erklärte
Joh. 69 53«
a. Clem. AI. Paed. I, 6, 38. p. 121.
[oü^c 6h xal 6 xvgiog ip xtp xaxa ^laiapprip svaYyeZUp
Texte und üiiteRQdiQiigen m Jok. d, 53. 109
Hxmv^ xal xiezi fiov ro alfta,
b. Cletn. AL Paed. I, 6, 42. p. 123.
^ajexi fror, ^rfil, ri^p tfapxa xac xieri fiOv ro alficu
a Spqili. LI, 6. p. 428 AB. ("llio/ocl
cLrcv 6 xvQiog' iiuf (ui rtg 9079 uov rfw oa(*xa xci
xiii ro eäfia, ovx I&ti fnny a^iog.
i Hippel Phflos. V, 8. p. 152 (Ophitae, Naasseni),
rovro, i^rfilVf icxl x6 ÜQfifiivov vxo xov oor^^c* kav
fiij xtvj]xi jtov x6 alfia xcä q^ayt^xi fiov xf^p oaQxa^
ov fi^ slöild-rixE dg x^v ßaciXilav xAp ovqovAv.
e. Cod. Cantabr. ed. ScriTener p. 113.
aiiTiv dfi^v Ziyco vfiiv iav (ii^ Xdßfix$ x6 cAfia •
xov vlov xov ävd'Qcixov €og xop gproy xT^g ga>^^%
ovx fx^^* Qco^P iy avx<5.
l Cod. VercelL, Corbej. (fP).
si acceperit^^omojccR]^ filii« hominis quemadmodmn
panem vitae (VercelL, Victorin.: sicut panem vitae), habebit
▼itam in eo [illo].
g. Job. 6, 53.
a/i^v änfiv Xijm vfiZv, käv (ir^ ^ay^xs x^p OaQxa
xov vlov xov äv^Qcixov xal xltixB avxov xo alfia,
OVX 2;f£Te gco^i; Iv lavxolg.
b. Ephraem Syr. Ey. concord. expos. ed. Mösinger p. 245.
Et ubi jam ülud: Si quis carnem meam non jiumgserit^
vitam non babet.
Hier treten sowohl in den Handsehriften als in den patri-
etischen Citaten verschiedene aussercanonische Varianten auf:
laßf]xe (Cod. D) = acceperit (Cod. Vera, Corbej.) «= sump-
serit (Ephraem) =^ ijpdytßB (canonisohX
fiov (Hippol. zweimal) »^ xov rim rot! <n^(>€Djrov und
OKxm (canonischX
c&ika (Cod. D) «=*» corpus (Cod. Vera, Corbej.) ■= odq^ (ca-
nonisch),
\IQ Aossercanoniscbe Paralleltexte zu Joh.
exsTs ^(o^p kv avT€p (Cod. D) = habebit yitam in eo
(Cod. Verc.) = in ülo (Coi Corbej.) = iv laoxolq (ca-
nonisch).
Von diesen Varianten sind nun owfia (synoptisch) und CaQ^
(johanneisch) Übersetzungsvarianten von nto^ aus den Abend-
mahlsworten, an welche ja die beiden Citate des Clemens AL
ganz bestimmt erinnern. Indem dabei cAjia mit Cag^ vertauscht
ist, wird es offenbar, dass man von Alters her in Job. 6, 51 eine
Parallele zu den Abendmahlsworten erkannte. Man vgL auch
das nachfolgende Justin-Citat zu Job. 6, 55 mit demi Schlüsse:
6a(fxa xal al/ia in Betreff des Abendmahls, sowie die Erläuterungen
zu den Einsetzungsworten Lc. 22, 19. 20 in Heft III, 644 ff. Im
Vorstehenden repraesentieren die Citate aus Hippolyt und Epi-
phanius Mischtexte, in welchen der johanneische Sprachgebrauch
. durch das Eindringen der synoptischen Diktion (zu ovx. iori
fiov a^iog VgL Mi 10, 37, zu ov fifi slciXd'fjre elg xfjv ßaCiXslav
Tcöv ovgavcip vgl das Hippolytus-Citat zu Job. 2, 11) ver-
vrischt ist.
Joh. 6^ 54. 55.
a. Aiö, X, 3.
^filv 6h ixaQlötD jtvsvfiarixrjv rgotp^v xal jtoxov xal
C^cor^v alciviov dia rov naiöoq öov.
b. Apoc. Mosis c. 41. p. 22 ed. Tischendorf.
dvaöTi^Ca} öe iv xy kcxdry 9](iiQa,
c. Joh. 6, 54. 55.
0 TQciycov fiov x^v öaQxa xal jtlvcov (lov x6 alfia ix^i
^m^v alciviov, xäym äpaöx^ao) avxov r^ ioxdxy
riliiga- rj yaQ oag^ fiov aXij&i^g kaxip ßgciötg, xal xb
alfia fiov akijdTjg icxiv xoöig.
Die in der Aiöax'fl gegebene Verknüpfung von xQOtpri und
ütoxog mit gcöj} alcoviog geht dem Texte von Joh. 6, 54. 55
parallel, wo ßgäcig und jroc;^^ ebenfalls mit £<ö^ almvtog ver-
bunden ist. Ausserdem vgl. man Just. Apol. I, 66 p. 98 A: sv^a-
Qiöxi]&€7öa XQoq)7J, femer ExcTheod. c. 13: xvevfioxiXfi XQOtpri^
wo Joh. 6, 32. 49. 50 verwendet ist, endlich 1. Cgr. 10, 3. 4: jSpco^a
xvBVfiaxixov und xofia xvevfiaxixov.
a. Ign. ad TnIL YUL 1- Pl 5<i, S.
arcamoeß^ icvracc ir jdorUj o icxir caQ$. ror inxWot\
xm, ir ajajqn^ o lonw alfia 'ir^cov XQtGToi\
b. Ign. al Born. VIL 3. p. 6d. S.
aQvov ^cor ^ijuto. o icrir öaQ^ 'hjoov XQiCToi\ ror ijt
oxigftazog Jaßi5^ xak xofta ß^ai<o ro alfia avTO\\ o
icTtP ajaxij i^&a^og.
c. Ign. ad Phüad. IV. p. 71 12.
/da joQ OaQ§ rov xv^v ijfiAv Tf/Oor Xqmxov. xäi ?r
xazfJQiov dq tvoHfiV xav atparoq avTOi\
d. Ign. ad Smyrn. VII, 1. p. 90, 1.
evxaQiaxicv cagxa dvai xov aoxfjQoc f)ficip *Ifj00v X(>i*
öxov xTflf vjuQ xwv aiioqixiciv t^fiAv jro^ovaay, >/r r{/
XQJioxoxTjxi 6 xaxtjQ fjyeiQBv,
e. Ign. ad Smyrn. XII, 2. p. 94, 13.
iv opofuzxi ^Jijaov Xqicxov xcu x^ caQxl avxov xai r<p
atfiaxi, xad'Bixsxäi dpacxaöBt, öa^ix^ xe xa\ Jtr^^/iaxix^
tv6xi]Xl &BOV XCU VfiWP.
f. Jost ApoL I, 66. p. 98 A.
ov yaQ foq xoivov agxov ovöh xotvov j^Ofia xavxa Xafi*
ßavofisv dXX* ov xqoxov öia Xoyov {heov caQxoxoifj&eU
*Ii]Oovq XQiCxog 6 owxi}Q rJiA&v xaX oaQxa xal alfia
vxBQ ömxfjQlaq fjficiv ecxBv, ovxa>g xal xijP dt tvxh'i
Xoyov xov xaQ* avxov svxaQiöxtjd-eloav XQOtptjr, i§ $!<;
alfia xal öaQxsg xaxa fisxaßoki^p XQiq>ovxai fjftäiv, ixBl-
vov xov öaQxojtOLTid'ivxoq *Irfiov xcü odgxa xal al/ia
iöidaxd^fiBP Blpai.
g. Joh. 6, 55.
7] yaQ oaQ^ fiov dXijd'i^g kcxiv ßgcioig, xal x6 a)(id
fiov dZfjd'rjg iöxip xoocg.
Darüber dass die ignatianischen Aussagen über die Eucha*
ristie nicht der synoptisch-pauliniscben Version von ito «=^ (Joi/ia^
sondern vielmehr der johann^ischen t}bersetzung dieses cucha«
ristischen Wortes folgen, ist die Untersuchung über die Abend-
112 AoBsercanoniacbe ParaUeliexte zu Job.
mahls-Stiftung (namentlich zu Lc. 22, 19 in Hefi; III, 641 ff.) zu
vergleichen. Aus der grossen Grandstelle bei Justin wird es
klar, dass auch er die Johann eische oaQ§ in Joh. 6 vom Abend-
mahl verstand und for gleichbedeutend hielt mit dem cäfia des
synoptischen Abendmahlsberichtes, welchen er anderwärts mit-
theilt.
Job. 6, 57.
a. Epiph. Haer. LXV, 5. p. 612 C.
xal naXiv' kym i^^X&ov bc rov jtaxQog (lov xal fjx<o
(Joh. 8, 42). xal' gc5 iyca xal g^ iv ifwl 6 astoöxBlXaq
fiB Jtatf]Q.
b. Joh. 6, 57.
xad-<bg äjtiöTBiXiv fie 6 C^civ xaxfjQ xäyob C,& öia xov
jiariQa.
Die aussercanonische Fassung bei Epiphanius dürfte ent-
schieden den Vorzug verdienen vor dem canonischen Text und
vertritt wahrscheinlich die ältere Lesart.
Joh. 6, 62.
a. Epiph. Haer. XXVI, 8. p. 89 D.
Tcal t6' otov lötrte top vIop tov ap^hocixov äpsorofispov
O^OV flV tO JtQOtSQOV;
h, Euseb. Marc. p. 178. 180.
käv oiv lönte rov vlov tov äpd-gdjtov ^';l^^^ojtov
f]V TQ JtQOTSQOV;
c. Joh. 6, 62.
iav ovp &ea)Qj]T6 top vIop tov ap&Q(6:^ov dpaßai-
POPTa OJtOV TjP TO JtQOTSQOP;
Dass die Variante IdijTS fhr das canonisßhe &ta>(ffJTB hand-
schriftlich begründet war, zeigt die ÜberemstinmiTtng zwischen
Eusebius und dem — von Tisehendorf nidbi notierten —
Gitote de» Epiphaniua Diese Vananten lif)TB «=^ ^BWff^Bf
femer dpaßalpopra >» opbqxoiibpop *» oatiipxa gebSren eq den
werthlosen Varianten, wie sie im vierten Bvangetiam nnd in
Texte und UnterBuchnngeB zu Joh. 6, 57. 62. 63. 69. 113
allen handschriftlich überlieferten Werken in Folge der von
den Abschreibern geübten Nachlässigkeiten oder Freiheiten mehr-
fach Yorkommen.
Job. 6y 63*
a. Barn. VI, 17. p. 30, 6.
fisvoc ^i^oofiev.
b. Acta et Martyrium Matthaei § 3. p. 168.
Ol Xoyoi xrig £co^$ fisörol sloiv.
c. Joh. 6, 63.
T« QTinaxa a iym jLeZaXrjxa v(ilp xveviia hoxiv xaX C,oDri
köxLV .... xo jtvEVfia iaxiv x6 ^<do:^oiovv.
Die Verbindung von ^cooxoioviievoi und ^rjöofisv repräsen-
tiert bei Barn ab as wiederum eine johanneische Parallele: ^(di^
— ^c90xoiovv. Wegen des Austauschs zwischen Xoyog und
jevevfia vergleiche das zu Joh. 4, 24 Bemerkte. Im übrigen
sind bei Barnabas durch x(p Xoycp zunächst die ^rjfiaza des
canonischen Textes vertreten, damit implicite auch z6 jivBV(ia.
Der Syr. Cur. hat den engherzigen Text fabriciert: x6 jtvsvfia
ioxip, o ^coojioiel x6 ocofia,
Joh. 65 69.
a. Aiö. X, 2.
svxaQioxovfiSP cocj jtaxsg ayis vjchg xtjg yvmoecog
xal jtiöxecog,
X- x. »^ 'x.-x -x^-^ ■»■.■•xy
b. Just. Dial. c. Tryph. c. 100. p. 327 ß.
xal vlov ß'Eov yeyQaf/fiivov avxbv kv xolg ojtofivrjfiovev-
fiaöt xcop aJtoöxoXcov avxov exovxeg xal vlbv avxov
kiyovxeg vevoinxafisp.
c. Just. Dial. c. Tryph. c. 139. p. 369 A.
jciöxsvovxec ijtl xov Xqloxov xal kyvojxoxsg xfiv hv
xotg Xoyotg avxov xal xcöv ütgotprixmv avxov aXi^^aiav.
d. Versio Syr. Cur. ed. Baethgen p. 50.
xal rjiislg jtsjtioxsvxafiev xal iyvcixafisv oxt ov el
6 vlog xov ^£0v.
Texte u. Untersuchangen X, 4. 8
j[14 AuBsercanonische Paralleltexie zu Joh.
e. Syr. Sin. ad Joh. 6, 69.
f^ciA<^:i ooio f^jjLOLSO ocp ^t^n = ort av sl 6 Xqi-
Oxoq o vioq xov ^sov.
f. Joh. 6, 69.
xal fjiiBlq JtBJtiöTBvxafiBV xa\ iyvcixafiev ort ov el
6 dyioc [XQiOTog 6 vlog] rov ß-eov [^civrog].
In den eucharistischen Gebeten der Jidax^ entspricht die
Voranstellung der yvciotq vor der xlörig der in der koptischen
Version (und einigen Minuskeln) vertretenen Reihenfolge: i/i^co-
xa/iev xal jtejtiörevxafisv.^) Justin aber geht mit dem cano-
nischen Text: jtiörevopreg xal hypo^xoreq und bezeugt damit
auf das Bestimmteste seine Abhängigkeit von dem johanneischen
Evangelium an dieser Stelle Dial. c. Tryph. c. 139. Für das
Citat aus Dial. c. 100 weist das psvo^xa/isp {= kypcixafiev) auf
dieselbe Quelle hin. Dazu kommt, dass auch das Objekt: vlov
&€ov weder auf Lc. 9, 20: top Xqictop rov d-eov, noch auf Mc.
8, 29: öv bI 6 Xgcarog^ aber auch nicht auf Mt. 16, 15: ov bI
o XQiOTog 0 vlog rov d-Bov ^(OPtog, wo das (von Justin weg-
gelassene) ^cüi^Tog in keiner Handschrift fehlt, sondern genau
auf Joh. 6, 69 nach dem Syrer Curetons zurückzuführen ist, mit
welcher syrischen Version Justin sich auch sonst öfter berührt.
Es ergibt sich daraus, dass Justin Dial. c. 100. 139 das johan-
neische Evangelium als Quelle benützt und dasselbe unter die
djtofiPTjfiOPBVfiata x6ip dxoaxoXmv gerechnet hat
Joh. 6, 71.
a. Cod. Sin. ad Joh. 6, 71.
iXBrBP ÖB %v6ap 2!iuwpog djto Kagvmxov,
b. Joh. 6, 71.
bXbjbp ob xop ^lovöap ^laxaQtcixov.
Nur an dieser Stelle gibt der Cod. Sin. die Namensform:
djto KaQvcixov an Stelle der sonst üblichen hebräischen Be-
nennung: ^loxaQidd' = Tiy^y> Ü'^K, graecisiert: ^ToxaQicixfjg.
Wenn nun auch Cod. D dreimal (nicht blos zweimal, wie Heft
1) Es könnte dadurch die Annahme eines ägyptischen Ursprungs fttr
die diöax^ nahe gelegt werden.
Texte und ünterflucbungen zu Job. 6, 71. 7, 12. 14. 115
III, 828 gesagt ist), nämlich Job. 12, 4; 13, 2; 13, 26, dieselbe
rein griechische Übersetzung: m6 KaQvcirov bietet, wie hier
der Cod. Sin., so darf man mit ziemlicher Sicherheit schliessen,
dass dieses die ursprüngliche johanneische Form gewesen ist,
welche es sich gefallen lassen musste, von der hebräisch-synop-
tischen Namensform verdrängt zu werden. Die von Tischendorf
hier zu Job. 6, 71 aufgenommene Namensform ist eine halb
hebräische (t?''»), halb griechische {Kagicorov) Mischform.
Job. 7, 12.
a. Jusi Dial. c. Tryph. c. 69. p. 296 A.
ol 6h xal ravra oQcopteg yivofieva (pavxaolav uayixiiv yl-
VBOd-ai eXsyov xal yag fiayov elvat avxov ixoXumv Zayeiv
xal XaoJiXavov.
b. Joh. 7, 12^
ol fihv iXsyov oTi dyad'og ioxiv aXXoi iXsyov oü, aXXa
jtXav^ TOP oxXov.
Der Ausdruck XaojeXaPog bei Justin berührt sich unmittel-
bar mit Joh. 7, 12, sowie mit Mt. 27, 63. Die Bezeichnung fia-
yoq findet sich in mehrfachen aussercanonischen Parallelen. Vgl.
Agrapha S. 471.
Job. 7, U.
a. Epiph. Haer. LI, 25. p. 447 D.
/isöa^ovarjg yag Xf}q eoQxfjg riXO^s, g)7icl, xal avißrj slq
IsQoaoXvfia,
b. Joh. 7, 14.
fjÖTj öh xijg hoQX^g [Syr. Sin. et Cur. add.: xijg Cxtjvo'
jti]ylag] fieöovorjg avißf] 'irjoovg slg x6 Isgov xal iöl-
öaöxsv.
Mit der Ledart: fieca^ovaf]g^ welche der beste Epiphanius-
Codex, Codex Venetus, vertritt, steht Epiphanius nicht allein,
trifft darin vielmehr mit Cod. Cantabr. und einer Anzahl
Minuskel-Codices zusammen. Dagegen findet sich die Lesart elg
%Qoö6Xvfia (anstatt des canonischen elg x6 legov) nirgends
wieder.
8*
11g AussercanoniBche Paralleltexte lu Job.
Job« 7, 22«
a. Just. Dial. c. Tryph. c. 27. p. 245 A.
ißovlBTO 6 d-eog [rovg ägx^QBtg a/iagtavstp] . . tj zovg jrt-
Qirsfivofiivovg xal jesQirifivoPtagry fjfiiQa t(5v oaßfid-
TOP, xbXbv(op ry fjfiiga ry oyöoijix xavxog JtBQirifiPSoO^ae
Tovg yeppTjd'ivTag ofiolwg, xap y rj^iga xmp oaßßarfoi^,-
b. Job. 7, 22^ 23*.
xal kp Caßßaxcp Jisgirifipeze ap&gcojtop . . JtsgiTO-
fifjp XapißaPBi apd'gcojtog kp oaßßarm.
Dem jobanneiscben jisgcrsfipers entspricbt bei Justin das
jtsgirefipoprag, dem johaDueiscben jisgirofifjp Xafißapeip das
justinscbe Jtegirefipo/iivovg, dem jobanneiscben ip aaßßaro) das
justinscbe ry W^goi "^öip öaßßaxcop. Die Parallele ist also
vollständig.
Job. 7, 24.
a. Tbeopbil. ad Autol. III, 12. p. 218.
xglfia ölxaiop xglvsxB, oxc kp xovxoig IcxIp xo &Bhjf£a
xvglov xov B-sov vfioip-
b. Orig. Opp. II, 647. Sei, in Psalm. Ps. XXXII, 6.
jtagl (DP Xiyaxar xglfia ölxacop xglpaxe,
c. Consi n, 36. p. 64, 7.
oxi Blgrixai avxolg' xglfia ölxatop xglpaxe.
d. Const. II, 37. p. 64, 11.
xaßcog yaygajtrar x^p öixalap xgloip xglpaxB.
e. Job. 7, 24.
fifj xglpBxe xax otpip, dXXa xf)p öixalap xgloip xgi-
pars.
Diese Parallelen sind insofern merkwürdig, als Origenes,
Theophilus und die Constitutionen in der abweicbenden
Fassung xglfia ölxaiop xglpaxB {xglpsTa) übereinstimmen, und
als der Redaktor der Constitutionen kurz nacb einander erst
diesen ausserevangeliscben Text mit der Formel: 6t i Btgrfxat av-
xotg und dann den evangelischen Text mit xa^mg yeygajrxai ein-
führt, als wenn beide Texte aus zwei ^auz verschiedenen Quellen
Texte und UnterBuchungen zu Joh. 7, 22. 24. 37. 38. 39. 117
stammten. Und dies ist um so auffallender, als in seiner dort
zu Grunde liegenden Quellenschrift, der Didascalia, an frag-
licher Stelle weder das eine noch das andere Gitat sich findet
Die Didascalia bietet vielmehr an fraglicher Stelle lediglich
das Agraphon: ylvso&s xQajte^trai öoxtfiot (VgL Agrapba S. 123)
und zwar mit der oben erwähnten Citationsformel: oxi BlQr[tat
avTotg. Diese Citationsformel lässt der Redaktor der Consti-
tutionen stehen, fCLgt aber zunächst den aussercanonischen Text
xQl/ia ölxaiov xglvaxB an und geht dann erst mit einem xa\
jraXiv zu dem Logion: ylvBcd-s TQCtXB^lrai doxifioi über, um
vier Zeilen weiter unten auch noch den bekannten johanneisch-
canonischen Text mit Tcad-Äg yeyQcütrav rtjv öixalav xglaiv
xgivaxB nachzubringen. (Vgl. Agrapha S. 123, wo unter No. 53
der ganze Context der Constitutionen abgedruckt ist.) Es
hat mithin den Anschein^ als ob das Citat xglfia ölxaiov xglvaxB
aus einer anderen Quelle als dem jobanneischen Evangelium ge-
schöpft seL Bei Theophilus erscheinen die Worte als un-
mittelbare Fortsetzung eines alttestamentlichen Citates aus Jerem.
6, 16. Otto bemerkt dazu: neque inveni locum, unde desum-
ta sint Nestle weist auf Sach. 7, 9 als die richtige Quelle hin.
Joh. 7^ 37. 38. 39.
a. Epiph. Haer. XLVIII, 13. p. 415 C.
(paoxBi ycLQ oxi ol öapSpxBg eXd'axB Jtgoq fie.
b. Epiph. Haer. LXIX, 54. p. 777 A? ^
Jtoxafiol ycLQ ix x^g xotXlag avxov ^bvoovöiv vöa-
xog äXXofiivov alg ^cofjv alciviov. IsXbyb 6h xovxo jibqX
xov aylovjtVBVfiaxogj g>rjOi x6 BvayyiXiov,
c Tatiani Ew. härm, arabice ed. Ciasca p. 61^
Si quis sitit, veniat adme et bibai Omnis, qui
credit in me, sicut dicunt scripturae, flumina de
ventre ejus fluent aquae suavis.
d. Joh. 7, 37^ 38. 39.
Ixga^B Xiyoov iav xig öttpg:^ igxiod-a) [Syr. Cur., Hieros.,
Syr. Sin. add.: yiQog /le] xal Jtivixo), 6 JttOXBVCov alg kfii,
xad-cog bIjcbv r) yQCLq>7), Jtoxafiol ix xijg xotXlag avxov
QBvCovOiv vöaxog Cojvxog. xovxo öh bItibv xbqX
xov JtVEVfiaxog.
lig Aassercanoiiische Paralleltexte zu Joh.
Die Zahl der Zeugen, welche Tischendorf anfährt ftbr die
Lesart: JtQog (IB^ wird noch vermehrt durch das ad me des ara-
bischen Diatessaron. Das zweite Epiphanius-Citat aber
steht mitten in einem christologischen Gontexte, so dass kx x^g
xoiXlag avrov dort unweigerlich auf Jesum selbst bezogen
werden muss. Wenn dasselbe zugleich mit Joh. 4, 14 sich be-
rührt, so ist dies umgekehrt mit dem Hilariustexte zu Joh.
4, 14 der Fall, der sich mit Joh. 7, 38 berührt Die christolo-
gische Fassung des hx r^g xoiXlag avrov findet eine über-
raschende Parallele in dem Märtyrerberichte der gallischen
Gemeinden, von welchem Robinson (in den Texts and Studies
I, 2) annimmt, dass er ursprünglich lateinisch verabfasst und
dann ins Griechische übertragen worden sei. Unter den von
ihm beigebrachten Belegen spielt auch die Parallele zu Job.
4, 14; 7, 38 eine Rolle: vjto t^$ ovgavlov nriyrig xov vöarog
rrjg £co^g ix rtjg vi^övog rov Xqcozov (Eus. H. K V, 1, 22), wo
der Übersetzer das lateinische de ventre ejus nicht mit dem ca-
nonischen ix rrjg xoiXlag, sondern mit dem synonymen ix xf^q
vriövog avxov wiedergegeben habe. Jedenfalls haben die gal-
lischen Gemeinden die johanneische Stelle Joh. 7, 38, ähnlich
wie Epiphanius, in einer solchen Fassung besessen, dass sie
den zweiten Theil dieses Herrenworts (v. 38^) nicht auf den an
Jesum Glaubenden, sondern auf Jesum selbst beziehen mussten.
Wahrscheinlich hat also erst bei der Feststellung der canonischen
Texte das Wort, welches Joh. 7, 38 vorliegt, seine jetzige Gestalt
empfangen. Vielleicht, ja wahrscheinlich ist auch erst hierbei
das räthselhafte xad^mg £l:^ep rj yQaqjti in den canonischen Text
eingedrungen. — Das suavis des Arabers beruht, wie Nestle
bemerkt, auf einem Lesefehler.
Joh. 8, 1—11.
Wegen der Perikope Joh. 8, 1 — 11, welche ich in keinem
Falle für johanneisch halte, wohl aber als einen Ausfluss, als
einen echten Rest der vorcanonischen synoptischen Grundschrift
betrachten möchte, vergleiche man die Ausführungen, welche in
den Agrapha (S. 32f., 36 ff., 335, 341 f., 418) enthalten sind.
i
Texte und Untersuchungen zu Joh. 8, 1—11. 12. 29. 31. 32. 119
Joh. 8, 12.
a. Test, XII patr. Levi c. 14.
xcu ijta^rjts xaragav ijtl xb yivoq vficiv, vjtsQ cov ro
q)Aq Tov xoOfiov x6 öod-ev hv vfilp dg gxDTiOfiop jiaprog
dv9'Q(DJlOV.
b. Joh. 8, 12.
jtaZiv ovv avrotg iXaXfjOBv 6 ^Irjöovg Xiycov iyci elfii ro
fpcog TOV xoOfiov.
Vgl. oben zu Joh. 1, 9. Auch das oöevovxeg kv öxoxsi bei
Aristides c. 16 ist johanneisch.
Joh. 8, 29.
a. Ign. ad Magn. VIII, 2. p. 36, 7.
b. Joh. 8, 29^.
6x1 kyth xa agsöxa avxcp jtoico jtdvxoxe.
Obige Ignatius-Parallele trägt wohl im Allgemeinen,
namentlich durch das xS ütiii^avxt avxov, johanneischen Cha-
rakter, klingt aber speciell an Joh. 8, 29^ von ferne an.
Joh. 8, 31. 32.
a. Just. Dial. c. Tryph. c. 39. p. 258 B.
^(istg öh xal iv ^Qyoig xal yvciosi xal xagöla (lixQi O-ava-
xov, ol ix jtaOTjg xfjg äXijd'slag ftefia&Tjxevfiipoi, xi-
ficöfiev.
b. Joh. 8, 31*». 32*.
idv vfiBlg fielprjxe ip xcp Xoycp x(p ificOy äXrjd'cig fia&rjxal
fiov löT£, xal yvcioeöd-e xtjp aXrjQ'Biap,
Die Gleichungen:
Ol ix Jtdorjg xrjg dXrjd-Blag fisfia&tjxsvfiipoi (Just.) = dXtj-
^c3$ (lad^rjxal (Joh.)
ypcioei — ix jrdorjg x^g dXtjd^slag (Just.) = yvciöeod-s
xfip dXr^d-eiap (Joh.)
120 Aussercanoniflche Paralleltezte sa Joh.
beweisen auch in diesem Falle Justins Beeinflusstsein durch
das Johanneische Evangelium. Man vgl noch Joh. 16, 13: ^r r^
djLij&ela jtdöy.
Ausserdem ist das Citat aus Cod. Bruce in dem zweiten
von Schmidt herausgegebenen koptisch-gnostischen Werke zu
vergleichen, welches zu Joh. 10, 28 mitgetheilt ist.
Joh. 8, 42.
a. Epiph. Haer. LXIX, 53. p. 775 C.
k^iwricag fis, (prfiU xatsQ, xai iyo) ixrov JtatQog i^fj^-
ß'ov xal rjxo},
b. Epiph. Haer. LXV, 5. p. 612C.
xal JtaXiV iycQ i^^Xd-ov kx rov xargog (lov xal fjXG>.
c. Tatiani Ew. härm. arab. ed. CSasca p. 63^.
Ego ex Deo processi et descendi.
d. Joh. 8, 42^
i/co yaQ Ix rov d^eov i^tjXd'OV xal rjxa}.
Die Variante: kx rov jtazQog fiov tragt den Charakter
grosserer Originalität als der canonische Text: ix rov d'eov.
Doch könnte auch eine Verwechselung mit Joh. 16, 28 vorliegen.
Die Worte: iyivvrjOaq fie, xaxBQ — können als ein johanneisches
Agraphon bezeichnet werden. Vgl. einen ähnlichen aussercano-
nischen Text zu Joh. 17, 2, sowie den Epiphanius-Text: 6 ysp-
vi^aag fie jrari^Q zu Joh. 16, 32.
Joh. 8, 44.
a. Polyc. ad PhiL VII, 1. p. 122, 1.
xal og op fifj ofioXoyi ro (ioqxvqiov rov öxovqov^ kx rov
öiaßoXov kcxlv,
b. 1. Joh. 3, 8».
0 xotmv xTjv äfiagxlap kx xov öiaßoXov köxlv,
c. Hom. Clem. III, 25. p. 43, 5.
q>ovevg yaQ tjv xal y)£vOxi]g,
Texte und Untersuchungen zu Job. 8, 42. 44. 121
d. Epiph. Haer. XXXVIII, 4. p. 279B.
o öi xvQiog XQog avrovg eg)fi' vfielg vlol köre rov
jtazQog vfiäv rov öiaßoXov, ort tpevcrr^g iorlv,
ort 6 Jiari^Q avrov tpBvCti]g i]v' ixstvog dvd'Qcojio-
xTOVog fiv xai kv r^ aXtid-ela ovx e/isipsv oxav ZaXv
To fpevöog, ix t<5v lölcov XaXsl, ort xal Jtar^g avrov
'^svorfjg fjv.
e Epiph. Haer. LXVI, 63. p. 677 CD.
rovr ton to iv r© BvayYsXlco :taQa rov omrrJQog elQ?)-
fiivop' vfislg vlol iors rov öiaßoZov. Xiyei yoQ' ovxJL
dcidBxa v(iäg i^eXe^afiTjp ; elg i^ v/iciv iorl ötaßoXog, iotei-
6fi an* aQX^g y>evörfig iorl xal avd'QODJcoxrovog^
ort 6 :jtartiQ avrov tpevörng i]p,
f. Epiph. Haer. XL, 5 p. 295 CD.
6 oa}rfjQ JCQog rovg *Iov6alovg eXeyep' vfieZg ix rov
öarava iori^ xal orap XaX^ ro y)€vdog, ix rmp
iöltop XaXsly ori xal 6 JtarrJQ avrov tptvortjg t}P.
g. Macar. de pat. et discr. c 20.
vfietgf iXsye, rag ijtid'V/ilag rov jtarQog vficip
d^iXere xoiBlv rov apd'QWJioxropov ' ixetpog yag äp-
d'QOJtoxropog iörlp dgxv^'ep xal iv rn dXiid'ela
ovx törtjxsp.
h. Joh. 8, 44.
vfislg ix rov jtarQog rov diaßoXov iöre xal rag
ixid^vfilag rov Jtargog vgicip d-iXers jioielp' ixet-
vog apd^QWjtoxropog t]p an dqx'h^ ^^^ ^"^ '^V dXr}-
d'ela ovx iortjxev, ort ovx earip aX^O-sia ip avr<p'
orap XaXfi ro tpevöog, ix r&p lölcop XaXel, ort
y)evorf)g iörlp xal 6 xari^Q avrov.
Hilgenfeld hat (in der Prot. Kirchenz. 1891. No. 33. S.764)
die Behauptung vertreten, dass das johanneische Evangelium sich
Joh. 8, 44 ganz offen mit dem Qnosticismus berühre, sofern hier
von dem xarfiQ rov öiaßoXov die Rede sei; denn das
avrov am Schluss von Joh. 8» 44 könne sich nimmermehr auf
das vorausgegangene ro tpevöog beziehen, vielmehr sei darunter
der diaßoXog selbst verstanden. Diese Hilgenfeldsche Auffassung
würde zu Recht bestehen, wenn die gnostisch-haeretische Text-
122 Anssereanonische Paralleltexte za Joh.
gestalt, in welcher Epiphanias den Spruch in Haer. XXXVIII
{Kcäavol)y Haer. XL CAQxoptixol)y Haer. LXVl (Mapixctioi) über-
liefert hat, massgebend wäre. Nach dieser Textgestalt, welche
auch in der pseudo-justinschen Schrift Cohortatio ad gentiles
c. 21. p. 20 B. vielleicht vorausgesetzt ist {avrij rolwp xQcorfj
jtsgl d'SCQV fpevöi^g fpavraoloy ano xov tpevorov ytatgog xtjv
aQxfjv köxijxvla) — ist allerdings von einem Vater des öiaßoZogy
welcher auch schon ein Lügner war, die Rede: ort xäl 6 xottjq
avTOV y)evOTi]q ^v. und Epiphanius gibt Haer. XXXVIII^ 4.
p. 279 B die zu Gründe liegende haeretische Anschauung ganz
richtig an: od-tv xal al akXac algioeig dxovovöai ro Q^fia
rovTO xariga gisv räv ^lovöalwv fpaoxovciv slvai xov öia-
ßoXov, Ix^LV öh JtariQa aXXov xal top avrov xaxiga jtdXip
jtaxiQa, Dabei schwankt seine Anschauung insofern, als er in
dem ersten und unmittelbaren xaxriQ xAv 'lovöalmp theils den
KalLPf von welchem die Pseudo-Clementinen Haer. HI, 25
sagen : q>op€vg yag rjv xal y)svöx^g, theils den Judas Ischarioth,
von welchem Jesus gesagt habe: elg i§ vfiäp iöxl öiaßoZog
(Job. 6. 69. 70), vorausgesetzt sein lässt. Aber diese haeretische
Auffassung hat in dem canonischen Texte keinen Anhalt. Mag
man das avxov auf ipsvdog oder auf tpsvCxrjg beziehen (in
letzterem Falle: der öiaßoXog ist ein Vater des Lügners), in
keinem Falle ist von einem Vater des öiaßoXog selbst die Rede.
Die Vergleichung von Job. 5, 43 zeigt vielmehr deutlich, dass,
wenn der Teufel kx xAp 161g>v redet, er solches nicht von einem
Vater, also von einem anderen Urheber, sondern ausschliesslich
aus sich selbst genommen hat, dass er gerade als das letzte
Prinzip des Bösen erscheint Und dasselbe hc xAp lölmp XaXel
verbietet auch in Job. 8, 44 noch einen Vater des didßoXog an-
zunehmen; der ötdßoXog ist auch hier das letzte Prinzip aller
Lüge. Der Context von Job. 8, 44, welcher ganz auf Gen. 2. 3.
zurückweist (vgl. namentlich Hengstenberg, Das Evangelium
des heil. Johannes U, S. 106 — 110), hat also für jene gnostischen
Fantasien keinen Raum. Sollte der Text des arabischen Dia-
tessaron (Ciasca p. 63^): quia mendax est et pater mendacü —
der ursprüngliche sein, so würde ohnehin die ganze Streitfrage
hinfallig werden.
Texte und Dniersuchimgen zu Joh. 8, 44. 46. 56. 123
Joh. 8, 46.
a. Test. XII patr. Juda c. 24.
xal jcaöa äfiagrla ovx svQsd^oerai kv ocix^.
b. Joh. 8, 46.
xlq ig vfiwp kkiyx^^ f^^ xegl a/iaQrlag;
Erinnert die Parallele in den Test. XII patr. an den alt-
testamentliehen Text von Jes. 53 nach dem Cod. AI. der LXX:
ovös evQid^fi öojiog iv rd) öTOfiaxi avxov = 1. Petr. 2, 22, so
zugleicji durch die in der Jesaias-Stelle nicht zu lesende a/iagrla
an Joh. 8, 46. Dasselbe gilt in anderer Weise von den Aussagen
des Celsus. Vgl Orig. c Cels. II, 41: in 6h lyxaXBl zw ^Iricov
6 KiXooq öia rov 'lovöaXxov jtQoacojtov, cog „f^^ öel^avri eavrbv
jtdvTwv Ö7] xaxcov xad^agsvorra'* und c. Cels. U, 42: eti 6e ijtsl
„ßovXsTat fitjöh dv€JtUi]j[TOV yeyovivai rov *Ii]Oovp'^ 6 KiXcoq.
Denn indem Celsus die Sündlosigkeit Jesu seinerseits bekämpft,
legt er Zeugniss daf&r ab, dass in den von ihm benützten Evan-
gelienschriften die Sündlosigkeit Jesu ausgesagt war. Unter
den uns bekannten Evangelienschriften aber konnte dies nur
vom Johanneischen Evangelium gelten, dessen Benützung durch
Celsus ja ohnehin feststeht.
Job. 89 56.
a. Barn. IX, 7. p. 42, 10.
*AßQad(i . , . iv xvBVfiaTi jtQoßXitpag elg rov ^Irjoovv.
b. Exe. Theod. § 18. p. 973.
^Aßgadii] rjyaXXidöazo yaQ, (priolv^ Iva 16^] r^v i^fii-
QaV TTJP ifil^V.
c. Joh. 8, 56.
^Aßgadfi 6 JtaxfiQ v/i<ov rjyaXXidoaro, tva elö^ ttjv
fffiigav xfjv i(ii]Vf xal bIöev xal Ix'^QV-
Das charakteristische lAßgaccfi . . . jtQoßXixpag elg rov ^Iffiovv
des Barnabas hat nur in Joh. 8, 56 eine Parallele und ist mit-
hin als ein Glied in der Kette der zahlreichen Bezugnahmen zu
betrachten, mit welchen der Verfasser des Barnabasbriefes
seine Kenntniss des johanneischen Evangeliums bezeugt.
124 Anssercanonische Paralleltexte zu Joh.
Job. 9, 1-3.
a. Just. ApoL I, 22. p. 68 B.
jLiyofisv x^^^'^^ *^^ JtaQaXvtixovg xcct ix yeper^g Jto-
VT]QOvg [1. jtrjQovg] vyietg jtsjton/xivai avxov,
b. Just. DiaL c. Tryph. c. 69. p. 295 D.
ovrog 6 XQiOTog^ og xal sv reo y^vsi vficov jtiq>aPTai xal
rovg kx yeverrjg xal xaza rr/v aaQxa JtijQOvg xcä xaxpov^
xal xa)Xovg laoaro.
c. Const. V, 7. p. 137, 9.
6 TOP jtaQaXvxLxov ociov dpsyelgag xca xov i^fjQafiSPt^i'
sxovra r?jv X^^Q^ laocifispog xal t6 XfJxov fiegog iv vcp
ix yBVBTTig jcrigm ix yJjg xal Oiikov djtoöovg.
d. Hom. Clem. XVID, 22. p. 187, 30.
od-sv xcu [6 öidäöx]aZog r/fjwp JtSQi xov ix ysvexfjg xf^Qov
xal dvaßXitpavxog jcaQ avxov i§,Bxa[od^Blg' xlg ^fiaQx]sv,
ovxog rj ol yovelc avxov, \iva] x%)g>k6g iy€PP7]d'fj;
dnsxglpaxo' ovxe ovxog xi SjfiaQxep ovxe olyovelg «v-
xov, dXX' iva 6i avxov q)av£()a)d'f] ^ Övpafiig xov ^eov.
e. Joh. 9, 1—3.
xal jtaQaycDP elösp avd'QOiJtop xvg>jL6p ix yspexijg. xal
^QcixTjOap avxop ol ^ad^rjxcu avxov Xiyopxsg' ^aßßsl, xlg
fjfiagxsp, ovxog i] ol yovslg avxov, ivaxvq>X6g yep^
pf^d-y; dnexQld^tj ^Irfiovg' ovxs ovxog ^fiagxsp ovxe
ol yopstg avxov, dXX* Xpa tpavBQmd-^ xa Igya xov
d-Bov ip avxA,
Es unterliegt nach den übereinstimmenden Zeugnissen
Justins, der Clementinen und der Constitutionen keinem
Zweifel, dass erst bei der Feststellung der canonischen Texte
die Lesart xvq>X6g siegreich sich behauptet hat, dass dagegen
der vorcanonische Text das charakteristische ix yBPBxr^g jtijQog
enthalten hat. Auch die Variante ^ övvafitg xov d-BOv, welche
die Clement inen darbieten, lautet originaler und bedeutsamer
als das canonische xä igya xov d-Bov, obwohl dwafug nicht
dem canonisch-johanneischen Sprachgebrauch, sondern vielmehr
der synoptischen Diktion angehört. Vergleiche xijv dvpaiuv xov
d-Bov Mt. 22| 29 = Mc. 12, 24. Aber das scheint gerade die
Texte und Untersuchungen zu Joh. 9, 1 — 3. 4. 14. 125
Eigenthümlichkeit des vorcanonisch-johanneischeii Textes ge-
wesen zu sein, dass derselbe dem synoptischen Evangelientypus
viel näher stand, als die Diktion in der späteren canonischen
Recension. Zu der Lesart jtfjQog vergleiche man noch Euseb.
Dem. ev. III, 4, 46 : Xsjtgciv xad^aQöeig xal öaifiovcov djisXaCtigy
vsxQcop T£ dvaßiciaeig, xrjQciv re ävaßkiipeiq,
Joh. 9, 4.
a. Ephraem Syr. Ev. concord. expos. ed. Mösinger p. 197.
Et me oportet operari opera patris mei, qui misit me,
quamdiu dies est.
b. Macar. Hom. XXX, 6.
sQXBtai ri5g, ore ovxiri ävpaoO-e kQydC^BOd-ai-
c. Tatiani Ew. Harm. arab. ed. Ciasca p. 64.
Me oportet operari opera ejus, qui misit me, donec
dies est: veniet nox, et non poterit homo ad voluntatem
operari.
d. Joh. 9, 4. .
rißäq [h(iB] ÖBt iQya^eöd'ai ra igya rov jsdfitpavrog
t)fiäg [//fi], toDg rjuiga kcxlv SQXSTai vtJg, ore ovöeig
övvarai iQya^eö^ai.
Unter den Zeugen, welche Tischendorf gegenüber der
von ihm bevorzugten Lesart 7]giäg ftir die christologisch-singu-
larische Fassung fid namhaft macht, konnte selbstverständlich
Ephraems wichtige Zeugenschaft (nach Mösinger) sowie die-
jenige des arabischen Diatessarons und des Syr. Sinaiticus
noch nicht auftreten. Die Fassung des Macarius ovxiri dv-
vacd-e ^gya^eod-aiy wie er sie für den zweiten Satztheil aufbe-
wahrt hat, entspricht der Lesart des Origenes ftr den ersten
Satztheil: kQya^eod'S icog rjftiQa korlv. Man sieht, das vielge-
brauchte Logion war in mehrfachen abweichenden Fassungen
fortgepflanzt worden.
Job. 9, 14.
a. Iren. IV, 8, 2.
Et Siloa etiam saepe sabbatis curavit; et propter hoc
assidebant ei multi die sabbatorum.
126 AoasercanoniBcbe Paralleltexte zu Job.
b. Job. 9, 14.
fjv 6h oaßßaxov kv ^ W^Q<f '^ov xtjXov ijtolffisv 6 ^JrfiJai^
xal avicp^BV avrov rovq 6g)^alfiovq,
Der Wortlaut des Irenaeus tont wie ein Evangeliencitat
uns entgegen. Aber er findet sieb nirgends so im jobanneisclieii
Evangelium wieder. Vgl. Job. 9, 7. 11, wo allein im Nexien
Testament Siloab erwäbnt ist
Job. 10, 1. 7. 9.
a. Exe. Tbeod. § 26. ap. Clem. AL p. 975.
0^61' otav ehev' ^7^ ^^/^^ V ^vQa,
b. HippoL Ref. Haer. V, 17. p, 198 (Peratae).
roiJr' iorl, g)i]ol, zo slQrjfiavov iyci elfii ^ &vQa,
c Job. 10, 7.
eljtev ovv o Ii]Oovg' dfir^v diifjv Xiyco vfilv, ort iyci slf/t
7/ &VQa tcov XQoßaXCDV.
d. Ign. ad Pbilad. IX, 1. p. 78, 8.
avToq Sv d-vQa rov xargog^ öi r}i elosQXOPrai ^Aßgaafi
xai löaax xal *Iaxa)ß xal ol XQOtprjxai xal oi dxooroXoi
xal fj kxxXrjOla.
e. Pseudo-Ign. ad Pbilad. IX. p. 240, 12.
ovTog koriv t) jtgog rov Jtaxiga ayovöa oöog, . . , . tj ^vga
XTJg yvcocsmg, 6t rjg elCTJZd-ov jtßgaafi xal^Iöaax xal ^la-
xcißj MoöTJg xal 6 avfutag xwv jtQOfprftciv X^Q^^ ^^l ö«
oxvXoi xov xoofiov ol dnooxoXoi xcä r/ vviiq>ij xov Xqi-
Oxov.
f. Job. 10, 1.
dfifjv d(ifjv Xiyo) vulv, 6 fir^ elöSQXOfievog 6ia xfjg O-v-
gag xxX,
g. Job. 10, 9.
iyci slfii fj d^vQa' 6i ifiov tdv xig BlöiXd-y^ Coid-ri-
oexai, xccL BiosXsvoexai xal i§eXevosxai xal vofifjv fv-
b. HippoL Ref. Haer. V. 8. p. 156, 47 (Naasseni).
xovxOy q>7]olv, Xiyei 6 'irjaovg' kyci elfii 7] jcvXij j dXtj-
d-iVT]. . . . . ov 6vvaTai ovv, q>7]ol, öoO'^vai o xdXeiog av-
\
_:*
Texte und Untenucbungen zu Job. 10, 1. 7. 9. 127
d^QWjtog, kav fitj avayBvvrjd'Xi öia ravtijg BiöBXd'cov ttjq
i. Clem. Rom. I, 48, 4. p. 80, 10.
jtoXXciv ovv ütvXAv avscpyvi&v r] iv öixaioovv7] avxrj
köxiv 7] iv Xqiotcö^ kv %} uaxaoioi Jtapteg ol eloeXd'OVTeq.
k. Herrn. Sim. IX, 12, 6. p. 222, 7.
iy rfß jtvXf} 6 vlog rov dsov kortv avrfj [ila dcoöoq iort
jcQog rov xvqiov,
1. Herrn. Sim. IX, 12, 1. p. 220, 2.
avTTi rj jtvXfj 6 vloq rov d-eov köxL
m Herrn. Sim. IX, 12, 5. p. 220, 16.
lilav 2;^€« JtvXriVy fi^rt övvi^o^ slg xi}V jtoXiv ixBlvijv slo-
sX&elv bI fiTj öia rrjg ütvXfjg fig exBi.
n. Hom. Clem. III, 52. p. 50, 29.
öta rovTO avTog äXrjO^jg wp 3tQO(prix7ig iXByev iyoi Blfit
fi JtvXrj xrig C^<orig' 6 öt huov BtOBQYOUBvog BlciQXBxat
Big X7}v C,a)f]Vf cog ovx ovorjg Ixegag xrjg öci^Biv dvvaiiiv7}g
öiöaOxaXiag.
o. Herm. Sim. IX, 12, 3. p. 220, 8.
öia xovxo xaiPff iyivBxo ^ jtvXtj, Iva ol fiiXXopxBg od-
C^BCd-ai 6i* avxTJg slg xr/v ßaücXBlap BloiX&'Ofai xov
d-BOV.
p. Hom. Clem. III, 18. p. 41, 10.
rjxig iaxlv yvcioig, ^ (lovi] xfjv JtvXiip xrjg ^cong dpol^at
övpaxai.
q. Pseudo-Tertull. Carmen adv. Marc. I, 45.
nova janua vitae.
r. Lactant. Instit. IV, 29.
hie templi maximi janua est . . . hie ostium vitae.
8. Syr. Sin. Joh, 10, 9.
kyci Blfic rj ß-vga xcop :jtQoßax(DP' 6i ifiov Jtag, ocxig bIo-
igXBxai, ^^OBxai, xäi BlöBXBvOBxai xal k^BXsvOBxai xcu vofirjp
BVQI^ÖBL
Aus den Texten der Naassener und der Pseudo-Clemen-
tin en ist es evident, dass das johanneische Logion: iyci slfic tj d^Qa
128 AussercanoniBche PaiaUeltezte sa Joh.
auch mit der Variante: tj xvXi} handsclirifüich verbreitet war,
gerade so wie in dem synoptischen Herrenwort Mt. 7, 13 die
Synonyma dvga und jtvXti in den Handschriften wechselten.
Steht dies aber fest, dass das Logion: lym diu tj xvXtj aus alten
Handschriften des vierten Evangeliums stammte, so ergibt sich,
dass nicht blos die Citate bei Ignatius und Theodotus mit
der Lesart d^vQa^ sondern auch die Parallelen bei Clemens
Rom. und Hermas mit der Variante jtvXri auf das vierte Evan-
gelium zurückzuführen sind. Bei Hermas nehme man in den
Citaten k imd 1 für vloq xov d^eov das johanneische iyci, und
man hat das Logion: iyci sl/ii ^ jtvXfj. Auch klingt bei Her-
mas wie in den Pseudo-Clementinen durch das (i€oC,BCd-ai
das ocod^ösrai aus Joh. 10, 9 an. Femer beachte man bei
Her mas das öt avxr^g (=Joh. 10, 1: dia rrjg ß^Qag), sowie
eloiXd^coCi (= Joh. 10, 9: stöslsvoeTai), Bei Clemens Rom.
zeigt das slceX^otfreg dieselbe Parallele. Derselbe hat femer
noch mit den Worten Clem. Rom. I, 48, 2. p. 80, 5: xvXij yaQ
dixaioovvTjg dvsmyvta elg ^(o?]p avxri die xvXt} xrig C^corj^
den Text der Pseudo-Clementinen, des Pseudo-Tertul-
lian und des Lactantius deutlich schon angeschlagen, so dass
dieser Zusatz: xfjg ^(orjg als ein Bestandtheil des vorcanonischen
Textes zu recognoscieren ist — Wegen des ^i^oexai (=<Ja>i^r/-
ösxai) im Syr. Sin. vgl. Heft 111, 474 f. In der Variante tj &vQa
x(5v XQoßaxcov triflFt an dieser Stelle der Syr. Sin. mit der Vul-
gata-Handschrift gat zusammen.
Joh. 10, 10.
a. The Testament of Abraham ed. James c. 10. p. 88, 1.
ovxol sloiv xXexxai ol ßovXofievoi tpovov iQyaCeod-ai xcd
xXitpai xal ß-voai xal axoXicat.
b. Joh. 10, 10.
o xXinxrig ovx sQX'^xat el fifj Itva xXstp^ xal d-vo^j xcu
cbtoXdöij,
Job. 10, 11.
a. Ephraem Syr. Ev. concord. expos. ed. Mosinger p. 174.
Pastor bonus dat animam suam pro grege suo.
• ^-v„-v.-^ '-N'^Xy
Texte und Untenachungen zu Job. 10, 10. 11. 12. 129
b. Exe. Theod. § 73. ap. Clem. AI. p. 986.
6 dya^og Jtoifi^v . . . ztjv ^>rJXV^ v;n:hQ xAv lölcov jcgoßa-
rcop kjtiötdovat.
c. Epiph. Äncor. c. 34. p. 39 B.
xal' hy<6 slfii 6 jtoififjv 6 xaXog 6 rid^elg ri^p ywx^v vjthg
Tcov jtQoßarcDv.
d. Epiph. Haer. LXIX, 49. p. 771 C.
xai jtaXiv iyco elfit 6 Jtoififiv 6 xaJiog 6 rid^elg rfjv tpvxfjv
avrov vjthg rcov JtQoßaram.
e. JoL 10, 11.
iyd Ulli 6 Jioififjv 6 xaXog' 6 xoififjv 6 xaXog rr^v tpvx^^
avrov rld-fjoip vjcsq räv jtQoßdrwv,
Die Johanneische Redeweise rid^ivai xi}v ywx^P avrov ist
wurzelverwandt mit dem synoptischen Ausdruck: öovvai rr)v
tpvxfjv avrov (Mt. 20, 28 = Mc. 10, 45), an welcher letzteren
Stelle in aussercanonischen Paralleltexten ebenfalls rid-dvai
neben öovvai sich findet, wie umgekehrt zu Joh. 10, 11 iütiöi-
dovai neben dem canonischen rid-spai. Beide Redeweisen gehen
auf das hebräische itftS )n zurück, wie bekanntlich ^rö beide
Bedeutungen: ponere und dare in sich schliesst. Vgl. Heft III,
664 ff. Es wirkt also auch in dem johanneischen Evangelium,
wie es auch sonst oft zu bemerken ist und wie es ja auch gar
nicht anders sein kann, der hebräische Sprachgebrauch und die
hebräische Denkweise nach. — Charakteristisch und dabei ohne
alle handschriftlichen Parallelen ist das zweimalige 6 riO-elg bei
Epiph an ius. Dagegen findet sich neben dem kjtiöiöopai in
den Excerptis Theodoti die verwandte Lesart öldmötv in Cod.
2(* und D, sowie in den (auch durch Augustinus secundierten)
altlateinischen Übersetzungen.
Joh. 10, 12.
a. Ign. ad Philad. U, 2. p. 72, 2.
jtoXZol yag Xvxoi d^iojtcoroi i^öovy xax^ alxtiaXa>rlC,ovoip
rovg ü'SOÖQOfiovg,
b. Exe. Theod. § 73. ap. Clem. AI. p. 986.
[itöd^carA jtagajtXrjöiog ixacrog rov Xvxop oQcipri
JiQOCiopra xal (pevyopri.
Texte a. Unteraachangen X, 4. 9
130 Aotsercanonische Paralleliexte tu Job.
c. Just. Apol. I, 5S. p. 92 B.
(og vxo Zvxov aQveg ovvrjQxaOfiivoi,
d. Agatbangelus c. 63. p. 33, 44. ed. Lagarde.
xal fifj diacxaga^xi '^^ ciQvla xwv oöiv XQoßaxoav 6 Xvxog
o 6iaq>&0QSvg, xal fif^ diaoxoQxlofj 6 ix^Q^? '^V^ ^<^^?
Tjfiäv ra djcoOToXixa XQoßaza xr^q Of/g ayiXfjg.
e. 4. Esra 5, 18. veri Hilgenfeld.
fifj iyxaxaXixxig ripiag xa&cog 6 xoififjv xijv xolfiPf]V avxov
f. 4. Esra 5, 18. Latine.
et noQ derelinquas dos sicut pastor gregem suum in mani-
bus luporum malignorum.
g. Job. 10, 12.
6 fiiod-coxog . . . d-scoQst xop Xvxov kgxofiBvov xal
dtplfjOiv xa xQoßaxa xa\ (pevysi, xal 6 Xvxog ägxa-
^ei avxa xal oxoQxlCsi,
Dass zwischen Job. 10, 12 und 4. Esra 5, 18 ein Verwandt-
scbaftsverbältniss .bestebt, ist zweifellos. Denn sogar das dere-
linquas des lateiniscben Textes entspricht als lateinische Version
dem griechischen atpiivai in praeciser Weise und hätte von
Hilgenfeld in seiner Retroversion ebenso gut mit d<piivai als
mit dem von ihm gewählten iyxaxaZelxsiv wiedergegeben
werden können. Es fragt sich nun: Wo liegt die Abhängigkeit?
wo das Original? Ich zweifle nicht einen Augenblick, dass in
Job. 10, 12 das Original, in 4. Esra 5, 18 das Plagiat zu suchen
ist. Ich halte es fbr völlig ausgeschlossen, dass der originale
Verfasser des vierten Evangeliums bei der judaistischen Compi-
lation der Esra-Apokalypse eine Anleihe gemacht und mit
einem von dorther erborgten Gedanken Jesum geschmückt, ja
diesen erborgten Gedanken zum Substrat eines der köstlichsten
und tiefsinnigsten Gleichnisse gemacht haben sollte. Hat man
schon vor Abfa-ssung der Aidax^j das jobanneische Evangelium
liturgisch verwerthet, hat schon Clemens Romanus das jo-
banneische Evangelium gekannt und benützt., so liegt kein Hin-
derniss gegen die Annahme vor, dass der mit Clemens Roma-
nus gleichzeitige Verfasser der Esra-Apokalypse aus derselben
Quelle geschöpft haben sollte. Die Ignatius-Parallele geht
wahrscheinlich auf Mt. 7, 15 zurück. Dagegen das Citat aus
Texte und Untersuchungen zu Joh. 10, 12. 14. 16. 131
Justins Apologie setzt den johanneischen Gedankenkreis Toraus,
bertihrt sich aber auch mit dem aussercanonischen Eyangelien-
text des IL Clemensbriefes. Vgl. Agrapha S. 377f.
Joh. 10, 14.
a. Macar. Hom. Y, 12.
ra ifia yag, g}f]Ol, Jtgoßara rrjq ififjg g)a>v^g dxovovcij xal
yipcioxa) ra ifia xal T^^^^^^ouaiij^^
b. Syr. Sin. Joh. 10, 14^.
7ca\ yivciöxo za l^a, xal ra k(ia yivciöxovol /le, x(ä yivci-
oxofiai vjto rcQV ifiäv. ^-^— —
c. Joh. 10, 14»>. ,
xal yivcioxG) ra ifia, xal yivcioxovol fie ra ifia.
Unter den fftr die Lesart: yivcioxoiiai v^o r(5v i/acav von
Tischendorf aufgefCihrten Zeugen (Ghrysostomus, Cyrillus
AL, Codd. AX r jd A n u. a.) ist das oben ersichtliche Ma-
carius-Citat nicht erwähnt Neuerdings kommt auch noch der
Syr. Sin. dazu, welcher beide Lesarten vereinigt.
Joh. 10, 16.
a. Herm. Sim. VI, 1, 6. p. 162, 2. 4.
xdi avTog 6 Jtoiftf^v Jtaw IXagog fjv ijcl rqo Jtoifivlq)
avTov . . . xal aZXa JtQoßaxa elöov.
b. Joh. 10, 16.
xcu aXXa jtQoßara exco, a ovx eotip ix rtjg avX^g rav-
zTjg' xaxslva öeZ fis ayayslp, xal ZTJg ipatpfjg (lov dxovoov-
oiv, xal ysvijOBzai (da Jtolfivi]^ elg Jtoifii^v,
Da an zahlreichen Stellen die Abhängigkeit des Hermas
von Johannes zweifellos sich zeigt (vergleiche namentlich noch
das nächste Citat), so ist auch hier die charakteristische Par-
allele zwischen dem Hirten der Herde und den „anderen
Schafen" bei Hermas auf denselben Einfluss zurückzuführen, ja
wohl sogar der Titel des Pastor Hermae mit dem johanneischen
Oleichniss verwandt
9*
132 AaBsercanoniBche Paralleltexte za Joh.
Joh. 10, 18.
a. Henn. Sim. V, 6, 3. p. 154, 14.
öovg avTOtg rov vouov, ov elaße jtaga tov xaxQog
avzov.
b. Joh. 10, 18^
ravTTiP rfip hvToXrjv iXaßov xagd rov JtazQog [lov.
0. Just Dial. c. Tryph. c. 100. p. 326 C.
o ajib xov jeargog avzov Xaßciv l^^t.
Diese Hermas-Parallele schliesst sich an den johanneischen
Text noch enger an als das Justin-Cütat und zeigt auch in
diesem Falle die Abhängigkeit des Pastor Hermae von dem
vierten Evangelium. Bei Justin ist nicht blos der Sprachge-
brauch, wie bei Hermas, sondern auch der Gedankengang von
dem johanneischen Evangelium beeinflusst, sofern bei ihm, ganz
wie Joh. 10, 18, der Hinweis auf das freiwillige Sterben und
Auferstehen Jesu vorausgegangen ist.
Joh. 10, 27.
a. Ign. ad Philad. H, 1. p. 72, 1.
o:^ot; 6h 6 JtOLfii^v kOTiVj extl dg jtQoßaxa axakov-
b. Hom. Clem. III, 52. p. 50, 34.
xal jtaXiV xa ifia JtQoßara axovei rfjg ifiijg qxovfg,
c. Joh. 10, 27.
T« xQoßara rä ifid rfjg qxovtig fiov dxovovoiv,
xdyo) yivoioxco avra^ xal dxoXovd^ovöiv (loi.
Mitten unter zahlreichen synoptischen Citaten finden sich in
den pseudoclementinischen Homilien (Hom. III, 52) zwei Citate
aus dem johanneischen Evangelium, das eine, Joh. 10, 9, nach
einem aussercanonischen Texte, das andere, Joh. 10, 27, wörtlich
mit dem canonischen Texte übereinstimmend. Der Cod. o der
Clementinen liest sogar auch axovovoiv. Das nach den
übrigen Hand.schriften von de Lagarde aufgenommene axovti
findet sich noch im Cod. Cantabr., Cod. Alex., bei Clemens
AL, Origenes u. A., war also weit verbreitet
Texte und Untenachungen zu Job. 10, 18. 27. 28. 30. 133
Job. 10, 28; 8, 31.
a. Das zweite koptisch-gnostisclie Werk ed. Schmidt (T. u. ü.
Vni). S.548.
idcoxsp avTotg ipzoXag' fiipets iv tc5 Xoym r^ i(^<p,
xal dciao v/ilv ^(otjp alciviov.
b. Joh. 8, 31.
JbXsybv ovv 6 ^IrfiovQ XQoq rovg jisjtiOrevxoTag avxm ^lov*
öalovg' iav vfistg fielvTjrs iv rm Xoycp T(p ifim, aXfj-
d-(Sg /uzd-Tiral fiov iori.
c. Joh. 10, 28*.
xdyo) dlöcDfii avTOtg ^mrjv alcoviov.
Es ist ein aus Joh. 8, 31 und Joh. 10, 28* zusammengeflossener
Mischtext, welchen der koptische Codex Brucianus in der
Form einer kvroXfj mit direkter Anrede überliefert hat
Job. 10, 30. Job. 17, 22'.
a. Epiph. Haer. LXI V, 9. p. 532 D.
o Xiycov ky<ü iv rm jtazQl xal 6 xav^Q iv hfiol, xal ol
ovo %v iofisv.
b. Epiph. Haer. LXTX, 19. p. 743 A.
jtegl Tov Xiyeiv hyco iv rS xargl xai 6 jtarTJQ iv ifiol,
xal oTi ol ovo iv iöfiev.
c. Exe. Theod. § 61. ap. Clem. AL p. 984.
iy(D xal 6 xar^Q iv iöfiev.
d. Joh. 10, 30.
iyci xal 6 JtarrjQ iv iOfiev.
e. Ign. ad Magn. VII, 1. p. 34, 8.
(oOJtBQ ovv 6 xvQiog avev rov JtatQog ovöev hjtolricev^
jva)fiivog (Sv.
f. Epiph. Haer. LXIX, 69. p. 793 B.
xal XiyovOiV oQag ro vjt avrov Xsyofisvov on iyco iv xtp
ytargl xal 6 naxrjQ iv ifiol, xal ol ovo iv iöfiev.
g. Macar. de libert. ment. c. 13.
xäi avrbg öh 6 xvQiog' ciöJtSQ iyco xal ai) iv iö/isv.
134 Anssercanoniscfae Paralleltezte za Joh.
L Orig. Exhort. ad martyr. c. 39. Opp. I, 300.
wg iycb xal Ov IV iöfisv.
i. Epiph. Haer. LXIX, 69. p. 793 A.
xal jtaXiv' jtolrjoov avrovq tva cooiv hv hfiol, cSq xayA
xal ci) ^p kofiBV, '>-r--—
k. Joh. 17, 22^
tva a}Oiv %v, xad-coq ^/lelg %v.
Im Vorstehenden finden wir zwei ausaercanonische — von
Tischendorf nicht notierte — Textgestalten zu Joh. 10,30.
Die eine Textgestalt wird in der Form: ol ovo h? iC߀P und in
Verbindung mit Joh. 10, 38: ort iv i/iol 6 JtarTjQ xayw iv xtp
3taxQl = Epiph.: iyco iv tc5 jtatQi xal 6 jiar^Q iv kfiol — aus-
schliesslich Ton Epiphanius vertreten. Die andre Textgestalt
aber: kyd xal Ov %v iöfisp begegnet uns ausser bei Epiphanius
auch noch bei Origenes und Macarius, war also handschrift-
lich verbreitet.
Joh. 10, 36.
a. Epiph. Haer. LXXIII, 20. p. 867 A.
xal' ov 6 jtarTjQ i^ylaös xal djtioreiXBP slg top xodfioVj
ifiol xo>l5Te, ort eljtov* vlog d^sov slfiL
b. Joh. 10, 36.
op 6 jiarrJQ TJylaoev xal djtdorBiXev €lg top xoöfiop, vfistg
XiysTB OTi ßZaaq>7ifiatg, oti bIxop' vlog d^sov slfd.
Die Variante von ifiol xo^ccts für vfielg XiyeTS oti ßXaöfpr^-
fislg beruht wahrscheinlich auf einer Vermischung von Joh. 10, 36
mit Joh. 7, 23: k/iol xoXaTe, an welcher Stelle allein überhaupt
das x^^^^ ^^ Neuen Testament gebraucht ist.
Joh. 11, 25. 26.
a. Exe. Theod. § 6. ap. Clem. AI. p. 968.
öio xal q>7jaip 6 xvgiog' iyci elfii ^ ^corj.
b. Ign. ad Trall. II, 1. p, 44, 10.
ipa JtiCTevöapTeg elg top d-apoTOP avTOv t6 aJtod-aPBlv
ix^vytjTB,
Texte und UntersuchuBgen zu Job. 11, 25. 26. 39. 135
c. Pseudo-Ign. ad Trall. IL p. 184, 4.
iva otiOxBvovTBQ elg zov d-ävaxov avrov 6iä xov ßa-
xrlöfuzTog xoivwvol rrjg ävaoraOeoog avrov yivrio&^e.
d. Aiö, X, 2.
Tcal jtlöTSCog xal ad-avaolag, r/g kyvcoQiCag.
e. Job. 11, 25. 26.
bIjibv avr^ o^lrjcovg' iyci slfti rj avaoraöig xalrj ^a)rj'
0 jciorsvcop elg ifih xav ajtod^avxi ^i^oerai, xal jtag 6
^mv xal jtiarEvc3V elg ifih ov (irj äjtod-av^] elg top
al(5va.
Dass die Parallele bei Ignatius auf Joh. 11, 25. 26 zurück-
geht, wird wohl von Niemandem bestritten. Aber auch die Ver-
bindung von jtlörewg xal aß-avadag in den liturgischen Gebeten,
welche der Redaktor der Jiöax^ aufgenommen hat, weist auf
eben diese Quelle. Man erinnere sich nur, dass aus demselben
Capitel Joh. 11 noch mehr Anklänge in jenen eucharistischen
Gebeten wiederkehren, darunter eine Parallele, welche eine andere
Annahme als die schriftstellerische Abhängigkeit von dem vierten
Evangelium ausschHesst. Vgl. die Erläuterung zu Joh. 11, 51. 52.
Joh. 11, 39.
a. Acta Pil. VIII. A. p. 240. ed. Tischendorf.
aXZoi de ebtov oxi rov Aa^agop red-vrixora fjyeiQep kx
xov iivrifielov xexQaiifieQOv.
b. Const. V, 7. p. 133, 3.
avxog yoLQ eljtev 6 xal Ad^aQov avaöxfjüag xexQajfdegov.
c. Joh. 11, 39.
xvQUj fiöri oC^er xexagxalog yaQ Icxiv,
Die aussercanonische Variante xexQayjfiBQog für rexagxalog
muss, wie die Übereinstimmung der Acta Pil. und der Con-
stitutionen zeigen, sehr alt sein. Sollte in derselben ein Rest
vorliegen von einer dem Urevangelium angehörig gewesenen
Perikope, die Auferweckung des Lazarus betreflFend, zu welcher,
wie ich vermuthe, Lc. 13, 31—33 die Einleitung gewesen ist?
Vgl die Erläuterung zu Lc. 13, 31. Heft DI, 387. Auch in der
Anaphora Pilati haben wir den Text: xexgai^fiBQOv vbxqov
136 Aussercanonische Paralleltexte za Joh«
avioTTjöBy dazu freilich folgende, die späte Hand yerrathende
drastische Ausmalung: Anaphora Pil. A. c. 1. p. 437. ed.
Tischendorf: rszQarjiieQov vbxqov aviattjöev, Jioytp (lovco xaZi-
oag avTov, rov red-vscorog rov Ixtoga Ijj^oito^, xai öva^Q-a-
QivTog ix Tc5v yevofidvtDV axcoXtjxcDv rov öciiictrog avrov xeu
rb övöcoöeg rov xvpog l;|roi^TO§' op löa>v kv ro5 Taq>cp xelßevov
ixdXsvösv rgdx^iv, fujze oXcog vexQov ri J^xoprog, äX7^ €og hc
jtaöTov PVfig)log ovxmg i^^Xd-sv hc tjov xaq>ov sva>6lag jtXeiCrrjg
jt€JtXi]Ofi^pog. — Übrigens bietet hier der Syr. Sin. einen seiner
paraphrastischen Zusätze, indem er Martha sagen lässt: xvQia^
öiazl agcofiBP top Xld-op; löov tjörj o^sr reraQratog yoQ ioxiv.
Job. 11, 41*. 42N
a. Joh. 11, 41^
otaxBQ^ svxccQiöxco ooiy oxi ^xovöag (iB,
b. Alö. IX, 2.
Bxxci.Qf'<i'^oviiip öoiy JtaxBQ r^cip,
c. At6, X, 2.
BvxccQi'OxovfiBP öoi, jtaxBQ ayiB,
d. Aiö. IX, 3.
BVXCCQiOxovfiip COLy JtaxBQ rinoip,
e. Just. DiaL c. Tryph. c. 106. p. 333 B.
xdi ort rjjttöxaxo xop naxiga avxov napxa JtagixBip avxtp,
cog i^^lov,
f. Joh. 11, 42*
iyci 6h ^öbip, oxi jtapxoxi (lov axovBig.
An und ftir sich wäre es möglich, das BvxoQiOxovfiip öoi
xaxBQ in den eucharistischen Gebeten der Acöax^i auf Lc. 10,
21=Mt. 11, 25 zurückzuführen, wozu bei Marcion der ausser-
canonische Text: BvxccQiöxS cot als Übersetzungsvariante von
"'laÄ nb miÄ — neben der mehr hebraisierenden Version: k^O'
fioXoyovfial ooi vorliegt. Vgl. Epiph. Haer. XLII. p. 329 B und
diTErläuterungen zu Lc. 10, 21. Heft III, 197 ff. Aber diese
Parallele zeigt nur, wie wurzelverwandt das johanneische Evan-
gelium mit dem Typus des Urevangeliums ist. Thatsächlich
hat der Verfasser jener eucharistischen Liturgie aus dem johan-
Texte und Ünteranchiuigen za Job. 11, 41. 42. 43. 44. 137
neischen Eyangelium geschöpft. Das zeigt der allein im johan-
neiscben Eyangelium zu findende Ausdruck: x&xbq ayu wie auch
die gesammte übrige Abhängigkeit der eucharistischen Liturgie
von Johannes. Wahrscheinlich geht auch die Sinnparallele bei
Justin auf das vierte Evangelium zurück. — Der Syr. Sin. gibt
zu Job. 11, 41 ebenfalls eine paraphrastische Erweiterung: rorg
ol avögeg iorffkoxeq fjYyiöav^ fjQOP top Xld-ov xtX.
Joh. 11, 43. 44.
a. Clem. AI. Paed. I, 2, 6. p. 101.
xäi T(3 red-vscirr Aa^age^ eljtev, i^i^-r 6 dh k^fjXd'S rfjg
COQOV 0 vexQogy olog riv Jtglv rj jtad-stv.
b. Epiph. Ancor. c 98. p. 101 C.
xal xvQiog TOP Aa^aQOP fjyeiQB, xal ovx iyxariXiJte Xsl-
tpapop kp rm fipi^fiari^ dZXä fierä xeigidSp xal rmp aXXoop
kpöv/iatcop.
c. Syr. Sin. Joh. 11, 43. 44.
xai dg Tovra sljtep, ixQovyaaep qxnp^ (isyaXy xäi iXeysp'
Aa^<iQ, i^i&iy ÖBVQO e§a), xäi avr^ rij Sga [av^^g^)] ^g-
f^Xd-BP o XBd-Pfjxoag, ÖBÖEfiBPog rag x^^^Q avrov xäi rovg
jcoöag avrov xBiglaig, xäi ÖBÖBfiipog ri^p orpip avrov cov-
öaglcp.
d. Joh. 11, 43. 44.
xäi ravra bIjtcop ^mpy fiByaX^] ixQa-vyaOBP' Ad^agB, öbvqo
2ga>. k^TJXd^BV 6 TBd-PTjxcog ÖBÖBfiBPog rovg otoöag xcii
rag x^^Q^^ XBiglaig, xal rj otptg avrov Covöaglco jtBQCB-
ÖiÖBXO,
Räthselhaft, wie so Vieles in den Citaten des Clemens AI.,
ist der völlig aussercanonische Text: Aa^aQB^ l^id't'^) an Stelle
des Johanneischen AdC^aga^ öbvqo £§a>. Eine Erklärung fände
diese Erscheinung, wenn wir auch in diesem Fall den Rest einer
1) Nestle bemerkt: r^OV^JLa ooja «> avz^ rj wga gewöhnliche
Übersetzung von ev^vq, sodass der Syr. Sin. hier genau mit Cod. D zu-
Bammentrifit: xal evOvg,
2} Sanday im Ezpositor 1891. V, 357 vergleicht dazu das anid-i in
dem von Clemens zu Lc. 5, 24 gegebenen aussercanonischen Citat. Vgl.
Heft m, 49.
138 AuBeeicanonische Paralleltexte sa Job.
urevangelischen Perikope vor uns hätten. Vergleiche dazu die
Bemerkungen zu Lc. 13, 32. Heft III, 387 ff. — Doch ist es merk-
würdig — was ich erst nachtrage, nachdem das Vorstehende
schon längst geschrieben war — , dass das ^id-i («ASl) neuer-
dings auch im Syr. Sin. wiederkehrt, neben der canonischen
Lesart: öbvqo Igco, sodass auch hier sich zeigt, dass der Alexan-
driner bei seinen abweichenden Gitaten nicht ohne handschrift-
liche Unterlagen war. Im Übrigen erkennt man hier die para-
phrastische Natur des Syr. Sin. recht deutlich.
Job. 11, 48.
a. Const. VI, 25. p. 188, 10.
xal' iav fif] cbtoxrelvcofiev xov Xqiotov, ^i]Ol, xavxsq slg
avTov jtiöTBvoovOi, xal kXevoovtai ol ^Poo/ialot xal ägovöiv
ijfi(DV xal xov rojtov xal ro eB-vog.
b. Syr. Sin. Joh. 11, 48.
xal kav ag)a)fi6V avrov ovrcog, navxsg {ol avO-gwjtoi) slg
avxbp Jtioxevoovöiv xal iZevöovxai ol ^Pa>iialoi xcä. aQov-
Oiv X7JV jtoXtv rj(i(5v xal xo id-pog fjutSv.
c. Joh. 11, 48.
kap aipäfiev avxop ovtcd^, jtapxsg jtiöxevöovoip elg avxop^
xal kXevOopxai ol ^Pa>(ialoi xal agovöip ruimp xcA xov xo-
jtop xal xo id-rog.
Die aussercanonische Variante iäp iirj äjtoxxelpcDfisp xop
Xqloxop der Constitutionen hat schon Tischendorf notiert
und mit der Bemerkung: „Libere" wohl richtig charakterisiert;
denn die Bezeichnung xov Xqioxop ftir avxop ist in dem Munde
seiner Feinde höchst unwahrscheinlich.
Joh. 11, h\\ 52.
a. Joh. 11, 51^
oxL ijfieXXev ^Irjoovg anod-vrioxsiv vn^Q xov Id'povg.
b. Barn. VII, 5. p. 32, 10.
vjtlg äuaQXicop fiiXXopxa xov laov (jlov xov xatvov
jtQOö^sQSiv xTjv oagxa fiov.
Texte und Untersuchungen zu Job. 11, 48. 51. 52. 139
c. Aiä, IX, 4.
ScjteQ i}v xovxo xXaOfia öieoxoQJtiOfievov ixavm zcov
OQBoav xaL övvax^^v iyivexo %v, ovxto <^'^^^X^^SJ^ ^^^
^ ixxXfjcla.
d. Just. Ap. I, 52. p. 87 D.
6ia Zaxccglov xov jtQoq)ijxov jtQoq>TjttvQ-ivxa kXixO^ or-
xcoq' kvxsZovfiai xolg xiOöaQCtv dvdfioig övva^ai xä
höxoQJtiCfiiva xixpa,
e. Jes. 11, 12 LXX.
xal dgel Ornietov coc xä td'Vt} xal ovva^si xovg djtoXo-
(iivovq ^IOQaT]X xal xovg öieojtag/ievoyg 'lovöa övva^st ix
tc5v xecodgcov jtxeQvycov x^g yijg.
f. Job. 11, 52.
xal ovx vjthQ xov 1^9-vovg fiovov, dlX* tva xal xa xixva
xov d-eov xä öisöxoQJtiOfiiva cvvaydyy elg ^v.
Ob das Barnabas-Gitat mit Job. 11, 51^ zusammenhängt, ist
einigennassen fraglich. Für die Abhängigkeit des Barnabas-
briefes von dem jobanneiscben Evangelium auch an dieser Stelle
spricht das fiiXXovxa im Vergleich mit dem ijfieXXev bei Job.
Man vgl im Übrigen oben S. 7 f., sowie Wohlenberg, die
Lehre der zwölf Apostel in ihrem Yerhältniss zum neutestament-
liehen Schriflthum 1888. — Sehr interessant gestaltet sich die
Untersuchung über das vorstehend mitgetheilte Citat aus Justins
Apologie. Thirlbius (bei Otto) sagt dazu: „Haec omnia tam-
quam Zachariae verba citantur; sunt autem partim Jesaiae, par-
tim Zachariae, partim ipsius Justini." Zahn (Gesch. des Kanons
I, 2. S. 533) nennt dieses Citat „ein Convolut von Reminiscenzen,
welches in keiner Handschrift dieses Propheten gestanden haben
kann". Ich möchte aber vielmehr glauben, dass wir es hier mit
einer pseudepigraphischen altchristlichen Zachariasschrift
zu thun haben. Die Synopsis Sacrae Scripturae (bei Atha-
nasius Opp. IL p. 201) zählt unter den mit alttestamentlichen
Namen geschmückten pseudepigraphischen Büchern auch eine
Schrift riZaxoQlov Jtaxgog ^Ia)dvvov"^ auf, welche, nach
diesem Titel zu urtheilen, sicherlich christlichen Ursprungs war.
Ob gerade diese Schrift Justin vor sich gehabt hat, wer will
es entscheiden? Es konnte auch noch einen anderen Pseudo-
Zacharias christlichen Charakters geben, wie wir einen Pseudo-
j[40 AusBercanoniflche Paralleltexte zu Joh.
Jeremias (vgl. Heft ü, 372 ff.) und einen Pseado-Ezechiel
kennen, welche Pseudepigraphen von den patristischen Schrift-
steilem häufig benützt werden. Eine solche Mischung alttesta-
mentlicher Beminiscenzen mit neutestamentlichen Anklängen,
wie in obigem Justin-Citate, von dem ich nur den Anfang ge-
geben habe, ist recht eigentlich die Art jener altchrisÜichen
Pseudepigraphen.^) Dass nun in dem Citate Justins, welches er
auf Zacharias zurückfährt, auch ein neutestamenÜicher Anklang,
nämlich an Joh. 11, 52, eingefiochten ist, zeigt die Erwähnung
der rixpa, welcher Ausdruck in der Mutterstelle Jes. 11, 12,
durchaus fehlt. Der Verfasser des Yon Justin citierten Pseudo-
Zacharias hat also beide Stellen, Jes. 11, 12 und Joh. 11, 52,
in eins yerschmolzen« Ein ähnlicher Vorgang hat in der
eucharistischen Liturgie der Aiöax^l stattgefunden. Denn
dass der Verfasser derselben sowohl Jes. 11, 12 als auch Joh.
11, 52 vor Augen gehabt hat, zeigt der Ausdruck: övva^ov
avTfjP aJio rcöv rsöodgcov dvificop {Aiö, X, 5) einerseits, als
andererseits die lediglich auf das johanneische Evangelium zu-
rückweisende Fassung: avvaxO-hv iyepszo iv (AtdAX^ A). VgL
oben S. 2f Gerade das IV ist specifisch johanneisch: iva woiv
IV (Joh. 17, 11. 21. 22. 23). Möglicher Weise besteht sogar
zwischen dem Zacharias-Citat Justins und der eucharistischen
Liturgie der Aiöaxv ^^^ Zusammenhang. Denn die riocageg
avsfioiy in denen beide sich berühren, finden sich genau so weder
Joh. 11, 52 noch Jes. 11, 12, wo es vielmehr hc rciv TBOCagcnv
xregvycov heisst.
'*•.-/■ w^^ "^ -
Joh. 11, 51.
a. Joh. 11, 54.
*Irjöovq ovv ovTiixi xaggricla xBgu:xazBt kv xolq *Iov6<zloigy
dXXä djtfßd-sv Ixeld^BV slq X7}v xAgav kyyvg rrjg hgrifiov,
big ^Eq>gatfi Xsyo/iivtjv Jtokiv^ xdxet dUxgißev fiexä x6iv
f/ad^xcov.
1) Meinerseits habe ich eine Sammlung alttestamentlicher^Agrapha"
angelegt, von welcher ich nicht weiss, ob sie je zur Veröffentlichung kommen
wird. Aber das weiss ich, dass es auf diesem Gebiete noch viel zu er-
forschen gibt, wodurch neues Licht über die urchristliche Literatur ver-
breitet werden kann.
Texte und Untersuchungen zu Job. 11, 54. 141
b. Cod. Cantabr. Job. 11, 54.
^iTjCovq ovv ovxiri JtaQQrjCia nBQiBJtaxet kv xolq ^lovöalotq^
aXXa axt^Xd-Bv Big xf}V x<^Q^^ 2!afig>ovQBlv iyyvg t^$ igi^"
(lOVy Big ^Eg)Qaifi XByofiivtjv stoXiv, xdxBt diBXQißBV (iBtä
Tciv (lad^rmv.
Der Zusatz Jkxfi^ovQBlv ist eine von den wenigen tiefer
greifenden Textcorrekturen, welche der Redaktor des Cod. D
am Johanneischen Evangelium sich erlaubt hat. Und dass dieser
Zusatz auf den Archetypus des Cod. Bezae zurückgeht, ergibt
schon die Sicherheit, mit welcher dieser ganz aussercanonische
Textbestandtheil auftritt Es sind nun sowohl von Harris (A
Study of Cod. Bezae p. 184, vgl. über diese Studie Heft I, 28 ff.)
als auch von Chase (The Syro-Latin Text of the Gospels, 1895,
S. 108) Vermuthungen zur Erklärung des Namens JSa/iq)OVQBlv
aufgestellt worden. Seinem Bestreben gemäss, die Eigenthüm-
lichkeiten des Cod. D und seiner Trabanten aus dem Syrischen
abzuleiten, will Chase (in diesem Fall mit Harris) in der Silbe
öafi das syrische röttx..i (= cujus nomen), in der Endsilbe bcp
ebenfalls einen Syriacismus und in dem Worte q)0VQBiv das syrische
^1A=> (= x^Q^o^) erkennen, sodass oa(iq)ovQBtp bedeuten sollte:
cui nomen „desertum^ erat. A^er hierbei ist übersehen,
dass die Schreibweise bip für iv im Cod. D auch in rein
griechischen Wörtern — z. B. sehr häufig vfiBtv = vfitv —
uns begegnet, ferner dass die Pluralendung I'J, wofür hier
der Schreiber die Endform des Namens hielt, im Späthebräischen
sehr gebräuchlich ist, dass mithin ursprünglich der Name aa//-
g>ovQi/i gelautet haben muss, was ja auch die — von Chase
völlig unberücksichtigt gelassene — Form „sapfurim" im latei-
nischen Texte des Cod. Bezae deutlich zeigt. Diese lateinische
Form „sapforim" verbietet aber auch & für a zu nehmen, sofern
pf in sapfurim vielmehr Jtq), also & = &, voraussetzt und ausser-
dem zeigt, dass das fi in oa(i(povQBiv — ähnlich wie das [i
in ^Afißaxovfi = plpin — nur eingeschoben ist und in keiner
Weise zu der Grundform des Namens gehört. Überhaupt liegt
es doch auf der Hand, dass der lateinische Text des Cod. Bezae
in diesem FaU einen viel besseren Ausgangspunkt zur Erklärung
des Namens bietet als der griechische Text. Denn „sapfurim"
= 2a3tfpovQl(i ist sichtlich mit dem ÜBjcfpagovaifi der LXX
142 Amflercanoniflche Parallelfcexie sa Joh.
(ygL 2. Regg. 17, 29 ff.) identisch, zumal da der Austausch von a
und e in Eigennamen , welche aus dem Hebräischen stammen,
sehr häufig ist. Freilich hinter UexipaQovatfi liegt in let2:ter
Instanz ein babylonischer Name, nämlich Q71*TO, woAir
2. Regg. 17, 31 das Chethib sogar Q*in&0 bietet, welches unserer
Kamensform noch näher kommt Aber dieser Name hatte sich
durch Ansiedelung yon Colonisten, die aus 2sjtg>aQoväifi stamm-
ten, in Palaestina eingebürgert. Ihre Ansiedelung war, wie man
aus 2. Regg. 17, 29 ff. ersehen kann, in der Nähe von Bethel
geschehen. Dieser Umstand harmoniert vortrefflich mit der in
Joh. 11, 54 vorausgesetzten Situation. Denn die WQste bei
Ephraem lag südlich von BetheL Vgl Heft III, 514 Anm.,
dazu Epiph. Haer. XXX, 9: ip ry ^QW^ Tfjg BaiO-t^X xai
^Eg>Qatfi ijcl ttjp oQstvriv. (Epiphanius durchwanderte diese
Gegend von Jericho aus aufwärts durch die Wüste Ephraem bis
nach BetheL) Es muss also zu der Zeit, als der Archetypus
des Cod. Bezae entstand und der Verfasser desselben den Namen
JSsjcg>aQoväifi (= sapfurim) einfügte, diese Gegend (Zö5p«) unter
dem Namen D^l'lfip noch bekannt gewesen sein und der Ver-
fasser muss noch Kunde davon gehabt haben, dass Jesus gerade
in dieser Gegend die letzte Zeit vor seinem Einzug in Jerusalem
zugebracht hat Er hätte sonst nicht mit solcher Bestimmtheit
diese Angabe dem johanneischen Texte inserieren können. Be-
züglich der hieraus sich ergebenden Consequenzen vgl. man die
Bemerkungen am Schlüsse dieses Hefkes.
Joh. II9 55.
a. Barn. V, 1. p. 20, 5.
Ipa ry aq>iOBL rwv äfiaQxi&v ^Y^^^f^^f^^y o ioxtv kv to5
aHitaxi Tov ^aprlöfiarog avrov.
b. Joh. 11, 55^
xäi avißrfiav ;jtoXXo\ elg IsQOöoXvfia ix rijg ^oipag jrpo
TOV ütaGxa, Xva dyplöcocip iavrovg.
An dieser Stelle ist die von den Erklärern des Barnabas
hervorgehobene Vergleichung mit Joh. 11, 55^ viel weniger be-
deutsam als in der vorausgegangenen Parallele zu Joh. 11, 51. 52.
Denn die Verwandtschaft besteht doch nur in aypiad^cifiev, ver-
glichen mit dem äyplccoöip Iavrovg. Aber obwohl das ttypt^sip
Texte und Untenmcbungen zn Joh. 11, 55. 12, 2. 13. 143
in sämmtlichen vier canonischen Evangelien nur hier (Joh. 11, 55^)
als ajrag Xeyofievov erscheint, so ist der Zusammenhang bei
Barnabas und im johanneischen Evangelium, sowie die Ver-
werthung des Ausdrucks an beiden Stellen durchaus verschieden.
Und das entscheidet.
Joh. 12, 2.
a. Epiph. Haer. LXVI, 37, p. 652 B.
delxwöi yoQ ca<pAq to ayiop svaYysXiop, ort dvsxeiro 6
^Irfiovq, xal 6 Aa^agog avixBixo (ibt avxov* aXXa xal
iv JtaQaöooeöiv rjvQOfisv, oxt xQiaxovxa krcöv rjv rote 6
Aa^aQogj oxe jyTJyeQxaL /aaxa 6h xb avaoxrjvat avxov aXZa
XQiaxovxa Ixri l^ffiB.
b. Joh. 12, 2.
kjtohjoav ovv avxA dsljtvov ixel, xaL t] Magd-a öiijxopsc
6 ÖB Aa^agog Big 7]v ix xcop ävaxsifiBvmp Ovp
avxm.
Es schien mir angezeigt, die aussercanonische Tradition in
Betreff des Lazarus an dieser Stelle einzureihen und in Erin-
nerung zu halten. Epiphanius hat dieselbe, wie das tjvqoiibp
andeutet, aus einer schriftlichen Quelle kennen gelernt. Die
Nachricht, dass Lazarus noch 30 Jahre den Herrn überlebt habe,
würde wohl zusammenstimmen mit dem Zeugniss des Apologeten
Quadratus. Vgl. die Erläuterungen zu Mt. 27, 53. Heft 11, 363 ff.
Joh. 12, 13\
a. Test. XII patr. NephthaL c. 5.
Tcal opxog xov Aedt mg rfHov VBaplag xig ijtiölöcDGip
avxm ßata q>0LPlxa}p.
b. Joh. 12, 13*.
IXaßop xa ßata xäp ^oivlxmp xal i^TJXd-op Big vjtdp-
xfjaip avxS.
Die aussercanonischen Texte bezüglich dieses Vorgangs s.
Heft III, 531 f. Hier ist noch eine deutliche Anspielung an den jo-
hanneischen Text aus den Test. XII patr. nachgetragen.
X44 Auflsercanonisclie Paralleltexte zu Job.
Joh. 12, 20-23.
a. Epiph. Haer. XXX, 27. p. 153 A.
dg xal iv rS BvayyeXlcp Xiyst, oxb dvnZd'OP ^'EXXTivsg
d^BaOaOd-av avzov xal fjXd^ov jtQoq 0lXijtJtop xal Xiyov-
■^,- /^.„*^ .^^„-
Oiv avT^' öal^op tjfilv rov Irjaovv' xäi o ^IXinxoq
TW Avögia xal o AvÖQsag zw Iijoov etpij, oxi xiveq
^EXXfjpeg ' ßovXovzal öe d-eaCaod-ai. xal £vm)g o xvQiog
djtoxglverai Xiywv vvy ^^^^^I^JJ^^^J^^^ögar
b. JoL 12, 20—23.
TjOav Je EXXt]vig riveg ix rSv dvaßaivovxmv^ tva
jtQoaxvinjöoöiv kv T§ eoQvy' ovroi ovp jtQoo^Xd-op <p£-
XI 3t Step rm cbto BrjQ'ödida v^g FaXtXalag, xal TjQcortop
avxop XiyoPTSg' xvQie, d^iXofisp top ^ItjCovp löelv.
IgXBTat ^iXtJtxog xal Xiysi rqS ^Apögia, egxBrai ^Av-
ögiag xclL ^IXiJtjtog xal Xiyovoip Ttp ^Irjoov. 6 öh ^Itj-
öovg djtoxQlpsTai avTOtg Xiyop' kX^Xvd-sp t] Sga^
ipa öo^acd-^ 6 vlog tov dpd-gcojtov.
Der bei Epiphanias vorliegende aussercanonische Parallel-
text zu Joh. 12, 20 — 23 stammt anscheinend aus einer hand-
schriftlichen Quelle und ist ein neuer Beweis für die Textan-
derungen, denen gerade auch das vierte Evangdium erlegen ist.
und zwar nähert sich die von Epiphanius erhaltene Textge-
stalt wiederum in mehrfacher Hinsicht dem synoptischen Sprach-
charakter. VgL PVP e^d-aö6P rj öo^a tov ß-eov mit: aga
lßg)d'aa6P i^ vfiäg rj ßaOiXsla tov d-eov Mt. 12, 28 = Lc. 11, 20.
Joh. 12, 26.
a. Cod. Askew p. 215. (Woide. Append. ad ed. N. T. e cod.
MSC. AI.)
^^otnatjUST^ ifiov xal ol öciösxa ötaxopol f^ov^
b. Joh. 12, 26.
iap ifioi Tig öiaxopy, kfiol dxoXovO-elTQ}, xal ojtov elfil
hydy kxBl xal 6 öidxopog 6 igibg eöTai.
Das schon in den Agrapha S. 419 mit aufgeführte ausser-
canonische Logion aus Codex Askew ist jedenfalls ein Abseu-
Texte und Untersuchungen zu Job. 12, 20—23. 20. 27. 28. 145
ker von JoL 12, 26 und Job. 17, 24. Vgl. Harnack (Texte u.
Untersuchungen VII, 2). Über das gnostische Buch Pistis
Sophia S. 7,
Joh. 12, 27.
a. Iren. I, 8, 2 (Valentiniani).
xal xrjv axoQläv de woavrcoq kv roi slQTjxkpar xal rl
BljttOy ovx olöa.
b. Joh. 12, 27.
vvv Tj ^vjKfl (iov xexaQoxxai, xal xi bIjud;
Der aussercanonische Zusatz: ovx ol6a — dürfte wohl nicht
ganz tendenzlos, sondern vielmehr bestimmt gewesen sein, das
Wissen des historischen Jesus im Sinne der valentinianischen
Gnosis herabzudrücken.
Job. 12, 28.
a. Cod. Cantabr. Joh. 12, 28.
:jtaxBQj äo^aöov öov x6 ovofia kv x^ do^y, ?? elxop
jtaQa Pol jtQo xov xov xoOfiov -/BveOd-aL xai iyevsxo gxö-
VT] kx XOV ovQavov Xiyovoa' xal iöo^aaa xal xaXiv
ÖO^äOG).
b. August, c Adimant. Opp. VIII, 121.
Cum dominus dixisset: Pater, clarifica me ea claritate^
qua fui apud te, priusquam mundus fieret, sonuit vox de
caeio: Et clarificavi et clarificabo.
c. Hieron. in Esaj. Lib. XII (c. 42, 5. 6 sqq.). Tom. III. p. 509 ed.
Martianay.
Quodque infert: Ego dominus, hoc est nomen meum; gloriam
meam alteri non dabo, non excludit iilium, cui dicenti in
evangelio: Pater, glorifica me gloria, quam apud te habui^
priusquam mundus esset, ipse respondit: Et glorificavi
et glorificabo.
d. Aphraates Hom. XXI. p. 342 ed. Bert.
Und Jesus sprach: ich habe ihn verherrlicht und will
ihn verherrlichen.
e. Herm. Vis. III, 4, 3. p. 38, 13.
iva öogacd"^ xo ovofia xov d^sov.
Texte und UntersnchiiDgeii X, 4. 10
]^46 AoMercanoniflcbe Paralleltexte zu Job.
f. Herrn. Vis. U, 1, 2. p. 16, 17.
xäi ^Q§afif]v xQooevxeod'ai xm xvQlcp xäL öo§a^eiv avrav
tb ovofda.
g. Clem. Rom. I, 43, 6. p. 70, 15.
elq TO do^ao9'7]vai xo ovofia xov dXijd-irov xai fio-
vov xvqIov.
h. Job. 12, 28.
jtaxBQ, öo^aöop oov x6 ovofia' rjX&tif ovv tpmvij ix
rot ovQavov' xal ido^aoa xal naXiv 6o§aOa}.
Mit Taylor (The Witness of Hermas to the four Gospels
p. 113), welcher noch auf Vis. IV, 1, 3. p. 60, 4: iva do^aod'^
xb opofia avxov — und Sim. IX, 18, 5. p. 238, 3: öo^ao^ xb (leya
xal 9-avfiaöxbv xal ivdo^op bvo(ia avxov — hinweist, wird man
in diesen Anklängen wohl den Einfluss des johanneischen Evange-
liums, wie sonst bei Hermas öfter, anzuerkennen haben. Aus der
Lesart des Cod. Gantabr. kann man übrigens ersehen, dass die
Einmischung von Job. 17, 5 in den Text von Job. 12,28, wie solche
bei Augustin und Hieronymus entgegentritt, auf handschrift-
licher Tradition beruhte. Das Gitat des Aphraates, wonach
nicht die Stimme vom Himmel, sondern Jesus selbst die be-
treffenden Worte: iöo^aoa xxL gesprochen hätte, stammt wohl
aus einer Einmischung von Job. 17, 4: iy<6 ob iöo^aoa ijr)
xJjg yrjg.
Joh. 12, 31.
a. Celsus ap. Orig. c. Gels. II, 47. Opp. I, 421. 422.
iOfisp xf]v xoXaOtv avxov vjthg xad-aigiOBmc; xov xaxQbg
x^g xaxlag yByowlav.
b. Epiph. Haer. LXVI, 66. p. 680 D.
l6a)fdBV XOIVVV bI aQXG)P xov XOOfdOV XOVXOVj JtBQt ov
6 xvQiog XiyBC ßXfid-tiOBxat xaxo).
■ -X ■«..■'X
c. Epiph. Haer. LXVI, 67. p.68lC.
xal cbÖB JtaXiV o clqxcov xov xoOfiov xovxov ßXfj^f]-
öBxai xaxo).
d. Joh. 12, 31.
vvv xQlöiq ioxtv xov xoöfiov xovxov VVV 0 aQXoov
xov xoOfiov xovxov kxßXfjd^i^öBxai £ga>.
Texte und Untenachimgeii zn Joh. 12, 3L 36. 147
Für die aussercanoniscbe Lesart xartD (deorsam) macht
Tischendorf vier altlateinische Versionen (Cod. Varon., Palat.
Yindob.y Corbej.^, Rhedig. Yratisl.), sowie auch Chrysostomus
und einige Andre namhaft, nicht aber Epiphanius. Diese
Variante erinnert an den synoptischen Sprachgebrauch: iß^eci-
Qovv rov Caxavav Jteöovxa hx xov ovQavov (Lc. 10, 18) = kßkTJ&tj
slq xriv Y^v (Apoc. 12, 9). Zu dem jtarriQ rrjg xaxtag des Cel-
8 US sind Parallelen jtazriQ rov y^evöovg (Joh. 8, 44) und rlyeiiixiv
TTJq xaxlag (Hom. Clem. III, 16). Die xoXaCig und xad-alQBOtg
des Geis US entspricht der johanneischen xQiöig Joh. 12, 31.
Job. 12, 36\
a. Just. Dial. c. Tryph. c. 123. p. 353 B.
xal d'Bov xixva aXTjd-iva xaXovfisB^a xal köfiav, ol tag Iv-
ToXag xov Xqlöxov (pvXaCCopxeg,
b. Aphraates Uom. XVI, 5. p. 277 ed. Bert.
Und wiederum sagt er: Wandelt im Licht, damit ihr
Kinder des Lichts genannt werdet.
c. Joh. 12, 36*.
(Dg xo tp&g BXBXBy jiiöxbvbxb Big x6 g)cig^ Xva vlol g>a)-
xog yivTjOd'B.
d. Ign. ad Philad. II, 1. p. 70, 20.
xixva ovv gxoxog aXrjd^Blag, q>BvyBXB xxX.
Der Aphraates-Text repraesentiert eine Zusammenschweis-
sung von Joh. 12, 35: JtBQiJtaxBlxB (Dg xo g)cig bxbxb mit Joh.
12, 36 unter Weglassung der dazwischen liegenden Worte.
Merkwürdig aber ist die Variante: „genannt werdet", worin
Aphraates und Justin {xaXovfisd-a) so charakteristisch über-
einstimmen. Liegt bei beiden Schriftstellern ein Hereinziehen
von 1. Joh. 3, 1 vor? Oder war ein xXij&fjxB zu Joh. 12, 36*
handschriftlich vorhanden? Nach Aphraates, der das Logion
ausdrücklich als Jesuswort anführt, mochte man das Letztere
glauben. Vgl. einen ähnlichen Fall bei Tertullian zu Joh. 1,12.
Job, 12, 36\
a. Celsus ap. Orig. c. Geis. II, 9. Opp. I, 392.
kjtBiöfj ^ftetg [ol ^lovöaloi] iXiy^avxBg ccvxop xal xaxa-
10*
148 Ausaercanonifiche Paralleltexte zu Joh.
ypopzsg TJ^iovfiBP xoXa^eaß'ac, xQVJtrofisvoq fisp xal öiaöi-
ÖQaöxiDV xrX.
b. Chrysost. VIII, 464.
xavra eljrcop o ^Iijöovg xal ajteX^tov djt" ctvrmv ixnvBr).
c. Das zweite koptisch-gnostische Werk ed. Schmidt (T. u. U.
VIII) S. 548.
xal rovxovg rovq Xoyovg xvQiog xov jrhjQcifiarog avroTg
iZaXfjöe xal dx avrmv dvBTcoQriOBv xal ixQvßti djt*
avxAv,
d. Joh. 12, 36^
xavxa iXdXTjCep ^frjOovg, xal äjisXdcov ixgvßrj an avxdiv.
Die Lesart des Codex Cantabr. dx^Xd-tv xcu kxQvßr] =
Codex Colbert, Vulgata: et abiit et abscondit se (ähDÜch
Cod. Bruce) — entspricht dem xQVJtxofisrog (tev xai öiaöidQd-
öxa>p bei Celsus so auffallend, dass man eine Berücksichtigung
des Johanneischen Evangeliums durch Celsus auch an dieser
Stelle deutlich zu erkennen vermag, zumal eben bei Celsus wie
in Joh. 11, 57 die Absicht der Juden-Obersten, Jesum vor Ge-
richt zu ziehen und zu bestrafen, gleichmässig vorausgeht.
Job. 12, 41.
a. Eus. Dem. ev. VII, 1, 7.
kxig)iQu Jffpl xov XqiCxov Xiywp* xavxa eljtsp ^Hoatag,
0X6 elöe xfjp öo^ap avxov xal ifiagxvQrjCs xegl
avxov.
b. Joh. 12, 41.
xavxa sljtsp ^Hcatag, oxi bIöbp xijp do^ap avxov
xal iXaXTjösp ^sqI avxov,
c. Hieron. ad Damasum p. 517 ap. Sabatier, p. 598 ap. Words-
worth- White.
Haec autem dixit, quando vidit gloriam unigeniti et testi«
ficatus est de eo.
Die Variante i/daQXVQrjoe ftir das canonische iXdXrjOs ist
bei Tischendorf nicht angemerkt. Sie entspricht der johan-
neischen Diktion durchaus, obwohl sie von keiner der uns be-
kannten Handschriften an dieser Stelle vertreten ist. Vgl. den-
Texte und Unierauchangen zu Joh. 12, 41. 47. 13, 1. 149
selben Austausch von loqui und fiaQvvQetp oben zu Joh. 3, 32.
Ein Anklang an Joh. 12, 41 kann auch gefunden werden Barn.
XII, 7. p. 56, 3: ^X^ig JtaSLip xäl ip rovroig ttjv äo^av zov
^IfjOOV.
Joh. 12, 47.
a Ephraem Syr. Ev. concord. expos. ed. Mösinger p. 213.
Si quis audierit verba mea et ea non observayerit, ego non
novi eum.
b, Joh. 12, 47».
x(ä iäv rlg fiov axovOi^ xäp ^fifiarcop xcä fiij ^vXasy, ifth
ov xqIvo avzoi^.
In der Variante bei Ephraem: non novi eum — wäre
schon das Endurtheil des Gerichts gegeben wie Mt. 7, 23: ovöi-
jtoze lyvmp vfiäg. Aber der canonische Text: ov xqIpco airov
ist nach dem Zusammenhang der allein mögliche. Zahn, indem
er den Text Ephraems: non novi durch non iudico ersetzt,
sagt (Forschungen 1, 19S): Letzteres ist statt des ersteren zu setzen,
da nach Aucher und Mösinger die betreffenden armenischen
Worte einander sehr ähnlich sind.
Joh. 13, 1.
a. Mc. 14, 12.
xaL T^ jtQ(DT7j 7j/iiQa xciv a^vucDP —
b. Mt. 26, 17.
T§ de jtQciv^ rmp d^vfioop —
c. Joh. 13, 1.
jtQo 6h T7jg toQrfjg rov ndax^ —
Darüber, dass hier bei Mt. und Mc. eine unzutreffende Über-
setzung des hebräischen Urtextes, nämlich eine Verwechselung
von DTJJ = jrpo mit D^Tj? = nQärog zu vermuthen ist, während
die Johanneische Relation den richtigen chronologischen Sach-
verhalt herstellt, vgl. oben S. 46 f., so wie Heft III, 612 ff. 618-0
1) Einen ähnlichen Übersetzungsfehler hat Gaster in den Testa-
mentis XII patr. nachgewiesen, nämlich elg dvaxoXd^ als irrige Wieder-
gäbe von dtb^ := Ttpo oder Di^a «» npdttoQ. Über Gast er vgl. oben
150 AuflseicanoniBche Paralleltexte zu Joh.
Job. 13, 4. 5.
a. Didasc. III, 19. p. 296 = Const III, 19. p. 112, 23.
Xaß(bv yoLQ Xivxiov öie^cicarOy slra ßdklsi vöcoq
elg TOP viJtr^Qa, xät ^fiäp avaxsifiivfop ijteXd'atp xav-
xcov fiii&v epitpe rovg jcoöag xal xä XbpxIo) i^ifta^ep.
b. Joh. 13, 4. 5.
lyÜQBxai kx xov öbIxpov xal xld-tjOip xa Iftaxia, xal Aa-
ßd>p Xipxiop dii^a)aep tavxop' slxa ßaXXei vöwq
bIq xop viJtxTjQa, xal iJQ^axo pIjixblp xovq Jtoöag
xmp fiad-TjxAp xal kxfiacöBtv xA XbpxIco, w t/p du-
^oHffiipog.
Die Didasoalia lässt in ihren zahlreichen Eyangeliencitaten
den Einfiuss des johanneischen Evangeliums nur selten hervor-
treten. Die Bekanntschaft aber mit demselben zeigt sich an*
dieser Stelle deutlich. Da der griechische Text in diesem Fall
nicht auf de Lagardes Retroversion, sondern auf dem Parallel-
tezt der Constitutionen beruht, so sind die Varianten echt
und sehr alt.
Joh. 13, 13.
a. Epiph. Haer. XXX, 33. p. 161 A.
ovx ifih XifBXB xvQiop xal diöaCxaXop; xal xaXwg Xi-
7£Tfi, Bifd yag.
b. Joh. 13, 13.
vfiBlg fpmPBlxi fiB' o diödoxaXog xal 6 xvQiog, xal xaXcig
XiyexB, Blfd yaQ.
Die obige Epiphanius-Yariante ist bei Tischendorf
nicht notiert.
S. 11. — Graefe in seinen „Textkritischen Bemerkungen zu den
drei Schlusskapiteln des Lukasevangeliums'* (Theolog. Stadien
und Kritiken 1896. I, 2) sagt (S. 277): ,Jn Übereinstimmung mit Resch
halte auch ich die johanneische Chronologie für die richtige und erkläre
mir das Missverständniss der Synoptiker aus einer Doppelflbersetzung des
hebräischen rAnw sn BTp, welches heissen konnte ngo r^c ioQt^g xwv
dC,v(jLwv (Joh.) und t§ ngtix^ xwv a^vfjicjv (Matth.), wie das schon im Jahre
1868 mein Lehrer Julius Müller in Halle vortrug.*'
Texte und Untersachmigen za Joh. 13, 4. 5. 13. 14. 15. 151
Job. 13, 14. 15.
a. Hom. aem. XII, 7. p. 123, 11.
ijtel 6 xvQiog ruimv 6 kjtl CmxriQla Jtavxoq xov xoöfiov
eXrjXvd^dg, fiovoq vjibq Jiavxaq svyspfjg wv, öovXelav vjte-
fieivev, Xva ^fiäg Jtsloy (irj alöetad^ai xolg äöeX^olg '^(iwv
xaq oovXcov Jtotslp vjtfjQsoiag, xau jcavv ev^svetg xvyxa-
va)fi6P.
b. Didasc. III, 19. p. 296= Const. III, 19. p. 113, 3.
xovxo 6h Jtoiwv ijiEÖslxpvsv r/fttv x6 xfjg g)iXa6sXq)lag äya-
Jt7]xix6vy iva xal rj(iBlg elg dXX^Xovg avxo Jtoicofisv. el
ovv 6 xvQiog i^fi(3p xal 6 öiödoxaXog ovxcog ijtolrjOev
[Const: kxajtalpiDaev tavxov]^ Jt(3g ap vfistg ixaio^vp^f]-
osod-e xovxo JtotrjCav xolg dövpaxoig xal dod-epioi xc5p
d6eXg)cop, igydxat opxeg dXtjQ-dag;
c. Joh. 13, 14. 15.
bI ovp lym ipitpa vfdcop xovg jtoöag o xvQiog xal o dt-
ödcxaXog, xal vfislg 6q)eiXsxs dXX^Xa>p pbtxsip xovg
Jtoöag' vjtoösiyfia yag öiöwxa vfitp, tpa xa&(bg kyto ijtolrjoa
vfilp, xal vfiBlg jtoiTJxs.
Die Pseudo-Glementinen und die Didascalia geben
beide mehr oder minder freie Reproduktionen des johanneischen
Berichtes über die Fusswaschung. Merkwürdig ist das Zusam-
mentreffen der xwp döeXg>(5p in der Didascalia mit den xolg
dösXg)Otg der Homilien.
Joh. 13, 15.
a. Polyc. ad Phil. X, 1. p. 124, 9.
ip xovxoig OVP oxtjxbxb xät reo xov xvqIov vjtoöalyfiaxi
xaxaxoXovd-stXB.
b. Joh. 13, 15.
vjtoÖBiyfia ycLQ öidanca vfitp, ipa, xa&cog iyco ijtolrjoa
vfilp, xal vfiBtg JiOiTjXB,
Der terminus vjioöaiyfia, vom Herrn gebraucht, findet sich
in den canonischen Schriften nicht, ausgenommen Joh. 13, 15,
sodass hier Poljcarp einen specifisch johanneischen Ausdruck
152 AussercanoniBche Paralleltexte zu Job.
anwendet, der aber freilich ftir sich allein eine Abhängigkeit
von einer schrifllichen Quelle nicht beweist.
Joh. 13, 18.
a. Celsus ap. Orig. c. Geis. II, 20.
xal oJtsQ BXt axojccoTBQOV, avzbq o d^eog rotg ovifZQOJce^oig
6Jtsßovji£VC6, JcQoooraq xal ovoöeßetg Jtoioiv.
b. Martyr. Polyc. VI, 1. p. 140, 9.
xal ol JCQoäiöovTBq avxov olxeloi vjtTjQxop,
c. Joh. 13, 18.
tva f] YQag)?] jtXrjQCDd^' 6 TQciycop fisr ifiov top agtop
ijt^Qxep kjt ifie tt^p jtzigvap avrov.
Die Parallele im Martyrium Polycarpi will weniger be-
sagen; dagegen ist bei Celsus der Ausdruck owzQcuti^tjg, wenn
man auf evangelische Quellen recurriert, nur aus dem johan-
neischen Evangelium zu erklären. Auch c. Gels. II, 21 kehrt
der verwandte Ausdruck: 6 xoiPcoPTJoag zQajc£C,7]g wieder.
Joh. 13, 33.
a. Clem. AI. Strom. III, 15, 99. p. 556.
zBxvlaj g)7iclPj oXlyop Izc /led-^ vficip elfii^ 6 Siöa-
öxakog.
b. Joh. 13, 33.
zsxpla, ert fiixgop /led'* vfimp elfxL
Joh. 13, 34.
a. Dial. de recta fide. p. 831.
äpaypcioofiar IpzojLtjp, g>f}ClPj xaipfjp ölöcofdi vfitp, ipa dya-
Jtäze aXXriXovg, xad^obg 6 ütaz^qg rjyoütfiCBP vfiäg.
b. Joh. 13, 34.
ipzoXijP xaipfjp ölöofii vfilv, ipa ayaxazB aXXrßovg, xa&cog
'^yajcTjaa vfiäg.
Ober vorstehendes Citat aus dem antimarcionitischen Dialoge
hat Zahn (Geschichte des Kanons I, 2. S. 678) ausführlich ge-
Texte und Unteranchiuigen za Joh. 13, 18. 33. 34. 14, 2. 153
handelt. Damach gehorte Joh. 13, 34 in der oben mitgeth eilten
aussercanonischen Gestalt um das Jahr 310 zur marcionitischen
Bibel, aus welcher der Orthodoxe vorliest {avayvmaofiai)^ um
seinen marcionitischen Gegner zu widerlegen. Das johanneische
Logion war also in das — ursprünglich nur aus dem Lucasevange-
lium zurecht gerichtete — Evangelium Marcions später einge-
drungen. — Eine sehr alte Anspielung an Joh. 13, 34 scheint in
Barn. U, 6. p. 8,9: ravza ovv xaT^Qytjaev, tpa 6 xaivoq vo-
II og rov xvqIov 7]ficip ^Itjöov XqiOtov, avev ^vyov dvayxtig oop,
fifj ap&QcojtojtoiTjTOV Jßx^] iiiv jcQOOq^oQav — vorzuliegen.
Job. 14, 2.
a. Eus. in Is. 33, 18. Migne VI, 324.
jtoXXal yaQ, q>rial, fioval xaga reo jtaxQl fiov.
b. Eus. in Luc. 6, 20. Migne VI, 533. Mai IV, 162.
xaza To* jtoXXal fioval jtaga xm otargL
c. Epiph. Ancor. c. 48. p. 52 C.
dg xag rov d-eov fiovag rag yeyQafdiiivag, ort JtoXXai fioval
jtaga rm jtaroL
d. Iren. III, 19, 3.
Multae enim mansiones apud patrem.
e. Philastr. c. 150. p. 172.
dicente domino: Multae mansiones sunt apud patrem
meum.
f. Tert. de monogamia c. 10.
licet multae mansiones penes patrem eundem.
g. Tert. de resurr, camis c. 41.
dominus multas mansiones quasi domus apud patrem
repromittit.
h. Iren. V, 36, 2.
xcu öia Tovro algr/xivai rov xvqlov, Iv xolg rov xazQog
fiov fioväg slvai jtoXXag.
i. Joh. 14, 2».
iv rfj olxla rov jtazQog fiov fioval noXXal elöiv.
154 Aasseicanomsche Parallelterte zu. Joh.
Die nach den Zeugnissen von Irenaeas, Eusebius, Ter-
tallianf Epiphanius und Philastrius weit verbreitet ge-
wesene aussercanonische bezw. Yorcanonische Lesart: xaga xA
jtatQl ist bei Tischendorf nicht notiert Die von Irenaeus
ebenfalls vertretene Lesart ip rotg tov jtazQoq (lov ist identisch
mit einer Parallele aus der Eindheitsgeschichte: oxi iv rolg tov
naxQog fiov öbT elpal fis Lc. 2, 49.
Joh. 14, 6.
a. Ign. ad Rom. VII, 2. p. 66, 6.
iccod-iv fdoc Xiyov ösvgo jtQoq xov Jtaxiga,
b. Herrn. Sim. IX, 12, 8. p. 222, 14.
ovöslg Bl0s2.BvC6xai jtQog xov ^sov axsQ avxov [sc. xov
vlov],
c. Herrn. Sim. IX, 12, 6. p. 222, 8.
aXXcDg ovv ovdelg elöeXevoexai xQog avxop et fii] 6ca
xov vlov avxov,
d. Epiph. Ancor. c. 40. p. 45 B.
xäl fii} d'avfiaoygy iav shtiß oxt 6i ifiov dciQXOvxai
jtQog xov JtaxiQa.
e. Epiph. Haer. LXIX, 54. p. 777 B.
öio xal iv IxiQcp xoxip Xiyec iyto sl/ii /) oöog, xoH 6i*
kfiov elcsXevOovxai Jtgog xov JtaxBQa.
f. Joh. 14, 6.
ktysi (xvx<p *IfiOovg' iyci slfii ^ 666g xcä, ^ aXtid-eia xciL
Tj gcö^' ovÖBig iQXBxat xQog xov JtaxiQQ bI fifj ät*
ifiov.
Die Bezugnahme des Hermas auf Joh. 14, 6 ist schon in
dem ersten Gitat zu erkennen, noch besser in dem zweiten, wo
eine fast wörtliche Übereinstimmung mit dem canonischen Texte
hervortritt Weniger deutlich ist die Ignatius-Parallele. Die
beiden Varianten des Epiphanius sind bei Tischendorf nicht
notiert, obwohl Hermas mit seinem BloBkBVOBxai schon den-
selben Text voraussetzt, den Epiphanius vertritt.
Texte und Untersuchungen zu Joh. 14, 6. 9. 10. 15. 155
Joh. 14, 9.
a. Epiph. Haer. LXXVI, 6. p. 919B.
6 Xiycov oTi 6 yivciöxmv ifih yipcioxei top xardga xci
6 scQQaxcog kfih kcigaxe xov ytarega.
b. Joh. 14, 9.
o tooQaxAq ifih kcoQaxBV xov jcatiga.
Sehr aufÜEdlend ist der anscheinend noch nirgends besprochene
aussercanonische Zusatz des Epiphanius: 6 yivmCxoiv k/ih yi-
vciöxsi TOP ütaxiga — gewissennassen ein johanneisches Agraphon.
Joh. 14, 10.
a. Hilar. Enarratio in Ps. 135. p. 1086 C.
id enim quod ait: Pater, qui in me est, ipse sua opera
facit. "^
b. Hilar. Enarratio in Ps. 59. p. 754 G.
In hoc itaque sancto locutus est, cum dicit: Pater, qui in
me loquitur, facit opera sua.
c. Syr. Cur. Joh. 14, 10^
o 6b JtaxTiQ 6 hp ifiol, avxoq jtoiel xa egya xavxa.
d. Joh. 14, 10b
6 6h JtaxTjQ 6 ip ifiol giipcov Jtoiel xa egya avxov.
Unter den Zeugen für avxog ist das Hilarius-Citat a wie
auch der gleichlautende Text im Hierosolymitanum bei Tischen-
dorf nicht mit notiert. Auch ist der Syr. Cur. aufgeführt fbr
die Lesart 6 ip ifiol [lipop^ während nach Baethgen das (li-
pa)p, ebenso wie bei Hilarius unter a, fehlt. Die ebenfalls
noch nicht notierte Variante loquitur ist sehr charakteristisch.
Joh. 14, 15.
a. Clem. Bom. I, 49, 1. p. 82, 1.
o Fx^v ayajttjp ip XQiöxm xoi7]öax(D xa xov Xgicxov nag-
ayyiXficxa.
X56 AuB9ercaiioniBclie Paralleltexie zu Joh.
b. Polyc. ad Phü. II, 2. p. 112, 17.
Jtogevwfisd'a iv ralg iproXatg avrov xal ayajtmfisv a
TjydjtTjöav.
c. Joh. 14, 15.
iap ayaxaxi fi€, rag ivroXag tag ifiag ttjqi^obtb.
Die beiden Parallelen bei Clemens Rom. imd Polycarpus
machen doch gänzlich den Eindruck, als ob hier eine Einwirkung
des yierten Evangeliums vorliege, zumal, wenn man bei Cle-
mens Rom. die übrigen johanneischen Ankl&nge mit in die
Wagschale wirft.
Joh. Uj 16.
a. Ephraem Syr. Ev. concord. expos. ed. Mosinger p. 225.
quia dicit: Alium paraclitum mitto ad vos, i. e. conso-
latorem.
b. Epiph. Haer. LXV, 6. p. 613 B.
xal ütaXiv XBQl xov jcvevfiarog rov äylov ort aXXov Jta-
qclxXtjxov Vfitp axooTBXm,
c. Epiph. Haer. XLVIII, 11. p. 412 C.
XQLCxog ycLQ ^/lag idlöa^s Zsytop ort ro nvBVfia ro Jta-
QaxXi]TOP oJtoCTsXXm vfilp.
d. Epiph. Ancor. c. 69. p. 74 A.
xdym jcaQaxaXico) top JcaxiQa fiov, xal aXXop Jia-
QaxXfjTOP öa)ö£i vfilp, ro jtpev/ia rtjg dXrjd-elag.
e. Joh. 14, 16.
xdym iQorrjOo) rop Jtar^Qa, xal dXXop xaQaxXtjr or
öciöec vfilp, ipa fied-* vfiäp y elg rop almpa.
f. Euseb. in Is. XXXII, 15. (VI, 321).
iq>aöx6P o CmrriQ' löov kyo) djtiQXO/iat xal djtoCreXm vfilv
rop xagdxXfjrop, ro Jtpevfia rr^g dXrjß'eiag.
Die nach dem Zusammentreffen von Eusebius, Epipha-
nius und Ephraem im vierten Jahrhundert anscheinend weit
verbreitet gewesene aussercanonische Variante dxoOriXXo) «=
djtoarsXci (an Stelle des canonischen öeocei) ist bei Tischen-
dorf zu Joh. 14, 16 nicht berücksichtigt. Und doch muss der
überhaupt stark abweichende Text wenigstens der beiden ersten
Texte und Untersachtuigeii zu Job. 14, 16. 22. 157
Citate (aus Ephraem und Epiphanius) auf Joh. 14, 16 be-
zogen werden, weil nur hier der Ausdruck aXXov jtagaxXrjzov
= alium paraclitum vorkommt Das Eusebius-Citat deckt
sich am besten mit Joh. 16, 7^: iav 6h jroQev&ci, Jtifiipm avrov
:^Qog v/däg. Aber das bei Eusebius auch hier auftretende
djtooziXXsiP findet sich in keiner der vier johanneischen Parallel-
stellen. Das jtaQOxaXiccD in dem dritten Epiphanius-CÜAt
ist ebenfalls bei Johannes nicht zu finden, erinnert aber an
Mt 26, 53. — Es scheinen also in obigen Citaten zum Theil
traditionell gewordene Textmischungen vorzuliegen.
Job. 14, 22.
a. Joh. 14, 22.
Xiyei avT(5 ^lovdaq, ovx o ^lOxaQitoxrjq.
b. Syr. Cur. Joh. 14, 22.
Xiyei avT(p ^lovdag Ocofiäq.
c. Syr. Sin. Joh. 14, 22.
ßcofiäg Xiyu avrm (= aal XS^r^ rd2«ocnÄ\).
Der von Mc. und Mt. unter dem Namen 6co/jäg aufgeführte,
von Lc. (Lc. 6, 16; Act. 1, 13) als %v6ag *Iax(oßov gekennzeich-
nete, von Johannes durch den Zusatz: ovx 6 ^laxaQtcizfjg von
dem Verräther unterschiedene Apostel Judas hiess wie bei Mt.
und Mc. in der syrischen Kirche kurzweg der „Zwilling" =
r^S^ocoix (sonst auch ca.200^^ r^ls^or^ix^ r^lx^^oix^ vgl.
Heft III, 820) = Soofiäg = /ildvfiog. Diese Benennung war bei
den Syrern so bekannt, dass die neuentdeckte sinaitische Evan-
gelienhandschrift Joh. 14, 22 den Eigennamen %v6ag gänzlich
weglassen und dafür einfach Swfiäg einsetzen konnte, ohne miss-
verständlich zu sein. Sein grosserer Zwillingsbruder ^laxojßog 6
rov ^AXg)alov (Mi 10, 3) tritt unter dem Namen Otoftag (= AI-
Svfiog = Zwilling) bei Lucas und Johannes auf. Das Nähere
vgl. man in der Untersuchung: ol Aiövfioi Heft 111, 824 ff. Beide
Zwillinge waren mithin Söhne des Alphäus und der Maria Ja-
cobi, sowie BrQder des Joses (Joseph) und des Simon Zelotes.
— Obige wichtige Variante des Syrus Sinaiticus habe ich in den
bisherigen Besprechungen dieser Handschrift nicht erwähnt ge-
funden.
158 Anssercanoniflche ParaUeltexie zu Joh.
Job. 14, 23.
a. Syr. Cur. Joh. 14, 23.
*[r]öovg bIjcbv avrä' kav xiq ayaxa fte, rov Xoyor
fiov TTjQ'^Cei, xal JcaxriQ fiov ayajt^csi avroVy xal
:xQ6g avxov hXevöouai xal fiovtjv xag* avzS jroi^,
oofiai,
b. Epiph. Haer. LXTX, 54. p. 777 A B.
iXerev kav xtq dpol^y uoi, slöaXd-cop iyco xal 6 JtazriQ
(lov fiopf^v JtaQ* avr& xoii^Oofiev,
c. Epiph. Ancor. c. 69. p. 73 C.
iavTiq iuol dvol§^^ elöi2.&a> iy<b xal 6 Jtari^Q, xal fio-
vTjv xaQ* avT^ xoitjoofisd'a,
d. Epiph. Haer. LXIX, 63. p. 788 D.
xal JtaXiV kv akXcp xoncp* iy(D XQOv(Oy xal iav xlg fioi
dvoi%Xl^ elösZsvoofieß'a JtQog avxop lyA xal o JtatfjQ
fiov^ xal (iovTjP jtcifjOOfiBV JtaQ^ avxqi,
e. Macar. Hom. XVIII, 6.
xal jtdXiv iXEvö6fi€&a ky(o xal o xaxyg fiov, xal fio-
vi}v nag^ avxä jtoiTJöo/isp.
£ Macar. de libert. ment. c. 11.
xal 6 xvQiog' iXevCofisß'a iyci xe xal o jtaxi^Q /lov,
xal fiopijp Jtag' avxm JtoifjOOfiBP.
g. Macar. de charitate c. 5.
xal kp dXXoig' iyco xal 6 naxfjQ iXevoofis^a, xal fio-
vfjp jtag' avxm jtoti^öofiBv,
h. Joh. 14, 23.
ajtexQl&Tj ^Iijöovg xal ebtsp avxS' iap xig äyaxa fis,
xov Xoyov (lov xfiQTioei, xal 6 Jtaxfjg fiov dyajtfjösi av-
xop, xal JtQog avxop iXavoofied^a xal fiopfjp xag^
avx(5 JtoiTjöofisd-a.
Die Variante iXavoofiai und jtoirjOoiAai hat der Syr. Cur.
mit dem Codex Cantabr. und Codex Vindob., sowie der
Versio Persica gemeinsam. Die Einf&hrang von iyaJ vor xal
o jtaxriQ (iov muss, wie das Zusammentre£fen von Macarius
Texte und üotertachongen zu Job. 14, 23. 27. 28. 29. 159
und Epiphanius zeigt, ebenfalls auf handscliriftliGlien Quellen
beruhen, obwohl unsere Handschriften nichts davon wissen.
Dagegen liegt in der Lesart des Epiphanius: iäv xiq kgiol
dvol^y und vollends in der Yoranstellung von iya) xqovco jeden-
falls eine Vermischung mit Apoc. 3, 20 vor.
Job. 14, 27.
a. Clem. AI. Quis div. salv. c. 37. p. 956.
ayojtTjv vfilv öldcofii rr^v kfiriv.
b. Joh. 14, 27.
bIqtivtiv xiiv k(ir}v ölöcofii vßlp.
Die Lesart äyajtfjv (für alQr^Pfjv), womit Clemens AI.
völlig isoliert steht, erinnert an Joh. 15, 9: fislvare iv ry ayajfQ
'^Ö ^l^V — ^^^ ^^^ ^5» lö: fi£V6lT€ iv ry äyajfij fiov. Eine
Verwechselung ohne handschriftliche Unterlage ist in diesem
Falle eigentlich schwer zu denken. Der Text würde folgender-
massen sehr wohl gelautet haben: cIq^ptip a(plripii vfilp, ayajttip
TTjp ifiTiv ölöcofii vfilv — und würde das im folgenden CSapitel
auftretende Gebot: fielpare h rfj ayajty ry i/i^ — vorbereiten.
Dennoch dürfte die Variante lediglich auf die Rechnung des
Alexandriners zu setzen sein.
Jota. 14, 28.
a. Gregor. Nyss. adv. Arium et Sabellium c. 11. (Mai IV, 12).
6 xiiiipaq fi6 6 jtaxTiQ fiel^wp fiov ioxlp,
b. Joh. 14, 28^
oxi o xaxTjQ fiel^cop fiov iaxlp.
Der Zusatz o xdftipag fis ist auch bei Origenes und Di-
dymus vertreten; siehe Tischendorf, wo aber das Gitat aus
Gregor. Nyss. noch nicht notiert ist
Jota. 14, 29.
•
a. Just. ApoL I, 33. p. 74 E.
xavxa o &e6g jtQoefirjpvöe öia xov JiQog)rjxixov xpsvfiaxog
fieXlsiv ylpead-ac, ip* oxap yiptjxai (lij ajttöxTj^, akX*
ix xov JtQoeiQ^od-ai Jtiöxev&fj.
150 Aussercaiioiiiscbe Paralleltexte zu Job.
b. Job. 14, 29.
xal vvv ÜQTixa vfitp jtQiv yericd-ai, ?va oxav yivfirai
jtiOrevOfjze.
Die geDau wörtliche Übereinstimmung von iva oxav yiprj'
rat einerseits und (in dem Folgenden) jtiöreveiv andrerseits be-
kundet Yon Neuem die Abhängigkeit Justins vom vierten
Evangelium.
Job. 14, 30.
a. Macar. Hom. XI, 10.
xal ort BQX^Tai 6 clqxoov tov xoöfiov rovtov xal kv
kfiol BVQi^osi ovöiv.
b. Epiph. Haer. LXVI, 66. p. 680 C.
6ia rb slQijxevai tov atoxrjQa oxc IsQXBxai 6 agxcov xov
xoöfiov xovxov, xal iv ifiol ovölv x&v avxov fct;-
QlOXEi.
c. Hilar. Enarratio in Ps. 58. p. 746 C.
qui et dixerit: Ecce veniet princeps, non inveniet in me
quicquam.
d. Job. 14, 30.
BQXBxai ycLQ 6 xov xoöfiov oQxa^v xal iv ifiol ovx
ex^i ovdsv,
För die Lesart bvqi^ösi (= bvqIöxh) bietet Tischendorf
(p. 906) die weiteren handschriftlichen und patristischen Belege,
fQr den Zusatz xmv avxov aber, den Epiphanius vertritt, nur
das Citat bei Isaias Abbas ap. Galland. VII, 301: nihil
eorum quae ipsius sunt invenit. Dazu kommen jetzt noch zwei
Citate bei Ephraem p. 223 ed. Mosinger: apud me non in-
venit quidquam suum, p. 263: et in me, ait, nihil suum invenit.
Zahn (Forsch. I, 206) erwähnt noch Orig. Hom. 13, 3 in Ex. 11,
176: quaerit, si quid de suis actibus inveniat in nobis.
Job. 15, 1.
a. Aiö. IX, 2.
BvxoQiOxovfiBV öoi, JicixBQ t)fi£v, vjtBQ xfjg ayiaq afiJctXov
Jaßiö xov Jtaiöog öov.
Texte und UntersuchuDgen zu Job. 14, 30. 15, 1. 2. lg}
b. Clem. AI. Quis div. salv. c. 29. p. 952.
ovrog 6 rbv olvov ro al/ia rrjg afixiXov zTJg Jaßiö
ixxictg rifimv ijtl rag rsrQCOfiepag ^x^^-
c. Job. 15, 1*.
iyci alfii fj afiJteXog r) dXrjO^ivi^.
Schon um der übrigen zahlreichen johanneischen Anklänge
willen, welche in den eucharistischen Gebeten der Aiöax'f] sich
finden, ist unter der ayla a/iJteXog Jaßlö eine Bezugnahme auf
das Johanneische Gleichniss vom Weinstock vorauszusetzen.
Ausser der Parallele bei Clemens AL ftihren die Erklärer noch
an, was zu lesen ist bei Orig. Hom. YI, 2 in Jud. Opp. II, 471:
antequam panis caelestis consequamur annonam et carnibus agni
immaculati satiemur, antequam verae vitis, quae ascendit de ra-
dice David, sanguine inebriemur etc. Vgl. Zahn, Forschungen
UI, 380. Anm. 4. C. Taylor, Guardian 1887. No. 2181. p. 1414.
Zahn, Gesch. d. Kanons I, 1. S. 363. Anm. 1.
Job. 15, t.
a. Just. Dial. c. Tryph, c- 110. p. 337 C.
o^ofoi^ hav afiJiiXov xtg exrifii] ra xaQjtog)OQrjöavTa fidgr/y
dg ro dvaßXaOrTJaai trsQOvg xXaöovg xal ev&aXetg xäi
xaQJtoipoQOvg dpaölöcooi, top avxov tqojcov xal eg) ri^mv
ylvBxat' Tj yaQ g)VXBvd'Blöa vxo xov d'Bov d/uteXog xal Ca>^
xliQog XQiCxov 0 Xaog avxov böxL
b. Macar. Hom. XXVI, 20.
yeygajtxai 6ij oxi o yecaQyog oxav lö^i xo xXijfia g)SQOP
xaQJtov, xad^aQlCsi avxo, iva JtXelova t^epeyxy xo
öe fifj q>iQov xagjtov £XQiC,ot xal slg xavoip ölöwCt,
c. Joh. 15, 2.
jtap xXrjfia tp e/iol fiij q)iQov xaQXOP, aiQSi avxo,
xat Jtap ro xagjcop (pigop^ xad'alQSi avxo, l'paxag--
jtop Jtkelopa ^BQTi.
Justin gibt, wenn auch umschrieben, doch genau den
Sinn von Joh. 15, 2^ wieder, nämlich dass der Weinstock durch
Beschneidung der Reben nur desto fruchtbarer werde. Der Text
des Macar ins ist entweder ebenfalls aus sehr freier Citation
Texte und Untersnohnngeii X, 4. 11
152 Aussercanonische Paralleltezte zu Joh.
geflossen, oder repraesentiert^ wenn handschriftlich begründet,
eine völlig aussercanonische Textgestalt. Für letztere Annahme
spricht die Citationsformel: yeyQajtrca^ sowie der Umstand, dass
auch Hilarius eradicabitur und Origenes excidet {=lxQi^ol)
darbieten.
Joh. 15, 15.
a. Clem. AI. Strom. VII, 12, 79. p. 879.
Xva Tig dxovöi] jcagä zov xvglov ovx ^ri vfiäg öovXovc^
aXXa (flXovq Xiyw.
b. Const, VI, 21. p. 184,9.
ovxiri yccQy qp/;<j/, Xiym vfiag öovXovg, dXXa g>lXovg.
c. Joh. 15, 15.
ovxeri Xiyo} vfiäg 6ov?.ovg, oxi 6 öovXog ovx olöev ri
jtoul ctvrov 6 xvQiog* vfiag 6e HQi]xa (plXovg,
Die Übereinstimmung zwischen dem Text des Clemens AI.
und der Constitutionen zeigt, dass eine aussercanonische
Textgestalt von Joh. 15, 15 vorhanden war, welche aber doch
vielleicht nur eine auf Gewöhnung beruhende abkürzende Ci-
tationsweise von Joh. 15, 14. 15 darstellt.
Joh. 15, 18.
a. Ign. ad Rom. III, 3. p. 60, 8.
aXXa [iByid^ovg loxlv 6 XQiotiapiöfiog , orav fiioTjrai vjto
XOÖfiOV.
b. Ep. ad Diogn. VI, 5. p. 158, 24.
fiiösl xal XQiöriavovg 6 xoOfiog.
c. Epiph. Haer. XXX, 33. p. 161 A.
el efiB tfiiöi]öap, xai vfiag fnOfjöovoip,
d. Joh. 15, 18.
sl o xoOfiog Vfiag fiioel, yivcoöxsrs ort ifie jtgciTov /is-
filOTjxev,
Die Citate bei Ignatius und in der Ep. ad Diogn. er-
weisen in diesem Falle mit Bestimmtheit den Gebrauch des jo-
hanneischen Evangeliums. Der Epiphaniustext gibt den Sinn
Texte und Untersachungen zu Job. 15, 15. 18. 19. 26. 163
von Job. 15, 18 wieder, aber unter Entlebnung der Gonstruktion
aus Job. 15, 20^: el ifis eölco^av^ xal vfiäg öici^ovöiv.
Joh. 15, 19.
a. DiaL de recta fide Sect. II. p. 831 A.
XeYBi yoQ' d rirs ix tovtov tov xoCfiov, 6 xocfioq av xo
löiov ig>tXsL
b. Job. 15, 19.
el ix TOV xoöfiov fjT6, o xoöfiog ap to löiop iq)Uei,
Die Variante: ix tovtov rovxoafioviBthei Tiscbendorf nicbt
notiert. Dieselbe findet sieb aucb nocb im Hierosolymitanum,
welcbes t<^*wi^ ^.i ^ = de boc mundo liest, sowie im Cod.
Brixianus bei Wordswortb-Wbite p. 612. Bemerkenswertb ist
es, dass in der oben citierten Stelle des Dialogs der Marcionit
Marcus auf eine jobanneisebe Stelle recurriert. Habn (Evan-
gelium Marcions S. 226. 227) nimmt an, dass diese Stelle wie
aucb der in das System Marcions besonders passende joban-
neisebe Aussprucb Job. 13, 34, welcben im Dialog derselbe Mar-
cus mit den Worten citiert: q>apeQ(5g keyei 6 Ccottjq' kvToXijV
7catv7]v ölöcofit v(ilp — in das castrierte Lucasevangelium Mar-
cions nacbträglicb eingescboben worden sei. Vgl. die Be-
merkung zu Job. 13, 34.
Joh. 15, 26.
a. Clem. Rom. II, 6, 9. p. 120, 5.
/} xlg riiimv jtaQaxXfjTog lara«, iav fifj EVQe&<5fiBP Igya
iXOPTsg ooia xal dixata.
b. Ep. eccl. Lugdun. ap. Eus. H.E. V, 1, 10. p. 157, 24.
ixcop öh TOP jcaQaxXi}TOP ip tavTA.
c. Testam. XII patr. Juda c. 20.
xal TO Jtpevfia Ttjg akfid-elag (iaQTVQSl JtaPTa.
d. Job. 15, 26.
OTap iXd-^ 6 jtaQaxXrjTog, op iyco jtifiipo v/ilv jtaga
TOV jiaTQog, TO Jtpsvfia Ttjg aXtid^tlag, o Jtaga tov
jtaTQog ixjtoQevBTai, ixetpog fiaQTVQrjoei JtSQl ifiov.
11*
154 Aussercanonische Paralleltezie zu Joh.
Die Parallele aus den Testamentis XII patr. ist eine
besonders eclatante Probe von der Benützung des johanneischen
Evangeliums durch diese judenchristliche Schrift. Dagegen ist
das Gitat aus dem zweiten Clemensbriefe nur der Vollstän-
digkeit halber mit aufgenommen. Der Sinn, in welchem 6 Jta-
QaxXfjTog hier erscheint, entspricht vielmehr dem Zusammenhang
von 1. Joh. 2, 1 als dem Gebrauch des jtaQoxXfjrog im vierten
Evangelium.
Job. 16, 2.
a. Epist. eccl. Lugdun. ap. Eus. H. E. Y, 1, 15. p. 158. 17.
ijtXTjQOVTO 6e xo vJtb xov xvqIov rjficip slQ^jfjtdvov, ort
iXevCarai xacoog, hv w Jtäg o ajtoxzslvag vfiag öo^sc
XaxQBlav 3tQ0Cip€Qeip x<p O-ew,
b. Joh. 16, 2.
äXX^ aQxetai ciQa, tva naq 6 djtoxxelpag vfiäg <Jo§^
XaxQslav JtQooq>6Q eiv xm d-stp.
Die Austauschung zwischen xaiQog und äga ist auch in
den synoptischen Texten mehrfach zu beobachten. Vgl. Heft III,
198. Die Lesart kXevCexat xaiQog, iv q> erinnert aber mehr an
den synoptischen Typus als das specifisch johanneische 6(>x£Tcef
mQa, Gleichwohl ist die Lesart der gallischen Gemeinden eben-
falls johanneisch (vgl. Joh. 7, 6. 8) und jedenfalls dem Sinne nach
entsprechender, wie denn auch Luther übersetzt hat: Es kommt
die Zeit. Der Gebrauch des johanneischen Evangeliums in den
gallischen Gemeinden, welcher hier so deutlich hervorleuchtet,
ist ja auch sonst nicht zu bezweifeln.
Joh. 16, 3.
a. Just. Apol. I, 63. p. 95 C.
xäi ^IfjCovg 6h 6 XQioxog, oxi ovx lyvoiöav ^lovdcdoi xi
jtaxho xal xl vloq, ofiolmg kXayxtnv avxovg,
b. Joh. 16, 3.
xal xavxa jtoii^Covoiv, oxi ovx eyvooav xov jcaxi^a
ovöi kfiL
Hier erkennt man von Neuem, wie stark Justin von dem
johanneischen Evangelium beeinilusst war, indem er nicht nur
Texte und Untersachungen zu Job. 16, 2. 3. 7. 11. 165
den Wortlaut streift, sondern auch die scharfe Gonsequenz davon
zieht, in Bezug auf die Stellung des Judenthums zu der christ-
lichen Offenbarung.
Job. 16, 7.
a. Just. Dial. c. Tryph. c. 87. p. 315 A.
OTl ijCSJtQ0q>1^T6VT0' TOVTO [sC. iidslP TO JtVSVfia] fi^XXsiv
ylvsöd-ai vjt avrov fiera rijv elg ovgavov dviZevotv avrov.
. -v,-y '>« -^^ *• /*^^%-'"
b. Epiph. Haer. LXIX, 63. p. 788 D.
xal jtaXtp' djtsQxofiai xai djtooreXci vfilv ro xvBVfia xo
dyiov, ro ix rov jtctxQog ixjtogevofiepov xcu ro ifiov Xafi-
ßdvov,
c. Ephraem Syr. Ev. concord. expos. ed. Mösinger p. 225.
Bonum est vobis, ut discedam; si enim ego non abiero, pa-
raclitus ad vos non veniet, et omnis veri tas vobis non inno-
tescet.
d. Joh. 16, 7.
övft^iQei vfitv, iva lyo) djtiXd'Co' kav yaQ fit] djtiX&o}, 6
jcaQoxXrjxoq ovx iksvöexai jtQog vf/äg' iäv ös JtOQevQ-ci,
xifitpco avxop JtQog vfiäg.
Drei sehr verschiedene Parallelen: bei Justin nur eine
Sinnparallele, welche aber doch nur aus dem johanneischen
Evangelium zu erklären ist; bei Epiphanius ein völlig ausser-
canonischer Text, welcher Joh. 15, 26 (ro Ix xov JtaxQog ix-
jtOQBVOfiSPOP = o jcaQo. xov naxQog ixjtoQsvsxai) und Joh. 16,
14 {xal xo hfiov Xafißdpop = ix xov ifiov Xrjtpsxai) hereinzieht;
endlich bei Ephraem anfänglich genau der canonische Text,
aber dann ein um so weiter vom canonischen Wortlaut ab-
weichender Schluss, wahrscheinlich nur ein epexegetischer Zusatz
beim mündlichen Vortrag, den der Nachschreiber für einen Be-
standtheil des Textes genommen hat. Doch vgl. Job. 16, 13 und
die dortige Parallele aus The doctrine of the Apostles.
Joh. 16, 11.
a. Barn. XVIU, 2. p. 74, 2.
6 öe aQX^ov xaiQOv xov pvp xrjg dpofilag.
Igg Aussercanonische Paralleltexte zu Joh.
b. Joh. 14, 30.
BQXBTac yag 6 xov xoCfiov aQX^*''
c. Ign. ad Eph. XVII, 1. p. 22, 6.
Tov aQxovTog rov alcovog xovroVy fih alyuaXfoxlöij
d. Ign. ad Eph. XIX, 1. p. 24, 1.
rov ciQxovra xov alcivog xovxov.
e. Ign. ad Magn. I, 3. p. 30, 1.
XTjP Jiäöav hnriQBiav xov aQXOPxog xov almvog xovxov.
f. Ign. ad TraU. IV, 2. p. 46, 15.
xaxaXvaxat o agxcov xov cdcivog xovxov.
g. Ign. ad Rom. VII, 1. p. 64, 15.
6 aQxcov xov alwvog xovxov öiaQJtaöai fie ßovXexai.
h. Ign. ad Phüad. VI, 2. p. 76, 1.
q)evYexs ovv xag xaxoxsx^lag xäi ivlögag xov aQxovxog
xov atcövog xovxov.
i. Joh. 16, 11.
oxi 6 aQXO)v xov xoofiov xovxov xixQixau
Die gleichwerthigen Ausdrücke 6 ala>v ovxog und o xoofiog
ovxog = njn üV\!P vertheilen sich so, dass der erstere dem synop-
tischen, der andere dem johanneischen Typus augehört, wie der-
selbe in der canonischen Textgestalt vorliegt. Gleichwohl ist
nicht daran zu zweifeln, dass Ignatius mit der Bezeichnung
o aQXcov xov almvog xovxov auf dem johanneischen Evangelium
fusst. Denn erstlich ist die Benützung dieses Evangeliums durch
Ignatius an sich auch^ sonst zweifellos; zweitens ist die Be-
zeichnung des Satans als o üqxodv xov xoofiov (= alävog) xovxov
nur johanneisch, nicht synoptisch; und drittens ist TraU. IV, 2:
xaxaXvexat 6 cqxcop xov alcopog xovxov speciell Joh. 16, 11
vorausgesetzt. Ist dem so, dann wird auch der dritte gleich-
werthige Ausdruck o aQX<x)v xaiQov xov vvv bei Barn ab as
als johanneischer Anklang zu recognoscieren sein. Die Variante
seculi huius bei Hilarius und im Cod. Pal. Vind. könnte mit
Wahrscheinlichkeit auf xov alüvog xovxov zurückgeführt werden.
Vgl. auch die Bemerkungen zu Joh. 17, 5. Ein ähnliches Ver-
hältniss besteht im Lateinischen zwischen mundus und seculum.
Texte und Untersuchnngen zu Job. 16, 11. 12. 13. 167
Wordsworth- White bemerken zu Job. 1,9: In Johanne Hierony-
miano xoofiog semper est mundus; in Äfricanis versio nsitatior
est seculum.
Joh. 16, 12.
a. Theognost. de blasphemia in spir. s. ap. Routh 111, 409.
ijtayei ro JtaQct xov öcoTrJQoq slQr/fiivov rolg (la&^ralg'
BTi jtoXXa ex(o vfitp Ziyetv, dXk^ ovjrco övvaöO^e
b. Joh. 16, 12.
exi JtokXa BXG) v^lv Xeyeiv, aXX ov övvctoO-e ßaOTa-
^SlV CtQXl,
Die von Tischendorf nicht notierte Variante xG)Qelv an-
statt des canonischen ßaora^eiv erinnert lebhaft an Mt. 19, 11. 12.
Das ovjtco (= ov — agri), das sich sonst nirgends in den Hand-
schriften zeigt, ist ebenfalls von Tischendorf nicht angemerkt.
So weicht der Text Theognosts in mehrfacher Hinsicht vom
canonischen ab.
Joh. 16, 13*
a. Just. Dial. c. Tryph. c. 39. p. 258 B C.
ol ix JtdoT^g rrjg aXt}d^eiaq (lefiaO^rjrevfiepoi,
h. The doctrine of the Apostles p. 36, 26. ed. Cureton and
Wright.
he Said to us, "I will send you the spirit, the Paraclete,
that he may teach you what ye do not know."
c. Anast. Sin. Viae dux c. 3. p. 72.
xcu Xiycop' 6 öh 7caQaxX7]xoq , ov Jtsfi^m v(/Zp Iv ro5 ovo-
(laxi xov naxQog fiov, x6 :^vev{ia xfjq dXi]0^elaqf kxtl-
voq vfiäg oörjyTjOei elg jcäoav aXrjd'Siav,
d. Joh. 16, 13.
oxav öh sXd^Jij ixslvog, xo Jtvev/ia xfjg aXtid-slag, oöi}-
yTjOBL Vfiäg kv x^ dXTjd^ela Jtdo7j.
Die Justin-Parallele ist ein weiterer Beweis von der fort-
gehenden Einwirkung des johanneischen Evangeliums auf den
grossen Apologeten. Das Citat aus The doctrine of the
158 Aussercanonische Paralleltexte za Joh.
Apostles erinnert mit der Fassung: I will send you the spirit,
the Paraclete, an die aussercanonischen Paralleltexte zu Joh.
14, 16. Der Schluss dieses Citats: what ye do not know berührt
sich mit dem zu Joh. 16, 7 mitgetheilten Ephraemtexte: et omnis
veritas vobis non innotescet. Das Änastasius-Gitat repraesen-
tiert einen Mischtext, in welchem das op jcdfiy^co auf Joh. 15, 26
zurückweist. Das Diatessaron nach Ciasca hat für oÖTjyi^oai
narrabit, Ephraem nach Mösinger explicabit = öujyTJosraif
welches sich bei Eusebius, Cyrillus Hieros., sowie ähnlich
in verschiedenen Italae findet, mithin auch in Tatians Text zu
lesen war.
Job. 16, 21.
a. Theophil, ad Autol. II, 23.
jtcog yag ovx Böriv xaravor/oac rijv filv (Solvay i/v Jtaöxov-
öiv iv rm roxerm eil yvvaTxsg^ xal fiera tovto Zrj&f/t^ rov
jtovov jtoiovvraL
b. 4. Esra 16, 39.
quemadmodum praegnans, cum parit in nono mense filium
suum, appropinquante horapartus ejus, ante horas duas
vel tres dolores circumeunt ventrem ejus.
c. Tatiani Ew. härm. arab. ed. Ciasca p. 83*.
Mulier enim, cum ei appropinquat tempus pariendi,
opprimit eam adventus diei partus ejus: cum autem pe-
perit filium, non meminit pressurae propter gau-
dium, quia natus est homo in mundum.
d. Joh. 16, 21.
^ yvprj oxav tIxtij Xvjitjv ixei, ort tjXd^ev rj (oga av-
TTJg' orav de yevvi^ou ro jcaiölov, ovxizi fipjjfiO'
VBvei rrjq d^XlxpEwq öia rijv X^Q^^^ ^^* kytvvrjd-ti
ävß-Qcojcog slg top xoOfiop.
Bei Theophilus, welcher ja den Verfasser des vierten Evan-
geliums namentlich citiert, ist die Abhängigkeit von Joh. 16, 21
trotz der Freiheit der Anspielung nicht zu bezweifeln. Aber
auch gegenüber der Parallele in der Esra- Apokalypse muss
man dem johanneischen Evangelium die Originalität und mithin
die Priorität auf das Bestimmteste zuerkennen. Die Verwandt-
Texte und Untennchungen za Joh. 16, 21. 22. 28. 169
Schaft lässt sich jedenfalls nicht verleugnen. Vgl. praegnans
cum parit = jJ yvvfi orav rlxr^j ebenso: appropinquante hora
«= ort ißd'Bv 7) copa. Aber gegenüber der prosaischen Aus-
malerei des Bildes bei Pseudo-Esra sichert der ideale Sinn
des Gleichnisses und die edle Sprache des johanneischen Evan-
geliums diesem die Originalität unzweifelhaft zu. — Der ausser-
canonische Text im arabischen Diatessaron berührt sich
namentlich durch den Ausdruck: adventus diei mit dem dies
von 5 Itala- Versionen, der syr. Version ex editione
Schaafii und dem Cod. D, zeigt also auch in diesem Falle das
Zurückgehen aller dieser Zweige auf einen gemeinsamen Arche-
typus als Stamm. Andererseits zeigt der Zusatz partus ejus, in
welchem die Esra- Apokalypse mit Tatian und der syrischen
Version ex editione Schaafii (dies parturitionis) zusammentriflFt,
dass wirklich eine handschriftliche Benützung des johanneischen
Evangeliums von Seiten des Esra- Apokalyptikers stattgefunden hat.
Joh. 16, 22.
a. Test. XU patr. Juda c. 25.
xäi ol kv XvJty reXavTTjOavTag avaöxrioovxat iv X^Q^-
b. Joh. 16, 22.
xal vfislg oiv vvv fisp XvJttjv exars' ütakiv 6b otpofiai vfiäg,
xal x«(>'}ö£rai vficöv ^ xaQÖla, xal t7]p x<^Q^^ vfitSv ovöelg
axQH ag> vficip-
In dem obigen Gitate der Test. XII patr. klingt zwar auch
Lc. 6, 21^ = Mt. 5, 5 mit an; aber noch bestimmter kommt Joh.
16, 22 in Betracht, welches ja auch mit jenem synoptischen
Logion stammverwandt ist.
Joh. 16, 28.
a. Ign. ad Magn. VII, 2. p. 34, 15.
iva ^Iijöovp XgtOtop top äq) tpog jiazQog jrQosk&opra
xal elg tpa opra xal ;^co()?^(>arTa.
b. Just. Dial. c. Tryph. c. 100. p. 327 B.
ajto rov Jtargog övpaf/si avrov xal ßovZfj TtQosXd-opra,
170 AuBBercanonische Paralleltezte zu Joh.
c Joh. 16, 28.
k^fjXd-ov ix Tov jtatQog xal iXriXvd-a dq rov xoofiov
xaXiv dg)lf]fii rov xoOfiov xal jtoQevofiai JtQoq rbv
jtaxiga.
Die Übereinstimmung zwischen Ignatius und Justin in
dem charakteristischen jtQoel&ovra wie auch in der Präposition
djcOj welche auch in den lateinischen HSS vorausgesetzt ist, könnte
auf die Yermuthung führen, als ob in alten Handschriften an-
statt des canonischen i^rjZd^ov ix tov jtatQog vielmehr: djto
TOV JtaxQog xQorjXd-op zu lesen gewesen wäre.
Joh. 16, 32.
a. Didasc. V, 14. p. 312.
xal xoTB rjfilv eIjibv 6 xvQiog' dfif^v Xiyoj vfitv, fiez oXiyov
xaiQOP djroXeltpsri fie.
b. Epiph. Haer. LXEt, 63. p. 788 D,
xal xataksltperi fiB ndvxBg fiovov , dXX^ ovx slul uovog.
dkÜ Böxi fiBx* ifiov 6 yBVvriOag fiB jtaxrjQ,
c. Joh. 16, 32.
löov IsQX^tai copa xcu iX^Xv&Bv, iva oxoQJiiod-rjxB ixaöxog
Big xa löia xdfih fiovov dq)7jxB' xal ovx bI/iI fiovog,
oxi 6 ütaxtjQ fiBx* ifiov iöxlp.
Der Didascalia-Text hält die Mitte zwischen Joh. 16, 32
imd Mt. 26, 31 = Mc. 14, 27. Der griechische Wortlaut ist dabei
nicht massgebend, da wir es in der Didascalia in diesem Falle
lediglich mit der Retroversion von de Lagarde zu thun haben.
Doch ist dabei merkwürdig das Zusammentreffen des djtolBly^BXB
mit dem xaxaXBltpBXB des Epiphanius an Stelle des a^^re,
welches der canonische Text bietet. Noch merkwürdiger ist der
Zusatz 6 yBvvriOag fiB im Epiphanius -Text. Vgl. dazu das:
iyevvTjodg fie, JidxBQ in dem Epiph an ius-Citat zu Joh. 8, 42.
Joh. 16, 33.
a. Macar. de patientia et discr. c. 28.
xal' iv rc5 xocptcp d-Xlrpiv %%bxb.
Texte und Untersuchungen zu Joh. 16, 32. 33. 17, 2. 171
b. Macar. Hom. V, 6. ex cod. mscr. Graec. no. 16. Bibl. Berol.
(Migne p. 512).
xal jtahv Iv reo xoöfiq) ^Xltpiv ?g6T£.
c. Tatiani Ew. Larrn. arab. ed. Ciasca p. 84*.
in mundo enim vos assequetur pressura.
d. Const V, 3. p. 126, 17.
OTl kv Xm XOOfiCp TOVTCp d-XllplP BXST6.
e. Joh. 1 6, 33.
8V Tc3 xoöfiq) d-Xltptv Ix^'^^'
Für die Lasart des Cod. Cantabr.: t^exB führt Tischen-
dorf Origenes, Eusebius, Chrysostomus, Cyrillus AI.,
Cyprianus und Hilarius, nicht aber Macarius an, dessen
Text oben ersichtlich ist. Zu diesen Zeugen ist inzwischen noch
das arabische Diatessaron sowie der Syr. Sin. gekommen.
Der Zusatz: tovxcp in dem Constitutionentexte ist von
Tischendorf gleichfalls nicht notiert, findet sich aber ausser-
dem noch in vier Itala-Godices.
Job. 17, 2.
a. Epiph. Haer. LXXVI, 4. p. 917 A.
(Dq xal 6 Xgiöxog Bg)i], g^rjolv, iv x<p Xiysiv avxov' öog
avxolg, JcaxEQ, ^x^ip iv kavxolg ^coi^p,
b. Epiph. Haer. LXIX, 27. p. 751 C.
o xvQiog svXoycop xovg fia&rjxag 6q)f]' jtdxeg, öog avxolQ
C^coijv ix^'-^ ^^ savxolg.
c. Epiph. Haer. LXIX, 29. p. 753 A.
av^aod'ac xcp ^cc3 xal Xtyeiv' JtaxsQj dog avxolg Co^f/v exeiv
kv t avxolg.
d. Epiph. Haer. LXIX, 30. p. 754 D.
ÖOQ ovv avxolg exeiv Coo^jv kv kavxolg,
e. Epiph. Haer. LXIX, 28. p. 753 A.
95//0I yovv 6 xvQiog' öog avxolg Ccoriv BXSiv JP havxolg.
avxrj öi hoxiv tj C^mij aicoviog, Iva yivciaxoföl öS xov fiovov
aXrjd'ivop d'BOP xal op aJtioxBtXag ^Irjoovp Xqloxop,
172 AusBercanonische Paralleltezte za Job.
f. Joh. 17, 2.
xad-(bg iöwxag avrtp e^ovclav JtaOfjg aaQxoq, iva Jtav o öi-
öcoxag avT(p, öcio^ avrolg C^mijv alwvtov.
Hier bietet Epiphanias in fünfmaliger Wiederholung ein
bis jetzt nicht beachtetes johauneisches a/ga^op, welches aber
recht wohl unter die aussercanonischen Paralleltexte eingereiht
werden kann, da das Citat sub e deutlich die Stelle zeigt, wo
es gestanden hat, nämlich unmittelbar yor Joh. 17, 3, und da
es dem Sinne nach in der That mit Joh. 17, 2 sich deckt:
öog avTolg ^a)7jv ex^tv Iv lavTOtg
6<io\i avTOlg C^mrjv. —
Verwandt ist nur noch Joh. 5, 25, aber doch nur dem Aus-
druck, nicht dem Sinne nach, sofern dort zwar auch von einem
C^coijv ix^cv hv tavxcp die Rede ist, dieses aber dem Vater und
dem Sohne, nicht, wie hier, den an den Sohn Glaubenden zu-
geschrieben wird.
Job. 17, 3.
a. Ign. ad Eph. VII, 2. p. 12, 1.
kv oaQxl yevofievog d-sog, kv d^avaxm C^coi} dXrj&iv?].
b. Ign. ad Eph. XI, 1. p. 16, 15.
fiovov ev XQiörq ^Irjoov avQsO^Tivai elg ro alrjO-ivov
c. Ign. ad Smyni. IV, 1. p. 86, 10.
TOVTOV 6h Bxei i^ovolav ^Irjöovg XQiörog, ro dXtjd-ivov
d. Jiö. IX, 3.
evxctQiOTOVfisp Ooi, JtdrsQ ?)ficiv, vJtSQ zJjg ^(orjg xal
yvoiOBog^
e. Alö. X, 2.
xai vjttQ TTJg yvcoöeog xal jtlarecog xai ad-avaöiag,
f. Clem. Rom, I, 43, 6. p. 70, 15.
slg ro öo^aoO^Tjvai ro ovo^a rov d^-rjO^irov xai fiovov
XVQIOV.
g. Clem. Rom. 1, 59, 3. p. 9S, 5.
elg ro yivcodxBiv öe rov fiovov v^iazov hv vtplorocg.
Texte und Untenuchungen zu Joh. 17, 3. 5. 173
h. Clem. Rom. I, 59, 4. p. 100, 13.
yvmTOHSav ajtavxa xa iß-vi], ort cv d 6 d'sog fiovoq xal
iTjOovg XQiOTog o :nalg oov.
i. Clem. Rom. II, 3, 1. p. 114, 14.
iyvcofisv öl avTOv [sc. rov XqiOtov] top JtaxsQa rfjg aXi]-
&elag.
k. Hart. Polyc. XIV, 2. p. 154, 15.
6 aipavöfjg xal aXfid-cvog d'sog.
1. Joh. 17, 3.
avTi] ÖS koxiv tj alciv^og ^(orj, tva yivciöxovolv öe xbv
fiovop dZfjd-ivov d-Bov xal ov axicxBiXag ^Irjoovv
Xqiöxop.
Wenn man die mehrfachen Beziehungen der in die Jidax^
aufgenommenen eucharistischen Oebete auf Joh. 17 in Erwägung
zieht und dabei bedenkt, dass ja das in Joh. 17 enthaltene hohen-
priesterliche Gebet Jesu der Abendmahlseinsetzung unmittelbar
gefolgt sein muss, so ist auch in der Verbindung vjteQ xrjg ^co^g
xal YP(Döaa)g — vjiIq x^g yvdCBCog xdL dd-avaolag die Ein-
wirkung von Joh. 17, 3 zu attestieren. Noch bestinunter ist
dies der Fall in den drei Parallelen des ersten Clemens-
briefes, wo die Elemente von Joh. 17, 3 yivcioxeip — xbv (lo-
vov dXfid-tvov d-aop — ^IrjCovp Xqioxop wiederholt und nament-
lich in h besonders deutlich hervortreten. Weniger Gewicht ist
auf die Parallelen in dem zweiten Clemensbrief und in den
Ignatianen zu legen, obwohl ja in den letzteren der Einfluss
des Johanneischen Evangeliums unleugbar, also auch in diesem
Fall wahrscheinlich ist. Der Anklang: äXii&tpog d^eog in dem
Martyrium Polycarpi ist um so wahrscheinlicher auf Joh.
17, 3 zurückzuführen, als kurz vorher die ijciypwoig Gottes er-
wähnt ist als in Christo Jesu vermittelt. Vgl. Mart. Polyc. XIV, 1.
p. 154, 6: XVQ16 o d'sog, 6 jtapxoxQaxcoQy 6 xov dyajtrjxov xal
BvXoyrfcov jtaiöog öov ^Itjaov Xqioxov jtaxrJQf öi ov xijp
jtBQl oov hjtlypcoöip bIX TJg)afiBp,
Joh. n, 5.
a. Just. Dial. c. Tryph. c. 100. p. 326 D.
ajtexaXvtpBP ovp rjfilp jiapxa ooa xal ajto xcqp ygagxlop öta
174 Aussercanoniache Paral leitexte zu Job.
TTJg x^Q'-'^^^ avxov VBVorjxaiiBV , yvovxsq avxov JtQCDTozo-
xov (luv xov d-eov xal Jtgo navxoiv xcov xxiOfidxwv xai
jtaxQiaQXcöp vlov,
b. Gh-eg. Nyss. adv. Macedon. c. 22 (Mai IV, 36).
xal xaXiP' öo^aöov fis xy 66§jj, y el^ov ax g(>X^g JtaQct
Co) JtQo xov xov xoöfiov elvai,
c. Joh. 17, 5.
xai vvv öo^aoov fie <Jt5, jtaxsQ, JtaQa Ceavx<5 xy dog?/,
7j tlxov XQO xov xov xoöfiov slvai jcaQa ooL
d. Didym. de trin. I, 15. ^
xal avxoq jcbqI iavxov 6 öeöjtoxfjg . . .eljtsv' a(ii}v afitjv
Xiyco ooiy JtQO xov xovg al<5vag yspiöd-ai iyco elfii.
e. Joh. 8, 58.
ebtsp avxotg ^Iijaovg' dfirjv dfii]v Zeyo) vfilv, xqIv
^AßQaafi yeviöd-ai kym slfii.
Die justinsche Auffassung von der Praeexistenz Christi
mit besonderem Hinweis auf die Patriarchen ist ein vernehm-
liches Echo von Joh. 17, 5 in Verknüpfung mit Joh. 8, 58. Die
singulare Variante djt ccQX^jg bei Gregorius Nyss. ist noch
nicht notiert worden. Die Lesart yspiöB-ai fdr ehai vertritt
auch Codex D, Irenaeus und Cyprian.; die Didymus -Variante
xovg almvag für xov xoöfiov erinnert an den Austausch von
aloov für das canonische xoofiog in den Ignatianen. Vgl. die
Bemerkung zu Joh. 16, 11. Ephraem bietet nach Mösinger
(S. 227) folgenden Text: Da mihi gloriam a te ex ea, quam
dedisti mihi, antequam mundus factus esset. Dazu vergleiche
man Zahn, Forschungen I, 208, sowie den mit Ephraem gleich-
lautenden Text des seitdem ans Tageslicht getretenen Syr. Sin.
Joh. 17, 6.
a. Ign. ad Magn. VIII, 2. p. 36, 5.
eig d^eog köxiv, o <pav£Q<6öag havxov did ^Irjöov Xqiöxov
xov viov avxov.
b. Joh. 17, 6.
i^aviQoöd öov x6 ovofia xolg dvd-QcoJtoig.
Texte und Untersuchungen zu Job. 17, 6. 11. 12. 175
Job. 17, 11.
a. Ep. ad DiogD. VI, 3. p. 158, 19.
xal Xotcxiavol ip xoöua) olxovoiv,
b. Ephraem Syr. Ev. concord. expos. ed. Mösinger p. 271.
Dixerat: Et ego ad te venio, mi pater.
c. Epiph. Haer. XXXVIII, 4. p. 279 D.
naXiv Sk Iv krsQq) xosko Xiyw jtdxeQ^ xvqu ovQapov
xai yTJg, n^Qfjöov rovrovg, ovg öidcoxag hol
d. Jiö. X, 2.
jrar£() ayis, vjzbq xov äylov ovo/iarog öov xrX.
e. Job. 17, 11.
xal ovxiri alfil kv to5 xoofiq)^ xa\ cxvroi iv reo xoöficp
elalv, xayci) jtQog c\ eQxofiai. jtarsQ ayis, ttJqtjöov
avTOvg iv rc5 ovofiaxl öov, cp öiötoxag fioi.
Die nur in Job. 17 vorkommende Anrufung: jtaxeg ayis
ist in der eucbaristiscben Liturgie der /liöaxi^ ein weiteres
sicberes Kennzeicben von der Benützung des jobanneiscben
Evangeliums, bier speciell von Job. 17, 11, zumal in Verbindung
mit dem vxIq xov äylov ovofiaxog öov. Ebenso zeigt sieb in
der Parallele der Epistola ad Diogn. von Neuem der unver-
kennbare Einfluss des vierten Evangeliums. Mit der Lesart: mi
pater stebt Epbraem an dieser Stelle völlig isoliert. Doch
vgl. man dazu: Pater mi juste bei Ciasca Job. 17, 25. Dasselbe
gilt von den aussercanoniseben Abweicbungen des Epipbanius,
mit Ausnahme des ovg, worin Epipbanius mit Cod. D^, mit
altlateiniscben Codices, mit der Vulgata, der gotbiscben, kop-
tischen, aetbiopischen Version und mit Athanasius sich berührt
Job. 17, 12.
a. Epiph. Haer. LXIX, 69. p. 793 A.
(og xov xvQiov Xiyovxog kv xtp evayyeklo) jieqI xcov avxov
fiadTjxcDV ovg öiötoxag fioi, xaxsQ, iq)vZa^a avxovg
£2^ TCO xoöua),
b. Epiph. Haer. XXXVIU, 4. p. 279 D.
oxs rjfirjv fisx* avxcöv, iq)vXa^a avxovg, xal ovöslg
ig avxciv ancoXsxo, bI fiij 6 vlog xr^g äjta}k6lag.
176 Aasfiercanonische Paralleltexte eu Joh.
c. Joh. 17, 12.
OTB fjfifjv fiST^ avTciv, iyco kxrjQovv avxovq iv rrp
ovofiaxl oov, CO ötöcoxag fioi, xal .ig)vXa§a, xal ovöeig
i^avrdv äjtciXero, el iifj o vlog r/y^ djtcoXelag.
Der Zusatz: iv r<5 xoCfio), den Epiphanius bietet, findet
sich auch in einer ganzen Anzahl guter Codices. Im Übrigen
ist der abgekürzte Context des Epiphanius ansprechender als
die Tautologie, welche in den canonischen Lesarten durch das
nacheinander folgende iri^QOVv — ig>vXa§a entsteht
Joh. 17, 14.
a. Ep. ad Diogn. VI, 3. p. 158, 20-
ovx elol ÖS ix rov xoofiov.
b. Joh. 17, 14b.
ort ovx elölv ix rov xoOfiov, xaB'cog iyco ovx elfii ix
rov xoOfiov.
c. Joh. 17, 16.
ix rov xoö/iov ovx slolv, xad-mg iym ovx elfil ix rov
XOGflOV.
Die zu Joh. 17, 11 bemerkte Abhängigkeit der Epistola
ad Diogn. setzt sich hier fort. — Interessant ist die Yerwerthung
unserer Stelle in der Pistis Sophia p. 8, 24: Dizi vobis multis
vicibus, vim quae inest in vobis duxi e duodecim OcoTtjQOi^ qui
sunt in thesauro luminis. Propter hoc ipsum dixi Yobis ab initio,
vos non estis de xoCfiq>. Etiam ego non sum de eo. Femer
p. 145, 6: Homo est in xocficoy dXXa non est e xooßcp.
Joh. 17, 15.
a. Alö. X, 5.
/it^od-fjTi, xvQie^ rT^g iTcxXtjClag oov rov gvoaüd-ai avtf^v
ajto Jiavxog JtovtjQOV.
b. Joh. 17, 15.
o\yx iQoxS, tva aQug avxovg ix xov xoo/iov, aXX* tva t?/-
Qn'ioxig avxovg ix xov jtovtjQOv,
Texte und üntersachuiigeii zu Job. 17, 14. 15. 17. 19. 21. 177
Obwohl hier in Atdax^) X, 5 sichtlich der Schluss des
Herrengebets: aXXa Qvcai fffiaq axb rov jtovtjQov (Mt. 6, 13),
sowie das davon abhängige: gvosral (le 6 xvQiog äxo Jtavrog
SQyov jtopTjQov (2. Tim. A, 18) hereinspielt, so klingt doch auch
zugleich Joh. 17, 15 an.
Job. 17, 17. 19.
a. Clem. Rom. I, 60, 2. p. 102, 6.
aXXä xa&agelg [Syr.: xad^agicov] f]fiag rov xad^agiöfiov
b. Joh. 17, 17.
aylaöov avrovg ev ry [öy\ äXTjd-slä.
c. CyriU. AI. Opp. IV, 983.
jcareg ayu, äylaoov avxovq sv t^ [a^ aXfj&ela.
d. Exe. Theod. § 9. ap. Clem. AI. p. 969.
xai jtareQ dyis, aylaöov avrovg kv to5 6v6(iarl oov,
e. Aiö, X, 5.
avTTjv [sc. T^p ixxXfjolav] rrjv ayiaod^eloav.
f. Joh. 17, 19.
Xva cooiv xal avrol rjyiaCfiivoi iv aXrjd'sla.
In der Lesart r^ oy [welches a^ in den Handschriften theils
fehlt, theils durch cov ersetzt ist] berührt sich Clemens Rom.
mit Cyrillus AI., welcher in seinen zwei Citaten es das eine
Mal vertritt. Der Zusatz: naxBQ ayie ist an dieser Stelle ale-
xandrinische Tradition, vertreten durch Cyrillus, Didymus und
den (von Tischendorf nicht erwähnten) Theodotns in den
Excerptis bei Clemens AI.
Joh. 17, 21; 14, 10.
a. Iren. III. 13, 2.
Ego enim in patre et pater in me, et a modo cogno-
vistis eum et vidistis.
b. Epiph. Haer. LXIV, 9. p. 532 D.
0 Xiycov iyco kv xtp jrcrrpi xa\ 6 staxriQ kv kfiol, xai
01 ovo iv iöfiev,
Texte n. Untersuchungen X, 4. 12
j[78 Aussercaoonische Paralleltezte zu Joh.
c Epiph. Haer. LXIX, 19. p. 743 A.
äkka jisqI tov Hysiv hym kv tc5 jtaxQl xdl 6 nari^Q
kv ifiol' xal ort' ol ovo IV icfiev, tva xal avrol l^v
coöiv.
d. Epiph. Haer. LXIX, 69. p. 793 B.
xal Xiyovciv OQ^q xo vjt avxov Xsyofievop ort iyco iv
r<p jtatgl xal 6 xaxriQ iv ifiol, xal ol ovo 2p ioftep.
e. Job. 14, 10.
ov jtiöreveig ort iy(o iv np JtaTQi xal o JtaxijQ kv
ifjiol icxiv;
f. Orig. Exhort. ad martyr. c. 39. Opp. I, 300.
(Dq iy(D xal oi) IV kofisp, tpa xal avxo\ tp i^/ilp wciv.
g. Epiph. Haer. LXIX, 69. p. 793 A.
xal jtaXip' Jtolrjoop avrovg tpa a}6iv kv ifioif cog xa/co
xal av 2p iofiBV,
h. Joh. 17, 21.
iva xavxBg tv (ociv^ xa&(bg oi) xaxfjQ iv ifiol xdyco
iv ool^ iva xal avxol iv ri(ilv cooiv.
Za diesen aussercanonischen Textgestalten vgl. man die Par-
allelen zu Joh. 10, 30. Ausserdem findet sich eine völlig ausser-
canonische Textgestalt in dem zweiten koptisch-gnostischen Werke
ed. Schmidt (T. u. ü. VIII) S. 547: xal tjoav tv jtavxeg^ xad^Ag
yiygajtxar ?jOav tv Jtavxeg iv xS evl fiovcp,
Joh. 17, 23.
a. Aiö. X, 5.
xal xsXec(Döai avxijv [sc. xt/v ixxXrjolav] iv x^ äyaJty.
b. Joh. 17, 23».
iy(D iv avxotg xal ov iv ifiol, iva (döiv xsxeXsiwfiivoi
slg %v.
Die Verbindung von xsXeiovv mit ayajttj bezeugt die Be-
nützung des ersten Johannesbriefes durch den Bedaktor der
Abendmahlsliturgie in der Jidax^j (^gl- 1- J^h. 4, 12. 17) und
trifft mit dem Zeugniss des Papias über den ersten Johannes-
brief zusammen. Aber dieser Hinweis kommt zugleich auch
Texte und Üntenuchungen zn Joh. 17, 23. 24. 25. 179
wieder darcb die gleichzeitige Berührung mit Joh. 17, 23^ dem
Johanneischen Evangelium zu Gute.
Job. 17, U.
a. Pistis Sophia p. 51 ed. Schwartze et Petermann.
"AfiTjp äfifjp dico vobis, inloco, ubi ero in regno patris
mei, eritis vos quoque ibi mecum. ""
b. Joh. 17, 24»
ytari^Qf o öiöcoxaq fioi, d-iXco tva onov eliil l/co xcixet-
voi CO01V fier^ kfiov.
Das Johanneische Logion, welches im vierten Evangelium
einen Bestandtheil des hohenpriesterlichen Gebetes bildet, ist durch
den Redaktor der Pistis Sophia in die Form der Anrede an
die Jünger Jesu eingekleidet. In dieser Form hat das Logion
namentlich durch den Zusatz: in regno patris mei — einige
Verwandtschaft mit dem Logion, welches in der Pistis Sophia
als Parallele zu Lc. 22, 30 auftritt. Man vgl. die Paralleltexte
und Erläuterungen zu Lc. 22, 30. Heft III, ,672 ff:
Job. 17, 25,
a. Const. VIII, 1. p. 230, 19 (Ex HippoL de charism.).
xai JtBQl ^fi(5p Xiyovroq rm jtaxgi xaxEQ ayie, sl xal 6
xoöfiog ce ovx eyvw^ dkX* hy<o ob iyva>v xal ovrol
oe lyvmcav.
b. Tatiani Ew. härm. arab. ed. Giasca p. 84b.
Pater mi juste, mundus te non cognovit.
c. Joh. 17, 25.
jtatfjQ dlxaie, xal o xoOfiog Oe ovx lyvo)^ kya> öi oe
eyvmv, xal ovtol lyvmoav^ oxi ov (le ajiioxBiXaq,
Den Ersatz des canonischen dlxaie durch ayie haben die
Constitutionen mit Hippoljt und Codex d gemeinsam.
Dagegen steht das arabische Diätes saron mit dem Zu-
satz: mi — hier völlig isoliert. Doch ist zu vergleichen: mi
pater bei Ephraem zu Joh. 17, 11. Wahrscheinlich entstanmit
dieses mi der syrischen Anrede .Aof==^ar€(), eigentlich :?raTcp /tiov.
12*
l^gO Aussercanonische Paralleltezte zu Joh.
Joh. 17, 26.
a. /Ilö. X, 2.
vjiIq xov aylov ovogiarog oov .... iypwQiCag Tjiilv öia
föov Tov Jtaidoq Oov.
b. Aiö. IX. 2.
iyvciQicag tfiilv öia ^Ii]Oov rov jiaiöog Oov.
c. Jid. IX, 3.
yvciöBcag, rjg iyvciQiöag ^f4lp öia ^Iijoov rov Jtaiöoq öon,
d. Joh. 1 7, 26»
xal iyvcoQiCa avrolq ro ovofid oov xal ypogloo).
In der Verbindung von ypo^gl^eiv und opofux treffen die
eucharistischen Oebete der Jiöax^ wieder mit dem jobanneischen
hobenpriesterlichen Gebete, nämlicb mit Joh. 17, 26 zusammen,
wobei zu bedenken ist, dass diese Verbindung sonst nicht wieder
auftritt.
Joh. 18, 23.
a. Syr. Sin. Joh. 18, 23.
Xiyei avtä ^IrjOovg' xaXmg kXaXrioa' rl fis öigsig;
b. Joh. 18, 23.
axBXQld^ (xixm ^ItjOovg' bI xaxcig kXaXfjOa, (iaQTVQi]Oop
xsqI rov xaxov' bI 6b xaXmg, rl [ib ÜQBig;
Hier haben wir wieder eine von den — handschriftUch.
völlig unmotivierten — Textkdrzungen, mit denen der Syrus
Sin. häufig völlig isoliert steht.
Joh. 18, 28.
a. Ephraem Syr. Ev. concord. expos. ed. Mösinger p. 238.
Et sumpserunt et duxerunt eum ad portam et dederunt
in manus Pilati, et ipsi non intrarunt in interiora in
aulam, ne contaminarentur, ut prius ederent agnum
in sanctitate.
b. Versio Aethiopica ad Joh. 18, 28.
non introierunt in atrium, quoniam illuxerat dies, ut ede-
rent pascha, ut ne immundi fierent.
Texte and üntenuchusgen za Joh. 17, 26. 18, 23. 28. 37. 181
c. Diatessaron Arab. ed. Ciasca. p. 88^.
Ipsi autem non ingressi sunt in praetorium, ut non inveniren-
tur immundiy cum manducarent pascha.
d. Job. 18, 28.
ayovciv ovp top ^It/oovv ajto rov KoCiatpa slg t6 ngai-
Tcigiop* fjp öl :itQa)t' xal avvol ovx elc^Xd-op elq
t6 JtQaiz(DQiop, tpa fiTj fiiapd'cooip^ äXXa q>äy<oOip
e. Syr. Sin. Job. 18, 28.
riyop TOP ^IfjOovp ajto tov Kataqia . » . slg to XQaixÄQiop,
jpg jcagaöcoöip axrcop reo ^ye/iOPi' avzol 6h ovx sloijXd-OP
slg ro jegacTcigiop , tpa (ifj /aopd-wOiP, icog orov lq>ayop
xa a^vfia.
Die Überlegenheit des jobanneiscben Evangeliums gegenüber
den drei synoptischen Bearbeitungen des Urevangeliums in
historischen Detailangaben zeigt sich namentlich auch in der
von Johannes allein gegebenen richtigen Zeitbestinmiung, wonach
der Gerichtstag und der Todestag Jesu der Tag vor dem An-
bruch und vor dem Schlachten sowie dem Essen der Passah-
lämmer gewesen ist Vgl. Heft IQ, 612 £F. die Untersuchung zu
Lc. 22, 7. In Ephraems Evangeliencommentar sowie in der
aethiopischen Evangelienversion ist jeder Zweifel an diesem That-
bestand, welcher schon durch den griechischen Text bei Johannes
gegeben ist, ausdrücklich ausgeschlossen. Dagegen im Ara-
bischen Diatessaron sowie im Syr. Sin. ist das johanneische
dXXä in ein cum = ia)g orov »» ruk verwandelt und so der Harmo-
nisierung zu liebe, um die Johanneischen Zeitangaben mit den
synoptischen zu conformieren, der entgegengesetzte Sinn hergestellt.
Joh. 18, 37.
a. Just. ApoL 1, 13. p. 60 D.
xop diöaCxaXop xs xtroxcop yepofißpop '^fitp xal elg xovxo
ysppTjd'ipxa ^Itjooup XqiOxop,
b. Joh. 18, 37.
iyco elg xovxo yeyippijfiai xal slg xovxo iirjXvd'a elg
XOP xoofiop, ipa fiagxvQi^oa} xy äXtiB-ela,
Ig2 Aussercanonische Paralleltezte zu Job.
Wer wollte in der wörtlichen Parallele:
elg TOVTO YBvvTjd'ipra (Just)
slq TOVTO yeyipvriiiai (Job.)
und in dem gleichen Zusammenhang: diöaoxaXov Tovrmv (Just.)
^=^tva fjKXQTVQfjöa) Ty äXrid'ala (Joh.) die Abhängigkeit Justins
Yon dem vierten Evangelium an dieser Stelle verkennen?
Joh. 19, 26. 27*.
a. Epiph. Haer. LXXVIII, 10. p. 1042 C.
{Dg 6X^1 To xaTa ^Imavvriv evayyiXiov 0TQag>6lg^ ^tjOlv^
dös TOP (iad-TJTfjPf o,v ^/^^^.^^^jJJ^mogj^^
jegliBbrgfagj Wov ^ f^V'^^VQ ^^v xat Ty ovt^ Xiyer löov
o vlog öov.
b. Joh. 19, 26. 27».
*IrjOovg ovv löAv t^v fiT/Tiga xal top fiad^t/T^p xüqs-
dTcora, op r^yana^ Xdyei t^ fiTjTQl' yvpai^ lös 6 vlog
öov sha kiyei r^ fiad'fjTf^' 16$ rj fifjTijQ öov.
Auch Joh. 1, 38 liest man OTQag)elg, Job. 20, 16 0TQag>Bl6a\
hier hat diesen Zusatz nur Epipbanius, dessen Text mehrfach^
namentlich auch in der Umstellung der beiden Anreden, von
dem canonischen Text abweicht.
Joh. 19, 28.
a. Epiph. Haer. LXXVII, 35. p. 1030 A,
ötipco, XiyoDP^ öoTß fioi xietp.
b. Joh. 19, 28^
Xiyer öifpco.
Der aussercanonische Zusatz: öots /ioi Jtietp erinnert lebhaft
an Joh. 4, 7, wo Jesus zur Samariterin spricht: dog fioi xetp.
Aber zu Joh. 19, 28 findet sich derselbe sonst nirgends.
Joh. 19, 34.
a. Joh. 19, 34.
äXX* elg täp öTQaTioTcop Xoyxv clvtov ttjp xXsv-
QCLP epv^sp, xal i^rjXd^BP evd'Vg alfia xal vda)Q.
Texte und Untersnchiingen zn Joh. 19, 26. 27. 28. 34. 183
b. Cod. Sin. ad Mt. 27, 49.
aXXog 6h Xaßthv Xoyxtjv ivv^ev avrov ttjp JtXevgav,
xal i^rjX&ev vdcoQ xal alfia.
c. nicrig Sog>la, Cod. Askew ed. Woide Append. p. 72.
dia Tovxo Ivv^av Xoyxvy ^^^ ^^'^ JtXevQ&v jj^ov, xal
i^^Xd-sv al^a xal vömg»
d. Pistis Sophia p. 233, 27. ed. Schwartze et Petenuann.
Atque etiam propter hoc immiserunt Xoyx^^ ^t^ meum
latus! EGTiit aqua et sanguis.
e. Acta Pilati XI, 2. B. p. 311 ed. Tischendorf.
elg öTQaTicirijg iXoyxsvosv avrov iv ry ös^ia jrXevggiy
xal Bvd-imq i§ijXd-€V al/ia xal vömg.
f. Exe. Theod. § 61. ap. Clem. AI. p. 984.
öia de rmv ixQvivrwv ix xrjq jtXBvgaq köi^Xov rag hcgv-
ö£ig rmv Jtad'mv.
g« 4. Est. 5, 5.
xal ix §vXov alfia öra^BL
h. Orig. c. Cels. I, 66. Opp. I, 380.
jtcd^a>p [sc. 6 KsXaog] yovv xo inl reo oxovqco jtQOXvB-lv
alfia xov ^ItjCov q)7}olv, oxi ovx tjv
^IXcoQ olog jtig xs ght fiaxaQBOai d'sotaiv.
i. Apollin. Hierap. Fragm. in Chron. Pasch. I, 13.
6 . . Jiatg . . ^€ov . . o xf]v aylav jtXevQav ixxsvxr/d'elg,
6 ixxiag ix xrjg jtXsvQag avxov xa ovo JtaXiv xad'aQöux,
vöofQ xal alfia, Xoyov xal jtvevfia.
k. Acta Pil. A. XVI, 7. p. 283 = Gest. Pil. XVI, 4. p. 387.
Xoyxu xfjv jtXBVQCLV avxov i^BxivxrjOBV Aoyxtvoc 6
OxQaxicixijg.
1. Orig. c. Cels. II, 36. Opp. I, 416.
Blxa q>i]Oiv 6 KiXöog' xL q>rioi xa\ avaCxoXo3tiC,Ofiivov
xolog IxcoQ, olog Jtig xb giBi fiaxaQBOOi d'Botöip; ixBtvog
filv ovv jtal^BL rjfiBlg öi cbto xmv cxovöalwv BvayyBXlcov,
xav fiTj KiXöog ßovXfjxai, j^agaüx^CofiBv, oxt lx(OQ fihv 6
fivd-ixog xal 6fiJ]Qix6g ovx bqqbvobv avxov djto xov cdfAtt"
xog' tJöi] rf' avxov ajto&apovxog Big x&v OXQaxicoxmv
Xoyxv '^V^ :^XBVQav avxov bvv^b.
184 Attssercanonische Paralleltexte zu Job.
Der frühzeitige Einfluss des johanneischen Evangeliams zeigt
sich an dieser Stelle nach zwei Seiten, sofern die Nachricht
Job. 19, 34 nicht nur in die apokryphische Pilatusliteratur, son-
dern auch in das canonische Matthäusevangelium eingedrungen
ist. Es sind ausser dem Cod. Sinaiticus die Codd. B C L U /^ 5. 48.
67. 115. 127* das Hierosolymitanum, zwei Yulgata- Handschriften,
die aethiopische Version, Cyrillus AI. und Chrysostomus, welche
die Eintragung von Joh. 19, 34 nach Mt. 27, 49 bezeugen.
Während die Acta Pilati den Lanzenstich gemäss der johannei-
schen Pragmatik in die Zeit unmittelbar nach dem Verscheiden
Jesu legen, bildet derselbe Vorgang in den erwähnten Matthäus-
Handschriften das letzte Moment vor dem Tode Jesu. — Die
oben mitgetheilte Parallele aus der Esra-Apokalypse dürfte als
ältere Quelle das apokryphe Jeremia-Buch voraussetzen, über
dessen frühzeitige und weite Verbreitung in der TJrkirche ich
in Heft 11, 334 ff. 372 ff. zu Mt. 27, 9. 10; 28, 2—4 ausführlich
gehandelt habe.
Joh. 19, 37.
a. Barn. VH, 9. p. 36, 3.
Sy^ovrai avTov rote rfj ^fiiga rov Jtoö^Qtj ex^^''^^ '^^^
xoxxivop J€£qI ri}v öaQxa, xal igovOtv ovx ovtog köxiv^
6v Jtote rjiiBlq ioravQcioafiev i^ovd-evrjoavtsg xal xara--
xevT^öavTsg xal ifiJtTvoapreg;
b. Apoc. 1, 7.
löov ^QXBrai (isra xciv psipeXciv, xal 6y)6Tai ovrov nag 09-
d-aXfiog xal otrivsg avrov k^exivrrjöav, xcä xotpovrai
Ijt avrov Jtaöai al g}vXal rtjg yr\g,
c. Sach. 12, 10^ 12». LXX.
xal hcißZhpoprai jtQog fiB, dvO-* mp TMxmQXTfCavxo, xal
xotpopxai kjt avTOP xojibtop . . . xal xotpBrai rj yfj xaxa
q}vXag (pvXag . . . xai al yvpalxBg avxcop xad^ tat^tag.
d. Just. Apol. I, 52. p. 87 D E.
6ia Zaxaglov xov XQoq>7jxov jtQog>TixBvd-ipxa IXix^ ovxwg'
. . xotpopxai fpvXtj JtQog (pvX7}p, xcu xoxb otpopxai elg
OP k^BXBPXTjÖaP,
e. Just. Dial. c. Tryph. c. 32. p. 249 C D.
xal ovo JtaQovclag avxov YBPTjöBö&ai k^tjyijöafifjp^ (ilap (ihv
Texte und Untersucbungen zu Job. 19, 37. Ig5
iv y i§sxevrfj{h] vg)* vficöv, öevrigav öe ors hjtiyviDOBOd-B
elg ov i^exevTTJoara, xal xotpovrai cd q>vXäl vfiäp, gn)Xf^
jiQog g>vZ^p, al yvvaXxeq xax löiav xäl ol avdgsg xax
IdUxp.
f. Just. Dial. c. Tryph. c. 126. p. 355 C.
6g xäi JtaXiv JtaQiaraif xcu xoxb xotpovxai v(iciv al öciösxa
fpvXaL
g. Just. Dial. c, Tryph. c. 14. p. 232 D.
slg XTjp öevxiQüp avxov ytagovaiap, oxe iv öo^y xal kjcapm
xAv vsq>sXcip jtaQiaxai^ xcü otpsxai 6 Xaog v/icop xal yvo-
Qisly elg op i^sxipxfjöap.
h. Just DiaL c. Tryph. o. 64. p. 289 A.
xal jtaXiv ixBlPOP xcLQayBPffiOfiBvop, op OQap fiiXXovCi xal
xojiXBOd-ai ol ixxBPXTJOapxBg avxop,
i. Exe. Theod. § 62. ap. Clem. AI. p. 984.
xadfftai 6b (ibxqi CvpxBXalag, Xpa Idcoaiv, Big op i^BXBP-
XTjöap.
k. Tatiani Ery. härm. arab. ed. Ciasca p. 93^
Et etiam Scriptura, quae dicit: Intuiti sunt, quem trans-
fixeruni
1. Joh. 19, 37.
xal naXiv hxBQa yQaq)i} XiyBi' oipopxai Big op i^axip-
xfjOap,
Neben dem Text unserer jetzigen Septuaginta-Ausgaben:
dp9'* (DP xaxoQxfiOapxo war die richtigere Übersetzung: Big op
i^BxipxfjOap frühzeitig verbreitet. Dies bezeugen nicht nur 10,
bzw. 11 Septuaginta-Handschriften (bei Holmes), sondern auch
die alten Übersetzer Aquila, Symmachus, Theodotion, welche
ixxBPXBtp gebrauchten. Dies bezeugt auch die Übereinstimmung
des vierten Evangelisten, des Apokalyptikers, des Barnabas
und des Justin, unter denen allerdings Barnabas xaxaxBPXBlp
gebraucht, indem er aber eben damit seine direkte Bezugnahme
auf Sach. 12, 10^ an den Tag legt Es ist also in diesem Falle
weder bei ihm noch bei Justin die Verwandtschaft mit der
Form des Citates in Joh. 19, 37 ein sicheres Zeichen der Ab-
hängigkeit von dem johanneischen Evangelium.
|gg j&ussercanonische Paralleltexte zu Joh.
Joh. 20, 13.
a. Aphraates Hom. XX. p. 320 f. ed. Bert
Wie Maria sprach: Sie haben unsem Herrn weg-
genommen, und ich weiss nicht, wo sie ihn hinge-
legt haben. Und die Engel sprachen zu Maria; Er ist
auferstanden und hingegangen zu dem, der ihn gesandt ha£
b. Joh. 20, 13.
XiyBL avTOlq ort r Qav xov xvQtov (lov, xal ovx olöa,
jcov ed-rjxav avrov.
Der Text des Aphraates erscheint wie eine Mischung Ton
Joh. 20, 23, Lc. 24, 6 par. und Joh. 16, 5. Dabei ist zu beachten,
dass der Hingang Jesu zum Vater und der Vorgang der Auf-
erstehung in einander fliessen. Die ganze Engelrede fehlt in den
canonischen Texten vollständig; die Anfangs worte der Maria
sind auch Joh. 20, 2^ wiederzufinden.
Job. 20, 16.
a. Syr. Sin. Joh. 20, 16.
aha Xiysi avr^ ^Ifjöovg' Magia/i. t] öh ^ylvcDCxsp avrop
xal axBXQlvaxo xcü ebtsv avtä' *PaßßovZL rj öe eÖQafiSP
JCQoq avrov slg ro y)rjXag>äv avrov.
b. Joh. 20, 16.
jLiysi avry ^If/aovg' Magiafi* crQaq>Bl6a ixelvtj Xiyei avr^
^EßgaüLOrl' ^Paßßovvl, o Xiyerai öiöaOxaXs.
Der Sjr. Sin. bietet hier mehrere seiner paraphrastischen
Zusätze, die man nach ihrem Inhalt aus dem Contexte mit
Leichtigkeit conjekturieren kann.
Joh. 20, 17.
a, Iren. V, 31, 1.
Resurgens autem tertia die, et Mariae, quae se prima vidit
et adoravit, dicebat: Noli me tangere, nondum enim
ascendi ad patrem; sed vade ad discipulos et die eis:
Ascendo ad patrem meum et patrem vestrum.
Texte mid Untenuchnngen zn Joh. 20, 13. 16. 17. 18. 187
b. Epiph. Ancor. c. 27. p. 32 D.
äXX* sljtsv |j^^^^fF£22!?^^* JtQog rov &e6p fiovxald'sop
v(ic5v xal jtariqa fiov xal JtaxBQa vficöv.
c. Epiph. Haer. LXIX, 55. p. 777 C.
sIqtjxsp 6 XgiOTog rolq eccvrov fiad^ratg ort dxiQXOfiai
XQog ZOP JiaxBQa fiov xal JcariQa vfidp xat &eop
fiov xal d-sop vfiSp.
d. Eus. Dem. ev. VIII, 1, 58.
axayyslXaxB fag, g>r]oi, xolg äöeXg)Otg fiov, oxi apSQXO^
liat jtQog xov jtaxega (lov xal Jtaxega vficip xal
d-eop fiov xal d'sop vficip.
e. Joh. 20, 17.
Xiysi avx^ ^Itiöovg' fitf fiov ajtxov ovjto) yag apaßi-
ßrjxa jcQog xop xaxiga' xogevov 61 Jtgog xovg äöeX-
g>ovg fiov xal eljte avxotg' apaßalpo) Jtgog xop xa'
xiga fiov xal xaxiga vfiäp xal d'sop fiov xal d'sop
vfiäp.
Dem sonst in der Regel sorgfaltig citierenden Eusebius
ist hier eine Eintragung aus Mt. 28, 10: vjtaysxs, aJtayyslXaxs
xotg dösXg>otg fiov — begegnet. Auch sein apig^ofiai^ welches
bei ihm sich öfter findet, sonst aber nicht bezeugt ist, dürfte
kaum handschriftlich begründet gewesen sein. Das zweimalige
ajtigxofiai des Epiphanius ist wohl eine Übertragung aus Joh.
16, 7, wo dasselbe djtigxsodai den Hingang Jesu zu seinem
Vater bezeichnet.
Joh. 20, 18.
a. Cod. Cantabr. Joh. 20, 18.
sgxsxai fiagla ^ fiayöaXtjpi} ajtayyiXXovoa xolg fiadrixalg
avxov, oxi hcigaxsv xop xvgiop xal a shtsp ctvx^, kfitjpvosp
avxoTg.
b. Syr. Sin. Joh. 20, 18.
xal sgxsxai Magutfi xal slxsv xolg fiadffxalg oxi kcigaxsp
XOP xvgioPj xcH ixslpa a ifirjpvösp avxf], sbtsp avxolg,
c. Joh. 20, 18.
Igxsxai Magiafi rj MayöaXtjPti ayyiXXovoa xolg fiadr/xalg,
0X1 hcigaxa xop xvgiop, xal xavxa sbtsp avxy.
188 AoBsercanonische Paralleltexte zu Joh.
Die Berührung des Syr. Sin. mit Cod. D ist an dieser Stelle
unverkennbar.
Joh. 20, 19.
a. Celsus ap. Orig. c. Cels. 11, 70. Opp. I, 440.
xcä rolq lavxov d-iaöciraig xgvßörjv xaQZipaLvBxo.
b. Just Dial. c. Tryph. c. 106. p. 333 C.
xdi oxL iv (iiocp tc5p äösX^mp avtov fort/, tc5p ajro-
ötojLcop.
c. Joh. 20, 19^
rcip d'VQWP xexXBiOfiipwp, ojtov TjOap ol iia&fjtal^ öia
TOP g>6ßop tAp ^lovöalfDPy fiX&sp 6 *It]öovg xal eörrj elg ro
Hiöop.
Das XQvßöfjp xaQBfpalptxo des Celsus kann nur auf Joh.
20, 19 zurückgehen, und das hp [liccp tc5p aöeXgxop Isortj des
Justin stimmt zwar mit Lc 24, 36: Ibörrj ip (lioq) avrcip noch
genauer als mit Joh. 20, 19: ecrrj elg z6 (lioop zusammen, wird
aber wegen der Verbindung mit rcöp aöekgxSp doch wahrschein-
lich aus Joh. 20, 17. 19 entnommen sein, obwohl zugleich eine
Verknüpfung mit Mt. 28, 10 stattfinden könnte.
Joh. 20, 20.
a. Celsus ap. Orig. c Cels. 11, 59. Opp. I, 432 = c. Cels. 11, 55.
Opp. 1, 429.
xal ra ötifista rfjg xoXäöscDg eöei^B xal rag x^^Q^^ ^^
^öap jtejceQOPTjfiBPOL.
b. Anast. Sin. Viae dux c. 13.
xal x6' ficiXcojtag xal xvjtovg XQovfiararp ÖBt§ai hp aq>d'aQ'
xco cdfiaxt,
c. Anast. Sin. Viae dux c. 13.
ovÖBlg öixaiog ov6b dh dfiaQxcoXog aplcxaxai ix<op iv xS
Ocigiaxi fKoXcojtag xal ovlagxalxQcn^^ xvJtovg.
d. Iren. V, 7, 1.
et ostendit discipulis figuras clavorum et apertionem la-
teris.
Texte und Untersuchangen zo Joh. 20, 19. 20. Ig9
e. ApelL ap. HippoL 260.
del^avra zovgjcvxovg xäv ^Icov xal rngjtXevQaq,
f. Epiph. Anaceph. p. 137 B = 'Evöijfi. XQiarov c. 3. p. 49 D.
(isra yoQ xo sUsekd^slv iöei^e X^^Q^Q ^«^ xodag xal jtXevr
Qav vsvvyfiivTjp, ooria rs xal v€VQa.
g. Just, de resurr, fragm. 9. p. 594 D.
xal tpTjXa^gp avTOv jjtixQSJtBV avxolq xal xovq xvjiovq
xAv fjXwv BP xalq x^Q^^'^ ijtedelxpvs.
h. Ign. ad Smyrn. III, 2. p. 86, 1.
xal Bv&vg avxov f,fpapxo xalixlaxevoap, xga&ipxsg r§
Cagxl avxov xal x<p JtPtvfiaxi.
l Epiph. Haer. XLIV, 2. p. 382 B.
xal 1b 6 6 1^6 p avxfjp xtjp öagxa xoTg tavxov fia&rixalQ.
k. Epiph. Haer. LXXVII, 9. p. 1003 C.
xal xovxo sljtcop vjtidsi^ep avxolg xag yeTpa^ xal
xovg JtoOag,
1. Cod. Sinaiticus Lg. 24, 40.
xal xovxo bIxAp söbi^sp avxotg xag x^^Q^^ ^^^
xovg Jtodag»
m. Joh. 20, 20.
xal xovxo elxcop böbi^cp xag x^^Qf^^ xal xtjp xXbv'
Qap avxolg.
Hier liegen alte Vermischungen von Joh. 20, 20 mit Joh.
20, 27 vor, theilweise auch mit Lc. 24, 39. Denn nur an letzterer
Stelle findet sich in den Evangelien das charakteristische tpTjZa-
g>aPj auf welches auch 1. Joh. 1, 1 angespielt ist. Aber dieses
lucanische tpfiXag>ap erscheint verknüpft mit dem specifisch jo-
hanneischen Ausdrucke von den xvjtoi xSp tjXcop und überhaupt
mit der dem Thomas zu Theil gewordenen Erscheinung des
Herrn, bei welcher in den johanneischen Texten der terminus
ipi]Xaq>äp fehlt, während freilich in dem zu Joh. 20, 25 aufge-
ftlhrten johanneischen Citat aus Origenes das ^i]Xag)^Ca) dem
Thomas in den Mund gelegt ist. Oder wirkt in diesen ausser-
canonischen Textbestandtheilen eine verloren gegangene Perikope
des Urevangeliums nach, in welcher, wie ich vermuthe (vgl.
Agrapha S. 421 ff.), die dem Jacobus-Thomas zu Theil gewordene
190 Aussercanonische Paralleltezte zu Joh.
Erscheinung des Herrn (1. Cor. 15, 7) erzählt war? Fast konnte
es in der That so scheinen, als ob es alte Evangelientexte ge-
geben habe, in denen die Christophanie vor den Aposteln und
Yor Thomas zugleich erzählt und zeitlich nicht so bestimmt
auseinander gehalten gewesen sei, wie es Joh. 20, 26 der Fall
ist. Zur Sache vgl man Heft lU, 768. 792. 824 fif. — Der ge-
wohnlich fbr unecht erklärte Vers Lc. 24, 40 dürfte ursprünglich
lucanisch sein, da er auch den Context aufs Beste abrundet
Sein Fehlen lediglich in der Textgruppe des Cod. D und seiner
Trabanten, Syr. Cur. und Italae, zeigt, dass der Redaktor des
dieser Textgruppe vorausgegangenen Archetypus hier eine
seiner auch sonst häufigen Kürzungen vorgenommen hat.
Joh. 20, 21.
a. Clem. Bom. I, 42, 1. p. 66, 15.
ol dxoöToZoi fjfilp evT]yyejiloB'7]Oav cbto rov xvqIov ^Iijöov
Xqiötov, ^hiGovq 6 XQiöToq ajto xov ^€ov i§Bxi(iq)d-fi.
b. Joh. 20, 21.
sbtev ovv avTOtg xakiv* elQTjvfj vfttp' xad-cag axiöraX'
xiv fie 6 JtaxriQy xayo) yci/ijco) vfiäg.
Da auch sonst schon, wie wir sahen, der Gebrauch des jo-
hanneischen Evangeliums bei Clemens Rom. wahrzunehmen
ist, so wird auch vorstehende Parallele auf dieselbe Quelle zu-
rückzufahren sein, zumal, da sonst eine evangelische Parallele
zu dem Citat aus Clemens Rom. und die darin enthaltene
Parallelisierung der Jüngersendung mit der göttlichen Sendung
Christi nicht vorhanden ist.
Joh. 20, 22.
a. Pistis Sophia p. 233, 1 ed. Schwartze et Petermann.
Jesus flavit in oculos fiaB-rjrcDp,
b. Exe. Theod. § 3. ap. Clem. AI. p. 966.
xät fisra xi]v dvdöraaiv kfi(pvcAv ro xvevfiarotg djto^
OToXoig.
c. Herm. Sim. IX, 25, 2. p. 246, 19.
jtoQSvd'iprsgxa&wg xal JcaQiXaßop ro Jtpavfia xo ayiop.
Texte und Untersuchungen zu Job. 20, 21. 22. 24. 25. 19 j[
d. Job. 20, 22.
xal Tovro sljtcov iveg>vör]Oev xäi Xiyei avvotg' Xaßere
jtvBVfia ayiov.
Zu dem Texte der Pistis Sophia ist noch Orig. Opp. IV,
388: lvB(pvOT}OBV xolq fiad-T/ratg — zu vergleichen.
Joh. 20, 24.
a Iren. I, 18, 3 (Marcosii).
xai ol dexa djtoöroXoi, olg qpavsQovrai (lera z^p tysQCip
6 xvQiog, tov ßatfiä fifj jtaQovrog-
b. Joh. 20, 24.
Owfiäg dh alg ex x&v öciöexa, 6 Xeyofisvog /il&vfiog. ovx
Tjv fisT* avxwv, OXB rjXd-Bv 'irjoovg.
Die genaue Ausscheidung des Thomas von der den zehn
Aposteln zu Theil gewordenen Christophanie bekundet auch den
Gebrauch des johanneischen Evangeliums bei den Marco siern.
Joh. 20, 25*.
a. Syr. Sin. Job. 20, 25».
iXeyov avxm' d^a (laQav [ijXd^BV o xvgiog = «^3^ f^Axf^]»
xal tooQaxa/iBv avxov.
b. Joh. 20, 25*.
IkByov ovp avxtp ol dXkoi fiad-r/xal' ta>QdxafiBV xov xv-
QiOV,
Die — durch das fjXO^ev Irjöovg am Schluss von v. 24 ver-
anlaaste - freie Tertwiedergabe des Syr. Sin. erinnert an den
aus 1. Cor. 16, 22 und Jiö. X, 6 bekannten liturgischen Ruf der
Urkirche: fiagav dd-d, nur dass die Wortfolge eine andere ist.
Unbestritten ist hier der Ruf im perfektischen Sinne gemeint:
iXrjXv&BV 6 xvQiog = o xvgiog r/Xß-BP (Chrysost.) = o xvQiog
xagayiyopBP (Cod. Coisl.). Damit ist die Deutung von Hof-
manns: „Unser Herr bist du!'', ferner auch diejenige Bickells:
„Domine noster, veni*' abgethan und ebenso die eschatologische
Auffassung erschüttert. Vgl. Kautzsch (Grammatik des Biblisch-
Aramäischen S. 174), welcher im Einverständniss mit Nestle
die perfektische Auffassung gleichfalls vertritt. In jedem Fall
192 Aussercanonische Paralleltexte zu Joh.
zeigt sich auch hier die freie Behandlung der Texte von Seiten
des Syrus Sinaiticus.
Job. 20, 25\
a. Just. Apol. I, 35. p. 76 B.
T6 öd' ^Qgv^av /lov x^^Q^Q ^^ xoöag i^i^yr^Cig xAv kv xA
OxavgA xayivrcov iv ralg X^Q^^ xal rolq xoölv avrov
b. Just. Dial. c. Tryph. c. 97. p. 324 C.
0T6 ycLQ iöTOVQcoöav cevtop, kfiju^öoovreg rovg ^Xo%>g rag
X^^QCig xal rovg Jtodag avrov wQV^ap,
c. Orig. Opp. I, 433. c. Geis. II, 61.
od-ev ovx ebte fiiv iav fifj löo), ov /ir^ jciörevco' xqoc-
id-Tfxe öh %di ro' kav (ztj ßaXto rfjv x^^Q^ f^^^ ^^S '^^^
rojtov [rvjcov] rAv TjXmv xal ip7jlaq>i^0G} avrov rt/v
jtXevQaVy ov fit] jtiorevöa^,
d. Joh. 20, 25*».
6 ÖS ebiBV avrolg' kav /li^ löat iv ralg x^Q^^^ avrov
rov rv:xov rAv fjXmv xal ßaXo) fiov rop öaxrvXov
elg rov rojtov rAv rjXwv xal ßäXa> /iov rr^v X^^Q^
elg rr^v JtXsvgav avrov, ov fifj xcorsvöo).
Die Erwähnung der i]Xaiv (zweimal) bei Justin weist be-
stimmt auf das Johanneische Evangelium zurück. Bei Origene»
tritt hier das an dieser Stelle aussercanonische ^Xatpäv hervor^
welches uns bereits zu Joh. 20, 20 begegnete (Just de resurr,
c. 9) und welches mit dem ajtrBOd-ai bei Ignatius (Smym. III»
2) sachlich identisch ist. — Eine eigenthtimliche Benützung Yoa
Job. 20, 25 hat sich das Protev. Jacobi geleistet, wenn mit
einigen Abänderungen die Thomas- Worte der Salome in den
Mund gel^ und auf die wunderbare Empfangniss Jesu ange-
wendet sind. Vgl. Protev. Jac. XIX, 3. p. 37 ed. Tischendorf ^
xaL sbtev 2JaXAfii]' g§ xvQiog 6 d-eog fiov, kav iifj ßaXa> toi^
ÖaxrvXov fiov xcä, igevvi^oa) rijv (pvOiv airr^g^ ov fit] jtiCrsvöa>^
Joh, 20, 27*.
a. Joh. 20, 27a.
elra Xiyu rdS ßofia' (phQS rov öaxrvXov oov oöe xal IÖ€
Texte und Untenachungen zu Job. 20, 27. ^^93
raq X^aQaq fioVj xäl tpiQB tt]p x^^^ <^ov xäi ßaXs elg r^v
xXevQcof fiov.
b. Epiph. Ancor. c. 62. p. 65 D.
iöelxwe rotg :x6qI rov Ocofiap ra oöra avrov xäi rag
ooQxaq^ XBlQaq re xal xf]v JtXevgav.
C Const V, 19. p. 152, 2.
^ oydof), iv Xi ivojiiarovpra ifib Booiiav ijtl rff avaCxaCsi
IxXriQOipoQffiB, dsl^ag (loi rovg rvjtovg rtSv ^Xcop xclL r^g
XoyxTjg iv r^ xXevga rfjp rgmöiv.
A Epiph. LXIV, 64. p. 593 C.
edsi^s yao xvjtov rjXmv xal xoxov Xorrng, xal avräg rag
ovXag dipTJxsv kjcl rov Ccifiarog.
e. EpipL Ancor. c 91. p. 95 D.
ooria xal OaQxa iöei^e r<p Oofigi xal rotg liad-rjralg av-
rov,
f. Epiph. Haer. LXIX, 67. p. 791 C D.
ooria xal <^^Q^^^f^^!^[2}L^XXS^.J^ rvxov ^Xa)p,
y)T)Xaip(DU€vog vxo rov ßoofiä.
g. Dial. de recta fide. Sectio IV (ed. Lommatzsch XVI, 371).
höslxd-ti yccQ xal Oa}(iäg fpfjXafpmv rag ovXag rQavficirop.
IfpaoxB' ßaXe rop öaxrvXop dg rovg rvjtovg rAp riXa>p
xal rfjp x^^Qci Oov elg rijp jtXevgap,
h. Ephraem Syr. Opp. II, 48 D.
el ovx f)v aao^, rlpog kp yfi(>öl xXriyag nXcop xal Xoyxvg
kp JtXtvQCL iy}jjXaq)i]C€ ßmfiäg;
i. Epiph. Anac p. 155 D.
iy)i]Xaq)7jd'Tj vjto rov Srnfia.
k. Epiph. IIbql jtloremg c. 17. p. 1100 A.
xal iy>rjXaq)^d^ri vjfo rov Oofia,
1. Joh. Damasc. Fid. orthod. p. 303.
xal rovro 6ljra>p iäei^sp avrolg rag x^^Q^^S ^«* t-^i^ jtXav-
QCLP xal Tc5 &a)/jiä JtQorelpsi jtQog y)f]Xaq)rjOtp.
Texte nud Untersachnngen X, i. 13
]^g4 Aassercanonisohe Paralleltexte zu Joh.
Zu Job. 20, 27^ treten so zahlreiche aussercanonisohe Texte
auf, dass man geneigt wird, hierzu eine aussercanonische, bezw.
Yorcanonifiche Quelle vorauszusetzen. Das charakteristische ^-
jLaq)av kehrt in Bezug auf Thomas mehrfach wieder, und die
Synonyma: rgcicig = xQavfia = ovX^, welche in keinem Evan-
gelientexte sich finden und auf ein gemeinsames hebräisches
Quellenwort hinzuweisen scheinen, machen die Vermuthung rege,
dass hier ein vorcanonischer Text fortvnrke als ein Bestandtheü
des ursprünglichen — jedenfalls sehr kurzen — Berichtes über
die dem Zwilling Jacobus-Thomas nach 1. Gor. 15, 7^ zu Theil
gewordene Erscheinung des Auferstandenen.
Spätere apokryphe Zusätze repraesentieren Ephraem Syr.
(ed. Mösinger p. 261): Et vulnus, quod claudebatur, eoce quo-
modo post decem dies dissolutum est, et digiti intrarunt in illud
— , sowie Clemens AI. Pragm. in Joann. I, 1. p. 1009: Fertur
ergo in traditionibus, quoniam Joannes ipsum corpus, quod erat
extrinsecus tangens, manum suam in profunda misisse et ei du-
ritiam camis nullo modo reluctatam esse, sed locum manni prae-
buisse discipuli.
Joh. 20, 27b.
a. Theophil, ad Autol. I, 14.
ufj ovv djtlorei, aXka nlcttvh.
b. Cod. Cantabr. Joh. 20, 27^
xdl iifj lod^t axiOTOg, dXXa juarog.
c. Joh. 20, 27*>.
xal liii ylvpv axicrog, dXXd xtoroq.
In etwas freier Abwandlung gebraucht Theophilus den
Spruch Joh. 20, 27^ Die Lesart des Cod. Cantabr. lod^t ist
auch in den Italae und in der Vulgata vertreten.
Joh. 20, 28.
a. Ign. ad Rom. VI, 3. p. 64, 12.
kxiXQ^axi fiot (iifiTjTfjv elvai rov ndd-ovq rov d'sov [lov,
b. Joh. 20, 28.
djiBXQld-T) Owfiag xal djttv avrdp* 6 xvQioq fiov xal 6
d-eoq fiov.
Texte und Untersuchungen zu Job. 20, 27. 28. 21, 1—3. 195
Job. 21, 1-3.
a. Ev. Pseudo-Petri v. 58—60.
V. 58. ijv ök TeXevraia r/fitQa xmv aCvficoVf xal jtoXXol
Tivsg h^fiQXOVTO vJtooxQJipovxeq stc rovg oucovc: avrcop
TTJg bOQTrig jtavoafidvTjg. v. 59. r/fietg öh ol öcoöexa fia&rjr
Tol Tov xvqIov ixXalo(iav xal iXvjtovfjeO-a xcu ixaczog Xv-
jtovfiBvog öia rb ovfißav cbtriXkayr/ slg xov oixov avxov.
V. 60. lyc[> dh Ulfiwp IlixQog xal ^AvÖQiag 6 aÖBXq>6g
(iov XaßovTsg ^fiwp xa Xlva ajr'^XB-afisr sig xfjv d^aXacoav,
xal i]v ovp Tjfilv Aeveig 6 xov 'AX^alov, op xvoiog . . .
b. Job. 21, 2. 3.
rjaav ofiov Ulfiwv IlexQog xal Gcofiag 6 Xeyofievog AI-
ävfiog xal Na^avarjX 6 ajto Kavä xfjg FaXtXalag xal ol
xov Zeßsöalov xal aXXoi kx xSv fiad^xmv avxov 6vo. Xe-
yst avxoig Sipiayv IlixQog' vxayco aXisvsiv. Xiyovoiv
avxA' iQxofied-a xal r^fietg övp aoL
Der Schluöis des pseudopetainischen EvangelienfragmeDtes
ist die einzige Stelle, wo dieses Apocrypham, welches sonst
wohl noch einige johanneische Anklänge hat (vgl. namentlich
Ev. Ps.-Petri c. 26. 27 mit Joh. 16, 20; 20, 19 und dazu Heft III,
746 f.) f doch unmittelbar in seiner Pragmatik mit dem vierten
Evangelium sich berührt. Denn dass hier v. 58 — 60 dieselbe
Situation vorliegt wie Job. 21, 1 ff., ist unzweifelhaft. Dabei ist
zugleich der compilatorische Charakter der pseudopetrinischen
Darstellung offenbar. Der Tag der Auferstehung Jesu soU hier-
nach der letzte Tag des Festes (xsXsvxala ^fi^Qa xwv a^v(ia)v)
gewesen sein, während das Ende des Passahfestes doch erst
sieben Tage später eintrat. Simon Petrus und seine Mitjünger
sollen weinend und trauernd {%xaaxog Xvjtovfitvogl) nach Hause
gegangen sein! Zu dem ixaoxog dxtjXXayrj etg xov olxop avxov
vgl. man die Acta Pilati, mit welchen das pseudopetrinische
Apocryphum stammverwandt ist, und welche am Schlüsse eine
ähnliche Phrase zur Anwendung bringen. Vgl. Acta Pil. A.
XVI, 8: ayravxeg djir/Xd^ev txaoxog dvijQ elg xop olxop avxov.
Der Vermuthung, dass in dem Schluss des pseudopetrinischen
Fragmentes der Anfang des ursprünglichen Marcusschlusses zu
la*
196 AassercanoziiBche Paralleliexte za Job.
suchen sei, kann ich daher in keiner Weise beistimmen. Nur
in Einem Punkte scheint eine echte Tradition hier yorzuliegen,
nämlich in der Erwähnung Aevelg 6 rov *AX<palov, Da die Si-
tuation ohne Zweifel mit Joh. 21 , 1 ff. identisch ist, so haben
wir hier eine Stütze fttr die von mir Heft III, 829 ff. begründete
Identificierung des AtVBiq 6 xov *AZq>alov (Mc. 2, 14) = Mad--
d-alog (Mt. 9, 9) mit dem johanneischen Natbanael (Joh. 21, 2).
Der Verfasser des pseudopetrinischen Evangeliums scheint sonach
mit der Thatsache bekannt gewesen zu sein, dass der Joh. 21, 2
gemeinte Jesusjünger mit seinem Eigennamen Aevelg, mit seinem
Zunamen Matthäus «= Nathanael (d. i. Gottesgabe) geheissen hat.
Joh. 21, 4. 5.
a. Clem. AL Paed. I, 5, 12. p. 104.
^j; yovv x& sva^yakltp' orad-elgy q>7iolv, 6 xvgiog ijtl reo
alyiaXA XQog rovg fiad-fjrctg. — aXievovxag 6h erv^ov —
kjtsqxDVfjOBP TS' naiöla, pit] xi otpop l;i^fTe;
b. Joh. 21, 4. 5.
jtQoaitag 6b fj6fi YivofiipTjg Icxri ^ItjGovg kjtl xov alyia-
Xov ov (livxoi ^6BiCav ol fiad^fjxal, oxi ^Irjaovg kcxiv.
Xiysi ovv avxolg *IfjCovg' 3tat6la, (i^ xi 3tQ00<pa^
yiov ?;f8T€;
In seiner freien Weise gibt Clemens hier den Text von
Joh. 21, 4. 5 wieder. Sein o^)ov ist das gebräuchliche griechische
Wort zur Bezeichnung der Zukost, besonders der Fischkost im
späteren Griechisch; es findet sich aber im N. T. nicht Das
Diminutivum otpaQiov ist ausschliesslich johanneisch. Vgl. Joh.
6,9. 11; 21,9. 10. 13.
Joh. 21, 6.
a. Cod. Sin. ad Joh. 21, 6.
o 6s slnsv avxolg' ßaXsxs elg xa 66§iä [isqj} xov
jtXoiov xo 6lxxvov xal svQtjosxe, [oi 66 eljtov 6i
oXi]g xfjg wxxog kxojtiaoaiisv xal ov6sv kXdßofisp' ijd 6h
xA <?y QT^iaxL ßaXovfisp.] ol 6h sßaXop, xal ovxixi
avxo elXxvoai loxvop djto xov JtXfjO'Ovg xAv
Ixd-vmp.
Texte und üntersuchnogen zu Job. 21, 4. 5. 6.
197
b. Tatiani Ew. härm. arab. ed. Ciasca p. 97^
Dixit eis: Mittite in dexteram navigii rete vestrum, et io-
▼enietis. Miserunt ergo; et non valebant trahere rete
prae multitndine piscium, qui venerant in eam.
c. Syr. Sin. Job. 21, 6.
XiyBi avxolq' ßaXere ra dixzva vficop slg ra ös^iä fiegif
rov jtXolov, xal avp^oere. xal wg Ißakop, xa&Ag ebtsp
avTOlg, i^i^row iXxvöai ro ölxxvov slg zo xXolov xal ovx
loxvov aj[6 rov ßaQOvg xwv Ix^oop jtoXXmv^ ovg elxsv.
d. Job. 21, 6.
Xiysi avrotg' ßaXexe slg ra ös^ia iiiQi] rov jtXolov ro
ölxrvoVj xal evQ'^ösrs. ißaXov ovv, xal ovxiri avro tXxv-
oai Löxvov äxo rov jiXi^d-ovg rojv Ix^cov.
Der in Klammem gesetzte Zusatz des Cod. Sinaiticus
stammt von einem, mit dem Sigle ca bezeichneten, Correktor
dieses Codex aus dem Anfang des 7. Jahrhunderts, wurde jedoch
von dem kurz darauf schreibenden Correktor cb wieder getilgt
Man würde diesen Correktnren daher keinen grossen Werth
beizumessen haben, wenn der betreffende Zusatz nicht auch
schon in den Itala-Codices Sangermanenses und bei Cy-
rillus Alexandrinus sich vorfände, also aus einer Zeit vor
der canonischen Textrecension. Da derselbe ausserdem von einer
orientalischen Version, nämlich der aethiopischen, und von
zwei Yulgata-Codices, mithin in griechischen, lateinischen
und orientalischen Texten vertreten wird, so ist ihm ein sehr
hohes Alter zuzuschreiben, und es fragt sich daher, ob dieser
aussercanonische, bzw. vorcanonische Textbestandtheil mit der
Tis chendorf sehen Bemerkung: ex Lc. 5, 5 — abzuthun sei,
zumal da der johanneische Zusatz keineswegs mit Lc 5, 5 voll-
ständig sich deckt. Man vgl.
Lc. 5, 5.
xal djtoxQiO^elg Iifia)v slxsv
kniorara, di' oXrjg rr/g vvx-
rbg xojtidöavrsg ovöhv iXa-
ßo/isp' kjsl 6h rqt Qtjfiarl
oov X'^^dcw ra ölxrva.
Job. 21, 6.
ol ds slxov* 6i oXfjg rrjg
vvxrog ixojiiaöafisv xal ov-
öhv iXaßofisp' ijtl ÖS rw
om Q?ifiart ßaXovfiev.
198 Aussercanonische Paralleltezte zu Job.
Es bringt hier vielleicht die Quellenkritik willkommene
Hilfe. Den Abschnitt Lc 5, 1—11 hat der dritte Evangelist
seiner Darstellung aus einer Nebenquelle eingefügt, da der-
selbe weder den Charakter des vorcanonischen hebräischen
Evangeliums trägt, noch aus der Marcusquelle stammt, wo da-
für Mc. 1, 16 — 20 zu lesen ist. Nach der Intention des dritten
Evangelisten aber sollte, wie die synoptische Vergleichung deut-
lich zeigt| der Abschnitt Lc. 5, 1 — 11 der Ersatz sein för die
Perikope Mc. 1, 16 — 20, welche dafür von Lucas weggelassen
worden ist (Vgl. Heft III, 43 ff.) In dieser Marcus-Perikope
jedoch ist von dem Fischzuge, welcher in Lc. 5, 1— 11 die Pointe
bildet, mit keinem Worte die Rede. Eine unbefangene synopti-
sche Vergleichung beider Perikopen zwingt zu der Annahme,
dass an dieser Stelle nur eine von beiden Darstellungen die
ursprüngliche sein kann. Von vorn herein neigt sich die Wag-
schale auf Seite des an petrinische Erinnerungen sich anlehnenden
Marcus. Es entsteht dann die weitere Frage, wo die ursprüng-
liche Stelle zu suchen sei für die Perikope Lc. 5, 1^11, welche
der dritte Evangelist weder aus Marcus noch aus dem vorcano-
nischen Matthäus entlehnt hat, welche er vielmehr einer ver-
einzelten Tradition, vielleicht einem „fliegenden Blatt*", jedenfalls
einer seiner Nebenquellen verdankte. Bei der Umschau nach
dem ursprünglichen Standorte des in Lc. 5, 1 — 11 berichteten
Geschehnisses bietet sich Job. 21, 1 — 17 als Parallele dar. In
beiden Erzählungen wesentlich dieselbe Jüngergruppe; in beiden
Berichten ein segensreicher Fischzug als Mittelpunkt; in beiden
Parallelen ein Zerreissen des Netzes (vgl. Job. 21, 11: kaxlcß^fj
To ölxTt)OP = Lc. 5, 6: duQQfJYwro öh ro dlxxvov avtmv)\ in
beiden Perikopen Petrus die Hauptperson; auch in beiden Dar-
stellungen ein lebhaftes Sünden- und Bussgefühl, welches aus
Simon Petrus hervorbricht (vgl. Job. 21, 17 = Lc 5, 8); in beiden
Abschnitten endlich eine Berufung des Petrus zu apostolischem
Wirken (vgl Job. 21, 15—17 = Lc. 5, 10). Es liegt also die
Annahme nahe, dass der Abschnitt Lc. 5, 1 — 11 ursprünglich
denselben Vorgang hat berichten wollen, der nach der johan-
neischen Tradition in Job. 21, 1 — 17 erhalten ist, wo es sieb um
die Wiedereinsetzung des gefallenen Petrus in seinen aposto-
lischen Beruf gehandelt hat. Der dritte Evangelist, der die Pe-
rikope Lc. 5, 1 — 11 in einer untergeordneten Nebenquelle, viel-
Texte und Untenaohangen za Job. 21, 8. 199
leicht auf einem vereinzelten Blatte, vorfand, identifioierte die-
selbe mit der ersten Berufung des Apostels und liess deshalb
die Marcus-Darstellung (Mc 1, 16—20) fallen. Reste der ur-
sprünglichen Identität zwischen Joh. 21, 1 — 17 und Lc. 5, 1 — 11
zeigen sich in den vorcanonischen Texten, so in dem aXXcp des
Cod. Sin. zu Joh. 21, 8» so in dem vorcanonischen Textbestand-
theile hier: ol dh bIxov' öi* oXfjg ZTJg vvxrog hcojciaöafiep
xal ovÖBV iXaßofisv ixl öh np 0(5 Q^fiazi ßalovfisv^ vrelche
Worte an das johanneische: kv ixelvy ry vvxxl kxlaöav
ovöiv in Joh. 21, 3 au£s Beste sich anschliessen. Entweder
also stammt dieser Textbestandtheil aus der vorcanonischen
Nebenquelle, aus welcher Lucas die Perikope Lc 5, 1^—11 ent-
nahm, oder er gehörte ursprünglich der johanneisdhen Tradition
an, welche in Joh. 21 überhaupt nicht beansprucht, eine un-
mittelbar apostolische zu sein. — Vgl. auch Holtzmann,
Handcommentar zu den Synopt. Ew. S. 71, v. Schubert, die
Composition des pseudopetrinischen Evangelienfragments S. 143.
Als B. Weiss sein „Leben Jesu'' veröffentlichte, ersah ich
zu meiner Überraschung und Freude, dass derselbe bezüglich
des Verhältnisses von Lc, 5, 1 — 11 zu Mc. 1, 16—20 einerseits
und zu Joh. 21, 1 — 17 andererseits zu ganz ähnlichen Resultaten
gekommen war, als die von mir eben entwickelten. Vgl. Weiss.
Das Leben Jesu I, 434 — 438. Die Lc. 5, 1 — 11 betreffenden
Schlussworte von Weiss lauten: „Hier hat sich ja aber offenbar
in der Erinnerung die Erzählung von der Berufung des Petrus
vermischt mit der von seiner Wiedereinsetzung in das ihm über-
tragene Amt, und so ist die Geschichte von dem wunderbaren
Fischzuge, an die sich diese knüpft, mit jener verbunden worden.''
Selbstverständlich ist Weiss in seinem „Leben Jesu'' auf die
vorstehenden und nachfolgenden textkritischen Fragen nicht
näher eingegangen.
Joh. 21, %\
•m y
a. Cod. Sin. ad Joh. 21, 8*.
oX 6\ aXXoi fia&Tiral r<p aXXq) JtXoiaQlm i]Xd'OV,
b. Joh. 21, 8^
ol ii akkoi fiad^ral tm jtXoioQlxp rjXB^v.
Das hinzugefügte aXXq> ist zwar nur durch den Cod. Sin.
vertreten, aber in diesem Falle nicht durch die späteren Oorrek-
200 AiUBercanonische Paralleltexte zu Job.
toren, sondern durch den ersten Urheber der Handschrift dem
Texte einverleibt. Es ist ja allerdings eigentlich selbstverständ-
lich, dass zu einem solchen Fischzuge zwei Schiffe gehören (ygL
Lc. 5, 7: TOlg fisxoxoiq iv rS Irigo) nXolcp\ damit das Netz an
seinen beiden Enden zum Land gezogen werden könne. Aber
ebendeshalb ist das hinzugefügte aXXcp als ein Rest des echten
Textes anzusehen, durch welchen die Identität der Erzählungen
Joh. 21, 1 — 14 und Lc 5, 1 — 1 1 noch deutlicher wird.
Joh. 21, 12.
a. Tatiani Ew. härm. arab. ed. Ciasca p. 97^.
Dixit eis Jesus: Yenite, discumbite. Et nemo audebat ex
discipulis intenrogi^e, quis esset: seien tes, quia dominus
noster esset, ^ednon apparuit eis in sua specie.
b. Joh. 21, 12.
X^si avtolq o ^IrjOovq' öevre ägiörrjcare. ovöeig äh hroX^a
xmv fia&fjTcip i^sraOai avrov' ov rlg sl; slöotsg ort 6
TcvQiog iCTiv,
Der Text des arabischen Diatessaron ist sichtlich von
secundärer Art. Der Zusatz: sed non apparuit eis in sua specie
scheint den Worten Mc 16, 12: i^avsQci^Tj hv treggi fiOQg>y ~
nachgebildet zu sein.
Joh. 21, 15. 16.
a. Epiph. Ancor. c 9. p. 15 A.
o axovwv xaQa rov avrot;* üerge, jtolfiaive ra aQvla
(10 V.
b. Pseudo-Cypr. de aleat. c 3. ed. Hamack. p. 16, 6.
In evangelio dominus ad Petrum dixit: Petre, inquit, amas
me? et Petrus respondit: etiam domine, tu scis, quo-
niam amo te. et dixit: pasce oves meas.
c. Joh. 21, 15.
Xiy^i xm SlpLCDVi nixQco 6 ^Irjöovg' Ulfimr ^Imavvov,
dycix^g fie xXiov xovxoav; Xiyei avxS' vai xvQie, öv
olöag, oxi <piX6i oe. Xiyei avxtp' ßooxe xa aQvla
fiOV,
Texte nnd Untenuchtingen zu Joh. 21, 12. 15. 16. 17. 25. 201
d. Joh. 21, 16.
Xiyei avttp xaXtv 6bvt£Q0v' J!l/ia>v ^loavvov, dyajtag
fis; Ziyei avt^' val xvqis, av olöag, ort ipiXA os.
XifBi avxA' xolfiaive ra XQoßaxta fiov.
Die Variante: IHtqb bei Epiphanius beweist, dass das Citat
in der pseudocyprianischen Schrift de aleatoribns dieselbe
Variante Petre nicht willkürlich eingeftlgt, sondern aus hand-
schriftlicher Quelle geschöpft hatte. Die Epiphanias-Variante
ist bei Tischendorf nicht notiert
Joh. 21, 17«.
a. Pseudo-Cypr. de aleat. c. 3. ed. Hamack. p. 16, 9.
et soUicite mandans tertio confirmavit dicendo: pasce oves
meas.
b. Joh, 21, 17.
XifBi avTw ro tqItop' ... ßooxe ra jtQoßdtiä fiov.
Hier liegt eine wesentliche Übereinstimmung zwischen dem
Citat der Schrift de aleatoribns und dem canonischen Texte
vor. Die Lesart otcs (anstatt oviculas, welches Ambrosius in
Übereinstimmung mit dem griechischen xQoßaxia bietet) theilt
der Verfasser der pseudocyprianischen Schrift mit den meisten
Itala-Handschriften, der Vulgata sowie mit den Codd. KD
und anderen Handschriften, welche jtQoßara lesen, ebenso mit
dem arabischen Diatessaron, welches v. 15. agnos, v. 16. hircos,
Y. 17. oves liest, sodass man aus der Übereinstimmung der orien-
talischen und occidentalischen Lesart mit Cod. D auch in diesem
Falle mit Bestimmtheit den Text des Archetypus jtQoßara veri-
ficieren kann. — Nestle bemerkt hierzu: „In einer Homilie,
welche in den Biblical and Patristic relics of Palestinian Syriac
Literature . . . edited by G. H. Qwilliam, 6. Crawford Burkitt
and John L Stenning soeben veröffentlicht wird (Anecdota Oxo-
niensia Semitic. Series. Vol. I part. IX. Oxford 1896) wird ahnlich
wie in Tatian zwischen sheep = Männer, ewes «= Frauen, und
lambs =s Knaben und Mädchen unterschieden (1. c. p. 76).*
Joh. 21, 25.
a. Arisi ApoL c. 14. Graece.
T« dpaQl&iiTjza d^avfiaza, ajtSQ iv avxotg slQyaöaro.
'202 AusaercanoDiache Paralleltezte zu Joh.
b. Joh. 21, 25 Cod. Sin.
iöTiv 6h xäl aXXa xoUla, a ixotf/oep 6 'irjOovg^ ativcc^ kdv
YQaq)rix(u xad-^ IV, ovö^ avrop olfiai rov xoofiov xmQriceiv
xa yQa(p6neva ßißXla,
Das Zusammentreffen des griechischen Aristides-Textes mit
Joh. 21, 25 ist unverkennbar; doch wird der griechische Text
in diesem Falle von dem syrischen nicht secundiert
Bfickblick.
Wenn irgendwo, so ist am Schlüsse des auf das johan-
neische Evangelium bezüglichen Heftes ein orientierender Rück-
blick erforderlich. Ins Auge zu fassen ist dabei
die Auswahl der Texte,
das Verhältniss der Untersuchungen zu der synop-
tischen Evangelienforschung,
die Ergebnisse für die Authenticität des Johanneischen
Evangeliums.
Bezüglich der Auswahl der Texte sei zunächst an das
in Heft I, 24 Gesagte erinnert: „Aussercanonisch ist ein in-
difiPerentes Wort; es constatiert bei den Texten lediglich eine
erhebliche Abweichung von der canonischen Textgestalt, wobei
die Frage, woher solche Abweichung stamme und welchen
Werth sie besitze, vollständig offengehalten und der Einzelunter-
suchung in jedem einzelnen Fall überlassen wird."
Die Quellen, aus welchen die auch in diesem Hefte ab-
gedruckten „Aussercanonischen Paralleltexte" entnommen
sind, findet man in Heft I, 25 — 59 benannt und beschrieben.
Es sind hauptsächlich
der griechische Codex Bezae,
die altitalischen Evangelienversionen,
die altsyrischen Evangelienversionen,
das Diatessaron Tatians,
die patristischen Evangeliencitate,
die neutestamentlichen Apokryphen und Pseudepi-
graphen,
die altkirchlichen Liturgien.
Der Codex Bezae, welcher seit Veröffentlichung des
I. Heftes (1893) verdienter Maassen immer mehr in den Vorder-
204 AuBsercanonische Paralleltexte zu Job.
grund der theologischen Untersuchung getreten ist, bietet za
dem Johanneischen Evangelium nur eine sehr geringe Aus-
beute von relevanten Textabweichungen. Dieselben finden sich
auf S. 107 zu Joh. 6, 51, S. 109 zu Job. 6, 53, S. 141 zu Joh.
11, 54, S. 145 zu Joh. 12, 28, S. 187 zu Joh. 20, 18, S. 193 zu
Joh. 20, 27; auch diese sind unbedeutend genug.
Den wichtigsten redaktionellen Eingriff in den johanneischen
Text hat der Verfasser des Codex Bezae, bzw. seines Archetypus,
zu Joh. 11, 54 sich erlaubt. Der dort zu lesende Zusatz: Safi--
tpovQtlv e= Sapfurim, welcher auf S. 141 f. seine erstmalige und,
wie ich glaube, endgiltige Erklärung gefunden hat^), zeigt in
Verbindung mit anderen mehr oder minder wichtigen Text-
varianten, dass der Redaktor, dem wir den Archetypus dieses
Codex verdanken, sämmtliche vier canonischen Evangelien
sowie die Apostelgeschichte seiner Textbearbeitung unterworfen
hat. Denn es ist unverkennbar dieselbe Hand, welche wie
die lucanischen Schriften — wiewohl diese weitaus am stärksten
— , so auch die Evangelien des Mt., Mc. und Joh. in textlicher
Hinsicht nach bestimmten Gesichtspunkten revidiert und mit
aussercanonischen Textbestandtheilen versehen hat. Es ist dieser
Thatbestand ein sicheres Indicium gegenüber der Annahme von
1) £in intereseantes Analogon dazu vermag ich an dieser Stelle nach-
zutragen. Nämlich Jn seiner ^^Geschichte des jüdischen Volkes im Zeit-
alter Jesu Christi" (II, 121) bei Besprechung des Namens der Stadt „Sep-
phoris" (= Diocaesarea) hat Schür er der erwähnten Textvariante des
Cod. Bezae gedacht. In der That ist die Verwandtschaft von „2<r^^ov-
(>£<V' «= „Sapforim** mit den hebräischen Benennungen von Diocaesarea
frappant genug. Schür er macht folgende Formen namhaft: HeinpmQiq,
Ikn<pwQlv, HtmifovQBl , Saphorim, Safforine, Sapori. Er bemerkt dazu,
dass Diocaesarea »= Sen<fWQtg, welches im A. T. nicht vorkommt, zuerst
von Josephus und von da ab öfter sowohl in der rabbinischen als in
der patristischen Literatur erwähnt und dass es heute „Sefurije** genannt
wird. An das babylonisch -alttestamentliche SETKpagovat/i »» Sapfurim «»
D'«n*ifto=» xs^^tü scheint Schür er aber nicht gedacht zu haben. Und doch
dürfte darin auch fQr Ssn^gig und seine variierenden Benennungen die
Erklärung zu suchen sein. Nämlich nicht nur in Samaria, im Süden von
Bethel, sondern auch in Nordpalaestina, in Galilaea, in Diocaesarea, unweit
des Earmel , werden sich die 2. Regg. 1 7, 20 ff. erwähnten babylonischen
Colonisten angesiedelt und so hier der von ihnen besiedelten Landschaft,
dort der von ihnen gegründeten Stadt den Namen gegeben haben.
Rückblick. 205
Blassy wonach die beiden Textgestalten der lucaniscben Schriften,
die canonische nnd die aussercanonische des Cod. D und seiner
Trabanten, von Lucas selbst herrühren sollen. Denn dann
müssten die unverkennbar von derselben Hand her-
rührenden aussercanonischen Textbestandtheile, mit
denen in dem Cod. Bezae auch die Evangelien des Mi,
Mc. und Job. versehen sind, ebenfalls auf Lucas zurück-
geführt werden, was doch eine unmögliche Annahme ist.
Starker als der Codex Bezae. ist in den vorstehend mitge-
theilten Texten die altsyrische Evangelienübersetzung
vertreten, welche nach ihrem Entdecker Cure ton benannt ist.
Man vgl. namentlich S. 53 zu Job. 1, 4a, S. 79 zu Job. 3, 6, S. 92
zu Job. 4. 24, S. 97 zu Job. 5, 21, S. 102 zu Job. 6, 15, Öl 108
zu Job. 6, 51, S. 113 zu Job. 6, 69, S. 155 zu Job. 14, 10, S. 157
zu Job. 14, 22, S. 158 zu Job. 14, 23.
Aber wie in dem ihm nahe verwandten Codex Bezae, so
stehen auch im Syrer Guretons die johanneischen Textvarianten
hinter den synoptischen an Bedeutung weit zurück. Von
grösserem Interesse ist nur die aussercanonische Textgestalt zu
Job. 4, 24 (vgl. oben S. 92 ff. die aufklärende Untersuchung über
einen der dunkelsten Punkte in den Schriften Justins) sowie
die Lesart %v6ag Ocofiäq zu Job. 14, 22 (vgl. oben S. 157 und
ausserdem Heft III, 824 ff.).
Als das Einleitungsheft zu diesen Texten und Unter-
suchungen L J. 1893 erschien und dort (Heft I, 40 ff.) die alt-
syrischen Evangelienversionen besprochen wurden, lag die seitdem
entdeckte und so vielseitig untersuchte syrische Evangelienband-
Schrift (Syrus Sinaiticus) in der Bibliothek des Sinaiklosters
noch verborgen. Der Werth dieser Handschrift (wie es bei
neuen literarischen Funden öfters geschieht) scheint mir stark
überschätzt worden zu sein. Denn die darin enthaltenen Textab-
weichungen besitzen für die Textkritik m. E. nur eine massige
Bedeutung. Da wo sie mit dem Syr. Cur. zusammentreffen,
bieten sie nichts Neues, da wo sie von ihm abweichen, wohl
nur selben etwas Altes. Hinter dem Syrus Curetonianus, der
auf dem Archetypus des Codex Bezae fusst, steht daher der
Syrus Sinaiticus m. E. an Alter und Bedeutung weit zurück. *)
1) Es mu88 jedeD&Jls als eine Voreiligkeit bezeichnet werden, wenn
der (mit P. R.) gezeichnete Verfasser der Abhandlung: „Geboren von der
206 AussercanoDische Paralleltezto zu Joh.
Die dem letzteren eigen thiimlichen Lesarten sind häufig nur
Willkürlichkeiten des späteren Abschreibers. Paraphrastische
Erweiterungen und eigenmächtige Textänderungen bietet der
Syrus Sinaiticus namentlich im johanneischen Evangelium. Zu
solchen eigenmächtigen Abänderungen gehört auch der — im
Übrigen sehr lehrreiche — Text des Syr. Sin. zu Joh. 14, 22.
Denn wenn an dieser Stelle (vgl. oben S. 157) anstatt des cano-
nischen %v6ag ovx o ^loxaQiwtTjg einfach der Name 9<o(iag
gesetzt, mithin der Name %ydag^ welchen wir neben ßwfiag
noch im Syr. Cur. finden, einfach weggelassen ist, so entspricht
dies zwar ganz dem syrisch-kirchlichen Sprachgebrauch und ist
zugleich eine eclatante Bestätigung der in Heft III, 824 ff. über
die ol Jlöviioi angestellten Untersuchung; aber eine grosse
Willkürlichkeit ist es doch. Im Übrigen vgl, man die vor-
stehend mitgetheilten meist paraphrastischen Textvarianten des
Syr. Sin. auf S. 68 zu Joh. 1, 35, S. 69 zu Joh. 1, 42. 43, S, 79
zu Joh. 3, 6 S. 94 zu Joh. 4, 25, S. 114 zu Joh. 6, 69, S. 126 zu
Joh. 10, 9, S. 131 zu Joh. 10, 14, S. 137 zu Joh. 11, 43. 44, S. 138
zu Joh. 11, 48, S. 180 zu Joh. 18, 23, S. 186 zu Joh. 20, 16, S. 187
zu Joh. 20, 18, S. 191 zu Joh. 20, 24, S. 196 zu Joh. 21, 6.
In engem Zusammenhang — wahrscheinlich durch Ab-
hängigkeit von einem gemeinsamen Archetypus — steht mit
dem Cod. Bezae und den altsyrischen Evangelienversionen das
Diatessaron Tatians. Vgl. Heft I, 42 — 49. Die Repraesen-
tanten dieser verloren gegangenen ältesten Evangelien harmonie
sind auch in den vorstehenden Texten berücksichtigt. Vgl. bezüg-
.Jungfrau" (erschienen in Berlin bei Hermann Walther 1894, erweitert aus
einem ursprünglich in den „Preussischen Jahrbüchern'* veröffent-
lichten Aufsatze) die Entstehung der Sinai- Handschrift in das zweite
Jahrhundert verlegt, mit einer Sicherheit, als wäre dies eine ausgemachte
und allseitig anerkannte Thatsache, während doch der zweifellos ältere
Syr. Cur., die erste syrische Übersetzung der getrennten Evangelien, nach
Bäthgens Untersuchung um d. J. 250 anzusetzen ist. — Ein endgiltiges
Urtheil über den Werth des Syrus Sinaiticus möchte ich erst im nächsten
und letzten Hefte dieser „Aussercanonischen Paralleltexte** aiu>
sprechen, wenn es mir möglich gewesen sein wird, diejenige Schrift su
vergleichen, welche zum ersten Male die Untersuchung da angesetzt hat,
von wo aus allein ein sicheres Urtheil zu gewinnen ist, durch Vergleichung
des Syr. Sin. mit dem Syr. Cur. Vgl. Holzhey, der neuentdeckte Codex
Syras Sinaiticus. Mit einem vollständigen Yerzeichniss der Varianten des
Cod. Sinaiticus und Cod. Curetonianus. Soeben in München erschienen.
Rückblick. 207
lieh Ephraems Gommentar zum Diatessaron S. 51 zd Joh. 1, 3,
S. 53 zu Joh. 1, 4», S. 54 zu Joh. 1, 5, S. 66 zu Joh. 1, 29, S. 68
zu Joh. 1, 32, S. 69 zu Joh. 1, 48, S. 70 zu Joh. 2, 3—5, S. 83
zu Joh. 3, 17, S. 87 zu Joh. 3, 34. 35, S. 88 zu Joh. 4, 11. 13,
S. 96 zu Joh. 5, 14, S. 105 zu Joh. 6, 38, S. 106 zu Joh. 6, 44, •
S; 109 zu Joh. 6, 53, S. 125 zu Joh. 9, 4, S. 149 zu Joh. 12, 47,
S. 156 zu Joh. 14, 16, S. 165 zu Joh. 16, 7, S. 175 zu Joh. 17, 11,
9. 180 zu Joh. 18, 28 — ferner bezüglich Aphraates S. 56 zu
Joh. 1, 11, S. 63 zu Joh. 1, 17, S. 87 zu Joh. 3, 34. 35, S. 145
zu Joh. 12, 28, S. 147 zu Joh. 12, 36, 9. 186 zu Joh. 20, 13 —
endlich wegen des arabischen Diaiessaron (ed. Ciasca) S. 70 zu
Joh. 2, 11, S. 87 zu Joh. 4, 7, S. 102 zu Joh. 6, 15, S. 108 zu
Joh. 6, 51, S. 117 zu Joh. 7, 37, S. 120 zu Joh. 8, 42, S. 125 zu
Jbh, 9, 4, S. 168 zu Joh. 16, 21, S. 171 zu Joh. 16, 33, 8. 179 zu
Joh. 17, 25, S. 181 zu Joh. 18, 28, S. 185 zu Joh. 19, 37, S. 196
zu Joh. 21, 6, S. 199 zu Joh. 21, 12.
Bezüglich der patristischen Literatur ist das in Heft I, 50
angestellte Programm zur Durchführung gelangt. Aus Cle-
mens Rom., den Ignatianen, aus Barnabas, Hermas, Po-
lycarp, Aristides, Justin, Tairian, Theophilus, Athena-
goras, aus derEp. ad Diognetum, aus dem Sendschreiben
der gallischen Gemeinden, aus den pseudoclementi-
nischen Homilien sind in Heft H. 111. für die synoptischen
Evangelien und in diesem Heft IV für das johanneische Evan-
gelium die anzufindenden Parallelen in einer Vollständigkeit
gesammelt und abgedruckt, wie es bis jetzt noch nirgends
der Fall sein dürfte. Und wenn diese Vollständigkeit auch
die Aufaahme solcher Evangelienparallelen nothig machte, welche
für die Evangelienkritik an sich belanglos sind, so ist dadurch
gerade für das johanneische Evangelium bezüglich der Frage
nach seiner Authenticität und der Zeit seiner Abfassung ein
reiches Material gewonnen. Bei der Vergleichung der Schrift-
stellen von Irenaeus und Clemens AI. ab sind selbstverständ-
lich nur solche Evangelienparallelen berücksichtigt worden,
welche einigermassen interessante Textvarianten erkennen lassen.
Aber auch hier ist die Zahl der revelanten Textabweichungen
im Vergleich zu den synoptischen Varianten eine geringe.^)
1) Selbstverstfindlich wird auf diesem Gebiete noch Manches zu er-
forschen sein. So z. 6. ftlr den Zusatz zu Joh. 3, 6: Sioti o Bsoq iariv
208 AusseroaDonische Paralleltexte za Job.
Dasselbe gilt übrigens auch von der haeretiscken Literatur
(vgl. oben S. 24. 28—31. 65. 83), welche das johanneische Evan-
gelium frühzeitig und allseitig ausnützte, ohne dass, wenige Auf-
nahmen abgerechnet, tendenziöse Textanderungen nachgewiesen
werden könnten.
Wegen Berücksichtigung der apokryphischen und pseud-
epigraphischen Schriften vgl. im Vorstehenden S. 55 zu
Joh. 1, 9 „The Rest of the Words of Baruch", S. 110 zu
Joh. 6, 54. 55 die „Apocalypsis Mosis% S. 128 zu Joh. 10, 10
„The Testament of Abraham", S. 194 zu Joh. 21, 1—3 das
Ev. Pseudo-Petri, S. 95 zu Joh. 5, 5. 8. 9, S. 135 zu Joh.
11, 39, S. 183 zu Joh. 19, 34 die „Acta Pilati", S. 96 zu
Joh. 5, 14 die „Acta Pauli et Theclae", S. 113 zu Jok 6,
63 die „Acta et Martyrium Matthaei", S. 167 zu Joh. 16, 13
^The doctrine of the Apostles", S. 4. 5 die Citate aus
der Esra-Apokalypse, S. 9 — 11 die Citate aus den Testa-
mentis XII patr. Von besonderem Interesse ist noch das
Justin-Citat zu Joh. 11, 52 (S. 139 f.) aus einem christlichen
Pseudo-Zacharias. ^)
nvsvfia ^öhf (oben S. 79) notiert Harnack noch NemeBianus in den
Sentent. episcop. LXXXVU. sentent. n. 5, Ambrosius de spiritu 8.3, 11^
Gyprian etc. — überhaupt Trenn ich an einer Bibliothek s&sBe, würde
mancher Mangel dieses Werkes vermieden, mancher Fund noch vermerkt
sein. £s hätte lieber ein Anderer die Arbeit thun sollen!
1) Durch den oben auf S. 139 f. von mir gegebenen Nachweis, dase
ein in alttestamentliche Form gekleidetes, mit einem Anklang an Joh.
11, 52 sowie an diö, IX, 4 versehenes längeres Citat, welches von Justin
(Apol. I, 52) mit Bestimmtheit auf den Propheten Zacharias zurückgeführt
wird, aber weder in dem alttestamentlichen Zachariasbuche, noch sonst
bei einem alttestamentlichen Propheten so sich wiederfindet, wahrschein-
lich aus einem altchristlichen Apokryphon stammt, dürfte das hinßllig
werden, was Berendts in seinen eindringenden „Studien über Zacha-
rias* Apokryphen und Zacharias-Legenden'* (Leipzig 1895) S. 1
sagt, dasB „nicht der geringste Rest dieses Buches, nicht einmal ein Citat
aus demselben, auf uns gekommen zu sein scheint'^ Zu dem Charakter
einer „ZaxtcQlov dnoxdkv\piq,^^f deren Titel in dem „Verzeichnias
der 60 kanonischen Bücher, abgedruckt bei Zahn, Gesch. des Neu-
testamentl. Kanons II, 1. S. 290 — 292, mit aufgeführt ist, würde der Inhalt
jenes Zacharias-Citates bei Justin sehr wohl passen. Deshalb sei hier das
ganze Citat abgedruckt: nola öh fiiXkovaiv ol Xaol xwv ^lovSaiwv Xiyetv
xffl Ttoielv^ otav Xöwaiv avxov iv do^j^ naQayevofJtevoVj 6ia Za^a^iov rot-
Rückblick. 209
Von nicht geringer Bedeutung ist endlich auch die älteste
kirchliche Liturgie geworden als Quelle der frühesten jo-
hanneischen Eyangelienparallelen. Die in der Aiöax^l Aufbe-
wahrten liturgischen Abendmahlsgehete sind als die ältesten
Zeugnisse ftr den kirchlichen Gebrauch des johanneischen
Evangeliums ohen S. 2—4 bereits gewürdigt worden. Es bedarf
hier nur eines nochmaligen Hinweises darauf, sowie auf die Ver-
wendung des johanneischen Evangeliums in der valentinianischen
Taufformel. Vgl .oben S, 29. 35, sowie Heft II, 410 f. 448 flF.
Hiermit ist der Rückblick auf die Quellen, aus denen die
vorstehend abgedruckten aussercanonischen Evangelienparallelen
zu dem johanneischen Evangelium geschöpft sind, vollendet. Es
genügt nur noch der Hinweis, däss — mit einer einzigen Aus-
nahme — nur solche Texte besprochen sind, zu denen in den
bezeichneten Quellenschriften derartige Parallelen sich haben
finden lassen. Die einzige Ausnahme, nämlich Joh. 13, 1 = Mt.
26, 17 = Mc. 14, 12, rechtfertigt sich durch sich selbst. ^)
Ttgotp^Tov nQOfptixevB-hrta iXix^i] ovrcög* ivxekovfjiai xoTq ticaagaiv dvi-
(jLOiq awi^ai za iaxoQniOfiBva xixva^ iweXovfjtai rö) ßoQQo. <piQeiv xal
toi v6t<p fjifj nQoaxoitzBiv. xal xozb iv ''leQovaaXrjfi xonstoq fiiyaq^ ov
xonexoQ axofidx<ov ^ /eiA^oiv, dXXa xonexoq xa^dlag, xal ov fi^ axiootaiv
avxüiv xa l/naxiat dXXd xäg diavoLaq, x6\povxai tpvkri ngog fpvli^v, xal
xoxe oyfovxai Big ov iSBxivxijoaVt xal i^ovai' r/, xvqib, hnXdvrjaag rißäg
dno xijg oSov aov, ^ So^a, r^v evXoyijaav ol naxigsg ruxwv, iyBVTj^ri rifilv
Big ovstöog.
l)6raefe, dessen zustimmende Änsserung bezüglich der Identificierang
von n^o (Joh. 13, 1) und ngwxy (Mt. 26, 17) aus den Theolog. Studien
und Kritiken oben S. 150 Anm. abgedruckt ist, hat mir seitdem aus
den von Julius Müller im Sommer 1868 über das johanneische Evan-
gelium gehaltenen Vorlesungen nähere Mittheilungen gemacht. Nachdem
J. Müller die Spuren der johanneischen Chronologie in der synoptischen
Relation aufgezeigt, fuhr er fort, wie folgt: „Das sind die Spuren johan-
neischer Chronologien im Matthäus-Evangelium. Diese sind in der Über-
lieferung absichtslos erhalten, auch nachdem eine andere Chronologie der
Leidenswoche sich gebildet hatte. Im Mt. steht der Vereinbarung mit Joh.
nur entgegen, Jesus sei von den Jüngern wegen Anordnung des Passah-
mahles xj TtQioxy xwv d^vfiCDV gefragt worden. Hier stand vielleicht in
der aramäischen Urschrift n»7;;-:^^ tii*«^ = am Tage vor den d^vf^ay dem
13. Nisan. Und dies ist vielleicht von den griechischen Übersetzern miss-
verstanden. Dies Missverständniss ist begreiflich, da Dip wirklich einige-
mal bezeichnet „das Erste". Wenn dies der Fall ist, so hat auch Mt das
Texte n. Untersaehangen X, 4. 14
210 Aussercanonische Paralleltexte zu Job.
Es ist mithin die Zahl der textlichen Beiträge zu einer re-
vidierten und ergänzten Ausgabe von Tis eben dorfs Editia
octava critica major ftir das johanneische Evangelinm
nur eine massige. Dagegen ftlr die synoptischen Erange-
lien, und namentlich zu Anger's Synopsis evangeliorum
Matthaei, Marci, Lucae, welches Werk mir die erste An-
regung zu den patristischenEvangelienstudien gegeben hat, bieten
Heft IL III. IV dieser ^^ussercanonischen Paralleltexte"
in dreifacher Hinsicht sehr wesentliche Ergänzungen, erstlich
hinsichtlich des von Anger unberücksichtigt gelassenen johan-
neischen Evangeliums ^ zweitens durch Herbeiziehung der seit
der im Jahre 1852 geschehenen Veröffentlichung jener Synopsis
gemachten zahlreichen literarischen Funde, drittens durch eine
weit grossere Ausdehnung des benützten patristischen Materials.
Eine „Materialiensammlung^ also, welche zu weiteren For-
schungen anregen soll, wollen meine „Aussercanonischen
Paralleltexte^ sein, eine Materialiensammlung, wie sie
fem von einer grossen Bibliothek zu ermöglichen ist.
„Auch die den Texten beigegebenen Erläuterungen und
Untersuchungen möchte ich zunächst nur als Materialien
zur Evangelienforschung betrachtet und somit ihnen einen ab-
schliessenden Charakter nicht beigelegt wissen." So schrieb ich
i. J. 1S93, wie in Heft 1, 155 zu lesen ist. Und ich hoffe, dass
auch für denjenigen, der meinen evangelienkritischen Grundan-
schauungen widersprechen zu müssen meint, die vorliegenden
Hefte mit den beiliegenden Untersuchungen, von denen selbst-
verständlich die längeren in der Regel auch die wich-
tigeren sind, Anregung genug erwachsen wird. Denn diese
Untersuchungen bewegen sich nicht in theoretischen Reflexionen,
sondern neben einigen neuen Aufstellungen vorzugsweise in sach-
lichen Vergleichungen , in literarischen und linguistischen Par-
allelen, welche lür eine objektive Forschung niemals ganz ohne
Bedeutung sind.
Freilich bezüglich des johanneischen Evangeliums sind
wie die anssercanonischen Texte an Zahl und Bedeutung, so
Abendmahl am 13. Niean, und nur die nichtapostoHschen Evangelien ver-
legen 68 auf den Abend des 14. Nisan/* Ob „aramäisch" oder ,, hebräisch*'
ist bei dieser Frage irrelevant, da auch im nachcanonischen Hebr&isch ta-rp
sowohl TTQo als auch TiQmtoq bedeutet. Vgl. Heft III, 618.
Rückblick. 211
auch nothwendiger Weise die beigegebenen Untersuchungen
an Ausdehnung und Tragweite geringer als bezQglich der syn-
optischen Evangelien. Während fQr die Texte und Untersuchungen
Qber Mc, Mt. c. 3 ff., Lc. c 3 ff. Heft 11 mit 456 Seiten und Heft
III mit 847 Seiten erforderlich waren, wozu noch Heft V mit
ca. 300 Seiten für das Kindheitsevangelium (Lc. 1. 1, Mi 1. 2)
kommen wird, genMgt ftir das johanneische Evangelium dieses
Heft IV mit ca. 230 Seiten. Der Schwerpunkt des gegen-
wärtigen Heftes liegt daher nicht in den aussercano-
nischen Texten und angefügten Einzeluntersuchungen, son-
dern in den zusammenfassenden Einleitungsparagra-
phen und in diesem gegenwärtigen BQckblick, welcher
die Ergebnisse der Untersuchungen herausstellensoll.
Wenn wir das Verhältniss der johanneischen Unter-
suchungen zu der synoptischen Evangelienforschung
ins Auge fassen, so zeigt sich deutlich, dass dasjenige Moment,
welches der synoptischen Textkritik eine so eiizigartige Be-
deutung verleiht, nämlich die Verbindung der Textkritik
mit der Quellenkritik, bei dem johanneischen Evangelium
völlig ausser Betracht bleibt. Das johanneische Evangelium ist
eben sich selbst Quelle. Dagegen hinter den synoptischen
Evangelien liegt eine in der Textüberlieferung nachwirkende
vorcanonische Hauptquelle. Wäre dem nicht so, woher denn
diese eminente Verschiedenheit zwischen der verhaltnissmässig
so einfachen johanneischen und der so auffallend bunten syn-
optischen Textüberlieferung? Woher die Buntheit der Texte
auch in denjenigen synoptischen Partien, für welche
nur ein einziger Referent vorhanden ist? Man vgl. Heft
II, 57 ff. 63—161. 185-203. 217—223. 227—234. 251—254. 263—
268. 270—281. 285 f. 289—298. 299—318. 329—331. 381—393.
398—434. Heft UI, 10—13. 68 f. 71 f. 83 f 94—96. 169-171.
174—177. 191—196. 217-226. 243—246. 259f, 291 f. 316—320.
331 ff. 346—353. 361—364. 386—386—390. 393—397. 412—414.
419—134. 436 f. 446—456. 465—470. 476 f. 478—488.515—520.
536-540. 557 f. 591-596. 598 f. 603-605. 620—626. 669—681.
690—692. 701-710. 715—718. 721—723. 732— 737. 740 f. 744f.
767 — 798. 800 — 814. In den hier besprochenen synoptischen
Partien (Mi 3, 14. 16; 5, 5. 7. 8. 10. 14. 16. 17. 19. 20. 22. 27.
28. 33—36. 41. 47; 6, 1—8. 14. 16—18. 34; 7, 6. 15. 16». 20;
14*
212 AuBaercanoniscbe .Paralleltexte zu Job.
«
9,28. 29; 10, 5. 6. S^ 16^ 23. 41. 42. 42; 11, 28—30; 12, 5. 6.
36. 37; 13, 24—30. 36—43. 44—52; 16, 17—19. 27; 18, 10. 14.
16. 16. 19. 20; 20, 1—16; 21, 43; 22, 11—13. 14; 23, 2. 3. 5. 7.
8. 10 = 10. 9. 15. 18. 19. 22. 32; 24; 10^ 12. 24. 30. 31»; 25,
1—10. 31—46; 26, 52. 53; 28, 16. 18. 19^; Mc. 4, 26—28. 34; 9,
48—50*; 11, 25; 17, 20; Lc. 3, 10, 12. 13—15; 6, 25. 27^ 28* 33.
37^ 38; 9; 55. 56. 61. 62; 10, 1. 18. 19. 20. 28. 29. 30—42; 11,
1. 5-8. 28. 53. 54; 12, 14—20. 36* 37» 47—50; 13, 6—9. 31.
32. 33; 14, 8—10. 28. 29. 33; 15, 6—30; 16, 9. 10. 12. 14. 15.
20—31; 17, 8. 10—18. 21. 34; 18, 1—8. 12. 14; 19, 2. 5. 8—10.
40—44; 20, 34; 21, 24^. 28, 34—36; 22, 15—18. 29. 30». 31. 32.
43. 44; 23, 2. 5—12. 18a. 27—29. 34*. 39-43. 46». 48; 24, 13—
51) ist die Maonigfaltigkeit der Texte und der Reicfathum an
interessanten Varianten nur um weniges geringer als in den-
jenigen synoptischen Perikopen, in denen zwei oder drei Re-
ferenten zusammentreffen, jedenfalls viel grösser als man — etwa
mit Ausnahme von Joh. 3, 5, wozu die Bemerkung oben S. 76
zu vergleichen ist — irgendwo im johanneischen Eyangeliom
wahrnehmen kann.
Bei näherer Vergleichung findet man, dass der unterschied
zwischen der synoptischen und johanneischen TextQberlieferung
in zahlreichen interessanten Wortvarianten,
in häufigen kleineren aussercanonischen Textbestand-
theilen,
in völlig aussercanonischen Texten (Agrapha)
auf Seiten der Synopse gegenüber Johannes besonders stark
hervortritt.
Die Menge und die Art der synoptischen Wortvarianten
ist eine einzigartige literarische Erscheinung. Als ich zu Leb-
zeiten des Prof. Delitzsch mit diesem Kenner der semitischen
Sprachen, dem Verfasser des vorzüglichen hebräischen Neuen
Testamentes, das von mir angelegte Verzeichniss der synoptischen
Wortvarianten, welches ich ihm vorher übersendet hatte, mit
Bezug auf die von mir beigegebenen hebräischen Lösungen
durchsprach, betrug die Zahl dieser einigermassen wichtigen
Wortvarianten anderthalb Tausend. Seitdem sind durch fort-
gesetzte Forschungen und Vergleichungen meinerseits noch viele
andere Varianten dieser Art hinzugekommen, und noch immer
treten, wie z.B. durch Nestle's Forschungen (vgl. namentlich
Rückblick. 213
Theol. Studien und Kritiken 1896. I. S. 102—113) neue Wort-
varianten, welche zur Untersuchung reizen, hinzu, sodass die
Zahl dieser Wortvarianten gewiss stark bis ins dritte Tausend
hinein angewachsen sein dürfte. Dagegen im johanneischen
Evangelium möchte die Zahl ähnlicher Wortvarianten (wie z. B.
XafißavBiV = dixBOd^at = jiagaöexBOd'ai, vgl. S. 56 zu Joh. 1, 11,
S. 100 zu Joh. 5, 43; Ziyeiv = XaXetVj vgl. S. 80 zu Joh. 3, 8;
aviQXBC^ai = axiivaij vgL S. 112 zu Joh. 6, 62; d"VQa = xvXri^
vgl. S. 127 zu Joh. 10, 7; igcotäv = jtaQaxaXelv, vgL S. 156 zu
Joh. 14, 16; Sga = xaigog^ vgl S. 164 zu Joh. 16, 2; xoOfiog =
cdcop, vgl. S. 166 zu Joh. 16, 11; x^Q^^^ = ßaörd^Eiv, vgl. S.
167 zu Joh.. 16, 12) wohl kaum auf das erste Hundert sich be-
laufen. Diese geringe Zahl johanneischer Wortvarianten ist
derart, wie sie bei jedem Schriftsteller sich findet. Sicherlich
ist auch in den synoptischen Evangelien eine ähnliche Zahl von
Wortvarianten — wie im johanneischen Evangelium und wie
bei anderen beliebigen Schriftstellern — durch Schuld der Ab-
schreiber entstanden oder auch auf Rechnung der citierenden
Autoren zu setzen. Mit Rücksicht hierauf habe ich zu wieder-
holten Malen (vgl. das erste Mal in Heft I, 155) die Hälfte der
von mir als Übersetzungsvarianten in Anspruch genommenen
Wortvarianten als „werthlose Synonyma" preisgegeben. Obwohl
diese Rechnung viel zu hoch gegriffen ist, so würde auch nach
Reduktion der Übersetzungsvarianten auf die Hälfte das bunte
Bild der synoptischen Textüberlieferung in markantester Weise
von der johanneischen Textüberlieferung sich abheben. Mithin
schon in Rücksicht auf ihre Zahl bilden die synonymen Wort-
varianten in den synoptischen Evangelientexten eine Erscheinung,
welche weder durch die gegenseitige Einwirkung der synoptischen
Parallelen auf einander, noch durch die Fehler und Eigenmächtig-
keit der Abschreiber, noch durch die Nachlässigkeiten und Frei-
heiten der citierenden Schriftsteller sich genügend erklären lässt,
namentlich aber gegenüber dem an solchen synonymen Wort-
varianten verhältnissmässig armen johanneischen Evangelium als
ein zur Forschung reizendes Räthsel in die Augen springt.
Noch mehr aber nöthigt der Charakter und die Art
dieser Varianten zu einer eindringenden Untersuchung des Sach-
verhaltes. Wortvarianten wie jta&civ = öeÖKoyiiivoq (Heft II,
65 ff.), kx Tov jeoPTjQov = ix rov öiaßoXov (II, 98), hvÖBÖvfiivoQ
214 Auasercanoniache Paralleltexte zu Job.
=^ TjfKpiBOiiivoq = JtBQißeßXfjfievog (II, 112), xdöiov = öoga =
öeQfia = Ivövfia jtQoßar(DV (II, 112), äxigaiog =^ ajtlovoraroq
= axaxog (II. 124), l'cög rrjg kfirjg xaQovölag = donec venero =
?cöc: ap lXd-(D (II, 126), xajtBtvbq r^ xagöla == xaxuvoq>Qmv
(II, 136), iJöi5xto§ = ^övzog = iniBix^q = BlQTjVixog (II, 136),
iXaq>Q6q == aßoQtjq = Bvßaaraxroq (II, 138), gtgavi« = xaxor
cnig^ia (II, 150), d^erfifi^ = xaQaßalvBiv (II, 165), ölxatov elvai
= 6q>BlX6tv (II, 276), rf>Uwt5v = JtZfjQovp = opaxXfjQovv =
aj;ax£9>a>laiow (II, 278; III, 285), xoXoßovv = {fm^rifWBiv (II,
287): (Jag = Xafixag (II, 301), xXfjQOPOfi^p = accipere = perci-
pere = possidere = l;^€ii^ = ijtiXanßapBOd-aL = axoXafißaPBCd-ai
= XaßßävBtP (II, 309; III, 494. 512), doga = rpv^jj (III, 32),
kxd^galPBtv = ^jrJ7()fia£6tv = dt eoxf^r (III, 74), JtalBiP = rt5jrrf ir
= ^axl^BiP = QOJtiCfia öiöopoi (III, 76), xuqbxbiv = ^apcrrft-
j;f£j; = jtaQaTid-ivai = crQig>Bip (III, 76), x^^^*^ = tofio^pogiov
(corrumpiert: fiag>6Qtov) (111,77), ßg^x^ip = vbtop xaQBXBtP =
VBTOP g>iQ£iP (III, 90), obcrlQfKOP = evöxXayxPog = XQV^'^^^
(III, 93), ßodvpog = ßod'Qog = ßaga&QOP (III, 99), yivBO^ac mg
= ylpBOd-at xad-cig = ofiotop yiPBCd-ai = fiifiBlo&ai = (UfifiTt/v
ylPBOd-at (III, 87), q>QOPT:lg = fiigifipa (III, 132), rovg = xagöia
(UI, 132. 332), r/ x^()rfog = r/ og)€2o§ = t/ co^oeJlaf etc. (III, 152),
jTfpejrofera^ae = xBQÖalvsiP (III, 152), övpofug = ö6§a (III, 157),
?T€()oi^ ylpBCd-ai = aililofova^at = fiBrafiOQtpovöd^ai (III, 160).
cxQB(pBöd^at = ßXijtBip (III, 176), agcog = viog = tbxpop (III,
182), x<>^5 = 9cowo()ro§ (III, 185), övpaftig == öT(>aT^ (III, 193),
cvx^'P'*^'''*'^'' = i^ofioXoystoB-ai (UI, 198), xewg = öx^^oSo«^ (lU»
259), Jr€()£xa>l>l77g = wQOlog (III, 275), kSiofiaxa = xQog)ai =ci-
baria = cibns = frumentum = ötxofiixQiov (III, 342), dÄX^?^**'=
öiafiBQlCßip = x<x>Ql^£tp (III, 355), JtBiQa&ijvai == dovrat igyaclav
(III, 358), a/cöWgfö^a^ = ßid^BO&ai = ö.;rotxfag6ti; (III, 367), j9i«-
^to&aL = €Vfl77fi>l£g6ö^a4 == ßiacxr^ (III, 440), apxrog = ßoQQag
(III, 384), wrog = fiBOTjfißgla = ^alatfaa (III, 384), a();|faro^ =
jrpcöTog (III, 425flf.), atriog = ay^()(»jr05 <^^* ou £(>;i;fTa£ (III,
458), jroppcod'Cj; = ix öiaöxf] fiaxog (111,467), 5a>o/oi^6fi' = jr£-
QijtoiBiad-ai = 0cog€£r (111,475), r/ ^6 XiyBig = (iri fiB Xiys^^
XI IIB hganag (III, 496), fiBgi^BiP = öiadiöopai = tpmfii^BiP =
dfcfoj;«« (III, 521), fcavTOi' = t^i^ ipvxijP avxov (UI, 319. 585.
667), 7ago9)v>liwc£ov = xo()/9aj;5g (III, 567), eAsvöig = jraporö/«
(III, 574), aa>^e£i; == xxfjoaod-ai = «vaxr/Jaaöi^ai = apoxri-
Backblick. 215
oaad-ai = CfooyovBlv ^^ jtBQijtoiBlod^ai (111,586. 476), 3€ayiq'=
€o6lv (lU, 604), ojtXco/ia = Ivövfia = xarcuxeracfia (III, 740),
aacifiaTOv ^= od^xa ovx ex^i (III, 787), dvalotfißdpead'ai «^ ar-
tQX^^^^^ = dvaßalvBiv (III, 806), ivwjtiov avxäv == oQmvxcov
avtSv (lU, 789), ijr* oV^€£ avrcoi' = i^* 6y)60iv avxöiv =
ßlejtopxiDV avxcov (III, 806) — ^ solche Varianten, wie sie durch
beliebige Beispiele aus Heft II. III noch in grösster Zahl ver-
mehrt werden könnten, sind im johanneischen Evangelium un-
erhört, finden sich aber auch bei keinem original griechischen
Schriftsteller — weder in der kirchlichen noch in der profanen
Literatur — in solchen Massen wieder. Ahnlichen Erscheinungen
begegnet man aber in Versionen, wenn nämlich ein Literatur-
erzeugniss mehrfache Übersetzungen in eine fremde Sprache
von verschiedenen Händen erfahren hai So bieten die alt-
lateinischen Versionen der canonischen Evangelien ein ganz ähn-
liches buntes Bild lateinischer Übersetzungs Varianten, welche
auf die gemeinsamen griechischen Grundwörter zurückweisen.
Noch näher aber liegt das Beispiel der alttestamentlichen Über-
setzungen der Septuaginta und ihrer Tochterversionen eines
Aquila, Symmachus, Theodotion, wie sie namentlich in der
Hezapla des Ürigenes theilweise uns aufbewahrt sind. VgL
Heft I, 58. Selbst wenn die patristische Überlieferung Nichts
davon zu erzählen wüsste, dass das ursprüngliche EvangeUum
des Matthäus ^Eßgatöi öiaXixxcp geschrieben und in mannig-
faltigster Weise, wq ?jv öwaxog hcaoxog, übersetzt worden sei,
würde es die erste Pflicht einer ernsten wissenschaftlichen For-
schung gewesen sein, aus der Menge der synoptischen Wort-
varianten bei ihrer frappanten Ähnlichkeit mit den Septuaginta-
Varianten den hebräischen Grundwörtern nachzuspüren und den
semitischen Quellentext annähernd herauszustellen. Und es ist
erstaunlich, dass bis jetzt noch von Niemandem der ernst-
liche Versuch unternommen worden ist, dieser ersten Pflicht
der synoptischen Evangelienforschung in durchgreifender Weise
zu genügen. Freilich hätte eine möglichst vollständige
Sammlung der synoptischen Paralleltexte, wie ich sie in
Heft II. lU zu bieten versucht habe, und damit eine klare
Übersicht über die Menge der synoptischen Über-
setzungsvarianten vorausgegangen sein müssen. Auch
an dieser Vorarbeit hat es bis jetzt gefehlt. Die syn-
216 Aussercanonische Paralleltexte za Joh.
optischeEyangelieukritikhat sich vielfach in tendenziöse Irrwege ver-
loren und hat luftige Gebäude errichtet, ohne erst den Untergrund
zu prüfen und ohne vorher das gesammte Baumaterial herbei-
zuschaffen. Nur mit grosser Schwierigkeit bricht sich diese
Erkenntniss über die bisherigen Versäumnisse Bahn.
Wenn Wellhausen in seiner Abhandlung: „Der syrische
Evangelienpalimpsest vom Sinai" die Forderung aufstellt:
„Wer die Reden Jesu wissenschaftlich erklären will,
muss im Stande sein, sie nöthigenfalls in die Sprache
zurückzuübersetzen, die Jesus gebraucht hat^ — , 90 ist
dies ein Symptom der richtigen Erkenntniss. Freilich ist die
Forderung, welche dabei nothwendiger Weise miterfüllt werden
muss, die ZurückfÜhrung der Wortvarianten auf den voraus-
zusetzenden semitischen Quellentezt, von Wellhausen nicht
berücksichtigt. Und doch bieten gerade diese Wort-
varianten der griechisch-synoptischen Texte fast das
einzige Mittel, dasjenige semitische Idiom, in welchem
die synoptische Grundschrift verfasst gewesen sein
muss, auf wahrhaft wissenschaftliche Weise festzu-
stellen, gleichzeitig aber auch die Ausdehnung dieser
Grundschrift zu erforschen und sich endgiltig davon
zu überzeugen, ob diese Grundschrift wirklich nur die
Reden Jesu {Xoyia im strengeren Sinne) enthalten habe,
oder ob nicht in derselben eine Geschichte des Wirkens
und der Reden Jesu vorgelegen habe, sodass, bei Rück-
übersetzung des Ausdrucks Xoyia = Xoyoi = res gestae = histo-
ria = D'^'JM, als ursprünglicher Titel der synoptischen Grund-
schrift die Bezeichnung ?^tD*? '^■i^'n = res gestae , historia Jesu,
vorauszusetzen wäre. Vgl. fiieft Ül, 811 f. I, 64—83. 111, 25 f..
Dafür dass die Forschung nach dem semitischen Grundtexte
sich nicht blos auf die Reden Jesu zu erstrecken habe, sondern
auf den Gesammt-Tenor der synoptischen Evangelien-
Überlieferung ausgedehnt werden müsse, spricht die Wahr-
nehmung, dass der Reichthum an griechischen Worten und
Übersetzungs Varianten keineswegs auf die synoptischen Jesus-
reden beschränkt ist. Auch die grösseren Übersetzungsfrag-
mente völlig aussercanonischen Sprachcharakters, wie ich solche
bereits in den Agrapha S. 66 ff. vorgeführt und besprochen habe,
bieten ebensowohl zu den Reden Jesu (zu Mt. 25, 35. 36 vgU
Rackblick. 217
Heft II, 311 ff^ zu Lc. 14, 8—11 vgl. Heft Hl, 393 fiF.)» ^^ a«ch
zu den Berichten über die Thaten Jesu (zu Lc. 5, 24. 25 = Mt
9, 6. 7 ==r Mc. 2, 11. 12) instruktive Parallelen, wie solche zum
Johanneischen Evangelium in keiner Weise beizubringen sind.
Im Unterschiede von dem originalen johanneischen Evange-
lium zeigt sich die Abhängigkeit der secundären synoptischen
Darstellungen von der gemeinsamen Hauptquelle femer in zahl-
reichen kleinen aussercanonischen Teztbestandtheilen,
welche theils in den Handschriften, theils in den patristischen
Gitaten uns entgegentreten. Ein' Verzeichniss derartiger Text-
bestandtheile, mit welchen namentlich der Cod. Bezae über den
canonischen Text hinausragt, habe ich Agrapha S. 31 f. gegeben.
Dieselben legitimieren sich nach Inhalt und Form als archai-
stische echte Reste der synoptischen Grundschrift;. Vgl. Heft U,
82 ff., 124 ff., 299 f., Heft III, 10 ff., 108 f., 169 f., 187 ff., 2271, 363f.,
429 f., 448 ff., 734 f., 736 f. Ahnliche aussercanonische Textbe-
standtheile finden sich auch in anderen Quellen, so im Syr. Cur.
zu Lc. 9, 56 vgl. Heft III, 170, zu Lc. 11, 1 vgl. Heft UI, 224, zu
Lc. 23, 48 vgl Heft III, 744 ff. Bei der Forschung bezüglich der
synoptischen Grundschrift ist es von höchster Bedeutung, auch
diese archaistischen aussercanonischen Textreste zu untersuchen.
Ganz anders verhält es sich bei dem johanneischen Evange-
lium. Auch hier finden sich zwar einige aussercanonische Text-
bestandtheile. Man vgl. oben zu Job. 1, 48 S. 69, zu Job. 2, 3 — 5
S. 70, zu Job. 3, 6 S. 79, zu Job. 4, 24 S. 92, zu Job. 5, 14 S. 96,
zu Job. 5, 23 S. 98, zu Job. 10, 14 S. 131, zu Job. 11, 54 S. 140f.,
zu Job. 16, 32 S. 170, zu Job. 21, 8 S. 199. Aber nur einige wenige
dieser aussercanonischen Zusätze sind als echte Reste des johan-
neischen Textes zu erkennen, so der Zusatz filio suo zu Job. 3, 34,
das aXiq» zu Job. 21, 8. Von grossem Werthe zeigt sich der
Zusatz 2a(iq>ovQBlv zu Job. 11, 54 im Codex Bezae; aber dieser
Zusatz repraesentiert sicher nur einen redaktionellen Eingriff,
welchen der Redaktor des dem Cod. D und seinen Trabanten
vorausgegangenen Archetypus sich erlaubt hat. Für die Deutung
eines dunkeln Punktes in der grossen Apologie Justins erweist
sich die aussercanonische Textgestalt des Syr. Cur. zu Job. 4, 24
als wichtig; aber der dort befindliche Zusatz ist sicher apokryph.
Im Übrigen stammen die erwähnten aussercanonischen Text-
bestandtheile im johanneischen Evangelium vorzugsweise aus
218 AasBercanonische Paralleltezte zu Joh.
späterer Zeit und finden sich namentlich bei Schriftstellern wie
Epiphanias, Ephraem Syr., — ein Symptom ihres secandären
Charakters.
Ganz ähnlich verhält es sich mit denjenigen aussercano-
nischen Texten, welche man johanneische Agrapha nennen
könnte. Jn dem Jahre 1889 schrieb ich (Agrapha S. 25): «Auch
finden sich — und das ist besonders wichtig — keine ausser-
. canonischen Herrenworte mit johauneischem Sprachcharakter,
oder, was dasselbe sagen will: es gibt keine johanneischen
Agrapha.'^ Seit jener Zeit shid mir ungesucht noch manche
Agrapha synoptischen Sprachcharakters und auch einige Citate
in die Hände gefallen, die man johanneische Agrapha
nennen könnte. Ich gebe hier das Verzeichniss der letzteren mit
Bockbezugnahme auf obige Texte.
Petrus Siculus: 6i6ti yiyQcatxai' iyoi sl/u rb vöcdq xo Ccov.
S. 88.
Epiphanius: xai 6 naxiiQ xaZsl ov &€l€i Jtgbg xop vlov^)
Epiphanius: i-yhvvrioaq (18, g>Tiol, Jtaxeg, S. 120.'
Epiphanius: o yivoiax<DP ifih yivciöxsi xop xaxiga. S. 155.
Epiphanius: jtaxsQ^ dbg avxolg C,a>fiv ix^iv iv lavxolg, S. 171.
Epiphanius: 66x6 fioi xislv. S. 182.
Man erkennt aber sofort, dass diese wenigen johanneischen
Agrapha, welche haupt.sächlich auf Epiphanius zurück-
zuführen sind, mit jenen ältesten Agrapha synoptischen Charak-
ters, für welche Clemens Rom., Polycarp, Justin, die cle-
mentinischen Homilien, Clemens AL, Origenes u. A.,
wie auch der Cod. Bezae, als Bürgen dienen, nimmermehr in
Concurrenz treten können. Es sind freie Weiterbildungen
johanneischer Grundgedanken aus sehr später Zeit,
niemals aber archaistische Textreste. Auch nach dieser
Seite legt also das johanneische Evangelium 2ieugni8s ab f&r
diejenige synoptische Quellenkritik, welche die vorcanonische
Quellenschrift wie in den zahllosen Wortyarianten, so in den
aussercanonischen Textresten kleineren und grösseren ümfangs
nachwirkend erkennen lehrt. ^)
1) Vgl. Epiph. Haer. LXIX, 58. p. 782 C.
2] Von befreundeter Seite bin ich aufgefordert worden, versucheweise
einmal den Text der Xoyta (= rvc;; ^^3^») einfach zasammendracken za
Bückblick. 219
Das Verbältniss der jobanneischen Evangelienforschung zu
der synoptischen Quellenkritik kann man sonach in folgender
Weise formulieren: Das johanneische Erangelium mit
seiner Textgeschichte ist ein negativer Beweis für das
Vorhandengewesensein einer vorcanonischen (semi-
tischen) Grundschrift der synoptischen Evangelien und
ihrer aussercanonischen Parallelen.
Zugleich aber berührt sich das johanneische Evangelium
auch in positiver Weise mit der synoptischen Evangelien-
forschung nach einer anderen Seite. Bereits in meiner Schrift:
„Das Formalprinzip des Protestantismus'^ (1876) habe ich
S. 60f. darauf hingewiesen, dass alle Versuche zur Herstellung
einer evangelischen Synopse, welche das auf das Oruppensystem
kimstvoll aufgebaute erste canonische Evangelium zur Grund»
läge nehmen, scheitern müssen. Ich habe mich zu der An-
schauung Storrs bekannt, dass das erste canonische Evangelium
bezüglich der evangelistischen Pragmatik als eine Klasse von
Evangelien ftir sich zu nehmen sei, dass dagegen Mc, Lc. und
Job. als die eigentlichen Synoptiker zu betrachten seien. Von
dieser Anschauung ausgehend, habe ich damals das Manuscript
einer „Historisch-kritischen Synopse der Evangelien
des Marcus, Lucas und Johannes'^ (vgl. die Ankündigung
lassen in der Art, wie es Heft IIT, 676 ff. mit dem Abend mahlsbericht ge-
schehen ist. Der verehrte academische Lehrer, dem ich diese Aufforderung
verdanke, fSgt hinxu; „Es kann ja ganz problematisch gelassen werden;
aber es würde mehr Eindruck machen.'* Ich bemerke dazu, dass ich be-
reits vor 20 Jahren eine Zusammenstellung der koyia in diesem Sinne an-
gefertigt habe, wegen des Drucks derselben auch bereits mit einer nam-
haften Verlagsbuchhandlung in Verbindung getreten war. Jedoch bereue
ich es in keiner Weise, damals freiwillig von diesem Unternehmen zurück-
getreten zu sein; denn seitdem ist das Material durch die angestellten
Forschungen bedeutend vermehrt Sollte es noch dazu kommen, dass ich
jene Arbeit wieder aufnähme, so würde neben dem griechischen Texte
und seinen Varianten auch der muthmassliche hebräische Text zu geben
sein. Dass die koyia ^ t^'o^ '^^z'n hebräisch geschrieben gewesen seien,
davon bin ich auch nach dem Einblick in die verdienstliche Arbeit von
Arnold Meyer: „Jesu Muttersprache. Das galiläische Aramäisch
in seiner Bedeutung für die Erklärung der Reden Jesu und der
Evangelien überhaupt" (Freiburg i. B. und Leipzig 1896) mehr denn
je überzeugt.
220 Au80ercanoziische Paralleltexte zu Job.
auf S. 61 und in der Einleitung des „Formalprinzips) ausgear-
beitet. Gleichwohl habe ich jenes Manuscript bis heute gleich-
falls zurückgestellt, weil ich mit B. Weiss der Überzeugung
geworden bin, dass erst die Frage nach der synoptischen
Quellenschrift bereinigt sein mnss, bevor eine wahr-
haft wissenschaftliche Synopse der Evangelien ent-
stehen kann. In §2 dieses Heftes habe ich „die Gompoaition
des BvayyiXiov xara ^lioavvrjv"' besprochen und darin die Quint-
essenz meiner Anschauung bezüglich einer evangeliscben Synopse
niedergelegt Vielleicht lesen sich die S. 41 — 48 gegebenen
Darlegungen, welche eine pragmatische Analyse des johanneischen
Evangeliums enthalten, wie rasch hingeworfene Aper9Q8. Aber
ich glaube versichern zu dürfen, dass darin der Schlüssel zu
einer evangelischen Synopse des Johannes, Marcus. und Lucas
dargereicht ist und dass die damit gegebenen pragmatischen Ge-
sichtspunkte auf langjähriger und gründlicher Beschäftigung
mit der johanneischen Frage beruhen. Hiernach erscheint
das Johanneische Evangelium als eine Reihe von Er-
gänzungsfragmenten zu dem von Lc. (und Mc.) am besten
erhaltenen ursprünglichen Tenor der- synoptischen Re-
lation.
Diese Erkenntniss würde jedoch einen nur geringen Werth
besitzen, wenn das johanneische Evangelium als das apokryphe
Produkt eines Anonymus aus dem zweiten Jahrhundert zu be-
trachten wäre. Aber eben in dieser Erkenntniss liegt zu-
gleich ein mächtiger innerer Beweis für die aposto-
lische Authenticität des vierten Evangeliums, da nur
ein Augen- und Ohrenzeuge auf diese — im Evangelium
keineswegs ostentativ auftretende, demselben vielmehr latent zu
Grunde liegende — Idee gekommen sein würde, mit sol-
chen Ergänzungsfragmenten sich zu begnügen, und da
nur ein Augen- und Ohrenzeuge im Stande sein konnte,
derartige Ergänzungsfragmente in einer so ergiebigen
und zugleich tendenzlosen Weise zu geben. Mit diesem
inneren Selbstzeugniss stimmt nun die äussere Bezeugung in
der ürkirche überein.
Die Ergebnisse für die Authenticität des johanneischen
Evangeliums (vgl. § 1: die älteste Bezeugung des BvaYyiXiov
xara ^Icoapvfjp) sind gewonnen worden durch genaueste Ver-
Rflckblick. 221
gleichuDg der urchristlichen Literatur in einer Vollständigkeit,
welche manche neue Einblicke gewährt, namentlich aber durch
eingehende Berücksichtigung der bis ins erste Jahrhundert zu-
rückzudatierenden ältesten Abendmahlsliturgie, welche durch den
wichtigsten aller literarischen Funde der Neuzeit, durch die
Wiederentdeckung der Aidoxr} rwv dcodexa aJtoCroXoov^ uns zu-
gänglich gemacht worden ist. VgL oben S. 2 ff. Durch den
Nachweis, dass das johanneische Eyangelium bereits im
ersten Jahrhundert kirchliche Geltung besessen und
liturgische Verwendung gefunden hat, ist die apostolische
Authenticität und die johanneische Abfassung dieser einzigartigen
Evangelienschrift in Übereinstimmung mit ihrem eigenen inneren
Selbstzeugniss in ein neues Licht gerückt.
Wie wichtig ist es aber für die gesammte Theologie,
mit Freudigkeit bekennen zu dürfen, dass wir in dem
vierten canonischen Evangelium das originale Werk
eines ürapostels besitzen! Wie wichtig ist dieser Besitz,
zumal da das Werk des anderen ürapostels, die von Matthäus ver-
fassten T\16"] '^'l!!^ im Original verloren gegangen sind und nur
in secundären Bearbeitungen noch fortleben!
Nur an Einem Punkte, welcher für die gesammte theolo-
gische . und speciell christologische Grundauffassung von ent-
scheidender Bedeutung ist, sei Dies zum Schlüsse nachgewiesen.
Auf Grund der oben S. 57 — 60 zu Joh. 1, 13 gegebenen Belege
steht es ausser Zweifel, dass in Joh. 1, 13 der canonische Text eine
spätere corrumpierte Textgestalt darstellt. Der ursprüngliche,
von J ustin, Irenaeus, Tertullian, Ambrosiuß, Augustinus
u. A. gekannte, Text lautete:
oq ovx ig cdfiarcov ovdh kx d^eXi^fiarog öaqxoq
ovÖB ix d-BXriiiaxoq avÖQog, aX.)! ix 9-6ov iYevv/jd-i],
und enthielt mithin nichts weniger und nichts mehr als eine
exakte Aussage über die vaterlose Geburt Jesu.^) Wäre
das johanneische Evangelium das apokryphe Produkt eines
Anonymus aus dem zweiten Jahrhundert, so hätte diese Aussage
1) Noch deutlicher wird Solches henrorireten, wenn im nächsten Hefte
das YerhältnisB des johanneischen Prologs zur vorcanonischen
Quellenschrift des Eindheitsevangeliums zur Erörterung ge-
langt.
222 AusaercanonUche Paraileltexte zu Joh.
ein kirchengeschichtlicbes Interesse, aber veiter keine Beweis-
kraft. Stammt aber das vierte Evangelium und somit
auch der ProloTg, in welcbem der Verfasser sein per-
sönliches Glaubensbekenntniss niedergelegt hat, von
einem Urapostel und zwar von demjenigen ürapostel, bei
welchem Maria, die Mutter Je8u7"nach dem Kreuzestode ihres
bohnes Aufnahme gefunden hatte, so besitzen wir in dieser
apostolischen Aussage über die vaterlose Geburt Jesu ein histo-
risches Zeugniss allerersten Ranges. Hiermit ist der Weg ge-
bahnt zu dem schwierigsten Theile der gesammten Evangelien-
forschung, welcher noch übrig geblieben ist, zur Untersuchung
des in Mt. 1. 2 und Lc. 1. 2 niedergelegten Kindheitsevangeliums,
bezüglich dessen die aussercanonischen Paraileltexte mit den
dazu gehörigen Untersuchungen im letzten Heft dieses Bandes
zur Veröffentlichung gelangen sollen.
Jedenfalls aber bildet die apostolische Authenticitat und jo-
hanneische Abfassung des vierten canonisöhen Evangeliums den
Eckstein der gesammten Evangelienforschung. Auf Grund sorg-
faltiger literarischer Kritik erscheint das johanneische Evan-
gelium als die feste Basis aller weiteren Untersuchungen über
das Leben Jesu, als das sichere Ufer, von welchem aus man
mit ruhigem Auge in die Wellen und Wogen der synoptischen
Evangelienkritik hineinschauen, nöthigenfalls zwischen ihre
Klippen und in ihre Untiefen kühnen Muths sich hineinwagen
und die ausreifenden Ergebnisse zunächst einer gründlichen und
objektiven literarischen Kritik und dann weiter einer besonnenen
historischen ^ritik mit guter Zuversicht erwarten kann.
Nachschrift
Die in der Fnsanote auf S. 219 erw&bnte Schrift von Arnold Meyer:
yyJeiu Muttersprache^' verdient es, auf den beiden letzten leer geblie-
benen Seiten dieses Heftes noch nfiher besprochen xu werden. Es ist clie
erste Monographie, in welcher dieses wichtige Thema ex professo behan-
delt worden ist. Namentlich bietet der auf S. 8 — 35 gegebene „Geschicht-
liche überblick Qber die Behandlung der Frage nach der Sprache Jesu"
eine werthvoUe Orientierung. Während dabei Marshall's „The Ära-
maic Gospel" (vgl. Heft 1, 93 — 107) unerwähnt geblieben ist, hat Meyer
auf mein „Formalprinzip des Protestantismus", welches er irr-
thümlich Fundamentalprinzip nenut, auf die „Agrapha" und das II. Heft
(nicht aber das I. und IQ. Heft!) der „Aussercanonischen Parallel-
tezte" in mehrfach eingehender Weise Bezug genommen.
Was die Fassung des Themas und, die Behandlung desselben im All-
gemeinen anlangt, so muss es bemängelt werden, dass die drei Begriffe:
„Muttersprache' — „Verkehrssprache" — ,,Schriftsp räche" nicht
auseinander gehalten sind. „Qui bene distinguit, bene docet". In einem
dreisprachigen Lande, wie Palaestina, wo das Aramäische die vor-
herrschende und das Griechische die in den Städten nebenhergehende
Verkehrssprache war, wo das Hebräische als gottesdienstliche Sprache
gebraucht ward, ja im Süden des Landes auch als Umgangssprache noch
nicht gänzlich ausgestorben war, wo das galiläische Aramäisch noch gar
nicht zur Schriftsprache sich entwickelt hatte, dagegen das — mit Ara-
maismen und Graeoismen mehrfach durchsetzte — Hebräisch die fast all-
gemein benutzte Literatur-Sprache war, ist mit deutlicher Berücksichtigung
dieser Sprachverhältnisse für jede einzelne Person die „Muttersprache" und
die „Verkehrssprache", für jedes einzelne literarische Erzeugniss die „Schrift-
sprache" erst festzustellen. Von den Schriften Neubauers, welcher für die
Kenntnis« dieser sprachlichen Verhältnisse Palaestinas eine besonders hervor-
ragende Autorität bildet, hat Meyer die von mir in Heft 1, 86 erwähnte
Abhandlung: „On the dialects spoken in Palestine in the time of
Christ" (Studia Biblica. 1. Oxford 1885. S. 39—74) ebenfUls gebraucht Dar
gegen verräth Meyer keine Bekanntschaft mit dem aus der Zeit Jesu
stammenden, neuerdings von Gast er herausgegebenen, von den deutschen
Forschem, wie es scheint, bisher wenig beachteten, von mir oben auf S. 11
Anm. besprochenen, für unsere Fragen so wichtigen hebräischen Ur-
text zu dem Testamentum Naphthali.
224 Auflsercanonisclie Paralleltexte zu Joh.
Bei dem Begriffe „Muttersprache" hätte vor allen Dingen die
Frage erörtert werden müssen, welches die Sprache der Mutter
Jesu gewesen sei. Da dieselbe als Bethlehemitin aus dem Süden
Palaestinas stammte, so kommt für sie von vom herein das hebräische
Idiom in Betracht. Durch ihren Verkehr mit denjenigen Kreisen Jeru-
salems, welche auf den Trost Israels warteten, wird diese Annahme noch
bestärkt. Denn ihre Hoffnungen konnten diese Kreise, da es aramäische
Targums noch nicht gab, nur mit Kenntniss der hebräischen Sprache aus
den Schriften des A. T. nähren, und die Kindheitsgeschichte bei
Lucas, welche auf diese Kreise zurückweist und in welcher Maria die
Trägerin des Ganzen bildet, besitzt — wie namentlich de Lagarde mit
Bestimmtheit hervorgehoben hat — nicht einen aramäischen, son-
dern durch und durch einen hebräischen Sprachcharakter.
(Vgl. das Nähere im nächsten Heft«.) Aber nicht minder die Reden
Jesu sind auch da, wo keine bestimmten alttestamentlichen Parallelen
vorliegen, von alttestamentlich-hebräischem Sprachgut in sol-
cher Dichtigkeit durchsetzt, wie es bei Meyer (S. 54 — 56) nicht von
ferne genügend gewürdigt worden ist. Delitzsch (The Hebrew New
Testament p. 35 f.) sagt mit Recht: „Der semitische Einschlag des
neutestamentlichen Hellenismus ist hebräisch, nicht ara-
mäisch, unser Herr und seine Apostel dachton und sprachen
groBsentheils hebräisch.'* Es ist daher erklärlich, dass alle Versuche,
die gemacht worden sind, um die Reden Jesu auf das Aramäische zu-
rückzuführen, auch wenn sie in linguistischer Hinsicht als gelangen erschei-
nen, für die tiefere Erfassung des Wortsinns meist unfruchtbar
bleiben, während die Herbeiziehung des hebräischen Sprach-
gutes befruchtend auf die Exegese einwirkt. Man vgl. z. B.
die hebräischen Erklärungen zu Lc. 13, 24a in Heft lU, 367 f., sowie zu
Lc. 16, 16b = Mt. 11, 12 in Heft III, 439-442 mit den bei Meyer S. 88 f.
157 f. gegebenen parallelen LOsungsversuchen auf Grund des aramäischen
Idioms. Man beachte ferner die von Meyer (wegen seiner Unbekannt-
Schaft mit Heft III) nicht berücksichtigten Nachweise in Heft HI, 152. 154.
221. 237. 319. 374. 384. 441. 585. 689, welche bestimmt gegen das Ara-
mäische und ebenso bestimmt für das Hebräische als Ursprache der
M'"^ ^1^3^ Zeugniss ablegen.
Jedenfalls aber wird die schöne Erstlingsarbeit des jugendlichen
Forschers über „Jesu Muttersprache" mit dazu beitragen, dass diese wich-
tige Frage nicht wieder von der Tagesordnung der theologischen Forschung
verschwinde, bis sie ihre — für das wissenschaftliche Verständniss der
synoptischen Evangelientezte so entscheidende — endgiltige Lösung
wird gefunden haben. Ich sage mit Meyer: „Das Arbeitsfeld ist
gross, der Arbeiter sind wenige" — und füge hinzu: Das Feld ist
reif zur Ernte.
Druck von August Pries in Leipzig.
DAS
KINDHEITSEVANGELIUM
NACH LUCAS UND MATTHAEUS
UNTER HERBEIZIEHÜNG
DER AUSSERCANONISCHEN PARALLELTEXTE
QÜELLENKRITISCH UNTERSUCHT
VON
ALFRED RESCH
LEIPZIG
J. C. HINRICHS'SCHE BUCHHANDLUNG
1897
TEXTE UND UNTERSUCHUNGEN
ZUR GESCHICHTE DER ALTCHRISTLICHEN LITERATUR
HERAU80EOEBBN VON
OSCAR V. BEBHARDT UND ADOLF HARHACK.
X. BAND HEFT 6.
Vorwort
Indem ich dieses letzte Heft der „Aussercanonischen
Paralleltexte'' nicht wie Heft H — IV als blose Materialien-
sammlung, sondern zugleich als eine in der Reihe der Jahre ge-
reifte Frucht meiner Erwägungen über einen mir besonders
wichtigen Gegenstand der Öffentlichkeit hiermit übergebe, thue
ich es in dem Bewusstsein, dass mir allein die Verantwortlich-
keit dafür zukommt^ und mit der Bezeugung der Dankbarkeit
gegen die Redaktion der „Texte und Untersuchungen" fiirdie
Liberalität, mit welcher dieselbe mir bis zuletzt das Wort ge-
stattet hat
Am 1. Adyentsonntage yor dreiunddreissig Jahren habe icli
das Amt eines evangelischen Predigers angetreten in der Ge-
meinde, in welcher ich noch jetzt am Worte diene. Dreiund-
dreissigmal habe ich das Weihnachtseyangelinm mit Freudigkeit
verkündet Dass ich zu solcher Freudigkeit je länger je mehr
auch wissenschaftlichen Grund gesucht und gefunden habe, davon
soll diese Studie, welche ich hiermit der Öffentlichkeit übergebe,
ein lebendiges Zeugnis seiiä.
Durch die Gewissheit, dass. wir am Weihnachtsfeste nicht
Fabeln verkünden, sondern die Wahrheit predigen, ist nicht blos
fbr das Christfest, sondern fttr die gesammte Heilsverkündigung
der Christenheit die freudige Zuversicht eines evangelischen Pre-
digers bedingt. Hätte ich diese Gewissheit nicht immer von
Neuem gefunden, oder wäre mir dieselbe durch die wissenschaft-
liche Forschung verloren gegangen: sicherlich würde ich nicht
angestanden haben, die praktischen Consequenzen zu ziehen.
Nimmermehr würde ich dann den Muth zur Verwaltung des
mir anvertrauten Amtes behalten haben.
IV Vorwort.
Mögen nun — dies ist mein Wunsch — auch Andere an
den Ergebnissen dieser Forschungen gleich mir ihren Glauben
starken. Mö^n insbesondere diejenigen, die zur Verkündigung
des Evangeliums berufen sind, daraus neue Freudigkeit gewinnen,
um ihres Amtes zu walten. Mochte diese Studie die unauflös-
liche Zusammengehörigkeit des geistlichen Amtes und der theo-
logischen Wissenschaft bezeugen und befördern.
Wenn es mir vergönnt sein ¥mrd, möglichst bald auch von
den Aoyia eine Teztausgabe — ähnlich eingerichtet wie der um-
stehend in § 5 gegebene griechische und hebräische Text des
KindheitsevangeUums — zum Druck und damit meine Evange-
lienforschungen zu einem gewissen Abschluss zu bringen, so
werden drei evangelische Hauptschriften als historische Grund-
lagen unseres Jesusglaubens auch äusserlich herausgestellt sein:
n*^tD^n y)©;; rriTi?in "ito = BlßXog ysvioBwq *Ii]6ov Xqlotov
(Mt. 1, ij, die ' örundschrift f&r Mt. 1. 2. Lc. 1. 2. Joh. 1,
1—18;
y^iltr^ ^"W = ra Aoyia ^IfjCoVy die Grundschrift fftr Mt 3, 1 ff.,
McV, Iffi, Lc. 3, Iff;
evayyiliov xara ^loapvrjv — welches als authentisches
Zeugniss eines Urapostels sich selbst zur Quelle dient:
Die CongeniaUtät dieser drei historischen Gruudschriften des
Urchristenthums wird das feste Fundament bilden für eine fort
und fort sich vertiefende wissenschaftliche Erforschung und Pest-
stellung der evangelischen Geschichte.
Zeulenroda, in der Adventszeit 1896.
Eirchenrath P. prim. D. theoL Resch.
Inhaltsübersicht siehe am Schltiss.
Einleitung.
Wie die Sammlung der nAgrapha'^ als ein „Spicilegium**,
als eine Ährenlese auf abgeerntetem Felde, entstanden ist, so ist
es mir ähnlich mit dem Kindheitseyangelium ergangen. Ur-
sprunglich auf die Erforschung der mit Mc. 1, 4 = Mt. 3, i =
Lc. 3, 1 beginnenden synoptischen Orundschrift, des ürevange-
liums, sowie des johanneischen Evangeliums concentriert, hatte
ich das canonische Eindheitsevangelium (Mt. 1. 2. Lc. 1. 2) vom
Wege meiner Untersuchungen abseits liegen lassen. Aber die
später angeschlossenen patristischen Forschungen, namentlich
die Untersuchung der justinischen Evangeliencitate, in denen
die Parallelen zu Mt. 1. 2. Lc. 1. 2 eine so grosse und vielfach
räthselhafte Rolle spielen, femer die Berücksichtigung der apo-
kryphischen Evangelien, sowie endlich auch — obwohl der Zeit
nach nicht am letzten — die fortgesetzte analytische Behand-
lung des johanneischen Prologs führten mich je länger je mehr
dahin, mein Augenmerk auch auf die kritische Untersuchung
des Kindheitsevangeliums zu richten. Von der einschlägigen
modernen Literatur dabei zunächst völlig absehend, sammelte ich
die dazu gehörigen aussercanonischen Texte und stellte meine
Forschungsergebnisse nach und nach in völliger Unabhängigkeit
von fremden Einflüssen fest. Namentlich behielt ich auch das
von mir schon seit mehr als zwanzig Jahren erkannte enge
Verwandtschaftsverhältniss zwischen dem johanneischen
Prologe und dem Kindheitsevangelium fest im Auge und
gestaltete diese Erkenntniss, die anfanglich nur aus der Ver-
Texte XL. Untersuchungen X, 5. 1
2 Bas EindheitBevangeliam.
gleichung der canonischen Texte entstanden war, mit Her-
beiziehung der ausser canonischen Paralleltezte immer weiter
und allseitiger aus. Erst im Jahre 1893 prüfte ich meine For-
schungsergebnisse an der hierher gehörigen Literatur unseres
Jahrhunderts. Indem ich nunmehr, nachdem das nahezu auf
drei Jahre zurückgelegt gewesene Manuscript von mir einer noch-
maligen gründlichen Durchprüfung unterzogen worden ist, die Er-
gebnisse auch dieser Forschungen der theologischen Welt vorlege,
erbitte ich eine wohlwollende Aufnahme namentlich in Berücksich-
tigung der grossen Schwierigkeiten, mit denen die quellen-
kritische Untersuchung des Kindheitsevangeliums verknüpft ist.
§ 1.
Das Problem.
Das mit der quellenkritischen Erforschung von Mt. 1. 2. Lo.
1. 2 verknüpfte Problem verursacht ganz besondere Schwierig-
keiten. Während fClr den Haupttheil der evangelischen Synopse
bei allen Versdiiedenheiten ein einheitlicher Grundstock zu er-
kennen und als Ariadnefaden in dem Labyrinth der synoptischen
Evangelienforschung zu benützen ist, fehlt eine solche stoffliche
Einheit in den beiden Kindheitsgeschichten des ersten und dritten
Evangelisten fast gänzlich. Und doch gehen beide Relationen
als Vorgeschichten der mit Mi 3, 1 »^ Lc. 3, 1 beginnenden syn-
optischen Haupterzählung in auffallender Weise einander parallel
und erweisen gerade in der Hauptsache durch wichtige Coinci-
denzpunkte eine unleugbare innere Congenialität. Diese Doppel-
seitigkeit in der Verschiedenheit einerseits und in der Verwandt-
schaft andrerseits reizt immer von Neuem zur Erforschung des
Quellenverhältnisses, in welchem beide Relationen zu einander
stehen, belastet aber auch diese Forschung mit unüberwindlich
scheinenden Schwierigkeiten.
Daraus, sowie aus der bisherigen Concentrierung der Evan-*
gelienforschuug auf die beiden Hauptfragen — die johanneische
und die synoptische im engeren Sinne — mag die bis jetzt
wahrnehmbare Vernachlässigung des mit dem Kindheitsevange-
lium verknüpften quellenkritischen Problems sich erklären.
JedenÜEdls wird durch diesen Mangel an Vorarbeit die Schwierig-
keit der gegenwärtigen Untersuchung noch erhöht.
Wohl bieten die Comroentare zu Mt. 1. 2. Lc. !• 2 manchen
werthvoUen Stoff und manche anregende Gesichtspunkte; wohl
haben die Untersuchungen der justinischen ParaUelcitate diese
1*
4 Bas Kindheiteevangelium.
und jene Frage bezüglich des Kindheitseyangeliums in Fluss
gebracht; wohl ist auch die Behandlung der apokryphen Eind-
heitsevangelien nicht völlig unterblieben (ygL Hofmann, das
Leben Jesu nach den Apokryphen); wohl haben auch manche
wichtige Einzeluntersuchungen bezüglich der verschiedenen
Stoffe des Kindheitsevangeliums stattgefunden. Aber gleichwohl
existiert meines Wissens nur eine einzige einheitliche quel-
lenkritische Behandlung der Stoffe, die wir unter dem Namen
des Kindheitsevangeliums zusammenfassen.
Zwei Werke nämlich, welche, nach ihrem Titel zu urtheilen,
eine einheitliche Bearbeitung des gesammten Kindheitsevangeliums
anzustreben scheinen, kommen doch ihrem Inhalt nach hierbei
nicht in Betracht.
Das erste Werk derart ist die von F. £. Steinmeyer heraus-
gegebene und unter seine apologetischen Schriften aufgenommene
«Geschichte der Geburt des Herrn und seiner ersten
Schritte im Leben in Bezug auf die neueste Kritik".
Schon der Umstand, dass der Verfasser dieses sein Werk unter
seine apologetischen Schriften eingereiht hat, verrath seine rein
apologetische Tendenz. Der Inhalt zeigt dies noch mehr.
Thatsächlich handelt es sich um eine mit stark dogmatischen
Excursen durchsetzte Apologie der canonischen Texte von Mt.
1. 2. Lc. 1/2. Von der s.g. historischen Kritik, wie sie ge-
wöhnlich an der Bibel geübt wird, sagt Steinmeyer zwar richtig:
„Sie geht davon aus, dass das Christenthum aus dem Wirken und
Zusammenwirken endlicher Ursachen erklärbar sei. Jede andere
Causidität, namentlich eine unmittelbare Einwirkung Gottes,
weist sie von vom ab entschieden von der Hand. Steht diese
Voraussetzung ihr fest, so hat sie ihr Urteil über den evange-
lischen Bericht schon vor der historischen Untersuchung von
den Resultaten derselben abgesehen gefällt^. Aber der Miss-
brauch der Kritik entbindet uns nicht von der Pflicht der Kritik»
namentlich zunächst der literarischen Kritik, welche bei Stein-
meyer fast vollständig fehlt. So viel Werthvolles und Lehr-
reiches sein Werk auch enthält, so kann es doch bei seiner rein
apologetisch-dogmatischen Tendenz und bei seiner Beschränkung
auf die canonischen Texte als eine Vorarbeit flir eine wahrhaft
geschichtliche Auffassung des Kindheitsevangeliums nicht
wohl gelten, geschweige denn dass daraus für die literarische
§ 1. Das Problem. 5
und insbesondere ttn die quellenkritisclie Behandlung desselben
etwas WesenÜiches zu lernen wäre.
Ein zweites Werk mit dem einheitlichen Titel: „Die Kind-
heitsgeschiohte unseres Herrn Jesu Christi nach Mat«
thäus und Lukas ausgelegt" hat A. Nebe im Laufe des
Jahres 1893 erscheinen lassen. Dieses Werk stbllt sich der Kri-
tik nicht feindlich gegenüber; aber es sieht von jeglicher Kritik
ausgesprochener Massen doch vollständig ab; es will die cano-
nischen Stoffe des ersten und dritten Evangelisten rein exe-
getisch behandeln. Von diesem Gesichtspunkt aus ist das um-
fangreiche und gründliche Werk, welches uns Nebe dargeboten
hat, eine ausgezeichnete Leistung, ein bleibender Merkstein in
der Geschichte der dem Kindheitsevangelium zu Theil gewordenen
wissenschaftlichen Arbeit
Neben der apologetischen Schrift Steinmeyers und neben
diesem exegetischen Werke Nebe's kommt nur eine einzige —
nicht umfangreiche — Schrift, nämlich:
Die Jugendgeschichte des Herrn. Ein Beitrag zur höheren
Kritik und Exegese des neuen Testaments von Ernst
Friedrich Gelpke — Bern 1841 —,
als eine Vorarbeit für die kritische Behandlung des Kindheits-
evangeliums in Betracht
Die von mir erst sehr spät gemachte Bekanntschaft mit
dieser Schrift hat mich in mehrfacher Einsicht angenehm über-
rascht. Zwar geht durch dieselbe die gewohnte unklare Ver-
mischung historischer und literarischer Kritik hindurch.
Aber der S. 161 aufgestellte historisch-kritische Canon:
„Nicht also das Wunderbare an sich, wohl aber das zweck-
lose und zweckwidrige Wunderbare ist ein sicheres Grite-
rium des Ungeschichtlichen" —
bewahrt den Verfasser vor Ungerechtigkeit und Vorurtheil. Er
sieht in dem Kindheitsevangelium nach Mt. 1. 2. Lc. 1. 2 eine
Art Mischung von Sage, Dichtung und historischer Überlieferung.
Aber er steht den Stoffen wohlwollend gegenüber. Und Wohl-
wollen ist bekanntlich die Vorbedingung von Gerech-
tigkeit.
Dabei ist Gelpke's Gesichtskreis nicht eingegrenzt durch
die canonischen Texte. Vielmehr umspannt er so ziemlich alle
hierher gehörigen Instanzen, die patristische Überlieferung (na-
g Das Eindseitsevangelium.
menÜich bei Justin), die apokryphen Evangelien, die canonischeo
Parallelen. Besonders ist es der johanneische Prolog,
dessen Congenialität mit dem Eindheitsevangelinm er
erkannt hat, sodass er diesem Punkte der Untersuchung
ein besonderes Capitel widmet.
Aber es siifd nur hingeworfene Aper<;u*s, es sind meist un-
entwickelte Keime, es sind oft auch nur allgemeine Betrachtungen,
in denen Gelpke's «höhere Kritik** sich bewegt Es fehlt fast
vollständig das begründende Detail, es fehlt das Eingehen auf
die — canonischen wie aussercanonischen — Texte. Daraus
erklärt sich jedenfalls auch der geringe Umfang und die ebenso
geringe Nachwirkung des Gelpkeschen Buches, welches daher
auch mir wohl eine interessante Nachlese, aber nur einige wenige
brauchbare Details zu bieten vermochte. Und diese Schrift von
Gelpke ist die einzige kritische Vorarbeit, welche das Kind-
heitsevangelium in seiner Oesammtheit umfasst!
Unter den partiellen Bearbeitungen desselben sind als neueste
Erscheinungen namhaft zu machen: Hillmann, die Kindheits-
geschichte nach Lucas. Jahrbb. f. prot. TheoL 1891. XVII, Z
S. 192 — 261 — , und Feine, eine vorkanonische Überlieferung
des Lukas in Evangelium und Apostelgeschichte (Gotha 1891),
namentlich S. 13 — 36: die Geburts- und Kindheitsgeschichte.
Feine steht dem lucanischen Kindheitsevangelium wie Gelpke
sympathisch gegenüber. Dasselbe bildete nach ihm ursprünglich
die Spitze einer besonderen nur von Lucas benützten vorcano-
nischen Quellenschrift, welche sich angeblich durch sein ganzes
Evangelium hindurchziehen soll und welche mit der von Lucas
in der Apostelgeschichte benützten Grundschrift von Feine aus
einer gemeinsamen — jerusalemischen -~ Überlieferung abge-
leitet wird. Während diesen Feineschen Untersuchungen Selbst-
ständigkeit des Urtheils nicht abgesprochen werden kann, ist
die Hillmannsche Abhandlung der Hauptsache nach eine Aus-
spinnung aus Holtzmanns Handcommentar zum N. T. Bd. L
S. 26 — 54. Die von Holtzmann zu dem lucanischen Kindheits-
evangelium gegebenen historisch-kritischen Bemerkungen hat
Hillmann weiter ausgeführt und dabei unter Annahme von
heidenchristlichen Interpolationen, welche die judenchristliche
Quellenschrift des lucanischen Kindheitsevangeliums erfahren
haben soll, eine Quellenkritik vorgenommen, welcher das Ten-
§ 1. Das Problem. 7
denziöBe auf Schritt und Tritt anzumerken ist. Gleichwohl be-
kenne ich, dass mir sowohl Holtzmann als Hillmann manche
wichtige Anregung zu eingehender Untersuchung des Sachver-
halts gegeben haben, wovon man im Folgenden genügende
Spuren finden wird.
•
Immerhin halte ich diese modernste Phase der historischen
Kritik bezüglich des Eindheitsevangeliums für nicht so fruchtbar,
als jene ältere EntwickelungsstufCi welche auf unserem Gebiete
mir vorzüglich durch die Namen Paulus und Credner reprae-
sentiert wird.
Paulus hat in seinem „Philologisch-kritischen und histo-
rischen Commentar über das neue Testament^ (Theil L S. 8 — 282
nach der zweiten Ausgabe von 1804) die in Lc, 1. 2. Mi 1. 2
enthaltenen Stoffe in einer Ausdehnung behandelt, hinter welcher
Holtzmann und Hillmann zurückstehen. Allerdings ist Vieles
weitschweifig dargelegt, manches Überflüssige eingewoben, An-
deres durch die Gegenwart überholt. Und besonders auf den
Höhenpunkten des Eindheitsevangeliums reicht die prosaisch-ra-
tionalistische Auffassung, die den Verfasser beherrscht, nicht
von fern an den Inhalt hinan. Aber in den zahlreichen Neben-
partien, so zu sagen: in den Niederungen des Kindheitsevangeliums,
zeigt der Verfasser so viel unbefangenes Urtheil, so viel offenen
Sinn für das Historische, dass ich mir es nicht habe versagen
können, in den nachfolgenden Erläuterungen der Texte manche
treffende Bemerkungen und Ausführungen des alten Rationalisten
einzuflechten.
Während nun diese zuletzt erwähnten Schriftsteller sich
vorzugsweise auf die canonischen Texte stützen und die patri-
stische Überlieferung sowie sonstige apokryphe Bearbeitungen
des Kindheitsevangeliums, ebenso die aussercanonischen Texte
nur gelegentlich berühren, hat Credner in seinen „Beiträgen
zur Einleitung in die biblischen Schriften^' (I. Band), von den
aussercanonischen Paralleltexten Justins ausgehend, die Unter-
suchung in einer Weise gefordert, welche leider nur die ge-
bührende Beachtung nicht gefunden hat Er behauptet nnd
weist es mit überzeugenden Gründen nach, dass, was Justin
über die Jugendgeschichte Jesu berichtet, aus einer von unseren
Evangelien verschiedenen Quelle geflossen sein müsse, theils
g Das Kindheitaevangelium.
wegen des mehrfach über die canonische Relation hinansreichenden
Inhalts, theik und namentlich wegen der — häufig in con-
stanten Ausdrücken ^ abweichenden sprachlichen Einkleidung.
Dabei geht er zur Erklärung der sprachlichen wie sachlichen
Varianten auf den hebräischen Urtext zurück, indem er nament-
lich zu Lc. 2, 1. 2 die Genauigkeit der von Justin befolgten
Übersetzung im Vergleich zu der canonischen Fassung darthut
und dabei zwei empfindliche historische Anstösse aus dem Wege
räumt, ohne dass dieser unbefangene Forscher von irgend einer
apologetischen Tendenz geleitet gewesen wäre. Meine Bekannt-
schaft mit Credners Untersuchungen datiert aus den ersten
Zeiten meiner Beschäftigung mit der Evangelienkritik und ist
mir nach vielen Seiten anregend geworden, obwohl ich mir das
Hauptresultat seiner Forschungen, das Evangelium der Petriner
betreffend, nicht anzueignen vermochte, und selbstverständlich
jetzt noch viel weniger, nachdem ein Bruchstück des pseudo-
petrinischen Evangeliums ans Tageslicht gezogen worden ist.
Aber bei gründlichen Forschern ist es doch immer so,
dass man aus dem Detail am meisten lernen kann. Des-
halb kann ich mich auch nicht genug über die geringe Beach-
tung der Crednerschen Detail-Untersuchungen wundem. Ich
frage mich immer wieder: warum ignoriert die moderne histo-
rische Kritik auch seine überzeugendsten Nachweise? warum
baut sie den von ihm gezeigten Weg des Zurückgehens auf den
semitischen Urtext nicht weiter aus? warum werden z. B. seine
Erklärungen zu Lc. 2, 1. 2 (Beiträge I, 229—235) von der mo-
dernen Kritik nicht einmal erwähnt? warum?
Aus solcher Ignorierung tüchtiger Vorgänger und anregender
Vorarbeiten entsteht iür die wissenschaftliche Forschung kein
dauernder Gewinn. Und daher ist das Gesammtbild, welches
aus dem Rückblick der das Kindheitsevangelium betreffenden
literarischen Vorarbeiten sich ergibt, kein erfreuliches. Überall
disjecta membra, vielfach Keime und Ansätze ohne Fortent-
wickelung, ein Experimentieren ohne feste Grundsätze und des-
halb auch ohne fruchtbare Resultate. Und was gerade auf
diesem Gebiete mehr als sonstwo verhängnissvoll
werden muss, eine Vermischung von historischer und
literarischer Kritik, welche eine unbefangene Wür-
digung der Probleme hindert.
§ 1. Das Problem. 9
In Folge dessen harren noch zahlreiche Vorfi*agen der lite-
rarischen Kritik ihrer Erledigung:
Welches sind die literarischen Quellen zu Mi 1. 2. Lc.
1. 2?
Gab es dafftr eine einheitliche Grundschrift oder flössen
dafbr verschiedene Quellen?
Welches war die Sprache der Hauptquellenschrift?
Welches war die muthmassliche Gestalt und der ym-
fang derselben?
Welches sind die frühesten und welches die letzten
Spuren ihrer Existenz?
Welches war wohl die ungefähre Zeit ihrer Entstehung?
Welches ist die Auswahl der Stoffe, welches die redaktio-
nelle Behandlung der Kindheitsgeschichte Jesu durch
den ersten Evangelisten? Welches sind dessen
zweifellose Zuthaten ex suis?
Welche Auswahl der Stoffe, welche redaktionellen Än-
derungen, Kürzungen und Ergänzungen hat der dritte
Evangelist dem vorcanonischen Kindheitsevangelium an-
gedeihen lassen?
Welches ist das nähere Yerhältniss des jo hanneischen
Prologs zu dem Kindheitsevangelium?
Was sind etwa noch fftr echte vorcanonische — quellen-
mässige - Beste der Urschrift in den apokryphen
Kindheitsevangelien enthalten?
Welcher Art war die aussercanonische Quelle des Kindheits-
evangeliums, die Justin benützte?
Auf manche dieser Fragen wird sich vielleicht niemals eine
exakte Antwort finden lassen. Aber wenn im Folgenden der
erste Versuch einer einheitlichen quellenkritischen Untersuchung
von Mt. 1. 2. Lc. 1. 2 unternommen wird, so geschieht es nach
denselben Grundsätzen, welche bisher in der Behand-
der „Aussercanonischen Paralleltexte*' beobachtet wor-
den sind, mithin auf möglichst breiter Basis, unter Herbei-
ziehung sämmtlicher Instanzen, welche irgendwie fiir die
Quellenkritik in Betracht kommen können, d. h. also
1, in steter sorgfaltiger Rücksichtnahme auf die canonischen
Texte zu Mt. 1. 2. Lc. 1. 2, aber frei von aller engherzigen
Beschränkung auf dieselben;
10 ^^ Eindheitseyangelium.
2, unter Benützung aller sonstigen canonischen Parallelen, be-
sonders des johanneiscfaen Prologs sowie der apostolischen
Lehrschriften;
3, unter Verwerthung aller aussercanonischen Instanzen, der
patristischen Zeugnisse sowohl als der apokryphen Evange-
lien;
4, mit Untersuchung des den griechischen Texten zu Orunde
liegenden semitischen Idioms;
5, mit Berücksichtung der bekannten, dem ersten und dritten
Evangelisten eigenthttmlichen schriftstellerischen Gepflogen-
heiten.
Man wird gestehen müssen, dass diese Prinzipien eine all-
seitige und deshalb unbefangene Würdigung der im Kindheits-
evangelium verliegenden literarischen Probleme ermöglichen und
eine von allem Gezänk der Parteien freie Objektivität der Unter-
suchung im Gefolge haben. Ebendeshalb soll und muss die 8.g.
historische Kritik als solche vorläufig ausgeschlossen bleiben.
Historische Fragen und historische Momente sollen —
wie auch sonst bei jeder literarischen Forschung —
nur soweit in den Dienst der Untersuchung treten, als
sie zur Aufhellung der literarischen Probleme geeignet
und unentbehrlich sind.
§2.
Die Quellen des Elndheltsevangelinrns.
Die Geschichte der Kindheit Jesu gehörte von Uranfang
nicht zu der öffentlichen Evangeliumsverkündigung. Der Hanpt-
tenor der ältesten Evangeliumspredigt pflegte vielmehr mit dem
Auftreten des Täufers und mit dem Beginn der Wirksamkeit
Jesu seinen Anfang zu nehmen. Dies erkennt man deutlich aus
der Apostelgeschichte und aus den dort mitgetheilten Proben
apostolischer Predigt Vgl. Act 10, 36 ff.; 13, 24 ff. Auch das
zweite canonische Evangelium, welches aus mündlichen
Vorträgen des Marcus über einzelne Perikopen der evangelischen
Geschichte hervorgegangen sein dürfte (vgl. Heft II, 49), 1^ föi*
diesen Sachverhalt Zeugniss ab, indem es ohne weitere Einleitung
nach einer orientierenden Überschrift (Mc 1, 1) sofort das öffent-
§ 2. Die Quellen des Kindheitsevangeliums. \ l
liehe Auftreten des Täufers von Mc. 1, 2 ab zu berichten unter-
nimmt. Mit denselben Ereignissen beginnt der erste Evange-
list von Mi 3, 1 ab den Haupttenor seiner Darstellung. Die in
Mt. 1. 2 vorausgeschickte Eindheit«geschichte gibt sich als ein
selbstständiges Ganzes theils durch den Titel: ßlßXog yevecscog
^Irjöov Xqictov (Mt. 1, 1), dessen Bedeutung nicht weiter als bis
Mt. 2, 23 reicht, theils durch den epigrammatischen Schluss: ort
Na^coQalog xXijd^öerai (Mt. 2, 23), woraus hervorgeht, dass die
Kindheitsgeschichte mit der Niederlassung der Eltern Jesu in
Nazareth ihr Ende erreicht. Auch im dritten Evangelium
nimmt die Haupterzählung von Lc. 3^ 1 an mit dem Auftreten
des Täufers ihren Anfang. Auch hier hebt sich die Kindheits-
geschichte Lc. 1, 5 — 2, 52 von dem übrigen Grundstock des
Evangeliums als ein in sich geschlossenes Ganzes ab, nicht nur
durch die sprachlichen Eigenthümlichkeiten, sondern auch durch
die sachliche Einheit der Darstellung und durch die zwischen
Lc. 2, 52 und Lc. 3, 1 sichtbare chronologische Lücke. Aus alle
dem wird offenbar, dass auch die vorcanonische Quellen-
schrift der Aoyia = T\1&] ■^"la'^T *), auf welcher die synoptischen
Erzählungen von Mc. 1, 2 = Mt. 3, 1 = Lc. 3, 1 an fussen, Er-
zählungsstoffe bezüglich der Kindheit Jesu nicht enthalten hat.
Auch das vierte Evangelium legt für die Selbstständigkeit der
zur Kindheitsgeschichte Jesu gehörigen Erzählungsstoffe Zeugniss
ab. Denn der mit Job. 1, 19 beginnende Grundstock dieses Evan-
geliums hebt gleichfalls wie die synoptische Darstellung mit dem
Auftreten des Täufers an. Der johanneische Prolog (Job. 1, 1 —
18) aber, welcher, wie bereits Heft IV, 40 f. angedeutet worden
ist und unten in § 6 weiter ausgeführt werden soll, eine theo-
logische Meditation über das Kindheitsevangelium enthält, bildet
— wie die Kindheitsgeschichte im ersten und dritten Evangelium
— ein in sich geschlossenes und von dem Grundstock des jo-
banneischen Evangeliums unabhängiges Ganzes. Vgl. Harnack:
Über das Verhältniss des Prologs des vierten Evangeliums zum
ganzen Werk (in der Zeitschr. f. Theol. u. Kirche 1892 , II, 3).
Wie leicht auch in der nachcanonischen Zeit die Kindheits-
geschichten von den canonischen Evangelien wieder abgelöst
werden konnten, zeigt das Hebräerevangelium, welches durch
1) Vgl. .Heft III, 811 f.
\2 ^^ EindheitBevangelium.
Streicliung Yon Mt. 1. 2 aus dem ersten canoniachen Evangelium
sich entwickelte (vgl. Agrapha S. 330 f.), sowie das Evange-
lium Marcions, welcher die lucanische Kindfaeitsgeschichte
unter seinem kritischen Messer fallen liess (vgL Heft III, 38. 41).
Schon diese Selbstständigkeit und innere Geschlossenheit
der Kindheitsgeschichte Jesu lässt es erkennen, dass vor Abfassung
unserer canonischen Evangelien bereits schriftliche Quellen
des Kindheitsevangeliums vorhanden waren, aus denen der Re-
daktor des ersten wie des dritten Evangeliums seine Stoffe schöpfte.
Diese aus dem allgemeinen Eindruck sich eigebende Schluss-
folgerung wird unterstützt durch Einzelbeobachtungen, welche
aus Mt, aus Lc, aus Joh., aus Justin, sowie aus den apo-
kryphen Kindheitsevangelien der Reihe nach zu ent-
nehmen sind.
Dass der erste Evangelist seine Kindheitsgeschichte Jesu
aus einer schriftlichen Quelle in sein Evangelium herüberge-
nommen hatte, bezeugt er selbst ganz deutlich durch die Über-
schrift: ßlßXog ysvdosiDg ^ItfCov XqiCxov =» J^lü^ DilbiP nöO
ti'^Olsn. Denn wenn der Verfasser des ersten Evangeliums die
in Mt. 1. 2 enthaltenen 4S Verse aus mündlicher Tradition ge-
schöpft und nicht in seiner schriftlichen Quelle vorgefunden hätte,
wie hätte er auf den Gedanken kommen können, diese kurze
Darstellung, die er seinem Evangelium vorausschickte, ein ßlßXog
3» HßO zu nennen?
Einen solchen Titel finden vrir in der lucanischen Kind-
heitsgeschichte zwar nicht Dafür aber lässt Lc. um so deut-
licher die schriftliche Quelle selbst reden und in ihrem originalen
Sprachgewand sich möglichst ungeändert darstellen. Wenn le-
diglich mündliche Überlieferung es gewesen wäre, die er zum
ersten Mal in Schrift gefasst hätte, wie hätte es anders geschehen
können, als dass er in demselben Stil, den er im Vorwort Lc.
1, 1 — 4 angeschlagen, auch hätte fortfahren müssen? Nur das
von Lc. 1, 5 an stattfindende Fliessen einer schriftlichen Quelle
macht den sprachlichen Contrast zwischen Lc. 1, 1 — 4 einerseits
und Lg. 1, 5 ff. andrerseits erklärlich. Überdem lässt Lc. ja selbst
in seinem Vorwort die Benützung schriftlicher Vorarbeiten er-
kennen, wobei er durch sein avtod-ev noch besonders auf die
Uranfänge des Lebens Jesu hinweist, von denen er auszugehen
beabsichtigt.
§ 2. Die Quellen des Eandheitseyangeliums. 13
Und wenn ferner der johanneiscbe Prolog, worüber das
Nähere unten zu yergleichen, eine Meditation über das Kind-
heitsevangelium darstellt, so ist dies ebenfalls ein Zeugniss dafür,
dass dem vierten Evangelisten diese Geschichte der Kindheit Jesu
als selbststandige schriftliche Du'stellung vorgelegen haben
muss, theils weil eine solche Meditation über einen nur münd*
lieh überlieferten Stoff gar nicht möglich erscheint, theils weil
die Vergleichung des johanneischen Prologs mit den verschie-
denen Recensionen des KindheitsevangeUums bestimmte Les-
arten, dabei nicht wenige Übersetzungsvarianten und ins-*
besondere die Benützung des hebräischen Grundtextes
der vorauszusetzenden Schriftquelle deutlich erkennen lässt.
Ganz besonders wichtig ist auch das Zeugniss Justins,
welcher in seinen auf die Kindheitsgeschiohte Jesu bezüglichen
Evangelientexten sichtlich einer aussercanonischen Version, bzw.
Recension der hebräischen Quellenschrift gefolgt ist, worüber
das Einzelne in § 4 und ein zusammenfassender Nachweis in § 8
zu vergleichen ist Der dabei von Justin befolgte Sprachtypus,
dessen Eigenthümlichkeiten theilweise bei anderen Schriftstellern
(wie Celsus, Epiphanius) wiederkehren, stellt die Benützung
einer vorcanonischen Quellenschrift Ült sein Kindheitsevangelium
ausser ZweifeL
Endlich, so werthlos auch in vieler Hinsicht die sagenhaft
ausgeschmückten apokryphen Kindheitsevangelien sind,
so bergen sie doch in sich einige echte Reste der vorca-
nonischen Quellenschrift, die weder von Mt. noch von
Lc. benutzt^ wohl aber von Johannes als Unterlagen seiner
Meditation im Prologe mit verwerthet worden sind. Vgl.
unten § 4. 6. Sowohl hierdurch als durch ihren auf die Kindheits-
geschichte beschränkten Inhalt und nicht minder durch ihre cha-
rakteristischen Überschriften (de infantia Salvatoris, de Nativi-
tate Christi, elg ra jtacöixa tov xvqIov, de pueritia Jesu) legen
sie direktes und indirektes Zeugniss ab von dem Vorhandenge-
wesensein und von der Nachwirkung einer schriftlich en Quelle,
welche ledigich Jesu Kindheitsgeschichte zum Inhalt hatte.
Es entsteht nun die Frage:
war es eine einheitliche Quellenschrift oder waren es
mehrere Schriftquellen, aus denen die urchristlichen Nach-
richten über die Kindheitsgeschichte Jesu geflossen sind?
14 ^M Eindheitsevangelium.
Die meisten Forscher, welche diese Frage bis jetzt angerührt
haben, sind f&r eine Zweiheit von Quellen eingetreten» sodass
man — wie hinsichtlich der synoptischen Haupterzählung auch
— bezüglich des Kindheitseyangeliums von einer Zweiquellen-
theorie reden könnte 0- Fline andere Quelle soll Mi, eine an*
dere Lc. benfitzt haben.
Diejenigen, welche zwei Quellenschriften, eine besondere f&r
Mt. 1. 2, eine andere für La 1. 2 statuieren, beschränken sich
gewöhnlich auf eine Vergleichung dieser beiden canonischen
Berichte, ohne die aussercanonischeu Texte f&r eine gründ-
liche Untersuchung herbeizuziehen, ohne auch die schriftstel-
lerischen Gepflogenheiten des ersten und dritten Evan-
gelisten, welche man aus ihrer Behandlung der
Logiaquelle und der Marcusquelle abstrahieren kann,
für das Eindheitsevangelium zu berücksiclftigen» Man
weist hin auf die sprachlichen Verschiedenheiten zwischen Mt
1. 2 und Lc. 1. 2, auf die Spracheigenthümlichkeiten des ersten
Evangelisten, sowie auf die Spuren des auch in Lc. 1. 2 hervor-
tretenden lucanischen Sprachgebrauchs, wie solcher aus den
Hauptpartien des dritten Evangeliums und aus der Apostelge-
schichte ersichtlich sei. In sachlicher Hinsicht betont man nicht
nur die Differenz der Genealogien, femer den Umstand, dass ia
Mt 1. 2 Joseph, dagegen in Lc. 1. 2 Maria voranstehe, dass in
Mt. 1. 2 Bethlehem, dag^en in Lc. 1.2 Nazareth den örtlichen
Mittelpunkt bilde, sondern namentlich auch die Unvereinbarkeit
des pragmatischen GefÜges in beiden Kindheitsgeschichten, be-
sonders die Unvereinbarkeit von Lc. 2, 39 mit Mt 2, 1 — 23.
1) Beyechlag vertritt sogar die Annahme von drei verBChiedenen
Quellen. Er meint nämlich, dass Lucas die beiden Hälften seiner Kind-
heitsgeschichte — Lc. c. 1 und Lc. c. 2 — aus zwei selbstständigen Quellen
entnommen habe. In Lc. c. 2 würden die Erzählungen des ersten CapiteU
keineswegs vorausgesetzt, wobei er auf Lc. 2, 33. 50 hinweist. Femer
würden wir Lc. 2, 4. 5. 27. 41. 43 mit den Personen und den Verhältnisäeu
des Joseph und der Maria von Neuem bekannt gemacht. (Vgl. Leben Jesu
I, 147). Indess dürfte hierbei der epische Charakter der Darstellung, der
Wiederholungen nicht scheut, ausser Acht gelassen und der umstand nicht
berücksichtigt sein, dass Lc. 2, 33. 50 hOchst wahrscheinlich Zwischenbe-
merkungen des Redaktors sind, welche der Quellenschrift nicht angehörten.
Vgl. unten in § 4 die Bemerkungen dazu. Ks dürfte mithin die Annahme
dreier Quellen für da« Kindheitsevangelium ausser Ansatz bleiben können.
§ 2. Die Quellen des KindheitBeyangeliams. 15
Nach Schleiermacher sind die Geburtsgeschichten bei
Matthäus und Lucas „zwei parallel laufende Reihen von Er-
zählungen, parallel laufend in dem engeren Sinne, dass sie keinen
einzigen Punkt, d. h. keine einzige Thatsache (!) mit einander
gemein haben, aber auch so, dass sie sich nicht etwa ergänzen,
sondern yielmehr, dass die zusammengehörigen Glieder beider
Reihen einander fast voUkonmien ausschliessen, daher dann,
wenn in irgend einem Punkte die Erzählung des einen Evange-
listen richtig ist, die des anderen, was denselben Zeitpunkt be-
trifiFt, nicht richtig sein kann."
Gelpke (S. 162), die Möglichkeit einer gemeinsamen Quelle
hypothetisch annehmend, um sie zu widerlegen, drückt sich so
aus: „So konnte man sagen, dass Matthäus beliebig gerade Dieses,
Lucas gerade Jenes in seine Darstellung aufgenommen hätte. Doch
würden wir uns auf diese fast wie ein Verabredetes aussehende
Auswahl nur dann berufen dürfen, wenn wir den Darstellungen
den Vorwurf des Fragmentarischen machen wollten." und da
letzteres, der Vorwurf des Fragmentarischen, nicht begründet
seif da sowohl Mi 1. 2 als Lc. 1. 2 ein in sich geschlossenes Ganze
bilde, so falle eben die Möglichkeit einer gemeinsamen Quelle hin.
„Man versuche es ernstlich" — fahrt Gelpke S. 163 fort —
„und mische die Thatsachen des Matthäus und Lucas, so gut es
gehen mag, zusammen und frage sich dann, ob nicht zwei
selbstständige, in ihrem Inhalte sich aber durchweg scheidende,
fast könnte man sagen entgegengesetzte Erzählungen durch diese
Vereinigung vernichtet werden, ob nicht ein zweifacher Geist
uns widrig aus denselben anweht?"
Diesen Urtheilen gegenüber könnte man auf das grosse
Werk von Nebe, auf dessen exegetische Behandlung der Kind-
heitsgeschichte, hinweisen, in welchem die Perikopen aus Mt. 1. 2
und Lc. 1. 2 zwar nicht in einander „gemischt", wohl aber chro-
nologisch-pragmatisch an einander gereiht sind. Trotz mancher
auch durch diese Exegese nicht gelösten und auf exegetischem
Wege wohl auch niemals zu bewältigenden Schwierigkeiten
ist der Gesammteindruck dieses Werkes von einer Einheitlich-
keit, wie man sie nicht besser wünschen kann. Auch auf
Steinmejer könnte man sich berufen, welcher (S. 28) sagt:
,.Der Bericht des Matthäus schliesst die Lucasgeschichte nicht
aus: im Gegentheil ist er derselben bedürftig, um seinerseits
IQ Das Eliiidheiteevaiigeliam.
klar und verstandlich zu sein^. — „Es sind einzelne Sceneo,
auf welche sein mittheilender Griffel sich beschrankt Ihre
Auswahl bedingte sein Zweck. **
Wenn man jedoch die Frage nach der Einheitlichkeit oder
Mehrheit der fOr das Kindheitsevangelinm geflossenen Quellen
ex professo unter Berücksichtigung sämmtlicher einschla-
genden Instanzen behandeln will, so dürften folgende Ge-
sichtspunkte ins Auge zu fassen sein:
1, der von dem ersten Evangelisten in Mt. 1, 1 conservierte
Titel der von ihm benützten Quelle;
2, der Charakter und die Art der apokryphen Kindheits-
evangelien, soweit sie mit Mt 1. 2 und Lc. 1. 2 sich be-
rühren;
3, der Umfang der aussercanonischen Recension, aus welcher
Justin seine Texte bezüglich des Kindheitsevangeliums ge-
schöpft hat;
4, die Untersuchung des johanneischen Prologs als einer
Meditation über das Kindheitsevangelium mit Beuitwortung
der Frage, ob diese Meditation nur Lc. 1. 2 oder auch Mi
1. 2 zur Voraussetzung habe;
5, die Untersuchung von Lc. 1. 2 und Mt 1. 2 nach ihren
gegenseitigen sachlichen Berührungen;
6, die Berücksichtigung der schriftstellerischen Ge-
pflogenheiten, welche der erste und dritte Evangelist
auch sonst befolgen;
7, eine Untersuchung der Sprache, welche aus den verschie-
denen griechischen Recensionen der Kindheitsgeschichte als
die Ursprache des Kindheitsevangeliums abzuleiten sein
dürfte.
Zunächst ist der in Mt 1, 1 enthaltene Titel des Kind-
heitsevaugeliums als ein Symptom dai&r zu betrachten, dass die
Quellenschrift, aus welcher der erste Evangelist schöpfte, um-
fangreicher gewesen sein muss, als die begrenzte Auswahl der
in Mt 1. 2 enthaltenen Erzählungsstoffe. Denn die Bezeichung:
ßißXog yevioscog *Ifjöov XqiCtov »* H'^oion J'l*?!! rilbin HBO
setzt einen grösseren Umfang der von Mt. benützten Quellen-
schrift voraus, als aus Mt 1. 2 sich ergibt, zumal wenn man die
von dem Redaktor des ersten canonischen Evangeliums ex suis
hinzugefügten Verse 1, 22. 23; 2, 15. 17. 18. 23 in Abzug bringt
§ 2. Die Quellen des Eindheitsevaogeliums. 17
Ein so kleiner Aufsatz, wie er sich hier ergibt, der nur 42 Verse
nmfasst, scheint einem solchen Titel: ßlßXog wenig angemessen
zu sein. Wenn man dagegen die ca. 130 Verse der lucanischen
Relation mit den 42 Versen des Mt. vereinigt, so entsteht ein
Büchlein, etwa yon dem Umfang des Büchleins Ruth. Eine
Quellenschrift yon solchem Umfang würde dem Titel: ßlßXog
yevicsoog ^Ir^öov Xqiötov in vorzüglicher Weise entsprechen.
Mit der Titelfrage berührt sich aufs Engste die Berück-
sichtigung der apokryphen Eindheitsevangelien, sofern
deren Überschriften, wie schon oben bemerkt wurde, mit dem
in Mt. 1, 1 erhaltenen Titel und mit dem Inhalt des Eindheitsevan-
geliums imWesentlichen sich decken, ähnlich wie auch das vielleicht
schon von Gelsus gekannte jüdische Pamphlet Tholedoth Jeschua.
(Vgl. unten § 8). Da nun diese apokryphen Kindheitsevangelien
die Stoffe beider canonischen Relationen, sowohl diejenigen des
Lc. als diejenigen des Mt., voraussetzen und überhaupt nach
ihrer ganzen Anlage von der Idee eines einheitlichen
Kindheitsevangeliums beherrscht sind, so legen auch sie
durch Titel, Inhalt und Umfang Zeugniss ab für eine einzige
Quellenschrift, aus welcher die verschiedenen Recensionen
der Kindheitsgeschichte Jesu stammen mochten.
Besonders wichtig ist in dieser Richtung auch das Zeugniss
Justins. Derselbe folgte zweifellos einer aussercanonischen
Recension der zu dem Kindheitsevangelium gehörigen Erzählungen.
Wenn nun seine aussercanonischen Texte vorzugsweise die vom
ersten Evangelisten überlieferten Erzählungsstoffe betreffen, so
reichen sie doch auch in die lucanische Relation hinein» Vgl. die
Einzelbelege unten § 4 und § 8. Es gab mithin — was sehr
wichtig und bedeutsam ist — zu Justins Zeiten eine ausser-
canonische Recension der Kindheitsgeschichte, in welcher die
lucanischen Stoffe von den Erzählungen des ersten Evange-
listen nicht getrennt waren.
In eine viel frühere Zeit versetzt uns der johanneische
Prolog. Vgl. Heft IV, 2 ff. Darüber, dass die in Joh. 1, 1—18
enthaltene Meditation nicht blos lucanische Stoffe, sondern auch
die in Mt. 1. 2 enthaltenen Erzählungen voraussetzt, und dass
besonders die Parallele zwischen Joh. 1, 1 — 3 und Qen. 1, 1 ff.
auf den in Mt. 1, 1 enthaltenen Titel: yiveciq ^[tjöov XQiatov
sich stützt, ist die Untersuchung in § 6 zu vergleichen. Eben-
Texte und Untersnchungen X, 5. 2
jg Das Kindheitaevangelium.
dort findet man auch den Nachweis, dass Johannes nicht die
canonischen Texte von Mt. 1. 2 und Lc 1. 2 zum Gegenstand
seiner Meditation erhoben hat, sondern dass Tielmehr eine
Yorcanonische Quellenschrift die Grundlage seines Prologs
geworden ist, eine Quellenschrift, yon welcher sogar einige echte
Textbestandtheile bei Mt und Lc keine Verwendung gefunden
haben, wohl aber in den apokryphen Kindheitsevangelien mitten
unter dem dort angehäuften Wust und Unrath conserviert
worden sind.
Was nun die sachlichen Berührungspunkte zwischen
Mt. 1. 2 einerseits und Lc. 1. 2 andererseits anlangt, so ist schon
von nicht wenigen Forschem, namentlich von Steinmeyer
(vgl. oben), hervorgehoben worden, wie die Berichte des Mt. und
Lc. keineswegs einander ansschliessen, vielmehr das gegenseitige
Verständniss unterstützen. Zahlreich genug sind die sachlichen
Berührungspunkte zwischen beiden Darstellungen, sowohl
was Zeit und Ort, als was die Hauptpersonen und die wichtigsten
Vorgänge anlangt. Es sind nach dem ersten wie nach dem
dritten Evangelisten die rniigat ^Hgciöov, in welche die Erzählung
verlegt ist. Es sind nach beiden Evangelisten Bethlehem, Jeru-
salem, Nazareth die Hauptorte, wo die Handlung sich abspielt.
Es sind nach beiden Darstellungen Maria und Joseph, von
welchem letzteren ausdrücklich die davidische Abstammung in
beiden Evangelien bezeugt wird, die handelnden Hauptpersonen.
In beiden Relationen geht die Offenbarung des Neuen, das da
konmien soll, durch Angelophanien vor sich, in denen der a/-
yskog tcvqIoVj der TtrsT tfWfettt der Träger der göttlichen Ver-
kündigung ist. Und in beiden Bearbeitungen des Eindheits-
evangeliums stellt sich die Empfängniss aus dem Jivsvfia ayiov,
die Geburt von der jtoQd-ivoq und die göttliche Ertheilung des
ovofia ^Iijaoüg als derjenige Punkt dar, in welchem beide Ge-
schichten harmonisch in einander fliessen. Bei dieser in aUen
Hauptsachen durchgreifenden sachlichen Verwandtschaft liegt
die Vermuthung sehr nahe, dass beide Relationen aus einer ge-
meinschaftlichen Quelle geflossen sind, und dass lediglich die
verschiedene Auswahl und schriftstellerische Behandlung der
Quellenstoffe den Anstoss zu jener Zweiquellentheorie gegeben
habe.
Es ist mir immer verwunderlich gewesen, dass man zur
§ 2. Die Quellen des KindheitserangeliumB. 19
ErkläruBg des Sachverhaltes die schriftstellerischen Ge-
pflogenheiten der Evangelisten nicht besser berücksichtigt
hat. Wenn anch leider vielen Theologen unbekannt, so sind
doch dem engeren Kreise der Evangelienforscher diese schrift-
stellerischen Gepflogenheiten des Mt. und Lc. bekannt genug.
Insbesondere bei dem ersten Evangelisten ist ein Dreifaches fast
von allen Seiten zugestanden: erstlich die Auswahl der £r-
zählungssto£Pe ist bei ihm durch den Gesichtspunkt geleitet, dass
darin die Erfüllung der alttestamentlichen Prophetie gefunden
werden könne, zweitens dieser Gesichtspunkt ist durch zahl-
reiche alttestamentliche Citate mit ganz bestimmten Citations-
formein, welche die Hand des Evangelisten verrathen, noch be-
sonders hervorgehoben und kenntlich gemacht, drittens, der
erste Evangelist hat durch seinen das Gbmze seiner Darstellung
durchdringenden Stil die Eigenthümlichkeiten seiner Quellen
vielfach verwischt und die WiederaufBndung der Quellen er-
schweri Vgl. Heft IL § 4: Die Composition des BvayyiXLOv
xara Mar&alop, S. 20—28.
Setzt man nun bei Bearbeitung der in Mt. 1. 2 enthaltenen
Eindheitsgeschichte dieselben schriftstellerischen Gepflogenheiten
voraus, die der Evangelist auch sonst angewendet hat, so ergeben
sich sofort die wichtigsten Schlussfolgerungen.
In erster Linie gilt dies von den alttestamentlichen Ci-
taten, welche ein hervorragendes Charakteristikum des ersten
canonischen Evangeliums bilden. Und obwohl darüber bereits
in Heft 11, 26 ff. als ein wichtiges Kriterium für die Composition
des BvayyiXtov xara Mard^atov ausführlicher gehandelt worden
ist, so sei doch bei der engen Cohaerenz dieses Punktes mit der
gegenwärtigen Untersuchung in aller Kürze noch einmal daran
erinnert.
Die im eigentlich synoptischen Haupttheil des ersten Evan-
geliums von der Hand seines Redaktors stammenden Citate sind
durch folgende Formeln eingeführt:
Jes. 9, 1. 2 == Mt. 4, 14: Xva JtXrjQod'^ xo Qti&hp 6ia ^Hoätov
tov ^Qog)7JTOV Xiyovroq —
Jes. 53, 4 == Mt. 8, 17: 0J€a)q jtXriQo^^ ro Q?]&ev öia ^Hoatov
tov jtQo^fjTOV XiyovTog —
2*
20 ^^ EindheitBeyangelium.
Jes. 42, 1 — 4 = Mt. 12, 17: iva ütkriQm&^ ro Qfjd'hv öia ^Bcaiöv
rov jtQog)i^Tov Xiyovxoq —
Jes. 6, 9. 10 = Mt. 13, 14: xdi avcutXi]QovTai ccvTOlg [Cod. Cani^
Syr. Cur.: ^ZrjQGjd-i^oerai] fj jtQo^rjrela ^Höatov fj Xiyovöa —
Ps. 78, 2 = Mt. 13, 35: ojto}q Jtkf]QC39^ij ro gr/ß-hp öta xov JtQO^
goijrou ^Hoätov Xiyopxoq —
Sach. 9, 9 = Mt 21, 4: rovro 6h yiyopep, tva JtkijQCDd^ ro qtJ"
ß^hp öia rov jtgog^fjrov Xiyovroq —
[Mt. 26, 56: — rovro 61 oXop yiyoPBP^ tpa JtXr]Q(od'c5oip al yga*
(pal rcQP jtQog)Tjrc5p — ]
[Sach. 11, 12. 13] = Mt. 27, 9: rore IjtXfjgS^?] ro grjHp 6ia %-
gefiiov rov Jtgoqji^rov keyoprog —
[Ps. 22, 19] = Mi 27, 35 : ipa JtXijgo&^y ro Qtjd-hp vjto rov xqo-
iprrov.
Durch die Vergleichung des ersten Eyangeliums in den
betreffenden Partien mit den synoptischen Parallelen:
Mt. 4, 12—17 = Mc. 1, 14. 15 = Lc. 4, 14. 15
Mt. 8, 16. 17 = Mc. 1, 32 -34 = Lc. 4, 40
Mt. 12, 15—17 = Mc. 3, 7—12 = Lc. 6, 17. 18
Mt. 13, 10—15 = Mc. 4, 10—12 = Lc. 8, 9. 10
Mt. 13, 34. 35 = Mc. 4, 33. 34
Mt. 21, 1—11 = Mc. 11, 1—1 1 = Lc. 19, 28—40
kann man zweierlei in exacter Weise feststellen, einmal,
dass die vom ersten Evangelisten herrührenden alttestamentlichen
6itate. in der Marcusquelle nicht enthalten gewesen sind — nur
Mt. 26, 56, welches weder ein eigentliches Citat ist noch mit der
üblichen Gitationsformel genau übereinstimmt, ist ähnlich in Mc
14, 49 zu finden — und sodann das andere, was noch wichtiger
ist, dass der erste Evangelist den von ihm eingefügten Citaten
zu liebe die vorgelegenen Quellenstoffe weder tendenziös ge-
modelt, noch viel weniger erfanden hat, dass vielmehr der be-
zügliche Quellentext, selbst wo er in gekürzter oder stilistisch
abgeänderter Form von Seiten des ersten Evangelisten Aufnahme
gefunden hat, inhaltlich intakt gelassen ist, daher auch von
den Zusätzen des Redactors und von seinen eingefügten Citaten
auf das Reinlichste sich abhebt.
Die damit gewonnene Erkenntniss dieser dem ersten Evan-
gelisten in Behandlung der alttestamentlichen Citate eigenthüm-
§ 2. Die Quellen des EandheitBevangelLams. 21
liehen schriftstelleriBcheii Gepflogenheit ist von höchstem Werthe
f&r die Beurtheilung seiner auch im Kindheitsevangelium ent-
haltenen Citate ans dem Alten Testamente. Es ergibt sich zu-
nächst, dass Mt. 2, 5. 6 (= Mich. 5, 1), weil hier die den
Bedaktor kennzeichnende Form der Gitation fehlt,
nicht von dem Bedaktor stammt, vielmehr bereits dem vorcano-
nischen Eindheitsevangelium angehört haben muss, wie es ja
auch fär den Context der ganzen Erzählung unentbehrlich ist.
Ebenso bestimmt aber vermag man festzustellen, dass die vier
anderen alttestamentlichen Citate, welche uns in Mt. 1. 2 be-
gegneo, als Zuthaten des Redaktors zu erkennen sind. Es sind
dies folgende Citate alttestamentlichen Charakters:
Jes. 7, 14 = Mt. 1, 22. 23: tovto 6h oXov yiyovBv, iva jrhjQO)'
^V ^<^ Qf]d-hp vjto xvqIov öca rov jtQog)^rov Xsyoptog —
Hos. 11, 1 =Mt. 2, 15: iva jtX7]Q(D&^ rb ()f]&ev vjib xvqIov öia
rov JtQOtprirov Xiyovxoq —
Jer. 31, 15 = Mi 2, 17: xotb ijtXtjQcid'f] rb Qfjd-hv öiä %Q6filov
rov JtQoq>i]rov Xiyovxoq xrX.
? = Mi 2, 23: ojtcog jtXtjQcoOjj rb Qtj&hv öia rov jt^o^rJTov
xtX,
EUer tritt uns die dem ersten Evangelisten auch sonst
eigenthümliche Form der Citation klar und bestimmt entgegen.
Man kann auch die von ihm eingefQgten Citate entfernen, ohne
den Context irgendwie zu stören, vielmehr so, dass man den
wesentlichen Quellentext übrig behält. Es wird durch diese Er-
kenntniss das wichtige Resultat gewonnen: mit Ausnahme
von Mi 2, 5. 6 = Mich. 5, 1,, welches zum ursprünglichen Con-
text und zum Fortschritt der Handlung gehörte, war die von
dem ersten Evangelisten für seine Kindheitsgeschichte
benützte Quellenschrift ohne ausdrückliche alttesta-
mentliche Citate — , ganz so wie auch die dem luca-
nischen Kindheitsevangelium zu Grunde liegendeQuelle
nur ein einziges alttestamentliches Citat enthalten hat,
nämlich Lc. 2, 23. 24, welches in der Form der Citation: xa^ibg
yiyQajtxai kv vofiq) xvqIov mit Mt. 2,- 5: ovxoog yaQ yiyQanxai
öia xov jtQog)i^xov in derselben Weise übereinstimmt, als es
von der eigenthümlichen Citationsformel des ersten Evangelisten
22 I^&B Kindheitseyangelium.
abweicht. Ist das nicht ein weiteres Symptom ftir die Identität
der in Mt. 1. 2 und Lc. 1. 2 fliessenden Quelle?
Diese schriftstellerische Oepfiogenheit des ersten Evange-
listen bezüglich der Benützung des Alten Testamentes leitet uns
aber auch weiter zu der Erkenntniss des bereits erwähnten Qe-
Sichtspunktes, nach welchem er die Auswahl der Erzählungsstoffe
aus seiner Quelle getroffen hat. Er wählte aus dem Inhalt
der ihm Yorliegenden grosseren Quellenschrift nur die-
jenigen Erzählungen aus, an denen er die Erfüllung
alttestamentlicher Weissagungen nachzuweisen ver*
mochte, nämlich Mi 1, 18—25 durch Jes. 7, 14, Mi 2, 1—12
durch Mich. 5, 1, Mi 2, 13—15 durch Hos. 11, 1, Mi 2, 16—18
durch Jerem. 31, 35, endlich Mi 2, 19 — 23 durch das bekannte
alttestamentliche Apokryphum Mi 2, 23. Setzt man nun voraus,
dass die von dem ersten Evangelisten benützte Quellenschrift
auch die lucanischen Erzählungsstoffe enthalten habe, so wird
die INichtbenützung derselben durch Mi sofort erklärlich durch
die Thatsache, dass keine der lucanischen Erzählungs-
stoffe zur Einflechtung eines ausdrücklichen Gitates
aus dem Alten Testamente, wie solche der Manier des
ersten Evangelisten angehört, Aufforderung und Anlass
giebi
Zu den schriftstellerischen Gepflogenheiten des Lucas ge-
hört in erster Linie sein Gesetz der Sparsamkeit, welches
in kleineren und grösseren Teztkürzungen, in manchen Aus-
lassungen von wichtigen Quellenstoffen und dadurch entstandenen
Lücken der Darstellung sich kund giebt. Vgl. das Nähere in
Heft UI, 836 ff. Dieses von Storr ans Licht gestellte lucanische
Gesetz der Sparsamkeithat neuerdings durch Arnold Rüegg,
dem wir die vortreffliche Orientierung über die Neutestament-
liche Textkritik verdanken ^), eine ganz neue Beleuchtung er-
fahren in dem Aufsatz: „Die Lukasschriften und der Baum-
zwang des antiken Buchwesens^ (Theol. Studien und Kri-
tiken 1896. 1,94 — 101). Hauptsächlich im Anschluss an Theo-
dor Birt, das Buchwesen in seinem Verhältniss zur
Litteratur. Berlin. 1882, weist Rüegg auf die Thatsache
l)ArnoldRüegg. Die Neutestamentliche Textkritik seit Lachmann .
Ein Versuch zur Orientierung. Zürich 1892.
§ 2. Die Quellen des KindheitseyangeHums. 23
hin, dass die alten Papyrusfabriken den Schriftstellern fertige
Rollen Yon einer bestimmten Maximal- und Minimalgrosse zu
liefern pflegten, durch deren Umfang die Autoren ge-
zwungen waren, für ihre Bücher, bzw. für die einzelnen
Haupttheile derselben, einen bestimmten Raum einzuhalten,
der womöglich nicht unbenutzt gelassen, in keinem Falle aber
überschritten werden durfte. An der Hand einer aus-
führlichen Tabelle hat Birt dargethan, dass ein Format mit ca.
2500 Zeilen oder Stichen in der antiken Welt eine sehr gewohn-
liche Buchform war, welche z. B. von Demosthenes, Cicero,
Livius, Tacitus (einem besonders hervorragenden Meister in
der Raumausnützung), Plinius, Hieronymus in Anwendung
gebracht worden ist. Diesem Format entsprachen nun auch, wie
Rüegg nachweist, die beiden Theüe des lucanischen Geschichts-
werkes, das Evangelium mit 2714 Stichen, die Apostelgeschichte
mit 2610 Stichen. Rüegg erkennt den Raumzwang, unter wel-
chem auch die schriftstellerische Thätigkeit des Lukas
stand, hauptsächlich nur an dem rasch und unmotiviert abbrechen-
den Schlüsse sowohl des Evangeliums als der Akta. Er scheint
dabei keine Ahnung zu haben, von dem schon längst
nachgewiesenen Gesetz der Sparsamkeit, welches die
kleineren wie grösseren Lückendes lucanischen Evan-
geliums, wahrscheinlich auch grosse Weglassungen
breiter Erzählungsstoffe in der Apostelgeschichte
erklärlich macht Vgl bezüglich des Evangeliums das Ver-
zeichniss der lucanischen Textkürzungen in Heft III, 838 ff., be-
züglich der Apostelgeschichte 2. Cor. 11, 23 — 26. Bisher war
das Motiv für dieses lucanische Gesetz der Sparsamkeit
einigermassen in Dunkel gehüllt. Wenn man auch verstehen
konnte, wie Lucas von Parallelperikopen die eine wegzulassen
pflegte, so blieb es doch immerhin ein Räthsel, was ihn ver-
anlassen konnte, eine so grosse Weglassung, wie des in
Mc. 6, 25 — 8, 26 enthaltenen Stoffes zwischen Lc. 9, 17 und
La 9, 18 vorzunehmen und in der Erzählung von Mc. 6, 24 ein-
fach auf Mc 8, 27 überzuspringen. Durch die Bezugnahme
auf den auch die schriftstellerische Thätigkeit eines
Lucas bedrückenden Raumzwang wird das Räthsel ge-
löst Auf ähnliche Weise lichtet sich dann auch das Dunkel
bezüglich der Frage, wie es kommen konnte, dass Lucas seine
24 ^^ Kindheitsevangeliuin.
Erzählung bei Lc. 2, 38, der Darstellung Jesu im Tempel zu Je-
rusalem, mit Lc 2, 39. 40 unvermittelt nach Nazareth überleiten
konnte, mit Überspringung also der in Mt. 2, 1 — 22* enthaltenen
Vorgange. Vgl das Nähere unten zu Mt 2, 22^ = La 2, 29 ^).
Aus dem von Lucas befolgten Gesetz der Sparsamkeit wird es
überhaupt erklärlich, weshalb er aus der gemeinsamen Quellen-
schrift des Eindheitseyangeliums — eine solche vorausgesetzt —
nur diejenigen Stoffe wiedergab, welche sein Vorgänger in Mt.
1. 2 nicht verwerthet hatte, und dasjenige Material in seiner
Darstellung wegliess, welches von Mt. zur Mittheilung ge-
bracht war.
Das Gesetz der Sparsamkeit trieb aber den dritten Evange-
listen nicht nur zu so grossen Weglassungen wie Mc. 6, 25 — 8, 26
oder Mt, 2, 1 — 22*, sondern auch zu solchen zahlreichen Text-
kürzungen,.wie sie in Heft III, 838 registriert sind, wo man die
Verse, grossere und kleinere Verstheile und einzelne Wörter
verzeichnet findet, deren Weglassung von Seiten des Lucas durch
die Vergleichung mit seinen synoptischen Trabanten oder mit
aussercanonischen Texten evident wird. Dass nun Lc. auch in
Bezug auf die Quellenschrift des Kindheitsevangeliums einem
gleichen Verfahren gehuldigt hat, kann man ersehen, wenn man
den in § 5 reconstruierten hebräischen Quellentext und den da-
neben gestellten griechischen Text vergleicht und die in letzterem
durch Unterstreichung kenntlich gemachten aussercanonischen,
von Lc. also weggelassenen, aber als echt zu recognoscierenden
Textbestandtheile ins Auge fasst. Vgl. § 5. U, 2. 3. 6. VI, 6.
VII, 1. IX, 2. XI, 2. Xni, 5. 7. XIV, 7. 10—12, und die in § 4 voraus-
gegangenen Erläuterungen dazu.
Wenn man die eigenthümliche Stellung des Lc zu seinen
beiden synoptischen Vorgängern allseitig würdigen will, muss
man femer seine Absicht, eine Nachlese der von Mc. und Mt
weggelassenen Quellenstoffe darzubieten, ins Auge fassen. Die
aus der synoptischen Grundschrift von Lc. mitgetheilten Nach-
lesen findet man in Heft lU, 842 der Hauptsache nach ver-
zeichnet. Noch viel stärker wird diese Absicht, eine Nachlese
zu bieten, bei der Reproduktion des Eindheitsevangeliums ihn
1] Es empfiehlt sich^ die dort gegebenen Nachweise bereits hier zu
vergleichen.
§ 2. Die Quellen des Kindheitsevangeliums. 25
beeinflusst haben. Denn hier handelte es sich nicht um den
Haupttenor der synoptischen Darstellung, sondern lediglich um
eine möglichst kurz gehaltene Einleitung dazu, um eine orientierende
Vorgeschichte. Dass die lucanische Eindheitsgeschichte
die Darstellung in Mt. 1. 2 voraussetzt, zeigt nament-
lich die in § 4 und 5 unter V behandelte Perikope, die Ver-
ehelichung der Maria betreffend. Man denke sich den Fall^
diese Perikope hätte in der Quellenschrift gefehlt oder Mt. häito
sie uns nicht mitgetheilt, wie er es Mt. 1, 18 — 28 gethan, so
würde der Anstoss, den man in der lucanischen Geburtsgeschichte,
namentlich in der Reise Josephs mit seiner hochschwangeren,
aber ihm nicht angetrauten Verlobten, gefunden hat, nicht ganz
ohne Berechtigung erscheinen. Es ist also klar: Lc. 2, 1 — 20,
der Bericht über Jesu Geburt, setzt die Perikope Mt. 1, 18 — 24,
die Verehelichung der Maria betreffend, voraus. Das Gesetz
der Sparsamkeit und die Absicht der Nachlese in
einander wirkend gedacht, musste bei Lucas eine sol-
che Auswahl der Quellenstoffe zu Stande bringen, wie
sie in Lc. 1. 2 thatsächlich vorhanden ist.
Dass ein Schriftsteller wie Lc, der so sparsam mit seinem
reichen Material umzugehen sich veranlasst sah, nicht etwa noch
Stoffe erfunden und aus eigener Fantasie hinzugethan hat, liegt
von vom herein auf der Hand, Nur einige kleinere, harmlose
epexegetische Zusätze hat der« dritte Evangelist sich hier
imd da erlaubt Man vgl. Lc. 5, 39, welcher Vers im Cod.
Bezae fehlt, und dazu Heft UI, 56; femer Lc. 18, 34 und dazu
Weiss^ Marcusevangelium S. 351. Ganz in derselben Weise
sind bezüglich des Kindheitsevangeliums die in Lc. 2, 33. 50 ent-
haltenen Bemerkungen als von der Hand des Lc. stammend zu
recognoscieren. Vgl. unten.
Im Übrigen aber bleibt es dabei: wie Lc. durch möglichst
kunstlose Beproduktion der Quellen zur Wiederauffindung der
Logiaquelle, der Titßl '^^y^, geführt hat, so ist er es auch allein,
der uns die Quellenschrift des Kindheitsevangeliums nach ihrem
hebräischen Grundcharakter erkennen lässt und der uns in die
Composition dieser Schrift die tiefsten Einblicke gewährt, ob-
wohl wir die Erhaltung des zu dieser Schrift gehörigen Titels:
ßlßXog yariosoog 'Itjoov Xqiötov = T\t^_ nilbin "ITO nicht ihm,
sondern dem ersten Evangelisten verdanken, welcher im Übrigen
26
Das EindheitseTaDgelinm.
dieser QueUe viel kürzere Excerpte entnommen und diese darin
enthaltenen Erzählungsstoffe viel starker, als es Lc. gethan, in
seiner Schreibweise überarbeitet hat
Gleichwohl ist die sprachliche Verwandtschaft zwischen
Mi 1. 2 und Lc 1. 2 eine yiel grossere, als man gemeiniglich
ammnmt. Es ist nicht blos der s. g. synoptische Sprachtypos,
der beiden Relationen gemeinsam ist; es sind anch zahlreiche
sprachliche Einzelheiten, in denen beide Relationen sich begegnen,
wie folgende Liste zeigt
•* >i
Matthaeus.
1, 18. firjjcrevd-elcfjg tc5 'I<o*
xriq (ifjTQOQ avtov Ma-
Qlag.
iv yaOTQl l^^^^^«
ix jtvevfiaTog äylov.
19. ^lG>ci}q> 6 aviiQ avvijg,
ölxaiog.
20. löov ayyeXog xvqIov.
21.
ro kv avT^ yevpfld-ip»
TE^erai vlop.
xal xakdöecg zo opofia
avrov ^It/oovv,
TOP Xaov avTOv,
\ c
23. löov ri Jtagd'ivoq,
25. ovx kylvmoxtv avr^v.
25. trexBV vlov,
kxaXeCBV ro ovofia otJ-
xov ^Irjoovp.
2, 1. ip 7/(iiQaig ^Hgcidov rov
ßaöiXimg,
1
2
1
1
1
2
2
1
1
2
MaQiäfi rfjP yvpalxa Cov. 2
1.
1.
1
1
27.
5.
34.
31.
35.
27.
25.
9.
27.
30.
10.
5.
35.
31.
31.
77.
27.
34.
7.
2, 21.
1, 5.
Lucas.
fi€fiPfiOTSV(iipf)p äpögi
T^ ifiPfjCxevfidv^ (xvt6.
MaQiafi rrjp fitiriga av-
rov.
(SvXXri^pi^ ip yacrgL
jiPBVfia ayiop ixelevoe-
Tai ixUai.
dpÖQi €p oPOfia *la>oriq:.
öbcatog,
xal löov ayysXog xvqIov,
^Imoriq> i§ ohcov Aavtii.
firi (poßov,
lifl q)oßel0&6.
Magiafi ry kfiPtjOxBvniv^
avx(3 yvpaucL
xo ysppcifiepov hc oov-
xal Tfg^ vlop.
xal xaXdoeig x6 oPOfia
ccvxov ^Irfiovp.
xfD Xa<5 avxov — 2, 32
Xaov öov.
jtQog xaQ&ipop.
apÖQa ov yipcicxa.
exexsp xop vlop,
kxX^&fl x6 ovofia avTOV
^Ifioovg.
ip f^fiiQaig ^HQciöov ßa-
oikimg.
§ 2. Die Quellen des EindheitBeyangeliums.
27
Matthaens.
2, 2. o rsx^slc ßaoiXevg.
iv T^ avaxoX^.
3. ixaQaxd^.
4. o XQiOToq ysvväraL
7. TOI' xc^oi'oi' Tov q^aivo"
fiivov dariQog.
8. xifipag avrovg slg Bijd^
ksi/i,
ijtav 6h svQTjrs [ro Jtai-
ölop].
9. ol öi dxovcavreg.
ijtOQavd-rjoap.
10. kxcLQVjGav xoQctp fieydXfjv.
11. xal iX&ovrsg slq rrjv ol-
xlav elöop t6 ncudlop
(isra Maglag r^q fifJTQog
avtov.
12. xWjMar^öifr^i^rcs.
14. pvxTog,
19. iöov dfftXog xvqIov.
20. slg yrip ^ga^k.
22. ßaciXevei,
22. elg ra f/egj] rrig FaXi-
Xalag.
23. xarcpxfiöBP slg JtoXip Xe-
yoitiprip NaC^agid-,
Lucas.
2, 11. hix^V ^gt-dtog xvgiog,
1, 78. apaxoXrj i§ vtpovg.
1, 12. kragax^i] — 1, 29. öie-
ragdx^ij.
2, 11. hix^ XgiOTog.
1, 57. knXriCd'ij 6 zpoj^og.
2, 15. öiiX»<ofi€P öfi ta)g Bri»-
Xeifi.
2, 12. evgi^oete ßgifpog.
1, 66. ol dxovöaptsg.
2, 3. ijtogevopTo.
2, 41. ijtogevoPTO.
2, 10. x^pa»? fieyaXTjp,
2, 16. xal fjXd'OP ojievaaPTsg
xal dpBvgap ri^p re Ma-
giafi — xai ro ßgig)og.
2, 26. xal TIP crvrqo xexg^ficc-
TlOfidPOP,
2, 8. TTJg pvxrog,
2, 9. Idov dyyeXog xvglov.
2, 32. slg öo^ap Xaov aov ^la-
garjX,
1, 33. ßaöiXevcei,
1, 26. slg JtoXip TTJg FaXtXalag.
2, 39. vJteOrgey^ap alg JtoXip
eavrcip Na^agid-,
Es sind zahlreiche ParaUelen vorstehend mit angefahrt, die sich
durch die Gleichartigkeit des Stoffes von selbst ergeben. Aber neben
der Gleichartigkeit des Stoffes und der Congenialität der Auf-
fassung leuchtet aus diesen Parallelen auch die sprachliche Ver-
wandtschaft beider Relationen auf das Deutlichste herror. Die
zwischen Mi 1. 2 und Lc. 1. 2 noch vorhandenen sprachlichen
Differenzen kommen vorzugsweise auf Rechnung des ersten
28 Bas Kindheitsevangeliuin.
Evangelisten, welcher sich stärkere redaktionelle Änderungen
erlaubte, als Lucas. Aber noch weit grösser wird die Sprach-
verwandtschaft zwischen beiden Relationen, wenn man auf den
hebräischen Quellentext zurückgeht Indem dieser Theil der
Untersuchung einem besonderen Paragraphen (§ 3) vorbehalten
wird, ist nur hier im Voraus darauf hinzuweisen, wie wichtig
der dadurch gewonnene Nachweis für die Annahme einer ein-
zigen, einheitlichen Quellenschrift des Eindheitsevangeliums
sein muss.
Zusammenfassend sage ich: Titel, Charakter der aussercano-
nischen Recensionen, die sachlichen Berührungen zwischen Lc.
1. 2 und Mi 1. 2, die Analyse der johanneischen Parallele Job.
1, 1 — 18, die schriftstellerischen Gepflogenheiten des Mi und
des Lc.^ die sprachliche Verwandtschaft beider Relationen —
Alles weist auf das Vorhandengewesensein einer einheitlichen
vorcanonischen Quellenschrift des Kindheitsevangeliums hin.
welche der Hauptsache nach in Mi 1. 2 und Lc. 1. 2 wiederge-
geben isi Aus der Addition aber der in Mi 1. 2 und Lc. 1. 2
enthaltenen Erzählungsstoffe ergibt sich eine Schrift etwa von
dem Umfange des Büchleins Ruth, mit welchem das Eindheits-
evangelium, ßlßXog yeriöscog ^Itfiov Xqiozov, auch sonst manche
Verwandtschaft aufzeigt. In beiden Fällen handelt es sich um
eine Familiengeschichte; in beiden Fällen betrifft diese Familien-
geschichte das davidische Konigsgeschlecht, aus welchem der
Messias hervorgegangen ist; in beiden Fällen sind prophetische
Beziehungen zur Heidenwelt vorhanden; in beiden Fällen sind
Oeschlechtsregister beigegeben. Ja in Mi 1, 5 ist die Ruth aus-
drücklich erwähnt. Wegen der sprachlichen Verwandtschaft
mit dem Büchlein Ruth und dessen Sprachgut vgl. unten § 3.
Das vorcanonische Kiudheitsevangelium war also
eine unter dem Titel: H'^tpian Ü^tS'^ ninbin n^D erschienene,
ursprünglich in hebräischer Sprache verfasste^ später
ins Griechische übersetzte, nach dem Vorbild des Büch-
leins Ruth eingerichtete, also auch mit einem Ge-
schlechtsregister versehene Familiengeschichte, eine
einheitliche Darstellung der Geburts- und Kindheits-
geschichte Jesu, welche vom ersten Evangelisten für
seine Zwecke excerpiert, dann vom dritten Evangelisten
in den übrig gebliebenen Partien benützt, vom vierten
Die Sprache der Quellenschrift. 29
Evangelisten zum Gegenstand seiner im Prologe ent-
haltenen tiefsinnigen Meditation erhoben, von Justin
nach einer aussercanonischen Recension gekannt wor-
den ist und in den Missbildungen der apokryphischen
Kindheitsevangelien direkt oder indirekt nachge-
wirkt hat.
Das ist die These, deren Erweisung und Erläuterung die
nachfolgenden Untersuchungen gewidmet sein werden.
Die zunächst sich anschliessende Untersuchung ttber die
Sprache des yorcanonischen Kindheitsevangeliums wird in beson-
derer Weise dazu dienen, das ursprüngliche Vorhandengewesensein
einer gemeinsamen Hauptquellenschrifb weiter ans Licht zu stellen.
§3.
Die Sprache der Quellenschrift.
Bei keinem Theil der neutestamentlichen Literatur wird
man in den Commentaren ein so häufiges Zurückgehen auf den
vorauszusetzenden hebräischen Quellentext und ein so fleissiges
Herbeiziehen alttestamentlicher Parallelen wahrnehmen, als in
den beiden canonischen Relationen des Eindheitsevangeliums.
Namentlich ist solches in den beiden ersten Lucas-Gapiteln der
Fall, während die Eindheitsgeschichte des ersten Evangeliums
nach dieser Seite weniger durchforscht ist. Bezüglich der luca-
nischen Kindheitsgeschichte ist daher auch die Annahme einer
in hebräischer Sprache verfasst gewesenen Orundschrift ziemlich
allgemein, und findet die Meinung, dass die Lc, 1. 2 zu Grunde
liegende Quellenschrift ursprünglich in griechischer Sprache ver-
fasst gewesen sei, nur selten solche Vertreter wie Paulus unter
den Alteren und Feine unter den Neuesten. Auch ist die Be-
gründung der letztgenannten Annahme entweder gänzUch zu
vermissen oder als äusserst ungenügend zu bezeichnen, während
die zahlreichen Hebraismen und alttestamentlichen Parallelen^
von denen die lucanische Kindheitsgeschichte wimmelt, ebenso
viele beweisende Instanzen für die Annahme einer hebräischen
(nicht aramäischen) Grundschrift bilden. ^)
1) De Lagarde bezeichnet (Mitth. ÜI, 345) die lucanische Geburts-
geschichte als „durchaus hebräisch, nicht aramäisch und nicht
30 ^^ Eindheitsevaiigeliuin.
Gleichwohl ist dieses Phaenomen der Hebraismen und alt-
testamentlichen Parallelen selbst auch nur in Bezug auf Lc. 1. 2
in erschöpfender Weise und ex professo noch nicht genügend
dargestellt» sondern in den Commentaren mehr nur nebenbei als
Stütze der Exegese behandelt worden. Noch weniger kenne ich
einen Versuch, die vier canonischen Capitel Mt 1. 2. Lc 1. 2
unter gemeinsamen Gesichtspunkten bezüglich der darin ent-
haltenen Hebraismen und alttestamentlichen Parallelen zu er-
forschen und zu vergleichen. Und doch wird erst eine möglichst
vollständige Eenntniss der Symptome, wie sie im Nachstehenden
dargeboten wird, eine den Sachverhalt treffende Diagnose er-
möglichen.
Hebraismen und alttestamentliehe Parallelen.
übersehrilt.
Mt. 1, 1*: BlßXoq yeviöecog *If]öov Xqiötov — Gen.
5, 1: ÜlUt rnbin IfiO nj = LXX: avti] ij ßlßlog yevioecDg av-
»q6xg>v — ähnlich Gen. 2, 4: pÄrr D^wn ninbin ni» =
LXX: avxri ^ ßlßXog yspiöBcog ovgapov xcä yfjg. Vgl über
die Verwandtschaft zwischen Gen. 2, 4; 5, 1 und Mt 1, 1 Nestle,
Marginalien zu Gen. 2, 4 S. 4.
1*). Die Ankündigung der Geburt Johannis.
Lc. 1, 5—25.
1.*) Mt. 1, 18*: Tov öh ^Irjoov Xqiötov ?) yivBCig ov-
Tcog ijv — Gen. 6, 9: nb tTf:>'\V\ n^K .= LXX: avzcu 6i al yf-
vdceig Näe — Ruth 4, 18.
2. Lc 1,5: iv ralg rjfiiQaig ^Hgcidov — 2. Sam. 21, 1:
■PT '»'C"»a «= LXX: iv zatg fjiiiQaig Aavtö — noch oft ähnlich
im'A.T. VglMt 2,. 1.
griechisch gefärbt" — und erzfthlt (Mitth. in, 370): „Georg Hein-
rici fragte mich in Gastein, welche Stücke des Neuen Testamentes ich för
die am meisten hebraisierenden halte, ich erwiderte: Lucas 1, 5 bis 2 Ende
und die Apokalypse".
*) Diese vorgesetzten Ziffern beziehen sich auf den in § 5 dargebotenen
Text mit den Versen der 17 Perikopen.
§ 3. Die Sprache der Qaellenschrifti 31
ig iq>fjf£eQlag 'Aßia — 2. Par. 31, 17: Dn-^rinttCttSl D^-jbn
= LXS,: ol Aevlxai kv xalq iq)Tjfi6Qlaiq ovtSp,
ix x&v d-vyariQCDvlAaQciv — Esr. 2,61: ''Vrna DiaM »=*
LXX: äxo xAv d-vyaxiQmv Beg^eXicU»
3. Lc. 1, 6: r^oav dl ölxaioi cifi^oxegoi ivcijtiov xov
d'Bov xoQBVOfievol kv ytaCoig xalg ivxoXatq xül öixaici'
(laoiv xvqIov afie/ixxoi — Gen. 7, 1: ''^fib p*»"!!? =«= LXX:
öbcaiog ivavxlov fiov — Gen. 17, 1: 0*^1311 TTTf) "'Stfe •finrin=*
LXX: BvaQecxei ivwniov ifiov xäl ylvov agisfixxog — Ps. 15, 2:
C'^ÄI3tfbin = LXX: ytogevo/isvogaficofiog — Ezech. 37,24: '^DWMI
^b^ = LXX: iv xolg JtQooxayuacL fiov jtOQevoovxai — 2. Reg.
17, 8: D^ian nipna nsb^l = LXX: xal ijtoQsvd^rjCap [ip] xotg öi-
xaicifiaoi x&p id-pwp — vgl. Eüob 1, 1; 2. Reg. 20, 3.
4. Lc. 1, 7: xal ovx 7]p avxotg xixpop, xad-oxL tjp rj
'EXiöaßex öxelga — Gen. 11, 30: Tbl Hb T^« nn^J^ '»'1© "^n»??
= LXX: xal r]v üaga oxelga xal ovx hsxpoJtoUi.
xal d(ig>6xeQ0i XQoßaßtjxoxeg ip xalg ^(iigatg av-
xcöp — Gen. 18, 11: D'^t?*? D'^sa = LXX: jtQoßeßipcoxeg 7)fisQcip
— vgl. Gen. 24, 1; Jos. 13, 1; l.Reg. 1, 1.
5. Lc. 1, 8: kyipBxo öi — W5. Ebenso Lc. 2, 1. 6, 15.
ip xA IsQaxevsip avxop = iDroa — Ex. 28, 41: ''b'WTDI
= LXX: ipa hQaxeva)öl fioi — im gebräuchlichen Griechisch
bedeutet leQaxaveip sacerdotem esse; im Septaaginta-Griechisch
ist es oft Übersetzung von )TtS =« sacerdotio fungi.
ip T$ xa^ei xTJg iq)rjfi6Qlag avxov — 2. Par. 13, 10:
riDÄbl?? DTI^^ D'^?rfi'5 = I^XX: xal ol hgelg avxov XeixovQ-
yovot ip xalg i(prj[iBQlaig avxAp — 2. Par. 31, 16: DtTTia^b
Dn*^r)ipbnB5 nnil-DTpM = 6f5 Xeixo\)QyeUxpig)f]fi€Qlai>göi4XTd§Ba>g
avxAp — vgl.'l. Par. 28, 13; 2. Par. 35, 4.
ipopxi xov d^BOv — 1. Sam. 2, 18: •»SfiT« mw b«1Wl
Hjn'? = LXX: xal JSa^ovrjX rjp XeixovQycop ipcixiop xvqIov,
6. Lc. 1, 9: xaxä x6 i&og xrjg IsQaxBlag — vgl. 1. Par.
28, 13: nin^-r'^a mir rOÄbrrbDbsi = LXX: elg jtäaap igyaclap
XBixovQylag ohcov xvqIov. Man bemerke: i&og, wie in der LXX,
so in den Logia-Übersetzungen ungebräuchlich, dagegen ein
Lieblings wort des Lc, stanmit hier wie Lc. 2, 42 aus der Feder
des Lc
aZaxs xov &vfiiäoai — 1. Sam. 14, 47: l?b b^lKlÖn
32 ^^A Kindheiteevangelium.
ro^Tsn = LXX: xöl SaovX iXaxB rov ßaccXevBiv — Ex. 40, 27:
nnop 'T'b:? ntJp.'n = LXX: xäi i^/dlacev kx avxov ^filafia —
vgl. Ex, bb, 7.
7. Lc. 1, 10: xal xäp ro JtXfjB'og i]v rov Xaov xqoo-
evxofievov Igco — 2. Par. 29, 28: C^tWtOt? brj^prrtS'J = LXX:
xal jtäoa ixxXfjOla jtQoosxvpei,
T^ Sga Tov ß-vfiiafiarog — Dan. 9,21: 2^:P f^H?^ f*-??
= LXX: (DOel wgav d^volag löJtsQiv^g.
8. Lc. 1, 11: ayyeXog xvqIov-— rriW tjKbti, D'^n'bÄn ?f»b?
— vgl. Jud. 13, 6.
icrwg ix öe^icov — Sach. 3,1: "^rti^b? -J^=LXX:
slöTTpcei ix öe^icöv avrov — vgl. Dan. 12, 1.
TOV d'VCtacxTiQlov TOV ß-vfiiafiarog — vgl. Ex. 30, l:
tri Dp ippB nattl ri'^teyi=LXX: xal jtoirjaeig dvCiaorrJQiov
ßvfiiafiarog.
9. Lc. 1, 12: g)6ßog ijtijteOev ljr* avrov — Ex. 15, 16:
HTO^'Ä Dn'^b?^ b'Bri = LXX: ijtutiaoi ist* avrovg rgo/iog xal tpoßoz.
10. Lc. 1, 13: iiii g)oßov, Zaxc^Qlcc — Dan. 10, 12: "b»
bx'^31 K'l'^n = LXX: fifj <poßov, JavirjX.
xal xaXiöeig ro ovofia avrov ^Ia>avvi]v — Gen. 17, 19:
pTTl'^^ ^^©"PiK riK*1J5V=LXX: xal xaXeöeig ro ovofia avrov *Iöaax
— Vgl. Gen.' 16, llV
11. Lc. 1, 14: xal lorai x^Q^ ^oi xal aYaXXlaCig — Jes.
35,10: rmW) litete=LXX: alveötg xcü dyaXXlafia —Vgl.
Jes. 22, 13.' Ps. 45, 16: b'^y] ninctea = LXX: iv ev^Qoavp^ xtd
ayaXXiaOei,
12. Lc. 1, 15: eorai yag (liyag ivdxiov xvqIov — Gen.
10, 9: TTTT) '»3t)b T?"'ia? TTT] K^H LXX: ovrog tjv ylyag xvvrj'
yog ivavrlov xvglov rov d-£0v.
xal olvov xal aixsga ov fifj jtli] — Jud. 13,4: "bST
IDIDI "J^^ *^'F}Wr\ = LXX: xal (ifj Jtlyg olvov xal cixega (= Cod.
Vat (le&vofia). Ebenso Jud. 13, 7. 14. Das aramäisclie «nsc
ist also zur Übersetzung das hebr. "IDO bereits in das Septua-
ginta-Griechich eingeführt gewesen. Vgl. die Parallele Num. 6, 3,
wo ebenfalls nDV mit alxsQa übersetzt ist. ^)
1) Dieses Beispiel ein Beweis dafür, wie wenig man berechtigt ist,
aus einzelnen Aramaismen des griechischen Textes auf den Gesammt-
charakter des Urtextes einen Schluss zu ziehen.
»
\
« 4
I ^ . -,
* '^ w • .
V
§ 3. Die Sprache der Quellenachrift. 33
ix xoiXlag iitjZQog avxov — Ps. 22, 11: ''ISK "113^ =
LXX: kx xoiXlag (iijTQog fiov — Pa. 71, 6: ''1?« "^rT?)? =*LXX;
ix xotXlag firjTQog fiov,
13. Lc 1, 16: xal JtoXXovg rciv vlmv ^ICQaijX im-
OTQitpei — Mal 2, 6: aMpn ü*ian^ = LXX:. xal xoXXwg ini-
OTQ£y>sv — Jes. 31, 6: ^»^©7-133 soitJ = LXX: imctga^fftB,
vlol ^löQaTjX,
ijtcOTQi^ei JtQog xvQtov zov ^eov avx&v — Joel
2, 13: DD'^n'bK ?tjrr-b« inw'T = LXX: xal imoxQa^riTB ngog
XVQIOV TOP d'SOV VflCOV.
14. Lc. 1, 17: xal avrog JiQOsXevCetai ivcijciov av-
Tov — Ps. 85, 14: •fki!'? T^SBb plt = LXX: öixaioavvrj ivavxlov
avxov jtQOJtoQEvCsxai, Symm.: jtQoeXevoexai. VgL MaL 3, 1.
iv jtvsv/iaxi xal övpafiei ^HXela — Mal. 3, 23 (4,5):
n'^bx n« DDb nb« "^ddä rxsn = LXX: xal l6ov, iym ajtooxeXd
vfitv *HXlav.
ijtiöxQitpai xaQÖlag JtaxiQa>v inl xixva — Mal. 3, 24
(4, 6): D'^?a-b? ninK-ab n'^irini = LXX: xal djtoxaxaoxi^asi xag-
öiav JtaxQog JtQog vlop — Sir. 48, 10: xal ijctöxQSipai xagölav
staxQog JCQog vlop»
xal anetd-Blg ip ^qoptjObi öixalmp — Mal. 3, 18:
:^Onb p'^'^t l'^a nr'^S'j'l = LXX: xal otpeod^e apa/iiaop dixalov
xal apafiicop aPOfiov.
hxoifidoai xvqI<p Xaop xaxeöxevaCfiipop — 2. Sam.
7, 24: blXitn ?|ia?-nK r\b laiDrin = LXX: xal ^xolfiacag osavxA
xop Xaop Oov lögaTjX.
15. Lc. 1, 18: xaxä xl ypcioo/iai xovxo; — Gen. 15, 8:
:?1Ä moa = LXX: xaxd xl ypcioofiai;
jtQoßsßfjxvla ip xalg ^fiSQaig avr^g = D'^BJ? HKa —
vgl. Lc. 1, 7. 2, 36.
16. Lc 1, 19: o JcaQsoxrjxcog ipciytiop xov d^eov —
1. Reg. 10, 8: ti'^afib ta'^ipj^n = LXX: ol JtaQeaxrpcoxeg ipmjtiop
cov. VgL Dan. 8, 16; 9, 21; Esth. 1, 14.
17. Lc. 1, 20: dpd^" wp — DeuL 22, 29: nttJK nnp = LXX:
i^pQ.* ^p _ oder T9S "»M = LXX: dp»' cop — oder Gen. 22, 18:
Itti« aj;? = LXX: dp»'' t^p. Vgl. auch Deut. 28,62; 2. Reg.
22, "17.
Texte u. Untersachangen X, 5. 3
34 ^M Eindheitseyangelium.
Totg koyotg /lov, oiripeg jtXtjQmd'^oovxai alg xov
xaiQOP avTCOv — 2. Par. 36, 21: TTtt^ lOT riÄittb = LXX:
rov jtXrjQcoO'fjvai Xoyop xvqIov,
19. Lc. 1, 22: ort ojtxaolav idgaxsv — Dan. 10, S:
nKiTßJrn« nKn»n = LXX: xal löov xhv ojixaoLav.
20. Lc. 1. 23: kotlrjOd-fiOav al ^fiigai — Gen. 25, 24:
n*^!;^ ''Äbtt^l = LXX : xal kjtXrjQci&rjOap al ^fiigai.
xTJg Xsixovgylag avxov — Num. 7, 8: Dtyia? "^J?? =
LXX: xaxa xag XsixovQylag avx<5p.
aJtriXd'ev elg xov olxov avxov — 1. Sam. 2, 11:
.. - T r T j ••• I » - -
21. Lc. 1, 24: (lexa dh xavxag xag ^fiigag — Gen. 4, 3:
D'^tt; f gtt "^n^l = LXX: xal iytpsxo fie»' ^fiigag.
22. Lc. 1,25: oxi ovxwg fioi jcejtoltjxsv xvQiog —
Gen. 39, 19: ^\ rms r^y^y\ D"»"?!"^? = LXX: ovxwg Ixolrfii fiot.
dg>€X6lv ovsiöog fiov Gen. 30, 23: •^nBirj-nK D'^n'b« qcs
= LXX: äq>BlXev 6 d-tog fiov x6 ovsiöog — Jes. 4, 1: IStlBin 7p^
= LXX: aq)eXB xov oveiöiofiov ?j/ic5v.
IL Die Ankündigung der Geburt Jesu.
Lc. 1, 26—38.
1. Lc. 1, 26: elg jtoXiv x^g FaXiXalag 7j ovo(ia Na-
^aQed- — 1. Par. 1, 43: nnnn iT^? üt) = LXX: xal ovofia ttj
jtoXei avxov Jevvaßa.
2. Lc. 1, 27: Jtgog jtaQO-svov ifivfjoxsvfievijv avögi —
Deut. 22, 23: O'^k!? ntenktt nb'^na = LXX: xagO^ivog fiBuvtjOxiv
fiivrj dvögi.
dvÖQl (f> ovofia *Io}Oi^fp — 2. Sam. 16, 5: '»3nDC itttpl — V'^^
= LXX: dvi^Q — xal ovofia avxä JSsfisL
^1 oixov Aavld — L Reg. 13, 2: TT^l 11*^315 =LXX: rm
olxco Javlö.
<
3. Lc. 1, 28: xsxctQixofiiv?] = JTJ'^n — Ps. 18, 26: "S?
"CnrR l*^cn = Symmacfaus: fiexa xov xexctQixofiivov xaQiT(0'
d^fjOij — Sir. 18, 17: Jtaga dvÖQl xexctQixofiivG).
o xvQiog fiexa oov — Jud. 6, 12: TJIS? n-^rr —= LXX: xv-
Qiog fiexa oov — Ruth 2, 4.
§ 3. Die Sprache der QueUenschrift. 35
5. Lc. 1, 30: iif) fpoßov — Jes. 43, 1: KTri^b« «*= LXX: ///)
(poßov — Ruth 3, 11.
BVQeq X^Q^^ naQa x^ ^Cfl5 Gen. 6, 8: ■'*^r?5f in KM T\y\
r\^T\^ zsss. LXX: N&B ök svqs x^Q^^ ivavxlov xvqIov tov d'aov —
den. 18, 3: ^J'^J'^?^ IH ''nXM «j-OiC = LXX: bI aga bvqov x^qip
evavxlop cov — Ruth 2, 2. 10. 13.
6. Lc. 1, 31^: xal löov avXXi^y^y ix rov Xoyov avrov
xal xi^ri vlov — Jes. 7, 14: p rnb'"^n rx^n mab:?n TMn = LXX:
löov fj JtaQd-tPog kv yaoxQl Xi^tpaxai xal xi^exai vlop — Judic.
13, 3.
7. Lc. 1, 32: vlog vy)loxov xXfjd'i^osxai — Ps. 82, 6:
DDis r*'^? '^2?'^ = LXX: xal vlol vtploxov Jtavxsg.
xal öcoöet avx^ xvQiog 6 d-eog xov d-Qovov Javlö
TOV JtaxQog avxov — 2. Sam. 7, 13. 14: "iMbt?)? «OST« ^Tj:p*\
aKb ii-n^rj« •»?» nb^i:?— l? = LXX: xal ävoQB'ciaa} xov ^^qopov
avxov ta)g slg xov alc5va' kya> Icopiai avxä elg staxiQa — Jes.
9, 6 (7): ini »©3-b? = LXX: knl xbp d^QOPOP Javlö.
8. Lc. 1,33: xal ßaöiXevöei ijtl xop oIxop *Iax(oß elg
xovg alcopag — Mich. 4, 7: ab-il^-l^l TXMH r\^rv^ tbt?\ = LXX:
xal ßaoiZevOBi xvQiog axo xov pvp %a)g elg xop alcöpa — Am.
3, 13: ypT n'>M = LXX: x£ ohetp 'laxciß.
xal xTJg ßaaiXalag avxov ovx löxai r^Aog = Dau.
7, 14: bann-i jeb-'''=T nniDblJ'l — xal fj ßaCiXsla avxov ov öiatp^a-
QTjÖSXat.
9. Lc 1, 34: apÖQa ov yipcioxoi — Jud. 11, 39: Ä'^iTi
itf'»« n!n^"K'b = LXX: xal avxi] ovx iypco apöga — vgL Num.
31, 17. Gen. 24, 16: tnTT «"b ©•»«•) nb^'.ng = LXX: Jtag&ipog riP'
avriQ ovx lypco avxrjv.
10. Lc. 1, 35: Jtpevfia ayiop ixeXevösxai ijtl ob — Num.
5, 14: njJDp-n'll 1'^b:j l?:?'! = LXX: xal ijciXd^y avxco jtpevfia
CrjXcooaa^g.
xal övpafiig vtploxov ijzcoxiaoei Ooi — Exod. 40, 35:
IJ^n '^'^\^ 1?? "^S = LXX: oxi kjtBOxlaC^Bv ijt avxf/p ^ PB(piXrj,
Zu vxpiöxog vgl. Ps. 9, 3: fT^b^ = LXX: v^)LOXB.
xb yBPPcifiBPOP ayiop — Jud. 13,7: TJjn tTrn D*»?7"bK 1*^73
= LXX: d-BOv ayiop ioxai xb xatöagiop.
11. Lei, 31^: xal xaXiasig xb opofia avxov ^Itjoovp
3*
36 Dns Kiudheitseyangelium.
— Jes. 7, 14: b^^STS? "^tttp n«"5i?^ = LXX: xai xaXiong ro ovofia
avTov ^Efifiavov7jL
Mt. 1, 21**: avrbg yaQ ocoosi xov Xabv avrov ajrb
twv auagrimv avr&v — Ps. 130, 8: bÄ^lte*TK STfiD*' K^rr
"T^ni:*!? bätt = LXX: xal avrog XvrgcoaBrai rov *IOQaf)X hc jra-
ccov Tciv ävofiiöiv avrov.
12. Lc. 1, 36: 7j övy^Evlc öov — Lev. 18, 14: «"»n ^rf:
= LXX: ovyyBVjjQ yag oov ioxlv.
13. Lc. 1,37: ort ovx adwari^CBt Jtaga tc5 d-ew ytäv
Qtjfia — Gen. 18,14: W txrn'^'Q fitb^f^n = LXX: fifj äövifa-
TIFOSI JtaQa T<5 ^€c5 Qr^fta; — vgl Deut 17, 8; Hiob 42, 2;
Sach. 8, 6.
14. La 1, 38: löov^?) öovXtjx vqIov — l.Sam. 25, 41: T\ff]
Tintt« = LXX: löov 7/ öovkrj aov — Ruth 2, 13; 3, 9.
yivoiTO fioi xaxa ro Q?jfia oov — 2. Sana. 7,25: tiCT
rjiai 1töK5 ==s LXX: grifia o iXalf]Oac JtSQl rov öovXov oov
xa^(x>g ika/LTjCag.
IIL Der Besuch Marias bei Elisabeth.
Lc. 1, 39—56.
1. Lc. 1,39: dpaoraöa d^ == Cjjpij — vgl. Gen. 24,61:
njja*! CJjri^ = LXX: dvaoräöa öh ^Peßixxa.
hv ralg 7)fieQaig ravraig = Qfin 3*''C^a — vgL Jerem.
33,15.
slg rf]v oQBivfjv — vgl Jos. 15,48: 1»T3't = LXX: xai Iv
r^ OQBiv^. Vgl. Judith 1, 6; 2, 22; 4, 7.
fiBza CjtovÖTJg = litfinsj — vgl Exod. 12, 11: pTfina =
LXX: (iBza CJtovöfjg — vgl Deut. 16, 3.
2. Lc. 1,40: xal f/Ojtaoaro ri}v ^EXiCaßBx — vgl Ps.
122, 6: S'l'bTp^T aibtp sib»? = Symmachus: dojcaoaö»B ri^v %
Qovoak^fi — Ex. 18, 7: Cibcb s'nrib-tD'^» ^bWPr5 = LXX: xal
7/öjraöarTO dXXrjXovg — Jud. 18, 15: CiblDb ibWb««J?5 = LXX:
xal 'tiQfoTrjOav avrov Big bIqtjvtjv = Cod. AI.: xal 7)cjtaöarro
avrov Big bIqtJvt^v. VgL Lc. 10, 5: XiyBrB' BlQ7)vrjV rm olxm
rovro) == Mt 10, 12: dojraöaod-s avri^v sc. rf]v olxlav.
§ 3. Die Sprache der Quellenschrift. 37
3. Lc. 1,41: ioxiQrrjaev rb ßgitpaq hv r^ xocXla av-
T ijg — vgl. Gen. 25, 22: naipSi a^Dan !^.Sl'"in^5 = LXX: kaxlgroop
<de ta Jtaiöla kv avx^.
xal ijtXrjod'fi :n:vev(iazog aylov — Ex. 35, 31: KVa*>1
D'^n'bK T\T\ irk = LXX: xal kmjcXtjOBv avrov jtvevfia d-elov.
4. Lc. 1, 42: xal avB(p(6v7jOBv q>a)v^ (isyaJi^ — Ezech.
11, 13: bilä'bip P?TK5 = LXX: xal dv€ß6T]oa qxDV^ fisyaX^.
Nestle weist noch darauf hin, dass in den LXX ava^pcovelv ein
liturgisches Erheben der Stimme bedeutet: 1. Par. 15, 28; 16, 4.
5. 42; 2. Par. 5, 13.
evloyriiiiPT] av iv yvvat^iv = D'tDfa f\ä HD'^'T? —- vgL
Judic. 5, 24: D'^tJJt? ?['?3W = LX^X: BvloyTfi-dri kv yvvai^lv —
Judith 13, 18: &vXoy7jxri staQa ütadaq taq yvvalxaq — Ruth
3, 10.
BvXoyfifiivoq 6 xaQütoq rfjg xotXiag aov — vgl. Deut.^
^8, 4: ;5:i52l"''nB '^v^ = LXX: evXoytj/ieva xa exyova xriq xoc-
ilaq oov — Gen. 30, 2: ^M-^nD = LXX: xaQOtoq xoiZlaq.
5. Lc. 1, 43: ^ M'^VQ "^^^ xvqIov fiov — vgl Ps. 110, 1:
^JlKb nirrj SK; = LXX: ebtev 6 xvQioq xä xvQlcp /iov.
6. Lc. 1, 44: löov = nirn. Ebenso Lc. 1, 20. 31. 36. 44. 48;
2, 9. 10. 25. 34. 48; Mt. 1, 20; 2, 1. 9. 13. 19.
^ g>a)v^ xov acxaanov — vgl. Hiob 34, 16: '^ino bip =
LXX: fpoivi} QTiiiaxcov — Ps* 26, 7: miFi bip = LXX: ^mvi}
alvhOBoq — Ps. 28,2: \3'^5l3rj.bip = LXX: qimvti xtjq ÖB^OBwq
ftov — Jes. 65, 19: np:jT bipn "^pa bip = LXX: q>a}Vfj xjiav&fiov
xal qxovfj xQavyJjq, In den LXX findet dajtaCfioq sich nicht.
iyivBxo Blq xa mxa fiov — Jes. 5, 9: riKM nirp ''5T»a
= LXX: ^xovod'Tj ycLQ Blq xa a>xa xvqIov oaßacod- xavxa.
7. Lc. 1, 45: ioxat xBXBlmciq xolq XBZaXtjfiivoiq avxy
jcaga xvqIov — vgL Judith. 10, 9: Blq xbXbUooiv xSp Xoycov,
cov iXaX^aaxB ftBx' ipiov — Ruth 3, 18: wn nbS'CÄ"*^? «=LXX
^a}q ap xB^BOß-y x6 qtj/icu
8. Lei, 46: fiByaXvpBi r; V^xi^ fiov xov xvQiov — vgL
Ps. 103, 1: nirrj n« •»©£!? ''3ng = LXX: BvXoyBi fj ywxv i^ov
xov XVQIOV — Ps. 34, 4: '^riK pnJT^b ^b"^} == LXX: (iByaXvpaxB
xov XVQIOV ovp k(ioL Vgl, 1. Sam. 2, 1.
38 ^^ Kindheitsevangeliam.
9. Le. 1, 47: xal i^yakZlaOev ro xpsvfia (lov kxl rw
»B& — vgl Ps. 16, 9: nin? b};^ "lab n^te = LXX: d^Qavd^ i]
xagöla fiov xal rjyaXXiaCaro ^ yXciCöd fiov — Ps. 35,9: ''ttfKI
iTJ»l*'a b'^ar) = LXX: ij 6i tpvx^ fiov ayaXXiaCBxai iju to5 xv-
Qlcp — Jes/ei, 10: '^n'bKa "»f B? ban = LXX: aroXkiaad^o} fj^nfj
fiov ijd tA xvqIo).
ixl xm &•££ xA omxTJgl /lov — vgL Habak. 3, 18: "^SX^
'^^lo^ ''n'b«n nb'^a» nr^b:^i< rrin'^a = LXX; iyco 6e iv xm xvolw
ayakZiaoofiaij xaQtiooficu, kjtl xA d-sA xA ocox^qI fiov, VgL
auch Ps. 31, 8. Sir. 51, 1.
10. Lc. 1,48: oxi ij^dßXetpev ixl xijv xajtelvtoaip xrjg
^ovXriq avxov — 1. Sam. 1, 11: qniJK ''?Jf9 n«"jn HÄn-D« «=
LXX: kav kxißXij€€ov ijtißXitp^g kjtl x^p xaxelvmciv xtjg öov-
Xng oov — Ps. 31, 8: '^'^DirnK n^^fcn ntDK = LXX: 0X1 kxelöhd
xTiv xccxelvoolv fiov. Ganz ähnlich Gen. 29, 32. Ps. 1 13, 6.
djto xov vvv — VgL Mich. 4, 7: ni3?t3 =s*LXX: dxo xov
vvv — Lc. 22. 18: ojto xov vvv = Mi 26, 29: ojtaQxt,, ebenso
Lc. 22, 69: oJto xov vvv = Mt. 26, 64: ojtaQxi «= rtlWO.
fiaxaQiovölv (is nacai al yeveat — Gen. 30,13: ''^tJlja
nisa '^J'ni?» "^S = LXX: /laxaQla kyci, oxi fioxaQiovol /le al
Yvvatxsg.
11. Lc. 1, 49: oxi ixolrjaiv fioi (leyaXeta Ps. 71, 19:
nibia n''te:rnü» *= LXX: d inolriaaq ßByaXala — Ps. 126, 3.
6 övvaxog — Ps. 24, 8: -liay| W? rnn^^LXX: xvQto^
xQaxaiog xcu övvaxog,
xal dyiov xo ovofia avxov — Ps. 111, 9: TOtD ^^i31 tnip
= LXX: dyiop xal g>oßBQOv xo ovofia avxov.
12. Lc. 1, 50: xal xo IXeog avxov slg ysvadg yevsAv
xolg fpoßovfiivotg avxov — vgl Ps. 103, 17: rT\1V) TDfJ':
'l''85"!?"b? Dbi:^ l?*; Bbi:?^ = LXX: xo dl Ueog xov xvqIov axo
xov ciAvog xal %a)g xov alAvog ijcl xovg g>oßoviiivovg avxop.
Femer Jes. 51, 8: D'^nin Tllb = LXX: elg yeveag yepsAv. Vgl.
Ex. 20, 6. Ps. 100, 5.
13. Lc. 1,51: inolfjOBV xgdxog iv ßQaxlopi avxov'
öiBOxoQJtiöev vJtBQ7jq)dvovg — Ps. 118, 15: TTtSl^ TTTi'} y^tZ']
b'jn = LXX: ÖB^id xvqIov ij^olrjoav dvvafiiv — Ps. 89, 11: nr«
q'^S'^st r^n-TB ^j-ry ^^inra nni bbns nxsi = LXX: ov ixaxBlvoaag
§ 3. Die Sprache der Qaellenschrifi. 39
(og TQavfiaTlap vxBQ^ijpaifOV, xcä. Iv tA ßQaxlovi rijg dvpa/iscig Oov
öieoxoQxiöag rovg ix^Qovg oov. Vgl Ps. 76, 6: 3b *^T^^ =
LXX: ol äovpsroi ry xapd/$c»»bei Symmachus: vxBQti^avoi
X7IV xaQÖlav. Ferner Jee. 52, 10; 1. Sam. 2, 7.
14. La 1, 52: xad'BlXBV övväoxag axo d'Qoviov — Daii.
5, 20: ÄOnS"!« Pin?n »= LXX: xaxrivix^ djto rov d-gopov —
1. Sam. 2, 8: ca'^lJ'B? =*= LXX: fiera öwaoxäp Xaov. Vgl. auch
Sir. 10, 15.
xal vy)(O06P rajteipovg — 1. Sam. 2, 7: Dttiltt'ClÄ b'^BIpO
SS LXX: rajteipot xcü dpvy^ol — 1. Sam. 2, 8: 'J'i'^SÄ D*^T. Hiob
5, 11 LXX: TOP otoLOvvxa rojteipovg slg vy)og.
15. Lc. 1, 53: Jt€iPcivzag ipistXfioep dyad-cip — Ps.
107, 9: nio-Kita nnn oki nppV ©»3 r»aiDn-^3 = LXX: on
iXOQTaos y)vx,f]P xspfjp xal jtaipcioap ipijtkrjoep dyad-cip — vgl.
Ps. 34, 10 LXX.
xal jtXovrovprag i^ajtiorsiXsp xspovg — vgl Hiob
22, 9: Cg'^n nnbo niDttb« = LXX: zw«e ^^ k^cutioxeiXag xepac
— 1. Sam. 6, 3: CJJ'^'i in« in>?ir\-b« = LXX: fi^ 6f] i^ajiGOxel-
X?]X6 avx^p xep^p.
16. La 1, 54: dpxeXaßexo ^loQafjX xaiöog avxov —
Jes. 41, 8. 9: ^I'^rtpjmn i'p« — '»'sias bÄ-jte^ nnwi = LXX: ov 6i
'lOQarjX jtalg fiov — ov dtrteXaßofit^p — femer £zod. 4, 22.
Jerem. 31, 20.
(ipf]a^^pai iXiovg — Ps. 98, 3: iion IDT = LXX: ifip^-
adTj xov iXiovg avxov. Hab. 3, 2.
17. La 1, 55: xad-a>g iXdXTjoep jtQoc xovg xaxiQag
fiu&p — Jerem. 17, 22: DD-^nias-DÄ *'n'^1t lüKS =*= LXX: xad^thg
ipsxBiXdfitjP xolg JtaxgdoiP viiAp.
rc5 *AßQaafi xal x<p OJtigiiaxi avxov slg xop alcöpa
— 2. Par. 20, 7: Dbi:rb qnnK tnnnx :r-iTb = LXX: onigfiaxi
'AßQaafi Tc5 rjyajtfjfiipq) oov elg xop alcopa. Vgl. Mich. 7, 20;
GeD. 17, 7; 18, 18; 22,17.
IV. Johannis Geburt, Beschneidung und Jagend.
La 1, 57—80.
1. Lo. 1, 57: knXfiod-ri 6 XQ^^^S '^<>^ xsxbTp avxfjp
— Gen. 25, 24: mbb rT'ta'^ 1«bt3*l «= LXX: xal ijrXfwco&mav
al fjfiigai xov xsxstp avxrjv.
I
40 ^^ Kindheitsevangelinm.
2. Lc 1, 58: ort ifisyaXvvsv xvgiog ro IsXeog avtov
ÜBT* avzng — Gen. 19, 19: "ni^ IT^te:? ItOK Tinon bn»"* =
LXX: xccl l^7a>lvMJf$ t^v öixaioavptjv oov, o xoislg ix* ifid —
1. Sam. 12, 24: B3Tay b'^^an nttisrn« = LXX: a ifieyaXvpe fud^
vfiSv — Ps. 126,' 3: «Oia? nitei^ rr'rn b'^nan = LXX: ifieyaXwe
xvQiog Tov xoifjccu fied'* rniAv. Vgl. auch nntes zu Lc. 1, 72.
3. Lc. 1, 59: xdi ixaXovv avro Ixl rtp ovofiati rov
xargog avrov — Neh. 7, 63: Dttt?"b? «"IJPII = LXX: xal hcXi]-
B7]0av ijtl xm ovofiari avrciv — Gen. 48, 6: lÄ^^ B^PnÄ ütö b?
= LXX: kjcl r<p opofiari rwv äÖB2,q)wp ovtAv xXij^öovtai.
Vgl. Gen. 21, 3. Ruth 4, 17.
4. Lc. 1, 60: xal äxoxgid'Sloa rj fH^Tf^Q avroi bIxzv
— Hiob 3, 2: lttK'»1 ni»Ä "J??!
5. Lc. 1, 61: ix xr^g avyyevBiag aov — Gen. 12, 1:
Tfn'7biTßt3^ = LXX: xal ix xijg övyyBVBiag oov.
7. Lc. 1, 63: tyQatpBv Xaymv — 2. Reg. 10, 6: nt^b n r^n
= LXX: BYQafpB Üycop — vgl. 2. Par. 21, 12.
*I(odvv7jg ioxlv x6 ovofia avxov^^ilüp ]3n'i'' — Gen.
24, 29: igb ^Tätp^ = LXX: m opoiia Aaßav.
8. Lc. 1, 64: dvBcix^V ^^ '^o 0x6 fia avxov — Ezech.
24, 27: ?|'»ö nnfi^ =^LXX: iiapoix^osxat x6 crofia oov — Dan.
10, 16: «rnanKn '^BTTWMJ'J = LXX: xal ijvoi^a x6 0x6 fia fiov xd
iXaXrfia.
xal iXaXBi BvXoyciv xov d'B6v — 1. Par. 29 (30), 10:
IttK^'l nirn-n« im H'yi*^ — LXX: xal bvXoytjobv 6 ßaoiXev^
Javlö xov xvQiov Xfywv.
9. Lc. 1, 65: xal iyivBxo ixl xavxag 9>6ßog — 2. Par.
14, 13: an-^b:? Prirr^-inB rr^Tr'^:^ = LXX: oxi iyBvri^ hcoxaaig
xvqIov ix avxovg.
•10. Lc. 1, 66: xal id-Bvxo xdvxBg ol axovoavxBg iv
rn xaoöla avx&v — 1. Sam. 21, 13: a'^IOTrrriÄ TT^T STTn
•^Mbn nb»n == LXX: xal Id-Bxo Javlö xd Q^fiaxa xavxa Ip
x^ xagöla avxov. Vgl. auch Lc. 2, 19. 51; 8, 15; 21, 14.
xal ydg x^^Q ^vqIov tjp fiBX* avxov — Esr. 7, 6: "TS
Vby T^rfb« nisri^^LXX: oxt x^^Q ^cvgiov d-BOv avxov ix* av-
xop — Ruth 1, 13.
§ 3. Die Sprache der QueUenschrift. 41
11. Lc. 1, 67: ijtXTJod-t) jcvsvfiarog aylov xal Ijrpo-
(cnTsvoev — i.Sam. 10, 10: «asns'i awb« r\r\ •T'b:? nbsm =
LXX: xal rjXato kji amov jtvsvfia d'sov xal JtQoe^^tBVöev.
xal ijtQOiprixBvctv Xeyoov — Ezech. 36, 3: ri'ltiKI «ain
=^ LXX: jiQog>i^x6voov xal bIjiov.
12. Lc. 1, 68: evAoy^ro^ xv()to$ o ^eo§ rotJ */ö(>a^Jl —
Ps. 41, 14: bX'Ttr ''nb» njrp ^V^ = LXX: eikoyriToq xvgiog 6
&e6g "lagariX' — Vs. 1% 18; 89, 53; 106, 48. Ruth 4, 14.
oxi ijtecxitpaxo — 1. Sam. 2, 21: njH-n» nirr ipfi "»S =
LXX: xal §jtsoxitpaxo xvQiog xriv^Awap — Gen. 21, 1; Ps. 106, 4:
?jip]^lö>a na-jpij s= LXX: ijtlaxetpai ^fiag iv xS oanriQlcp aov —
Ex. 4, 31: oxi ijtsoxitpaxo 6 d'Sog xovg vlovg %Qai^Z.
inolrjCEv XvxQcootv x<3 Xacp avxov — Ps. 111, 9: TPrm
iiasb nbtj = LXX: XvxQoxstv cbtioxsiXs rtp Xacp avxov — Ruth
1,6: iTa?"ni5 JTJn'? lpB"'»3 = LXX: oxi hjtioxBJtxac xvQiog'xov
Xaov avxov.
13. Lc. 1, 69: xal rjyeiQep xegag oa)xi]Qlag ^filp kv
olxcp Aavld — Ps. 132, 17: irrh inj: H'^MÄ = LXX: h^avaxeXci
xsgag x(p Aavlö— 1. Sam. 2, 1- rnn''§ ''ang TW) LXX: vtpcid^r]
xigag {lov h ^em (lov — v. 10: irr^TDl? Y}^ 0"!^') = LXX: xal
vy^ciosi xigag xov XQ^(^t^ov avxov. Vg. Ps. 18, 3.
Aavlö Jtaiöog avxov — Jes. 37,35: ^'^2Sl Tj'n 1?ttb =
LXX: öia Aavlö xov nalöa ptov.
14. Lc. 1, 70: xaO^mg iXaXfjOev öia Oxo/iaxog xcqv
aylcov oJi aldvog JtQog)rjx(5v — 2. Reg. 21, 10: ni#T|' TSTl
S^X^lfn 'i''^2? ^^ "^ LXX: xal iXaXi^oe xvQiog Iv X^^Q^ öovXwv
avxov x(5v jtQ0fpi]Xc5v,
äjt' alcopog — Ps. 24 (25), 6: obi:?tt = LXX: cbtb xov
alcivog.
15. Lc. 1, 71: ooxTjQiav i§ kx^Q(ov f^iciv xal kx x^f--
Qog xavxG)v x(dp iilOovpxcop r/fiag — Ps. 106, 10: D^'^OVI
nr» n^T? 3bX3i^] Xjte l?tt = LXX: xal iowosp avxovg ix x^^og
fiioovpxofp xal iXvxQcioaxo avxovg ix z^^pog ix^Qov. Vgl Ps.
18, 18; Jes. 35, 4; Jerem. 23, 6.
16. Lc. 1, 72. :xoi^aai iXsog fiexa xcip JtaxiQo^v
nuwp — 2. Sam. 2, 6: icn aDBT rnrr-te^-^ nnyj = LXX: xal
PVP jtoirjoai xvQiog fie^ vfiäp iXeog — vgl. ferner Gen. 24, 14;
42 ^as Kindheitserangelium.
Jud. 1, 24; Ruth 1, 8, namentlich La 10, 37 und dazu Heft UL
221, wo nachgewiesen ist, dass dies fietd «= US; nicht auf das Ara-
mäische, sondern auf das Hebräische zurQckgehb
xal fiVTjöd-ijvai 6ia&i^xi]q aylag avrov — Lev. 26,42:
nsTK ürr\M '^n"»-a-n» q»*) = LXX : xal xfjg öuxd^jg 'Aßgoüfi
fivijoO^i^oofiai — Ps. 105, 8: •ilT»'ja obi^b nDT — LXX: ifip^a^
alg TOP alAva öia&rjxrjg avrov — ebenso Ps. 106, 45. Vgl.
Öen. 17, 7.
17. Lc 1, 73: oqxov ov <ofioO€V xQog 'Aßgaa/i rov
jtariQa ^(iäv, zov öovvai rjfilp — Mich. 7, 20: nti« irr
'iS'^rhsb nyatfD IÜä Dma»b lon ypTb = LXX: ödoei €lg aXti^Biav
tA ^laxmßy IkBog x^ Aßoacifi, xad-oxi <o(Aooag xotg jtaxQaair
^fiäp. Vgl. Ps. 105, 9. 10. Gen. 22, 16 sqq. Deut 7, 8: inr©r
DD-^rhsb :^3TD3 Ittf« WSQtfrrn» = LXX: xal äiaxtioAv xov OQ-
XOV, op (D/iooe xotg Jtaxgaöip vficop. Ahnlich Jerem. 11, 5:
nnb nnb DD''nia«b '^nr^jCD— itä» n:?'a»rrn« cpn ir^rb = LXX:
oJtmg OxriooD xop oqxop fiov, 6p a>ftoca xotg Jtaxgacip vficop rov
öovpai avrotg.
18. Lc. 1, 74: ix x^^Q^^ hx^Q<^^ fjfiäp Qvod-ipra:
— Hiob 6, 23: •'Dincn DUn:? TtJ^) 'ysrm •^D'iübtil = LXX: äou
acoaa/ ji£€ ^g ^x^pcSr ^ foc X^H^^? dvraöTcoj' Qvoaod'al fie — vgl.
Baruch 4, 21.
19. Lc. 1, 75: iv oaiorTjri xal öixaioovp^ — Deut9,5:
?Illb itti'^a') ^tiJPlsa »"b = LXX: oi^^l rf«« t^i^ d^xatoovi^r öoi'
ovdfc öca rr}P oOiorT/ra rijg xagölag oov.
XarQBveip — ipdjtiop avrov — 1. SauL 2, 18: blTlW-
n'iiT"'^?B*PiÄ fi^ütt = LXX: xcu JSafiovTjJL 7jP Xeirovgywp hd-
jtiop xvglov.
jtaöag rag tjfiigag rjiAcip — Jer. 35, 8: '^3'^t5^"bs = LXX:
jtaöag rag fniigag ^fimp.
20. Lc. 1, 76: Jtgoxogevo^ jtgo Jtgoocojtov xvglov,
troiiiaoai oöovg avrov — MaL 3, 1: "nsfc'l ''^^ba nbö '^:;n
'^^tb 1]*yi = LXX: löov i^ajtooreXXa) rop ayysXop (lov, xci iM-
ßXstpBrai [die LXX vocalisierten: nsfi] odoi' jtgo Jtgoocixov (lOV
— Jes. 40, 3: STirTJ ^yi IIB = LXX: troifiacare rijp oöop xv-
glov.
21. Lc. 1,77: rov öovpai ypSoiP cmtriglag rA latp
avrov — Hab. 2, 14: n?lb f^txn Kbiari — LXX: i/ixXfio&fr
§ 3. Die Sprache der Quellenschrift. 43
csrai ^ yij tov yv&vai — Hab, 3, 13: ?|Ta? yü;;b *^^?^ *™ i§^>l^€c
ü<; ocoTf/glav Xaov oov. Vgl. Jerem. 31, 34.
22. Lc. 1, 78: öia ajtXayx^^ iXiovg d-sov fj(iciv —
Jes. 63. 15: ?|'»13n'51 ?|'*yo = LXX: tov iXiovg üov xal olxriQ'
fi(üV cov.
ijiiOxitpBTai fjiiaq — Jer. 29, 10: Q^fiÄ T^ß» = LXX:
ijnöxixpofiai vfiag —
ävaroXii ig v^>ovq — Mal 3,20: ^xm "'«T DDb TXrnT]
n;;!? tDüü = LXX: xal avar^Xst v/dlv xolq (poßov(iivoiq ro
ovofia fjiov 9]hog öixaioovvt^g — vgl Jes. 58, 8; 60, 1. 2; 9, 2;
Num. 24, 17. Gleich HttS findet sich dvaroXi^ Sach. 3, 9; 6, 12;
Jer. 23, 5.
23. Lc. 1, 79: iji:iq)avai — Jes. 60, 2: rntr ny;^^ ^f'jbyi
•^^T 'I'J^? iliipi = i:Jtl OB giapfjosrai xvQiog, xal t] 66§a av-
TOV ijtl oe otpO-ffOerai,
xolg hv oxorei xal cxia d-avarov xaQ'tiiilvotg — Ps.
107, 10: niTabri Ijcn '^ntp'^ = LXX: xad^rmivovg h oxotbc xal
oxigi d'avaxov. Vgl. Jes. 9, 2.
tov xaß-Bvß-vvai rovg Jtoöag i^/iüv slg oöov sIq^-
vf]g — Prov. 9, 6: nj'^S IfllS ^^'^M?) = LXX: xal xaTOQd-cioarB
kv ypcoOBi ovvBOiv =" Aquila, Symmachus: 7uxxBvdwdi]TB iv oötp
cvvi0B<og — Jes. 59, 8: Oibtf XÜ^ =LXX: oöog BlQi^pj]g.
24. Lc. 1, 80: ro dh xaiölov riv^avBvxal ixQaraiovto
jtvBvuazi — Judic 13, 24. 25: bnm mn*^ iriDin'«'' nrm b'=!a«i
i)a3Jfib nin'? m'y = LXX: xal 7]v^7Jd-f] t6 jtaiöaQioPf xal bvXo-
yr^OBv avTO xvQiog, xal 7}Q§,aro Jtvavfia xvglov ovpBXJiOQSVBöd'ai
avTco.
^(og 7}fiiQag dvaÖBi^acog avrov — vgl. Mal. 3, 2: oi^
iÄia = LXX: fiiiigav bIooöov ovtov.
V. Die Verehelichung der Maria.
Mt. 1, 18—25.
1. Mt. 1, 18: BVQi&T] iv yaorgl Bxovca — vgl Deut
22, 20: n?i^ D'^i^nn 5lÄro?-Ä"b — LXX: xal fifj bvqb9^ otagd^ivia
rf] vBaviöi.
44 ^^ KindheitaevaDgelium.
2. Mt. 1, 19: 6 apf^Q avr^q — Gen. 29, 21: '»riipK-n« Ttin
= LXX: öog fioi rijv yvvalxa fiov.
d^iXcDV (MU = ßovZ7j»elg (Just) = ig^Jrft (Epiph.) =
tfpa — vgl. 1. Par. 21, 3: ''an« n«T tDgn'J nrb = LXX: Ivati
d-iXei [S^Tff] xvQiog fiov rovro;
jtaQaöeiyfiarloai = öeiyßazloai — Ezech. 28, 17:
^^ ^^"^ ^"^1?^? = LXX: eöfDxa oa jcaQüösiYgiaTiod-^pai —
Num. b] 29. 30.
djtoXvcai (Mt.) = kxßaXXeiv (Just.) — Deut 21, 14:
mnniti'l = LXX: k^ajioöxeXaq avrrjv — Deut 22, 19: miiüb
= LXX: i^ajioöTStXai avri^v — vgl. Deut 24, 1.
3. Mt 1, 20: ayyeXog xvqIov — Gen. 16, 7: Tf^rr 1j«b?
= LXX: ayyBXog xvqIov.
xar' ovaQ — Gen. 20, 6: 0'bn§ = LXX: xad-* vjcvov.
XiYCQv = '\^V^b oder 113«^.
jtagaXaßslv Magia/i ztjp yvvalxa Oov — Ruth 1, 4:
nns^ngta a'^tf; onb 'lÄto^l = LXX: xal iXaßoaav iavxolg yvvalxa;
Mcoaßlriiag—'jxkA. 21, 23: a*»«?: «^«te^ = LXX: xal IXaßov yv-
ralxag — davon die rabbinische Bezeichnung der Hochzeit:
'J^^äW'^D = Aufnahme.
TO ip avr^ yepvrj&iv (Mt) = ro ip avr^ ov (Protev.)
= o ?x** xara yaorgog (Just) = H3t3M "IttifiJ.
4. Mt 1,21: xal xaXicsig xo ovofia avrov IfjOovv —
Gen. 17, 19: pnrj itttf-riÄ nfcnjjn «= LXX: «al xaXiosig t6 oi^o/^«
CftJroi; !foaax.
avtog yag Ctooet rov Xaop avxov — Deut 33, 29:
nirr^a Vtäyi a? == LXX: Xaog om^Ofiepog vjto xvqIov — vgl Ps.
130, 7. Sir. 46, 1.
5. Mt 1, 24: iyegd'slg djto rov vjtpov — Prov. 6, 9:
Tjn:©i3 aipn = LXX: ig vjtpov k/eg^i^au.
ayysXog xvglov^ Ex. 3, 2: nyn'} ?l»big =LXX: ayysXoc
xvgiov.
jtagiXaßsp t7]p yvpalxa avxov — 2. Par. 24, 3: ib Ät?'?
a-ipt? B'^ttfa ^n^irn = LXX: xcü eXaßsp 'lojöäk üo yvpolxag.
6. Mt 1, 25: xal ovx iylpocxep avxriv — ©en. 24, 16:
^yV) «"b Ä'^ÄI "= LXX: apiig ovx lypco avxTjy,
§ 3. Die Sprache der Qaellen&chrüt. 45
xal IxaleCBV xo ovofia avrov ^Iijoovv — Gen. 35, 18:
•»5iÄ*]S iiatp K^pri5 *^ LXX: ixaXBös xo ovofia avxov vlog oöv-
vrjg fiov,
VL Jesu Geburt.
Lc. 2, 1—20.
1. Lc. 2, 1: iv xalq ^fiigaig ixelvaig — Jer. 33, 15:
ann d'^ü^si.
iSfjXd'SV öoyfia (= xiksvaiq Protev.) — Dan. 9, 23: »S^
nni = LXX: l§^A^6 Xoyoq — Dan. 2, 13: PJ?K «mi «= Theo-
dotion: xal xo äoyijuz i§i]X»e — Jes. 2, 3: nnin ÄaH? T*'«^ =
LXX: hx ^i(bv i^eXevaexai vofiog.
a:toyQaq>BO^ai — Jud. 8, 14: '^'^teTiÄ *T^b« nnrn = LXX:
aütefQ&^axo JtQoq avxov xovq aQXovxac = Cod. Vatic: eyQa:ips
JtQog avxop ovofiaxa xAv aQXOvxmv.
Tcaoav xiiv olxovfiivriv = flÄH^bS — vgl. Credner
Beitr. 1,234.
2. Lc. 2, 2: fiysnovBvovxoq^^^ ijtlxQOJtog (Just.) = ntlfc
vgl Credner Beitr. I, 231, sowie unten.
djtoYQaq)i^ — 2. Par. 35, 4: M'^nipima M'^nhiJ n'^nb
ly)*^ 3r)p9 = LXX: xax^ olxovq xaxQiäv vfiwv xal xaxä xaq
lq)7j(i€Qlaq vficov xaxa xtjv yQa(pi}v (Complut.: oJtoyQatpriv)
Aavld.
3. Lc. 2, 3: Ixaoxoq elq xijv lölav xoXiv = il^^b ttJ"^»
— vgl Esr. 2, 1: i'T'yb f^Ä 'l^'ntfn = LXX: xcii IxioxQtxpav äviiQ
elq JtoXiv avxov.
4. Lc. 2, 4: avißri — 1. Sam. 1, 3: il'^ya Vü'^rxri ©"^»n rhT^
= LXX: xal avißaivsv 6 ap&Qa}jtoq ix jtoXswq avxov.
elq xoXiv Aavelö — 2. Reg. 12, 22: Tn T?S — LXX: ^1^
:;roA6£ JarW — Ruth 1, 19. 2, 18. 3, 15.
öia xo slvai avxov i^ olxov xal jtaxQiäq Aavslö —
Lev. 25, 10: innfi1DÄ"bÄ tf'^Ä = LXX: txacxoq slq xi}v jtaxQiav
avxov — 2. Sam. 16, 5: b'^Ättf-M'^Sl PiT5Biri?'ö = LXX: ix övyyevslaq
olxov SaovX.
5. Lc. 2, 5: t^ fiefivfjaxsvfiivxj avxS yvvaixl — Deut.
20,7: niS'Ä tenK "itfÄ = LXX: avd-Qa)jroq ooxiq fiSfiVTJoxsirtai
ywalxa.
46 Das Kindheitsevangelium.
6. Lc. % 6: ijiXri0&"qoav al tj/iigai rov rexBtv avr^v
— Gen. 25, 24: rnbb n^^^ ^^iq^'i «*= LXX: Mal ixXfjQw^Oav al
f](iiQai Tov zexetv avrrjv.
7. Lc. 2, 7: ovx tjv avrotq rojtog iv rc3 xaxaXviiaxL
= ovx bIxb^ :^ov xaraXvoai (Just.) = Geo. 24, 25: )iA DipttTS?
= LXX: xal xojtoq xov xaraXvoai,
8. Lc. 2, 8: (pvlaocovreg g)vkaxag — Num. 1, 53: ^'yc&\
nniJtpTQ'nK =LXX: xal g>vXa^ovoi rijv (pvXaxr^v — Num. 18, 3:
Tjrinigtptt 11OT*J = LXX: xal (pvXa^opxai xag ^vXaxaq öov.
9. Lc. 2, 9: ay^eXog «t;()/oi; = niiT? »USb^
rfoga xvqIov — Ps. 19, 2: itfriinsi «= LXX: 66§a »€ov -
Ps. 104, 31: nin-J TiM = LXX: j/ doga «vp/ov. — Jes. 60, 1:
rrirT? lias «= LXX: ^ dog« xvqIov.
xal k(poßrid-rioav q>6ßov (liyav — Jon. 1, 10: IbO''^
nbil? HKT D'^tjsn = LXX: xal ktpaßfid-rioav ol avÖQtq <poßov
fieyap.
10. Lc. 2, 10: fii] 9)o/9ar<J^fi — Gen. 43, 23: IKTP-b« «
LXX: (ifj (poßelod-t, und sonst noch oft im A. T.
Xagav (isyakriv, ijxig icxai Jtavxl x^ Xaä — 2. Par.
30, 26: D'^bwn'^a rtbiia nrTöte '^nn^l = LXX: xal irivexo svwQO'
avprj (isyaXfi kv %QovcaXTJfi — 1. Par. 12, 40: bfcC'jtyja nnrt? =
LXX: avg>Qoovif7i iv ^lOQafjX.
11. Lc. 2, 11: oxi ix^x^^ v/itv ötjfiSQOP aoxtJQ — Jes.
9, 6 (5): 'iA"Ti'J lb;"''3 ==LXX: oxi Jtaiölop kyBwrid^] 7]filv —
Jes. 45, 15:' J'^tDitS * bK^^te^ '^n'b» =LXX: o d^eog xov 'loQaiil
ooxriQ — Ruth 4, 17.
og kcxiv XQiCxog xvQiog — 1. Sam. 24, 14: n*^Üpb '^:i»'?
njiTJ = LXX: Tf5 xvqIco fiov tc5 XQioxrp xvglov — Dan. 9, 25:
1*^53 n*'lD'ö"l? = Theodotiou: ?a>s Xqiöxov rjyovfiivov.
kp jtoXsi Aavelö — 2. Reg. 14, 20: lin T:?3 = LXX: ev
xoXbl Aavid,
12. Lc. 2, 12: xal xovxo vfitp x6 Ctj/ielop — Ex. 3, 12:
niÄH ?lb"«in = LXX: xal xovxo ooi x6 arjfielop — 1. Sam. 14,
10: nisn '^Sb'nri = LXX: rovro Tjfitp xo cthibZop — man vgl.
ferner Jes. 7,' 14*; 38, 7; 37, 30; 1. Sam. 10, 7.
13. Lc. 2, 13: JtXrjd'og Cxgaxiäg ovQapiov — 1. Reg.
§ 3. Die Sprache der Qaellenflchrift. 47
22, 19: D^'ßTö'n ÄM"bD1 = LXX: xal Jtäoa ^ Organa rov ovQa-
vov^= 2. Par. 18, 18 LXX: ^ dvvafiig rov ovQavov — Ps. 103,
21: 'T^K12"b3 rnn^ 5D'^a = LXX: evkayetre rov xvgiov Jtaoai al
Övvafieig avrov.
14. Lc. 2, 14: dog« ^ec5 — Jes. 42, 12: liM Ti^mb = LXX:
r<p d^e^ öo^av.
kp vtpiaroig — Hiob 16, 19: D'^löillja =* LXX: h vtplcroig
— Ps. Sal. 18, 11: tiiyag 6 ß-eoq 7]ficiv xal ivöo^og iv vtpl-
croig.
xal ijtl yijg sIqi^pi] — Jerem. 12, 5: Sibttf 0^5'' = LXX:
xal h 7Ö elg^injg — vgl. Jes. 9, 7 (6): fß'V» Dibü*b5l — Jes.
57,19.
iv dvd-Qcijtoig evöoxlag == 'jiS'l "»WSS — Sir. 44, 10:
avÖQsg iXeovg — Prov. 6, 12: "JJÄ TÖ*»« =LXX: dpTjQ xaQavofiog —
Neh. 7, 2: Dtt^ Ü'^K = LXX: apf^Q äZf]d^^g — Ps. 69, 14: lisi n?
= LXX: xaiQog evöoxlag. Vgl Field, Otium Norvicense lU,
Nestle, Theol. Studien aus "Württemberg 1889, S. 77—79.
15. Lc 2, 15: öieXd^ofiSP xal Idajfiev rb ^fjfia rovro
rb yevorog — Ex. 3, 3: n-TTT biljn nK"ltt-nÄ nsiKi KrmDK =
LXX: jrap£>li&'Cöi' otpo/iai ro ogafia rb fidya rovro — Gen. 20, 10:
njn nnnrrtiK n*^©? "^s n'»«^ nia «= LXX: t/ li'frfcoi^ ijcolfjaag
rovro; — Deut 4, 9: ^I-^'n^^Kn-itD« D'^lMrrnK nSttJn-lfi =
LXX: jM^ kniXad'T;! Jtavrag rovg Xoyovg, ovg kogoxaciv ol og)-
d^aXpLol oov.
o 6 xvQiog iyvcDQiaev rjfilp — Gen. 41, 39: yiin ''"jrJÄ
n»rb3-rK TIPiIä D^hIdK = LXX: ijrccrfar ecfcigfi; o ^eo^ öOf
jravra ravrct.
16. Lc. 2, 16: xol rjXd'OP öjtevoavreg — 1. Sam. 4, 14:
Äh^5 liTt) TÖ^Kni = LXX: xal 6 ap&Qa)jtog OJtevoag elCTJX&s,
19. Lc. 2, 19: jfdvra oweri^gei ra gi^fiara ravra ip
rij xagöla avrrjg — Dan. 7, 28: nnw "^abs »n^W = Theodo-
tion: xal rb gfjfia ip rfj xagöla fiov öierrjQTjOa — Gen. 37, 11:
20. Lc. 2, 20: xad'tbg iXaXr^d^i] Jtgbg avrovg — Ex
8, 15: njn^ ISn "TOK? = LXX: xad-ojteg iXdXrjöe xvgiog, ähnlich
noch oft im A. T.
48 ^^ Kindheitsevangelium.
VIL Jesu Beschneidung.
Lc. 1,21. Mt. 1,25^
1. Lc. 2, 21*: xal ors ijtXtjO&njöav al fniigai — Jerem.
25,34: CD'^tJ^ IKbtJ = LXX: ort k7th]Q(D^oav al ritiigat vficip
— Ezech. 5, 2: niSTSn '^tt'J ns'bM = LXX: xara tt^v jcXrjQcooiv
x&v TjfisQciv rov övyxXsiOfiov.
Tj/iigai oxrco rov jtBQirefistv avrov — Lev. 12, 3:
JtSQiT€fi€l rifv CaQxa rfjg dxQoßvOrlag avrov. Vgl. Gen. 17, 12.
2. Mi 1,25*^: xal ixaksae t6 ovofia avrov ^l?]Covv —
Gen. 5, 2: ai» ntjtp-pi« K^p?3 = LXX: xal ijccDVOfiaos ro ovofia
avrov ^Aöafi, Vgl, 1. Sam. 1, 20.
Lc. 2, 21*: jtQo rov ovZX7iq>d-7Jvat avrov kv rfj xoiUa
— Jes. 49, 1: '^tttf -T^STn '^'ßÄ "^TI^X^ '^SKlp pStS Tfxr^ = LXX: xv-
Qioq ix xotXlaq firjrQog (iov ixdXeos rb orofia fiov.
VIIL Jesu Darstellung im Tempel.
Lc. 2, 22—24.
1. Lc. 2, 22: xal ore i:€X7]0&f)Cav ^fiigai rov xa-
d^aoicuov — Lev. 12, 4: mnü "^tt*^ h«btt*iy = LXX: l'og «r
jtXrjQwß-ciötv al r^fdigai xad-agoeog avrfjg — Lev. 12, 6:
tTiriX: ^^XT! rfficbttn^l = LXX: xal orav dvajrX^jQo&ciaiv al r^/iiQai
xad-aQCeog avrfjg.
dvf^yayop avrov JcagaorTJöai reo xvqIg) — Num. 18,15:
n^rr^b 'in'^lj?:! = LXX: jtQootpBQovot xvglw — Lev. 16, 7: TO?rr
nirr;' "^^^b onft == LXX: xal ori^aei avrovg Ivavri xvqIov, al.
JtaQaörTjaei avrovg Ivavrlov xvqIov,
2. Lc. 2, 23: xad^ci)g yifQajtrai kr vofiq) xvglov —
1. Par. 16, 40: T:'^r\'' nnina niPiSrrbDb'l = LXX: xal xara Ttdvra
' T : - : T - r ;
ra yBYQa(jifiiva Iv rofim xvglov.
ort jtäv dgOBv öiavotyov fii^rgav aytov rw xvglo)
xXrjd^rjOBrai — Ex. 13, 2: DHl-b^ ntDfi tiDS-bD ''b-Ü'ng = LXX:
dylacov fiot Jtäv stgwroroxov ytgcoroysveg diavolyov xaoav
(i^rgav.
3. Lc.2,24: rovöovvac»völav —Ex. 10, 25: Ü'^mj )rP
n'byj==LXX: ov öcicecg oZoxavrcofiara xal d-volag.
§ 3. Die Sprache der QaellenBchrift. 49
xara ro elgfjiiipop iv r^ voftqk xvqIov — 1. Beg. 2, 3:
Tttffü nnira Ja^lTDd = LXX: xa YsyQafifiipa iv x^ vofiip Mtov-
^BvyoQ XQvy6v(ov ^ dvo vooöovg xbqicxbqAv —
Lev. 12, 8: nji*' ^5 "^1^ 1» D'»'jh-*^igtf = LXX: dtJo x(fvr6vaq ^
dvo voöCovg xbqioxbqAv.
IX. Simeon.
Lc. 2, 25-35.
1. Lc 2, 25: svXaßi^g — Mich. 7, 2: Ton = LXX: avkaß^g,
Vat: evosß^g.
XQocdBxonBVog xaQaxXijaiv xov *ICQai^X — Jea. 40, 1:
1*02^ ^ttrj3 nn »= LXX: xagaxaXBlXB, xagaXaxBlXB xov Xaov
fiov — Jer. 14, 8: bÄ'lte^ ^P**? = LXX: vxofiovfj *IOQafjX.
xal xvBvgza ffv ayiov ix* avxov — Jes. 61, 1: "»aiK tl^n
'^b:P rriSt; =• LXX: xvevfia xvqIov ix* i/id.
2. Lc2, 26: fifi lÖBlv ^avaxov — Ps. 89,49: HÄH^ «"b
tT^t; = LXX: oix otpBxai d^avaxov — Ps. 16, 10: nntf nifiCib
= LXX: lÖBlv öiatpd'OQap.
xov Xqioxov xvqIov — 2. Sana, 19, 22(21): rtirtj mtna-n«
= LXX: xov XQ^^'^ov xvqIov,
4. Lc. 2, 28: xal avxog idi^axo avxo slg xag ayxa-
Xag avxov — Jes. 49, 22: ISha tpaa W^^arn = LXX: xai a^ovöt
xovg vlovg cov iv xoXxtp, al.: hv ayxdXaig — Ruth 4, 16.
xal BvXoyriCBv xov d'Bov xal bIxbv — Dan. 2, 19.20:
■nti»^ bÄ'^n rv^'p tK^iQitö "rhvh tria b«w n« = LXX: xal bvXo-
77;a£ TQi; d'Bov xov ovQavov AavtfjX xdL bIxbv. VgL Lc. 1, 64.
1. Par. 29 (30), 10.
5. Lc. 2, 29: vvv dxoXveig xov öovXov Cov, diaxoxa,
iv BlQ^vy — Gen. 15, 2: 'i'i'^n? tfbnn •'5b«'] •^b-'jnri-nti nin;; •^51«
== öiöxoxa 7CVQ16, xl not öcioBig; iym Sk äxoXvo(iai axBxvog —
Gen. 15, 15: DibM q'>nilK-b« «inrt rmsn = LXX: ov öh oxbXbv-
09 xQog xovg xaxiQag Cov iv BlQtjvy.
xaxd x6 QTJfia cov — Ps. 119, 41: TlMtiÄS = LXX: xaxd
xov Xoyov cov.
6. Lc. 2, 30: oxi bIöov ol 6g)d'aX[iol giov x6 cwxijqiov
cov = Gen. 46, 30: n'^Sfi-DÄ '»r'i«l ''nnÄ D»n nnitiK = dxo'
7 'VT • • I .. -j— -T— T T
Texte n. Untersnohniigen X, 5. 4
50 ^^ Kindheiteevangelium.
d-apovfiai äjto rov vvv, ijtsl icigoxa ro ü(q6c(ox6v oov — Deut.
10, 21: ?|''5'»? «lin ntti« = LXX: a Uocav ol v^&aXfiol öov —
Hiob 19, 27: *«'i '»J'^yi =LXX: a 6 otpd'aXiioq (lov Icigoxe —
Mal. 1, 5: n)*^Mnx^ DS'^p^ «=: LXX: xal oi oq>0'aXfiol vfiAv o^vt€u
— Ps. 98^ 3: Wl5Ä tW«>i n« ««n = LXX: sldooap xoömx^Qiov
rov d-Bov rjtiAv. Zu ömxriQiov vgl noch Jes. 40, 5; 51, 5; Ps.
50, 23 u. a. m.
7. Lc. 2, 31: xaxa xqoöcoxov xavxtov xAv XaAv —
Jes. 52, 10: D'^iarrbs ''3'»rt = LXX: ivcixiov xavxmv xAv i&vwv
— Vgl. Jes. 11, 10; 25, 7.
8. Lc. 2, 32: q>Ag atg dxoxaZv^)iv kd'vAv Jes. 49, 6:
ü^l y\}fh = LXX: dg tpAc i^vAv = vgl. Jes. 42, 6; 51, 4.
xal do^ckv Xaov öov ^lOQatjX — Mich. 1, 15: TIM KW
bfij'lte^ = LXX: ^gee q öo^a (x^g d-vyaTQog) *IöQai^Z — vgL Ps.
97/6 ; Jes. 46, 13.
10. Lc. 2, 34: xal evXoyijcev avxovg SvfieAv xal sl-
jisv — Gen. 48, 20: nIOÄb «inn Di'^a DDia'il = LXX: xal eiXo-
yi]Oev avxovg iv xy rifiiQqi ixelpy XiytDV.
ovxog xstxai elg xxAoiv xal avaoxaoiv xolXAv iv
xA ^looanX ~ Jes. 8, 14: brinwn '^ra "»itib biÖD» i'ob = LXX:
tog xixgag xrcifiaxi. Vgl Jes. 28, 16.
xal elg aTjfisTov dvxiXsYO/ievop — Num. 17, 25 (10):
'^nta'.'^aÄb rrifiö = LXX: öthibIov xotg violg xAv dvfpcoojv — Jes.
7, 14: rvi« üA Ä^n •'JlSf in^ = LXX: öcioBi xvgiog ovxog vfdp
11. Lc. 2, 35: xaQÖiAv öiaXoyiCfiol — Ps. 33, 11:
lälb niionio = LXX: öiaXoyiCuol x^g xaQÖlag avxov»
X. Hanna.
Lc. 2, 36—38.
1. Lc. 2, 36»: XQoq>TJxig — Ex. 15, 20: r\l^"^^rs D^li>? =
LXX: Magia/i rj xQog)fjxig — Jud. 4, 4: nK*»a5 fTÖK rniaTI.=
LXX: xal AeßßAga yvpf^ XQOfpfiXi^ — 2. Reg. 22, 14 = 2. Par.
34, 22: rtÄ-^nin mbn-b» = LXX: xQhg "OXdap x^p xQo^tjxiP —
VgL Jes. 8, 3.
§ 3. Die Sprache der Quellenschrift. 51
ix q>vZ^g ^AcfiQ — Nam. 1, 41: nttf» •TO'nb = LXX: hc
2. Lc. 2, 36^: JtQoßsßrjxvla iv ^(ligaiq xoXXatg —
1. Reg. 1, 1: 0*^3^1 M s^ LXX: XQoßeßfpctbg ^(leQaig — vgL Lc.
1, 7. 18.
3. Lc. 2, 37: ovx aq>lcxaxo axo xov Ibqov — Ps. 27, 4:
lafi »^3*^-^5 MirP'lT^M '»RM = LXX: xov xaxoixelp ue tvolxcoxv-
qIov Jtaöaq xaq ijfiigag x^g ^(o^g (iov.
Vfiöxslatg xal dei^öecip — Tob. 12, 9 (8): ayad'op jiqoo-
svxti fiexa vfjCxelag.
4. Lc. 2, 38: avd-coiioXoytlxo x^ xvQlq> — Ps. 79, 13:
?jb rnia == LXX: äpd-ofioXoYrjOofis&a Cot — vgl. Lc. 10, 21 =
Mt. 11, 25.
XvxQfociv iv %QovöaXTJ(i — Ps. 111, 9: *.psb ^116 =
LXX: XvxQcoCiv x^ Xaä avxov.
XL Die Magier aus Arabien.
Mt 2, 1—12.
1. Mt 2, 1: iv TJniQaig 'Hq66ov — Gen. 26, 1: ürr\M '^tt'»a
= LXX: iv x^ xaiQ€p xov ^AßgaoLft — 2. Sam. 21, 1: 111 *^tS''a
= LXX: kv xalg ^fiigaig Aavlö = 1. Reg. 10, 21: TithlO '»'ö'^a —
LXX: iv xaig fliiigcug JSaXcoficiv.
fiayoc — Jer. 39, 3: att-an— vgl Dan. 2, 48.
«jr* äpaxoXciv — Gen. 2, 8: ÜT^X^ = LXX: xar* dvaxoXag
— Gen. 10, 30: DT^gn nn — LXX: oQOg avaxoXmv — Jud. 6, 3:
DTp-'Sa = LXX: ol Viol avaxoXäv — Jer. 49, 28: DTp-^sa-n«
= LXX: xovg vlovg xsöifi — vgl. Ez. 25, 4; Jes. 11, 14 — Num.
23, 7: Blß"''nint3 = ig oQicov an avaxoX&v = das moabitische
Gebirge.
2. Mt 2, 2: eldofisv avxov xov äatiga — Num. 24, 17:
ap^;tt MiS XT^ = LXX: ävaxeXsl aoxQov Ig *Iaxmß.
iv x^ dvaxoX^ — Jes. 60, 19: HTH Piib = LXX: avaxoXif
öeXi^vrig —
3. Mt 2, 3: ixaQax^Tj — Gen. 42, 28: 1''n»-b« tf'^Ä ITIH^
= LXX: xal ixaga^B^Cav XQog dXXfjXovg!
4*
52 ^^ Kindheitseyangeliain.
4. Mb 2, 4: xal cvvayayAv xavxaq — Nam. 1, 18:
lb*»i7p77 \\\Tt\ bd t\tK] = LXX: xcii xaöav xi]v övpoyoi'ffiv övwj-
yayov,
Tovq aQX^SQBtg — 2. Par. 36, 14: D'^anin ''•ite^? — l.Par.
24, 6: Ö'^DHäb nilÄJl *'t?bn') =-= LXX: xal agxopreg xäv xoxql&v
T&v legiiDP,
xal ygaiiftaxBlq = D'^'lpfa — Sir. 38, 24: co^la yQan-
Haxicoq.
6. Mt. 2, 6: xal ov Bfj»?.S6(i xxL — Mich. 5, 1. 3. Vgl
Ezech. 34, 23. Ruth 1, 7. 4, 11.
8. Mt. 2, 8: xoQ€V»ivxBg = sob — Ex. 33, 1: nb? ^ =
LXX: xQoxoQsvov, dpaßtjd'i.
iisxaöaxs axQißoiq — Deut 19, 18: S'^ta'^ri d'»t?rt?h WTT]
= LXX: xal i^exaccocip ol xQixal oxQißAq.
xayÄ iX&dv JigoCxw^oco avxm — Ps. 95, 6: lÄia
nWIJtjJS = LXX: dsVXB XQOOXVPl^ÖOflBV.
9. Mt 2, 9: ol öh äxovoapxeg xov ßaCiXiaq — 2. Reg.
18,28: bil^rj 1|barr"t?'=J 'ir^'ntü = LXX: äxovoaxs xovq Xoyovq
xov fieyaXov ßaaiXioq,
10. Mt. 2, 10: ix^QV^^^ X^Q^^ (iByaJLtjV cg>6öQa —
1. Par. 29, 9: nbil? nmate nw = LXX: Bvq>Qav^ ftsydXwc -
vgl 1. Sana. 4, 5*: nbina Wliri h'^'V'].
11. Mt.2, 11: xal xBOovxBq xQoöBxvpTjOav avxai —
Ps. 95, 6: n^HMl iTjHrwp? = LXX: xQOOxvv^oofgdBv xal xqoom-
öofZBV oüXw.YglQeu. 19, 1. 2; 42, 6. Ruth 2, 10.
dvol^avxBq xovq d'fjCavQovq avxAv — Deut 28, 12:
iisiK'n« ?|b rriitj nrjfc';' = LXX: dvol^at cot xvQioq x6p ^j^-
oavQOP avxov. "^
jtQoö^PByxav avxä ömga — Ps. 72, 10: tthtJnri ''Dbt
'in'^np*» -otöK «noi KM ''3bt3 'O'»«'' nnsti a-i^tn = LXX: ßaci-
XBlq Oagolq xal al p^öoi öcoQa XQooolaovCi, ßaoilBlq jiQcißcDV
xal Saßa öSga xQOod^ovci,
XQVOop xal Xlßapov xal CfiVQvap — Ps. 72, 15: "IFj**
K21D 2tyfQ ib «= LXX: xal äod-tjaexai avxä hc xov x(w<j/ov xtj;
Uoaßlaq — Jes. 60, 6: siÄte"^ ns'inb'i nnr sifcb'» Äntö'r obs ==
^•"' ' T» Tl TT T t;« »•
LXX: xavTBq ix Uaßä rj^ovCi g>iQ0Pxtq XQ^^^lop, xal Xißavov
oiaovai.
§ 3. Die Sprache der Qaellenschrift. 53
XIL Die Flacht nach Aegjpten.
Mt 2, 13—15.
1. Mt. 2, 13^: ayyeXo^ xvQlov^mrP ?l«bti —vgl. Mt
1, 20. 24; La 2, 9.
xax^ ovaQ = D'bna — vgl. Mt 1, 20.
2. Mt 2, 13^: kyBQ^tlq xoQaXaßs = np Wp — vgl Jud.
7, 9: Tl onp = LXX: ävacra, xaxaßqH — 1. Reg. 19, 5: Dlp
b'iDK OB LXX: dvacrijd-i xdi tpayB,
xaX lod'i ixel Sco^ ap eljtm oot — Gen. 29, 14: ^ID^*]
D'^taj X6ir\ yaSl =« LXX: xcd ^v fisr avrov /itjpa fjfiBQ&v,
fiiXXei ^fjtelv rov axoXioat avzo — Ps. 37, 32: tilgSW
irV'ianb =« LXX: xat giyrcr rov d-avaräöat avzop,
3. Mt2, 14: o dh iyeQ^slg jtagiXaßsv ^Tif^*: DJJ^J —
1. Sam. 3, 8: Ifb^l OJJJI ■— LXX: xal apdörij xai ijtoQsvdTj.
4. Mt 2, 15»: xal ^p ixet — Jos. 24, 7: satfr?] = LXX:
xai fjzB — 1. Sam. 7, 2: nati Din) = LXX: äq>* fjg ij/iiQag ijp.
i<og x^g TBXBvxtig ^Hqcoöov — Gen. 27, 2: "^niü Di*» =
LXX: xifp ^fidQap xijg xeXsvxfjg /lov.
XIII. Der Eindermord zu Bethlehem.
Mt 2, 16—18.
1. Mt2, 16»: oxi li^ejra/yfrw — Num.22,29: "^a F\bi?nn "^S
LXX: orc kfijtixcuxag fioi,
i»vfi(6»ij — 2. Reg. 5, 11: "J^J qi]?n =LXX: xal idv-
^cidrj Naifiap.
2. Mt 2, 16^: xal axoCxslXag apBlXBP — 2.Reg. 14, 19:
Ü1D wrp'JJ 'l'^in^ '''^5?^!'5 = LXX: xal cbiiöxsiXap 6xlC(o avxov
xcü id^apaxoDCap avxop,
ip JiaCi xolg oQloig avx^g — Ex. 10,14: bsQä'bDa =
LXX: ijtl xapxa xa oQia.
äjto öiBxovg xal xaxcoxiQOD — Num. 1, 3: Q'^'lto IM
nblfO'J TfffD »> LXX: xag agöt/p dxo elxoaoBxovg xtd kxavai =
Nuin. 1, 20. — 1. Par. 27, 23: noijb') mtD^ VTsW ]at3b — LXX:
ä:no slxocaBXovg xal xaxa> — vgl. auch 2. Par. 31, 16. Esr. 3, 8.
54 ^^ KindheiteeTangelium.
XIV. Die Rückkehr aus Aegypten.
Mt. 2, 19—22»
1. Mt 2, 19: ayyBXoiS xvqIov ^rvp'l ?f«bti — vgL X1I,2.
xar' ovag — d^na — vgl. Mt. 1, 20; 2, 12. 13. 22.
2. Mt. 2, 20: ky^Q^^U JtaQekaßs — Gen. 21, 18: •»?'?
*'Äte = LXX: dpaczf]&i xal laßt.
jtOQsvov elg yrjv ^ICQarjX — Ezech. 11, 17: DDb ''ni??'^
bS'ltD'? iniQlSrnK = LXX: xtxi öwcoo Gvxolq xi}V yiji^ rov *IöQai^X
— \\ Sam. 13, 1*9: btrften plj bb5 = LXX: ^i' Jtda^ y^ ^lOQofß.
TBd'vrjxaöiv ycLQ ol ^ijtovprsg xyv fpvxyv rov jcai-
ölov — Ex. 4, 19: ?jtfM-n« D^ippnari D^tpj^jn-bD sintJ •»? = LXX:
re&^VTJxaöi yaQ Jtavxeq ol ^f^rowrig cov ri^p V^^XV^ — «J^^^-
4, 30: Itöga"? «fl??5 =LXX: rtiv ^^^p oov ^i]rovoip.
3. Mt. 2, 21: 6 6h iyeg&'elg xagiXaßev xo xaiSlov xa\
xf/p fiTjxiQa avxov — Ex. 4, 20*: T^JÄ-nif) WtJjjrn» Ttt&Q nj?^
n^nST^? DM'I^^^LXX: äpaXaßmp da Mcova^g xr^p yvpalxa
xal xd Jtacdla, apsßlßaöep avxd ijtl xd vjto^vyia,
xal rß»BP elg yrjp 'lOQoriX — Ex. 4, 20*: D'^nÄtt nrj¥ ^'^^
= LXX: xal ijtioxQStpsp elg Alyvjcxop.
4. Mt. 2, 22*: oxt ^AgxiXaog ßaöiXevsi xrjg *Iov6alaQ
dpxl xov jtaxQog avxov ^HQciöov — Jerem. 37 (44), 1:
rnirn fiija bna-?bt3*n»»'TiD!^n3 = LXX: xcä kßaoixsvae 2eöe-
xlag vlog ^Iwola dpxl '/«xor/ov, vlov ^laiaxelfi, op ißaalXsvOB
NaßovxoöopoooQ ßaoiXsvBip xov %vöa.
ig>oß7id^fl ixet d^eX^etp — Jud. 7, 10: rrrh nij« Änj-D«"]
= LXX: xal el g>oß^ cv xaxaßr^pai,
XY. Die Niederlassung in Nazareth.
Mt 2, 22^ 23*. Lc. 2, 39. 40.
1. Mt 2, 22*: xax öpaQ = oTjna — vgl Mt 1, 20; 2, 12.
13. 19.
dpexcig^OBP elg xd (liQfj xijg FaXiXalag — Ex. 16, 35:
1?53 fiK nsy?"b« a«ä""JJ = LXX: fcoc otagtyipopxo elg fUQOc
x^g ^oipixfjg.
§ 3. Die Sprache der Quellenschrift. 55
2. Mt. 2, 23*: xal ikd'cov xaz<px7jö£p bIq jtoXiv Xe^o-
[livriv Na^aQi& — 2. Par. 19, 4: D:»b^rn'»a DWim a)p?n =
LXX: xal xarcoxrjösr ^locatpar dg %QovaaXf]fi.
3. Lc. 2, 40: ro 6h xaiölop tjv^avep — Gen. 21, 8:
ibjrt b"!»^ = LXX: xal rjv^i^&tj rb xaiölov.
xXfjQovfievov oog)lag — Deut 34,9: nmn mi Äbti =
LXX: ivejtXi^o&r] jtvBVfiarog cwicscog.
xal x^Q^^ d^eov f^v kjt* avro — Gen. 39, 21: tT\iV Wl
im )Pn ■'OO ^^^.^ ^!^ qpi''-nK = LXX: xät //y xvQiog /isra
^laHjfjg) Tcal xaxix^sv avxgv IkBogy xal iöa)xev avtm xc^QiP* VgL
ancli unten zu Lc 2, 52.
XYL Der zwölfjährige Jesus im Tempel zu Jerusalem.
1. Lc. 2,41: ijtoQsvoPTO elg ^leQovoaXrjii t§ ioQx^
xov jtaöxa — 2. Par. 30, 1: nofi rritD^Ä D-^büiT^a rrirp-rT'ab «inb
=a LXX: iXd'Blp elg olxop xvqIov slg legovoaXf^fi Jtoi^oai x6
fpaaix. VgL Ex. 23, 14.
2. Lc. 2, 42: äpaßaipovxwp avx&v — 1. Sam. 1, 21:
narb •in'^a-bD'] njjjb« ttf-^Kn bS!^ = LXX: xal äpißri 6 ap&go}-
jtog ^EXxapa xal xag 6 olxog avxov dücai — vgL 1. Sam. 1, 3;
2, 19.
xaxä x6 sd-og xrjg loQxijg — vgL Ex. 34, 23 = Deut.
16, 16.
3. Lc 2, 43: X£X£ia}öapxa}p xag rjfiigag — Ezech. 4, 8:
qnilti '^ti'? qrrtb3-l? = LXX: img ov övpxsXBC&ciöip fjiiiQai
xov cvyxXBiCuov aov. Vgl. £x. 23, 15; Deut 16, 7. 8.
xal ovx iyvmoap ol yoPBlg avxov — 1. Sam. 20,39:
mj^tj !n^"Ä'b 1?*?] = LXX: xal x6 xaiöaQiop ovx lypo ovöbp.
VgL Gen728, 16."
4. Lc 2, 44: tjXB-op ^fiBQag oöop — 1. Reg. 19, 4:
ni'' "tfyi ifbn ä'IJT) = LXX: xal avxbg ixoQ^vd^ oöop tjfiiQag,
6. Lc 2, 46: fiBxa i]ßiQag XQBlg — Gen. 8, 6: fgta "»rn
Di'' Q'^JÄIÄ — LXX: xal iyipBxo fiBxa XBCöaQaxopxa rjfiiQag.
7. Lc 2, 47: i^löxapxo öh jiavxBg ol axovopxBg av-
xov ixl x^ avpiöBi — VgL Judith 11, 20: xal id-av/iaöop
ijtl xy oofpla avxrjg»
56
Das KindheitBeyangelianL
8. Lc 2, 48: rl ixolfjcaq fjfitp ovrtDg; — Gen. 12, 18:
•»i tj'^to nsr'nq =« LXX: rl Tovto ixoli]cdg fioi;
9. Lc. 2, 49: iv tolg tov xargog fiov^=^iv ohcco rov
xazQog fiov «= Esth. 7, 9: füt^ n'fli^ssLXX: ip zolg lifuip.
Vgl. Job. 2, 16, aach Field, Otium Nomcense.
14. Lc. 2, 51^: t] /n^rf/Q avtov öiertjQei xapxa xa
^r^fiaxa ip xy xaQÖlqL avxfig — Gen. 37, 11: "WJ Itittf T^SäJI
■^■^ SS LXX: o ök xaxTjQ avxov duxtJQtjOe x6 ^^(la — ProT.
4, 21 : Tfl^b Ipra ta"p9t^ «» q>vXaoOB aixag ip xaQÖla.
15. Lc. 2, 52: xQoixoxxsp ip xy oofpl^ xal ^Xixla xaX
Xagixixagä d-€^ xal apd-gmxotg — l.Sam.2,26:bMWt7nigBT)
D'^üjK-o? n}'j mrv -oa? d| aioi biyj ?jbin — LXX: xal x6 xai-
öaQiOP JSaßovfjX ixogevexo xal ifteyaXvpsxo xcH fjp dyad-op fuxa
xvqIov xal ii€xa dpd-Qcixmp -- ProT. 3, 4: ^?^n ^io bdto*) in~KSt3^
Qltfl Q'^n^K «s LXX: xal sviffjcBtg X^Q^^ ^^ xqopoov xaXa
[I. xal YPcifitjp xaXfjp] ipdxiop xvglov xal dpd-Qcixa^p.
Genesis
1
Genesis
Genesis
2, 4
Titel ')
15, 15
IX, 5
10
VI, 15
4, 3
1,21
16, 7
V, 8
21, 1
IV, 12
5, 1
Titel •)
11
1,10
3
IV, 3
2
VU, 2
17, 1
I, 3
6
IV, 12
6, 8
TT, 5
7
III, 17
8
XV, 3
9
I, 1
7
IV, 16
18
XIV, 2
7, 1
I, 3
12
VII, 1
22,16
IV, 17
8, 6
XVI, 6
19
1,10
17
TTI, 17
10, 9
1,12
19
V, 4
24, 1
I. 4
SO
XI, 1
18,11
I, 4
14
IV, 16
11, 30
I, 4
14
11,13
16
V, 6
12, 1
IV, 5
18
in, 17
25
VI, 7
18
XVI, 8
19, 1
XI, 11
29
IV, 7
15, 2
IX, 5
19, 19
IV, 2
61
TU, 1
8
1,13
20, 6
V, 8
25,22
TTT, 3
1) Die fettgedruckten Zeilen bedeuten die Stellen, welche der Relation
des ersten Evangelisten angehören.
§ 3. Die Sprache der Qadlenaehrift.
57
Genesis
Exodus
Numeri
25,24
1,20
16,35
XY, 1
24,17
IV, 22
24
IV, 1
18, 7
m, 2
31,17
II, 9
24
VI, 6
23,14
XVI, 1
26, 1
XI, 1
15
XVI, 3
Deuteron
omium
27, 2
Xll, 4
28,41
I, 5
4, 9
VI, 15
28,16
XVI, 3
30, 1
I, 8
7, 8
IV, 17
29,14
xn, 2
7
I, 6
9, 5
IV, 19
21
V, 2
33, 1
XI, 8
10,21
IX, 6
32
m,io
34,23
XVI, 2
16, 3
IIT, 1
30, 2
in, 4
35,31
m, 3
16,16
XVI, 2
13
111,10
40,27
I, 6
17, 8
11,13
23
1,22
35
n, 10
19,18
XI, 8
35,18
V, 6
T • A •
20, 7
VI, 5
37,11
XVI, 14
Levitieni
i
21,14
V, 2
11
VI, 19
12, 4
vm, 1
22,19
V, 2
39,19
1,22
6
VIU, 1
20
V, 1
21
XV, 3
8
vm, 3
23
II, 2
42, 6
XI, 11
16, 7
vin, 1
24, 1
V, 2
28
XI, 3
18,14
11,12
28, 4
III, 4
43,23
VI, 10
25,10
VI, 4
12
XT,11
46,30
IX, 6
26,42
IV, 16
33,29
V, 4
48, 6
IV, 3
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34, 9
XV, 3
48,20
IX, 10
Numeri
1
1, 3
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Josna
Exodus
18
XT, 4
13, 1
I, 4
3, 2
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20
XIII, 2
15,48
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3
VI, 15
41
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12
VI, 12
53
VI, 8
1 3 *
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11,10
Jndicum
20
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V, 2
1,24
IV, 16
22
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IV, 12
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VI, 20
17, 25 (10)
IX, 10
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VI, 8
12
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XI, 1
8,14
VI, 1
20
X, 1
24,17
XI, 2
11,39
II, 9
58
Das Kindheiiserangeliam.
Judicum
1. Samuel
is
2. Samuelis
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111,11
21, 1 I, 2
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6
I, 8
21
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7
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14
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IV, 13
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8
111,14 1 2, 3 Vin, 3
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IV, 13 1 10, 8 l, 16
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18
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18
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6
IV, 12
19
XVI. 2 5 XTI, 2
7
XI, 6
21
IV, 12 22, 19 VI, 13
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IV, 16
26
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IV, 10
3, 8
XII, 8 2. Regim
1,19
VI, 4
4, 5
XI, 10 5,11 XIII, 1
2, 2
II, 5
14
VI, 16
10, 6 IV, 7
4
II,. 3
6, 3
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12,22 VI, 4
10
XI, 11
7, 2
XII, 4
14,19 XIII, 2
10
II, 5
10, 6
VI, 12 20 VI, 11
13
Uro
10
IV, 11 17, 8 I, 3
13
11,14
12,24
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18
VI, 4
18,19
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3, 6
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14,10:
VI, 12
21, 10 IV, 14
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11
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20, 39
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VI, 4
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IV, 10
1. Parahpomena
18
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VI, 11
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IV, 12
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2. Samue
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28, 13 1, 5. 6
17
VI, 11
29, 9 XI, 10
17
IV, 3
2, 6
IV, 16
10 IV, 8
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1. Samuel
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2. Parahpomena
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VI, 4
16, 5
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13,10 I, 5
1, 3
XVI, 2
19, 22 (21)
IX, 2
14,13(14) IV, 9
§ 3. Die Sprache der Quellenachrift.
59
2. Parali
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Hiob
Psalmorum
18,18
VI, 13
34,16
III, 6
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IV, 12
19, 4
XV, 2
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XI, 8
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IV, 15
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IV, 16
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IV, 15
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IV, 16
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IV, 12
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VI, 14
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VI, 14
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IV. 23
60
Das KindheitBOTcaigeliam.
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24,27
IV, 8
20
IV, 17
§ 3. Die Sprache der Quelleiuchrift.
61
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IV, 20
IV, 24
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51, 1
Barnch
4,21
XVI, 7
III, 4
X, 3
II, 3
m, 9
IV, 18
Aus vorstehender sprachTergleichender Analyse der zum
Eindheitsevangelium gehörigen Perikopen und aus dem ange-
f>en Register der alttestamentlichen Parallelen ergibt sich
' folgender Sachverhalt:
1. Der Text des KindheitseTangeliums ist nicht blos in seinen
poetischen Bestandtheilen, sondern ebenso sehr in seinen
prosaischen Partien auf Schritt und Tritt von Hebraismen
durchzogen und von alttestamentlichen Parallelen beeinflusst
2. Aber es ist nicht etwa eine mosaikartige Composition, welche
die Hand eines Gompilators und Plagiators verriethe, sondern
es ist die Sprache eines freien Geistes, welcher gänzlich im
Alten Testamente lebte und webte und dem gerade aus den
besten BQchem des Alten Testamentes die Reminiscenzen un-
gesucht von selbst von allen Seiten zuflössen.
3. Dieser schriftstellerische Charakter ist nicht blos in Lc. 1. 2,
sondern ganz ebenso in Mt 1. 2 wahrzunehmen (namentlich
auch in der starken Vorliebe fUr die Genesis) und nur der
eine — in der Sache selbst begründete — Unterschied ist
zu constatieren, dass, da der erste Evangelist die poetischen
Stücke der Quellenschrift ganzlich weggelassen hat, seine
Darstellung nur wenige Reminiscenzen aus den poetischen
und prophetischen Büchern des Alten Testamentes darbietet.
4. Die Sprache des Verfassers, in welcher keine einzige be-
weisende Spur eines aramäischen Grundteztes zu finden ist'),
1) Dass auch das einzige aramaisierende Wort des Kindheitsevange-
g2 Das Kindheitsevangeliam.
»
bewegt sich bezüglich der prosaischen Partien in der edelsten
. hebräischen Prosa and erhebt sich in den poetischen Stücken
bis zu den reinsten Höhen der alttestamentlichen Psalmen-
dichtung und Prophetie.
5. Wie der Verfasser der Quellenschrift im hebräischen Alten
Testamente lebte und webte, so war der Übersetzer in der
Septuaginta-Übersetzung zu Hause und von derselben stark
beeinflussi
Dieser letzte Punkt, nämlich die Übereinstimmung der in
Mt. 1. 2 und besonders in Lc. 1. 2 vorliegenden Sprache mit
dem Griechisch der LXX, konnte so gedeutet werden und ist
von Feine so gedeutet worden, dass die Quellenschrift des Kind-
heitsevangeliums ursprünglich in griechischer Sprache, und zwar
in Nachahmung des Septuaginta-Griechisch, verfasst und dass
lediglich dadurch die Fülle der Hebraismen und der Schein
einer ursprünglichen hebräischen Abfassung entstanden sei.
Aber bei sorgfältiger Yergleichung der vorverzeichneten ^
Parallelen aus dem A.T. wird der aufmerksame Leser finden, dass
der griechische Text des Eindheitsevangeliums, bei aller Ver-
wandtschaft mit dem Septuaginta-Griechisch im Allgemeinen,
gleichwohl im Einzelnen nicht nur von demselben unabhängig,
sondern ihm auch vielfach überlegen ist Vollends hinfallig wird
die von Feine aufgestellte Annahme eines griechischen Originals
durch die Herbeiziehung der neutestaroentlichen Paralleltexte,
namentlich aus dem johanneischen Prologe, sowie durch Ver-
gleichung der aussercanonischen Paralleltexte, besonders bei
Justin. Durch das daraus sich ergebende Vorhandensein zahl-
reicher Übersetzungsvarianten wird die Annahme einer vorcano-
nischen hebräischen Grundschrift zur Evidenz erhoben. Das
nachstehende Varianten- Verzeichniss, dessen Erläuterung in § 4,
zum Theil auch in §§ 6 ff. zu suchen ist, wird dies bezeugen.
Imms: atxega bereits dem Septuaginta-Griechisch angehörte und
mithin eine Warnung för diejenigen bildet, welche aus einzelnen Ara>
maismen anf einen aramäischen Gesammtcharakter des Urtextes schliessen
möchten, ist bereits oben zu Lc. 1, 5 hervorgehoben. Aramaismen waren
zu jener Zeit ebensowohl in das Hebräische wie in da^enige griechische
Idiom eingedrungen, in welchem man die hebräischen Quellen den
griechisch redenden Juden verständlich machte. ^
§ 3. Die Sprache der Quellenschrift.
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§ 4. Texte nnd Untersuchnngen. 69
Selbst wenn die Hälfte der vorstehend verzeichneten Va-
rianten als Willkürlichkeiten der Abschreiber, als Freiheiten
der citierenden Schriftsteller oder als Umgestaltangen der spä-
teren Redaktoren in Abrechnung zu bringen wären, so würde
die übrig bleibende Hälfte der Varianten als Übersetzungs-
varianten den Beweis dafür liefern, dass der hebraisierende Cha-
rakter der Quellenschrift nicht aus einer Nachahmung des
Septuaginta-Griechisch sich erklären lasse, sondern dass vielmehr
die Sprache der Quellenschrift selbst unzweifelhaft die hebräische
Sprache gewesen sei. Aber weiter ergibt sich die wichtige
Folgerung, dass, da die Zahl der Varianten gleichmässig auf
beide canonische Texte sich erstreckt, jene hebräische Quellen-
schrift in der That von beiden Evangelisten benützt worden sei.
Obwohl der erste Evangelist seine Quellen stärker überarbeitete
als der nach Lc. 1, 1 — 4 und Act. 1, 1 — 3 zwar eines besseren
Griechisch fähige, aber seine hebraisierenden Quellen weniger
antastende Lucas und obwohl daher Mi 1. 2 eine etwas weniger
hebraisierende Färbung trägt als Lc. 1. 2, so ergibt sich doch
aus einer sorgfältigen analytischen Vergleichung der
zum Kindheitsevangelium gehörigen canonischen Texte
mit den hebräischen Texten und dem Septuaginta-
Griechisch des A. T. einerseits sowie mit den ausser-
canonischen Parallelvarianten des Kindheitsevange-
liums andererseits das Vorhandengewesensein einer
gemeinsamen hebräischen Quellenschrift, welche bei-
den canonischen Relationen (Mt. 1. 2. Lc. 1. 2) zu Grunde
liegt.
§4.
Texte nnd Untersucliiingen.
Hier in § 4 folgen die zum Kindheitsevangelium gehörigen
aussercanonischen Paralleltexte mit den erforderlichen Unter-
suchungen, zu deren zweckmässiger Anordnung das Kindheits-
evangelium in 17 Perikopen eingetheilt ist. Jeder dieser Peri-
kopen ist eine quellenkritische Übersicht vorausgeschickt.
Dos EindheitMTaiigeliQiii.
§ 4. Texte und Untersuchungen. 71
I. Die Ankündigung der Geburt Johannis.
JiC 1, 5—25.
Zu dieser Perikope finden sich fast gar keine aussercano-
nischen Paralleltexte. Die Ursache solcher Erscheinung liegt
in dem umstände, dass die apokryphen Eyaügelien diese Peri-
kope völlig unberücksichtigt gelassen haben, sowie dass auch
Justin nur einige wenige Notizen giebt, durch welche seine
Bekanntschaft mit dem Inhalt dieses Abschnittes sich verräth.
Die Fülle aber von Hebraismen und alttestamentlichen Parallelen,
welche gerade den Text von Lc, 1, 5—25 in ganz besonderer
Weise durchdringt und begleitet, erweist an sich schon die Zu-
gehörigkeit der Perikope zu dem ursprünglichen Kindheitsevan-
.gelium. Dieselbe bildet die nothwendige und unentbehrliche
Einleitung zu der Oeburtsgeschichte Jesu, welche durch die
fantastischen Vorgeschichten der apokryphen Evangelien in
keiner Weise ersetzt wird. Überdem ersieht man aus Joh. 1, 6,
dass der vierte Evangelist sie kannte und nach ihrer Be-
deutung würdigte. Vgl. § 6, 5.
3.* Lc.1^6.
a. Ep. Eccl. Lugd. ap. Eus. V, 1, 9.
övve^icovcd-ai r^ rov xQsaßvziQOv Zccxaglov /laQtvgla'
jtejtogevTo yovv kv naoaiq xalq ivxoXalq xal öi-
xaccofiaoi rov xvqIov afiefiJtrog.
b. Lc. 1, 6. 7]0ap ÖS dlxaioi anq>6xBQoi ivavxlov rov d^eov,
jtogevo/ievoi kv Jtaoaig ralq ivroXalq xal dixacci-
fiaöip rov xvqIov afisfiJtroi.
Die wortgetreue Bezugnahme der gallischen Gemeinden auf
Lc. 1, 6 weist auf die Benützung des griechisch-canonischen Textes
hin und unterstützt die — Heft I, 39 erwähnte — Hypothese
Robinsons von einer Rückübersetzung dieser Stelle aus dem
Lateinischen keineswegs.
*) Diese Zahlen beziehen sich auf die Verse, in welche die 17 Peri-
kopen des EindheitBevangeliams zerlegt sind. Vgl. § 5.
72 I^&8 KindheitBeTangeliimL
10. Le. 1, IS.
a. Jnst. Dial. c. Thryph. c. 84. p. 310 D.
^EXiodßsT ri xov ßajtxiOxriv *I<oavvrjv rsxovCa.
b. Lc. 1, 1 3.
^ ywTj aov ^EXiaaßer yevp^aei vlov cot, xal xakiasig xb
opofia avxov ^Icoavvtjv,
Die Bekanntschaft Justins mit der gegenwärtigen Perikope
des Eindheitsevangeliums wird aus den oben ersichtlichen wie
aus den zu Lc. 1, 17 nachfolgenden Citaten evident Ob die
Variante xIxxbiv (= yevväv) auf schriftstellerischer Freiheit oder
auf einem aussercanonischen Texte beruht, lässt sich nicht ent-
scheiden.
14. Lei, 17*
a. Just. DiaL c. Tryph. c. 49. p. 268 C.
XTJg cjtQcixTjg g)av€Q(Dö6(og xtjqv^ XQOTJk&^e x6 av *HXla
Yevofisvov Jtvevfia xov &eov, iv ^loavvy.
b. Ibidem c. 50. p. 269 D.
^p XQOsX^Xvß-ep avxov xov xvqIov t]fiöip *Ij]aov O^Qiaxov
xovxov *Ia)appf]g 6 ßojtxiaxfjg xal jtQog>^xf]g yepofiBPog.
c. Lc. 1, 17.
xal (xvxog ngoeXavCexai ipcojtiop avxov kp jtpevfiaxi
xal övpaftei ^HXla.
Die von Justin gebrauchten Ausdrücke setzen hier im
Wesentlichen den Text von Lc. 1, 17 voraus.
IL Die Ankündigung der Geburt Jesu.
Lc. 1, 26—38. Just. Dial. c. Tryph. c. 100. Protev. Jac. c. 14. Ev.
Ps.-Matth. c. 10. 11. Ev. de Nativ. Mar. c. 10. Hist. Josephi
c. 5. 6. 17.
Der nachfolgende Abschnitt, welcher die vaterlose Empfangniss
des Davids-Sohnes in sich schliesst, bildet den Höhepunkt des
ganzen Kindheitsevangeliums, und wiederum die höchste Spitze
darin stellt sich in den Worten dar, welche die Empfangniss
selbst verkündigen, also namentlich Lc. 1, 31. 35. Nach Usener,
§ 4 Texte und üniersachongen. 73
Holtzmann, besonders aber Hillmann, ist die Idee einer über-
natürliclien Zeugung Jesu auf heidenchristlicliem, ursprünglich
hellenistischem, Boden erwachsen, und demgemäss sucht Hill-
mann namentlich Lc. 1, 35 als eine spätere heidenchristliche In-
terpolation darzuthun, welche in das von Haus aus judenchrist-
liche Kindheitsevangelium eingedrungen sein soll.
Diese Auffassung scheitert aber sowohl an inneren als
äusseren Gegengründen. Vom Gesichtspunkt der inneren Kritik
aus muss man die XJnentbehrlichkeit yon Lc. 1, 35 ftir den Gon-
text constatieren. Es würde für das ganze Gespräch, welches
Lc. 1, 28 — 38 wiedergegeben ist, welches sprachlich und sachlich
den Charakter der Einheitlichkeit trägt, eine unerträgliche Lücke
entstehen, wenn dasjenige, worauf die ganze Darstellung zu*
strebt, gestrichen werden sollte, und es ist nicht abzusehen, wie
nach Beseitigung der vaterlosen Empfangniss des yerheissenen
Messias ein einigermasseil befriedigender Context herzustellen
wäre.
Die äusseren Zeugen aber für die Ursprünglichkeit von Le.
1, 31. 35 sind zunächst der erste und der vierte Evangelist,
Zeugen von dem höchsten Gewicht und von entscheidender Be-
deutung. Dass der erste Evangelist die Empföngniss und die
Geburt des Messias von einer jtagd'ipog kannte, obwohl in dem
von ihm aufgenommenen geschichtlichen Text die Bezeichnung
naQd^ivoq fehlt, geht doch mit Bestimmtheit aus dem alttesta-
mentUchen Citate hervor, welches er seinerseits der Erzählung
eingeflochten hai Vgl. die Erläuterung zu Mt. 1, 22. 23.
Dass er aber femer auch das jtvtv/ia ayiov als den jfaktor
der Empfangniss in seiner Quelle gelesen hat, bezeugen die
Worte Mt. 1, 20: t6 yag kv avzfj yevprjd^hv kx Jtvevfiarog ioxtv
aylov. Diese Übereinstimmung mit Lc. 1, 35 ist ein Haupt-
grund mit für die anzunehmende Identität der Quelle, aus
welcher der erste und dritte Evangelist geschöpft haben. Aber
gesetzt auch den Fall, dass die vom ersten Evangelisten be-
nützte Quellenschrift mit der Urschrift des lucanischen Eind-
heitsevangeliums nicht identisch wäre, so steht doch fest, dass
das erste canonische Evangelium nicht auf heidenchristlichem,
sondern auf judenchristlichem Boden erwachsen ist und dass
daher in judenchristlichen Kreisen schon vor Lucas die nagd-B-
voyiveia kx jtpsvfiarog aylov nicht blos bekannt, sondern als ein
74 ^^ Kindheitsevangelium.
Stück des christlichen Olaubens anerkannt warJ) Die angeb-
liche heidenchristliche Interpolation von Lc. 1, 35 ist mithin eine
grosse literärkritische Yerirrung.
Dass Lc. 1, 35 bereits der hebräischen Urschrift des Eand-
heitsevangeliums angehört hat, wird femer aus dem johan-
neischen Prolog ersichtlich. YgL nachstehend die Erläuterungen
zu Lc. 1, 35. Nach* dem ursprünglichen Texte von Joh. 1, 13
ist auch Lc. 1, 34 als quellenmässig beglaubigt. Das Gewicht
dieser Thatsachen wird am Schlüsse der ganzen Untersuchung
voll und ganz hervortreten.
Nur Eines wird bezüglich der lucanischen Darstellung zu-
gestanden werden müssen, dass Lc. 1,31 (32) nicht dem ur-
sprünglichen Wortlaut entspricht, dass vielmehr an dieser
Stelle der dritte Evangelist eine Abwandelung des Urtextes sich
gestattet hat, wodurch die Frage der Maria v. 34 unverständlich
geworden ist. Auch hier ist der johanneische Prolog ein
sicherer Wegweiser. Es wird durch denselben offenbar, dass der
Drtext von Lc. 1, 31. 35 den Höhepunkt in dem vorcanonischen
Kindheitsevangelium bildete.
1) Dies wird auch durch die patristiBchen Nachrichten bestätigte
Während die strengeren Ebioniten haeretischer Richtung die vaterlose
Geburt Jesu leugneten (vgl. Iren. III, 21, 1: ol ^ßiwvaZoi i^ ^Iwatjfp avtov
yeysw^a^ai <pdaxovaiv — H. E. VI, 17: olIqsüi^ 6i iaxiv tj rwv 'Eßiwvtdav
oxfxo} xaXovfJLivfi xuiv xov Xqiüxov iS ^01(7179) xal Magiaq ysyovhai
<paax6vTwv)f folgte das kirchlich gerichtete Judenchristenthum dem ersten
Evangelium. Vgl. Eus. H. E. III, 27, 3: äXXoi ix mxQHvov xal ayiov
nvevfiaxoq firi ägvovfjisvoi ysyovivai xov xvqiov — ebenso Orig. c Cels.
V, 61). Die Ursprfinglichkeit und das höhere Alter der letzteren Richtung
wird nicht nur durch das judenchristliche Evangelium selbst, sondern auch
durch den von Epiphanius (Haer. XXX, 14) auf Grund älterer Quellen
berichteten Umstand bezeugt, dass das erste Evangelium bei den ältesten
Judenchristen in unverkürzter Gestalt — einschliesslich also von Mt. 1. 2
— gebraucht wurde, während der spätere Ebionitismus, wie auch das mit
Mt. 3, 1 beginnende Hebräerevangelium zeigt, die Capp. Mt. 1. 2 — offen-
bar wegen der darin enthaltenen Jungfrauengeburt — gestrichen hat. Vgl
Agrapha S. 330f.
§ 4. Texte und Untersuchungen. 75
1. 2. Lc. 1, 26. 27.
a. Symbolum ecclesiae Romanae Ghraece ap. Epiph. Haer. LXXII, 3.
p. 836 B.
TOP yevvTid-ivxa ix jtvBVftazog äylov xal MaQlag r^g
Ttagd-svov.
b. Aristid. ApoL c. 15. Graece p. 110 ed. Robinson.
ajt ovgavov xaraßag öia ri^v ctortjQlav r<5p ävd'Qcijtcov'
xal ix jtaQd-ivov äylag yspinjd'slg.
c. Arist. ApoL c. 15. Translated from the Syriac p. 36 ed. Ro-
binson.
Grod came down from heaven, and from a Hebrew virgin
took and clad Himself with fiesh — tbis Jesus, then, was
bom of the tribe of the Hebrews.
d. Arist. Apol. Armen. Fragm. p. 29 ed. Robinson.
de caelis descendit ex Hebraea Yirgine natus, ex Virgine
carnem assumpsit — Ipse est Verbum, qui ex progenie
Hebraica, secundum carnem, ex Maria Virgine Deipara
natus est.
e. Ign. ad Ephes. VII, 2. p. 12, 1.
ip öoQxl YSPOfispog d-sog, iv d-aparq) ^cotj aXrid^iprj, xal ix
Mag lag xal ix d-sov,
f. Ign. ad Ephes. XVIII, 2. p. 22, 12.
6 ycLQ d'Bog ^fi£p ^hjoovg 6 XQiCrog ixvog>OQ7Jd'fi vjtb
MaQlag xax olxopofilav d^sov ix OJi^gfiazog fihv Aaßlö,
jtPBVfiaxog 6b äylov og iysppi^d-r],
g. Ign. ad Trall. IX, 1. p. 50, 15.
Tov ix yipovg Aaßlö, rov ix Maglag, og dXfjd^cig iysp-
h. Ign. ad Smyrn. I, 1. p. 82, IL
TOP xvQiop '^fimp, dXr/d^cog opxa ix yepovg Aaßlö xaxa
öaQxa, vlop d^eov xaxa d'iZtjfia xal övpafiip ß-sov yeysPTj'
uipop aXrrd^Ag ix Jtaod-ipov.
i. Just. ApoL I, 46. p. 83 E.
öia jcagd-ipov apB'QOinog djtextn^d-f] xal ^Irjoovg ijtopo-
fiacd^rj.
7ß Das Kindheitseyangelium.
k. Jusi Dial. c. Tryph. a 63 p. 286 B.
ovrog dia zfjg jtaQd-ivov avd-QcoJcoq yBVt^jd'fjpcu xara
rfjv rov jtaxQoq aixov ßovXijöip vJtifisivev.
1. Ibid. c. 105. p. 332 C.
xal vörsQOV avd-gcojtog öia rrjg xaQ^ivov ysvo/iepog.
(og äjto rSv äjtofivTjfiovevfiarcov ifiad-Ofisv.
m. Ibid. c. 113. p. 340) D.
ort xal av9-Q(DJcog yevvrjd^nvai öia rrjg JtagO^ivov Ma-
glag fjjL&e.
n. Ibid. p. 120. p. 348 B.
xara ttjp olxopofilap xiw öia rijg jtaQO^dpov Mag tag 6
XgcöTog,
0. Ibid. c 127. p. 357C.
Ol' xal apQ^QWjtov ^epprid-^pat öia rijg jcaQ&ivov ße-
ßovXrjrai,
p. Ibid. c. 45. p. 264 A.
öia TTJg jtagO^ipov ravzTjg xrjg ojto rov yspovg rov
Aavlö yBPPTid^fjpai. — —
q. Just. ApoL I, 32. p. 74 D.
öia yag Jtagd^ivov rijg cbto rov öJtiQfiarog 'laxciß, rov
yspofiivov jtargog ^lovöa, rov öeötjXrjfiepov *Iovöalmv xa-
jQog, öia övpafisoog d^eov djtsxvi^d'7].
r. Just. Dial. c. Tryph. c. 23. p. 241 B.
rop xara r^p ßovjLr/p rov d-eov öl^a afiagrlag öia rijg
djto yipovg rov *Aßgaa(i jragd-ipov yepprjd-dpra viop d-sot)
'irjCovp XgiOrop.
s. Ibid. c. 43. p. 261 C.
rop öia rijg djto rov yipovg rov *Aßgaa[i xal q>vXijg ^lovöa,
xdi JavXö Jtagd'ipov yspprjMpra vlop rov d^eov Xgiorop.
t. Ibid. c. 200. p. 326 D.
öia rrjg düto yipovg avrSp Jtagd^ivov öagxojtoitjd'slg.
u. Ibid. c. 100. p. 327A.
vlop ovp dpd-gcojcov lavrop iZeysp, ijroi ano rr^g ysppt)-
a6a)g rrig öia Jtagd'svov, nrtg i]P, tog lg>rip, asto rov
AavXö xal ^laxihß xal ^löaax xal ^Aßgaafi yipovg, ^ öia
ro elpai avrop rop ^Aßgaäfi Jtariga xal rovrwp xaxfjgtO^-
(irjfiipwp, ig <^p xarayei r} Magla ro yipog.
§ 4. Texte und Untersuchungen. 77
V. Ephraem Syr. Ev. concord. expos. ed. Mösinger p. 26.
Eadem scriptara dixit, utrumque Josephum et Mariam
esse ex domo David.
w. Aphraates Hom. XXIII. p. 388 ed. Bert.
Und Jesus wurde von der Jungfrau Maria geboren von
dem Samen des Hauses David, von dem heiligen Geist,
wie geschrieben steht: Joseph und Maria, seine Ver-
lobte, waren beide von dem Hause Davids.
X. Ev. de nativ. Mariae c. 9. p. 119 ed. Tischendorf.
missus est ad eam angelus Gabriel a deo.
y. Just. Apol. I, 33. p. 75 A.
xal 6 djtoöraXslg öh JtQog avzfjv rrjv Jtagd-ivov xaz
kxelvo xov xaiQov ayyeXog d^eov.
z. Lc. 1, 26. 27.
djtsCraXTj 6 ayysXog FaßQtijX ajto xov 9-eov slg jtoXtv
xrig rakiXalag, ^ ovofia Na^aQid^, JtQ 6g Jiagd-ivov ifipt]-
arevfiipijv avögl cp ovofia ^Icoorjg), ig olxov Javld,
xaL xo opofia xrjg Jtagd-ivov Magcd/i.
Darauf, dass schon der erste Evangelist durch die Fassung
seines Citates Mt. 1, 23: löov fj jtagd'ipog hp yaOxQl ?ge« xxX.
den Text von Lc. 1, 27: :;cQog JtaQd-spop — der einzigen Stelle,
wo in der Erzählung des Kindheitsevangeliums der Ausdruck
jtaQ&ipog vorkommt — als quellenmässig beglaubigt, ist soeben
hingewiesen worden. Ein weiterer gewichtiger Zeuge ist das
Symbolum Romanum. Noch älter dürfte das altorientalische
Symbolum sein, wie es aus Aristides, Ignatius und Justinus
erkennbar wird und wie es bei der Wichtigkeit der Sache in
einem besonderen Excurs am Schlüsse dieses Heftes behandelt
ist. Dortselbst sind auch noch alle diejenigen Stellen aus
Justin aufgenommen, welche lediglich als Bruchtheile des alt-
orientalischen Symbols — ohne weitere Zusätze — sich erweisen.
Ans den Ergebnissen der in jenem Excurse geführten Unter-
suchung geht hervor, dass der aus Lc. 1, 35 == Mt. 1, 20 stam-
mende Bestandtheil des Symbolum Romanum: hc jtpev/iaxog
dylov — in dem orientalischen Bekenntniss fehlt. Weder bei
Aristides noch bei Ignatius noch bei Justinus findet sich
im Symbol an dieser Stelle der Zusatz: ix jtpev/iaxog dylov,
obwohl Justin den Text von Lc. 1, 35 kennt.
7g Bas Eindheitseyangeliam.
Bei allen drei Schriftstellern beschrankt sich die Aussage
bezüglich der Geburt Jesu auf die Worte: yevpfjü-ivra {=
Yeyspvrj/iivop, yspvcifievov) ix {öia) rijg JtaQd-ipov. Es geht
mithin dieser Bestandtheil des altorientalischen Bekenntnisses
nicht auf Mt. 1, 20 oder Lc. 1, 35, sondern lediglich auf Lc. 1, 27
zurück. Der Zusatz: i§ oixov Aaßiö findet sich — mit Aus-
nahme des Ephraem und Aphraates — in keiner der Tor-
stehend mitgetheilten Parallelstellen; i¥ir lesen dafür kx yipovg
Aaßlö (Ignatius) = äjto rov yspovg rot? Aaßlö (Justin) = ix
öJtiQfiarog Aaßlö (Ignatius). Letzterer Ausdruck findet sich
auch bei Paulus: yepofiipov ix oxigfiarog Javid xaxa oaQxa
— Rom. 1, 3. Die bestimmte Angabe, dass beide, Joseph und
Maria, Tom Hause David waren, gehört der syrischen Kirche
und dem Diatessaron (vgl Zahn, Forschungen I, 118. 119), viel-
leicht also auch der Urschrift des Kindheitsevangeliums an.
Jedenfalls war die davidische Abstammung insbesondere auch
der Maria gut beglaubigte historische Tradition. Vgl. Abschnitt
XVII. Bey schlag weist besonders daraufhin, dass der Mangel
davidischer Abkunft von seinen Feinden Jesu niemals vorgeworfen
worden ist, — so notorisch und unbestreitbar muss sie gewesen
sein. Vgl. Beyschlag, Leben Jesu I, 157.
3- Le.1,28,
a. Just. Apol. I, 33. p. 75 B.
äyyeXog d-eov evrjyyeXlöato avrtjp elxoip,
b. Epiph. Haer. LXXVII, 7. p. 1001 C.
xal 6 raßQirjX öh dotpaXSg evfiyyeU^ero avt^ Xiywp,
c. Epiph. Haer. LI, 29. p. 451 A.
xa\ (og evrjyyeXloaro 6 raßQirjX ttjp nagd^ipop.
d. Iren. V, 25. 5.
et hie [sa angelus Gabriel] idem Mariae evangelizavit.
e. Epiph. Haer. X. ^Epdrjfila Xqiötov c. 1. p. 47 C.
Zayo) 6h uera ro evayysXiad^ijpat Maniau ip Na^aohz öia
rov raßQi7]L
f. Epiph. Anaceph. p. 135 A.
fderä xo svayysXiad^TJvat Magta/i ip NaCflQix.
■* - X
§ 4. Texte und üntenachungen. 79
g. JuBt. Dial. c. Tryph. c. 100. p. 327 C
jtloriv öh xäi x^Q^^ Xaßovaa Magla rj ytagd-spog, BvayyS'
Xt^oiiivov avry raßQiijX ayyikov.
h. Lc. 1, 28.
xal slaeXd-cov JiQog avrfjp 6 ayyeXoq eljtev' X^^Q^f ^*"
XaQiT(Ofidv7j, 6 xvQiog fisra aov,
i. Protey. Jaa c. 11. p. 21 ed. Tischendorf.
xal löov qxDvi} Xiyovca' x^^Q^> xexciQt''^G)fidpfj, 6 xv-
Qiog fiera oov, tvloyrniivrj ov iv ywai^iv,
k. Ey. de Nativ. Mar. c. 9. p. 119 ed. Tischendorf.
ipsam vero gratantissime salutans dixit: Ave Maria, virgo
domini gratissima, virgo gratia plena, dominus tecum,
benedicta tu prae omnibus mulieribus, benedicta prae Omni-
bus hactenus natis hominibus.
Der Zusatz BvtiyysJilöaro avrfjp xal vor bIjibv, welchen
Justin, Irenaeus und Epiphanius kannten, findet sich auch
in drei griechischen Codices {A 229. 262*), in der Peschittha
und in dem altlateinischen Codex Yeronensis, in den Codd,
Vercell., Palat. Vindobon. undCorbejensis^, aber mit der Variante:
benedixit und dürfte auch in dem salutans des Ev. de Nat. Mar.
verborgen sein. Über Justins Worte: jtlöxiv 6h xal x^Q^^
Xaßovoa, welche im Protev. Jac. c. 12 zu Lc. 1, 39 wiederkehren,
vgl. die Erläuterung zu Lc. 1. 39. 40. Der vom Ev. de Nativ.
Mar. im Sinne der späteren Mariolatrie weiter ausgeführte und
sichtlich aus Lc. 1, 42 herübergenommene Zusatz im Protevan-
gelium Jac: evXoyri fiept/ ov ip ywac^lp — ist, wenngleich an
dieser Stelle unecht, doch sehr alt und in den canonischen
Texten nicht blos durch zahlreiche griechische Majuskeln, son-
dern auch durch die meisten altlateinischen, durch die S3rrische,
gothische, aethiopische Übersetzung, sowie durch Eusebius
und sogar schon von Tertullian vertreten, welcher auch in
der Variante: benedicit illam mit den oben bezeichneten Itala-
Codices zusammentrifft. — Die Anrede x^^Q^ *=* ^'j D"!^®» ^ozu
im Sprachgebrauch des ersten Evangeliums Mt. 28, 9: x^/pere =
l^:? CibflJ zu vergleichen ist, hat schon im Septuaginta-Griechisch
sein Analogen. Vgl. Jes. 48, 22: Dibü T^K = LXX: ovx loxi
XcuQeip = Jes. 57, 21.
gO ^^ EindheitBevangelium.
5. Lc. 1,30.
a. Protey. Jacobi c. 11. p. 92 ed. Fabricius.
xal löov ayysXog xvqIov ixiori] Xiy<ov avr^' fi^ tpo-
ßov, Maglttj evQsq yag %aQiv ivdjttov xvqiov.
b. Lc. 1, 30.
xal ebcev 6 ayyskoq avry' fitj g)oßov, MaQiafi* evQiq
ycLQ X^Q^^ JCüQa zw d-sä.
c Protev. Jacobi XI, 2. p. 22. ed. Tischendorf.
xal Idoi) ayysXoQ xvqIov loxfj kvwMov avxi^q Xiymv
fiTj g)oßov, MaQiafi' BVQsg yag Xclqlv ivcijtiov rov
JtaPTCOV ÖBÖXOTOV.
Die Varianten kvcijtiov xvqIov (Protev. Jacobi nach Fabri-
cius) = coram domino (Orig. III, 939) = ivcixiov rov xavxov
ösojtOTOv (Protev. Jacobi nach Tischendorf) = jrapa tc5 d-ew (Lucas)
= apud Deum (Ps.-Mt. XI, 2) f&hren auf das hebräische piKil *^«1P^
zurück. Interessant ist im Protev. Jacobi dabei der Zusatz
ndvrov zu ösöxoTov, weil er mit dem d-Bog xAv oZmv oder
ÖBOJioxijg xcöv oXa>v in aussercanonischen Taufformeln zusammen-
trifft Vgl die Erläuterungen zu Mt. 2S, 19 in Heft II, 419 ff.
6. Lc. 1,S1\
a. Protev. Jac, XI, 2. p. 22 ed. Tischendorf.
[xal löov ayyBkog xvqIov ioxrj kvcojttov avxf}g XiyoV fifj
fpoßov, MaQcafi' BVQsg yag X'^Q^^ ivdjciov xov Jtavxwvöi-
OJtoxov] xal övXXTjy)^ ix Xoyov avxov,
b. Ev. Inf. Salvat. Arab. c. 1. p. 181 ed. Tischendorf.
Jesum locutum esse et quidem cum in cuneis jaceret^ di-
xisseque matri suae Mariae: Ego sum Jesus, filios dei, o
Xoyog^ quem peperisti, quemadmodum adnuntiavit tibi ange-
lus GabrieL
c. Epiph. Anaceph. p. 135 A.
liBxa xo h.vayyBXici^r\vai MaQia^i Iv NaC,aQBX xai awsi-
X7]g>9'ai xov Xoyov.
d. Lc. 1, 31.
xal löov avXX^y)i] kv yaaxgl xal xi§^] vlov, xalxa-
XiOBtg xo ovofia avxov ^It^aovv.
§ 4. Texte und Untersuchungen. 3X
e. Just. ApoL I, 33. p. 75 B.
[eljcciv] löov övXXi^tpjj ip yaoxgl ix Jtvsvfiazog äylov
xal ti^ti ^iov, xal vlog iViplörov xXrjB'i^osTai, xal xaXi-
osig ro ovofia avrov ^Itjcovp' avrbg ygg öoiaec rov
Xaov airov gjto rmv a/iagricov avrcöv, dg ol ojtofivrjfiO'
vevOaPTeg jcavra r« ^sgl rov ötDtrJQog rjfiSp ^h](Sov Xql-
arov iöiöa^av, olg ijtcOTevaafiev.
Den Quellentext gerade an diesem wichtigen Punkte wieder
herzustellen, ist nicht* ohne Schwierigkeit Es haben jedenfalls
redaktionelle Textänderungen und Textumstellungen stattgefunden.
Ausser Zweifel scheint mir gestellt, dass in der Urschrift die
Namengebung: xcd xaXiasig ro opofia ^lf]Covp — durch den
begründenden Zusatz: avrog yaQ öcooei, top Xaop avrov äjto
rcöp äftagzicop ovtcop ergänzt gewesen ist. Dafür spricht das
Zusammentreffen Justins mit dem Protevangelium Jacobi.
Es ist also anzuehmen, dass dieser Zusatz, den innerhalb des
Canons nur der erste Evangelist (Mt. 1, 21^) erhalten hat, von
dem kürzenden ^) Lucas an dieser Stelle weggelassen* worden ist.
Während aber Justin die Namengebung (wie der caaonische
Text in Lc. 1, 31 und wie das alttestamentliche Vorbild Jes. 7, 14)
mit der Ankündigung der Empfangniss unmittelbar verknüpft,
bildet im Protevangelium die Namengebung den Schluss der
gesammten Ankündigung. Diese Anordnung, wonach die Namen-
gebung zwischen Lc. 1, 35 und Lc. 1, 36 zu stehen kommt, dürfte
die ursprüngliche sein, weil sie dem pragmatischen Fortschritt
und der allmählichen Enthüllung des Geheinmisses viel besser
entspricht, als die sichtlich von Jes. 7, 14 beeinflusste canonische
Fassung. Denn darin wird man der Kritik Holtzmanhs, die
Hillmann adoptiert hat, zustimmen müssen, dass nach der ca-
nonischen Fassung der ersten Engelverkündigung von Lc. 1, 31
— 33 die Antwort der Maria in v. 34: jtcog eorai rovrö, }jtel
apÖQa ov yipcooxo); um so befremdlicher wirken muss, als Maria
„die Verheissung des Engels nur auf die erste Frucht ihrer be-
vorstehenden Ehe beziehen konnte." (Holtzmann. Hand-Com-
mentar. Die Synoptiker S. 32.) Anders gestaltet sich der Sachver-
halt, wenn die erste Ankündigung lautete: ovjLX?]ipy ix Xoyov avrov.
Vgl. Heft III, 836 tf. und oben S. 22 ff.
Texte u. Unteranchungen X, 5. * 6
g2 Dm Eindheitseyangeliiidi.
Wir besitzen die erste Ankündigung in einem drei&chen
Wortlaut:
Justin: l6ov CvXXr/fpy i^ yaaxQi 6x xvBvfUxroq ajlov
xai T^gjy vlop —
Lc. 1, 31^: xal Uov avkXfjy)y iv facxQi xcel r^gy viov —
Protev.: xdi a\)XXri^ feg jloyot? amw [roC xvqIov]
Irrelevant ist die Beif&gung oder Weglassung von iv YaCzQl,
da cvXXafißaveip sowohl absolut als auch in Verbindung mit h
yaörgl 0 das hebräische rnSl wiedergiebt. Dagegen der Zusatz:
ix xvevfiarog äylov, den übrigens Justin mit dem Cod. Mar-
cianus Yenetus des ProtevangeÜums Jacobi theilt, ist an dieser
Stelle unecht £r ist eine Änticipation aus Lc. 1, 35* und würde
die Frage der Maria: jtwg iarai rovro; erst recht überflüssig
machien. Der ursprüngliche Wortlaut ist vielmehr in den Worten:
cvXXrjy)^ ix Xoyov avrov [zov xvqIov] wiederzuerkennen.
Dafür sprechen folgende Zeugen :
a, die besten Codices des Protevangeliums Jacobi,
b, das Evangelium Infantiae Salvatoris Arabicum,
c, eine Reihe von Aussagen bei Justin,
d, eine das Kindheitsevangelium betrefFende Äusserung von
Celsus,
e, eine damit übereinstimmende Äusserung bei Lucian,
f, eine entsprechende Notiz bei Epiphanius,
g, das Fragment eines altkirchlichen Symbols,
h, als der älteste und gewichtigste Zeuge der Johann eische
Prolog.
Bei dem Protevangelium Jacobi kann man deutlich
sehen, was auch sonst oft wahrzunehmen ist, nämlich eine in
den späteren Textgestalten vorgenommene Verwischung des Ur-
sprünglichen und eine Conformation zu Gunsten der canonischen
Texte. Nach Fabricius lautet die Ankündigung im Protevan-
gelium ganz wie bei Lucas: övXXrjtpfj iv yaorgL Gerade das
Ursprüngliche und Charakteristische ist durch Weglassung des
ix Xoyov avrov getilgt. Denn dass diese Lesart im Prot-
evangelium die ursprüngliche gewesen ist, hat inzwischen
1) Justin (Dial. c. Tiyph. c. 63. p. 28G D) legt jedoch Nachdrack
darauf, wenn er schreibt: diä yaarQoq dvS-Qwneiaq o &eo^ xal naiff^
TiSv oXmv y€waa9ai avrov ^/askkf.
§ 4. Texte und Untersuchungen. g3
Tischendorf festgestellt: die neun besten Codices, nättili<^
Codd. ABCDEHIKR, vertreten den TextbestandÜieil; ix koyov
ctitav. Damit ist die tot Tischendorf von Hofmann (Das
Leben Jesn nach den Apokryphen 1S51. S. 75. Anm.) ausge-
sprochen gewesene Ansicht: ^diese Worte sind offenbar erst
später in d«n Text aus dogmatischen Gründen eingeschoben, da
sie in den niesten Handschriften fehlen" — der Hauptsache
nach von vom herein hinfallig. und überdem was f&r dog-
matische Gründe könnten für diese angebliche Interpolation wirk-
sam gewesen sein in einer Schrift, die wie das Protevangelium
Jacobi wohl der Mariolatrie die Wege ebnet, aber von der jo-
hanneischen Logoslehre vollkommen nnbeeinflusst istl Wir
werden vielmehr in den Worten: hc Xoyov avtov, welche von
der oanonisch-lucanischen Fassung so weit abweichen, aber der
alttestamentlichen Vorstellung von der schöpferischen Kraft des
göttlichen Wortes durchaus entsprechen, einen urtextlichen Rest
des vorcanonisohen Eindheitsevangeliums zu erkennen haben.
Im Ev. Inf. Arab. lauten die dem Kinde Jesus in den Mund
gelegten Worte: Ego sum Jesus, filius dei, 6 Xoyoq, quem pe-
peristi, quemadmodum adnuntiavit tibi angelus Gktbriel — un-
verkennbar wie ein Citat, wie eine Bezugnahme auf eine andere
Evangelienschrift, welche in der EngelverkQndigung ausdrück-
lich den Namen des Xoyoq erwähnt haben muss. Möglicher
Weise ist die Quelle dieses Gtates das Protevangelium Jacobi,
mit welchem ja das Ev. Infiintiae vielfach zusammenhängt. In-
dess da das letztere, wie sich namentlich in dem Abschnitt XVI
(La 2, 41—52) zeigen wird, auch echte Bestandtheile der vor-
canonisohen Quellenschrift, wenn auch nicht mehr in ihrer ur-
sprünglichen Reinheit, unabhängig vom Protevangelium, erhalten
hat, so ist die Möglichkeit eines anderweiten vom Protevange-
lium unabhängigen Einflusses auch hier nicht ausgeschlossen.
Der Redaktor des arabischen Kindheitsevangeliums, mag er
hier ledigUch vom Protevangelium Jacobi oder direkt von der
vorcanonischen QueUenschrift des Kindheitsevangeliums abhängig
sein, hat bereits die Gonsequenz gezogen und auf Grund der
Empfängniss ix tov Xoyov Jesum selbst als den Xoyoq bezeich-
net. Freilich wir.d er hierin auch vom johanneischen Evange-
lium abhängig sein.
Die Auffassung aber, dass das Jtpsvfia und die ävvafdig,
6*
34 ^^ KindheitseYangelinm.
aus welcher Jesus nach Lc. 1, 35 empfangen ist, mit dem Xoyog
identisch sei, eine Auffassung, welche Justin vertritt^ berührt
sich mit der Darstellung des arabischen Eindheitsevangeliums
auf das Engste. Weiter unten zu Lc. 1, 85 sind diejenigen
Stellen mitgetheilt, in welchen Justin unter unleugbarer Bezug-
nahme auf die Geburtsgeschichte Jesum als övvafiig xcii koyog,-
einmal sogar (Apol. I, 33. p. 75 C) als jtvevfia == öwa/iig = Xo-
yoq bezeichnet Obwohl hierbei Justin zugleich von dem jo-
hanneischen Prologe beeinflusst ist, so lässt sich die charakte-
ristische Parallelisierung von XoyoQ = övpafug (= jtvevfia) um
so weniger ausschliesslich aus dem johanneischen Prologe ab-
leiten, als in demselben Jtpevfia und övvafuq überhaupt nicht
erwähnt werden, wie denn auch in dem ganzen johanneischen
Evangelium die dvvafiig gar nicht, und das ytvevfia nirgends mit
Beziehung auf die Geburt Jesu vorkommt. Es wird daher
wahrscheinlich, dass Justin den canonischen Text: övXXi^fpy ix
Xoyov avxov^ gekannt, vielleicht auch citiert hat, in welchem
letzteren Falle in den Handschriften der Justinschen Werke —
ähnUch wie im Protevangelium — eine Conformation nach den
canonischen Texten zu statuieren sein würde. Dass solche Text-
überarbeitimgen in den Justin-Handschriften bezüglich der bib-
lischen Citate stattgefunden haben, ist von Bousset (Die Evan-
gelien-Citate Justins des Märtyrers) gezeigt worden. Man vgl
zu Justins Anschauung namentlich auch Ap. 1, 66. p. 9S A: 6ta
Xoyov ^6ov caQxojtotrid'Blq ^IrjOovg XQiOTog.
Ganz in Übereinstimmung mit Justin kannten auch zwei
ausserchristliche Schriftsteller die Parallelisierung von övpafuc
und Xoyog in Beziehung auf Jesu Geburt. Es sind Celsus und
Lucian, aus denen die fraglichen Stellen unten zu Lc. 1, 35
mitgetheilt sind. Dieselbe Verbindung von övpafiig und Xoyog
bezüglich der Geburt Jesu repraesentiert ein alter Zusatz zum
Symbolum Apostolicum:
yBVvtid-ipxa öia dvpafiewg rov Xoyov —
vgl Bamabae Epistula ed. v. Gebhardt-Harnack (1878) p. 136.
Das oben angeführte Epiphanins-Citat erwähnt zwar die dvpafiic
nicht, sagt aber dafür ausdrücklich, dass Maria den Xoyog em-
pfangen habe, berührt sich also in den Wprten: övpeiXf^^O'ai
TOP Xoyop mit dem Texte des Protevangeliums: ovXXfjy^ Ix
?.6yov avTOv — direkt.
§ 4. Texte und Untersuchungen. g5
Der älteste Zeuge für die Abstammung dieses Textes aus
der Quellenschrift des yorcanonischen Kindheitsevangeliums ist
der Verfasser des johanneischen Evangeliums, der, in
Job. 1, 14 den Höhenpunkt seines Prologs erreichend, — ge-
rade die wichtigsten Worte desselben:
xal koyog oag^ lyivsxo
derjenigen Partie des Kindheitsevangeliums entnommen hat,
welche in demselben den Höhenpunkt bildet, und somit den
seinen Prolog beherrschenden Grundbegriff dem Kindheitsevan-
gelium verdankt. Man vgl. das Nähere über die Genesis des
johanneischen Prologes unten § 6, 5.
Auch die altkirchliche Vorstellung, wonach Maria Jesum
durch das Ohr empfangen habe, setzt den Text: avXXrjtp^ ix
Zoyov avrov — ^ voraus. Hof mann (Leben Jesu nach den Apo-
kryphen S. 77) hat ein Verzeichniss der wichtigsten Belege für
jene in der alten Kirche weitverbreitete Vorstellung einer Em-
pfängniss per äurem mitgetheilt. Wenii Augustin (Serm.
121, 3 in append. ed. Bened.) sagt: Virgo per au rem impraeg-
nabatur — , so führt er an einer anderen Stelle (lib. de fide ad
Petrum 61. Tom. VI. append. ed. Bened.) den Zusammenhang
mit dem Xoyoq = Verbum weiter aus: firmissime tene, non
carnem Christi sine divinitate conceptam in utero Virginis, prius-
quam su^ciperetur a Verbo; sfed ipsum Verbum Deum suae
camis acceptione conceptum; ipsamque carnem Verbi incarnatione
conceptam. Ahnlich Bernard. Serm. 2 de pentecoste ed. Colon,
p. 210: missus est Gabriel a Deo, ut Verbum patris per au-
rem Virginis in ventrem eructaret. Weitere Beispiele bei Leo
Allatius de libr. eccl. Graecor. p. 300 sq. Suicer. Thes. eccl.
Tom. U col. 305. Auch ein Gitat bms dem Liber Toldos Je-
schu (p. 7) gehört hierher: nbim '^ttK '^srnb'» »bn i e.: Annon
mater virgo me peperit? Die Antwort lautet: tVXpnp T^ll
ni "^DD^Sd i. c.:^ Atque in eam per summum verticem ingres'-
sus sund.
Alle die Instanzen: die altkirchliche' conceptia per aurein,
sodann jene altkirchlich symbolischen Aussagen, die Zeugnisse
bei Epiphanius und viel früher bei dem über die Kindheits-
gescluchte so gut unterrichteten Justin, ebenso das £cho>davon
bei den. heidnischen Schriftstellern Gelsus und Lucian, vor
allen Dingen aber die apostolische Autorität des johanneischen
gß Das KindheitseyangelianL
Prologes, der (JoL 1, 14) in der 0afxoxol7icig rov Xoyov gipfelt,
lassen die Fassung des Ptoieyangeliums Jacobi: 0vXX^^^^ ix lo^
yov avrov — als den Urtext wiedererkennen.
Dass diese Form der Verkündigung ftlr Maria dcmkel sräi
musste und dass als Autwort darauf keine andere ^olg«Q
konnte, als die Frage: jrco^ ioza^ rovro,. — vrird man wohl
von allen S^ten anerkennen.
7. Lei, 32.
a. Apologia Aristidis ut apud Historiam Barlaam et Josaphat
conservatur. c. XV. p. 110 ed. Robinson and Harris.
ol dh xQ^otiapol yev^aXayovprai ajro rov xvqIov ^IrjCov Xqi-
ctov' ovTog de ovlo^ tov&bov tov viplerov opoXoysltai
kv jcvsvfiaTi aylcp ax ovgavov xaraßaq öia r^v Ocoz^av
r&v av9'Q(DX<ov.
b. Apologia Aristidis. The Armenian fragment p. 29 ed. Bo-
binson and Harris.
Christianorum tandem genus a Domino Jesu CShristo oritur.
Ipse Dei altissimi est Filius, et una cum Spiritu Sancto
revelatus est nobis: de caelis descendit,
c. The Apology of Aristides , translated from the Syriac p. 36
ed. Robinson and Harris.
The Christians, then, reckon the begiuning of their reUgioo
from Jesus Christ, who is named the Son of Qod most
High; and it is said that God came down frpm heaven.
d. Lc. 1, 32.
ovxoq löx<XL liiyag xal vlog. vtplcrov xXf/d'i^csTai,
In dem Excuxs fiber das Symb(dum Apostdicum wird es
nachgewiesen werden, dass Aristides Jesum (nach allen drei
Texten) als vlog tov d'^m rov vplcrov (^b* dei altissüni filius »««*
the S<Hi of God most High) bezeichnet haL DwaeBozeichaung findet
sich wortlich nur Lc» 8, 28 = Mc. 5, 7: vlh rov d-aov rov vtpierm)f
während Lc. 1, 32 rov ß^ov fehlt ßleic^wohl weist der ganze
Zusammenhang woA namentKch das nachfolgende hc jfaQ^ivov
yevrf/^elg deutlich auf die Gebuitsgesehichte hin. Ja in dem
„ia named' der syrischen Version konz^ man das xX^&^f9ttM
aus Lc 1, 32 wiedererkeanen. Doch vgL auch die Texte und
Eriänteningen zu Lc. 1, 35.
§ 4. . Texte und Untenuchimgen. g7
8. Le«l,33.
a. £y. de Nativ. Mariae c. IX, 3. p. 120 ed. Tischendorf.
dominabitur a mari usque ad mare et a flamine usque
ad terminos orbis terrae.
b. Lc* 1, 33.
xal ßaciXevoei ijtl top oItcov ^Icoahß alg Tovg alßvaq,
xal xriq ßaCiXalaq avxov ovx Icxat xiloq.
Zu Lc. 1, 33^ ist bereits oben unter den alttestamentlichen
Parallelen auf Mich. 4, 7 hingewiesen worden» ebenso zu Lc.
1, 33^ auf Dan. 7, 14^: ^ i§ovcla avtov i§ovola alcipiog, ^xig
ov :^aQsXev06Tai, xal ^ ßaotXala mvov av öiagid^aQTJcsrcu. Das
£y. de Natiy. Mariae hat den canonisch-neutestam^ntlichea
Wortlaut nach Ps. 1% 8: xal xataxvQUVOH cbtQ &aXa(i07]g itog
d-aXaOöfjg xal ojko xoragiov i<Dg xegarcap z^g olxov/iipfjg —
umgestaltet
9. Le. I9 U.
a. Epiph. Ancor. c 66. p. 69 D.
ovtoD df] xal fj naqd'ipog Magla' xara rl ypciöofiai rovzo,
b. £y. de Nativ. Mar. IX^ 4. p. 120 ed. Tisohendorf.
respondit: Quomodo istud fieri potest? Nam cum
ipsa yirum juxta votum memn nunquam cognosco, etc.
c. Xv. Ps.-Matthaei XII, 4 p« 75 ed. Tischendorf.
dixit: Vivit dominus Adonay exereitaumi in cujus conspectu
sto, quoniam yirum nunquam cognoyi.
d. Lc. 1, 34.
djtsp öi Magiafi xQog top ayyeXop' nAg Icxai toüto,
kjtel apÖQa ov yipcioxo);
e. Epiph. Haer. XX. p. 47 D.
iyxvfioprjd'ipTa ovx cbfo OjtiQ/iaroe äpÖQog, qXXä öiit
xpevfiaTOg äylov.
Die abweichende Lesart des Epiphanius beruht sichth'ch
auf einem Gedächtnissfehler und auf einer Eintragung fffxa Lc.
1,18. Bezüglich des Yipciax£ip ist wohl al%emein der darin
gg Das Kindheitsevangelium.
verborgene Hebraismus {TT^ im geschlechtlichen Sinne) aner-
kannt. Noch nirgends aber habe ich erwähnt gesehen, dass
dann yivciöxco im Praesens eine unzutreffende Übersetzung von
'^PSn'l darstellt, dass letzteres vielmehr lyvoDV hätte übersetzt
werden müssen. Diese Form liegt denn auch im £v. Ps.-Matthaei:
virum nunquam cognovi — zu Grunde. Das beigefügte nun-
quam findet sich auch im Ev. de Nativ. Mariae; wenn es dort
mit dem Praesens cognosco verbunden ist^ so weist solche In-
congruenz auch in diesem Falle auf die Lesart cognovi = eyrov
als die ursprüngliche zurück und erscheint somit daäs nunquam
als quellenmässig. Die hebräischen Übersetzungen des N. T.
werden darnach ins Künftige zu emendieren sein. Sie übersetzen
sämmtlich (das Londoner N.T., Delitzsch, Dalman, Salkinson):
W'^Vi tMin^ *^?r^» durch welche nur praesentische Fassung der
sexuale Sinn des Satzes verwischt wird. Es muss lauten: ©■*«
•'MT'^ ^\ vielleicht durch ein Dbi:?t3 verstärkt'
Die sexuelle Bedeutung des yivciöxetp wird nun auch durch
den Johanneischen Prolog beglaubigt, nämlich durch Joh.
1, 13 nach der vorcanonischen Lesart: og ovx Ig alfiarcov ovöh
ix d'eXrjiiaxoq oagxog ovöh kx d-skrj/iarog ävägog — iyevvi^d't).
Man wird sich davon überzeugen müssen — ich verweise auf
die in Heft IV, 57 — 59. 221 f. gegebenen Texte und Erläuterungen
zu Joh. 1, 13 — , dass diese von Justin, Irenaeus, Tertullian,
Ambrosius, Pseudo-Athanasius, Cod. Veronensis, wahr-
scheinlich auch Cod. Cantabrigiensis nach seiner ursprünglichen
Lesung, den Actis Archelai, Hippolyt (bei Simon Magus)
vertretene vorcanonische Textgestalt die ursprüngliche gewesen
und als die allein richtige zu betrachten ist. Dafür, sprechen
folgende Gründe:
a, der durchaus christologische Charakter des johanneischen
Prologs;
b, der Zusammenhang, sofern ausschliesslich bei dieser Lesart
die in v. 14 nachfolgende christologische Aussage: x<d 6 Xo-
yog öapg iyiveto gehörig vorbereitet wird;
c, die Analogie von Joh. 1, 14, sofern fast alle Aussagen dieses
Verses, wie sich im weiteren Verlaufe der Untersuchungen
immer mehr zeigen wird, auf das Kindheitsevangelium sich
stützen;
d, die auch im Wortlaut hervortretende Congruenz zwischen
§ 4. Texte und Untersuchungen. 89
Lei, 34: lind Joh. 1, 13:
ijtBl avÖQa ov yivcioxo) ovde Ix d-ejLi^fiaroq avÖQog.
(ovx iyviop)
Diese Gongruenz wird nicht nur ein Beweis für die Ur-
sprünglichkeit jener vorcanonischen Lesart ^), sondern auch eines
von den vielen Gliedern in der Kette der Judicien, welche die
Abhängigkeit des johanneisch^n Prologes von der Quellenschrift
des Eindheitsevangeliums erkennen lassen ^ sowie endlich ein
Zeugniss dafür, dass die vom Kindheitsevangelium berichtete
vaterlose Geburt Jesu bereits vom vierten Evangelisten Aner-
kennung und Bestätigung erfahren hat.
10. Lc. 1,35.
a. Just. ApoL I, 33. p. 75 A.
övvafiig J^££y ijtsXd-ovaa r^ jcaQd-ivcp ijteaxiaoev
avrriv.
b. Protev. Jac. XI, 3, p. 23 ed. Tischendorf.
övvaficg yag xvgiov ijtioxiäaei oor öco xal xo yev-
vcifievov ix aov xXijd-fjasTai vlog vrplorov.
c. Epiph. Ancor. c. 66. p. 69 D.
jcPBVfiaxvQlov ijtl 06 xal dvvafitg vy)iaTOv sjtioxiaaec
001' öcjo xal To ysvvoifievop ix oov ayiov lörat xal
vlog vy)l0T0v xXrjd'i^osTai,
1) Wenn Harnack in der Untersuchung „Über das VerMltnisr des
Prologs des vierten Evangeliums zum ganzen Werk" (Ztschr. f. Theol.
und Kirche 1892. III. S. 220. Anm. 2), obwohl er die vorcanonische Lesart
als solche anerkennt, dieselbe jedoch verwirft, lediglich weil sie „dem jo-
hanneischen Sprachgebrauch nicht ganz entspricht": so setzt er sich da-
durch in Widerspruch mit dem schönen Hauptergebniss seiner Untersuchung,
der Selbstständigkeit des Prologs gegenüber dem Evangelium.
Erkennt doch Harnack fa. a. Ö. S. 207 f.) bezüglich des Xoyog die Ver-
schiedenheit des Sprachgebrauchs im Prolog und im Evangelium voll-
ständig an. Dem entsprechen aber noch andere sprachliche Eigenthüm-
liqhkeiten des Prologs^ so eben in 1, 13 ^ikfifjia oagxdg, ^iXrifxa dvÖQog,
in 1, 9 ip<axt(sfiv, in 1, 14* axijvovv, ebenso nkij^rig und in 1,16 das von
n?.fJQijQ abhängige TcXtigtofia^ in 1, 18 iSriyeta&aij endlich in 1, 14. 16. 17
XC(Qii — Ausdrücke, die sämmtlich dem Evangelium fremd sind, aber
sämmtlich ihre Erklärung aus dem Kindheitsevangelium erhalten.
90 Das Kindheiteerangeliam.
d. Just Dial. c Thryph. c 100. p. 327 C.
ort xvev/sa ^vg/ov ix* ovt^p ij^elevoerai xal dvpa-
uiQ vy)lOTOV ijtioxiaO€i avxfjv dio xal ro rewcifie-
vov i§ avtfjg ayiov ioxiv vlog d'eov,
6. Lc. 1, 35.
jtvsvfia ayiov ijieXevöBrai ixl ch xal dvva/iig v^lötov
iniöxiaOBi aor dib xal xo yevvcifiBvov ayiov xXtjd-ri'
aerai vloq j-cou.
Während im Protevangelium Jacobi nach Fabricius
der Text der canoniscben Fassung gemäss conformiert worden
ist, fehlt in den von Tisch.endorf benützten Codices der erste
Satztheil: jtvsv/ia ayiov kxeXsvosrcu hxl oi, Justin scheint
sowohl die ToUere canonische Form als auch die kürzere Fassung
gekannt zu haben. Wo er im Dialog die vollere Form ge-
braucht, setzt er xvBv/ia xvqIov, während der canoniache Text
jtvevfia ayiov liest. Dass diese Variante handschriftlich be-
gründet war, beweist das Zusammentreffen Justins mit Epi-
phanius, welcher die Lesart Jtvsvfia xvqLov nicht blos in der
aus dem Ancoratus mitgetheüten Stelle, sondern auch sonst noch
öfter (z. B. Haer. LIV, 3. p. 465 AB. Haer. LXIX, 42. p. 765 C.
Haer. LXIX, 75. p. 799 D) vertritt Eine weitere Variante findet
sich bei TertuUian. Vgl. Adv. Prax. c 25: Spiritus dei super-
veniet in te etc. Ebenso de eame Christi c. 14. Der au dem
Ancoratus wiedei^egebene Text, welcher Haer. LXXIV, 3. p. 890,
auch mit Weglassung des ixBXtvOBxai und dem Zusatz loxai
xal, wörtlich wiederkehrt, berührt sich in dem vloq wplaxov
mit dem Protevangelium Jacobi und mit Amphifochius
(nach Tischendorf).
Bezüglich des zweiten Satztheils: ävpaptiq Tcvglovi^iipbnov)
BjtiOxiaOBi Coi ist schon oben in dem Verzeichniss der Hebraismen
und alttestamentlichen Parallelen auf Ex. 40, 35: 1^!^ I^^b^f ^jtf ?3
==5 LXX: oxi ixBOxla^v ht avxfjv ^ VBg^iXtj -^ hingewiesen
worden. Mit Bestimmtheit ergibt sich aus dieser alttestament-
lichen Parallele für das ijtioxia^Btv des griechischrcanonischeD
Textes fsti als voroanonisch-hebrSisches Grundwort In über-
raschender Weise wird dies durch das icx^vmoBV (Job. 1, 14)
des Johanneischen Prologes bestätigt. Während die lücanische
Übersetzung der hebräischen Quellenschrift, wie fast übeiall, so
§ 4 Texte uDd Untersuchangen. Q\
auch hier an den Sprachgebrauch der LXX sich anschliesst, ist
der vierte Evangelist in originaler Weise selbstständig voj^e-
gangen. Er hat mit cnrjpov» ein Wort gewählt , welches nicht
nur das I^TD des Urtextes viel getreuer wiedergibt als das ^jri-
CntaCßiv des Septuaginta-Grieohisch, sondern auch durch seine
drei Stammconsonanten mit f^l^f etymologisch wurzelverwandt
ist, überdem aber auch an den neuhebräisohen Ausdruck 'rW^'ätß
(Bezeichnung der Gegenwart Gottes) anknüpft. So erklärt sich
dieses axrjvevv — ein aJia^ Xsyofisvov in der gesanunten Evan-
gelienliteratur — als eine höchst geistvolle Übersetzung des
quellenmässigen fDVf durch die Hand des vierten Evangelisten.^)
Zugleich wird dieses öxt/povp in Joh. 1, 14 ein neuer Beweis
dafür, dass der Verfasser des vierten Evangeliums die Geburts-
geschichte Jesu nach der hebräischen Urschrift gekannt, dass er
1) Nachträglich werde ich überrascht durch das Zusammentreffen mit
Holtzmann, sofern dieser (Hand-Commentar lY, 1. Das Johanneische
£?angelium S. 29] von dem johanneischen (finjvovv sagt: es „erinnert auch
speciell an die der aotpia gegebene Weisung Sir. 24, 8 iv ^axdß' xaraax^-
vwaov und an die jüdische Vorstellung von der ns^:«' (von ire » axjjvovv
schon nach dem Gleichklang der Radikalen).^' Und wenn er dabei auch
auf Ex. 40, 34. 35 sich besdeht, so fehlt nur noch, dass er auf die LXX-
Übersetzung: insaxial^BV >» ^* aufmerksam geworden wäre, um den Zu-
sammenhang zwischen dem johanneischen axtjvo^ und dem lucamschen
imoxidtfStVy also auch den sachlichen Zusammenhang sjwischen Joh. 1, 14
und Lc. 1, 35 zu erkennen. — Übrigens findet sich auch das Compositum
xaxaaxfjvovv in den Übersetzungen der Logia — vgl. Mt. 13, 22 = Mc
4, 22 "» Lc. 13, 19, sowie xataaxijvünjig in Mt. 8, 20 = Lc. 9, 58. Auch
Paulus hat ein Compositum von axrjvovVf und zwar in Verbindung mit
dvvKfjug — vgl. 2. Cor. 12, 9: ?v« imaxrivtoay Sn^ ifih fj övvafjitg tov
X^itno^, Siehe dazu die Untersuchungen Über den Einfluss des Eindheits-
evangeliums auf die paulinischen Briefe in § 7, 1. — Bezüglich der Ijiebräi-
schen Rückübersetzungen, welche das N. T< erfahren hat, ist zu bemerken,
dass eine grössere Berücksichtigung des Septuaginta-Griechisch, dem der
synoptische Sprachgebrauch folgt, wie oft so auch hier auf das Richtige
geleitet haben würde. Delitzsch Übersetzt imaxiaaei aoi mit dem Lon-
doner N. T.: !n^; ^sp, Salkinson: 7?V^$7, nach dem griechisch-canonisohen
Texte gewiss richtig, aber die Vergleichung von £x. 40, 35: IStf »^ LXX:
ineoxla^ev würde auf das wirkliche Quellenwort geführt haben. Der Hin-
weis Nestle's (Jahrbb. f. prot. Theol. 1892, 4 S. 641) auf Gen. 1, 2: w
n|mi] D^n% ist zwar sehr interessant und wie es scheint, bisher nicht be-
achtet; jedoch ist das T\%rry9^ zur Erklärung der Varianten imextivovv
cxTivofhf "» xatotxetv =» iniaxid^iv nicht ausreichend.
92 I^^ Kindheitsevangelium.
darin, (wie die Worte: ovXki^tpij ix Xoyov avrov, so auch) den
Satz: övpaficg xt}Qiov (= rtp/örov) hjtioxtaoei {^=^ oxrjvtooei) ooc
gelesen und diese Sätze für die eigen tUchen Pointen des Kind-
heitsevangeliums gehalten hat. Die von Hillmann vertretene
Ansicht, dass die übernatürliche Geburt Jesu in der Quellenschrift
nicht enthalten, sondern «rst durch den Redaktor auf Grund
hellenistischer Anschauungen eingetragen worden sei, sowie dass
der Johanneische Prolog — ähnlich wie das Evangelium Mar-
cions — Jesum als fertigen Manli vom Himmel herabsteigen
und sofort in seine Wirksamkeit eintreten lasse, erscheint nach
den vorstehenden Ergebnissen (wie auch nach den weiter fol-
genden Untersuchungen) als eine höchst unfertige Anschauung,
welche weit davon entfernt ist, den wahren sprachlichen und
sachlichen Zusammenhang des jobanneischen Prologs mit dem
Kindheitsevangelium zu erkennen.
Eine dritte Übersetzung des f^Cf, nämlich xaroixeZv, eine
Version, die dem gewöhnlichen Sprachgebrauche noch am aller-
nächsten, lag, klingt bei Hermas (vielleicht auch indemxarot-
xeTv Col. 1, 19; 2, 9) deutlich an *). In der für die Christologie
des Hermas entscheidenden Grundstelle, Herm. Sim. V, 5, wird
die Auffassung vertreten, dass das präexistente (ro jtQoop)^ welt-
schöpferische (to xxloav jtäaav ri}v xrioiv) JtvBVfia ayiov in
dem vlog rov d-Bov Wohnung genommen hatte (xarcixi^öe) und
dass daraus die Sündlosigkeit Jesu zu erklären sei. Die ganze
Stelle lautet folgendermasseu:
Sim. V, 6, 5.
TO xvevfia to aytov xo jiqoop, to xrioav xaöav z!]v
xtictVy xaxcpxiOEv 6 d-sog elg aagxa, ^v ißovZsxo' avxrj
ovv ri öapg, kv ?y xaxcpxriaB xo Jtvsv/ia xo ayiov,
iöovksvos x(p jtvsvfiaxc xaX(5g iv ösfip6x7]xi xal ayvsia
jtoQev&stoa, (iTjöev oXcog (iiavaoa xo jtvevfia.
Die Abhängigkeit dieser Stelle vom Eandheitsevangeliam
machen folgende Momente wahrscheinlich:
a, xaxoixetv = l?tf,
b, TO Jtrevfia xo ayiov — vgl. Lc. 1, 35*;
1) Man vgl. auch Ev. Pß.-Matthaei c. 9. p. 70. 71 ed. Tischencforf:
Beataes, Maria, qaoniam in utero tuo habitacnlum domino praeparasta.
£cce veniet lux de caelo, ut habitet in te.
§ 4. Texte und Untersnchungen. 93
c, die Bezeichnung der menschlichen Persönlichkeit Jesu
als oag^ — vgl. Lc. 2,26: Xqiötop iv Cagxl und die Erläu-
terungen zu Lc. 2, 26;
d, die bei Hermas vollzogene Identifizierung des vibc rov
d^sov und des Jtvsvfia ayiop.
Nur der letzte Punkt bedarf an dieser Stelle noch einer Er-
läuterung, um den Zusanunenhang desselben mit dem Eindheits-
evangelium darzuthun. Für eine unentwickelte Christologie
nämlich lag es sehr nahe, aus der Verkündigung, dass das
jtvsvfia ayiov (= dvvafiig xvglov) in Maria wohnen solle ("jDtO,
xaroixetv), das gottliche Princip in Jesu als das jtvevfia ayiov
selbst zu fassen, — eine Auffassung, welche bei der canonischen
Übersetzung (des ^Dü mit intöxtaC^Biv weniger leicht entstehen
konnte, da in diesem Falle das Jtpsvfia nur als das zeugende,
nicht als das in Maria bleibende Prinzip erschien, eine Auffas-
sung, die bei dem Urtext )'ytD viel leichter erklärlich wird. So
würde denn aus dem Kindheitsevangelium die Identifizierung des
vlog rov d-eov, wie Hermas Jesum nach constantem Gebrauche
bezeichnet, mit dem jtrevfia ro ayiov, namentlich unter Berück-
sichtigung der Worte Lc. 1, 35®: ro yevvcifievop ayiov xZTjd^^-
csrai vlog d-sov — historisch-genetisch sich vollkommen er-
klären.
Finden wir doch auf Grund von Lc. 1, 31 (nach dem Urtexte:
ovXXri^Xi ^^ Xoyov avzov) und Lc. 1, 35 eine ganz ähnliche Iden-
tifizierung von
Xoyog = Jtvsvfia = övvafiig
bei Justin. Vgl. Apol. I, 33. p. 75 C:
ro Jtvsvfia ovv xal rijv övvafiiv rr/v ütaga rov d-sov
ovöhv akXo vo^öai ^i^ig i] rov Xoyov .... xcCi rovro
kX&ov ijcl rfjv JtoQß-evov xal IjtiOxiaöav ov öia ovvovciag
dXXa öia dvvafisog iyxvfiova xareOT7]ös,
Geläufiger ist dem Justin die zweigliedrige Parallelisierung
von Xoyog und övvafiig. Man vgl.
Apol. I, 23. p. 68C: ^hjCovg XQioroc fiovog löio!)g vlog tc5 d-sqj
yeyivvfjzai, Xoyog avzov vjtdQxo}V xal jtgwroroxog xal
övvafiig.
Apol. I, 32. p. 74 B: 7/ öe jigcirtj övvafiig fiera rov jcariga
jtdvrov xal öeojtozrjv d-eov xal vlog 6 Xoyog ioriv.
94 Bas KindheitseYMigeliiim.
Dial. c Trjph. c. 105. p. 332 C: liovoyBviiq yaQ ort ^v rt^ xaxQi
Ttüp okwv ovToq, lilmg k^avtov Xoyogxfd ävpafiiq /e-
YSPTjfidvog, xäi votbqop ap&Qwxoq 6ia rijg jcoq&bvov yi-
vofiBvoq, dg dxo xAv dxoftPfißovBviiazaw ifiadi^fUP, XQOt-
dfjkcoaa.
Diese Identificierung Yon Xoyog und övva/ug ist nur ver-
ständlich durch die Parallelisierung der beiden Satze ans dem
Kindheitsevangelium :
ovkXi^fpll ix Xoyov avTov =» dvpofiig xvqIov ixioxiaöei cou
Ist es ja immer wieder die Qeburtsgeschichte Jesu, auf
welche Justin bei dieser Identificierung von Xoyog und &ova^ig
sich beruft.
Bestätigt wird diese Auffassung durch Gelsus nach dem
Berichte des Origenes c. Gels. I, 39:
xal^u (o EeXoog) 6h Xiymv xal „ozi fiiöovfidpfflf avt^p
vjio rov Tixxovog xcü ixßaXXoiiivriv ovx Ihohsb d^ela 6v-
va/iig ovöe Xoyog fivoTixogJ*
In den gewöhnlichen Text des Origenes ist das unTwstand-
liche Xoyog xioxixog eingedrungen. Nur der Codex Julianus
hat in margine die richtige Lesart erhalten, wodurch die Worte
des Gels US nach ihrem ursprünglichen Sinn und ihrer schnei-
denden Ironie wiederhergestellt werden. Wie die d-Bla övvapnq
auf Lc. 1, 35: dvvafiig xvqIov, so geht der Xoyog (ivoxtxoq
auf Lc. 1, 31 nach dem Urtexte: ovXXi^tpn ix Xoyov avxov —
zurück. Mit Recht konnte Gelsus von seinem Standpunkte aas
den Xoyog der Geburtsgeschichte den Xoyog jivoxixog nennen.
Und da er nach seiner irrthümlichen Aufiassung annahm, dass
Maria in Folge ihrer Schwangerschaft von Joseph Verstössen
worden sei, so sagt er nun höhnend:
Weder die d-tla dvva(iig, die sie überschattet hat, noch der
Xoyog (ivoxixog, den sie empfangen hat, ist im Stande ge-
wesen, die Yerstossene zu retten!
Dieselbe Verbindung von &üvafiig und Xoyog ^), die wir bei
Justin und Gelsus finden, hat sogar Lucian gekannt Vgl.
Philop. T. IL p. 774:
1) Einen Nachklang davon findet man auch in einem Ausdruck der
Montanistin Maximilla: Q^fici [=^ ?,6yog) ti/ii xal nvetfia xal &tfvafitg*
Vgl. Eufl. H. E. V, IG, 17.
§ 4. Texte und üntersnchtmgen. 95
Nf^ TOP' vlop tov hc xaxQoq, ov xovxo ysp^aerai; Tqi.
Xiye, xaga xov ^vsvfiarog Svva/iip rov Xoyov Xaßciv.
Hier ist eine Bezognalime auf xvsviia und övpafiig in Lc.
1, 35 und auf den Xoyog in Lc. 1, 31 nach dem vorcanonischen
Texte unverkennbar.
Selbst das Fragment eines altkircblichen Symbols (oben zu
Lc. 1, 31 in der Erläuterung bereits erwähnt) lässt in den Worten:
yevvfjd-ipra iia öwafiecog rov Xoyov dieselbe Auffassung
und dann den Einfluss Ton Lc 1, 31 (vgL 35) nach dem vor-
canonischen Texte hervortreten.
11. Ld.l,Sl\
a. Just ApoL I, 33. p. 75 C D.
o9-6p xal 6 ayyBXoq :?eQ6g tt^p xagd-spop Bbrt' xal xaXi-
OBig ro opogia avrov ^Itjöovp" avrbg ygg odasi top
Xaop avrov cbio rmp dftaQriSp avtcip.
b. Jusi ApoL I, 33. p. 75 B.
xal xaXiasig ro opofia avrov ^Itjcovp' avTog yaQ
Ocoosi TOP Xaop avrov ojto r&v äptaQTicip avtmp, co^ ol
axo/iPfj/iopsvOapreg xapra ra xsfH rov omrfJQog iQfiäp
^Ifjoov XQiorov iölöa^ap.
c Protev. Jac. XI, 3. p. 23. ed. Tischendorf.
xal xaXiöeig ro opofia avrov ^IfjOovp' avrog yaQ
coitfsi rop Xaop avrov axo rmP äfiaQTiSp avrcip.
d. Lc. 1, 31^
xal xaXiöeig ro opo/ia avrov *It]<jovp.
Justin bezeugt es zweimal uumittelbar nacheinander, dass
der Zusatz, welcher die Erklärung des Jesusnamens in sieht
schliesst, der Maria gesagt sei, das eine Mal mit der ausdrück-
liehen Bemerkung: jtgog rfjp xagd'ipop ebte — , das andere
Mal im engsten contextlicheU Anschluss an Lc. 1, 31^ Da nun
nach Mt. 1, 21 die Bezeichnung des Namens Jesu mit demselben
erklärenden Zusatz auch dem Joseph gesägt ist, so wird das
Protevangelium, welches den Zusatz an beiden Stellen vorführt,
hierin wohl das Ursprüngliche erhalten, Lucas daher in 1, 31^
eine seiner nicht seltenen Kürzungen vorgenommen haben. Und
96 Das Kindheitsevangelium.
•
wenn Justin bei seinem Citat auf die cbtofiVTjfiovevoavrsc sich
beruft, so wird er in diesem Falle weder den ersten noch den
dritten Evangelisten im Auge gehabt, sondern vielmehr auf seine
aussercanonische Quelle sich gestützt haben. Wie wichtig muss
dieselbe ihm gewesen sein, wenn er sie so vielfach den beiden
canonischen Relationen gegenüber bevorzugt und zu seinen cbco-
livijfiovevfiara rechnet. Vgl übrigens unten die Erläuterung zu
Mt. 1, 21, sowie vorstehend zu Lc. 1, 31*, wo auch gezeigt ist,
dass die IS^amengebung höchstwahrscheinlich an dem Scbluss
der Verkündigung ihre ursprüngliche Stelle gehabt hat
12. Lei, 36.
a. Ephraem Syr. Ev. concord. expos. ed, Mösinger p. 15. 16.
Et Elisabeth soror tua concepit in senectute sua.
b. Lc. 1, 36.
xal löov ^EXiCaßar 7) ovyyevlq Cqv Tcai avrrj cvp^iXfj'
g)Vta VLov ev yrjQet avrfjg.
Zweimal kurz nach einander — nämlich p. 15 und p. 16 —
hat Ephraem für das canonische övyYBvlg den Ausdruck soror,
— ein Beitrag zur Werthung der adcAgpo^Benennong in den
semitischen Sprachen und speciell des Beinamens o adek^o;
xov xvqIov (6al. 1, 19), womit Jakobtts geehrt wurde. Auf das
Yerwandtschafbsverhältniss zwischen Elisabeth und Maria liaben
manche Ausleger eine levitische Abstammung der letzteren auf-
gebaut. Eine gleichzeitige Abstammung. Jesu von lievi und
Juda wird durch Irenaeus und die Testam. XII patr. in fol-
genden Stellen vertreten.
Iren. Fragm. XVII. p. 836 ed. Stieren: ix de xov AevX X4u xov
^lovöa x6 xaxa OaQxa, cog ßaOiXevg xal IsQSvg, iYBVVfj&f}'
' Test XII patr. Simeon c. 7: xal vvp, xsxpla fiov, vxaxovötn
. Aevl, xal hv %v6a ivTpcöfit^acö^fi, xal [li] tjcaigacd^e ixl
xag ovo (fvXag xavxag, oxi Ig avxciv dvaxeket vfUv to
öoxTjQtov xov &eov' avaoxriou yaQ xvgtog ex xov Atvi
(og aQXiaQta, xal ax xov ^lovöa dg ßaGiXia, d'aop xal av-
Levi c. 2: xal 6ia oov (sc. Aavt) xal ^lovöa oipd^^oarai xvQiOi
av avd^QXDJtoig.
§ 4. Texte und Untersachnngen. 97
Dan. c. 5: xal avarsXst vfilv ix rijg ^kijg ^lovöa xai Abvl ro
cmrtJQiov xvqIov.
Nephthalim c. 8: xal vfislc ovv ivrslkaa^s rolg .rixpoig vfiSv,
iva hvcivrai zw Ab vi xal rc5 *Iov6a' öia yaQ rov %vda
dvartlBl ca)T7]Qla toi ^lagai^X.
Gad c. 8: ttxare öe xal vfislg ravta rolg rixvoig vfiAv, ojtog
rififiomciv ^lovdav xal Aevt' ort i§ avrciv avareXil vfilv
xvQiog, Ca}xi}Q zfp ^löQatß,
Joseph c. 19: rifiärs rov ^lovöav xal rov Asvtj ort i$, avrmv
dvareket vfiTv 6 dfivog rov &eov, xagitt odCov jrdvra ra
S&V7].
Man vgl. hierzu Ritschi. Die Entstehung der altkatholischen
Kirche 2. Aufl. S. 175 f., femer Nestle in den Jahrhb. f. protest.
Theologie. 1892, 4. S. 642, namentlich auch Sinker, Test XII
Patriarch, p. 106 und die dort angegebene Literatur. Der Ver-
fasser des Hebräerbriefes und der Apokalyptiker kennen
lediglich die Abstammung Jesu aus dem Stamme Juda. Vgl.
Hebr. 7, 14: i^ ^lovöa avarirahcBV 6 xvQiog r/ficöv. Apoc. i 5:
löov, ivlx7]0BV o Xiov 6 ix xT^g q)vX7Jg *Iov6a. Dagegen sagt
Origenes (Select. in Num. XXXVI, 6): JtXi]v ix rov di^fiov
jtarQog avxmv loovrat yvvaTxeg. JZQOOraxrEi ovv 6 d-Bog, jrXi}v ^
T^c ^lovöa xal rijg Ab vi, fii] i^Blvai dno (pvXrjg Big ^v-
Xriv övvdjtrBdd-ai , Xva fi?) §svov rov aa)rf}Qog öeix^ dvco&sv
iQXOfiBVOP ro' ßaciXBvg xal iBQSvg xara r?]v rd^iv MaXxiOB-
dix. Auch weist Gelpke (S. 212) darauf hin, dass das Ev. Inf.
Arab., indem es Joseph dayidischen Geschlechtes und zugleich
Priester sein lässt im Tempel, eine Spur zeige jener apokryphen
Auffassung von Jesu angeblich judaisch-levitischer Abstammung.
13. Lc. 1,37.
a. Clem. Rom. I, 27, 2. p. 46, 5.
ovÖBv yag äövvarov jtaga tc3 &Bfp bI fit] ro ipBvCaoß-ai.
b. Just. Apol. I, 33. p. 74 E.
a yaQ t)v ajtiora xal dövvara vofii^ofiBva Jtaga rolg dv-
&Q(6jroig yBPTJOBöd'ai , ravra 6 d-Bog jtQOBfi^woB öia rov
JtQoq>ririxov nvevfiarog (liXXBiv yivea&au
c. Lc. 1, 37.
oTi ovx döwarrjöBi JtaQa rov ß^BOV Jtav Qt/fia.
Texte n. Cntersaohniigeii X, 5. 7
98 ^^^ Kindbeitsevangeliam.
Ob hier bei Clemens Romanus und Justin wirkliche
Bezugnahme auf Lc. 1, 37 vorliegt, lässt sich schwer entscheiden.
Bei Justin klingt zugleich das Herrenwort Mc. 10, 27 = Lc. 18,
27 = Mt. 19, 26 an. Ausserdem kommen ev. auch die alttesta-
mentlichen Parallelen (Gen. 18, 14; Deut 17, 8; Sach. 8, 6; Hieb
42, 2) in Betracht. In dem beibehaltenen Hebraismus ovx —
Jtäv (= bb — fct'b) sowie Qfjfia (= l!J''l == Ding) zeigt sich
übrigens deutlich der hebräische Charakter der Grundschrift.
14. Ic.1,38.
a. Just. Dial. c. Tryph. c. 100. p. 327 C.
äjtBXQlvaro' yivoixo fioi xata ro Qfjfici oov.
b. Protev. Jac. c. IX, 3. p. 23 ed. Tischendorf.
xal eljrev MaQiafi' Idov ^ öovXt] xvqIov xarBvcomov
avTOV' yivotto fioi xara ro Qfjfia oow
c. Lc. 1, 38.
eljteif öh MaQictfi' löov ly öovkrj xvqIov yivoixo fioi
xara ro Qfjfia öov, xal äjtijlO-ev (Cod. D: djceorn) «jr*
avtfjg o ayysXoq.
Der Zusatz: xarsvfDjttov avtov, von Tischendorf nach den
Codd. AEE in den Text des Protevangeliums aufgenommen, ist
doch nur ein störender Pleonasmus und keinesfalls quellenmässig.
Dagegen könnte die Variante des Cod. D: ajtioxr^ (vgl. Lc 4, 13:
6 öutßoXoq aJteaxrf) neben dem canonischen äjtrjX&ev auf ein
gemeinsames hebräisches Quellenwort (n5)0) hinweisen. VgL Ps.
6, 8: 51T0 = LXX: äjtoOxrjxs, Ex. 8, 25 (29): noi = LXX: xal
ajreXsvoexai.
Zum Schlüsse sei noch folgende poetische Darstellung
unserer Perikope mitgetheilt.
Orac. Sibyll. VIII, 457—465.
^Varaxioig 6e xQovoig x^^^^ dfislipaxOy xal ßQaxvg iiO^fDV
üaQd-ivov ix MaQiag XayovcDV dvexeiXe viov (pAc,
OvQavod-ev öh fioXcov ßQoxitjv iveövaaxo fiOQg)ijp.
ÜQcöxa fikv ovv FaßQifjX ad-evagov ösfiag ayvov iöslx^j]'
JtvxcQa xal xovQijv avxdyytXoq Ivvene tpcov^'
Ai^ai axfiavxoiot Geov öolg, jcagO-ive, xoXjtoiq.
§ 4. Texte und Untersuchungen. 99
*i2c £ljt(bv kjtivBVOB Oe6<; x^Q^^' V ^' «^^ xovqtj,
(Trjv aga raQßoq ofiov, B^afißoq d-^ iXev Blcätovcav),
-Trf/ <J* ag vJtoxQSfiiovOa.
III. Der Besuch Marias bei Elisabeth.
Lc. 1, 39—56.
Durch Lc. 1, 36 ist diese Perikope mit der vorausgegangenen
wie durch eine Klammer fest verbunden. Aber auch diese Pe-
rikope würde ihres schönsten Schmucks beraubt werden, wenn
die Hillmannsche Kritik zu recht bestünde und wenn demgemass
der Lobgesang der Maria Lc 1, 46 — 55 als ein von dem Redaktor
später eingelegter, ursprünglich jüdischer Psalm von der Quellen-
schrift des Kindheitsevangeliums ausgeschieden werden müsste.
Jedoch die gegen die Quellenmässigkeit dieses Lobgesangs vor-
gebrachten Argumente stehen auf den schwächsten Füssen. Na-
mentlich die Behauptung, dass Marias Lobgesang zu wenig in-
dividuell sei, ist der Ausfluss einer durchaus subjektiven Tendenz,
welchem der Gesammteindruck der Christenheit aller Jahrhun-
derte gegenüber steht. Einen treffenderen Ausdruck der Hoch-
gefi\hle, von denen Maria damals beseelt sein musste, könnte
man nimmermehr finden. Und selbst da, wo Marias Lobgesang
mehr in das Allgemeine übergeht, ist doch ihre individuelle
Grundstimmung nicht zu verkennen. Wenn auch stark realistisch
gefärbt, ist es doch keineswegs unbegründet, was Paulus (Com-
mentar über das Neue Testament. 2. Aufl. Bd. I, S. 10) aus-
spricht: „Maria sieht in ihrem Sohn den Mächtigen, welcher die
Usurpatoren des davidischen Thrones vertreibt, und ihre lange
herabgesunkene Königsfamilie in Güter und Ehren einsetzt. Vs.
50'-55. Spricht sie nicht ganz wie das Mitglied eines solchen
verdrängten, im Stillen stolz harrenden Geschlechts, voll von
uralten, grossen Ansprüchen?"^ — Man hat sodann das stark
alttestamentliche Gepräge ihres Lobgesangs, die Fülle von alt-
testamentlicheu Parallelen und Hebraismen, namentlich aber die
Verwandtschaft mit dem Lobgesang der Hanna 1. Sam. 2, 1 ff., als
Gründe gegen die Authenticität des Lobgesangs der Maria an dieser
Stelle und als Beweise dafür geltend gemacht, dass man es hier
mit einem anderswoher entnommenen jüdischen Psalm aus späterer
Zeit zu thun habe. Ich meine aber, dass diese Erwägungen
7*
100 ^BiS Eindheitseyongelium.
aus einer sehr oberflächlichen Kritik des Eindheitsevangeliums
hervorgegangen sind. Denn es ist dabei fibersehen, was schon
oben ausführlich nachgewiesen ist, dass der alttestamentliche
Charakter und die Fülle der Hebraismen dem ganzen Kind-
heitsevangelium eigenthfimlich ist, dessen erzählende Partien
von der alttestamentlichen Prosa, dessen lyrische Bestandtheile
von der poetischen Sprache der Psalmen und Propheten be-
herrscht sind. Femer ist bei jener abfalligen Kritik die im Kind-
heitsevangelium gegebene und im Urevangelium bestätigte Cha-
rakteristik der Maria nicht berücksichtigt. Es heisst von ihr
Lc. 2, 19: 7] öl Magla jtavra ovveri^Qei rä ^rjfiara rccvra cvfi-
ßaXXovoa Iv rfj xaQÖia avr^g — und Lc. 2, 51: öuti^qsi Jtavva
xa QTJfiata ravra kr rfj xaQÖla avrfjg. Diese Charakteristik
der Maria findet in einem sicherlich aus dem Urevangelium
stammenden Worte Jesu, welches uns Lucas aufbewahrt hat, die
vollste Bestätigung. Mit ausdrücklicher Bezugnahme auf seine
Mutter hat Jesus das Wort geredet, welches wir Lc. 11, 2S lesen:
fiBVovv fiaxagioi ol axovovzeg rbv Xoyov xov d-eov xai ^vkao-
oovreq. Hieraus ergibt sich ganz von selbst, dass Maria im Be-
zug auf das alttestamentliche Wort eine (pvXaooovoa (= öiart]'
Qovöa) und ovfißdXkovCa gewesen sein muss. Und dieses övfi-
ßaXXovoa bezeichnet in charakteristischer Weise die Genesis,
nach welcher das Lied Lc. 1, 46—55 aus einem mit alttestament-
lichen Reminiscenzen angefüllten Herzen hervorgequollen ist.
Dies auf Maria anwendend sagt Paulus (Commentar I, 82):
^Vielleicht war dieses (Lied) nicht jetzt erst auf der Stelle ent-
standen, sondern schon zu anderer Zeit aus allerley Reminiscenzen
von alttestamentlichen Aussprüchen zusammengedacht worden.
Doch hat auch so etwas von improvisatorischer Kraft, da Inhalt
und prophetische Phraseologie ihr voraus bekannt waren, bey
Maria gar nichts unglaubliches." Von anderer Seite (Nebe.
Die Kindheitsgeschichte unsres Herrn Jesu Christi S. 132) ist
mit Recht darauf hingewiesen worden, dass auch unsre besten
geistlichen Liederdichter ihre schönsten Ausdrücke, Wendungen
und Bilder hauptsächlich der heiligen Schrift verdanken, ohne
dieselben erst mühselig — etwa aus einer Concordanz — zu-
sammengesucht zu haben.
Was aber insbesondere die enge Verwandtschaft anlangt,
welche zwischen Marias Lobgesang und Hannas Psalm 1. Sam.
§ 4. Texte und Untersacbungeu. lOX
2, 1 ff. unzweifelhaft besteht, -so ist bezüglich dieser Parallelen die
Ähnlichkeit der Lage, in welcher beide Frauen sich befanden, Er-
klärungsgrund genug. Paulus (Commentar I, 87) setzt dabei
voraus, dass Maria den Lobgesaug der Hanna ohne Zweifel aus-
wendig wusste und von mehreren Seiten auf sich anwenden
konnte. Und wenn Marias Lobgesang wirklich nur eine Um-
dichtung jenes alttestamentUchen Psalmes wäre, so besitzen wir
in einer Anzahl der schönsten evangelischen Kirchenlieder in-
struktive Parallelen solcher Psalmen-Umdichtungen. Aber wie
das oben S. 37 ff. mitgetheilte Verzeichniss von Hebraismen und
alttestamentlichen Parallelen deutlich ergibt, schliesst Marias
Lobgesang neben den Anklängen an 1. Sam. 2 noch zahlreiche
ander weite Reminiscenzen aus der alttestamentlichen Poesie (vgL
Psalm 103; 34; 16; 35; 31; 71; 24; 111; 118; 89; 76; 107; 98; Hiob
22; Jes. 61; 51; 41; Habakuk 3; Jerem. 17; Mich. 4, 7; Dan. 5)
sowie auch aus alttestamentlichen Oeschichtserzählungen (Gen.
30; Ex. 4; 2. Par. 20) in sich, und dabei ist das Ganze von
einem Hauche frischer Originalität durchweht, sodass man
Steinmeyers Urtheil zuzustimmen geneigt sein muss, wenn er
(S. 42) sagt: «Auch wir haben das Magnificat der Maria mit
dem Liede der Hanna verglichen. Dissonanzen zwischen beiden
haben wir nirgends entdeckt; wohl aber was die Tiefe der Em-
pfindung, was die Hohe der Anschauung, was das Gewicht der
Gedanken betrifft, einen unermesslichen Unterschied des Grades,
Nie kehren wir ohne neue Bewunderung der urkräftigen Frische
zu den Anfangslauten zurück: meine Seele erhebt den Herrn
und mein Geist freuet sich Gottes meines Heilandes. Nur dem
seichtesteu Blicke erscheinen sie den Klängen aus Hannas Munde
verwandt"
Wenn man endlich die künstlerische Vollendung, in welcher
der Lobgesang der Maria sich uns darstellt, als einen Grund
gegen seine originale Zugehörigkeit zum Kindheitsevangelium
geltend gemacht hat, so übersieht man, was doch sehr nahe
liegt, dass die künstlerische Gliederung und Abrundung des
Psalms recht wohl erst bei dessen schriftlicher Fixierung
durch den Verfasser des Kindheitsevangeliums entstanden sein
kann. Ausserdem liegt — worauf auch der Aorist in Lc.
1, 47: TjyaXXlaOBV xb Jtvevfia fiov hinzuweisen scheint, man
denke auch an das hebräische Perf. *^^b ybT in der Mutterstelle
102 Das Kindheitsevangeliuiu.
l.Sam.2, 1 — die Sache hochstwAhrscheinlich 80, dass Maria bereit«
frQher,etwa bald nach der Verkündigung — man denke an das xüqcv
Xaßovöa zu Lc. 1, 2S bei Justin und zu Lc. 1,39 im Protevange-
lium — eine dichterische Erhebung ihrer Seele erlebt hatte, sodass
das, was ihr von Hochgefühlen erftillter Geist schon längst dichterisch
in sich gestaltet hatte, erst bei Elisabeths Begrüssung über die
Lippen quoll. Jedenfalls hat die Gestalt der Maria im Kind-
heitsevangelium als einer Psalmendichterin, als einer jrQoq>fjuc,
neben einer Hanna (Lc. 2, 36) und im Hinblick auf die alt-
testamentlichen Sängerinnen, Mirjam, Deborah, Hanna, durchaus
nichts Befremdliches. Es ist vielmehr dem Sachverhalt gänzlich
entsprechend, wenn dem Weibe, welches nach dem Kindheits-
evangelium unter allen Weibern das Grösste erlebt hat, eine ihrer
Aufgabe entsprechende grosse Seele, 'poetischer Schwung und
dichterische Gestaltungskraft zugeschrieben wird. Das in ihrem
Lobgesang und namentlich in den Worten: cbro rov vvv (vgl.
die Erläuterung zu Lc. 1, 48) fioxaQtovalv fie jfäoai al yspsal —
sich aussprechende Selbstbewusstsein der Maria steht mit jenem
in Lc. 1, 35 niedergelegten Geheimnisse auf gleicher Höhe.
Mag Jemand über die Geschichtlichkeit dieser Vorgänge
denken, wie er will, soviel sollte jeder unbefangene Forscher
anerkennen, dass nach den Ergebnissen der literarischen Kritik
der Lobsresang der Maria, bzw. dessen schriftliche Fixierung,
auf denselben Verfasser zurückzuführen ist, dem wir das ganze
Kindheitsevangelium verdanken, und dass es nur dieselbe ober-
flächliche Tendenzkritik, welche Lc. 1, 35 aus dem Kindheits-
evangelium herauszubrechen sucht, gewesen ist, welche auch deu
vom neutestamentlichen Morgenroth angehauchten Lobpsalm
Marias der Quellenschrift des Kindheitsevangeliums entziehen
und zu einem rein jüdischen Psalm degradieren mochte.
1. 2. Lc. 1, 39. 40.
a. Protev. Jac. c. XII, 2. p. 23 ed. Tischendorf.
XaQctv de jJaßovaa MaQ(afi a:tlsi otQOc ^EXioaßsr rijv
ovyyepiöa avrfjg.
b. Lc. 1,39. 40.
dvaOTäaa de Nagicifi Iv ral^ fndQaiq ravtaiQ IjroQevd-fj
sh ri]v oQeivijv ftera OJrovdfjg dg Ttohv ^lovöa, xai tl(h
§ 4. Texte und Untersuchungen. 103
fllß-sv elg TOP olxov ZaxctQiov xal rjojidoaro xyv 'Eki-
oaßer.
Sehr bemerkenswerth ist es, dass der charakteristische Aus-
druck: x^Q^^ ^^ jLaßovoa, welchen das Protevangelium an
dieser Stelle darbietet, bei Justin DiaL c 100. p. 327 C (siehe
oben zu Lc. 1, 28) wiederkehrt, nur etwas vervollständigt: jticrip
de xal x^Q^^ Xaßovca, und zwar nicht in Verbindung mit Lc.
1, 39, sondern in engem Zusammenhang mit v. 38, also unmittel-
bar nach dem Schlüsse der Engelverkündigung, im Hinblick auf
welche namentlich auch das jtlcxiv Xaßovoa ganz am Platze ist
Dass Justin nicht aus dem Protevangelium, wohl aber aus
einer Quelle schöpfte, deren Einfluss im Protevangelium noch
nachwirkt, wird durch di« grössere Vollständigkeit des Justinschen
Textes evident. Übrigens sei nochmals darauf hingewiesen, dass
das Praeteritum rjyaXXiaoero in Lc. 1, 47 — wo das Aktiv
ayaX?uäp vorkommt, sagt de Lagarde (Mitth. III, 374), ist es
ein Fehler; schreibe TJyakXiaoero mit einer in der niederen xotvtj
gar nicht ungewöhnlichen Form des Aorists = i^yaXhaoaro —
in dem Munde der Maria eben das früher bei der Engelver-
kündigung vorausgegangene x^Q^^ Xaßslv zum dichterischen
Ausdruck bringt, dass mithin beide Ausdrücke auf das Engste
mit einander correspondieren.
4. Lei, 42.
a. Baruch Apoc. LIV, 10.
beata mater mea in genetricibus et laudabitur in mulieri-
bus genitrix mea. ^
b. Pistis Sophia ed. Schwartze et Petermann p. 20.
Factum igitur est, quum Maria cessasset dicere haec verba,
dixit, Bvys Maria! quoniam fiaxaQiog es tu prae mulie-
ribus, quae in terra.
c. Lc. 1, 42.
xal ave(fcovi}OBv xgavyij fieyaX^ xal tljttv evXoyrjfiipr]
ov kv yvvai^lVj xal sv2.oy?]fiipog 6 xaQjcbg xTjg xoi-
klag oov,
Dass die Pistis Sophia das canonische Lucasevangelium
gekannt und gebraucht, freilich auch sehr frei verwendet hat,
104 ^^ Kindheiteevangelium.
ist zweifellos. Vgl Harnack. Über das gnostische Buch Pistis
Sophia. T. u. ü. II, 3. 1S91. Auch hier stammt die Variante
(laxaQiog wohl aus einer freien Bezugnahme auf Lc. 1, 45: lia-
xagla ^ jticxevoaca. Das prae mulieribus (anstatt iv yvpai^iv)
entspricht dem hebräischen U^titO Judic. 5, 24. Auf diese alt-
testamentliche Parallele könnte auch das Citat aus der Baruch-
Apokalypse zurückgeführt werden, wenn nicht das beata auf
Lc. 1, 45 und damit das Ganze auf die neutestamentliche Quelle
Lc 1, 42. 45 zurückwiese.
10. Lei, 48«^.
a. Protev. Jacobi c. XII, 2. p. 24 ed. Tischendorf.
MaQiafi öh . . , ebtev tig elfii lyto, xvQie, ort jtäöai al
yspeal tJjg ytjg evXoyovolv ^s.
b. Pistis Sophia ed. Schwartze et Petermann p. 75.
Factum est igitur, quum Jesus audisset haec verba, quae
dixit Maria, sua mater, dixit ei: BvySy xaXcog, afitjv, afifjif,
dico tibi: fiaxaQioovoi te a fine terrae usque ad ejus finem.
c. Ibidem p. 39.
Factum igitur est, quum Jesus audisset Mariham dicentem
haec verba, dixit ei: svye Mariham, (laxaQia, es jtXtjQcofia
aut Jtapuaxanioq xXriQcnuaxoq, quam fiaxagiCovaiv in yepsa
omni.
d. Lc. 1, 48^
Idoi) yoLQ ano xov vvv fiaxagiovolv fie Jtäoai al yaveaL
Die Parallelen in der Pistis Sophia sollen nach der Ab-
sicht des Verfassers keine eigentlichen Citate sein, wie schon
aus dem Fehlen der in dieser Schrift für die evangelischen Texte
üblichen Citationsformel: dixi vobis olim etc. — hervorgeht.
Man erkennt hier die gnostisch-katholisierenden Übergänge zur
Mariolatrie. Im Ganzen scheint dabei die canonische Textgestalt
vorausgesetzt zu sein. Doch klingt der Zusatz yBvedL rrjg yrjg
aus dem Protevangelium Jacobi in dem ersten Citate der
Pistis Sophia wieder, wenn es heisst: a fine terrae etc. Auch
die praesentische Fassung evXoyovoip im Protevangelium ent^
spricht dem Praesens (laxagl^ovoiv im zweiten Citate der Pistis
Sophia. In der erstgenannten apokrjphischen Evangelienschrift
§ 4. Texte und Untersuchungen. 105
erscheint das evkaystv als ein Zeichen der Unabhängigkeit von
dem canonischen Texte und als eine Übersetzungsvariante von
ntDK, welches die LXX regelmässig mit (laxagl^siv wiedei^eben,
ebenso der canonische Übersetzer des Kindheitsevangeliums. In
dem djio zov vvv «= TXF^Tß bezeichnet übrigens das vvv nicht
nothwendiger Weise den gegenwärtigen eng begrenzten Augen-
blick, sondern, wie man aus jedem Lexicon ersehen kann, auch
den ganzen gegenwärtigen Zeitraum, kann also nicht als Beweis
dafür gelten, als ob hier ursprünglich ein anderer Context voraus-
zusetzen sei.
18. Lc. 1, 56.
a. Protev. Jac. c. XII, 3. p. 24 ed. Tischendorf.
xal InohiCBv xQBlq fitjvag Jtgog rfjv ^EXiadßez .... xal
^oßj]d^alca MaQidfi oJt^X^^ slg xov olxot> avxtiq,
b. Lc. 1, 56.
s/ieivsv dh Magiäfi ovp avT?] dg (irjvag XQ^lg, xal
vjteöTQ£tp€P slg xov olxov avxrig,
-* -'-^' «^^- w-<w-N '-V^'^
Die Varianten ijtoirjoev = ifieivev — kehren in ähnlicher
Weise wieder zu Lc. 11, 30 = Mt. 12, 40, wo der erste Evange-
list 7jv, Lucas kyivBxOy Irenaeus (V, 31, 1) mansit, die Di-
dascalia aber und die Constitutionen (V, 14) jroi^oat bieten.
Das letztere ist ein Hebraismus. Vgl. Eccles. 6, 12: Dto!^?']! =
LXX: xal ijtolijosp avxa — in Bezug auf das Zubringen der
Lebenstage. Es ist also anzunehmen, dass im Urtext to:^ni
n-'Tpin ntjbti — zu lesen gewesen ist. Vgl. Heft III, 262 f.
IV. Johannis Geburt, Beschneidung und Jugend.
Lc. 1, 57—80.
Auch zu diesem Abschnitt vertritt Hillmann die Ansicht,
dass von dem Redaktor, also von späterer Hand, dem ursprüng-
lichen Context ein jüdischer Psalm (v. 68 — 75) eingefügt, mit
einer einleitenden Notiz (v. 67), mit einem zweiten Theile (v.
76 — 79) und mit einer historischen Schlussbemerkung versehen
worden sei. Johannes Weiss ist geneigt dem zuzustimmen,
weil die Beziehung auf den vorliegenden Fall lediglich in den
Worten v. 76 — 79 zu finden und weil hierin die Thätigkeit des
105 Das Kindbeitsevangelium.
Täufers jedenfalls ex eventu geschildert sei. Dem gegenüber
findet man schon bei Paulus treffende Bemerkungen, indem er
namentlich auf v. 74 hinweist, als ganz aus dem priesterlichen
Geiste geflossen. „Für den Priester Zacharias ist v. 74 die wich-
tigste messianische Hoffnung, dass man nun wieder ohne Ein-
griffe der Römer einen freien Cultus haben werde, gerade wie
Mose dies von Pharao gefordert hatte. ** Die Hoffnungen des
Priesters seien weniger als die Ansichten der Davididin Maria
auf das Herrschen, als vielmehr auf die Priesterzwecke gerichtet,
d. i.: ag)60ig afiagzimv (v. 77), Belehrung (v. 79), nicht mehr
durch Heiden gestörte Freiheit des Nationalcultus, elgi^vfj (v. 79),
XvTQWoig (v. 68). Hierin liege dem priesterlichen Manne die
omxriQla (v. 71. 77), welche er von dem konmienden Messias er-
wartete. Seines Sohnes Bestimmung erscheine ihm nun schon
genauer vorgezeichnet und jenem grossen Nationalzwecke unter-
geordnet. Wenn auch etwas äusserlich aufgefasst, so dienen
diese Nachweise doch entschieden dazu, die in dem Lobgesange
des Zacharias vorhandene einheitliche Giiindstinmiung zu kenn-
zeichnen und das gewaltsame Auseinauderreisscn der beiden
Hälften, der allgemeineren (v. 68 — 75), und der persönlichen (v.
76 — 79) als das Werk einer unberechtigten Hyperkritik erscheinen
zu lassen. Was allein Veranlassung geben könnte, die erste all-
gemeine Hälfte (v. 68 — 75) als einen anderswoher genommenen
Psalm zu betrachten, das ist die perfektische Fassung, nament-
lich in V. 68. 69. Denn wenn auch Paulus mit Recht darauf
hinweist, dass Zacharias durch den Besuch der Maria über den
neuen Stand der Dinge unterrichtet war, sodass der Aorist
i:xBOxetparo berechtigt schiene, so überschreitet es doch diese
Grenzlinie, wenn auch die XvzQiDOig als eine bereits geschehene
bezeichnet (v. 68^) und die Wiedererhebung des davidischen
Hauses als eine bereits vollendete (v. 69) betrachtet wird. Jeden-
falls könnten diese Praeterita nur als eine prophetische Antici-
pation zu betrachten sein. Aber hier liegt es noch näher anzu-
nehmen, dass den Aoristen ijtoltjoep, ijyeiQev in der hebräischen
Quellenschrift das prophetische Futurum, nicht aber das histo-
rische Imperfektum zu Grunde gelegen habe, dass mithin eine
unzutreffende Vocalisation dieser Verbalformen die dem Sach-
verhalt allein entsprechende Übersetzung jtoiTJoei, iyeQBt verhin-
dert habe. (Vgl. unten zu Lc. 1, 68. 78, femer ähnliche Fälle
§ 4. Texte und Untersuchungen. 107
Agrapha S. 142 zu Lc. 7, 35 = Mi 11, 19^, ebenso Agrapha S.
133 zu Const. II, 60, sowie zahlreichste Beispiele aus der Inter-
pretation des A. T., z. B. Ps. 126). Bei dieser Annahme ent-
spricht der Eingang des Lobgesangs ebensowohl dem ijtQog)?}-
Tsvotv der Einleitung (v. 67) als der väterlichen Weissagung
über den prophetischen Sohn (v. 76 — 79). Es wird dadurch
ebenso sehr die Sachgemässheit ds die Einheitlichkeit des ganzen
Lobgesangs gewährleistet
11. Lei, 67.
a. Epist. eccl. Lugd. et Vienn. ap. Eus. H. E. V, 1, 10.
ix<^^ ^i '^ov jtaQaxhjTOV iv lavrw , ro Jtpsvfia jrXelov
Tov Zax<xQlov.
b. Lc. 1, 67.
xal Zaxaglag 6 JtarijQ avrov ijtX/jOi^Jj jrvevfiarog ayiov
xal kjiQoq>i]xBvo(:V,
Hier liegt in dem Schreiben der gallischen Gemeinden
jedenfalls ein Anklang an das canonische Lucasevangelium vor,
wie bereits oben zu Lc. 1, 6.
12. Lc. 1,68.
a. Ev. Pseudo-Matthaei c. XV, 2. p. 81 ed. Tischendorf.
Qiü cum vidisset infantem, exclamavit voce magna dicens:
Visitavit deus plebem suam, et implevit dominus pro-
missionem suam.
b. Syr. Sin. Lc. 1, 68.
oti inecxiiparo rov Xaov avrov xal ijTobjOev [.ia^] avrq)
XVTQOHSlP.
c. Lc. 1, 68.
tvXoy7jT6c xvQtog 6 d^abg rov %Qa7jX, ot£ Ijreoxixparo
xal kjiolriObv IvxQwCtv t(5 Xam avrov.
Es ist jedenfalls eine secundäre Darstellung, wenn im Ev.
Pseudo-Matthaei der Anfang von dem Lobgesang des Zacharias
dem Simeon bei der Darstellung im Tempel in den Mund ge-
legt wird, obwohl in diesem Momente das Praeteritum visitavit
= Ijreöx^aro bei dem Anblick des neugeborenen Messias mehr
IQg Das Kindheitaevangeliam.
am Platze ist, als bei der Beschneidung seines Vorläufers. Aber
wenn man im Urtext liest: nbttj^l [nicht nblD?l] ilQjTÄ "Tgß *^^
r^"T& ib s» ori ixBCxiiparo xal xoiriou Xvtqwöiv rä XaA av-
xov — , so wird gerade — wie bereits einleitungsweise zu diesem
Abschnitt bemerkt worden ist — die Prophetie im Munde des
priesterlichen Sängers besonders markiert In der Verbindung
des Tov Xaov avxov ^^ plebem suam mit ijtBöxi^axo =» yisitayit
trifft das £y. Ps.-Matthaei mit dem Syr. Sin. zusammen, und
dies ist auch nach dem hebräischen Quellentezte jedenfalls das
Ursprüngliche.
14. Lc. 1,73.
a. Barn. XIV, 1. p. 60, 10.
trjv öiad'i^xfjp, T]v (Dfioöep rolq 3taxQaoi dovvai
TCO Xaci.
4 4
b. Lc. 1, 72b. 73.
fipfjod-^vai öiad-^xriQ aylag avzov, oqxop, op cSfiooev
jtQoq ^AßQaafi top naxiga ^ficop xov öovpai t^iüp.
Sehr werthvoll ist in diesem Falle die Barnabas-Parallele.
Doch kann sie bei den vorhandenen Varianten nicht als ein
zwingender Beweis für die Benützung des Lucasevangeliums an-
gesehen, vielmehr mit Wahrscheinlichkeit auf die vorcanonische
Kindheitsgeschichte zurückgef&hrt werden. Die Wendung: xolg
naxQaCt findet sich schon in den alttestamentlichen Parallelen
Deut. 7, 8; Mich. 7, 20; dagegen ist die Verbindung wfioosp öov-
pai mit Bezugnahme auf die öiaß-i^xi] ausschliesslich dem Kind-
heitsevangelium an dieser Stelle eigenthümlich.
19. lc. 1,75.
a. Clem. Rom. I, 48, 4. p. 80, 11.
(laxaQioi Jtapxeg ol slCBX&opxsg xal xaxevB^vpopxeg xf]p
jtoQslap avxmp ip ooioxrjxi xal öixaioovptj,
b. Lc. 1, 75.
XaxQBveip avx(p ip ooioxrjri xal öixatoovp'Q kpcoxiop
avxov staCag xag rjgisQag 7i(i(5p.
Der Ausdruck: ip oöioxtjxi xal öcxaioovpy findet sich in
folgenden Parallelen. Deut. 9, 5: ?|Mb lO'^ai ?jri;;iM =LXX:
§ 4. Texte und üntersnchung^n. 109
öia T7jv öixaioövvfjp oov ovöh 6ia rfjv ooiorfira xijg xagölag
oov — Sap. 9, 3: Ir ooiorfiri xal iv svdvTtiri TTJg tpvxrjg —
Eph. 4, 24: iv dixaioowfj xal octorrfti. An sich wäre es wohl
möglich, dass der mit den paulinischen Briefen vertraute Cle-
mens Rom. seine Parallele aus Eph. 4, 24 enÜehnt hätte. Doch
erinnern die Ausdrücke: ol slCBXd'Ovreg xal xatsv^vovrsg r^v
jroQÜav avTcov an Lc. 1, 6: jroQSvofievoi und Lc. 1, 79: rov xa-
revO-vvai rovg jcodag rjpimv elg oöov elQi^vijg, mithin an das
EindheitsevangeUum.
22. Lei, 78.
a. Test. XII patr. Zabulon c. 7.
OvfiJtaöxsTS hv öJtXayx^^^^ ikiovg,
b. Test. XII patr. Zabulon c. 8.
hjc icxarwp ^fisgciv 6 d^sog cbtoOrilXsi ro öJtXayx^ov
avTOV ijtl Tfjg yrjg, xal oxov evQU öJtXayx^^ hXiovg,
iv avrw xaroixeL
c. Lc. 1, 78.
öia ojtkayx^^ kXiovg d-eov ^fimv, iv olg ijnaxitperai
Tjfiäg ävaroX?^ i^ vtpovg.
Obwohl in den Testamentis XII patr. anders gewendet,
so scheint doch der charakteristische Ausdruck: öJtXayxPa iXiovg
aus dem Kindheitsevangelium zu stammen. Die von den Godd.
Vfi^BL und mehreren orientalischen Versionen vertretene Lesart
ijrioxitpstai entspricht dem prophetischen Tenor des Lobgesangs
besser als die Lesart ijteöxdfparo. VgL die Bemerkungen an der
Spitze dieses Abschnittes und zu Lc. 1, 68.
V. Die Verehelichung der Maria.
Mt. 1, 18—25. Just. DiaL c. Tryph. c. 78. Protev. Jac. c. 14. Ev.
Ps.-Matth. c. 10. 11. Ev. de Nai Mar. c. 10. Hist. Jos. c. 5. 6. 17.
Dass es sich in diesem Abschnitte wirklich um die Verehe-
lichung der Maria, welche durch deren Schwangerschaft in Frage
gestellt worden war, als um den Hauptgegenstand der Darstel-
lung handelt, zeigen die Worte: fi?) q>oßriB^g JtagaXaßtlv Magiäfi
T7JV yvvalxa oov (v. 20) und: xal xagiXaßev tr]v ywalxa
avTOv. Denn iifi^K npb oder nt^K Ktes sind die hebräischen
110 Da« KindheiteeTangelium.
Ausdrücke für die Verehelich ung und also gleichbedeutend mit
ya/ielp ^). Es füllt daher dieser vom ersten Evangelisten aufbewahrte
Abschnitt eine wesentliche Lücke aus, die, wenn wir nur auf
Lucas angewiesen wären, sehr empfindlich ftihlbar werden würde,
wie andrerseits bei dem Fehlen der Lucas-Relation die Perikope
Mt. 1, 18—25 zahlreiche Fragen erwecken und unbeantwortet
lassen würde. So ergänzen sich Mt 1 und Lc. 1 aufs Beste und
bezeugen schon dadurch ihre Stammverwandtschaft. Dies wird
auch durch analytische Vergleichung der Einzelheiten bestätigt
Obwohl der erste Evangelist den Ausdruck: xaQMvoq^ welcher
im ganzen Kindheitsevangelium nur Lc. 1, 27 vorkommt, seiner-
seits niemals gebraucht, so beweist doch das von ihm Mt. 1, 22. 23
eingeschobene alttestamentliche Citat mit der Übersetzung jtoQ-
d^epoQ (= Jes. 7, 14: nt:b?), dass er diesen Ausdruck ebenso wie
Lucas in seiner Quelle gelesen hat. Ebenso treffen beide Evan-
gelisten in der Charakterisierung der jtaQ&ivog als ifiPfiCTSv/uvr]
drÖQl (ü ovofia ^Icoo/jq) (Lc. 1, 27) = fivrjCTev&^slüa ro5 *Io!}g/j<p
(Mt. 1, IS) zusammen auf Grund der gemeinsamen Quelle. In
derselben war, wie aus Justin und dem Protevangelium (vgh
oben S. 81) nachgewiesen worden ist, der Vers Mt 1, 21 zweimal
enthalten, nämlich das erste Mal in der Verkündigung, die Maria
empfing, das zweite Mal in der Botschaft, die dem Joseph zu
Theil ward. Die Namengebung hat also in beiden Relationen
gleiches Gewicht (vgl. Lc. 1,31; 2, 21), und nur in Bezug auf
die Erklänmg des Namens Jesus hat sich der oft kürzende Lucas
eine Weglassung erlaubt.
Auch die beiden Relationen angehörige Angelophanie zeigt
die Identität der Quelle. Was aber das Entscheidende ist: die
vaterlose Geburt Jesu wird auf Grund der gemeinsamen Quellen-
schrift von beiden Darstellungen bezeugt, negativ:
Lc l, 34: Mt 1, 25:
ijtd aPÖQa ov yivdöxo) xäi ovx iyivmoxsv avri^p — ,
positiv:
Lc. 1,35: Mt 1,20:
jcvevfia ayiov sjtsJievoeTai ro yctQ kv avry yspvfj&hv ix
ijtl oe. jtvBV(iax6q ioriv äylov.
1) Vgl. Heft 11, 244; III, 404. 550.
§ 4. Texte and Untersuchungen. m
Endlich auch das sprachliche Colorit erscheint, wenn man
in dem Abschnitt 1, 18 — 20 analytisch auf die hebräische Grund-
schrift zurückschliesst, im Wesentlichen, ja bis in solche Einzel-
heiten wie in der sexuellen Bedeutung von yi^ = yivcoaxtiv,
identisch, wenn auch der dritte Evangelist den hebraisierenden
Spraohcharakter der Quelle besser als der erste erhalten hat.
1. Ml. 1,18.
a. Eus. H. E. II, 1, 2.
xov 6b Xqiötov jtazfjQ 6 '/coöjjgp, cp (ivi]arevd'6töa ?]
jtaQd-ivoq, xqXv Tj cvpeXd-elp avrovg, i]vqt]to iv
yaöXQl sxovöa ix jtvevfiaxoq dylov, (6g ?) Isga T(5v
BvayyBkloiv öiöaOxec YQag)TJ.
b. Ephraem Syr. Ev. concord. expos. p. 20 ed. Mösinger.
Generatio Jesu Christi sie erat. Quum desponsata
esset mater ejus Maria Josepho, et antequam data
esset viro, inventa est gravida a Spiritu Sancto.
c. Mt. 1, 18.
Toi; öVltjCov Xqioxov rj yepeoig ovxcog 7]v' fip^oxav-
d-Bior]q XTJg (irjXQog avxov Maglag xq ^Icoörj^, JtQiv
Jj ovpeXd-etP avxovg, avQsO'?] iv yaOxQl ixovaa ix
Jtvevfiaxog äyiov.
Die Überschrift: xov de ^Ir/cov XqiOxov fj yiveöig ovxcog
tjv = n'^tp'En T\162 rilbin M^ä — stand jedenfalls an der Spitze
der Urschrift und ist von dem ersten Evangelisten, der mit der
Perikope von der Verehelichung der Maria die Geburt Jesu eng
verknüpfte, hieher übernommen worden. — Die Lesart des Eu-
sebius: (p /ipijcxsvO-sioa ?) jtaQO^sPog, berührt sich mit dem
vorcanonischen Texte des Syrers Curetons zu Mt. 1, 16: o5
i(iPi]Cxsvd'7] Magla y) jiCQ^ipog, rj Ixbtcbp ^Ljoovp Xqioxop.
Ähnlich zahlreiche Itala-Handschriften : cui desponsata virgo
Maria genuit Jesum. Eng verwandt ist damit Lc. 1, 27: Jtagd^i-
POP fiBfiPrjöxBV/i^Pfjp clpöqI, m opofia 'la>07j<p. Die Lesart
Ephraems: antequam data esset viro — ist als ein aus dem
mönchischen Geiste Ephraems hervorgegangener Ersatz f&r
das originale jtqIp r] avpBkB-Blp avxovg, als ein „Euphemismus^,
wie Zahn (Forschungen I, 1. S. 117) sagt, zu betrachten.
Justin sagt dafür: djto ovpovaiag dpÖQog — vgl. das Folgende.
112 Das Kindheitsevangelium.
2. Mt.1,19.
a. Just. DiaL c. Tryph. c. 78. p. 303 C.
xai ^Icochq) de, 6 thv Maglav fiBuvmxBvnivoq, ßovlf]d^iic
jtQorsQOv ixßaXelv xi}v fiyi]0X7]v ctvrw MtxQiafi, pofil^mv
JYxvfiovetv avT^v djro ovvovolag avögoCy xovxioziv djro
JtoQvalaq —
b. Epiph. Haer. LXXVIIl, 20. p. 1052 B.
TO* ölxaioq C3V i^^rsi fty xaQaöeiyiiarloai avri]v,
dXXa Xad^Qa äxoXvoai avrr^v,
c. Mt. 1, 19. ^
*Ia>öf]g) öh 6 äviiQ avr?jQ, ölxaiog cov xäi fifj Q-elov
avTTjv öeiypiaTlcaiy sßovXtjd^ kad-ga axoZvöat avrr^r.
Dass Justin in diesem Citat bei aller Verwandtschaft des-
selben mit dem canonischen Matthäustexte doch von letzterem
unabhängig ist imd aus einer anderweiten Version der — auch
dem Matthäustexte zu Orunde liegenden — hebräischen Quellen-
schrift schöpft, zeigt sich namentlich an dem bei Justin drei-
mal wiederholten Stichwort ixßakXscv sc. rfjv yvvalxa, welches
dem canonischen ajtoXvOai avrfjv entspricht und wahrscheinlich
auf n^t) als terminus technicus fQr die Ehescheidung zarückzu-
führen ist. Vgl. Deut. 21, 14: Sinnitö*:. = LXX: i^ccjtootsXstc
avTi^v. Der Version ni© ^ kxßdXXsiv begegnet man z. B. Ex.
12, 23: Dtlljttfb == LXX: bcßakelv avrovg. Den Austausch Yon
ixßaXXtiv fovatxa = djtoXvoai X7}v yvvalxa in Betreff der Ehe-
scheidung finden wir auch in dem Ev.-Citat zu Mt. 19, 3. 7 bei
Epiph. Haer. LXVI, 56. p. 668 AB. VgL auch Sir. 7, 26: pi
ixßaXxiQ avxrjv vom divortium. DarQber, dass Gelsus den-
selben Text kxßaXstP gelesen, aber verzeihlicher Weise nicht
von der Ehescheidung verstanden hat, vgl. zu Lc. 1, 35. Da
nun das Protevangelium Jacobi nicht exßaXelP, sondern:
Xad-Qa dxoXvao} avx^v liest, so kann in diesem Falle (wie
auch in einem andern vgl. zu Lc 1, 39. 40) mit Bestimmt-
heit festgestellt werden^ dass Gelsus wie Justin weder aus Mt.
noch aus dem Protev. Jacobi schopftie, sondern vielmehr aus
einer anderen verwandten aussercanonischen Schrift, welche aus
hebräischer Quelle geflossen war. Die Erklärung xavxeoxtv cbto
jtoQvelag, welche sichtlich von Justin hinzugef> ist, lässtdas
Vorausgegangene djto öwovolag dvÖQog (vgL stQiv rj ovpiX^Blv
§4. Texte und Untersuchungen. 113
avrovg Mt. 1, 18) als Quellentext erscheinen. Über die Varianten
d-iXeiv = ^rjretv, welche öfter vorkommen, vgl. Heft III, 133. 387.
Zur Sache vgl. Maimonides ap Buxt de divort. p. 76: fe-
mina ex quo desponsata est, licet nondum a viro cognita, est
uxor viri, et si sponsus eam velit repudiare, oportet ut id faciat
libello repudii.
3. Mt.1,20.
a. Cels. ap. Orig. c. Ceb. V, 52.
eri fihv xcä vjckg rijg Maglaq xvovoijg JtQog rov xixTOva
Tjxev ayYsXog.
b. Just. Dial. c. Tryph. c. 78. p. 303 CD.
öl oQafiaTog xsxiXevaro (ifj hxßakstp xrjv yvvatxa avrov,
ebtovTog avzA rov q>avivTog dyydkov, ort ix Jtpevfia'
rog ayiov o exsi xara yaorgog iori.
c. Ev. Ps.-Matth. c- XL p. 72 ed. Tischendorf.
ecce in ipsa nocte agparuit ei in somnis angelus domini
dicens: Joseph, fili David, noli timere accipere Ma-
riam ^^^J^S^^^^^J^j^« quoniam qnod in utero ejus est, de
spiritu sancto est.
d. Protev. Jac, c. XIV, 2. p. 27. ed. Tischendorf.
xal löov ayytXog xvqIov tpalvsrai avrcp xar ovaQ
XeytDV fifj (poßtjd'^g rhv Jtalöa ravrfjv [jtaQaiaßelp]' ro
'^&>JZJ^^ISLS!^ ^^ jri;ft;//aTOs ioriv ayiov.
€. Hist. Josephi c. 6. p 124 sq. ed. Tischendorf.
Sub medium autem diem apparuit ipsi angelorum princeps
sanctus Gabnel m somnio, mandato mstructus patris mei,
et dixit illi: JosepheTTili David, ne timeas accipere
Mariam sponsam tuam: quippe concepit de spiritu
sancto.
f. Mt. 1, 20.
ravra 61 avrov kvd^girjd'ivrog löov ayyekog xvqIov
xar ovaQ [Syr. Sin.: 6i ogafiarog = r^oUAs] ig>apf] avrw
kiycoV Icooriq), vlog Javslö, fifj g^oßfjd^^g jtaQaZaßslv
MaQiafi rrjv yvvalxa ^^v^^oj^ag^^ avr^ ysvvfjd^ev ix
jtvsvfiarog iorip ayiov.
Texte u. Untersnohnngen X, 5. 8
114 Bas Eindheitsevangelimn.
Bemerkenswerth ist der Ersatz des dem Redaktor des ersten
ETangeUums angehörigen %ax ovag durch 6t ogäfiarog bei
Justin sowie im Syr. Sin. Unverkennbare ÜbersetzungSTarianten
von f?3pl2l liW sind: quod in utero ejus est = o ix^i xaxa ya-
OXQoq = xo iv avx^ ov = xo kv ccvx^ yBVvrfi-iv. Die bei
Justin wiederkehrenden Ausdrücke xeXevBiv und ixßaXelv ge-
hören zu dem Inventar seiner aussercanonischen Quelle.
4. Mt. 1, 21.
a. Protev. Jac. c. XIV, 2. p. 27 ed. Tischendorf.
xi^Bxai öh vlov, xal xaXiosiq xo ovofia cevxov *Ifjoovv'
avxog yag Ociöec xov Xaov avxov djto xwv äfiaQ'
xiAv avxAv.
b. Ev. Ps.-Matth. c. XL p. 72 ed. Tischendorf.
Pariet autem filium, ^[ui vocabitur Jesus: ipae enim
salvum faciet populum suum a peccatis eorum.
c. Hist Josephi c. 17. p. 130 ed. Tischendorf.
et pariet filium, cujus nomen vocabitur Jesus: ille
enim salvum faciet populum suum a peccatis eorum.
d. Mi 1, 21.
xiB^Bxai öh vlov, xal xaX^öeig xo ovo/ia avxov ^ItjöovV
avxoq yag öciosi xov Xaov avxov djto xcov äfiag-
xioiv avxAv,
e. Just. Apol. I, 33. p. 75 CD.
0&-BV xal 6 ayyBkog xgog xtjv xagd-ivov BÜtB' xal xaZioen:
xo ovofia avxov *Ir)öovv' avxog yag odoBi xov Xaov
avxov äjco xAv äfiagxiAv avxAv.
In dem Protevangelium Jacobi ist der Satz, welcher die
Erklärung des Namens Jesus enthält: avxog yag CcioBi xov
Xaov avxov djto xmv d/iagxiAv avxwv — sowohl dem Joseph
als der Maria gesagt worden. Und bei der Wichtigkeit des
Namens (vgl. Lc. 2, 21: xal bclrjO-i] xo ovofia avxov ^Ifjoovg.
xo xXrjd^hv vJto xov dyyiXov 3tg6 xov ovXXijfpd-ijvcu avxov iv
xy xoiXla, sowie Joh. 1, 12: xotg xiOXBvovCiv Big xo ovo na
avxov) ist im Protevangelium wahrscheinlich das ursprüng-
liche erhalten; der kürzende Lucas hat Lc. 1, 31 die Erklärung
§ 4. Texte und UntorsDchaiigen. l ] 5
des Jesusnameos weggelasseD. Justin bezeugt es ÄpoL I, 33
ausdrflcklich zweimal, dasa der Maria auch dieser Theil der Ver-
kflndigung zu Theil ward, uod er thut es mit BerufuDg auf
seine Quelle: tag ol dnofivijfiovtvaavreq xavra za xtQl rov
acoTTjpoq ^ftmv '/jjöOTJ Xqiotov Olda^av. Vgl zu Lc 1, 31.
Übrigens liegt im hebräischen Urtexte die etymologische Er-
klärung des Namens TK"} = DrpnSBniS 'liaT-n« TUJi-* »in "'S — ;
in der griechischen Übersetzung gebt diese Etymologie verloren.
-. Mt 1, 23.
a. Just Apol. 1,33. p. 74 DE.
xal xdhv (6q avToXi§Bl öia xag&ivov fiiv Tsx9-ija6fievog
6ia zov Haatov jigoB^T/Tevd-Tj, axovCazt. i/Ux^'^ ^i ovta/q'
läov ^ xoQ&ivoti ii> yaOTQl l'|« xal ri§ezai vlov,
, xal EQOvßiv ixl zSovouazi avzov' (!£&■' ^ftmv o B'eöq.
b. Jes. 7, 14 LXX.
löov ^ naQ&ivo(; Iv yaazQl Xf'i^etat xal ri^szai vlöv,
xal xaliosig zo övofia avTOV 'Eß/iavoviii.
e. Just. Dial. c. Tryph. c. 43. p. 262 AB.
tioi) T] xaQ^ivoq kv yaOzQl Xrftpttat xal zi^ezat
vlöv, xal xaZtOETai t6 ovo/ta avvov 'Eftfiavovr/X.
d. Just. DiaL c. TryphTceö. p. 290D.
tSov ^ :xaQ&^voq iv /afirf)! X^^erat xal zi^szac
vlöv, xal xaXiOovOi zö opo/ta avzov 'Eßftavov^X.
e. Just Dial. c. Tryph. c. 84. p. 310 A.
xal zö' idov t} jrap^ivos iv yaozQl X^ipEzai
z^^szai vlov, ilq zovzov jtqosIqtjto.
f. Mt. 1,23.
I60V >} Jtap&ivog iv yaOZQl ?g« xal zi§ezai
xal xttXiOovaiv zö ovofta avrov Efißavov^X, o
fie6^£Qfir}VSvöiisvov fied-' ^firäv ö #EÖg.
Z a h n in seiner Geschichte des Canons 1, 1 S.4S6 weist dan
dass in der gesammtea vorhandenen christlichen Literat
Justin von keinem Autor des N. T, ausser Mt., auch von !
der apostolischen Vater, auch nicht von demProtevang
llß Das Kindheiisevangelium.
Jacob i (wo man es c. 14 erwarten könnte) die Stelle Jes. 7, 14
auf die Geburt Christi bezogen wird, und dass es nach dem
Vorgang des ersten Evangelisten erst Justin gewesen ist, der
diese Beziehung zu wiederholten Malen verwerthet hat Achtmal,
nämlich DiaL c. 43. p. 262 AC (zweimal), c. 66. p. 290 D, c. 67.
p. 291 A, c. 68. p. 293 D, c 71. p. 297 C, c. 84. p. 310 A (zwei-
mal) verwendet Justin im Dialog die mit der LXX überein-
stimmende Variante k^tpetcu, während er in der Apologie, wo
sein Text der canonischen Fassung von Mi 1, 23 nahe kommt
(Ap. I, 3. p. 74 DE) mit dem ersten Evangelisten l'gcc liest und
nur in dem igovaiv (anstatt xaXioovoiv) völlig isoliert steht.
Denn igovaiv findet sich weder in den LXX noch in einer Hand-
schrift zu Mt. 1, 23. — Obiger Thatbestand wie auch die Art
der Gitation im ersten canonischen Evangelium {tovto 6e oXov
yiyovBV, Xva JtXriQOid^ ro Qfi^ev vjto xvglov diä rov XQog>i^'
Tov Uyovrog Mt 1, 22) macht es evident, dass das alttestament-
liehe Citat Jes. 7, 14 in der vorcanonischen Quellenschrift nicht
zu lesen, sondern erst von dem Redaktor des ersten canonischeu
Evangeliums hinzugefügt worden ist, dass folglich auch die
fleissige Benützung von Jes. 7, 14 bei Justin den Einfluss des
ersten Evangeliums bezeugt. — Zum Ganzen vgl. Bousset, Die
Evangeliencitate Justins d. Märt. S. 37.
5. 6. Mt 1, 24. 25.
a. Just Dial. c. Tryph. c. 78. p. 303 D.
g)oß7]d-£lg ovv ovx ixßtßXf]X6v avT^v.
b. Syr. Sin. Mt 1, 25.
^ecu cnrwT. f^ioo f^is coA ^.i1*q i e. xcu (atT/yi
trexBP avrS vlov, xäi [avrog) kxaksOBP ro oPOfia ^JtjOovv.
c. Ev. de Nativ. Mar. c. X, 3. p. 121 ed. Tiscbendorf.
Igitur Joseph secundum angeli praeceptum virginem uxorein
duxit, nee tamen cognovit eam, sed caste procurans
custodivit
d. Ephr. Syr. Ev. concord. expos. ed. Mösinger p. 27.
et in sanctitate habitabat cum ea, donec peperit primo-
genitum.
§4. Texte und Untersuchungen. 117
Während Justin hier einen völlig aussercanonischen Text
repraesentiert, setzt Ephräm den canonischen Text voraus, den
er aber auch hier wie zu Mt. 1, 18 durch einen Euphemismus
geändert hat Auch die Weglassung des Zwischensatzes: xal
ovx iylvcocxep avri^v, ioag ov — im Syr. Sin. ist vielleicht nur
ein Euphemismus. Vgl. Zahn, die syrische Evangelienübersetzung
vom Sinai, III, im TheoL Literaturblatt 1895 No. 3 Sp. 28 f., wo
auch auf ähnliche Textkürzungen zahlreicher Art im Syr. Sin.
hingewiesen ist. Jedenfalls lag ein dogmatischer Grund obiger
Textkürzung nicht vor, sonst hätte auch Mt. 1, 20^ fallen müssen.
Bezüglich der Namengebung vgl. unten YIL die Beschneidung.
VI. Jesu Geburt.
Lc. 2, 1—20. Just. Apol. I, 34. DiaL c. Tryph. c. 78. Protev.
Jac. c. 17. Ev. Ps.-Matth. c. 13. Ev. de nativ. Mar. c. 10. Hist.
Josephi c. 7. Ev. Inf. Arab. c. 2—4.
Aus den aussercanonischen Darstellungen der Geburt Jesu,
unter denen Justins Relation durch ihre Selbstständigkeit obenan
steht, geht hervor, dass nach der Quellenschrift des Eindheits-
evangeliums der unter Augustus ausgeschriebene Census sich auf
Judäa beschränkt und unter Cyrenius als erstem Procurator
von Palaestina, aber unter Sentius Saturninus als Proconsul
der Provinz Syrien stattgefunden haben soll,^ sowie dass die
Geburt Jesu selbst in einer nahe bei Bethlehem gelegenen Höhle
erfolgt sei. Wenn Gelpke bezüglich Justins sagt: „Auch hier
zeigt sich ein reflektierendes Verbessern, das in der That eine
Menge Schwierigkeiten aus dem Wege räumt, die den am Worte
klebenden Erklärer des Lucasevangeliums in eine peinliche Ver-
legenheit bringen* — , so ist dies eine Auffassung, welche die
Reflexion moderner Kritik auf einen noch aus frischer Ursprting-
lichkeit schreibenden Schriftsteller überträgt, eine Auffassung,
welche durch den Context der Justinschen Darstellungen in keiner
1) Die Statthalter Syriens waren nach Schür er (Gesch. d. jüd. Volks
I, 259 ff.) zu jener Zeit folgende: 1. M. Titius, um 10 v. Chr., 2. C. Sentius
Saturninus, 9—6 v. Chr., 3. P. Quintilius Varus, 6 — 4 7. Chr., 4. P. Sulpicius
Quirinius, 3—2 v. Chr., (?), 5. C. Caesar, 1 v. Chr.— 4 n, Chr.(?), G. L. Vo-
lusius Saturninus, 4 — 5 n. Chr., 7. P. Sulpicius Quirinius, 6 ff. n. Chr. in
seinem zweiten syrischen Proconsulate.
118 Das Kindheitsevangeliam.
Weise unterstützt, dagegen durch das Zusammentreffen Justins
mit anderen — von ihm unabhängigen — Zeugen der ältesten
Kirche widerlegt, überdem auch durch die Erklärung der meisten
bei Justin sich findenden Varianten aus dem hebräischen Quellen-
text als völlig verfehlt dargethan wird.
Zu dem zweiten Theile der lucanischen Darstellung Lc 2, 16
— 20 fehlen aussercanonische Parallelen gänzlich. Aber auch
diese Partie, f&r welche wir mithin lediglich auf die Relation
des Lucas angewiesen sind, ist ein Äusfluss der vorcanonischen
Quellenschrift, deren Charakter sie trägt. Wenn man aus Lc. 2, 14.
18. 20 eine Publicität > der Vorgänge hat erschliessen und die-
selben daraufhin für unvereinbar mit der späteren Unbekanntheit
und Nichtanerkennung Jesu als Messias hat erklären wollen, so
hat man den Context nicht recht gewürdigt. Jedes Lexicon zeigt,
dass ötayvfDQlC^Biv nicht bedeutet: öffentlich bekannt machen.
Vielmehr ergibt der Zusammenhang, dass die Hirten ihre Er-
lebnisse nur allen um die Krippe Versanmielten, darum in erster
Linie der Maria zur Kenntniss brachten und dass sie bei ihrer
Heimkehr unter dem Eindruck des Erlebten Gott priesen. Nach
dem Wortlaut blieb das Ganze innerhalb der näheren und weiteren
Familie.
1. 3. lc. 2, 1. 8.
a. Protev. Jac. c. XVH, 1. p. 31 ed. Tischendorf.
TtiXbvoiq ÖB kyivBto ajto Avyovoxov ßaciXioag djtoyQa-
q)6Gd-ai jtdvzag rovg kv BTjd^Xeh/a rt^g ^lovöalag,
b. Protev. Jac. c 17. p. 103 ed. Fabricius.
kyivBxo 6h xiksvaig vxo rov ßaöiXioog Avyovorov cbto-
7Qd(pB09m^ jtavxag rovg *lov6alovg, oi 7}0av iv Bfj&Xtlfi
TTJg %v6alag,
c. Tert. adv. Marc. IV, 19.
sed et census constat actos sub Augusto nunc in Judaea.
d. Just. Dial. c. Tryph. c. 78 p. 303 D.
djtoyQatp^g ovörig kv r^ %v6ala, —
e. Ev. Ps.-Matth. c. XIII, 1. p. 76 ed. Tischendorf.
factum est autem post aliquantum tempus, ut fieret pro-
fessio ex edictojCaesaris Augusti, ut profiteretur unus-
quisque in patria sua.
g 4. Texte nnd Untenuchnngen. ]|g
f. Et. Inf. Salv. Arab. c. 2. p. I8t ed. Tischendorf.
aimo Kutem trecentesimo nooo aerae Alexandri edi'xit An-
gustuB, ut deBcriberetnr anusqnlBqQe in patria s'ua.
g. Clem. AI Strom. I, 21, 145. p. 406 sq.
lysvv^&ij 6s o xvpto^ T^fimv zw oydöm xcä ftxoorm ini,
OTE JtQmrov kxiXevoav axoyQci^aq yfviad-ai ijtl Avyov-
Oxov.
h. Hist Josephi c 7. p. 125 ed. Tischendorf.
inteijecto deinde tempore prodüt mandatum ab Auguste
Caesare (et) rege, ut ^eaeriberetur universus orbis habitabi-
lis, uuusquisque in civitate sua.
i. Lc 2, 1. 3.
kjivsro 6\ iv Totg ^{liQaiq ixslvaiq i^^l^sv doyfta :!raQä
KalOaQOt; Avyovazov ajtoygäqpea&^at xäaav xijp olxovfii-
vt]v. T. 3. xal ijtopevopro xävzsg äxoyQätptad-at ^xaarog
etq Tr}v lavrov xöXtv.
Dass Justin bezüglich der Geburtsgeschicbte neben den
beiden canonischen Relationen, die er sicher kannte, einer an-
deren, aussercauonischen, Quelle sich bediente, zeigt sich zu Lc
2, Iff. noch deutlicher als bisher. Nach Justin bezog sich der
ausgeschriebene Gensus keineswegs auf das gesammte römische
Reich, sondern ausschliesslich auf JudSa (oder Palaestina).
Damit stimmt Tertullians Nachricht: cenaus actos sub Augusto
in Judaea — , eine Nachrieht, die, wie schon die Erwähnung
des Sentiua Saturninus zeigt (vgl. das Folgende), aus einer selbat-
ständigen, von Justin völlig unabhängigen Quelle stammt. Aber
auch das älteste der apokryphischen KindheitsevangelieQ , das
Protevangehum Jacohi, hat eine auf Judäa beschränkte Schätzung
zur Voraussetzung: äxoyQa^BO&ai Jtävzaq rovq lovÖalovg.
Durch diese drei Zeugen ist es ausser Zweifel geatellt ^
der Quellenschrift des Kindheitsevaitgeliums der Censui
d&a beschränkt, keineswegs aber auf das ganze römisc
aui^edehnt war.
Credner hat nun in seinen Beiträgen (1, 234) gez
durch eine nicht zutreffende Übersetzung des hebräischen
textes die lucanische Fassung: jtäoap t?)i> olxov(iiv7]i
stehen konnte, insofern das im Urtexte auf Judäa b'
120 ^^ Kindheitsevangeliam.
f l»n"bs anstatt mit Jtäca ^ yJj mit jtäöa ^ olxovfiepfi s^ oXog
6 xoOfioq wiedergegeben war. Auch zu Mt. 28, 19 finden sich
diese Varianten: xäoa ^ olxovfievtj «» okog 6 xoOfiog »= universa
terra als gleichwerthige Übersetzungsvarianten von I^^Krrb^.
Vgl. Heft n, 397. Auch der Syr. Sin. hat Lc. 2, 1 rÄ.ir^ oAosl
= jtäcav Tfjv X(QQav =*= jtaoap xi}v yrjv. Es wird also an der
Richtigkeit der Crednerschen Erklärung nicht zu rütteln, viel-
mehr hierin ein neuer Beweis für die ursprünglich hebräische
Abfassung des Kindheitsevangeliums zu erkennen sein. Dasselbe
gilt von den Varianten xeXevöiq = öoyfia = edictum, mag man
sie auf rn« (vgl. 2. Reg. 18, 36: ifbian rriXO) oder auf M,
welches dem späteren Hebräisch angehört, zurückführen. Auch
die wechselnden Prädikate ßaaiXevg und xalOag als Bezeichnungen
des Augustus gehören hierher. Dass das k^^Xd-ev dem hebräi-
schen Sprachgebrauche entspricht, ist oben in dem Verzeichniss
der Hebraismen nachgewiesen worden.
Auf die detaillierten Zeitangaben bezüglich der Geburt Jesu ein-
zugehen, ist hier nicht der Ort, da dieselben in keinem Falle aus der
QuellenschriftdesKindheitsevangeliumsstammen.Nur darauf möchte
ich hinweisen, dass die in dem neuentdeckten Fragmente des Hip-
polytus-Commentars enthaltenen chronologischen Angaben schon
längst aus Epiphanius uns bekannt gewesen sind Man vgl.
Epiph. Haer. LI, 22. p. 482 ed. • HippoL
Dindorf.
y^waxat (ikv yag 6 ocozrjQ i ^ yaQ Jigoirrj xagovola xov xv-
TtooaQaxoOT(S öevregq) irai i Qiov ^(icop rj tvoagxoq, Iv 7j ye-
AvyovOTOV ßaoijLewg xmv ^Poj- yipvTjzat Iv Brjd^Xeefi, iyivtto
fialcov Iv vjtazeia xov avxov jtQo 6xxa> xaXavömv ^lavova-
*Oxxavlov ^Avyovaxov x6 xQia- qIcdv, rjuigo: xexgdöi, ßaotXev'
opxog Avyovoxov xeocaQaxo-
axov xal devxsQOv txo2, a.70
de *A6aii jtevxaxiaxtXioozo}
xal ji£Pxaxooioox(5 txei.
xaiöixaxov xal SiXavov, cog
Ix^t xa jtaQa^Pcofiaioig vjca-
xaQia tJ :^Qo oxxco el-
dmv*IavovaQla>v. —^EXXjjveg
zfj JCQO oxzoj xaXavööiv ^la-
vovaQlmv xzX.
2. Lc.2,2.
a, Ev. Pseudo-Matthaei c. 13. p. 76 ed. Tischendorf.
Haec professio facta est a praeside Syriae Cyrino.
§ 4. Texte und Untersachimgen. 121
b. Orig. Opp. m 945.
Haec fuit descriptio prima a praeside Syriae Cyrino.
c Just. Dial. c. Tryph. c. 78. p. 303 D.
[cbtoyQaip^g] rors XQcirrjg sjtl KvqtjvIov.
d. Lc. 2, 2.
avTf] äjco'/Qag>7j kyivBTO JtQciri] f]yeuov£voprog t^$
JSvglag Kvqt]vIov.
e. Just. Apol. I, 46. p. 83 B C.
jtQO hciv exazop XBVxrpcovra yeyevpijcd'ai top Xqiötop
XiyBiP riliag i^tl KvqtjpIov.
f. Just. Apol. I, 34. p. 75 E.
xcifii] öe rlq iorip kp r^ XcoQa %vöal(DP, djtixovöa öra-
ölovg XQtaxovxa Jtspre ^IbqoOoXv(1(op, ip u iyeppi^d^i] ^Iijcovg
XQiOTog, <og xäi fia&elp övpaad^s ix tAp djtoygaqxüp rcop
yBPOfiipcop ijtl KvQTjPiov, xov vfZBxiQov ip *Iov6ala ^gci-
xov yepofiBPOv ijtixQOTtov,
g. Tert. adv. Marc. IV, 19.
census constat actos sub Augusto nunc in Judaea per Sen-
tium Satuminum.
Gredner (Beitr. 1, 231 ff.) hat gezeigt, dass die Varianten
tjyBfAWP = r)yBftoPBva}p = praeses = ijtlxgojtog Übersetzungs-
varianten eines gemeinsamen hebräischen Stammwortes seien, da
die hebräische Sprache kein besonderes Wort für das Amt eines
ijclxQQJtog «= procurator im Unterschied yon ^Bficip = legatus
besessen habe, und da der in den Übersetzungen gebrauchte
Ausdruck rjyBUOPBVBip von allen höheren Staatsbeamten, den
Kaiser nicht ausgenommen, gebraucht werde. So konnte nament-
lich das Wort Jins (st. const. nnfi) sehr wohl beides bedeuten:
7jysfi(6p, legatus, proconsul, als auch ijtlxQOJtog, procurator, Un-
terstatthalter. Vgl. Mal. 1, 8: »IHÖ = LXX: ^yovfiBPog, 1. Reg.
10, 15 = 2.Chron. 9, 14: n'in8=LXX:öaT()Cüra£. (Das Sprachgut
der spätesten alttestamentlichen Geschichtsbücher ist besonders
massgebend.) Die Lesart ^^/T(>o^og wird nun in Bezug auf Cyrenius
nicht blos von Justin {jtgoixov yBPOgiivov ixixgojtovjj sondern
auch von dem Chronicon Paschale (ijttxQOJtBvoPxog) ver-
treten, und zwar bei Justin — ganz in Übereinstimmung mit
der nach seiner aussercanonischen Quelle auf Judäa beschränkten
122 ^^ Eindheitsevangeliam.
Schätzung — mit der bestimmten Angabe, dass er der erste
Procurator von Judäa gewesen sei Diese Angabe kommt der
Nachricht des Tertullian entgegen, dass der Census unter
Sentius Saturninus stattgefunden habe. Hiemach fiele der Census
in eine Zeit, da Sentius Saturninus Proconsul der Provinz Syrien,
Cyrenius aber Procurator von Judäa gewesen wäre. Und da
nicht blos nach den direkten Angaben von Lc 1, 5 und Mt 2, 1
Jesu Geburt in die Regierungszeit Herodis des Grossen fallt,
sondern da auch auf indirekte Weise aus der Thatsache, dass
Joseph, obwohl Galiläer, in Judäa sich dem Census unterwarf,
auf die damalige Zugehörigkeit beider Provinzen (Galiläa und
Judäa) zu dem noch nicht zersplitterten Herrschaftsgebiete He-
rodis des Grossen zu schliessen ist, so wird man anzunehmen
haben, dass, wie Palmyra trotz eigener Verfassung eines kaiser-
lichen ijtlzQOJtog sich nicht erwehren konnte, so auch Herodes
in den letzten Jahren seiner bereits geschwächten Regierung
einen in Palaestina (= Judäa nach römischem Sprachgebrauch)
thätigen ijclxQOJtoq in der Person des Cyrenius, des nachmaligen
Proconsuls von Syrien, sich hatte gefallen lassen müssen. In
wieweit diese Annahme vor der historischen Kritik besteht, ist
hier nicht weiter zu untersuchen. Hier galt es nur die Wahr-
scheinlichkeit aufzuzeigen, dass, wenn in der hebräischen Quellen-
schrift des Kindheitsevangeliums Cyrenius als TXrv^ namhaft ge-
macht, er damit als ijr/r(>ojrog von Palaestina («= Judäa) bezeichnet
sein sollte, dass er aber in den Übersetzungen und Bearbeitungen
jener Quellenschrift um so leichter als ^yeficiv =^ procoasul in
Anspruch genommen werden konnte, als eine Verwechselung
seiner früheren und seiner späteren Stellung sehr nahe lag.
4. 5. Lc. 2, 4. 5.
a. Celsus ap. Orig. c. Cels. h 28.
oveiöl^ti d' avT(p j,xdi kjtl tc5 ix xcifitjg avrov yeyovevai
b. Just Apol. I, 34. p. 75 E.
xcifi?] ÖS rlg iöziv ij^XIJX^Q9^ %vdal(Dv xxX.
c. Ev. Pseudo-Matthaei c XIII, 1. p. 76.
Necesse autem fuerat, ut Joseph cum Maria proficisce-
§ 4. Texte und Untersuchungen. ^23
retur in Bethleem, quia exinde erat, et Maria de tribu
Juda et de domo ac patria David.
d. Ev. inf. Salv. Arabicum c. 2. p. 181.
Surrexit igitur Josephus et assumta Maria sponsa sua
Hierosolyma abiit venitque Bethlehemum, ut cum familia
sua in urbe patria describeretur.
e. Just. Dial. c. Tryph. c. 78. p. 303 D.
aveXfiXvd-Bi ajco Na^agir, Ivd-a (oxsi, elg Brjd^Xadfi,
o&^ep Tjp, äjioyQaipaöd'aL' curo yaQ XTJg xaroixovorjg ri^v
yijp hcBlvfjv q)vXi'}q *Iovöa ro yivog i]v.
f. Syr. Sin. Lc. 2, 4. 5.
xal ^Imcf]q> . . avtog djto NaCaQed^ jtoZecDg FaXikalag
slg %v6alav slg jtoXiv Javlö xaXovfiivr^v Byjß-Xe^fiy avrog
xal Magictfi ovötj l/xro^, slg ro djtoyQa^eö&ai ixtt, öia
ro elvai äfiq^oreQovg ig oixov Aavlö.
g. Lc. 2, 4. 5.
dvißri öh xäi *I(DC7jg> oJto rJjg FaXtkalag ix jtoXecog Na-
^agid- elg zi]V ^lovdalav elg xoXtv Javelö, 7JTig xaXelrcu
Bfjd-Xee/iy 6ta ro elvat avxbv ig olxov xaX jtaxQiag
Aaveldy dnoyQ&^aod-at ovv Magtafi rfj ifiprjorevfiip}] at>
T(5 ywatxl, ovoij kyxvcp.
Holtzmann (Handcommentar S. 43) schreibt: «dem r^
ifiVTjOTSVfieinij avrw setzen erst Lateiner rec. yvvaixi bei."(!)
Viel richtiger erklärt Johannes Weiss (Meyers kritisch-exe-
getischer Kommentar. VIII. Aufl. 1, 2. S. 327) die Überlieferung
der Lateiner für sehr alt. Vgl. meine „Aussercanonischen Par-
alleltexte" Heft L S. 37 ff: die altitalischen Versionen. Das yv-
vaixl — mit oder ohne ry i(iv7]aTevfiip^ avrS — konnte ja
schon deshalb nicht fehlen, weil nach der Quellenschrift, wie sie
in Mi 1, 18—23 erhalten ist, die Verehelichung der Maria
Yorausgegangen war. Die Reise des verehelichten Paares schloss
daher auch keinen Verstoss gegen die Sitte in sich. — Bezüg-
lich der in der syrischen Kirche feststehenden Angabe, dass
beide, Maria und Joseph, Davididen waren, vgL die Bemer-
kungen zu Lc. 1, 26. 27, sowie unten XVII: das Geschlechtsre-
gister Jesu.
124 ^^ Eindheitsevangelimn.
6. 7. Lc. 2, 6. 7.
a. Orig. c. Cefa. I, 51. Opp. I, 367.
öelxwrai to ip Btjd-XBhft cjci^Xaiov, l^vd-a iyew^d'f], xcu
kv T<p ojtrjjialq} (parvTj, Bvd-a iöJtaQyavcid-f).
b. Epiph. Haer. LXXVIII, 15. p. 1047 A.
ro öJttjZaiov, evd-a iyewi^dTj.
c. Et. inf. Salv. Arabicum c 2. p. 181 ed. Tischendorf.
Cumque ad speluncam pervenissent, dixit Maria Josepbo,
instare sibi tempus pariendi neque se posse in arbem pro-
ficisci, sed, Hanc, inquit, speluncam intremus.
d. Protev. Jac. c. 18. ed. Fabricius p. 105.
evQS öh ixet OJtrjXaiov xal doTJyaysv avrrjv exsL
e. Protev. Jac. c. XXII, 2. p. 43. ed. Tischendorf.
eXaßsv xo jcaiöiov xai kojcagyavwoBv avxb xal ed-jjxhv
hv q>aTP^ ßociv,
f. Just. DiaL c. Tryph. c. 78. p. 303 D. 304 A.
YBVP7]d'ivTog öh rote rov Jtaiölov kv Bi]d-Xes(i, ijtsiöf^
^IfDOTftp ovx elxsv kv ry xconn ixslvy Jtov xaxaXvoai, iv
Ojt7}Xalcp xivl ovvsyyvg xrjg xcifii]g xaxiX'voe' xcu rorf,
avxmv opxcov ixel, ixexoxec rj Maqla xop Xgicxop xal kv
<paxpxi avxop kxed'slxsi.
g. Epiph. Haer. LI, 9. p. 431 A.
6 fisp yag Aovxäg Xiyec iojtagyaPcioB'ai xop Jtalöa bv-
d^g yeyBPin]fiBPOP xal xBloO-ai ip g>dxpu xal öJtt]Xaicp,
6ia x6 (IT} Blpai xojtop ip xo) 5£f55^^j^^f5Jf^
h. Lc. 2, 6. 7.
iyePBxo 6h Iv x<p Bhai avxovg ixBl ijth'jOd^oap al ^niigat
xov xBXBlp avxrjp, xal Ixbxbp xop vIop avx^g xop JtQmxO'
xoxop xal iojtaQyapoDOBP avxop xal apixXiPBP avxop
ip (paxpy, ^i?H..^5^H?LJt^^
fiari.
Das übereinstimmende Zeugniss Justins, des Protevange-
lium Jacobi, des Evangelium infantiae, des Origenes, des
Epiphanius lassen mit grosser Wahrscheinlichkeit vermuthen,
§4. Texte und Untersaclinngen. 125
dass die Angabe Ton dem CJti^Xaiov ans der Quellenschrift der
Eindheitsgeschichte stammte. Noch Epiphanias las sie in
seinem Lucas-Codex, ebenso Eusebius (vgL Nestle, Vitae
Prophetarum S. 8) während bereits Anastasius Sinaita be-
zeugt, dass die Nachricht von der Geburt Jesu in einer Höhle
von keinem Evangelisten mitgetheilt werde, sondern lediglich
der dYQag>cog fortgesetzten Tradition angehöre. Viae dux c. 1. p. 6.
Die Lesart des Protevangelium: Id^Bv kv q)aTPg kehrt auch
bei Justin wieder: iv g)ärpu avrbv kxe&Blxsi, repräsentiert also
im Unterschied von dem canonischen dpixZivev eine ausserca-
nonische Version. Das Ghronicon Paschale p. 350 bietet
dvid^7]x6v. Grundwort ist wahrscheinlich IT^JIrt, welches häufig
mit dvaxXlpsiv, aber auch (z. B. Ezech. 37, 1) mit zid-ipai von
den LXX übersetzt wird. Auch im Übrigen lassen verschiedene
Ubersetzungsvananten den hebräischen Quellentext erkennen:
kv TW elvcu avTOvg ixet (Lc.) = avräv ovxoov iTcet (Just.) =
BtJ cni'^Sia, ireroxei (Just.) = ?TfX€j; (Lc.) = nbPj3, ovx bIxsp
jtov xataXvOai (Just.) = ovx tjv rojiog iv tc5 xaraXvfiari (Lc.)
== ^^bb Dipti ib l'^Ä. — Die oben erwähnten Stellen aus Ana-
stasius gebe ich hier vollständig: Viae dux c. 1. p. 6: örinBto>-
rioVy oxL rivag JtaQaöoöeig xal dygdqxDg naQiXaßev t] ixxXt]-
ola. olov xo xoiVcovBlv Vi]0xix6v xal x6 jtQ0öBVXB09-ac xaxä
dvaxoXag xal oxi JtaQß-ivog BfiBtVB fiBxa xoxov ^ &Box6xog.
xaL oxi iv onrjXalcp bxbxb xal txBQa jtoXXa, c. 22. p. 336:
xciv BvayfBXiöxmv fiijöafiov XByovxmv, Jtod-Bv lyvoxB,
0X1 iv öjeTjXalq) ixdx^V ^ Xgiaxog' ovx BLQijxai yag xovxo
iv xolg BvayyBXloig. Das ausdrückliche Gegenzeugniss des
Epiphanius und des Eusebius beweist es, dass in früheren
Zeiten die Nachricht von der Geburt Jesu iv OjrTjXala) wirklich
in Lucas-Handschriften enthalten gewesen ist. — Zu der Bezeich-
nung Bethlehems als einer xci/irj ist noch zu vergleichen Joh.
7,42. — Von dem ojt^Xaiov, welches auch noch Eusebius
(Dem. ev. VU. 2; Vita Const. III, 43) und Hieronymus (Ep. 46
ad Marcell.) erwähnen,*) sagt die Historia Josephi c. 7: Et qui-
dem Maria mater mea peperit me Bethleemi, in spelunca pro-
1) Hof mann (Das Leben Jesu nach den Apokryphen S. lOS) macht
noch folgende Schriftateller namhaft: Socr. H. E. 1, 17. Sozom. H. E. II, 2.
Ps.-Athan. Hom. in descript B. Virg. II. p. 647 ed. Colon. Phocas c. 27.
126 ^^8 Eindheitsevangelimn.
xima sepulcro Rachel, uxoris Jacobi patriarchae, (fiiit) mater
Josephi et Benjamin. Auch das Et. Pseudo-Matthaei c. 13 er*
wähnt die Hohle mit den Worten: — ingredi in speluncam
snbterraneam — et ibi peperit masculum. Diese letztere Ans-
drucksweise erinnert lebhaft an Apoc. 12, 5: xci srsxsp vlov
agaev und Apoc. 12, 13: r^v yvpalxa, tjrig irsxev xov agcsva.
Und da nun Apoc. 12 mehrere Züge eingewoben sind, welche
auf eine Benützung des Eindheitsevangeliums hinzuweisen
scheinen, so konnte möglicher Weise auch in diesem: peperit
masculum = irsxev rov agosva ein R«st des Quellentextes zu
recognoscieren sein.
10. Lc.2,10*
a. Exe. Theodoti § 18. ap. Clem. AI. p. 973.
6 ocorf/Q a)q)d'r] xartG)V rolg ay/iXotq, dio xai Bvrjyys'
XlaavTO avTov,
b. Lc. 2, 10.
xäl bIjcsp avTolg 6 ayyEXog' fii} q)oßstod-6' löov yag ev-
ayyeXlCofiai vfilp x^^^ fieyahjv.
Die Darstellung des Theodotus, wonach der ccovfjQ bei
seiner Niederfahrt auf die Erde (xaricov) von den Engeln ge-
sehen worden sei {(D<p97] rolg'dyyiXoig) ist nur auf des Theo-
dotus Rechnung zu setzen und enthält wahrscheinlich ein Citat
aus 1. Tim. 3, 16: ogp^y; ayyiXoig.
14. Le. 3, 14.
a. Test. XII patr. Levi c. 18.
xal Icrai elg/^vt] Iv jtaofj ry yy.
b. Exe. Theod. § 74. ap. Clem. AI. p. 986.
öict Tovzo 6 xvQiog xatfjXd^ev slgi^vfjv jcoii^coov tolg dj:*
0VQaP(5v, ov rolg djto yjjg, oig q)j]öiv o djtoöroXog' elgi]-
VT] ijtl rrjg yrjg xal öo^a iv vtplcroig.
c. Epiph. Haer. LXXVIII, 15. p. 1047 A.
öo^a SV vtplötoig d-eip xal ixl yrjg elQfjPtj, ip dp-
&Q(DJtoig Bvöoxla,
§ 4. Texte und üntersncliangen. 127
d. Lc. 2, 14.
do^a iv vy>iOroig d-sä xal iytl ytjg eigi^prj kv av-
d-gco^ioig evöoxlag.
Das Citat des Tbeodotus repraesentiert eine — tendenziöse?
— Abkürzung des canonisohen Textes. Bezüglich der Bezeich-
nung des dritten Evangelisten als ojtocroXoq verweist Zahn
(Gesch. des Canons I, 2, 741 Anm. 1) auf Hippolyt de Antichr.
56. Oder sollte Theodotus noch eine Recension der Quellen-
schrift benützt und dieselbe wie Justin (vgl. Citat XI, 2*) für
apostolisch gehalten haben? Epiphanius trifft in der Lesart
evöoxla wie mit vielen anderen Zeugen so auch mit dem
neuentdeckten syrischen Cod. Lewis zusammen, welcher
r^iir^ aiaX r^^o^iv^o liest. Doch spricht der Hebraismus
y\T) "^IDSÄ für die Lesart iv äp&Qdjtotg evdoxlag als die ur-
sprüngliche.
VII. Jesu Beschneidung.
Lc. 2, 21; Mt. 1, 25*»; Just. DiaL c. Tryph. c. 67; Ev. Inf. Arab.
c. 5; Ev. Ps.-Matth. c. 15.
Die Beschneidung Jesu fehlte sicherlich nicht im Quellen-
bericht. Von dorther hat sie Lucas. Aber auch der erste Evan-
gelist setzt sie voraus, da die Namengebung (Mt. 1, 25^) mit dem
Akte der Beschneidung zusammenfiel. Auch Paulus kannte sie:
yevofisvop bc yvvaixog, yevofisvop vjto pofiop — QaL 4, 4.
Die von Epiphanius und dem arabischen Eindheitsevangelium
vertretene Nachricht, dass die Beschneidung noch in der Hohle
geschehen sei, hat die Wahrscheinlichkeit für sich. Ausser dem
Evangelium Infantiae und dem Ev. Pseudo-Matthaei schweigen
die apokryphen Evangelien über die Beschneidung Jesu sich aus.
(Übrigens macht Nestle auf den Umstand aufinerksam, dass in
Lc. 2, 21 der älteste Beleg für die Verbindung der Namengebung
mit der Beschneidung vorliege).
1. 2. lc. 2, 21.
a. Epiph. Haer. XXVIll, 5. p. 113C.
(KfjQivd'iaPoi), rl ovp; q>aol, jtEQieriirid'ri 6 *Ii]Oovg.
128 ^^ KindheitBevangelium.
b. Epiph. Haer. XXX, 26. p. 151 A.
c. Epiph. Haer. XX, 1. *Ep6f](ila Xqiotov c. 1. p. 47 D.
xsQivfiTid'ivTa ev xA ajtfjXalo).
d. Just. Dial. c. Tryph. c. 67. p. 291 D.
xal o TQvqxov cv yaQ cQfioXoyr^aag f^fitv, 6q>i], oti xcu
:jt6Qisrfi^d'f) xal ra aXXa ra vo/iifia ra öiä Mcovosojg
öiaraxd'ivTa itpvXa^e, xäyat djtsxQivafifjv cofioXoyfjoa re
xal ofioZoycö.
e. Chron. Pasch, p. 381 eA Dindorf.
xal 0T6 ijtXi^od^rjaav rffiigai oxrci, rjXd-ov jisQire-
fietv t6 Jtaidlov.*
f. Et. Inf. Saly. Arab. c. 5. p. 183 ed. Tischendorf.
Gumque adesset tempus circumcisionis, dies scilicet
octavus, puellus ex lege circomcidendus erat. Itaque cir-
cumciderunt illum in spelunca.
g. Ev. Ps.-Matth. c. 15. p. 80 ed. Tischendorf.
octavo vero die circumcidentes puerum, vocatum est
nomen ejus Jesus, quod vocatum est ab angelo.
antequam in utero conciperetur.
h. Lc. 2, 21.
xal oze i:xXr]Od'Tjöav r^fiigai oxrtb rov JtSQirsfielP
avTov, xal ixZtjd'Ti ro ovofia avrov^lrjoovg, ro xXtj-
d'hv vjto rov äyyiXov jtgo rov cvXXrjg)&'^vai avrov
iv rf] xoiXla.
i. Mt. 1, 25^
xal kxdXeoev ro ovofia avrov ^ItjOovv-
Bereits die ältesten Judenchristen betonten die Thatsaebe
der Besohneidung Jesu und leiteten daraus — unter Berufung
auf das Herrenwort Lc. 6, 40 = Mt. 10, 24 — auch für seine
Jünger die Nothwendigkeit der Beschneidung ab. Aus Lucas«
dessen Evangelium bei den Judenchristen nicht gebräuchlich
war, hatten sie jene Kenntniss wohl kaum. — Die passive Wen-
dung JitguTfiTid-ri haben Epiphanius und Justin mit dem
Syr. Sin, gemeinsam. Der letztere liest zu Lc. 2,21: i|\^f^
r^t\\y = JteQUTfi^d-ij ro jtaidlov.
§ 4. Texte und Üntersacbungen. 129
Was die mit der Besclmeiduiig yerknüpfte Namengebung
betrifiPb, so ist sie bei Lc. ebenfalls passivisch ausgedrückt. An-
ders Mt. 1, 25. Im Evang. Eirchenblatt f&r Württemberg 1893
No. 48 hat Nestle dazu bemerkt, dass die altsyrischen Über-
setzungen (die Gureton'sche, die Peschittha und das Hieroso-
lymitanum) ^i^o lesen, mithin Magla als Subjekt zu ixa-
Xsöev erganzen. Merkwürdiger Weise aber weicht der neu-
entdeckte Syrus Sinaiticus von diesem Typus ab, indem er
f^iao schreibt, wozu das Masculinum ^Icoc^q) zu erganzen ist.
Vgl. oben zu Mt. 1, 25. Über das Zusanmientreffen des Namens
yitj;) mit dem Welterlöserberuf seines Trägers vgl Weiss,
Leben Jesu I, 246, Beyschlag, Leben Jesu I, 155.
VIIL Jesu Darstellung im Tempel.
Lc. 2, 22—24. Ev. Ps.-Matth. c. 15. Ev. Inf. Arab. c. 5.
Wenn nach Hillmann (S. 223) die Reinigung Mariae „bei
Voraussetzung der übernatürlichen Erzeugung barer Widersinn**
sein soll, so würde dasselbe von der Beschneidung und von der
Taufe Jesu gelten, die doch auch Beinigungshandlungen sind.
Aber hier tritt überall das Wort: ovrwg Jtgijtov iarlv fjfilv
xXflQmOai Jtaoau öixaioovvtjv — in Kraft.
1. Le.2,22.
a. Epiph. Haer. LI, 8. p. 430 B.
ri jtcig fiera XBOOaQoxotna evQloxBtai Ao%)xaq y>£v66fitvog,
£g (paoi ßXaog>TjfiOVPT€g xara rfjg havxciif X€g)aXfjg, oxi
g)tjalv' iv T^ TSOöaQaxoöT^ V(^^Q9^ avrjVtYxav avxbv elg
^legovoaXi^fi;
b. Ev. Inf. Arab. c. 5. p. 183 ed. Tischendorf.
Decem diebus post Hierosolymam eum transtulerunt, et
quadragesimo a nativitate die templo illatum coram domino
stiterunt.
c. Ev. Ps.-Matth. c. XV, 1. p. 81 ed. Tischendorf
Postquam autem impleti sunt dies purgationis Ma-
riae, secundum legem Moysi, tunc duxit Joseph infantem
ad templum domini.
Texte u. Untennchangen X, 5. 9
130 ^^ EindheitaevaDgeliam.
d. Lc. 2, 22.
xal 0T8 ijiXTjod-fjOap al ^fiigai rov xad^aQiOfiov ccv-
rcov xara top vofiov Marvoicog, ayrffayov avrop elq */f-
QoöoXvfia ytaQaaz^aai rq^ xvQiqi,
Wie öfters so vertritt Epiphanius auch zu Lc. 2, 22 eine
aussercanonische Lesart, welche durch anderweite Parallelen
verificiert werden kann. Hier ist es das Ev. Lif. Arabicum,
welches mit der Angabe: quadragesimo die dem Texte des Epi-
phanius: kv ry reocaQaxoorfj ^fiiQa secundiert. Die Varianten
dvTjpeyxap = dp^yayop = 'IfTib?^ mögen wenigstens notiert
werden, ebenso das ijtXTjQcid-i]Cap des Cod. Hieros. neben dem ca-
nonischen inXricd'ficav = 1ÄbÄ?\
2. 3. Lc. %j 23. U.
a. Ev. Inf. Arab. c. 5. p. 183 ed. Tischendorf.
et pro eo sacrificia fecerunt, quod in lege Mosis prae-
scriptum est, scilicet: Omnis mas adaperiens vulvam
sanctus dei vocabitur.
b. Ev. Ps.-Matthaei c. XV, 1. p. 81 ed. Tischendorf.
cumque accepisset infans perithomen, obtulerunt pro eo par
turturum et duos pullos columbarum.
c. Lc. 2, 23. 24.
xaO^Gx; yiyQajtrai Ip pofico xvqIov ort jtap aQOsp
öiapotyop fifjTQap ayiop TW xvglm xki]9-tjöeTai, xal
Tov öovpac d-valap tuxtol to elQf]fiepop iv rc5 pofiq} xvglov,
^evyog TQvyopop tj ovo pooöovg jibqiotbqAp.
Die apokryphen Relationen zeigen hier wesentliche Über-
einstimmung mit dem canonisch-lucanischen Texte.
IX. Simeon.
Lc. 2, 25—35. Protev. Jac. c. 24. Ev. Ps.-Matth. c. 15. Ev. Inf.
Arab. c. 6.
Nachfolgende Perikope nennt Gelpke (S. 81) einen Ab-
schnitt, der .fast in jeder Beziehung johanneischen Geist athmet''.
Dieser allgemeine Eindruck wird im Nachstehenden verstärkt
durch die aussercanonischen Textbestandtheile: Ip ooqxI (Lc. 2, 26
§4. Texte und UntersuchuBgen. 131
vgl. Joh. 1, 14), qxoxl^mv Jiavra xa Id-vfj (Lc. 2, 30 vgl. Joh.
1, 9), welche eine Rückbeziehung des johanneischen Prologs auf
diese Perikope bekunden. — Ob Lc. 2, 33 der Quelle angehörte,
ist fraglich. Der Ausdruck: hju xolq XaXovfitvoig JtSQl avxov
ist speciell lucanisch; vgl. Act. 13, 45; 16, 14; 17, 19. Ein ähn-
liches — zweifellos von der Hand des Lucas herrührendes —
Einschiebsel findet sich Lc 2, 50.
1. Lc.2,25.
a. Ev. P8.-Matth. c. XV, 2. p. 81 ed. Tischendorf.
Erat autem in templo vir dei perfectus et justus, no-
mine Symeon, annorum centmn duodecim.
b. Lc. 2, 25.
xal löoi) avd^QCDxog rjv ev ^hgovöaXi^fi, q ovo/ia JJv-
fi€(6p, xal 6 avd'QCQjtog ovxog ölxaiog xal svXaßrjg,
JtQoöösxofisvoq JtaQaxXrjCiv xov ^IdQarjX, xal Jtvsvfia ijvayiop
ijt* avxop.
Während das svXaßi^g auf des Lucas Rechnung zu setzen
ist, — es findet sich im N. T. ausser an dieser Stelle nur noch
Act. 2, 5; 8, 2; 22, 12 — ist in dem Ausdruck vir dei = ttJ'^K
C^n'bsn = LXX: avd-gwjtog xov d-sov = Vulg.: homo dei, vir
dei (vgL Ps. 90, 1; 1. Sam. 2, 27; 9, 6flf. u. ö.) vielleicht ein Rest
der hebräischen Quellenschrift erhalten, da es eine bessere Cha-
rakteristik Simeons kaum geben kann. Bei der Vorliebe des
Lucas ftir die Betonung des jtvsv/ia ayiov stammt die in v. 25 —
27 enthaltene dreimalige Erwähnung des jtvev/ia ayiov theilweise
wohl von seiner Hand.
2. Lc. 2, 26.
a. Protev. Jac. c. XXIV, 4. p. 49 ed. Tischendorf.
ovxog yciQ ijv o ;^()y/^aT£aÖ€«^ vjco xov aylov jtvev-
fiaxog, fif] lÖBlv B-avaxov , icog av lö^] xov Xqlöxov
£v oagxL
b. Protev. Jac. c. 24. p. 123 ed. Fabricius.
ovxog ycLQ rjv ;^()iy//«Teö^£i5 vjto xov ayiov jtvev-
(laxog, fiTj lÖBlv ß-avaxov, toog clv lö^] xov Xqioxov
xvqIov ev oagxl eX?]Xvd^oxa.
9*
132 ^^ Eindheitseyangeliam.
c. Ev. Ps.-Matth. c. XV, 2. p. 81 ed. Tischendorf.
Hie responsum a domino acceperat, quia non gustaret
mortem, nisi videret Christum dei filium in came.
d. Lc. 2, 26.
xal riv avxA 7CBXQrmaxi.Cfiivov vxo rov xpsvfiarog
rov ayloVy fiij löelv d-dvarov xqIp ij av id?j top
XQiördp xvQiov,
Während die Varianten: 7jp ^^pj^^ariö^a/^ (Protev. Jac.) =
xexQTifiaTiöfiipog t^p ((3od. Cantabr.) = tip avr^ xexQfjßariö/iipop
(Lc.) =^ responsum acceperat (Ps.-Mt.) von untergeordneter Be-
deutung sind, liegt dagegen in den Worten ^i^ öaQxl = in came
ein zweifelloser Rest der Quellenschrift vor, wie schon die Über-
einstimmung zwischen dem Protevangelium und dem Ev.
Pseudo-Matthaei^ ausserdem aber das öag^ k/ipszo Joh. 1, 14
deutlich erweist Wir finden hier also eine der bei Lucas häufigen
Kürzungen, durch welche er gerade am Schluss der Sätze die
letzten Worte wegzulassen gewohnt war. Vgl. oben § 2, femer
Heft m, 841.
4. Lc. 2, 28.
a. Ev. Ps.-Matth. c. XV, 2. p. 81 ed. Tischendorf.
et post haec suscipiens eum in pallio suo adoravit eum ....
et dixit.
b. Iren. I, 8, 4 = Epiph. Haer. XXXI, 26. (Valentiniani).
JSvfiscopa öh TOP elg rag dyxaXag Xaßopxa top XqiOtov
TcaX EvxctQtOTtjöapza rm Xgcarw xal eljtopxa.
c. Lc. 2, 28.
xclL avTog iöe^aro avro elg rag dyxaXag xal evXoynon'
TOP d-eop xal eljtsp.
Aus der valentinianischen Evangelientradition hat uns Ire-
naeus einen aussercanonischen Paralleltext aufbewahrt-, welcher
mit den Varianten Xaßetp = öaxsoO^ai = Ttpb oder bap (vgl. die-
selben Varianten Mt. 10, 40: öixBCd-ai = Joh. 13, 20: Xafißapsiv),
sowie svxaQiCtslp = svXoy€lP = «lISl (vgl. Lc. 22, 19 = 1. Cor.
11, 24: BvxaQiari^cag =;.Mt. 26, 26 = Mc. 14, 22: BvXoyrjöag,
Heft III, 640) auf den gemeinsamen hebräischen Quellentext hin-
§ 4. Texte und ünterBuchongeD. 133
zuweisen scheint. Auch Origenes (Opp. IV, 209) vertritt die
Variante kaßcop.
5. Le.2,29.
a. Ev. Inf. Arab. c. 5. p. 183 ed. Tischendorf.
Nunc, 0 domine mi, servum tuum in pace dimitte,
secundum ea, quae dixisti.
b. Lc. 2, 29.
vvv aJtoXvBiQ TOP dovXov cov, ößöjtordf xata t6
Q^fici cov kv bIqtjvq.
Zu axolveiv ist oben unter den Hebraismen bereits die Par-
allele Gen. 15, 2 angeführt Ausserdem vgl man Num. 20, 29:
ihn« yiÄ "^S rnTrf^ji ^^y!\ = LXX: xal el6e jtaoa r) cvvaymyriy
OTL djceXvd-i] IdaQcip — femer Tob. 3, 6: ijilta^ov avaXaßslv
xo Jtvevfia (lov, ojtcog dvaXvd'ci xal yiv<ofiat yfj. Die Variante
des Et. Infant. Arab. secundum ea, quae dixisti — deckt sich
merkwürdiger Weise genau mit Luthers Übersetzung: „wie du
gesagt hast.'
6—8. Lc. 2, 30-32.
a. Test. XII. patr. Benjamin c. 11.
yvciatv xaiP7]p qxorlCcop stdpxa xa id-Pfj, g>äq ypciösog
sjteußalpwp [Xaujtc9p] bp ocoxngla reo IcoatiX.
b^ Ev. Inf. Arab. c. 6. p. 183 ed. Tischendorf.
nam viderunt oculi mei clementiam tuam, quam
parasti ad salutem omnium populorum, lucem omnibus
gentibus et gloriam genti tuae Israeli.
c. Lc. 2, 30— 32.
oxi elöop ol üifd-aXfiol (iov x6 acoxriQiop öov, o
^xolfiaoag xaxa JtQOömjtop Jtapxcop xSp Xa<5p, g>cig
slq anoxahnpip kd-pcip xal öo^ap Xaov cov *löQai^X.
Das Ev. Pseudo-Matthaei c. 15 gibt die Verse Lc. 2, 29—32
in lateinischer Version genau dem canonischen Grundtexte ent-
sprechend. Es konnte daher von der Wiedergabe des Textes
abgesehen werden. Das Ev. Infantiae lässt die Worte elg dno-
xdXvtpip wegfallen, schliesst sich also unmittelbar an die Grund-
stelle Jes. 49, 6: D'^'ia n^Kb = LXX: elg (pwg id-pcip — an.
134 ^^ KindheitseyangelimzL
Bei der Rückübersetzung der Worte dg axoxaXviptv ins Hebrä-
ische kann nur TKr6 in Betracht kommen. (VgL das Hebr. N. T.
Ton Delitzsch-Dalman 1892). Und dieses "i'^ttn klingt ebenso
Job. 1, 9: Tjv to ipmg ro dXfjO^ivop, o tpanlCu xavra op&qco-
xov. als auch in der Parallele aus den Testam. XII. patr. wieder:
g>anl^a}v xavra ta ad-vt]. Aus letztgenannter Schrift Tgl. man
noch Simeon c 7: dvarsXsl vfüv ro ccurriQiov rov frfof —
Benjamin c. 9: img ov 6 vfpiarog dxocrslXy [al. dvarslXsi] to
CcorfjQiop ccvrov kv ixiöxoxy fiovoysvovg.
X. Hanna.
Lc. 2, 36—38. Ev. Ps.-Matth. c. 15. Ev. Inf. Arab. c. 6.
Die durch und durch realistisch geschilderte und in keiner
Weise tendenziös verwerthete Persönlichkeit der Hanna') als
einer xQoq)fjrig ergänzt auf das willkommenste den Einblick in
die Yon messianisc^-prophetischen HofiEnungen erftUlten stillen
Gemeinschaftskreise, welche, ebenso fem von rabbinischer Ge-
setzlichkeit als frei von eschatologischer Schwärmerei, den histo-
rischen Mutterschoss bildeten, aus welchem Jesus hervorgewachsen
ist. Dass Maria, Jesu Mutter, mit Simeon und mit Hanna nahe
befreundet gewesen sein muss, wird yom Eindheitseyangelium
stillschweigend als selbstverständlich vorausgesetzt. Man wird
weiter schliessen können, dass Maria in diesen Kreisen eine
hervorragende Stellung einnahm, wie sie denn vom Verfasser
des Kindheitsevangeliums als Psalmendichterin in geistige Nähe
und Verwandtschaft neben die xQo^^rig Hanna gerückt ist,
deren Prophetie nach dem Vorbild der alttestamentlichen Prophe-
tinnen Mirjam und Debora doch vorzugsweise in Psalmendich-
tung bestanden haben wird.
1-4. Lc, 2, 36-38.
a Ev. Inf. Arab. c. 6. p. 183 ed. Tischendorf.
Hanna quoque prophetissa illi caerimoniae interfuit, et
1) Schleiermacher (Die Schriften des Lukas S. 37f.) findet die Er-
zählung von der Darstellung Jesu im Tempel zu natürlich, um erdichtet
zu sein. Die Hanna ist ^^nicht einmal dichterisch benutzt*^ Und wozu
dann „diese Genauigkeit in ihrer Personalität?*'
§ 4. Texte und Untersuchungen. 135
accessit deo ^atias agens dominamque Mariam felicem
praedicans.
b. Didasc. III, 1. p. 286 ed. de Lagarde.
7/ TOiavTT] i^ofioKoB-rjosTai ^Avv^ r^ ri}v rov XqiOxov
öo^aoao^ jtagovölav,
c. Const III, 1. p. 97, 5 ed. de Lagarde.
y/ TOiavTTj h^ofioicod^öarai "Avv^ r^ d'VyarQt ^avoi^i])^
ry ix q>vXrjg \4oriQy rj ovx aq>lCTaro rov ibqov
vvxTcoQ xal fieO-^ TJfieQav jtQoOfiivovoa ralg öei^Oeöi xal
ralg jcgoöavxatg, ovoa fikv ixäv oyöorjxovxa ^i^Caöa
ÖS fiera dvögbg ix rijg jcagd'evlag avrrjg irij tJtra,
xal rfjv rov Xgiorov öo^aöaca nagovölav dpO-ofioXo-
yslro rm xvQlq> xal iXaXsi xbqI avrov Jtaöi rolg
jtQOOÖexoiisvoig XvrQWöiv iv IsQovCaXi^fi.
d. 1. Tim. 5, 5.
/) 6h ovTog XVQ^ • • • ^Qoöfiivei ralg ösriöBOiv xal ralg
:jtQ06BVXCLlg vvxrog xal rniigag,
e. Iren. I, 8, 4 (Valentiniani).
xcu öia rrjg "Avvtjg ri^g iv r^ BvayyBXlcp xtigvocofiivrig jtQo-
q)^rc6og, tjträ Irrj fisrä dvögog iC,i]xvlag, rov dh Xoi-
jtov djtavra XQO^o^ XVQ^^ fi€vovCi]g, dxQig ov rov öcoriJQa
löovca ijciyvo) avrov xal iXdXei jvsqI avrov jtäöi,
f. Ev. Ps.-Matth. c. XV, 3. p. 82 ed. Tischeudorf.
Erat autem in templo domini Anna prophetissa, filia
Phanuel, de tribu Asser, qnae vixerat cum virosuo
annis Septem a virginitate sua; et haec vidua erat
jam per annos octoginta quatuor; quae numquam
discessit a templo domini, jejuniis et orationibus
vacans. Haec accedens adorabat infantem dicens, quoniam
in isto est redemptio seciili. ^^ ^ '^
g. Lc. 2, 36—38.
xal Tjv "Avva jtQoq)^rig, d'vydrrjQ ^avovtjX, ix tpv-
Xijg ^AöfjQ' avrr} JtQoßeßrjxvla iv rjuigaig jtoXXatg, g^-
öaöa iiBra dvÖQog srij tjcra djto rtjgnaQd-Bvlag av-
rrjgy xal avrri X'^Q^ ^ö>§ ir&v oyöo^xovra rBOad-
Qa}v, ?} ovx d(plcraro rov Ibqov vtjOrBläig xal
136 ^^ Kindheiteevangelium.
ösTJaeOi XaTQBVovca vvxta xal ^/ligav. xal avz^ ry
wQa kjtiöxaoa ävd-ofioXoyelTO r<p d^sm xal kXäXei jisgl
avTov jtäöiv rolg jiQoöösxofiivoig XvTQwaiv'lsQOV'
öalfjfL
h. Syr. Sin. Lc, 2, 36—38.
xal "Avva rj JtQog)fjrig, d-vyazfjQ ^avovrjk, ix 9)V>1^$
*Aa^Q, xal avxri JtQoßeßtjxvla kv t^piigaig jtoXXalg, rjv
tjtra rifiigag fiovov fisra rov avÖQog fi€rä rrjg jtaQ-
d-svlag avTJJg, xal ro Xoijtov rov ßlov iv ry yiy(>Q>(J£t
ezT] oydorjxovra ziöoaQa, avTtj äjto rov IsQov ovx
atpLörarOy xal vrjOrslaig xal dstjasöiv xal XQOGsvxalg
TjfiiQav xal vvxra XaxQevovoa rjv, xal avri] avicrtj avxi^
r^ (Sga xal avd^coiioXoyijOBv [Äu:iOf^o] reo xvglmxal kXaXsi
jtBQi avrov ixaörcp dv&gcojtm xgoadexofidvcp Xvrgo)-
Oiv 'legovöaXi]fi.
Die Erwähnung der Hanna in der Didascalia ist nur kurz
andeutend, indem sie den christlichen Wittwen als Vorbild auf-
gestellt wird. Der Redaktor der Constitutionen hat diese
Andeutung an der Hand des evangelischen Textes weiter ausge-
führt. Unter seinen Textvarianten ist die wichtigste: ytgoCfii-
vovoa anstatt des canonischen Xargsvovca, Diese ausercano-
nische Lesart hat viel Wahrscheinlichkeit für sich. Denn
Xargaveip = IM^ vom Gottesdienst gebraucht, ist, ohne Be-
zugnahme auf Gott, sehr befremdlich. Dies zeigen auch die
Rückübersetzungen, welche sämmtlich einer Ergänzung bedürftig
sind. Vgl.
Delitzsch: D*^n'bK?T-n« r
Salkinson: 'l'iÄb nniS^S
Dalman: D%^'bK-nK -t'Wm.
Wenn aber xgoOfiivovoa die ursprüngliche Lesart war, so
setzt dieselbe im Hebräischen TÜP voraus, und es bedurfte nur
der — auch sonst vorkommenden — Verwechselung von fi und 3»
um die weniger zutreffende Ausdrucksweise Xarg&oovoa Hervor-
zurufen. Bestätigt wird der Text der Constitutionen xgoofii^
vovöa = tyyü^ durch 1. Tim. 5, 5, an welcher Stelle, lange vor
der Didascalia, das Bild der Hanna aus dem Eindheitsevange-
lium benützt worden ist als Vorbild einer rechten christlicheD
» T
§ 4. Texte und Üntersucbungen. 137
Wittwe. — Bezüglich der Bedeutung jtQoOfiivBiv = (livetv =
T05 vgl. beispielshalber Gen. 45, 9: tbjFCb» = LXX: iiri fislvyg,
Ex. 9, 28: itob "J^Äph «'b'j = LXX: xal ovxeri xQoözs&i^aec&e
fiiveiv, Lev. 13,5: l'^J'^^a TQÜf =LXX: /levai kvavxlov avxov.
Wegen der Verwechselung von ti und a vgl. das Heft IV, 11
mitgetheilte edatante Beispiel aus den Testamentis XII patr.,
wonach der griechische Bearbeiter zu Naphth. c. 6 das Grund-
wort K'bä = avBV als Kbl9 gelesen und irrthümlich mit fieorov
übersetzt hat.
Die eigenthümlichen Textabweichungen des Syr. Sin. sind
in diesem Falle besonderer Beachtung werth. In dem jtQooav-
Xatg trifft derselbe mit I.Tim. 5,5, sowie mit den Consti-
tutionen, in dem zo Xomov xov ßlov mit den Valentinianem:
TOP XoiJtbv axavza XQ^^^^> ^^ ^^^ '^^ xvqIco wiederum
mit den Constitutionen zusammen. Bezüglich der Varianten
dvd-ofioXoysZad'ai = ofioZoyslöd^ai = gratias agere = BvxaQioxeTv
rnin vgl. Heft III, 196 ff.
XL Die Magier aus Arabien.
Mt. 2, 1—12. Just Dial. c Tryph. c. 77. 78. 106. Protev. Jac.
c. 21. Ev. Ps.-Matth. c. 16. Ev. Inf. Arab. c. 7.
Diese Perikope, welche der erste Evangelist um ihres alt-
testamentlichen Citates aus Mich. 5, 1 willen der Quellenschrift
entnommen hat, brauchte er mit einem Citate ex suis nicht zu
versehen. VgL oben S. 19 ff. Die aussercanonischen Parallel-
texte zu Mt 2, 2 lassen mit Bestimmtheit erkennen, dass die
Himmelserscheinung, welche den Chaldäern die Ankunft des
Messias verkündet hatte, ein ausserge wohnlich grosser Komet
gewesen ist Femer wird es aus Epiphanius und Justin
klar, dass das Heimathland der Chaldäer oder Magier in Arabien,
genauer in dem östlich vom Jordan gelegenen Lande Maycoöla,
z)i suchen ist — mithin in derjenigen Gegend, aus welcher auch
die Uranfange der christlichen Literatur hervorgegangen sind.
Vgl. -Heft II, 454. III, 33. Endlich ist besonders daraufhinzu-
weisen, was man in dieser Perikope Schritt fär Schritt verfolgen
kann, dass Justin eine aussercanonische Relation vor sich hatte,
welche trotz ihrer sachlichen Übereinstimmung mit dem ca-
nonischen Berichte doch in charakteristischen sprachlichen
138 ^^ Kindhoitseyangeliom.
Varianten Von Mt. 2, 1 — 12 abweicht und in diesen Varianten
die hebräische Quelle zu erkennen giebt
a. Just Dial. c. Tryph. c. 77. p. 303 A.
a[ia ycLQ rm yervTid-^vai avrbv /layot dxo ^A^Qaßiaz
jtaQaysvofispoi JtQoOsxvinjoav avrä, xqotsqov iZ&ovrec
xQoq 'Hqcoötjv top iv rjf yjf viiciv rore ßaOiXevovTa,
b. Just. Dial. c. Tryph. c. 106. p. 334 B.
cifia xm yepvfi^^vai avrop . . , ol äxo l/t^gaßlac fiayot
. . . jtaQByivopxo,
c. Just. Dial. c. Tryph. c. 88. p. 315BC.
fiaQTVQiop de xal xovxo lox(o vfilp, o l^riv jtQoq vfiäq ye-
yopipai vjio xcop ^A^Qaßiaq uay<DP, otxipsq a(ia xo ysp-
VTjd-^pai x6 ütaiölop kXd-opxtq JtQOösxvpfjOap at;To5.
d. Jusi Dial. c. Tryph. c. 102. p. 328 D.
aua yag xco ysppi]9-^pai avxop ip Btjd-XBeii, cog jiQO€q>f)v,
jtaoa xwp ojto *A^^aßiag fiayov fiad-Äp ^Hgciöfjg 6 ßa-
CiXevg xxk.
e. Just. Dial. c. Tryph. c. 103. p. 330 D.
ol ojto ^A^Qaßiag kXd-opxsg (layoL
£ Just. Dial. c. Tryph. c. 78. p. 303 C. p. 304 A.
xoip ano *A^Qaßlag ovp (laycop ikß'opxcop — iXB^opxsg ol
äjtb ^AQ^aßiag fiayoi.
g. Epiph. IIsqI jtlcxscog c 8. p. 1085 C.
slg xa fiiQf} xa ^Agaßtxa x^g May<o6lag xoJp«^. tc5p kXd-ov-
xcQP fiaycov djtb xrjg öiadox^jg tAp öJ[6Qfiax(DV ixiivwp*
h. Celsus ap. Orig. c. Geis. I, 40. Opp. I, 357.
xal xmv iknXvd-oxcop ano äpaxoXijg (iaya>p jtQOOxvpfjCai
Tc5 Jtaiöla},
» *
1. Ev. Ps.-Matth. c XVI, 1. p. 82 ed. Tischeudorf.
Transacto vero secundo anno venerunt magi ab Oriente
in Hierosolymam, magna deferentes munera.
§ 4. Texte und üntersachungen. ] 39
k. Protev. Jac. c. XXI, 1. p. 40 ed. Tischendorf.
xal Idoi) ^I(D(ii}q) ^roifdciod-fi rov i^skO^etp slg ri/v %v6alav,
xca d-OQvßog kyivBxo fiiyag Iv Brj&ZEhfi rijg %vöalag'
fjX^ov yoLQ iiayoi —
1. Ev. Inf. Arab. c. 7. p. 183 ed. Tischendorf.
Et factum est, cum natus esset dominus Jesus Beth-
lehemi Judaeae, tempore Herodis regis, ecce magi
venerunt ex Oriente Hierosoljmam.
m. Ammonius, Harm. quat. ew. p. 23^
Neque latuit Magos ad solis ortum longis terrarum spatiis
etiam dissitos ea nativitas. Matth. 2. Quippe post circum-
cisionem octavo die infantem, Jesumque Tocatum, Luc. 2.
Ipsi tertio decimo die Hierosoljmam, noya quadam Stella
duce venientes, Regem Judaeorum praedicant natum.
n. Mt. 2, 1.
rov d\ ^Itjöov yBvvrjd'ipTog iv Bijd-Xshfi rfjg ^lovdalag
iv TjfieQaig Hq(66ov rov ßaötXicog, Idov fxayoi djt*
ävaroXmv jtageyivovro slg ^leQoOojLvfia.
In überzeugender Weise hat bereits Credner (Beiträge
I, 214 ff.) bei Vergleichung der einschlagenden Justin-Citate auf
die aussercanonische Quelle hingewiesen, welcher Justin in
Betreff der Ankunft der Magier folgte. Zu dieser Quelle ge-
horte der in diesen Partien bei Justin constante Gebrauch des
— von ihm sonst keineswegs bevorzugten (vgl. Credner S. 214
AnnL 1) afia — man vergleiche Tr. c. 103. p. 331 B: cifia reo
dvaßrjpai avzov anb xov Jtorafiov rov ^loQÖavov, wo Mc. 1, 12
ev^g (Cod. D svO^img) zu lesen ist. Weiter hat Credner auf den
siebenmal bei Justin wiederkehrenden, mithin seiner Quelle an-
gehörigen, Ausdruck: fdayoi ajco ^A^gaßlag aufmerksam gemacht.
Worauf jedoch Credner nicht hingewiesen hat, das ist eines-
theils die Ausführung des Epiphanius, wonach die Magier
aus dem arabischen Ostjordanland gekommen seien, andrerseits
die Thatsache, dass diese Gegend bei den Propheten DIJJ ge-
nannt wird, dass die dort wohnenden Beduinen als Dl]^ "^SS be-
zeichnet werden, dass mithin dvaroXrj (Mt.) und ^A^gaßla (Just.)
sachlich identisch sind. Die Stelle bei Epiphanius lautet im
Zusammenhang folgendermassen: kv ob ry rov XQiOrov JtaQov-
140 ^^ Eindheitseyangeliam.
oia rSv avxmv rixpcav tov *AßQaafi rciv.cbio XsTtovQag Ix-
ßXrid-ivxmv aJto rov ^Aßgactfi xal axek^oPTCOv xal xarotxi]'
oavxmv dq xa fiigf] xa ^Agaßixa xfjg Maycnölaq j^aJpa^,
xciv kXd^ovxcDV fidycop djto xtjq öiaöoxfJQ xAv 0X6Qfiaxa>v ixtl-
vcDVy j€Qooepf]veyfiiva dogiaxa xs xal öAga sie avfifiexoxf^P xfjq
avx^g kXxlöoq T<p XqioxS iv Btjß-Xehfi xa avxa öAga, oxi xov
döxiga d-eaödfisvoi 7iXd-op. Epiph. Uegl jtlöxsafg c. 8. p. 1085 C.
Wenn dann Epiphanius im Anschluss hieran die Jesajas-
Weissagung Jes. 8, 4 herbeizieht, indem er fortfahrt: ilv öcigafv
xfjv Oaq>7J jtaQaCxaöiV 6 jtQOfptjxtjg ytaglöxtici kiyoDP oxi ,^qIv
i] yvAvai xo Jtaidlov xaXetv jtaxiga ij gitixega, k^y>Bxai 6vpa(uv
Aafiaöxov xtA./ und mithin Damaskus zu jenem ostjordanischen
Arabien rechnet^), so ersehen wir aus dem DiaL c. TrypK c
78. p. 305: oxi 6i /lafiaöxog x^g d^Qaßixfjg yijg t^v xal ecxtp — ,
dass auch Justin demselben geographischen Sprachgebrauch
huldigte. (Vgl. auch die enge Verbindung von Damaskus uod
Arabien Gal. 1, 17.) Die Beduinen nun jenes arabischen Ost-
jordanlandes werden im A. T. wiederholt als W^ *f3ä besceichnet
Vgl. Jes. 11, 14: DIU "^aa nK= LXX: xal xovg dq>* rjXlov dva-
xoXAp. Jerem. 49, 28: Dlg *^y3L TWk ^TT&i = LXX: xal xX^oaxs
xovg vlovgxsöifL Ezech/25, 4: mtfnwbDIi; ''SSb tfjrib '»?3n pij
= LXX: 6ia xovxo löov kya> JtaQadlöa>(ii vfiäg xotg vtolgxBÖkfi Big
xXrjQOPOfilap. Jud. 6, 3: DIJJ "»D^^ = LXX: xal ol vlol dpaxo-
XAp. Vgl. auch noch Oen. 10, 30, wo das arabische Gebirge
unter dem Namen WT^ lin = LXX: oQog dpaxoXäp aufgeführt
wird. Es liegt also klar vor, dass in der hebräischen Quelleo-
schrift der Oeburtsgeschichte ü^'C zu lesen gewesen ist, welches
die vom ersten EvangeUsten und vom Verfasser des Protevao-
geliums Jacobi gebrauchte Version mit dxo dpaxoXmv, das
arabische Eyangelium infantiae (wie auch Celsus) mit dxo
dpaxoXrjg, die von Justin benutzte Bearbeitung der Gebnrts-
geschichte aber mit djto ji^^aßlag wiedergab. Es geht zugleich
hieraus mit Bestimmtheit hervor, dass Justin in diesem Falle
weder aus dem ersten canonischen Evangelium noch, wie man
sonst anzunehmen geneigt ist, aus dem Protevangelium Ja*
cobi geschöpft hat, sondern einer dritten Bearbeitung oder einer
anderweiten Version jener Quellenschrift gefolgt ist
1) Ähnlich Tertullian adv. Judaeos c. 9. adv. Marc. ET, 13 — eben-
falls in Bezng auf die Magier. Ausserdem vgl. Nestle, Marg. a. Mai (2) 71.
§ 4. Texte und Üntenuchungen. 14 t
2. Mt.2,2.
a. IgD. ad Epli. XIX, 2. p. 24, 4.
dorrjQ iv ovoavS iZafirpev vjthg Jiapxaq rovg äoreQag.
b. Test. XII patr. Levi c. 18.
xal ai^rsZet aOXQOv avxov ip ovQavtp —
c. Exe. Theod. § 74 ap. Clem. AI. p. 986.
6cä xovTO dvdxeiksp ^dpog dox^Q — XafiJtofdBPog —
d. Just. Dial. c. Tryph. c 106. p. 334 B.
dpaxtlXapxog ovp xal iv ovQapw ofia xm Yspprjd-fjpai av-
xop döxigog, cog yiyganxaL ip xolg dxofdpijfiopsviiaai
xäp djtoöxojLop avxov.
e. Cels. ap. Orig. c. Cels. I, 34. Opp. I, 352.
xoP dpaxslkapxa dcxiga kjA x^ ysvdoei xov *Irfiov.
f. Cels. ap. Orig. a Cels. I, 40.
xaL fisxa xavxa dpaxQixBi [sc. 6 Kikoog] i^A x6 h^ijg xfj
yspiaei xov *Ifj0ov dpaysyQafifiipop xb JtsQl xov doxegog
ii^yfjfia.
g. Protev. Jac. c XXI, 1. 2. p. 40 ed. Tischendorf.
Xsyopxeg' jrov iöxlp 6 xsxO-elg ßaOiXevg xAp *Iov6ala)p:
döofisp ycLQ avxov xov doxiga iv xxi dpaxoXf] xal
fjXd'OUBV jtQooxvpTJöai avxov — p. 41: elöousp doxioa
jtafifisyid-1] Xdfitpapxa jp xolg aCXQoig xov ovQgpov xal
dfißXvPOPxa avxovgj möxe xovg doxigag firj (palpecß^ai.
h. Ev. Ps.-Matth. c. 16. p. 82 ed. Tischendorf.
Qui instanter interrogaverunt Judaeos dicentes: Ubi est
rex, qui natus est vobis? Vidimus enim stellam ejus
in Oriente, et venimus adorare eum.
i. Just. Dial. c. Tryph. c. 78. p, 303 B.
xoxs i)^d'OPxa)V jtQog avxop x&p ajto A^oaßlag iidyo:iP
xdXhlnopxcopk^ doxsQog xov jp xm ovgapw g)apipxog kypo)-
xipai, oxi ßaöiXevg yt^yiP7\xai ip x^ X^Q9 vfiwp, xal
r/Xd^Ofisp jtQOOxvptjoai avxop.
k. Cels. ap, Orig. c. Cels. I, 58. Opp. I, 373.
(i£xa xavxa 6 JtaQa xS KiXom %vdatog dpxl xwp ip xq^
142 ^^ Kindheitoevangeliam.
BvayyeJilcp fiaycop XaXöalovq q>rjc\v vJto rov ^Ifjaov Xekix^^
xivtjO'tprag ijtl rfj yBviösi avrov iXiiXvd-ivai xqocxv-
vfioavxaq avrov Ixt p^jtiov cog d-eov.
I. Basilides ap. Hippol. Ref. Haer. YII, 27.
oTi 6i, q)f]Olp, ixaöxov lölovg exBc xaiQovg Ixavog 6 öottjq
liycov ovjto) ijxei ^ Sga fiov xäi ol (idyoi rov aOrsQa
red-eafzevoi.
m. Exe. Theod. § 75. ap. Clem. AL p. 986.
avxlxa ol fiayoi ov (lovov slöov xov acxiga rov x%)Qiov,
aXXa xal xb akriB-lg lyvmoaPy oxi ßaoiXsvg ^''^Jx^^
n. Mt. 2, 2.
Xeyopxeg' jcov iöxlp 6 xex^slg ßaaiXevg x&p 'lovöalwp;
slöofisp ycLQ avxov xop doxega kp x^ dparoXy, xal
r^Xd'Ofiev jtQooxvprjoai avx(p.
Das Citat der Testamenta XII patr. Levi c. 18 scheint
wiederzukehren in derselben Schrift Jud. c. 24; xal fiexa ravxa
dpaxsXet vfilp doxQOP i§ ^laxoiß. Wenn man aber genauer zu-
sieht, handelt es sich in letzterem Fall lediglich um den Text
Num. 24, 17: dpaxeXsl clöxqop ig 'laxmß = njj^tt Mis !f1v.
Dagegen findet sich in der Stelle aus Levi c. 18 der Zusatz:
tp ovQapw, welcher weder aus dem alttestamentlichen Text Num.
24, 17 noch aus dem canonischen Text von Mt 2, 2 abzuleiten ist
und doch muss dieses ip ovQavtp dem neutestamentlichen Kind-
heitsevangelium quellenmässig angehört haben. Denn mit den
Testamentis XII patr. vertreten es Ignatius, Justin, auch
das Protevangelium Jacobi. Dass letzteres f&r Justin nicht
die Quelle gewesen ist, aus welcher er schöpfte, geht im Allgemeinen
schon daraus hervor, dass von den Fabeleien jenes apokryphen
Evangeliums bei Justin Nichts zu spüren ist, hier insbesondere
daraus, dass der Text Justins von dem des Protevangelium
Jacobi in charakteristischer Weise abweicht Der ursprüng-
lich hebräische Charakter der allen Gitaten gemeinsamen Quellen-
schrift wird aus mehrfachen XJbersetzungsvarianten ersichtlich:
a j^riB = avxlxa (Exe. Theod.) = afia (Just)
•^bis = rexO-elg (Mt.) = yByipr^xai (Just).
n^ = d^taod^ai (Basilid.) = IöbIp (Mt., Exe. Theod.j.
§ 4. Texte und üntersncliangen. 143
nj: = XafiJtaiif (Ignat, Protev. Jac.) = tpalvBiv (Just) = opa*
riXXeip (Mt, Cels., Exe. Theod., Test. XII patr.).
n'^TOS =XaXöalot (Cels.) = (jtayoi (Mt., Just).
Das der jostinscben Quelle eigenthümliche aiux (vgL die Er-
läuterung zu Mt 2, 1) ist hier ebenfalls za beachten. Dem
xBX^a^ bei Mt und yayivrixai im justinschen Text scheint das
[km] ry ysvioei, welches bei Celsus dreimal wiederkehrt, zu
entsprechen. Zu avaxiXXeiv als Übersetzung von nSD = Xaii-
jteiv, q>alvBiv — vgl. Prov. 4. 18: -fbin nj: liKS D'^l?*^'?? nnkn
= LXX: al öh oöol x&v öixalcov ofiolcog xm ^coxl Xafixovoi —
ferner Jes. 60, 19: HSD = LXX: dvaxoXi^. Der Ausdruck Mt 2, 2:
ip xii ävaxoXy ist daher nicht, wie Salkinson nach dem Lon-
doner N. T. thut, mit 01^5 noch mit Delitzsch nirsa zu über-
setzen, zumal der Verfasser des ersten Evangeliums den Osten
und das Morgenland = Dl^ mit dem Plur. dvaxoXal (Mt 2, 1;
8, 11; 24, 27) wiedergiebt; es wird vielmehr njöSf als Quelle für
iv dvaxoX^, ävaxelXavxa, Xd/itpavxa, g>avivxa vorauszusetzen
sein. Die Sterndeuter wollten sagen: Wir sahen seinen Stern
im aufsteigenden Glanz begriffen, — was doch auch allein einen
astronomisch brauchbaren Sinn gibt ^) Endlich auch die Version
XaXöaloi welche Celsus vertritt, leitet auf das richtige Quell-
wort Q'^'nto zurück. Schon das Schwanken der hebräischen
Rückübersetzungen für das canonische fidyoi = 0*^)3511 (Lond.
N. T.) = W^mm (Delitzsch) = D'^naiD •'th (Salkinson) zeigt, dass
das ursprüngliche Grundwort noch nicht getroffen war. Der
Name Q'^'^ips, aram. '{'^K'^tüD, ebenso das griechische XaXöalot,
das lateinische Chaldaei, war eine wohlbekannte Benennung der
mesopotamischen, später bis nach Rom verbreiteten, Magierkaste,
der Astrologen und Astronomen der alten Welt VgL Hes jchius:
XaXöaloi, yivoq [layrnv jtdvxa yLva>ox6vxa}v. und warum
sollten nicht Glieder der von Mesopotamien ausgegangenen Ma-
gierkaste im Ostjordanlande sich niedergelassen haben, von wo
nach Epiphanius jene Magier gen Jerusalem aufgebrochen
waren? Bezeugt es doch die Geschichte Bileams^ dass schon
in mosaischer Zeit eine Verbindung des Ostjordanlandes mit der
Magier käste in Mesopotamien bestanden hat Stammte doch der
1) Ebenso oder ähnlich Hammond, Paulus, Fritzscbe, Ebrard, Wieseler
Lange, Ewald, Meyer, Weiss.
]^44 ^^ Kindheitsevangelium.
im Ostjordanlande eingewanderte Magier Bileam ans der meso-
potamischen Stadt Pethor am Euphrai Und wenn die Weis-
sagung Bileams von dem Stern aus Jakob im Ostjordanlande
nicht vergessen war — dass sie im West jordanlande fortlebte,
kann man aus Mich. 6, 5 schliessen — ^ so war Nichts natürlicher,
als dass die in der Magierkaste treu fortgepflanzten traditionellen
Kenntnisse gerade dort im Ostjordanlande, dem zweiten Vater-
lande Bileäms, in einer Zeit, wo eine allgemeine Erwartung durch
die Völker ging, neue Zweige trieb. Die Rede der Magier, wie
sie Justin aus seiner Quelle überliefert hat: ßaoilevg YeytvfiTai
kv T^ X^P« vfiäv — erscheint gegenüber der canonischen
Fassung: jiov iörlv 6 rex^slg ßactXsvg xAv *Iovdalmv schon
wegen der direkten Anrede: iv xxi X^Q? vfiwv als die ursprüng-
lichere. Jedenfalls legte Justin seiner Quelle, aus welcher er
schöpfte, einen hohen Werth bei, da er sie unter die djtOfivTjfiovev-
fiara xAv axoöxoXoov rechnete. Das v[i6iv im Texte Justins
klingt auch im Ev. Ps.-Matthaei wieder: ubi est rex, qui natus
est vobis? — Nach den aussercanonischen Schilderungen des
Sterns unterliegt es übrigens keinem Zweifel, dass es sich um
einen Kometen handelte: ^ivoq aOxi^Q — ytafifieYid-ijg — Xaiut<ov
vjthQ xavxag xovg daxegag — dfißXvvwv avxovg: das Alles
triSl zusammen bei einem Kometen von aussergewöhnlicher
Grösse und Helligkeit. Vgl. auch die Fortsetzung des Citates
bei Ignatius Eph. XIX, 2: xaL xo g)cog avzov dvexkaZfjxov 7ji\
xal ^BPiCfiov JtüQBlXBV ri xaiPOXTjg avzov, xa de Xoixa xdvxa
döTQa afia rjXltp xal osXTjvri x^Q^^ iytpsxo xm doxigr avxo^
ÖS Tjp vjteQßaXXa>v x6 g)(5g avzov vxsq xavxa' xclqox^i
XB ?]P, jtod-BP ?) xaiPoxT^g ^ dpofioiog avxolg. Diese Schil-
derung gibt ganz den Eindruck wieder, den die Erscheinung
eines aussergewöhnlich grossen Kometen in der BcTÖlkerung
hervorzurufen pflegt^).
1) Der französische Astronom Caniille Flammarion hat in der
Deutschen Revue 1894, 111, 309—317 einen Artikel über den ,,Stern
von Bethlehem'^ veröffentlicht. Darin registriert er fünf mögliche An-
nahmen:
1. der Stern hat gar nicht existiert, und der ganze Bericht ist ein
schönes morgenländisches Märchen;
2. der Stern, welcher den Weisen voranleuchtete, war Venus zu einer
Zeit höchsten Glanzes;
§ 4. Texte und Untersuchungen. I45
3. Mm «9 3»
a. Ev. Ps.-Matth. c. XVI, 1. p. 83 ed. Tischendorf.
Haec opinio pervenit ad Herodem regem, et ita eum
terruit.
b. Protev. Jac. c XXI, 2. p. 40 ed. Tischendorf.
xol dxovöag ^HQciötjg iza^x^i].
c. Hegesippus ap. £us. H. E. III, 20, 1.
ig)oߣtto yag rfjv xaQovclav rov Xqiötov ö>$ xcA ^HQci6i]g,
d. Mt. 2, 3.
axovOaq 6h o ßaCiXsvq 'Hgciöf/g iraQoix^TJ xcä jtaoa
%Q0ö6Xv(ia (i€T avTov.
In den Parallelen fehlt der Znsatz: xal jtaOa %Qoo6kvfia
fitr avxov, der wie ein ähnlicher gegen Jerusalem gerichteter
Znsatz Mt 22, 7 (namentlich r^v xoliv avx&v ivi:ftQfjösv) auf
Rechnung des ersten Evangelisten zu setzen sein dürfte und nicht
als quellenmässig zu betrachten ist. Die Variante ig>o߀lro bei
Hegesippusist möglicher Weise neben hagcixO^ Übersetzungs-
variante von Tin (vgl. LXX Ezech. 26, 18. Hiob 37, 1). Jeden-
falls aber war dem Hegesippus die Perikope von den Magiern
wohlbekannt.
3. es war ein veränderlicher Stern wie der von 1572;
4. die ErBcheinung ist durch eine Conjunktion von Planeten herbei-
gef&hrt;
5. es war ein Komet.
Flammarion h< die zweite Erklärung für die wahrscheinlichste.
Die fünfte Erklftrang» wonach der Stern ein Komet gewesen sei, bezeichnet
er aus zwei Gründen als unannehmbar, erstlich weil man damals schon
verstanden habe, einen Kometen von anderen Sternen zu unterscheiden,
zweitens weil uns von der Erscheinung eines Kometen aus jener Zeit sonst
Nichts berichtet sei. Der erste Grund wird durch die aussercanonischen
Texte, welche Fl am marlon nicht kannte, hinfällig, da die schon durch
Ignatius vertretene Tradition ganz bestimmt einen Kometen voraussetzt.
Der zweite Grund, welcher jedoch der historischen Kritik angehört,
dürfte wohl nicht unbedingt entscheidend sein, namentlich wenn man an-
nehmen könnte, was auch der canonische Text an die Hand gibt, dass die
Erscheinung einen raschen Verlauf gehabt habe, dem entsprechend nur
kurze Zeit zu sehen gewesen sei und ein eng begrenztes Gesichtsfeld um-
fasst habe.
Texte a. Üntersnohnngen X, 5. 10
146 ^^ Kindheiteevangeliuiu.
4. Mt. 2, 4.
a. Just. DiaL c. Tryph. c. 78 p. 303 B.
xal yag ovroq 6 ßaciXsvg ^HQciötjg jia&cov xaga xciv xqbö^
ßvriocov Tov Xaov vficip.
b. Ev. Ps-Matth. c. XVI, 1. p. 83 ed. Tischendorf.
ut mitteret ad scribas et Pharisaeos et doctores populi, ut
inquireret ab eis, ubi Christum nascituram prophetae
praedixissent.
_c. Ev. Inf. Arab. c, 19 p. 184 ed. Tischendorf.
accersiyit sacerdotes et sapientes et dixit eis: docete me, ubi
nasciturus sit Christus. ™—
d. Protev. Jac, c. 21 p. 114 ed, Fabricius.
xal Jtifitpag vxijgirag ijtl rovg (iayovq x(xk IsQstg, avixQtvev
avxovq hv r^ jigatrcoglo) Ziya^p (xvrolg' xov yiygaxrai
vfilp jibqI tov ßaötXitog Xqiötov, t] jiov jBVvaxai;
e. Protev. Jac. c. XXI, 2 p, 40 ed. Tischendorf,
xal escEfifpsv vxriQitag jtgog rovg uayovgf xal fisrexeiitparo
rovg dgxisgslg xal dvixgivev avrovg Xiymp' Jtdig yiygojtxai
xbqI xov Xgioxov, xov ysvvaxai;
f. Mt. 2, 4.
xal övpayaydp Jtapxag xovg agxf^^Q^t^ ^<^ ygafi/iaxetg xov
Xaov kjtvpd-apsxo stag avxSp, Jtov 6 Xgiaxog yspvä*
xai; [Syr. Sin.: xal ebtsp avxotg' jtov ixix^^ o Xgioxoc;]
Holtzmann sagt (Handcommentar I, 48. 49): „Während der
Herodes der Geschichte die Synedristen in Masse umbringen
liess und es darauf abgesehen hatte, die messianischen Hoff-
nungen einzuschläfern, fordert der Herodes der Si^e von dem
Synedrium ein theologisches Gutachten über die Frage: Wo wird
der Messias geboren?" Als ob nicht sein Sohn Herodes Antipas
den Täufer Johannes, den er gefangen hielt und nachmals ent-
haupten liess, oftmals als seinen Rathgeber angenommen hätte!
Vgl, Mc. 6, 20: xal äxovoag avxov xoXXa knoUt, xai tjdia^g
avxov fjxovep. Als ob nicht solche Selbstwidersprüche bei ge-
waltthätigen und verbrecherischen Charakteren auch sonst als
§ 4. Teste und ÜnterBachungen. 147
psychologische Räthsel za finden wären! Und als ob in diesem
Falle eine Einschläferang der messianischen Frage möglich und
nicht vielmehr eine listiggewaltthätige XJnterdrQckmig derselben
durch den Charakter des Herodes geboten gewesen wäre! Eine
unbefangene und gerechte Kritik darf diese Möglichkeiten nicht
aus den Augen lassen.
5. Ht. 2j 5.
a. Ev. In£ Arab. c. 9. p. 184 ed. Tischendorf.
Cumque illi respondissent: Bethlehemi Judaeae —
b. Ev. Ps.-Matth. c. XVI, 1. p. 83 ed. Tischendorf.
At illi dizerunt: In Bethlehem Judae. Sic enim scrip-
tum est:
c. Protev. Jac. c. XXI, 2. p. 40 ed. Tischendorf.
XiyovCiv avrm' iv Br/B^Xssfi r^q^Iovöalag' ovzcog yaQ
yiyQanxai.
d. Just. Dial. c. Tryph. c. 78 p. 303 B.
xal „iv B7j&-X6hfi" '^^^ ^Q^^^V^^^^ ebtovrov, ort yi-
yQajixai iv r^ jtQoq)^T^ ovrcog.
e. Mt. 2, 5. .
ol de djtav avxq^' iv Btjd-Zshfi rrjg^Iovöalag' ovroag
yaQ yiygaxxai 6iä rov Ji:Qog)i^tov,
Die Wiederholung des Ausdrucks zäv jiQeößvreQov macht
es klar, dass derselbe zu der von Justin gebrauchten aussercano-
nischen Quelle gehörte. Auch im Protevangelium Jacobi findet
sich hier diese Bezeichnung nicht.
6. Mt. 2, 6.
a. Just Dial. c. Tryph. c. 78 p. 303 B.
xal oi) BfjO-Xsifi, yi] ^lovöa, ovöaficög iXaxlori] el iv
TOlg yyjf^ooiv ^lovda' ix öov yag i^eXevösrai ^yov-
liBVog, oorig jcoi/jiavel rov Xaov (iov,
b. Just, Apol. I, 34. p. 75 D.
ojcov de xal TTJg ytjg yswäod-ai efieXJLsv, cog JtQoelXBv ?t6-
Qog nQoq)7]T7ig 6 Mtxalag, cacovcars' xal ov BTjd'Xsi/i, y^
10*
]48 ^^ EindlieitBeyaDgelmm,
*Iov6a, ovöau&q kXaxloxT] sl iv rolc mefiöciv Uovöa'
hx Cov yaQ i^Bkevoerai ^-^ovftspog, oOrig xoifiavel
TOP Xaov fiov.
c. Protev. Jac. c. 21. p. 114 ed. Fabricius.
xal cv Brid'XBiUy yn ^lovda, oväaucig ikaxidTf} el iv
totq ^ysfioöiP lovda' ix Oov yaQ fioi i^elevaszai
TjyovfiBVoqy ocrig Jtoi/iavel xov Xaov [lov xov *IöQaf]X.
d. Ev. Ps.-Matth. c. XVI, 1. p. 83 ed. Tischendorf.
Et tu Bethleem, terra Juda, nequaqaam minima es
in principibus Jnda; ex te enim exiet dux, quirej^atpo-
pulum meum Israel
e. Mi 2, 6.
xal öi) Brid'XBi^, yrj ^lovöa, ovdaficig kXaxlorr} b1 iv
rotg ^yefioaiv ^lovöa' ix öov yag i^eXavöezai rjyov-
fievog, oortg jtoifiavsl rov Xaov (lov xov ^lögai^X.
f. Mich. 5, 1. LXX.
xal oi) Brjd'Xesfi, ohcog ^Eq>Qad^a. oXtyoöxog bI xov bIvoi
iv ;f«>l^aö«f ^lovöa' ix öov fiOi i^BXBVöBxai, xov slvai
€i£ 5^;forTa xov ^lögai^X,
Die — abgesehen von dem fehlenden xov ^ICQoitjX — wort-
liche Übereinstimmung Justins mit Mt. 2, 6, welche sich auch
auf die Yocalisation '»fciKS = iv xolg ^yBfioCiv (anstatt ''tbKa
*= iv x^Xiaoir), sowie auf den an Mich. 5, 3. 4; 2. Sam. 5, 2; 7, 7;
Jer. 23, 2 anklingenden, in Mich. 5, 1 nicht enthaltenen Schluss-
satz erstreckt, geht yielleicht direkt auf die Quellenschrift zurück.
Auch das Protevangelium Jacobi vertritt dieselbe Textrecension
mit der eigenthümlichen Abweichung von der Version der Sep-
tuaginta.
7. Mt. 2, 7.
a. Protev. Jac. c. XXI, 2. p. 40 sq. ed. Tischendorf.
xal äxiXvOBv avxovg. xal avixQivB xovg ftayovg Xiyatv
avxolg' xl bIöbxb 07](ibIov ijtl xov ysvvfjd-ivxa ßaoiXta;
xal Bbtov ol [layor b16o(ibv daxiga :ftaiiHByBdij Xafitpavxa
iv xotg äaxQoig xovxoig xal äfißXvvovxa avxovg, Soxb xovi
döxigag (it} q)alveod'ar xal ^fiBlg ovxa}g fyva)/iBV, oxi ßa-
§ 4. Texte nnd Untersuchungen. 149
oiZsvg kfewrid-ri r^ ^IcgatiX, xal ijXßvfiSP xQOdTcwfiCai
airov,
b. Ev. Ps.-Matth. c. XVI, 1. p. 83 ed. Tiscliendorf.
Tanc Herodes rex vocavit magos ad se et diligenter
inquisivit ab eis, quando eis apparuit Stella.
c. Mt. 2, 7.
TOXB ^HQciörjg läO-ga xaXioagrovg (layovg rjxQlßcoöBP
3taQ avr&v top xQ^^^^ ^^^ g>aiPOfiipov dcrigog.
Wenn Holtzmann zu dieser Stelle nicht ohne Grund darauf
hinweist, dass die heimliche Berufung der Magier zu Herodes
unverständlich sei, so ist hier zu bemerken, dass das jedenfalls
auf Rechnung des ersten Eyangelisten zu setzende Xad-ga nicht
nur in der freieren Relation des Protevangeliums, sondern auch
im Ev. Ps.-Matthaei fehlt, dessen Text sich im Übrigen genau
an Mt. 2, 7 anschliessi
9. VI. Mite ^9 0«-«F»
a. Protev. Jac. c. 21. p. 116 ed. Fabricius.
eljte ÖS avrolg ^HQciörjg' JtOQevd^ipxegipa^nxiqOaxB a6q>a''
X(5g' xal kap bvqtjxb, axayyeiXari fioi, ojicog xdyci
iZd-fDP jtQocxvPTJoa) avrop. i^eX&oprsg 6s ol fiayoi
ijtOQevoPTo' xal löov dorrJQ, op bIöop kv r§ dparoXS,
JtQor^ysp avTOvg, ?co§ ov iXd'COP eöri] kjtapw xov
OJtijXalov, ov Tjv xb xatölop fisxa Maglag xfjg fifjXQog
avxov.
b. Protev. Jaa c XXI, 2. 3. p. 41 ed. Tischendorf.
xal bIjibp ^HQciöfjg' vxdysxe xal ^i]x^oaxB' xctt kap bvqtjxb^
djtayyslXaxB (loi, oJia}g xdyA kXd-cop JtQOöxvprjoop
avxop. xal i^^&op ol (idyoL xal löov, op bIöop
doxiga kp x^ dpaxoX^, jtgo^yBP avxovg, ?a>§ bIö^X^
d-op slg x6 öxi^Xatop, xal lorr} ijtl xrjp XBq)aXf^p xov Ojir^-
Xaiov,
c. Ev. Ps.-Matth. c. XVI, 1. 2. p. 83 ed. Tischendprf.
Et misit eos in Bethleem dicens: Ite et interrogate di-
ligenter de puero; et cum inveneritls eum, renuntiate
150 ^^ KindheitseTazigelium.
mihi, ut et ego T.eniens adorem eum. Euntibos aateni
magis in via apparuit eis Stella, et quasi quae^ucatom
praestaret illis, ita antecedebat eos, quousque perveni-
rent, ubi puer erat — —
d. Mt. 2, 8. 9.
xäl xifiy^ag avrovg iv Brjd'Xehfi sljtev [Syr. Cur., Syr. Sin.
add.: avrotgy jtogev&'ivrsg i^eraaars aicQißciq [Syr, Sin. om.
aiCQLßAg\ JtBQi rov Jtaiölov kjtav de bvqtixb, ajtayysl'
Xari fioi [Syr.Sin.: Igxsöd'exai ösi^ari fioi], ojtmg xaym iZ-
0-Av 3tQoö7cvv7i0(D OLVxA. ol öh dxovCavTBg Tov ßacikimg
ijtOQev&TfOav' xal Idov 6 dörtJQ, ov elöop iv r^ äva-
ToX^f jtQo^ysp avrovg, ^cog iXd-<bp iöra&fj ixai^m
ov rjv To Jtaiölov.
Das Yerbum i§sra^sip gehört innerhalb des synoptischen
Sprachgebrauchs ausschliesslich dem ersten Evangelisten an (Mt
2, 8; 10| 11), und kommt im N. T. überhaupt nur noch einmal
(nämlich Joh. 21, 12) vor. Dagegen ist das dafftr im ProtcTan-
gelium nach Tischendorf gebrauchte ^fjrelp in allen Evange-
lien ungemein häufig, während das seltene dpa^i]T£tv (Proter.
nach Fabricius) in der lucanischen Kindheitsgeschichte zweimal
(Lc. 2, 44. 45) erscheint Wahrscheinlich sind i^era^siv = Ct^
zalv = dva^Tjtstv tJbersetzungsvarianten von tyi, wie dxQißmc
und dog)aXcig von S'^tD'^n (vgl Deut 19, 18: S'^ö^'n' D">MSn WTT
«= LXX: xal i^erdömoiv ol XQiral dxQißtSg) und vne v^äysze
= jtoQSV&ivTSg von ^iDb (vgL Lc. 19, 30: vjtdyere elg rf^p xcifitjp
s= Mc. 11, 2; Mt 21, 2: ytogevsod-e stg zfjp xoiiirip). Die Er-
wähnung des ajtrjXaiop ist an dieser Stelle wohl nicht ursprüng-
lich, da ein allzulanger Aufenthalt in der Hohle nicht voraus*
gesetzt werden darf. Dagegen ist der Text des Ev. Ps.-Matth.:
quousque pervenirent (der auch im Protev. nachklingt: Iq>^ elg-
^Xd'op) wohl das Originale, die Fassung: toog iXd-cap iavdd^
kjtdpa> ov 7}P xo xaiölop das Secundäre.
10. Ht2, 10.
a. Ev. Ps.-Matth. c XVI, 2. p. 83 ed. Tischendorf.
Videntes autem stellam magi gavisi sunt gaudio
I magno.
§ 4. Texte und Unteraachmigen. l^i
b. Mt 2, 10.
löovreg 6i top aöziga ix^QV^^^ X^Q^^ fisyakfjv
OfpoÖQa.
Diese Worte, welche im ProtevaDgeliutn fehlen, sind gleich-
wohl für ursprünglich zu erachten, namentlich wegen des darin
enthaltenen Hebraismus: Ixagricav x^Q^^ fisyaXijv. VgL oben
das Verzeichniss der Hebraismen und namentlich 1. Par. 29, 9.
Dagegen das abundierende öq>66Qa, welches nicht nur im Ev.
Ps.-Matth., sondern auch (was von Tischendorf nicht angemerkt
ist) im Syrer Curetons fehlt, wird wohl auch im Urtext gefehlt
haben. Es ist ein Lieblingswort des ersten Evangelisten (Mi
2, 10; 17, 6. 23; 18, 31; 19, 25; 26, 22; 27, 54) und findet sich
bei Lucas und Marcus je nur einmal
11. Mt.2,11.
a. Just. Dial. c. Tryph. c. 78. p. 304 D.
ol yaQ giayoi, oVriPsg köxv},svfiipoi ^joap JtQog Jtaöag xaTcag
jtQcigeig, rag kPEQyovfiipag vJto rov öai/ioplov ixelpov, iX-
d'OPTsg xai jtgoCxvpi^oaprsg rm XqictA.
b. Just. DiaL c. Tryph. c. 106. p. 334 B.
ol äjto ^A^Saßlag fiayoi ix rovrov ijciyvopzeg, naoByipopxo
xal jiQoOExvptjCav avzA.
c. Evang. Inf. Arab. c. 7. p. 184 ed. Tischendorf.
erantque ciuu ipsis munera, aurum, thus et myrrha; et
adoraverunt eum suaque ipsi munera obtulerunb
d. Just DiaL c. Tryph. c. 78. p. 303 C.
rwv djtb *A$Qaßlag ovp (laycop kXd-oprmv elg BrjO'XBhu xal
jtQocxvprjöaPTOfP ro Jtaiötop xal jtQOCBPByxaPxmp
avtm öcoga, XQ'^^^^ ^^^ Xlßapop xal öiivQpap.
e. Ev. Ps.-Matth. c. XVI, 2. p. 83 ed. Tischendorf.
et incrressi domum invenerunt infantem Jesum sedentem
in sinu matris. Tunc aperuerunt thesauros suos, et in-
gentibus muneribus muneraverunt Mariam et Joseph. Ipsi
autem infanti obtulerunt singuli singulos aureos. Post
haec unus obtulit aurum, alius thus, alius vero myr-
ram.
152 ^^ Kindheiieevangelium.
f. Mt 2, 11.
xal ^J^opreg slg rtjv olxlav elöov ro xaiölov (lera
Maglaq rfjg ittjXQog avxov, xal jteaovreg jtQoCexv^
vfjoav avrä, xal ^ol^apreg jtovg^t^cmgovg avxäv
jtQOCTjVByxav avrä öciga, ^fpvöoi^ xal Xlßavov xaX
OfivQpav,
g. Protev. Jac. c. XXI, 3. p. 217 ed. Pabricius.
xal i|^^!5^öiM^^52JE^^ avrwp, xal xgoOfjpey-
xav avx^ xqvoov xal Xlßavov xal Cfivgvav.
h. Protev. Jac. c. 21. p. 42 ed. Tischendorf.
xal slöov ol (layoi x6 jtaiölov fisxa xfjg fifjxgog avxoii
Maglag, xal h^ßaXov a^o^xi^g xrjQag avx&v ÖAga,
XQVöov xal Xißavov xal öfivQpav^
i. Epiph. IIsqI Illoxsog c. 8. p. 1085 D.
0X6 r}Xd^ov ol fidyoi xcä fjvot§av xag yti^gag tavxäp f} xovg
d^TjöavQovg, mg sxst ipia x&p apxtygaqimp, xal ngoofiPhy-
xap 0(ivgpap xal Xißapop xal XQVOop,
k. Orac. Sibyll. I, 334. 345.
TovxG) jcQooxofiloovo* legstg xQ^^op JiQoq>iQOPxsg,
SfiVQpap, axcLQ Xlßavop' xal yag xaös Jtapxa jeaitjaei.
Neben der hier wiederkehrenden Variante dxo ^A^gaßlag
ist darauf hinzuweisen, dass den Justin-Parallelen auch das im
canonischen Matthäustexte pleonastisch eingefügte xsoovxBg
fehlt, wobei zu bemerken, dass die Phrase xeoopxa xQOOxvpalP
ninritpn nur dem ersten Evangelisten eigenthümlich ist. Vgl
mV 2, 11; 4, 9; 18, 26. Die Varianten dpolyeip (Mt) und kxßal-
Xhp (Protev.) gehen wahrscheinlich auf fiC^sin zurück. Vgl
Jerem. 8, 1 , wo siK'^Si'' durch die Varianten i^olöovai und äpol-
^ovai in den griechischen Versionen wiederg^eben ist. Durch
das Zusammentreffen des Protevangeliums mit Epiphanius wird
es evident, dass die Lesart xi^ga nicht auf Zufall beruht, dass
vielmehr diese Lesart auch in dem canonischen Matthäustezte,
wie Epiphanius ausdrücklich bezeugt, die vorherrschende, da-
gegen die Lesart &ijaavQovg nur in einigen Matthäustexten ver-
treten gewesen ist. Es irrt also in diesem Falle auch Holtz-
mann, wenn er (Handcommentar I, 49) sagt: Epiphanius liest
„erklärend^ xag Jtrjgag. Er las es vielmehr handschriftlich.
§ 4. Texte und UnterBttchimgen. 153
12. Mt. 2,12.
a. Just. DiaL c. Tryph. c. 78. p. 303 C.
IxBixa xax d:xoxdXyy>iv fiara ro jtQOOxwfjoai top xalöa
b. Just. Dial. c. Tryph. c. 78. p. 304 B.
xal 6 ^IlQciörjgj fiij tJcavsXd-ovxmv JtQoq avxov xAv axo
ji^Qoßiag fiaycov, dg ^^<ooev avxovg jtotr^Cai, aXXa xaxa
xa^ xsX^xsd-ivxa avxolg öi* aXlt/g oöov elg xtfv x^Q^^
avxciv a:xaXXayhvx(Dv xxX.
c. Epiph. negl Jtlöxecog c. 8. p. 1086 A.
jiaQayyiXXopxai yag fifj dvaxd/ixxeiv jcQog ^HQciörjv,
dXXa Öl" aXXijg oöov dq>ixvBlCd-at elg xi^v lavx&v Jta"
xQlöa.
d. Mt. 2, 12.
xal XQ7i(iaxi(i9^BVXBg xax ovaq fir^ dvaxdfifpai xgog ^Hgci-
6r}Vj 6t dXXrjg oöov ^^'^V^^ ^^9 '^h'^ 'iSS?^ "^"
x&v,
e. Protev. Jac. c. XXI, 4. p. 42 ed. Tischendorf.
xai XQT^iiaxio^^ivxEg vno xov dyyiXov (itj sloeXd-elp slg xf^v
*Iovöalap, öl* dXXrjg oöov kjcoQBvB-rjOap elg xi}P ^ö^pav
avxmp.
f. Protev. Jac. c 21. p. 117 ed. Fabricius.
xai XQW^'^''^^^^^^^ ^^'^ OPOQ vjtb xov dyyiXov, firj dpo^
xdfi^)ai JtQog ^Hgciör/v slg xfjp %vöaiap, öt dXXrjg oöov
dpsxoiQfjOap elg xi}p x^Q^^ avx&v.
g. Ev. P8.-Matth. c. XVI, 2. p. 83 sq. ed. Tischendorf.
Qui cum ad Herodem regem reverti vellent, admoniti sunt
in somnis ab angelo, ne redirent ad Herodem. IIU au-
tä^ adoraverunt infantem cum omni gaudio et per viam
aliam reversi sunt in regionem suam.
An ÜbersetzungBvarianten sind diese Paralleltexte reich. Vgl.
1. xax djtoxdXvy)ip (Just.) = xax* opaq (Mt.) = ntniaa
(Syr. Sin.).
154 ^AB Kindheitsevangeliuin.
2. x()iy^aT/g€ö^a£ (Mt.) = xelsveod-cu (Just) = na^arffil-
Xead^ai (Epiph.) = rnx.
3. ävaxafiytreip (Mi.) «s kxavajLd-elp (Just.) «» Taw.
4. aj^axcoperv (Mt) = äxaXXaYTJvai (Just.) = atpixvBlod'ai
(Epiph.) = ytogeveöd-ai (Protev.) — tfbn oder jra.
5. ij XöJpö avrcip = iy ^ar(>2$ ovrcoi^ (Epiph.) = Qrn».
Besonders Justin folgt hier einem aussercanonischen Texte,
wobei es bemerkenswerth ist, dass er (wie bisher) das xar ovaQ
des ersten Evangelisten consequent vermeidet und eine Version
anwendet, welche (wie das dt oQa/uxroq zu Mt. 1, 20) auf
ntniQä zurückgeflUirt werden kann. Vgl den Syr. Cur., der
das xar ovag mit Kltra wiedergiebt, und Ephraem (ed.
Mösinger), der daftLr in visione setzt, ebenso Gen. 15, 1: «ITH^
s= LXX: kv oQafiazi, Zu beachten ist femer das der Justinschen
Quelle eigenthümliche xejLsvBiv, sowie auch das djcaXXarreo&ai,
welches im Evangelienfragment von Fajjum und im pseudo-
petrinischen Evangelium uns ebenfalls begegnet Vgl. Heft 11,322.
In dem „Journal of sacred literature** (1866) hat Wrigbt
aus einer dem 6. Jahrh. angehSrigen Handschrift des Brit. Mu-
seums das Bruchstück einer anscheinend von Eusebius her-
rührenden syrischen „Abhandlung über den Stern der Weisen*"
veröffentlicht Nach Nestle's Übersetzung (Ztschr. f. wissensch.
Theol. XXXYL 1893. 1. S. 435 f.) lautet der hierher gehörige Passus:
„im zweiten Jahre des Kommens unsres Erlösers, unter dem
Consulat des Caesar und Capito, im Monat Kanun II (= Januar)
kamen diese Magier von Osten und beteten an unseren Herrn
in Bethlehem der Könige.* Der Schluss aber hat folgenden
Wortlaut: „Zu Ende ist diese Rede über den Stern, welche ver-
fasst wurde vom Herrn Eusebius von Caesarea. '^
XU. Die Flucht nach Aegypten.
Mt 2, 13—15. Just Dial. c. Tryph. c. 78. 102. 103. Ev. Ps.-Matth.
c. 17. Hist Jos. c. 8. Ev. Inf. Arab. c. 9.
Die Flucht nach Aegypten theilte Justin in Anlehnung an
seine aussercanonische Relation mit Vgl. die nachfolgenden
Texte und Erläuterungen. Ein Symptom fUr die Benützung der
aussercanonischen Quelle ist dabei auch der Umstand, dass er,
§ 4^ Texte und ünteraachungen. 155
der überhaupt und namentlich im Dialoge mit dem Juden Try-
phon auf die Beweisführung aus dem Alten Testamente so ent-
scheidenden Werth legt, das Citat aus Hos. 11, 1 nicht berührt,
welches, wie aus der Gitation deutlich erkennbar ist, von der
Hand des ersten Evangelisten stanmit und der Quellenschrift
nicht angehorte. In der Quellenschrift war vielmehr die Flucht
nach Aegypten in völlig objektiver Berichterstattung mitgetheilt.
Paulus (Conunentar I, 202) macht darauf aufmerksam, dass „so-
gleich die nächste arabische Wüste damals zur romischen Pro-
vinz, Aegypten, gehörte*. In Bezug hierauf ist es beachtens-
werth, dass in den aussercanonischen Darstellungen die „Wüste"
eine hervorragende Bolle spielt, — ein umstand, auf den Pau-
lus nicht reflektiert hat. Vgl. im Nachstehenden zu Mt. 2, 13
das Ev. Ps.-Matth. c. 17: per viam eremi — femer die in dem
Abschnitt XY: „Bückkehr aus Aegypten* mitgetheilten ausser-
canonischen Paralleltezte, endlich auch Apoc. 12, 6: xal ^ yvpfj
iq)VY£p Big XTiv l{yqiiov.^)
1. 2. Mt« 2) 13«
a. Geis. ap. Orig. c. Gels. V, 52.
[t}XBv\ xal vjteg rov ro ßQeq)og i^oQJtaoavrog g>vyBlv aXXoq
ayyeXog.
b. Gels. ap. Orig. c Gels. I, 66. Opp. I, 380.
dXX* ayyeZog fihp tjxbv h^ ovqüvov xeXsvtDV ooi xal rolg
Cotg olxslotg g)Bvy6iP, /li] kyxaxaXriq)d'ipxBg aJtod'apriTB.
c. Just. Dial. c. Tryph. c. 103. p. 330 D.
slg Alyvxrop rm ^Icootjq) xal rfj Magla kxexsXevxei
aJtaXXayfjpai XaßovCi ro jtaiölop xal elpai ixel, axQig
ap jtaXiP avxolg a7toxaXvq>d^xi ^^tapeXB-BlP Big xrip xcigap
avxAv,
d. Just. DiaL c. Tryph. c. 78. p. 303 D.
xal avxog afia xxj Magla xbXbvbxoi i^BXd-slp Big Alyvjt-
1] Zu Apoc. 12, 6. 13 könnte man den Septnaginta-Tezt von Jea.
66, 7: iS^ipvye xal Mxbxbv Sqobv als Vorbild gelten lassen. Vgl. Apoc 12, 6:
Mal fl yvy^ i<fivyBv elf xtfv igrifjtov — , v. 13: i^xiq ^bxbv xov äpaeva.
Aber gerade die Erwähnung der {Qijfiog fehlt in dem Jesaia-Tezte.
156 ^&8 Kindheitsevaxigelianu
TOP xiKi slvai ixet afia xA xaidlco, axQig ap avroig
JtaXiv cbtoxaXvtpd^ ijtapsXd-Blv elg rrjp %v6alap.
e. Evang. Inf. Arab. c. 9. p. 184 ed, Tischendorf.
[Herodes] coepit cogitare de caede domini Jesu Christi. Tunc
apparuit angelus domini Josepho in somniis dixit-
que: Surge, sume puerum et matre^^^eiusTet abi in
Egyptum.
f. Mt.2, 13.
dpaxcoQfjCaprcop 6h avröp, löov ayyelog xvqIov ipalvB-
rat xax opüq rqS *I(ocfiq> Xiycop' iysQd^Blg xoQaXaße
t6 Jtaiölop xal xriv ftTjxiga avxov, xa\ q)8vy€ elg
Alyvjtxov, xal lad-i kxBl %a)g ap sh^w cor (liiXa, yoQ
*HQcoöfjg ^rjxBtP x6 xaiölop xov oJtoXicai avxo.
g. Just. DiaL c. Tryph. c. 102. p. 328 D.
^HQciörjg 6 ßaoikavg xa xax* avxov ixaßovXBvösp olpbXbIv
avxop.
h. Ev. P8.-Matth. c. XVII, 2. p. 84 ed. Tisehendorf.
Ante unum vero diem, quam hoc fieret, admonitus est Joseph
in somnis ab angelo domini, qui dixit illi: Tolle Mariam et
infantem, et per viam eremi perge in Egyptum.
i. Eist. Josephi c. 8. p. 125 ed. Tischendorf.
Verum admonitus est (hac de re) Josephus senex ille plus
per somnium.
Dass Justin in obigen Eyangelienparallelen seiner ausser-
canonischen QueUe folgt, wird an verschiedenen Symptomen evi-
dent. Das dieser QueUe eigenthümliche a(ia wird hier zweimal
im Werthe einer Präposition gebraucht: afia x^ Magta, aßa xA
jtaiölcp — ein Gebrauch, in welchem ein Hebraismus verborgen
ist. Vgl. Deut. 33, 5: b«niD'? ''Mti in? = LXX: S/ti« tpvlalg
^lOQariX. Im neutestamenÜichen Canon nur einmal, nämlich Mt.
13, 29: afia avxolg. Auch das hier mehrfach hervortretende und
selbst bei Gelsus nicht fehlende tcbXbvbip gehört den Eigen-
thümlichkeiten der von Justin benützten aussercanonischen Quelle
an. Ebenso an den übrigen Varianten, die grösstentheils als
Übersetzungsvarianten angesprochen werden können, hat Justin
Antheil. Vgl. axQig ap (bei Justin zweimal) = log ap (Mt.)
§ 4, Texte und üntersuchun^n. 157
= "^S"!?, lafißdvsip (Just.) =» xoQaXofißdpaiv (Mt) = njjb,
äjeajiXay^pat (Just., ausserdem im Evangelienfragment von Faj-
jum, im Ev. Pseudo-Petri) =» abire (Ev. Inf.) «* q^evyeiv (Mt.,
Cels.) = nna , imßovX&üBiv (Just.) =s giyrfirr (Mt.) = ttjfga, «i'e-
IbIv (Just.) «» äxoXioai (Mi) =» ri'^^n. Das Alles sind sichere
Zeichen einer zwar mit Mt. 1. 2. nahe verwandten, aber ausser-
canonischen, ursprünglich hebräischen Quelle.
3. Mt 2, 14.
a. Just. DiaL c. Tryph. c. 78. p. 303.
rjÖTj i^sld'OVTCOv elg Alyvxxov xxX..
b. Just. Dial. c. Tryph. c 102. p. 328 D.
xaX xaxa rf^v xov d-eov xeXsvöiv *Ia}cfjq> Xaßmv avxov
apia x^ Magla ajeijZd'SV elg Alyvxxov,
c. Evang. Inf. Arab. a 9. p. 184 ed. Tischendorf.
Surrexit igitur sub galli cantum et profectus est.
d. Hist. Josephi c. 8. p. 125 ed. Tischendorf.
Ideo surgens accepit Mariam matrem meam, et ego in
ipsius sinn recubui; ... profectus ergo domo in Aegjp-
tum secessit.
e. Et. Ps..Matth. c. XVII, 2. p. 84 ed. Tischendorf.
Joseph vero secundum angeli dictum ivit.
f. Mt. 2, 14.
o ÖS iya^^slg xtxQiXaßev x6 xaiölov xäi xtjv fitjxeQa
avxov wxxog, xäi civsxciQrjCev elg Alyvxxov.
Der eigenthümliche Sprachcharakter der Justinschen Quelle
(xiXBVCig, CLfia als Präposition) setzt sich auch hier fort. Auch
l^eXd-elv a= axsXQ^Blv = avaxcoQStv = -fbsi sind Übersetzungs-
varianten. Der Zusatz: sub galli cantum — ist doch wohl nur
eine ausschmückende Zugabe des Eyangelium infantiae.
4. Mt 2, 15.
a. Hist. Josephi c. 8. p. 125 ed. Tischendorf.
permansitque ibi spatium unius int^pri anni, donec tran-
siit inyidia Herodis.
158 •Dbm Kindheitsevangeliom.
b. Jusi DiaL c Tryph. c. 103. p. 330 D.
xaxsZ fjaav oJtsXd'Ovreg ayoiq av axid-avsp 6 oxoxxddHxc
xa BP Brfi-kBkii xa xacdla HQwöng,
c. Mt. 2, 15.
xal fjp ixet £(og xiig xsZevxtjg ^Hociöov, Tva xXnga^&i
xo QTi^BV vjto xvgiov öia [8yr. Sin. add.: £107Jb\ xov xqo^
(prixov Xiyovxog' fg Alyvxxov ixaZeoa xop vlop fiov.
d. Celsus ap. Orig. c Cels. I, 40. Opp. I, 357.
elxa HBxa xovxo duzßaXXsi (sc. o KiXoog) xo xQoq)fjx£V''
BCd-at xTjv xov ccoxiJQOq fjficip BXiöfjfiiap.
Auch hier erkennt man die von Justin benützte ausser-
canonische Quelle an der Variante: axQig aP äxidixPBP 'HQciörjg,
woYon das canonische %<og x^g xeXevx^g 'Hgcidov die gleichbe-
rechtigte Übersetzungsvariante für oitlin nil3"l? ist. Und zwar
gehört 'xbXbvxi^, xbXbvxup dem Sprachgut des ersten Evangelisten
an. Vgl. zu Heft IE, 141 Mt 9, 18: heXBvxfiCBP = La 8, 42:
äxid-pijcxBP, femer Mt. 22, 25: ixeXevxtjOBP ^= Lc. 20, 29: dxi-
d-aPBP, Man sieht, wie bei xax* opqq Mt. 1, 20; 2, 13, und sonst
in anderen Fällen, so vermeidet Justins Quelle auch hier die
sprachlichen Eigenthümlichkeiten des ersten Evangelisten. — Die
Weglassung des zur Quelle nicht gehörigen Hosea-Citates bei
Justin ist bereits oben einleitungs weise besprochen worden.
Celsus dagegen hat in seiner ironisierenden Weise (öiaßdXXBi)
darauf Bezug genommen, wie ja auch sonst seine Bekanntschaft
mit dem ersten Evangelium ausser Zweifel steht Das Gitat selbst,
welches unter den apokryphischen Evangelien nur im Ev. Inf.
Arab. c. 12 gemäss dem canonischen Texte erwähnt ist, hat der
erste Evangelist aus Hos. 11, 1: -»»b "^nÄlp D'^nxiaw — im Unter-
schiede von den LXX: xal Ig Alyvxxov (iBXBxaXeoa xa xixva
avxov — genau nach dem Urtexte wiedergegeben.
XUI. Der Kindermord zu Bethlehem*
Mt. 2, 16—18. Just DiaL c. Tryph. c. 103. Protev. Jaa c 22. Ev.
Ps.-Matth. c. 17. Hist Josephi c. 8. Ev. Inf. Arab. c. 9. 12,
Die Quellenschrift des Eindheitsevangeliums enthielt über
den bethlehemitischen Kindermord nur einen einzigen Satz, der
wahrscheinlich noch etwas kürzer war als Mt 2, 16, worin schon
§ 4. Texte und üntersuchnngen. 159
die Hand des Überarbeiters erkennbar ist, jedenfalls aber keine
Spur von dem alttestamentlichen Citate zeigte, womit der Re-
daktor des ersten Evangeliums in Mt. 2, 17. 18 seine Quelle aus-
schmückte. Die Nachricht von dem bethlehemitischen Einder-
mord yeryoUstandigt in überraschender Weise das Bild, welches
die Profanschriftsteller von Herodes hinterlassen haben. Bei den
messianischen Erwartungen, die damals in der Luft lagen und
den Usurpator des davidischen Thrones gewiss schon oft nervös
gemacht hatten, musste das Erscheinen eines grossen Kometen
und dessen Deutung durch die Chaldäer seine Erregung aufs
Höchste steigern und den Boden für jenes Blutbad bereiten.
Wenn Holtzmann (Hand-Commentar I, 1 S. 49) unter Be-
rufung auf Flavius Josephus gegen die Glaubwürdigkeit des Be-
richtes geltend macht, „dass die messianischen Erwartungen zu den
letzten Sorgen des misstrauischen und spürsamen Tyrannen gehört
haben'*, so darf man nicht vergessen, einerseits dass der romani-
sierte Jude, welcher die Lebensgeschichte Jesu todtschwieg, die
messianischen Erwartungen der jüdischen Nation überhaupt mög-
lichst ignorierte, und andrerseits dass der Usurpator Herodes seine
Besorgnisse gewiss nur selten offenbar werden Hess. Wenn der
bethlehemitische Kindermord von einem profanen und nicht ge-
rade von einem canonischen Schriftsteller berichtet wäre, so
würde gewiss jeder nichttheologische Kritiker darin eine will-
kommene Vervollständigung des Charakterbildes erkennen, wel-
ches Herodes in der Geschichte hinterlassen hat.
Für diese Perikope des Kindheitsevangeliums haben wir aber
an dem Apokalyptiker einen sehr frühen Zeugen.^ Denn der öga-
xmVj welcher nach Apoc. 12, 3 ff. das Weib, ryr^s irexsv tov
agosva, verfolgte und zur Flucht in die Wüste drängt, ist sicht-
lich nach dem Urbild des Herodes gezeichnet, so sehr, dass selbst
das coQylod'fj in Apoc. 12, 17: xäl wQ-ylöd-fj 6 ögoxcov ijtl r^ yv-
vaixl durch Vergleichung mit dem oQyiöß-elg des Protevange-
liums (anstatt des canonischen ßvficod^elq) als eine quellenmässige
Lesart verificiert werden kann^).
1) Behrendts (Stadien über Zacharias-Apokryphen und Zacharias-Le-
genden S. 71 ff.) theilt nach einer slaviachen Handschrift ein Apokryphum
mit, wonach Herodes zuerst das Jesuskind suchen l&sst und erst nach-
dem die Nachsuchung als vergeblich sich erwiesen hat, den
Kindermord zu Bethlehem anbefiehlt.
IgO ^^ Kindheitsevangelium.
1. 2. Mt 2, 16*
a. Cekus ap. Orig. c. Cels. I, 58. Opp. I, 373.
xal^HQwöy reo xBXQaQXQ '^ovxo öeöfjXmxipai' top 6e xifi-
%pavra ^<'^'^^^55^ove^v^r5^i5^ yeysppfifiivovzy
olofupov xal xovxop clpbXbIp ovp fxvtotg.
b. Just Dial. c. Tryph. c. 103. p. 330 CD.
^Hqcoöov xoVy oxs iyeyipprjxo, dpsXopxoq Jtapraq xovc
ip Bfjd'Xsifi ^^^ij^^i^jor jcaj£ov^7€^^ j€ccldag, 6ia
x6 vjtovoElp hp avxolg jcapxcog elpai xop, X€qI ov sIq^h-
aap avxw ol ojto [4d6aßlag iXd-opxeg uaroi.
c. Apocal. Esdrae p. 28. ed. Tischendorf.
ovxog 6 ^HQcidfjg kfxlp 6 jtQog xaiQop yspofiepog ßaOtXtvq.
xal djto disxovg xal xaxcixEQOP kxeXsvösp apsXslv ra
ßQitpri,
d. Just. DiaJ. c. Tryph. c. 78. p. 304 B.
ov ytvmcxcop xop Jtalöa, op iXtjXv&eioap x^oxvp^öcu ol
(layot, jcdpxag djrXoig xovg Jtalöag xovg iv Bt^d^Xsifi
ixeXevOBP dpaiQad^ijpai.
e. Protey. Jac. c. 22. p. 117 ed. Fabricius.
ypovg öh ^Hgciötig, ort ipejtalx^i] vjio xcop fidywv,
xal oQyiod-Eig sjtsfitps tpopsvxdg, xsXsvwp avxotg dveXetv
Jtdpxa xa ßQB$^^dno^LBxovq xclL xaxa)xiQw.
f. Protev. Jac. c. XXU, 1. p. 42 sq. ed. Tischeudorf.
ypovg äh ^HQciöfjg oxi apejealx^i] vjio xAv iidyov.
oQyiö^elg BxsfitpEP ipovBVxag Xiymp avxotg' xic ßgi^fi dxh
öiBXOvg xal xaxG}xiQ<o dxoxxBlpaxB,
g. Ev. P8.-Matth. c. XVII, 1. p. 84 ed. Tischendorf.
Videns autem Herodes res, quod illusus esset a magis,
inflammatum est cor eius, et misit per omnes vias volens
capere eos et interficere. Quos cum penitus inTenire non
potuJsset, misit in Bethleem et occidit omnes infantes a
bimatu et infra, secundum tempus, quod exquisierat
a magis.
§ 4. Texte und Uniersachuiigen. |Q1
h. Ev. Inf. Arab. c. 12. p. 186 ed. Tischendorf.
Tum dizerunt (sc. Josephus et Maria): Cum essemus in terra
Israelis, Herodes Jesum interficere meditatus est, et prop-
terea omnes infantes Bethlehemi et confinium eins
occidit.
i. Mi 2, 16.
Tors ^HQciörjq löihv ort ivejtalx^fj vjto rwv fiaycov,
iß^fiCD&fl ^^^^y *^^ axoCXBlXaq avBtXev xavraq zovc jrat-
öag Tovg iv Bfjd-Xshii xal iv Jtäai rolg oQloig avrijg
ajco öierovg xal xarcordga}, xaxa rov XQ^^ov, ov tJxqI-
ßcoöBv jcaga x&v [laycov.
Obwohl die Zeitbestimmung: aJco öierovg xal xarmrigm
an zahhreichen Parallelen aus dem Hebräischen des Alten Testa-
mentes und aus dem Griechischen der Septuaginta erläutert wer-
den kann, (man vgl. das Yerzeichniss der Hebraismen und alt-
testamentlichen Parallelen S. 7), so ist es doch fraglich, ob diese
Angabe in der Quellenschrift enthalten gewesen ist Bei Justin
und in Übereinstimmung damit auch bei Celsus finden sich
die allgemeiner gehaltenen Ausdrücke: iv avr^ rS XQOvcp ys-
yavPTjfiipovg = kxslvov rov xaiQov yBVvrfi-ivxaq, die nur so weit
von einander variieren, wie zwei Versionen eines und desselben
Quellentextes: Ä'^STH ri!^a D*^lbil Im Hinblick hierauf könnte
man es für möglich halten, dass die allgemeinere Zeitbestim-
mung, in welcher Justin und Celsus zusammentrefiPen, der Ur-
schrift angehörte und also älter war als die Beschrankung auf
zwei Jahre, welche in diesem Falle von dem Redaktor des ersten
Evangeliums hinzugefügt worden wäre. Bei dieser Annahme
kommen die aus synchronistischen Gründen gegen die Geschicht-
lichkeit des bethlehemitischen Eindermords erhobenen Bedenken
in Wegfall, Die Quellenmässigkeit des Berichtes tritt durch zahl-
reiche Übersetzungsvarianten, welche den hebräischen Urtext
allenthalben erkennen lassen, ins hellste Licht. Ausser dem xe-
XsvsiVy in dessen Gebrauch Justin, die Apocalypsis Esdrae
und das Protevangelium Jacobi zusammentreffen, ergeben
sich folgende Varianten:
löslp (Mt.) = yipcioxeip (Protev.) = T:\ Vgl. Deut. 7, 15:
T\T}1 TfiJK = LXX: ag hciQaxag.
Texte n. üntersuchangen X, 5. 11
152 ^^ Eindheitsevangelium.
^(lovcd-ai (Mt.) B« opy/gföfrcrt (Protev.) «= Cixp.
vjtovoBlv (Just) s«= ohod-ai (Geb.) = aign«
ajtooxiXXsiv (Mi) «= xiumtv (Geis., Protev.) = nbttf.
avBXciv (Just) = q>ovBVT^g (Protev.) = 1*111.
avaiQBlv (Mi, Just, Protev., Apoc. Esdr.)=a^oxT«f»;ai (Geis.)
jrartffg (Mi, Jusi) «« /Jp^goi; (Protev., Apoc. Esdr.) =
XQovoq (Mt, Gels.) = xat(>o^ (Jusi) «= n?.
o arro^ (Gels.) = hcBlvoq (Jusi) = Ä"»?!?!, Äs^njl.
Dabei ist es beachtenswerth, dass diese Varianten sich so zu
einander verhalten, wie zablreiche Differenzen in dem Ausdruck
der synoptischen Evangelien. Man vgl. z. B. zu dem lömv
(Mi) = yvovq (Protev.) die synoptischen Parallelen Mi 9, 4:
lÖ€ov = Mc. 2, 8; Lc. 5, 22: ijtiyvovg — , femer zu o avrog (Gels.)
== kxelrog (Just.) das h avr^ r^ Lc 10, 21 = li^ ixelvco r©
Mi 11, 25 u. s. w. Zugleich wird es klar, dass der canonische
Text des ersten Evangelisten unverkennbare Spuren der Über-
arbeitung an sich trägi So ist d'Vfiovcd'ai ein ajrog Xeyofievov
im N.T., äxQißovv kommt ebenfalls nur Mt. 2, 7. 16 vor; beide
Wörter fehlen auch sonst in den aussercanonischen Parallel-
texten; sie stammen also sicher von dem ersten Evangelisten ab,
der seine Quellen überarbeitet hai 80 gehört auch wahrscheiD-
lich der Zusatz: äjtb disrovg xal xarcorigcOy xarä xov xqovov,
ov rpcQlßcDO€v JtaQO, rcov fiaycov zu den redaktionellen Zuthaten
des canonischen Matthäus, von wo aus er theilweise auch in das
Protevangelium Jacobi und die Apocalypsis Esdrae über-
gegangen sein wird.
— Mt. 2, 17. 18.
a. Jusi Dial. c. Tryph. c. 78. p. 304 BG.
xal TOVTo kjtestgoq^rixBvxo (liXXeiv ylvBCd^ai öia ^iBQBfilov
eljcovrog 61 ixvxov rov aylov Jtv&ofiaxog ovxcog' q>€i>vf] iv
^Pafia rixovod^Tiy xXavd-fiog xal oövQfiog xoXvq'
^Pax^X xXalovöa xä xixva avr^g, xal ovx ijd-Bks ^a()«-
xXi]d^rai, oxi ovx eloL
§ 4. Texte und Untersuchungen. 163
b. Mt. 2, 17. 18.
rote ^^^VQ^^VJ^^OyJ!^ ^'^ ^IsQBfilov xov JtQoq>rixov
Xiyovxoq' gxDvfj iv ^Pafia rjxovoß'Ti, xXav&iiog xal
odvQfibg JtoZvg' ^Pax^^ xZcdovoa ra Tixi;a avr^g, xal
ovx rjO-eksp JtaQaxXri&^vaiy ozi ovx elolv.
c. Jerem. 31, 15. LXX.
g>iOVfi iv 'Pafia ^xovod't) d-Qfjpov xal xXav&fiov
xal oövQuov' Paxi]Z ajcoxXaiouivti ovx rid'sXe jtavaa-
^od-ai kjd TOlg vlotg avr^g, ort ovx alolv, [Cod. Alex.:
^Pax^iX äjcoxXaiojiePTiß ixl rciv vlciv avzTJg, xal ovx
ijO'BXev JiaQaxXfjß-^rai, ozi ovx elalp,]
Dass das Gitat ans dem prophetischeD Buch des Jeremias
nicht der Quellenschrift angehörte, sondern von der Hand des
ersten Evangelisten hinzugefügt worden ist, liegt bei der Form
der Citation auf der Hand. Vgl. oben S. 21. Um so gewisser
kann man annehmen, dass in diesem Falle Justin, der sonst
seiner aussercanonischen Quelle folgt, von dem ersten Evange-
listen abhangig ist, zumal da sein Gitat von Jerem. 31, 15 mit
dem Texte des ersten Evangeliums auch in den dem letzteren
eigenthümlichen Abweichungen vom Septuaginta-Texte, genau
zusammentrifft. Die von Bousset (Die Evangeliencitate Justins
des Märtyrers S. 36 f.) ausgesprochene Yermuthung, dass in diesem
Falle eine Textüberarbeitung bei Justin vorliege, hat nirgends
einen Anhalt Und dass Justin das erste Evangelium auch
bezüglich der Eandheitsgeschichte neben seiner aussercanonischen
Quelle mit benützte, ist unbestreitbar.
XIV. Die Rückkehr aus Aegypten.
Mt. 2, 19—22*. Ev. Ps.-Matth. c. 25. Hist. Josephi c. 9. Ev. Thom.
Lat. c. 3. Ev. Inf. Arab. c. 26.
Die Rückkehr aus Aegypten dürfte in der Quelle ausführ-
licher erzählt gewesen sein als in der gekürzten und sichtlich
überarbeiteten Darstellung des ersten Evangelisten, welchem es
nur darauf ankam, mit seinem — wahrscheinlich aus dem apo-
kryphen Jeremiasbuche (vgl. Heft II, 374) entnommenen —
II*
164 ^^ Eindheitsevangeliam.
Citate Mt. 2, 23 die ganze Darstellung zum Abschluss zu bringen.
Zu den von ihm vorgenommenen Kürzungen gebort vor allem
die Weglassung des Wüstenaufenthaltes, jedenfalls aber auch die
Erwähnung der Thatsache, dass Jesu Eltern zuerst das Herr-
schaftsgebiet des Archelaus, nämlich Judäa, speciell Bethlehem,
aufsuchten; bevor sie mit dem Sohne nach Galiläa übersiedelten.
In sprachlicher Hinsicht dürfte die Hand des Uberarbeiters
in dem xax opüq zu erkennen sein, welches zu dem eigenthüm-
lichen Sprachgut des ersten Evangelisten gebort VgL Mt. 1, 20;
2, 1 2. 13. 19. 22^ Dagegen sind in Mi 2, 20. 21 die aus Ex. 4, 19. 20
(vgl. oben § 3) erkennbaren Hebraismen festgehalten. Auch idt in
Mt. 2, 22» der vorauszusetzende Urtext: nnn rmrr^ irbtt OibSI» "'S
l*'^» oil*)in wörtlich hebraisierend wiedergegeben: ort AQxiXaoc
ßaoiXsvei r^g lovöalag avxl rov xargoq mxov ^Hgcidov, ob-
wohl das bei dieser wörtlichen Übertragung unvermeidliche ^-
oikevsi auf Archelaus, der den Titel ßaoiXsvg niemals besass,
vielmehr nur die Würde eines Ethnarchen empfangen hatte, gar
nicht passt. Dass das dafür von Justin gebrauchte gut grie-
chische öieös^axo avrov auf handschriftlicher Unterlage beruht,
zeigt das Zusammentreffen mit Epiphanius: AQX^Xaov rs öia-
öh^afiivov (vgl. unten zu Mt. 2, 21. 22*) sowie dem Ev. Inf. Arab.:
in locum ejus successisse.
1. 2. Mt. 2, 19. 20.
a. Evang. Thomae c. III, 1. p. 166 ed. Tischendorf.
Et ecce angelus domini obvians Mariae dixit ad eam:
Tolle puerum et revertere in terram Judaeorum [Cod. Par.:
Judae]; defuncti sunt enim qui quaerebant animam
ejus [Cod. Par.: pueri].
b. Evang. Thomae Cod. B. ibid.
Post baec angelus domini accessit ad Joseph et ad Ma-
riam matrem Jesu et dixit ad eos: Accipite puerum, re-
vertimini in terram Israel; defuncti sunt enim, qui
quaerebant animam pueri.
c. Ev. Ps.-Matth. c. 25. p. 93 ed. Tischendorf
Non post multum tempus dixit angelus ad Joseph: Rever*
tere in terram Juda; mortui sunt, qui quaerebant ani-
mam pueri.
§ 4. Texte und OntersuchoDgen. Xg5
d. Mt. 2, 19. 20.
TsXsvzTJaavTog öh rov ^Hgcidov löov ayyeXog xvqIov (pal-
vsrai xar ovao rm 'loöng) iv Alyvjtzco kiycop' iveo^elg
jtaQaXaßB to jtaiölop xat xijp firjriga avrov xal jto-
Qsvov elg yrjp ^loganX* zed-p^xaciv yag ol ^rixovPXBq
xriP fpvx^iv xov Jtoiölov.
Da das Eyangelium Thomae an anderen Stellen (vgl. zu
Lc. 2, 40 ff.) deutliche Sparen einer unmittelbaren Abhängigkeit
von jener vorcanonischen Kindheitsgeschichte zeigt, so sind auch
vorstehende aus jenem Evangelium entnommene Paralleltezte
mit ihren Varianten beachtenswerth.
Die an dieser Stelle berichtete göttliche Weisung hatte
weder Galiläa noch Nazareth im Besondern erwähnt, sondern
lediglich die yrj ^lOQarjX (Mt.) = terra Judaeorum (Ev. Thom. A)
als Ziel der Rückkehr bezeichnet. Jesu Eltern hatten darunter
zunächst Judäa, speciell Bethlehem, verstanden und hatten eben-
deshalb in der arabischen Wüste die Stillung des unter Archelaus
am Anfang seiner Regierung in Jerusalem ausgebrochenen Auf-
standes abgewartet, was keinen Zweck gehabt hätte, wenn Gali-
läa — wie es nach dem canonischen Texte des Mi den Anschein
hat — ihr sofortiges Ziel gewesen wäre. Über den erwähnten
Aufstand vgl. Schürer, Gesch. des jüd. Volkes I, 346.
3-6. Mt. 2, 21. 22*.
a. Ev. Thomae c UI, 2. p. 166 ed. Tischendorf.
Ut autem exiit Joseph de Egypto post mortem Herodis,
tulit eum in deserto, usque dum fieret tranquillitas in Je-
rusalem de his, qui quaerebant animam pueri.
b. Ev. Thomae c. III, 2. sec. Cod. Paris, p. 166 ed. Tischendorf.
Ut autem intellexit Joseph, quia venit Jesus de Egypto post
mortem Herodis, tulit eum in deserto^ usque dum fieret tran-
quillitas in Hierusalem ab his, qui quaerebant puerum.
c. Ev. Thomae c. lU, 2. sec Cod. B. p. 166 ed. Tischendorf.
Et cum üctua esset Jesus annorum septem, facta est tran-
quillitas in regno Herodis de omnibus illis, qui quaerebant
animam pueri. Reversi in Bethleem morabantur ibi.
166 Das Eindheitsevangelium.
d. Ev. Inf. Arab. c. 26. p. 193 ed. Tischendorf.
Exacto yero triennio rediit ex Egypto, et reversus est;
cumque Judaeam attigissent, timait Josephns illam in-
trare; audiens yero [Thilo p. 95: enim] decessisse Hero-
dem et Archelaum filiam in locum ejus successisse,
timuit quidem, sed in Judaeam abiit.
e. Just Dial. c. Tryph. c. 103. p. 330 D.
xoü ^Agxi^ctog ayzov [sc, rov ^HQciöijp] öieöi^aro.
f. Hist. Josephi c. 9. p. 125 ed. Tischendorf.
Obiit vero (Herodes) pessimo mortis genere, poenam luens
effusi puerorum sanguinis, quos e medio inique sustulit,
quum ipsis non inesset peccatum. Atque exstincto tyranno
isto impio Herode reversi sunt (Joseph et mater mea) in
terram Israelis.
g. Mt. 2, 21—22».
o öh iysgd'Blg nagiXaßev xo Jtaiölov xal Tfjv fir/riga av-
rov, xal ela^Xd'SV slg yrjv ^logai^Z, dxovcag 6s ort
^Agx^Xaog ßaOiXevei rrjg %vöalag dvrl rov JtazQog avrov
^Hqcdöov, iq)oß7jd-rj ixel ajteX^Blv,
h. Evangeliorum quatuor Harmonia, Tatiano Syro auctore. BibL
Patr. Tom. L Pars 11. p. 204 C.
crescebat interea puer, et confortabatur spiritu, continuam
septennium agens in Aegypto, usque post Herodifi inter-
itum.
i. Epiph. Haer. XX. p. 48 B.
ax ixBlB-iv re JtaXtv öia dvo irciv ixccveXtiXvd'Ota, reXst)-
TTjOapTog rov ^Hgcidov, liQxsXaov re öiaöe^afiivov.
Der Text des Epiphanius zeigt wie so oft eine Überein-
stimmung mit Justin. Man vgl. Justin: ^AgxiXaog avrov öu-
öi^aro ««Epiphanius: ^ÄQXsXaov rs öiaös^afiivov.
Im Übrigen gehen in dieser Perikope die Paralleltexte mit
ihren einzelnen Angaben sehr weit auseinander. Besonders ist
dies der Fall bezüglich der Dauer des aegyptischen Aufenthaltes,
welcher dem Kinde Jesu und seinen Eltern zugeschrieben wird.
In dieser Hinsicht variieren die Angaben folgendermassen:
§ 4. Texte und Untersuchungen. I57
Historia Josephi 1 Jahr
Epiphanias 2 Jahre
Ev. Inf. Arab. 3 „
Nicephorus (H. E. I, 14) 3
Apoc. 12, 6 3 V2 "
Ev. Ps.-Matth., Eusebius*) 4
Ey. Thomae 7 „
EvY. quatuor Harm. 7 «
Nach den apokryphiachen Evangelien fallt noch ein längerer
Theil des ausserpalaestinensischen AufenÜialtes in die Zeit nach
Herodis des Grossen Tod; erst nachdem der gegen seinen Nach-
folger ausgebrochene Volksaufstand gedampft und vollständige
Beruhigung des Landes eingetreten war, betritt Joseph nach der
apokryphischen Darstellung wieder den Boden Palaestinas, und
zwar in Judäa, bezw. in Bethlehem, mithin in dem Herrschafts-
gebiete des Archelaus. Dadurch erscheint erst das canonische
l^oßrjd^l ixsl djeeXd^Blp in Mi 2, 22 motiviert. Die weitere
Nachricht, dass während dieser jerusalemischen Unruhen Joseph
in der benachbarten (arabischen) Wüste geweilt habe, erscheint
um so glaubhafter, als — worauf oben zu Mt 2, 13 — 15 bereits
hingewiesen wurde — die arabische Wüste damals zu Aegypten
gehorte und insofern auch in der johanneischen Apokalypse
(12, 6) ein Nachklang an diesen Wüstenaufenthalt sich findet.
LedigUch also die vom ersten EvangeHsten vorgenommenen
Kürzungen des Quellentextes dürften die in Mt. 2, 22 enthaltenen
exegetischen Schwierigkeiten erzeugt haben.
Zum Schlüsse sei noch an dieser Stelle die Yerwerthung
unserer Perikope durch die Oracula Sibyllina mitgetheilt:
Orac. Sibyll. I, 343 sqq.
rote OTJfia ßgoroloiv
Eöoerai ^^al^pr/g, ojcoxav jt6g>vkayfidvoq ^^ei
1) In der oben zu Mt. 2, 12 S. 154 erwähnten Abhandlung über den
8tem der Weisen sagt Eusebius: ^«Als Joseph und Maria die Yerrfttherei
des Königs Herodes und den Neid der Schriftgelehrten und Pharisäer er-
kannten, erhoben sie sich und nahmen das Kind und gingen in ein fremdes
Land und von barbarischer Zunge ; und dort wohnten sie für den S^itraum
von vier Jahren, während welches Herodes fortfuhr, nachher (nach ihrer
Flucht) noch zu regieren."
Ißg Das EindheitBevangelixun.
*Ex Y^g AlyvjcTolo xaloq Xl&og' iv ö* aQa rovT<p
Aaoq xQoax6^)Bi ^EßQaimV iB-PTj ö^ aysQovprai
Avrov vq)TjY^O€i' xclL yag Obop v^pifiiöovxa
rpcioovrai öia zovöe, xal dzQaxop kv g>at xoivS,
XV. Die Niederlassang in Nazareth.
Mt. 2, 22b. 23. Lc. 2, 39. 40. Ev. Thom. Lat c 3. Ev. Inf. Arab.
c. 26. Ev. P8.-Matth. c 26.
Von Judäa, speciell von Bethlehem aus, wohin zunächst die
aus Aegypten Zurückkehrenden ihre Schritte gelenkt hatten, —
was man aus dem Matthäustexte nicht ersehen kann — erfolgte
die Niederlassung in Nazareth. Nach der lucanischen Relation
muss man auf die Meinung kommen, dass die Übersiedelung
nach Nazareth zwar auch von Judäa, aber direkt von Jerusalem
aus, unmittelbar nach der Darstellung des Jesuskindes im Tem-
pel erfolgt sei. Indess der überall auf Textkürzungen bedachte
Lucas ftihrt uns, wie bereits oben S. 24 hervorgehoben worden
ist, an einer anderen Stelle, nämlich zwischen La 9, 17 und Lc.
9, 18 ebenfalls über eine ganze Reihe von Ereignissen hinweg,
die in einer seiner beiden Hauptquellen, nämlich in der Marcus-
quelle (Mc. 6, 45—8» 26) berichtet waren, ohne auch nur mit
einem Worte die yorgenommene tief einschneidende Textkürzung
anzudeuten. Vgl. Heft IIl, 837 f. Wie er aus der Quellenschrift
des Eindheitseyangeliums die Flucht nach Aegypten, den Einder-
mord zu Bethlehem, die Rückkehr aus Aegypten weggelassen
hat, so fehlt in dem synoptischen Hauptbericht zwischen Lc.
9, 17 und Lc. 9, 18 noch yiel mehr, nämlich die nächtliche See-
fahrt, (Mc. 6, 45 — 52), die Wirksamkeit in der yfj revinjöagir
(Mc 6, 53 — 56), die Verhandlung mit den Pharisäern über die
Reinigungsgebräuche (Ma 7, 1 — 23), der Aufenthalt in dem Ge-
biet von Tyrus und Sidon (Mc. 7, 24 — 30), die Wanderung durch
das nordliche Galiläa (Mc. 7, 31), die Wirksamkeit in der Deka-
polis (Mc. 7, 31 — 8, 9), die Rück&hrt über den See Genezareth
(Mc. 8, 10—21), die BUndenheilung in Bethsaida (Mc. 8, 22—26),
merkwürdiger Weise hier wie dort gerade solche Erzählungen,
welche über die engen palaestinensischen Grenzen hinausführen.
Wenn man den lucanischen Bericht Lc. 9, 17. 18 ff. Uest, ohne
§ 4. Texte und Untersuchungen. 169
ihn an der Marcusquelle zu controlieren, so gewinnt man keine
Ahnung von der Lücke, die thatsäohlicli zwischen Lc. 9, 17 und
Lc. 9, 18 klafft. Man wird von dem Nordostufer des Sees, wo
die wunderbare Speisung stattfand, unmittelbar (wie man aus
Mo. 8, 27 ersieht) nach Caesarea Philippi versetzt und würde, aus-
schliesslich auf den lucanischen Bericht angewiesen, annehmen
mQssen, Jesus sei direkt von der einen Ortlichkeit zu der an-
deren übergegangen, ohne irgend etwas Weiteres dazwischen er-
lebt zu haben. Wie nun die zwischen Lc. 9, 17 und Lc. 9, 18
unsichtbar klaffende Lücke durch den Marcusbericht Mc. 6, 45 —
Mc. 8, 26 ausgefüllt wird, so erkennt man aus Mt. 2, 1 — 22^ dass
auch in der Kindheitsgeschichte zwischen Lc. 2, 38 und Lc. 2, 39
eine unsichtbare Lücke vorhanden ist, deren quellenmässiger
Füllstoff eben in dem Mt. 2, 1 — 22* enthaltenen Bericht uns vor-
liegt. — Man vergegenwärtige sich hierzu, was oben S. 22 ff.
über die schriftstellerischen Gepflogenheiten des Lucas entwickelt
worden ist
1. 2. Mt 2, 22*. 28 = Lc. 2, 89,
a. Mt. 2, 22**. 23.
3fP5^«öT£ö^d^ 6h xax ovag dvexc^Qr/asv Big xa fiiQrj rrjg
FaliXalag' xal kXd-mv xcctcoxijoev dg JtoXiv Xeyofiepijv Na-
gapfid"' oJtcog jtXfjQW&y zo Qf]d'ev 6ia xov jtQog>^TOv [xwv
jtQog)i]xäp], oxt Nä^cogalog xXrjd^^oexai,
b. Ev. Inf. Arab. c. 26. p. 193 sq. ed. Tischendorf.
Apparuitque illi angelus dei et dixit: 0 Josephe, abi in ur-
bem Nazareth atque ibi subsiste.
c. Ev. Ps.-Matth. c. XXVI, 1 . p. 93 ed. Tischendorf.
Et factum est, quod post regressionem Jesu de Egypto,
cum esset in Oalilaea, jam inchoante quarto aetatis anno etc.
d. Ev. Thomae Lat. c. UI, 1. p. 166 ed. Tischendorf.
Surrexit autem Maria cum Jesu, et perrexerunt in civitatem
Nazareth, quae est in propriis rebus patris sui.
e. Ev. Thomae Lat c. III, 1. sec. Cod. B. p. 166 ed. Tischendorf.
Surrexerunt autem et venerunt Nazaret, ubi Joseph bona
patema habebat et possidebat.
170 Das Kindheitseyangelium.
f. Lc. 2, 39.
xal wg itiXsöav navxa xara rov vofiov xvQiav, vjriöTQe-
^Hxv slq xriv FaXi^alav slg xoXiv lavxwv Na^aQt&.
Die neue himmlische Weisung, welche an die Eltern Jesu
erging, erfolgte nach dem Ev. Inf. Arabicum in Judaea, also in
Bethlehem und bezeichnete nach dem canonischen Matthäustexte
nur im Allgemeinen Galiläa als ihren künftigen Aufenthaltsort.
Die Wahl der Stadt Nazareth erscheint nach Mi 2, 23 als Jo-
sephs eigener Entschluss. Eine Motivierung dieses Entschlusses»
welche den Eindruck einer echten historischen Reminiscenz her-
vorruft, gibt das Thomasevangelium durch die Notiz, dass Joseph
in Nazareth väterliche Erbgüter besessen habe. Diese Nachricht
ist ganz geeignet, nicht .nur eine Lücke im ersten canonischen
Evangelium auszufüllen, und die Niederlassung gerade in Naza-
reth aufs Beste zu motivieren, sondern auch die lucanische Dar-
stellung zu rechtfertigen, wonach nicht Bethlehem, wie es bei
Mi scheinen kann, sondern Nazareth den bleibenden Mittelpunkt
der Eindheitsgeschichte bildete^). — Das Mt 2, 23^ beigeftigte
Gitat ist des ersten Evangelisten personliche Zuthat Vgl. oben
S. 21 f. Ebendeshalb und weil, wie man aus der Heft U, 27 ge-
gebenen Zusammenstellung seiner ihm personlich angehörenden
12 Citaüonsformeln ersieht, niemals der Plural räv 3tQoq>fiT&v vor-
kommt, sondern immer im Singular öia rov xQog)^rov Xiyovro^
oder vjto rov jtQoq>i^TOv auf ein besonderes prophetisches Buch
Rücksicht genommen ist, muss die Lesart öia xmv jtQo^tftäv
verworfen worden. Es ist vielmehr mit der Formel öia rov
jtQOipi^zov höchstwahrscheinlich dasselbe Jeremiasbuch gemeint,
welches Mi 27, 9 mit den Worten: iva xXfiQoO^ ro ^fj&hv öia
^IsQefilov rov xQog>^rov Xiyovroq citiert isi Vgl. Heft U,
334 ff. 327 ff. Es war dies ein in der Urkirche weit verbreitetes
und firühzeitig entstandenes judenchristliches Apocryphum, wahr-
1) In der oben zu Mt. 2, 12 erwähnten Abhandlung des Eusebius
über den Stern der Weisen heisst es: „Und am Anfang der Regierang
des Sohns des Herodes erhoben sie sich und gingen hinauf von diesem
Land in die Gegend von Qaliläa, Joseph und Maria und unser Herr mit
ihnen, und die fflnf Söhne der Hanna, der ersten Frau des Joseph. Aber
Maria und unser Herr wohnten zusanmien in dem Hause, in welchem
Maria die Verkündigung von dem heiligen Engel bekam."
§ 4. Texte und Unterauchangen. 171
•
scheiulich eine im christlichen Sinne Torgenommene Bearbeitung
des canonischen Jeremias, ein Buch, dessen Spuren ausser bei
dem ersten Evangelisten in der Esra-Apokaljpse, bei Bar-
nabas^ Hermas, Justin, Irenäus, im pseudopetrinischen
Evangelium sich finden und bis Gregor von Nyssa, Epi*
phanius, Hieronymus, sowie in der späteren Pilatuslite-
ratur verfolgt werden können. Vgl. Heft U, 374. Wahr-
scheinlich ist jenes altchristliche Jeremiasbuch in denselben
judenchristlichen Kreisen der ältesten Nazaräer entstanden, aus
denen auch das erste — nachmals canonisch gewordene — Evan-
gelium hervorgegangen ist. Man vgl. dazu Epiph. Haer. XXIX, 5.
p. 121 A: elöoTsg öh [ol Na^cogatoi] avzop ix Na^ager kv
yacrgl ovXXtitpd-ivxa xal kv ohco) ^Icoofj^ avargatpivray xaL dia
Tovxo iv x& BvayyBXlcp ^Irjoovv rbv NaC^mgalov xaXalod^au
3. Lc2,40.
a. Just. Dial. c. Tryph. c. 88. p. 315C.
xal ycLQ yBWtid-Biq dvpafiiv ttjp avtov toxs' xal av^avafp
xara ro xotvov rmv aXXov äjtaprcop ävd-QmJtcov, XQ^'
(ibvoq xolq aQfio^ovöiv, hxaöx^j av^^asi x6 olxetov ajtipei(it,
XQ6g)6(iBvog xag Jtaoaq XQOtpaq.
b. Exe. Theod. § 61. ap. Clem. AL p. 984.
xo ök xvevfiaxixop, 6p dpelXfj^sp, xcä xb ywxixop ovxa^g
ifiq>alpsi' xb 6h Jtatölop rfi^aPBP xal JtQoixoxxev og>66Qa.
aoq)lag fthp yag xb Jtpsvfiaxixbp ÖBl^ai, (iByid-ovg 6b xb
ifwxtxop.
c. Ev. Thomae Graece A. c. XV, 3. p. 154 ed. Tischendorf.
avxb 6b [sc. ro Jtai6lop] JtoiX^g xcig^xog xal ootplag fit-
cxop hcxip.
d. Lc. 2, 40.
xb 6b jtai6iop Tjv^cn^BP x(d ixgaxaiovxo JtXi]Qov/itPo^^
(plag, xäi X'^Q^^ d-BOv i]p ijt* avxo.
e. Joh. 1, 14®.
66^ap (Dg (iOPoyBPOvg Jtagä JtaxQog, jtXr/QTjg xccQt'Xog xal
aX7]d-8lag.
172 ^^^ Emdheitsevangelium.
f. Just. Apol. I, 31. p. 73 A.
ysvvcifisvop öia xagd-irov xal avÖQOVfuvov,
Das erste Justinsche Citat aus dem Dialog ist nur ein femer
Anklang an das av^avetv des canonischen Textes yon Lc. 2, 40;
dagegen repräsentiert das ävÖQOVfisvov in der Apologie eine
aussercanonische Version von dem Stammwort b*Tä, welches von
den LXX sehr häufig mit ccv^ä^eip, einmal auch mit apögl^so^ai
(vgl. Ruth 1, 13: 'ibW "iti« 1? = LXX: ?cö$ av dvögia&cioi),
femer mit av6(fvv€ad'ai (vgl. Ex. 2, 10: ib^ b'!Ta^5 = LXX sec
Aid., Complut.: avÖQVvd'ivTOg öh rov Jtaiölov), an letzter Stelle
aber auch mit ävÖQOvad'ai (Cod. 59 Holm.: ävögmO-ivzog rov
jtaiölov) wiedergegeben wird, und zwar so, dass diese SynoDyma
unter einander, wie auch mit aÖQvvsad-ai in den Handschriften
vielfach ausgetauscht werden.
Zu dem letzten Satztheile von Lc. 2, 40 bietet das Evange-
lium Thomae die aussercanonische Variante (isozov {= xXtjqov-
fievov), wodurch der hebräische Grundtext auch hierfür erwiesen
wird. Man vgl.
Lc. 2, 40. Ev. Thom. Job. 1, 14.
jtXrjQovfiBPOV öog)lag JtoXXijg y^Q'''^^^ ^^^ ^^"fiQ^Q yaoitoi
xal X^Q^^ d^sov rjp ooq>lag fisözop xal akrfi^daq.
kx avxo.
Die Synonyma JcXfjQOVfispov = fisörop = xXi^QTjg = «5tt,
ebenso aog>la = aXrjd'Sia = HttDn weisen als Übersetzungs-
varianten auf den gemeinsamen hebräischen Quellentext hin. Vgl.
Agrapha S. 275, von Holtzmann acceptiert, Hand-Commentar.
Job. Ev. S. 29. Vgl. ausserdem nachstehend § 6, 5. Sonach ist
für V. 40 der hebräische Grundtext sicher vorhanden gewesen.
XVI. Der zwölfjährige Jesus im Tempel von Jerusalem.
Lc. 2, 41—52. Ev. Thomae c 19. Ev. Inf. Arab. c 50—53.
Zu^dieser schönen Schlussperikope besitzen wir zwei werth-
volle aussercanonische Relationen, aus denen hervorgeht, dass
Lucas einige Kürzungen des Quellentextes vorgenommen hat. Von
besonderer Wichtigkeit ist der im Ev. Thomae erhaltene Parallel-
text, der deshalb auch von Tischendorf in seine grosse Aus-
§ 4. Texte and UntersuchungeiL 173
gäbe des Neuen Testamentes aufgenommen ist. Da nun auch
das Ey. Inf. Arabicum in denjenigen Partien, in welchen das
Thomasevangelium über die lucanische Relation hinausgeht, mit
dem £y. Thomae der Hauptsache nach zusammentrifiFt, da femer
diese aussercanonischen Mehrbestandtheile der beiden genannten
apokryphischen Evangelien ganz den Charakter der Quelle tragen
und den Gontext in vorzüglicher Weise ergänzen und da endlich für
die Quellenmässigkeit derselben der johanneische Prolog Zeugniss
ablegt (vgl. unten § 6), so ist an deren Ursprünglichkeit nicht
zu zweifeln und eine durch den Redaktor des dritten Evange-
liums (wie sonst oft, so auch in diesem Falle) vorgenommene
Kürzung des Urtextes mit Sicherheit zu coDstatieren. — Bei
Justin findet sich von dieser Perikope keine Spur. Nicht un-
begründet ist die Bemerkung Feines (S. 22), dass in dieser Peri-
kope der Quellentext eine stärkere Bearbeitung erfahren habe,
dass die Erzählung in fliessendem Griechisch sich bewege. Man
vergleiche dazu das in § 3 gegebene Verzeichniss der Hebrais-
men und man wird finden, dass dieser Abschnitt an Hebraismen
und alttestamentlichen Parallelen verhältnissmässigarm ist. Jeden-
falls bildete derselbe, da auch der johanneische Prolog in Joh.
1, 17. 18 mit Bezugnahmen auf seinen Inhalt abschliesst, in der
vorcanonischen Quellenschrift die Schlussperikope.
1—3. Lc.2, 41— 43.
a. Epiph. Haer. XXX, 29. p. 155 A.
6x6 vrjjtid^oPTog avrov avriXd'OV, g)r)ölv, ol xsqI ^Icoof/q)
xal MaQiafi elq ^leQOvöaXfjfi ^Qoöxvvrjcai kv rfj eoQt^,
xal dvixaftJtzov, ifiBiVBV 'ftjöovg.
b. Cod. Cantabr. Lc. 2, 41—43.
ijtoQBvovTO 6h xal ol yovetg avrov xara srog slg 'leQOV-
oaXfjfi kv T^ eoQx^ xov Jtaoxa. xal oxe kyivBxo
ixri öoidexaj dvsßrjöav ol yovslg avxov exopxeg avrov
xaxä x6 H&og xrjg loQxiig xS>v dCvfimv xal xelecdv-
xa>v rag nfisgag kv x^ vnooxQiq)HV avxovg djtsfisivev
6 nalg Itjöovg kv ^IsQovoaZi^fi.
c. Ev. Inf. Arab. c. 50. p. 207 ed. Tischendorf.
Et cum factus esset annorum duodecim, duxerunt
174 ^M EindlieitsevangelraiD.
eam Hierosolymam ad festum. Finiio autem festo ipai
quidem reverterunt, sed dominus Jesus remansit in
templo —
d. Ev. Thomae c. XIX, 1 p. 156 ed. Tischendorf.
opTOc ÖS avTOV ö(OÖ£xa€TOvg ijtogevovro ol yovBlq ctvrov
xaxa ed-og elg ^IsQOvaaX^fi slg rf^v tOQTf]v zov xaCxa
fisra rrjg owodlaq avxmVy xal /lara ro JtaOxa vxicxQeq>ov
elg vor olxov avxmv. xai iv z^ vxoctQig>€iv avrovi;
av^Xd-e ro xaiölov ^iTjoovg Big ^leQoCoXvficu
e. Lc. 2, 41—43.
xaL ijtoQBvovTO ol yopslg avrov xar srog elg ^legovoa-
Xijfi rf] loQT^ rov xdöxcu xal ore kyivero lx6v
dcoösxa, avaßaLvovxmv avzAv xaza zo aß-og zijg aoQ-
zfjg, xal zeZeia)öavza}v zag rjfiiQag, iv zA vxoCxqb-
<pBiv avzovg vxifisivev ^Iriöovg 6 xaig iv ^leQOVOa-
Xriiiy xal ovx lyvmcav ol yorelg avzov.
Zu vorstellendem Abschnitt sehen wir im Cod. Cantabr. und
bei Epiphanius verschiedene Varianten, von denen vielleicht
einige als Übersetzungsvarianten zu erkennen sind. Vgl.
aviQXBOd-at (Epiph.) = avaßalveiv (Lc.) = nb:j,
zeXsiovv (Lcj = zsX^v (Cod. D) = nis,
dvaxafijtzeip (Epiph.) = vxoözQeg)£iv (La, Ev. Thomae)
= n^^tD,
fiipsiv (Epiph.) = axo/iip€ip (Cod. D) = vxofiipBiv (Lc.)
= nriii
Ganz abweichend hat für diese letzten Varianten das Thomas-
evangelium cipfjXd'OP, sodass vorausgesetzt wird, Jesus habe die
Rückreise mit seinen Eltern angetreten und sei unterwegs wieder
nach Jerusalem umgekehrt. Der Ausdruck (iBza zijg cvpoöiß^
avzcop, welchen das Ev. Thomae hier bietet, tritt nach der cano-
nischen Relation erst Lc. 2, 44 auf.
4.5. Lc.2,44. 45.
a. Epiph. Haer. XXX, 29. p. 155 AB.
xal bC^^zovp avzop hp zy oöpixogla xal iv zolg <f^7'
§ 4. Texte und üntersuchangen. ] 75
ysviöiv avxAvy xal ovy ijvQiCxov, slxe yao ri Magla
Gvyyivuav. avaxafAipaCa xrX.
b. Ev. Thomae c. XIX, 1. 2. p. 156 ei Tischendorf.
Ol 6h yovstg avrov kvojiicav avxov iv r^ ovvoila slvar
odtvöapTcov öh oöov tjfiiQag fitag, i^i^rovv avrov iv
rolq cvyyBviciv avTi5v,xal ftfj evQOirueg avrov iXvjti^O't]'
cav,xaivJteorQetpavjtaXivelgrfjVJt6hv^i]rovvr€gavr6v
c. Lc. 2, 44. 45.
vofilcavrsg öh avrov elvai iv ry cvvodlqi H^^^ ^A'^"
Qag oöov xal dve^i^rovv avrov iv rolg ovyysvdciv
xäi rolg yva}0rolg, xal fi^evQovrsg vxiorQstfiav slg Ve-
QovoaXfiii ava^Tjrovvreg avrov.
Der Text des Epiphanias trifft in dem i^i^rovv mit dem
Evangelium Thomae (im Unterschiede von dem canonischen
dveCi^row) zusammen. Femer ist im Eyangelium Thomae
oöog riiiigag (iiäg prägnanter aLa rniigag oöog La 2, 44. Wieder
hat Epiphanius avaxäiutrsiv für vjtocrQitpsiv (= IW) und
das Thomas-Evangelium C;rirovvrBg f&r das canonische ava-
^ijTOVvreg, auch ivoftiaav für das gewähltere voiilöavrsg. End-
lich oöevsiv (Ev. Thomae) und eQX^o^ai (Lc.) lassen sich auf Ki21
zurückführen.
6. 7. Lc. 2, 46. 47.
a. Iren. 1, 3, 2. (Valentiniani.)
öcoöexaerrj ovra rov xvqiov öiaJiex^fjvai rolg vofioöiöacxd'
Xoig.
b. Ev. Inf. Salv. Arab. c. 50. p. 207 ed. Tischendorf.
[remansit] in templo inter doctores et seniores et eru-
ditos ex filiis Israelis, quos de scientiis varia interrogabat
et vicissim eis respondebat ... et explicavit libros et legem
et praecepta et statuta et mysteria, quae in libris propheta-
rum continentur.
c. Ev. Thomae c. XIX, 2. p. 156. ed. Tischendorf.
xal fisrd xQlrtjv tjfiiQav evQov avrov iv tc5 legä
xad-eC^ofiBvov iv (lioo) rmv ÖLÖaoxaXayv xal axov-
ovra xal igwrcovra avrovg. Jtgoostxov öh Jidvregxal
176 ^8« KindheitBev^angelium.
id-avfia^ov, xcög Jtatdlov vxoQxcov cbtoOrofil^si rovg jtQeö'
ßvxigovq xdL diöaöxaXovg rov Xaov, ixiXvmv ra xstpalata
Tov po/iov xal rag xaQaßoXaq rcov JtQo^rjrcöv.
d. Lc. 2, 46. 47.
xal iyivsxo fisra ffiiigag rgetg evQOP avzov iv t©
IsqA xad-e^6fi6Vov ip [liccp öiöacxaXmp xal axov-
opxa avx&p xal kxsQmxApxa avxovg' i^löxavxo dl
xapxsg ol dxovopxeg ccvxov ixl x^ avpicei xccTralg axo-
xqIoboip avxov.
e. £▼. Inf. Arab. c. 53. p. 208 ed. Tischendorf.
Dum haec et alia inier sese loqaebantur, adfiiit domina hera
Maria, postquam ipsum quaerens tridunm cum Josepho cir-
cnrnivit Videns ergo eam inter doctores sedentem per-
que vices ipsos rogantem et respondentem.
In den Worten des Thomaseyangeliums:
kxLXvtop xa xBtpaXaia xov POfiov
xoL xag xagaßoXag xSp XQog>7]xc5p
liegt höchstwahrsclieinlich ein echter Rest des Quellentextes
vor. Die xsg)aXaia xov pofiov sind jedenfalls die Paraschen nnd
die jtaQaßoXal x&p xQoq)7jxcop die Haphtharen der altsjnago-
galen Vorlesungen, deren Existenz ja notorisch in die vortalmu-
dische Zeit hinaufreicht. In dem weniger genau überlieferten
Texte des Ev. Inf. Arabicum sind dieselben Perikopen doch eben-
falls wiederzufinden:
xa x£q>aXaia xov pofiov = legem et praecepta,
xag JtagaßoXag xAp XQoq>i)x6ip = mysteria» quae in libris
prophetarum continentur.
Die Identität der Texte erstreckt sich aber nicht nur aaf
diese Bezeichnung der Paraschen und Haphtharen, sondern aucb
auf das ixiXveip im Thomasevangelium, welches mit dem ex-
plicare des £v. Inf. Arab. zusammentrifft, ausserdem aber durch
das k^TjYTJOaxo des johanneischen Prologs (Job. 1, 18) als durch
eine dritte Variante bestätigt wird, nachdem dort (Job. 1, 17) kurz
vorher die Bezugnahme auf den pofiog Movola^ vorausgegangen
ist. (Vgl. Näheres weiter unten bei der Analyse des johannei-
schen Prologs.) Ist somit der eben besprochene Textbestandtheil
des Thomasevangeliums als ein echter Rest des Urtextes reco-
gnosciert, wobei übrigens die gleichwerthigen Varianten ixiXveir
= explicare = k^fiystoB-ai auf die gemeinsame Wurzel D^r
§ 4. Texte und Üntersachungen. 177
zarückzufOhren sein dürften (vgl Joseph. Antiqu. XVU, 6, 2: xAv
jtargmp igij/iyral p6fi(Dv\ so ist auch noch auf die Übersetzungs-
varianten d'avgia^eiv (Ev. Thomae) = i^loraoO-ai = iTOtj hin-
zuweisen. Waren die Paraschen und Haphtharen das Erste, was
der jüdische Knabe in den Synagogen und im Tempel als ni
rnstp hörte, war selbst ein Josephus nach seinem eigenen Zeug-
niss als S^nabe wegen seiner Gesetzesauslegung berühmt und ge-
sucht, so hatte es doch bei Jesu mit dem h^riyBlcQ-ai nach Job.
1, 18 eine besondere Bewandtniss, die das i^lOTaad-ai recht-
fertigte.
8.9. Lc.2,48.49.
a. Iren. I, 20, 2 (Marcosii).
evia öh xai xmv hv svaYyeXlq) xsifidvcop elg xovzov top
XagaxTTJQa /is&aQfioC^ovOiP' (og ttjp jtQog rfjp iirixiQa avxov,
öiDÖsxaerovg oprog, dxoxgioip' ovx olSare, ort ip xolg
xov JtaxQog fiov öel (i€ elpai;
b. Et. Thomae c. XIX, 3. p. 156 ed. Tischendorf.
JtQoosXd'Ovöa 6h f] fi^xTjQ avrov Magla sljtsp avxci'
Ipaxl xovxo ixoli]öag ^filp, xbxpop; löov oövpci-
fispoi i^rjxovfiip 06. xal Bl:^ep avxolg 6 ^Jijöovg' xl
fi€ ^fjxslxe; ovx oläaxs, oxc kp xotg xov jtaxQog fiov
öel slpal fie;
c. Ey. Inf. Arab. c. 53. p. 208 ed. Tischendorf.
dixit illi: Mi fili, quare ita fecisti nobis? ecce ego
et pater tuus te magno cum labore quaerimus. At
ille, Quare, inquit, me quaeritis? nonne scitis decere
me, ut in domo patris mei yerser?
d. Lc. 2, 48. 49. ^
xai Idopxeg avxop i^6JtXdyr]Cap, xal bIjcep jcqoc avxop fj
(i^xfjQ avxov' xixpop, xl knoltjoag fjfilp ovxo}g;
löov 6 jtaxTjQ oov xayo) oövpwfiepoi [Cod. D add.:
xal Xvjiov/ispoc] i^fjxovfiip oe, xal bIjcbp otQog avxovg'
xl oxi i^i]XBtXB fiB; ovx yäaiXB [Cod. D: olöaxB] oxi ip
xolg xov JtaxQog (lov öel Blpal (ib;
Hillmann sagt (S. 224): »Wer diese Verse (nämlich Lc. 2,
27. 33. 48) geschrieben hat, hat 1, 34. 35 nicht geschrieb«"
will die Erwähnung des Eltemnamens (v. 27), des Va'
Texte a. Untenaohangen X, 5. 12
.— u
J78 ^^ KindheitBevangeliam.
(hier) unbedingt als einen Beweis g^en die Yaterlose Geburt
Jesu betrachtet wissen. Wegen v. 33 vergleiche die einleitenden
Bemerkungen zu Abschnitt IX. An unserer Stelle aber ist es in
hohem Grade wahrscheinlich, dass die durch den Syrer Curetons,
die Itala-Godices Yercell., Veron., Ck)rbej.^, Rhedig. Vratisl. sowie
namentlich durch das in dieser Perikope so wichtige Thomas-
eyangelium vertretene vorcanonische Lesart, in welcher die Worte:
o JtazvjQ oov xäyci fehlen, den Urtext repraesentiert Aber
mögen nun die Worte o jtazi^Q oov xdyci erst von dem Be-
daktor des dritten Evangeliums beigefügt sein oder schon im Ur-
text gestanden haben, was ist das ftir eine Logik und was ist
das f&r eine Ejitik, welche den Vatemamen, der doch unzweifel-
haft auch das Yerhältniss des Stief- und Pflegevaters umspannt,
als Beweis für einen geschlechtlichen Vorgang erzwingen wilL
Das ist eine Logik, fftr die ich meinerseits ein Verstandniss nicht
besitze, die man als nackte Tendenzkritik bezeichnen muss. Das
sind gesuchte Spitzfindigkeiten. Man erwäge dem gegenüber,
dass in den apokryphen Evangelien, in denen doch die vaterlose
Geburt Jesu über Alles verherrlicht wird, Joseph wiederholt
sogar als pater secundum carnem bezeichnet wird. VgL Hist
Josephi c. 2 p. 123, wo Jesu die Worte in den Mund gelegt sind:
Josephus vir iste iustus, pater mens secundum carnem —
ebenso c. 17 p. 130: Nonne tu es pater mens secundum car-
nem? Man erinnere sich, dass Ignatius, welcher in dem Briefe
ad Magnesios c. 13 von Jesu aussagt, dass er tm xarQi xaric
aagxa, also dem Joseph, unterthan gewesen sei, anderwärts, so
in dem Briefe ad Ephesios c. 18, die vaterlose Geburt Jesu aus
dem heiligen Geiste auf das Bestimmteste betont. Es ist doch
klar, dass die Ausdrücke secundum carnem, xata Oagxa in diesen
Fällen nicht die geschlechtliche Abstammung^ sondern nur im
Allgemeinen das menschliche Yerhältniss des Pflegevaters zum
Sohne bezeichnen sollen.
In sprachlicher Hinsicht ist noch die Lesart des Ev. Inf. Arab j
in domo patris mei zu notieren, welche sich nicht nur bei Theo -
doret (Opp. V, 1063: iv reo oIxg) tov jrarpo^ fiov) wiederfindet,
sondern auch im Syr. Sin. (av^ Mji3.i) sowie in der Peechittha
vertreten ist. Field (Otium Norvicense III, 6) weist dazu auf
Gen. 41, 51 hin, wo '^5« tT^Sl-bS HKI von den LXX durch xoi
^avt(op twv TOV jtazQog fiov wiedergegeben ist Ein Ana-
§ 4. Texte und üntersuclitingen. ]^79
logon dazu s. Agrapha S. 103. 169, ebenso Heft III, 175. 355.
Man kann auch vergleichen Fulleri Miscellanea sacra IV, 17
p. 223 in den Tract Bibl. Tom. VIL
10—12. Ic.2,50.
a. Lc. 2, 50.
xal avzol ov övpijxap zb Qrjfia, o hXaJiijCep avrolg.
b. Ev. Inf. Arab. c. 53. p. 208 ed. Tischendorf.
Sed ipsi non intellexerunt verba, quae eis dixerat.
Tanc doctores illi rogarunt Mariam, hiccine ipsius esset filias,
et annuente ipsa, 0 te felicem, dixerant, Maria, qaae hanc
talem peperisti. c. 50. p. 207: Dixit ergo doctor ille: Ego
hactenus talem scientiam nee consecutus sum nee aadivi;
quis tandem, putas, puer iste erit?
c Ev. Thomae c. XIX, 4. p. 157 ed. Tischendorf.
ol 61 ygafifiarslg xal q)aQiCaloi bIjcov ov bI [irixriQ rov
jtaidiov TOVTOv; fj 6h eljtsv iyoi elfic. xal bIjcdv avx^* fia-
xagla öv el iv yvvai%lv, ort ^vXoyriaBv 6 d'Bog rov xaQxov
Tfjg xoiXlaq öov' touxvttjv yag 66^av xnl zoiavrTjp dge^
Zfjp xal aoqplap ovte l6ofiBP ovzb i^xovOafiiv xoze.
Wenn manche Kritiker das in Lc. 2, 50 ausgesprochene Nicht-
verständniss der Eltern Jesu für die Worte ihres Sohnes und
für das darin kundgegebene Selbstbewusstsein seiner Gottessohn-
schaft als unvereinbar mit der früheren Verkündigung seiner
gottlichen Geburt aus dem heiligen Geist bezeichnet haben, so
liegt in solcher Kritik eine nicht abzuleugnende sachliche Be-
rechtigung. Aber anstatt kurzer Hand von Lc. 2, 50 aus die in
Lc ly 31 — 35 enthaltene Verkündigung der vaterlosen GFeburt
Jesu für unecht zu erklären, hätte eine unbefangene und objektiv
urtheilende Ejritik nach der anderen Seite hin auch die Frage
erwägen sollen, ob wir nicht in Lc. 2, 50 eine redaktionelle Zu-
that des Lucas zu erblicken haben. Diese Pflicht lag um so
näher, als z. B. ein Analogon hierzu iu Lc. 18, 34 vorbanden ist,
welches die Quellenscheidung von Weiss schon längst mit gross-
ter Bestimmtheit an den Tag gelegt hat Man vgL zunächst
12*
180 ^^ KindheitseTangelinm.
Lc. 18, 34. Lc 2, 50.
xal avTol ovöhv xovx(ov Ovv^xav, xal avrol ov ow^-
xal i]v t6 QTJ/ia Tovro xexgvfifiipov xav to Q^fia, o iXa^
an aix&v xal ovx iylvaxsxov ra Xb- XfjCev avxolg,
yopLsva,
Von Lc 18, 34 sagt B. Weiss (Marcusevangeliom S. 351):
„Er (Lucas) schliesst mit einer Bemerkung über das mangelnde
Verständniss der Jünger, die nur eine Wiederholung von 9^ 45
ist^. Und in der That ist in Lc. 9, 45 die betreffende Bemerkung
aus der Marcusquelle (Mc. 9, 32) herübergenommen, während die
Parallele zu Lc. 18, 31—34 in der Marcusquelle Mc. 10, 32—34
nichts derart enthält, so dass jeder, der an der Hand der Weiss-
schen Quellenanalyse die bezüglichen Stellen Tergleicht, sich selbst
davon überzeugen kann, me die Bemerkung Lc. 18, 34 von dem
dritten Evangelisten ex suis hinzugefügt worden ist. Dass dem
nun auch hier Lc. 2, 50 so ist, dafür besitzen wir im Thomas-
evangelium einen gewichtigen äusseren Zeugen. Die Relation
des Ev. Thomae, welche die Perikope Lc. 2, 41 — 52 ohne Zweifel
in der vollständigsten und originalsten Form wiedergibt, lässt
Lc. 2, 50 aus und bietet dafür einen völlig aussercanonischen
Text, dessen Ursprünglichkeit aus Gründen der inneren und
äusseren Kritik erkannt werden muss. Die erste Hälfte dieses
Textes, welche sich, wenngleich im Wortlaute etwas abgeändert,
im Ev. Inf. Arabicum wiederfindet, bietet eine Parallele zu Lc
1, 42. Man vgl.
Lc. 1, 42. Ev. Thom. c. 19.
evXoyfjfiipfj öv hv yvvai^lv, xal fiaxaQla öv el iv yvpcu^lv, oxi
evXoyrjfiipog 6 xagxog xr^q xoc- i]vX6yffcev o 9'eog xop xagxov
Xlaq oov, xfjg xoiXlag öov.
Ein ähnlicher Parallelismus begegnet uns in der TJnchrii^
des Kindheitsevangeliums auch sonst. Man denke an Elisabeth
und Maria, Zacharias und Joseph, Johannes und Jesus, die An-
kunft der Hirten und die Anbetung der Weisen, die zweimalige
Verkündigung des Jesusnamens, wobei im Urtexte beide Male
der erklärende Zusatz: avxog yag ocioei xov Xaov avxov axo
xmv dfiaQxiSv avx(5v — nicht fehlte. VgL die Paralleltexte
und Bemerkungen zu Lc. 1,'31 und Mt. 1, 21. Aber gerade der
auch in diesem Falle vorliegende Parallelismus wird den dritten
§ 4. Texte und Untersuchnngen. Igl
Evangelisten Yeranlasst haben, den aussercanonisch gebliebenen
Text, den uns das Thomaseyangelium erhalten hat, fallen zu
lassen. Denn es ist notorisch, dass Lucas bei seinem Grundsatz
schriftstellerischer Sparsamkeit Doubletten so viel als möglich
zu vermeiden suchte. Man erinnere sich z. B. an die Weglassung
der Salbung in Bethanien (Mc. 14, 3—9 = Mt. 26, 6—13), welche
aus keinem anderen Grunde zu erklären ist, als weil Lucas eine
Parallele dazu aus anderer Quelle mittheilen konnte (Lc. 7, 36 —
50). Wenn in Folge der hier Lc. 2, 50 in ähnlicher Weise vor-
genommenen Kürzung das Zeugniss des Lucas f&r den ausser-
canonischen Text des Thomasevangeliums fehlt, so ist dagegen
(weniger das Zeugniss des Ev. Laif. Arabicum, welches denselben
Text nur in abgeschwächter Gestalt wiedergibt, als vielmehr) das
des vierten canonischen Evangeliums von entscheidender Bedeu-
tung. Wie man im johanneischen Prolog Schritt f&r Schritt
Parallelen zum Eindheitsevangelium findet, so sind auch die
Worte i&-€acafie9'a ttjv öo^av avrov Joh. 1, 14 ein Wiederhall
aus den Worten des Kindheitsevangeliums nach der Urschrift:
TOiavTTjP öo^ap 0VT6 Idofiev — , nur dass sie im letzteren
realistische Erdfarbe, im johanneischen Prologe ideale
Verklärung an sich tragen.
13—15. Lc. 2, 51. 52.
a. Ev. Inf. Arab. c 53. p. 208 ed. Tischendorf.
Keversus autem cum eisNazareth, in onmibus rebus mo-
rem eis gerebat. Et mater eins conservabat omnia
verba ista in corde suo. Dominus vero Jesus profi-
ciebat statura et sapientia et gratia apud deum et
homines.
b. Ev. Thomae c. XIX, 5. p. 157 ed. Tisch endorf.
vxoraöoofievog rotg yovBvOiv ovrov. fj de fi^TTjQ avrov
ötBTfiQBi Jtavra xa YEPOfisva. 6 öh^If/Oovg jtQoixoJtre
oog>la xal rjXixla xal x^Q'^'^^»
c. Lc. 2, 51. 52.
182 Dm Kindheitsevangelinm.
vxoraoöofievog avrotg. xäi tj f^V'^VQ ^vrov öier^Qsi
Ttavxa ra ^^(lara hv rjf xagöla avr^q. xal ^Iijcovq
jtQoixonxBV iv r§ oog>la xal rjXixla xal ^ra^tr/
jiaQa d'sä xal dpd'Qcixoig,
Eine Benützung der Worte: xcii ^v vxoraaöofiBvoQ avrolc,
bezw. Tolg yovsvOiv avrov — liegt bei Ignatius vor ad Magn.
XIII, 2. p. 40, 17: vxoraytjre X€p ixiCxojtm xal dZji^Xoigj mg
6 XgiOrog np JtatQl xaxa OaQxa, Wie wenig aber daraus, dass
Ignatius den Joseph jtarfjQ xara Cagxa nennt, die Schluss-
folgerung gezogen werden kann, als ob die vaterlose Geburt
Jesu von Ignatius geleugnet werde, kann man aus denjenigen
Stellen der Ignatianen ersehen, in denen die Geburt Jesu ix
xvevfiaTog aylov, kx xagd'ivov und die xaQd-evla Maglag aus-
drücklich bezeugt wird. (Vgl. Eph. XVIII, 2 p. 22, 14. Smym. I, 1
p. 82, 13. Eph. XIX, 1 p. 24, 1). Siehe auch die Bemerkungen zu
Lc 2, 48.
XYIL Das Geschlechtsregister Jesu.
Lc. 3, 23—38. Mi 1, 1—17. Epiph. Ancor. c. 59.
Im Hinblick auf die alttestamentlichen Vorbilder ist es in
hohem Grade wahrscheinlich, dass die Quellenschrift des Kind-
heitsevangeliums — TJ^^tStSn yito;; niijin "»fiO = ßißZog ysvioea^g
^Itjöov Xgicrov — nicht ohne eine Genealogie verfasst gewesen
ist und dass diese Genealogie am Schlüsse des ursprünglichen
Kindheitsevangeliums gestanden hat Denn wie das Geschlecht»-
register Adams — Dl« nibin "TO *=» LXX: ßlßlog yavioeaig
dvß-QcixoJV — von dem Redaktor der Genesis Gen. 5, 1 ff. zum
Abschluss der Geschichte Adams angefügt ist, wie femer die
noachitische Geschlechtstafel — nb'^^D? MbW = LXX: al yevi-
aeig rAv vl&v Neos — am Schlüsse der Geschichte Noahs Gen.
10, Iff. nachfolgt, wie ebenso die Erzählung des Buches Ruth
an ihrem Ende in ein Geschlechtsregister — fnfi niijirt = LXX:
al yeviifetg ^Qsg — ausmündet (Ruth 4, 18-— 22), so wird es
auch mit der Grundschrift des Kindheitsevangeliums der Fall ge-
wesen sein^ da dieselbe sowohl nach Umfang und Einrichtung
als namentlich durch die Anknüpfung an die Geschlechtstafel
Ruth 4, 18—22 an dem Büchlein Ruth ihr literarisches Vorbild
gehabt haben dürfte.
g 4. Texte nod ünteraDchiiDgeii. lg3
In unserem reoipierten ET&ngelieacanon finden sicli nnn
zwei Genealogien, nämlich einmal das Lc. 3, 23 — 3S zu lesende
Qeschleclitsregister, welches durch Eli als den Vater Josephs in
der nathaniBchen Linie bis zu David empor und von da durch
Abraham bis zu Adam hinauffuhrt, andrerseits die Gesohlechte-
tafel des eret«n Evangelisten, welche von Abraham durch David
und durch die königliche salomonische Linie bis auf Jakob und
dessen Sohn Joseph, den Pflegevater Jesu, herabfdbrt.
Es existiert aber auch noch eine dritte, eine aussercano-
nische Geschlechtstafel, welche — wie die lucaniscb-canonisobe
— von Joseph beginnend aufwärts führt, aber nicht durch die
nathanische, sondern wie bei dem erateu Evangelisten durch die
königlich salomonische Linie die Verbindung mit David herstellt,
dabei zuglaich zwei empfindliche Lücken in dem Gescbleohts-
tegister des Uatthäus vermeidend, um dann durch Abraham bis
zu Adam emporzusteigen. Es ist nun sehr merkwürdig, dass bei
den zahlreichen und eingehenden Verhandlungen Über die chri-
stologifichen Genealogien von ihrem ersten Bahnbrecher, Julius
Afrikanus, an bis zu ihrem jüngsten Bearbeiter, Nebe, diese
aussercanonische Geschlechtstafel völlig unberücksichtigt gelassen
worden zu sein scheint Und doch ist dieselbe, da sie der Codex
Cantabrigiensis darbietet, schon um deswillen der höchsten
Beachtung würdig, weil dieser Codex zur Wiederauffindung der
Torcanonischen Textgestalten die wichtigsten Dienste leistet Vgl.
Aussercanonische Faralleltexte I, 25 — 37.
Meineraeits möchte ich mich zu der Meinung hinneigen, dass
die im Codex Bezae Lc. 3, 23 ff. zu findende Gescblechtstafel der
ursprünglichen Textgestalt der Quellenschrift am nächsten kommt.
Die Gründe dafür sind folgende.
Erstlich enthält dos Verzeichniss eine Gei
veatg 'lijoov Xpiorov n^BBTi y^»") rnbln) und
von unten nadi oben steigen, auf die ürrat
Wenn dagegen die Gescblechtstafel wie bei Ma
ham auf Jesus hinabgef&hrt hätte, so wäre sie
zu bezeichnen gewesen. Das Verzeichniss des <
aber wie das canonisch-lucaniscbe von unten m
Wenn dasselbe — zweitens — im Wwe
Mt 1, 2 — 16 zu IflSMMJea Namen übereilutimml
die Gescblechtstafel des ersten Evangelisten keini
]^g4 Das KindheitBevaiigeliain.
für Codex Bezae gewesen. Die Meinung nämlicb, als ob das in
Codex D anstatt der canonischen Genealogie Lc 3, 23 ff. miige-
theilte Greschlechtsregister nach Mt 1, 6 ff. conformiert worden
sei, scheint Tischendorf gehegt zu haben. Denn in derEdiiio
VIII critica maior sagt er: D ratione MatUu&ei a versu 16 usque
ad y. 10 ad Lucam translata. Es ist das dieselbe Anschauung
vom Codex D, welche Tischendorf auch sonst vertritt Aber
wie diese Meinung von einer Conformation namentlich des Lucas-
evangeliums nach den Matthäustexten im Allgemeinen unhaltbar
ist (ygL H«ft I, 144 ff.) und durchaus ungeeignet^ die Besonder-
heiten des Codex Cantabrigiensis zu erklären, so ist es auch hier
der FalL Denn wenn der Redaktor der Cambridger Handschrift
wirklich die Absicht gehabt hätte, die zwischen Lc. 3, 23—31
und Mt. 1, 6 — 16 bestehenden Discrepanzen durch eine Confor-
mation des Lucastextes nach dem Muster von Mi 1, 6 — 16 aus-
zugleichen, so hätte er doch gewiss eine Yollsi&ndige Überein-
stimmung der beiderseitigen canonischen Texte herbeigef&hrt, nicht
aber neue Differenzen geschaffen. Es ist kein Symptom eines
vorhandenen Interesses an Conformation der Texte, wenn Ver-
schiedenheiten wie folgende uns entgegentreten:
Der canonische Matthäustexi Der Lucastext nach Codex D.
Ußia
Böig
Noch auffälliger sind folgende Differenzen zwischen den
eigenen Texten des Codex D bei Matthäus und Lucas.
Codex d bei Matthäus.^) Codex D bei Lucas.
Achim ^laxelv Jachin
Heleazar *EXea^aQ Eleazar
Heliacib ^Ekiaxelii Eliacim
Heliut "Eliovö Eliud
Abiut l4ßiovö Abiud.
1) Von dem Cod. Bezae fehlen die beiden ersten Blätter und damit
Mt 1, 1—20 im griechischen Texte. Von dem lateinischen Texte ist t. 12—20
erhalten.
Axaq
Achas
'icoad'ap
Joathan
"Aßiovö
Abiud
"Qßrjö
Obed.
Boog
Boos
^AcQciv
AsTon.
§ 4. Texte und Untersnchangen. Ig5
Diese Erscheinungen weisen auf alles Andere hin als auf
den angeblichen Trieb zur Conformierung der Texte. Besonders
die consequent durchgeführten Unterschiede der aspirierten und
nicht aspirierten Aussprache am Anfang einerseits, sowie der
weicheren und härteren Aussprache am Schlüsse andrerseits
machen es zweifellos, dass der Codex D seine aussercanonische
Geschlechtetafel Lc. 3,23fir. aus einer anderen Quelle geschöpft
haben muss, als aus seinem eigenen Matthäustexte. Es ist sehr
zu bedauern, dass der Codex Bezae fragmentarisch beginnt, dass
sein griechisches Geschlechtsregister bei Matthäus gar nicht und
von dem lateinischen Texte derselben nur der Schluss Yon Jecho-
nias abwärts erhalten ist. Sonst würden wir wahrscheinlich noch
zahlreichere Differenzen zu recognoscieren haben. Aber auch das
Vorhandene genügt, um schon aus der Schreibweise der Kamen
für die Geschlechtsregister des Cod. D die Existenz zweier ver-
schiedener Quellen, einer canonischen beim ersten Evangelisten,
und einer aussercanonischen im lucanischen Geschlechtsregister,
zu constatieren und den Verdacht einer absichtlichen Conforma*
tion der Texte zu beseitigen.
Aber es sind noch weitere Anzeichen vorhanden, welche die
Unabhängigkeit des Codex D in seiner aussercanonischen Ge-
schlechtstafel Lc. 3, 23 ff. von der Parallele Mi 1, Iff. auf das
Schlagendste darthun. Dahin gehört die Weglassung der im
canonischen Matthäus-Texte zu lesenden Zusätze: hc rijg OccfiaQ
(v. 3), ix T^q ^Paxaßy ix xfjq ^Povd- (v. 5), top ßaOiXia, ix r^e
rov OvqIov (v. 6), vor allen Dingen aber der Umstand, dass die
beiden Lücken, welche man je und je in der Geschlechtstafel
des ersten Evangelisten bemerkt hat, nämlich das Fehlen der
drei davidischen Könige Ahasja, Joas, Amazia in Mt 1, 8 und
der Ausfall des Königs Jojakim (Eliakim) in Mi 1, 11, vom Codex
Bezae vermieden worden sind. Wenn dabei der jetzige Text der
Cambridger Handschrift die Namen Jojakim und Eliakim in
einer solchen Weise aufführt, als ob dadurch zwei verschiedene
Persönlichkeiten bezeichnet werden sollten, und wenn nran diesen
anscheinenden Irrthum als ein Zeichen des geringen Werthes hat
betrachten wollen, welcher der aussercanonischen Geschlechts-
tafel des Codex D zukomme, so liegt die Sache doch sehr ein-
fach. Der spätere Abschreiber oder Nachschreiber nahm jeden-
falls die Namen Jojakim und Eliakim für Bezeichnungen zweier
Igg Das Kindheitseyangeliam.
verschiedener Persönliclikeiteii. Aber wie z. B. in der Genealogie
1. Par. 1, 26 Abraham mit seinen zwei Namen vorgefbhrt wird:
DiTia« Äin ta'tt« — , wie in der weiter nnten zu besprechenden
Geschlechtstafel, welche Epiphanius mittheilt, der Eonig üsia
ebenfalls mit seinen zwei Namen erscheint: top \)^lap xov xXi^
d-evta jiöaQlav — , so wird es mit Eliakim »= Jojakim anch der
Fall gewesen sein. Der erste Redaktor des Codex Bezae wird richtig
beide Namen Jojakim und EUakim als identisch betrachtet haben,
und im Urtexte wird: xov ^lamxelfi xov xa\ ^EXiaxelß zu lesen
gewesen sein. Erst später werden durch Weglassung des xai
unter den Händen der Abschreiber zwei verschiedene Personen
daraus geworden sein. Hat doch der um 140 entstandene
Codex Bezae eine Geschichte von mehr als vierhundert Jahren
hinter sich, bevor er die Gestalt gewonnen hat, in welcher er
uns vorliegt. (Vgl Heft I, 25). Aber auch diesen Fehler ange-
geben und auf die Schultern des ersten Redaktors gewälzt, so
würde derselbe doch nimmermehr aus dem Matthäns-
Geschlechtsregister zu erklären sein, wo Jojakim =
Eliakim fehlt Dasselbe gilt von den drei Namen: Ahasja =
*Oxo^lag, loas »» 'icoag, Amazia «s ^Aftaalaq, welche Codex D
zwischen Joram und üsia der alttestamentlichen Darstellung ent-
sprechend darbietet. Die Behauptung, dass der Redaktor des
Codex D seinerseits diese Namen direkt aus dem A.T. ergänzend
eingetragen und zugleich die Tendenz verfolgt habe, die luca-
nische Geschlechtstafel nach der Genealogie des ersten Evange-
listen zu conformieren , hiesse soviel wie zwei Hasen auf einmal
jagen und keinen fangen. Entweder hätte er bei einer beabsich-
tigten Conformierungsarbeit die Symmetrie der Matthäus-Ge-
schlechtstafel, auf welche der erste Evangelist so grossen Werth
legt, wahren und demgemäss alle Änderungen, Weglassungen
und Zusätze unterlassen müssen. Oder wenn er, wie La 3, 23 ff.,
so auch Mt. 1, 1 ff. die Lücken in der Genealogie ex suis, bzw.
aus dem A.T., ergänzte und dadurch achtzehn Namen — anstatt
der vierzehn des Mt. — gewinnend, die Symmetrie des ersten
Evangelisten durchbrach, so hätte er auch die Bemerkung Mi
1, 17 über die dreimal vierzehn Glieder streichen müssen. Etwas
Anderes aber war es, wenn der Redaktor des Cod. D einer ausser*
canonischen Quelle folgte, deren Text er acceptierte, ohne weiter in
den canonischen Text durch Streichung von ML 1, 17 einzugreifen.
§ 4. Texte und Untersuchungen. Ig7
Daas nämlich der Cod. D auch in dem gäDzlich verloren ge-
gangenen Theil der Matthäus- Genealogie (Mi 1, 1 — 11) der
Hauptsache nach ebenso gelesen hat wie in seiner Lucas-Oenea-
logie, dass ihm auch bei Mi namentlich die drei Glieder: Ahasja,
loas, Amazia — nicht gefehlt haben, daf&r haben wir einen
sicheren Zeugen in dem Eyangeliencanon, welcher der Syrer
Guretons genannt wird. Allerdings ist derselbe nur in grösse-
ren Fragmenten erhalten. Und eine von den vorhandenen grossen
Lücken betrifft auch die evangelischen Genealogien. Während
im Codex D das lucanische (aussercanonische) Geschlechtsregister
vollständig, dagegen die Genealogie des ersten Evangelisten nur
in defektem Zustand erhalten ist, sofern der griechische Text
gänzlich und vom lateinischen Texte die Hälfte fehlt, verhält es
sich mit dem Syrer Guretons umgekehrt: die lucanische Ge-
schlechtstafel ist verloren, die des ersten Evangelisten ist vor-
handen. Ist es nun nicht wichtig, dass hier die Mt. 1, 8 bemerk-
bare Lficke ebenfalls vennieden ist, dass die Reihe der drei
Namen: oxo^ccg, icoag, afiaöuxg nicht fehlt? Bei seinem hohen
Alter und bei der auch sonst constatierten Abstammung des
Syrers Guretons aus derselben Quelle, aus welcher Codex D ge-
flossen ist (vgL Heft I, 35. 41), kann man mit Sicherheit an-
nehmen, dass die Geschlechtstafel des Cod. D zu Mi 1, 1 ff. mit
seiner zu Lc. 3, 23 ff. gegebenen Genealogie übereinstimmend ge-
wesen ist.
Als dritter Zeuge kommt noch die bereits oben erwähnte
Geschlechtstafel in Betracht, welche Epiphanius in seinem An-
coratus (Ancor. a 59) aufgenommen hat. Dieselbe ist mit der
Genealogie des ersten Evangelisten nahe verwandt, zeigt aber
in folgenden Punkten ihre Unabhängigkeit Ton Mi 1, 1 — 16:
a, in variierender Schreibung der Eigennamen;
b, in der Einfügung der drei Königsnamen: 'Oxo^lag =
Ahasja, ^Iwag «» Joas, ^E/uölag «» Amazia;
c, in der Formel yspvq: anstatt des canonisoh^ iyiv-
vrfiBv — ;
d, in der nur viermaligen Anwendung dieser Formel:
fBvva — ;
e, in der Weglassung des Zusatzes: kx rrjg ^Paxaß — ;
^ in der Einfügung des Gesofalechtsregisters von Adam
bis Abraham.
188
Das KindheitBeTangelinm.
Man sieht: um so weit sich diese Genealogie des Epiphanins
von dem Geschlechtsverzeichnisse des ersten Eyangelisten ent-
fernt, um ebenso viel nähert sie sich dem aussercanoniachen Ge-
schlechtsregister des Cod. D zu Lc 3, 23 ff. und weist somit auf
dieselbe Quelle hin.
Es erscheint daher zweckmässig, vorerst eine Tabelle dieser
verwandten Genealogien zu geben.
Genealogische Tabelle.
Tischen-
Codex d
Codex d
Codex D
Syr. Cur.
Epipha-
dorf Vi II
Mat-
Lucas
Lucas
Mat-
nins An-
Mat-
thaeus
thaens
cor. c. 59.
thaeus
*I(OCriq>
Joseph
Joseph
icoöfiq)
i<oöfiq>
*I(oöi^g>
laxtoß
Jacob
Jacob
uxxmß
laxmß
^laxmß
Ma»»av
Matthan
Matthan
fia&ß-av
fiazd'av
Mard'iaq
"ElsaC^aQ
Heleazar
Eleazar
eXea^aQ
sXsa^aQ
^EXea^oQ
"EXtovö
UeUut
Eliud
eXiovö
eXiovö
"EXiovö
'Axelii
Achim
Jachin
laxHV
axiv
"Axelfi
Sadcix
Sadoc
Sadoc
Oaömx
öaöcox
Uaöcix
*A^<oQ
Azor
Azor
ag<o(>
agcop
^AcmQ
'Eliaxel/i
Heliacib
Eliacim
sXiaxBifi
sXuxxetfA
"Elioxslfi
*Aßiov6
Abiuth
Abiud
aßiovd
aßiovö
"Aßiovi
ZoQoßa-
Zoroba-
Zoroba-
goQoßa-
^oQoßa-
ZoQoßi'
ßeX
bei
bel
ßeX
ßeX
/fc/
JkzXa-
Salathiel
Salathiel
oaXaHfiX
öaXad-if/X
SaXa-
»iflX
»ifll
'Isx^^^g
Jecho-
nias
Jecho-
nias
Joadm
Eliacim
lexoviag
iwaxeifi
eXiaxeifi
uxoviag
^iBxovlat;
*Ia}aelag
Josia
lOHJeia
imöiag
^Itoclag
*Aficig
Amos
aficog
aßiDV
lä/icig
MavaC"
Manasse
fiapaacfi
HavaMfig
Mavao^^
Ofjg
*E^&dag
Esecia
e^exeia
Bt^BTuag
"EC&claq
]4xa5
Achas
axag
«Z«£
"^Xai
Icoad'afi
Joathan
icoad-ap
uoa&a/i
'lam&aii
§4. Texte und Untersuchungen.
189
Tischen-
dorf vni
Mat-
thaeus
Codex d
Mat-
thaeus
Ußia
^Poßodß
UoZo-
ficiv
Aavslö
"Icoß^ö
Böig
J!aZ(ioiv
NaaC"
Ccip
lAfiiva-
daß
Agafi
^lovöag
*Iaxciß
^löaax
'Aßgaa/i
Tischen-
dorf Vm
Lucas
AavBld
*kccal
*I(oßri6
Boog
SaXa
Naach
Ociv
[Afiiva-
daß
^Aöfislv
^AqvbI
^ECQCOP
^ageg
^lovöa
'laxciß
^laaax
^AßgaapL
OoQa
Naxcig
Sbqovx
^akex
"EßSQ
Codex d
Codex D
Syr. Cur.
Lucas
Lucas
Mat-
thaeus
Ezecia
ogaa
o^tag
Amasiu
afiaoiag
afiaoiag
Joas
icoag
imag
Ochozias
oxo^iag
oxo^iag
Joram
ia}Qa(i
ICDQafi
Jusafad
ifDCatpad
ioaoatpax
Asaph
acatp
aca
Abiud
aßtovö
aßia
Boboam
Qoßoafi
Qoßoafi
Solomon
OoXofiCDV
coXo(iüyp
David
davBtö
davBiö
Jesse
iBcaai
iBööat
Obed
COßfjl
wßf]6
Boos
ßoog
ßoog
Salomon
caliicDV
oala
Naasson
vaaocfov
paaOCiDP
Amina-
afiBipa-
afiipaöaß
dab
öaß
Aram
agafi
agofi
Asron
aöQcofi
BOQCOll
Fares
(poQBg
(paQBg
Jttda
lOvSa
iovöag
Jacob
laxcoß
laxcoß
Isac
loax
toaax
Abraham
aßgaafi
aßgaafi
Thara
d-aga
I^achor
pax(x>Q
Seruc
OBQOVX
Ragau
gayav
Phalec
ipaXBx
Eber
BßBQ
Epipha-
nius An-
cor. c. 59.
Wag
^Efiealag
^Icoag
'OxoC,lag
*Aodg)
"Aßtd
^Poßoccfi
2!oXo'
fimp
Aaßlö
*lB00al
^I(Oßf]Ö
Boo^
UaXficip
NaaOcifi
^Afiipa"
öafi
jiga/i
*Ecg(6fi
^agig
^Iovöag
^Faxciß
'löadx
^Aßgaafi
ßdgga
Naxcig
ÜBgovx
^Payrn
^aXix
"Eßsg
190
Das Kindlieitsevangelinm.
Tischen-
Tischen-
Codex d
Codex D
Syr. Cur.
Epipha-
dorf VUI
dorf VI IT
Lucas
Lucas
Mattr
nius Ad*
Mat-
Lucas
ihaeus
cor. c. 59.
tliaeas
2aXa
Sala
oaXa
2aXa
Kätvafi
Kaivav
*AQ^a§d6
Arpha-
xad
aQg>a^aö
^Agipa^ai
^W
Sem
orin
sw
NAb
Noe
vme
NAb
Aafiex
Lamech
XafiBX
AafiBx
Mad'ov-
Mathu*
liad-ov-
Mad-ov-
öaXa
sala
aaXa
CaXa
*Ev<6x
Aenox
atvmx
^Evmx
'/crpcr
lared
laQBÖ
^laQBÖ
MeXe-
Maleleel
fiaXsXBijX
MaXe-
Xb^X
1
XBffX
Katvafi
Ainan
xatvav
Katvav
Epcog
Aenos
cuvcog
^Evcig
Srid-
Seih
atid-
I^d^
l4daijt
Adam
aiafi
^Aöafi
Bei einer Beurtheilung dieser Geschlechtsregister; die sämmi-
lich, wie sie vorliegen, als Oeschlechtsregister Josephs
sich gehen und die davidische Abstammung Marias nicht za
berücksichtigen scheinen, ist die Herbeiziehung der anderweiten
— canonischen und aussercanonischen — genealogischen Notizen
erforderlich.
Die davidische Abstammung Jesu im Allgemeinen,
ohne Bezugnahme darauf, ob sie durch Joseph oder Maria vei^
mittelt ist, wird in folgenden Fällen bezeugt: Mt. 1, 1; Act 2, 30;
13, 23; 2. Tim. 2, 8; Apoc. 3, 7; 5, 5; 22, 16; Aiö. X, 6; Ign. ad
Rom. Yll, 3; Celsus ap. Orig. c Gels. II, 32; Hegesippus ap. Eus.
H. E. m, 20, 2.
Die davidische Abstammung des Joseph ist in direkter
Weise ausgesagt: Mt. 1, 20; Lc. 2, 4. Auf indirektem Wege er-
gibt sie sich aus den evangelischen Stellen, in welchen Jesus ab
vlog Aaviö angerufen und begrOsst wird: Mt 9, 27; 12, 23; 15,22;
§ 4. Texte und Üntersacliimgen. 191
21, 9. 15; ferner Mt. 20, 30. 31 «= Mc. 10, 47, 48 «= Lc. 18, 38. 39.
Denn da Jesus nach Lc. 3, 23 und Job. 6, 42 allgemein als der
eheliche Sohn Josephs galt, so konnte im Volke niemand auf
den Gedanken kommen, dass sein davidisches Slut nur durch
Maria vermittelt sei.
Die dayidische Abstammung der Maria ergibt sich zu-
nächst aus Lc. 1, 27, verglichen mit Lc. 2, 4. Denn da an letz-
terer Stelle von Joseph gesagt wird: öia to dvai avrov i^
olxov xal JtüTQiaq Aavlö, in einem Tone, der deutlich bezeugt,
dass der Verfasser diese Nachricht zum ersten Male geben will,
so entsteht fQr Lc. 1, 27 die Noth wendigkeit, den Zusatz: ig
olxov Aavld granmiatisch nicht auf ^Imatjg), sondern auf xagd-i-
voq zu beziehen. Ebenso ist Lc. 1, 32 die geschlechtliche Ab*
stammung Jesu von David ausschliesslich als durch Maria ver-
mittelt gedacht. Denn da der ganze Context an dieser Stelle Lc.
1, 32 — 35 die vaterlose Geburt Jesu verkündet, so kann die Bezeich-
nung Davids als o jtaxTjQ avxov in keiner Weise eine Vermit-
telung durch Joseph zur Voraussetzung haben. Auch Paulus
hat die davidische Abstammung Jesu lediglich auf die weibliche
Linie zurückgeführt, wenn er Rom. 1, 3: ysvoiiivov ix CjtiQfiatoq
Javiö xara Cagxa durch Qal. 4, 4: yevofievov hc yvvaixoq er-
läuterte. Ahnlich verhält es sich mit dem Apokaljptiker,
wenn man seine christologischen Aussagen Apoc. 3, 7: o Ix<x^p
tfjv xUlp Tot5 Aa'dö — , Apoc. 5, 5: fj gl^a Aavld — , Apoc 22,
16: iyci dpLi fj gi^a xal to y^pog Javlö — mit Apoc. 12, 13:
Tf]v yvvalxa, ijrig hexav top oQQeva vergleicht Endlich von
den canonischen Schriftstellern bezeugt auch der erste Evan-
gelist die davidische Abstammung Marias als eine für ihn ganz
selbstverständliche Voraussetzung, indem er Mt. 1,22. 23 die jesai-
anische Weissagung von der Oeburt eines Königskindes aus
Davids Stamm nach Jes. 7, 14 (vgl. mit Jes. 9, 6. 7) auf Maria
anwendet. Es ist daher eine gänzlich verfehlte Behauptung,
wenn man die davidische Abstammung der Maria erst von der
Mitte des 2. Jahrhunderts an — durch Justin zum ersten Male
— vorausgesetzt sein lässt. Vielmehr war die Zugehörigkeit der
Mutter Jesu zu der davidischen Nachkommenschaft bereits vor
Entstehung der johanneischen Apokalypse, vor Abfassung des
ersten und dritten Evangeliums, ja selbst der paulinischen Briefe,
eine gar nicht in Zweifel zu ziehende Annahme, welche überdem
192 ^^ Eindheitseyangeliam.
in der Quellenschrift des Eindheitsevangeliums (nach Lc. 1, 27.
32 — 35) ihren Halt besass. Justin sprach daher nichts Neues
aus, wenn er Dial: c. Tr. c. 100 schrieb: dxo rov Aaßid . . . xax-
ayu Tj MüQla to ydvog. Auch Tertullian theilte dieselbe Auf-
fassung. Vgl adv. Jud. c. 9. Ebenso heisst es im Protevange-
lium Jacobi von Maria c. 10: oti fjv ix xr^q q>vX^q ^uvU.
Und selbst wenn die oben unter § 4. II zu Lc. 1, 26. 27 S. 77 aus
Ephraem Syr. und Aphraates als Schriftworte ndtgetheilten
Citate (eadem scriptura dixit, utrumque Josephum et Mariam
esse ex domo David) der Quellenschrift des KindheitseTangeliams
nicht angehört haben sollten, so hat doch die syrische Eyange-
lientradition damit lediglich den Sachverhalt zum Ausdruck ge-
bracht, welche dem Kindheitsevangelium zu Grunde liegt
Nach diesen Erörterungen kann mit um so grösserer Un-
befangenheit die Frage behandelt werden, wie wohl der Verfasser
des Kindheitsevangeliums die davidische Abstanunung Jesu auf
genealogischem Wege vermittelt habe und wie die beiden cano-
nischen Qenealogien dazu sich verhalten.
Es seien zur Klärung des Sachverhaltes folgende zusammen-
fassende Sätze aufgestellt:
1.
Dass der Urschrift des Kindheitsevangeliums eine Genea-
logie nicht gefehlt haben werde, zeigt schon das Vorbild des
Büchleins Ruth. Vgl. Ruth 4, 18—22: fifi nilbin niift'l = LXX:
xäi ovrai al ysviösig ^agsq TT*^? Tbirt '^10y\ = LXX :
xal *l6öaal iyivvriOB xov Aavld. Vgl oben.
2.
Eben dahin weist der Mt. 1, 1 erhaltene Titel des ursprüng-
lichen Kindheitsevangeliums. Vgl. Mt. 1, 1: BlßXog YBviaea>g
^Ifjaov XQiOTov = n'^ttfBn T\xo^ niibin "TO.
3.
Dass die Genealogie Jesu nicht am Anfang, sondern am
Schlüsse des urschriftlichen Kindheitsevangeliums gestanden
habe, ei^ibt sich ebenso wohl aus dem Büchlein Ruth als aus
anderen alttestamentlichen Beispielen. VgL Gen. 5, 1: n&p TTT
C-TÄ nnbin = LXX: avrr] ^ ßlßXoq ytviCBwq dvd-Qcixmp —,
§ 4. Texte und üntersachungen. 193
ebenso Gen. 10, l:.nb-"'5a mbin ni«1 =LXX: avtai 6h al ys-
viasig xAv vl&v Näe. Vgl. oben.
4.
Da laut des Titels in der Urschrift des Kindheitsevangeliums
nicht die DIK nilbin, nicht die QrrO&t milbiP, auch nicht die
TT :' tt;- :'
"Ti'n rilblW, sondern vielmehr die Taw*l nilbin gegeben werden
sollten, so ist es von vornherein wahrscheinlich, dass diese Ge-
nealogie Jesu nicht ein xaraysiVj wie im ersten canonischen
Evangelium, sondern ein dpayeiv, wie in der lucanischen Genea-
logie, gewesen ist Solche aufwärts führende, rückläufige
Genealogien finden sich auch schon im A. T. Vgl 1. Par. 4, 35.
37; 5, 8. 14.
5.
Lucas dürfte mithin nicht nur in der Stellung des Geschlechts-
registers, sondern auch in der von Jesu Person aus rückwärts-
laufenden Anordnung der genealogischen Namen das
Ursprüngliche besser erhalten haben, als der erste Evangelist,
welchem wir andererseits die Conservierung des Titels: tlilbin
IT^ttfBn IP^tJ'^ — verdanken.
6.
Bei der Frage, welche der beiden lucauischen Genealogien,
ob die canonische oder ob die aussercanonische des Cod. D als
die ursprüngliche zu erachten sei, neigt sich nach dengesamm-
ten quellenkritischen Grundsätzen, welche von mir be-
reits in den Agrapha,(S. 30 ff.) aufgestellt, dann (vgl. Ausser-
canonische Paralleltexte I, 25 ff.) beharrlich weiter verfolgt worden
sind, das Urtheil von vornherein zu Gunsten des Cod.
Bezae, dessen hoher Werth für das Quellenmässige der ur-
christlichen Überlieferungen neuerdings immer besser erkannnt
und anerkannt wird.
7.
In diesem Falle spricht Folgendes für die Originalität der
in üod. D zu Lc. 3, 23 ff. mitgetheilten Genealogie:
a, ihre bei aller Verwandtschaft mit der Genealogie des
ersten Evangeliums unleugbare Unabhängigkeit von
derselben, wie solche oben 8. 185 ff. nachgewiesen ist;
Texte a. Untenachtingen X, 6. 13
i
194 ^^ KindheüeeTangelittm.
bf ihre dem Titel des KindheitsevangeUams entsprechende,
von der Person Jesa ausgehende, rftcklänfige Anordnung
der genealogischen Namen;
c, ihre Verwandtschaft mit der bei Epiphanius (Ancor
c 59) aufbewahrten Genealogie;
d, ihr Zusammentreffen mit dem zu Mt. 1, Iff. im Syrer
Guretons g^ebenen öeschlechtsregister;
e, der Umstand, dass aus der Genealogie des Cod. D die
redaktionelle Behandlung des Geschlechtsregisters Jesu
durch den ersten Evangelisten sich wohl erklären lassi
8.
Nämlich bei seiner judenchristlichen Gesammtauffas-
sung und gemäss seiner Absicht, Jesum von vornherein als vtbc
Aavld und als vlog ^Aßgaan zu pointieren, sowie entsprechend
seiner Neigung, den überlieferten Quellenstoffen einen architekto-
nischen Aufbau zu geben, liess der erste Evangelist der
queUenmässigen Genealogie des Eändheitsevangeliums folgende
redaktionelle Änderungen angedeihen:
a, er entfernte die Genealogie von ihrer quellenmSssigen
Stelle am Schlüsse der Kindheitsgeschichte Jesu und
stellte sie an die Spitze seines ganzen Evangeliums;
b, er verwandelte die rückläufige Genealogie Jesa in ein von
oben abwärts führendes Geschlechtsregister (xoro/e/i');
c, indem er die Patriarchenreihe von Adam bis Tharah
beseitigte und das Geschlechtsregister Jesu mit Abra-
ham, dem Stammvater des auserwählten Volkes, eröff-
nete, gewann er an Stelle des ursprünglichen universalen
einen mehr judenchristlich gerichteten Ausgangspunkt
seiner Darstellung;
d, gemäss seiner architektonischen Neigungen und seiner
dabei befolgten Vorliebe ftlr die Siebenzahl (vgl. die
sieben Gleichnisse Mi 13, die sieben Wehe Mb 23) theilte
er die Patriarchen-Namen in drei Reihen, von denen
jede zweimal sieben Namen umiaaste;
e, wenn in dem von ihm benützten Exemplar der Qnellen-
achrift — wie im Syrus Guretonianus und in der
Genealogie des Epiphanius — höchstwahrscheinlich
der Name Jojakim («» Eliakim) fehlte» da sonst eine
§ 4. Texte und Üntezeuchiuigen. I95
doppelte Zählung des Namens Jechonia von Seiten des
ersten Evangelisten nicht noth^ gewesen warei so fehl-
ten doch keinesfalls die Namen Idfiaolagj *I(oag, *Oxo*
^ag, wie man aus der Übereinstimmung von Cod. D,
Syr. Cur. und Epiphanius ersieht Die Weglassung
dieser drei Namen von Seiten des ersten Evangelisten
ist entweder unabsichtlich durch Abirren des Blicks
von dem Namen ^OxoC,lag auf den ähnlich lautenden
'O^ag geschehen oder der auf die Siebenzahl aufgebauten
Architektonik zulieb mit Absicht vorgenommen wor-
den, — jedenfalls ein Zeichen des secundären Charak-
ters, welcher der Matthäus-Genealogie zukommt
9.
Die Frage nach dem Werthe des lucanisch-canoni-
schen Geschlechtsregisters, welches nicht vne die Genealogie
des Cod. D durch die königlich-salomonische Linie, sondern die
nathanische Linie zu David emporführt, kann man auf zweifache
Weise beantworten. Entweder ist die Genealogie des Cod. Bezae
auch bereits von Lc adoptiert gewesen und erst bei einer spä-
teren Redaktion seines Evangeliums durch die jetzige canonische
Geschlechtstafel ersetzt worden. Oder Lc. hat in diesem Falle
ähnlich gehandelt wie Lc. 5, 1 — 11, wo er einen aus der Marcus-
quelle ilim zugeflossenen sicher originalen Erzählungsstoff, Mc.
1, 16 — 20, durch eine anderweite, aus einer Nebenquelle ihm zu-
gekommene, jedenfalls nicht dorthin gehörige, Perikope ersetzte.
Vgl. Aussercanonische Paralleltexte III, 43 f Die letztere An-
nahme ist entschieden vorzuziehen, einmal weil in Lc. 5, 1 — 11,
verglichen mit Mc. 1, 16—20 = Mt 4, 18 — 22, ein eclatanter Be-
weis dafür vorliegt, dass Lc. an Stelle seiner Hauptquellen, denen
er sonst folgte, bisweilen auch eine Nebenquelle einf>e, und
sodann weil es unwahrscheinlich ist, dass, wenn der aussercano-
niscbe Text des Cod. D zu Lc. 3, 24 — ^31 der ursprünglich von
Lc. adoptierte gewesen wäre, derselbe nur in diesem Codex er-
halten, in allen übrigen Lucas-Handschriften aber spurlos ver-
schwunden und durch den canonischen Text von Lc. Z, 24 — 31
ersetzt sein sollte.^)
1} Anders müsete BIabb ariheilen. Nach seiner Hypothese mfissten
beide Texte, der canomBcbe imd der aussercanosiBehe des Cod. D, von einer
13*
196 ^^ Emdheitaeyangelium.
10.
Jedenfalls also stieg die Genealogie des Kindheitsevangeliums,
der gesammten jüdischen Anschauung entsprechend, nicht durch
Maria, sondern durch Joseph empor, als dessen vollberech-
tigter ehelicher Sohn Jesus galt. Bei einem so aufsteigen-
den Geschlechtsregister konnte dies um so leichter geschehen,
als hierbei der Ausdruck: iyevvTjös = Tbin keine Anwendung
fand, dagegen die Bezeichnung *{ä ganz in der Ordnung war.
Man wird daher den Anfang des quellenmässigen Geschlechts-
registers nach Cod. D zu Lc. 3, 23 folgendermassen reconstruieren
dürfen: Avrbg öi 6 ^Iijaovg ivofii^ero Blvai vlog *Ia}Oriq>j toi
'iax(Dß xxx. = :ip?ri5 ^?'^''"15^ ^^'ns ?^®*- ^''^•
An diesen Ergebnissen wird auch Nichts geändert durch
Herbeiziehung des Syrus Sinaiticus, welcher bei näherer Ein-
sichtnahme für die Frage nach der Genealogie gar keine quelleD-
kritische Ausbeute gewährt Denn nicht nur dass dieser Codex
zu Lc. 3, 23^ — 31, soweit der syrische Text hierzu erhalten und
leserlich ist, nicht die aussercanonische Genealogie des Codex D,
sondern lediglich den bekannten canonischen Text dar-
bietet, geht derselbe auch zu Mt 1, 1^ — 16* keineswegs, wie
man erwarten sollte, mit der aussercanonischen Relation des
Syrus Curetonianus, sondern wiederum genau mit der secun-
dären canonischen Recension des ersten Evangelisten,
nur dass in einigen Namensformen der Einfluss der vorcanoni-
schen Quelle durch die Übereinstimmung mit dem Syr. Cur. noch
nachwirkt Vgl axi'V für axBt(i, a/icov fftr a/icog, aoa für aoaq)y
und derselben Hand, nämlich von der Hand des Lc, stammen, der cano-
niache etwa für Heidenchristen, der aossercanonische des Cod. D für Jaden-
christen geschrieben sein, oder umgekehrt Aber hier versagt die Blass'sche
Hypothese ihren Dienst „De maioribns Christi qui ÜI, 24 sqq. in solo D
congruenter cum Matthaeo enumerantar, non habeo qnod oonfidenter dicam*
— 80 schreibt Blass in dem Au&aiz: de variis formis evangeUi Lncani
(Hermathena, YoL IX. No. XXII, 1896. S. 306). — Die Vermnthiing, dass der
lucanisch'Canoniscbe Text den Stammbaum der Maria darstelle, eine Ver-
muthung, die bekanntlich in apologetischem Interesse von verschiedenen
Seiten ausgesprochen worden ist, kann ich mir nicht aneignen, theils weil
ein auf die weibliche Linie gestützter Stammbaum der jüdischen Tradition
widerspricht, theils weil der Text von Lc. 3, 23 trotz seiner mehrfachen
Varianten zu solcher Annahme dmrchaus keinen Anhalt bietet
§ 4. Texte nnd Unteraachui^n. 197
cDßrjö f&r icaßrjö, oaXa f&r OaXfimv. Im Übrigen fehlt nicht der
Zusatz: ßaöiXia zu Javlö, es fehlen nicht die Zusätze: ix xf^q
9afiaQ, ix rtjq *Paxaß, ix xr^q ^Povd-, ix x^q xov OvqIov, es
fehlt nicht die Lücke zwischen Joram und üsia, sowie zwischen
Josia und Jechonia, es fehlt vor allen Dingen nicht in y. 17 die
architektonische Bemerkung über die Dreitheilung mit je yier-
zehn Qliedem, welche in diesem Fall genau wie dem canonischen
so dem Texte des Syr. Sin. selbst entspricht. Wie man diese
der canonischen Matthäus-Recension vollständig conformierte
Textgestalt hat f&r eine vorcanonische queUenmässige Textüber-
lieferung erklären können, ist kaum zu verstehen und auch durch
die Rüc^ichtnahme auf v. 16^ nicht zu entschuldigen. Denn
dieser Textbestandtheil, welcher nur Beachtung verdienen würde,
wenn die ganze Genealogie des Syr. Sin. den Stempel der ür-
sprünglichkeit und nicht der künstlichen Architektonik von Mt.
1, 1 — 17 an sich trüge, ist überdem unklar in sich selbst Die
Textvergleichung gestaltet sich hierbei folgendermassen:
Syr. Sin. Canonischer Matthäustext.
ciA ^QCD f^^AdfiaQ! &Soeu xov avÖQa Maglaq, ig tjq iysv
.ab.AzA.ilQr^f^^Qi\a7)Ai20 viqd-rj ^Irfiovq 6 Xsyofievoq Xgc-
Syr. Cur.
Ia>öi^(p, w ifiPTjaxsvfiivTj r/v Ma- co ifivrjOrev9-Tj Magla tj jtaQ-
Qiäfi 7] jtagd^ipoq, iyevprjOep d-ivog, § exexev ^Iijaovv Xqi-
Itjcow xov Zeyofievov Xqiöxov. oxov.
Wenn die ganze Genealogie des Syrus Sinaiticus
den archaistischen Charakter einer aussercanonischen
Quelle besässe, so könnte man der Aussage in v. 16^ einen
Werth für die Quellenforschung vielleicht abgewinnen. Da aber
die Geschlechtstafel Mt. 1, 1 — 17 in der gedachten syrischen Hand-
schrift im Übrigen genau mit dem den Stempel der Über-
arbeitung tragenden canonischen Text übereinstimmt,
so sieht der Text von v. 16^ welcher die einzige Abweichung
von der in künstlicher Architektonik aufgebauten Genealogie des
ersten Evangeliums darstellt, vielmehr einer ungeschickten Text-
verstümmelung ähnlich. Jedenfalls hat in diesem Zusammen-
hang das ^loOTjq) iyiwricev ^Iijcovv gerade so viel Werth
198 I^ Kindlieitflevaiigeliiiin.
als die Aussage in y. 8: *Ic9Qafi iyiptnjmv top 'O^dap oder in
V. 11: ^IfBösloQ kyivpfjOBP xov ^I^ovlav.
Es bleibt mithin dabei, dass der Syrus Sinaitiens besOg-
lich der Genealogien Jesu sowohl asu Le. 3, 23— 31 als zu Mi 1,
1 — 17 eine Ausbeute fftr die Quellenforschung nicht gewahrt und,
wie sonst, so auch in dieser Hinsieht weit hinter dem Syrus
Guretonianus und noch viel mehr hinter dem Codex Canta-
brigiensis zurücksteht.
Man sieht: dieWerthung des Syrus Sinaiticus ist ab-
hängig von einer richtigen Erkenntniss der mit dem
Codex Bezae zusammenhängenden Textgruppe. Und ist
es lebhaft zu beklagen, dass so viele Theologen nach dieser Hin-
sicht noch im Dunkefai tappen. Wenn einst ein Bengel von
diesem Codex urth^te: „qui ut graecolaünus, non tarn codids
quam rhapsodiae, patrum varietates complexae, titulum meretnr''
— , so ist seitdem durch die Veröffentlichung des Syrus Coreto-
nianus, durch die Beconstruktion des Diatessaron Tatians^ durch
das wiedererwachte Studium der altlaieinischen Versionen und
neuerdings durch die Entdeckung des Syrus Sinaiticus, sowie
überhaupt durch die Vervollkommnung der textkritischen Me-
thode (namentlich von Seiten Westcott's und Hort's) jenes
Urtheil vollständig veraltet umd hinfällig geworden. Wir
wissen jetzt, dass die altsyrischen EvangelienQbersetzun-
gen sowie die altlateinischen Evangeliencodices mit
dem Cod. Bezae, welcher die führende Stellung behauptet, eine
gemeinsame Textgruppe bilden, deren Archetypus der am
Anfang des 4. Jahrhunderts vollendeten canonischen Textrevision
weit voranging, und dass der Text dieser Gruppe bei seiner früh-
zeitig weiten Verbreitung nicht nur in den patristischen Evan-
geliencitaten zahlreiche Spuren hinterlassen hat, sondern auch
der ältesten Evangelienharmonie, dem Diatessaron Tatians, zu
Grunde lag. Auch der Syrus Sinaiticus gehört dieser
Textgruppe an, und zur Discussion steht lediglich die Frage,
welche Stellung er zum Syrus Curetonianus einerseits und zum
Diatessaron Tatians andererseits einnimmt, eine Frage, die des-
halb schwierig zu beantworten ist, weil alle drei altsyrischen
Evangelientexte — Tatians, Curetons und des Sinaitiens —
von einem gemeinsamen Archetypus, und zwar demsel-
ben, von welchem auch Cod. D mit den Italae stammt —
§ 4. Texte und Unteranchangeii.
199
abhängig sind. Das Verwandtschaftsverhaltniss stellt sich gra-
phisch folgendennasseu dar:
Griechischer Archetypus spätestens 140.
Altsyrische Bearbeitangen.
Griechische Recenrion.
Altlateinische Versionen.
Cod. Cantabr. oder
Bezae.
Italae.
Diatessaron
Syr. Cnr.
Syr. Sin.
Erschwert wird diese Erkenntniss durch die von Westcott
und Hort eingeführte unzutreffende Benennung: «western text^.
Denn ebenso gut hätte der Text der mit Cod. D zusammenhängen-
den Gruppe als „eastern text'^ bezeichnet werden können. Wenn
auch der Cod. Bezae im Occident, nämlich im Kloster St.
Irenaei zu Lyon, nach tausendjähriger Verborgenheit wieder auf-
getaucht ist, so muss doch seine Wiege im Orient, wahrschein-
lich im Ostjordanland, nämlich in Pella, gesucht werden. ^) und
während dieser Codex durch seinen lateinischen Text mit den
occidentalen Italae yerwandtschafÜich sich berührt, sind die
Orientalen altsyrischen Evangelienversionen fast noch wichtigere
Trabanten seines griechischen Textes.
Das Verwandtschaftsverhaltniss zwischen den verschiedenen
Gliedern dieser Gruppe wird man in folgender Weise auffassen
dürfen, dass auf Grund des
Archetypus, des ältesten (griechischen) Evangeliencanons
(spätestens 140)
1, um 160 — 17Ö die älteste Evangelienharmonie, Tatians
syrisches Diatessaron,
2, spätestens um 250 im Gegensatz zu dieser harmonisie-
1} Vgl. Heft II, 452 ff. Es steht der Annahme Nichts im Wege, daes
in der episkopalen Bibliothek zu Pella(- Jerusalem] die älteste Literatur der
TJrkirche, die ?n«r ^'^sn, der rpvfi tVB^ nStVn *itD, der jerusalemische Quellen-
bericht, welcher Act.l, 15 — 12,24, die paulinische Relation, welche Act. 13, Iff.
zu Grunde liegt, die älteste Gorrespondenz der Gemeinde (vgl. Act 15, 23 —
29), vielleicht in den Originalhandschriften, jedenfalls in guten Abeohriften,
vorbanden und somit ein Mitglied des dortigen Presbyteriums, wie der
Presbjter Aris to von Pella, rielleicht Verwalter der Bibliothek, sehr wohl
im Stande war, aus diesen Dokumenten den Evangelien und den Actis
wichtige Ergänzungen und Berichtigungen einzuverleiben.
200 ^^ Kindheitserangelium.
renden Bearbeitung der evangelischen Geschichte die
syrische Übersetzung der „getrennten" Evangelien,
der Syrus Guretonianus,
3, noch später im Anschluss 'an Tatians Diatessaron die
harmonisierende Version der vier Evangelien, welche
neuerdings im Kloster Sinai entdeckt wurde,
entstanden ist.
Dass dem Syrus Sinaiticus innerhalb der drei idtsyrischen
Evangelienbearbeitungen diese letzte Stelle gebührt, das er-
weist die auch von Holzhey (Der neuentdeckte Codex Syrus
Sinaiticus. Mit einem vollständigen Verzeichnis der Varianten
des Cod. Sinaiticus und Cod. Curetonianus. München 1896) fest^
gestellte Thatsache:
„Ss ist weniger von Varianten des Western- und Codex D-
Textes durchsetzt, als Sc" (S. 59).
Wie z. B. die archaistische, völlig aussercanomsche Perikope,
welche wir im Cod. D und dem entsprechend auch imSyr. Cur.
nach Mt. 20, 28 eingefügt finden (vgl. Agrapha S. 33, Ausser-
canonische Paralleltexte lll,393ff.)t vom Syrus Sinaiticus
weggelassen ist, so ist in ähnlicher Weise der Redaktor dieses
(jodex bezüglich der Geschlechtstafel sowohl — wie wir bereits
sahen — zu Mt 1, 1 — 16*, als zu Lc. 3, 24 — 31 voi^egangen:
die archaistische, aussercanonische Genealogie des Cod.
D und des Syr. Cur., welche er in seiner Vorlage, dem
gemeinsamen Archetypus, sicherlich vorgefunden hatte,
beseitigte er, indem er sie durch den canonischen Text
des Mt. und Lc. ersetzte. Das ist ein untrügliches Kenn-
zeichen der späteren — auf Conformierung und Bevidierung
der canonischen Texte bedachten — Zeit.
Je weniger wir also um den Syrus Sinaiticus bezüglich der
Genealogien uns zu kümmern haben, um so wahrscheinlicher ist
es, dass wir in den drei verwandten Genealogien des
Cod. D, des Syr. Cur. und des Epiphanius drei Ausläufer
einer gemeinsamen vorcanonischen Quelle besitzen.
Und diese Quelle — wie wichtig! — war höchstwahrschein-
lich ursprünglich in hebräischer Sprache verfasst, jeden&Us
unabhängig von der LXX- Version. Dafür spricht einerseits die
häufig von den LXX abweichende Schreibweise der Eigennamen,
andrerseits ein ganz specielles, aber um so mehr zu beachtendes
§ 4. Texte und Üntersnchimgen. 201
Symptom, nämlich die Weglassuog des wie im canonischen Texte
von Lc. 3, 36 so im LXX-Texte zu Gen. 11, 13 zu findenden, im
hebräischen Urtexte zu Gen. 11, 13 aber nicht zu lesen-
den Namens: Kalva/i — , ein deutlicher Beweis, dass der Ver-
fasser jener Quellenschrift, yon den LXX unabhängig, direkt aus
dem alttestamentlichen Urtext schöpfte.
Die Annahme nun, dass diese aussercanonische, ursprünglich
hebräisch geschriebene, Genealogie ein Bestandtheil des vor-
canonischen — ebenfalls hebräisch geschrieben gewesenen —
Kindheitseyangeliums sei, ist, weit entfernt davon, ein Ver-
legenheitsbehelf zu sein, von dem es gälte: non habeo, quod con-
fidenter dicam — , yielmehr die geradlinige Consequenz der
textkritischen Prinzipien und der gesammten quellen*
kritischen Anschauungen, welche diesen Forschungen
zu Grunde liegen.
Und so hat denn vorstehende Untersuchung über die Genea-
logien des Kindheitsevangeliums dreierlei gezeigt: erstens eine
Bestätigung der in diesen Gesammtforschungen dem Codex Bezae
zugeschriebenen Werthes, zweitens das Vorhandengewesensein
des durch Cod. Bezae, Syr. Cur. und Epiphanius erhaltenen Ge-
schlechtsregisters in der Quellenschrift^ drittens die gerade hier
verhängnissvoll gewordenen Eingriffe des ersten und des dritten
Evangelisten, indem der erste Evangelist die ursprüngliche Ge-
nealogie seinen redaktionellen Grundsätzen zu lieb in wichtigen
Punkten änderte, während der dritte Evangelist das Geschlechts-
register der Quellenschrift sogar gänzlich beseitigte und durch
eine anderswoher entnommene Geschlechtstafel ersetzte.
Endigte aber die ursprüngliche Geschlechtstafel mit \4öafi
Tov ^€0v, SO fügt dieser Schluss mit dem in Mi 1, 1^ erhaltenen
Titel der Qaellenschrift sich eng in Eins zusammen, namentlich
wenn man die alttestamentliche Überschrift zu der Geschlechts-
tafel Adams: D"]» mbin nw = LXX: ßlßXog reviCBcog äp&Qci'
ytcjv (Gen« 5, 1) mit dem Titel der neutestamentlichen Genesis:
y^ltcf? nibiD nigp = ßlßXog yepioecog ^Irfiov — vergleicht. Man
gewinnt dann eine überraschende Perspektive: dort die yipeoig
des ^QWTOg avß-Qcoxogj hier die yiveoig des 6&oxBQog avd'Qmxog
=» lAöafL Vgl die Erläuterungen zu 1. Cor. 15, 45. 47 in § 7,
S. 263.
202 ^^ KindheitseTangeliam.
§5.
Der hebrUsehe und griechifiiclie Text des Klndheits-
eyangeliiuiis.
Die in § 4 dargebotene Yorfbhrung der zum Eindheitseyan-
gelium gehörigen aussercanonischen und bzw. canonischen Paral-
leltexte und die darauf bezüglioben literär- und quellenkritischen
Untersuchungen sind vorstehend zum Abschluss gediehen, sodass
nunmehr in § 5 eine erste Zusammenfassung der bisher gewon-
nenen Ergebnisse versucht werden darf.
In diesem Paragraphen soll Folgendes dargeboten werden:
a, eine pragmatische Zusammenstellung der zum Eondheits-
evangelium gehörigen Perikopen,
b, dabei gleichzeitige Einfügung der als unbedingt quellen-
massig erkannten aussercanonischen Textbestandtheüe,
c, Notierung der wichtigsten tJbersetzungsvarianten,
d, eine Rückübersetzung des griechischen Textes ins He-
bräische unter Berücksichtigung der in § 3 zusammen-
gestellten alttestamentlichen Parallelen.
Der Anspnich auf genaue Wiederherstellung der Quellen-
schrift wird selbstverständlich dabei nicht erhoben; aber unter
Zusammenfassung der bisher gewonnenen Untersuchungsresultate
soll die Einheitlichkeit der zum Kindheitsevangelium gehörigen
Stoffe auch äusserlich zur Darstellung gebracht werden.
Es wird dadurch deutlicher als bisher sich zeigen, wie vor-
trefflich die Matthäus-Perikopen der lucanischen Eiodheitsge-
schichte sich einf&gen, wie beide Bearbeitungen der 2^*^ tTiib'^r,
die des ersten und des dritten Evangelisten, sich pragmatisch
ergänzen, wie sie in sprachlicher und sachlicher Hinsicht ihre
Gongenialität erweisen, wie durch das Zurückgehen auf den Ur-
text nicht wenige Schwierigkeiten sich heben und wie durch die
Berücksichtigung der aussercanonischen Paralleltexte manche
Dunkelheiten sich lichten, manche Lücken sich schliessen.
Hierbei ist daran zu erinnern, dass die aussercanonischen
Textbestandtheile durch . die Varianten durch
kenntlich gemacht sind. '
L Die Ankündigung der Gebart Johannis.
L<k 1, 5—25.
tn'^tfiafiyittflltlTiiJnni« 1. Tov ^IrjOov Xqiotov t] yiveöig ov-
rcog fiv.
•qblD Oi-nin '^tg'^a •'rtj^ 2. 'Eyivero iv ralg Tj/iigaig ^HQciöov
nnÄ )ti& ST^in^ fl» ßaailicog r^s *Iovöalag IsQsvg rig^)
t^yätpTSO n^*]iDT itatf^ opo/iari ZaxoQlag ig i^ijfUQlag
:!?3©'^b« fltatpi ll'^rjÄ yaxiQcov *AaQ€OV, xoü ro ovofia av-
•^fib D^P"?? I'^'l 07*?'?'' 3. TjOav 6h dlTcaioi afKpoxBQOi ivavrlov^)
üni^'QV\ D'^DisiT] D'^n'^Ärt d-eov, JtoQevofiBPOi kv xaöaig ralg
niiT ni2|t3~bDa kvTolalg xcu iücaicS/iaCiV tov xvqIov
ySIp'^böl "»S ibj 1'^» DJlbl 4. xai ot« ^r avxolg xixvop, oxi tjp
lÜ'^1^Ki^^ÜTV^10^trJl>T ^ *EliCaßBX CXBlQa, xäi a(iq>6xBQ0t
JtQoßBßijxoxBg Iv xalg fjfiiQatg avxciv
ijCav,
1, 1. Mt 1. 18». — 2. Lc. 1, 5. — 3. Lc. 1, 6. — 4. Lc. 1, 7.
1) Vgl. Heft I, 115. m, 7. 171. 2ia — 2) Cod. D: ivmmov mit
AC»L aL
204
Das EindheitBevaiigeliam.
D'^snin niin?' owJt^s
D*^bbfiritt D^ ^6l?"b?1
nw ti«bi3 'T'bK «n?i
: nn'opn narta T^i^^b -rii?
ntt'^Äi bna^i rmDt kt^
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5. kyivsxo öh iv r^ IsQarevsiP ccvtop
TOV B'ßOV,
6. xara zo ed-og zijg legarslag eXccxe
TOV d-vfiiäöai elCBXd-ÄP elg top vabv
TOV xvqIov,
7. xal jtäp To JiXijd-og xov Zaov t^p
jtQoöBvxo/ispop egeo Ty ooQif xov dt?-
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8. wpd^ Sk ovrqä ayysXog xvqIov
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TOV ^fiiafiOTog.
9. xal hagax^f) ZaxaQlug Idcip, Tcai
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WiatJa '^3 ''iT^^iST ÄP'^ri fifj g>oßov, Zaxagla, öioxi elarpcov-
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n'^aij Ä'^Tpnb irrj^aSÖl avrou kp jtpev/iaTi xäi dvpaiisi
5. Lc. 1, 8. — 6. Lc. 1, 9. — 7. Lc. 1, 10. — a Lc 1, 11. — 9. Lc. 1, 12.
— 10. Lc. 1, 13. — 11. Lc. 1, 14. — 12. Lc. 1, 15. — 13. Lc. 1, 16, — 14.
Lc. 1, 17.
1) Vgl. 2. Par. 31, 16. 17: ryfhiro « LXX: SidTaSig- — 2) Cod. d: in
conspectn, E: ivwmov. — 3) Jasiin las vielleicht ti^au Vgl. oben
S. 72. — 4) Eph. 5, 18 nkrjQovo^ai für nkrja^vai.
§ 5. Der bebrftiBche und gpiechische Text.
205
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20. xal iytPBxo mg ijtXrjod-fjOap^) al
fj^iigaL xfjg XBixovgylag avxov, cbt-
tjXd-BP Big XOP olxop avxov.
15. Lc. 1, 18. — 16. Lc. 1, 19. — 17. Lc, 1, 20. — 18. Lc. 1, 21. — 19.
Lc. 1, 22. — 20. Lc. 1, 23.
1) Wegen der Bezugnahme auf Mal. 3, 18: öixalov — avofjiov =» p*«^
— 9V^ wird dnsid^g mit td^ wiederzugeben sein. — 2) Nach 2. Sam.
7, 24 ist kzotfjLciaai mit ^a'is zu retrovertieren. — 3) Cod. D, Orig : nkijod^'
oovxai. — 4) Cod. D: ngoaÖBxofUvoq, — 5) F^: inXtiQvi^fiOCiv.
206
Da« KindheitBerangeliiim.
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iv tjfiiQaig alg ijteliev dq>BXetp opei-
öog fiov ip dpd-Qcoxoig.
IL Die Ankündigung der Gebart Jesu.
Lc. 1, 26—38. Just. Apol. I, 33. DiaL c. Tryph. c 100. Protev.
Jac. c. 11. Ev. Ps.-Mi c. 9. Ev. de nat. Mar. c. 9.
Dtth' ciDi*^ ''ittij ntti«
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3. xdL elöeXd-(DP xQog aix^p 6 a/ye^
Xog eiaffeXlcaxo avxiiv^) elxcip'
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4. ^ 6h hti xS X6yq> öiBxaQax^ tuü
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flog ovxog.
5. xctL elxBP 6 ajYBXog avxy' fitj qxh
ßov, MoQidii' BVQsg yoQ X'^Q^^ ^^
xiop xvqIov^\ ~^
21. Lei, 24. — 22. Lc. 1, 25. — II, L Lc. 1, 26. — 2. Lc 1, 27. —
3. Lc 1, 28. — 4. Lc 1, 29. — 5. Lc 1, 30.
1) Syrische Texte. — 2) Jiutm, Epipli., Iren, und viele handechriftL
Zeugen. — 3) Lc: nai^u x^ 9t^ — P^rotev. Fabr.: ivfhuop xvQhv,
Tischend.: ivwniav r»f; ndrtmv demat&v>
§ 5. Der hebr&ische und griediiache Text.
207
li'^b^-'iai nj?r bi-ia »irn
:"i'^nK -nn «M-n» ib
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6. xal löov övXXfppy bc Xoyov^) av-
Tov xal xi^xi v\6p.
7. iyvxog Icxai liiyaq xai vloq vtplcxov
xXijd^ösxai, xal öciöei avxä xvQiog
6 d'sog xop d-Qovov Aavlö xov jta-
XQoq avxoVy
8. xal ßaoikevaet kjcl xov olxov ^la-
xcoß alg xovg almvag, xai xfjg ßa-
aijLalag avxov ovx eOxai xiZog.
9. eljtev öh Magiapt JtQog xov a/ys-
Xov xäg eoxai xovxo; avdga yaQ
ovöixoxe^ ^y®3^
10. xdi dxoxQiB-slg ayyeXog el^tevavxy'
jüVBVfia ayiov^) kjteXevcexai ijtl
cd, xal dvvafug vtplöxov^) cxTjvciöH^)
kv öol' 6i6 xai x6 yewci/isvov ayiov
xXrid"^GBxaL viog -d'sov.
11. xcä. xaXiosig xb ovofux avxov ^Iij-
öovv ccvxog yaQ odoei xov Xaov
avxov axb xAv äfiaQxiäv avxäv.
12. xiü löov ^EXiOaßBX n avyyevlg'^ öov
xal avxfj 0vvsiXi]g>vla vlov kv ytiQU
avxfig, xal ovxog fif^v ixxog ioxlv
avx^ xy xaXov/iivfi öxslga.
13. oxi ovx advvaxriCBi jtaga B-etp xav
^fia.
14. sbtBv 6h MaQiafi' löov ^ dovXfj
xvqIov yivotxo fiot xaxä x6 QTJfid
cov. xal ojt^Xd'BV^) ax avvfjg o
ayyBXog.
6. Lc. 1, 81». — 7. Lc. 1, 32. — 8. Lc. 1, 33. — 9. Lc. 1, 34. — 10. Lc
1, 35. — 11. Lc. 1, aib. Jnst. Ap. 1, 33. — 12. L. 1, 36. — 13. Lc. 1, 37. — 14.
Lc. 1,3a
1) Nach dem Protev. Jac. — 2) Ev. P8.-Matth., £v. de nat Mar. —
3) £v. FB.-MaUb. — 4) Just., Epiph.: nvcvpLa xvqIov^ Lc.: nvevfia ayiov^
Rom. 1, 4: Ttvevpta äytatavvijQ — 5) Joat: ^eoQ, Epiphan.^ Protev.: xvqioq. —
6) Job. 1; 14: axtjvovy, 2. Cor. 12, 9: iniaxfivotv, Col. 1, 19. 2, 9: xatotxBtv
=- )Wd' — , Lc. nach LXX Ex. 40, 35: intaxid^Btv. — 7) Ephiaem: soror. —
8) Cod. D: dniattj.
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208
Das KindheitBevaDgeUam.
IIL Marias Besuch bei Elisabeth.
La 1, 39—56. Protev. Jac c. 12.
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1. *AvaCTaOa 6h MoQiafi iv xalg ^(li-
gatq xavx(uq kxoQSvQ^ elg x^r
OQeirrjp fisxa cxo\)ö^g slq xoXiv
*Iovöa,
2. xal BlofjX&sp slg xbv olxov Zaxc^
qIov xäi TjCxaCaxo xr^v ^EZioißex.
3. xal iyivBxo mq 7]xovaBP xov dcxao-
(ibv xfjg Maglaq i] ^EXiöaßsx, iooclQ-
xi]Osv x6 ßQiq>og ip x^ xoiXla ccv-
x^q, xal ixX^od^ xpsvfiaxog aylov
ij ISXiöaßsx,
4. xal ävegxDPfiöev xgavy^ fieyaXfi ^^l
shtep' BvXorfifi^pn *) ov ip yvvai^p,
xcü tvXoyrjiiipog 6 xoQxog x^g xot-
Xlag Cov.
5. xal xod-BP fioi xovxo tpa tX9^ f^
lirixriQ xov xvqIov (iov xQog i/ti;
6. löoi) yäg cog kyivexo ij qxov^ xov
äcxaCfiov oov clg xa mxa /toVy
koxlQxfiCep ip ayaXXiaöet x6 ßgi^pog
kp xy xoiXla fiov.
7. xal fiaxagla 9/ xioxsvcaaa, oxi
iaxai xeXslcoOig xolg XeXaXtjfiivoic
avxy Jtagä xvqIov.
8. xal elxBP MaQiafi' (isyaXvpsi ij tpv-
X^ flOV XOP XVQIOP,
9. xal 7)YaXXlaCBP ^) x6 xpevfia /iov
ixl x(p d^etp xä cmxrQl fiov,
m, 1. Lc. 1, 39. — 2. Lc. 1, 40. — 3. Lc. 1, 41. — 4. Lc. 1, 42. —
5. Lc. 1, 48. — 6. Lc. 1, 44. — 7. Lc. 1, 45. — a Lc 1, 46. — 9. Lc 1, 47,
l) PisÜB Sophia: fiaxaQioq. — 2) Nach Lagarde (Mitth. 3, 374) richtiger:
§ 5. Der hebrftische und griechiBche Text
209
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10. ort ixaßXey)6P ijd zi]v roJtslvoHSiv
Tfig öovXT/g avtov' löov yag axo
xov PVP fioxagiovalp ^) (is xaoat
al yeveal,
11. oTi ijtoLriciv [loi fisyaXa 6 öwccvog,
xal ayiov x6 ovofta avzov,
12. xal To iksog avzov alg yeveag xal
yevsag xolg g>oßov(iivoig avxov.
13. ijtolfioev xQaxog iv ßgaxlovi avrov,
öuoxoQxiasv vxBQTifpavovg diavola
xaQÖiag avxäp'
14. xad-elXsp övpaoxag axo d-QOPatp
xal vy)a>oep xaxeipovg,
15. xsipcipxag ipixkrjcep aya&cip xal
xXovTOVPxag i^axiöxsiXep xepovc.
16. dpxeXaßexo ^lOQaijX xatöog avxov,
fipffod-iipai iXiovg,
17. xad'ibg kXaXrjOBP XQOg xovg xaxi-
gag ^ficop rq3 ^Aßgaafi xal x^ oxig-
fiaxi avxov slg xop al&pa.
18. xat ixolrjOBP^) Magutfi xgelg (iTJpag
XQog 'EXioaßex, xal vxioxQey>ep
elg XOP oixop avxijg.
IV. Johannis Oeburt, Beschneidung und Jugend.
Lc. 1,57-80»).
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iTOn-n« nirn bnan •>?
1. Ty 6h ^EXiadßsx ixXi^o&i] 6 XQOPog
xov xsxelp avxfjPfXat iyippf}CBP vlop.
2. xal fjxovoap ol xbqIoixoi xal ol
ovyyBPBlg avx^g, oxi ifiByaXvPBP
xvQiog xo aXaog avxov [iBx* avxfjg,
xal ovpixaiQOP avxfj,
10. Lc. 1, 48. — 11. Lc. 1, 49. — 12. Lc. 1, öO. — 13. Lc. 1,51. — 14
Lc. 1, 52 — 15. Lc. 1, 53. — 16. Lc. 1, 54. — 17. Lc. 1, 55. — 18. Lc. 1, 56. —
IV, 1. Lc. 1. 57. - 2. Lc. 1, 58.
1) Protev.: evXoyovaiv. — 2) Protev.: inolrjaev, Lc.: efnivev. — 3) Da
dieee Perikope weder von Justia erwähnt, noch von den apokryphischen
Ew. verwendet ist, so fehlen hier auch Varianten von Bedeutung.
Text« u. Untersuchungen X, 5. 14
210
Das KindheitBevaiigeliiim.
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b^nte*; '^n'b« rr\T\'> tf^tna
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3. xal kyivexo iv rf s^^pa rg oydo^
fjXd^ov jcsQitsfielp ro xaiölov, xal
kxakovv aito ijtX xA opofiazi tov
xazQog avTOv ZaxccQlav.
4. xäi cbtoxQid-ilaa rj (i^f/Q avtov
ebt£P' ovxl, dXXa xXrid^oetai ^la)-
avvfjq.
5. xal shtav jtQog avrf^v ort ovöslc
ioriv kx T^5 avf/Bvslaq aov, oc
xaXetrai zw opo/iari rovzq},
6. ipipevop de tc5 jcazQi avzov z6 zi
ap d^iXoi xaXBZad-ai avzo,
7. xdL cdr^oag jtipctxidiop iyQcnpap U-
ymp' ^Imapvrjg iazip z6 opofia at-
ToiJ. xäi id-ttvfiaaap xavxsq.
8. dp€(px&^ 6h ro azofia cevrov xaga-
XQVf^ ^^^ ^ yX&Coa (xvzov, xA
iXdXsi evXoydip zop ^eov.
9. xal iyiPBTO ixl Jtavzaq tpoßoq zovi
jtBQioixovpzag avzovg, xal ip ol^
T§ OQSiP^ zfjg *Iovdalag öitXaXtlzo
xdpza xa Q^fiaza xavxa.
10. 9cal ed^spxo Jtapxeg ol dxovöavzeq
ip T$ xaQÖla avz&p, Xiyopxsg* zl
aga xo Jtaiölop xovzo soxai; xci
ycLQ x^^Q xvqIov ^p fiex* avxov.
11. xal ZaxctQlag 6 jtaxfiQ avxov ixl^-
öd-fi jtpsvfiaxog aylov xd ixQoq>f^
XBVCBV Xiya}p'
12. evXoyrjxog xvQiog 6 d^eog xov ^ICQaf]h
oxi kxsoxeipazo zop Xaop €xvzov,
xäi jioiriCBi^) avz^ XvxQOiOip,
3. Lc. 1, 59. — 4. Lc. 1, 60. — 5. Lc 1, 61. — 6. Lc. 1, 62. — 7. Lc 1, 63. -
8. Lc. 1, 64. — 9. Lc. 1, 65. — 10. Lc. 1, 66. — 11. La 1, 67. — 12. Lc 1. 68.
1) Der Übersetzer, den propheidschen Chajrakter des LobgesangB nicht
erkennend, vocalisierte: nW«:! und übersetzte dem entsprechend: inoiijcer.
Ansserdem muss der canonische Dativ rcf katp, welcher von ixolrictv ab-
hängig ist, in den Objekts- Accnsativ umgewandelt und zn ixECxhpato
gezogen werden. So auch der Syr. Sin.
§ 5. Der hebrfiiBche und griechische Text 211
T\T\W^ TP ^"^^ Q^'i*^'^'? 13. xal iysQet^) xigag owvfjQiag rj/iTv
n'na^ TTT tT'aa iv ohcfD Aavld jtcudog avrov,
l'^Ä'^ns ^t^ "^"^ ntfK3 14. xa&Äg iXaXfiCBV öia orouarog xAv
:Db'i7a ntfÄ a'^ip'nj^n aylcov ax al&vog xQo^fixmv at>-
XOVy
"b3 T'ü') ')3'^a'?to TVS^Hy) 15. OcoTtjQlav Ig ix^pcöi' ^//c5^ xal Ix
t'^a'^ÄDte X^'P^^ Jiavrmv x&v fitoovvxcov
Vf^äg,
51D''r]'ia»"D? ipn rite^ 16. jroi^öat l>l£0$ fisxa xäv JtaxiQcov
ritinj; n'^'ia'nÄ "^T^l ^(i<5v xal (ipfjo&ijvai öiad'^xr^g äylag
avxov,
l^atp? ntflj n:j^!11ÖnTJ| 17. o(>xoi; oi' (Sfioösv xgog Ußgaafi
l^A nnb 'O'^ilK D^rnnsb x6v xaxiga rjficiv, xov dovvai rjiilv,
ih^r nx TP '^^^Ti 18. ag)6ßa)g ix x^^Qog ix^Qciv gvcd^iv-
nT5fi"'^bSl iriÄ rac XaxQSvsip avxS
"bs l'^Dfib «TR'JX^I '^^J'^a 19. I»' oa«or^r£ xal öixatoövpxj ipci-
r'ia'^tt^ jr^oi' avTOv Jtaöag xag rfiiigag
Tipiäv.
fi'^b? »"'S? "Tb*n iinjjl 20. xal ov 6h xaiölov xQog)^x9]g v^/-
rrST •'Dßb "»S Ä^R ^J'Tov xXfid^ojj' xQoxoQevay yaQ
tl^oivri» nittb «jbr) ^(>o xgocdxov xvqIov exot/idacu
oöovg avxov,
iiajb nij^tti';» tW nnb 21. xov öovvcu yvAatv öa)XfjQlag tc5
;Dn'^riKbn nn'^bo^ Xatp avxov h> atpioei äfiaQxiAv
avxmv
n^^ttTI'Da'l '^3'»^^ ''^ns 22. dm CxXayxva iXiovg ß^aov fjfiAv,
naiil ori? '^U??'? ^^^^ ^^ ^^S ixioxi^^exai rjfjiäg ävaxoXrj
lü^yß^ü Ig vy)ovg
^tin ''^^'^b ^'^Änb 23. kxig)äpai xolg ip Cxoxsi xal oxia
"HÄ niÖÄbt nittbri ö^aj^arov xa&r]fiepoigy xov xaxev-
:Dibip trj'J^ '^S'^b^T &vpai xovg xoöag ^fimp elg oöop
elQi^PTig,
ntn^ ptn^ ibjn b'^y^ 24. to da xaiölop riv^aPBP xal ixQa-
13. Lc. 1, C9. — 14. Lc 1, 70. — 15. Lc. 1, 71. — 16. Lc. 1, 72. — 17.
Lc. 1. 73. — 18. Lc. 1, 74. — 19. Lc. 1. 75. — 20. Lc. 1, 76. — 21. Lc. 1, 77.
— 22. Lc. 1, 78. — 23. Lc. 1, 79. — 24. Lc. 1, 80.
1) Ebenso vocaliaierte der Obersetzer: b«S*>^2^^ l^ysigev.
14*
212
Dm KindheitBevangelium.
raiovTO xpevfiarij xtü ^p ip ralq
mzov xQoq top ^[oqco^jL
y. Die Yerehelichung der Maria.
Mt 1, 18—25. Just. DiaL c. Tryph. c. 78. Protev. Jac c. 14. Et
P8.-Matth. c 10. 11. Ev. de nativ. Mar. c. 10. Hist. Jos. & 5.
6. 17.
irf]ga «Vi p'^x tf *^Ä v^^rt)
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tÄ^in tDipn mni? njüna
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«te'n JT^m ii«bt3 'imx
1. Mvfiarev&elaTjg Maglag rw *Io}OTj(f,
jcqIp f] 0vpeXd'6lP avTovg, 6 ^ItDCrff
evQ6P avzfjp kp yaOTQL exovoav.
2. xal ölxaiog mp i^^rei *) fit] xaQC-
ÖBLyfiaxloai avrriP, aXka Xad^Qa
ojtoXvoai^) avxTiP.
3. xavza Sk avxov ip&vfifjd-iprog liov
ay/aXog xvqIov xar opaQ^) ktpavri
avTfp Xiywp' ^ItDct/g) vlog Aavli.
[ATI 9>oßijd^g xagaXixßelp lUagiaß
Tf/p yvpaixa öov o yag ix^i xara
yaOTQog^), bc xpsvuaxog kcuv
äylov.
4. ri^Bxai ök riop, xal xaXiösig to
opofia avxov *IfjOovp' avxog yag
cciasi xop Xaop avxov äxo xmv
> *m
afiaQXicoP avxofP.
5. iyeQd-elg 6h ^Imof/q) dxb xov vxpov
xal (poßrid^Big ovx cbtiXvasp avrrjv.
xal ixoli]öep cog JtQOödxa^ep avtm
6 ayysXog xvgiovy xal jtaglXaßiv
xfjp yvpalxa avxoVj
V, 1. Mt 1, 18b. — 2. Mt 1, 19. — 3. Mt 1. 20. — 4. Mt 1, 21. — 5. Mt 1, 24.
1) Epiph. ^jjrfi, Mt ißov?.^. — 2) Just, Gelsüs: ixßaUly, -
3) Just: &' bgafiaroq, — 4) Just: o ^fi xata yacxQoq — Ev. P8.-Mfttth.:
qaod in utero ejus est -^, Protev.: r^ hf avry ov — , Mt: to iv avxi
yevvij&iv.
§ 5. Der hebräiBche und grieohiflche Text.
213
rnb;j ''3"^? ^ZT ^^1 6. xal avx iylvcooxev avrrjv^ ?cog ov
:):x irsxsv vlov [jtQcotoroxov].
VI. Jesu Geburt.
Lc. 2, 1—20; Juat. Apol. I, 34. Dial. c. Tryph. c. 78. Protev. Jac.
c. 17. Ev. Ps.-Matth. c 13. Hist. Jos. c. 7. Ev. Inf. Arab. c. 2—4.
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t-j^b Diptt DSib
1. ^EyivBXO 6b kv ralq fjßiQaiq hulvatg
i^TJXd-sv xiXevaig *) djto Aiyovötov
ßaCtXiioq ajtoyQaq>BOd'€u xaCav rrjv
2. avTi] oJtoyQatpii^) kyivBxo JtQcizfj
Ijr^rpo^evoi^TO^^) rijg JSvQlag Kv-
qfjvlov,
3. 9uii ijtoQBVovTO xavTSc cbtoYQci-
g)B09'CU, txaarog bIq xijv lavrov
jioXiv.
4. avißn^) <ß xal ^looöijg) cbio rijq Fa-
, XiXalag kx jtoXBCog Na^aQhd^ Big
xrjv ^lovöalav Big JcoXiv Javlö, fjrig
xaXBitai Brid-XBifi, öia ro Blvai av-
TOP i^ olxov xal jtaxQiag Aavlö,
5. äxoyQatpaa&ai övv Magia/i r$ yv-
vaixl avxov, ovc^ kyxvco.
6. iyBvixo öh avxcip opxop ixBt^)
ijtX^od^jöap al '^fiigai xov xbxbIp
avxr^v, xal ovx bIxop Jtov xaxa-
Xvöai. ^)
6. Mt. 1, 25» — VI, 1. Lc 2, 1. — 2. Lc. 2, 2. — 3. Lc. 2, 3. — 4. Lc.
2, 4. — 5. Lc. 2, 5. — 6 Lc. 2, 6. Protev. Jac. c. 18.
1) Lc. Soyfjia, Protev. x^XBvaiq, — 2) Lc. naaav t^v obeovfihrjv» —
3) Tert. census, Orig. descriptio, Ev. PB.-Mattb. professio. — 4) Lc. ^yf-
fiiovevovTogt Gbron. Pascb. initgonevovtog, Just. hiixQonov. — 5) Just.
dvBkriXv^BL. — 6) Jufit. avxdiv ivrtov ixet, Lc iv xtf slvai avrovc ixsT. —
7) Jaat ovx bIxov nov xtxxaXvaai, Lc. ovx r^v a^oXq tonoq iv xtp xara-
XvfiOTl,
214
Dm Kindheiteevangelium.
-DK ms» «a^n y>:A
» TT -T- • T
T J •
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T^g xcoßfjg^) xäi Blc^yayBv xijp
Magian kxeL
7. ij dh ir&cev top iibv ccvz^q tov
xQcoroTOXop , xäi ioxagyccptooev
avTOP xal 5i;^^g^*) ovTor iv
q>aTpy.
8. xal xoifiipeg tjCap ip r^ X^Q? ^V
avry dyQovXovpxeq xdL g>vXaö6ov-
XBq ipvXootaq r^g pvxzog ixt tifV
xolfiPfjP avTcöp.
9. xcct Idov avy^Xog xvqIov ixiotfj
avrotg xalöo^a xvQlovxeQiilafnpsv
avTOvg^ xai kfpoßfi^Oap g>6ßov
fiiyap.
10. xal elxev avrolq 6 ayysXog' (ttl
tpoßBlcd'B' low yoLQ evayysXlt^onai
vfilp X^Q^^ fieyaXijp, rjxig Icxai
xapxl rqS Xaä,
y^tüiti D3b "'^'J ni'»n*'3 ll. on hix^ v/ap C^hbqop öwxfiQ^
piKH rptöian Äin ni^Wj og ioxtp Xgiöxog xvQiog, kp xohi
Aavlö.
12. xäi xovxo v/iZp zb öijfislop' etV^"
0€X€ ßQiq>og icxoQyccptDfiipov xd
xalfiBPOP ip g>azpfi.
13. xäi i^al^Pijg iyipezo Cvp zä cct-
yiX<p xX^&og özQoxiaq ovgaviw
olpovpzfDP ZOP d'BOP xal XtfOV-
ZG}P'
14. öo^a kp v^lözotg ß-eA xäi ixt yfjc
eIqi^ptj ip apd-Qcixoig svöoxlag.*)
15. xäi iyipezo dg axrjXd'OP äx av-
zAp slg ZOP ovQaPop ol oyyBXoi,
7) Lc. 2, 7. — 8. Lc 2, 8. — 9. Lc, 2, 9. — la Lc 2, 10. — 11. Lc
2, 11. — 12. Lc. 2, 12. — 13. Lc, 2, 13. — 14. Lc. 2, 14, — 15. Lc. 2, 15.
1) Orig. iy t<p anriXalq), Jutt iv aniiXiäip xivl avveyyvg xi}^ xmß^^ —
2) Der Znsati: avvsyyiK xr^^ xoS/u^c gehört Justin an, nicht dem Protef.
— 3) Lc. dvixXivev, Juit ^«Äe/jrft, Protev. I^xet^. — 4) Text, rec, Epiph
Syr. Sin. evSoxia,
nap rrjrr; ifÄbti nxrn
?'nDin rijrn liai^i QT^^
-bÄ tfÄbtan Dn^b« ntei*5
ntD« nbiia nnttte ODtn«
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§ 5. Der bebräisehe nnd griechiecbe Text.
215
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öiiXd-oDiABv dfj ^cog Btjd'Xehn xal
löofisv ro p^^a rovto z6 ysyopog,
o 6 xvQiog kY^cigiöev tj/ilv.
16. xal fiXd-ov öJtevöavreg xal dvevQOP
xriv XB MaQtafi xal top ^Ia>ofi^ xcci
to ßgitpoq xelfievop kp r^ (paxpy,
17. löopxBq Sk kyp<oQiCap jibqI xov p^-
(iaxog xov XaXtjd'iPXog avxolg JtBQt
xov Jtaiölov xovxov.
18. xal jtdpxeg ol äxovöapxsg iO'avfia-
aap jisqI xAp XaXTjd-ipxcop vjto
xAp xoifiipmp nQog avxovg.
19. 17 6b Magla Jtapxa CvpBxtjgsi xa
^Tlfiaxa xavxa övfißaXXovöa iv x^
xaQÖla avxr^g.
20. xal vxiöxQStpap ol ^oifiipBg öo^a-
^opxBg xal alPOVPXBg xop d-BOP kjtl
xäoip olg fjxovaap xal elöoPy xa&cog
iXaXrjdTj xQog avxovg.
VII. Jesu Beschneidung.
Lc. 2, 21. Mt. 1, 25^ Ev. P8,-Matth. c. 15, Ev. Inf. Arab. c 5,
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1. Kai oxB inXriOd^riöapJ) r)fiiQai ox-
XCO, ^Xd-OP JtBQlXBflBlP x6 XaiÖloP,
xal jtBQiixBfiOP avxop kp X€p öJirj-
Xalcp.
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2. xäi ixdXBöBP Magiäß x6 opofia
avxov *Ii]öovPy x6 xXrj&hp vxo xov
dyyiXov xgo xov ovXXrjfigfd'^pai
avxop hp xfj xoiXlqi.
16. Lc. 2, 16. — 17. Lc. 2, 17. — 18. Lc 2, 18. -^ 19. Lc 2, 19.
20. Lc. 2, 20. — VII, 1. Lc 2, 21*. — 2. Lc. 2, 21b. Mt. 1, 25b.
1) Cod. D inXijg<u^aav,
216
Das KindheitBeyangeliam.
VIII. Jesu Darstellung im TempeL
Lc 2, 22—24. Ey. Ps.-Matth. c. 15. Ev. Inf. Arab. c. 5.
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1. JSTol OTS ijtXljOd'fjOCOf ^) cd ^fUQCU
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pofiop M(ovcici}q amyayop^) avxov
bIc %Q0ö6Xvfia xaQaarijaai xA xv-
Qicp.
2. xad-Aq ytfQaxxtu hv voiim hcoqIov
oxt xap agCBP öuavolyov fi^xQor
ayiov rcp xvQltp xXfid^öexai,
3. xa) xov öovpai ^volav Tcaxa xb d-
QTifiivov iv xA voiicp xvglov, ^ev-
yoq xQ%yf6v(DV iq 6vo voööovg xegi-
oxeQAp.
IX. Simeon.
Lc. 2, 25—35. Protev. Jac. c. 24. Ev. Ps.-Matth. c 15. Ev. Inf.
Arab. c. 6.
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1. Kai Idov avd-QCDXog ß-sov^) ^p h
%QovaaXi^fi, m opoiia JJvfiefDPy xai
o ävd-Qcoxog ovxoq dlxcuog xal ev-
Xaßfjg, XQoaÖBxofiepog xoQaxZfjOa*
xov ^QorjX, xal xpevfia rjp ajtov
Bx avxov.
2. xal fiv avxA xexQflfictxiOfiipov vxo
xov xvevfiaxog xov aylov, fi^ tösiv
d-avaxov %mq ap *) löxi xop Xqicxov
xvqIov kv oaQxl *) [iXnXv&6xa\.
VIII, 1. Lc. 2, 22. — 2. Lc 2, 23. — 3. Lc 2, 24. — IX, 1. Lc 2. 2.5. -
2. Lc 2, 26.
1) Cyrill. Hier, inkijgfo^aav. — 2) Epiph. aVi^cyxav. — 3) Bv. P«.-
Matth. vir dei ■=« o-^rtS« t»-»!!. — 4) Protev. MmQ &v, Lc. nglv § «y. — 5)
Protev. ed. Tigchendort: iv auQxl, Ev. P8.-Matth. in came, Protev. ed.
Fabricins: iv aagxl ilijXv&ota. Vgl. Job. 1, 14.
§ 5. Der hebräische und griechische Texi
217
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yovBlq xo Jtaidlov ^Irfiovv rov Jtotf^-
0ai ixvTOvg xara to sld-iOfiipop
rov vofiov xsqI avrov,
4. xal ccvTog köi^axo *) aixo elg rag
ayxaXag tuxL evxciQlöxfjoev^) x^d-Bep
xdi eljtsv
5. PVP äjtoXvsig xop öovXop oov, öi-
öjtoxa, xaxa xb Qfjfid öov kp bU
6. oxi elöop ol 6q>d'aXfiol fiov x6 ö<o-
xriQiop oov,
7. o fjxolfiaöag xaxa xQoooixop icap-
xoDP xAp XaSp,
8. q>cig elg dxoxaXvtpiP '^) i&pcip xal
öo^ap Xaov öov ^lögai^X.
9. xal fip 6 xaxfjQ avxov xdL rj ff^xf/Q
avrov ß-av/ia^opxeg ixl xolg laXov-
fiipoig ;xbqI avxov.
10. xal svXoyriOBP avxovg JSvfiBmp xal
bIxbp JtQog Magiafi xijp (iijxiQa
avrov' löov ovxog xBlxat Big jrrcS-
oip xal dpäöxaoip jioXXAp ip r€p
*IöQafiX xal Big Ofjfislop äpxiXayo-
flBPOP.
11. xal oov 6h avx^g yn^x^^ öieXsvöt-
xai QOfi^ala, oJtog ap a3toxaXvq>d'm'
Oip^) ix xoXXAp xaQÖiAp diaXo-
yiCfioL
3. Lc. 2, 27. — 4. Lc. 2. 28. — 5. Lc. 2, 29. — 6. Lc. 2, 30. — 7. Lc.
2, 31. — 8. Lc. 2, 32. — 9. Lc. 2, 33. — 10. Lc. 2, 34. — 11. Lc. 2, 35.
1) Die Yalentinianer nach Irenaeas: Xaßowa (Lc. idiSazo) — evxa-
Qioxriaavta (Lc. «jAoyjywv). — 2) Job. 1, 9. Test. XII patr. iponCCfinf, —
3) 1. Cor. 4, 5: <pavBQolv = inokuXinxetv, ßovXüi •=• öiaXoyiOfABL
J
218
Daa Kindheitseyangeliom.
X. Hanna.
Lc. 2, 36—38. Ev. PB.-Matth. c. 15. Ev. Inf. Arab. c. 6.
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1. fbl ^p "Avva xQoq>^ig, ^vYoxfiQ
2. avzri jtQoßeßfjXvra kv ^fiiQcug xüX-
Xal^, ^^oaöa ^) /lera äp&Qog ertj kxra
dxo T^g xagd^vlag ctvrrjg,
3. xal avTi] XVQ^ ix&v €oq oyöo^xoi^
za TBOOaQcov, § ovx aq>lozaxo zov
IsQOv, XQOOfidpovca ^) zalg dei^osöiv
xal zalg xoooevxalg vvxzcdq xci
4. xal avzy zy wq^ kxioxaCa av^a>-
fioZorelzo*) zqf ds^ xal iXaXei
X£qI avzov xäoip zolg XQ00ÖBj[Ofii-
fioig^) XvzQOHiiv %QOvaaX^fL
XI. Die Magier aus Arabien.
Mt 2, 1—12. Just. Dial. a Tryph. c. 77. 78. 106. Celsns ap. Orig.
c. Cels. 1, 40. 58. Protey. Jac 21. Ev. Ps.-Matth. c 16. Ev. Inf.
Arab. c. 7.
QIR Tm'^ Ü'^VS!? nirn l. Kai l6ov XaXö(^^) axo ^^^a-
:ntt';btü')T 5)fc5a ßlag^ ^}tS^) ^^ %QovoaXi^fi,
ODSn^a ib*; *[b^ r^r^tk^^ 2. Xiyovzsg ozi ßaacXsvg 7Sf«35?«Ji'
X, 1. Lc. 2, 36*. — 2. Lc. 2, 36^. — 3. Lc 2, 37. — 4. Lc. 2, 3a — XI, 1.
Mt 2, 1. — 2. Mt 2, 2
1) Lc, gj/(ja ac = rin^, Didasc, Const: ovaa = :in^. — 2) Didasc,
Const, 1. Tim. 5, 5 ngoofiiveiv = -i«y, Lc. Xatpeieiv, — t^, — 3) Diduc^
Const vvxzQ^Q xal fii&* tffii^av, Lc vwcia xal ^fi4Qav% 1. T. 5, 5: wxtog xal
tlßiQaQ, — 4) Didasc, Const öoSdaaoa, Ev. Inf. Ar. gratias agent. — 5) Juit
TCQoaSoxäv. — 6) CelsaB: XaX&aloi, Mt: fidyoi, *~ 7} Jiut. Epiph. *A^^aßla
" on)j «=« dvatoXal Mt — 8) Joat, Epiph. iX9^cTv, Mt na^ayivecB-au — 9) So
Jastin. Dagegen Ev. PB.-Matth: obi est rex, qni natos est vobia? Mt: nov
iazlv 6 rexB'elQ ßaaiXsvq xwv *Iovdalafv; — 10) Banlidee: ted^eafiivoi.
§ 5. Der hebrftische und grieclÜBche Text
219
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acxiga amov Xafnpavra *) ^y ry
avQgp^ ^) xal fjX&ofisv XQoCxvpif'
Oai ccvrä.
3. xal axotJaag 'HQciörjg iragax&V^)
4. xal cvvayaya>v jtavraq xovq aQXiB-
QStg xaL J^/^^J^^"*) *«^ Jigsößv-
T^Qovg Tov Xaov ijtvvd-apsro^)
jtag avxmv xov 6 XQiaroq ysv'
värai,
5. ol 6h Bbtav avxA' hv Brjd^Xsifi t%
lovöalaq' ovrcog yag yiyQaJtxat dia
TOV JtQoq>rixov'
6. xal ov Bijd-Xeiii, yfj %'öa, ovöa-
/icig iXaxloxf}^) el kv xolg ^efioöiv'^)
^Fovöa' ix oov räo i^ekEvöexac^yoV'
fisvog^), oOTig Jtoißapel xov Xaov
fiov xov *IOQariL
7. xoxB ^HQciöfjg xaXicaq xovg XaZ-
dalovg rjxQlßoosv xag avx&v xov
XQovov xov g>aiPo/iivov acxigog-
8. xal Jtefitpag avxovg slg Bi]&'X€6gi
sljtsv vjtayBxe^)x(ddva^Tix^oax€^^)
dowakäg ^^Y xal iav evgnxB, ojiaj'
yBlXaxB ftoi, oxoag xdym iXd'Av
j(goC7CVV7]Oa> avxä.
9. ol 6b dxovoavxBg xov ßaCiXiog ijto-
gBv&rjoav xal l6ov 6 dox^g, ov
b16ov kv T§ dvaxoX^, jtgoijyBV av-
3. Mi 2, 3. — 4. Mt. 2, 4.
— 8. Mt 2, 8. — 9. Mt 2. 9.
- 5. Mt 2, 5. — 6. Mt 2, 6. — 7. Mt 2, 7.
1) Protev. Xdfitpavra, Jiut, Geis.: dvareiXavta. — 2) Ign., Just, Test
XII pair., Apoc 12, 1: iv ovgavip, — 3) Heges. itpaßelto, — 4) Just:
TtgeaßvtBQOi, Ev, Inf.: sapientes. — 5) Protev. dvixgivev, Ev. P8.-Matth.
inqoireret, Jost. o (ia^<av. — 6) LXX: dXlyiaxoq. — 7) LXX: x^Xidg, —
8) LXX; aQX(ov — 9) Protev. ed. Tischendorf: hndyBre, Mt nogsv-
B^ivreq. -—10) Ebenda: ^tit^aom, Mt iSexdaate. — 11) Protev. ed. Fa-
bricios: da^XtoQt Mt dxQißtSq,
220
Dft8 KisdheitBeTangelinm.
.TT T-S- --. -J--
nÄti— ?? nbiiÄ nnpte
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-rttiS 'inri^5 "i^'^^^inrittf?!!
ib " 'la'^ip?? DniisiK
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rovg, §09$ ^Jl^cDi' icxad^ kxavm
ov f]P t6 xaiöLov.
10. Idovxaq d\ rov acxiga ix^l^^^
11. xal hXd-ovxBg elq rf^v obd(xv elöov^)
xo Jtaiötov fiexa Maglaq xtjg (iffXQog
avxov, xoü jtQOCexmnjCav avxw^
xal avol^avxeg^) xovg 9i}C(wqovc^)
ctvxäv JtQOO^veyxap avxtp öciga,
XQVöov xcä, Xlßapov tccü OfWQdHzv.
12. xal xQfj^axtOd^vxsg^) xax ovoq^^
^7j ävaxafnpai^) xQog ^HQwöfjv, 6i
aXXrig odov apsxd^aav'') dg xnv
Toigav ixvxcip^).
Xn. Die Flucht nach Ägypten.
Mt. 2, 13—15. Ey. Ps.-Matth. c. 17. Bist. Jos. c 8. Ev. Inf. Arab.
c. 9. Just. Dial. c. Tr. c 2.
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ayysXogxvQlov g)alpexcu7cax o%hxq^
xtp *Ia}Ofig> Xiyop'
2. k^egd-slg xagaXaßs^^) xo xoidlop
xoü xriP fifjxiQa mxov, xal g>Bvjs^^)
dgAlyvxxoPj xäi lö^iixet^aig op^^
eljco) cor fieXXet yog ^HQmdrjg gj/-
xBlp ^5) xo naiölop xov axoXiccu "}
avxo.
10. Mt. 2, 10. — 11. Mi 2. 11. — 12. Mt 2, 12. — XÜ, 1, Mt 2, 13*.
— 2. Mt 2, 13b.
1) Ev. P8.-Matth.: invenemnt — 2) Protev. i^ißaXov. — 3) Protev.
dno tf}g ni^gag adrwv, Epiph. J^vot^itv raq m^ga^ kuvrtSv. — 4) Joit
ixeXevcd^TfaaVf Epiph. naQayYiXlovtai. — 5) Just xtn^ dnoxdlwpiv. —
6) Jnst. inaveX^Btv, — 7) Protev. inoQtu^aav, Epiph.: dipixvBlc^ai, Jtist:
dnaXXttrread'at. — 8) Epiph. slgr^ kavrwv ntngiSa. — 9) Justin (DiaL 102):
xard xiXsvaiv, — 10) Jnat Xafißdvsiv. — 11) Jnst dnaXXayrjvai, Ev. Inf- Ar.
abire. — 12) Just äxQig &v, — 13) Just. inißovXevsiv — 14) Jutt dpeX£Tr.
§ 5. Der hebrftiBohe nnd griechische Text.
221
:oSTTin niti-ra? Dttf-^m
3. o d^ i/epd-el^ IXaßtv xo jtcuölov
xal xfiv fiTjtdQa ctvtov wxtbg Tcal
djt^Xd-ev^) dg Alyvjtrov.
4. xal rjp kx6l, arotg av ajtid'avsv^^)
HQcoöfjg. *)
XIII. Der Eindermord zu Bethlehem.
Mt. 2, 16. Just Dial. c. Tryph. c. 103. Cek ap. Or. a C. I, 58.
Protev. Jac. c. 22. Ev. P8.-Matth. c. 17. Bist. Jos. c. 8. Ev. Inf.
Arab. c 9. 12.
1. r^ovg*) di ^HQciÖTjg ort ivexalrd-Tj
vno xAv fiäycov, (ogylod-Tj^) Uav
rj xaQola avxov'
2. xal ijtsßtpsv^) slg Br^Xslfi (povav-
xag"^ xai anixxstVBV^) Jiavxag
xovg hv xw avxcp XQ^V^ ysysvv?]'
fiivovg, ^)
3. olofiBvog^O) xal xovxov dvsXetv ovv
avxolgf jrgpl ov elg^xaciv avxcp ol
XaXöaloi.
D'^-ibisn bä-n« niq^
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ib 'inti« nirf« nn^n
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XIV. Die Rückkehr aus Ägypten.
Mi 2, 19—22. Ev. Ps.-Matth. c. 25. Hist Jos. c. 9. Ev, Thom.
Lat c. 3. Ev. Inf. Arab. c. 26.
OiTlin nifi "^IHK *^TV>^ l. TsXavxTJcavxog öh xov *Hq<döov,
HÄ"?? iTJST? ^Äbtt nSiTj Wov dyyeXog xvqIov g>alvexai
3. Mt. 2, 14. — 4. Mt. 2, 15». — XIII, 1. Mi 2, 16». — 2. Mt 2. 16b. —
3. JuBi Dial. c. 103. Cels. ap. Orig. c. Geis. I, 58. — XIV, 1. Mi 2. 19.
1) Just. dn^X&eVf Mt. avf^^cJpi/aev. — 2) Just. ixQ^i ^^ dni&avev,
Mt ?wg T^i TsXevzfjq, — 3) Nach dem Ev. Ps.-Matth. geschah die Flucht
„per viam eremi" — vgl. Apoc. 12, 6: xal ^ yvvfj fyvysv dg r^v sgff/xov,
— 4) Protev. yvovg, Mt Mv. — 5) Protev. SgyioO^e/q^ Apoc. 12, 17: <oq-
yla^j Mt i&v/jL(o^. — 6) Protev. srcBfitpsv, Celsus nifitpaq, Mt. dnoaxBl-
Xaq. — 7) Protev. (povtvxaQ^ Just dveXovzaq. — 8) Protev. aveXHv^ Mt
dvstXfVf Cels. dnoxrelvat, Just. dvaiQBd'TJvai, — 9) Just ixsivov xov xai'
Qov yewrfi'ivTaqt Cels. tovq iv x(p avrtp XQ^^^ yeyBwrjßivovq, — 10) Just
öia x6 imovoeZv^ Cels. oio/ievov.
222
Das Kindheitaevaagelimn.
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xar opoQ^) xm ^I(oorjq> iv AI-
yvjrtq}'
2. Xiymv kyBQQ-eiq xagalaßa xo Jtcu-
6lov xdi xijv fifftiga mxov, xci
xoQSVov^) slg yijv ^laga^X' xBd-v^-
xaOiv yoLQ ol ^tjrovvxeg xtjv ^jiiv
xov Jtaiölov.
3. o 6h iysgd'siq staQiXaßep xo xat-
dlop xal xi}v fit/xioa avxov xai
kjtoQsvdTj slg yr^v %QafjX.
4. dxovaagöi oxi^AgxdXaog ßaCiXevei^
xfjg ^lovöalag avxl ^HQciäov rov
jeaxQog avxov, iq>oßtj&rj hcal dxeX'
d-elv,
5. xal TJvsyTUv xo Jtcuölop slg xjjp
BQfißop, %(Dg ov iyJPBXo tjcvxia h
x^ ßaöiXdqi xov ^Hgcijov.*)
6. xal xoxe vjtdaxgefpap slg Bfid^Xitfi
xaL efisipgp ixet
XV. Die Niederlassung in Nazareth.
Mt. 2, 22^ 23. Lc. 2, 39. 40.
riKn? nrn) IJ^bti nirV] l. Kai ISov äyysXog xvqIov ag>apfl
"l^«'»5 P|P'i'^"bS Dibnn xax' ovag xä 'la}0^q> xtd eXsyev
:b''ban"*isp"bÄ nie draxcigei alg xa ßigi] xijg FaXi"
Xalag,
atÖ';5 nb"^i?4n ^t^ «n^l 2. xai iXd^Äp ^Jr^örpc^i;/) alg xfp>
2. Mt 2, 20. — 3. Mt 2, 21. — 4. Mt 2. 22». — ö. E?. Thom. c 3. —
6. Ev. Thom. c. 3. — XV, 1. Ey. Inf. Arab. c. 26. Mt 2, 22b. — 2. Lc 2, 39.
Mt 2, 23». — Ev. Thom. Lat c. 3.
1) Fehlt in den aussercanonischen Paralleltexten. — 2) Et. Thom.
revertere. — 3) Mt ßaaiXevei dvxl «» Jast, Epiph. diadk^avo. — 4) Et.
Thom. talit eum in deserto, nsque dum fieret tranqnillitaB in HiernsalenL —
5) Mt dvEXfOQfiaBv.
§ 5. Der bebr&iBohe nnd griechisohe Text.
223
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eavTOv Na^agi&j ov elxev xXf]Qo-
vofilav xaxQ€pav.
3. ro ök jtaiöiov fjv^avev xal hcga-
raiovTO^) Jclf]Qovfi6Vov^) ;i^a(ȣro$
xal ooq>lag,^)
XVI. Der zwölfjährige Jesus im Tempel zu Jerusalem.
Lc. 2, 41—52. Ev. Thom. c. 19. Ev. Inf. Arab. c. 50—53.
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1. Äial ar^Aö'Ot'^) ol yovBlq avrov
xar BToq dq ^hQovCaXfjfi JtQoOxty
vijoai kv T^ ho(^^ rov xaox^
2. xal oxB kyivsro kxAv öciöexa, avi-
ßfjcap*) ix^^^^^ avTov Tcara ro
ed'Og XTJq koQrrjc'
3. xal reXsöavTov^) rag tjfi^Qag dvi-
xafixtov^), xal Ißfieivsv'^) o Jtalg
^Iricovg iv %QovoalrifA, xal ovx
eyrrnoav ol yovBlg avrov,
4. xdL kpoficCav avrop Iv r^ avvodla
slpai' 6ö€vOapra}p^) 6h oöm tjfiiQag
fitäg k^'^rovp ^) avroP ip rolg övy-
yspioip xal xolg ypoHJxoTg.
5. xal (ifj svQOPXBg kXvjtTJd-fjcap , xal
äpBxafijtxop ^^) dg X7}p jtoXiP gjy-
xovpxeg avxop.
3. Lc. 2, 40. Ev. Thom. Graece A. XV, 3. Job. 1, 14o. — XVI, 1. Lc.
2, 41. — 2. Lc. 2, 42. — 3. Lc. 2, 43. — 4. Lc. 2, 44. - 5. Lc. 2, 45.
1) JuHt.: avÖQOVfjLBvov. — 2) Ev. Thom.: [abotov. — 3) Job. 1, 14:
dlrfi^Biaq. — 4) Epipb. ctv^A^ov, Lc. inoQBvovxo, — 5) Cod. D xBXBadvxfov,
canonisch: XBXBiwadvxwv. — 6) Epipb. dvixafmtoVf Lc. v7toazQig>Biv. —
7) Epipb. ifdBtvBv, Cod. D dnifjiBivBVy canoniscb: vnifiBiVBV. — 8) Lc. ^X-
^OF. — 9) Epipb., Ev. Thom. ^gifrow, canonisch: dvBl^ijtovv. — 10) dva-
xdftyfaaa, Lc. vniaxQS^fav,
1
224
Das Kindheitsevangelium.
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(>oj; aixov iv xA leg^ xad-e^ofispov
iv fieoq) xAv iiöaöxaXmp ') xcii
äxovopxa avxAv tuxX iQmxmma
avxovq.
7. jtQOOelxov Sk Jiävxsg xal kd-avaa-
Coj^2) ^c5g k^riyricaxo^) xa Tctipa-
Xaia xov POfiov xal xag xagaßo-
Xaq xAv jiQOfprixAp,
8. JtQOOeXd-ovöa dh ij f^^xrjQ txvxov
tlxBv aixA' xixvoVj tva xt xovxo
IjtolrjOaq f/filv; Idov oSvvAiuvoi
i^fjxovfiiv CS.
9. xal eljcEP avxolq' xl (u ^tjx&xt;
avx oiöaxe oxi hv xolq^) xov xa-
XQoq fiov öel elval fie.
10. ol öh YQafifiaxetg elxop XQog Ma-
Qtafi' oi) el (iTjXfiQ xov xaiöoq xov-
xov;
11. iy 6i ebtsv iycS slfu, xal Uxov
avxy' fiaxaQla oi) el iv yvvai§Lv,
oxi BvXoyrfiBv o d'eoq xov xagxop
x^g xoiXlag oov
12. xoiavxTjv yaQ öo^gp xci xoutvxfjv
aQexfjp xal oo<plap ovxe löofup^)
ovxe T^xovoafiiv xoxe.
13. apaaxag 6h ^Irjoovg ^oXovO^csp
xy [itjxqI avxov xal dpixafixxep
1) Lc. 2, 46. — 7. Lc. 2,47. Ev. Thom, c 19. Ev. Inf. c 50. — a Lc.
2, 48. — 9. Lc. 2, 49. — 10. Ev. Thom. c. 3. — 11. Ev. Thom. c 3. —
12. Ev. Thom. c. 3. — 13. Lc. 2, 51».
1) Iren. vofioSiSaaxdkoig. — 2) Ev. Thom. iBixvfAal^ov, Lc iSlatavxo.
— 3) Ev. Thom. iniXvwv, Ev. Inf. Arab. explicavit, Joh. 1, 18: i^tjaaxo. ~
4) Ev. Inf. Arab. in domo patris. — 5) Joh. 1, 14. xal iS^eaaafu^a Tt^v
So^av avTOv — nXi^Q^q x^Q^'^oq xal dkij^eiaq.
§ 5. Der hebräische und griechische Text.
225
-b^ Toö •^n'^n mi^
MK nabn rntt« '^««^
rroipa biai ?ibh y^üDi
vxoxaaoofiBvoq ^ rofg yorevoiv av-
rov.
T » S
14. «J rf^ fi^Tf^Q avTov duT7]Q€i, navxa
ra ysvofisva iv rj xaQÖla avrijg.
Ib, 6 6h ^Irjöovg stQoixonxsv kv rjXixla
xal öog)fa^) xal x^Q^'^^ xaga d-sä
xäl dvd'Q(6xoig.
XVII. Jesu Geschlechtsregister.
Lc. 3, 23— 38D. Mt. 1, 2—16. Epiph. Ancor. c 59.
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1. Avrog öh o iTjOovg ii^o filier o el-
vai uoQ *IcoOfiq)y rov ^laxciß,
2. rov Mad^O^j^) xov ^EkeaC^aQ^^)
rov ^EXiovöj^) rov ^laxelv,^)
3. rov Saöcox, xov ^cop, xov ^EXia-
xslfiy'^) xov \4ßcovd,^)
4. xov ZoQoßaßek, xov SaXaO'ii^Xy
xov %x^^^^^* '^^^ *I(oaxslß rov
xal^) ^EXiaxslfi,
5. xov ^ItDöela,^^) xov ^Afidg,^^) rov
Mavaoofj^ rov ^E^ixela,
14. Lc. 2, 51b. — 15. Lc. 2, 52. — XVII, 1. Lc. 3, 23 D. Mt, 1, 16. Epiph.
Ancor. p. 62 C. — 2. Cod. D ad Lc. p. 173». Epiph. 1. c. Mt. 1, 15. —
a Cod. D 1. c. Epiph. 1. c. Mt 1, 13. 14. — 4. Cod. D L c. Epiph. L c Mt.
1, 12. - 5. Cod. D 1. c. Epiph. 1. c. Mt. 1, 10.
1) Phil. 2, 8. vnnxooq. — Vgl. Eph. 6, 1. Col. 3, 20. vnaxoveiv. —
2) Joh. 1, 17. dXi^^eia, — 3)al. ßax^av, Max^iaq^ LXX: Ma^dv, MarS^dv, —
4) aL fieleazar, !fi'A<aga(>, '£'Afa^a^o(. - 5) al. Heliat, im A. T. fehlt dieser
Name. — 6) al. ^Axelf^, Achim, LXX: *Axlv, ^laxiiß^ 'Itoax^^ß' ~~ 7) *^«
Eliazim, Heliadb. — 8) al. Abinth, fehlt im A. T. — 9) BezflgUch der
WeglasBung des xdi dm-ch Schuld der Abschreiber vgl. oben S. 186^ sowie
Blass, de yariis formis eaangelii Lucani (Hermathena IX, 22 1896, S. 308)i
welcher, wie ich sehe, auf dieselbe ErklSjrang des Sachverhalts gekommen
ist^ wenn auch nur vom grieoh. Texte aus. — 10) al. ^ioaiag, — 11) Richtig;
*Afi<»v,
Teile n. Ontersnchangen X, 5. 15
226
Da« Kindheitserangeliaiii.
1^ ütn-^t mvr\^
-•ja n:a«-W «otji^
-•ja TitJnna Ti^^iTl?
:n'iri3i n»
-15 HbtttinB-ja Ip3b-i5
.•ifian
6. rov 'Axag,*) tov *Ia>a&ap,^) rov
O^ela, TOV Auaolov,^)
7. TOV /coag^ TotJ Oxog/ov, tov /a>-
pa^, TOV *Ia}Cag>a6, ^)
8. TOV l4orf(5p/) TOV ^/9iovrf,^) tov
'Poßoafi, rov SoXoßAv,
9. TOV Javslö, TOV %aoal, tov
'fl^jjrf,') TOV Booq,^)
10. TOV ^aXiitov, TOV NaaöCciv,^) tov
^) TOv^Aqa^^^^
^) TOV ^ageg, to
6a, TOV ^laxdß,
12. TOV ^loax,^^) TOV lAßgadfi, rov
Oaga, tov Nax^oQ,
13. TotJ Sbqovx,^^) tov ^Payav, rov
^aXix, * *) TOV "EßtQ,
14. TOV SaXciy^^) TOV *AQ(pa%aö, tov
2J^fi, TOV NAs,
15. TOV Aa/isx,^'') TOV Mad'ovaaia, tov
*ibv-
-^5 b«bbrn3-[a Tyr^ 16. tov 7apt<J,^^) tov ^^^XeXe^^)
:üi3K-13 ID'^g T0v^rrai,2i) ^^j Alvmq^^)
:D''n'b«-l^n'T»""j5 niD"13 17. tov J£^^, tov Aöäfi, tov^Obov.
6. Cod. D p. 173a. 174». Epiph. p. 62 B. Mt 1. 9. — 7. Cod. D 1. c.
Epiph. 1. c. Mt 1, 8. — a Cod. D 1. c. Epiph. 1. c. Mt 1. 7. — 9. Lc. ,% 31b.
32» D. Mt 1, 6. Epiph. 1. c. — 10. Lc. 3, 32b. 33a D. Mt 1, 4. 5. Epiph. l. c —
11. Lc. 3, 33 D. Mt 1, 3. Epiph. 1. c. — 12. Lc 3, 34 D. Mt 1, 2. Epiph. p.
62 A. — 13. Lc 3, 35 D. Epiph. 1. c — 14. Lc 3, 36 D. Epiph. 1. c —
15. Lc 3, 37a D. Epiph. p. 61 C. — 16. Lc 3, 38 D. Epiph. L c
1) al. !4zag.. — 2) LXX: 'Im^fx, — 3) Epiph.: 'Efuaiag. ~ 4) aL
Iwoatpdr, Jusafad. — 5) LXX: Uex«. — 6) LXX: 'AßiOv6. — 7) D: ÜBHA,
d richtig: Obed, Epiph.: ^Tw/ftfA — 8) aL Boo^y Böig. — 9) Epiph.: Naa<rmfL
^10) Epiph.': 'Afjiivaödfjiy LXX: 'ApuvaSaß, — 11) Lc. 3, 33: "ASfuly tov
ÜqvbL ^ 12) LXX: ^EcQcifji. — 13) LXX: laaax. — 14) LXX: 2^pot^. —
15) LXX: 4^aXey. — 16) Lc 3, 35. 36: Saka tov Kaivdß — Gen. 11, 13 LXX:
Kaivdv iyivyrjas tov SaXd. Dagegen fehlt im hebräischen Text lu Gen.
13, 11, ferner 1. Par. 1, 24 (wie im Cod. D) der Name KutydfA, Kmvdv
Auch 1. Par. 1, 19 heisst es: •^aj-P» ^^^ «Wj. — 17) LXX: Adiux* —
18) LXX: *Eviox^ — 19) al. Idgit. — 20) al. MeUX&iX. — 21) aL Kaumfu —
22) al. jFvoJc.
§6.
Das YerhUtniss der Qaellenschrift zur ETangelienliteratur.
In diesem und in den folgenden Paragraphen gilt es nun^
den EinfluflSy den die QueUenschrift des Kindheitsevangeliums
auf die urchristliche Literatur ausgeübt hat, zu erforschen und
dabei die vorausgegangenen Untersuchungen nachzuprüfen, zu
erganzen und zusammenzufassen. An der Spitze der urchrist-
liohen Literatur stand das Urevangelium oder die Logia (=«= n^^t;
^tÖ^), von welcher Schrift ebensowohl die canonischen Evange-
listen als die canonischen Lehrschriffcsteller in erster Linie beein-
flusst waren. Es erwächst mithin zunächst die Aufgabe, das
Verhältniss des vorcanonischen Kindheitsevangeliums
zu dem vorcanonischen Drevangelium zu erforschen, woran
sich dann sachgemäss die Untersuchung desjenigen Einflusses
schliessen wird, den das Eiadheitsevangelium auf die canonische
und apokryphische Evangelienliteratur ausgeübt hat.
1. Das Urevangelium.
Das Verhältniss zwischen der QueUenschrift des Eindheits-
evangeliums und dem Urevangelium («»synoptische Grund-
schrift «=s apostolische Quelle ^=^ Aoyia = ?W5 *^^^*l)
würde mit viel grosserer Klarheit zu erkennen und mit weit
grösserer Leichtigkeit darzulegen sein, wenn eine Reconstruktion
der $5)©;) *>'jy] = Aoyia sowohl nach dem hebräischen Grund-
text als nach der griechischen Übersetzung (mit ihren Varianten)
auf Gruncl der canonischen und aussercanonischen Quellen bereits
durch den Druck veroflfentlicht wäre.^) Denn wenn auch jeder
1) Bald nach VoUendang dieses gegenwärtigen Werkes über das Kind-
heitBevangeliam soll der Druck der nvr '«'^aif » Aoyia im reconstniierten
hebr&ischen und griechischen Text in Angriff genommen und dadurch
einem fühlbaren Mangel abgeholfen werden.
15*
228 ^^^ Eindheitsevangeliam.
Mitforscher, welcher auf dem Gebiet der ETangelienforschung^
selbstständig thätig ist, ein mehr oder minder deutliches Bild
von der synoptischen Quellenschrift in seinem Geiste sich ge-
staltet hat, so ist es doch fQr den Femerstehenden fast eine Un-
möglichkeit, aus den gelehrten Einzeluntersuchungen sowie aus
der Menge der Texte und ihrer Varianten auch nur ein annä-
hernd entsprechendes Bild sich herauszuarbeiten. Erst wenn end-
lich der Wurf einer erstmaligen Reconstruktion und Drucklegung
der Logia (»= srw'] ^'^^'i) gewagt sein wird, kann die Evange-
Uenforschung einen neuen Anlauf nehmen, indem dann die Dis-
cussion über das Für und Wider wie im Ganzen so im Einzelnen
der Untersuchungen einen greifbaren Anhalt gewonnen haben
wird. Gleichwohl lässt sich auch jetzt schon über das Yerhäli-
niss zwischen der Quellenschrifb des Kindheitseyangeliums (nilbip
TID'}) und der Grundschrift der synoptischen Evangelienliterator
(js^HjS 'nyi) ein Urtheil fixieren, welches für die Frage nach Ent-
stehung des Kindheitsevangeliums von Wichtigkeit und Bedeu-
tung ist. Denn das Ureyangelium der ?W5 ''"lOT liegt sowohl
nach seinem geschichtlichen Tenor als nach dem Hauptinhalt
der Reden Jesu wesentlich in den drei synoptischen Evangelien
vor uns.^) Eine Feststellung des zu den Logia gehörigen Wort-
schatzes ist (nach Ausscheidung der den Stil der einzelnen drei
Synoptiker charakterisierenden sprachlichen Eigenthündichkeiten)
wohl möglich, ebenso eine Inventarisierung des zu Lc. 1, 5 — 2, 52
und Mt. 1, 18 — 2, 23 gehörigen sprachlichen Materials. Und eine
darauf vorgenommene Vergleichung des zu dem Eindheitsevange-
lium einerseits und des zu dem UrevangeUum andrerseits gehörigen
Sprachgutes bietet eine erste objektive Grundlage zur Beorthei-
lung des zwischen beiden evangelischen Quellenschriften bestehen-
den Verhältnisses. Es liegt auf der Hand, dass, da das Geschlechts-
register hierbei nicht in Betracht kommt, bei einer solchen Ver-
gleichung dem lucanischen Theil des Kindheitsevangeliuma mit
seinen 128 Versen gegenüber den 25 oder 26 Versen, welche Mt.
aus der Quelle geschöpft hat, der Löwenantheil zukommt-.
Nach Ausschluss der gebräuchlichen Präpositionen, Gonjonk-
1] Dass der Titel rtvr "t^^ nreprAngHch ,,6etchiehte Jesu*' bedeutet
and dass die überBetzung koyta ^= d^'^s^ in dieBem Falle unsatreffeDd isl»
daraber vgl. Heft III, 812 f. Doch ist der historisch gewordene Titel: A^yea
trotzdem beizabehalten.
§ 6. Das Verhältniss der Qaell»8obrift zur Erangelienliteratar. 229
tionen, Partikeln und anderer völlig farbloser Wörter berechnet
sich der Wortschatz der Logia auf ca. 930 Vokabeln, der des
Kindheitsevangeliums auf ca. 330 Wörter. In folgenden Vocabeln
nun trifft das lucanische Kindheitsevangelium mit den
Logia zusanunen: ayad-a, ayaXXiäp, alretp, apaßoLvuv, apaysiv,
ivaxXlvBiv, avaorr^vai, atf&Qcoxog, djtoxaXvxxetv, dxoxQlpeod'ai,
^oXveiv, a^fjv, döxa^eod'ai, daxacfiog, av^apsip, dq>ai(felp,
iipeCiq dfiüQTicip, dtplcxacd-aij ßaoiXela, ßQig>og, yspaa, yiV€o-
ijxBip, yXcoööa, yoptlq, ypcooig, ypcoorog, yQafifiaravg, öst, 66%^*
od-ai, öiaöiöopaif öuQxeo&ai, öiakoyi^ea&ai , diaXoyio/iog, öia-
/dipsip, didpoia, diaaxoQjtl^eiP , öiödoxakog, öixaioavpi], do^üj
öo^a^eip, övpafiig, övpaod-ai, i&pr], elQi^pt], elcayetp, sloaxov*
^od-aiy Ix^Xr^TTBöd-iH, iXsog, ifiJtal^BiP, ifiyrifinXdpaiy ipzoXtjy
i^altpPTig, i^ajtoordXXsip, i^laraoOai, tOQTi^, hxlqx^o^at, ixsQa^'
räp, ijtiyipciöxeip, ijnoxijtrsoß'ai, ijtiöxidCsiP, ijnOTQig)eip, t]
iQtlliog, troifid^eip, irog, tvayyeXl^eöd^ai, Bvöoxla, evXoyelP, ev-
XoyrjTog, bvqIöxbiPj k(picxdvaiy ixO^Qog^ ^i]Vj ^Xixla, d-avfid^eip,
^Qopog, d^vola, d-xxsiaoxr^Qiop , löiog, IsQSvg, Isqop, xad-aiQSlp,
xad'üQiOfiog, xa9^6^ec&ai, xaB'^o&ai, xaiQog, xagöla, xaxaßalpeip,
xaxdXvfia, xaxaoxavd^sip, xelod^ai, xaXavsip, xevog, xüiXla, X(d-
^og, XaXslP, XaxQSVsiPy Xoyog, fdaxdgiog, fiipaip, ip ftioq), (iiCalv,
/ipäcd-aCy paog, pofiiC,tip , vo/iog, vv§, oöog, 6dvpäc9^ai, olxog,
olxovfiept], oXog, ofipvsip, oQaPy oQxog, ovQavozy ovg, ovxl, otpd'aX-
(iog, 6q>d^7}Pai, ytaQaxQfjfia, xaQd^tPog. JtaQioxdpaiP, jraoxa, xaxQlg,
jreipäPf jtlpeip, jnoxevstp, jtifiJtXdpai, ^XfjB'SiP, jrXfjO'og, jtXfjQovPj
jiXovxelP, jtoififjp, jtoxajtog, Jtovg, jtQoodexspd^ai, JtQOCÖoxap,
jrQOC£vx^<^^^^* ^QOOwjtoPj JtQOtprjxevstp, jrQcoxog, xrcicig, Qrjfia,
^veod-at, a?]fietoPy Of/fdagop, aicojräp, öxid, oxiQxäp, öxoxog,
cotpiay CJtiQiia, öJtsvöeip, oxstQa, oxofia, ovyyep/]g, ovyxcclgaiPj
ovpxaXatPy övpxrjQalPy a<DX7]Qlay xajtatpogy xixpop, xeXalP, xaXai-
ovp, xaXog, xiO-apai, xoptog, vjtofiipaip, vjtoOxQifpaiPj vjtoxdoöa-
od-ai, vtpioxog, vtpovp, (jpoßog, (pvXjjy (pcupi), ^£g, ^i/pcr,
iSpa. Die Matthäus-Perikopen des Kindheitsevange-
liums berühren sich mit dem Wortschatz der Logia in folgen-
den Vokabeln: dfiaQxla, ßovXao&ac, d^ricavQogj xaxotxalp, Xlap,
fiiXXaiP, olxla, oQia, jtaQaylpaod-aiy jtaQaXafißdpacp, xa/dJiaip,
jtljtxaip, jtQodyatp, jtQOOxx'valv, jrQooxdooaip , JtQoöq)dQatp, jcvp^
d-dpaöd^aiy ovpdyaip, ctpoÖQa, cm^eiPy xeXsvxäp, vjrpog^ q>alpaod^ai
q)avyBiP, x()txjo»;. Endlich sind noch folgende Wörter zu notieren,
230 ^^ KmdheitBeYaiigeliain.
in welchen das Sprachgat der Logia mit dem Eindheits-
evangelium beider Evangelisten, des Lucas und Matthäas^
zusammentrifft: ayYeXog, olptiq, ävolyeiv, axoveiv, aJtiQXBoO-ai,.
axooriXlBiv, ßaciXeveiv, ßaOiXsvg, yrj, YQag)£iVy ybvpop, yvpfjy.
ölxcuog, hyslQHV, elceQxsCd'ai, i§ifix^o&ai, iQXBoB-ai, C;riTBlv, ^fUga,
d'iXsiv, löav, xaXslp, xvQiog, Xaog, Ziyeiv, fiiyag, fH^rijQ, opofia,
OVTCD, jtaiöloPy xalg, JtarrjQ, jrpsvfia, JtoiBtp, xoXig, xoq£V€C9'Cu,
JtQO^i^Tfjg, raQdoOBO&aiy vlog, g>oßBlö9'ai, xalQBip, xoQay XQiHxog^
XQOPog, xm^y V^XV-
Neben diesem mit den Logia gemeinsamen Sprachschatz^
vertritt aber das Eindheitsevangelium eine nicht kleine
Reihe von Vocabehi, in denen es von dem Logia-Evangelium
sich unterscheidet und dafOr mit andern biblischen Schrift^
steilem des N. T. zusammentrifft:
a, mit verschiedenen neutestamentlichen Schrift-
stellern:
äyaZllaöig, dxQißcig, afiBfixrog, dprtXafißaPBad'ai, dprili-
yBip, cbtBi&i^g, dxoxdXvfptg, äxoxQiOig, dg>6ßa}g, ßQCQ^lcop, ypoh-
qI^bip, öiijcig, ÖBOJtortjg, öixalcofia, doffia, öwdari]gy o öwarog,
?{^og. ijtig>alpBiP, xQarog, XctyxdpsiP, Xd&Qa, XBirovQyia, prfixdaf
oxtaala, jtarQia, jiBQizifiPBip, xotfinj, xQBößvrtjg, JtQoxoxtBiPr
03tXdyxvo^> ojtovöi^, avpBCig, cmrfiQy öfottJQiov, td^ig, tojibIpw-
öig, xlxxBiP, JiQcaTOToxog, vjtBQ^q>aPog , vipog, Z^P^S^ X^^(^
xvqIov, ^fp^jKar/fföd-a«,
b, mit dem Sprachgebrauch des Mt.:
xaz opaQ, fidyog,
c, mit dem Sprachgebrauch des Lc:
alpBlP, dpa^f)tBlv, dpBvgloxBip, dxoyQa<pri, iiaXcüLBlP, öia--
rriQBlPy ijciöetp, BvXaßfjg, ^ysfiopevBiPj fiByaXela, XBQiXdfiXBtp,
övyyivBiaj ovfißdXXBiP, vjtofiiPBiP (= (lipetp), q>axpri,
d, mit johanneischem Sprachgut:
kB,BxaC,BiP, CftvQpa,
e, mit paulinischem Sprachgut:
xaxBvdvpsiP, xQaxaiovod-ai, ooioxrig, fpQOPtjCtg, x«P**^o«5y,
§ 6. Das VerhältniBB der Qaellenscbrift zur EFangelienliteratnr. 231
f, mit dem Hebräerbrief:
axoYQaq)eip, Ugarela, IvTQCDdg, JtaQaÖBiYfjtarl^eiv , ra-
XBlcDOig,
g, mit Jacobus:
yivBOtq, ijtißXsxBiv, fiaxagl^siv,
h, mit der Apokalypse:
dvaroZi^, d^fäafia, Xlßavoq, 3tQ0(pi^Tiq, QOii<pala.
Weiter folgt aber aucb eine nicbt geringe Zahl der dem
Kindheitsevangelium angehörigen neutestamentlichen
. a:jta^ Xsyofievai
ayxaXcu,, ayQavXetp, almveg, axgtßow, dvaöei^ig, dvaaraoig
im metaphorischen Sinn, dvaqxDpslv, dvd'OfioZoyslod'ai, yrJQag,
ytPciöxBiv in sexueller Bedeutung, öiaypooQlC^tip, öiad-^xf] dyla,
ÖULPBVBLP, öiaragaöosöd-ai, öovXrj, Byxvog, i&l^Bip, kppBVBip,
i^fj/iBQla, ^(iiäp, lÖBlP d-dpaxop, iBQazBVBiP, xagxog xoiXlag,
liPTjCzevBCd-ai, PBOöoog, opBiöog, oqbipi^, JiaQaxXrjCig xov
^lOQOrik, JtaQ&BPla, JtBQlXQVJtZeiP , JtBQlOlXOg, JtBQlOlXBtP , TtlPtt"
xlöiop, jtQoßBßrixG}g Ip xalg ^fiSQaig, JtgojtoQBVBCd'ai, clxBQa,
öJtagyavovp, CTQazta ovgapiog, övXXapißapBip im sexuellen Sinn,
ovfißdXXeip in metaph. Bedeutung, ovpBQXBOd-at im sexuellen
Sinn, övpoöla, zbXbvztj, zQvycip, q>vXaocBtp tpvXaxdg,
Dazu kommen von den aussercanonischen Texten noch
eine Anzahl Vocabeln, welche wie dpÖQovad'ai, dpazi&ipai, öiadixB-
C&ai (= succedere), ijtißovXBvsip, kjttzQOJiBVBip, xiXivaig im N. T.
gar nicht, oder wie dg)ixpelöB-ai, i^fiyelcd^aiy X£g>dXaiop, oöevBip,
oQafia, oxTjPovp, vjtopoelv, XaXöaloi nur selten vorkonunen.
Noch deutlicher zeigt sich die Selbstständigkeit des Kind-
heitseyangeliums gegenüber dem Ureyangelium oder der synopti-
schen Grundschrift, wenn man sich vergegenwärtigt, wie viele
Ausdrücke y welche der synoptischen Grundschrift ihren eigen-
thümlichen Charakter verleihen, im Kindheitsevangelium nicht
wieder zu finden sind: g)aQiOaloi, oadöovxatoi, pofiixol, nQBOßv-
zsQoi, OvpiÖQioPj avpayooytj, Qaßßl, caßßazop — , zeXcipT/g, dftaQ^
zcoXog, id'pucog, xoößog — , öazäpäg, öidßoXog, yeeppa, atf^c.
232 ^^ KindheitaeFUigelittixi.
djtciXeia, öaifioviov — , xQlciqy XQlfta, xQiTfjg, xqivhv, xagoty-
da — , WfifjploQy wiifprj, vv/itpiop — Igyov, iQyarijg, Igya^soß-a
— , öiaxovoq, öiaxopla, iicacopslp — , ävayxfi, apxakXayiia, 5<»^..
d-B^iXtoqy d-Xttpig, xoZjtog, fiaxatQa, fisgig, fiigog, fisrapoia,
Hiad-ogy nvöx^QioPf oxXoq, Jtlözigj cxavöaXop, oravQog — , dya-
&6g, xaxog, xaZog, JtopfjQog, aQxatog, piog, JtaXcuog, xaipog,
Cotpog, Vfjjtiog^ g>Q6pifJiog, fiWQog, maxog, axiCxog, xXwy-
Oiog, Jttcoxog, xXtjrog, ixXaxTog, a^iog, Ixavog, löxvQog,
dyajcTjTog, alcoptog — , dyajtaPj afiagtapeip, dpaxavecd'ai,
ßajtrl^eip, ßXao^tjfistp, ötöacxetp, öixcuovp, öiüxsiP, iXetlP,
i^ofioXoyelöd'ai, &^t]Xd^eiP, xad-aglCjEip, xegöalpeip, xijqvoosip,
xhjQOPo/isTp , fisrapoetp, 6öp]yelp, jtaoxBiP, oxapöaXi^so&at,
CjtXayxvl^Böd-ai, rajceipovp, g)iXetp — , dXrjd-cig, dfitjp, ip raxsi,
op XQOJtop, oval, jtXi^p, noQQO}, xaxicog, oöe, wCavxa}g, toöappd
xxX. Nicht zu finden sind ferner im Kindheitseyange-
lium Ausdrücke wie ßaöiXsla tAp ovQapmp oder /9. xov d-eov.
vlog dp&'QcijtoVy diad-fixti xaivi], CciCeip tpvx^JP (dafftr nur Xaor)
u. a. m. Ausserdem tragen viele Vokabeln nicht den Charakter
neutestamentlicher Prägung, den sie im TJreyangelium empfangen
haben, sie sind lediglich alttestamentlich geprägt, gehören noch
ganz dem Septuaginta-Griechisch an. Man denke an XQtOxog
<Mt. 2, 4; Lc. 2, 11. 26), ßaotXüa avtov (Lc. 1, 33), ornztigia Ig
iX^Q^^ (I^c. 1, 71), bIqii]p7} (Lc. 1, 79; 2, 26), ötad^jxri ayla (Lc.
1, 72), öixaioovpt] (Lc 1, 75) und viele andere. Man vergleiche
Ausserdem das in § 3 mitgeth eilte alttestamentliche Sprachgut
Auch da, wo die Worte des Eindheitsevangeliuma mit ähnlich
klingenden Worten der synoptischen Grundschrift sich berühren,
ist doch der Gedankeninhalt, der Gedankenkreis, der Gesichts^
kreis ein anderer. Von der Parusie z. B. findet sich nicht eine
Spur; nirgends, auch in den prophetischen Theilen des Kind*
heitsevangeliums nicht, erscheint Jesus als Weltenrichter. Es
ist der alttestamentlich-nationale Standpunkt, erweitert durch
prophetisch-alttestamentlichen Universalismus, von dem aus Alles
betrachtet wird.
Ein Einfluss der synoptischen — aus dem Urevangelium
stammenden — Jesusreden ist mithin nirgends zu spüren. Die
verwandten Ausdrücke erklären sich meistens aus alttestament-
liehen Einflüssen. So ist z. B. Lc. 1, 15: ioxai fiiyag ipdxtov
xvQiov — nicht von dem Logion Lc. 7, 28 = Mt. 11, 11: ftfl^cop
§ 6. Das Yerhälinisa der Qaellenachrift zar Evangelienliterator. 233
iv Y6VV7jtotg fvpaixAvy sondern von Oen. 10, 9 abhängig; ebenso
Lc. 1, 17 nicht von Lc. 7, 27=»=Mt. 11, 10 =« Mc 1, 2, sondern von
Mal. 3, 1; Lc 1,53 nicht von dem Herrenwort Mt. 5,6, sondern von
1. Sam. 2, 5. Ps. 107, 9. Die ivd-Qc^ytoi evöoxlag in Lc. 2, 14
treffen nur äusserlich mit dem BvöoxrjCa in Lc. 3, 22 >« Mt 3, 17
«= Mc. 1, 11 zusammen, da letzteres auf Jes. 42» 1: "^WitQ nns*i
zurückgeht Der Ausdruck: ävpafiig i§ vff>o%)g (Lc. 24, 49),
welcher mit Lc. 1, 35: övvafitq vy>lörov in Parallele gesetzt
werden kann, gehört keinenfalls zu den aus dem Urevangelium
stammenden Herrenreden, dürfte vielmehr dem Redaktor des
dritten Evangeliums zuzuschreiben sein. Eine Parallele besteht
zwischen:
Lei, 45. und Lc. 11, 27.
/laxaQla ^ jtiozevaaca (laxaqla ^ xoiXia ^ ßaOtaOaoa öe.
Aber beides sind so irische Naturlaute, jedes ganz an seinem
Platz, überdem beide Male in dem [laxaQla von dem alttesta-
mentlichen 'f'IOK abhängig, dass diese eine Parallele nur dann
für die Abhängigkeit des einen Schriftstellers vom andern be^
weisend sein würde, wenn andere Parallelen derart hinzukämen.
In dem Jesusworte des Kindheitsevangeliums Lc. 2, 49 ist
das 6^1 und das o jtax'^Q dem Sprachgebrauch der synoptischen
(wie Johanneischen) Jesusreden ganz congenial; aber der Inhalt
dieses Jesus wortes, welches den Schluss-Höhenpunkt des Kind-
heitsevangeliums bildet und dem in Lc. 1, 31 — 35 niedergelegten
fivöTTjQiov voll entspricht, ist so ganz original, dass dieses Wort
aus Jesu Munde die Selbstständigkeit und Unabhängigkeit des
Kindheitsevangeliuois erst recht ans Licht stellt
Seine Selbstständigkeit zeigt das Kindheitsevangelium auch
in seinen drei Hauptideen bezüglich der Person Jesu, indem es
denselben
als vlog Tov &eov (Lc. 1. 32. 35),
als vlog Javl6 (Lc. 1, 27. 32. 69; 2, 4. 11,0
als XQiöTog (Mt 1, 1'. 18; 2, 4; Lc. 2, 11. 26) = öcör/}(>
(Lc. 2, 11) = ocoxr^QLov (Lc. 2, 30)
1) In Mt 1, 1*> stammt der Ausdruck: v\6q Javld ebenso wie der
andere: vlog ^Aßgaccpi sichtlich nicht aus der Quelle, sondern von der Hand
des ersten Evangelisten.
234 ^^ KindheitseTangeliaixL
charakterisiert Nirgends ist im synoptischen Sprachgebranch
des Urevangeliums XQiozog als ocottjq oder ö€Dr^Qiop (letz-
teres echt alttestamentliches Septuaginta-Griechisch) bezeichnet
worden; nirgends ist eine Spur des Ausdrucks: XQiarov kv acLQxi
[iXfjXvd^oTa] zu finden (vgl. oben S. 131); nirgends ist die Phrase
vlog vy?lOTOv auf Jesu Person zur Anwendung gekommen. Und
umgekehrt nirgends im Kindheitsevangelium, so sehr es die
Abstammung Jesu aus Davids Geschlecht und Haus betont, ist
Jesus selbst als vlog Aavld benannt, wie es im UrevangeUnm
wiederholt geschehen. Vgl. Mt. 9, 27; 15, 22 u. öfter. Wenn
man hinzunimmt, dass der fQr das synoptische Selhstzeugniss
Jesu entscheidende Ausdruck des vlog rov av&Qcixov, der
ftir den Grundgedanken des Kindheitsevangeliums von der Ivai*-
d-QcojtTjOig so geeignet gewesen wäre, darin nirgends zur An-
wendung gekommen ist, so kann auch in Bezug auf die
christologischen Aussagen nur die volle Selbstständigkeit des
Kindheitsevangeliums constatiert werden.
So erweist sich denn als folgereiches Ergebniss ein-
gehender Yergleichung ein neutrales Verhältniss zwi-
schen den TitO*^ riilbin und den J^tD'» ■^la'T, nicht ein Ver-
haltniss der Abhängigkeit der einen Schrift von der
andern.
2. Das Marcusevangelium.
Anscheinend neutral stellt sich zum Kindheitsevangelium
auch die Schrift des zweiten Evangelisten. Wie die von Mar-
cus aus dem Urevangelium geschöpften Jesusreden, so zeigt sich
auch die geschichtliche Darstellung des Marcus unbeeinflusst
von der Quellenschrift des Kindheitsevangeliums. Damit soll
jedoch nicht behauptet werden, dass Marcus mit der letzteren
unbekannt gewesen sei. Aber Marcus, der unter den cano-
nischen Evangelisten am frühesten schrieb, beschränkte seine
Erzählung der evangelischen Geschichte auf diejenige Zeit,
welche mit dem öffentlichen Auftreten des Täufers Johannes
begann. Das ist derselbe Zeitpunkt, von welchem das Urevan-
gelium seinen Ausgang nahm. Das war zugleich auch der
Ausgangspunkt der öffentlichen Evangeliumsverkündigung. Und
da Marcus als tQiirjvevxriq^ als Ittä^intt, an dieser Evangeliums-
§ 6. Das Verh<niBS der Qnellenichrift zur Eyangelienliteratar. 235
Yerkündigung persdnlich betheiligt war, so kann sein Schweigen
über die Kindheitsgeschichte nicht als Beweis der Unbekannt-
schaft mit derselben verwerthet werden. Hat doch Baur (Kri-
tische Untersuchungen über die canonischen Evangelien. Tü-
bingen 1847. S. 563) seiner Zeit in der Fassung von Mc. 6» 3
ein Zeichen dafür erkennen wollen, dass Marcus die Geburts-
geschichte Jesu gekannt habe. Die dadurch angeregte Frage
wird in Ycrschiedener Weise beantwortet werden müssen, je
nachdem man die drei synoptischen Parallelen Mc 6, 1 — 6 =
Mt. 13, 53 — 58 »= Lc. 4, 16—30 gemeinsam aus der Quelle des
Urevangeliums geschöpt sein lässt oder aber mit B. Weiss
(Marcusevangelium S. 198 — 203) die Marcusstelle als die aus-
schliessliche Quelle für Mt. 13, 53 — 58 und zugleich als eine
Nebenquelle fQr die aus anderweiter Überlieferung stammende
Perikope Lc. 4, 16—30 betrachtet Jedenfalls liegt der hierher
gehörige Text in einer dreifachen Redaktion vor:
Mc 6, 3. Mt. 13, 55. Lc. 4, 22.
ovx ovtog Icxiv 6 ovx ovtog honv oxov ovx^ vloq
rixtwVy 6 tioq jfjg Ma- tixxovoq vlog; ovx V f^^' i<i'^^^ */i»-
(flag xai dösX^og ^laxci" rijQ avrov XiyBxaiMaQiaii ^^^ q ^^
^017 xcü ^IwOfjxog xal x(d ol d6$Xg)ol avxov *ld- xo^g'
*Iov6a xal Slficovog; xcoßog xal ^la>c^q) xal Sl-
fimp xal %vöag;
Nach dem vorcanonischen Texte der meisten Italae und des
Syrers Curetons zu Mt. 13, 55, folglich auch nach dem Arche-
typus des Cod. D (vgl Heft L S. 36 No. 2), wird die Frage wohl
gelautet haben: ovx ovxog kcxiv 6 vlog ^lafOt/g) xov xixxovog;
womit auch Justin (Dial. c. Tryph. c. 88. p. 316 C: vofii^ofiepov
^loöt^g) xov xixxovog vlov vjtaQX^iv) übereinstimmt. Hier-
nach würde Lucas die Urgestalt der Frage, nur mit Weglassung
des xov xixxovog^ unter den drei Synoptikern am reinsten er-
halten haben. Und da auch das johanneische Evangelium (vgl.
Job. 6, 42: ovx ovxog icxiv *Iffiovg 6 vlog ^Ima^tp;) ausdrücklich
es bezeugt, dass Jesus im Volke lediglich als Josephs ehelicher
Sohn betrachtet ward, so kann im Urtexte der Name ^ImOfitp
keinenfalls gefehlt haben. Unter der Voraussetzung nun, dass
für die drei synoptischen Parallelen Mc. 6, 1— 6 = Mt. 13, 53—58
236 ^M Kindheitsevangeliam.
-« Lc 4, 16—30 in der That ein gemeinsamer Urtext mit der
Erwähnung des *Icoai^q> vorgelegen habe, würde bei Marcus die
Weglassung dieses Namens und der Ersatz desselben
durch rijg Mag lag als ein Symptom yon dem Einfluss des
Kindheitsevangeliums gelten mOssen. Im anderen Falle und bei
der Annahme, dass f&r Mt 13, 55 die ausschliessliche Quelle in
Mc. 6, 3 fliesse, ist eine solche Schlussfolgerung nicht zu ziehen.
Immerhin ist zu beachten, dass die Nichterwähnung des Täter-
lichen Erzeugers in Mc. 6, 3 nicht blos mit GaL 4, 4: yepofuvov
ix yvvaixog, ferner mit Apoc. 12, 1 ff., namentlich t. 13: /v-
valxa, fjTig izsxBV zov agospa — , und mit der Thatsache, dass
in sämmtlichen apostolischen Lehrschriften eines irdisch-
menschlichen Vaters Jesu nirgends Erwähnung ge-
schieht, sondern namentlich auch mit dem Inhalt des Kind-
heitsevangeliums aufs Beste übereinstimmt, wie denn — worauf
Klostermann (Markusevangelium S. 124) aufmerksam gemacht
hat — Joseph auch im gesammten zweiten Evangelium
niemals Erwähnung gefunden hat Die Stelle Mc 6, 3
dürfte aber also derjenige Punkt sein, wo yielleicht ein von der
Quellenschrift des Kindheitsevangeliums auf den zweiten Evan*
gellsten ausgegangener Einfluss wahrzunehmen ist Nestle
macht noch auf den Umstand aufmerksam, dass ein voraus-
gesetzter Urtext: lO'^Tin t|0'i'^""|a sowohl durch tiog ^Imoijip rov
rextopog als auch durch vlog Ucoö^q) 6 rixxmp wiedei^egeben
werden konnte. Endlich ist hierbei die Frage aufzuwerfen, ob
in der Quellenschrift des Kindheitsevangeliums Joseph als rix-
rcop bezeichnet gewesen sei. In den canonischen Texten von
Lc. 1. 2. Mt. 1. 2 ist es nicht der Fall. Dagegen bei Celsus
heisst es: jtQog rov xixrova yxep ayyeXog. Vgl. S. 112.
3. Das Matthäusevangelium.
Von entscheidender Bedeutung ist die Quellenschrift der
Kindheitsgeschichte ftir das auf judenchristlichem Boden er-
wachsene erste canonische Evangelium geworden, zum Beweis,
dass das Kindheitsevangelium auch von Anfang an in Juden*
christlichen Kreisen Aufnahme gefunden hat. Erst dem Juden-
christenthum des zweiten Jahrhunderts mit seinen von der Gross-
kirche immer weiter abweichenden Tendenzen ist es vorbehalten
§ 6 Das Yerh<nisfl der Qaellenschrift zur Evangelienliteratur. 237
gewesen, die Emdheitsgeschiclite ans dem ersten canonischen
Evangelium wieder auszuscheiden und durch Verstümmelung des
letzteren die Entwickelung des haeretischen HebräerevangeUums
— ^ayyiXiov ^lovÖcXxov — anzubahnen. Vgl. Agrapha
S. 330 f.
Welchen hohen historischen Werth aber der judenchrisÜiche
erste Evangelist der Quellenschrift des Kindheitsevangeliums
beigemessen hat, geht daraus hervor, dass er diese Schrift als
dritte Quelle ebenbürtig neben seine zwei Hauptquellen — das
Marcusevangelium und das Urevangelium (Logia) — stellte.
Freilich wie er das Urevangelium nur in grösseren und kleineren
Excerpten verwerthet hat, so sind auch aus der Quellenschrift
des Eondheitsevangeliums nur ausgewählte Stücke von dem Re-
daktor des ersten Evangeliums aufgenommen worden, von ihm
ausgewählt nach seinen redaktionellen Gesichtspunkten. Unter
seinen leitenden Gesichtspunkten stand oben an der Nach-
weis von der in der evangelischen Geschichte geschehenen Er-
fbllung alttestamentlicher Prophetie und Typik. Neben derjenigen
Perikope daher, in welcher bereits durch die Quellenschrift
des Kindheitsevangeliums die Erfüllung der in Mich. 5, 1 gege-
benen Weissagung nadigewiesen war, haben nur noch diejenigen
Abschnitte Au&ahme gefunden, in den«i der Evangelist auf
die alttestamentliche Prophetie (Jes. 7, 14; Ho& 11, 1; Jerem.
31, 15, sowie Mt. 2, 23) Bezug nehmen konnte. Vgl. oben S. 18 ff»
Dabei hat die Quellenschrift des Kindheitsevangeliums von
Seiten des Evangelisten auch insofern eine redaktionelle Be-
handlung erfahren, wie seine anderen beiden Hauptquellen, als
er seinen Stil und Sprachgebrauch zu einer leichten Überar*
beitung seiner Quellenschriften verwendete. Freilich darf man
hierin nicht zu weit gehen, um nicht dem Irrthum zu verfallen,
sprachliche Elemente, welche der Quellenschrift angehörten, auf
Rechnung des Redaktors setzen zu wollen. In § 2 habe ich ein
Verzeichniss der sprachlichen Berührungspunkte zwischen Mt,
1. 2 und Lc 1. 2 sowie in § 3 ein Register der alttestamentlichen
Parallelen zu Mt. 1. 2. Lc. 1. 2 gegeben und von da aus Schluss*
folgeruDgen gezogen auf die Einheitlichkeit der vom ersten
und dritten Evangelisten benützten Quelle. Es kommt dazu,
dass es dem ersten Evangelisten, der der hebräischen Sprache
notorisch kundig war, besonders nahe lag, entweder die hebräi-
238 ^^ KindheitaeTaDgelinm.
8che Quellenschrifb selbst zu benützen oder eine von ihm etwa
gebrauchte griechische Übersetzung des Kindheitsevangeliams
selbststandig zu Yerandem, bzw. zu verbessern, in ahnlicher
Weise, wie er es anerkannter Massen in seinen altteetamenÜichen
Citaten mit den Texten der LXX gethan hai
Jedenfalls gewann der erste Evangelist durch die
Art, wie er die von ihm ausgewählten Perikopen des
Kindheitsevangeliums und darunter namentlich auch
das Geschlechtsregister verwendete (vgL oben S. 194),
für seinen Hauptzweck, in der evangelischen Geschichte
die Erfüllung alttestamentlicher Prophetie und Typik
nachzuweisen, eine äusserst werthvolle Stütze.
4. Das Lucasevangelium.
Je knapper die Auswahl der Stoffe war, welche der erste
Evangelist seinen schriftstellerischen Zwecken entsprechend bei
der Benützung des Kindheitsevangeliums getroffen hatte, desto
reicher war die Nachlese, die der dritte Evangelist halten konnte.
Denn dass Lucas, welcher ausser seinen Hauptquellen auch be-
reits das erste canonische Evangelium kannte , in Lc 1. 2 eine
Nachlese aus dem Kindheitsevangelium darbietet, ist bereits in
§ 2 gezeigt worden. Aus dieser Nachlese können wir den
sicheren Schluss ziehen, dass der historische Werth des Kind-
heitsevangeliums von Lucas ebenso hoch geschätzt wurde als
von dem Verfasser des ersten Evangeliums Wie wichtig ist
diese Thatsache im Hinblick auf Charakter und Bestimmung
des dritten im Unterschied vom ersten Evangelium! Das erste
Evangelium ist aus dem Judenchristenthum entstanden und für
Judenchristen geschrieben: MaT&atop ixisöancoxa avxo rolq
ajto %vöata(iov xiotevoaoi. Orig. ap. Eus. H. E. VI, 25, 4. Es
ist die älteste Urkunde des Judenchristenthums — Judenchristen-
thum zunächst in dem von Origenes gebrauchten Sinne ge-
nommen als Bezeichnung derjenigen Christengemeinden, welche
aus dem Judenthum übergetreten waren und daher die Be-
schneidung als ein Erbe ihrer Väter mitbrachten. Für dieses
Judenchristenthum und für die in diesen Kreisen herr-
schende Auffassung der evangelischen Geschichte ist
das erste Evangelium das älteste unanfechtbare Zeug-
§ 6. Das Verh<niBS der Quellenschrift zur Evangelienliteratnr. 239
niss und daher zugleich ein Beweis für die in diesen
Kreisen selbstverständliche Geltung der vaterlosen Ge-
burt Jesu.
Das f&r einen hervorragenden Heidenchristen, der im
Katechumenat befindlich war, abgefasste dritte Evangelium
nun setzt dieselben drei Hauptquellen voraus, welche auch dem
ersten Evangelium zu Grunde liegen, nämlich die !^ti^ rnbirt,
die yw*] ^"^M und das Marcusevangelium und vertritt daher
die vaterlose Geburt Jesu ganz in derselben Weise
wie das judenchristliche erste Evangelium. Die von
Lucas am Eindheitsevangelium vorgenommenen Weglassungen
und Kürzungen sind folgende:
a, kleinere Kürzungen:
Lc. 1, 28: Weglassung von evtiyyMcaro avT7]v —
[Lc. 1, 34: Weglassung von nunquaro, ovdijioTB\^
Lc. 1, 38. 39: Weglassung von jtlcriv xäi xaQav Xaßovöa —
Lc. 2, 6. 7: Weglassung von iv öJtijXalq) rivl —
[Lc. 2, 25: Weglassung von d-sov nach av&gcojtog] —
Lc. 2, 26: Weglassung von iv öagxl [iXtjXvd-ora].
b, grossere Kürzungen:
Lc. 1, 31 weggelassen: avtog yag Ocioei rov Xaov avxov ano
Tcop afiaQTiciv avrSv —
Lc. 2, 46 weggelassen: ijciXvov {ijciXvoPta) ra xeg:akaia rov
vo/iov xal rag jtaQaßoXag tcHp jcqo-
g)f]Tc5p —
Lc. 2, 50 weggelassen das Gespräch zwischen den Schriftge-
lehrten und Maria. Vgl. oben S. 176.
c, grosste Auslassungen:
Mt 1, 18 — 24 : Verehelichung der Maria —
2, 1— 12 : Die Magier aus Arabien —
13—15»: Flucht nach Aegypten —
16 : Kindermord zu Bethlehem —
19—23^: Bückkehr aus Aegypten.
Weitere Auslassungen von Bedeutung ' dürften schwerlich
stattgefunden haben; dagegen sind andere kleinere — uncontro-
240 ^8^ Eindheitsevangeliam.
lierbare — Textkürzangen nioht zu deo Unmöglichkeiten za
rechnen. Vielleicht enthielt die Quellenschrift eine ansdrftck*
liehe Notiz über Maria als Davididin, da zahlreiche ausser*
canonische Zeugnisse — namentlich auch bei Justin wie bei
den Syrern -—darauf hinweisen. (VgL hierüber oben S. 191 f.).
Neben seinen auf dem Prinzip der Sparsamkeit fassenden
Kürzungen und Weglassungen hat Lacas in den Haupttenor der
verschiedenen von ihm benutzten Quellen hie und da auch einige
kleine redaktionell-epezegetische Zusätze eingefügt So auch
hier im Kindheitsevangelium. Dahin gehört wahrscheinlich Lc.
2, 33, sicher (vgl. Lc 18, 34) die Bemerkung Lc 2, 50. VgL oben
S. 179 f. Jedenfalls gehört hierher die wortreiche erste Ankfin*
digung aus Engelmund Lc 1, 31—33, verglichen mit dem kür-
zeren, dunkleren, darum dem Context von v. 34 besser ent-
sprechenden, überdem durch den johanneischen Prolog bestätigten,
ursprünglichen Wortlaut, den das Protevangelium Jacobi auf-
bewahrt hat.
Dass in Lc 1. 2 überhaupt hie und da die Hand des Be>
arbeiters den im Ganzen treu erhaltenen Quellentezt mit re-
daktionellen Veränderungen bedacht hat, erklärt z. Th. die von
verschiedenen Seiten — Gersdorf, neuerdings Feine — ge-
machte Beobachtung von einer an manchen Stellen hervor-
tretenden sprachlichen Verwandtschaft der lucanischen Eandheits-
geschichte mit dem übrigen Tenor des Evangeliums (wie auch
mit der Apostelgeschichte). Was besonders die sprachlichen
Berührungspunkte zwischen Lc. 1. 2 und Lc. c 3 — 24 anbetrifft,
so wirkt vielleicht hier zum anderen Theil ein gleichartiger
Übersetzungstypus mit, nach welchem die beiden hebräischen
Quellenschriften, das Kindheitsevangelium und das ürevangelium,.
vom dritten Evangelisten benützt worden sind.
Dabei scheint die von Lucas gebrauchte Version des hebräi-
schen Kindheitsevangeliums an manchen unzutreffenden Uber^
Setzungen gelitten zu haben. So z. B. Lc 2, 1, wo y^ttJrbs mit
jtäoa 7/ otxovfiipfj (anstatt mit jtaöa ij Z^^p«), Lc 2, 2, wo PlTlft
mit TJysfiovevcop (anstatt mit ijtiTQOTtevtov) wiedergegeben war;
ferner Lc. 2, 37, wo im Urtexte ittlf zu lesen war, während der
Übersetzer ngjj las und somit XaTQeveiv (anstatt xQoafiiveip
1. Tim. 5, 5; Const., Didasc) einfllgte; so auch Lc 1, OSff., wo
das prophetische Futurum des Urtextes darch grieehiacbe Aorirte
§ 6. Das Verhältnifls der Quellenschrift zur Eyangelienliteratur. 241
-wiedergegeben ist. Von untergeordneter Bedeutung ist die Ver-
wechselung von um = slvai und TV^n = ^fjv in Lo. 2, 36. Da-
gegen greift tiefer in den Sinn ein yivdcxco Lc. 1, 34 anstatt
iyvoüVy welches die sexuelle Bedeutung des "^rüH^ erfordert.
Durch die in Lc. 2, 1. 2 geradezu verhängnissvoll gewordenen
Mängel der von Lucas benutzten Übersetzung der hebräischen
Quellenschrift und durch die von ihm vorgenommenen grösseren
Kürzungen derselben, namentlich aber durch die in Lc. % 39
bei der Yergleichung mit Mt. 2, 1 — 23 zu constatierende grosse
Lacke, — vgl. oben S. 23 f. 168 f. — sind die Schwierigkeiten
entstanden, die bei der Auslegung der lucanischen Eindheitsge-
schichte und bei der Vereinbarung derselben mit Mt. 1. 2 je und
je sich geltend gemacht haben, — 'Schwierigkeiten, durch
welche jedoch das hohe Verdienst des Lucas, den grossten Theil
jener wichtigen Quellenschrift für die Nachwelt gerettet zu
haben, nicht beeinträchtigt wird, Schwierigkeiten, die, sobald
ihre Genesis blosgelegt ist, der Erkenntniss von einer einheit-
lichen Quelle des Kindheitsevangeliums nicht mehr hindernd in
den Weg treten können. Jedenfalls hat Lc. durch Auf-
nahme der Kindheitsgeschichte Jesu in den ersten
Haupttheil seines Geschichtswerkes sein „aviod-ev"
(Lc. 1, 3) erst zur Verwirklichung führen können.
5. Das Johanneische Evangelium.
Nicht wenige moderne Forscher verwerthen das johanneische
Evangelium als einen Zeugen gegen die vom ersten und dritten
Evangelisten überlieferte Eindheitsgeschichte. So sieht z. B.
Wittichen einen geschichtlichen Zug darin, dass Johannes die
Geburts- und Kindheitsgeschichte Jesu, die ihm doch vorlag,
bei Seite gesetzt und Joseph als den wirklichen Vater Jesu
(vgL Job. 1, 46; 6, 42) bezeichnet habe. Namentlich wird auch
Job. 1, 45; 7, 41. 52 als ein Zeugniss gegen die Geburt Jesu in
Bethlehem betrachtet. Eine solche Beweisführung habe ich
meinerseits nie verstehen können, da in keiner der bezeich-
neten Stellen der Evangelist selbst redet, derselbe
vielmehr fremde Meinung, insbesondere die Volksmeinung,
wiedergiebt, ohne sie zu bestätigen, aber auch ohne sie zu
widerlegen, offenbar weil er das letztere nicht für nöthig hält.
Texte tt. üntenachangen X, 5. 16
242 ^^ EindheitBeTangeliaiii.
Ist doch die ganze johanneische Christologie mit Wurzel nnd
Stamm dem Kindheitsevangelium congenial und ein lautes Zeug*
niss für den Inhalt derselben.
Aber wo redet der Evangelist selbst? Wo legt er seine
eigene Meinung dar bezügUchderPersönlichkeit Jesu? Geschieht
es nicht im Prolog (Joh. 1, 1 — 18)? Und nimmt nicht der Pro-
log im Johanneischen Evangelium dieselbe Stelle ein wie die
Eindheitsgeschichte im ersten und dritten Evangelium? und
zeigt nicht der Prolog schon nach seinem Oesammteindruck,
abgesehen von der Untersuchung im Einzelnen, mit dem Kind-
heitsevangelium (Mt. 1. 2, besonders Lc. 1. 2) eine unverkennbare
Congenialität?
Der Johanneische Prolog ist freilich im tiefsten Grunde
immer noch ein Räthsel — ein Räthsel sowohl bezüglich seiner
Genesis als hinsichtlich seines exegetisch noch immer nicht auf-
geklärten Gedankenzusammenhangs. Einer der neuesten Er-
klärer desselben und einer der besten Kenner der neutestament-
liehen Literatur, Holtzmann, sagt (im Handconmientar IV, L
Das Johanneische Evangelium S. 21): «»Überhaupt zeigt jeder
Blick in die Gonmientare, dass die Exegese des Prologs sich
von jeher der Methode des Bathens bediente." Also: der Pro-
log ein RäthseL
Nur in einer Hinsicht hat sich je länger je mehr Überein-
stimmung der Forscher und klare Erkenntniss des Sachverhalts
herausgestellt, nämlich darin, dass man die vollkommene
Selbstständigkeit des Prologs dem mit Joh. 1, 19 be-
ginnenden Tenor der johanneischen Evangelienge-
sohichte gegenüber erkannt hat, wie solches von Harnack
(in der Zeitschr. f. Theol. u. Kirche 1892. II, 3: Über das Ver-
hältniss des Prologs des vierten Evangeliums zum ganzen Werk)
in abschliessender Weise dargethan worden ist Freilich ist
dieses zunächst nur ein negatives Untersuchungsresultat; die
positive Lösung des Bäthsels ist damit noch nicht ge-
geben. Diese positive Lösung ist nur zu finden in dem
schriftstellerischen Abhängigkeitsverhältnisse in wel-
chem der Johanneische Prolog zu der Quellenschrift
des Kindheitsevangeliums sich befindet.
Der erste and bisher wohl auch der einzige, der die Yer>
wandt^schaft zwischen Joh. 1, 1 — 18 und namentlich Lc. 1. 2 nach-
§ 6. Das Verh&lisiiflB der Quellensohnft zur Evangelienliterator. 243
drücklieb betont bat, ist Oelpke. Derselbe sagt (S. 188):
«Nebmen wir aus den Erzäblungen des Lucas, aus der Yev
heissungs- und Qeburtsgescbicbte, den ideellen Gehalt beraus,
80 wird derselbe in dem besteben, was Jobannes bier kurz zu-
sammenfasst" Und femer (S. 193): »Uberscbauen wir zum
Scbluss die ganze Einleitung des Jobannesevangeliams in ibrem
Verbältniss zu den beiden Jugendgescbicbten, so können wir
wobl sagen, dass die allgemeinen Ideen des Jobannes bei
Mattbäus und Lucas in concreter Fassung wiederkehren, oder
umgekehrt, ihre Geschichte bei Jobannes auf die reinen Ideen
zurückgeführt ist.** Dass von dieser Alternative die letztere
Annahme die richtige ist, jedoch so, dass Johannes nicht die
canonischen Kindbeitsgeschichten, sondern deren Yorcanonische
hebräische Quellenschrift benützt bat, dieses im Einzelnen nach-
zuweisen, ist die Aufgabe der nachfolgenden Untersuchung.
Analytische Vergleicbung des jobanneischen Prologs
mit dem Kindbeitsevangelium.
Durch den an Gen. 2, 4 erinnernden Titel des Eindbeits-
eyangeliums:
Mt. 1, 1: ßlßZog yeviöBmq ^Iijaov Xqiötov = Gen. 2, 4:
fi^rn D-^wn niibin ni« = LXX: avrtj rj ßlßXog
yspiöstog ovQavov xal yijg
erklart sich zunächst der mit Gen. 1, 1 ff. parallel laufende Ein-
gang des Prologs. Vgl. oben S. 30 sowie Nestle, Marginalien
zu Gen. 2, 4. S. 4.
Gen. 1, 1: Ip dgxi ijtolrjoep 6 Job. 1, 1: kp ägxv h^ o Xo-
d'sog TOP ovgapop xaL tt/p yTJp. yog —
Gen. 1, 2: xal cxoxog ijtavco Job. 1, 3: Jtapxa 6c* avrov iyi-
Tov dßvoöov. V. 3: xal abtep pezo —
o d-eog' yeprjd^TjTco g)Sg xal Job. 1, 5: xdt to ^(Zg ip ry
iyipBXo 9P(5g. oxoria g>alpei.
Auch der Begriff der ^a)i^ in Job. 1, 4 weist auf die Gene-
sis und ihren Anfang zurück als den Bericht über die Entstehung
alles Lebendigen.
Zugleich aber ist dieser dem Anfang der Genesis ent-
sprechende Anfang des Prologs schon durchwoben Yon Grund-
16*
244 ^^ Kindheitseyangelitim.
begriffen, die aus dem EmdheitBeyangelium entnommen sind.
Und indem der Begriff des Xoyog als des schöpferischen Prin-
zips ganz im Sinne des Alten Testamentes (man ygL das be-
kannte lte?5 Q'J'QIÖ TTtV "TSia = LXX: tc5 loyco rav xv(kov
ol ovQavol iarsQecid'fjOav in Ps. 33, 6) an die Spitze gestellt ist,
findet zugleich eine Bezugnahme auf den Quellentext des Eind-
heitseyangeliums statt: ovXX^y?^ ix Xoyov avrov — , mithin
auf dasjenige, welches den Gipfelpunkt desselben darsteUt.
Ebenso mischen sich in die Genesis-Parallele bezQglich des
Lichtes, das in die Finstemiss des Chaos hineinleuchtete (TgL
Qen. 1, 2 LXX: xccL oxorog ixavo tfjg äßvöCov — v. 3: xal
sljiep 6 d'sog' yBVffl^Tm tpmq, xal kyivero fpmq — dsgL 2. Cor.
4, 6: o d'BOg 6 djtmv Ix cxoxovq ^Aq Xofffat) Anklänge an
das Eandheitsevangelium. YgL Lc. 1, 78. 79: ijtioxdtperai rjfiag
dvaroXr^ i^ vtpovg, kjtKpavat rotg kv cxorei xcu oxta d-ava-
xov xad-fifiivoig und zu d-avarov den Johanneischen Gegensatz:
7] ^(DTj Tjp ro 9)c5^ Tcoi^ ävB-QcijtüDP, Femer Mi 2,2: slöofisv
yctQ avrov . xov aoxiga Iv xy dvaxoX^ = avaxüXavxa = Xaii-
'^avxa = q)avBvxa (s. die aussercanonischen Parallelen oben § 4
XII) — verglichen mit dem johanneischen g>alvBi» Aber auch
zu dem Gegensatz: xal rj oxoxla cwxo ov xaxiXctßsv — liefert
das Kindheitsevangelium seinen Beitrag, nämlich in dem Be-
richte Über die Verfolgung, welche das Jesuskind (laut Mt 2, 1 ff.)
durch den Beherrscher des Judenyolkes zu erdulden hatte, sowie
durch das Wort Simeons Lc. 2, 34: ovro^ xefro^ elg xxmoiv —
jtoXXwv ip xä ^lOQofjX. War diese Feindschaft des Herodes
gegen den neugeborenen Messias ein Vorspiel dessen, was Jesus
als der leidende und sterbende Messias von seinem Volke zu er-
dulden hatte, so fasst der Prolog in den Worten: f^ oxoxia avxo
ov xaxdXaßev die ganze Nachtseite der Erfahrungen, durch
welche Jesus von seiner Kindheit bis :zu seinem Kreuzestod
unter der Feindschaft Israels hindurchging, proleptisch zu-
sammen.
Es bietet also dieses in Job. 1, 1 — 5 enthaltene Exordium
des Prologs Anklänge an den Titel des Kindheitsevangeliums ab
der neutestamentUchen Genesis, Anklänge an den (ge-
schichtlichen und prophetischen) Inhalt des Kindheitsevangeliums,
Anklänge an die gesammte evangelische Geschichte, Anklänge
vor allem an das, was in der Quellenschrift des Kindheitsevan-
§ 6. Das Verhältnifls der QaellenBchrift zur Evangelienliteratar. 245
geliums den Höhenpunkt darstellt: övXXi^y>^ ix Xoyov avtov
— und bfldet dadurch in der That eine Einleitung zu dem, was
auch im Prologe den Gipfel der Betrachtung darstellt: 6 Xoyoq
Cag^ kyivBxo — Joh. 1, 14.
Es besitzen daher die früher — z. B. von Holemann — un-
ternommenen Versuche, den johanneischen Prolog aus dem Introitus
der Genesis zu erklären, eine nur theil weise Berechtigung,
nämlich nur so weit, als die Entstehung dieses Verwandtschafts-
verhältnisses aus dem Titel des Kindheitsevangeliums: ßlßXog
YBviöecag — sich erklärt, ferner nur so weit als das Exordium
des Prologs sich erstreckt (Joh. 1, 1 — 5) und endlich nur unter der
Ergänzung, dass auch aus dem Inhalte des Kindheitsevangeliums
selbst bereits Reflexe hereinstrahlen.
Man sollte nun erwarten, dass die im Exordium Joh. 1, 1 — 5
g^ebene Grundidee vom Xoyog von Joh. 1, 6 an in gerader Linie
sich weiter entfalten würde. Anstatt dessen werden wir aus den
höchsten Hohen der Gedankenwelt so zu sagen herabgestürzt
und auf rein geschichtlichen Boden versetzt: die Sendung des
Täufers Joh. 1, 6—8. Dieser unvermittelte neue Ansatz wird
immer unmotiviert bleiben, so lange man nicht erkennt, dass
dem johanneischen Prologe das Kindheitsevangelium zu Grunde
liegt Sobald man aber, von dieser Erkenntniss geleitet, sich
daran erinnert, dass im Kindheitsevangelium die Sendung des
Täufers der Genesis Jesu als Einleitung vorangestellt ist, also-
bald wird der Abschnitt Joh. 1, 6 — 8 als ein Reflex von Lc. 1, 5
— 25. 57 — 79 erklärlich und verständlich.*) Selbst einzelne
Wortanklänge fehlen dann nicht. Vgl.
Joh. 1, 6: iyivBxo avd-QOPtog Lc. 1, 19: djtsöraXriv — iv<6^
ästeOtaXfiivog xaga d'ßov Jtiov tov d'sov.
1) Vgl. Gelpke, S. 188: ,, Dabei erinnert seine" — nämlich des vierten
Evangelisten — „Darstellung nnwillkührlicfa an den bei Lucas sich finden-
den Parallelismns zwischen Johannes und Christas." — Durch das in Joh.
1, 6—8 enthaltene Zengniss von der Zugehörigkeit der Geburtsgeschichte
Johannis des T&ufers zur Quellenschrift der t^t^ Hn^n wird von vorn-
herein die fantasiereiche Aufstellung Völters, welcher (in der Theol.
Tijdskrift 1896, S. 246—26,9) die ganze in Lc. 1 gegebene Darstellung der
Geburtsgeschichte des Täufers zu einer jüdischen „Apokalypse des Za-
ch arias" umstempeln mOchte, hinfUlig.
246 ^^ Eindiieitfleyangelinm.
Job. i, 6: ovofia avr^ * cd- Lc. 1, 63: *I(odvPfjg iatlv ro
avvTjg ovo/ia avrov. Lc.
1, 13. 60.
Job, 1, 7: ovrog fjX&sv Lc. 1, 17: avrog xqoeXsvC€'
rat.
Aber nocb wichtiger ist die inbaltliche Congenialitat Ton
Job. 1, 6 — 8 und die Scbilderang, die in Lc. 1 von der Saidong
des Täufers und von seiner gescbicbtlicben Au^be als des
vor dem Messias bergebenden Wegbereiters gegeben worden ist
Wie der Täufer nacb Lc. 1, 17 die Herzen zum Herrn bekehren soll,
{kmöTQifpai xaQÖlag\ so sollen sie nacb Job. 1, 7 durch ihn glauben
{tva jtaPTBg xiotevomöip öi aixov). Wie nach Lc. 1, 17 der
Täufer gesandt ist, um dem konunenden Messias das Volk zu
bereiten {iroinacaL xvqIo) Xabv xatsaxsvaofiivop) und das wahre
Licht, das in die Finstemiss scheinen würde, zu verktindigen
(Lc. 1,78. 79: ijiiöxitpsxai fifiag ävaroXi^ Ig vy)Qvg, ixttpavfu rolg
iv CxoxBi xxX,)y so sagt Job. 1, 8: ovx ^v hulpog x6 g>cig, oXa
tva (lagxvQ^cy jtsQl xov q>mx6g. Kurz — wie im Eindhetts-
evangelium die in Lc. 1, 5—25. 57 — 80 geschilderte Sendung
des Täufers die Einleitung gebildet bat zum Hauptthema,
welches im .Titel ausgedrückt war: yiveoig ^hjcav XqiCxov — ,
so bildet der neue Ansatz Job. 1, 6 — 8 nach dem speculatiyen
Exordium des Prologs (Job. 1, 1—5) gewissermassen ein
zweites — ein geschichtliches — Exordium und wird zu-
gleich ein Beweis dafür, dass der vierte Eyangelist in seinem
Kindbeitsevangelium die auf Johannes den Täufer bezüglichen
Abschnitte wirklich gelesen bat.
Es folgt nun in Job. 1,9 — 18 der Grundstock des jo-
banneischen Prologs, welcher gerade von hier ab erst recht
den Stempel der Abhängigkeit von der Quellenschrift des Kind-
beitseyangeliums an der Stime trägt Wie nämlich der Grund-
stock des Eindbeitseyangeliums ausscbliesslich die Person
Jesu zum Gentrum seiner Darstellung hat, so ist auch der
Haupttheil des jobanneischen Prologs (Job. 1, 9—18)
rein cbristologischer Natur, auch in Job. 1, 12. 13, wo
lediglich nach einer später eingedrungenen und cano-
nisch gewordenen Textverderbniss eine Ausbiegung
von dem geraden Wege cbristologischer Gedankenent-
wickelung vorbanden zu sein scheint. Es li^ in Job.
§ 6. Das Yerh<niss der QaelleiiBohxift zur Erangelienliterator. 247
1, 9—18 eine Reflexion, eine theologische Meditation über die
auf die Person Jesu bezüglichen Hauptpartien des Eindheits-
«vangeliums vor^ wie solches ans Sadi- und Sprachparallelen
auf Schritt und Tritt nachgewiesen werden kann.
Zu Job. 1, 9 besitzen wir die grundlegende Parallele in Lc.
% 31. 32. Vgl
Job. 1, 9: riv ro g>ciq to dXtj^ Lc. 2, 31. 32: o riroliiacaq xarä
d-ivop, o qxDzl^ei Jtavra ar- jtQOöcojtop navxoov xAv
^QCDjtov kQXOfisvov elg rov Zacip, q>Aq elg axoxaXv^iv
XOÖfiOP — i&V€OP.
Wenn man dabei erwägt, dass der griechische Ausdruck:
^Ig djtoxaXvy)ip Idv&p gar nicht anders als durch D'^'iän *l*^K^
im Hebräischen wiedergegeben werden kann, und wenn man sich
an die oben zu Lc 2, 31. 32 S. 133 mitgetheilte Parallele der
Test XU patr.: qxorlC^CDP jtapxa ra id-ptj erinnert, so wird es
zweifellos, dass der in Job. 1, 9 ausgesprochene üniYersalismus
«in Reflex der Worte ist, welche nach dem Kindheitsevangelium
Simeon zur prophetischen Bezeichnung des neugeborenen Jesus-
kindes gebraucht hat In Job. 1, 10 klingt dieser Gedanke
weiter aus in die Betrachtung, dass die Heidenvolker ip rm
x6o/iq), in tie&ter Nacht befindlich, damals von dem in Jesu er-
schienenen Lichte noch keine Ahnung hatten. Das Volk Israel
aber, das Volk des Eigenthums {ol löioi Job. 1, 11 »» o laog
4JOV Lc. 2, 32), war unempfänglich für das ihm zugedachte Heil.
An drei Punkten des Kindheitsevangeliums ist diese Stellung zu
der Person Jesu vorgebildet, bezw. Yorhergesagt: erstlich in der
Verfolgung Jesu durch den Judenkönig (Mt. 2, 1 ff.), zweitens in
Simeons Worten: Idoi) ovrog xetrai slg Jtrcicip — xoXXAp Ip
T^ ^löQariX xa\ elg CijfiBlop dpziXsYOfiepov (Lc. 2, 34) und drittens
in dem Umstand, dass Jesus, unter dem Herzen seiner Mutter
einkehrend elg rijp lölap noXtp (Lc. 2, 3), selbst in seiner Stadt
keinen Platz fand. (Vgl. hierzu Nebe S. 284). Dadurch war
typisch das zukünftige Geschick bezeichnet, welches Jesus von
seinem Volk, vom Volk des Eigenthums, erfahren sollte: ol löioi
avrop ov jtaQeXaßop (Job. 1, 11).
Gegenüber den feindlichen Mächten, die schon im ELindheits-
evangelium sich zeigen, sind es doch nach demselben vorwaltend
248 ^^ Kindheiteevangeliiim.
empfängliche Persönlichkeiten, welche den Eintritt Jesa m
die Welt umgeben: Elisabeth, die das Kind schon im Mutter-
leib begrüsst, Zacharias, der, prophetischer Begeistemng yoU^
seinen Sohn ganz in den Dienst des Grosseren stellt, der da
kommen soll, die Hirten, die mitten iiir der Nacht vom Lichte
des Neugeborenen sich erleuchten lassen — auch hier: ro ^cög
ip r^ Oxorla g>alvei^) — , Simeon, der Gottesmann, der, tiefer
Erkenntniss theilhaftig, den im Fleisch Erschienenen preist,
Hanna, die Prophetin, welche nach den aussercanonisch^
Texten die Erscheinung des Messias rühmt — xi^p xov XgiOrov
öo^aoaoa jtaQOvclav — , die Magier, die, aus der Feme kom-
mend, den König Israels suchen und finden, vor allen Dingen
aber Maria, die den JloT^o^ in ihr Herz aufgenommen hat und
dadurch an der Spitze derer steht, von denen es Joh. 1, 12» ge-
schrieben ist: oooi 6h eXaßop avxop^).
Der Kern aber der Empfänglichkeit, durch deren Yermitte-
lung Jesus in die Welt eintrat, ist nach dem Kindheitsevangelium
die Jtlaxig, Zacharias wird gestraft um seines anfanglichen Un-
glaubens willen: dpß'* c^p ovx ijtlcxevöag (Lc. 1, 20); Elisabeth,,
welche ihre Gefreundtin Maria wegen ihres Glaubens rühmt» ist
selbst eine gläubig sich hingebende Seele; die Hirten glauben
der Engelyerkündigung und gehen gehorsam gen Bethlehem;
Simeon wartet gläubig auf die Erfüllung des ihm gewordenen
Gottesspruches; die Magier folgen gläubig dem Stern und seinem
Licht, das sie zu Jesu weist Aber die Jticxsvcaca im prae-
gnantesten Sinn des Wortes ist die Maria: [laxagla ^ Jitox^vaaca
(La 1, 45). Auf Maria also in erster Linie und dann zugleich
auf alle ihre Verwandten und Geireundten wie auf die von fem
Gekommenen, auf alle, die den Neugeborenen mit gläubiger Liebe
umgeben, bezieht sich nun im Fortschritt des Prologs das je-
hanneische Wort: lömx^p avxolg i^ovölap xixpa d^eov ysviadiu
xolq yticxsvovcip (Joh. 1, 12^). Und wenn als das entscheidende
Objekt ihres Glaubens der Name Jesu — also gerade sein
Name — bezeichnet, wird {jtiaxBvovoip elg xb opofia avxav)y
1) Vgl. Lc. 2, 9: xal öo^a xvqIov negibka/itpev avtovg,
2) Zu diesem iXaßov findet sich im Kindheiteeyangeliam selbst ein
sprachlicher Anklang: iSiS^ro avro sk taq dyxaXag iJjc.2,2S), nach
Irenaeus: elg rag dyxdXaQ Xaßovta, Vgl. oben S. 132.
§ 6. Das Verhältniss der Quellenschrift sur EyaDgelieiiliieratar. 249
so erklärt sich das eben wiederum aus dem Eindheitsevangelium.
Auf dem Namen Jesu liegt in demselben der grösste
Nachdruck. Von dem gottgesandten ay/BXoq xvqIov wird der
Jesusname auf die Erde gebracht. Zweimal wird dieser Name
verkündigt, der Maria (La 1, 31) und dem Joseph (Mt 1, 21),
und zwar beide Male mit der gleichlautenden Anweisung: xa-
XiO€cq To opofta avrov ^hfiow und (nach der Quellenschrift des
Eindheitseyangeliums) beide Male mit dem sachlich und ety-
mologisch erläuternden Zusatz: avxoq yag ödöei rov Xaop av-
rov a3€0 rwv äfiOQriciv avrciv. Bei der Beschneidung wird
dieser Jesusname dem Neugeborenen gegeben, mit ausdrücklicher
Bezugnahme auf die vor seiner Empfangniss geschehene gött-
liche Weisung (Lc. 2, 21). Dass aber Johannes unter dem
ovofia keinen anderen als den seligmachenden Jesus-Namen
versteht, zeigt mit Bestimmtheit die Parallele 1. Joh. 3, 23, wo
er ja ebenfsdls (wie im Prolog) suo nomine redet. Vgl.
Joh. 1, 12: 1. Joh, 3, 23:
TOlg JtiöTBvovöip stg to OVO' Xva xlcxbvOoo(ibv rm ovo-
fia avTOv. fiazi rov vlov avrov *1t^oov
Xqiötov.
Aber der johanneische Prolog bleibt bei dem jtioreveiv elg
TO ovofta avrov nicht stehen, er schildert im Anschluss daran
weiter die Person dessen, der diesen Namen trägt. Und zwar
geschieht diese Bezeichnung der Person Jesu zuerst auf nega-
tive Weise (Joh. 1, 13) und dann mit reichen positiven Aus-
drücken (Joh. 1, 14). In beiden Versen schliessl sich der Prolog
wieder auf das Engste' an das Kindheitsevangelium an. Zweimal
(Lc 1, 34; Mt. 1, 25) hat dasselbe erwähnt, dass ein geschlecht-
liches Erkanntwerden der Maria von Joseph oder von irgend
einem Manne vor der Empfangniss, bzw. der Geburt Jesu nicht
stattgefunden habe. Vor der Empfangniss nicht: jtcog Icxat
Tovto, kjtsl avöga ov yiV(DöxG} = ovx iyvwv; (Lc 1, 34). Vor
der Geburt nicht: xal ovx iylvoöxev avrrjv, ^og ov irexBv xrL
(Mt. 1, 25). Mit einer Ausführlichkeit, die sich in den stärksten
Negationen bewegt, wird nun auch im johanneischen Prolog
eine Empfangniss Jesu von einem menschlichen Vater
abgelehnt: og ovx ig aluarcov ovöh §x d^sX^ftarog Cag-
xog ov6k ix d^sXrjiiarog dvÖQog iysvvTJd^i] (Joh. 1, 13). Denn
250 ^^ Eandheitse^aiigeliam.
dass die von Justin, Irenaeas, Tertallian, Ambrosius,
Augustinus, P8.-Athana8iu8, Hippolyt, den Actis Arche-
lai, dem Cod. Yeronensis yertretene vorcanonische Lesart: oc
iyevv^ri — die richtige, die ursprünglich johanneische ist, er-
gibt sich zunächst schon aus dem allgemeinen Praejudiz von
dem höheren Werth der Siteren Torcanonischen Texte gegenüber
der jüngeren oder der canonisohen Texigesialt, femer aus dem
streng christologischen Gontext von Job. 1, 9 — 18, einem
Gontexte, der durch die später eingedrungene und canonisch ge-
wordene Lesart: ot kfEvv^d^ocsv — gestört wird, und endlich
aus der unverkennbaren Bezugnahme in JoL 1, 13 auf Lc 1, 34.
Man vgl. Job. 1, 13: ovd^ ix d-eXi^/iazog avÖQog <» Lc 1, 34:
avöga ov yivcicxiD, oder richtig: aviga ovx fypmv, (Siehe
oben S. 87ff.) Die Empfängniss und Geburt Jesu unter
Mitwirkung eines Mannes wird also wie im Kindheits-
eyangelium, so im johanneischen Prologe nach dem ur-
sprünglichen Texte auf das Bestimmteste negiert^)
Dieser Negation gegenüber steht die positive Aussage: aJUi
hc &€ov i^BW^d-T], welche in v. 14 naher erläutert wird. Und
auch hier, wo der johaimeische Prolog seinen Gipfelpunkt er-
reicht, geht er mit dem Kindheitsevangelium £ast Wort fiir
Wort. Vgl
Job. 1, 14. Kindheitsevangelium^).
xal 6 Zoyog 11, 6: ovXl^^y hc koyov
avTov
CaQ§ kyivBXO IX, 2: %€oq av Idn rov X^-
Ctov Iv oagxl
xal ioxTivcDOev Iv fjiilv U, 10: Tcal öwa/ug v^>lötov
oxTjvciöei iv cot
xal id'saöafieß'a xi}v 66 ^av XVI, 12: TOiavrrjv yag 66§av
mrov — ovT€ tdofiep
66^av wg fiV^97^^^V^^) ^clqol II, 10: xXfid^cerai vlog d-sov
xaxQog
1) Vgl. meine y^Ansaercanonischeu Paralleltexte^S Heft IV:
Johannes, S. 57 ff. 221 1
2) Die nachfolgenden Stellenangaben beziehen sich auf den in § 5
aufgestellten hebräischen und griechischen Text des KindheitBevangeliums.
3) Das dem johanneischen Sprachgebrauch angehOrige fioroyer^g (vgL
§ 6. Das VerhSltnifls der Qaellenschrifb zur Eyangelienliterator 251
xal x^Q'-^ &BOV fjv
in avro
XVI, 12: aQtrijv xal Cotplav,
Wie der yierte Evangelist zu II, 10 das ]3tn' des Urtextes an-
statt mit dem aus dem Septuaginta-Griechisch entnommenen
inKfxia^Bip (ygL oben S. 90 fiF.) durch das viel richtigere oxtjvovv
ersetzt, so gibt er auch die HÄDn des Urtextes mit äX^ß'eia
viel besser wieder als durch das ebenfalls aus dem Septuaginta-
Oriechisch in den synoptischen, ja selbst in den paulinischen
Sprachgebrauch eingedrungene ootpla.
Es folgt nun wieder eine Unterbrechung des Oedankengangs,
welche ohne den Einfluss des Kindheitsevangeliums unerklärlich
bleibt Entspricht Joh. 1, 14: o Xoyoq öagg hyivtxo xrX. der
Hauptsache nach den in Lc. 1, 31. 35 nach dem Urtexte enthal-
tenen Worten der Verkündigung, so hat, was Lc. 1, 80 nachfolgt,
nämlich der Hinweis auf die ri(tiQa avaÖBl^BCDq avrov (sc. '/a>-
avvov) JtQog xov *IOQai]X, den Verfasser des Prologs veranlasst,
dieses öffentliche Auftreten des Täufers v. 15 zu markieren
Joh. 3, 16. 18; 1. Joh. 4, 9) geht auf das hebr&ische T«n; zurtick. Vgl. Gen.
22, 2: ^rrr^^ 1?^^? *r"B "" LXX: XÄßs rov vlov aov xov ^tvmijcov
CB Aqnila: ßovo^^i^. Femer Jad. 11, 34, wo die Septuaginta-Hanficfinften
2wi8chen ayanrixoq und (AOvoyBvriq sich theilen. Hier im Prolog (Joh.
1, 14. 18] ist das Wort ohne Zweifel ein Anklang an den Taofbericht, den
der Evangelist (vgl. Joh. 1, 32. 33) bereits im Sinne hat Das Wort Mi
3, 17 -» Mc. 1, 11 => Lc. 3, 22 wird also im Urevangelium gelautet haben:
^TH? ''3.3 HPK oder m (nicht 'n*«?^, wie alle hebr&isohen RückübersetEnngen
haben] und die johanneische ÜbersetEnng davon: oixöq iaviv 6 vloq fiov
o fiovoyevijq. Vgl. Heft lU, 227. ÄhnUch Mc. 12, 6 (» Lc. 20, 13) : hi ha
BlxJBv^^Aov^yfmrßov , wo es nach dem johanneischen Übersetzungstypos
heissen wfirdenTi bIxbv vlbv fiovoyevrj. Wir sehen: die synoptische Ver-
sion der hebräischen Texte folgt dem Sprachgebranch der LXX, der jo-
hanneische Stil emancipiert sich davon. Ähnlich verhalt es sich mit der
johanneischen Version von rmne» dkii^eia, für welches die LXX-Version
and dem entsprechend die Synoptiker und die paolinischen Schriften
weniger tief ao^la geben. Doch vgl. Hiob 17, 10: Dsn « LXX: dXtj&iq, —
Bezüglich des johanneischen axrjvovv (=» iniaxtdt^eiv =» ^^, vgl. oben
S. 90 ff.) ist noch zu erinnern an Jer. 7, 12; £z. 43, 7; Neh. 1, 9, wo ysm von
den LXX mit xaxaaxrivovv wiedergegeben ist.
252 ^^ Kindheitseyangelinm.
und den Hauptinhalt seines christologiscfaen S^ugnisses einzu-
flechten:
^Icoavvfig (iagrvQeT xegi avrov xal xsxQoyBv ksytov ovrog tji\
ov sbcov 6 ojtlca) (lov iQxofievog Ifixgood^iv fiov yiyovtVr
OTl XQWTOg fiOV 7}V — .
wozu aus dem Urevangelium zu vei^leichen ist Mc. l, 7 «= Mt
3, 11 = Lc. 3, 16. Und sofern aus" der ganzen offentlicben Wirk-
samkeit des Täufers als deren Kern und Stern eben sein ckristo-
logisches Zeugniss von Jesu eingefügt ist, stört, sobald man die
Veranlassung zu dem ^Iwavvrjg fiaQZVQel xegi avrov x€d xixQa-
yev in dem Kindheitsevangelium (Lc. 1, 80) erkannt hat, dieser
y. 15 den christologischen Gedankengang des Prologs in keiner
Weise, sondern ergänzt ihn aufs Beste.
Im weiteren Fortschritt Job. 1, 16 knüpft die Gedankenent-
Wickelung an den Schluss yon Joh. 1, 14: JtXi^Qijg jj^a^fro^ xci
djLrjd-elag — welcher Ausdruck ohnehin proleptiscb aus Lc. 2, 4(^
herübergenommen war — wieder an. War nach dem Eondheits-
evangelium Jesus (leCrog = ytXi^Qtjg = jtXtjQOVfievog x^p^ro^. so
besass er auch ein xXfiQmiia xaQtxog^ aus welchem alle schöpfen
konnten. Es gehen also die Worte Joh. 1, 16: xdL kx xov ^Xrp
Qcifiarog avrov ^(iBlg Jiavreg iXaßofiet^ xal xoqvv avrl xoQirog
— unmittelbar noch auf Lc. 2, 40 zurück. Dagegen die noch-
malige Erwähnung der X'^Q^^ ^^^ aXrid^ua in Joh. 1, 17 ist nicht
Ton Lc. 2, 40> sondern von Lc. % 52 abhängig, und zwar deshalb,
weil der ganze Schluss des Prologes (Joh. 1, 17. 18) der Schluss-
perikope des Eindheitsevangeliums entspricht: Lc. % 41 — 52. Dabei
muss man die vollständigere und ursprüngliche Relation dieser Peri-
kope nach dem Texte des Thomaseyangeliums vor Augen haben,
wenn man die Beziehungen in v. 17^ verstehen will Wie näm-
lich schon Joh. 1, 14 in den Worten: id-Bacafu&a rr^v öo%av
avrov auf den aussercanonischen Text der Thomas-Relation zu-
rückweist, so ist es auch hier Joh. 1, 17 mit den Worten: ort o
v6(iog dia Mcovoeog iöod-fj — der Fall.
Zwar ist der mosaische vofiog im Kindheitsevangelium be-
reits früher dreimal erwähnt: xarä rov vofiov ßfawodmg (Lc.
2, 22), xad'cog yeyQaxrai iv vofim xvqIov (Lc 2, 23), xora ro
elQtjfiipov Iv rm voiim xi^glov (Lc. 2,24), wie denn überhaupt das
Kindheitsevangelium den darin auftretenden (nicht gesetzlich,
sondern prophetisch gerichteten) Persönlichkeiten eine in freiem
§ 6. Das Yerh<nifls der Quellenschrift; zur £yangelienliteratar. 253
Sinn geübte treue Erfüllung des Gesetzes zuschreibt und so auch
Jesum selbst als durch die Beschneidung unter das Gesetz ge-
than (vgl. Gal. 4, 4: yspofievov vjto v6(iov) darstellt: aber die
unmittelbare Antithese von dem voiioq einerseits und der x^Q^^
xal dXfjd'eia andererseits ergibt sich doch erst aus der — durch
das Thomasevangelium ergänzten — Schlussperikope. Man vgl
Job. 1, 17. Kindheitsevangelium.
oTi 6 voiiog öiä McDvaicog XVI, 7: iptiXvBv (= k^riy^öa-
iöo&Ti To) xa xBipaXaca xov
v6(iov —
?) X^Q''^^^^^ V ciXvd'Sia öia *If]' XVI, 15: o öh ^ItjCovg jtQoi-
öov Xqictov kyivsxo. xojtxsv — ivx^öo<pla
xal xcLQtxu
Hier also wie in Job. 1, 14 = Lc. 2, 40 dieselbe Übersetzung
von moDn = ootpla (lucanisch) = akrid^eia (johanneisch).
Dass in Job. 1, 17. 18 wirklich die Hauptschlussperikope des
Kindheitsevangeliums zu Grunde liegt, zeigt namentlich Job.
1, 18. Denn einerseits ist das überraschende i^fiyrjoaxo^ wie
wir oben S. 176 f. gesehen haben, nur eine andere Version für
das kytiZvwp des £v. Thomae und das ezplicavit des £v. Inf.
Ärab., andererseits ist die Bezeichnung Jesu als o coj; elg xov
xoXjtop xov jtaxQog — ein unverkennbarer Reflex von den
Worten des zwoLQährigen Jesus: oxi Ip xolg xov jtaxgog (lov
Ost elvai fis (Lc. 2, 49), woraus man ersieht, einen wie tiefen
Sinn der vierte Evangelist in dem erstmaligen Bekenntniss des
schon dem Knaben Jesu einwohnenden Sohnesbewusstseins ge-
funden hat.
Blickt man zurück auf diese analytische Vergleichung
zwischen dem Prolog und dem Kindheitsevangelium, so erkennt
man, dass der Verfasser des ersteren das letztere gekannt und,
vom Titel desselben ausgehend, es in allen seinen Hauptpartien
einschliesslich derjenigen, die Johannes den Täufer betreffen, bis
zur Schlussperikope benützt hat, und zwar nicht nach den
canonischen Relationen, sondern nach der vorcano-
nischen hebräischen Quellenschrift. Vgl. unten S. 254f.
Die Gliederung des Prologs ist daher im Anschluss an das
Kindheitsevangelium folgendermassen zu markieren.
254 ^^ KindheitBeyangeliniKi.
A. Spekulatives Ezordium Job. 1, 1—5.
Veranlasst durch den Titel der neutestamentlichen Ge-
nesis, d. i. des Kindheitseyangeliums, vgl. Mt. 1, i — zugleich
anschliessend an den Introitus der alttestamentlichen Ge-
nesis.
B. Historisches Ezordium Joh. 1, 6 — 8.
Entsprechend der Einleitung des KindheitseTangeliums, Jo-
hannes den Täufer betreffend. Lc. 1, 5—25. 59 — 79.
C. Gbristologischer Haupttheil Joh. 1,9 — 18-
Mit folgenden Bezugnahmen auf das KindheitseyangeUom.
V. 9. 10 vgl. Lc. 2, 31. 32; v. 11 vgl. Lc 2, 32; Mt 2, Iff.; Lc.
2, 3. 34; V. 12 vgl. Lc. 2, 28; 1, 31. 45; Mt. 1, 21; Lc. 2, 21:
V. 13 vgl Lc. 1, 34; Mt. 2, 25»; v. 14 vgL Lc 1, 31. 35; 2,26
(nach dem Protevangelium); 2, 50 (nach dem Thomasevangelium);
2, 40; V. 15 vgl. Lc 1, 80; v. 16 vgl Lc. 2, 40; v. 17» vgl La
2, 22—24; 2, 46 ff. (nach dem Thomasevangelium); v. 17** vgl. Lc
2, 52; V. 18 vgL Lc. 2, 49; 2, 46 (nach dem Thomasevangelium).
Im Wesentlichen dürfte hiermit das Räthsel des johanneischen
Prologs gelost sein. Die Genesis desselben liegt aufgedeckt vor
unseren Augen. Mag die Exegese ins Künftige noch manche
neue Resultate zu Tage fordern, — die Bücksichtnahme auf die
?^TD;! nilbin wird nicht mehr umgangen werden dürfen. Was
Mt. 1. 2 für das erste, Lc 1. 2 für das dritte, das ist Joh. 1, 1—
18 für das vierte Evangelium.
Für die Quellenschrifb des Kindheitsevangeliums selbst aber
ist damit ein wichtiges Resultat gewonnen, nämlich die Erkennt^
niss, dass der vierte Evangelist die J^TD^ nilbin in ihrem hebräi-
schen Grundtext noch gekannt und benützt hat Auf diese
Grundschrift stützen sich die dem Prologe eigenthümUchen Aus-
drücke des Xoyog (v. 1 ff.) g)a}Tl^Biv (v^ 9), d^iXrnia avÖQoq (v. 13),
ix d-eov fEwrid-TivaL (v. 13), 6 Xoyoq Oclq^ iyevaro (v. 14 vgL
oben S. 80 ff. zu Lc. 1, 31, S. 131 f. zu Lc 2, 26), ioxi^voHJsv
(v. 14), JtXrJQTjg, jtXriQmiia (v. 14. 16), Z^P^S (v. 14. 16. 17), igr^-
yticd-ai (v. 18), — Ausdrücke, welche sauuntlich dem Evangelium
§ 6. Das Yerh<niss der Qaellenschrift zur Eyangelienliteratur. 255
selbst fremd sind. Aus dem johanneischen Prologe wird
es evident, dass den ?W*;; nilbin weder die Geburtsge-
schichte Johannis, noch in der Kindheitsgeschichte
Jesu die Verkündigung bezüglich seiner vaterlosen
Geburt, noch die aus dem Thomasevangelium aufge-
nommene Ergänzung in der Perikope über Jesu Tem-
pelbesuch gefehlt hat.
Es sind also drei Evangelisten, der erste, der dritte^
der vierte Evangelist, gewesen, von denen ein Jeder die Quel-
lenschrift der T'Wl riilbirt benützt hat, und zwar so, dass
trotz der verschiedenen Yerwerthung des Quellenstoffes dennoch
alle drei in der Hauptsache eine harmonische Überein-
stimmung bekunden.
6. Die apokryphischen Kindheitsevangelien.
Von der Hohe des johanneischen Prologes ist der Übergang
zu den apokryphischen Kindheitsevangelien wie ein
Sprung ins Bodenlose. Und dennoch findet man auch auf diesem
Gebiete hie und da festen Boden unter den Füssen, nämlich
überall da, wo man Paralleltexte zu Lc. 1. 2 und Mt 1. 2 an-
trifft. Und dies ist bei allen apokryphischen Kindheitsevange-
lien der Fall, abgesehen von einer einzigen untergeordneten
Ausnahme, sofern nämlich die kurze Recension B des griechi-
schen Thomasevangeliums (bei Tischendorf p. 158 — 163) gar
keine Berührungen mit den canonischen Texten erkennen lässt.
Diesem hierin am nächsten steht das lateinische Thomasevange-
lium (bei Tischendorf p. 164 — 180), welches die lucanische Re-
lation gänzlich ignoriert und seine legendarischen Stoffe lediglich
an Mt. 2, 19 — 21 anknüpft. Bei allen übrigen apokryphischen
Kindheitsevangelien finden sich Paralleltexte zu Lc. 1. 2 und Mt.
1. 2, in keinem aber die canonischen Stoffe vollständig. In allen
fehlen nämlich nicht nur die Geschlechtsregister, sondern auch
die auf den Täufer Johannes bezüglichen Perikopen Lc. 1, 5—25.
39 — 80. Ausserdem ist die Auswahl der mit den canonischen
Relationen zusammentreffenden Stoffe eine sehr verschiedene.
Die bisherigen Untersuchungen nun haben bereits gezeigt,
dass die Paralleltexte zu den canonischen Relationen namentlich
im Protevangelium Jacobi sowie im Ev. Pseudo-Matthaei, für
256 ^^ Kindheiisevangeliani.
einige wichtige Punkte auch im £y. Inf. Arab. und in der Be-
cension A des griechischen Thomasevangeliuma werthvoUe Text-
reste und wichtige Varianten, welche auch durch anderweite
Zeugen beglaubigt werden^ erhalten haben. Im Folgenden han-
delt es sich daher nur um eine übersichtliche Registrierung des
Gewonnenen, wobei die in § 4 angestellten Einzeluntersuchungen
vorausgesetzt werden.
a. Das Protevangelium Jacobi.
Diese unter den apokryphischen EindheitseFangelien zweifel-
los älteste Schrift bietet folgende Parallelen zu den canonischen
Perikopen.
U. Verkündigung der Geburt Jesu c. 11. Vgl Citate II, 3>\
5«», 6* 10^ ll^ 14^
m. Marias Besuch bei Elisabeth c. 12. Vgl. Citate III, 1. 2%
10*, 18*.
V. Verehelichung der Maria c 14. Vgl Citate V, 3*, 4»
VI. Jesu Geburt c 17. Vgl Citate VI, l•^ 6, 7*«.
IX. Simeon c, 24. Vgl Citate IX, 2^.
XL Die Magier aus Arabien c. 21. Vgl. Citate XI, 1^ 2*, 3^
4*«, 5«, 6°, 7» 8•^ ll«^ 12«^.
XIU. Der Eindermord zu Bethlehem a 22. Vgl Citate XIII, 1«^.
In diesen Paralleltexten sind als die wichtigsten Ab-
weichungen von den canonischen Texten folgende zu regi-
strieren:
II, 6 = Lc. 1, 31*: OvXXi^tpy hc koyov avzov — vgl Joh. 1, 14,
Justin, Celsus, Lucian, Ev. Inf. Arab.
10 = Lc. 1, 35 : Jtvevua xvqIov — vgL Just, Epiph.
11 = Lc. 1, 31^: (xvTog yag ocoosi top Xaov ccvrov äxo x&v
a/iagnciv avrcip — vgL Justin.
III, 1 == Lc. 1, 39 : x^Q^^ Xaßovoa — vgL Justin.
V, 3 = Mt 1, 20 : To hv avri ov — vgL Just, Ev. P8.-MatÜL
VI, 1 = La 2, 1 : ütapxaq xovq %vöalovg — vgL Just
6s=Lc. 2, 6 : OxrjjLaiop — vgL Just, Epiph. und viele
Andere, sowie die meisten apokr. Ew.
IX, 2 = Lc. 2, 26 : iv ca^ — vgL Job, 1, 14, Ev. Pa-MattL
XI, 2 = Mt 2, 2 : Xafitpapza = vgL Ign., Apoc. 22, 16.
7 = Mt 2, 7 : xafi/iByid^f] — vgL Ev. Ps.-Matth.
§ 6. Das VerhältniM der Qaellenschrift zur Evangelienliteratar. 257
XI, 3 = Mt. 2, 3 : om. xal Jtäoa %QOo6Xvfia fur avtov —
ygl. Et. Ps.-Matth., Hegesipp.
12 = Mi 2, 12 : Ji^ga — vgl Epiph.
In diesen Varianten zeigt sich eine besonders häufige Ver-
wandtschaft mit der Jostinschen Recension des Kindheitsevange-
liums. Doch ist in keiner Weise anzunehmen, dass Justin,
der durchaus keine legendenhafte Stoffe mittheilt, der vielmehr
nur Parallelen zu den canonischen Texten bietet, das Proteyan-
gelium benützt habe. Vielmehr ist für das Protevangeliiim und
f&r die yon Justin gebrauchte Recension des Kindheitsevange-
liums eine gemeinsame ältere Quelle anzunehmen.
b. Das Evangelium Pseudo-Matthaei.
Nächst dem Protevangelium Jacobi gewährt das Evangelium
Pseudo-Matthaei die grösste Zahl von beachtenswerthen Texten.
Es umfasst folgende Parallelen zu der canonischen Eindheitsge-
schichte.
IL Verkündigung der Geburt Jesu c. 9. Vgl. Citat II, 9^
V. Verehelichung der Maria c. 10. 11. Vgl. Citate V, 3^ 4^
VI. Jesu Geburt c. 13. Vgl. Gtate VI, 1«. 2*. 4. 5^
VII. Jesu Beschneidung c. 15. Vgl. Citat VII, 1. 2».
Vm. Jesu Darstellung im Tempel c. 15. Vgl. Citate VIII, 1«.
2. 3^
IX. Simeon c. 15. Vgl. Citate IX, 1» 2° 4».
X. Hanna c. 15. Vgl Citat X, 1^.
XL Die Magier aus Arabien c. 16. Vgl. Citate XI, 1*. 2^». 3»
A\ b\ 6\ 1\ 8^ 10». 11^ 12».
XIL Die Flucht nach Aegypten c. 17. Vgl. Citate XII, l^ 3«.
XUL Der Kindermord zu Bethlehem c. 17. Vgl. Citat XIII, 1«.
XIV. Die Rückkehr aus Aegypten c. 25. Vgl. Citat XIV, 1°.
XV. Die Niederlassung in Nazareth c. 26. Vgl. Citat XV, l^.
Die interessantesten Textvarianten sind folgende:
U, 9 = Lc. 1, 34 : nunquam cognovi — statt des canoni-
schen cognosco = yipcioxo),
V, 3 = Mt. 1, 20 : quod in utero eins est — vgl. Just,
Protev.
VI, 4. 5 =s Lc 2, 4. 5: Maria de tribu Juda et de domo ac
patria David.
Texte Q. Untersuchungen X, 6. 17
258 ^^ Kindheitseyangelium.
VI, 7 = Lc. 2, 7 : peperit masculum — Tgl. Apoc. 12,
5. 13.
IX, 1 = Lc. 2, 25 : vir dei = D'^n'bÄ ttJi».
IX, 2 = Lc. 2, 26 : in carne = h oagxl — vgl. Protev.,
Job. 1, 14.
XI, 2 =' Mt 2, 2 : qui natos est vobis — vgL Just.: iv
r^ X<^Q^ Vficip.
XI, 3 = Mt. 2, 3 : om. xal xäoa %QOo6Xvfia fier avrov —
vgl Protev.
XII, 1. 2 = Mt. 2, 13 : per viam eremi — vgl Apoc 12, 6; Ev.
Thom. Latin.
Ausserdem vertritt dieses Evangelium die Lesart von der
Geburt Jesu in der Hoble (vgL c. 13 p. 77) und (c. 13 p. 80) die
Angabe von der ausseigewöhnlicben Grösse jenes Kometen:
Stella ingens «» döriQa jtafifisyedij Protev. Jac. c. 21 p. 41.
c. Das Evangelium Infantiae Arabicum.
An umfang der den canonischen Perikopen parallel laufenden
Texte dem £v. Pseudo-Mattbaei gleichstehend, ist doch das Ev.
Infantiae in diesen Partien den canonischen Textgestalten fast
vollständig conformiert. Nichts desto weniger finden wir darin
einige wenige Stellen, die f&r die quellenkritische Untersuchung
von hohem Werthe sind. Es mögen dieselben zunächst r^striert
werden:
II, 6 = Lc. 1, 31 : Ego sum Jesus, filius dei, o Xoyoq.
quem pepensti, quemadmodum ad-
nuntiavit tibi angelus Gabriel — eine
citierende Bezugnahme auf den im
Protevangelium erhaltenen ' Urtext:
avXlrm>Xi ^ Xoyov avxov — vgl
Job. 1, 14.
VI, 6 = Lc. 2, 6 : ad speluncam c 2 — in spelunca c. 5-
XVI, 6. 7 = Lc. 2, 46. 47: explicavit libros et legem et praecepta
et statuta et mysteria, quae in libris
prophetarum continentur — nicht
mehr reiner Text des im Ev. Thomae
erhaltenen Urtextes — vgL Job. 1, 18:
i§i]yfjoaTo.
§ 6. Das Yerhftlixiiss der Quellenschrift zur Byangelienliterator. 259
XVI, 8. 9 = Lc. 2, 48. 49: in domo patris mei = "^n« D'^na =
iv rolq rov JtaxQoq (iov.
XVI, 10—12 : in c. 53. 50 des im Thomasevangelium
vollständiger, reiner und zusammen-
hängender erhaltenen Gesprächs zwi-
schen den Schriftgelehrten und Maria
— vgl. Joh. 1, 14: i&eaöcified'a rfjv
öo^av avTOv.
Das Verzeichniss der im Ev. Inf. Arab. erhaltenen Parallelen
zu den canonischen Perikopen gestaltet sich folgendermassen:
IL Die Verkündigung der Geburt Jesu c. 1. Vgl. Citat II, ß\
VI. Jesu Geburt c. 2-4. Vgl. Citate VI, 1'. 4. 5<». 6. 7«.
VII. Jesu Beschneidung c, 5. Vgl. Citat VII, 1. 2'.
Vin. Jesu Darstellung im Tempel c. 5. Vgl. Citate VIII, 1\
2. 3».
IX. Simeon c. 6. Vgl. Citate IX, 5». 6^.
X. Hanna c. 6. Vgl. Citat X, 1».
XL Die Magier aus Arabien c. 7. Vgl. Citate XI, 1\ 4°. 5*.
IR
XII. Die Flucht nach Aegypten c 9. Vgl. Citate XII, 1«. 3«.
XIIL Der Kindermord zu Bethlehem c. 9. 12. VgL Citat XIII, 1»».
XIV. Die Rückkehr aus Aegypten c. 26. VgL Citat XIV, 3*.
XVI. Der zwoigährige Jesus c. 50—53. VgL Citate XVI, l^ 6.
1^. 8. 9^ 10\ 13».
d. Das Evangelium de nativitate Mariae.
Dieses fast ganz werthlose Elaborat geht in folgenden wenigen
Partien mit den canonischen Perikopen parallel:
II. Die Ankündigung der Geburt Jesu c. 9. VgL Citate II, 1.
2». 3^^. 8». 9^.
V. Die Verehelichung der Maria c. 10. Vgl. Citate V, 5. 6®.
VI. Jesu Geburt c. 10 am Schluss.
Das einzige Wort: nunquam (im Citat II, 9b =: Lc. 1, 34)
klingt wie ein echter Textrest, wenn man vergleicht Ev. Ps.-
Matth. c. 12: virum nunquam cognovi. Doch gibt das nunquam
in Verbindung mit dem Praesens cognosco, wie jetzt der Text
im Ev. de nativ. Mar. lautet, keinen brauchbaren Sinn.
17*
260 ^^ EindheitfleTangeliam.
e. Historia JosephL
Auch dieses Apokryphum bietet kaum eine Ausbeute von
interessanten aussercanonischen Texten. Dass in demselben Jesus
von Joseph sagt.: pater meus secundum carnem, obwohl die
conceptio de spiritu saneto ausdrücklich bezeugt wird, ist bereits
oben zu XVI, 8. .9 ■= Lc. 2, 48- 49 besprochen worden. Bemer-
kenswerth ist noch die Bezeichnung des Täufers als cognatus
Jesu (c. 3 p. 125). Auch die spelunca fehlt nicht, mit der näheren
Angabe: proxima sepulcro Bahel uxoris Jacobi patriarchae.
Die Perikopen sind folgende:
V. Die Verehelichung der Maria c. 5. 6. 17. Vgl. die Citate
V, 3*. 40.
VI. Jesu Geburt c. 7. Vgl. Citat VI, Ih,
Xn. Die Flucht nach Aegypten c. 8. Vgl. Citate XII, 1. 2*. 3^. 4*.
XIV. Die Rückkehr aus Aegypten c. 9. Vgl. Citat XIV, 3 f.
f. Das Evangelium Thomae.
Das apokryphische Thomasevangelium liegt uns in drei
stark von einander abweichenden Recensionen vor, von denen,
wie bereits erwähnt, die griechische Recension B für unseren
Zweck völlig werthlos, die lateinische Recension aber nur durch
die Notiz: tulit eum in deserto (vgl. XIV, 3 — 6) und wegen des
Zusammentreffens dieser Notiz mit Apoc. 12, 6 beachtenswerth
ist. Auch die griechische Recension A bietet zunächst mit Aus-
nähme der in § 15 auftauchenden Variante zu Lc. 2, 40: avro
dh jtoXX^g ;fa()tTO§ xal ooq>laq fieorop kcnv — durchaus keine
Parallelen zu den canonischen Texten. Nur am Schluss — im
letzten Capitel — werden wir überrascht durch eine äusserst
werthvolle aussercanonische Recension der Perikope, welche uns
innerhalb des Canons Lc 2, 41 — 52 erhalten ist. Der Text des
Thomasevangeliums ist von dem canonisch-lucanischen Text
völlig unabhängig, dennoch aber ihm parallel laufend und dabei
durch einige wichtige TextbestandtheUe ausgezeichnet, welche
der canonische Lucas jedenfalls gekürzt hat, deren Vorhanden-
gewesensein aber man aus Job. 1, 14. 18 constatieren kann. Es
genügt hier, auf die Texte und Untersuchungen in § 4. XVI, 6.
7. 10 — 12 sowie auf die Analyse des johanneischen Prologs in
§ 6. Das Yerh<niss der Quell ensclirifl zur Evangelienliteratar. 261
diesem § 6 hinzuweiseo, auch nochmals daran zu erinnem, dass
Tisch endorf die Wichtigkeit der Textrecension zu Lc. 2, 41 —
52, welche uns im Ey. Thomae erhalten ist, durch Aufnahme
derselben in seine grosse Ausgabe des Neuen Testaments ge-
würdigt und anerkannt hatJ)
Überblicken wir die gesammte EvangelienUteratur, so macht
sich — mit alleiniger Ausnahme des vorcanonischen ürevange-
liums und yielleicht des zweiten canonischen Evangeliums — der
Einfluss der yorcanonischen Eindheitsgeschichte allenthalben be-
merkbar. Drei canonische Evangelien haben durch dieselbe in
Mt 1. 2, in Lc. 1. 2 und Job. 1, 1 — 18 ihre schönsten Einleitungen
erhalten, Einleitungen, die sich in allen drei Evangelienschriften
durch ihre Eigenartigkeit von dem Haupttenor der evangelischen
Geschichtsdarstellung deutlich abheben und auf ihre gemeinsame
Quelle hinweisen. Aber auch die apokryphische Evangelienlite-
ratur, so tief sie unter der canonischen steht, hat auf direktem
oder indirektem Wege die stärksten Impulse von der Quellen-
schrift des Kindheitsevangeliums empfangen, wie man theils aus
Beschrankung dieser Evangelien auf die Eindheitsgeschichte,
theils aus werthvoUen Textresten constatieren kann. Wahrschein-
lich würde in letzterer Hinsicht die Ausbeute eine noch viel
grossere sein, wenn nicht diese apokrjphischen Evangelien zahl-
reichen Überarbeitungen und dabei auch Conformierungen nach
den canonischen Texten in späteren Zeiten unterworfen gewesen
wären.
Bezeichnender Weise sind es nur die streng haeretischen
Evangelien, das ebionitische Hebräerevangelium und
das ultrapaulinische Evangelium Marcions, welche —
das erstere aus dem ersten canonischen, das andere aus dem
1) Einer ähnlichen Erscheinung sind wir Heft 111, 26 ff. der ,,Aas8er-
canonischen Paralleltexte'' begegnet. Nämlich zu Lc. 4. 1—13 = Mi 4, 1—11,
der Perikope von der Versuchung Jesu, finden wir in den Actis Bartholo-
maei völlig isoliert eine äusserst werthvolle aussercanonische Recension
jener Perikope, welche weder von Mt. noch von Lc. abhängig ist und doch
den canonischen Texten vOllig parallel läuft. Wie diese Perikope in den
Actis Bartbolomaei irgendwie aus der Quelle des Urevangelinms abstammt,
so ist das Schlusscapitel des Thomasevangeliums auf einem von uns nicht
mehr controlierbaren Wege aus der vorcanonischen Quellenschrift des
Kindheitsevangeliums geflossen.
262 ^M KindheitBeTangelmm.
dritten canonischen Evangelium — die Geburtsgeschichte Jesu
wieder entfernt haben. Gehören diese Schriften bereits einem
Degenerierungsprocess bezüglich der Evangelienliteratur an,
vrelcher im 2. Jahrhundert seinen Anfang nahm, so liegen auch
die Motive zu jenen Streichungen des Eindheitsevangeliums offen
zu Tage. Im Hebräerevangelium war es das haeretisch ge-
wordene Judenchristenthum, welches das ursprünglich bei den
ältesten Judenchristen laut des svayyiltov xaza Mav&aiov gil-
tige Zeugniss von der vaterlosen Geburt Jesu nicht mehr er-
tragen konnte. Im Evangelium Marcions war es ein doke-
tisch gerichteter Gnosticismus, welcher von einem geschichtlich
realen Eintritt des Gottessohnes in die geschichtliche Welt Nichts
wissen wollte. Eine in anderer > Weise ungeschichÜiche Auf-
fassung entwickelte sich in den apokryphischen Rindheits-
evangelien, welche mit ihrer krankhaften Wundersucht der
katholisierenden Mariolatrie die Wege ebneten. <)
1) Bezüglich der letzten Ansl&ufer der apokryphen KindheitBevange-
lien im Koran, dessen Erzählungen über Maria (vgl. namentlich Sore 19)
auf das Protevangelium Jacobi und das Ev. de nativitate S. Ma-
riae zurückgehen, ist einzusehen ROsch, die Jesusmythen des Islam
(Theol. St u. Krit 1876, III, S. 409—454), welcher auch noch erw&hnt,
dass nach Beda (De locis sanctis c 8) in der HOhle, in welcher Christas
geboren ward, eine Quelle entsprungen sei. In Sure 18 am Anfang ist
übrigens auch eine Erzählung über die Geburt Johannis des Täufers
gegeben, welche aus den apokryphen Evangelien nicht stammen kann,
da, wie bereits oben erwähnt wurde, von Seiten der letzteren die Perikopen
Lc. 1, 5 — 25. 39—80 nirgends verwendet worden sind. — Wegen des Ver-
hältnisses der Quellenschrift zn dem jüdischen Pamphlet yvö^ rirT^r
vgl., was unten § 8 über Gelsus mitgetheilt ist. Ausserdem Rösch,
Panthera. Eine geschichtliche Studie (Theol. Si aus Württemb. 1880,
S. 150 — 163], ferner derselbe, die Jesusmythen des Judenthums
(Theol. St. u. Krit. 1873, I, S. 77—115).
Ausläufer der apokryphen Kindheitsevangelien sind auch in den neuer-
dings von Forbes Robinson in den Texte and Studios (Vol. IV. No. 2)
veröffentlichten „Goptic Apocryphal Qospels** zu finden, i^unlich
1, Sahidic Fragments of tiie lifo of the Virgin (S. 1—42),
2, Bohairic Account of the death of Joseph (S. 129— 1.59),
3, Various Sahidic Fragments (S. 161 ff.)
In dem erstgenannten Fragment ist (S. 19) die conceptio per anxem
erwähnt. Vgl. über dieselbe das oben S. 85 Gesagte. Zu den dort ge-
nannten Autoren sind nach Badham (Academy Sept 5. 1896. p. 161a) noch
Ephraem und Gregorius Thaumaturgus hinzuzufügen, welche die
§ 7. Der Einfluss d. QneUenBchxifl auf cL aposto]. Lehrschriftsteller. 263
§7.
Der Einfluss der Qnellensclirift auf die apostolischen
Lehrscbriftsteller«
Der johanneische Prolog repraesentiert den Übergang von
der evangelischen Geschichte zur evangelischen Didaktik und ist
ganz besonders geeignet, das Wesen der apostolischen Didaktik
als eine reife Frucht der evangelischen Geschichte vor die Äugen
zu führen.
Die älteste und centrale Urkunde der evangelischen Geschichte
bildeten die Xoyta, ?W^ '^^5'7i das ürevangelium. Wie sehr
die apostolische didaktische Literatur von dieser ältesten Urkunde
des Urchristenthums befruchtet und beeinflusst war, gedenke ich
in einem späteren Werke: „Canonische Parallelen zu den
Evangelien*' oder „Das Evangelium der apostolischen
Lehrschriftsteller" im Einzelnen wie im Ganzen nachzu-
weisen. Vgl. ^Aussercanonische Paralleltexte zu den
Evangelien«, Heft I, S. VL
Hier handelt es sich um die Frage, ob neben der Haupt-
quelle, dem Ürevangelium oder den Logia, auch die Grund-
schrift des Kindheitsevangeliums {BlßXog yspsöecog *Irjöov
Xqiotov) von Einfluss auf die apostolische Lehre geworden ist
und ob dieselbe mithin als eine Nebenquelle der urchristlich-
didaktischen Literatur betrachtet werden darf.
Gleichzeitig muss mit der Möglichkeit gerechnet werden,
bei Beantwortung obiger Frage den terminus a quo festzustellen,
von dem an die Existenz und der Einfluss der yw'^ nibin in
conceptio per aurem ehenfalls kannten. In dem Sahidischen Fragment
lautet die hezügliche Stelle nach Roh in sons Ühersetzung: „She conceived
moreover hy the hearing of her ears.'' — In dem Apocryphum : „The
death of Joseph" wird (S. 144) in c. 29 der Vater Josephs in Üherein-
stimmang mit der Matthäus-Genealogie, mit Cod. D, Syr. Cur., Epipha-
nias unter dem Namen ,,Jacob'* (nicht wie in der lucanisch-canonischen
Geschlecht stafel als „Eli'*] eingeführt. — Endlich aus den unter 3) er-
wähnten Sahidischen Fragmenten ist zu notieren, dass in Fragment 1 eine
Vermischung der Magier und der Hirten stattgefunden hat. Vgl. S. 163:
„And straightway His star rose in the east, and the shepherds (!) saw it,
and wondered at it.*'
264 ^^ Kindheüaeraogelimn.
der urchristlichen Literatur sich geltend macht, d. h. abo zu-
gleich den terminus ad quem, vor dessen Eintritt die Verabfassumig
des Kindh^itsevangeliums oder wenigstens dessen Veröffentlichug
erfolgt sein muss. Denn es ist doch nicht nöthig anzunehmen,
dass die drei canonischen Evangelisten, Mt, Lc. und Joh., die
Ersten gewesen seien, welche jene Quellenschrift benützt hätten.
Ebenso gut können vor ihnen schon andere urchristliche Autoren
jene Schrift in ihren Gesichtskreis gezogen haben. Vor allen
Dingen gilt es zu untersuchen, ob und von welchem Zeitpunkt
an in den paulin ischen Briefen Spuren der TiltD'^ ninbin zu
erkennen sind.
1. Die pauliuischen Briefe.
In dem frühesten Erzeugniss der pauliuischen Literatur, in
den Zwillingsbriefen an die Thessalonicher^ welche von
dem Urevangelium, namentlich bezüglich der Eschatologie, so
stark beherrscht sind (vgl. Heft III, 595), während die Ghristo-
logie dieser beiden Briefe noch völlig unentvrickelt sich darstellt,
findet sich von Parallelen zu dem Eindheitsevangelium, den
^Itf^ nilbin, keine Spur.
Dagegen von dem Zeitpunkt ab, in welchem die beiden
Corintherbriefe auftreten, zeigt sich ein wesentlich anderer
Sachverhalt, sofern mehrfache Berührungspunkte mit dem Eind-
heitsevangelium wahrzunehmen sind, namentlich sofern die pau-
linische Christologie sich immer weiter ausgestaltet.
Es folge daher zunächst eine chronologisch geordnete
Tabelle
der Parallelen zwischen dem Kindheitsevangelium
und den pauliuischen Briefen.
1. Cor. 1, 23. XQictov — %t>- I^c. 2, 34. ovrog xstrcu, bL
öaloig fihv öxav- jtxmctv — xoXXciv
äaXov. ip zip ^löQatjL
24. XQiOTov-d^eovöv' Lc. 1,35. övvafiig v^lctoy
p all IV. iotiOxiaCBi Coi.
4, 5. (jpapBQmOBL rag Lc. 2, 34. axoxaXrxpd^Aoiv Ix
ßovXag räv xoq- xoXXäv xagdioiP
öl CO P. öiaXoYic/ioL
§ 7. Der Einflass d. Qnellensclirift aaf d. apostol. Lehrschrifteteller. 265
2. Cor. 1, 12. ovx iv ooq>la
XaQixc d-eov»
3, 17. oöhxvQiogxvev-
ftd iöTtv.
8, 9. ytvcoCxBXB ^ttjv
XctQiv rov XV-
QIOV f]flCOP '/. X,
o « > c -
ozi Ol vfiag
ijtTcoxsvöev
JtXovöiog (DVj
Lc. 2, 40. ptXi]QovfisPOv ao-
g>laqy xdi X^Q^<i
d-BOV T^V Ijt avTO.
Lc. 1, 35. Jtvevfia ayiop ijrsZsv-
asrai ixl ad,
Lc. 1, 53. JteivävragivijcZfjösv
dyad-mv xäi nXov-
xovvraq i^cutiCxBi-
Xev xevovg.
^'N. '■*. ■.'^ /- X-
6al.
tvavfislgxyixsl'
vov jtxcoxda
JtXovxtioriXB,
11, 2. avögl jtagd'i-
Lc. 1,
27.
jtaQd-ivov ifivfj-
vov dyvr^v xa-
öxBVfiBVijv avögi
gaöx^öcu.
12, 9. iva ijtioxi]V(6ö^
Lc. 1,
35.
övvafiig vtploxov
kjt ifiB rj övva-
kjtlCXidOBl OOi.
11 ig xovXqiöxov.
4, 4. OXB flXd-BV xo
Lc. 1,
57.
jtXi]Qa}fia xov
XOV XBXBlv avxriv.
Zeoi^ot;,
Lc. 2,
6.
ijtXtja^aav cd ^fid-
Qai xov XBXBlv av-
XT^V.
djiidxBiXBv 6
Lc. 1,
35.
xXfjd-i^OBxai vi 6 g
d-Bog xov vlov
d^BOV.
avxov,
yBvofiBvov hx
Lc. 2,
5.
X^ k(lVTI<iXBVflBVy
% — -
yvvaixog,
avxw yvvaixL
7.
xal ixBXBv xov vlov
avxTJg.
yBVOflBVOV VJtO
Lc. 2.
21.
xov JCBQlXBflBlV aV'
VOfiOV,
xov.
Lc. 2, 22. xaxa xov vofiov.
Lc. 2, 23. iv V 6 fiep xvglov —
V. 24.
266
Das KindheÜBeyaiigelium.
JiQO'
avtov
Rom. 1, 2. 0 JtQOSJCTjyyslXaro
öiä xAv
g>f]rcip
ipyQafpalgdylaig.
3. ix öJtiQfiarog
/lavlö xaxa
CaQxa.
4. viov d'BOV kp öv-
vdfiei xaxa
jtvev(ia arimav-
vrjq.
5. öl ov iXaßofiSv
XaQiv.
vjthg xov 6v6-
fiaxog avxov.
5, 17. xf^p jteQiöOslap
xrig xoQixog '—
öid xov 8p6g ^It]-
öov Xqiöxov.
19. 6id xfjg vjtaxofjg
xov spog,
6, 13. Jtagaoxi^Caxs
kavxovg xqt d-sA,
8, 3. xb yaQ äövpa"
XOP xov POfiOV,
ip CO i]cd-ipsi öia
xijg oaQxog, 6
d-eog XOP kavxov
vlop jtifitpag.
29. JtQOiXOXOXOP ip
jtoXXolg äöskipolg.
9, 5. opoljtaxiQeg,xal
ig wp 6 XQiCxog,
Lc. 1, 70. xaB-Ag kXalriosp 6ia
oxoftaxog xAp
dylmp ax* ciAvoz
XQog>i]xAp avxoi\
Lc. 1, 27. ig ohcov /iavld.
Lc 1, 35. xpevfia ajriop Ixh-
Xbvöbxcu ixl cij xdi
övpafiig vip/öToi?
ixiöxiaösi ooi' öib
xai x6 yeppdfievop
ayiop xXffi-^osrai
vlog d-eov.
Lc. 1, 52. xal x^Q^'^^ xaga
d'BS.
«
Lc. 1, 21. xai kxXfjBi] x6 ovo-
fia avxov Itfiovg.
Lc. 2, 40. xlfiQovfiBPOP ooqilaz.
xcü ;ta^ec ^cov ^r
kx avxo.
Lc. 2, 51. xcä TIP vxoxaooofih'
pog avxolg.
Lc. 2, 22. xagacxi^öat rü
xvqIco,
Lc. 1, 37. oxi ovx ädvpaxfjCSi
xoQCL xov d-tov xär
Q^fia —
Lc. 2, 7. XOP viop avxijg xop
XQCOXOXOXOP.
Lc 1, 55. xQog xovg xaxiga^
f}fiAp.
§ 7. Der Emflass d. Qaellensohrift anf d. apostol. Lehnchriftsteller. 267
Rom. 11, 26. ovrtDgjtag^IaoafiX
owd-^aerai.
12, 1. ytagaarrjöai ra
öcifuna vfiäv
&volap r& d-eci.
Eph. 1, 6.
rrjg ;i^a()£ro$
avrov tjg 1;^«-
glrcDOsv i^fiäg
Mt 1, 21. avrog yctg ocioei
rop Xaov avrov.
Lc. 2, 22. JtaQacr^oai rwxv-
Qlcp,
24. rov dovvai Oralav.
Lc. 1, 30. evQBg x^Q^^ naga
rrp d-sA.
28. x^r(>f, xexoQira)fii'
kv rä rjyajtri-
Lc. 2, 40.
VI].
X^Q^Q ^^ov Tjv ijt
avTO.
8.
iv xaO^ öog>lgL
xal (pQov^-
Lc. 1, 17.
iv q>Qov^ösi öl-
xala>v.
3,
16.
XQaraia)d^^'
vai öiä rov
jtvsvfiarog, *).
Lc. 1, 80.
ixgaraiovro
jtvsvfiari.
4,
13.
15.
sie (iirQOv fjXi'
xlag rov j^Xi]-
Qcifiarog rov
XQiOrov — av-
Lc. 2, 51.
Lc 2, 40.
xal 'itjöovg jiQoi"
xojtrev iv ry ooq>la
xal ^Xixla.
fjv^avsv — JtXTj'
^i]Oa)(isv.
#
Qovfievov ooq>lag.
24.
iv öixaioov'
v^ xal oOio-
rijri.
Lc. 1, 75.
iv oöiortjri xal
öixaioövv^. ^)
5,
18.
xal fit^ fis&v-
OXHOd-e OlVCpy
aXXajtXrjQOvöd-B
kv Jtvevfiari,
Lc. 1, 15.
olvov xal ölxBQa ov
fi^ jtllj, xal jtvEv-
fiarog dylov jcXij-
ad^^ösrac.
1) VgL hierzu ?. Soden, das Interesse des apostolischen Zeitalters
an der evangelischen Geschichte (in den Theol. Abhandlungen srnn Weiz-
säcker-Jabil&um S. 130): „Speciell Eph. weist besonders viel Berührungen
mit Luc 1 f. auf (vgl. xQazaiovoB^ai 6ia nvevfjLotog bzw. Tcvev/Jiazi 3, 16
und Luc 1, 80, 2, 40, ^v SatorijTi xal Sixaioavvy 4, 24 und Luc 1, 75, x^'
Qixovv \f 6 und Luc. 1, 28, ipQovriaiq 1, 8 und Luc. 1, 17, xb aonr^giov 6, 17
und Luc 2, 30)".
268
Bas EindheitseTangelinm.
Eph. 6, 1. vj€axov£T£ rotg
yopevöiv vficiv iv
xvQiq).
Col. i, \A. iv q> IxoiiBV zijp
OJtoXvVQiDOlVj t^v
aipecip xAv
äßaQxiAv.
19. Iv ovrqS bvö6xi]ö€V
jräv rb Jtk^Qco/ia
xaroixijaai.
2, 9. ip avT^ xarotxal
xap ro jtXi^Qcofia
xf^q d-eoxfjxog.
11. Ip r§ XBQixofi^
Tov Xqioxov.
3,20. vjtaxovsxe xotg yo-
vevöipxaxajtapxa'
xovxo yCLQ BVaQS-
oxov iöxtp kpTcvglcp,
Phil. 2, 1. d xig ovp jtaQa-
x^rjöig kp XqiOxS,
et xipa axlayxpa
xal olxxiQfioL
7. eavxop ix£pa>öep
fiOQ^fjp öovkov la-
ßcop.
8. ixajtstpcoCsp eav-
xop.
y€POfi£Poc vxTjxooq,
9. dio xclL o d-toQ av-
TOP VJtSQVtpmöBV.
xal ^xct(>töaro avxm
opofia x6 vjtigjcap
opofia.
Lc. 2, 51. xal f}P vxoxaocofie-
vog €tvxolg ▼- 41. ot
yopatg avxav-
Lc. 1, 77. yvAciP öwxijQtag xä
law ccvxov iv ag>i'
öei afiagxiSv av-
xAp.
Lc. 1, 35. xai dvpafiig viploxov
ijiiöxiaoei ooi,
Lc 2, 40. xXrjQov/ievov öo-
iplag, xal X^^ ^^^
Lc. 2, 21. xov jiBQixefiBlv av-
xov,
Lc. 2, 51. xal Tiv vxoxaöaoui'
vog avxolg.
52. JtQoixOXXBV TDLQtXl
JtaQa d-am,
Lc. 2, 25. jcQocÖBXOfiBvog xa-
QaxXrjöLV.
Lc. 1, 78. öia cxXajx^^ ^^^'
ovg.
Lc. 1, 53. i%axBCxBiXev xb -
vovg.
Lc. 1, 38. löoi) fj öovXfi xvqIov,
Lc. 1, 48. xfjv xaxelvmatp
xf^g 6ovXt)g avxov.
Lc. 1, 52. xtü v^^aiCBV xaxei-
vovg.
Lc. 2, 51. xal riv vxoxaooofu-
vog avxoig.
Lc. 1, 52. xal vipa}CBv xaxai-
voig.
Mt. 1, 21. xal xaXeöBig x6 ovo-
fia 4XVX0V *lf}öovv.
§ 7. Der EinfloBs d. Qaellenschrifl; auf d. apostol. Lehrschriftsteller. 269
Phil. 2, 10. iva kv rw ovo/ian
^Iricov jtäv yow
hjiovQavloov
xal hjttyBicov
11. xcH jtäoa yXciooa
i§ofioXoyT]0€Tai,
ort xvQiog ^Iqoovq
XQiöTog,
elg öo^av d-eov
JtaTQoq,
3, 6. xarä öixaLOOvvriv
Tfjp iv POfiG) yspo-
fisvog afie/iJtrog.
Mt.2| 11. xal Jtac6vr€g jtQocs'
x-üinjcav avTw.
Lc. 2, 13. Jtkfj&'og öTQariag ov-
Qavlov,
Lc. 2, 14. xal ijtl yfjg slQinpij.
Lc. 2, 13. alvovPTcov.
Lc. 2, 11. o$ iöT^j; X()£0To$
Lc. 2, 14. öo^a Iv vipiözoig
Lc. 1, ^. iv xaaaig xalg kvxo-
Xalg xcä dtxaicifiaCip
xov xvqIov afisfi-
JCTOl.
Es ist selbstverständlich, dass Yorstehende Tabelle auch
manche nur zufallige Parallelen einschliesst, welche weitere
Folgerungen nicht zulassen. Andererseits werden auch noch
einzelne Symptome der Verwandtschaft zwischen Paulus und
dem Kindheitsevangelium, die vorstehend nicht registriert sind,
im Folgenden Erwähnung finden.
Was zunächst das Zwillingspaar der Corintherbriefe
betrifft, so ist die Bezeichnung Christi als övvaing (ähnlich wie
bei Justin Xoyog = Jtvevfia = övpa/iig, vgl. oben S. 93) in
1. C. 1, 24, femer die Verbindung: iv djcoöel^ei jcvev/iarog
xal övvafieog in 1. C. 2, 4, als Reminiscenz an Lc. 1, 35, na-
mentlich aber 2. C. 12, 9 als frappante Parallele zu Lc. 1, 35 zu
beachten. Wenn man die johanneische Version oxi]povp (=
7DV, vgL oben S. 90 ff.) einsetzt, so ist die Parallele vollständig.
Vgl.
1. C. 12, 9: Lc. 1, 35*>:
ipa imaxijpciösi kjt i(iB rj dv- xal ävpafug v^lorov ^^^J}^^^'^
pafiig rov Xqiöxov ip OoL
Wie die Bezeichnung Christi als d-BOv övpafug in 1. C. 1, 24
und der Ausdruck i^ övpafug rov Xqiöxov in 2. C. 12, 9^ auf Lc 1, 35
270
Daa KindheitseTangeliiim.
zurückgeht, so dürfte auch 2. G. 3, 17^: 6 ik xvQioq zb xvevfia
ictiv und 1. C. 15, 45^: o iöxatog ^Aöäfi elg Jtvsviia ^woxoiovv
— aus derselben Stelle der TilD*^ nilbin zu erklären sein, zumal
da an erstgenannter Stelle in 2. C. 3, 18 ein weiterer Anklang
an das Kindheitsevangelium« und zwar an den aussercanonischen
Text XVI, 12 (vgl. oben S. 224), unmittelbar nachfolgt, wie fol-
gende Nebeneinaaderstellung zeigt.
2. L/. 3, 18.
Job. 1, 14.
xaroxTQil^ofisvoi, öo^av avtov
Bißlog YSvias€og *I7^
öov XVI, 12.
roiccvzfjv yoQ do^av
. . . 0UT6 liofUP.
Die paulinische Gleichung xvQiog = xvevfia dürfte daher
in 2. G. 3, 17 dieselbe Genesis wie bei Justin und bei Hermaa
(vgl. oben S. 92 ff.) besitzen und mit der anderen Gleichung:
XQiCrog = dvpafiig aus dem Kindheitseyangelium II, 10 = La
1, 35 zu analysieren sein. Auch die mit 2. C. 3, 17^ eng ver-
wandte, bisher ebenfalls dunkele Stelle 1. G. 15, 45^. 47^ empfangt
dann aus dem Kindheitseyangelium ihr Licht, sofern dann auf
Grund von Gen. 2, 7; 3, 19 die alttestamentliche yiv^ciq des
jtQWTog *A6afi oder jiQcitog apd'QiDXog mit der in BlßXog ye-
viCBiog ^Itfiov geschilderten neutestamentlichen yipeoig des scxc-
zog *A6a/i oder devregog ap&Qmxog in Parallele gestellt ist
Man vgl
1. C. 15,45»
iyivsxo o jtQAxog apO-QO)-
xog ^Adafi elg y^vx^P §<5-
oap —
1. G. 15, 45^
6 toxaTog ^Aöafi elg jtpevfia
^COOJtOlOVP —
1. G. 15, 47»
o JiQcirog apd^QOxog ix yrjg
Xohcog,
Gen. 2, 7 LXX
xcü iyipsro 6 apd-Qmxog
Big y>vxfiP ^Aaap —
BlßXog yspiceoog *Ifioov H 10.
jtpevfia ayiOP ixelevoerai
ixl ci —
Gen. 3, 19 LXX.
ort yfj €1 xal Big y^v oxf-
Xevcy —
§ 7. Der Einfluss d. Qoelleosclurift anf d. apoetol. Lehnchriftsteller. 271
1. C. 15, 47^ BlßXog yhvicBfoq 'iriaov VI, 11.
o devr€Qog avO^Qcoxoq o xv - h:ix^V v/ilt^ ci^fiSQov cmr^Q, og
Qtoq i^ ovQavov — ioriv XQiOrog xvQioq —
VI, 13: ovgavlov — VI, 15:
ovQavop.
Diese Parallelen waren f&r Paulus namentlich dann gegeben,
wenn er an der Spitze des Eindheitsevangelioms das Titel wort:
5^^©^ rtilbin = yivBCiq *Ii]6ov und am Scbluss die in die Worte:
\46afi Tov d-sov auslaufende Genealogie vorfand und dabei Gen.
5, 1: DIK trilbin = LXX: yipeCig av9'QWJ€mv im Sinne hatte.
Den Corintherbriefen folgte das Zwillingspaar des Ga-
later- und Romerbriefes, deren gleichzeitige Entstehung an
anderer Stelle zu erörtern sein wird.
Bezüglich der chnstologischen Stelle Gal. 4, 4 ist die Ver-
wandtschaft mit dem lucaniscben Kindheitsevangelium bereits
mehrfach bemerkt worden. So hebt z. B. Volkmar die Be-
rührungspunkte zwischen Lc. 1. 2 und Gbd. 4, 4 unter rückhalt-
loser Anerkennung derselben hervor. Nur soll Lucas seine Kind-
heitsgeschichte nach Paulus componiert haben. Wie wenig Lucas
solche Compositionssucht nöthig hatte, wie er vielmehr seine
Quellen nach dem Gesetze der Sparsamkeit behandeln musste,
haben wir gesehen. Vgl. oben S. 22 ff. In der Betonung der
Geburt Jesu hc yvvaixog trifft Paulus nicht blos mit Lc. 2, 5,
sondern auch mit Apoc. 12, Iff. zusammen. Dass Paulus bei
Gal. 4, 4 in der That an die Darstellung der Tm';^ rtilbin ge-
dacht hat, beweist das Exordium des mit dem Galaterbriefe
jedenfalls gleichzeitig entstandenen Briefes an die Römer.
Nicht nur, dass die drei christologiscben Hauptideen des Kind-
heitsevangeliums von
vlbg TOV d-eov — vgl. Rom. 1, 3*: JtsQl rov vlov avrov —
V. 4*: TOV oQiod-ivTog viov d^eov — ,
vlog davlö — vgl. Rom. 1, 3^: tov yevo/iivov ix öxigfiorog
/iaviö xaTci öaQxa — ,
Xqiötoq xvQiog (Lc. 2, 10) — vgl. Rom. 1, 4^*: *IrjCov Xqi-
0TOV TOV xvqIov ^(läv — ,
hier in engster Verbindung zusammengestellt sind, sondern auch
der Erweis der Gottessohnschaft ist ganz in derselben Weise
vermittelt gedacht, wie es Lc. 1, 35 geschehen. Man vgl.
272 ^^ Kindhmtaftvapgeliiim.
Rom. ], 4: Lc. 1, 35:
ip övpafiBi xaxa xvEVfia ayico- Jtpev/uz ayiov kxeXsvöercu ijri
övpfig od, xal övpafug v^>lOTOV ijti-
oxiacsi 001
5^baj ibü'n yi'^bjp rnsinai ?"?baj Kinn xäipri mn
Hierbei erklärt sich auch das in jevavfia ayuoovpf^g Yor-
liegende neuiestamenÜiche ajta^ Xeyofispop. Dasselbe hat den
Exegeten Veranlassung zu vielen gelehrten Auseinandersetzangen
gegeben.
Auch in den hebräischen Bückübersetzungen von Rom. 1, 4
ist xpevfia äyioHJvpfig als etwas ganz Absonderliches aufgefasst
und mit rttj!]?!! rjn wiedergegeben worden, obwohl das Wort
nv$lp im A. T. nicht vorkommt Nur Salkinson hat auch hier
von dem richtigen Sprachgefbhl sich leiten lassen und einfach
tDlp^l n^*^ eingesetzt Denn während V9np in Compositis be-
kanntlich so verwandt wird, dass es im Griechischen durch das
Adj. ayiog wiedergegeben wird (vgl z. B. Ex. 3, 5: tflpTiOT»! =
LXX: 7^ dyla — , 1. Sam. 21, 5 (4): tDn> Ort = LXX: oqxoi
ayioi — Thren. 4, 1: tfn^-ijaK = LXX: Xl&oiayiot) und dem-
gemäss auch xpsvfia ayiop als regelmässige Übersetzung von
On^ rvn oder 0*ljpf3 tvn anzusehen ist, kommt es doch auch im
Septuaginta-Griechisch vor, dass vn^ mit ayicoovvi] übersetzt
ist Vgl Ps. 97 (96), 13: itiTR IDTb = LXX: rg fiPVl^V ^^5 «T*®*
ovpTjg mrov — , ebenso Ps. 30, 4. Es ist daher die paulinische
Bezeichnung jtpsvfia äyicoOvpf^g ein nicht aufgelöster Hebraismus
und als Übersetzung von ttJ'T^n yT)*^ gleichbedeutend mit jtvevfia
ayiop zu fassen. Hiermit fallen alle weiter gehenden exege-
tischen Betrachtungen, die sich an den Ausdruck xpBviia ayux>-
ovpfjg angeheftet haben; daftlr aber gewinnt die Exegese durch
die Erkenntniss, dass die drei Ausdrücke: vlog d-sov — Svvtxfug
— jtpevfia äyi<D0vP7^g (= jtpevfia ayiop = ttJ'J^n TVn) dem
hebräischen Urtext von Lc. 1, 35 entsprechen, einen neuen Impuls.
Man konnte mithin das Exordium des Bomerbriefes mit dem
Johanneischen Prolog vergleichen, und dies um so mehr, als
darin auch noch weitere Parallelen zum Kindheitsevangelium sich
finden. Vgl. R. 1^ 2: o JiQOBXfjyyalXaxo öia xmp xqo^ijtAp
avTov ip yQag>alg aylaig =^ La 1, 70: xad^Ag iXaXifOep 6ut
oro/iarog räp äylcop an almpog 3iQoq>fixAp mxov — ^
§ 7. Der Kinfluss d. Quellenschrifb auf d. apostol. LehrschnfUteller. 273
R. 1, 5: öl ov iXaßoßev x^Q^^ = Job. 1, 16: ix rov jtXrjQco-
(laxoq avxov fjiitlq jtdpxeg iXaßofisp xäi X^Q''^ ^^^^ X^P*^^^
= La 2, 40: x^Q''^ d^sov rji} kjt ccizo — , R. 1, 5: iv Jtäoiv
xolg Id'VBOiv =Lc. 2, 32: ^mq alg äxoxaXvy?ip hO-vcip — ,
K. 1, 5: vxIq rov oPüfiarog avrov = Mt 1, 21. 25; Lc. 1, 31;
2. 21. In der That erscheint auf Grund dieser zahlreichen Par-
allelen, die in K. 1, 1 — 5 auf eng zusammengedrängtem Raum
mit den 2^%*^ li'ilb'in sich berühren, das Exordium des Römer-
briefes wie ein paulinischer Prolog, auch in Bezug auf
seine Oenesis dem johanneischen Prolog analog. ^)
In dem Zwillingspaar des Epheser- und Colosser-
b rief es finden wir die christologischen Gedanken des Apostels
weiter entfaltet und zwar inmier in einer Weise, welche mit den
GrundYoraussetzimgen des Kindheitsevangeliums übereinstimmen.
Namentlich ist in diesen beiden Briefen aus dem jtXrjQovfiepov
des Kindheitsevangeliums (Lc. 2, 40) ganz ähnlich wie im johan-
neischen Prolog der Begriff des ^Jl?J()cö//a entwickelt. Vgl.Eph.4,13:
eig (Airgov rjXixlag xov jtXrjQcofiaxog xov XqlOxov — , Col. 2, 9:
OXL iv avx& xaxoixel Jtäp xo JiXrJQcofia xJjg O'SOXTjxog — , Col.
1, 19: oxi ip avxtp evdoxrjOBP jtäp x6 JtX^Qtofia xaxoixrjöai.
Dass dabei ein wirklicher Anklang an das Kindheitsevangelium
vorhanden ist, zeigen drei Symptome, erstlich die TjXtxla xov
Xqiöxov (Eph. 4, 13) = jcQoixojtXBP iv x^ rjXixia (Lc. 2, 52),
verbunden mit dem av^i^öco/iev elg avxov (Eph. 4, 15) = x6
xaiöiop Tjv^ap€V (Lc. 2, 40), zweitens das xaxoixatp als Über-
setzungsvariante von )2t0 neben öxtjvovp (Job. 1, 14) = ijti-
0X7IP0VP (2. Cor. 12, 9) = ijttöxiaC^up (Lc. 1, 35), wozu oben
S. 92 zu vergleichen ist, drittens die Parallele Col. 2, 3: iv co
dcXv Jtapxeg ol d-ijoavQol xfjg oog>lag, verglichen mit jtXriQOv^
1) Als Merkwürdigkeit ist hierbei zu verzeichnen, dass gerade das
Exordium des Römerbriefes als Beweis für die ünbekanntschafb Pauli mit
dem Kindheitsevangelium in Anspruch genommen worden ist. Vgl. z. B.
P. R. ,,Qeboren von der Jungfrau" S.U. Auch Bey schlag, Leben Jesu
I, 161 f. sagt: „Gerade die beiden Apostel, welche das, was man unter der
Gottheit Christi versteht, am ausgeprägtesten aufgestellt haben, Paulus
und Johannes, haben der jungfräulichen Geburt als nothwendiger Ver-
mittelung desselben mit keinem Worte gedacht/' — Zu fragen wäre noch,
ob BOm. 9, 5: iov o\ naxigeg, xal iS fiv o Xgiaxoq xo xaxa adgxa nicht
eine Bezugnahme auf die Genealogie des Eöndheitse vangeliams enthält
Texte n. UnterBachongen X, 6. 18
274 ^^ Kindheitseyangeliam«
gievop 00 (plag in Lc. 2, 40. Hiernach ist es wohl auch nicht
gewagt, wenn man in Eph. 6, 1 = Col. 3, 20 (vgL oben die Ta-
belle) eine ethisch-paraenetische Verwerthnng von Lc. 2, 5t: xcu
7]v vjroraoaofievog avrotg — erkennt, zumal da in beiden Stellen
das von Paulus hinzugefügte: iv xvqIo) wie eine stille Citations-
formely als eine Bezugnahme auf das im Eindheitsevangelium
aufgestellte Vorbild Jesu lautet. Vgl. Agrapha S. 304.
Das fünfte Zwillingspaar paulinischer Briefe, die Briefe
an die Philipper und an Philemon, bieten in Phil. 2, 1 — 11
eine christologische Grundstelle, welche — als Ganzes genommen
— mit den Voraussetzungen des Kindheitsevangeliums vollstän-
dig übereinstimmt, aber auch im Einzelnen mehrfache frappante
Berührungspunkte bietet. Vgl. oben S. 268 f. und dabei besonders
yevofievog vJtf]xoog (Phil. 2, 8) mit Lc. 2, 51: xal ?]V vJtotaaco-
fievog avToTg, welches Wort, im Colosser- und Epheserbrief
ethisch verwerthet, im Philipperbrief christologisch gewendet ist.
Endlich ein Bück auf die Pastoralbriefe zeigt uns in
1. Tim. 5, 5 eine wichtige Parallele zu Lc. 2, 36 — 38, in welcher
das Vorbild der Hanna paraenetische Anwendung gefunden hat,
eine Parallele, welche sogar durch eine (mit den Constitu-
tionen übereinstimmende) Textvariante auf den ursprünglichen
hebräischen Wortlaut hinleitet. Vgl. oben S. 134 ff. Auch die
christologische Stelle 1. Tim. 3, 16 enthält Berührungen mit dem
Kindheitsevangelium. Vgl. IfpavsQci&^rj kv aagxl mit Xqiötov
xvqIov ip oaQxl kXrjjLvd-oza (S. 131), idixatcid-rj Iv Jtpevfiart
mit Lc. 1, 35 und Rom. 1, 4, ^(pd^r^ ayyeXoig mit Exe. Theo-
doti § 18: o owt/jq (Dq)d'r] xartcov zolg ayyiXotg, öio xcu ev-
fiyyeXioapTo avzov. Vgl. oben S. 126.
Fassen wir diese Einzelheiten zusammen, so gewinnen wir
aus der paulinischen Literatur ein christologisches Bild, in wel-
chem nicht wenige Züge in ganz bestimmter Weise auf das
Kindheitsevangelium als auf die Quelle der Verwandtschaft hin-
weisen. Man vgl.
'irjöovg XQiOTog 6 xvQiog — B. 1, 4. PhiL 2, 11 =
Mt. 1, 1. Lc. 2, 11: og iöriv XQiorbg xvQiog —
(ivofia xo vjteQ jtav ovofia — Phil. 2, 9 = R. 1, 5: v:xi{f
Tov opofiarog avrov = Mt 1, 21. Lc 1, 31: xaks-
oeig To ovofia avrot; = Lc. 2, 2 1 —
§ 7. Der Einflass d. Quellenschrift anf d. apostol. Lehrschriftsteller. 275
og k(pavEQ€o^7i kv öagxl — 1. T. 3, 16 = Lc. 2, 26: ip
caQxl hXriXv&oxa — vgl. oben S. 131 f.
idtxai(6d-rj ip Jtpevfiart — 1. T. 3, 16 = xar« jtvBVfia
dyicoovpf^g — 11. l,4 = Lc. 1, 35: jtvsvfia ayiov ijte-
Xevöerai ijtl ci —
OQLC&ivToq iv övpafiei — R. 1, 4. 2. C. 12, 9: i'pa tjtiöxrj'
pcooxi ijt* £fie Tj övpafiig rov Xqioxov = \jq. 1,35:
övpafiig vtplöTov ijriöxtaoai ooi = oxTjpoiöei ip
öol —
ix ojteQfiarog Aavlö xara ro tvayyiXtop ftov — 2. T. 2, S
= ytpofiipov Ix öjctofiarog /da vi 6 xara occQxa —
R. 1, 3 = Lc. 1, 27: ^g oixov Javiö = Lc. 1, 32: top
d-QOPOP Aavlö rov jtaxQog avzov —
ol JcaztQBg xal ^s ^^ o XQiorog ro xara oaQxa — R. 9, 5
= Lc. 1, 73: ^Aßgaa^i top JtartQa r)ii(op — vgl. Lc.
3, 23—38 = Mt. 1, 1—17 —
yapofispop Ix yvpatxog — Gal. 4, 4 = Lc. 2, 5. 7: yvpaixl —
xal IxbXBP xop vlop avxTjg —
ytpouHPOP vjtb voftop — Gal. 4, 4 = ij; x^ jtsQixofiy xov
Xqioxov — Cül. 2, 11 = Lc. 2, 21: xov jteQixa/itlp
avxop —
yapofiapog vjttixoog — Phil. 2, 8 = öia xijg vjtaxoT^g xov
ipog — R. 5, 19 = Lc. 2, 51: xal tjp vjtoxaooofiepog
avxotg. VgL Eph. 6, 1 = CoL 3, 20.
av^rjCcofisp slg avxop xa jtapxa — Eph. 3, 15: xo jraiölop
i]v^aPBP —
slg fiexQOP riXixlag xov jtXfjQoiiiaxog xov Xqioxov —
Eph. 4, 13 = Lc. 2, 52: ^Irfiovg jiQOhxojtXEP Ip xfj oo-
(pla xal rjXixia —
kp auTÄ xaxoixet ytäp x6 jtX7}Qcoiia xF/g üeoxrjxog öofia-
XLxcog — CoL 2, 9 = Ip avxm tvdoxrjösp jtap xb
Jt/iTjQcofia xaxoixrjoai — CoL 1, 19 = Lc. 2, 40:
jtkT]Qovfiepop öotpiag = CoL 2, 3: ip q) slalp jtap-
xeg ol d-rjöavQol xrjg oog>iag —
dl ov kXdßofiEP x^Q'-^ — ß* 1» 5==Lc. 2, 40: xal x^Q^^
d-eov fjp in avxo. VgL Joh. 1, 16.
Dass die paulinische Christologie, wie sie seit Abfassung
der Corintherbriefe sich zu entwickeln beginnt, zahlreiche Keime
18*
276 ^^ EindheitBeTangeliam.
aus dem Kindheitsevangeliuin aufgenommen bat, wird nach vor-
stehenden Parallelen kaum zu bestreiten sein. Insbesondere be-
zeugen es auch Ubersetzungsvarianten, wie jtvevfia aytcocvvtjq =
3tvBV(ia ayiop = tDlprt H'l"!, ixioxfjpovv = xaxoixBlv (= ijiiöTua-
^Siv) = 'jDlD, vjtaxoveiv = vytoxacaeßd'ai = b» ^)atj, dass Paulus
direkt auf die hebräische Quellenschrift der T\lil Milb'^D zurück-
greifen konnte.
Bei der Frage nach der Genesis und Fortentwickelang des
Paulinismus wird daher künftig die Quellenschrift des Eindheits-
evangeliums nicht unberücksichtigt bleiben dürfen.
2. Apocalypse.
Neben Paulus ist es unter den Lehrschriftstellem des Neuen
Testamentes nur noch der Apokalyptiker, welcher von der
Quellenschrift des Kindheitsevangeliums Gebrauch gemacht hat.
Und zwar sind es namentlich die in Mt. 2, 1 — 23 enthaltenen
Perikopen, auf welchen das Interesse des Apokalyptikers ruhte,
indem er von dorther die Farben entnahm zu dem apokalyp-
tischen Bilde, welches er Apoc. 12, 1—17 entworfen hat Die
Verwandtschaft zwischen dieser Stelle und Mt. 2 ist schon langst
nicht unbemerkt geblieben. Aber wie Volkmar aus Gal. 4, 4
die lucanische Conception des Eindheitsevangeliuma ableiten
wollte, so ist Holtzmann geneigt, die Darstellung in Mt. 2, 1 ffl,
namentlich v. 16, auf Apoc. 12 als literarische Quelle zurückzu-
führen. Er sagt von Herodes (Hand-Commentar a. a. 0. S. 50):
„Der schlimmste aller Gewaltherren, der ein Feind Gottes und
des Volks zugleich war, wird vielleicht nach Anleitung von
Apk. 12, 4. 17, ioi vergeblichen Kampf mit dem wahren Konig
des Volkes und Sohne Gottes geschildert*
Dass der Sachverhalt gerade in entgegengesetzter Richtung
zu suchen ist, kann ia seinem ganzen Umfange erst erkannt
werden, wenn man nicht blos die canonischen Parallelen ins
Auge fasst, sondern auch auf die aussercanonischen Texte re-
flektiert. Die Parallelen in der Apokalypse werden dann ein
Hilfsmittel, um die echten aussercanonischen Teztbestandtheile
der TW'l nilbip zu constatieren und zugleich ein Beweis dafbr,
dass der Apokalyptiker diejenigen Perikopen des Kindheitsevan-
geliums, welche wir innerhalb des Canons in Mt 2, Iff. lesen.
§ 7. Der Einflnss d. Qnellenschrift auf cL aposiol. Lehnchriftsteller. 277
in einer volleren Form als der canonischen vor sich gehabt hat
Beachtenswerth ist es dabei, wie auch in diesen Parallelen Jo-
sephs Person gar nicht erwähnt wird, sondern lediglich Maria
als fj ywrj, ^rig ivexep rov aQOsva auftritt. Vgl Apoc. 12, 17
mit y. 4. Der sie und ihr Kind verfolgende ÖQcacmv ist sicht-
lich nach der Persönlickeit des Herodes gezeichnet; man kann
sogar in dem €OQylod^ (Apoc. 1% 17) die Lesart oQyiod-Blq wieder
erkennen, welche das Protevangelium Jacobi für das canonische
i&vficoB-f) (Mt. 2, 16) eingesetzt hat.
Es folgt nun ein übersichtliches Verzeichniss der Par-
allelen.
Apocalypse.
12, 1. xal OTjiiBlov iiiya
yvvii JtSQißeßkfi/iivfi
TOP fjUop.
2. xalip YaorQcexovCa.
4. Tfjg yvpaixog tijg (leX-
XavOT/g rexetv.
oxav rixy ro rixpov
avrr]g.
5. xal erexep vlop agaspa.
6g fiiXXsi Jtoifialpsip,
6. xal 7] yvpTj ig>vyep
elg xrip Iqtiiaop.
13. kiloo^BP rrjp yvpcttxa,
^Tig erexep top clq-
cepa.
Kindh ei tsevangelium.
Lc. 2, 34. xal elg Ofjfielop dp-
TiXeyofiBPOp.
Mt. 2, 2. dörega ip ovgapw
xpapipxa, — vgLS.141.
Lc- 2, 5. r§ igiPTjOTSvfiipy av-
xä yvpaixL
Mt 1, 18. svQdd-Tj ip yaCxQi
ixovoa.
Lc. 2, 6. ijtXi^o&rjoap al ^fit-
gat xov xexelp av-
xr^p.
Mt. 1, 25. kcog ov l^xexep vlop.
Ev. Ps.-Matth. c. 13. peperit
masculum.
Mt. 2, 6. oaxLg jtoifiapel
Mt 2, 13. q>evye elg Alyvjtxop.
Ev. P8.-Matth. c. 13. per viam
eremi.
Ev. Thom. c. 3. tulit eum inde-
serto.
Mt 2, 13. fiiXXei yag 'Hgmörig
^ijxelp x6 jtaiölop
XOV djtoXdoai avxo.
■V y~^ -^ -* V-'-V^ .
278 ^^ Kindheitsevangelium.
12, 17. xal (DQyiod^i] 6 öqoxcov Mi 2, 16. rore ^HgtodFjg iB^)-
ijtl Tij yvvaixL fici&i] Uav,
Protev. c. 22. ogyioBzlq Jbtefi-
22, 16. iyco slfii i) ^i^a xal t6 Lc. 1, 27. i§ olxov Aavlö.
yivog Javlö.
o döTTjQ 6 XaftJtQog, Ign. Eph. c. 9. aor^Q kv ov-
Mt 2, 2. TOP aoreQa Iv ava-
19, 13. xal xaXtlrai xo Lc 1,31. xal xaXeCeig ro
ovofia avTOV o xo- opofia avrov —
yog xov ^eov. cvZX^y ix Xoyov
avrov.
Die letzte Parallele ist ganz besonders interessant. Sie
zeigt, dass der Apokalyptiker auch die lucanischen Partien
des Kindheitsevangeliums gekannt hat, und zwar ebenfalls nach
ihrer vorcanonischen Gestalt. Denn Apoc. 19, 13 bestätigt
die vorcanonische Lesart zu Lc. 1, 31: övZXi^tp^ ix Xoyov av-
rov. Die Worte: xal xaXslrai ro ovofia avrov schliessen sich
eng an Lc. 1, 31 an: xal xaXiotig ro opofia avrov — , aber an-
statt des o£Pentlichen Jesusnamens folgt ein geheimnissvoller
Name: oi^ofia yeyQafifiivop, o ovöelg olöev sl fifj avrog (Apoc
19, 12). Wie C eis US unter Bezugnahme auf Lc. 1, 31. 35 Ton
einem Xoyog (dvorixog geredet hat (vgl. oben § 4, II), so ent-
nimmt der Apokalyptiker aus dem vorcanonischen Texte von
Lc. 1, 31 das ovofia fivorixop, indem er v. 13 sagt: xal xalelrat
ro opofia avrov 6 Xoyog rov ß-eov. »Jesus" ist ihm der
exoterische, ^koyog^ der esoterische Name des Messias.
Man wird erinnert nicht nur an das £v. Inf. Arab. c. 1: Ego
sum Jesus, filius dei, 6 Xoyog, sondern noch mehr an Job. 1, 1.
14. Während aber der vierte Evangelist die Logosidee innerlich
verarbeitet und speculativ ausbaut, ist die Art, wie der Apoka-
lyptiker den vorcanonischen Text von Lc. 1, 31 verwerthet, eine
mehr äusserliche, welche jedoch an den Wortlaut: ix Xoyov
avrov '=^ 6 Xoyog rov d^eov genauer sich anpasst. ^)
1) Meinerseits gehe ich bezüglich der johanneischen Apokalypse von
§ 7. Der Einfluss d. Quellenschrift auf d. apostoL Lehrschriftsteller. 279
Jedenfalls schliesst der Apokalyptiker neben Paulus und
Johannes, neben Matthäus und Lucas, die Reihe der canonischen
Zeugen fbr das Yorcanonische Eindheitsevangelium in gewichtiger
Weise ab.
Am Schlüsse dieses Paragraphen wird eine Zusammen-
stellung derjenigen Parallelen von Interesse sein, in denen das
Kindheitsevangelium mehrfache didaktische Verwendung bei
verschiedenen Schriftstellern gefunden hat.
KE. II, 10.
övi^aficg vtpiöTOV
CX1]VWÖBC Iv
ool —
KE. IV, 5.
xal xakioeig to
ovofia ^Itl'
oovv —
KE. IX, 2.
TOP Xqiöxov xv-
qIov ip öaQxl
KE. IX, 8.
q)cig elg djtoxaXv-
tpip id^vmv —
2. C. 12, 9i>.
Hva ijtiox7]vcioij
hjt }fie ri dvvafitg
Tov Xqiötov —
Phü. 2, 9\ 10».
Ixagloaxo avxip ovo-
fia TO VXBQ jtav
ovofia, iva kp xm
ovofiaxi ^Ifj'
öov —
R. 9, 5.
cov Ol JtaxeQsg, xal e§
ojv o Xgioxog xo
xaxa CaQxa —
2. C. 4, 6.
jiQ6gg)Coxiöfi6px7]g
yp(Dö£cog . . . */?/-
Oov Xqioxov —
Joh. 1, 14.
xal eox7Jpa)ö£P ip
TjfilP —
Joh. 1, 12.
xolg jtioxevovöip elg
xoovofia avxov —
Joh. 1, 14.
xal 6 Xoyog öaQ§
lyipexo —
Joh. 1,9.
?]p xo (pcüg x6 dXtj-
d'lVOPj 0 (pcoxl^EL
napxa ard-Qa)-
JtOP -—
der Anschauung aus, dass diese Schrift von einem christlichen Autor
concipiert und — unter theilweiser Verwendung vorchristlicher jüdischer
Stoffe — als Ganzes einheitlich componiert ist Die christliche Hauptquelle
war ftlr den Apokalyptiker das Urevangelium, die rj»i ■'::?'7, eine Neben-
quelle das Eindheitsevangelium, die i^v;; nhnbnn. Eine Begründung dieser
Quellenkritik bezüglich der Apokalypse muss für einen späteren Ort vor-
behalten bleiben.
280
Das KindheiteBTaogeliam.
KE. XV, 3.
jtXfjQovfievov
XaQiTog xal
öotplaq —
• ^ V '
KE.XVI, 12.
roiavTrjp öo^av
.... 0VT6 ido-
fiSV —
KE. XVI, 15.
xal ^Iijaovg jfQoixO'
g>la —
KE. XVI, 15.
xal x^Q^'^'' ^ccQa
d-Efp xal av9-Q(o-
jtoiq —
KE. 11,6.
xal löov ovXX^y>y
ix Xoyov av"
rov —
KE. VI, 7.
?) öh IxBxev TOP
vlov avrir^q,
KE. II, 2.
ig oXxov Aavlö —
Eph. 4, 13.
dq iiixQov ißvxlaq
rov jtXriQ€0(ia-
zog rov Xgi-
OTOV —
2. 0. 3, 18.
TTjP Öo^av xvqIov
XaXOXXQl^OfiBVOl —
1. C. 1, 24.
XqiOxov &eov ivva-
(iiv xal d-sov 00-
(plav —
R. 1, 5.
öi* ov iZaßo/iev jfa-
Qiv —
Apoc. 19, 13.
xal xaXetxai x6 ovo-
fuz avxov 6 Zo"
yog xov d-eov —
Apoc 12, 13.
xTjP yvpatxa, i]xig
BXSXaP XOP CLQ-
QBPa —
Apoc. 22, 16.
lyd diu 7] gi^a xal
x6 yipog Aavlö. —
Job. 1, 14.
xXriQrig xa(>tTOc
xdL aXijd^slag —
Job. 1, 14.
xal i&eaocified'a ri^i*
6o£ap mxov —
Job. 1, 14.
xXi^Qfjg. . . aXfjd-siaq-
Job. 1, 16.
ix xov xXijQcifuxxoi
avxov f](Ulg jtav-
xsg iXaßofiSP xai
xog —
Job. 1, 1. 14.
ip aQXÜ f^P 6 XoyoQ
— xal o Xoyog
<^«C& iy^PBXO —
Gal. 4, 4.
XOP vlop CCVXOV /€-
poftepoplx yvpai'
xog —
R. 1, 3.
xov yspo/jidpov
öjtigfiaxog
/lavW —
ix
§ 8. Die Nachwirkg. d. Qaellenscbrift bei aassercan. Schriftstellern. 281
Hierbei ist noch daran zu erinnern, dass Johannes und
Paulus, jeder in seiner Weise, den Titel des Kindheitsevange-
lioms: ]^1tD*» nilbw verwendet und die Parallelen zwischen der
alttestamentlicfaen und der neutestamentlichen „Genesis" ge-
zogen haben, Johannes so, dass er mit seinem iv dgx^ (Job.
1, Iff.) an das tT'tiÄ'ia der Ti^TT] D'l'ÄtDn nnb-in (=LXX: 7}
ßißXog yeviöeoDg ovgavov xal y^g — Gen. 2, 4) sich anlehnte,
Paulus so, dass er die DH« nibin (= LXX: ^ ßlßXog yspiascog
avd-Q(6jtmv — Gen. 5, 1) der yipBOig des ösvrsQog avd-Qcojtog
"Aöafi gegenüberstellte.^ Vgl. § 6, 5 und vorstehend S. 270 f.
§8.
IMe Nachwirkung der Qnellensclirift bei anssercanonisclieii
Scliriftstellem.
Wenn die Quellenschrift des Eindheitsevangeliums bei den
eanonischen Schriftstellern des ersten Jahrhunderts ihre Spuren
hinterlassen hat, so liegt die Pflicht nahe, zu untersuchen, wie
weit auch in der nachapostolischen Zeit bei anssercanonischen
Schriftstellern ihr Vorhandensein sich verfolgen lässi In dieser
Hinsicht konmien hauptsächlich drei Schriftsteller in Betracht:
Justinus, Celsus und Epiphanius, jeder von diesen dreien
jedoch in sehr verschiedener Weise.
Die apostolischen Väter zeigen nur sehr wenige Berührungen
mit dem Kindheitsevangelium. Man vgl. für Clemens Rom.
die Citatell, 13» = Lc. 1, 37; IV, 19» = Lc. 1, 75; für Barnabas
Cii IV, 14» = Lc. 1, 73; für Ignatius Citate II, 1. 2«'«J» = Lc.
1,26. 27; XI, 2^ = Mi 2, 2. Bei Ignatius kann man eine
Einwirkung der vorcanonischen Quelle für wahrscheinlich halten,
sofern hier die Abstammung der Maria von davidischem Samen
— in Übereinstimmung mit Justin u. A. — ausdrücklich be-
zeugt und bezüglich der Erscheinung des himmlischen Gestirns
ein Text angewendet ist (datf^Q iv ovQavcp J^Xa/i^sv vjteQ jtavrag
Tovg dorigag)^ welcher mit dem Protevangelium, Justin und
der Apokalypse (22, 1: (Dg>&T) kv rtp ovgavtp — 22, 16: o
döTfjQ 6 XafijtQog) Verwandtschaft zeigt. Für die Testament»
XII patr. sind folgende Citate namhaft zu machen: III, 22^^ ==
2 §2 I^OB Eindheiteevangeliom.
Lc. 1, 78; VI, 14«^ = Lc. 2, 14; IX, 6* = Lc. 2, 30; XI, 2»» = Mt
2, 2. An letzterer Stelle weist das iv ovQai'ä auf einen ausser-
canonischen Text hin; der Text zu Lc 2, 30 klingt zugleich jo-
hanneisch an {gxorl^cDV jrapra tu Id-vt])^). Bei Aristides ist
das wichtigste Citat (II, 1. 2^<^d = Lc. 1,26 27) wie ein Nach-
klang aus dem altkirchlichen Glaubensbekenntniss und wie ein
Anklang an Joh. 1, 14. Ausserdem ist noch zu vergleichen Citat
11^ 7abc=: Lc. 1^ 32. Bekanntschaft mit der Perikope von den
Magiern zeigen Basilides (Citat XI, 2^ = Mt :1, 2) und Hege-
sippus (Citat XI, 3<^ = Mt. 2, 3). Irenäus hat (Citat II, 3* =
Lc. 1, 28) das (ursprünglich gewiss auch in vielen canonischen
Handschriften vorhanden gewesene) „Mariae evangelizavif* =-
BvfiyyeXlcaro avri^v, daneben (IX, 4** = Lc. 2, 28) aus den evan-
gelischen Texten der Valentinianer die Übersetzungsvariantoi
Xafißaveip = öixf^ö&ai, tvxccQioreli^ = tvXoytlv, Ausserdem be-
sitzen wir durch ihn ebenfalls einen valentinianischen Text be-
züglich der Hanna (Cit. X, 1® = Lc. 2, 36 — 3S), welcher wesent-
lich an die canonische Relation anklingt, sowie (Cit XYI, 6. 7^
e= Lc. 2, 46. 47) die gleichfalls bei den Valentinianern geschehene
und (Cit XVI, 8. 9* = Lc 2, 48. 49) die bei den Marcosiem auf-
tretende Erwähnung der Schlussperikope des Kindheitsevange-
liums {öcDÖBTcaexrO. Von Clemens AI. habe ich nur ein ein-
ziges Citat aufgenommen, nämlich VI, le = Lc. 2, 1, wo der
Ausdruck: ixiksvoav aJtoyQatpaq yeviö&cu an die xeXevoig (=
doyfia) und an das in Justins Kindheitsgeschichte so häufig
(auch von Gelsus) gebrauchte x£>l£i;£ii^ erinnert Origenes ist
mit zwei Citaten vertreten: VI, 2^ = Lc. 2, 2 und VI, 6. 7* =
Lc. 2, 6. 7: iv x& OJttjXaim. Für die Excerpta Theodoti
vergleiche man die Citate VI, 10* = Lc. 2, 14» wo der Text von
Lc. 2, 14 mit der Formel: cog q>T]öip 6 dxoöroXog eingeführt wird,
Cit XV, 3^ = Lc. 2, 40, Cit. XI, 2^°» =.Mt 2, 2, und den Anklang
in Cit VI, 10*= Lc. 2, 10. Woher TertuUian seine von der
canonischen Angabe Lc. 2, L 2 so stark, so fest, so bestimmt
abweichende Nachricht des von Sentius Saturninus abgehal-
tenen und auf Judäa beschränkt gewesenen Census (Citat VI, i<^.
1) Za der von den Test XII patr. vertretenen Abstammang Jesu von
Len und Juda vgl. noch Schür er, Gesch. des jüd. Volkes II, 666—668
und die dort verzeichnete Literatur.
§ 8. Die Nachwirkg. d. Qaellenschrifl bei aussercan. Schriflstellem. 283
2s) geschöpft hat, würde sehr wichtig sein zu wissen. Von weiteren
und späteren Schriftstellern sind folgende benützt: Pistis Sophia
(Cit.III,4^ = Lc.l,42,Cit.IlI,10^*^ = Lc. l,48),Eu8ebius (Cit. V,l»
= Mt 1,18), Didascalia und Constitutionen (X, l^ß = Lc.
2, 36—38), Chronicon Paschale (VII, 1. 2e = Lc. 2, 21, ausser-
dem in der Erläuterung zu VI, 2 =Lc. 2, 2). Die beiden Trabanten
des Tatianschen Diatessaron sind namentlich wichtig für die da-
vidische Abstammung Marias: vgl. Aphraates U, 1. 2*^ = Lc.
1,26. 27 und Ephraem II, l'^Lc. 1,26. 27. Von letzterem
stammen noch die Citate II, 12 = Lc. 1, 36, V, 1^ = Mt. 1, 18, V,5.
(jd = Mt. 1, 24. 25. Von apokryphischen Schriften bieten Par-
allelen die Apocalypsis Baruch (Citat III, 4^ = Lc. 1, 42) und
die Apocalypsis Esdrae (Citat XIII, 1. 2« = Mt. 2, 16, wo
das aus Justin, Celsus, Clemens AI., Protev. bezüglich der
Kindheitsgeschichte bekannte xekeveiv ebenfalls auftritt).
Die drei wichtigsten Schriftsteller aber, welche für das Kind-
heitsevangelium in Betracht kommen, sind Justin, Celsus,
Epiphanius.
1. Justinus.
Justins Kindheitsgeschichte Jesu musste einRäthsel bleiben,
wenn man nicht mit Credner für dieselbe eine aussercanonische
Quelle anzunehmen hätte. Es ist daher um so befremdlicher
und eine empfindliche Lücke bei Bousset (Die Evangeliencitate
Justins des Märtyrers 1891), wenn er das ganze Gebiet der
Kindheitsgeschichte (mit Ausnahme der dabei von Justin mit-
getheilten alttestamentlichen Citate) bei Seite setzt. Bousset
(S. 51) ist der Meinung, dass auf dem Boden der evangelischen
Kindheitsgeschichte „der Unterschied zwischen primären und
secundären Berichten ein fiiessender^ , dass gerade hier die Be-
richte unserer Evangelien „erst später schriftlich fixiert", dass
gerade hier die mündliche Tradition „freier und ungebundener,
nicht schon in ein bestimmtes traditionelles Bett eingeengt" ge-
wesen sei und dass sich „die sagenbildende Phantasie von vorn-
herein gerade dieser Geschichte bemächtigt" habe. Schliesslich
sagt Bousset: „Bringt Justin also hier eigen thümliche Nach-
richten, so haben sie für uns dennoch keinen Werth, weder ca-
nongeschichtlich — , noch evangelienkritisch."
2S4 ^^ Kindheitflerangeliam.
Hierbei ist vollständig übersehen, dass Justins Eindbeits-
gescbichte den canonischen Relationen überall parallel lauft,
dass sie nicht eine einzige Perikope bietet, die nicht
auch im Canon enthalten wäre, dass die Abweichungen
von den canonischen Texten lediglich wie Abweichungen er-
scheinen, welche aus einer anderweiten Recension oder Version
derselben — auch von den canonischen Evangelisten benützten —
Quellenschrift stammen, dass wir also gerade durch Justin ein
ganz besonders werthvolles aussercanonisches Material
für die evangelische Quellenkritik der Kindheitsge-
schichte erhalten.
Die Justinschen Citate verhalten sich zu den Perikopen
des Kindheitsevangeliums auf folgende Weise:
I. Verkündigung der Geburt Johannis. Lc. 1, 5 — 25. (Xtate
I, 10» 14*b.
IL Verkündigung der Geburt Jesu. Lc. 1, 26—38. Citate II,
1, 2*-'*»y, 3*«, 6«, 10»*, ll*^ 13^ 14*.
III. Marias Besuch bei Elisabeth. Lc 1, 39 — 56. Vacat
IV. Johannis Geburt, Beschneidung und Jugend. Lc. 1, 57 — SO.
Vacat.
V. Die Verehelichung der Maria. Mt. 1, 18—25» Citate V,
2», 3^ 4«,—'^«, 5, 6»
VL Jesu Geburt. Lc 2, 1—20. Citate VI, 1*, 2<»^ 4. 5^, 6. V.
VII. Jesu Beschneidung. Lc 2, 21. Citat VII, 1. 2^.
VIII. Jesu Darstellung im Tempel Lc. 2, 22—24. Vacat
IX, Simeon. Lc 2, 25-35. Vacat.
X. Hanna. Lc 2, 26—38. Vacat.
XL Die Magier aus Arabien. Mt. 2, 1—12. Citate XI, 1»-^
2d*, 4», 5«, 6^, n^^ 12•^
XII. Die Flucht nach Ägypten. Mt 2, 13—15. Citate XII,
3*^ 4\
Xm. Der Kindermord zu Bethlehem. Mt 2, 16—18. Citate XDl.
l»»d— *.
XIV. Die Rückkehr aus Ägypten. Mt 2, 19—23. Citat XIV, 3^
XV. Die Niederlassung zu Nazareth. Lc 2,40. Citat XV, 2»
XVI. Der zwöltjährige Jesus im Tempel zu Jerusalem. Lc 2,
41—52. Vacat
Man ersieht, dass die Stellen Lc 1, 5—25; 39—80; 2, 22— 3S;
41—52 von Justin nicht ausdrücklich reproduciert werden;
§ 8. Die Nachwirkg. d. Quellenschrift bei anssercan. Schriftstellern. 285
doch genügen die Citate I, 10* = Lc. 1, 13, I, 14»^ = Lc. 1, 17
trotz ihrer Kürze und trotz ihres sporadischen Auftretens, um
die Bekanntschaft Justins auch mit der Geburt^geschichte des
Täufers zu erweisen. Ähnlich verhalt es sich mit der Perikope
Mt. 2, 19 — 23. Obwohl Justin die Rückkehr aus Ägypten
und die Niederlassung in Nazareth nicht erwähnt, verrathen
doch die Worte Dial. c. 103: xal ^AQxtXaog avrov öisöi^aro,
dass auch diese Perikope zur Justinschen Quelle gehörte. Über-
haupt wird die Untersuchung der bei Justin sehr zerstreut auf-
tretenden Parallelen der Kindheitsgeschichte — die wichtigsten
Capitel sind Apol. I. 33. 34. Dial. c. 77. 78. 100. 102. 103. 106 —
durch den Mangel an praeciser Citation erschwert. In den
meisten Fällen sind die Parallelen zur Kindheitsgeschichte mit
dem Tenor der Justinschen Beweisführung so eng ver woben,
dass es schwer wird, zu sagen: hier endigt der Quellentext, hier
beginnt wieder Ju s tins Context. Gleichwohl ist an nicht wenigen
Stellen durch die Wiederholung charakteristischer Textgestalten,
an dem Fehlen gewisser Ausdrücke, die den canonischen Re-
daktoren eigenthümlich sind und an der Möglichkeit, die Va-
rianten der Justinschen Texte als gleichberechtigte Übersetzungs-
varianten neben den canonischen Texten zu erkennen, das
Vorhandensein und die Einwirkung der aussercanonischen Quelle,
welche von Justin neben den canonischen Relationen vorzugs-
weise benützt wird, mit Sicherheit nachzuweisen. So vermeidet
die auflsercanonische Quelle Justins beharrlich einen Ausdruck,
der lediglich dem Redaktor des ersten canonischen Evangeliums
und seinem Stile angehört, einen Ausdruck, der in seinem Kind-
heit^evangelium fünfmal (Mt. 1, 20; 2, 12. 13. 19. 22) und ausser-
dem Mt. 27, 19, sonst aber nirgends im gesammten Schriftthum
des neutestamentlichen Canons vorkommt, nämlich xar ovag,
welcher Ausdruck lediglich dem Stil des ersten Evangelisten
angehört VgL oben S. 113. 153. 155. Wenn Justins Citate
dafür V, 3 = Mt 1, 20: 6i ogafiaroq, XI, 12 = Alt 2, 12: xar
djiOxaXvpiv^ XII, 1. 2 = Mt 2, 13: djtoxajLvg)dfj — einsetzen, das
xar* ovaQ des ersten Evangelisten aber consequent vermeiden,
so kann dies nimmermehr aus Zufall oder aus einer blosen
Laune Justins erklärt werden. Dasselbe gilt von dem Aus-
druck kxßdXkBiv, welcher sich als Ersatz des canonischen ajto-
Xveiv durch die Perikope Mt 1, 18—25 hindurchzieht Ebenso
286 ^^ EindheitBevangelium.
gehört das häufig wiederkehrende xtXevHV (vgl. Citate V, 3; XI,
12; XII, 1. 2; XIII, 1. 2) zu den sprachlichen Eigenthümlich-
keiten der von Justin benfitzten aussercanonischen Quelle, wo-
für das Auftreten dieses TcaXsveip im Protev. Jac, bei Celsus.
in der Apoc. Esdrae, selbst bei Clemens AI. weiteres Zeug-
niss ablegt. Auf die Zugehörigkeit des siebenmal vorkommenden
Ausdrucks: fiayoc ajto ^A^Qaßiaq sowie des noch häufiger in der
Kindheitsgeschichte Justins auftretenden a^ia zu dessen ausser-
canonischer Quelle hat schon Credner (Beitrage S. 214) auf-
merksam gemacht Vgl. oben S. 139.
Besonders in die Augen fallend sind diejenigen Varianten,
welche sich zum canonischen Texte wie Übersetzungen desselben
hebräischen Quellen textes verhalten, z. B. o ?x^^ xaxa yaOTQoc
== Mt. 1, 20: ro tv avx^ yevi^rj&iv = quod in utero ejus est
(Ev. Ps.-Matth.) = To h avry op (Protev. Jac.) = Wpia nc».
femer (schon von Credner gezeigt) kjtlzQo^oq = Lc^ 2, 2: r^js-
fiovBvwv = ijtiTQOJtevcov (Chron. Pasch.) = nHB, desgleichen ovx
bIx^v 7t ov xatakvoai == Lc. 2, 7: ovx yv avvotg rojcog kv xcj
xaTaXvfiari = f'lbb -"^p^ on'5"V^» ebenso ovxtov avxAv ixel =
Lc. 2, 6: ^1^ rc5 d^ai avrovg ixet = üXO Dri'^na, auch axQU
av djfsd^avBVj wo man deutlich die davon abweichende Über-
setzung des ersten Evangelisten (Mi 2, 15): ?a?c rrjg TfAfvr^-:
= ni'Q""!? zu erkennen vermag, femer öiaöixBO&ai = ßaai/ievHr
avxl Ttvoq (Mt 2, 22) = nnpi -jbtt und zahlreiche andere in § H
übersichtlich registrierte Übersetzungsvarianten. Interessant ist
die zu Lc. 2, 40 mitgetheilte Variante avÖQOvöd^ai (= aviaveip =
bia), weil sie in 1. Cor. 16, 13: dvÖQlCeod^B, xQaxaiovod-e und Ps.
31, 24 LXX (vgl. Lc. 2, 40: Tjv^avsp xal Ixgaxacovxo) anklingt.
Die mehrfachen Berührungen mit anderen Schriftstellern be
weisen es, dass die Justinschen Varianten aus einer Quelle
stammen, deren Einfluss auch sonst zu verspüren ist Mit Cel-
sus, mit dem Protevangelium Jac, mit dem Ev. Ps.-Mat-
thaei, mit Tertullian (in der Beschränkung des Census auf
Judaea), mit dem Chronicon Paschale, mit Epiphanius
U.A. theilt Justin seine Varianten. Auch die Lesart: övXAf^^fj
ix Xoyov avxov — muss er neben dem canonischen Text von
Lc. 1, 31 gekannt und als sehr werthvoll betrachtet haben, da
nur unter dieser Voraussetzung seine Parallelisiernng von Xoyoz
und övpafiig (die er mit Celsus und Lucian gemeinsam hat
§ 8. Die Nachwirkg. d. Qaellenschrifl bei aussercan. Schriftstellern. 287
und so oft wiederholt — vgl, die Erläuterungen zu Lc. 1, 35)
erklärt werden kann.
Dabei ist noch zweierlei von den Varianten Justins zu
constatieren. Was nämlich ihren Umfang betrifft, so erstrecken
sie sich gleichmässig auf die lucanischen Perikopen wie auf die
Relation des ersten Evangelisten — ein Beweis, dass die
Quelle Justins die ganze Eindheitsgeschichte umfasste.
Und zum Andern: die sprachlichen Abweichungen dieser Quelle
vermeiden gern die Hebraismen der canonischen Relationen und be-
wegen sich in einem feineren Griechisch, wohin auch das in Citat
XI, 12 = Mi 2, 12; Citat XII, 1. 2 = Mt. 2, 13 auftretende djtaX-
Xayrjvat gehört, das wir in dem Evangelienfragment von
Fajjum und in dem neuentdeckten Fragment des pseudo-
petrinischen Evangeliums wiederfinden.
Man wird also von der Quellenschrift Justins folgende
Vorstellung sich bilden dürfen : es war eine Darstellung der
Kindheitsgeschichte Jesu etwa von demselben Umfang
wie die beiden canonischen Relationen zusammenge-
nommen, jedenfalls mit demselben Inhalt, geschöpft
aus einer hebräischen Grundschrift, in ein besseres
Griechisch (verglichen mit den Hebraismen der canonischen
Darstellungen) eingekleidet, von Justin neben den cano-
nischen Evangelien unter seine djtoiivTjfiovevfiara ge-
rechnet
Wenn Justin Dial. c. Tryph. c. 106 den sicherlich aus
seiner Quelle geschöpften aussercanonischen Text zu Mt, 2, 2:
dvaTslXavTog ovv xai ^p ovQavm dfta xm yspvrid^TJpai avrop
dcxbQoq — mit der Citationsformel: oyq yiyQaütxai Ip xolg djto-
fiP7jiJtoptvfiaOc xmp djtooxokop avxov einführt — fast der ein-
zigen Citationsformel in seiner ganzen Kindheitsgeschichte — ,
so ist nach allen bisherigen Ermittelungen mit Bestimmtheit zu
schliessen, dass er an dieser Stelle nicht die canonische Relation
Mt. 2, 1 ff. vor Augen gehabt hat, sondern vielmehr seine auch
sonst Schritt für Schritt sichtbare aussercanonische, bzw. vor-
canonische, Quellenschrift, die er als ein djtofiptjfiopsvfia
von apostolischer Dignität betrachtete.
288 ^^ Kindheitaeyaiigelium.
2. Celsus.
Dass der Epikuräer Celsus in seiner Spott- und Streitschrift
gegen das Christenthum bereits die vier canonischen Eyangelien
voraussetzt, ist ebenso allgemein anerkannt, wie seine Benützung
einer aussercanoniscben — und zwar dem Christenthume feind-
lichen — Quelle bezüglich der Kindheitsgeschichte Jesu. Es ge-
nügt für letzteres auf die Stelle Orig. c. Geis. I, 69 hinzufpeisen,
wo Celsus die Überzeugung ausspricht, dass die Empfangniss
Jesu anstatt von dem jtvevfia ayiov Ton einem gewissen Pan*
thera, der die Jungfrau vergewaltigt habe, ausgegangen sei:
jtioxevu — sagt Origenes a. o. 0. von Celsus - airov (sc.
xov ^Iriöovv) vjto Tivoq üav^fjQa g>d-elQapzog rtjp xaQd-ipov
icjicigd-ai. Auch behauptet Celsus (Orig. c. Cels. I, 39) von
Maria, dass sie weder in glücklichen Umständen sich befunden
habe noch aus königlichem Stamm entsprossen sei, da keiner
der I^acbbarn sie gekannt habe: avrijq ovotjg ovz* avöcufiovog
ovT€ ßaötXixfjg, ijtel fir/ötig avrfjv ^6ei /ii]öh xAv yeixovcov.
Es ist jedenfalls eine jüdische Schmähschrift, aus welcher Cel-
sus seine christusfeindlichen Nachrichten geschöpft hat Und
da der Name Panthera noch heute in dem jüdischen Pamphlet
Tholedoth Jeschua (iT'^tö^ nilbin) dieselbe Rolle spielt, welche
ihm schon in der Quelle des Celsus zuertheilt war, und da an-
dererseits diese Quelle nicht wenige Berührungspunkte mit der
guten Quellenschrift, die Justin benützte, an den Tag legt, so
möchte man annehmen, dass Celsus in der Lage war, die älteste
Kecension der Tholedoth Jeschua zu benützen und dass, wie die
apokryphen christlichen und haeretischen Kindheitsevangelien,
so auch die christusfeindliche jüdische Kindheitsge-
schichte von den echten J^lti^ riinbin = ßi/^jlog yBviotwg
'lijoov Xqioxov (Mt. 1, 1) den Anstoss empfangen, letzterer
sogar ihren Titel entnommen habe.
Die Berührungspunkte zwischen Celsus und Justin springen
in die Augen, wenn wir sehen, dass Celsus, nur in hohnischer
Absicht, sonst ebenso wie Justin, Xoyog und üvaiiig paralleU-
siert, dass er ebenso die Ausdrücke xeleieiv und ixßaXXetv wie
Justin gebraucht, dass er (ähnlich wie Justin von Maria kyx%y
fiovelv) zu Mt. 1, 20 sagt: Maglag xvovctjg, dass er vom Kinder-
mord zu Bethlehem einen aussercanoniscben Text gebraucht.
§ 8. Die Nachwirkg. d. QaelleiiBchrifb bei anssercanon. SchrifUtellern. 289
welcher mit dem Texte Justins nahe verwandt ist Vgl« die
Erläoterongen zu Mt. 2, 13. 16. Dabei ist der Ausdruck, den
die Justinsche Quelle von Joseph gebraucht, um zu bezeichnen,
dass er die Ehescheidung, bezw. die Aufhebung des Verlöbnisses
und die Entlassung der Maria plante, nämlich kxßaXXeiv (fQr
das canonische cbtoXvsiv — vgl. S. 11 2 f.) in der Quelle des
Celsus so gewendet und entstellt, als ob die Yerstossung der
Maria wirklich erfolgt, sie mithin eine ixßaXZofiipfj gewesen sei
und dass, wie nun Celsus höhnisch folgert, weder die d^eta dv-
vafiig, von der sie überschattet worden war, noch der Xoyoq
fivCTixog, den sie empfangen habe^ im Stande gewesen sei, die
Ausgestossene zu retten: ort (iiöovfiiprjv avtr/p vjro rov xixxo-
voq xal kxßaXXo(iivrjv ovx eccocb ß-ela övvafiiq ov6b Xoyoq fiv-
OTixoq. VgL oben S. 94. Die älteste christusfeindliche
Recension der jüdischen Tholedoth Jeschua, welche
Celsus neben den canonischen Evangelien in den Händen hatte
und für die Eindheitsgeschichte vorzugsweise benützte, scheint
also an die Texte der echten ßlßXoq yeveoecsq 'itjCov
Xqiötov, und zwar an die aussercanonische Recension
derselben, die in Justins Citaten theilweise erhalten
ist, sich angeschlossen zu haben.
Freilich müsste man bei dieser Annahme eine ursprünglich
griechische Verabfassnng der jüdischen Tholedoth Jeschua —
etwa in Alexandrien entstanden, wohin ohnehin die Schrift des
Celsus weist — voraussetzen und die Übertragung dieser
Pamphletschrift ins Neuhebräische als eine spätere Stufe ihrer
Entwickelung ansehen. Ein Bedenken gegen diese Voraussetzung
liegt aber in keiner Weise vor, wenn man sich des "Umstandes
erinnert, dass auch das svayyiXiov %vdaCx6ifj das Hebräerevan-
gelium, ursprünglich griechisch geschrieben, erst später ins Ara-
mäische übertragen worden ist. Vgl. Agrapha S. 327 f.
Jedenfalls umfasste die christenthumsfeindliche Schrift be-
züglich der Eindheitsgeschichte Jesu, wie sie Celsus benützte,
sowohl lucanische Stoffe (Lc 1, 31: loyoq^ La 1, 35: övpafiiq),
als auch Stoffe, welche uns Mt. erhalten hat (Mt. 1, 19: ixßaX-
Xeip = cbcoXveivjj war also auch in dieser Hinsicht der von
Justin benützten aussercanonischen Relation conform und zu-
gleich ein Beweis für das Vorhandensein einer einheitlichen —
die Matthäus- und Lucas-Perikopen umfassenden — Quellenschrift.
Texte n. Gntennchangen X, 5. 19
290 ^^ KindheitBevangeliaiii.
Ss erübrigt zam Schlüsse noch, die Ton mir in § 4 mitge-
theilten Ciisate aus Celsus za registrieren: El, 10 =^ La 1, 35 in
der Erläuterung; V, 3» =» Mt. 1, 20; VI, 4. 5* = Lc. 2, 4. 5; XI,
1^ ^ Mt 2, 1; XI, 2^ — Mt. 2, 2; XII, 1, 2»»» = Mt 2, 13; Xm,
1, 2* = Mt 2, 16.
•
3. Epiphanius.
Der letzte Schriftsteller, bei dem (zwar keine direkte, sondezn
vielmehr nur) eine durch seine filteren Quellen vermittelte Ein-
wirkung der vorcanonischen Quellenschrift beobachtet werden
kann, ist Epiphanius. Denn seine Abweichungen Ton den
canonischen Schriften werden als sehr alt durch das Tielfache
Zusammentreffen mit anderen Zeugen beglaubigt Indem ich
die aus Epiphanius entnommenen Gtate registriere, ftoge ich
diejenigen Schriftsteller namentlich bei, mit welchen er sich be-
rQhrt
U, 3^*<^=Le. 1,28: tvrjyyBklcaxo ccor^v — Just^
Protev., Iren. u. A.
6° = Lc. 1,31: CvvaiX^^diu rov Xoyov — Just.,
Protev., Celsus.
10<i = Lc 1, 35: Jtvevfia xvqIov — Just
VI, 6.7*>«=?=Lc. 2, 7: ip (paxvy xal axfiXalw — Just.,
Protev., Orig. u. A.
VII, 1.2 = Lc. 2,21: jfSQiTfiTiO'iina iv Oxijlaltp — Bv.
Inf. Arab.
VIII, 1* = Lc. 2, 22: kv r^ teöCaQaxoary ^pdQfL — Ev.
Inf. Arab.
XI, 1« = Mt. 2, 1: tä fiigr} rä l^Qaßixa — Just
lli =ss= Mt 2, 11: rjvoi^ap rag Ti^gag — Protev, Jac
12^ = Mt 2, 12: xaQayyiXXovxat — äfanlioh Justin:
hxBlcüCi&rioav.
XVI, 4.5» =Lc. 2, 44: iC,firovv — Ev. Thomae.
Ausserdem sind als weniger wichtig zu notieren die Citate
U, 9» = Lc. 1, 34; V, 2^ = Mt 1, 19; VI, 14<^ — Lc 2, 14 (nbei>
einstimmend mit der Lesart des neuentdeckten syrischen Cod.
Lewis); XVI, 1» = Lc 2, 41—43.
Endlich ist noch die aussercanonische mit dem Syrer Cur»-
tons, bezw. dem Cod. Cantabrigiensis, zusammentreffende Beoen*
§ 9. Der Eiofl. d. Kindheiiaev. aaf daa älteste Bekenntn. d. Kirche. 29 1
sion des GesebleoihtsregisteTS zu erwähnen, welche Epiphanius
im Ancoratus c. 59 mitgetheilt (vgL § 4. XVII) und welche
wiederum auf eine sehr alte und sehr gute Quelle zurückweist.
Hiermit scheinen die schriftstellerischen Spuren aussercano-
nischer Texte zum Kindheitsevangelium erloschen zu sein.
§9.
Der Einfluss des Klndheitseyaiigeliiims auf das Uteste
Bekenntniss der Kirche«
Wenn man erwägt, welchen Einfluss die Quellenschrift des
Eindheitseyangeliums auf die Gestaltung der paulinischen Chri-
stologie, auf die Genesis des johanneischen Prologs und auf die
Einleitung des ersten und dritten Evangeliums im Canon aus-
geübt hat, und wenn man dabei ins Auge fasst» dass auch gerade
das, was den Höhenpunkt des Kindheitsevangeliums bildet, die
Empfangniss Jesu von der Jungfrau aus dem heiligen Geiste,
durch den ersten Evangelisten an die Spitze des Canons getreten
und durch den dritten Evangelisten auf Grund der Quellenschrift
noch ausführlicher daigelegt worden ist, so wird man nichts
Anderes erwarten können, als dass auch das älteste Bekenntniss
der Kirche für seine Ausgestaltung von hier aus einen wesent-
lich mitbestimmenden Einfluss erfahren musste.
Und so zeigt denn in der That das Symbolum Romanum,
welches man für die ursprünglichste und einfachste Form des
apostolischen Glaubensbekenntnisses zu halten pflegt, an der
Spitze der christologischen Ausss^en volle Übereinstimmung mit
dem Kindheitsevangelium nach Mt. 1. 2 und Lc. 1. 2. Man vgl.
Symbolum Romanum. ^) Kindheitsevangelium.
xal slg Xqiötov ^Itjoovv. Mt. 1, 18: rov öh ^[ijaov Xqi-
<• c
öTOv fj yiveöig.
Mt. 1, 21 = Lc. 1, 31: xaXiaeig
TO ovofia avTOv '/?y-
öovp — Lc. 2, 11:
XQiOrog.
1) Nach Marcellus bei Spiph. Haer. LXXII, 3. p.886B.
19*
292 ^^ Kindheittevangeliam.
Tovvlop avTov TOP fiovoyevij. Lc 1, 35: ro yevpcifuvov ayiov
xXfjd-i^oerai vioq
d^sov.
TOP xvQiop ^ficip. Lc. 2, 11: og icrip XQiorog xv-
Qiog.
TOP yeppfjd-ipza ix Jtpsv- Mt. 1, 20: ro iv avr^ yeppf^-
fiatog aylov. d-lp ix jcvsvfiaroc
icxiP äyiov.
Lc. 1, 35: jtP€V(ia ayiov ixt-
Xevöerai ijtl oi.
xal MaQlag tTjc xagd-ipov. Lc. 1,27: r^gxaQ&dpov Ma-
QiapL
Mt 1, 23: ij xaQd-ipog ipya-
argi k^ei.
Es ist dabei irrelevant, ob diese symbolmässigen Aussagen
direkt aus der vorcanonischen Quelle stammen oder durch Lc.
1. 2. Mt. 1. 2 vermittelt sind. Ans der ganzen Fassung des Sjrm-
bols, namentlich aus der Nennung des Namens MaQiag, aus dem
Zusatz ijtl UoptIov üiXarov^ aus der Einf&gung: r^ Tp/rj/
riiiiQa bei der apacraotg geh^ ganz klar hervor, dass der Kirche
bei der Ausgestaltung ihres Taufbekenntnisses es sich um die
Feststellung der wichtigsten geschichtlichen Thatsachen aus
dem Leben Jesu handelte, dass — um einen modern-theologischen
Ausdruck zu gebrauchen — der historische Christus, wie er
in seiner einzigartigen Erscheinung nach der evangelischen Über-
lieferung sich darstellt, es war, zu welchem die ürkirche sich
bekannte.
Dieser historische Charakter des in den christologischen
Aussagen gipfelnden apostolischen Symbols wird noch besser
erkannt, wenn man die früheste Entwicklung des altorien-
talischen Symbols zu erforschen sucht, wie es im Nach-
stehenden geschehen soll.
Excurs Aber das altorientalische Symbolnm.
Es würde sich nicht lohnen, über das abendländische
Symbol sowohl in seiner ursprünglichen altromischen Form ab
in seiner jspäteren neurömischen Gestalt sich zu verbreiten.
§ 9. Der Einfl. d. Eindheitsey. auf das Sltesie Bekexmtn. d. Kirche. 293
Denn etwas Neues würde in dieser Richtung nicht Torzubringen
sein. Dagegen ist die Untersuchung über die ursprüngliche
Gestalt und die Genesis des Symbols in den altorientalischen
Kirchen, sowie über dessen Yerhältniss zum Symbolum Romanum
noch nicht abgeschlossen, zumal da zu den beiden Hauptzeugen,
Ignatius für Syrien, Justinus fbr Kleinasien und Palaestina,
neuerdings noch ein dritter, Äristides für Griechenland, hinzu-
gekommen ist. 1)
Was zunächst Ignatius anbetrifft, so hat er das Symbol
nirgends in seiner yollen und reinen Gestalt überliefert.^) Er
hat es wie Eph. c. 7. 18/o Magn. c. 11 nur fragmentarisch ange-
deutet oder, wo er es vollständiger gibt, wie Smyrn. c. 1. Trall.
c. 9, mit Einschaltungen versehen, , getragen namentlich von
seiner antidoketischen Tendenz. Doch lässt sich durch Yer-
gleichung der fraglichen Stellen der annähernde Wortlaut re-
construieren.
Die Elemente eines Symbols bei Ignatius.
Eph. c. 7.
Eph. c. 18.
Magn. c. 11.
Smym. c. 1.
TralL c. 9.
—
0 d^eog 7/-
TOP XVQIOP
^Iriöov XqI"
r/ficop
OTOV
oovg 0
XQiOTog
ii^ oaQxl /£-
ixvoq)OQi^-
y rij yev'
yeysppfjfti'
Tov ix Ma-
vofiEPog
^// VJtO
vi^Oei,
POP dXfj'
Qiag , og
d-toq —
Maglag
d-mg ix
alf}d-&g
xal ix
— , J^PSV-
jcagd-i-
iyepp^&i]
Maglag
fiarog dh
vov
xal kx
aylov og
d^eov
hyevvrid'rj
1) Es ist ein Mangel, dass Harnack in seiner jüngsten Dar-
legung über das „Apostolische Symbolum*' in der III. Auflage der Realency-
klopädie f. prot. Th. u. K,, Band I, 741—755 das Symbol des Äristides
gar nicht erwähnt, obwohl er demselben früher sein lebhaftestes Interesse
zugewendet hatte. Vgl. das Nachstehende.
2) Die trinitarischen Stellen aus Ignatius sind von mir zu Mt.
28, 19 in Heft II, 401 f. zusammengestellt.
294
Das KindheitseTangdiiim.
Eph. c 7.
Eph. c 18.
1
Magn. a 11.
Rmym. c. 1.
TralL c9.
dXrjd'cig
3ia»ri%6q
T9 xi»H
Tcai iv T^
kxl Uop-
iöifox^
jra^^e
tIov Hl'
Xazovxal
^HQ€oiov
XBTQaQ-
xov.
Ixl DoV'
xiQV üika-
TOV
xa&ijjLxDfii''
aXijd-Aq
1
vov
koxavQÜ-
»V ,
__
xal dxidti'
vev^ og xal
aXtf^Ag
—
xal rij ava-
X7]qava0xa'
W^P^ ojro
ardösi
ö€a}g
vexQciv
Aus dieser comparativen Tabelle ergiebt sich nach Weg-
lassung aller Zusatzworte, die auf Bechnung des Schriftstellers
kommen, dagegen mit Beibehaltung der gleichwerthigen Syno-
nyma für die christologischen Aussagen folgender einfacher
Wortlaut:
(xtöxevo)) elq ^lr]0ovv Xqioxop, xov tcvqiov fjfiäp,
(Smym. c. 1).
og ix jtaQd-ivov {Maglag) iyBvvrid^ (= IxvoqiOQr^d^TJ)^
ijcl üovxLov ütXaxov iöioix^^ ("== J^JtaB^svjy
iaxavQcid-T] (= xa&i]X(D9^\
xal aotid-aveVy
6 g xal fjydQd^T] m6 vsxqwv.
Bezüglich der hier vorhandenen Varianten, welche ab
glelchwerthige Synonyma sich erweisen, namentlich auch wegen
des merkwürdigen köccix^ = ^xad-ev, ist auf die weiter unten
folgende Erläuterung zu verweisen. Klar aber ist die Be-
schränkung dieses ignatianischen Symbols auf die historischen
üauptthatsachen des Lebens Jesu.
In der Apologie des Aristides ist gerade diejenige Partie,
welche das Symbolum Apostolicum in sich schliesst, von allen
drei Zeugen, dem Griechen, dem Armenier nnd dem Syrer,
§ 9. Der Einfl. d. Kindheiteev. auf das Älteste Bekenntn. d. Kirche. 295
erhalten. Bevor an die Heransschalung der Symbolworte ge-
gangen wird, möge zuvörderst eine ZnsammensteUung des drei-
fachen Parallelteztes gegeben werden.
Ex Historia Barlaam
et Joasaphat.
ol ÖS xp*<J'r£avol ye-
vBaXoyovvrai ano
Tov xvqIov Iijoov
Xq iorov. ovzog de
6 vlog TOV d-eov
rov vtpiorov ofioXo-
yelxai iv jcvevftari
aylcp ojt ovQavov
xaraßag öta zfjv cm-
TTjQlav Twv dpO-Qci'
jecop' xa\ ix Jtag-
^ivov oYiagyevptj-
d-elg aöJtoQcog re
xal aq^d-OQWQ, öaQxa
aviXaße, xal avetpa-
vri avO^QWJtoigy oJtcog
ix rtjg jcojLvd^dovjtXa"
VTjg avrovg avaxaXi-
07)rau
Aristides Apol. I, 15.
The Armenian Frag-
ment
Ghristianorum tan-
dem genus a Domi-
no Jesu Christo
oritur. Ipse Dei al-
tissimi est Filius, et
una cum Spiritu
Sancto revelatus est
nobis: de caelis de-
scendit,
ex HebraeaVirgine
natus, ex Virgine
camem assumpsit,
assumptaque humana
natura, semet ipsum
Dei filium revelavit.
Qui Evangeüo suo
vivificante mundum
Universum consolato-
ria sua bonitate, sibi
captivum fecit.
Ipse est Verbum, qui
ex progenie Hebraica,
secundum camem, ex
Maria Virgine Dei-
para natus est Ipse
est, qui Apostolos
duodecim inter suos
discipulos elegit, ut
Translated from the
Syriac.
The Ghrisidans, then,
reckon the beginning
of their religion &om
Jesus Christ, who
is named the Son
of 6od most High;
and it is said that
Öod came down from
heaven, and from a
Hebrew virgin took
and clad Himself with
flesh andinadaughter
of man there dwelt
the Son of God. This
is thaught from that
Gospel, which a little
while ago was spoken
among them as being
preached; wherein if
ye also will read, ye
will comprehend the
power that is upon it.
This Jesus, then, was
bom of the tribe of
the Hebrews; .
and He had twelve
disciples,
in Order that a cer-
296
Das KindheitfleviuigelianL
Translated firom the
Syriac
tain dispensation of
Eis migbt be füll-
fiUed.
He was pierced by
tbe Jews; and He
died and was boried;
and they say that
after tbree days
He rose and ascen-
ded to heaven.
Ex Historia Barlaam ' The Anuenian Frag-
et Joasapb. , ment
mundom Universum
xal I dispensatione illumi-
TsXeöag ttjv d-arfia-^nsaitis VeritÄtis suae
Crfjv avzov oixoi'o- , institueret. Ipse ab
fiiav, öiä aTat^^ovjHebraeis clavis in
d-avarov iysvöa'CYuce affixus est:
T o txovoia ßovXfj
xar ohcovo^ilav (le-a mortuis resur-
yaXriv' fisra rfelrexit et ad caelos
TQBlg '^fiigag dvs'lskscendit
ßi(D xal slg ovQa-
povg dvfjX&BV.
ov TO xXiog Tfjg
jtaQOvctag ix x^g
xaQ avToTg xaXov-
(iivrjg BvayyeXiXTJg
aylag yga^r/g e^sözl
Cot yvAvaij ßaoiXsv,
lav kvrv'ji^Q' ovTog
öciÖBxa BOxB f/aO-rj-
rag.
Den muthmasslichen Quellentext, welcher dieser dreifachen
Bearbeitung zu Grunde liegt, hat Harnack (TheoL Lit Z. 1891.
No. 12. S. 307) in folgender Weise reconstruiert:
ol de XQiörtavol yevsaXoyovvTat «.to tov xvqIov ^Itj-
oov Xqiötov, ovrog 6h o vlog zov ß-eov rov v^>i'
OTOV ofioXoyBtzai, kv jevevfiari dylo) dx ovQavovxa-
raßag xal ix jtag&ivov ^EßgaXxrjg yBvvfj&Big oaQxa
dviXaßB xal dpeipdvTj dp&Qcixoig [vlog zov d^eov]. zoizo
ix zijg jtaQ avzolg xaXovfiivijg evayysXix^g yga^f^g Igt-
ozl 601 yv&vai \ßaCiXBv\j iav ivzvxQg, . . . Ovzog de [o
^Irjöovg] iyevvi^&fi ix zfjg gyvX^g zäv ^EßQalwv, ovtoz
öwÖBxa söXB (lad^qzag xal zsXiCag ztjv avzov olxovofiicv
vjro z(5v ^lovöalwv iv zA czavQm xad-fjXci&ij, (ie-
zä ÖB zQBlg ^fiigag dpißlo xal slg ovQavovc
dv^X&BV.
§ 9. Der Eine. d.Ki]id]ieitWT.aiifdas filterte Bekeimtnd. Kirch«. 297
Dieser so TortreflSich recoostraierte Quellentext mSchte nar
an einigen Punkten eine leise Gorrektnr erfordenu Wenn
Harnack das Ji^ xvevfictxi ajltp ¥on oftoloYetrai trennt und
mit cur' ovqopov xaxaßaq rerknüpfti so spricht dagegen man-
cherleL Das xaxaßaq ax ovgavov stammt dooh nur ans dem
jobanneischen Evangelium: o hc rov ovqovcv x€txaßag — Joh.
3, 13. 6, 41. 51. 58. Nirgends aber ist mit dieser Bedeweise im
jobauneiBchen Evangelium ip xt^vpuzri a/lq} verbunden. Über-
haupt findet sich meines Wissens bezüglich der Menschwerdung
Christi die Bedewendung ip xp&oftaxi xaxaßalvBip nirgends,
weder in der biblischen noch in der altpatristischen Litcnratur.
Sollte es hier von Harnack auf die Lc. 1, 35 verkündigte Ge-
burt Jesu aus dem heiligen Geiste bezogen werden, so ist die
soUenne Formel dafür: y^fprid-Aq ix ytpevfiarog aylov — nach
dem Symbolum Bomanum. Es wird sich aber zeigen, dass das
altorientaUsche Symbol auf die Worte: ysppijd'slg ix xagd-ipov
sich beschrankte und im Unterschiede von dem Symbolum Bo-
manum den Zusatz: ix xpev/uxrog aylov nicht enthielt Spricht
dies Alles gegen eine Verbindung des kp xpevfiati ayltp mit
ajc OVQOPOV xaraßag, so ist auch eine wichtige Instanz fOr die
Verknüpfung desselben mit ofioXoysltai nicht zu übersehen.
Nämlich eben dieses ofioXoyeltai, welches doch, wie auch
Harnack constatiert, der Syrer ebenfall gelesen hat, bezeugt
es, dass es sich hier um das Bekenntniss der XQiatiaPol
handelt. Vgl. z. B. Just. Dial. c. Tr. c. 108 p. 335 C: t<Bp o/io-
XoyovPTiop Xqictop als Bezeichnung der XgcOnapoL Der ar-
menische Text ist zwar freier, indem er das ofioXoyelrai yer-
wischt hat. Aber der Sache nach ist er um so deutlicher, als
er das trinitarische Bekenntniss:
a, Det altissimi, b, Filius, c, et una cum Spiritu Sancto revelatus
est nobis
klar hervortreten lässt. In der griechischen Bearbeitung ent-
halt ein später nachfolgender Passus: yipcooxovct yaQ
a, ZOP d-eop XTiöTrjP xal ÖTjfitovQyop rdip äjtapxwp
b, ip vlA fiopoyspsl c, xal jEPev/iari äylq) —
ein ausgeprägtes trinitarisches Bekenntniss. Aber da dieser
spätere Passus des Griechen von dem Syrer und Armenier nicht
secundiert wird, ist er als eine Zuthat des griechischen Bedaktors
zu erachten. Dagegen an der Spitze des 15. Gapitels, wo die
298
Das Eiiidheitseyaiigeliam.
Genealogie der XQißxtavol erörtert wird, ist das exDÜBche trinita-
risohe Bekenntniss von allen drei bezw. zwei Terten b^laabigt:
a, d vloq «: Filius ^=^ the Son,
b, xov d-eov rov vtplarav^^Dei altissiiniasof 6od mostHigh
In dieser trinitariscben Formel stand der tiog (wie z. B.
2. Cor. 13, 13 und sonst öfter aucb in patristisohen Parallelen) an
erster Stelle Toran. Das Bekenntnis zu ihm wird nnn in den
symbolmäfisigen Aussagen weiter ausgefiilirt, wie denn heute
nooh der s. g. zweite Artikel des apostolischen Symbols dessen
Schwerpunkt bildet.
Im Nachstehenden stelle ich nun die symboIxnSssigen chri-
stologischen Aussagen bei Aristides, wie sie in den Texten
bereits durch den gesperrten Satz kenntlich gemacht sind, neben
die von Harris in der Aristides- Ausgabe aofgestellte Beoon-
struktion des Symbols.
Harris.
niCTsvofiav
elg Sva ß-iop jtavxoxQaroga
Jiocr^rfjv ovQappv ocal y^g
X4Ü elg ^IfjOow XqiOtop, top
vlop avTOV
Ysppfj^ivta ix Maglag x^g
jtaQd-hPOv,
iöxavQfod-Ti vxo xcop ^Iov-
datcop
ästiO-avs xal ixag)fj
x^ xqIxxi flpt^Q(} aviotfi
avBßrj elg ovgapovg
^OfioXoyovfiBP
TOP xvQiOP *Ii]<favp Xqicxov,
xop vlop xov -d-eov [xov vipi-
oxov]
ix xaQd-evov ysppfid-ipxa
{ip x^ oxavQ^) Tca^icid-fi
xai oxiB-apep
fiexa xQetg fjiidQog cbto xAv
pexQ&p avicxri
xal elg ovQa9m)g di^Xß-sp.
xaXtp iXtvöexai xQtpau
Um die von dem Harris'schen Schema vorgenommenen Ab-
weichungen zu erläutern, sei in Etlrze noch Folgendes bemerkt
Der Name Mceglag, den Harris zu x^g xag&ipov hinzuge-
fügt hat, findet sich bei Aristides in keinem der drei Parallel-
texte und ist demnach nicht quell^imässig. Wir werden bei
c 14.
§ 9. Der Einfl. oL EindheitBer. auf das &lie«te Bekenniai. d. Kirche. 299
Jastin dieselbe Wahrnelimtmg machen: obwohl Justin aus
Lc. 1. 2. Mt 1. 2 den Namen der Maria wiederholt erwähnt, so
ist doch die symbolisch-christologische Aussage bei ihm auf die
Worte: 6ia Ttagd-ipov yevvfiß'Slg beschrankt.
Ferner, wenn Harris den zu icravQcid-i] («= xa^iyÄcolhj)
bei Aristides ersichtlichen Zusatz: vjto xAv ^lovdalmv («=
^E!ßQala)p) zu der zweiten ehristologisdien Aussage des Symbols
rechnet, so ist hinzuweisen auf
a, hc xagd-ivov 'Eßgatx^g — \ 1*>
b, kyBVP^&rj ix rfiq qyvXfjg xAv ^Eßgalcov — / '
c, tXd^cofiev ovv, (D ßaciXev, xal ijtl xovg 'lov-
dalovg —
d, genus Hebraeorum — postea nominati sunt
Judaei —
e, die ganze Schilderung der Juden in c. 14 als der Ur-
heber des Todes Jesu,
um zu erkennen, dass hier das vjto xAv *IovdcU<Dv (»^ ^Eßgalov)
nicfat dem Symbol angehört, sondern von Aristides seiner Ten-
denz gemäss hinzugefügt ist.
Das aus dem armenischen Texte: clavis in cruce affixus est
— sich ergebende xad-fj^xi&rj berührt sich in überraschender
Weise mit dem xad-TiXcofiipov des Ignatius und kann auch
absolut als Synonymen Ton ioxavgcid'fj gebraucht werden.
Doch ist es wegen der Parallele im griechischen Texte: öia
iJxavQov d-avaxov iysvaaxo wahrscheinlich^ dass die Erwähnung
des oxavQog nicht gefehlt hat
Das im syrischen Texte nach and He died (=» xal cbtt-
d-avBv) hinzugefügte: and was buried (»^ xdL kxa^r})^ welches
Harris in den Symboltext aufgenommen hat, ist nur im arme-
nischen Texte und sonst nirgends in den altorientalischen For-
meln des Symbols, auch bei Justin nicht, zu finden, daher als
ein späterer Zusatz des armenischen Bearbeiters auszustossen«
In der Aussage bezüglich der Auferstehung hat Harris
ohne Noth r^ xqIxih iffiiga gesetzt, wo der Syrer afber three
days und mit ihm übereinstimmend der Grieche fiexa xQBlg f]fid-
Qag gelesen hat. Das absolute dviöxTj, welches Harris als
Aequivalent yon He rose gewählt hat, deckt sich nicht mit
aveßUo, welches Harnack für den Qaellentext hält. Da aber
dpsßla) ein Synonymon gleichwerthig mit: a mortuis resurrexit
300 ^^ KindheitMvangeliiun.
darstellt, so dürfte in diesem Falle der Armenier mit diesem a
mortuis resurrexit = cbto (rcov) vbxq&v apioxf] nm so mehr
das Ursprüngliche erhalten haben, als auch in der Formel hei
Ignatius das djto vbxqAv nicht fehlt und ebenso bei Justin,
wo er die volle Fassung gibt, ht vbxqAv oder axo xAv vexQcip
hinzugefügt ist Zu dveßlcD vergleiche man Gonst VII, 32
p. 212, 10: avaßloHStq xmv xexoi/ifjflipop, wo der Quellentext Aii,
XVI, 6: dpaöraOig pexgSp darbietet
Endlich weshalb Harris den griechischen Text der letzten
Aussage: xal slg ovgapovq dptjXd-ep in apißfi elg ovQaPovQ
abgeändert hat, ist nicht ersichtlich.
Das xdXip iXsvoerai xQlpai, welches Harris noch ange-
fügt hat, gehört keinesfalls zu den in c. 15 der Apologie ent-
haltenen symbolmässigen Aussagen. Dieselben beschranken sich
vielmehr auf die vier Hauptpunkte:
ix xagd'ipov yspprid'ipxa
{ip axavQw) xad^Xmdri xaL axid-apep
fiexa XQBZg rjßiQoq dxo xAp psxqAp dptoxfj ^= dpsßim
xal elg ovQapovg dpr/XS-sp,
Dass also hier Aristides seine Genealogie der XQioxiapoi
wirklich auf die ofioXoyla, das uralte Bekenntniss dersdben,
stützt^ ist ausser Zweifel
Über das Justinsche Symbol besitzen wir eine ausgezeich-
nete Abhandlung von Bornemann: Das Taufsjmbol Justin's
des Märtyrers (Zeitschrift für Kirchengeschichte 1879. IIL S. 1—
27), auf welche ich mich der Hauptsache nach beziehen kann,
indem sich einige Schlaglichter durch die Vergleichung mit
Ignatius und Aristides von selbst einstellen.
Die festen christologischen symbolmässigen Aussagen J ustins
sind durch seine Schriften hindurch nach allen Seiten zerstreut
Nur einmal, nämlich DiaL c. 85, sind dieselben in vollstän-
diger Zusammenfassung vorhanden, übrigens in kleineren und
grosseren Fragmenten häufig wiederholt, und zwar so, dass die-
selben in engster Verknüpfung mit zahlreichen Belegen aus der
synoptischen Evangelientradition und gleichzeitiger Verwerthung
des Johanneischen Evangeliums und der paulinischen Schriftien,
sowie unter fortgehender Beweisführung aus dem A. T. seine
Theologie — ganz besonders im Dialogus cum Tryphone —
recht eigentlich beherrschen.
§ 9. Der Einfl. d. Kindheitsev. auf das älteste Bekenntn. d. Kirche. 30 t
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§ 9. Der Einfl. d. EindheitsevangeliimiB a. d. < Bekenntn. d. Kirche. 305
f, Einzelaussagen: dia rfjg jtaQ&ivov yervT/d-elg.
Ap, I, 22. öiä jtaQd-evov Yeyevp^c9-ai — 32. dia
jiagd-ipov djtexv^d-fj — DiaL 23. öia XTJg cbto xov yivovg
rov IdßQaafi jtaQO-ivov yevvijd'ivta — 43. 6ia rfjg ojro
rov yivovg rov *AßQaäfi xal g)vX7Jg ^lovöa xal Aavlö xagd^i-
vov yspvfj&'ipTa — 45. öia xrjg stagd-ipov zavnjg rrfg
axo rov yivovg rov Aav\6 y6VPfj9'rjvai — 48. yeyipptjrai
apd-QfüJtog öia rrjg Jiagd-ivov — 50. ysvvfj9'fjvai öca rijg
Jtagd-ivov — 57. öia rr^g xagd-ipov ysvvfj&slg — 66.
öia otagd-ipov ysppfjO^ijpai — 75. öia Jtagd-ivov yevvy-
d-^vai — 87. öia rijg Jtag&ipov ysyspp^öd-ai apd-Qwxop
— 100. öia rrig xagd-ipov apd-Qcoxop ysyopipai — 101. rijg
xagd-ipov, öi* 7}g iyevp^d'i] avd-Qcoxog yspofisvog — 113.
ap&QOjtog yevpTjd'ijvai öia rijg xag&^ivov MoQlag — 120.
öia rijg xagd-ivov Maglag 6 Xgiörog — 127. avd-gmxov
yevvfjd-ijvai öia rijg xagd-ivov —
g, Einzelaassagen: xaQ'Tjrog, xaO-wv.
Ap. I, 50. xad-Blv xal arifiaad-^pai vjti/isipe — 63. äp-
d'gwxog ysvofiEPog vxi/ieipe xal xad'Slp — Dial. 41. rov jra-
d'Tjrov yepofiivov — 52. xiorevopra ixl rop xad-ijrop Xgi-
örov — 68. rov Xgiorop xal xaO-ijrop xal xgooxwrjrop —
74. rov xad-fjrov rovrov — 89. xad-y/rop fihv rov Xgiörop
— 100. xad-Tirog vxifisiva yspiad-ai — 126. xad-r/rog — öia
^Höatov xixXtjftai —
h, Einzelaassagen: öravgmd'elgy köravgofiivog.
Ap. I, 32. rov ip %vöala öravgcod^ipra — 61. rov
öravgmd'ivrog ixl üoprlov üiXarov — Ap. 11, 6. roH
öravga)d'ivrog ixl üovrlov üikarov — Dial. 11. rov
oravgmd'ivrog *li]Oov XgiCrov — 11. rov Cravgw^ivrog
Xgiarov — 30. roü oravgmd'iprog Ixl üovrlov ÜiXa-
rov — 34. *Ii]öov rov oravgmd-ivrog — 35. rov öravgco'
d-ivra 'lijöovv — 46. rov Cravga}d-ivra ^IijCovv — 49. rä
oravgcod-ivri Xgior^ — 53. rov ioravgmfiipöv ixdvov —
Texte n. üntersnohnngeii X, 5. ^^
306 ^^ KindheitBeTaDgeliam.
91. TOP iaravQCDfiivop vlov — 93. rovrov rbv ioravQw-
fiivop — 96. rov OravQtod'ipToq Xqiötov — 106. tov
oravQm^ipTog rovrov — 112. rov oravQwd-ivTog *Iffiov
— 116. TOVTOP TOP OravQfDd-ipxa — 117. rov öravj*©-
B-ipTog *It]Oov — 131. rov */iyaot3 rov aravQcod-iprog —
137. ixBtPOP rop koravQcofiipop.
Aus yorstehender Liste wird ersichtlich, dass trotz der zahl-
reichen yarianten ein einheitlicher Typus des Taufsymbols bei
Justin vorliegt, und dass in der entscheidenden Stelle über die
Taufe (Äpol. I, 61), wo in dem trinitarischen Taufbekenntniss
lediglich die Kreuzigung unter Pontius Pilatus von dem Sohne
Gottes praediciert wird, eine absichtliche Abbreviatur statte
findet. (VgL auch Bornemann S. 4 ff.) Man kann ferner wahr-
nehmen, dass
a, in der kleineren Apologie nur eine einzige Stelle (c. 6)
auf das Glaubensbekenntniss direkten Bezug nimmt,
dass
b, in der grossen Apologie hauptsächlich die capp. 13. 21.
22. 31. 32. 42. 46. 50. 61. 63 fllr die Reconstruktion
des Taufsymbols in Betracht kommen, dass aber
c, der Dialog in den capp. 11. 17. 23. 30. 32. 34. 35. 36.
38. 39. 41. 43. 45. 46. 48. 49. 50. 52. 57. 63. 66. 67.
68. 71. 73. 74. 75. 76. 82. 85. 87. 89. 90. 91. 93. 95.
96. 100. 101. 105. 106. 108. 110. 111. 112. 113. 116.
117. 120. 126. 127. 131. 132. 137 die bei Weitem reichste
Ausbeute gewährt.
Bornemann reconstruiert nun (S. 23) das Tau&yrobol
Justins in folgender Weise:
jtiarBvofiep elg (kxl) rop xariga rwp oXop xäi öscxo-
rijp d-aop'
xäi elg (iju) rov xvqiop rjiimv ^Ifjoovv XQtCrov, rov
jtQcororoxov avrov vlop, rbv {xara rfjp rov xarQog ßov-
Xfjp) öia JtaQd-ipov yevvijd'ivra xcä jtad^ijrbv jevoiupov
apd-QiDxov xäi oravQwd'ipra ixl Bovrlov üiXarov xäi
obtod-apopra xäi dpaardpra ix vexQäp xäi dvaffdvra
elg rbv ovQavbp xäi fisrd öo^r/g xdXiv x(Z(fayevijaofiepov
(xQiri/p Jtdvrwv dpd'QtoxtDp)'
xäi slg (ijcl) rb ayiov xQog)fjrixbv xvevfia.
§ 9. Der Einfl. d. Kindh^üaeTftngeliYinis a. d. ftlt Bekenntn. d. Kirche. 307
Bezüglich der christologischen Aussagen aber, auf welchen,
wie man sieht, der ganze Schwerpunkt des Symbols ruht, sagt
Bornemann (S. 21) selbst: „Mit dem Bekenntniss der Himmel-
fahrt schliesst die Dial. 85 mitgetheilte Formel, und es dürfte
mindestens sehr zweifelhaft sein, ob noch ein oder mehrere
OHeder zur Vervollständigung derselben herangezogen werden
k^^nnen." Dnd in der That gehören diejenigen christologischen
Aussagen, welche den Schlusssätzen des Symbolum Romanum
xctd^/ievov ip ds^ia rov jtaxQoq, o^bv igxBrat xgtvai ^civzag
xal vsxQOvg — entsprechen, nicht zu dem festen Inventar des
Justinschen Symbols. Dies wird evident aus folgender
Übersicht:
Dial. 36. xal avaßaq xa&lo^ kv 6€§ia rov jtaxQoq —
32. xal xaMC/ovra avrov kv ös^ia avtov —
120. stQOööoxarai jtaXiv xagiosa&ai iotava^ xAv veq>S'
XAv —
126. o§ xal jtaXiv ütagiöxat —
14. iv öo^y xal knavco vetpeXmv xagioxai —
110. iiBxa öo^tig dxo xAv ovgapwv jtagicxat —
38. xal xaXiV stagaylvBOd'at hjil x^g yfjg —
Ap. I, 32. jtgoödox^oovöip avxov jtaXiv xagayevijöofiepov —
Dial. 49. fi^XX^ kv <Jog^ i§ ovgavAv jtagaylvBCd-ai —
Ap. I, 51. Ig ovgavAv xagaylvead-ai fisxa 66§f]g fiiXXei —
Dial. 39. xal fisxa ö6^i]g jtaXiv xagar/lvsod-ai ocal alciviov
xf}v ßaoiXslav navxmv xAv i&vAv Xi^y>ea&ac —
Ap. 1, 52. fiexa öo^ffg Ig ovgavAv fisxa xfjg ayyeXtx^g avxov
öxgaxiäg Jtagayev^ceod'ai —
Dial 34. JtaXiv Jtagayivofievog fisxa do^rjg xal alAviov xr^v
ßaOiXelav Ibxcov —
Ap. I, 50. JtaXiv fisxa ö6§7]g xagayevi^aexai —
52. Idoöiv avxov iv dog^ xagaysvoftevov —
Dial. 86. ivöo^ov JtaXiv Jtagaysv^osc&ai —
36. evöo^og — iXevcofisvog xal xgixrjg jtavxoav Xoutov
xal alAviog ßaöiXevg —
52. XqiCxov jtäXiv jiagaysvrjöofievov Jtgoööoxrjosc —
52. JtaXiv jtagayevrjaofiBVov avxov JtgoööoxAfiev —
49. evöo^og xal xgixfjg axavxcov iXsvöBxai —
132. xal JiaXiV Jtagaysvrjaofisvov xgixrjv navxwv ajtXAg —
20*
308 ^^ EmdheitBeTaiigeliiim.
Dial. 46. xaL ctvr^ öiöorai x6 TCQtvai xapxaq dxXmg, xtu ok-
xov iariv rj cUciviog ßaOiXsla —
118. 9ud ort xQiT^g ^mvxcov xal v&cqAv axavx<üv ex-
zog —
124. JtaQiötcu ccvtog ot^tog 6 XQicrog, zfjp xqIciv axb
xavTog yivovg avd'Qcixwv xoiovfievog —
Ap. I, 53. avTog xijv xqIöiv xov xavxog avd-QcoxUov yivovc
xoifiCBxat.
Daf&Ty dass diese Formeln nicht zu dem ursprünglichen Be-
stand des von Justin gebranchten Taufsymbols gebort habeD,
spricht:
a, die grosse Zahl von tiefer greifenden Varianten and
Textschwankungen,
b, der sichtliche Einfluss der eschatologischen Jesusreden,
c, das seltene Hervortreten dieser Formeln in der Apo-
logie, ihre grosse Häufigkeit im Dialoge (vgL unten),
d, die geringe Verknüpfung dieser Formeln mit den
sicheren und festen Bestandtheilen des Taufsymbols.
Es ist richtig, was Bornemann (S. 22) sagt: „ Überhaupt
wird gerade der Schluss des zweiten Artikels fftr unsre Frage
am schwersten zu bestimmen sein.'' Wir können daher f&glich
von diesen unsicheren Schlussformeln absehen und uns auf die
sechs christologischen Aussagen beschranken, welche in der
grundlegenden Stelle DiaL 85 zusanunengefasst sind und welche,
genau betrachtet, auf folgende vier Hauptpunkte sich reduderen,
die mit ihren Varianten doch einen ganz deutlichen Grundiypos
darstellen — einen Orundtypus, der mit den symbolischen Aus-
sagen bei Ignatius und Aristides correspondiert:
1. Geburt
dia jtaQd'ivov yevvrid'üg (yepvciiispog, iyevv^dTi, axe-
xvTjd-ri).
2. Passion.
jtad-civ, J€ad"qx6g
<$xavQa>d'Big (koxavQWfiipog, oxavQOVfismg) ixl Üop-
xlov üiXaxov
dxod-apcip (oxod-p^CxiDP, axid'avBvy
§ 9. Der Einfl. d. Kindheitseyangeliams a. d. <. Bekenntn. d. Kirche. 309
3. Auferstehung.
ävaarag {dp^eiQO/isvog , iyriyiQd-fu , aviöxrj) hc {axo
X&V) VSXQWP.
4. Himmelfahrt.
dvaßag {avsQxoiiBVoqj äps^d-cov, aveXtjXvd^tog, äv^Xd-sv,
dveX^Xvd-sPy dvißaivsp, dpaßeßrjxipai, apsX^q>&fi) slg
TOP ovQapop {zovg ovgapovg).
Bei der Vergleichung der einzehien Aussagen mit dem Be-
kenntniss bei Ignatius und Aristides ergibt sich folgendes
Verhältniss:
1. Geburt.
Ignatius : og hc xagd-dpov iysvvi^d'rj
Aristides: ix xaQ&ivov yEPPijd-ivra
Justinus: öca Jtag^ipov ysppfjd-ipra.
Wie Ignatius (vgl Epb. 7) so kannte Justin (vgl. DiaL
c. Tr. c. 100) aus den eyangelisehen Berichten die Empfangniss
durch den heiligen Geist sehr wohl; aber zu dem Taufbekennt-
niss, dem sie folgten, gehörte die Erwähnung des heiligen
Geistes nicht. Lediglich auf die Aussage ysppTjd-^pra (<= og
iYSPPfjd^rj) kx (= öiä) JtaQd-ipov beschränkt sich dieser Theil
des Zeugnisses bei allen drei Schriftstellern, nur dass in dem
constanten Gebrauch des did (anstatt kx bei Ignatius und
Aristides) das Justinsche Taufsymbol eine Abweichung von
Ignatius und Aristides hervortreten lässt. ^)
2. Passion.
Was die Passion betrifft, so ist dies der einzige Haupt-
punkt, bezüglich dessen Bornemann nicht zur klaren Erkennt-
1) Das in der Bekenntnissformel des Irenaens auftretende caQx<0'
&ivTa, von welchem Harnack (PRE^ I, 752) sagt, dass die einstimmige
theologische Haitang der altorientalischen Symbole in dem 2. Artikel an
dem uralten aaQxwd-ivza ihre Wurzel habe, gehört weder bei Ignatius
noch bei Aristides noch bei Justin zu dem festen Bestand der christo-
logischen Symbol- Aussagen und hat nur bei Ignatius Eph. c. 7 in dem
iv aagxl ysvoßsvog eine ausnahmsweise Parallele.
310 ^^ KmdheitsevuigehQiiL
nis8 über die Aassagen Justins hindurchgedrungen ist ESs ist
ihm die Wahrnehmung entgangen, dass xa&ijTog oder x4td^oq
YBPOliSVOQ mit xad'civ bei Justin auf gleicher Stufe stdit;
Bornemann betrachtet das xa^xog lediglich als Zusatz der
die Oeburt und Menschwerdung betreffenden Aussigen (daher
in der Beconstruktion des Symbols: xdi xctO^rop yspofiepov
avQ'Qmxov) und behauptet in Folge dessen (S. 18), «dass das
Leiden zugleich mit der Kreuzigung und dem Sterben nur DiaL
51. 76. u. 100 genannt sei, d. b. nur bei Beconstruktion von
Luk. 9, 22 (bzw. Mark. 8, 31).^ Das Irrthümliche dieser letzteren
Behauptung wird aus der oben mitgetheilten Tabelle durch
Vergleichung von Apol. I, 63. Dial. 39. 67. 76. 85. 90. 95. 110.
111 evident, woraus sich ergibt, dass der Ausdruck xad^xaq
gleichbedeutend ist mit 3ta9^(ov oder vxo/islvag xad-elp, wobei
zu bemerken, dass xad^rog als Bestandtheil des Symbols nie-
mals in der Apologie, sondern lediglich im Dialog und in diesem
recht häufig vorkommt, sowie dass dieser Ausdruck xct&fitog
auch bei Ignatius (£ph. 7) sich findet (Über den Zusammen-
hang der Varianten xadTjxog, xad-civ mit dem iöicox^ des
Ignatius s. unten.)
Die Kreuzigung anlangend, so ist das OTccvQaf&-eig als der
wichtigste Bestandtheil neben dem öia xaQ&evov Yetnnjd-eig io
Justins Symbol hervorragend, ja in Apol. I, 61 als Abbreviatur
sämmtlicher christologischen Praedikate gebraucht Das in Dial
108 auftretende äqiijXoa&elg dxo rov orar)Qov erinnert an das
xad^Xcofiivov des Ignatius und an das clavis in cruce affixus
des Aristides. Ebenso entspricht das dxo&arcip {= axi^a-
vep) Justins dem B,e dieä ==^ d-apazov kyevoazo bei Aristides
und dem axid'apsp bei Ignatius. Der Zusatz: ixl Hovrlov
üiXarov, welcher auch Ign. TralL c. 9 nicht fehlt, markieit
den praegnant historischen Charakter des ursprünglichen
Taufbekenntnisses. Bei Ignatius variiert die Stellung dieses
Zusatzes: TralL 9 ist derselbe mit iöicix^^ (= exad-ep), Smym.
c. 1 mit xad^X(D(iipop (= axavQcnd'ivxoL) verknüpft, an letzter
Stelle überdem durch ^Hgdöov xBrqaQXov verstärkt, wodurch
man an das Didascalia-Evangelium und das Evangelium
Pseudo-Petri erinnert wird. Vgl. Heft UI, 712.
Bezüglich des nun im Symbolum Romanum folgenden: tuu
xag>dpxa constatiert auch Bornemann, dass dasselbe in Justins
§ 9. Der Einfl. d. KindbeitsevangeliimiB a. d. ftli. Bekennin. d. Kirche. 3] 1
Symbol fehlte. Wenn er aber (S. 20) sagt: „Dass das Begrab-
niss Jesu kein besonderes Glied in dem in Frage stehenden
Symbol bildete, folgt schon darans, dass die Erwähnong desselben
Dial. 118 (rov d'axTBOd'ai iiiXkovrog xcHl avloxacd-ai XQUitoiS)
die einzige ihrer Art und noch dazu dnrch die Exegese von
Jes. 57, 2 herrorgerafen ist" — so mnss noch an DiaL 97: xcü
x^oq kcstigav iB'atpap avrov erinnert werden, um die Bekannt«
Schaft Justins mit dem Begrabniss als einer historischen That-
Sache auch aus einer zweiten Stelle zu erweisen. Aber das ist
gewiss, die Aussage: xal raq>ivra fehlte in dem altorientalischen
Symbol^ wie bei Justin, so bei Ignatius und Aristides, und
diese Lücke bleibt auch in den späteren orientalischen Symbolen
(bei Irenaeus, Lucian, Eusebius, Athanasius, Cyrillus
V. AI. u. A.).
3. Auferstehung.
Hinsichtlich der apacxaotq fehlt femer bei Justin hbxcl
XQBlq fjiiiQaq (Aristides) oder rg xqIxt^ V(^^Q9 (Symb. Rom.),
wie auch bei Ignatius, obwohl da, wo Justin aus den evan-
gelischen Berichten historisch referiert, nämlich DiaL c. 97: elxa
aviCxTj x^ xqIxxi W^Q9 — ^^^ Erwähnung dieses dritten Tages
nicht übergangen wird. Dem Justinschen ävaöxag, äviaxt] ent-
spricht das avBßlo} des Aristides und das r^fig^ des Igna-
tius. Doch fehlt bei Justin auch die Variante lyriyiQd'ai und
avsyuQOfABvoq nicht. Ebenso stimmt er einmal mit Ignatius
in dem axo vbxqAv überein, während er in der Regel die Va-
riante: Ix vexQäv vertritt.
4. Himmelfahrt.
Endlich die dvaXTixpig, deren Erwähnung bei Ignatius zu
vermissen ist, hat bei Justin in der Regel durch die Form:
ävaßag slg xov ovgavov ihre symbolmässige Ausprägung er-
fahren. Aber es kommt auch die mit Aristides überein-
stimmende Variante: alg ovQavovg ävriXd'BV mit den verschiedenen
anderen Verbalformen: aveXriXvd'ev, avsXriXvd-ivai, äveX&civ, dp-
SQXOfisvog, dvsXrjXvd-cig bei Justin häufig vor. Wie diese Va-
rianten mit der weiteren Lesart dveX^ifd-i] auf einen gemein-
312
Das KindheitseTaDgeliiim.
Samen Ursprung zurfickzuf&hren sind, darQber siehe das Nähere
unten.
Sowie mit dieser Aussage bezüglich der dvaXtjipig der
Grundstock des Justinschen Symbols abgeschlossen ist, so
geht auch Aristides nicht weiter, während Ignatius bereits
mit der apacracig aufhört, ohne dass man daraus irgendwie
auf das Fehlen der avaXrppiq in seinem Taufbekenntoiss zu
schliessen hat
Hiermit sind wir an dem Punkt angelangt, wo eine Neben-
einanderstellung des Symbolum Romanum und der altorienta-
lischen durch Justin, Ignatius und Aristides aufbewahrten
christologischen Symbolaussagen sich lohnt.
Vergleichende Tabelle.
Altoccidenta- Altorientalisches Symbol
lisches SymboL
Symbolum Ignatius
Aristides
Justinus
Romanum
(Syrien).
(Griechenland).
(Palaestina).
xal elq Xqi-
^Ifjoovv Xqi-
TOP XVQIOP *If]'
TUJÜ Big TOP XV-
OTOV ^IljOOVP,
CTOP,
OOVP XqI"
QIOP fjfiSp
vlov avtov
CTOP, TOP
^hjöovp Xqi-
TOP (lOVOYB-
vloPToid-BOV
CTOP, TOP
V^, TOP XV-
9 --
TOP XVQIOP
{tov vtpl-
{xQOnOTO-
QlOP ^(icip,
TlfiAp,
ÖTOV),
xop) avTOV
viop.
TOP YSPPf}9'iP'
og hc jtaQd-ipov
bc jtaQd-ipov
öia xoQd-ipcv
TakxjtPBVfia-
{Maglag)
yeppfjd'iPTa,
YSPPf^d-ePTa,
Tog äylov xcu
iyevprjd-f].
MoQlaq TT^q
jiaQd-iPov,
—
iöicix^V ^^^
—
xadjjfcop yspO"
üoptIov Hl-
(iBPOP (^a-
XaTov,
d'6pTa)y
TOpi^tlUoPTlov
xaS-fjXcidTj
ip T^ CTOVQip
CTavQ<D&ipTa
üiXaTQV öTaV"
(iöTOVQci&TJ)
xad-fjXtod'fi
ixl UoptIov
Qtod'iPTa
ülXcLTOV
—
xal djti&apsp,
TUÜ ojtid-apsp^
xal dxo&opop-
Ta
§ 9. Der Einfl. d. KindheitseyangeliamB a. d. Bit Bekenntn. d. Kirche. 313
Alioccidenta-
Altorientalisches Symbol.
lischesSymboL
Symbolum
Ignatius | Aristides
Justinas
Bomanum.
(Syrien).
(Griechenland).
(Palaestina).
xal xatpivra,
—
—
T^ rglri^ nfiiga
og xal TifigdTi
liBxa XQBlg Tjni'
ävaöxdpxa kx
avaCTaPtOf
aXO VBXQODV.
Qag ajto xAv
{äxo xAp)
ix V6XQC0V,
vbxqAv av-
icxr/
PBXQciP,
avaßavra slq
—
xal elg ovQa-
ävaßapxa (ai/-
rovg ovQa-
0
povgdv^k9'ep.
BXrjkvd-oxa)
povgy
elg xop ov-
gapop (jovg
ovQavovg).
xadTjfiivov iv
—
ös^ia rov
•
jcaxQoq, '
od'BV iQXBrai
—
—
XQlVCLl ^AV'
xaq xdL ve- '
xQOvq,
Diese vergleichende Tabelle zeigt deutlich
1, den GrundiypuB des altorientalischen Symbols,
2, die Verwandtschaft mit dem Symbolum Bomanum,
3, aber auch charakteristische Abweichungen von demselben,
4, zwischen den drei Vertretern aus Syrien, (Griechenland,
Eleinasien und Palaestina manche Variationen, die aber
weniger den Inhalt ab die sprachliche Einkleidung be-
treffen.
Dass wir es hierbei nicht mit einem blosen /laOTj/ia oder
xfjQvyfuXj nicht mit einem blossen Schema der katechetischen
und homiletischen Unterweisung zu thun haben, dass vielmehr
wirklich der Kern eines Bekenntnisses zu Grunde liegt, dafbr
spricht ausser dem — bei aller Flüssigkeit des Ausdrucks —
sich gleichbleibenden Inhalt namentlich auch die Bezeichnung
ofioXoyla, ofioXoyelp. Vgl. das Nachstehende. Übrigens ist die
Mannigfaltigkeit des Ausdrucks in den Bekenntnissen der drei
314- I^ KindheitBerangeliam.
oder vier Provinzialkirchen yoUkommeii erklärlich gegenüber
dem einheitlichen Bekenntniss einer geschlossenen Gemeinde wie
der römischen, überdem inhaltlich eine geringe gegenüber der
Mannigfaltigkeit der Zusätze in den späteren oocidentalen Be-
kenntnissformen.
Welche Form des Bekenntnisses, ob die altromische oder
die altorientalische, früher entstanden, welche von beiden als die
Quelle der anderen zu betrachten sei, ist hiernach nicht schwer
zu unterscheiden. Die Flüssigkeit des Ausdrucks und die Kürze
des Inhalts in dem altorientalischen Bekenntniss spricht an sich
schon fär dessen höheres Alter. Dazu kommt no(Ä ein Anderes.
Die beiden letzten Aussagen, welche das Symbolum Romanum
für sich allein besitzt, unterscheiden sich von den Yoransge-
gangenen vier Hauptbestandtheilen, die es mit der altorien-
talischen ofioXoyla gemeinsam hat, ganz wesentlich dadurch,
dass dieselben in das transcendentale Jenseits und in die Escha-
tologie lineinweisen. Die vier Hauptbestandtheile der altorien-
talischen ofioXoyla dagegen, welche die Geburt, die Passion, die
Auferstehung und die Himmelfahrt Jesu betreffen, enthalten
solche Aussagen, welche auf die von den Evangelien bezeugten
wichtigsten Geschehnisse des Lebens Jesu sich beziehen.
Und zwar liegt in diesen Aussagen eine wuchtige Abgeschlossen-
heit, das gesammte Evangelium von seinem ersten Anfang bis
zu seinem letzten Ende umspannend. Aus dem Evangelium sind
zwar auch die beiden letzten Sätze des Symbolum Romanum
genommen, aber nicht aus dem geschichtlichen, sondern
aus dem didaktischen Theile desselben, aus den Reden
Jesu^). Die geschichtliche Auffassung der altchristUchen ofio-
Xoyla vertritt schon Ignatius gegenüber dem verflüchtigenden
Doketismus, ebenso Justin mit seinen zahlreichen den Evange-
lien entnommenen geschichtlichen Belegen, ganz besonders aber
auch Aristides in seiner gesammten Geschichtsconstniktion
und der realistischen Ableitung der XQiCxiavol von Jesu als
ihrem genealogischen Stammvater. Aristides betont dabei
noch namentlich die evangelische schriftliche Tradition als
1) Über die Zugehörigkeit des xQtvai gdlfyrac xai vsxqovq snm Ur-
evangeliam vgl. Heft II, 200 ff. die Erläuterungen zu Mt. 16,27, Über die
Perikope bezöglich der dvdXfjtptg als Schlussperikope des Ürevangeliums
Heft III, 800 ff. die Erläuterungen zu Act 1,4—11.
§ 9. Der Einfl. d. KindheitBe?aageliDin8 a. d. äli. Bekenntn. d. Kirche. 315
die Quelle des Bekenntnisses: xovro ix x^q jcag avxolq xaXov-
fiipfjg svaYyeXix^g 7Qct9>^Q e^söxl Cot yv&vau
Aus alledem ergibt sich, dass das Symbolum Romanum,
welches den rein historischen Charakter der christo-
logischen Aussagen bereits überschritten hat, als eine
Fortbildung der altorientalischen 6/ioXoyla betrachtet
und die Entstehung des Symbolum Apostolicum nach
seinen tiefsten Wurzeln im Orient gesucht werden
muss.
Dahin weist auch die sprachliche Analyse der altorien-
talischen Formeln.
Auf Schritt und Tritt begegnen uns in den griechischen
Sätzen des altorientalischen Taufbekenntnisses zahlreiche Syno-
nyma, eine Menge variierender Ausdrücke, hinter denen doch
ein einheitlicher Typus nicht zu verkennen ist Wir sehen hier
ganz dieselbe Erscheinung wie bei den unzähligen — cano-
nischen und aussercanonischen — Varianten der synoptischen
Evangelientexte und werden dadurch von selbst veranlasst, auch
auf einen gemeinsamen Erklärungsgrund dieser Erscheinung zu-
zückzugehen. Dies liegt um so näher, als — was ebensowohl
der Augenschein, wie das ausdrückliche Zeugniss des Aristides
an die Hand gibt — die grossen historischen Aussagen des Be-
kenntnisses bezüglich der Person Jesu aus der evayyeXix^ 7Q^9>V
entnommen sind und ein kurzes Compendium des Evangeliums
enthalten. Sollte nun nicht die Mannigfaltigkeit der griechischen
Übersetzungsvarianten, in denen das ursprüngliche semitische
ürevangelium sich uns praesentiert, auch die daraus entnom-
menen christologischen Aussagen des ältesten Bekenntnisses
der Kirche beeinflusst haben? Und soUte nicht bereits bei den
ältesten judenchristlichen Gemeinden die Urform des -Taufbe-
kenntnisses in aramäischer und hebräischer Sprache vorhanden
gewesen sein?
Die Nothwendigkeit der Bejahung dieser Fragen lässt sich
an einigen frappanten Beispielen mit Bestimmtheit nachweisen.
Dahin gehört in erster Linie das iöicixO'V des ignatianischen
Symbols. Der betreffende Satz bei Ignatius:
iöicix^ i^f' Hovrlov üiXaxov —
ist an sich befremdlich und wird durch das vorausgesetzte dkij.
d-cig noch viel befremdlicher. „ Jesus — wahrhaftig verfolgt
316 ^1^ Kindheitaevangelittm.
unter Pontius Pilatus!" Wie unnatürlich, die kurze Leidenszeit
unter Pontius Pilatus eine yiVerfolgung*' zu nennen! Geht doch
auch aus den bei Ignatias selbst Yorhandenen Parallelen klar
hervor, dass der Satz bedeuten soll: Tere passus, wahrhaft ge>
litten unter Pontius Pilatus. Es soU gegenüber dem Schein-
leiden, wie es die Doketen behaupteten und wie es auch das
doketische Petrus-Evangelium Jesu zuschreibt, hiermit das wirk-
liche und wahrhaftige Leiden Jesu betont werden: äXtid-Ag
Ixad'BV iju üotnlov IliXarovl Aber wie ist diese ungeschickte
griechische Übersetzung entstanden? Das kann man lernen aus
den aussercanonischen Parallen zu Mt 5, 10. Man vgl.
Const. y, 2 : ytacxovxBq ort fiaxagioi
1. Petr. 3, 14 : el xal jtaoxoiXB Öta öixaioovpfjv, ficaca-
QlOl
Herrn. Sim IX, 28, 2: ol xad^ovrsg vjtsQ rov ovofiaxoq xov vlov
XOV O'SOV
Polyc. II, 3 : fiaxagioi ol ÖKDxofisvoi tvsxep öucaio-
Mt. 5, 10 : fiaxaQioi ol ösötmyuevoi ^vexev öixcuo-
avri]g.
Es ist hier ganz unleugbar, dass xaoxovxeg ==^ jiad-ovxeg =
öicoxoiiBPOi »^ ÖEÖccDyiiivoi Übersetzungen eines gemeinsamen
Quellenwortes^^smd, als welches 0*^2:9)3 erkannt werden muss.
Vgl Heft I, 137. n,65ff. Dasselbe nriria, welches schon Jes.
53, 4 von dem leidenden Messias gebraucht worden ist, liegt
dem jtad^Tjxogy xct&civ des Justin zu Grunde ^), von welchem
das erstere auch bei Ignatius sich findet; dasselbe Verbum MCP
hat die Übersetzung öicixeaO'ai wie Mt. 5, 10 so auch hier ver-
ursacht. Eine andere Erklärung des iöicix^^ hei Ignatius
gibt es nicht. Hier ist also eine ganz sichere Spur von der ur-
sprünglichen Abfassung des Symbols in einem semitischen Idiom
vorhanden.
Eine weitere Spur derart findet sich in dem alternierenden
Gebrauch von xad-ijXovv und öxavQOVp. Im neutestamentlichen
Griechisch fehlt sowohl ^kovv wie xad-fjXovp, Im Septuaginta-
Griechisch kommen diese Verba als ojrag kByo/iSPa vor, nämlich
1) Vgl. Dial. c. 126: nad^og . . . Aa ^Hoatov . . . xixlfitai.
§ 9. Der Einfl. d. Kindheitseyangelrams ». d. Ut. Bekenn^, d. Kirche. 317
in Ps. 119, 120, wo das hebräische niSO von den LXX und Theo-
dotion mit xad-tjlovPy von Aquila mit i^Xovv wiedergegeben
wird, indem hierbei die Übersetzer nicht der hebräischen Be-
deutung von TOD == horrere folgten, sondern von dem ara-
mäischen (und arabischen) Sinn des Wortes: clavis affigere —
sich leiten Hessen. Insofern weist das xad^Xovv, welches Igna-
tius und Aristides (vgL dessen Ausdruck: clavis in cruce
affizus est) als Synonymen von ötovqovv gebrauchen und welches
auch bei Justin in dem dg>riZ(o&Blg äxo rov oravQOV anklingt,
auf eine aramäische Urform des Taufsymbols hin.
Auch die Varianten avaßalvBtv = dviQXSOd'ai = dvaXtiipd'^'
vat gehören hierher. Zwar dvaßalvsiv und dvigxBOd^ai sind
werthlose Synonyma. Aber bei dvaXi]g>^fjpac würde aus dem
Griechischen allein eine Synonymität mit dvaßalveip und ävig-
Xsod^ai nicht hergeleitet werden. Wenn man aber weiss, dass
2. ßegg. 2, 11 bei der Himmelfahrt Eliae der hebräische Urtext
b^ von den LXX mit xal dveX^g)d^ wiedergegeben ist, so
wird die gemeinsame Abstammung sämmtlicher für die Himmel-
fahrt Jesu gebrauchten Verben aus semitischer Wurzel evident
Vgl, Heft III, 806 flf.
Ganz besonders beweisend für eine semitische Urform des
Taufbekenntnisses sind die Prädicate, welche in mannigfacher
Abwechselung dem jtvsv/ia aytov beigelegt werden. Justin
gebraucht constant den Ausdruck: to JtQoq)T]rix6p Jtvevfia oder
To Jtvevfia ro 3tQo<prjfcix6v. (Vgl. Bomemann Ö. 23.) Das ist
dasselbe wie xo^Hvi^iiia rrjg ytQO(pijtBlaq in der trinitarischen
Stelle Apoc. 19, 10. Beide Ausdrücke sind Übersetzungen von
riM^n n^*1, welcher terminus auch in jüdischen Schriften ge-
bräuchlich isi Aber auch ro Jtvevfia rfjg ixcc/yeXlaq (Eph.
1, 13) und xvBvim rijg oJtoxaZvipemg (Eph. 1, 17) können als
Ubersetzungsvarianten von nK^^rrt Jiin recognosciert werden.
Vor allen Dingen aber findet der Ausdruck jtaQaxXrjrog, der
mit ro JtvBvfia xaQdxXrjxov in vielen altkirchlichen tnnitanschen
Formeln wechselt, als xvevfia rrjg jtaQaxX^oemg (vgl. den Namen
BaQvdßag — , o ictiv fiBd-BQfirjpsvofievov vlog JtagaxX^OBcog —
Act 4, 36: nK^13~nä) seine endgiltige und vollbefriedigende Er-
klärung. So werden diese alten Übersetzungs Varianten: jtpsvfia
^po^p^Tixov, jfPBVfia r^5 ^S^^^^^5^' JtPBVfia zrjg hxayyBXlag,
31g ^ Das Kindheitseirangeliam.
jtvBVfia xoQoxXrixov ebenso viele Zengnisse fftr den semitiachen
Orandcharaicter des altorientalischen trinitariscken Symbols.
Vgl. Heft II, 421 ff.
Hiernach wird es in hohem örade wahrscheinlich, dass wir
in der Entwickelung der altkirchlichen ofioXoYla bis zam Sym-
bolum Romanum drei Stufen zu unterscheiden haben:
1, die in hebr&ischer (oder aramäischer) Sprache ab-
gefasste trinitarische Homologie mit dem aus dem
Evangelium geschöpften Bekenntniss zu dem historischen
Jesus von der Jungfrauengeburt bis zur Himmelfahrt;
2, die gleichzeitig in griechischer Sprache ausgestaltete,
ebenfalls trinitarische ofioXoyla mit gleichlautendem
Inhalt, repraesentiert durch Ignatius (für Syrien\
Aristides (ftkr Griechenland), Justin (fär Palaestina
und Eleinasien);
3, die Fortentwickelung zum Symbolum Romanum
unter Hinzuftigung der letzten eschatologischen Satze.
Wenn das Symbolum Romanum allerspätestens um 140
n. Chr. zur Geltung gekommen ist, so geht aus vorstehender
Untersuchung hervor, dass der Archetypus fQr die altorientalischen
Taufisymbole mit Sicherheit bis in die ersten Jahrzehnte des
2. Jahrhunderts zurückverfolgt werden muss (vgL auch Borne-
mann S. 27). Vollends aber die aramäische oder hebräische
Grundform muss sicherlich in einer Zeit entstanden sein, in
welcher Apostel noch lebend und vrirksam waren.
Zu dem Namen 6(AoXoyla imd dem bei Aristides gerade
an der trinitarischen Stelle hervortretenden ofioXoyelv ver-
gleiche man noch Jusi DiaL c. 47: qwXaooeiP xt^v elq xbv Xqi-
cxbv xov d-eov ofioXoylav, Dial. c. 108: xmv ofioXoyovv^
xfov Xqioxov, c. 64: x^g ofioXoylag mxov sc xov Xqiotov.
und namentlich auch Ap. I, 39: ^6da}g ofioXoyovvxeg xov
Xgiöxbv axod-vi^oxofiev , an welcher Stelle die o(ioXoyLa der
Christen mit dem Fahneneid der Soldaten {ofioXoyla) parallelisiert
wird, sowie 1. Tim. 6, 12: co/ioXoytjoaq xtjP xclX^p ofioXoylav,
Aus vorstehender Untersuchung geht dreierlei hervor: erst-
lich der historisch gemeinte Charakter der im ursprüng-
lichen orientalischen Symbol enthaltenen christologischen Aus-
sagen, zweitens die von Anfang an unbestrittene Geltung der
§ 10. Liter&rkritische G^esammtergebnisBe. 319
Jnngfrauengeburt als einer historischen Thatsache auf
gleicher Linie mit dem Kreuzestod unter Pontius Pi-
latus, drittens der wahrscheinliche Gebrauch des Taufsymbols
auch in den ältesten judenchristlichen Gemeinden.
Dieser dritte Punkt findet seine Illustration durch das erste
canonische Evangelium, welches als die älteste Urkunde des Ju-
denchristenthums den trinitarischen Taufbefehl (Mt 28, 19) ver-
tritt und zugleich die Jungfrauengeburt Jesu bezeugt. Die letzte
Wurzel aber fttr die christologische Symbol- Aussage: ix jtaQd-i-
vov ysvvrid'ivxa — ist in den ?W|; tlilbiP zu erkennen.
§ 10.
LlterSrkrltische Oesammtergebnlsse.
Zurückblickend auf den vollendeten Gang vorstehender Un-
tersuchungen können wir nunmehr die oben in § 2. S. 28 f. auf-
gestellte grundlegende These bestätigend wiederholen und zu-
gleich auf folgende Weise ergänzen:
Das vorcanonische Kindheitsevangelium war die unter dem
Titel: n'^tötan Tm"^ tfrhyp\ n» in hebräischer Sprache ver-
fasste, frühzeitig (als BlßjLog yeviOBwg 'Irjöov Xqiotov) ins
Griechische übersetzte, nach dem Vorbilde des Büchleins
Ruth eingerichtete, also auch mit einem Geschleohtsregister
versehene, Familiengeschichte, eine einheitliche Darstellung
der Geburts- und Kindheitsgeschichte Jesu enthaltend, eine
Schrift, welche
a, bereits f&r die paulinische Ghristologie von entschei-
dendem Einfluss gewesen,
b, von dem ersten Evangelisten für die Tendenz seiner
Schrift eklektisch verwendet,
c, in den übrig gebliebenen Partien von dem dritten
Evangelisten als einzige Quelle f&r Jesu Geburts-
und Kindheitsgeschichte benützt,
d, von dem vierten Evangelisten im Prologe zur Ba-
sis seiner tiefsinnigen christologischen Meditation er-
hoben,
e, auch von dem Apokalyptiker gekannt und verwer-
thet.
320 ^^ Kindheüaevangeliam.
f, später noch von Justin i^ das Qewebe seiner Christo-
logie auf das fleissigste eingewoben und nach einer
aussercanonischen Becension oder Version mit Vorliebe
citiert,
g, auch bereits langst vor ihm mit ihrer wichtigsten Aus-
sage bezüglich der xaQd'SvoYivsia ia das älteste Be-
kenntniss der Kirche aufgenommen,
h, endlich auch zu den Missbildungen der apokryphen
Kindheitseyangelien sowie der jüdischen Schmäh-
schrift: $W'^ nilbip) der Anstoss geworden ist.
Ohne Zweifel ist daher der rT'tbrn TitO^ niliiPl ISHO neben
den TütO^ *^"!^'?v den AoytOy die bedeutendste und einflussreichste
Schrift der yorcanonischen urchristlichen Literatur gewesen.
Die theologische Forschung hat sich einer Versäumniss schuldig
gemacht, indem sie nicht ernstlicher beflissen gewesen ist, das
auf den literarischen Quellen der Eindheitsgeschiohte Jesu lastende
Geheimniss zu lüften. Wohl wird es nach dem Tolligen Unter-
gang der urchristlichen hebräischen Quellenschriften niemals
gelingen, jene im Schosse der Vergangenheit begrabene Literatur
wieder aufzuwecken und in ihrer ursprünglichen Gestalt der
Ilachwelt vor die Augen zu stellen. Alle Beconstruktionsyer-
suche werden wie in zahlreichen Einzelheiten so auch im Bezug
auf das Ganze den Charakter des Problematischen an sich tragen.
Aber in Betreff der Quellenschrift, deren Bestandtheile haupt-
sächlich in La 1. 2. Mt 1. 2 conseryiert sind, wird man doch ein
bestimmtes ürtheil in folgenden Punkten der allgemeinen An-
erkennung empfehlen dürfen.
Erstlich: Jesu Kindheitsgeschichte basiert auf einer ein-
heitlichen — in hebräischer Sprache^) yerfiasst gewesenen —
1) Bezüglich der Sprache der n«?^ nS-rVSp ist noch anzumerken, dass
die in § 5 gegebene hebräische Retroversion selbstverst&ndlich an die
hebräischen Neuen Testamente von Delitzsch, Salkinson, Dalman
(auf Grund selbstständiger Prüfung) sich anschlieest, mithin dem biblischen
Hebräisch nachgebildet ist, und dan Einflechtnngen von Aramaismen,
welche in der späthebräischen Sprache des Originals wahrscheinlich nicht
gefehlt haben, als eventuelle Willkürlichkeiten unterlassen und. Qaster,
der Herausgeber des hebräischen Urtextes zu dem Testamentum Naph-
thali (vgl. Heft IV, 11. 149), welcher jetzt mit weiterer Herausgabe ähn-
licher hebräischer Qnellentezte zu Sirach, Judith, 4. Esra u. s. w.
beschäftigt ist, constatiert, dass alle diese Texte denselben sprach-
§ 10. Literirlantische Offlammtergebnisse. 321
Qaellenschrift, die an innerer Gkechlossenheit Niohts Ea
wünschen übrig lässt
Zweitens: jene Quellenschrift der 9^tD^ MTlbin trug den
Stempel literarischer Vollendung, sofern ihr in ihren eraih-
lenden Partien der edelste, einfachste historische Stil,
in ihren poetischen Bestandtheilen der Charakter begeisterter
Psalmendichtnng zn eigen war.
Drittens: das Kindheitseyangelium der TfO^ rvrbiP wollte
seinerseits nicht yon ferne als eine poetische Fiktion gelten,
sondern viehnehr eine ernsthafte, ruhige, durchaus objektiv
gehaltene Geschichtserzählung darbieten.
Viertens: in diesem Sinne, nämlich als eine der wich-
tigsten Oeschichtsquellen, ist die Urschrift des Kindheits-
evangeliums nicht nur von Mi, sondern namentlich auch von Lc,
welcher ohne diese Quelle sein aPm&sv gar nicht zur Ver-
wirklichung hätte f&hren können, und ebenso von Johannes, der
eine von ihm als poetische Fiktion erkannte Schrift nimmer«
mehr zur Grundlage seines Prologs gemacht haben würde, be-
trachtet und anerkannt worden.
Fünftens: der historische Werth der T\tS'] tiilbin liegt
in der That nach nicht wenigen Seiten vor Jedermanns Augen
offen zu Tage. Hierüber noch einige Worte, soweit sie fftr die
literarische Kritik unentbehrlich sind.
Klein an Umfang und doch von weltgeschichtlicher Bedeu*
tung, eine reine Familiengeschichte und doch getragen von einem
universalen Gesichtskreis — , christlich, speciell christologisch,
durch und durch und doch vorchristlich im Vergleich zur übrigen
canonischen Literatur — , rein alttestamentlich in seiner sprach«*
liehen Gestalt und doch neutestamentlich nach Ziel und Gehalt — ,
voll der tiefsten Geheimnisse und doch von einer naiven Schlicht-
heit, wie man sie nirgends wiederfindet, voll von rein mensch-
lichen Details und doch die Unterlage der erhabensten Specu-
liehen Charakter haben, wobei die älteren an den Wortlaut
der Bibel lich enger anschmiegen, während bei den späteren
die Sprache etwas freier gehandhabt werde. Wie dieser hervor-
ragende Kenner der jüdischen Literatur von der Annahme eines ara-
mäischen Urevangelinms „gründlich abgekommen'' ist and za einem
hebräischen Ürevangelium sich bekehrt hat, wird an anderer Stelle mit-
getheilt werden.
Texte Q. üntersuohnngen X, 5. 21
322 ^^ Eindheitseyaiigeliani.
lation wie die des johanneischen Prologs — athmet dieses Buch
eine Ruhe, welche von den Kämpfen der apostolischen Zeit
Nichts ahnen lässt. Dabei gewährt es die wichtigsten EinbUcke
in die jüdische Zeitgeschichte nach einer Seite, welche Ton
der coätanen jüdischen Literatur vollständig verschlossen gehalten
wird. Die jüdische Literatur des letzten Jahrhunderts der vo>
christlichen und des ersten Jahrhunderts der christlichen Zeit-
rechnung zeigt uns auf der einen Seite die gesetzliche Kichtong
des jüdischen Geistes erstarrend im Pharisäismus und in dem
beginnenden Talmudismus oder auch in trockener Nützlichkeits-
moral, auf der. anderen Seite die prophetische Begabung des
Volkes ausartend in groteske Apokalyptik und eschatalogische
Fantasien. Hier aber weht uns der Geist einer wiedererwachten
reinen alttestamentlichen Prophetie entg^en, welche vor der sich
öffnenden Pforte des Neuen Testsments in herzergreifenden Tonen
sich hören lässt, wohl bekümmert (vgl. Lc. 2, 34), aber nicht ge-
stört durch den Streit der Partien, welcher das jüdische Volk
zerfleischt und diese prophetische Erwartung lebt in stillen,
frommen, unter sich eng verbundenen Kreisen, von deren Existenz
die übrige jüdische Literatur, die Parteiliteratur, nichts ahnen
lässt — , ein Gegenstück zu der Erscheinung, dass der jüdische
Geschichtsschreiber Josephus die Existenz und Wirksamkeit
Jesu todt zu schweigen vermocht hat. und doch fordert die ge-
schichtliche Erwägung das Vorhandensein solcher stillen Kreise,
in denen man sich befleissigte, die Gerechtigkeit aller gesetz-
lichen Vorschriften zu erfüllen, und gleichwohl durchdrungen
war von der Sehnsucht nach dem Neuen in Erfüllung alt-
testamentlicher Verheissung: XQooöexofievoi xaQaxXi]OeP zov
^löQariX (Lc. 2, 25) = JtQoööexofiepoi kvTQtoCiP iv %Qovaa2,i^fi
(Lc. 2, 38). Ohne solche Persönlichkeiten^ wie sie das Kindheits-
evangelium uns vorführt: Maria und Joseph, Zacharias und Eli-
sabeth, Simeon und Hanna und Johannes den Täufer, aus
welchen Kreisen auch die ersten Jünger Jesu hervorgegangen
sind (vgl Job. 1, 29 — 52), würde für die Jugendentwickelung
Jesu die entsprechende geistige Athmosphäre und für sein
Manneswirken die erste Anknüpfung gefehlt haben. Auf einzig-
artige Weise füllt hier das Kindheitsevangelium in der zeitge-
schichtlichen Literatur eine Lücke aus« die uns aufs Schmerzlichste
fühlbar werden würde, wenn uns das Eändheitsevangelium ge-
§ 10. Liierärkritiflche Gesammtergebnisse. 323
nommen und sein Inhalt unsrem Yorstellungskreis entrückt
werden sollte.
So ist das Kindheitseyangelium mit seiner reinen alttesta-
mentlichen Gestalt eine für die ganze Periode seiner Entstehung
einzigartige literarische Erscheinung. Während in der gleich-
zeitigen Literatur des Judenthums der reine Geist des Alten
Testaments verschwindet und während das jüdische Volk den
Parteien anheimfallt, die ein fremdes hinzubringen, sehen wir
hier einen reinen Samen (iD'lp !Py^ — Jes. 6, 13) erhalten
und erblicken darin einen versöhnenden, neue herrlichere
Frucht verheissenden Abschluss der alttestamentlichen Ent-
Wickelung.
In einzigartiger Weise bildet daher das Eindheitsevangelium
die literarische Brücke zwischen dem Alten und dem Neuen
Testament. Und diese Mittlerstellung der ?5|10;; ni"6iP\ zwischen
Altem und Neuem Bund ist verkörpert in derjenigen Persönlich*
keit, welche dem Kindheitsevangelium recht eigentlich ihren
Stempel aufgeprägt hat, in Jesu Mutter, in Maria. Was wir
über dieselbe aus den T\1D'^ *''!)?'^» wie sie in den drei synop-
tischen Evangelien vorliegen, erfahren, ist äusserst dürftig. Was
Johannes über Maria berichtet, ist bedeutend mehr und dabei
dem Kindheitsevangelium besonders congenial. Vgl Joh. 19, 25
mit Lc 2, 35. Aber das Beste, was wir über Maria wissen, ver-
danken wir den i^^ti;; nilbin. Diese ganze Schrift athmet Ma-
rias Geist. Auch wo nicht ausdrücklich von ihr die Bede ist,
steht sie ungesehen dahinter. Wenn man annehmen dürfte, dass
die $!)1D^ nilbin aus Aufzeichnungen oder wenigstens Mitthei-
lungen der Maria hervorgegangen seien, so würde damit das
Dunkel gelichtet sein, welches auf dieser Schrift ruht Der
sprachliche Charakter des Alten Testaments, in welchem Maria
lebte und webte, einerseits ^), die unausgesprochene zärtliche Liebe
1) Wenn die Maria des KindheitBevangelioms nach dieser Seite
richtig gezeichnet ist, nämlich als eine Südpalaestinenserin, welche das
Hebräische als ihre Muttersprache gebrauchte, welche als Fsalmendichterin
hebräisch dachte, dichtete, betete, so ergibt sich von hier aus ein wich-
tiges Praejudiz ftlr „Jesu Muttersprache", d. h. (im unterschied von
der nebenhergehenden Umgangssprache) diejenige Sprache, in welcher
Maria mit ihrem Sohn verkehrt, in welcher sie ihn von Jugend auf
sprechen, denken, beten gelehrt hatte. Vgl. hierzu, was ich in Heft
21*
324 ^^ KmdheitfleTangeliiim.
ftr das Kind, aus welchem der Stifter des Neuen Testamentes
sich entwickebi sollte, andererseits, dazu die genaue Vertrautheit
mit allen einzelnen Umstanden, die unleugbare Bekanntschaft
mit den in Mitwirkung tretenden Persönlichkeiten, das Alles
würde sich ungezwungen erklaren, wenn Maria, die Psalmen-
Sängerin, ihren eigenen Lobpsalm niedergeschrieben und ihre
personlichen Er&hrungen bezüglich der Oeburt und Kindheit
ihres Sohnes ftkr sp&teren Gebrauch einer verschwiegenen Bolle
anvertraut hätte. Man würde dann auch verstehen, warum
Maria allein unter all den frommen Persönlichkeiten des Kind-
heitsevangeliums eine lobende Anerkennung von Seiten
des Autors nicht erfahren hat. Während Joseph (Mi 1, 19)
als ölxaiog cov, Zacharias und Elisabeth (Lc 1, 6) als dixcuoi
afKpOTBQOt ivavxlov rov d^eov. xoQevofisvoi iv xaoaig vatg kv-
ToXalq xal dixaicifiaciv rov xvglov a/iSfurroi, Simeon (Lc 2, 25;
als avd-Qwjtoq &eov, ölxaioq xal svXaßi^g, Hanna (Lc 2, 3B. 37)
als :n:Qoq)fJTig , vrjOxüaiq xal ösi^ösoi jtQoOfiipovoa vvxra xai
ffliigaVy charakterisiert werden, vrird Maria (Lc. 1,27) lediglich
als eine xag^ivoq eingeführt und jedes anerkennende Wort über
sie vermieden. Aber die keusche, reine xagd-ipog, die fromme
demüthige dovZfj yevgloVj die jauchzende Psalmensängerin, die
zukünftige Mutter der Schmerzen (Lc. 1, 35), die in dem Worte des
Alten Testamentes lebende Denkerin und Dichterin, rov Xoyov
gwXaööovOa xal cvfißdXZovoa (vgl Lc. 11, 28 mit Lc. 2, 19. 51)
erscheint als eine concrete historisch-lebendige Persönlichkeit so
fassbar vor unseren Augen, wie man sich die Mutter Jesu gar
nicht anders vorzustellen vermag, und wie doch, wenn das Eind-
heitsevangelium nicht vorhanden wue, keine menschliche Fan-
tasie diese einzigartige Gestalt der Maria würde haben er-
denken können. So prägt die Qestalt der Maria dem historiachen
Charakter des Eindheitsevangeliums erst recht den unauslösch-
lichen Stempel unverfölschter Geschichtlichkeit auf.
Sowie mithin die ?^1D^ mitbin nicht als eine Dichtung,
nicht als eine Fiktion von ungeschehenen Thatsachen, sondern als
eine historisch getreue Relation der mit der Geburt und Kind-
h^t Jesu zusammenhängenden Ereignisse betrachtet sein wollen.
IV, 223. 224 über „Jesu Muttersprache" von Arnold Meyer aus-
geführt habe.
g 10. LiteaftTkritiMhe GeMmmtergebniMe. 325
SO nnd in dieser Schrift thatsaclilioli zahlreiche Elemente ror-
handen, welche von jedem Eritikei als lÜBtorisob anerkannt
werden müsaen. ']
Was trotzdem viele Kritiker Teranlaeat, den in Lo. 1. 2 nnd
Mt. 1. 3 enthaltenen Nachrichten Qber Gebort tind Kindheit Jeia
den rein hiatorimhen Charakter abzusprechen nnd mindestens
eine starke Beimischung s^enhaftor Elemente anzunehmen,
das sind neben einigen Einzelheiten, welche, wie wir sahen, auf
Rechnung der Redaktoren zurfickzufahreü sind, hauptsächlich
nur zwei Dinge: einmal die häufigen Angelophsnien, von
denen das Eindheitsevangelium durchzogen ist, imd sodann die
xae&svoYiveta Jesu, in welcher dasselbe gipfelt.
£s ist daher, was zunächst den ersten Hauptpunkt betrifft,
erklärlich, wenn B. Weiss, um den historischen Charakter der
Kindheitsgeschichte zu retten, die Angelophanien auf „schrift-
stellerische Auffassung und Einkleidung' zurückfahren will.
Vgl. Weise, Leben Jesu I, 213 und dagegen Beyschlag, Leben
Jesu 1, 152^. Die Ausfahrung dieses Weissschen Unternehmens
st aber eine literarische Unmöglichkeit, Nach Beseitigung der
Angelophanien wfirde ein völlig unbrauchbarer Context Qbrig
bleiben. Die Angelophanien bilden einen integrierenden Bestand-
theil der ?^V^ rilisin, deren historische Glaubwürdigkeit mit
ihnen steht nnd fallt. Es ist aber nicht blos ganz unmöglich,
sondern auch ganz unnöthig, die Engelerscheinungen aus dem
Kindheitsevangelium zu streichen. Man darf nur den risio-
nären Charakter der biblischen Angelophanien nicht verkennen.
Man soll nur nicht vei^essen, dass dieser visionäre Charakter
der Engelerscheinungen gerade auch dem KindbeitseTangelium
eignet Man vgl wegen der lucanischen Partien den Ausdruck
oxraala, welcher Lc. 1, 22 erst am Schlüsse der Erzählung
die visionäre Art des berichteten Vorgangs ganz gelegentlich
charakterisiert, sowie wegen der von Mt erhaltenen Perikopen
das 61 ögäftaroq Justins zu Mt 1, 20.^) Selbst da a
der Charakter der Vision nicht ausdrücklich betont w
1) Man beacbte, wie ScbDrer aeiner Geschichte dea jO
Tolkei im Zeitalter Jesu vielfache wetthvoUe Besuguahmeii
1. 'i DDd Lc 1. 3 eingewoben hat
2] EbeuH) der Syr. SiiL (vgl. oben 9. 113), «owie auch Ephi
MQringer p. 30 zu Mt 2, 12: „in riaioiie".
326 ^M KindheitBevangeliam.
derselbe wie bei den altiestamentlichen so bei den Angelopha-
nien des Eindheitseyangeliums stillschweigend yoranszasetzen
und f&r die subjektive Seite der Vorgänge in Anrechnung
zu bringen. Zu diesen subjektiyen Elementen der im Kindheits-
evangelium berichteten Angelophanien gehört ohne Zweifel der
Engelname FaßQitjX (Lc. 1, 19. 26), welcher der späteren Ent^
Wickelung des alttestamentlichen Vorstellungskreises entspricht
Vgl Dan. 8, 16. Dagegen die Vision lobsingender Engelschaaren
(Lc. 2, 13. 14) trägt ganz den Charakter .frühester alttestament-
Ucher Prophetie. Vgl. Jes. 6, 1 £F., auch 1. Reg. 22, 19, wo xäöa
tj Organa rov ovQavov dem Seher erscheint ^
Auch die Häufigkeit der in den pitD*^ nilbin berichteten
Angelophanien darf nicht Wunder nehmen. Wenn einmal die
Gemüther, hochgespannter Erwartungen voll, ekstatisch bewegt
und erregt waren, so konnte leicht der Zustand eintreten, den
später Jesus selbst dem Nathanael gegenüber ( Joh. 1, 52) ge-
kennzeichnet hat mit den Worten: afifjP dfif]P Uyo} vfUp, otpeod^t
TOP ovQapop dpewyota xal rovg ayyiXovq xov d^eov dpaßai-
vopxaq xal xaraßolpoptag ijtl top vIop tov äpd-Qwxov, So
wenig die visionäre Theophanie und Angelophanie, welche
Jesaias bei seiner Berufung erlebte, seinem Bericht in Jes. 6 den
historischen Charakter zu rauben vermag, ebenso wenig reichen
die Angelophanien des Kindheitsevangeliums hin, dieser Schrifl
ihren geschichtlichen Werth zu nehmen.
Es bleibt mithin unter den f&r einen sagenhaften, unhisto-
rischen Charakter des Kindheitsevangeliums vorgebi'achten Gründen
ernstlich nur die jtaQd-BPOYipsia übrig, in deren BeurtheQung
allerdings die Geister ohne Hoffnung auf Verständigung sich
scheiden. Ohne mich daher an dieser Stelle auf historische Er-
örterungen oder dogmatische Erwägungen einzulassen, möchte
1) Wenn Weiss (Leben Jesu I, 215] betont, dass nacb Mt der '^vMa
tijn^, nach Lc. der Engel Faßgi-^k als der Empfänger der Offenbamngen
gedacht werde, dass nach Mt. dem Schlafenden (xat* SvaQ\ nach Lc. den
Wachenden die Angelophanien za Theil geworden seien, so ist darauf hin-
zuweisen, einmal, dass. auch nach Lc. der nirn ^icVb (Lc. 2,9} bedeutsam
hervortritt, und sodann, dass das xar* ivag des Mt. zu den schriftr
stellerischen Eigenthümlichkeiten des ersten Evangelisten gehört, vielleicht
nur als eine Übersetzungs Variante des quellenmässigen riTRi|) {6i igdfia-
zog) zu betrachten ist. Vgl. oben S. 113. 153. 155. 285.
§ 10. Literftrkritische Gesammtergebniase. 327
ich yielmehr auf folgende literärkritische Bemerknngen mich be-
schranken.
Die jtagO'BvoyivBia bildet nicht nur einen integrierenden
Bestandtheil der ^V$^ nilbin in der Urschrift, sondern auch
ihren Gipfel- und Höhenpunkt. Vergleicht man das Eindheits-
evangelium mit einem von Rubinen eingefassten Diamanten,
ist das Streichen der Angelophanien, wie sie B. Weiss versucht
hat, so viel als wollte man aus der Fassung die Bubinen heraus-
nehmen^); die Annahme aber, dass die jungfräuliche Geburt
Jesu einer späteren Interpolation ihren Ursprung verdanke, eine
Annahme, welche mit Anderen Hillmann vorgeschlagen hat,
ist ein Herausbrechen des Diamanten selbst. Auf diesem Wege
entsteht aus dem Eandheitsevangelium ein verstümmelter Torso.
Man muss also entweder das Kindheitsevangelium mit
der jtaQd-BvoyivBia annehmen oder es um der jtagß'S-
voyivBia willen der Hauptsache nach verwerfen.
Die drei Evangelisten, Mt., Lc. und Joh., haben den ersteren
Weg gewählt. Keiner von ihnen hat es gewagt, die Quellen-
schrift des Kindheitsevangeliums ohne die jtagd^spoyivsia zu ver-
werthen. Vielmehr, steht dieselbe bei allen drei Evan-
gelisten im Centrum. ^) Und wenn man vielleicht von Mt.
1) Trotz des Widerspmcha gegen Weiss an dieser Stelle, ist doch
seine Darlegasg der Kindheitsgeschiclite Jesu (Leben Jesu 1, 201 — 270) als
eine höchst werthvoUe zu bezeichnen und immer von Neuem sorgfältiger
Beachtung zu empfehlen.
2) In dem soeben erschienenen December-Hefb der Expository
Times, welches mir w&hrend der Gorrektur dieses letzten Bogens zugeht,
hat Badham einen Aufsatz: „The Integrity of Luke I, 5 — IP ver-
öffentlicht; in welchem er, wie er glaubt, auf Grund neuester Dar-
le^ngen bezüglich der altjüdischen Anschauungen die Geburt Jesu aus
dem heiligen Geiste durch die eheliche Gemeinschaft Josephs und Marias
vermittelt sein lässt und diese Umdeutung in den Text von Lc. 1, 31—35
eintr>. Diese Anschauung haben aber schon Ernst Christ. Schmidt
(Biblioth. f. Erit. und Exegese I, 101 ff.), sowie Paulus (Philologisch-krit.
u. histor. Comm. über die drey ersten Ew. I, 73) vertreten. Der Versuch,
diese Anschauung dem Redaktor des Kindheitsevangelium zu imputieren,
scheitert an Joh. 1, 13: ovöh ix d'eXiifiazog dvSgog, namentlich aber an
Mt. 1, 18 — 23, wo die Empfängniss aus dem heiligen Geiste dem
ehelichen Zusammenleben ganz bestimmt vorhergeht. — Wenn
Badham, welcher die Zusammengehörigkeit von Lc 1 und Lc. 2 mit
Nachdruck vertritt^ dabei die Urschrift von Lc. 1. 2 nicht in hebräischer
328 ^^ KindheiiMvaiigeliiua.
und La als den Ereignissen ferner gestandenen Berichierstattem
behaupten wollte, sie hätten irrthümlicher Weise sagenhafte
fiestandtheile der von ihnen benutzten Quellenschrift f&r histo-
rische Wahrheiten genommen, so kann man einen solchen Irr-
tbum doch nimmermehr einem Johannes imputieren, wdoher
Maria, Jesu Mutter, in sein Haus nahm und bis an ihr Ende an
Sohnes Statt pflegte. Er hatte nimmermehr die ^tD^ n'^nb'ip,
wenn dieselben in der Hauptsache ungeschichÜich gewesen wären,
für eine ernsthafte Historie nehmen, zur Grundlage seines Prologs
machen und in Übereinstimmung mit dem Kindheitsevangelium
beaeugen können^ dass Jesus ovx ix d-eX^fiarog dpÖQog, dXX* bc
d'eov geboren sei (Joh. 1, 13). Vielmehr muss dieser an Jesu
Brust gelegene, zum Pfleger der Maria von Jesu selbst berufene,
Urapostel in der Mutter Jesu mit Bestimmtheit die xag&dvog
des Eindheitseyangeliums wiedererkannt haben. ^)
Sprache, tondemindem Griechischen der Septuaginta abgef asrt sein
l&sst, 80 genügt als Beispiel für den Gegenbeweis die Erinneriuig an das
Johanneische axrjvovv (vgl. S. 90 f.) und das paulinische iniaxfivovv (vgl.
S. 269)^ sowie an das Übersetzungsvarianten-Yerzeichniss S. 69 ff. , um so
zeigen, dass der Verfasser der a^«;^ rnn^Sin hehrftisch geschrieben, der In-
canische Übersetzer aber das Septnaginta-Griechisch in Anwendong ge-
bracht und demgemäss das id^ des Originals mit den LXX durch imaxta-
^iv wiedergegeben hat. Auch sonst hat Badham das Verbfiltniss der
lucanischen Kindheitsgeschichte zu dem A. T. keineswegs erschöpfend er-
fasst. Zu Lc. 1. 2 getraut er sich, nachdem Gough (Old Testament Quo-
tations) 40 alttestamentliche Parallelen aufgezeigt habe, mit Hilfe von
Trommius oder Hatch, es auf 80 Septuaginta-Parallelen lu bringen.
Dem gegenüber sind meinerseits oben in § 3 (S. 30—61) über 400 alt-
testamentliche Parallelen zu Lc 1. 2 nachgewiesen. Daraus ergeben sich
ganz andere Consequenzen fQr die sprachliche Charakteristik der Quellen-
schrift. Vgl. S. 61 f.
1] Eine sehr oberflächliche Behandlung von Lc 1. 2. Mt 1. 2 hat
sich Lobstein gestattet In seiner „christologiachen Studie*' Aber die
^Lehre von der übernatürlichen Geburt Christi'* (Freibnrg i/Br.
und Leipzig 1896) widmet er den beiden dasEindheitBevangelium betreffenden
Urkunden des Matthäus uud Lucas auf S. 7 — 13 im Ganzen 7*4 Seiten,
dem Johanneischen Prologe auf S. 19. 20 sogar nur 2 Seiten. Von dem
ursprünglichen Text und Zusammenhang zu Joh. 1, 13 scheint Lob stein
auch nicht eine Ahnung zu besitzen. Sonst hätte er wohl nicht die Frage
ausgespielt: warum der Schriftsteller (Johannes) da, wo er im eigenen
Namen spricht und den Inhalt seines Glaubens an Jesus Christus ent-
wickelt, der wunderbaren Empfängniss keine Erwähnung thnt — Die von
§ 16. LitcDrftrkritische Gewunrntergebnisse. 329
Hieran knüpft sich eine weitere Erwägung yon hervor-
ragendem Interesse. Nach dem Kindheitsevangelium erscheint
die jtaif&epoydveui als ein esoterisches Geheimniss. Nirgends
ist gesagt, dass davon die Hirten oder Simeon oder Hanna oder
sonst wer ausser den Nächstbetheiligten Kunde gehabt hatt^a.
Und eine weitere einfache Erwägung lehrt, dass vor dem Tode
der Mutter Jesu ein Gedanke an die Möglichkeit einer jta^e-
poyivsia an die ÖjSentlichkeit niemals hervortreten konnte, son-
dern als esoterische Lehre gewahrt bleiben mussta
Bei Lebzeiten der Maria durfte bezüglich der Geburt Jesu
ein anderer Gedanke als der, dass er Josephs ehelicher Sohn
sei, nicht auftauchen. Eine Erzählung über die Vorgänge bei
Jesu Geburt, wie sie im Kindheitsevangelium enthalten ist, würde
von den Feinden sofort zu einer Verdächtigung Marias und zu
einer Schmähung Jesu selbst benützt worden sein. Einen that-
sächlichen Beweis hierfür liefert das spätere Judenthum und be-
sonders die — schon von Celsus gekannte und zu seinen An-
griffen gegen das Christenthum verwendete — jüdische Schmäh-
schrift, die Tholedoth Jeschu, jene Karrikatur der echten rilbin
9^1D\ Von solcher Verdächtigung Marias aber und von solcher
Schmähung Jesu, als ob er unehelich geboren sei, ist in den
von Seiten seiner Feinde gegen ihn während seines Lebens er-
hobenen Vorwürfen nach den canonischen Evangelien auch
nicht eine Spur zu entdecken. Anders freilich nach den apo-
kryphen Actis PilatL Nach denselben (vgL Acta PiL A. c U.
p. 224 ff,, B c. IL p. 291 ff., Gesta Pil. c. IL p. 344 ff. ed. Tischen-
dorf) bildet seine uneheliche Geburt (ort ix jtoQVslag yByivvti-
Tai «s quod ex fomicatione natus est) sogar den ersten Haupt-
punkt der gegen ihn von Seiten der Juden vor Pilatus erhobenen
Anklagen. Ja Pilatus verhört zwölf Zeugen, welche, um jene
Anklage zu entkräften, aussagen, dass sie bei der Vermählung
Marias mit Joseph zugegen gewesen seien {xdL yaQ elg ta oq-
(laOTQa *Imcfi<p xal Mctglag xoQayeyovafiev =» ^fieig xcX slg xiiv
ibm notierte YermuthuDg BiedermannB (ChriBtl. Dogmatik § 582, 9), data
die Stelle Apoc. 12, 13 bezüglich der yvvri^ ijriQ hexev xov agaeva vielleicht
zur Entstehang des evangelischen „Mythus** beigetragen habe, ist ein er-
gftnzendes Seitenstück zu den Yermuthnngen Holtzmanns (S. 276) und
Volkmars (S. 271).
330 ^^ EindheitseTangeiinm.
fiVfjCTslap TTJg (ifixQoq avrov flfisp). Die ÜDgeschicbÜichkeit
dieser Darstellung liegt jedoch klar auf d^ Hand. Ganz abge-
sehen Ton der Irrelevanz dieses Punktes da, wo es sich am ein
Todesurtheil handelt — niemals würde ein Pilatos, der Jesu
gegenüber ausrief: rl kcxiv aXtfi-Bia; sich damit befasst
haben, Zeugen abzuhören und Oerichtsverhandlungen zu pflegen,
um die eheliche oder uneheliche Geburt dieses Angeklagten fest-
zustellen! ^) Gegenüber dieser apokryphen Darstellung, in welcher
eine viel spätere Zeit sich spiegelt, ist es bedeutsam, wie die
canonischen Evangelisten, welche die Geburt Jesu von einer
Jung&au berichten, gleichwohl auf das Bestinunteste bezeugen,
dass er vor seinen Zeitgenossen als der eheliche Sohn
Josephs galt. Noch wichtiger ist es zu sehen, wie ein Jo-
hannes dieselbe in seinem Evangelium bekundete Yolksmeinung
von seiner im Prolog vertretenen persönlichen Glaubensüber-
zeugung, dass Jesus ovx bc d-eXfjfMXTog ävögog, aXZ* ix d'cav
geboren sei, deutlich unterscheidet. Bei allen drei Evangelisten,
Mt., Lc. und Job., ist es klar, dass ihr Hinausgehen über die
frühere Volksmeinung auf dem inzwischen hervorgetretenen Kind-
heitsevangelium fusst Und wenn fernerhin bei den canonischen
Lehrschriftstellem der Name des „Joseph** verschwunden ist und
lediglich die Geburt Jesu „ix ywaixog" betont wird, wenn die
Glaubensüberzeugung von der Geburt Jesu bc xaQd^ivov fortan
die gesammte ürkirche durchdringt und auch, wie das cano-
nische Matthäusevangelium erkennen lässt, in den judenchrist-
1) Es ist daher unbegreiflich, wie der anonyme Ver&sser der Schrift:
,,Die natürliche Gebnrt Jesu von Nazareth historisch bekundet
darch Flavii Josephi jüdische Alterthümer Buch XVII, Cap. 2.
§ 4. Nebst einer Skizze der Regierung Herodes des Grossen.
Geschrieben von einem Greise im Jahre 1823. Neustadt a. d. 0.
1830'^ — jenem Bericht der Acta Pilati irgend einen geschichtlichen Werth
hat beimessen können. Beachtens werth ist dagegen, was er Aber den von
ihm lebhaft gewünschten Sieg des Bationaüsmns (S. 9. 10) äussert: „Nur
Eines ist bisher fast unversucht geblieben, das eigentlich das Erste h&tte
sein sollen, nämlich die nähere Beleuchtung der von den Evangelisten
Matthäus und Lucas erzählten übernatürlichen Geburt Jesu von Nazareth
und der geschichtliche Beweis, dass dessen Empfängniss einem ganz na-
türlichen Ereignisse zuzuschreiben sei; denn so lange der Glaube an jene
noch besteht, ist allerdings nicht zu leugnen, dass die erzählten Er-
scheinungen die Menschwerdung eines höheren Wesens angekündigt hatten."
§ 10. Literärkritdsche Gesammtergebnisse. 33 X
liehen Kreisen zur Geltung geluigt, wenn selbst so crasse Jaden-
christen wie Cerinth und Karpokrates es nicht wagten, die
Oeburtsgeschichte Jesu aus dem Matthäusevangelium zu ent-
fernen (vgl. Agrapha S. 331), wenn erst deren Nachfolger diesen
entscheidenden Schritt unternahmen und erst die haeretisch ge-
wordenen Ebioniten die leibliche Abstammung Jesu von Joseph
als Repristination der früheren Yolksmeinung behaupteten (ygL
Iren. III, 21, 1: i^ ^IaHii}q> avrov yeyew^oB'ai g)acxovCi\ so ver-
mag man daraus zu erkennen, mit welcher Autorität die Schrift
der Titi'^ nilidirt aufgetreten sein muss, um eine solche durch-
greifende Abwendung von der früheren Yolksmeinung herbei-
zuführen« Wenn freilich ein Urapostel, wie Johannes, und zwar
gerade derjenige Apostel, welcher Maria mit Sohnesliebe bei sich
aufgenommen hatte, die Überzeugung, dass Jesus ovx hc d-eXi^'
(laroq avÖQoq, aXÜ ix ß-eov geboren sei, in seinem Prologe
schriftlich bezeugen konnte und demgemäss sicherlich bereits
viel früher auch in mündlichem Verkehr den Hauptinhalt des
Eindheitsevangeliums beglaubigt hatte, so kann diese Wendung
Niemanden Wunder nehmen, vielmehr muss es Jedermann
begreiflich finden, dass das „ix Jiagd-ivov yevvrjQ-ivxa*'
alsbald zum einstimmigen Bekenntniss der Urkirche erhoben
wurde.
Die vorstehende Erörterung ist zugleich auch insofern von
Wichtigkeit, als man von hier aus ungefähr die Zeitperiode zu
bestimmen vermag, in welcher die Quellenschrift der ??)©^ fiilbim
ans Licht getreten sein dürfte. Die ältesten Erzeugnisse der ca-
nonischen Literatur, die beiden paulinischen Briefe an die Thessa-
lonicher, verrathen noch keine Spur eines Einflusses jener Schrift.
Dagegen ist die paulinische Christologie, wie sie in den Corin-
therbriefen, im Römerbrief und seinem coätanen Doppelgänger,
dem Galaterbriefe, sich zu entwickeln beginnt und in der Brief-
gruppe an die Philipper, Epheser, Colosser zur Vollendung ge-
langt, ohne die Einwirkung der ?!)tr|; nilbiPi nicht zu erklären.
Vgl oben § 7. S. 273 flF.
Hiemach wird Paulus in der Zeit zwischen Abfassung der
Thessalonicherbriefe einerseits und der Corintherbriefe anderer-
seits, d. h. also am Schluss seiner (in die Jahre 51 — 54 fallenden)
zweiten Missionsreise, bei seinem L J. 54 erfolgten Besuch in
Jerusalem (und in Antiochien — vgL Act 18, 22) mit den in-
332 I^M KindheiiMTaiigeUiim.
swiscfaen ans Tageslicht getretenen $^ti^ nilldir bekannt ge*
worden aein. Das Jahr 53 bezeichnet mithin den terminns ad
quem, bis wohin die Veroffentlichnng der E^indheitsgeschichte
Jesu geschehen sein musste.
Damit harmoniert der Umstand, dass der ums Jahr 70
schreibende erste BTangelist die 9^10'^ Milbir^ als eine bereits
anerkannte Qaellenschrifk benutzen konnte«
Der terminus a quo ist, wie bereits geseigt wurde, der Tod
Marias. 1) Vor diesem Zeitpunkte durjfte an die Voraussetzmig,
dass Jesus der eheliche Sohn Josephs sei, nicht getastet w^den.
Mit Rücksicht auf Pauli Bekanntschaft mit den TtfD^ nnb*7rt,
wie sie erst während der dritten Missionsreise in den Briefen
an die Corinther hervortritt, wird man annehmen dürfen, dass
nicht lange zuvor, also wahrscheinlich während seiner zweiten
Missionsreise (51 — 54), diese für die Fortentwickelung der ür»
kirche so wichtige Quellenschrift das Licht der Öffentlichkeit
wird erblickt haben.
Bezüglich der darin niedergelegten Erzählungsstoffe nimmt
der Heidelberger Paulus an, dass die auf die Geburt und Kind-
heitsgeschichte Johannis und Jesu bezüglichen Nachrichten ans
1) Nachrichten zu Folge, welche Nicephorus Callisti (H. £.11,3}
auf Evodius, den dem ersten Jahrhundert angehörenden ersten Bischof
Yon Antiochien, den Vorgänger des Ignatios, zurückfahrt, wäre der Tod
Marias i. J. 44 erfolgt. Im Anschluss nämlich an den Heft IV, 6 mitge-
theilten Text fährt Nicephorns fort ans Evodins folgendennassen zn
referieren: ano Sh tiJQ fAagxvQlaq Stetpdvov ^atQ rov <pavivtog r^ü UütvlMf
^panoQ fx^eg hi' axo rov ipaviwog troJ UavXqt ^ottog ßixQ^ rijf? TiXstw-
cetog T^<; ayiag Seotoxov €Xii y\ xa 6h ndvxa ano xi^q ysviaetug xo^
Xqioxov axQi x^g ßexaoxda6Q}g xijg iylag ßeoxoxov Ir^ kiysi elvai yuS.
xov (Sk oXov x^g ^a>^( avt^ X9^^^^ elvai vd^'. Die bis hierher reichenden
chronologischen Angaben haben Nichts in sich, was gegen die historische
Wahrscheinlichkeit TerstOsst. Wenn freilich der Ausdruck fj ayia Seo-
xoxog, welchen Nicephorus anwendet, aus seiner Quelle stammen sollte
und wenn die weiter sich anschliessenden apokryphen Nachriditen flher
Maria, deren Reproduktion sich nicht lohnt, auf dieselbe Quelle zurückzu*
fQhren sein sollten, so würde Nicephorus hierbei einer groben Selbst-
täuschung zum Opfer gefallen sein und es würden die Agrapha S. 427;
Paralleltexte 111,800. 804 ff.; IV, 6 f. aus den das Leben Jesu betreffenden
EvodiuB-Naehrichten gezogenen Folgerungen hinfällig werden. Mit Ha r n ack ,
Gesch. der altchristl. Literatur I, 781, wird man bekennen müssen: Die
Sache ist z. Z. räthselhafb.
§ 10. Liter&rkritische Gesammtergebnisse. 333
acbriftlich aufbewahrten Familientraditionen atammeD.
Vgl Paulus, Philol.-krii. u. histor. Gomm. üb. das N. T. 1, 9: » Vei>
muthlich war also der yon Luk. hier eingerückte Aufsatz eine
unter der Verwandtschaft Johannes des Täufers und
Jesu zuerst aufgezeichnete Familiennachrichb^ S. 115:
„Nazarethanischer Familienaufsatz/' Ähnlich S. 57. 200.
Diese Annahme hat viel für sick Es würde dadurch der eigen-
thümliche Charakter des Eindheitserangeliums: „christlich, speciell
christologisch durch und durch — und doch vorchristlich" (vgL
oben S. 321) aufs Beste erklärt.
Jedenfalls erst nach Marias Tod werden diese Familien-
papiere von anderer Hand als selbstständige Buchrolle unter dem
Titel n'itfian ?^ttf;; nilbiP 1W? sorgfaltig redigiert und gleich-
zeitig mit dem am Schlnss angefügten Qeschlechtsregister Jesu
versehen worden sein. Nimmt man endlich an, dass diese Buch-
rolle später in der bischöflichen Bibliothek zu Pella-Jerusalem
neben anderen wichtigen Urkunden der Urkirche niedeigelegt
wurde (vgl. oben S. 199)) so ist leicht begreiflich, wie der erste
Evangelist, welcher um 70 n. Chr. sicherlich im Ostjordanlande
schrieb, und ebenso nach ihm der in den Ostjordanländem wohl-
bewanderte dritte Evangelist die 5!)tD;j rtlbin benützen konnten
und wie nach ihnen etwa um 130—140 der Presbyter Aristo
von Pella im Stande war, bei Redigierung des ältesten Evange-
liencanons, des dem Codex Cantabrigiensis und dem Syrer Cure-
tons zu Grunde gelegenen Archetypus, aus jener Quellenschrift
das ursprüngliche Geschlechtsregister an Stelle der von Lc. an-
derswoher entnonmienen Genealogie Lc. 3, 23 ff. wieder einzu-
fügen sowie auch die Genealogie Mt. 1, Iff. darnach zu corri-
gieren. Vgl. Heft II, 450—456. ^)
Alle diese Annahmen hängen innerlich wohl zusammen
und gewähren Jedem, der an die Geburt Jesu kx jtaQd-dvov
glaubt, eine befriedigende Erklärung des auf dem Kindheits-
evangelium ruhenden literarischen Geheimnisses.
Mag Jemand, von anderen Voraussetzungen ausgehend,
diese Erklärung für unmöglich halten, so ist es dann Pflicht,
1) Auch der Umstand, dass bOchstwahrscheinlich das vierte Evange-
lium gleichfalls in Pella entstanden ist (vgl. Heft IV, 32 f.) , weist auf
diesen Hauptausgangspunkt der urchristlichen Literatur hin.
334 ^^ Kindheitsevangelinm.
eine andere Lösung des Problems Torzubringen, welche die ein-
zelnen Instanzen vorstehender Untersuchungen zu entkräften
und daför eine bessere Deutung der mit dem Eindheitsevange-
lium und dem johanneischen Prolog verknüpften Räthsel darzu-
bieten vermag.
Jedenfalls ist die bisher auf die Erforschung des Eindheits-
evangeliums verwendet gewesene quellenkritische Arbeit der
Grosse und Bedeutung des Problems nicht v^n ferne gerecht
geworden.
Meinerseits von der apostolischen Abfassung des vierten
Evangeliums durch Johannes, den Pflegesohn Marias, auf das
Festeste überzeugt (vgL meine „Aussercanonischen Paralleltexte",
Heft IV, das johanneische Evangelium, besonders S. Iff. 220—
222), schliesse ich die gegenwärtige Untersuchung über das Eind-
heitsevangelium mit dem johanneischen Bekennbiiss, wie es Job.
1, 12. 13 nach dem Urtexte bezüglich der Geburt Jesu nieder-
gelegt ist:
oaot öh IXaßov avrov, iöcfxsv avzolg i^ovaüxv zixva d-Bov
yBviod'aiy xolq jtiorevovötp elg ro ovofia avtov, og ovx l§
alfiarcov ov6h kx d-Blrmaxog CaQxoq ovSk hc &eXf]fiaTog
avÖQog, dXX* ix d-sov iyevpi^dij.
Drack von August Pries in Leipzig.
Inhalts-Übersicht zum Kindheitsevangelium.
Seite
Einleitung 1—2
§ 1. Das Problem 3—10
§ 2. Die Quellen des Eindheitsevangeliumfi 10 — 29
§ 3. Die Sprache der Quellenschrift 29—69
§ 4. Texte und Untersuchungen 69—201
§ 5. Der hebr&ische und griechische Text des Eindheitsevan-
geliums . 202—226
§ 6. Das Verh<niss der Quellenschrift zur Evangelienliteratur 227—262
§ 7. Der Einfluss der Quellenschrift auf die apostolischen Lehr-
schriftsteller 263—281
§ 8. Die Nachwirkung der Quellenschrift bei aussercanonischen
Schriftstellern 281—291
§ 9. Der Einfluss des Kindheitsevangeliums auf das älteste Be-
kenntniss der Kirche 291 — 219
Excurs über das altorientalische Symbolum 292 — 318
§ 10. Liter&rkritische Gesammtergebnisse 319 — 334
EINTHEILUNG DER
AUSSERCANONISCHEN PARALLELTEXTE
zu DEN EVANGELIEN
VON
Theil I.
Heft 1. TextkriÜBclie und quellenkritiBche Gnuidlegaiigexi.
Vn, 160 S. 1893.
Heft 2. ParalleltextezQ Matfch&us und Maicos. VUI, 406 S. 1894.
Theil n. Heft 3. Paralleltezte zn Lncas. XU, 847 S. 1895.
-« .. «w f Heft 4. Paralleltexte zu JohanneB. IV, 224 S. 1896,
' \ Heft 5. Das KindbeitseyangeUam. IV, 336 S. 1897.
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