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Full text of "Der pseudocyprianische Traktat, De singularitate clericorum, ein Werk des donatistischen bischofs Macrobius in Rom. Die Hypotyposen des Theognost. Der gefälschte Brief des bischofs Theonas an den oberkammerherrn Lucian"

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AUSSEBCANONISCHB  PABALLELTEXTE 
ZU  DEN  EVANGELIEN 

VOM 
AI.FBED  BEBCH 


TEXTE  UND  UOTEESüCflüNGEN 


ZUR  GESCHICHTE  DER 


ALTCHRISTLICHEN  LITERATUR 


HERAÜSGEOEBBN  VON 


OSGAE  YOH  &EBIAEDT  und  ASOLP  IABMGK 


ZEHNTER  BAND 
AUSSERCANONISCHE  PARALLELTEXTE 

zu  DEN  EVANGELIEN 

GESAMMELT  UND  UNTERSUCHT 

VON 

ALFRED  RESCH 


LEIPZIG 

J.  C.  HINRICHS'SCHE  BUCHHANDLUNG 

1897 


AUSSERCANONISCHE 


PARALLELTEXTE 


zu  DEN 


EVANGELIEN 


GESAMMELT  UND  UNTERSUCHT 


VON 


ALFRED  RESCH 


ZWEITER  THEIL 


PARALLELTEXTE  ZU  LUCAS 


LEIPZIG 
J.  C.  HINRICHS^SCHE  BUCHHANDLUNG 

1895 


AÜSSEBCANONISCHE 


PARALLELTEXTE 


zu  DEN 


EVANGELIEN 


DRITTES  HEFT 

PARALLELTEXTE  ZU  LUCAS 

GESAMMELT  UND  UNTERSUCHT 

VON 

ALFRED  RESCH 


LEIPZIG 
J.  C.  HINBICHS'SCHE  BÜCHHANDLUNG 

1895 


TEXTE  UND  INTEKSÜCHCNGEN 

ZUR  GESCHICHTE  DER  ALTCHRIÖTLICHEN  LITERATUR 

HERAU80EOEBEN  VON 
OSCAR  V.  QEBHARDT  UND  ADOLF  HARMACK. 

X.  BAND.    HEFT  8. 


e>f^^5 


V- 10',  3- 


DER 


HOCHWÜRDIGEN  THEOLOGISCHEN  FACÜLTÄT 


zu 


HALLE-WITTENBERfi 


IN 


DANKBARER  VEREHRUNG 


GEWIDMET 


Inhalts-Übersicht  zu  Heft  3. 

Seite 

Register  der  abgedruckten  Evangelientexte VII— XII 

Einleitung.    §  1.    Die   älteste  Bezeugung  des  evayytXtov  ;faTcc 

^ovxav 1—4 

Texte  und  Untersuchungen  zu  Lc.  3, 1  bis  24,  51 5— 793 

Tex^te  und  Untersuchungen  zu  Act.  1,  3b  bis  13 793-a32 

Scbluss  der  Einleitung.    §  2.   Die  Composition  des  evayyiktov 

xaxu  Aovxüv 833—847 


REGISTER 


DER 


IM  DRIHEN  HEFTE  ABfiBDRÜCKTEN  EVANGELIENTBXTE. 


L   Begister  der  Matthaeus-Tezte. 


Mt. 

Seite, 

3,    1.    2    ...    .        7 

9     .    . 

8 

10     .    . 

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4,     1  a  .     . 

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Ib.  2    . 

.      27 

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.      28 

4     .    . 

.      2{) 

5.    6a. 

.      34 

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35.  36 

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37.  38 

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360.  361 

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Mt. 

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Mt 

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28.29 
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55 

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.  585 
99.  100 

295.  296 


VIII     RegiRter  der  im  dritten  Hefte  abgedruckten  Evangelientexte. 


13, 


30  .    .  . 

31  a.  32a. 
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270 204 

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Mt. 

1*3,  16.  17 
21b 

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19, 


5  . 
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20,  16  . 


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261 
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385 
385 


Mt. 

20,  17-19 
25.  26  a 
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28  .    . 
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.  289 

.  272 

.  269 

.  271 

.  274 

.  277 

.  279 


Begiflier  der  im  dritten  Hefte  abgedrackten  Erangelientexte.        IX 


WL 

Seite 

23,  34b     ....    284 

35.36 

.    .    288 

37  .    . 

.    .    390 

38.  39. 

.    .    392 

24,    2  .    . 

.    .    569 

3b     . 

.    574 

4.    5. 

.    .    576 

7  .    . 

577.  578 

9.  101 

b  . 

.    .    582 

13  .    . 

.    .    585 

15.  16. 

.    587 

21  .    , 

.    590 

27  .    . 

.    471 

29.30. 

.    597 

34  .    . 

.    .    600 

35  .    . 

.    602 

36  .    . 

.    799 

3a  39. 

.    .    472 

40..    . 

.    478 

41  .    . 

.    477 

42  .    . 

.    336 

43  .    . 

.    339 

45.  46. 

.    .    341 

47.  48. 

.     342.  343 

49—51 

»  . 

344.  345 

Me. 

1,  2  . 

4  . 
7.    8 

10  . 

11  . 
12.  13 
13» 
130 

17.  18 
22  . 
44  . 

2,  2  . 

5  . 
6.    7 

10b.  11 
12—14 
17»     . 


Mt. 

25,  14.  15 
18  . 
19.  21 

25  . 
26.  27 
29.  30 

26,  17  . 
18  . 
21  . 
24  . 

26  a 
26b 

27» 

27  b.  28 
29  . 
37  . 
39» 
39b 
390 
41  . 
42» 
42b 

47  . 
51  . 
55  . 


n.  Begister  der 

Mo. 

2.  17b 
22  . 

3,  4  . 
13  . 


Seite 
520 
523 
522 
523 
524 

526.  527 
613 
619 
656 

657.  058 
638 
642 
646 
652 
627 
683 
685 
687 
689 
685 
687 
690 
693 
694 
695 


Mt 

26,  56b 
57  . 
64  . 
67.  68 
74.  75 

27,  2  . 
26b 
32  . 
34  . 
35» 
35b 

37  . 

38  . 
39-43 
45  . 
48  . 
50  . 
51» 
54  . 
55—58 
59.  60 
61  . 

28,  1  . 
5-7 


8  . 


113 
7 

13 
18 
21 
25 
27 
37 
45 
42 
46 
47 
48 
49 
49 
51 
52 


14.  15 
16—19 
22  . 
24.  25 
26.  27 

28  . 

29  . 
32.  33 
35  . 

4,  3.  4 
5.  6 
7.  8 
9—11 


Marous-Tezte. 

Me. 

54 

55 

56 

61 

59 

814 

251 

253 

254.  255 

309 

313 

132.  133 

134 

121 

122 

123 

124.  125 


4,  12  . 
17b 

18.  19 

21  . 

22  . 
25  . 
30.  31 
37—41 

5,  7  . 
10  . 

12  . 

13  b 

22.  23 
24  . 
34  . 
36  . 
41  . 


Seite 
746 
696 
699 
698 
697 
700 
712 
714 
727 
718 
723 
731 
720 
725 
738 
728 
742 
740 
743 

749.  750 
752 
756 

756.  761 
763 
766 


126 
127 
131 
266 
295 
526 
365 
135 
137 
138 
139 
140 
141 
142 
142 
143 
144 


X        Register  der  im  dritten  Hefte  abgedruckten  Evangelientexte. 


Mc« 

6,  3.  4 

7.  12 

8.  9» 

11  . 

8,  11  . 

12  . 
15  . 
27  b.  28 
29  . 
31  . 

34  . 

35  . 
36.  37 
38» 

9,  1  . 
2b.  3 

4  . 

7  . 

9  . 

19  . 

35  . 

37  . 

42  . 
50  . 

10,  1» 
11.  12 

13  . 
14.  15 
17» 
17b 

18» 

18  b 

19  . 
20.  21 
22-24 
25.  26 
27  . 
29.  30 
31  . 
32b-34 
42.  43» 

43  b.  44 
45  .  . 
49-51 


Seite 
39.  40 
145 
179 
184 
253 
261 
292 
146 
147 
148 
409 
473 
150 
155 
156 
159 
161 
163 
165 
166 
661 
188 
459 
414 
167 
445 
488 
491.  492 
492 
494 
496 
498 
499 
501.  502 
504.  505 
508.  509 
510 
511 
385 
513 
659 
661 
664 
514 


Me. 

11,  2 


4 

7.  8 
9» 

9b.  10 
15  b 

17  . 


12, 


4 

7 


23 
28 

1 

3. 

6. 
10 
12».  13 
14 
15-17 
18.  19 
20—23 
25  . 
26.  27 

29  . 

30  . 

31  . 
37  . 
38.  39 
40  . 
41-43 
44 


13, 


6 


2 

4 

5. 

8 

9 

11-13 
13  b 

13.  14 
19  . 
24.  25 
30  . 


31  . 

32  . 

33  . 
35  . 
37  . 

14,  12  . 
13—15 


Seite 
.  .  529 
530.  531 
.  532 
.  535 
.  541 
.  542 
.  463 
.  543 
.  544 
.  545 
.  546 
.  547 
.  548 
549.  550 
551.  552 

,  .  556 
558.  559 
561.  562 

.  208 


.  210 
.  213 
.  564 
.  273 
.  564 

566.  567 
.  568 
.  569 
.  574 
.  576 

577.  578 
.  579 

581.  582 
.  585 
.  587 
.  590 
.  596 
.  600 
.  602 
.  798 
.  606 
.  336 
.  339 
.  613 

619.  620 


Me. 

14,  18  . 
21  . 
22» 
22b 

23.  24» 
24b 

25  . 
33  . 

35  . 
36» 
36b 

38  . 
43  . 
47.  48 
50  . 
53  . 
62  . 
65  . 
71.  72 

15,  Ib 
15b 
21  . 
23  . 
24» 
24b 

26  . 

27  . 

28  . 
29-32 
33  . 

36  . 

37  . 

38  . 

39  . 
40.  41 

42  . 

43  . 

46  . 

47  . 

16,  1—4 
6.    7 

8  . 

9  . 
19  . 


Seite 
.  .  656 
657.  658 
638 
642 
646 
652 
627 
683 
685 
687 
089 
684 
693 
694.  695 
746 
696 
699 
698 
697 
700 
711 
714 
727 
719 
723 
721 
720 
682 
724 
738 
727 
742 
740 
743 
749 
754 
750 
752 
755 
757.  760 
763 
766 
757 
804 


Begiflier  der  im  dritten  Hefte  abgedruckten  Evangelientezte.        XI 


TTT,  Begister  der  luoanisohen  Boubletten. 

[Da  die  Lucas-Texte  der  Reihe  nach  geordnet  sind,  so  erübrigt  es  nur  noch 
die  Doabletten  zu  markieren,  welche  Lc  in  Abhängigkeit  von  seinen  zwei 

Hauptquellen  stehen  gelassen  hat] 


Lc  =^  Le.  Seite 

8,  16  =  11,  33.  .  265 
17  =  12,  2.  .  295 
18 -=19,  26.  .    525 

9,  3  =  10,    4.  .    179 


Le.  ^==  Lc         Seite 
9,    5  =  10,  10.  11    184 

23  =  14,  27.    .    408 

24  =  17.  33.    .    473 
48  =  22,  26.    ;    660 


Lc  =  Le.  Seite 
11,43  =20,46  .  273 
12,lla     =21,12b      579 

IIb.  12=     14.15    581 


IV.  Begister  der  johaaneischen  Texte. 


Job.  Jolu 

1,  26.  27.    .    .    .      14  12,  13b 


32 


18 


13c 


2,  15 541113,  16 


4,  44  . 

12,  13  a 


40 
531 


20  .    . 
19,  16  b.  17  a 


532 
534 

99 
187 
713 


Job. 

19,  19 731 

29 728 

42 754 

20,  1 757 

19 782 


V.  Texte  aiifl  den  Actis. 


let 


2  . 

•    • 

.  .  801 

3b. 

4a  . 

.  .  794 

4b 

•    • 

.  .  798 

7  . 

•    • 

.  .  799 

8  . 

.  .  800 

9  . 

•    • 

.  .  803 

Aet. 

1,  10 

11 

13 

22 

4,  27 

7,60 


.  .  809 
810.  811 
.  .  815 
.  .  801 
.  .  708 
.  .  722 


Aot. 

10,  41 
13,  1 
17,  3 
21,  14 


....  793 

....  279 

....  774 

....  690 

27,  34 583 

28,  26 127 


a)  nach 

Le. 

3,  21.  22 

4,  2  . 
5  . 
6.  7 

6,  20b 
21b 
29a 
31  . 
37  . 

7.  8  . 
22a 
26  . 
29  . 
45  . 


VX  Texte  aus  dem  Biatessaron. 

Ephraemi  Syri  Eyangelii  concordantis  ezpositio  ed.  Mösinger. 


>Le. 

17  9,  35 
26  41 
29  58 
31  10,    1 


62 

65 

75 

80 

93—95 

107 

110 


6, 


5. 

15  .  . 

18  .  . 

21a  . 

36  .  . 
38—40 

42  .  . 


113  ai,  21.  22. 
115 .  24—26 
1191       28  .    . 


Lc 

163   12,  10b     .    .     313.  314 

165         34 332 

172         42.  43.    .    .    .  340 

177         46 345 

181         50 352 

186  16,  23 449 

192   17,    6 462 

197         21 469 

220 '  18,  24 505 

222 1 19,  26 526 

223;        37 533 

255]        38 534 

258!        40 537 

260 1  20,  25 553 


XII      Register  der  im  dritten  Hefte  abgedruckten  Evangelientezte. 


Lc. 


Seite  !Le. 


20,  34 557 

21,  6 569 

36 606 

22,  18 627 


22,  31.  32. 
69  .    . 

23,  35  .    . 
42  .    . 


Seite  Le.  Seite 

..    679 1  23,  43 735 

.    .    699         48 744 

724—726  24,  30 776 

..    734 1  Act  1,    7     ...    799 


Lc« 

4,  20  . 

5,  8  . 
31  . 

6,  27  b 
28b 
33.  34 
37  . 

9,  35  . 
55.  56 
61  . 

10,  12  . 
19  . 

11,  8  . 
21.  22 


Lc. 

3,    1. 

3 

21 

22 

5,  27 


b)  nach  Tatiani  Evangelioram  Harmonia  ed.  GiaBca. 

ILc  iLc 

38  11,  28 260 '  16,  25  . 

44        40 271  j  17,  11  . 

53  I       53.  54.    ...  291 !  20,  38b 

71  12,  42.  43.    ...  341 1  21,    4  . 

46 346         25  . 

58»     ....  357         34b  35» 

13,    9 364 ,  22,  18  . 


74 

83.  84 

94.  95 

.    164 

169.  170 


27 
33 


174114,    8 


377 

389; 

393* 


40.  46 
44  . 
47».  52» 


185 
193 
245 
256 


9 395123,    9—11 

...    397         50—52 
.    .    .    403  24,  25.  26. 


10  .    . 

18-20 

33  .    . 

16,  12.  13. 


.    .    413 
434.  435 


32 


vn.  Texte  aus  dem  Hebraeerevangeliiun. 


Lc. 

6 ;  6,  13 
7    8,  20 


17 
22 


21 


59 
132 
133 


18,  25 507 


51119,  38 534 


Lc« 

22,  15  . 
57  . 

24,  33.  34 
37.  38 
42.  43 


451 
466 
562 
568 
597 
604 
628 
685 
692 
693 
708 
750 
772 
777 


620 
697 
780 
784 
789 


Vm.  Texte  aus  dem  pseudopetrinisohen  Evangelienfragment. 


V, 


2.  5b 

3—5». 

10»  .  . 

11  .  . 

12  .  . 
13.  14  . 
15  .  . 


712 
750 
720 
731 
724 
733 
738 


V.  16 

18 


19b  . 
20  . 
23.  24 

25  . 

26  . 


728 
738 
742 
740 
753 
744 
746 


V.  27 
28 


35».  50» 
50—55» 
55b.  56 . 
57  .  . 


746 
744 
756 
761 
765 
766 


^'  rn. 


'^^Rsirv 


'^LlEons' 


Einleitung. 

§1- 

Dte  älteste  Bezengang  des  svayyiXcov  xata  Aovxäv. 

Die  direkte  älteste  Bezeugung  des  Lucaseyangeliums  geht 
nicht  so  weit  zurUck  als  die  des  Marcus-  und  Matthäusevangeliums. 
Dafür  tritt  uns  aber  um  das  Jahr  140  das  dritte  canonische  Evan- 
gelium  bereits  in  einer  so  hervorragenden  Position  entgegen,  dass 
an  der  langst  vorher  bestandenen  kirchlichen  Geltung  desselben 
nicht  gezweifelt  werden  kann. 

1.  Marcion  als  Zeuge. 

Theodoret  berichtet  (Haer.Fab.  1,24):  Avtog  öl  Magxlcov 
Ix  fikv  rc5v  svayyeXloDV  zö  xata  Aovxav  iöi^axo  iaovov,  ttjv 
yevBctXoylav  jtSQixotpag  zä  xXBlCxa.  Ähnlich  Philastrius: 
Marcion  secundum  Lucam  evangelium  solum  accipit. 

Bereits  Irenaeus  (III,  11,  7:  Marcion  autem  id  quod  est 
secundum  Lucam  circumcidens)  und  Tertullian  (adv.  Marc. 
IV,  2  sqq.:  adulteratum)  hatten  das  von  Marcion  an  die  Spitze 
seines  Canons  gestellte  Evangelium  als  ein  corrumpiertes  und 
castriertes  Lucasevangelium  charakterisiert  Diese  patristische 
Überlieferung  hat  sich  vollauf  bestätigt  durch  die  Reconstruktion 
und  Analyse  des  marcionitischen  Evangeliums,  wie  sie  durch  die 
von  Tertullian  (adv.  Marc.  lib.  IV)  und  Epiphanius  (Haer. 
XLII)  erhaltenen  Auszüge  aus  Marcions  Evangelientexten  er- 
möglicht worden  ist,  nur  mit  der  Beschränkung,  dass  tendenziöse 
Textanderungen  in  äusserst  geringer  Zahl  sich  finden,  dass  viel- 
mehr Marcion  nicht  selten  die  besten  und  ältesten  Lesarten 

erhalten,    also   sicherlich  sehr  gute  Handschriften  des  Lucas- 
Texte  IL  ÜBtennchongen  X,  8.  1 


2  Aussercanonische  Paralleltezte  zu  Lc. 

evangeliums  benützt  bat,  und  dass  die  von  Marcion  an  dem 
dritten  Evangelium  geübte  redaktionelle  Behandlung  hauptsäch- 
lich auf  Textkürzungen  und  Weglassungen  sich  beschränkt. 
Unverkennbar  ging  dieser  Ultrapauliner,  indem  er  das  Lucas- 
evangelium  an  die  Spitze  seines  Canons  stellte,  seinerseits  von 
der  in  der  alten  Kirche  herrschend  gewordenen  Anschauung 
aus,  dass  dem  Lucasevangelium  ein  specifisch  paulinischer  Cha- 
rakter eigen  sei. 

2.  Der  Evangeliencanon  als  Zeuge. 

Etwa  um  dieselbe  Zeit,  in  welcher  Marcion  seinen  neu- 
testamentlichen  Canon  schuf,  nämlich  um  d.  J.  140,  entstand 
auch  der  kirchliche  Evangeliencanon,  und  zwar  höchst- 
wahrscheinlich in  Pella  unter  der  Hand  des  judenchristlich  ge- 
richteten Ariston  von  Pella  (vgl.  Heft  H,  449—456),  sodass 
eine  Wechselbeziehung  zwischen  dem  ultrapaulinischen  Canon 
Marcions  und  dem  kirchlichen  Evangeliencanon  (mit  dem  Juden-* 
christlichen  Matthäusevangelium  an  der  Spitze)  mit  Sicherheit 
statuiert  werden  muss.  Nach  dem  Zeugniss  des  Codex  Canta- 
brigiensis  nahm  das  Lucasevangelium  in  jenem  ältesten  Evan- 
geliencanon bereits  die  dritte  Stelle  ein,  jedoch  so,  dass  die 
beiden  nach  Aposteln  benannten  Evangelien  des  Mt.  und  Joh. 
vorausgingen  und  Mc.  als  der  letzte  nachfolgte.  Lange  Zeit 
vor  140  muBs  der  kirchliche  Gebrauch  des  Lucasevangeliums  ein 
allgemein  anerkannter  gewesen  sein,  wenn  dasselbe  im  kirchlichen 
Evangeliencanon  eine  so  hervorragende  Stellung  einnehmen  und 
in  Marcions  Canon  sogar  ausschliesslich  die  evangelische  Tra- 
dition verbeten  konnte. 

3.  Tatians  Diatessaron  als  Zeuge. 

Die  harmonisierende  Bearbeitung,  welche  Tatian  um  d.  J. 
160 — 170  jenem  kirchlichen  Evangeliencanon  angedeihen  liess, 
indem  er  der  syrischen  Kirche  sein  Diatessaron  schenkte,  zeigt, 
vne  man  aus  dem  arabischen  Diatessaron  mit  Bestimmtheit  er- 
sehen kann,  eine  ausgiebige  Benützung  des  Lucasevangeliums 
und  lässt  deutlich  den  mächtigen  Einfluss  erkennen,  welchen 
dieses  Evangelium  auf  alle  ausübte,  die  sich  mit  der  evangelischen 
Oeschichte  beschäftigten. 


§  1.   Die  älteste  Bezengung  des  €vayyi)uov  xaxa  Aovxäv.  3 

4.  Das  Muratorische  Fragment  als  Zeuge. 

Das  Muratorische  Fragment,  dessen  Entstehung  doch 
gewiss  noch  innerhalb  des  zweiten  Jahrhunderts  anzusetzen  ist, 

beginnt  —  nach  den  fragmentarischen  Einleitungsworten; 

qoibus  tarnen  interfait,  et  ita  posuit  —  mit  einem  Zeugniss  über 
das  Lucasevangeliumu  Dasselbe  lautet  buchstäblich  folgender- 
massen,  indem  die  wahrscheinlichen  Textanderungen  in  Paren- 
these angegeben  sind. 

Tertio  eyangelü  librum  secundo  [1.  secundum]  Lacan.  Lucas, 
iste  medicus,  post  asoensum  Christi,  cum  eo  [L  quum  eum] 
Paulus  quasi  ut  juris  studiosum  secundum  [1.  secum]  adsum- 
aisset,  numeni  [L  nomine]  suo  ex  opinione  conscribset  [1.  con- 
acripsit],  dominum  tarnen  nee  ipse  yidit.  in  came,  et  idem 
(L  qoidem]  prout  asequi  [L  assequi]  potuit;  ita  et  ad  [L  a] 
nativitate  Johannis  .incipet  [L  incepit]  dicere. 

Der  Verfasser  des  Muratorischen  Canons  kannte  also 
bereits  die  jetzt  giltige  Reihenfolge  der  canonischen  Evangelien, 
da  er  nicht  nur  Lucas  an  dritter  Stelle  (tertio),  sondern  auch 
Johannes  an  vierter  Stelle  (quarti)  erwähnt.  Er  theilte  auch  — 
mit  Marcion  —  die  Meinung  von  einem  besonders  nahen  Ver- 
haltniss  zwischen  dem  dritten  Evangelisten  und  Paulus  als  seinem 
Ctewährsmann. 

5.  Irenaeus  als  Zeuge. 

Auch  Irenaeus  theilt  die  Auffassung,  dass  Lucas  das  pau- 
linische  Evangelium  in  Schrift  gefasst  habe.  Vgl.  Iren.  III,  1,  1: 
xcü  Aovxäq  öi,  dx6Xot)&og  IlavZov,  ro  vx*  hcslpov  xf]QVCö6(ie- 
vov  svccffiliov  iv  ßißXlcp  xarid-ezo. 

6.  Clemens  AI.  als  Zeuge. 

Ausdrücklich  mit  dem  Namen  seines  Verfassers  macht  Clemens 
das  von  ihm  citierte  Lucasevangelium  in  folgender  Weise  nam- 
haft: iv  rtp  svayyeXlcp  xA  xaxä  Aovxäv  yiyQajtrai  ovxtDq. 
VgL  StrouL  I,  21, 145.  p.  407. 

7.  Origenes  als  Zeuge. 

Origenes  vertritt,  wie  das  Muratorische  Fragment,  die  jetzt 
giltige  Reihenfolge  der  Evangelien  und  zugleich  den  paulinischeu 

1* 


4  Anssercanoniache  Paralleltezte  zu  Lc. 

Charakter  des  dritten  canonisohen  Eyangelinms.  Er  sagt:  xcü 
tqItov  tb  xaxä  Aovxav,  rb  vxo  IlavXov  ixcuvoviiBvov  svay- 
yiXiOPf  rolg  äxo  rSv  id-vAv  xsxoifpcora.  Vgl.  E118.H.E.  VI,  25, 6. 
Es  ist  merkwürdig,  wie  die  in  der  alten  Kirche  verbreitete 
Anschauung  von  dem  specifisch  panlinischen  Charakter  des  La- 
casevangeUnrns  —  vgl.  noch  Synopsis  Scripturae  S.  ap. 
Äthan.  II,  202:  zb  de  xatic  Aovxav  svoYydXiov  vxtjffOQeid^  gjhv 
vxo  IlavXov  xov  axoaroXov  avptyQa^ij  dh  xal  i^eia&f]  vxb 
Aovxa  tav  (laxaglov  axoözolov  xal  laxQov  —  in  nnserm  Jahr- 
hundert durch  die  Tübinger  Schale  wieder  aufgelebt  isL  Ob 
und  in  wieweit  diese  Anschauung  begründet  ist,  werden  die 
nachstehenden  Einzeluntersuchungen  schrittweise  zu  erörtern 
haben,  indem  eine  Zusammenfiissung  der  Ergebnisse  Ar  die 
Schlussparagraphen  über  den  schriftstellerischen  Charakter  des 
Lucas  und  die  Composition  des  dritten  Evangeliums  zurückgestellt 
wird.  Inzwischen  wolle  man  Heft  I,  62  ff.  und  die  daselbst  mar- 
kierten quellenkritischen  Grundsätze  vergleichen,  ebenda  S.  121  ff. 
über  die  paulinisch-lucanischen  Evangelienparallelen. 


Texte  nnd  Untersuchnngen. 

Le.  3,  1.  2. 

a.  Hom.  Clem.  II,  6.  p.  14,  32. 

q>^fifl  Tig  fJQifia  ixl  rrjg  TißsQlov  Kaloagog  ßaöiXslag  i§ 
ktxQiv^g  TQOx^g  ttjv  ccqxV^  Xa(ißapov(Ux  tjv^avsv. 

b.  Hippol.  Ref.  Haer.  VII,  31.  ed.  Duncker  p.  396  (Marcion). 

irei  xevTSxcudexarco  rtjg  ^ysiiovtag  TißsQlov  KatooQog. 

c  Tertull.  adv.  Marc.  IV,  7  (Marcion). 

Anno  quintodecimo  piincipatus  Tiberiani. 

d.  Clem.  AI.  Strom.  I,  21,  iieTprjoS  (Basilidiani). 

q>aoi  dl  dvcu  tro  xsvrexcudixaTOP  Isrog  TißsQlov  KalcaQog. 

e.  Epiph.  Haer.  XLU.  p.  312  A  (Marcion). 

iv    xS   XBVx&caiöexaxm   Ixh    TißBglov  Kaloagog  xal  xa 

H^g. 

f.  Clem.  AI.  Strom.  I,  21,  145.  p.  407. 

Ip  xA  BvccffBilco  xm  xccxä  Aovxap  yiyQajtxai  ovxcog'  ixei 
de  xspxQcaidsxaxq)  kxl  Tcßeglov  Kcdaagog  iyiPBXO  ^^(la 
xvqIov  kxl  *I(DappfjP  xop  Zcxaglov  vlop. 

g.  Ign.  ad  Magnes.  c.  XL  p.  40,  4. 

iv  xMQtp  x^g  ^Sfiovlag  üopxlov  BiXaxov. 

h.  Pseado-Ign.  ad  Magn.  XL  p.  204,  24. 

ixl  üiXaxov  ^Bfiovog  xal  ^Hqcoöov  ßaCilicDg. 

i  Just.  ApoL  If  46.  p.  83  C. 

[Xqioxop]  ÖBÖidaxivai  öi,  a  q>afiBP  öiöa^cu  avxop,  vöxbqop 
XQovoig  ixl  Uopxlov  üiXaxov. 

k.  Epiph.  Anac.  p.  136  B. 

oxxcaxcuÖBxaxcp  dhJxBt  Hgcidov  xov  ixixXtjd'BPXog  ^AyQlxxa 

i^Q^axo  6  ^bjoovg  xov  xtjQvyfiaxog  xäi  xo  ßaxxiOfia  xb  axi 
lixwppov  xoxB  XaiißavBi. 


ß  Aussercanonische  Paralleliexte  zu  Lc. 

1.   Dial.  de  recta  fide.  p.  823. 

ijtl  Tißeglov  Kaloagoq  iütl  xwv  xqovodv  IliXaxov. 

m.  Eus.  Dem.  ev.  VIII.  Prooem.  14. 

6  de  Aovxag  xov  xfjq  öiöaoxaXlaq  avxov  xcü  dvaöel^scog 
XQovov  xagtöxf^cs  jLeycov  iv  exai  xBvxBxaiÖBxaxcp  x^g 
'^yefioviag  Tißeglov  Kaloagoq,  IxixgoxBvovxoq  üovxlov  Dl- 
Xaxov  xTJq  %vdalaq. 

n.  Acta  Pilati  A.  p.  211.  ed.  Tischendorf. 

iv  Exei  j€6VX6xaiÖ€xaxcf)  xijq  tjyefiovlaq  Tißeglov  Kaloagoq 
ßaOiXioq  Pmßoiwv,  xdi  Hga^Öov  ßaoiXimq  xtjq  Falilalaq, 

iv  IxBi  jppsadexaxcf}  iptl  x^q  agxVG  avxov, 

o.  Ev.  sec.  Hebr.  ap.  Epiph.  Haer.  XXX,  13.  p.  138  A. 

^  dh  agxij  xov  Jtag  avxolq  [sc.  xolq  ^Eßia>valoiq]  evayyeXlov 
ix^i  oxi  hyivBxo  iv  xalq  7jiiegaiq  ^Hgciöov  xov  ßaOiXim^ 
xi^q  lovoalaq, 

p.  Ey.  sec.  Hebr.  ap.  Epiph,  Haer.  XXX,  13.  p.  138  Q. 

xagaxotpavxBq  yag  xäq  xaga  xtp  Maxi^alo)  yevBaXoylaq  ag- 
Xovxai  x^v  dgx^v  xoulod-ai^  oaq  jtgoBlxo/iBv,  XiyovxBq  cxi 
iyivBxo,  g)T]Olv,  iv  xalq  rjuigaiq  ^Hgciöov  ßaOiXioq  x^q 
lovöalaq  ijtl  agxiBgicoq  Kalatpa, 

q.  Lc.  3,  1.  2» 

iv  BXBi  OB  jtBVXBxaiöexdxq)  xfjq  TjyBfiovlaq  TißBglov  Kaloa- 
goq, ^yBfiovBvovxoq  [Cod.  Cantabr.:  }jiixgoxBvovxoq]  üovxlov 

üiXaxov  x?]q  ^lovöalaq,  xal  xaxgaagxovvxoq  xfjq  PaXiXalaq 
^Hgoiöov,  ^iXbüxov  öh  xov  aöeX^ov  avxov  xBxgaagxovvxoq 
XTJq  7xovgalaq  xal  Tgax<ovlxi6oq  X^Q^Q*  *^^  Avoavlov  xijq 
^AßiXrjVTJq  xBxgaagxovvxoq,  ijtl  dgxiBgia>q  "Avva  xal  KalLag>a 
iyivBxo  g^fia  d^sov  iytl  ^Imavvijv  xov  Zaxaglov  vlov. 

Die  urevangelische  Verkündigung  von  Jesu  Christo  begann 
mit  der  Taufe  und  dem  Auftreten  Johannis.  Vgl.  Act.  1,  22. 
Damit  begann  auch  zweifellos  die  vorcanonische  Quellenschrift 
der  Synoptiker.  Der  zweite  Evangelist  legt  davon  Zeugniss  ab» 
indem  er  ebenfalls  mit  dem  Auftreten  und  der  Taufe  des  Jo- 
hannes den  Anfang  macht  für  seine  evangelische  Darstellung. 
Auch  die  anderen  beiden  Synoptiker  lassen  diesen  Sachverhalt 
deutlich  erkennen.  Denn  während  ihre  Mittheilungen  über  die 
Geburts-  und  Kindheitsgeschichte  Jesu  sichtlich  aus  anderer 
Quelle  fliessen,  beginnen  sie  da,  wo  sie  vom  Urevangelium  ab- 


Texte  and  Untersuchuogen  zu  Lc.  3, 1.  2.  3.  7 

hängig  sind,  ebenfalls  wie  Marcus  mit  dem  Auftreten  Johannis 
des  Täufers.  Wahrscheinlich  stand  an  der  Spitze  der  vorcano- 
nischen  Quellenschrift  eine  einfache  chronologische  Bestimmung 
des  2ieitpunktes,  in  welchem  der  Täufer  zu  wirken  begann,  ähn- 
Uch  der  etwa,  welche  an  der  Spitze  des  Hebräerevangeliums 
(nach  Epiphanius)  sich  befand. 

Wie  sehr  in  den  hebräischen  Titulaturen  für  behördliche 
Personen  die  griechischen  Übersetzungen  davon  in  einander 
flössen,  kann  man  aus  vorstehenden  Paralleltexten  ersehen.  Von 
Tiberius  wird  gebraucht:  ßaöiXela  =  ^yefiovia  =  principatus  = 

f^YsuoPBvotrrog,  von  Herodes  Antipas:  ßaöikicQ(;=TarQaaQX^^^^9f 
vonPontius  Pilatus:  ^yeiiovia  =  rjysfiovog  =  tjyefiovevovzog  = 
£jrtr(K>jr€t;oj^TO^  =  procurante  =  nnfi.   Vgl.  Heft  I,  139. 

Lc  3,  8  =  Mt  8, 1.  2  ==  Mc.  1,  4. 

a.  Hom.  Clem.  H,  23.  p.  28,  5. 

'IcDawr/g  rig  t/ivexo  ^(ieQoßajtriOrijg,  og  xal  rov  xvqIov 
fjficop  *Ifj6ov  Tcaxa  rov  tTJg  öv^vyletg  Xoyov  iyivexo  jtQooöog. 

b.  Just.  Dial.  c  Tryph.  c.  88.  p.  315  C. 

^QoaXtiXvd^tv  ^loavPTjg  xiJQv^  avrov  rijg  Jicgovölag  xai  rffv 
rov  ßajtrlöfiarog  oöov  jtQO'Cwv. 

c  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c  51.  p.  271 A. 

'icodvvTjg  fiiv  jtQoeXi^?.v&6  ßocov  rolg  avd'Qcijtoig  (iBravoBlv. 

d.  Mi  3.  1.  2. 

iv  Sh  ralg  ri(iiQaig  ixelvaig  jtOQaylperai  'Iwavvijg  6  ßccjcri- 
öTfJig  xTjQVOamv  iv  r^  ^QWV  '^^g  ^lovöalag  [xcä\  keycop' 
ficravoelrs. 

e.  Mc  1,  4. 

iyivBxo  *I(oawfjg  6  ßanrl^cov  kv  tri  iQfjfiq»  xai  xrjQvOömv 
ßajtriOfia  /istavolag  elg  cupeocv  afiaQnwv, 

f.  Ev.  sec.  Hebr.  ap.  Epiph.  Haer.  XXX,  13.  p.  138  A. 

r^l&BP  ^IwavPT^g  ßajtrl^cov  ßajtriofia  (istapolag  Ip  rtp  ^Ioq- 

g.  Ev.  sec.  Hebr.  ap.  Epiph.  Haer.  XXX,  13.  p.  138  D. 

f^Xd^i  tig  ^Icoapvfig  opo/iari  ßaxtl^atp  ßdjtriöfia  (isravoiag 

iv  x€p  %Q6dpy  noxaiim, 
h.  Lc.  3,  3. 

xal  t)X&6P  Big  ütäcap  xijp  jcbqIxcoqop  xov  ^Ioqö&pov  xtjqvc- 
ömp  ßäjtxiCfia  fiexavoiag  elg  dq)€Gip  dfiagxicQV. 


g  Aassercanoniache  Paralleltezte  zu  Lc. 

i.  Act.  13,  24. 

xQOXfjQv^aptog  ^lonawov  xqo  xqoOwxov  rrjg  elöoöov  ccvtov 

ßaxrio/ia  fisravolag  xavxl  xA  laA  *IOQ€ti]X. 
k.  Jofii  DiaL  a  Tryph.  c.  88.  p.  316  B. 

^lamppov  yoLQ  xccd-E^ofievov  iyu  rov  *IoQdavav  xal  xfj^ö- 
öovTog  ßäjtric/ia  (leravoiag,  xal  ^civijv  öeQfiarlvfjv  xal 
ivivfia  axo  xQixäp  xafii^Xov  (aopop  q>OQOVPVog  xal  iiijdhp 
icß-loptog  JcXriP  cacglöag  xcH  fiiXi  Sc/qiop. 

Das  aus  Justin  Dial.  c.  Tr.  c.  88.  p.  316  B  in  seiner  Voll- 
ständigkeit nutgetheilte  Evangeliencitat,  welches  zugleich  zur 
nachträglichen  Ergänzung  von  Mt.  3,  4  =  Mc.  1,  6  in  Heft  II,  55 
dienen  soll,  bringt  die  auch  nachstehend  zu  Lc.  3,  16  aus  DiaL 
c.  Tr.  c.  49.  p.  268  G  notierte  eigenthümliche  Variante :  xgj^tgo- 
ujhov.  Der  ursprüngliche  Qnellentext  ist  an  dieser  Stelle  schwierig 
festzustellen.    Vgl.  Weiss,  Marcus  S.  87. 

Lc  3, 8  =  Mt.  3, 9. 

a.  Lc.  3,  8. 

xäL  (ifj  aQ^.^od'S Xi^BiP iv iavTolg'  xatiga  S;|fo/i€V  rop^Aßoaafi. 

b.  Mt.  3,  9. 

xcä  (ifj  ^oßf^a  XiysiP  ip  kavxolg'  xariga  ^xfifiBv  xov 
^AßQaifi. 

Diese  Stelle  würde,  da  aussercanonische  Paralleltezte  dazu 
fehlen,  in  den  gegenwärtigen  Texten  und  Untersuchungen  nicht 
zu  berücksichtigen  sein,  wenn  nicht  Prof.  Joh.  Weiss  in  seiner 
Becension  meines  Binleitungshefbes  (Deutsche  Litteraturzeitung 
1893  No.  14.  S.  419  f.)  gerade  auf  diese  Stelle  hingewiesen  hätte 
als  entscheidend  für  die  Frage,  ob  der  Urtext  der  Torcanonischen 
Quelle  aramäisch  oder  hebräisch  abgefasst  gewesen  sei.  Zur 
Gewinnung  eines  sachgemässen  Urtheils  kommt  hierbei  in  erster 
Linie  der  Lucastext  in  Betracht,  sofern  das  aQxsöd-cu  desselben 
in  Verbindung  mit  anderen  Verben,  namentlich  mit  XiyeiPj  zu  den 
charakteristischen  Eigenthümlichkeiteu  des  synoptischen  — 
nicht  auch  des  johanneischen  —  Sprachtypus  gehört.  Mc. 
bringt  dieses  oQXBOd-ai  lediglich  im  erzählenden  Aorist  nicht 
weniger  als  26  mal,  und  zwar  stets  in  Verbindung  mit  anderen 
Verben,  fast  nur  in  solchen  Fallen,  wo  es  ebenso  gut  hätte  weg- 
gelassen werden  können.    Mt.  hat  diese  Construktion  nur  12  mal, 


Texte  und  Uhtersuchungen  zu  Lc.  3,  8.  9 

daTon  6  mal  aiis  Mc.  Bei  Lc.  findet  dieselbe  sich  27  mal,  darunter 
nur  3  mal  aus  Mc  An  anzweifelhaften  Logia-Stellen  treffen  Mt. 
und  Lc.  zusammen:  Mt.  11,  7  =  Lc.  7,  24:  ijQ^aTo  liyHv^  Mi 

24,  49  =  Lc.  12,  45:  agSijTai  xvxtbiv.  Sicherlich  aus  der  ror- 
canonischen  Quelle  stammt  auch  unser  Logion.  Mithin  hat 
zweifellos  in  dem  Ton  Mi  und  Lc.  gemeinsam  benützten  Urtext 
ein  dem  a^scd'ai  entsprechendes  Verbum  gestanden,  wie  denn 
auch  im  Byang.  Hieros.  nicht  blos  Lc  3,  8,  sondern  auch  Mi 

3,  9  beide  Male  i^ix.  =  vntti  =  („auflösen**,  im  Pael:  „eröfiGaen, 

anfimgen")  —  gebraucht  ist.  Aber  während  das  aramäische  f^U. 
ftlr  das  do^fjTS  des  Mt.  absolut  keinen  Erklärungsgrund  dar- 
bietet, ist  es  im  Hebräischen  anders,  sei  es  dass  man  b^V^ti  oder 
bnn  als  Stammwort  voraussetzi  Zwar  findet  sich  doxBtv  im 
Septuaginta-Oriecbisch  nur  einige  wenige  Male  und  eben  deshalb 
auch  nicht  als  Version  Ton  b*>i(in  oder  btiri;  ^^^  ^^  erstge- 
nannte Yerbum  b'^ttiHi  welches  von  den  LXX  eUmal  mit  oQxeöd'ai 
wiedergegeben  wird,  bedeutet  in  erster  Linie:  unternehmen,  wagen, 
belieben,  erst  dann  „anfangen."  Vgl.  die  Lexica,  z.  B.  Fürst  I,  475. 
Dieses  b'^Kin  gehört  recht  eigentlich  zum  epischen  Erzählungs- 
typus im  A.  T.  und  ist  daher  vorzugsweise  in  dessen  historischen 
Buchen  angewendei  Abgesehen  von  der  Übersetzung  mit 
CQXBöO'CUj  geben  es  die  LXX  einmal  mit  aye  irj  (Jud.  19,  6: 
«3"^n),  zweimal  mit  inutxmq  (1.  Sam.  12,  22;  2.  Reg.  6,  3) 
wieder,  zweimal  lassen  sie  es  unübersetzt  (Ex.  2,  21;  2.  Reg. 
5, 23),  wie  denn  auch  das  26  mal  bei  Mc.  vorkommende  fJQ^azo,  ^q* 
^airco  in  den  Seiten-Parallelen  des  Lc  und  Mi  gewöhnlich  in 
Wegfall  gekommen  ist.  Unserer  Stelle  ist  besonders  Gen.  18,  27 
congenial:  *iälb  "^rbKiil  =  LXX:  i^Q^ä/ifjv  XaXrjcat  =  Luther: 
,4ch  habe  mich  unterwunden  zu  reden." 

[Nestle,  welcher  anstatt  b'^Miiri  das  auch  in  den  hebräischen 
tjbersetznngen  des  N.  T.  constant  angewendete  bnSl  bevorzugt, 
weist  —  als  auf  eine  in  Betracht  zu  ziehende  Möglichkeit  — 
auf  die  wiederholte  Yertauschung  von  bnrt  und  b'^Jiin  hin  und 
vergleicht  Gen.  4,  26:  bnirr  =  LXX:  J^J^ö«;  =  Aquila:  rjQxd^rj  = 
Symm.:  clq^  iyeVcro,  femer  Ezech.  13,  6:  ibn'Jli  =  lÄX  irr- 
thOmlich:  tuzI  rJQ^avro  =  xal  aQ^ovtai,  sodass  an  unserer  Stelle 

richtig  vocalisiert:  ^ibnrj'b»  und  nach  Lc.  ft^  aQ^rjöd^s  richtig 
übersetzt  gewesen  wäre,  während  die  von  Mi  befolgte  Version 


10  Aossercanonische  Paralleltexte  zu  Lc. 

unrichtig  (defektir)  =  sibn'wb«  (anstatt  ^b'^niF^  oder  ^ibn^n  =  fir 
i2jtlOf]Te)  vorausgesetzt  und  diese  Form  mit  pf^  öo^tjxb  wieder- 
gegeben hätte.  Nestle  zieht  ausserdem  zur  Vergleichung  noch 
Hiob  41,  1:  iDbriir\  =  Aquila:  ?)  xQOOÖoxla  avtov  »»Theodotioa: 
V  ^QX'l  «vroO  —  herbei.] 

Nach  alle  dem  ist  es  gewiss,  dass  der  Lucastext  das  Richtige 
erhalten  hat,  sowie  dass  die  bei  Annahme  des  aramäischen  Idioms 
unverständlichen  Varianten  ag^ijod^e  =  ö6^fp:s  ohne  Schwierig- 
keit im  Hebräischen  ihre  Erklärung  finden. ') 

Lc,  8, 9  =  Mt.  8, 10  =  Mt  7, 19. 

a.  Just.  Apol.  I,  16.  p.  64  B. 

.  jcäv  öh  öivÖQov  (i^  jtoiovv  tcoqjcov  xaXov  hcxojtrsrai  xäl 

elg  :xvQ  ßaXXBxai. 

Es  ist  gewiss,  dass  dieses  Logion,  welches  Justin  —  ab- 
gesehen von  dem  6i  —  in  wörtlichem  Gleichlaute  mit  den  synop- 
tischen Parallelen  citiert,  ursprünglich  dem  Tenor  angehört^ 
welcher  die  Büssrede  des  Täufers  wiedergibt,  dass  es  also  nur 
Lc.  3,  9  =»  Mt.  3, 10  original,  dagegen  Mt.  7, 19  eine  von  dem 
ersten  Evangelisten  in  einen  fremden  Zusammenhang  der  Bergpre- 
digt übertragene  Reminiscenz  aus  der  Tauf errede  ist.  Vgl.  Weiss^ 
Matthäus  S.  217.  Da  nun  Justin  dieses  Logion  Apol.  I,  16  nicht 
als  Tauf  er  wort,  sondern  als  Herren  wort  einführt,  so  liegt  hier 
ein  zweifelloser  Beweis  f&r  Justins  Abhängigkeit  von  dem 
ersten  Evangelium  vor  Augen. 

Lc.  3, 10. 

a.  Cod.  Cantabr.  Lc.  3,  10. 

xa\   rjQ(6x7i<iav   avxov   ol   ox^oi   Xeyovxeg'   xl   JtoirocofiBp^ 
jpg  aco&(3fiev. 


1)  Es  ist  daher  der  Recension  von  Job.  Weiss  nur  zu  danken,  das» 
dieselbe  Veranlassung  gegeben  hat,  die  —  schon  vor  Jahren  von  mir  ins 
Auge  ge&sste  —  Erklärung  obiger  Variante,  die,  weil  einer  längeren  Be- 
weisführung bedürftig,  in  das  Einleitungshefb  nicht  mit  aufgenommen 
worden  war,  an  dieser  Stelle  zu  veröffentlichen.  Durch  die  wiederholte 
Vergleichung  des  Evangeliarium  Hierosolymitanum  bin  ich  zu  der  für  mich 
endgiltigen  Überzeugung  gekommen,  da£8  die  Annahme  eines  aramäischen 
Urtextes  für  die  vorcanonische  Quelle  eine  Unmöglichkeit  in  sich 
schliesst. 


Texte  und  Untersachnngen  zn  Lc.  3,  9.  10.  12.  13.  14.  H 

b.  Lc.  3,  10. 

xäi  ixfjQcitaw  avxov  ol  ox^oi  Xiyoprsg'  r/  Jtoir  OtofiBP ; 

Der  Zusatz:  iva  OfoB-cofiep^  welchen  der  Cod.  D  mit  der  alt- 
syrischen und  mit  altlateinischen  Versionen  nicht  blos  hier,  son- 
dern audi  Lc.  3,  12.  14  yertritt,  ist  jedenfalls  ein  echter  vor- 
canonischerTextbestandtheil,  aus  der  vorcanonisch^n  Quellenschrift 
stammend.  Vgl.  die  paulinische  Verwendung  Rom.  5,  9:  cod-ff^ 
oo/ieß-a  6l  ovtov  dxo  r^g  oQyijg.  Denn  aus  Lc.  3,  7  «=  Mi 
3,  7  ist  zu  dem  iva  a<oß'(5iiev  zu  ergänzen:  axo  Tfjg  fisXXovOfjg 
oQyfjg,  Die  in  den  altlateinischen  Versionen  vorherrschende 
Wiedergabe  des  oa>d'£fisv  durch  vivamus  (=  salvi  fiamus)  weist 
auf  das  hebräische  Quellenwort  n^n,  Tf^n  zurück.  Vgl.  die 
weiteren  Belege  dieser  Synonyme  zu  Lc  17,  33. 

Lc.3,12.  13. 

a.  Cod.  Cantabr.  ad  Lc.  3,  12. 

^X&op  öh  xal  reXcöPat  ofiolmg  ßaxrio^^vai  xäl  slxap  JtQog 

avTOP'  öiöäoxaXe,  xl  xon^ocoftev,  ipa  ocoß'mfiev; 

b.  CoDst.  II,  39.  p.  66,  8  [=  Didasc.  II,  39.  p.  267. 

äxovovci  jiüQa  Tov  nQö(f>rixov  ^Icaappov  (dsrä  x6  ßdjtxiö/ia 
To'  fiTjöhp  xXiop  xaQa  x6  6iaxBxarf(iipop  vfUp  Jtoietxe. 

c.  Lc.  3, 12.  13. 

T]X&op  6h  xäi  xeXäpai  ßajcxio&tjpai  xal  sljeap  jtQog  avxop' 
öiöäoxaXe,  xl  jioii^öw/iep;  6  öe  ebtsp  xQOg  avxovg'  firjöhp 
xXiop  jtQQa  x6  6iat£xaY(i€PoP  igilv  jtQacosxs. 

Das  Yon  Lc  im  Eyangelium  6  mal,  in  den  Actis  13  mal,  bei 

Mt.  und  Mc  niemals  gebrauchte,  also  dem  specifisch  lucanischen 

Sprachgebrauch  angehörige  jtgaooBip  ist  in  den  Constitutionen 

bezeichnender  Weise  durch  jtoislp  ersetzt,  welches  dem  synopr 

tischen  Typus  angehört.    Das  Ev.  Hieros.  hat  nach  vobis  faciatis 

noch  denZusatz:  «^Aa2^^    r^ö  (p.504),  welchen  Miniscalchi 

irrthümlich:  „et  non  respondetis"  übersetzt  hat.    Nach  Nestles 

Mittheilung  hat  schon  P.  Smith  die  richtige  Correktur:  „ne  exi- 

gatis^  g^eben. 

Lc.  3, 14. 

a.  Const.  IV,  6.  p.  117,  20.  23. 

xa^^vtrfiT^  ....  oxQaxi(oxj]P  avxog>apxtiP ,  litj  aQxovfiepov 

xotg  [lavxov  yz]  otptoploic,  dXXä  xovg  xivr/xag  diaödovxn. 


12  AussercanoniBche  Paralleliexie  zu  Lc. 

b.  Const.  Vm,  31.  p.  268,  18. 

öTQaticirfjg  xqookov  öidaaxdü&m  ftij  aöixelVj  fifj  0vxog>av' 
TfiiW,  cLQxelcd^at  de  rolg  öiöofiivoiq  o^anioiq, 

c  Hippol.  xbqI  r^g  owreXslag  p.  116,  7  ed.  Lagarde. 

t6ts  dx9^oovT(u  ol  oxQariSxai  ol  (ifj  dgxovfievoi  roTg  6tpa>- 
vloig  avrwv. 

d.  Clem.  AI.  Paed.  III,  12,  91.  p.  306. 

Ttdi   rolg  fihv  öTQavBvofidvoig  dtä  *Ia>appov  xct^ar/yi^let, 

äQX€t<S&ai  fiopoig  rolg  otptDvloig. 

e.  Lc.  3, 14. 

^Qoircop  de  avrov  xal  orQctrevofisvoi  Xiyovrsg*  rl  jtoiijca)fiev 
xal  f]/i6lg;  [Cod.  Cantabr.:  rl  jtoitjacDfiBV^  iva  aco&cifisv;]  xal 
elxev  xQog  avrovg'  fiijdepa  ötaaBlOTjre^  fifjöiva  ovxoq>avrri'- 

Ofire,  xal  äQxelcd-B  rolg  wpwvloig  vfiAv. 

Zn  den  Varianten  örgarKDrai  ==  örgarBvofisvoi  =  *'tÖ3Ä 
t(^fl  vgl  Lc.  7,  8  =  Mt.  8,  9:  f^*^*^  ^^'  i/iavrop  Crgaricirag  — 
einerseits  und  1.  Cor.  9,  7:  rlg  argarsverai  löloig  otpawloig  xori; 
sowie  2.  Tim.  2,  4:  örparfivojtiö^oe^^^^^^^^wfldr  Zu  öiaceieiv 

ist  äöixelv  =  pcaj  (vgl.  Lev.  6,  2:  pü>  =  LXX:  döixelp  =  Schol. 
c%ncog>aprelp)  zu  notieren. 

Lc.  3,  15. 

Lc.  3, 15. 

xQOööox(5prog '  ih  rov  Xaov  xcA  diaXoyiC.oiiipmv  xavrmp 

ip  raXg  xaQÖlaig  avrcop  xsqI  rov  ^Icdoppov,  fi^xors  avrog 
eh]  6  XQiorog,  [Cod.  Cantabr.  add.:  ixiypovg  rd  öiapofjfiara 
avräv  elxep], 

b.  Act.  13,  25. 

(6g  öe  ijtJii^QOv  6  *Ia}dppi]g  rop  ÖQOfiOP,  l^Xeyep'  rlpg  /le 
vxopoelre  elpai,  ovx  elfil  iyci, 

c.  Hippol.  Xoyog  elg  rd  ayui  kjtiqidpeia  c.  3.  p.  38,  3.  5  ed.  La- 

garde. 
od^ep  ^loDappf/g  ....  ißoa  Xiyoap  rolg  kjteQXOfiepoig  vn   av- 
rov   ßojtrccd^par   yepprj/iara   exiopäp,    rl  fiot   OipooQcog 
drepl^ere;  ovx  elfil  iyco  6  Xgiörog, 

d.  UippoL  ibid.  p.  38,  22. 

rl  ifiol  xQocdpJxere;  ovx  elfü  kyto  6  XQiörog. 


Texte  und  ünterrachmigen  zu  Lc.  3, 15.  16.  13 

e.  Just  DiaL  c  Trypli.  c.  88.  p.  316  BC. 

ol  ap&ifa»xoi  vxBXauj^avov  avxbv  ehcu  top  Xqiötop*  xQog 
ovq  xci   avTog^ßoa'   ovx   slfd    6   XQiotog,   dXXa  ycpyiy 

f.  JoL  1,  20. 

xal  {DfioXojtfisv  xäi  ovx  ij(fvfjoaxo  xäi  cifioXojfjOev  ort  iyd 
ovx  dfd  6  XfiOTog. 

Ans  dem  Znsammenhalt  Yon  Justin,  Hippoljt,  Job.  1,  20 
und  Aci  13,  25  wird  es  wahrscheinlich,  dass  die  Worte:  ovx  d(ü 
6  XQiörog  —  bereits  im  Urevangelium,  und  zwar  unmittelbar 
vor  dXXa  gxDPri  ßowvtog  xrX.  zu  lesen  gewesen  sind,  und  dass 
überhaupt  in  der  Quelle  ein  vollständigerer  Text  vorhanden  ge- 
wesen ist.  Beste  davon  dürften  sein  der  aussercanonische  Tezt- 
bestandtheil  von  Cod,  D:  ixiypovg  rä  diavorniara  avtäv  (wozu 
man  vgl  Lc  20,  23  =  Mc  12,  15  «=  Mi  22,  18  und  namentlich 
Lc.  11,  17:  ovTOg  6h  dämg  ccvräp  zä  duzvoi^fiara),  ferner  das 
von  Justin  und  Hippolyt  gleichmässig  bezeugte  ißoa,  endlich 
auch  t/  fioi  XQOOavixBTB  =  rl  not  C^oÖQcig  axBvlC^Bxe^  welches 

so  diastisoh  die  Situation  charakterisiert  {axBvU^siv  «»  xQOOavix'^iv 
^^  O^äTt,  Hesychius:  dxBvl^Bi^  xQooiiBt,  ßXixBi  —  man  vgL  auch 
zu  Act  1,  11:  ßXixovxBg  die  aussercanonische  Variante  axBvl- 

C/ovxBg  bei  Epiphanius.)  Zu  notieren  sind  noch  als  Varianten 
von  ll^n  öiaXoyl^BCd'ai  (Lc)  ^=^vxovobIv  (Act.)  ^==^  vxoXafi^vBip 
(Jusi).  Die  Auseinandersetzungen  von  Bousset  (die  Evangelien- 
citate  Justins  des  Märtyrers  S.  66  ff.)  dürften  in  diesem  Falle  nicht 
genügen. 

Le.  3, 16  =  Me- 1,  7.  8  =  ML  8, 11. 

a.  Just  DiaL  c  Tryph.  c.  49.  p.  268  C. 

ijrl  xop  %Qdapr]P  xoxafiop  xad-a^o/ispog  ißoa'  k/co  fihp 

vfiog  ßojtxl^fo  ip  vdaxi  Big  fiBzapoiap'  i^§Bi  öh  6  loxvQoxa- 
Qog  uov,  ov  ovx  bIuL  Ucavog  xd  vxoörjuaxa  ßaöxäöar  av- 
xog  v/iag  ßaxxlCBi  ip  xvBVfiaxi  aylq)  xal  xvqL 

b.  Just  Dial.  c  Tryph.  c  88.  p.  316  C. 

fj^Bi  yaQ  o  IcxvQoxBQog  fiov,  ov  ovx  bI(iI  Ixavog  xd  vxo- 
dij(i(txa  ßacxdcai. 

c.  Pistis  Sophia  p.  220,  4  ed.  Schwartze  et  Petermann. 

Propter  hoc  igitur  Johannes  ßaxxiöxrjg  ixQo^rifCBvOB  de  me 


14  Auflsercanonieche  Paralleltexte  %xx  Lc. 

dicens:  ego  fisv  ßajtrt^o}  vos  aqua  ad  (isravouxv  ad  remis- 
aionem  vestrorum  peccatorum;  veniens  post  me  praestat  me. 

d.  Job.  1,  26.  27. 

dxsxQl&fj  avTolg  o  Ucodvvrjg  Xiywv'  iyci  ßanxl^o  kv  vda- 
rc  fdiöog  vfimv  anjxeif  ov  vfieTc;  ovx  olöare,  o  oyrlam  fiov 
iQXOUBVoq^  ov  ovx  elfil  iyci  ^|£0^,  iva  XvCco  avrov  top 
Ifiavra  rov  vxoöijfiaroq. 

Zu  bemerken  a§iog  =»  Ixavog  ==*  TTW'  (vgL  Estk  7, 4:  ITV  I'^K 
=^  LXX:  ov  yoQ  a^iog).  Femer  ist  Ivoai  rä  vxodijiiara  =s  btb 
O^^bW  mit  Rücksicht  auf  Ex.  3,  5  (=  Jos.  5, 15):  Sj'^b:«-!)«?  =  LXX': 
Xvd^i  t6  v^oöfjiza  —  als  die  allein  richtige  Übersetzung  des 
Urtextes  zu  rcK^ognoscieren.  Sollte  die  Tom  ersten  Eyangelisten 
und  Justin  befolgte  Version  ßaardaai  auf  einer  Verwechselung 
von  MVD  und  bm  beruhen?  jedenlalls  zeigt  sich  auch  hier  die 
Benützung  des  ersten  Evangeliums  durch  Justin. 

Ic.  8, 17  =  Mt-  8, 12, 

a.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.  49.  p.  268  D. 

ov  To  xTvov  avxov  iv  t^  X^^Q^  avrov,  xci  öiaxaB'aQUl 
xT^v  aXcava  avxov  xoi  xov  ölxov  cvva^si  elg  xfjv  dxod^- 
xTjv,  x6  ih  oxyQov  xaxaxavCSi  xvqI  doßiöxqj, 

b.  Pistis  Sophia  p.  220,  7  ed.  Schwartze  et  Petermann. 

cujus  yentilabrum  est  in  sua  manu,  purgabit  suam  arenam, 
stipulam  fiBv  comburet  igne  haud  exstinguendo,  firumentum 
6s  övva^ei  in  suam  axoB-ijxfjp, 

Von  diesem  Theil  der  Täuferrede  finden  wir  eine  freie  Ci- 
tation  bei  Simon  Magus  nach  Uippolyt  (Ref.  Haer.  VI,  9): 
yiyovs  fihv  yag,  (ptjolj  o  xagjtog,  Iva  elg  xijv  äjtoO-i^xfjv  xed'y, 
x6  dh  axvQOVj  tva  xaQaöod^i  x(p  xvqL  Die  Abstammung  der 
ganzen  Täuferrede  Mt.  3,  7 — 12  =  Lc.  3,  7 — 17  —  also  auch  des 
unauflöslich  dazu  gehörigen  Verses  Mc.  3,  7.  8  (=  Lc.  3,  16  =  Mt. 
3,  11)  —  ergibt  sich  aus  dem  der  Hauptsache  nach  von  Mc.  un- 
abhängigen Zusammentreffen  von  Mt.  und  Lc.  (Vgl.  Weiss, 
Marcus  S.  45,  Matthäus  S.  100  ff.).  Man  beachte  den  Lc.  3,  17  er- 
haltenen Hebraismus:  ov  x6  jixvov  iv  xfj  ;je«(>l  avxov  =  *^tt>» 


Texte  und  Untersuchangen  zu  Lc  3, 17.  20.  21.  15 

Lc.  3, 20. 

a.  Just  Dial.  c.  Tryph.  a  49.  p.  268  D. 

xal  xovxov  avxov  xov  jtQoq)i^xfiv  övpsxsxXbIxbl  (  ßacUevg 
vfiwp  ^Hgcidfjg  €lg  g>vXäx^p. 

b.  Lc  3, 20. 

XQOCi^ipcsp  xal  xovxo  ijtl  jiaotv  [sc.  olq  kxolijöBv  xovfj- 
QOlg  o  *HQ<66fjg  t.  19],  xaxsxXsioev  [Cod.  Gantabr.:  kvixXst- 
öBv]  XOV  laHxvPTiv  iv  q>vXax^, 

Obiges  Justin-Gitat  lasst  sich  kaum  anderswoher  als  aus  dem 
dritten  Eyangelium  herleiten,  es  müsste  denn  bereits  das  Urevan- 
gelinm  diese  Notiz  enthalten  haben. 

Lc.  S.  21.  22»  =  Mt  8, 16  ==  Mc.  1, 10. 

1.  Ign.  ad  Ephes.  XVIII,  2.  p.  22, 14. 

og  lyBPinj&fi  xal  kßojtxlö&ij^  Xva  xm  xad-si  x6  vöcoq  xa- 
d-aglciß. 

2.  Ign.  ad  Smym,  I,  1.  p.  82,  12. 

yeyBwijiUvov  aXrid^Aq  ix  xaQ&ivov,  ßeßajtxiöfiivov  vjto 
^Imavvov. 

3.  Orig.  c  Geis.  I,  40.  Opp.  I,  357. 

vvvX  Sk  fiBxa  xfjv  xov  xaQd-ivov  yiwrfiiv  6  navx  elöipai 
hcayyBiXaiisvoq  KiXöog  xa  fjfidxBQa  xaxrjyoQBl  xov  jtOQa 
xov  ßajexlöfiaxog  q>avivxoq  aylov  xvBvpuzxog  iv  bIöbi  jcbqi- 
öxBQag, 

4.  Gels.  ap.  Orig.  c.  Gels.  I,  41.  Opp.  I,  357. 

Xovouivco^  g>flöl,  öol  xaga  x£  'Imavvi]  [%Q6av^  Cod.  Julian.] 

q>aöfia  oQvid'Og  Ig  aBQog  Xiysig  ijiijix^vai. 

5.  Orig.  c.  Cels.  I,  40.  Opp.  I,  356. 

^€^?  ^  xovxoig  ano  xov  xaxa  Maxd-alov,  x&xa  Sk  xal  xmv 
XoutSv  BvayyBXlmVt  Xaßcip  xa  xbqI  x^g  kxijcxaorjg  xw 
can^Qi  ßaxxiCfi(iiv(p  xaQa  xov  ^Icoappov  xBQioxsQag  [sc.  6 
KiXöog]  diaßaXXBip  ßovXexai, 

6.  Jusi  DiaL  c.  Tryph.  c  88.  p.  316  G. 

x6  xvBVfia  ovp  xo  ayiop  xal  dia  xovg  apd-gcijtovg ,  dg 
XQoiq>rjp,  ip  bIöbi  XBQiöXBQag  ijtinxtf  avxS. 

7.  Just  DiaL  c.  T^ph.  c.  88.  p.  315  CD. 

xal  xoxB  iX&opxog  xov  ^Iijoov  ixl  xop  *IoQdapi]p  xoxafitp, 


X6  Aussercanoniflche  Paralleltezte  zu  Lc. 

ev&a  6  'l(Daw7iq  ißojrci^e,  Tcaxt^ovxoq  xov  ^Itfiüv  kxl  zo 
vöcoQ^  xal  xvQ  avfjfpdiri  iv  xm  *IoQdavu,  xcä,  dvadvpxog  av- 

xov  dxo  xov  vöaxog^  dg  x€Qiox€Qav  x6  ayiop  xvevfia  Ixi- 
xxTJvat   kx*  avxov  iyQotpav  ol   djtoöxokoi  avxov  rovrov 

xov  Xqicxov  rjfiAv, 

8.  Severi  de  ritibus  baptismi  p.  24.  ed.  Boderianus.    [Agraph& 

p.  363.] 
Et  Spiritus  sanctitatis  in  similitadiaem  oolumbae  Yolans  de- 

scendit  mansitque  super  caput  filü 

9.  Tert  adv.  Valent.  c.  27. 

Super  hunc  itaque  Christum  devolasse  tunc  in  baptismatia 
sacramento  Jesum  per  effigiem  columbae. 

10.  Orig.  in  Joan.  Tom.  II,  6  (Lommatzsch  I,  112). 

oxB  x(5  otDfiaxtxci  slöei  ciaal  xsQiCxeQa  kq>btxaxai  fiexa: 
xo  XovxQov  avx(5. 

11.  Hilarius  in  Ps.  54,  7  (Opp.  I,  120). 

nam  et  in  columbae  specie  Spiritus  in  eum  volando  requie- 
vit  .  .  .  .,  ut  volando  requiescat. 

12.  Hilarius  in  Matth.  2,  6  (Opp.  I,  676). 

post  aquae  lavacrum  et  de  caelestibus  portis  sanctum  in  nos. 
spiritum  involare. 

13.  Orac.  Sibyll.  VII,  64—70. 

A,  SvQltj  xolXtj,  ^oLvlxmv  vjtaxov  avÖQcip, 
Olg  ijrsQsvyondvfj  xslxai  BfiQvxtaq  aXfifjt 
TXfj/Kov;  ovx  lyva^q  xov  cbv  Osov^  oq  nox^  iXovöev 
%QÖavov  iv  vdaxECöi,  xal  tjtxaxo  jtvevgia  ijt^  avx(pj 

Ö§  jtQlv  xal  yalrig  xs  xal  ovQavov  döxsQOBVxog 
Av&ivxtjg  ye  yivrjxo  Xoyco  üaxQogy  Jtvevfiaxi  d*  o/pqS 

2aQx   ivövöauBVog^  xa^vg  tjtxaxo  IlaxQog  ig  otxovg, 

14.  Iren.  I,  26,  1.  (Cerinthiani.) 

Et  post  baptismum  descendisse  in  eum  ab  ea  principalitate^ 

quae  est  super  omnia,  Christum  figura  columbae. 

15.  Hippel.  Ref.  haer.  p.  256.  (KrJQiv&^og.) 

xal   fisxa  x6   ßajtxiöfia  xaxsXrjXvd-dvai  elg  avxov  ix  xfjg 

vjtlQ  xa  oXa  av&svrlag  xov  Xqiöxov  iv  siösi  jiSQiöxsQag^ 


N  '-v   -V,-  N,'  s.-'*"*--^' 


Texte  und  Untersncfaungen  zu  Lc  3, 21.  22.  ^7 

16.  Epipk  Haer.XXVm,  1.  p.  110  D.  {Ki^Qiv»og.) 

xarelnXv&dpai  rov  Xqiötov  elg  avxov,  xovrioxL  to  JtVBv- 
lia  TO  ayiov,  iv  slöei  JteQioregag, 

17.  Epiph.  Haer.XXX,  16.  p.  140  B.  (Ebionaei.) 

djto  rov  avmd'sv  elq  avrov  tjxovtog  Xgiatov  kv  eldei  jre- 
QiöTBQag. 

19.  Epiph.  Haer.  LXII,  5.  p.  517  A. 

dia  xl  Sk  iv  alöei  jteQiazsQag  xarsXi^Xvß-e,  xalxot  ye  ocifia 
fifj  tpogioavy  xo  jcvev/ia; 

20.  Epiph.  Ancor.  c.  117.  p.  121 B. 

x6  dl   a/iov   jtvBVfia  iv  slösi  xegiöxegag  xaxißcuvev  ij€ 
avxov  elg  xa  vdaxa  xaxeXriXvd^oxa, 

21.  Epiph.  Anac.  p.  154  B. 

avBXd-wv  OJTO  xov  %QÖavoVf   axovoav  qxovrjv  jtotxgbg  Elg 

äxoriv  Ttagovxtov  xwv  (lad^wvj  elg  xo  vjtoöst^aij  xlg  6 
ftaQxvQovfjievog,  xal  xov  Jivevfiaxog  xov  ayiov  iv  elöei  xb- 
QioxBQag  xaxBQxofiivoVj  xa&ajtBQ  iv  xoXXalg  BfgqxafiBV 
aigiCBOiv  ....  inixad-BCpuivov  61  xov  jtvBvuaxog  xal  io- 
XOfiivov  ij€   avxov. 

22.  Ev.  sec.  Hebr.  ap.  Epiph.  Haer.  XXX,  13.  p.  138  B. 

xov  laov  ßaxxiC&ivxog  tjX&b  xal  ^ItjCovg  xcä   ißcatxlo^ii 

vjto  xov  ^Icoawov.  xal  dg  avrjXd^Bv  ajco  xov  vöaxog,  w- 
volyrfiav  ol  ovgavol  xal  bIöbv  xo  jtvBVfia  xo  ayiov  iv  bIöbi 
jiBQioxBQag  xaxBXd-ovCfjg  xal  BlöBXd-ovorjg  Big  avxov, 

23.  Clem.  AI.  Fragm.  ex  Nicetae  catena  in  S.  Lucam  III,  22.  p.  1013. 

Non  hie  hominis,  sed  columbae  similitudinem  deus  assum- 
psit,  quia  volebat  nova  quadam  apparitione  spiritus  per  co- 
lumbae similitudinem,  simplicitatem  ei  magnitudinem  de- 
darare. 

24.  Ephraem  Syr.  Ev.  concord.  expos.  ed.  Mösinger.  p.  42.  99. 

cum  illo   die  multi  baptizaventur,  spiritus  super  unum  de- 

soendit  et  quieyit qui  descendit  in  similitudine  co- 

lumbae. 

25.  Pistis  Sophia  ed.  Schwartze  et  Petermann.  p.  233. 

Et  post  parvum  tempus  mens  pater  misit  mihi  jtvevfia 
sanctum  xvjtm  columbae. 

26.  HippoL  Xoyog  Big  xd  ayia  &Boq)avBia  c.  5.  p.  40  ed.  Lagarde. 

xai  ßajtxicd-Blg  6  ^Irfiovg   BvO^iog  ävißt}  djto  xov  vöaroc 

Texte  n.  UnteTsnchnngen  X,  S.  2 


lg  Aussercanonische  Paxalleltezte  zu  Lc 

xäi  rivB(px^^ctv  avTco  ol  ovgapol,  xal  löov  to  jtvev/ia  rov 
d^eov  xariQxcrai  ivjlÖBi  JtSQiOTegag  xal  ifiu^ev  ix  avTov. 

27.  Lc.  3,  21.  22». 

lyivBTO  öh  kv  xA  ßajiziO&^vai  axavxa  rov  Xaop  Tcal  7^/- 
aov  ßajtTiod^ivtog  xal  jiQootvxofiivov  avB(px^}vai  rov  ot5- 
Qavop  xalxaxaßrjvcu  x6  jrpevfia  x6  ayiov  oa)fiaxix<p  eldei  dg 
jteQioxeQav  ijt"  avxov, 

28.  Eus.  Steph.  Suppl.  p.  270. 

xal  kjtl  xovxoig  ajtaöiv  %jöov,  q>r)OlVf  ßajtxicd^ivxog  xal 
jtQooev^afiBvov  hyivBxo  apoiyijvai  xov  ovQavov  xal  xaxa- 
ßrjvai  x6  Jtvsvfia  woel  jtCQiCxsQav. 

29.  Hilar.  in  Psalm.  138.  p.  1105  E. 

Alt  enirn  evangelista:  Et  baptizato  Jesu  confestim  ascendit 
de  aqua.  Et  ecce  aperti  sunt  coeli,  et  vidit  spiritum  Dei 
descendentem  de  coelo  sicut  columbam  venientem  in  ipsum. 

30.  Mo.  1,  10.  '  ^^ 

xal   evd^g   avaßalvwv  ix    xov   vöaxog    bIösv   cxi^ofiivovg 

[Cod.  D:  fjvvyfiBvovg  (sie),  Ev.  Hieros.:  ^ — '-^]  xovg  ovQa- 
vovg  xal  x6  jtVBVfia  og  jtsQiCXBQav  Tcaxaßalrov  slg  avxov. 

31.  Mt.  3,  16.  ^^ 

ßaxxio&slg  dh  6  %oovg  Bvd-vg  aviSri  axo  xov  vöaxog'  x(zi 

löov  dvBcßx^fjöav  ol  ovgavol  xal  sIöbv  jtVBVfia  xov  ^bov 
xaxaßalvov   coobI  jtBQiöxBQav,  igxofiBvov  ijt   avxop. 

32.  Job.  1,  32. 

xal  ifiaQxvQi]OBV  ^Iwawrjg  kiycov  oxi  XB^-iafiai.  x6  xPBVfia 
xaxaßatpop   wg  jibqiOxbqclp  i^  ovgapov,  xäi   ifisiPBP  in 


avxov. 


Unzweifelhaft  enthielt  die  yorcanonische  Evangelienquelle 
einen  Bericht  über  Jesu  Taufe.  Vgl.  Weiss,  Marcus  S.  47flF. 
Man  erwäge  nur  dies  Eine,  dass  die  vorausgegangene  Täuferrede 
Mt.  3,  7—12  =  Lc.  3,  7—17  sowie  die  nachfolgende  Versuchungs- 
geschichte  Mt.  4,  1 — 11  =  Lc.  4,  1 — 13  nicht  aus  der  Marcus- 
quelle, sondern  aus  der  von  Lc.  und  Mt.  gemeinsam  gebrauchten 
Torcanonischen  Quelle  stammt,  und  dass  der  Taufbericht,  der 
zwischen  beiden  Perikopen  zwischen  inne  steht,  mit  denselben 
pragmatisch  unlösbar  verbunden  ist.  Und  wie  der  Bericht  über 
Jesu  Versuchung,  obwohl  er  aus  den  Logia  oder  dem  Urevan- 
gelium  geflossen  ist,  Geschichte  enthält,  so  ist  auch  der  geschieht- 


Texte  und  Unteraucliangen  zu  Lc.  3,  21.  22.  19 

liehe,  der  erzählende  Charakter  des  Tauf  berichts  kein  Hindemiss 
gegen  seine  Zugehörigkeit  zu  den  Logia  =  Urevangelium.  Ja, 
es  ist  im  höchsten  Qrad  wahrscheinlich,  dass  der  ursprüngliche 
Bericht  über  Jesu  Taufe  die  canonischen  Darstellungen  an  Voll- 
ständigkeit übertraf.  Zu  dem  vorcanonischen  Quellenberichte  ge- 
hörte vermuthlich  die  Feuer-  und  Lichterscheinung,  welche  nach 
Justins  Quellen,  nach  zwei  altlateinischen  Handschriften  (Cod. 
Vercell.  und  Sangerm.  g^)),  nach  Ephraem,  nach  Seyerus  von 
Antiochien,  nach  den  Sibyllinen  und  Anderen  den  Vorgang  der 
Taufe  Jesu  bcigleitete.  ^)  Aber  auch  das  dem  Taufaot  vorausge- 
gangene Gespräch  zwischen  Jesus  und  Johannes,  von  welchem 
der  erste  Evangelist  Mt.  3,  14.  15  Kunde  gibt,  dürfte  in  der  vor- 
canonischen Quelle  noch  vollständiger  gelautet  haben.  Vgl.  in 
den  Agrapha  S.  361 — 372  den  Ezcurs  über  die  syrische  Tauf- 
liturgie des  Severus  sowie  in  den  Paralleltexten  Heft  U^ 
57—59. 

Zur  sprachlichen  Analyse  der  vorstehend  verzeichneten  Texte 
ist  Folgendes  zu  bemerken.  Die  Varianten  ip  eiöei  (welches  in 
den  aussercanonischen  Parallelen  bei  Weitem  vorherrscht)  =  in 
similitudinem  =  8p5^ci6=^er^effigiein^jrvjrQ>  =  wobI^  wg  sind 

tJbersetzungsvarianten  von  MWlä,  welches  auch  Salkinson  Mt. 
3,  16  zur  Rückübersetzung  von  coaal  in  Anwendung  gebracht 
hat  Von  diesem  D^lTTä  ist  looel,  wg  die  gut  griechische,  ip  elöei 
dagegen  mit  seinen  lateinischen  Absenkern  die  hebraisirende 
wortliche  Übersetzung,  wodurch  eine  materialisierende  Auffassung 
begünstigt  ward^  welche  durch  den  lucanisch-redaktionellen  Zu- 
satz: OiDfiarixä  sich  noch  mehr  verdichtete.  Von  hier  aus  ist 
ohne  Zweifel  das  ebenfalls  materiell  gedachte  ijtijir^vat  (Just., 
Gels.,  Orig.)  =  volare  (Sever.,  Hilar.)  ===  advolare  (Tert.)  =  in- 


1}  Man  vgl.  die  hierfiber  angestellte  Untersuchung  in  den  Agrapha 
S.  357  ff.  Zu  den  dort  erwähnten  Parallelen  ist  noch  nachzutragen:  £x- 
cerpta  Theodoti  §  81  ap.  Clem.  AI.  p.  988:  xal  zo  ßantioßa  ovv  dinkotv 
dvaXoywq^  xb  ßhv  ala^f[ibv  di*  vöaxoq,  xov  alaS^tjxov  nvQog  aßeaxi^Qiov, 
xb  Sk  voiixov  6ta  nyevfioxogt  xov  voijxov  nvgoqdXeSfjti^piov.  Femer  ist 
EU  Vgl.  Hom.  Clem.  XI,  26  p.  117,  9;  Recogn.  VI,  6;  IX,  7.  10.  Zahn, 
Forschungen  I,  124 f.,  Geschichte  des  Kanons  I,  2,  549 f.  Endlich  auch 
Nestles  Recension  Über  „Kayser,  das  Buch  von  der  Erkenntniss  der 
Wahrheit  oder  der  Ursache  aller  Ursachen"  —  in  den  GOttinger  gel.  An- 
zeigen 1894.  No.  2.  S.  85. 


20  AuBBercanoniBche  Paralleltexte  eu  Lc 

volare  (Hilar.)  entstanden.')  Im  Qaellentexte  stand  jedenfalls 
yy)  =  xaxaßaivsiv  «=»  xaxiQXBCO-at  «=»  TUXxBXnXv&ivai  =  desoen« 

disse.  Auch  die  Synonyme  dpadvvrog  (Just.)  =  dvtjXd-ev  (Bv. 
secTflebr.)  =»  dvißrj  (Mt,  HippoL)  =  dpaßaivfov  (Mc.)  führen  auf 
einen  gemeinsamen  Quellentext,  nämlich  b?!*^,  zurück.  Quellen- 
massig ist  ferner  dvecpxd^oav  und  dpeq^x^^cUf  mit  welchem 
Ausdruck  Mt.  und  Lc.  —  entgegen  dem  öx^^Ofiivovg  des  Mc  — 
zusammentreffen.  Man  vgl.  Ezech.  1,  1:  D'^tttth  Wr\&3  =LXX: 
xcd  rjvolx^-rfiav  ol  ovQavoL  Wenn  daher  Cod.  D  das  axi^ofii' 
vovq  des  Mc.  durch  dpoiyfiivovg  ersetzt,  so  ist  dies  ein  Symptom 
von  dem  Einfluss  des  vorcanonischen  Textes. 

Bemerkenswerth  ist  noch  der  Ausdruck:  feg  rijg  vjtlg  rä 
oXa  ayd^spTiag,  welcher  auch  in  dem  av&ivrrjg  der  Sibyllinen 
anklingt.  Man  vgl.  dazu  in  der  aussercanonischen  Taufformel 
Gonsi  V,  7  (mii^etheilt  Heft  II,  398)  die  analoge  Ausdrucks- 
weise: jjtl  av&Bvrla  rov  d-eov  rcov  oXcop  und  das  (S.  419—421) 

Bemerkte.  —  Nach  den  judenchristlich -gnostischen  und  nach 
doketischen  Anschauungen  vereinigte  sich  bei  der  Taufe  der  ava> 
XgcöTog  mit  der  menschlichen  Persönlichkeit  Jesu,  entsprechend 
der  modernen  Vorstellung,  wonach  das  messianische  Bewusstsein 
in  Jesu  erst  bei  der  Taufe  erweckt  worden  sein  soll  Nach  der 
ürrelation  dagegen  scheint  die  bei  der  Taufe  vorgegangene  Ver- 
klärung Jesu  lediglich  eine  apodeiktische  Bedeutung  gehabt 
zu  haben ;  ganz  so  wie  in  der  johanneisehen  Darstellung  dieses 
der  Fall  ist:  Jesus  sollte  durch  die  Taufe  vor  Israel  als  Messias 
deklariert  werden.    Vgl.  Joh,  1,  31.  34. 

Lc.  3,  22  =  Mt.  3, 17  =  Mc.  1, 10. 

a.  Cels.  ap.  Orig.  c.  Cels.  I,  41.  Opp.  I,  358. 

TIC  fjxovöBP   i§   ovQapov  qxovrig  elajtoiovöTjg  os  vlop  rtp 

d'EW; 

b.  Test  XII.  patr.  Benj.  c.  11. 

xal  dvaörtiQBxai  ix  rov  cntQfiaxog  (lov  €P  vöxiQOig  xaigolg 
dyajttjxog  xvQtov,  dxovcop  xr/p  tptop^p  avxov. 


'X./     ,   ■*%. 


1)  Die  neueste  Erörterung  hierüber  die  Abhandlung  von  Conybeare, 
the  Holy  Spirit  as  a  dove.    Expositor  1894.    Juni.    p.  451  ff. 


Texte  ond  Untexsuchungen  zu  Lc.  3,  22.  21 

c.  Test  XU.  patr.  Levi  c.  18. 

oi  ovQOPol  dvotyfjaopraij  xai  ix  rov  vaov  zijq  öo^ijq  ^^si 
ijt*  avrbv  aylaofia  fisra  qxDvrjg  JtaTQixrjg  €og  ano  l^ßQaccfi 
xcttQog  ^öaax. 

d.  Serer.  de  rit.  baptism.  p.  25.    [Ägrapha  p.  363.] 

ei  pater  qui  clamabat  e  sublimi  [p.  71:  ab  excelso]:  Hie  est 
filius  mens  dilecttts.  ^ 

e.  Dion.  Alex.  Fragm.  confutatioiiis  Pauli  Samosateni  ap.  Pitra, 

Analecta  s.  Spicilegio  Solesmensi  parata.  Tom.  IV.  p.  419. 

(ex  annena  versione.) 
et  Yox  facta  est  de  coelis  (a  Patre  dicente):  Hie  est  filius 
meus  dileetus. 

f.  Mt.  3, 17. 

xat  löov  fpcDV^  ix  zcov  ovQavSv  XiyovCa'  ovroc  iöriv  6 
viog  fiov  6  ayajtijTogf  iv  o  svöoxTjoa. 

g.  Mc.  1,  11.    ~^™^™^ 

xai  gxovh  ix  rmv  ovoavcov  oi)  sl  6  vlog  uov  6  aramrog, 
iv  cot  evooxTjoa. 

h.  Lc  3,  22»». 

xal  ^cov^v  ig  ovQavov  ysviod'ai'  ov  sl  6  vlog  fiov  6  aya* 
xfjTog^  iv  Col  sväoxfjOCL 

i  Cod.  Cantabr.  Lc.  3,  22. 

xal  ^p<DVf)v  ix  zov  ovQavov  feviad-ar  vlog  fdov  sl  av,  iyw 
orjfABQQV  ytyivvfixa  oe.  ^ 

t  Jnst.  Dial.  c.  Tryph.  c.  88.  p.  316  D. 

xal  g>oovri  ix  rSv  ovgavmv  afia  iXfjXv&si,  ^rig  xal  öia 
Aa:Ad  Xsyoiiivrj,  cog  ajio  JtQOöcSjtov  avrov  Xiyovtog  ojtBQ 
avrm  djio  rov  xazQog  IiibXXb  Xiyeöd^ar  vlog  fiov  el  av, 
iyci  o^fiSQOv  ytyivmpca  es, 

1.  Just.  DiaL  c.  Tryph.  e.  103.  p.  331 B. 

afia  Tfl5  dvaßijvai  avrov  djtb  rov  jtoraftov  rov  *IoQÖdpov, 
rrjg  q>an^g  avrm  Xsx^Blötjg'  'dog  fiov  sl  ov,  iy(D  ctjfiSQov 
ysysvvrpcä  es. 

m.  Clem.  AI.  Paed.  I,  6,  25.  p.  113. 

avrlxa  yovv  ßajiri^oftivip  rtp  xvqIo)  djt  oigavciv  ixT^itjOs 
q>mvfi  nagrvg  i^yajtrjfiivov  vlog  uov  sl  ov  dyaxnrog'  lym 
CfjfisQov  ysysvvrpcä  as. 


22  Aussercanonische  Paxalleltexie  zu  Lo. 

n.  Tychonius,  über  de  Septem  regulis  (Migne  B.  XVIII,  19). 
ille  cui  secundum  Lucam  dicit  in  baptismo:  filius  meus  es  tu, 
ego  hodie  genui  te. 

o.  Ev.  sec.  Hebr.  ap.  Epiph.  Haer.  XXX,  13.  p.  138  B. 

xai  fp(Dvfi  hyivBTO  ix  rot  ovQavov  Ziyovca'  ov  (lov  el  o 
vloq  0  dyaj[7]T6<;,  iv  öol  evöoxt^öa.  xal  jtaXiv'  iyco  crjUBQOV 
YsyivvTjxa  oe, 

p.  Ev.  infantiae  Arabicum  c.  54.  p.  209  ed.  Tischendorf. 

pater  publice  eum  ad  Jordanem  declarayit  hac  caelitns  voce 
demissa:  Hie  est  filius  meus  dilectus,  in  quo  acquiesco;  prae- 
sente  spiritu  sancto  m  forma  columbae  candidae. 

Nur  diejenigen,  welche  in  die  Evangelienforschung  auf  der 
Linie  Storr — Weisse  —  Holtzmann  —  B.  Weiss  nicht  tiefer 
eingedrungen  sind,  können  geneigt  sein,  die  aussercanonische 
Fassung  der  Himmelsstimme:  iyoi  ötjfiSQOV  yeyiwTpeä  öe  — 
für  quellenmässig  zu  halten.  Wer  dagegen  das  Marcusevange- 
lium  als  das  älteste  der  synoptischen  Evangelien  und  die  Ab- 
hängigkeit der  beiden  anderen  Synoptiker  von  Mc  anerkennt, 
und  wer  ausserdem  vollends  mit  Weiss  nicht  blos  ftir  Mt.  und 
Lc,  sondern  auch  schon  ftir  Mc.  die  Benützung  der  vorcanonischen 
Evangelienschrift,  der  Logia  oder  des  Urevangeliums,  zu  durch- 
schauen gelernt  hat,  kann  trotz  ihrer  weitreichenden  patristischen 
Bezeugung  —  mitgetheilt  Agrapha  S.  346—350.  465—467  — 
niemals  in  Versuchung  gerathen,  jene  aussercanonische  Lesart 
des  Cod.  D  und  einiger  Italae  für  einen  Rest  der  Urschrift  zu 
halten.  Denn  diese  Fassung  der  Himmelsstimme:  iyci  öfj/iCQOv 
ysyippTpca  öe  —  findet  sich  niemals  in  den  Marcus-Handschriften, 
niemals  in  den  Matthäus-Handschriften,  sondern  nur  bei  Lucas, 
und  auch  bei  ihm  nur  in  den  eben  erwähnten  —  acht  —  Hand- 
schriften, nämlich  Cod.  D  und  sieben  Italae.  Sie  findet  sich 
nicht  im  Vaticanus,  nicht  im  Sinaiticus,  nicht  im  Alexan- 
drinus,  nicht  im  Codex  Ephraemi,  nicht  in  den  syrischen  Über- 
setzungen, nicht  im  Diatessaron,  nicht  im  Evangeliarium  Hie- 
rosolymitanum,  welches  p.  522  bei  Erizzo  Miniscalchi,  p.  333 
in  der  Ausgabe  von  Lagarde,  den  Lucas-Text  in  canonischer 
Fassung  bringt.  Die  Genesis  der  apokryphen  Lesart  und 
ihrer  patristischen  Verbreitung  dürfte  sich  folgendermassen  er- 
klären. 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Lc.  3,  22.  23 

Die  ursprüngliche  Fassung  der  Himmelsstimme  aus  der  vor* 
canonischen  Quelle  ist  bei  Mt.  erhalten  (vgl.  Weiss,  Marcus 
S.  47),  entsprechend  der  declaratorischen  Bedeutung  des  Tauif- 
Yorgangs:  ovrog  loxiv  6  vioq  (lov  6  dyajtfjxoqf  iv  co  evöoxrjöa. 
Dagegen  „hat  Marcus  dieselbe  nach  Psalm  2,  7  (woraus  ja  die 
spätere  Überlieferung  dieselbe  noch  weiter  vervollständigte,  vgl. 
Justin,  dial.  103)  direkt  an  Jesum  adressiert  und  im  Zusammen- 
hang damit  die  ganze  Vision  Jesu  selbst  beigelegt"  (Weiss, 
Marcus  S.  49).  Lucas  hat  dieser  von  Mc.  gegebenen  Fassung 
der  Himmelsstimme  vor  der  des  TJrevangeliums  den  Vorzug  zu- 
erkannt. Der  judenchristliche  Redaktor  des  ältesten  Evangelien- 
canons aber  —  vielleicht  Ariston  von  Pella  (vgl.  Heft  II, 
449—456)  — ,  dem  wir  die  Redaktion  des  canonischen  Marcus- 
Schlusses  verdanken  und  der  auch  sonst,  namentlich  im  Lucas- 
evangelium, zahlreiche  redaktionelle  Eingriffe  in  den  Text  sich 
erlaubt  hat,  ist  als  der  Urheber  jener  Textänderung  in  Lc.  3,  22 
zu.  betrachten  ^).  Von  da  ist  dieselbe  in  die  Schriften  Justins 
übergegangen,  der  bei  seiner  traditionellen  Zuneigung  zu  dem 
Judenchristenthum  dieser  Fassung  von  Lc.  3, 22  vor  der  ihm 
doch  auch  bekannten  von  Mt.  3,  17  den  Vorzug  gegeben  hat, 
obwohl  seiner  Ghristologie  die  letztere  viel  besser  entsprechen 
mnsste.  Daraus  und  aus  der  schnell  nachgefolgten  Anerkennung 
des  Evangeliencanons  erklärt  sich  die  weitgehende  Verbreitung, 
welche  die  aussercanonische  Textänderung  von  Lc.  3,  22  (==  Ps. 
2,  7)  in  der  patristischen  Literatur  der  ersten  Jahrhunderte  ge- 
fanden hat. 

Aber  selbst  in  judenchristlichen  Kreisen  wurde  jene  Text- 
änderang nicht  allgemein  acceptiert.  Die  judenchristlichen 
Testamenta  XII  patr.  setzen  die  Fassung  von  Mt.  3,  17  voraus 
und  leiten  dieselbe  richtig  von  Gen.  22, 2  ab,  wo  Jehova  zu 
Abraham  sagt:  MHK  "WVt  HTm-n»  ?j3a-n«  =  LXX:  top  vlov 


1)  Wenn  Bousset  (S.  61)  die  judenchristliche  Tendenz  dieser  Text- 
änderong  bestreitet  und  sagt:  „dass  der  Inhalt  der  Taufstimme  judenchrist- 
lichen Charakter  zeige^  ist  unbeweisbar^',  so  möchte  man  antworten:  du 
willst  ein  Meister  in  Israel  werden  und  weissest  das  nicht?  Dem 
strengeren  Judenchristenthum  war  die  Taufe  das  Aequivalent  fQr  die 
übematflrliche  Geburt  Jesu,  welche  ja  auch  im  Hebräerevangelium  ge- 
strichen worden  war. 


24  Aussercanonifiche  Paralleltexte  sa  Lc 

60V  TOP  äyaxfjToVy  op  ^yaxricaq  —  eine  Ableitung,  die  auch 

durch  das  johanneische  Eyangelium   bestätigt  wird.    Denn  bei 
Johannes  ist  6  uopoysvhq  rto^,  welcher  Ausdruck  bei  den  Synop- 

tikem  nicht  vorkommt,  genau  soviel  als  der  synoptische  vloq  6 
dyajtf^Tog,  welcher  Ausdruck  bei  Johannes  fehlt    Nun  sind  aber 

schon  in  den  alttestamenthchen  Texten  aYaxtjrog  und  fiovoyevi^g 

_  gleichwerthige  Übersetzungsvarianten  von  Tn\  VgL  zu  Gen. 
22,  2  LXX:  äyajtfjzog  :=  Aquila:  ßOPoyBVfjq^  Prov.  4,  3  LXK: 
aycatciiiBvoq  ==  Aquila:  (lopoytvrjq.  Dadurch  wird  die  Ableitung 
des  vLoq  6  dycatfjtog  bei  den  Synoptikern  und  des  fiOPOYev^g 
bei  Johannes  aus  dem  T'in^  Gen.  22,  2  ausser  Zweifel  ge- 
steUt 

Diese  aus  Gen.  22,  2  abgeleitete  Taufstimme  Mi  3,  17  ist 
auch  in  der  älteren  Recension  des  Hebraerevangeliunos  (nach 
Epiphanius)  nicht  vergessen  und  nimmt  dort  in  dem  Taufbe- 
richte sogar  den  ersten  Platz  ein  noch  vor  der  anderen  aus  Ps. 
2,  7  adoptierten  judenchristlichen  Fassung.  In  der  späteren, 
durch  Hieronymus  erhaltenen,  Becension  des  Hebraerevange- 
liums  ist  die  Fassung  der  Himmelsstimme  gänzlich  entartet:  Fiü 
mi,  in  omnibus  prophetis  exspectabam  te,  ut  venires  et  requies- 
cerem  in  te.  Tu  es  enim  requies  mea  etc.  Mit  dieser  Fassung 
der  Himmelsstimme  nahe  verwandt  ist  die  Formulierung  im  £v. 
inf.  Arabicum:  Hie  est  filius  mens  dilectus,  in  quo  ac- 
quiesco. 

Endlich  ist  zu  bemerken,  dass  auf  die  canonische  Fassung 
der  Taufstimme  selbstverständlich  —  ausser  Gen.  22,  2  —  auch 
Jes.  42,  1  eingewirkt  bat.  Vgl.  dazu  Heft  H,  140—142  und  die 
dort  gegebenen  griechischen  Paralleltexte  und  ausserdem  Epi- 
phanius Ancor.  c.  35  p.  40  C:  svQfjxafiap  yag  apoo  kv  xalg 
&slaig  YQag>atg,  äg  q>?]OiP  ^Höätag,  dxb  xqoöwxov  tov  O-eov 
xal  xaxQog  xbqI  tov  fiopoyepovg'  ovrog  icxip  o  vlog  fiov  o 
dyajtrjTog,  slg  op  kym  rjvöoxTjCa,  op  rjyojtrjöep  tj  tpvxv  f^tov. 
Dass  aber  Jes.  42,  1  viel  mehr  ftbr  die  bei  der  Verklärung  Jesu 
berichtete  Himmelsstimme  in  Betracht  kommt,  darüber  vgl  die 
Erläuterungen  zu  Lc.  9,  35.  ^) 


1)  Zu  vorstehender  Untersuchung  macht  Prof.  Nestle  noch  aufmerk- 
sam auf  Lagard e,  Mitth.  IV,  306—309  (Weihnachtsfest). 


Texte  und  UntereachoogeD  zu  Lc.  3,  22.   4,  1.  25 

Lc4,l-.Mt.4,l»  =  Mc.l,12.  n\ 

a.  Exa  Theod.  §  77.  85.  p.  987.  988. 

cevxlxa  öovXog  ^€0v  afia  zS  dveXd^stv  rov  ßaxtlO(iaxoq 
xcü  xQoq  xmv  oxaB'aQxwv  Xiysxac  jrv€t;/iOTC^VT?77^^5: 
avxlxa  6  xvQiog  fiexä  x6  ßaxxiCfia  aaZsvexai  elg  fjuixeoov 
xvxov  xal  ylvexai  xqcoxov  fiexa  ^jjqIcop  ev  x^  äQtjfiq). 

b.  Jost  Dial.  c.  Tiyph,  c.  103.  p.  331  B. 

afuz  xw  ävaß^vai  avxov  äjto  xov  xoxauov  xov  ^loa- 
Oavov. 

c.  Mc.  1,  12.  13^ 

xai  eu^q  x6  xvevfia  avxov  ixßaZXn  elg  xfjv  iQtjfiOP  .... 

xai  ijv  fisxa  xAv  ^Tf^ltov. 

d.  Const  VII,  22.  p.  206,  20. 

xcbL  yoQ  6  xvQiog  vxo  *Ia>apvav  xqwxop  ßaxxiO&Blg  xal  slg 
x^p  s^fiOP  avXicd'Blg, 

e.  Mt4,  !•. 

xaxB  6  ^Ifjoovg  dpfjxO^  slg  xtjp  iQtjfiov  vxo  xov  xvevfiaxog, 
xiiQaöd-fjpai  vxc  xov  öiaßoXov. 

f.  Lc.  4,  1. 

^hfjöQvg  Sk  xXfjQfig  xpsvfioxog  aylov  vxioxQBfpev  dxo  xov 
'logiapov  xai  ijyexo  ip  xS  xpsvfiaxi  tp  xfj  iQfjfiq). 

Wie  bereits  oben  erwähnt,  ist  es  unzweifelhaft,  dass  die  vor- 
canonische  Evangelienquelle  eine  Darstellung  der  Versuchungs- 
geschichte  enthalten  hat,  und  zwar  nicht  in  der  kurzen  Notiz 
des  Mc,  sondern  nach  der  vollständigeren  Relation,  in  welcher 
der  erste  und  der  dritte  Evangelist,  ohne  von  Ma  abhängig  zu 
sein,  der  Hauptsache  nach  und  theil weise  wortlich  zusammen- 
treffen. Vgl.  Weiss,  Markus  S.  51,  Matthäus  S.  114 ff.  Dazu 
kommt  noch,  dass,  wie  im  Folgenden  nachgewiesen  werden  wird, 
eine  Anzahl  der  Textverschiedenheiten  —  nicht  blos  zwischen 
Mt  und  Lc.,  sondern  auch  bezüglich  der  hier  herbeigezogenen 
aussercanonischen  Paralleltexte  —  als  Übersetzuogsvarianten  eines 
gemeinsamen  hebräischen  Urtextes  sich  erläutern  lassen.  So 
drängt  sich  schon  am  Eingang  der  vorcanonischen  Quelle,  wie 
bei  dem  Taufbericht,  so  noch  viel  unbestreitbarer  bei  der  Ver- 
suchnngsgeschichte,  die  Wahrnehmung  auf,  dass  jene  Quellen- 
schrift nicht  blos  „Logia*^  im  strengeren  Sinne,  nicht  blos  Reden 


26  Aassercanoniache  Paralleltexte  zu  Lc. 

Jesu,  enthalten  hat,  sondern  auch  erzählende  Perikopen  von  solcher 
Abrundung,  wie  die  Perikope  Mt.  4, 1 — 11  =Lc.  4, 1—13  sich  giebt. 
Der  ursprüngliche  Eingang  der  Yersuchungsgeschichte  scheint 
in  dem  aussercanonischen  Textbestandtheile  aua  reo  dvaßfjvai 
(Just.)  =  afia  Tq5  avB^.&stv  (Exe.  Theod.)  erhalten  zu  sein.    Zu 

oLfia  YgL  man  das  Bvdxq  —  ajux,  adverbiahter  in  der  Bedeutung 
,,80gleich*^  gehört  zu  den  Eigenthümlichkeiten  der  von  Justin 
gebrauchten  Quelle,  vgl.  Credner,  Beitr.  I,  214  — ,  zu  avaßfjvat 
=  avBXd^Blv  vgl  das  avsXd^cov  des  im  Folgenden  zu  Lc.  4,  2  bei- 
gebrachten Epiphanius-Citates.  Die  Varianten  {caXsvetai  =  ix- 
ßaXXsrai  =)  dprJxO^f}  =  fjysro  lassen  sich  ungezwungen  auf  MS^n 
zurückfuhren.  Zum  Urtext  gehört  femer  Bv  tc5  nvBVfiaxi  ^ 
vxb  rov  jtvBvuaxog  =  nina,  während  der  Ausdruck:  xXtjQf^q 
jtVBvpLaxoq  speciell  lucanisch  ist.  Vgl.  Act.  7,  55;  11,24.  Der 
von  den  Excerptis  Theodoti  aufgenommene  Zusatz  des  Mc: 
xal  i}v  fiBxä  x(DV  d^riQloov  —  ist  einer  der  räthselhaftesten  Be- 
standtheile  der  Evangelien,  jedenfalls  aber  nicht  der  vorcano- 
nischen  Quelle  entstammtend. 

Lc.  4,  2  =  Mt.  4,  1*.  2.  =  Mc.  1,  13*. 

a.  Ephraem  Syr.  Ev.  concord.  expos.  ed.  Mösinger.  p.  47. 

Ad  similitudinem  trium  immersionum  (baptismatum),  quibus 
Salvator  baptizabatur,  tentatus  est. 

b.  Pseudo-Ign.  ad  Philipp.  IX.  p.  222,  27. 

naXiv  BiÖBg  av&Qoytov  xBOCaQccxopxa  TJftBQag  xal  rvxxag 
oyBVCxov  UBlvavxa  xoocpfjg  dpd^QOJjtlprjq, 

c.  Const.  VU,  22.  p.  206,  21. 

liBXBXBixa  hvrioxBVCB  xBOaaQaxovxa  rjfJiBQaq  xal  XBöCagd- 
xovxa  vvxxag. 

d.  Hom.  Clem.  XI,  35.  p.  119,  36.  120,  7, 

o  cbtoCxslXag  fjfiäg  xvQiog  r^nciv  xdL  JtQog>t)xTjg  v^rffiqöaxo 
^/itv,  dg  6  JtovrjQog  xBCöOQaxovxa  rjiiigag  diaXBX^Blg  av- 

x(p  xal  fifjöhv  övpfjO^Blg  jiQog  avxov  .  .  .  .  ^  xaxla  tj  xtp 
xvqIco  jTQoööiaXßxO'Blca  rniigag  xBCOagdxovxa  xal  firjdhv  öv- 
vfi&Bloa, 

e.  Hom.  Clem.  XIX,  2.  p.  178,  4. 

avxlxa  yovv  ofioXoyBl  [sc.  o  öiödcxaXog  'Irioovg]  ijd  XBCoa-- 
Qoxovxa  TjiiiQag  öiaXBxO-ipxa  XBXBiQaxivai  avxov. 


Texte  und  Unteranchmigen  zn  Lc.  4,  2.  27 

f.  Marc.  1,  13» 

xäi  f]v  iv  T^  ^QWV   TSOOaQccxovra  f^fi^gag  jteiQa^Ofievog 
vxo  xov  öaravcL 

g.  Mi  4,1^2.''^^^^ 

xeiQao&fjvcu  vjto  rov  öiaßoXov.   xal  vrjöxBVOaq  ^fiigaq  reo- 

M(MZxoi>Ta  xal  xtOöaQoxovra  vvxraq,  vcxbqov  ijtelvaaev, 

h.  Martyrium  Bartholomaei   (Acta  Apostolorum   apocrypba  ed. 
Tischendorf).  §  4.  p.  249. 
eha  6  vlog  rov  d'sov  hc  tfJQ  jtaQB-epov  yswrjd'Blg  xal  ye- 
yovcig  ävfjQ  xilnog  xal  ßajtxiöd^slg,  fisxa  x6  ßdjtxio/ia  vr^ 
Cxevcag  tjfiiQag  xecöagaxorxa,  vöxbqop  ijtelvaöev. 

i.    Epiph.  Anac.  p.  154  C. 

dvsXd^civ   äjto   xov  'logödpov,   oagxDc  xal  aXi^ivmg  vüto 
XOV  öiaßoXov  xsiQacd'slg  ev  xy  iQijua}  xai  xsivacag  vöxe^ 

QOV. 

k.  Lc.  4,  2. 

i^fiSQag  xsöOaQaxovxa  jiBiga^ofisvog  vjto  xov  diaßoXov.    xal 

ovx  Bg)ayBV  ovöhv  kv  xalg  rj^iigaig  kxBlvaig,  xal  öwxbXbO' 

&ei0c5v  avx(5v  iTtBlvaOBV. 

Von  hier  ab  setzt  neben  den  beiden  canonischen  Relationen 
eine  aussercanonische  —  von  Mt.  nnd  Lc.  unabhängige  —  Re- 
cension  der  Yersuchungsgeschichte  ein,  welche  uns  durch  das 
Martyrium  Bartholomaei  erhalten  ist  und  durch  hohen 
Quellenwerth  sich  auszeichnet.  Dieselbe  zeugt  in  Übereinstim- 
mung mit  den  Homilien,  den  Constitutionen  und  Pseudo- 
Ignatianen  (gegen  Weiss,  Matthäus  8.  114)  für  die  Quellen- 
mässigkeit  des  xBCCoQ&xovxa  ^fugag.  Die  Varianten  dürften  sich 
in  folgender  Weise  erklären:  tnjoxBvöag  =  d'^Bt^Oxog  (iBlvag  = 
ovx  B(payBv  ovöiv  =  b?»  »"b  —  vgl.  Lc.  7,  33  =  Mt.  i  1,  18:  fiixB 
iöd-lop  fi?]xe  jtlvmv,  welcher  Ausdruck  keineswegs  völlige  Speise- 
Enthaltung    voraussetzt   — ,  Oaxaväg  =  öidßoXog  =  o  JtovTj- 

Qog  =  ydtm  —  vgl  Heft  II,  99  — ^  vöxBgov  =  ovvxBXBOd^Biaäv 

avxäv  ««»nnK  —  vgl  Jerem.  29,  2:  n«X  '^nn«  =  LXX:  voxb- 
(H)j^  i^BX&ovxog  — .  Der  Ausdruck:  övvxBXBO&Bidciv  avxciv  ist 
eine  Incanische  Umschreibung.    Vgl.  Act.  21,  27. 


28  Aossercanoiusche  Paralleltexie  zu  Lc. 

Le.  4,  S  =  Ht.  4^  S. 

a.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.  103.  p.  331 B. 

xäi  yäg  ovxoq  6  öiaßoXog  .  .  ,  iv  rotg  dxo(iVi](iorBVfiaoi 
rmv  axocroXmv  yifQOjixat  jtgoaeXd-cip  avrtp  xäi  xeiga^ov. 

b.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.  125.  p.  354  D. 

ot€  yaQ  apd-Qcoxog  yiyovtv^  cog  jtgostjtoVj  XQocijXd'SV  av- 

rcp  o  diaßologj  Tovrioriv  ^  övvafiig  ixslvt]  ^  xal  o^ig  xe- 
xXTjfidpT]  xäi  oarapag,  jcsiga^iDV  avxov. 

c.  Mt.  4,  3. 

xal  xQOöBXd'Cov  6  jcBtQo^oov  sljtEV  ccvTcß'   sl  vlog  bI  xov 

d'BOv,  bIj€6  iva  ol  Xld^oi  ovTOi  oQxoi  fivcovxai. 

cL  Abdias.  Hisi  aposi  YIU,  4.  (Fabridiu.  Cod.  pseudepig.  N.  T. 
p.  676:) 
Ita  et  isti  dixit:  Die  lapidibus,  ut  panes  fiant,  et  mandnca, 
ut  Don  esuriaa. 

e.  Martyr.  BarthoL  §  4.  p.  249. 

xal  TjXd^Bv  6  jtBiQa^(Dv  xal  Xiysi  avxw'  diaxl  kxBlvaoag; 

bI  vlog  bI  xov  d-BOv^  bIm  ipa  ol  Ud-oi  ovxoi  oqxoi  vipfop- 

0  •'^^        «^^^^        ^^•^        ,/'^>»       ^\^-\  „ 

xai  xcu  q>ayB, 

f.  La  4,  3. 

dxBP  äk  avxm  o  diaßokog'  bI  iiog  bI  xov  d-BOV,   $hte  xw 
Xld-q)  xovxq},  Ufa  yipt/xai  agxog. 

Die  Zusätze  des  Martyr.  Barth.:  öiaxl  ijcBlpaaag  und  xal 
q>ayB  (=  et  mandnca,  Ps.  Abd.)  könnten  sehr  wohl  fteste  cfes 
tirtextes  sein.  Dagegen  ist  der  Zusatz  beiEphraem  (Mosinger 
p.  46):  Si  filius  es  Dei,  die  lapidibus  istis,  ut  panis  fiant  in  hoc 
momento  sicher  apokryph.  Anstatt  der  auf  die  Redaktion  des 
Lc.  kommenden  (vgl.  Weiss,  Matthaus  S.  116)  singularischen 
Fassung  hat  Cod.  D  zu  Lc.  4,  3  die  auch  vom  Martyr.  Barth, 
bezeugte  pluralische  Fassung  wieder  hergestellt 

Le«  4)  4  »»  Ht.  4, 4. 

a.  Herrn.  Sim.  IX,  11,  8.  p.  218,  25. 

iÖBljcvTjaa,  q}i]fiiy  xvqib,  Qi^fiaxa  xvqIov  oXtjP  xfjp  vvxxa. 


*^v,^  r^y     'N.^* 


Texte  und  Untenachusgen  za  Lc  4,  3.  4.  5.  29 

b.  Mariyr.  BarthoL  §  4.  5.  p.  249  sq. 

JMU  axBXQLB-ii'  ovx  kx  OQxcp  fiovm  ^^csrai  ap&QCDXog,  dXl^ 
ip  xavxl  ^ijiiOTi  d-sov. 

c.  La  4,  4. 

xal  oxbxqI^  XQoq  clvxov  6  ^Itjoovg'  yiyQaxraij  ort  ovx 
ix'  a(fxq>  fiovm  ^ijcsrai  6  avd-Qwxog, 

d.  Mi  4,  4. 

6  dk  äxox^&elg  ^J^v  yiyQoxrai'  ovx  ix*  oQxcp  fiovm 
C^CBTCU  6  apd^Qwxog,  aXX*  ixl  xüptI  Q^fiati  ixxoQsvofiivm 
6ta  arofiOTog  &€0v. 

e.  Deat  8,  3  LXX. 

Ott  ovx  ix*  aQtcp  (iovcp  ^^csrai  6  avd'Qcoxog^  akl*  ixl 
xayxl  ^riiuxxi  xA  ixxoQ€voftivq>  öia  axo/iaxog  O^eov  ^ijcexai 
i  iB^Qo^xog. 

Das  iÖBlxvijoa  des  Hermas  erinnert  an  die  Frage:  duxxl 
ixdvaaag;  zu  Lc.  4,  3  im  Mart.  Barth.  Die  Weglassung  der 
zweiten  Hälfte  des  Citates  aus  Deut  8,  3  in  Lc.  4,  4  ist  eine  von 
den  bei  Lucas  so  häufigen  Kürzungen  des  Quellentextes.  Cod.  D 
ZQ  Lc  4,  4  und  das  Martyr.  Barth,  bezeugen  den  Zusatz:  äXk* 
iv  xavrl  ^fjfuxxi  0-eov  als  quellenmässig. 

Lc«  4,  5  =  Mt«  4, 8. 

a.  Martyr.  Barthol.  §  4.  5.  p.  249  sq. 

xaXiv  xoQoZafißavec  xbv  *l7j(Sovv  zig  oQog  vxpr^Xbv  Xiav  xal 
öbIxwoiv  cctJxS  xdoag  xag  ßaoiXelag  xov  xoöfiov. 

b.  Ephraem  Syr.  Ev.  concord.  expos.  ed.  Mosinger.  c.  4.  p.  45. 

Iterum  sumpsit  eum  et  duxit  in  montem  quendam  excelsum 
valde. 

c  Mt  4,  8. 

xaXip  xaQaXafißapsi  avxop  6  diaßoXog  elg  oQog  vtprjXop 
Xlap  xcä  öeixpvoip  avxm  xaöag  xdg  ßaoiXeiag  xov  xoöuov 
x(u  XTjP  öo^ap  avx<5p. 

d.  Lc.  4, 5. 

xal  dpoyaycip  avxop  idei§sp  avxtp  xaöag  ßaCiXslag  x^g 
oIxovfiipTjg  fp  oxiyfiy  ;|f(>6rot;. 

e.  Coär  ColbÄ  Lc  4,  5  (9).  p.  71.  ed.  Belsheim. 

Et  duxit  iUnm  iterum  diabolus  in  montem  altissimum  et 
ostendit  illi  omnia  regna  orbis  terrae  in  momento  temporis. 


30  AnssercanoniBche  Paralleltezte  eu  Lc. 

GegenQber  Weiss,  welcher  (Matthäus  S.  120)  die  Variante 
olxovfidvfj  als  lucaniscben  Ausdruck  in  Anspruch  nimmt,  ist  auf 
Mi  24,  14  zu  verweisen:  Iv  oXtj  otxovfiiv^*  £s  sind  oXog  6 
xocuog  und  ojLtj  f]  otxovfiavt)  als  Übersetzungs Varianten  von 
f nKiT"b3  zu  betrachten.  Vgl  die  Bemerkungen  zu  Mt  28,  19* 
=  Mc.  16,  18  in  Heft  II,  397  sowie  die  späteren  Bemerkungen 
im  Kindheitsevangelium  zu  Lc.  2,  1.  Der  Zusatz:  xal  ryv  öo^ap 
avTWPf  der  nicht  nur  bei  Lc.,  sondern  auch  im  Martyr.  Barth, 
fehlt,  ist  von  dem  ersten  Evangelisten  aus  dem  folgenden  her- 
übergenommen. Siehe  nachher.  Ein  auffallender  Anklang  an 
unsere  Stelle  findet  sich  Apoc.  Baruch.  LXXVI,  3.  4:  ascende  igi- 
tur  verticem  montis  istius,  et  transibunt  in  conspectu  tuo 
omnes  regiones  terrae  istius,  et  figura  orbis,  etyertexmon- 
tium,  et  profundum  vallium,  et  profunda  maris,  et  numerus  flu- 
viorum,  ut  videas  quod  relinquis  et  quo  vadis.  hoc  autem  con- 
tinget  post  quadraginta  dies.  Ein  ähnlicher  Anklang  Apoc 
21,  10:  xal  djdjvsyxdv  fiE  iv  jtvevfiati  ix  OQog  (idya  xal 
vtpijXoVy  xal  eösi^dv  (loi  xrX.  —  Zu  notieren  ist  hier  noch, 
dass  das  Martyrium  Bartholomaei  in  der  Anordnung  der  drei 
Versuchungen  mit  Lc  zusammentri£ft. 

Lc  4,  6.  7  =  Mt  4,  9. 

a.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.  103.  p.  331  C. 

jtQoceXd-fDV  avT(p  xal  :nBiQa^G>v  fiixQ^  ^^^  tljtBlv  avrtp' 

JtQOOXVVtlOOV  fJtOl, 

b.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.  125.  p.  354  D. 

[o  öidßoXog  jteiQa^op  avrop]  xal  dya)vi^6(i£Pog  xaxaßaXetv 
öcä  xov  a^iovv  jtQöoxvpijaai  avrop. 

c.  Mart.  Barthol.  §  4.  5.  p.  249  sq. 

xal  Xbyer  ravxa  Jtavxa  ooi  öcioo)^  idp  yceöcip  xgoaxv- 
p^joiig  fiou 

d.  Mt  4,  9. 

xal  eljtep  avxtp'  ravxd  ooi  Jtapxa  öoioa}^  iap  jteocop  TtQOC' 
xvpTjor^g  fdoi, 

e.  Iren.  V,  21,  2. 

quemadmodum  meminit  Lucas:  Haec  omnia  tibi  dabo,  quo- 
niam  mihi  tradita  sunt,  et  cui  volo  do  ea,  si  procidens  ado- 
raveris  nie. 


Texte  und  Untersuchangen  zu  Lc.  4,  6.  7.  3| 

f.  Ephraem  Syr.  Et.  concord.  expos.  ed.  Mösinger.  p.  43.  45.  47. 
et  dixit  ei:  Mea  sunt  regna  omnia.  Mihi  datum  est.  Po- 
testatem  babeo  ego  super  omnia  haec. . . .  Regna  et  gloriam 
eorum  tibi  dabo  . . .  Cades  in  faciem  tuam  et  me  pronus  ado- 
rabis. 

g-  Hom.  aem.  VIII,  21.  p.  92,  2. 

xQoöeX&cov  oWy  mq  tc5p  xaQovxmv  c^v  ßaotXevg  t<5  rmv 
fiBXXovxmv  ßaaiXet  ig>fj'  xoßai  al  xov  vvv  xoOfiov  ßaci- 

Zetai   vxoxsivrac  ifiol<,    in    re  6  XQ"^^^  ^^^    ^   aoyvQog 

xal  xaoa  rj  zQv^h  xov  xoöfiov  xovxov  vnc  xalg  iuatq  iöxlv 

i^ovolaiq'   öio   xb6(ov    JtQOOxvvrjoov    (loi,   xal   6(6c<d   ooi 

xavxa  xavxcu 

h.  Lc.  4,  6.  7. 

Tuä  bIxsp  avx(p  6  öiaßoXog'  ool  öcio(o  xrjp  i^otxslav  xavxfjr 

atxacav  xcü  xifv  öo^av  avxäv,  oxi  ifiol  jtaQaöiöoxai^  xcu 

€p  idp  d'iXco  ölöoDui  avx^p'  öv  ovv  iap  nQOCxvprioxiq  ipci- 
xiop  ifiov^  söxai  oov  xaoa, 

i.  Cod.  Colbert.  Lc.  4,  6  (10).  7  (11).  p.  71.  ed.  Belsheim. 

et  dixit  ad  illum  diabolus:  Haec  omnia  mihi  tradita  sunt, 
et  cui  Yolo,  do  illa:  tu  vero  si  adoraveris  coram  me,  erunt 
tua  omnia. 

Von  dieser  Rede  des  Versuchers  existierten  augenscheinlich 
zwei  Recensionen,  bezw.  Versionen,  eine  kürzere,  bei  Mt.  und  im 
Martyr.  Barth,  erhalten,  und  eine  längere,  von  Lc  und  den  Gle- 
mentinen  benützt,  welche  letztere  wieder  in  zwei  verschiedene 
Zweige  auseinander  geht  Welchen  Text  Justin  gelesen  hat, 
kann,  da  er  nur  das  Schlusswort  der  Rede  {iiixQf'  '^ov  elxetp 
avxä'  xQocxvpTfiop  fwi)  angibt,  nicht  festgestellt  werden.  Gerade 
in  diesem  Fall  aber  ist  zu  ersehen,  wie  die  Weiss'sche  Evange- 
lienkritik  und  Quellenscheidung,  indem  sie  Yon  der  Annahme 
mehrerer  Versionen  des  Urtextes  absieht  und  die  aussercanoni- 
schen  Paralleltexte  nicht  herbeizieht,  zur  Lösung  der  Schwierig- 
keiten nicht  ausreicht.  Weiss  nimmt  an  (Matthäus  S.  120), 
xavxa  xapxa  in  Mt.  4,  9  sei  alleiniger  Urtext,  x'^p  i^ovolap  xov- 
Ti]P  axaöap  sei  nur  eine  lucanische  Erläuterung  davon.  Gewiss 
ist  i^ovcla  ein  bei  Lc.  beliebter  Ausdruck.  Aber  er  kommt  sel- 
tener in  den  Actis  als  im  Evangelium  vor;  er  findet  sich  10  mal 


32  Aussercanonische  Paralleltexte  zu  Lc. 

bei  Mc.  und  10  mal  bei  Mt^  namentlich  auch  an  solchen  Stellen, 
wo  die  hebräische  Quelle  zu  Ghrunde  liegt.  Vgl.  z.  B.  Lc.  12,  11 
=  Mc.  13,  9  =  Mt.  10,  18  und  dazu  Agrapha  S.  303  f.,  ferner 
Mt.  28,  18  und  dazu  die  Hilarius-Parallele:  Omnia  mihi  data  sunt. 
Siehe  Heft  II,  390  ff.  Man  denke  auch  an  das  häufige  Vorkom- 
men der  i^ovola  in  den  paulinischen  Briefen  und  in  der  Apo- 
calypse,  namentlich  Apoa  12,  10  («»  Mt.  28,  18),  wo  die  Corre- 
spondenz  mit  unserer  Stelle  Mi  4,  8  »=  Lc.  4,  5  deutlich  hervor- 
tritt. Vgl.  Apoc.  12, 10:  ißXfjd^fi  6  xazfjyfOQ  und  die  Bemerkungen 
Heft  II,  392.  Wer  daran  noch  zweifeln  wollte,  dass  in  Lc.  4,  6 
der  Ausdruck:  rrjv  i^ovalav  ravrijv  ajtacav  ein  Ausfluss  der 
von  Lc.  gebrauchten  Logia -Version  ist,  der  vergleiche  nur  das: 
vnb  ralg  iftaTg  korlv  ^ovalaig  in  der  von  Lc.  völlig  unab- 
hängigen Relation  der  Homilien.  Weiss  hat  femer  (Matthäus 
S.  120)  den  Zusatz  in  Lc.  4,  6:  xal  rt^v  öo^av  ovrcov,  welcher 
Lc.  4,  5  (»:  Mt.  4,  8)  fehlt,  als  eine  Nachholimg  dieses  vorher  von 
Lc.  weggelassenen  Satztheils  aufgefasst.  Aber  wenn  wir  den 
Text  der  Glementinen  vergleichen,  so  müssen  wir  das  Oegen- 
theil  ftlr  richtig  halten.  Denn  im  Clementinen-Text  findet  sich 
dieser  Satztheil  ebenfalls  hier  in  der  Rede  des  Versuchers,  in 
aussercanonischer  Fassung:  ^aoa  tj  tqv^tj  xov  xoöfiov  rovrov^ 
doch  so  dass  die  Identität  zwischen  äer  aussercanonischen  rQvq)i^ 
und  der  canonischen  66§a  nicht  zweifelhaft  ist.  Vgl.  Ex.  28,  2: 
rrjKfcnbl  liMb  =  LKX:  etg  rififip  xal  öo^av,  1.  Chron.  22,  5: 
triKtnb^  afl?b  =  elg  ovo/ia  xal  slg  ö6^av\  Jes.  3,  18:  tTTWpn  m 
=  LXX:  rf)v  öoBatK  aber  Prov.  4,  9:  rnÄSn  nnt3:>  =  LXX:  <jr€- 
q}avq)  de  rgv^r^g^  Symm.  rijg  öo^Tig.  Es  ist  hiemach  klar,  dass 
rQvg)'f]  =  öo^a  =  niÄttl  urtextlich  zu  Lc.  4,  6  =  Mt.  4,  9  gehört 
hat,  und  dass  die  Umstellung  nicht  von  Lucas,  sondern  von  dem 
ersten  Evangelisten  vorgenommen  worden  ist.  Zu  den  echten 
Bestandtheilen  der  Versucher-Rede  gehört  auch:  ori  ifiol  Jia- 
Qaöiöorat  (Lc.)  ^=  quoniam  mihi  tradita  sunt  (Iren.)  =  potestatem 
haSeo  ego  super  haec  omnia  (Ephraem)  =  vno  ralg  kfiaig  i^ov- 
olaig  earlv  (Hom.).  Das  Gegenstück  hierzu  ist  Jesu  Rede  am 
Schluss  des  Urevangeliums:  köod-t}  not  Jtaaa  k^ovöla  (Mt.  28,  18) 
=  omnia  mihi  data  sunt  (Hilarius).  Vgl.  Heft  II,  392.  Dem  Ho- 
milien-Text:  ütaöat  al  xov  vvv  xoöfiov  ßaöiJiBtai  vjcoxBivrac 
Bfiol  —  entsprechend,  erscheint  in  den  Clementinen  der  Sa- 
tanas als  0  JtQoOxaiQog  ßaaiXivg  oder  rmp  jtaQOVXoop  ßaoiXevg^ 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Lc.  4,  6.  7.  8.  33 


c     y 


ähnlich  Barn.  XVIII,  2.  p.  74,  2:  o  oqxcop  xaiQov  rav  vvv  rfjq 
dvofilaq.  Man  vgL  daza  noch  1.  Joh.  5,  19:  o  xoofiog  oZog  iv 
r<p  xopijqS  xelrai,  ferner  auch  2.  Cor.  4,  4:  o  d'sog  tov  atcovog 
TovTov,  desgleichen  Joh.  12,  31  =  Joh.  16,  11:  o  agxtov  tov 
xaofiov  Tovrov. 

Le.4,8*=Mt.4,10. 

a.  Hom.  Clem.  VIII,  21.  p.  92,  11. 

^oxQipaji£Pog^  ovp  fg^  yiyQaxTar  xvqiop  top  d-eop  oov 

g>oßfi9i^cii  xal  avTip  Xargevceig  iwpcp. 

b.  Hom.  X,  5.  p.  101,  26. 

ro5  i[ig>coZsvovri  ip  ry  vfiersQa  xaQÖlgt  öbip^  ofpn  wöxsq 
ix^öopreg  XiyrixB'  xvqiop  top  ^bop  $oßrjd-ipp  xal  avtfp 
ftoptp  XaTQevöeig. 

c  Deut  6,  13.  LXX, 

XVQIOP  TOP  d^eop  öov  q>oßi]d^ijay  xal  avrm  ftopo)  XaxQsv- 
OBig. 

d.  La  4,  8. 

xal  dxoxQid^elg  6  Tijöovg  eljtBP  avrS'  yByQOjtxac  jtQoaxv- 

p/^OBig  XVQIOP  TOP  d^BOP  OOV  xal  avtS  (aopco  XatQBVöBig. 

e.  Just  Dial.  c.  Tryph.  c.  125.  p.  354  D. 

dxoxQlvBTai  yixQ  avrtp'  yiyQajtxar  xvqiop  top  d^BOP  aov 

xQooxvpTJOBig  xal  avTCp  [lopco  XaxQBVOBig, 

-„..-V    -V     -•    »-.//^     -»...^  *~^->. -V 

f.  Just  Dial.  c.  Tryph.  c.  103.  p.  331  C. 

xdi   dxoxQlpaödui^  avT<p  top  Xqiotop'  vjtayB  ojtiag}  fiov^ 

OaTapa'  xvqiop  top  ^bop  öov  xQOOxvptiöBiq  xal  avrw  idopto 
XazQevöBig. 

g.  Pseudo-Ign.  ad  Philipp.  XII.  p.  226,  8. 

dxoxQtPBTar  vxayB,  oaxapä^  ovx  bIxbp'  vxayB  oxioco  f/ov 

—  ov  ycLQ  vxoOTQi'^ai  olog  re  —  dXXa'  vxar/B  oatapä' 
. . .  XVQIOP  ycLQ  TOP  ^BOP  OOV  XQOOxvp/jöBig  xal  avT(p  //opq} 
XaTQBvOBig. 

h.  Martyr.  BarthoL  §  4.  5.  p.  249  sq. 

XiyBi  avTq  6  xvQiog'  vxayB  oxlowjwv,  cazapa'  yiyQaxrai 

yOQ'    XVQIOP    TOP    ^BOP    OOV   XQOCXVPTjCBig    xal    aVTCp    flOPO) 

XcCTQCVÖBig, 

Texte  n.  Uoteraaebongeii  X,  9.  3 


34  AuBsercanonische  Paralleltexte  eu  Lc 

i.   Mt.  4,  10. 

rote  Zsysi  avraj  6  ^Itioovg'  vjtaye  caxava'  yiyQaxrai 
yao'  xvQiov  rov  d^sov  öov  XQoCxvvJjosiq  xal  avrc5  fi6rq> 
XaTQevöeig. 

k.  TertulL  Scorp.  c.  15. 

quod  audierat  diabolus  a  domino :  Recede  satana,  scandalum 
mihi  es.    Scriptum  est:  Dominum  deum  tuum  adorabis  et 
soli  servies. 

Die  Selbstständigkeit  der  in  den  Clementinen  fliessenden 
Evangelienquelle  zeigt  sich  femer  in  dem  q>oßi]&fiou  =  Ä^*»r  = 
LXX:  g>oßfi^öij  Deut.  6,  13.  Der  Zusatz  oxlooo  fiov,  welchen 
schon  Origenes,  Hieronymus,  Pseudo-Ignatius  als  unecht 
bezeugen,  findet  sich  doch  auch  wie  in  dem  einen  Citat  Justins 
so  in  dem  Martyr.  Barth.  Aber  es  ist  mir  wahrscheinlich, 
dass  aus  Mt.  16,  23  nicht  blos  dies  oxIöcd  fiov,  auch  nicht  blos 
das  scandalum  mihi  es  bei  Tertullian,  sondern  der  ganze  Satz: 
vxccye  oaxava,  sei  es  durch  den  ersten  Redaktor,  sei  es  bei  einer 
späteren  Textrecension  des  ersten  Evangeliums  nach  Mt.  4,  10 
yerpflanzt  worden  ist.  Das  Motiy  dazu  lag  nahe,  sobald  einmal 
die  nach  Lc.  und  dem  Mart.  Barth,  zweite  Versuchung  im  ersten 
Evangelium  umgestellt  und  dadurch  zur  dritten  und  letzten  ge- 
macht worden  war.  Dagegen  hätte  das  Wort  vxayt,  caravä 
Lc.  4,  8  keinen  Sinn  gehabt,  wie  es  denn  auch  hier  sowie  in  dem 
Clementinentext  mit  Recht  fehlt.  Die  ursprüngliche  Reihenfolge 
der  Versuchungen  ist  sicherlich  von  Lc.  eingehalten.  Justin 
hat  das  eine  Mal  aus  Lc,  das  andere  Mal  aus  Mt.  citiert.  Und 
Zahn  hat  recht,  wenn  er  (Gesch.  des  Kanons  I,  2,  490)  sagt,  dass 
der  Matthäustext,  welchen  Justin  in  Händen  hatte,  damals  schon 
eine  Geschichte  hinter  sich  hatte. 

Lc.  4,  9  =  Mt.  4,  5.  6\ 

a.  Martyr.  Barth,  c.  4.  5.  p.  249  sq. 

kyivBTO  xal  tqIttj  jceigaola  JtQoq  rov  xvqlov  dratpiQSi  yag 
avTOP  elg  ro  jctSQvyiov  rov  hgov  xal  Xiyer  el  viooTltov 
d^BOVj  ßaXe  aeavTOv  xarco, 

b.  Mt.  4,  5.  6*. 

rote  jtaQaXafjßavsL  avtop  6  öiaßoXoq  elg  r/Jr  aylav  xoXiv 

[Not.  Ed.  Cod.  Sin.  ed.  Tischendorf  p.  58:  x6  loväaXxov  oix 


Texte  und  Untersncbangen  zu  Lc.  4,  9.  10.  11.  35 

Bxsl'  dg  x^v  aylav  JcoXiv,  aX)^  iv  IsQOVöaXTJfi]  xcä  iartiasp 
mrop  ijrl  ro  xxBQvyiop  rov  hgov^  xal  XiyBi  avxcp'  sl  vlog 
el  rov  ß-BOVj  ßaXs  öeccvxov  xat<D. 

c.  Lc.  4,  9. 

marfBv  Sk  a^ixov  dg  %QovoaX7jfi  xal  iöxfjCBP  ijtl  x6  jtxs' 

Qvyiov  xov  le(f0Vj  xal  bIxbp  avxS'  d  vlog  bI  xov  d-BOVy 
ßaXB  öBcnnov  ivxBV&Bv  xaxa>. 

Das  Martyrium  Bartholomaei  sagt  ausdrücklich,  dass  die 
Versuchung  auf  des  Tempels  Zinne  die  dritte  {xqIxtj  jtBiQaola) 
gewesen  ist,  und  dieses  Zeugniss  muss  um  so  mehr  entscheidend 
sein,  als  der  Text  dieser  aussercanonischen  Relation  von  Lc.  un- 
abhängig ist,  vielmehr  der  Yon  Mi  benützten  Becension  der 
Yorcanonischen  Quellen  nahe  steht.  —  Übersetzungsvarianten 
des  gemeinsamen  Urtextes  sind  avatpBQBi  =  jtaoaXaußavBi  — 
fjyoYBV  ovror  =  WÄW^,  wie  Delitzsch  zu  Mt.  4,5  rüoküber- 
setzt.  Dagegen  stammt  der  Ausdruck:  Big  xfjv  aylav  jtoXiv  von 
der  Hand  des  Evangelisten.  Vgl.  zu  dieser  judenchristlichen 
Bezeichnung  der  heiligen  Stadt  Mt.  27,  53.  Man  sehe  femer 
Apoc.  11,  2,  wo,  verglichen  mit  dem  Lc.  21,  24  erhaltenen  Urtexte, 
der  judenchristliche  Apokaljptiker  für  %QovoaXj]fi  ebenfalls  97 
xoXig  fj  ayla  eingesetzt  hat  Man  erwäge  endlich,  dass  zu  Mt. 
4,  5  die  urtextliche  Lesart:  %QovöaX^(i  sogar  im  Hebräerevan- 
gelium erhalten  gewesen  ist    Vgl.  Agrapha,  S.  336f. 

Lc.4,10.  ll  =  Mt4,6^ 

a.  Pseudo-Ign.  ad  Philipp.  X.  p.  224,  14. 

oxi  xolg  ayyiXotg  avxov  ivxBXBtxac  xbqI  oov,  xal  ijtl  x^^' 
Q<ov  agovol  ob,  xov  ntj  XQOCxotpat  jtQog  Xld-op  xov  jcoöa 
oov. 

b.  Lc.  4,  10.  11. 

yifQajtxai  jag  oxi  xolg  ayyiXoig  avxov  ivxBXBixac  jtbqI  öov 
xov  öiaqwXa^ai  CBy  xal  0x1  kxl  x^^Qciv  agovolv  ob,  fi/jjtoxB 
XQOOxotpug  JiQog  Xlß-ov  xov  jtoöa  oov, 

c  Mt  4,  6^ 

yiygccjtxai  jclq  oxi  xolg  ayyiXoig  avxov  kvxBXBlxat  jrepl  öo\\ 
xal  ixl  ycipcSj;  agovolv  ob,  fdi]jroTB  jiQoax6^7]g  xoog  XlD-ov 

XOV  jioöa  oov, 

3* 


30  AussercaDoniBche  Paralleliexie  so  Lc. 

d.  Psalm.  91,  il.  12.  LXX. 

ort  xoli  ayyiXoiq  avrov  ivrakeirai  x6qI  oov  rov  dus^vXa- 
§ai  Iv  jtaaaig  xatq  oöolg  oov  ixl  ^cipcSf  aQovol  öe,  fi^xore 
jtQOOxofpijg  JtQog  Xlß-ov  rov  jtoöa  öov. 

Zu  bemerken  ist  die  Abweichung  des  pseudo-ignatianischen 
Textes  von  der  auch  in  den  canonischen  Parallelen  befolgten 
Version  der  LXX. 

Le.  4, 12  »  Mt  4, 7. 

a.  Martyr.  Barthol.  §  5.  p.  250. 

Xiysi  avrS  6  xvQtog'  ovx  ixxeiQaaeig  xvQiov  rov  ß^eop 
oov. 

b.  Mt  4,  7. 

I9P?;  avrä  o  ^Ifjoovg'  jtaXtv  yijQOJixav  ovx  kxjtet^aoeig  xv^ 

QlOP   TOP  &£0V  Oov, 

c.  Lc.  4,  12. 

xal  djiGTcgid-Blg  bIjisv  avrm  6  *If)Oovg  ort  eiQfircu'  ovx  Ix- 
XBigdosig  xvqiov  rov  ß-eop  oov, 

d.  Deut  6,  16.  LXX 

ovx  kxüiBLQaOBig  XVQIOV  rov  ^bov  oov. 

Zu  ovx  kxjcBiQttöBig  bemerkt  Meyers  Commentar  (Die  Eyt. 
des  Mc.  und  Lc.  von  Bernhard  Weiss  und  Johannes  Weiss 
herausgegeben  S.  362):  „Vielleicht  nahm  Lc.  dies  als  Befehl,  den 
„Herrn*^  Jesus  nicht  zu  versuchen.^*  Bezüglich  des  im  Martyr. 
Barth,  erhaltenen  Textes  muss  dieses  „Vielleicht^^  fallen.  Denn 
hier  fehlt  das  jtaXiv  yiyQajtrai  des  Mt.  und  das  ori  Blgijrai  des 
Lc.  Der  Satan  soU  Jesum  als  seinen  Herrn  und  Gott  nicht  ver- 
suchen! Dieser  Sinn  entspricht  auch  dem  Zusammenhang  von 
Deut.  6,  16  und  lässt  die  dritte  jtBiQaola  als  die  Spitze  aller  Ver- 
suchungen erscheinen. 

Lc.  4, 13  =  Mt  4, 11*. 

a.  Hom   Clem.  VIII,  22.  p.  92,  13. 

jtXrjv  6  r(Sv  aOBßSv  ßaoiXsvg  xara  jtoXXa  rov  rSv  bvob- 
ßcov  ßaoiXia  oiQog  ro  tavrov  ßovXrjfia  jtagayBiv  XBCQcifievog 
xal  fi^  övvrjd^Big  kjtavoaro. 

b.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.  125.  p.  355  A. 

xal  ^rr?]fiivog  xal  iXijXBy/iivog  ajcivBVOB  rors  6  öiaßoXog. 


Texte  and  üntenuchungen  zu  Lc.  4, 12.  13.  Mt.  4, 11.  37 

c.  Martyr.  Barthol.  §  5.  p.  250. 

xäi  dg>avf)g  iydpero  6  öiaßolog. 

d.  Lc.  4,  13. 

xcH  cwreXiöccQ  xavra  xBiQaöfiov   6  öidßoXog  djtiartj  djt' 
ceixov  axQi  xoioov  [C!od.  Cantabr.  yooi^ov]. 

e.  Clem.  AI.  Eclog.  proph.  §  53.  p.  1002. 

kop  g^fjor  xäi  axiöxri  ax   avxov  elq  xaigov. 

f.  Mt  4,  11* 

roT£    awlriCiv    avxov   6    diaßoXoq    [Syr.    Cur.    add.:    axQi 

Die  ftinf  Varianten:  aq>av^  ylveo^ai  —  jravao&ai  —  ajto- 
vsveiv  —  aq>iivai  —  dütootrivai  gehen  waKTSchernlTcii  au?  das 
Qoellenwort  bin  zurück,  welches  ,,ent8ch winden,  hinschwinden, 
aufhören,  ablassen,  absehn^^  u.  s.  w.  bedeutet.  Vgl.  Fürst  I,  377^. 
Daas  die  im  dritten  Evangelium  gebrauchte  Version  djtoorijvai 
dem  Incanisch-paulinischen  Übersetzungstypus  angehört  hat  und 
schon  vor  Lc.  vorhanden  gewesen  ist,  beweist  2.  Cor.  12,  8,  wo 
Paulas  unter  tiefsinniger  Bezugnahme  auf  die  dreimalige  Ver- 
sachung  Jesu  sagt:  rgig  tov  xvgtov  jtaQaxdXeoa^  Iva  djtoarfj 
ax  ifiov^  und  wo  durch  die  von  den  besten*Zeugen  beglaubigte 
Lesart:  ayyeXog  caxäv  (nicht  caravä)  die  Bezugnahme  auf  die 
Versuchungsgeschichte  noch  deutlicher  hervortritt,  sofern  hiemach 
nicht  ein  Engel  des  Satan,  sondern  der  Satan  selbst,  wie  bei  Jesu 
Versuchung,  so  bei  Paulus  als  Versucher  erscheint,  der,  wie 
er  den  Meister  verlassen  hat  —  axicrtj  djt  avxov  nach  Lc. 
— ,  so  auch  den  Jünger  verlassen  soll:  djiooxy  dn  iuov  nach 
Paulus.  Die  weiteren  Varianten:  axQt  xaioov  (Lc.)  =  aygi 
XQOPOV  (D)  =  alg  xaigop  (Clem.  AL)  setzen  das  üebräische  r?"!? 
Toraus  und  beweisen  dadurch,  dass  dieser  Textbestandtheil  zur 
Quelle  gehört  hat. 

Mt  4>  11*  =  Mc.  1, 1S^ 

a.  Exe.  Theod.  §  85.  ap.  Clem.  AI.  p.  988. 

(og  ap  fjdfj  ßaöiXsvg  dXrjd'fjg  vjt    dffiXmp  inöti  öiaxovslxat. 

b.  Just.  Dial.  c.  Thryph.  c.  79.  p.  305  C. 

xtQi  ov  öiaxopBtv  yeYQafifiivoi  elolp  ol  ayyaXoi. 

€•  Mc.  1,  13«. 

xcü  ol  arffBXoi  öitpcovovp  avxm. 


38  Aussercanonische  Paralleltexte  su  Lc. 

d.  Mt  4,  11^ 

xal  löov  ayytXoi  jcQoCfjX&ov  xäi  öitjxopovp  avrfß. 

e.  Aphraates  Hom.  XX.  p.  321  ed.  Bert.' 

Und  die  Engel  dieneten  ihm,  wie  oben  gesagt  war  in 
seinem  Eyaugelium:  Die  Engel  kamen  herab  und  dieneten 
Jesus. 

Der  letzte  Schluss  der  Versuchungsgeschichte  ist  von  Lc.^ 
der  gerne  —  und  am  Ende  der  Perikopen  besonders  gerne  — 
kürzt,  weggelassen.'  Daftlr  bezeugen  die  Worte  Mc.  1,  13^:  xci 
Ol  ayyBloi  ditjxovow  avrqi  — ,  dass  der  zweite  Evangelist  den 
Versuchungsbericht  in  seiner  ganzen  Ausdehnung  vor  sich  hatte. 
—  Das  „kamen  heraV*  im  Aphraates-Text  leitet  Zahn  (Gesch. 
des  Kanons  1, 1,  126)  aus  Joh.  1,  52  ab.  —  Zum  ganzen  Ver- 
suchungsbericht vgl.  Weiss,  Marcus  S.  47.  51. 

Lc.  4,  20. 

a.  Diatessaron  Arab.  ed.  Ciasca  p.  9^. 

Et  plicuit  librum  reddiditque  illum  ministro,  et  abiit  et 
sedit. 

b.  Lc.  4,  20*. 

xal  Jtrv^ag  ro  ßißXiov  djtoöovg  t<5  vjctjQhT^  kxad-iOBV, 

Die  Perikope  Lc.  4, 16 — 30,  die  erste  in  Marcions  Evangelium, 
soll  nach  der  Intention  des  Lc.  ein  Ersatzstück  sein  an  Stelle 
von  Mc.  6,  1 — 5,  welcher  Abschnitt  bei  Lc.  fehlt,  wohl  aber  vom 
ersten  Evangelisten  Mt.  13,  53—58  reproduciert  worden  ist.  Ob 
bereits  das  Urevangelium  eine  analoge  Perikope  enthalten  hat, 
ist  schwer  zu  entscheiden.  Jedenfalls  hat  Lc  seinem  Quellen- 
bericht eine  starke  redaktionelle  Überarbeitung  angedeihen  lassen. 
Dagegen  hat  derselbe  sicherlich  den  ursprünglichen  Standort  des 
Berichts  wiederhergestellt.  Das  Motiv  dafür,  dass  Jesus  nicht 
Nazareth,  sondern  Kapemaum  zum  Mittelpunkt  seines  Wirkens 
in  Galiläa  gemacht  hat,  tritt  bei  Lc  ebenso  deutlich  zu  Tage, 
wie  das  Programm  für  das  galiläische  Wirkungsjahr.  —  Das 
aussercanonische  abiit  im  Diatessaron  bezieht  sich  auf  das 
Weggehen  von  der  xai^töga  in  der  Synagoge  und  die  Rückkehr 
auf  den  Platz. 


Texte  und  Untersuchangen  zu  Lc.  4,  20.  22.  39 

Lc.  4,  22  =  Mc.  6,  S  =  Mt  13,  55. 

a.  Celsus  ap.  Orig.  c  Cels.  VI,  34. 

dioTij  olfiai^  . .  fjv  rixTCOp  T?}r  rixvfjv. 

b.  Mc.  6,  3. 

ovx  ovrog  Ioxlv  6  rixTcav,  6  vloq  rrjg  Maglaq; 

c.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.  88.  p.  316D. 

xäi    TSXTOVog   vofit^Ofiipov    —    xahxa   yuQ   rä  xexxopixa 

Igya  elgya^exo  kv  dp&Qcojtoig  mv^  aQOXQa  xäi  Cv/a^  öia  tov- 

x(ov  xal  xa  xrjg  öixaioov P7}g  ovfißoXa  diöacxwv  xai  ipsQYf 
ßiov. 

d.  £y.  Tbomae  Graece  A.  XIII,  1.  p.  152  ed.  Tischendorf. 

6  öe  Jiaxi^Q  avxoZ  xixxmv  /yr,  xal  ijtoUi  kv  x^  xaiQq 
ixelpq}  oQoxQa  xäi  Cvyovg. 

e.  £y.  Thomae  Latinum  XI.  p.  175. 

Erat  architector  Joseph  et  faciebat  ipse  aratra  et  juga 
bobunu 

f.  Ev.  Thomae  Cod.  D.  XXXVII.  p.  105. 

Erat  autem  Joseph  architector  et  faciebat  juga  boum  et 
aratra  versoria  ad  culturam  apta  ligneosque  operabat  lecto& 

g.  Ev.  Pseudo-Matth.  XXXVII.  p.  105. 

Et  cum  esset  Joseph  faber  lignarius  et  nihil  aliud  ex  ligno 
operaretur  nisi  juga  bobum  et  aratra  et  terrae  versona  et 
culturae  apta,  ligneosque  faceret  lectos. 

h«  Actus  Petri  c  Simone  c.  23  p.  71.  ed.  Lipsius. 

Simon  autem  dixit:  Audaciam  habes  loqui  de  Jesu  Nazareno, 
fabri  filio  et  ipsum  fabrum,  cujus  genus  in  Judaea  posi- 
tum  est? 

i.   Et.  inf.  Arab.  c.  38.  p.  201  ed.  Tiscbendorf. 

Josephus  autem  per  totam  urbem  circumiens  dominum  Jesum 
secum  ducebat,  cum  propter  opificium  ejus  homines  illum 
accerserent,  ut  portas  ipsis  et  mulctralia  et  spondas  et  arcas 
conficeret;  eratque  cum  ipso  dominus  Jesus  quocunque 
ibat.  """^  ""~" 

Im   Vorstehenden    sind    die    wichtigsten    aussercanonischen 
Anf&hrungen   zusammengestellt,   die  an   das   canonische  —  von 


40  Aussercanonische  Paralleltexte  zu  Lc. 

Lc.  wie  Mt.  gleichmässig  weggelassene,  also  wohl  nicht  zur  vor- 
canonischen  Quelle  gehörige  —  rixrop  des  Mc.  anknüpfen. 

Lc,  4,  24  =  Mt.  13,  57  =  Mc.  6, 4. 

a.  Didasc.  II,  58.  p.  280  =  Const.  II,  58.  p.  88,  21. 

ovÖBlg  yctQ  ngotpi^xriq,  ^tjoly  öexrog  iv  r^  Idla  nargldi. 

b.  Lc.  4,  24. 

ovÖBiq  3tQoq>fix7iq  öexrog  ioriv  kv  tw  ^taroldi  lavxov. 

c.  Joh.  4,  44. 

nQO(jpritriq  iv  t(j  löla  jtaQlöi  rtfifjv  ovx  l;^««. 

d.  Mt  13,  57. 

ovx  lanv  xQoq>rirfjq  aripiog  el  (irj  kp  rf}  löia  narolöt  xal 
ip  T^  olxla  avtou 

e.  Mc.  6,  4. 

ovx  söTiP  jtQoqtrjTTjg  ati/iog  el  fiij  ip  xy  xarglöi  havxov 
xal  xolg  övyyepBvOip  ctvxov  xal  ip  xy  olxla  avxov. 

Die  Annahme,  dass  die  Abschnitte  Lc.  4,  16—30  =  Mc.  6, 1 — 6 
=  Mt.  13,  53 — 58  ursprünglich  identisch  seien,  findet  namentlich 
auch  durch  vorstehendes  Logion  einen  festen  Anhalt,  welches  Lo- 
gion alle  vier  Evangelisten  gemeinsam  haben.  Die  Stellung 
dieses  Logion  bei  Johannes  spricht  auch  dafür,  dass  die  ganze 
Perikope,  welcher  es  angehört,  bei  Lc.  am  ursprünglichen  Stand- 
ort —  am  Anfang  der  galiläischen  Wirksamkeit  Jesu 
—  erhalten,  dagegen  von  Mc.  und  in  Folge  dess  auch  von  Mt. 
umgeschaltet  worden  ist.  Für  jtaxglg  bietet  sich  rnbi^a  dar, 
welches  von  den  LXX  Esth.  2,  10;  8,  6  mit  jiaxglg  übersetzt  wird, 
aber  auch  (z.  B.  Gen.  12,  1)  die  Übersetzung  ovyyipeia  zulässt. 
Der  Urtext  würde  dann  folgendermassen  zu  reconstruieren  sein: 
inibilaa  «'^Djb  lins  ^Ä.  Zu  erwähnen  ist  jedoch  noch,  dass 
wie  hier  ov  ötxxog  und  axifiog  correspondieren,  so  zu  Mt.  10,  41 
die  Varianten  dixeod-at  und  xi/iap  auftreten.    Vgl.  Heft  II,  127  f. 

Lc.  4,  Sl  =  Mt.  4, 13. 

a.  Tert.  adv.  Marc.  IV,  7. 

Anno  quintodecimo  principatus  Tiberiani  [Marcion]  proponit 
eum  [deum]  descendisse  in  civitatem  Galilaeae  Capharnaum. 


Texte  and  Untersuchungen  zu  Lc.  4,  24.  31.  32.  41 

b.  Dial.  de  recta  fide  ap.  Orig.  Opp.  I,  823. 

Ijrl  TißiQlov  KalaaQog  ijtl  xQOPCOP  TliXatov xarfjk&ev. 

c.  Ibidem  p.  S68  sq. 

€l  yoQ  xäi  jtQOTSQOP  iXaXei  rs  intiyyiXXhrOy  ovts  ayraHitog 
^v,  ovTB  TOTE  XQ&TOV^  äq  (paöiv,  kx\  TißsQlov  xareX&cQV 
ItpavTi  ip  KatjpaQvaovii. 

d.  Lc.  4,  31. 

xoü  xaxfjXd^Bv  slg  Ka<paQvaovu  jioXiv  xriq  FaXiXalag  [D 
add.:  ttjv  xaQadaXaaaiov  Iv  ogloiq  ZaßovXmv  xäl  N€g>d^a' 
Xslfi],  xal  rji;  diöaoxop  avtovg  hv  xotg  öaßßaaiv. 

e.  Mt.  4,  13. 

xal  xaraXixmv  xrjv  Navaga  iX&ojv  xartpxrjaep  slg  Kaq>aQ' 
vaovfi  r?)p  jtaQa&aXaöclav  iv  ogloig  ZaßovXmv  xal  Ns^- 
^aXsl/i. 

Auch  die  sicher  vor  Entstehung  des  Lucasevangeliums  ge- 
schriebene Notiz  des  ersten  Evangelisten:  xaraXcxciv  rfjv  Na- 
Caga  —  lässt  einen  Vorgang,  wie  den  Lc.  4,  16 — 30  geschilderten, 
als  wahrscheinliches  Motiv  der  Übersiedelung  Jesu  nach  Kaper- 
naum  erkennen.  Der  Zusatz:  r^/r  JtaQa&aXaöCiov  xrX,  ist  viel- 
leicht ein  Rest  des  Quellentextes,  da  in  diesem  Falle  beides  sich 
erklärt,  sowohl  das  bei  dem  ersten  Evangelisten  Mt.  4,  14.  15  aus 
Jes.  9,  1  f.  beigeftlgte  alttestamentliche  Citat  als  die  Einfügung 
dieses  Zusatzes  zu  Lc.  4,  16  durch  Cod.  Bezae,  der,  wenn  auch 
keineswegs  immer,  so  doch  häufig  gerade  bei  Lc.  und  den  hier 
▼orgenommenen  Änderungen  und  Ergänzungen  von  der  Quelle 
abhängig  erscheint.  —  Marcion  lässt  mit  einem  Sprung  von 
der  in  Lc.  3,  1  gegebenen  Zeitbestimmung  nach  Lc.  4,  31  sein 
Evangelium  beginnen,  indem  er  das  xar^Xd^ev  gnostisch-doketisch 
als  ein  Herabkommen  Gottes  vom  Himmel  darstellt.  Vgl.  Hippol. 
Ref.  Haer.  VII,  31  p.  396  ed.  Duncker:  x^Q^^S  yBvioea)g  Ixh 
xevrtxaiSexaTco  rrjg  ^yenovlag  TißsQlov  Kalöagog  xaTeX7]Xv&^' 
vai  ccvrov  avod^ev. 

Lc.  4,  S2  =  Mt.  7,  29  =  Mf .  1,  22. 

a.  Just  Apol.  I,  14.  p.  61  D. 

ßQax^  di  xal  avvTOiioi  xaQ  avxov  Xoyoi  ytyovaaiv  ov 
yag   ao^iöxtjg   vx^qxbv,   äXXu   övvafiig  d'sov  6  Xoyog  au- 

TOt    1JP. 


42  Aassercanonische  Paxalleltexte  su  Lc 

b.  Just.  DiaL  c  Tryph.  c.  102.  p.  329  C. 

^  ycLQ  Tov  laxvQov  avrov  Xoyov  övvafiic^  öi*  >/$  del  fßsyx^ 
Tovg  ov^fiTovinag  avxm  ^agiocuovg  xai  ygaiifiazslg. 

c.  Lc.  4,  32. 

ort  iv  i^ovola  tjv  6  Xorog  axtov. 

d.  Mt  7,  29. 

riv  ycLQ  ötöaaxcov  ccvrotg  dg  i^ovolap  tx<op,  xai  ovx  (og  ol 
ygafifiaxetg  ovrciv. 

e.  Mc.  1,  22. 

Tjv  yoQ  öiöaoxwv  avrovg  oog  i^ovolap  l^^r,  xai  ovx  <og  ol 
YQafifiatBlg, 

f.  Exe.  Theod.  §  3.  ap.  Clem.  AI.  p.  966. 

öwafiig  yoLQ  ol  koyoi  rov  xvqIov, 

Richtig  nimmt  Weiss  (Matthäus  S.  224)  mit  Rücksicht  auf 
Lc.  7,  1:  ijteiöfj  kjtXriQooev  Jtavta  ra  gri/data  vavxa  —  an,  dass 

Mt.  7,  28*:  xai  kyivBxo  oxb  irikeasv  6  ^Itjoovg  rovg  X6yot)g  rov- 
TOvg  als  abschliessende  Formel  der  Bergpredigt  bereits  in  der 
vorcanonischen,  nach  seinem  Ausdruck  apostolischen,  Quelle  ge- 
standen haben  müsse,  indem  er  jedoch  die  Lucas-Parallele  eine 
„wortliche  Umschreibung^*  nennt,  während  sie  thatsächlich  eine 
andere  Übersetzung  des  Urtextes  repräsentiert.    Vgl. 

V   ••    T  •   ♦   ;    -  T  »       -  -  :  •  t  - 

Mt.  7,  28 :  xai  iyivsro  ore  iri/ieöev  6  ^Itjoovg  rovg  Xoyovg  roi- 

Tovg  — 

Lc.  7,    1 :         ij^tid?)  ij(X?jQO}0ep  Jtavxa  xä  Q/juara 

xavxa. 

Dieselben  Varianten  üiXi]qovv  =  xtXuovv  =  luixhlhlv  finden 
sich  zu  Mt  23,  32  im  Pseudo-Petrusevangelium  uud  in  der 
Esra-Apokalypse,  und  ich  habe  bereits  nachgewiesen  (Heft 
Ü,  279  f.);  dass  die  Version  jtXfjQOvv  für  nis  schon  bei  den  Sep- 
tuaginta  vorkommt  Dagegen  würde  es  befremdlich  sem,  wenn 
Lc,  ohne  dass  ihm  eine  andere  Version  des  hebräischen  Urtextes 
als  die  vom  ersten  Evangelisten  gebrauchte  vorgelegen  hätte, 
das  an  dieser  Stelle  richtigere  ixeXeoep  durch  das  weniger  ge- 
eignete ijtXi^Qcoaev  „umschrieben''  hätte.  Immerhin  aber  erkennt 
Weiss  die  Quellenmassigkeit  von  Mt  7,  28*  (=  Lc.  7,  1)  an. 
Dagegen  schliesst  er  merkwürdiger  Weise  Mt.  7, 28^.  29  =  Mc.  1, 22 
=  Lc.  4,  32    von   der  Quelle  aus.     Hier   kommen   uns   aber  die 


Texte  und  Unienuchungen  zu  Lc.  4,  32.  5,  5.  43 

atissercanonischen  Paralleliexte  zu  Hilfe,  indem  sie  uns  zu  k^ovala 
die  Variante  övpaiiig  bringen,  welche  auch  durch  1.  Cor.  2,4 
beglaubigt  wiri  Es  ergeben  sich  hiemach  folgende  Über- 
setzungen: 

Idvpafiig  &6OV  6  Xoyog  avzov  tjv  (Just.) 
efujPo^  ol  XoyoL  rov  xvqIov  (Theod.) 

iv  i§ovalg  riv  6  Xoyoq  avxov  (Lc.) 

Dazu  kommt  in  den  Citaten  Justins  derselbe  Gegensatz 
gegen  die  ^Qioaiovq  xäi  ygafifiatBlg  (==  aog)iaTag)  wie  bei  Mc. 

und  Mt.  Man  Tgl.  ov  yaQ  oo^iorrjq  vjitjqxbv  (Just.)  =  ovx  cog 
Ol  YQafifiarBlg  (Mc.)  Mi  Endlich  vgl.  man  auch  1.  Cor.  1,  20: 
jrov  Cotpog;  xov  yQauficttevg ;  1,  Cor.  2,  4:  o  Xoyog  giov  . . .  ovx 

iv  xeiß^olg  Cog>lag  Zoyoig,  dXZ^  hv  axoöel^ei  JtVBVfiaxog  xal  öv- 
vdf^Biog,  und  dazu  Just.  Dial.  c  Tr.  c.  102  p.  329  C:  17  yag  rov 
loxvQov  Xoyov  övvafiig. 

Lc.  5)  5. 

a.  Cod.  Cantabr.  Lc.  5,  5. 

6  de  JHficov  ajtoxQslg  [sie]  elxev  avrq)'  öiödoxaXs,  6i*  oXrig 
rijg  pvxrbg  xoxidoavreg  ovöhv  iXdßofiep'  im  de  rm  Q^/iarl 
aov  ov  fuj  jtoQoxovoofiai  (xaQaxovaofiev). 

b.  Lc.  5y  5. 

xai  dxoxQi&slg  UliiODv  elx€V'  ixioraxa,  dt  oXrjg  wxxog 
xoxidoavxeg  ovöhv  iXdßofiev  ixl  de  xfp  Qi^fiaxl  öov  xaXaoca 
xd  ölxxvdL 

Die  Perikope  Lc.  5»  1 — 11  soll  nach  der  Intention  des  dritten 
Evangelisten  ein  Aequivalent  bilden  zu  den  parallelen  Erzählungen 
Mc  1,  16— 20=  Mt.  4, 18-22.  Eine  eingehende  Textvergleichung 
zeigt  aber  sofort,  dass  hier  nur  Mt.  aus  Mc.  geschöpft  hat,  dass 
aber  für  Lc.  eine  andere  Quelle  floss.  B.  Weiss  (Marcus  S.  55 — 
58.  Matthäus  S.  124.  125)  hat  endgiltig  festgestellt,  dass  hinter 
dem  Berichte  Mc.  1, 16 — 20  eine  frühere  Quelle,  etwa  das  Ur- 
evangelium,  nicht  zu  suchen  ist  Aber  auch  Lc.  5,  1—11  ist 
nicht  aus  dem  Urevangelium  geflossen.  Sonst  würde  man 
den  Einfluss  des  Urevangeliums  in  der  Matthäusperikope  (Mt. 
4, 18 — ^22)  spüren  und  Verwandtschaften  mit  den  in  Lc.  5,  1 — 11 
hervortretenden  eigenthümlichen  Zügen  entdecken.    Auch  träcrt 


44  Aussercanonische  Parallelteite  su  Lc 

der  Abschnitt  Lc.  5,  1  —  11  durchaus  selbstständigen  Typus.  End- 
lich sind  auch  die  Varianten  dieser  Perikope  gänzlich  anderer 
Art  als  die  Varianten  der  aus  der  vorcanonischen  Hauptquelle 
geflossenen  Evangelientexte.  Während  in  der  älteren  patristiacheu 
Literatur  Anklänge  an  Lc.  5,  1 — 11  sich  gar  nicht  finden,  sind 
die  Varianten  der  Handschriften  sehr  zahlreich.  Der  Cod.  Bezae 
gibt  ein  völlig  verändertes  Schriftbild.  Aber  die  auf  Schritt 
und  Tritt  hervortretenden  Textänderungen  sind  mehr  sti- 
listischer und  grammatischer  Art,  ohne  dass  sie  auf  einen 
hebräischen  Urtext  hinweisen.  Lucas  hat  also  hier  sicher 
eine  seiner  Nebenquellen  benützt.  Der  ursprüngliche  Vorgang 
und  der  ursprüngliche  Zusammenhang  ist  zweifelsohne  Joh. 
21,  1 — 11  richtig  erhalten.  Die  Perikope  Lc.  5,  1 — 11  gehörte 
eigentlich  in  die  Auferstehungsgeschichte.  Daher  auch  das  stark 
ausgeprägte  Sündenbewusstsein  des  Petrus  Lc.  5,  8.  In  dieser 
Anpassung  freue  ich  mich  mit  Weiss  zusammengetroffen  zu  sein. 
Vgl.  Leben  Jesu  I,  429  ff. 

Le.  5, 8. 

a.  Cod.  Cantabr.  Lc.  5,  8. 

o  öh  Slf/cDP  jtQOödjteosv  avrov  roTg  xoo\p  Xiycov  naQa- 
xaXca  ,  e^eXd^e  ast    kfiov,  ort  avfiQ  afiaqrcoXoq  elfiit  xvQte. 

b.  Lc.  5,  8. 

löwp  ÖS  Ulficop  nixQoq  jeQOCejtsösp  zotg  yovaötp  *I?jOov 
Xiy<DP'  e^eX&s  aji   ifiov,  ort  dprjQ  aftaQxoXoq  slfiCy  xvQie, 

c.  Cod.  Colbert.  Lc.  5,  8.  p.  73.  ed.  Belsheim. 

Cum  videret  autem  Simon  Petrus,  procidit  ad  pedes  Jesu 
dicens:  Pro  te,  exi  a  me,  domine,  quia  homo  peccator  sum. 

d.  Diatessaron  Arab.  ed.  Ciasca  p.  10*. 

Cum  autem  vidisset  Simon  Cephas,  procidit  ad  pedes  Jesu 
et  dixit  Uli:  Domine,  petoate,  ut  a  me  recedas,  quia  homo 
peccator  sum. 

Dass  mit  dem  Cod.  D,  den  Italae,  der  syrischen  Version 
auch  Tatian  zusammentrifft,  beweist,  dass  das  jragaxaXco  bereits 
im  Archetypus  des  Cod.  D  zu  lesen  war.  Vgl.  Heft  I,  36.  47. 
Das  Evang.  Hieros.  liest  hier:  Exi,  discede  a  me,  quia  ego 
homo  peccator  sum.  Domine  mi  (,isn)* 


Texte  und  Untersachungen  zu  Lc.  5, 10.  11.  45 

Lc.  5, 10. 

a.  Cod.  Cantabr.  Lc  5,  10. 

fjCav  <J^  xoivawol  avrov  ^laxoßog  xal  ^/(Davrjg,  vlol  Zeße- 
dcdoV  6  6b  djtsv  avroTg'  öevzs,  xal  ftt)  ylvecd^B  aXulg 
Ixdvmv  xoirjöa)  yaQ  vfiäg  aXutg  dv&Qoijtcov. 

b  Lc.  5,  10. 

o/iolcog  6h  xäi  *IaxG)ßop  xal  ^Imavptiv  viovg  Zeßsöalov,  ot 
ffiav  xoivmvol  rtp  Stfiwvi.  xal  ebiev  jtqoc  tov  2i(i(ova  6 
^Ifjöovg'  li^  q>oßov'  dxo  rov  vvv  äv&QfoJtovg  ?öj;  ^oyQdop. 

c.  Mc.  1,  17. 

xal  dxev  avxolg  6  %j6ovg'  öevre  oyrlocD  fiov,  xal  xoir}Ca> 
vuag  Ysvici^ai  aXieTg  äpd-ooijKOV, 

d.  Mt.  4,  19. 

Tcal  XiyBi  avtolg'  devTS  oxloco  (lov,  xcct  jtoifjoo)  vfiag  aXutg 
dp&Qoixop.  ^^ 

Mit  y.  10.  11  müBdet  Lc.  in  die  Darstellung  des  Mc.  ein 
und  gibt  dadnrch  seiner  anderswoher  entnommenen  Einschaltung 
einen  synoptischen  Schlnss. 

Lc.  5^  11. 

a.  Cod.  Cantabr.  Lc.  5,  11. 

ol  de  dxovoaPTBg  xavxa  xariXeitpap  ixl  rfjg  yfig,  tuA  ^xo- 
Xov&ficap  avT(3. 

b.  Lc.  5,  11. 

xci  xaxayarfopteg  ra  xXola  ixl  r^p  y^Pf  dq>iprBg  xdpxa 
i^xoXov&f/Oap  avT(p. 

c.  Mc  1,  18. 

xäi  Bv&vg  ofpipxBg  rd  ölxrva  ^oXov07)öap  avrcp. 

d.  Mt  4,  20. 

ol  6h  Bvd'ia}g  dtpipxBq  rd  6lxxva  7)xoXov&i]öap  aixw, 

e.  Mt  4,22.  ^ 

oi  6b  BvO'ia}g  dtpipxBg  x6  xXoTop  xal  xop  xaxiQa  avxcip 

TjxoXovB^oap  ccix<p. 

In  Lc  5, 11  klingt  nach  der  canonischen  Fassung  der  Mar- 
CQ8*Text  noch  denÜicher  an.  Die  aussercanonische  Fassung  des 
Cod.  D  erinnert  an  das  Incanische:  TcaxaXixcop  xdpxa  (Lc.  5,  28) 
sowie  an  ein  von  Agathangeln s  überliefertes  Herrenwort:  bX 


46  AnssercanoniBohe  Paralleltoxte  za  Lc 

riq  ag>f]öei  xavxa  xrL  Vgl.  Agrapha  S.  404.  —  Hiermit 
schliesst  die  Perikope  Lc.  5,  1 — 11,  von  deren  zahlreichen,  aber 
meist  werthlosen,  Varianten  vorstehend  die  wichtigsten  mitge- 
theilt  sind. 

Lc.  5,  U  =  Mt  8,  4  =  Mc.  1, 44. 

a.  Lc.  5,  14. 

djteX&cov  6sl§ov  öeavzdv  rm  legst  xäi  jtQooipeyxs  jteQl 
Tov  xad-agiögiov  öov,  xad-cog  XQOöixa^BV  Mtovarg  elq  fiaQ- 
TVQiop  avrolg. 

b.  Cod.  Cantabr.  Lc.  5,  14. 

ojteXO^B  öe  xal  öbI^ov  obovxov  reo  UqbX  xdL  jtQoospeyxa  jrsQi 
TOV  xad'aQia/iov  öov  xad-atg  JtQocixa^ev  McDvorjg,  Xva  elg 
fiagxvQiop  7j  vfitp  xovxo, 

0.  Marcion  ap.  Epiph.  Haer.  XLIL  p.  312  B.  322  D.  =  Tert  adv. 
Marc.  IV,  9. 
ajtBX&cop  öet^op  oeavxop  xm  legst  xäi  jtgocipsyxe  Jtsgl  xov 
xa&agiöfiov  öov,  xaO-cog  jtgooixa^s  Mmvc^g,  tpa  {j  fiagxv- 
giop  xovxo  vutp. 

-  "^   >*.^^  ^^_.         .*^-v.      , 

d.  Syr.  Cur.  Mt.  8,  4. 

vjcaye  obovxop  ösl^ov  xotg  Isgsvoip  xäi  Jtgoöipsyxs  xo 
OmgoPy  xa&a)g  jtgoösxa^sp  Mwvöfjg,  ipa  ij  elg  (lagxvgiop 
avxotg. 

e.  Mt.  8,  4. 

vjtaye  öeavxop  öet^op  reo  leget  xäi  Jtgoötpeyxov  xo  öiSgop, 

o  Jtgoaixa^ep  Movoijg  elg  (iagxvgiop  avxotg, 

f.  Mc.  1,  44. 

vjraye  oeavxop  dst^op  xm  legst  xäi  jtgooipeyxe  xegl  xov 
xa&agiOfiov  Cov^  a  Jigocixa^ep  Man^aijg  elg  fiagxvgiop  avxotg. 

g.  Didasc.  VI,  19.  p.  332  =  Const.  VI,  19.  p.  180,  24. 

jtogsv&e)g  öet^op  ösavxop  xqi  ägxieget  Tcal  jtgooipeyxe  xo 

öcogop,  o  jtgooixa^e  Ma}oijg  elg  fiagxvgiop  avxotg. 

Mit  der  Perikope  Lc.  5,  12—16  =  Mc.  1,  40—45  =  Mt.  8, 
2 — 4  betreten  wir  wieder  urevangelisches  Gebiet.  Vgl.  Weiss, 
Marcus  S.  71  ff.  Matthäus  S.  226.  Ohne  Zweifel  ist  die  ürrela- 
tion  in  Mt.  8,  2 — 4  erhalten.  Wenn  aber  Weiss  in  Folge  dess 
nur  das  vjtaye  des  Mi  und  Mc,  nicht  aber  das  ajteXd^Ap  des 
Lucastextes  als  Urtext  gelten  lässt,  so  fehlt  hier  eben  nur  noch 


Texte  Qnd  Untersuchungen  zu  Lc.  5, 14.  17.  20.  47 

die  Erkenntniss,  dass  wir  in  diesen  canonischen  sowie  in  den  — 
Ton  Weiss  nicht  berücksichtigten  —  aussercanonischen Varianten: 
cutsld-s  (Cod.  D)  =  xoQBV&elg  (Didaac,  Const.)  verschiedene 
Übersetzungen  von  -fb  vor  uns  haben.  Man  vgl.  nur  das  djtiX- 
d^ers  =  jtoQBV6C&6  =  jtoQSvd-ivreg  =  djtBkd^opreg  =  xeQiXovreg 
des  Taufbefehls,  Heft  II,  393  ff.  Ebenso  ist  nicht  blos  a  urtext- 
lich, sondern  ebenso  o  als  Version  des  indeclinablen  lOK.  Da- 
gegen  ist  das  aQxuQsl  der  Didasc.  und  Const.  sichtlich  apokryph. 

Le.  5, 17  =  Mc.  2,  2. 

a.  Cod.  Cantabr.  Lc.  5,  17. 

xäl  iyivBTO  iv  ftia  xöiv  i^ftsgäv  avrov  öidaöxovrog  övveX- 

&bZv  Tovg  g>aQioalovg  xal  vofioötöaCxaXovg.  TjOav  öh  cvp- 
BXffXvd'orBg  ix  Jtaarjg  x(D(ii]g  rijg  FaliXalag  xal  %vdaiag 
TOV  laod-ai  avTovg. 

b.  Lc.  5,  1 7. 

xciL  lyivBxo  iv  ftia  rcov  rjfiBQmv,  xal  avrbg  rjv  öiöacxmv' 

xcä  Tjöap  xa&rjfiBvoi  (paQiöaloi  xal  vofioöiöäöxaXoi,  ot  y^Cav 
'  iXfjXxyd-OTBg  ix  xaorjg  xcifirjg  xrjg  FaliXalag  xal  *Iovöalag 
xal  %QOVöaXf}fi*  xal  övpafiig  xvqIov  t/v  stg  rb  läcd^ai  av- 
rovg  [avrov]. 
c  Mc.  2,  2. 

xal  cvvrixBi^av  JtoXXol,  ciörB  fdTjxin  ;^e»()£fi;  fiijÖB  rd  jtQog 
Tfv  dvQav,  xal  iXaXsi  avrotg  rov  Xoyov. 

S^u  Lc.  5,  17  ist  Cod.  D  geeignet,  ein  Missverständniss  auf- 
zuhellen, welches  in  den  canonischen  Text  sich  eingeschlichen 
hat  Die  Unwahrscheinlichkeit  nämlich,  dass  bereits  am  ersten 
Anfang  seines  galiläischen  Wirkens  judäische  und  insbesondere 
jerusalemische  Pharisäer  und  Schriftgelehrte  zu  Jesu  gekommen 
seien,  fallt  in  Cod.  D  hinweg  durch  das  weggelassene  of,  auf 
welches  selbständig  folgt:  rjoav  iXtjXv&orsg  =^  man  war  zusam- 
mengekommen, d.  h.  es  war  Volks  auch  aus  Judäa  und  Jerusa- 
lem herbeigeströmt.    Mehr  sagt  auch  der  Marcustext  nicht  aus. 

Lc.  5, 20  =  Mt.  9,  2«»  =  Mc,  2,  5. 

a.  Didasc.  II,  20.  p.  249. 

ötd  tovTO i  COTfiQXeyBi xcöjtaQBifiivq) iv  dfiaQrlaig'  dq>ea)v- 


48  AuBBercanonische  Paralleliezte  tu  Lc 

ral  cov  cd  afiüQtlaij  1/  xlörig  aov  öic<oxi  Ce'  xoqevov  kv 

b.  Const  II,  20.  p.  38,  19. 

öia  oov  6  ccoT^Q  XiyBi  rro  xaQBifiivw  iv  aftagtlaig'  ag>i' 

optal  öov  ci  agiaQTlai'  ij  Jtlörcg  Oov  öicmxiv  öe,  jroQEVov 
elg  slQ^prjv. 

c.  Cod.  Cantabr.  Lc  5,  20. 

lödtv  öh  ^Ifioovg  zijv  Jtloxiv  avröiv  Xiyu  rm  xaQaXvrtxw' 

avd-QG)XBy  aq)i(ovtaL  Oov  ci  afiagrlai. 

d.  Lc.  5,  20. 

xal  l6€ov  xhv  jtlorip  avrcip  sljrev  ap&Qcojte,  dwioptal  00t 
al  afiagrlai  oov. 

e.  Mt.  9,  2^ 

xal  löcop  6  ^Inoovg  rf)p  nlortp  ovxcjp  tbtsp  reo  jtagaXv- 
Tixot'  &dQ06i  zixpoPf  ag)lBPxal  oov  al  afiaQxiai. 

f.  Mc.  2,  5. 

xal  Idcjv  6  ^JfMovg  xhp  Jtioxip  avxcüp  Xerei  tc5  JtagaXv- 
xixS'  xlxpop^  aq>l£pxal  Oov  al  a/iaQxlai, 

Auch  die  Perikope  Lc.  5,  18—26  =  Mc.  2,  1—12  =  Mt.  9, 
2 — 7  hat  hinter  sich  einen  vorcanonischen  Quellen text,  welcher 
am  reinsten  in  der  kurzen  Relation  des  ersten  Evangelisten  er- 
halten ist.  Vgl.  Weiss,  Marcus  S.  77  ff.  Gleichwohl  finden  sich 
auch  in  den  längeren  Bearbeitungen  der  Urrelation  durch  Mc. 
und  Lc.  zahlreiche  ursprüngliche  Textbestandtheile,  die  nicht 
blos  an  dem  wörtlichen  Gleichlaut,  sondern  auch  an  den  gleich- 
werthigen  Übersetzungsvarianten  erkenntlich  sind.  Zu  dem  ca- 
nonischen Ausdruck  jtagaXvxixog  kommt  hier  noch  aus  der 
Didasc.  und  den  Const  die  aussercanonische  Ubersetzungs- 
variante  nagBifiipog,  welche  för  das  bei  Clem.  AI.  zu  Lc.  5,  24 
mitgetheilte  aussercanonische  Ubersetzungsfragment  von  be- 
sonderem Interesse  ist.  Weitere  Übersetzungsvarianten  s.  im 
Folgenden;  ausserdem  beachte  man  zu  Lc.  5,  22  =  Mc  2,  8  = 
Mt.  9,  4:  'intönp"^^  =  xl  öiaXoylCecO^s  =  Iva  xl  ip&vfiBlo&s. 
Dagegen  ist  der  Zusatz:  jtoQSvov  slg  Bl()fjrf]P  in  den  Const. 
(=  Didasc.)  aus  Lc.  7,  50  herQbergenommen. 


Texte  and  Untersachangen  zu  Lc  5,  17.  20.  21.  24.  49 

Lc,  5,  21  =  Mc,  2,  6.  7  =  Mt.  9,  3. 

a.  Mt.  9,  3. 

xal  Idov  Tivhg  t(5v  ygafifiaxicov  bIsiov  iv  eavrolg'  ovrog 

b.  Mc  2,  6.  7. 

f](uxv  6i  xivBq  T(5v  ygafifiardcov  ixet  xad^fisvoi  xal  öca- 
loyi^oftsvoi  iv  xalq  xaQÖlaig  ccvrcov '  xl  ovxoq  otJrcog  iaAef; 

ßXaOijpriiisV    xlq    dvvaxai    äfpiivai    ofuxQxlag   el    (irj    elg   6 
ß'Bog; 

c.  Cod.  Cantabr.  Lc.  5,  21. 

xcä,  i]Q^apxo  öiaZoyl^söd'ai  ol  yga/ifiaxelg  xoü  01  wMiöaloi 
iv  xälg  xtxQÖiaig  avxwv  jLiyovxBg'  xl  ovxog  XaXel  ßXaog>y' 
fuag;  xlg  dvvaxai  afiagxlag  aq>Blvai  bI  fi^  slg  d-Bog; 
±  Lc.  5,  21. 

xcä  fJQ^avxo  öiaXoyl^Bö&ai  ol  yQafifiaxBig  xal  ol  q)aQi0aloi 

XiyovxBg'  xlg  ioxiv  ovxog,  og  XaXBl  ßXaag)f)filag;  xlg  dvva- 
xai afiaQxlag  aq>Blvai  bI  (lij  fiovog  6  d-Bog; 
Übersetzungsvarianten  sind  iv  eavxolg  (Mt.)  =  iv  xalg  xaq- 
öiaig  avxäv  (Mc,  D  c)  =  Q^b^.  Daraas  wird  klar,  dass  Tm 
Ortext  der  bekannte  Hebraismns:  bei  sich  selbst  denken  =  nt3K 
i^b^  =  öialoylCBOd'ai  (Lc.)  zu  finden  war,  der  bei  Mt.  und  Mc. 
liebraisierend:^£lvoi'  ^i'  Bavxolg^;=  iv  xalg  xagölaig  avxcov  wieder- 
gegeben  ist.    VgrETrstlTlOS^ 

Lc  5,  24»»  =  Mt.  9,  6  =  Mc.  2, 11. 

a.  dem.  AL  Paed.  1,  2,  6.  p.  101. 

o  öOfXTJQ'  ävacxa,  tpriol  reo  JtaQBiuiva)^  xov  oxltutbÖa  iw 

ov  xaxaxBiOai  Xaß<ov  ojcid-t  olxaÖB. 

b.  Mc.  2,  10»».  11. 

'^^^^i.^S-i^^^^^HIf?^   öoJ  Xiyoy  ByBtQB  agov  xov  xqaßax- 
xlv  öov  xäi  vjtayB  Big  xov  ohcov  öov, 

c  Mt9,  6. 

xoxB  XiyBi  xA  ütagahrttacm'  iyBQ%^Ag  agov  öov  x^v  xXlvi]v 

xal  vxays  dg  xov  obcov  öov. 

d.  La  5,  24^.  ™^ 

BljtBV  xA  xcLQaZBXvfiivtp'  öol  Xiyo),  lyBiQB  xaL  agag  x6  xXt- 
vidtov  öov  xogBvov  ägroi'  obcov  öov.  ^^ 

Texte  n.  üntenaehnngen  X,  8.  4 


50  AHssercanoBisdie  PanUleltezte  su  Lc. 

e.  Cod.  Cantabr.  Lc.  5,  24^. 

Xiysi  X(p  jtaQaXvxixcö'  col  Zsym,  l^Bige  xcü  cqop  tov  xQa- 

ßarrov  oov  xäi  xoqevov  elg  rov  olxov  cov, 

f.  Epiph.  Haer.  XXX,  34.  p.  162B. 

jtagd  rov  ovo/iarog  rov  laöapiBPOv  fiad'BTv  on  agop  rov 

XQaßOTTOV    oov    xäi    XOQBVOV    Big    TOP    olxov    oov   6P    oaß- 

ßarq). 

Hier  wimmelt  es  von  canonischen  und  aussercanooischen 
Übersetzungsvarianten.    Vgl. 

ntjET^  ■■  bIjübv  «=  Xiyei  =  g)ffil 

D'^'iaÄrt  Ti^'^^  «=  ytaQaXvTixog  =s  xagalBZvfuvog  =  xoQBifdivog 

Q!^p  =  avdora  =  bybiqb  =  kyBoS-tig 

Kfej  =  ciQov  =  CLQag  =  /Laßdv 

'Xsnip  =.  xlivlöiov  =  xXlvfi  =  XQaßatxog  =«  cxlfixovg 

^i  =  jtoQsvov  =  vxajB  =  axi&i 

?|n"'a"bÄ  =  Big  TOP  olxov  Cov  =  o2xade. 

Auf  Schritt  und  Tritt,  Wort  für  Wort  kann  man  in  diesem 
kurzen  Satz  den  hebräischen  Grandtext  herausfühlen  und  die 
zahlreichen  Übersetzungsvarianten  beobachten.  Wie  wenig  wird 
dann  Weiss  dem  Sachverhalt  gerecht,  wenn  er  hauptsächlich 
nur  in  den  Worten  von  Mt.  9, 6  den  Gbxmdtezt  wiederkennen 
will.  —  Zu  bemerken  ist  noch,  dass  der  Ausdruck:  xaQaXvttxog 
in  den  griechischen  Versionen  des  A.  T.  sich  nicht  ^ndet^^dass 
dagegen  die  Varianten  jtagaXBXvfiivog  =  xanBifiivog  wiederholt 
vorkommen.  Vgl.  Deut  32,  36  LXX:  JtaQaXBkvfiivovg  =  Cod. 
Oxon.:  xüQBifiivovg.    Vgl  Jes.  35,  3. 

Lc.  5,  25  =  Mt.  9, 7  =  Mc.  2,  12. 

a.  Clem.  AI.  Paed.  1,  2,  6.  p.  101. 

xagaxQ^f^ci  ös  6  aQgmöroq  sqqcoo&i]. 

b.  Cod.  Cantabr.  Lc.  5,  25. 

xäi  xagaxQW^  ävaöxag  kvdxiov  avxcov  agag  xi/v  xXlvfiV 
axrjXd-BP  elg  xov  olxov  aixox). 

c.  Lc.  5,  25. 

xäi  xaQaxQ^ilia  avaoxag  ivcoxiov  avxcüv,  agag  ttp  o  xare- 
xeixo,  dxfjXO^BV  Big  xbv  olxov  avxov. 


•^•s./'X         ,^S^> 


Texte  und  Uniersuchangen  zu  Lc.  5,  25.  27.  ^\ 

d.  Mc.  2,  12. 

xäi  fjydQO^,  xal  ev&vg  agag  top  xoaßaxxov  i^fikd-BV  lu- 
xQoa&sp  xavToyv, 

e.  Mt  9,  ir 

xai  kjegd-Big  axijXd^ep  elg  top  oIxop  avxov. 

Auch  hier  setzen  sich  die  Übersetzungsvarianten  fori  Vgl. 
xoDoxQ^ua  9^  svdvg  =**  DktiB,  apaoräg  =  ireQ&slg  =5«  nriod^)  = 

xJUyi?  «=  xDa^rro^  =«  iw   o  xarixBiro  ■=  ©"t:?,  ipdxiop  = 


MfiXQOO&ep=  '»?£fc,  «^i^£J^^^^J^?;2' =  «?!5-     Das  Evang. 
Hier  OS.  hat  für  xagaxQ^fia  cd^io^jl  lao  =  et  illa  hora. 

Lc.  6, 27  =  Mt  9,  9  =  Mc.  2, 18.  14. 

a.  Mi  9,  9 

xdi  xaQoycDP  6  ^Irfiovg  hcsl&ep  elösp  ap&Qooxop  xad^fievop 

ixl   ro  tsXcopiOP,  Mad^d^alop  Xayo/iepov^  xal  Ziyei  avrqi 
dxoXov9^€i  (loi, 

b.  Mc.  2,  13.  14. 

xcü  l^fjXd-BP  xaXiP  elg  t^p  d-aXaacav  xal  xag  o  o^Xog  fJQ- 

XiTO  xQog  avTOP,  xäi  iölöacxsp  avrovg.  xal  xaQa'fG}p  elÖBv 
Asvslp  TOP  rov  *AXg>alov,  xa&rjftepop  ixl  ro  reXmpiop,  xal 
XirfBi  ccvTG)'  axoXovd-ei  fioi. 

c  Cod.  Gantabr.  Lc  5,  27. 

xci  iX&cip  xaXiP  xaga  rijp  ß-aXaooap  top  ixaxoXovd-ovpra 

avTm  oxXop  iölöaoxBP'  xal  xagayatp  bUbp  AbvbI  top  tov 
*AXg>alov  xccOfjfiBPov  ixl  ro  tbXoSpiop  xclI  Xiyai  avTw'  axo- 

XoV&Bi  fdOL 

d.  Lc.  5,  27. 

xal  (iBrä  ravra  i^rjX&BP  xal  id^iaoaro  TaXcopr/p  opofiari 
AsvbIp  xad^fiBPOP  ixl  ro  tbXwpiop  xal  bIxbp  amm'   axo^ 

Xovd-Bl  flOi, 

e.  Et.  sec.  Hebr.  ap.  Epiph.  Haer.  XXX,  13.  p.  137  D. 

xal  ävol^ag  ro  örofia  avTOV  bIxb'  xagaQxofiBPog  xa^  t^p 
Xlfipyp  TißBQiaäog  i^BXB§dfii]P  ....  xal  oe  top  MaTd-aiop 
xad-B^ofiBPOP  ixl  TOV  tbXcopIov  ixaXaoa,  xat  TjxoXov&rjoag  (loc, 

t   Cod.  Cantabr.  Mc  2,  14. 

xal  xagaycop  bIöbp  ^laxwßop  top  tov  ^AXq>alov  xad^tj- 
fiBPOP  xtX.  ^  ^ 


52  Aussercanoniache  Paralleltexte  sa  Lc. 

g.  Ephraem  Syr.  Ey.  concord.  expos.  ed.  Mösinger  p.  58. 
Elegit  Jacobum  publicanum. 

Die  Perikope  von  der  Berufung  des  Zöllners  Lc.  5,  27 — 32 
=  Mc.  2, 13—17  =  Mt.  9,  9  - 13  soll  nach  Weiss  (Marcus  S.  86  ff.) 
nicht  aus  der  vorcanonischen  Quelle  stammen.  Aber  sowohl 
eine  Anzahl  von  Übersetzungsvarianien  {jtaQoystP  =  xoQiQxeod-cu 
=  n^,  lÖBlv  =  d-Baöaa&ai  =  nKl,  0-010000  =  XifiVTJ  =  h'^,  xaO^ 
i^BO&ai  =  xadTjOd-aL  =■  3Ö^),  als  noch  mehr  der  durchaus  Logia- 
artige  C&arakter  der  Schlussgnomen  Lc.  5,  31. 32  =  Mc.  2, 17  =  Mt. 
9,12.13  erheischen  di e  gegentheilige  A  nnahme,  zumal  da  diese  Schluss- 
gnomen von  der  Erzählung  selbst  nicht  getrennt  werden  können. 
Auch  das  Zusammentreffen  des  ersten  und  dritten  Evangelisten  in 
dem  äiari  Mi  9,  1 1  =  Lc.  5, 30  kann  aus  der  blosen  Abhängigkeit 
von  Mc,  bei  dem  dies  öiarL  fehlt,  nicht  erklärt  werden.  In  den 
aussercanonischen  Texten  des  Cod.  D  zu  Mc.  2,  13,  sieben  alt- 
lateinischer Handschriften,  der  Minuskeln  13.  69.  124,  sowie 
einiger  anderer  Zeugen,  zu  denen  sich  nach  Mösinger  Ephraem 
und  nach  Zahn  (Gesch.  des  Kanons  I,  1,  30)  Victor  von  An- 
tiochien  gesellt,  figuriert  der  JSame  Jacobus  an  Stelle  des 
Matthäus.  Dabei  ist  merkwürdig  das  Zusammentreffen  des  i^s- 
ke^afif]v  im  Hebräerevangelium  mit  dem  elegit  bei  Ephraem. 

Lc,  5,  81  =  Mc.  2, 17»  =  Mt.  9, 12. 

a.  Clem.  AI.  Paed.  I,  9,  83.  p.  147. 

(6g  6h  Ol  vyialpovreg  ov  xQlJ^ovoiv  laxQov^ 

b.  Lc.  5,  31. 

o\)  XQ^*-^^  ixovoiv  Ol   vyicdpoPTsg  largoVj  dkXä  ol  xaxciq 
exovreg, 

c.  Mc.  2,  17* 

ov  XQ^^^^   Ix^voiv   Ol  loxvovxeg   lazQov^    dXX^  ol  xaxciq 
sxovreg. 

d.  Mt.  9,  12. 

ov   ype/ßi'   sxovoiv   01   Icxvovreg   lazQOv,    dXZ*   ol   xaxtSg 
exovTBg. 

e.  Pistis  Sophia  p.  157,  18  ed.  Schwartze  et  Petermann. 

Propter  hoc  igitur  dixi  vobis  olim:  sani  non  habent  jr()64ai? 
medici,  aXXa  habentes  se  xaxa)g. 


Texte  und  üntersachungen  zu  Lc.  5,  31.  32.  53 

f.  Diatessaron  Arab.  ed.  Ciasca  p.  13^ 

Non  quaerit  medicns  sanos,  sed  eos,  qui  malis  affliguntur. 

g.  Tert  de  resurr,  camis  c.  9. 

Medicam  Don  desiderant  nisi  male  habentes. 

In  seinem  ,Jdioticon  des  cbristlich  palaestinischen  Ara- 
maeisch^'  (Giessen  1893)  reclamiert  Scbwally  (S.  9)  das  xaxäg 
ixovTsg  als  Übersetzung  des  aramäischen  «.^^^s  =  ID'^&^n  „krank^^ 
and  sagt  dazu:  „Die  lederne  Übersetzung  xaxcög  ix^iv  zeigt,  dass 
anser  Wort  schon  im  Zeitalter  Christi  in  dem  gedachten  Sinne 
geläufig  war."  Diese  Bemerkung  hätte  sich  aber  Schwallj  er- 
sparen können,  wenn  er  sich  an  Ezech.  34,  4  erinnert  hätte,  wo 
nb'in#T"nK  von  den  LXX  mit  t6  xaxäg  exov  wiedergegeben 
wird.  Wir  befinden  uns  also  nicht  auf  dem  unsicheren  aramä- 
ischen, sondern  auf  dem  wohlbekannten  hebräischen  Boden  und 
im  Gebrauche  des  echten  Septuaginta-Griechisch,  wenn  wir  hier 
nbn  =  ac&€V6tv,  aegrotare,  aggcocrov  elrai  (so  übersetzt  Theo- 

dotion  nbn  in  der citierten  Ezechiel-Stelle)  mit  xaxcog  Ix^iv  wieder- 
gegeben finden,  als  dem  naturgemässen  Gegensatz  von  vyialvBiv 
=  loxvsiv.  —  Sehr  treffend  ist  die  Fassung  des  Logion  imTöia^ 
tessaron.  Man  denkt  bei  dem  „quaerit"  sofort  an  das  Suchen, 
das  ^i]Tfjoai,  welches  Jesus  so  gern  von  sich  aussagte,  sowie  auch 
sprachlich  an  die  eben  erwähnte  Ezechielstelle,  wo  es  im  Con- 
texte  lautet:  ro  axoXoXbq  ovx  iC,i]ri^öaTs. 

Lc.  5,  32  =  Mt.  9, 18*  =  Mc.  2,  n\ 

a.  Barn.  V,  9.  p.  22,  9. 

iva  öel^ij,  OTi  ovx  rjXd-ev  xaXioat  öixalovq^  aXXa  afiagTa}- 
Xovg. 

b.  Clem.  Rom.  II,  2,  4.  p.  114,  6. 

xäi  Briga  d^  7Q(^SPV  ^^7^^  ort  ovx  ijXfhov  xaXiöat  öixalovg, 
dXXa  afiüQTCoXovg. 

c.  Just,  de  resurr.  c.  7.  p.  593  A. 

o  canrjQ  xad-cig  q>ipiv'  ovx  fjXd^ov  xaXicai  öixatovg,  dXXa 
a/iaQTCDXovg. 

d.  Mt.  9,  13^ 

ov  ycLQ  fiXd-ov  xaXioai  dixaiovg^  dXXä  dftaQTCQXovg, 


54  Aussercanonische  Paralleltezte  ni  Lc. 

e.  Mc.2,17^ 

ovx  ffXB'OP  xaXicat  öixalovc,  dXXd  afdOQtcoXovg, 

f.  Lc.  5,  32. 

ovx  kXi]Xv9-a  xaXiaai  öixalovQ^  dXXd  aiiaQxmXovq  dg  iura- 

voiav. 

g.  Cod.  Cantabr.  Lc.  5,  32. 

ovx  fiXd^ov  xaXiaai  öixcdovg,  dXXd  dfuzQtcoXovq  dg  fietd- 

voiav. 
h.  Just.  Apol.  1, 15.  p.  62  C.  =  Eus.  Laus  Const.  c.  11. 

eljte  6h  ovrcog'  ovx  tjXd^ov  xaXiaai  dtxalovg  dXX^  dfiaoro- 

Xovg  elg  fistdvoiap. 
i.  Pistis  Sophia  p.  164,  19  ed.  Schwartze  et  Petermann. 

Propter  hoc  igitur  dixi  vobis  olim:  non  venisse  me  ad  to- 

candos  öixaiovg. 
k.  Pseudo-Basil.  de  poenit.  II,  605. 

ovx  i/Xd'Ov  öixalovg  oSöai  dXXd  dfiOQtcoXovg^  ^rfilv^  elg 

(iBxavoiav. 

Der  Logia-Charakter   dieses    einfachen  und  doch  so  tiefen 
Logion  ist  unverkennbar. 

Lc.  5, 36  »-  Mc.  2,  21  *=-  Ht.  9,  l(k 

a.  Epiph.  Haer.  XLU,  2.  p.  303  A. 

[ßaXXovOLv]  ovSh  kjilßXrnia  Qaxovg  dyvdq>ov  h^\  If/atlq} 
jtaXaiwr^  6k  (irj  ys,  xal  rb  jtX/iQCO/icTcuQsi  xalj^  xaXaiqi 
ov  oviigxDvrjOBC  (iBlCpv  ydg  oxlofia  yev7jOST(u. 

b.  Lc.  5,  36. 

sXsyev  6h  xal  jccQaßoX^v  jcgog  tzvrovg  ort  ov66ig  ijtlßXr^ 
(ia  djtb  Ifiaxlov  xatvov  cx^oag  ijiißdXXei  ijtl  Ifidriov  xa- 
Xaiov  bI  6b  (if/yBj  xal  xo  xaivov  öy/ö££^x«l  tm  xaXaicö  ov 
öv(iq>a>v7iOBL  xo  ijtlßXrifia  dno  xov  xatvov, 

c.  Mc.  2,  21.  ^ 

ov6Blg  iytlßXrjßa  Qaxovg  dyvdtpov  ijtiQajtxBt  ijtl  Ifi&xiop  xa- 

XacoP'  bI  6h  fi^,  cägBi  xb  jtXnowua  an  avxov  xb  xaipov 
xov  jtaXacov,  xal  xbIqop  axlöfia  ylpBtai. 

d.  Mt.  9, 16. 

ov6Blg  6h  ijtißaXXiu  ijtlßXrjfia  Qaxovg  dypo^ov  ixl  Ifiarlq} 
xaXaim'  cHqbi  yag  xo  jrXijQojfia  avxov^jto  rov  l/iatlov^ 
xal  x^tQOv  axiOfia  yhBrai. 


Texte  und  UniexmachangeB  zu  Lc.  5, 36.  37.  38.  55 

In  diesem  Falk  iet  mir  am  wenigsten  ersichtlieh,  weshalb 
Weiss  den  Charakter  des  Logion  (Lc:  xaQoßoXi^  ^^btici)  und 
dessen  Abetammang  aus  der  vorcanomschen  Quelle  nicht  an- 
erkannt hat  Trifft  doch  der  erste  Evangelist  mit  La,  wie  Weiss 
sehr  wohl  bemerkt  hat,  in  dem  ixißaXku  zusammen ,  welches 
beide  Evangelisten  nimmermehr  aas  dem  ixiQajftai  des  Mc  ge- 
schöpft haben  können.  YgL  Weiss»  Marcus  Sw  98.  Auf  der  Hand 
liegen  femer  die  Ubeisetzungsvarianten  ayuaq>og  «=  xcupoc;  = 
tnriy  ßaXluv  =s  ixißaXXeiv  =»  ijv£(>a^T£«r  =^  "^pT^aber  auch 
oxi^i^p^='€llQ$ip=^T\'j>j  da  J^S]^  nicht  blos  zerreissen,  ^palten, 
sonderaTauch  entreissen,  entziehen^  „w^piehmen'*  bedeutet  (Fürst 
II,  336^)  und  z.  B.  1.  Reg.  11, 13  von  den  LKX  mit  Xaßslv  über- 
setzt wird.  Endlich  auch  x^^^^  ylvsa^ai,  welches^Si^kinson 
mit  b9  C|D*in  wiedergibt,  deckt  sich  vollkommeu  mit  dem  ausser- 
cauonisdien  fUlQov  ylpecd-cu  des  Epiphanius.  Wie  durchsichtig 
ist  also  der  hebräische  Spraeheharakter  dieses  Maschal,  welches 
so  kraftigen  neutestamentlichen  Lebensgeruch  von  sich  gibt! 

Lc.  5, 37.  38  =  Mc.  2, 22  =  Mt  9, 17. 

a.  DiaL  de  recta  fide.  p.  831 A. 

Xiyai  6  GtDTfJQ'  ßaXXovoip  oIpov  viov  elg  dcxovg  viovg, 
xäi  auijpoxBQOL  ovvrriQoivTCu,. 

b.  Mt  9,  17. 

ovÖB  ßdXXovaiv  olvov  viov  elq  aöxovg  xaXaiovg'  sl  6h  inJYS, 
QTjijpvvTat  ol  dcxoly  xäi  6  olvog  ixxBlxai  xal  ol  doxol  ajt- 
oXXvvrai'  äXXa  ßaXXovOiv  olvov  viov  dg  aöxovg  xaivovg, 
xäi  aiig>6xBQOi  owrfjQovvtcu. 

c  Mc  2,  22. 

xcu  ovöstg  ßaXXei  olvov  viov  slg  aöxovg  JiaXaiovg'  sl  öl 
/ifj,  Qfj^ei  6  olvog  tovg  doxovg,  xäi  6  olvog  djcoXXvrai  xal 
ol  doxoL 

d.  La  5,  37.  38. 

xai  ovöeig  ßdXXei  olvov  viov  elg  döxovg  jtaXaiovg'  sl  öh 
///j/£,  ^ijisi  6  olvog  6  viog  xovg  doxovg,  xäi  avxog  sxjv- 
O^fjösxai  xal  ol  döxol  djtoXovvxai'  dXXd  olvov  viov  slg 
döxovg  xaivovg  ßXrjxiov. 

Gegen  Weiss  (Marcusevangelium  S.  93)  halte  ich  an  dem 
Logia^Charakter  auch  dieses  Herrenwortes  fest  und  meine,  dass 


56  Annercanonische  Paralleltexte  zu  Lc. 

die  yerschiedenen  Redaktionen  desselben  zugleich  Übersetzungs- 
verscliiedenheiten  in  sich  schliessen.  Zu  den  Varianten:  viog  = 
xaivog  =  tr^n  vgl.  Mt.  13,  52.  Heft  II,  161.  Hier  —  wie  in  der 
vorausgegangenen  Gleichnissrede  —  liegt  der  Nachdruck  auf 
dem  xaivog.  Vgl.  Apoc.  21,  5:  ldoi\  xaipa  xdvra  xot<5 — ,  femer 
2.  Cor.  5,  17:  Sote  el  riq  iv  Xqiotw,  xaivrj  xrloig'  rd  OQXola 
jtoQTJXd-ev*  löov,  yiyovB  oeaivä  rä  xdvxa.  Ebendeshalb  ist  Lc. 
5,  39,  welcher  Vers  in  Cod.  D  bezeichnender  Weise  fehlt,  als 
ein  Zusatz  von  der  Hand  des  dritten  Evangelisten  zu  erachten. 
Denn  das  in  Lc.  5,  39  enthaltene  Lob  des  „Alten^  flihrt  von  der 
in  den  vorausgegangenen  Versen  vorherrschenden  Pointe  ab. 
Dies  gegen  Wendt  (I,  167),  welcher  Lc.  5,  39  als  selbsistandigen 
Logia-Spruch  betrachtet.  Ebendeshalb  ist  der  Zusatz  des  Cod. 
Sin.  zu  Mc.  2,  22:  dXXa  olvov  viov  elq  acxovq  xaivovg,  welcheu 
Tischendorf  in  der  Octava  gestrichen  hat,  der  aber  auch  von 
anderen  Zeugen  beglaubigt  wird,  fOr  echt  zu  halten. 

Lc.  6,  9  =  Mc.  3,  4  =  Mt  12, 12. 

a.  Ep.  ad  Diogn.  IV,  3.  p.  157,  3. 

To  öh  xarccipeiÖBöd-ai  d'BOv  coq  xayXvovrog  iv  rij  tojv  oaß- 
ßarcop  T/fiEQa  xaXov  ri  xoislv,  xwg  ovx  dösßeg; 

b.  Mc.  3,  4. 

e^BöTiv  TOlQ  öaßßaoiv  [Cod.  D  add.:   xi]    dyad-ov  Jtoi^oai 
1]  xaxoxoirjöaiy  tpvxfjv  ömöai  tj  ajtoxretvai; 

c.  Lc  6,  9. 

sl  e^eOTiv  reo  oaßßdrm  aya&ojtoi^oai  /}  xaxojiotijoai,  tpvxf]p 

öcoöai  i]  djtoXioai; 

d.  Mtri2,  12.  ^ 

cDöre  l^BOTiv  TOtg  oaßßaoiv  xaXcig  jioislv. 

e.  Tert.  adv.  Marc.  IV,  12 

licetne  sabbatis  benefacere  an  non  ?  animam  liberare  an  perdere? 

Dass  dem  Abschnitt  Lc.  6^  1— 10  =  Mo.  2,  23—3,  6  =  Mt. 
12,  1  —  14  ein  vorcanonischer  Quellentext  zu  Grunde  liegt,  könnte 
man  schon  aus  Weiss  (Marcus  S.  98  ff.)  ersehen,  der  dies  bezüg- 
lich der  Verse  Mc.  2,  25.  26.  28  =  Lc.  6,  3—5  =  Mt.  12,  3.  4.  8 
statuiert.  Aber  noch  deutlicher  wird  dies  durch  den  Cod.  Can- 
tabrigiensis,  welcher  zu  Lc.  6,  Iff.  einen  ganz  selbststandigen 
Text  und  darin  einen  völlig  aussercanonischen  Rest  der  Quelle, 


Texte  und  Untersnchimgen  za  Lc.  6,  9.  12.  57 

jenes  Agraphon,  mittheilt,  welches  so  vorzüglich  den  Gontext  er- 
gänzt: t5  €wtö  Vf^Q9  ^£ctoafi€v6g  xiva  iQyaCfifisvov  rm  oaß- 
ßanp  sbisv  avr^'  avß-Qcaxs,  sl  fihv  olöag  xl  xoiBlq,  fiaxägiog 
d'  el  öh  fi^  oiöag^  ijti/xaroQazog  xal  jtaQaßarfig  el  xov  vofiov, 
VgL  Agrapha  S.  191,  wo  der  ganze  Gontext  dieses  Agraphon 
mitgetheilt  ist.  Aber  auch  vorstehendes  Logion,  welches  Weiss 
nicht  mit  znr  Quelle  rechnet,  trägt  doch  gänzlich  den  wohlbe- 
kannten Logia-Charakter.  Man  vgl.  den  vorcanonischen  Textrest 
zu  Lc.  9,  55 :  ovx  oi6ax€,  otov  xvBt/iaxog  iöxe  vftsZg;  6  yoQ  vlbg 
xov  opd-Qcixov  ovx  fjZ&e  fpvxäg  Ccvd-Qcoxcop  dnoXicai,  aXXa 
öAccu.  Dazu  kommen  endlich  noch  die  Übersetzungsvarianten, 
die  auf  den  hebräischen  Urtext  zurückweisen.  Vgl.  TcaXov  jtoietv 
=  xakcog  xoieZv  =  aya&ov  noifjöat  =  ayad^onoificai  =  bene- 

iSSS..Jf^52£S??il  ^°^   ^^^        •  26,  11  =  Mc.  14,  7  =  Barn. 
XXI,  2:   ^55J^2^^_^gJf^S£5[?;5[5^^^53{^^  ferner  Num.  10,32; 

Zeph.  1,  13  (12),  wo  n'^p'^n  mit  ayad^ojtoifjCai ,  Lev.  5,  4,  wo  es 
mit  TcaXäg  xoirjCai  und  xaXoxotrioat,  Öen.  32,  9.  12;  Ex.  1,  20 
u.  o.,  wo  es  mit  sv  jtoiTJoai  wiederg^eben  wird.  Zu  den  Va- 
rianten ocacai  =  iiSerare  vgl.  die  Erläuterungen  zu  Lc.  8,  25; 
17,33,  und^Seztigiiiäb  ßjrol^öat  ==  a:7roxTf rra£  vgl.  Mt.  26,  52  (Heft 
II,  329),  sowie  die  Paralleltexte  und  Erläuterungen  zu  Lc.  11,  51. 
Übrigens  dürfte  die  Fassung  des  Logion  bei  Mt.  sowie  bei  Ter- 
tullian,  mit  Weglassung  des  xaxojtoirjaaij  welches  doch  nicht 
blos  am  Sabbath,  sondern  überhaupt  verboten  ist,  die  ursprüng- 
liche sein.  —  Zu  beachten  ist  schliesslich  noch  die  Lesart  der 
Ep.  ad  Diogn.  xaXov  xi  in  Übereinstimmung  mit  dem  xl  dyad'ov 
des  God.  D,  welcher  durch  das  aliquid  bene  von  drei  altitalischen 
Codices  secundiert  wird. 

Ic.  6, 12. 

a.  Tertull.  adv.  Marc.  IV,  13. 

ascendit  in  montem  et  ilüc  pemoctat  in  oratione  et  utique 
auditur  a  patre. 

Zwar  hat  Hahn,  worauf  Har na ck  mich  auftnerksam  macht, 
seine  früher  im  Ev.  Marcionis  p.  140  ausgesprochene  Meinung. 
als  läge  in  den  Worten:  ,et  utique  auditur  a  patre"  ein  mar- 
cionitischer  Evangelientext  vor,  zurückgenommen  (bei  Thilo,  God. 
apocr.  p.  411),  und  Zahn  (Gesch.  des  Kanons  II,  460)  hat  dem 


58  Auseercanonische  Paralleltezte  so  Lc. 

zugestimmt  Aber  für  die  Zugehörigkeit  jener  Worte  zu  Mar- 
cions Evangelium  sprechen  folgende  Instanzen:  erstlich  die 
W^lassung  des  lucanischen  tov  &6ov,  wofür  viel  geeigneter  der 
Text:  ,et  utique  auditnr  a  patre**  als  ursprünglich  zu  erachten 
ist,  zweitens  der  bei  Tertullian"^achfolgende  Context,  in  wel- 
chem durch  die  Worte:  «noctumae  orationis  ad  patrem"  sowie 
(unter  Bezugnahme  auf  das  exaudivit  me  de  monte  in  Ps.  3,  5): 
„habes  locum  montis^  —  «et  auditum  patris"  gerade  auf  das 
auditur  a  patre  mit  NachdrucE  Bezug  genommen  ist  (vgL 
Uoltzmann's  Kriterium 4,  Agrapha  S.  16),  und  endlich  drittens 
Marcions  Text:  orasset  ad  patrem  zu  Lc.  11, 1.  Siehe  unten.  ^ 
Es  folgt  nun  die  Apostel  wähl,  während  das  AposteWer  zeich- 
niss  erst  am  Schluss  zu  Act.  1, 13  seine  Besprechung  finden  wird. 

Lc.  6, 13  =  Mc.  8, 14. 

a.  Gelsus  ap.  Orig.  c.  Gels.  II,  46. 

x<5g  (f  ov  tpevösrai  6  Xiya>v  otaga  rtp  KiXcq>  *Iov6aloqj 
Ott  ^jtaQciv  öixa  vavtaq  xcä,  teXcivag  tovg  i^oXBOrdrovg^ 
(lovovq  fUe." 

b.  Celsus  ap.  Orig.  c.  Geis  I,  62. 

jtöjxa*  Bijtev  „7J  ivösxä  xtvaq  i^aQtrioafievoP  rov  'AyöotJt^ 
tavrq)  ijtiQQTjTOvg  dvd-Qm:xovg,  reXcivag  xal  vtxirag  rovg 
jtovriQoxaxo'cg"' . 

c.  Celsus  ap.  Orig.  c.  Geb.  1,  63. 

j^kotiQQrirovg  eljtev  dvd-gcixovg  teXcivag  xal  vccvrag  jtovfj^ 
Qotdtovg  Xiycop  6  KiXöog  rovg  dstoCxoXovg  ^Irfiov, 

d.  Barn.  V,  9.  p.  22,  7. 

xovg  ldlox)g  djtooxoXovg  xovg  fieXXovrag  xfjQVOOsiv  x6  tvcty-- 
yiXiov  avxov  igeXe^axo,  ovxag  v:fthQ  xdoav  duaoxlav  dpo- 

flWXBQOVg, 

e.  Hom.  n,  23.  p.  28,  7. 

rc5  xDQlof)  yeyovaoiv  öciöexa  djiooxoXot. 

f.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.  42.  p.  260  G. 

aXXd  xal  x6  öciöexa  xciöcapccg  i^fjg>ß-ai  xov  xoöriQOvg  xov 
dQXUQea)g  jtagaöeöood'ai  xwp  öciöexa  djtooxoXcop  xcop  Iga* 
qid^ipxcDP  djco  XTJg  övpdfieQ)g  xov  alcoplov  legeo^g  XQiöxov^ 
ÖL  ojp  XTjg  tpcovrig  f}  Jiaöa  yi}  xijg  ö6§i]g  xcu  ;^a(>eT06  tov 
&eov  xdi  xov  Xqiüxov  avxov  ijtXTjQcid^rj,  ovfißoXop  r^p» 


Texte  and  Untenuchmigen  zu  Lc  6, 13.  59 

g.  Gnostici  ap.  Iren.  I,  3,  2. 

t^p  ik  r^$  doÖBxaöog  rdv  Alc&pofp  xQoßoX^p  fitjpveoO'aL 
.  .  .  öia  xfiq  xAv  dxoötokcop  ixXoyijg*  dcidexa  yag  djto- 

h.  Yalentiiiiani  ap.  Iren.  I,  20,  2. 

hcxifiipcu  tovG  fiad-^räg  dq  tag  öciöexa  q>vXaq  xTigvc- 
aopxaq. 

L   Barn.  VIII,  3.  p.  38,  9. 

öl  BvoYYBXtadfiBPOi  ijfitp  .  .  .,  olq  idcoxsp  tov  evayYeUav 
x^p  i§iOvolap,   ovoiv  öexadvo  elg  iiaQXVQiop  rciv  g>vXSp 

{oti  öexadvo  ^Xai  xov  ^Icga^X)  sie  ro  xrjQvcoBip, 

k.  Ev.  sec  Hebr.  ap.  Epiph.  Haer.  XXX,  13.  p.  137D. 

oq  i^Xi§axo^  Vf^ dpoi^aq  x6  oxofux  avrov  elxe' 

xaQBQxofiSPoq  xoQa  xfjp  XiiiPtjP  TißeQiddoq  i^eXs^a/iTip  7a>- 

dppvjp  xtX vfiaq  ovp  ßovXofuxi  elpai  dexaövo  ojro* 

CxoXovq  dg  ßOQxvQiop  xov  flögen] Z. 

L   Cod.  Cantabr.  Mc.  3,  14. 

x€ä  kxolfioep  tpa  <o0ip  dexaövo  uex*  avrov  xm  tpa  dxoaxiX- 

Xy  avxovq  xtiQvcoBiP  xb  stayyiXiop. 

m,  Praedicatio  Petri  ap.  Clem.  AI.  Strom.  VI,  6.  48.  p.  764.  765. 
avxbca  kp  xA  nixQov  Kfjpvyfiaxc  6  xvQioq  q>fiCi  XQoq  xovq 
fia^xaq  fisxä   t7]p  dpoaxaoiP'   i^eXs^djuijp  vfiäq  dciösxa 

fuzdijxaq,  xglpaq  d§lovq  ifiov,  ovq  6  xvQioq  rj^iXtfiSP  xciL  dxo^ 
CxoXovq  xicxo  \  TjyriodiABPoq  slvai,  xifixop  ijtl  xop  xoöfiop 
evayysXloaad^ai. 

n.  Mc.  3,  14.  15. 

xcd   ixolfiösp  dciösxa  j   tpa  motp  tux*  avrov  xdl  tpa  dxo- 

otiXXy  avxovc  xtf^fvcceip  xa\  Ix^ip  i§ovaiap  ixßdXXeip  xa 
Ö€Ufi6pia. 

o.  Lc.  6,  13. 

x€u  0T£  kyipsro  ^fidga,  XQooa^cipfjösp  xovq  iiad^xaq  ath 

xov  xcu  ixXs^dfiSPoq  dx  avxSp  öciösxa,  ovq  xal  dxoöxo- 
Xovq  ofPOfiaosp. 

p.  Cod.  Sinaiticus  Mc.  3,  14. 

xm  ^^I^ojjj0^pöw4^       wq  xal  dxoCxoXovq  cSpofiaöBP,  tpa 

mci  ftex*  avxov  xcä  tpa  dxooxiXXfi  avxovq  xrjQvooup. 


^0  Aussercanonische  Paralleltexte  zu  Lc. 

q.  Cod.  Cantabr.  Lc.  6,  13. 

xal  oze  iyivBTo  rißigay  ifpdvffi^v  zovg  ßaß^zac  avrov  xal 
ixZB^afievog  ajc  avrwp  öciöexa,  ovg  xal  djtoOxoXovq  kxd- 
Xeaev. 

r.   Baruch  IX,  18*.  p.  63  ed.  Harris. 

airrog  yaQ  iXevosrai  xcä  i^BXevöerai  xal  ijnXi^Brai  tavT£ 
öciöexa  ajtoöroXovg,   Iva  evayyeXlCcovrai  Ip  xolq  Is&veciv. 

Die  Benennung  djtoCtoXoi  ist  mit  Rücksicht  auf  die  zweifel- 
los urevangelische  Stelle  Lc.  11,  49  («==  Mt.  23,34),  in  welcher 
ausdrücklich  cuioöroXot  in  Jesu  Munde  yorkommen,  auf  keine 
Weise  zu  beanstanden.  Ebenso  ist  die  Zahl  der  öciöexa  oder 
öexaövo  (Barn.,  Cod.  D,  Ev.  sec.  Hebr.),  worin,  abgesehen  von 
dem  oberflächlichen  Gelsus,  der  wahrscheinlich  aus  flüchtiger 
Lektüre  von  Lc.  24,  33  die  ^pösxa  im  Sinne  hatte,  alle  übrigen 
Nachrichten  zusammenstimmen,  quellenmassig.  Zu  den  sicheren 
Textbestandtheilen  des  Quellenberichts  gehört  algeTv  (Geis.)  = 
ixXdyscd'ai  (vgl.  ^  Tciv  dxoCxoXov  kxXoyt)  bei  den  Ghiostikern 
des  Irenaeus,  sowie  das  kyoi  i^eXe^äfiTjv  vfiag  in  Job.  15,  16) 
=^  kniXiysöd^ai  havrm  (Baruch)  =  ptoistv  (Mc,  vgl  Jes.  1,  29, 
wo  eme  anonyme  alttestamentliche  Version  iTia  mit  yrouTv 
wiedergiebt)  =  nna,  ferner  ovofdd^siv  =  xaXetv  =  vnpj  vielleicht 

auch  XTjQvocBiv  (Mc.)  =  x?]qvoouv  t6  evayyiXiov  (Cod.  D)  = 
svayyeXt^ea&ai  (Kerygma  Petri,  Baruch)  =  nfea.  ^r  Würdigung 
des  Citates  aus  dem  Kerygma  Petri  vgl.  Agrapha  S.  393. 

Lc.  6, 17  (13)  =  Mc.  3, 18  =  Mt  4,  24.  5, 1. 

a  4.  Esr.  13,  12.  vert.  Hilgenfeld. 

xal  fiarä  ravra  elöop  top  clvB^qoojcop  xaraßalpovra  dxb 
Tov  OQOVQ  xal   JtQOOxaXovvra  jtqoq  eavtov  jtXijd-oq  aXXo 

elQTjPixoP'  xal  jtQoöißatPOP  xqoq  avrov  jtQooojia  dvd-Qoi' 

J€a}p  3toXX(DP,  a)p  fiev  fjöofitvwv,  wp  öh  Xvjtovfiivmv^  tipIq 
ÖEÖs/itPOL,  Tiphg  jtQoOayovrsg  Ig  avrmv  rovg  JtooowBoO' 
fjtevo%)g. 

b.  Lc.  6,  17.  18.  13. 

xcci  xataßdg  fier  atzcov  bot?!  ^^^  toxov  xeöipov,  xal  o^- 
Xog  JcoXvg  fia&fjTc5v  avrov  xal  jtXfjd-og  xoXv  rov  Xaov  .  .  ., 
oi  rjXO^op  axovoai  avrov  xal  lad^7jpai  ajto  rmv  voowp  av- 


Texte  und  Untersachongen  za  Lc.  6, 17.  5X 

räVj  xäi  ol  ipox^ovfisvoi  djto  jtvsvfiaxfov  axad-agrcDV  .  . 
V.  13:  XQööeqxovfiasv  rovg  ftaßi^rag  avrov. 

e.  Marcion  ap.  Epiph.  Haer.  XLIL  p.  312  B.  323  C. 

dpxl  öh  Tov'  xaxißri  (ibt    avzAv  Ix^r  xarißrj  iv  avrotg, 

d.  Mt.  4,  24;  5,  1. 

XQOofiv^fxav  avrS  xäprag  rovg  xaxcSg  ixovxag  xovxlXatg 
voöoig  xäi  ßaöavoig  övpsx^fiivovg  ....  löciv  öh  xovg  ox^ovg 

dvdßfj  slg  x6  oQog'  xäi  xa&laavxog  avxov  ngoCffld^ov  avxcö 
Ol  fia&fjxci  avxov. 

e.  Mc.  3, 13. 

x(ü  avaßcdvei  dg  x6  oQog  xäi  jtQoaxaXelxai ,  ovg  ij^^eXsp 

cnixog,  xciL  äjtrjjid'OP  JcQog  avxop. 

Die  Esra-Apokaljpse  —  und  zwar  nicht  in  den  späteren 
Zusätzen,  sondern  mitten  in  ihrem  Orondstock  —  zeigt  an  dieser 
Stelle  eine  ganz  besonders  merkwürdige  Berührong  mit  den 
Eyangelientezten.  Es  ist  ein  messianisches  Gesicht,  welches  der 
Apokalyptiker  darstellt  mit  Farben,  von  denen  man  vermuthen 
könnte,  ab  wären  sie  aus  allen  drei  SyQoptikem  entnommen. 
Den  Messias  schaut  er  als  xaxaßalpopxa  dxo  xov  ogovg  — 
Tgl.  Lc:  xaxaßäg  fiex^  avxwp.  Er  sieht  eine  grosse  Menge 
zu  ihm  nahen:  xQog  bccvxop  JtXrjß'og  —  vgL  Lc.:  JikrjO-og  Jto- 
Iv  xov  Xaov,  Und  zwar  ruft  der  Messias  diese  Menge  zu  sich: 
XQoaxaXovvxa  jtgog  kavxöp  =  vocantem  ad  se  —  vgl.  Mc: 
XQoaxaZeixai  ovg  ijO'slsp  ouro^  =  Vulg.:  vocavit  ad  se  quos 
Toluit  ipse,  Lc  XQOCB<poaprjöBP  ^xovg  fiad^dg  avxov  =  Vulg.: 
Yocavit  discipulos  suos.  Die  Menge  der  zu  ihm,  dem  Messias, 
Kommenden  wird  charakterisiert  als  stXHjd'og  aXXo  sIqtjpixop 
=  multitudinem  aliam  pacificam  —  vgl.  Mt  5,  9:  fiaxagioi 
ol  elQijPOJioiol  =  Vulg. :  beati  pacifici  Und  die  Gerufenen 
kamen  zu  ihm:  XQocißaiPOv  xQog  avxov  =  accedebant  ad  eum  — 
ygl.  Mi  5,  1:  XQoorjXd'OP  avxA  =  Vulg.:  accesserunt  ad  eum, 
Mc  3,  13:  axfjXd-op  xQog  avxoPj  Lc  ot  rjXd-op.  Ein  Theil  der 
Kommenden  war  freudig:  quorundam  gaudentium  =  wp  6h  x^^- 

Qopxwv  (Hilgenfeld  hat  weniger  zutreffend  7j6onipa>p  übersetzt) 
—  VgL  Lc  6,23:  X^Q^^  ^^  sxslpiu  x^  i]fi^Qa=  Mt.  5,  12:  xal- 
Q£XB  xcü  ayaXXiaod'B  =  Vulg.:  gaudete  et  exultate.  Ein  anderer 
TiTeil  war  traurig:  quorundam  tristantium  =  Hilgenfeld:  eov  öh 
Xvxovfiivmp  —   vgl.  Mt  5,  5:   fiaxoQioi   ol  XBpß-ovpxeg  =  Lc. 


52  AuBsercanonische  Pandleltexte  tu  Lc 

6,  21:  fictxoQtoi  ol  xialovreq.  Andere  waren  gebunden:  aliqai 
vero  alligati  =  rivhq  dtÖBfiivoi  —  ygl.  Mi  4,  24:  ßaoavoiq  ovp- 
exofiivovg  xät  öaifioPiQofidvovg  »=  Vulg.  tormentis  comprebeDsos 
et  qui  daenionia  babebani  liocb  andere  endlich  brachten  solche 
aus  der  Menge  herbei:  aliqui  addncentes  ex  eis,  qui  ojflFerebantur 
SS"  Tiveg  JtQOOayovTBq  ^g  avrmv  xQOdptQoidvovq  —  vgL  Mt.4,24: 

xQOCrivBYxav  avxA  xavraq  xxL  Der  tiefe  Eindruck,  den  die 
Schilderung  der  Bergpredigt  auch  in  einem  jüdischen  Gemüth 
hervorgerufen  hatte,  ist  in  diesem  Messiasbilde  unverkennbar, 
und  diese  messianische  Schilderung  stammt  aus  der  Zeit  um 
das  Jahr  95  o.  Chr.! 

Lc.  6,  20«»  »  Ht  5,  S.  i. 

a.  Hom.  Clem.  XV,  10.  p.  150,  4. 

o  öiöaöxaZog  ^fuSp  xiarovg  jtivrjxaQ  ifioxagioev. 

b.  Polyc.  ad  PhiL  II,  3.  p.  114,  4. 

xal  ort  i/uxxoQioi  ol  TtrmxoL 

c  Ephraem  Sjr.  £v.  concord.  expos.  ed.  Mösinger  p.  62. 

Elevavit,  ait,  Jesus  oculos  suos  in  eos  et  coepit  dicere:  Beati 
pauj)ere8  in  spiritu  suo. 

d.  Mt.  5,  3. 

(laxaQtoi  ol  jcTcoyol  reo  jtvevfiaxi,  ort  avrmv  iözlv  ^  ßa- 
öcXala  T(5v  ovQavmv. 

e.  Clem.  AI.  Protrept  X,  99.  p^  79. 

rlvi    XaZfjoei    xvgioc'    vfi(5v   iörlv    ij    ßaOiXela    roiv  oi> 
Qap(Dv; 

f.  Lc.l6,20^ 

fiaxagioi  ol   Jtrcoyol,   ort  vfisrega  iarip   7)   ßaoiXela  rov 
&eov, 

g.  Marcion  ap.  TertulL  adv.  Marc.  IV,  14. 

Venio  nunc  ad  ordinarias  sententias  ejus,  per  quas  propri- 
etatem  doctrinae  suae  inducit  ad   edictum,  ut  ita  dizerim, 
Christi:  Beati  mendici  (sie  enim  exigit  interpretatio  vocabuli, 
quod  in  Graeco  est),  quoniam  illorura  est  regnum  dei. 
h.  Clem.  AI.  Quis  div.  salv.  §  16.  p!  9447  "^ 

ovTog  o  fiaxaQi^ofiBVog  vjtb  rov  xvgiov  xäi  ^tr^og  Toi  xpev- 
fiari  xakovfiBPog  xlr^QOPOfiog  ^roifiog  ovqqpov  ßadislag. 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Lc.  6,  20.  63 

i  Jac.  2,  5. 

o  d-eog  j^sX^^aTO  ravg  :xra>xovg  rS  xoCficp  jtZovölovg  ev 
xidTti  xcu  xXfiQovoftovQ  T^g  ßaCikelag,  tjg  ijtJjyyelXaro  xotg 

dyaxciciv  ixvrov, 
k.  Judiciiim  Petari  (Ap.  KO.)  c.  11.  p.  114,  9.  ed.  Hilgenfeld. 
h^i  de  XQcevg,  ixud^  XQaeTg  xXriQovoiirioovoi  t^p  ßaoiXeiav 
xöiv  cvQavwv, 

ßcocoQioi  ol  xQaeZg,  ort  avrol  xXfiQovofitjoovOtv  xiiv  yijv. 

m.  Eyangeliarinin  Hieros.  p.  463  sq. 

beatitudo  vobis  paiiperibus  spiritu,  quia  vestrnm  est  regDum 
coeli. 

Kein  Gebiet  des  synoptiscben  Evangeliums  ist  in  der  pa- 
tristischen  Literatur  so  reichlich  ausgenutzt  worden,  als  die  Berg- 
predigt, deren  Grundstock  im  Folgenden  zur  Untersuchung  ge- 
lang^, nachdem  diejenigeu  Partien,  welche  uns  ausschliesslich 
durch  den  ersten  Evangelisten  erhalten  worden  sind,  bereits  in 
Heft  II,  62—114  ihre  Erledigung  gefunden  haben. 

Von  dem  ersten  MakarLsmus  der  Bergpredigt  scheinen 
mehrere  Tersionen  bezw.  Becensionen  vorhanden  gewesen  zu 
sein.  Zu  der  Recension  bei  Lc.  kommen  Fassungen  desselben 
Logion  bei  Mt.,  und  zwar  unmittelbar  nach  einander  Mt.  5,  3  und 
4.  (Einen  ahnlichen  Fall  vgl.  man  in  Mt.  23,  8  und  10,  Heft 
U«  272  f.)  Nämlich  die  fiaxagioi  ol  xrwxol  und  die  /laxagioi 
ol  xoaeZc  sind  urtextlich  identisch.  Wie  *^i!P  und  13:?  vielfach 
in  einander  übergingen  —  man  vgl.  die  Paralleltexte  und  Be- 
merkungen zu  Mt.  21,  5  in  Heft  II,  258 — 261  und  die  dort  er- 
wähnten Untersuchungen  von  Häring  und  Bahlfs  —  und  wie 
namentlich  '^^IP  oft  im  Sinne  von  13!^  gebraucht,  folglich  nicht 
blos  mit  xivijg^  xrcoxog,  sondern  auch  mit  xgavg,  XQaog,  ra- 
xHvog  wiedergegeben  wurde,  so  ist  auch  die  beligpreisung : 
S'»*:5n  '^'itJÄ  in  die  beiden  Versionen  Mt.  5,  3:  fiaxagioi  ol 
xxmol  (=  Lc  6,  20**)  und  Mt.  5,  4:  uaxaoioi  ol  xgaetg  —  aus- 
einander '  gegangen.  Der  Beweis  hierfür  liegt  in  den  Parallel- 
texten, welche  nicht  aus  den  synoptischen  Evangelien  stammen. 
Zunächst  ist  es  Clemens  AI.,  welcher  in  der  Schrift:  Quis  div. 
salv.  §  17  die  canonische  Fassung  Mt.  5,  3  bespricht  und  dabei 
ausdrücklich  den  „Zusatz^  des  ersten  Evangelisten  —  xQooe&i]X8P 


64  Aussercanoniache  Paralleltexte  zu  Lc 

0  Marß-aloq  —  erwähnt,  aber  unmittelbar  vorher,  nämlich  in 
§  16,  die  oben  mitgetheilte  aussercanonische  Fassung  des  Logion 
citiert,  wodurch  ausdrücklich  der  o  jtt<ox^^  ^^^  dem  Herrn  selbst 
{vjto  Tov  xvqIov)  als  ein  xXrjQovofiog  ovgapot  ßaöiJisiag  be- 
zeichnet (xalovfievog)  wird.  Nun  findet  sich  wohl  die  ßaoiksia 
rciv  ovQQPcov  in  der  Fassung  des  Logion  Mt  5,  3,  dagegen  das 
xjifjQovofifjcovaiv  in  der  Recension  des  Logion  Mt  5,  4.  Dass 
aber  von  Clemens  hier  nicht  eine  gedächtnissmässige  Vermischung 
der  beiden  Recensionen  v.  3.  4  begangen,  sondern  ein  älterer 
Text  befolgt  ist,  zeigt  Jac.  2, 5:  ovx  6  d-eög  i^sXi^aro  rovg 
jixcoxovq  TOV  xoöfiov  JtZovalovg  iv  Marei  xal  xXtjQOVOfiovg  r^q 
ßaoiXelag,  aber  ebenfalls  das  Judicium  Petri,  welches  anstatt 
der  canonischen  Fassung  von  Mi  5,  4:  xXfjQovofi^öovöiv  rtjv 
yfiv,  mit  Clemens  und  Jacobus  übereinstimmend  bietet:  xXn- 
QovoiirjGovot  rrjv  ßaailBlav  rwv  ovgavcov.  Hieraus  ergiebt  sich 
mit  Bestimmtheit  die  urtextliche  Identität  von  jtQastg  und  jrreo- 
yol^  wozu  noch  in  den  Clementinischen  Homilien  als  dritte 
Variante  von  *^^!P  das  griechische  ütivr^g  sich  gesellt.  —  Einen 
Anklang  an  unser  Logion  finden  wir  noch  in  den  Test.  XU  patr. 
Juda  c.  25:  xai  ol  iv  jcrwxela  öta  xigiop  nXovTiöd^covxai  xal 

01  Iv  ütevla  xoQtaöd-i^coPTaiy  mit  welchem  letzten  Ausdruck  be- 
reits das  folgende  Logion  gestreift  wird. 

le.  6,  21»  =  Mt  5,  6. 

a.  Lc.  6,  21». 

uaxägioi  ol  jisipcipreg  vvp^  ort  xoQTaad-voso&e. 

b.  Marcion  ap.  Tert  adv.  Marc  IV,  14. 

Beati  esurientes,  quoniam  ipsi  saturabuntur. 

c.  Ephraem.  Syr.  Opp.  I,  30  E. 

xal  (ioxagioi  ol  Jtsipaoaprsg  xal  ditpTJöapzsg^  ort  ixelxog- 
raad-Tiaoprai. 

d.  Mt.  5,  6. 

uaxagioi  ol  ütBLpmpXEg  xai  öirpcoprsg  tvp  dtxaioovptrp^  ort 
avxol  xogtao&^rjooprat. 

e.  Clem.  AL  Eclog.  proph.  §  14.  p.  992. 

fiaxagioi  yag  ol  XBivApxeg  tcoH  öi^xüi^eg  rtjp  dacaioovpfjp 

TOV  &60V'  ovTot  yäg  §fiJtXi]OÜ^öoprai. 


Texte  nnd  Untersuchungen  zu  Lc.  6,  21.  g5 

f.  Clem.  AI.  Strom.  V,  II,  71.  p.  688. 

(icxagioi  TflS  ovri  xara  rijp  yQag>'^v  ol  jteipdivTeg  xai  öi- 
tpcHpieg  xfjv  äXf)&Hav^  ort  Jtlffid^ficovrai  xQog>7iq  diölov, 

g.  Clem.  AI.  Quis  div.  salv.  c.  17.  p.  945. 

xal  xaXiv  fioxaQiot  ol  jieivSvreg  xal  öitpcivreg  ri]v  ötxaio- 

ÖVPfjP  TOV  d-sov. 

Die  Lesart  dixaiooivrj  rov  Oaov  hat  mit  Rücksicht  auf 
Rom.  1,  17;  3,  5.  21.  22;  10,  3;  2.  Cor.  5,  21  nicht  wemg  für  sich. 
Es  würde  dann  fttr  die  paulin ische  ötxaioavvr)  rov  d-sov  in  un- 
serem Logion  ein  Hauptquellenort  zu  suchen  sein.  Über- 
setzungsvarianten sind  jr^i7öi^/}(Joi'ra£=;|ro(JTaa^/;öorTa£=5i^5te'^, 
vielleicht  auch  öixaioovpfi  =  ctXiideia  =  TX^^xX  Man  vcl.  z.  B. 
Jes.  11,  5,  wo  plt,  öixaioovvTj  und  «13^13»,  ahjO'aia^  in  den  par- 
allelen Gliedern  als  Synonyma  erscheinen. 

Lc  6,  21"»  =  Mt.  5,  5. 

a.  Lc  6,  21^ 

fioxaQioi  ol  xXalopzeg  vvVj  ort  ysZacsre. 

b.  Marcion  ap.  Tert.  adv.  Marc.  IV,  14. 

Beati  plorantes,  quia  ridebnnt. 

c  Orig.  in  Jer.  Hom.  XIX,  6=  Sei.  in  Thren.  c.  1.   Opp.  II,  704. 
III,  323. 
ficocägioi  ol  xXalovreg  [vvp],  ort  yeXaoovraL 

d.  Eus.  Dem.  ev.  c  15. 

uaxoQiot  ol  xXalovxsg,  oti  ytXaoovrau 

e.  Ephraem  Syr.  Ev.  concord.  expos.  ed.  Mösinger  p.  63. 

Beati,  qui  flent,  quoniam  ipsi  consolabuntur. 

f.  Mt  5,  5. 

iiaxanioi  ol  xev&ovi^tsg,  ort  avrol  jtaQaxXi^d-fjCovxai. 

g.  Hom.  Clem.  III,  26.  p.  43,  13. 

jt£V&stv  ycLQ  TOlg  avxov  vlotg  Jtagtx^i  xovg  i^aptaxcofiii^ovg 

dÖBXq)ovg  avxcoVf  drpevoxl  avxolg  iv  reo  ßiXXovxt  alävi 
xtjv  jtagäxXfjöip  vjticxpovfisvog. 

h.  Ephraem  Syr.  Opp.  I,  30  E. 

xal  fiaxaoioi  ol  JtevO-r/aavxsg  xal  xXavoavxeg^  oxi  ixet  ye- 
Xaaovöt  xal  staQoxXrid^riCovxaL 

Text«  a.  Ontennclmogeii  X,  8.  5 


55  AuBsercanonwche  Paralleltexte  zu  Lc. 


Wie  Gen.  23,  2  TOSl  von  den  LXX  mit  xsp&fjoai  übersetzt 
ist,  so  können  auch  hier  xkaleiv  und  Jtevd-elv  auf  #1321  zurück- 
geführt  werden.  Daraus  ergiebt  sich,  dass  y^Xav  «^  pntT  im 
Nachsatz  ursprünglich,  jtaQaxXfjd^i]00VTai  eine  redaktionelle  Um- 
schreibung ist.  Ephraem  bietet  einen  Mischtext,  ebenso  Ter- 
tullian  de  patientia  c.  11:  Beati,  inquit,  ilentes  atque  lugentes. 
Auch  Eusebius  verbindet  in  Ps.  29,  9.  10.  Migne  V,  264,  in  Ps. 
38,  13.  14.  Migne  Y,  352  beide  canonische  Texte,  beide  Male  wie 
Origenes  für  yeZaöste  schreibend:  yeXaaovrai,  Einen  Anklang 
finden  wir  wieder  in  den  Test.  XII  patr.  Juda  c.  25:  xai  ol  ip 
Xvxn  tBXevxriOavxBq  dvaöTTJöovTai  kv  X^Q9>  ^  dieser  Fassung 
hervorgegangen  aus  dem  Gegensatz  von  vvv  —  ixsL  Einen 
anderen  Anklang  bietet  das  Didascalia-Evangelium:  (iax&Qioi  ol 
jrspO^ovvTSg  jisgl  x^q  xcov  äjtlöxcop  djtcokelag.  Vgl.  Didasc. 
V,  15.     Agrapha  S.  395. 

Lc.  6,  22  =  m.  5, 11. 

a.  Didasc.  II,  8.  p.  240  =  Const.  II,  8.  p.  20,  25. 

bI  olv  xig  ßXaaq)7j(ii]d^(j  ijtl  ^yBvOfiaxi,  fjaxccQiog  6  xoiovxog, 

b.  Mt.  5,  11. 

fiaxuQioi   ioxBy    oxap  ovblöiocoöip  vftag  xcu  öicct^ocip  xai 

eljtcjaip  jcav  jtovtjQOP  xad'^  vfiojp  tpBX?66fiBPOi  h'BXBv  Ifiov. 

c.  Syr.  Cur.  Mt.  5,  11. 

(laxaQLol  ioxB,  oxap  ÖKD^wötp  vfiag  ol  avd-QConoi  xai  ovBidl- 

Oootp  xai  Biljta>oiP  jcav  jrorrjQop  tf)Bv66fiePOi  6ia  x6  opo- 
lia  fiov, 

d.  Cod.  Cantabr.  Mt.  5,  11. 

liaxcLQiol   icxB^    oxap  ökd^coolv  vfiäg  xai  opbiöIöcoCiv  xai 
Bijcwöip  xad-*  vficop  ^äp  jtopjjQOP  %vbxbp  Sixaioövprjg. 

e.  Lc.  6,  22. 

fiaxagiol  iöra,  oxap  (iiöijCmOiP  vfiag  ol  avd-Qojjroi  xai  oxap 
a<poQloa)Cip  vfiag  xai  6pBiöioG}öip  xai  kxßdXmoiv  x6  opofia 

vf4(DV  cog  jtoPfjQOP  %PBxa  xov  vlov  xov  dpO-Q(6jcoi\ 

Zeigten  sich  schon  zu  Mt.  5,  10  (Heft  II,  65—68)  wichtige 
aussercanonische  Varianten,  die  durch  Parallelen  aus  den  cano- 
nischen Lehrschrifben  bestätigt  wurden,  so  ist  es  bei  Mt.  5,  11  = 


Texte  und  ünterauchungen  zu  Lc.  6,  22.  23.  g7 

Lc.  6,  22  ebenso.  Wie  zu  Mt.  12,  36  kakslp  Xoyov  aQyov  =  Xa- 
Xztv  Q^fia  agyov  =  elxsTv  Qrjfjux  dgyov  als  Umschreibungen  von 
ßXaoq/fjfiSiP  erkannt  wurden,  so  treten  uns  hier  in  dem  eltneh^ 
xav  JtomiQov  =  kxßaXXnv  ro  ovofxa  mg  ytopjjQOv  ähnliche  Um- 
schreibungen von  ß/,aog)Tj/j8Tv  =  Sl'in  entgegen.  Dieses  ßlacq^t]- 
fialv  zeigt  sich  nicht  nur  in  der  Didascalia  und  den  Consti- 
tutionen, sondern  auch  in  den  canonischen  Parallelen.  Vgl. 
1.  Cor.  4,  12,  wo  auf  das  ÖKDxofjisvot  ävexofis^ci  unmittelbar 
ßXao^7]fiov/ievoi  jtaQaxaXovfiep  nachfolgt,  ferner  1.  Petr.  4,  14, 
wo  das  ßXaoq>7iiiBlv  an  die  Seligpreisung:  bI  oveiölCeö&e  iv  6v6- 
/lari  Xqiotov  sich  anschliesst,  sodann  Jac.  2,  7:  ßXaötprjiiovOiv 
ro  xaXov  ovofia  zo  ixixXrj^sp  iq)^  vfiäg,  und  endlich  Herrn.  Sim. 
VllI,  6,  4  p.  186,  11:  ßXaö^7]fii^aavT£Q  .  .  .  .  xa)  ijtaiöxvi^ivrsg 
t6  ovofia  xvqIov  ro  ijitxXij(^ip  ijt  avzovg.  Hieraus  wird  er- 
sichtlich, dass  das  ßXaCq)i]fii](^ij,  sowie  das  ijtl  rpsvöfiazi  der 
Didascalia  =  Constitutionen  dem  bIjiodolv  jcäp  xoptjqop 
xaB^  vficop  ^€VÖ6fi€P0i  in  Mt.  5,  11    entspricht.     Die   Stellung 

aber,  welche  das  ovopta  xvqIov  im  ersten  Petrusbriefe,  im  Ja- 
cobusbriefe und  im  Pastor  Hermae  einnimmt,  weist  darauf 
hin,  dass  die  Variante  des  Syr.  Cur.:  6iä  zo  opofia  fiov  älter 
und  ursprünglicher  ist,  als  die  parallelen  Ausdrücke:  ipsxBv  ifiov 
=  ivBxa  zov  viov  zov  dp&Qcijrov  oder  gar  bvbxbp  öixaioovpfjg, 
welches  letztere  aus  Mt  5,  10  hier  eingedrungen  ist. 

Lc.  6,  23  =  Mt.  5, 12. 

a.  Hom.  Clem.  XVII,  7.  p.  161,  34. 

i'pa  jCLQmoiP  6i^  azipa  zavza  vjtBfiBipap, 

b.  Eus.  in  Lc.  6,  23. 

avzov  JtagayyBXfia  ytXrjQovpzBg,  ijtBidfj  x^^Q^^^  kälöaöxBP 
vjtBQ  avzov  Tidoxopzag. 

c.  Ign.  ad  Magn.  VIII,  2.  p.  36,  2. 

ol  yoQ  ß-Biozazoi  xQO^TJzai  xazä  Xqiozop  'Irfiovp  B^7]Cay. 
öia  zovzo  xai  iöicix^rioap. 

d.  Mt.  5,  12. 

XccloBze  xäi  dyaXXiacB^B  [Syr.  Cur.  add.:  iv  I-xbIpz}  zfj  WBoa], 

ozi  6  ftiöd'og  vfiSp  jtoXvg  ip  zoXg  ovQaPolg'  ovzcog  yaQ 
i6lo}§ap  zovg  XQoq>f^zag  zovg  xqo  vfiwp  [Cod.  D  add. 
vxaQxoPzag]. 

5* 


ßg  AuflsercanoniBche  Paralleltezte  za  Lc 

e.  Lc  6,  23. 

XCLQtjXB  kv  ixslv^  Tij  J^fiiQCL  xoi  oxiQti^aaT6'  löov  yäg  6 
ßiad-oq  vfiAv  jtoXvg  iv  reo  ovQapqr  xaxä  xa  avxä  yoQ 
ijtoiovv  xotq  JiQog>i^xaig  oi  jtaxeQSg  avxcov. 

f.  Marcion  ap.  Epiph.  Haer.  XLll.  p.  312c!  324  A, 

xaxä  xa  avxä  kxolovv  xolg  :xQoq>ijxaig  ol  xaxigsg  vfiäv, 

Übersetzuiigsvarianten  wie  vjcofiev€iv=  jräox£iv{=dicSxsa&ai 

=  ns?  vgl.  Mt.  5,  10  Heft  II,  67),  ferner  äya}.kiao&ai  =  öxiQxäv 
=  b'^a,  ovxoc:  =  xaxä  xä  avxä  =  nKT3  lassen  den  hinter  den 
griechischen  Parallelen  liegenden  Grundtext  erkennen.  Marcions 
Lesart:  jcaxigeg  vficov  wird  nicht  nur  durch  drei  Minuskelcodices, 
sondern  auch  schon  durch  Iren.  III,  14,  3  vertreten. 

Lc.  6,  25. 

a.  Ephraem  Syr.  Opp.  I,  30  E. 

xal  oval  ol  iujtejtXfjöuipoi,  oxi  ixet  xuväcovci  xci  öiWn^ 
aovoi  . . .  xal  oval  ol  yeXcopxeg  vvv,  oxi  hui  xepß^rjootxji 
xal  xkavöovoip  äjtavaxog. 

b.  Tatian.  Or.  c.  Öraec.  c.  32.  p.  126. 

vekäxe  6$  vuslg^  wg  xal  xXavcoPXsg. 

c.  Lc.  6,  25. 

oval  vfilv  ol  ifijtsjtXTjOiiipoi  pvp,  oxi  jtsiväosxe,  oval  [vfiip] 
ol  yekcQPXsg  pvp,  oxi  jtspß'i^cexe  xal  xXavoexe. 

Die  den  Makarismen  der  Bergpredigt  nachfolgenden  Wehe- 
rufe Lc.  6,  24—26  erklärt  Weiss  kurzweg  fiir  eigenmächtige 
Nachbildungen  des  dritten  Evangelisten.  Wie  wenig  begründet 
dieser  Machtsprueh  ist,  zeigt  schon  bezüglich  des  ersten  Wehe- 
rufes: jtjirjp  oval  vf4lp  xolg  jtZovoloig  xxjL.  die  canonische  Par- 
allele Jac.  5,  1—5,  welche,  von  Anspielungen  an  Herrenworte 
voll,  der  Hauptsache  nach  Nichts  als  eine  Ausführung  dieses 
Weherufes  ist.  Vgl.  Jac.  5,  1:  äye  pvp  ol  JtXovoioi  xxX, 
Noch  praeciser  bezüglich  des  dritten  lucanischen  Weherufes  tritt 
die  Abhängigkeit  des  Jacobus  von  diesem  Herrenwort  hervor.  Vgl. 

Lc.    6,  25:  oval  ol  yeXcopxsg  pvp'  oxi  Jtepd-qOBXB  xal  xXav- 

cexs, 
Jac.  4,    9:  Jtspd^i^oaxs,  xXavoaxB'  6  yeXwg  Vfiwp  elg xipd^og 

fiexaoxQaqiy'jxo}. 


Texte  und  Untersnchungen  za  Lc.  6, 25.  27.  gQ 

Die  Zuthaten  Ephraems:  ixet  —  äxavözcDg  sind  späteren 
Ursprungs.  Dagegen  möchte  das  diy>^0ODCi  in  Ephraems  Text 
wegen  des  Parallelismus  zu  Mt.  5,  6:  öitp(3vrsg  (von  Lc.  gekürzt) 
nnd  unter  Bezugnahme  auf  Lc.  16,  24  als  ein  Rest  des  Urtextes 
zu  recognoscieren  sein. 

Lc-  6, 27»  =  Ht  5, 44*. 

a.  Jiö.  I,  3. 

vfieig  de  ayanaxe  rovg  fiioovvrag  t\uac. 

b.  Just.  Apol.  I,  15.  p.  62  C. 

xäi  ayaxaxB  rovg  fiioovvrag  vfiag, 

c  Just  Dial.  c.  Tryph.  c.  1 33.  p.  363  D. 
xdi  oYOJtäp  rovg  fiiOovvrag. 

d.  Hom.  Clem.  III,  19.  p.  41,  20. 
^äjta  xal  roig  iiioovvxag. 

e   Ep.  ad  Diogn.  VI,  6.  p.  158,  26. 

xciL  XQiOxiavoX  rovg  fziaovvrag  dyajt<5oii\ 

f.  Hom.  Clem.  XII,  32.  p.  132,  3. 

öixaiog  jteiQarcu  xät  rovg  ix^Qoig  dyajtäv. 

g.  Just  Dial.  c.  Tryph.  c.  85.  p.  312  B. 

*Iijöo\g  ixdZevcsv  dyajtav  xät  rovg  Ixd^Qovg, 
h.  Athenag.  Leg.  11. 

Xiym  viiiv  dycutärs  rovg  ix^Q^^^^  vfKDP. 
i.  Theophil,  ad  Autol.  III,  14. 

TO  rfi  fvayysXiop'  dyajcare,  g)tjoi,  rovg  ix^Q^^*»  vfiSv. 
k.  Clem.  AL  Strom.  IV,  14,  97.  p.  605.  "^^ 

dyaxärs  roig  ix^Qovg  vfidip,  Xiysi. 

1.  Didasc.  I,  2.  p.  227  =  Const  I,  2.  p.  3,  14. 

xcü  xdXip  ip  rm  svayyeXlq}  Ziysr  dyaxare  rovg  ixO^Qovg 
ifiäp. 

m.  Mt  5,  44». 

iyA  6h  Xiyco  xfilv  dytxxärs  rovg  ix^Q^^  vfimv, 
a  Lc.  6,  27* 

dXia   vfilp  Ziym  roig  dxovovöiv'   dyaxarB    rovg  ix^'Qovg 

vfiSp. 

o.  Lc  6,  35* 

Jtkfp  djcutare  rovg  ix^Q^^^^  vficSv. 


70  Aassercanonische  Parallel  texte  zu  Lc. 

p.  Clem.  Rom.  II,  13,  4.  p.  130,  10. 

dXXä  x^Q^^  v/ilP,  el  ayanats  xoiq  hx^Q^^^  ^^^  xoiq  fit" 
Oovvrag  vjuac. 

Die  Untersuchung  über  Lc.  6,  27.  28  =  Mt.  5,  44  ist  bei 
dem  Schwanken  der  Handschriften  und  bei  der  Menge  und  Ver- 
schiedenheit der  patristischen  Citate  nur  auf  dem  Wege  einer 
genauen  analytischen  Vergleichung  der  einzelnen  Textbestand- 
theile  durchzuführen.  Dabei  ist  festzustellen,  dass  unser  Logion 
in  der  älteren  patristischen  Literatur  fast  nirgends  als  ein  vier- 
theiliges Logion  erscheint,  wie  im  canonischen  Lucastext,  son- 
dern meist  nur  zwei-  oder  dreitheilig,  dass  namentlich  der  zweite 
lucanische  Textbestandtheil:  xaXmg  jtoietTe  xolq  fiiöovCtv  vftctg 
nur  sehr  selten  anklingt.  Die  dreitheilige  Fassung  tritt  am  rein- 
lichsten in  folgenden  Parallelen  hervor: 

Clem.  AI.  Paed.  III,  12,  92.  p.  307:  äyajtäv  rovg  ixO-Qovg  xeZtvei 
xal  xohg  xaraQcofjivovq  fjftag  evXoyelv  JtQOöevxBO&al  ra  vxhg 
Tcov  EjtijQeaC^ovxwv  ^fiäg, 

Clem.  AI.  Strom.  IV,  14,  97.  p.  605:  dyajtaxe  xovg  ^i^(>ot'c,'  vfiwp, 
Xtysif  evjLoyelxs  xovg  xaxagoifiivovg  vptag,  xal  jtQooevxsod-e 
vjte()  xc5p  kjcTjQEaC^ovxcov  vfilv, 

Tert.  de  patientia  c.  6:  dicente  Christo:  diligite  inimicos  vestros 
et  maledicentibus  benedicite,  et  orate  pro  persecutoribus 
vestris. 

Gleichwohl  erfordert  der  Parallelismus  zu  den  vier  Sprüchen 
Lc.  6,  32.  33.  34.  Mt.  5,  47  auch  eine  viertheilige  Zusammen- 
setzung dieses  Logion.  Vgl.  die  Erläuterungen  zu  Lc  6,  32  oben, 
ausserdem  Agrapha  S.  246 f.  Was  nun  den  ersten  Textbestand- 
theil betriflft,  so  ergiebt  die  analytische  Vergleichung  der  cano- 
nischen und  aussercanonischen  Parallelen  mit  Sicherheit,  dass 
das  Objekt  zu  dyojiaxe   bald  xovg  fiiöovvxag  vfiag,  bald  xovg 

iX^Qoig  vfi(5v  gelautet  hat,  dass  mithin  beide  Varianten,  die  bei 

diesem  Textbestandtheil  nur  einmal  gleichzeitig  auftreten,  Versionen 
eines  gemeinsamen  hebräischen  Quellenwortes  sind,  als  welches 
höchstwahrscheinlich  Äjte  vorauszusetzen  ist.  Vgl.  Ex.  23,  5: 
TjKjte  =  LXX:  xov  ix^Qov  öov  — ,  Hiob  8,  22:  Tj'^jjite  =  LXX: 
ol  6h  ix^Qoi  avxcov  —,  P8^%  14:  'y^^181^  =  LXX:ixxwp^jx^ 

d-QCüV  f/OV, 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Lc.  6,  27.  28.  71 

Lc.  6,  21\ 

a.  Aristides  Apol.  c.  15.  p.  37,  5  ed.  Hennecke. 

ol  de  Xgiariavol rovg  ex^^Qovg  BvsQyerstv  öJtov- 

dä^ovoiiv). 

b.  Diatessaron  Arab.  ed.  Ciasca  p.  16^ 

benefacite  bis,  qui  odio  habent  vos. 

c.  Lc.  6,  27*>. 

xakcSg  jtoulxB  rotg  fiiöovoiv  vfiag. 

Dieser  bei  Lc.  zweite,  für  den  viergliederigen  Satzbau  des 
ganzen  Logion  unentbehrlicbe  Textbestandtheil,  dessen  Spuren 
in  der  patristischen  Literatur  so  selten  sind,  ist  doch  durch  das 
cYad-ojtoifjre  in  Lc.  6,  33  indiciert  und  durch  obige  Aristides- 
Parallele  belegt.  Denn  zu  den  oben  bei  Lc.  6,  9  besprochenen 
und  schon  in  Heft  II,  320  erwähnten  Übersetzungsvarianten 
xaXov  xoislv  =  xaXmg  jtoutv  =  ayaO-ov  jtoirjöai  =  ayaO'OJtoiij- 

öai  =  xakov   iQya^ead^ai  =  ev   jiouiOai  =  S'^tD'^n   kommt  hier 

noch  svtQyETStP  bei  Aristides. 

Lc.  6,  2S\ 

a.  1.  Petr.  2,  23. 

og  ZoidoQovfisvog  ovx  apteXotöogei. 

b.  Hom.  Clem.  III,  19.  p.  41,  21. 

xal  svXoysi  rovg  XoiöoQovprag. 
a   1.  Petr.  3,  9. 

fifj   axodiöovxeg  .  .  XoiöoQlav  avrl  Xoiöoglag,   xovvavxlov 
Sk  BvXoyovvxeg, 

d.  Hom.  Clem.  XII,  32.  p.  132,  3. 

[dlxaiog  jteiQCcxai]  . .  xal  XoidoQovvxag  svXoyslv, 

e.  1.  Cor.  4,  12. 

XoidoQovfisvoi  evXoyov(iei\ 

f.  Ep.  ad  Diogn.  V,  15.  p.  158,  11. 

XoiöoQovpxai  xal  BvXoyovaip. 

g.  Clem.  Epitome  c.  96.  p.  782  ed.  Cotelerius. 

cog   o   Xgioxog   elQTpcs   ....  xal   xovg  XoiöoQovvxag  ev- 
Xoy€iv. 


i 


72  .  Anssercanonische  Paralleltexte  zu  Lc. 

h.  Just.  Apol.  I,  15.  p.  62  C. 

xal  evXoyelTe  rovg  xaraQcoftii^ovg  vfdTv, 

i.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.  133.  p.  363  D. 
xal  evXoyelv  roig  xaraQcofiivovg, 

k.  Aihenag.  Leg.  11. 

evkaystre  tovq  xaxaQmfiivovq. 

1.  Const.  VII,  1.  p.  198,  5. 

BvXoyBlxB  Tovg  xaraQmuf.vovg  vuag, 

m.  Cod.  Cantabr.  Mt.  5,  44. 

evXoyelTS  rovg  xaroQCOfxtv ovg  vfiäg. 

n.  Clem.  AI.  Strom.  IV,  14,  97.  p.  605. 

evXoyelre  rovg  xaraQcofisvovg  vfiäg, 
o.  Lc.  6,  28*. 

evXoyslTS  rovg  xataQcofiivovg  vfiag. 

Neben  dem  canonischen  Texte  Lc.  6,  28*  finden  wir  eine 
aussercanonische  —  richtiger,  weil  auf  Paulus  und  1.  Petri  zu- 
zückgehend,  vorcanonische  —  Fassung  dieses  Spruchtheils,  in 
welchem  XolöoqbIv  als  Übersetzung  von  blep  =  xaraQaod^at  uns 
entgegentritt  Vgl.  1.  Sam.  17,  43;  Hiob  3,  1;  Kohel.  7,  22;  10,  20 
—  Stellen,  wo  allenthalben  bip  von  Symmachus  mit  XoiöoQStv, 
von  den  LXX  mit  xaragaa^ai  wiedergegeben  ist. 

Lc.  6,  28«»  =  Mt.  5,  U\ 

a.  Just.  Apol.  I,  14.  p.  61  C. 

xal  vjtSQ  rc5v  iyd^Qwv  avxofispoi, 

b.  Just  Apol.  I,  15..  p.  62  C. 

kyci  06  vfilv  XiycD'  eixeod-s  vjtSQ  rmv  ix^Q^^  vficüp. 

c.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.  96.  p.  324  A. 

ovrog  ycLQ  iölöa^ev  r/fiag  xal  vjteQ  rcov  kx^Qcov  svxsod-ai. 

d.  Just  Dial.  c.  Tryph.  c.  133.  p.  363  D. 

cog  vjto  Tov  Xqiötov  ?j(i(5v  xal  xvqIov  jtoisTp  kötöax^pLBv, 

jcagayyelXaPTog  fjfdv  svxeo&ai  xal  vjthg  rcov  ix^Q^^- 
€.  Hom.  Clem.  XU,  32.  p.  132,  4. 

eri  fd^p  xal  vjceq  ix^Q^^  er^fCöS'a^ 
f.  Clem.  AI.  Strom.  VII,  14,  84.  p.  883. 

olösp  ycLQ  xal  top   xvqiop   apvixQvg   eixBOO-ai  vjibq  tcop 

ix^Qcop  jraQayyelXapra, 


Texte  und  Üntenachnngen  zu  Lc.  6,  28.  73 

g.  Ad.  I,  3. 

xäi  XQOöBvxiO&e  VX6Q  xwv  ix^Qoiv  vfidiv. 

h.  Didasc.  V,  14.  p.  315. 

öia  TovTO  xal  Iv  rw    BvaYysXlq)  jtQoelQfjxa'  jtQooevxBod-e 
vxhg  tAv  ixO^Qcoi^  vfi(5v. 

i.  Just  Dial.  c.  Tryph.  c  35.  p.  254  B. 

6i6  Tcal  vjiBQ  vfjiAp  xci  vxsq  xmv  aXXcov  ajtavrov  avd-Qci- 
xwp  Tc5v  kxd^Qdtvovrwv  fjfitv  svxofie&a. 

k.  Hom.  Clem.  111,  19.  p.  41,  21. 
flvxBTO  vxIq  hx^QCLivovxoav. 

1.  Const.  Vll,  1.  p.  198,  6. 

XQOCsvxj^od-B  vxig  räv  knfjQBaC^ovroov  vfiag. 

m.  Clem.  AI.  Paed.  1,  8,  70.  p.  140. 

vx£Q  r(5p  kjtijgea^ovTcov  ^fiag  xgoosvxsoO-ai  ötöaöxov. 

n.  Clem.  AI.  Strom.  IV,  14,  97.  p.  605. 

XOL    JtQOOSVXBöd^B  VJttQ   TtDP  ijn]QSaC6PTG)V   VfiZP. 

0.  Didasc.  J,  2.  p.  227  =  Const.  1,  2.  p.  3. 

xäi  jtQ00£VXS0&6  vjtig  rcip  ijiTjQsa^oprcov  vfiag. 

p.  TheophiL  ad  Autol.  III,  14. 

xäi  jtQoOkvxsod-e  vxhg  rwp  ijtfjQBa^oprcop  vfiag. 

q.  Lc.  6,  2S*». 

xäi  XQOOevxfod-e  JtSQl  t(5p  ixt^gsa^oPTOP  vfiac:. 

r.  Just  Apol.  I,  15.  p.  62  D. 

xäi  ev/jo&e  vxeg  tcdp  ixTjgea^oprcop  vfiac. 

8.  Athenag.  Legat  11. 

xgoöevxBOd'S  vxig  tcop  ökdxoptcop  v/iag. 

t  Cod.  Cantabr.  Mt  5,  44^   ^™ 

Tcäi  xgoaevx^o&B  vxhg  rcop  ixijgea^opzcop  xäi  ökdxoptop 
vfiäg. 

a.  Eus.  in  Psalm.  34,  13.  Migne  V,  305  A. 

xov   öcox^gog  .  .    xotg  iavxov   (ia&tixatg  xagTjyyebcoxog' 
xgoOBvx^od-e    vxhg    xcüp    ixtjgaaCoPxcop   xäi    döixovpxop 

vfiäg. 

V.  Polyc.  ad  Philipp.  XII,  3.  p.  130,  4. 

xgocavxsod'6  xäi  vxeg  ßaöiXdwp  xal  1§ovoi<dp  xäi  dgxop- 
xajp  xäi  vxhg  xcop  di(ox6px(op  xäi  fiioovpxop  f/fiag. 


74  Auseercanonische  Paralleltexte  zu  Lc. 

w.  Just.  Apol.  I,  1;  p.  53  B. 

vjthQ  r(3p  ix  Jtaprog  yerovg  ävd-Qcijtap  dölxcog  fiiöovfidpfDv 
xal  ijtfjQ6aC,o(iivcov. 

X.  Iren.  III,  18,  5. 

Yerbum  enim  Dei  quod  nobis  dixit:  Diligite  inimicos 
vestros  et  orate  pro  eis,  qui  vos  oderunt. 

y.  Diatessaron  Arab.  ed.  Ciasca  p.  16». 

et  orate  pro  iis,  qui  dure  vos  recipiunt  et  expellunt  vos. 

Wie  im  ersten  Satztheile  fitcovvreq  =  Ix'^Q^^  =  C*^^?^>  ^ 
zweiten  svsqystbIv  =  xaXoig  jtoielP  ==  S'^lD'^il»  ^^  dritten  Xoiöo- 
QStv  =  xaragaad^ai  =  bip,  so  sind  hier  t(5p  ix^Q(op  =  T€ip 
hx^QcttvoPxoiP  =  tcip  ijif]Qea^0PTa)P=r(DP  öiwxoptojp  =  ^^2*^1^ 
gleichberechtigte  Ubersetzungsvariauten  eines  gemeinsamen  he- 
bräischen Quellenwortes.  (Nur  in  wenigen  Texten  finden  sich 
hier  zwei  dieser  Ausdrücke,  wie  ijtrjQea^oPzoup  xal  öicoxovxoiv, 
gleichzeitig.)  Nach  Fürst  I,  65  bedeutet  S^»  ursprünglich  „ver- 
letzen, beschimpfen,  schmähen*  —  also  recht  eigentlich  kjifjQBa- 
C,BLP  — ,  dann  erst  auch  „anfeinden".  So  wird  1.  Sam.  18,  29 
^1^  sogar  als  Particip  behandelt  und  mit  einem  Objekt  durch 
n»  verbunden,  von  den  LXX  in  Folge  dess  mit  ex^QCcipeir  über- 
setzt. Vgl.  1.  Sam.  18,  29:  "Tin-nK  n^^Ä  b^^io  ''rfi?  =  LXX:  iye- 
P6T0  21aovX  hd^oaipcDP  top  /taßiö.  Auch  sonst  wird  ivO^nalpiDP 
benutzt,  um  n*;«  dadurch  wiederzugeben.  Vgl.  Ps.  3,  8:  "bST» 
'^l'jk  =  LXX:  jiaprag  zovg  i;^T^()a/rorT«g  fioi.  Dagegen  ist  ijtt^ 
Qsa^sip  in  den  griechischen  Versionen  des  A.  T.  nicht  gebräuch- 
lich, wenn  auch  einige  Male  ijti^Qsia  und  einmal  ijtrjQeaötfjg 
vorkommt.  —  Wegen  des  aussercanonischen  unechten  Zusatzes 
in  dem  Citate  der  Didascalia  vgl.  Agrapha  S.  395  f. 

Lc.  6, 29»  =  Mt  5,  39^ 

a.  Clem.  AI.  Quis  div.  salv.  c.  18.  p.  945. 

v:^6q)SQe  yovv,  (pffil,  jtaiofievog  ro  Jtgoocojtop. 

b.  Athenag.  Leg.  1. 

Ol;  fiopop  [irj  dpTiJtalsip  ovöa  fi7]p  6ixaC,eod^ai  zolg  ayovoi 
xal  aQjidCfOVOip  7]fiäg  fiSfiad-tjxoTBg,  dXXd  roTg  fiev  xap 
xaxd  xoQQfjg  JtQoöJt7jXaxiC,ovoi,  xal  ro  ^tbqop  otalsiP 
jtaQBXBiP  Tfjg  XBg^aXrjg  fiBQog, 


'  /~\.  -V    -S  v 


-■V^  s,      v^    «    -  yy-»  y-N.^x»-N   ■*   i^X'x   "^  yv^'N^-N^^'^V^V.^N.V^^  vvyV^  S       »■^'X. 


Texte  und  Untersuchungen  eu  Lc.  6,  29.  75 

c.  Ephraem  Syr.  Ev.  concord.  expos.  ed.  Mösinger  p.  70. 

scriptam  est:  Qui  percutit  maxillam  tuam,  porrige  ei  et  al- 
teram  partem. 

d.  Lc  6,  29*. 

Ttp  TvxTOvri  oe  elg  ttjv  oiayova  TcaQtxj^  xal  tfjv  aXXtjv. 

e.  Just.  Apol.  I,  16.  p.  63  B. 

a  €g>fh  ravxa  koxi'  rcp  tvjitoptI  öov  tt^p  dayova^  jiccqsxb 
xai  xr}v  aXXijv. 

f.  aem.  AI.  Strom.  IV,  8,  62.  p.  591. 

xm  xvnxovxi  xtjv  öiayova  Jtagaxa&ijvai  xrjv  extQap. 

g.  HonL  Clem.  XV,  5.  p.  147,  27. 

öixaiov  l(paoxBv  dvat  xai  reo  xvnxovxt  avxov  xfjv  ciayova 
jnzQaxid-Bvai  xai  x?]v  txigaiK 

L  Cds.  ap.  Örig.  c  Cels.  VII,  18.  Opp.  I,  706. 

xS  d*  «jrag  xvnx7}0avxi  jtaQsxscv  xai  av&ig  xtjtxeip, 

i.  Cels.  ap.  Or.  c.  Cels.  VII,  58.  Opp.  I,  735. 

eöxiv  avxotq  xai  xoiovöe  j^agay/eXfia  xov  vßgl^ovxa  fi^ 
äfdiveod-ar  xav  xvjtxy,  q>rj6iy  xrjp  ixigav  yvad^ov,  Ov  6h 
xal  x^v  aXXriv  xaQBx^. 

k.  Epiph.  HaeTxXXlii,  10.  p.  226  C. 

rij  vxo  xov  CanriQoq  elQfjfiip^  ivxoXfj  x6'  hav  xlg  ae 
xvxxfjöij  slg  xfjv  ös^iav  ciayova,  axQttpov  arrep  xal  xfip 

aXXriv, 

L  Epiph.^aer.  LXVI,  80.  p.  700  D. 

lifTi  oxi  x(p  QOjtl^ovxl  CS  dg  x^v  öe^iav  oiayova,  öxQttpov 

otJTöJ  xäi  x^v  aXXrpf. 

HL  Theodoret.  Fab.  haer.  I,  24.  (Cerdo). 

0  Sk  dyad-og  iv  xotg  svayyeXioig  xeXsvsi  xm  QajtlC,ovxi  xfjv 
Ciayova  xrjv  ÖB^iäv  cxgi^ai  xdi  xf^v  aXXrjv, 

n.  Macar.  Hom.  XVII,  11. 

iav  xig  oe  ^axlc^  elg  xr]v  öe^iav  Cov  ciayova,  jtagdd-sg  xal 

xfjv  aXXfjv. 

0.  Dial.  de  recta  fide.  p.  814A. 

6  dk  xvQiog  äyad-og  Sv  Xayei  iv  xcß  6vayyeXl<p'  kdv 
xig  CS  ^axlcy  elg  xijv  Ciayova  ^  jtaQaB^eg  avxcp  xal  xfjv 

aXXriv, 


76  Aussercanonische  Paralleltexte  zu  Lc. 

p.  Epiph.  Haer.  XX  XIII,  6.  p.  221  A. 

iav  rig  oe  QOJtlc^,  oxQitpov  avrqi  xal  rfjp  aXXtjv  Oictr/ova, 

q.  Macar.  de  elev.  ment.  c.  19. 

kav  rig  öe  ^ajrloij  etg  rtjv  ÖB§iav  oiayora,  argitpov  ovrai 

xäl  TTJp  aXXrjv. 

r.   Aiö.  I,  4. 

hav  rig  ooi  dm  gayttöfia  elg  rfjv  de^tctp  otayova^  oxQi^ov 

xdi  xriv  aXXi]v, 

s.   Const  VII,  1.  p.  198,  14. 

Iav  Tig  cot  6(5  Qajiiöfia  [slg  r?)v  öe^iav  oov  oiayopa],  crge- 

tpop  avTcp  xal  ti^p  aXXrjp, 
t.  mC5,39^ 

dXX*  oCxig  OB  QOxl^Bi  Big  x?]p  ^^£|5^^JJ557£P5^^  ^^' 

T<5  xal  xfjp  aXXfjv, 
u.  Toldos  Jeschu  p.  22  ed.  Wagenseil. 

et  si  Judaeus  in  sinistra  maxilla  Nazareum  percutiat,  obver- 
tat  hie  ei  maxillam  quoque  dexteram. 

Welche  Fülle  von  Übersetzungsvarianten  liegen  hier  zu 
Tage !  Vgl.  xaUip  =  xvjcxbip  =  xvjtxiBip  =  qcuiI^bip  =  ^axiCfia 
öiöopai  =  tlStlf  jtQotfojtop  =  oiaya>p  =  ypaß-og  =  *^nb  oder 
njj'l,  xaQBXBip  =  jtaQaxBtPBiP  =  ytagoxiO^ipai  =  OrQitpBiv  =  Hön. 

auch  a>l>l?y  =  Ir^pa  =  tTiTlÄ.  Bemerkenswerth  ist  die  Überein- 
stimmung von  xrjg  xBg>aX^g  fiBQog  bei  Athenagoras  und  von 
alteram    partem    bei  ^phraem,   interessant  auch  die  jüdische 

Übersetzung  des  Logion  in  dem  Pamphlet  Toldos  Jeschu. 

Lc-  6,  29*  =  Mt  5,  40. 

a.  Hom.  Clem.  XV,  5.  p.  147,  28. 

xal  x(ß  cäQOPxi  avroZ  x6  Ifiaxiop  jtQOdöidopai  xai  xb  fia- 

(pOQlOP. 

b.  Clem.  M.  Strom.  IV,  10,  79.  p.  598. 

xal  xS  algopxi  x6  Ifiaxiop  xal  xop  x^xcipa  jcQOööidopai. 

c.  Cerdo  ap.  Theodoret.  I,  24. 

xal  Tc5  XOP  xix&pa  ßovXofi^pqy  XaßBtv  jtQooöovpai  xcu  xb 
Ifiaxiop. 


■•^    '^  -VN.-  „•V^^^    ■W'-     ^  Vw  /-./'.,'        ^^ 


Texte  und  Uniersachungen  zu  Lc.  6,  29.  77 

d.  Orig.  Opp.  XVI,  279. 

iav  rig^  öov  aQ^i  J^Jf^^ov,  JtQoO&eg  avnp  xdi  xov  xi-- 
zdiva. 

e.  Ad  I,  4. 

iap  agtj  rig  ro  Ifiariov  aov,  öbg  avrS  xal  rov  ;f«rc5i^a. 

f.  Clem.  AI.  Stxom.  IV,  8.  62.  p.  591.  ^        ^ 

xal  T(5  t6  Ifiäriop  atgovri  xal  rov  xirmvoc,  jtaQaxcoQslv. 

g.  Mt.  5,  40. 

xai  T€Ö  &iXovtl  Coi  xQi&rjvai  xal  rov  jf^rcora  aov  kaßetv, 

atpeg  avrm  xal  ro  ifidriov. 

h.  Clem.  AL  Paed.  III,  12,  92.  p.  307. 

xal   iap   agy    öov    rig   rov  ^^^rcora,  (irj  xoXvö^g  xal   ro 

L   Just.  Apol.  I,  16.  p.  63  B. 

xal   rov   cSrQOvra   aov  rov  x^rcova  rj  ro  Ifiäriov  fi^  xco- 
kvOT^g. 

k.  Lc.  6,  29^ 

xal  äxo  rov  aiQovrog  oov  ro  Ifidriov  xal  rov  x'tcöj^ö  fiij 
xmXxxfi^g, 

Auch  hier  sind  die  Übersetzungsvarianten  unverkennbar: 
atQeiv  =  dg>aiQStv  =  Xa/ißavsiv  =  KV3  (vgl.  hierzu  die  späteren 
BemerkuDgeiT  zu  liC.  14,  27,  sowie  in  Heft  II,  133 f.  die  Texte 
und  Erläuterungen  zu  Mt.  11,  29*),  x^'^^^  ==  l/iariov  =  b^'^ti, 
diöovai  =  XQOcötöovai  =  jtQoond-ivai  =  kjtidiöovai  =  "|ri3,  lud- 
ziov  =  x^TCöi^  =  rijns.  Bezüglich  der  Variante  in  den  Cle- 
ment inen:  uaq)6Qiov,  welche  der  Deutung  als  Version  eines 
hebräischen  Wortes  endgiltig  zu  widerstreben  schien,  glaubte 
ich  frQher,  dass  Credner  (Beiträge  S.  308 f.)  das  Entscheidende 
gesagt  habe,  indem  derselbe //a9)0(>ioi'  nach  Suidas  und  Eustha- 
thius  als  „Eopfbinde"  erklärte,  und  zwar  mit  Rücksicht  auf  den 
essenischen  Charakter  der  Clementinen,  weil  die  Essener 
nur  ein  Kleidungsstück  {nsQißoXalov  Bvog,  Honi.  Clem.  XV,  7 
p.  148,  32)  zu  tragen  pflegten.  Durch  Vergleichung  jedoch  der 
Epitome  c  125  p.  791  ed.  Cotelerius  ist  mir  neuerdings  die 
Erkenntniss  aufgegangen,  dass  hinter  dem  dunkelen  f£aq>6Qiov 
ursprünglich  eine  vorzügliche  Übersetzung  des  hebräischen  r2*Pi2, 
nämlich  cinotpoQiov  =  Schulterkleid,  tunica,  verborgen  gewesen 


78  AuBsercanonische  Paralleltezte  zu  Lc. 

ist.  Denn  Cotelerius,  indem  er  an  der  bezeichneten  Stelle 
der  Epitome  den  Text  der  Horailien  wörtlich  wiedergibt,  nur 
mit  der  Variante:  top  x^"^^^^  anstatt  ro  fiatpoQiov^  bemerkt 
doch  in  einer  Fussnote:  al.  xdi  x6  m(ioq>6Qiov^  Hiemach  ist  es 
klar,  dass  das  ^atpogtov  der  Homilien  eine,  sei  es  absichtlich,  sei 
es  durch  den  Unverstand  der  Abschreiber  verschuldete,  Corrup- 
tion    von    (ouoipoQiov  und  eine  treffende  Übersetzungsvariante 

neben  x^'^^^  ^^^-  Übrigens  findet  sich  cifioq)6Qiop  auch  in  den 
Handschriften  der  Septuaginta  zu  1.  Sam  2,  18  neben  der  wort- 
lichen Wiedergabe  von  liöÄ  durch  kq)0v6,  während  sonst  die 
LXX  das  Wort  liöK  durch  Ijrmfilg  wiedergeben,  Aquila  durch 


»-\^      S  ^  V 


Lc.  6,  30*  =  Mt  5,  i2\ 

a.  Herrn.  Mand.  U,  4.  p.  74,  2. 

jtaoip  ölöov. 

b.  Jiö.  I,  5. 

Jtavrl  Tc5  alrovvxl  06  ölöov  xal  fit]  ajtalTei. 

[c.  Barn.  XIX,  11.  p.  78. 

jtarrl  rc3  alrovvrl  öe  ölöov]. 


1)  Du  Gange  in  seinem  Glossarium  mediae  et  infimae  Latinitatis 
bringt  über  Maphorium,  Maphors,  Mafors,  .Mavors  ein  reiches  Material  bei. 
S.  255:  Maphorium,  muliebre  pallium,  scapulare,  aber  auch  S.  166:  tb 
T^q  xefpaXrjq  neptßkijfjiaf  ferner  Mafors,  Maphors,  scapulare,  peplum  seu 
velum,  quo  sepulcra  et  tumbae  Sanctorum  obvolvebantnr,  aber  auch  ope- 
limentum  capitis,  maxime  feminarum,  endlich  S.  255:  Maphors,  scapulare, 
peplum  seu  velum,  quo  altare  obvolvebatur.  Auf  Vorstehendes  aufmerksam 
geworden  zu  sein,  verdanke  ich  der  Liebenswürdigkeit  des  Prof.  D.  v. 
Oebhardt,  welcher  mit  neuem  handschriftlichem  Material  eine  Ausgabe 
der  Actus  Pionii  vorbereitet  und  dabei  auf  unser  fiatpogiov  gestossen  ist. 
In  dem  Bericht,  nach  welchem  doi-t  der  InnaQxoq  den  Pionius  hatte  abführen 
lassen  wollen,  letzterer  aber  eich  dessen  geweigert  hatte,  heisst  es  Act. 
Pionii  XV,  6:  xal  inikaßofJiBvoq  (sc.  6  £7i7ra(»;^og)  avrov  ^Oipiy^a  ro  fiatfo- 
^lov  ntgl  rov  TgdxTj?.ov  avrov  xal  iji^dwxE  öiwyfxtxy,  wq  fiixQOv  öelv  av- 
rov nvT^ai.  —  Nach  den  Belegen  aus  Suidas  und  du  Gange  scheint  es 
unzweifelhaft,  dass  frühzeitig  eine  Verwechselung  und  Vermischung  zweier 
ursprünglich  verschiedener  Wörter  stattgefunden  hat:  mafors,  mavors,  ma- 
phors, Kopf  binde,  ro  rtjg  xs(f^aXf^Q  nf^lßXTjfjtay  operimentum  capitis,  und 
wiiofpOQLOv,  corrumpiert  fxa(p6Qiov,  scapulare,  pallium.  Für  unsere  Stelle 
kommt  selbstverständlich  nur  letzteres  in  Betracht. 


Texte  und  üntersachnng^n  za  Lc.  6,  30.  79 

d.  Nicolaitae  ap.  Clem.  AI.  Strom.  III,  4,  27.  p.  523. 

yijQajtxac  jtavxX  tc3  alrovvrl  ös  ölöov. 

e.  Lc.  6,  30*. 

jtapri  idtovPTl  oe  ölöov. 

f.  Just.  Apol.  I,  15.  p.  62  0. 

jtavrl  Tc5  alrovvri  ölöore, 

g.  Const.  VII,  1.  p.  198,  20. 

rm  alrovvrl  oe  ölöov, 
h.  Mt'ö,  42». 

Tc5  alrovvrl  oe  öoc 

» 

L  Cassiodor.  Expos,  in  Psalm.  40.  Migne  B.  LXX,  295. 
Legitur  enim:  Omni  petenti  te  tribue. 

Das  Logion  kehrt  in  der  lucanischen  Fassung  mit  jtavrl 
häufiger  wieder,  so  namentlich  auch  bei  Clemens  AI.,  bei 
Justin.  Der  Zusatz:  xdi  fi^  djtalrsi  in  der  /liöaxf)  stammt 
aus  Lc.  6,  30^  Übrigens  vgl.  man  Bousset,  die  Evangeliencitate 
Justins  des  Märtyrers  S.  79  f.,  auch  Agrapha  S.  288. 

Lc.  6,  30«»  =  Mt.  5, 4^^ 

a.  Jiö,  I,  4. 

lav  Xaßu  riq  ajio  öov  ro  o6v,  pt^  cbtalrei. 

b.  Const.  VII,  1.  p.  198,20. 

xal  dxo  rov  algovroc  rä  oa  fiij  ajtalrsi. 

c.  Lc  6,  30^ 

xal  axo  rov  aiQOvrog  rix  Ca  (irj  djtalrei. 

d.  Just  Apol.  I,  15.  p.  62  D. 

xal  rov  ßovX6fi€vov  öavelöaad'ai  lii]  djiOCrQaq)rjre. 

e.  Const.  VII,  1.  p.  198,  21. 

xal  djto  rov  d-eXovrog  öavBloaoO-ac  jraQCc  cov,  fifj  djtoxXsl^ 
öi]g  rf}v  X^^Q^' 

f.  Mt  5,  42^ 

xcH  rov  d'iXovra  dxo  ooi  öavelöaox/ai  firj  (jtoörQatpTjq, 

-  -••*--  ■*  -.-^'^-X'-,'  *  ^,-x^■^  »-/"X.      *•  X./-*x     y      y      *x        ^   "X^  x^ 

g.  Cod.  Bobb.  Taur.  Lc.  6,  30^  =  Cyprian. 

ab  eo  qui  voluerit  mutuari  ne  aversatus  fueris. 

h.  Aphraates  Hom.  XIV,  15.  p.  231  ed.  Bert. 

Wenn  dir  jemand  das  Deinige  nimmt,  so  fordere  es  nicht 
zurück. 


so  Aussercanoniscbe  Paralleltexte  ta  Lc. 

Aus  der  SteUung  von  Mt.  5,  42^  =  La  6,  30^  ergibt  sich 
mit  Bestimmtheit,  dass  diese  beiden  Sprüche  ursprünglich  identisch 
waren.  Auch  ist  es  nicht  wahrscheinlich,  dass,  nachdem  in  Lc. 
6,  29^  gefordert  war:  jtavrl  rm  alxovvxt  oe  öldov^  demselben 
aixovvxt  gegenüber  als  einem  alQovxi  die  Jünger  Jesu  Tollstän- 
dig  wehrlos  hingestellt  werden  sollten.  Es  ist  daher  eine  ziem- 
lich allgemeine  Annahme,  dass  Lc.  an  dieser  Stelle  in  der  Quelle 
ein  Logion  vom  öavalaaoßai  gelesen  hat,  welches  ja  gerade  bei 
Lucas  wieder  anklingt.  VgL  Lc.  6,  34.  Auch  weist  der  Schluss- 
satz: fii^  äjtalxBi  ==  „fordere  es  nicht  zurück"  —  auf  ein  im 
Vordersatz  zu  lesen  gewesenes  öaveloaod^ai  deutlich  hin.  Sal- 
kinson  hat  daher  den  Sinn  von  Lc.  6,  30**  richtig  getroflTen, 
wenn  er  den  aigcop  mit  njsn  rtickübersetzt  hat,  und  wahrschein- 
lich ist  in  einer  Handschrift  der  vorcanonischen  Quelle  nach  der 
lucanischen  Übersetzung  das  nibn  in  npbn  corrumpiert  gewesen 
und  diese  Comiption  der  Ausgang  zu  der  Übersetzung  oIqcdp 
geworden.  Der  Nachsatz  hat  vermuthlich  in  Folge  der  voraas- 
gegangenen  Corruption  eingreifende  redaktionelle  Umwandelungen 
erfahren.  Denn  die  Varianten  djtaixetv  =  djtooxQe^eo&ai  = 
djtoxkeUiv  ergeben  keinen  gemeinsamen  Qnellentext. 

Lc.  6,  31  =  Ht.  7, 12. 

a.  Hom.  Clem.  XII,  32.  p.  132,  16. 

epl  kSym'   o  d^iXet  savxai,  d-iXei  xal  x(5  JiXt^öiop,    ovxoq 

yag  ioxi  &60v  pofiog  xal  jtQoq)T]xcop ,  avxf]  xTjg  dXf]&elag 
f]  öidaoxaXla, 

b.  Ephraem  Syr.  Ev.  concord.  expos.  ed.  Mösinger  c.  6.  p.  68. 

dicit  Scriptura:  Sicuti  voluit  facere  fratri  suo,  fiet  ei. 

c.  Clem.  AL  Paed.  III,  12,  88.  p.  304. 

xa&cog  d^iXaxB,  'ipa  Jtoicooip  vylp  ol  ap&Qcojtoi,  jtoulxe  xal 
vfislg  avxotg. 

d.  Lc.  6,  31. 

xal  xa&oig  i^^iXexe  ipa  jcoimoip  vfitp  ol  ap^gcojtoi,  xal  vfisTg 

Jtoistxs  avxotg  ofiolwg. 

e.  Mt.  7,12. 

jtapxa  ovp  6aa  iav  d^lXrjxB  tva  jtoioicip  vfilp  ol  apd-Qoxot. 

ovxcog  xcä  vfisTg  jroutre  avxotg'  ovxog  yccQ  kcxip  6  vofiOi^ 
xal  ol  jrQoq)f}xaL 


Texte  und  üntenachongen  zu  Lc  6»  31.  32.  gl 

f.  Hom.  Clem.  YU,  4.  p.  82,  36. 

axBQ  hcaCTog  accvzA  ßovXsrai  xaXa,  xa  avra  ßovXeviod-io 
xal  TCO  xXriciov. 

g.  Hom.  Giern.  XI,  4.  p.  109, 14. 

xavxa  oca  iavrS  riq  d'iXn  xaZd,  (6oavT€og  aXXq>  XQV^^^' 
XI  xoQsxita). 

h.  Just.  DiaL  c  Tryph.  c.  93.  p.  321 B. 

xai  o  TOP  xXrjolov  €oq  lavxbv  ayaxöiv,  oxbq  eavx^  ßoxh 
Xexai  aja&Aj  xaxalv<p  ßovXtjCaxau 

L  Clem.  Epitome  c.  54.  p.  771  ed.  Cotelerius. 

ox^  ixacxog  lavxS  ^iXu^  xovxo  xci  xegl  xov  xXfjolop 

Imierhalb  der  canonischen  Eyangelien  ist  dieses  Logion  nur 
in  vorstehender  positiver  Fassung  vorhanden.  In  zahlreichen 
aussercanonischen  Texten  (wie  auch  schon  Tob.  4,  15)  ist  die 
negative  Fassung  dieses  Spruches  weit  verbreitet  VgL  A^ra- 
pha  S.  95f.  135 £  272 f.  Zahn,  GescL  des  Kanons  I,  1,  366  f. 
n,  2,  928^  Caspari,  Kirchenhistorische  Anecdota  I,  197.  Ztschr. 
£  Eirchengesch.  VIII,  80,  wozu  namentlich  auch  noch  die  Ver- 
wendung dieses  Logion  zu  Act.  15,  29  in  Cod.  Bezae  zu  no- 
tieren ist.  In  den  Clementinen  sind  entsprechend  den  ver- 
schiedenen Quellenschriften,  die  dort  zu  Grunde  liegen,  verschiedene 
Paralleltexte  zu  der  canonischen  Fassung  zu  finden,  darunter 
zweimal  mit  dem  Zusatz  xaXa,  gleichbedeutend  mit  dem  cc/ab-a 
Justins. 

Lc.  6,  32  ^  m.  5, 46. 

a  Hont  OeuL  XI,  32.  p.  118,  32. 

o  Iv  xXj&itq  xov  ay(zx(Svxa  dyaxa. 

b.  Hom.  dem.  XII,  32.  p.  132,  2. 

olop  xäOiP  XQOCeoxiV  Ix  qwöscog  g>iXovvxag  g)iX€lv. 
c  Just  ApoL  1, 15.  p.  62  C. 

xsqI  de  xov  oxiQfBip  axavxag  xavxa  iölda^sp'  tl  äyaxaxe 

xovg  a^axwpxag  V(iag,  xi  xaivop  xoielxe;  xal  yaQ  ol  xoq- 

poi  xovxo  XOIOVCIP. 

d.  TheophiL  ad  AutoL  UI,  14. 

iap  yoQ   dyaxaxe  xovg    ar/axmvxag  vfiag^   xotov  (itod^ov 
l;i^€T6;  xovxo  xal  ol  XriöxaX  xal  ol  xeXcovai  xoiovoi. 

T«ste  n.  OotorsaehaDgen  X,  8.  6 


g2  Auflsercanonische  Paralleltexte  en  Lc. 

e.  Athenag.  Leg.  c.  12.  p.  13  ed.  Schwartz. 

iav  yäo  aya^fire,   tpiiclv^  xovq  cr/ajimptag  . . . .,  rlva  (ii-- 

f.  Mt.5,  46. 

kav  yäo  ayanriorirB  xovq  ayaxmvxaq  vfiag,   xlva  uiod-ov 

lyars:  ovyii  xal  ol  xsXcovai  x6  avxb  novovoiv; 

g.  Aphraates  ecL  Bert  p.  28. 

Und  dieses  wiederum  spricht  er  zu  ihnen:  Wenn  ihr  liebt 
den,  der  euch  liebt,  was  ist  dann  euer  verdienst?  Denn 
wenn  du  liebst  den,  der  dicFliebt,  so  thun  dasselbe  auch 
die  Heiden:  den,  der  sie  liebt,  lieben  sie  wieder. 

h.  CleuL  Rom.  II,  13,  4.  p.  130,  9. 

oxi  Xiyet  o  d^Bog'  ov  x^^  vfüPj  sl  äyajtäxe  xovg  ayastäv- 
xaq  vfiog. 

i.  Just,  de  resurr.  §  8.  p.  594  B. 

tjtel  xlq  ffiilv  X^Q^^  kcxlv;  (prjalv, 
k.  Al6,  I,  3. 

jro/a  yap  x^QJ^^f  ^'  äyajcaxe  xovq  äyojcävxaq^vfiäq;  ovxl 

xai  xa  id-vf]  xo  avxo  jtoiovöiv; 

1.   Const.  Vil,  1.  p.  198,  7. 

jtola  yaQ  vfilv  X^Q^^y  ^^  9}^^^^  xovq  q)LXovvxaq  tfiaq; 
xal  ycLQ  ol  Id-vcxol  xovxo  JtOlOVÖlV. 

m.  Lc.  6,  32. 

xal  sl  ayanaxB  xovq  äyaJtmvxaq  v(iaq,  nola  vfilp  X^}^  ioxlp; 

xal  ycLQ  Ol  afioQxmXol  xovq  ayaxcivxaq  avxovq  ayaxAoiv, 

Es  sind  vier  correspondierende  Logia,  welche  im  Urtexte 
zusammengehorten  (vgl  wegen  der  vierfachen  Gliederung,  die 
öfter  wiederkehrt,  Agrapha  S,  246  f.),  nämlich 

1)  Lc.  6,  32  =  Mt.  5,  46:  ayajtav  =  (ptXBtv, 


2)  Mt.  5,  47 

3)  Lc.  6,  33 

4)  Lc.  6,  34 


aonaC^BOd-aij 
ayad-OTtoiBlv, 

ÖaVBl^BlV, 

Während  nun  die  Vordersätze  dieser  vier  Logia  nach  vor- 
stehenden Stichwörtern  sich  deutlich  von  einander  unterscheiden, 
herrscht  bezüglich  der  Nachsätze  eine  grosse  Verwirrung  der 
Texte.  Zwar  in  den  drei  Lucas-Versen  ist  Alles  conformiert 
durch  die  dreimalige  Wiederholung  derselben  Frage:  jtola  vfilv 


Texte  und  üntenachongen  zu  Lc.  6,  32.  33.  g3 

XCiQi£  iorlv;  und  durch  die  dreimalige  Wiederholung  der  afiog- 
tcdXoL  In  den  Paralleltexten  aber  sind  nicht  ausschliesslich  die 
afiaQzmXol,  sondern  auch  die  teXcopac,  die  Z^^jcral,  die  noQvoi^ 
die  l&mi  und  i&-vixol  erwähnt,  und  neben  der  Frage  Jiola  vfUv 
X^Qt^  iozlv;  finden  sich  die  Fragen:  rlva  fiiö&ov  ^x^re;  xL  xe- 
Qioaov  xoi,BlxB\  rl  xaivop  xoielrs;  ubi  est  praestantia  vestra? 
als  charakteristische  Varianten,  auch:  quid  bonum  est  yobis? 
LoaV    ^\    Kte  in  Ev.  Hieros.) 

Und  zwar  gehen  diese  variierenden  Ausdrücke  bei  allen  vier 
Sprüchen  bunt  durcheinander.  Credner  hat  nun  zwar  (Beitrage 
S.  223)  einige  dieser  Varianten  auf  einen  gemeinsamen  aramäischen 
Urtext  zurückzuführen  gesucht.  Aber  man  wird  mit  Bousset 
(S.  7S)  diese  Ausführungen  nicht  für  überzeugend  halten  können, 
und  dies  um  so  weniger,  als  immer  noch  ungelöste  Varianten 
übrig  bleiben.  Die  Lösung  wird  man  vielmehr  durch  die  An- 
nahme gewinnen,  dass  die  vier  ursprünglich  verschiedenen  Nach- 
satze der  vier  Logia  theils  (wie  in  der  lucanischen  Relation) 
conformiert,  theils  (wie  mehrfach  in  den  übrigen  Texten)  imter 
einander  verwechselt  oder  absichtlich  ausgetauscht  worden  sind. 
Dafür  spricht  die  Wahrnehmung ,  dass  man  bezüglich  jedes  der 
vier  Sprüche  einen  charakteristischen  Nachsatz  recognoscieren 
kann.  Bei  dem  äyccjiäv  =  g)iXelv  =  artK  in  Lc.  6,  32  =  Mt 
5,  46  wird  der  Justinsche  Text  mit  seinem  jtOQVoi  und  mit  der 
Frage:  rl  xaivov  xoielrB\  das  Ursprüngliche  erhalten  haben, 
wahrend  Lc.  den  Ausdruck  der  Quelle:  jtoQVoi  euphemistisch 
durch  äfiaQTcokol  ersetzt  hat. 

Lc*  69  3S. 

a.  Aphraates  Uom.  U,  10.  p.  29  ed.  Bert 

Wiederum  sagt  unser  Erlöser:  Wenn  ihr  Gutes  thut  dem, 
der  euch  Angenehmes  erweist,  was  ist  euer  Verdienst?  Siehe, 
auch  die  Zöllner  und  Sünder  thun  also. 

b.  Lc.  6,  33. 

xal  yoQ  iav  dya&oJtoi^TS  rovg  ayad-onoiovvxaq  vfiag, 
xola  vfitp  x^^  iOTip;  xal  ol  a/iaQzmXol  ro  avro  xoiovöcv. 

c  Diatessaron  Arab.  ed.  Giasca  p.  16^. 

Et  si  benefeceritis  bis,  qui  vobis  benefadunt:  ubi  est  prae- 
stantia  vesbra?  siquidem  et  peccatores  sie  faciunt. 

6* 


1 


g4  Anssercaiionische  PankUeltezto  su  La 

Mit  Rücksicht  auf  1.  Petr.  2,  20,  wo  a/of^ojroiowrc^  — 
rovro  x^^  —  afuzQxapovreg  mit  einander  eng  verbunden  sind, 
ist  bei  diesem  Logion  der  Lucastead;  als  treue  Wiedergabe  des 
Urtextes  zu  erachten. 

Lc6,34. 

a.  Hom.  Clem.  XI,  32.  p.  118,  33. 

6    iv    xiavy    davel^jj    rolg   ix^voiv,    7Jfi$lg   xci   rotq   urj 

b.  Athenag.  Leg.  c  12.  p.  13. 

[iav]  dapel^fjTB  rolg  öavel^ovaiv  vfilp,  xlva  fiioi^ov  ?g£re; 

c  Just  ApoL  I,  15.  p.  62  D. 

sl  yoQ  öavBl^ere  xoq'  (ov  iXxl^ere  Xaßstv,   xl  xaivov  xoi- 

etxe;  xovxo  xal  ol  xbXAvoi  xoiovciv. 

d.  Lc  6,  34. 

TuA  iäv  öaptcfjxe  ^^^$^^J^f^^J^^^^^ 

Qig  iöxlv;  xal  a/uoprojlol  afiOQxmXolQ  öavel^otxJiv,  tva  ajto- 

XaßfoOiv  xa  Iocl 

e.  Lc.  6,  35^ 

xal  davlC^BXB  (iTfiiva  oxbXxI^ovxbq, 

f.  Diatessaron  Arab.  ed.  Ciasca  p.  16^ 

et  si  mutuum  dederitis  illi,  a  quo  retributionem  speratis: 
ubi^^tpnkesbuotia^^  nam  et  peccatores  peccatoribus 
loäerarxmtfae^  ab  ipsis. 

Zu  Lc.  6,  34  haben  Justin  und  Athenagoras  ursprOngliche 
Textbestandtheile  erhalten,  nämlich  Justin  die  xBXmvaiy  welche 
als  Wucherer  besonders  in  Betracht  kamen,  und  Athenagoras 
den  fuöd'og,  den  Verdienst,  der  von  dem  Wucher  heraussprang. 

Mit  Hinweis  auf  HeftU,  101  f.,  wo  der  vierte  Spruch  Mt. 
5,  47  erörtert  ist,  lassen  sich  nun  sämmÜiche  vier  Logia  mit 
ihren  charakteristischen  Eigenthümlichkeiten  folgendermassen 
reconstruieren: 

iav  ^^75fJ3^255jf*  <piX^xB)  xovg  ^T^^^^^'^f^g^^J^^^J^f ) 
vfioQj  xl  xcuvov  xolbZxb;  xoü  yaQ  ol  noQVOi  xovg  äyaxcSvxag 
avxovg  aycutcicip.    xaL  iav  aojtaofjCd-B  xovg  ^^^^yf^S^ 

vfiog,  J^^J^^^i^^SJL^^^!^^  ^^^  ^Li^^?!55?L^^*^  Jtoiov- 
oiv;  xal  iav  aya^xot^XB  xovg  ayad-oxowvvxag  vfiag,  xola 


■»^N.    "^^   ^'^^ '  ^^^-•^ 


Texte  und  üniemichimgen  zu  Lc  6,  34,  35.  g5 

vfilp  X^^  iorlv;  xtd  ol  äfiaqxcoX^  x6  avxo  xoiovöiv, 
xal  iäv  dctvBlcntB  xao  mv  iXxlCere  Xaßslp,  rlva  luö&ov 
i^ere;  xal  yaQ  ol  reXävai  rolg  reXcivaig  davel^ovoiv,  Iva 
äxoXaßcoöip  ra  loa. 

a.  Mt  5,  45». 

oxa}q  yivfiCd't  vlol  rot  xarooq  vfi<5v  rov  iv  ovQapotq,  tri 
xov  rjXiOP  avtov  ccpatiXXei  xtL 

b.  Athenag.  Leg.  c  11.  p.  12. 

oxmg  yhnjCd'B  vlol  xov  xaxQoq  vfuop  xov  kp  xolq  ovgapotg^ 

og  xop  f^Xiop  avxov  ivaxiXXBu 

c  Clem.  AL  Strom.  IV,  14,  97.  p.  605. 

tpa  yipijcd'e  vlol  xov  xaxQog  vfiäp  xov  kp  xolg  ovgapotg, 

i  Lc  6,  35^ 

xal  hiBCd-e  tAol  v^l<h:ov. 

e.  Hom.  CüenL  X,  6.  p.  102,  9. 

iäp  xco  ^eS  iia  xcop  ayad'cip  xoci^ecop  i^ofioimd^xB,  xccl 
dia  xTJp  oftoioxfjxa  vlol  kxelpov  eipai  XoyiCd-ipxsg  xapxcop 
ÖBöxoxcu  äxoxaxaaxfjpai  dvp^oec&e. 

f.  Aphraates  Hom.  II,  10.  p.  29.  ed.  Bert 

Sondern  ihr,  weil  ihr  IBonder  Gottes  im  Himmel  seid,  sollt 
ihm  auch  ähnlich  sein,  li^lüach  liebt  diejenigen,  die  gegen 
seine  Güte^onäfl^bar  sind 

g.  Philastr.  c  137.  p.  152. 

nt  ait  Joannes:  Tnnc  simileer  ei  erimns;  et  dominus:  Similes 
estote  patris  vestri. 

b.  Epiph.  Haer.  XXXTII,  10.  p.  226  A 

iXeyBP'  ofiOiOi  yipsöd'S  xA  xaxgl  Vficop  X€p  kv  ovQaPOlg, 
oxt  dpaxiXXei  xxX. 

i  Ambrosiaster  in  £p.  ad  Eph.  lY,  32  (III,  245). 

estote  miserioordes,  nt  similes  sitis  patris  vestri,  qni  in  coe- 
lis  est. 

k.  Aphraates  p.  34  ed«  Wright. 

Aber  ihr,  weil  ihr  Sohne  Ootfces,  der  im  Himmel  ist,  ge- 
nannt werdet,  sollt  ihm  gleichen,  der  sich  erbarmet  fiber 
die,  welche  den  Dank  verweigern. 


gg  Aossercanonisohe  ParaUeltexte  ku  Lo. 

l  Clem.  AL  Proiar.  XI,  1 14.  p.  88. 

TOP  JiatiQa  fiifiovfievog,   og  ijtl  xavxaq  dvd'Qcixo%}g  äva- 

riXXei  rov  tJXiov  avzov, 
m.  Const.  n,  14.  p.  25,  24. 

fiifiriTäi  yoQ  elal  rov  JtazQog  avrciv  rov  ip  xoZq  ovQapolq^ 

rov  TOP  TjXiop  avTOV  apaxikXopxog  xxZ. 
n.  Hom.  Clem.  XII,  26.  p.  130,  6. 

XQ^  ovp  xop  (piXapß-Qioojtlap  äcxovpxa  uifitjxtjp  shai  xov 

d-eov,  svBQyexovpxa  öixalovg  xäi  aölxovg, 
o.  Jobii  Monachi  Comm.  IX,  44.  ap.  Phot.  col.  657. 

xfjg  decjtoxLxrig  pofioß'sxovaijg  dyad^oxTftog  xal  rov  jtaxQog 

(iifirjxdg  cmo(palpopxog  ip  x<p  JtaCi  xäi  xolg  fuöovoi  XQV 

Oxovg  elpai,  og  ßgdx^i  xxX. 
p.  Eph.  4,  32;  5,  1. 

ylpBCd-B  6e  Big  dXXriXovg  XQ^^'^^^^  €to:n[XayxPOij  x^Q^C^M^^^ 
tavxolg,  xad-dg   xcu   6  d-Bog  ip  Kgioxm    ix^Q^^^'^o  vfitp 
ylpBOd'B  OVP  uiurixal  xov  d-Bov,  cog  xixpa  ayanma, 

q.  Just.  Apol  I,  15.  p.  62  E.  ^ 

xal'  ylPBöd-B  öh  XQV^'^^^  *<*i  olxxlgfiopsg,  cog  xäi  6  xaxijg 

vficop  xQV^'^og   ioxi  xal   olxxlQficop,  xal  xop  fjXiop  aixov 

dpaxiXXBt  xxX, 
r.  Just.  DiaL  c.  Tryph.  96.  p.  324  A. 

Blytcip'  yiPBOd-B  XQ^<^zol  xal  olxxlQfioPBg,  cog  xal  6  JtaxTjQ 

vficop  6  ovgapiog'  xal  yäg  xop  xapxoxQoxoga  B-bop  xQV" 

öxop  xal  olxxlQfiopa  cQcofiBP,  xop  tjXiop  avxov  dpaxiXXop- 

xa  xxX. 
8.  Hilar.  in  CXVUI.  Ps.  Enarr.  p.  896  D. 

Dominum  in  evangeliis  recolat  dixisse:   Estote  boni,  sicut 

pater  vester,  qui  solem  oriri  facit  super  bonos  et  malos  et 

pluit  super  justos  et  injustos. 
t.   Hom.  Clem.  III,  57.  p.  52,  2. 

xal  jtdXip*  ylpBOd'B  dyaO-ol  Tcal  olxxlgfioPBg  (og  6  Jtaxjjg  6 

BP  tolg  ovQapolg^  og  dpaxiXXBi  xop  r^Xiop  xxX. 
u.  Epiph.  Haer.  LXVI,  22.  p.  639  C. 

og  Btpri'  ylpBOd'B  dyadol  cog  6  JiaxfjQ  vficöp  6  ovQOPiog,  oxi 

dpaxiXXBt  XOP  rjXLOP  xxX. 

Aus  der  Vergleichung  der  aussercanonischen  sowie  der  ea- 
nonischen  Paralleltexte,   unter  welchen   namentlich  Eph.  4,  32; 


Texte  und  Untersuchaiigeii  zu  Lc.  6,  35.  87 

5, 1  ftbr  die  Cronstatierung  des  Quellentextes  yon  hoher  Bedeu- 
tung ist,  wird  es  evident,  dass  sowohl  der  erste  als  der  dritte 
Evangelist  in  Mi  5,  45  =  Lc.  6^  35<^.  36  den  Urtext  nicht  voll- 
standig  wiedergegeben  haben.  Der  ursprüngliche  Gontext,  so  weit 
er  sich  reconstruieren  lasst,  hat  folgende  Momente  in  sich  ge- 
schlossen: 

1)  die  6otteskind8chaft:7^i^7<7{^€  vlol  tov  xargog  ^^icead-s 

vlol  vfplöTOV  =  (og  rixva  ayanffta  (Eph.  5,  1); 

2)  die  Ähnlichkeit  der  Eonder  mit    dem  Vater:    similes 

estote  patris  vestri  «=>  ofioioi  ylveod-s  xm  xaxQi  v/iciv 
e=  liiufixal  elöi  xov  xaxQog  =  ylvsad'S  ovv  fiifii]xal 
xov  d^Bov  (Bph.  5, 1); 

3)  Gesinnung  in  Güte  und  Erbarmen:   ylvBOd'e  x(>^ötoI 

Tcal  oIxxIqiioveq  =  ylveod-e   aya&ol  xal  olxxlQfioveg 

=  ylvBOd-B  ö%  slq  aXXinXovg  ydwötoI  xal  svCJtkayyvoi 
(Eph.  4,  32); 

4)  nach  dem  Vorbild  des  gütigen  Vaters:  mg  6  Jtarr/Q 

vfUDv  XQV^'^^^  ^^'^^  '^^  olxxlgfimv  «»  oxi  avxog  XQ^ 
cxog  icxi  (Lc.  6,  35*); 

5)  Exemplification  der  göttlichen  GHite  am  Sonnenschein 

und  Regen  (Mi  5,  45^),  von  Lc.  weggelassen,  aber 
Lc  6,  36*  angedeutet  y  daher  im  Folgenden  zu  Lc.  6, 
36*  mit  sämmtlichen  Paralleltexten  untersucht. 

Der  hebräische  Urtext  tritt  dabei  allenthalben  zu  Tage.  Vgl. 
zu  dem  erstgenannten  Textbestandtheil:  vlol  (Mt.,  Lc.)  =  xixva 
(Eph.  5,  1)  =  fi'^Da,  ioeoB^i  (Lc.)  =  yivrjOd^B  (Mt.)  =  V^n.  Für  den 
zweiten  Textbestandtheil  kann  man  folgende  Übersetzungsvari- 
anten constatieren:  Böscd-ai  cog  {Mi.)^ylvsod-ai  co^  (Houl,  Clem. 
AI.)  =M  ylvBOd'ai  xa&cog  (Lc.)  =  ouoiov  ylvBCd-ai  (Epiph.,  Phi- 
lastr.,  Ambrosiaster)  =  fiifisZö&cu  (Clem.  AI.)  =*  fii(ifjx'^v  ylvB- 
c^ai  (Eph.  5,  1;  1.  Petr.  3,  13'/  Hom.,  Job,  Const  u^  ATlTTÖie 
letzten  drei  Varianten,  welche  in  den  synoptischen  Evangelien- 
texten fehlen»  müssen,  wie  das  vorstehende  Textverzeichniss  zeigt, 
sehr  weit  verbreitet,  und,  wie  aus  Eph.  5,  1;  1.  Petr.  3,  13  her- 
vorgeht, sehr  alt  gewesen  sein.  Dabei  ist  es  aber  wahrschein- 
lich, dass  dem  fUfiTjxrjv  ylvBC^ai  =  fii/iBtad-ai  im  Hebräischen 


gg  Annercanoiiucbe  Faralleltexte  ta  Lc 

ein  besonderes  Wort  nicht  entsprochen  hai  Wenigstens  findet 
sich  weder  fufteiöd'ai  noch  fufifirtjp  yiv&idiu  im  Griechischen 
der  Septaaginta.  Im  Urtext  war  also  jedenfiedls  nur  d  rrn  »^  /£- 
vsod-ai  dg  zu  lesen.  Als  weitere  Anklänge  sind  nodi  zu  notie- 
ren Ep.  ad  Diogn.  X,  4.  p.  162,  7:  äyamcag  6h  fUßnajg  I09  ctv- 
rov  rnq  xQfjOrorfftoq.  Ign.  Eph.  I,  1.  p.  4,  6:  pufifircä^  ovxBq 
^£ot;.    Eph.  X,  3.  p.  16,  8:  fu/irjTcä  oh  rov  xvqIov.    Pseudo-Ign. 

Philad.IILp.232,  16:  ov  rijg  XQ^lorornroq  &H€9v  xai  vuäg  ebnu 
fiififjTag  o  xvQiog.  Zu  1.  Peta:.  3,  13:  rov  ayctO'ov  iufajx€^  /e- 
vriad-B  ist  vorauszusetzen,  dass  rov  dytxO'öv  nicht  nentrisch,  son- 
dern masculinisch  zu  fassen  ist,  so  dass  unter  dem  o  a/a&og 
Gott  selbst  zu  yerstehen  ist  Dafür  spricht  die  zu  Lc.  6,  36 
neben  XQV^'^^  beigebrachte  Übersetzungsrariante  dyccO-og^  sowie 
auch  der  umstand,  dass  auf  1.  Petr.  3,  13  im  folgenden  V.  14  ein 
weiteres  Citat  aus  der  Bei^redigt,  nämlich  Mt  5,  10,  unmittel- 
bar nachfolgt,  also  überhaupt  Gedankenzusammenhänge  aus  der 
Bergpredigt  einwirken. 

a.  Hom.  dem.  III,  57.  p.  52,  3. 

og  dvareXZei  top  ijXiop  ix*  äyadvlg  xal  xopffgotg  Tuxi  ipiQU 

TOP  VBTOP  ixl  öixalotg  xtd  äilxoig. 

b.  Hoxa^  ciemTxi,  12.  p.  112,  4. 

ovdh  TOP  nXiOP  tcvrov  dpiTeXkep  ixl  oYoB'oig  xal  xovtioovg 
oxrre  top  }^^^J$}iJ^^^^J^^Q^^  i^^  iixalovg  xal  adlxovg, 

c.  Hom.  aeuL  XVIII,  2.  p.  168,  30. 

iyci  q>fjfii  dyad-op  elpai  top  xoQexTixop,  olop  dg  ovtop 
OQw  xovovvTa  TOP  öfjiuovQYOP,  xagixoPTa  top  tjXiov  ccfa- 
d'Olg  xdL  xaxoTg  xal  top  xstop  dixcäoig  xal  aSbuiig, 

d.  Const  Vm,  1.  p.  199,  2. 

xaai  yoQ  d'ilBt  ölöocB^cu  6  xaT^Q  6  top  ^Jülop  (xvtov  dpa- 
TiXXofP  &rl  ^^JJQOvg  xal  dyad-ovg  xal  top  vstop  ccvtov 
ßoerafP  kxl  öixalovg  xal  dölxovg. 

e.  Const  U,  14.  p.  25,  24. 

(iifii]Tal  yoQ  bIoI  tov  xaTQog  avTtSp  tov  kp  Totg  ovgapotg 
Tov  TOP  fiXiop  avTov  dpaTiXXoPTog  ixl  iixahvg  xal  adl- 
xovg  xal  ßgixopTog  cnrtov  top^vstop  [ixl]  xopijQOtg  xal 
dyad^olg. 


Texte  und  üntenochnngen  sn  Lo.  6,  35.  gg 

£  Psendo-Ign.  ad  Philad.  IIL  p.  232,  14. 

öio  Tov  fiXiov  (xdxov  avaxiXXBi  ixl  xovnoovq  xcä  ayad^ovg 

xal  ßgixBi  TOP  vsrov  ixl  dixalovg  xal  ädlxovg. 

g.  Epiph.  Haer.  LXYI,  22.  p.  639  G. 

ylvBOd'B  äyoB'ol.  €oq  6  xarrJQ  vfiäv  6  oigäviog,   ort  ävc^ 

rdZXei  top  fjXiOP  avrov  ixl  ötxalovg  xal  dölxovg  xai  ßgix^i 

ctvrov  ^oiM&rrw  kkt  ^optjigavg  ocäi  äyad'ovg. 

h.  Hom.  Clem.  XII,  26.  p.  130,  6. 

X^  ovp  TOP  g>iXap9'Qa}jtlap  äcxotpra  fUfiijTfip  dpcu  rot 

&BOV,  BVBQfSTWPTa  öixülovg  xal  dölxovg,  dg  avrog  6  d-eog 
xaCiP  kp  xA  PVP  xoCfiq}  top  tb  tjXiop  xai  rovg  vBzovg  av- 
Tov  xoQixwp. 

L  Just.  DiaL  c.  Tiyph.  a  96.  p.  324  A. 

Tcoi  yoQ  TOP  xainoxQOxoQa  B-bop  xQV^'^op  xal  olxrlQuopa 

6q£ubp,  top  nZiop  mrov  apotiXXoPxa  ixl  äxaolötovg  xal 
öixalovg  xai  ß^fyopxa  bd  oclovg  xal  xoptjQOvg, 

k.  ffippoL  Phüo8.  V,  7.  g.  142. 

og  opaxiXXBi  xop  rjZiop  avxov  ixl  dixatovg  xal  äöbcovg 
xal  ßQixBi  ixl  oclovg  xal  afiCLQxmXovg. 

L  Agathangelus  c.  36.  p.  22,  30.  ed.  Lagarde. 

iv  rg  dvojJQ  Xfjg  ;((>Mr6ri/ro$  öov  dpaxiXXBig  yoQ  xop 

rjXiop  oov  ixl  xopmovg  xal  äjaB'Ovgj  xai  ßgh^ig  ixl  6i' 
xalovg  xal  afiagxmiovg. 
UL  Just  ApoL  1, 15.  p.  62E.  63  A. 

X(n<^og  icxi  xai  oIxxIqiudv  xai  xop  tjXiop  avxov  avaxiXXsi 

^^^  5^?S^?^^?H^  ^^  dex€e/ov$  xal  xopf^ovg. 
IL  dem.  AL  Strom.  YII,  14,  85.  p.  884. 

o  XB  yoQ  d-Bog  ixl  ötxalovg  xal  adlxovg  xop  avxov  ixiläfi-- 

XBl  ffXlOP. 

0.  Clem.  AL  Protrept  XI,  114.  p.  88. 

XOP  xaxioa  uiuoviiBPOg^  og  ixl  xdpxag  dpd-ocixovg  dpa- 

xbXXbi  XOP  ijXiop  avxov. 
p.  dem.  AL  Paed.  I,  8,  72.  p.  141. 

^^l  xovxoig  (wO'ig'  6  xaxtjQ  fiov,  ^tjolPf  ^f^f^^^ff^  "^op 
fj340P  XOP  atxov  ixl  xdpxag  . . .  xal  xaXip*  6  xaxiJQ  /ioVf 
9V^  ^^fi£  ixl  öixalovg  xai  dölxovg. 


90  AuBsercanoniflche  Paralleltexte  zu  Lc 

q.  dem.  AI.  Paed.  I,  9,  88.  p.  150. 

xol  ^  xriq  äyaxtjg  hcBlvfjq  oxdoiq  ötxaioCvvtjg  yiyovev  oqx^ 
xal  TOP  i]Xiop  ijit,Xa(ixovxoq  xov  ttvtov. 

r.  Exe.  Theod.  §.  9.  ap.  Clem.  AL  p.  969. 

jtavxBq  filv  ovv  xixkfjvrai  kjc   lorig*  ßgix^i  yoQ  kxl  öixal-- 
ovg  xcü  jaölxovg  xal  xov  fjkiov  iyeikäftjcei  jcaotv, 

8.  Athenag.  Legat,  c.  11.  p.  12. 

og  xov  ?}Xiov  cevxov  dvaxiXXu  ijtl  xopvQotg  xal  dya&ovg 

xal  ßQ^XBi  ixl  dixoLovQ  xclI  dölxovg. 

t.  Mt.5,45r 

oxi  [Syr.  Cur.  og]  xov  ijXiov  avxov  dpaxiXXei  iütl  JcovfjQOvg 

xal  dya&ovg  xal  ßgexsi  kjtl  ötxalovg  xal  dölxovg. 
u.  Lc.  6,  35*. 

oxi  avxog  xWöroc  ioxip  ixl  xovg  a^ap/öTov^  xal  jroi7/- 
Qovg. 

Auf  Orund  der  aussercanonisclien  Paralleltexte  ist  zu  con- 
statieren,  dass  an  die  Aussage:  a}g  xal  o  jtaxrjQ  vficSv  XQ^'^^^ 
koxiv  xal  ohcxlgfiaiv  (Justin)  =  xal  avxog  xQV^'^og  iöxip  (Lc.  6, 
35*)  +  xal  6  JtaxTJQ  vfiSp  ohcxlgfimv  IcxIp  (Lc.  6,  36^)  ursprüng- 
lich deijenige  Satztheil  sich  anschloss,  welchen  der  erste  Evan- 
gelist in  Mt.  5,  45^  erhalten,  Lucas  aber  weggelassen  und  nur 
durch  die  Worte:  ijtl  xovg  dxaglöxovg  xal  novriQOvg  angedeutet 
hat.  Die  Worte  nämlich:  xov  ijktop  avxov  dvaxiXXsi  iki  jro- 
vijQOvg  xal  dyad-ovg  xal  ßQix^i  hscl  ötxalovg  Tcal  döbcovg  als  die 
sinngemässe  Erläuterung  von  XQV^'^^^  ioxiv  xal  obcxlgfia^v  waren 
mit  dieser  Aussage  entweder  durch  xal  (m)  oder  durch  oxi  (g  t) 
oder  auch  durch  participiale  Verbindung  (c  d  e  i)  oder  durch  og 
(a  k  o  t  Syr.  Cur.)  verknüpft.  Den  zahlreichen  Varianten 
liegt  zu  Grunde:  tittt^n  n'^'^TH,  welches  Delitzsch  anwendet, 
oder  vielleicht  noch  besser  und  zur  Erklärung  der  Variante 
ijtiXafjLJtsiv  noch  geeigneter  das  von  Salkinson  gebrauchte 
itD W  y^txn  =  rjXtop  dvaxiXXeiv  =  kjtiXafixsiv,  femer  "T^tD^Jl  = 

ßgexsiv  =  ßQixBiv   vbxop  =  g)£QBip  vexov  =  jcaQixsiv   vexov, 

endlich  D^?tDnrr]  D'ip'»'7^n,  D'^nilDn'J  a'^5?^n  =  dya&ol  =  ooioi  = 

öbcaioc,  J^oxol  =^^otyQol=^auaQxa)Xol  =  dötxoc  =  axagiaxot. 


Texte  nnd  Untonachongen  zn  Lc.  6,  35.  36.  91 

Lc.  6, 36  =  lt.  5, 48. 

a.  Epiph.  Haer.  LXVI,  22.  p.  639  C. 

Ol  rov  oanfJQog  Xoyoi,  og  sq>fj'  ylvsö&'S  äya&ol  cog  6  JtarfjQ 
vfiäv  6  ovQ&viog^  ort  avariXlei  xtL  ^ 

b.  Hilar.  in  Psalm.  118.  p.  293.  ed.  Bened.  ^ 

Estote  boni  sicut  pater  vester,  qui  solem  suum  etc. 

c.  August  c  Adimant.  VII,  1. 

Estote  benigni  sicut  pater  vester  coelestis,  qui  solem  suum 
oriri  facit  etc. 

d.  August  c.  Adimant.  VII,  3. 

Quod  autem  in  evangelio  dicitur:  Estote  benigni  quemad- 
modum  pater  vester  coelestis,  qui  solem  etc. 

6.   Macar.  Hom.  XLII,  2. 

£g  q>rfiiv  6  xvQiog'  ylveod-s  XQV^'^^^  ^^  naxifQ  vficov  6 
ovQcn^iog. 

1  Macar.  Hom.  XIX,  2. 

£g  tpriOiv  0  xvQiog'  ylpsC&s  aya^ol  xäi  XQrjöroly  xad'cog 
xal  6  xarr^Q  vfiäv  6  oigaviog  olxrloficov  lorl. 

g.  Macar.  de  custodia  cordis  c.  13. 

£g  q>fiOLV  6  xvQiog'  ylveod-B  äyad-ol  xäi  XQ^jOrol^  xaß-oig  6 
xaxfiQ  v/iciv  6  ovQoviog  üIxtIq^kop  iöri 

b.  Pseudo-Abdias.  Eist  apost  Lib.  UI,  34. 

Si  qua  in  te  est  bonitas  juxta  praeceptum  Salvatoris. 

L  Hom.  Clem.  in,  57.  p.  52,  2. 

xcu  xaXiV   ylveod'e  dyad-ol  xäi  olxtlQfioveg   dg  6  JtarrQ 

6  kv  xolg  ovQavoig,  og  avaxiXXsi  xxX, 

k.  Acta  Thomae  p.  56,  7.  ed.  Bonnet 

xcü  ylvBOd^t  dyad-ol,  olxxlQfioveg,  iXsijuopsg. 

I.  Ps.- Äthan,  bei  Migne  Athanasius  IV,  653. 

ylvso&e  olxxlQfioveg  xal  dya&ol  dg  6  naxifQ  vfitSv  6  iv 
xolg  ovQavoig. 

m.  Just  Dial.  c.  Tiyph.  c.  96.  p.  324  A. 

dxciv  ylvtod'B  xißp'^ol  xoü  olxxlgfiovsg  dg  6  xax^Q  v/icov 
6  ovQapiog'  xal  yäg  xov  jtavxoxQaxoQa  d-aop  XQ^^'^^^ 
xcä  obcxlQiiOPa  ogciiiep,  xop  fjXiop  avxov  dpaxiXXopxa  xxX. 


92  AossercanoniBcho  Paralleliexte  eü  Lc 

n.  Just  ApoL  1, 15.  p.  62  £. 

xcU'  ylvBCd'B  Sk  jififjOTol  xal  olxtlQfioveg^  mg  xaL  6  xot^q 

avarikXei  xrL 
o.  EpL  4,  32. 

p.  Lc  6,  36. 

ylvBCd'B  olxTlQfioPsgj  x^^^^^  ^  o  xctTfJQ  vfiAv  o^er|(£/Ei(m^ 

icxlv.    V.  35^.  oxi  airog  XQfiOxoq  hoxiv. 

q.  dem.  AI.  Sixom.  II,  19,  100.  p.  482. 

ylvBOd'e,  ^fjCiv  6  xvQioq,  il&^/Moveg  xaL  ^^^IfovBQ^  pg  xcä 
6  jtaxfJQ  vßäv  o  ovQapiog^olxxlQUCOv  icxlv, 

r.  Macar.  de  perfeci  in  spir.  c  2. 

xal'  ylvBOd'B  x(d  VfiBlg  xiXBioi,  dg  6  jtaxijQ  vjficiv  6  ov* 
oaviog  xiXsiog  ioxi,  ^^^ 

s.  Macar.  de  oratione  c.  11. 

ylvBö&B,  yoQ  fprfiiv  b  xvQiog^  xcü  vfiBlg  xiXBun^  dg  6  xax^(^ 
vficiv  ovQOViog  xiXBiog  ioxi. 

t.   Ghregor.  Njss.  de  orat  domin.  2.  (Migne  I,  1145.) 

yivBOd-B  xiXBioij  tog  xal  6  xax^Q  vficiv  b  ovQaviog  xdXu^ 
6g  icxip. 

u.  Cleau  AI.  Strom.  VII,  14,  88.  p.  886. 

Blffjxcu  xQog  xav  xvqIov  ylvBCd-B  dg  6  xaxrJQ  vfuop  r^ 
Xbioi. 

V.  Ciem.  AL  Strom.  IV,  22,  139.  p.  626. 

xoiovxoig  xioXv  6  TCVQiog  kdyBi'  ylvBö^B  dg  o  xaxrg  v(i£v 
xiZBiog. 

w.  Polyc  ad  Phü.  XU,  3.  p.  130,  7. 

oxa^g  xiXBiot  tfXB  iv  hcBlvtp. 
X.  Mt.  4,  48. 

söBCd-B  ovv  vuBlg  xiXBioiy  a>g  o  xaxtjg  vuAv  b  ovgapiog 

xikBiog  BOxiv. 

Dieser  Textbestandtheil  Lc.  6,  36  «»  Mt  5,  48,  welcher,  wie 
oben  gezeigt  worden  ist,  in  der  Quelle  vor  Mt  5,  45^  gestanden 
hat^  ist  von  Lc.  so  vertheilt  worden,  dass  davon  ein  Rest  in  den 
Worten:  oxi  avxog  ;fpi?aTo<;  ioxiv  Lc.  6,  35*  sichtbar  wird,  wah- 


o'^njCJt  ö'^aitj  r^n 


Texte  und  Uiitennchimgen  zu  Lc  6, 36.  37.  93 

rend  der  Haupttheil  in  y.  36  nachfolgt    Der  Urtext  hat  zu  Lc. 
6,  36*  ursprünglich  gelautet: 

ylvsaO'S  XQficroly  evcxXayx^oi  Eph.  4,  32 
ylvBCd'S  XQ^oxol  xal  obctlQ/ioveg  Justin 
ylveö&s  ayad-ol  xal  obcrlg/ioveg  Hom. 
ylvBCd'B  ayct&ol,      olxrlQfiovsg  Acta  Thom. 
ylveod-e  äya&ol  xai  ;^()jyöTo/     Mac 
ylveo&s  olxTlQfiOPeg  Lc.  6,  36^ 

ioBO&£  xiXsLoi  Mt  5,  48. 

Dass  Lc  in  der  von  ihm  benutzten  Version  der  Logia  nicht 
blos  olxzlQfiovBgf  sondern  auch  XQ^<^'^ol  gelesen  hat,  davon  hat 
sich  in  y.  35^:  ari  ot^o^  X(ffl<yt6g  kcxtv  —  eine  deutliche  Spur 
erhalten.  Pa  nun  auch  Paulus  Rom.  2,  4:  nXovtog  t^i^  XfiVz 
<ixixf[tog  aixov,  sowie  Eph.  4,  32:  ylvBß^B  xQ^'^ol  —  diesäfie 
Version  befolgt,  so  wird  hier  yon  Neuem  die  Identität  der  yon 
Paulus  and  Lc.  gebrauchten  Version  sichtbar.  Im  1.  Petrus- 
briefe dagegen  ist  (wie  in  den  Homilien)  die  Version  ayad-og 
Torausgesetzi  VgL  oben.  Dieselbe  Version  arfod-og  y^iareten 
Epiphanius,  Macarius  (daneben  xc^iyoro^,  welches  in  diesem 
Falle  mit  olxxlQfimp  gleichbedeutend  ist),  Hilarius  (boni), 
Pseud-Athanasius,  die  Acta  Thomae,  während  Augustin 
mit  seinem  estote  benigni  vielmehr  ylvecO'e  XQV^*^^^  voraussetzt 
Was  endlich  Mt  5,  48  anlangt,  so  hat  hier  der  erste  Evangelist 
den  Urtext  in  freier  Weise  abgewandelt,  indem  olxxlQfiovsg  "=» 
tr^Xarn  ganz  gefallen  ist  und  Q^^nita  =  ayctO'ol,  XQ^<fTol  in  xiXsiot 
seinen  Ersatz  gefunden  hat  Ist  ja  3*113  nicht  blos  gleich  xaXog^ 
ayad-og^  Z(^<^t:o$,  sondern  auch  gütig,  wohlwollend,  freundlich, 
gerecht,  wahr  u.s.w.    VgL  Fürst  1,463^ 

Le.6,S7*»>Mt.7,l. 

a.  dem.  AI.  Quis  div.  salv.  §  33.  p.  954. 

foj  xflvs  xolwp^  tva  fi7]  xQiO-yg, 

b.  Polya  ad  PhiL  II,  3.  d.  114,  2.  ^ 

fnni/iopBvavx£g  dh  iov  dxBV  o  xvQiog  ötöacxcov*  fif}  xqIvsxs, 
tva  fi^  xQi^xB. 

CL  Ephraem  Syr.  Ev.  concord.  expos.  ed.  Mösinger  c.  6.  p.  72. 
Nolite  judicare,  k  e.  iqjuste,  ne  judicemini,  h.  e.  ob  injusti- 
tiam. 


94  Auasercanonische  Paralleltexte  eu  Lc. 

d.  Mt.  7,  1. 

(ifl  XqIp€T6,   Iva  lAtl   XQid-rJTB. 

e.  Lc.  6,  37». 

Xal  fi^   XQlPBTBf  Xäi   OV  llij   XQld^fjXB, 

Lc.  6,  36  deckt  sich  mit  dem  letzten  Verse  von  Mt.  c.  5,  Lc. 
6,  37  mit  dem  ersten  Verse  von  Mt.  7.  Was  zwischen  Mt  5,  48 
^  Lc.  6,  36  und  Mi  7,  1  =  Lc.  6,  37  zwischen  innen  liegt,  hat 
der  erste  Evangelist,  wie  man  sich  aus  Lucas  überzeugen  lassen 
kann,  grösstentheils  aus  anderen  Partien  der  Logia  herüberge- 
nommen und  in  seine  Construktion  der  Bergpredigt  eingeschal- 
tet. In  der  Spruchreihe  Lc.  6,  37 — 38  «r  Mt.  7,  2  münden  die 
Relationen  beider  Evangelisten  wieder  zusammen.  Doch  kann 
man  aus  Clem.  Rom.  I,  13,  2  und  Polyc.  II,  3  ersehen,  dass  ur- 
sprünglich ein  vollständigerer  Gontext  vorgelegen  hat  (vgl 
Agrapha  S.  96  f.  136  ff.)  und  dass  also  beide  Evangelisten  an 
dieser  Stelle  Kürzungen  vorgenommen  haben.  Auf  eine  Be- 
nützung des  vorliegenden  Textbestandtheils  durch  Paulus  deuten 
die  Anklänge  Rom.  2,  1.  3;  14,  4.  10.  13;  1.  Cor.  4,  5.  Ferner 
vgl.  man  Jac.  4,  11.  12;  5,  9  als  weitere  Parallelen  in  der  ca- 
nonischen Didaktik.  "Übrigens  ist  in  der  obenerwämten  ausser- 
canonischen  Parallele ,  welche  inhaltlich  erst  mit  Lc  6,  Zl^  be- 
ginnt, der  Text  von  Lc.  6,  37»  —  Mt.  7,  1  und  Lc.  6, 37^  nicht 
mit  erhalten. 

Lc.  6,  87»». 

a.  Ephraem  Syr.  Ev.  ooncord.  expos.  ed.  Mösinger  c.  6.  p.  72. 

Aut  propter  judices,  qui  se  ipsos  vindicant,   dixit:   Nolite 
punire. 

b.  Didasc.  II,  42.  p.  269. 

xiu  CO  [sc.  xQlfian]  xataötxa^etet  xaradixacd-ijOBOd-e. 

c.  Const.  II,  42.  p.  70,  14. 

xal  cog  xazadixdCfBTBt  xaraöcxaod'ijOBöB'B. 

d.  Lc.  6,  37^ 

xäi  fiT]  xaraöixaCBTB,  xal  ov  uri  xaradixacd-mB. 

e.  Diatessaron  ed.  Ciasca  p.  37^. 

Nolite  condemnare,  ne  condemnemini. 

Diesen  Spruchtheil  hat  nur  Lc.  erhalten;  bei  dem  ersten 
Evangelisten  ist  er  ausgefallen. 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Lc.  6,  37.  95 

Lc.  6, 37*. 

a.  Clem.  AI.  Strom.  VII,  14,  86.  p.  885. 

ro'  aq)sg  xal  äq)e&'^ceTal  ool 

b.  Tertall.  de  pudicitia  c.  2. 

Dimitie,  et  dimittetar  tibi. 

c.  Pseudo-Ign.  ad  Trall.  c.  8.  p.  188,  26. 

a^ers  yaQ,  tpffilv  6  xvQiog  i^/kSv,  xal  dg>sdiljoeTai  vfitv, 

i  Didasc.  II,  21.  p.  251. 

^rjoovq   6  XQiOTog,   og  xdi   eljtBV   awBXB  xdi  d^ed-i^osrai 

VfilV. 

e.  Const.  II,  21.  p.  40,  20. 

Tijaovg  6  Xgiorog,  og  xal  idlöa^sv  ^fiäg  kiytDV  ag)ST£  xal 
ag>€Bi^<SSTai  vfilp, 

f.  Mac^rfior^  XXXVII,  2. 

oTi  yag  rjxovop  rov  xvqIov  a^ers  xäi  dq>B&fjösrai  vfilp, 

g.  Macar.  Hom.  XXXVII,  3.  ^ 

xa&cig  ivsxelXato'  aq>sre  xal  d^ediiottai  vuZv. 

h.  Ephraem  Syr.  Ev.  concord.  expos.  ed.  Mösinger  c.  6.  p.  72. 
Dimittite,  et  dimittetar  vobis. 

i.  Clem.  Eom.  I,  13,  2.  p.  28,  1  (=  Clem.  AL  Strom.  11,  18.  91. 
p.  476). 
IXwxty  tva  iXefjd^TE'  aq>lsT€,  Xva  atp^d-^  v/üv. 

k.  Polyc  ad  PhiL  II,  3.  p.  114,  3^      ™ 

dq>l€rs^  xal  d<peO^CBTai  vfUv'  iXBäxe,  tva  iXeriß^ts. 

L  Aphraates  Hom.  II,  10.  p.  29.  ed.  Bert. 

Wiederum  sagt  unser  Erloser:  Vergebet,  so  wird  euch  jw- 
geben;  erlasset,  so  wird  euch  erlasseuT 

m.  Diatessaron  p.  38^  ed.  Ciasca. 

Dimittite,  et  dimittimini.    Condonate,  et  condonabimini. 

a  Cod.  Colbert.  Lc.  6,  37®.  p.  75.  ed.  Belsheim. 
dimittite,  et  dimittetur  vobis. 

0.  Lc.  6,  37«. 

dxoXvBXB,  xal  äxoXv&i^ceöd-s. 

An  dieser  Stelle  tritt  jene  aussercanonische  Spruchreihe  aus 
Clem.  Rom.  I,  13,  2  und  Polyc.  II,  3  ein,  welche  mit  den  Parallelen 


96  Aassercanoniflclie  Paralleltexte  za  Lc.  1 

zu  Lc  6.  37®  beginnt  Die  Identität  des  äxoXvBze  «s  dimittite 
(Incanisch-canonisch)  mit  dem  a^erc  (aussercanoniscE)  ergibt 
edch  nicht  nur  aus  der  Stellung  der  Satzglieder,  sondern  auch 
daraus,  dass  im  Diatessaron  und  bei  Aphraates  die  Mahnung 
zum  Vergeben  und  zur  Erbarmung  zweimal  in  parallelen  Sätzen 
ausgedrückt  ist,  ganz  wie  bei  Polycarp  und  Clemens  Rom. 

Le.  6, 88*. 

a.  CleuL  Rom.  I,  13,  2.  p.  28,  2. 

dg  dlöoTS,  ovrog  doB^cerai  vfilv.  ^== 

b.  dem.  AL  Strom.  II,  18,  91.  p.  476. 

<Dg  ölöore,  ovrtng  iod^cezai  vfilv, 

c  Didasc  II,  21.  p.  251  =  Gonsi  II,  21   p.  40,  21. 
ölöore  xal  öodi^csrcu  vfüv. 

d.  Lc.  6,  38°. 

ölöoTS^  xal  öadi^cercu  vfttv. 

Wie  im  folgenden  das  dg  xqIpstb  als  ausseroanonische  Va- 
riante zu  dem  canonischen:  m  xQlfiati  xQlvetB  erscheint,  so  un- 
terscheidet sich  auch  bei  diesem  Satztheil  die  aussercanonische 
Lesart  durch  das  eingefügte  dg  —  ovrcag  von  der  —  wohl  ur- 
sprünglicheren, weil  einfacheren  —  canonischen  Fassung. 

Lc.  6, 38\ 

a.  Clem.  AI.  Quis  div.  salv.  §  33.  p.  954. 

pizQov  TcaXbv  xenuoiiivov  xdi    osoaXevfiipov  vxBQexxwi- 
(iBvov  cbtoöo&ijceral  öoi. 

b.  Lc.  6,  38^. 

ßixQOP  xaXov  jiBJtuCfidpov  aeoaXsvfiivov  vjtaQBXxwvofiepov 
öciaovcip  elg  top  xoXnop  vficop. 

Eine  ähnliche  Austauschung,  wie  die  hier  ersichtliche  zwischen 
Actiy  und  Passiv,  findet  sich  öfter.  Vgl  z.  B.  die  Paralleltexte 
zu  Lc.  12, 48:  ^ijTffi^asTai  =  ^ijTi^oovaip,  äxaitfjdi^öeTai  =  cbtai* 
rriCovciv. 

Lc.  6,  38  =  Mt  7, 2  —  He.  4»  24. 

a.  Just  DiaL  c.  Tryph.  c.  115.  p.  343  D. 

o  fäg  xQlfia  xqIpbxb,  ölxaiop  kotip  vfiag  XQiß-fjpai. 


Texte  und  Unfcersucbungen  zu  Lc.  6,  38.  97 

b.  Iren.  IV,  30,  3. 

in  quo  enim  jodicio  jadicabitis,  judicabitur  de  Tobis. 

c  Aphraates  Hom.  XIV,  6.  p.  215.  ed.  Bert 

Denn  der  Eonig  hat  uns  also  geschrieben:  Mit  demselben 
Gteiicht,  mit  welchem  ihr  richtet,  werdet  ihr  gerichtet  werden. 
Und  er  klagte  sie  an  und  ermahnte  sie  und  sprach:  Sehel, 
was  ihr  höret:  Mit  dem  Gericht,  mit  welchem  ihr  richtet, 
werdet  ihr  gerichtet  werden. 

d.  Mc  4,  24. 

xci  iXsyBP  cnirolg'  ßXixerej  xl  oxovbxb'  kv  q>  fiixQq)  (le- 
TQBlxB,  ftexQi]d^^C€xai  vfilv,  xäl  JtQooxsdTJcexai  vfilv. 

e.  Hom.  Clem.  XVIII,  16.  p.  174,  31. 

xal  m  fiixQco  ifiixQtjCav,  (iexQTjO-^  avxolq  x€p  lom. 

f.  Orig.  Öpp.  lU,'  841.  ~^ 

qua  mensura  mensi  fueritis,  eadem  mensura  metietur  vobis. 

g.  Clem.  AI.  Quis  dir.  salv.  §  33.  p.  954. 

<p  idxQ€p  fiexQBlg,  xovxq)  xäl  dvxifiBXQfid^f]OBxal  001. 

h.  Ephiaem  Syr.  Öpp.  11, 195  D. 

xal  ^  ftixgcp  [UxqbI  SxaOro^,  aPziftBXQfjd'i^otTai  avxm. 

i.   Prochorus.  Acta  Joannis  p.  73.  ed.  Zahn. 

Xfd   m  liixQCO  fiBXQBtXBj   dpxiflBXQ7jd^7JaBXai  VfllV. 

k.  Polyts.  ad  Philipp.  II,  3.  p.  114,  3. 

flS   fiixQCff   fiBXQBlXB,  dvxifiBXQTjd^öBXai  VfitV. 

l  Lc.  6,  38«. 

9  yctQ  flixQOf   flBXQBlXBy   dvxiflBXQTjß-rjöBXai   VfilV. 

m.  Clem.  AI  Strom.  11,  18,  91.  p.  476. 

iig  xqIpbxb,  ovxcog  xqi&ijobö9'B  .  . .  o?  [iixQco  (ibxqbIxb,  dmi- 

liBXQfJldli}OBXai  VfllP. 

D.  Qem.  Rom.  I,  13,  2.  p.  28,  3. 

dg  xqIvbxb^  ovxog  xQid-i^öBOd'B* . .  .  q}  nixQ<p  (ibxqbIxb,  kv 

avX€p  (iBXQIjd'I^CBXai   VfilV. 

0.  Mt.  7,  2. 

iv  fo  yaQ  XQlfiaxi  xqIvbtb,  xgcd^rjöBOO^By  xal  Iv  (p  fiixQq> 

(iBXQBlXBf  (iBXQ1]&tJ0BXai   V/IlV. 

p.  Et.  Hieros.  p.  121  sq. 

et  in  mensura,  qua  tos  mensi  fueritis,  similiter  remetietur 
Tobis. 

Texte  n.  Uotonachangen  X,  8.  7 


98  Aussercanonische  Paralleltexte  zu  Lc. 

An  dieser  Stelle  zeigt  es  sich  deutlich,  dass  aucli  der 
zweite  EvaDgelist  die  Bergpredigt  gekannt,  indem  er  mitten 
aus  deren  C!ontext  das  Logion  Mc.  4,  24  (=  Mt.  7,  2  =  Lc.  6,  38*^) 
herausgenommen  und  in  den  neuen  Zusammenhang  seiner  Eyan- 
gelienschrift  eingeschaltet  hat.  Namentlich  an  den  aussercano- 
nischen  Paralleltexten  kann  man  hier  mit  Bestimmtheit  den 
hebräischen  Urtext  nachweisen:  TQ*'  rtS  D'miTa  DPA  ^W  TtTBSL 
DDb.  Aus  dem  im  Hebräischen  nachgezogenen  i?^,  welches  zwar 
auch  fehlen  kann  (vgl.  Strack,  Hebräische  Grammatik  §  87), 
aber  doch  gewohnlich  gesetzt  wird,  sind  die  aussercanonischen 
Lesarten:  ip  avrci  (Clem.  Rom.)  =*  zovrm  (Clem.  AI.)  =  reo  lom 

(Hom.  Clem.)  =  eadem  (Orig.)  entstanden,  und  eben  daraus  wird 

auch  das  lucanische  dvrl  zu  erklären  sein,  welches  dem  lucanisch- 

paulinischen  Übersetzungstypus  angehören  dürfte.  Vgl.  Zvtqov 
(Mi,  Mc.)  =  avxlXvxQov  (Paulus)  zu  Lc  22,  27.  Cod.  Colb.  hat 
qualem  mensuram,  viele  andere  lateinische  Versionen  eadem  (= 

avr<p\    Zu   dem   von  Lc.   weggelassenen   Satze   Mt.  7,  2  bietet 

Origenes  (Opp.  XIV,  204  ed.  Lommatzsch)  noch  die  Variante: 

Lc.  6,  39  =  Mt.  15, 14. 

a.  Testam.  XII  patr.  Rüben  c.  2. 

oxi  ayvolag  jtBJcXriQWxai,   xaX  avxt)  xov  vscoxeQov  oöf/yst 
cog  xv(pk6v  kjti  ßod'QOv. 

b.  Cod.  Cantabr.  Mt.  15,  14. 

xv<pXol  eloiv   odayol*   xv<pXoq  6b   xvxpXov   kav  oöayfj,  dfi- 

(poxBQOi  ivxECovvxai  Big  ßod-Qov. 

c.  Clem.  AI.  Paed.  I,  3,  9.  p.  103. 

Tcad^a  g>rjöip  7}  yQcitpfi'  xvg)Xovg  Big  xä  ßaQa^ga  x^^crywycov. 

d.  Mt.  15,  14. 

oöfjyol  bIöcv  xv(pXol  xvq)Xmv'  xvq)Xog  6b  xv(pXov  kdv  o6rh 

yij,  d/i<p6xBQoc  Big  ßo^vvov  jtBOovvxai. 

e.  Lc.  6,  39. 

firj  xt  6vvaTai  xvg)Xbg  xvq)X6v  66ijyBtv;  ovxl  d(ig)6xBQ0i  Big 
ßod-vvovkjiJtBöovvxai ; 


Texte  und  Untersuchnngen  za  Lc.  6,  39.  40.  99 

f.  EpipL  Haer.  LXVI,  69.  p.  690  D. 

Xsyei'  oirf/ol  elci  xvfpXoi  rxxpXoq  de  xvfpXov  oÖT^ycoVy  dfi- 
ipoxBQot  slq  ßo^vpov  ifixecovpzai. 

g.  Epiph.  Haer.  XLVf,  1.  p.  391  B. 

Dieses  Logion,  welches  der  erste  Evangelist  sichtlich  umge- 
schaltet und  in  fremden  Zusanmienhang  gebracht  hat,  bildete 
nach  Weiss  (Matthäusevangelium  S.  379)  den  Eingang  zum 
Epilog  der  Bergpredigt  und  ist  jedenfalls  ein  urerangelisches 
Wort    Vgl.   ßo^oq  (Mt,  Lc.)  =  ßod;Qoj  (Cod.  D.,  Test  XII 

patr.)  =  ßaQa&QOV  (Clem.  AI.)  =  lia,  femer  X^jQ^^T^  (welches 
bereits  Heft  II,  370.  378  zu  dem  Ev.  Ps.-Petr.  bei  Mt.  28,  2—4 
behandelt  worden  ist)  =  oöfjyelv  (welches  das  Londoner  N.  T. 

mit  ina,  Delitzsch  mit  ^'^'Hfl'  Salkinson  mit  bil3  wiederge- 
ben).   Das  }f£fpa7co7£fi^  kommt  in  Septuaginta-Handschriften  zu 

Jud.  16,  26  als  Bezeichnung  des  Knaben  vor,  der  den  blinden 
Simson  leitet:  iTSl  p'^tman  =  LXX:  wörtlich  hebraisierend:  xov 
xQarovvxa  xfjv  X^^Q^  avxov^  aber  auch  gut  griechisch:  ;^€fpa- 
ytoyovvxa. 

Lc.  6, 40*  =  Mt.  10, 24. 

a.  Didasc.  V,  6.  p.  304. 

X^Bi   yäo   6  xvQioq'   ovx   Icxi   fda^Tjxrjg  vx6Q   xov   öiöa- 
cxaXov. 

b.  Lc.  6,  40*. 

ovx  löxiv  fiad^xfg  vxIq  xov  öidacxaXov. 

c  Epiph.  Haer.  XXX,  33.  p.  161  A. 

xal  ov  övvaxai  dovXog  slvai  vjteg  xov  xvqiov  avxov  ovdh 

fiad^fjxfjg  vxhg  xov  öiöaaxaXov  avxov. 

i.  Mi  10,  24. 

ovx  lüxiv  (ia&i]X^g  vjibq  xov  öiöaöxaXov  ovöe  öovXog  vjthg 

xov   XVQIOV  (XVXOV. 

e.  eiern.  AI.  StrortL  II,  17,  77.  p.  469. 

ovdsig  ycLQ  fia&fjXTjg  vjthQ  xov  öiöaöxaXov. 

f.  JoL  13^  16». 

ovx  loxiv  ÖovXog  fislCov  xov  xvqIov  avxov. 

7* 


100  AuBseroanoniBche  Paralleltexie  zu  Lc 

Man  .wird  der  Auffassung  von  Weiss  (Matthäusevangelium 
S.  275)  zustimmen  müssen,  in  der  Annahme,  dass  Lc.  6,  40  ur- 
sprünglich nicht  in  die  Bergpredigt  gehört  hat,  vielmelu:  in  die 
Spruchreihe  Lc.  10,  8.  9  =  Mi  10,  32.  33.  17—23.  Im  Übrigen 
siehe  das  Folgende. 

Lc.  6,  40«»  =  Mt.  10,  25*. 

a.  Mt.  10,  25» 

doxETov  r(ß  (jux&fity,  tva  yivmai  dg  6  diöaöxaXoc  avrov, 
xal  6  öovlog  cog  6  xvQiog  avzov. 

b.  Cerinthus  ap.  Epiph.  Haer.  XXVIII,  5.  p.  113  C. 

XiyovTBg  ort  olqtutov^  T(p  /ia&tjr^,  iva  yivrjrai  o^g  o  dt- 
öaoxakog.  "     " 

c.  Ebionaei  ap.  Epiph.  Haer.  XXX,  33.  p.  160  D= Haer.  XXX,  26. 

p.  151 A. 
o  sXqtjxbp  6  acoTi^Q'   dQxerov  tiß  {lad^r^  elvai  dg  6  dt- 
öäcxaXog. 

d.  Clem.  AL  Strom.  II,  17,  77.  p.  469. 

OQXErov  6h  i«?JJ^5;j^/^^«  Q?^  o  öiöaaxalog. 

e.  Didasc.  V,  6.  p.  304. 

5?5 WTA^^^'^?5_?!??.  5?!!?^  o5g  6  öiödoxaXog  avrov. 

f.  Const  V,  6.  p.  130,  13. 

kxBLÖfj  xal  JtQOOxixaxrai'  xarTjQTiöfiivog  de  jtag  lata}  wg 
o  öiöaöxaXog  avrov.  ^       ^^        ^^ 

g.  Epiph.  Haer.  XXX,  33.  p.  161 A. 

rJTCO  de  xazTjQTiafidvog  xarä  jtdvTa  6  fuzd-jjz^g  mg  6  öi- 
oaöxaXog,  ~~ 

h.  Lc.  6,  40*». 

^^?5SSIi$ffJ^S  *^  ^^iJSl?i  ^^  ^  öiödaxaZog  avrov. 
i.  Cod.  Colbert.  Lc  6,  40^.  p.  75.  ed.  Belsheim. 

perfectus  autem  erit  omnis,  si  sit  sicut  masrister  meus 
Während  Lc.  6,  40»:  ovx  löriv  fia&^ri^g  vxhg  rov  öiödcxa- 
Zop  mit  Mt.  10,  24»  wörtlich  übereinstimmt  und  der  kürzende 
Lucas  dann  die  zweite  Hälfte  des  ersten  Logion  (Mt.  10,  24*>: 
ovdh  öovXog  vjtEQ  TOP  xvQiop  avrov)  weglässt,  gehen  die  beiden 
Versionen  des  zweiten  dazu  gehörigen  Logion  (Lc,  6,  40*»  =  Mt. 
10,  25»)  aus  einander,  so  dass  offenbar  das  dQxsrov  des  ersten 
Evangelisten  dem  lucanischen  xaT?;()r«(>//fro§  entepricht  Wie 
freilich  diese  Differenz  sprachliclT  zu  erklären^sei,  bleibt  dunkel. 


Texte  und  üntersuchongen  za  Lc.  6,  40.  43.  101 

Nur  so  viel  ist  gewiss,  dass  der  Ausdruck  xartjQTiOfiipoq  der 
lacanisch-pauliniscben  Version  des  hebräischen  Urtextes  ange- 
hört (vgl.  RoHL  9,  22;  1.  Cor.  1,  10),  nicht  aber  dass  Lucas  hier 
von  paulinischem  Einfluss  beherrscht  sei,  wie  Weiss  wilL  Vgl. 
Weiss,  Mathäusevangelium  S.  275. 

Lc.  6, 48  =  Mt.  7, 18  =  Mt.  12, 33. 

a.  Clem.  AI  Paed.  11,  5,  45.  p.  195. 

t6  yäg'  ovx  ecri  öivögov  xaZov  xoiovp  xagjtov  cojtgov, 
ovÖB  nfjv  öivÖQOP  oaxQov  xoiovp  xaQjtop  TcaXop. 

b.  Epiph.  Haer.  LXVI,  6.  p.  623  D. 

ov  övpazai  öipÖQOP  xaXop  xagxovg  xaxovg  jtoi^öai,  ovdh 

fttjp  öipÖQOP  ?5?!?^5^J^55^£^ff  xaQjtovg^oc^Oai, 

c.  Lc.  6,  43. 

ov  yoLQ  koxLP  öipÖQov  xaXop  jtoiovv  xagjtop  öajtQOP,  ovdh 

xaXip  öipÖQOP  ocütgop  xoiovp  xagjtop  xaXov, 

d.  Epiph.  Haer.  LXVI,  62.  p.  674  D. 

kv  TCO  djttlp  TOP  ocoTTJQa'  ov  övpazat   öspöqop  dyad-op 

xaQjtovg  xaxovg  jcoiTJöai,   ovöh  öipÖQOP  Ccuiqop  xaQJtovg 
ajatd-oix;  Jtoi^oai, 

e.  Mt.  7,  18^      ^ 

ov   övparai  öivöoop  ayad-op  xaojtovg  JtoPfjQovg  ipeyxelp, 

Ovis  ÖipÖQOP  öajtQOP  xagxovg  xaXovg  kPByxslp. 

l  Epiph.  Haer.  XVIU,T^p.  38  D. 

Tov  ocoT^Qog  Xiyopxog*  t}  xon^cars  ro  öipÖQOP  ayad'OP  xal 

tovg  xagjiovg   äya&ovg^   rf  ro   öepÖqop  öaJtQOP  xal  rotg 

XOQXOVg  OOJTQOVC. 

g.  Mt.  12,  33. 

Tj  xoifjcare  ro  öipÖQOP  xaXop  xal  top  xagjcop  avrov  xä- 

^oj^^^^^roijöflT«  To  öipÖQOP  oajtQOP  xal  top  xagjtop  av- 
rov oaxQOP. 

Den  Logia-Spruch  Lc.  6,  43  bietet  der  erste  Evangelist  zwei- 
mal in  zwei  verschiedenen  Recensionen.  Die  hebräischen  Stamm- 
worter ailD  und  ^n  variieren  in  xaX6g=aya9^6g  einerseits  und  in 
Tcaxoc  =  xoPfiQog  =■' oaxQog  andererseits.  Vgl.  Lev.  27,  14,  wo 
der  Hamaritaner  2^n   mit  aaJiQog  fibersetzt    Ebenso  entspricht 


102  Aassercanonische  Paralleltexie  zu  Lc. 

xüQjtov  Jtoietv  =  TcoQxov  ipiQBiv  dem  hebräischen  *^  i^2^-  Wahr- 
scheinlich stammt  aus  einer  unrichtigen  Übersetzung  dieses  TtW 
das  unyerständliche  zweimalige  xoii^aare  in  Mi  12,  33.  —  Das 
aus  dem  Gapitel  über  die  Manichäer  (Haer.  LXVI,  6)  entnommene 
Epiphanius-Citat  findet  sich  wörtlich  so  wieder  in  Archelai  et 
Manetis  Disputatio  p.  7  ed.  Zacagni. 

Lc.  6, 44«  =  Mt  12,  33. 

a.  Mt.  7,  16*. 

ajco  xäv  xaQJimv  avtäv  ijaypcioea^e  avrovg, 

b.  Mt.  7,  20. 

agaye  ajto  xmv  xüqxSv  atrcäv  kxiYPcicsö&e  avtovg. 

c   Apollonius  ap.  Eus.  H.E.  V,  18,  8.  p.  185,  29. 
djtb  yotQ  xov  xaQxov  xo  ^vXov  ytvmöxexai, 

d.  Mt.  12,  33^ 

Ix  yoQ  xov  xaQxov  x6  öivÖQov  yivcioxexai. 

e.  Caelestinus  in  den  Akten  des  Concils  von  Ephesus   p.  91,  39. 

ix  x<5v  TUXQJtciv  O-iXec  ^aoxog  diayivoioxecB'ai. 

f.  Lc.  6,  44*. 

hcaoxov  yäg  öivÖQOv  ix  xov  lölov  xagxov  yivcioxexai. 

g.  Pseudo-Ign.  ad  Eph.  XIV.  p.  140,  12. 

ix  yaQ  xov  xaQjiov  xo  öivÖQOv  yivciöxexai. 

h.  Herrn.  Sim.  IV,  3.  p.  284,  1.  p.  20,  1. 

Ivog  exdcxov  divögov  ol  xaQjtol  q)av6Q0vvxai  xal  ixiytvci" 
oxovxai.  — — 

i.  Ign.  ad  Eph.  XIV,  2.  p.  20,  1. 

q>av£Q6v  xo  divdoov  djco  xov  xagjtov  avxov. 

k.  Polyc.  ad  Phü.  XII,  3.  p.  130,  6. 
iva  6  xaQjcog  vfiSv  ipavsQog  ?/. 

Die  aussercanonische  Version  ^vXov  bei  Apollonius  ist  gut 
hebräisch  f  5^  (=  öMqov  in  der  canonischen  Übersetzung).   Ferner 

sind  yivmöXBOd^ai  =  ijtiyivcooxead^ai  =  öiayivciöxeod-ai  =^  gHxvs- 

Qovö&^ai  =  (pavBQOP  elvai  als  gleichwerthige  Varianten,  mithin 

als  verschiedene  Übersetzungen  eines  gemeinsamen  hebräischen 
Quellenwortes,  etwa  nsjnrt,  zu  erkennen. 


Texte  und  üntereuchuikgen  zu  Lc  6, 44.  45.  103 

Ic-  6, 44*  =  Mt  7, 16\ 

a.  aem.  AL  Paed.  11,  8,  74.  p.  215. 

xäi  ^uBtg  fihv  1^  axapd-Sv  rgvycifisv  öxafpvXfiv  xal  avxa 
€üco  ßarcop. 

b.  Lc.  6,  44^. 

ov  yaQ  fg  axavd'iDV  ovXXiyovciv  ovxa,  ovöh  ix  ßarov  ata- 
wvXrjp  TQvyAöiv, 

c  Mt.  7, 16*. 

liiQTi  ovXXiyovotv  djto  axavd^mv  Orag>vXaq  rj  axo  xQißoXcov 
övxa; 

Die  ovxa  and  die  Crag>vX^  sind  hier  ausgetauscht  Deut- 
lich aber  ist  es,  dass  die  axavd-at  im  ersten  Satzgliede  dem 
hebräischen  Ö'^Sip,  dagegen  ßaxoq  (Lc.)  =  ßazot  (Clem.  AL)  = 
xQlßoXoi  in  der  zweiten  Satzhälfte  dem  hebräischen  nSD  ent- 
sprechen. 

Lc  6, 45*  =  Mt.  12,  35- 

a.  Clem.  AI.  Quis  div.  salv.  §  17.  p.  944. 

o  yoQ  ayad-og  av&Qcajiog  kx  xov  dyad^ov  d^oavgov  xtjg  xagöiag 
jtQog>iQ6i  x6  ayad-ov ,  . .  .  c)  yaQ  xaxog  kx  xov  xaxov  d-tj- 
accvQov  xQOipiQBi  xo  xcacov. 

b.  Lc  6,  45» 

o  dyad-og  avd'Qcoxog  Ix  xov  ayad-ov  d^öavgov  xrjg  xagölag 
jtQOfpiQu  xb  dya&ov,  xal  6  xovTiQog  ix  xov  jtovriQov  [di^- 
aot^i;]  XQoq>iQU  xo  ^opjjqoiii^ 

c.  Dial.  de  recta  fide.    Orig.  Opp.  XVI,  292.  ed.  Lommatzsch. 

o  äyctO'dg  avd'QC9xog  ix  xov  ayad-ov  d^öavQov  jtQoq>£Qet 
draß-a,  xal  6  xovtjQog  av&Qa)jtog  ix  xov  ütovriQov  d-TjOav- 
(>ot;  3tQoq>iQU  xa  jtovrjQo^ 

d.  Mt  12,  35. 

o  dya&og  avB'Qmjtog  ix  xov  dyad-ov  d-rjoavQov  ixßaXXet  xa 
ar/ad-a,  xaL  o  JtovtjQog  apd-Qa}jtog  ix  xov  üiovtjqov  d-rjOav- 
(>ov  exßaXXsi  xovtjga. 

e.  Aphraates  Hom.  IX,  8.  p.  154.  ed.  Bert 

So  bringt  und  redet  der  gute  Mann  aus  den  guten  Schätzen, 
welche  in  seinem  Herzen  sind,   Gutes,  und  der  böse  Mann 


104  Anssercanonische  Paralleltezte  zn  Lc 

bringt  und  redet  aus   den  bösen  Schätzen,  die  in  seinem 
Herzen  sind,  Böses, 
f.  Aphraates  Hom.  XIY,  29.  p.  256. 

Ein  guter  Mann  bringt  von  den  guten  Schätzen,  die  in  sei- 
nem Herzen  sind,  hervor  und  redet  Gutes,  und  ein  böser 
Mann  bringt  von  dem  Überfiuss  seines  Herzens  herror  und 
redet  Böses. 

Zu  den  Varianten  jtovtjQog  =  xaxog  vgl.  Mi  15, 19  =  Mc. 
7,21;  femer  bezüglich  jtQog>iQeip  =  ixßaXXeiv  ist  K^^sin  als 
Quellenwort  in  den  LXX  beglaubigt.  Die  Aphraates-Tezte  sind 
frei  gebildet;  doch  findet  sich  der  Plural  «Schätze*'  auch  im 
Hierosolymitanum. 

Ic-  6, 45*  =  Mt.  12,  S4^ 

a.  Ephraem  Syr.  Opp.  I,  244  D. 

sbte  yaQ  6  öcoti^q'  ix  rcov  jcsQtocevfiarcov  xijq  xoQÖlag  xo 
arofux  XaXet. 

b.  Hom.  ClemTxiX,  7.  p.  180,  18. 

ovTfo  yaQ  6  a^Evöfiq  f/ii<xiv  eijte  öiöaoxaXog'  ix  jtegiöoev' 
fiaroq  xaQÖiag  Cr  6 (Ja  XaXsl. 

c.  Lc.  6,  45^. 

ix  yoQ  jteQiöOsvfiarog  xaQÖiag  XaXel  rb  öro/ia  avtov. 

d.  Clem.  AI  Quis  div.  salv.  §  17.  p.  944. 

OTi  ix  Tov  jteoLOCBvuaxog  TTJg  xaoölag  ro  özofia  XaXeZ- 

e.  Syr.  Cur.  Lc.  6,  45^. 

ix  yaQ  TOV  jteQiöoevfiarog  Tijg  xaQÖlag  XaXsl  zo  CTOfia 
avTOv- 

f.  Mt.  12,  34^  Syr.  Cur. 

ix  yaQ  TOV  jcsQiacevfiaxog  xijg  xaQÖlag  x6  Oxofia  ixßaXXsi, 

g.  Mt.  12,  34^ 

ix  yccQ  xov  jcsQtöOevfiaxog  xrjg  xagölag  x6  Oxofia  XaXsL 

h.  Aphraates  Hom.  XIV,  29.  p.  257  =  Hom.  IX,  8.  p.  154. 

denn  von  dem  Überfiuss  des  Herzens  reden  die  Lippen,  wie 
unser  Erlöser  lehrt  und  spricht. 

i.   Aphraates  ed.  Wright  p.  187,  1.  2.  p.  303,  9.  10. 

Denn  aus  den  Überschüssen  des  Herzens  reden  die  Lippen. 


Texte  und  ünterancfanngen  zu  Lc.  6,  45;  46.  105 

L  Diaiessaron  ed.  Giasca  p.  19^. 

Ex  abnndaniia  enim  cordis  labia  loquuntnr. 

Der  Wechsel  zwischen  Singular  und  Plural  ist  in  den  Über- 
setzungsrarianien  sehr  häufig;  so  hier:  nBQlocevfia  =  jcsgiooev- 
giara  =  Überschüsse.    Ebenso  li^  der  Austausch  zwischen  t6 

öxofia  und    xa  x^^^V  °^^^   S^i^^S;  ^gl*  Hab.  3,  16  LXX:  t£v 
XuXicop  =  al  Tov  öTOfiarog. 


.■'v^'^^'^  -"^^-^ 


Lc.  6, 46  =  Mt  7, 21. 

a.  Hom.  Clem.  VIII,  7.  p.  87,  28. 

Tovxov  yoLQ  %v&cBV  6  ^TiOovq  fjfimv  . .  .  ig>T]'  rl  f4S  kiyeig' 
xvQiSj  xvQie,  x(ü  ov  jtoielg  a  Xtfm. 

b.  Cod.  Cantabr.  Lc.  6,  46. 

xl  6i  IIB  XiyBXB'  xvqib,  xvqib,  xai  ov  jtoutxB  d  XiyoD, 

c.  CiemrArStromTlV,  7,  43.  p.  583. 

xl  HB   JÜyBXB'   XVQlBy  XVQIB,    q>7fily  XOi   OV  JCOtSlXB   CL   Xi^CO. 

d.  Clem.  AL  Strom.  VII,  18,  110.  p.  901. 

xoiovxoiq  xiolp  6  xvQiog  XiyBi*  xl  üb  XiyBXB-  xvqlb^  xvqib, 
Tua  ov  xoiBlxB  a  Xe/o}. 

e.  Clem.  AI.  Quis  div.  salv.  §  29.  p.  952. 

xal'  xl  fiB  XiyBXB'  ocvqib,  xvqib,  xal  ov  jtoiBlxB  a  Xiyco, 

f.  Iren.  IV,  37,  3. 

Et:  Quid^m^ijdiciti^  Domine,  Domine,  et  non  facitis,  guae 
dico.  ^"        ^"       ^ 

g.  Iren.  V,  8,  3. 

quibus  et  Dominus  ait:    Quid  mihi  dicitis,   Domine,    Do- 
mine, et  non  facitis,  quae  dico  Tobis. 

h.  Lc.  6.  46. 

xl^ÖijlB^aXBlXB'   XVQIB,  XVQlBf   XOt  OV  JtOiBlXB   S   XBy03, 

i.  Oem.  Rom.  11,4,  2.  p.  116,  2. 

XiyBi  yaQ'  ov  xäc  6  kiywp  fioi'  xvqib,  xvqib,  öod^OBxat, 
aXl^  o  xoiAv  XTjv  dcxacoovvi]v. 

k.  HippoL  fragm.  ed.  Lagarde  p.  122,  25. 

ov  yaQ  xäg^  oöxig  XiyBi  (ior  xvqib,  xvqib,  cco^riöBraL,  aX)! 

0  xoicov  x6  d^iXfi(ia  (lov. 


106  Attsaercaiioiuache  Panüleltexte  su  Lc. 

L   Clem.  AI.  Strom.  VII,  12,  74.  p.  876.  877. 

ov  jtäg  aga  6  Uyrnv   xvQte,   xvQie,  slöBksvaetai  dg  x^v 

ßaoiZsiap  rov  ^ov,  äjiX^  6  xoiciv  to  &iXfjfuz  xov  ß-aov. 

iXL  Just.  ApoL  I,  16.  p.  64  A. 

el^e  yaQ  ovxwq'  ovy/i  xaq  6  Ziycov  fioi'  xigte^  kvou,  ela- 

hXhvoaxai,  sie  x^v  ßaöiZalav  x<5v  ovoaväv,  dXX'  6  xoiciv 

x6  d^iXrjfia  xov  xaxQoq  fiov  xox  iv  xotg  ovgavotg. 

n.  Mt.  7,  21. 

o^  jtag  6  Xiymv  fior  xvqis,  xtQie,  elosXsvoexai  Big  xrjp  ßa- 

öiZalap  x(DP  ovQüpmv,  dZX^  6  jtoimv  x6  d-iXfjfia  xov  xa- 

XQog  fiov  TOI  ip  xolg  ovgapotg. 

Die  beiden  canonischen  Hauptrecensionen  dieses  dem  Epi- 
loge der  Bergpredigt  angehörigen  Logion  haben  wieder  zahl- 
reiche Variationen  erlitten.  Die  lucanische  Fassung:  xl  fi€  xa- 
lalxB  —  kommt  in  den  aussercanonischen  Texten  mit  der 
stehenden  Variante:  xl  fie  Ziyexs  —  Tor,  wobei  der  Codex  Bezae, 
bezw.  dessen  Archetypus,  die  Führung  übernommen  hat.  Freiere 
Umbildungen  hat  die  Becension  des  ersten  Evangeliums  erfahren. 
Man  vgl.  xoielp  x^p  öixaioovpijp  =  x6  d-iXfjfia  fiov  =  x6  ß-i- 
Zrifia  xov  ß-eov  =  xo  d^eXrjgia  xov  xaxQog  piov  xov  ip  ovgapolg, 
ferner  aw&^pai  =  eloBlavoeod-ai  alg  xijp  ßaciXalap  xov  &bov  = 
xwp  ovQapcop, 

Lc.  7,  8  =  Mt.  8,  9. 

a.  Iren.  I,  7,  4  =Epiph.  Haer.  XXXI,  22.  p.  192  C.  Valentiniani. 

xal  avxop  alpai  xop  Ip  xS  evayyBXlcp  hxaxopxagxop,  Xd- 
yopxa  xtp  a(Dx^Qi'  xal  yaQ  t/co  vxo  xijp  ifiavxov  k^ovalap 

SXG)  CxQaxicixag  xal  öovXovg,  xal  o  Idp  XQ00xd§a),  xoiovöl, 

b.  Chrys.  ad  Mt,  8,  9. 

xiPBg  6b  xal  ovxmg  dpayipoioxovac  xovxl  xo  x^qIop'  vxo 
B^ovolap  Bxa>p  vx   ifiavzov  oxQaxioixag. 

c.  Hom.  Clem.  IX,  21.  p.  99,  21. 

opxBQ  yaQ  xQoxop  KaiaaQog  x^Xidgxo}  ol  vxoxalfiBPoi  öxga- 
xioDxai  oia  xrjp  xov  daöojxoxog  i^ovolap  xop  BlXf]q)Oxa  ol- 
öaoi  xcfiap  xoöovxop  coox  ap  xoig  l(pBOxAxag  XiyBcp  toi5- 
XO)'  iXd-B  xal  BQXBC&ai^  xal  dXXep'  xoqsvov,  xoH  xogsi- 
BO&at. 


Texte  und  üntersnchongen  zu  Lc.  7,  8.  9.  107 

d.  Lc  7,  8. 

xci  yoQ  iyci  ivd-Qc^xog  elfii  vjto  i§ovalav  '^^$^(i^'^^^> 
Ixwv  vjc  kfiavxov  öTgarLcizag,  xaX  Xiym  rovxq)'  xogev- 
d^fjxi  [Cod.  Cantabr.:  jtoQsvov]^  xäi  jtOQSverat,  xal  akZco' 
tQXOV>  xai  BQX^'^^^f  ^  ^^  öovXqfi  fiov  jtoltjcov  rovro, 
xal  xotet. 

e.  Mi  8,  9. 

xäi  yoQ  tyci  ap&Qtoxoq  sl/ii  vxo  i^ovölav,  l;^a>j;  vx*  ifiav- 
TOP  öTQccTiiDTag,  xal  ksym  Tovrco'  xoqsv&ijti,  xal  nooev- 
evai,  xal  aXX<p'  tQXpv,  xal  sQXBrai,  xal  zw  öovXm  fiov 
xoLrfiov  ravTOy  xcä  xoisl. 

Beachtenswerth  ist  die  Übereinstimmung  der  Glementinen 
mit  Cod.  D  in  dem  xoqsvov  anstatt  des  canoniscben  xoQevd^ri 
in  Lc.  7,  8  =  Mt.  8,  9.  Zu  den  vxoxeifievoi  ötä  xrjv  i^ovalav  in 
demselben  dementinen-Citat  vgL  den  Ausdruck:  vxaxeivxai  ifioi 
Rom.  Clem.  VÜI,  21  zu  Lc.  4,  6. 

Lc.  7,  9  =  Mt  8,  10. 

a.  Ephraem  Syr.  £y.  concord.  expos.  ed.  Mösinger  p.  74. 

Et  dixit:  Non  in  aliquo  in  Israel  tantam  fidem  inveni. 

b.  Cod.  Golbertinus  Lc.  7,  9. 

Amen  dico  Tobis  in  nullo  tantam  fidem  inveni  in  Israel. 

c  Syr.  Cur.  Mt.  8,  10. 

dfi^v  Ziya}  vfilVj  xag  ovdBvl  iv  tc5  *IöQaf]X  xooavTfjv 
xlöTiv  eVQOV. 

d.  Mi  8,  10. 

afifjp  Xiya^  vfilp,  ovdh  kv  xtp  ^löQafjX  xooaixriv  xloxiv 
evQOv. 

e,  Lc.  7,  9. 

Xiyo}  vfilp,  ovdh  kp  xS  ^ICQaijX  xoöavxi]P  xloxip  svqop. 

Die  von  Ephraem  unterstützte  Lesart:  xag^  ovöevi^  in  wel- 
cher die  altsyrische  Version  mit  den  altlateinischen  Übersetzungen 
zusammentrifft,  lasst  mit  Sicherheit  erkennen,  dass  diese  Les- 
art bereits  im  Archetypus  des  Cod.  D  vorhanden  gewesen  ist, 
obwohl  der  Cod.  D  in  seiner  jetzigen  Gestalt  diese  Textvariante 
nicht  vertritt.  VgL  das  zweit«  Kriterium  Heft  I,  36.  Also  las 
xoQ  ovöeul  schon  der  älteste  Evangeliencanon,  übrigens  auch 
das  Evang.  Hierosolymitanum. 


108  Aassercaoonische  Paralleltexte  zu  Lc 

Lc.  7, 14.  15. 

a.  Iren.  V,  13,  1. 

Sed  enim  apprehendit,  ait,  Dominus  manum  mortui  et  dixit 
ei:  Juvenis,  tibi  dico,  surge;  et  sedit^mortuus,  et  jnasit  ei 
dare  manducare,  et  dedit  eum  matri  saae. 

b.  Lc  7,  14.  15. 

xal  xQOOeX^cip  fjtparo  rijg  Coqov,  ol  öl  ßaxxaCpvrsq 
loxrfiav^  Tcäi  eljtev  veavloxSj  [Cod.  D  add.:  veavioxe]j  od 

XiytOj  lyiQ&tfti,  xal  dvexa&iosv  6  vexQog  xal  i]Q§ato  Xa- 
Xalv,  xal  idoMcep  avrop  r^  f^V^Q^  avxov.  [Qreg.  Nyss.  I,  220 
add.:  gcSyrg.] 

c.  Aphraates  Hom.  VIII,  6.  p.  138  ed.  Bert. 

Denn  da  er  den  Sohn  der  Wittwe  erweckte,  rief  er  ihn 
zweimal,  indem  er  zu  ihm  sprach:  Jfingling,  Jüngling, 
stehe  auf. 

Der  zweimalige  Ruf:  veavlöxe,  psavloxsj  bezüglich  dessen 
Harris  an  Lc.  22,  31:  Slfiov,  SifKov^  und  Lc  10,  44:  MaQ&a^ 
MaQd-a  erinnert,  wird  durch  Cod.  D,  Verc,  Corbej.  handschriftlich 
vertreten  und  durch  Aphraates  bestätigt^).  Dagegen  stammt 
der  Zusatz  bei  Irenaeus:  (apprehendit)  manum  mortui  —  et 
jussit  ei  dare  manducare  jedenfalls  aus  Lc.  8,  54.  55. 

Lc.  7, 17- 19»  =  Mt  11,  2. 

a.  Cod.  Cantabr.  Lc.  7,  17—19*. 

xal  k^^X&'EV  ovTog  6  Xoyog  kv  oXxi  ry  'lovdala  jibqI  avrov 
xal  kv  jtao^  rf]  xeQixcogo)'  hv  olg  xal  fi^XQ^  lamvvov  xw 
ßgjtxioxov,    6g   xal   jrQoCxaXeoafievog  ovo   xmv  fiad-f^xäv 

avxov  Xsysi'  ptoQsvO'SPxsc  eljtaxe  avxm, 

b.  Cod.  Pakt.  Vindob.  Lc.  7,  18. 

in qui^us    adnuntiaverunt    ad    iohannem    baptistam,    qui 

etiam  etc. 


1)  Nestle  erinnert  noch  an  eine  ähnliche  Wiederholung  des  Yocativ 
zu  Lc.  8,  54  (s.  u.)  und  macht  auf  seine  Marginalien  aufmerksam,  wo  (S.  41) 
zu  Dan.  7,  21  (soll  heissen  6,  21)  erwähnt  ist,  dass  syrische  Schriftsteller 
solche  Wiederholung  des  Namens  im  Vocativ  als  eine  EigenthÜmlichkeit 
des  Hehräischen  hervorgehoben  haben. 


Texte  imd  Untersuchungen  zu  La  6, 29.  109 

c  Syr.  Cor.  Mt  11,  2. 

o  (ß   ^Icaavvfjq  dxovOaq  iv  rm  öeOficDTf/olq»  rä  Igya  rov 
*hj0ov  xifitpag  rovg  fiad^ag  avrov  ebcsv  ccvnp. 

d.  Dial.  de  recta  fide.  Sect.  I.  p.  819  C. 

lodvpfjg  axovöag  iv  t£  ÖBOfKDrrjQlcp  xä  Igya  rov  XqiCxov 
ixefnps  rovg  (Actdifcag  ccirov  xQog  avrov  Ziycov. 

e.  Mi  11,  2. 

o   Öh  ^lamvvfjg  dxavoag   iv   rm  öeOfitDrfiQlq>  rä  egya  rov 
Xfiörov  xdfnpag  öia  rAv  fiad^rAv  avrov  bIxsv  avrA, 

f.  Lc.  7,  17—19». 

xal  i^ijXd'BV  o  Xoyog  ovrog  iv  oXy  r^  %v6ala  xegl  avrov 
xal  xaCQ  r^  XBQixciQO}.     xcu  dxi^yyeiZav  ^loavvei  ol  fia- 

&f)ral  avrov  xsgl  jtävrmv  rovrmv  xaL  ytQoCxaXecafievog 

ovo  rivag  r<5v  (iod-tircov  avrov  ijte/iipBV  XQog  rov  xigiov 

Zijmv. 

Dass  die  parallelen  Perikopen  Lc.  7,  18 — 35  =  Mi  11,  2 — 
19  bei  ihrer  wesentlichen,  vielfach  wörtlichen  Übereinstimmung 
ans  einer  gemeinsamen  älteren  —  also  vorcanonischen  —  Quelle 
entnommen  sind,  liegt  allzusehr  auf  der  Hand,  als  dass  es  emsir 
lieh  bestritten  worden  wäre.  Wenn  man  annimmt,  dass  die 
Worte  des  Cod.  D:  iv  olg  xal  fi^XQ^  ^Ia)avvov,  denen  auch  einige 
alÜateinische  Versionen  im  Wesentlichen  zustimmen,  die  ur- 
sprüngliche Einleitung  des  Abschnittes  darstellen,  so  wird  es 
begreiflich,  wie  jeder  der  beiden  Evangelisten  seinen  Anfang  der 
Perikope  gestalten  konnte.  Die  lucanische  Lesart:  ovo  nvag 
r<op  fia^i]rcov  wird  durch  Lc.  10,  2.  Ma  14, 13  unterstützi  Der 
Zusatz  des  Codex  Bezae:  xoQBvd-ivrBg  BlxarB  avrS  —  vgl.  dazu 

nanientlich  Lc.  13,  32:  jtoQBvB'ivrBg  BhtarB  rf]  dZcijiBxi  ravry  — 
erscheint  als  ein  Rest  des  Urtextes,  der  von  dem  kürzenden  Lc» 
gestrichen  war,  aber  später  wieder  in  den  canonischen  Text  ein- 
drang. 

Lc,  7, 19*  =  Mt.  11,  8. 

a.  dem.  AI  Paed.  I,  10,  90.  p.  151. 

ixBlvo  dgr^rai  XQog  rovg  iQOfiivovg  rov  xvQiov,   bI  ovrog 
dl]  6  Xgiorog  i]  aXXov  xBQifiivofiBV. 


HO  AasBercanonische  Paralleltezte  sa  Lc. 

b.  Cod.  Cantabr.  Lc.  7,  19^ 

j€OQ£v&dvT€g   eljrare  avT<p'   öv   el  6   Igxofievog  §    allov 

J€Q0060X(Dfi€V ; 

c.  Lc.  7,  19^ 

öi)  el  6  igxofievog  ij  aXXov  XQOOÖoxdi/iev; 

d.  Mt  11,  3. 

ot  el  o  iQXOfievog  rj  tregov  jiQooöoxcofiev; 

Die  Varianten  aXZog  =  iregog  =  untf  sind  häufig  und  von 
untergeordneter  Bedeutung.  Dagegen  ist  es  wichtig,  dass  im 
Septuaginta-Griechisch  sowohl  n^p  als  bti^  ebenso  mit  xpocöo- 
xäv  wie  mit  jteQi/ieveiv  wiedergegeben  wird.  Vgl.  bTV>  =  jteQi- 
fiiveiv  Ps.  69,  4  Aquila;  rrp  =  jreQi/aiveiv  Gen.  49,  18  LXX;  bn*» 
=  jtQoaöoxäv  Ps.  130,  5  verschiedene  LXX-Handschriften ;  STp 
=  jtQoadoxäv  Thren.  2,  16.    Vgl  zu  dem  messianischen  Hoffen 

Lc.  24,  21:  tjfietg  ^Xjtl^ofiev  ort  avrog  iötiv  6  fiiXXmv  xrX. 


\.  \  f. 


Lc.  7,  22»  =  Mt  11,  4. 

a.  Ephraem  Syr.  Ev.  concord.  expos.  ed.  Mösinger  c  9.  p.  100. 

Et   dizit  ad   eos   Jesus:   Ite   et  narrate   Joanni   non   quod 
audistis,  sed  quod  yidistis. 

b.  Clem.  AL  Paed.  I,  10,  90.  p.  151. 

cmiXd-eTB  xaL  elxaxe  'liDavvxi' 

c.  Cod.  Cantabr.  Lc.  7,  22*. 

xolL  cbtoxQi&e)g  eljtev  avrotg'  jtoQev&evreg  ehtare  'Imawiß  a 

elöov  vfiwv  ol  6g)^aXfiol  xäl  a  tjxovaav  vftciv  xa  Ära. 

d.  Lc.  7,  22». 

xdi  ojtoxQid-eig    eljtev    avroTg'    jcoQev&evreg    axay/elXaxe 
^Icoavvei  a  eldexe  xdi  fjxovöare. 

e.  Mt.  11,4. 

xäi  djtoxQid-elg  6  *l7]00vg  eljtev  ovrotg'  xoQSvd-ivreg  axccy- 
.  yelXare  ^Imawr^i  a  äxovere  xal  ßXtJtere, 

Die  Übersetzungsvarianten:  djtiXO^eze  (Clem.)  =  jtogev&iweg 
(Lc,  Mt.)  =  IDb  sind  bereits  Heft  11,  396  f.  erläutert  und  ausser- 
dem wiederholt  notiert.  Zu  elxare  (Clem.  AI.,  Cod.  D)  =  axar- 
yelXaxe  =  IT'^an  vgl.  LXX  Hiob  15,  18.  Im  Übrigen  erscheint  die 
Variante  des  Cod.  D:  a  elöov  vfi(5v  ol  otpd'aXfiol  xxX.  hebräischer 


Texte  und  Untersacbungen  zu  Lc.  7,  22.  111 

als  die   canonische  Fassung.    Vgl.  Lc  10,  23  =  Mt  13, 16;  Lc. 
2,  30;  Deui  10,  20;  Hiob  19,  27;  Mal  1,  5. 

Lc.  7,  22b  =  Mt.  11,  5. 

a.  Celsus  ap.  Orig.  c.  Geis.  U,  48.  Opp.  I,  422. 

atffli  vvv  ÖS  g>i]Civ  olovel  f]ßag  djioxQlvaad'ai  ort  „dia  rovr 
BVOfdcanBv  atrov  slvai  viop  d-sov,  ixel  jrco2otg  xal  rvg)lovq 
i&eQojtavös*'.    XQOörldTjöi  öh  xai  ro'  cog  vuBtg  g>are^  avlorri 
v&CQOtq. 

b.  aem.  AL  Paed.  I,  10,  90.  p.  151. 

TVipXoi  avaßZijtovOiy  xa)g)ol  axovovoi,  ZejtQol  xad-agl^ovrai, 
avloravTai  vsxqoL 

c.  Jnst.  ApoL  I,  48.  p.  84  C. 

axovcoTS  xwv  XeXsYfiivcov  söti  6h  ravta'  z^  jtagovola 
(tvTov  aZslzai  x^^og  (og  iXa^og^  xoi  rgapfj  J^örai  yXdioca 
fioyiXaXtoV  Tvg^Xol  avaßXixovöt  xal  XbjiqoI  xad'aQiödrjOoV' 
reu  xal  vsxQol  dvaori^oovTai  xal  j€BQLJtaxr)oovoiv, 

d.  Jes.  35,  5.  6*.  LXX. 

xoTB  dvoixOTJOovrai  6q)&aXfiol   rvq>XciVy  xal  mra  xmtpöiv 

dxotcovrar  xoxb  dXBlxai  cog  iXaq)og  6  Z^ilog,  xQavt]  6h 
iaxai  yXcooaa  fiOYiXaXa)v. 

e.  Just  Dial.  c.  Tryph.  c.  12.  p.  229  C. 

jrro^ol  BvayyBXl^opxai,  xvg>Xol  ßXinovCL 

f.  Just  de  resurr.  c.  4.  p.  590  B  C. 

otJ  yoQ  b16ov  inl  xrjg  yijg  xvg>Xovg  dvaßXixovxag ,  ;|ra)>lov$ 

xBQixaxovPxag  tc5  ixBlvov  X6yq>;  a  xavxa  ijtolrfiBv  6 
öa}x^Q,  jtQtDxov  fihv  ipa  JtXi]Qa>d^^  x6  Qtjd-hv  6iä  xc5v  yiQO- 
tptixmv  J€BqI  avxot,  oxi  xvq>Xol  dvaßXijtovai  xal  xcotpol 
axovovöiv  xal  xa  aXXa. 

g.  Hom.  Clem.  I,  6.  p.  15,  1. 

xa}g>ovg  yog  xoul  dxavBiv,  xvg>Xovg  dpaßXijtBiv,  xvXXovg 
xoiBl  XBQixaxBlVy  x^^^^^  avoQ&ol,  xaoav  voöov  axBXaxvBi, 

xavxa  6€d flava  g)vya6BiBi.  dXXd  xcH  XbxqoI  tpwgol  ix  6ia' 
öxi^fiaxog  fiovov  ivoQ<3vxBg  avxtp  IcifiBvoi  dxaXXacaovxai^ 
VBXQcl  6h  XQoaq>BQ6fiBvoi  iyBlgovxai. 

h.  Mt.  11,  5. 

xvq>Xol  dpaßXixovCiv  xcA  x^^^ol  XBQixaxovöip ,  XbxqoI  xa- 


112  Aoasercanonische  Paralleltezte  su  Lc 

d-aolCovrai  xcA  x<Dq>ol  axovovoip,  xäi  vexQoi  kyslgovrai^ 
xcä  jtrmxol  evayYekl^ovrai. 
i.   Lc7,  22^ 

ort  rvg)Xol  avaßXixovOip,  xo^Xol  xeQixarovoiv,  XejtQoi  xa- 

d-aol^ovrai^  xoKpol  dxovovöiv^  vbxqoi  iyalgovrcu,  ^rrco^ol 
Bvccy/eXl^opraL 

Die  Texte  des  La  irnd  Mt.  stimmen  hier,  wie  in  einem  grossen 
Theile  der  ganzen  Perikope,  sowohl  dem  Wortlaute  der  LXX 
als  den  aussercanonischen  Parallelen  gegenüber  so  merkwürdig  ge- 
nau überein,  dass  hier  die  starke  Vermuthung  entsteht  einer  Be^ 
nutzung  nicht  blos  der  vorcanonischen  QueUe,  sondern  zugleich 
eines  Beeinflusstseins  des  Lc.  durch  den  Matthäus-Text.  Die 
Sibyllinen  haben  imsre  Stelle  in  folgender  Weise  verwerthet: 

Orac.  SibylL  I,  353—355. 

BXiipovot  öi  T£  rvg>Xol,  ärag  ßaöl^ovol  xb  x^^^^ 
Ka)q>ol  ö*  elaaxovoovai,  XaXi^oovo   ov  XaXiovreg. 
Jalfiovaq  i^eXaösr  vsxqwv  d'  ijtavaoracig  eorat. 

Ic.  7, 25  =  Mt.  11,  8. 

a.  Clem.  AI.  Paed.  II,  10,  109.  p.  235. 

iv  To5  svaYyeXlq)  Xiyei'  löov  oi  Iv  IfiariOfim  ipöo^m  xal 
kp  TQvtpxi  öiayovreq  ip  rolg  ßaoiXelocg  eloip  rotg  ijtiyeioig. 

b.  Cod.  Gantabr.  Lc.  7,  25. 

löov  ol  kp  IfiariOfitp  hpöo^co  xal  ZQVtpf]  öiayopreg  ip  xolq 
ßaaiXeloig^slalv, 

c.  Lc.  7,  25. 

löoi)  ol  ip  IfiariOfico  hpöo^cp  xcä  rgvtpy  vjtaQXppxBg  kp  xolc 
ßaöiXelotg  bIoIp. 

d.  uCii,  8. 

löov  ol  xa  fiaXcoca  q)0Q0VPxeg  bp  xotg  ohcoig  x(op  ßaoiXimp 
[Cod.  Cantabr.,  Syr.  Cur.  add.:  bIoLp] 

e.  Cod.  Colbert.  Lc.  7,  25.  p.  77  =  Mt.  11,  8.  p.  13.  ed.  Belsheim. 

ecce  qui  mollibus  vestiuntur,  in  domibus  regum  sunt. 

Bemerkenswerth  ist  das  Zusammentreffen  tou  Clem.  AI.  und 
Cod.  D  in  dem  öidyopxBg.  Als  Übersetzungsvarianten  geben 
sich   xa  ßaölXBia  =  (hebraisierend)    ol   olxoi   xoip  ßaöiXBa}p  = 


Texte  und  XJntersachungen  zu  Lc.  7, 25.  26.  27.  X13 

O'^Dbrn  •'pa,  ferner  lfuivicfi6q='lfiatia  =  d'^lja  (vgl.  Lc.  9,  29  = 
Mt  17,  2),  endlich  /iiaJlca«  =  n'^Jl?  (so  Delitzsch)  =  r^v^^  — 
vgl  Ps.  36,  9;  Gen.  3,  23  u.  ö.       '  ^^ 

Lc.  7,  26  =  Mt.  11,  9. 

a.  Ephraem  Syr.  Et.  concord.  ezpos.  ed.  Mösinger  p.  101. 

Propheta  est,  immo  plus  quam  propheta. 

b.  Iren.  III,  10,  1. 

qni  dixit:  Quoniam  et  plus  quam  propheta  habuit  aliquid 
Joannes. 

c.  Mt.  11,  9. 

ral  Xiya}  v/ap,  xal  xsqiöootbqop  xqo^^tov, 

d.  Lc,  7,  26. 

VCCi   XiytO  VfltV,  XCii  XSQiÖCOXEQOV   XQ0g>1JT0V. 

Die  Lesart  des  Irenaeus:  plus  quam  propheta  habuit  aliquid 
—  leitet  nicht  auf  «'^Mü  «'in  bilÄ,  wie  Delitzsch  und  Sal- 
kinson  übersetzen,  sondern  in  Anlehnung  an  das  ältere  Lon- 
doner hebräische  N.  T.  auf  Ä'^MQ  ft  ltf>  als  Urtext  hin.  (Vgl 
KoheL  6,  8:  b'^ü^TTl'ü  DDnb  ini'^ffla  =  LXX:  on  jisglaaeta  rm 
öo^tp  ixkQ  ZOP  aq>QOPa).  Ahnlich  das  Evang.  Hier.  p.  527  zu 
Lc.  7,  26=  p.  570  zu  Mt.  11,  9:  f^.ni  ^  liusa  Aar^. 


Lc,  7, 27  =  Mt.  11, 10  =  Mc.  1,  2. 

a.  Marcion  ap.  Epiph.  fiUier.  XLIL  p.  312  C.  p.  325  A. 

ctvTOc  kcri  xsqI  ov  yeyQaxxai'  löov  axoOTiXkw  top  a/yB* 
Zop  (iov  xqo  jtQOOcixov  öov. 

b.  Lc  7,  27. 

ovrog  iOTiP  xsqI  ov  yiyQOJtxai*  löoi)  axoCtiXlo)  top  «7- 
yeXop  iwv  xqo  xqoocoxov  öov,  og  xaTaaxevaoei  rfjp  oöop 

ÖOV  BfiXQOöd'BP  ÖOV, 
C.   Mt.  11,  10. 

0VT05  iöTip  xeqI  ov  yiyQoxxar  Idov  iyco  dxoöTiXlm  top 

ayysXop  fiov  xqo  XQOöcixov  öov,  og  xaraöxBvaosi  xriP  oöop 
ö&v  ifixQoö&tP  öov, 

d.  Mc.  1,  2. 

xaO^cig  yiyQanxai  kp   t<5  ^Hödia  x(3  xQoq)r]xy'  löov  iyco 

Texte  n.  Dnteranchiingexi  X,  8.  8 


\H  Aussercauonische  Paralleltexte  za  Lc. 

astoöriXXm  top  ayyeXov  fiov  jrpo  XQOOcijiov  öov,  oq  xara- 
öxBvaöet  xfv  oöov  öov. 

e.  Mal  3,  1. 

löov  iB,ajcoOxiXX(o  rov  ayyBXov  fiov,  xal  ijcißXitperai  oöov 

J€QO   JüQOÖCDJtOV  flOV. 

Durch  die  Übereinstimmung  zwischen  Lc.  und  Mt.  (gegen 
Mc.)  an  dieser  Stelle  wird  zweifellos  constatiert,  dass  das  alt- 
testamentliche  Gitat  dem  Urtext  dieser  Perikope  angehört  hat. 
Durch  die  Verwendung  des  Citats  von  Seiten  des  Mc  an  der 
Spitze  seines  Evangeliums,  also  da,  wo  er  sich  anschickt  von 
Johannes  dem  Täufer  zu  berichten,  wird  femer  evident,  dass  Mc. 
die  vorcanonische  Quelle  gekannt  und  benützt  hat.  Es  ergibt 
sich  drittens  von  hier  aus,  dass  Mc.  —  wie  öfter  —  eine  üm- 
schaltung  des  Quellentextes  vorgenommen  hat.  Die  Abhängig- 
keit des  Mc.  von  der  vorcanonischen  Quelle  wird  auch  dadurch 
erwiesen,  dass  alle  drei  canonisch-sjm optischen  Parallelen  unter 
sich  übereinstimmen  und  in  gleicher  Weise  von  dem  Septuaginta- 
Text  durch  die  Variante  xaraoxevdoat  abweichen.  Die  irrige 
Übersetzung  der  LXX  stammt  von  einer  falschen  Vocalisierung 
des  Quellenwortes  nt  ab.  Sie  vocab'sierten  nicht  tlSO  =  xara- 
oxBvaCEL^  sondern  rtpB  in  der  Bedeutung  „sich  wenden,  die  Augen 
wohin  richten,  blicken,  schauen."  Vgl.  Fürst  II,  223*,  dazu  Ex. 
16,  10;  Jes.  8,  21;  Jud.  20,  40;  Lev.  26,  9,  wo  die  LXX  das  n» 
mit  kfißXijtBLV  wiedergeben.  Irrthümlich  und  jedenfalls  durch 
Mc.  1,  3  =  Jes.  40,  3  veranlasst,  hat  Mc.  das  Maleachi-Citat  dem 
Jesaias  zugeschrieben.    Vgl.  Weiss,  Marcus  S.  40.  41. 

Lc.  7,  28  =  Mt  11, 11. 

a.  Hom.  Clem.  II,  17.  p.  26,  11. 

6io  xal  6  hv  yevvrjTolq  yvvatxmp  xQcixoq  fjXdsVy  eha  o 
Iv  vlolq  dpd^Q(Djtcov  öevtSQoq  ijt^X&ev. 

b.  Hom.  Clem.  III,  22.  p.  42,  13. 

fitra    jcavTcov    tc5v   iv   yevvtjTolq    yvvaixciv   ^Qog>f)T£lav 
ijtayysXXofievi], 

c.  Hom.  Clem.  lU,  23.  p.  42,  19. 

//  fihv  ovp  £p  yepPTjTOZq  yvratxcop  ovoa, 

d.  Hom.  Clem.  III,  52.  p.  50,  27. 

al  ip  ysppTjTolq  yvpaixwv  jiQO(pi]Tetat. 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Lc.  7,  28.  29.  115 

e.  Clem.  AI.  Paed.  I,  5,  24.  p.  112. 

^IcDovvfjq  6  fisl^cov  kv  yewijTolg  yvvatxcöv  jtQoq>i^Ti]g 

f.  Epiph.  HaeiCxXVI,  7.  p.  88  D. 

ijtsiöfj  ÖS  ehiBV'  iv  yevvr/rolg  yvvaixmv  ovx  ecri  f/el^wv 
Itoapvov. 

g.  Cod.  Cantabr.  Lc.  7,  27. 

oTi  ovöelg  [ibIC,(dv  iv  yBvvnrolg  yvpaixcov  JtQotprixriq  ^Icoav- 

VOV   XOV  ßajtXLOTOX. 

h.  Lc.  7,  28. 

/isi^cov  iv  yevvi]Totg  yvvaixcov  JiQO<prixriq  ^Iwävvov  ovöelg 
ioxiv. 

i  Mt.  11^  11. 

ovx  iyrjyeQxai  iv  yewtjxolg  yvvaixciv  (isl^wv  ^Imavvov  xov 
ßaxxiöxov. 

Der  in  den  Clementinen  wiederholt  auftretende  Ausdruck: 
iv  yewfjftolg  ywaixtSv  (vgl.  Hiob  15,  14:  tvt8t<  llb'j  =  LXX: 
yevvfjxog  yvvaixog)  stammt  doch,  wie  der  Plural  yvvaixciv  und 
Hom.  GL  U,  17  deutlich  zeigt,  aus  Lc.  7,  28  =  Mt.  11,  11,  indem 
Hom.  II,  17  zugleich  Lc.  7, 33.  34  =  Mt.  11, 18. 19  anklingt.  Einen 
merkwürdigen  Text  zu  Lc.  7,  28^  =  Mt.  11,  11^  bietet  Ephraem, 
Sermo  de  Magis  c.  7  ed.  Lamy  II,  416:  Concinit  hie  quod  dictum 
est  in  Eyangelio  de  Joanne:  Minimus,  qui  dissipavit  opes  suas, 
major  est  illo  in  regno  coelorum. 

Lc.  7,  29  =  Mt-  21,  31*. 

a.  HippoL  Philos.  p.  158,  91.  92. 

ol  xeXävai  xäi  ai  jioQvai  jtQoayovaiv  vfiag  dg  xfjv  ßaai- 
Zelav  xc5v  ovgavcov. 

b-  Ephraem  Syr.  Ev.  concord.  expos.  ed.  Mösinger  p.  191. 

Ideo   publicani   et  fomicatores   praecedent   yos   in   re^num 
coelorum.  ^  ^ 

c.  Euseb.  in  Lc.  7.  (Migne  VI,  541  =  Mai,  Patr.  nov.  Bibl.IV,  167.) 

ol  xeXSvai  xäi  al  noQvai  xdi  nav  xcov   cmloxcov  i&vcov 

xayfia  jtQoayovOtv  vfiag  alg  xr/v  dyajtrjv  xov  &bov. 

d.  Mt  21,  31^ 

keyai  avxoZg  6  ^Ifiöovg'    äfiijv    Xeyo}   vfilv  ort  ol  xsXcivai 
xal  al  xcQvai  jtQoayovatv  vfiäg  elg  xijv  ßaöiXslav  xox  d-eov. 

8 


^■\../-'*_   •«  ./-x^ 


116  Auasercanoniache  Paralleltexte  sn  Lc. 

e.  Lc.  7,  29. 

xal  xag^kabq;  dxovaag  xal  ol  teXtSvai  kötxalmoap  xov 
d'Bov,  ßaxTtoihivxBq  x6  ßaxriafta  xov  ^Imawov. 

f.  Evang.  Hieros.  ad  Lc.  7,  29.  p.  527. 

Omnis  autem  popolus,  qui  audmt,  et  publicani^lonficaye^ 
mnt  (cuiLaJi.)   Deum,   quod   baptizati  faerant  per^uhams. 

Weiss  (Matthäus  S.  462)  erkennt  die  gemeinsame  Abstam- 
mung von  Lc.  1,  29.  30  =»  Mi  21,  31^.  32  aus  der  vorcanonischen 
Quelle  und  die  dem  Urtext  entsprechende  richtige  Stellung  des 
Logion  bei  Lc  an,  indem  er  zugleich  (S.  298)  mit  Becht  an- 
nimmt, dass  Lc.  das  dazu  gehörige  Gleichniss  —  vom  •  ersten 
Evangelisten  nach  Mt.  21,  28 — 31^  verpflanzt  — hier  weggelassen 
habe.  Was  aber  die  Quellenscheidung  und  die  Reconstruktion 
des  Quellentextes  anlangt,  so  dürfte  letzterer  bei  Mt.  wesentlich 
nur  in  v.  31^.  32*,  und  von  da  ab  (mit  Ausschluss  des  zum  per- 
sönlichen Sprachgebrauch  des  Lc.  gehörigen  xag  6  laog)  in  Le. 
7,  29.  30  erhalten  sein,  vollständig  also  folg/endermassen  gelautet 
haben: 

cifi^p  Zdyo  vfilp   ort  ol  xBXwvai  xal  cd  xoQvat  [xal  xav 

rcov  äjtlörajv  k&vcov  rayfia]  xQoayovCir  vfiag  elg  rr}v  ßa- 

CtXelap  [=  ayajcriv]  rov  d-eov.  rjXd-BV  yotg  ^IcoavpTjg  JiQog 
vfiäg  iv  6ö(S  öixaioovvijg^  xal  ol  reXävai  xcA  al  xogvai 
hÖLTcaloHiav  xov  d^eov,  ßaxxiod'ivxBg  xb  ßdjtxiOfia  *I(oavpov 
ol  6h  q>aQioaloL  xal  ol  vofiixol  rrjr  ßovX^P  xox  d'Bov  yß-i- 
XTjöap  Big  aavxovg,  fi^  ßajcxiad-ipxBg  in   avxov. 

Der  aussercanonische  Eusebius-Text,  so  befremdlich  er  auf 
den  ersten  Blick  erscheint,  passt  doch  vorzüglich  in  den  ur- 
sprünglichen Context  als  Anwendung  des  Oleichnisses  Mt.  21i  28 
bis  31^  In  dem  ÖBVxBQog  vlog  des  Gleichnisses  und  in  seinem 
Verhalten  zum  Vater  ist  darnach  nicht  blos  das  Verhalten  der 
Zöllner  und  Huren,  sondern  auch  dasjenige  der  —  mit  Zöllnern 
und  Huren  auf  gleicher  Linie  stehenden  (vgl.  Mt.  18,  17)  —  Hei- 
denwelt gegenüber  dem  Heilsweg  Gottes  dai^estellt  und  vorge- 
bildet. Sonach  könnte  man  den  Eusebius-Text  als  die  Quelle 
von  Rom.  11,  25  betrachten.  Wie  nach  dem  Eusebius- Texte 
das  xäyfia  xcop  i&päp  (mit  den  Zöllnern  und  Huren)  vor  den 
Pharisäern,  so  soll  nach  Rom.  11,  25  das  jtX^QOfia  xcqp  id^civ 
vor  Israel  den  Vortritt  haben  bei  dem  Eingang  in  Gottes  Reich. 


Texte  und  UnterBachimgen  zu  Lc.  7,  29.  34.  l  ]  7 

Zu  der  Varianie  ayaxri  rov  d'sov  vgl.  die  Erörterung  Agrapha 
S.  180  und  Lc.  11,42. 

Le.  7, 84  =  Mt.  11, 19*. 

a.  Horo.  Clem.  III.  22.  p.  42,  14. 

6  6b  irsQog  cog  vlbg  dvO'Qcixov  clqotjv  (Sp. 

b.  Hom.  Clem.  11,  17.  p.  26712 

sha  o  iv  vlotg  av^Q(6x(Dv  ösvzsQog  ijtTßd'SP- 

c   Test.  XII  patr.  Äser.  c.  7. 

xäi  (xvTog  iX^mv  cog  ap&Qwxog  iod^lwv  xäi  xlv<ov  fierä 
xwv  avd-Qcixmv. 

d.  Clem.  AL  Strom,  m,  6,  52.  p.  535. 

aXXa  xäi  6  xigiog  xbqX  lavrov  Xiywv  .  .  .  ?]Xd^Bv  6  vlbg 

rov  ävO^Qcijtov  lod-lcov  xäi  xlvwv,  xät  XiyovCiV  Idov  av- 
^QCDXog  ipayog  xeX  olvojtorfjg,  q)lXog  tbXwvwv  xäi  afiaQ- 
TcoXog. 

e.  Mi  liri9*. 

^X&BP  6  vlog  rov  dv&gcixov  kad^lwv  xäi  xlvcav,  xäi  Xiyoxy 

OLV  Uov  avd-QCOxog  g>ayog  xäi  olvoxoTfig,  tbX(dv<dv  tplXog 
xcu  afia(^a)Xi5v. 

f.  Lc  7,  34. 

iXrjXvd-EV  6  vlog  rov  dv^Qwnov  ioMwv  xäi  Jtlvwv  xäi  Xi- 

7£T€'  loov  avd^Qfoxog  tpayog  xäi  olvojcoxrjg,  qilXog  TBXmvcav 

xäi  afiaQTwXcip. 

Wenn,  wie  es  in  den  Evangelientexten  fast  immer  geschieht, 
C-TÄ-ja  =  tfissna  (Ps.  144,  3)  aram.  tDaÄ-TÄ  (Dan.  7,  13),  uia, 
mit  vlog  dvd-gcijtov  wiedergegeben  wird,  so  ist  dies  ein  auch 
im  Septoaginta- Griechisch  gewöhnlicher  Hebraismus.  Gut  grie- 
chisch war  einfach  avd^Qojtog  zu  sagen.  Auch  diese  Version 
findet  sich  in  den  liXSTTgTRov.  15,  1 1:  D"TK"^5a  niab  =  LXX: 
cd  xoQÖlai  Twp  dvd'QcixtDP,  femer  Jes.  56,  2:  DlK'p  =  LXX: 
ard-gtoxog.  So  schrieben  auch  —  wie  man  oben  sehen  kann  — 
die  Testamenta  XII  patr.  zu  unserer  Stelle.  So  hat  auch  Pau- 
las geschrieben,  bei  welchem  sich  der  hebraisierende  Ausdruck: 
t^O£j^r£^g^jrot;  nicht  findet,  dagegen  als  Aequivalent  Jfr^gG>- 
xog  1.  ^ßmr2759  ^0  die  vorcanonische  Evangelienquelle,  reprae- 
sentiert  in  Mi  20,28  =  Mc.  10,  45,  6  vlog  xov  dp&Q(Djtov  las. 
Vgl  die  Erläuterungen  zu  Lc.  22,  27,  sowie  zu  Lc.  12,  10^ 


11g  Aussercanonische  Paralleltexte  zu  Lc. 

Lc.  7, 35  =  Mt  11, 19^ 

a.  Mt.  11,  19^ 

xäi  iöixaidd^t]  ^  ooq>la  äjtb  r<5v  iQywv  avxriq, 

b.  Valentiniani  ap.  Iren.  1, 8,  4  =  Epiph.  Haer.  XXXI,  26.  p.  196  C. 

xäi  xo  ovofia  öh  avTfjg  iiefifjpvad^ac  vxo  rov  öcoviJQoq  iv 
T<p  elgtjxdvai'  xai  i6ixai(6ß^7j  t]  ooq>la  äxo  xmv  xexpcop 
ccvxTJg. 

c.  Epiph.  Haer.  LXVI,  66.  p.  681 B. 

xäi   idixaicid-Tj  r)  Ooq>la  ajto  xcop  xixpcop  avxrq. 

d.  Lc.  7,  35. 

xäi  iöixaicid-fj  rj  6oq>la  ajto  x(3p  xexpcop  avxf^g  Jtapxcuv 
[Syr.  Cur.  om.  jtäpxoop]. 

Dieses  Logion  ist  bereits  in  den  Agrapha  S.  141  f.  274  fr. 
erläutert  worden  und  zwar  im  Anschluss  an  das  von  Origenes 
aufbewahrte  evangelische  Agraphon;  xäi  dxooxtXXei  ^  ooq>la  xa 
XBXpg  avxrjq.  Durch  die  Esra- Apokalypse  (4.  Esr.  1,  32):  ego 
misi  pueros  meos  prophetas  ad  yos,  wird  es  ausser  Zweifel  ge- 
stellt, dass  die  Lesart:  xlxpa  (anstatt  eQ^ä)  als  die  allein  richtige 
zu  betrachten  und  als  Bezeichnung  der  Propheten  und  Apostel, 
welche  Jesus  senden  wollte,  zu  fassen  ist.  Femer  durch  die 
Parallele  Lc.  11,  49:  ^  coq>la  xov  d-eov  ebtsp'  ästoöxsXcS  elg 
avxovg  jtQoq)ijxag  xäi  djtooxoXovg  —  wird  es  klar,  dass  in  der 
erwähnten  Esra-Stelle  das  Perf.  misi  eine  irrthümliche  Über- 
Setzung  flir  mittam  =  ajtoCxeZcö  repraesentiert.  So  steckt  nun 
auch  hinter  dem  canonischen  Aorist:  iöixalcod'Tj  ein  prophetisches 
Futurum:  p'HüSin  oder  p'5?ri  =  öixaico&i^csxai.  Der  Sinn  des 
Logion  ist  also  folgender:  die  durch  Johannes  verkündigte  und  in 
Jesu  erschienene  aotpla  (xov  B'eov)  =  fTODH  ist  von  der  Mitwelt 
nicht  verstanden,  sondern  verschmäht  worden;  sie  wird  aber  in 
der  Zukunft  durch  ihre  Kinder,  die  sie  senden  wird,  durch  die 
Apostel  und  die  Propheten,  ihre  Bechtfertigung  erfahren.  Das 
äixai(D&^C6xai  hat  also  dem  ganzen  Gontext  entsprechend  die- 
selbe Bedeutung  wie  das  Idtxalwöav  tbv  d^sop  in  dem  voraus- 
gegangenen  Logion  Lc.  7,  29.  Wie  die  unzutreffende  Uber- 
seteungsvariante  neben  der  richtigen  Version  xexvcov  entstanden 
sein  könne,  dafür  ist  im  Anschluss  an  Lagarde  in  den  Agrapha 
S.  277  der  Weg  gezeigt 


Texte  und  ünterBachangen  zu  Lc.  7, 35.  45.  47.  48.  119 

Lc  7, 45. 

a.  Ephraem  Sjr.  Ev.  concord.  expos.  ed.  Mösinger  c.  10.  p.  114. 

Osculum  nnum  salutationis  tu  mihi  non  dedisti,  illa  yera,  ex 
quo  intravit,  uon  cessavit  osculari  pedes  meos. 

b.  Lc  7.  45. 

g>lXfjfia  (ioi  ovx  sdaixag'  avri]  6e  a^  rjg  Elatjjid'OP  ov  öi- 
iXeixsv  7ULxaq>tXovoa  fjtov  rovg  Jtoöag. 

Ob  die  Perikope  Lc.  7,  36 — 50  aus  den  Logia  oder  aus  einer 
anderen  Quelle  des  Lc.  stammt,  wird  sich  schwer  verificieren 
lassen.  Bei  Clem.  AI.  Paed.  II,  8,  61  p.  205  findet  sich  eine 
Darstellung,  in  welcher  beide  Salbungen,  Mc.  14,  3— 9=Mt. 
26,  6 — 13  =  Job.  12,  3—8  einerseits  und  Lc.  7,  36 — 50  andrer- 
seits, in  einander  überfliessen.  Aber  da  sonst  alle  quellenmässigen 
Indiden  gegen  eine  solche  Identificierung  sprechen,  so  ist  die 
Vermischung  der  beiden  Salbungen  lediglich  auf  Rechnung  des 
Clemens  zu  setzen,  wofCLr  auch  seine  ganze  stilistische  Dar- 
stellung spricht  —  Zu  y.  48  steht  Ephraem  mit  dem  Zusatz: 
unum  salutationis  völlig  isoliert.  Die  Variante  intravit  =  slö^X- 
ß-ev  (anstatt  BlöijZd-ov)  theilt  er  mit  sehr  vielen  alten  und  wich- 
tigen Zeugen  (s.  Tischendorf),  auch  mit  dem  Ev.  Hieros. 

Lc-  7, 47.  48\ 

a.  Const.  n,  24.  p.  49,  5. 

xäi  aXXxi  rivl  afiaQrcoZm  yvifaixl  X^yer  a<piG)vxal  öov  al 
aiiOQxloLi  al  jtoXXal,  ort  nyajtrjaag  noXv 

b.  Cod.  Cantabr,  Lc.  7,  47.  48. 

ov  x^Q^^   ^i   Xiym  oor  ätpioovxai  avrfj  JtoXXa.     slnev  6h 
ctvry'  äg>sa}vral  Oov  al  äfiagTlat. 
c  Lc.  7,  47.  48». 

ov  x^^^  Xiyio  aar  aq>ioavxai  avxfjg  al  afiagxlai  al  jtoX- 
Xal,  6x1  i^yajitjöev  jtoXv'  co  de  oXlyov  äg>lexac,  oXlyov  aya- 

j€a'  eljcsv  de  avx^'  ätpioivxal  oov  al  afiagxlai, 

d.  Cjpr.  in  ev.  cata  Lucam  p.  328. 

Cui  plus  dimittitur,  plus  diligit,  et  cui  minus  dimittitur,  mo- 
dicum  diligit. 

e.  Iren.  UI,  20,  2, 

cui  enim  plus  dimittitur,  plus  diligit 


120  AoBBercanonische  Parallelteite  lu  Lc. 

Da  Cod.  D  in  seinem  kfirzeren  Text  die  beiden  Zusätze,  den 
anssercanonischen  wie  den  canonischen,  fallen  lässt,  so  ist  es 
immerhin  fraglich,  ob  der  Text  des  Irenaeus,  Cyprian  und 
der  armenischen  Version  (cui  multum  dimittitur,  multum 
diligit),  auf  Quellenwerth  Anspruch  machen  kann. 

Lc.  8,  2.  S. 

a.  Orig.  c.  Gels.  I,  65. 

iv  fäg  rolg  evayyejiloig  ywarxig  nvtq  red^eQajtBVfiipai  dxo 
xwv  dod'BvsKoVy  iv  alg  7jv  xal  Soadwa,  xodbItov  rolg 
(lad^Tjralq  ex  x<5v  vjtaQxovroov  öV'^?^£Tpo9^^5' 

b.  Epiph.  Haer.  LXl,  3.  p.  508 C. 

XifBt  y&Q'  airivsg  ijxoXovß^f^öap  avrqi  djto  rfjg  raXiXodaq, 

öiaxovovoai^vxw   xaX   rolg  fier    avrov  dxo  rciv  Idlwv 

VXOQXOVTCDV. 

c.  Lc.  8,  2.  3. 

xcii  yvvaJxiq  tivsgf  at  fjoav  xed'eQajtsv/ievai  dxo  xvsvfiarov 
xovriQiSv  xal  do^evsidiv,  Mapla  f}  xaXovfiivrj  MoqfdaXuvfj, 
afp  f]g  daifiovia  exxd  i^aXfjXvd^si  [Syr.  Cur.  ixßeßh]xBi\, 
xal  *la>dvva  ywij  Xov^ä  ixixQoxov  ^Hgcidov^  Tcal  2!ovodvva 
xal  ixegai  xoXXal,  aixiveg  6i7]x6vow  avxotg  ix  xwv  vxag- 
XOPxop  avxalg. 

Die  wahrscheinlich  aus  einer  lucanischen  Sonderquelle  hervor- 
gegangene werthvolle  Nachricht  über  die  dienenden  Frauen  berührt 
sich  in  dem  Ausdruck:  xal  ywalxsg  . .  .  atxipeg  öirpcovow  avxolg 
[avx<5]  ix  xc5v  vxaQxovxmv  avxalg  —  mit  Mc.  15,41,  welche 
Stelle  von  da  ins  erste  (Mt.  27, 55)  und  in  das  dritte  £y.  (Lc.  23, 49) 
übergegangen  ist.  Vermischt  sind  sämmtliche  Texte  in  dem  oben 
mitgetheilten  —  mit  praeciser  Citationsformel  eingeleiteten  — 
Epiphanius-Citate.  Für  Ixxa  xvevfiaxa  liest  der  von  Conybeare 
untersuchte  Codex  von  Etschmiadzin  zu  Mc  16,  9  x6  ißöofiov  öcu- 
lioviop,  nach  den  Test.  XII  patr.  Buben  c.  2  xpevfia  oxogag  xal 
ovpovolag  (s.  Heft  II,  381),  eine  Notiz,  welche  ftr  die  Identi- 
ficierung  der  Magla  rj  Mar/öaXrivri  mit  der  d(iaQxa)X6g  [=  jropny] 
Lc.  1,  37  von  Wichtigkeit  ist  Daraus,  dass  Lc.  die  Notiz  über 
Maria  Magdalena  gerade  der  Perikope  von  der  Sünderin  un- 
mittelbar nachfolgen  lässt,  kann  man  dem  dritten  Evangelisten 
jene  identificierende  Annahme  imputieren. 


Texte  und  Üntennchiuigen  %n  Lc.  8,  2.  3.  5.  6.  121 

Lc.  8, 5  =  Ht.  13, 3^  4  ^  Mc.  4,  8.  4. 

a.  4.  Esra  VIII,  41. 

xotd'Ag  yctQ  6  X^^SSXSS.  ^^^^^^  ^^^  '^V^  Y^^  ojtdQ/iarcc 

b.  HippoL  Phflos.  p.  416. 

xai  Tovro   elpoi  Soxovoiv   ovroi  ro  XsXsyftivop  vxo  rov 
oaniiQog'  i§fjld'€V  6  ojislgtov  rov  OJtslQai, 
c-  Jast  DiaL  c  Tiyph.  c.  125.  p.  354  B. 

cog  6  i/dog  xvQiog  eljtsv'  i§ijX9'€V  6  OxsIqcüv  rw  öxstgai 
rov  cxoQov  xal  6  (ihv  exs^ev  slg  rfjp  odov, 

d.  H^^oTPhüos.  p.  m. 

igr^Xd^ev  o  öxelgmv  rov  öxelgcu'  xal  ra  (ihv  ixeoa  xaga 
Tfjp  odov  Tuä  xarexarij^. 

e.  Lc.  8,  5. 

igiji^ev  o  oxbIqoov  xw  Ox^ipai  rov  Cxoqov  avrov^  xcti  kv 
rw  cxbIqbiv  avrov  o^iilv  exsöev  xaga  rtjv  odov  xal  xax- 

exarijdij,  xal  rä  xsrsiva   rov  ovQavov  7cariq>aysp  ouro. 

f.  Mc  4,  3.  4. 

löov  i^f/Xd-sv  6  CxsIqojv  axelQar  xal  fyivsro  iv  rS  cxst- 
Q€iv  o  fihv  exsöev  xaga  rrjv  odov,  xal  ^X&ev  rä  xereiva  xdi 
xardg>aYev  axro, 

g.  Mt  13,  3^  4 

löov  i^fjXd^sv  6  oxsIqwv  rov  axelgeiv  xal  kv  rS  oxelgsiv 
ixvrdv  a  fihv  ixeoev  xaga  rijv  oöoVy  xal  ^Xd-ev  ra  xereiva 
xal  xati^f>ay€v  ovro. 

Weiss  (Marcus  S.  136)  hält  den  vorcanonischen  Urtext  am 
besten  in  der  Lneaa-Belation  erbaltieiL  Wenn  er  aber  trotzdem 
aofort  in  Lc  8,  5^  den  cxogov  avrov  von  dem  Urtext  aosschliesst, 
80  kann  dies  nur  festgehalten  werden,  indem  man  mit  Weiss 
die  Dentong  des  Gleichnisses  Lc  8, 11 — 15,  mit  den  Wortai:  6 
öxoQOg  icrlv  o  Xofog  rov  ^eov  beginnend,  in  der  vorcanonischen 
Quelle  nicht  enthalten  sein  lässt.  Darüber  s.  unten  die  Be- 
merkung zu  Lc  8,  11.  Auch  ist  zu  notieren,  dass  der  yeogyog 
der  Esra-Parallele  in  den  Oementinen  Hom.  XI,  2  (s.  unten 
zu  Lc  8,  14)  uns  wieder  begegnet. 

Lc.  89  6  e»  Ht»  13)  5«  6  =  Mc  4,  5. 

a.  4.  Esra  VUI,  41. 

01^  xopra  rä  xetjßvrevuiva  giCpvvrai. 


122  AuBsercanonische  Paralleltexte  so  La 

b.  Herrn.  Sim.  IX,  21, 1—3.  p.  240,  21—242,  3. 

ra  dh  JtQog  ralg  ^l^aig  if/Qa,  rii^^$  6e  xäi  axo  xov  ijXlov 
^TiQaivouBvai  ....  6ia  rovro  tä  d-tpLiXia  avtöiv  §f}Qd  iori 
xäi  övvafiip  iiri  Ij^oi^ra  .  .  . .  oi  ßoxavai  rjXiop  löovoat  l^ij^ 
Qav&rjoap, 

c.  Just  DiaL  c.  Tryph.  o.  125.  p.  354  B. 

6  6h  ijd  rä  jtsrgoiöri, 

d.  Hippol.  Philos.  p.  160. 

xa  Sh.  hü  xa  xezQcidi]'  xäi  i^avexeiXe^  g)fjol,  xäi  6ia  xb 
lifj  £;|rf£j;  ßad^oq  h^fiQavd-rj  xäi  äjitd-ave. 

e.  Mt.  13,  5.  6. 

aXla  dh  exeöev  ijtl  xa  jtexQciötj,  oxov  ovx  elx^v  y^v  jtoX" 
Xi]Vj  xäi  evd-ecog  i^avixeiXev  öid  x6  {ifj  bxbiv  ßäd-oq  y^g' 
^Xlov  6h  dvaxelXavxog  hcavfiaxlod^  xäi  6id  x6  fitj  fxbip 
gl^av  i§fiQavd-i][oav]. 

f.  Mc.  4,  5.  6. 

xäi  aXlo  ijcsöev  sjil  x6  jc£xQ<56eCf  ojtov  ovx  elxsv  yrjv 
jtoXXfiv,  Tcäi  sv&vg  i^avsxeiXev  6tä  x6  (ifi  ixBiv  ßad-og  yijg' 
xäi  0X6  avixBcXev  6  ^Xiog,  ixavfiaxlod-i) ,  xäi  6id  x6  (irj 
iXBtv  ^l^av  i^TjQapd^t], 

g.  Lc  8,  6. 

xäi  ixeoov  xaxixeaev  ijtl  xhv  jtixoav  «al  ipvhv  kSnoavd^ 
Oia  xo  fit]  exBtv  ixfia6a. 

Ob  hier  Lc  8,  6  den  vollen  Quellentext  repraesentiert,  wie 
Weiss  will,  bleibt  immerhin  fraglich.  Die  Hermas-Parallele 
knüpft  jedenfalls  an  Mc.  an  (ygL  gl^aig,  ^riQaivofiepai),  ebenso 
die  Parallele  aus  der  Esra- Apokalypse  (^^goCi^rai).  Das  Evang. 
Hieros.  p.  181  sq.  gibt  den  Text  von  Lc.  8,  6  folgendermassen : 
Et  aliud  cecidit  supra  petram,  et  antequam  (simulac)  germi*^ 
naret,  aruit  [j^^   jjfia^.i   pao),  quia  non  erat  illi  de  quo  viveret. 

Lc.  8,  7  =  Mt  13,  7  =  Mc.  4,  7. 

a.  Just.  DiaL  c.  Tryph.  c.  125.  p.  354  B. 

o  6h  elg  xdg  dxäpO^ag, 

b.  Clem.  AI.  Strom.  IV,  6,  31.  p.  577. 

xäi  (iTjp  xavxag  ip  xf/  jtaQaßoXfj  xov  xexQafiSQOvg  oxoqov 
Ijpl^axo  xdg  fisQlfipag,  x6  öJteQfia  xov  Xoyov,  fptlOag,  xo  elg 


Texte  and  üntereachongen  zu  Lc.  8,  6.  7.  8.  123 

äxapß-ag  xal  jpQccffiovq  xBobv  CvfiJtviyrjvai  vx    avräv  xal 
fit)  xctQxoq>OQ^oai  öwt/d'^vai. 

c.   Mc.  4,  7. 

xcä  aXXo  ejisOBP  elg  rag  äxavd-aq,  xaL  dvißTjöav  al  axavß-ai 

xai  cwijcvi^av  avxo  xal  xagjtov  ovx  eöcoxev, 

<L  Mt  13,  7. 

aZXa  de  ijieoev  ixt  rag  axapd-aq.  xal  avißrfiav  al  axavd-ai 

xal  expi^av  axrta. 

xdi  ixBQOv  ijfBöev  iv  fiiöco  x(5v  axav&cap,  xai  avfiq>VBloai 
al  axapd'Oi  ojtixvi^av  avxo. 

Zu   Lc  8,  7  =  Mc.  4,  7  =  Mt.  13,  7  sind  die   Elemente   des 
Urtextes  bestimmter  zu  verificieren.  VgL  o  6i=^  aXXo  =  ^xbqov 

=  aXZa  =  nnÄ,   nvlfBtv  =  öv/iJtviyeiv  =  cbtoJtplyBiv  *==  IfJÜ, 

äpaßalPBip  =  ovuq)VBCP  =  nb^  (vgl.   Prov.  26,  9:    T\b!P  =  LXX: 

axavd-at  (pvopxai).  xaQJtoq>OQBtv  =  xagjtop  öiöopai  =^  *^nia  )TQ. 

Lc.  8, 8*  =  m.  13, 8  =  Mc.  4,  8. 

a.  Lc.  8,  8*. 

xal  ixBQOV  ixBOBP  Big  xfjp  y^p  xifp  dyad-^v  xal  g)V6P  kxolrj- 

CBP  xaQxop  IxaxopxcatXaölopa. 

b.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.  125.  p.  354  B. 

o  dh  kxl  xrjp  yrjp  x^p  xaXrjP. 

c.  Mc.  4,  8. 

xal  aXXa  ixBöBP  Big  xrjp  y^v  xfjP  xaXrj^p  xal  iölöov  xagxop 

dpaßalpopxa  xal  av^apSfiBPOP,  xal   iq>BQBP  elg  XQiaxopxa 
xal  Big  B^^opxa  xal  slg  exaxop. 

d.  Mt  13,  8. 

aXXa  öh  Ixbobp  kxl  xfjp  yrjp  xfjp  xaXfjp  xdi  iölöov  xagxop, 

o  fikp  BxaxoPy  o  öh  £§TJxopxay  o  öh  XQiaxopxa. 

e.  HippoL  Philos.  p.  416. 

xci  [xb]  XBOOP  dg^  xtjp  yrjp  xrjp  ^caX^  xal  dya&fjp  ixolBi 

o  fihp  Bxaxop,  o  6h  h§ijxoPxa,  o  öh  XQidxopxa. 

f.  HippoL  Philos.  p.  160. 

rd  6h  ixBöB,  q>riolp^   ixl  xrjp  yrjp  xijp  xaX^p  xal  dyad^Pf 


124  AiusercaiiOBiaclie  Pandleltexte  ta  Lc 

xal  ijtoUi  xagxov^  o  fihv  Ixarop,  o  6s  6§fjxopT€L,  o  de  TQia- 
xovrcL 
g.  Syr.  Cur.  Lc.  8,  8*. 

xal  ixBQOV  IxBOBv  slq  xtiv  yfjv  rrfv  dyadinv  xai  xaojto^fxh 

Qovoav  xdi  lq)VB  xal  hjtolrfisv  xaQjtop  hxatovraxXaalova- 

Die  vorhin  erwähnten  ÜbersetzungSYarianten  pflanzen  sich 
auch  hier  fort.  Vgl.  jcoulv  xagxov  =  '»'i^  STtÖIf. 

Le.  8,  8^  =»  Mt  13,  9  «=  He.  4,  9. 

&  Mt  13,  9. 

o  £xa}v  ana  axovirm. 

b.  Hippol.  Philos.  p.  160. 

6  ix^^>  9>V^Vi  ^^^  dxovBiP  axovixw, 

c.  Mc.  4,  9. 

xal  IXefBV  oq  ijCBi  cora  axweip,  axovirm, 

d.  Cod.  Cantabr.  Mc.  4,  9. 

xai  ilsysp'   og  fg€£  wra  axotBtv,  axovira),  xai  6  övrBuov 
ovvBtixco. 

e.  Lc.8,  8^ 

xavxa  Xiyoiv  i^civBi'  o  Ix^v  coxa  axovBiv  axovixco. 

Der  Znsatz:  xal  6  owi€ov  cvviixm^  welchen  sechs  alt- 
lateinische  Versionen  mit  der  Philoxeniana  und  Cod.  D  gemein- 
sam haben,  erinnert  an  Pseudo-Ign.  Smym.  c.  VL  p.  246,  20:  o  xco- 
Q(5v  x^P^^TCO,  6  dxova}v  dxovdxa).    Vgl  Heft  II,  251. 

Lc.  8,  9  =  Mt.  18, 10  -  Mc.  4, 10. 

a.  Hom.  Clem.  XVII,  6.  p.  161,  18. 

ojtoxB  xaxä  x6  OTcäviov  ovx  ivotjoaniv  xi  xAv  vx*  avxov 
Qfid-ivxmv^  löla  ixw&avojiB&a,  Iva  i^fitv  xi  xAv  vx  avxov 

QTjd-ivxwv  fifi  dvofjxov  y, 

b.  Cod.  Cantabr.  Mc  4,  10. 

xal  oxB  iyivBxo  xaxafiovag,  ixijQoixa)v  avxov  ol  (ia9mA 

atxot,  xlg  ij  xccQaßoXrj  cnixfj, 

c.  Lc.  8,  9. 

ix7]Q(6xa)v  dh  avxov   ol  fiad^xal  avxov  ^  xlg  cAr?)   sin  fj 
xaQaßokf]. 


Texte  imd  üntersachniigeii  sa  Lc.  8, 8.  9.  10.  125 

d.  Mc.  4,  10. 

xal  aze  iyivBxo  Tumxiiopagj^  ^(foirmv  mrop  ol  xbqI  avrop 
ovp  xolg  öciöexa  rag  jtagaßoXag. 

e.  Mt.  13,  10. 

xal  xffoceld'ovzeg  ol  uadmäl  dxav  avxA '  öiazl  kv  xccaa- 
ßolaig  laXeig  cevzotg; 

ÜbersetzangsYarianten:  xaza/iovag  =J^  {=xaT  lölav  Mc. 

4,  34)  =»  "nsSj,  xwd-avBOd-ai^^^  igarcäv  =  Bxsgmtäv  «»  bM, 
ffiemach  ist  die  farfieüc  4,  10£=lLc.S,9S/=läL13,  10  ff. 
gegen  Weiss  (Marcus  S.  143)  als  vom  Torcanonischen  Urtext 
abhängig  zu  betrachten.  Vgl  dazu  namentlich  Heft  II,  157  f.  und 
Hom.  Clem.  XIX,  20. 

Lc.  8, 10»  =  Mt  13, 11  =  Mc.  4, 11. 

a.  Just  Dial.  c.  Tryph.  c.  121.  p.  350  B. 

1^/ilp  ow  i^odij^  xal  äxovoai  xal  cwslpai  xal  ömO-^vai  diä^ 

TOVTOV  Tov  Xqioxov  xcä  xa  xov  jtaxQog  kxiyvmvai  xavxa. 

b.  Ep.  ad  Diogn.  XI,  2.  p.  163,  7. 

ol  xiöxci   Xoyicd'ivxBg   vjt   avxov   iyvoföav  xaxgog  iavo- 

XflQUL 

c  Clem.  AL  Strom.  V,  12,  81.  p.  694. 

viOv  öiöoxai  yvSvcu  xb  fivöxi^QiOV  xrjg  ßaoiXslag  X(5p  oV" 
qavAv. 

i  Mt.  13,  11. 

Ini  v{ilv  diSoxai  yvmvai  xa  (ivoxfJQia  x^g  ßaöiXelag  xwv 

ovQavSv,  kxBivoig  6b  ov  öiöoxau 

e.  Lc.  8,  10». 

v[ilp  ddöoxai  yvmvoL  xa  iivoxTJQia  xfjg  ßaoiXBlag  xov  &B0Vy 
xolg  ÖB  lioixotg  fv  xagaßoZalg, 

f.  Mc.  4,  11. 

v/ilp  x6  /ivöxrJQioP  diöoxai  '^^§^^^ß^^,^l^^^J^2^^J^ov'  ixsj^ 

voig  ÖB  xolg  l^a>  ip  xagaßoXatg  xäpxa  ylPBxai. 

g.  Iren.  IV,  29,  1. 

respondit  Dominus:  Quoniam  vobis  est  datum  nosse  myste- 
rium  regni  eaelorum;  illis  autem  in  parabolis  loquor. 


126  Aussercanoniscbe  Paralleltexte  zu  Lc. 

h.  Orig.  Opp.  I,  125. 

OT€  6  CcDT^Q  ^g>acxe  öiä  tovto  rolq  i^co  iv  xaQctßoXcUg  XaXslr 

i,   Syr.  Cur.  Lc.  8,  10* 

vfitv  öeöorat,  yvmvai  ro  fivörrjQiov  r^g  ßaaiZslag  rov  &eov^ 

kxslvoig  6h  rolq  lga>  oi  öidorar  6tä  tovto  iv  xoQaßoXatg 

XiyBxai  avrolg. 

k.  Co£  Sangerm.  (g^)  Lc.  8,  10* 

ceteris  autem  non  est  datum,  nisi  in  parabolis  dicetur 

Auch  hier  ist  der  Urtext,  obwohl  durch  manche  redaktio- 
nelle  Änderungen  berührt,  doch  deutlich  erkennbar.  Unter  den 
redaktionellen  Varianten:  fivörfJQta  rov  jtazQog  (Just.,  Diogn.) 
=  (ivOxriQiov  (Mc.)  =  (ivan^Qia  (Lc.)  rijg  ßaailslag  rov  ^eov  = 
livorJiQiov  (Iren.,  Clem.)  =  pivori^Qia  (Mt.)  t^$  ßaoiXelag  T<5r 
ovgavciv  wird  durch  die  Vergleichung  mit  Col.  2,  2:  elg  ixt- 
yvcoöiv  rov  fivarTjQlov  rov  d'SoZ  JtarQog,  sowie  1.  Cor.  4,  1:  fiv- 
ortjQlcov  rov  d^eov  (=  1.  Cor.  2,  1),  endlich  auch  Apoc.  10,  7: 
erekio&f)  ro  fitx}r?]Qiov  rov  d-eov  die  älteste  Fassung  erkannt, 
ebenso  das  ijtiyvSvai  Justins  durch  die  paulinische  l^rZ/rcoOc^. 
Dass  Paulus  auch  den  zweiten  Theil  dieses  Logion  gekannt  hat^ 
zeigt  der  wiederholt  in  den  paulinischen  Briefen  vorkommende 
Ausdruck:  ol  Iß^co  (vgl.  l.Cor.  5, 12.  13;  CoL  4,  5;  l.Thess.4, 12), 
wodurch  der  Text  des  Mc:  ixelvoig  de  rolg  ?gco  als  Urtext  evi- 
dent wird.  Zu  dem  owBlvai  Justins  vgl.  Cod.  Cantabr.  Mc  4,  9 
=  Lc.  8,  8^  oben. 

Lc.  8, 10*  =  Mt.  13, 13«»  =  Mc-  4, 12. 

a.  Iren.  IV,  29,  1. 

ut  videntes  non  videant  et  audientes  non  audiant,  intelligentes 
non  intelligant. 

b.  Mt.  13,  13^ 

ort  ßXijtovreg  ov  ßXijiovCiv  xai  dxovovrsg  ovx  axovovöiv 

ov6\  ovviovciv. 

c  Lc  8,  10^ 

iva  ßX^jiovreg  (ly  ßXejcwCiv  xal  axovovreg  firj  ovvicöaiv, 

d.  Mc  4,  12. 

ivaßXejtovrsgß/LijKDCivxcuufjiöcoOip  xal  dxovovrsg  cocovod- 
Cipxäl  fjiTj  ovPLciöLV,  (ir^jtore  IxiorQa^oiainxal  a^e&ff  avrolg. 


Texte  and  Untenuchnngen  zu  Lo.  8, 10.  13.  127 

e.  Act.  28,  26. 

axo^  axoiGETS  xal  ov  iiii   otw^re^  xalßXijtovreQ  ßkitpets 
xal  av  uh  Urne. 

f.  Jes.  6,  9LXX 

axoT}  dxovöSTS  xäi    ov  (lij  owrjre,  xal  ßXijtovrsg  ßkifpers 
xal  ov  (ifj  tÖTjre, 

Das  volle  Citat  aus  Jes.  6,  welches  der  erste  Evangelist  Mt. 
13,  14.  15  eiBgeschaltet  hat,  wird  als  dessen  Zuthat  schon  durch 
die  Citationsformel:  xal  avaxXf^Qovrai  avrolg  tj  jtQoq)rirsla 
^Haätov  fi  Xiyovaa  —  charakterisiert  Vgl.  Heft  II,  27.  Dagegen  die 
Worte  Mt.  13,  13*^:  orißXinovxBq  ovßXijcovoiv  xal  äxovovreg  ovx 
axovovöiv  ovÖB  ovviovoiv,  in  welchen  Mt.  der  Hauptsache  nach 
mit  Lc.  8,  10^  (gegen  die  Fassung  des  Mc.)  übereinstimmt,  gehören 
zweifellos  dem  Urevangelium  an,  aus  welchem  vielleicht  auch 
Paulus  (Act.  28,  26.  Rom.  11,  8.  2.  Cor.  3,  13—16)  die  Anwen- 
dung jenes  alttestamentlichen  Prophetenworts  gelernt  hat.  Die 
▼ollere  Form  des  zweiten  Evangelisten  war  schon  eine  Erweite- 
rung des  einfachen  Urtextes  und  eine  Brücke  zu  dem  ausführ- 
lichen Citat  Mt.  13, 14.  15. 

lc.  8, 18*  =  Mt.  13, 21"»  =  Mc.  4,  Vl\ 

a.  Herrn.  Sim.  IX,  21,  3.  p.  242,  3. 

ovTa>  xdi  ol  öltpvxoif  orav  d-Xtfptv  axovowoi,  . . . .  ro  ovofia 

ijtaioxvvoprai  rov  xvqIov  avräv. 

b.  Herrn.  Vis.  lU,  6,  5.  p.  44,  7. 

orav  yivTjTat  d-Xttpig  .  .  .  djtaQPOvvrai  rov  xvQiov  avxAv, 

c.  Mt  13,  2lC 

yevofUvfig    6e  &Xly)Ba>g  fj   öioy/iov   6iä  rov  Xoyov  BV^vg 

oxavdaXlC^Bxau 

d.  Mc.  4,  17^ 

Blra   yBvouivng   d'XhpBcag  tj  öioynox  6id  rov  Xoyov  Bxd-vg 
oxavoaXl^ovrai. 

e.  Lc  8,  13^ 

kv  xaiQtp  xBigaoiiov  ä^iaravrac. 

Nach  der  Anschauung  von  Weiss  stammen  die  drei  synopti- 
schen Deutungen  unseres  GleichnissesLc.8,11— 15==Mc4,14 — 20= 


128  Aussercanonisohe  Pturaileltexte  ca  Lc 

Mi  13,  19 — 23  nicht  aus  dem  UreTangeliom;  vielmehr  soll  Ma 
die  einzige  Quelle  der  beiden  anderen  synoptischen  Bearbeitungen 
sein.  Es  sind  aber  folgende  Gründe,  welche  gegen  jene  An- 
nahme von  Weiss  sprechen.  Erstlich  der  kurase  und  ein&che 
Lucastezt  verhalt  sich  zu  dem  wortreichen  Marcustezt  nicht 
wie  eine  Bearbeitung  zum  Urtext,  sondern  umgekehrt  wie  der 
Quellentext  zur  Bearbeitung.  Zweitens  auch  der  Matthäustext, 
obwohl  von  Mc.  abhängig  oder  doch  mit  der  von  Mc  benutzten 
Übersetzung  des  Urtextes  sich  berührend,  ist  kürzer  als  der 
Marcustext  und  trifft  wiederholt  (vgl.  namentlich  Mt.  13^  22*  = 
Lc.  8,  14»;  Mt.  13,  23*  =  Lc.  8,  15»)  mit  Lucas  besser  als  mit 
Marcus  zusammen.  Drittens  bei  16  Gleichnissen,  welche  in 
den  synoptischen  Evangelien  uns  erhalten  sind,  finden  sich  Deu- 
tungen oder  doch  Anwendungen,  die  Jesus  an  die  Gleichniss- 
reden unmittelbar  angeschlossen  hat  und  deren  Abstammung  aus 
derselben  Quelle,  aus  welcher  die  Gleichnisse  geflossen  sind,  nicht 
bezweifelt  werden  darf.  Vgl.  ausser  unsrem  Gleichnisse  folgende 
15  Parabeln: 

Mc.  Mt.  Lc. 


1.  Die  Weingärtner                   12 

,1—9. 

21,  33—41. 

20,    9—16. 

Deutung 

10.11. 

42-44. 

17.    18. 

i,  Unkraut  unter  dem  Weizen 

— 

13,  24—30. 

— 

Deutung 

— 

37—43. 

3.  Das  Netz 

— 

47.    48. 

— 

Deutung 

— 

49.    50. 

— 

4.  Der  Schalksknecht 

— 

18,  23—34. 

Anwendung 

— 

35. 

— 

5.  Die  Arbeiter  im  Weinberge 

— 

20,    1--15. 

— 

Anwendung 

16. 

— 

6.  Das  Hochzeitemahl 

22,    2-13. 

14,16-24. 

Anwendung 

— 

14. 

— 

7.  Die  zehn  Jungfrauen 

— 

25,    1—12. 

13,  25—27, 

Deutung 

— 

13. 7.22. 2^ 

l. 

8.  Die  anvertrauten  Pfunde 

14    28. 

19,  12—25. 

Anwendung 

— 

29.    30. 

26.    27. 

9.  Der  barmherzige  Samariter 

— 

10,  30—35. 

Anwendung 

— 

— 

36.    37. 

10.  Der  reiche  Narr 

— 

— 

12,  16—20. 

Anwendung 

— 

— 

21. 

Texte  und  üntenachungen  zu  Lc.  8, 13.  \  29 

11.  Die  ehrgeizigen  Gäste  —  —  14,    7—10. 

Anwendung  —  —  11. 

12.  Das  verlorene  Schaf  —  —  15^    i__  g, 

Anwendung  —  —  7. 

13.  Der  verlorene  Groschen  —  —  8.      9. 

Anwendung  —  —  10. 

14.  Der  ungerechte  Haushalter        —  —         16,    1 — 8*. 

Deutung  —  —  8^ — 12. 

15.  Der  ungerechte  Richter  —  —         18,    1 —  5. 

Deutung  —  —  6.      7. 

Wahrscheinlich  hat  auch  das  dritte  der  in  Lc.  15  enthaltenen 
Oleichnisse  eine  deutende  Schlussgnome  besessen,  die  unter  der 
Hand  des  kürzenden  Lc.  ge&llen  war.  Vgl.  dem.  AI  Quis  div.  salv. 
c.  39  in  den  Paralleltexten  und  Erläuterungen  zu  Lc.  15,  7.  10. 
Nicht  zu  gedenken  der  Johanneischen  Parabeln,  in  denen  Gleich- 
nissrede und  Deutung  in  einander  überfliessen.  Ist  es  nun  wahr- 
scheinlich, dass  Jesus  da,  wo  er  zum  ersten  Male  die  ausgeführte 
Parabelrede  zur  Anwendung  gebracht  hat,  den  Jüngern  den 
Schlüssel  des  Verständnisses  dazu  nicht  dargereicht  haben  sollte? 
Hiezu  kommt  viertens,  dass  der  Abschnitt  Mc.  4,  10 — 13  =  Lc. 
8,  9 — 11  =Mt.  13,  10.  11.- 18,  wonach  die  Jünger  ihren  Meister  in- 
sonderheit {xarafiovag  =  xar  lölav  =  161^)  um  die  Deutung  des 
Gleichnisses  gebeten  haben,  keineswegs  eine  originale  Einschal- 
tang des  Ma  gewesen  ist,  wie  Weiss  annimmt,  sondern  dass 
hinter  diesen  parallelen  Perikopen  ein  erkennbarer  hebräischer 
Quellentext  li^.  VgL  die  vorstehenden  Erläuterungen  zu  Lc. 
8,  9.  10,  sowie  in  Heft  II,  157 f.  zu  Mc.  4,  34.  Ein  ganz  ähn- 
licher Vorgang  liegt  übrigens  vor  da,  wo  Jesus  ein  kurzes  Gleich- 
nisswort  Mc7, 15  =  Mt  15,11,  das  vor  dem  Volk  geredet  worden 
war,  auf  die  Bitte  der  Jünger  im  Hause  ihnen  noch  besonders 
ansiegt  Mc.  7,  17 — 23  =  Mt.  15,  15—20.  Wir  vermögen  aber 
auch  weiterhin  fünftens  an  canonischen  Parallelen  in  den  pau- 
linischen  Briefen,  in  der  Apokalypse  und  bei  Jacobus  frühzeitige 
Spuren  von  der  Auslegung  unseres  Gleichnisses  wahrzunehmen, 
Spuren,  die  auf  die  vorcanonische  Evangelienquelle  zurückgeitlhrt 
werden  müssen  und  besonders  den  Lucastext  als  diejenige  Re- 
lation erkennen  lassen,  welche  dem  Urtext  am  nächsten  steht. 
Vgl.   1.  Petr.  1,  23:  oxogag  .  .  Zoyov  ^civrog  d^eov  =  Lc.  8,  11: 

Text«  ü.  Untennchnngen  X,  8.  9 


130  AuasercanoDiBche  Paralleltexte  zu  Lc 

o  CJioQog   korlv  6  Xoyoq  rov  d-sov.    Rom.  1,  16:   evayyiXuov 

, ,  ,  slg  ocoxfjQlav  xavrl  rm  xiörevovn  — ,  1.  Cor.  1,  21:  6ta 
rov  xTjQvyfdarog  öcioai  rovg  xiCxevovrag  — ,  Jac.  1,  21: 
Xoyov  rov  Övpäfievov  <Jc3öai=Lc.  8,  12:  xiCTBvOavxeq 
ocod-tSaiv.     Jac.  1,  21:    6i§ac&e    rov    Ifupvrov  Xoyov    — , 

1.  Thess.  1,  6:  öe^afievoi  rov  Xoyov  fierct  x^Q^^  — i  1-  Thees. 

2,  13:  iöi^aad-s  ..  Xoyov  B-eov  =  Lc.  8,  13*:  fisrd  x^Q^^ 
dixovrai  rov  Xoyov.    Apoc.  3,  \{^\  poQoqrov  xeiQaciAOv  ^== 

Lc,  8,  13^:  Iv  xaiQw  xeigaCfiov.   Tit.  3,  14:  tva  fu^  cociv  axag- 

jtoi  =  Mc.  4,  19  D:  xal  axagxoi  ylvovrai  =  Lc.  8,  14:  x€u  ov 
rsX€ag>0Qov0iv,    Apoc  3,  10:   irrJQ^aaq   rov   Xoyov   r^q   vxo- 

uovTJg  =  Lc.  H,  15:  rov  Xoyov  xartyovotv  xal  xaQxoQ>OQ€tvciv 
iv  vxofiovfj.  Zu  diesen  canonischen  Parallelen  kommen 
sechstens  einige  wichtige  aussercanonische  Parallelen  bei  Her- 
mas, welche  ebenfieJls  anf  einen  vorcanonischen  Urtext  zurück- 
weisen. Innerhalb  dieser  ausser-  und  innercanonischen  Parallelen 
liegen  endlich  siebentens  auch  mehrere  Übersetzungsvarianten 
des  hebräischen  Urtextes  vor,  die  auch  in  den  Marcus-  und 
Matthäustext  hineinreichen.  Vgl  6  xovrjQog  (Mi.)  =«  6  öidßoXog 
(Lc.)  =  o  aaravag  (Mc.)  =  ^tjteJl,  dazu  Meft  II»  98.  99,  femer 
aiQei  (Lc.  8,  12;  Mc  4,  15)  =  q>iQBi  (Cod.  D  zu  Mc.  4,  15)  =  ÄÜ?, 
xdrga  (Lc.  8,  13)  =  xergcidt)  {MLc?4,  16;  Mi  13,  20)  =  :^0,  di- 
XBO&ai  (Jac  1,  21;  L^h.  1,  6;  2,  13;  Lc.  8,  13)  =  XafißavBiviUß. 
4,  16;  Mi  13.  20)  =  bap,  iv  xaiQw   xtigaoftov  =  Apoc  3,  10: 

wgag  rov  xeigaCfiov  =  rnitn  n??  (vgl.  T\$  ««  mga  LXX  Gen.  18, 10; 
Ex.  18,  22.  26  u.  ö.,  namentlich  Lc.  10,  21),  a<ploraa^at  (von 
dem  Evangeliarium  Hieros.  zu  Lc  8,  13  »alx&aca  «=»  scandali- 
zantur  übersetzt)  =  öxavöaXl^söd^ai  (Mc  4,  17;  Mi  13,  21)  == 
bStpD,  endlich  Apoc.  3,  10:  r?] gslv  =  Lc.  b,  15:  xarexBiv  = 'tOW 
(vgl.  Lc.  11,  2S).  Einige  weitere  Varianten  s.  zu  Lc.  8,  14.  Aus 
allen  diesen  Gründen  geht  hervor,  dass  den  drei  synoptischen 
Parallelen,  welche  die  Deutung  unseres  Gleichnisses  enthalten, 
ein  hebräischer  vorcanonischer  Urtext  zu  Grunde  liegt,  welchen 
Lc.  am  reinsten  erhalten  hat,  gerade  so  wie  auch  für  das  Gleich- 
niss  selbst  der  Quellentext  bei  Lc  am  besten  wieder  zu  erkennen 
ist.  Zu  der  Variante  des  Cod.  Colb.:  in  die  {iv  xaigm  =  iv  Sga) 
=  n?a  vgl.  z.  B.  Jos.  6,  26:  Vf^TXn  ri?a  =  LXX:  iv  rij  f^fiigq^ 
ixElv7j,  ebenso  Jud.  3,  29;  1.  Reg.  8,  65. 


Texte  und  Unterauchnngen  sa  Lc.  8, 13.  14.  13^ 

Lc.  8, 14  =  Mt  13, 22  =  Mc,  4, 18.  19. 

a.  Herrn.  Vis.  III,  6,  5.  p.  44.  6. 

BxoPTBg  dh  xal  jtZovrov  rov  alcivog  rovrov  ....  öta  rov 
xXovTOV  avxAv  xal  6ia  raq  jtQoyßaxBlag  äütaQVovvrai  top 
xvQtov  avTc5v, 

b.  Herrn.  Mand.  X,  4.  p.  106,  11. 

j€ior€vcavreg  6e  fiovov,  i(ix6<pvQfi€vot  öh  jcgayfiaTelaig  xal 
xjLovto}  xclL  ^iXlaiq  kd-vtxalq  xal  aXZatg  jioixiXatg  jigccy- 
fiarslaig  rov  alävog  rovrov. 

c  Herrn.  Sim.  V,  3,  6.  p.  146,  23. 

xad-oQiCov  öov  rrjv  xoQÖlav  axo  xaina^p  rSv  fiaracaffia- 
rwv  rov  alwvog  rovrov, 

i  Herrn.  Sim.  IX,  20,  1.  p.  240,  4. 

kx  Sk  rov  oQOvg  rov  rglrov  rov  exovrog  axavd^ag  xal  rgi- 
ßoJiovg  ol  xiorevöavrag  roiovrol  elöip'  Ig  avräv  ol  fj& 

xlovoioi^  ol  6e  xQayfiarelaig  xoXXatg  ifixeqwofiivoi.  ol  ukv 
rfflßoXol  sloip  ol  xXovOiOi.  äi  öh  axavd-at  ol  kv  raZg  XQay- 
lutxElaig  ralg  xoixiXatg  ifixeqyvQfiipoL 

e.  Hom.  Clem.  XI,  2.  p.  108,  21. 

xcu  ysyovarB  ooxbq  yfj  axogla  yemgyov  x^QO^^OaCa'  xoX- 
Xov  xQog  xad^agöiv  östad-e  xQOpov,  iva  rov  (leraöidofievop 
vfilv  Xoyop  akrid-T^  woxbq  xaXop  oxoqop  6  povg  Xaß(hp  fi^ 
xcocaig  tpQovrlcip  cwxpl%ag  axagitop  xaraartjaij. 

f.  Clem.  AL  Quis  div.  salv.  c.  11  p.  941 

rag  fi€Ql(ipag.  rag  axapd-ag  rot  ßlov^  a  ro  oxigpia  rijg  ^oJjg 
cwxpifovöiv* 

g.  Mt  13,  22. 

0  dh  Big  rag  axav^ag  öxagalg,  ovrog  koriv  6  top  Xoyop 
axovmp^  xal  r)  (idpifipa  rov  alwpog  rovrov  xal  rj  ayaxri 
rov  xXovrov  ovpxplyai  rop  Xoyop,  xal  axagxog  ylparai. 

h.  Ma  4,  18.  19. 

xal  aXXoi  b14Ap  ol  exl  rag  axavO^ag  CxBigofiBvor  ovroL 
bIcip  ol  rop  Xfyyop  dxovaaprBg,  Tcal  ccl  fidgifipai  rov  aicopog 
xci  rj  axari]  rov  xXovrov  xal  al  xbqI  ra  Xoixä  kxidvfilai 
BloxoQBvofiBPai  ovpxpiyovöip  roP  Xoyop,  xal  äxagxog  yl- 
varai. 

9* 


^32  Aussercano&iBche  Paralleltezte  zu  Lc. 

i.   Lc.  8,  14. 

To  öh  slg  xaq  axavd^aq  jteooVf  ovrol  alotv  ol  dxovoapzegj 
xal  vj(6  fi€Qi(iV(5v  xcä  jtXovrov  xal  7)dovc5p  rov  ßlov  xo- 
Qevofievoi  ovvjcvlyovTai  xal   ov   TeXtöq>0Q0V0Lv   [Syr.  Cur. 

X(ZQJtOg>0Q0VÖlP]. 

Deutlich  tritt  auch  hier  die  hebräische  Quelle  in  den  ver- 
schiedenen Übersetzungs Varianten  hervor:  ojcoQog  {Rom.)  ^=6x^0^ 

fia  (Clem.)  =  axoga  (1.  Petr.  1,  21)  =  ITIT,  xqlßoXoi  (Herrn.)  = 

axap&at  (Lc,  Mi,  Mc.)  =  D^^rip,  tpQovxlq  (Hom.)  =  ftigi/iva  (L<x, 

Mt.,   Mc.)  =  njOT,  fiaralcofia  (Herrn.)  =  cjrarijf^  (Mc.)  =  maip, 

vovg  (Hom.)  =  xagöla  (Lc.  8, 15)  =  ib  (vgL  dieselben  Varianten  zu 

Lc.  12,  34),   Xaßelp  (Hom.)  =  xagaöexBOd^ai   (Mc.  4,  20)  =  bap, 

oxaQjtop  ylpBoO^ai  (Mc.  Mi)  =  ov  xaQno^oQBtv  (Syr.  Cur.)  = 

ov  TsXeOfpoQslp  (Lc.)  =  n^n  Ä^b  *^nB.     Man  sieht,  dass  Hermas, 

der  in  dem  Ausdruck:  o  xZovrog  rot  alwpog  rovrov  ganz  mit 
Mc.  und  Mi  geht,  doch  eine  aussercanonische  Version  des  Ur- 
textes befolgt,  aus  welcher  wohl  auch  der  charakteristische  Aus- 
druck: jegayfiarslai  stammen  wird.  Zu  dem  ytmQyoq  der  Cle- 
ment inen  vgl.  das  Esra-Citat  oben  zu  Lc.  8,  5. 

Lc.  8,  20  =  Mt.  12,  47  =  Mc.  3,  32. 

a.  Ev.  sec.  Hebr.  ap.  Epiph.  Haer.  XXX,  14.  p.  139  A. 

elgrpcep  6  ocotijq  ip  xS  dpayyaXrjpai  avxop  oxi  löov  ly  /a//- 
xrjQ  aov  xal  ol  döeXffol  oov  e^co  toxrjxaaip, 

b.  Epiph.  Haer.  LXXVIH,  9.  p.  1041  A. 

x6   elgr^fitPOP'  Idov   ?)   fii]xi]g   oov  xal  ol  döeX^ol  oov  Ige» 
ioxTpcap  C,rjxovPxiq  ob. 

c.  Cod.  Cantabr.  Lc.  8,  20. 

djttjyyiXi]  de  avxS,   oxi  y  t^^'j'^vg  oov  xal  ol  dösXg>ol  oov 
i^o)  löxi]xaöip  ^Tjxovpx^g  ob, 

d.  Mc.  3,  32. 

xal  Xiyovoip  avxm'  iöov  ?)  fiijxtjg  oov  xal  ol  ddaXtpol  oov 
xal  al  dÖBXg)al  oov  a^o)  ^fjxovolp  ob. 

e.  Mi  12,  47. 

Idoi)  rj  ii^]xi]g  oov  xal  ol  d6BX(pol  oov  Igco  ^^^^'^ü^^^ 
Tovj^T^c  001  XaXrjoai. 


Texte  and  Untersuchungen  zu  Lc.  8,  20.  21.  133 

f.   Lc.  8,  20. 

axfffyiXfi  avrtp  ort  fj  (h^tt/q  öov  xal  ol  dÖ€Xg>ol  Cov  böttJ' 
xaoiv  i^co  IdelP  as  d^iXovxBg, 

Bei  der  Perikope  Ma  3,  31—35  =  Lc.  8,  19—21  =  Mi 
12,  46 — 50  treffen  wir  wieder  mit  Weiss  zusammen,  welcher 
(▼gL  Weiss,  Marcus  S.  131)  den  Ursprung  dieser  Perikope  mit 
Recht  auf  die  vorcanonische  Quelle  zurückführt.  Die  Fassung: 
^ijtovvxiq  as^  welche  Epiphanius  in  Übereinstimmung  mit 
Cod.  D  zu  Lc.  8,  20  vertritt,  ist  jedenfalls  die  ursprüngliche. 
Der  lucanisch-canonische  Text:  löslp  os  ^iXovreg  ist  nur  redak- 
tionelle  Umschreibung  oder  umschreibende  Version  des  Urtextes: 
Tjrn«  D'^tfpnp.  Vgl.  Lc.  13,  31:  d^iZei  os  djtoxrslvai,  wo  Cod.  D 
und  Syr.  Cur.  für  fJXei^  gleichfalls  Sjjf?  bieten. 

Le.  8, 21*  =  Mt  18, 48  =  Mc.  3,  SS. 

a.  Ev.  sec.  Hebr.  ap.  Epiph,  Haer.  XXX,  14.  p.  139  A. 

ort  rlg  fiov  iori  fii^ri]g  xcH  aÖ€Xg>ol; 

b.  Mc.  3,  33. 

x€U  dxoxQid'slg  ctvTolg  Xiyei'  rig  icriv  //  fif]ti]Q  (lov  xal  ol 
aöeXg>ol  fiov; 

c.  Mi  12,  48. 

0  de  dxoxQid^elg  sbrev  t<5  Xdyovri  avnp'  rlg  kcxiv  rj  fi^TijQ 
fiov,  xal  rlpsg  elolv  ol  aöeXg)ol  fiov; 

Während  das  Hebräerevangelium  diese  Frage  in  ähnlicher 
Fassung  wie  die  beiden  ersten  Synoptiker  und  fast  wortlich  so 
bietet,  wie  sie  Weiss  (Marcus  S.  131)  für  den  Urtext  halt,  ist 
bei  dem  kürzenden  Lc.  dieser  Theil  des  Quellentextes  in  Weg- 
fall gekonmien.    Vgl.  Weiss,  Marens  S.  135. 

Lc.  8, 2V  =  Mt.  12, 49,  50  =  Mc.  3,  34.  35. 

a.  Et.  sec.  Hebr.  ap.  Epiph.  Haer.  XXX,  14.  p.  139  A. 

xal  kxrelvag  Tfjv  x^rpa  Ijrl  tovg  /iad-r/rag  iq>fi '  ovxol  sloip^ 

01  adsXq>ol  fiov  xal  ^  mtrio,  xal  ol  aösXfpol  ol  xoiovvreg 
ra  d'BXfifiaxa  xov  jtaxgog  fiov. 

b.  Clem.  Rom.  U,  9,  11.  p.  124,  12. 

xal  yoQ  elxsv  o'xvQiog'  ddaXtpol  fiov  ovxol  elöiv  ol  jro«- 
ovvxBg  x6  d-iXf/fia  xov  xaxoog  fiov. 


134  AuBsercanoiuBche  PanJleltexte  zu  Lc. 

c.  Clem.  Rom.  II,  8,  4.  p.  122,  9. 

coCTB,  ddeig>ol,  xon^oameq  ro  &iX7jua  rov  xatoo^ 

d.  Clem.  Rom.  II,  10,  1.  p.  124,  15. 

C90re,  döeXq>ol  /lov,  xoifjotofiBV  ro  d-iXnua  rov  xaxoog, 

e.  Clem.  Rom.  II,  14, 1.  p.  130,  15. 

Q>0T£^   ddsZg)ol,  xoiovvreq  rö  &iZfifia  rov  xittooe  fmmv 

d'BOV, 

f.  Ecl.  proph.  Clem.  AI.  §  20.  p.  994. 

aösXtpol  fiov  yoQ^   q>fjG\v  6  xvQiog,  xai  ovyxZijQovofiiH  ol 
xotovirtsg  ro  &^Xfjfia  rov  jtarQog  fiov. 

g.  Mt  12,  50. 

oöTi^  /Äo  Sr  xoiTiO^  ro  d-iXriua  rov  xaroog  uov  rov  h 

ot;()a)'ofg,  avro^  //ov  adeJl^o^  xal  adeil^/)  xal  fiyrfjQ  iörlv. 
h.  Mc.  3,  35. 

0(5^ar  ytoii]ö7j  ro  ^^^Vf^  ^^^  ^5!^^»  ovrog  adfjlgoo^  fiov  xäi 

ddeXg)?]  xäi  fifirt}Q  korLv. 
i.   Herm.  Vis.  III,  8,  11.  p.  50,  5. 

Xva  axovöaprsg  avrä  xa\  jtoiijoavrsg  xa&aQio^äoiv. 

k.  Lc.  8,  21»>. 

fi^rrjQ  fiov  xal  döeXtpol  uov  ovrol  doiv  ol  rop  Zoyov  rov 
^6ov  axovovrsg  xäi  jtoiovvrsg. 


.  s.-'  -s-^v^  ^** 


Die  Fassung  bei  Mc.  und  Mt.  ist  mit  Weiss  jedenfalls  ab 
die  ursprüngliche  zu  betrachten.  Dabei  sind  die  Construktionen 
ol  Jtoiovpreg  =  oorig  av  Jtotrioij  =  og  av  xoifjO'^  =  TYtbyiT^'^ 
als  gleich werthige  Varianten  zu  erkennen.  Vgl.  Heft  II,  85.  Die 
partizipiale  Construktion  klingt  auch  bei  Lc.  an;  aber  seine  Text- 
gestalt: ol  rov  Xoyov  rov  d^eov  dxovovrsg  xci  jcoiovvrec  gehört 
nicht  hierher,  sondern  ist  theils  mit  Rücksicht  auf  die  Yoraus- 
gegangene  Parabel  (Lc.  8,  11.  14  vgl.  Weiss,  Marcus  S.  135), 
theils  im  Anschluss  an  die  letzten  Worte  der  Bergpredigt  (Lc 
6,  47—49  =  Mt.  7,  24-27)  von  Lc.  nachgebildet.  Über  das  Citat 
aus  dem  Uebräereyangelium  vgL  Agrapha  S.  338  und  dazu 
Ps.  103,  21  LXX:  ol  xoiovpreg  rä  d-eXtjfiara  avrov  =  WX^  '^'W, 
bezüglich  der  cvyxXrjQOPOfioi  bei  Clemens  AL  s.  Agrapha 
S.  207  f. 


Texte  und  üntemuchaDgen  za  Lc  8,  21.  23—25.  135 

Lc  8^  28—25  =  Mt.  8, 24—27  =  Mc.  4,  87-  41- 

a.  Hom.  Clem.  XIX,  14.  p.  183,  24 

[?}  vjLfji]  dia  rmv  ceiOficov  XQifiovaa  ofioXoyet  xal  cog  fis- 

yaXa  xvficttovfiiyf}  xA  öiöaöxdXq)  xXiovxt  xdt  yaXrjvijp 
ixiza^äyri  TaxiCra  xsto^elöa  7/ot;ya(l6. 

b.  Mt.  8,  24—27. 

xci  löox)  oeiOfiog  (iijtiq  k/svero  hf  ry  ^aXacaiUy  (oors  ro 

xXolov  xaXvjereö&ai  vxo  räv  xvfiarcov'  avrog  de  ixäd^sv- 
dsv.  xäi  xpoösXd'OPreg  tjysiQav  airov  Xi^ovreg'  xvgn,  oai' 
CoVy  äxoXXvfis&a.  xci  Xiyti  ovrolq'  xl  ösiXol  i^xSy  oXiyo- 
xicxoi;  xoxB  iysQ&elg  ixBxlfifjCev  xotg  dvifioig  xal  xfj  ^a- 
Xacoy,  xal  lyiv&xo  yaXijpij  fte/aXi^,  ci  Sk  äv&Qoxoi  iß-aih 
fiaoav  Xiyovxeg'  xoxaxog  ioxiv  ovxog,  oxi  xal  ol  ave/ioi 
xal  rj  d-aXacöa  avxw  vxaxovovöiv ; 

c  Lc  8,23—25. 

xXbovxov  Sh  avxcSp  dg)vxvwösv,  xal  xaxdßt]  XalXaxp  dvi- 

uov  elg  xijp  XlupnPy   xal  avvsxXnoovpxo  xal  ixipövvsvop' 

XQoasX&opxsg  6h  öifjysiQap  avxop  Xiyopxeg'  exioxaxa,  kxi- 

axdxa,  dxoXXvfiB&a.    6  6h  6ieyEQd-€lg  ixexlfiTjCsp  xw  dpifim 

xäi  x£  xXv6anfi  xov  i6axog'  xal  kxavcctpxoj  xal  kyipBxo 

yaXrjPTi'  slxev  6h  avxolg'  xov  rj  xlaxig  vfimp;  q)oßfi9'ipxBg 

Sh  id-aifiaöap  Xeyopxsg  XQog  dXXrjXovg'  xlg  dga  orrcog  iöxip^ 

oxi  xal  xotg  dpifioig  ixLxdoCBi  xal  x(p  v6axi,  xal  vxaxov- 


ovoip  avxS; 


i  Mc.  4,  37—41. 

xal  yivsxai  XatXatp  fieydXf]  dvifiov,  xal  xd  xvfiaxa  IxißaX- 

Xep  elg  xd  xXolop^  woxb  fj6i]  j^fil^eoO-ai  x6  xXotop  .  .  .  . 
xal  kyÜQovOiP  avxop  xal  Xiyovaip  avxw'  6i6daxaXs,  ov 
(liXsi  öoif  0x1  dxoXXvfied^a;  xal  6isy6Qd^6lg  ix6xlfii]0EP  xS 
dvi(i€p  xci  elxev  x^  d-aXdooxi'  öicixa,  xeq>lfimoo,  xal  ixo- 
xaöBP  6  dpsfiog  ....  xal  ^^P^^tS^Bü  g>6ßop  fidyaPy  xal 
iXeyop  xQog  dXX'^Xovg'  xlg  dga  ovxog  iaxip,  0x1  xal  o  dpe- 
Hog  Tcal  rj  d-dXaaoa  avxq   vxaxovsi; 


•*■'-  ./^  "■*■*'■_ 


136  Aussercanonische  Paralleltezte  zu  Lc. 

Auch  die  Perikope  vom  Seesturm  stammt  in  ihren  drei  syn- 
optischen Parallelen  aus  dem  Urevangelium.  Vgl.  Weiss,  Marcus 
S.  166  ff.  Dieser  Sachverhalt  und  die  Abstammung  der  Perikope 
aus  einer  hebräischen  Quelle  wird  noch  deutlicher  durch  die  — 
von  Weiss  nicht  berücksichtigten  — ^Übersetzungsvarianten:  aeiö- 

fiog  =  kalXay)  {avifiov)  =  xXvöcov  ««  fTl^,  &alaOöa  =  Xl/iv?)  = 

{'dcö^^=r^D^/(zu  Q^  =  vdcoQ  vgl.  z.  B.LXX  Ex^  14,  27THo8.  11, 10), 

xakisixeöd-av  =  ye/il^eod'ai  =  övfutXtjQoio&ac  =  SlOW,  iyÜQBiv 

=  öisreloeip  =  y^^t^,  xvQiog  =  öcödoxaXog  =  B3tioxaxir}q  =  "^an, 

öwCov  riiiaq  (Mt.)  =  libera  nos  (Cod.  Colb.)  =  kXevd^BQODCov  VJ^otg 

(Caelestinus)  =  13?''ttfin,  xoxa^siv  =  i^avxcc^eiv  =  Jtaveadixi  ^=^ 

•fS©  *),  (poßrid^vat  =  ß-avfia^eiv  =  «1^  ^),  xozajtog  =  vlg  aga  = 

K'^n  ÄhJDK  "^tt,  xeiöd-^vai  =  vjcaxoveiv  =  yciO.  —  Zu  dem  nur 

bei  Mt  zu  findenden  Textbestandtheil:  öiSaov  —  bietet  der  Papst 
Caelestinus  in  einem  Briefe,  der  in  den  Akten  des  Concils  von 
Ephesus  (ed.  Sylburg  p.  91,  9)  enthalten  ist  (vgl.  Lagarde, 
Agathangelus  p.  135),  bezw  die  Übersetzer  dieses  Briefes  — 
folgendes  Citat:  ^fiag  xcp  xXvöcovi  xivovfiivovg  üiqbxbi  Xeyeiv 
XVQ16,  kXsvd'iQcooov  fjfiag,  dxoXXvfied-a,  welche  Lesart  ganz  mit 
der  des  Cod   Colb.:  libera  nos  übereinstimmt. 

Lc.  8,  28  =  Mt.  8,  29  =  Mc.  5,  7. 

a.  Acta  Thomae  §  42.  p.  224.  ed.  Tischendorf. 

rl  rjfilv  xal  ool,  djtooroXe  xox  vtploxov;  öiaxl  ßovXei  rjiiäg 
äjtoXioai  xov  xaigov  ^fic5v  (irjösjta)  aveoxcoxog; 


/■>_,-x^N^  'S.,  >w/*w''^-'v  v-^x,^^.  "^  ■"-■*■.-.  ■^^'•^  "^  -^.y-     ■^v^*w.'>w/-s^*N.  ^•x^'^^  v. 


b.  Eustathius  p.  63. 

Ol  öalfioveg  avxoXe^el'  xl  fjfilv  xal  öol,  xexgayoxeg,  vta  xov 
ß^eov;  riXd-Bg  jtgo  xaiQov  dotoXeOat  i^fiäg. 


,  x.,-    ^^ 


c.  Cod,  Sinaiticus  Mt.  8,  29. 

xa\  löov  exga^ap  Xeyovxeg'  xl  tjfilv  xal  aoi,  vis  xov  ^eov; 
TjXd-eg  mÖE  f^fiäg  djtoXiöat  JtQo  xatQOV, 


1)  Vgl.  Gen.  8,  1 :  D7*n  «fe'j^  ==  LXX :  xal  ixonaae  z6  v6wq,  Hesych. 
ixonaaev,  inavaaro. 

2)  Vgl.  Deut.  34, 12:  ¥ffn  =  rä  S^avfjiaaia, 


Texte  and  üntersuchiuigen  zu  Lc.  8,  28.  137 

d.  Macar.  Hom.  XI,  10. 

xäi  cv  dh  avroq  oaxctvaq  fiaQTVQStg  (loi  liycov  olöa  aa^ 
rig  sl,  6  vlog  tov  d-eov'  xal  jtaXiv'  xl  i^fiTv  xal  ool,  ^Irjoov 
Na^ccQtipd,  TjZd-eg  jiqo  xaiQov  ßaöavlöai  ^fiag. 

e.  Epiph.  Haer.  XLVIII,  12.  p.  414  A. 

xai  x6'  xl  ^l&eg  xqo  xcuqov  ßaöaidcai^7]fiäg;  oUafiip  öe 
xlg  elf  6  ayiog  xov  &eov. 

f.  Epiph.  Haer.  LXVI,  35.  p,.650  B. 

xal  sxga^ov  Xiyovxzg'  2a,  xl  fjfitv  xäi  aol,  ^Irfiov  vlh  xov 
d-Bov^   oxt  jtQO  xaiQOv  fikd-eg  ßaaaplaai  rjiiag;   olöafiiv  Ca 

xig  sl,  6  ayiog  xov  d-eov. 

g.  Macar.  Hom.  XII,  9. 

XI  ovp  ixga^ov  ol  öalfiopeg;  ov  el  o  vlog  d-eov,  xl  Jtgo 
TcaiQOv  fildeg  ßaöavloat  f](iäg;  xcu  kv  xolg  fuxQxvglotg  Xi- 
yovor  xaleig  fie,  xaleig  fie. 

h.  Mfc.  8,  29. 

xal  Idov  exQc^av  Xiyovxeg'  xl  i^filp  xal  öol,  vle  xov  d-eov; 
•    r^Xd-eg  möe  Jtgo  xaiQOv  ßaöavloac  i^fiäg. 

i.  Lc.  8,  28. 

xl  ifiol  xal  ool,  'irjöov  vlh  xov  deov  xov  vtploxov;  öeofial  öe^ 
fifj  fie  ßaoaplaj^g. 

k.  Mc.  5,  7. 

xdi  xQa§ag  g)awij  (ieydXjj  Xeyei'  xl  kfiol  xal  ool,  ^Iijöov 
vle  xov  deov  xov  vtploxov;  OQxl^ca  oe  xop  deop^  firj  fia 
ßaaaplo^g. 

Gewiss  mit  Recht  lässt  Weiss  den  synoptischen  Parallelen 
Mt  8,  29—9,  1  =  Mc,  5,  6—20  =  Lc.  8,  28—39  einen  vorcanoni- 
scfaen  Text  zu  Grunde  liegen,  welcher,  abgesehen  von  einigen 
redaktionellen  Änderungen,  in  der  kurzen  Matthäus-Relation  ent- 
halten sei.  Zu  Lc.  8,  28  =  Mi  8,  29  =  Mc.  5,  7  bieten  die  Acta 
Thomae,  Eustathius,  Epiphanius,  Cod.  Sin.  die  ausser- 
canonische  Variante  äjtoXioat  an  Stelle  des  canonischen  ßacapl- 
ooi,  welches  in  den  neutestamentlichen  Rückübersetzungen 
durchweg  mit  TW  wiedergegeben  wird.  Dazu  vgl.  Num.  24,  24: 
"O?""'^  "lltJip'ay']  =  LXX:  xal  Tcccxcioovatp  ^Aööovq  xal  xaxci* 
aavOiP  Eßgalovg  =  Luther:  werden  verderben  den  Assur  und 
Eber,   sodass  TW  auch  in  die  Bedeutung  djtoXXvpai  übergeht. 


138  Aussereanonische  Paralleltexie  su  Lc. 

Das  Evangeliarium  Hieros.  liest  nach  Miniscalchi  p.  1&S: 
Ego  obsecro  te,  ne  me  obsideas  (»^  no*»^  i^),    was    aber 

nach  P.  Smith  (wie  Nestle  mir  mittheUt)  sl  me^pia,  zn  über^ 
setzen  wäre.  La  gar  de  (p.  340)  liest  aber  an  dieser  Stelle 
=  lo^^  =  ne  me  vincias  (?).  Völlig  unerklärlich  erscheint  der 
—  angeblich  aus  den  räthselhaften  y,fiaQtvQlotq^  ge6oh5pfte  — 
Wortlaut  bei  Macarius:  xaleig  ue,  xaUig  (is,  —  Für  das  ca- 
nonische  xqo  xaiQov  «=  Delitzsch:  ^1*)^  tkbSl  —  lasen  die  Acta 
Thomae:  J5^^_?55f§;?£j^^^^®  iveörciTog,  welche  Lesart  mit 
der  von  DelTtzscFgegebenen  Btückübersetzung  sich  vortrefflich 
deckt.  —  Eine  drastische  Schilderung  des  Vo^angs  gibt  aus- 
malend die  Anaphora  Pil.  A.  c.  2.  p.  437  ed.  Tischendorf:  xd 
^^vovq  oagxDc  öatfiovi^ofiivovg  xctt  r^p  olxfjoiv  Iv  kgfjfiotg 
Sxovrag  xal  öaQxag  XQmyovxaq  xäq  lölag,  6fiol(og  xolg  xxfjvc- 
Oiv  xäi  BQXSxolg  owavaaxQe^ofidpovg^  xal  xovxovg  xaxioxfjasp 
olxfjxoQag  jtoZeejp  xal  öiä  Xoyov  odtpQOPag  dxiÖH^BP, 

Lc.  8,  31  =  Mc.  5, 10. 

a.  Mc.  5,  10.  • 

xcii  xaQBxaXu  aixop  JcoXZa,  tpa  (if  avxa  djtocxelli]  e^to 
xijg  Xo:fQag. 

b.  Syr.  Cur.  Lc.  8,31. 

xal   xaQBxaXow  avxop,   Xva  fi?)  dxoöxelX^  avxä  eig  xijw 
aßvooop  fitjöh  kxßaX^  avxa, 

c.  Epiph.  Haer.  LXXIV,  9.  p.  897  B. 

jtaQsxaXei  yag,  x6  BvayyiXiop  (prjoip,  ipa  fit]  xifitp'Q  avxbv 

Big  xfjv  aßvööop  djtBXd^BlP, 

d.  Lc.  8,  31. 

xal  jtaQBxdXovp   avxop,   tpa   (ifj   Ixixa^^]   avxotg  Big  xf)p 
aßvcöop  djiBkÖ-stp, 

e.  Ephraem  Syr.  Ev.  concord.  expos.  ed.  Mosiuger  p.  75. 

Et  daemones   coeperunt  precari,   ne  eos  ex  hoc  loco  expel- 
leret  eosque  ante  tempus  in  ^ebennam  mitteret. 

Die  Verse  Mc  5,  8—10  =  Lc.  8,  29  —  31,  welche  bei  Mi 
fehlen,  sollen  nach  Weiss  nicht  aus  der  vorcanonischen  Quelle 
entlehnt  sein.  Vgl.  Weiss,  Marcus  S.  174.  Immerhin  könnte 
dies  bei  Mc.  5,  8.  9  =  Lc  8,  29.  30  der  Fall  sein,  während  Me. 


Texte  und  üntenQchoxigen  zu  Le.  8, 31.  32.  139 

5y  10=»Lc.  8,  31  auch  so  recht  gut  an  den  Context  zwischen 
Mi.  8,  29  und  y.  30  sieh  einigen.  Die  aussercanonischen  Paral- 
lelen mit  ihren  Übersetzungsyarianten  sprechen  bei  Lc.  8,  31  ==» 
Mc.  5, 10  f&r  einen  hebräischen  Urtext.  Vgl.  xagaxaX^v  =  pre- 

am  -«  bMS  (s.  Heft  II,  331  zu  Mt  26,  53),  ^^^ocxixi^^ 
xeiv  =  nblö,  l5£55,^J^(P^  =  0"^?^  (vgL  Jos.  4, 18:  DttSpIpb  = 
LXX:  xaxa  xcoQav),  Die  letzte  Variante  des  Ephraem:  ex  hoc 
loco  —  ist  ganz  besonders  geeignet,  das  dunkle  egco  r^^  X^Q^^ 
des  Ma  aufzuhellen.  Aus  ihrem  bisherigen  „Ort"  —  kx  tc5v  av- 
&Qcix<ov,  wie  es  im  Epiphanius-Gitat  zu  Lc.  8,  32^  im  Folgenden 
lieisst  —  wollen  zunächst  die  Dämonen  nicht  vertrieben  werden. 

Lc.  8, 32*  =  Mt  8,  81  =  Mc.  5  12- 

a-  Hom.  dem.  X,  6.  p.  102,  3. 

moxsQ  x^^Q^''  Y^ofiBvoi  öai/iovcop  alxrniara  iyivBOd-e, 

b.  Hom.  Clem.  XIX,  14.  p.  183,  26. 

xoL  ol  öalfiorsg  ov  fierd  tov  q>oßelod^ai  xal  jtQori/iav  i^- 
ißatvov,  aXXa  ok  slg  xo^pot;^  sloeX&Blv  xqoteqop  jtaQaxa- 
XovvxBq  rj^lovv  cog   fitjöh  rov  elq  ;ijo/()ov$   doeXO^elv  avsv 

Tfjg  avTOv  avyxcoQi^OBCDg  k^ovolav  Ixovxsg, 
c  Mt.  8,  31. 

ol  6h  öedfioveg  xaQexaXovv  avrdv  XiyovxBg'  el  ixßaXXeig 
rjliäg,  axoCxBiXov  fjfiog  Big  xrjv  dyiXijv  xAv  xoIqcop. 

i  Epiph.  HaerTLXVi,  35.  p.  650  BC. 

xal  xoQBxaXow  avxop  ol  dalfiovBg  XiyovxBg'  bI  ixßaXXBig 

nuag  kx  x(5v  äpd-ocijtwv^  axooxtiXov  i]fiag  Big  xavg  ^o/- 

Qovg. 
e.  Mc.  5, 12. 

xal  xaQBxaXBCap  ccCxop  XiyoPXBg'   JJ^Jpop  rifiag  Big  xovg 

XolQovg,  tva  Blgavxavg  BloiX&mfdBV,  xcä,  ^^^0^$^  (xtxolg. 
t   Lc.  8,32^ 

xal  xaQBxaXBOav  avxov^  ipa  ixixQiyyiu  avxolg  Big  kxslpovg 

[Syr.  Cur.:  Big  xtjp  dyiXfjp  xcop  xoIq<x>p]  BlOBXd-Blp.  xal  ijti- 
xQe^BV  avxolg. 

Nach  Weiss  (Marcus  S.  174)  lautete  die  Rede  der  Dämonen 
urtextlich  wie  Mt.  8,  31 :  anooxBiXov  tjfiag  slg  xriv  ayiXi]v  xcov 


140  Aussercanoniache  Paralleltexte  zu  Lc 


XoIqcdv.    Dann  ist  aber  auch  das  jtifiy>op  tifiäq  (=  ^nbtJ)  in 

Mc.  5, 12  ein  Rest  des  Urtextes.  Das  el  ixßaXletg  i^ftäg  in  Mt. 
8,  31  ist  einer  der  wenigen  Bestandtheile  in  der  Matthäus -Re- 
lation, denen  Weiss  keinen  Quellen werth  beimisst.  Wenn  aber 
der  (von  Tischendorf  nicht  notierte)  Zusatz  des  Epiphanius- 
Citates:  ix  rwp  dvd'Qcixmp  ursprünglich  zum  Text  gehörte,  dann 

gewinnt  durch  den  Gegensatz  von  ävd-QcijttDV  und  xolQiDV  der 
an  sich  farblose  Textbestandtheil:  bI  ixßdXXeig  fjfiaq  erst  seine 
Bedeutung:  „wenn  du  uns  (aus  unserem  bisherigen  Wohnort)  aus 
den  Menschen  vertreibst,  dann  sende  uns  (wenigstens)  in  die 
Schweine.  Man  vgl.  dazu  die  vorausgegangenen  Erläuterungen 
zu  Lc.  8,  31. 

Lc,  8,  88»»  =  Mt.  8,  82*  =  Mc.  5,  13*. 

a.  Epiph.  Haer.  LXVI,  35.  p.  650  C. 

xai   cigfirjoav   elg  rijv    d^aXaoöav    xal   ojidlovro   iv    voTg 
vöaoiv.  ™— 


•  •>--'  ta    ^-. 


b.  Mt.  8,  32*. 

xal  löox  cigfifjOev  Jtaöa  ?]  ayiZfj  xaxa  xov  xQtjfiPov  slg  xfp 
d-aXaooaPy  xal  ajti^arsp  kp  rotg  vöaöip. 

c.  Mc.  5,  13*. 

xal  wQfirjaep  ij  äyiXtj  xaxa  xov  xQTjfipov  elg  xr^p  d-akaaoav, 
cog  öiOxlXioi,  xal  kjtplyopxo  ip  x^  d-alaaa^, 

d.  Lc.  8, 33*.  ^  ™^ 

xal  a>Qfifjöep  ^  ayiXr)  xaxa  xoi   xQf/fiPov  slg  xfjp  Xlfiprip 
xal  axBJtplyri^  ^"^ 

Nach  Weiss  stellt  Mt  8.  32*  den  reinen  Quellentext  dar. 
Damit  stimmt  auch  die  Variante  oxcqXopxo  bei  Epiphanias, 
wie  denn  Salkinson  das  djt^d-apep  in  llis,  32*  mit  ^nnfcTI 
wiedergegeben  hat.  Zu  den  Varianten  jU/iprj  (beachte  hier  die 
kcanische  Version  wie  oben  Lc.  8,  22.  23)  =  d^aXaoöa  =  vdwQ, 
^rföT«  =  d;  vgl.  die  Bemerkung  zu  Lc.  8,  23—25. ^ 

Lc.  8,  41.  42*  =  Mc.  5,  22.  28  =  Mt.  9, 18. 

a.  Iren.  V,  13,  1. 

summi  sacerdotis  mortua  filia. 


Texte  und  Untennchnngen  zu  Lc.  8,  33.  41.  42.  141 

b.  Valentiniani  ap.  Iren.  I,  8,  2. 

Tfjiv  6i  dwöexasTTJ  xagd-ivov  ix€lvi]v,  rrjv  rov  aQxiOvra- 
yciyov  d^axiga^   iqv  kjtiöxaq  6  xtgiog  ix  vexQcov  ijystQS, 

c.  Lc.  8,  41.  42* 

xäi  löoi)  fjXd-sv  dvT^Qj  cp  opofia  ^latigog,  xal  avrog  agxfov 
Tfjg  cvvayarffjg  vjttJQxsv'  xal  xeocip  jtagä  rovg  Jtoöag  'Itj- 

(kn  JtaQBxaXu  avxov  eloeZd-elv  elg  xbv  olxov  avxov,  oxi 
OvyaxfiQ  fiovoyevfjg  riv  avx<p  <og  ixwv  öcidexa  xal  avxtj 
ajttd-vffixev- 

d.  Cod.  Cantabr.  Lc.  8,  41.  42^ 

xal  kX9-<ov  avfiQ  ....  yfjg  jtBöciv  ovxog  olqxcdv  xrjg  ovva- 
ycny^g  xeocov  vjto  xovg  xodag  xov  *Itioov  jtaQsxaXsi  avxov 

sloeXd-etP  elg  xrjv  olxlav  avxov'  r^v  yäg  dvyaxrjQ  avxA  fio- 
vofBvfig  kxoiv  öoiösxa  ojtod-vficxovöa, 

e.  Mc.  5,  22.  23. 

xai  IgxBxai  Big  xciv  aQxtCwaywymv,  ovofiaxi  ^IdsiQogy  xal 
liwv  avxov  xhexei  xQog  xovg  noöag  avxov  xäi  xccQaxaXsi 

avxov  xoXXd^  Xiyaw  oxi  xb  &vyäxQi6v  fiov  hoxdtoog  l^x^i, 
iva  iX&wv  ixid^g  xag  x^^^^  avxrj,  Iva  oaid-y  xal  CV^V- 

f.  Mt  9,  18. 

xavxa  avxov  XaXovvxog  avxotg^  löov  aQxcyv  elöeXB-mv 
XQOösxvvei  avxS  Xiymv  ij  dvydxrjQ  /lov  agxi  ixsXsvxtjOsv^ 

aXXa  kXd'WV  kxt&sg  xt/v  x^^Q^  ^^^  ^^*  avxfjv  xal  ^^ösxai. 
Auch  der  Erzählung  von  Jairi  Tochterlein  und  dem  hluir 
flüssigen  Weibe  (Mt.  9,  18-26  =  Lc.  8,  40—56  =  Mc.  5,  21—43) 
liegt  eine  kurze  —  am  besten  bei  Mt.  erhaltene  ~  Urrelation 
zu  Grunde.  Vgl.  Weiss,  Marcus  S.  183 ff.  Hier  sind  zu  den 
yariierenden  Ausdrücken:  ixeXevxtjOev  (welchen  Ausdruck  Weiss 
allein  als  berechti|?te  Wiedergabe  des  Urtextes  anerkennt)  == 
dxid^oxtv  =  f]v  dj€0&vfjoxovöa  ==Jö^xa)g  exei  =  mortua  als 

gleichwerthige  Übersetzungsyarianten  yon  «ira   zu  constatieren. 
VgL  nT3  =  sterbend  Gen.  20,3.   Fürst  I,  715.^)    Auch  jtljtxeiv 


1)  Das  Evang.  Hier,  hat  zu  Lc.  8,  42:  r^isOBKLi  r^x^hn  '^  prozima 

morti,  zu  Mt.  9, 18:  d^OViSn  Oü^  —  modo  defancta.  So  wenig  hatten 
die  VerfaaMr  dieses  Evangeliarinm  die  Möglichkeit  eines  gemeinsamen 
Textes  ?or  Augen. 


142  Auasercanonische  Paralleltexte  za  Lc 

xQOg  (xaga)  vovg  jvoöag  (Mc^  La)  ist  nur  graedsiereiide  Ver- 
sion Yon  mnntDn,  wovon  die  hebraisierende  —  bei  dem  ersten 
Evangelisten  bevorzugte  —  Version  xqocxvvbZv  bei  Mc  und  Lc 
niemals  vorkommt     Vgl.  Heft  I,  116. 

Le.  8, 4St^  =  Mc  5, 24=  Mt  9, 19. 

a.  Mt.  9,  19. 

Tcdi   iysQ&elg  6  ^Itfiovq  ^xoiovß'61   avzm   7uä   ol  fia&tjrdi 
avTOv. 

b.  Mc.  5,  24. 

xcit  djtfjXd-ep  fier   ccvtov,  xai  i^xoXovd-u  avnp  ox^(^  xo- 
Xvg.  9cäi  ovpid-Xißov  ctvrop, 

c.  Lc.  8,  42^ 

iv  öh  xcö  vxaysiv  avxov  ol  ox^oi  ovvixviyov  ourov. 

e.  Marcion  ap.  Epipb.  Haer.  XL1L  p.  313  A.  p.  327  A. 

kyevero  <ft  ^i'   rm   vjcdyeiv  avxov,   cvvijtviyov  ccvxhv  ol 

f.  Cod.  Cantabr.  Lc.  8,  42^ 

Tcal  iyivBTO  iv  zw  jtoQeveo&ai  avtov,  ol  ox^i  ovvixviyop 


avTov, 


9  

Weiss  hält  zwar  diesen  Satztbeil,  auch  im  ersten  Evan- 
gelium, nicht  f&r  ursprünglich.  Vgl.  Weiss,  Marcus  S.  183. 
Aber  die  Varianten:  djtiQx^o&ai  =  vxayeiv^^xoQSveod-ai  =^t}j 
sowie  avvd^klßsiv  =  cvvjivlyuv  =  ixy^  lassen  auch  hier  einen 
hebräischen  Urtext   vermuthen.    Vgl.   auch  xal  k/ivsTO  =  ^tT^- 

Lc.  8,  48  =  Mc.  5,  34. 

a.  Clera.  AI.  Strom.  IV,  25,  163.  p.  637. 

iq>^  i^v  6  xvQiog  ajtiXvB  Xiya)v"  ojcelO^s  elg  elQrjvTjv. 

b.  Mc.  5,  34. 

(   6h  ehtBV  avrf]'  —  vjtaye  elg  etgijvTjv. 

c.  Lc.  8,  48. 

o  Ö6  ebtev  avr^'  —  jtoQsvov  elg  elgr^vriv. 

Zu  den  Varianten  ojteXd^B  =  vjtarye  =  jtoQsvov  =  "^pb  vgl 
Lc.  5,  24  und  die  dort  angegebenen  iParalleltexte.  Ausserdem 
vgL  Lc.  7,  50:   noQBvov  elg  slgiqvi^Vy  femer  BaruchVII,  9  ed. 


Texte  and  Untersuchungen  zu  Lc.  8,  42.  48.  50.  54.  14  J 

Harris  p.  57:  axeXB-s  iv  slQtjvu  fisd-^  tyidag,  ebenso  VIII,  3 
p.  60:  axeX&e  iv  dift^vQ.  Das  Wort  stammt  bei  Mc.  und  Lc> 
gewiss  aus  der  Quelle.     Gegen  Weiss,  Marcus  S.  191.^) 

Lc.  8, 50  =  Mc.  5,  36. 

a.  Mc.  5,  36. 

6  de  'Ifjöovg  Jtagaxovöag  rbv  Zoyov  XalovfiBVOV  Xiy^i  rqo 
äQxiovvoc/oiycp'  fif^  g)oßov,  fiovov  jiloreve. 

b.  Aphraates  Hom.  1,  13.  p.  14.  ed.  Bert. 

Und  auch  zu  dem  Obersten  der  Schule,  da  ihn  dieser  bat 
wegen  seiner  Tochter,  sprach  er  so:  Glaube  nur,  so  wird 
deine  Tochter  leben. 

c  Lc.  8,  50. 

o  dl  'lijoovg  dxovoccg  dxsxgld^  ccvrm'  fifj  tpoßw'  fiopov 
jrloravoov,  xäl  ocod^oerai. 

Mc  5,  35 — 37  =  Lc.  8,49  -  51,  welche  Verse  im  ersten  Evan- 
gelium fehlen,  gehören  zu  den  redaktionellen  Ergänzungen  des 
Kweiten  Evangelisten  und  sind  von  da  in  das  dritte  Evangelium 
übergegangen.  Die  Aphraates-Vanante:  „sie  wird  leben^^ 
stammt  daher  nicht  aus  einer  Version  des  Urtextes,  sondern  aus 
der  Übersetzung  des  griechischen  Textes  öa}9^^0BTai.  Vgl  Evang, 
Hier.  p.  195:  f<ai  =  vivet.  Im  Aramäischen  und  Syrischen 
wurde  cw^vai  in  der  Regel  mit  vivere  wiedergegeben. 

* 

Le.  8, 54  =^  Hc.  5^  41. 

a.  Epiph.  Ancor.  a  100.  p.  103  D. 

ro  dl  capacd-at  jcaXiv  evxBQiotsQOP  icvc  JtoXi  xov  xakicai' 
7/  xcOg,  dpaatffd-L 

b.  Epiph.  flaer.  XLII.  p.  372  C. 

xal  t6'  xovfil  xovfil  raXid-a^  rovzicrip  dvaörrjd'i,  i]  Jtatq. 


1)  Wenn  dagegen  Schwally  in  seinem  ,Jdioticon  dea  christlich  pa- 
laestinischen  Aramäisch*'  S.  53  fidaxi^  Mc.  5,  29  mit  ^vaiq  {xov  alfiatoq 

140.8,44)  auf  ^i-^cü  (»  n-rsia)   zurückführt,   so   genügt    der  Hinweis  anf 

Weiss,  Marens  S.  185  ff.,  am  die  Überzeugung  zu  gewinnen,  dass  Mc.  5,  29 
**  Lc  8, 44  ein  gemeinsamer  semitischer  Quellentext  überhaupt  nicht  vor- 
hegt 


144  Anasercanonische  Parallelt^xte  ku  Lc. 

c  Epiph.  Haer.  LXIX,  59.  p.  783A. 

xovxioTLV  opaöTfid-if  17  Jialg; 

d.  Lc  8,  54. 

avrbg  öh  XQCTi^cag  rfjg  x^^Q^^  avrTg  i^mvtjosv  X^cdv 
rj  jtatg,  tyalQOV. 

e.  Mc.  5,  41. 

xcH  TCQaxrjoac;  rtjg  X^^Q^^  '^^^'  Jtaiölov  Xiyei  avvy'  raXi&a 
xovfiy  6  ioTiv  fit&eQfifji*6v6fi€vov'  To  xoQaaioVf  ool  Hyo)^ 

BfBLQB. 

f.  Aphraates  Hora.  VIII,  6.  p.  138  ed.  Bert. 

Und  die  Tochter  wiederum  des  Synagogenvorstehers  rief  er 
zweimal,  indem  er  zu  ihr  sprach:  Mägdlein,  Mägdlein,  stehe 
auf. 

An  Stelle  von  Mc.  5,  40.  41,  welche  der  dritte  Evangelist 
kürzend  in  Lc.  8,  53.  54  adoptiert  habe,  erkennt  Weiss  (Marcus 
S.  192)  nur  die  Worte:  hcQarijcev  z^g  X^^Q^  avrijg  in  Mt  9,  25 
(s=  xQat'^öag  rrjg  x^*^^^  ^^-  4»  41*  =  xQatfjöag  rt/^  X^^Q^^  ^' 
TTJg  Lc.  8,  54*)  als  aus  der  vorcanonischen  Quelle  stammend  an. 
Der  aramäische  Zuruf  Jesu  mit  Einschluss  der  griechischen 
Übersetzung  ist  ihm  eine  aus  mündlicher  Tradition  geflossene 
Einschaltung  des  Mc.  Doch  wäre  es  immerhin  möglich,  dass  in 
Lc.  8,  54  ein  Rest  des  Urtextes  erhalten  ist  und  dass  der  Zu- 
sammenhang gelautet  hat:  ixgcirijoev  rfjg  X^'^Q^?  mttjg  xal  i^ci- 
vrjöev  Xiycav  rj  jcalg,  iyalgov  =  ('^ü'^p  »^'7??)»  ^^l  i^y^Q^Tj  ro  xo- 
Qaoiov.  Dafür  sprechen  die  Varianten:  ^  jcatg  =  to  xoq&öiov  = 
«TT?3,  lyeiQB  =  lyelgov  =  avaortid^i  =  *»121p.  In  diesem  Falle 
würde  nur  die  Hinzuftigung  des  aramäischen  Textes  auf  Rechnung 
des  Mc.  zu  setzen  sein.  Die  volle  grammatisch  richtige  Form 
ist  auch  im  Aramäischen  "^Wp,  doch  mit  zurückgezogenem  Tone, 
sodass  das  tonlose  '^im  Volksdialekt  verschwand.  Vgl.  Eautzsch, 
Grammatik  des  Bibl.  Aramäischen  S.  11.  12.  Jedenfalls  ist  es 
aber  sicher,  dass  wir  die  Hinzuftigung  des  aramäischen  r^iujJ^ 
iSAOs  (so  auch  im  Evang.  Hieros.)  lediglich  dem  Marcus 
verdanken.  Zu  der  von  Aphraates  behaupteten  zweimaligen 
Wiederholung  der  Anrede  vgl.  die  Bemerkungen  zu  Lc.  7,  14.  15. 


Texte  und  UntersuchDugen  zu  Lc.  9, 1.  2.  145 

Lc.9,1.  2  =  Mt.lO,l.  7=«Mc,6r7.  12, 

a.  Barn.  Vin,3.  p.  38,  10. 

olg  eäcoxBv  tov  evayyeXlofs  xriv  i^ovatav^  ovoiv  iexaövo 

£lq  fiagxvQiov  xciv  fpvXäv  (ot£  öexa&io  q>vXal  xov  ^ICQarjX) 
elg  xb  xfjQvoasiv. 

b.  Lc.  9,  1.  2. 

avpxaXeoaiievog^  61  xovg  öcoöexa  ^öoxev  avxotg  &vpafiiv  xäi 

i^ovclav  ijtl  jtavxa  xa  Öai/dovia  xäi  vooovg  &6QajtevBiv, 

xaL  djieaxsiXev  avxovg  xnQtoasiv  xrjv  ßaoiXslav  xov  ß-eov 
xoi  lao&ai. 

c.  Mt  10,  1.  7. 

xoi  XQOOxaXsoa/isPog  xovg  öciösxa  fiad^äg  avxov  eöcoxsv 

avxolg  i^ovolap  nvsvfiaxtov  dxad-agxov,  woxe  ixßaXXeip 

avxä  xcä  d^sQOJtsveiP  jtaoav  poöov  xal  jtaöap  fiaXaxlap.  . . 
V.  7.  [Xiywv]'  xogsvo/ispoi  de  xfjQvooexe  Xiyovxeg  oxt  r/yyixsp 
f}  ßaöiXela  xc5v  ovgapwp. 

d.  Mc  6,  7.  12. 

xcu  XQOOxaXelxat  xovg  ödöexa  xäi  ijg^axo  avxovg  ojtoöxiX- 

XsiP  ovo  ovo,  xäi  iölöov  avxolg  l^ovclap  xqjp  jtP£Vfidxa>p 
X(5p  dxa&aQxa)p  .  . .  xal  i^eXB-ovxeg  ixy'jQv^ap,  Xpa  ^sxa- 
pomoip. 

Wie  Barnabas  die  Apostelwahl  {xovg  Idlovg  catoctoXovg 
. . .  i^sXi^axo)  berichtet  (vgl.  oben  zu  Lc.  6,  13),  so  finden  wir 
aa(^  bei  ihm  eine  Parallele  zur  Aussendung  der  Zwölfe. 
Während  nun  Weiss  (Marcus  S.  204  ff.)  die  Anfangsworte  dieses 
Berichtes  so  eonstruiert:  xctXsodfievog  xovg  ötoöexa  iäwxt»  av- 
xoig  igovcUip  —  und  die  den  Jüngern  gegebene  Vollmacht 
(igotxi/a  =  itpafiig,  lucanische  Version,  =  inbtD,  vgl.  dieselben 

Uberaetzungsvariant^a  zu  La  4,  32  und  Lc.  20,  2)  auf  die  zwei 
Objekte:  die  Dämonenaustreibungen  und  die  Krankenheüungen, 
beschränkt,  bezeichnet  Barnabas  das  eiayyiXiop  als  das  Objekt 
der  den  Aposteln  mitgetheilten  i^ovola.  Folglich  dürfte  das 
i^gvMaip  (Barn.,  Lc.,  Mt^  Mc.)  zum  Urtext  gehört  haben,  welches 
mit  dem  schon  im  Septoaginta-Griechisch  geläufigen  evayyeXl- 
oaad'ai  (vgL  Lc  9,  6;  Lc.  4,  18  =^  Jes.  61, 1,  namentlich  auch  Lc. 
4, 43  =s  Mc.  1,  38)  als  Übersetzungsvariante  von  lte3  gleichbe- 

Tezte  n.  Untenncbniigen  X,  S.  10 


146  Aussercanoniflche  Paralleltexte  za  Lc. 

deutend  ist    Wegen  ÖBxaövo  YgL  die  Texte  und  Bemerkungen 
zu  Lc.  6,  13. 

Lc.  9, 18.  19  =  Mc.  27, 8^  28  =  Mt.  16, 18.  14. 

a.  Hom.  Clem.  XVII,  18.  p.  167,  10. 

afta  yag  rm  top  xvqiop  sljcelp,  rlpa  avrop  Xiyovcip,  x«i 

aXXovg  aXXo  xt  Xiyopxaq  avxop  dxrpcooxog  ifiot  xxL 

b.  Lc.  9,  18.  19. 

xäi  kyiphxo  hp  x<p  elpai  avxop  JtQOOevxo/isPOP  xccxa  fiopag 
ovpfjoap  avx(p  ol  ftad-r^aly  xal  ijtr^QcixtjOBP  avxovg  Xeycav 
xlpa  fie  ol  6x^01  Xiyovaip  elpai;  ol  öh  axoxgi&ipxeg  thtav 

^Icodppfjp  xop  ßajtxioxijp^  aXXoi  öh  ^Hüelap,  aXXoi  öe  ort 

3tQ0(pf]xrig  xig  x^p  agxaifop  apioxri. 

c.  Mc.  8, 27^  28.  ^  ^ 

xal  Ip  xfj  oöm  ijcfjQcixa  xovg  fia&tjxag  avxov  Xiymp  avxolg' 
xlpa  IIB  Xiyovoip  ol  ap9^Qa)jtoi  elpai;  ol  de  eljtap  avxro 
Xiyopxeg  oxi  Icoappijp  xop  ßajtxiaxrjp,  xal  aXXoi  HXslaVt 
aXXot  öh  oxt  elg  xwp  jtQo^rjxcöp. 

d.  Mt.  16,  13^  14. 

tjQcixa  xovg  (lad^xag  avtov  Xiya)P'  xipa  Xiyovoip  ol  ap- 
d^QCDjtot  elpai  XOP  vlop  xot  äp&gcojtov;  ol  de  aljtap'  oi^ubp 

'icoäppfiP  XOP  ßajixiox/ip,  aXXoi  öe  ^IlXelap,  itegoi  öh  ^oe- 
(liap  fj  bPa  xc5p  JtQOtpi^xcip. 

e.  Epiph.  Ancyr.  c.  31.  p.  36 CD  =  c.  38.  p.  43  B  =  c.  38.  p.  44  A 

=  c.  39.  p.  45  A. 
xal  xovg  fia&^ijxäg  mg  apd'QiDnog  kQa>xa'  xlpa  fie  XiyovciP 
ol  apO-QiDJtoi  elpai  xop  vIop  xov  dpd-gdjtov; 

Obwohl  die  Parallelen  Lc.  9,  18—21  und  Mt.  16,  13-  15.  20 
unverkennbare  Abhängigkeit  vom  Marcustexte  Mc.  8,  27 — 30  au 
den  Tag  legen,  so  ist  doch  mit  Weiss  (Marcus  S.  284  Anm.  1; 
Matthäus  S.  391  Anm.  1)  anzunehmen,  dass  auch  schon  dem 
Marcus  eine  Darstellung  des  Petrusbekenntnisses  in  der  vor- 
canonischen  Quelle  vorgelegen  hat,  wovon  der  erste  Evangelist 
in  Mt.  16,  17  einen  besonders  werthvollen  —  durch  QaL  1,  15 — 
17  beglaubigten,  von  Mc.  und  Lc.  aber  weggelassenen  —  Rest 
uns  erhalten  hat.    Zu  den  Symptomen  des  Quellentextes  rechnet 


Texte  und  UnierBuchnngen  zu  Lc.  9, 18.  19.  20.  22.  X47 

hier  Weiss  die  Ausdrücke:  6  ßaxrioxriq  (wofÖr  Mc.  selbst- 
ständig  o  ßajtTl^wv  schreibt)  und  6  tiog  rov  av&Qcixov  als 
Selbstbezeichnung  Jesu.  Während  die  Pseudo-Clementinen  durch 
ihre  Lesart:  <xvr6v  das  fih  des  Mc.  und  Lc.  vertreten,  verbindet 
Epiphanius  in  seinem  Gitate  pleonastisch  beide  Bezeichnungen. 

Lc.  9,  ao  =  Ht  16, 15.  16  =  Mc.  8,  29. 

a.  Just  DiaL  c.  Tryph.  c.  100.  p.  327  B. 

xal  yoQ  vlov  d'Bov  XqiOxov  xarä  tfjp  rov  jtarQog  avrov 
cutoxaXvy>iv  ijtiypovra  . . .  2X,(i(Dva, 

b.  Hom.  Clem.  XVI,  15.  p.  156,  14. 

vlov  de  d-eoi  rov  rä  jtavxa  öuxxoofii^oaptog  top  sljtovxa 
avrov  evZoymg  ifiaxagioev. 

c.  Hom.  Clem.  XVII,  18.  p.  167,  10. 

üfia  yaQ  r^  rov  xvqiov  shtsiv,  rlva  avrov  Xiyovoip^  xal 
aXZovg  aXXo  ri  Xdyovrag  avrov  axrpcoorog  kfdov,  iki  rffg 
TuxQilag  dveßfj'  ovx  olöa  ovv^  jtwg  ebiov*  oi)  al  6  vlog  rov 
Cfiivxog  d-BOv, 

d.  Mi  16,  15. 16. 

UyBi  avrolg'  vfislg  6i  rlva  fie  Xiysre  elvai;  äxoxQt^d'slg  6h 
Hifiow  nirgog  ebtev'  öv  el  6  XQiorog,  6  vlog  rot  d-eov 
rov  ^(Dvrog. 

e.  Lc  9,  20. 

eljtBv  öh  axrolg'  vfielg  öh  rlva  (u  Xdyera  slvai;  Ilirgog  6k 
axoxQi&Big  slxsv'  rov  Xgiorbv  rov  d-eot. 

f.  Mc.  8,  29. 

xcä  avrog  ixrjQcira  avrovg'  vfielg  6b  rlva  fiB  Xiyara  elvai; 
dxoxQi&Big  o  nirQog  Xiyat  avrtß'  ov  al  6  Xgcorog. 

Die  Homilien  lassen  durch  das  ifiaxagioav  (vgl.  /laxagtog 
al  HiitDv)  und  Justin  durch  xarä  rrjv  rov  Jtargbg  axrov  djto- 
xaXv^piv  die  Bezugnahme  auf  Mt.  16,  17  —  sei  es  nach  einer 
auBsercanonischen  Quelle  oder  nach  dem  canonischen  Matthäus- 
texte —  deutiich  erkennen.    Vgl.  Heft  II,  185  ff. 

Lc  9,  22  =  Mt.  16,  21  =  Mc.  8,  31. 

a.  Celsus  ap.  Orig.  c.  Geis.  II,  54.  Opp.  I,  428. 

fl  6i6ri  xQoalJiav,  €og  cbiod'avcov  dvaan^oarai; 


j^48  AiusercanoniBche  P&ralleltexte  so  Lc. 

b.  Just  DiaL  c.  Tryph.  c  100.  p.  326  C. 

kö^/mtvBVy  ori  ixalvov  a%iov  xai  &avfiaOfiov  fiilXu  xoulv^ 
fiBrä  ro  öT(z%)Qa>&rjvcu  avloxacd-ai  fiiXXokv  ty  tglr^  W^Q9 

ix  vtxQcip. 

c.  Just.  Dial.  c  Tryph.  c.  51.  p.  271 A. 

xal  ort  öet  avrov  JtoXXä  jectd-slp  äjto  xwv  ygafifiarimv 

xal  ^aQicatcov  xal  cravQmd^Tjvai  xcu  r^  tQlry  f]fiiQa  opa- 
örfjvai. 

4  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c  76.  p.  302  A. 

ißoa  yaQ  jtQO  roi  Cravgai&^jjvai'  öel  xov  vlov  rov  av&Qci' 
xov  jtoZXa  jtad-etv  xal  äxoöoxifiaöd'fjpai  vüto  zwv  yQafi^ 

uaxiov    xal    g>aQiaal(ov  xal   oxavQa}d^!jtf(u  xcü   xy  xqIxh 

riiiga  avaöxtjtfai. 

e.  Just.  Dial  c.  Tryph.  c.  100.  p.  327  A. 

o^BV  xal  kv  xolc  Xor/otq  avrov  lipfj^  oxb  xb(A  xov  xaoxsip 
ccixov  itdXXsiv  duXiyBxOf  oxi  öbI  rop  vlb^f  xov  äpd-Qfoxov 
xoXXa  xa&Blv  xal  dxoöoxi/iacO^ijvai  vxo  xcov  fpoQtocdop 

xcLi  YQafifiaxicov  xal  öxavQwß-TJvai  xal  xfj  xolxy  ^niiQa 
apoiöxrjvat, 

f.  Iren.  III,  16,  5. 

Oportet  eniiDj  inquit,  filium  hominis  multa  pati  et  reprobari 
et  cmcifigi  et  die  tertio  resurgere. 

g.  Iren.  III,  18,  4. 

Ex  eo  enim,  inquit,  coepit  demonstrare  discentibus,  quoniam 
oportet  illum  Hierosolymam  ire  et  multa  pati  a  sacerdotibus 
et  reprobari  et  crucifigi  et  tertia  die  resurgere.      ^^"^" 

h.  Exe.  Theod.  §  61.  p.  9S4. 

«crl  oxap  Xiyxi'  öel  xop  viop  xov  avd^gmxov  axodoxifta- 
cd^TJvai,  vßQioO^ijpai,  axavQwd^TJvai  ....  xal  XQoagoi  vuäc. 
XityBL,  x^  xqLxxi  xmp  ?}ubq(5p  elg  xhv  FaXiXalop. 

i.  Mc.  8,  31. 

xal  ijQ^axo  öiöäöxeip  avxovc,  oxi  öbI  xop  viop  xov  dp- 
^Qoijtov  jtoXXd  jia&Blp  xal  djcoöoxifiao&^rjpai  vxo  X(Op 
XQBößvTtQcop  xal  xwp  dQx^eQicop  xai  xAp  yQOUuaximp  xal 
djtoxxap^TJvai  xal  (ibtcc  xQBlq  fjfiBQag  avaoxfjpat. 


Texte  nnd  Untenachungeii  za  Lc.  9,  22.  25.  149 

k.  Marcion  ap.  Epiph.  Haer.  XLTT.  p.  313  A.  p.  327  C. 

Xifoiv'  öei  rbv  vlop  zov  dvd-Qcixov  xoXXa  xad-Btv  xäl 
äxoxzavß^vai  xäl  fista  rgetg  ^fiiQcig  iyBQd^^vau 

l  Lc9,  22. 

dxÄv  oxi  ÖBt  TOP  vlov  Tov  op&Qwxov  xoXXa  jia&&v  xcä 
äxoöoxi/iaöO'^vai  dxo  rmv  xQBoßvtiQmv  xci  ^][Qg^^  [^7^* 
Cur.:   Ugicov]  xal  ygafifiarimv  xäl  axoxravd^vai  xol  r^ 

m.  Mt.  16,  21. 

axo  rote  ijQ^axo  6  ^Irjöovg  Ö€ixvvsip  rolq  fuzd^fralg  ctvrov, 
ort  ÖBl  avtov  elg  %Qoö6Xvfia  äxeXd'elv  xcä  xoXXä  xa&eW 
axo  rmv  XQBößvziQa>p  xäl  OQjiuQimv  xäl  YQafifAaticov  xäl 

oxcmvcrd^^i^  xäl  zy  zQlzy  rniiga  iyeQd^ai. 

Durch  das  Zusammentreffen  von  Mt.  und  Lc.  in  der  Text- 
variante:  r^  zglty  ^fiiga,  während  der  Marcustext:  jisza  zgelg 
^(iigag  bietet,  wird  es  wahrscheinlich,  dass  der  erste  und  dritte 
Evangelist  nicht  blos  von  Mc.  abhängig  sind,  sondern  dass  hin- 
ter den  drei  synoptischen  Parallelen  an  dieser  Stelle  ebenfalls 
bereits  ein  yorcanonischer  Text  vorhanden  gewesen  ist.  Gegen 
Weiss,  Marcus  S.  284.  286.  Zu  notieren  sind  die  Varianten 
ijeg&fjpai  =  ävaazfjvai  =  D^p.  Für  das  axoxzavd-rvai  der 
Synoptiker  lasen  Justin,  Irenaeus,  derDial  de  r.  fide  p.  857 
und  die  Excerpta  Theodoti  özavgwd^pai.  Man  vgl.  dazu 
das  Herrenwort  vom  ozavgög  Lc  14,  27. 

Ein  secundärerText  findet  sich  in  der  Epistula  Abgari  c  2 
p.  2S0  ed.  Lipsius:  xegl  öh  mv  iygcc^ag  fiot  zov  iXd^slv  xgoq  oe, 
ÖBl  zov  viov  zov  d'BOv  xagaöo&fjvoi  elg  x^^Q^^  avd^gdxoov  afiOQ- 
tcoXwv  xcä  ozavgcod-Tjvai  xäl  zaq>fjvai  xäl  zfj  zglz^j  W^Q9  ^*'«" 
oz^vcu.  Der  justuiische  Text  klingt  noch  einmal  an  t)ial.  c.  Tr. 
c  107  p.  334  B:  ozi  "^V^zglzy  W^99  BfiBXXav  dpaozijOBö^ai 
fiBzä  zo  czavgodijvaL 

Lc  9,  25  —  Ht.  16,  26  =  Mc.  8, 36.  37. 

a.  Macar.  de  libertate  ment.  c.  32.  Migne  p.  221. 

zL  yoQ  xigöog^   ^tjol^  Z(p  dp^gcixo),  bI  zov  oXov  xoOfiov 

xBQÖi^Cccg  ^7jfum»y  z^v  fpvxn^  avzov,  ^g  ovo'  slval  zi  avz- 
aXXcc/fiä  liBfia&^xafiev. 


150  AuBseroanonische  Paralleltexte  su  Lc. 

b.  ClenL  Rom.  II,  6,  2.  p.  118, 16. 

tI  yoQ  To  6q)€Xog,  iav  ng  rov  xoofiov  oXov  xeQÖijöfj,  ri^r 

c.  Clem.  AL  Strom.  IV,  6,  34.  p.  57S. 

xl  yoQ  coq>€Xelzai  avd'QOiütoq^  kav  tov  xoofiov  oXov  xagöi^ou, 

d.  Mt.  16,  26. 

r/  yccQ  oi^eXrid^OBTat  avd'Qmxoq^  kav  rov  xocfiop  oXov  xeQ- 
d?J(y^,  xriv  6t  ^v^flP  attov  ^ijfiKDB-fj ;  ij  zl  öcooei  av&Qca- 

xoq  dpralkayfia  rriq  tpvxfjg  avzov; 

e.  Mc.  8,  36.  37. 

zl  yaQ  €oq>eXBl  apd'QCOJtop  xeQ67/Oai  zop  xoCfiop  oXov  xdi 
^Vf^fyp^  '^^P  y^XV^  avzov;  zl  yaQ  6ol  avd-Qwxog  avzoX- 
Xayfia  ztjg  Jpvx^g  avzov; 

f.  Syr.  Curet.  Lc.  9,  25. 

zl  yaQ  mtpeXslzai  avd-Qmjiog  xsQÖi^oag  zop  x6o/iov  oXoi\ 
tavzop  öh  ^r^fiioÖ-elg; 

g.  Pseudo-Ignat  ad  Rom.  c.  6.  p.  292,  31. 

zl  yag  (Dg)sXelzai  apd-QOJtog,  kav  zop  xoofiov  oXop  xegötj- 
0%  zTjv  di  tpvx^P  (xvzov  djtoXiö^]; 

h.  Justin.  Äpol.  I,  15.  p.  62  E. 

zl  yag  coq)6X£tzai  apd^QG>Jtog^  ap  zop  xoofiop  oXop  xeQÖtjofi, 

zTjv  öi  xpvxijP  avzov  axoXioxi;  f]  zl  öcioei  avz^g  dvzäX- 
Xayua; 
i.  Clem.  AL  Strom.  VI,  13,  112.  p.  796. 

zl  yag  6g)6Xogj  kdp  zov  xoöfiov  xsgöi^oyg,  q^tjol,  zi^r  de  tpr- 
X^v  djtoXioijg; 

k.  Petr.  Alexandr.  Can.  12.  Routh  IV,  p.  40,  2—7. 

zl  yag  w^eXiiOBi  avd^gojtog,  kdp  zop  xoofiop  oXop  xegöijojj, 

zfjv  de  tpvxfjP  avzov  Cirjuicod^fi  7/  djtoXdoy; 

1.  Lc.  9,  25. 

zl  yag  cowsXelzai  dvd^gmjtog  xtgÖTJoag  zop  xoüfdop  oXoPy 

tavzop  de  djtoXioag  ^  C^rjuiwd^elg; 

m.  Epiph.  Haer.  LXIV,  59.  p.  5S6C. 

zl  ydg  dvzixazdXXayiia  öoioei  dvd^gmxog,  (ptjoly  ztjg  tpvx^g 
avzov; 


Texte  und  üntenuchungen  zu  Lo.  9,  25.  151 

D.  Heim.  Vis.  1, 1,  8.  p.  8,  9. 

ol  dh  xovfiQCL  ßovZevofievoi  iv  ralg  xagdlaig  avxoiv  d'äva- 

xov  xdi  cdxfictXtüTtOfibv  lovroTg   ijciOJtcovrai,  (laXioxa   ol 

TOP   alwva   rOVXOV  XBQtXOtOV(ABVOl. 

o.  Ignat  ad  Rom.  VI,  1.  p.  64,  5. 

ov6iv  HOL  wq)sXi^öst  xa  xigjtva  [xa  jcigaxä]  xov  xoöfiov, 

ovöe  al  ßaoiXelat  xov  alävog  xovxov.  xaXov  /loi  cbtod-avslv 

elg  Xqiöxop  *If]Oovp  f]  ßaOiXEveiv  xwv  negccxcov  xfjg  yijg. 

p.  PhiL  1,  21. 

k/iol  yäg  xö  C^ijv  Xgioxogt  xal  x6  axod-avetv  xjpöog. 

q.  Phil.  3,  7.  8. 

oTiva  Tjv  fioi  xiqöi],  xavxa  ^yf/fiat  dia  xov  Xgioxov  C,rj(da%\ 

äXXa   fiepovpys  xal  '^yovfiai   Jtapxa   ^Vfilap  slpai  öiä  xo 

vstBQixop  x^g  ypcocecog  XqiOxov  ^Itfiov  xov  xvglov  /lov,  6i 
op  xä  jtapxa  i^TJuioidijp  xal  ^yovuai  oxvßaXa,  %pa  Xqioxop 

xeQÖfjOO}. 

r.  Äpoc.  Baruch  LI,  15.  p.  676. 

in  quo  [sc  mmido]  ergo  perdiderunt  homines  vitam  suam 

et  quorum  commutaverunt  animam  suam  illi,  qui  fuerunt  in 
terra. 

B,  P8.-Cyprian.  de  laude  mart  c.  17  (111,  40). 

si  totum  orbemJbmfecOTS  et  animam  tuam  pwviideris^Jq^ 

proderit  tibi? 

i  Hadriani  Ep.  I  ad  Carolum  M.  pro  Synodo  Nicaena  II.  Mansi 
Xni,  802. 
Si  totum  mundum^uis  lucretur  et  animae  suae  faciat  de- 

trimentum,  lucratus  est  nihil. 

Q.  Methodius.    Über  das  Leben  und  die  vernünftige  Handlung, 
c.  5.  p.  67  ed.  Bonwetsch. 
Aber  wenn  wir  auch  die  Welt  erwerben,  haben  wir  keinen 
Nutzen,  die  Seele  verderbend. 


-w^      -\y-    _^   ^-      ^      ^ 


T.  Evangeliarium  Hierosolymitanum  p.  251  ed.  Miniscalchi. 

:  coaSuJ  Jälojj  JCJis  Aiu  rdsn  r^r^  :TfiQ&^  qbz&aIq 


152  AnBsercanoniscbe  Pu&Ueltexte  zu  Lc 

In  vorstehend  verzeichneten  Paralleltexten  ergeben  sich  nock 
folgende  Übersetzungsvarianten: 

1)  MSTre  —  ^J^(^!^^  Mmc^  P&ul^  iL.?^^^^  Clem. 

Rom.,  Clem.  AL,  rl  m^ElBi  Mc,  zi  €ig)sX&rai  Clem. 
AL,  Ps.-Ign.,  Just.,  Lc.,  zl  dfpBXrjOBt  Petr.  AL,  Ign^ 
zl  w^el9]9'ijC6zai  Mt. 

2)  ttf*^Ä  —  ard'^xoq,  Clem.  Rom.:  ztg. 

3)  üV\^  —  cdcip  Herm.,  Ign.,  xoofiog  die  Übrigen,   rd 

jtavza  umschreibend  Paulus. 

4)  n;j5  —  xeQiJtoLelod-ai  Herrn.,  xeQÖalpsiv  die  Übrigen. 

5)  ilD&3  —  kavzov  Lc,  wahrscheinlich  auch  Paulus,  zfjv 

y)vx'nv  avzov  die  Übrigen,  xaQÖla  Hermas. 

6)  n^K  —  ajtoldöai  Just,  Clem.  AL,  Ps.-Ign.,  ^rffuovcd-at 

Paul.,  Mt.,  Mc,  Giern.  Rom.,  Clem.  AI.,  Maa,  beide 
Varianten  der  Übersetzung:  ajtoXioai  iq  ^fffUGvoO-ai 
zugleich  bieten  Lc,  Petr.  AI. 

7)  nsi  —  äpTtxazdkXcq^fia  Epiph.,  avzaXXayfia  Mi,  Mc, 

Just.,  Mac. 

Zur  Erläuterung  dienen  noch  folgende  Bemerkungen. 

Die  verbale  Fassung:  zl  dielet  (Mc),  zl  ciq>eXBtzai  (Lc), 
zl  w^skfj&i^aezcti  (Mt.)  in  den  drei  canonischen  Parallelen  hat 
Salkinson  im  Unterschied  von  der  englischen  Version,  welcher 
Delitzsch  folgte:  b'i?'i*'"nÄ,  in  die  substantivische  Construktion: 
TtTTi^ü  umgewandelt.  Wie  sehr  damit  Salkinson  das  Richtige 
getroffen  hat,  zeigen  die  aussercanonischen  Paralleltexte:  zl  xiQ- 
öoQy   zl  og)€Xog,    Denn   !Pt^  bedeutet  beides:   Gewinn  (xegöog) 

und  Nutzen  {6g)sXog).  VgL  Fürst  I,  210.  Namentlich  der  Ma- 
oariustext:  zl  yag  xdgöog  reo  apd-Qcixq)  entspricht  verbotenus  der 
Salkinsonschen  Übersetzung:  tü*^Kb  ^tTTtü,  Dabei  ist  es  ebenso 
interessant  als  lehrreich  zu  sehen,  wie  zwischen  Paulus  und 
Macarius  (fSQl)  die  Variante  xigöog  gänzlich  verschwunden  ge- 
wesen zu  sein  scheint,  wie  man  aber  durch  diesen  Schein  sich 
nicht  täuschen  lassen  darf.^) 

1)  Die  Variante  xsgöog  klingt  noch  an  in  dem  Briefe  des  Papstee 
Coelestinus  ad  Nestor.  Acta  Syn.  Eph.  ed.  Sylburg  p.  87:  oiSiva  dnmkXveg^ 


Texte  und  Unteisachongen  eu  Lc  9,  25.  153 

Den  Begriff  xoOfioq  gab  die  englische  Version  unglücklich 
mit  bnn,  Delitzsch  richtig  mit  üV\!Pj  Salkinson  frei,  aber  gut 
hebraisierend,  mit  f^K  wieder.  Und  im  Hinblick  auf  die  xiQaxa 
xi^q  Y^g  bei  Ignatius  konnte  man  yersucht  sein,  fyf  als  Stamm- 
wort gelten  zu  lassen.  Aber  die  aussercaoonische  Version  cdcip^ 
welche  Hermas  bietet^  ja  auch  Ignatius  anklingen  lasst,  zwingt 
unausweichlich,  Dbi!^  als  Wurzel  von  xoöfiog  und  alciv  zu  er- 
kennen. Möglicher  Weise  liegt  sogar  in  dem  cdcop^ovrog 
(Herm^  Ign.)  das  Originale.  Vgl.  den  aloiv  ovzog  s=  Typn  uV\7 
Mi  12,  32;  13, 22.  40;  Lc.  16,  8;  20,  34  ^),  und  dazu  den  *6^en- 
satz,  wenn  Hermas  fort&hrt:  xal  yavgicipTeg  iv  r^  xXovTip 
4zvrc5v  xal  fiij  dvrexofisvoi  xäv  dyad-döp  rcov  ^sXXovxmv. 
Herrn.  Vis.  1, 1,  8.  p.  8,  11.  Jedenfalls  hat  Hermas  trotz  seiner 
aossercanonischen  Übersetzungsrarianten:  alüv  {==x6ofiog)  und 
xsQixoieiod'ai  (=  xsQÖalvsiv,  Tiy^)  den  identischen,  ursprünglich 
hebräischen,  QaeUentext  in  einer  aussercanonischen  Version  ge- 
kannt und  nach  seiner  Gewohnheit  in  freier  Weise  dem  Tenor 
aeinee  Vortrags  eingewoben. 

In  den  Varianten  dxokicai  und  ^fjfiwikf^ai  gehen  die 
beiden  Gmppeu  der  Paralleltexte  auseinander,  während  Lucas  — 
und  ihm  nach  Petrus  Alexandrinus  —  die  beiden  Über- 
setzongen  des  hebräischen  Quellenwortes  verknüpft  und  durch  / 
gewissermassen  zur  Auswahl  dem  Leser  dargeboten  hat  Vgl. 
einen  ähnlichen  Fall  Lc  12,  47.  Agrapha  S.  69.  Hier  wird  es 
evident,  dass  Lucas  mindestens  zwei  Übersetzuncstypen  der 
vorcanonischen  Quelle  vor  sich  hatte.  Die  syrische  Übersetzung 
Curetons  hat  Lc.  9,  25  diese  Abundanz  des  Lucas  beseitigt  und 
cbtoXicag  i}  ausgestossen,  mithin  den  Redaktor  corrigieri   Paulus 


ovöeva  ixigdiuvis'  iv  ovSeßlq  tvßlcc  tpvxfji  17  ixxXrjala  iatvyva^sv  iv 
ovSevl  xigdei  ^ai(>n'.  Ans  dem  Urtexte:  yss"^»  =  r/  xigöog  entsteht 
nach  dem  heln-äischen  Sprachgebraoche  aach  die  verneinende  Übersetznng, 
welche  Coelestinns  yorau88et«t:  ov6hv  Kigöog,  welche  Hadrian  befolgt: 
Incratos  est  nihil,  welche  Methodins  vertritt:  keinen  Nutzen  ~,  eine  Über- 
BetBimg,  die  aber  dem  Sinne  dieses  Logicfn  wenig  entspricht.  Ähnliche 
lUlle  vgl.  Lc.  6,  32:  nola  x^Q^^  ^  ^^  X^Q^^  femer  Lc  18, 19;  Mt.  5, 11, 
Heft  II«  78. 

1)  Auch  in  den  johanneischen  Jesnsreden  spielt  der  ruri  nY»  eine 
Bolle,  aber  nicht  in  der  synoptischen  Fassung  0  almv  wtoq^  sondern  als 
o  xoafiog  ovtog.    VgL  Joh.  8,  23;  9,  30;  11,  9;  12,  25,  31  u.  Öfter. 


154  AiMsercanonische  Paralleltexte  sn  Lc. 

hat,  wie  Phil,  3,  7.  8  deatlich   zeigt,   ebenfalls  nur  ^nfiiova&€u 

gelesen,  wahrscheinlich  auch  anstatt:  rtjv  ^XV^  avrov^  wovon 
sich  PhiL  3,  7.  S  keine  Spur  findet,  mit  Lucas  tavrop^  ittft:. 
Vgl  1.  Tim.  2,  6;  Tii  2,  14;  QaL  1,  4,  wo  PauTus^gleichfallB 
lavTOP  bevorzugt,  während  in  den  Parallelen  Mt.  20,  28;  Mc 
10,  45  ryjv  ^xijv  avxov  zu  finden  ist.  ^)  Das  Nähere  darüber 
zu  Lc.  22,  27. 

Lucas  hat  ausserdem  nach  seiner  Gewohnheit  den  Text 
gekürzt  und  den  letzten  Theil  des  Logion:  xl  yaQ  dvTaXZayfia 
(Epiph.:  dtn:ixaraXkaYfia)  öciaet  ap&Qtoxog  rtjg  ^>vxfjg  avzov 
weggelassen,  durch  welchen  Satztheil  Jesus  indirekt  auf  sich 
selbst  als  das  zukünftige  dvxaXhxyfia  oder  Xvxqov  (Mt  20,  28; 
Mc.  10,  45)  =  dvrlXvTQov  =  ntä^)  (1.  Tim.  2,  6)  hingewiesen  und 
dem  Paulus  das  Recht  gegeben  hatte,  das  Logion  in  seiner 
Weise  christologisch  zu  verwenden. 

Übrigens  scheint  auch  im  Koran  das  Logion  berücksichtigt 
und  verwerthet  zu  sein.  VgL  Sure  3.  p.  43  der  Ullmannschen 
Übersetzung:  „Wer  dem  Unglauben  huldigt  und  als  Ungläubiger 
stirbt,  von  dem  werden  alle  Schätze  Goldes,  wenn  er  sich 
damit  auslösen  will,  nicht  angenommen;  vielmehr  warfcet 
seiner  schwere  Strafe  und  niemand  kann  ihn  retten.^^  In  dem 
„auslösen^  erkennt  man  das  dvxaXXaYfia^  nfe^,  und  in  der  „Strafe^' 
das  ^Tjfiiovö&ai  wieder. 

Man  kann  schliesslich  beide  Uauptübersetzungstjrpen  in  fol- 
gender Weise  mit  dem  Urtexte  vergleichen: 

xl  axpeXelxai  avd^QWJtoq^   idv  xov  xoöfiov  oXov  xeQd^07j, 
xijif  ÖS  tpvxfjv  avxov  ^7]fitC9d'f]  ; 

xl  xeQÖog  xm  avd-Qcijtcp^  kav  oXov  xov  alwva  jtSQUioi^or^' 
xai,  tavxov  de  djtoXiöij; 

:na«'»  iüBsi  Dbi:?n-bs-n«  ib  n^p"^  -^s  ti'^Äb  ysa-nta 

Man  sieht,  dass  alle  die  mannigfaltigen  Varianten  auf  einen  ge- 
meinsamen Urtext  sich  aufreihen  lassen. 


1)  Dass  tDta  auch  mit  xagöla  wiedergegeben  werden  konnte,  wie  es 
bei  Hermas  geschiebt ,  zeigt  Thren.  3,  20:  *eca  ^^  LXX:  üq  xr^v  xag- 
Slav  (lov* 

2)  Vgl.  Jes.  43,  3;  Am.  5, 12:  ns  —  LXX:  aXXayfia  — ,  Ps.  49,  8:  LXX: 
i^lXaofia.    Num.  35,  31:  **c?p  -»p  :>n|^f7-iC5i  =»  LXX:  xal  oi  k^eaB^e  Xvtpte 


Texte  und  UntersDchimgeii  zu  Lc.  9,  25.  26.  155 

Lc.  9, 26  =  Mc,  8,  38. 

a.  Herrn.  Sim.  VIII,  6,  4.  p.  186,  10. 

ol   äxoOTarat  xal   jtQoöoxat   rrjg  ixxA.i]Olag  , . .  ijtaioxvp- 
d-ivTsg  t6  ovo[ia  xvqIov  t6  ijttxXrjd-hv  kjt   avxovq, 

b.  Herrn.  Sim.  IX,  14,  6.  p.  226,  23. 

oTi  ovx  Ixatöxvvovxat  xo  opo/ia  avrov  <poQBlv. 

c.  Herrn.  Sim.  IX,  21,  3.  p.  242,  4. 

xdi  x6  ovo/ia  kjtaiöxvvovxai  xov  xvqIov  avxcov. 

d.  Syr.  Cur.  Lc.  9,  26  =  CJod.  D. 

og  ycLQ  av  ixaioxvpd^  (ib  sfutgood-sp  xc5v  avd-Qcostmv  xal 

Tovq  i/iovg,   xovxov  6  vlog   xov  dvd-Qcijtov  ijtaiaxvpd-fj' 
Oexai. 

e.  Lc.  9,  26». 

og  yccQ  av  ijtatöxvpdf]  (lexal  xovg  ifiovg  Xoyovg,  xovxov 
6  vlog  xov  ävd-Qcijtov  ijtaioxvvdi^oexai. 

f.  Mc.8,  38» 

og  yaQ  kav  ijtaioxwd-^  fie  xal  xovg  ifiovg  jLoyovg  iv  xfj 
yevsa  xavxy  xfj  fioixaXlöi  xal  afiagxwXm^  xal  o  vlog  xov 

dvd-QcijiOv  kjtaioxwd^oexai  avxov. 

Die  Worte  Mc.  8,  38^:  oxav  iXß^  iv  xf]  66§y  xov  jiaxgog 
avTOv  (isxd  xwv  dyyiXa)v  xwv  ar/lwv  =  Lc.  9,  26^:  oxav  iXd^ 
iv  x^  öo^y  ccvxov  xal  xov  jtaxQog  xal  x<5v  dyloov  dyyiXov  — 
bildeten  im  Urtexte  jedenfalls  ein  selbstständiges  Logion,  welches 
der  Hauptsache  nach  in  Mt.  16,  27  erhalten  und  in  Heft  H, 
200 — 203  unter  Herbeiziehung  der  vervollständigenden  ausser- 
canoniflchen  Paralleltexte  quellenkritisch  behandelt  worden  ist 
Mc  8,  38»  =  Lc.  9,  26»  wird  von  Weiss  (Marcus  S.  292  Anm.  1) 
als  eine  freie  Composition  des  Mc.  angesehen.  Aber  die  Ele- 
mente, aus  denen  diese  Composition  entstanden  sein  soll,  näm- 
lich Lc.  12,  9  =  Mt.  10,33,  enthalten  gerade  das  Stichwort 
ijtaiöxvvsod-ai  nicht,  welches  doch  schon  durch  Paulus,  und  zwar 
auch  wie  Mc.  8,  38»  =  Lc.  9,  26*  in  Bezug  auf  Jesu  Worte  {xovg 
ifiovg  Xoyovg  Mc  =  x6  evayyiXiov  Rom.  1,  16  =  ro  (laQxvQiov 
xov  XVQIOV  2.  Tim.  1,8),  als  vorcanonisch  beglaubigt  ist.  Die 
Lesart  des  ältesten  Evangelien canons,  welche  aus  Cod.  D,  der 
altejrischen  Version   und   einigen    altlateinischen   Handschriften 


156  AnsBercanonische  Faralleltezte  su  Lc. 

hervorleuchtet  (vgl.  Heft  1,36,  Kriterium  1):  rovg  ifiovg  ohne 
Xoyovg  —  wer  sich  meiner  und  der  Meinigen  schämt  — ,  ist 
daher  als  eine  der  redaktionellen  Änderungen  zu  erachten,  welche 
der  Redaktor  jenes  Evangeliencanons  sich  vielfach  erlaubt  haL 

Lc,  9,  27  =  Mt  16,  28  =  Mc.  9, 1. 

a.  Exe.  Theod.  §  4.  ap.  Clem.  AI.  p.  907. 

aXXoag  re  ixQV^  xdxslpov  JtXriQod^pai  top  Xoyov  rov  öa>- 
T^iQog,  ov  ebiev  elol  riveg  xciv  (oös  harrixorcov,  di  ov  fiij 

yevooprai  d^avaxov,  %mg  av  löoai  top  vIop  rov  dp&Qoixov 
ip  rfog^.  ^  ^  ^ 

b.  Cod.  Gantabr.  Lc.  9,  27. 

Ziyo^  6h  v/ilp  ort  dXrid-cog  elölp  ripeg  xäp  wös  loxwrcap, 
ot  ov  (iTj  YtvöcDPrai  d-aparov,  icog  ap  löcooi  rov  vIop  rov 
dpd-Qoixov  igxo/ispop  ip  rfj  dog^  avrov.         ^ 

c  Orig.  in  Joann.  Tom.  X,  33.  Opp.  IV,  366. 

rov   dh  Aovxä'   dXTjd-cog   elölp   zipeg  rmp  wSs  iatcixwp, 

oixipeg  ov  yBvöopxai  d-apdxov,  iwg  ap  löoHSi  xop  vlop  xov 
dpi^Qcijiov  igxofiepop  iv  xf]  rfdgjy  avxov, 

d.  Epiph.  Haer.  LXIX,  79.  p.  805  A. 

eljtsp  6x1   slol   xojp  avxov   hoxcoxmp,    otxiPsg  ov  [iiq  yev- 

Cwpxai  d^apdxov,  ioog  ap  löcooi  xop  vlop  xov  dvO-Qwxov 
kgxoftepop  kp  x(]  66§^  avxot.  ^ 

e.  Mt.  16,  28. 

dfi^p  Xiya>  vfitp  oxi  elölp  xipeg  xcop  wöe  Iötcötov,  oSripeg 

ov  (ifj  yevömpxai  •B-avdxov,  Scog  ap  löwoip  xov  vlop  xov 
dp&QWJtov  iQxofievop  hv  xfi  ßaotXela  avxov, 

f.  Lc.  9,  27. 

Xiyo  6e  VfitP  dXrjd^cjg^  elölp  xipeg  xcop  avxov  eöxf}x6x€oi\ 
ol  ov  fiT)  yevöcopxai  d-apdxov^  tcog  ap  IdcoöiiTxrjp  ßaöi- 
Xeiap  xoy  d-eov  [Syr.  Cur.  add.:  igxofiepr^p  ep  Jogj^].^^ 

g.  Mc.  9,  1. 

dfi^p  keyoo  vfilp,   oxt  elölp  xipeg  ^öe  xcöp  eöxtjxoxoop,  o?- 

xipeg  ov  fi?)  yevöcopxai  d-apdxov^  img  ap  löwöip  xrjp  ßaoi- 
Xelap  xov  d-eov  iXT/lvd-vlap  ip  övpdfiei. 


•-/-«.'■->'  ^^ 


Texte  und  Untenachimgen  zu  Lc.  9,  27.  157 

Weiss  (Marens  S.  288 fP.)  scheint  diesen  Spruch  nicht  ans 
der  Yorcanonischen  QneUe  abzuleiten.    Aber  der  ganze  Charakter 
dieses  Logion,  sowie  die  Varianten:  äfj^  =»  a}rid'ciq  ».  "peni,  c^6b 
=  errat;  =  riiB,  dvvafug  =  do^a  »^^  (vgl.  z.  B.  Jes.  45,  24  ti^ 
=  IiXX:  öoso  u.  öfter j,  besonders  aach  der  hebraisierende  Aue- 
<kuck:  jevsa^ai  ^avar&v  =»  knit3  D^  (man  vgL  dazu  4.  £sr.  6, 26: 
xeA  mpotfxai  dvcXr/^ivrac:  dv&Qciötovg,  ot  B-ccvatov  oi»  iysv^ 
oavxo  ix  Y€V€rijq  airciv)  hissen  an  der  Abstammung  des  Lo- 
gion  ans   der   yorcanonischen   Quelle  keinen  Zweifel.     Weiss 
(Marens  S.  293)  sagt:  „So  gewiss  freilich  Marcus  in  diesem  Zu- 
sammenhang  nur   an    die   Zeitnähe   der  in  y.  38  yerheissenen 
Wiederitunft  gedacht  haben  kann,  so   kann  an  sich  das  über- 
lieferte Wort  Jesu,  das  er  hier  anfOgt,  sich  ursprünglich  auf  den 
irdischen   Sieg  des  €k>ttesreichs   bezogen  haben/*     Und   ferner 
ebenda:    „um   die    eschatologische   Beziehung    desselben    ganz 
sicher  zu  steÜMi,  hat  Matthäus  das  Kommen  des  Menschensohnes 
in  seinem  Reiche  snbstituiert.^    Gfanz  gewiss  richtig.    Der  ab- 
geänderte Text  des  ersten  Byangelisten  ist  ein  Seitenstück   zu 
Mi  10,  23^,  einem  Herrenwort,  welches,  ursprünglich  yon  jeg- 
licher eschatolögischer  Beziehung  gänzlich  frei,  unter  der  Hand 
des  ersten  Eyangelisten  ein  Zeugmss  für  die  baldigst  zu  erwar- 
tende Pamsie  geworden  ist    Vgl.  Heft  II,  126  f.    Die  eschatolo- 
gische Tendenz,  welche  der  erste  Eyangelist  auch  in  das  Logion 
Mt  26,  28  ^»  Mc.  9,  1  =  Lc.  9,  27  hineingelegt  hat,  ist  nun  bei 
dem  frühzeitig^i  starken  Einfluss  des  ersten  Eyangeliums  in  den 
aussercanoniscben  Parallden  bei  Cod.D,  Origenes,  Epiphanius 
noch   schärfer    ausgeprägt    worden,    indem    das    Kommen    des 
Menscbensohnes  ip  ry  ßaoiXsla  avrov  zu   einem  Kommen  ip 
T^  66§^  avToi  sich  fortgebildet  hat.    Nur  merkwürdiger  Weise 
der  Yalentinianer  Theodotus  gibt  dem  Logion  anstatt  der  es- 
chatologisehen  eine  zeitgeschichtliche  Wendung,  indem  er  unter 
Weglassong  des  iQxofisvov  die  Yerheissung  Jesu  an  seine  Jünger, 
dasB  sie  ihn  ip  66§y  sehen  soUten,  durch  die  alsbald  dar- 
nach erfolgte  Verklärung  Jesu  auf  dem  Berge  erfüllt 
sein  lässi    Vgl.  Exe.  Theod.  §  4.  p.  966  sq.    Diese  Erklärung 
hüte,  zumal  da  der  Verklärungsbericht  in  allen  drei  synoptischen 
Evangelien  unserem  Logion  unmittelbar  nachfolgt,  Vieles  für  sich, 
wenn  der  Marens-   und  Lucastext  nicht  wäre,  der  anstatt  von 
einem  Kommen  des  Menschensohnes   von  dem  Kommen  seines 


158  Aussercanoniache  Paralleltexte  za  Lc. 

Reiches  spricht,  wenn  ferner  der  Ausdruck  iQxsod-ac  nicht  wäre, 
welcher  in  keiner  der  übrigen  Textgestalten  fehlt  und  der  auf 
den  Verklärungsbericht  (vgl.  jtaQaXaßdv)  in  keiner  Weise  passt» 
und  wenn  endlich  der  Ausdruck  yevBoB^cu  d-apatov  nicht  wäre, 
der  für  die  kurze  Spanne  Zeit  von  6 — 8  Tagen  (Mc.  9,  2  =  Lc 
9,  28)  sich  durchaus  nicht  eignet  Diese  Bedenken  werden  auch 
nicht  gehoben  durch  die  (von  Weiss  bemerkte)  Thatsaohe,  dass 
unser  Logion  gar  nicht  an  seinem  ursprünglichen  Standort  sich 
befindet  Ist  doch  der  Abschnitt  Mc.  8,  34 — 9,  1  eine  eklektische 
Zusammenstellung  von  Herrensprüchen,  die  der  zweite  Evangelist 
ihrem  ursprünglichen  Gontext  entfremdet  hat  und  die  in  Folge 
dess  von  den  anderen  beiden  Synoptikern  grosstentheils  zweimal, 
das  eine  Mal  nach  der  von  Marcus  gegebenen  Zusammenstellung, 
das  andre  Mal  direkt  aus  der  Quelle  dargeboten  werden.  Vgl 
Weiss,  Marcus  S.  287  und  die  dort  ersichtlichen  fünffachen 
Parallelen  von  den  meisten  dieser  Sprüche.  Unser  Logion, 
welches  nur  in  dreifachen  Parallelen  erhalten  ist,  kennen  wir 
lediglich  nach  seinem  neuen  eschatologischen  Zusammenhang, 
den  es  bei  Marcus  im  Anschluss  an  Mc.  8,  38^  («=  Mt.  16,  27  => 
Lc.  9,  26^)  erhalten  hat  Aber  obwohl  der  ursprüngliche  Stand- 
ort dieses  Spruchs  sonach  uns  unbekannt  ist,  so  hat  doch  Mc. 
den  ursprünglichen  Wortlaut  erhalten,  wonach  etliche  der  Jünger 
noch  vor  ihrem  Tode  die  Siege  des  Reiches  Qottes  auf  Erden 
mit  ihren  eigenen  Augen  schauen  sollten.  Aus  dem  ursprüng- 
lichen  Schlusssatze:    rS^i    nÄ5l   D'^n'b«    psobtt    IKI'^-'^S   i:^   eut- 

>  TT  •         TJ  :    •  I  •  •  — 

wickelten  sich  zunächst  die  beiden  Lesarten:  icog.  av  löanstp  xf]v 
ßaCiXslav  Tov  d-aov  iQxofiipriP  kv  övvafiei  (Mc.)  =  ip  dogj/  (Syr. 
Cur.).  Der  Wortlaut  des  Marcustextes  war  also  an  sich  nicht 
eschatologisch,  ebenso  wenig  wie  der  hebräische  Urtext  Das 
eschatologische  Moment  lag  bei  Mo.  lediglich  in  der  Stellung, 
in  dem  Anschluss  des  Logion  an  Mc.  8,  38^  Die  Übersetzung 
von  ri^^  =  kp  66§7j  gab  auch  dem  Texte  selbst  eine  eschatologische 
Gestalt.  Denn  das  Kommen  des  Reiches  Oottes  ip  övpafiBi  ist 
weltgeschichtlich,  kp  66§^  endgeschichtlich.  Noch  stärker  wurde 
das  eschatologische  Moment  durch  Mt  und  die  aussercanonischen 
Texte  von  Origenes  und  Epiphanius  fortgebildet,  welche  auf 
den  judenchristlichen  Archetypus  des  Cod.  D  zurückgehen.  — 
Darüber,  dass  Jesus  eine  in  grossen  Epochen  verlaufende  Ent- 
wickelung  seines  Reiches  innerhalb  der  Heidenwelt  {xaiQol  iß--» 


Texte  und  Untersuchangen  zu  Lc.  9,  27.  29.  15g 

päv)  Yorausgeseben  hat,  also  unmöglich  seine  Parusie  in  die 
Lebenszeit  seiner  Jünger  verlegt  haben  kann,  siehe  die  Erläu- 
terungen zu  La  21,  24^  und  die  daselbst  gegebenen  Nachweise 
über  die  Abstammung  von  Lc.  21,  24^  aus  der  vorcanonischen 
Quelle. 

Lc.  9, 29  =  Mt  17, 2  =  Mc.  9,  2*.  S. 

a  Herrn.  Vis.  V,  4.  p.  68,  4. 

€Ti  XaXovvToq  avtov  i^ZZoicod^tj  tj  Idia  avtov, 

b.  Herrn.  Mand.  XII,  4,  1.  p.  126,  16. 

jj  fiOQq>fj  yao  avxov  ijXXocci&7). 

c.  Herrn.  Sim.  VIII,  2,  3.  p.  176,  15. 

Ifiariöfibp  öe  top  avxov  ütavreq  dxov  Xevxov  coosl  x^ova, 

d.  Cod.  Cantabr.  Lc.  9,  29. 

xal  k/ipero  ip  xA  JtQoosvxsod'ai  cnixop,  tj  Idia  xov  jtQoo- 

djtov  avxov  tjXXokdB'I]  xal  6  Ifiaxiöubg  avxov  Xsvxog  Ig«- 
oxQajtxa}p, 

e.  Orig.  in  Joann.  Tom.  XXXII,  17.  Opp.  II,  466  ed.  Lommatzsch. 

xal  iyipexo  ip  xA  jtQoaevxeöd-ai  avxop  ^  löia  xov  jtQoö- 

(Dxov  avxov  sxiga,  xal  ^kkocciß-T]  o  l(iaTiö(i6g  avxov  xal 
iyePBxo  Zavxbg  i^aaxQajtxop, 

i  Lc.  9,  29. 

xal  iyepsxo  ip  xm  JtQOöBvx^od-at  avxop  xo  eldog  xov  stQOö^ 

mjtov  avxov  ixBQOP  xal  6  IfiaxiOfiog  avxov  Xevxog  i^a- 
axgajtxwp.  ^""  — — 

g.  Epiph.  Haer.  LXXVII,  17.  p.  1010  D. 

fi€xafiOQq>a}0'€lg  J^öei^s  x6  XQoOcDJiOP  avxov  (6g  xop  ijXioP 
xal  xa  Iftaxia  avxov  Xevxa  moal  x^ova. 

h.  Mt.  17,  2. 

xal  (lexefiOQgxjod^  [Syr.  Cur.  add.:  x6  elöog  xov  XQOOmjtov 

avxov]  sfijtQoo&sp  avxSp,  xal  iXafitpep  xo  JtQoownop  av- 
xov mg  6  fiXiog,  xa  ob  luaxia  avxov  iyivsxo  Xevxä  wg  xo 
(pcig  [Cod.  D,  Syr.  Cur.,  Hil,:  cog  X'^^r,  nix]. 

i.  Mc.  9,  2^  3. 

xdi  [Orig.  III,  559  add.:  ip  xA  XQOCevxBCd'ai,  avxov]  (laxe- 


160  Anaaercanonische  PaiaUeltexta  sn  Lc 

ßOQ^ci^  ifiXQOod-ev  avräv,  xat  ra  Ifiana  aCrov  iyivsro 
oxlXßovra  Xsvxä  Ha»  [Cod.  D.  add.:  wq  X^^^] 

k.  Macar.  Hom.  VIII,  3. 

Blq  TO  oQoq  ävsX&wv  6  xvQiog  fierä  *lcoavpov  xdi  DixQov 
fiBTtjfjtsttpsp  avTOt  ra  Ifiaria  xdi  i^aorgärpai  xsjcoltjxev. 

1.  Exe.  Theod.  §  4.  5.  ap.  Clem.  AI.  p.  967. 

elöov   ovv  .  •  .   o    T6   nixQoq  xal  ^Idxcoßog  xci  ^l<oavvtjg. 

jtAg  ovv  Tfiv  fiev  o^iv  r^p  q)a)T eivriv   löoinsq  ovx  i^s- 

jtXayijCap; 
m.  £xc.  Theod.  §  12  ap.  Giern.  AI.  p.  971. 

ov  ra  (ihv  Ifiaria  dg  g>(5g  eXapnpev,  ro  xQoccaxov  dl  €og 

(   riXtog. 

n.  Diatessaron  Arab.  ed.  Ciasca  p.  25. 

Et  dum  ipsi  orarent,  transfiguratus  est  Jesos  et  factua  est 
in  speciem  alterius^gersonae,  et  reeplendiiit  &cieB  ejus  sicut 
sol,  et  vestitus  ejus  iactus  est  candidus  nimis  velat  nix  et 
sicut  splendor  fulguris. 

Die  Weiss 'sehe  Quellenkritik,  welche  auch  denVerklärnngs- 
bericht  aus  der  vorcanonischen  Evangelienquelle  geschöpft  sein 
lässt,  wird  bestätigt  durch  canonisehe  und  aussercanonische  Par- 
allelen (bei  Paulus,  in  der  Apokalypse,  bei  Hermas)  und  dur«h 
das  Vorhandensein  von  Übersetzimgsvarianten,  die  auf  den  he- 
bräischen Urtext  zurückweisen.  Aber  wenn  Weiss  (Marcus  S. 
296  Anm.  1)  sagt:  „Das  offenbar  zum  term.  techn.  f&r  den  Her- 
gang auf  dem  Berge  üblich  gewordene  fiftsfioQgxD&t],  das  nur 
Matthäus  und  Marcus  aufgenommen,  stand  sicher  nicht  in  der 
Urrelation*^  und  wenn  er  auch  das  gleichbedeufaende  ^sgov  kye- 
VBxo  des  Lc.  nicht  auf  den  Einfluss  der  Quelle  zurücklUhrt,  so 
ist  doch  Nichts  gewisser,  als  dass  die  Ausdrücke  fieTafioQq>oih 

^^m  (Mt,  Mc,  2.  Cor.  3,  7  ff.)  =  itegor  yivso^ai  (Lc)  =  oAAof- 

ovod-OL  (Cod.  D,  Hermas,  Orig.),  vielleicht  auch  (iSTafislßsod^ai 
(Macar.)  als  Ubersetzungsvarianten  von  n|ri1p«7  zu  erklären  sind. 
Speciell  der  paulinische  Abschnitt  2.  Cor.  3,  7 — 4,  6,  der  in  den 
Worten:  fiSTafiOQ(povfi89^a  ojto  66§T]g  tlg  66§ap  gipfelt,  wird  erst 
recht  verständlich,  wenn  man  den  Einfluss  des  urevangelischen 
Verklarungsberichtes  auf  den  paulinischen  Gedankengang  er- 
kannt hat,   während  bei   Hermas  das  Stichwort   äXÄciavod-cu 


Texte  und  Unieraachungen  zu  Lc.  9, 29.  30.  ißi 

wiederholt  hervortritt.  Weitere  Varianteii:  elöog  (Syr.  Cur.,  Lc.) 
^löia  (Cod.  D,  Orig.,  Herrn.)  =  ov?eg  (Exe.  Theod.)  =  Siinu 

vgl.  Gen.  24,  16:  nKItt  =  LXX:  o^ig,  Jes.  52, 14:  tvrm  =  LXX: 
slöog,  Dan.  1,  13:  ^"^MIIQ  =  LXX:  al  Ideai  i^fiäv  — ,  femer  Ifia- 
Tiöfiog  =  Ifiaria  =  D'^IJS  (vgl.  dieselben  Varianten  Lc.  7,  25  = 
Mt  11,  S^nd  dazn  Gen.  24,  53:  D'nää  =  LXX:  Ifiariö/iog),  end- 
lich i^aöTQajtrBiP  =  XdfiJtsiv  (vgl  2.  Cor.  4,  ßy=l^xXäiitpai 
(Act.  Concü.  Nie.  TlTedTläaiisi  p.  322)  =  Xsvxbv  elvai  =  rivil 

(vgl.  Thren.  4,  7  LXX:  Xafixsiv,  Cant.  5,  10:  Xb%)x6v  elvai).  Zu 
Apoc.  1,  14:  dg  xtciv  und  Apoc.  1,  16:  f)  otpig  avrov  g)alv6i  dg 
0  fjXiog  —  vergleicGe  man  Hilar.  de  Irin.  c.  XI:  et  transfiguratos 
est  «Tesus  ante  eos  et  resplenduit  facies  ejus  ut  sol,  vestimenta 
antem  ejus  facta  sunt  ut  nix,  ebenso  den  Text  inT&iatessaron 
nach  Ciasca,  wo  zum  Schluss  in  den  Worten;  et  sicnt  splendor 
fulguris  noch  oJ^  g>X6^  xvQog  in  Apoc.  1,  14  anklingt. 

Ic.  9,  30  =  Mt  17, 3  =  Mc  9,  4. 

Ä.  Didasc.  VI,  19.  p.  332. 

xalyaQxalMcoOfjgxaVHXlag  mqS^oav  cvv  zw  xvqIco  iv  reo 

OQ€l. 

b.  Mt  17,  3. 

xal  liov  cog>^i]  avrolg  MwOo^g  xäl  ^HXslag  ovvXaXovvrsg 


fitt'  avrov. 


c.  Mc9,  4. 

xäi  mg^fj  avrotg  ^HXslag  cvv  MovöBt  xat  ycav  övpXaXovv- 

T8$  Tc5   IfJÖOV. 

d.  Marcion  ap.  Epiph.  Haer.  XLU.  p.  313  A.  p.  327  D. 

xäi  löov  ovo  avÖQBg  OWBXaXovv  avrcp^  *HXlag  xäi  Mmvoijg 
iv  do^y. 

e.  Lc  9,  30. 

xäi  löov  opÖQBg  ovo  OvvsXaXovp  avrtp,  [oiriVBg  tjöap  om. 
Syr.  Cur.]  Marvoijg  xal  ^HXBiag, 

Nach  Weiss  liegt  hier  der  Urtext  in  Mt.  17,  3  wörtlich 
und  in  den  beiden  Parallelen  mit  nur  wenigen  Abänderungen 
zu  Tage.  Wenn  Marcion  (nach  Tert.  adv.  Marc.  IV,  22)  eine 
Unterredung  des  Moses  mit  Jesus  nicht  zugestehen  wollte  (noluit 
eum  coUoquentem  Domino  ostenso),  sondern  nur  ein  Stehen  des 

Texte  tt.  UntersnchUDgeii  X,  8.  11 


162  Aossercanonische  Paralleltezte  zq  Lc 

Moses  neben  Jesu  (sed  stantem  vgl  Lc.  9,  32:  övpsöTwrag),  so 
wird  sein  Lacastext  nach  Streichung  des  awsXaXow  einfach  ge- 
lautet haben:  xal  löov  avÖQsq  ovo  cvp  mnp  xrX. 

Le.  9,  Sl. 

a.  Exe.  Theod.  §  4  ap.  dem.  AL  p.  966. 

xal  0T6  iv  66§y  €og>9'i]  rotq  dxootoXoig  ixl  tav  OQOvg,  ov 
dl*  havTOv  ijtolfjöev  ÖSixvvg  havTOVy  dXXd  6iä  x^v  IxxXff- 
olav^  TITiq  icxl  ro  yivoq  bcXBXxov^  Iva  fiaO'y  xfjv  xqoxo- 
xf^v  aixov  [uxd  xijv  xijq  caffxoq  e^odov, 

b.  Lc  9,  31. 

ot  6g>d-ipxig  iv  öo^y  i^^ov  xtiv  l^oöov  aitov,  ^v  ^fteXXev 
jtXf/Qovv  iv  %QovöaXi^fL 

c.  Diatessaron  Arab.  ed.  Ciasca  p.  43^ 

et  apparuerunt  Uli  Moyses  et  Elias  loquentes  cum  Jesu,  et 
putabant  tempus  adventus  ejus  faturi,  qui  complendus  erat 

in  Jerusalem,  jam  advenisse. 

Weiss  erkl&rt  den  ganzen  Vers  Lc.  9,  31  —  abgesehen  von 
dem  Reste  des  Urtextes  in  6g)9'ivxeg  —  ftlr  nicht  quellenmassig. 
Aber  was  zunächst  das  iv  ö6§.7j  anlangt,  so  bedenke  man,  dass 
Paulus  2.  Cor.  3,  7—4,  6^er  dog«  Christi  (vgL  d6^€c^  kv  xqoc- 
cixm  Xqiöxov  mit  Lc.  9,  32:  elöov  xfjv  doßav  avxoi,  auch  Job. 
1,  14:  kd-sacafied-a  xtjp  öo^av  avxov)  die  alttestamentliche  ö6§a 
des  Moses  (slg  xo  XQocmjtov  Mcnvcioog  did  xfjv  do^av  xov  xqüo- 
coxov  avxov)  gegenüber  stellt  Und  ftir  den  anderen  Satztheil: 
eX^ov  xr/v  e^oöov  avxov,  i}v  tjfzeXXev  xXf]Qovv  kv  %QovcaXr^fi 
(in  der  äthiopischen  Übersetzung  nach  Harris:  gloriam  ejus, 
quam  oportet  fieri  in  Hierosolyma,  et  exitum  ejus  quoque)  tritt 
nicht  nur  die  Correspondenz  mit  Lc.  9,  51,  dem  Anfang  der  s.  g. 
grossen  Einschaltung,  sondern  auch  der  —  vom  Lucasevangelium 
doch  in  keiner  Weise  abhängige  —  Verklärungsbericht  2.  Petr. 
1,  15—18  in  die  Schranken,  in  welchem  t.  15  der  Ausdruck: 
e^oöog  verwoben  ist  —  Sehr  merkwürdig  ist  der  Text  des  ara- 
bischen Diatessaron,  wonach  die  letzte  Ankunft  Jesu  in 
Jerusalem  geschehen  müsste  und  die  beiden  Vertreter  des  A.  T. 
irrthümlicher  Weise  der  Meinung  gewesen  wären,  dass  die  Zeit 
für  die   letzte   Parusie  des   Messias   damals   bereits   gekommen 


Texte  und  Ünterrachiingen  zu  Lc.  9,  31.  35.  153 

sei  Hiernach  wären  Moses  und  Elias  als  die  beiden  Propheten 
gemeint,  welche  nach  Apoc.  11,  3  ff.  der  Parusie  Toratisgehen 
würden  nnd  damals  auf  dem  Berge  der  Verklärung  irriger  Weise 
zu  bald  erschienen  wären. 

Lc.  9, 35  =  Mt  17, 5  =  Mc.  9,  7; 

a.  Celsas  ap.  Orig.  11,  72.  Opp.  I,  441. 

rl  i^ovsxo   fj  i^  ovQ(XPOv   tpcovfj  xr^QvxTOVOa  avxov  vlov 

b.  Marcion  ap.  Epiph.  Haer.  XLU.  p.  313B.  p.  328  G. 

ht   rijg   vsipiXTjg  qxDPfj'   ovrog   iöriv  6  xiog  fiov  6  aya- 
xrixog.  "^ 

c  Cod.  Cantabr.  Lc.  9,  35. 

xal  ipcovti  fjXd'SV  ix  rrfg  VBq>iXfig  Xiyovöa'  ovrog  kcriv  o 

xiog  fiOV  o  aycutrjTog,  Iv  o)  Bvöoxrioa'  uxovere  avrov, 

i  Mt  17,  5. 

xai  löov  (pwvfi  hc  xrig  PBg>iXtjg  Xi^ovoa'  ovrog  icriv  6  vlog 
liov  o  ie/ctxf]r6g,  iv  qj  Bvdoxrfia'  axovBrs  avrov, 

e.  Mc.  9y  7. 

7UU  ijivBro  gxopiQ  hc  rijg  VBg>iXfig'  ovrog  iorip  6  Mg  (lov 

6  ar/ctjtfirog'  äxovere  avrov. 


t  Hom.  Caem.  IE,  53.  p.  50,36. 

dXXa  xal  i§  ovgavciv  (iogrvg  (pmvfj  rjxova^t]  Xiyovoa'  ov- 
rog iortv  fiov  6  vlog  6  äyajtrirog,  slg  ov  svöoxijoa'  rovrov 
äxovere. 

g.  Epiph.  Ancor.  c.  49.  p.  53  A. 

fiad'irmöav  xaQa  rov  jtargog  rov  Xiyovrog'  ovrog  körtv 
6  vlog  (lov  o  dycutTjrog,   iv  co  svöoxrjöa.    xäXiv  wg  im 

fieXX6vra>p  Xiysr  el  yäg  6  vlog  fiov  6  äyaxrjrog^  ov  ige- 

h.  Lc  9,  35. 

xal  g>mv^  iydvsro  bc  rrjg  VBtpiXfjg  Xiyovca'  ovrog  köriv  6 
xiog  uov  6  bcXeXeyfiivog,  avrov  äxovBrB. 

L  Ephraem  Syr.  Ev.  concord.  expos.  ed.  Mösinger  p.  157. 
Hie  est  filius  mens  dilectus;  ipsum  audite  et  TJvetis. 

11* 


154  Ausaercanoniflche  Paralleltexte  zu  Lc. 

k.  Diatessaron  Arab.  ed.  Ciasca  p.  43^ 

Et  audita  est  vox  de  nube  dicene:  Hie  est  filius  meus  dilec- 
tus,  quem  elegi:  ipsum  audite. 

1.   2.Petr.  1,  17.  18. 

XaßAv  yag  jtaQcc  ß^sov  jtavQog  ripiv  xal  öo^ap  ^copfjq  kv- 
v/d-Bloriq  avtcp  roiaoöe  vxo  t^c  fieYCiXojrQexovq  i6§f]g' 
ovrog  iötip  6  vlog  fiov  6  dyajtfjrog,  elg  ov  i/oi  svöoxi^oa, 

xal  ravxriv  r^v  gxov^v  ^(letg  r'jxovöafisv  i^  ovQavov  iv- 
eX^Bloap  ovp  avvfß  opxBg  ip  ttp  oqbi  rm  ccflcp. 

Zu  Lc.  9,  35  hat  Tischendorf  anstatt  des  crfajtrixog  im 
Tesctus  rec.  die  Lesart:  o  ixXeXeyfiipog  in  seinen  Text  der  Octaya 
aufgenommen.  Die  Zeugen,  die  er  anführt,  sind:  kBL«5'  274™^, 
die  sahidißche,  die  koptische ,  die  aetbiopische  Version,  letztere 
nach  Cod.  a,  ferner  fQr  die  Lesart:  6  kxXsxrog  Cod.  1,  electus 
die  Codd.  Vercell.,  Corbej.  2,  Rhedig.  Vratisl.,  die  Vulgata-Hand- 
ächriften  BDB,  die  Philoxeniana,  die  armenische  Version,  die 
aetbiopische  nach  der  editio  Romana,  doch  so,  dass  letztere  beide 
Lesarten:  6  dyajtfirog,  6  ixXs?.€Yfiivoc  vertritt.    Nicht  citiert  ist 

Epiphanius  mit  der  Fassung:  6  ayajtTjTog,  op  k^eXeiafirjP^  eine 
Lesart,  welche  inzwischen  dur^  das  arabische  Diatessaron: 
dilectus  quem  elegi  bestätigt  worden  ist  Hier  tritt  also  eine 
charakteristische  Verschiedenheit  im  Vergleich  mit  der  Himmels- 
stimme bei  der  Taufe  hervor.  Dort  war  das  6  a/ajenrog  (= 
fioPoyspTjc)  auf  das  hebräische  l^^n^,  welches  im  Septuaginta- 
GfnechiscY^  sowohl  durch  ayajtfjzog  als  durch  fiopoyspijg  wieder- 
gegeben wird,  zurückzuführen  und  folglich  von  Oen.  22,2  abzuleiten. 
Der  Ausdruck  kxXextog  =  ixXsXeyfiipog  aber  hat  im  Septuaginta^ 
Griechisch  mitT^n^  ISichts  zu  thun^  sondern  hängt  in  diesem 
Falle  ausschliesslich  ab  von  Jes.  42,  1 :  "^löM  ^JUll  ''1'^na  =  LXX: 
o  kxXexTog  fiov,  JtQoösöi^aro  avrop  v  V^^X^/  i"^^-  Dass  freilich 
in  späterer  Zeit  für  n'^na  auch  die  freiere  Übersetzung  ayajttprog 
gebraucht  wurde,  bezeugt  die  Version  von  Jes.  42,  1 — 5,  welche 
der  erste  Evangelist  Mt.  12,  17 — 21  seiner  Darstellung  einge- 
flochten hat:  o  dyajtfiTog  fiov^  elg  op  BXÖoxtjCBP  ^  V^XV  f^ov. 
Aber  im  A.  T.  wird  weder  an  dieser  Stelle,  Jes.  42, 1,  noch  sonstwo 
"T^na  =  l^na  mit  dyajttjTcg  wiedergegeben.  Und  selbst  Justin, 
der  doch  das  erste  Evangelium  fleissig  brauchte,  hat  in  seinen 
Citaten  von  Jes.  42,  1 — 5  lediglich  die  Version  exXexrog  ange- 


Texte  nnd  Untersachiiiigen  zu  Lc.  9,  35.  36.  41.  165 

wendet  Vgl.  Heft  II,  140 — 142,  Um  so  mehr  ist  das  6  äya- 
xTjxaq  in  Mt.  12,  18  =  Jes  42,  1  eine  Brücke  für  das  Eindringen 
derselben  Lesart  in  die  Fassung  der  Himmelsstimme  beim  Yer- 
klaniDgsbericht.  Hierdurch  gewinnen  wir  als  Endergebniss,  dass 
im  Taufbericht  THJ,  im  Verklärungsberichte  aber  "T^na  das 
Stichwort  gewesen  ist.  —  Der  Zusatz:  ut  vivetis  bei  Ephraem 
ist  sonst  unbezeugt.     Vgl.  Zahn,  Gesch.  des  Kanons  I,  165. 

Lc,  9, 36  =  Mt.  17, 9  =  Me.  9,  9. 

a.  Exe.  Theod.  §  5.  ap.  Clem.  AI.  p,  968. 

6i6  xal  Xiyu  avroTg  6  ccoti^q'  (itjösi^l  eljtme  o  eldeze. 

b.  Mt.  17,  9. 

hsTSiXato  avtolg  6  ^Irjöovg  Xiycov  fiijösvl  Bljt7}XB  x6  ooafia, 

c.  Mc.  9,  9. 

öuOTBiXato  avrolg,  i'pa  fifjöspl  d  eldop  difiyrjOmvTai, 

d.  Lc.  9,  36^ 

Tcal  avtol  iölyrioav  xal  ovöevl  d^yyeiXap  kv  ixelvaiq  xalq 
^liigaig  ovöhv  cov  iciQaxav  (Cod.  D  id^Bäcavxo). 

Die  Varianten  bIjcbTv  =  öirjyBto&ai  =  dnayyiXlBiv  ==  T^Sn 

(Vgl  die  Erläuterung  zu  Lc.  7,  22*),  sowie  oQafda  =  o  blöbxb  = 
a  slöop  ==  cop  Bcigaxap  =  cqp  id-Baoapxo  (Cod.  ß)  ==  IkH  ntüK 
machen  die  Abhängigkeit  auch  dieses  Satztheils  von  der  vor- 
canonischen  Quelle  wahrscheinlich.  Gegen  Weiss,  Marcus 
S.  299  ff. 

Lc.  9, 41 »  Me.  17, 17  «  Mt.  9, 19. 

a.  4.  Esra  1,  9. 

Usquequo  eos  sustinebo,  quibus  tanta  beneficia  contuli? 

b.  Ephraem  Syr.  Et.  concord.  expos.  ed.  Mösinger.  c.  17.  p.  203. 

Qaod   autem  turbatus  est,   consonat   cum   eo,   quod  dixit: 
Qnamdiu  vobiscum  ero  et  vobiscum  loquar? 

c.  Marcion  ap.  Epiph.  Haer.  XLII.  p.  313  B.  p.  328  D. 

IdBrfi-rip  x<Sv  (laOr^xSp  oov.    bIxb  öl  jtagä  x6'  ovx  tjÖvpjJ^ 
B-ijöap  htßaXBlP  avxo'  xal  JiQog  avxovg'  a>  yBPBa  ajtioxog, 

ta>g  jtoxB  avd^ofiai  vfimp; 


166  AttssercanoniBche  Pandleliezte  sa  Lc 

d.  Lc.  9,  41. 

äjtoxQid-elg  öh  6  *h}Oovq  bIxbv  cd  YBP^äaxiOrogxaL  duozQaii^ 
(iivfj,  iatq  xove  IßGOfiai  xQog  vfiag  x(ü  ätfi^ofioi  vfiwp; 

e.  Mc.  9,  19. 

6  dh  ajtoxQid'slq  ccvroiq  Xiyei'  co  yevsä  axiarog,  tog  xore 
XQOg  Vfiäg  icofiai;  io}g  x&te  dvi^Ofiai  vfiwp; 

f.  Mi  17, 17. 

axoxQid'€ig  öh  6  *lfjaovg  sljtev  <o  yevea  ajtUirog  xcu  öu- 
öTQafifidpfi,  iog  jtoTB  fie&*  vficov  ioofiai;  ttog  xoxb  avi^o- 
fiai  vfifDp; 

g.  Pistis  Sophia  p.  156,  8  ed.  Schwartze  et  Petermaim. 

jtpevfia  oonfjQog  motum  est  in  eo,  exclamans  dixit:  e<og 
quousque  feram  vos,  hmg  qaousque  ai'cgco  vos? 

In  eindringender  Untersuchung  hat  Weiss  (Marcus  S.  303  ff.) 
nachgewiesen  y  dass  auch  der  Perikope  von  der  Heilung  des 
mondsüchtigen  Knaben  eine  kurze  Relation  aus  der  vorcanonischen 
Quelle  zu  Grunde  liegt»  welche  nach  ihrem  wesentlichen  Worir 
laut  in  Mt  17,  14^—17.  18^  erhalten  ist,  wahrend  Mc  die  Er- 
zählung mit  selbststandigem  Detail  ausgestattet  und  zu  einem 
besonders  eindrucksTollen  Stück  seiner  Einzelschilderungen  um- 
gearbeitet, Lc.  dagegen  unter  dem  gleichzeitigen  Einfluss  der 
von  Mc  gegebenen  Darstellung  die  kürzere  Relation  der  Quelle 
bevorzugt  hat.  Den  Kern  und  die  Spitze  in  der  Urrelation  bildete 
das  bei  allen  drei  Synoptikern  fast  wortlich  übereinstimmende 
Herrenwort  Mc.  9,  19  «=»  Lc.  9,  41  =  Mt.  17, 17,  welches  sogar  in 
den  späteren  Bestandtheilen  der  Esra-Apocalypse  anklingt, 
auch  in  der  Pistis  Sophia  benützt  ist.  Über  ein  an  dieses 
Herrenwort  und  zugleich  an  Ps.  95,  9.  10  angeknüpftes  Apokry- 
phen vgl  Agrapha  S.  396  f.  —  Im  weiteren  Contexte  rechnet 
Weiss  auch  die  Worte:  g>SQeTi  (loi  avzov  toöe  in  Mt  17, 17** 
zum  reinen  Urtext.  Dann  ist  aber  auch  —  worauf  Weiss  nicht 
hinführt  —  das  xQOOayaye  des  Lc.  und  das  XQOoipByxB  des  Cod.  D 
zu  La  9,  41^  als  Ausfluss  des  Urtextes  zu  erkennen.  Man  vgl. 
«*^in  =  ^p^^^  =  JtQoaayBip  =  jtQoOfiQeiv.  —  In  dem  Passus 
Mc.  9,20—24,  welcher  nach^eiss  ausscKliesslich  dem  Marcus 
angehört  und  mit  der  Quelle  Nichts  zu  thun  hat,  findet  sich  zu 
Mc.  9,  23.  24  bei  Aphraates  (Hom.  I,  13  p.  14  ed.  Bert)  der 
aussercanonische  Text:   „Und  zu  dem,   dessen  Sohn  krank  war, 


Texte  und  Uniezsachnngen  zn  Lc.  9»  41.  51.  167 

sprach  er:  Glaabey  so  wird  dein  Sohn  leben"  (wohl  aus  Joh. 
4,  50).  ,Und  er  sprach  zu  ihm:  Herr,  ich  glaube,  hilf  meinem 
Eleinglauben.* 

Lc.  9,  61  »=  Mc.  10, 1  =  Ht.  19, 1. 

a.  Lc.  9,  51. 

iyiv^xo  Sk  kp  r£  avfiTtXfjQovad'ai  rag  fjfiiQag  rijg  dvakfj- 
fpBgog  ovTOV,  xtü  cevtbg  rb  xQOCcoxov  avxov  icxfjQiCBV  tov 
xoQeiec&ai  dg  %QovoaX^fi. 

b.  Mc.  1 0, 1». 

xai  hUld-BV  avaörag  JßQXBrai  elg  rä  oQia  Ttjg  %vdalag  xcä 
xi(fav  rov  *IoQdavov. 

c.  Mt  19,  1. 

xai  iyivBxo  otb  iriZeasv  6  ^Irfiovg  xoi)g  Xoyovg  xovxovg, 
fiSXfJQSP  äjfo  xfjg  raXiXalag  xal  fiXd'ev  elg  xa  oQia  xijg 
%vdalag  Jtigav  xoZ  ^Ioqö&vov. 

Die  mit  Lc.  9,  51  beginnende  s.  g.  grosse  Einschaltung  wird 
mit  Recht  als  solche  bezeichnet,  weil  der  lucanische  Abschnitt 
Lc.  9,  51—18, 14  zwischen  Mc  9,  38.  39  =  Lc.  9,  49.  50  auf  der 
einen  Seite  und  Mc.  10,  13—16  =  Lc.  18, 15 — 17  auf  der  anderen 
Seite  zwischen  inne  liegt  Der  gesammte  in  Lc.  9,  51—18,  14 
enthaltene  Stoff  ist  —  mit  Ausnahme  einiger  wenigen  Sprüche 
—  von  Mc  weggelassen  und  durch  die  compendiose  Notiz 
Mc  10,  1*  ersetzt.  Auch  der  erste  Evangelist  springt  von 
Mt.  18,8.  9==sMc9,43 — 50  nach  einigen  dazwischen  geschobenen 
Perikopen  mit  Mt  19,  13—15  =  Mc  10, 13—16  =  Lc  18, 15—17 
zu  demjenigen  Erzählungsstoff  über,  in  welchem  alle  drei  Synop- 
tiker Ton  Lc.  18,  15  =  Mc  10, 13  =  Mt  19,  13  fortan  parallel 
gehen.  Auch  der  'erste  Evangelist  fasst  die  in  der  lucanischen 
Einschaltung  enthaltene  geschichtliche  Darstellung  in  die  com- 
pendiose Notiz  Mt  19, 1  (-»  Mc  10, 1*)  zusanunen.  Aber  während 
Mc.  nur  durch  wenige  Spuren  zeigt,  dass  er  den  Stoff  der  grossen 
Einschaltung  Lc  9,  51 — 18,  14  aus  der  vorcanonischen  Quelle 
kannte  —  vgl  Mc  3,  22—27  =  Lc  11,  15—21;  Mc  3,  28.  29  = 
lcl2, 10;  Mc.  4,  21  =  Lo.  11,33;  Mc  4,  22  =  Lc.  12,  2;  Mc  4,  30 
-32  =  Lc  13,  18.  19;  [Mc  6,  7—13  =  Lc  10,  1—11];  Mc  8, 11. 
12  =  Lc.  11, 16.  29;  Mc  8,  15  =  Lc  12,  1;  Mc  8,  34  =Lc  14, 27; 
Mc  8,  35  ==  Lc  17,  33;  Mc  9,  42  =  Lc  17,  2;  Mc  10,  11.  12  = 


Igg  AuBsercanonische  Paralleltexte  su  Lc. 

La  16,  18;  Mc  11,  23  =  Lc.  17,  6;  Mc.  12,  30.  31  —  Lc.  10,  27; 
Mc.  12,  39  =  Lc.  11,  43;  Mc.  13, 11  =Lc.  12,  11,  12;  Mo.  13, 15.  16 
=  Lc.  17,  31;  Mc  13,  21  =  Lc.  17,  23;  Mc.  13,  33—37  =  Lc. 
12,  36-— 41  — ,  ist  die  ÄusnützuDg  des  Quellenstoffes,  der  sich 
bei  Lc.  in  der  grossen  Einschaltung  befindet,  von  Seiten  des 
ersten  Evangelisten  eine  viel  reichere  und  ausgedehntere,  jedoch 
so,  dass  der  geschichtliche  Rahmen  des  Marcusevangeliuxns  bei- 
behalten und  daher  von  einer  ähnlichen  grossen  Einschaltung 
wie  Lc  9,  51 — 18,  14  im  ersten  Evangelium  Nichts  zu  bemerken 
ist,  dagegen  zahlreiche  kleinere  Um-  und  Einschaltungen  ent- 
standen sind,  mit  deren  Hilfe  der  erste  Evangelist  seine  grösseren 
Redecompositionen  zu  Stande  gebracht  hat.  (So  besteht  z.  B. 
das  zweite  Capitel  der  Bergpredigt  nach  Mt.  (Mt  c  6)  vorzugs- 
weise aus  eingeschalteten  Stoffen,  welche  nach  ihrer  ursprüng- 
lichen Lagerung  in  der  grossen  Einschaltung  des  Lc.  enthalten 
sind.)  Eben  weil  der  erste  Evangelist  den  Rahmen  des  Marcus- 
evangeliums heibehielt,  musste  er  auch  die  compendiöse  Notiz 
aus  Mc.  10,  1*  in  seine  Schrift  herttbemehmen.  Dieses  Compen- 
dium  entspricht  genau  dem  Gang  der  grossen  Einschaltung. 
Man  vgl. 

Mc.  10,  1*:  xäi  kxstd^ev  avaarag  =  Lc.  9,  51 — 10,  16; 

iQXStac  elg  rä  OQia  rrjg  ^lovöalag  =Lc.  10, 17 — 42; 
xal  Jiigap  rov  ^loQÖavov  =  Lc.  11,  Iff. 

Diese  dem  Sachverhalte  genau  entsprechende  Notiz  hat  der 
erste  Evangelist  Mt.  19,  1  aus  Mc.  10, 1^  übernommen.  Die  jetzige 
canonische  Fassung  aber  in  Mt.  19,  1: 

Big  rä  OQia  rijg  %v6alag  JtiQav  rov  ^loQÖavov 

schUesst  eine  geographische  Ungeheuerlichkeit  in  sich  ein  und 
beruht  auf  einer  Corruption  des  Textes.  Um  so  wichtiger  ist 
die  —  von  Tischendorf  nicht  notierte  —  Lesart  des  Cod.  Col- 
bertinus,  welcher  zwischen  den  beiden  Textbestandtheilen  in  fines 
Judae  und  trans  Jordanem  das  fehlende  et  »=  xal  wiederherstellt.^) 
Nach  Judaea,  zum  Kirchweihfest  in  Jerusalem  (Joh.  10,  22),  und 
von  da  nach  Peraa  (Joh.  10,  40)  ging  ja  auch  nach  der  johan- 
neischen  Darstellung  die  Reise  Jesu,  nachdem  er  Galiläa  endgilt^ 

1]  Nestle  erinnert  daran,  dass  nach  Wordsworth-White  das  et 
sich  noch  findet  in  den  Handschriften  „XZ*  (sed  ezp.)  cum  a  e  ff<  h",  wovon 
bei  Tisch endorf  Nichts  notiert  ist. 


Texte  und  ÜnterBuchimgen  zu  Lc.  9,  51.  55.  169 

Terlafisen  hatte.  —  Den  Aufbrach  zu  dieser  Reise  schilderte  die 
Quelle  in  ganz  hebräischen  Ausdrücken.  Vgl.  namentlich  auch 
zu  Lc.  9,  53:  ro  xqoöcoxov  jivtov  rjv  TtOQtvo^evov  elg  ^Isqov- 
caXriii  2.  Sana,  il,  11:  D'^bbh  ?I^5W  ==LXX:  xai  x6  xQoccojtov 
60V  xoQBVOfiSPor,  ganz  hebraisierend,  Ex.  33,  15:  D'Obh  ^*)2B=: 
LXX:  cevTog  ov  övfixoQ€vi]^  den  Hebraismus  vermeidend. 

Lc.  9,  55. 

a.  Syr.  Cur.  Lc.  9,  55. 

arQag)slg  6h  ixs-tlurjCev  avxotq  xai  slntv  ovx  olöatSy  otov 
xvevfictrog  iörs  vfiBtg; 

b.  Cod.  Cantabr.  Lc.  9»  55. 

OTQa^sts  OB  ixeTi/ii]öev  avxolg  xai  ebtev  ovx  olöare^  xolov 
xvsvfiaTog  kore; 

c.  dem.  AI.  Fragm.  ex  Macario  Chrysocephalo.  p.  1019. 

ravra  xoi  xai  6  xvQiog  xQog  xovg  dxooxoXovg  slxopxag 
ip  xvqI  xoXaocu  xovg  (ifj  ÖB^afidpovg  avxovg  xaxä  xop 
^HXlap'  ovx  olöaxB,  g>ijol,  xolov  xPBVfiaxog  Ioxb; 

d.  Epiph.  Ancor.  c.  26.  p.  31 D. 

xai  xaXiP'  ovx  oldaxBy  oiov  xPBVfiaxog  koxB; 

e.  Cod.  Colbert.  Lc.  9,  55.  p.  82.  ed.  Belsheim. 

Conversus  itaque  oorripuit  iUos  et  dixit:  Nescitis,  quali  spi- 
ritu  sitis? 

f.  Diatessaron  Arab.  ed.  Ciasca  p.  68^. 

Et  conversus  Jesus  increpavit  illos  dicens;  Nescitis,  cujus 
Spiritus  estis? 

g.  Didymufl  de  Trin.  U,  7. 

ovx  oiöaxB,  otov  xPBVfiaxSg  koxip  6  vlbg  xov  apß'QcSxov; 

Bereits  in  den  Agrapha  S.  32.  36  ist  darauf  hingewiesen 
worden,  dass  die  in  den  textus  receptus  aufgenommenen,  in  den 
besten  und  meisten  revidierten  griechischen  Codices  fehlenden  Worte : 
xai  bIxbp'  ovx  olöaxBy  oiov  JtPBViuxxog  kcxB  [vfiBlg]  sicherlich  von 
Lcy  der  so  gern  und  namentlich  am  Schlüsse  die  Texte  kürzte, 
weggelassen,  dagegen  als  echter  Best  der  Torcanonischen  Quelle 
wieder  in  den  Text  eingedrungen  ist.  Und  zwar  ist  dies  sicher 
geschehen  durch  den  Redaktor  des  ältesten  Evangeliencanons,  — 


170  Auflsercanonische  Paralleltezte  zu  Lc 

Aristo  von  Pella?  — ,  wie  allein  schon  aus  der  Übereinstimmiing 
des  Cod.  D,  der  Itala-Godices,  der  altsyrischen  Version  mid  des 
Diatessaron  mit  Bestimmtheit  geschlossen  werden  kann  (vgl. 
Kriterium  1  in  Heft  I,  36  und  47),  also  ganz  abgesehen  Ton  den 
übrigen  zahlreichen  Zeugen,  welche  diesen  Textbestandiheil 
kennen.  Wenn  Keim  in  seinem  ^Jesus  Ton  Nazara"  III,  10^ 
den  Spruch  als  eine  spatere  Glosse  aus  1.  Reg.  19,  11  und  Num. 
14, 24  charakterisiert,  so  reichen  diese  alttestamentlichen  Parallelen 
nur  hin,  um  zu  zeigen,  wie  ausserordentlich  treffend  Jesus  die 
alttestamentlichen  Beziehungen  seinen  Reden  einwob,  wie  es  hier 
geschah,  wo  die  Erscheinung  des  Moses  (vgl  Num.  14,  24).  und 
des  Elias  (vgl  1.  Reg.  19,  11)  eben  Torausgegangen  war  und  wo 
die  Zebedaiden  mit  Elias-Feuereifer  hatten  dreinfahren  wolkn. 
Der  Spruch,  welcher  echten  Logia*Charakter  zeigt,  ist  eine  kost- 
bare Perle  aus  Jesu  Reden,  durch  die  älteste  Evaugelientradition 
erhalten  und  glücklicher  Weise  durch  die  Itala  in  die  Yulgata 
und  in  den  Textus  receptus  übergegangen. 

Lc.  9^  56. 

a.  Syr.  Cur.  Lc.  9,  56. 

0  fäg  vloq   xov  dp&Qoixov  avx  f^Xß-s  yt;;fgg  dvO-QoixcDV 

cbtokioaiy  äXXa  öcoöai.    xcu  ijcoQevdtjoap  Big  htigav  x(6fi^v. 

b.  Synodica  epistola  ad  Fidum  Episcopum.    [Epp.  C^pr.  59.  Tel 

64.  p.  67  ed,  Bened.] 
Nam  cum  Dominus  in  eTangelio  suo  dixit:  Filius  hominis 
non   Tenit   animas   hominum  perdere,  sed  salTare,  quantum 
in  nobis  est,  si  fieri  potest,  nulla  anima  perdenda  est 

c.  Cod.  Colbert.  Lc.  9,  55.  ed.  Belsheim  p.  82. 

Filius  enim  hominis  non  Tenit,  animas  perdere,  sed  salTas 
facere. 

d.  Diatessaron  Arab.  ed.  Ciasca  p.  68^. 

Profecto  Filius  hominis  non  Tenit  animas  perdere,  sed  sal- 
Tare.   Et  abierunt  in  aliud  castellum. 

e.  TertuU.  de  carne  Christi  c.  12. 

Et  Teni,  inquit,  animam  salTam  facere. 

Obwohl  für  diesen  Teztbestandtheil  das  Zeugniss  des  Cod.  D 
in  seiner  jetzigen  Gestalt  zu  Termissen  ist,  kann  doch  bei  der 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Lc.  9,  56.  57.  ]^7l 

Übereinsidmmang  der  altsyrischen  und  altlateinischen  Versionen, 
sowie  des  Üiatessaron  nicht  daran  gezweifelt  werden,  dass 
der  Archetypus  des  Cod.  D,  der  älteste  Evangeliencanon,  unser 
LogioD,  welches  ja  unlöslich  mit  dem  Yorausgegangepen  ver- 
banden ist,  gleichfalls  enthalten  hat.  Bezüglich  seines  urevan- 
gelischen  Charakters  vgl.  man  Lc.  6,  9  =  Mc.  3,  4:  y^v^^v  OtDOai 
rj  axoxxtlvai  =^  ri^^Tan  und  dieselben  Parallelen  auch  hier:  axo- 
Uoai  =»  cütoxTBlvoi^  letzteres  in  den  Uncialcodices  Ur'  und  in 
10  Minus£^.  Der  Zusammenhang  dieses  Textbestandtheils  mit 
dem  vorausgegangenen  würde  noch  concinner,  wenn  man  in  v.  55  die 
Fassung  des  Didymus,  in  v.  56  das  profecto  des  Diatessaron  und 
die  Form  veni  aus  Tertullian  adoptierte  und  dann  den  Urtext 
folgendennassen  reconstruierte:  ovx  olöaze,  o?ov  xvevfiaTog  iöziv 
0  vlog  Tov  ap&Qcixov  dfi^p  yäg  Xtfoo  vylVy  ovx  TjXd-ov  V^x^S 
cv^Qcixatv  äjtoJLioai  (=  dxoxrslpai),  djiXd  oSoai, 

Lc.  9,  57  =  Mt  8, 19. 

a.  Apoc.  14,  4. 

ovxoi  ol  dxoXov&ovpreq  rS  dgplq),  oJtov  ap  ijtayy, 

b.  Ep.  eccL  Lugd.  et  Vienn.  ap.  Eus.  H.  E.  V,  1,  10.  p.  157,  27. 

Tjp  yoQ  xdi  Icxi  ypiqoioq  Xqiötov  fiad-Tjr^g,  dxoXoDd-wp  rw 
ägplq}  oxov  S^^^jroj^ 

c.  Cod.  Cantabr.  Lc  9,  57. 

ebiBV  ii  Tig  JtQog  avrop*  dxoXovd-i^oo}  öoi  ojtov  ap  vjtor 

d.  Acta  Pauli  et  Theclae  p.  106. 

axoXov^ow  aoi,  ojtov  ö^  ap  ytogevfj, 

e.  Mi  8, 19. 

xai   TtQoOBXd-top  Ag  ygauuarsvg   eljtep   avrä'    öiöaoxaXSf 
axoXov^vaco  001,  ojrov  iap  ajtigxv- 

f.  Lc.  9,  57. 

xa\  xogevofiipcDP  avrcop  h  rfj  oötp  eljtip  xig  jtgog  avtop' 
oxoXovdTJaoi  Cot,  ojtov  ap  djtigxTJ- 

g.  Syr.  Cur.  Lc.  9,  57. 

IripBTOÖhjiogevofiipaiP  avräp  kp  ry  oö<p  JtgooeX&cip  rig 

bIxb  xgog  avxop'  dxoXovd-i^oo)  ooi,  oJtov  ap  djtegxti^  xvgis. 


N-^-S-/--w- 


\'J2  Aassercanonische  Paralleltezte  zu  Lc. 

Bei  diesem  Logion  besitzen  wir  an  dem  Apokalyptiker  einen 
nicht  zu  beanstandenden  Zeugen  ftlr  die  Abstammung  des 
Spruches  aus  der  vorcanonischen  Quellenschrift  und  für  die  Vor- 
züglichk«it  der  in  dem  Cod.  D  zu  Lc.  9,  57  erhaltenen  Lesart: 
vxayeig.  Denn  die  Verwandtschaft  zwischen  Apoc.  14,  4  und 
dem  Logion  Lc.  9,  57  nach  Cod.  D  kann  nur  aus  der  Benützung 
einer  gemeinsamen  Quelle  erklärt  werden.  Übrigens  liegt  in 
den  Varianten:  öiöaöxaZe  =  xvQie=^*>ün,  sowie  djtegxv  =  xoQsvn 
=  vjcdyeig  =  Ifbn  der  hebräische  Quellentext  offen  zu  Tage. 

Lc.  9,  58  =  Mt.  8,  20. 

a.  Herrn.  Sim.  V,  6,  7.  p.  158,  3. 

^  oaQ^  avTfjf  öovXavöaoa  rm  jtpevfiaxi  dfie/utziDg,  cxij  roxov 
Tiva  xaTaoxi]pa)Ce<og. 

b.  Lc.  9,  58  =  Mt.  8,  20. 

al  dXcixsxeg  g)ioXeovg  sxovcip  xäi  rd  jtexeivä  tov  ovqüvov 
xaraaxfjvoiöetgj  6  öh  viog  rov  dpdQoixov  ovx  ixsi,  xov 
xfiv  xe^aX^p  xXlpij. 

c.  Iren.  I,  8,  3. 

ovx  exBi  6  vlbg  rov  dvd^Qcojtov  Jtov  x^p  xt^aX^p  xXlpau 

d.  Ephraem  Syr.  £v.  concord.  ezpos.  ed.  Mösinger  p.  74. 

Vulpibus  sunt  habitacula  sua,  et  filio  hominis  non  est  locus, 
ubi  ponat  caput  suum. 

Die  Übereinstimmung  zwischen  dem  ro^o^  des  Hermas 
und  dem  locus  bei  Ephraem,  wozu  noch  Aphraates  kommt 
(nach  Wright  p.  118,  9:  „während  seine  Wohnung  in  der  Hohe 
war,  hatte  er  nicht  einen  Ort,  wo  er  sein  Haupt  stützte"  — ),  beweist, 
dass  dem  Urtexte  das  hebräische  Dipia  '^b  ]*^K  zu  Grunde  lag. 

Lc.  9,  59  =  Mt.  8,  21. 

a.  Syr.  Cur.  Mt.  8,  21. 

txegog  6h  xcop  fia&rjx(5p  avxov  eljtep  avxm'  xvqib^  ijtlxge- 
tpop  fioi  jTQcixop  djieXO^eTp  xal  &dtf>ai  xop  otaxiga  [lov,  xcl 
iXevöofiai.  — — 

b.  Syr.  Cur.  Lc.  9,  59. 

0  öh  eljtsp'  xvQiSj  ijtlxQBtpop  (loi  ytgmxop  djteXd-opxi  ^a- 
tpai  ZOP  Jtaxiga  (iov,  xal  iXsvaofiai, 


Texte  und  UnterBnchnngen  zu  Lc.  9, 58.  59.  60.  173 

c.  Mt.  8,  21. 

izegog  öh  zäv  iiad^rixciv  dxBV  airw,  xvqu,  ijilvQey^ov  fioi 
XQwxov  äjt£k&sip  xal  O-ätpai  xov  xaxiQa  fiov, 

d.  Lc.  9,  59. 

0  dh  eljtev  xvqu,  ijtlxQetpov  fioi  jtqcoxop  ayteXd^ovxi  ß-atpai 
xov  jtaxsQa  fiov. 

Der  in  beiden  canonischen  Parallelen  beim  Syr.  Cur.  sich 
findende  Zusatz:  xal  iXevoOfiai^  welcher  erst  durch  Baethgens 
Ausgabe  des  Syr.  Cur,  herausgestellt  und  bei  Tischendorf  nicht 
notiert  ist,  entspricht  dem  et  revertar  des  Diatessaron  zu  Lc. 
9,  61  und  dem  xal  iXevoofiai.  =  et  veniam  des  Syr.  Cur.  daselbst, 
dessen  Erwähnung  bei  Tischendorf  nicht  fehlt. 

Lc.  9,  60  =  Ht.  8,  22. 

a.  Clem.  AL  Quis  div.  salv.  §  23.  p.  948. 

01  vsxQol  xovg  rexQOvg  &aj€X^x(ooai\ 

b.  Clem.  AL  Strom.  111,  4,  25.  p.  522. 

xy  xov   xvqIov   qxov^  Xiyovxog  x<5  ^Mxjttty  cuptg  xovq 

vexQovq  d-äy^ai   xovg   tavx(5v   vsxQovg,  ov   de  äxoXovd-ei 

fiOL 

c.  Syr.  Cur.  Mt.  8,  22. 

o  de  *Irfiovg  elxev  avx<5'  aq>eg  xovg  vexQovg  &atf)ai  xovg 
lavxcov  vexQovc,  ov  6\  dxoXov&si  /aoi,  ^^ 

d.  Mt.  8,  22. 

0  6e  Xiyei  avxA'  axoXovd^ec  fioi  xal  a^eg  xovg  vexQovg 
^a^>ai  xovg  havxäv  rexQovg, 

e  Iren.  I,  8,  3  =  Epiph.  Haer.  XXXI,  25.  p.  195  A. 

iv  x(B-  ebrelv  atpeg  xovg  vexQovg  d-ctipai  xovg  iavxcov 
vexQoyg'  öv  6i  Jtogevi^elg  diayysXXexijv  ßaciXslav  xov 
d^eov- 

f.  Cod.  Cantabr.  Lc.  9,  60. 

ag)eg  xovg  vexgovg  d^ay>ai  xovg  tavrcov  nxQovg'  ov  6h  jto- 
Qevd-Blg  diayyeXXe  xfiv  ßaotXstav  xov^eot. 

g.  Lc.  9,  60. 

ag)eg  xovg  vexQovg  d^atpai  xoig  tavxdip  vexQoig'  ov  6i 
ajteXd^civ  öiayyeXXe  xijv  ßaoiXiiai^^ov^d^eov,        "^ 


174  AnBsercanoniBclie  Paralleltezte  zu  Lc. 

h.  Martyrium  Petri  c.  11.  p.  100.  ed.  Lipsius. 

ijxovCag  rot  xvqIov  XiyovTog'  a^ers  rovg  vexgovg  ^ojtrc- 
öd-ai  vjto  t<5v  IdlcDV  vexgSv. 

In  den  Stromata  gibt  Clemens  AI.  das  Logion,  welches  er 
an  Philippus  (als  einen  der  Siebenzig)  gerichtet  sein  lässt,  genau 
in  der  Fassung  wieder,  welche  auch  der  Syrer  Cur.  vertritt  Der 
Zusatz  bei  Lc:  öv  di  [j(OQBx>0'slg  =  ?rb  =]  cbteXO^civ  ötayyeXXe 
r^v  ßaötXslav  tov  &6ov  entspricht  der  geschichtlichen  Situation 
genau,  da  hier  Jesus  seine  Jünger  sammelt  zum  Aufbruch  und 
zur  Arbeit  in  seiner  Ernte.    Vgl.  Lc.  10,  2  ff. 

Lc.  9, 61. 

a.  Iren.  I,  8,  3.  (Valentiniani.) 

ip  t(p  BlQfjxivai  xA  sljtovTi'  dxoXovB-i^oa}  cot,  kxlzQt^ov 
6i  (doi  JtQ(5top  ojtord^ao&ai  zotg  iv  zw  ohccp  (lov. 

b.  Epiph.  Haer.  XXXI,  25.  p.  194  D. 

h  tA  slQfjxivai  zw  elxovzc  dxoXovd-rjCa)  Coi,  ixlzQB^ov 
di  fioi  yrQ(Szop  chtoza^ac&at  zoTg  olxBloig, 

c.  Lc.  9,  61. 

tbcBV  6h  x<xL  HzsQog*   dxoXov&i^aa)  ooi,  xvqw  xqAzov  dk 
ijtlzQBtpop  (ioi  dj^oza^acd-ai  zotg  elg  zov  oIxop  fiov. 

d.  Diatessaron  Arab.  ed.  Giasca  p.  20. 

Et  ait  illi  alter:  Sequar  te,  Domine,  sed  permitte  mihi  pri- 
mum  ire  et  salutare  domum  meam,  et  revertar  (=  Syr.  Cur.: 

xäi  iXsvöofiai), 

Es  erscheint  in  diesem  FaUe  unverständlich,  wie  Weiss 
(Matthäus  S.  238)  den  Textbestandtheil  Lc.  9,  6t.  62,  dessen  Ut- 
Sprung  aus  den  Logia  auch  Holtzmann  (Synoptische  Evan- 
gelien S.  225)  annimmt,  der  vorcanonischen  Quelle  absprechen 
und  für  eine  freie  Combination  des  Lc.  aus  Lc  9,  57.  59  erklären 
konnte.  Den  lucanischen  Sprachcharakter  des  ojroragao^ai, 
welches  im  N.  T.  sechsmal  vorkommt,  nämlich  Mc.  6,  46,  ganz 
ähnlich  2.  Cor.  2,  13,  femer  Lc.  9,  61;  14,  33;  Act  18,  18.  21,  von 
vornherein  zugegeben,  so  finden  sich  doch  zahlreiche  —  von 
Weiss  selbst  nachgewiesene  —  Fälle,  nach  denen  einzelne  lu- 
canische  Lieblingsausdrücke   in  seine  redaktionelle  Bearbeitung 


Texte  und  ünterfluchungen  zn  Lc.  9, 61.  62.  X75 

des  Quellentextes  eingedrungen  sind,  ohne  dass  damit  ein  Rück- 
schloss  auf  die  Nichtquellenmässigkeit  des  Ganzen  indiciert  ist. 
Und  die  Antwort  Jesu  in  Lc.  9,  62,  zamal  wenn  man  das  darin 
enthaltene  Gleichniss  nach  den  aussercanonischen  Paralleltexten 
ergänzt  (s.  das  Folgende),  ist  seinen  tibrigen  Logia-Reden  so 
congenial  und  dabei  so  original,  dass  v.  62  die  Quellenmässig- 
keit  von  y.  61  und  damit  die  Abstammung  des  Ganzen  ans  dem 
TJreyangeliam  Terbürgt.  Zu  den  Varianten  ol  olxstoi  «=  ol  iv 
rm  oixm  =  ol  elg  top  olxov  =  Pl'jSrt  ''SSl,  "^vglT^Agrapfia 
S.  103  f.  169. 

Lc.  9,  62. 

a.  Acta  Philippi  c.  29.  p.  87.  ed.  Tischendorf. 

rlg  ß-iftepog  t^p  X^^Q^  avr.ov  ilg  qqoxqop  xaX  ßXijtop 
elg  rä  oxlom,  Bvd-Bxog  iorip  avxov  fj  avka^; 

b.  Additamenta  ad  Acta  PhiL    [Apocal.  apocr.  ed.  Tischendorf 

p.  107.] 
xlg  icxip  d-ifiBPog  xijv  iccvxov  x^^Q^  ^^*  agoxQOP  xäl  cxqü- 
g>t\g  elg  xa  oxlöco  etd-elap  xoicop  xfjp  avXaxa; 

a  The  docfarine  of  Addai  ed.  Phillips  p.  43. 

And  as  a  husbandman,  who  puts  bis  band  to  the  phough- 
share,  if  he  looks  behind,  the  farrows  before  him  cannot  be 
straight. 

(1.  Orig.  in  Jerem.  Hom.  V,  13.    Opp.  III,  158  =  Hom.  XIII,  3. 
Opp.  III,  207. 
^hfiovg    q>f^l    x6'   oiöAg   ßaXcop   x^p  x^^Q^  ^^*   agoxQOP 
xäl  öxQaq>B)g  slg  xa  omcco  Bvd-exog  ioxip  xi]  ßaoiXela  xov 

d'BOV. 

e.  Ephraem  Syr.  Opp.  U,  183  F. 

xov  x%)qIov  xäi  OCDXfJQog  ^ftcop  ^Irjöov  XqiCxov  slxopxog' 
—  ovÖBig  kxißaXwp  xrjp  X^^Q^  avxov  hx  clqoxqop  xal  OXQa- 
^Blg  Big  xa  oxlöco,   BV&exog  ioxip  elg  xrjp  ßaoiXBlap  xäp 


^^  .^  -/■ 


ovgapcDP.^ 
f.  Anastas.  Sinaita.  Quaest  3.  p.  28. 

xal  6  xvQiog'  ovöelg  ßaXmp  xi^p  X^^Q^  avxov  hjt  agoxQOP 
xal  axQaq>Blg  Big  xit  ojtiömy  BvB^BXog  ioxiP  Big  xijp  ßaoiXBlap 
xwv  ovgapwp. 


176  Aossercanonische  Paralleltexte  zu  Lc 

g.  Hilar.  in  Psalm.  121.  p.  994  B. 

qoia  ut  in  evangeliis  dictum  est:  Nemo  retro  respiciens  et 
aratrum  tenens,  aptus  est  regno  coelorom. 

h.  Iren.  I,  8,  3  =  Epiph.  Haer.  XXXI,  25.  p.  194  D.  (Valentiniani.) 
ovJslg  ix*  OQoxQOV  rfjv  X^^Q^  ixißaXwv  xdi  dq  rä  oxlöw 
ßXixcDV  ^d-eroq  icrtv  kv  tij  ßaocXela  tSp  ovQaväv. 

i.  Lc.  9,  62, 

ovöelg  ixißaXciv  xj}v  X^^Q^  avtov  ix*  aQoxQOV  xal  ßXixmv 
dq  rä  6xIög>  evO^eroq  iörip  rfj  ßaCiXela  xov  &bov, 

k.  Clem.  AI.  Strom.  VII,  16,  93.  p.  889. 

ovöelg  yag  elg  xä  oxlöco  ßXixcov  xal  ixißaXXmv  xtjv  X^^Q^ 
avxov  ix*  agoxQOP  svd^exog  x^  ßaciXala  xov  d-eov. 

I.  Cod.  Cantabr.  Lc.  9,  62. 

ov6üg  dg  xä  oxloo)  ßXexcjv  xal  ixißäXXmv  xrjv  x^^^  ^^ 

XOV   ix*  aQoxQov   svd-exog ;  ioxiv   elg   xi]v    ßaCiXeiav   xov 
d^eov* 

Dieses  Logion,  welches  textlich  vielfach  variiert,  bewährt 
sich  in  sprachlicher  Hinsicht,  sowie  durch  seinen  sachlichen  Qe- 
halt  als  ein  echtes  Herrenwort,  welches  aus  der  vorcanonischen 
hebräischen  Quelle  geflossen  ist.  In  sprachlicher  Hinsicht 
kommen  folgende  Übersetzungs Varianten  in  Betracht:  d^ifiBvog^= 
i3aicöi^^=Jj£^flN^ör  =  nten  (vgl.  üiW  =  ßdXXeiv  LXX^uiäTe,  19; 
Ezech.  21,  22;  23,  24,  D'^tD  =  ixtßaXXeiv  LXX  Ex.  5,  8;  Lev.  10,  1 ; 
Prov.  23,  2),   femer   oxQtfpeod^at  =  ßXixetv  =  njfi   (vgl.   Fürst 

II,  223s  sowie  die  zu  Lc.  7,  27  besprochene  Übersetzung  der  LXX 
von  Mal  3,  1 :  n3&  =  ixißXdtpexai,  und  ausser  den  dort  gegebenen 
Beispielen  noch  Hiob  6,  28:  HDB  =  elaßXixeiv).  —  Inhaltlich 
legen  die  aussercanonischen  PariJleltexte  aus  den  Acta  Philippi 
und  der  Doctrina  Addaei  die  Vermuthung  nahe,  dass  hier  in 
V.  62  eine  der  von  Lc.  beliebten  Textkürzungen  stattgefunden 
hat,  dass  nämlich  die  zweite  Hälfte  des  Gleichnisses  vom  Pflüger 
in  Wegfall  gekommen  und  sofort  die  Anwendung  des  Gleich- 
nisses auf  das  Reich  Gottes  angefügt  worden  ist  Der  ackernde 
Landmann  muss  unverwandt  vorwärts  schauen,  wenn  er  gerade 
Furchen  (furrows  =  xrjp  avXaxa)  ziehen  will;  sobald  er  sich 
rückwärts   wendet  (n2B)   und   rückwärts   blickt  {elg   xä   oxlöm 


Texte  und  UnterBucbungen  zu  Lc.  9, 62.  10, 1.  177 

ßXijt(Dv\  werden  die  Furchen  ungerade  (vgL  the  fiirrows  before 
him  cannot  be  straight  — ,  straight  =  svdvg  =  ntDJ,  z.  B.  Prov. 
20, 11).  Die  Anwendung  davon  in  Bezug  auf  Gottes  Beieh  ist 
klar:  6  ßHjtcop  alg  xa  ojcIocd  ovx  evd-stog  ioriv  r|/  ßaaiXslg^ 
tov  d^eov  (bemerke  die  wiederholt  hier  auftretende  Variante 
xäv  ovQav<3py  welche  im  lucanischen  Sprachgebrauche  unerhört 
ist).  Der  volle  Urtext  wird  mithin  etwa  folgendermassen  ge- 
lautet haben: 

xig  &€fi€Uog^  (=  ^^;^?^^  ijnßaXciv)  xf^v  X^^Q^  avxov  slg 
oQoxQov  xal  öxQaq)elg  (=  ßXsjtcov)  slg  xa  oxlcco  svd-elav 
xfjv  avXaxa  xoul; 

[ofiolmg]  ovöslg  ßXisKOV  elg  xa  ojclöco  evd^exog  icxip  xy  ßor 
CiXtlqi  xov  &eov  i'^^^  J^^^Q^^}^^^ 

Derselbe  Gedanke  abo,  nur  unter  einem  anderen  Bilde,  als  in 
dem  Logion  von  Lots  Weib,  Lc.  17,  32.  Vgl.  Agrapha  S.  145. 
—  Bemerke  noch  die  im  Hebräischen  gebräuchliche  Identität 
der  Frage  (xlg)  und  der  Verneinung  (ovöslg)  ^  ähnlich  Mt.  5,  17 

XL  o.  ^ 

Lc- 10, 1. 

a.  Syr.  Cur.  Lc.  10,  1. 

fuxä  dh  xctvxa  dviösi^BV  [Cod.  D:  oxiöeL^Bv]  xal  sxiQovg 

IßöofAfpcovxa  ävo  xal  axiöxBiXsv  avxovg  äva  ovo  xqo  ^QO(h 
cixov  avzQv, 

b.  Ephraem  Syr.  £v.  concord.  expos.  ed.  Mosinger  p.  160. 

Septnaginta  duo  elegit  —  p.  90:  misit  eos  binos  juxta  simi- 
litudinem  suam  —  p.  115:  misit  eos  binos  ad  similitudinem 
suam. 

Zu  den  bei  Tischendorf  erwähnten  Zeugen  für  die  Zahl  72 
macht  Zahn  (Forschungen  I,  148)  noch  namhaft:  Doctr.  Add. 
ed.  Phillips  p.  5;  Dial.  de  r.  f.  I,  806;  Recogn.  I,  14  p.  24 
ed.  Gersdorf;  Doctr.  app.  ed.  Cureton,  Ancient  documents  p.  34. 
Die  merkwürdige  Lesart  Ephraems:  juxta  =  ad  similitudinem 

suam  geht  auf  inaob  zurück.  VgL  Jos.  6,  5:  i^Ji;  tD>«  D^  i^T\  = 
LXX:  xal  iksvoexai  xäg  6  Xaog  ogfii^oag  ixaöxog  555^^^$^^^^ 
xop  — ^  dagegen  Gen.  2,  20:  iTO?  =  LXX:  ofioiog  avx<5. 

Texte  Q.  Cntenaehiuge&  X,  8.  12 


178  Aumercanonifiche  Paralleltexte  zu  Lc. 

Lc.  10, 2  =  Mt.  9,  S7.  38. 

a.  Clem.  AI.  Strom.  I,  1,  7.  p.  319. 

el  yovv  6  fihp  d^sQio/ioq  jeoXvg,  ol  äs  iQyaxai  ßQ<^Xi^  ^^ 
ovTi  ÖElod-ai  xad^xsi  oxcog  ort  /idkiora  jtXeiovov  fjfUr 
Igyarcov  evytogla  yivtjxat, 

b.  Lc.  10,  2  =  Mt.  9,  37.  38. 

o  (ikv  d-SQiöiiog  xoXigy  ol  61  iQydrai  oXlyor  6af]{hjTe  avr 
rov  xvqIov  rov  d-SQiöfiov,  ojicog  iQyäxaq  ixßaXij  bIq  xbv 
d-SQtOfiOV  avxov. 

Bei  der  Ernsthaftigkeit,  mit  welcher  Lc  seine  Quellen  be- 
nutzt, sowie  bei  der  Verschiedenheit  der  geschichtlichen  Situation 
zwischen  der  Aussendung  der  Zwölfe  und  der  Abordnung  der 
Siebenzig  ist  an  der  quellenmässigen  Verschiedenheit  der  beiden 
Aussendungsreden  mit  Bestinmitheit  festzuhalten.  Die  Verwandt- 
schaft zwischen  Lc.  9,  3 — 5  =  Mc.  6,  8 — 11  einerseits  und  Lc 
10,  2 — 16  andererseits  ist  jedenfalls  dadurch  entstanden,  dass  Hc 
Elemente  aus  der  Abordnungsrede  an  die  Siebenzig  entlehnt  und 
in  die  Aussendungsrede  an  die  Zwölfe  aufgenommen  hat  Unser 
Logion,  welches  durch  den  ersten  Evangelisten  als  quellenmässig 
beglaubigt  ist  und  auch  den  vollen  Eindruck  eines  Herrenworts 
hervorruft,  stand  sicherlich  an  der  Spitze  der  Abordnungsrede, 
mit  welcher  Jesus  seine  Jünger  aussandte,  um  die  von  ihm  selbst 
vorbereitete  (Joh.  4,  4  ff.)  und  vorausgesagte  (Joh.  4,  35.  36)  Ernte 
in  Samaria  zum  ersten  Male  einzuheimsen.  Auch  der  erste 
Evangelist,  welcher  —  nach  dem  Vorgange  des  Mc.  —  beide 
Abordnungsreden  (an  die  Zwölfe  und  an  die  Siebenzig)  compi- 
lierte  und  ausserdem  durch  andere  Bestandtheile  aus  der  Quelle 
zu  einer  neuen,  grösseren  Redecomposition  gestaltete,  zeigt  doch 
durch  die  Stellung  unsers  Logion  (Mt.  9,  37.  38)  unmittelbar 
vor  seiner  Aussendungsrede  (Mt.  10,  Iff.),  dass  er  unser  Logion 
an  derselben  Stelle  wie  Lc.  vorgefunden  hatte.  —  In  sprach- 
licher Hinsicht  ist  die  —  durch  keine  Handschrift  vertretene  — 
Variante  ßQaxsZg  (=  oXlyoi)  als  Ausfluss  des  alexandrinischen 
Übersetzungstypus  zu  erkennen.  Vgl.  Heft  I,  148  f  Ausserdem 
Deut.  26,  5:  t:?T3  '^n'aa  =  LXX:  iv  dgi^fim  ßQaxsl  =  Deut  28,  62. 
Femer  1.  Sam.  14,  43:  wyi  wr  =*^  ßgaxv  ftüu. 


Texte  and  Untenuchiuigeti  zn  Lc.  10,  2.  3.  4.  179 

Lc  10,  8  =  Mt  10, 16*. 

A.  Clem.  Rom.  II,  5,  2.  p.  116,  15. 

b.  La  10,  3. 

ixa/BTE^  Idov  ajtooxiXXto  vfiag  cog  oqvoq  iv  fiiom  jLvtccdp, 

c  Mt  10,  16» 

Idov  iym  cbtoariXko)  vfiag  dg  ngoßara  Iv  /licq)  Xvxcov. 

Zu   dem  Citate  aus  dem  zweiten   Glemensbriefe  Tgl.  man 
Agrapha  S.  377 f.    Ausserdem  bemerke  man  ^^^^'^^^^^^ 

Lc.lO,4  =  Iie.9,S»»Hc.6,a  9»  =  Mt  10, 10. 


a  Epiph.  Ancor.  c.  68.  p.  72  B. 

11^  j^aoragy^  sti^gav,  (ifjdh  Qoßöov,  fifj  ixoötißaxa. 

b.  Epiph.  Haer.  LXXI V,  5.  p.  892  D. 

W  ^555^55.  f^^  JtfjgaVj  (ifi  ^aßöov,  fifjöh  v3to6fi(iaTa, 

c  La  10,  4. 

Itfl  ßaora^ere  ßaXXaptiov,  fi?)  jtrjgav,  fiij  vxoöijfiara. 

d  La  9,  3. 

fitföhv  cägere  elg  xrjv  odov^  firxB  gaßdov  (ifjxe  otrjQav. 

e.  Ma  6,  8.  9». 

Uri^kv  cuQoaiv  elg  oöbv  el  fitj  ^aßdov  (lovov,  iatj  clqxop,  firj 
jtfiQov,  (ifi  dg  xrjv  ^civr/p  xaXxov,  aXXa  vjtodeÖEfi^vovg 
oavöaXia. 

i.  Mt  10,  10. 

UTi  xTjQav  dg  oöov  gitjöh  dvo  jj^iTCö^^a^  (ir]6e  vnoötjptaxa  fiijdh 

^aßdov. 

Als  ÜbersetzungSTarianten  sind  zu  recognoscieren:  clIquv  := 
ßa(ixa^uv  =  rXtD\  (man  vgl  Heft  U,  133  zu  Mt  11,  29%  desgleichen 
die  Puailelen  zu  La  14,  27  und  bemerke,  dass  La  da,  wo  er  Mc 
fokt  nämlich  La  9,  3  aus  Ma  aloeiVj  da,  wo  er  direkt  aus  der 
Quelle  schöpft,  nämlich  La  10,  4,  nach  dem  paulinischen  über- 
eetzangstjpus  —  vgL  La  14,  27;  Gal.  6,  2  —  ßaöxa^eiv  über- 
nommen  hat),  ferner  ßaXXapxiov=^^a}vg=ü'^^  (vgl.  Salkinson 

12* 


|gO  Aussercanonische  Paralleltexte  zu  Lc. 

zu  Mc.  6,  8,  wo  gcovi/  mit  CS  übersetzt  ist,  da  der  Gürtel  zu- 
gleich als  Beutel  diente),  endlich  vjtoÖTjfia  =  oavöaXiov  =  b?3 
(vgl.  Jes.  20,  2:  qb^T  b?tJ  f"bnn  ?|b?3  =  LXi:  ial  ra  öwrfa^j^ 
(jou  i;;r6ilüöai  dxo  rmv  jtoöSv  cov).  Nicht  durch  Übersetzungs- 
varianten  zu  heben  ist  der  Widerspruch  zwischen  sl  /i^  ^aßöov 
Mc.  6,  8,  wonach  der  Stab  gestattet  war,  und  Mt.  10,  10:  fitiö^k 
^aßöop  =  Lc.  9,  3:  fitjre  gaßöov,  wonach  er  verboten  war.  Wenn 
Marshall  (Expositor  1890,  VII,  77)  diese  Differenz  dadurch  zu 
lösen  sucht,  dass  eine  Verwechselung  des  aramäischen  Hb)  = 
(itj6i  und  KbM  «:  d  uri  geschehen  sei,  so  wird  dieser  Lösungsver- 
such  von  vom  herein  durch  das  bei  Mc.  zu  ^aßSoP  hinzugefügte 
uovov  hinfallig.  Liegt  ja  auch  bezüglich  der  Fussbekleidnng 
dieselbe  Verschiedenheit  vor,  Mc.  6,  9*:  vxoÖBÖBiiivovq  oav- 
öaXia,  dagegen  Lc.  10,  4:  fi^  ixodtj/mra  =  Mt.  10,  10:  fitjöe 
v3€0Örinaxa*  Weiss  will  freilich  unter  den  oavdaXia  des  Mcl 
nur  „leichte  Sandalen'',  unter  den  ixodi^fiora  des  Mc.  und  Le. 
„schwerere  Schuhe*'  verstanden  wissen.  Aber  durch  den  oben 
gegebenen  Nachweis,  dass  beiden  Ausdrücken  dasselbe  Quellen- 
Wort  D'7b2r3  zu  Grunde  liegt,  wird  man  genöthigt,  hier  in  den 
Redaktionen  der  evangelischen  Texte  Differenzen  anzuerkennen, 
die  nicht  aus  der  Quelle,  sondern  von  den  Redaktoren  stammen.  — 
Zu  dem  Satztheil  in  Mc.  6,  8^.  9^:  fi^  elg  rtjv  ^civi]v  x^iXxov  . .  xal 
fifj  kpövCtjOd^B  ovo  ;^£rcoi^a5  =  Lc.  9,  3**:  fi^re  agrov^  h^b  d^ 
yvQiov  fii^T6  dpa  öto  ;^eTc5rflre  =  Mt.  10,  9:  fi^  xrinötjCd-e  7pt> 
oov  (ii]Oh  agyvQOV  fiTjoe  xaXxov  elg  rag  ^mvag  vfiäv  ist  zu  Ter- 
gleiehen  Atd,  XI,  6:  h^eQxofiBvoq  61  o  djioCxoXoq  ftf/öev  Xafi- 
ßaviza)  el  (ir)  üqtov,  iwg  ov  avXiö&y'  idv  äs  dgyvQiov  alx^, 
tpevöojtQOfp/jtijg  höxL  Apollonius  ap.  Eus.  H.  E.  V,  18,  7:  el- 
Qtpcoxog  yag  xov  xvqIov  fit}  xxtjOaad^B  /ptxjoj^  [irixB  dgyvQOP 
liritB  ovo  x'To5ra$.  Ephraem  Syr.  p.  91  ed.  Mosinger:  NoIite, 
ait,  possidere  aurum.  Apollonius  ap.  Eus.  H.  E.  V,  18, 4:  oxav 
ovv  Xd(o  XTjv  jtQog>7Xiv  BlXfjtpvlav  xal  xqvöov  xclL  agyvQOV  xci 
xoXvxsXBtg  kodijxagf  jtcSg  avx^v  fii]  jtagaixi^omfiai;  Jid  XI,  12: 
og  6"  dv  BiJty  iv  jtvBVfiaxr  öog  fioi  dgyvQia  ij  ixsgd  xira^  ovx 
dxovöso&B  avxov.  Endlich  das  aus  der  Doctrina  Addai  in 
den  Agrapha  S.  399  ff.  mitgetheilte  und  besprochene  Gitat:  Ne 
recevez  rien  de  personne,  et  n'  accumulez  point  d'argent  dans  ee 
monde.  —  Zu  xxrjOaCd^at  =  Xa/jßdpBiv  =  ngb  vgl.  Ezech.  5,  1: 
^b  «Ifinj?!?  =  LÜ:  xxijoy  avxTJp  (sc.  xfjp  gofi^aiap). 


Texte  und  Üntenachangeii  zu  Lc.  10,  4.  5.  6.  ISl 

Ic.  10,  5.  6  =  Mt  10, 12.  13. 

a.  Didasc.  III,  14.  p.  293  =  Consi  lll,  14.  p.  108,  21. 

Uysi  Ö€  6  xvQiog'  orav  Bl6iQxi]0d^6  slg  obcov,  Xiyexv  Bl^rivfi 

xS   cSxq)  Toi5ra>"    xäi  iäv  xi  h^Bl  vlo(^  slgi^vijgj  ^  elQijvfi 
vfKDP  htavaxavOBxai  ijt   avxop'  käv  6h  firj  ^  a^ioq^  tj  bU 

b.  Lc  10,  5.  6. 

slg  ^v  ^  av  sloiX&ijxB  olxlav^  jrpcorof  [Syr.  Cur.  om.]  ^^- 
YBXB'  dgrivfi  xA  ohccp  xovxq)'  xaL  iav  ^  ixBlvlog  stQijvtjg, 


ixavaxavCBxai  ix*  avxov  tj  bIq^vt]  vficov  st  öh  fi^ys,  iq>* 
viiäg  dvixxafitpBi. 

c.  Mt.  10,  12.  13. 

BicBQroiiBVOi  di  slg  xnv  ohclav  döjtaöaod-s  avxi]V'  xäi  idv 

fiiv   g  rj  obäa  ä^ta,  ikd'oxo}  r)  bIqi^ptj  v(iAv  ix*  avxfjv 

iäv  6i  ßTJ  ^  d^la,  ^  Blqfivri  vfiäv  XQog  vfiag  ixiöXQaq>i^x(o. 

d  Pistis  Sophia  p.  172,  15  ed.  Schwartze  et  Petermann. 

De  hominibus  hujuscemodi  did  Tobis  in  xagaßoliß  olim  di- 
cens:  In  quam  domum  yeneritis  et  recipiunt  yos  in  eam, 
dicite  iis:  biqtivti  Tobis;  et  si  fuennt  di^ni,  vestra  BiQrjvrj 
yenito  super  eos,  et  si  non  fuerint  dignl,  conyertitor  ad  vos 
yestra  BiQ^Pif. 

e.  Hom.  Clem.  III,  30.  p.  44,  26. 

2va  idv  y  xig  iv  vfilt*  Ugrjinjg  xixvov,  öid  x^g  öiöaoxaXlag 

fjuwv  xaxaXdßy  avxov  ij  Blgi^vf/. 

f.  Ephraem  Syr.  Ey.  concord.  expos.  ed.  Mösinger  p.  92. 

In  qnamcumque  domum  intrayeritis,  primum  salutate  domum 
[p.  63:  primum  dicite:  pax.huic  domui]. 

Sehr  lehrreich  ist  bei  diesem  Logion  die  Aufspürung  der 
Übersetzungs Varianten.  Zunächst  ist  döxa^söd-ai  (Mb)  =  dicite: 
««jM^  yobis^(Pi8i  Soph.)=*=^^£T€^i^g^(]Cc.)rim  HebräiscÜen 

gibt  es  kein  einfaches  Verbum  fEb:  doxd^Böd'ai,  auch  kein  Sub- 
stantivum  =  daxaofiog.  Denn  doxd^Bö&cu  entspricht  der  Redens- 
art: B*©b  bw?.  Vgl.  Jud.  18,  15:  DibüiTib  *8«n  =  Cod.  Vat.: 
hebraisierend:  fjQtDXfjaav  avxov  Big  BlQrjvfw  =  Cod.  Alex.:  rjoxa- 


182  Aasseroanonische  Paralleltezte  zu  Lo. 

capto  avrov,    Ex.  18,  7:  niblDb  irüTib  0>Ä  ^W^  =  LXX:  xci 

TJöjtaaavTO  aXZfjZovg,  Ps,  122,  6:  Ö-^bttfi-Y^  Dftü  lb»Ä  =  LXX: 
^g^rjöore^  rfiy  ra  slg  bIqijvtjv  t^v  iBQovoaXi^fi  =  Symmachus: 

aonaaao&e  x^v  %QovoaX^fi.  Solche  Beispiele  muss  man  sich 
gegenwärtig  halten,  um  sich  zu  vergewissern,  dass  auch  in 
unsrem  Logion  ein  QSb  Dibtf  ^I^K  den  Übersetzungen:  atfjra- 
aacB-s  =*  dicite:  siQfivTjv  vobis  zu  Grunde  lag.  ÜbrigensTwar 
fn  dieseuT^'alie  die  heSraisierende  wörtliche  Übersetzung  von 
Lc.  und  der  Piskis  Sophia  richtiger  angewandt  als  das  grae- 
cisiereBde  aöxai^BOdiu^  da  es  sich  nicht  um  eine  abgegriffene 
alltägliche  Begr&ssungsformel,  sondern  um  Erfbllung  des  alt- 
testamentUchen  Grusses  mit  neutestamenUichem  Inhalt  handelte. 
Dies  zeigt  sich  sofort  in  den  weiteren  Varianten:  rtxvop  slQijPijg 
(Hom.)  =  vloQ  slQ^Pfjg  (Lc.)  =  a|£0£ sc.  sIqtji^tiq  (Ät.)  =Dibo-ia. 
Vgl.  2.  Sam.  12,  5:  rijtt'ia  =  LXX:  vlog  d^avarov  =  Aquila: 
a^iog^  Bavatov.  1.  Sam,  26,  16:  DP«  niTB-^a  =  LXX:  viol  [= 
Symm.:  a§ioi]  d-avarwoeog  Vfitlg.  Auf  die  Frieden? kinder 
soll  der  von^Jesu  ausgehende  Friede  sich  niederlassen:  ixava- 
xavecBai  =  iXd^Btv  =  venire  =  xaraXafißivBiv^  »=  »i2L  VgL 
Prov,  li,  27:  'ttijinPi  =  LXX:  xaTaXrjtperai  avrov.  Von  den  fÄr 
den   Frieden  unempfänglichen  ^sPnoiPfuerint   digni)   soll   der 

Friede  zurückkehren:  avaoxQsipBi  =  ^^^^'^Q^P^i^J^^S?^Sf$£'^  '^ 
:y^lä\  Nach  alle  dem  dürfte  deT^rtext^nSTderT^aäung  der 
Pistis  Sophia  am  reinsten  erhalten  sein. 

Lc.  10,  7*  =  Mt,  10,  10\ 

a.  Aiö.  XIII,  1.  2. 

jtag  ÖB  JtQO^rjTTig  aXrjß^ivogy  d^iktDV  xad^oai  x^g  vfiag, 
a§i6g  iozi  xfig  xQoq)fjg  avxov.  dcavxmg  diöaßxaXog  dXij- 
d^ivog  kcxiv  a%iog  xal  avxoqy  äcxeg  6  igfonjc,  xijg  xQoq)7Jg 
avxov. 

h.  Const  VII,  28.  p.  210,  18. 

jtag  jtQog>rixTjg  cJiTjd-wdg  ^  ötöaoxalog  iQXOfUVog  jr(M>c 
vßog  a^iog  koxt  J^ß^QP$V^  ^^  iQyatijg  Xoyov  dixaio- 
Cvvfjg. 

c.  Syr.  Cur.  La  10,  7^. 

a$,iog  yao  6  iQyavfjg  tijg  xoo^fjg  avxov  ioxiv. 


Texte  und  DDtersachungen  za  Lc.  10»  7.  Ig3 

d.  Clem.  AL  Stoom.  II,  18,  94.  p.  478. 

Sei  yäif  xtü  xov  i^yartiv  '^QOf^  a^iovcO^ai. 

e.  Mt,  10, 10^ 

f.  Hom.  Clem.  III,  71.  p.  55,  33. 

XoYiOa/iSPOi  Ott  ogcog  ioriv  6  iQYazijg  rov  (uoß'ov  ccvrov. 

g.  Jud.  Petri  (Ap.  KO.)  c.  13.  p.  115,  6. 

ߧ'05  7^Q  o  iQycTfjg  rov  fiiöB-ov. 

b.  1.  Tim.  5,  18. 

/Leysi  ycLQ  rj  yga^fj*  —  xai  a§iog  6  hgyatriq  '^ovjfno9vv 

cevTov. 
L  Lc.  10,  T>. 

^§'05  yoQ  6  ioyarrjg  rov  fiiod-ov  airov, 

Dass  dieses  Logion  aus  der  vorcanoniBchen  Quelle  stammt, 
ist  zweifellos.  Ebenso  unzweifelhaft  ist  daher  auch  die  Differenz 
zwischen  Mi  und  Lc.  {TQog>i^  »«  fuaO-og)  auf  eine  Verschiedenheit 
der  Übersetzungen  zurückzuitihren,  xmd  zwar  um  so  gewisser  als 
durch  die  Übereinstimmung  zwischen  Lc.  10,  7*  und  1.  Tim. 
5, 18^  in  dem  Gebrauch  des  utoB-og  eine  Eigenthümlichkeit  des 
lucanisch-paulinischen  Übersetzungstjpus  (ygl.  HeftI,  117  ff.)  er- 
kannt werden  muss.  Dass  aber  die  Version  des  ersten  Evange- 
listen: TQOipri  dem  ursprünglichen  Wortlaute  allein  genau  ent- 
sjo^chen  dürfte,  zeigt  das  Agraphon:  aQXBxov  rtp  igya^o/iivq)  rj 
TQo^  ccvrov  (Epiph.  Haer.  LXXX,  5.  p.  1072  A,  vgl.  Agrapha 
ä.l40f.),  welches  zu  unserem  Logion  ein  ergänzendes  Gorrelat 
darstellt,  femer  Herm.  Vis.  III,  9,  3  p.  50,  18:  ro  dQxerov  rijg 
TQog>f^^^  auch  Aiö.  XI,  6:  i^eQxofisvog  äh  6  djtoCroXog  (iijöev 
Xafißavdro}  el  (i^  aQTov.  Vgl.  auch  Ai6,  XI,  12,  sowie  Apollo- 
nius  bei  Eus.  H.  £!  ^718,  4.  Da  es  nun  weder  im  Hebräischen 
noch  im  Aramäischen  ein  Wort  gibt,  welches  beides  bedeuten 
konnte:  xQoq>i^  und  (ucd'og  —  denn  auch  das  von  Marshall  im 
Expositor  1890.  VII,  76  Torgeschlagene  TTT^t  bedeutet  nur  Speise, 
Nahrnng,  Zehmng,  Beisekost,  niemals  fuoß-og  — ,  so  kann  f&r 
die  paulinisch-lucanische  Version  nur  zweierlei  angenommen 
werden,  entweder  eine  sehr  freie  Wiedergabe  des  hebräischen 
Stammwortes  oder  eine  frühzeitige  Corruption  desselben  in  dem- 
jenigen Exemplar  der  Logia,  welches  der  lucanischrpaulinischen 
Übersetzung  zu  Qmnde  lag.  Im  letzteren  Falle  kann  nur  n^niQ  = 


184  Aassercanonische  Paralleltezte  zu  Lc. 

xQoq)fi  in  Betracht  kommen,  welches  rPHtt  auch  Mt.  10,  10 
sowohl  von  Delitzsch  als  von  Salkiason  angewendet  wird. 
Vgl  Delitzsch:  in'^ntt  ^^  b»b  '»n«VD  — ,  Salkinson: 
in'Trtt  "n  h^th  •jIDa-'S.  Es  bedurfte  nur  einer  Verstfimmelung 
des  n  in  in'^nta  durch  Undeutlichwerden  des  linken  Haar- 
striches, ?rie  solches  in  den  hebräischen  Texten  häufig  vor- 
gekommen ist  (vgl.  z.  B.  Esr.  8,  17:  D'^rtnütt  =  LXX:  aöovraq, 
wo  die  LXX  irrthümlich  lasen:  D'^"l1tD/D),  um  den  Übersetzer 
zu  nothigen,  *l*i'^n/D  zu  lesen  und  xov  fiiod-ov  mrov  zu 
übersetzen.  Denn  dass  y^TilQ  auch  mit  fiiod-og  wiedergegeben 
wurde,  beweisen  Septuaginta-Stellen ,  wieMich.  3,  11:  fdio^og, 
Deut.  23,  19:  filcd^ofia.  Und  wie  hätte  *l*i'^n%3,  wenn  man  einmal 
so  las,  in  diesem  Zusammenhang  anders  übersetzt  werden  können? 
So  lange  also  nicht  eine  andere  Erklärung  der  Varianten  rov 
puöd^ov  avxov  =  xriq  XQOtprjq  avxov  gegeben  werden  kann,  halte 
ich  trotz  der  von  Rahlfs  (Theol.  LZ.  1893.  S.  377)  eingewen- 
deten Bedenken  an  dieser  bereits  in  Heft  I,  100  angedeuteten 
Losung  fesi 

Le.  10, 10.  11  =  Lc.  9,  5  =  Mc.  6, 11  =  Mt.  10, 14. 

a.  Hom.  Clem.  III,  30.  p.  44,  27. 

bI  ob  xavxfjP  [sc.  xrjv  BlQf]Pfjp]  XaßBlv  Vftwv  xiq  fii]  &ikoi, 
xoxB  rjpLBlq  anoxiva%afiBvoi  Big  fiagxvQtav  xmv  xoömv  fjiiciv 

rov  ix   xdiv   66(5p   xopioqxop^  6p  6ia  xovg  xafiaxovg  ßa- 

axd^apxBg  ^piyxa/iBP  JCQog  v(iag,  ojtcog  Ocod-fjXB,  Big  exBQfOP 
äjtlcofiBP  olxlag  xäi  jtoXBig. 

b.  Lc.  9,  5. 

xäi  0001  ap  fifj  ösxcopxai  v/iag,  i^BQXOfiSPOi  djto  xijg  jtoXBcog 
kxBlprjg   xal   xop  xovloqxop  axo  xmp  xo6(5p  vpiAp  äjto- 

xipaöOBXB  tlg  fiaQxvQiOP  kjt   avxoig, 

c.  Mc.  6,  11. 

xäi  og  ap  xoxog  fifj  öi^rjxai  vfiag  /itjöb  oxovöohsip  vfimp, 
BxnoQBvopiBPOL  BXBlß-BP  ixxipd^axB  XOP  xovP  XOP  vxoxäxw 
xSp  xoöc5p  v/iwp  Big  fiaQxvgioP  avxolg. 

d.  Mt.  10,  14. 

xäi  og  ap  firj  dB^i]xai  vfiag  firjöh  dxovou  xovg  Xoyovg  vficip, 
i^BQXOfiBPOi  e|(ü  xr/g  olxlag  w  xfjg  xoXBog  kxBipTjg  ixxipa- 

§aXB   XOP  XOPIOQXOP  BX   X<DP  XOÖCOP   VfiSp, 


Texte  ond  üntersachiiogen  zu.  Lc.  10,  10.  11.  12.  ig5 

e.  Lc.  10,  10.  II». 

Blq  i^  ö"  av  jcoXtv  doiXdijte  X4Ü  fifj  öircovrai  vfiaq,  i^sX- 
^OPTsg  elg  rag  xXaxüaq  avt^g  elxcczs'  xäi  xov  xovioqtov 
xov  xoXXij&dvTa  ijfiiv  ix  rijq  xoXecog  vficiv  dg  roig  xoöag 
axofiaoöofiedix  vfUP. 

Zahlreiche  Übersetzungsvarianten  als:  Xaßstp  =  6ixBo9'ai  = 
bap,  axiivai  ^=  i^i(fxsod'ai  =  ixJioQevsod^ai  =  MX^,  äxorivaoöeip 

vioiyrdg  =  Yoi3g  =  njo^,  fUZQzvola  =  uaQxvQiov  =  rtll?,  &ß  = 

ojTo  =  v^^roxarcD  =  b$ta  lassen  auch  hier  innerhalb  der  re- 
äa]äiond(en^AEäciderungen  doch  die  wichtigsten  Bestandtheile 
des  hebräischen  Urtextes  deutlich  erkennen. 

Lc.  10, 12  =  Mt  10, 15  =  Mt.  11, 24. 

a.  Hohl  Gem.  III,  31.  p.  44,  31. 

xal  aXrid'wg  VfiTp  Xiyo/isp,  aptxx6x€Q0P  icxai  yy  Hodofiwp 

xal  FofiOQQag  iv  fjfidQC  xQlöecog  ^  rcp  xt^g  djtsid-slag  x6xq>. 

b.  Mt  10,  15. 

äunv  XiY(o  vulp,  dpsxxoxsoop  ioxai  yy  2k)ö6fi(OP  xal  Fo- 

(iOQQCDP  ip  riliiga  xQlöewg  ?  xy^oXei  ixslp7j. 

c  Lc.  10,  12. 

Xiyo}  dh  vfitp^  oxi  Soöofioig  ip  xü  fjliiQa  ixelpy  dptxxo- 
xeQOP  iozai  tj  xy  xoXei  ixslpy, 

d.  MtTll^ 24. 

xXfjv  Xiyo  vfOp  oxi  yy  Soöofimp  dvtxxoxBQOP  Icxat  bv 
nuiM  xQlOBoog  rj  coL 

e.  Diatessaron  Arab.  ed.  Ciasca  p.  23^. 

Amen,  dico  vobis:  Terrae  Sodomae  et  Gomorrhae  requies 
erit  in  die  judicii  prae  iUa  ciritate. 

Aus  der  Vergleichung  von  Lc  10,  12  =  Mt.  10,  15  geht  klar 
hervor,  dass  der  Spruch  mit  dem  dazu  gehörigen  Contexte  ur- 
bprüngüch  in  der  Aussendungsrede  gestanden  hat,  von  Mt.  aber 
ausserdem  nach  Mt.  11,  24  verpflanzt  worden  ist.  Vgl.  Weiss, 
Matthäus  S.  303.    Zu   den  Varianten  dXijd'cSg  (Hom.)  =  dfi^p 

(Mt)  vgl  Lc  9,  27:   äXfi^Sg  =  Mt  16,  28:  a^^a;,  und  als  dritte 
Variante  ftir  pa«  vgl.  Pial  Lc.  11,  51  =  «^5*^  Mt  23,  36.    Siehe 


fgg  Autaercanonisehe  PanUelteKte  su  Lc 

Heft  II,  97.  Ob  in  roxog  (Hom.)  «=  7^  (Mi)  ebenfiEdk  eine  Ober- 
setznngsTariante  Terborgen  ist,  bleibt  —  wegen  des  Zusatzes  r^g 
axH^daq  in  den  Clementinen  —  fraglich.  Doch  ygL  Ps.  23,  1 : 
tYifiO^  »>  LXX:  dg  taxov^  Je&  33«  20:  rn^  »>  LXX:  xoXig  nnd 
namentlich  den  „locus*'  in  dem  zu  Lc.  10,  lö^MtHt  11,  23  nach- 
folgenden EphraenTl^itate.  Dagegen  wird  durch  die  Lesart  r^q[ui^ 
=  opoxavöig  =*  TXrWü  der  richtige  Quellentext  von  ävexroTSQov 
offenbar.  Dass  in  diesem  Falle  also  das  Diatessaron  das  Ur- 
sprüngliche gerettet  hat,  dazu  vgl  das  ävajtavo/iBVov  als  vor- 
canonischen  Quellenrest  zu  Lc  16,  23  nnd  die  Anwendung  davon 
Apoc.  14,  13:  dpaxaiofovraif  das  Gegenstück  aber  in  der  Sdnl- 
derung  der  Verdammten  Apoc.  14, 11:  ovx  exovoip  dvcbtavotp 
ffiiigag  xcü  wxrog. 

le.  10, 15  =  m.  11,  28. 

a.  Iren.  IV,  36,  3. 

Et  tu,  Gaphamaura,  dieebat,  nnmquid  usque  ad  coelum  ex- 

altaberis?     Usque  ad  inferos    descendes.     Quoniam    si    in 

Sodomis  factae  fuissent  virtutes,  quae  factae  sunt  in  te,  man* 
sissent  usque  in  hodiemum  diem. 

b.  Cod.  Cantabr.  Mt.  11,  23. 

xal  Ov,  Kag>aQvaovfi,  arj  img  ovgavov  itpco^jau;  tj  ta^g  adov 

xaraßfjCfi'  ort  el  kv  Soöofioig  kysPfid-rfiav  al  övpafuig  al 
Yevofievai  iv  öoi,  ifuivav  ap  fiixQ^  ^^^  o^fiSQOV. 

c.  Cod.  Cantabr.  Lc.  10,  15. 

xal  öv,  KaqxxQvaovfi^  (i^  ^wg  ovqccpov  '^V^^^V^^y  V  ^^^  aöov 
xaraßi^cy.  ^ 

d.  Lc.  10,  15  =  Mt.  11,  23.  Text.  rec. 

xal  ov  KatpaQvaovpL,  ia>g  rov  ovgavov  vtpoo&eloaj  ?a>Q  aöov 
xaraßtßaad^öij. 

e.  Mt.  11,  23^ 

ort  el  iv  2o66fioig  lyivovro  al  &vpafisig  al  ysvofiepcu  ip 
öoi,  Ifisipap  fiexQc  TTJg  öijfiSQOP. 

f.  Ephraem  Syr.  Ev.  concord.  expos.  ed.  Mösinger  p.  230. 

Si  Sodomae  factae  essent  istae  virtutes,  quae  in  te  factse 
sunt,  adhuc  esset  locus  habitatus. 


Texte  und  üntenaohmigeii  zu  Lc.  10, 15.  16.  Ig7 

Die  Weherafe  über  Betlisaida,  Chorazin  und  KaperDaum 
(Lc  10,  la— 15»»Mi  11,  21—24)  sind  zugleich  Absdiiedsrufe, 
welche  Jesus  an  der  Grenze  von  Samana,  ehe  er  bei  dem  letzten 
Aufbrach  nach  Jerasalem  Galiläa  verlässt,  über  die  Haupstatten 
srines  galiläischen  Wirkens  ertönen  lässi  Diese  Weherofe  setzen 
die  Joh.  6  geschilderte  Katastrophe  und  den  dabei  erfolgten 
Umschwung  in  der  BeTolkerung  jener  Städte  voraus.  Weiss 
(Matthäus  S.  303)  hält  Mt.  11,  23'»  nur  für  eine  Nachbildung  von 
Mt  II,  21^  =  Lc  10, 13^.  Aber  richtiger  wird  das  Fehlen  dieses 
Satztheiles  ML  11,  23^,  wodurch  der  Parallelismus  der  Rede  ge- 
stört wird,  als  eine  der  bei  Lc.  —  besonders  am  Schlüsse  —  be- 
liebten Texikürzungen  zu  erachten  sein.  —  In  den  hebräischen 
Rückübersetzungen  des  N.  T.  ist  nach  dem  Griechischen  das 
i^co&Bloa  und  überhaupt  Eapemaum  als  femininum  behandelt. 

Aber  da  n&3  (in  D^n3*l$3)  masc  gen.  ist,  so  muss  richtiger 
vtp<o&sIöa  mit  Dtt'iman  und  fi^  vtpcod^ojj  mit  D^iinn  (vgl.  hierzu 

Heft  U,  78,  namentlich  die  Belege  in  AnuL  1)  wiedergegeben 
werden.  Eine  der  häufigen  Verwechselungen  (vgL  Heft  I,  99, 
dazu  Buhl,  Kanon  und  Text  des  A.  T.  S.  239  ff.),  hi^  idso  eine 
Verwechselung  zwischen  n  und  13,  würde  die  Yerschiedenbeit 
der  Übersetzungen  erklären.  Der  Schluss  in  dem  von  Ephraem 
fiberlieferten  Texte   bietet  adhuc  =■  rtWrn?  (vgl,  Mc.  13,  19  = 

Mi  24,  21:  ^?|1^5?£jJ^jO  ^  das  f^Q^^^^^^}i^got\  welches  zu 
dem  eigenthümlichen  Sprachgut  des  ersten  Evangelisten  gehört 
(vgl.  Weiss,  Blatthäus  S.  303,  femer  Mt.  27,  8;  28,  15) und  bringt 
fibeiraschender  Weise  den  Ausdruck:  locus,  welcher  dem  roxog 

der  Homilien  in  dem  vorausgegangenen  Redetheil  Lc.  10,  12  =^ 
Mt.  10,  15  entspricht. 

Lc.  10, 16  =  Mt.  10,  40. 

1.  Joh.  13,  20. 

dfifjp   afifp^   Xiy<o  vfitv,  6  Xafißavanf  av  riva  jrifipo,  ifih 

Xa/ißdpsr  6  6h  ifii  Xafißdrcov  XafißavH  rbv  Jtifjtpavra  fis. 

2.  Mt.  10,  40. 

0  ^ofievog^  vfiäg  kfih  ÖB^Brai^  xal  6  Ifih  ösxofievog  dix^xat 
xov  ajtoördZapta  fie. 


t88  AoBsercanomache  PanJleltexte  zu.  Lc. 

3.  Clem.  AL  Quis  div.  salv.  c.  30.  p.  952. 

xal  aXXaxov'  6  vßag  dexo/iepog  ifih  dixtvaij  6  vfiog  lii} 
osxofdBvog  ifie  a&sTBt 

4.  Ign.  ad  Eph.  VI,  1.  p.  10,  8. 

ovTwg  6el  rjitaq  avrbv  d^x^öß-ai  dg  avxov  rov  xi(£ipavxa, 

5.  Pseudo-Ign.  ad  Eph.  VI.  p.  276, 17. 

ovTOig  avrbv  öet  Tjftag  dix^aß-ai  dg  avrov  rov  jrifitpavrcL 

6.  Aiä.  XI,  4. 

xag  6  cbtoOToXog  igxofisvog  JtQog  vfiag  ösx&rjzco  dg  xvQiog, 

7.  /Iiö.  XII,  1. 

xäg  6h  6  igxofievog  iv  opoiiavi  xvqIov  iBx^rjxm. 

S.  Ign.  ad  Rom.  IX,  3.  p.  68, 10. 

ri  ayaxTj   rmv   ixxjLijoiciv  rcov  6e^afiiva>v  fie  elg  opofia 

^Irfiov  Xqiötov, 
9.  Mc.  9,  37. 

og  av  tv  rc5v  jiaiöiop  rovzwp  öi^tjzai  ijtl  rcp  opofiarl 

fiov,  ifih  öix^tar  xal  og  gp  ifih  c^x^rai^  ovx  ifih  öexeraij 

dXXä  TOP  gjtoöTslXaprä  (le. 

10.  Lc.  9,  48*. 

og  iav  öi^rixai  xovxo  x6  xatölop  hjtl  xS  ovofjuxxl  (lov,  ifil 

öix^xai'  xal  og  ap  ifik  öegntai^  ö^^ai  xov  axooxü- 
Xapxa  (IB. 

1 1.  Mt  18,  5. 

xcä  og  iap  di§i]xai  h^  jtaiölop  xoiovxo  kjtl  xm  opofiaxl 
(iov,  ifiB  öh^xat^ 

12.  Hom.  dem.  Ep.  Giern,  ad  Jac  c.  17.  p.  11,  31. 

xovx'  BlöoxBg,  oxt  6  xovxop  XvxTjGag  XqiOxov^  ov  x^v  xaO" 
iögap  JtBJtloxBvxai,  ovx  iöi^axo,  xal  a}g  Xqcoxov  fit}  de- 
§a(iBPog  dg  a&Bxrjaag  xov  naxiga  XoytOd'fiOBxat. 

13.  JustTDiaL  c.  T^ph.  c.  136.  p.  366  C. 

ovx  köi^aod^B  xop  Xqiöxop  avxov'  6  yaQ  xovxop  aypooäv 
aypoBl  xal  xtjp  ßovXijp  xov  ß-BOv,  xal  o  xovxop  vßQl^ofp 
xal    (iiöäp    xal    xop   jteutpapxa    önXoPoxi    xal   (iiOBl  xal 

vßQt^Bl. 

14.  Hom.  Clem.  Ep.  Clem.  ad  Jac.  c.  2.  p.  6,  36. 

o  xov  aXtjd^Blag  xQoxa^B^ofiepop  Xvjtwp  Big  Xgiöxov  äfioQ- 
xavBL  xal  XOP  jtaxiga  xc5v  oXwv  xagogyl^Bi* 


Texte  und  üntersnchimgen  zu  Lc.  10,  16.  Ig9 

15.  Hom.  dem.  III,  66.  p.  54,  23. 

oq  ov  ooi  xsXsvaapTi  axBiQificxi,  XQiotm  äxeid-el,  Xqioxw 

Sk  axud^oaq  d^eop  xaooQylC^BL 

16.  Const  VIII,  3.  p.  236,  14. 

ilioxBq  ort  o  f]fi(5v  axovfov  XQiötov  dxoveif  6  öl  Xqiötov 

axovcop  Tov  d-eov  xclL  jtazQoq  avrov  äxoiei. 

17.  Just.  ApoL  I,  63.  p.  95  D. 

mg  xäi  avrog  6  xvqioq  tjficov  elxsv*  6  ifiov  dxovoov  axovet 
TOV  axoOTslXavToq  (i€. 

18.  Just  Apol.  I,  16.  p.  64  A. 

og  yoQ  äxovsi  fiov  xcü  jcoial  a  Xiyco  äxovei  tov  axoCTÜkav- 
Toq  (is,  ""^ 

19.  La  10,  16. 

o  äxovaw  v(i(DP  ifiov  axovei,   xal   6  ad'BTÖiv  vfiäg  kfih 

dd-STBt'  6  da  ifih  oB-stcov  aß-STSl  tov  cbtoOTeUavTa  fte. 


,y>    *-•  y-V^*^  N^  Vrf   ■ 


20.  HippoL  AiaTogsig  c.  26.  p.  85, 13.  ed.  Lagarde. 

o  dxovcov  ycLQ  vfifZv,  g>7joip  6  xigiog,  ifiov  axovet,  xal  6 

ifiov  axovipp   dxovsi  tov   axoOTBLXapxog  fie'  xäi  6  vfiäg 

äd^BTCÖV  ifih  äd-BTBl,  6  dh  kfih  d&SToSv  dd-BTBl  TOP  djtOÖTBl' 
XaVTCL  (i€, 

21.  Const  VIII,  46.  p.  277,  18. 

o  v(i(DV  yoQ,  g>7jo}p  o  xvgiog,  axovayp  ifiov  äxovBi,  xcä.  6 

iftov  dxova)P  dxovBi  tov  djroaTBiXavTog  fiB'  xal  6  vfiag 
d^BT(5v  ifih  ad-BTBt,  6  de  ifih  dd^BTcöp  dd^BT^  top  dxoöTBl- 
laPTa  fis. 

22.  Cod.  Cantabr.  Lc.  10,  16. 

0  dxova}p  v/icip  ifiov  dxovei,  xal  6  d&BTcip  vfiäg  ifie  dß-B^ 

TBl'  6  6i  ifiov  dxovop  dxovBi  tov  dxoOTBlXaPTog  fiB, 

23.  Syr.  Gar.  Lc.  10,  16. 

o  dxovanf  vfimv  ifiov  dxovBij  xal  6  dß-BToop  vfiag  ifih  d&B- 

TBl'    6   dk    ifih    dd-BTWP   dd^BTBl  TOP   djtOGTBlXaPTO  flB,  XOl   O 

ifiov  dxovanf  dxovBi  tov  dxoCTBlXaPTog  fiB, 


1^90  Anaaercanoiiiache  Paralleltezte  sa  Lc 

24.  Pseudo-lgn.  ad  Eph.  V.  p.  276,  11. 

Xiysi  6k  tulL  o  xvQiog  xpog  rovg  leQslg'  6  vfoSv  axovow 
iuov  axovBu,  xai  6  ifiov  dxovap  axavsi  tov  xiu^peänoq  in 

jiatQog'  6  vfiaq  dd^srcov  kfih  d^etel'  6  öh  ifik  äO-erciv  d^t- 

xü  TOV  jte/itpavtä  fu. 

25.  Eyangeliarium  Hieros.  p.  464. 

Dixit  Dominus  discipulis  suis:  Qoi  tos  audii,  me  ille  audit; 
et  qui  spemit  tos,  me  ille  spemit.  Et  lÜe,  qui  spernit  me, 
spernit  eum,  qui  misit  me,  et  me  qui  audit  me,  audit  illum, 
qui  me  misit. 

26.  Epitome  Ps.-Clem.  c.  146.  p.  797  ed.  Gotelerius. 

o  Tovg  avTOv  Xoyovg  dß-ermv  Kgiorov  d&svet  xäi  xaga- 
ßdrfjg  vofiov  evQlaxsrai. 

27.  Cypr.  Epist.  58.  §  4.  p.  671  ed.  Hartel.  . 

qui  audit  vos,  me  audit  et  eum  qui  me  misit,  et  qui  rejicit 
Y08,  me  rejicit  et  eum,  qui  me  misit. 

28.  Cypr.  Epist.  66.  §  1.  p.  729. 

qui  audit  vos,  me  audit,  et  qui  me  audit,  audit  eum,  qui  me 
misit,  et  qui  rejicit  vos,  me  rejicit  et  eum,  qui  me  misit 

Dieses  Logion  war  ursprünglich  viergliederig.  Dafür  zeugen 
Justin,  Hippolyt,  Cyprian,  der  Verfasser  der  Constitu- 
tionen und  Pseudo-Ignatianen,  das  Evangeliarium  Hier. 
Dass  es  als  viergliederiges  Logion  auch  von  dem  Redaktor  des 
ältesten  Evangeliencanons  in  den  Archetypus  des  Cod.  D  auf- 
genonmien  worden  ist,  beweist  die  Übereinstimmung  des  Cod. 
Bezae  mit  dem  Syr.  Cur.  einerseits  und  mit  sechs  Itala-Codices 
andererseits.  Wie  oft,  so  hat  auch  hier  Lc.  einen  Satztheil 
weggelassen^).  Unter  der  Nachwirkung  der  vorcanonischen 
Quelle  ist  der  von  Lc.  weggelassene  Textbestandtheil  wieder  in 
die  ältesten  Codices  eingedrungen.  Dass  das  Logion  zum  Schluss 
der  Äussendungsrede  gehörte,  zeigt  sich  in  dem  Zusammentreifen 
von  Lc.  10,  16  und  Mt.  10,  40.  Vgl.  Weiss,  Matthaus  S.  286. 
Folglich  sind  axoveiv  und  dix^od-ai  Übersetzungsvarianten,  und 


1)  Freilich  hatte  er  denselben  nach  der  von  Mc.  und  Mt.  gebrauchten 
Version  des  Urtextes  mit  der  Variante  d^x^a^ai  (=  dxoveiv)  bereits  Lc. 
9,  48  aus  Mc.  9,37  in  anderer  Gestalt  gebracht  "^ 


Texte  und  Untemidniiigen  su  Lc.  10, 16.  18.  19 1 

zwar  von  bap.  Vgl.  Heft  I,  104.  Femer  Prov.  19,  20:  noitt  bsip 
=  LXX:  axovs  xcuöstav.  Weitere  ÜbersetzungsvarUmten  sind: 
0  axoorsiiag  =  6  xiffpag^=^  nb^H.  Canoniache  Parallelen  finden 
sich  bei  Paulus  Qal.  4,  14:  i6i^aa&^  ße  dg  Xqiotov  ^Itjoovv^ 

t.Thess.  4, 8:  6  ad-stciv  ovx  apd'Qwxov  ad-ezBl^  dXXa  xov  d-sop. 
Ausserdem  vgL  man  Jiö.  IV,  1 :  zifi^Oecg^h^ovrop  [sa  top  Xa- 

lüivxa  ooi  ZOP  XofQV  zov  d-Bm]  <oq  xvQiQP  und  dazu  Heft  U, 
127,  wo  zu  dem  ö^fOfA^oq  Mi»  10,  41  die  Parallele  r^^i^aus 
Pseodo-Ignatius  notiert  ist  Der  zweite  Evangelist  hat  Elemente 
unsers  Logion  in  Mc.  9,  37  benutzt.  VgL  Weiss,  Marcus  S.  314. 
317  f.  Aus  Mc.  9,  37  stanunt  dann  Lc.  9,  48*  =  Mt.  18,  5.  Siehe 
oben  Anm.  1. 

Lc.  10, 18. 

a.  Apoc.  12,  9. 

xal  ißXrid^fi  6  öqoxcdp  6  iii^ag^  6  og)ig  6  ciQxalogf  o  xaXov- 
fiBPog  öiaßoXog  xcu  6  oarapäg^  6  xXapcop  ttJv  olxovfiiptjp 
oXfjP,  ißX^d-f]  alg  r^p  Yfjv. 

b.  Const.  VUI,  7.  p.  241,  28. 

o  QiJ^ag  ctvrop  oig  aOTQOxrip  lg  pygapov  dg  yfjp. 

c  Hom.  XI,  35.  p.  120,  8. 

fij  xaxla]  vozegop  dg  dozQajti]  ig  aigapov  kxl  y^g  yte^ 
oovoa, 

i  Hom  XVII,  14.  p.  165,  23. 

ocal  ovztog  cog  jtoPTjQog  dozoa^ag  . . .  djcooßipptnai. 

e.  Pseudo-Ign.  ad  Philipp.  X.  p.  224,  11. 

cv  oi)P,  6  ixxBodv  ix  z^g  vxprjXozazfjg  dogrjg  dg  dozQajtij. 

f.  Iren.  lU,  17.  3. 

ubi  et  diabolum  tanquam  fulgur  projectum  ait  Dominus. 

g.  Tert.  adv.  Marc.  H,  10. 

unde  etiam  quasi  fulgur  dejectus  est  satanas. 

h.  Hom  Clem.  XIX,  2,  p.  178,  7. 

xal  ozi  idgutxBv  zop  xoptiqop  dg  dozQoxriv  xsoopza  ix 
zov  avQ4tpav  iOfXwcev. 

L  Lc.  10, 18. 

k&sdgovp  ZOP  oazavttp  dg  dozQaxr^p  ix  zov  ovQavov  jib- 
copza. 


192  Aussercaaonische  Paralleltexte  zu  Lc 

k.  Tert.  de  anima  c.  17. 

satanam  prospectayit  de  caelo  praecipitatum. 

1.  Ephraem  Syr.  £y.  conc.  expos.  ed.  Mosinger  p.  116. 

subjungitur,   Satanam   a  principata   suo  subito  cecidisse  at 
fulmen  de  nube. 

Auf  Schritt  und  Tritt  kann  aus  den  Übersetzungsrarianten: 
caxaväq  =  öiaßoXog  =  6  xovfTQOg  ==  Ytstofli  femer  &bwqbZv  ^ 
BWQcocivai  (Hom.)  =  IöbIv  =  »1»'J,  ebenso  xsobZv  =  &cx€0€lv  = 
dejici  «=  praecipitari  =  projici  =  ßXtjd'fjvai  ^^'S^wh  oä^^D^n  — 
der  hebräische  Urtext  reconstruiert  werden.  Die  kürzende  Hand 
des  Lc.  verräth  sich   in   der  Weglassung  von  elq  [nyr]  yiyr  = 

mn^,  welcher  Textbestandttheil  durch  die  Übereinstimmung 
des  Apokalyptikers  mit  dem  Texte  der  Homilien  und  Con- 
stitutionen verificiert  werden  kann. 

Le.  10, 19* 

a.  Just  Dial  c.  Tryph.  c.  76.  p.  301 D. 

xäl  naXiv  kv  erigoig  Xoyoiq  ig>Ti'  ölöcofii  tfilp  k§,ovalap 
xaroütaxBlv  inavoo  og>ea)V  Tcäl  0xoQJtla)v  xäl  cxoXojjevdgcov 
xäl  LjtavG}  jraöfjg  ovpafismg  rov  iy^QOV. 

b   Macar.  de  patientia  et  discr.  c.  15. 

kfj'^srai  dvvafiiv  .  .  .  ijtavo)   cxoQxlmv  tuA   wpsmv  ixt- 

ßfjvai,  " 

c.  Macar.  Epist.  II.  Migne  col.  420  A. 

ömgovfiipov  vfilv  övvafnv  rot  CcoTfjQOg  xQog  ro  xarelp 
tjfiäg  ijtavco  otpB(DV  xal  oxoQJtlcov  xal  ixl  näoav  xrjv  ov- 

vafiiv  rov  avrixBLfiivov, 

d.  Clem.  AL  Strom.  IV,  6,  26.  p.  575. 

BlXriq)6xag  i§ovolav  xixpa  ß-BOv  yBriad-cu  xal  kxapoD  o^bcsp 

xal  cxoQxlop  XBQUtaxBlP ,  xvQJBVBiP  Tg  xttl  Öaifiopoip  xci 
xTjg  xov  dpxixBifitvov  oxgaxiag. 

e.  Vita  Gregorii  Armeni.   Onomastica  sacra  ed.  Lagarde  p.  19. 

et  sub  vestris  pedibus  humani  generis  adversarium  oonteretis. 

f.  Test.  XII.  patr.  Levi  c.  18. 

xal  ömoBL  i^ovölap  xolg  xixpoig  avxov  xaxBlP  ixl  xa  jro- 
PTlQa  xPBVfiara. 


I 


Texte  und  Untersachungen  zu  Lc.  10, 19.  ^^93 

g.  Exc.  Theod.  §  76.  ap.  Clem.  AL  p.  987. 

o  yoQ  slg  d'eov  ßaxTiod-alg  Big  d-eov  ixciQt)0€V  xci  sIXtj^bv 
l^ovölcof  Ijtavm  cxoqxIcop  xät  oq>Bcov  jiBQixaxBlVy  rcov  6v- 
vaftBov  räv  ^^J^g^^ 

b.  EpipL  Haer.  XLII,  14.  p.  378  A. 

öia  xov  a^>Bv6ovg  Xoyov  rov  ocorrJQog  rov  Blxoirtog'  öböco- 
xa  vfilp  jiarBlv  ixl  og>Big  xal  oxoQxlox)g  xäl  ixl  xäoaiTTrjv 
övpaftiv  rov  ixvQov, 

l  Lc.  10,  19. 

löov  öiöanut  vfilv  rrjv  i^ovölav  rov  jtarBlv  kcftavco  o^scop 
Ttoü  oxoQxltDV  xäl  Ijti  jtaoav  rijv  övvafiiv  rovlxd-Qov,  xcü 
ovÖBP  vfiag  ov  fitj  ddixi^CBi. 

L  Aphraates  Hom.  VI,  1.  p.  91.  ed.  Bert. 

Lasset  uns  von  unserm  Herrn  die  Gewalt  annehmen,  Schlangen 
und  Scorpionen  niederzutreten. 

1.  Aphraates  Uom.  VI,  14.  p.  111. 

und  unser  Herr  wiederum  sagt  zu  seinen  Jüngern:  Siehe, 
ich  habe  euch  die  Herrschaft  gegeben,  dass  ihr  das  Heer 
des  Feindes  niedertretet. 

m.  Diatessaron  Arab.  p.  27^  ed.  Ciasca. 

Ecce,  ego  dedi  vobis  potestatem  calcandi  serpentes  et  scor- 
piones  et  omne  genus  inimicorum,  et  nihil  vobis  nocebit. 

Als  sichere  Bestandtheile  des  Urtextes  sind  zu  erkennen: 
6i6<oxa  =  ölömfii  =  öcioo}  =  '»Firia  (vgl.  das  öcioo^  daturus, 
dedi  zu  Mt.  16,  19  in  Heft  if,  197  f.),  ferner  i§ovola  =  övpafiig  = 
Hobt,  fübt?  (vgl.  die  Paralleltexte  und  Erläuterungen"zirEcr4,  32; 
Lc20,2),  sodann  3iarBlp=j(BQiJtarslP=xarajtarBZp=ij€ißi}pai= 

conterere  =  calcare  =  ülQ^,   desgleichen   övpofiig  «=  ar^foriä  = 
K3^,  endlich  jx^voc  =  dprixal/iBPog  =  i")"!«  (vgE  Üidasc.  lH,  6 

p.  288:   ixo  rov  Uarapä  rov  dprixBi/iipov  — ,  CyrilL  Hieros. 

(XXIU,  331)  nach  Tischendorf  p.  26:   o  dprixslfiBPog    öai/jcop, 
IThess.  2,  4:   o   aprixBlfiBPog,   auch  Apoc.  Esdr.  p.  364  sq.  ed. 

Tischendorf).    Unter  dem  dprixBifiBPog  ist  der  Antichrist  zu  ver- 
stehen, die   övpaftig  =^  Organa  =  1^:12   bildet   sein  Heer.    Vgl. 

Apoc.  9,  3 — 11   die   oxogjiioc    rf/g    yrjg  mit    den   oxoqjiIwp 
misres  Textes,  auch  köod^rj  avrotg  i^ovala  mit  unsrem  öiäcoxa 

Texte  tt.  Dnteniiolituigeii  X,  S.  13 


j^94  AuBsercanonifiche  Parall eltexte  zu  Lc. 

Tfjv  i§ovölat\  i'ernerfiij  aöixifomoiv  mitunsrem  ot'^iy  adixi]- 
oet.   Zu  den  Varianten  dvva/iig  =  otgatia  ==  K3S  vgl.  Ex.  6,  26: 

DntoS"^?  =  LXX:  ovp  övvafiBi  avrojv  — ,  Ps.  33,  6:  DfiCarbS  = 

LXX:  jtäoa  t  dvrafug  nvrojp  — ,  Ps.  103,  21:  l'^sn^-bS  =  LXX: 
jtäoat  al  övvaiibK;  avxov,  namentlich  auch  den  Plural  n*^Kns  als 
Attribut  Jehovas  als  riiK32  TTTC^  in  den  Übersetzungen  o  O-^bc, 
TCüP  dvpdfitcop,  6  xvQiog  tqjv  dvvafzecop  vgl  Ps.  24,  10;  46,  8; 
48,  9;  59,  6;  69,  7;  80,  5.  8.  15;  84,  2.  4.  9.  13;  89,  9;  2.  Sana.  6,  2; 
ferner  Herrn.  Vis.!, 3,4  p.  14,  6;  Mart.  Polyc.XlV,  1.  p.  154,  8;  Just 
Dial.  c.  Tr.  c.  29.  p.  246  C;  c  36.  p.  254  D;  c.  72  p.  298  A;  c  85 
p.  311B;  Clem.  AI.  Fragoi.  ex  Macario  p.  1020;  Epiph.  Haer. 
LXXIV,  7  p.  895  C.  —  Von  den  aussercanonischen  Mebrbestand- 
theilen  in  den  Paralleltexten  sind  hervorzuheben  die  oxoXoxep- 
ÖQoc  bei  Justin,  Tausendiüsse,  lovXoi,  (ivQiojtodeg  genannt,  femer 
das  xvQiBvscp  r(DP  öaiftopmr  bei  Clemens  AI.  und  namentlich 

das  rtxpg  ^eov  ysy^od-ai  bei  demselben,  weil  es  sich  nnit  den 
xixpotc  der  Test.  XU  patr.  berührt,  als  ob  der  Urtext  gelautet 
hätte:  öidoofii  tfilp  rolq  rtxpoig  d^eov  i^ovöiap  xzX, 

Lv.  10,  20». 

a.  Hom.  Clem.  IX,  22.  p.  99,  34. 

d/iX^  oftcog  xap  jtdpxtg  daifioptq  fiträ  jtapxcop  xdip  jtad-cip 
tfiäg  (psvywöiPf  ovx  löxiv  tp  xoixm  fiopm  ;^m'()£ii^. 

b.  Cod.  Cautabr.  Lc.  10,  20*. 

jtXrjp   tP   xovxm    ftf    ;fo:t()£T€,   oxi  xd  öaifioPia  vfilp  vjto- 
xdoöexai. 

c.  Euseb.  in  Psalm.  71,  12. 

fifj  xaiQBXB^  oxi  xd  öaifiOPia  viiti>  vjtoxdooexai. 

d.  [Lc.  10,  17. 

xvQie,  xal  xd  daifiopia  vjtoxdoösxat   7)fUp  ip  tot  opofiaxi 
oov,]        • 

e.  Just,  Dial.  c.  Tryph.  c.  85.  p.  311  B. 

jtäp  öaifiOPiop  is<>QxiC6fi6POP  Pixäxai  xal  vjtoxdooexat, 

f.  Just.  Dial.  c.  Tryph    c.  121.  p.  350  ß.  ^ 

doxa  xal  xd  öaifiopin  ijtoxdootöd-ai  avxov  xqi  opo/ictri. 

g.  Just  Dial.  c.  Tryph.  c.  30.  p.  247  C  D. 

OJ0X6  xal  xd  öaLfiopia  tjcordöotöO-ai  xoj  opofuxTi  avzov. 


-^    »^  , -N-^-fc-^X,' 


Texte  und  üntersnchungen  zu  Lc.  10,  20.  195 

h.  Jusfc.  Dial.  c.  Tryph.  c.  76.  p.  302  A. 

rä    öaifiopia   novra   xal  Jtvavfiaza   jtovrjQa   i^oQxl^ovreg 

vjiOTaöOOfispa  ffpav  ex^f^^- 

L  Lc.  10,  20». 

xkrjv  kv  Tovxcp  iiri  ^algerB^  ort  rä  xvBVfiara  vfitv  vjto- 
TaooBxac 

k.  Const  Vm,  1.  p.  231,  13. 

xad^dq  avxoq  xov  jtaiöevcov  ijfiäq  6  xvQiog  öslxpvoi  ktycov 
fifj  ;fm()£T€,  OT4  xä  jtpsvfiaxa  vfilv  vjtaxovovciv. 

Die  Varianten  öalfioveg  =  öaifiovia  =  Jipevfiaxa  =  ninil, 

sowie  vjtoxaooeoO^ai  =  vjtaxoveip  (Const)  =audire  (Cod.  Veron., 

Monac.)  =  ^PTOtÖ  (vgl.  Jes.  65,  12  LXX,  auch  die  Erläuterungen  zu 
Lc.  S,  25),  geben  zu  diesem  Satztheile  Zeugniss  von  dem 
hebräischen  Charakter  des  Urtextes.  Bezüglich  der  np&opiaxa 
jtoPT^  bei  Justin  Dial.  c.  76  vgl.  die  jtopt]Qä  jcpsvfiaxa  in 
dem  Citat  zu  Lc.  10,  19  aus  den  Test.  XII  patr.  Levi  c.  18. 

Lc.  10, 20«». 

a.  Clem.  Rom.  I,  45.  8.  p.  74,  22. 

xai  j£YYQag>oi  iyipopxo  djtb  xov  ß-sov. 

b.  Herm.  Sim.  IX,  24,  4.  p.  246,  10. 

idoxlfiaae  yaQ  ifiäq  6  xvQioq  xal  ipiyQatpep  vfiäg  elg  xop 
agt^fiov  fjfiixBQOP, 

c.  Herm.  Sim.  II,  9.  p.  138,  7. 

loxcu  ijtiYBYQaftfjiipog  elg  xdg  ßlßXovg  xcop  C,(6pxcop. 

d.  Herm.  Vis.  I,  3,  2    p.  12,  8. 

iy/QaiprjOOPxai  elg  xäg  ßißkovg  xijg  ^ofjg  fisxä  xqjp  äyla)P, 

e.  Apoc.  13,  8. 

ot;  ot  yiyQOJ€xai  x6  opofia  avxov  ep  xro  ßißXlco  xfjg  C^corjg, 

f.  Philastr.'  c.  149.  p.  169. 

quod  ait  et  dominus:   Gaudete,  quia  nomina  vestra  scripta 
sunt  in  übro  caelorum. 

g.  Hom.  Clem.  IX,  22.  p.  99,  35. 

dXX^  ip  x(p  6l*  BvaQtOxlaP  xd  opofiaxa  vficop  bp  ovgapfij 
(og  del  Cfiivxonv  dpayQag>7]pai. 

13* 


^gg  AussercanoDische  Panlleltexte  su  Lc 

h.  Consi  VIII,  1.  p.  231,  15. 

dXXä  xoIqbxb,  ort  xa  ovofmra  vficiv  X^?5?5?!L  ^^  XS  ^' 
Qavm. 

i.  Acta  et  Martyrium  Matthaei.  §  27.  p.  187.  ed.  Tischendorf. 
xal  töovrai  avra  ra  ovofiaxa  Vfic5p  yt/gafifidra  iv  xolq 
ovQavolg. 

k.  Clem.  AI.  Quis  div.  salv.  §  21.  p.  947. 

ijtovxai  xax   tx^og  xm  öidaoxaXm,  xovx"  avaxxoixo   ijiri 
xolq  iv  ovQavolq  iYYQaq>f]aofiivoig. 

L  Lc.  10,  20»>. 

Xcdgsxe  de   oxi  xa  ovofiaxa  vficov  t/Qa^ij  iv  xolg  avga' 
polg. 

m.  Hilar.  in  Psalm.  6S.  p.  840  E. 

Dominus  ita  loquitur  dicens:  Gaudete  et  exultate,  quia  no- 
mina  vestra  scripta  sunt  in  coelo. 

n.  Euseb.  in  Psalm.  71, 12.  Migne  VI,  812  B. 

XalQSxe  öl  xai  dyaXXiaod^e,  oxi  xä  opofiaxa  Vficip  kyjiyQOr 

xxai  hv  xotg  ovQavolg. 

0.  Eus.  in  Js.  4.  Migne  VI,  113  D. 

slQTjxai,  6x1  xa  ovofiaxa  viimv  k/Qaipri  Iv  xolg  ovQavolg, 

Bezüglich  des  Zusatzes  dyakkiäo^e  (Eus.)  =  exultate  (Hilar.) 

vgl.  man  Mt.  5,  17:  ;(a/()£Te  xal  ajakXiäod^ey  sowie  namentlich 
auch  das  riyaXXiaoaxo  in  Lc.  10,  21.  Die  Varianten  fy/gatpoi 
kyivovxo  =  kyyQaipr)oovxai  =  ioovxai  ysyQafiuivoi  =  yiyoaxxai 

=  kfQafpri  =  kyyifQOjtxai  gehen  auf  '^arp?  zurück.  Das  ava- 
yQaq)rjvai  der  Homilien  berührt  sich  mit  ajtoyeyQafifiipmv  iv 
ovgavolg  Ebr.  12,  23.  Für  ovQav6g  =  ot;(>ai5orTiabenrwiFlioch 
die  Varianten  liber  caelorum  (Philastr.)  =  ßlßXot  xc5v  gcorrcor, 
ßißXoi  T^^Jco^i^ (Herrn.)  =  ßlßXog^(D^g  (PhiL  4,^3.  4)  =^TßÜov 
xfjg  Cco^^ (Apoc.  13,  8).  — Ausserdem  vgl.  man  Lucian,  Philopon. 
Tom.  IL  p.  773 :  cog  xal  oh  iv  xaTg  ijtovQavloig  ßlßXoig  xaiv 
a/a^cov  dxoYQaipcovxai. 

Lc  10,  21»  =  Mt.  11,  25. 

a.  Marcion  ap.  Epiph.  Haer.  XLII.  p.  313  B.  p.  329  B. 

svxaQioxcö  ooif  xvQU  xov  ovQavov.  ovx  elxB  61  „xal  xrjg  T^g". 


Texte  und  Untersucbangen  zu  Lc  10,  21.  197 

b.  Marcion  ap.  Teri  adv.  Marc.  lY,  25. 

Gratias  enim,  inqaii,  ago  et  confiteor,  domine  caeli,  quod  ea 
quae  erant  abscondita  sapientibus  et  prudentibus,  reyelavens 

c  Ephraem  Syr.  Et.  concord.  expos.  ed.  Mosinger  p.  116. 

Gratias  ago  tibi,  Pater  coelestis  (in  Oraeco  dicit:  öratias 
ago  tibi,  Dens  pater,  domine  coeli  et  terrae),  quia  abscon- 
äuiti  haec  a  sapientibus  et  prudentibus  et  revelasti  parvulis. 

d  Epiph.  Haer.  XL,  7.  p.  298  B. 

dg  ccvrbg  öag>Sg  i^fiäg  diöaöxsi  6  xvgiog  iv  BvayyBXla)  2^- 
ya>p'  evxdQi'OTA  cot,  xarsQy  xvqis  ovgavwv  xal  yfjg, 

e.  Clem.  AI.  Paed.  I,  6,  32.  p.  117. 

ajaXliaCafisvog  yovv  iv  rä  jtvsvfiari  6  ^Ir^aovg'  i^ofioXo- 
t^^üSL  ^^*  xaxBQf  g>fi6lvj  o  d-sog  rov  ovqüvov  xal  Ttjg  yijg, 
oxi  cbtixQv^ag  ravra  äjto  oogxov  xal  ower^v  xal  djts- 
xaXvfag  ccvra  vi]xloig, 

f.  Lc.  10,  21» 

ip  auT^  ry  cSofl  ijyaXliacaro  [iv]  rm  jtpevfiazi  [rm  aylco] 
xai  abtev  i^ofioXoyovfial  aoi,  jtarsQ,  xvqis  rov  ovQavov 

xdi  Ttjg  7^5,  ort  dxixQWpag  ravra  ajto  öoqxSv  xal  owBrciv 

xal  ax&caXv^ag  avra  vf/xloig. 

g.  Mt  1 1,  25. 

iv   ixdrq}  rtp  xaioA  djtoxQid-slg  6  ^Ir/Oovg  eixev'  i^ouo- 

Xoywfial  coi,  Jtareg,  xvqis  rov  ovQapov  xal  rffg  yfjg,  ort 
^Qfkytpaq  ravra  axo  coq>wv  Tcal  ovvsrAv  Tcäl  axsxaZvtpag 
avra  vt/xloig. 

L  Iren.  I,  20,  3. 

fpiQOvOt   (sc.   OvaXsvriviavol)   ravra'  k^ofioXoyrjöOfial  ooi, 

xarsQy  XVQIS  rSv  ovQavwi^  xcu  rrjg  yrjg,  ort  djtixQVJpag 
axo  aoq>wv  tccX  övvsröiv  xal  dxsxdXvtpag  avra  vT/xloig. 

l  Hom.  Clem.  VIII,  6.  p.  87, 18. 

avrog  o  xvQiog  ^fiäv  Xiysr  i^ofioXoyovfial  coi,  xarsQ  rov 
ovQavov  xal  rfjg  yfjgy  ort  iBTc^vipag  ravra  axo  cogxDV  [xcu] 
xQsoßvrsQOiv  xal  dxsxdXv^ag  avra  vqxloig  d-TjXd^ovöiv. 

t  Hom?  ä«m.  XVIII,  15.  p.  174,  9. 

rov  obv   JiöaoxaXop   alriä   slxovra'   i^ofioXoyovfial   öoi, 


198  Aassercanonische  Paralleltezte  zu  Lc. 

xvQU  Tov  ovgavov  xal  rijg  yijg,  oti  clxbq  tjp  xqvxxcl  öo- 

g>otg,  djtexäXv^ag  avra  vrjjcloiq  d-TiZa^ovöiv,    p.  174,  13: 

o  xvQiog  riiKDV  . .  dQTjxsr  axitm  i]V  xQVJtra  ooq>oTg,  rctvra 
vi]xloig  dytexdXvtptv  6  xazi^Q, 

Was  die  historische  Einleitung  zu  dem  folgenden  wichtigen 
Logion  anlangt,  so  ist  kxBlvog  ==  avrog  =  \X^iVr\  (vgl.  dieselben 
Varianten  Mt.  10,  19  =  La  12,  12),  ferner  cdqq  =  xaiQog^)  =  fS 
(denn  n^  wird  nicht  nur  mit  XQ^^^^  "^^  xaiQog,  sondern  auch 
mit   wQa   wiedergegeben;   vgL  z.  ß.  Sach.  10,  1:   W?2l  =  LXX: 

xad-^  coQav  =  Gloss.  MS.  in  Proph.:  xad^  mgav^  ocarä  xaigov. 
Lex.  Cyrilli  MS.  Brem.:  xa&^  ägav,  iv  wga,  kv  xaiQm,  dazu 
oben  S.  130:  xaigog  jtuQaOfiov  Lc.  8,  13  ■=  wQa  xov  jieiQaCfiov 
Apoc.  3,  10).  Wir  haben  also  hier  dieselbe  Phrase  Ä'^Sin  ri^3» 
welche  auch  sonst  in  den  Evangelientexten  häufig  wiederkehrt 
VgL  iv  ixslvo)  T<p  xaiQtp  Mt.  12,  1;   14,  1;  iv  avrm  rrp  xaigm 

Lc.  13,  1;  iv  rf]  mga  ixdvi]  Mi  8,  13;  10,  19;  Lc.  7,  21;  iv  ccvrQ 

T^  ä()a  12,  12;  20,  19.  Wenn  nun  aber  im  Weiteren  Marshall 
(Expositor  1891.  IV,  288  f.)  das  f^aXXiaoaro  des  Lc.  mit  dem 
djioxQid^dg  des  Mt  zu  identificieren  und  beides  auf  eine  gemeinsame 
aramäische  Quelle  zurückzuführen  sucht,  indem  er  das  aramäische 
n^n  (=  to  honour,  to  glorify,  auch  djtoxglvsod^ai)  herbeizieht, 
so  ist  öo^dCecv  =  to  glorify  =  T^n  doch  immer  noch  lange  nicht 
dyakjLcäöd-aijXxnd  dabei  bleibt  immer  noch  das  zum  echten  lucanischen 
Texte  gehörige  iv  rw  jtvsvfiari  unberücksichtigt  und  unerklärt 
Kein,  mit  dnoxQi^slg  kann  TqyaXXtdGato  iv  r<p  jtvsvfiari  nicht 
identificiert  werden.  Entweder  sind  diese  Worte  ein  Zusatz  des 
dritten  Evangelisten  (so  Weiss,  Matthäus  S.  306,  indem  er  das 
lucanische  TJyaXXidoaro  Act  16,  34  herbeizieht),  oder  der  erste 
Evangelist  hat  in  diesem  Falle  einen  echten  Bestandtheil  des 
Quellentextes  weggelassen.  —  Was  nun  weiter  die  Herrenworte 
selbst  betrifft,  so  ist  i^ofioXoyovuai  ungriechische,  hebraisierende 
Version  von  miK  —  vgl.  z.  B.^Gen.  29, 35:  n^^rT^-nÄ  mi«  —  LXX: 
{$^ofioXoy?]Gofiac  xvgicp,  wie  auch  Irenaeus  i§,ofioXoyr/OOfiai  ge- 
lesen hat  Besser  griechisch  ist  die  Übersetzungs Variante  «5;^«- 
Qioro),   welche  Epiphanius,   Ephraem,   Tertullian    (neben 


1)  Ephraem  (Mösinger  p.  216)  liest:  in  illo  tempore  et  in  illo  mo- 
mento  ezultavit  Jesus  in  spiritn  suo. 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Lc.  10, 21.  199 

i^ofioXoyovfiai  =  conßieoT)  und  Marcion  vertreten,  welche 
aber  auch  schon  Paulus  (25  mal  £ixaQiOT<5  m  seinen  Briefen) 
angewendet  hat  und  welche  aucn  dem  johanneischen  Sprach- 
gebrauche (Joh.  11,  41:  jidreQ,  svxaQiörco  ooi)  entspricht^). 
Femer  zu  cbtoxQVJtreiv  (Lc.)  =  xqvjitsip  (Mt.)  zeigt  sich  in  dem 
ffjTo  der  £influs8  des  hebräischen  Urtextes  nach  der  Construktion 
]t3  T^rpST,  während  im  Griechischen  xqvjixblv  riva  xl  oder  äjto- 
TtQvxruv  nvl  xi  construiert  wird.  —  Der  aussercanonische  Text 
der  Uomilien  hat  anstatt  ovvbxcov  die  Variante  jtoeoßvx^QCDV 
und  zu  vTixloiq  zweimal  den  Zusatz  d-rjXa^ovaiv.  Es  ist  wahrschein- 
lich, dass,  wie  die  Worte  ajtb  oo^pdov  xal  ovvexSv  (=  xgeößvxiQOov) 
zweigliedrig  sind,  so  auch  die  Worte:  vfjJtloK;  {xal)  d^fjXd^oxxjiv 
im  Urtexte  zweigliedrig  waren,  im  Homilientexte  also  ein  xal 
ausgefallen  ist.  Man  vgl.  nur  Mt.  21,  16  =  Ps.  8,  3:  ix  oxofiaxog 
VTjmcop  xal  ß-rjXa^cvxtDV  =  D'^pD'^'5  D'^bb'^^  "^B^-  • 

Lc.  10,  2P  =  Mt.  11,  26. 

a.  Iren.  I,  20,  3  =  Epiph.  Haer.  XXXIV,  18.  p.  254  C.  (Marcosii). 
ota,  6  jtaxrjQ  (iov^  oxi  %(i3tQood^iv  oov  evöoxla  [f/oi]  iyi" 
vexo. 


b.  Epiph.  Haer.  LXV,  6.  p.  613  C 

val  6  JtaxfjQ^  6x1  ovxa)g  yeyopsv  svöoxia  efjjtQoöd^tp  oov. 

c.  Lc.  10,  21^ 

val  6  jtaxrJQ,  oxi  oixayq  iyivaxo  svöoxia  efjjtQood^ev  oov. 

d.  Mt.11,26. 

val  6  jtaxy'iQy   0X1  ovxa)g  svöoxia  iyivsxo  SfijcQOöd^ev  oov. 

Der  von  Irenaeus  überlieferte  Text  der  Marcosier  hat 
mehrere  Abweichungen.  Dem  ova,  welches  im  N.  T.  nur  Mc. 
15,29:  ova,  6  xaxaZvwv  xxX,  —  sich  findet,  entspricht  vah!  im 
Lateinischen.  Urtextlich  ist  aber  jedenfalls  val  {=  afir/v  =  IpiC 
vgl.  Heft  U,  97).  Canonische  Parallelen  sind  Eph.  1,  9:  xaxa  xtjv 
svdoxlav  ctvxov,  tjv  JiQoid-sxo  hv  avxm  —  Eph.  1,  6:  sv  y  ixa- 
qIxüüqsv  riiiäg  kv  xS  7Jyaji7]fiiv(p  —  vgl.  Herm.  Sim.  IX,  24,  3 
p.  246:  6  ovv  xvQiog  lömv  xtJp  djtZox/jxa  xal  jiaoav  vijjtioxrjxa 
.  .  .  ixaQlxG>osv  avxovg. 

1)  Man  vgl.  die  Erklärnng  zu  iSofioXoyovfxai  ^*='  svyapLaxts}  bei  Eu- 
»ebius,  de  ecciesiast.  theol.  III,  2.  Migne  Vi,  97tiß. 


300  Aussercanonische  Paralleltezte  zn  Lc. 

Lc.  10,  22»  =  Mt  11,  27\ 

a.  Just.  DiaL  c.  Tryph.  c.  100.  p.  326  D. 

xal  iv  z(5  BvayyeXlcp  öh  yiyQOjixai  eljtciv  jtdvra  (lOi  jca- 
QoSidoxaL  vjto  rot  jtatQog. 

b.  Mt  11,27a. 

jtavra  fioi  jtaQBÖod^rj  vjcb  rov  jtOTQog  fiov, 

c  Lc.  10,  22* 

xal  CTQag)e\g  XQoq  xovq  fiad-ritäc  bIxbv  navta  (loi  xage^ 
öoB^  vjio  rov  xazQog  (lov. 

Die  aussercanonische  Lesart  Justins:  xagaö^öorai,  die  in 
den  Handschriften  fehlt,  stand  doch  nicht  VöÜig^isoBert.  Vgl 
Hippol.  Mg  xfiv  oiQBöiv  Norjxov  c.  6:  fiaQxvgwv  yag  XQiOxog 
6g)rj'  jf&vxa  (loi  otagadidoxat  jtagä  xov  xaxgog. 

Lc.  10,  22*  =  Mt.  11,  27\ 

1.  Eus.  de  eccl.  theol.  I,  15  =  I,  16. 

ovöelg  ycLQ  olöe,  tpriol^  xov  Jtaxiga  sl  fit)  6  vlog. 

2.  Epiph.  Haer.  LXIX,  43.  p.  766  D  =  Ancor.  c.  11.  p.  16  B. 

g)aoxei   6  vlog   Xiyoov   ovdeXg  olös   xov  jtaxiga  sl  (i^  6 
vlog. 

3.  Epiph.  Haer.  LXXIV,  4.  p.  891 C  =  Haer.  LXXVI,  Zß  p.  981  B. 

x^'  p.  977  A. 
ovöelg  olöe  xov  jtaxiga  sl  fir  6  viog. 

4.  Just.  Apol.  I,  63.  p.  95  D. 

xal  avxog  elnev  ovöelg  iyvo)  xov  jtaxiga  el  fi^  6  vlog, 

5.  Just.  Apol.  I,  63.  p.  96  B. 

xal  jtaXiv  6  ^Ljöovg,  eö§  k67jXaiaa(iev,  nag*  avxotg  civ  ebceV 
ovöelg  lyva>  xov  naxiga  el  fi?]  o  vlog. 

6.  Eus.  Dem.  ev.  V,  1  =  IV,  3,  13. 

ovöe)g  eyvoo,  (prjol^  xov  jtaxiga  el  fit]  o  vlog. 

7.  Eus.  Eclog.  proph.  I,  12.  Migne  IV,  1065  A. 

ijtel  fiTjÖ"  elg  lyvco  xov  jtaxega  el  firi  o  tAog, 

8.  Dial.  de  recta  fide  Sectio  L  p.  817  D. 

ovöelg  eyva>  xov  jtaxiga  el  firj  o  vlog. 


Texte  tind  Untersuchungen  zu  Lc.  10,  22.  201 

9.  Iren.  I,  20,  3.  (Marcosii). 

xci  ovöslg  syrrn  top  xariga  sl  fi?}  6  vlog. 

10.  Hom.  Clem.  XVlI,  4.  p.  160,  13. 

o  öiddcxcuiog  avroi  Uirgov  ^Irfiovq  iXd-dv  IXeyBv*  ovöslg 
lyviD  TOP  xariga  sl  fiij  6  vlog^ 

11.  Hom.  Clem.  XVIII,  4.  p.  169,  34. 

0  öiöaöxcdog  oov  ftezä  jtävzag  kxslvovg  iZfjXvd-iog  Xiyer 
ovöelg  iypo)  top  xaxiga  el  (ifj  6  vlog. 

12.  Hom.  Clem.  XVIU,  11.  p.  172,  30. 

Xijo}   ÖB   xdL  xsqI   rovxov  ov  elQtjxep'   ovöslg  lypon   top 
xaTiga. 

13.  Hom.  Clem.  XVIU,  20.  p.  175,  30. 

slgjjcd'ai'  ovöslg  sypa>  top  JcaTsga  sl  (if}  6  vlog. 

14.  Hom.  Clem.  XVIII,  13.  p.  173, 18. 

xsqI  tov'  ovöslg  lypcD  top  jtaTiga  sl  fi?)  6  vlog. 

15.  Eos.  H.  E.  I,  2,  2.  p.  5,  21. 

ovTS  TOP  xaTSQa  Tig  typcD  sl  (irj  6  vlog, 

16.  TertulL  adv.  Marc.  II,  27. 

testabitar  evangelium  dicente  Christo:  Nemo  cognovit  patrem 
nisi  filius. 

17.  Eos.  de  ecdes.  theoL  1, 12.  p.  S48. 

TotT    diffjTai  OTi  [i'^lösig  lypm  top  xuTSQa  sl  (li]  6  viog, 

18.  Jnst.  Dial.  c.  Trjph.  c.  100.  p.  326  D. 

xcü  ovöslg  yipdoxsi  top  xaTSQa  sl  fi^  6  vlog, 

19.  Iren.  I,  15,  1.  (Valentiniani). 

ytpcocxsod-ai  xjtb  (iovov  tov  vlov,   a  6  naxfjQ  olös,  tIpo 

IotL 

20.  Iren.  H  6,  1  =  IV,  6,  3. 

Nemo  cognoscit  patrem  nisi  filius. 

21.  Tert  adr.  Marc.  IV,  25. 

Nemo  seit,  qui  sit^pater,  nisi  filius. 


22.  Mi  11,  27^. 

xal  ovöslg  ixiyiPciaxsi  top  viop  sl  fitj  6  xaTtjg. 


202  Aussercanoniflche  Paralleliexte  zu  Lc 

23.  Lc.  10,  22b. 

xal  ovöeig  yivcioxsi,  rig  ioxiv  6  vlog^  el  (i?)  o  jtat/^Q, 

24.  Iren.  IV,  6,  1  =  IV,  6,  7. 

dicebat:  Nemo  cognoscit  filiuxn  nisi  pater. 

25.  Clem.  AI.  Paed.  1,  9,  88.  p.  150  =  Strom.  I,  28,  178.  p.  425. 

ovöelg  lyvcD  rov  vlbv  el  /ifj  6  jtaxiiQ, 

26.  Epiph.  Haer.  LIV,  4.  p.  466  B  =  Haer.  LXIV,  9.  p.  532  C. 

ovddg  olde  rov  vlov  el  fifj  6  JtatfJQ. 

27.  Epiph.  Haer.  LXV,  6.  p.  613  D  =  Haer.  LXXVI,  f.  p.  943  ß. 

xal  ovötlg  olde  rov  vlbv  el  fit]  6  xariJQ, 

In  den  patristischen  Citafcen  hat  vielfach  eine  Inversion  der 
beiden  Hälften  unsres  Logion  Platz  gegriflFen.  Im  Vorhergehenden 
sind  zuerst  diejenigen  Texte  gegeben,  in  denen  die  Worte:  rov 
jiartQa  el  fiij  6  vlog  zum  ersten  Qliede  gehören;  dann  erst 
folgen  diejenigen  Gitate,  in  welchen  übereinstimmend  mit  den 
beiden  canonischen  Parallelen  die  Worte:  rov  vlbv  el  /it^  6  xa- 
rrJQ  im  ersten  Gliede  stehen.  l)ie  Abstammung  des  Logion 
aus  der  vorcanonischen  Quellenschrift,  die  auch  nicht  zweifelhaft 
sein  könnte,  selbst  wenn  Marcus,  wie  Irenaeus  irrthümlicher 
Weise  angibt  (vgl.  Iren.  IV,  6,  1:  sie  et  Matthaeus  posuit  et 
Lucas  similiter  et  Marcus  idem  ipsum:  Joannes  enim  prae- 
teriit  locum  hunc),  als  der  dritte  diesen  Herrenspruch  überliefert 
hätte,  zeigt  sich  an  den  Übersetzungs Varianten:  olde  =  cyvco  = 
cognovit  =  novit  =  cognoscit  =  ytvcoöxet  =  ijtiyivwoxei  =  Tj'l 

(vgl.  einen  ähnlichen  Wechsel  der  Tempora  in  den  Übersetzungen 
zu  Lc.  10,  18;  Mt.  16,  19  in  Heft  II,  197),  ferner  ovöelQ=jirideig 
=  ovre  rig  =  'J'^yj.  Die  Variante  olöe  findet  siclf  nur  bei  Epi- 
phanius  und  Eusebius;  aber  die  Lesart  lyvo  war  nicht  nur 
bei  den  Haeretikem  der  alten  Kirche,  sondern  auch  bei  den 
kirchlichen  Schriftstellern  weit  verbreitet  und  neben  den  cano- 
nischen Fassungen  in  harmlosem  Gebrauch. 

Lc.  10,  22«  =  Mt  11,  27^ 

1.  Hom.  Clem.  XVII,  4.  p.  160,  14. 

(og  ovöh  rbv  vlov  rig  olöev  el  /irj  6  JtarijQ^  xai  olg  av  ßov- 

Xfjrai  o  vlog  cbcoxaXvtpac. 


Texte  und  ÜDtenachuDgen  zu  Lc.  10,  22.  203 

2.  Hom.  Clem.  XVIII,  4.  p.  169,  35. 

dg  ovös  TOP  vlov  rig  oIöbv  bI  (ifj  6  jtarriQ,  Ttdi  olq  ap  ßov- 

Xfjxai  6  viog  ojtoxaXvtpai. 

3.  Hom.  Clem.  XVIII,  13.  p.  173,  18. 

ovöe  Tov  vlov  rig  olösv  el  fi?)  6  xatrjQ^  xal  olc  av  ßov' 

Xfjrai  o  vlbg  a:jtoxaXvipai. 

4.  Hom.  Clem.  XVIII,  13.  p.  173,  27. 

ov6i  TOV  tiov  rig  olöev, 

5.  Hom.  Clem.  XVIII,  20.  p.  175,  30. 

€og  ovöh  TOV  vlov  rig  olöev  el  fifj  6  jtarrJQ. 

6.  Epiph.  Haer.  LXiX,  43.  p.  766  D  =  Ancor.  c.  11.  p.  16  B. 
xcu  ovdelg  olös  rbv  vlov  ei  (irf  6  narriQ, 

7.  Dial.  de  recta  fide  Seci  I.  p.  817D. 

ovde  TOV  vlov  rig  yivcoaxei  el  fitj  6  jtarriQ, 

8.  Nicet  Byzant.  adv.  Moham.  XXIX,  102.  (Mai  IV,  405.) 

tprioX  yaQ  6  xvQiog'  ov6E)g  yivcicxei  rbv  vlov  el  iifj  6  na- 

rffQ,  xal  CO  av  avrbg  djtoxakvtpij. 

9.  Eas.  U.  £.  I,  2,  2.  p.  5,  21. 

o5t*  av   rov  vlov  rig  yvci^  Jtore  xar   d^iav  el  fitj  fiovog 

0  yevvrioag  avrov  xariJQ. 

10.  Eos.  Dem.  ev.  IV,  3,  13. 

avTco  xal  rov   vlov  ovöelg  iyvo}  el  (iff  fiovog  o  yevv/^oag 
avrov  xarrjQ. 

11.  Eu8.  de  eccl.  theol.  I,  12. 

fii]6h   rov   vlov   rig  %yvm  el  iifj  fiovog  o  yevvrjcag  avrov 
xart^Q. 

12.  Ena.  Dem.  ev.  V,  1.  Migne  IV,  356  D. 

(D  xal  kxiXiyer  xal  ovöelg  lyvm  rov  vlbv  el  firi  6  xar7JQ. 

13.  Epiph.  Haer.  LXXIV,  4.  p.  891  C. 

ovSk   rbv  vlbv  el  ftri  6  xarrjQy   xal  nj  kdv  6  vlog  cbioxa- 

Xixrei, 

14.  Iren.  IV,  6,  3. 

ueque   filium  nisi   pater  et  quibuscunque  fiUus  reyelaverit. 


204  AnaaeroanoniBche  Paralleltezte  la  Lc. 

15.  Iren.  II,  6,  1. 

neque  filium  nisi  pater  et  quibus  filius  reYelaverit 

16.  Jusi  ApoL  I,  63.  p.  95  D. 

ovöh  Tov  tiov  el  (i^  6  xarijQ,  ocdi  olg  av  dxoxaXvipy  o 

vlog. 

17.  Just  Apol  I,  63.  p.  96  B. 

ovöe  TOV  tiop  sl  /if}  6  xartjQy  xäi  olg  av  6  viog  äxoxa- 

Xv^pfj. 

18.  Juflt.  DiaL  c.  Trypk  c.  100.  p.  326  D. 

ovöh  TOV  tiov  el  fi^  6  Jtat^Q^  xäi  olg  av  6  riog  axota- 

Xvtp^, 

19.  Iren.  I,  20,  3.  (Marcosii). 

xai  TOV   vlov  el  fitj   6   xaTfjQ^  xäi   cp  av  6  vlbg  dxoxa- 

ivtpxj. 

-■■\.' 

20.  Tert  adv.  Marc.  IV,  25. 

et  qui  Sit  filius  nisi  pater,  et  cuicunque  filius  reTelaverit. 

21.  Epiph.  Haer.  LXXVI,  x»\  p.  977  A. 

xäi  TOV  vlov  el  un  6  xaTVo^  xa\  w  kav  ojtoxaXvfpn, 

22.  Hom.  Clem.  XVIII,  7.  p.  171,  29. 

xal  olg  av  ßovZijTai,  6  vlog  djtoxaXvxTei. 


23.  Clem.  AI.  Strom.  VII,  18,  109.  p.  901. 

ovöelg  y&Qj  q>rjol,  yivcioxec  tov  xaTSQa  el  fi^  6  vlog,  xäi 

CO  av  o  vlog  ajtoxaXvy)^]. 

24.  Lc.  10,  22c. 

xal  Tlg  iOTiv  6  xaTfjQ^  el  fif]  6  vlog,  Tcäi  tp  iav  ßovXnjTai 

6  vlog  djcoxaXvtpai. 

25.  Mt  11,  27«. 

otJrfe  TOV  jtaTEQa  Ttg  kjtiyivcioxei,  el  fi^  6  vlog,  xcti  tp  iäv 

ßovXTjTat  6  vlog  dxoxaXvtpai, 

26.  Clem.  AI.  Quis  div.  salv.  c.  8.  p.  939. 

ov  ovöelg  ixiyivoioxei  el  firj  6  vlog,  xäi  o)  av  6  vlog  axo- 

TcaXvtpxi. 


Texte  and  Untenachnngen  za  Lc.  10,  22.  205 

27.  dem.  AL  Strom.  V,  13,  85.  p.  697. 

fifiÖBlgj  g>fjolv  6  xvQiog,  top  statiQa  fyro>  bI  (lij  6  xioq,  xoü 

(p  ap  6  vlbg  axaxaXvy)ij, 

28.  Epiph.  Haer.  LXV,  6.  p.  613D. 

xal   TOP  xaxBQa  ovöeiq  lyvco  d  fitj  6  vlog,   xäl  qj  iäv  6 

vlog  cutoxaXvtpy^ 

29.  Clem.  AI.  Strom.  VII,  10,  58.  p.  866. 

op  ovöüg  lypco   el  (ifj  6  vlog^  xal   «o^J«*^  o  vlbg  obtoxa- 
Xv^. 

30.  Clem.  AI.  Protrept  I,  10.  p.  9  =  Paed.  I,  5,  20.  p.  109. 
d^BOP  ovdelg  lyv(o  el  fitj  6  vlog,  xal  o)  av  6  vlbg  äjtoxa^ 

31.  Eus.  Eclog.  proph.  I,  12.  Migne  IV,  1065  A. 

kxBl  fii]^  slg  iypo}   top  jcaxiQa  el  firj  6  vlbg  xal  cp  ap  6 

vlog  ojtoxaZvWfj. 

32.  TertulL  de  praescr.  haer.  c.  21. 

nee  alius  patrem  novit  nisi  filins  et  cui  filius  reyelavit. 

33.  Concilium  Antiochenum  in  canssa  Pauli  Samosateni  a.  Christi 

269  coactum  (Routh  III,  290). 
xad-a  q>i]CiP'  ovöelg  eypoi  top  staxiga  el  (i^  o  vlog,  xal  cJ 

ap  6  vlog  djtoxaXvtpij. 

34.  Epiph.  Haer.  LIV,  4.  p.  466  B. 

xal  TOP  xaxiga  ovöelg  oliep  el  fifj  6  vlog,  xal  cp  häp  axo- 
xaXv^^ 

35.  Ena.  de  eccles.  theol.  I,  16.  Migne  VI,  857. 

wÖB  XiytDV'   ovöelg  yag  olöe,    g>tjOl,  top  jcariga  el  [irj  6 
vlog. 

36.  Iren.  IV,  6,  7. 

neqne  patrem  nisi  filius,  et  quibuscunque  filius  revelaverit. 

37. .Clem.  AL  Strom.  I,  28,  178.  p.  425. 

ovöe  Tbp  xaTBQa  el  fi^  6  vlog,  xal  w  ap  6  vlog  ajtaxa-- 

Xv^ 

38.  Epiph.  Haer.  LXXVI,  g.  p.  943  B. 

ovök  TOP  xaxiQa  el  fifi  o  vlog^  Tuä  €p  kap  dxoxaXvrp^. 


206  AuBsercanonische  Paralleltoxte  za  Lc 

In  dieser  zweiten  Hälfte  unsres  Logion  sind  zuerst  die  Texte 
mit  ovöh  TOP  viop  al  (lij  6  jtaxriQ,  sodann  diejenigen  mit  ovSk 
TOP  ütaxiga  el  fiij  6  viog  aufgeführt  Auch  hier  begegnen  uns 
wieder   die  Varianten  fiijÖB  rig  =  ovre  tig  =  otöi  rig  =  xcä 

ovöelg  =  xal  firjdslg  =  'j'^K'i ,  ebenso  o/df r  =  typo  =  novit  = 

/rcö?/  =  yivcoaxei  ==  Ijnyipwöxsi  =  yi\    In  dem  letzten  Satz- 

theil,  welcher  mit  xal  qj  idp  (ap)  =  olg   ap  =  quibuscunque  = 

ib  .  .  .  'itDSI  beginnt,  wiegt  die  aussercanonische  Fassung:  axo- 
xakvtpi]   (anstatt   des    canonischen    ßovkTrtai    axoxaXvtpai)    bei 

Weitem  vor.     Selbst  Marcion  hat  sie  zu  Lc.  10,  22   vertreten. 
Vgl.  einen  ähnlichen  Fall  Mt.  5,  42^,  wo  das  ßovXofiepog  =  ^t- 

Xcjp  in  der  Lucas-Parallele  Lc.  6,  30^  fehlt,  mithin  sicher  auch  im 

Urtext    gefehlt   hat.   —   Bezüglich    des   dreimal    bei    Eusebius 
wiederkehrenden    aussercanonischen  Textbestandtheils:   fiopog  o 

yBPPi)öag  avxov  vgl.  man  das  Agraphon  Epiph.  Haer.  LXIX,  53 

p.  775:  iyivpi]ödg  fte,  (p7]6l,  3tareQ, 

Lc.  10,  23  =  ML  13, 16. 

a.  Clem.  AI.  Quis  div.  salv.  c.  29.  p.  952. 

xal  vfielg  ol  oQcjpteg  xal  dxovopreg. 

b.  Cod.  Cantabr.  Lc.  1 0,  23. 

fiaxaQioc  ol  o^d^aXfiol  ol  ßXtjcoPTtg,  a  ßXsjtaze,  xäi  dxovov- 
rtg  d  dxoxezs, 

c.  Hegesippus  referente  Stephano  Gobaro  ap.  Photium  in  Biblioth. 

cod.  232.  col.  893.  p.  288^,  15  ed.  Becker. 
f/axaQioi  ol  6q)0^aX(iol  vfZ(DP  ol  ßXtJtopreg  xal  ra  eora  vfiSv 
xd  dxovopxa, 

d.  Mt.  13,  16. 

hfi(DP  de  (laxaQLOi  ol  o^d-aXfiol  oxt  ßXijtovöip^  xal  xd  d)xa 
tfiwp  oTi  dxovovotp. 

e.  Lc.  10,  23. 

fioxdQioi  ol  ocpüaXfiol  ol  ßXejcopxeg  d  ßXixBxa. 


rf-V./'"-   v.^^.^"^   ■ 


f.   Cod.  Colbert.  Lc.  10,  23.  p.  83  ed.  Belsheim. 

Beati  oculi  qui  vident  quae  videtis  et  aures  cmae  audiunt. 


Texte  nnd  Untersuchnngen  zd  Lc.  10,  23.  24.  207 

Dieses  Logion  ist  jedenfalls  durch  den  Cod.  D  und  durch 
Hegesippus  am  besten  erhalten  und  lautete  ursprünglich  voll- 
ständig: lUtxaQiOi  ol  ofpd^aXfiol  vfimv  ol  ßXdjtovreg  a  ßXixtxey 
Ttdi  Tß  o)ra  vfiwv  rä  axovovra  a  axovBxe-  Lucas  hat  nach 
seiner  Gewohnheit  die  zweite  Hälfte  gekürzt,  aber  das  Logion 
an  seinem  ursprünglichen  Standort  erhalten.  Vgl.  Weiss, 
Matthäus  S.  342. 

Lc.lO,24  =  Mt.l3,17. 

a.  Syr.  Cur.  Lc.  10,  "24. 

Xi^Q}  vfitv  ort  xojLjLoI  jtQotpfjrai  ovx  elöov  a  vf/stg  ßXejtere. 

b.  TertulL  adv.  Marc.  IV,  25. 

dico  enim  vobis,  quia  prophetae  non  viderunt  quae  vos  vi- 
detis. 

c.  Clem.  AI.  Quis  div.  salv.  c.  29.  p.  952. 

xät  vftalg  uaxaQiot  ol  OQwvxeq  xäi  dxovovrsg,  u  fjtijre  61- 
xaiOL  fir^re  jtQog)fjTai. 

d.  Eus.  H.  E.  X.  1,  4.  p.  358,  23. 

ola  rdiv  JtQO  r/ficüv  JtoZXol  tot  ovri  öixaioi  xal  O^eov  (laQ- 
rvQsg  ijteß^vfifjoav  ijtl  yijg  löelv  xal  ovx  elöov,  xal  dxovoai 

xäi  ovx  f)xov6av. 

e.  Iren.  IV,  22.  1 . 

et  dicebat  discipulis:  Multi  prophetae  et  justi  cupierunt  vi- 
dere  et  audire,  quae  vos  videtis  et  auditis. 

f.  Mt.  13,  17. 

CLfiifV  Xiyoa  vfilv  ort  jcokXol  jtQOtprjxaL  xal  ölxaioi  ijtei^v- 

fif/oav  idtlv  a  ßZtjtere  xal  ovx  idav,  xal  axovoat  a  dxovtre, 
xal  otx  7Jxox)Cap. 

g.  Hora   Clera.  III,  53.  p.  51,  4. 

dxitpiivaro  djicip'  jtoXXol  jrQo^TJrai  xal  ßaaiXelg  ejisl^V' 

fir^oav  löelv  d  vfietg  ßXsjtera,  xal  dxovoai  a  tfislg  dxoverSf 

xäi  d(it}v  Xiyo)  vfilr,  ovxe  bIöov  ovxe  rjxovoap, 

h.  Lc.  10,  24. 

Xiyo}  yoQ  vftlv  oxi  JtoXXol  jtQog)7Jxai  xal  ßaocXelg  rid^iXt]- 

oav  lÖBlP   a  vfjtslg  ßXijtert^  xal  ovx  löav,  xal  dxovoai  c 

dxovsxs,  xal  ovx  fjxoxxjap. 


208  Aussercanoniache  Paralleltexte  bu  Lc 

i.  Iren.  I,  20,  2  =  EpipL  Haer.  XXXIV,  18.  p.  254  B. 

ip  rm  elQfixipcu'  xoXXcaug  ixedvfifjöa[v]  äxovcai  iva  rdir 

Xiyoav  tovtwp,  xäi  ovx  ioxop  top  iQOVPXCt. 

Die  anscheinend   weit   auseinander  liegenden  Varianten  öi- 
xaioi  und  ßaoiXslg,  bezüglich  deren  Weiss  (Matthäus  S.  342) 

sagt,  Lc.  habe  die  dlxaioi  in  ßaaiXelq  (ähnlich  wie  ix^vfitjoav 
in  das  einfachere  l^iXrfiap)  umgewandelt,  sind  ebenso  wie  d-iXsiv 

=  ijtid^vfiBlp  =  fiprj   (vgl  1.  Chron.  28,  9;  Mal.  3,  1,  auch  die 

Paralleltexte  zu  Lc.  23,  8)  Übersetzungsvarianten  und  gehen  auf 
I-^ID   zurück.     Vgl.  Prov.  17,  8:  n'»13b  =  LXX:  iacaUp,  Prov. 

19,  6:  n*^"?:""^??  =  LXX:  j€q6o(dxop  ßaotXimv,  Nuhl  21,  18:  '^a'^T? 
D3?n  =  LXX:  ßaoiXetg  Id-poip,  Der  von  Irenaeus  überlieferte 
Marcosier-Text  legt  Jesu  eine  Unmöglichkeit  in  den  Mund  und 
ist  nach  Westcotts  Vermuthung  wahrscheinlich  durch  die 
Corruption  des  ijte&vfifjoctp  in  kxBdvfirioa  entstanden.  VgL 
Agrapha  S.  397.    Ausserdem  bemerke  die  Textkürzung  bei  Lc. 

[Äc,  12,  29.] 

a.  Jtd,  I,  2. 

ütgoirop  cr/ax^oeig  top  d'sop  top  jtoivoavxa  öe. 

b.  Judicium  Petri  (Ap.  KO.)  c.  4. 

j€Q(5top  ayojtriGBiq  top  &66p  top  xon^öapza  os. 

c.  üom.  Clem.  III,  57.  p.  52,  5. 

cog  al  YQag>al  XiyovoiP,  l(piy  axovB  ^lOQatjXf  xvQiog  6  ^eo^ 
vfiwp  xvQiog  elg  ioxLp. 

d.  Herrn.  Mand.  I,  1.  p.  70,  5. 

jiqSxop   naPTcop  Jtloxevoop,   oxi  Big  ioxlp  o  d'Bogy  o  xa 
jtavxa  xxioag. 

e.  Marcellus  ap.  Eus.  131. 

jcapxwp  jtQ(5xop'  axovB  ^lOQCCi^X,  xvQiog  o  d-Bog  fficip  xv- 

Qiog  Big  koxi 

f.  Mc.  12,  29. 

0T£   JCQ(DX7]    kaxlp'    OXOVB  %Qa7jX,    XVQtX>g   O   d-BOg   1]fi(5p  Xt5- 

Qiog  Big  ioxLP. 

g.  Deut.  6,  4.  LXX. 

axovB  %QariXj  xvQcog  6  d-Bog  ^ficop  xvQiog  elg  ioxL 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Mc.  12,  29.  Lc.  10,  27.  209 

h.  Cod.  Colbert.  Mc.  12,  29.  p.  58.  ed.  Belsheim. 

Primum  mandatum  est:  Audi,  Israel,  dominus  deus  tuus 
dominus  unus  est. 

Lc.  10,  27*  =  Mt  22,  37.  38  =  Mc.  12,  30. 

a  Just.  Apol.  I,  16.  p.  63  D. 

mg  öh  xäi  rov  i^eop  fiovov  öeI  jtQooxvvslv^  ovrwq  Ijiblobv 
ehtciv  fieyiöTT]  ivroXi]  kötr  xvqiop  xbv  ß^eov  oov 
jtQooxvvr  oetg    xät   avrcp   fiovq}    XaTQevoeiq    ig    ohjg    Trjg 

xagöiag  oov  xal  ig  oXf^g  xi]g  loxvog  oov,  xvQiov  top  B-bov  top 
jtoiTJoapra  oe. 

b.  Hom.  Clem,  XVII,  7.  p.  161,  23. 

ag>^  (DP  IptoXoüp  avxt)  jiq<6t7]  xal  fieyaXrj  Tvyx'^PBit  xb 
ipoßrfi^pai  xvQtop  top  d^sop  xal  avrtp  fiopo)  Xargsveip. 

.  Hom.  Clem.  XVU,  12.  p.  164,  25. 

xal  yag  g)oß7jd^pai  yiyQOJtxat  ocal  dyajtäp  jtaQtjyyeXxai. 

d.  Jid.  I,  2. 

jtQcixop  dyajti^oeig  xop  dsop  xop  jtoiijoapxa  oe. 

e.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.  93.  p.  321 B. 

dixfj  ow  xrjg  jcdor/g  öcxaioOvprjg  X£Xfifj(iipi]g  jiQog  xe  d-soP 

xcu  dp&Qcijtovg,  oOxig,  g)i]Olp  6  Xoyog,  dyajtg:  xvqlop  xop 
d-eop  i§  oXf}g  xrjg  xaQÖiag  xal  ig  oXrjg  xrjg  loxvog  xal  xop 
xXr^olop  €og  iavxop,  ölxaiog  uXrjd^djg  ap  eli], 

f.  Just  DiaL  c.  Tryph.  c.  93.  p.  320  D.  321 A. 

o&sp  not  öoxel  xaXmg  slQtjo&at  vno  xov  ^fiextgov  xvqIov 
xal  ömxrJQog  'itjOoi  Xgioxoi'  —  dyajti^oeig  xvqiop  xop 
d'SOP  öov  ig  oXfjg  xrjg  xagölag  Oov  xal  ig  oXrjg  xrjg  loxvog 
oov. 

g.  Clem.  AI.  Quis  diy.  salv.  c.  27.  p.  951. 

q)i]olv  ovp  6  diöaoxaXog  xlg  ^  (leyloxtj  xcov  ipxoXaip  '^qco- 
Xfifiipog'  ccyanr^OBLg  xop  xvqiov  xop  ^bop  Oov  i§  oXrjg  xrjg 
^njx^g  Oov  xai  k^  oXr^g  x^g  övpafiecig  Oov,  xavxr^g  ftal^a) 
(iflÖEiiiav  ipxoXrjp  sipai. 

h.  Clem.  Rom.  U,  3,  4.  p.  114,  20. 

fiT  uopop  yeUeOfi^  avxop  xtuäPy  dXXd  ig  oXng  xagölag  xal 
H  oXng  xfjg  otavolag. 

Texte  a.  Untennchimgen  X,  8.  14 


210  Aimercanoiiische  Paralleltext«  za  Lc 

i.  Mt  22,  37.  38. 

dyojti^OBig  xvqiov  tov  d-eov  aov  iv  oXij  r^  xa^l^  oov  xcA 
ip  oXy  T^  ^vxfl  oov  xäi  ip  oXu  ry  öiavola  oov.  örvriy 
iotip  fj  fieyaXn  xal  ngcixii  hpxoXn. 

k.  Mc.  12,  30. 

xdL  ayajfljCBiq  xvqiop  top  &e6p  öov  ig  oXi]g  r^q  xoiffölctq 
Oov  xaL  i^  oXrjg  Tfjg  tpvx^jg  oov  xcä  k§  oXtjg  xijg  iia»olag  oov 
xcü  i§  oXfjg  rrfg  loxvog  Oov. 

1.   Lc.  10,  27» 

ctyccxijoeig  xvqiop  top  d-eop  Oov  ig  oXi]g  r^^  xaQÖiag  oov 

xal  ip  oXu  rfj  tpvxf]  Oov  xäi  ip  oXy  ry  loxvt  oov  xdi  kv 
oXxi  T^  ötxxpola  oov, 

m.  Dent.  6,  5.  LXX. 

xal  ayaxriOBig  xvqiop  top  d^BOP  Oov  i§  oXijg  r^$  öiavolaq 
oov  xal  ig  oXtjg  xrig  tpvx^g  Oov  xai  ig  oXa/^g  xt^g  övpofieäg 
oov.  " 

Bei  der  quellen  kritischen  Analyse  dieses  und  des  folgenden 
Gontextes  ist  zunächst  zu  constatieren,  dass  Lc  10,  25 — 28  »^ 
Mc.  12,  28—34  =  Mt.  22,  34—40  drei  Bearbeitungen  eines  und 
desselben  Torcanonischen  Quellentextes  sind,  dessen  Eingang  am 
besten  Lc.  10,  25%  dessen  Fortgang  am  reinsten  Mt.  22,  36 — 40  er- 
halten ist  Vgl.  Weiss,  Marcus  S.  399  ff.  Matthäus  S.  478  ff.  Zur 
Ergänzung  der  Weiss'schen  Quellenscheidung  ist  noch  hervorzu- 
heben, dass  '"^21^}^^  J^g  (I^c.  10,  25*)  =  elg  pofitxog  (Mt.  22,  35) 

=  5?g_£^3^?ö^/fö'''^ö>»'  =  ^h  YQafifiaxevg  (Mc.  12,  28)  Über- 
setzungsvarianten von  irik  nfcb  sind.  ^gl.  Mt.  8,  19:  elg  YQafi- 
fiaxevg  =  Lc.  9,  57:  xig,  ebenso  Mt  19,  16:  flg  =  Mc.  10^  17:  elg 
=  Lc.  18,  18:  xig^  auch  unten  Lc.  10,  30:  apd-Qoxog  xig  =  Evang. 
Hieros.:  .tu  f^xiija,  also   elg  =  xig  =  ini$.     Die    Frage    des 

Sopher  ist  am  reinsten  Mi  22,  36  überliefert,  während  Lc.  unter 
dem  Einftuss  von  Mc.  10,  17  die  dorthin  originaliter  gehörige 
Frage:  öidaoxaXe,  xl  scoii^Oag  gco^i^  alcipiop  xXf/QOPOfti^Oa}; 
hierher  verpflanzt  hat  (vgl  Weiss,  Marcus  S,  400,  Matthäus 
S.  480),  sodass  im  Lucasevangelium  zwei  Schriftgelöhrte  mit 
derselben  Frage  auftreten,  nämlich  der  erste  Lc  10^  25^,  der 
zweite  Lc.  18,  18*  Schon  Epiphanius  hat  dies  hervoi^ehoben. 
Vgl  Haer.  LXVI,  69  p.  690A:   cog  xdL  ip  zw  svief/eUw  evgl- 


Texte  und  Üntenachungen  zn  Lc.  10,  27.  211 

cxetai  6  Yifafifiarevg  xQcoTog  xal  dsvTSQog  Xiymp*  rl  jvoiij- 
oac  ^cDfjv  alcipiov  xZijQovofi'^ca},  Die  originale  Fassung  der 
Frage  hier  dürfte  ans  Mi  22,  36  und  Mo.  12,  28^  folgendermassen 
zn  reconstrnieren  sein: 

rrnpia  h3ittf«im  nbinan  maran  irrrma  »^ai 

öiöaöxaXe^  xola  ipxoXi]  (UjäXfj  x<u  xgeirrj  Iv  rtp  vofiq}; 

Die  Fassong   der  Frage   bei   Clemens  AI.  sagt  mit  den 
Übersetzungsvarianten  rlg  =>  jtoia  =  Si!Q  und  neflörrj  (welches 

Heylctfi  in  der  Beantwortung  der  Frage  auch  bei  Justin  wieder'- 
kehrt)  dasselbe:  rlg  rj  (lejlcxri  rcov  ivroXSv.  Denn  da  der 
SuperlatiT  im  Hebräischen  fehlt,  so  konnte  er  nicht  besser  als 
durch  die  Verknüpfung  von  T^^l^n  und  njilDRnjj  umschrieben 
werden,  und  es  ist  abo  ^  usYlcxn  die  echt  griechische  Version 

des  in  fisyciXfj  xal  xQdxn  enthaltenen  Hebraismus.    Auf  stola, 

als  wenn  es  gälte,  „ein  Merkmal  anzugeben,  auf  Orund  dessen 
ein  Gebot  gross  genannt  werden  kann^,  wie  es  Weiss  (Matthaus 
S.  479)  thut,  ist  neben  rlg  kein  Nachdruck  zu  legen.  Vielmehr 
sind  xola  und  rlg  harmlose  Übersetzungsvarianten  von  tn 
gerade  so  wie  xofxz  x^Q*-^  (^-  6»  32)  =  xlg  X&Qig  (Justin)  = 
"TürjTn?.  Vgl.  die  Eriäuterungen  zu  Lc.  6,  32.  Aus  dem  Ge- 
sagten erhellt,  dass  die  Beantwortung  der  Frage  Mt.  22,  38:  cArrf 

icxXv  jj  i^S[S^!L^S^iJ^S^^  hnoXri  =  nbiiän  njsw  K*^?!  n»T 

nDitJKH#TJ^—  rniT^dSoTJSrte  Justins:  fisyloxi]  iproXij  lüxiv 
and  mit  dem  Wortlaut  der  Frage  selbst  sich  deckt  Unerheblich 
ist  es  dabei,  ob  dieser  Theil  der  Antwort  wie  bei  Justin  vor 
oder  wie  bei  Mt  nach  dem  Gitate  aus  dem  Deuteronomium 
stand.  Geht  man  mit  Justin,  so  erklärt  sich  am  einfachsten, 
dass  bei  Mc.  die  Worte:  ort  XQf&xfj  jtapxtDP  ivxoXri  an  die 
Spitze  gestellt  sind.  Freilich  hat  man  mit  Weiss  (Marcus  S.  399  f.) 
auf  das  Bestimmteste  anzuerkennen,  dass  Mc  12,  29^  =  Deut 
6,4,  von  dem  sich  im  ersten  und  dritten  Evangelium 
keine  Spur  vorfindet,  nicht  aus  der  vorcanonischen  Quelle 
stammt,  sondern  eine  selbstständige  Zuthat  des  Mc.  ist  In 
Folge  dess  hat  man  auch  in  dem  aus  Hom.  Clem.  III,  57  mit- 
getheilten  Texte  eine  exakte  Citation  des  Marcusevangeliums  — 
und  zwar  unter  der  Gitationsformel:  <og  al  YQag>äl  Xiyovöiv  — 
zu  recognoscieren.  Auch  die  Parallele  im  Pastor  des  Hermas: 
xqAxov  xavxiov  xxX,  wird  man  um  so  mehr  auf  den  Einfluss 

14* 


212  Aussercanoniscbe  Paralleltexte  zu  Lc. 

des  Marcus  zurückzufahren  haben,  als  Hermas  sich  auch  sonst 
mit  Mc.  mehrfach  berührt.  Aber  so  gewiss  die  Worte:  äxovs, 
^lOQa^k,  xvQioq  6  d-eog  TJfdwv  xvgiog  elg  koxiv  —  ein  aus  Deut. 
6,  4  herübergenommenes  Einschiebsel  des  Mc.  sind,  so  gewiss 
klingt  in  den  Worten:  oxl  jtgdzfj  köxLp  oder  oxi  xQmxtj  xav- 
x(ov  BvxoXfi  der  Urtext  der  auch  von  Mc.  gebrauchten  vor- 
canonischen  Quelle  an.  In  der  Aidax^]  und  in  dem  von  ihr 
abhängigen  Judicium  Petri  klingt  dieser  Satztheil  in  dem 
XQcixov  wieder,  welches  unmittelbar  mit  ayajtrjöBig  xov  d-sot* 
verbunden  erscheint. 

Was  nun  das  erste  grosse  Gebot  selbst  anlangt,  so  lautet  es 
im  Urtext  und  in  der  LXX- Version  zu  Deut.  6,  5  folgender- 
massen: 

^iik'o-bDn'i  TitiBD-ton'i  qnnb-bna  ^i'^rrbic  nSir^  n«  ranKi 

xai  äyanriOBig  xvqiov  xov  d^eov  aov  Ig  6Xf]g  x^g  öiavolag  aov 
xal  Ig  6h]g  xTJg  tpv^^s  Oov  xal  Ig  oXtjg  xijg  övva(iB(6g  aov. 

Während  Mc.  das  wenig  genaue  k^  der  LXX  beibehalten 
hat,  tritt  bei  Mt.  und  Lc.  das  richtigere  iv  hervor.  Bei  allen 
drei  Synoptikern  ist  die  Übersetzung  der  LXX  öiavoia  =  S^b 

vermieden   und  dafür  richtig  xaQÖla  eingesetzt.     Das  i»l?  des 

hebräischen  Textes  geben  Mc.  und  Lc.  anstatt  mit  övvafug  (LXX) 
durch  löxvg  wieder  und  fügen  die  ötavoia  ausserdem  als  über- 
zähliges  Glied  ein,  während  Mt.  die  övvafiig  =  löY\)g  =  1»12 
gänzlich  weglässt  und  durch  öiavota  ersetzt.  Von  den  ausser- 
canonischen  Paralleltexten  bietet  das  Gitat  bei  Clemens  Rom. 
Ig  okr^g  xagölag  xal  Ig  oXi]g  xijg  öiavolag  zugleich.  Justin  bietet 
dreimal  fast  gleichlautend  einen  zweigliedrigen  Text  mit  xaQÖla 
und  löxvg-  Aber  während  im  Dialog  zweimal  richtig  das  aya- 
xijOeig  {ayajtS)  xvqiov  xov  d^eov  oov  aus  Deut.  6,  5  an  der 
Spitze  steht,  ist  in  der  grossen  Apologie  das  k^  oXf]g  xijg  xag- 
dlag  oov  xal  Ig  oXrjg  xrjg  loxvog  Oov  mit  jtQOOxvvtjosigxal  avxm 
fiovco  ZaxQsvOecg  aus  Deut.  6,  13  verbunden.  Dass  dies  nicht 
auf  einem  Versehen  beruht,  sondern  aus  einer  handschriftlichen 
Quelle  stammt,  dafür  legen  die  Homilien  Zeugniss  ab,  welche, 
wie  Justin  die  fisyloxfj  avxohj^  so  die  jtQoix?]  xcu  fieyah]  Ir- 
xoX^  mit  Deut.  6,  13  verknüpfen,  nur  mit  dem  Unterschiede,  dass 
sie  nicht  jcqooxvvbIv^  sondern  mit  den  LXX  g>oßfjd'ijvai  (wie 
auch  in  den  beiden  Citaten  Lc.  4,  8  =  Mt,  4,  10)  gebrauchen.   Zu 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Lc,  10,  27.  213 

Justins  Zusatz:  rov  jtoiTJöapzä  os  vgl.  die  Paralleltexte  zu 
Lc.  18,  19.  Die  Jiöax^  und  ihr  nach  das  Judicium  Petri  trifft 
hier  mit  Justin  zusammen. 

Lc.  10,  27*.  =  Mt.  22,  39.  40  =  Mc  12,  81. 

a.  Barn.  XTX,  5.  p.  76,  1. 

dyajtr}o€ig  top  JtXijalov  öov  vjchg  rrjv  tpvxi^v  öov. 

b.  Hom,  Clem.  XII,  33.  p.  132,  32. 

6  ycLQ  d'BOV  (foßovfievoq  top  jtXrjolop  mg  tavrov  dyajeap  xtZ. 

c.  Hom.  Clem.  XII,  32.  p.  132, 12. 

6  yaQ  TOP  jiXrfilop  äyoüKDP  coq  aavTov  xtX. 

d.  Ad.  I,  2. 

ä€VTBQ0P,  TOP  nXr}Olop  oov  dg  oeavrop. 

e.  Lc.  10,  27*». 

xal  TOP  jtXtjolop  ÖOV  (6g  öeavTop. 

f.  Hom.  Clem.  XII,  32.  p.  132,  9. 

slg  de  To  dyajtap  top  jtXfjöiop  dg  aavTOP. 

g.  Clem.  AI.  Quis  div.  salv.  c.  28.  p.  951. 

dsvTSQap   öh   Ta^ei  xcu  ovösp  ti  fnxooTtQav  TavT7)g  slvai 

Xiysi  TO'  ayaxriCBig  top  nXriclop  oov  dg  oeavroP. 

h.  Mc.  12,  31. 

d^vriga   avTi]'   äyajtTJcscg   top  JtXtjolop   öov  dg   ösovtop. 

fisl^a)P  TovTcop  aXXfi  IproXfi  ovx  Iötlp. 

i   Judicium  Petri  (Ap.  KO.)  c.  4. 

ötvTBQOP'   dyaxrjö€ig  top  xXtjöIop   öov   dg  öeavTOP^  ijTig 

iöTlp  iPToXf/   öevriQa'  iv  olg  oXog  6  pofiog  xgifiaTai  xal 

Ol  XQ0<pfJTai, 

k.  Mt.  22,  39.  40. 

öevriga  ofiola  avTij'  dyajiJjöeig  top  jtXriöiop  öov  dg  ösav- 

TOP.    iv    TovTaig  Talg  övöIp  kPToXatg  oXog  o  vofxog  xoi- 
fiaTai  xcu  ol  3iQoq>fJTaL 

L   Clem.  AL  Paed.  lU,  12,  88.  p.  304. 

xal  TOP  JtXfjölop  öov  dg  ösovtop'  eha  ix  Tovrmp  kjnq)iQBi' 
Ip  tovt<p  oXog  o  pofiog  xal  ol  nQoq>fiTai  xQifiaPTai. 


214  Aoasercanonische  Paralleltexte  sa  Lc 

tu.  Giern.  AL  Strom,  ü,  15,  71.  p.  466. 

xcü  xov  nXrfilov  cov  €oq  cbovtov'  iv  xc^aig  Xiysi  raig  kv^ 
roXalg  oXov  xov  voßov  xai  rovg  XQog>^Tag  XQifiao&al  tc 

n.  Polyc.  ad  PhiL  III,  3.  p.  116,  1. 

TTJg  ayojtfiq  xijq  slg  d-eov  xal  Xqictop  xai  Big  xov  xXtjolov. 

iav  y&Q  xig  xovxcov  ivxbg  y,  ^S^M^SJfSLi?!!?^??^^^^ 
ovpng. 

0.  Gal.  5,  14. 

o  yag  jtagvofiog  iv  hv\  Xbym  ^^^^^}^}S^^^^^  ^^  '^V'  or/axticeig 
xov  xkrjclov  Oov  dg  oeavtov. 

p.  Rom.  13,  8. 

fii]ÖBvl  iiTjöhv  6g>€lXsxe,  d  fi^  xb  all^Xovg  dyccjtäv   o  yag 
cq[ajiAv  xov  %xtQOV  vofiov  jtexXrJQOKcsv. 

q.  Marcion  Rom.  13,  8.  ap.  Epiph.  Haer.  XLU.  p.  370  D. 
6  ycLQ  oyanAv  xov  xXnölav  vouov  jtsxXnQonce. 

r.  Just.  DiaL  c.  Tryph.  o.  93.  p.  321  A. 

x(d  xov  xXfjClov  Oov  cog  ctavxov  .  .  .  iv  övoiv  kvxoXalg 
xaöav  öcxaioövvfiv  xal  evaißeiav  xXtjQovodixi, 

Das  zweite  Hauptgebot  ist  aus  Lev.  19,  18  nach  den  TiYY 
wörtlich  entnommen.  £s  wird  durch  öevxsQov  (Ali.,  Jud.  Petr.), 
ÖBvxiga  avxtj  (Mc),  dttrüigav  —  ovösvl  /nxQoxigap  xavxfjg 
(Clem.  AI.)-  :=s  ösvxiga  ofiola  ccvxy  (Mi)  eingeführt  In  der 
Wiedergabe  des  alttestamentlichen  Textes  selbst  weicht  Barna- 
bas  Yon  allen  Anderen  ab.  Sein  vxhg  xtjv  ^pvxfiv  oov  würde 
immerhin  einigermassen  erklärlich  sein,  wenn  Ley.  19, 18  nicht 
9|il93  (wie  jetzt  nach  dem  überlieferten  Texte),  sondern  7|tte;^  = 
dg  c^avxiv  ==s  dg  xrjv  y>vxijv  oov  (vgl  Lc.  9,  25  «=  Mt  16,  26) 
zu  lesen  wäre.  Ausserdem  ist  noch  zu  erwähnen  ein  Anklang 
bei  Aristides  c.  15:  xdi  xovg  nXfjolov  g)iXovOi,  VgL  Hennecke 
p.  36, 12. 

In  der  vorcanonischen  Quelle  folgte  den  beiden  Haupt- 
geboten ein  Yon  Lc.  weggelassener,  zusammenfassender  Schluss- 
satz (vgl.  Weiss,  Marcus  S.  399),  welcher  im  Wesentlichen  Mt 
22,  40  erhalten  ist,  aber  ursprünglich  —  hierin  weicht  meine 
Auffassung  theil weise  yon  Weiss  ab  —  folgenden  Wortlaut 
gehabt  haben  dürfte: 


Texte  und  Untennchungen  su  Lc.  10,  27.  215 

rmte  rtnwrrbD  n^rt  nixian  •'FitfÄ 

iv  xavrai^  ralg  dvalv  ivroXalg  o  xäg  vo/iog  xXfjQovrai. 

Was  nämlich  zunächst  die  in  Mt  22,  40  nachfolgenden 
Worte:  x(d  ol  XQoq^^rai  anlangt,  so  werden  sie  als  ein  nicht 
qvellenmassiger  Zusatz,  sei  es  von  der  Hand  des  ersten  Evan- 
gelisten seihst,  sei  es  yon  der  Hand  eines  späteren  Redaktors 
seines  Evangeliums  —  aus  Mi  5,  17  herübergenommen  —  zu 
erachten  sein.  An  unsrer  Stelle  handelt  es  sich  ja  nach  dem 
gansen  Zusammenhang  und  nach  der  vorausgegangenen  Frage, 
sowie  nach  der  ledighch  aus  der  Thora  entnommenen  Antwort 
gar  nicht  um  die  xQog>^rai,  sondern  lediglich  um  den 
popog.  Auch  wird  der  Inhalt  der  Propheten  durch,  diese  beiden 
ivToXctl  nicht  von  fem  erschöpft,  wohl  aber  der  Inhalt  des  ro- 
fKoq,  Aber  was  das  Entscheidende  in  dieser  Frage  ist,  gerade 
die  ältesten  Zeugen,  die  unser  Logion  gebrauchen,  Paulus 
(RonL  13,  8;  Gal.  5,  14),  Polycarp  (Phü.  III,  3)  und  Justin 
(DiaL  c.  Tr.  c.  93),  beschränken  ihre  Aussagen  auf  den 
pifiog  und  erwähnen  mit  keinem  Worte  die  jfQog>^T(u,  Diese 
drei  ältesten  Zeugen  sind  es  aber  auch  zugleich,  welche  anstatt 
des  canonischeB  XQifuxö&ai  (Mt.  22,  40)  vielmehr  übereinstimmend 
xXfl^ovVy  jtXfigovod-ai  gebraudien  und  damit  f&r  den  richtige^ 
Ausdrucklmlhebräischen  Urtext  Zeugniss  ablegen. 

Bereits  in  Heft  H,  279  f.  habe  ich  (gegen  Rahlfs)  nach- 
gewiesen, dass  in  dem  späteren  —  durch  die  Bücher  der  Ghro- 
nika  vertretenen  —  biblischen  Hebräisch  Si^d  nicht  blos  die  Be- 
deutung  „finire*,  sondern  auch  den  Sinn  von  „adimplere^  besessen 
hat  und  dass  es  dementsprechend  von  den  LXX  auch  mit  xltj- 
Q&vp  wiedei^egeben  worden  ist,  ja  dass  auch  Ps.  72,  20  die  Ver- 
sion avax€q>aJLatovo&tti  für  ^2  vorkommt.  In*  den  Erläuterungen 
zu  Lc.  4,  32  habe  ich  oben  dieselbe  zweifache  Übersetzung  von 
:^3  durch  reXetv  und  jtXnoovp  in  Mt.  7,  28  ==  Lc.  7,  1  notiert. 
Auch  das  xXrjQcoaai  in  dem  Rät hsel wort  Mt.  5,  17  geht  auf  iito 
zurück,  als  wodurch  Jesus  beides  werden  konnte,  ro  reXog  rov 
pofiov  (Rom.  10,4)  und  ro  xlfjQmna  tov  vofiov  (vgl.  Rom.  13, 10). 
Zu  dem  gegenwärtigen  Logion  kann  man  neben  nXrjQovv  aber 
auch  die  Version  av(xxBg)aXaiovv  anklingen  hören,  nämlich  bei 
Paulus  Rom.  13,  9:  Iv  rm  X6y(p  zovrw  dvax£q>aXaiovTatj  kv  rtp' 
ajaxfjösig  top  jtXtjclov  öov  cog  ösavrov.  Der  Nachweis,  dass  diesem 
apax€g>aXaiovp  und    xXfjQovv   das   hebräische   nbD  zu  Grunde 


216  AuBsercanoniBche  Paralleltexte  zu  Lc. 

liege,  ist  um  so  wichtiger,  weil  daraus  auch  die  Entstehung  der 
Mt.  22,  40  gebrauchten  Lesart  xQSfiacB^ai  erklärt  werden  kann, 
nämlich,  wie  ich  bereits  in  Heft  I,  131  angedeutet  habe,  durch 
Verwischung  des  D  und  dessen  Verwechselung  mit  t\  Denn  r62 
oder  nto  bedeutet  j^XfjQovOd-at  und  übrt  als  intransitives  Kai 
bedeutet  xQifiao&ai  (vgl  Jes.  22, 24 :  '^bri  =  LXX:  ijciXQSfiafisvoi) ^). 
Ohne  Vocale  haben  diese  Formen  ibn  und  ibD  oder  singularisch 
auf  nninn  bezogen:  nnbD  und  nrtn  ein  nahe  verwandtes  Aus- 
sehen. Die  dabei  vorausgesetzte  Vertauschung  zweier  Conso- 
nanten,  welche  Marshall  (The  Aramaic  Gospel,  Expositor  1890. 
1891)  in  so  ausgedehntem  Masse  zur  Erklärung  der  in  den 
Evangelientexten  vorhandenen  Verschiedenheiten  herbeigezogen 
hatte 2),  ist  in  meinen  Untersuchungen  nur  sehr  selten  zur  An- 
wendung gekommen;  hier  aber  liegt  sie  zur  Aufhellung  des  Sach- 
verhaltes allzu  nahe,  als  dass  sie  —  auch  auf  die  Oefahr  hin,  deshalb 
sich  Tadel  gefallen  lassen  zu  müssen  —  verschwiegen  werden  könnte. 
Aus  Rom.  13,  8 — 10  ersieht  man  übrigens,  dass  der  Nach- 
druck in  der  dvaxBipaXalmoiq  xov  vofiov  oder  in  äem  yiXrJQOnfia 
vofwv  auf  dem  zweiten  Gebote  und  auf  der  Erklärung  liegen 
sollte,  dass  dieses  zweite  Gebot  dem  ersten  gleich  sei. 
Vgl.  1.  Joh.  4,  21:  xäl  rairijv  ttjv  ipTOJi?)v  ixofiev  äjt*  avror, 


1)  Diese  Worte  waren  schon  vor  Jahren  von  mir  niedergeschrieben 
und  ich  hatte  mich  längst  der  gleichzeitig  transitiven  \md  intransitiven 
Bedeutung  von  n^r  vergewissert,  bevor  Bousset  und  Rahlfs  gemeinsam 
ihre  Recension  meines  Einleitungsheftes  anfertigten  und  in  der  Theol. 
Lit.-Zeitung  1893  No.  15  veröffentlichten  und  bevor  Rahlfs  decretierte: 
„aber  nhtn  ist  transitiv".  —  Nestle  notiert  noch  einen  merkwürdigen  Ge- 
brauch hinsichtlich  dee  x^ifiaad^ait  indem  er  an  das  auf  Melito,  bezw. 
£usebiuB  von  Emesa.  zurückgefOhrte ,  von  Üamack-Preuschen  I,  249  be- 
sprochene Scholion  zu  Gen.  22,  13  erinnert:  tn«  LXX  xarsxofifvoQ,  Sym- 
machus  xgaxovfievoqy  „6  ^vQoq  xal  b  '^EßQoXoq  XQefidfievoq  (bg  aa<pbazBQOV 
rvnovv  t6v  axavQov^^.  Vgl.  Field  Hcxapla  zur  Stelle.  Indess  ist  hier  das 
tnK3  lediglich  als  Synonymon  von  ""nVin  aufgefasst  unter  Bezugnahme  auf 
Deut.  21,  23  (=^  Gal.  3,  13):  LXX:  xsxaxriQaixhvoq  vno  ^eov  näq  x^sfidfievog 
inl  ^vXov  — ,  wobei  das  Gebüsch  =  ?jao,  an  welchem  der  Widder  nach 
Gen.  22, 13  hing,  als  fvAov  (vgl.  Ps.  74,^5:  m^P?  =*  LXX:  iv  ÖQVfJtip  fv- 
Acöv),  als  Vorbild  des  Kreuzesholzes,  betrachtet  wurde.  Für  unsre  Stelle, 
wo  nach  Paulus,  Polycarp  und  Justin  7iXr]Qovod^ai  die  allein  richtige  Über- 
setzung des  Urtextes  ist,  kommt  tn«?,  welches  niemals  TtXtjQOva&ai  bedeutet, 
nicht  in  Betracht. 

2)  Vgl.  Heft  I,  93  ff. 


Texte  and  Untersuchangen  zu  Lc.  10,  27.  28.  29.  217 

Iva  6  ayaxwv  xov  ^bov  aycLTia  xal  xov  d6eXq)dv  avrov.  In 
dieser  Gleichstellung  der  Nächstenliebe  mit  der  Gottes- 
liebe, in  dieser  Herausstellung  des  verborgenen  kleinen  Satzes 
aus  Ley.  19,  18  an  die  Spitze  der  Gebote  lag  das  Neue.  Vgl. 
Joh.  13,34:  kvToX^v  xaivrjp  dlöcDfii  vfilv,  tva  ayajtäre  dXXijXovg. 
Die  nun  folgende  Frage  des  ygafiuarevc:  =  vofiixog  nach 
dem  BegrifiF  des  71  —  xäi  rlg  korlv  fiov  jtXrjclov;  —  gab 
Jesu  Gelegenheit,  seinen  neutestamentlichen  Sinn  dieses  Wortes 
weit  über  die  Schranken  der  jüdischen  Volksgenossenschaft  hinaus 
zu  entfalten  und  jetzt,  wo  er  eben  durch  seine  Jünger  die  Ernte 
der  ersten  Samariter-Mission  eingeheimst  hatte,  durch  das  Gleich- 
niss  von  dem  barmherzigen  Samariter  zu  erklären. 

Lc,  10,  28. 

a.  Herrn.  Mand.  IV,  2,  4.  p.  80,  22. 

g^öy,  q>i]Olv,  kav  Tttc  kvxoXag  fiov  g)vXa§^g  xal  jtoQevd^]g 
ip  avralg'  xal  oq  dv  äxovöag  rag  kvroXdg  ravrag  ^vXd^jj, 
^'^Cszai  reo  d'Bco. 

b.  Lc.  10,  28. 

dxBV  6s  avrm'   ood-cog  djtexQld-i]g'  rovro  Jtolei,  xal  C,i^O^. 

c.  Marcion  ep.  Epiph.  Haer.  XLII,  p.  313C.  p.  329  C. 

xai  djtoxQid'elg  fierd  r^v  ajcoxQioiv  rov  vogiixov  ebtev  oq- 
^c5c  sljteg'  rovro  JtoUi,  xal  ^^/ö?;. 

d.  Clem.  AI.  Paed.  HI,  12,  88.  p.  304. 

rov  öh  7taraq>i}6avrog'  rovro  jtoUt,  g)rjöl,  xal  oatd-tjö^]. 

Das  Hermas-Citat  kann  auch  ein  Nachklang  aus  Lev.  18,  5 
sein:  xal  g>vXa^Böd'e  Jtavra  rd  XQOOrdyfiard  fiov  xal  otdvra  rd 
xQifiard  (iov  xal  jtoii^OBrB  avrd'  d  jtocijcag  avrd  dvd-QOijtog 
^^CBzat  iv  avrotg.  Von  diesem  alttestamentlichen  Worte  ist  ja 
Lc.  10,  28:  TOVTO  jtoiBi,  xal  ^i^öfj  —  ein  Gompendium.  Zu  der 
Variante  aco^ö^  (Clem.  AI.)  =  g^aj;  Tgl.  die  Texte  und  Erläu- 
terongen  zu  Lc.  S,  24. 

Lc.  10,  29. 

a.  Lc.  10,  29. 

0  ÖB  d^iXmv  öixai(5oai  havrov  slntv  nQog  rov  ^Itjöovv  xal 
rig  korlv  fiov  stkrjaiov; 


218  Aussercanoiiiiche  Paralleltexte  «i  Lc. 

b.  Clem.  AI.  Quis  div.  saW.  c.  28.  p.  951. 

nvpd'üvo/iivov    äh    rov    xQocöiaXByotiivov    xlq  korl  fwv 
nXfiolov; 

Es  beginnt  eine  im  Folgenden  mitgetheilte  Relation  des 
Gleichnisses  von  dem  barmherzigen  Samariter  bei  Clemens  AI., 
eine  Relation,  welche  trotz  der  Freiheit  der  Darstellung  wichtige^ 
theils  durch  Cod.  D  beglaubigte,  theils  als  alexandrinische  Über- 
setzungsvarianten  (vgl.  Heft  I,  147  ff.)  zu  erklärende  Eigenthüm- 
lichkeiten  in  sich  schliesst.  Bezüglich  des  xvvd^avBCd'ai  vgl. 
Hom.  Clem.  XVII,  6  zu  Lc.  8,  9,  auch  Agrapha  ^.  385. 

Lc  10,  30. 

a.  Lc.  10,  30. 

vxoXaßtov  o  *Ii]Oovg  slxsv  avß-QCDxoq  rig  xaxißatvBP  axo 

%QOvaaXrj(i  slg  ^Qixciy  xal  Xjjcralg  jiBQiixBOsv,  ot  xcit  ix- 

övöavTBg  avrev  xal  siXtr/ag  ixid^ivxBq  dxrjXd^ov,  ä^ivtsg 
rffiid-aini, 

b.  Mac.  Hom.  XXX,  7. 

ouTO<;  r^v  o  rgavfiaria&Blg  vjio  rcov  Xyorcov  xal  tfuid-ai^g 

YByovwg  xarsQXOfiBVog  ajto  %govaaX^(i  slg  %Qix^» 

c.  Clem.  AI.  Quis  div.  salv.  c.  28.  p.  951. 

ov   TOP  avrop  tqoxop  %v6aloig   yrgooglaaro   top  xQvg 
aifiarog  ovdh  top  xoXIttip  ovdh  top  xqoojJXvtop  ov^  top 

Ofiolcog   XBQlTBTfiTjfldPOP   OVÖl  TOP  kpl  XOt  TOVTm  POfltO  XQ<0' 

fispov,   aXlä  apc)&6v  xaTaßaiPOPra  ojto  ^hgovoaXhu  cc/h 

Tc3  Xoycfi  Tipä  slg  %QiX(o  xal  tovtop  öbIxwciv  vxo  XfjOTcip 
CVYXBXBPTTjfiipop,  iggififiepop  ^(ud-pfJTa  ixl  xtig  oöov. 


d.  Diatessaron  Arab.  p.  61^  ed.  Ciasca. 

Dixit  ei  Jesus:  Homo  quidam  descendebat  ab  Jerusalem  in 
Jericho,   et  irruerunt   in  eum  latrones,   qui  despoliaverunt 

cum,  et  plagis  impositis  abierunt,  semivivo  relicto. 

e.  Evangeliarium  Hieros.  p.  197  sq. 

Et  suscepit  Dominus  Jesus  et  dixit  ei:  Homo  quidam  (.i*>) 
descendebat  ab  Jerusalem  in  Jericho,  et  exierunt  contra  eum 
(»cnoX^  On^o)  latrones,    et  Uli  despoliaverunt  eum,   et 


Texte  und  Untersuchaiigeii  zu  Lc  10, 30.  31.  32.  219 

TDlnerayerant  eom:  et  abierunt  illi  et  reliquerunt  eum  inter 
▼itam  et  mortem  (i^ouso  ^mi  »v^ii  ^a=>  £=s  genau:  inter 
yiyum  et  mortuum!). 

Man  beachte  xaraßalveiv  »=  xctriQXBoO^ai  «»  -p^,   ovyxsp- 
xtxp  a=  jgavfuxrl^iv  =  y^^are  e=  J^7«S_^fWT«^A^  «=  b\n 

(▼gl  Jes.  53,  5:  ^intt  KtTTl  =  LXX:  avroq  dh  irQavfiatlad-fjf), 
ferner  ^C3rr6tt^=  a<piBvai=  ?r*^bt?n,  sowie  f)fii&api^g==  rjfil^vfjxoq 

(vgl  Sap.  18,  18:  ^i(pBl<;  fjfilO^TjTog)  =  inter  vitam  et  mortem  = 
nn^'jia^  O^n  ^'^a'^^lJeKtzsclS^alman:  D'^^nb  nitt-i'^a  ittb). 
Zu  fragen  ist  noch,  ob  nicht  hinter  dem  irrnerunt  in  eum 
(Diateesaron)  und  exiemnt  contra  eum  der  ÜrtexF^SSr^das 
Ineaniache  xeQiin&ssv  (ygl.  Act  27,  41)  zu  suchen  sei. 

iiC.  10,  31.  32. 

a.  Lc.  10,  31.  32. 

xara  ovrpcvQiov  dl  Uo^vq  xiq  xardßcupsp  h  r»  6d^  kxslt^j, 

xcu  Idmv  avxov  dvrixdQ^kd'ev,  o(ioloq  Sk  tcoI  Xevslvtjg 
jspofievog  xazd  top  toxov,  iX^cov  xäL  Idcov  dvriütaQ7Jkd'si\ 

b.  Cod.  Cantabr.  Lc.  10,  31.  32. 

xazd  Ttxo  legevg  rig  xaraßalvcov  kv  rfj  oöco  ixelpy  xäl 

U(DP  avTOP  dpTiJtaQTJXd'ep.  ofiolcog  6h  xäi  Xevslrrjg  yspo- 
ftevog  xard  top  tojiop  xcü  16<op  ovtop  dpTijraQyZ&ep. 

c  dem.  AI.  Quis  div.  salv.  c.  28.  p.  951. 

vxo  legiog  jtaQoÖBvofiSPOPf  vjto  ZbvItov  JiaQOQcifiepop 

xara  TvxfiP  dg  ixetpoi  JtaQ^Xß-op. 

Der  Cod.  D  bietet  anstatt  des  canonischen  xara  cyjrxvQjap 
die  ünform  xaTd  Tvxa.  Aus  Clemens  AI.  ersehen  wir  aber 
hierzu  ein  Drei&ches:  erstlich,  dass  die  Unform  xaTa  tvx(x.  aus 
xora  Tvxy\P  corrumpiert  ist,  infolge  dess  zweitens,  dass  neben 
dem  canonischen  xara  cvpcvglap  die  Übersetzung  xaTa  tvxV^ 
=  rnfJtta  (vgl.  l.  Sam.  20,  26:  rnpt?  =  LXX:  (SvfijtTco^a  =^ 
Symm.:  ovyxvQtjfiä)  in  sehr  alten  Handschriften  verbreitet  war, 
und  drittensTciass  Clemens  trotz  seiner  freien  Citationsweise 
auf  guten  handschriftlichen  Unterlagen  fusste.  Ausserdem  schreibt 

^  ?!?S!iSf^?$^  ^^  ^^  canonische  ^^^^^(?£^X£^^^    ^g^-  S^P* 
16, 10:  To  ekeog  yaQ  oov  dpTutaQrjl&^e  xal  laoaTO  avTOvg, 


220  Aussercanoniscbe  Paralleltexte  zu  Lc 

Lc.  10,  SS— 35. 

a.  Lc.  10,  33—35. 

oafiaQlrtjg  di  rig  oöexcov  7]X&ev  xar  avrop  xäl  Idmf 
kcjtXayxvicd^,    xal    jigooeZd-civ   xatiöriOEV   ra    xQcÖLfiara 

avTOt  ijcixicov  sXaiov  xal  olvov,  ijtißißaöag  de  avzav  ixi 
t6  lölov  xt?jvog  ijyayep  avrop  elq  jtavöoxlov  xcu  ixe/isZi^^ 
avTOv.  xal  ijtl  xr)v  avQiov  kxßaXcov  ovo  ö^rdgia  Idaneev 
T(p  jtavöoxet  xal  sljtev'  ijtifisXi^d^fjTi  avrov,  xal  o  xi  av 
jcQ006ajtavrjO^]g^  hyA  kv  xS  kjtavegxBOd^al  fu  dxoöciöo)  oou 

b.  Clem.  AI.  Quis  div.  salv.  c.  28.  p.  951. 

xjto  ÖB  rot  öafjiaQlxov  xov  i^topeiöiC/iivov  xal  äq>a}QiCfi£vov 
xarsXeovfispov'  og  ovxl  xaxä  xvx^p  cig  ixelvoi  jraQTJX&eVj 

dkX^  fjxev  iöxtvaöfiivog  wv  xivdvvevov  idetxo,  olvov,  tXaiov, 
ijtiöiö(iovg,  xxijvogf  fiioß-ov  x(5  xavöoxst,  tov  fihv  fjö^  cJ«- 
dofievoVj  xov  de  jrQOövjciöxvovfievov. 

Zu  den  Lesarten  xaxd  xvx^iv  und  jtaosQXBOd-ai,  die  sich  hier 

wiederholen,  kommen  die  Ubersetzungsvarianten:  ^xsv  =  f]Z&ep 
=  «h^  und  xaxeXeetv  =  CJtXayxvlC^BOd^ai  =  DH^l  (vgCTBeutTlS, 

17.  (18):  ^'üTT)  =  LXX:  xal  iXefjatj  cb). 

lc.  10,  36. 

a.  Lc.  10,  36. 

xlg  xovxa)v  xcov  xqkSv  jcXtjoiov  öoxbI  cot  y^ovivat  xov 
ifiJtBOovxog  Big  xovg  X^jaxag; 

b.  Cod.  Cantabr.  Lc.  10,  36. 

xlva  otv  öoxBlg  JtXfjOlov  yByovivai  xov  kfiJtBöovxog  elg 
xovg  Xi^jöxdg; 

c.  Ephraem  Syr.  Ev.  concord.  expos.  ed.  Mösinger  p.  195. 

Quis  ex  istis  videtur  tibi  proximus  fuisse  vulnerato? 

d.  Clem.  AL  Quis  div.  salv.  c.  28.  p.  951. 

xlg,  Bq>ri,  xovxa)v  yiyove  JtXtjolov  xm  xd  ÖBivä  xad-ovri; 

e.  Evangeliarium  Hieros.  p.  199  sq. 

Quis  igitur  horum  trium  videtur  tibi  proximus  fuisse  illi, 
super  quem  inciderunt  latrones  (Kl^Llttl  »oLb.  cAsü:i). 

Der  Ausdruck Ephraems:  vulneratus  (=  bbinp  ==  avyxexev- 
T^|t/£Vo^)  berührt  sich  mit  dem  vulnerairerunt  des  Evang.  Hieros., 


Texte  mid  ünteranchungen  za  Lc.  10,  33—35.  36.  37.  38—40.     221 

während  das  super  quem  inciderunt  an  das  irruerunt  in  eum  des 
Diatessaron  erinnert.    Vgl.  zu  Lc.  10,  30. 

Lc.  10,  37. 

a.  Lc.  10,  37. 

6  öh  eljtBV  6  Jtoifjcag  to  eXsog  fier   avrov.    eljtsv  6e  av- 

xm  6  ^Ifjoovg'  xoosvov  xdi  Cv  JtoUi  ouoloog, 

b.  Clem.  Äl.  Quis  dir.  salv.  c.  28.  p.  951. 

rot   ih  dxoxQivofiivov    6  rov  eZeov  jtQog  avrov  kjcidsi- 

%aiiBvoq'  xal  <Jt  rolvw  jtoQevd^slg  ovTa>  xoiBt. 

c.  Evangeliarium  Hieros.  p.  199  sq. 

Ille  autem  dixit:  lUe  qui  fecit  in  illum  misericordiam 
(•^aaui  »oi^  .mv^i).  Et  ait  illi  Dominus  Jesus:  Vade 
etiam  tu,  et  fac  sie. 

Wie  wenig  der  yorcanonische  Quellentext  der  Evangelien  dem 
aramäischen  Sprachgeist  entspricht,  zeigt  deutlich  das  Evange- 
liarium  Hieros.,  indem  es  den  starken  und  reinen  Hebra- 
ismus:  o  Jtoirioag  x6  sXeog  fier  avrov  (vgl.  2.  Sam.  2,  6: 
Ton  DDiaü?  STin^tel?'^  nn^  =  IjXX:  xal  vvv  noimat  xvoiog 
fieß''  vfiäp  iXsog,  femer  Lc.  1,  58:  to  ikeog  avrov  fier   avrrjg) 

in  der  aramäischen  Rückübersetzung  vermeidet  und  durch  »cu^ 
ersetzt.  Ähnlich  die  Peschittha.  Bei  Clemens  AI.  sieht  man 
deutlich,  wie  die  von  ihm  gebrauchte  Version  alexandrinischen 
Charakters  ist  und  die  harten  Hebraismen  zu  mildem  sucht. 

Lc.  10,  88-40. 

a.  Lc.  to,  38!>— 40.  ^ 

yvvf(  öi  rig  ovofiari  Magd^a  xjteöis^ro  avrov  dg  rrjv  ot- 
xlav.  xal  r^Ö6  rjv  ädeXq>7]  xaXovfiivri  Magla,  tj  xal  otagor 
xtt&BOßslCa    jtQog    rovg    jtoöag    rov    xvqIov    tjxovbv   rov 

Xorov    cevrov.      fj    6b    Magd-a    xBQiBOjtaro    ytBgl    xoXZrjv 

dioxovlav  ixioräca  6\  bIxbv'  xvqib^  ov  fiiXsi  aoi,  ort  fj 

aÖBXqnj  ftov  (iovtjv  fiB  xariXtxBV  äiaxovBlv;  Bbtov  ovv  av- 
TW,  iva  uoi  ovvavriXaßijrai. 

b.  Macar.  de  oratione  a  14. 

ixetör)   yoQ  Big  r^v  olxlav  MagO-ag  ri  g>tjfii  xal  Maglag 


222  AaBfiercanoniache  Paralleliexte  eu  Lc. 

xoQißaXSj  zfjg  fihv  Magd-ag  jteQl  rtjv  öuxxoviot»  aaxohot^ 
(iivtjQy  MoQlaq  äk  xbqX  xovq  avroZ  jtoöag  xad^^Cpfiivtiq^  xcti 

XXI  cifißQOCla  T^s  &€lag  kxslvtjq  yXdxxrig  evcoxovfiivf^g,  fiSfi- 
(jpofiivrig  avxf^p  xtjg  aÖ£Xg>f}g^  oxi  ßij  avfiXQaxxrj  xavra,  xai 
6ia  xovxo  XqioxS  XQOceXd'Ovörig,  avxog  xb  xvQicixsQOif 
xov  öevxiQOv  jtQod-eig  xxL 

c.  Clem.  AI.  Quis  div.  salv.  c.  10.  p.  941. 

ojcolov  XI  xai  xQog  xtjp  MagB-ap  sljtap  6  Cwx^q  daxoiav- 
liivTjP  jtoXXa  xal  xsguXxofiipTjp  xäi  xagaaoofiiv^p  öiaxo- 

vixcSgj  xijp  ÖB  aÖBXg>i}P  cdxcanivfjp^  oxi  x6  xjtfigexeZv  ojro- 
Xixovöa  xoTg  ^oöip  avxov  jtagaxa&tjxai. 

d.  Macar.  Hom.  XXV,  8. 

Magla  xad^soBstoa  Jtgog  xotg  xool  xov  xvglov  xal  öaxQV' 

ovöa  fisxd  xtjv  fjagxvgiap  avxov  xov  öwxfjgog.  tjprjcA  yag' 
Magla  x^p  dya&TJv  (iBgiöa  xxX. 

e.  Ephraem  Syr.  Ev.  concord.  expos.  ed.  Mösinger  p.  98. 

Non  est  tibi  cura  de  me?    die  sorori  meae,  ut  me  adjuvet 

f.  Macar.  Hom.  XU.  Interrogatio  16. 

xl  köxiv  o  71  Magd^a  bIxb  xtp  xvgiq>  XBgi  rijg  Maglag,  ort 
kym  xiftpo}  alg  jtoXXa  xal  avxri  xagaxa&i^Bxal  ooi. 

Auch  zu  Lc.  10,  38 — 42  bietet  Clemens  AI.  eine  ausaer- 
canoniscbe  Relation,  bedeutsam  durch  die  Berührung  mit  Maca- 
rius  einerseits  und  durch  interessante  ÜbersetzungSTanaotoi 
andrerseits.  Vgl.  doxoXovfitnjp  (Clem.)  =»  doxoXovfiipi]c  (Mac) 
und  dazu  Kohel.  1,  13:  ia  riis??  =  LXX:  xov  jtBgiOjcaod-at  Ip 

avxcp  =  Symm.:  dcxoXBlcd-at,  Femer  kommen  als  Übersetzungs- 

Varianten  in  Betracht:  vjn]gBXBtp  =  öiaxoPBlp  =  r")tp',  cvfixgax^ 
XBip  =  adjuvare  =  ovpapxiXafißaPBOO-ai  =»  ITJJ.  Zu  den  ausser- 
canoniscHen  Mehrbestandtheilen  bei  Macarius  und  Ephraem 
kommt  noch  ein  veniens  im  Diatessaron,  p.  24*  ed.  Ciasca: 
Et  huio  erat  soror  nomine  Maria,  quae  veniens  sedit  secus  pedes 
Domini  etc.  Dazu  Ephraem  nach  Harris:  „Maria  came  and 
sat." 

Lc.  10,  41. 
a.  Lc.  10,  41. 

djtoxgid-Big  dh  bIjibp  avxfj  6  xvgiog'  Magd-a,  Magd-a,  fu^ 
gifipag  xal  O'ogvßd^^  jtBgl  JcoXXd. 


Texte  und  Untersachungen  zu  Lc.  10,  41.  42.  223 

b.  Macar.  de  oratione  c.  14. 

Magd^a,  MoQ&a,  €q>9j,  fiSQtfivag  xal  rvQßaQ^}  JteQi  JtoXXd. 

e   Clem.  AI.  Quis  div.  salv.  c.  10.  p.  941. 
ov  xegl  xoXXä  ragaöö^, 

d.  Cod.  Cantabr.  Lc.  10,  41. 

cbtoxQiO-slg  dh  6  *h)Oovq  sljtev  avrfj'  Magd-a,  Mdgd^a,  ö-o- 

e.  Eyangeliarium  Hieros.  p.  440. 

respondit  autem  Dominus  Jesus  et  dixit  Uli:  Martha,  Martha, 
valde  tu  sollicita,  et  disponis. 

Die  patristischen  Varianteii  ragäöOBöd-ai  =  rvQßa^sOd-ai  ^^ 
^o|w:^WÖw™j^5yv^^  (Orig.  catTcord.  Job.  278)  =  bna  oder 

bn^  finden  sich  z.  Th.  auch  in  den  Evangelien -Handschriften 
wieder.  Das  Verbum  bfta  wird  in  Niphal  und  Piel  von  den 
LXX  mit  öjtsvösip,  oxovda^eiv,  ragaoöead^ac^  d'ogvßetoi^ai 
wiedergegeben. 

Ic.  10,  42. 

a.  La  10,  42. 

ivoq  öi  kOTiv  XQ^i^'  Magla  yctg  xfjv  äyad-fjv  fisglda  i^ßXt- 
goro,  ^Tig  ovx  dq>aiQeßiijcezai  avr^g, 

b.  Aactor    Moralium    regula  38.    interrog.   20.   (Fabricius    Cod. 

Pseudepigr.  N.  T.  p.  330.) 
oUyfop  öi  kort  XPf/a  ^  ivoq.    oXlycov  (liv,  6i]Xov6ri  röiv 

jtQoq  vtoQacxev^v  Ivoq  öi,  tov  öxojtov  &oxb  rtjv  XQ^^^^ 
hcxXfjQCodijvai. 

c.  Hieron.  Ep.  ad  Eustochium  de  cust.  virg. 

Pauca  autem  necessaria  sunt  aut  unum. 

d.  Cassian.  Coli.  XXTTT,  3, 1.  p.  642. 

Paucis  vero  opus  est  aut  etiam  uno.  Mariam  bonam  partem 
eEiiraR?^  non  auferetur  ab  ea. 

e.  Ephraem.  Syr.  £v.  concord.  ezpos.  ed.  Mösinger  p.  98. 

[Maria]  bonam  partem,  bonum  nimirum  Christum,  solam 
degit,  nt  in  aetemum,  sicut  dictum  est,  ab  ea  non 
aoferohifr 


224  AussercaDonische  Parallel  texte  zu  Lc. 

f.   Clem.  AI.  Quis  div.  salv.  c,  10.  p.  941. 

Magla  ob  rfjv  ayad'fiv  (leglöa  i^eXi^aro^  xäi  ovx  dq>atQi' 
d-i^öerai  an    avxri<i. 

d.  Eyangeliarium  Hieros.  p.  440  sq. 

et  exiguo   opus  est  (f^^ici^   aca  .imi»^ci);  Maria  autem 

partem  optimam  elegit  sibi,  illa  quae  non  auferetur  ab  ea. 

Die  Variante:  pauca  autem  necessaria  aut  unum  (Hier.)  = 

paucis  vero  opus  est  aut  etiam  uno  (Cassian)  =  ojLlycjv  öd  ioxi 
XQ^f-c^  (Auetor  Moral.)  ist  nicht  blos  durch  mannigfache  patristische 
Citate,  sondern  auch  durch  die  revidierten  Codd.  äBC^L  und 
durch  orientalische  Versionen  vertreten.  Das  Evang.  Hieros. 
hat  lediglich:  exiguo  opus  est.  Clemens  hat  Alles,  auch  die 
Worte:  tvoq  de  iöriv  XQ^^^  —  fortgelassen.  Denselben  gekürzten 
Text  vertritt  Cod.  D  mit  7  wichtigen  Itala- Handschriften  — ,  ein 
neues  Symptom  daftlr,  dass  Clemens  mit  seinen  Evangelien- 
texten stets  Beachtimg  verdient.  Eine  canonische  Anspielung 
an  unsern  Text  findet  sich  Apoc.  22,  19:  äfpeXsl  6  B'Bog  xo  (li- 
Qoq  avxov  (zu  (itQoq  =  fi^Qh  vgl.  die  Erläuterungen  zu  Lc.  12,  46). 
Eine  aussercanonische  Anspielung  ist  noch  zu  erwähnen  aus 
Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.  120  p.  348B:  kv  fieQlöi  xov  Xqiöxov 
eiQicxofievoi, 

An  der  Abstanmiung  der  schönen  Perikope  Lc,  10,  38 — 42 
aus  der  vorcanonischen  Quellenschrift  kann  nicht  gezweifelt 
werden. 

Lc.  11, 1. 

a.  Marcion  ap.  Tert  adv.  Marc.  IV,  26. 

Cum  in  quodam  loco  orasset  ad  patrem  etc. 

b.  Syr.  Cur.  Lc.  11,  1. 

xäi  [iyivsxo]  iv  to5  elvai  avxop  jtQoöevxofievov  iv  xojtcp 
xivl,  cQg  djteoxi]  fiixQov  djto  xtjg  jtQOOevx^^  xxX, 

c.  Lc.  11,  1. 

xal  kfbvexo  iv  xm  sivai  avxov  iv  xojicp  xivl  XQOOevxofievov, 
cog  ijtavaaxo  xxX, 


*,>--.   ■^w'V.'^     -X-'N 


Obwohl  Lc.  —  oder  schon  die  vorcanonische  Quellenschrift 
—  von  Lc.  9, 51  an  die  topographischen  Angaben  vermissen 
lässt,  kann  man  dennoch  den  Fortgang  der  Lc.  9,  51  =  Mc  10,  1 


Texte  und  Untersachongen  zu  Lc.  11, 1.  225 

eingeleiteten  Heise  verfolgen.  Aufbruch  aus  Galiläa  (Lc.  9,  51)  — , 
Durchzug  durch  Samaria  (Lc  10,  1  ff.)  — ,  Nahe  von  Jericho 
(Lc  10, 30)  — ,  Einkehr  in  Bethanien  =  Jerusalem  (Lc.  10, 38—42), 
also  slg  zd  OQia  rfjg  %vöalaq  (Mc  10,  1),  nunmehr  Aufenthalt 
in  Peraa:  xcu  Jtigav  xov  ^loQÖavov  (Mc  10,  1  =  Joh.  10,  40*:  xcu 
dx^Xd-ev  xaliv  jtiQCOf  xov  ^IoQ6avov\  und  zwar  an  der  früheren 
Wirkungsstätte  des  Täufers  (Joh,  10,  40^:  oxov  rjv  ^Icoavvtjg  ro 
XQ&tov  ßaxxlC,(DVf  xäim  ifiBivsv  kxeZ).  Hierdurch  wird  die  un- 
bestimmte Angabe  Lc.  11,  1*:  kv  x6xq>  xivl  —  praecisiert,  und 
es  vnrd  zugleich  psychologisch  erklärt,  wie  gerade  an  diesem 
raxog  die  Jünger  zu  der  Bitte  kamen:  xvgie,  dlöa^op  ^fiäg 
x^oOBvx^od'CU^  xad-cig  xcci  ^Icodvpijg  iälöa^ev  xovg  ftaO^tjxäg  av- 
rov  (Lc  11,  1^).  Bedeutsam  wird  dann  auch  der  Zusatz  Marcions: 
ad  patrem  (vgL  oben  zu  Lc.  6,  12  aus  Tert.  adv.  Marc  IV,  13: 
oerte  ascendit  in  montem  et  illic  pemoctat  in  oratione  et  utique 
auditur  a  patre,  sowie  den  S.  57  f.  gegebenen  Nachweis,  dass 
dieser  Zusatz  (trotz  Hahns  Betraktation)  jedenfalls  zu  Marcions 
Text  gebort  hat).  Es  war  ja  dieselbe  Stätte,  wo  Jesus  die  Taufe 
Johannis  empfangen  hatte,  wo  er  betend  {xQOOevxo/iivov  Lc  3, 21) 
die  himmlische  Verklärung  erlebt  und  die  Stimme  des  Vaters: 
ovrog  kcxiv  6  viog  fiov  6  a/axtixog  —  gehört  hatte.  Hier  nun 
lehrte  er  seine  Jünger  das  grosse  Gebet:  xäxsg  ^fiäv  6  kv  xolg 
oigavolg.  Von  hier  aus  hatte  Jesus  seine  Wirksamkeit  be- 
gonnen, hierher  kehrte  er  zurück,  als  dieselbe  ihrem  Ende  sich 
nahie  (vgL  Lc  9,  31:  x^  i^odov  avxovj  tJv  rjiieXjisv  xXtjqovp 
kv  %Qov6aXT^fi),  Von  hier  aus  war  er  in  die  Versuchung  ge- 
führt worden  {avi^x^V  ^^^  '^V^  tgtiiiov  xeiQaod^jvai  vxo  xov 
öuxßoZov  Mt.  4,  1);  hier  waffnete  er  seine  Jünger  durch  das 
Herrengebet  gegen  die  Versuchung:  xcu  /itj  elaeveyx^g  r/fiag  elg 
XBiQaciiov  —  und  gegen  den  Versucher,  den  xovtjQog  ==  öia- 
ßoXog:  aXXd  gvöai  ^ftag  dxo  xov  xovijqov  (Mt.  6,  13).  Merk- 
würdig ist  es  dabei,  dass  hier  die  Varianten:  cbticxrj  =  ixavaaxo, 
die  wir  zu  Lc.  4,  13  =  Mt.  4,  11  fanden,  wiederkehren,  wie  auch 
das  c^Qi  xcuQOv  (=^ j^^^?^^^f££^  ^^^  ^^*  4,  13  mit  dem  f^ixoov 
des  Syr.  CurT  sich  berührt. 

Was  die  Berührungen  zwischen  der  Tauf-  und  Versuchungs- 
geschichte einerseits  und  dem  Herren  gebet  andrerseits  anlangt,  weist 
nicht  nur  Nestle  noch  hin  auf  xQOOxvvrjCBig  xvqlov  xov  d-eov 
oov  (Lc.  4,  8  =  Mt.  4,  10)  =»  ovxcog  xQoaevxsod-e  (Mt.  6,  9  =  Lc. 

Texte  n.  Üntenachangen  X,  8.  15 


226  Aussercanonische  Paralleltexte  eq  Lc. 

11,  2),   jtaöag   rag  ßaoiXüaq  xov  xoO/tav   (Mt.  4,  8  »»  Lc  4,  5) 
im  Gegensatz  zu  ild-ixco  i)  ßaciXsla  oov  (Lc.  11,  2  =»  Mt.  6,  10), 
elyte  xm  JUd-qt  xovxcp^  tva  yivfjxou  agxog  (La  4,  3  =  Mt.  4,  3', 
ovx  ist   üQxm  /iopfp  Li^O£xai  6  apd-Qtonog  (Lc.  4,  4  =  Mt.  4,  4), 
vergliclien  mit:   xov  aqxov  ^fiäv  xov  ixiovoiov  (Lc.  11,  3  ^ 
Mt  6,  11),   sondern    auch    Chase    in    seiner    grossen    Unter- 
suchung: The  Lords  Prayer  in  the   Early  Church   1891 
(Texts  and  Studies   1891.  I,  3),   hat  dieser  Yergleichung  einen 
besonderen    Abschnitt    gewidmet:    „The    Baptism    and    the 
Temptation^  (p.  103  ff.),  wobei  er  noch  bezQglich  der  fQnften 
Bitte:  xai  ag)eg  tjfitv  xä  og>£iXf]fi€n:a  fjficiv  —  an  Mc.  1,  4:  xt}- 
Qvoöcov   ßajfxio/ia    fiexapolag    dg    ag>eöiv    afiagximv   erinnert. 
Diese  von  Chase  hervorgehobenen  und  von  mir  erst  nachträg- 
lieh  eingesehenen  Parallelen,  welche  mit  den  vorstehend  von  mir 
und  Nestle  erwähnten  grösstentheils  zusammentreffen,  sind  bei 
Chase  um  so  überraschender,  als  er  weit  davon  entfernt  ist^  die 
oben  nachgewiesene  Identität  zwischen  dem  Taufplatz  Johannis 
(Joh.  10,  40)  und  dem  Geburtsort  des  Herrengebetes  (Lc.  11,  1) 
zu  ahnen.    In   einem  mit  I.  A.  R.  unterzeichneten  Ezcnrs  „On 
the   Locality    in    which    the  Lords  Prayer    was    given** 
(p.  123—125)  wird  vielmehr  im  Anschluss  an  Lc.  10,  38 — 42  Be- 
thanien, Jerusalem,  der  Oelberg,  Oethsemane  als  der  Geburtsort 
des  Herrengebetes  vermuthet.    Wenn  man  aber  die  oben  geltend 
gemachte  Identität   zwischen  Lc.  11,  1    und  Joh.  10,  40  erkannt 
hat,  so  wird  es  erst  vollends  klar,  wie  auch  die  einzebien  Bitten 
des  Herrengebetes  den  Hauch  der  Örtlichkeit  athmen,  wo  Jesus 
einst   durch  die  Taufe   und  nach  der  Versuchung  sein  Wirken 
begann,  wohin  er  jetzt,   als  das  Ende  sich  nahte,  zurückkehrte 
und  von  wo  er  nach  Lc.  13,  31—33  =  Joh.  11,  1 — 16  zur  VoU- 
endungsthat  in  Bethanien   und  zum  Vollendungstod  in  Jerusalem 
aufbrach.    S.   unten   zu  Lc.  13,  31  ff.    Zu   der  Bitte   der  Jesus- 
jünger: xvQiE  öiöagov  rjiiäg  jtQoOevx^cß^aL,  xad-mg  xal  ^la^awijg 
kdlöa^Bv  xovq  liaO^Tixag  avxov  — ,  erinnert  Chase  an  Lc.  5,  33  = 
Mc.  2,  18  ==  Mt.  9,  14,   wo  von  den  Johannesjüngem  gesagt  ist: 
ol  /iad-rjxal  ^Icaavvov  vrjoxevovoip  jivxva  xal  defjosig  xoiovpxcu. 

Lc.  11,  2«.  =  Mt.  6,  7. 9*. 

a.  Lc.  11,2* 

djtsv  6h  avrotg'  oxav  jtQOö£vxi]od-s,  Xiysxe'  jtdxeQ  xxX. 


Texte  und  üntenuchungen  zu  Lc.  11,  2.  227 

b.  Cod.  Gantabr.  Lc  11, 2. 

o  öt  elxep'  orap  xQOösvxflod-s,  fiij  ßaxToXoyüxs  <oq  ol  Xoixol' 

JCfxovcivyaQrivBq,  oxi  iv  ry  xoXvXoyslqi  avräv  elaaxovc&i^' 
ooprai'  älXä  jtQOCevxofievoi  Xiysxs'  Jtaxeg  xxX, 

c.  Mt  6,  7.  9* 

XQoosvxojit^jmöefi^ßaxxoXoY^aijxe  coo^cg  ol  idvixol  [Sjr. 

Cur.:  vxox^xal]'  daxavoiv  yoQ  oxi  kv  xy  xoXvXoylgt  omAv 

elaaxovoB'fjoovxai ovxa^g  ovv  XQooevxscd'e  vfutg 

xaxtQ  xxX, 

i  /iiö.  vm,  2. 

fii]ik  xQoCBvxBOd-e  cog    ol  vjioxgixal,    äXX*  wg  ixiXsvaer 

o  xvQiOQ    Iv   x€p  evayysXlq}    avxov,    ovx<o    xgooevxeod'e' 
xaxtQ  XX X. 

„Da  es  ganz  undenkbar  ist,  dass  Jesus  dasselbe  Mustergebet 
einmal  bei  besonderer  Veranlassung  (Lc.  11,  1— -4)  und  einmal 
ohne  eine  solche  in  der  Bergrede  gegeben  haben  sollte  (vgL 
noch  Tholücky  Meyer),  und  da  wir  bereits  sahen,  dass  die  hier 
gegebene  Einleitung  (Mt.  6,  7.  8)  den  geschlossenen  Zusammen- 
hang der  letzteren  zerreisst,  so  kann  nur  Lucas  den  richtigen 
Anlass  ans  der  apostoL  Quelle,  der  er  auch  sonst  nachweislich 
Cap.  11  folgt,  erhalten  haben.^  Dieser  Darlegung  von  Weiss 
(Matthaus  S.  181)  ist  ganz  und  vollkommen  beizupflichten.  Wenn 
Weiss  aber  fortföhrt:  „Zwar  die  ganz  allgemeine  Einleitung, 
wonach  Jesus  sich  an  einem  Orte  aufhält  und  betete,  rührt 
formell  und  materiell  zweifellos  von  seiner^  —  des  Lucas  —  „Hand 
her^  und  wenn  sich  Weiss  dabei  auf  xoxog  und  xaveöO-cu  als 
specifisch  lucanische  Ausdrücke  beruft,  so  wird  es  dem  gegen- 
über genügen,  auf  vorstehende  Erläuterung  zu  Lc.  11,  1  zu  ver- 
weisen. Weiterhin  jedoch  ist  Weiss  auf  dem  richtigen  Wege, 
wenn  er  Mi  6,  7,  die  Warnung  Jesu  vor  dem  battologischen 
Gebete,  als  unmittelbare  —  von  Lc.  weggelassene  —  Einleitung 
des  Herrengebetes,  aus  dem  ürevangelium  geschöpft  sein  lässt. 
dagegen  Mt.  6,  8  von  diesem  Zusanmaenhang  ausschliesst.  Wie 
wichtig  ist  hierbei  die  von  Weiss  nicht  gewürdigte  Tbatsache, 
dass  der  Codex  Cantabrigiensis  einen  selbstständigen  ausser- 
canonischen  Paralleltezt  von  Mt.  6,  7  —  nicht  aber  von  v.  8!  — 
ab  unmittelbare  Einleitung  des  Herrengebetes  Lc.  11,  2  einfügt, 

15* 


228  Aassercanonische  Paralleltexte  zu  Lc. 

also  den  von  Weiss  yermutheten  quellenmässigen  Context  wirk- 
lich herstellt.  Weiterhin  ist  es  die  Aiöaxy,  welche  denselben 
quellenmässigen  Zusammenhang  von  Mt.  6,  7  mit  dem  Herren- 
gebete —  ebenfalls  unter  Weglassung  von  Mt.  6,  8 !  —  gekannt 
hat.  Denn  die  Worte  Ai6.  VIII,  2  entsprechen  ebenso  dem  Con- 
text von  Mt.  6,  7.  9  als  dem  aussercanonischen  Paralleltext  des 
Cod.  D  zu  Lc.  11,  2  und  yertreten  ausserdem  die  wahrscheinlich 
urspr&ngliche  Lesart  des  Syr.  Cur.,  welcher  an  Stelb  der  id^ixol 
(Mt.)  und  der  i-oistol  (Cod.  D)  wie  die  Aiöaxi^  ol  ^^^^^^^ 
bietet.  Während  die  id-vixol  Mt.  6, 7  ziemlich  unvermittelt  herein- 
kommen, entspricht  der  Ausdruck  vjtoxQtxal  als  die  im  ürevan- 
gelium  (namentlich  auch  Lc  11, 37ff.  =»  Mt.  23}  häufige  Bezeichnung 
der  Pharisäer  und  Schriftgelehrten  der  Situation,  welche  in  Lc  11 
nachfolgt,  am  besten,  zumal  da  die  jtoXvXoyla  derselben  in  ihren 
Gebeten  Lc  20,  47:  xQoq)äoei  fiaxQa  jtQOCtvxovrat  =  Mc.  12, 40 
«=s  Mt.  23, 14|  also  in  einer  Stelle,  die  ursprünglich  nach  Lc  11 
gehört  (vgl.  Heft  II,  18),  von  Jesu  gerügt  wird, 

Lc,  11,  2*  =  Mt.  6,  9*. 

a.  Severus  de  rit.  bapt.    Append.  p.  2. 

Pater  noster,  qui  es  in  coelis,  sanctificetur  nomen  tuum. 

b.  Alö.  VIII,  2. 

xaxBQ  Tjficiv  o  iv  zm  oigavS,  ayiaod^jTa)  ro  ovnua  öov. 

c.  Cod.  Cantabr.  Lc  11,  2^ 

jtarsQ  rjiiciv   6   iv   rote  ovQavotq^   ayiaod^fjTa}  opofia  öov 

d.  Mt.  6,  9^. 

xdzsQ  rjiicov  6  iv  rolg  ovQavotq,  äYiao&rjrco  ro  ovofia  oov, 

e.  Lc  11,  2^. 

jtätSQ,  ayiacd-i^ra)  ro  ovofid  cov. 

Es  ist  eine  der  merkwürdigsten  Erscheinungen,  dass  sowohl 
in  den  canonischen  Lehrschriften  des  Neuen  Testamentes  als  in 
der  patristischen  Literatur  des  zweiten  Jahrhunderts  so  wenige 
Spuren  des  Herrengebetes  sich  erhalten  haben.  Bezüglich  der 
canonischen  Schriften  kommen  mit  Sicherheit  nur  l.Cor.  10, 13; 
2.  Petr.  2,  19;   2.  Tim.  4,  18;   2.  Thess.  3,  3  —  Anklänge  an  die 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Lc.  11,  2.  229 

beiden  letzten  Bitten  des  Gebetes  —  und  ausserdem  vielleicht 
Rom.  8,  15  =  Gal.  4,  6:  j4ßßä  6  staz/jQ  —  in  Betracht.  Noch 
spärlicher  sind  verhältnissmässig  die  Spuren  in  der  ältesten 
patristischen  Literatur:  von  der  fünften  Bitte  Polyc.  VI,  1.  2; 
Iren.  V,  17, 1;  Clem.  AL  Strom.  VII,  13,  81;  von  der  sechsten  Bitte 
Polyc.  VII,  2;  von  der  siebenten  Bitte  Hom.  Clem.  XIX,  2.  Insbe- 
sondere thut  Justin  trotz  seiner  zahlreichen  Evangeliencitate 
nicht  ein  einziges  Mal  des  Herrengebetes  Erwähnung.  So  würde 
es  ohne  die  synoptischen  Evangelien  des  Lc.  und  Mt.  unmöglich 
gewesen  sein,  von  der  Existenz  dieses  ur christlichen  Gebetes 
mehr  als  eine  Ahnung  und  von  seinem  Inhalt,  von  seiner  voll- 
ständigen Textgestalt  irgendwie  eine  klare  Vorstellung  zu  ge- 
winnen, wenn  nicht  durch  die  Entdeckung  der  Aiöaxv  das 
Dunkel  sich  geUchtet  hätte.  Da  ward  es  mit  Einem  Male  con- 
statiert,  dass  bereits  an  der  Wende  des  ersten  und  zweiten  Jahr- 
hunderts das  Herrengebet  zu  den  unveräusserlichen  Lehrstücken 
der  Katechumenen-Ünterweisung  gehörte  und  in  den  urchristlichen 
Gemeinden  dreimal  des  Tages  gebetet  wurde  {/iiö.  VIII,  3:  r(>l$ 
x^g  fjliiQaq  ovTco  jtQocevx^oß-e),  Da  ward  ein  neuer  Beweis 
gegeben  für  die  Unsicherheit  des  argumentum  e  silentio.  Da 
ward  die  Überlieferung  des  Herrengebetes  in  der  Gestalt,  wie  sie 
der  erste  Evangelist  gegeben,  vollauf  bestätigt.  —  Ausser  den 
vorstehend  genannten  Zeugnissen  kommt  nur  noch  Lucian  in 
Betracht,  welcher  Philopatris  (T.  II.  p.  779)  sagt:  äöze  saöov 
Tovrovg  ttjp  tvxfjp  dxo  JiatQog  dg^dfisvog,  xal  rrjp  jto- 
Zvdpv/iop  ciöfjv  slg  riXog  ijtid-ßlg  —  und  damit  seine  Bekannt- 
schaft mit  dem  Anfang  des  Gebetes  sowie  mit  der  Doxologie 
am  Schlüsse  an  den  Tag  legt,  also  den  ganzen  Umfang  des 
Herrengebetes,  wie  es  in  der  /icöax^  überliefert  wird,  seiner- 
seits bezeugt. 

Bezüglich  der  Quellenkritik  ist  dreierlei  festzustellen: 
erstlich,  was  wohl  ganz  allgemein  zugestanden  ist,  dass  der 
erste  und  dritte  Evangelist  jeder  selbstständig  das  Herrengebet 
aus  der  vorcanonischen  Quelle  geschöpft  habe;  zweitens,  was 
nach  den  zu  Lc  11,  1  vorstehend  gegebenen  Erläuterungen  nicht 
mehr  bezweifelt  werden  wird,  dass  —  gegenüber  der  von  dem 
ersten  Evangelisten  voi^enommenen  Umschaltung  Mt.  6,  9 — 13 
—  in  Lc.  11, 2 — 4  der  ursprüngliche  Standort  des  Gebetes  erhalten 
ist;  drittens,  dass  Lc.,  nach  seiner  Gewohnheit  kürzend,  den 


230  Atmercanonische  Paralleltexte  sn  Lc. 

Quellentext  nicht  ohne  wichtige  Weglassungen,  namentlich  — 
wie  häufig  hei  ihm  —  am  Schlüsse,  reproduciert  hat,  wahrend 
der  Urtext  von  dem  ersten  Eyangelisten  in  annähernder  Voll- 
ständigkeit wiedergegeben  sein  dürfte. 

Wenn  Chase  in  seiner  oben  erwähnten  ausführlichen  Unter- 
suchung über  das  Herrengebet,  dessen  aramäischen  Ursprung 
voraussetzend,  p.  13  sagt:  It  maj,\I  think,  be  taken  for  certain 
that  the  Prayer  was  originally  in  Aramaic,  so  erhebe  ich  gegen 
diese  Voraussetzung  Einspruch  von  dreifacher  Seite  her.  Erst- 
lich dürften  die  gegenwärtigen  Gesammt-Untersuchungen  es  zur 
Evidenz  bringen,  dass  die  Annahme  eines  aramäischen  Urevan- 
geliums  auf  einem  Irrthum  beruht,  dass  viebnehr  das  hebräische 
Idiom  es  war,  in  welchem  die  Thaten  und  Reden  Jesu  zuerst 
niedergeschrieben  gewesen  sind.  Zweitens  ist  gerade  fbr  das 
Herrengebet  die  Entstehung  im. Hebräischen  und  nicht  im  Ara- 
mäischen zu  suchen,  wenn  man  den  oben  nachgewiesenen  Cha- 
rakter seines  Geburtsortes  ins  Auge  fassi  Es  ist  nämlich  zu- 
zugeben, was  Chase  L  c.  weiter  sagt:  It  is  clear  then  that  the 
Prayer  holds  a  position  of  its  own  — ,  dass  also  das  Herren- 
gebet,  weil  von  Anfang  an  in  Übung,  von  der  Evangelienfrage 
einigermassen  unabhängig  ist  Nun,  wenn  dieses  Gebet  —  wie 
es  nach  der  Darstellung  des  Mt.  angenommen  werden  müsste 
—  in  Galiläa  den  dort  um  Jesum  versammelten  aramäisch  re- 
denden Volksmassen  zuerst  wäre  mitgetheilt  worden,  so  wäre  an 
dessen  aramäischem  Sprachcharakter  nicht  zu  zweifeln.  Aber 
die  Entstehung  dieses  Gebetes  geschah,  wie  oben  zu  Lc«  11,  1 
unter  Bezugnahme  auf  Joh.  10,  40  nachgewiesen  worden  ist, 
in  der  Nähe  von  Jerusalem,  in  der  jtSQlxooQoq  rov  ^loQdavov 
(Mt.  3,  5  =  Lc.  3,  3),  oxov  ijv  'Icoavi^rjg  t6  jtQärop  ßaxrl^anf 
(Joh.  10,  40).  In  Südpalaestina  war  aber  das  Aramäische  keines- 
wegs allein  herrschend;  hier  lebte  auch  das  Hebräische  fort. 
Und  dass  in  diesem  letzteren  Idiom  Jesus  seinen  Jüngern  das 
Gebet  übergeben  hat,  dafür  spricht  drittens  in  entscheidender 
Weise  der  Umstand,  dass  zu  dem  dunkelen  imovCioq  Lc.  11,  3  »» 
Mt.  6,  11  ein  massgebendes,  durchschlagendes  aramäisches  Wort 
nicht  überliefert  ist,  dass  vielmehr  die  beiden  aramäischen  Ver- 
sionen dieses  Wortes,  im  Hebräerevangelium  einerseits,  im  Evan- 
geliarium  Hierosoljmitanum  andrerseits,  weit  auseinander  gehen, 
welche  Zwiespältigkeit  nicht  möglich  gewesen  wäre,  wenn  von 


Texte  und  Untersnchungen  zu  Lc.  11, 2.  231 

An&ng  an  ein  aramäischer  Grundtypus  des  Herrengebetes  vor- 
gelegen hätte.  VgL  unten  zu  Lc.  11,  3.  Es  wird  also  wie  bei 
dem  Urevangelium  überhaupt  so  für  das  Herrengebet  insonder- 
heit die  originale  Abfassung  im  hebräischen  Idiom  festzuhalten 
sein.  Dieser  folgte  sehr  frühzeitig  die  griechische  Übersetzung, 
und  erst  aus  dieser  gingen  die  aramäischen ,  lateinischen  und 
andere  Formen  des  Herrengebetes  hervor.  Nur  für  die  durch 
die  Peechittha  und  die  severianische  Taufliturgie  vertretene  sy- 
rische Form  dürfte  der  hebräische  Urtext  unmittelbar  mass- 
gebend gewesen  sein.  Vgl.  die  Erläuterungen  zu  Lc.  11,  3,  aus 
welchen  hervorgeht,  dass  unter  all  den  mannigfachen  Über- 
setzungen des  OQTog  exiovOiOg  allein  das  syrische  panis  indi- 
gentiae  nostrae  zwar  nicht  etymologisch,  aber  dem  Sinn  nach  mit 
dem  vorauszusetzenden  hebräischen  ^gn  ÜTih  sich  deckt.  Jedenfalls 
zwar  ist  Chase's  andere  Voraussetzung  richtig,  dass  längst  be- 
vor unsre  canonischen  Evangelien  in  die  Sprachen  der  Tochter- 
kirchen übersetzt  wurden,  selbstständige  Übersetzungen  des 
Herrengebetes  dort  eingebürgert  und  heimisch  geworden  waren. 
Aber  über  diese  ältesten  sprachlichen  Formen  des  Herrengebetes 
wissen  wir  so  gut  wie  Nichts.  Lediglich  die  drei  griechischen 
Recensionen  desselben  bei  Mt,  Lc.  und  in  der  Jidax^  ragen 
wie  vereinsamte  Monumente  aus  der  Urzeit  der  Kirche  zu  uns 
herüber.  Dazu  kommt  noch  die  auf  den  Bedaktor  des  ersten 
Evangeliencanons,  mithin  auf  ca.  140  n.  Chr.,  zurückzuführende 
(vgl  die  Erläuterung  zu  La  11,  4^)  Recension  des  Codex  Gan- 
tabrigiensiSf  welche  derselbe  in  Übereinstimmung  mit  dem 
Syrer  Caretons  und  11  Italae  zu  Lc  11,  2—4  darbietet.  Wenn 
Chase  (p.  12)  dem  Herrengebete  eine  dem  Taufbefehle  und  der 
Abendmahlseinsetzung  coordinierte  Stellung  gibt  —  unter  Hin- 
weisung auf  das  ovrcog  stgooeüXBOd-B  »>  fiad-^rBvöara  poxrl^ov- 
xiq  =  Xaßere^  g>äysT6  xxX.  — ,  so  wird  diese  Auffassung  durch 
die  Aiöax^  bestätigt,  indem  dieselbe  ihrer  Katechumenen- 
Unterweisung  drei  traditionelle  Stoffe  einfügt:  c.  7  den  Tauf- 
befehl, c.  8  das  Herrengebet,  c.  9.  10  die  Abendmahlsliturgie. 
Wenn  aber  derselbe  Chase  (p.  14)  drei  verschieden  redigierte 
Formen  des  Herrengebetes  als  in  der  alten  Kirche  üblich  ge- 
wesen voraussetzt,  nämlich  eine  Form  für  die  Handauflegung 
und  für  die  Taufe,  eine  zweite  Form  für  das  Morgengebet  und 
mit  einer  Variante  ("in)a)  für  das  Abendgebet,   und  eine  dritte 


232  AussercanoiliBche  Paralleltexte  zu  Lc. 

Form  mit  der  Doxologie  f&r  die  Eucharistie,  so  werden  diese 
Voraussetzungen  durch  die  Jiöax^]  nicht  unterstützt.  Hier 
wird  eine  einzige  Form  des  Herrengebetes  mit  der  Doxologie 
für  den  dreimaligen  täglichen  Gebrauch  mitgetheilt,  ohne  dass 
eine  Spur  von  redaktionellen  Verschiedenheiten  auch  nur  au- 
gedeutet wäre.  Dass  gleichwohl  in  manchen  Kiichengebieten 
eine  besondere  Form  speciell  für  die  Taufhandlung  üblich  ge- 
wesen sein  mag,  darüber  vgL  man  die  Texte  und  Erläuterungen 
zu  Lc.  ll,2ö  =  Mt.  6,  10» 

Was  nun  den  Eingang  des  Herrengebetes  anlangt,  so  muss 
in  Anbetracht  der  redactionellen  Gewohnheit  des  Lc.,  vielfach 
den  Quellentext  zu  kürzen,  angenommen  werden,  dass  der  volle 
Quellentext  bei  Mt.  erhalten  ist.  Diese  Annahme  wird  dadurch 
bestätigt,  dass  der  Cod.  D  in  Gemeinschaft  mit  dem  Syr.  Cur. 
und  mit  neun  Italae  den  bei  Lc.  weggelassenen  Satzbestandtheil 
t)fic5p  6  iv  rolq  ovQavolq  zu  Lc.  11,  2  restituiert  hat.  Vgl.  das 
Kriterium  1  in  Heft  I,  36.  Zur  Quellenmässigkeit  des  Zusatzes 
vgl.  Weiss,  Matthäus  S.  182 ,  besonders  Anm.  1.  Der  Hebrais- 
mus  ol  ovgavol  ist  in  der  Aidax^  vermieden  und  durch  6  ovQce- 
vog  ersetzt.  Vier  Italae,  darunter  Cod.  Golb.,  sowie  Cod.  a  der 
Vulgata  haben  zu  pater  anstatt  ^ficSp  den  Zusatz:  sancte,  wozu 
Job.  17  und  das  jtdrsQ  ayie  in  dem  zweiten  euchanstischen  Ge- 
bete der  Aidax^  (c.  10)  zu  vergleichen  ist*). 

Zu  der  ersten  Bitte  des  Herrengebetes:  ayiacd-rixa}  ro  opofia 
oov  —  vergleicht  Chase  u.  A.  Ezech.  36,  23:  "^W'-n«  ''IWsjp'i  = 
LXX:  xal  ayiaöoD  ro  opofia  fiov,  sowie  aus  dem  Jewish  Prayer 
Book  folgendes,  alttestamentlichen  Stellen  nachgebildetes  Syna- 
gogen-Gebet: ?ixw?"nij  OTg")   ?iw'  '^ü'^nptt-b?  Tjw-nK  tJ^j? 

iQ^^ana  Tit3tp-n«  * 'ij'!TJ?i?  ^l'nV'^^a.  Der  Zusatz  i^'  i^fiäg,  mit 
welchem  Cod.  D  völlig  isoliert  steht,  wird  von  Manchen  zur  fol- 
genden Bitte  gezogen.  Chase  —  wie  wohl  die  Meisten,  jeden- 
falls auch  Tischendorf  —  rechnet  ihn  zur  ersten  Bitte  und 
erinnert  dazu  an  Tertull.  de  oratione  c.  3:  cum  dicimus:  sancti- 
ficetur  nomen  tuum,  id  petimus,  ut  sanctificetur  in  nobis.    Femwr 


1)  Nestle  bemerkt  ergänzend  hierzu  folgendes:  Nach  Wordsworth- 
White  haben  2  Vulgatahdschr.  diesen  Zusatz  und  zwar  D(ublinensi8,  Arma- 
chanuB  8.  oder  9.  Jh.)  mit  den  4  Italae  sancte  qui  in  coelis  es.  E(gerto- 
nensis  8.  oder  9.  Jh.)  nur  „sanctae",  wozu  schon  W-W  Joh.  17,  11  ver- 
gleichen. 


Texte  und  Untersachungen  zu  Lc.  11,  2.  233 

Cyprian  de  Orat.  Dom.:  qnod  petamus  ab  eo,  ut  nomen  ejus 
sanctificetar  in  nobis.    GyrilL  Hier.  Catech.  Mystag.  c.  5:  ev- 

Xon^d-a  ip^javjryiaa&rjvai  ro  ovofia  rov  d-eov.  Endlich  Agath- 

angelus  c.  73.  p.  37  ed.  Lagarde:  xät  jtaXiv  ort  ro  opofia 
fiov  oYiaöBTat  kv  ralg  xagölaig  v/kSv,  Ygl.  Agrapha 
S.  443. 

Ic.  11,  2«  =  Mt.  6, 10». 

a.  Severus  de  rit  bapt.  Append«  p.  2. 
adyeniat  regnum  tuum. 

b.  Jiä.  vm,  2. 

iXd-irm  n  ßaCiXüa  öov. 

c.  Cod.  Cantabr.  Lc  11,  2«. 

iXd'iTO}  oov  ri  ßaöiXsla. 

d.  Mi  6, 10*. 

kX&aTa>  fj  ßaöiXela  cov. 

e.  Lc.  11,  2«. 

kXd'irw  in  ßaöiXsia  öov. 

f.  Cod.  Ev.  604   (=  700    Gregory)    ei    Hoskier    1890  ad  Lc. 

11,  2«. 
iXd-irco  ro  jiPBVfiä  öov  zb  aycov  ig/  ^(iciq  xal  xad^agioarw 

g.  Gregorius  Nyss,  I,  p.  737. 

ovrco  yoQ  hv  kxelvq)  eiayyBXlcp  (ptjolv  (sc.  6  Ao%>xag)  dvrl 
rov'  kXd'dro)  fi  ßaöiXsla  oov  kXd'ixco^  tprial,  ro  ctyiop 
xpsvfia  öov  kg)   ^fiäg  xal  xad-agiödrco  fjfiäg. 

L  Maximns  I,  p.  350  (ad  Mt.  6,  10  =  Migne  XC,  884). 

o  ivravd'a  Mar&alog  q>fiöi  ßaöcXeiav  aXXaxov  rwv  Bvay- 
YeXioräv  ^regog  JtvBvgia  xixXrpcBv  ayiop,  g>äaxtov'  iX&irco 
cov  ro  xvBvfia  ro  ayiov  xal  xad-agtodrco  ^fiag. 

l  Manichaei   (Actus   apost.   apocr.  ap.  Fabricium,   Cod.  Apocr. 
N.  T.  p.  823  =  Acta  Thomae  c.  27  ed.  Bonnet). 
kXüh  ro  ayiop  Jtpevfia  xal  xad-agiöop  rovg  PBq>Qovg  avrcöp 

xal  rrjp  xagölap,  xal  hjtioq)gayiöop  avrovg  Big  opo/ia  xa- 

rgog  xal  vlov  xal  aylov  jtPBVfuxrog. 


234  AoBseicanoniBehe  Pan&Ueltezte  zu  Lc 

Die  von  Oregorius  Nyssenus  und  Maximas,  sowie  dem 
durch  Hoskier  herausgegebenen  Evangeliencodez  bezeugte  Les- 
art zum  Lucaseyangelium  kommt  wahrscheinlich  auf  Rechnung 
des  dritten  Evangelisten,  dessen  Vorliebe  ftür  die  Erwähnung  des 
jrvBVfia  cc/iop  bekannt  ist  (vgl.  nachstehend  die  Erläuterungen 
zu  IjcTii,  13,  wo  der  Evangelist  ebenfalls  zu  Gunsten  des  xvBVfta 
ayiop  den  Urtext  geändert  hat).  Sehr  frühzeitig  wird  dann  aus 
der  kirchlichen  Praxis  der  ursprüngliche  WorÜaut  dieser  Bitte 
wieder  in  die  Lucas-Handschriften  eingedrungen  sein,  vielleicht 
schon  durch  den  Redaktor  des  ältesten  Evangeliencanons,  der 
ja  auch  den  vollständigen  Text  des  Herrengebetes  Lc.  ll,2-'4 
restituierte.  Möglicher  Weise  aber  war  es  die  bei  der  Taufe 
übliche  Form  dieses  Gebetes,  welche  sich  in  obiger  aussercano- 
nischer  Fassung  erhalten  hat.  Bei  den  Manichäern  war  dieses 
bezüglich  des  Sacraments  der  Initiation  sicherlich  der  Fall,  wobei 
die  Bitte  um  das  Kommen  des  heil.  Geistes  noch  weitere  Er- 
gänzungen erfahren  hatte  (vgl  Heft  U,  411).  —  Marcions 
Stellung  zu  diesen  Textgestalten  ist  nicht  klar.  Denn  Epipha- 
nius  (Haer.  LXII,  p.  329.  330)  hat  marcionitische  T^tab- 
weichungen  zu  Lc.  11,  2 — 4  nicht  notiert  Tertullian  aber  adr. 
Marc.  IV,  26  gibt,  wo  er  auf  das  Herrengebet  Marcions  zu 
sprechen  kommt,  keinen  bestimmten  Text,  sondern  eine  freie  Um- 
schreibung desselben,  wonach  es  scheint,  als  ob  die  aussercano- 
nische  Textgestalt:  iXO-drco  ro  aytop  xvBVfia  öov  bei  Marcion 

an  Stelle  der  ersten  Bitte:  ayiao&i^Ta)  ro  ovofw.  cov  zu  lesen 
gewesen  wäre.  Denn  nach  der  Anrede:  Pater  folgt:  A  quo 
spiritum  sanctum  postulemP  und  dann:  Ejus  regnum  optabo 
venire.  Nitzsch  hat  daher  s.  Z.  (in  den  Studien  und  Ejitiken 
1830,  4  S.  846 ff.)-  Marcions  Text  nach  Tertullian  sogar 
folgendermassen  reconstruiert:  „Geheiligt  werde  dein  Name.  Zu 
uns  komme  dein  heiliger  Geist  und  reinige  uns.  Dein  Beich 
komme."  Chase  erinnert  (p.  29)  noch  an  die  Liturgy  of  Con- 
stantinople  (p.  90  ed.  Hammond,  p.  109  ed.  Swainson): 
ßaoiXsv  ovgavu,  jtaQaxXr}XB,  ro  jtvsvfia  rijg  oXr/d-elaq  .... 
kXd^h  xai  cxrjpcooov  iv  ^fiZv,  xal  xad-agiöov  rjiiag  xrX,  Für 
den  Fall,  dass  das  im  Cod.  D  zwischen  der  ersten  und  zweiten 
Bitte  stehende  ^y'  ^fiäg  zu  iXd-irco  oov  ^  ßaoiXala  gezogen 
wird,  konnte  es  als  ein  Best  des  aussercanonischen  Textes:  iX- 
&eT(o  ro  Jtvevfia  ayiov  oov  ig>*  ?)fiag  betrachtet  werden.    Von 


Texte  und  üntezsochangen  sa  Lo.  11,  2.  235 

letzterem  sind  die  Pfingsihymnen:  Yem,  Creator  Spiritus  and  Veni, 
snpeme  Spiritus  —  altkircUiche  Nachklänge.  Daneben  kann 
noch  die  manichaisch-häretische  Gebetsformel  notiert  werden,  in 
welcher  der  heilige  Geist  als  fii^TfjQ  (vgl  dazu  Agrapha  S.  381 
das  Brachsttick  ans  dem  Hebräereyangelium:  agri  iXaßi  (isrj  /iTJ- 
rrjQ  fiov  ro  ajiov  xpsv/ia  xzX.)  angerufen  wird.  Vgl.  Acta 
Thomae  c.  27  ed.  Bonnet:  Xaßmv  ob  o  ojtooroiog  eXaiov  xal 
xaraxiag  ixl  xriq  XBg>aXijg  avtäv  xät  aXslfl>(xc  xäi  XQ^^^  ^* 
Tovq  fJQ^oTO  XiysiP'  kX&h  to  ayiop  opofia  zov  XQiazov  ro  v:f€SQ 
.tJv  ovofia'  iX&h  rj  üvafiig  rov  vtplotov  xal  t]  svoxXayxma  ^ 
Tslsla'  iX9^h  roxagiCfiaTo  vtptaTOV  iXB-h  rj  (^^ttjq  97  svcxXayx^og 
.  .  und  nun  folgt  der  oben  anter  i)  mitgetheilte  Text. 

Lc.  11,  2«  =  Mt.  6, 10». 

a.  Seyerus  de  liL  bapt.  Append.  p.  2. 

fiat  Toluntas  tua  sicut  in  coelo  et  in  terra. 

b.  Ad.  Vm,  2. 

ysvij&i^a}  to  d-iXfjfia  cov  cig  Iv  ovQavm  xal  kxl  yfig. 

c.  Cod.  Cantabr.  Lc.  11,  2*  =  Cod.  Colb. 

ygyiy^roj  xb  d'iXrifJia  cov  (oq  iv  ovQavA  xai  ixi  y^c. 

d.  Mi  6, 10»>. 

yspfld^Tw  TO  d-iXfjfia  aov  dg  iv  ovgavä  xcu  kxl  Yfjg. 

e.  Lc.  11,  2^.  vacat. 

Aach  diese  Bitte  scheint  die  kürzende  Hand  des  Lc.  beseitigt 
zu  haben.  VgL  Tischendorf  p.  562sq.  Frühzeitig  aber,  wahr- 
scheiulich  schon  durch  den  Redaktor  des  ältesten  Eyangelien- 
canoDS,  wie  man  aus  der  Übereinstimmung  des  Cod.  D  mit  sieben 
altlateinischen  Handschriften  ersehen  kann  (vgl.  Heft  I,  36.  Kri- 
terium 2)y  drang  der  vollständige  Urtext  auch  an  dieser  SteUe 
wieder  in  die  Handschriften  ein.  Marcion  dagegen  verblieb 
bei  der  von  Lc.  vorgenommenen  Kürzung.  Vgl.  Tert  adv.  Marc. 
IV,  26.  Als  canonische  Anklänge  sind  hier  zu  notieren  Mt.  26,  39. 
42  =»  Mc  14,  36  ==»  Lc.  22,  42;  ferner  Act.  21, 14.  Die  von  Chase 
ip.  39)  mitgetheilten  jüdischen  Parallelen  aus  n'^he  Authorised 
Prayer  Book**  p.  69:  D'^tiM«?  WS«  *>^thlQ  ^in  ^'JT',  sowie  aus 
Pirqe  Aboth  V,  20:  D'^tttJntD  ^'»n«  pn  tr\1Dyb  . .  t:?  mn  dürften 
auf  christliche  Einflüsse  zurückzuführen  sein. 


236  Aassercanonische  Paralleltezte  la  Lc. 

Le.ll,3«-][t6, 11. 

a.  Severus  de  rit.  bapt.  Append.  p.  2. 

da  nobis  panem  indigentiae  nostrae  hodie. 

b.  Ai6.  VIII,  2. 

Toy  aoTO»  iiuööv  xov  hxiovoiov  6b<;  tj/ilv  at]ntQov. 

c.  Cod.  Cantabr.  Lc.  11,  3. 

xov  oQzov  riiiäv  tov  kxiovCiov  dbg  ^(ilv  öi^fiegov. 

d.  Mt.  6,  11. 

TOV  aQZOV  r]fiwp  xov  Ijttovctov  öoq  fifiTv  ö/lfiBQOV^ 

e.  Lc.  11,  3. 

xov  agxov  ^fimv  xov  kjtiovciov  öidov  ^/itv  x6  xad^  i^fisQav. 

f.  Evangeliarium  Hieros.  p.  233  sq.  ad  Mt.  6,  11. 

panem  nostrum  abundantiae  da  nobis  hodie  [f^li\A:^:i  ^  *n%%\ 

g.  Syr.  Cur.  ad.  Mt.  6,  11  =«  Lc.  11,  3. 

Wie  von  den  Exegeten  der  Neuzeit,  so  ist  schon  Ton  den 
Interpreten  der  alten  Kirche  das  weder  im  klassischen  Griechisch 
noch  im  Septuaginta- Griechisch  noch  im  Neuen  Testamente  sonst 
vorkommende  ijtiototog  in  sehr  verschiedenen  Bedeutungen 
wiedergegeben  worden.  Von  ijtiivat  abgeleitet  übersetzte  man 
es  als  panem  venturum  (Woide)  =  venientem  (Sah.)  »=  fiiXXovra. 
Von  /J  ijtiovoa  (sc.  tjfieQa  vgL  Act.  7,  26;  16,  11;  20,  15;  21,  18; 
23,  11;  ferner  Prov.  27,  1:  nnr  Di*^  =  LXX:  f]  ixiovaa  =  al. 
avQiov)  abgeleitet,  ward  es  zum  panis  crastinus  in  der  koptischen 
Version,  zum  yniß  im  Hebräerevangelium  (vgl.  Agrapha 
S.  333.  337  f.),  in' derselben  Bedeutung  auch  Catene  13,32  (Bo- 
hairier):  unser  Brod  für  morgen  (nach  Lagarde,  Mitth.  II,  374 
Anm.).  Gleichbedeutend  mit  dem  jtsQiovoiog  der  LXX,  wie 
Hieronymus  ausdrücklich  erklärt,  ward  es  bei  diesem  und 
dadurch  in  der  Vulgata  zum  panis  supersubstantialis,  im  Hiero- 

solymitanum  zum  panis  abundantiae  (t^i^O^i  ^^sojaX).  Wenn 
es  bei  Tertullian,  Cyprian^  Augustin  als  panis  quotidianus, 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Lc.  11,  3.  237 

bei  Chrysostomus  als  agrog  6  iq>fj(ieQog  (man  vgl.  kq>i^fieQOc 
TQog)ij  Jac.  2,  15,  aber  bemerke,  dass  dieses  cbrag  Xsyofisvov  des 
N.T.  im  Septaaginta-Griechisch  fehlt,  und  man  vgl.  dazu  das 
nentestamentliche  ojr.  Xey^   xad^fiegivog  Act.  6,  1,  welches  im 

A.T.  nur  zweimal  vorkommt,  nämlich  Num.  4,  16:  'T^ttFin  nn?tt 
=  LXX:  ^  dvoia  tf  xaO^  tffiiQav  =  Cod.  Oxon.:  rj  ^oia 
jj  xadijiiBQivri  — ,  sowie  Judith  12,  15:  riiv  xad^Tjftegijnjp  ölairav), 
wenn  es  femer  im  Cod.  Corbejensis  als  victus  quotidianus 
wiedergegeben  wird,  so  geht  diese  Bedeutung  nicht  sowohl  auf 
imovaiog,  sondern  auf  den  gleichzeitigen  Einfluss  von  ro  xad"^ 
fiiiigav  zurück.  Eine  ähnlich  freiere  Übersetzung  ad  sensum 
repraesentiert  die  von  Chase  (p.  51)  notierte  altsyrische  Version 
sowohl  zu  Mt.  6,  11:  \1j^]  ^viüN  als  zu  Lc.  11,  3:    U^^  l:»a^ 

=»paniscontinuus(vgl.Num.4,7:  T)ar)nDnb=^syr.:  i^lXi^)  |vin\ 
=  LXX:  oi  OQXOL  ol  öuutavTog),  Alle  diese  Varianten  im  Syri- 
schen, im  aramäischen  Hierosolymitanum,  im  Hebräer- 
eTangelium  zeigen  es,  dass  ein  massgebender  semitischer  und 
etwa  speciell  aramäischer  Urtext  nicht  überliefert  war.  Dagegen 
f&hrt  die  spätere  syrische  Version  in  der  Peschittha,  in  der 
severianischen  TauÄiturgie  (vgl.  Agrapha  S.  337),  auf  das 
hebräische  '^jpn  Dnb  Prov.  30,  8  =  LXX:  rä  öiovra  xal  rd 
avragxTJ  zurück,  woraus  das  panis  indigentiae  nostrae  >=  panis 
necessarius  der  syrischen  Übersetzungen  wohl  zu  erklären  ist. 
em  entsprechend  bieten  auch  die  hebräischen  Rückübersetzungen 
des  N.T.:  ^Qpn  DTib.  Bei  dieser  Deutung  des  ixiovoiog  ist  das- 
selbe von  ixslvoi,  Hjreötiv  =  „es  gehört  dazu"  —  oder,  wie 
Cremer  will,  von  ixl-ovola  —  abgeleitet  worden.  Je  bestimmter 
aber  die  beiden  canonischen  Recensionen  des  Herrengebetes  in 
diesem  vieldeutigen  ij€iovöiog  übereinstimmen,  desto  sicherer  sind 
die  Varianten  orj(iBQOv  (Mi)  =  t6  xaß-^  rjfiiQav  (Lc.)  als  gleich* 
werthige  Bestand theile,  bezw.  Versionen  des  Urtextes,  zu  reco- 
gnoscieren.  Es  ist  nun  hierbei  zunächst  ersichtlich,  dass  die  Phrase 
ro  xad^j^fieQap  zu  den  Eigenthümlichkeiten  des  Autors  gehört, 
von  welchem  das  dritte  Evangelium  und  die  Acta  verfasst  sind. 
Vgl  Lc.  19,  47.  Act  17, 11.  Gleichwohl  findet  sich  ro  xaO^  rjiiiqav 
bereits  Ex.  16,  5  LXX  als  Übersetzung  von  D'T^,  und  1.  Sam.  9, 12 
sehen  wir,  dass  DW  ==  ai^fiSQOv  von  den  LXX  mit  öia  ryv 
VniS?^  wiedergegeben  worden  ist.    Ausserdem  vgl.  man  Dan.  1,5: 


23g  Auasercanonische  Pandleitexte  sa  Lc. 

im-^a  =  LXX:  x^^jni^Qov,  ffiob  1,  4:  ^W^  —  LXX:  xaf 
hxaorriv  niiioap.  Immerhin  ist  es  fraglieh,  ob  wir  hier  eine 
von  Lc  schon  vorgefundene  Eigenthümlichkeit  der  von  ihm  ge- 
brauchten Übersetzung  oder  eine  von  ihm  selbst  voi^enommene 
redaktionelle  Änderung  vor  uns  haben. 

Lc.  11, 4*  —  Mt  6, 12*, 

a.  Clem.  AL  Strom.  VII,  13,  81.  p.  881. 

6i6  xcH  öixalcog  svxetai'  ag)sc  i]filP,  Uyrnv^  ^^J^9^f"^i 
ag>l€fiBv, 

b.  /itö.  vm,  2. 

xal  ag)eg  n/üp  n^v  otpeiinp  numv  mg  xci  fjuüg  dgdeutv 
rotg  otpeiXiraig  rjuciv. 

c.  Cod.  Cantabr.  Lc.  11,  4*. 

xal  a^eg  ri(ilv  ra  otpsiXifiara  ?j(imv,  a)g  xal  rfiulg  aipelofiEv 

TOtg  6q>BiXixatg  iniäv, 

d.  Mt.  6,  12» 

xai  ag>€g  fjfilv  ra  OfpuXrnmxa  Tjfimv,  wg  xci  fjiiBlg  dgnpcccficp 

rotg  6q)eiXiraig  rjfiwp. 

e.  Polyc.  ad  Phil.  VI,  1.  2.  p.  120,  5. 

elöoreg  on  Jtapvsg  6g>BiXircu  icfiev  afiagrlag.  el  ow  deofie&a 

Tov  xvQtoVt  tva  r]filp  dg>y,  oqpalXoiißP  xai  ffislg  dq>iivai. 

f.  Lc.  11,  4» 

xdL  atpBg  rmlv  rag  äftagrlag  fifiSp,  xal  yaQ  ovrol  aqplofiev 

Jtaprl  6g)elXopri  riulp, 

g.  Severus  de  rit.  bapt  Append.  p.  2. 

et  remitte  nobis  debita  nostra  nostraque  peccata,  prout  et  nos 
remittimus  debitoribus  nostris. 

Die  Varianten  ofaUfifia  =  otpeiXi^  =  dfiagrla  gehen  ent- 
weder auf  ain  zurück,  oder,  was  nocfVahrscheinlicher  ist,  auf 
a©K,  nüinXi  welches,  im  späteren  Hebräisch  der  Ghronika  be- 
sonders häufig,  recht  eigentlich  Verschuldung,  Schuld  bedeutet, 
von  den  LXX  aber  in  der  Regel  mit  dfiagrla  wiedei^egeben 
wird,  mithin  die  lucanische  Version  aufs  Beste  erläutert    Auch 


Texte  und  üntennchmigeii  zu  Lc.  11, 4.  239 

die  lucanische  Fassung  Jtavrl  6q>€lZovti  tj/iip  =^  ^A  DVK  "ittiK^b^b 
—  so  Salkinson»  der  auch  Mi  6,  12  6g)elXf}fta  mit  matpK 
wiedergiebt  —  ist  gut  Hebräisch.  Vgl.  xäg  6  ogyi^ofispog,  xaq 
0  äjtoXvmv,  jtag  6  ßlexwv  und  die  Bemerkungen  zu  Mt  5,  22. 
Heft  II,  8S.  Ghase  (p.  54)  erinnert  zu  dieser  Bitte  u.  A.  an 
folgende  alttestamentliche  Parallelen.  Gen.  50,  17  LXX:  ag>eq 
aitolq  xi}V  döixiav  xcu  rrjv  afiagrlav  (xvräv.  Ex.  32,  32  LXX: 
xai  vvv  bI  fihv  dq>€lg  ccvrolg  rrjt}  änagriav  avvcov,  ag>eQ. 
Nam.  14,  19:  aq>£g  z/jv  a/iagriap  tqj  Zatp  rovrcp.  Sir.  28,  2: 
aq>eq  döixTj/ia  rm  jtXrjalov  oov,  xal  toxb  Ö6f]d^€VTog  öov  al 
ofiaQzlai  oov  Ivür/ooprat.  Ausserdem  vgl.  man  das  Agraphon: 
iXBoze,  iya  IXetjd^rjts-  a^/ere,  tva  a^s&y  viilv,  dem. Rom. 1, 13,2. 
Agrapha  S.  96  f.  136ffl,  ebenso  Lc.  6,  37^  oben  S.  95  f. 

Ic.  11, 4*  =  Mt,  6, 13*. 


a.  Polyc  ad  PhiL  VU,  2  p.  122,  7. 

fdrovfiepoi  top  jtapxBn6:itT7iP  d-sop,   (ifi    eloepjYxtlp   tfiag 
dq  TtBigaOfiop. 

b.  Aiö.  VUI,  2. 

xai  fii}  ^j^^J^^P^  W^^  ^^^  JteiQaOfiop. 

c.  Mt  6,  13*. 

xci  fifj  BlOBP^/xyq  fllioq  äq  jtBiQaCfiop. 

i  Lc  11,  4*»  =  Cod.  Cantabr.  ad  Lc  11,  \^. 
xal  [17^  BlOBvi-jfxi^  ijiiäq  slq  xBigaa/iOP. 

e.  SeTerus  de  rii  bapt.  Append.  p.  2. 

et  ne  nos  inducas  in  tentationem. 

f.  Tert.  adv.  Marc.  IV,  26. 

Quis  non  sinet  nos  deduci  in  temptationem? 


g.  Cjpr.  de  orat  dooL 

ut  in   oratione  dicamus:  et  ne  patiaris  nos  induci  in  tem- 
ptationem. 

h.  Cod.  Bobbiensis  (Wordsworth,  Old-Latin  Biblical  Texts,  No.  I. 

p.  67). 

ne  passns  fueris  induci  nos  in  temptationem. 


240  ADssercanonische  Paralleliexte  zu  Lc. 

i.  Cod.  Golb.  ap.  Chase,  The  Lords  Prayer  in  the  Early  Chnrch 
p.  65. 
ne  passus  nos  faeris  induci  in  temptationem. 

k.  Dionys.  Alex,  fragm.  ap.  Migne  6.  X,  1601. 

xai  6fi  x(d  (itj  slösviyx^g  i^fiag  Big  xeigaöfior,  rovrioriy  §if) 
iaaijg  7jfiäg  k(i:itBöelv  elg  jisigaOftov. 

1.  August,  de  Sermone  Domini  ap.  Migne  L.  XXXIV,  1282. 
Multi  autem  precando  ita  dicunt:  ne  nos  patiaris  induci  in 
temptationem.  ^^^^^ 

m.  August  de  Dono  Perseyerantiae  c.  6  ap.  Migne  L.  XLV,  1000. 
Unde  sie  orant  nonnulli  et  legitur  in  codicibus  plurimis  et 
hoc  sie  posuit  beatissimus  Cyprianus:  ne  patiaris  nos  induci 
in  temptationem. 

n.  Agathangelus  c.  73  ed.  Lagarde. 

o  iaaag  ijtsld-slv  tj^iZv  rov  xeigaö/iov  rovxov, 

0.  Amobius  Junior,  De  Deo  Trino  et  ünö  II,  30. 

qui  autem  orat  et  dicit:  ne  nos  induci  patiaris  in  temptationem. 

p.  Hieron.  in  Ezech.  48,  16  ap.  Migne  L.  XXY,  484. 

quotidie  in  oratione  dicentes:  ne  inducas  nos  in  temptationem, 
quam  ferre  non  possnmus. 

q.  Hilar.  in  Ps.  68  ap.  Migne  L.  IX,  510. 

Quod  et  in  dominicae  orationis  ordine  continetur,  cum  dicitur: 
non  derelinquas  nos  in  temptatione,  quam  ferre  non  possimns. 

r.   Liturgy  of  Alexandria  p.  6  ed.  Swainson. 

(tri  elCBviyxxig  rjfiag  Big  jteiQaöfioVf  ov  vxBVByxBlv  oi  öwafiBd-CL 

s.  The  Syriac  Liturgy  of  St.  James  p.  343  ed.  Swainson. 

ne  inducas  nos  in  temptationem,  quam  yirtute  destituti 
sustmere  non  possimus. 

t.  Pseudo-August.  Serm.  LXXXIV  ap.  Migne  L.  XXXIX,  1909. 
et  ne  patiaris  nos  induci  in  temptationem,  quam  ferre  non 
possumus. 

u.  Chromatius  ap.  Migne  L.  XX,  362. 

Dehinc  ait  (Mi  6,  13):  Et  ne  nos  inducas  in  temptationem, 
sed  Hbera  nos  a  malo  ....  Non  ergo  ne  in  toto  tentemur 
oramus,  sed  ne  supra  quam  virtus  fidei  patitur  temptationi 


Texte  and  Untenachungen  zu   Lo.  11, 4.  241 

tradamur;  quod  ipanin  in  alio  libro  Erangelii  oatensum  est; 
sie  enim  scriptum  est:  et  ne  nos  inferas  in  temptationem, 
quam  sofferre  non  possmnus. 

Die  Torstehend  anter  f — s  mii^etheflten,  aus  Chase  (the 
Lords  Prayer  in  the  Early  Ghurch)  entnommenen,  aussercanonischen 
Textgestidten  zeigen  eine  so  nahe  Verwandtschaft  mit  1.  Cor. 
10, 13:  Jtiorog  Sh  6  d^sog^  og  ovx  iaöei  v/iog  ütBiQacd'fjvai 
vxBQ  0  övvaod^B,  aXXa  ycoiriOBi  ovv  xm  jteiQaOfiä  xal  rfjv 
hcßaaiv  xov  dvvacd'ai  vxeveyxBtv,  dass  man  entweder  diese 
aussercanonischen  Formulierungen  der  sechsten  Bitte  als  durch 
l.Cor.  10, 13  beeinflusste  Olossierungen  des  Textes  betrachten  oder 
aber  annehmen  muss,  dass  in  ihnen  ein  vollständigerer  Text  als 
der  canonische,  ein  vorcanonischer,  bereits  von  Paulus  benutzter, 
Urtext  conserviert  worden  sei.  Nach  den  von  mir  Heft  I,  63. 
71  fL  121  ff.  angedeuteten  quellenkritischen  Grundsätzen  muss  ich 
aas  allgemein  prinzipiellen  Gründen  zu  letzterer  Annahme  ge- 
neigt sein,  eine  Annahme,  welche  um  so  leichter  durchzufahren 
ist,  als  —  wie  bereits  oben  erwähnt  —  patristische  Citate  bezüg- 
lich des  Herrengebetes  aus  dem  zweiten  Jahrhundert  nur  in 
äusserst  geringer  Zahl  vorhanden  sind.  Als  canonische  Parallele 
ist  noch  Mt.  26,  41  par.  zu  notieren.  Die  Formulierung:  „lass 
ans  nicht  in  Versuchung  gerathen^'  —  sieht  Nestle  als  eine 
aas  dogmatischen  Ghründen  beliebte  Änderung  an. 

Lc.  11, 4«  =  Mt.  6, 18*. 

a.  Hom.  ClenL  XIX,  2.  p.  178, 11. 

aXXä  xal  iv  y  xagiöancBv  bvxjq  Ixoiabv  dQfjfidvov  ^voai 
^fiag  axo  rot  xovfjQOv. 

b.  Severus  de  rit.  bapt.  Append.  p.  2. 

sed  libera  nos  a  malo. 

c.  Tert  de  fuga  in  persec.  c.  2. 

hoc  est  enim  quod  sequitur:  sed  erue  nos  a  maligno. 

d.  JiA  Vm,  2. 

älla  ^vcai  ^(iog  axo  rov  xovtiqw. 

e.  Mt  6,  13^ 

dXXa  Qvoai  ^/lag  dxo  rov  xovfjQov. 

£  Lc  11,  4^.  vacat 

Texte  XL.  Üntennchmigeii  X,  S.  IQ 


242  AuBBercanonische  Paralleltezte  z\x  Lc. 

g.  Cod.  Cantabr.  Lc.  11,  4^ 

dXXä  Qvcai  ^fiäg  djto  rov  xovfjQOv. 

Die  Neigung  des  Lc.,  seine  Quellentexte  gerade  am  Schlüsse 
der  einzelnen  Perikopen  zu  kürzen,  tritt  hier  bei  der  durch  ihn 
vollzogenen  Weglassang  der  letzten  Bitte  besonders  deutlich 
hervor.  Gerade  hier  wird  auch  die  Neigung  der  Abschreiber, 
die  Lücke  zu  ergänzen,  sich  geltend  gemacht  und  eine  Vervoll- 
ständigung des  Textes  herbeigeführt  haben.  Dass  aber  auch 
schon  der  um  140  n.  Chr.  wirksam  gewesene  Redaktor  des 
Evangeliencanons  (vgl.  Heft  1,  40)  die  von  Lc.  weggelassene  letzte 
Bitte  restituiert  hat,  zeigt  (unter  Berücksichtigung  des  ersten 
Kriteriums  in  Heft  I,  36)  die  Übereinstimmung  des  Cod.  D  mit 
dem  Syr.  Cur.  und  mit  elf  Italae,  bei  welchen  zu  Lc.  11,  4  diese 
Bitte  ebenso  wenig  wie  in  Cod.  D  fehlt.  —  Wie  das  Hohen- 
priesterliche Gebet  Job.  17  überhaupt  an  das  Herrengebet  viel- 
fach anklingt,  so  insbesondere  Job.  17,  15:  iva  rtjQi^Ofiq  avzatg 
ix  Tov  xovfjQOV  an  ^voai  rjfiaq  axo  rov  JtovtjQOv.  Und 
ganz  ähnlich  wie  die  paulinische  Benutzung  der  sechsten  Bitte 
in  1.  Cor.  10, 13  b^nnt  die  paulinische  Allusion  an  die  siebente 
Bitte  2.  Thess.  3,  3:  Jticrog  öi  kanv  6  xvgioq,  og  ötfigl^et  v/mg 
xcu  q>vXa^6c  djto  tov  jtovtjQov.  Anders  geartet  ist  der  An- 
klang 2.  Tim.  4,  18:  Qvöeral  fie  6  xvQiog  dxo  ytapxog  igyov 
novriQox ,  womit  eng  verwandt  ist  Ai6.  X,  5:  xov  gvoacO-ai 
avTfjv  djto  xavTog  novfiQOv,  Die  zwei  letzten  Bitten  des 
Herrengebetes  sind  zusammengefasst  2.  Petr.  2,  9:  olöev  xvQiog 
evöeßelg  kx  jeeigaOficov  QVBöQ-au  —  Dass  in  der  alten  Kirche 
unter  ojro  rov  jtoptjgov  vorzugsweise  der  ötdßoXog  =  o  jcov?^- 
Qog  verstanden  wurde,  hat  Chase  ausführlich  gezeigt.  Es  ist 
noch  hinzuzufügen  Cyrill.  Hieros.  ap.  Migne  XXHI,  331:  ojro 
rov  jtovrjQOv,  jtovrjQog  6h  dimxslfisvog  öalfUDV,  dxp  ov  ^vod-^- 
vai  Bvxofied-a.  Die  Clementinen  (in  der  unter  a  citierten 
Stelle)  führen  die  letzte  Bitte  des  Herrengebetes  unter  denjenigen 
Herrenworten  auf,  welche  von  dem  öidßoXog  handeln.  Und  die 
oben  nachgewiesene  Correspondenz  des  Herrengebetes  mit  der 
Yersuchungsgeschichte,  sowie  die  enge  Beziehung  der  Schluss- 
bitte zu  der  vorausgegangenen  Bitte  bezüglich  des  xsigaa/ioc 
gibt  dieser  Deutung  recht  Wir  haben  also  hier  ein  Seitenstück 
zu  dem  ix  rov  stovtjQov  =  ix  rov  ötaßoXov  Mt.  5,  37  (vgL  Heft 


Texte  and  Untenachungeu  zu  Lc.  11,  4.  5.  243 

II,  98  f.   and  Agrapha  S.  233)  und  ein  Gegenstück  zu  dem  ro 
aja^&p  anstatt  o  ayad-oq  Mt.  19,  17  =  Mc.  10.  18  (vgL  unten  zu 

Lc.  18719). 

Was  endlich  die  Doxologie  anlangt,  so  findet  sich  davon 
die  älteste  Spur  2.  Tim.  4, 18,  da  wo  der  Schluss  des  Herren- 
gebetes anklingt  und  nach  Erwähnung  der  ßaoiXsla  kjtovQaviog 
die  eingliederige  Lobpreisung  sich  anschliesst:  q>  i;  öo^a  slg 
rovg  alAvaq  xAv  alcivov.  dfiijv.  In  der  Jidax^  und  über- 
einstimmend damit  im  Syr.  Cur.  zu  Mt.  6, 13  ist  die  Doxologie 
zweigliederig  geworden.    Vgl. 

Ad.  VIII,  2:  OTi   cov   iörlv  ?]  övvafiig   xoH    ?J   doga    elq   tovg 

olfDvag. 

Syr.  Cur.        ort  öov  iczlv  ^   ßaöikela  xal   ^   öo^a  etg  rovg 

cd(3pag  rtüv  alcivov.   dfiijv. 

Im  Syr.  Cur.  kehrt  also  die  ßaCiXsla  und  die  66^a  aus 
2.  Tim.  4,  18  wieder.  Während  die  Constitutionen  da,  wo  sie 
Ton  der  Ai6ax^  abhängig  sind,  nämlich  Consi  VII,  27  p.  210,  6, 
den  Text  der  Jidaxfl  —  nur  durch  äii'qv  verstärkt  —  wieder- 
geben, bieten  sie  Const.  III,  18  p.  111  die  dreigliederige  Do- 
xologie nach  dem  Textus  receptus.  Über  eine  vi  er  gliederige 
Doxologie  bei  Gregor  von  Nyssa  und  bei  Caesarius  vgl 
man  Tischendorf  S.  26.  ^) 

Nichts  beweist  mehr  als  gerade  die  Geschichte  der  Doxo- 
logie, wie  der  liturgisch-kirchliche  Gebrauch  des  Uerrengebets 
auf  die  canonische  Gestaltung  in  den  Evangelienhandschriften 
eingewirkt  hat. 

Lc.  11^  5. 

a.  Marcion  ap.  Epiph.  Haer.  XLE.  p.  313  C.  p.  330  A. 

xal  ebtev'  rlg  Ig  vfitSv  i^ei  q)lXov  xdL  xoQsvöerai  JtQog  avrov 
fisöowxrlov  cdrcop  XQBlg  agxovg; 


1)  Besüglich  .der  alttestamentlichen  Parallelen  zur  Doxologie  ist  zu 
vergleichen  Nestle,  Marginalien  S.  29,  wo  ausser  1.  Chron.  29, 11  auch 
Dan.  2,  37  und  Esra  4,  40:  xal  avry  (sc.  zy  dkrjd-ela  »  t(p  Beäi)  ^  loxvg 
xal  t6  ßaaiXBiov  xal  fj  iSovala  xal  rj  fieyaXsiottjg  rdiv  ndvxwv  aiioviov 
•^  citdert  ist. 

16* 


244  Aussercanoniflche  Paralleliezte  so  Lc. 

b.  Lc.  1 1,  5. 

xai  ebtev  JtQog  avrovg'  rlg  Ig  vfitüv  ^€l  tplXov  xdi  jro(>ev 
atxai  XQog  ccvTOP  fieoowxrlov  xal  ehty  avrm'  q>lXB,  jp^- 
oov  fioi  TQElg  aQtovg  ^""^  " 

Die  Fassung,  in  welcher  Marcion  diesen  Teztbestftndtheü 
reprodaciert  hat,  erscheint  wie  eine  secondare  Kürzung  des  von 
Lc.  gegebenen  vollständigen  Quellentextes. 

Lc.  11,  6. 

a.  Cod.  Cantabr.   Lc.  11,  6. 

ijtBtöri  q>llog  uoc  jtaQBöxiv  äx   aroav,  xal  ovx  irco  o  xa- 
QadTjöco  avT<p. 

b.  Lc.  11,  6. 

ixBiöri    q>lXog  fiov  xaQBfivtxo  Ig  odotJ  XQog  fie,  xcu  ovx 

Ibxcd  6  xagad^öcD  avtä. 

Zwei  gute  Übersetzungsvarianten  bietet  hier  €k>d.  D:  erstlich 
xaQslvcu  s=  xagaylvsod-ai  =  Kia,  wozu  Jeder,  der  es  flir  nöthig 
hält,  leichtlich  Belege  aus  dem  Septuaginta-Ghiechisch  finden 
kann,  und  zweitens  äx^  aygoZ  ==»  Ig  oöov^  welche  Lesarten 
scheinbar  weiter  von  einander  abliegen  und  doch  durch  das  ein- 
fache f 'int?  sich  erklären.  VgL  Prov.  22,  13:  "pna  =  LXX:  h 
xalg  oöolg^  ferner  Gant.  8,  1:  f^ras=|^  ccYQiSj  ebenso  1.  Sam. 
9,  26:  ns^nn  =  slg  OYQOv  — ,  Belege  fCLr  Abstammung  des  Gleich- 
nisses Lc.  11,  5 — 8  aus  der  hebräischen  Evangelienquelle.  Für 
die  Quellenkritik  vgL  man  Weiss,  Matthäus  S.  209. 

Lc.  11,  7. 

a.  Herrn.  Vis.  III,  3,  2.  p.  36,  2. 

Tcal  fiijxixt  fioi  xoxovg  xoqsxs- 

b.  Gal.  6,  17. 

xov  2.01X0V  xoxovg  (iot  firjÖBlg  xoQexixo). 

c.  Exe.  Theod.  §  86  ap.  Clem.  AI.  p.  989. 

ovxol  eIciv  xa  xaiöla  xa  fjörj  iv  x^  xolx'Q  Cwapoxccvo- 
fieva. 

d.  Lc.  11,  7. 

xaxBlvog  söcoS-ev  dxoxQi&^eig  sixu'  (irj  fioi  xoxovg  x&q^b' 


Texte  und  ünterauchnngen  zu  Lc.  11,  6.  7.  8.  245 

i]di]  fj  d^ga  xixksicrai,  xal  ra  jtaiöla  fiov  iisr  ifiov  elg 
T^v  xolxrpf  slolv. 

Die  ÜbereiDstimmung  von  Gal.  6,  17  und  Lc.  11,  7  in  der 
Phrase:  /iij  fioi  xojtovg  xoqsxb  —  galt  in  der  früheren  Tendenz- 
kritik als  ein  unwiderleglicher  Beweis  f&r  die  Abhängigkeit  des 
dritten  Eyangeliums  yon  Paulus.  Sicherlich  jedoch  gehört 
diese  Phrase,  welcher  wir  bereits  im  Syr.  Cur.  zu  Mi  20,  13 
(ygL  Heft  U,  253)  begegnet  sind  und  welche  auch  bereits  im 
Ilermas  Verwendung  gefunden  hat,  der  vorcanonischen  Quelle 
nach  dem  lucanisch-paulinischen  Übersetzungstypus  (vgl.  Heft 
1,116fr.)  an  und  ist  ein  Beweis  nicht  für  die  Abhängigkeit 
des  Lucas  vom  Paulus,  sondern  ftlr  Beider  Abhängigkeit 
vom  Urevangelium.  Vgl.  die  Erläuterungen  zu  Lc.  18,4.  5. 
Über  die  wahrscheinliche  Quellenmässigkeit  des  cvpavajtavofieva, 
welches  die  kürzende  Hand  des  Lc.  weggelassen  hatte,  vgl 
Agrapha  S.  301. 

Lc.  11, 8. 

a.  Macar.  Hom.  IV,  26. 

dfifiv  Xiyco  vgüv,  el  xal  öiä  rö  sltfai  q>lkov  avroi  firj  öm- 

öei  carco,  öia  ys  rwj)  dvalöeiav  axxox  öoioei  avzci  dpaordg 

b.  Macar.  de  elev.  ment.  c.  11. 

xal  ayd-ig'  xap  öid  rö  g)IXop  elvac  ov  öcoösi  ovtS,  öid 
ys  z^v  dvalÖBiav  avxov  dvaardg  dciösi  avtA  ooov  XQV^^^- 

c.  Lc.  11,  8. 

Uyo)  v[ilv,  sl  xal  oi  dScet  avr<p  dvaardg  öid  ro  elpcu 
tpLXop  avxov,  öia  ys  xi^p  dvaiölav  avxov  J/f^^c^S  öoiosi 
mx(p  oocop  XQVß^'' 

i  Cod.  Colbert.  Lc.  11,  8.  p.  85.  ed.  Belsheim. 

At  ille  si  perseveraverit  pubans,  dico  vobis,  et  si  non  dabit 
illi  surgens  propter  amiciciam,  veruntamen  propter  impor- 
tunitatem  ejus  surget  et  dabit  illi,  quotquot  habet  necessa- 
rios. 

e.  Diaiessaron  Arab.  p.  18^  ed.  Ciasca. 

Amen,  dico  vobis:  Et  si  non  dabit  illi  propter  amicitiam, 
propter  importunitatem  tamen  ejus  surget,  et  dabit  illi,  quod 
petiit  ab  eo. 


246  AuBsercanoniflche  Faralleltexte  zu  Lo. 

Das  dfii]P  des   Macarius   wird  handBchrifUicli  beglaubigt 
durch  das  Hierosolymitanum.    Das  dvaazag  desselben  Schiift- 

stellers,  der  sich  darin  gleich  bleibt,  wird  eben  dadurch  reri- 
ficiert  (vgl.  Agrapha,  S.  16,  Kriterium  6),  überdem  neben  dem 
canonischen  ^[^g^^G  ^  (häufige)  Übersetzungsvariante  von  D^p 
erkannt.  Das  oOov  in  dem  ersten  Citate  des  Macarius  ist  wohl 
nur  ein  Schreibfehler  für  oaov  oder  oocov  =  itDK.  Die  Variante 
des  Diatess.:  quod  petiitjtb  eo  =  oöcorjrp/Jge^^  zeigt,  dass  XQlä5^^^ 
hier  die  auch  im  attischen  Griechisch  häufige  Bedeutung:  „bitten, 
fordern'^  —  besitzt,  also  wahrscheinlich  auf  b^H^  sich  grOndet 
Vgl.  2.  Reg.  6,  5:  b'^Kttj  =  Complut:  xexgyofiivov. 

Lc.  11,  9  =  Mt.  7,  7. 

a.  Gem.  AI.  Strom.  II,  20,  116.  p.  489. 

cixBlod'B  yao  xal  öod-^oerai  iulv, 

b.  Clem.  AL  Strom.  IV,  2,  5.  p.  565. 

c.  Clem.  AL  Strom.  V,  1,  11.  p.  650. 

^tjTSi  ycLQ  xal  evQ^oeigy  Xiysi, 

d.  Hom.  Qem.  III,  52.  p.  50,  34. 

xal  aXXoTS'  ^i]T61t£  xal  svQlöxerB, 

e.  Pistis  Sophia  p.  219,  32  ed.  Schwartze  et  Petermann. 

Et  dixi  hominibus  omnibus,  peccatoribus  et  öixaioiq^  dieens: 
quaerite,  ut  inveniatis,  vocate,  ut  aperiam  vobis,  quod  unus  yoQ 

quisque  quaerens  sp  dZrjB^eia  inveniet. 

f.  Clem.  AI.  Strom.  VIII,  1, 1.  p.  914. 

^firetzs,  Bbtev,  xal  evQJjöere,  xqovsts  xal  dvotynoerai  vulv, 

alreloO'e  xal  öod-fjOerai  vfilv. 

g.  Syr.  Cur.  Mt.  7,  7. 

alrelre^  xal   XTjpeCd^e,    ^fjTSlre   xal  BVQtjöSTB,  xqovbtb  xal 
dpoiyiiOBxai  vfilp. 

h.  Mt  7,  7  =  Lc.  11,  9. 

cdTBlTB  xal   6o^7]ÖBTai   VfitV,   ^flTBtZB  XOi   BVQflÖBTB,   XQOVBTB 

xal  dpoiyriöBrat  [Lc:  dpoix^OBTaC\  v(ilp. 


Texte  und  Untersachungeii  zu  Lc.  11, 9.  10.  247 

i.  Aphiaates  Hom.  XXIII.  p.  400.  ed.  Bert. 

[er]  rief  uns  allezeit  zu:  Bittet  und  nehmet,  und  wenn  ihr 
suchet,  werdet  ihr  finden. 

Die  Variante  des  Syr.  Cur.:  Xi]'^EO&-e  flbr  do^öerai  vfiZv, 
welche  auch  Aphraates  vertritt,  lieruht^auf  einer  Vorausnähme 
des  Xafißavei  aus  dem  folgenden  Lc.  11, 10.  —  Dass  übrigens 
der  ursprüngliche  Standort  dieser  Spruchreihe  nicht  bei  Mt.  zu 
suchen,  sondern  bei  Lc.  zu  finden  ist,  darüber  s.  Weiss,  Matthäus 
8. 209.  —  Durch  C.  Schmidt  ist  die  Schwartze-Petermann'sche 
Übersetzung  der  Pistis  Sophia:  vocate  in  ^Isate  und  aperiam 
in  aperietur  emendiert  worden. 

Ic.  11, 10  =  Mt.  7,  8. 

a.  Qem.  AI.  Paed.  III,  6,  36.  p.  275. 

Tc5  cdrovvxiy  g>T)Cl^  do&rjosrai,  Tcäi  Tq3  xQovovri  avoiyr^ 

CBXCU, 

b.  Jac.  1,  5. 

cdrelrtD  JtttQa  xov  diöovroq  d^eov  xadv  aygXcog  xal  fitj  ovei- 
öl^ovToq,  xal  öod^öerai  crvro». 

c.  Herrn.  Mand.  IX,  4.  p.  102,  20. 

alxov  jtaga  xov  xvglov  xai  axoXjjtp^  xavxa. 

i  Herrn.  Mand.  IX,  7.  p.  104,  7. 

xavxa  xa  alxi]fiaxd  cov  a  ^'^^^^J;S$V;: 

e.  Herrn.  Sim.  V,  3,  9.  p.  148,  11. 

xci  ooa  av  cdxrjacovxai  jtagä  xov  xvglov  ^^^^P^ü^^i' 

i  Herrn.  Sim.  VI,  3,  6.  p.  166, 14. 

Zafißavovxeg  jtaga  xov  xvglov  xavxa  oöa  av  ^^'^^^^^^ 

g.  Herrn.  Vis.  III,  10,  6.  p.  54,  16. 

xal  2,iyiy>fi  o  alxelg  xagä  xov  xvglov, 

h.  Pistis  Sophia,  p.  219,  35  ed.  Schwartze  et  Petermann. 

quod  unus  quisque  quaerens  in  aXrjd-ei^  inveniet,  et  vocanti 
aperient. 

L  Mt7,  8  =  Lc.  11,  10. 

xag  yag  6  alxcov  XaiißavBi^  xal  6  ^t^cöv  svgloxeij  xal  reo 
xgovovxi  avoiY^öexoTl^Ocravoi^c^^osxc^ 


248  Aussercanomsche  Paralleltexte  za  Lc. 

Die  hier  angef&hrten  Hermas-Parallelen  zeigen  nicht  nur 
Verwandtschaft;  mit  Lc.  11,  10  =  Mt  7,  8,  sondern  noch  mehr 
mit  Jac.  1,  6  ff.,  wie  denn  überhaupt  die  Berührungen  zwischen 
dem  Pastor  des  Hermas  und  dem  Jacobusbriefe  noch  nicht  ge- 
nügend geklärt  sein  dürften.  Man  vgl  Herrn.  Mand.  IX,  5:  loi* 
ÖS  6ioraC7jg  iv  rfi  xagöla  cov,  ovöbv  ov  un  Xr]fpt^  tcop  alxf}- 
fiarcov  oov  mit  dem  öiaxQlvsöd-ai  des  Jacobus;  Jac.  1,  6.  7: 
alrslza)  öh  iv  JitöTec,  (ifjöer  öiaxQipofisvog'  6  fag  öuzxQtvo- 
uBvoq  .  .  nrj  oliö&co  .  .  ort  XyjtpeTal  n  xüqcc  zov  xvqiov. 
Jedenfalls  stammt  Jac.  1,15  ff.  aus  dem  urevangelischen  Logion 
Mt.  7,  8  =  Lc.  11,  10,  wobei  noch  Mc.  11,  23.  24  =  Mt  21,  22 
und  das  Mc.  11,  23  =  Mi  21,  21  erwähnte  6uiKQlveo9^ai  herein- 
spielt. YgL  dazu  Heft  II,  261  ff*  Das  mediale  ^ri^^a«  des 
Hermas  findet  sich  wieder  bei  Clemens  AI.  StrornTTl,  20, 
116  p.  489.  Strom.  VIH,  1,  1.  p.  914,  auch,  in  den  verwandten 
Johanneischen  Sprüchen  Joh.  16,  26;  1.  Job.  5,  14.  15. 

Lc.  11, 11. 12  =  Mt.  7,  9. 10. 

a.  Marcion  ap.  Epiph.  Haer.  XUL  p.  313G.  p.  330  Ä. 

rlva  yccQ  k^  vfioiv  xov  Ttaxiga  vtoq  alxiqOBi  Ix^iv  xal  dpxi 

Ixd^og  oipiv  kotiddoBL  avxS,  i}  dvxl  coov  oxoQJtlov; 

b.  Hom.  Clem.  III,  56.  p.  51,  27. 

xolg  6h  olofiivoig  avxov  fi?}  dya&bv  slpai^  mg  al  YQaq>al 
Xiyovciv,  Bq>7]'    xlva  liimv  alxijoBi  vlog  agxov,  firj  Xld^ov 

kmöcoöBi  avx(5;  7]  xal  IxO'VP  alxtjoBij  firj  oq>ip  ijtiöcioBi  atxw: 

c.  Mt.  7,  9.  10. 

f]  xlg  ioxLV  i§  x(i<DP  apd-Qoojtogy  op  alxi^OBi  6  vlog  avxov 

agxop,  fif  Xld-op  kjciöciöBi  atxqi;  i}  xal  Ix^v  alxfjoBi,  fifj 
otpiv  kjciöciöBc  avxfp; 

d.  Lc.  11,  11.  12. 

xlpa  ök  Ig  Vfiwp  xop  ytaxiga  alxrjcBi  6  vlog  oqxop,  fi^  Xld-ov 
Bjuöcicsi  Ol  reo;  i}  xal  Ix^vv,  firj  dpxl  Ix^^og  otpip  ttvrm 
ijtcöciöBi;  r}  xal  alxrjCsL  coop,  fiij  ijtiöcioBt  avxm  cxoqxIov; 

e.  Cod.  Colbert  Lc.  11,  11.  12.  p.  85.  ed.  Belsheim. 

Quis  autem  ex  vobis  patrem  petet  panem,  nunquid  lapidem 
dabit  illi?  aut  petierit  filius  tuus  piscem,  nunquid  pro  pisce 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Lc.  11, 11.  12.  13.  249 

serpentem  Uli  porrigis?  aut  si  ovam  petierit,  nunquid  scor- 
pionem  tradis? 

Die  Citation  der  pseudoclementinischen  Homilien  be- 
rührt sich  textlich  näher  mit  Lc.  als  mit  Mt.,  hat  aber  mit 
letzterem  die  Beschränkung  auf  zwei  Beispiele  gemeinsam.  Das 
dritte  Beispiel  (vom  Ei  und  vom  Scorpion)  soll  nach  Weiss 
(Matthäus  S.  209)  eine  von  Lc.  erfundene  Einfügung  sein.  Nach 
der  ganzen  schriftstellerischen  Art  des  Lc.  ist  diese  Annahme 
ebensowenig  wahrscheinlich  wie  bei  Lc.  6,  24 — 26.  Vgl.  oben 
S.  68  f.    Ebenso  S.  174  flF.  zu  Lc.  9,  61.  62. 

Lc.  11, 18  =  Mt.  7, 11. 

a.  Marcion  ap.  Epiph.  Haer.  XLII.  p.  313  C.  p.  330  A. 

bI  oiv  vfistg  jtoPTjQoi  oPTsq  olöaxe  dofiara  äyad-ä^  noocp 
(laXXov  6  xaxriQ; 

b.  Clem.  AI.    Quis  div.  salv.  c.  39.  p.  957. 

d  6b  rjfielq  jtovtjQoi  ovrsg  lofiev  ayaO^a   dofdara  öiöovai, 

xooco  fiäXXop  6  jfat^Q  t<ov  olxriQficöv; 

c.  Orig.  de  orat.  c.  10.    Opp.  L  213. 

xcu  ölöcooiv  6  xaxfiQ   x6  ayad-bv  öofia  vcov   i§  ovQavov 

xotg  cdxovaiv  avxop, 

d.  Hom.  Clem.  III,  56.  p.  51,  29. 

£/  ovv  vfielg  noptjQoi  opxtq  olöaxe  öofiaxa  ayad-a  öiöopai 

xolg  xixpoiq  vfiäp,  JtoCcp  fiaXXov  o  Jtaxrjg  t(i<5p  6  ovQapiog 
dciaei  ayad-a  xolq  alxovfitpoig  avxop  xal  xolg  noioZoiP  x6 
d^iXtjfia  avxov; 

e.  Mt.  7,  11. 

el  ovv  vfislg  jtovriQol  opxeg  otöaxe  öofiaxa  aya&ä  didopai 

xolg  xixvoig  vfi£p,  jioocp  fiäXXop  6  JtaxTJQ  vfi<DP  o  hp  xolg  ov- 
QapoTg  dcicsi  ayad-a  xolg  alxoZciP  atxop; 

f.  Cod.  Cantabr.  Lc.  11,  13. 

sl  ovp  tftelg  JtovfjQol  oPxeg  olöaxe  öofiaxa  aya&ä  öiöopai 

xolg  xixvoig  vfiwv,  ütoom  ftäXXop  o  xaxjjQ  6  i§  ovQapov 
öcicei  dyadov  öofda  xolg  alxovoiv  avxov; 


250  Aussercanonische  Paralleltexte  zu  Lc. 

g.  Lc.  11,  13. 

el  ovv  V  fiele  jtovrjQol  vjcaQxovxBq  olöars  öofiara  aya&a  öidovai 

xolq  rixvoig  vfitSv,  jtoaq}  fiäkXov  6  JtaTf]Q  6  Ig  ovQavov 
öcicei  jtvevfia  ayiov  rotg  alxovoiv  avrov. 

Die   den   öofiata   ar/ad^a  des   Vordersatzes   entsprechendeu 
Varianten   im   Nachsatze:   ayad'O,   dofiara  (Marcion,  Clem.  AI, 

eine  Itala,  armenische  Version)  =  ayadvp^ofia  (Cod.  D,  7  Italae, 

Orig.,  Ambrosius)  =  rfoöi?  avo^w  (Jac.  1, 17)  weisen  auf  niitD  #T2rr 
als  Quellentext  hin,  während  die  Homilien  (welche  übrigens  auch 

hier  das  Medium  alrovfisvoig  festhalten,  ausserdem  aber  durch 

den  an   Mt.  12,  50  =  Mc.  3,  35   erinnernden  Zusatz:   xal  totg 

jioiovöiv  TQ  d^iXripLa  avxov  —  dem  Logion  eine  secundäre  Gestalt 
gegeben  haben)  durch  ihr  ayad-a  (ohne  öofiaxa)  ihre  Abhängig- 
keit von  dem  canonischen  Matthäus  bekunden.  Secundär  — 
ge Wissermassen  eine  Epexegese  des  dyad^ov  öofia —  ist  das  bei  Lc. 
beliebte  Jtvtvua  ayiov.  Das  dunkle  vmv  des  Origenes  hält 
Nestle  für  gleichbedeutend  mit  ßgsxcovy  indem  er  Mt  5,  45  dazu 
vergleicht. 

Lc.  11, 14  =  Mt.  9,  32.  33  =  Mt.  12,  22;  23\ 

a.  Ephraem  Syr.  Ev.  concord.  expos.  ed.  Mösinger  p.  113. 

Adduxerunt  ad  eum  vir  um  quendam  daemoniacum,  surdum 
et  mutum  et  coecum. 

b.  Mt.  9,  32.  33. 

löov  JtQOöTjVEyxav  avxcp  avd^QOjjtop  x(og)6v  öcu/iovi^ofievop. 

xal  kxßXrid^ivxoq  xov  öaiftovlov  iXdXrjoep  6  XKoq>6q,  tccu 
kd-avfiaoav  ol  ox^oi. 

c.  Cod.  Colbertinus  Lc.  11,  14.  p.  85.  ed.  Belsheim. 

haec  cum  dixisset,  offerunt  illi  unum  daemoniacum  surdum 
et  mutum.  Et  erat,  dum  eiciebat  daemonium,  id  ipsum  fuit 
mutum.  et  cum  eiecisset  daemonium  mutum,  locutus  est 
mutus,  et  omnes  turbae  mirabantur. 

d.  Cod.  Cantabr.  Lc.  11,  14. 

xavxa  dh  djcovxoq  avxov  JtQocg>i^€xai  avxcp  öacfiovi^ofuvog 

xa)q)6Q'  xal  ixßakovxog  avxov,  Jtavxeg  kd'avfiaCpv, 


,  Texte  und  üntersnchungen  zu  Lc.  11, 14.  15.  251 

e.  Lc.  11,  14. 

xal  fjp  kxßaXXcov  öaifiovioVf  xtä  avro  ^v  xo!)q>6v'  kyivBxo 
de  xov  öaifiovlov    k^sXd^ovrog,    iXakrjOev   6  xa>q>og.    xäi 

i^(zi(iaoav  ol  ox^ou 

i  ML12,  22.  23». 

roT6  xQoCfivird-fi  mxA  öaifiovi^ouevoc  rvq>k6g  xäi  xcowog' 
xal  id-BQaxevöev  (xvrop,  coöre  rov  xa>q>ov  XaXelv  xal  ßXi- 
jtBiv.    xcST^laravxo  xdvreg  ol  oxXot. 

Die  Heilang  des  stammen  Dämonischen  bildete  in  der  vor- 
canonischen  Quelle  den  Eingang  zu  der  Vertheidigungsrede  Jesu 
wider  das  Ton  den  Pharisäern  ihm  Schuld  gegebene  Teufels- 
bündniss  (Lc.  11,  17—28  =  Mi  12,  25-30  =  Mc.  3,  23-27)  und 
befindet  sich  also  bei  Lc.  an  seinem  ursprünglichen  Standorte. 
(Vgl  Weiss,  Matthäus  S.  255.)  Dagegen  ist  ganz  eigenthümlich 
der  Umstand,  dass  der  erste  Evangelist  diese  Dämonenheilung 
zweimal  bringt,  das  eine  Mal  im  Anschluss  an  Mc,  der  hier 
eine  Umschaltung  vorgenommen  hatte,  das  andere  Mal  direkt  aus 
der  Quelle.  Die  Vermuthung  von  Weiss,  dass  in  dem  iyivero 
des  Lc  der  hebräische  Quellentext  hervortrete  {*^itj5),  wird  durch 
die  Lesart:  „et  erat^  im  Cod.  Colb.  vollauf  bestätigt.  Andere 
Anzeichen  des^Sebräischen  Urtextes  sind  die  Varianten:  adducere 
=  offerre  =  5g££5£P£^  =  ^*'?r!>  hcßaXXsad-aL  =  IgeJ^äi' 
=  Ätf  (vgl.  MtlsTlsTSeft  II,  173  sowie  unten  zu  Lc^lSi  281, 
^^ag«y  =  ^|^$^^?1=*  Dtinün.    Vgl.  Hiob  21,  5. 

Lc.  11, 15  =  Mc.  8,  22  =  Mt.  9,  34  =  Mt  12,  24. 


a.  Mt  9,  34. 

oi  Sk  qxiQiCaloi  iXByov  iv  reo  agxopri  rcov  öaifiovlmv  kx- 
ßaXXei  ra  dai/iopia. 

b.  Acta  PiL  I,  1.  p.  216.  Bec  A.  ed.  Tischendorf. 

Xiyovciv  avzS'  yorig  iörlp,  xal  h  BseX^eßovX  oqxoptl  tcop 

daifiovlmv  hcßaXXsi  ra  öaifiovia,  xal  jtapxa  avT<p  vjco- 
racaerai. 

c  Mc  3,  22. 

xcä  ol  YQa/ifiarslg  ol  dxo  %qocoXv/4(dp  xaraßarrsg  J^Xeyop 
oTi  BesX^eßovX  exsi  xal  ori  sp  xA  agxopxi  xöip  öaifiopla}P 
bcßaXXei  xä  daiiiopia. 


252  AassercanomBche  Paralleltezte  sa  Lc. 

d.  Lc.  11,  15. 

riphg  di^^avrcoj;  ebtov  ip  BeeX^eßovX  to5  oqxovti  xmv 

öaifiovlcDP  kxßakXei  rä  daifiopia, 

e.  Mt  12,  24. 

ol  ÖS  q>aQi(iatoi äxovöapteg  bIjiop'  ovroq  ovx  hcßaXXti  xa  öai- 

ftopia  sl  fiij  ip  T{p  BeaX^sßovX  clqxopxi  nSp  öatiiovlcov, 

f.  Diatessaron  Arab.  p.  25^  ed.  Ciasca. 

Pharisaei  autem  audientes,  dixerunt:  Hie  non  ejicit  daemones 
nisi  m  Beelzebub  principe  daemoniorum,  qui  in  eo  est 

Auf  Orund  der  übereinstimmenden  Bezeichnung  in  Mt.  9,  34 
und  Mt.  12,  24  lässt  Weiss  in  der  Quelle  mit  Recht  die  q)CtjQi' 
oatoi  genannt  und  daftlr  durch  Lc.  den  unbestimmten  Ausdruck: 
Tiphg  i§  avTWP  eingesetzt  sein.  Vgl.  Weiss,  Matthäus  S.  255. 
Bezüglich  der  XJmschaltung,  welche  Mc  mit  der  ganzen  Perikope 
vorgenommen  hat,  vgl.  Weiss,  Marcus  S.  127.  Anm.  1.  Von  Mc, 
und  nicht  aus  der  Quelle,  stammt  der  Ausdruck:  ol  ygafiiia- 
retg  ol  djtb  ^IsQOOoXvfiwp  xaraßapteg.  Die  Bezeichnung  'j^ofjc, 
auf  Jesu  Person  angewendet,  wie  sie  die  Acta  Pilati  hier  ein- 
i Ligen,  ergänzt  in  vorzüglicher  Weise  den  Gontext  Ähnliche 
Ausdrücke  Job.  7,  12;  Mt.  27,  63;  Just.  DiaL  c.  Tryph.  c.  69.  108. 
Vgl  Heft  II,  367  f.   Der  Zusatz  des  Diatessaron:  „qui  in  eo  est*' 

(^=  Ephraem  ed.  Mösinger  p.  113,  c.  13),  welchen  Zahn  für 
eine  freie  Ergänzung  halt,  besitzt  doch  vielleicht  höheren  Werth. 

Lc.  11,  16  =  Mt.  12,  88  =  Mt  16, 1  =  Mc.  8, 11. 

a.  Lc.  11,  16. 

iregoi  6h  xeigd^oPTeg  CT]fieTop  i^  ovgapot   i^tjrovr  xoq 

avxov. 

b.  Mt.  12,  38. 

xoxB  djtexQld-rjCap  avxS  xit^hg  x<5p  ygafifiaxicop  xal  ^JtQi- 

oalwp  XiyopxBg'  öiödoxaXe,  &iXofisP  djtb  oov  öfffielop  läelp^ 

c.  Mt.  16,  1. 

xal  JtQOGsXd^opxBg  ol  gpaQiaatoi  xal  oaööovxaToi  xeiQc^oPxeg 

ijtrjQcixcop  avxop  Cfjfislop  hc  xov   ovgapov  ^^'^4^|?f_?^l" 
Torc. 


Texte  und  Üntenmchängen  za  Lc.  11, 16.  17.  253 

d.  Just  DiaL  c  Tryph.  c.  107.  p.  334  B. 

yiyQCLxrai  ip  rolg  cbcofivtjfiovsvfiactv,  ort  ol  dxo  xov  yi- 
vovg   vfiwv  ov^i]TovvrBg  avr^  eXByov   ort'    dil^ov   ^fitv 

ÖfjfiElOV,  ^ 

e.  Mc  8,  11. 

xal   i^nX&op   ol   waoioaloi  xal   tiQ^apro    Ov^iirelp    avrd^ 

t^flTWVXhg  XOQ    avTov  örjfietov  äjto  xov  ovQapov,  jtBiQOr 
tfivxBq  avTOP. 

Wenn  Weiss  (Marcus  S.  271)  mit  Bestimmtheit  sagt:  „Die 
apostolische  Quelle  enthält  diese  Zeichenforderung  nicht*  — , 
und  wenn  er  nicht  blos  Mt.  16, 1  £F.  aus  Mc.  8,  11  fiP.  geschöpft  sein 
lässt,  sondern  auch  Mt  12,  38=  Lc.  11,  16  ftir  „Reminiscenzen 
an  unsem  Marcusbericht'*  erklärt,  so  ist  er  hierin  nicht  zum 
ursprünglichen  Sachverhalt  durchgedrungen.  Derselbe  ist  viel- 
mehr jedenfalls  folgender.  Die  Doublette  Mt.  16,  1  stammt  zu- 
nächst allerdings  aus  Mc.  8,  11;  dagegen  gehen  die  Parallelen 
Mt  12,  38  ==  Lc.  11, 16  direct  auf  die  vorcanonische  Quelle  zurück. 
Folglich  lag  aber  auch  schon  Mc.  8,  11  dieselbe  Quelle  zu  Grunde. 
Demgemäss  sind  alle  vier  synoptischen  Parallelen  Ausläufer  eines 
und  desselben  Urtextes,  wie  es  ja  auch  an  sich  von  vornherein 
ganz  unannehmbar  erscheint,  dass  vier  wesentlich  gleichlautenden 
canonischen  Paralleltexten  eine  gemeinsame  Grundlage  aus  dem 
ürevangelium  gänzlich  fehlen  sollte.  Der  Ausdruck:  öet^op  fjfilp 
CTifiBlop  in  dem  Citate  Justins  erinnert  an  Joh.  2, 18:  rl  öi]fielop 
dsixpvsig  fjfiiv;  — ,  allerdings  aber  auch  an  das  ijtidet§,ai  arj/dslop 
Mt  16,  1.  "Wegen  der  Varianten  giyrefi;  =  d'iXHP  =  '0^£  vgl 
Lc.  8,  20  =  Mc.  3,  32,  ebenso  Lc.  13,  31. 

Lc.  11, 17  =  Mt  12,  25  =  Mc.  3, 24.  25. 

a  Mc.  3,  24.  25. 

xcu  kav  ßaoiXila  iq>^  htwr^  /isgiöd"^,  ov  övparai  (^'^^^^vcu 

^  ßaCiXsla  hcelvf]'  xal  kav  olxla  iq>^  havxriP  (iCQicd'fj,  ov 
&vp^O€rai  fj  olxla  ixelpi]  Cxad-rjvai. 

b.  Ptolemaeus  ad  Floram  ap.  Epiph.  Haer.  XXXIII,  3.  p.  217  A. 
olxta  yoQ  ri  xoXig  fiBQiOd-slöa  ig>'  eavrijp,  ort  firj  dvpaxai 

oxfjvai^  6  CayxfjQ  f)(i(5p  cbtBq>7Jpaxo. 


254  Aussercanonische  Paralleltexte  zu  Lc. 

c.  Mt.  12,  25. 

elöajg  dh  jj^Q^^^WVJ^Big  avxAv  bIxbv  avxolq'  xaoa  ßaöi- 

fj  olxla  i^^P^ö^^ojca^  havrfjg  ov  arad^öSTai. 

d.  Syr.  Cur.  Lc.  11,  17. 

avrog  öh  elöcog  ra  diavofi(iara  avxAv  eljtsv  avrotg'  xäca 
ßaCiZela  öia/isgiod-eloa  ig)^  iccvvfjv  igt/ficod^oeTai  tccA  xäc 
olxog  ijti  olxov  fisgiöO-elg  jteostrat. 

e.  Lc.  11,  17. 

avrog  dh  slöwg  avxwv  xä  öiavorjfiaxa  ebtsv  avxolg'  xaßa 
ßaatXeta  ^^^ß^Q^<^^^<^J^  hamfjv  iQjjfiovxai  xät  olxog  hu 

olxov  TcljtXBt. 

Den  Quellentext  findet  hier  Weiss  (Marcus  S.  124 ff.)  mit 
Ausnahme  der  ^^^j^f^oxa^  an  deren  Statt  er  allein  ip&vfifiCBig 
ffir  ursprünglich  hält,  ungeändert  bei  Lc.  wieder.  Hätte  Weiss 
die  Voraussetzungen  mehrerer  Versionen  des  ürevangeliums  ins 
Auge  gefasst,  so  würde  ihm  nicht  entgangen  sein,  dass  öut- 
vofjfiaxa  und  ivd^fiijaBig  Übersetzungsvarianten  von  nütpnr 
sind,  ähnlich  wle^läCg,  4:  ^^^t^VS^=  Lc-  5,  22:  öiaXoyianoL 
Auch  o/xo$^jofoc/a,^^ie£^  öiafiBQtö&-Bloa,  i^fiovxcu  ^ 

^.?^^5?^//5[«T^5^^^Jf *  =jr6ö6rra£  — -  sind  Varianten,  die  höchst- 
wahrscheinlich nicht  blos  auf  ^en  Bedaktor,  sondern  auch  schon 
auf  den  Übersetzer  zurückgehen. 

Lc.  11,  18  =  Mt.  12,  26  =  Mc.  8,  26. 

a.  Mc.  3,  26. 

xäl  bI  o  aaxap&g  dviaxri  i(p^  iavxov^  ifiBQlö&fj,  xal  ov  rfr- 
vaxai  oxTJvai,  dXXa^ekog  Jbxbi. 

b.  Mt.  12,  26. 

xal  bI  6  oaxavag  xov  oaxavav  kxßäZXBi^  ig>*  havxov  ifte- 
qIo&7j'  ^^g^ovv  axa9'f]öBxai  tj  ßaoiXBia  avxov; 

c.  Hom.  Oem.  XIX,  2.  p.  178,  5. 

xal  aXXrj  jeov  olda  avxov  Blgfjxoxa'  bI  6  oaxavag  xov  oa- 
xavav kxßaXXBC^  k(p^  aavxov  hiiBglcQ-rj'  xmg  ovv  avxov 
oxTJx^]  fpßaoiXeia; 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Lc.  11, 18.  21.  22.  255 

d.  Lc.  11,  18. 

d  6b  X4Ü  6  oaxavaq  Itp  havrov  öieusQio&rj,  jtmg  orad-?'}' 
0€xai  71  ßaoiZela  avrov; 

In  diesem  Logion  findet  Weiss  (Marcus  S.  125)  mit  Recht 
den  Qaellentext  am  vollständigsten  bei  Mt.  wieder,  mit  welchem 
auch  die  Clementinen  wesentlich  zusammentreffen.  Aber  nicht 
erkannt  ist  die  quellenmässige  Identität  der  negativen  und  in- 
terrogativen Fassung:  ov  ^^'^^£5fJöfT^a^|^^i^^ 

öro^joera^  =  D'lpP  X%.     Vgl.  Heft  II,  78. 

Lc.  11,  21.  22  =  Mt  12,  29  =  Mo.  3, 27. 

a.  Ephraem  Syr.  Ev.  concord.  expos.  ed.  Mösinger  p.  44. 

alio  loGO  dicitur:  Nemo  potest  intrare  in  domum  fortis  et 
depraedari  thesaurum  ejus,  nisi  prius  fortem  li^avefit,  et 
tnnc  theeaurum  ejus  depraedabitur. 

b.  Iren.  III,  8,  2. 

ostendit  dominus  dicens:  non  aliter  aliquem  posse  diripere 
vasa  fortis,  si  non  prius  ipsum  alliget  fortem,  et  tunc  domum 
ejus  diripiet 

c.  Claud.  Apollin.  de  paschate.  Cbron.  pasch,  p.  14  ed.  Dindorf. 

[XipiöTog]  o  (J^(ja§  xov  loxvQOP, 

d.  Exe  Theod.  §  52.  ap.  Clem.  AI.  p.  981. 

TOVTO  To  CaQxlov  avtlöixov  6  öcoTTjQ  eljtev  .  . .  xal  dfjaai 
xagaipel  xal  oQxaoai  coq  loxvQov  ra  OKevi], 

e.  Mt  12,  29. 

7]  xcig  dvvaval  rig  elaskd'sTv  elg  xriv  olxiav  rov  Ioxvqov 

xal  ra  axevfj  avrov  aQjtaoai,  iav  (i?)  Jtgärov  rfgö?;  rov 

taxvQOPj  xal  rors  rrjv  olxiav  avrov  6taQüta07;i; 

i  Cod.  Cantabr.  Mc.  3,  27. 

o^däq  dvvarat  ra  oxsvj]  rov  Ioxvqov   eloeZd-wp   elq  rf/p 

olxlap  öiaQJtaoai,  iäp  (irj  jtgcirop  rop  Ioxvqop  öi^o^],  xal 
rors  rfjp  olxlap  avrov  öiaQxa^sL 
g.  Macar.  de  pat.  et  discr.  c.  15. 

acrs  öeCfiAGai  rop  Ioxvqop  xal  ra  oxbv7j  avrov  öiag- 
Jtaccu. 


256  Aussercanonische  Paralleltexie  zu  Lc 

h.  Lc.  11,  21.  22. 

orav  6  loxvQog  xa^<D3tXiO(iipoq  (pvXaoöxi  tfjv  kavxov  avh]p, 
iv  slgf/vy  iöriv  tä  vjt&Qxovxa  avxov'  ixäp  61  loxvQoreQoq 
avrov    IjteXd-wv    vuctjoy    avxov ^    xrjv    xavoxXlav    ccvxov 

ätQBiy  kq>   y  ijiej€ol&ei,  xal  xa  oxvXa  mxov  öiaölöcactv, 

i.   Diatessaron  Arab.  p.  25^  ed.  Ciasca. 

Aut  quomodo  potest  quisquam  intrare  in  domum  fortis  et 
▼asa  ejus  dinpere,  nisi  prius  securum  se  reddiderit  de  forü? 
Et  tunc  domum  iUius  diripiet.  ^^^ 

k.  Archelai  et  Manetis  Disputatio  p.  30  ed.  Zacagni. 

Quis  enim  potest  introire  in  domum  fortis  et  diripeie  Tasa 
ejus,  nisi  illo  sit  fortior? 

Auch  hier  hat  Weiss,  indem  er  den  Quellentext  ausschliess- 
lich in  La  11,  21.  22  findet,  den  ganzen  Sachverhalt  nicht  durch- 
schaut Den  in  der  Hauptsache  conformen  Parallelen  von  Mt 
und  Mc.  sind  Elemente  einer  Version  des  Urtextes  eingesprengt, 
welche  von  der  lucanischen  Übersetzung  stark  abweicht  Dahin 
gehören:  ^f?' =^^^^  (^gl-  Ex.  27,  9:  IStprin  nsn  =  LXX:  avh 
XtJv^  xy  oxrp^f],  Jer.  37,  21:  nniöisn  "l?na  =  LXX:  slg  otxlav  xf^q 
ipvZax^g),  öeöfiovv  =  öhiv  =  vixäp  =  pTH  (vgl.  Jer.  20,  7: 
''SPjpm  =  LXX:  iTCQaxTjoag,  2.  Chron.  28,  20:  ipm  '^'^^J^J^^^ 
ihn,  1.  Job.  2,  13:  vsvixrjxaxe  xov  JtovtjQOV,  Dial.  de  recta  fide 
p.  836  F:  ovöeiq  övvaxai  elg  xi^v  olxlav  xov  loxvQox  [aL  xovTf- 
Qov]  bIcbX^bIv,  dazu  Fürst  I,  388^  f.),  oqx&C^blv  =  öutQxaC^iv  ^ 
coQBiv  =  l?b  (vgl.  Amos  3,  4:  l?b"D«  ''Piba  =  LXX:  iav  firj 
aQjtaoy  XI,  iDb  =  Xaußäveip  häufig  in  den  LXX),  vielleicht 
auch  jtavoxXla  =  cx&orji  =  Heere^epäck)  =  D'^pbü  (vgL  2.  Sam. 
8,  7  =  LXX:  ;i^Atdcoa'£^,  Geschirr,  =  Aquila:  xavoxXla,  2.  Regg. 
11,  10  Symm.  xavojtXia)  oder  noch  besser  n^^b?  (vgl.  1.  Sam. 
17,  54  LXX:  axsvtj  =  Symm.:  oJtXa),  besonders  aber  auch:  quis 
potest  introire  =  jtcog  övvaxaL  xig  elasXd-BlP  =  ovöelg  övvaxai 
slasX&elp  =  «in^-^TG  (vgl.  die  vorausgegangenen  Erläuterungen 
zu  Lc.  11,  18).  Trotz  der  Verschiedenheiten  in  Wort-  und  Satz- 
bildung sind  die  beiden  Recensionen  dieses  Logion  Lc.  11,  21.  22 
einerseits  und  Mt.  12,  29  =  Mc.  3,  27  andererseits  stammverwandt 


^ :  ^  .  ■'• 

Texte  und  ünter8Uchung8felÜJ^)it^ar'22.  23.  24—26.         257 

Ic.  11, 23  =  Mt  12,  SO. 

a.  Hom.  Clem.  I,  18.  p.  12,  14. 

[6]  fi7]  €ov  fied-^  ^ja^^>  ^^^^  vficiv  koxlv. 

b.  Hom.  Clem.  111,  69.  p.  55,  14. 

iav  yoQ  rig  vfi(5v  dxoleiq>d'y  rov  övväyeö&aij  x£v  Otcoqxi- 
^6vT<ov  r^v  Xgtatov  hcxXrjolav  Xoyiod^tjOBxaL  tuxX  oig  rciv 
xard  xAv  xov  Xqioxov  fiaB^xäv  vji^oQ^ag  xoXaa&i]- 
oexai. 

c.  Mt  12, 30. 

0   fiTj   mv  fiax^  ifiov  xax   ifiov  koxlv^  xcu  6  (if]  övvaywv 

fi€X    i/iOV   ÖXOQXl^Bl. 

d.  Lc.  1 1,  23. 

6  (lij  OfV  fiex^  ifiov  xax  ifiov  iöxlVf  xal  6  p]  avvayov 
(lex*  ifiox  öxoQjtl^ti. 

Das  erste  Homilien-Citat  bildet  den  strikteii  Gegensatz  zu 
Mc.  9,40:  og  yaQ  ovx  iöxiv  xa9^  vfidiv,  vjthg  \fi(5v  koxlv. 
Letzteres  erklärt  Weiss  (Marcos  S.  321)  ftir' die  , andere  Seite** 
der  in  dem  zweifellos  echten  Logion  Mt.  12,  30  =  Lc.  11,  23  aus- 
gesprochenen Wahrheit,  indem  er  es  dahingestellt  sein  lässt,  ob 
die  Fassung  Mc  9,  40  ans  der  vorcanonischen  Quelle  oder  von 
der  Hand  des  Mc  abstanmie.  Das  zweite  Homilien-Citat  zeigt 
deutlich,  dass  der  Redaktor  der  Homilien  Mt.  12,  30 «»Lc  11,  23 
kannte 

Lc  11,  24—26  =  Mt.  12, 43—45. 

a.  Valentinus  ap.  Clem.  AL  Strom.  1I|  20, 114.  p.  489. 

ii  ov  [sc  d-BOv\  fiovov  övvaixo  av  ?)  xoQÖla  xa&agd  ys- 
vio&ai  jtavxoq  xovtjqov  Jtpevfiaxog  i^co&ov/iivov  xrjg  xag- 

dlaq.  xoXXd  yäg  ivoixoxvxa  avx^  jtvBVuaxa  ovx  igi  xa- 
d-ageveiv  ..../}  xaQÖUx  .  .  äxdß-aQxog  ovCa  xoXXoiv  ovöa 
öaifAOvaiv  <>^^^g5^ 

b.  Iren.  I,  16,  3. 

i^eXd-bv  yao  xo  axa&aoxov  nvBvua  xfjg  ayvolag^   ixeixa 

oxoXa^ovxag  avxovg  ot  d'eS,  dXXä  xoöfiixalg  ^i]xi^Csoir 
tvQov^^QocxagaXaßov  ixtga  xvevfiaxa  kxxä  xovrjQoxega 
iavxov, 

Texte  a.  UDtennchaQgen  X,  8.  17 


256  AomBcaanoniBche  Pftralleltezte  sn  Lc. 


iMt 


c.  Herrn.  Mand.  XII,  5,  4.  p.  128,  25. 

oöoi   ovp  jtkrjgeig  bIöIv  kv  t^  xlörsi,  dvd-eön^xaöiv  avt 
[sc.  T(p  öiaß6X(p]   Icx^Q^q,  xdxsWog  dxoxogal  ax  cmi     '^ 

xivovg  TcaX  l^coi^  xojtov  slcxqüeverai  .elg  :avzQvg.  -  ^ 

i  fienn.  Mand.  V,  7.  -p.  90,  4.  ^ 

aha  ^^av  emo&t^  fsc.  ro  xvevfia  rdayiov]  cato  rav  a  '^"'• 
^StQwxav  inslvov  x>v  xaropcel,  ^Iverai  6  avd-Qwjiog  kxslvi  '  ^ 
XBVog  axb  rov  xvevuarog  rov  öixalov,  xäi  2x)ijtbv  xsxXi  '^i 
QCDfiivog  rolg  xvevjiMi^TOlg  xovtjQOlg  catoxavaOfvazit  «    ' 

mo?/  ir(^§6£  airrov^  xsQiOjtwftevog  wöb  xdxBtös  axb  rä  ] 
xvGviioxiov  rcov  xovtiQciv. 

e.  Herrn,  Sim.  IX,  17,  5.  p.  236,  5.  ^ 

xäi  xahp  k/ivovxo  oloi  xqotsqop  .^oav,  (AaXXov  di  xo^^. 
X^lQovsg,  .=• 

f.  Ephraem  Syr.  Ev.  concord.  expos.  ed.  Mösinger  p.  120. 

Sed  ille  impurus,  si  exieritj^de  homine  ....  IVTadit  ille  im   ' 

puri^,  somit  alios  Septem  aodoe  süos^.qm  sunt  ipso  nequlor«    j 

et  Teoiunt  et  habitant  in  eo,  et  erunt  hominis  «istius^oyisBim 
pejora  quam  priora;  ita  arit  et  generationi  fauic  .  . . .  «p.  12t 
Dominus  sententiam  super  hunc  poptdum  tulit  dioene:  'Ba 
ent  iiuic  igeneiationi. 

g.  Eclog.  propfa.  ap.  Clem.  AI.  §  12.  p.  992. 

kxavBici  yag  Big  *tbp  xBxad'aQfiivov  eheov  xal  xbvov. 

h.  Mt.  12,  43—45. 

oxfxp  ök  *ü6  axad-aQxav  xvevfia  ^^^  ^o  xov  dpB-Qwxov, 

äii^x^'^^  i^'  jipv.ÖQcop  x6xa)v  ^fjx&vv  üPixccvOiv  xcä  ovx 

^vqIcscbi.    xoxb  .iByer  Mg  top  ohop  fiov  ixicvQipWf  *o9-bp 

>i§flA^mp.     omA  42:dtßp  wqIcxsi  [Cod.  Cantabr.  -w»^   olxop] 
cxoXa^opxa    xal    öBCagofiipov    xal  ^BmoOfitffiivov.      rore 

xoQBVBxai  xal  xagaXafißapBi  /iBd'^  eavxov  hxzaivBQa  ^gPBv- 
4iaxa  ,9^fi^99^6(CBQa  iavrov,  «cd  BhBXBvPW  xmtoio$gi  ixst 

[%yx.  Gmr.  ip  .avxSl  xal  yhiBxai  xä  icxaxa  tqv  dv^ffeixov 
xavT^  XXI  xovriQa. 


Texte  und  Dntoxrocliitiigen  ra  Lc.  11,  24t^26,  28. 


259 


it  IL  24-26. 
9to  ro  aut^agrtov   nvevfuz  ^i'Xd^  dxb  xov  äp&Qcixov, 

<%CTcu  de'  dniÖQwv   tojkov  ^t^tovp  dväxavöiv,  xal  fiij 

^Jtöwi^iU/Ci"   vxoOTQitpca  slg  top  obcov  (iov,  od-sp  i^^X" 

^cif.  7ui  ii&ov   evQloxBi   ceoagmidipov  xal  xexoofijj/idvop. 

ron  xoQevsrai  xal   xiXQaXafißäpBi  h:BQa  jtvevgiara  Jtopfj- 
^^ftt  Bovrov    ejttd,   xal  BlösXd'oma  xcttotxsl  hcBl  fSyr. 

Car.  h  ovrdJ],  xal  ylvBtai  rä  Icxoxa  xov  dvB-Qwjtov  kxBl- 
^^  X^dQopa  xSv  xQmxüDP. 

Xeben  den  canoiiiscben  Parallelen  werden  hier  (nameiitlich 
^  Hermas)  auch  Spnren  einer  aussercanönischen  Version  dieses 
T^ztabsdmittes  bemerkbar:  asioxtOQBlP  ^^  i^igx'^^^^^'^^^',  'fo- 
^j^^i^f^ovoi^  »■=  nn^^,  ixapiivai  — *  ixioxQBq>etv  ■«  wo- 

^*??op.Ä&^  ==  n^Ä.   Zu  dem  dai^ovo^r  ofof5r5£it^ 

fitas)  TgL  Barn.  XVI,  7  p.  70:  obcog  öaifwplwv  und  Apoc.  18, 2: 

^Jjoe^Qiov  xAv  öaigioviop,  an  letzter  Stelle  auch  die  Voraus- 

^***>iag  Ton  der  "Wohnstatt  der  Daemonen  an  wüsten  Ortem. 
^  Weiss,  Matthäus  S.  331.  Zu  bemerken  ist  noch,  dass  axo^ 
^^  (ron  dem    kürzenden  Lc.  weggelassen)  von  Salkinson 

^^  IZ  44  mit  pn  und  dass  ebenda  GBöoQcofiipog  mit  Tt^yü  wieder- 
?«gd)en  wird,  in  beiden  Fällen  aßo^it  hebräischen 'Wörtern, 
^eklie  üe  aussercstnonischen  Varianten  xspog  (Herm ,  Clem.  AL) 
Dad  xexaB^Miäj^^j^o^   (Clem.  AI.)  praecis  eÄIS^n.  *) 


Le.  U,  28. 

flmn.  Sim-  V,  »,^  9.^  p.  148, 10. 
T^^<MK^   d^   €x&r€c  /umaQifoq  ic^'  nai  oöoi   ap  axovoavxeq 

avxä  xTiQ^Cioöirj   flcacagioi  ioovxaL 


1)  Es  zeigt  sich  auch  hier,  wie  dieser  am  dem  Judenthum  hervor- 
ngangeneRetroTerteiit  —  Salkinson  — ,  der  doch  gewiss  mit  den  an  ssercano- 
üdKn  Texten  keine  Bekanntschaft  besass,  durch  sein  dem  hebräischen 
^pradigewt  congeniales  Empfinden  seine  Yorg&nger  vielfach  übertraf.  Er 
»ar  es  aoch,  der  die  Varianten  der  innercanonischen  Parallelen  häufig 
auf  das  gemiiuwaae  Qaeüwort  znrtickftihri. 

17  • 


260  Aassercanonische  Paralleltexte  za  Lc 

b.  Apoc.  22,  7. 

fi€txap£05^  jr^^cöi» jroi£  ^oyovg^  r^$  XQoq>i]TdaQ  zov  ßißUov 

TOVTOV. 

c.  Apoc.  1,  3. 

fiaxaQiog  6  avayivmcxoav  xal  ol  dxovovtsg  rov  Xoyov  t^c 
XQoq)rjrelag  xcä  njQovvrec  rä  iv  avry  ysyQafifieva. 

d.  Apoc.  JoL  Cod.  B.  p.  93.  ed.  Tischendorf  (Apoc.  apocryphaei. 

xal  (laxaQioi  ol  axovovreg  rbv  Xoyov  rov  ß-eov  xcä  q>vXaT' 

xovrsq  avrd, 

6.  Lc.  11,  28. 

uevovvye  uaxaQioi  ol  äxovovrsQ  rbv  koyov  xov  &€ov  xai 

q)vXacöovrsc  [Syr.  Cor.  add.:  avrov]. 

f.  Ephraem  Syr.  £v.  concord.  expos.  ed.  MösiDger  p.  123. 

Dixit  enim:  Beati  qui  audiunt  verbum  dei  et  custodiant 
illud.    Qui  habet  aures  audiendi  audiat  ^ 

g.  Diatessaron  Arab.  p.  28^  ed.  Ciasca. 

Dicit  autem  illi:  Beatus,  qui  audit  verbum  Dei,  et  custodit 
illud. 

h.  Tert.  adv.  Marc.  IV,  26. 

Et  dotninus,  Immo  beati,  qui  sermonem  dei  audiunt  et  &- 
ciunt. 

Die  Übereinstimmung  zwischen  dem  Apokalyptiker  nnd 
dem  Pastor  Hermae  zeigt  die  aussercanonische  Variante  rrj- 
QSlv  =  g)vXaooeiv  =  nw.  Der  Zusatz  avrov  (==  avra)  =  illud 
ist  ausser  den  von  Tischendorf  notierten  Zeugen  von  Hermas, 
Ephraem,  Tatian  vertreten,  sowie  auch  durch  sechs  Vulgata- 
Handschriften.  Die  Lesart  faciunt  anstatt  custodiunt  bei  Ter- 
tullian  beruht  entweder  auf  einem  Gedächtnissfehler  des  letzteren 
oder  auf  einer  absichtlichen  Änderung  Marcions. 

Lc.  11,  29  =  Mt  12,  39  =-  Mt  16,  4  =  Mc-  8, 12- 

a.  Lc.  11,29. 

rSv  dh  ox^cov  ijtad-Qoi^ofiivmv  rJQ^aro  Xiyeiv'  tj  yipeä 
avTT]  ysvsa  Jtovrjgd  konv  ctjfistov  Cp]rsl,  xai  Ofjfietov  ov 
Sod-i^öerai  avry  eI  fit]  ro  öTjfietov  ^Icovä, 


Texte  and  Untersuch  nngen  zu  Lc.  11^  29.  261 

b.  Mt.  12,  39. 

6  di  axoxQid-slg  slxsv  avrolg'  fBvsa  {Sjr.  Cur.  add.:  avtfj) 
xovi]Qa  xal  iioixaüq  Ofjfislov  kjti^ijTel,  xcä  oijfielov  ov  do- 
^]oBT(u  avT^  el  fii]  t6  ot](i€lop  ^Iwvä  xov  jtQOfprjxov. 

c  Mt.  16f  4. 

yevBa  jcovrjQix  xdL  fioixccXig  otj^bIov  kjci^rjTeT,  xftl  ai]fislov 

ov  dod^?ioszai  avxxi  d  uv  zo  ötjfielop  ^Icovä, 

d.  Just  Dial.  c.  Thryph.  c.  107.  p.  334  B. 

xcü  dxexQlvazo  avzolq'  fsveä  üiovtjQa  xal  fioixctXtg  aijfielov 

kxi^ijzsly  xal  öfifislov  ov  öoB^oezai  ctvzotg  si  fifj  z6  öfjfielov 

e.  Jusi  Dial.  c.  Tryph.  c.  108.  p.  335  B. 

xal  zavxa  ol  djio  zov  yivovq  vfiaiv  ijiiozafisvoi  ajtavzeg 
YByevrjfieva  vxo  zov  ^Icova,  Tcal  zov  XgiOzov  JtoQ  vfilv 
ßowpzoQ  ozi  z6  criiiBlov  ^Imvä  öciösi  vfilv. 

f.  Marcion  ap.  Epiph.  Haer.  XLIL  p.  313  D.  p.  331 D.  p.  332  A. 

xaQox&cojtzat  zo  xbqI  ^lova  zov  jtQog)i^zov.  elxs  7&Q'  V 
yevsa  cn>zi]  öTjfislop  alzslj  CtiiabIop  ov  do^rjOBzai  avz^, 

g.  Mc  8,  12. 

zl  1]  yBPBa  avztj  ^tjzbZ  ö7](ibIop;  afirjp  Xiya>  vfitp  bI  do^  '- 
OBzai  z^  yBPBOL  zavz^  öTjfiBlop. 

Diesen  Herrenspruch»  welcher  selbstverständlich  (auch  nach 
Weiss,  vgl  Matthäus  S.  328  Anm.  1)  aus  der  Yorcanonischen 
Quelle  stammt,  besitzen  wir  in  vier  synoptischen  Parallelen  und 
in  vierfacher  Beleuchtung.  Bei  Mc.  folgt  er  unmittelbar  auf  die 
Zeichenforderung  (Mc.  8, 1 1. 12),  ebenso  Mt.  12, 38. 39;  dagegen  istMt. 
16, 1.  4,  wo  eigentlich  Mc.  zu  Gründe  liegt,  ein  anderes  Redestüok 
(v.  2. 3)  eingeschoben;  bei  Lc.  endlich  folgt  auf  die  Zeichenforderung 
(Lc.  11, 16)  die  längere  Bede  v.  17—28  und  dann  erst  v.  29  unser 
Sprach.  Bei  Ma  sind  die  Jünger  angeredet,  und  der  Spruch 
bezieht  sich  ganz  bestimmt  auf  die  g>aQi0aloi  —^  Mt.  16,  1  sind 
es  die  q^Qiöatoi  und  oaödovxatoif  Mt.  12,  38  ygafifdazstg  xal 
^OQiaaioi,  welche  Zeichen  fordern  und  welche  Jesus  als  yBPeä 
xopTjQa  xcu  fiotxccXlg  bezeichnet.  Lc.  dagegen  gibt  Lc.  11,  29  die 
£inleitung  zu  diesem  Herrenwort  mit  den  —  jedenfalls  aus  der 
Quelle  geschöpften  (vgl.  Weiss)  —  Worten:  zc5p  äh  6x^€0P 
Bxad^QOi^o/idpcop.    Auf  Grund  hiervon  glaubt  Weiss,  dass  unser 


262  Aassercanoniache  Paralleltexte  su  Lo. 

Sprach  in  der  Quelle  sich  nicht  auf  die  Pharisäer,  sondern  auf  das 
wunders&chtige  Volk  bezogen  habe.  Aber  warum  sollte  Jesns  zu  den 
ihn  umdrängenden  Yolksmassen  nicht  diesen  Warnungsruf  gegen 
die  Pharisäer  haben  aussprechen  können  ?  Im  SeptuagintarGrie- 
chisch  wird  yepea  nicht  nur  fttr  li*!,  sondern  auch  für  !^T,  D?, 
rnbitt  und  nnra'tt  angewendet.  Das  letztgenannte  Wort  hat 
aber  keineswegs  nur  die  Bedeutung:  Familie,  Sippe,  Stamm, 
sondern  auch  Gemeinschaft,  Genossenschaff;.  Vgl.  namentlich 
das  hier  besonders  beweiskräftige  D^'niD'iO  nin&trä  1.  Chron.  2,  55, 
wo  die  LXX:  xargici  ygafiuariop  haben,  wo  ebenso  gut  ^evecii 

Y(fafifiard(DV  hätte  gebraucht  werd^i  können.  Wenn  Justin 
nicht  besonders  die  Pharisäer,  sondern  auch  im  Allgemeinen  die 
Juden  {djto  rov  yivavq  xficov)  als  dieZeichenforderer  charakterisiert, 
und  wenn  Paulus  mit  unverkennbarer  Bezugnahme  auf  unser 
Logion  1.  Cor.  1,  22  sagt:  kouiö'q  tuü  %vdaloi  otniBla  clLtwoiv, 

so  sind  doch  nicht  blos  im  johanneischen  Evangelium  die  ^lov- 
daloi  die  Bezeichnung  des  christusfeindlichen,  in  demPharisäismus 
. zusammengefassten  Judenthums,  sondern  auch  Paulus  hat,  was 
Jesus  Lc.  11,  47—51  ==»  Mt  23,  30—36  speciell  von  den  Phari- 
säern und  Schriftgelehrten  gesagt  hat,  1.  Thess.  2,  14 — 16  ver- 
allgemeinernd auf  die  Juden  angewendet.  Siehe  unten!  und 
auch  Lc.  11,  51^  =  Mt.  23,  36  dient  der  Ausdruck  ^  y^vBa  avzf^ 
speciell  zur  Bezeichnung  des  im  Pharisäismus  und  Schrift- 
gelehrtenthum  gipfelnden  prophetenfeindüchenJudenthuma  End- 
lich das  Quellenwort  tf]^$  ist  in  den  Varianten  ^tirelv  (Mc,  Lc.) 
a—  ijrt^ijveiv  (Mt.)  =—  altetv  (Marcion,  Paulus)  wieder  zu  er- 
kennen. 

Lc.  U,  30  =  Mt  12,  40. 

a.  Mi  12,  40. 

cSa^fig^  yuQ  tjv  *I(Dvaq  hv  t^  xoiXl^  tov  xa/jrovg  VQslg  ^fdr 
gag  xai  rgetg  vvxrixg,  ovra>q  iötai  o  vlbg  rov  avß-Qwxov 
ip  t(]  xoQÖla  Tfjg  y^g  rgstg  rJiiiQag  xai  xq^  vvntag. 

b.  Lo.  11,  30. 

xad-cog  yoLQ  iyipsro  *Ia}pag  rotg  Nipsvslraig  Crifietov,  ovrwg 
fataTxccL  6  ^og  rov  dv&Qcijcov  ry  yspsa  xavxiß. 

c.  Cod.  Cantabr.  Lc.  11,  30. 

xad-mg  yoQ  iyipexo  ^Icopag  atjfielop  xotg  NiPevslxaig^  ovxfog 


Teste  und  IlnteTwifltinngen  zu  Lc.  11,  30.  263* 

eatai  xäl  o  vlog  vov  avd^Qcixaix  t$  yeve^  ravz^,  xal 
xa&wg  Ycpygg  iv  ry  xoiXla  rot  xi^zovg  Mvbxo  TQBlq  tfii" 
Qag  xal  rgelg  vvxxag^  ovrcog.xat  6  vlog^  vov  aifd'ooixov  iu 

TV  n 

i  DidaBc.  V,  14  p.  313. 

Tuä,  ixXffQuid^  imTPa  a  iJU/e  ort  öst  rov  vlov  rov  dvO-Qd- 

xov  XDirjöai  iv  r^  Tcagöla  rijg  yrjg  rgslg  ^/ligag  xal  rgslg 

mxrag. 

e.  Consi  V,  14.  p.  145,  6. 

apaöräg  bc  v&cq(5v  ixXijQOHiBV  ixelva,  a  xal  xgo  tüv  xd- 
&ovg  i]/iCv  XQoiijeyev  tpacxav  ort  ÖBt  rov  vlov  avd'Qcixov 

xoifjöat    iv    r^  xagdlq.    rfjg   yrjg   rgelg  i^fiigag  xal  rgetg 

vvxrag. 

f.  Aphraates  Hom.  XU,  5.  p.  189  ed.  Bert. 

Und  doch  verhält  sichs  in  Wahrheit  so,  wie  unser  Erloser 
gesagt  hat:  Wie  Jonas,  der  Sohn  Mathais,  drei  Tage  und 

drei  Nächte  im  Bauche  des  Fisches  war,  also  wird  des 
Menschen  Sohn  auch  sein  im  Herzen  der  Erde. 

g.  Iren.  V,  31,  1. 

Et  ipse  autem  dominus:  Qaemadmodom,  ait,  Jonas  in  ventre 
oeti  tres  dies  et  tres  noctes  mansit,  sie  erit  et  filius  hominis 
in  corde  terrae. 

Aach  bei  diesem  Logion  liegt  wie  zu  La  11,  2^  eine  Besti- 
tuiernng  des  von  Lc  weggelassenen  Qnellentextes  durch  den 
Codex  Bezae  Yor.  Denn  dass  der  letztere  nicht  etwa  aus  Mt. 
12,  40  eine  conformierende  Ergänzung  vorgenommen  hat,  zeigt 
die  Variante  iv  r^  /^'und  die  dadurch  geschehene  Beseitigung 

des  in  der  Matthäus- Version  befolgten  Hebraismus  ^J^^J^VJ^SSl 

«gjr2g^^=  ^ijn  aba   (vgl  Ex.  15,8:  DJ-aba,- Deut.  4, 11: 

Wgbx  lb~l$»»LXX:  loiQ  Tou  ovgavov^  wo  also  ebenfalls  ib 
imübersetzt  geblieben  ist).  Ein  weiterer  Hebraismus  ist  in  dem 
Texte  der  Didascalia  und  Constitutionen:  xotnoat  —  er- 

halten.  VgL  Eccles;  6,  12:  nter?'),  mit  Bezug  auf  D5tt^,  LXX: 
xd  ixoifjaep  woxa,  —  Der  "^PttSM""!)!  ^^  ^^^  Aphraates  ein  Sohn 
Hathais  geworden. 


264  Aassercanonische  Paralleltezte  zu  Lc 

Lc.  11,  81  =  Mt  12,  42. 

a.  Hom.  Clem.  XI,  33.  p.  119,  9. 

avTog  i]fiaq  o  aipevöijg  kölöa^tv  .  . .  elxcop  jtQog  fiev  zoxg 
afieXovpzag  iXd^slv  xäi  ijtaxovscv  avrov'  ßaoiXiöCa  votov 
iyeQ&^jöBTai.  (lerä  xi^g  yevsäg  ravxtjg  xcä  xaraxQivEl  «vr^, 
OTi  fiXd-ev  ajto  tc5p  xegarcop  xrjg  yfjg  axovoai  rijv  6oq>iav 
2!oXofi(5vog,    xal   l6ov    jtkelop  2JoXofi(5pog   mds,    xcä    ov 

b.  Mt.  12,  42. 

ßaolXiaoa  potov  kysQd^oerai  iv  xTj  xqIosi  fierä  r^e  yepsäg 
ravTfjg  x<ü  xaraxQipet  avrtjpj  ozi  7jXd^€P  ix  nSp  JtBQaxiDV 
xTJg  yF/g  dxovcai  x?}v  ootplap  2oXo(icipog,  xal  löov  xketov 
2oXoficüPog  coöe. 

c.  Lc.  11,  31. 

ßaölXiooa  poxov  iyBQdrjOBxat  kp  x^  xqIobi  fisxa  xwv  dv- 

öqcöp  xfjg  yevsag  xavx7]g  xal  xaxaxQiPst  avxovgy  oxi  yjX&sv 
ix  xcop  jtsQaxmp  xfjg  yf^g  dxovöai  xt/p  ooq>lap  JSoXoiiwvog, 
xai  löov  jtXetop  2oXo(i(5pog  wöb. 

Der  Zusatz:   x«l  ov  jacxBvexB,   obwohl  schon  in  der  von 

dem  Redaktor  der  Clementinen  benutzten  Evangelienquelle 
Torhanden  gewesen,  ist  doch  in  dieser  Fassung  unecht,  weil  ge- 
rade diejenigen,  von  denen  Jesus  zu  dem  Volke  redet,  nämlich 
die  apÖQsg  x?jg  ysvBag  xavxrjg  =  ol  g>aQcCatoc,  als  dem  Gericht 
verfallen,  angeredet  gewesen  wären. 

Lc.  11,  82  =  Mt.  12,  41. 

a.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.  108.  p.  335  B. 

jrQOXQSJtofiBvog  Xpa  Tcap  (lexa  xo  dpaöxrjpai  avxov  dxo  x(5p 
VBXQWP  nBxaporiöTjXB  i(p*  olg  ijtgd^axe  xaxolg  xal  ofioltog 
NcpBvlxaig  jtQocxXavöTjXB  x(5  d-etp, 

b.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.  107.  p.  334  C. 

xal  jtoprjQoxigap  xt]p  yBPsäp  vfidöp  xai  (loixccXlöa  /läXXop 
xf]g  NiPBVixSp  xoXimg  iöfjXov,  ohiPBg,  xov  Impä  xtjgv- 
^apxog  avxolg  xxX, 


Texte  und  Untersachungen  zu  Lo.  11,  31.  32.  33.  265 

c.  Hom.  Clem.  XI,  33.  p.  119,  13. 

xQog  (Je  rovg  kv  reo   Xaä  fi^    d-iXopxag  (levavoTJöai  kjtl 
tA  TCTjQvyfiari  avrov  sljtev'  avögeq  Nivevlrai  kyeQd^'jOovrai 

fisrä  TTJQ   ysveäg   xavxfjg    xdL   xaraxQivovöiv   avrijv,    ori 
axovöavxeq   fiBxsvorfiav   elq   x6  XTJgvyfia  *Ia)Pa'    xal   löov 

xXelov  . .  .  (oöe,  xal  ovöelg  jiioxsvei. 

d.  Mt  12,  41. 

apÖQsg  NivBvlxai  apaöxrjaovxac  iv  x^  xqIobi  fisxa  xrjg  /£- 

veag  xavx^g  xci  xaxaxQivovöiv  avxi]v,  oxi  /lexeporjoap  elg 
x6  xfjQvyfia  ^I(Dpa,  xäi  löov  xXbZop  ^lopa  oöe. 

e.  Lc.  1 1,  32. 

avÖQsg  Nipsvslxai  j^J^^fJJJ^öin^  ip   x^   xqIöec  fiexä  xijg 

yspsäg  xavxT^g  xal  xaxaxQipovoiP  avxijp,  oxc  fiBXBPOfjOap 
Big  x6  xijQty/fia  ^la^pä,  xal  löov  xXbIop  ^Ia>pä  a)ÖB, 

Mit  Weiss  ist  anzunehmen,  dass  dieser  Spruch  Lc.  11,  32 
=  Mt  12,  41  im  ürevangelium  vor  Lc  11,  31  =  Mt.  12,  42  ge- 
standen hat,  dass  also  vom  ersten  Evangelisten  die  richtige 
Reihenfolge  eingehalten  ist.  Denn  die  avÖQBg  NiPBvlxai  werden 
sich  unmittelbar  an  die  Erwähnung  des  ninivitischen  Buss- 
predigers angeschlossen  haben.  Der  Homilientext  bietet  hier 
gute  Varianten:  iyBQd-TjOOPxai  (=  apacxrjcopxat  =  lla'lp^),  axov' 

oavxBgj    wahrscheinlich    ein    echter    Rest    des    Urtextes,    und: 

xd  ovÖBlg  jtioxBVBi,  welches  —  im  Unterschied  von  dem  xcu 

ov  xiCXBVBxs  zu  Lc.  11,  31  =  Mt,  12,  42  —  an  dieser  Stelle  und 
in  diesem  Zusammenhang  sehr  wohl  zum  Quellentext  gehört 
haben  kann. 

Lc.  11,  33  =  Lc.  8, 16  =  Mc.  4,  21  =  Mt.  5, 15. 

a.  Clem.  AL  Strom.  I,  1,  12.  p.  323. 

ovÖBig  axxBi  Xvxpop  xal  vjto  xop  fioöiop  xI&^tjOcp,  aXX^  ijcl 

xijg    XvxPlctg  (palpBtP  xolg  xyg  ioxiaOBCog  xf/g  avxfjg  xaxtj- 

^ICDfiBPOig. 

b.  Mt.  5,  15. 

ovÖB  xalovOiP  Xvxpop  xal  xt&Eaatp  avxop  vjto  xop  fioöiop, 

aXX^  ijd  xnp  Xvypiap^  xal  XaujtBi  JtaoiP  xoXg  ip  x(]  oIxUl 


266  AussercBBonitche  Panllelteste  za  Lc. 

c.  Lc.  1 1,  33. 

ovdilg  XvxPOP  atfmq  elg  XQVxrfjv  tld^ioiv  ovök  vxo  top 

(ia6iov>,  djiX  ^:tI  zfjv  Xvx^l(*P^  ^po  ol  slöxoQsvoftspoi  t( 

d.  Lc.  8,  16. 

ovÖBiq  6b  Xvxpop  cnpa^  xaXvxrei  avvop  öx€vei  ?}  vMmatiO 

xklpfig  rld-tjöip^  ak)!  i^l  Xvxplag  xldTjOip,  Ypa  ol  üöjioqev- 
ofispoi  ßXixaHiiP  x6  qxog* 

e.  Ma  4,  21. 

xal  sXsycv  avroig  ort  fi/]Tt  l(>;(6rai  o  Xvxpoq^  ipa  vjci  top 
fioöiop  Tf^^  ^  vjro  T^p  xXlpfjp;  ovx  &^«  ixl  rfjv  XvxpiciP 

Was  Lc.  in  der  Regel  vermeidet,  denselben  Spruch  in 
Doubletten  zu  geben,  das  liegt  hier  ror:  Lc.  8,  16  stammt  der 
Spruch  aus  Mc.  4,  21,  wie  der  Gontext  zeigt,  dagegen  Lc.  11, 33 
direkt  aus  der  vorcanonisohen  Quelle.  Ebendaher  atammt  dw- 
selbe  Spruch  Mt.  5,  15.  Vgl.  Weiss,  Marcus  S.  153.  155*  Die  so 
entstandenen  vier  innercanonischen  Patallelen  gehen  textiich 
sehr  durch  einander,  sodass  der  ursprüngliche  Wortlaut  kaum 
mahr  rein  darzustellen  sein  wird.  La  dürfte  da,  wo  er  Lo.  11,  33 
direkt  aus  dem  Urevangelium  schöpft ,  doch  zugleich  von  Mc 
beeinflusst  sein  (vgl.  Weiss,  Matthäus  S.  154),  während  umge- 
kehrt da,  wo  er  Lc.  8,  16  dem  Contexte  des  Marcusevangeliums 
folgt,  bereits  der  Einfluss  der  vorcanonischen  Quelle  nach  der 
lucanischen  Version  sich  bemerklich  macht.  Nämlich  das  ajtxHv, 
welches  Weiss  lediglich  auf  die  Rechnung  des  Lc.  setzt,  gehört 
schon  der  von  ihm  gebrauchten  Version  des  Urevangeliums  an 
(vgl.  Lc.  15,  8:  ovxjL  ajtrai  Xvx^^^)  ^^^  ist  neben  xalsiv  (Mt.) 
UbersetzungSTariante  von  p^^^lt},  sodass  als  der  gemeinsame  Urtext 
fftr  ovösig  ojtTBi  (Clem.  AI.)  =  ovöelg  ay)ag  (Lc.)  =  ovdh  xalovoip 

(Mt.)  pbllj  l"^»  vorauszusetzen  ist.  Dieses  sicherUch  quellen- 
mässige  Wort  ist  bei  Mc.  in  Wegfall  gekonmien,  aber  Lc.  8,  16, 
wo  der  dritte  Evangelist  dem  Context  des  Mc.  folgt,  wieder 
eingedrungen.  Dagegen  sind  die  Worte  rj  vjto  r^p  xXlpfjp  Mc. 
4,  21  sicher  ein  Zusatz  des  zweiten  Evangelisten  (vgL  Weiss, 
Marcus  S.  154),  da  sie  in  den  direkt  aus  der  Quelle  geschöpften 
Parallelen  (Lc.  11,  33;  Mt.  5, 15)  wie  auch  bei  Giemen»  AI.  fehlen, 


Texte  und  Untergnchungen  zu  Lc.  11«  33.  34.  267 

dagegen  Lc.  8,  16,  wo  Lc.  Ton  Mc.  abhängig  ist,  in  der  Fassung: 
ij  vxoxava}  xXlvriq  —  die  Abhängigkeit  von  Mc.  bekunden. 
Ebenso  ist  die  Lc.  11,  33  hinzugefügte  xgvjtrij  (Kellerloch,  be- 
deckter Oang)  wohl  auf  Rechnung  des  Lc.  zu  setzen.  Dagegen 
sind  lafixsiv  (Mt.)  =  g>cdP€tv  (Clem.)  =  n'^«n  (vgl.  Lc.  17,  24  = 

Mt.  24,  27)  quellenmässig.  Die  Schlussworte  des  Logion  sind 
vielleicht  bei  Clemens  am  besten  erhalten,  wonach  der  Leuchter 
zu  einem  Festmahle  {hörlaoig  ^=  TttW^  Oeu.  26,  30)  herbeige- 
sdiafil  und  mit  dem  Lichte  versehen  werden  sollte,  damit  alleTheil- 
nebmer  des  Festmahles  in  seinem  Schein  sich  freuen  könnten. 

Lc.  11,  S4  =  Mt  6,  22.  23*. 

a.  Testam,  XII  patr.  Benjam«  c.  4. 

o  äyaQ'bq  avd-Qmxoq  ovx  1^^  cxorsivop  6q>9xxXn6v. 

h,  Maoar.  Hom.  I,  4* 

xal  xdXiP'  6  Xvx^og  rov  adfiorog.  iortv  o  6q>d-aXfi6g'  kav 
9  o  o^dtxkfiog  (pcuTtivoq^  oZov  ro  ccifia  oov  jtsq><»riarar 

$1  dh  6  6q>d'aXii6g  oov  xovr/Qoqi  oXov  ro  aoifia  oov  oxotsi- 

vov  iorau 

c  Mt.  6,  22.  23». 

o  Xvxvoq  rov  Ocifiarog  loxiv  6  otpd-aZfiog.  kav  ^  6  6q)d-aX- 

(log  oov  axXovg,   oXov  ro  omiia  oov  (jpcotHvov  eorai'  kav 

ih  6  6g>9^aXfi6g  oov  jiovtjQog  9,  oJloi'  ro  oäfia  oov  öxorei- 
vov  iorai. 

d.  Lc.  11,  34. 

o  Xvxvog   rov  Ocifiarog  loriv  6  6g)&aXfi6g  Oov,     orav  6 

og^aXfiog  oov  axXovg  7j,  xal  oXov  ro  oäfia  oov  qxoruvov 

koriv  kxav  Sk  xovtjQog  y,  xal  rb  omfiä  oov  oxorsivov. 

Die  ursprüngliche  Stellung  dieses  Logion  hat.Lc.  in  seinem 
Context  bewahrt  YgL  Weiss,  Matthäus  S.  195.  Die  Varianten 
^eqxDriOrai  =^  wmrBtvov  icriv  stammen  von  niK3  als  Quellwort 

ab.  Dagegen  ist  das  tpwxHvog  des  Macarius  keine  echte  Va- 
riante. Das  canonische  axXovg  entspricht  als  Gegensatz  dem 
xovfjQog.    Vgl.  zu  letzterem  Mt.  20,  1 5. 


268  Aussercanonische  Paralleltexte  zu  Lc. 

Ic.  11,  35.  86  =  Mt  6,  23*. 

a.  Macar.  Hom.  I,  4  =  Cod.  Gantabr.,  Syr.  Cur.  ad  Lc.  11,  35.  36. 

el  ovv  t6  q>c5g  ro  iv  öol  oxoroq,  ro  Oxotog  xoöov. 

b.  Mt.  6,  p\ 

sl  ovv  ro  q)c5q  ro  iv  öol  oxorog  iörlv,  rb  cxorog  xooov. 

c.  Lc.  11,  35.  36. 

oxoxsi  ovv,  fif]  ro  ^(»g  ro  iv  ool  oxorog  icrlv.  bI  ovv 
ro  öcofia  aov  oXov  qpcoreivov^  fiij  exov  n  fidgog  öxoretvov, 
larat  (pmrsivov  oXov  €og  orav  6  Xv^vog  r(]  acrgcuif]  gxxh 
rl^7j  OS, 

Weiss  bält  Lc.  11,  35^  36  för  eine  aus  der  Reflexion  des 
Scbriftstellers  dem  Quellentexte  hinzugefügte  Epexegese.  Die  ur- 
sprttugliche  Rede  wider  die  Zeichenforderer  habe  mit  den  Wor* 
ten  geschlossen:  el  ovv  ro  tpwg  ro  iv  öol  Oxorog^  rb  oxorog 
xooov  —  vgl.  Weiss,  Matthäus  S.  195  f.  Diese  Quellenkritik 
wird  bestätigt  durch  Cod.  D,  Sjr.  Cur.,  altlateinische 
Versionen,  welche  an  Stelle  von  Lc.  11,  35.  36  als  Schlusswort 
einsetzen,  was  wir  Mt.  6»  23^  lesen.  Also  nicht  blos  ausser- 
canonische  Ergänzungen,  sondern  auch  Weglassungen  in 
Cod.  D  scheinen  auf  dem  Einfluss  der  vorcanonischen 
Quelle  zu  beruhen. 

Lc.  11,  37.  38. 

a.  Cod.  Cantabr.  Lc.  11,  37.  38  =  Syr.  Cur.  Lc.  11,  37.  38. 

iöerj&rj  öh  avrov  rig  (pagiöalogy  ira  dQiCrJjOi]  usr  avrov. 
slösX^cov  ÖS  avtjreoev,    o  oe  q)aQiöalog  JjQ^aro  ötaxQivo- 

fiBVog  iv  tcxvrS  layetv'  öia  ri  ov  xgärov  ißaxrloO^  xqo 

rov  dgiorov; 

b.  Cod.  Colbert.  Lc.  11,  37.  38.  p.  86  ed.  Belsheim. 

Et  cum  loqueretur  haec,  rogavit  eum  Pharisaeus  quidam,  ut 
pranderet  apud  eum:  et  ingressus  recubuit.  Pharisaeus  vero 
coepit  secum  disputans  dicere:  quare  non  primo  baptizatus 
est  ante  prandium? 

c.  Lc.  11,  37.  38. 

iv  öh  rc5  XaXfjcai  igtorä  avrov  g)aQiOalogy  oxoog  dgiörijoi;] 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Lc.  11,  35.  36.  37.  38.  39.         269 

xaQ    avxm'  bIobXO^wv   6b  avijteasv.    6  61  q)aQiCalQq  I6c6p 
i&avfiaö€P,  OTi  ov  XQcixov  kßanxlad^ri  jiqo  tov  dglcrov. 

Diese  nur  bei  Lc.  vorhandene  Einleitung  zu  der  grossen 
antipharisäischen  Rede  (Lc.  11,  39 — 52  =:  Mt.  23)  wird  von  den 
Kritikern  als  Einfügung  des  Lc.  von  seiner  Hand  bezeichnet,  auch 
von  Weiss  (Matthäus  S.  494)  als  »fingierter  Anlass^  charak- 
terisiert Indess  war  bei  einer  solchen  halb  freundlichen,  halb 
feindseligen  Einladung  von  Seiten  eines  reichen  Pharisäers  die 
Anwesenheit  anderer  Pharisäer  sowie  auch  die  Gegenwart  von 
Schriftgelehrten  erklärlich,  dann  aber  auch  die  Gelegenheit 
günstig,  dem  Pharisäismus  die  Maske  der  Heuchelei  vom  An- 
gesicht zu  reissen.  Dabei  sind  die  unter  sich  übereinstimmenden 
Abweichungen  des  Cod.  D  und  des  Syr.  Cur.  von  dem  canoni- 
schen Texte  derart,  dass  man  auf  einen  hebräischen  Grundtext 
schliessen  möchte.    Vgl.  öefjd'tjvai  ==  iQcorav  =  töjga,  ip  iai^rtp 

XiyHv  ==  itJfija  nttK,  ein  in  dem  synoptischen  Typus  wiederholt 
vorkommender  Hebraismus,  6iaxQlp€0d'ai  =  ^'''1,  Jerem.  15,  10: 

^■»■l  TD''K  =  LXX:  ap6Qa  6ixa^6fi6POv  ==  Aquila,  Theodot :  ap6Qa 
6iaxQiv6fi£vov. 


-v^s-*"     ^    '^  r\^   ^' 


Lc.  11,  39  =  Mt.  23,  25. 

a.  Epiph.  Haer.  XVI,  4.  p.  36  B. 

xdL  xad^agl^ers  ro   Ixrog  tov  xott]qIov  xal  tov  jtivaxoc, 

t6  6h  Ivrog  hoxt  fieoxov  dxa&agolag  xal  dxQaoiag, 

b.  Qem.  AI.  Paed.  III,  9,  48.  p.  282. 

Tuxl  xdXiv  xolg  avxotg  q>fiolv'  oval  vpLlv,  oxt  xa&aQl^exs 
x6  IgcD  xov  xoxtjqIov  xal  xfjg  nagotplöocy  Ivöod^Bv  6b  yi- 

fiovöiv  axad-aoolag. 

c  Hom.  Clem.  XI,  29.  p.  118,  4. 

xXfiv  xQog  xovg  vxoxQtxäg  eXBysv  oval  vfilVy  ygafifiaxetg 
xal  g>aQicaloi,  vjtoxQixal,  oxt  xad-agl^exB  xov  jtoxTjgiov  xal 
Xfjg  jtaQoy)i6og  x6  Ib^o^&bv,  Icmd-BV  6b  yifiBi  piJtovg. 

d.  Mt.  23,  25. 

oval  vftlv,  ygafifiaxBlg  xal  g>aQiCaToi,  vjtoxgixal,  oxt  xa^a- 
Qi^exB  x6  e^a}d-£V  xov  jioxijqIov  xal  x^g  jra()otpl6ogi  höcoB-bv 

6b  yifiovoip  ig  agstayfig  xal  dxgaolag. 


270  Auflsercanonische  Paralleltexte  zu  Lc. 

e.  Lc.  11,  39. 

wp  vfielg  ol  g>aQtodToi  ro  f^cod-ev  rov  JtorrjQlov  xal  rov 
mvaxog  xad-agl^ere^  ro  dh  eocod^ev  viiär  yifisi  agxccy^q  xal 
jtovTjglag. 

f.  Macar.  £p.  II.  p.  42S  ed.  Migne. 

nolv  ovv  hoocipai  fiot  öoxovctv^  ot  rov  xortjQlov  xcu  rrjg 
xagotpliog    rb  ixvog   xegtxaB^alQovaiv^   ivtog  öe   fisorotg 

jtavTolag  ovoi  xaxlag. 

Mit  diesem  Logion  beginnt  die  grosse  antiphafisaische  Rede 
Lc  1 1,  39  ff.  SB  Mt  23,  deren  Abstammung  aus  dem  bebraischen 
Urtexte  auf  Schritt  und  Tritt  verfolgt  werden  kann,  deren  Ur- 
gestalt  aber  —  ebenso  wenig  wie  die  der  Bergpredigt  —  weder 
bei  dem  ersten  noch  bei  dem  dritten  Synoptiker  vollständig  und 
rein  erhalten  ist.  (Bezüglich  der  nur  von  Mt  erhaltenen  Be- 
standtheile  vgl.  Heft  11,  270  f.  274—280.)  Zu  La  11,  39  =  Mi 
23,  25  sind  folgende  Übersetzungsvarianten  zu  notieren:  ixt 6g  ^ 
B^(D^J^09^£v  =  f=inti,  ii^Tog^  =  ivöoO^Bv  =«=  ioco^sv  =  'lü'^;?, 
jtlva^  =  jtaQotplg  =  »^?^p»  xa^-agf^siv  =  jteQixad-alQsiP  =  IITO, 

yiuBtv  =  uBCTov  bIpüi  =  KbtD,  pvjro^  =  dxad-txQOla  =  nwpu 
jtoPTjQla  =  xaxla  =»  Stti  oder  flK.  Selbstverständlich  gehörten 
inTÜrt^te^zum  Bilde  von  den  schmutzigen  Schüsseln  nur  ^vxog 
oder  äxad-aQola^  wie  auch  in  dem  Homilientexte  und  bei  Cle- 
mens AI.  zu  ersehen  ist  In  den  canonischen  Texten  ist 
das  Bild  und  die  Anwendung  davon  ineinander  geflossen. 
Wie  die  nur  äusserlich  gereinigten  Schüsseln  innerlich  voll 
Schmutzes  sind,  so  sind  die  äusserlich  frommen  Phariaäer  in- 
wendig voll  Sünde,  Bosheit  und  Raubgier. 

Lc.  11, 40  =  Mt  23, 26. 

a.  Clem.  AI.  Paed.  HI,  9,  48.  p.  282. 

xad-ajQtCov  jtQmrov  zo  IvSov  rov  xottjqIov,  Xva  yimjrai 
xcä  ro  eB.ooO'ev  xaO^OQOv. 

b   Hom.  Clem  XI,  29.  p.  118,  7. 

q)aQiCaU  rvtpXi,  xad-aQtöov  JtQärov  rot  ototriQlov  tccü  rrjq 
JtaQotpldog  rb  Scod&sv,  tva  ybvfjrai  xcH  rä  I|q>  atreor  xa- 
&aQa. 


Texte  und  Untersuchungen  zn  Lc.'11, 40.  42-  S71 

15.   Mt28,26. 

&a  YinjTai  xal  rb  ixtd:;  avrov  xad-aQov. 

d.  XHateesanm  .Aräb.  ed.  Cüasea  p/7t^. 

Pharisaei  oaeci,  mandate  prius  intos  cdlicts  et  »paropsidis,  et 
qnod  deforis  eorum  estTinuHdum  -erit. 

e.  Petras  AI.  de  anima  II.  ap.  Routh  IV,  49. 

el  yixQ  xal  xaxa  top  0(ottjqiop  Xoyov  6  yroiTJactg  ra'saa)^ 
&SV  xäL  ta  Igcof^  ixolf^asp. 

f.  i#c.ll,  40. 

SipQovBqj  ovx  6  xoiijöag  to  ^ojd-tv  9tal  t6  ictoO-ev  ixohjöev; 

g.  Clem.  AL  Strom.  III,  4,  34.  p.  526. 

np  XqiCtw  ytQoq  rovg  q)aQioalovg  eIq7jx6ti  top  avrop  d-eop 
xal  TOP  bcTog  i^fi£p  xal  top  lern  ipd^Qcaxop  JtBxoiy]xipat. 

Wenn  irgend  etwas  ein  Beweis  ist  f&r  die  Lc  11,  37.  38  ge- 
gebene geschichtliche  Situation,  so  ist  es  die  Anrede  g)aQiOale 
xv^Xi  Mt  23, 26,  welche  im  ersten  Evangelium,  wo  yon  Anfang 
an  die  Gesammtheit  der  Pharisäer  angeredet  ist,  völlig  unmo> 
tiviert  auftritt  Lc.  hat  die  Schärfe  dieser  Rede  abgeschwächt, 
obwohl  der  Ausdruck  atpQOPtg  noch  ein  Nachklang  davon  ist 
(▼gl.  Weiss,  Matthäus  S.  494).  Aber  aus  der  Vergleichung  von 
Lc.  11,  40  =  Mt  23,  26  ersiebt  man,  dass  Mt  23,  26  mit  dem 
aingularischen  Ausrufe:  ^aQiöate  TVfpXi  noch  in  den  Anfang 
Ser  antipharisäischen  Rede  gehorte,  die  erst  im  Fortgang  sich 
verallgemeinerte  und  erweiterte.  Die  Verwandlung  des  Sin- 
gular in  'den  Plural,  wie  sie  im  DiAtesaai^an  vetreten  ist  und 
bisher  bei  Tisch.endorf  .nur  im  Cod.  Colbertinus  notiert 
jvar,  entapricbt  zwar  dem  .Contexte  des  Matthäus,  verwischt 
aber  diesen  Rest  des  Urtextes.  Zu  bemerken  sind  noch  die  Va- 
rianten: TD  Ipöov  ^*=  ro  ica)&6P  =s^  t6  ivTog  >»  tcc  eaa>  ^^  *>W^yri 

a.  £pil^.  Haer.  ZVI,  4.  ip.  36 AB. 

Ta  tiia   Toü  oamjfiog  XQog   avTovg  algrifiepa'   ovcii  vfüp, 
YQafifiaTBtg  xcü  q>aQioalOi^  vjtoxQixaly   ovi  xaTalslobuns 


272  Aossercanonische  Paralleltexte  xu  Lc. 

TC  ßagia  xov  vofiovy  tt)v  xqIöip  xal  top  iZeov,  xäi  axo- 
ÖBxarovxe  ^o^^^^or  xdL  to  -^övocfiop  xci  ro  xiqyapop. 

b.  Mt.  23,  23.  ^      y 

oval  vfilp,  ygaiiiiaxBlq  xal  qxxQioaloi^  vjtoxQixalj  ort  ajto- 
öexarovre  ro  ^övoöfiop  xal  ro  apti&op  xai  xo  xvfitvop^ 
xal  aq)rjxaxB  xa  ßoQvxega  xov   pofiov,   xijv  xQlotv  xal  xo 

iXBoq   xal    xijp    jtloxip'    xavxa   iösi   jioirioat   xaxetva  pttf 

atpslpat, 

■s, -s _/-',•■  ^N-.  V^V^ 

c.  Marcion  ap.  Epiph.  Haer.  XLII.  p.  313D.  p.  332  B. 

apxl  xov'  xaQiQXBOd-E  xfjv  xqIöip  xov  d-eov  slxB'  xoqeqxB' 
Ö&6  xTjp  xXrjocp  xov  d^eov, 

(L  Marcion  ap.  TertulL  adv.  Marc.  IV,  27. 

Sic  et  holuscula  decimantes,  vocationem  autem  et  dilectionem 
dei  praetereuntes  objurgat.  Cujus  dei  vocationem  et  dilec- 
tionem, nisi  cujus  et  rutam  et  mentam  ex  forma  legis  de 
decimis  offerebant? 

e.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.  17.  p.  235  C. 

xal  ißoa'  oval  vfitp,  ygafifiaxetg  xal  g)aQioaloi,  vxoxgixaL, 
oxc  cbtoöexaxovxs  xb  ^övoöfiov  xal  xo  jti^yapop,  xtjp  6h  cc/or 
jtrjp  xov  d-BOV  xal  xfjp  xqIöiv  ov  xaxapoelxe; 

f.  Lc.li,  42.  ^ 

dXkä  oval  v(ilv  xotg  q)aQiaaloig,  oxi  äjtoöexaxovxe  xo 
TjövoGnop  xoL  xb  jtfjapop  xal  jtap  Xaxapop,  xal  jtaQhQXB- 
0^6   xTjv    xQiötp   xal   X7JV   äyajtTjp  xov  d'Bov'    xavxa  eöai 

jcocijoai  xdxetpa  firj  jcagetpai. 

Durch  das  xaxaXelxEiv  in  dem  von  Epiphanins  über- 
lieferten Texte  ist  das  dq)iipat  des  Mt.  als  Übersetzung  Ton  nt:^ 
beglaubigt.  Dass  aber  auch  das  xagsQXBOß-ai  des  Lc.  aus  ^Tf 
entstanden  sein  kann,  dafür  vgl.  man  Ex.  23,  5:  ÜTI^tD  TOini  = 
LXX:  ov  JcagB^Bvoi;]  avxo.  Dasselbe  aT:f  kehrt  am  Schlüsse  in 
den  Varianten  dg)Btpat  und  jcaQBlPat  wieder.  Wegen  der  Ob- 
jekte xQlöig  =  xXrjöLq  =  aydjtrj  =  bXbo^  =  xloxig  ist  ein  ein- 
heitlicher Queiientext  nicht  wieder  herzustellen.  Zu  äyaxt^  vgl. 
oben  S.  115  ff.,  sowie  Agrapha  S.  180.  Die  marcionitische  Les- 
art xXtjOig  ist  wohl  nur  harmloser  Schreibfehler.  Nestle  ver- 
weist auf  die  Verwechselungen  von  xaXBtP  und  xXIpbiv  1.  Reg. 
2,  28;  2.  Reg.  8,  1. 


Texte  and  Untenachuigen  bü  Lo.  11,  42,  43.  273 


L<;.ll,43  =  Mt23,6.  7  =  Mc.l2,S8.  39  =  Lc.80,46. 

a.  Henü.  Mand.  XI,  12.  p.  118,  7. 

XQtStov  (ihr  6  ^d-QCDjtog  ixetvoq  6  öoxmv  jtvsvfia  ix^tv 
vfpol  lavtov  xal  d'ÜH  JtQcoroxad'BÖQlap  J^x^ip. 

b.  Mc.  12,  38.  39. 

ßXixBTB  djto  xSv  ygaftfiaricov  rcov  d-eXoptcov  iv  öroXalg 

xaQixarslv  xäL  äaxaofiovg  kv  ralg  ayoQolg  xal  J€Q(DTOxad'e' 
ÖQlag  ip  ralg  öwayaryalg  xcä,  xQfoxoxXiolag  hv  xolg  ÖBlxvoig. 

c.  Mt  23,  5»>— 7. 

xXaxvvovöiv  fäg  xa  g)vXaxT^Qia  avxcov  xal  fisyaXvvovoiv 
xa  XQaöxBda  [Syr.  Cur.  add.:  x(Sv  Ifiaxlcov  avxcSv]j  ^iXov- 
Civ  dh  X7IV  xQwxoxXiolav  ev  xolg  delxvotg  xal  xag  nQa>xo- 
xaO'BÖQlag  iv  xalg  owayrnyalg  xai  xovg  aoxaOfiovg  ip  xaTg 
ofOQOlg, 

d.  La  20, 46. 

x£O0^^rr5  dxo  xäp  ygafifdaxiop  xcop  d-eXovxmp  xegixaxBlv 
IpöxoXatg  xal  q>iXovPxmp  aoxao/iovg  ip  xalg  ayoQalg  xal 
xQOixoxad^BOQlag  iv  xalg  övpayoyalg  xal  xgoixoxXiolag  ip 
xoig  ÖBlxPoig. 

e.  Lc  11,  43. 

oval  v/ilp  [Syr.  Cur.  add.:  xolg  yoafifiaxBvöi  xcA]  xolg  (pa- 
QiöcUoigf  oxi  ayaxaxB  x^v  xQoxoxa&BÖQlap  ip  xalg  avpo^ 

yaryalg  xcü  xovg  doxaofiovg  ip  xalg  ayogalg. 

Wie  Lc.  11«  33  =  Lc.  8,  16,  so  hat  der  dritte  Evangelist  auch 
hier  Lc.  11,  43  =»  Lc.  20, 46  eine  seiner  wenigen  Doubletten  ge- 
bildet, indem  er  den  Spruch  das  eine  Mal  aus  Mc.  (Mc.  12,  38. 
39  =  Lc.  20,  46),  das  andere  Mal  Lc.  11,  43  =*  Mt.  23,  5*»— 7  di- 
rekt aus  der  vorcanonischen  Quelle  geschöpft  hat.  Vgl.  Weiss, 
Marcus  S.  403.  406.  407.  Von  Weiss  weiche  ich  darin  ab,  dasn 
ich  glaube,  Mc.  hat  die  betreflfenden  Verse  Mc.  12,  38 — 40  nicht 
blos  aus  dem  Ürevangelium  entnommen,  sondern  auch  von  ihrem 
ursprünglichen  Standort  innerhalb  der  antipharisäischen  Rede 
entfernt  und  wie  so  manche  andere  Stoffe  (z.  6.  die  Tempel- 
reinigung)  in  den  letzten  Aufenthalt  Jesu  zu  Jerusalem  verlegt. 
Durch  diese  Umschaltung  Mc.  12,  38—40  ist  der  ente  Evangelist, 
der  im  Aufbau   seiner  Schrift  sich  vorzugsweise  von  Mc«  leiten 

Texte  n.  Untennohnngeii  X,  8.  18 


274  AttMercanonuche  Paralleltexte  sa  Lc 

Hess,  veranlasst  worden ,  die  ganze  antipharis&ische  Rede  Mi  23 
dem  Bericht  über  den  jerusalemischen  Aufenthalt,  wohin  sie,  wie 
Lc.  11,  37.  38  zeigt,  ursprünglich  nicht  gehorte,  einzuflechten. 
Als  Übersetzungsvarianten  zu  unsrem  Logion  sind  (piXslv  =  aya- 

jiav  =  MXuv  =»  f  &n,  welches  die  LXX  wiederholt  mit  oc/axav 
wiedergeben,  ebenso  luaxia  =  oxoXal  =  0*^1^  zu  recognoscieren. 

Le.  11, 44  =  Ht  23,  27. 

a.  Macar.  Hom.  XLIII,  2. 

ixBQOi  6i  elai  tag>oig  xBxoviafiiroiq  ioixoTsg,    JB^mO-sp  fthv 

i^m^QowTjuipoi  xal  JtSQixaXXelg,  ioco&ev  öh  yiuovxhq  ooximv 
v&cQciv  xal  övöcoölag  xoXkijg. 

b.  Ephraem  Syr.  Opp.  I,  78  F. 

tva  fifj  ytagofiOicod-muev  xatpoiq  XBxovuxfiivoigj  ot  i§a^ev 

fihv  ipalvovxai  XbvxoI^  lomd^ev  6i  yiiiovoiv  ooxä  dp&Qcixtxnf 
xal  axad-aQClag, 

c.  Mt  23,  27. 

oval  v^lp,  YQafifiaxelg  xal  g>aQioaloi,  vxoxgixcd,  oxi  jrap- 
ofiOLaC^BXB  xdg>oig  xBxopiafiivoigf  otxipeg  i^md-ep  fihp  tpal" 

popxai   coQoioiy    £Oa)d'£P  öh  yifiovötp  aoxiop  pexgcip  xal 

xaOfjg  axad-agclag, 

d.  Qem.  AL  Paed.  III,  9,  47.  p.  282. 

oval  yag  vfap,  ygafifiaxelg  xal  (pagioaloi^  vxoxQixal,  g>tiolr 
6  xvQiog^  oxi  ofioiol  icxe  xaqpoig  xexopiaiiipoig'   £§a)d-6P 

o  tag>og  q>alpexai   coQalog,  Ipöop  ob  ^ifiBL  6cxia>p  pbxqSv 

ocal  jtaörig  dxa&aQölag. 


-y^ — ^^  -■ 


e.  Iren.  IV,  18,  3. 

Propter  quod  et  dicebat  dominus:  Vae  vobis,  scribae  et 
pharisaei,  hypocritae,  quoniam  similes  estis  monumentiB 
dealbatis.  Foris  enim  sepulcrum  apparet  formosum;  intus 
autem  plenum  est  ossibus  mortuorum  et  universa  immunditia. 

f.  Just  Dial.  c.  Tryph.  c.  17.  p.  235  D. 

rag>oi  xsxopiauipoi,  Is^md-BP  q>aip6fiBP0i  tioatoif  loo^ev 
06  yBfioPXBq  oöxBOiP  PBxgmp. 


Texte  und  Untenachangea  za  Lc.  11,  44.  45.  46.  275 

g.  Just  DiaL  c.  Tryph.  c.  112.  p.  339  D. 

axBQ  X(f6q  avrovg  ig>i]  6  ^fiirsQog  xvQioq  *IrfOovg  XQtöxoq' 
Tojpoi  xexoviafiivoii  Igco^cr  g>aiv6/iavoi^QaJ^i  xol  IhofO'av 
yifiovrsq  ooriafp  v&cqAv. 

h.  Aphraatee  Hom.  XV,  2.  p.  259. 

und  ihr  gleicht  den  Ghräbern,  die  von  aussen  weiss  sind 
und  schön  scheinen,  nnd  inwend^  voll  Todtengebeine  und 
alles  Unflaths  sind. 

l  Lc.  11,  44. 

oväi  v/ilVj  ort  kox\  cSg  xa  fivrjfisla  xa  adfjla,  xal  ol  ap- 

d-Qcoxoi  ol  JtsQixctxovvxsg  ix&vou  ovx  olöaöiv. 

Bei  diesem  Logion  ist  Ton  dem  ^exte  des  Lc,  welcher 
keine  Version  des  Urtextes  mehr  enthält,  sondern  eine  secun- 
dare  Umgestaltung  desselben  (vgl  Weiss,  Matthaus  S.  495), 
mnsomehr  abzusehen,  als  die  zahlreichen  und  interessanten  ausser- 
canonischen  Paralleltexte  ausschliesslich  mit  Mt  23,  27  gehen« 
Nur  die  fiptjueta  des  Lc.  sind  neben  den  xag)oi  des  Mi  für 
D'HDp  gleidiwerthige  Varianten.  Dag^en  lassen  die  ausser- 
canonischen  Varianten  der  Matthäus-Parallele  den  Urtext  um  so 
besser  betasten.    Vgl  koixivai^==xaQoiioiovcd'ai^=^xa^jiOU^iiv 

« ofioiop  slvai  =3  similem  esse  »»  nt^ij ,  xsQixaZZrg  =  coQOlog 

==aiTB^,  iaojS^ep  =  Irdoi^  =  ^Pl,  övccadla  =  dxa^oQCla  =  tEfK9 
(TgL  Jes.  34,  3  Tom  tobten  Leichnam).  Beachtenswerth  und  ein 
Zeichen  genauer  Citation  ist  die  singularische  Fassung  bei 
Clemens  AL:  i^wd'ev  6  xag)og  q>alvsx(xt  cigatog  *—  und  bei 
Irenaeus:  foris  sqpulcrum  apparet  formosum  —  in  Übereinstimmung 
mit  Cod.  D.  —  Übrigens  ist  hier  das  Gleichniss  selbst  (Mt.  23, 27) 
und  die  Anwendung  desselben  (Mi  23,  28:  ovxwg  xal  v/ielg  xxX.) 
reinlich  geschieden  und  nicht  wie  Mi  23, 25 = Lc.  1 1, 39  ineinander 
geflossen. 

Lc.  11,  45.  46\ 

a.  Lc.  11,  45.  46*. 

axoxQi^slg  6i  xig  xmv  vo(iixc5v  Xiyet   avx^'    öidaoxaXe, 

xavxa  Xi^o^v  ^^l  Vf*^^  vßQl^eig.  6  öe  slytsv  xal  Vfitp  xolg 
pouixoig  ovcU. 

b.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.  17.  p.  235  D. 

xal  xolg  yoaiifwxevCiP'  oval  vutp,  ygafioaxBlg. 

18* 


276  AnMercanoiiisohe  Pftndleltezte  zu  Lc. 

Dieses  kurze  Gitat  Jastins  ist  Ton  höchstem  Werth.    Denn 
durch  seine  ausseroanonische  Übersetzungsyariante:  yQa/ifiaTstg 

ist  es  ein  Beleg  dafür,  dass  Justin  bei  ausschfiesslichen  Lucas- 
Stofifen  noch  aussercanonische  Eyangelientexte  benutzte,  sodann 
ein  Beweis  für  die  Abstammung  Ton  Lc.  11,  45.  46^  aus  dem 
hebräisehen  Urtext.    Denn  ygafiftarsTg  und   vofuxol  sind  Über- 

se^zungsrarianten  von  D'^'Wio.  Hier  wird  das  aussereanonische 
Citat  Justins  eine  Bestätigung  der  yon  Weiss  gefibten  Qnelien- 
kritik.  „Mit  dem  Vorwurf  [Mt.  23]  v.  4  begann  nach  Le.  11,  46 
der  zweite  Theil  der  Rede,  der  speciell  an  die  vofnxoi  gerichtet 

war.  Dass  diese  Theilung  keine  „„Ellnstelei'^"  des  Luc.  (Keim 
S.  168)  ist,  zeigt  schon  das  der  Quelle  eigenthümliche  pofiixoi 

(MattL  22,  35.  Luc.  7,  30.  14,  3),  das  nach  Mrc.  [12]  y.  38  in 
unserem  [Mi]  Eyangelium  durch  YQHfifuxtelg  ersetzt  ist.*'  So 
Weiss,  MatiMus  S.  484.  Es  fehlt  hier  bei  Weiss  nur  noch 
die  Erkenntniss,  dass  ygaiiiiazstg  und  vofuxol  zwei  yerschiedenen 

Übersotzungstypen  des  Ureyangeliums  angehören,  wofür  wir  einen 
weiteren  schlagenden  Beweis  in  der  Lesart  des  Cod.  D  zu  Lc.  11, 53 

(siehe  unten)  besitzen. 

Le.  11, 46*  =  Mt  28, 4. 

a.  Dionys.  Corinth.  ap.  Eus.  H.  E.  IV,  23.  7.  p.  147,  26. 

yi^agaxaXel,  fi^  ßagv  g>oQTlop  ixdvayxeg  rb  xsqI  cc/pglag 

xolg  aöaX^olg  ixirid'ivaL 

b.  Mt.  23,  4. 

^fievovöiv  ÖB  ^oQtla  ß&Qia   xck   incti^iaotv   knl  rovg 

(Ofiovg  rwv  av&Qoixrov^  avTol  dk  rc5  öaxrvXcp  avrcSv  ov 
d-iXovCtv  xtvTJöai  avrd. 

c.  Syr.  Cur.  Luc.  1 1,  46^. 

g)0Qrl^eT6  fpoQxla  dvaßaoraxra  xäl  hnld^sts  hxl  rovg  (Sfiovg 

x6iv  dvß-QcixfDP  xal  avrol  tvi  xciv  öaxtvXcov  vftcov  ov 
jtQooy)av6Te  avrotg. 

d.  Lc.  11,  46^ 

g>0QTlC,eTe  rovg  dv&Qcijtovg  tpogrla  övoßäoraxra,  xäl  ccvrol 

tvl  r<DV  äax^tvXmv  v(i6ip  ov  JiQOö^fmvers  roig  ^poorloig. 


Texte  und  Üntersuchaiigen  sn  Lc.  11,46.  47.  277 

€.  Twt  adv.  Marc.  IV,  27, 

Invehitar  et  in  doctores  ipsos  legis,  qnod  onerarent  alios 
importabüib^  oneriBos,  qui  ipsi  ne  digito  quidem  ag^edi 
auoerent"^^"^ 

Hier  haben  wir  also  den  Anfang  desjenigen  Bede- Abschnittes, 
der  durch  die  Einrede  des  vofiixog  »»  yoaptuarsvg  Lc.  11,  45  ver- 
anlasst  und  speciell  gegen  die  D'^^lpiD  gerichtet  war,  ein  Sach- 
verhalt, welcher  durch  die  Umschaltung  des  ersten  Eyangelisten 
in  den  Anfang  der  antipharisäischen  Rede  (Mi  23,  4)  und  durch 
die  Beseitigung  der  direkten  Anreden:  g)OQrl^BrB  —  txlQ^BXB  — 
gänzlich  verwischt  ist.  Lc.  hat  das  gewiss  urtextliche  ösc/ievsiv 
weggelassen;  hinter  dem  seiner  Version  des  Urtextes  angehörigen 
fo^TJ^etv  (=  ^'^J^^^^l  ^^')  ^®8*  sicherlich  Ott!f .  Für  JtQoo- 
^cevar  =  xivrjcat  bringt  Salkinson  sowohl  Lc.  11,  46  als  Mt. 
23,  4   ?''3n    in  Anwendung.    Endlich    ßagvg  -=  diXJßacraKTog 

werden  leicht  als  Übersetzungsvarianten  von  tas  erkannt.  —  Zu 
dem  woQxlov  ßaov  =  övoßaöraxrov  der  Q'^IBb  vergleiche  man 

als  Gegensatz  Jesu  g)OQrlov  iXaq>Q6v  nach  Mt.  11,  30  =  Bvßa- 

oraxrov  nach  Agathangelus.    Siehe  Heft  II,  138. 

Lc  11,  47  ==  m.  2a,  29. 

a.  Spiph.  Haer.  XXXIIl  10.  p.  226  A. 

iXeys'  xoCfielre  rovg  ta^vg  rwv  jKQog>fjTwp  xci  olxoöo- 
fiBlre  ra  ifvijfi^la^  tAv  öixalcov,  xal  ol  jtavdQBg  vfiäv  cbei- 

xxBivav  avxovg, 

b.  Mi  23,  29. 

ovai  vfitv,  YQafifiaxBZg  xal  q>aQiOcaoi,  vjtoxQixal,  oxi  olxo- 
öofiBlxB  xovg  xatpovg  xäv  jtQoq>Tjx<5v  xal  xoOfiBlxs  xa 
fiPfifuta  x(3p  öixala>v. 

€.  Marcion  ap.  Epiph.  Haer.  XLII.  p.  313  D.  p.  332  C. 

oval  vfilVj  oxi  olxoöofiBtxB  xa  (ipi^fiaxa  [p.  332  C:  fiPtjfiBla] 

xciv  XQOiprixcip,  Tcal  ol  JtaxiQSg  vfiäv  cbtixxBipap  avxovg. 

d.  Lc.  11,  47. 

oval  vfdtp,   0X1  olxoöofiBlxB  xa  fiPTj/iBla  xäp  jtQoq>fix<3vy 

xdi  ol  xaxiQBg  vfiäp  dxixxBtpap  avxovg. 


278  AauercanoiuBohe  Paralleltexte  zu  Lc 

Lucas  hat  hier  den  ursprünglichen  zweigliederigen  Paralle- 
lismus  der  Quelle  zerstört,  indem  er  die  beiden  Glieder  in  eins 
zusammengezogen  hat.  Von  Epiphanius  aber  ist  eine  Inversion 
der  beiden  parallelen  Satztheile  vorgenommen  worden. 


Le.  11, 49«  »-  Mt.  2S,  S4^ 

a  Jiö.  XI,  3.  4. 

jtBQl  6h  räp  axooxoXiDv  xal  jtQOiprixäv  xaxa  ro  öar/im 
TOI  evayyeXlov  ovxfD  j^onjöare,  :xäq  6  äxoöroXog  iQX^' 
fiBPog  xxX.  XI,  10.  11.  xaq  61  j€Qoq>f]xrjg  6i6aaxafp  xxL 
XIII,  1.  Jiag  6h  XQO^i^xfjg  dXtjd'ivog  xxjL  XV,  1.  vfilv  yoQ 
XBixovQyovOi  xal  avxol  x^p  XeixovQylav  xmp  xQoq)Tjx(5v  xcu 
6i6a6xaX<op.    XIII,  2.  mcaixcoq  6i6döxaXog  dXijd'iPog. 

b.  Epiph.  Haer.  LIII,  1.  p.  461 D. 

xal  ovxa  XQoq>ijxag  6ixopxai  ol  xoiovxoi  (sc  JBafiy>ctloi) 
0VX6  dxoOxoXovg, 

c.  Herrn.  Sim.  K,  15,  4.  p.  228, 18. 

ol  6h  Xe  JtQog>fjxai  xov  d-eov  xal  6iaxopoi  avxov '  ol  6h  (i  dxo- 
OxoXoi  xal  6i6döxaXoi  xov  xr/Qv/fiaxog  xov  vlov  xov  &bov, 

d.  Hom.  Clem.  [lU,  51.  p.  50, 19.]  XI,  35.  p.  120,  3. 

[ro  6h  xal  x<5p  yga^top  xQOxaiiiipmp  ixi  ygafiiioxcig  xcä 
6t6aaxdXovg  xifutsip  xrX.]   (li/ipijod'e  dxoöxoXop  ^  dcdo- 

oxaXop  ^  jtQoq>'^xfiP  fi^  xqoxsqop 

e.  Just  Dial.  c.  Tr.  c.  119.  p.  347  D. 

i^fiBtg  xy  gxDP^  xov  d-eov  x^  6id  xe  xcop  dxoöxoXwp  xov 
Xqiöxov  XaXfi&eloy  jtdXtP  xal  6id  xcop  xQoq)TjX(DP  xjypvx* 
d'sloy  ^lilp  xtöxevöapxBg. 

f.  Tert.  ady.  Marc.  IV,  31. 

Et  adhuc  ingerit:  Et  emisi  ad  vos  omnes  famulos^)  meos 
prophetas. 

g.  4.  Esr.  1,  32. 

Ego  misi  pueros  ^)  meos  prophetas  ad  yos. 


1)  Wegen  der  Identität  von  pueri  nnd  famnli  =»  naTScQ  "»  SovXot  «• 
fi'^nay  vgl.  Agrapha  S.  277,  sowie  oben  die  Erl&aterangen  zu  Lc.  7,35. 


Texte  tmd  Unteranchimgen  zu  Lo.  ll,  49.  279 

h.  Acta  Gregors  von  Armenien.  Agathangelus  ed.Lagarde  p.96,21. 
öiöacxaXovq  rjiav  ajtiaxBilB  xal  jtQog)ijrag. 

L  Eclog.  proph.  16.  ap.  Clem.  AL  p.  993. 

öxoXovQf  CmxfJQag  xSv  dvd-Qcijttov. 

k.  Eclog.  proph.  23.  ap.  Giern.  AI.  p.  994. 

äcxBQ  6ia  xav  ctinaxog  o  Ca)xrJQ  ilaXei  xal  läxo,  avxmg 
xcd  xQOxegov  fihp  öiä  xwv  xQog>fjxc5v^  vvv  6h  öiä  xAv 
axoCxoXwv  xal  xäv  didaoxaXcop. 

L  1.  Cor.  12,  28.  29. 

xal  ovg  fihp  I^£to  o  d-sog  iv  xy  hcxXfjöloi  xgtSxov  ajro- 
öxoXovg^    ÖevxsQov    xQog>i]xagj    xqIxov    öidaöxaXovg  .  .  . 

. .  (i^  xwxBg  axoöxoXoi;  gii^  xavxsg  xQO^rjxai;  fi^  xavxsg 
didaöxaXoi; 

m.  Eph.  4,  11. 

xaL  avxog  löancBV  xovg  fihv  axooxoXovg,  xovg  dk  xqo^ 
q>fixagj  xovg  6k  evoYyeXiöxdg^  xovg  6h  xoi/iipag  xcu  6i6a'- 
oxdXovg. 

n.  1.  Cor.  1,  20. 

xoi  Oofpog;  xov  yßojiifiaxsvg; 

0.  Orig  Philocal.  XVIII.    Opp.  ed.  de  la  Rue  I,  477. 

l6ov  kyto  dxoöxeXco  elg  vfiag  oo^ovg  xdi  YQafifiaxstg, 

p,  Mi  23,  34» 

6ia  xovxo  l6ov  iyco  dxoöxiXXa>  XQog  tfiag  xQoq>i^xag  xci 
aoq>ovg  xal  ygaufdaxBlg. 

q.  Act.  13,  1. 

fjoav  6h  Iv  Idpxioxda  xaxa  x^v  ovoav  kxxXriölav  xqO'^ 
ipr^xM  Tuä  6i6aoxaXoi. 

r.  Apoc.  18,  20. 

£vg>Qalvov  ix*  avx^,  ovQavh  xal  ol  ayioi  xal  ol  axoöxoXot 
Tuxl  ol  XQog>fixai. 

8.  Eph.  3,  5. 

dxexaXvg>&fi  xolg  [ayloig  Orig.,  Theodoret.  om.]  dxooxoXoig 
avxov  xal  XQoq>^xctig  iv  xvBv/iaxi. 


2S0  AosseicanoziiBche  Paralleltezte  sn  Lc. 

t  Eph.  2,  20. 

g>f]rciv,  ovroq  äxQoymvialov  avxov  Xqicxov  'Ifjcov. 

u.  Lc.  11,  49*. 

öia  TovTO  xal  fj  cofpla   rov  d'sov   ebtep'   ajtoozBXci    slq 
avrovg  jtQOfpfixaq  xol  axoöxoXovq. 

Die  Verwandtschaft  zwischen  den  in  der  Aiöaxfl  als  noch 
bestehend  vorausgesetzten  drei  Hauptämtern  Aßt  axoöxoloi,  xqo- 
^fjxai,  ötödaxaXoi  mit  den  analogen  Benennungen  in  den  pauli- 
nischen  Briefen  ist  schon  mehrfach  bemerkt  worden.  Auch  im 
Pastor  Hermae  und  in  der  leider  nur  fragmentarisch  gehal- 
tenen Stelle  der  clementinischen  Homilien  kehren  diese 
drei  Ämter  wieder.  Und  das  Alter  der  Quelle,  aus  welcher 
Epiphanius  seine  Nachrichten  über  die  Sampsäer  schöpfte, 
kann  man  daraus  ersehen,  dass  dort  wie  in  der  Aiöax^  die 
Amter  der  Apostel  und  Propheten  als  noch  bestehend  vor- 
ausgesetzt und  die  Ablehnung  dieser  Ämter  als  ein  besonderes 
Kennzeichen  der  Sampsäer  betont  wird.  In  den  prophetischen 
Eklogen  bei  Clemens  Alex,  ist  das  Amt  der  Prophet^  neuen 
Testamentes,  erloschen,  daher  nur  das  Apostel-  und  Lehramt  auf 
das  N.T.,  das  Prophetenamt  auf  das  A.T.  {xoxi,  jiqoxbqov)  be- 
zogen^), obwohl  sichtlich  dieselbe  altkirchliche  Nebeneinander- 
stellung der  drei  Hauptamter  auch  dort  zu  Gründe  liegt. 

Die  Quelle  dieser  altkirchlichen  Ämterordnung,  welche  auch 
der  Apostelgeschichte  (vgl.  13,  1  nQoq>^xat  xal  6i6aaxaXoi 
und  sonst  oft  äjtoöxojLoi)  nicht  fremd  ist,  hat  man  jedenfalls 
in  dem  Herrenwort  Lc.  11,  49  &=  Mt.  23,  34  zu  suchen.  Denn  die 
Schriftenkreise  der  Homilien,  des  Hermas  und  der  Jidax^ 
kann  man  sicherlich  nicht  der  Abhängigkeit  von  dem  Paulinis- 
mus zeihen.  Und  Paulus  selbst  führt  die  in  den  Gemeinden 
bestehende  Ämterordnung  auf  eine  göttliche  Ordnung  (1.  Gor.  12, 28): 
id-exo  6  ^66g)f  genauer  auf  eine  Stiftung  Christi,  zurück:  avzog 
(sc.  6  XQiöxog)  eöcoxsv.  Eph.  4,  11.  Christus  ist  der  Eckstein, 
auf  dem  die  Ämter  ruhen:  oi^ro^  äxQoycopialov  avxov  I^Qiaxov 
'ifjCov,    Eph.  2,  20. 


1)  Dagegen  anders  in  der  Jiöax^i  wo  neben  den  noch  wirksamen 
neutestamentlichen  Propheten  auf  die  Propheten  des  A.  T.  als  ol  d^x^^'^ 
JiQOip^ai  hingewiesen  wird.    diS,  XI,  11. 


Texte  and  Unteiauchungen  su  Lc.  11,  49.  281 

Dabei  sind  die  neutestamentlichen  Amter  bei  Paulus  keines- 
wegs genau  abgegrenzt,  weder  in  Bezug  auf  die  Zahl  noch 
Linsicfatlich  ihrer  Pflichten  und  Rechte.  Die  aus  der  Jtöaxv 
und  den  Homilien  bekannte  Dreizahl  tritt  1.  Gor.  12,  2S  be* 
stimmt  hervor;  im  Epheserbrief  ist  dieselbe  zweimal  auf  das 
Apostel-  und  Prophetenamt  beschrankt  (Eph.  2,  20;  3;  5),  dagegen 
einmal  (Eph.  4,  11)  durch  Einschiebui^  der  ,,£yangelisten''  und 
,J9iit^^  zu  einer  Ftinfzahl  erweitert  Eine  noch  ausgedehntere 
Zahl  von  Ämtern  schliesst  sich  1.  Gor.  12,  28  an  die  drei  Haupt- 
ämter {xq(5tov  dycoOToZovg,  öevregop  jtQoq>i]Tagj  xqIxov 
ötdaoxaXovq)  an,  wozu  auch  1.  Cor.  12,  5 — 10  zu  vergleichen  ist. 
Dieses  Schwanken  und  diese  Freiheit  in  der  Anordnung  und 
Abgrenzung  der  Nebenämter  bei  der  Festigkeit  der  drei,  bezw. 
zwei  Hauptamter,  zeigt  es,  dass  die  vorausgesetzte  Stiftung  Christi 
in  einem  Herrenwort  zu  suchen  ist,  welches  eine  solche  freie 
Anwendung  und  Auslegung  gestattete.  Ein  solches  Herrenwort 
haben  wir  nun  Lc.  11,  49  =  Mi  23,  34,  in  welchen  Parallelen 
ebenfalls  eine  verschiedene  Zählung  und  eine  Mehrheit  der  Be- 
nennungen hervortritt,  und  zwar  so,  dass  das  Zusammentreffen 
beider  Evangelisten  einerseits  und  ihre  Unabhängigkeit  von  ein- 
ander andrerseits  eine  gemeinsame  ältere  —  hebräische  —  Quelle 
mit  Bestimmtheit  indiciert,  welche  nirgends  anders  als  in  dem 
anch  von  Paulus  benützten  Urevangelium  zu  suchen  ist.  Lucas 
bat,  nach  seiner  Gewohnheit  kürzend,  das  dritte  Glied  hinweg- 
gelassen. Man  kann  aber  aus  Paulus  mit  höchster  Wahrschein- 
keit  schliessen,  dass  die  von  Lucas  (und  Paulus)  benützte  Ver- 
sion des  ürevangeliums  zu  der  dem  ersten  Evangelium  zu  Grunde 
liegenden  Version  in  folgender  Weise  sich  verhalten  hat. 

Uebraisierende  Version:    jtQoq)i]rag   xal    ootpovq   xal    YQü/d- 

fiatstg  ^) 

Lucanisch-paul.  Version:  XQo^fjraQ  xal  anoöroXovq   xal  öi- 

oaoxakovq. 

Dass  dem  Apostel  auch  die  hebraisierende  Fassung  nicht 
fremd  war,  zeigt  die  Anspielung:  xov  ooq)6g;  nov  ygaii^areig; 
1.  Cor.  1,20,   welche  mit   der  von  Origeues  in  der  PhUocalia 


1)  Za  dem  Amt  eines  neutestamentlichen  ygafifiatev^  vgl.  das  Heft 
H,  284  mitgetheilte  Citat  Luciana. 


282  Ausser canonifiche  Paralleltexte  zu  Lc. 

aufbewahrten  Lesart  Yon  Mi  23,  34  wörtlich  sich  deckt  und  in 
der  gesanunten  paolinischen  Literatur  wie  überhaupt  in  der  neu- 
testamentlichen  Briefliteratur  nicht  wieder  vorkommt.  Lucas 
redet  zwar  auch  (ca.  14  mal)  von  Ygafifiavelg^  gebraucht  aber 
dafür  wiederholt  auch  die  Benennung  vofiixog,  einmal  auch  vo- 
uo6t6a6xaXo^  ^).  Ob  aber  Jesus  in  der  Rede,  die  den  Parallelen 
Lc.  1 1,  49  =  Mt.  23i  34  zu  Grunde  liegt,  von  den  Trägem  seiner 
zukünftigen  htxhpla  das  jüdische  "l&iD  gebraucht  hat,  welches 
die  Übersetzer  hier  anwenden,  ist  mehr  ab  fraglich.  Wahi^ 
scheinlicher  ist  in  diesem  Zusammenhang  iT^il3»  welches  Sal- 
kinson  1.  Gor.  12,  28  einsetzt.^)  Eine  gemeinsame  hebräische 
Wurzel  für  Ooq>ovg  (Mt)  und  ajtootoXovg  (Lc.,  PauL)  aufzufinden, 
wird  nicht  so  leicht  gelingen.  Dass  aber  diese  beiden  Varianten 
in  den  beiden  Recensionen  des  Urevangeliums  eine  und  dieselbe 
Stelle  vertreten,  liegt  auf  der  Hand.  In  welcher  Verbalfonn  das 
nbtD  zu  lesen  gewesen  ist,  wird  sich  um  so  weniger  ermitteln 
lassen,  als  bei  der  Vieldeutigkeit  und  Unbestimmtheit  der  he- 
bräischen Tempora  auch  hier  die  Versionen  auseinander  gegangen 
sind:  Mt  praesentisch  ajrodr^jljlo,  Lc.  faturisch  dxoazeXci^ 
Esra  perfektisch  misi,  ebenso  Tertullian  emisi.^) 

Dass  die  Esra-Apokalypse,  welche  namentlich  in  ihren 
späteren  Zusätzen  Gap.  I.  IL  XV.  XVI  reich  an  Benutzung  neu- 
testamentlicher  Texte  ist,  in  der  oben  citierten  Stelle  Gap.  I,  32 
auf  ein  Herrenwort  und  zwar  auf  das  in  Rede  stehende  sich  stützt, 
zeigt  der  Zusammenhang  deutlich.    Man  vgl 

Esr.    1,32.    Ego  misi  pneros  meos  prophetas  ad  vos,  quos 

iyci  djtoöriXXo)  JtQog  vfiäg  XQog>i^Tag  . .  .  xal 
acceptos  interfecistis  et  laniastis  corpora 
i§  avxSv  djtoxTBvslze  xal  aravQciceze,  — 
eorum,  quorum  sanguinem  exquiram. 

iva  ix^fiTfi&-^  ro  alfia  xavtcov  xAv  XQoq>f]T(DP. 

haec    dicit    dominus  omnipotens:    domus    vestra 
deserta  est. 

löov  äfpUrat  vfiTv  6  olxog  v^mv  egf/fiog. 

1)  Man  vgl.  hierzu  Weiss,  Leben  Jesu  I,  439. 

2)  Auch  Iren,  in,  18,  5.  IV,  9, 1  sind  die  ygaßfiatstQ  unsrer  Stelle  nicht 
mit  scribae,  sondern  durch  doctores  fiberaetst. 

3)  Vgl.  ahnHche  Falle  oben  ö.  193,  Heft  II,  197  f. 


Mi 

23,  34. 

Esr. 

1,32. 

Mi 

23,  34. 

Esr. 

1,32. 

Lc. 

11,  50. 

Esr. 

1,33. 

Mt 

23,  38. 

Texte  und  Untersachungen  za  Lc»  11, 49.  283 

Zugleich  tritt  hier  in  der  Esra- Apokalypse  eine  über- 
raschende Parallele  mit  jenem  aussercanonischen  Logion  hervor, 
welches  nns  Origenes  aufbewahrt  hat,  und  welches  ich  unter 
Logion  4  der  Agrapha  (S.  97.  141—142.  273-278.  444)  im  An- 
schloss  an  unsre  Stelle  behandelt  und  zu  welchem  ich  inzwischen 
auch  noch  die  Parallele  bei  Tertullian  aufgefunden  habe. 
Man  ygL 

Tertoll.:         Et  emisi  ad  tos   onmes  famulos  meos  prophetas 

Est.    1,  32:    Ego  misi  pueros  meos  prophetas  »= 

Logion  4:      xäi  cbtooriXXei  rj  öo^la  tä  rixva  avr^g.^) 

Vgl  noch  4.  Esr.  2, 1:  mandata  dedi  per  pueros  meos  prophetas. 

Auch  über  die  Selbstbezeichnung  Jesu  als  ^  öotpla  xov 
^tov  (Lc.  11,  49^)  sind  dort  Erläuterungen  gegeben,  wozu  man 
noch  Yergleiche  Jesu  eigenes  Wort  von  der  6og>la  21oXo(icovog 
mit  dem  Zusatz:  xäi  Idov  xXslov  JSoXoficopog  oSde.  Mi  12,  42  = 
Lcll,  31.  Übrigens  erscheint  das  Amt  des  neutestamentlichen 
Propheten  auch  Mt  10,  41.  Vgl.  Heft  II,  127  f.  Und  zwar  ist 
an  dieser  letzteren  Stelle  neben  dem  xQOfprixrjq  der  dlxaiog  ge- 
nannt, ähnlich  wie  Aristides  Apol.  XIV.  p.  34  ed.  Hennecke  es 
im  griechischen  Texte  mit  Bezug  auf  Lc.  11,  49  heisst:  xcä  rovg 
fvtBöraXfiivovg  XQog  avrovg  yiQO^ijtag  xai  öixalovg  anixrBivav.  — 
Ans  der  gesammten  Untersuchung  zu  Lc.  11,  49  -»  Mt.  23,  34 
ergibt  sich  mit  Evidenz,  dass  die  Einsetzung  der  neutestament- 
fichen  Amter  als  eine  Stiftung  Jesu  zu  erkennen,  dass  aber  eine 
Ämterlehre  mit  scharfer  Abgrenzung  der  einzelnen 
Amter  von  einander  in  den  evangelischen  Texten  nicht 
begründet  ist,  sowie  dass  in  der  kirchlichen  Entwicklung  die 
prophetische  Seite  der  neutestamentlichen  Amtswirksamkeit  (vgl. 
anch  Heft  U,  422  ff.  das  jtvevfia  rijg  XQO(prixüag)  hinter  der 
Anagestaltung  der  übrigen  Ämter  zurückgeblieben,  ja  fast  gänz- 
Kch  abgestorben  und  nur  in  den  reformatorischen  Persönlich- 
keiien  zeitweise  wieder  aufgelebt  ist 


1)  Es  kann  hier  nochmals  auf  die  Untersnchuog  de  Lagarde's  (Aga- 
tbsngelns  p.  128)»  welche  ich  bereits  Agrapha  S.  277  notiert  habe,  hinge- 
wietea  werden,  wonach  er  die  Varianten  xixva  und  li(^a  auf  K^ay  und  k?^^ 
Borfickftlhrte.  Ausserdem  ygl.  man  oben  S.  118  und  erinnere  sich,  dass 
anch  ftlr  das  Hebr&ische  Agrapha  8.  277  die  Gleichung  -tay  ^  Igyov  « 
MXo^immnaTQ  nachgewiesen  ist. 


2S4  Auseercanoniflche  Paralleltexte  zu  Lc 

Lc.  11,  49*  =  Mt.  28,  34*. 

a.  4.  Esr.  1,  32. 

[meos  prophetas  ad  vos],  quos  acceptos  interfecistis  et  lania- 
stis  Corpora  eorum,  quorum  sangainem  exquiram. 

b.  Iren.  IV,  9, 1. 

et  ex  iis  occidetis  et  effugabitis  a  ciyitate  in  civitatem« 

c.  Iren.  lU,  18,  5. 

et  ex  bis  interficietiB  et  crucifigetis. 

d.  Bam.  V,  11.  p.  22,  15. 

tva  TO  riXeiov  tcSp  afiagticSv  ät^axsq>aiai(6öy  rotq  öici* 
^aaiv  iv  d-avarm  rovg  j(Qog>i^Tag  mrov, 

e.  Mt.  23,  34*. 

Ig  avT(DV  cbtaxTsvelTS  xal  ctavQcioers,  xal  Ig  mxAv  fta- 
CriymöBXB  hv  ralg  övvaycoyaZg  Vficov  xal  öici^ere  dxo  xo- 
Ze(Dg  elg  jroXtv. 

f.  1.  Thess.  2,  15. 

rSv  xal  TOP  xvqiov  dxoxxBivavxcDV  *l7fiovv  xcti  rovg  XQO- 
q>Tixag  xaL  f]/iäg  hxöixo^amcDv. 

g.  Lc.  11,  49* 

xdi  ig  avxSv  axoxxBvovciv  xcü  ixötci^ovöip  [Cod.  Colbert.: 
et  ipsos  occidetis  et  peiBequimini]. 


K^^^'-V/N-   -".^  ^ 


Die  von  mir  bereits  an  zahlreichen  Stellen  nachgewiesene 
Berührung  der  paulinischen  Briefe  mit  den  synoptischen  Evan- 
gelientexten kommt  durch  die  Vergleichung  von  Lc.  11,  49.  52  = 
Mt.  23,  32.  34.  13.  mit  1.  Thess.  2,  14—16  in  der  Weise  zur  Evi- 
denz, dass  an  der  Benutzung  einer  schriftlichen  Evangelien- 
quelle durch  Paulus  nicht  gezweifelt  werden  kann.  Man  vgl 
1.  Thess.  2,  14* — 16:  oxi  xd  auxä  kjtdO'BXS  xal  vfutg  vxo  xcop 
161(DP  0vfig>vXex(3v,  xad-cog  xal  avxol  vxo  xSp  ^lovdalmv 
xc5p  xal  xop  xvQiop  dxoxxeipapxa}p*Iriaoip  xcä  xovg  xqo- 
g)ijxagj  xal  fjfiag  kxöiw^dpxop  xcu  d-stp  firj  dQBCxopxmv xclL 
xaöip  dpd-Qcixoig  kpapxla>p^  xmXvovxwp  fjfi&g  xoig  iO^eoip 
XaXrjaai  tpa  aod-coöcv^  slg  x6  dpaxXrjQcicai  avxAv  xdg  diiaq- 
xlag  jcdvxoxs.  Wie  1.  Cor.  1,  22  verglichen  mit  Lc.  11,  29  = 
Mt.  12,  39  =  Mt.  16,  4  =  Mc.  8, 12  (siehe  oben)  die  q>aQiöaloi  der 
Evangelienquelle  von  Paulus  m  ol  ^lovöaloi  verallgemeinert 


Texte  und  Untersachungen  su  Lc  11,  49.  285 

wofden  sind,  so  hat  der  Apostel  hier,  was  Jesus  gegen  die  gpa- 
QiOaioi  geredet  hat,  auf  die  ^ovöaloi  in  genere  angewendet. 
In  dem  axoxretpavTOV  tovg  XQoq>rixaq  finden  wir  das  ano- 
xrepslTS  des  Mi,  das  djtoxtevovciv  des  Lc.  wieder,  welches 
in  den  ETangelienparallelen  ebenfalls  auf  rovg  XQog>i]Tag  be- 
zogen ist  In  dem  paolinischen  hcäio^avzmv  haben  wir  einen 
Ausflnss  deslueanischen  kxöici^ovaiv  —  im  Unterschiede  von  dem 
6i(6§€rs  desMt.  zu  erkennen.  Das  Objekt  zu  axoxtelpeiv  und  ix- 
duox€£j;ietbei  Paulus  rovg  XQotpfjxag  xali^fiag  sc  rovg  äxo- 
öTojLovg,  also  ganz  wie  in  der  lucanischen  Version  Lc,  1 1,49*,  nicht 
wie  in  der  Matthäus-Parallele,  wo  cTer  Ausdruck  djtocroXoi  fehlt. 
Das  panünische  xa>?.v6vTa>v  deckt  sich  ferner  mit  Lc.  11,  52 
=  Mi  23, 13,  aber  wiederum  so,  dass  Paulus  mit  der  lucanischen 
Version  xa>Xv€iv  (»»  fiti  dtpiivai  bei  Mi)  geht  Zu  dem  pau- 
lmischen dvajtXfjQcoCaL  fehlt  die  lucanische  Parallele,  welche 
der  kürzende  dritte  Erangelist  weggelassen  hat.  Aber  die  (Heft 
11,  27Sff.)  be^ocheae  Matthäus-Parallelle  Mi  23,  32,  die  zum 
ToUstSadigen  Urtext  gehört,  bietet  xXrjQmcaTB^  wozu  als  ausser- 
canonische  ÜbersetzungSYarianten  yon  nto  noch  kommen  relBtoip 
(P8.-Petr.)  und  dvaxsq>aXaiovv  (Barn.,  Esra-Apoc).    Aber  auch 

die  paulinische  Variante  dvaxXrjQovv^  dvajtjLrjQcooai  lässt 
sich  schriftlich  nachweisen,  nämlich  bei  (Dyrillus  AI.  Zachar. 
p.  607:  dvBxXTjQoaCaxB  zu  Mi  23,  32,  sodass  man  mit  Bestimmt- 
heit die  Zagehörigkeit  des  dvanXriQovv  wie  des  hcöiwxeiv  zu 
dem  Typus  der  lucanisch-paulinischen  Version  des  Ureyan- 
geliums  constatieren  darf.  Zu  dem  Urtexte  gehorten  jedenfalls 
auch  die  Mi  23,  32  weggelassenen  dfiaQttac  (Paulus,  Barn.)  = 

afioQTi^fiara  (Ps.-Petr.)  =  daißsiai  (Eer.-Apoc.)  =^  D''3?ü'b.    Noch 

ist  endlich  darauf  hinzuweisen,  dass  die  Mi  23,  34  zu  findende 
AüsftthruBg  des  quellenmässigen  öito^Bze  durch  das  eingefügte: 
«fll  ürm)Q€iöeTB  xal  ig  avz&v  (itxxyvcfdceTB  iv  xetlg  ovwzymyalg 
vfiSv  nicht  aus  der  Quelle  stammt,  sondern  aus  Mi  10,  17.  23 
eingetragen  isi  Vgl.  Weiss,  Matthäus  S.  500.  Diese  Textsich- 
tang  wird  durch  Paulus  vollauf  bestätigt,  welcher  (wie  Lc.)  nur 
die  beiden  Verba  djtoxxelvsiv  und  ixöicixsiv  aus  der  Quelle 
^tnommen  hai  —  Aus  alledem  ergiebt  sich  erstlich  der  pau- 
linische Gebrauch  einer  schriftlichen  Evangehenquelle,  zwei- 
tens ein  unTerkennbares  Zeugniss  für  das  Vorhandensein  eines 


286  Aossercanoniiohe  ParaUeltoxie  sa  L& 

lacanisch-paulinischen  Obersetzangstypus,  und  drittens  eben- 
deshalb die  Tendenzlosigkeit  solcher  lacanisch-panliniachen 
Berührungen,  die  in  einem  ix  und  einem  dpa  als  rein  sprach- 
liche Eigenthümlichkeiten  harmlos  sich  kundgeben. 

Lc.  11,  50.  51  «>  Ht  23,  85.  96. 

a.  Euseb.  Theoph.  p.  125. 

ixdixj]oerai  ig  avrmv  xäp  alfia  äxo  atfiarog  ^AßeX  xav 

öixalov  f^j^^Q  cäfiarog  ZajiaQlov. 

b.  Euseb.  Dem.  ct.  p.  445. 

ixöeölxnzai  yovv  ix  rov  Xaov  ixelvov  jtav  alfia  ixrv&hv 

ixl  TTJg  yijg  axl  cäfiarog  ^AßeX  ta>g  alfiarog  ZoxoqIov  xat 
avrov  ys  inl  xaoi  rov  XqiOxox. 

c.  Euseb.  Eclog.  proph.  I,  15.  Migne  IV,  1073  B. 

ixÖBÖlxfjrai  yovv  xo  alfia  xavxixn>   xmv  axo  "AßeX  fiijiQi 

ZoxoqIov  xov  tpovevd'ivxog  fieragv  xov  vaov  tcoü  xov  ß^v- 
öiaöxfjQlov  dxo  xrjg  yevsag  x^g  xaxa  öa)x^Qog  ijtiCvöxaOf^g. 

d.  Polyc.  ad  Phil.  II,  1.  p.  112,  14. 

[ov  sc.  xov  Xoiöxot]  xo  alfia  ix^rjxijasi  6  d'sog  dxb  xmv 
axBiO'ovvxmv  ovrcS. 

e.  Epiph.  Haer.  XKXVIII,  5.  p.  281 A. 

C^firijd^csxai  djto  xfjg  ysvsäg  xavxtjg  xav  alfia  ibuxiov  dxb 

''AßeX  xov  öixalov  xo  dx   dgxfjg  ixxexvfiivov  %a}g  ZoxoqIov 

xov  xQoq>fixov,  ^^^^^J^^'^^^^^^^J^JIi^$^iJ^2S^SS^  *^  ^^' 
daoxi^Qlov. 

f.  Epiph.  Haer.  LXVT,  42.  p.  655  D. 

xcü  ^t}xi]9^ösxai,   q>fjClj  xo  alfia   xo  ixxvvofisvov  dxo  ccT- 

fiaxog  ^AßeX  axQi  Zaxaglov  xov  öixcdov  xov  iTcxeva^iPTog 
dvä  fiicov  xov  vaov  xal  xov  d-vciacxtfoLov, 

g.  Epiph.  Haer.  LXVI,  78.  p.  698  B. 

a>6avxa>g  6  xvQiog  Ziyer  ^TjXTjO^aexai  dxo  xfjg  ysvaag  rccv- 

xf]g  xav  alfia  öixalov  ixxwofievov  ix\  xi^g  yrjg  dxo  atfia- 
xog  "AßeX  xov  öixalov  fißXQ'^  aifiaxog  ZoxoqIov  xov  ixxs- 
XVfiivov  dvc  fiiöov  xov  vaov  xdi  xov  d^HüacxijQioti. 


-■.  >^  ^^  .^  >. 


Texte  and  Untoniicfaiiiige&  sa  Lc  11, 50.  51.  287 

h.  IreiL  V,  14,  1. 

Similiier  aatem  et  dominns  his,  qni  habebant  ejus  sangoi- 
nem  efiEondere,  dicebat:  Exgaüetar^  omnis   sanguia  justus, 

qcd  effanditiir  saper  tenam  a  sangoine  Abel  justi  uaqae  ad 
sangoinem  Zachariae   filii  Barachiae,   quem  occidistis  inter 

templam  et  altare:  etiam  dioo  TobiB,  yenient  omnia  ista  super 

ienerationem  istam:  ^   ^^ 

l  Mardon  ap.  EpipL  Haer.  XLTT.  p.  313  D.  314  A.  p.  333  B. 
xiu  x€(jl  cägiOTog  ZaxoQlav  xei  ''Aßsl  xäi  rAv  x(fog)f[zAv 
Ott  hcCmn^CBxai  axo  xfjq  yspsag  rovrj^g. 

k.  4.  Esr.  1,  32. 

qaorum  [sc  prophetamm]  sangoinem  requiram. 

L  Just  DiaL  c.  Tryph.  c.  16.  p.  234  B. 

xal  vfilp  avp  rmxa  xaXAq  xcü  dtxatcog  yiyovBV,    axexxBl" 

V€tzB  jag  TOP  dlxaiov  xal  xQi.  ccvxov  rovg  XQOfprjxcu;  crv- 

TOV. 

m.  Just.  Dial.  c.  Tiyph.  c.  136.  p.  366  B. 

t6  Sk  vxegßaXXop  vfiäv   xfjq  xaxlaq  xo  tcolL  fiiCeTv,   ov 
ig>ovev<s<xxSj  dhcaiov, 

n.  Jac.  5,  6. 

xaxidixaaaxe,  i^ovevöaxs  xov  dlxaiov» 

0.  Cod.  Cantabr.  Lc.  11,  50.  51. 

iva  hc^fixn&y  x6  alfia  xcanmv  xAv  XQOfpfitüiv  xo  hcxovo- 

f(ta;oyAg(^^  xfiq  ytVBaq  xavxtjg,  axo 

atfiaxog  "AßsX  iog   dfyuxxog  Zaxaglov  vlov  Bagaxlov,   ov 

^9ovtvoca^i  xov  dvOiacxriQlov  xal  xov  vaov'  vdi 

Uya)  vfilp'  hc^fjxfld^oexai  dxb  x^g  yevsag  xavxtjg. 

p.  Const  V,  16.  p.  148,  22. 

xov  6h   Ivdov  iv   xm  vatp  avelZov  fisxa§b  xov  vaov  xal 

xov  d^oiaoxfjQlov. 

q.  Eus.  Dem.  ey.  p.  385. 

öiöacxsi  XiyoDv'  xav  al/ia  ixxv&'hv  dxb  xaxaßoZ^g  xoöfzov 

dxb  cä/iaxog  "JßBl  xov  dixalov  ia>g  aifiaxog  Zaxccglov  ^§^v 
ixl  xfjv  yevsav  xtxvxijv. 


288  Aussercftnonischa  Paralkltezte  su  Lc. 

r.  Lc  11,  50.  51. 

iva  ix^^Tfjd^  t6  alfia  xavxiov  xwp  xffWprjfzAv  xo  kxxvi^ 

voftepop  ajto   xaxaßok^g  xocfiov  a»o  x^g  yepeag  xavxfjg 

ano  aifiaxog  "JßeX  lltog  aX(iaxog  ZaxoQiov  xav  anoZofiipov 

fiexa^v  xov  d'vaiaOTijQlov  xal  xov  olxov'  vät  Xiym  vfilv 
ix^flXTj&joexai  dxo  xrjg  yspeag  xavxfig. 

8.    Mt.  23,  35.  36. 

oxcog  Ikd-i^i  k(p    vfiag  näp  alfia  ilxaiop  ixxvpvofupov  ijtl 

xfjg  yfjg  axo  xov  aXfiaxog  "AßsX  xov  dixalov  ic9g  xov  ai- 
fiaxog xov  Zaxaglov  vlov  BaQaxlov,  op  iq>ovevcaxs  fisra^v 
xov  paov  xal  xov  BvoiaoxtjQlov, 

Die    ÜbersetzungsTarianteD    dieses    Textes    sind    folgende: 
kxöixBlp  =  kx^ntBlp  =  Cyxelp  =  tD'n'T,  ixxv&ip  =  ixxsxvfiipop 

=«■  ixxvpofiepop  =  IfBtDJ,  apaiQsip  =  äxoxxslpeip  =  ^or^recr 

a-  djtoXkvpai  =a  tr^ttn,  «jr*  dgx^g  =  axo  xaxaßoXijg  xoö/iov  = 

cb'^i^tt,  ?cö§  =  iM^XP*  =  «XP«  =  1?,  (ieoop  =  dpafiioop  =  fisxa^v 
=  ^'^3,  raog  =  o/xo^  =  bO'^H.  Hierzu  einige  Bemerkungen. 
Die  den  canonischen  Texten  hier  fremde  Variante  ixöixslp  wird 
schon  vom  Apokalyptiker  vertreten  und  findet  sich  als  Über- 
setzung von  Vi^'n  (=  ^7)x£tp,  ix^ijxetp)  im  Septuaginta-Griechisch. 
Vgl  Deui  18,  19.  Und  zwar  in  Verbindung  mit  DW  kooimt 
nicht  blos  tDp^,  auf  welches  Weiss  (Matthäus  S.  500)  mitCitierung 
von  2.  Sam.  4,  11  hinweist,  sondern  noch  mehr  On*^  in  Betracht 
Vgl.  Gen.  9,  5.  Ezech.  33,  6.  (Die  Textgestalt.  Mi  23,  35:  oxog 
iX&y  i^'  v/iäg  xav  alfia  dlxaiop  ist  nicht  original,  sondern,  wie 
Weiss  richtig  annimmt,  unter  dem  Einfluss  von  Mt.  27,  25  ent- 
standen.) Die  Verba  des  Todtens  sind  im  Griechischen  ebenso 
mannigfaltig  wie  im  Hebräischen.  Zu  dx*  aQx^g  =  dxo  xaxa- 
ßoX^g  xoöfiov  =  ebi:^»,  DT]5-^fiB  vgl.  Mt.  13,  35  Heft  iC  149. 
>ir  25,  34r^eft  n,'  309.  Dass  endlich  b^^^n  im  Septuagiata- 
Griechisch  nicht  blos  mit  paog,  sondern  auch  häufig  mit  ohcog 
wiedergegeben  wird,  dazu  vgl.  beispielsweise  2.  Chron.  29,  16. 
Esr.  3,  6.  10  —  Bezüglich  der  Frage,  welcher  Zacharias  gemeint 
gewesen  sei,  ist  anzunehmen,  dass  der  Urtext  den  Namen  des 
Zacharias  ohne  jedes  weitere  Attribut  enthalten  haben  wird.  Die 
Zusätze:  vlog  Bagaxlov  (Mt.)  oder  xov  XQoq>i^xov  (Epiph.)  oder 
xop  *Ia>6as  (Scholion  vetus)   =   filium  Jojadae  (Ev.  sec.  Hebr. 


Texte  und  Untenochungen  zu  Lc.  11,  50.  51.  52.  289 

TgL  /Igrapha  S.  3S4.  339)  sind  jedenfEdls  Glossen,  von  späteren 
Händen  hinzngefiigt.  Noch  eine  andere  Tradition,  vertreten 
durch  das  Protev.  Jacobi,  die  gallischen  Märfcyrergemeinden  bei 
Easebias  (H.  E.  V,  1,  9fif.)  und  vielleicht  auch  Tertullian 
(Scorpiace  c.  8)  sieht  in  diesem  Zacharias  den  Vater  Johannis 
des  Täufers.  Diese  Angaben,  dass  Zacharias  ein  Prophet,  ein 
Sohn  des  Jodae,  aber  auch  der  Vater  des  Täufers  gewesen  sei, 
finden  sich  vereinigt  in  den  dem  Epiphanias  zugeschriebenen, 
in  doppelter  Recension  vorhandenen,  neuerdings  von  Nestle  (in 
seinen  Marginalien)  veröffentlichten  Vitae  Prophetarum,  wo  es 
in  der  zweiten  Recension  (p.  35)  heisst:  Zaxaglag  aXXog  jtQO- 
f^ijg  xaL  IsQevg'  otrüog  ^v  vloq  ^Imöaa  Isgimg,  jtarrjQ  öh 
'Imiwov  xov  ßajtriörav'  rovrov  cbtixTSiPsv  ^Hgcpöt^g  o  ßaci- 
Isvg  ix^f^^^^  '^^^  ^vOiaOTTjQlov  xal  rov  ohcov  xvqIov  xtX., 
während  die  erste  Recension  diesen  Prophetenmord  auf  den 
König  Joas  zurückfährt  und  dementsprechend  diesen  Zacharias 
nicht  als  Vater  des  Täufers  charakterisiert.  Im  Protev.  Jao. 
e.  23.  24  beachte  man  namentlich  die  an  unsre  Stelle  anklingende 
(piDvtj:  x(d  q>cotn]v  Xeyovcav'    Zaxaglag  jf£q)6pBVt(u,    Tcat  ovx 

i^aleiq)^csrai  ro  alfia  avroVf  iwg  av  eZd'y  6  exöixog  avrov 
(al:  o  ixdiX(3v).  Unter  dem  Ausdruck:  ajro  z^g  YBveäg  xavxrig 
ist  nach  dem  ganzen  Zusammenhang  die  gottfeindliche  Sippe 
der  Pharisäer  und  Schriftgelehrten  (SinBlÖia  =  ysvea  vgl.  oben 
zu  Lc.  11,  29)  zu  verstehen.  Dass  Jesus  in  ihrem  propheten- 
morderischen  Treiben  schon  seinen  eigenen  Tod  vorausgesehen 
und  —  wie  Lc.  13,  34  =  Mt.  23,  37,  so  auch  hier  —  vorausver- 
kündigt hat,  zeigen  die  Anspielungen  an  unsre  Stelle  unter 
Bezugnahme  auf  die  durch  "AßsX  rov  öixaiov  vorgebildete 
Persönlichkeit  Jesu,  Vgl.  Hebr.  11,  4;  12,  24:  atfiati  Qama/iov 
xQEtzrop  XaXovvTi  xagd  top  "ißsX  — ,  Jac.  5,  6:   itpopsvcars 

TOP  ölxaiov  — ,  Just.  Dial.  c.  Tr.  c.  136:  op  iq)0PevcaT6  6L^ 

xaiop  — ,  1.  Thess.  2,  15:  rcor  top  xvqlov  cbioxTstpapTcop  — , 

Act  7,  52:   xov  dixaloVj  ov  pvp  vfiBlg  jiqoöotcu  xcä,  yorefg 

r^ip^od'S, 

Lc.  11,  52  =  Mt.  28, 13, 

a.  Mt.  23, 13. 

oval  di  vfilp,   ygafifiaTStg  xal  q>aQiöaloit   vjtoxgiTal,   oti 
xXelsTB  T^p  ßacüilav  tcov  ovgapciv  BfiJtQOOd'ep  t(5p  «/•- 

Texte  IL  OnteiBnchimgen  X,  8.  19 


290  Aoasercanonische  Panlleliezfce  zu  Le. 

aq>UrB  elöeXd-slv. 

b.  Hom.  ClenL  XVIII,  15.  p.  174,  24. 

xoQ^  ctVTOtg  yag  ^  xlslg  r^g  ßaatXslag  räv  ovQOpäv  axi- 

xsixo,  Tovrioxiv  rj  yvcioig  rwv  oxoqqi^todv. 
o.  Just  Dial.  c.  Tiyph.  c  17.  p«  235  D. 

oval  vfilp  ZSS&i?I!S§^  ^^  ^^f£J^:^£^.J?^5H'  ^^  <n;rol  ovk 
elöiQxsod-e  xcu  tovg  BlöeoTOiUPOvg  xcoXvBra'  oönyoi  Tvq)ioL 

d.  Hom.  Clem.  III,  18.  p.  41,  10.  * 

avrmv  ih  slxev  <6g  xifv  xXetöa  rrjg  ßaöiXslag  xsxtörev' 

fiivcov,  fjrig  iorlv  yvmöig^  tj  fiovr]  XfjP  xvltpf  r^g  ^anjg 
dvol^ai  övparai,  dt  rjg  liorrjg  elg  rrjp  cdcoplap  ^cotip  de- 
sXO^eZp  löxlp,  aXXa  vcd,  ^tjoIp,  xqoxovci  (16P  JJjI^JJ^^j 
xolg  dh  ßovXofiBPoig  dCBk&etP  ov  xoq^ovoip, 

e.  Hom.  aem.  XVIII,  16.  p.  174,  27. 

axAcQvßap  xijp  yvAoiP  xtjg  ßaCiXstag  xal  ovxe  avxol  da- 

fjXd'€tp  ovxB  xolg  ßovXofiipotg  elaeXB^BlP  xaQicxop. 

f.  Cod.  Cantabr.  Lc.  11,  52. 

oval  vfilp  xolg  vofnxolg,  oxi  hcQv^axB  tJipxXbZp  '^J_^Jf_^^' 

OB(og,  xcu  avxol  ovx  daijXd-axB  xal  rovg  cfoypcwfi^yovg 
IxooXvcaxB, 

g.  Orig.  in  Ps.  1.  ap.  Epiph.  Haer.  LXIV,  6.  p.  530  D. 

oval  vfitp  xolg  pofiixolq,  oxc  i]QaTB  xnv  xJüBlöa  x^g  ypciüBiDg, 

xal  ovTol  ovx  bIoi^X&bxb  xal  xovg  dCBQXOfiipovg  ovx  dg>lBXB 
BlöBXd-elp. 


V^     •       .^-N.^ 


h.  Lc.  11,  52. 

oväi  vfilp  xolg  pofiixolgj  oxi  ^C<?5£^^3^JJJ5^£5?5LJ5&-22!^ 
öBCDg'  avxol  ovx  BlötjXd^axB  xcu  xovg  BlOBQXOfievovg  hco- 
XvöaxB. 

Bezüglich  der  Übersetzungs Varianten  ygagiiiaxBlg  =  voutxol 
=  POfioÖLÖacxaXoi  =  D'^'lfcio  vgl.  man  ausser  den  Bemerkungen 

zu  Lc.  11,  45.  46*  noch  Epiph.  Epitome  ed.  Dindorf  I,  351:  fQaii- 
fiaxevac    xolg    IgfirjvBvofiivoig   voftodiöacxaXotg,    Ovpf^oap  yoQ 

avxolg  xal  oi  vo^vxol,  tj  xc5p  ^agiacUmp  aigsaig  aw^xxai^  wo 


Texte  und  Unftenaohiiiigeii  sa  Le.  II,  52.  53.  54.  291 

BOT  der  Iirthmn  vorliegt,  als  ob  die  vofuxol  zwar  mit  den  ^ouo- 
diSa^xaJjH  verwandt,  aber  doch  au^^^eder  Ton  ihnen  ver- 
8c£]eden"geweeen  waren.  Das  Jostin-Citat  zeigt  übrigens  deut- 
lich, daas  die  bei  Mt  eingeschobenen  gmQiCaloi  hierher  nicht 
geboren,  dass  yielmehr  in  diesem  ganzen  Cootexte  nur  die 
yOüfifictTStg  =  vojuxol  angeredet  sind.  Sicher  ist  als  quellen- 
mässiger  Ansdruck  das  lucanische  xmlvBiv  darch  2.  These.  2,  16 
beglaubigt;  das  iitj  aq>iivai  des  Mt.  ist  nur  eine  Umschreibung 
davon.  Sehr  weiTiraseinander  gehen  xlshre  (Mt.)  =:^  rag  x3i€lg 
fX^re  (Just.)  s»  XQarovifi  t^p  xXbXv  (Hom.)  =  ^pv^^ara^CodTB?, 

Syr.  Cur.,  Diatessaron)  =»  2£?IlJE5?-i?^£[^  ^g).  Nach  den 
Clementinen  handelte  es  sich  um  die  xXelq  xvq  ßaciZelag  xäv 


avQca^äv  wie  Mt  16,  19,  und   auch   die  lucanische  Epexegese 

T^y  xl£lda  x^g  yvcioewg  ist  näher  bestimmt  ab  yvcioig  x^g 

ßaöilslag.    Weiss  (Matthaus  S.  491)  hat  darauf  hingewiesen^  dass 

der  dem  Urtext  angehorige,  bei  Lc.  stehen  gebliebeue  Ausdruck 
dciQxoiiivovgj  welcher  auf  die  yvwOig  nicht  bezogen  werden 
könne,  Zeugniss  gebe  von  dem  Vorhanden  gewesensein  der  ßaciXsla 
auch  in  dem  Ton  La  benutzten  Quellentext. 

Lc.  U,  5S.  54. 

a.  Syr.  Cur.  Lc.  1 1,  53.  54. 

^9VTPß^  -^,  5fy!F?y.  ^'^^VTfl  -?¥P5-  ,?VT^^jl  kvcomov  xavxog 
xov  XccoVj  tJq^ccpxo  ol  ygafifiaxelg  xcci  ol  q>aQioalot  6uv<5g 

Ix^tv  xal  övfißaXXeiv  ceixä  jisgl  jtXsiovcoPj  tva  xaxijjOQi^- 
(kDCcv  avxov, 

b.  Cod.  Cantabr.  Lc.  11,  53.  54  =  a 

Xiyovxog  Je  rayra  XQog  avtovg  evcojtiov  jtavxog  xov  Xaov 

fJQ^apxo   OL   q>aQi6aloi   xoi   ol   vopiixol    öeivcog    exsiv   xai 
övvßaXXeiv    avrm    jtSQl    xXEiovcav,     ^Tjrovpxeg    aq>OQurjv 


xiva  Xaßelv  avxov,  tva  svqwöiv  xaxtiyoQfjCai  ixvxov. 

c.  Diatessaron  Arab.  p.  72^  ed.  Ciasca. 

Com  autem  haec  ad  illos  diceret,  coeperunt  Scribae  et  Pha- 
risaei  indignari  in  malitia  sua  et  verba  ejus  reprehendere, 
ac  eum  in  multis3ivexare ,  quaereutes  aliquid  capere  de 
ore  ejus,  ut  eum  accusare  possent. 

19 


4> 


292  Aossercanoniache  Paralleltoite  su  Lc 

d.  Lc-U,  53.  54. 

xdxBlß^ev  i^eXd-ovrog   avxov   ijQ^avto   ol   yQafificczelg    xcu 

ol  q>aQtöaloi  öeivwq    kvixeiv    xal    äxootofiart^eiv    avrdv 

xsqI  JtXeiovcov,    ^J5^£^ߣ3J£iJJ££^^^2g£^;J^^  ^'^^' 

uaxoq  ctVTOx. 

Die  Terschiedenen  Recensionen  dieses  nnr  bei  Lc  erhalienen 
Schlusses  der  antipharisäischen  Rede,  welcher  Schluss  mit  dem 
k^eXQ'OVxoq  auf  das  elöeX&mv  des  Eingangs  Lc.  11,  37  sich  zu- 
rückbezieht, lauten  wie  schwerfallige  Übersetzungen  eines  nicht 
recht  bewältigten  Urtextes,  wobei  die  ygafifiarstg  =  vofuxoi 
wiederum  als  Ubersetzungsvarianten  hervortreten.  IRach  einem 
so  tief  einschneidenden  Angriff  auf  den  Pharisäismus  und  das 
Schriftgelehrtenthum  war  übrigens  nichts  Anderes  zu  erwarten 
als  der  heftigste  und  leidenschaftlichste  Ausbruch  einer  tödtlichen 
Feindschaft.  Der  prophetenmorderischen  Gesinnung  dieser  Körper- 
schaften war  namentlich  durch  den  Schluss  der  Rede  die  Maske 
der  Heuchelei  vom  Gesicht  gerissen  worden. 

Lc.  12, 1  =  Mc.  8,  15  =  Mt.  16,  6, 

a.  Cod.  Cantabr.  Lc.  12, 1  =>  Cod.  Golb.  =  Diatessaron  Arab. 

jtoXXcop  öh  ox^cop  CvvjtBQi^ovxwv  xvxXq>^  möxs  aXZijZovg 

ovvjivlyBiv,  riQ^axo  XiyBiv  jcQog  xovg  fiad'tixäg'  XQcixov 
jtQootxBTB   savxolg   ajtb  x^g   ^v/i7]g  x<dp  ^agioalaw,    fjxtg 

ioxlv  vjioxQiOig. 

b.  Lc.  12,  1. 

hv  olg  ijuCwaxB-Biöäv  xwv  fivQiad(ov  x<dp  o^Aor,   Saxe 

xaxajtaxBlP  dXXi^Xovg,  ijQ^axo  X^bip  XQog  xovg  fia&9]xag 
avxov'  ytoäxop  JtQooix^xe  kavxotg  asto  xrjg  ^vufjg  x(Bp 
ipaQLOalooPf  rjxiq  iöxlp  vnoxQiOig. 

c.  Epiph.  Haer.  LXVI,  69.  p.  690  C. 

a}g  XiyBi'  jtQocixBXB  djto  x^g  ^v/ii]g  xcop  q>aQiCal(OVy   i]Xig 

ioxlp  vjtoxQiCig,  xal  ip  dXXm  xoxcp'  ^xig  icxl  fpiXaQyvQla. 

d.  Mc.  8,  15. 

xdi  öiBöxiXXBxo   avxolg  Xiymp'    oqclxb,   ßXixsxe  axo  xtjig 

^vfiTjg  xcop  fpaQioal(DP  xal  x^g  C,vfii]g  ^Hgcidov. 


Texte  und  Untersacfaungen  za  Lc.  12, 1.  293 

e.  Mt  16,  6. 

o  dh  *Iffiovq  elstsv  avrolg'  OQars  xal  xQooixBXB  djto  xrjq 
^vfiijg  rc5v  g>aQiOaia)v  xal  oaööovxcdcop. 

Nach  der  Weiss*schen  Quellenkritik  stammt  die  Warnung 
Yor  dem  Sauerteig  der  Pharisäer  nicht  aus  dem  Urevangelium; 
vielmehr  ist  die  letzte  Quelle  dafür  in  Mc.  8,  15  zu  suchen,  Ton 
wo  sie  —  was  allerdings  auf  der  Hand  liegt  —  in  das  erste 
Eyangelium  übergegangen  ist.  Aber  auch  Lc,  12,  1  soll  nur  eine 
Reminiscenz  aus  Mc.  8»  15  sein,  obwohl  —  wie  Weiss  selbst 
zugestehen  muss  —  in  den  Texten  des  ersten  und  dritten  Evan- 
gelisten sich  Berührungen  finden  (das  beiderseitige  xQOöixj^B 
sowie  die  Weglassung  des  Herodes),  welche  nicht  aus  Mc.  8,  15 
entstanden  sind  (vgl.  Weiss,  Marcusev.  272 — 274).  Im  Marcus- 
eyangelioni  und  demgemäss  in  der  Darstellung  des  ersten  Evan- 
gelisten ist  die  Situation,  in  welcher  jene  Warnung  Jesu  vor  dem 
Sauerteige  der  Pharisäer  ausgesprochen  wurde,  eine  völlig  andere 
als  bei  Lc.  Dort  (bei  Mc.  und  Mt.)  ist  die  Scene  an  den  See 
Genezareth  verlegt,  als  Jesus  in  Begleitung  seiner  Jünger  vom 
Ostjordanufer  zurückkehrend  mit  den  Pharisäern  von  Dalmanutha 
(Mc.)  oder  Magada  (Mt.)  zusammengetroffen  war  und  es  sich 
herausstellte,  dass  die  Jünger  im  Schiffe  nur  ein  Brod  bei  sich 
hatten.  Bei  Lc.  fallt  die  Scene  nach  Peräa  (vgl.  Lc.  11,  1  mit 
JoL  10,  40 — 42),  als  grosse  Volksmengen  sich  um  Jesum  sam- 
melten. Man  wird  also  zu  wählen  haben  zwischen  dem  Bericht 
des  Lc  und  der  von  dem  ersten  Evangelisten  adoptierten  Dar- 
stellung des  Mc.  Im  ersteren  Falle  ist  Lc.  12,  1  nicht,  wie  Weiss 
will,  eine  Reminiscenz  aus  Mc.  8,  15,  sondern  der  ursprüngliche 
Standort  des  Logion,  welches  dann  auch  für  Mt.  in  letzter  Instanz 
aus  dem  Urevangelium  abzuleiten  ist.  In  Mc  8,  15  liegt  aber 
dann  eine  seiner  zahlreichen  ümschaltungen  vor,  wodurch  der 
zweite  Evangelist  die  einzelnen  Logia  von  ihrem  ursprünglichen 
Standort  entfernt  und  in  neuen  Zusammenhang  gebracht,  damit 
aber  den  weiteren  Ümschaltungen  und  ausgedehnten  Neugrup- 
pierungen der  urevangelischen  Bedestoffe  im  ersten  Evangelium 
den  Weg  geebnet  hat    Vgl  Heft  U,  15  ff.  24  ff. 

Schon  aus  allgemein  prinzipiellen  Gründen,  weil,  was  auch 
Weiss  in  so  sehr  vielen  Einzelfällen  anerkennen  muss  und  vor 
ihm  schon  Holtzmann  so  entschieden  betont  hat  (vgl.  Holtzmann, 


294  Annereanoniaohe  Panllelittzfce  so  Le. 

Synoptische  Ew.  S.  141),  Lo.  die  ursprüngliche  Lage  der  urevan- 
gelisdhen  Stoffe  am  besten  gewidurt^  bezw.  wiederhergestellt  hat, 
bin  ich  von  vornherein  geneigt,  mich  f&r  Lc  za  entsdieiden. 
Dazu  kommen  die  schon  von  Weiss  bemerkten  Ber&hrongen 
zwischen  Mt  16,  6  nnd  Lc.  12,  1,  welche  nicht  aas  Mc.  8,  15  sich 
erklaren,  mithin  noch  anf  eine  andere  Qnelle  hinweisen.  End- 
lich scheint  aber  auch  in  dem  anssercanonischen  Text  des  von 
den  meisten  Itala-Handschriften  auch  in  diesem  Falle  wie  gleich- 
zeitig vom  Diatessaron  secnndierten  Cod.  Cantabr.  eine  ausser- 
canonische  Version  des  hebr.  Qaellentextes  Torznliegen,  wodurch 
die  lucanische  Einleitung,  welche  wegen  des  hyperbolischen  Aus- 
druckes uvQiadiDv  vielfach  Anstoss  erregt  hat,  auf  das  Ursprung- 
liehe  Mass  zurQckgef&hrt  wird.  Denn  nicht  nur,  dass  der  Cod.  D 
häufig  in  seinen  Zusätzen,  Weglassungen  und  Textauderungen 
den  Urtext  erkennen  iSsst,  so  sind  hier  insbesondere  auch  smie 
Varianten  övvxBQiix^iv  xvxXq}  (»>  kxKfmfax^pai)  und  (f^^ixvl^ 

yuv  (=  xaxajtaxelv)  geeignet,  neben  den  lucanischen  Ausdrücken 

als  Übersetzungs Varianten  auf  den  Quellentext  hinzuweisen,  ab- 
gesehen davon,  dass  nach  diesem  aussercanonischen  Texte  des 
Cod.  D  und  der  altlateinischen  Versionen  lediglich  von  den  aus 
den  Synoptikern  so  wohlbekannten  o;|^>lo^  (turbae  oder  turba)  die 
Rede  ist  und  die  befremdlichen  uvota^q^H^^^l^  fehlenT^VgL 
Vulg.:  multis  autem  turbis  circumstantibus,  Cod.  Cantabr.:  multis 
autem  turbis  adstantium  circa,  Cod.  Palat.  Vindob.:  cum  multa 
autem  turba  circumdedisset  eum.  Das  Quellenwort  für  ovvxe" 
Si^}^itJ^zJ?J3y^^lSP^^^^  ist  C|OK  im  Hithpael  oder  NiphalTSr 
xvxZ^  das  häufig  gebrauchte  ^"^^O,  welches  von  den  LXX  so 
oS"(^L  z.  B.  Gen.  23,  7)  mit  ^^^x^  wiedei^egeben  wird  und 
von  dem  Cod.  Cantabr.  ausdrückUi^mit  circa  übers^zt  ist;  zu 
(hj^i^i^/rfia^  aber,  einer  geeigneten  Bezeichnung  des  Volksgedränges 

(vgL Lc. 8, 45:  ol  oxXoi  Cwixovölv  Ca  xal  axod'Ußovoiv)^^ xaxUv 

wird  das  von  Delitzsch  und  Salkinson  zu  Lc.  8,  45  gebraudite 
f  n!;  als  hebräisches  Qmndwort  vorauszusetzen  sein.  Warum  soll 
nun  nicht  ähnlich  wie  Lc.  1 1, 29  Jesus  vor  den  versammelten  Volks- 
massen {ox^icov  ixad-QotCpuivmv  dort,  ixuitfvayj^ivxanß  hier, 
=»  OvfiXBQiBxorroDP  Cod.  D)  hier  seine  Stimme  erhoben  und  die 
Warnung  vor  ^em  Pharisäerthum  laut  ausgesprochen  haben? 
Dieses  wäre  um  so  weniger  dem  Context  zuwider,  als  Jesus  die 


Texte  und  Untersuchungen  so  Lc.  12, 1.  2.  295 

Bänke  der  pharisäischen  Gegner,  von  denen  soeben  Lc  11,  53.  54 
berichtet  war,  Tollkommen  durchschaute.  Selbstverständlich  ent- 
hielt seine  Warnung  nur  die  Worte: 

Lc.  XQOCix^xB  kavtolq  axo  r^g  5^pt^G  xAv  q>aQioaUDV 

Mi  oQaxB  xoL  xffocixsxe  cbto  xrjg  ^^lifjg  xäv  tpagtoaUDv 

Ma  OQÖXB^  ßXijtezs  obto  x^g  5^tifig  x<5v  paoioaUop» 

Nicht  quellenmässig  sind  alle  Zusätze: 

a)  bei  Mc:  xal  x^g  5^lif]g  ^ffgcidov,  welcher  Zusatz  eine 
Beminiscenz  aus  dem  Lc  13,  32  erhaltenen  Quellentexte  sein 
dürfte,  wo  Jesus  den  ^HQciitjg  als  äXcixt]^  bezeichnete; 

b)  Mt  16,  6:  xal  öadöovTcaltov  —  so  ähnlich  beim  ersten 
Evangelisten  Mt.  16,  1  gegenüber  von  Mc  8, 11;  auch  Mi  3,  7 
gegenüber  von  Lc.  3,  7  (vgL  Weiss,  Mt  103); 

c)  bei  Lc:  ^xig  iöxlv  vxoxgusig  —  ein  epezegetischer  Zusatz 
des  Evangelisten,  ein  Nachklang  aus  der  Lc  11  vorausgegangenen 
Charakterisierung  der  Pharisäer  als  vxo7tQtxal\ 

d)  {iv  aXXcp  xoxm)  bei  Epiphanius  wahrscheinhch  nach 
der  Lesart  irgend  einer  Evangelienhandschrift:  rjxig  löxl  q>iXoLQ' 
yvQla  —  ein  Anklang  an  Lc  16, 14:  cl  g>aQiaaZoi  galdQyvQoi 
vMOQxoPTsg. 

Le.  13, 2  »» Lc  8, 17  »-  He.  4, 22  —  Mt  10, 2& 

a.  Lc  8, 17. 

av  YctQ  ioxiv  XQVxxop,  o  ou  tpävBDov  yevnOBxai,  ov6\  äxo" 

XQvwov,  o  ov  (ifj  yvcDOd^  xal  elg  ipavBQov  IXB-y. 

b.  Mc  4,  22. 

ov  yao  Icxiv  xi  xgvxxov^  iav  un  tva  wavBgm^i^  ovik  iyi- 

VBXo  äjt6xQvg)0P,  äiX  tva  iX&jj  Big  wavBQov. 

c  Gem.  AL  Strom.  1, 1, 13.  p.  323. 

avdhp  xovxxoVj  o  ov  9>avBQa)&iiöBX(u,  ovöi  XBxaXvuuivop^ 
o  avx  dxoxaXvwd^öBxcu. 

d.  Mi  10,  26. 

ovdkp  yoQ  icxip  ^^^^j^^^j^j^^^  o  ovx  ^SS!S^?i^3^^33^IJSh 
xai  xQvxxoVy  o  ov  yvo^cdtjöexat. 


296  Aussercanonische  Paralleliezte  su  Lc. 

ovöev  ds  övYxexcJLv/ifiivov  iorlVf  o  ovx  cbtoxalv^^^oerai, 
xal  xQvj^v^  o  ov  ZJ!a??^.^SISb 
f.   Aphraates  Hom.  XXIL  p.  368.  ed.  Bert. 

Und  es  ist  nichts  verborgen,  das  nicht  jedennann  offenbart 
werden  wird. 

Man  wird  Weiss  (Mi  278 f.)  darin  zustimmen  müssen,  dass 
durch  den  epexegetischen  Zusatz:  rjrig  iöxlv  vxoxQiCig  in  y.  1 
auch  Lc.  12,  2  einen  zu  beschränkten  Sinn  erhalten  hat,  als  ob 
es  sich  nur  um  die  Entlarvung  der  Heuchler  handle.  Gleich- 
wohl wird  der  erste  Änlass  zu  diesem  Logion  ohne  Zweifel  im 
Kampf  wider  die  heimlichen  Intriguen  der  PÜansäer  (vgL  Lc.  1 1, 
53.  54)  zu  suchen  sein.  Die  Übersetzungsvariänten  kreuzen  sich 
mannigfach  in  den  zwei  parallelen  Gliedern  des  Logion.  Doch 
Hegen  die  Quellen worte  offenbar  zu  Tage:  xQvxrav  ^=^  TCexalvfi- 

fiipöv  =  cbt6xQvg>ov  =  ovyxsxakvfifiivov  =  dbl^J,  HÖDtt,  femer 

axoxaXvxxBOd^ai  =  yivciöxecd'ai  =  nbSD,  3^*15  vgl.  ijpavBQOvöd^ai 
=  g)avBQ6v  elvai  =  yivciöxeod^ai  ==  ixiyivcicxsaS'at  =  dux- 
'^umöxec&ai  als  Übersetzungsvarianten  zu  Lc  6,  44  »^  M&  12,  33. 

Lc.  12, 8  =  Mt.  10, 27. 

a.  Epiph.  Haer.  LXXIU,  27.  p.  875  A. . 

q>acfxei  ydg  6  xvQiog  Xiymv  o  elq  xo  ovq  7Jxövöaxs^  Ijrl 
X(3v  d(x>(iaxoDV  xTjQv^axs. 

b.  Mt.  1 0,  27. 

o  Xsyco  vfiTv  kv  xfi  oxoxla,  eljtaxe  kv  x<p  gxoxl'  xal  o  etg 
xb  ovg  dxovexBf  xtjQv^axs  ijtl  x£v  ömfiaxcov. 

c.  Lc.  12,  3. 

dvd-*  €ov  ooa  iv  x^j  Cxoxla  sljtaxs,  kv  xm  g>coxl  dxovoB-f}* 

ößxai,   xäi  o  yiQog  x6  ovg  iXaXijöaxsy  xtiQvx^fjosxai  ixl 
xcop  öcofiaxcov. 

d.  Aphraates  Hom.  I,  8.  p.  9.  ed.  Bert. 

Und  auch  unser  Herr  Jesus  nennt  sie  [die  Juden]  Finstemiss; 
denn   er   sagt   zu  seinen  Jüngern:   Was    ich   euch  sage  in 


Texte  und  Untersnchungeii  zu  Lc.  12, 3.  297 

Finstemiss,  das  saget  ihr  im  Licht;  unter  den  Heiden  näm* 
lieh  soll  euer  Licht  leuchten.  Denn  diese  nahmen  das  Licht 
Christi  auf,  der  da  ist  das  Licht  der  Volker. 

e.  Cod.  Colhert.  Lc.  12,  3.  p.  87.  ed.  Belsheim. 

homo,  qui  in  tenebris  locutus  est,  in  luce  audietur,  et  quod 

in  aure  locuti  estis  aut  in  cubiculis,  praedicabitur  super  tecta 
et  in  plateis. 

Dass  hier  und  im  Folgenden  die  Bede,  wenn  auch  vor  den 
Volksmassen  in  grosster  Öffentlichkeit  gesprochen,  doch  vorzugs- 
weise an  die  Jünger  gerichtet  ist,  ersieht  man  aus  den  Worten: 
XijfD  Sk  vfilv  roZg  q>lXoiq  /lov  Lc.  12,4,  welche  Worte,  von 
Weiss  (Mt  279)  ganz  unbegründeter  Weise  als  Zusatz  des 
dritten  Evangelisten  erklart,  gerade  einen  concreten  Teil  der 
Bede  bilden  und  die  Situation  veranschaulichen,  in  welcher  Jesus, 
ähnlich  wie  bei  der  Bergpredigt  von  Volksmassen  umgeben, 
doch  die  ihm  zunächst  stehenden  Jünger  zu  den  hauptsächlichsten 
Trägem  seiner  Gedanken  macht.  Was  nun  die  Fassung  des 
gegenwärtigen  Logion  angeht,  so  hat  W  eiss  ohne  Zweifel  Becht, 
wenn  er  (Mi  278  f.)  die  Gestalt  des  Logion  bei  Lucas  (er  no- 
tiert unter  Bezugnahme  auf  Lc.  1, 20;  19, 44;  Act.  12, 23  das  civd-*  <^v 
als  eine  Eigenthümlichkeit  des  lucanischen  Stils)  für  secundär 
erklärt.  Dagegen  dürfte  die  praesentische  Fassung  der  Belativ- 
Satze  bei  dem  ersten  Evangelisten  eine  nicht  zutreffende  Über- 
setzung des  Urtextes  darstellen.  Denn  '^ri*^^K  *1VK  kann  mit  o 
Uyo)  (Mt),  aber  auch  mit  o  elxop  (vgL  in  Lc.  12,  3  den  trotz 
der  secundären  Umwandlung  in  die  zweite  Person  sicherlich 
qaeUenmässigen  d.  h.  in  der  von  Lc.  gebrauchten  Version  vor- 
gelegenen Aorist  oüa  eixars)  wiedergegeben  werden,  und^VK 
UVCSjVtD  konnte  ebensowohl  mit  o  dxovers  (Mi)  als  mit  6  ^xov^ 
caxB  (Epiph,)  übersetzt  werden.  Wenn  im  Urtexte  diese  Verbal- 
formen perfektisch  gemeint  waren,  so  ergibt  sich  folgender  Sinn 
aus  dem  Zusammenhang:  Was  ich  19  oxorlat  in  dem  Hause  des 
Pharisäers  und  umgeben  von  den  Feinden  der  Wahrheit  und 
des  Lichts,  gesagt  habe,  und  was  ihr  (die  dort  mit  gegenwärtig 
gewesenen  Jünger)  dort  gebort  habt,  das  bringt  an  die  Öffent- 
lichkeit und  unter  das  Volk.  Peräa,  d.  h.  hier  insbesondere  das 
jenseitige  Ufer  des  Jordan,  wo  Jobannes  gewirkt  hatte^  und 
wohin,  wie  einst  zu  des  Täufers  Zeiten,  jetzt  die  Volksmassen  zu 


300  Aussercanoniflche  Paralleltezte  va  Lc. 

welches  in  diesem  Falle  genauer  sein  dürfte  als  die  Relation  des 
Epiphanius,  weder  die  Erwähnung  des  öSfia  noch  der  V^x^ 
in  seinem  Texte:  Fürchtet  euch  nicht  vor  denen,  die  euch  nur 
todten  können  (vos  solummodo  occidere  possunt),  aber  sonst  keine 
Gewalt  über  euch""haEen"(nec  post  hoc  ullam  in  vobis  habent 
potestatem).  Ähnlich  auch  Justin  in  der  ersten  Hälfte  des 
Logion:  fi^  q>oßBXCd'B  rovq  äpaiQovvrag  v/iäq  (=  vos  Marcion), 
ebenso  der  2.  Clemensbrief:  xal  vfiaTg  (lij  ^oßeicß-s  zovg  axoxxiv- 
vovxaq  vfiag.  Die  Annahme  hat  viel  für  sich,  dass  hier  die  äl- 
teste Textgestalt  und  die  reinste  Version  des  Quellentextes  vor- 
liege, dass  hier  die  Eintragung  von  c£/ia  und  V^X7  ^  secundär 
zu  betrachten  sei.  Denn  auch  zu  Lc.  12,  5  »»  Mt  10,  28^  wird 
es  sich  ergeben,  dass  die  älteste  Fassung  wahrscheinlich  nur  dv- 
va/ievog  cAcai  xal  catoXioat  lautet  und  von  einer  Bezugnahme 
auf  ooiiia  xcä,  ypvxij  frei  war.  Im  Übrigen  sind  die  Varianten 
djtoXTslvBiv  =  ß^'^P^^'^^^^ögDagat  =  tT^ttn  oder  a'lrt,  sowie  (i^ 
övvaö&ac^^  Ix^tv  (xoirjcai)^  potestatem  non  habere  =^  r^^ 
fttbtD  lb  —  ganz  geeignet,  den  hebräischen  Urtext  erkennen  zu 
lassen,  welcher  auch  in  dem  Schreiben  der  gallischen  Gemeinden 
anklingt:  fifjöhv  S^^'^'^^^  fifixiti  o  xoitjOovotv  (xvry.    Eus.  H.  E. 

V,  1,  18. 

Lc.  12,  6  =  Mt.  10, 28«». 

a.  Herm.  Mand.  XII,  6.  2.  3.  p.  130,  10. 

z^v  dh  axeiXijv  rov  öiaßoXov  oXcog  /ifj  q>oßfj9^xB  «  •  ,  900- 
ßrjd^xB  xbv  jtavxa  dwafiBvov,  ocoocu.  xal  dxoXiocu. 

b.  Jac.  4,  12. 

slg  icxlv  o  voiAod-ixriq  xci  XQix^g,  6  dvpa/ievog  cAccn  x€ci 
axoXiacti, 

c.  Hom.  Clem,  III,  37.  p.  46,  19. 

rö  Ccifu  cov  xal  fpvxfjv  xoXaöai  xal  öwöcu.  iwa/iivw, 

d.  Agathangelus  c.  36.  p.  21.  ed.  Lagarde. 

0  ÖB  (lovoyBVTJg  öov  vlog,  o  xvQwg  ^fiwv  'IfjCovg  Xgiöxog, 
övvaxai  kfißaXstv  Big  xovg  alovlovg  xoXaöBig  iv  ywxv  ^^ 
cdimxt  iv  xw  jtvgl  xA  dößiöxa). 

e.  Mt.  10,  28^. 

(poßBtod^B^  6b  fiaXXop  xbv  övvafierov  xal  ywxr^v  xal  oSfia 
anoXicai  bv  ybbvptj. 


Texte  and  Üntersachimgen  zu    Lo.  12,  5.  301 

f.  £xc.  Tbeod.  §  51.  ap.  Clem.  AI.  p.  981. 

xat  6  ö<DTfjQ  XiyBiy  g>oßBlc9^ai  öbIv  top  dvpd/ispov  ravTf]v 
Tfiv  y^if^P  xäi  TOVTO  zo  Cw/ia  TO  fpvxixop  ip^  7^^^^%^^' 
Xicai, 

g.  Hom.  Clem.  XVII,  5.  p.  160,  22. 

q>oßrid^7jre  6\  top  övpafispop  xal  Ccöfia  xal  tpvxrjp  elg  rfjp 
yitppap  xovxvQoqßaXalP,    pal  Xiyco  vfilp,  toxxop  q>oßi]'- 

h.  Marcion  ap.  Epiph.  Haer.  XLII.  p,  314  A.  p.  333  G. 

^oßTjd^rjzB  dh  TOP  fiBTa  ro  ^^^^'^^^f^^iJ^^^^-^'^^^S^S^^' 
XbIp  elg  yisvpap, 

i.  Iren.  III,  18,  5. 

timete  autem  magis  eum,  qui  habet  potestatem,  et  corpus  et 
animam  nnttere  in  gehennam.^^^^ ^^^ 

k.  Exe.  Theod.  §  14.  ap.  Clem.  AI.  p.  972. 

q>oßft^TB  yovp,  XeyBi^  top  (lerä  d-aparop  övpdfispop  xal 
^pvxrjp  xal  C(5(ia  slg  yitppap  ßaXelp, 

1.  Just.  Apol.  I,  19.  p.  66  B. 

q>oß>]&rire  6e  top  fiBTa  t6  djtod^apelp  &vpcuiepop  xal  ipv- 
X^IP  xai  ocofia  elg  yesppap  ifißaXelP. 

m.  Clem.  Born.  U,  5^  4.  p.  118,  4. 

dXXä  g>oßel0d^B  top  (iBTa  t6  djto&apelp  vfxäg  exoPTa  i§oi> 
olap  V^VX^?  xal  cwfiaTog  tov  ßaXelp  elg  yeeppap  xvQog, 

n.  Lc  12,  5. 

vxoÖBlga}  6h  vfitp,  Tlpa  g>oßfjdijrB'  g>oj9w^^re  top  (abtcl  t6 
ajtoxrelpai  exopza  i^ovölap  k/ißaXelP  elg  tijp  yieppap,    pal 

Xiyof  vfilp,  TOVTOP  (poßrid^rjTB. 

0.  Pseudo-Abdias.  Hist.  apost  VII,  2.  [Fabricius  Cod.  Pseudepigr. 
N.  T.  II.  p.  661».] 
Et  ideo  dico  vobis,  non  timueritis  eos  [sc.  qui  occiderint 
Yos,  post  haec  non  habent  quod  facere]:  illum  autem  timete, 
qui,  postquam  occiderit,  potestatem  habet  perdere  et  in  ge- 
hennam  mittere.    Üico  yobis,  hunc  timete. 

Der  Text  des  Hermas:  q>oßr^9"m:B  top  xdvxa  övpauBPOP, 

cmoai  Tcal  anoXioai   beweist  es,   dass   neben  den   canonischeu 

assungen  dieses  Spruchs,  in  welchem  nur  das  Verdammen  her- 


30S  Anisereanonische  Paralleltozte  la  La 

vortritt,  eine  uralte  Lesart  Torhanden  war,  in  welcher  neben  dem 
axoliiSai  ^=  xoXaoai  auch  das  cäcai  zum  Ausdruck  gelangte, 
und  dass  aus  dieser  Lesart  auch  die  Parallele  des  mit  Hermas 
so  häufig  sich  berührenden  Jacobusbriefes  (Jac.  4,  12)  stammt 
Als  dritter  Zeuge  für  diesen  Yorcanonischen  Text  von  Lc.  12,  5 
=»Mi  10,  28^  kommen  noch  die  Homilien  hinzu,  welche  zwar 
in  dem  Citate  g  einen  den  beiden  canonischen  Parallelen  nahe- 
stehenden, genauer  gesagt:  einen  zwischen  Lc  12,5  undMt  10, 28^ 
schwebenden,  Text  bieten,  welche  aber,  weil  aus  verschiedenen 
Quellenschriften  entstanden,  mehrfach  und  so  auch  hier  ver- 
schiedene Evangelientexte  repräsentieren.  Und  da  die  Über- 
setzungsvariante in  dem  Homiliencitat  c:  xokaöai  (neben  dem 
ajtokioai  des  Hermas,  des  Jacobus,  auch  des  Mt)  zeigt,  dass 
cßeses  Clementinen-Citat,  von  Hermas  und  Jacobus  völlig  un- 
abhängig, aus  einem  hebräischen  Quellentexte  stammen  dürfte, 
so  machen  schon  diese  äusseren  drei  Zeugen  (Herm.^  Jac,  Hom.) 
in  ihrer  charakteristischen  Übereinstinunung  mich  geneigt  zu 
der  Annahme,  dass  hier  der  älteste  Quellentext  des  Spruches 
enthalten  seL  Diese  Auffassung  wird  bestärkt  durch  die  Wahr- 
nehmung, dass  alle  übrigen  Texte,  sowohl  die  beiden  canonischen 
als  die  aussercanonischenParalleltexte,  mannigfaltig  auseinander- 
gehen, was  immer  ein  Zeichen  secundärer  Aus-  und 
Umgestaltungen  des  Quellentextes  ist.  Es  ist  befremdlioh 
und  kommt  nur  in  diesem  Logion  vor,  dass  nicht  bloss  die  Seele, 
sondern  auch  der  Leib  ein  Gegenstand  der  Höllenqualen  sein 
soll  Denn  wenn  Weiss  (Mt  279)  auf  Mt.  5,  29.  30  =  Mc  9,  43 
— 47  verweist,  wo  es  allerdings  nach  dem  von  Weiss  an- 
genommenen Urtexte  heisst:  tva  —  itf}  oijov  r'  C&iia  Cov  ß^jj- 
d^  dq  yhpvctp  — ,  so  ist  dabei  übersehen,  dass  dort  von  dem 
oXov  To  ccifid  öov  ebenso  wie  von  dem  h^  rdv  fisXciv  oov  in 
metaphorischer  Weise  die  Rede  ist,  während  wir  hier  (Mt. 
10,  28^  par.)  eine  ganz  bildlose  Rede  vor  uns  haben.  Aber 
auch  weiter  scheint  mir  die  Lesart:  o  övvafisvoq  acoocu  xai.  dxo- 
Xioai  =  xoXaoac  zur  Bezeichnung  Öottes^em  Sinne  Jesu  und 
des  >i.  T.  viel  besser  zu  entsprechen  als  die  blosse  Betonung 
des  Yerdammens.  Es  handelt  sich  dann  nicht  mehr  bloss  um 
eine  Furcht  vor  der  Strafe,  sondern  um  eine  solche  Furcht,  wie 
sie  Paulus  (vielleicht  unter  Einfluss  des  ipoß^^ipcB  und  Coicai  in 
dem  bezüglichen  Herrenworte)  beschreibt:  /urrä  <p6ßov  xcä  vqo' 


Texte  und  üntenndiaiigen  sq  Lo.  12, 5.  6.  903 

fiov  xr^v  lovr cDi'  amrfjQiap  TUxxtqjaiCfia^  PhiL  2,  12^.  Auch 
das  unter  Lc  9,  56  behandelte  Logion:  o  vioq  xov  apB^xov 
avx  fiXd^tp  ^pvxag  apO^Qioxmp  axoXioai  (==  ojroacrc&Wi)  aXla 
öSc€u  —  zeigt,  wie  die  Fassang:  o  dwa/isvog  Ccoöai  xm  äxo- 
UaoL  A&k  fibrigen  Herrenreden  congenial  ist  Nur  bei  W^- 
lassnng  des  cSocu  war  die  liXegese  möglich  geworden,  wonach 
nicht  wenige  Ausl^er  unter  dem  6  dwa/ievog  xäi  ^njpiv  xci 
öSfta  axoliooi  kv  yeh^py  nicht  Gott,  sondern  den  Teufel  ver- 
stehen wollten.  Es  wird  also  anzunehmen  sein»  dass  von  dem 
ursprOnglichen  cSoai  xat  axolicai  das  entere,  das  CmöcUj  in 
den  Bearbeitungen  der  Quelle  firOhzdtig  wegfiel,  und  dass  von 
dem  ein&dien  axolicai  =  xoXaaai  erweiternde  Umschreibungen 

entstanden:  xal  tpvxV^  ^^^  cAua  axoliccu  iv  ybcppv  (Mt)  «= 
ifißalelv  dg  yitwav  (Lc.)  =«  xai  ^pv^t^v  xat  odfia  elg  jitrviip 
(HouL,  2.  CleuL  add.  [tov]  jnydg)  [ifi]ßaletv  (£xc  Theod.,  Iren., 
Just.,  Hom.)  =  ifißalBlv  elg  rag  cicovlovg  xolaCeig  iv  H^vj^  xcH 
^?y^f  /jl  y.?-?yjP^-Ty  -4^^4^T?  (Agathangelus).  Den  hebräischen 
Urtext  kennzeichnen  auch  die  Yarianten:  4.^!!!??5K?5£.^^???*' 
Uovolav,  welche  auf  "tühlD  ib~ti*^  ItDK  zurückzuführen  sind,  da 

das  hebräische  bb^  in  sehr  wenigen  Fällen  geeignet  ist,  den  ge- 
laufigen Begriff  des  griechischen  övvaöB'ai  wieder  zu  geben. 
Es  ist  also  in  dem  6  l^coa^  i^ovölop  eine  hebraisierende  Version 
des  Urtextes  zu  erkennen.    YgL  Lc.  5,  24  mit  y.  21. 

Le.  12,  6  «»  Mt  10,  29. 

a.  Mi  10,  29. 

ovxl  üo  OrQOv&ta  äocaglov  xa^Xelrai;  xal  ^V  Ig  avräp 

ov  xeösltat  ixl  rrjp  y^v  av^  rov  JtazQog  vfiäv, 

b.  Iren.  V,  22,  2. 

et  noleute  patre  nostro,  qui  est  in  caelis,  neque  passer  cadet 
in  terram. 

c.  Iren,  ü,  26,  2. 

Aut  iterum  si  quis  ob  hoc,  quod  dictum  sit  in  evangelio: 
Nonne  duo  passeres  asse  veneunt,  et  unus  ex  his  non  cadet 
super  terram  sine  patris  vestri  voluntate?  enumerare  volu- 
erit  captos  ubique  quotidie  passeres. 


304  Aussercanonische  Paralleltezte  za  Lc« 

d.  Hom.  Clem.  XII,  31.  p.  131,  36. 

apBV  rag  TTJg  rov  d'eov  ßovXijg  ovöh  özQovB-og  kv  jtaylSi 
ivjteöstp  ax£i' 

e.  Epiph.  Haer.  XLII  p.  356  D. 

o  öcor^Q  eZsyev  ori  scivxB  oxQovd-la  xtoXsTrai  äcoaglwv  ovo, 

xal  jtaXiv  ovxJL  ovo  orQovd-la  xioXelrai  döoaQlov  evoc: 
sl  ovv  ovo  CxQOvd-la  jtcoXBlrai  acöaglov  tvog  xal  ^v  ig 
avT(Sv  ov  jtsöslrai  slg  ytaylöa  avsv  rov  jfaxQog  vfi(5v  rov 
kv  xolq  ovQavolq  xtX, 

f.  Orig.  c.  Geis.  VIII,  70,  Opp.  I,  425. 

xal  yoQ  ovo  öxQovB-lmv  tv  slg  xaylöa  ov  jcijtXBi  avev  xov 
iv  ovQavolq  naxQoq. 

g.  Orig.  in  Joann.  XX,  29.  Opp.  IV,  356. 

avBv  d^Bov  cxQOvd-lop  fiTj  jtbtxBiv  slq  otarflda. 

h.  NoTatus  de  reg.  fid.  c.  8.  p.  53. 

Ex  duobus,  inquit  dominus,  passeribus  unus  non  cadet  sine 
patris  Yoluntate. 

i.   Lc.  12,  6. 

ov^l  JtivxB  cxQOvMa  ütcoXovvxai  accaglmv  ovo;  xal  h^  ig 
avxmv  ovx  loxiv  ijtiXBXi]a/i^pov  kvcoxiov  xov  d-Bov, 

Die  Textgestalt  des  Lc.  ist  hier  in  doppelter  Hinsicht  secundär. 
Erstlich  ist  seine  Preisangabe  für  die  Spatzen  sicherlich  eine 
Änderung  des  Yon  dem  ersten  Evangelisten  im  Wesentlichen  er- 
haltenen einfachen  Urtextes.  Zweitens  ist  gegenüber  der  con- 
creten  Redeweise  ov  Jtljtxsi  Blq  xrjv  yrjv  der  abstrakte  lucanische 
Ausdruck  ovx  loxtv  ijtiXaXi^ö/iBPOV  gewiss  nicht  das  Ursprüng- 
liche. Aber  auch  in  der  Fassung  des  ersten  Evangeliums  scheint 
der  Urtext  eine  Abschwächung  erlitten  zu  haben,  denn  die  von 
den  Homilien,  von  Orig.,  Epiph.,  auch  Ghrjsostomus  und 
Juvencus  vertretene  Lesart  xbtxaip  slq  ytaylöa  ist  noch  viel  eon- 
creter,  ursprünglicher  und  der  bilderreichen  Rede  Jesu,  sowie  dem 
Zusammenhang,  wonach  es  sich  um  die  Ranke  und  „Schlingen"  der 
Pharisäer  handelte,  entsprechender  als  jcIjixblp  dq  X7]p  yijp^  welches 
demgegenüber  bereits  abgeblasst  erscheint.  Auch  die  Lesart  avev  xrjq 
xov  d-Bov  ßovXrjq  =  sine  patris  vestri  voluntate  =  nolente  patre 

nostro  anstatt  des  canonischen  apBv  xov  ytaxQoq  vficop  war  in 
der  alten  Kirche  weit  verbreitet,  obwohl  sie  (wie  aucETdie  Les- 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Lc.  12,  6.  7.  8.  305 

art  dq  xccylöa)  in  keiDem  unserer  griechischen  Codd.  erhalten  ist. 
Sie  findet  sich  nicht  nur  bei  Irenaeus  und  in  den  Giemen- 
tinen,  sondern  auch  bei  Origenes,  Tertullian,  Cyprian, 
NoYatian  und  den  meisten  Itala-Handschrifteh,  sowie  in  der 
goihischen  und  in  zwei  Codices  der  koptischen  Version. 

Lc.  12,  ?•  =  Mt.  10,  80. 

a.  Clem.  AL  Strom.  V,  17,  153.  p.  819. 

dXX^  al  (ikv  tqIxbq  fJQld-fiTivTaL 

b.  Clem.  AL  Paed.  III,  3, 19.  p.  263. 

dXXä  xal  al  zQ^X^g  Tf/g  xsq>aXtjg  vficov  nacat  fJQid-firifiivaij 
q>i]<äv  o  xvQiog» 

c.  Hilar.  in  Ps.  146.  p.  1178  E. 

eodem  domino  dicente:  Nonne  et  capilli  capitis  yestri  nume- 
rati  sunt? 

d.  Hom.  Clem.  XII,  31.  p.  131,  37. 

ovTcog  öpcalmv  xal  al  tglx^g  tcq  d-etp  ivagld-fiioi  elöiv. 

e.  Mt  10,  30. 

viiiov  OB  xal  al  TQlx^g  tfjg   xe^aXTJg   jtacai   fJQid-fififiepai 

dalv. 

^-^-  .  -  - 

f.  Lc.  12,  7» 

aXXa  xal  al  rglx^g  T/y^  xsg>ajirig  vfiwp  ytaoat  i^gld^fir^v- 
Tai. 

Die  Varianten :  i^glO^/ifp^rai  =rJQi&fi?]f4£pai  eloiv  =  ivaglS-fitol 

dcip  sind  dem  hebräischen  ^3^3  entsprechend.  Die  interrogative 
Fassung  des  Hilarius:  nonne  numerati  sunt?  fügt  sich  dem 
Contezt  am  besten  ein  und  ist  vielleicht  die  ursprüngliche. 

Lc.  12,  8  =  Mt.  10,  32. 

a.  HemL  Sim  IX,  28,  4.  7.  p.  252. 

xdi  iXoylcavxo  Iv  xalg  xagöiaig  avtwv,  JtorsQOv  dQvrjöoprai 
fj  ofioXoyijöovai  ....  öiora^ovoi  ytegl  agpflascog  i}  ofioXo- 
ji^oemg'  6fioXoy£lT€y  ori  xvqiop  Jx^rs,  fi/jjtots  agporfievot 
xaQado&yOfiad-B  elg  öeofimr^Qiop. 

Texte  a.  Unteranohniigeii  X,  8.  20 


306  AuBsercanonische  Paralleliezte  zu  Lc 

b.  4.  Esr.  2,  47. 

Et  respondens  dizit  mihi:  Ipse  est  filius  dei,  quem  in  sae- 
colo  confessi  sunt;  ego  autem  magnificare  eos  coepiT^qui 
fortiter  pro  nomine  domini  steterunt. 

c  Clem.  Rom.  II,  3,  2.  p.  114, 16. 

Xiysi  öh  xal  avroq'  xov  o/ioXoy^aavrd  fis  [ipcixiov  xAv 

äv&'Qcojicov  deest  in  Syr.]  ofwXoYrjca}  avxov  kvdjtiov  xov 
jtaxQog  fiov. 

d.  Epiph.  Haer.  LIV,  2.  p.  464  D. 

xal  TtaXiV  6  ofioXoyäv  iv  hfiol,  ofioXoyijca}  avxop  kvoixiov 
xov  xaxQoq  fiov. 

e.  Apoc.  3,  5. 

xai  oiioloy^oa}  x6  ovofia  avxov  ivcixiov  xov  xaxQog  fiov 
xal  kvcojtiop  x€ov  affiXfov  avxov. 

t  Epiph.  Haer.  LX V,  2.  p.  608  C. 

&q  g>i]öi'  xäg  o  ofioXoycop  ip  kfiol^  oiAoXoytjOw  Tcayoß  ip 

aixm  l(iJtQoo^ev  xov  jtaxQoq  (aov. 

g.  Mt.  10,  32. 

xäg  ovp  oaxig  ofioXoyi^oei  ip  kfiol  efijtQOGd-sp  x(5p  äpd-QtD- 

nmp,  ofAoXoYfjco  xd-j^  ip  avx(5  BfijtQood^sp  xov  JtaxQog  fiov 
xov  ip  ovgapotg. 

h.  Tert.  adv.  Marc.  IV,  28. 

Dico  enim  yobis,  omnis^ui  confitebitur  in  me  coram  homi- 
nibus,  confitebor  in  illo  coram  deo. 

1.  Marcion  ap.  Epiph.  Haer.  XLII.  p.  314  A.  p.  334  B. 

apxl  XOV'  ofioXoYfjOai  ipcojtiop  xcop  cc/yiXoiP  toi  d^sov  — 

ipcojiiop  xov  d^eov  XiysL* 

k.  Euseb.  Theophan.  XV.  Mai  IV,  141. 

ipriol  y&Q'  Jtag  og  ap  ofioXoyija^^p^ijiolt  OfioXoytj^^cexai 

ipcojtiop  xdop  ayyiXmp. 

1.  Lc.  12,  8. 

Xiya)  6b  vfitp,  ytag  og  ap  ofioXoyijou  ip  ifiol  IfijtQood-tP  xAp 

ap^Q(OJta)Py  xal  6  vlog  xov  dp^gcijtov  ogioXoyrjCBi  iv  avxw 

ifijtQOCO^sp  xmp  ayyiXmp  xov j&€ov  [Syr.  Cur.:   xc5p  dyloav 

ayyiXoDP  avxov]. 


Texte  und  Untenuchnngen  zu  Lc.  12, 8.  0.  307 

Hier  sind  mehrfadi  Hebraismen  und  Übersetzungsvarianten 
zu  constatieren.    Zu  den  verschiedenen  Construktionen  6  oftoXo- 

ymv  =  o  ofioXoy^Oag  =  Jtag  6  ojioXoymv  =  Jtaq  oorig  ofioXo- 

yriCBt^^xäq  oq  av  ofioXoYijo^  =  *>a  init3"b5  oder  *»a  rtli*'  niDK'te 
Vgl.  man  das  Heft  II,  85  Ausgeführte.  Die  ungriechische  Form 
oiioXoyBlP  iv  xiVL  ist  selbstverständlich  ein  aus  ^  iTlin  stammender 
Hebraismus.  Der  Wechsel  zwischen  der  ersten  Person  und  der 
dritten  Person  mit  dem  Subjekt:  o  viog  xov  av&Qoixovy  wie  er 
bei  diesem  Logion  in  der  Selbstaussage  Jesu  sich  zeigt,  kommt 
auch  sonst  in  den  evangelischen  Paralleltexten  vor.  Vgl.  Lc.9, 18; 
22,  27.  Hier  dOrfte  mit  Rücksicht  auf  einen  so  alten  Zeugen  wie 
den  Apokalyptiker  (Apoc.  3,  5)  die  Fassung  in  der  ersten 
Person  entschieden  als  das  ursprüngliche  zu  betrachten  sein. 
Die  Varianten  IfAxgood'BP  und  kvcimov  (letzteres  ebenfalls  durch 
den  Apokalyptiker  beglaubigt^Eommen  bei  Übersetzung  des 
hebräischen  '^s&b  auch  sonst  häufig  vor.  Vgl.  LXX  Gen.  24,  51; 
Ruth  4,  7.  Die  Lesart  des  Marcion  mit  Weglassung  von  xwi^ 
OYyiXcov  vor  rov  d-eov  in  Lc  12,  8  war  wahrscheinlich  keine 
tendenziöse  Textänderung,  da  die  ayyeXoi  auch  in  den  Citaten 
des  2.  Clemensbriefes  und  des  Epiphanius,  sowie  im  cano- 
nischen Matthäustexte  fehlen.  —  Der  Anklang  in  der  Esra- Apo- 
kalypse an  unser  Logion  stanunt  aus  den  späteren  Zusätzen  dieses 
Buches.  Bei  Hermas,  in  dessen  Schrift  die  Verleugnungsfrage 
eine  so  grosse  Rolle  spielt,  klingt  selbstverständlich  das  Logion 
gleichfalls  an. 

Lc.  12,  9  =  Mt  10,  83. 

a.  Herrn.  Sim.  IX,  28,  8.  p.  254,  2. 

el  za  ed-pn  rovg  dovXovg  avrwv  xoXaCovOiv,  iap  ttg  agpfj- 

Ofjtai  TOP  xvQiov  lovTov,  xl  öoxetxe  xoiijoh  6  xvQiog  vfilv,. 

og  ix^i  xdpxcop  x^p  i§ovalap; 

b.  Just.  Apol.  I,  4.  p.  55  B. 

jtagaXaßoPXBg  xiplg  jcagä  xov  öiöaoxaXov  Xqioxov  fif]  a{^vBU 
öO-ai. 

c  Marcellus  ap.  Epiph.  Haer.  LXXII,  7.  p.  840  A. 

xavxa  aQPOVfievog  l(iJtQood-BP  xcop  apß^Qcijtcop  y  agpfjO^rjo^ 
fiip  vx  avx^g  (sc.  xr/g  ootplag  =  xov  Xqioxov)  ixBtpfjg  Sfi-- 
^QOö^BP  xov  JtaxQog  xov  ip  xolg  ovgapolg. 

20* 


308  AuBsercanonische  Paralleltexte  za  Lc 

d.  Herrn.  Vis.  II,  2,  8.  p.  20,  16. 

cofioüsp  yoQ  xvQiog  xaxa  xov  vloi  avrov,  rovg  dQvtioafuvovg 

rbv  xvQiov  avT(5v  ajtByvoDQlad^ai  djto  rfjg  ^o^g  avrcoPf  rovg 
PVP  lisXXovxag  dgveto&ai  ratg  iQxofitvatg  i)iiiQaig. 

e.  Epiph.  Haer.  XXIV,  5.  p.  71  D. 

avtog  6  xvQiog  <pf]Oi'  xbv  CLQvoipitvov  fie  efixQoo&sv  rdiv 

ävd'QoijKDV ^  dQVfjOOfiai  xäyco  avrov  ivwjtiov  rov  JtatQog 
fiov  rov  kv  ovQavolg. 

f.  Mt  10,  33. 

oOxig    rf*   av    dopfjofixal   ue   eujrQoöO^ev   xcüp   dvd^QoijKDv, 

dgr/jaofiai  xdyo?  avxov  ifiJtQOoO^ev  xov  jtaxQog  fiov  xöv  kv 
ovQapotg  [Syr.  Cur.  add.:  xal  efiJiQoo&sp  xqjp  dyyiXop  avxov]. 

g.  Epiph.  Haer.  LIV,  2.  p.  464  C. 

avxog  ycLQ  xdXip  q>7fiip'  6  dQpr^odfiSPog  fi€  IfiXQOO^kP  xmr 

apd-QciyKDP  aQPr]d^7]0sxai  ipoojtiov  xov  JtaxQog  fiov. 

h.  Tert.  adv.  Marc.  IV.  28. 

Et  ^mnis^ui  negayerit  me  coram  hominibus,  denegabitur 
coram  deo.   ^ 

i.   Clem.  AL  Strom.  IV,  9,  72   p.  595. 

xop  dh  dQPijoafiSPOP   fie  ipcijtiov   xwp  dpd^Qcintop  dxaQ- 

pj^cofiai  avxop  ijujtQooO^ep  xwp  dyyiXmp, 

k.  Lc.  12,  9. 

o  d\  dQPijöifiBPog  (i€  ivcojtiop  X(5p  dp&QoijfwP  djtaQpyjd^j)- 
OBxat  krfojtiop  x(5v  dyyelwp  xov  d-sov. 

Zu  diesem  Logion  wiederholen  sich  alle  zu  Lc.  12,8  vor- 
stehend gemachten  Bemerkungen  sowohl  bezüglich  der  Con- 
struktion  als  hinsichtlich  der  Varianten  e/utQOoO^ep  =  ipcijiiop 
als  auch  in  Betreff  des  Marciontextes.  Der  Umstand,  dass  hier 
nirgends  o  vlog  xov  dpd^Qcijtov  vorkommt,  spricht  für  die  An- 
nahme, dass  dieser  Ausdruck,  wie  bereits  bemerkt,  auch  Lc.  12,  8 
=  Mt.  10,  32  nicht  begründet  gewesen  ist.  Für  Lei  2, 9  setzten  die 
späteren  Marcioniten  in  ihr  Eyangelium  den  Text  aus  Mt.  10,  33. 
Dial.  de  r.  fide  p.  824  C.  Vgl.  Hahn,  das  Evangelium  Marcions 
S.  226 


Texte  und  üntenucbungen  zu  Lc.  12.  9.  10.  309 

Lc.  12, 10»  =  Mt.  12,  3K  82*  =  Mc.  3,  28. 

a.  Aid.  XI,  7. 

Jtaoa  ycLQ  afiaQvla  aq>e&fjöBxai, 

h.  Mt  12,  31» 

6iä  xovxo  Xiyco  vulv,  jtaaa^/iaQzla  xal  ßXaag>^fila  dg>€&i^' 
oerai  xolq  op^cinot^ 

c.  Syr.  Cur.  Mt.  12,  31* 

öia   xovxo   Xiyto  vfitv,   oxt  jtavxa  dg)6d-f]aexai  xolq  vlolg 
xmv  avd-Qcojtwv  xd  afiüQxtjfiaxa  xal  al  ßXacq>rjf4lai. 

d  Mc  3,  28. 

afirjv   Xtyoj  vfitv,    oxc  jtavxa  d^e&ijosxac  xotq  vlolq   xSv 

dvd-QC03i<Dv   xd  dfioQXfjfiaxa   xal   al   ßXaOg)ri(£lai,   oca  dp 

ßXaofprjUTicwciv. 

e.  Epiph.  Haer.  LIV,  2.  p.  464  A  B.  (Theodotus  Byzant.) 

xov  Xqiöxov  eljtopxog'  jtaoa  ßXaog>f]fila  dq>e&i]Oexai  xoig 
dvd-Qcijtoigy  xal  6  XiyoDv  Xoyov  sie  xov  vlov  xov  dpd-QW' 

xov  d^ed-ijOBxai  avxtp. 

f.  Lc.  12,  10». 

xal  jtag  og  iget  Xoyov  slg  xov  vlov  xov  dvO^Qcijiov,  «gpc- 

d-rjaexai  avxtp. 

g.  Mt.  12,  32». 

xal  og  idv  sljty  Xoyov  xaxd  xov  vlov  xov  dvd^Qcijtov,  dq>e' 

&ijosxai  aixw. 

h.  Pseudo-Cypr.  de  aleat.  c.  10.  p.  28,  1.  ed.  Harnack. 

in  evangelio  dominus  dicit:  si  qui,  inquit,  dixerit  blasphe- 
miam  in  filium  hominis,  dimittetur  ei. 

i.   Epiph.  Haer.  XLIX,  56.  p.  779  B  C. 

di  avxovg  y&Q  ^rjac  6  xvQiog  oxi'  idv  xig  Btjt^/  Xoyov  slg 

xov  viov  xov  dv&^Qcijtov,  d^e^joexac  avxw. 

Das  Logion  von  der  Sünde  wider  den  heiligen  Oeist  nimmt 
in  den  Evangelien  so  viel  verschiedene  Stellungen  ein,  als  es 
Synoptiker  gibt.  Dass  dieses  Logion  bei  Mc.  nicht  an  der  ori- 
ginalen Stelle  seinen  Platz  gefunden  hat,  ergibt  sich  schon  daraus^ 
dass  auch  der  ganze  Abschnitt  Mc.  3,  22—29,  wie  man  aus  den 


310  Aussercanonische  Paralleltexte  zu  Lc. 

vollständigen  Parallelen  Lc.  11,  15—23  und  Mt.  12,  24—30  er- 
sehen kann,  ursprünglich  in  einem  ganz  anderen  Zusammenhang 
zu  lesen  gewesen  ist  Vgl.  Weiss  Mc.  S.  124  flF.  Aber  obwohl 
in  Bezug  auf  die  eben  bezeichneten  Parallelen  der  erste  und 
dritte  Evangelist  zusammengehen  und  eben  damit  die  Marcus- 
parallelen als  eine  Umschaltung  des  Quellenstoffes  erkennen  lassen, 
80  weichen  die  beiden  wieder  ab  in  der  Stellung,  welche  das 
Logion  von  der  Sünde  wider  den  heiligen  Geist  in  ihren  Evan- 
gelien einnimmt.  Bei  dem  ersten  Evangelisten  schliesst  es  sich 
unmittelbar  an  Mi  12,  24 — 30  mit  v.  31.  32  an,  bei  Lc.  aber  fehlt 
dieser  Anschluss  an  Lc.  11,  15 — 23;  er  bringt  das  Logion  erst 
hier  in  einem  völlig  anderen  Zusammenhang.  Holtzmann  (Synopt. 
Ew.  S.  228)  hält  die  Stellung  bei  Lc.  für  die  originale,  Weiss 
dagegen  erkennt  dem  Contexte  des  ersten  Evangelisten  die  grössere 
Ursprünglichkeit  zu  (Weiss  Mt.  S.  326).  Ich  meinerseits  möchte 
mich  für  keine  der  beiden  Alternativen  entscheiden.  Es  kann 
doch  so  liegen,  und  die  Instanz  des  Lucasevangeliums  spricht 
dafür,  dass  die  bei  Mc.  vereinigten  Redestoffe,  nämlich  Mc.  3, 
22—27  ==  Mt.  12,  24-^30  =  Lc.  11,  15— 23  [24—28]  einerseits, 
und  Mc.  3,  28.  29  =  Mt.  12,  31.  32  =  Lc,  12,  10  andererseits  an 
zwei  verschiedenen  Stellen  des  Urevangeliums  zu  lesen  waren 
und  zuerst  von  Mc.  in  einen  neuen  Context  zusammengebracht 
worden  sind,  sowie  dass  der  erste  Evangelist,  welcher  anerkannter 
Massen,  und  ganz  besonders  gerade  nach  den  Untersuchungen 
von  Weiss,  in  der  Anordnung  der  Stoffe  am  liebsten  dem  Mc. 
folgt,  auch  hier  den  von  Mc.  neugeschaffenen  Context  in  sein 
Evangelium  herübergenommen  hat.  Was  mich  aber  geneigt 
macht,  auch  die  Stellung  des  Logion  Lc.  12,  10  nicht  fQr  die 
ursprüngliche  zu  halten,  sind  Gründe,  welche  bei  der  Analyse 
der  canomschen  und  aussercanonischen  Paralleltexte  im  folgenden 
sich  ergeben  werden,  Gründe,  um  deret willen  auch  diese  Vor- 
bemerkungen über  den  ursprünglichen  Standort  des  Logion  von 
Wichtigkeit  sind. 

Was  nämlich  die  Feststellung  des  Urtextes  und  die  Heraus- 
schälung desselben  aus  den  mancherlei  variierenden  Redaktionen 
des  Logion  anlangt,  so  ist  Weiss  (Mc.  130.  Mt.  326)  darin  zu- 
zustimmen, dass  „die  ursprüngliche  Form  desselben  bei  Lucas 
erhalten'^  ist,  da  alles,  was  bei  Mt.  abweicht,  sich  aus  der  freieren 
Wiedergabe  des  Marcustextes  erklärt.   Wenn  aber  Weiss  ferner- 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Lc.  12, 10.  311 

hin  in  der  Marcusparallele  Mc.  3,  28.  29  nur  die  Worte:  og  av 
ßXaag>ijfiijoi]  elg  ro  ayiov  jtvsvfia,  ovx  —  flir  ursprünglich,  all^ 
tJbrige  für  redaktionelle  Zuthaten  und  Änderungen  des  zweiten 
Evangelisten  hält,  so  kann  ich  hier  nicht  mitgehen.  Zwar  die 
Worte  Mc.  3,  28^  xal  al  ßXaag>rjfilai,  ooa  iäv  ßlaopTfiirjOcDCtv, 
sind  allerdings  nur  eine  abgeblasste  Wiedergabe  des  Urtextes» 
cler  in  Lc.  12,  10^  =  Mt.  12,  32*  deutlich  nach  seinem  ursprüng- 
lichen Wortlaut  zu  erkennen  ist  Diese  urtextlichen  Worte:  xal 
jiäq  og  igst  Xoyov  slg  rov  vlop  rov  dvd-Qdjtov,  welche  für  das 
Folgende  unentbehrlich  sind,  würden  ja  in  dem  Contexte  des  Mc 
gänzlich  fehlen,  wenn  sie  nicht  in  den  Worten:  xal  al  ßXac- 
q)flfilai,  ooa  kav  ßXaaq)f]iif}ca)Ocp  (sc.  aq>Bd'ri6ovxai)  in  Mc.  3,  28^ 
verallgemeinert  wiedergegeben  wären.  Wenn  dagegen  auch  Mc. 
3,  28*  von  Weiss  für  eine  redaktionelle  Änderung  des  Marcus 
und  zwar  ebenfalls  für  eine  Umgestaltung  von  Lc.  12,  10*  = 
Mt  12,  32*  gehalten  wird,  wobei  die  vlol  rwv  dvd^Qcijtmv  des 
Mc.  aus  dem  vlog  rov  dv&Qcijtov  des  Urtextes  entstanden  sein 
sollen,  so  geht  eine  derartige  Quellenkritik  viel  zu  weit  Denn 
erstens  ist  es  doch  eine  starke  Zumuthung  zu  glauben,  dass  der 
Evangelist  eine  derartige  Verwechselung  von  6  vlog  rov  avd-Qci- 
jtov  und  ol  vlol  Twv  dvß-QcijtcDV  begangen  haben  sollte.  Zweitens 
liegen  in  Mc.  3,  28*  =  Mt  12,  31*  Übersetzungsvarianten  vor, 
die  mit  Bestimmtheit  auf  einen  hebräischen  Urtext  schliessen 
lassen.  Drittens  lässt  auch  der  aussercanonische  Text  der  Aiöax^j 
einen  bezüglichen  Textbestandtheil  erkennen,  welcher  Mc.  3, 28*  = 
Mt  12,  31*  entspricht  Zwar  ist  der  Aiöax^-Text:  jtaaa  yaQ 
duaQzla  dg)e&i]CeTai  gekürzt  Aber  gerade  die  dazu  gehörigen, 
von  der  Aiöaxri  weggelassenen  Worte:  rolg  dv&Qcijtoig  (Mt 
12,  31*)  =  rolg  vlolg  xmv  dvB-Qcijtcfjp  (Mc.  3,  28*)  enthalten  bei 
Marcus  einen  starken  Hebraismus.  Denn  ol  vlol  tc5v  dvd^Qd- 
x(ov  ist  wörtliche  Übersetzung  von  DIK"''??,  während  der  erste 
Evangelist  mit  seinen  avd-Qmxot  diesen  Hebraismus  vermieden 
hat  Es  ist  ja  derselbe  Hebraismus,  der  auch  in  der  Bezeichnung 
des  „Menschensohnes"  als  vlog  rot  dp9-Q(6jtov  in  den  synop- 
tischen Evangelien  herrschend  geworden  ist,  während  Paulus  da- 
ilür  dpd^Qa}jtog  sagt.  Vgl.  im  Septuaginta- Griechisch  Proy.  15, 
11  (12):  Dl»-^?a  niab  =LXX:  al  xagdlai  tSp  dpd^Qcijtmp  — 
Jes.  56,2:  niK'p')  =  xal  ap&Qa)jtog,  Vgl  ferner,  worauf  Nestle 
hmweist,  Lc.  12,  14:    ap&Qa}jt£,   in  den  hebräischen  Bücküber- 


312  Aofisercanonische  Paralleliexte  za  Lc. 

Setzungen  noth wendiger  Weise:  QnM"*};^,  ebenso  das  avd^QmxB  in 
dem  aussercanonischen  Text  des  Cod.  Cantabrigiensis  p.  205  ed. 
Scrivener,  Agrapba  S.  191.  Endlieh  beachte  man  das  zu  Lc. 
7,  34  Entwickelte. 

Der  hebräische  Text:  DliT'^Dab  nbon  nKtjnrrbS 

und  die  griechischen  Übersetzungen: 
jtavxa  d^s&TjOSTai  rotg  vlotg  xcöv  w&QcixfDP  rä  afiagri^fiaTa 

xaoa  a/aaQria  .  .  .  dg)eß^7]asTai  xolq  dv^Qoixoig 
sind  also  wesentlich  identisch  und  repräsentieren  m.  £.  den  Urtext. 
Auch  die  nicht  aus  Mc.  3,  28  stammenden  Worte:  17  de  xov 
jtPBVfiarog  ßXacg>fjiäa  ovx  dq>Bd^)öBTai  in  Mt.  12,  31  dQrften  fbr 
ursprünglich  zu  halten  sein  und  mit  dem  vorausgegangenen 
Satze  die  Einleitung  zu  dem  eigentlichen  Logion  Mt.  12,  32  = 
Lc.  12,  10  gebildet  haben. 

Was  nun  den  Text  yon  dem  eigentlichen  Kern  des  Logion 
Lc.  12,  10  =  Mt.  12,  32,  und  zwar  zunächst  dessen  erste  Hälfte 
anlangt,  so  ergiebt  eine  sorgfältige  Yergleichung  der  Parallelen, 
dass  eljcetP  Xoyov  xaxd  xivog  und  ßXaCq)7]fieTp  gleichwerthige 

Varianten  sind,  ähnlich  wie  eljtklp  Jtap  Jtopr/Qop  =  ßZaö(pr)fietP 

zu  Lc.  6,  22,  wie  XaXelP  oder  eljtelp  Xoyop  {Qfjfia)  uqyop  = 
ßXaöq)7]fi£7p  Mt.  12,  36.  Vgl.  Hefl  II,  143.  Ganz  deutlich  wird 
Solches  an  dieser  Stelle  durch  das  Citat  aus  der  pseudocyprianischea 
Schrift  de  aleatoribus,  wo  die  Worte  si  qui  dixerit  blasphe- 
miam  in  filium  hominis,  dimittetur  ei  —  ganz  parallel  sind  den 
canonischen  Worten:  jtaq  og  iget  =  og  käp  ehtfj  Xoyop  xaxd 
xov  vlov  xov  apd-Qojcov,  atpa^Tjaexai  avxcp. 

Lc.  12,  10*  =  Mt.  12,  3P.  32«»  =  Mc.  3,  29. 

a.  Jiö.  XI,  7. 

avxf]  6h  fj  ofiaQxla  [sc.  edp  xig  JtQog>f]Xfjp  XaXovpxa  Ip  xpsv" 
liaxi  JteiQaoxi  7/  diaxQipi;}]  ovx  dg>sd^f)0€XM, 

b.  Mt.  12,  31i>. 

f]  de  xov  jtpsvfiaxog  ßXaötprj^la  ovx  dg)Bd'i]C£xai. 

c  Epiph.  Ancor.  c.  69.  p.  74  A.  =  Haer.  LXXIV,  6.  p.  894  B. 

ij'  o  öh  ßXaO(pr]fic5p  elg  x6  jtpevfia  x6  ayiop  ovx  dg)edi]aexat 

ovroo,  xäi  xd  tg^^. 


Texte  und  Untenachungen  zu  Lc  12,  10.  313 

d.  Epiph.  Haer.  LIV,  2.  p.  464  C. 

öio  kj€aCfpaXiC,6pLBv6q  gyrioiV  6  dh  ßXaoq)i]U(DV  elg  ro  xvevfia 
ro  ayiov  ovx  aq>sd'i^06Tai  avrSj  ovts  kpravO-a  ovrs  kv  xm 
fiilXovTi  alwvL 

e.  Theodotus  Byz.  ap.  Epiph.  LIV,  2.  p.  464  B. 

Tc5  6s  ßXaotp-qfiovvTL  elg  ro  ayiov  jtvevfia  ovx  aq>ed-i^O£Tai 

avx€p, 

f.  Epiph.  Haer.LXXVI,  x»',  p.  977  B. 

(ocamoiq  oxi  ovx  aq)£d^aexai  rq5  elg  x6  JtvBVfia  ßXaöfprj- 
liovvxi^  ovxe  Code  ovxe  kv  x<p  fiiXXovxi  alcövi. 

g.  Lc  12,  10^ 

Tc5  dh  elg  x6  ayiov  jcvevfia  /S^crö^iy/M^oaj'T^^xjaga^i^eTa«. 

h.  Cod.  Cantabr.  Lc  12,  10^ 

elg  Sk  x6  Jtvevfia  ayiop  ovx  arpeO-ijcexai  avxcß,  ovxe  kv  xm 
cdävi  xovx(D  ovxe  kv  xS  fiiXXovxi. 

i.  Orig.  in  Joano.  XIX,  3. 

läv  ßXaOq)Tifi^öri   xig  elg   x6   Jtvevfia  xo  ayiov,  ovx  exet 

aq)eoiv  ovxe  kv  xovxco  xtp  alcovi  ovxe  kv  x(p  fdiXXovxi, 

k.  Syr.  Cur.  Mt.  12,  32^ 

og  (T  av  ßXaoq>fjfinoy  dg  xo  Jtvev/ia  xo  ayiov,  ovx  afpedrj- 
oexai  avx€p  ovxe  kv  xovxtp  xqi  alcovi  ovxe  kv  xcö  fiiXXovxi. 

1.  Mc.  3,  29. 

og  d*  av  ß2Mö(pr]fd7lcy  elg  xo  stvevfia  xo  aytov,  ovx  ix^i 
■Civ  elg  xov  alcova^  dXXä  ^^pvogecxac  5^??^;^ovjJ/iagT7}j- 
fiaxog, 

m.  Ephraem  Syr.  Ev.  concord.  expos.  ed.  Mosinger  p.  112. 
Dicens  autem:  Erit  retis  peccatorum  in  aeternum. 

n.  Epiph.  Haer.  LXIX,  56.  p.  779  C. 

käv  de  XI  ehtoi  elg  xo  ayiov  jivevfia,  ovx  äg)e9^oexai  avxm, 

ovdh  Code,  ovdh  k^xw^iiXXovxi^lcovi. 

o.  Pseudo-Cypr.  de  aleat.  c.  10.  p.  28,  2.  ed.  Hamack. 

qui  antem^geccavCTrt  in  spiritum  sanctum,  Mn^dimittetur 
ilh,  nee  hie  nee  in  futnro  saeculo. 


314  AuBsercanonische  Paralleltezte  zu  Lc. 

p.  Ephraem  Syr.  Ev.  concord.  expos.  ed.  Mosinger  p.  111. 
Et  quod  dicit:   Neque  hie  neque  illk  dimittetur  ei. 

q.  Mt.  12, 32^.  ^  ^  '^  ~' 

og  d*  av  eijci]  xarä  rov  jtvBvfiarog  rov  äyiov,  ovx  d^ed-tj- 

ösrac  aixm  ovze  iv  rovxfp  to3  almvi  ovre  Iv  tö5  [liXkovri, 

r.  Cod.  Colbert.  Lc.  12,  10^  p.  87.  ed.  Belsheim. 

si  quis  auteiD   in  spiritu  sancto  dixerit,  non  remittetur  illi 
neque  m  hoc  saeculo  neque  in  futuro. 

s.  Const.  VI,  18.  p.  178,  2. 

ovTol  slöi  jcegl  (dv  xal  6  xvQiog  xixQwg  xal  äxorofitDc 
djteq)i^vato    Xtyoiv   ort   elol   fp&vöoxQiotoi  xal  fpsydoöida- 

axaXoi,  61  ßXaa^ijfijoaPTsg   ro   Jtvevfta   r/yg  yj^Qf-tog  xat 

djtojtrvcavreg  rrfv  ütag   avxox.  öcoQBdv  fisra  rijv  x^giP,  olg 

ovx   dtpsd^jCexat   ovxe   ip  x<p   alcivi  xovxcp  ovxs  i^^(p 
fiiZXopxi. 

Das  Resultat  der  vorausgegangenen  Untersuchung  findet 
seine  volle  Bestätigung  durch  den  zweiten  Theil  des  Logion,  in 
welchem  die  Varianten  o  ßXaöq)?]fic5p  (Epiph.)  =  xqi  ßXaotp?]- 
fiovPTi  (Theod.  Byz.,  Epiphanius)  =  x<p  ßXaotptjfZTJoapxL  (Lc.)  = 

iäp  ßXaa(pi](ifioxi  xig  (Orig,)  =  og  6*  ap  ßXaaf7]fi?]0fj  (Syr.  Cur., 

Mc.)  =  iap  XI  sljtoi  elg  (Epiph.)  ==  og  ap  sim]  xaxa  (Mi)  ein- 
ander  parallel  laufen  und  offenbar  dasselbe  sagen  soUen,  was  in 
den  hebräischen  Verben  Cl"in  oder  C|Tra  ausgedrückt  ist.  Wir 
sehen  also,  dass  in  der  That  die  griechische  Fassung  des  Logion 
in  Lc.  12,  10  =  Mt  12,  32  wie  auch  Mc.  3,  29*  als  verschiedene 
Versionen  desselben  hebräischen  Quellentextes  sich  decken.  Es 
erübrigt  aber  noch  die  Beurtheilung  des  letzten  Textbestand- 
theiles,  der  bei  Lc.  fehlt,  dagegen  Mc.  3,  29^:  [ovx]  l^x^i  aq>BCiv 
elg  xop  alSpa,  dX^  ipoxog  ioxai.ala}plov  dfKZQxrj/iaxog  und  Mt. 
12,  32^:  [ovx  dg}^0'r]Osxai]  avxm  ovxe  kp  xovxq>  X(p  alwpi  ovxs 
ip  xco  lisXXoPXi  —  ähnlich  lautet.  Diesen  Theil  des  Logion 
hält  Weiss  (Marousev.  S.  130f.  Matthäusev.  S.  326)  bei  Mc.  für 
eine  Zuthat  des  Evangelisten  ex  suis,  bei  Mt.  für  eine  ampli- 
ficierende  Umschreibung  des  aus  Mc.  stammenden  slg  xop  alApa 
mittels  eines  aus  der  apostolischen  Lehrsprache  entnommenen 
terminus  technicus.  Gegen  diese  Annahme  sprechen  verschiedene 
Gründe.     Der  terminus  technicus  o  alcop  ovxog  =  6  xaiQog  ov- 


Texte  und  Uniennchangen  «i  Lc  12. 10.  315 

roq  =  6  xoCfiog  ovrog  =  Hjn  DbVil  findet  sich  auch  sonst  in 
den  £va^elien:  Lc.  16,  8;  18,  30;  20,  34.  35;  Mi  13,  22;  Joh. 
8,  23;  9,  39;  12,  25.  31  u.  o.,  ebenso  aber  auch  o  alcov  o  ip^o- 
iisvog=  6  al6p  6  fi6na)p=t!t^n  Dbvn=Lc  18, 30^^Täc?Tö,  30, 
Es  ist  mindestens  ebenso  wahrscheinlich,  dass  diese  termini  aus 
dem  Ureyangelium  in  die  apostolische  Lehrweise  übergegangen 
sind,  als  dass  unsere  Evangelisten  dieselben  Jesu  nachträglich 
in  den  Mund  gelegt  haben  sollten.  Diese  Auffassung  findet  einen 
überraschenden  Beleg  in  dem  aussercanonischen  Herren  wort, 
welches  von  mir  bereits  in  den  Agrapha  als  Agraphon  50  S. 
130  zum  Abdruck  gebracht  und  S.  249— 251  quellenkritisch  be- 
leuchtet und  im  vorstehenden  Parallelenverzeichnisse  aus  den 
Constitutionen  nochmals  mitgetheilt  worden  ist.  Hier  ist  die 
Lästerung  wider  den  heiligen  Geist  {ol  ßXaaq)i]fi^aapTBg  t6  Jtvev- 
fia  rijg  x^Q^'^^g)  ^  unverkennbarer  Berührung  mit  den  synop- 
tischen Parallelen  und  doch  wieder  in  einer  Weise  behandelt, 
die  weit  über  die  synoptischen  Texte  hinausgeht  und  zugleich 
Anklänge  an  viele  apostolische  Aussagen  (2.  Petr.  2,  1.  10.  12; 
Jud.  10;  Ehr.  10,  29;  6,  4.  5;  Rom.  5,  15)  in  sich  schliesst.  Dieses 
avissercanonische  Herrenwort,  welches  seinem  Hauptinhalte  nach 
von  Mt.  12,  32  ganz  unabhängig  ist,  schliesst  doch  wie  Mt.  12,  32 
mit  den  Worten:  ovxe  iv  rm  aldivi  rovrq)  ovze  ip  zm  (iiX- 
Xovxt, 

m 

Es  scheint  also  Mc.  3,  29  =  Mt.  12,  32  eine  Verschmelzung 
zweier  verwandter,  aber  doch  ursprünglich  verschiedener  Herren- 
worte stattgefunden  zu  haben,  des  einen,  dessen  Urtext  Lc.  12,  10 
am  meisten  erhalten  ist,  des  andern,  welches  in  den  synoptischen 
Evangelien  keine  selbststandige  Verwendung  gefunden  hat,  dessen 
Schlussworte  aber  Mi  12,  32  =  Mc.  3,  29  eingewoben  worden 
sind.  Dieses  aussercanonische  Logion  gehörte  aber  wegen  der 
darin  an  die  Spitze  gestellten  tpevdoxQiO'^oi  und  tpavöodiöacxa- 
Xoi  zweifellos  einem  eschatologischen  Zusammenhang  an,  ähnlich 
wie  die  von  den  Synoptikern  nicht  aufgenommenen  Aussagen 
über  den  Antichrist  (vgl.  Heft  II,  289  ff.),  sodass  anstatt  des  Prä- 
sens bIoI^  womit  das  Logion  im  Constitutionen-Text  beginnt,  ein 
ursprüngliches  ioovxai  (wie  2.  Petr.  2,  1 :  sooi^rai  tpsvöodiödöxä. 
Xoi)  vorauszusetzen  ist  Aus  diesem  Zusammenhang  dürften 
daher  wohl  auch  alle  synoptischen  Parallelen,  welche  von  der 
Sünde  wider  den  heiligen  Geist  handeln,  entnommen  sein.     Es 


316  Aussercanonieche  Paralleltezte  zn  Lc. 

bedarf  kaum  noch  Worte,  um  anzudeuten,  dass  dann  auch  die 
schwierige  exegetische  und  dogmatische  Frage  wegen  der  Sünde 
wider  den  heiligen  Geist  in  ein  neues  Stadium  treten  würde,  falls 
obiges  Agraphon  die  Anerkennung  der  Echtheit  finden  sollte. 
Auf  die  trinitarischen  Voraussetzungen  unsres  Logion  ist  Heft  II, 
424  hingewiesen  worden. 

Lc,  12, 14. 

a.  TertuU.  adv.  Marc.  IV,  28  =  Cod.  Colb. 

Quis  me,  inquit,  judicem  constituit  super  vos? 

b.  Syr.  Cur.  Lc  12,  14. 

6  6h  ÜMV  avxor  avO-gcoxe,  rlg  fis  xaxiörijOBv  öixactrjp 
i<p^  vfiag; 

c.  Cod.  Cantabr.  Lc.  12, 14. 

6  öh  ebtev  avrco'  ap&Qa)Jts,  xlg  fie  xaxiOxfiCBV  xgixnv  h(p* 

d.  Lc.  12,  14. 

6  61  eljtsp  avtm'  av&Qwxe,  xlg  (is  xaxioxfjCsv  6ixaox^p  /} 
fiBQioxfjv  iq>*  tjMßg; 

Wahrscheinlich  hat  Lc. .  in  den  beiden  Übersetzungen  des 
Urevangeliums,  von  denen  sich  auch  sonst  Spuren  bei  ihm  vor- 
finden (vgl.  Lc.  9,  25;  12,  47),  die  beiden  Übersetzungsvarianten: 
6ixaöxfig  und  fteQtöxfjg  vorgefunden  und  —  gewissermassen  zur 

Auswahl  —  durch  ^  verknüpft  neben  einander  gestellt.  In  Cod.  D, 
Cod.  Colb.,  Syr.  Cur.  — -  mithin  in  der  ältesten  Redaktion  des 
Evangeliencanons,  ist  dafür  eine  dritte  Übersetzung  des  Urtextes: 
xQixijg    eingesetzt      Alle    drei    Varianten    6ixaöx^g,    fiegiöxrjg 

(Schiedsrichter),  xQixi^g,  aber  auch  cqxcoPj  welches  Cod.  157  ver- 

tritt,  gehen  auf  )'^tj>  (Kadhi)  zurück.    Ahnlich  Lc.  12,  58. 

Lc.  12, 15. 

a.  Clem.  AI.  Strom.  IV,  6,  34.  p.  578. 

xal  xä  fiBv  xTJg  evxoX^g  w6b  bxbi  xaxä  Xi^iV  q>v/iaaCB09'C 
xolwv  ojto  Jtaorjg  jtXBOPB^lag,  oxt  ovx  ip  tc5  nBQiCCevBtv 
xivl  xä  vjtägxopxä  löxip  ^  geo^  avxov. 


Texte  und  Untennchungen  zu  Lc.  12, 14.  15.  16.  317 

b.  Lc.  12, 15. 

slxsp  de  jTQog  avrovg'  oQate  xal  q>vXaOOBOd-e  dxo  jcdatjg 
jtlsope^lag,  ort  ovx  kv  reo  xsQiOösveip  rivl  f]  ^co^  avrov 
iaxip  ix  rmp  vxoqxopxodp  avvm. 

c.  Cod.  Colbert  Lc.  12, 15.  p.  87.  ed.  Belsheim. 

Videte  et  cavete  ab  omni  cupiditate:  qaia  non  in  obaudiencia 
[I.  abundantia]  substantiae  alicui  est  vita  sua  ex  bis  quae 
possidei 

Der  Text  des  Clemens  mit  der  Gonstruktion:  kp  xco  xbqiO' 
oeveip  Tipl  rd  vnaQxopxa  gibt  viel  dentlicheren  Sinn,  ds  wenn, 
wie  es  im  canonischen  Text  geschieht,  das  ix  x(5p  vji^ccqxopxcdp 
avxS,  von  dem  jteQiCöeveiP  getrennt,  'hinterher  nachgeholt  wird. 

Lc,  12, 16. 

a.  Herm.  Sim.  I,  4.  p.  132,  8. 

ov  ovv  lymp  dyQoig  xal  olxfjosig  xal  tx^Qag  vjtdg^eig 
jtoXXdg. 

b.  Clem.  AI  Strom.  III,  6,  56.  p.  537. 

xovxov  xijp  ymQap  evwoofjoai  Xiyei  hp  xS  svayysjUa)  6 
xvQiog. 

c.  Lc.  12,  16. 

ÜJttP  Sk  xaQaßoXr/p  jtQog  avrovg  Xiymp'  dpd-Q(6xov  xivbg 
xXovclov  evq)6QfiOBP  rj  x^Q^- 

d.  Cod.  Colbert.  Lc.  12,  16.  p.  87.  ed.  Belsheim. 

Ait  autem  parabolam  ad  illos  dicens:  Hominis  cujusdam 
divitis  uberes  fructus  ager  tulit.  ^^ 

e.  Evang.  Hieros.  p.  202. 

Dixit  Dominus  hanc  similitudinem:  Homo  quidam  (:u>)  erat 
dives,  et  prosperavit  illi  terra  sua,  et  attulit  illi  multos  pro- 

ventus. 

Zu  der  Parallelrede  Lc.  12,  16 — 20  finden  sich  manche  ausser- 
canonische  Varianten.    Bei  Hermas  ist  die  Phrase:  ix^^  dygovg 

.  V/^i-r    .c^^.,^*.  "^„^v^  ,-  ■N.»'^w''<^  V.   •  . 

xal   olxfiOBig  xal   Ixigag  vjtdQ^eig  jtoXXdg  eine  Umschreibung 
von  ptXovciog,  ähnlich  Mc.  10,  22  =  Mt.  19,  22:  Ix^^  XQW^'^^ 


318  AuBBercanonische  Paralleltexte  za  Lc. 

jtoZXa  =  Lc.  18,  23:  JtXovaiog  otpodga.    Auch  ist  xig  lucanisch 
(vgl.  Lc.  18,  18)  für  B\q^  in«  Mt.  19,  16  =  Mc  10, 17. 

Ic.  12, 17.  18. 

a.  Clem.  AI.  Strom.  III  6,  56.  p.  537. 

BJteixa  Tovq  xagjtovg  ^^^^odjodm  ßovXtj&epra  öi^odo/^^öo- 
fisvov  djto9'/jxag  f/el^ovag. 

b.  Cod.  Sinaiticus  Lc.  12,  18. 

xcä  eljtev  tovto  xoitjCG}'  xad-eXci  /dov  rag  axo&tjxag  xal 
liel^ovag  dvoixoöofifjöa),  xal  Cwa^^co  hcsl  jtavra  xä  ysvr}' 
fiaxa  fiov. 

c.  Cod.  Cantabr.  Lc.  12, 18  =  Cod.  Colb. 

xal  ebtep'  xovxo  jtoi?]öG)'  xa^eXä  (lov  xäg  äjtoß^xag  xal 
xoi^a)  avxag  fielCopagy  xdxsl  öwa^o)  xavxa  xa  yevjjfiaxa 
fiov. 

d.  Lc.  12,  17.  18. 

xcu,  öieXoyl^sxo  iv  kavx£  Xiyoov  xl  jtoü]ca),  oxi  ovx  Ix^i 
Jtov  ovpd^o)  xovg  xagnoig  ptov;  xal  slxev  xovxo  xottjoa}' 
xad^BXm  fiov  xäg  äjtod-rixag  xal  (iBlCpvag  olxoöo(ifjca>  ^   xdL 

öwd^co  kxBl  3tavxa  xd  yspi^fiaxd  (dov  xixL  xd  dya&d  (lov. 

Hier  sind  jtoiBlv  =  olxo6ofi€lv=dpoixoöo(ietp  Übersetzungs- 

varianten  von  TW^,    Vgl.  2.  Sam.  7,  11:  tn"^^  «IW  ==  oixoi'  olxo- 

dofiBlP,  ebenso  2.  Chron.  32,  28  (29).    Auch  ov^dyBip  =  djto&B- 

od-ai  sind  Übersetzungsvarianten,  nämlich  von  H'^SiT    Vgl.  Ezech. 
22,T0:  "»nrnrn  =LXX:  xal  ovvd^oJ) 

Lc.  12, 19. 

a.  Cod.  Cantabr.  Lc.  12, 19. 

xai  igco  x^j  tpvxf]  (iov  fpvx^}  [Syr.  Cur.:  bIxbp  x(]  V^vZÖ  ^" 
xov],  BXBig  JtoXid  dya&d,  BvtpQalvov. 

b.  Clem  AL  Strom.  III,  6,  56.  p.  537. 

xaxd  xTjv  jtQoooxojioäav  bIxbTv  XQog  iavxoV  S^^e^  dyad^d 

jtoXXd  djtoxBifiBpd  cot  Big  l^xfj  otoXXd'  q>dyB^  xIb^  BV^Qalvov. 


1)  Der  neuentdeckte  Syrus  Sinaiticus  bat  für :  xalBoiBV  xovzo  noi^Ofa 
die  Worte  „sed  necesse  est  mihi  ut''. 


Texte  and  üntersachongen  zu  Lc.  12, 17.  18.  19.  20.  319 

Clem.  AL  Paed.  II,  12,  125.  p.  246. 
CaqxDg   de  6  xvQiog  iv  xm  evayyeXlco  top  jtXovOiov  xov 
^mavolCpvxa  elg  xdg  ajiod'i^xag  xal  jtQog  laDxoif  Xsyovra ' 

sx€ig  dyaO-ä  jtoXXa  djtoxelfieva  slg  exi]  ^oXXd'  <payB^  xle, 
BvtpQalvov. 

d.  Lc.  12,  19. 

xal  iQ(D  xy  tpvxf]  fiov  ^vx^^  ix^ig  dya&d  xoXXd  xelfispa 

dg  ixi]  JtoXXa*  dvaxavov^  ^dye,  Jtle,  ßiq>Qaipov. 

Das  zweimalige  yrgog  savxov  bei  Clemens  AI.,  sowie 
dajB  T^  V>vxv  (xvxox  des  Syr.  Cur.  setzt  ilDfiDb  Toraus,  welches 
bei  Lc.  in  dem  r^  tpi^x?/  f^^"^  wiederklingt.  Vgl.  dieselben  Va- 
rianten zu  Lc.  9,  25;  22,  27  und  seinen  Parallelen.  Die  durch 
Clemens  vertretene  alexandrinische  Version  (vgL  Heft  I,  147  ff.) 
vermeidet  den  Hebraismus,  wie  auch  die  direkte  Anrede:  V'v][^, 
welche  im  Syr.  Cur.  imd  Syr.  Sin.  ebenfalls  fehlt,  welche  wohl 
Le.  aus  r^  y>vxy  f^ov  gebildet  hatte. 

Lc  12,  20. 

a.  Herrn.  Sim.  I,  3.  4.  p.  132,  4.  8 

atpQov  xal  iitpvxe  xal  xaXaljta)QB  ap&Qmjts,  ov  voBlg  oxt 
tavxa  jtdvxa  dXXoxgid  köxi  xdL  vx  k^ovoiav  exegov  elolv; 
.  .  .  ixßaXXo/ispog  vjt  avxov  [sc.  xov  xvqIov]  xl  JioiriCBig 
oov  xop  dygop  xal  xfjv  olxlav  xal  xd  XoiJtd,  ooa  rixolfiaöag 
oeavT€p; 

brClem.  AI.  Paed.  II,  12,  125.  p.  246. 

dq>Qopa  xixXijxsp^  xavx^  ydg  x^  pvxxl  xijv  tpvx^v  oov  jta- 
Q^^^i/^^dvovoiv^  ovp  rjxol(iaaag,  '^^^2SJ^3}!III^^ 

c  Cod.  Cantabr.  Lc.  12,  20. 

bIxbp  dl  avxS  6  d^Bog*  dtpQOP,  xavxy  xy  vvxxl  ajtaixovöip 
xfiP  ipvx^'p  oov  dxo  OOV'  d  ovp  '^xolfiaoag,  xlvog^otai; 

d.  Clem.  AL  Strom.  IV,  6,  34.  p.  578. 

dq>QOP  ydg^  ovxmg  Igpjy,  oxi  xfj  pvxxl  xavtr]  djtaixovoi  Oov 
XTJp  tpvx^P'  d  öh  ffTolfiaOag  5J^^X(?!lJ?i^^?i^ 

e.  Clem.  AI.  Strom.  III,  6,  56.  p.  537. 

dg>QOP  ovp^  iqyrj,  xavxy  yicQ  xy  pvxxl  X7]P  tpvx^v  oov  djtac- 
xovoiv  djto  OOV'  d  OVP  ^xolfiaOagy  xlpi  ydpTjxai; 


320  Aassercanonische  Paralleltezte  kq  Lc. 

f.    Lc.  12,  20. 

eljtsv  de  avT<5  6  d-eog'  ag>Q<ov,  zavry  ry  im;xtI  ti^v  ^xV^ 
oov  ajtattovoiv  axo  oov'  a  öh  firolfiaöag,  xlvi  loxai; 

In  den  aussercanonischen  Übersetzungen  des  Hermas  und 
des  Clemens  AI.  fehlt  das  charakteristische  aq>Qov  nicht  — 
zum  Zeugniss,  wie  unbegründet  es  war,  wenn  die  Tendenzkritik 
das  afpQonv  des  Lc.  aus  dem  aq>Qwv  1.  Gor.  15,  36  ableiten  wollte. 
Umgekehrt:  Paulus  hat  aus  der  Evangelienquelle  geschöpft,  die 
auch  Lc  benutzte.    Auch  zu  dem  Zusatz  des  Hermas  0£atrr<p 


>  .» 


«=  ?{TD&3b  haben  wir  in  dem  axrt^  sc.  r^  ^p^^  die  bestätigende 
Parallele  bei  Clemens.  Eine  wichtige  Variante  bringt  letzterer 
in  dem  jcagalaußapovoip  =  ajtairovöiv  (Lc).  Denn  ü&d  npb  ist 
im  Hebräischen  eine  Umschreibung  von  „todten^,  im  Deutschen: 
«das  Leben  nehmen".  Vgl  1.  Reg.  19,  10:  nnngb  "»üJprn«  Wpa'Jl 
=  LXX:  xäi  ^fiTOvoi  rrjv  tpvx^P  (lov  XaßfTiv  avxriv  — ,  Prov. 
1,  19:  ng^  tffßS'ti«  =  LXX:  xfjv  lavxoiv  ypvx^v  dg>aiQovvx€u, 
Hieraus  wird  klar,  dass  in  v.  20  die  Parabel  selbsTloocOort- 
geht,  indem  sie  von  Räubern  redet,  die  in  der  kommenden  Nacht 
bei  dem  Reichen  einbrechen  und  ihm  das  Leben  nehmen  werden. 
Erst  in  V.  21  beginnt  (mit  ovxcog)  die  Anwendung  des  Gleich- 
nisses. 

Lc.  12,  22.  23  =  Mt  6,  25. 

a.  Celsus  ap.  Orig.  c.  Geis.  VII,  18.  Opp.  I,  706. 

öetv  6h  olxcDV  xai  xafislov  fifj  fiaXXov  xi  q)Qovxl^siv  fj  xovg 
xoQoxag,  ioO^xog  öh  7]xxop  rj  xä  xglva. 

b.  Ep.  ad  Diogn.  IX,  6.  p.  161,  27. 

jibqI  hövöswg  xal  xQOfprjg  (irj  fisgiupäv. 

c  Just.  Apol.  I,  15.  p.  63  A. 

(li^  /iSQifipäxs  öh  xi  (payrjXB  i]  xl  irövöticd-e. 

d.  Clem.  AI.  Strom.  IV,  6,  34.  p.  579. 

öiä  xovxo  kiy<D'  (i^  (iSQifivaxs  xy  tpvxi  vficip  xl  q^ffftB, 

fiijöe  x6  adifia  xl  JtBQtßaXrjXB'  ^  yaQ  ^>vxfj  xXütov  kdxX  xfjg 
xQog)T}g  xal  xo  odifia  xov  avötfiaxog. 

e.  Acta  Thomae  §  36.  p.  221.  ed.  Tischendorf. 

xad-(Dg  xal  iv  xm   BvayyeXlq)  Blgt^xar  ut]  uBQifivrjcrjxB  x^ 

tpvxd  vfidov,  xl  (payrixB  rj  xl  jtlrjxB,  fitjöh  ro5  Ocofiaxi  vficiv, 


Texte  nnd  Untenuchungen  zu  Lc.l2,  21.  22.  23.  24.  321 

r/  Iv&vorfid^B^  ort  ij  y^vxf]  ^^^^ov  iöri  rrjg  TQog>7Jg  xdL  ro 
Owfia  Tov  ivöv^arog. 

f.  Mi  6,  25. 

6iä  TOVTO  keya)  v/ilv,  (if)  fiSQtfivars  rfj  tpvxy  v/kdv  t/  ipayriTB, 

fiTiöi  Tc5  cwfiari  vficov  xl  ivdvöi]a9'6'  ovxl  ^  V^vp}  JtXelov 
koxiv  rrjg  TQoq>fjg  xaX  t6  ociiia  tov  kvövfiarog: 

g.  Lc  12,  22.  23. 

öia  TOVTO  v/ilv  XiyoD,  fi?)  (legi/ivaTS  Ty  ywx^  tI  q>ayriTB^ 

fifjöh  T<p  ocifiaTi  tI  ivövOfjO&s'  ?]  y^vx^l  [Syr.  Cur.  add.:  yao] 
jtXelov  iöTiv  Tfjg  TQOtpijq  xdi  t6  ocofia  tov  kvövuarog. 

Im  Quellenzusammenhang  des  Urevangeliums,  welcher  Mi  6, 
25 — 34  verlassen,  bei  Lc.  erhalten  ist,  schloss  sich  unmittelbar  an 
die  vorige  Parabel  der  Rede -Abschnitt  Lc.  12,  22—32  =  Mi  6, 
25—34  an.  Vgl.  Weiss,  Matthäus  S.  l9l.  197.  Dabei  beachte 
man  die  Varianten:   g>QovTlC€iv  =  fiSQifiväv  =  y^  (vgl  ^qov- 

Tlg  =  fie^ifiva  =  1iytl^  zu  Lc.  8, 14,  ferner  g>QOVTlC£iv= fisQifiPov 

Lc.  12, 25  =  Mi 6, 27),  io»i^g=^ evdvfia=  it^^oig  =  ü>abti  (vgl 

io&rjg  =  IfiiXTia  zu  Lc.  23,  11),  h'dvoaö&ai  =  jteQißaXZsad'ai  = 

täab  (vgl.  ivöeövfiivoi  =  rjiiquBOfiivoi  =  JtsQißeßXrjfiivoi  zu  Mi 

7,  15.  Heft  II,  i  12).^  ^  ^  ^  ^  ^  ^  ^    ^ 

Lc.  12,  24  =  Mt  6, 26. 

a.  Clem.  AI.  Paed.  II,  10,  102.  p.  231. 

xäi  xfig  diöaOxaXlag  ivagyhg  vxoösiyfia  ijtiq)iQBi '  xaTavot]- 
CüTS  Tovg  xooaxag^  oti  ov  OjtslQovoiv  ovöi  O'eglCovOiVy  olg 
ovx  6CTC  Tafiistov  xäi  djtoB^ri,  xal  6  B^sog  TQiq>Bi  avxovg* 
ovx  vfistg  öiaq>£Q6Te  t<3v  jtTfjvcöp; 

b.  Lc.  12,  24. 

xaTavof'jOaTS  TOvg  xoQaxag,  oti  ovts  önBiQovCiv  ovtb  d^BQi- 

Covotv^  olg  ovx  botiv  tü/ibTov  ov6b  djroO^rjxrj^  xal  6  &eog 
TQB<pBi  avTOvg'  jtoOo)  fiaXXov  vfiBlg  6iag)BQBTB  twp  jrBT£iv(5v. 

c.  Consi  IV,  5.  p.  116,  20. 

dio  fptjCt  xäi  6  xvQiog*  xaTOfia^BTB  tol  jibtbivo,  tov  ovQavov, 
oTi  ov  öJiBiQOVöip  [ovÖB  d^BQiCovöiv]  ovTB  ovvayovciv  Big 

Texte  a.  Dntenachuogen  X,  8.  21 


322  Aufisercanonifiche  Paralleltexte  ku  Lc. 

äxoS'iixagy  xäl  6  xatfjo  vficiv  rgi^si  avra'  ovx  vfielq  uäX- 
Xov  diaq)EQ6T8  avxwv; 

d.  Just.  Apol.  I,  15.  p.  63  A. 

ovx  vfistg  rSv  X£tbiv<5v  xai  tc5v  drjQloap  6iag>€QBT6; 

e.  Mt.  6,  26. 

ifißXitpare  slg  rc  jtSTSivä  rov  ovgavoVy  ort  ov  OütBlgovotv 

ov6k  d-BQl^ovCiv  ovÖB  ovvorfovotv  Big  djto&y'jxag,  xai  6  xatfig 
vfi(5v  6  ovQaviog  tqb^bi  avra'  ovx  vfiBtg  fiaXXov  6iag>iQBze 
avTcov; 

f.  Acta  Thomae  §  28.  p.  215.  ed.  Tischendorf. 

/IVTjflOVBVCaZB    xaXBlvOV    xov    XoyOV   xov   JtQOBlQfjfiivOV    ifi- 

ßXiipaxB  Big  xovg  xogaxag  xci  äjtiÖBXB  Big  xic  jtBXBim  rov 

OVQOVOVj    OXl    OVXB    CJCbIqBI    OVXB    d-BQl^Bl    OVXB    ÖVPCCj^Bi  bIq 

xag  ojio^xagj  xai  6  &B6g  obcovofiBi  avxä'  xoom  fiäXXop 
vfiogi  oXiyoJticxoi; 

Auch  hier  setzen  sich  die  Ubersetzungsvarianten  fort:  iußXi^ 
X21V  »*  ojtiÖBlv  =«  xaxavoBtP  =jcaTaßiavd^avBtv  =«  tD'>ari,  ra 
üvniva  ==  xa  jzBXBiva  =  qii?,  xQbg>Biv  =  olxovofJBlv  =»  bsto    Zu 

biDbD,  welches  die  hebräischen  Neuen  Testamente  hier  gebrauchen 
imd  welches  auch  die  LXX  zur  Wiedergabe  von  xgitpBiv^  öia- 
xQig)Biv,  kxxQiffBiV  anwenden,  vgl.  Ps.  112, 5:  'T^'Tl'^  bs!DD'j  =  LXX: 
olxovofiBl  xovg  Xoyovg  avxov.  Anstatt  der  TtBXBiva  an  erster 
SteUe^^nach  xaxavotfoaxB  ==  ifißXitpaxB)  hält  \Veis8  (Matthäus 
S.  199)  mit  Bezugnahme  auf  Hiob  38,  41.  Ps.  147,  9  xovg  xogaxag 
für  das  Ursprüngliche.    Justins  Zusatz:   xai  xdv  ^i)Qta>v  ist 

sicher  secundär.  Zu  dem  Zusatz  der  Acta  Thomae:  oXiyojcioxoi 
vgl.  Lc.  12,  28  =  Mt.  6,  30.  " 

Lc.  12,  25  =  Mt.  6,  27. 

a.  Clem.  AI.  Eclog.  proph.  §  12.  p.  992. 

ov  fäg  xf]  ^Xixla,  q)7]alv,  Ix  xov  ^qovxICbiv  XQOOd-Blpal  xi 
6vvaod-B. 

b.  Mt.  6r27r 

xlg  61  i^  vfi(DP  fiBQifivcop  övvaxai  ngoo^Blrai  im  xffv  i^Xi- 
xlap  avxov  :ft7Jxvp  ipa; 


.  *V  f"  x.^  ^/^X.  ■  ..   -Vi  "^fc^  ■i-^  • 


Texte  nnd  Untersncbimgen  zu  Lc.  12,  25.  26.  27.  28.  323 

c.  Lc.  12,  25. 

rlg  dh  ig  tfitSv  fiSQifiPcip  dvvarai  xQOO&etvat  ixl  zr]v  ^Xi- 

xtav  avrov  xtjxvv; 

Zu  den  Varianten  q>QOPTl^Biv  =  (legcfipap  =  yt^  genügt  es, 
auf  Lc.  12,  22.  23  ==  Mt.  6,  25^153X0,  14  zurückzuweisen.  Das 
arabische  Diatessaron  p.  176  bat  dafür  conari:  etsi  conatus  fuerit. 

Lc.  12, 27  =  Mt.  6, 28.  29. 

a.  Clem.  AL  Paed.  II,  10,  102.  p.  231. 

Ofwlog  dh  xal  xbqI  iöd^rog  ütaQsyyva'  .  .  .,  xaravoricarEy 

Xiycov^  ra  xglra  jttSg  ovrs  vijd^ei  ovte  ifpalvei'  Xiyco  öh  xfäv^ 
ort  avie  SoXofimv  xsQicßaXsro  mg  Ih  rovrcav. 

b.  Celsus  ap.  Oriff.  c.  Cels.  VII,  18. 

ic&^rog  6i  rixxov  ^  t«  xglva. 

c  Lc.  12,  27. 

xaxavoTiöarB  ra  xglvay  jcäg  ovrs  vrid-Bi  ovxb  vq^aiVBi*  Xiyto 

ÜB  v/ilv,  ovöh  SoXoficov  kv  jtacy  ty  öo^y  airov  jtBQußaXBxo 
dg  ^V  xovxcDV. 

d.  Mt.  6,  28.  29. 

xal   JtBQl  ivdvfiaxog  xl  (iBQifiväxB;  xaxafiad^Bxe  xä  xglpa 

xov  aygov  Jtcog  av^avovöip'  ov  xojtiSoip  ovdh  prjd-ovcip' 

XiytD  Sk  v/itp^  oxi  ovöh  UoXoficop  ip  Jtaoy  xy  d6§y  avxov 
XBQiBßaXBxo  dg  tp  xovxwp. 

Wie  Clemens  (Lc.  12,  25  =  Mt.  6,  27)  mit  Celsus  (Lc.  12, 
22.  23  =  Mt.  6,  25)  in  dem  (pgopxl^BiP  zusammentrifiPt  und  wie 
darin  ein  Symptom  des  alexandrinischen  Ubersetzungstypus  (vgl. 
Heft  I,  147)  bervortritt,  so  wird  aucb  das  zu  Lc.  12,  22.  23.  27 
wiederkebrende  iod-yg  des  Celsus  demselben  Typus  angehören. 

Lc.  12, 28  =  Ht  6,  30. 

a.  Syr.  Cur.  Lc.  12,  28. 

bI  öh  xop  xoQTOP   x(3p  ogdcop  ötj/iBQOP  opxa  xäi  avQiov 
§r^QalpoPxa  xid   Big  xXlßavop  ßaXXo/iBPOP  6  d-Bog  ovtcd^ 

a/i^tipvvot^^jtocm  (iäXXop  vfiäg,  oXiyojtiOxoi, 

21* 


324  Aassercanonische  Paralleltezte  zu  Lc. 

b.  Mt.  6,  30. 

d  de  Tov  xoQTOv  tov  dygot  ai^fisgov  ovxa  xca,  ovqiov  slq 

xXlßavov  ßaXXofiBVOV  6  d-Boq  ovroyg  ä(iq>umnxJiv,  ov  xoZXoi 
fiäXXov  v(iäg,  oXiyojnöTOi; 

c.  Lc.  12,  28. 

bI  öh  iv  aygcp  xov  xoqtov  ovra  OTjfiBQOV  xal  avQiov  dg 
xXlßavov  ßaXXofievop  6  ^Bog  ovrcog  dfiqpii^Bij  jt6oq>  fiäJÜiov 
vfiag,  oXtyojciOTOL 

Wie  afKpuvvvvai  =  afnpii^Biv  =  Ü'^abn,  so  sind  auch  xoorn 

fiäXXov  =  ov  xoXXtp  fiäXXov  =  '^3"S|K  Übersetzungsvarianten. 
Vgl  Prov.  15711:  "^^-q«  =  LXX:  Jtäg  ovxi  — ,  2.  Sam.  6,  11: 
'^3"qÄ'!  =  LXX:  xal  jtQociri.  Bereits  Heft  II,  436  f  ist  auf  den 
Umstand  aufmerksam  gemacht,  dass  das  Ev.  Hier,  für  dygog  ge- 
wohnlich f^oJ^  =  mons  gebraucht.  So  erklärt  sich  auch  die 
LA:  r<5v  ogimi*  im  Syr  Cur. 

Lc.  13,  29  =  Mt.  6,  31. 

a.  Just.  Apol.  I,  15.  p.  63  A. 

117}  ovv  (iSQifivi^CfiTB,  rl  (payrjTB  //  r/  ivövCfiOd-B. 

b.  Syr.  Cur.  Lc.  12,  29. 

(lii  ovv  C^ijTsttej  rl  q>ayi]T8  ?}  rl  JtitjTB  xdi  rl  XBQtßaXija^s 

xal   HBTBWQlt^BOd-B. 

c.  Lc.  12,  29. 

xdi  vfiBlg  (ifj  CriTBlxB,  rl  ^dyrjta  xal  rl  mt/ve  xal  fi^  fiSTa- 

a)Ql^BÖ&6. 

d.  Mt.  6,  31. 

liTj  OVV  fiBQifivTjatjte  XeyovTBg'  tl  q>dya}(iBV  ^  xl  Jtia>fiBV  ^  xl 
jtBQißaXoaiiBd^a; 

Das  (iBQifiväv  ist  hier  nicht  «=  (pQovxlC^Biv  =  AK^,  sondern 
=  C^Tjratv  =  iyi,  welches  auch  (vgl.  Fürst  I,  308)  „sich  kümmern, 
sich  um  etwas  sorgen"  bedeutet.  Vgl  Deut.  11,  12:  wyi  =  LXX: 
kjüiOxojtBlxai.  Die  Variante  fiexBO}QlC,Bö9'ai,  welche  bei  Lc.  da 
steht,  wo  man  ivöiaadd-at  =  jtBQißdXXBöd'ai  erwartet,  —  denn 
das  /iTJ  vor  fiBXBWQlCeo^e  l^ann  sehr  wohl  auf  ein  TVü  zurückgehen 
(vgl.  die  Erläuterungen  zu  Lc.  18,  19)  — ,  beruht  höchstwahr- 
scheinlich auf  einer  Gorruption  des  hebräischen  Urtextes. 


Texte  und  Untersnchangen  zu  Lc.  12,  29.  30.  31.  325 

Lc.l2,80=Mt6,32. 

a.  aem.  AI.  Paed.  II,  10,  103.  p.  232. 

dio  xal   ^TjOt  jtayxaXcDg'   ravta   öe  jtavxa  xa  I^vj]  xov 
xoofiov  ^i]X£t  .  .  .  oWf,  g)7]Civ^  6  xaxfiQ  v/iwv,  £JiJC£5£55^* 

b.  Clem.  AI.  Eclog.  proph.  §  12.  p.  992. 

oldev  ycLQ  6  JtaxfJQ  wv  XQ^^^^  ix^xB. 

c.  Just  Apol.  I,  15.  p.  63  A. 

olös  ycLQ   o  xaxfiQ  vuAv  6  ovQaviocj   oxi  rovxcov  rpc/ai^ 

d.  Marcion  ap.  Epiph.  Haer.  XLII.  p.  314  A. 

v^mv  6\  o  ütaxriQ  oldsv,  oxi  XQV^^'^^  xovxcov^  xaiv  öaQxi" 

xcip  6fj,    p.  334  D.    v/kop  öi  6  JtaxfjQ  olöev  oxi  XWS^^^ 
xovxop  xmv  oaQxixcör. 

e.  Lc.  12,  30. 

xavxa  yciQ  jtavxa  xa  Id-vt)  xov  xocfdov  lünC^rjxovoiv*  vfiäv 
6h  6  jeaxi]Q  olöev,  oxi  XQV^^'^^  xovxcov, 

f.  Mi  6,  32. 

Jtavxa  yag  xavxa  xa  ed'vt)  ixi^movocv  oIöbv  vag  6  xaxrig 
via£v  6  ovQOLPiog,  oxi  XQV^^'^^  xovxwp  ajtopxtop. 
Zu   den  Varianten  xQ^lap  Ix^ip  =  xQiß^eip   vgl.  Mt.  3,  14 
(Heft  II,  57),  Mt  6,  8  (Heft  II,  105).    Der  Zusatz  xmv  oaQxixmp 

erscheint  in  dem  ersten  Gtat  des  Epiphanius  aus  Marcions 
Evangelium  durch  das  beigeftlgte  ötj  als  eine  erkennbare  Epexe- 
gese,  in  dem  zweiten  Citate  dagegen  als  eine  eigenmächtige 
Textanderung. 

Lc.  12,  31  =  Mt  6, 33. 

a.  Marcion  ap.  Epiph.  Haer.  XLII.  p.  314  B.  p.  334  D. 

^fjIxBlxB  Sk   xfjv  ßaöilelav  xov  d-sov,    xal    xavxa  xavxa 
xQooxs&ijöexai  vfilv, 

b.  Clem.  AI.  Edog.  proph.  §  12.  p.  992. 

fyjXBlxe  yaQf  slxsv,  xal  fiBQifivaxs  xr/v  ßaöiXsiav  xov  d^soy,. 

xal  xavxa  xavxa  xQoCXBd-riCBxai  vfilv. 


-^    ,*•  ^^  ■*       *%•  N..^    - 


326  Aussercanonische  Paralleltexte  zn  Lc. 

c.  Lc.  12,  31. 

jtX^v  ^nrelTS  r^v  ßaCiXalav  avrovj  xäi  raira  xqootbO^' 

cerai  vfilv, 

<i  Clem.  AI.  Paed.  II,  10,  103.  p.  232. 

ggreTTfi   yaQ,  q>fjoi,   t^v  ßaaiXelav   tov  d-sov,  xäi  ra  r^g 
rQoq)r}g  jtQoöred^rjaetai  vfUp, 

e.  Syr.  Cur.  Lc.  12,  33. 

jtXi^v  C,i]T6lT6  xfiv  ßactXstav  rov  ß-eov,  xäi  ravra  xivxa  kx 

f.  Just.  Apol.  I,  15.  p.  63  A. 

^tjTSlTS  6h  Trjv  ßaoikslav  xciv  ovoapcSp,  xäi  ravra  ytavra 

jtQ0(irBd"q6&tai  vfitv. 

g.  Ciem.  AL  Paed.  II,  12, 120.  p.  242. 

^fjrstre  xQcirov  xijv  ßaoiXelav  rmv  ovqopSv^  xäi  ravra 

jtavra  ^tgocred-i^aerai  vfitv, 

h.  Clem.  AI.  Strom.  IV,  6,  34.  p.  579. 

^vrstre  öh  xotSrop  rrjv  ßaaiXelav  rSv  ovQaväv  xal  rnv 

öixcuoavvj]P,  ravra  ygg  fieyaXa,  ra  de  fuxgä  xai  xegl  rov 

ßlov  ravra  jtQoOrsO'i^aerai  vfilv, 

i.   Mt.  6,  33. 

g^yreTTfi^de  xQcirov  Tijr  ßaCiXslav  ^jov  d-eov]  xai  rrjv  <Ji- 

xaioövvTjv  avrov,  xäi  ravra  xavra  jiQoorsd-rjaerai  vfUv. 

k.  Gregor.  Nyss,  de  orat.  dom.  IV.  Migne  I,  1175.  1177. 

alreZrBj,  g?jyo/,  rfjv  ßaoiXelav  xäi  rrjv  ötxaioovvriv,  xcu  ravra 
xQOCre&rjCsrai  vfilv, 

Dass  neben  ^r^retv  =  tDJP21  auch  die  Übersetzungsvariante 
alrstv  möglich  war,  zeigen  schon  die  Varianten  zu  Lc.  11,29. 
Ausserdem  vgl.  man  Esth.  7,  7:  16^A  =  LXX:  :^aQ€xaXeL  xät 
^}rsZrOy  al.:  jingyretro.  Die  Zusätze  rä  rfjg  rgoipfjq  und  xsqI 
rov  ßlov  sind  von  Clemens  epexegetisch  gemeint.  Dagegen  mit 
den  Worten:  ravra  yctg  fieyaXay  ra  6h  fnxga  bezieht  er  sich  auf 
einen  aussercanonischen  Textbestandtheil  der  vorcanonischenQuelle, 
nämlich  auf  das  Agraphon,  welches  er  selbst  an  andrer  Stelle 
im  theil weisen  Wortlaut  als  Herrenspruch  citiert,  dessen  voll- 
ständigen Wortlaut  wir  aus  Origenes  und  Eusebius  kennen. 
Siehe  das  Nähere  Agrapha  S.  114.  115,  230—233.    Für  das  in 


Telte  und  UntertDchungen  zu  Lc.  12, 31.  32.  327 

der  luoanischen  Venion  Torherrsohende  xXijv  <»  %ti  braucht  der 
erste  Evangelist  wie  hier,  so  öfter  (Mt.  5,  44^»»  Lc.  6,  35;  Mt.  18t  1 
«»3  Lc.  17,  1)  6i  als  gleich  werthige  Partikel  Zu  zfjv  öixaiocvh 
vrjv  avxov,  welches  Weiss  (Matthäus  S.  202)  nicht  f&r  ursprüng- 
lich hält,  Tgl.  man  öixatoovvtjv  ^ijrovvTBg  Rom.  10,  3  (^«  Oal. 
2, 17)  und  die  Verbindung  von  ßaoilela  rov  &.eov  mit  dixaiaovpi] 

Rom.  14,  17. 

Lc.  12,  32. 

a.  Herrn.  Sim.  VI,  1,  6.  p.  162,  2- 

xal  avTog  6  Jtoifirjv  jtavv  iXagbg  i]P  ijtl  T<p  Jtoi/iplq) 
avTOv. 

b.  Cassian.  Just.  IV,  38,  1.  p.  75. 

et  pusillus  est  grex,  cui  complacuit  pater  dare  hereditatem. 

c.  Clem.  AL  Quis  div.  salv.  c.  31.  p.  953. 

xal  IxBQOid-r  fii^  g>oßelod^e,  rö  (itxQov  JtolfiPiov  vfitv  yaQ 
evöoxTjCsv  6  otatriQ  jtagadovvai  rrjv  ßaoiJislav. 

d.  Cod.  Palat.  Vind.  Lc.  12,  32. 

nolite  metuere  pusillum  gregem,  in  quo  complacuit  patri 
vestro  dare  vobis  regnum. 

e.  Vulgata  Lc.  12,  32  =  Diatessaron  Arab.  p.  17^  ed.  Ciasca. 

nolite  timere,  pusillus  grex,  quia  [etenim]  complacuit  patri  ve- 
stro  dare  vobis  regnum. 

f.  Lc.  12,  32. 

fi^  g)oßoVj  t6  (iucQOP  Jtolf/viov,  ort  [Cod.  Cantabr.  add.:  h 
avr<p]  €v66x7]0€v  6  xar^Q^vficiv  öovpai  vfitp  rrip  ßaöi" 
Xslap. 

g.  Marciou  ap.  Epiph.  Haer.  XLII.  p.  314  B.  p.  335  B. 

dpvl  rov*  natfjQ  vfiäp  —  o  j^ar^g  bIxbp, 

In  der  pluralischen  Fassung:  nfj  (poßBlod-B  trifft  Clemens 
AI.  mit  dem  Cod.  Palat.  Vindob.,  der  Vulgata  und  dem  Dia- 
tessaron zusammen.  Der  Accusativ:  pusillum  gregem  beruht  auf 
einer  irrigen  Übersetzung  des  Urtextes:  ppn  "llWl  '^«"i'^n'bÄ 
=^17  q>oßsi09-6  To  ftixQOP  Jiol/iPiop.   Die  Varianten  yaQ  =»  etenim 

*^Jföic^  %Lf^>j5L3HS.^  ^£i  ^^  avr(5,  vielleicht  auch  cui, 
gehen  auf  ntJK^i  zurück,  welches  öfters  die  Bedeutung  „weil" 
annimmt.  Vgl.  z.  B.  Gen.  39,  9.  23.  Die  von  Epiphanius  be- 
zeugte Weglassung  des  v(i(5v  nach  jtarrJQ  in  Marcions  Evan- 


328  AuBsercanonische  Paralleltexte  zu  Lc. 

gelium  ist  nicht  eine  tendenziöse  Textanderang  gewesen,  beruhte 
vielmehr,  wie  wir  aas  Clemens  and  Cassian  ersehen,  aaf  alten 
Handschriften,  und  erinnert  an  die  Weglassang  des  t]fu5v  und 
das  isolierte  jtarsQ  in  Lc.  11,  2.  Endlich  die  Lesart  Cassians: 
hereditatem  berührt  sich  mit  dem  aussercanonischen  Logion: 
xXffQOPOfäav  fisyaXrjv  öiöcofii  vpOv.  Macar.  Hom.  XII,  17.  VgL 
Agrapha  S.  108  f.  193  flF. 

Lc.  12,  33*  =  Mt  6, 19. 

a.  Ephraem  Syr.  Opp.  II,  232. 

Tou  yaQ  äyad-ov  öiöaaxdZov  tpcovoe  hv  xolq  d-eloig  eva^yt" 
Xloig  q^rioavxoq  roTg  havtov  (ux^ralg*  (itjöhp  ijtl  yrjq  xt?J- 
caod-B. 

b.  Doctrina  Addaei.  Venedig  1868.  p.  53. 

n^accamd^ez^poin^^W         dans  ce  monde. 

c.  Tatian.  Fr^fm.  II.  p.  166  =  Clem.  AI.  Strom.  III,  12,  86.  p.  550. 

elgfjxipai  rov  aan^Qa'  ijti  yfjg  fit]  d^öov^/^ms  o:rou  öj}g 
xal  ßgcooig  aqaad^i. 

d.  Clem.  AL  Strom.  III,  6  56.  p.  537. 

d-tjOavQl^oov  ixl  ri^g  yijg,  oxov  cr/g  xal  ßgcooig  ag)avl^€i, 

e.  Jost  ApoL  L  15.  p.  62  D. 

vgiBlg  6h  117}  ^^522IS(S255^  havxotg  kxl  tfjg  y^g,  oxov  O^g  xcu 
ßgäoig  dq)avl^ei  xal  hjoral  diOQvooovci, 

f.  Mt.  6,  19. 

uf]   d-ijöavQl^BTS   vulv   &nöavQOvg  ijtl  rf/g  yijg,  ojtov  eng 

xal  ßQcooig  dg>avl^6iy  xal  ojtov  xXsjtrai  öiogvodovciv  xdk 
xXijtxovotv, 

g.  Lc.  12,  33* 

jimkijoars  rd  vütdgxovxa  vficav  xal  öoxb  iXBfi/ioovvrjv, 

Auch  das  Redestück  vom  Schätzesammeln,  welches  der  erste 
Evangelist  dem  vorigen  Abschnitt  vorangestellt  hat,  wird  bei  Lc. 
an  seiner  ursprünglichen  Stelle  überliefert  sein.  Dagegen  ist  der 
Wortlaut  bei  dem  ersten  Evangelisten  treuer  erhalten.  Dies  gilt 
namentlich  vom  Anfang  dieser  Rede,  wo  Lc.  im  Text  geändert 
hat.    VgL  Weiss,  Matthäus  S.  191  f.   In  Lc.  12,  33*  gehen  näm- 


Teacfte  and  UntenaGhungen  bu  Lc.  12,  33. 


329 


lieh  die  Anfangsworte  nur  theil weise  auf  den  mit  ML  6, 19  ge- 
meinsamen Quellentext  zurück.  Lc.  hat  vielmehr  den  Eingang 
durch  eine  Reminiscenz  aus  einem  anderen  Herrenworte,  nämlich 
aus  Lc.  18,  22  =  Mi  19,  21  =  Mc.  10,  21,  ersetzt,  indem  er  die 
dort  dem  reichen  Jüngling  gegebene  specielle  Anweisung  aus 
dem  Singular  in  den  Plural  umgesetzt  und  somit  verallgemei- 
nert hat    YgL 


Mc.  10,  21. 

ooa  ix^ig  xciZij- 

00V  xai  doq  xolq 

jtxmyotQ,  ocal  S- 

§eiq  ^ijoavQop 
Iv  ovQav^, 


Lc.  18,  22. 
xavra  ooa  I- 
X^ig  xcikfjoov 

xäL    dtadog 

xxosxolQj    xci 

^eigß^OitVQOP 
ip  ovQavolg. 


Mt.  19,  21. 

xciXijcop  oov 
rd  vxaQxovxa 

xal    öoq   xolg 

xxcDxoZi;,    xal 

i^eigd'ficat)Q6p 
ip  ovQaPOtg, 


Lc.  12,  33* 

xmXfjoaxs  xa 

vxaQxopxa  v- 

fioip  xal  öoxe 
iXsrjfioovpfjp' 

xoitjoaxs     — 

d^OaVQOP     — 

Iv  xolg  ovQa- 
potg. 


Während  also,  wie  man  sieht,  der  dritte  Evangelist  in  Lc. 
18,  22  wesentlich  den  Text  des  Mc.  wiedergiebt,  dem  er  in  jener 
Perikope  überhaupt  vorzugsweise  folgt,  stimmt  er  hier  Lc.  12,33* 

in  dem  Ausdruck  5^_^f^5g2^'^^  (=  £^  ^X5f^'  ^'  ^^^^  ^^  ^^' 

18,  22)  mit  der  Yeraion^desMt.,  aber  auch  mit  der  des  Paulus 
(vgl.  1.  Cor.  13,  3:  xal  iap  ^miilom  xapxa  xa  vxapxovxa  ftov) 
überein,  zum  sichern  Kennzeichen,  dass  er  liier  nicht  von  Mo, 
sondern  direkt  von  seiner  Übersetzung  der  Quelle  abhängt.  Auch 
die  Variante:  diöopat  iXefifiOOvvrjp  ist  gleichbedeutend  mit  dt- 
öopai  xolg  xxofxotg.    VglTdieTtScte  und  Erläuterungen  zu  Lc 

19,  8.  Durch  die  folgenden  Worte:  ßaXXapxia  urj  xaXaiovfispa 
umschreibt  Lc.  den  Mt.  6,  19  aus  der  Quelle  erhaltenen  Ausdruck: 
i^i|^0ai^go^  ixl  T^g,  oxov  orjg  xal  ßgSoig  d^apl^ei.  Dass 
d^oavQl^siP  d-noavQov  =  xoielp  iavxolg  di^avoop  =  xxfioaod^ai 

d^cavQovg  quellenmässig  identisch  sind,  darüber  s.  das  Folgende. 
Wegen  der  Citate  aus  Ephraem  und  der  Doctrina  Addaei 
vgl.  Agrapha  S.  399—401,  sowie  die  Erläuterungen  zuLc.10, 4. 
Im  Übrigen  zeigt  die  Übereinstimmung  so  verschiedener  Schrift- 
steller wie  Justin,  Clemens  AL,  Epiphanius,  Basilius  (vgl. 
Bousset,  die  Evangeliencitate  Justins  8.  89),  wie  alt  und  weit- 
verbreitet die  Variante  X^]Oxal  =  xXixxai  war. 


330  Aussercanonisohe  Panüleltexte  zu  Lc. 

Lc  12,  SS»  »  Mt  6,  20. 

a.  Clem.  AI.  Quis  div.  salv.  c.  13.  p.  942. 

XTfjoaa&e  d^noavQovg  iv  ovQavw,  ojtov  (i/]tb  o^g  fifixs  ßocioig 

äq>avl^ovöi  fi^ts  xXijtzai  dioQvööovOi, 

b.  Just  Apol.  I,  15.  p.  62  D. 

d-rjOavQl^BXB  6b  lavrotg  iv   xolg  ovQavotgy  oütov  üvxb  arjg 

ovxB  ßQcooig  dg)apl^Bi, 

0.  Just.  Apol.  I,  15.  p.  62  £. 

&7ioavQl^BXB   ovv  Iv  xoig  ovQavotgt   ojtov  ovxb  <S^g  ovtb 

ßgcooig  dtpavl^Bi, 

d.  Mt.  6,  20. 

ßtfOavplC^BXB  6h  ifilv  ßt/aavQOvg  iv  ovqopw,  ojcov  ovxs  Cfjg 

OVXB  ßQtSoig  dq>avl^Bi,  xal  ojrov  xXijtxai  ov  6io(fiocovoiv 
ov6b  xXijtxovciv. 

e.  Didasc.  II,  36.  p.  265  =  Const.  II,  36.  p.  64,  2. 

d-rjcavQi^B  OBCcvxfp  xov  ovQaviov  xXovxov,  ov  ovxs  oijg  ovxb 
xXijtxat  Xvfiavovvxcu. 

f.  Clem.  AI.  Paed.  III,  6,  34.  p.  274. 

i^BVQlaxBc  d-rjOavQOVy  Ivd^a  ov  arjg^  ov  X^öxijg. 

g.  Clem.  AI.  Protr.  X,  105.  p.  83. 

dTjaavQlöag^  iv&aj)v  orjg,  ov^X^Ox^g^ 

h.  Epiph.  Haer.  LIX,  10.  p.  502  AB. 

ivd-a  OVXB  X^oxal  6iOQvxxovöiv  ovxb  Ofjxsg  aq)avl^ovOiVf  dg 

ix^i  6  d'elog  Xoyog. 

1.  Lc.  12,  33^. 

jtoiriaaTB  lavxolg  ßaXXavxta  (lij  naXatovuBva^  ^IBS^S2^ 
dvixXBijcxov  iv  xolg  ovgavotg,  ojtov  xXejtxtjg  ovx  iyyiCBi 
ovöi  G'^g  6iaq>&£iQBi. 

Hier  mündet  Lc.  allmählich  in  den  Cont^ct  der  Quelle  ein. 
Vielleicht  nur  der  Singular  d-tjöavQov  ist  eine  Nachwirkung  aus 
Mc.  10,  21  =  Mt.  19,  21  =  Lc.  18,  22,  wie  Weiss  annimmt  In- 
dess  auch  bei  dem  folgenden  Logion  Lc.  12, 34  =  Mt.  6, 21  waltet 
in  den  canonischen  und  aussercanonischen  Texten  der  Singular 
vor,  in  dem  nur  Ephraem  den  Plural  thesauri  vertritt.    Über- 


Texte  und  UnierBuchungen  zu  Lc.  12,  33.  331 

haupt  ist  der  Wechsel  zwischen  Singular  und  Plural  in 
den  Übersetzungen  der  hebräischen  Texte,  auch  schon 
bei  den  LXX,  häufig,  wie  ja  bekanntlich  in  der  hebräischen  Syn- 
tax sowohl  die  Verknüpfung  des  Subjekts  im  Singular  mit  dem  Prae- 
dikat  im  Plural  als  auch  das  umgekehrte  nicht  selten  stattfindet,  die 
Grenzen  also  zwischen  beiden  Numeri  sich  leicht  verwischen. 
Speciell  bezüglich  des  Plurals  d^ccvQol  sagt  Nestle^)  in  seiner 
Anzeige  von  Hatch-Redpath,  a  Concordance  to  the  Septuagint, 
in  dem  Liter.  Centralblatt,  1894,  No.  10,  S.  307:  .,Für  den  Plural 
d^aavQol  zeigt  sich  mehrmals  als  hebräisches  Aequivalent  der 
Singular  litat^lQ;  legt  das  nicht  den  Gedanken  nahe,  dass  letzteres 
auch  Mt.  6, 19  vorauszusetzen  ist,  cf.  V.  24?**  Man  vgl.  hierzu 
die  Varianten  jcXovrog  =  (iafioväg  Lc.  16,  9.  Für  den  ursprüng- 
lichen Singular  d'T^öccvQoq  spricht  in  diesem  Falle  die  Variante 
xXovTog,  welche  uns  in  der  Didascalia,  den  Constitutionen, 
deiTÜlem entinen  und  bei  Jacobus  entgegentritt.  Denn  dem 
ovQavtog  j^Xovrog  der  Didasc.  und  Const.  entspricht  praecis  der 
ijtlyHoq  jtXovToq  —  Hom.  dem.  III,  23  p.  42,  43,  ebenso  der 
IklyaiOQ  xXovTog  bei  Cjrill.,  siehe  unten  zu  Lc.  16,  9.  Es  sind 
^lä^miriSeMSrgriechisch  geformte  Ausdrücke  für  die  Hebrais* 
men:  d^avQog  ixl  rfjg  yrig  und  Q^cavQog  iv  xolg  ovoavotg^ 
da  ja  dem  cjuyjiog  im  Hebräischen  kein  gleichwerthiges  Adjekti- 
vum,  sondern  nur  ein  fyXSi  und  dem  ovQovioq  ein  Q'^^l^ä  entspricht 
Als  Parallelen  im  Jacobusbriefe  vgirSaan^ac.  5,  2:  o  xXovxog 
v/iciv  Csöfjjcsp  —  crixoßQwxa  y^ovsv  —  atpapi^ofiiinj^^^ 
dazu  Mt.  6,  19:  ojtov  ofig  xdi  ßgcSoig  a^ar/gleirnDas^Ver- 
bum  aq>avl^eiv  aber  geht  mit  öiaq)&sl()Hir^ticX  und  Zvaal- 
r^eod^ai  (CJonsi)  auf  rr^niön  zurück.     Aus  ia  . .  niü'^  leitet  sich 

ab  ojtov  und  das  aussercanonische  Ivd'a.  in  dessen  zweimaliirem 
Gebrauche  Clemens  durch  Epiphanius  beglaubigt  wird.  Die 
Varianten  d-ijoavQi^siv  =  Jtoislv  tavt<3  d-rjoavQOP  =  xnjöaod-ai 
d-TjCavQOvg  =  &i]öavQl^€iv  xXovxov  =  d^rjcavQlC^siv  ß^öavoovg 
gehen  aus  W«  TWT  hervor.  Vgl.  Gen.  12,  5:  '^tey— itdä  =  LXX: 
oöa  hcxfjCavTO, 

1)  Bei  dieser  Gelegenheit  ist  za  bemerken,  dass  durch  die  Güte  des 
Prof.  D.  Nestle  von  jetzt  ab  die  wichtigsten  Varianten  des  neuentdeckten 
und  während  des  Druckes  dieses  Bogens  in  Cambridge  nach  dem  syri- 
schen Texte  veröffentlichten  Syrus  Sinaiticus  zur  Mittheilung  gelangen 
werden. 


332  Aoaeercanonische  Pualleltexte  sa  Lc. 

Lc.  12,  34  =  Mt  6, 21. 

a.  Orig.  in  Jerem.  Hom.  XVII,  4.  Opp.  ed.  Lommatzsch  XYI,  167. 

ojtov  6  &f]oavQ6gf  ixel  xal  r/  xagiia. 

b.  Const.  III,  7.  p.  102,  26. 

oxov  6  d-fjoavQog^  hcsl  xal  n  xapöla, 
c  Mt.  6,  21. 

oxov  y&Q  ioriv  6  dTjOavQog  aov,  ixsl  iotcu  xal  r  xaQÖla  oov. 

d.  Lc.  12,  34. 

ojcov  yaQ  icriv  o  d-tjoavQog  ^j^f^or,  ixBl  xal  tj  xaQÖla  vftcov 
icrai. 

e.  Ephraem  Syr.  Ev.  concord.  ezpos.  ed.  Mosinger  p.  72. 

Scriptora  dicit:  übi  thesauri  vestri  sunt,  ibi  erunt  et  corda 
vestra. 

f.  Just.  Apol.  I,  15.  p.  63  A. 

OJTOV  yao  6  d^oavoog  hcriv^  kxsl  xal  6  vovg  xov  av&Qcijtov. 

g.  Clem.  AL  Quis  diy.  saly.  §  17.  p.  944. 

ojrot;  roQ   6   vovg  rov  dvß-Qcixov^   ixet  xal  6  d^noavoog 
avTOv. 

h.  Clem.  AI.  Strom.  VII,  12,  77.  p.  878. 

0:1:0t;  yoQ  6  vovg  rivoc,  iprfilv^  ixet  xal  6  &f}oavQbg  avrov. 

i.  Macar.  Hom.  XLIII,  3. 

XiYsi  ycLQ'  oxov  o  vovg  oov,  ixBl  xal  o  ^tfiavQog  Cov, 

k.  Pistis  Sophia  p.  202  ed.  Schwartze  et  Petermann. 

De  hoc  igitur  dixi  vobis  olim:    loco  quo  est  vestrum  cor, 
erit  ibi  Tester  thesauros. 

So  kurz  dieses  Logion  ist,  so  bietet  die  Überlieferung  des- 
selben doch  nicht  weniger  als  yier  Verschiedenheiten:  erstlich 
die  Umstellung  der  beiden  Satzglieder  bei  Clemens,  Macarius 
und  in  der  Pistis  Sophia  (ähnlich  zu  Lc.  10,  22),  zweitens  die 
pluralische  Fassung  thesauri,  corda  bei  Ephraem  (vgl  die 
vorausgegangenen  Erläuterungen),  drittens  den  Zusatz:  rov  av- 
d-Qcixov,  in  welchem  Justin  und  Clemens  zusammentreffen, 
und  endlich  viertens  die  Übersetzungsvarianten  vovg  (Just.,  Clem. 


Texte  and  üntenuchnzigen  zu  Lc.  12,  34.  35.  333 

AI.,  Macarius)  ^=  xoQÖla  =  A.    YgL  oben  S.  133  zu  Lc.  8, 14, 

femer  Ex.  7,  23:  i3b  =  LXX:  rov  vovv  avrov  — ,  Hiob  7,  17: 
?jab  =  LXX:  rbv  vovv  — ,  dem.  AI.  Paed.  I,  6,  37:  fjv  o^S-aXfiog 
ovx  slöev  ovöh  ixl  votv  av9-Qcixov  ovx  dvißt]  =  1.  Cor.  2,  9, 
sodann  noch  folgenden  (von  Bonsset  S.  90  notierten)  Anklang 
an  unser  Logion  dem.  AI.  Strom.  IV,  6,  33  p.  578:  o  öh  xA  ovxi 
B^cavQog  rj/Uv^  ivd-a  ^  övyyivsia  rov  vov, 

Lc.  12, 35. 

a.  Method.  Sympos.  c.  112. 

ol  kvxvot  v(i(5v  fi^  ößevvvcd'ooav,  xal  cd  6ög>veg  vficiv  iifj 
Iviod-oHsav. 

b.  Aiö.  XVI,  1. 

oljiyxvoi  vfidov  (i^  oßscß^rcoöav,  xal  al  oo^veg  vfiwv  (i^ 

facji;£Oig^gay;  aXXa  ylveod^s  ^roifioi. 

c.  Epiph.  Haer.  LXTX,  44.  p.  767  A. 

t6  vx    avrov  rov  xv()/ov  elQTjfisvov  ort  ylvsod^s  itoifioi, 

al  6öq>vBg  vuSv  Jt€QiB^a>öfiivai,  xal  al  Xaujtaöec  vfoSv  iv 
xalg  XBQolv  vfia>v. 

d.  Protev.  Jacob.  VII,  2.  p.  15.  ed.  Tischendorf. 

Xaßirmoav  ajia  la/ijtaöagj  xal  eöta>aav  xaio/isvai. 

6.  Vulgata  Lc.  12,  35.  ==  Cod.  Colbert.  p.  88.  ed.  Belsheim. 

Sint  lumbi  vestri  giaecincti  et  lucernae  ardentes  in  manibus 
vestris.  "" 

f.  Lc.  12,  35. 

löxmoav   v/iäv  al  oogyveg  Jt£Qie^a}afiivcu  xcu   ol   Zvxvoi 

xacofisvoi. 

g.  Cod.  Cantabr.  Lc.  12,  35. 

eöra}  viiAv  ri  oCtpvg  jr SQie^CDöfisvr],  xal  ol  Xvxvoi  xaiofisvoi. 

h.  1.  Petr.  1,  13. 

dio  dva^a}aa(i€V0i  xdg  oög)vag  x^g  öuzvolag  vfimv. 

l  Polyc.  ad  PhiL  11,  1.  p.  112,  9. 

616  äva^a}Cd(isvoi  xdg  6og>vag  vficov  öovXBvCaxe  xS  d-sS. 

Bereits  besprochene  Textverschiedenheiten  kehren  hier  wie- 
der, die  Umstellung  der  Glieder  {Jid.j  Method.),   der  Wechsel 


334  AuBsercanonische  Paralleltexte  zn  Lc. 

zwischen  singularischer  und  pluralischer  Fassung  (Cod.  Gant^br.), 
der  Austausch  zwischen  positiyer  {IsOTcooav  xaio/ievoi)  und  nega- 
tiver (ß^  Xviod-oDCap  =»  /iJ)  ixXviöd'fDOav)  Ausdrucksweise.  Der 
Text  der  Aidaxv  ^^  noch  zur  Zeit  des  Methodius  bekannt, 
wenn  auch  letzterer  bei  seinen  Textabweichungen  wohl  nicht 
direkt  von  der  Jidax^  abhängig  gewesen  sein  mag.  Das  yipeo&B 
^TOifioif  welches  in  der  Aiöaxv  ^^  ^^^  Schluss  des  Logion  sich 
unmittelbar  anfügt,  während  es  bei  Lc.  erst  v.  40  nachfolgt,  steht 
bei  Epiphanius  an  der  Spitze  unsers  Spruchs.  Die  Worte  ip 
xalq  xBQölv  vficQP,  in  welchen  Epiphanius  mit  Cod.  Colb., 
Vulgata  nach  zwei  Handschriften,  Cyprian,  aber  nur  mit  einer 
einzigen  griechischen  Handschrift  (Minuskelcodex  130)  über- 
einstimmt, repraesentieren  vielleicht  einen  urtextlichen  Bestandtheil, 
da  dieser  Zusatz  das  Bild  in  concreter  Weise,  wie  es  Jesus  in 
seinen  Beden  liebte,  vervollständigt  und  den  Aufbruch  der  zur 
Hochzeit  die  Fackeln  in  den  Händen  Tragenden  drastisch  schil- 
dert. VgL  die  Beziehung  auf  die  Hochzeit  bei  Methodius,  de 
lepra  X,4  p.320  ed.  Bonwetsch:  „Daher  bewahret  eure  Leuchter 
unverloscht,  damit  ihr  eingehet  in  das  ewige  Braui^emach^.  Dazu 
vgl.  Heftn,  303  f.     Zu  jcsoi^ciinnyad-ai  (vgl.  Eph.  6,  14:   ernte 

ovp  xBQi^coaafisvoi  ttjp  6cg)VP  vfioop,  wobei  man  die  Überein- 
Stimmung  mit  dem  lucanischen  Ubersetzungstypus  und  den 
Singular  wie  in  Cod.  D.  beachte,  ferner  Ex.  12,  11:  D"^nan  CJD^^SPiti 
=  LXX:   al  ocwvec  vuwp  jteQisCeDöuipai,  Jerem.  1,  17:   TtPHX^ 

7\*>^T\'ü  TitÄn  =  LXX:  xäi  ov  xegl^oocai  xtjp  oapvp  Cov)  findet 
sich  l.Petr.  1, 13  apaCoippvö&ai,  welches  auch  in  den  Polykarpus- 
Brief  übergegang^n^t.  TSerder  Bezugnahme  auf  die  Hochzeits- 
fiftckeln  und  in  Anbetracht  der  Variante  Xafixaöeg  sowohl  bei 

Epiphanius  als  im  Protev.  Jacobi  wird  für  Xvxpoi  als  Stamm- 
wort Ö*^Tfib  anzunehmen  sein.     Vgl.  Heft  II,  301  zu  Mt.  25,  2. 

Lc.  12,  36^ 

a.  Method.  Sympos.  c.  112. 

öia  TOVTO  x<ü  vfielg  ofioioc  yipscd-s  apO-Qcijtoig  xqooöbxo- 

fiipoig  TOP  xvQiop  avr<5p,  Jtots  opaXvOet  ix  tc5p  yafimp. 

b.  Epiph.  Haer.  LilX  44.  p.  767  A. 

*^^  £?£!??^Lw^  ^g^Q^  ^ovXoi  jtqoööoxcipxeg  top  .^^JJijjfc^ 


Texte  and  üntersuchuiigeji  za  Lc  12,  36.  37.  335 

rjfiJQc, 

c.  Ephraem  Syr!  Opp.  I,  12  F. 

3€eQifiiv6i  yaQ  top  ^ovtov  dsöJtoTfiv^  (it]  jtcog  k^alg>v7]g  §g^. 

d.  Const.  VII,  31,  p.  211,20. 

xäi  vfiBtg   ofioioi   av&Qcijtoig   TEQoöösyofievoig  xov  xvgtov 
Bovtäv. 

e.  Lc.  12,  36»* 

Tcal  vfisTg    ofioiot  ävd'Qcijeotg  ytgoodexofiipoig  zov  xvqiop 

havTcoVj  JtoxB  avaXvoi]  ix  rSv  yd/icov. 

Man  bemerke  die  Ubersetzungsvarianten:  ^Qp^^^l(^^^^^{  = 
XQOOÖoxav  =  Jteoiuipeip  =  nsn  oder  bn*^  hoL  die  Texte^uncl 
Erläuterungen  zu  Lc.  7,  20  =  Mt.  11,  3),  femer  xvgiog  =  ÖBöyto- 
xijg  =  1^1«,  auch  Böeöd-B  =  ylPBöß-B  =  1*^n  (so^ofTzTTSrziriic^ 

6,  36  =  Mt.  5,  48),  |££ö^«^  coQ  =  '^fi3Ü^2^^^^^^  "^  ?  ^»^  (^S^- 
oben  die  Erläuterungen  u^d^Kxte^u  Lc.  6, 35®).  Sachlich  findet 
sich  noch  eine  Parallele  Herrn.  Sim.  IX,  7,  6  p.  210, 24:  firjjroze 
6  ÖBöJtOTfjg  i^ajtipa  iXd^xi  =  i^ijjrcog  i^al^pyg  7]ßy^  (Ephraem) 
=s  Mc.  13,  36*:  fii^  iXd-dp  k^alfPTjg.  Epiphanius  schliesst  noch 
einen  auflsercanonischen  Textbestandtheil  an:  cog  yäg  XxjCtfig  hp 
pvxxl,  ovTcog  jtaQayiPBTai  rj  fj/niga.  Dieses  Logion  wird  be- 
stätigt durch  1.  Thess.  5,  2:   ort  r)  ^(liga  xvglov  dg  xXixxTjg  ip 

vvxxl  ovxcog  igxBxai,  Zu  den  Varianten  ^^JJJ^^^^^J^??^»^^^  vgl. 
vorstehend  Lc.  12,  33,  zu  igxBOd-ai  =  jtagaylpBO^ar=^S^  vgl. 
Lc  3,  3  =  Mt.  3,  1.  Wir  haben  also  hier  jedenfalls  einen  echten 
ausaercanonischen  Best  des  ürevangeliums  vor  uns,  den  Paulus 
benutzt  hat  an  einer  Stelle,  wo  auch  sonst  der  Einfluss  der  vor- 
canonischen  Quelle  stark  hervortritt.  Vgl.  Lc.  21,  34^  =  1.  Thess. 
5,  4.  Freilich  wird  der  ursprüngliche  Standort  dieses  Agraphon 
nicht  hier,  wo  noch  die  Beziehung  auf  die  yafioi  obwaltet,  son- 
dern erst  unmittelbar  nach  Lc.  12,  40  zu  suchen  sein. 

Lc.  12,  S6\  37*. 

B.  Const.  VII,  31.  p.  211,  23. 

xal  iäp  avx(p  äpol^cocip,  fiaxagioi  ol  601X01  ixslPOi,  oxi 

ivgidijoap  ygtf/ogovpxBg, 


336  Aussercanoniflcbe  Paralleltezte  zu  Lc. 

b.  Method.  Sympos.  c.  112. 

tva  iXd-ovTi  xal  XQOvoavri  avT<p  evd-ecoq  avol^toör  ficaca- 
Qiol  kore. 

c.  Lc.  12,  36*».  37». 

iva    kXd^ovTog    xal   xQOvöavroq   Bvd-icoq  dvol^ooiv  ccvrA' 

fiaxaQtoi  ol  öovXoi  ixelvoif   ovg  iXd-cov  6  xvQiog  evQi^oei 
fQfiyoQovvxag. 

d.  Cod.  Colbert  Lc  12,  36^.  37».  p.  88.  ed.  Belsheim- 

et  cum  venerit  et  palsaverit  continuo  aperiatur  ei.    Beati 
seryi  illi,  quos  veniens  dominus  invenerit  vigilantes. 

Hier  weichen  die  Texte  hauptsächlich  nur  durch  die  Ver- 
schiedenheiten der  Construktion  von  einander  ab. 

Le.  12,  38  =  Mt.  24, 42  =  Mc.  18,  35. 

a.  Mi  24,  42. 

fQfiyOQBlTB  OVV,  OTl  ovx  oldaTB,  ^^j^^VJ^I^  o  XVQlOg  VfiSv 

igXSTCu. 

b.  At6.  XVI,  1. 

YQfJYOQelTs  vxBQ  T^5  ^(ofjq  vficop  .  .  .  ov  yaQ  oiöars  r^v 
cögaVj^J^^  6  xvQiog  rjficöv  igxsrai. 

c.  Mc.  13,  35. 

YQfjyoQelTB  OVV  ovx  olöaxB  y&Q^  xotb  6  xvgiog  rrjg  olxlag 

BQX^'^^f'y  V  ^V?^  ^  fiBöovvxriov  7/  aXsxTOQoqxjovlag  fj  ngtot 

d.  Const  VII,  31.  p.  211,  21. 

:x6tB  fi^Bi,  BOJtBQog  7/  jtQcot  f]  dXBXTOQoq)a)vlag  fj  fiBöowx- 

rlov. 

e.  Iren.  V,  34,  2. 

Et  si  venerit  vespertina  vigilia  et  invenerit  sie,  beati  sunt...; 

licet  secunda  et  licet  tertia,  beati  sunt. 

f.  Cod.  Corbej.  (flf  2)  L.  12,  38. 

et  si  venerit  vespertina  vigilia  et  ita  invenerit,   beati  sunt, 
.  .  .  et  si  secunda  et  si  tertia,  beati  sunt. 

g.  Cod.  Cantabr.  Lc.  12,  38. 

xal    idv   B^d-^]   rfj   ^«^^^^i^J^^^-^^,  *öi    evQfjoBi   ovra>g 


Texte  und  Untersncfaungen  za  Lc.  12,  38.  337 

xoirfCei,  xal  iav  iv  ry  ösvrtQa  xal  ry  rgirij,  lioxagiol  slöiv 
hcelpoi. 

h.  Syr.  Cur.  Lc.  12,  38. 

xav  tij  jtQcir?]  (pvkaxjj  eXB-y  .  .  .  xap  iv  t(]  öevr^ga  xap 

ii^  T^  TQlry  qyvXaxf]  l'A^^  xal  €Vo^;  avrovg  YQTjyoQovvrag, 
fiaxagiol  Blon>  ixetvoi, 

i.  Anast.  Sin.  Quaest.  5.  p.  46  (ex  Chrysostomo). 

(og  xal  ixigcod-l  g>7jöiv'  Iav  sji9'7j  6  xvQiog  kv  rfj  JtQcixi^ 

q>vXaxfj  xm  ösvreQa  xal  tqIti;]  xal  avQi]  ovrwg  ütotovvxay 

(iaxcLQiog  6  öovXog  xoiovxog. 

k.  Lc.  12,  38^ 

xav  iv  XXI  i^vriga  xav  iv  x^  xqIxi]  g)vXax^  IXO^xi  ^«^  ^^QV 
ovxa>g,  (laxaQioi  eloiv. 

1.  Method.  Symp.  c.  112. 

xav  xrj  öevxtQif  xav  xfj  xqIx^]  q)vXaxf],  naxägiol  ioxs. 

m.  Marcion  ap.  Epiph.  Haer.  XLII.  p.  314  B. 

dvxl  xov'  öevxBQa  fj  xglxtj  qyvXax^  —  hlx^v  böjtsQivijv  cpv- 

XaxTjv,    p.  335  B.    avxl  xov'  öevxiga  iq  xglxy  g>vXaxij  — . 
elx^v  BöJtBQivxi  (pvXax^. 

n.  Orig.  Sei.  in  Thren.  c.  2. 

ovx  oldag  yaQy  üioxb  o  xvQiog  x^g  olxlag  BQXBxai,  otpB  >* 
fiBOovvxxiq)  7J  äXBxxoQO(pwvlag  ?}  jtQa)i\  fi^  iX€^a)V  i^aifpvrig 

evgrjoy  vfiäg  xad-evöovxag. 

Zu  den  Varianten  xaiQog  =  rmiga  =  wga  =  in?  vgl.  das 

ZU  Lc.  8,  13;  10,  21    Bemerkte;    folglich  wird   hier    auch    JtoxB 

(=  xolcp  xaiQ(p)  auf  denselben  Urtext  zurückführen.    Urtextlich 

waren,  wie  man  aus  den  Gitaten  c  d  n  ersehen  kann,  sämmtliche 
vier  Nachtwachen  genannt;  nur  drei  Nachtwachen,  und  zwar 
die  drei  ersten,  bieten  die  Citate  e  f  g  h  l;  nur  zwei  Nacht- 
wachen finden  sich  in  den  Gitaten  k  1;  endlich  nur  eine  Nacht- 
wache scheint  (nach  Epiphanius)  in  Marcions  Evangelium 
(m)  erwähnt  gewesen  zu  sein.  Die  Benennungen  der  vier  Nacht- 
wachen variieren  derart,  dass  einerseits  die  römischen  Namen: 
prima,  secunda,  tertia,  quarta  vigilia  vorausgesetzt,  andrerseits  die 
jüdischen  Bezeichnungen  beibehalten  sind.    Man  vgL 

Texte  u.  Untersaehnngen  X.  3.  22 


338  Aussercanonische  Paralleltexte  zu  Lc. 

Erste  Nachtwache:  r^  xQcirfi  q>vZctxf]  (Syr.  Cur.,  Anast.  Sin.)  = 
T^  £ö^€()£r5  q>vkcacxi  (Marcion,  Cod.  D)  =  vespertina  vigüm 

(Iren.,Cod.Corbej.)=8<]f^^()a§  (Con8t.)=d^£{0rig.,  Mc.)=a'i:fa 
oder  nintDtb«  «Kna  =  LXX:  CLQxaX  q>vXaxf}g.  Vgl.  Thren. 
2,19. 
Zweite  Nachtwache:  öevriga  (Epipb.,  Anast  Sin.)  =  t(]  öevriga 
(Method.)  =  ^i'  T^y  rfftrr^pa  (Cod.  D,  Syr.  Cur.,  Syr.  Sin.)==se- 
cunda  sc.  vigilia  (Iren.,  Cod.  Corbej.)=^£öoi'vxr/a>  (Orig.)=i«e- 
öopvxrlov  (Const.)  =  fieöovvxriov  (Mc.)  =  n3hD*^r\H  ITlTOtDÄn 
=  LXX:  ^  q>vXaxT]  fisörj.     Vgl.  Jud.  7,  19. 

Dritte  Nachtwache:  rgtry  (Epiph.,  Anast.  Sin.)  =  rf]  tQlzy 
(Cod.  D,  Method.)  =  ^v  rfj  rgtry  g)vXaxf]  (Lc,  Syr.Cur.,  Syr.  Sin.) 
=  tertia  sc.  vigilia  (Iren.,  Cod.  Corbej.)  =  aXsxTOQoq>covlag 
(OrTgT^Const.,  Mc.)  =  V^^va  «*lp5  n?b.       ^'    '^  -^-^^^^^^-^- 

Vierte  Nachtwache:  jr goit  (Orig.,  Const.,  Mc.)  =  IgiaS  oder 
Iphn  niTDtiK  =  LXXr  ?)  q>vXaxij  ?)  ica&tv?]  (vgl.  Ex.  14,  24) 
=  jy  q>v2,cocfj  i]  xgcoltn}  (vgl.  1.  Sam.  11,  11.  Cod.  AI.). 

Mit  den  Constitutionen,  welche  aber  die  richtige  Reihen- 
folge zerstört  haben,  hat  Marcus,  welcher  den  Teztbestandtheil 
in  die  eschatologische  Rede  umgeschaltet  und  damit  im  ersten 
Evangelium  die  Umschaltung  Mt.  24,  42—51  =  Lc.  12,  37—46 
veranlasst  hat,  seinerseits  sämmtliche  vier  Nachtwachen,  und 
zwar  auch  in  der  richtigen  Ordnung,  aufgezählt,  während  Lc. 
wiederum  wie  oft  am  Schlüsse  gekürzt  und  die  vierte  Nacht- 
wache weggelassen  hat  Möglicherweise  hängen  die  Text- 
verschiedenheiten in  der  Zählung  damit  zusammen,  dass  die 
Hebräer  nur  drei  Nachtwachen  zählten.  Vgl.  Eautzsch.  Die 
Heilige  Schrift  A.  T.  IL  Beilage  S.  109.  Schliesslich  sei  aus 
den  Sibyllinen  folgender  Anklang  mitgetheilt: 

Orac- Sibyll.  II,  179—183. 
Q  fiaxaQcg  d'SQajiovteg,  oöovg  iZd-civ  äyQVjiPovvrag 
EvQOL  6  ÖB0n6C,G}v'  Tol  d'  iyQTjYOQO'ep  ajtavrsg^ 
ndvTore  Jtgooöoxdovreg  dxotfii^zoig  fiXetpagoiöiv. 
'H^ei  yäg  r    ^w^,  //  öüXrig,  Jy  fiicov  Tjjiag' 
H§€i  J*  dzgexiog^  xal  eacerai  wg  ayogeuo). 


Texte  und  Untenachungen  zu  Lc  12,  38.  39.  41.  339 

Lc.  12,  S9  =  Mt.  24,  4$. 

a.  Pistia  Sophia  p.  195,  1  ed.  Schwartze  et  Petermann. 

de  hoc  verbo  ovp,  quod  dixisti  nobis  olim:  si  scivisset  pater 
familias,  quanam  hora  noctis  für  esset  yenturus  ad  infringen- 
dam  dommn,  invigilayisset  etiam,  ut  ne  sineret  hominem  in- 
fringere  domum. 

b.  Orig.  SeL  in  Thren.  c.  2. 

xäi  xaXiv  sl  yaQ  ^ösigy  xola  ^vXaxy  6  xXijtrr^g  bqxbtcu, 

iyQfjYOQfloag  av  xal  ovx  av  siaöac  öioQV/F^pai  xf]v  oixlav 
oov. 

c.  Mi  24,  43. 

ixelvo  da  Yivwöxsre,  ort  cl  ijöei  6  olxoösojtorijg^  xola 
q^vXaxii  6  xXixxfjg  SQXBraij  kYQt^yoQtjoev  av  xai  ovx  ar 
Biaösv  ötoQvx^^vai  r^v  oixlav  avrov. 

d.  Lc.  12,  39. 

TOVTO  ök  yivcioxsTS,  oxt  el  {jöei  6  olxodecxorfjg,  xola  ciga 

6  xUxTfig  egxstai,  ovx  av  aq>ijx£v  dtoQVxB'fivai  rov  obcov 

avrov. 

In  RQcksicht  auf  den  vorausgegangenen  Context  mit  seinen 
Tier  Nachtwachen  muss  der  Ausdruck:  xola  q)vXaxi}  ftir  das 
Ursprüngliche,  das  xola  oga  fbr  eine  redaktionelle  Abwandelung 
des  Lc.  erachtet  werden.  Zu  aquivai  =  läv  =  n*^«!  vgl.  Esth. 
3,8  LXX. 

Lc.  12, 41  =  Mc.  13,  37. 

a.  Lc  12,  41. 

slxiv  öh  avTOT  o  IlizQOg'  xvqib,  xQog  ^fiag  ti^v  xaQaßo- 
Xf]v  TavTTjv  Xdyeig  ^  xal  xQog  xdvrag; 

U  Mc.  13,  37. 

o  Je  vfilv  Xfyo),  xaOiv  Xiyo),  ygriyogstre. 

c.  Cod.  Bobb.  Taur.  Mc.  13,  37. 

quod  autem  uni  dixi,  omnibus  vobis  dico. 

d.  Optatus.  De  schismate  Donatistarum  I,  1. 

ideo  ait:  Quod  uni  ex  vobis  dico,  omnibus  dico. 

e.  Cod.  Colbert.  Mc.  13,  37.  p.  60.  ed.  Belsheim. 

Quod  autem  vobis  dico,  omnibus  dico. 

22* 


340  Auflsercanonische  Paralleltexte  zu  Lc. 

Der  dritte  Evangelist  hat  Lc.  12,  41  wohl  die  Frage  des 
Petrus,  aber  nicht  Jesu  Antwort  darauf  mitgetheilt,  vielmehr  — 
nach  seiner  Weise  kürzend  —  die  Mc.  13,  37  erhaltene  Antwort  weg- 
gelassen. Optatus  und  Cod.  Bobbiensis  Tauriuensis  bringen 
eine  aussercanonische  Textgestalt  der  hierher  gehörigen  Antwort 
Jesu  (vgl.  Agrapha  S.  297),  welche  aussercanonische  Textform 
noch  besser  als  die  canonische  Mc.  13,  37  der  vorausgegangeneu 
Frage,  die  von  dem  einzigen  Petrus  an  Jesum  gerichtet  war,  ent- 
spricht. 

Lc.  12,  42.  43  =  Mt  24,  45.  46. 

a.  Herrn.  Sim.  V,  2,  9.  p.  144,  28. 

(lerä  fjf/tQag  oXlyag  öalJtvov  ijtolrjösv  6  obcoöecxort^g  av- 
TOVf  xal  ejtsfitpsv  avttp  kx  rov  öbIjivov  idiofiara  jtoXXä. 
kaßcov  6b  6  öovkoq  ra  kdiöfiara  r«  XBjjKp^ivra  avxä  xa- 
gä  rov  öeOJtorov,  rä  ccQxovvza  avT<p  fige,  rä  Xouta  6h  roTg 
avvöovZotg  avrov  öiiöcoxev, 

b.  Ignat.  ad  Ephes.  VI,  1.  p.  10,  7. 

op  xefiJtei  6  olxoÖBajtoxrjq  tlg  löiav  obcoi^ofilat^. 

c.  Test.  XII  patr.  Benjam.  c.  11. 

kQyattjg  xvqIov  öiadiöciv  xgoipag  xolg  igya^ofttvoig  xo 
dyad^op, 

d.  Hom .  Clem.  III,  60,  p.  52,  33. 

/laxccQiog  o  avB-Qwjtog  ixBUfog,  ov  xaraoxr]6Bt  6  xvgiog  av- 
rov  kjtl  xfjg  &BgaxBlag  xcov  ovvdovXwv  aurov,  xov  öiöovac 
avxolg  rag  xgo(pag  kv  xaigm  avxoiv, 

e.  Hom.  Clem.  III,  64.  p.  53,  32. 

TOVTO  xov  xvglov  ÖBÖcoxoxog  XByBO&ai  xw  bIjibIv  (laxagiog 
o  avO^gwjcog  kxBtvog,  ov  xaxaoxjjöBi  6  xvgiog  avxov  ijti 
xTJg  d-BgajtBlag  xcov  ovvöovXojv  avxov  • 

f.  Hom.  Clem.  II,  52.  p.  36,  15. 

öl   ogd-f/v  tfgovfjöiv  jtioxog  olxovofiog  fiagxvgnB^Blg. 

g.  Ephraem  Syr.  Ev.  concord.  expos.  ed.  Mösinger  p.  218. 

Quis  erit  procurator,  servus  fidelis,  beneficus  et  sapiens? 


Texte  und  Üntersticbungen  zu  Lc.  12,  42.  43.  34] 

h.  Cod.  Colbertinas.  Lc.  12,  42.  p.  SS.  ed.  Belsheim. 

Qaisnam  est  servus  fidelis,  dispensator  sapiens  et  bonus?  quem 
constituit  dominus  supra  familiam  snam,  dare  illis  frumen- 
tum  tempore  tritici  menauram? 

i   Iren.  IV,  26,  5. 

De  quibus  et  dominus  dicebat:  Quis  igitur  erit  fidelis  actor, 
bonus  et  sapiens,  quem  praeponit  dominus  super  familiam 
suam,  ad  danda  eis  eibaria  in  tempore?  Beatus  ille  servus, 
quem  veniens  dominus  invenerit  sie  facientem. 

k.  Cod.  Cantabr.  Lc  12,  42.  43.  . 

xal  sljtep  6  xvQiog'  rlg   aga  lorip  6  jtiörog  olxovouog  6 

q)Q6pifiog^  6  ayad-og,  ov  xaraöri^osc  6  xvQiog  kxl  rijP  &$- 

gajtelav  avrov,  öiöovai  Iv  xaigm  cirofiirpiov;  fiaxägiog  6 

öoiXog  exelpog,  ov  ik&cip  o  xvgiog  avrov  evQfjösi  avtov 
jtoiovPTa  ovrcog. 

1.  Mt.  24,  45.  46. 

rlg  aga  IotIp  6  Jtiarog  dovXog  xai  g)g6pifiogy  op  xariötTj' 

0€P  6  xvgiog  kjtl  rijg  olxerelag  avrovy  rov  öovpai  avzolg 

rijP  Tgo(pt)v  tp  xaigw;  fiaxagiog  6  öovZog  Ixetpog,   op  iX- 

d^cip  6  xvgiog  avrov  etg/joet  ovrcog  otoiovprcc 

m.  Lc.  12,  42. 

xal  ebtsp  6  xvgiog'   rig  aga  lorip  o  jtiarbg  olxopo/iog  6 

fpgopifiog,  OP  xaraörr'joei  6  xvgiog  ijtl  rrjg  ß-egajtelag  av- 

rov  rov  diöovai  ip  xaig<p  ro  oirofiirgiop. 

n.  Diatessaron  Arab.  p.  76*  ed.  Ciasca. 

Quis,  putasy  est  fidelis  servus  et  prudens  domus  praepositus, 
quem  constituit  dominus  suus  super  familiam  suam,  ut  det 
illis  cibum  in  tempore. 

Im  Urtexte  waren  jedenfalls  beide  Bezeichnungen:  öovXog 
und  olxopofiog  vorhanden,  wie  man  aus  der  paulinischen  ParalTele 
1.  Cor.  4,  i.  2  ersehen  kann,  wo  ebenfalls  beide  Bezeichnungen 
vxTjgirtjg  (=  öovXog  =  ig^f)  und  olxopo/iog  neben  einander  ge- 
stellt sind.  Sonach  ist  im  ersten  Evangelium  der  Urtext  durch 
^ovZog,  im  dritten  durch  olxopofiog  vertreten,  welcher  letztere 
in  den  lateinischen  Texten  als  procurator,  actor,  dispensator,  do- 
mus praepositus  erscheint,    im^eFräischen   wahrscheinlich   als 


342  AussercanoiiiBche  Paralleltexte  zu  Lc. 

]Db  ausgedrückt  war  und  den  über  die  Hausverwaltung  gesetzten 
öovXog  bezeichnete.  Zu  den  canonischen  Prädicaten  xiaroq  = 
fidelis  und  (pQoviiioq  =  sapiens  :=  prudens  kommt  in  den  ausser- 
canonischen  Texten  noch  als  drittes:  ayad^oq  =  bonus  =  beneficus 

=  ait3.  Vgl.  Lc.  19,  17:  Bv  dyaO^h  öovZs  =  Mt.  25,  21:  ev  öovXe 
ayad-s  xal  jtiCxi,  und  den  Gegensatz  Lc.  19,  22  =  Mt  25,  26: 
xovTiQk  öovXe,  sowie  Mt.  18,  32:  öovXe  jtovtjQd.  Auch  der  Syr. 
Cur.  hat  alle  drei  Prädicate:  rig  eoriv  o  Jtiorog  Oixovo/iog  xai 
g)QOVtfiog  o  oYad'og  (bei  Baethgen  p.  69).  Der  Herr  dieses 
Knechtes  wird  m  den  canonischen  Texten  als  xvQiog,  bei  Her- 
mas  und  Ignatius  aber  als  olxoÖBCJtoxrjg  bezeichnet,  wie  Lc. 
12,  39  =  Mt.  24,  43.    Vgl.  dazu  McTTS,  35:  o  xvQtog  TTjg  olxlag. 

Sein  Thun  ist  ein  öiadiöovat  (Herrn.,  Test.  XII  patr.)  =  öiöovat 
(Hom.,  Iren.,  Mt.,  ic.)  =  inj.  Das  Objekt  dieser  ThätigkeiTsmd 
die  i^^^P^^  (Herrn.)  =  cibaria  (Iren.)  =  cibus  (Diatess.)  =  too- 
(pal  (Test  Xn  patr.,  Hom.)  =  xQoq>r]  (Mt.)  =  frumentum  (Colb.)  = 

CirofiixQLOV  (Lc),  Vgl.2.Chron.ll,ll:  b3i!|^  in  der  Bedeutung  ofro^, 
fiTob  12,  if:  bDfe  =  LXX:  oixa,  ebenso  Hiob  39,  29.   Endlich'^aucfi 

olxovofila  (Ign.)  =  olxsxela  {Mt)^=d-BQajteia  (Lc.,  Hom.)  =  otxla 
(Cod.  Sin.  zu  Mt.  24, 25)  =  n'^a  sind  gleicliwerthige  Varianten.  V^gl. 
Prov.  27,  25:  ^ItJ'^a  Qnbb  =  LXX:  slg  xfjv  ^oriv  Cmv  d-egaxopxcov, 

Hexapla:  x^g  crjg  d-BQajtBiag.     Wie  ry^  in  den  LXX  mit  d^BQo- 

xovxeg,  so  ist  es  bei  Herrn as  mit  ovvöovJioi  wiedergegeben, 
welche  auch  im  Homilien-Citate   neben   d-egajtsia  nicht  fehlen. 

Lc.  12,  44  =  Mt.  24,  47. 

a.  Herm.  Sim.  V,  2,  8.  p.  144,  27. 

xavx^  T|7  yvcifi^  6  vlog  xov  öeojtoxov  cwrjvöoxrjOBv  av- 
xtßy  Iva  ovyxXfiQovofiog  yevrjxai  6  dovXog  x<p  vlm. 

b.  Herm.  Sim.  V,  2,  11.  p.  146,  5. 

ol  6h  ixi  fiaXXov  ovvBvöoxrfiav  avxm,  yBvio&ai  xov  öovkov 
CvyxZrjQovofiov  xS  vim  avxov. 

c.  Mt.  24,  47. 

afiTV  XiycD  vfilv,   oxi  ixl   staoiv  xolg   vjtaQyovöiv  aixov 
xaxaox^ö€i  avxor. 


Texte  und  UntereachDngen  za  Le.  12, 44.  45.  343 

d.  Lc.  12,  44. 

aXffd^Sg  Ziyo  vfilv ,  oxi  ixl  jtaoiv  zolg  vxaQXOvöiv  avrov 

xaraOTfjöSi  avrov. 

Zu  notieren  sind  die  Varianten  aXtfi-Sg  =  afi7jp  =  1t?Ä. 
Vgl.  Lc.  9,  27  =  Mt.  16,  28.  Sodann  ist  aufmerksam  zu  machen 
auf  den  charakteristischen  Ausdruck  avyxjLtjQovoftog,  welcher 
bei  Hermas  im  Zusammenhang  mit  diesem  Gleichnisse  hervor- 
tritt und  ganz  dieselbe  Bedeutung  wie  das  canonische  xaraön^- 
aetv   ixl  xaatv  rolg  vxcqxovoiv  avrov,  also  ein  Herausheben 

des  olxovofiog  aus  seinem  bisherigen  Sclavenverhältnisse,  haben 
zu  sollen  scheint.  Man  vgl.  die  Aufhebung  der  öovXsla  Rom. 
8,  15  =  GaL  4,  7,  die  Verwandlung  der  öovXoi  in  vloi  =  rexva 
(hl,  4,  7  =  Rom.  8,  17  und  dadurch  in  xXfjQovofioi  Gal.  4,  7  == 
avYx2.fjQov6/ioi  Rom.  8,  17.  Ein  ganz  ähnlicher  Gedankengang 
liegt  bei  Herrn as  vor,  nur  dass  der  Knecht  bei  ihm  nicht  durch 
die  Gnade  Gottes,  sondern  durch  sein  eigenes  Thun  {sQyov)  zum 
Miterben  erhoben  wird:  dvrl  rovrov  ovv  rov  egyov  ov  slgya- 
caro  d-eXai  avrov  ovyxXrjQovouov  rm  vlm  fiov  xoiTJcai.    Herm. 

Sim.  V,  2,  7  p.  144,  24.  Gänzlich  so  etwas  später:  ysviod-ai  rov 
öovZov  ovyxXfjQOVofiov  rqi  vl(p  avrov.    So  dürften  die  cano- 

niscben  Ausdrücke:  ötryxXijQovofiogj  örryxXtiQOVofioi  (1.  Petr.  3,  7; 
Eph.  3,  6;  Rom.  8,  17;  lEbr.  ll,  9)  auf  die^orcanonische  Quelle 
zurückgehen.  Vgl.  noch  cvyxXriQOVoftog  dem.  AI.  Fragm.  §  20 
p.  994.  Agrapha  S.  109.  208,  ausserdem  oben  die  Erläuterungen 
S.  134  zu  Lc.  8,  21. 

Lc.  12,  45*  =i  Mt.  24,  48. 

a.  Herm.  Sim.  V,  5,  3.  p.  152,  8. 

w  di  äxo6f]fila  rov  ösöxorov  o  XQ^^^^  ^  xeqiööbvcov  Big 
rijv  xaQovolav  avrov. 

b.  Hom.  Clem.  III,  60.  p.  52,  35. 

fif^  ivvoov/ievov  xal  Xiyovra  iv  rfj  xagöia  avrov'  XQOvl^ei 
o  xvQiog  fiov  iXd'Slv. 

c.  Mi.  24,  48. 

aäv  6h  shty  6  xaxog  dovXog  iv  rfj  xagdia  avrov'  x^or/g££ 

fiOV  6  xvQtog. 


c 


XN  .^-S_  -V  4 


344  AuBsercanonisohe  Paralleltezte  zu  Lc. 

d.  Lc.  12,  45» 

iäv  öh  ecjt}^  6  SovjLog  ixelvog  kv  rrj  xaQÖla  ovtov'  xQpvl^Bi 
o  xvQiog  (lOV  ^QXBCd-at, 

Auch  hier  zeigt  sich  die  Benützung  der  vorcanonischen 
Gleichnissrede  durch  Hermas.  Denn  jcaQotxsia  =^  ikd-slv  sind 
Übersetzungen  von  fe(i2l,  vgl.  Heft  II,  126.  Und  für  das  cano- 
nische ;^(>oWg€£i^  ist  bei  Hermas  o  XQ^^^^  o  xsqiöösvcov  eine 
schweri^Üige  tJmschreibung  in  seiner^^mgelenken  griechischen 
Diktion.  £r  will  sagen:  Die  Abwesenheit  des  Herrn  verzögert 
sich  unnöthiger  Weise  (=  in  überflüssiger  Zeit)  bis  zu  seiner 
Wiederkunft.    Zu  djcoöfjfila  bei  Hermas  vgl.  avd^Qcojtog  ajco- 

ö^ficov  Mt.  25,  14,  djte6?if£i]0ev  Mt.  25,  15,  zu  ösöjrorrjg  =  xvQcog 
=  "jnK  Lc.  12,  36*.  Zu  beachten  ist  noch  der  Hebraismus:  JU'- 
ysiv  iv  r(]  xagöia  avrov  =  iäbS,   besser  griechisch:   Xiyetv  iv 

• 

Lc.  12, 45^  »»  Mt.  24,  49. 

a.  Hom.  Clem.  111,  60.  p.  52,  37. 

xaX  aQ^Tjzai  Tvjtrsiv  rovg  ovröovXovg  avzov,  kcd-lov  xäl 
mvcov  uBza  re  jtOQvmv  xai  ukih^ovxiDV. 

b.  Cod.  Cantabr.  Lc.  12,  45*>. 

xal  aQ§r/Tai  xvjtslv  rovg  JtaZöag  xäi  tag  xaidioxag  ioMoop 
T€  xcu  jtlvcov  fisd-vcxofievog. 

c.  Mt.  24,  49. 

xal  dg^rixat  rvjtrEiv  rovg  ovt'öovXovg  avrov,  kod-q]  6h  x(ü 

jclvij  fiszd  ZCOV  fi€&v6pZ(DV. 

d.  Lc.  12,  45^. 

xal  aQ^ijzai  zvjizelv  zovg  Jtalöag  xai  zag  Ttaiöloxag,  lod-leiv 
ZB  xal  jtivBtp  xcu  fiB&vöxta&ai, 

Die  Übersetzungsvarianten  avvöovkoi  (Hom.,  Herm.,  Mt.)  = 
jzatÖBg  (Lc.)  gehen  auf  W^12:^  zurück.  Die  Varianten  ub&vOxs- 
ij&ai  =  fiBd-vsiv  finden  sich  beide  1.  Thess,  5,  7  bei  Paulus, 
weicKer  überhaupt  diese  Gleichnissrede  reichlich  ausgenützt  hat. 
Vgl.  1.  Cor.  4,  1.  2  =  Lc.  12,  42;  Rom.  8,  15,  17  =  Lc.  12,  44; 
1.  Thess.  5,2  (=  dem  Agraphon  bei  Epiphanius  zu  Lc.  12,  36*). 
Der  Zusatz  fiBza  jtOQvcov  in  den  Clementinen  dürfte  ein  echter 
ßest  des  Urtextes  sein.     Vgl.  (lezd  jtoQVwv  Lc,  15,  30,  ai  xoQvai 


Texte  und  üntersachungen  zu  Lo.  12,  45.  46.  345 

Mt.  21,  31,  ol  jtoQvoi  zu  Lc.  6,  32.  Diese  realistischen  ZOge  in 
der  Redeweise  Jesu  sind  durch  die  späteren  Bearbeitungen  des 
Urtextes  mehrfach  in  Wegfall  gekommen. 

Lc.  12,  46  =  Mt.  24,  60.  51*. 

&  Epiph.  Haer.  LXIX,  44.  p.  767  A. 

ol  vlol  xriq  ^(ligag  ovx  vxo  Oxotovg  xalvjtrovvai ,  äXZd 
iroifioi  ylvovxat,  ort  ?y  ovx  olöaöip  ^(iiQa,  xai  7j  ov  jtqooöo- 

xAöiv  cSpa,  6  öscjtorrig  avrciv  ütagaylverat. 

b.  Const  Vn,  31.  p.  211,  22. 

1/  ycLQ  c»()9  ov  jtQoodoxciCiv  kXsvOsrai  o  xvQiog. 

c  Epiph.  Haer.  XXXIII,  11.  p.  227  BC. 

ßXijiOfisv  TOP  otDtrJQa  Xiyovxa  ort  iXavoerai  6  avrov  de- 
ojtOTf]^  .  . .  xal  dixoTOfiTjCei  avrop  top  öoiXop,  xai  t6  uiQoq 
avTOv  fiSTa  tcop  outioTcov  ^/jCst, 

d.  Marcion  ap.  Epiph.  Haer.  XLU.  p.  314  B.  p  335  C. 

fj^ei  o  xvQiog  tov  öovXov  IxbIpov  xai  öixoTOfif^osi  avror, 
xal  To  fdtQog  avTOV  giSTa  t(3p  ajtlOTCOP  d-r^oei. 

e.  Hom.  Clem.  III,  60.  p.  53,  1. 

xal  ^^si  6  xvQiog  tov  dovXov  ixelpov  hv  wQa  ?]  ov  jtQoo- 

öox^,  xal  ip  "t^liiga  rj  ov  yipciöxei,  xal  dixoTOfiTjöei  avTov, 
xal  TO  axiOTovp  avrov  fiiQog  fierd  tcop  vjtoxQircop  ß-i^oei* 

f.  Lc.  12,  46. 

^g«  6  xvQiog  TOV  öovXov  IxBLPov  ip  infitQa  w  ov  jtQoodoxä 

xal  ip  äga  xi  ov  yipcioxeij  xal  öixoto/itJosi  avrop,  xal  to 
fitQog  avTOV  fiSTa  rdp  djtlOTiDp  d^]Oei, 

g.  Mt.  24,  50.  51». 

jyg84  o  xvQiog  tov  dovXov  ixeiPov  ip  yfitQa  7]  ov  jtQOOdoxa 

xal  ip  äga  fj  ov  yiPcioxH,  xai  öixoTOfifjOsi  avTOP,  xal  to 
(i^Qog  avTov  fiSTa  t(5p  vjioxqitc5p  d^fjoet, 

h.  Ephraem  Syr.  Ev.  concord.  expos.  ed.  Mösinger  p.  21S. 

eum  abscindet  medium  et  separabit  eum  et  partem  ejus  ponet 
cum  hypocritis  et  infidelibus. 


346  Aussercanonische  Paralleltezte  zu  Lc. 

i.  Diatessaron  A.rab.  p.  76^  ed.  Ciasca. 

et  dividet  eum  partemque  ejus  ponet  cum  hypocritis  et  cum 
infidelibus. 

k.  Orig.  Opp.  III,  879. 

et  dividet  eos  et  partem  eorum  cum  hypocritis  et  infidelibus 
ponet. 

I.  Euseb.  in  Luc.  p.  182. 

xXfiQov  TS  xal  fisQlöa  kafißaptop  fiera  t(5v  vjcoxqitSp  ^ 
T(DP  cbrlörcov. 

Die  Übersetzungsvarianten  setzen  sich  auch  hier  fort:  i]^si  = 

iXsvöetai  =  JtaQaylvsrai  =  Ä'^a*^,   öeöJtorr^g  =  xvQiog  =  y\1l!^ 

slöivai  =  ytvcoCxELv  =  ^^,  vjtoxQirijg  =  ajtiOxoc  =  qjn.    Zu 

ojeiarog  (=  döeßtig)  vgl.  z.  B.  Hiob  8,  13:   inKP  q?n  nipmi  = 

LXX:  iXsiiq  yaQ  döeßoig  d:;roXBtTai  — ,  Prov.  11,  9:  Cisn  MM  = 

LXX:  iv  örofiart  daeßwv  — ,  ferner  Jes.  33, 14;  Hiob  15, 34;  27,8. 
Und  wiederum  geht  Paulus  2.  Cor.  6,  15:  tj  xlq  fteglg  xioxm 
(lexa  djtloxov  —  mit  der  lucanischen  Version:  (iBxd  x6iv 
djil6xmv  —  Lc.  12,  46.  Die  Variante  ^hQlq  =  (iigoq  =  pbn 
{^smcfen  wir  bereits  oben  S.  224  zu  Lc.  10,  42  verglichen  mit  Apoc. 
22,  19  sowie  mit  Just.  Dial.  c.  Tr.  c.  120.  Hier  kann  zur  Ver- 
gleichung  noch  herbeigezogen  werden  Didasc.  V,  4  p.  302:  o 
dQVfjodfispog  Xqioxov  elpai  kxßißXrjxai  djto  d-eov,  (isglda  Xaßmp 

*  ovxixi  fiBxä  dylcov,  dXXä  fisxd  xc5p  dölxwp.    Also:    aöixog  = 

Lc.  12,  47. 

a.  Herm.  Sim.  IX,  18,  2.  p.  236,  12. 

ol  ÖB  xop  ^sop  iypcDxoxeg  xai  xd  ueyaXsia  avxov  kcoQa' 

xoxeg  xal  JtoprjQEvofiBPoi  6ioöc5g  xoJiaö&ijöoPxaL 

b.  Jac.  4,  17. 

bIöoxl  ovp  xaXop  Jtoutp   xal  p)  Jtoiovpxi^  dfiagxla  avxm 
icxip. 

c.  Orig.  in  Jerem.  Hom.  XVI,  7. 

öovXog   o    slöcog   x6   d'tXfiiia   xov  xvqiov  xal  /i^  xoirjoag 

^caxa  x6  d^iXrjiia  avxov  öagf/OExai  ovx  oXlyag  dXXa  jtoXXdg. 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Lc.  12,  47.  347 

d.  Orig.  Sei.  in  Ihren,  c.  2. 

0  6e  Blöcig  xal  fir]  xoicov  avro  öagi^astai  xoXXac. 

e.  Anast.  Sin.  Quaest.  36.  p.  314. 

6  yoQ  öovZog,    g>rfil^   6  J(vovq  ro  O-iXt^/ia  xvqIov  xai  fir/ 

xairfCaq^  öaQi^ösrai  ytoXXaq, 

f.  Anast.  Sin.  Quaest.  8.  p.  78. 

o^j^vg  yag,  ^tict,  ro  d'iXtifia  rov  xvqIov  avxov  xal  iifj 

jtoirjcag  öaQ^oetai  xoXXa. 

g.  Iren.  IV,  37,  3. 

Et  iterum:  Serrus,  qui  seit  yolnntatem  domini  sui,  et  non 
facit,  yapulabit  multas. 

h.  Ephraem  Syr.  Opp.  II,  169  C. 

ixBlvoq  6  öovXoq  6  yvovq  x6  d^iXrjfia  xov  xvqIov  xal  fiP] 

xoirjöaq  daQTjöBxai  xoXkaq. 

i.  Cassian.  Coli.  XI,  9,  2.  p.  322. 

qois  serrus  est,  quia  si,  sciens  voluntatem  domini  sui,  fecerit 
digna  plagis,  yapulabit  multis. 

k.  Pistis  Sophia  p.  198,  18  ed.  Schwartze  et  Petermann. 

De  hoc  yerbo  ovv  dixisti  nobis  olim  in  xagaßoly,  seryus, 
qui  noyit  yoluntatem  sui  domini  et  haud  praeparayit  ovöb 
fecit  yoluntatem  sui  domini,  acoipiet  multas  piagas. 

1.  Lc.  12,  47. 

ixtlvoq  Sk  6  öovXoq  6  yvovq  x6  d^iXrjiia  xov  xvqIov  avxov  xal 

/ifj   Bxoifiaöaq   ij  xoiijcag  jiQoq  xb  d^iXri(ia  avxov  ^   öaQfj- 

CBxai  xoXXaq. 

m.  Cod.  Colbert.  Lc.  12,  47.  p.  88.  ed.  Belsheim. 

Ille  autem  seryus^  qui  cognoyit  yoluntatem  domini  sui  et  non 
paruit  yoluntati^^juSj  yapulabit  multis.  ^^ 

Als  Übersetzungsyarianten  sind  zu  recognoscieren:  iyvmxoaq 
(Herrn.)  =  Blötoq  (Orig.,  Jacobus)  «=  yvovq  (Lc.)  =  an^  ItDÄ,  ähn- 
lich die  Varianten  eldivai  =  ytvoiaxsiv  yorstehend  zu  Lc.  12, 46, 
sowie  zu  Lc.  10,22;  femer  /iij  jtoiinoaq  ====^  fi^  jtoitSv  = /i?  txoi^ 

fiaaaq  —  rm!P  «b  IttJ«.    Vgl.  nter  =  hxoiua^siv  Esth.5, 14;  7,9 
und  dazu  Agrapha  S.  68.    Lc.  hatte  beide  Übersetzungen  yon 


348  Auflsercanoniscbe  Paralleltezte  zu  Lc 

imW  vor  sich  und  stellt«  sie  durch  ^  zur  Auswahl,  ähnlich  Lc. 
9,  25;  12,  14.  Da  die  Pistis  Sophia  ebenfalls  beide  Ausdrücke 
darbietet:  qui  haud  praeparavit,  ovöe  fecit,  so  ist  dies  ein 
untrügliches  Symptom  für  den  Gebrauch  des  Lucas- 
evangeliums von  Seiten  des  Verfassers  jener  merk- 
würdigen Schrift.  In  den  Hermas -Parallelen  sind  jror/y()fv6- 
fisvog  für  (ifj  tjtoirjoaq  xb  d^tkrjfia  avrov,  öioococ  für  JtoXZaj 
^oXXÄc^  xoXaod^rjöovrat  für  6aQi]oerai   freie  Umschreibungen.  *) 

Lc.  12,  48*. 

a.  Herrn.  Sim.  IX,  18,  2.  p.  236,  11. 

öia  zovTO  Ol  (itj  kyvwxoTSg  d-eov  xal  jtov?]Qtv6fievoi  xs- 

xQifiivoi  dalp  elg  &dvarop. 

b.  Pistis  Sophia  p.  198,  20  ed.  Schwartze  et  Petermanu. 

hie  qui  ignoravit  Ö€  et  haud  fecit,  erit  dignus  paucis. 

c.  Ephraem  Syr.  Opp.  II,  169  CD. 

o  öh  (ifj  yvovg^  Jtonjaag  6i  a^ia  JtXrjywv,  öaQr/aeTai  oXlyaq, 

d.  Lc.  12,  4S*. 

6  6\  (if]  yvovcj  jtoifjoag^  6e  a^ta  3tXr}yä%fy  öaQrjöezai  oUyag. 

e.  Orig.  Sei.  in  Thren.  c.  2. 

o   fi^   8ld(og   ro   d-aXfjfia  rov  xvqIov  xal  iitj  jtotdiv  avrb 

öaQjjoerai  oXlyag. 

Die    vorausgegangenen    Übersetzungsvarianten    wiederholen 
sich  hier  in  der  Negation:  fci)  kyvmxwg  =  nij  yvovg  =  iir)  slöcog, 

ebenso  die  Umschreibung  jtoj^TjQeiwfisvoi  bei  Hermas.    In  der 


w  X, 


1)  Zu  notieren  ist  hier  noch  eine  merkwürdige  Schrift  aus  der  Refor- 
mationszeit, nämlich  eine  griechische  Übersetzung  von  Predigten,  welche 
lutherische  Koryphäen  in  Tübingen  gehalten  haben:  IlolltevfJia 
ovQOLVtov  Titoi  xattjxtitixal  bfiiXiai  l'rt  twv  xoQV(paiwv  xgiwv  xov  h:ovg 
koQtcSv  ofiiXiai.  MaQxlvov  xov  KqovoIov  ixöovrog,  Tubingae  1587. 
Neben  Predigten  von  Jac.  Andreae,  Aeg.  Hunnius  u.  A.  findet  sich 
in  der  dritten  Homilie  eine  Predigt  von  Theodorich  Sneppf  (Theo- 
dorici  Sneppfii),  in  welcher  p.  20  unser  Logion  aus  dem  Deutschen  ohne 
Rücksicht  auf  den  canonischen  Text  mit  folgendem  Wortlaute  röckübersetzt 
ist:  0  yaQ  öovkoq  o  elöwg  (xiv,  fjirj  not^aag  6s  x6  ^tkr^fia  xov  xvglov  httvxov, 

nXeiovg  xov  6i*  äyvoiav  fAtj  noir^aavxoq  öagrioexai. 


' -^  »..^\jt-s.' 


Texte  und  Untersnchiuigeii  in  La  12, 4S.  34g 

haad  feeic  berahit  sich  die  (aus  Aegypten  stammende'^ 
Pistis  Sophia  mit  Origenes  ebenso  sehr  als  sie  von  dem 
canonischen  Lacastexte  abweicht.  Hermas  geht  auch  hier  seine 
eigenen  W  ege. 

Le.  li,  48^ 

a.  Pistis  Sophia  p.  198.  21  ed.  Schwartze  et  Petermann. 

quod  ab  uno  quoTis,  cui  concreditum  est  plus,  expetent  plus. 

b.  Iren.  IV,  27,  2. 

et  quibns  plurimam  dedit,  plnnmum  ab  ei  exiget. 

c.  Ephraem  Syr.  Opp.  I,  1 14  F. 

;rco^  xap  ov  öeöoixaoi  rov  Xiyovta  oxi  xag*  ol^  jroXv  do- 

d.  Lc.  12,  4b*>. 

jtavrl  de  <p  edod-fi  xoJiv,  jtoXv  ^rjttjd^ijoeTai  xag^  ai'ror. 

e.  Cod-  Cantabr.  Lc.  12,  48^ 

xavxl  äk  €o  eöfDxav  J€oXi\  Cvr/fCovön*  ajr*  arrou  .TfoiOöo- 
Tfpor. 

f.  Epiph.  Äncyr.  c.  26.  p.  3lD. 

xal  <fr,öiv  o  ayiog  Xoyog'  to  ölöorai  jrsQiOOorsQov,  jtsQtooo' 
xeQov  (utaiTTiCovaiv  avror. 

g.  Clem.  AL  Strom.  II,  23,  146.  p.  507. 

OT£  <ü  xXetov  iöo&i],  ovTOQ  xal  axairrfd^fjOirai. 

h.  Just.  Apol.  1,  17.  p.  64  E. 

foq  6  XQiorbg  ifii^wosv  ibt(DV*   qj  nkiop  eöooxev  6  ^(oc, 

xXiov  xal  ojiaiTfi^riCBxai  nag   avrov, 

i.  Hieron.  in  Malach.  II.  V,  l.  2. 

cui  plus  dederint,  plus  exigent  ab  eo. 

Mit  Rücksicht  auf  v.  48°  und  den  Parallelismus  der  Glieder 
mochte  man  unter  den  Varianten:  do&rjoeTai^=  ölöorai ^=^060-?] 

=  eöcoxBv  =  iöoTjcav  die  letztgenannte  Form  für  die  dem  Urtext 

entsprechende  halten.    Die  Varianten  jtoXv  =  jtXeoVy  jtXetov  = 
plus  =  jtBQiöCOTSQOV  =  plurimum^  gehen  auf  MS*'*!»  C^relp  == 

expetere  =  exigere  =  alrslv  =  anairBlv  auf  tijpa  zurück.     Vgl. 
zii  Lc.  12731;  11,  29. 


350  Aussercanonische  Paralleltexte  so  Lc 

Ic,  12,  48«. 

a.  niöTig  2oq>la.    Anger  Synopsis  p.  145. 

ort  navxl  cd  hjtioxevcav  xbqiccov,  ^tjri^oovci  jtsQiooop  cwt' 
avTov. 

b.  Pistis  Sophia  p.  198,  23  ed.  Schwartze  et  Fetermann. 

et  cui  commiserunt  multa,  postulabunt  ab  eo  multa. 

c.  CyrilL  AI.  de  adorat.  p.  123. 

CO  yaQ  7€oXv  jtaQeß'SVTO,  jioXv  ^rjrijcovöiv  an   ovrov. 

d.  Const.  II,  18.  p.  33,  12. 

cp  ycLQy  q>nöly  jcagi&evro  JtoXv,  jtSQiöoorsQOv  äjtairijöovot 
nag   avTov. 

e.  Macar.  Hom.  XXIX,  7. 

xal  CO  noXv  xagid^evro,  JtsgiöOorsgov  djtaiTi]öovöiv  avrov. 

f.  Cod.  Cantabr.  Lc.  12,  48°. 

xal  CO  xagid-BVxo  JtoXvj  nXiov  ajcair^oovoiv  avrov. 

g.  Lc.  12,  48°. 

xal  CO  jtagi&svro  xoXv^  jtegiaaorsgov  alrriöovoiv  avrov. 

Die  Varianten  committere  =  credere  =  ytagarl&so&ai  führen 

mit  Bestimmtheit  auf  "T'^pBri  zurück.  Vgl.  z.  B.  Ps.  31,5(6): 
l'^pfcÄ  =  LXX:    Jtagad'TJCofiai,    Femer  geht  na'^Jl  auch  hier  in 

die  Übersetzungen  jtoXv  =  multum  =  nXiov  =  jtBgiCöov  =  xe- 

giCOorsgov  aus  einander.  Endlich  ist  für  alrstv  =  axairetv  = 
C,f]rBtv  an  dieser  Stelle  wahrscheinlich  bt^W  vorauszusetzen,  da 
in  den  parallelen  Satzgliedern  wohl  synonyme,  aber  nicht  iden- 
tische Ausdrücke  gebraucht  zu  werden  pflegten. 

Mit  dieser  Schlusssentenz  geht  der  —  an  Varianten  besonders 
reiche  —  Abschnitt  Lc.  12, 35—48  zu  Ende,  dessen  Tenor  im  dritten 
Evangelium  am  vollständigsten  erhalten  ist. 

Ic.  12,  49. 

a.  Hom.  Clem.  XI,  19.  p.  114,  35. 

jtagaB^elg  dvrl  jrXavrig  rolq  vfj^aCiv  coöjtsg  jtvg  ifißaXoov, 


Texte  und  Untenachaogen  za  Lc.  12,  48.  49.  351 

b.  Hom.  Clem.  XI,  3.  p.  108,  37. 

xai  ovrcDg  vfiwp  6  vovg  Pf}tpag  xal  coCxsq  xvq  vxo  rijg 
rot:  jtififpaPToq  ^fiäq  öiöaoxaXiag  i^aq>&€ig  elg  ogy^  rä 
xaxa  xtjq  ijti^filag  dvakmoai  övvijß^y. 

c.  Clem.  AL  Eclog.  proph.  §  26.  p.  996. 

xäi  6  ca)rrjQ  keyaf  xvq  rjX&op  ßakelv  ^^'^J^/^TJ^- 

A  Philastr.  c.  156.  p.  1S3. 

ut  ait:  Ignem  veni  mittere  in  mundum,  quam  volo,  ut  accen- 
datur  ocius. 

e.  Pistis  Sophia  p.  189,  9  ed.  Schwarize  et  Petermann. 

De  yerbo  ovv  remissionis  peccatorum  dixisti  nobis  olim  in 
xccQüßoJLy  dicens:  Teni  ad  injiciendum  ignem  in  terram, 
atque  etiam,  quam  velim  (ardeat). 

Pistis  Sophia  p.  233,  18  ed.  Schwartze  et  Petermann. 
Propter  hoc  dixi  vobis:  veni  ad  injiciendum  ignem  in  terram. 

f.  Macar.  Hom.  IX,  9. 

xai  rc5  d^sim  xal  ixorgavlco  jcvqi,  o  6  xvQiog  h  rfj  yy  fjXd-s 
ßaJLilv  xai  d^iXei  iv  raxei  dvag)^Jjvai. 

g.  Macar.  Hom.  XXV,  9. 

TOP  djtovra'  jtvo  IXd-op  ßalelr  sie  rrjp  yfjPy  xäi  xl  d-iXm 

h.  Macar.  de  custodia  cordis  c.  12. 

öio  Xiyu  6  xvQiog'  Jtvg  rjXd^op  ßaXelp  hjti  xriv  yTjP,  xai 
tjO-^Xrioa  el  tjör]  apr]g){h]. 

i.  Lc.  t2,  49. 

jtvQ  TjXß^oP  ßaXslv  Ijrl  xtjp  yijp,  xäi  xl  *^^«^ J^J7^gJ^W?;5* 

k.  Orig.  Philocal.  XXVIL  ^^ 
xäi  el&e  Ö6  kxdrj. 

In   diesem  urevan gelischen  Logion   erklären  sich  aus  dem 
Hebräischen  folgende  Varianten:    ßaXetp  =  kfißaXetP  =  injicere 

=  mittere  =  tj'^bon,  dpaq>B^T}pat  =  i§ag)d^fjpai  =  xaletp  =  "ija, 

ixi  xfjP  yfjp  =  slg  xi]v  yijv  =  Lp  xf]  yfj  ==  in  mundimi  »=  f'JfiJS 

(zu  mundus  =  xoOfiog  =  f\tf  vgl.  Heft  11,  397),  ocius  =  kp  xax^t 

^ijÖT]  =  ü?«,  t3?tt?.    Vgl.  Ps.  2,  12:  tD?ia3  =  LXX:   h  xdxei, 

Ps.  94,  17:    t3?tß  =  LXX:    jtagaßQaxv   (zeitlich).      Ausserdem 


352  AuBsercanoniBclie  Paralleltexte  zu  Lc. 

leitet  die  Variante  des  Ori genes:  sl&s  auf  das  hebräische  Stamm- 
wort ib.  Vgl.  Hiob  6,2:  i^  =  LXX:  sl  y&Q  =  Symm.:  €l&s, 
Hiobl6,4:')b  =  LXX:  et  ye  =  Symm.:  eZ^arNum.  14,2:  'OM-Vb 
=  oq>sXov  anBd'avofABv^Bhnlicli  Num.  20,  3.  Jes.63, 19:  nyiß'Äs^b 
0*1)3©' ^Vulg.:  utinam  dirumperes  coelos.  Von  diesem  ^  ist 
die  Phrase  xl  d-iXm  sl  als  Umschreibung,  sld-e  als  exakte  Über- 
setzung zu  betrachten.  —  Ein  Anklang  an  unser  Logion  scheint 
noch  vorhanden  zu  sein  in  den  Test.  XII  patr.  Benjamin  c.  9: 
xal  fisraßijöSTai  xo  Jivevfia  xov  d-sov  ijtl  xa  i^vri  coq  jtvQ 
ixxvpofisvop, 

Lc.  12,  60. 

a.  Ephraem  Syr.  Ev.  concord.  expos.  ed.  Mösinger  c.  19.  p.  229. 

et  alio  loco:  Baptismus  instat  mihi,  quo  baptizer. 

b.  Iren.  I,  21,  2  =»  Epiph.  Haer.  XXXIV,  19.  p.  255  B.  (Marcosii). 

xal   xovx*  slvai  ^egl   ov   Xiyec   xal   aXXo  ßajtxiOfia  €x<o 
ßajtxiö&fjvai^  xal  jtavv  kjtelyofiai  elg  avxo. 

c.  Epiph.  Haer.  LXIX,  60.  p.  784  D. 

xaL  ßajcTiöiia  Ix^  ßajtxioO^fjvai,  xal  xl  O^iXm  el  tjöt]  ißa- 

JtxlCd^TjV. 

d.  Epiph.  Haer.  XLII,  3.  p.  304  D. 

BXeys  xotg  (laO-rixalg'   ßajtxiO/ia  exoo  ßajtxioB^fjifai,  xal  xl 
d^eXo),  sl  ijönxsxsXexa  ß^^ro^ 

e.  Pistis  Sophia  p.  189,  11  ed.  Schwartze  et  Petermann. 

atque  etiam  explicuisti  g)avB()oyg  dicens:  est  mihi  ßamriöfux^ 
quo  ßanxioa},  et  quomodo  ave^o),  donec  impleatur. 

f.  Lc.  12,  50. 

ßdjtxiOfia   ÖS  exco  ßajtxtöd-TJvai,   xal  jcmg  0wix,<^iiaiy^jmg 
oxov  xeXaoü^i], 


-■*  ^    ."-s- 


Dieses  Logion  hat  der  zweite  Evangelist  Mc.  10,  38.  39  in 
den  Worten:  JJ  x6  ßaütxtOiia  o  iyci  ßajtxl^ofiai  {=  Cod.  Colb.: 
baptismo,  quem  ego  baptizari  habeo)  ßajtxtcd-ijvai  —  xal  xi 
ßajtxiOfda  o  lyco  ßojtxl^ofiai  ßojtxiod^^öeod-e  —  anklingen  lassen. 
Vgl.  Heft  II,  257  ff.  Aber  in  seiner  ursprünglichen  Vollständigkeit 
und  an  seinem  originalen  Standort  hat  diesen  Spruch  nur  der 
dritte  Evangelist   erhalten.     Doch   finden   sich   dazu  mehrfache 


Texte  n.  üntenuchimgen  zu  Lc.  12,  50.  51 .  g53 

«ussercanonische  Varianten:   est  mihi  ßaxriöfia  ^=  hAptismxxs  in- 

stat  mihi  *=  ßojirtöfia  I^cd,  ebenso:    öjtevdco  =»  jtäw  ijtslyofiOi 

=  qnomodo  aPB§<D  =  rl  d^eXo)  =  jtAg  cvviyouai^  ohne  dass  es 
möglich  sein  wird,  den  hebräischen  Urtext  dazu  wieder  herzu- 
stellen. 

Lc.  12,  51  =  Mt.  10,  $4. 

a.  Hohl  Clem.  XI,  19.  p.  114,  35. 

ifißaXfov    xriv    xaxa    rov    ivsÖQSvöaprog    oqyV^    (laxalga 

ioixvlcev. 

b.  Iren.  I,  3,  5. 

iv  t(p  sljtetv  ovx  TjXd-op  ßaXelv  elgi^PT/v,  älXä  (i&xaiQOV. 

€.  Syr.  Cur.  Mt  10,  34 

ovx  fiZd-op  ßaXetP  elQi)p7}P  kxl  xi}p  yfjPy  dXXä  SiafiSQiJa/iOP 

öuzpoiäp  xcä  fiaxaiQap. 

d.  Orig.  Opp.  III,  188. 

fifj  vofilöTjTB,  ort  fiXB-op  ßaZsTp  dQ7jVf}P^  aXXa  ftaxaigap. 

€.  Pistis  Sophia  p.  189,  13  ed.  Schwartze  et  Petermann. 

Opinamini,   me  venisse  ad  injiciendam  siqtjpijp  in  terram? 
I^eutiquam,  aXXa  dissidinm,  quod  ad  inmiittendnm  veni. 

f.  Lc.  12,  51. 

öoxstre,   ort   dQiqpi}p  JtaQSYSPOfirjv  öovpai  [Cod.  Gantabr., 

Syr.  Cur.:  ^o£^öat  =  Syr.  Sin.:  ßaXelp]  ip  r^  y^i;  ovxL  Xi- 
yco  v(ilp^  dXX'  //  diafiSQiOfiop. 

g.  Eus.  Dem.  ev.  VI,  20,  15. 

xal  avd^ig'  firj  POfilaTjrs,  ort  r/Xd-op  slgrjprjp  öovpat  ip  rij 

7J/i  ovxi,  XiycQ  vfilp,  aXX  ?}  öiajiisQiOfiop. 

h.  Mi  10,  34. 

firj   pofiiorjTS,  on  t/X&op  ßaXslv  sIq/jptjp  ijtl  tt/p  ytjp'  ovx 

jßd-op  ßaXelp  elQrjprjp,  dXXd  (laxaiQap. 

i.  Dial.  de  recta  fide.  Sect.  II.  p.  824  C. 

ovx  f/X&op  ßaXelP  elgtjptjp,  dXXd  jtvQ, 

Dass  dieses  Logion  ursprünglich  dem  ganzen  Gontexte  Lc. 
12,  49 — 53  angehörte,  erkennt  man  ans  den  Homilien,  welche 
mit  Varianten,  aus  denen  die  Unabhängigkeit  von  dem  canoni- 

Texte  a.  Untersuchungen  X,  3.  23 


354  Aussercanonische  Paralleltexte  zu  Lc. 

sehen  Lucastexte  hervorgeht,  Hora.  XI,  19  den  Zusammenhang' 
von  Lc.  12,  49.  51.  53  deutlich  erkennen  lassen.  Vgl.  p.  114, 31  ff. 
oB-sv  6  tfjg  dXfjß^slag  XQoq>i^rrjg  Jtokv  xov  xoOfiOP  jtBxXavtniipov 
slöcog  Tcdi  x%i  xaxla  ovpd^sfievov  löcov  ovx  ^yccjiTjOev  rfjp  jtQog 
avTOP  bIqijptjp  —  vgl.  Lc.  12,  51  =  Mt.  10,  34  —  wg  ix  xXapf^g 
övpovoap.  ort  elg  xiXog  Ijn^igei  jtaoip  rolg  JtQog  xaxlap  Ofio- 
ypfDfioPovCip  JcagaO-elg  apx\  jtXap?]g  rolg  Pfjtpaaip  äajteg  xvq 
iftßaXmp  —  vgl.Lc.l2,  49  —  x^p  xaxä  xov  ipsÖQevoapxog  ogy^jP 
(laxalga  —  vgl.  Lc.  12,  51  =  Mt,  10,  34  —  ioixvtaPj  XQOxelpag 
Xoyop  apaiQBt  x^p  aypoiap  xfj  ypoiöet,  (DOJtsQ  xißpcop  xal  x«?- 

qIC^cop  —  vgl  Lc.  12,  53  =  Mt.  10,  35:  öixaoai  —  ^äprag  ajto 
x<5p  p6xq(5p.  Hier  ist  deutlich  unser  Logion  nachdem  Matthäus- 
texte —  vgl.  fiaxaiQa  —  vorausgesetzt  und  doch  der  lucanische 
Gontext  beibehalten.  Nur  dann  würde  man  auch  hier  den  luca- 
nischen  Context  verkennen  dürfen,  wenn  Tertullian  adv.  Marc. 
IV,  29  recht  hätte,  indem  er  von  dem  Lucas text  behauptet: 
Machaeram  quidem  scriptum  est  —  und  die  lucanische  Lesart: 
öiafi€QiOfiog  auf  eine  marcionitische  Textänderung  zurück- 
führt.  Aber  alle  Listanzen  bezeugen  ausnahmslos  für  Lc.  12,  51 
die  Lesart:  öiaiiBQiOiiop.  Ist  dieselbe  als  eine  redaktionelle  Ab- 
schwächung  des  urtextlichen  naxaiga  zu  betrachten?  Oder 
stammen  beide  Ausdrücke  aus  H'^'l,  welches  die  LXX  mit  ^ix^, 
apxiXoyla,  aber  2.  Sam.  22,  44  auch  mit  (i&xaiQa  übersetzen?  Zu 
den   anderen  Ubersetzungsvarianten  //;/   vo/iloTjxe  =  öoxelxe  = 

?^ntinrin  vgl.  Mt.  5,  17.  Heft  II,  78.  Die  Varianten  nid-op  = 
jtaQByspofitjp  =  "^riKa  erklären  sich  selbst.  Endlich  ßaXetp  = 
ifißaXelp,  öovvai  =  JtoifjOai  dürften  sich  durch  Dito,  D'^On  er- 
läutern lassen,  wie  man  aus  den  LXX  nachweisen  kann.  Wenn 
Harris  das  jcoirjoai  des  Cod.  D  aus  dem  lateinischen  pacem 
facere  ableiten  möchte,  so  spricht  schon  die  altsyrische  Version 
zu  Lc.  12,  51,  welche  dieselbe  Lesart  besitzt,  gegen  eine 
solche  Annahme. 

Lc.  12,  53  =  Mt  10,  36.  36. 

a.  Lc.  12,  53. 

diaf/SQiO&i^öovTai  jcaxijQ  ijti  vlco  xcu  vlog  kju  Jtaxgl,  fdrjxrjQ 

ijil  d^vyccxeQa  xäi  B-vyaxrjQ  im  fiT]xeQa,  ptep&egä  ijcl  xfjp 

pvfi^ijp  xal  pv(iq>t]  Inl  xijp  jtspß-SQap. 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Lc.  12,  53.  54.  55.  355 

b.  Mi  10,  35.  36. 

fjlß-ov  ycLQ  öixaoai  avß'Qcojtop  xaxä  xov  jcatQoq  avtov  xal 

d^axBQa  xata  rijq  firjTQog  avrrjg  xal  trvfiq>riv  xara  rnq 
XBvd-BQaq  avrrjg,  xai  ix^^Qol  tov  avd-Qwjcov  ol  olxuzxol 
avrov, 

c.  Pistis  Sophia  p.  185,  22  ed.  Schwartze  et  Petermann. 

de  hoc  yerbo  ovv  dixisti  nobis.  olim:  inimici  hominis  sunt 
incolae  suae  domus. 

d.  Hom.  Clem.  XI,  19.  p.  115,4. 

aoTfjQlag  yccQ  x^Q^^  ^^^^  vjisl^ag  ajtBid-ovg  ixcogl^exo  Jta- 
XQog  Tj  xai  JtaxTJQ  xixvov  7)  xsxovCa  d^axgog  7}  ^vyaxijQ 
(itjXQog  Tcai  axa§ajtX(5g  övyyEvelg  övyysvcov  xal  tplXoi  öw- 

fjd-WV, 

e.  4.  Esra  6,  24. 

xal  iöxac  kv  kxBlvq)  x(p  xaigo)  xaxaxoXefir  oovai  q>lXoi 
fiXovg  iog  kx^Q^^' 

f.  Mich.  7^  6  LXX. 

dioxi  vlbg  dxifia^ei  staxiga,  d-vyaxrjQ  ijravaaxi]öexai  Ijrl  xfjv 
urrxiQa   avxrjg,    vvfitprj    kjcl  xfjv  jtev&egdv  avxijg,  h^Q^ 

jtdvxsg  dvögog  01  ev  reo  olxq)  avxov. 

Als  Übersetziingsvarianten  sind  in  diesem  Redetheile  öiafie- 
ol^etv  (Lc.)  =  öixd^sip  (Mfc.)  =  ycöo/ge^j;  (Hom.)  =  l'^^tTlTviog 

=  xixvov  =  "ja,  i"^'^'7g^^^^^'5öa  =  DA,  olxiaxol  =  CvyysvBlg 
=  rfn-'^la  (vgl.  Eccies.  2,7:  ri^n  ^^  =  h1C&^:^oUoy^Blg)  oder 
nach  Mich.  7,  6  n^?"'^^??^  zu  constatieren.  Man  vgl.  noch  oben 
S.  175. 

Orac.  Sibyll.  11,118. 

'Ex^gd  6b  xixva  yovBvoiv,  ddBkg>Biol  xb  öwalfioig. 

Lc.  12,  64.  55  =  Mt.  16,  2.  3\ 

a.  nioxcg  Uo^la.    Anger  Synopsis  p.  145. 

oxav  6  dpBfiog  djta  ßoggä  egxt]xat,  bIöbxb  oxt  tpvxog  BOxac 
oxay  voxog  i§igxT]Tai,  biöbxb  oxi  xavfia  xal  xavöa)P  loxai  = 

Pistis  Sophia  p.  220,  20  ed.  Schwartze  et  Petermann, 
si^^ventus^^agj^  (in   marg.  frigus   futurum 

23* 


356  AoBsercanoiiische  Paralleltexte  bu  Lc. 

esse,  si  ventus  auster  exierit,  scitis)  xavfia  et  aestum  futu- 
rum esse. 

b.  Lc.  12,  54.  55. 

oTav^6rjXB^^JXi}v^vatiXXovnav  kjtl  (Syr.  Cur.  äjib) 
övufiSv,  sv&icjg  XiyexB  ort  ofißgog  igxBrai,  xal  ylvBxai 
ovx(Dq'  xcu  orav  vorov  jtviovxa,  Xiyers  ort  xavawv  sorai, 
xal  ylvexai, 

c.  Mt.  16,  2.  3* 

oy^lag  yevofiivtjg  XiyBxB'  evöla,  JtvQQa^si  yaQ  6  ovQavog' 
xm  XQWc'  oi]fi€Qov  x^''!^^^}  xvQQa^ec  yog  oxvyva^tov  o 
ovQavog. 

Obwohl,  wie  namißntlich  das  Folgende  zeigt,  auch  der  ganze 
Charakter  des  Logion  an  die  Hand  gibt,  eine  ältere  Quelle  hinter 
diesen  Parallelen  liegt,  so  ist  der  Urtext  doch  nicht  wieder  her- 
zustellen, wahrscheinlich  weil  die  Übersetzer  wie  die  Redaktoren 
von  ihrem  klimatischen  Gesichtskreis  aus  die  bei  ihnen  üblichen 
Wetterprognosen  in  den  Text  dnschoben.  Die  Fassung  des 
ersten  Evangelisten  leidet  besonders  an  Undeutlichkeit. 

Lc.  12,  66  =  Mt.  16,  3«». 

a.  Pistis  Sophia.    Anger  Synopsis  p.  145. 

el  otöaxB  x6  jtQOOcojtov  xov  oigarov  xal  xfjg  yijg  kx  xäv 
avB/iWP  = 

Pistis  Sophia  p.  220,  22.  ed.  Schwartze  et  Petermann. 
Nunc  igitur  dicite  iis,  si  cognoscitis  faciem  coeli  et  terrae 
e  ventis. 

b.  Lc.  12,  56. 

vjcoxQcxal,  x6  jtQoöwjtop  XTjg  yijg  xal  xov  ovQapov  olÖaxB 
öoxifid^Biv,  xov  ÖB  xaiQOP  xovxov  jc(5g  ov  öoxifiaCBXB; 

c.  Syr.  Cur.  Lc.  12,  56. 

txoxQixalf  x6  jtQoöoojtov  xov  ovQavov  xal  xrjg  yrjg  olöaxB 
öoxifiä^BiP,  xov  öl  xaiQov  xovxov  xal  xa  ö7]fiBta  avxov  ov 
ÖoxifiaCBXB ; 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Lc.  12,  56.  58.  357 

d.  Mt.  16,  3^. 

TO  (ihv  xq6oc3XOV  tov  ovQavov  yivcioxere  öioxqIvbiv^  ra 
6k  Of]fd€la  rwp  xatgmv  ov  övvaöß'e; 

In  diesem  Redetheil  tritt  der  Qnellentext  in  den  Varianten 
sldivai  =  yivdöxeiv  =  TX"^  (vgl.  Lc.  10,22;  12,  46.  47),  sowie 
ooxifia^siv  =  diaxglvBtv  =  Itia  deutlicher  hervor.  Original  ist 
wafirschemiich  auch  der  charakteristische  Ausdruck:  DT^l^n  Mini^ 
a»  ra  öijiisla  rmv  xaigäp,  das  lucanische  rov  xaiQov  eine 
Kürzung  davon.  Hierzu  notiert  Nestle  noch,  dass  bei  den  ein- 
geborenen Bauern  Palaestinas  die  Zeit  der  Früliregen  (im  Herbst) 
.el  wasm  el  bedri",  d.  h.  „das  frühe  Zeichen"  heisst,  weil  diese 
Begen  das  Zeichen  zum  Beginn  des  Pflügens  geben.  Nestle 
verweist  darüber  auf  Chaplin- Kersten,  das  Klima  von  Jeru- 
salem.   ZDPV  14  (1891)  S.  96. 

Lc.  12, 58*  =  Mt  5, 25». 

a.  A16.  XIV,  2. 

xaq  6\  o  ix^^  "^V^  afig)ißoXiav  fiBxa  rov  staiQov  avzov 
lifj  öwsX&dr<D  vfilVy  ?cog  ov  öiaXXayAotv. 

b.  Hom.  Clem.  XI,  11.  p.  111,  34. 

diaXXayTjTB  Bavrolq. 

c.  Clem.  AI.  Quis  div.  salv.  c.  40.  p.  958. 

iva  evQsd^g  ijtl  rfjq  i^oöov  jtQog  rov  avxlöixov  Ivxavd-a 
öiaXsXvo&ai  g>d'ava)v. 

d.  Exe.  Theod.  §  52.  ap.  Clem.  AI.  p.  981. 

[0  Ccorrio]  xäl  astriXXaxd-at  avrov  [sc.  roß  avridlxov]  noQ- 

aiVBl  xaxa  xfjv  oöov,  fifj  x^  g>vXax^  jfSQUticwfiev  xäi  x^ 
xoXaöBi. 

e.  Mi  5,  25». 

tö^i  Bvvodv  x(p  ävxiölxq}  öov  xaxv^  ?coc;  otov  sl  fiex^  av- 
xov  kv  x^  66w. 

t  Diatessaron  Arafo.  p.  15^  ed.  Giasca. 

Esto  consentiens  adversario  tuo  cito:  dum  adhuc  es  cum  eo 
in  via,  da  pretium,  et  liberare  ab  iUo. 

g.  EvaDgeliarium  Hieros.  p.  115.  116. 

Esto  cantus  [l«oo\]  adversario  tuo  eito^  dum  es  cum  eo  in  via. 


358  Aussercanonische  Paralleltexte  bu  Lc. 

h.  Iren.  I,  25,  4. 

Propter  hoc  diount  [sc.  Carpocratiani]  Jesum  hanc  dixisse 
parabolam:  Quum  es  cum  adyersario  tuo  in  yia,  da  operam, 
ut  libereris  ab  eo. 

i.  Epiph.  Haer.  XXVII,  5.  p.  106  A. 

xäi  TOVTO  ioti,  g>aölv  [sc.  ol  KoQxoxQaoioi]^  ojibq  6  ^Iffiovg 
kv  TW  evayyeUq)  elxe  dia  xijq  jtaQaßoXijg  ort  lö&i  evi^oSv 
T(p  dvrtölxq)  Jov,  iv  q>  sl  hv  rf]  oöm  /der   ovrov,  xal  66g 

kQfaClav  ajtfjXXaxB^ai  djt   avxov, 

k.  Lc.  12,  58*. 

(og  yciQ  v^täysig  fierd  rov  dvxiölxov  oov  ijt  oQXpvra^  iv 
t%}  o(Jc5  66g  Igyaolav  djttjXXax^ai  djt   avrov, 

1.   Pistis  Sophia  p.  186,  9  ed.  Schwartze  et  Petermann. 

de  hoc  verbo  ow,  mi  domine,  dixisti  nobis  olim:  esto  recon- 
ciliatus  cum  tuo  adversario,  eg)^  ocov  es  in  via  cum  eo. 

m.  aem  AL  Strom.  III,  4,  36.  p.  527. 

xai  usrd  rov  dvxiölxov  ßa6lC,G)v  tplXog  avxov  JteiQad-ijxi 
ajtaXXayfjvaiy  g>ri6lv. 

Zwei  Theile  sind  in  der  ursprünglichen  Struktur  dieses  Lo- 
gion zu  unterscheiden,  welche  in  dem  canonischen  Matthäustexte 
eine  Umstellung  erfahren  haben,  aber  aus  der  alexandrinischen 
Übersetzung  wieder  zu  erkennen  sind. 

Erste  Hälfte. 

Clem.  liBxd  xov  dvxiölxov  ßaölCco^v 
'Lc.       (Dg  vjiayeig  fisxd  xov  dvxiölxov  aov 
Iren,    quum^es  cum  adversario  tuo  in  via 

Mt.       icog  oxov  sl  fiBx    avxov  kv  xij  orfc5. 


^••N--^       «- 


Zweite  Hälfte. 
Clem.  wlXog  avxov  jtBiQdd-rjxi  djtaXXayfjvai 

Lc. ^og   hgyaolav   djtrjXXdxO^ai    dn    avxot 

Iren da  operam,  ut  libereris  ab  eo 

Mt.      Ic&i  ^^}^v 

^Aus  dieser  Parallelisierung  der  Glieder  ergeben  sich  folgende 
Übersetzunffsvarianten:  ßaöl^eiv  =  vxdysiv  =  iv  x^j  odo5  slvai 


Texte  und  Untenuchongen  zu  Lc.  12,  58.  359 

=  Ijbil  oder  Ifyi^  Ti^,  g>lXog  =  evvocov  =1»1K,  xeiQaö&ai  =  öov- 

rat  iQyaalav  =  dare  operam  =  nö3,  djtaXXayijvai  =  ajtyiXXa- 
X^cci  =  liberari  ab  aliquo  =  1^10.  Im  Üntersclued  von  öcaXXdr^ 
TBO&ai  =  sich  versöhnen,  reconciliari,  bedeutet  djiaXXarrsiv^ 
djtaXXaxTBod-at  ,,sich  davon  machen,  sich  entfernen,  weggehen, 
liberari  ab  aliquo".  Vgl.  das  Faj  jum-Fragment  zu  Mt.  26, 30:  kv 
Tc5  djraXXaysTv  (=  i^rjXd^ov),  Heft  II,  322 f.,  ferner  Ev.  Pseudo- 

Petri  V.  59:  ixacrog  djcrjXXa'fri   elq  top  olxov  avrov,  ebenso 

Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.  78:  öc^  dXXtjg  oöov  etg  ttjv  xtoQav  av- 
rwv  ajtaXXayivrmv,  endlich  Hom.  Clem.  I,  6  p.  15,  3:  djtaXXäö- 
<Jsc9^ai  als  Ersatz  des  canonischen  vjtdysiv  zu  Lc.  17,  14.  Dieses 
vorzugsweise  dem  alexandrinischen^^fypus  angehörige  djtaXXa- 
yfjvat  hat  nun  Clemens  AI.  mit  q>lXog  verknüpft:  als  Freund 
hinwegzugehen,  als  Freund  von  deinem  Widersacher  loszukonmien, 
gib  dir  Mühe  =  öog  hgyaölav  (Lc.)  =  xBtQctd^rt  (Clem.).  Erst 
wenn  man  annimmt,  dass  der  kürzende  Lc.  das  (plXog  =  evvofSp 
weggelassen  hat,  dass  dasselbe  aber  zum  Urtexte  gehört,  wird 
der  Urtext  verständlich.  Denn  die  nackte  Mahnung:  gib  dir 
Mühe,  von  ihm  loszukommen '^  —  hat  keinen  ethischen  Sinn. 
Auf  der  anderen  Seite  sieht  man,  dass  auch  der  erste  Evangelist 
bei  der  von  ihm  vorgenommenen  Inversion  der  Glieder  die  Worte 
jtsiQad^i  djtaXXayTJvai  oder  dbg  iQyaölav  djti]XXax^cci  an  ov- 
Tov,  welche  sicher  zum  Urtext  gehörten,  hat  in  Wegfall  kommen 
lassen.  Die  Phrase:  6i6ovai  iQyaötav  =  operam  dare  schliesst 
unverkennbar  einen  Latinismus  in  sich.  Das  gleich werthige 
jteiQaöd-ai  des  Clemens  aber  leitet  auf  das  Quellenwort  tll&2, 
eineiTVersuch  machen.  Vgl  Fürst  II,  41.  Deut.  28,  56:  Vh  ntJK 
nriD3  =  LXX:  tjg  ovxl  JtslQap  IXaßBV.  Der  Latinismus  öiöovai 
iQyaalav  gehört  zu  den  lucanischen  Spracheigenthümlichkeiten 

(vgL  Act  16,  16.  19;  19,  24.  25),  ist  also  auf  seine  redaktionelle 
Behandlung  des  Urtextes  zurückzuführen.  Dem  Sinne  nach 
kommt  das  ursprüngliche  Logion:  „Mit  dem  Widersacher  auf 
dem  Wege  befindlich,  gib  dir  Mühe  (unterlass  keinen  Versuch), 
als  Freund  von  ihm  zu  scheiden!*  —  auf  die  Mahnung  hinaus: 
öiaXXdyrjXB  kavrolq.  —  Das  esto  cautus  des  Hieroso lymitanum 

beruht  sonach  auf  irgendwelchem  Miss  verstände,  und  das  da 
pretium   des  .arabischen   Diatessaron   erklärt   Nestle   durch: 

gib  Lösegeld. 


360  AiusercanoniBcbe  Faralleltezte  zu  Lc. 

Lc.  12, 58*  =  Mt.  5,  25\ 

a.  Herrn.  Sim.  IX,  28,  7.  p.  254,  1. 

lirjxoTB  aQvovfiSvoi  jiaQaöoO^otic&B  slg  dfOfiwrrJQiop. 

b.  Exe.  Theod.  §  52.  ap.  Clem.  AI.  p.  981. 

fifj  zy  (pvXaxii  nsQiJtiöoofiev  xal  t^  xokaoei. 

c.  Epiph.  Haer.  XXVII,  5.  p.  106  A.  (Carpocratiani). 

(ii^  jtayq  6  dvxlöixoq  xaQaöm  ob   rw  xgiry  xal  6  XQixijg 

tS  vjtTjQBTXl  xal  6  vjtr/Qerrjg  ßaXy  ob  etg  rrjp  ^vXaxrjv. 

d.  IreD.  I,  25,  4.  (Carpocratiani). 

ne  forte  te  det  jadici  et  judex  ministro  et  mittat  te  in  car- 
cerem. 

e.  Lc.  12,  58*. 

fiflxoTB  xaraavQy  ob  jrgog  top  xqitijp,  xal  6  XQirijg  Ob 
xaQaöciOBi  t(5  xqoxtoqi  xal  o  XQaxxfDQ  ob  ßaXsl  slg  wv^ 
Xaxfjv. 

f.  Mt.  5,  25*. 

uri^ori  Ob  xagadcp  6  avxlötxog  t<p  xQixy  xal  6  XQixrjg  rc5 
vjtriQBxxi^  xal  Big  gjvZaxrjv  ßXrid-fjOfj. 

g.  Pistis  Sophia  p.  186, 11  ed.  Schwartze  et  Petermann. 

fifjjtwg  tuns  adversarius  tradat  te  XQixy^  et  xQirng  tradat  se 
[I.  te]  vJtTjQBTijy  et  vxvQBxrjg  inunittat  te  in  carcerem. 

Die  Varianten  XQtri]g  »»  aQxa}v  (in  Lc.  12,  58a)  s»  ps)^,  ganz 

wie  zu  Lc.  12,  14,  femer  vjtrjQerrjg  =  jtQaxra}Q=^  "^tDiW,  sodann 
^vkaxfj  *=»  6BOfia}Tf]Qiov  ^^ietzteres  auch  bei  Origenes  Opp» 
XVÜ,  238  ed.  Lommatzsch)  =  Kbsn-n^S  oder  -ittjyarrn^a,  end- 
lich ßXfj&fjvai  **=  jtagado&TJvai  =  ]ro  weisen  auf  den  fortgesetzten 
Untergrund  des  hebräischen  Urtextes  hm. 

a.  Aiö.  I,  5. 

xal  ovx  i^sZBvOBrai  ixBl&BVj  (liXQig  ov  axoöm  top  box^'^o^ 

b.  Epiph.  Haer.  XXVU,  5.  p.  106  A.  (Carpocratiani). 

dfiTJv  Xiym  ooi^  ov  fitj  i^iX&yg  kxBt^BV^  iog  av  axodmg 
TOP  ioxaxop  xoögapxrjp. 


Texte  und  Untenachungen  sn  Lc.  12,  68.  59.  18, 1.  6.  351 

c.  Iren.  I,  25,  4.  (Carpocratiani). 

Amen  dico  tibi,  non  exies  inde^  donec  reddas  novissimum 
quadrantem. 

i  Mt  5,  26. 

XOV   ioXCCTOV    XOÖQCCirtTjV, 

e.  Lc.  12,  59. 

kiya}  001,  ov  fit}  ^g^^^//s  ixsl&ep,  t(og  xal  ro  loxatop  Xb- 
XTOP  djiodcßg, 

f.  Pistis  Sophia  p.  186,  12  ed.  Schwartze  et  Petermann. 

et  haud  exeas  inde,  usqne  dum  dederis  ultimum  Xejtrop. 

Der  Ausdruck  xoÖQdvrng,  welcher  von  Cod.  D  auch  in  den 
lucanischen  Text  aufgenommen  ist,  repraesentiert  sicher  neben 
Xejtrop  die  variierende  Bezeichnung  einer  jQdischen  Münze. 

Le.  13, 1. 

a.  Epiph.  Haer.  XLII.  p.  314  C. 

Tjp  xaQOxexofifisvov  djto  rov'  rjXd-op  riveg  dpayyiXXoPTSg 
avr^  xsqI  tcdp  FaXiXalcop,  cop  ro  atfia  övpifii^s  üiXarog 

fiBza   T(DP   dvöitSp    avxdiv fa>s    r^g    JtaQoßoXrjg 

TTJg  öVTcfjg, 

b.  Lc.  13,  1. 

jtag^aap  6i  ripeg  kp  avrtp  zq  xaiQw  cbtayYiXXoPTBg  avrm 
Jtsgl  Tcop  FaXiXalo^Py  cdp  ro  alfia  ÜeiXarog  eiii^ev  (isrä 
r<5p  dvöifSv  avrwp. 

Die  Perikope  Lc.  13,  1 — 5,  welche  Marcion  nach  dem 
Zeugniss  des  Epiphanius  weggelassen  hat,  ist  von  Lc.  jeden- 
falls aus  einer  anderen  Quelle  als  der  des  Urevangeliums  ge- 
schöpft. Abgesehen  von  den  obigen  Varianten  im  Epiphanius- 
Texte  finden  sich  zu  dieser  Parabel  keine  Varianten  von  Interesse. 

Le.  13, 6. 

a.  niörig  IJog)la.  Anger  Synopsis  p.  146. 

cvxTJp  slxe  apd-Qcojtog  rig  ip  rm  dfijteXtZpi  avrov'  ^X&e  dh 
^ijrcop  xaQjtop  avr^g  xal  ovx  evgev  = 


362  AuBsercanonische  Paralleltezte  zn  Lc. 

a.  Pistis  Sophia  p.  196,  20  ed.  Schwartze  et  Petermann. 

de  rebus  ovv  quae  ^EMstae  sunt  ei,  dixisti  nobis  oüm  in 
jtagaßoXyj  dicens:  erat  homini  arbor  ficus  in  sua  vinea. 
Yenit  de  quaerens  ejus  xaQxov^  et  haud  reperit  quidqnam 
in  ea. 

b.  Lc.  13,  6. 

övxfiv  üxiv  Tiq  nBfpvxtviiivTjv  kv  tc5  dfijtsXcSvi  aurov,  xäi 
TjXd-sv  CfTftäv  xaQjtbv  kv  avrf]  xal  ovx  bvqev. 

Dagegen  die  Parabel  vom  Feigenbaum  ist  ein  echter  Be- 
standtheil  der  Logia.  Sowohl  in  der  Pistis  Sophia  als  im 
Syrer  Curetons  fehlt  nBq>VTev(iivrjv  —  vielleicht  ein  redaktio- 
neller Zusatz  des  Lc.  zum  Quellentexte. 

Lc.  13, 7. 

a.  Pistis  Sophia  p.  196,  23  ed.  Schwartze  et  Petermann. 

Dixit  coram  hortulano:  en!  tres  annos  venio  quaerens  tcoq- 
7€ov  in  hac  arbore  ficus  et  haud  invenio  ^)  quidquam  in  ea. 
Exscinde  eam  igitur,  quapropter  reddit  mutilem  quoque 
terram? 

b.  Cod.  Cantabr.  Lc.  13,  7. 

BhtBV  JtQog  TOP  dfijteJiovQYov'  Idov  ?r?/  XQla,  a(p   ov  egxo- 

liai  ^TjTcov  TcaQjtov  kv  zf]  ovxf]  xavxn  xal  ovx  evQlöxto' 
q)iQB  TTJv  d^lvTjp,  Bxxotpov  avTi^v,  Ivaxl  xal  x^v  fffv  xax- 
aQYBt; 

c.  Orig.  Opp.  III,  246. 

firixoxB  iXd-cop  6  ötojtoxrjq  bIjt^]  '  ijöi]  xgla  Ixrj  tgxofiai  ijd 
xyjv  övxfjv  xavxTiv^  xal  xagjtov  ovx  rjvByxBV, 

d.  Lc.  13,  7. 

BljtBv  OB  jtQoq  xov  duxBkovQYov'  Idov  xgla  fr»,  äq>^  ov  Bgxo- 

fiat  ^r/xäv  xagxov  kv  xf]  övx^  xavxij  xal  ovx  Bvgloxoi* 
Isxxotpop  avxr^v  Ivaxl  xal  xtjv  Yrjv  xaxagr/Bl; 

e.  Hippol.  Philos.  p.  262.  (Ex  Docetarum  libris). 

^fjxovfiBvog  xagjcögj  ig/  ov  fjXd-BV  6  ^tjxcöv,  ^tjol,  xglc  xal 
ovx  fvgB, 


1)  Nach  C.  Schmidt  richtiger  lucrori 


I 
4 


Texte  und  üntersuchangen  zu  Lc.  13,  7.  8.  363 

Der  aussercanonische  Textbestandtheil  des  Cod.  Gantabr.: 
g)tQe  Tfjv  a&jivriv,  obwohl  von  dem  syrischen  und  den  lateinischen 
Trabanten  nicht  vertreten,  trägt  doch  ganz  den  Stempel  der 
Ursprünglichkeit  und  der  Anschaulichkeit  in  den  echten  Logia, 
zumal  den  Oleichnissreden  Jesu.  Man  vgl.  dazu  Lc.  3,  9  =  Mt. 
3,  9:  rj  a^lvti  xQoq  rrjv  ^iC^av  rc5v  öbvöqwv  xelrai.  Die  Va* 
riante  der  Godd.  E*.  80:  rov  rojtov  =  TfjP  yijv  =  Dip'BiT'inK 
könnte  echt  sein.  vgl.  Ex.  33,  21:  a'ip^  =  LXX:  rojtog,  aber 
auch  yij. 

Le.  13,  8. 

a.  niorig  So(pla.    Anger  Synopsis  p.  146. 

o  Sb  djtoxQid^elg  Xiysi  aixcp'  xigii  fiov,  aq>£g  avztjv  tccu 

rotro   To  irog,   ttog  orov  öxätpo)  jcegl  avzjjv  xal  ßaXm 

xoxQlav  airufj  = 

Pistis  Sophia  p.  196,  26  ed.  Schwartze  et  Petermann. 
Iste  öe  respondens  dixit  ei:  mi  domine,  abstine  ab  ea  etiam 
hoc  anno,  usque  dum  effodiens  circa  eam  dederim  fimum  ei. 

b.  God.  Gantabr.  Lc.  13,  8. 

6  dh  äjtoxQid-elg  Xiyu  avxoy  xvQis,  ag)€g  avTfjP  in  rovxov 
Tov  iviavTOV,  ?(Dg  orov  oxatpcj  jtsQl  avzTjv  xal  ßaXm  xo- 
(pivov  xoxqIcop, 

c.  Lc.  13,  8. 

o  öh  djtoxQiO-sig  kiyst  avrm'  xvqib,  ag>eg  avT7]v  xal  rov- 
xo  xb  Ixog,  iog  oxov  öxd^co  jtSQl  avxTjv  xal  ßdXo)  xo- 
JtQia. 

Den  Zusatz:  x6q)ivov  xojiqIop  hat  God.  D  mit  acht  Italae 
gemeinsam,  und  zwar  in  der  latinisierten  Form  cofinum,  cophi- 
num,  während  die  lateinische  Übersetzung  des  Cod.  D  qualum 
(geHochtener  Korb,  besonders  Spinnkorbchen)  bietet,  ^chon 
dieser  umstand  spricht  gegen  die  Annahme  von  Harris  J)  dass 
ursprünglich  squalem  (Schmutz)  gestanden  habe,  also  kraft  eines 
pleonastiachen  tumor  Africanus:  squalem  stercoris,  dass  daraus 


1)  Vgl.  Heft  I,  28  ff.  über  die  Hypothese  von  Harris,  wonach  der 
griechiache  Text  des  God.  Bezae  aus  dem  Lateinischen  (d)  zu  erklären  sein 
sollte. 


364  Aossercanoniache  Paralleliexte  zu  Lc. 

durch  MissTerstaadniBs  qualum  enistaiiden  sei  und  dafis  davon 
daa  griechische  xo^ivov  seinen  Ursprung  herleite.  Gehort  doch 
vielmehr  der  Ausdruck  xoq>ivog  nach  Mc.  6,  43  =  Lc.  9, 17  = 
Mi  14,  20  (vgl.  Weiss,  Marcus  S.  228  ff.)  zu  den  echten  Be- 
standtfaeilen  der  vorcanonischen  Quelle,  und  trägt  doch  dieser 
Zusatz  ganz  den  Charakter  der  Anschaulichkeit  wie  das  voraus- 
gegangene g>dQ6  rrjv  a^lptjv.  In  beiden  Fällen  vrerden  vielmehr 
redaktionelle  Verkürzungen  des  Quellentextes  durch  die  Hand 
des  Lc.   geschehen  sein.    Zu  notieren  ist  noch  izog  =  ivictvrdg 

=  na«.  ^    ^ 

lc.  13, 9. 

a.  niCTig  Hoipla.  Anger  Synopsis  p.  146. 

käv  dl  ßZaöri^orjj  itigcp  irsc  dq>i]aBig  avTi]V'   iäv  öh  ovx 

evQlaxsig  XI,  ixxotpsig  avri^v  = 

Pistis  Sophia  p.  196,  28  ed.  Schwartze  et  Petermann, 
quodsi  de  exhibuerit  altero  anno,   sinis  eam;   sin  de  haud 
repereris  quidquam,  exscindis  eam. 

b.  Diatessaron  Arab.  p.  49^  ed.  Ciasca. 

et  siquidem  fecerit  fructum:  sin  autem,  altero  anno  succi- 
dam  illam.  ^       — - 

c.  Lc.  13,  9. 

xav  fihp  Jioii^ö^  xagjtbv  slg  ro  (liXXov  el  de  fUjyB,  ixxotpsig 

avxriv. 

Die  Variante  altero  anno,  von  zwei  so  weit  auseinander 
liegenden  Zeugen  wie^er^a^gyptischen  Pistis  Sophia  und  dem 
aus  Syrien  stammenden  Diatessaron,  erscheint  viel  concreter 
und  daher  ursprünglicher  als  das  abgeblasste  lucanische  Big  xo 
(liXXov.  Auch  die  Worte:  sin  de  haud  repereris  quidquam  clürf- 
tecT  original,  nur  von  Lc.  gekürzt  sein.  Die  Lesart  des  Dia- 
tessaron: succidam  ist  noch  nirgends  notiert,  aber  nach  Nestle 

nur  ein  Übersetzungsfehler  Giasca's. 

Lc.  13, 18.  1»  =  m.  13,  31.  32  =  Mc.  4,  31. 

a.  Clem.  AI.  Paedag.  I,  11,  96.  p.  155. 

ötojteQ  jtayxdXcog  avxog  avxov  i^riyoviievog  xoxxm  vaxvog 
ehcaöev. 


Texte  und  üntenncfaungen  zu  Lc  13,9.  18.  19.  365 

b.  Iren.  I,  13,  2. 

[fj  x^Q^^]  ^yxaracxelQOVöa  rbv  xoxxov  rov  öwansioq  elg 
rrfv  ayad^v  yr/v. 

c  Herrn.  Sim.  VIII,  3,  2.  p.  178,  15. 

x6    öivÖQOv   rovto   ro   (liya  x6  öxsjta^ov  ütnöla  xal  oqtj 

xäi  jtaöav  r^v  yijv  vofiog  d-eov  loxlv  6  öod-eig  elq  oXov 
rov  xoC/iov  . .  . .  oi  de  vjto  X7}V  öxijcriv  XaoX  ovxeq  ol  äxov- 
öccpxeg  xxX. 

d.  Lc.  13,  18.  19. 

xlvi  6(wla  icxXv  ij  ßaöiXsla  xov  d-sov  xäi  xlvi  ofioicocm 

avxfjp;  ofiola  iöxlv  xoxxq»  OivaxBOoq,  ov  Xaßmv  ap&Qcojtog 
IßaXev  slg  x^jtov  eavxov^  xal  Tjv^rjoev  xal  hyivtxo  slg  öiv- 
ÖQov  xal  xä  jtsxetvä  xov  ovgavov  xaxeöxijpwösp  iv  xolg 
xX&doig  avxoV' 

e.  Mt  13,  31.  32. 

6/iola  loxlv  iq  ßaCiXela  ^[^^J^^^^vgoi^cSv  xoxxw  öivdjcBa}g,  ov 

Xaßcov  avd-QWjtog  iöJteiQsvkv^xS  ayom^twxov'  o  fuxgo- 

xtQov  fiiv  iaxiv  xdvxanf  xcov  öxsQfiaxofV,  oxav  6h  av^rjd^j 

fi^^ov  xdov  Xaxavwv  kcxlv  xcH  ylvexai  divÖQOV,  wOxs  kXd'Blv 
xa  XBXBivd  xov  ovgavov  xcd  xaxaoxrjvotv  iv  xolg  xXadotg 
avxov, 

f.  Mc.  4,  30.  31. 

jtwg  6(iot(6ca>(iBV  x^v  ßaoiXslav  xov  &bov  t]  iv  xlvi  jtaga- 

ßoXf]  avxfjv  d-cofiBv;  dg  xoxxw  öivajtBcog,  og  oxav  öxagf] 

ijtl  xrjg  yijg,  fiixQoxBQOV  ov  jtavxcov  xcöv  OJCBQfidxov  xwv 

ijtl  xfjg  yrjg,  xal  oxav  öJtagfj,  avaßalvBi,  xal  ylvBxai  (iBt^ov 

xavxov  xmv  Xaxdvmv  xal  jtout  xXadovg  fiBydXovg,  ciöXB 
dvvaod-ai  vxo  xrjv  öxidv  avxov  xä  jtBXBiva  xov  ovgavov 
xaxacfxfjvovv. 

Die  Perikope  Lc.  13,  10 — 17  weicht  im  Charakter  der  Dar- 
stellung sowie  des  sprachlichen  Ausdrucks  wesentlich  vom  Lo- 
gia-Typus  ab.  Sofort  fehlen  auch  alle  aussercanonischen 
Paralleltexte.  Dagegen  beginnt  mit  Lc.  13,  18  ff.  die  Logiaquelle 
wieder  zu  fliessen.  unter  den  drei  canonischen  Paralleltexten 
zu  dem  Gleichniss  vom  Senfkorn  sieht  Weiss  (Marcus  S.  160  ff.) 
die    ürrelation   in  Lc.  13,  18.   19   erhalten,   mit   Ausnahme   der 


366  Aussercanonifiche  Paralleltezte  zu  Lc. 

Worte:  IßaXev  elg  xrjjtov  havrov.  Und  gewiss  ist  xijxog  ein 
von  Lc.  eingefügter  Ersatz  für  das  originale  aygog  =^  fnv^.  Aber 
schon  das  ßakXeiv  =  öjislgeiv  =  üitD  dürfte  urtextlich  sein,  nur 

eine  Verschiedenheit  der  Übersetzung.  Und  wie  auch  die  sonst 
so  feinfühlige  Weiss'sche  Quellenkritik  bei  ihrer  Nichtberück- 
sichtigung der  verschiedenen  Übersetzungstjpen  dem  Sachverhalt 
nicht  vollständig  gerecht  wird,  so  auch  hier.  Selbst  in  der  stark 
umgearbeiteten  Marcus-Relation  des  Gleichnisses  sind  noch  Ele- 
mente des  Urtextes  zu  erkennen.  Als  solche  sind  zu  constatieren: 
ofioiovp  =  slxd^siv  =  jtagaßoXxi    xid^ivai  =  TO*!!    (vgl.    Hos. 

12,  11:  iTOl^lj,  wo  die  LXX,  Pual  voraussetzend,  msiK  lasen  und 
cofioici&fjv  übersetzten,  wahrend  es  ouoiwöco  heissen  sollte:  ich 
will  in  Gleichnissen  reden,  ferner  Ps.  48,  10,  wo  Symmachus  das- 
selbe ITtsn  durch  elxd^siv  wiedergiebt),  femer  b*T\T}  =  oivajtiy 
wofür  die  attische  und  gewähltere  Form  väjtv  bei  Clemens  AI., 
desgleichen  öjislgeiv  =  iyxaTaöJtelgeiv  =  ßaXXeiv  =  Dito  (vgl. 
Jes.  28,  25:  TOH  C&^^LS  JtvQoVy  Ezech.23,  24:  '^IQ"^»^ 

=  LXX:  ßaXsl,  Mc.  4,  26:  ßaX7j  =  Mt.  13,  24:  CjtdQavxi\  sodann 

Xov   xov   dygov),   endlich   av^avBiv  =  avaßalvBtv  =  bia   (vgl. 

Mc.  4,  8).      ""^'^ '  --------  --•■- 

Lc.  13,  20.  21  =  Mt  13,  33. 

a.  Iren.  I,  8,  3.   (Valentiniani). 

xal  xfjv  xijg  Qvfirjg  jtagaßoXTJv,  t}p  rj  yw?)  iyxsxQvq^ivat 
Xiyaxai  elg  aXevgov  odxa  xgla,  xä  xQia  yivr]  [sc.  xmv  dv- 
d'Q€on(Dv\  öriXovv  Xiyovoi, 

b.  Mt,  13,  33. 

dXX7]p  jtaQaßoXfjv  kXdXr^oev  avxolg'  ofiola  koxiv  f]  ßaoc- 
Xsla  X(DV   ovQavcov  ^vfi7j,  i)v  Xaßovoa  yvpf]  iv8XQvy)ep  elg 

dXevQov  odxa  xgia,  tcag  ov  e^vficiß-rj  oXov. 

c.  Lc.  13,20.  21. 

xal  jtdXiv  eljtev  xivt  ofJioicoöm  xijv  ßaöiXelav  xov  d^eov; 

of/ola  ioxiv  Cvfti],  tJv  Xaßovoa  yvvfj  HxQvy^ev  elg  dXevgov 
odxa  xQia,  ?a>§  ov  iCvficidTj  oXov. 

Die  ursprünglichen  Standorte   der  unter   einander  eng  ver- 
bundenen Gleichnisse  vom  Senfkorn  und  vom  Sauerteige  ist  bei 


Texte  and  Untenuchungen  zu  Lc.  13,  20.  21.  24.  367 

Lc.  erhalten.  Der  zweite  EvangeliBt  löste  diese  Verbindung  und 
versetzte  das  Gleichniss  vom  Senfkorn  in  die  Parabelreden  Mc.  4, 
während  er  die  Parabel  vom  Sauerteige  wegliess.  Der  erste 
Evangelist  folgte  in  der  Anordnung  dem  zweiten,  stellte  aber 
die  ursprüngliche  Verbindung  der  beiden  Gleichnisse  wieder  her. 
Vgl.  Weiss,  Marcus  S.  162.  Matthäus  S.  350.  Im  Übrigen  sind 
die  Parallelen  bei  Lc.  und  Mt.  im  Wortlaute  fast  identisch,  stellen 
also  den  reinen  Quellentext  dar.  Nur  Cod.  D  gibt  die  Einleitung 
noch  vollständiger,  indem  er  Lc»  13,  18*  hinzufügt:  ^  rlvi  ofiola 
icrlv  7]  ßaoiXela  rov  d-sov  xal  zlvi  ofioiciaa}  avri^v;  — ,  wobei 
das  lucanische  xäi  ji&Xiv  bIxbv  keinen  Platz  fand,  aber  die  ori- 
ginale Verbindung  beider  Oleichnisse  noch  enger  erscheint.  Die 
ausführlichere  —  nicht  die  von  Lc.  nach  seiner  Gewohnheit  ge- 
kürzte —  Textgestalt  dürfte  die  ursprüngliche  sein. 

Lc.  13, 24*  =  Mt.  7, 13*. 

a.  Hom.  Clem.  XVllI,  17.  p.  175,  6. 

xal  6  öidaöxaXoq  övfigxDVcog  eljtBV'  slciXd'Bxe  öiä  rfjg  axB- 
PTJg  xal   TBB-Xi/ifiivfjg   oöov,    öi    fjg  BtöBXBVOBOd^B   Big  ttJp 

h.  Mi  7,  13». 

BlöiXd-axB  öca  TTJg  OrBPijg  JcvXrjg, 

c  Macar.  Uom.  XIX,  2. 

xal  jiaXiP'  ßia^BO&B  bIöbX&bIp  6tä  zjjg  oxBPfjg  ^vgag, 

d.  Anast.  Sin.  Quaest  5.  p.  44.  (ex  Isidoro). 

o&BP  q)?]ot'  OJcovöaöaxB  öibX&bZp  öia  xfjg  öxBpfjg  jtvXr^g. 

e.  Lc.  13,  23^  24». 

o    de   sbtBP  jtQog  avxovg'   dycoplC^Böd^B  BlöeXd'BlP  6iä  xrjg 
öxBPfjg  d^vQag. 

f.  Just,  Dial.  c.  Tryph.  c.  105.  p.  333  A. 

oß-BV  xal  6  ^Bog  öiödaxsi  rjnag  xal  6iä  xov  vlov  avxov  x6 
jtavxwg  aya>plC,Böd-ai, 

Entgegen  seiner  früheren  Meinung,  wonach  Mt.  7,  13.  14. 
22.  23  zum  Epilog  der  Bergpredigt  gehören  sollte,  hat  Weiss 
(vgL  Matthäus  S.  214}  später  sich  davon  überzeugt,  dass  dem 
Abschnitt  Lc  13,  22 — 30  ein  selbstständiges  Bedestück  der  Quelle 


368  AassercanoniBche  Paralleltezte  zu  Lc. 

2u  Ghrunde  liegt.  In  ÜberemfititnmuQg  hiennit  wird  man  nur 
noch  zu  konstatieren  haben,  dass  zwischen  Lc.  13,  24  und  y.  25 
eine  grössere  Lücke  yorhanden  ist,  welche  ursprünglich  durch 
das  Gleichniss  yon  den  zehn  Jungfrauen  (Mt.  25,  1 — 13)  ausge- 
füllt war.  YgL  das  Nähere  im  Folgenden,  woraus  auch  klar 
werden  wird,  dass  der  ursprüngliche  Eingang  des  Bedestficks  in 
Lc.  13,  22  durch  die  Frage  des  Jüngers:  xvQi£^  d  oZlyoi  ol  Odh- 
^ofiBVOi;  —  erhalten  ist.  Die  Antwort  Jesu  begann  paraenetisch: 
ßio^eod-e  (Macar.)  ==  cxovödöaTs  (Anast.)  —  dytovl^eoß-e  (Lc.) 
slosXß-eTv.  Schon  das  Vorhandensein  dieser  Übersetzungsyarianten 
beweist  die  Lrrthümlichkeit  der  yon  Weiss  aufgestellten  Be- 
hauptung, dass  das  ccyrnvl^ec^s  eine  yon  Lc.  eingeschobene  Um- 
schreibung und  Verstärkung  des  quellenmassigen  eloik&ave  sei. 
Man  beachte  die  sprachliche  Correspondenz  zwischen  dem  ßta- 
^eaß-ai  hier  und  dem  ßia^eo&ai,  den  ßcaaral  Lc.  16,  16  =  Sit. 

11,  12,  sowie  die  sachliche  Übereinstimmung  mit  diesen  Par- 
allelen. Die  hebräischen  Rückübersetzungen  gehen  sowohl  in 
der  Wiedergabe   des  ßia^ead^i  Lc.  16,  16  =  Mt.  11,  12   als   in 

der  Übersetzung  des  dycovl^eod-at  hier  weit  auseinander.  Für 
ßidCsC^ai  würde  am  besten  f  nB  als  Quellenwort  yorauszusetzen 
sein.    Vgl.  1.  Sam.  28,  23:  ia  ^S"iB!^  =  LXX:  xal  xagißiaCovro 

avxov  — ,  2.  Sam.  13,  25:  'ia'f'jt^l  =  LXX:  xal  ißiaöaro  avrov. 
Und  gerade  zur  Bezeichnung  der  gewaltsamen  Durchbrechung 
einer  Thür,  eines  Thors  ist  das  Wort  gebraucht  Mich.  2,  13: 
'^TB  Vihy^  W1B  Dit^3fib  TiBin  Jlb:?,  wo  leider  die  LXX  sehr  un- 

-  -S-—  IT  V       -     l    •         1       -  —  TT 

genügend  übersetzen:  öia  xfjq  öiaxojt^g  jcqo  jtQootoJtov  avxoiv 
öuxotpav  xal  6i?jXd-ov  jtvXfjp.  Man  ygL  auch  2.  Macc.  14,  41: 
xai  rfiv  avXalav  d-vgav  ßta^ofisvcov.  Endlich  auch  das 
ajtov6dC,eiP  wird  mit  dem  Begriflf  des  f^D  yerknüpft  1.  Chron. 
13^  2TnnS^'3  nS"iÖ3  ==  „wir  wollen  dringend,  schleunig,  schnell 
senden" ,  d.  h.  mit  rascher  Überwindung  aller  Bedenken.  Vgl. 
die  Erklärer  z.  d.  St  Wie  geeignet  hier  und  Lc.  16,  16  =  Mt. 
11,  12,  wo  es  sich  um  ein  rasches  Eindringen  in  Gottes  Beich 
handelt,  ein  Eindringen,  bei  dem  man  sich  nicht  erst  mit  Fleisch 
und  Blut  besprechen  soll!  Zu  den  Varianten  jcvlv]  =  d-vQa  ygl. 
die  Paralleltexte  zu  Job.  10,  9. 


Texte  und  Untersuchungen  eu  Lc.  13,  24.  369 

(Lc.  13, 24)  =  Mt.  7,  n\ 

a.  Hom.  Clem.  VII,  7.  p.  83,  31. 

t/  fihv  ovv  T(5v  cmoXXvnivcDV  6d6(;  jtZaveta  (ikv  xal  ofia- 
Zcoraxrj. 

b.  Clem.  AI.  Strom.  V,  5,  31.  p.  664. 

rfjv  öh  kvavxlav  [sc.  oöov]  xi}v  elq  djtcoksiap  rptQovOav 
jcXaxBlav  xal  bvqvxg)QOv, 

c.  Orig.  Opp.  I,  228. 

0  xf^v  jcXaxBlav  oöov  xal  svqvx^Q^^  oösvcov  xfjv  djidyov- 
öav  ijtl  xtjv  djtcoXeiav. 

d.  Notitia  ed.  cod.  bibl.  Sinait.  p.  87.  ed.  Tischendorf. 

xolg  ßovXofiBPOig  oösveiv  xijv  JtXaxBTav  oöov  xal  evQvi/(G>Qor 

xal  djtdyovaav  kjtl  xiiv  djiciXstav. 

e.  Clem.  AI.  Strom.  IV,  6,  34.  p.  578. 

dxfpcoaGi  ycLQ  ötd  xijg  ivxoXijg,  oxi  jtXaxela  xal  evQvxcoQog 

oöoq  djtaysi  elg  xijv  dxoiXaiaVf  xal  jtoXXol  ol  öieQxofievoi 
öl*  avxijg. 

f.  Hippel.  Philos.  p.  166.  (Naasseni). 

^Xaxela    öh   xal    evQvxcoQog  r)  oöog  f]  dxdyovca  elg   xijv 

djtcüXsiav,  xal  jtoXXol  ttoiv  ol  öibqxo^ibvol  öl   avxijg. 

g.  Mt.  7,  13^ 

6x1  jtXaxhla  t]  jtvXtj  xal   BVQvxf^Qog  yy   oöog  ?/   djtdyovaa 

S.  *%        V         N.         X  -fc^ 

Big  xfjV  djtcoXBtav,  xal  jtoXXoi  alöiv  ol  BlöBQXOfiavoi  öl* 
aixrjg, 

h,  The  Testament  of  Abraham  ed.  James  c.  1 1 .  p.  88  ff. 

p.  88:  xal  ^  ixiga  (sc.  oöog)  JtXaxBta  xal  BVQvx^^Qog,  xal 

bIöbv  IxBl  ovo  jcvXag'  (ila  jzvXtj  jtXaxBla  xaxä  xT/g  jtXa- 
xBiag  oöov  —  p.  90:  öioxi  f]  jtvXrj  ?]  jtXaxBla  xwv  afiag- 
XG)Xo)v  BOxlVj  fj  djtdyovöa  Big  xt)v  djtcoXBiav  xdi  Big  x?)v 
xoXaaiv  xijv  almviov. 

Hier  ist  der  von  dem  ersten  Evangelisten  in  seiner  Voll- 
ständigkeit erhaltene  Quellentext  von  Seiten  des  Lc.  wiederum 
gekürzt.  Als  Übersetzungsvarianten  erscheinen  möglicher  Weise 
evQVXfOQog  =  oftaXog,   jedenfalls  aber  djtdyovöa  =  cpigovaa  = 

Texte  n.  Untersucbungeii  X,  3.  24 


370  AussercanoniBche  Paralleltexte  zu  Lc. 

K'^Mil,  66BVBiv=^6iiQXBOd-ai  =  BlclQXBGd-aL  =  otoQBVBöd-ai  (Cod. 
SiiL)  ==^  nnif^  (vgir'oben  MichT  %^ Sjf  Die^alte"  Schnft:  Duae 
viae  geht  mit  ihrem  Titel  wahrscheinlich  auf  unsre  Stelle  zu- 
rück. Vgl.  Aiö,  I,  1:  oöol  ovo  bIcI,  (ila  xr}q  ^fof/g  xal  fila  rov 
d-avdrov.  Man  beachte  dabei,  dass  T\ni6  =  äjtciXBca  von  den 
LXX  oft  auch  mit  d^avaroq  wiedergegeben  wird.  Vgl.  Hiob 
33,18.  22.  24.  30;  17,  hT 

Ic.  18,  24»»  =  Mt.  7, 14. 

a.  Hom.  Clem.  VII,  7.  p.  83,  33. 

ry  ÖB  acoCfOfiBVCOV  [sc.  oöog]  oxBvfj  (liv  xal  xQaxBla,  Oci^oMa 
ÖB  JtQog  r(p  tbXbi  rovg  öiajtOQBvB-Bvtag  ijtiJtovtDg. 

b.  Macar.  Hom.  XXVU,  20. 

ijiBLÖi]  ozBv/j  iOTi  xal  TBd'XififiBVT^  7]  6ö6g,  öl  avTfjg  tb 
TQaxsiag  odot  xal  öioÖBvOai  XQV' 

c.  Aristid.  Apol.  c.  16.  p.  40  ed.  Hennecke  =  p.  111   ed.  Harris. 

ovxoDg  ovv  avTfj  köxlv  ?]  oöog  xrjg  aXijd'BUxg,  TJxig  xovg 
oÖBVovxag  avxf^v  Big  xi}v  aldviov  x^f'Q<^7<x>y^l  ßaCtXBlav  xfjv 

ixriyyBk(iBvriv  JtaQa  Xqioxov  iv  xfj  fiBXZovC^  go^. 

d.  Clem.  AI.  Strom.  IV,  22,  140.  p.  627. 

xovxo  y&Q  iöxi  xb  eXxvO&fjvai  vxo  xov  jtaxgog  öiä  jtaöfjg 

xrjg  OXBvrjg  öuXd-opxag  odov. 

-  -      ~     ■  ^  -  , 

e.  Eus.  Eclog.  proph.  III,  5.  Migne  IV,  1 129  B. 

OXBvh  xclL  xBO-XtufidvT]  7]  oöog  v  ajtayovoa  Big  xijv  ^cd/jv, 

xal  oXlyoi  bIoXv  ol  duovxBg  avxijp, 

f.  Lc.  13,  24i>. 

oxi  jtoZXol,  Xiyoi  vyLlv^  ^rjxfjaovöiv  BlaBXß-alv  [Syr.  Sin.  adi: 
öl   avxTJg]  xal  ovx  loxvöovöiv, 

g.  Mt.  7,  14. 

oxi  oxBpr}  7}  jtvXr]  xal  xBd^Xif/fiBprj  tj  oöog  fj  ajtayovoa  Big 

xTjv  £co?Jr,  xal  oXiyoi  bIoIv  ol  BvglöxovxBg  avxrv. 

h.  4.  Esra.  7,  7.  8. 

Introitus  ejus  angustus  et  in  praecipiti  positus,  ut  esset  a 
dextris  quidem  ignis,  a  sinistris  aqua  alta;  semita  autem  est 
una  sola  inter  eos  posita. 


Texte  und  Untersnchuiigeii  zu  Lc.  13,  24.  371 

i.  The  Testament  of  Abraham  ed.  James,  c.  11.  p.  88  ff. 

p.  88:  xäl  fiia  nvXrj  axBvfj  xara  rfiq  ötsvf/q  oöov  . .  p.  89: 
avTT]  f)  JtvXri  r(5v  dixaloop  korlv  r/  ajtayovca  elg  ttJv  ^(di^v, 
xci  ol  elöBQXo/aepoi  6i    avrfjg  elq  top  JtaQaosiCop  BQXOPxai. 

k.  Hippol.  Philosoph,  p.  166.  (Naasseni). 

jtBQi  xovxfDP,  g>r]Ol,  öiaQQi^öfjP  elQfjxep  6  oottJq,  oti  ötsp^ 
xal   xsd-liuiJiivri  kox\p   ^  666g  i]  auayovOa  elg  xtjp  ^co^p, 

xal  oXlyoi  elolp  ol  elCBQyofiBPoi  Big  avxi^p. 

1.  Hom.  Clem.  XVIII,  17.  p.  175,  7. 
öl*  ^g  BlceXBvöBCd'B  elg  xtjp  gcoiyv. 

Für  das  canonische  xBd-Xififiivfj  haben  die  Homilien  xQa- 

XCto,  welches  sich  auch  —  neben  xed^Xififiipt}  —  bei  Macarius 

findet.     Auch  bei  Hermas  begegnen  wir  diesem  xgaxBla,  doch 

so,  dass  f]  oQ^ij  oöbg  xcä  6f£aXi]  der  Lebensweg,  dagegen  ?)  6ö6$ 

xoarBTa  der  Weg  des  Verderbens  ist.    Vgl.  Herm.  Mand.  VI,  1,  2. 

3.  p.  90,  25 ff.:  aXXä  öv  xf]  oQ&y  66m  jioqbvov  xal  ouaXf],  xiv 

de  axQBßXfiP  laoop'  v  yag  oxQBßX)}  666g  .  . .  xgaxBla  hext  xal 
dxapd-ciÖTjg.  Als  IJbersetzungsvarianten  sind  auch  hier  wahr- 
zunehmen: 66evBip  (Arist.)  =  6io6bvbip  (Macar.)  =  ötaxoQSVBöd^ai 

(Hom.)  =  6iiQxeo^ai  (Clem.  AI.)  =  eloiQXBOd-ai  (Hippol.,  Lc.)  = 

jtoQBVBöd-ai  (Herm.)  =  lüXP.    Für  das  lucanische  laxvoovaip  hat 

Cod.  Cantabr.  bvqtjöovCip,  also  zwar  mit  dem  BvoloxopxBg  des 
Mt.  sich  berührend,  aber  grammatisch  doch  von  ihm  abweichend 
und  deshalb  der  tendenziösen  Conformation  unverdächtig,  wobei 
zu  bemerken,  dass  K^t3  (==  aram.  KV^)  beide  Bedeutungen  ev- 
qIoxbip  und  Icxvbip  in  sich  vereinigt.     Vielmehr  wird  hier  der 

Übersetzungstypus,  welchem  der  erste  Evangelist  folgte,  einwirken, 
indem  nach  vielen  Anzeichen  zu  schliessen  ist,  dass  der  Arche- 
typus des  Cod.  bei  seinen  Änderungen  im  Lucasevangelium  von 
einer  Recension  der  vorcanonischen  Quelle  nach  jenem  nicht- 
lucanischen  Übersetzungstypus  abhängig  war.  Vgl.  Heft  I,  32.  — 
Die  Parallele  in  der  Esra-Apokalypse  gehört  dem  ältesten 
Grundstock  dieser  Schrift  (um  95  n.  Chr.)  an  und  ist  Mt.  7,  13. 
14  gegenüber  sichtlich  secundär,  folglich  ein  neues  Symptom  von 
dem  Einfluss  der  evangelischen  Texte  auf  jene  jüdische  Schrift. 
Im  Testament  of  Abraham  findet  sich  noch  (p.  90,  10)  eine 

24* 


372  Aassercanonische  Paralleltexte  zu  Lc. 

Parallele  zu  Lc.  13,  23.  24^:  jtoXlol  etöiv  ol  djroklvfievoi,  oXlyoi 
6h  Ol  oco^ofiBvoi. 

Lc.  13,  26  =  Mt.  7,  22. 

a.  Pistis  Sophia  p.  200,  2  ed.  Schwartze  et  Petermaim. 

Vvxai  ovv  illae  [vocabunt  intus  in]  =  pulsabunt  xvXaq  lu- 
minis  dicentes:  domine,  aperi  nobis.  Responsurus  dicam  üs: 
ignoro  vos,  unde  suis;  et  dicent  mihi:  accepimus  e  tuis  ^i> 

oxT^QLOiq  et  absolvimus  tuam  doctrinam  omnem  atque  docuisti 

nos  in  ^^arcmtc;. 

b.  Mt.  7,  22. 

jroAAol  kQovolv  (loi  kv  ixelvij  rf]  t]fitQ(f'  xvqu,  xvgie,  ov 
Tc5  0<p  ovofiari  ijtQog^rjrevöafiBv,  xal  reo  Ctp  ovofiari  dat- 

(lovia   i^sßaXofiev^   xcü  rtp  oo5  ovo  (tax  i   övpafieig  JtoXXäg 

c.  Just.  Dial,  c.  Tryph.  c.  76.  p.  301 D. 

xal'  jioXXol  SQovol  fioi  ttj  Tiftega  exelpu'  xvqie,  xvqib,  ov 
t(5  0(5  ovofiaTi  ig)ayofiBv  xal  lytlofiBV  xal  XQ0Bq)r/TBV0afiBv 

xal  öaifiovia  i^BßdXof4Bv; 

d.  Just.  Apol.  I,  16.  p.  64  A. 

j€oXXol  06  bQovai  fioc  xvqiBj  xvQiB,  ov  rra  ö(5  ovofiari  i^d- 
YOUBV  xal  ImopLBV  xal  övvafiBcg  Bxoirjöauev; 

e.  Pamphil.  Apol.  pro  Orig.  c.  5. 

xal-  jtoXXol  iQoval  fioi  hv  IxBivy  rfj  W^Qa'  xvqib,  xvqib^ 
ov  xm  ovouaxl  oov  iwdyouBV  xal  xal  ovofiaxl  aov  ijtlofiBP 

xal  xo)  ovouaxl  oov  öacfiovia  i^BßdXofiBv; 

f.  Orig.  c.  Cels.  II,  49. 

j€oXXol  igovol  (loi  h  ixthij  t?7  f/fiBQa'  xvqib,  xvqib,  ovxS 
ovouaxl  öov  iwayouBV  xal  ro3  ovouaxl  öov  knlo^iBV  xai 
xo}  ovofiaxt  oov  öaifjiovia  k^BßdXofiBV  xal  övvdfiBig  JtoXXag 
ijtoitjöafiBV  ; 

g.  Lc.  13,  26. 

xoxB  ccQ^BO&B  XeyBCV  i<pdyofJBV  hcoTttov  öov  xal  ijclofiBV, 

xcä  iv  xalg  jtXaxBtaig  tJ/kSv  tölöa^ag. 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Lc.  13,  26.  373 

Einerseits  der  Mangel  inneren  Zusammenhangs  zwischen  Lc. 
13,  24  und  v.  25,  welcher  hier  eine  Lücke  erkennen  lässt,  andrer- 
seits  die  merkwürdige  Übereinstimmung  zwischen  Lc.  13,  25.  26 
und  Mt.  25,  11.  12  flihrt  zu  der  Vermuthung,  dass  die  apho- 
ristischen Verse  Lc.  13,  25  fP.  ein  Bruchstück,  eine  Nachlese  aus 
dem  Gleichnisse  seien,  welches  der  erste  Evangelist  der  grossen 
eschatologischen  Rede  Mt.  25,  1 — 13  angeschlossen  hat,  dessen 
ursprünglicher  Standort  dann  hier  zwischen  Lc.  13,  24  und  y.25  zu 
suchen  wäxe.  Selbstyerstandlich  würde  man  in  diesem  Falle  anzu- 
nehmen haben,  dass  die  Worte  Lc.  13, 25^:  aq>*  ov  av  iyBQ^i  o  oixo- 
ÖBCJtoxTjq  zur  Herstellung  einer  einigermassen  tragföhigen  Brücke 
des  Zusammenhangs  von  des  Lc.  Hand  eingeschoben  seien  und 
dass  Lc.  auch  die  Yerwandelung  der  referierenden  Öleichnis»- 
darstellung  aus  der  dritten  in  die  zweite  Person  der  Anrede: 
Tore  ag^ead-e  Xiyeiv  xtX.  vorgenommen  habe.  Der  Context 
würde  dann  in  folgender  Weise  zu  reconstruieren  sein: 


Lc.  13,  25.  26.  27» 


Mt.  25,  10^—12. 


xal  kxXelod^f]  7]  ^vQü'  vOrS" 
Qov  6b  sQxovrai  xäi  al  Xoiütcä 
jtaQd-ipoi  ktyovöar  xvgis, 
xvgiBj    avoi^ov    f)(ilv'    xal 


xal  äjtexXeicsv  rfjv  d-vgav, 

xal  rJQ^apro  6§a)  böravai  xal 

xQoveiv  Tfjv  &vQav  Ziyovöai' 

xvQLBj  [xvqlb],    apoi^op  ^- 

filp.    xal  djioxQi&^slg  eljtsp  ,  ajtoxQid-slg  bIjibp' 

avralg'  ovx  olöa  vfiag^  nod-BP 

ioxL    TOTB  rJQ^apto  XiyBtp*  i- 

q>aYOfiBP  ipcijtiop  öov  xci  ijtl- 

OfiBP  xal  tag  jtXaxBlag  tJ/icop  ?- 

öei^ag.      6    dh    bIjibp    avraZg' 

dfiTjp  Xiya>  vfilp,  ovx  olöa  '  dfiTjp  Xiyo  vfilp,  ovx  olöa 

vfiag^  jto&BP  kcxL  I  vnag. 

Man  beachte  dabei,  wie  vorzüglich  die  Worte:  htpayo^iBV 
ivmmop  oov  xcä  iMo(iBP  —  dar  Mt.  25,  1  ff.  vorausgesetzten 
und  Heft  11,  300  ff.  nachgewiesenen  Situation  des  Gleichnisses 
sich  einfügen.  Das  Hochzeitsmahl  ist  im  elterlichen  Hause  der 
Braut  abgehalten  worden.  Die  Nacht  ist  angebrochen.  Das 
Brautpaar  schickt  sich  an  zum  Hochzeitszug  in  das  Haus  des 
Bräutigams.  Die  Brautjungfrauen  gehen  der  Weisung  des  Bräur 
tigams  gemäss  auf  die  Strassen  voraus,  um  das  Brautpaar,  wenn  es 
kommen  wird,  mit  brennenden  Fackeln  zu  begrüssen.    Diejenigen 


374  AuBsercanonische  Paralleltezte  zu  Lc. 

Fackelträgerinnen,  deren  Fackeln  brannten,  sind  mit  dem  Bräu- 
tigam und  der  Braut  in  den  vvfiq)c6v  hineingezogen.  Draussen 
vor  dem  Hause  ist  es  dunkel  geworden.  Da  erscheinen  die  ye]> 
späteten  Jungfrauen  und  begehren  Einlass.  Der  Bräutigam  er- 
hebt sich  und  ruft  ihnen  hinaus:  Ich  kenne  euch  nicht,  wo  ihr 
her  seid.  Da  erinnern  sie  ihn  daran,  dass  sie  ja  vor  seinem 
Auge  an  dem  nriüp,  dem  Hochzeitsmahle,  essend  und  trinkend 
th eilgenommen  haben  und  dass  sie  auf  den  Strassen,  die  er 
ihnen  selbst  gewiesen,  hergekommen  seien.  Aber  er  ruft 
zum  zweiten  Male  hinaus:  Ich  kenne  euch  nicht,  wo  ihr  her  seid. 
Um  diesen  ursprünglichen  Zusammenhang  von  jedem  störenden 
Elemente  zu  befreien,  genügt  es,  dass  kölöa^ag  in  Lc.  13,  26  als 
eine  unzutrefiPende  Übersetzung  des  urtextiichen:  tn'^'l'in  'D^^nählll 
zu  erkennen  und  die  dem  Contexte  allein  entsprechende  Version: 
xal  rag  xXaxBlaq  7)fi(3v  aösi^ag  —  daftlr  einzustellen.  Denn, 
wie  jedem  Kenner  des  Hebräischen  bewusst  ist  und  wie  jedes 
Lexicon  lehrt,  bedeutet  rriin  zuerst  .weisen"  und  dann  erst 
»lehren",  mit  ^  verbunden  „auf  etwas  hinweisen",  nament- 
lich auch  trma.   Vgl.  1.  Sam.  12,  23:  ny\'^n  tllia  D2n»  '^D'^-lim 

=  LXX:  xal  öel^co  vfilv  rrjv  oöov  ttjv  äyaO^tjp.  So  wird  durch 
das  Zurückgehen  auf  den  hebräischen  Urtext  ein  schwieriger 
Anstoss  in  dem  Verständniss  der  evangelischen  Texte  beseitigt. 
Denn  das  kölda^ag  war  und  blieb  in  diesem  Zusammenhang  ein 
unverständlicher  Textbestandtheil,  ein  ungelöstes  Bäthsel  der 
Exegese. 

Nach  Lichtung  dieses  Dunkels  wird  es  nun  auch  möglich, 
die  Worte  Mt.  7,  22.  23  =  Lc.  13,  27^  in  ihrem  Verhältniss  zum 
ursprünglichen  Contexte  des  Gleichnisses,  nämlich  als  die  An- 
wendung des  Gleichnisses,  zu  recognoscieren.  (Vgl.  wegen  der 
Auslegung  und  Anwendung  der  Gleichnisse  das  oben  8.  128  f. 
Entwickelte.)  Nachdem  hier  das  Gleichniss  selbst  mit  dem 
zweiten:  ovx  olda  vfiag,  jtod-sv  icri  —  abgeschlossen  war,  wird 
Jesus  in  der  Anwendung  fortgefahren  haben:  [ovriDg  Xiyco  viilv\ 
xoXXol  kQovolp  not  hv  exelvu  z^  W^Q9*  ^cvgie^  xvqis,  o\  tS 
ö(5  ovofiari  ijtQog)i]revöafiBV,  ov  r<5  atp  opOfiaTi  öaifiopta  i^s- 
ßaZofiev^  xal  xw  Om  6v6(iari  övrafieig  jtoXXag  iTtoi^oaiisP ;  xal 
xoxB  oiioXoytjöo)  avxolg' 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Lc.  13,  26.  375 


Mt.  7,  23.  .  I  Lc.  13,  27^ 

ort  ovöijioxe  ayvcDP  vuäg'  ojto- 

XcoQ€tT€  dx*  kfiov  ol  i^ya^Ofis- 

voi  T^v  dvofilav 


djtoOTJjTS  cüt    ifiov  JcavTsg  ig- 
ydrai  döudaq. 


Wie  Lc  10,  20  Jesus  seine  Jünger  gelehrt  hat,  ihre  Freude 
nicht  auf  ihre  Thaten,  nicht  auf  ihre  Siege  über  die  Dämonen 
(fiTi  xa  jivBvnaxa  [=  xa  öatfiovia]  vfilv  vjioxaoöexai)  zu  grün- 
den, sondern  auf  das  Eingeschriebensein  ihrer  Namen  in  das 
Buch  des  Lebens,  so  zeigt  er  ihnen  hier,  dass  nicht  ihr  xQoq>7i' 
xsveiv  (vgl.  1.  Cor.  13,  2:  xal  kav  exco  JtQo^tjxelav,  auch  oben 
S.  280  ff.  die  Untersuchung  über  das  neutestamentliche  Propheten- 
thum),  nicht  ihre  Triumphe  über  die  öaifiovia,  nicht  ihre  in  Jesu 
Namen  vollbrachten  Thaten  (övvafi€ig\  ihnen  zur  Seligkeit  helfen 
können,  dass  ihnen  vielmehr  das  nicht  fehlen  dürfe,  was  in 
der  Parabel  als  das  Oel  ^  die  Fackeln  bezeichnet  werde.  Man 
bemerke  dabei,  dass  das  jtoXXol  igovoiv  der  Anwendung  an  das 
jtoXXol  C^tjxrjOovöiv  elöeX&etv  xal  ovx  laxvöovoiv  (Lc.  13,  24^)  und 
xoXXol  eloiv  ol  doBQXOfisvoi  61^  avx^g  (Mt.  7,  13b)  erinnert,  also 
eine  Antwort  auf  die  vorausgegangene  Frage  enthält:  sl  oXlyot 
ol  öw^ofispoi;  Lc«  13,  23.  Vielleicht  hat  noch  als  Schluss  der 
Anwendung  dieses  Gleichnisses  der  in  den  Agrapha  S.  301  be- 
sprochene aussercanonische  Textbestandtheil  hier  sich  ange- 
schlossen. 

Jedenfalls  lassen  sich  nun  die  von  Justin,  Origenes  und 
Pamphilus  überlieferten  Texte  mit  Sicherheit  als  Mischtexte 
beurtheilen,  in  denen  die  Züge  des  Gleichnisses,  das  g>ay6lp  und 
xisiv,  mit  den  Elementen  der  Anwendung,  dem  jcgorpriteveiv 
und  xd  öaifiopia  ixßdXXsiVy  unklar  ineinander  geflossen  sind. 
Die  Beseitigung  des  für  die  ursprüngliche  Situation  des  Hoch- 
zeitsmahles unentbehrlichen  kvdjtiov  oov  und  die  Einfügung 
des  x<p  oA  ovofiaxi  zu  dem  g>aY6lv  und  xulp  lassen  den  se- 
cundären  Charakter  dieser  Mischtexte  deutlich  erkennen.  Noch 
weiter  ist  die  Pistis  Sophia  gegangen,  welche  —  im  Anschluss 
an  die  unzutreffende  Übersetzung  iölöa^ag  —  den  Text  in  die 
Worte  umänderte:  absolvimus  tuam  doctrinam  omnem  und  das 
q>cfYStp  xcü  xielp  benützte,  um  ihre  gnostisch-katholisierende 
Sacramentslehre  einzuschmuggeln:  accepimus e tuis //t;aT^()£0£$, 
indem   sie   dabei  jedoch  in  dem  Fehlen  der  Worte:  dixi  vobis 


376  AonercanoDiiehe  Pftral leitexte  za  Le. 

olim  (oder  ähnlich),  womit  sie  alle  echten  Herrenworte  einzu- 
leiten pflegt,  ein  verschämtes  Zugeständniss  der  Torgenommenen 
Teztlalschung  erkennen  lasst 

Lc.  13, 27  =  Ht.  7, 28. 

a.  Clem.  Rom.  II,  4,  5.  p.  116,  lt. 

axoßaXä  vfiäg  xäi  kQw  vfilv  vxaykXB  ax  ifiov^  ovx  olöa 
vfiäq,  jfod^ev  ioti^  iQyarai  drofiiac. 

b.  Ephraem  Syr.  Opp.  I,  57. 

a/ifjp  XiytD  001  j  ovx  olda  ot  rlq  el'  vxaye  aji  lfiot\  Igyara 

Tfjg  dvofilac. 

c.  Ephraem  Syr.  Opp.  I,  153. 

vjtaye  ov  djt   iuov,  iQyaza  avoulaq^  otx  olöa  ö€,  xo&sv  et. 

d.  Anast.  Sin.  Quaest.  20.  p.  236. 

ayLiiv  X^m  ooi^  ovdijtori  ob  lyvmp*  axox'fOQBi  ax   ifiov  o 

iQya^ofdevog  rrjv  dpofilap. 

e.  Just.  ApoL  I,  16.  p.  64  B. 

xal  TOT 6  Iqco  avToig'  dxoxo)Q€lTB  dx  ifiov,  Igyarai  T^g 
apofiiag. 

t  Mt.  7,  23. 

xal  TOTE   6fio},oYfjO(o  avTotg   oti   ovöixoTe   lyvoiv   vfiäg' 

dxox<OQBlr6  dji  ifwv  ol  i^ya^ofievoi  Trjv  dvofilav. 

g.  Orig.  c.  Cels.  II,  49. 

xal  iQm  avTOlg'  dxoxojQsTTB  dx*  iuoVj  oti  iöxh  iQy&Tai 
aöixlag. 

h.  Pamphil.  ApoL  pro  Orig.  c.  5. 

xai  iom  avxolg'  oxotodobItb  dx"  iuov  ol  iQya^ofiBPOi  xijv 

dvofilav,  ovdixoTB  Bypmp  v^ag. 

i.   Pseudo-Cypr.  de  aleai  c.  11.  p.  28,  9.  ed.  Hamack. 

et  dominus  iterum  in  evangelio  negat  peccatores  et  exprobrat 
dicens:  recedite  a  me  omnes,  qui  operamini  injustitiam; 
nescio  vos. 

k.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.  76.  p.  301  D. 

xal  iQci  avTOlg'  dvaxo:>QBlTB  dx*  ifiov. 


Texte  und  Untersachungen  zu  Lc.  13,  27.  377 

L    Pistis  Sophia  p.  200,  7  ed.  Schwartze  et  Petermann. 

et  respoDSurus  dicam  iis:  ignoro  vos,  quinam  sitis,  &cieutes 

apofiiav  et  malum  ecog  usque  ad  hoc  tempus.    Propter  hoc 

ite  in  caliginem  externam  = 

ni.  niCTig  2oq>la,    Tischendorf  Ed.  VIII.  crit.   maj.  N.  T.  p.  601. 
xa\  djtoxQtd^tiq  iQ<5  avrotg'  ovx  ol6a  viiag,  rlvsg  löte,  kg- 

ya^ofievoi  r/p  avo/ilav  xal  xo  xaxov  tmg  vir'   diä  zovzo 

dytsQXSo&e  elg  ro  oxoxog  xb  kxxog, 

n.  Epiph.  Haer.  LXVI,  79.  p.  700  A. 

xal  iget  xQog  avxovg'  djriX&ers  djt*  iftov  xsxaxTjQafiivot, 

0V3t(D  lyvoDV  vfiag. 

o.  2.  Tim.  2,  19. 

0  (iBPxoi  öxeQsbg  d-Bfiihog  xov  d-eov  bOx7jxav  txcov  xrjv 
ctpQaylöa  xavxfjv  lyvo)  xxiQiog  xovg  ovxag  avxo£\  xal'  äno- 
oxfjxco  djio  döixlag  jtag  o  6tfOfidCo)V  x6  ovoua  xvqiov. 

p.  Test.  XII  patr.  Dan.  c.  S. 

djtooxijxs  ovp  OTTO  xdöf]g  döixlag. 

q.  Epiph.  Ancor.  c.  20.  p.  26  A. 

xal'  tyva)  xvQiog  xovg  ovxag  avxol,  aQa  ovv  xovg  ovx 
ovxag  dyvoet;  xcd'  djtooxfjxe  an  ifiov,  iQydxai  xfjg  dvofiiag' 

ovdijcoxB  ydg  llyvcov  vfiag. 

r.  Epiph.  Haer.  LXIX,  46.  p.  769  B. 

xal'   djiooxt/xe   djt    iitov  ol   igyaxai   x^g  dvofilag'   ovxco 

lyva^v  vfiag. 

8.  Lc.  13,  27. 

xal  kQ€V  liy<o  vfilv,  ovx  olda  vfiag,  jto&ev  ioxi'  djtoaxrjxe 

dx   ifiov  jcdvxsg  hQydxat  döixlag. 

t  Psabn.  6,  8.  LXX. 

djtooxTjxe  dit   Ifiov  jtdvxeg  oi  kgya^ofievoi  xi/v  dvoftlav. 

n.  Diatessaron  Arab.  p.  19^  ed.  Ciasca. 

Tone  dicam  illis:  Nunquam  novi  vos:  discedite  a  me»  servi 
im< 


Die  Beziehung  Ton  Mt.  7,  22.  23  und  Lc.  13,  25.  26  auf  die 
Parabel  von  den  Hochzeitsjungfrauen  ist  von  Weiss  (Matthäus 


378  AussercanoniBche  ParalleUexte  za  Lc. 

S.  220,  Jahrbb.  1864  S.  126)  richtig  erkannt.  Freilich  kann  er 
dabei  nicht  anders  als  in  Lc.  13,  25.  26  eine  ganz  nngefüge, 
Bild  und  Abgebildetes  unklar  vermischende  Periode  sehen. 
Ist  aber  —  wie  vorstehend  geschehen  —  durch  Beseitigung  des 
kdl6a§ag  und  durch  Ersetzung  desselben  durch  eösi^aq  der 
Hauptanstoss  gehoben  und  Lc.  13,  25.  26.  27^  als  eine  Nachlese 
aus  dem  Gleichniss,  dagegen  Lc.  13,  27^  =  Mt.  7,  22.  23  als  die 
Nutzanwendung  davon  recognosciert,  also  zugleich  wieder  eine 
Kürzung  durch  Lc.  constatiert,  so  ergiebt  sich  hier,  wo  Jesus 
die  Nutzanwendung  von  dem  Gleichniss  giebt^  mit  Nothwendig- 
keit  die  Bezugnahme  auf  das  Endgericht  (Mt.  7,  22^:  ip  Ixslpy 
rfj  r]iiiQ(})  und  die  Thatsache,  dass  von  Jesus  das  Psalmen  wort 
Ps.  6,  9:  "JIK  ''b^'B'bS  '^r'Btt  T\^^  —  auf  seine  Parusie  übertragen 
worden  ist.  Von  diesem  Psalmen  wort  ist  die  Version  der  LXX: 
ajtoöxrjTB  ajt   kfiov  jtavreg  ol  ^gya^ofievoi  r^v  avofilap  in  die 

Lucas-Relation  übergegangen,  jedoch  mit  der  Variante:  hgyarat 
adixlag^  während  der  Schluss  des  Septuaginta-Textes  von  dem 
ersten  Evangelisten  acceptieit  worden  ist.  Wenn  von  der  Ten- 
denzkritik die  harmlose  Septuaginta -Variante  dpofita  als  eine 
in  antipaulinischer  Werkstätte  ausgeprägte  Münze  angesehen 
worden  ist,  wenn  sogar  Weiss  (Matthäus  S.  219)  die  Meinung 
ausspricht,  dass  die  Phrase  eQyaC,ao9-ai  x^p  apofilap  als  „tech- 

nischer  Ausdruck  für  die  prinzipielle  Lossagung  vom  göttlichen 
Gesetz,  wie  sie  der  antinomistische  Libertinismus  im  groben  Miss- 
verständniss  der  paulinischen  Lehre  von  der  Cbristenfreiheit  pre- 
digte^, zu  betrachten  sein  soll,  so  genügt  es,  daran  zu  erinnern, 
dass  diese  Münze  schon  längst  vor  Paulus  in  der  Prägeanstalt 
der  Septuaginta  geprägt  war,  dass  andrerseits  ]1M  wie  mit 
dvo/ila  so  auch  mit  döixla  von  den  LXX  häufig  genug  übersetzt 
wird  und  dass  die  lucanisch-paulinische  Ubersetzungsvanante 
unbedenklich  auch  von  der  judenchristlichen  Schrift  der  Testam. 
XII  patr.  übernommen  worden  ist.  Auch  das  dxoarrjvai  ge- 
hört unter  den  übrigen  Übersetzungsvarianten  von  'i'^O  =  d^tig- 
X^o9^ai=djtoxa)Qelp=drax(OQelP=vjtayeiP  djto  ripog  —  zu  dem 

lucanisch-paulinischen  tJbersetzungstypus,  vgl.  Lc.  4,  13  =  2.  Cor. 
12,  8  und  dazu  oben  S.  37,  ferner  zu  unsrer  Stelle  die  paulinische 
Parallele  2.  Tim.  2,  19**.  Auch  die  Varianten:  ovx  ol6a  vfiäg^= 
ovjim  %yp(X)p  vuag  =  ovöijcoxB  lypwp  vfiag  =  "^rün*^  »"b  ObVtt 


Texte  und  üntenuchtmgen  zu  Lc.  13,  27.  37g 

Q^riK,  sowie  das  ofioXoyfjcto  avrolg  des  ersten  Evangelisten, 
welches  Delitzsch  mit  nibfi^b  DS'Jia:^«  wiederriebt  (naa?  =  re- 
spondere,  mit  ä  contestari)  sind  mit  dem  responsurus  dicam  üs 
der  Pisti&  Sophia  und  dem  igci  avrolg  (Just.,  Örig.,  PamphiL) 
auf  eine  und  dieselbe  gemeinsame  hebräische  Quelle  zurück- 
zufahren. 

Hiemach  wird  es  nun  möglich,  den  grösseren  Context,  wie 
er  mit  der  Parabel  Yon  den  zehn  Jungfrauen  zusammenhängt, 
in  folgender  Weise  zu  reconstruieren. 

A.    Einleitung. 
(Lc.  13,23.  24.    Mt.  7,  t3.  14.) 

EhtBv  äi  Tig  avT(p'  xvqib,  el  oklyoi  ol  000^6 lisvot;  6  6b 
eljtsv  XQog  avrovg'  ßia^sad-e  [=  cjtovdaaare  =  dycovlC^Bö&s] 

slaBXd-Blp  öiä  TTJg  öTBvfjg  d-VQüg  [=  jtvjLrjg]^  ort  JtXaxBla  7]  jtv- 

Xt)  xoL  BVQvxG)Qog  [=  ofiaXf}]  1)  oöog  ij  äjtayovca  [=  (pfgovöa] 

Big  djtwXBiaPf  xal  jtoXXol  bIoiv  ol  dCBQXOfiBVOi  [=  öiBQXofiBvoi 

=  ytOQBVOfiBPOi  =  orf^vo j/ree]  rfe'  avTTJg'  ori  OtBV))  fj  jtvX?}  [rj 

acogot^oa],  xal    jtoXXol,   Xiya)   vfitv,   ^f^rTJootxJtv   bIobXO-bIv  [= 

öiBXd'Blvl    61    avrijg  xal  ovx  löxvoovciv  [=  bvqtjoovoiv]^   xal 

zBd-XififiBVi]  7  oöog  f)  djtayovca  [=  yf£()a7a>70t3öa]  Big  rijv  ^WTjv 

[=  tfjv  alciviov  ßaöiXBlav]j  xal  oXlyoi  bIoIv  ol  bIobqxoubvoi  [=^ 

öiaxoQBvd'ivTBg  =  öioÖBvoavzBg  =  öuovxBg  =  od^tJorTf^]  di* 

avrijg  [=  «/^  aurz/j/]. 

B.    Die  Parabel. 
(Mt.  25,  1—12.    Lc.  13,  25.  26.  27*.) 

TorB  ofioia^&i^OBrai  ^  ßaCiXsta  rSv  ovgavciv  öixa  jcaQ- 
d-h^oig,  atriPBg  Xaßovcai  rag  däöag  [=  Xaujtdöag]  avrcüv 
B^fjXd'OV  Big  ajtavrrfiiv  rov  vv(ig)lov  xal  rrjg  wfiq)T]g.     jtivrs 

ÖB  i|  avrcop  rjoav  iiwQal  xal  jtivrB  q>Q6vifioL  al  yäg  ftogal 
Xaßovcai  rag  ö^öag  [=  Xa/iJtdöag]  ovx  iXaßov  iXaiov  (ibB-^  katy 
rc5p.  al  öh  tpQopifioi  IXaßop  BXaiop  Ip  rolg  dyyBloig  fiBrd  rcöp 
öaöofP  [=  Xaujtdöoip]  tavrcop.  rpoWCot^ro^  öh  rov  pvuwlov 
iptora^av  xäoai,   xal   al  fiogal    kxad-Bvdop   [ajtBxoifi^jd^ijaap], 


3S0  Ausaercanonische  Paralleltezte  zd  Lc. 

fiLOrjg  öh  vvxTog  xgavyi}  yiyovep'  löov  6  vvfi^loq,  i^igxea&B 
elg  djtaPTtfiiv.  roxs  i^y^Qd-tjcap  xaaai  al  jtagd'ivot  ixslvai  xäi 
kx6ofii]Oav  rag  öaöag  [=  XafiJtadag]  tavrmv.    al  de  ficoQal  ralq 

(pQovlfiotg  dnav  öoxb  fjßlv  ix  xov  ikalov  v(iöiv,  ort  al  öaöeg 
[=  XafiJtdöeg]  ^(iSv  oßivwvrai.  djtexQÜhiöav  öh  al  q)Q6vi(jiot 
Xeyovoai'  fujjcore  ovx  aQxici]  r]fijv  xal  vfilv  xogevsöd-e  ftaXXov 
jiQog  Tovg  JtioXovvxag  xal   ayogaöaxe   tavxatg.     cbteQX0(iiva}v 

ÖS  avxc5v  [=ia>g  vjrdyovoiv]  ayogaöai  i]Xd-€V  6  wftwlogy  xäl 

al  ixoifiai  elofjXd-ov  fisx'  avxov  [=  ovveiöfjXd'OP  avxtS]  alg  xovg 

yauovg  [=  slg  xop  pvfiqxiopa],    xal  ixXalo&fj  /}  d^vga  [6  wfigxop]. 

vcxeqop  de  hQxopxai  xal  al  Xoixal  xaQ&spoi  Xeyovoar  xvqiBj 
xvQLBy  apoi^op  i^fiTP.    6  ÖS  iysQ&slg  eljtev  avxatg'  ovx  olöa  vfiag, 

jtod-BP  icxi,    al  6h  ffQ^aPTO  XeyeiP'  kq>ayo(iBP  Ipwjtiop  öov  xaL 

ejtlofiep   xal   rag   xXaxslag  7}f/(5p   eösi^ag.     xal  djtsp  avxatg' 

dp)v  Xiyw  vfjlp,  ovx  olöa  vfiag. 

C.    Anwendung  der  Parabel. 
(Mt.  7,  22.  23.    Lc.  13,  27^    Exe.  Theod.  §  86.) 

{Ovxa)g  Xiyo)  v(itp)i  ütoXXol  igovaip  /loi  ip  kxBlry  x^  ^giig^' 
xvQtB^  xiQiB,  ov  xm  öc5  opofiaxi  ij^Qo^r^Bvöaiiep^  ov  x<p  Om 
ovofiaxt  öaificvta  i^sßdXofiBP,  xal  xcp  otp  ovofiaxi  övpdfteig 
xoXXäg  ijtotijaafisp;  xal  roxs  ofwXoyfjco}  (==  igw)  ccvxoig'  ov- 

öijtoxB  Bypwp  [=  olöa]  vfiag'  dxoCxriXB  [=  äjtox^iQBtxB  =  dpa- 
XfOQBlxB  =  vjtdyBXB]  djt  ifiov  Jtdpxsg  ol  igya^ofiBPOi  x^p  ovo- 
(ilap  [=  ol  kgydxai  xfjg  dpofiiag,  döixlag],  (oöoi  öh  loopxai 
d^ioi)j  BloaXBvOopxac  alg  xd  ^xoifiaOfiBva  dyaß-d,  bU  d  ijti&v- 
fiovOcp  dyyBXot  jtagaxvtpau 

Ausser  den  vorstehenden  Erläuterungen  zu  Lc  13,  24—27 
sind  Heft  11,  299  —304  die  Texte  und  Untersuchungen  zu  Mt. 
25,1 — 12  zu  vergleichen,  ebenso  Agrapha  S.  301. 

Lc.  18,  28  =  Mt.  8, 12, 

a.  Iren.  IV,  8,  1. 

iterum  dicens  Judaeis:  Quum  videritis  Abraham  et  Isaac  et 
Jacob  et  omnes  prophetas  in  regno  coelorum,  vos  autem 
projici  foras. 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Lc.  13,  27.  28.  3g  1 

b.  Lc.  13,  28. 

ix€l  eazai  6  xXavd-iioq  xal  6  ßQvyfiog  rmv  oöovtcop,  orap 
6tp€ö&€  "AßQaäfi  xal  ^laaax   xal   ^laxciß  xät  xavraq  tovg 

xQoqyrjxaq  kv  r^  ßaOiXelf  rov  ^coiJ,  vfiäq  6h  ixßaXXofiivovg 

?§co. 

c.  Marcion  ap.  Epiph.  Haer.  XLII.  p.  314  D.  p.  336  D. 

0T6  xavraq  xovq  öixalovg  idijTe  kv  r^j  ßaoiXsla  rov  d-Bov, 
vfiag   ölTixßaikofievovg  xal  xQarovfiivovg  e^a>'   ixet  iöxai 

0  xXavd'^bg  xal  o  ßQvygiog  xmv  oöovxcov. 

d.  Mardon  ap.  Tertull.  adv.  Marc.  IV,  30. 

cum  yidebunt  justos  introeuntes  in  regnum  dei,  se  vero 
detinen  fonsr 

e.  Mt.  8,  12. 

01  dh  vlol  xrjg  ßaoiXüag  h^eXsvCovxat  [Syr.  Cur.:  kxßXrjd-fj- 

covxai]  slg  x6  axoxog  x6  i^cixSQOP'  ixet  laxai  o  xXav&uog 
xal  6  ßgvyfibg  xwv  odovxcov. 

f.  Just  Dial.  c.  Tryph.  c.  120.  p.  349  B  =  c.  140.  p.  370  A. 

ol  6b  vlol  xijg  ßaaiZelag  kxßXrid^rjCovxai  dg  xo  axoxog  x6 
i^coxegov. 

g.  Herrn.  Sim.  IX,  14,  2.  p.  226,  6. 

xal  ovxoi  slg  xiXog  kxßXr/ß^TJaovxai. 

h.  Ephraem  Syr.  Opp.  1,  171  C. 

vfistg  6s  kxßXrjd-rjOBOd^B  tgo  Big  xo  axoxog  xo  I^wxbqov. 

i.  Ephraem  Syr.  Opp.  II,  333  E  F. 
vfiBlg  6b  ixßXrjd^fjoBaO^B  ?gcö. 

k.  Pistis  Sophia  p.  200,  9  ed.  Schwartze  et  Petermann. 

Propter  hoc  ite  in  caliginem  externara;  atque  illa  hora 
venient  in  caliginem  externam,  ubi  est  fletus  et  Stridor 
dentium. 

Dass  der  Spruch  Lc.  13,  28.  29  =  Mt.  8,  11.  12  von  dem 
ersten  Evangelisten  umgeschaltet,  von  Lc.  an  originaler  Stelle 
erhalten  ist,  vrird  von  der  Quellenkritik  allgemein  zugestanden. 
Es  fragt  sich  aber  noch,  ob  nicht  zwischen  Lc.  13,  27  und  v.  28 
wiederum  ein  Ausfall  stattgefunden  hat  und  etwa  ein  urtext- 
lich er  Bestandtheil  weggelassen  worden  ist,  an  welchen  die 
Worte  Lc.  13,  28    sich    noch    besser    anschlössen    als    an    das 


382  Aussercanoniscbe  Paralleltezte  zu  Lc 

Gleicliniss  von  den  Hochzeitsjungfrauen,  durch  welches  das 
Kommen  der  Heiden  doch  in  keiner  Weise  vorbereitet  war. 
Nach  Weiss  (Matthäus  S.  231)  rührt  die  Inversion  der  beiden 
Verse,  sowie  die  Hinzufügung  der  Ausdrücke:  dg  rb  cxorog  t6 
i^cizEQOv  und  ol  vlol  rijq  ßaOtXelag  von  Mt.,  die  Hinzufugung: 
xal  jtavzag  rovg  JtQOfprirag  —  von  Lc.  her.  Bei  Marcion  treten 
dafür  jcavTsg  ol  dlxaioi  auf.  Vgl.  Mt.  13,  43;  10,  41.  Ganz  un- 
erklärlich ist  die  Marcion- Variante:  xQarovfievovg  Igco  =  deti- 
neri  foris.  In  den  übrigen  Texten  variieren:  i^eXevoovrai  =  ^x- 
ßXf^öovrai  ==ixßkf]&ja£a9'B  =  ixßaXXofiivovgrygt  StTfö,  H. 
lieft  U,  173rferner  zuTc.  Tl,  14  oben  S.  250  f. 

Lc- 13,  29  =  Ml.  8, 11. 

a.  Just.  DiaL  c.  Tryph.  c.  76.  p.  301  C. 

ovTog  (lovog  ajtaQaxaXvjtxmg  eölöa^ev  eljtwv  ij^ovoiv  cbto 

ävaxoXmv  xal  dvöficav^  xal  avaxXtd^jOovrai  fisrä  IdßQaäfi 
xal  ^loaax  xal  laxcoß  Iv  rf]  ßaOiXela  rcov  oigavcov, 

b.  Just.  DiaL  c.  Tryph.  c.  120.  p.  349  B. 

i]^ovoi  yaQ,  eljteVy  ajtb  övcfimv  xal  dvaroXcov  xal  avaxli- 
d^f'joovrat  (isrä  ^Aßgaäfi  xal  'laaax  xal  ^laxwß  kv  rj/  ßaoi- 
Xela  Tcöv  ovQa%ySv, 

c.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.  140.  p.  369  D. 

xal  6  xvQiog  fjficSv  xarä  xb  &eXi]fia  xov  Jtifitpavxog  avxbv 
jiaxQog  xal   ösüjtoxov  xciv   oXwv   ovx  av  ebtsv  tj^ovoiv 

äjio  övöfidiv  xal  avaxoXAv  x<u  avaxXid-fjöot'xai  (isxä  ^AßQocfi 
xal  ^loaax  xal  ^laxcoß  kv  xf]  ßaaiXela  xcov  ovQav(5v. 

d.  Ephraem  Syr.  Opp.  I,  171  C. 

q)oßovfiai,  dyajt?]xol,  (ii]Jtox6  kq>^  ^f^äg  jtX7]Qa)&fi  6  Xoyoq 
xov  xvQiov  6  Xeywp'  ort  /j^ovoiv  djtb  dvaxoXcov  xal  6vC(iwv 

xal  ßoQQCL  xal  ß^aXdoör]g  xal  dvaxXid^tjöovxat  fiexa  \4ßöadu 

xal  ^loadx  xal  ^laxcoß  kv  x(j  ßaoiXtla  x&v  ovQavAv, 

e.  Ephraem  Syr.  Opp.  II,  333  E  F. 

q)oßovfiai,  d6BXq>oi  fiov,  fifjjcoxe  Ifp  f]fiäg  jtXriQmd^^  6  Xo- 
yog  xov  xvglov  Xsywv  oxc  tj^ovoiv  djto  dvaxoXwv  xal 
övöfiCQV  xal  ßoQQOL  xol  d^aXdoofjg,  xal  dvaxXidfjaovxai  fiexd 

^Aßoaäfi  xal  ^loaax  kv  xfj  ßaoiXela  xAv  ovgavwv. 


Text«  und  üntemichuiigen  zu  Lc.  13,  28.  29.  383 

{.  Mt.  S,  11. 

XiyoD  de  v^ilv,  ort  JioXXoX  axo  avaxoXmv  xal  övoptciv  ri^ov- 

6iv   xäi  dvaxXid-^oovrai  fisza  ^Aßgahfi  xal  %aäx  xal  ^la- 
x(bß  kv  ry  ßaoiZela  rcov  ovgapciv. 

g.  Lc.  13,  29. 

Tcal  r}^ovCtv  ajio  avaroXöiv  xal  dvöf4c5v  xal  ßoQQa  xal 
voTov,  xal  avaxXi^jOoprai  iv  tf]  ßaoiXsla  rov  ^sov, 

h.  Iren.  IV,  8,  1. 

dicens:  Qaoniam  venient  ab  Oriente  et  occidente,  ab  aquilone 
et  aiistro,  et  recombent  cum  Abraham  et  Isaac  et  Jfacob  in 
regno  coelorum. 

i  Hom.  Clem.  VUI,  4.  p.  86,  32. 

uiuvnfiai  yoQ  avxov  eljtovzoq'  jtoXXol  iXevöovrai  ano  dpa- 
roXcop  xal  ötxSficöp,  aQxxov  xb  xal  fieörjfißQlag,  xal  apaxXi- 

d^joovxai  elq  xoXjtovq  ^Aßgaafi  xal  7cadx  xal  ^laxciß, 

k   Herrn  Sim.  IX,  14,  2.  p.  226,  6. 

idp  dh  (if)  (uxavorioooi,  xoxb  dXXoi  eloeXevoovxai, 

L  Epiph.  Haer.  XXUI,  6.  p.  67  C 

dg   Xiyei'   iXevoovxat   xal  dpoxXrfi-rjOOPxai^)    iv  xoXjtoiq, 

jißoaäfi  xal  ^löaax  xal  ^laxwß  ip  xy  ßaaiXsla  xSv  ovQapcip 
xai    apojtavcopxai   dxo   dpaxoXcop   xal   övOfiwVy   xal   xd 

m.  Test  Xn  patr.  Levi  c.  18. 

ol  de  ölxatoi  xaxanavoovöip  iv  avxm. 

n.  Agathangelus  c.  23.  p.  15.  ed.  Lagarde. 

löov  exoifid^tig  fioi  xaxaxXid^rjpal  fte  (lexä  xov  jcaxQog  xi}g 
xicxBa}g  inucov  lAßoadu  xal  xdpxofv  xäp  öixalmp  xmp  ueX- 
Xopxa>p  tvg>Qapd'^pai  ip  x^  ßaocXela  xov  O^eov, 

0.  Epitome  Pseudo-Clem.  c.  62.  p.  773  ed.  Cotelerius, 

fUfiPTjfiai  ycLQ  avxov  BlQfpcoxog  oxi  jtoXXol  iXevOovxai  djto 
avaxoXAp  xal  övOfimp  xal  ßogga  xal  d-aXaccr^g,  xäi  ava- 

xXi&r/öovzai  (uxd  ^Aßgaan  xal  *Ioadx  xai  ^laxoiß. 

p.  Oracula  Sibyll.  U,  195. 

'AvxoXlf^g  &iOecig  xb  fieafjfißQlag  xb  xal  dgxxov. 


1)  Itacismiu  fdir  dvitxkiBi^aovtai. 


384  Anssercanoiiische  Paralleltezte  zn  Lc. 

q.  Oracula  Sibyll.  VIII,  321. 

ApTokirjp  TS  öhOip  T«  fieOTjfißgh^v  xal  oqxtop. 

An  die  öixaioi  des  Marciontextes  im  vorigen  Textbestand- 
theile  erinnern  hier  die  dlxaiot  in  den  Test  XII  patr.,  bei 
Epiphanias  und  Agathangelus.  Das  Epiphanius-Citat  be- 
rührt sich  ausserdem  durch  die  Ausdrücke:  Iv  xoXjiok;  ^AßQaapt 
(=  Hom.:  üi^  xoXjtovg  ^A^igaufi),  sowie  ävajtavoovrat  \^=  Test 
XII  patr.:  xaxajtavoovciv)  mit  Lc.  16,  23,  zumal  nach  dem  toU- 
ständigen  Texte  (s.  u.j:  AaC^aQov  Iv  zotg  xoXjtoig  mrov  ava- 
Jtavo/ievov,  Lehrreich  sind  die  variierenden  Benennungen  der 
Himmelsgegenden : 

Lc.        djto  uvaxoXciv  xal  övOficöv  xal  (ioQQa  xal  potov 

Mt        djeo  avaxoXwv  xal  övc/icop 

Ephraem  djtb  avaxoXöiv  xal  övofimv  xal  ßoQQa  xal   d^aXaöOfjc 

Epitome  ,  «jro  dvaxoXcov  xal  6vC(iojv  xal  ßoQQa  xal   d-aXaC6i}g 

Hom.     '  ajro  dvaxoXwv  xal  dvo^civ  clqxxov  xb  xalfiBGTjfißglag 

Sibyll.     dvxoXir}g  övoecog  xe     xalaQxxov      fieOTifißQlag, 

Zunächst  beweisen  diese  Varianten  gegenüber  der  Annahme 
von  Weiss  (Matthäus  S.  231),  dass  die  Namen:  Nord  und  Süd 
von  der  Hand  des  Lc.  hinzugefügt  seien,  das  Gegentheil.  Es 
lag  auch  hier  ein  semitischer  Urtext  zu  Grunde,  welcher  na- 
mentlich durch  die  Variante:  &aXdaC7ig  (Ephraem  und  Epi- 
tome Clem.)  völlig  evident  wird.  Und  zwar  —  dies  ist  das 
Andere  und  Wichtigere  —  es  zeigt  sich  hier  ein  neuer  Beweis 
für  die  Thatsache,  dass  nicht  das  Aramäische,  sondern  das 
Hebräische  das  Idiom  des  Urevangeliums  gewesen  ist 
Denn  die  Aramäer  als  ein  vom  Meer  entfernt  wohnendes 
Binnenvolk  gebrauchten  Äia*^  als  Bezeichnung  einer  Himmels- 
gegend in  keiner  Weise.  Vgl.  Marsh.  I,  7:  „Aramaic  of  course 
does  not  use  these  words  (sc.  ü"^  =  west,  M  =  south).  Dagegen 
bei  den  am  Meere  ansässigen  Hebräern  war  C^  sowohl  für 
„West"    als   für  „Süd"  ganz  gebräuchlich.    Vgl.  Fürst  1,  516.  M 

1)  Vgl.  Ps.  107,  3  LXX:  dno  uravoAdiv  xal  övafxoiv  xal  ßoQgCc  xal 
(haXuaatjq  =  B;»n  ^ts»  -*?'5'5i  "^''?'?-  i'erner  Je8.  49,  12:  oj»''.  1*it»fe  . .  ikV  = 
LXX:  ii^ovaiv  , ,  dno  ßoQQü  xal  B;aXäaarig^  Sogar  Ps.  89, 13:  r'?:?  f^^ 
orK-^a  nr«  »  LXX:  röv  ßooodv  xal  &(i>,aaaav  ah  sxtiaag.    Hierbei  ist  das 

'▼!T"  ISS 

toclte  Meer,  wie  Fürst  annimmt,  oder  nach  Anderen  das  rothe  Meer  als 
das  Südmeer  xur  Bezeichnung  der  südlichen  Himmelsgegend  verwendet. 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Lc  13,  29.  30.  3^5 

So  giebt  denn  auch  Lc.  13,  29  Salkinson  das  lucanische  ojro 
voTov  durch  D^  wieder.  Bemerkenswerth  ist  es,  dass  die 
Sibyllinen  wie  öfter  so  auch  hier  mit  den  Pseudo-Glemen- 
tinen  übereinstimmen,  während  die  Epitome  mit  Ephraem 
sich  berührt.  —  Ein  Anklang  an  unsren  Spruch  findet  sich  noch 
in  den  Test.  XII  patr.  Dan  c.  5:  xäi  avajtavCovrai  kv  *Eöhu  ayioi 
xdi  kxl  xriq  viaq  IsQovoaXrm  ev^Qavd-TJaovrai  ölxaioi. 


^  ^\^ 


Lc-  IS,  80  =  Mc.  10,  31  =  Mt.  19,  30  =  Mt  20, 16. 


a.  Hippol.  Comm.  in  Daniel  ed.  Lagarde  p.  161,  20, 

Icovrai  ycLQ  xa  loxaxa  €oq  xa  xQ<Sxa, 

b.  Barn.  VI,  13.  p.  28,  13. 

Xiyu  Sk  xvQtoq'  löoi)  xoico  xa  ia/axa  (og  xd  jcgcoxa, 

c.  4.  Esra  5,  42. 

xad-cig  ol  eöxaxoi  ovx  voxsqovCip,  ovxmg  ov^  ol  j^qoxbqoi 
^&avovöL 

d.  Epiph.  Haer.  XLII.  p.  314D. 

xäi  x6'  ol  iöxaxoi  eöovxai  jtgdüxoi. 

e.  Pistis  Sophia  p.  64,  6  ed.  Schwartze  et  Petermann. 

Prosiliens  iterum  Mariham  dixit:  utique,  domine,  hoc  est, 
quod  dixisti  nobis  olim:  ultimi  erunt  primi  et  primi  erunt 
Ultimi. 

f.  Ibid.  p.  126,  4. 

De  hoc  verbo  ovp,  mi  domine,  quod  dixisti  nobis  olim: 
primi  erunt  ultimi  et  ultimi  erunt  primi. 

g.  Mt.  20,  16. 

ovxcog  iöovxai  ol  ioxaxoi  jtQcöxoi  xai  ol  JtQcoxot  söxcctoi. 

h.  Mc.  10,  31. 

jtoXXoi  de  Eöovxai  jtgäxoi  eoxaxoi  xal  ol  aoxaxoi  XQcixot, 

i.  Mt.  19,  30. 

jtoXXol  de  ioovxai  jtgwxoi  taxaxoi  xal  taxaxoi  jtQcixoi. 

k.  Lc.  13,  30. 

xal  Idov  elclv  eoxaroi  oV  ioovxai  jtqojxoi,  xal  eloiv  jtQw- 
xoi  oi  eöovxai  iöxaxoi. 

Bereits  in  den  Agrapha  S.  261—263  habe  ich  auf  die  Ver- 
wandtschaft des  Bamabas-Gitates  mit  unsrem  Logion  aufmerksam 

Texte  n.  Untennchimgeii  X,  8.  25 


386  Anssercanonische  Paralleltexte  su  Lc. 

gemacht     Dort  ist  das   Hippolytus-Gitat,  welches   die   Brücke 
bildet,  noch  nicht  erwähnt.    Vgl. 

Barn.:      löov  Jtoidi  ra  iaxara  wg  rä  jigtSra 
JBLippoL:  laovxai  yäg  tä  toxora  cog  ra  JtQcota 
Epiph.:  ol  eaxctroi  eooprai  jtQcHtoi, 

Auf  eine  weitere  Parallele  in  dem  jüdischen  Traktat  Taneh. 
f.  III,  1:  Dens  ultimos  ponit  in  loco  primorum  —  hat  Keim 
(Jesus  von  Nazara  III,  37.  Anm.  2)  hingewiesen,  ohne  dass  man 
jedoch  eine  gegenseitige  Abhängigkeit  der  bezüglichen  Parallelen 
anzunehmen  genöthigt  ist  Wahrscheinlich  aber  ist  die  Parallele 
in  der  Esra-Apokalypse  aus  dem  frühzeitigen  Einfluss  der 
evangelischen  Texte  zu  erklären.  Bei  den  Synoptikern  kommt 
dieses  Logion  viermal  vor.  Der  erste  Evangelist  hat  es  das 
eine  Mal  (Mt.  19,  30  =  Mc.  10,  31)  aus  der  MarcusqueHe,  das 
andere  Mal  (Mt.  20,  16)  direkt  aus  der  vorcanonischen  Quelle  als 
Schlussgnome  des  Gleichnisses  von  den  Arbeitern  im  Weinberge. 
Indem  Lc.  das  Logion  hier  reproduciert,  gewinnen  wir  ein  Kenn- 
zeichen dafür,  dass  das  Gleichniss  ML  20,  1 — 15  ursprünglich 
hier  vor  Lc  13,  30  =  Mt.  20,  16  seinen  Standort  gehabt  hat. 
Darüber,  dass  Mc.  den  Spruch  umgeschaltet  und  dnrch  Hinzu- 
ft\gang  der  jioXXol  in  eine  schwerfällige  Diktion  eingekleidet 
hat,  vgl.  Weiss,  Marcus  S.  348.   Matthäus  S.  441. 

Lc.  13,  81. 

a.  Syr.  Cur.  Lc.  13,  31. 

kv  ixelvaig  raTg  rj^sgatq  jtQoatjXd'av  ripeg  tpaQiCaloi  Xiyov- 

reg  avr^'  i^sXd'S  xäi  jcoqsvov  ivrsvd-sp,  ori  Hgciör^g  f^- 
reZ  06  ajtoxTBlvai, 

b.  Cod.  Cantabr.  Lc.  13,  31. 

kv  ravrxi  rfj  cooa  jtgoötjX^av  crJrcio  rivlc  zciv  q>aQioala>v  Xi- 

yovxBg'  e^sXd-e  xäi  jtOQstov  hrev&iv,  ort  ^HQwdrjg  C^rjret 
OS  ajtoxxBlvai. 

c.  Lc.  13,  31. 

hv  avrfj  rfj  Sga  jtooofjXO^av  riveg  g)aQioatoi  Xiyovteg  avrqi' 
e^eXd-s  xal  jtOQevov  ivrevO^sv,  ort  ^Hgcoörfg  d-eXei  ae  axo- 

XTBtvaL 


Texte  und  Untersuchungen  zu   Lc  13,  31.  32.  3g7 

Wie  in  La  13,  25 — 27  ein  Torso  der  Parabel  von  den  zehn 
Uocbzeitsjungfrauen,  wie  in  Lc.  23,  28 — 30  der  Torso  einer  an- 
deren Perikope  ans  der  vorcanonischen  Quelle  vorliegt,  so  ist 
sichtlich  auch  der  Abschnitt  Lc.  13,  31 — 33  ein  unter  der  kür- 
zenden Hand  des  Lc.  entstandener  Torso,  ein  fragmentarischer 
Rest  des  ürevangeliams.  Während  aber  zu  Lc.  13,  25 — 30  syn- 
optische Parallelen  als  Wegweiser  zur  Seite  standen,  fehlen  hier 
solche  Wegweiser.  Dafür  aber  tritt  das  johanneische  Evangelium 
orientierend  ein.  Nämlich  da  Lc.  13,  31 — 33  noch  in  Peräa  spielt 
und  das  Ende  des  Aufenthaltes  Jesu  in  Peräa  vorbereitet,  Lc. 
13,  34.  35  aber  bereits  die  unmittelbare  Nähe  von  Jerusalem 
voraussetzt,  wird  es  nicht  nur  klar,  dass  zwischen  v.  33  und 
y.  34  die  vorauszusetzende  Textlücke  zu  suchen  ist,  sondern  auch 
dass  Lc.  13,31 — 33  wesentlich  dieselbe  Situation  wie  Joh,  11, 1 — 16, 
nämlich  die  letzten  Tage  des  Aufenthaltes  in  Peräa  und  den 
Aufbruch  nach  Judäa,  in  sich  schUesst  So  knüpft  Lc.  13,  31— -33 
an  die  Lc.  11,  53.  54  berichteten  Machinationen  der  Pharisäer 
an,  welche  den  Zweck  hatten,  Jesum  aus  Peräa,  wo  sie  politisch 
ohnmächtig  waren,  zu  vertreiben.  Wegen  d-eXsiv  =  ^rjretv  = 
W^^  vgl  das  oben  zu  Lc.  8,  20  Gesagte.  Wegen  der  Varianten:  tv 
bcüvaiq  xaig  i^fiSQaig  (Syr.  Cur.  et  Sin.)  =  in  ipsa  die  (Cod.  Colb.) 

=  ^i^  ccvTTJ  XII  mQOi  (Lc.)  =  «''iTn  M?a  vgl.  zu  Lc.  8,  13. 

Lc  13, 32. 

a.  Clem.  AL  Strom.  IV,  6,  31.  p.  577. 

(oaavxiDq  xal  ijtl  xov  ^Hqcoöov  vjcayexe^  shtaxs  xfi  aX<6' 

jtexi  xavx^'   löov  ixßaXXco  öatfiovia  xal  laaeig  ajtoxeXco 
ö/ffiaQOP  xal  avQiov,  xal  x^  xqIxi^i  xeXeiovfdai. 

b.  Cod.  Cantabr.  Lc.  13,  32. 

xal  eljisp  avxolg'  xoQSvd-ivxeg  thtaxe  x^  dXcijtexi  xavxi]' 

Idov  ixßaXX(o  öaiuovia  xal   laosig  cbtoxeXov/iai   oijusQOV 
xaluxvQiop,  xal  xfj  xqIx'^  xeXsiovfiai. 

c.  Lc.  13,  32. 

xal  eljtsv  avxotg'  JtoQSvd-^vxsg  eijtaxs  xf]  aXdntxt  xavxij' 

löoi)  ixßaXXo  öaiuovia  xal  laoeig  ajtoxeXS  (Cod.  AI.  i:ti' 

xbX(5]  OfjfiBQOP  xal  avQioPj  xal  xrj  xqIzj]  [Syr.  Cur.  et  Sin.  add.: 
^(iigg^]  xBXsioviiai. 

25* 


388  AussercanoniBche  Paralleltexte  zo  Lc. 

Bereits  in  der  von  mir  früher  veröffentlichten  „Pragma- 
tischen Analyse  der  grossen  Einschaltung  des  Lucas** 
(in  den  Jahrbb.  f.  deutsche  Theol.  1876.  IV,  654—696.    1877. 

I,  65—92)  habe  ich  die  Identität  der  historischen  Situation  von 
Lc.  11,  1  bis  Lc.  13,  30  und  Joh.  10,  40—42,  femer  von  La  13, 
31—33  und  Joh.  11,  1—16,  sowie  endlich  von  Lc.  13,  34.  35  und 
Joh.  11,  45 — 54  darzathun  versucht.  Und  wenn  auch  durch  die 
fortgesetzte  Erforschung  der  Evangelien  die  Einzelausf&hrungen 
jener  Abhandlung,  wie  eine  Vergleichung  derselben  mit  den  vor- 
stehend von  Lc.  9,  51  an  gegebenen  Erläuterungen  und  Unter- 
suchungen deutlich  ergiebt,  in  vielfacher  Hinsicht  überholt  sind, 
so  haben  sich  mir  seitdem  die  Berührungspunkte  zwischen  Lc. 
13,  31—33  und  Joh.  11,  1—16  immer  bestimmter  herausgestellt. 
Namentlich  durch  das  Zurückgehen  auf  den  hebräischen  Urtext 
lost  sich  die  Hauptschwierigkeit,  welche  in  dem  reXBiovfiai  liegt, 
auf  eine  befriedigendere  Weise  als  früher.  Die  damsds  ausge- 
sprochene  Yermuthung,   dass    dieses    rsXeiovfiai   auf  die  Joh. 

II,  17 — 44  berichtete  Auferweckung  des  Lazarus,  in  welcher  das 
Wunderwirken  Jesu  sich  vollendete,  zu  beziehen  sei,  dass  dem- 
gemäss  in  der  vorcanonischen  Quelle  zwischen  Lc.  13,  33  und 
V.  34  eine  kurze  Perikope  (ähnlich  der  Lc.  7,  11—17  zu  lesenden) 
enthalten  gewesen  sei  und  dass  Lc.  nach  seinem  Gesetz  der 
Sparsamkeit  hier  den  Quellentext  gekürzt  und  jene  Perikope 
weggelassen  habe,  halte  ich  auch  jetzt  wie  früher  aufrecht 
Aber  anstatt  die  Untersuchung  auf  den  griechischen  Text  zu 
beschränken,  dehne  ich  dieselbe  auf  den  vorauszusetzenden  he- 
bräischen Urtext  aus,  freilich  nicht  nach  der  von  Delitzsch 
gegebenen  und  von  Salkinson  adoptierten  Übersetzung:  Mi3K 
''2tp"l?,  welche  nicht  eine  wörtliche  Rückübersetzung,  son- 
dern eine  Exegese  des  Textes  in  sich  schliesst,  sondern  nach 
dem  Text  des  früheren  Londoner  N.  T.:  D^tDM.  Man  hat  nur 
nöthig,  dieses  Pual  als  Piel  zu  vocalisieren  und  als  ü\lDH  zu 
fassen,  so  hat  man  den  der  Situation  allein  angemessenen  Text: 
TsXei(DO(D  (vgl.  Joh.  17,  4:  rb  BQyov  reXeccoaag).  Jeder  Septua- 
ginta-kenner  weiss,  wie  zahlreich  solche  verschiedene  Auffassungen 
der  vokallosen  hebräischen  Texte  in  den  griechischen  Versionen 
sich  finden.  Ich  erinnere  nur  an  das  —  bereits  oben  zu  Lc. 
13,  18  auf  S.  366  erwähnte  —  irrthümliche  (Dfioiü&rjv  =  niTT« 
anstatt    des   richtigen  6fioi(DOa>  =  msiS-   —   Nestle  bemerkt 


Texte  and  üntersachungen  zu  Lc.  13,  32.  33.  3g9 

noch  dazu,  dass  üblO  auch  die  Bedeutung  „verrathen*'  habe,  dass 
also  DbtDM  möglicher  Weise  auch:  «werde  ich  verrathen  werden'' 
heissen  könne.    Es  würde  das  mit  Joh.  11,  46  ff.  zusammentreffen. 

Lc  13,  33. 

a.  Diatessaron  Arab.  p.  43^  ed.  Ciasca. 

Verumtamen  oportet  me  hodie  et  cras  curam  habere,  et  se- 
quenti  die  discedere,  quia  non  potest  Propheta  perire  extra 
Jerusalem. 

b.  Lc.  13,  33. 

jck^p  ösZ  fi£  Ofj/i€Qov  xal  avQiov  xal  xy  kx^fiivxi  jtoQeveod-ai, 

oxi  ovx  ivdix^xai  jtQog>7]Xfjp  ojioXiod-ai  ?gco  %Qova€dtjfi. 

Das  «curam  habere*  im  Text  des  Diatessaron  ist  nach 
Nestle  durch  Übertragung  aus  dem  Syrischen  Guretons  in  das 
Arabische  und  von  dadurch  Ciasca  in  das  Lateinische  entstanden. 
Der  ursprüngliche  Sinn  würde  auch  hier  jtoQSvßC^ai  gewesen  sein. 
An  den  beiden  ersten  Tagen  hat  Jesus  «wandernd*'  noch  Dämonen 
auszutreiben  und  Heilungen  zu  vollbringen  (v.  32),  selbstverständlich 
an  seinem  bisherigen  Aufenthaltsort,  inPeräa.  Dagegen  das  Wandern 
am  dritten  Tage  ist  ein  discedere = abire  (Codd.  d  e),  woraus  hervor- 
geht, dass  der  Archetypus  äes  Cod.  D  ursprünglich  ebenfalls  (vgl.  das 
s^eXd^s  V.  31)  k^BXß-slv  gelesen  hat  und  dass  sicherlich  erst  später 
hier  das  canonische  jtoQevsod-ai  in  die  mehrfachen  Abschriften 
dieses  Codex,  vgl.  Heftl,  32  S^.,  eingedrungen  ist.  Und  aus  dem 
Zusammenhang  ist  weiter  zu  ersehen,  dass  dieses  i^eXd-stv  = 
discedere  s=  abire  Jesum  nach  Judaea  führte,   oxi  ovx  Bväix^- 

xai  J€Qog)i]XTjv  astoXeod-ai  B^a>  %QovoaXt'in^  sowie  endlich,  dass 
die  am  dritten  Tage  in  Judaea  zu  vollbringende  Vollendungs- 
that  mit  dem  Tode  Jesu  irgendwie  zusammenhängen 
musste.  Das  Alles  harmoniert  aufs  Beste  mit  Joh.  11,  1 — 53. 
Einen  Tag  brauchte  der  Bote  von  Bethanien  nach  Peräa  (Joh. 
11,  3);  zwei  Tage  blieb  Jesus  noch  in  Peräa  (Joh.  11,  6),  wir 
sehen  auch  den  Grund:  oportet  me  hodie  et  cras  curam  habere;  am 
vierten  Tag  vom  Tode  des  Lazarus  an  (Joh.  11,  39),  am  dritten 
Tag  nach  Eintreffen  der  Botschaft  von  dessen  Tode,  bricht  Jesus 
auf,  in  der  Gewissheit,  dass  er  dadurch  seinem  eigenen  Tode  ent« 
gegengehe  (vgL  Joh.  11,  16  =  Lc.  13,  33b).    Und  in  der  That  ist 


390  Aussercanonische  Paralleltexte  su  Lc. 

das  in  Bethanien  vollbrachte  Vollendungswunder  der 
letzte  historische  Anlass  seines  Yollendungstodes  in 
Jerusalem  geworden  (Joh.  11,  46 — 53). 

Lc.  13,  34  =  Ht  23,  37. 

a.  Macar.  de  cust.  cord.  c.  12. 

Ofiolcog  jtaXiv  kiyai'  xooäxiq  if]d^ilrfia  ijtiovpayayelv  vfiag, 
dg  OQPig  za  tävzFig  vocola,  xal  ovx  fj&ejL^oaT6. 

b.  Epiph.  Haer.  XLU.  p.  315A. 

xal  t6'  JtoXXaxig  ri^iXi]öa  hjtiovva^ai  cSg  oQvig  rä  xixva 
oov, 

c.  Clem.  AI.  Paed.  I,  5,  14.  p.  106. 

OTi  6h  i]fiag  zovg  vsozzovg  Xeyti,  (lagzvg  f]  yQag>fj'  ov 
ZQOJtop  OQVig  owayei  zä  voooia  vjto  zag  xztQvyag  avzFjg, 
xzX. 

d.  Clem.  AI.  Strom.  I,  5,  29.  p.  332. 

%Qotx}ak7ifi  'isQovoah'ifi,  Jtooaxig  tjd^ihjaa  ijtiovrayayetv 
zä  zixva  oov,  wg  oQPig  zovg  veoooovg. 

e.  Mt.  23,  37. 

%QovaaX7}(i  ^IsQovaakfjfi,  ay  ajtoxzüvovoa  zovg  nQoq>rizag 
xal  Xid^oßoXovöa  zovg  djceözaXfdivovg  JtQog  avzi]v,  nooaxig 
TJd'iXrjoa  hjtiowayayetv  zä  zixva  oov,  ov  zqojcov  ogvig^jn- 

avväyec  zä  voooia  avzrjg  vjto  zag  jtzegvyag,  xal  ovx  /J^f- 
XTjöaze. 

f.  Lc.  13,  34. 

%QOvaaXtjfi  ^hQovoaXf'j/i,  ?)  änoxzslvovoa  zovg  jtQO<pt]zag 
xal  Xi&oßoXovoa  zovg  ojreOzaXfiSvovg  jtQog  avz?jvy  Jtooäxig 
r}d-6X?ioa  ejttovvä^ai  zä  zixva  oov,  ov  zQOjiov  6qvi§  ztjv  ea%>- 

zTJg  voooiäv  vjto  zag  jtzigvyag,  xal  ovx  rjd^eXrjcaze, 

Mit  diesem  Logion  athmen  wir  die  Nähe  von  Jerusalem. 
So  hat  auch  der  erste  Evangelist  dasselbe  nach  Jerusalem  selbst 
verlegt,  an  den  Schluss  der  antipharisäischen  Rede.  Aber  wie 
die  letztere  nach  dem  Zeugniss  von  Lc.  11,  37  fF.  nicht  in  Jeru- 
salem entstanden  ist,  so  bildete  auch  unser  Logion,  wenn  wir 
dem  Referate  des  Lc.  folgen,  dem  die  Umschaltungsmethode 
des   ersten   Evangelisten  fremd  blieb,   keineswegs   den  Schluss 


Texte  und  Untersuchungen  su  Le.  13,  34.  35.  391 

jener  gegen  den  Pharisäismus  gerichteten  Herrenrede.  Jedoch  die 
Nähe  Yon  Jerusalem,  am  besten  den  Anblick  Jerusalems,  etwa 
vom  Oelberg  aus  (vgl.  Lc.  19,  41  ff.),  setzt  dieses  Logion  aller- 
dings voraus.  Und  wenn  der  Verfasser  des  Urevangeliums,  der 
ja  seine  Hauptabsicht  nicht  auf  die  Thaten,  sondern  auf  die 
Beden  (Xoyiä)  Jesu  gerichtet  hatte,  die  Auferweckung  des  Laza- 
rus selbst  nicht  erzählt  haben  sollte,  sicherlich  wird  dann  doch 
eine  Zwischenbemerkung  bezüglich  der  Rückkehr  Jesu  nach 
Bethanien,  in  die  Nähe  Jerusalems,  nicht  gefehlt  haben.  Jeden- 
falls setzt  unser  Logion  die  Job.  1 1,  45 — 53  geschilderte  Situation 
voraus.  Vgl.  ij  djtoxTBivovoa  mit  Job.  11,  53:  ißovX&oOavro 
tpa  ajtoxrslvwoiv  avrov,  ferner  imo\n*ä§at  rä  xixpa  cov  mit 
Job.  11,  52:  iva  xäl  ra  rixva  rov  d-sov  .  .  ovvaYayyj  slg  iv. 
Auch  das  jtoöaxig  wird  pointiert,  .wenn  das  Wunder  in  Betha- 
nien zugleich  als  der  letzte  Versuch  Jesu  erscheint,  die  Kinder 
von  Jerusalem  fiir  sich  zu  gewinnen  (vgl.  Job.  11,  18.  19.  45), 
und  wenn  die  Vergeblichkeit  auch  dieses  letzten  Versuchs  soeben 
constatiert,  ja  als  der  Anlass  zu  dem  Todesurtheil,  das  Jesum 
traf,  offenbar  geworden  war.    Die  Übersetzungsvarianten:  Jtooa- 

xig  =  jtokXaxig  =  D'^'öyB"iTO5,  ov  TQOJtov  =  öJ^  =  IHJÄ?  (vgl. 

dieselben  Varianten  zu  Act.  1,  11),  ovpaysiv  =  ijucwayeiv  = 

f  ap  oder  C|DK  —  sind  von  untergeordneter  Bedeutung. 

Lc.  13, 35  =  m.  33,  38.  39. 

a.  Test.  XU.  Patr.  Levi  c.l6. 

xal  6i   avrov  iaoprai  ra  ayia  vficov  ^Qr/fia, 

b.  Test.  XII.  Patr.  Levi  c.  15. 

diä  xavxa  o  raog,  6v  av  ixke^Tjzai  xvqioqj  BQrjfioq  sötai. 

c.  Hippel.  Demonstr.  adv.  Jud.  VII. 

oO^ev  kirsi'  rePT^^ijrw,  (b  jtaxsQ^  o  vaog  avx<5v  ijQrjfia)- 
[livog. 

d.  4.  Esn  1,  33. 

haec  dicit  dominus  omnipotens:   domus  vestra  deserta  est. 

e.  Syr.  Cur.  Lc.  13,  35. 

ISov  axphxai  vulv  o   olxog  vpLciv'   Xiyo}  vfilp  oxi  ov  pi 

16^x4  fis,  etog  [av]  ^g?/  i^fiiQa,  ox€  eiJtrjxa'    BvXoyrifJtivog 
o  ^QXOitBVog  kv  opofiaxi  xvgiov. 


392  Aussercanonische  Paralleltexte  zu  Lc. 

f.  Mt.  23,  38.  39. 

löov  dg>leTai  vylv  6  obcog  v/icov  sQfj/iog'   Xiyai  yaQ  vfitv, 

ov  fii]  fie  lÖTjze  ojt    agzi,  ?co$  ap  HstrjXB'   evXoyfjfiivog  6 
iQXOfievog  kv  ovofiari  xvgtov. 

g    Lc.  13,  35. 

Idov  aq>lBxai  vfilv  6  olxog  v(i<5v'  Xiya)  vfilv,  ort  ov  fi^ 

löfjri  fie,   icog   ?i^ei  ore  Bljtrire'  evXoyrinivog  6  igxofievog 

kv  OVOfiaXL  XVQIOV, 

In  der  bereits  erwähnten  „Pragmatischen  Analyse  der 
grossen  Einschaltung^*  (Jahrbb.  f.  Deutsche Theol.  1877. 1,  69) 
habe  ich  dieses  Lc^on  als  eine  Weissagung  auf  den  Einzug 
Jesu  in  Jerusalem  erläutert,  bei  welchem  Einzug  der  Zuruf  des 
Volkes:  evXoYfj/idvog  6  iQXogievog  kv  ovofiati  xvqIov  (vgl. 
Mt.  21,  9)  wörtlich  gleichlautend  ertönte.  Dieselbe  Beziehung 
haben  Erasmus,  E.  Schmid,  Paulus,  Wieseler  (Chrono- 
logische Synopse  S.  321  ff.),  sowie  Holtzmann  (Synoptische 
Evangelien  S.  230,  Ygl.  Hond-Gommentar  S.  256)  darin  gefunden. 
Bei  der  von  mir  vorgenonunenen  Identifikation  von  Lc.  13,  31—31 
mit  Joh.  11,  1 — 16,  sowie  von  Lc.  13,  34  mit  Joh.  11,  51 — 53 
fällt  Lc.  13,  35  mit  Joh.  11,  54  zusammen.  Jesus  kündigte  also 
den  Jerusalemiten  an,  dass  sie  ihn  von  jetzt  ab  {obt*  agri 
Mt.  23, 38),  wo  er  sich  nach  Ephraem  in  die  Verborgenheit 
zurückzog,  bis  zu  seinem  letzten  Einzug  in  Jerusalem  nicht 
mehr  sehen  würden.  Für  diese  Auslegung  ist  selbstverständ- 
lich nur  der  Lucastext:  dq)teTai  vfilv  6  olxog  vfiäv  —  brauch- 
bar und  das  —  handschriftlich  ohnehin  verdächtige  —  BQf]fiog 
in  Mt.  23,  38  als  eine  Zuthat  des  ersten  Evangelisten,  auch  die 
Umschaltung  des  Logion  in  die  von  ihm  in  den  letzten  Auf- 
enthalt zu  Jerusalem  verlegte  antipharisäische  Rede  als  ein  Stück 
seiner  redaktionellen  Thätigkeit  zu  erkennen,  zugleich  als  ein 
Seitenstück  zu  Mi  10,  23»>  (vgl.  Heft  II,  126  f.),  zu  Mt.  17, 10. 11 
(vgl.  Heft  U,  203  ff.),  zu  Mt.  16,  28  (vgl.  oben  S.  156  ff.),  in  wel- 
chen Sprüchen  allen  die  ursprünglich  zeitgeschichtliche  Bezieh- 
ung in  eine  eschatologische  Auffassung  durch  den  Redaktor 
des  ersten  Evangeliums  umgesetzt  worden  ist.  Es  wird  dann 
weiter  evident,  dass  die  Übersetzung  o  vaog  bei  Hippolyt  und 
in  den  Test.  XII.  patr.,  eine  Übersetzung  von  tTjS,  welche 
möglich  ist  (vgl.  2.  Reg.  10,  23:  tTja  =  LXX:  olxog,  Complut.: 


Texte  und  UntersTichungen  zu  Lc.  13,  35.  14, 8.  393 

vaog)  bereits  eine  Umdeutung  in  sich  schliesst,  da,  wie  man 
immer  allgemeiner  anerkennt,  anter  dem  obcog  hier  die  Stadt 
Jerusalem,  nicht  speciell  der  Tempel,  gemeint  ist.  Vgl  Weiss, 
Matthäus  S.  501.    Holtzmann,  Hand-Gommentar  S.  256. 

Lc.  14,  8. 

a.  Cod.  Cantabr.  ad  Mt.  20,  28.  p.  59^  ed.  Scrivener. 

slcsQXOuevoc   6h   xal  xagaxXi^ivxeq   öeiJtv^cai,   ufj   dva- 

xXlveo&6  elg  rovg  i^ix^vrag  rojtovg,  fn^jcote  ivdo^orsQog 

aov  kjiiXd-xi' 

.-^  •>  ,  -^-  -^ .' 

b.  Cod.  Colbertinus  ad  Mt.  20,  28.  ed.  Belsheim  p.  26. 

Intrantes  autem  et  rogati  ad  caenam  nolite  recumbere  in 

locis  eminencioribus,  ne  forte  clarior  te  superveniat. 

c.  Cod.  Sangerman.2  ad  Mt.  20,  28. 

Cum  autem  introeritis  ad  coenam  vocati,  nolite  recumbere 


'   V."'^   V         Nw   ■< 


in  superioribus  locis,  ne  forte  dignior  te  superveniat 

d.  Ps.- August.  Speculum  c.  76  p.  569  ed.  Weihrich. 

Cum  autem  introeritis  ad  caenam  vocati,  nolite  recumbere 
in  honorificis  locis,  ne  forte  dignior  te  superveniat. 

e.  Versio  Anglo-Saxon.  ad  Mt.  20,  28. 

Cum  autem  vos  ad  refectionem  vel  convivium  vocati  fiieritis, 
ne  discumbite  in  primis  sedibus,  ne  forte  vir  te  honorabilior 
accedat  post  te. 

f.  Syr.  Cur.  Lc.  13,  8.  p.  72.  ed.  Baethgen. 

orav  xirjß^g  elg  ya/iovg,  iifj  xataxXid^fjg  elg  rov  h^ixovra 

Toxop,  fn^xoze  ivTifioxegog  cov  i]  ixeL 

g.  Diatessaron  Arab.  p.  52  ed.  Ciasca. 

Cum  quis  te  invitat  ad  convivium,  non  eas  discumbere  in 
primo  loco  consessus,  ne  forte  honoratior  te  sit  ibi. 

h.  Syr.  Cur.  ad  Mt.  20,  28.  p.  33.  ed.  Baethgen. 

jtagaxXfjd^ivreg    öeiJtvfjaai    fitj    ävaxXlveod^e    elg    rov    i^- 

ixpvxa  TojtoPy  fifjjtore  ivöo^oregog  oov  k^iXO^y. 

i.  Lc.  14,  8. 

ozav  xXrjß^iJg  vjto   rivog   elg  ycifiovg,  fi^  xaraxXid^g  elg 


394  Ausaercanonische  Paralleltexte  zu  Lc 

ryjv  jtQCDTOxXiolap,  fit}xots  kvrifiozsQog  cov  fj  xBxXi]fiivoc 

vjt   avTov, 

k.   S.  Serapionis,  Macarii,  Paphnutii  et  alterius  Macarii  Regula 
ad  Monachos.     Migne  XXXIV,  972. 
neque  accubueris  prior  in  convivio,  ne  [forte]  veniat  melior  te. 

Während  der  Abschnitt  Lc.  14,  2 — 7  seinem  ganzen  Gepräge 
nach  nicht  aus  der  vorcanonischen  Hauptquelle  stammt,  besitzen 
wir  für  Lc.  14,  7 — 11  ein  Zeugniss  von  einzigartiger  Bedeutung, 
nämlich  eine  aussercanonische,  von  dem  lucanischen  Texte  völlig 
abweichende,  Übersetzung  desselben  Abschnitts,  wodurch  die 
Herkunft  der  Perikope  aus  dem  hebräischen  Urevangelium  ausser 
Frage  gestellt  wird.  Dieses  aussercanonische  XJbersetzungsbruch- 
stück  ist  im  Codex  Bezae  hinter  Mt  20,  28  eingefügt,  an  einer 
Stelle  also,  wohin  diese  Perikope  ursprünglich  nicht  gehörte. 
Da  aber  in  diesem  Falle  der  Codex  Bezae  durch  den  Syr. 
Curetons  und  durch  elf  altlateinische  Versionen  secundiert 
wird,  so  ist  es  nach  dem  Heft  I,  36  aufgestellten  ersten  Kriterium 
zweifellos,  dass  diese  interessante  aussercanonische  Einschal- 
tung hinter  Mt.  20,  28  von  der  Hand  desjenigen  her- 
rührt, welcher  spätestens  um  140  n.  Chr.  den  kirch- 
lichen Evangeliencanon  redigiert  und  damit  den  Arche- 
typus für  den  Codex  Bezae,  den  Syr.  Cur.  und  die  ältesten 
Italae  geschaffen  hat.  Vgl.  Heft  I.  §  2:  Der  Evangeliencanon. 
Dieses  von  so  einflussreicher  Hand  eingeschaltete  Bruchstück 
einer  aussercanonischen,  durch  und  durch  archaistischen,  Evan- 
gelienübersetzung ist  von  mir  bereits  in  den  Agrapha  S.  32.  33. 
38.  39.  70 — 75  behandelt  worden  *).    Zu  den  Varianten  y&fioi  = 

1)  Zu  dem  auf  S.  70  der  Agrapha  gegebenen  Verzeichnisse  der  Hand- 
schriften, welche  diese  aussercanonische  Einschaltung  enthalten,  lassen  sich 
noch  hinzufügen  der  von  Belsheim  1878  edierte  Codex  aureus,  der 
Stockholmer  Codex  Gigas,  die  beiden  üsserianischen  Codices 
fAbbot,  Evangeliorum  versio  Antehieronymiana  1, 107 ;  II,  824),  sowie  die 
Handschriften  des  pseudo-augustinischen  Speculum  Audi  Israhel.  Diese 
Angaben  finden  sich  in  „Einer  kleinen  bibelkritischen  Studie** 
des  Benediktiner-Paters  Odilo  Rottm'anner,  Bibliothekars  zu  St.  Boni- 
facius  in  München,  abgedruckt  in  den  „Studien  und  Mittheilungen 
aus  dem  Benediktiner-  und  aus  dem  Cisterzienserorden.  XII. 
Jahrgang  1891.  II.  S.  3G7-369."  Daraus  habe  ich  auch  die  Texte  des 
pseudo-augustinischen  Speculum  entnommen.  Für  die  Übersendung  seiner 
lehrreichen  Studie  sage  ich  dem  Herrn  Verfasser  nachträglichen  Dank. 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Lc.  14,  8w  9.  395 

deutvTjOai  =  convivium  =  coena  =  riFlTÄta  vgl.  ausser  Agrapha 
S.  70  noch  Hell;  11^  265.  Zu  beachten  sind  femer  die  Varianten 
TOJtoq  i^i^cop  ==  jtQcoToxXiola  =  locus  eminentior =locu8  superior 

=  primae  sedes  =  locus  primus  =  lilDÄnn  Dipta??,  ebenso  ivöo- 

^oTBQog  aov  =  ipTtfiOTBQog  oov  =  clarior  te  s=  dignior  te  = 

honorabilior  te  =  honoratior  te  ==  7\1Sü  1333. 

Lc.  14,  9. 

a.  Cod.  Cantabr.  ad  Mt.  20,  28.  p.  59*.  ed.  Scrivener. 

xcu  jcQooeXl^mp  6  öeijtvoxX^tcoQ  sijty  cor  eri  xarco  xcd()££, 

xdi  xaraioxvvd^ijorj. 

b.  Cod.  Colbert  ad  Mt.  20,  28.  p.  26.  ed.  Belsheim. 

et  accedens  qui  ad  caenam  vocavit  te  dicat  tibi:  adhuc  deor- 
sum  accede,  et  confundaris. 

c.  Cod.  Sangerm.2  ad  Mt  20,  28. 

et  accedens  is  ^i  te  Jnvitavit,  dicat  tibi:  Adhuc  inferius 
accede,  et  confundaris. 

d.  Versio  Anglo-Sax.  ad  Mt.  20,  28. 

et  paterfamilias  te  surgere  jubeat  et  alteri  locum  dare,  et 
tu  confundaris. 

e.  Ps.- August  Speculum  c.  76  p.  569  ed.  Weihrich. 

et  accedens  invitator  dicat  tibi:  adhuc  infra  accede,  et  con- 
fundaris. 

f.  Diatessaron  Arab.  p.  52  ed.  Ciasca. 

et  veniens  ille,  qui  vos  vocavit,  dicat  tibi:  Da  huic  locum; 
et  rubore  afficieris  coram  adstantibus,  et  excipiet  te  locus 
alter. 


V^N.    "V.     V 


_  — .^si'      ■W 


g.  Syr.  Cur.  ad  Mt  20,  28.  p.  33.  ed.  Baethgen. 

xdi  6  öeiJtvoxXf)z(OQ  ehcij  cor  xaxoo  x^Q^^>  ^^^  xaxaioxw- 
d-T]Cy  ivwjtiov  rmv  dpaxBifiivcop, 

h.  Regula  ad  Monachos  ap.  Macar.  Migne  XXXIV,  972. 

et  dicat  tibi:  Surge,  et  confusionem  patiaris  in  die  illa. 

i.  Lc.  14,  9. 

xal  ild-civ  6  ol  xdi  avrov  xaXiaaq  iget  cor  66g  rovro) 


396  AassercanoniBche  Paralleltexte  zu  Lc. 

roxov,   xäi  rors  aQ§^  (ierd  alcxvvf/g  rov  iiSxavov  roxov 

Zu  ÖBUtvoxXrjxcDQ  =  o  xaXiaag  =  qui  ad  caenam  vocavit  = 
invitator  =  nritD"an"bÄ  Ä^pn  vgl.  ähnliche  Bildungen  wie  xoGpuh- 
^Xavog  =^  6  xXavciv  xfjv  ohcovfiivriv^  Heft  II,  289  ff.,  xoOfioxQa- 
xcoQ  Eph.  6,  12  s=  o  xov  xoc/iov  uqxop  Joh.  14,  30.  Im  Übrigen 
gehen  die  Verschiedenheiten  der  Versionen  weit  auseinander: 
in  xoTG)  x^QBi  =  adhuc  deorsum  accede  =  adhuc  inferius  accede 
=  dbg  TovTco  xoxov  =  surge  (in  diesem  surgeHDerührt  sich  die 
fiegula  ad  Monachos  mit  dem  surgere  jubeat  der  Versio  Anglo- 
axonica). 

Lc.  14, 10. 

a.  Cod.  Cantabr.  ad  Mt.  20,  28.  p.  59*  ed.  Scrivener. 

kay  de  avaxiorig  dg  xov  tjxxora  xoxov  xäi  ijtiXd^T^  öov 

fjxxcop,  iget  öoi  6  öeijtvoxXi^xcoQ'  avvaye  ixi  ava>j  xäi  tgxai 

OOL   XOVXO   XQ^^^/^OP, 

b.  Cod.  Colbert.  ad  Mt.  20,  28.  p.  26.  ed.  Belsheim. 

Si  autem  recubueris  in  loco  inferiori,  et  superveniet  humilior 
te,  dicat  tibi,  qui  te  ad  caenam  vocavit:  accede  adhuc  su< 
perius,  et  erit  tibi  utilius. 

c.  Cod.  Sangerm.  2  ad  Mt.  20,  28. 

Si  autem  in  inferiori  loco  recubueris  et  advenerit  humilior 
te,  dicet  tibi  qui  te  invitavit:  Accecle  adhuc  superius,  et  erit 
tibi  hoc  utilius. 

d.  Ps.- August.  Speculum  c.  76.  p-  569  ed.  Weihrich. 

Si  autem  recubueris  in  inferiori  loco,  adveniet  inferior  te, 
et  dicet  tibi  qui  te  ad  caenam  invitavit:  accede  adhuc  in 
superiori  loco,  et  erit  hoc  tibi  utilius. 

e.  Vers.  Anglo-Sax.  ad  Mt.  20,  28. 

Si  in  convivio  discubueris  in  sede  ultima,  et  post  te  accedat 
alius  conviva,  dicatque  iabi  invitator:  Amice,  interius  discumbe, 

tunc  tibi  honorificentius  erit,  quam  si  te  exterius  detrudant. 

f.  Syr.  Cur.  ad  Mt.  20,  28.  p.  33.  ed.  Baethgen. 

iap  ÖS  ävajteö7jg  elg  xop  ijxxova  xojcop  xäi  ixiXd^j  cov 

fjxxcop  iget  cot  6  öeucpoxhjxcoQ'  JtQoCapaßtjd^i  dpcixBQOP 


■  ■^'y^    '>  *s<.    ^ 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Lc.  14, 10.  11.  397 

xal  aväjteöe,  xal  sarai  öoi  öo^a  kpöo^ozEQog  kvmniov  rc5v 

dvaxBtfiivanf. 

g.  Diatessaron  Arab.  p.  52.  53^  ed.  Ciasca. 

Sed  cum  vocatus  fueris,  vade,  recumbe  ultimus,  ut,  cum 
venerit  qui  te  invitavit,  dicat  tibi:  Amice,  ascende  superius ; 
et  eritjjbi  ^|oria  coram  simul  omnibus  discumbentibus. 

h.  Lc.  14,  10. 

aX"^  otav  xXfjd'fjg,  jtOQSD&Blg  avaneas  elg  rbv  eoxarov  to- 

jtov^  tva  otav  J^Xß-tj  6   xexXrjxcig  öe  iget  Gor  g)lX6f  JtQOG- 

avaßrjd-i  dvciregov  rors  loxai  001  öo^a  ivoijtiov  jtavrcop 

t{5p  ovvavaxeifiivmv  gol 

Leicht  loslich  sind  die  Varianten:  6  tJttop  xoJtog  ==  6  lö^«- 
zog  rojtog  =  locus  inferior  =  locus  minimus  =  locus  alter  = 
liirfÄH  Dipian,  femer  övvaye  in  =  q>lXe,  jtQoaavdßTjd^i  =  ÄD"nb? 

(vgl  Agrapha  S.  72)  oder  njn  nbr  (vgl.  Prov.  25,7  LXX: 
dvdßaive  jtgog  fie),  endlich  apco  =  dpciregov  =  superius  =  sur- 
sum  =  in  superiori  loco  =  hby'ob, 

Lc.  14, 11  =  Lc.  18, 14  =  Mt.  23, 12. 

a.  Syr.  Cur.  ad  Mt.  20,  28. 

vfistg  dh  ^7)r£lT£  ix  fiixgov  av^Mai  xal  fi?)  ix  [lel^opog 
IXaxxop  slvai. 


-■w-^.'V^    --    -/  v^-N^- 


b.  Cod.  Cantabr.  ad  Mt  20,  28.  p.  59*  ed.  Scrivener. 

vfiBlg  6k  C,i]X6lxe  ix  fiixQOv  av§^oai  xal  ix  fiel^opog  iXaxxor 
elpai. 

c.  Cod.  Purpureus  Beratinns  (*). 

vfielg  de  ^tjxelxe  ix  uixQov  av^rjoai  xal  ix  fisl^orog  eXaxxop 
slpai. 

d.  Apographa  tria  in  Bibl.   polyglott.    Londinensium.    Sabatier 

p.  120». 
vuBtg  öl  ^fjXBtxB  ix  fitxQov  av^fjoai  xal  ix  fiEiCoPog  JsXaxxop 
Bipai,  iXaxxovad-ai. 

e.  Cod.  Colbert.  ad  Mt.  20,  28.  p.  26.  ed.  Belsheim. 

vos  autem  quaeritis  de  pusillo  crescere  et  de  majore  mino- 
res  esse. 


398  AussercanoniBche  Paralleltezte  zu  Lc. 

f.  Versio  Anglo-Sax.  ad  Mi.  20,  28. 

In   rebus  exiguis  crescere  tos  capitis  et  in  niaximis  rebus 
minui. 

g.  Ps.- August.  Speculum  c.  34.  p.  461  =  c.  76.  p.  569  ecL  Weibrich. 

Vos    autem    quaeritis    in    modicis   extolli,    et   de  mazimis 
minui. 

h.  Cod.  Sangermanensis  ^  ed.  Sabatier. 

Vos  autem  quaeritis  de  pusillo  crescere  et  de  minore  majo- 
res  fierL 

i.  Cod.  Monachii  S,  Andreae  sec.  Avenionem.  Sabatier  p.  120*. 
Vos  autem  quaeritis  de  pusillo  crescere  et  de  magnis  ma- 
jores  esse. 

k.  Lc.  14,11. 

ort  7cä<;  6  vtpdiv  iavrov  TajzeivajO^ijoetai,  xal  6  taxeivcHv 

iavTov  rtpcDd-fjOerai. 

l   Lc.  18,  14^ 

oTi  JtuQ  6  vtpQjv  iavxov  TajtBivcod^rjaerai,  o  ös  xaxuv(5v 
tavrov  vrpcoß-TJoerai. 

m.  Mt.  23,  12. 

oOTig  de  vrf)(Dö£i  tavrov  Tajteivod-fjosraiy  xal  oCrig  rajtsi' 
vcoösc  hccvTov  vkpwi^fjOBrai, 

n.  Pistis  Sophia  p.  61  ed.  Schwartze  et  Petermann. 

Atque  Jesus  manum  dans  Marthae  dixit  ei:  Maxagioq  est 
homo  quisque,  qui  se  humiliat,  nam  miserebuntur  ejus. 

0.  Test.  XII  patr.  Benjamin  c.  9. 

oloq  eorai  rajteivog  ijtl  xf}q  y^g,  xal  olog  ipöo§og  iv  ov- 
QavS, 

Von  vorstehendem  Logion  besitzen  wir  drei  synoptische 
Parallelen,  und  zwar  nach  einem  der  Hauptsache  nach  gemein- 
samen Typus  der  Übersetzung,  nach  welchem  dieser  Herren- 
spruch auch  in  den  apostolischen  Lehrschriften  mehrfache  Ver- 
wendung gefunden  hat.  Vgl.  Jac.  4,  10:  rajistvoid^fire 
ivmmov  xov  xvgloVy  xal  vtpcoosi  vfiag  — ,  1.  Petr.  5,  6:  ra- 
jtetvdd^TjxB  .  . . .,  tva  vfiag  v'^ciö^  iv  xaiQm  — ,  2.  Cor.  11,  7: 
ifiavxov   xajtBLVciv,    Iva  vftelg  vtpa)d-fjxe  — ,  Phil.  2,  8.  9: 


Texte  nnd  Untersuchungen  zu  Lc.  14, 11.  399 

kraxslvcooev  eavrbv^  .  , ,  616  xdi  6  &eoq  avzop  vjcsQvtp<D» 
CSV.  Dass  dieses  Logion  hier  zu  Lc.  14,  7 — 11  seinen  originalen 
Standort  besass,  zeigt  nun  die  aussercanonische  —  scheinbar 
weit  abweichende  —  Gestalt  der  Einschaltung  zu  Mt.  20,  28. 
Denn  wenn  auch  die  entsprechende  Parallel version  nicht  nach 
Lc.  14,  8 — 10,  sondern  unmittelbar  vor  diesen  Versen  unser  Lo- 
gion bringt,  so  ist  doch  an  der  Identität  von  Lc.  14,  11  und 
den  Worten:   vfislg   öh  ^TjretTe^x.  fitxgov   av^TJCac  xal  (i^ix 

fisi^ovog  IXaxTov  dvat  nicht  zu  zweifeln,  sobald  man  den  Sinn 
der  Worte  ins  Auge  fasst  und  auf  den  hebräischen  Urtext  zu- 
rückgreift. Selbstverständlich  ist  diese  Identität  nur  dann 
vollständig  zu  erfassen,  wenn  man  die  Fassung  des 
Syr.  Cur.:  xdi   (irj   ix  /lelCovog  sXazrov  dvat  für  die  richtige 

erklärt  und  die  Weglassung  des  fii]  in  sämmtlichen  übrigen 
Parallelen  für  einen  veralteten  Irrthum  der  von  einander  ab- 
hängigen Handschriften.    Wer  klein  {fiixQog)  oder  niedrig  (ra- 

Jtstvog)  anfangt,  der  soll  gross  werden  (av^avBiv),  der  soll  er- 
höht werden  (vipovad-ai).  Wer  aber  zuerst  gross  {uel^cov)  oder 
hoch  (vtpäp  eavtov)  auftritt,  der  wird  klein  werden  {elavrov 
elvac),  der  soll  niedrig  werden  (rccjreivovod-ai).  Nach  letzterem 
sollen  die  Jünger  Jesu  nicht  streben:  ^f^TSlre  . .  fiij  ix  fiel^ovog 
eXaxxov  elvai,  Dass  aber  av^avsip  und  vtpovad^ac  gleichwerthige 
Übersetzungsvarianten  von  bia  sind,  darüber  vgl.  die  Nachweise 
in  den  Agrapha  S.  73  f.  sowie  die  aussercanonische  Textgestalt 
zu  Lc  22,  27,  wie  sie  Cod.  Bezae  darbietet:  xal  vfielg  avgjy- 
^TJXB.    Siehe  unten  zu  Lc.  22,  27.    Für  die  Varianten:  tXarxov 

dvat  =  xcutsivovad^ai  aber  dürfte  nicht  t:?tt,  wie  es  Agrapha 
8.  74  geschehen,  sondern  b&t?  als  Stammwort  anzunehmen  sein. 
Man  vgl.  Ezech.  17,  6:  nbtiO  Vinnfa  iBjb  ^xr^^  =  LXX:  xcü  iyi- 
V€XO  slg  afijceXov  aad'svovoap  xal  fiacgdv  — ,  ferner  2.  Sam.  6,  22: 

'^3'^^a  bw  •'n'^'^rn  =  LXX:  xal  aoouai  dxQSlog  iv  6g)d^aXuolg  oov, 

und  dazu  Hiob  5,  11:  Dilttb  D'^bfilD  WV^  =  LXX:  xov  jcoiovvxa 
xaxBivovg  dg  vtpog.  Ausserdem  vgl.  man  zum  Ganzen  die  johan- 
neische Parallele  Joh.3,30:  hcBlvov  öelav^avsLV,  ifih  öe  iXaxxovcd-ai. 
—  Noch  ist  auf  die  Möglichkeit  hinzuweisen,  dass  der  aussercano- 
nische Text:  vfistg  öe  ^tjxeTxe  ix  (itxgov  av^^oai  xxX.  ein  selbst- 
ständiges  Logion  am  Anfang  des  Redestücks  gebildet  habe  und 
dass  der  Schluss  Lc.  14, 11  als  ebenfalls  selbstständiges  Logion  die 


400  Aussercanoniscbe  Pnralleltexte  zu  Lc 

Gedanken  des  Eingangs  wieder  aufgenommen  und  als  Schlussgnome 
zum  sententiosen  Ausdruck  gebracht  habe.  —  Schliesslich  sei 
noch  notiert  Clem.  AI.  Quis  div.  salv.  §  1.  p.  936:  z<p  yag  wp<o^ 

fiivq)  xal  n^aXvvopiivm  avxlotQOfpoq  fj  XQog  rov  xajtEivov  fisra- 

ßoh]  xal  Jtzcioig^  dg  6  d-etog  ötödöxsi  Xoyog, 

Lg.  14, 15. 

a.  Clem,  AI.  Paed.  II,  1,  5.  p.  166. 

fiaxaQiog  og  g>aYSTai  agiGrov  iv  rfj  ßaCiXsia  rov  d-eov. 

b.  Syr.  Cur.  Lc.  18,  12  =  Syr.  Sin. 

(iaxaoiog  oOrig  qxxyerai  agiorov  iv  ry  ßaoijLeia  rov  d^sov. 

c.  Epiph.  Haer.  LXVI,  38.  39.  p.  652  D. 

fioxagiog  og  g)ay€Tai  oqtov  iv  t(]  ßaöiXela  xcSv  ovQavmv. 

d.  Euseb.  in  Ps.  127,  2.  (Migne  VI,  21). 

fiaxagiog  8g  tpayBrai  agxov  iv  t(]  ßaoiXda  xwv  ovQaväv, 

e.  Lc  14,  15. 

fiaxoQiog  ooxtg  tpayhxai  agxov  iv  xij  ßaaikeia  xov  &eov. 

Obwohl  aQioxov  als  11PP"1Ä  in  die  jüdische  Sprache  über- 
gegangen ist  (vgl.  Buxtorf,  Lex.  Talmud,  p.  225),  so  liegt  doch 
hier  den  Varianten  agxog  =  gqioxov  das  hebräische  onb  zu 
Grunde.  Vgl.  1.  Reg.  5,  2:  inij  Qi'^b  rftJ'bÖ-Dnb  W  =  LXX: 
xovTO  cLQioxov  x(p  2JoXo(i<5vxi  iv  f}iiiQ(}  fiici,    Bemerkenswerth 

ist  die  zum  Übersetzungstypus  des  ersten  Evangelisten  gehörige 
hebraisierende  Variante  /)  ßaotXeia  xmv  ovgavmv  (vgl.  Heft  1, 116) 
in  Texten,  die  nicht  durch  Mt.,  sondern  nur  durch  Lc.  conser- 
viert  siud.     Ähnliche  Fälle  s.  zu  Lc.  9,  60.  62;  17,  21. 

Lc.  14, 16.  17*  =  Mt.  22,  2.  8. 

a.  Apoc.  19,  9. 

xal  Xiyei  (ioi '  ygarpov  fiaxccQioi  ol  elg  x6  öetjivov  xov  ya- 

fjiov  xov  aQvlov  xexXfjfiiroi.    xal  Xeyei  fioc  ovxoi  ol  Xoyoi 
aXtjd^ivol  eloiv  xov  ^fo€'. 

b.  Exe.  Theod.  c.  63.  ap.  Clem.  AI.  p.  984. 

elxa  x6  öetjtvov  xSv  yafimv  xoivov  jtavxov  x<5v  Co^^ofiivojp, 


Texte  and  Unteranchangen  zu  Lc.  14, 16.  17.  401 

c-  Iren.  V,  36,  2. 

Et  hoc  est  triclinium,   in  quo  recombent  ii,  qui  epalantur 
Yocati  ad  nuptias. 

d.  Hom.  CLeuL  VIII,  22.  p.  92,  21. 

cocjiSQ  ijtl  ÖBlJtov  vxo  jtaxQoq  vl(p  rsXovvtog  yauovq  xkii- 
d^VTEq  .  . .  .  o  xovq  yafiovg  zw  vlo)  reXcop  xarTjQ. 

e.  Mt.  22,  2.  3. 

cofioicid-ij  jj  ßaCiXela  rSv  ovqovwv  dv&gcijtm  ßaaiXsT,  ocrig 
ijtolr^sv    yafiovq   r^    vltp    avrov.     xal   ojieöTEiXsv  zovg 

dovXovg   avxov   xaXiöai    rovg  xexXtifiivovg  slg   rovg  ya- 
fiovg. 

f.  Lc.  14,  16.  17*. 

av&Qcojiog   rig  ijtolet  östJtvov  /liya  xal  kxaXsoev  jtoXXovg 

xcH  ajtiCTSiXsp  TOP   dovXov  avxov   x^  ciga  xov  Aalnvov 
slxetp  xolg  xsxXfj/ispoig'  sQxsaß-e. 

Dass  das  Gleichniss  Yom  Gastmahl  in  zwei  synoptischen 
Bearbeitungen  vorliegt  und  dass  die  Urrelation  desselben  Lc. 
14, 16—24  besser  erhalten  ist  als  Mt  22,  1—14,  darüber  vgl.  Heft 
II,  265.  Weiss,  Matthäus  S.  468—473.  Nachdem  der  nur  beim 
ersten  Evangelisten  erhaltene  Bestandtheil  Mt.  22,  11—13  bereits 
Heft  II,  264 — 267  zur  Untersuchung  gelangt  ist,  folgt  hier  die 
textliche  Behandlung  des  Grundstocks  jener  Parabel.  Bezüglich 
der  Varianten  ya/ioi  (Mt.)  ==  dstjtpop  /leya  (Lc.)  =  öeljcpop  X(5p 
yafioop  (Theod.)  =  ÖBtnpop  xov  yaptov  (Apoc.  19,  9)  ^TinÄtt 
kann  ich  mich  auf  Agrapha  S.  72.  262  Anm.  beziehen  und 
ausserdem  aus  dem  Briefe  der  gallischen  Märtyrergemeinden 
(Eus.  H.  E.  V,  1,  55)  die  weitere  Übersetzungsvariante  pvfi^ixop 
ÖBljtPOP  nachtragen.  Die  im  Homilientext  zveeimal  wieder- 
kehrende  Variante  xsXetp  ist  mit  dem  canonischen  jtoulp  auf 
nw  zurückzuführen.  V^gl.  Jud.  11,  39:  i"nrnÄ  rh  tel^H  =  LXX: 
xal  i^oh^sp  (=  al.  exsXsOsp)  ip  avxf]  xfjp  evx'f]v  avxov.  Jes. 
55,  lY:  nttfr-DK  '^S  =TS^iT  ?a>e  ap  xeXEOd-iJ.  Vgl  Lc.  12,  50: 
14,  28. 

Lc.  14, 17»  =  Mt.  22, 4 

a.  Lc.  14, 17b. 

Ott  ijön  %TOi/itt  elöcv. 

Texte  a.  UntenuctaangeQ  X,  8.  26 


402  AasBercanonische  Paralleltexte  bu  Lc 

b.  Syr.  Cur.,  Syr.  Sin.  Lc.  14,  17^. 

OTi  löoi)  xavxa  iroifia  iariv. 

c.  Agathangelus  c.  35.  p.  21,  5.  ed.  Lagarde. 

xäl  slxeq'  6  fioaxog  fiov  iöfjpccfiiivoq  xai  xb  dsTjtvov  fiov 
fJTOtfiaöfievov. 

d.  Orig.  Opp.  III,  792. 

ro  öh  firoifiaöfiivov  oqiotov,  kv  cp  ol  xavQoi  xov  ßaoiXicog 
xäi  xä  aixevxä  avxot  xed-vfieva  tjp. 

e.  Mi  22,  4. 

jtaXiv  dxiöxeiXep  aXXovg  öovXovg  Xiycop'  elxaxB  xolq  Tce- 
xXTjfiivoig'   löov   xb  ^j^o^  [Syr.  Cur.:   x6   öeljtvov]  fiov 

^xolfiaxa  [Syr.  Cur.:  i^xolfiaoxai],  ol  tavgol  fiov  xäi  xä  oi- 
xioxä    xed^)iiiva  xal  jtapxa  Ixoifia'   öevxs   elg   xovg   yor 

{lovg, 

—^•^••^^-•./^ 

f.  Macar.  Hom.  XV,  31. 

xfli  yoQ  h>  x^  svayyeilcf)  yiyQOjtxat,  oxi  axioxtiXs  xovg 
lavxov  ÖovXovg  o  xvQiog  xaXäv  xovg  ^iXovxag  öijXcicag 
avxolg,  oxt  xb  agioxov  fiov  rjxoifiaöxai. 

An  dieser  Stelle  hat  Lc.  wieder  gekürzt,  der  erste  Evangelist 
den  Urtext  vollständiger  erhalten.  Der  Syr.  Cur.  rückt  durch 
Einfügung  der  Worte:  ort  l6ov  itavxa  txoifia  iöxiv  den  Lucas- 
text der  ürrelation  näher.    Zu  öbXjcpov  =  aotoxov  =  cnb  vgL 

Dan.  5,  1:  S"!  DHb  "1?  =  i^olrjos  öeljtvov  fiiya,  femer  zu  fioaxog 

BO(paynivog  =  oix^vxä  xBß-vfiiva  vgl  O^veiv  =  öqiaxxeip  =  ngo, 

ßooxog  =  xä  oixevxä  =  Ä^^nti  —  Lc.  15,  23.  27.  30:  xop  (iooxop 

rbp  cixevxop. 

Lc.  14, 18—20  =  Mt.  22,  5. 

a.  Hom.  Clem.  XV,  3.  p.  146,  31. 

jtoXXä  yäg  kcxtv  xä  xgaxovpxa'  xovg  fiep  xsjtstOfiipovg 
äcxoXlai  äyoQaCficop,  jcgä^soop,  ysoDQyicQP,  tpQOPxidwp  xal 
6oa  xoiavxa, 

b.  Mt.  22,  5. 

ol  öh  äiiBXfjCapxBg  äxfjXß-op,  og  (lev  Big  xop  löiop  äyQOP^ 
og  ÖB  i^l  xi]P  ifiJtoQiap  avxov. 


Texte  und  Untenuchangen  zvt  Le.  14, 18—20.  403 

c.  dem.  AI.  Strom.  III,  12,  90.  p.  552. 

6  di  Blxoip'  ywalxa  ^^J[yff^  xcä  ov  ivvafiai  iXB^eZv  dg  ri 
dtlxvov  x6  d-elop, 

d.  Mscar.  Hom.  XV,  31. 

(xvTol  de  Ol  xsxkTjßivoi  JtaQurTjoavro  Xiyovteg,  og  fiiv 
i^yoQaCa,  q>rfil,    ^evyTj  ßocoVy  aZZog'   yvvalxa  i^Qfioaafirjv. 

e.  Orig.  Opp.  III,  149. 

6  fiip  rig  iXsye'  yvpatxa  iyma,  I^b  (ia  xag^rtiuipop'  6 
oi  Tig'  ^evyf]  ßocop  rjyoQaaa  jtipxe  xa\  jioQsvofiai  Öoxifiaoai 

avra'  sxb  fiB  JiaQ^rijfiipop. 

f.  Lc.  14, 18—20. 

xdL  fJQ^apTO  djto  fiiag   xapxBg  jcagaireiod-ai.    6  jtQcorog 

bIxbp  avTfß'  ayQOP  ijyoQaca  xal  ix^  apayxtjp  i^eXO'cop  IöbZp 
avxop'  igcorä  öe,  S^^  fi€  TtaQ^^rrffipop.  xal  ixegog  bIjcbp' 
^BvfTj  ßoäp  rjpfbqaca  jiIpxb  xal  JtoQevo/iai  öoxifiaaai  avxd' 
igmxA  OB,  1^^  (ib  xag^xijfiipop  [Cod.  Cantabr.:   dio  ov  öv- 

pgfiai  iX&'Blp].    xal   ^xsgog   [Cod.  Cantabr.:    aXXog]  bIxbp' 

yvpalxa  Irrjua  [Cod.  Cantabr.,  Syr.  Cur.:  iXaßop],  xal  öia 
Tovro  ov  övpafiai  iXB'Btp, 

g.  Diatessaron  Arab.  p.  53^  ed.  Ciasca. 

Sed  coeperunt  omnes  iino  ore  se  ezcusare.  Primus  ait  Ulis : 
Dicite  ei,  yiUam  emi,  et  compeUor  exire  ad  illam  videndam: 
rogo  te,  dimitte  me,  excnsatus  sum  emm.  Et  alter  dixit: 
Juga  boum  ^mi  quinque,  et  eo  observare  illa:  rogo  te,  ut 
dimittas  me,  excusatus  sum  enim. 

h.  Evang.  Hieros.  p.  205.  206. 

Et  coeperunt  onmes  Uli  ad  unum,  quod  nolebant.  Primus 
dixit:  Agrum  emi,  et  mihi  est  delectabile  (^CU>oi) 
exire  yidere  iUum:  ego  rogo  te,  supputa^miM  (niTii  »aco 
>A),  quod  ego  non  possum  venire.    Et  alter  dixit:  Quinque 

juga  boum  emi,  et  ego  yado  probare  ea:  ego  rogo  te,  sup- 
puta  mihi,  quod  ego  non  possum  venire.  Et  dter  dixit: 
TTxoremTduxi,  et  propter  hoc  ego  non  possum  venire. 

Hier  hat  der  erste  Evangelist  den  Urtext  gekürzt  und  zu- 
sammengezogen.  Von  den  Clementinen  sind  die  verschiedenen 

Entschuldigungsgründe   nur  angedeutet.    Lucas  hat  den  Text 

26* 


404  Amsercanonische  Pandleltezie  bo  Lc 

am  ToUstandigsten  gegeben,  aber  vielleicbt  aach  noch  gekürzt. 
Die  Worte:  qnod  ego  non  po88um  Tenire  scheinen  im  Urtext 
nicht  bloss  der  letzten,  sondern  allen  drei  Entschnldigungs- 
reden  angehört  zu  haben.  Dann  wird  auch  das  nno  ore  im 
Diatessaron  recht  verständlich.  Vgl.  Jos.  9,  2:  THÄ  STB^  LXX: 
aua  JcaPTsg,  1.  Reg.  22,  13:  1^*"^  *=  l«^^-  ^^  Otouati  Ivl. 
In  diesem  hebräischen  Ausdruck  liegt  also  sicher  die  Quelle  für 
das  canonische  axo  fiiag.  Bezüglich  der  Varianten  yafutp  yv- 
vatxa  =  Zaßetv  yvvalxa  vgl.  die  Erläuterungen  zu  MtTiQTo**  = 
Lc.  16,  18^  in  Heft  11,  244,  sowie  unten  die  Paralleltexte  zu  Lc. 
20,29 — 31.  Wegen  der  Macarius -Variante:  ywatxa  ^Qfioöafitiv 
vgl  2.  Cor.  11,  2:  ^Qfioaafirjv  yäg  vfiag  ept  dvögl  —  und  Prov. 
19,  14  LXX:   jg{ZQa  de  xvqIov  oQ/io^Brai  yw^  avögl. 

Lc.  14,  21—23  =  Mt  22, 9. 10. 

a.  Exe.  Theod.  c.  9.  ap.  Clem.  AL  p.  969. 

0  ßaOiXevg  elg  ro  dstJtvov  rov  yäfiov  tovg  kv  ralg  oöotg 
xixXijxsv. 

b.  Hom.  Clem.  VlII,  22.  p.  92,  24. 

bceXetxisv  ^filv  elg  rag  öu^oöovg  rcov  oömv  iZd-ovoiv  .... 

roig  dya&ovg  elg  ro  d^sov  östxvov  slödyeiv. 

c.  Mt.  22,  9.  10. 

jtOQSveCd-s  ovv  kjtl  rag  öu^oöovg  r<5v  oömv,  xal  ocovg  av 
€VQi]rBi  xaXsöars  etg  rovg  yafiovg.  xal  i^ekO^ovrsg  ol  dovXoi 
kxBlvoi  elg  rag  oöovg  ovvfjyayop  xaprag  oöovg^  svqop,  jro- 
vi]QOvg  re  xal  dyad-ovg,  xal  ijiX'^oß'i]  [Cod.  -S:  ixlngcid-Ti] 

6  wfig)(DP  [Syr.  et  Cur.  Sin.:  o  ydfiog]  dpaxei(iip(OP- 

d.  Hom.  Clem.  XIH,  17.  p.  139,  14. 

jTQog  rop  omq)QOplCovra  del  elöeQxeo&ai  Xoyop  dpcyxaoop. 

e.  Didasc.  II,  56;  p.  277  =  Const.  II,  56.  p.  84,  1. 

tpa  ro  d^iXrjua  rov  d-eov  jtoirioapreg  JtXijQwoa^fiep  rop 
rgbeXtPOP  rcop  apaxeifiivmp. 

f.  Lc.  14,  23. 

xal  eljcev  o  xvgiog  JtQog  rov  öovXov  e^eXd^e  elg  rag  oöovg 
xal  wgayfiovg  xal  dvayxaöop  elaeXi^etPt  ipa  ye/iiodig  fiov 
o  obcog. 


Texte  und  Untennchiuigen  zu  Lc.  14,  21 — 23.  24.  405 

Die  VariaDten  öelxvov  rov   yafwv  (Theod.)  «=  X^ffE^  Ott) 
=s  ÖBlxvov  (Born.)  SS  xiXWü   kehren   auch  hier  wieder.     Dazu 

kommen  odol  =  öii^oöoi  rc5v  6ö£v  =  ?D*»D'n'!Tn  niÄS'in  (vgl. 

Jos.  15,  4:  b^1'3fn  lni»sn  =  LXX:  ^  öti^oöoq  tcqv  6qI(x>v,  Ezech. 
48,30:  t:W7  rite'in  =  LXX:  al  öiaßoXal  [Symm.,  Theodot.:  dt- 
i^oöoi]  TTJg  x6Xs(Dg\  jtXrjQovv  (Const.,  Didasc,  Cod.  2)  =  Yeul^eiv 
(Lc.)  =  jcifijtXavat  (Mt.)  =  Kitt,  endlich  rgbcZiPog  (Const,  Di- 
dasc.)  =  tricfinium  (Iren.  V,  36,  2:  et  hoc  est  triefininm,  in  quo 
recumbent  ii,  qui  epulantur  Yocati  ad  nuptias)  =  ^t7^9)cov  (Mt.) 
=  ya/iog  (Syr.  Cur.)  =  nPitJ'artTi'^3 ,  so  auch  das  Eyang.  Hier. 
f^^oivJC20  iu3y  davon  abgekürzt  olxog  (Lc.  14,  23).  Das 
Heft  II,  303  zu  Mi  25,  10  als  hebräischer  Ersatz  von  wfiqxov 
erwähnte  n3nnn"tT^a  würde  auf  xglxXivog^  triclinium  nicht  pas- 
sen.  Dagegen  kann  erinnert  werden  an  Esth.  7,  8:  X^y\  t\T[l6^  ri^^Sl. 

Lc.  14,  24  =  Mt  22,  8. 

a.  Hom.  Clem.  Ep.  Clem.  ad  Jac.  c.  7.  p.  8,  25. 

€og  xXt/toI  yafiCDP  cbtoXavoers. 

b.  Hom.  Clem.  1, 11.  p.  17,  28. 

fiiXQ'^  9>0P0v  xivövvBvovciP  xijQvxeg,  xal  zavra  v;ro  räv  elg 
owzfKflap  xaXovfidpcop  apÖQWP, 

c.  Macar.  Hom.  XY,  31. 

OQag  ort  6  xXijrcoQ  ^roi/iog,  ol  6h  xXrj&eprsg  dpzelxop, 

d.  Mt.  22,  8. 

o  ^i'  y&iiog  %xot(i6g  iariPj  ol  de  xsxXrjßipot  ovx  rjoap 
a^iOi. 

e.  Lc.  14,  24. 

Xiyo)  yoQ  vfilP  ort  ovöelg  rcop  dpÖQWP  [Cod.  Sin.,  Cantabr., 
Syr.  Cur.:  ^Jj^^V^^^^^  kxelpeop  xöip  x^cXtifiipoop  yevOBXcd 
(lov  rov  öeljnfov. 

f.  Evangel.  Hieros.  p.  208. 

Dico  enim  vobis,  quod  nemo  virorum  Ulorum,  qui  vocati 
sunt,  gustabit  cibum  meum.  Multi  simt  vocati  et  pauci 
electi. 

Abgesehen  von  den  auch  hier  wiederkehrenden  Varianten 
^^^^[}^OP=yduo^  "^  ya/^og  =  niJttJT?    sind  die   gleichwerthigen 


406  Aottercanonische  Paralleltexte  cu  Lc 

xXf^Tol  =  xakovfispoi  ^=^  xXffi^ivrtq  (wie  bei  Macarins  ao  oben 
zuXc.  14,  16.  17^  auch  die  Clementiiien)  =  xsxXtjfievoi  (ausser 
Mt^  Lc.  auch  Apoc.  19,  9  und  die  gallischen  Gemeinden  Eos.  Y, 
1,  55:  €og  elg  Wfig)ix6p  öeljcpop  xexXfjfiipn)  «=  D'^K^'^P,  wie  auch 
ai^J^eg  =  avd^Qwxoi  =  Ü'^IDSK  als  urtexÜiche  Bestandtheile  zu 
erkennen.  Der  Zusatz:  xoXXol  yag  aloiv  xXtjrol,  oXlyoi  Sk 
IxX&croij  welches  Logion  im  canonischen  Lc.  gänzlich  fehlt, 
findet  sich  hier  in  vielen  Eyangelistarien,  in  einigen  Versionen 
und  in  griechischen  Handschriften,  doch  vielfach  nur  in  margine. 

Lc.  14,  26  =  Mt.  10,  87. 

a.  Mt.  10,  37. 

6  ^ptXoSv  jtaxiga  ?j  firjriga  vjtSQ  i/ih  ovx  Icrip  (iov  agiog, 

xäi  6  q)iXwv  vlov  iq  ^v^axiga  vüteg  ifih  ovx  eonv  (iov 
a^tog. 

b.  Clem.  AI.  Strom.  VII,  12,  79.  p.  880. 

ovrog  olöev  axgißmg  xo  slgn/ispov  iäp  fitj  uiöijönxs  xop 
Jtaxiga  xal  x^p  firixiga^  xgooixi  6h  xal  xtjp  lölap  ^x^l^ 
xai  jap  fitj  x6  Cf^fislop  ßaoxac?jxe. 

c.  Macar.  de  pat.  et  discr.  XXIL 

xal  jtaXip'    iap  firj   xig   (uC7]a^  staxiga  xal  fitjxiga   xal 

ädsXq>ovg  xal  yvpalxa  xcä  xixpa.  Ixt  ök  xal  xrjp  havxov 
y^vxf^Pj  ov  ovpaxal  fiov  eipai  fiad-fjxrjg. 

d.  Clem.  AI.  Strom.  III,  15,  97.  p.  555. 

og  (J*  ap  [irj  fiiö^örj,  g>aol,  jtaxiga  rj  fitjxiga  i]  yvpoixa  ^ 
xixpa,  i/iog  elpai  fiad-nüfjg  ov  övpaxai, 

e.  Clem.  AI.  Quis  div.  salv.  §  22  p.  948. 

og  ov  fiiael  jtaxiga  xdi  fir/xega  xal  Jtatöag^  jtgoöixi  öh  xal 
x^p  tpv^ijP  tavxoVj  ifiog  (laß-fjxijg  elpai  ov  övpaxai, 

f.  Macar.  Hom.  XV,  35. 

Xiysi  yag  6  xvgiog'  xag  oOxig  ovx  dgpetxai  iavxop  xal 
ov  uiö€l  xfip  kavxov  tpvynVf  ovx  iöxi  uov  uad-nxtjg. 

g.  Lc.  14,  26. 

£?  xig  egysxat  jcgog  fie  ocal  ov  (iicel  [Mardon:   xaxaXsbisi] 

XOP  Jtaxiga  avxov  xal  x^p  fif]xiga  xal  xijp  yvpalxa  xal 


Texte  und  Unienachongen  zu  Lc  14, 26.  407 

ra  xixva  tccü  rovg  d6€Xg>ovg  xal  rag  ad6Xg)ag,  in  6h  xäl  r^v 
lavTov  ^vx^iv,  6v  övparai  dvcdjiov  (la&tirijq. 

h.  Cassian.  Coli  XXIV,  2,  2. 

qni  non  reliqaerit  siye  oderit  patrem  et  matrem  et  filios  et 
firatres,  non  potest  mens  esse  discipulus. 

L  Macar.  Hom.  XLV,  1. 

TOVTO  yoQ  6  xvQiog  ajiBq>'qvaTO  ebtciv  ^^^^oorig  ovx 
dg>fjxe  xariga  ^  iirjxiQa  f}  dd€Xg>ovg  ^  yvpalxa  i}  xixva  i} 
dr/Qovg  xal  ovx  dxoXov&Bl  fioi,  ovx  lari  (lov  agiog. 

k.  Gnostische  Werke  ed.  C.  Schmidt  p.  548. 

iXaßop  Tf]v  ixayyeXlav^  ?}  ijttiffiXd^tj  vjto  rov  Xiyovxog 
oxr    OQ    dg>ijö€i    jtaxega    xal    (irixiQa    xal    ddeXg>6v    xoH 

ddeXg>^v    xal   yvpalxa  xal    xixva    xal    vxaQ^iv    xal    ßa- 

oxä^Bi  {alQ€i)  xbv  CxavQov  avxov  xal  dxoXov&el  ftoij  kx- 
ayysXlag,  ag  ixfjYyeiXdfirjv  avxw,  XtjtpBxai. 

L   Orig.  in  Jerem.  Hom.  XVII,  6. 

ooxig  ov  xaxaXeltpei  xov  xaxiQa  xal  x^v  fiTjxeQa  xal  dxo* 

Xovd'Bl  oxlow  (iov,  ovx  iöxi  (iov  a^cog  tlvai  fiad-tjxijg. 

m.  Epiph.  Haer.  LXI,  6.  p.  510  D. 

xvqIo)  xm  Xeyovxr  og  fi^  xaxaXlx^  xaxiga  xal  (iTjxiga  xal 

ddeX^ovg  xal  yvvalxa  xal  xixva  xal  d^y/axiQag^  ovx  söxi 
(iov  (ia&rjxi^g. 

n.  Clem.  AL  Strom.  IV,  4,  15.  p.  570. 

avxlxa  o  xvQiog  iv  xS  svayYsXlco  g>7jclv'  og  av  xaxaXsly^ 

xaxiQa  rj  fiijxiQa  rj  ddeXq)Ovg  xal  xd  h^ijgj  ivexev  xov 
BvaYyeXiov  xal  xov  ovofiaxog  fiov^  fiaxagiog  ovxocL 

o.  Pistis  Sophia  p.  213  ed.  Schwartze  et  Petermann. 

propter  hoc  igitur  ovv  dixi  Yobis  olim:  qui  haud  reliquerit 

patrem  et  matrem,  nt  sequatur  me,  hie  ,2££_^^^J^^gP^  i^g- 

p.  Tert.  de  baptismo  c.  12. 

Qui  patrem  aut  matrem  mihi  praetulerit,  non  est  me  dignus. 

q.  Tert  Scorpiace  c.  11. 

Qui  pl^^ns^  inquit,  fecerit  etiam  animam  suam  quam  me,  non 

est  me  dignus. 


408  AQseercaaoniache  Paralleltexte  su  Lc. 

Zu  diesem  Logion  liegen,  wie  man  sieht,  zahlreiche  Misch- 
texte Yor,  and  zwar  sind  Elemente  aus  Lc.  14, 27  »=  Mt  10,  38» 
femer  aus  Lc.  18,  29  =  Mt.  19,  29  =  Mc  10,  29,  sowie  auch  aus 
dem  Agraphon  eingemischt,  welches  wir  bei  Agathangelus 
lesen:  et  rig  äq>i]06i  xavxa  dia  ro  ovo/id  fiov,  kv  r^  öevrig^ 
jtaQOVcla  ^anjv  alcoviop  xXrjQovofi^öei  (vgl.  Agrapha  S.  404, 
desgleichen  oben  zu  Lc.  5,  1 1).  Dass  im  ursprünglichen  Wort- 
laute dieses  Spruchs  ov  fiiasl  vorhanden  gewesen  sein  wird, 
darüber  sehe  man  Weiss,  Matthäus  S.  253  ein  und  erinnere 
sich  dazu  an  Oen.  29,  31:  HK^V  '^S  «»  LXX:  ozi  ifiicetro  «s  quod 
minus  amaretur,  woraus  hervorgeht,   dass  das  fpiXelv  vjtig  bei 

Mt.  dem  Sinne  nach  das  hebräische  KSto  K*b  richtig  wiedergiebt.  Für 
den  Nachsatz  leitet  Origenes  mit  seinem  Texte:  fit)   iöri  fiov 

a|<tO£^€&w^£ai^;gT^  —  *^  ^^®  Vermuthung,   dass  ovx  elvai 

a^iov  und  [i'^  övvaad-ai  gleichwerthige  Übersetzungsvarianten 

sind  und  dass  mithin  das  absolute  a^iog  des  ersten  Evangelisten 
wie  in  Mt.  10,  11  (vgl.  oben  zu  Lc.  10,  6)  auf  einer  Textkürzung 
beruht,  dass  also  wie  Mt.  10,  11  slgi^vriq,  so  hier  elvai  fict&tjrijg 
aus  dem  Urtexte,  bezw.  aus  der  von  dem  ersten  Evangelisten 
gebrauchten  Version  des  Urtextes,  weggelassen  ist  In  der  Form, 
in  welcher  das  Logion  aus  den  koptisch-gnostischen  Werken 
durch  Carl  Schmidt  ans  Tageslicht  gezogen  worden  ist,  erin- 
nert der  Schluss:  i^iay/eZlag^  ag  ijtrjyyeiXafifjp  «tJrqS,  Xfj- 
tperai  —  lebhaft  an  Jac  1,  12:  Xi^tperac  xov  cxiipavov  x^g 
^(o^g,  ov  ijtfjyyelXaxo  6  xvgiog.  Jedenfalls  aber  bietet  dieses 
Logion  mit  seinen  zahlreichen  Variationen  nicht  von  ferne  den 
klaren  Durchblick  in  die  ursprüngliche  hebräische  Textgestalt 
wie  das  folgende  Logion. 

Lc.  14,  27  =  Mt.  10, 38  =  Mc.  8, 84  =  Mt.  16,  24  =  Lc.  9, 23. 

a.  Iren.  I,  3,  5. 

og  ov  ßaöxa^et  xop  oxavgov  avxov  xdi  axoXovd'Bl  (loi^  fia 
^tjxf/g  ifiog  ov  övpaxcu  ysvicd^ai. 

b.  Epiph.  Haer.  XXXI,  15.  p.  181  B. 

6g  ov  ßaoxa^ei  xov  axavQov  avxov  xcu  axoXovd-Bl  fioi^  fia 
d7]xfjg  ov  dvvaxai  elvai. 


Texte  und  Untenuchongen  zu  Lc.  14,  27.  409 

c.  Lc  14,  27. 

ocng  ov  ßaord^ei  xbv  cxavQOv  lavtov  xäl  iQxerac  6nlO(x> 
fiov,  ov  dvvarai  slval  fiov  ua^rriq. 

i  Mi  10,  38  =  Didasc.  V,  4.  p.  302. 

xal  oq  ov  XapißavH  zov  ozavQOP  avrov  xäl  dxoJiovd^el 
oxlco)  (ioVj  ovx  ICTiV  (lov  a^iog. 

e.  Ong.  in  Joann.  XXXII,  19.  Opp.  ed.  de  la  Bue  lU,  685. 

og  av  fiij  oQjj  TOP  aravQov  avrov  xal  dxoXovd-i^af]  oxlcco 
(iov,  ovx  eOTi  fiov  d^iog  slvai  (laih^rijg, 

f.  Excerpta  Theod.  c.  42.  ap.  Clem.  AI.  p.  979. 

og  ovx  algei  rov  öravQov  avTov  xal  dxoXovB-Bl  (loi,  ovx 
Icxi  ftov  dÖ€Zq>6g. 

g.  Mc.  8,  34. 

oörig  d-iksL  ojtlöo}  uov  dxoXovO^elv^  dnaomfidöd^o}  iavxov 

xal  dgato)  top  öravQOP  avrov  x<ü  dxoXov&alro)  fioi. 

h.  Mt  16,  24. 

et  rig  d-iXsi  ojilow  fiov  iXd-sTp  [Orig.  in  Matth.  XII,  24: 
axoXovd-alp],  ajtaQpr^caod^G)  eavrop  xal  agaro)  rop  oravQOP 
avrov,  xäl  dxoXovQ-elro)  fioi. 

i.  Lc.  9,  23. 

sl  rig  d'iXet  ojtiöa)  fiov  igxsoi^aij  agpfjodod-o)  kavrop  xal 

dgara»  rop  oravQOP  avrov  xad^  i^fiegap,  xal  dxoXov^elro) 

flOl. 

k.  Macar.  Hom.  V,  6.   ex  oodice   mscr.  Graec.  no.  16.    Siblioth. 
Berolin.    Migne  p.  502. 
ä  rig  d'iXet  ojiIög)  fiov  iXd'BlP,  djtaQvrjcdod-m  ka^orop  xal 

agoTG}  rop  oravQOP  avrov  xaß-^  rjfiJQap  xalQa>p^  xal  dxo^ 
Xovd-Bira}  fiOL 

l   Epiph.  Haer.  XLVUI,  13.  p.  415  C. 

bI  rig  d-iXei  iQXBO&ai  jrpog  fie,  dQprjcdod'a)  havrop  xäl  dxo- 
Xov&slrof  fioL 

m.  Const.  VI,  22.  p.  184,  23. 

d  rig  d^iX^  6:Jtlaa)  fiov  kX&elp,  kgxiod^a). 


**w^-       -^^..yX-        *s^'    -•    > 


Vorstehendes  Logion  dürfte  zwar  ebenfalls  eines  von  den- 
jenigen Herrenworten  sein,  an  welchen  der  mündliche  Gebrauch 


410  Aussercanoniflche  Paralleltexie  zu  Lc. 

fortgehend  in  umgestaltender  Weise  thätig  gewesen  ist,  wohin 
namentlich  die  anf  einen  gemeinsamen  schriftlichen  Qaellentext 
nicht  zurückzuführenden  Varianten:  fiadf/r^q,  d6eXq>6g,  ogeo^  ziem- 
lich bestimmt  hinweisen.  Oleichwohl  ist  in  dem  Grundstock  des 
Logion  die  schriftliche  Quelle  mit  ihren  hebräischen  Grundwor- 
tern durch  die  Übersetzungsvarianten  unverkennbar.  Die  drei 
Synonyma:  ßaara^Biv,  Xafißapsiv,  algetv  gehören  sämmtlich  dem 

Griechischen  der  Septuaginta  an,  welche  sie  gebrauchen,  um  das 
Stammwort  KÜd  wiederzugeben.  Alle  drei  Synonyma  kehren 
wieder  in  den  Texten  zu  Mi  11,  29,  wo  bei  einem  nahe  ver- 
wandten Gedanken  {^vyog  «=  öravQog)  ebenfalls  das  zu  Grunde 
gelegene  ttto  in  dgetv,  Xafißdveiv,  ßaoxa^Biv  auseinander  ge- 
gangen ist  Vgl  Heft  II,  133  f  Und  ebenso  auch  das  erste 
axoXov&Blv  unsres  Logion  mit  seinen  Varianten  Ig^Böd-ai  ojtlom 

und  oTcoXovd-Blv  oxlcco  weist  auf  das  hebräische  nHK  »fbil  zurück. 

Vgl.  die  analogen  Übersetzungsvarianten:  vjtaysiv  fiexa  xtvoq 
(Mt,  Iren.,   Aid.^  Const),  axoXo%)9'Btv  (Justin.),   ovvamQXBOd-ai 

(Hom.)  =  d?  %\n  zu  Mt.  5,  41.  Heft  H,  100  f.  Der  Grundstock 
des  Logion  Lc.  14,  27  par.  ist  mithin  deutlich  in  folgender  Weise 
herauszuschälen : 

ßaora^Bi  xov  öxavQOV  avxov  xal  axoXovd-Bl  fioi  — 
XafißdvBi  xov  öxavQOP  avxov  xal  äxoXo\}&Bl6xlöa)(iov  — 
alQBi         xov  OxavQov  avxov  xal  igxBxai  oxloo)  fiov  — 

''in«  irbni  inbs-n«  «te: 

In  Lc.  9,  23  tritt  nun  zu  dem  aQaxw  xov  Oxavgov  avxov 
ein  weiterer  Bestandtheil  durch  den  Zusatz:  xa^*  ^(liQav,  wel- 
chen Zusatz  die  besten  Zeugen  bieten,  (darunter  auch  Hierony- 
mus  in  Mt.  10,  38:  in  alio  evangelio  scribitur:  qui  non  accipit 
crucem  suam  quotidie,  ebenso  eine  Vulgata-Handschrift  zu  Lc. 
14,  27),  hinzu.  Aber  noch  vollständiger  erscheint  der  Text  bei 
Macarius  in  demjenigen  Abschnitt  seiner  ftinften  Homilie,  wel- 
cher lediglich  durch  einen  Berliner  Codex  erhalten  und  in  der 
Ausgabe  des  Macarius  von  Pritius  nicht  mit  abgedruckt  ist: 
xa^'  ^fiigav  x^^Q^^*  ^^^  ^^  ^^^  Lesart  xigdog  zu  Lc  9,  25 
Macarius  mit  Paulus  (Phil.  1,  21;  3,  7.  sysichlbegegnet,  so 
wird  nun  auch  der  Zusatz  xad-^  tjfiigav  x^^Q^^  durch  Paulus 
als  quellenmässig  beglaubigt.    Denn  nicht  nur  enthält  B5m.  12, 


Texte  und  Unterauchnngen  zu  Lc.  14,27.  411 

12:  ry  kXjtlöi  x^^Qovregj  r^  d-XbpBi  vxoiiivovxBq  einen  be- 
stimmten Hinweis  auf  die  Freude  der  Jünger  Jesu  mitten  in 
Kreuz  und  Trübsal,  sondern  wir  haben  auch  1.  Thess.  5,  16  eine 
den  gemeinsamen  hebräischen  Quellentext  voraussetzende  Wort- 
parallele: jiavTOTB  x^f'Q^'^^7  uiid  PhiL  4,  4  eine  in  Verbindung 
mit  der  stillen  Citation:  kv  xvQlfp  auftretende  wörtliche  Wieder- 
holung dieses  Zurufes:  ;|ra/(>£r6  iv  xvqIo)  xaircore'  jtaXiv  igci' 
Xalgere.  Und  diese  drei  Parallelen  zu  ^em  Macarius-Citate: 
xa&^  '^fiigav  xccIqcdv  finden  wir  in  Abschnitten  wie  Rom.  12, 11  ff., 
PhiL4^  3**fili  1.  Thess. 5, 15 — 22,  die  ohnehin  durchweg  auf  Herren- 
worte sich  stützen.  Das  paulinische  xavxors  aber  besitzt  in 
D1'^"'bd  ebenso  wie  das  xa&*  riuiQav  bei  Macarius  eine  durch- 
aus  zutreffende  Rückübersetzung  in  das  Hebräische.  So  wird 
Paulus  auch  an  dieser  Stelle  ein  Zeuge  für  die  Yortrefflichkeit 
und  das  hohe  Alter  der  von  Macarius  gebrauchten  Evangelien- 
handschriften,  wie  umgekehrt  der  Macarius-Tezt  die  Abhängig- 
keit des  Paulus  mit  seinem  Zurufe:  jtavxoxB  x^^Q^'^^  und 
XalQOVXSQ  iv  d-Xl}p£i  von  der  vorcanonischen  Evangelienquelle 
hier  aufs  Neue  bestätigt.  Das  x^^Q^^  ^^  mithin  ebenso  wie 
das  auch  handschriftlich  zu  Lc.  9,  23  durch  die  Codices  Sin.,  AI., 
Vatic.  u.  a.  beglaubigte  xa&*  rifiigav  ein  Urbestandtheil  des 
Logion,  ein  Bestandtheil,  welcher  durch  den  vielfachen  münd- 
lichen Gebrauch  des  Herrenworts  abgeschliffen  worden  sein 
mag.  Man  ygl.  die  vorstehend  unter  1)  und  m)  ersichtlichen 
noch  weiter  gegangenen  Kürzungen  des  Logion  bei  Epipha- 
nius  und  in  den  Constitutionen,  welche  sich  ebenfalls  auf 
diese  Weise  erklären. 

Lm  Übrigen  zerfallen  die  unter  a — k  aufgeführten  Parallelen- 
citate  in  zwei  Hauptgruppen,  nämlich  einmal  die  sechs  Citate 
unter  a — f,  welche  mit  einem  Relativsatze  und  der  Negation  be- 
ginnen, auch  des  axaginjöacd-o)  kavxop  und  eines  zweiten  äxo- 
Xov&elxo)  fioc  am  Schlüsse  ermangeln,  sowie  andrerseits  vier 
Citate  unter  g — k,  in  welchen  das  d^iXsi  am  Anfange,  das  djtüQ- 
VTjOaod-(D  tavxop  in  der  Mitte  und  das  dxoXov&elxo}  (loi  am 
Schlüsse  als  charakteristische  Bestandtheile  sich  zeigen. 

Der  erste  und  der  dritte  Evangelist  haben  je  zwei  Recensionen 
des  Logion,  s.  g.  Doubletten,  und  zwar  so,  dass  Mt.  16,  24  und 
Lc  9,  23,  wie  sich  jeder  aus  dem  Zusammenhang  sowie  der  Fas- 
sung des  Logion  überzeugen  kann,  aus  der  Marcusquelle  stam- 


412  AuBsercanonische  Paralleltexte  cu  Lc. 

men,  während  Mt.  10,  38  und  Lc.  14,  27  zwei  verschiedene  Ver- 
sionen oder  Recensionen  des  Urtextes  darstellen.  Aber  auch 
Mc.  8,  34  ist  selbstverständlich  an  letzter  Stelle  von  dem  vor- 
canonischen  hebräischen  Evangelium  abhängig. 

Schliesslich  ist  noch  die  Variante  6ri(ielov  «==  öravQoq  in 
Betracht  zu  ziehen,  auf  welche  ich  bereits  Agrapha  S.  360 
aufmerksam  gemacht  habe.  Vgl.  daselbst  das  ÖBOjtortxbv  öif- 
fislop  aus  den  Akten  Qregors  von  Armenien.  Dem  möchte 
noch  hinzuzufügen  sein,  dass  öfjfislov  und  OzavQog  als  Über- 
Setzungsvarianten  von  iri  gelten  können.  Denn  der  hebräische 
Buchstabe  Taw  bedeutete  notorisch  „das  Kreuz^  und  wurde 
im  Althebräischen  (wie  im  Phönizischen,  Etruskischen,  Aethio- 
pischen)  mit  der  Kreuzesform:  f,  auf  jüdischen  Münzen  auch  in 
der  Form  T  dargestellt.  Es  ist  daher  wohl  auch  kein  Zweifel, 
dass  Ezech.  9,  4:  D'^ttfaKH  ninttrt:^  in  n'^inm  =  LXX:  xai 
öog  öfifieTov  ijcl  ra  ftircojta  rcov  avögäp  —  unter  ^T\  das 
Zeichen  des  Kreuzes  gemeint  ist.  Folglich  kann  das  ctj^lov 
als  Übersetzungsvariante  neben  cravQoq  erkannt  werden.  Wa£^ 
scheinlich  ist  das  paulinische  orh/iia  Öal.  6,  17  vgl.  v.  14  eben- 
falls  hierher  gehörig.  Man  vgl.  noch  ausser  Clem.  AL  Strom.  VII, 
12,  79  (zu  Lc.  14,  26  abgedruckt)  Strom.  VII,  12,  79  p.  880: 
TO  OfifisTov  6h  ßaöraoai  top  d-avarop  kcrtp  jcBQKpigetp,  Ebenso 
Barn.  XII,  4  p.  54,  11.  12:  op  (sc.  Itiöovp)  öo^ovotp  ccjeüXco- 
XBxipai  kp  öTjfiBlq)  (=  ip  aravQco). 

Lc.  14,  28.  29. 

a.  Orig.' Opp.  III,  778. 

TO'  riq  ig  vncip  ßovkofiBPog  jtvgyop  olxodo/i^oat  ovxl 
jiqStop  ipTj^l^Bi,  bI  dvparai  &Blpai  top  ß-BfiiXiop  xal  ix- 
xBXiöai,  ipa  fii^  ao^coptai  ol  d-BcoQovptBg  ifiJtal^BiP. 

b.  Lc.  14,  28.  29. 

tlg  ycLQ  h^  vficop  Q'iXcop  nvQyop  olxoöofifjoai  ovxl  xqcotop 
xaMöag  xprj^l^Bi  xt)p  dajtdptjPy  bI  b^bi  Big  axagriofiop;  fpa 
fifjjtOTB  d^ipTog  avTov  d-B/iiXiop  xoH  fi?)  laxvoptog  ixrBXioai 
jeaPTBg  ol  d-BWQovPZBg  aQ^ooprai  avrtp  ifiJtalC,Bip. 

c.  Cod.  Cantabr.  Lc.  14,  28,  29. 

rlg  ÖB  Ig  vficip  d-iXmp  nvQfOP  olxodofiTJoai  ovxl  xqAxop 
xad'löag  y>fig>l^Bi  ttjp  öojtaptjp,  bI  bxbi  Big  dxoQriOßOP;  ipa 


Texte  und  Untenachongen  zn  Lc.  14,  28.  29.  33.  413 

fifjxoTS    d-ivTOg   avrav  O-SfiiXiOP  fit/  lox^^^V  obcoöofirjoaij 

xai  xavreg  ol  d-stOQovvreq  fiiXkavaiv  XiyHV   ovrog  xrX. 
Lc  14,  30. 

Wie  öfter  in  den  evangelischen  Texten,  so  wechseln  hier 
d-iXuv  =  ßovXso&ai  (vgl.  z.  B.  oben  zu  Lc.  6,  31)  =  ftn;  femer 

beachte  man  ag^aad^ai  (vgl.  zu  Lc.  3,  8  oben  S.  8  ff.)  =  [liXXuv 
=  b^'Äin,  endlich  olxoöofistv  =  hcxBXioai  =  TW^^  welches  Tetz^ 

tere  von  den  LXX  sowohl  mit  oIxoöo/ieIp  (vgl.  z.  B.  2.  Sam.  7,  11) 
als  mit  tbZsZv  (vgl.  oben  zu  £c.  14,  16)  wiedergegeben  wird. 

Lc.  14>  33. 

a.  Didasc.  V,  6.  p.  303. 

djtora^oifisd-a  ovv  xal  yovevci  xal  ovyyevioi  xdt  jtaoi  roTg 
kv  rä  xoofiq}. 

b.  Const  V,  6.  p.  128,  34. 

cütora^ciftsd-a  ovv  xal  yovsvci  xal  avyyepiöiv  xal  g)lXoig 
xal  yvraixl  xcä.  rixvoig  xal  xtrjfiaai  xcä  ovfinavri  rqt  ßlcp, 

oxav  y  XL  xovxmv  xciXvfia  Jtgog  evöißeiav. 

c.  Const.  V,  5.  p.  128,  14. 

avxbg  61   rjfiag  axsxd^axo  afia  jtaoi. 

d.  Acta  Pauli  et  Theclae  p.  42.  ed.  Tischendorf. 

/laxagioi  ol  djioxa^a/isvot  reo  xoOfiq}  xovxq)^  oxi  avxol 
svaQeöxfjOovot  x^  d^am. 

e.  Lc.  14,  33. 

ovxa}g  ovp  jtäg  ig  vfidiv,  og  ovx  aytoxaööexai  jtaöip  xolg 
iavxov  vjtaQXOvaiv,  ov  dvvaxai  slval  fdov  (lad^rftrig, 

1  Diatessaron  Arab.  p.  28^  ed.  Giasca. 

Sic   cogitet  omnis  ex  vobis,  qui  vult  mens  esse  discipulus: 

si  enim  non  renuntiaverit  omnibus,  quae  possidet,  non  potest 
mens  esse  discipulus. 

g.  Pistis  Sophia  p.  157,  30  ed.  Schwartze  et  Pelermann. 

Propter  hoc  ovv  dixi  vobis  olim:  ajtoxaoohXB  xoö(t(p  toti 
et  vXfi  toti,  quae  in  eo.  Ibidem  p.  157,  24:  cutoxaooexe  xo- 
Cfio}  toti  et  vXy  toti,  quae  in  eo.  Ibidem  p.  160,  27:  ajro- 
xaccexs  xoCfiO)  toti  et  vXjj  toti,  quae  in  eo.  Ibidem  p. 
200, 12:  axoxaCösxe  xoCfiq}  toti  et  vXy  omni,  quae  in  eo. 


414  Aussercanonische  Paralleltexte  zn  Lc 

Von  diesem  Logion  finden  sich  bei  den  ältesten  kirchlichen 
Schriftstellern  auffallender  Weise  so  gut  wie  keine  Spuren.  Die 
enkratitischen  Acta  Pauli  et  Theclae  und  die  gnostische 
Pistis  Sophia  mit  ihren  Anklängen  führen  den  Reigen.  Von 
letzterer  Schrift  sagt  Harnack  in  seiner  bezüglichen  Abhand- 
lung S.  68:  „Es  war  jedenfalls  sollenne  katechetische  Unterweisung 
in  den  Kreisen  jenes  Gnosticismus:  ajtoTaooeo^ai  xoCfim  toti  et 
vXy  omni,  quae  in  eo,  et  suis  peccatis  omnibus  et  suis  curis 
Omnibus  —  eine  Formel,  die  öfter  wiederkehrt  p.  269  f.  319, 
auch  263  f." 

Lc,  14, 34.  35  =  Mt.  5, 13  =  Hc.  9,  50. 

a.  Orig.  c.  Cels.  VIII,  70. 

iäv  yaQ  t6  dXag  ficoQaifd^ij ,  ovx  elq  y!jp  oüt*  dg  xoxqov 
loxvsi  It£,   dXXä  ßii]&6V  e^co  xaxcLstaxTjd-fjoexai  vjto  t(5v 

b.  Pistis  Sophia  p.  193, 19.  ed.  Schwartze  et  Petermann. 

De  verbo  dixisti  nobis  olim  dicens:  bonus  est  sal,  si  sal 
f actus  est  fatuus,  quonam  salient  eum?  Non  est  utilis 
xojtQia  ovTB  terrae,  aXX*  ejiciunt  eum  foras. 

c.  Lc.  14,  34.  35. 

xalov  ovv  t6  aXa'  idp  öh  xäi  zo  dXa  fKogapd^,  iv  tIpi 

dQtx^&rjOSTai;  ovrs  slg  yrjp  ovte  etg  xojtglap  evB^erop  iöriv 
6^(o  ßaXXovoiP  avTO. 

d.  Mc.  9,  50. 

xaXop   ro   aXa'   idp   6h   ro    dXa  dpaXop  yiptjTai,  ip  rlpi 

avxo  dgxvotxs;  tX£X£  Iv  iavxolq  dXa, 

e.  Ignat.  ad  Magn.  X,  12.  p.  38,  12. 

dXiad-fixe  ip  ctuT«  =  Pseudo-Ign.  ad  Mi^.  X.  p.  204,  7: 

avXloO-fjre  ip  XqioxA, 

l   Clem.  AI.  Strom.  I,  8,  41.  p.  340. 

ovxovp  ov  jtäoip  elLQTjxar  vfietg  icxh  ol  dXsg  xijg  yijg. 

g.  Pseudo-Cypr.  de  aleat  c.  2.  p.  14,  4.  ed.  Harnack. 

Et  ideo  sal  terrae  dicimur  ....  nam  cum  dicat:  sal  autem 
si  infatuatum  fuerit,  nihilo  valebit,  nisi  ut  projiciatur  foras 
et  conculcetur  ab  hominibus. 


-'      ••  *•-   m.  ' 


Texte  und  Üntenachungen  zu  Lc  14,  34.  35.  15,  4.  415 

h.  Mi  5,  13. 

vfiBlg  icrh  ro  aXag  rijg  yijq'  iav  6h  x6  aXag  fiWQapß^f  iv 
xlvi  aXiod^csTai;  ovölv  lojvst  Ixt  sl  firj  ßXfj^lvJ§oi^axa' 

xaxBlö&ai  vjto  xmp  dvd'Qcixiov, 

Mit  Recht  sieht  Weiss  in  dem  lucanischen  Zusammenhang 
den  ursprünglichen  Standort  dieses  Logion,  welches  der  erste 
Evangelist  in  die  Bergpredigt  versetzt  und  vor  ihm  bereits  Mc. 
ebenfalls  in  einen  anderen  Context  umgeschaltet  hatte.  Vgl. 
Weiss,  Matthäus  S.  142  f.,  Marcus  S.  327.  In  Lc.  14,  34  ist  ihm 
der  reine  Urtext  erhalten;  dagegen  erscheint  ihm  Mt.  5,  13^ 
ursprOnglicher  als  Lc.  14,  35.  Aber  nicht  erkannt  sind  von  ihm 
(wie  immer)  die  Übersetzungs Varianten,  nämlich  hier:  [icoQav- 
dijvcu  =  avaXov  ylveod'ai  =  fatuum  fieri  =  infatuatum  esse  = 

bfiti  il^n,  aQxvsiv  =s  aXl^stv  =  nbtt,  laxveiv  =  valere  =  svd^sxoi^ 

dvoL  ==  utilem  esse  =  nbs.     Über   die  Vertauschung   von  äkl- 

^ead'ai  und  cniXl^eöB-ai  vgl.  die  Bemerkungen  zu  Act.  1,  4,   wo 

dieselben  Varianten  in  den  Compositis  awaXl^sod-ai  und  ovpccv- 
Xl^ead'ai  uns  b^egnen. 

Lc.  15, 4  =  Mt.  18, 12. 

a.  Clem.  AI.  Strom.  I,  26, 169.  p.  421. 

0  avxbg  Icxai  Jtoifiijp  xs  xcä  vo(io9^ixi]g  ayad^oq  (iiag  x^g 
ayiXf/g  xcip  avxov  kjiatovxoov  jtgoßaxcav,  6  elg  xtjdsiiciVf 
6  x6  dxoXcoXbg  ixtC;rjxäv  xe  xoü  svqIöxcop, 

b.  Epiph.  Haer.  XXI,  3.  p.  58  A. 

xal  xovxo  yaq  ioxt  x6  yBygafifidpoP  ip  xtp  svayysXlq^'  x6 
jtQoßaxop  x6  JtBxXapfiuipop, 

c.  Iren.  I,  8,  4. 

kp  xm  slxBtPj  avxop  iXrjXvd'ipai  ixl  [jtQoßaxop]  xb  JtexXapTj" 
uivop» 

d.  Jobii  Mon.  Comm.  III,  14.  ap.  Phot.  c.  222.  p.  588. 

xal  yi  fpfjOt  xovxo  dpai  x6'  xaxaXeltpapxa  xä  kvsprpcopxa 

hppia  jtQoßaxa,  ig>*  IV  iXd'elP  xb  jiXapci/iePOP, 

a  Didasc.  U,  20.  p.  249. 

x6  Xslxop  ix^i]X6i,   dg  6  xvgiog  6  &s6g  ^iTjaovg  X(fiöx6g 


416  AuBsercanonisclie  Paralleltexte  zu  Lc. 

dyad-og  diöaCxaXoq  xcu  ötDrrJQ  /jfiäp  Uysi,  ort  ia  rä  iv^m]^ 
xovta  ivvia  hnl  ra  oqij  xai  jtogevov  kjtl  rfjv  ^f]Tf)Otr  rov 
xBjtXavijuipov. 

f.  Const.  II,  20.  p.  38, 8. 

To  XetJtop  ixC,i]TEi,  dg  6  xvQiog  6  d'Bog  6  aya9^6g  jtavfjQ 
^ficSv,  ajcoOrelXag  top  iavrov  vlop  Jtoi/iipa  xnXop  xai 
öoor^Qa  TOP  diöaoxaXop  fjfiwp  ^lijoovp,  hxiTQiipag  avTw 
haöai  TCL  kptprptoPTa  ippia  J^}^J^^^^2SSi  ^^^  ytOQSvd-ijpai 
ijtl  TTjp  ^rJTTjöiP  Tov  xtxXapfifiivov. 

g.  Mt.  18,  12. 

tI  vfilp  6oxBl\  iap  yipjjrcd  tipi  ap&Qcijtm  txaTOP  XQoßaxa 
xai  Jtlapffi^y  hf  ig  avTcip^  ovy[i  aweig  [Cod.  Cantabr.,  Syr. 

Cur.:  dq>l7joiv]  to  kpBprixovTa  ippia  kxl  tcl  oqtj  [xcä]  xo- 
QBvd-Big  [Cod.  Cantabr.  JtOQBVo^BPog]  ^fjTBt  to  xXapofiBPOP ; 

h.  Method.  Sjmpos.  c.  62. 

Tlg  iOTiP  Ig  vfiwp  apd^Qa)jtog,  og  Ix^i  ixaTov  XQoßaTa  Xfxi 
djtoXiöTj  tp  Ig  avTciPf  ovx  arpltjOi  Tovg  ipBprjxoPTa  ippia 

ijtl  Tolg  oqbOlp  xoL  jiOQBv&Blg  im  to  djtoXayXog  CfjTBt  ovto, 

icog  BVQ^; 

i.  Cod.  Cantabr.  =  Syr.  Cur.  Lc.  15,  4. 

Tlg  [ap&Qwjtog]  Ig  vfifSp,  og  ?gft  [^X^^]  f^xaTOP  XQoßaTa 
xai  dxoXiö^  [dxoXiöag]  i^  avT(5p  ?r  ovx  diplfjOi  Ta  ipBPfj' 

xoi^ra    ippia  ip   Ty   iQf/f^<p    xai   dxBXd^cop    to   dxoXa}X6g 

^^TBl,  ta>g  svQU  avTo; 

k.  Lc.  15,  4. 

Tlg  dpQ-QOixog  Ig  vhäp  Bxa)P  txaTOP  XQoßaTa  xai  dxoXioag 
Ig  avTÖöp  tp  ov  xaTaXBlxBi  Ta  ipsPTJxoPTa  ivpia  ip  Ty 
igriiicp  xai  xoQBVBTai  ixl  to  dxoXoXog,  iwg  bxqxi  avTo; 

Die  vier  Parabeln  Lc.  15, 3— 16,  9  tragen  sachlich  wie  sprach- 
lich den  Charakter  der  Gemeinsamkeit,  der  Abstammung  aus 
einer  und  derselben  Quelle,  nämlich  aus  der  synoptischen  Haupt- 
quelle nach  dem  lucanisch-paulinischen  Übersetzungstypus.  Das 
erste  dieser  Gleichnisse  reproduciert  auch  Mt.,  nämlich  Mi  18, 
12 — 14,  und  zwar  aus  derselben  Hauptquelle,  nur  nach  der  auch 
sonst  von  ihm  benutzten  anderen  Version.  Er  hat  also  auch 
die  folgenden  drei  Gleichnisse  gekannt,  sie  aber  —  ebenso  wie 


Texte  nnd  Untersuchungen  zu  Lc  15,  4.  5.  417 

die  Einleitung  Lc.  15,  1.  2  —  weggelassen.  Warum  wohl?  Doch 
gewiss,  weil  sie  seiner  judenchristlichen  Tendenz  zu  wenig  ent- 
sprachen, weil  sie  mehr  dem  zu  gute  kamen,  was  wir  den  Pau- 
iinismus  nennen.  Wenn  nun  hier  Lc  wie  sonst  auch  öfter  eine 
Nachlese  gah  von  solchen  Stoffen  der  Hauptquelle,  die  bei  der 
Auswahl  von  Seiten  des  ersten  Evangelisten  unberücksichtigt 
geblieben  waren,  so  hat  man  nicht  nöthig,  in  diesen  lucanischen 
Nachtragen  eine  specifisch  paulinische  Tendenz  zu  erkennen. 
Wenn  von  einer  Tendenz  die  Rede  sein  soll,  so  ist  sie  mit 
einiger  Sicherheit  auf  Seiten  des  ersten  Evangelisten  zu  finden, 
dessen  judenchristlicher  Charakter  ebenso  durch  die  ältesten 
patristischen  Nachrichten  bezeugt  als  durch  die  Analyse  seines 
Evangeliums  bestätigt  ist. 

Die  Verschiedenheiten  zwischen  den  beiden  —  von  Mt.  und 
Lc.  gebrauchten  —  Versionen  zeigen  sich  hier  in  folgenden 
Varianten:  iäv  =  TcaraXsljcsiv  =  atpiivai  =  STJf,   vgl.  Lc.  5,  11; 

12,  39;  18,  16,  iQXBO^ai  ==  ajtiQXBOd^ai  =  jtoQSV€ö&ai  =  -fbn, 
djtoZcoXog  =  jteJtXaPTjfiivov  =  xXavcifievov  =  "l^Ä.  Vgl.  die- 
selben zu  Mt.  15,  24,  Heft  II,  181.  Möglicher  Weise  beruhen  auch 
eQTjuog  und  oqij  auf  Übersetzungsverschiedenheiten,  da  Deut.  2,  7 

in  einer  Septuaginta-Handschrifb  opo^  als  Übersetzung  von  nSTO 
vorkommt.  Der  Cod.  Colb.  vereinigt  Lc.  15,  4  beide  Varianten, 
indem  er  montibus  in  deserto  liest. 

Lc.  15,  5  =  Mt.  18, 13. 

a.  Jobii  Mon.  Comm.  III,  14.  ap.  Phot.  c.  222. 

o  xal  ijd  Tcov  (o/iov  iiQt, 

b.  Didasc.  II,  20.  p.  249. 

xal  svQ(ov  agai  knl  xovq  OBavxov  cofiovg  xal  fpJQB  kxl  xry 

Jt0lfiV1]V. 

c.  Const.  II,  20.  p.  38,  13. 

xal  svQovra  agai  iptl  rovg  kavTov  cofiovg  xcu  g>eQSiv  ixl 
TTjp  jtolfipijp^  x^/poi^ra  ijtl  r^  evgeoec  xov  ajtoXmXoxqg. 

d.  Method.  Sympos.  c.  62. 

xal  BVQ€DV  ijttxid^CLv  kjtl  xovg  <DUOvg  avxov, 

Text«  n.  Untenucliiingeii  X.  8.  27 


4)8  Aussercanonische  Paralleltexte  sn  Lc. 

e.  Lc.  15,  5. 

TCCtL  evQcov  ixitlS-r^öiv  ixl  rovg  (Dfiovg  avrov  }^a/(>ioi;. 

f.  Mt.  18, 13. 

xdi  iav  yiptjrai  evQStp  avro,  a(it]v  Xifco  vfilv,  ort  xalQti 
ijc  avxA  fiaZXov  i}  ijcl  rotg  Ivevi^xovta  kvpia  roZg  ftf) 
jtejtXavTjfiivoig. 

Auch  das  kjttTld^civ,  so  fern  ab  es  zu  liegen  scheint,  ist 

neben  cägeiv  Übersetzungsyariante,  nämlich  von  KtD3.  Vgl  Gen. 
42,  26:  '  öhniDn-b:?  Dnatf-n«  nÄte^^l  =  LXX:  xal  ixi&epzsg 
rov  clxov  kjtl  Tovg  ovovg  avrmv.  Die  aussercanonischen  Worte: 
xal  (piQBLv  kx\  ri]v  xolfivfjv  (Didasc^  Conat),  können  sehr  wohl 
ein  Rest  des  Urtextes  sein. 

Lc.  15,  6. 

a.  Herrn.  Sim.  V,  2,  11.  p.  146,  3. 

ötx/xaXeaafisvog  jtaZiv  rovg  g)lXovg  6  öeöJtoTfjg, 

b.  Herrn.  Sim.  V,  2,  6.  p.  144,  17. 

jcQoCxaXeo&fiEvog  ....  tovg  q>lXovg,  ovg  elye  övfißovXovg 

....  xdxBlvoi  CvpsxaQf^oav, 

c.  Lc.  15,  6. 

xal  kXd-<DV  elg  top  oIxop  cvyxaX^l  [Cod.  Cantabr.:  ovpxa- 
XBlTai\  rovg  q>lXovg  xal  rovg  yelropag  Xiya>p  avxot;' 
övy^orp^Te  ^0£,  ort  evQOP  t6  jtQoßarop  (lov  x6  axoXmXög. 

d.  Method.  Sympos.  c.  62. 

xal  iXd'COP  elg  olxop  CvyxaXBlrai  tovg  g>lXovg  xal  rovg  yel- 
ropag XiyoiP'  cvyx^Q^T^^  l^oi,  ori  evQid^  ro  JtQoßarop  fiov 
ro  djtoXwXog, 

Interessant  ist  hier  besonders  der  Anklang  bei  Hermas  und 
dabei  seine  Übereinstimmung  in  dem  medialen  ovyxaXeia&ai 
mit  Cod.  Bezae  und  Methodius. 

Lc.  15,  7.  10. 

a.   Macar.  Hom.  IV,  21. 

ovrm  yag^  ^i]Ol^  X^Q^  ylperai  ijtl  tpl  afiOQroXw  fierapoovpri. 


Texte  und  üutenachnngen  %u  Lc.  15,  6.  7.  10.  419 

b.  Macar.  Hom.  XV,  3. 

äöyteg  yag  xaga  flyvexai  hv  ovgavtp,   cig  6  xvQtog  bIxbv, 
kjti  hvl  aftagrcoZA  lABxavoovvxL 

c.  Macar.  de  elev.  meni  c.  10. 

X<^Q^  7^Q^  9>^^v  avTog,  iv  zw  ovQävcp  ylvsrai  inl  tvl 
afiagrcoZ^  fiBxavoovvrt. 

d.  Macar.  de  Hberfc.  ment  c.  9. 

mCsitQ  yoQ  x^P^.  yf-VExai  iv  xw  ovQav<p,  xa&a  ^pjOip  /y 
aXijd-eia,  ixl  hvl  afiaQxcoXä  (iBxavoovpxL 

e.  CoMt.  II,  13.  p.  24,  20. 

fiBfiVfifiivog  xov  xvqIov  Blxovxog  oxi  x^Q^  ylvBxat  iv  ov- 
QavS  ixl  Bvl  afiaQxoXcp  fiBxavoovpxL. 

f.  Const.  VIII,  8.  p.  243,  21. 

oxi   x^^  ylvBxai   kv  ovQavm  Ixl  Ivl  äfiagxooXm  fiBxavo- 

OVPXl. 

g.  Ephraem  Syr.  Opp.  II,  178. 

^  ovx  oldag  ori  x^^  yivBxai  iv  avgapw  ixl  ipl  afiagzo}' 
XA  fiBxapoovPxi  ^  ixl  xolg  iPBVijxopxa  ipvia  xotg  ßr/ 
XBxXaPfifii9H)ig,  otxiVBq  ov  XQ^i^^  Bxovoi  fiBXOPolag. 

h.  Lc.  15,  7. 

Xiym  vfilp  oxi  ovxmg  x^Q^  ^^  '^^^  ovgapw  iaxai  ixl  evl 

äiiagxcoXw  fiBxapoovvxi  i}  ixl  iPBPijxopxa  ippia  dixodoLg^ 

oixiPBg  ov  xQ^^ccp  l^ov^^*^  fiBxapolag, 
i.  Lc.  15,  10. 

ovxcDg  Xiya)  v/itp  yiPBxai  x^Q^  ipcixiop  x(5p  dyyiXcov  xov 

d'Bov  ixl  tpl  üfiaQxcoXä  fiBxavoovpxi- 
k.  Syr.  Cur.  Lc  15,  10. 

ovxcog  Xiyo^  vfilv  X^Q^  lörat  ipcoxiop  xavxoav  xwv  ayyi- 

Xwp  xov  &Boi  ixl  tpl  afiagxcoXm  fiBxapoovpxi. 

L   EuB.  in  Ps.  41,  4  (Migne  VI,  373.) 

Xopa  ylPBxai  ip  xolg  oigapolg  dyyiXmp  ipcixiop  xov  d^BOv 

ixl  tpl  afiOQXcoXcp  fiBxavoovPXi, 

m.  Clem.  AI.  Strom.  II,  15,  69.  p.  465. 

fiBydXfj  yccQ  x^Q^  xaga  xtp  xaxgi  ipog  äfiOQxojXov  ood-ip' 

TOC,  6  XVQlOg   fpi]Ol, 


27* 


420  Aussercanonische  Paralleltezte  zu  Lc. 

n.  Clem.  AI.  Quis  div.  salv.  c.  39.  p.  957. 

fiSYaXrjv  yäg  (p^iOi  xäi  apvxigßXTjzov  slvai  x^Q^^  xcähog^ 
rrjv  ip  ovgavolg  reo  naxQi  xal  rotg  ayyiXoiq  Evoq  afiOQrO' 
Xov  kxiöTQitpaprog  xal  fieravoi^oat*Tog. 

An  Stelle  des  canonischen  lorai  findet  sich  in  fast  sämmt- 
lichen  patristischen  Parallelen  ylverai,  beides  fQr  Sl^H^  gUtig> 
Das  Gitat  des  Clemens  AI.  in  seiner  Schrift:  Qnis  div.  salv 
halte  ich  —  abgesehen  von  dem  eingeschalteten  dwjtiQßJLtjrov  — 
fQr  den  ursprünglichen  Schluss  der  dritten  Parabel, 
welcher  im  Urtexte  eine  Nutzanwendung  ebensowenig  gefehlt 
haben  wird  als  den  beiden  ersten  Gleichnissen  und  dem  vierten 
Lc.  16,  1  ff.  Vgl  oben  S.  129.  Für  diese  Annahme  spricht  nicht 
nur  der  Umstand,  dass  Clemens  den  von  Lc.  15, 7. 10  so  weit  ab- 
weichenden und  diesen  Parallelversen  doch  so  congenialen  Spruch 
mit  Beziehung  auf  die  Parabel  von  dem  verlorenen 
Sohne  citiert,  sondern  auch  die  Gougruenz  der  in  diesem  Spruche 
hervortretenden  Eigenthümlichkeiten  mit  der  Parabel  selbst.  Vgl. 
{jtaQa)  reo  jiaxQl  mit  La  15,  18  ff.,  boqtti  mit  Lc.  15,25:  öv^i^ 
gxDvlag  xal  xoQäv,  fieyaXij  xclqcl  mit  Lc.  15,  22  ff.  Es  wird 
also  hier  eine  von  den  bei  Lc.  gerade  am  Schluss  der  Perikopen 
so  häufigen  Kürzungen  vorauszusetzen  sein.  Zu  fisyaXTj  x^pä 
vgl.  man  noch  Epitome  Ps.-Clem.  c.  142  p.  796:  xal  otjfieQov, 
CO  aÖBkipoly  kiyei,  fisydXfj  X^Q^  ylvsrai  iv  ovgavm.  Zu  dem 
dfUZQTwXov  ijtiCxQi^avToq  des  Clemens-Citates  vgl  man  Lc.  17, 4; 
22,  32;  1.  Petr.  2,  25,  besonders  Jac.  5,  20:  6  ijtiöTQetpag 
dfiaQTa)k6v  sx  xZdvTjg. 

Lc.  169  8.  9. 

a.  Valentiniani  ap.  Iren.  1,  8,  4. 

TTjv  de  yvvatxa  rf/v  oagovöav  rtjv  olxlav  xal  €VQioxovoav 
rrjv  ÖQaxfifjv  rrjv  dpa)  2o(plap  öifjf/ovPTai  Xiyea&ai,  ijrcg 
aJioXeaaCa  r?jp  ip&vfifjOiP  avrfjgj  vOtsqop  xa&^agiod'BVTCDP 
jtdpTa)P  öid  TTJg  rov  2a)xiiQog  jcagovolag^  BVQiOxei  avxiqv. 

b.  Valentiniani  ap.    Epiph.  Haer.  XXXI,  35.  p.  207  A. 

1]  xdg  dexa  ögax^dg  xExxtjfiepfj  djtciXsöe  xtjp  filav  dg  xi^ 

Xogy  ipa  6  alwp  x^g  vXrjg  djioXa)X(og  nvd-evfjxat  JtOQ^  ccv- 
xotg.    rjtpep  yag  xov  Xvxpop  xal  rjvQav  xtjv  ÖQaxfi^P- 


Texte  und  Untersacbungen  zu  Lc.  15,  8.  9.  11.  12.  421 

c  Marcosii  ap.  Iren.  I,  16,  1. 

xäi  ravTTjv  elvai  xfjv  yvvalxa  r^v  anoXioaoav  xifv  ögaxftfjv 

xal  a^adap  Xvxvop  xai  evQovoap  avri^v.  ovxoogovpxal  rovg 
oQid-fiovg  rovg  xaraZ6ig)d'ivrag  ixl  fihp  rijg  ögaxfi^g  tovg 
kpvia. 

d.  Lc.  15,  8.  9. 

Tj  rlg  yvprj  ÖQaxfiäg  exovoa  dixa,  iäp  ajioXiou  [Cod.  Can- 

tabr.,  8yr.  Cur.:  xal  djtokiaaaa]  dgaxfdijp  filap,  ovxl  axrei 
XvxPOP  xal  oaQol  rtjp  olxlap  xdi  C,fjrtl  ijtiiiskcog,  tcog  otov 
BVQi];  xäi  svQovöa  avyxaXel  xrX. 

Die  jedenfalls  sehr  alte  Variante  der  Valentinianer:  xtxttj' 
fiiv7j  =  ix^vaa  leitet  mit  grosser  Wahrscheinlichkeit  auf  das  — 
in  diesem  Contexte  auch  sehr  passende  —  •^<??-  Vgl.  Prov. 
16,  22:  Vb»  =  LXX:  rolg  xexrrjfiipoig,  Hos.'  2,  18:  "^b??  = 
Aquila:  o  tx<x)p. 

Lc.  15,  11.  12, 

a.  Jobii  MoD.  Comm.  IX,  36.  ap.  Phot.  cod.  222.  p.  636. 

£^^  apanxv^iP  jiQoeiOi  xfjg  jtaQaßoXijg,  7]Xig  xop  P6€ox£qop 
xcu  aomxop  vibv  xal  xop  JtQBößvxsQOP  afta  xov  JtaxQo 
doayBL 

b.  Lc.  15.  11.  12. 

bIxbp  6t'  apd^Qoojiog  xig  elxtP  6vo  vlovg'  xal  eljisp  6  ptci- 
X€Qog  ayxmp  xw  jtavQi  JtaxsQ,  öog  fdoi  x6  iytißaXXov  fii- 
Qog  xrg  ovölag.    xal  öislXsv  avxolg  xop  ßlov, 

c  Clem.  AI.   Fragm.    ex   Macar.   Chrysoceph.    Or.  XI   in   Luc. 
p.  1019. 
dar  xovxo  6  aocoxog  elöaysxai   xfjg  ovolag  äjtaixcov  xop 

xaxiga  x6  fiigog, 

d.  MarcioD  ap.  Epiph.  Haer.  XLII.  p.  315  A. 

xaXip  xagixotps  xfjp  jtaQaßoXijp  naoav  x<5p  ovo  vimPy  xov 
BlXf]q>6xog  x6  fiiQog  x<5p  vjtagxopxmp  xcu  xov  aXXov. 

e.  Const.  II,  41.  p.  67,  17. 

cö$  XOP  vlop  xov  anoXa)X6xa,  xop  aoa>xop. 

f.  Eyang.  Hieros.  p.  223.  224. 

Dixit  Dominus  hanc  parabolam:  Homo  quidam  habebat  duos 


422  Anssercanoniache  Paralleltexte  zu  Lc. 

filios.     Et  dixit   minor  patri   suo:    Pater,   da  mihi   portio- 
nem    meam,    quae    me    (sie)    contingit    ex    substantia  taa 

Beachtenswerth  ist  die  bei  verschiedenen  Schriftstellern  (Cle- 
mens, Origenes,  Job.  Mon.,  Gonst.)  auftretende  constante 
Benennung  des  verlorenen  Sohnes  als  o  aOcPTOg,  obwohl  doch 

im  canonischen  Text  nur  der  Ausdruck  aötoxmq  vorkommt.  Die 
aöwrla  findet  sich  (neben  der  avofdla)  in  der  von  Prof.  v. 
Gebhardt  in  der  Ztschr.  f.  wissensch.  Ü'heol.  1878  S.  330  flf.  ver- 
o£fentlichten  „Ascensio  Jesaiae  als  Heiligenlegende*, 
ebenso  bei  Clemens  AL  in  dem  nachfolgenden  Citate  zu  Lc 
15,  13.  14.  Ausserdem  ist  zu  vgl.  das  aCfoxwq  iC,i]x6Tog  im 
Hebräerevangelium.  Vgl.  Agrapha  S.  388 f.  Endlich  Jobii 
Mon.  Comm.  IX,  36  ap.  Phot.  c.  222:  ort  T00avTi]g  fisra  ro- 
OavTr/v  acwrlav  cbtrjZavce  rfjg  g)iXoTifdlaq  6  äöcorog  vlog. 

Lc.  15, 13.  14. 

a.  Clem.  AI.  Fragm.  ex  Mac.  Chrysoc.  Or.  p.  1017. 

xal  Thv  xhiQovoulav  rrjv  jtarQcoav  dvtj?.coasv  .  .  elg  rtjv 

avtrjv  T/yg  docorlag  dvaxvCiVy  dra  Xificorrop  xal  öregov- 
fispog. 

b.  Const.  n,  41.  p.  67,  17. 

TOP  fdSTc  jtoQvciv  (iBLwöavva  Tfjv  xarQixfjv  ovoiav. 

c  Epiph.  Haer.  XLIL  p.  338  A. 

rov    elX7]q)6Tog   rb   fisQog    rwv  vjtagxovxwv  xtxi  aoorcog 
öajtcanjcaPTog. 

d.  Lc.  15,  13.  14. 

öiBOxoQjciCev  rrjv  ovolap  avrov  ^c5v  docircog'  öaixapfjOaty 

Tog  6i  avrov  nävxa  iyivexo  Xifiog  löxvgd  xaxä  xfjv  x<^Q^^ 
axelvfjPy  xal  avxog  ^Q^axo  vöxeQelöd'ai. 

Als  tbersetzungsvarianten   sind   hier  zu  notieren:  ovoUr= 

xXT^QOPOfjLla  =  rv6y)^  welches  von  den  LXX  häufig  mit  ^VQog, 

xkrjQOPOfila  wiedergegeben  wird,  obwohl  es  bekanntlich  von  Haus 
ans  „Besitzthum"  bedeutet,  femer  ötaöxoQJtl^siv  =  dvaUöxeiv  = 


Texte  and  Untersncliuiigen  zu  Lc  15, 13.  14.  15.  16.  20.  21.       423 

■VtB,  dajtaväv  =  jU€eow=*nto,  vörtp« Wi^at  =  örepcWi^ai  =  lon. 
Nestle  bemerkt  noch,  dass  Th2=^daxaväv  äurch  das  syrische 
l*w^  gestützt  wird.    Cod.  Colb.  hat  anstatt  öuoxoQxioev^  fini- 

vit  =  nte. 

Lc.  15, 15.  16. 

a.  Const.  II,  41.  p.  67,  18. 

TOP  xolQovq  ßooxopxa  xal  xegarlcov  ifijtjii]0&^vai  imd^v- 
fiovpza  xal  fir^  xvyxctvovra. 

b.  Orig.  Opp.  lU,  982.  Fragm.  in  Lucam.  Orat.  XL  init. 

voTjoeig  öh  xal  0VTa}g  t6  kjtiO^fielp  xoQeaß-fjvat  top  aöa)rov 
ix  t(3p  XBQaxlmp. 

c.  Clem.  AI.  Fragm.  ex  Mac.  Chrysoc.  p.  1017, 

xal  fied-^  (DP  Ol  x^^Q^''  otrovprai  jtXrjQovfiepog. 

d.  Cod.  Cantabr.  Lc.  15,  16. 

xal  inBd^fiBi  xoQtao^fjpai  ix  t<Sp  x£QaTla)P,  (dp  rjcd'iop 
ol  xotQoi. 

e.  Lc.  15,  15.  16. 

xal  6jt€(itpep  avrop  slg  rovg  dyQovg  avrov  ßoaxeip  xolQOvg' 
xal  ijtB&vfiei  yefäoai  zi/p  xoiXlap  avrov  djto  rc5p  xBQaxla)v, 

wv  fjoB^iop  ol  xotQOt,  xal  ovÖBig  iölöov  avx(p. 

Das  canonische  yBfilaai  xijp  xotXlap  ist  ein  Hebraismus  = 
•jtsa  oder  O*»?!?  «b^,^irPri7ri4rJerem.  51,  34;  Ezech.  7,  19, 
—  ein  Hebraismus,  der  durch  die  Synonyma  xoQxaö&fjpai^  xogs- 
ö^jpai,  ifijeXriad^fipai  umschrieben  und  vermieden  wird.  Auch 
oixBlod^at  =  bDK  ist  ein  gewählter  Ausdruck  der  Alexandriner 
fhr  io&UiP. 

Lc.  15,  20.  21. 

a.  Celsus  ap.  Orig.  c.  Cels.  II,  71.  Opp.  I,  441. 

o  KiXoog  jiBJtolfjXB'  xcu  xovg  fiBP  BvöBßovpxag  (pcoxayarfri- 
Ca)p,  xovg  ÖB  dfiaQxdpoPxag  t}  fiBxaypoPxag  iXBi]öa)p, 

b.  Const.  II,  41.  p.  67,  20.  ^^^     ^^™-- 

fiBxayvoPxa  xai  JtaXiPÖQo/ifjöapxa  jtgog   xop  Jtaxioa  xal 

Bljtopxa'  Tjfiagxop  Big  xop  ovgapop  xal  ivcijtiop  öov,  xal 
ovxixi  Blptl  a^iog  xaXBlod^ai  vlog  aov,  UBxa  aovöixcop  6 
q>iXoxBXPog  JtaxiJQ  jtQoösXaßexo. 


424  Aassercanonische  Paralleltezte  zu  Lc. 

c   Clem.  AL  Fragm.  ex  Mac.  Chrysoc.  p.  1017. 

in  fiaxgäv  äxix^ptog  icxXccfXP^^I  ^^  ixögafidv  ixeoev 
exl  TOP  TQ&yiTiXov  avTOv  xal  xaT6q>lkffiav  avrov. 

d.  Lc.  15,  20,  21. 

xal  dvaötag  rjXd^sv  xQog  rbv  xariga  avrov.  in  öi 
avrov  giaxQav  dxixoprog  eldsv  avrop  6  xar^Q  avrov  xcu 
koxXayxpiCdT)^   xal  öga/zcov  ixixecev   ixl   rov    rQaxtjkop 

avroZ  x<d  xarsfjplXrfiBP  avrop.  slxev  ök  avr<p  6  vlog' 
xarsQ,  r^iiaQrov  elg  rop  ovgapop  xal  kpcoxiop  öov,  ovxiri 
slfil  a^iog  xkijd-TJpai  vlog  oov.  Cod.  Cantabr.  add.:  xoli]o6v 
fi€  a>g  hpa  rwp  fiiod'lmv  öov. 

Das  fieraypopra  der  Constitutionen  wird  durch  Celsus 
und  sein  fieraypovrag  als  eine  alte  eyangelische  Variante  be- 
glaubigt. Das  (lerayivcicxeiVj  welches  im  N.  T.  niemals  und  im 
A.  T.  nur  einmal  (als  un^richtige  Variante)  sich  findet,  ist  Syno- 
nymon  von  fierapoetp  =  iQxsöß-ai  elg  avrop.  Vgl.  diesen  letzteren 

Hebraismus  im  Cod.  Bezae  zu  Lc.  18,4:  rjX&ep  elg  hatrtov.  Vgl. 
oben  Lc.  15,  17:  elg  eavrop  iXd-op,  Ahnlich  Prov.  24,  32:  tV^tfV^ 
*^a5  =  LXX:  iyo)  usrevoma.  Auch  xaXtvÖQO/iriOapra  ist  eme 
gewählt  griechische  Umschreibung  des  Hebraismus  Lc.  15,  18: 
dpaorag  xogevaofiai  =  1jC,  15,  20:  xal  dpaöräg  ^^^€r  =  DJJ^ 
Min^l.  EndliclT  die  nicht  blos  in  Cod.  t),  sondern  auch  M  B  und 
einigen  Versionen  zu  v.  21  wiederkehrenden  Worte:  xolijoop  fit 
(pg  ?pa  rcjp  ficöMcop  oov  —  -bilden  sicherlich  einen  —  unter 
der  kürzenden  Hand  des  Lc.  gefallenen,  aus  archaistischen,  von 
der  vorcanonischen  Quelle  beeinflussten,  Evangelienhandschriften 
wieder  eingedrungenen  —  echten  Bestandtheil  des  Urtextes. 
Diese  Worte  haben  hier,  wo  sie  nicht  blos  in  Gedanken  ge- 
fasst,  sondern  in  Wirklichkeit  geredet  werden,  erst  recht  ihre 
ergreifende  Wirkung.  Vgl.  Agrapha  S.  390  Anm.  1.  Zu  be- 
merken ist  noch,  dass  Tertullian  (de  paenitentia  c.  8)  liest: 
Deliqui  pater  nee  dignus  ego  jam  vocari  tuus,  also  mit  Weg- 
lassung des  filius.  —  Bezüglich  der  Worte:  i^giagrop  elg  rop 
ovgapov  ist  zu  erinnern  an  den  (auch  in  dem  Ausdruck:  ti^Db^ 

D^ttl^rt  =  17  ßaoiXsla  rov  ^eov  ersichtlichen)  Hebraismus,  wo- 
nach  Q'^titD  f(ir  D'^rY?^  gebraucht  wurde,  sodass  die  obigen 
Worte  bedeuteten:  7j(iaQrop  elg  d^eop.    Vgl.  Dan.  4,  23:  'Jia'^b© 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Lc.  15,  20.  21.  22.  425 

tjt^lQW  =  ^dass    der   Himmel    (=  Gott)    mächtig    ist''.      Siehe 
Kautzsoh,  die  Heilige  Schrift  des  Alten  Testaments  S.  895  Anm. 

Lc.  15,  22. 

a.  Const  II,  41.  p.  67,  23. 

xal  rrjv  aQxcclap  aToX?)v  xal  top  öaxtvXiov  xal  xä  vjtodtj- 

fiara  ccjtoöovg. 

b.  Lc.  15,  22. 

eljisv  öh  6  xatfJQ  xQog  rovg  öovXovg  avrov'  [Cod.  Cantabn, 
Syr.  Cur.  et  Sin.  add.;  rax^cog]  i^sviyxare  aroZr^v  rtjv  jtQdrtjv 

xal  ipövöare  avzop,  xäi  öotb  öaxxvXiov  elq  tijp  x^^Q^ 
avTOv  xal  vjtoörjfiara  elg  rovg  Jtoöag. 

c  Clem.  AL  Fragm.  ex  Mac.  Chrysoc.  p.  1018. 

xekevei  6  Jtar^Q  vjtoöijfiara  rovg  d-BQajtoPtag  dovpai  to5 
(iBxaporjOapxL  xal  xQoo^vyopxi  vlm, 

d.  Evang.  Hieros.  p.  225.  226. 

Et  dixit  pater  ejus  ad  servos  suos:  Cito  proferte  stolam 
illam  primam,  et  induite  illum,  et  date  anulum  in  manum 
ejus  et  calceamenta  in  pedes  ejus. 

Bereits  in  den  Agrapha  S.  18.  19.  389  ist  die  Variante  ?} 
aQxala  oxoXfi  ==  rj  axokfj  ^  jtQcixi]  besprochen  worden  als  zwie- 
fache  Wiedergabe  des  Hebräischen  litDK'^n  13^.  Die  damals  ge- 
gebenen Erläuterungen  sind  von  P.  Ewald  (in  seiner  Schrift: 
Das  Hauptproblem  der  Evangelienfn^e)  stark  bemängelt  worden, 
namentlich  in  dem  Sinne,  als  ob  meinerseits  zu  viel  auf  eine 
solche  Variante  gebaut  worden  wäre.  Nun  freilich  kann  eine 
einzige  derartige  Variante  nicht  ein  Fundament  abgeben,  um 
ein  ganzes  Gebäude  der  Evangelienkritik  darauf  zu  gründen. 
Inzwischen  werden  die  gegenwärtigen  Untersuchungen  zeigen, 
dass  die  Basis  unendlich  breiter  ist  und  dass  ich  von  der  Un- 
menge der  Übersetzungsvarianten  getrost  die  Hälfte  als  „werth- 
lose  Synonymen**,  wie  ich  es  Heft  I,  155  und  Heft  U,  52  Anm.  1 
wiederholt  angeboten,  preisgeben  kann,  ohne  diese  Basis  zu  ge- 
fährden. Zugleich  dürfte  P.  Ewald  die  Beweiskraft  jener  als 
Probe  in  den  Agrapha  mitgetheilten  Variante  bedeutend  unter- 
schätzt, ihr  Gewicht  zu  leicht  genommen  und  namentlich  auch 
den  ganzen  dazu  gehörigen   Gontext  in  den   Constitutionen 


426 


AusBercanonische  Paralleltexte  zu  Lc. 


nicht  genugsam  erwogen  haben.  Deshalb  möge  zunächst  der 
—  für  das  ganze  Gleichniss  ohnehin  wichtige  —  Constitutionen* 
Text  zugleich  mit  dem  viel  kürzeren  Grundtext  der  Didascalia 
hier  seinen  Platz  finden. 


Didasc.  II,  41  p.  267. 

sl  öe  rig  kjciorgatpelq  fiSTa- 
voiaq  xagjtov  kjti6d^7]rat^  rore 
xal   slg  XQoOsvx^P   slodi^aod'e 


avTOP' 


Const.  II,  41  p.  67. 

sl  di  riq  ijtiCrQag>Hq  fisza" 
voiag  xaQJtop  istiÖBi^rjftat,  rore 
xal  elg  JtQOOBvx'Jv  elööd^aa&s 
avxov   €oq  rov  vlov  rov  ojro- 


XcoXora^  top  aOcoxop^  top  usxa  jtoQPcip  fisicioavra  xi]v 
jtaxQixTJv  ovolap,  xop  xo^QO'^Q  ßooxopxa  xcu  x€Qaxi<DP  ipt- 
j[jiT]od^TJpai  ijtid-vfiovpxa  xal  fir)  xvyxdpopxa^  fiexaypopxa 
xal  JcaXipÖQOfit'iöavxa  jiqoq  xop  naxJQa  xal  eljiopxa' 
rjfiagxop  elg  xov  ovQaPOP  xgl  kpmTtiop  oov,  xal  ovxixi 
slfil  a^wg  xaXelod-ai  vlog  cov^  fisxa  fiovoixmp  6  q)iX6' 
xsxpog  JtaxrjQ  jtQOOsXaßexOf  xdi  xrjv  agxalap  oxoZtjp  xal 
XOP  öaxxvXiov  xal  xä  v^toör/fiaxa  dxoöovg  £Og)a^e  xop 
öcxevxop  (loöxoP,  xgl  evg)Qalv€xo  fiBxd  xc5p  g>lXa)P.  ov- 
xcog  ovp  xal  öv  jtoUi,  w  kjtlcxone'  dXX^ 


äojteQ  xov  kd-Pixbv  XovCag  elö- 
6bx^]j  ovxo)  xal  xovxop  X^^Q^' 
d-BxrjOag  jtävxop  vjibq  avxov 
jtQOöBvxofiBvwp  djtoxaxaöx?}- 
öBig  avxop  Big  xf/p  ExxXjjölap' 


xal  eöxai  avxcp  dvxl  xov  Xovc- 
fiaxog  7]  ;^6£()od-£(J/a'  xal  yaQ 
öiä  XTJg  BJttd^iOBoyg  xcop  ^(ib- 
xigmp  x^^Q^iP  mSoxo  xo  nvBV' 
(la  ayiov. 


XBVfieroiP  äÖBX<pmp  avxov 


mCTtBQ  xov  i^pixop  Xovcag  dc- 
ÖBx^    fiBxd    x^p    öiöaaxaXlav, 

ovxa)g  xal  xovxop  x^^QO^bxi^- 
öag,  (pg  av  fiBxapola  xexad-oQ- 

fijpop,  jcapxa}v  vjibq  avxov 
jtQO0Bvxofiiva}p ,  djtoxaxaoxTJ' 
öBig  avxop  Big  xfjp  dgxalav  av- 
xov vofii]p'  xal  BCxai  avxca  dv- 
xl  XovOfiaxog  ^  x^£(>o^6ö/a'  xal 
y^g  öid  xrjg  ijtid^iOBog  xwv 
^fiBXBga)P  x^^Q^^  kölöoxo  x6 
jcPBVfia  xo  dyiov  xolg  JtiöxBv- 

ovöip,  xdv  xig  xc5p  (if)  öBOa- 
iyxaXion  coi,  oxi  ö?}  xaxfjXXd- 


ytjg  atxfp;   bIjib  ütgbg  avxop'   ov  JtdvxoxB  (iBx*  kfiov  bI^ 


Texte  und  üntersnchnngen  zu  Lc.  15,  22. 


427 


xal  rä  ifiä  Jtdvra  Ca  koriv  BvtpQavd^vai  6i  eösi  xäi 
XCCQ^vai,  ort  6  ddeJiq>6g  aov  ovrog  vsxQOg  rjv  xäl  äpe^rjöev, 
xal  djtoXcoXAq  xäi  evQid^t],  ort  ygg  ov  fiovov  jigoodi-- 
XBTCti  6  d'sog  Tovg  fieTavoovvrag,  aXXd  xal  elg  znv  jtQo- 
xioav  d§lap  djtoxad^loxriCiVy  ixavog  fidoTvg  6  ayiog  daßlö, 
og  fiezd  t^v  elg  rov  OvQlav  afiagtlav  rfixBro  tc5  ^ccS 
XiycoV  dxoöog^)  (lot  rijp  dyaXXlaöiv  xov  coxtiqIov  oov, 
Tcal  xvsvfiari  rjyifiovixcp  ariJQi^ov  fie'  xal  xakiv  djto- 
OTQSfpov^)  TP  jiQ6öa>x6p  oov  djio  rd)v  dfiaQri(5v  fiov, 
xal  Jtaoag  xag  dpofilag  fiov  i§dXHy)OP'  xagdlap  ^)  xad'agav 
xrlöop  jp  kfiol^  6  d-Bog,  xci  jcpsvfia  evd-hg  iyxalpiOop  jp 
xolg  t/xaroig  (lov  ftfj  axoggltpf^jg*)  fie  djto  rov  Jigoöci- 


jtov  öoVf  xal  x6  jtpsvfia  oov  x6  ayiop  fi?j  dpxapJX^g  an 

i/iov.     xal  Ov  ovp  mg  Ovfixa- 

d^g  laxQog  xovg  i^fiagxr/xoxag 
jtdpxag  d'BQoxeve. 


xal  Ov  OVP  €og  Ovfijcad-i^g  laxQog 
xovg  ^/laQXfjxoxag  ndpxag  d'B- 

QOJtBVB, 


Aus  dieser  Textvergleichung  kann  man  zunächst  die  schrift- 
stellerisclie  Methode  erkennen,  wonach  der  Redaktor  der  Con- 
stitutionen seine  Quelle  —  die  Didascalia  —  behandelt  und 
den  ihm  vorliegenden  Grundtext  mit  canonischen  und  ausser- 
canonischen,  mit  alttestamentlichen  und  neutestamentlichen  Ci- 
taten  ausgestattet  hat.  In  diesem  Falle  hat  er  den  kurzen 
Ghrundtext  der  Didascalia,  eine  Vorschrift  an  die  Bischöfe  be- 
zfiglich  der  Behandlungsweise,  die  sie  den  gefallenen  und  reu- 
müthig  zurückkehrenden  Gemeindegliedem  angedeihen  lassen 
sollen,  durch  einige  kleinere  Einschiebsel  und  durch  zwei 
grossere  Einschaltungen  erweitert.  Das  Stichwort,  welches  in 
dreimaliger  Abwandlung  wiederkehrt,  ist  in  dieser  Interpolation: 
elg  XTjP  oQXCclap  avxov  POfirjv  —  x^p  dgxctlap  oxokijp  —  elg 

xfjp  XQOxigap  d^lap.  Der  wiederaufgenommene  Sünder  soll  in 
den  früheren  Stand  wieder  eingesetzt  werden:  elg  x^p  xgoxigap 
d^lap,  während  die  Didascalia  nur  gesagt  hatte:  djtoxaxaoxif- 


1)  Pfl.  51, 14.    2)  Ps.  51, 11.    3)  Pb.  51, 12.    4)  Ps.  51, 13.    Sämmtliche 
Cttate  genau  übereinstimmend  mit  dem  Cod.  Vaticanus. 


428  Aussercanonuche  Paralleltexte  zu  Lc. 

0£ig  avTov  elg  r^r  kxxXr^olav,  Und  während  die  Didascalia 
diese  Wiederaufnahme  der  Gefallenen  mit  der  Annahme  der 
Heiden  durch  die  Taufe  in  Vergleichung  bringt,  begründet  der 
Redaktor  der  Constitutionen  die  bezügliche  Vorschrift  durch 
den  Hinweis  auf  unser  Gleichniss.  Und  der  Spring- 
punkt in  dieser  Begründung  ist  die  aQxala  oxojLi],  welcher 

Ausdruck  auf  einer  völlig  aussercanonischen  Lesart  zu  Lc  15,  22 
beruht,    aber   neben   der   canonischen   Textgestalt:   jtQcitfj  mit 

Nothwendigkeit  auf  den  hebräischen  Quellentext:  lilCfK*)  hinweist. 
Denn  dass  der  Redaktor   wirklich  Trjv  uQxcdav  oroX'i]v  gelesen 

haben  muss,  ergiebt  sich  im  Allgemeinen  schon  aus  dem  vierten 
der  von  Holtzniann  für  die  Beurtheilung  der  patristischen 
Citate  aufgestellten  und  von  mir  in  den  Agrapha  S.  16  abge- 
druckten Kriterien,  wonach  man  auf  die  Genauigkeit  des 
Citats  rechnen  kann,  „wenn  auf  den  Wortlaut  ein  beson- 
derer Nachdruck  gelegt  wird",  —  im  Besonderen  aber  noch 
daraus,  dass  ja  die  Beweisführung  des  Autors  aus  unserem  Gleich- 
nisse bezüglich  der  Wiederaufnahme  der  Gefallenen  in  den 
früheren  Stand  —  slq  xi]v  jtQortQav  d^lav  =  elg  tijy  OQXodav 
avTOv  vofifjv  —  von  vorn  herein  hinfällig  gewesen  sein  würde, 
wenn   er   die   dgxala   CroXf)  in   seinem  Evangelientexte 

nicht  gehabt  hätte.  Möchten  mithin  alle  übrigen  Varianten, 
wodurch  der  Redaktor  der  Constitutionen  von  dem  canoni- 
schen Text  abweicht,  aus  der  freien  Wiedergabe  unseres  Gleich- 
nisses erklärt  und  als  „werthlose  Synonymen*^  bezeichnet  werden, 
was  sie  —  wie  wir  gesehen  haben  —  nicht  sind,  die  Variante 
aQxala  (=  jtQmrtj)  war  dem  Autor  durch  seinen  Evangelientext 

gegeben,  denti  auf  diese  Lesart  baut  er  seine  ganze  Be- 
weisführung auf.  Wo  hatte  nun  der  Redaktor  der  Consti- 
tutionen seinen  aussercanonischen  Evangelientext  her?  Ent- 
weder aus  einer  ihm  vorliegenden  aussercanonischen  Über- 
setzung des  hebräischen  Urevangeliums  oder  —  da  inan  bei 
seiner  unbezweifelten  Gelehrsamkeit  und  Belesenheit  und  aus 
einigen  anderen  Anzeichen  ihn  für  einen  der  wenigen  Theologen 
seiner  Zeit  halten  darf,  die  des  Hebräischen  kundig  waren,  und 
da  er,  wahrscheinlich  an  der  Bibliothek  von  Caesarea  sitzend  und 
deren  zahlreiche  Schätze  benützend,  in  diesem  Falle  die  dort 
aufbewahrte  Handschrift   des  hebräischen  Matthäusevangeliums 


Texte  und  Hlntersnchangen  zn  Lc.  15,  22.  23.  29.  429 

zu  gebrauchen  in  der  Lage  war^)  —  aus  der  hebräischen 
Quellenschrift  selbst.  Die  Lesart  der  Constitutionen  wird 
noch  unterstützt  durch  den  Codex  Colbertinus,  welcher  mit 
noch  5  Italae  ,^to]am  illam  primam"  liest,  wonach  den  Dienern 
(öovioi  =  d-SQajtoPTsg  =  D'H^?)  jenes  Kleid  wohl  bekannt  und 
för  sie  leicht  aufzufinden  gewesen  wäre. 

Lc.  15,  23, 

a.  Const.  U,  41.  p.  67,  24. 

eög>a^s   top   öitsvtov  fioaxov  xal   sv^galvero  fistc    rcov 

b.  Cod.  Cantabr.  Lc.  15,  23. 

xal  ipiyxare  xbv  öitsvtov  fioCxov  xal  ^oütb  xal  g>dy(D' 

c.  Lc.  15,  23. 

xal  tpiQBTB  TOP  [tocxop  TOP  OiTBVTOV,  ^vCaTS  xoi  q>ay6vT€g 
€vq>Qavd'(D(isv. 

Sofort  lässt  der  Redaktor  der  Constitutionen  auch  zu 
Lc.  15,  23  eine  aussercanonische  Übersetzungsvariante  nachfolgen, 
nämlich  og>aTTBip  =  dvsiv  =  natj.  Vgl.  Lc.  12,  4  =  Mt.  10,  28 
Cod.  D.  Femer  ist  zu  bemerken,  dass  die  aufgelöste  Lesart  des 
Cod.  D:  xal  g)aya)(i6v  xal  evq>Qapd-(Dfi6P,  dem  vorauszusetzenden 
Urtexte:  nni3teD*r  ribDÄDi  besser  entspricht  als  die  im  Griechi- 
sehen  vorzuziehende  Partizipialconstruktion:  xal  ^ayovTeg  ev- 
g>Qapd'c5fisv.  Vgl.  ähnlich  im  Cod.  D  die  aufgelöste  Construktion 
im  Taufbefehl.  Heft  II,  393. 

Lc.  15,  29. 

a.  Cod.  Cantabr.  Lc.  15,  29. 

o  06  djtoxQi&elg  sbtep  tc5  jtaxgl  avTOv'  löov  ToöavTa  btt^ 
öovZevm  ooi  xäL  ovöijtOTS  nagißtiv  oov  iPToXijp,  xal  ovde- 

XOTB  iöancag  fwi  £Qig>0P  l§  afycov,  ipa  /dSTa  twv  g)lXa)P 
fiov  aQiöTfjöa}. 

b.  Lc.  15,  29. 

o  Ö6  ajtoxQid-slg  sIxbp  tö5  xaTQl'  löov  xoCama  bttj  dou- 

1)  Vgl.  Heft  I,  54. 


430  Aussercanonische  Paralleltexte  zu  Lc. 

X&üO)  001  xal  ovdijtore  hvxoXriv  oov  jtaQ^k&op,  xal  ifxol 
ovöijtOTB  Mcoxaq  Igifpov^  tva  (leta  xm>  ^IXcop  fiov  ev- 

Auch  hier  bietet  Cod.  D  in  dem  jtaQaßalvBtv  neben   dem 

canonischen  jcaQSQxeo&ai  =  nl?  ßi^e  gute  Übersetzungsvariante. 
Femer  in  dem  realistischen  Textbestandtheile  desselben  Codex: 
ig  alywv  tritt  wiederum  ein  Element  des  Urtextes  zu  Tage, 
welches  durch  die  kürzende  Hand  des  Lc.  unterdrückt  worden  war. 

Lc.  15,  30. 

a.  Eus.  Theophania.    Nov.  Patr.  Bibl.  ed.  Mai  IV,  155. 

TOP  (ihv   xaxatpayovra    r^v    vjtaQ^iv    fisrä  jcoqpcov   xcu 

b.  Const.  VIII,  9.  p.  244,  17. 

0   rbv    vlov   jtQoööe^ausvog   rov  xaxaqiaybvxa  xov   ßlov 
avxov  accix(Dg, 

c.  Exe.  Theod.  c.  9  ap.  Clem.  AI.  p.  969. 

jtaXiv  Tc5  Ig  äjtoöf]filag  kXd-ovxi  xal  xax€6f)6ox6xi  xd  vx- 
ttQ^ovxa,  (p  xov  0ixB7)x6p^l&vöev  fiooxov. 

d.  Syr.  Cur.  Lc.  15,  30. 

x<p    öe   vl(5    oov  xovxcp   xw   xaxaq>ay6vxi  oov   xov  ßlov 
(iBxa  jtoQväv  ed-voag  xov  Oixsvxov  fiooxov. 

e.  Cod.  Cantabr.  Lc.  15,  30. 

x(5  ÖS  vltp  oov  To5  xaxag)aY6vxi  xavxa  (isxa  jtOQvcov  xal 

iXd-ovxi  id-voag  xov  oixsvxov  fiOOxov. 

f.  Lc.  15,  30. 

ox€  ÖS  6  vlog  Oov  ovxog  6  xaxatpayciv  oov  xov  ßlov  uexa 
jtOQVCDV  ijld'BVy  eß^Oag  avx<p  xov  Oixevxov  fiooxov. 

Was   von  dem  Ig  alycöv  des  Cod.  D  im  vorigen  Verse,  das 

gilt  ebenso  von  den  Worten:  xal  avXtjXQlöcov^  welche  laut  des 
von  Eusebius  hinterlassenen  Zeugnisses  in  dem  Hebräerevan- 
gelium neben  den  jcoQvciv  dieses  Verses  zu  lesen  waren  (vgl. 
Agrapha  S.  38S):  sie  sind  ein  realistischer  Rest  des  Urtextes 
(vgl.  Const.:  (lexa  fiovOtxcov  6  tpiXoxsxvog  JtaxfjQ  JCQOOsXaßsxo), 
welcher  von  dem  kürzenden  Lc.  weggelassen  worden  war.    Zu 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Lc.  15, 30.  16,  9.  431 

den  Varianten:  vjtaQ^ig  ^^  vjtccQxovra,  wahrscheinUch  auch  ßlog^ 
dürfte  wieder  tD^3*i  als  Quellenwort  vorauszusetzen  sein. 

Und  nun  denke  man  sich  am  Schlüsse  dieses  Gleichnisses, 
nachdem  von  der  ovfupcDvla  und  den  x^Q^''  (^^"^^  fiovCixciv  xal 
avXfiTQlömv  die  Rede  gewesen  war,  die  Schlussgnome:  [ovxmq 

Xiyo)  viilv]  eorai  /isyaZti  xaga  xal  eoQrrj  kv  ovQavolg  rtp 
xargl  xal  rolg  ayyiXoLq  —  letztere  als  die  himmlischen  Musiker 
gedacht  —  Ivoq  afiaQtcoXov  ijucrgitpaptog  — ,  um  einen  zu- 
sanmienfassenden  Eindruck  von  dem  einzigartigen  Oleichniss  zu 
erhalten!   Vgl.  oben  das  Citat  aus  Clemens  AI.  zu  Lc.  15,  7.  10. 

Lc.  16,  9. 

a.  Iren.  IV,  30,  3. 

quemadmodum  dominus  ait:  Facite  vobis  amicos  de  ma- 
mona  iniquitatis,  ut  hi,  quaudo  fugati  fueritis,  recipiant  vos 
in  aeterna  tabemacula. 

b.  Pistis  Sophia  p.  209,  28  ed.  Schwartze  et  Petermann. 

hoc  est  verbum,  quod  dixisti  nobis  oUm  in  jtagaßoXy  dicens: 
ponite  vobis  amicum  in  mamona  adixidg,  ut  quum  deserti 
sitis,  ducat  vos  in  öxi]vag  ad  aeternum. 

c.  CyrilL  AI.  in  Luc.  p.  349. 

otav  avtovg  6  knlyeiog  IxXüjcxi  jtXovrog,  exmol  tiva 
TOJtop  hv  xalg  ixeivmp  oxfjvaTg. 

d.  Lc.  16,  9. 

xal  iyw  vfilp  Xiyo),  kavrolg  jton^care  q>lXovg  Ix  rov 
fia(i(Dvä  rfjg  aöixiag,  Vpa  orap  exXijti;],  öe^optai  vfiäg  elg 
rag  ala>plovg  Cxrjpag. 

Selbstverständlich  hat  Lc.  auch  diese  Parabel  aus  vorcano- 
nischer  Hauptquelle,  deren  Gepräge  sie  auch  in  sprachlicher 
Hinsicht  erkennen  lässt,  geschöpft.  Welche  Textkürzungen  er 
dabei  vielleicht  voigenommen  haben  mag,  entzieht  sich  unserem 
ürtheil,  da  von  dem  Wortlaut  der  Parabel  selbst  patristische 
Citate  aus  früherer  Zeit  nicht  vorliegen,  während  die  der  Nutz- 
anwendung davon  zugehörigen  Sprüche  frühzeitige  schriftsteller- 
ische Verwendung  erfahren  haben.  Die  Parabel  selbst  schloss  mit 
den  Worten  Lc.  16,  S^:  ort  q>QOPl(io>g  ijcolijoep.  Denn  in  Cod.  D 
stehen  vor  Lc.  16,  8^  die  —  jedenfalls  urtextlichen  —  Worte:  616 


434  Aussercanonische  Paralleltexte  zu  Lc. 

b.  Marcion  ap.  Tert.  adv.  Marc.  IV,  33. 

Et  si  in  alieno  fideles  inventi  non  estis,  meum  quis  dabit 
vobis?  ....  Quis  vobis  dabit,  quod  meum  est? 

c.  Lc.  16,  12. 

xöi  et  kv  t(p  dX?.OTQl€o  jtiorol  ovx  lyivBGd-s^  t6  vfiixBQov 

xlq   ÖCQÖBl  VfilV ; 

d.  Diatessaron  Arab.  p.  47^  ed.  Ciasca. 

Si  ergo  in  eo,  quod  non  vestrum  est,  fideles  non  inventi  fuistis, 
quod  Äd  vos  pertinet,  quis  dabit  vobis? 

Das   hohe  Alter  der  Lesart  Marcions:    inventi  estis,   des 

Diatessaron:  inventi  fuistis,  bei  Hippoljtus:  svQed-eig  (s.  zu 
Lc.  16,  10)  wird  durch  Paulus  bestätigt:  Ipa  jtiorog  rig  evQs&ij 
—  1.  Cor.  4,  2.  Dagegen  dunkel  bleibt  die  Differenz  zwischen 
rb  iffov  (meum)  bei  Marcion,  dem  canonischen  v/iirsQov  und 

dem  TJfiirsQOv  des  Origenes. 

Le.  16, 13  =  Mt.  6, 24, 

a.  Gels.  ap.  Orig.  c.  Geis.  VII,  68.  Opp.  I,  742. 

0VT6  yag  olov  Tf,  <pr}olv^  öovXsvecv  rov  avxov  Jtkeiooi  xv- 
Qlocg, 

b.  Gels.  ap.  Orig.  c.  Gels.  VUI,  15.  Opp.  I,  752. 

fisra  ravxa  g)i}6iv  6  KiXoog'  .  .  Ivd^sv  avxolg  [sc.  xotg 
XQioxiai^otg]  ixatvo  xb  jtaQdyysXfia ,  x6  fitj  öovXevetv  ovo 
xvQioig. 

c.  Tatian.  Fragm.  I.  p.  164. 

dia  xov  aaxaväv  xal  xijv  dxQaaiav,  xbv  jtsid-TjöSfitvov  övoi 
xvgloig  fiiXZaip  öovXevHi'  djcB(p7]vaxo. 

d.  Giern.  AI.  Strom.  III,  12,  81.  p.  547. 

im  xavxo  ovyxo>Qr]oag  [sc.  o  Taxiavog]  ysvio&ai  öiä  xov 
öaxavav  xal  x^v  dxgaolap,  xbv  Jtsid-rjoofisvov  övol  xvQloig 
(itXXeiv  öovXevbiv  dj[eq)7Jvaxo,  öid  (i\v  ovfjKpwviagß-ecp^  öia 
de  xf/g  aovfiqxovlag  dxQaoia  xal  JiOQvda  xal  öiaßoXoj. 

e.  Glem.  Rom.  II,  6,  1.  p.  118,  14. 

Xtyei  öh  6  xvQiog'  ovöelg  olxix7]g  övvaxac  dtx»!  xvQioig 
^ot^^eteo^fdi;  tjfietg  d^iXa)fiev  xal  d-sw  öovXavefv  xal  fia- 
fKDva,  dövfiq)0Q0V  Tjfilv  ioriv. 


Texte  und  Untenachungen  zu  Lc  16,  13.  435 

f.  Herrn.  Sim.  1,  10.  p.  134,  10. 

xfiv  ovv  xolvxiXtiav  zoiv  i&pcip  fit)  jtQaöötXB'  aavfig:oQOP 
yaQ  loTiv  vgiiv  roTq  öavXoig  xov  ^€ot\ 

g.  Herrn.  Mand.  V,  %  2.  p.  SS,  IS. 

ravra  yaQ  jiavxa  ficoQa  Ion  xat  xeva  xai  aovftg^OQa  roU 
öovXoic  Tov  d^eov. 

h.  HemL  Mand.  VI,  2,  6.  p.  94,  8. 

ort  ra  sgya  avrov  JtovfjQa  etat  xai,  aöVfiq>0Qa  zolg  öovXoig 

TOV   d^SOV. 

i.  Didasc  UI,  7.  p.  2S9  =  Consi  UI,  7.  p.  102,  21. 

ij  yoQ  TJoxrpcvla  xe(H  rb  XQ^f^'^oloysTt^  dvrl  xov  d^aov  Xa- 
xQBVSi  xcp  fia/iCDva,  xovx'  eoxi  öovZevei  x<p  xigöei,  xm  6h 
d^em  evoQeoxog  elvai  ov  divaxai. 

k.  Lc.  16,  13. 

ovöelg  olxixTjq  divaxai  dvol  xvQioig  dovXsveiv  7j  yag  xov 

tva  (iiot)o£i  xai  xov  ixeQov  dyajtTJoei,  ?}  tvog  dv&e^exai 
xai  xov  IxtQOv  xaxaq>Qovriow  ov  övvaoi^s  &6(p  dovXevsiv 
xai  (lafiwva. 

L   Mt.  6,  24. 

ovöeig  &vvaxai  ivoi  xvQloig  öovXtveiv  tj  yaQ  xov  tva  fti- 

o?]0€i  xai  xov  ixsQov  dyajr?jö£i,  ry  Ivog  dvd'i^exai  xci  xov 
txiQov  xaxag>QOVf]Oei'  ov  övvaöd-e  d-sq  öovXeveiv  xäi  fia- 
lia)va. 

m.  Diatessaron  Arab.  p.  17  ed.  Ciasca. 

Nemo  potest  duobus  dominis  servire:  quia  necesse  habet 
unum  eorum  odio  habere  et  alterum  diligere,  aut  unum 
honorare,  et  alterum  contemnere.  Non  potestis  Deo  servire 
et  divitiis. 

Wie   sich  oben   zu  Lc.  14,  26   eine   Umschreibung   des   (ai) 
dovacd-ai  durch  fir/  d^iov   elvai  fand  (vgl  S.  408),  so  wird  hier 

das  canonische  ov  övvaoß^s  im  Citate  des  zweiten  Clemens- 
briefes durch  dav/ifpoQov  vfitv  (wie  es  anstatt  t/fitv  lauten  muss) 
iaxiv  umschrieben,  welcher  Ausdruck  sichtlich  bei  Hermas  vor- 
gelegen hat,  aber  auch  in  der  ovfig>a)vla  und  davf/g>a)vla  Ta- 
tians  bei  Clemens  AI.,  mithin  vielleicht  auch  schon  2.  Cor. 
6,  15:  xlg  de  ovficpdvTjoig  Xqloxco  JtQog  BeXia^;  —  anklingt. 

28* 


^   -  _•  w     y^  -•' 


436  AusBercanonische  Paralleltexte  zu  Lc. 

Wenn  Weiss  das  bei  Mi  nicht  zu  lesende  olxirtjg  in  Lc.  16, 13 

mit  Bezugnahme  auf  Act  10,  7  f&r  eine  Zuthat  des  dritten 
Evangelisten  erklärt,  so  zeigt  nicht  nur  der  —  von  Lc.  unab- 
hängige —  Text  des  zweiten  Clemensbriefes,  in  welchem 
olxsrrig  nicht  fehlt,  sondern  noch  mehr  die  Übersetzungsvariante 
^ovXog  bei  Hermas  (=  ^xirr^g  =  inr),  dass  nnif  =  ohchijq 

zum  hebräischen  Quellentext  gebort  hat.  Dem  in^  entspricht 
das  ^^  =  öovkeveiv  (Mt,  Lc)  =  Xargsveip  (Const). 

Wenn  das  honorare,  welches  dem  xaTaq>QOvelP  besser  gegen- 
über gestellt  wird,  als  das  ainixeaß^ai,  im  Diatessaron  einen 

echten  Textbestandtheil  erhalten  haben  sollte,  so  würde  das  dvd^. 
d^erat  im  Lucastexte  auf  den  Einfluss  des  Matthäustextes  zu- 
rückzuführen sein.  Ebenso  würde  das  Urtheil  sich  gestalten, 
wenn  divitiae  =  ^Aovto^  im  Diatessaron  mehr  als  eine  Über^ 

Setzung  von  (laficovag  wäre.  Wir  hätten  dann  genau  denselben 
Gegensatz  vor  uns  wie  zwischen  jtXovrog  und  d-eog  1.  Tim.  6,  17. 

Lc.  16, 14. 

a.  Epiph.  LXVI,  69.  p.  690  C. 

cog  Ziyer  jtQOOixsre  dno  Tfjg  Cvftfig  rmv  g)aQtCalcDVy  ^rt^ 
iarlv  vjioxQiCigf  xal  bv  aXXm  rojim'  rjxtg  koxl  g>ilaQ- 
yvgia. 

b.  Lc.  16,  14. 

tJxodov  ÖS  ravra  navxa  ol  q)aQiOatoi  ipiXaQyvQoi  vJtaQxov- 
Tsg  [Orig.:  ovxBg]  xal  i^efivxtrJQi^op  avxov. 

Der  Zusammenhang  des  aussercanonischen,  aber  sicherlich 
secundären,  Textbestandtheils  in  dem  Epiphanius-Gitate:  rixig 
koxl  (ptXaQyvQla  mit  Lc.  16,  14  hat  bereits  oben  zu  Lc.  12,  1 
S.  292.  295  seine  Beleuchtung  erhalten. 

Lc.  16, 15. 

a.  Ephraem  Syr.  Opp.  II,  93  B. 

yiyqanxai  yaQ'  xd  vtptjXa  iv  dvd^QWJioig  ßdtXvxxh  jtaQa 
X€0  ^fc5. 


Texte  und  UntersuchuDgen  zu  La  16, 14.  15.  437 

b.  £phraein  Syr.  Opp.  II,  86  C. 

6x1  yaYQajtzai'  ra  vtptjXä  xaga  xolg  dp&Qcijtoig  ßöilvyfia 
xaQa  rS  ^€<5. 

c.  Pseudo-Ign.  ad  Magn.  c.  12. 

Ott  TO  ^j;  avd-Qcixoiq  vtpfjXoP  ßöiXvy/ia  xaQa  &em, 

d.  Const.  Vll,  8.  p.  202,  17. 

xai  rb  vtpfjXov  kv  dv&Qcijtoig  ßöiXvyfda  jtaQa  ß^etp. 

e.  Lc.  16,15»». 

ort    TO    iv    dvd-Qcijtoig    vtpriXop   ßöejLvyfia   ivcojtiov   rov 
^£01;. 

f.  Evang   Hieros.  p.  215.  216. 

quia  quod  hominibus  altum   (fOLljiad  ^1.1  i^sn.i),   vile 

est  ante  deum  (f^coAf^  ^.lOo  ocd    \iftt^). 

Sch Wally  in  seinem  Idioticon  sagt  unter  \ ifti ^ :  „Dem 
griechiscben  Übersetzer  von  Lc.  16,  15  schwebte  gewiss  bOB 
Götzenbild  vor,  während  die  aramäische  (sie)  Vorlage,  jedenfalls 
aber  der  Autor  des  Spruches  Aifti^  im  Sinne  von  targum.  blD& 
« verwerflich,  schlecht^  gemeint  haben  muss.  Die  Auffassung 
unsers  Retrovertenten  ist  mir  nicht  ganz  sicher."  Dem  gegen- 
über darf  nur  auf  Heft  II,  387  verwiesen  werden,  wo  in  ganz 
anderem  Zusammenhang  ni!?in  als  ßöihyj^fia  in  dem  Doppelsinn 
als  «Greuel"  und  als  .Götzenbild**  hervortritt.  Eine  ganze  Anzahl 
von  Septuaginta-Stellen  könnten  für  die  Übersetzung  ßösXvyfia 
^=  nSJ^in  gerade  in  diesem  Doppelsinn  namhaft  gemacht  werden. 
Und  wie  treffend  hier,  wo  der  Mensch  durch  Pharisäismus  sich 
selbst  zum  Götzen  macht,  viel  treffender  als  bD&  =  Steinbild, 
Gussbild,  Schnitzbild,  Götzenbild!  Auch  die  Ephraem-Variante 
ßösXxjxra  geht  auf  HD^fin  zurück.  Man  vgl.  die  sprachlich  auch 
sonst  lehrreiche  Paraliele  Prov.  17,  15:  p*^^?  ?'^«?'1?1  a^©n  p'^'HM 
drr3tD"D3i  rniV  niyin  =  LXX;  Sc  ölxaiop  xolvei  rov  aöixov, 
adixov  de  rov  ölxaiop,  cocad'aQrog  xal  ßdsXvxxog  jtaQa  ^eoo. 
Den  Varianten  jtaQa  =  kvmjtiov  entsprach  im  Urtext  entweder 
■»pfib  oder  auch,  ^e  Prov.  17,  15  zeigt,  kein  besonderes  Wort. 


438  Aussercanonische  Paralleltexte  zu  Lc. 

Lc.  16, 16*  =  Mt  11, 13. 

a.  Hippol.  Fragm.  p.  15S,  17.  ed.  Lagarde. 

hjteiöri  yaQ  jcki^Qcofia  vofiov  xäl  jtQotprjrmv  avxbq  jraQtjt^' 
o  pofiog  ycLQ  xal  ol  JtQO^TJraL  ^wg  'Iwavvov. 

b.  Epiph.  Haer.  XLII.  p.  315  A.  p.  338  A. 

o  vofiog  xal  ol  JtQoq>fJTai  icog  ^Iwavvov- 

c.  Epiph.  Haer.  LXVI,  75.  p.  696  A. 

ovxw  xai  6  vofiog  xal  ol  jcQog)f}Tai  axQig  ^I(odvi*ov. 

d.  Iren.  IV,  4,  2. 

ad  impletionem  ejus  [sc  legis]  advenerat  Christus;  et  propter 
hoc  lex  et  prophetae  apud  eos  usque  ad  Joannem. 

e.  Tert.  adv.  Marc.  V,  2. 

lex  et  prophetae  usque  ad  Joannem. 

f.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c  51.  p.  271  B. 

€iQj]x€t  ÖS  Jisgl  rov  fif^xeri  ysvi^oeod^ai  av  xqj  yivu  i^ojv 
jeQoq>iJTi]v  xal  Jisgl  rov  Ijciyvcivai,  ort  t]  jcaXai  xtigvcoo- 
liivTi  vjto  rov  ^eov  xaipij  6iad^f]xrj  öiarax^^joeoi^ai  ijöfi 
roxB  jtaQTJVf  rovrionv  avrog  cor  o  Xgiarog,  ovrwg'  6  ro- 
(log  xal  ol  jiQoq)7Jrac  fiixQ^  ^loavvov  rov  ßajtriorov. 

g.  Chron.  pasch.  I,  445. 

6  vofiog  xal  ol  Jtgoqpfjrai  ?a)g  ^loavvov  jiQosxj'iQv^av, 

h.  Cod.  Cantabr.  Lc.  16,  16». 

6  vo/iog  xal  ol  jtQoq)rjrai  ia}g  ^loävov  ijrQog)fjr£voav. 

i.   Mt.  11,  13.  ^ 

jcavreg  yag  ol  jtQoq)7jrai  xal  6  vofiog  ia)g  'Icoavvov  hjtgo- 
q)f]rBvoav. 

k.  Lc.  16,  16». 

6  vofiog  xal  ol  JtQO<p7Jrai  fiexQi  'Icoavvov, 

1.  Ign.  ad  Smyrn.  V,  1.  p.  88,  1. 

ovg  ovx  EjtBioav  al  jtQoq)i]relai  ovde  6  vo/iog  Ma}Oea>g,  dXX* 
ovöe  fisxQ^  ^"^^  ^^  tvayyiXiov. 

m.  Nicet.  ßyz.  adv.  Mohara.  Confut  IV,  50.  Nov.  Bibl.  Patr.  ed. 
Mai  IV,  364. 
[Alodfier]  rjxovös  rov  Xgiarov  Jiiyovrog,  riXog  rmv  jtgo- 
(prircov  dvai  rov  ^loavvrjv. 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Lc.  16,  16.  439 

n.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  p.  52.  p.  272  A. 

ovödjtote  kv  xw  yivBi  v/kdv  Inavoaxo  ovtb  jtQo^fjrrjg  ovt& 
aQxcop,  i^OTOV  aQxrjP  ejLa߀,  fisxQ^^  ^^  ovrog  Ii]Oovg  Xpiaxoc 
xäl  yiyovB  xal  ijcad^BV. 

0.  Hom.  Clem.  Ep:  dem.  ad  Jac.  c.  6.  p.  14,  35. 

fg  iaQivijg  xQOJtfjg  Xaßmv  xtjv  dgxr^P,  ^lovdaloiq  xrjv  xov 
aidiov  d^Bov  Bvorf/BkiCBTat  ßaOiXBlav. 

p.  Aphraates  Bora.  II,  4.  p.  23.  ed.  Bert. 

Denn  es  steht  das  Wort  geschrieben:  Das  ganze  Gesetz  und 

die  Propheten  haben  geweissagt  bis  auf  die  Tage  Johannis 
des  Taufers. 

Der  originale  Zusammenhang  von  Lc.  16,  16  =  Mt.  11,  13 
ist  zu  Mt.  5,  17  in  Heft  II,  74  f.  besprochen  worden.  In  den  Ci- 
taten  des  Irenaeus:  ad  impletionem  legis  ad  venerat  Christus  — 
sowie  Hippolyts:  jtXi^Qcofia  vofiov  xal  jtQoq),7jX(Sv  avxog  jtagijr 
—  tritt  diese  Bezeichnung  zu  Mt.  5,  17:  jtXr^Qcooat  xop  pofiop 
xal  xovg  JtQoq)rjxag  ganz  deutlich  hervor.  Den  Sinn  unsers  Lo- 
gion hat  das  Gitat  des  Nicetas  am  besten  ausgedrückt:  xiZog 
xwp  jiQOipfjxcop  bIpoi  xop  *Ia)appi]p,  Ahnlich  bezeichnet  Ter- 
tullian  adv.  Marc.  V,  2  den  Johannes  als  „terminum*^  zwischen 
den  beiden  Testamenten.  Lc  hat  durch  Kürzung  des  Textes  und 
durch  Weglassung  des  quellenmässigen  JcgoBxi^Qv^ap  =  ijtQO- 
g>rjxBVOav  ==  ^Vt^^rjll  diesen  Sachverhalt  verwischtT"^^  ^        ^ 

Lc.  16, 16*  =  Mt  11, 12. 

a.  Lc.  16,  16^. 

ajco  xoxB  rj  ßaOiXBia  xov  d^BOv  evayyeXl^exai,  xal  jtag  Big 
avxTjP  ßiaC^Bxai. 

b.  Just  Dial.  c.  Tryph.  c.  51.  p.  271  B. 

k^oxov  ?!  ßaatXBia  xcop  ovgapcop  ßiaC,Bxat^  xal  ßiaoxal  ag- 
jta^ovöip  avxTJp. 

c.  Mt  11, 12. 

ccjto  6h  x<DP  ^fiBgwv  ^Icoappov  xov  ßajtxiaxov  ?a)g  agxi  7] 

ßaoiXBia  x<3p  ovgaP(5p  ßiaCsxat,  xal  ßiaoxal  agjtaC^ovötr 
avxfjp. 


440  Aussercanonische  Paralleltexte  zu  Lc. 

d.  Macar.  de  libert.  ment.  c.  18. 

ßtaoxi}  yoQy  q>tj(ilv  o  a^)tv67|q  xvQioq,  fj  ßaOiXela  rciv  ov- 
Qavwv,  xal  ßiaözcti  OQjta^ovaip  avTfjp. 

e.  Iren.  IV,  37,  7. 

^t  propter  hoc  dominus   violentum  dixit  regnum  caelorum 
et  qui  Yim  faciunt,  diripiunt  illud. 

f.  Macar.  de  custodia  cordis  c.  13. 

xai    jtaXiv    ßia^eoO'S'   ßiaöräi  yccQ   aQjtd^ovoi  xi}v  ßaoi- 

Xslav  xmv  ovQapmv, 

g.  Clem.  AL  Strom.  V,  3,  16  p.  654. 

OL  yag  aQJta^ovrsg  xijv  ßaoiXelav  ßiaaraL 

h.  Macar.  Apophthegmata  ed.  Pritius  p.  231. 

yifQajtxai  yaQ'  ßiaoxmv  icxl  ßaoiXela  x(5v  ovQavtov. 

i.   Clem.  AI.  Strom.  IV,  2,  5  p.  565. 

xal  ßiaoxmv  ioxlv  ^  ßaoiXela  xov  d-sov. 

Trotz  der  Buntheit  der  Varianten  ist  der  einheitliche  heb- 
räische Grundtext  zu  entdecken.  Zunächst  ist  ajto  xoxe  =  k^oxov 

=  tfcjtt  (vgl.  Ps.  93,  2:   T»tt  =  LXX:   a^o   xoxs)^  welches  vom 

ersten  Evangelisten,  indem  er  eine  Umstellung  vornahm  und 
Lc.  16,  16»>  (=  Mt.  11,  12)  vor  Lc.  16,  16»  (=  Mt.  11,  12)  stellte, 
durch  die  Phrase:  ajto  xcov  ^(leQoiv  ^ItDavvov  xov  ßajtxiaxov 
%a)q  agxc  —  ersetzt  werden  musste.  Weitab  von  einer  gemein- 
samen Wurzel  scheinen  die  Praedicate:  avayyeXl^sxai  =  ßiä^sxai 

=  ßiaoxri  zu  liegen.  Doch  ist  hier  die  Parallele  Lc.  13,  24  der 
Wegweiser.    Denn  dem  dort  gefundenen  ßia^soO^ai  =  f ID  muss 

das  ßta^BOd-ai  hier,  wo  es  recht  eigentlich  das  Stichwort  bildet 
entsprechen.    Offenbar  setzen  nun  die  Varianten  des  ersten  Satz- 

theils:  ^^'«JT^^^^SjJ^^f^^^^^^S^^^J^^^  ^'"^'''5^^J'^^^^®5,*^^"^  ®^°® 
passivische  Form   von  ^^HD   voraus.     Denn  auch  ßtaoxt)  —  im 

attischen  Griechisch  ist  das  Adjectivum  ßiaaxoq  ungebräuchlich 

—  ist  wie  violentum  passivisch  gemeint:  ,,wobei  Gewalt  gebraucht 

wird."     Setzt  man  das  Niphal  nSHBlD    als  Praedikat  von  niDbtS 

*  TIS.  :    - 

D'^IQttifl  voraus,  so  kann  es  als  3.  pers.  fem.  des  Perfectum  mit 
ßic^exai  oder  als  fem.  participii  mit  ßiaaxtj  wortlich  übersetzt 
werden.  Jedoch  ist  das  eben  nur  Wiedergabe  des  Stammworts 
nach  seiner  Bedeutung  im  Kai.    Das  Verbum  flB  hat  im  Niphal 


Texte  and  Untersuchungen  zu  Lc.  IG,  16.  441 

-eine  ganz  andere  Bedeutung,  nämlicli:  ^^ausgebreitet  werden, 
häufig  sein,  hervortreten,  bekannt  werden."  Vgl.  ausser 
den  Lexicis  1.  Sam.  3,  1:  fnB?  =  Vulg.:  manifesta.  Wie  wenig 
diese  Bedeutung  des  Niphal  von  f^  bekannt  war,  zeigen  die 
Septuaginta,  welche  1.  Sam.  3,  1  ganz  sinnlos  fn&3  mit  öiaoriX- 
Xovca  wiedergeben,  während  durch  Hieronymus,  bezw.  diurch 
seinen  Lehrer  des  Hebräischen,  die  richtige  Bedeutung:  „mani- 
festa'^  in  die  Vulgata  tibergegangen  ist.  Und  wie  geeignet  ist 
diese  Bedeutung  an  unserer  Stelle:  exinde  —  sc.  a  diebus  Joannis 
baptistae  —  regnum  coelorum  manifestum  est  Und  wie  sinn- 
gemäss  lautet  dann  der  lucanische  Text:  ajto  rote  rj  ßaaiZala 
Tov  d'sov  evaYYsZl^eraL  Man  vgl.  nur  Mt.  3,  1.  2;  4,  17.  Es 
lag  abo  im  Urtext  ein  durch  die  verschiedenen  Bedeutungen  des 
yns  im  Kai  und  im  Niphal  ermöglichtes  geistreiches  Wortspiel, 
wenn  man  will,  ein  Räthselwort,  vor,  ein  Räthselwort,  welches 
«ben  nur  im  Hebräischen  entstanden  sein  konnte  und  dessen 
Lösung  durch  die  unzutreffende  Version:  ßia^erai  (Mt.)  =  ßiaöTfj 
{Iren.,  Macar.)  unmöglich  wurde.  Der  zweite  Satztheil  setzt  nun 
das  Kai  fnfi  im  Partizip:  ü'^t'iBin  =  ßiaöral  voraus»  wozu  man 
•die  oben  bei  Lc.  13,  24  citierte  Stelle  aus  Mich.  2,  13  vergleiche: 
ynbn  nb3J  =  „es  wird  herauffahren  ein  Durchbrecher".  (Die 
Septuaginta  lasen  hier  irrthümlich:  flB*!  b$  =  öid  zijg  öiaxo- 
Jt7]g).  Den  Durchbrechern  aber  gehört  das  Himmelreich:  ßiaorcov 
ioriv  97  ßaoiZsla  x&v  ovgavwp.  So  Macarius,  so  Clemens. 
Es  ist  daher  fraglich,  ob  im  Urtext  dem  aQjta^ovotp  ein  be- 
sonderes Stammwort  entsprochen  hat.  Es  wird  vielmehr,  zumal 
wenn  man  den  lucanischen  Text:  xal  Jtag  elg  avTTjv  ßiaC^srai  in 
Betracht  zieht,  wahrscheinlich,  dass  das  aQjta^otxnv  der  Matthäus- 
version aus  D'^S'lbn  mit  abgeleitet  ist.  So  gewinnen  wir  zwei 
kurze  Satztheile  und  in  dem  hebräischen  Grundtext  die  Lösung 
der  Übersetzungs-Sohwierigkeiten.    Man  vgl. 

djto  t6t€  1]  ßaocXala  tov  D-eov  svayYsi'i^BTai 
i^OTOV  Tj  ßaoiXela  rtov  ovqavciv  ßia^srai 
1}  ßaöiXela  tov  ^eov  ßiact?] 

xal  Jtag  elg  avxiv  ßia^erai 
ty^^AWi  xal  ri  ßaoiXela  xov  d-BOv  ßiaormv  loxiv 
D'^SHte         I  ßiaoxal  yaQ  aQna^ovciv   xijv   ßaCiXslav  xAv 

OVQaViDP, 


442  Aussercanoniache  Paralleltezte  zu  Lc. 

Der  Sinn  aber  des  ganzen  Logion  Lc.  16,  16  =  Mt.  11,  13  12 
ist  demgemäss  folgender:  Die  durch  i^o^oc  xal  ol  XQOtpfixai, 
durch  die  ganze  alttestamentliche  Heilsoekonomie,  bis  auf  Jo- 
hannes vorbereitete  (I'cö§  Imavvov  jtgoexi^Qv^av  =  exQoq)i^rev' 
oav  —  Lc.  16,  16*  =  Mt.  11,  13),  von  da  an  («jro  TOT£  =  ig6rov 
=  TKia)  manifestierte  (nxnfcS  =  manifesta)  ßaOiXela  rcov  ovQavdiv 
muss  jetzt  von  den  D*^sn'B«l,  den  Durchbrechen!  (vgl.  Lc  13^  24), 
angeeignet  werden.  Darum:  ßid^soB^Sy  brechet  durch  —  Ma- 
carius. 

Um  das  im  Hebräischen  zu  Grunde  liegende  Wortspiel  in 
deutscher  Übersetzung  auszudrücken,  könnte  man  Lc.  16, 16  etwa 
in  folgender  Weise  wiedergeben:  «Gesetz  und  Propheten  haben 
(das  Keich  Gottes)  vorherverkfindigt  bis  auf  Johannes;  von  da 
an  ist  das  Reich  Gottes  zum  Durchbruch  gekommen,  und  den 
Durchbrechern  gehört  das  Gottesreich.** 

Lc.  16, 17  =  Mt-  5, 18. 

a.  Clem.  AI.  Ex  catena  in  St.  Luc.  a  Corderio  edita  fragm.  p.  1013. 

Non  itaque  praeteribit  a  lege  jota  unum  aut  unus  apex. 

b.  Hom.  Clem.  111,  51.  p.  50,  23. 

To  öh  xal  elnatv  6  ovgavog  xal  r)  yfj  xage/Lsvcovrai, 
Icöxa  tv  7  (lia  xegaia  ov  fit)  JtaQtkd^y}  ajto  rov  vofiov. 

c.  Iren.  I,  3,  2.  (Valentiniani.) 

xal  öid  TOVTO  tlQTjxivai  xov  öcoryga'  Icira  ?r  fj  pua 
xsQaia  ov  fii]  jraQtXß-T],  ia}<;  ap  jcavra  ytvtjraL 

d.  Didasc.  VI,  19.  p.  332  =  Const.  VI,  19.  p.  181,  2. 

Xiyei  yag'  [ort]  Icoxa  tv  tj  (ila  xBQala  ov  fii^  jtaQtXd-fj 
djto  rov  vofiov,  ^oq  av  [ravra  Didasc.  om.]  jtdvra  yd- 
VT]  rat. 

e.  Hom.  Clem.  Ep.  Petri  ad  Jac.  c.  2.  p.  3,  30. 

ix€i   ovTcog   sljtEV    o   ovgavog   xal   tj    yFj  jcageksvöorrai, 

Icixa  tv  ri  (ila  xegaia  ov  (i'q  jtagtkd-i]  djtb  xov  vofiov. 
xovxo  öh  slgrjxsv  iva  [Lagarde  corr.:  Jiglv  av]  xd  jtdvxa 
yivi]xaL 

f.  Mt.  5,  18. 

afir^v   ydg    Xiyo:>  vfilv.   tmq   dv  jtagiXd^n  6  ovgavoq  xal  r) 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Lc.  16,  17.  443 

yijy  Iciza  tv  ^  fiia  xegala  ov  fii]  jtaQtXO^j  äjto  rov  vofxov, 
iwg  av  jtavxa  yivrjrai. 

g.  Iren.  IV,  34,  2. 

Amen  enim  dico  vobis,  donec  pertranseat  caelum  et  terra, 
iota  unum  aut  unus  apex  non  transiet  a  lege  et  prophetis, 
quoadusque  omnia  fiant 

h.  Aphraates  Hom.  II,  7  p.  25.  ed.  Bert. 

Denn  der  Herr  spricht  also:  Nicht  ein  Buchstabe  Jud  von 
dem    Gesetz   und    den  Propheten   wird    vergehen,   bis   dass 

Alles  geschehe Und   wahr  ist  das  Wort,  das  der 

Herr  spricht,  dass  nicht  ein  Jud-Buchstabe  von  dem  Gesetz, 
und  von  den  Propheten  vergessen  wird,  weil  er  sie  ein- 
geschlossen und  gehängt  hat  in  zwei  Gebote. 

L  Evang.  Hieros.  p.  519.  520. 

Amen  enim  dico  vobis,  quia  donec  transeant  coelum  et  terra, 
jota  unum  aut  unus  apex  non  praeteribit  a  lege  aut  a  pro- 
phetis,  donec  omnia  fiant. 

k.  Lc.  16,  17. 

svxojtcirsQOv  6i  koriv  rov  ovgavov  xal  ttjv  yrjv  otageX^-elv 

5  Tov  vofiov  filav  xBQalav  jtsastv. 

1.   Marcion  ap.  Tert.  adv.  Marc.  IV,  33. 

Transeat  igitur  caelum  et  terra  citius,  sicut  et  lex  et  pro- 
phetae,  quam  unus  apex  verborum  domini. 

m.  Hippol.  Aoyog  jt£Ql  rrjg  ovpzeXslag  rov  xoCfiov  c.  3.  p.  93  ed. 
Lagarde. 

Idira  tv  rj  fiia  xegala  i^  avrdiv  ovx  ajtoXv^riOBxat,  xad^ojg 

6  oorriQLog  Xoyog  vjtiiptjVBV. 

Von  diesem  Logion  gab  es  zwei  Hauptrecensionen^  die  des 
ersten  Evangelisten  und  die  lucanische.  In  der  patristischen 
Literatur  klingt  nur  die  erstere  an,  und  zwar  dreimal,  nämlich 
bei  Irenaeus,  bei  Aphraates  und  im  Evang.  Hieros.,  mit 
der  wichtigen  Textergänzung  et  [a]  prophetis  —,  einer  Ergänzung, 

die  dem  Zusammenhang  durchaus  entspricht.  Denn  wie  Lc.  16,  16 
von  der  Weissagung  des  Gesetzes  und  der  Propheten  die  Rede 
war:  6  vofiog  xal  ol  JtQog>^Tai  jcgoBxi^Qv^ap  =  ijtQog>i^TBvaav  — » 
so  redet  nun  dieses  Logion  von  der  Erfüllung  der  in  der  alt- 


444  AassercaDonische  Paralleltexte  zu  Lc. 

testamentlichen  Heilsoekonomie  gegebenen  Vorbereitung  auf  das 
im  Evangelium  manifestierte  Gottesreich.  Auch  das  nachfol- 
gende Gleichniss  (Lc.  16,  19 — 31)  spitzt  sich  zuletzt  (v.  28.  31) 
auf  die  Geltung  von  6  vofiog  xal  ol  3tQoq)^Tai  zu.  Noch  mehr 
aber  springt  dieser  Zusammenhang  in  die  Augen,  wenn  man  er- 
kennt,  dass  dem  Logion  Lc.  Iß,  17  =  Mt  5,  18  der  andere 
Herrenspruch  Mt.  5,  17  unmittelbar  vorausging,  welcher 
von  dem  jtXrjQcioai  top  vofiov  f]  rovq  JtQog)i^tag  handelt,  dass 
also  auch  hier  wiederum  von  Lc.  eine  einschneidende  Text- 
kürzung  durch  Weglassung  gerade  dieses  wichtigen  Spruches 
vorgenommen  worden  ist.  Aber  auch  in  unserm  Logion  selbst 
ist  die  Auslassung  der  wichtigen  Worte:  xal  ajto  rc5v  ;rpoyy/- 
Tcov  =  et  a  prophetis  zu  constatieren.  Denn  dass  diese  Worte 
nach  dem  ganzen  Zusammenhang  zum  Urtexte  gehörten,  ist  be- 
reits Heft  II,  74  if.  entwickelt  worden.  Der  erste  Evangelist  hat 
die  zusammengehörigen  Logia  Mi  5, 17  und  Mt  5, 18  =  Lc.  16, 17 
in  die  Bergpredigt  verpflanzt,  also  in  einen  völlig  anderen  Zu- 
sammenhang, in  welchem  es  wohl  auf  die  Erf&llung  des  vofioc, 
nicht  aber  der  jtQoq>ijrai  ankam.  Er  konnte  in  diesem  neuen 
Zusammenhang  die  urtextlichen  Worte:  xal  cbto  rcov  ^poyiyrcjy, 
als  bedeutungslos  geworden,  fallen  lassen.  Wenn  sie  trotzdem  in 
manchen  Handschriften  wieder  auftauchten,  so  war  dies  die  — 
auch  sonst  vielfach  beobachtete  —  Nachwirkung  des  Urtextes. 
Lucas  formulierte  den  Spruch  in  wesentlicher  Abweichung  von 
dem  vorauszusetzenden  Urtexte,  und  indem  er  ebenfalls  —  viel- 
leicht unter  dem  Einfluss  des  von  ihm^  ja  auch  gekannten  ersten 
Evangeliums  —  den  Worten :  xal  djio  rdjv  jiQoq)7jTc5v  in  seiner 
Neuformulierung  des  Logion  keinen  Platz  einräumte  und  ausser- 
dem die  wichtigen  Schlussworte:  icog  ap  [=  jtQiv  ap  =  Hva]  rä 
jcäpxa  yepfjrai  — wegliess,  entstand  Lc.  16,  18  ein  Wortlaut, 
welcher  das  Gegentheil  von  dem  bedeutet,  was  man  die 
paulinische  Tendenz  des  Lucasevangeliums  genannt  hat 
Denn  während  nach  dem  Ursinn  des  Logion  die  Giltigkeit  von 
Gesetz  und  Propheten,  d.h.  der  gesammten  alttestamentlichen 
Heilsoekonomie,  nur  bis  zu  ihrer  Erfüllung,  mithin  bis  zum 
Eintritt  der  neutestamentlichen  Heilsoekonomie,  ausgedehnt  ist, 
proclamiert  die  lucanische  Fassung  des  Spruchs  eine 
unbeschränkte  Giltigkeit  des  Gesetzes,  und  zwar  lediglich 
des  Gesetzes,  bis  an  der  Welt  Ende. 


Texte  und  UntersDCbuiigen  zu  Lc.  16, 17.  18.  19.  44g 

Interessant  sind  zwei  jüdische  Übersetzungen  von  Mt.  5,  17. 
18  in  der  antichristlichen  Schriil  des  Rabbi  Isaaci  Munimen 
Fidel    Die  erste  Stelle  Pars  I,  c.  49  p.  380  ed.  Wagenseil  lautet 

also:  Tisa  vh  ü-^»-<3sr\  rmnn  bnab  •»wuc '  laonn  «b  huk  itd-^ 
nns  m«  is-^t»  o'Ta  f-wm  cübh  ibnia-'t?  ""CS«  -'S  tra-^^^b  »bs 

■rn  Clpn  iman  »b  niirfro  — ,  i.  e.:  Jesus  dixit:  Ne  exiatimetis 
me  venisse  ut  abrogem  legem  et  propbetas,  tantum  veni  ad  eos 
stabiliendos.  Nam  quamviB  pereant  caelum  et  terra,  nihilominus 
verbum  unum  non  peribit  ex  lege,  sed  adimplebitur  etc.  Die 
zweite  8telIe^(Pars  II,  c.  10  p.  401)  gibt  den  Spruch  in  etwas  ver- 
änderter Fassang:  sb  D'^ifMn  1«  minn  bcab  ■'ntw»  laonn  bs 
DiBon  iböia-'iJ  ■'BJK  ''S  05b  lüK  '']8  B^pb  D8  "'S  bonb  •'n«3 
baien  sb  minni:  nns  rmp;  is  nn«  m«  •tb-'D«  »"la  f-isni 

D^lpn  sb»  — ,  i.  e.  Ne  existimetia  me  veniase,  ut  disaolvam 
legem  aut  prophetas,  non  veni  ad  dissolvendum,  sed  ad  implen- 
dum.  ßico  igitur  vobia:  etiamsi  transeaot  caelum  et  terra,  tarnen 
ne  litera  <}uidem  unica  aut  punctum  unicum  ex  lege  transibit, 
sed  implebitur.  —  Merkwürdig  ist  ea,  daaa  ßabbi  leaac  II,  26 
p.  41S  noch  hinzufügt:  0pni:3  Q3i  lUEran  HT  KSfini,  i.  e.  iuvenis 
idem  dictum  in  Marco. 

Lc.  16, 18  =  Mt  19,  9  -=  Mc.  10, 11. 12  =  Mt  5,  32. 

a.  Tert.  de  monogamia  c  9. 

qni  dimiaerit  uxorem  suam  praeterquam  ex  causa  adulterii, 
facit  eam  adulterari,  et  qui  dimissam  a  viro  duxerit,  adul- 
terator  utique. 

Dieser  Spruch  mit  der  dazugehörigen  Perikope  Mt.  19,  2—9 
=  Mc.  10,  2—12  ist  bereits  in  Heft  ü,  235  ff,  besonders  S.  242  ff. 
behandelt  worden.  Der  kürzende  Lc.  hat  auch  von  dieser  Peri- 
kope nur  die  Pointe  mitgetheilt,  aber  damit  auch  den  urtextlicben 
Standort  des  ganzen  Abschnitts  angedeutet.  —  Das  obige 
ist  noch  ein  Nachtr^  zu  Heft  II,  242  ff. 

Lc.  16, 19. 

a.  Cod.  Cantabr.  Lc  16,  19. 

bIxbv  de  xal  tr^Qav  xapaßoX^v   ävd^ginxög  Tiq  ^P 


446  AuBsercanonische  Paralleltexte  zu  Lc. 

öioq  xal  ivBÖiövOxsro  :noQ<pvQav  xal  ßvööop  xal  sv^Quiro- 
fisvoq  xa&*  7]fisQav  XafijtQwg, 

b.  Clem.  AL  Paed.  II,  10,  105.  p.  232. 

avO^QOJiog  yovv  ?]v  xig,  o  xvQiog  öiTjyovfisvog  ZiyBi,  jcXov- 
Oiog  owoöoa,  og  epeöiövöxero  jcoqwvqup  xal  ßvöoovy  Bvq>Qai- 
vofievog  xad"    jj/iigav  ZafiJtQcög. 

€.  Iren.  IV,  2,  4. 

Erat  enim,  inquit,  dives,  qui  vestiebatur  purpuram  et  byssum 
et  delectabatur  epulis  splendidis. 

d.  Lc.  16,  19. 

avd^QOJtog  6i  reg  tjv  TtXovoiog,  xal  Ivbölövcxbxo  3tOQ<fVQav 
xal  ßvooov  Bvg)Qalv6fiBvog  xad^  ?]fitQav  XaujtQ^g. 

Zu  den  Kürzungen  des  Lc.  gehört  jedenfalls  auch  die  von 
ihm  weggelassene  Einleitung  dieser  Parabel:  bIxbv  6b  xcll  Irf^of^ 

jtaQaßoXrjv  (Cod.  D)  oder  bItibv  6  xvgiog  r^v  xaQaßoXrjv  xavrtjv 

(Cod.  M),  ebenso  der  von  Irenaeus  erhaltene  —  von  Lc.  durch 
das   kurze    XafiJtQcog    ersetzte    —    Ausdruck:    epulis  splendidis, 

welcher  Ausdruck  sowohl  der  realistischen  Darstellung  in  den 
Gleichnissen  Jesu  als  dem  Gegensatz:  tpixl(op  xwv  Jttütxovxmv 
ajtb  xijg  xQajciCrjg  xov  JiXovolov  entspricht. 

Lc.  16,  20. 

a.  Lc.  16,  20. 

3txa))(pg  ÖS  xig  ovo^axi  Aa^aQog  tßkßXijxo  JCQog  xtv  Jtt> 
Xc5va  avxov  BtXxa)[iBvog, 

b.  Dial.    de   recta   fide.  Sect.  IL   Orig.  Opp.  XVI,  305  ed.  Lom- 

matzsch. 
jixcoxog  6t  xig  ijv  ovofiaxt  AaC,aQog,  og  IjrtßXr^xo  JCQog  xov 
jtvXcova  avxov  ^Xxojf/tvog. 

c.  Method.  de  resurr.  p.  559*)  =  Epiph.  Haer.  LXIV,  36.  p.  559  A. 

6x1  6b  ad-ävaxog  ^/  tpvj^^J  B6l6a§BV  äva^av66v  o  xvQiog  xal 
6i^  lavxov  xal  6ia  2oXofi(5vog  Blncov^  6i  tavxov  fihv  kv  xy 
xaxa  xov  nXovoiov  xal  xov  jttvtjxa  AaC,aQov  IoxoqIo, 


1)  Nach  der  Ausgabe  von  Bonwetsch:  Lib.  I,  c.  LH  p.  163. 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Lc.  16,  20.  21.  22.  447 

Die  Variante  3tivi]Q  ==  Jtrcaxog  =  TI'^^K  —  vgl.  oben  zu  Lc. 
6,  20:  jtiCxovq  jeivfjzaq  ifiaxagiosv  aus  Hom.  Clem.  XV,  10  — 
begegnet  uns  im  Folgenden  wieder  bei  Origenes,  Eusthatius 
lind  noch  einmal  bei  Metbodius,  findet  sich  auch  im  Bezug 
auf  Lazarus  bei  Epiph.  Haer.  LIX,  10  p.  502  B. 

Lc.  16,  21. 

a.  Dial.  de  recta  fide.  Sect.  U.  Orig.  Opp.  XVI,  305  ed.  Lommatzsch. 

xcu  ijti^ficov  ;co()raö^^i'a«  ajcb  rc5v  tpix^cDV  tcop  jtLxxov- 

Tcop  ajto  Trjq  rQajtiC,i]g  rov  jiXovoiov  aXXa  xai  ol  xvpsg 
iQXOfiBvoc  ajtiXeixov  xä  xgavfiaxa  avxov. 

b.  Lc.  16,  21. 

xal  kjci{^vfd(DV  xoQtaa&ijvai  ajtb  xcov  Jiijtxovxmv  ajtb  xrjg 
xQajti^7]g  xov  jtXovalov  dXXa  xai  ol  xvveg  eQXOfiSPOi  kjt- 
iXeiyov  xä  eXxtj  avxov, 

c.  Evang.  Hieros.  p.  183.  184. 

Et  cupiebat  saturari  de  eo,  quod  cadebat  juxta  {^^)  men- 
sam   divitis   ipsius,   et   nemo   illi  dabat:   sed  et  canes   ve- 

niebant  lingentes  ulcera  ejus. 

Den  nur  noch  von  den  lateinischen  Codd.  Bhedig.  Vratisl. 
und  Vatic,  der  Vulgata  und  sechs  griechischen  Minuskeln  ver- 
tretenen Zusatz:  xäl  ovöeig  ^(^/dov  avrtp  lasst  Tis  eben dorf  aus 

Lc.  15,  16  herübergenommen  sein.  Die  Varianten  ?Xxog  =  xQav- 
fia  =  vulnus  (Cod.  Colb.)  =  ulcus  gehen  auf  !?53  (Schlag,  Ver- 
letzung, Grind)  zurück. 

Lc.  16, 22. 

a.  Lc.  16,  22. 

eyivtxo  61  axod^avtlv  xov  jtxa>xov  xaL  djievex^vai  avxoi* 
vxo  xwv  d:YyiX(DV  elg  xov  xoXytov  ^Aßgadfi'  djti&avsv  de 
xai  6  j[Xovöiog  xal  kxawti  [DiaL  de  r.  f.  add.:  kv  xS  ad?}, 
Evangeliarium  Hierosol.  add.:  et  cecidit  in  infemum.] 

b.  Hom.  Clem.  XVII,  10.  p.  163,  26. 

xav  [sc.  al  y)vxal]  x<^Q^^^^^^^  ^ö5  0(6(iaxog  xal  xov  tlg 
avxov  [sc.  d'sbv]  evQsd^cooiv  jiod^ov  exovoai^  tlg  xov  avxov 
xoXjtov  <piQ0vxai. 


448  AussercanoiuBche  Paralleltexte  zu.  Lc. 

c.  Hom.  Clem.  II,  13.  p.  25,  3. 

6  6h  ayad-bq  .  .  .  kTCSl  cuq  iv  xoXxoiq  äixalcov  aya&cov 
xXi]Qov6(ioq  xaraOT^. 

d.  Cod.  Colbert.  Lc.  16,  22.  p.  93.  ed.  Belsheim. 

Factum  est  autem,  ut  moreretur  Eleazarus  mendicus  et  por- 
taretur  ab  angelis  in  sinus  Abrahae:  mortuus  est  autem  et 
dives  et  sepultus  est  in  inferno. 

e.  Method.  de  resurr.  Lib.  I,  c.  LH  p.  163  ed.  Bonwetsch. 

TOP  fihv  €P  xoXjtoiq  u4ßQaa(i  öovg  dvajtaveo&cu  fistä  t^p 

ajtod-eoip  xov  ocifiarog,  top  öh  ip  dXyTjöooiPy  olg  öiaXejo- 
fispop  TOP  ^Aßgadfi  eloi^yaye. 

f.  Archelai  et  Manetis  Disputatio  p.  73  ed.  Zacagni. 

Accidit  utrumque  vita  discedere  et  in  infemum  descendere 
et  pauperem  mitti  in  locum  requiei. 

Das  q>iQOPTai  der  Homilien  entspricht  dem  cbtspex^fjp^xi 
des  Lc.  =  Mtori.  Zu  ep  xoXnoiq  ötxaloop  vgl.  d^e  Texte  und 
Erläuterungen  zu  Lc.  13r29"=T>Itr8rTi7  ^o  die  Homilien  und 
Epiphanius    ebenfalls    ip  xoXjtotq  lißQaäfi  xtX.   bieten,    wo 

Agathangelus  gleichfalls  zu  ^AßQadfi  hinzuf&gt:  ro/r  dixalcop 
und  wo  auch  wie  hier  und  im  folgenden  das  xaTajtavscO^ai 
(Test.  XII  patr.)  =»  upajtavea&ai  (Epiph.)  vertreten  ist. 

Lc.  16,  23. 

a.  Lc.  16,  23. 

xal  ip  TCO  adj;  ijtaQag  Tovg  6^&aZ/dovg  avxov,  vjtaQ^ 
X(DP  ip  ßaoapoig,  ooa  ^Aßgadu  djto  uaxQod^BP  Tcal  Aataoop 
tp  TOlQ  xoXjtoig  avTOv. 

b.  Cod.  Cantabr.  Lc.  16,  23. 

xal  ip  Tai  adi,]  ijtagag  Tovg  6q>d'aXf40vg  ovtov,  vxagxop 
ip  ßaodpoig,  oga  'Aßgaafi  djto  (laxQod^sp  xci  Aa^aQ0pl[p 
TCO  xoXjtqy  avTOv  apajtav6fjt€P0P, 

c.  Method.  de  resurr.  ap.  Phot.  cod.  234. 

dXZd  xai  6  ^^S^^^ofupog  jcXovCiog  xal  6  ip  xoXjtoig  'Aßgaafi 
^^yV^  dpgjtavofiBPog  jiqo  Ttjg  jtagovclag  tov  ooT^Qog  xal 
JCQO  TTJg  ovPTeXelag  tov  alcSpog'  xal  öiä  tovto  JtQo  Ttjg 
apaOTaaecog  Xeyofispoi  6  /xsp  ip  aöov  xoXd^ea&ai,  6  öh  ip 
xoXytoig  Aßgadfi  dpgjtavso&ai,  öiöaaxovoip  xtX, 


Texte  und  üntersachungen  zu  Lc.  16,  23.  449 

d.  Hüar.  in  Ps.  122.  p.  997  E  F. 

Texatur  .  .  ac  refrigerari  minüno  digito  requiescentis  in  sinu 
Abrahae  pauperis  deprecatur. 

e.  Epiph.  Haer.  LXIV,  36.  p.  559  A. 

TOP  fiBV  kv  xoXjtoig  ^Aßgaäfi  öovg  dpcLJtaveoO^ai,  fierä  xijv 

axod-saiv  Tov  odfiOTog,  top  ös  kp  dXyf)66oip,  olg  diaXeyO' 
fisvop  TOP  jißQadfi  BlCfiyarfB. 

f.  Orig.  in  Joann.  XIII,  42. 

6  dvajcavofievog  kp  xolg  tov  *AßQaä(i  xoXstoiq. 

g.  Orig.  Opp.  I,  35. 

o  ip  xoXxoiq  ^AßQadfA  xhnig  dvaxavouBPog. 

h.  Anast.  Sin.  Quaest.  18.  p.  218.  (Ex  Basilii  regulis  monastericis.) 
öib  xcA  STVXB  xfjg  ip  tc5  xoXxcp  tov  ^Aßgadfi  dvajtavöecog. 

i.  Ephraem  Syr.  Ev.  concord.  expos.  ed.  Mösinger  p.  175. 
Sinns  Abraham  erat  locns  quietis  ejus. 

k.  Cassian.  Ciollat  I,  14,  4.  p.  22. 

etiam  evangelii  parabola,  quae  de  illo  paupere  Lazaro  et 
divite  purpurato  profertur,  ostendit  quorum  unus  beati^simam 
sedem,  id  est  sinus  Abrahae  requiem  promeretur,  alius  in* 
tolerabili  ardore  aeterni  ignis  exuritur. 

1.  TertulL  adv.  Mara  IV,  34. 

argumentum  divitis  apud  inferos  dolentis  et  pauperis  in 
sinu  Abrahae  requiescentis. 

m.  Eusthatius.  p.  49.  ed.  Jahn. 

(og  ovv  iv  TCO  dö^  ßaaapi^ofispog  iipXiyBxo^  JtoQQOod'BP  ubp 

OQCL    TOP    XQOJtOTOQa^    d-BOOQBl  ÖB  XOt  TOV   AaCCLQOP   kv   TOIq 

xoXxoig  avTov, 

Neben  den  Varianten:  vjtdpxcop  ip  ßaoavoig  (Lc.)  ==  ßaöot- 
pt^OfJLBPog  (Eusthat.)  =  xoXa^ofiBPog  (Method.,  fiom.)  =  vexatus 
(Hüar.),  ferner  ooa  (Lc.)  =  d-BcoQBt  (Eusthat.)  =  Ki?5,  auch 
(laxQod'BP  (Lc.)  =  jtoQQco&Bv  (Eusthat.)  =  pltTitJ  — ,  ist  nament- 
lich die  Lesart  des  Codex  Bezae:  dpccjtavofispop  zu  beachten  und 
als  ein  —  von  Lc.  weggelassener,  aus  dem  Urtext  wieder  ein- 
gedrungener —  echter  Rest  der  vorcanonischen  Quelle  zu 
recognoscieren.  Dieses  dvaytavofiBPOv  wird  bestätigt  durch  Me- 
thodius  (man  vgl.  noch  de  lepra  XVI,  5  p.  327  ed.  Bonwetsch: 
,, daher  ruhte  er  aus  im  Schoss  Abrahams"),  Tertullian  (vgl. 

Text«  n.  Untersuchungen  X,  8.  29 


450  Aussercanonische  Pajalleltezie  zu  Lc. 

de  aniina  c.  57:  pauperis  requiescentis),  Origenes,  Hilarius, 
Epiphanius,  Anastasius,  Ephraem,  Priscillian  (vgl.  Prise. 
Tractat.  III  p.  46  ed.  Schepps:  qais  Abrahae  profetae  sinam  ad 
quietis  iestimonium  non  requirat?  — .,  femer  Tract.  IX  p.  91), 
aber  auch  schon  durch  den  Apokalyptiker  (vgL  Apoc.  14,  13: 
liaxagioi  ol  v€xqoI  kv  xvglq^  djto&vi^cxopreg  äxagti'  val^  Xiyei 
To  jtpevfia,  ort  avaxavoovrai  ix  xciv  xoxov  avxciv)^  durch 
die  Esra-Apokalypse  (vgl.  4.  Esr.  VII,  36  p.  55  ed.  Bensly: 
et  apparebit  lacus  [lat.  locus]  tormenti,  et  contra  illum  erit  locus 
reqnietionis),  ^urch  die  clejmentinischen  Homilien  (vgl.  die 

avaütavotqYLom, III, 20 p. 42, 1;  111,26 p.  43, 21;  XVII,  10  p.  163, 20), 
wie  nicht  minder  durch  Marcion  (vgl.  oben  Tert.  adv.  Marc. 
IV,  24),  und  —  last  not  least  —  das  Diatessaron  Tatians 
(vgl  das  folgende  zu  Lc.  16,  25).  Man  sieht  also:  für  eine  in  der 
ältesten  christlichen  Literatur  weitverbreitete  Auffassung  ist  durch 
die  Kürzung  des  Lc.  der  in  der  evangelischen  Quelle  vorhanden 
gewesene  Urtext  verloren  gegangen.  —  Zu  vergleichen  ist  noch 
die  requies  zu  La  10,  12  und  als  Gegensatz  zu  der  avaxavoiq 
rmv  öiocalcov  Apoc.  14,  11:  ovx  Jbxovöiv  dvaxavaiv  fJiiiQaq  xal 
wxtog. 

Lc.  16,  24. 

a.  Eusthatius  p.  49  ed.  Jahn. 

r^öe  T^  g>XoYl  xvQOVfievog  kx&vfiCDg  i^^iov  rov  ^ißpadfi^ 
oJtcog  ixjtiuy)^  rov  xivfixa  jtobg  avrov. 

b.  Lc.  16,  24. 

xdi  airog  qxoinjcag  elxev  jtdxBQ  lAßQadfi,  kXifjCov  (le  xal 
jtifitpov  Ad^CQOP,  Xva  ßatpu  to  dxQov  rov  ötexxvkov  cnrtov 
vöarog  xal  xaxaipv^i^  zfjp  yXwoodv  fiov,  ort  odwäfiai  kp 
xy  {pXoyl  xavx7j. 

c.  Aphraates  Hom.  XX.  p.  319.  ed.  Bert. 

Und  er  rief  mit  lauter  Stimme  und  sprach:  Vater  Abraham, 
erbarme  dich  mein,  und  sende  Lazarus,  dass  er  komme  und 
mir  helfe  und  meine  Zunge  benetze  vor  dem  Brande,  denn 
ich  leide  grosse  Pein. 

Hier  begegnen  wir  wiederum  dem  aussercanonischen  jtipf]g^Yg\. 
oben  zu  Lc.  16, 20.  Für  xaxatpvß^j  xfjp  yXcicodp  fiov  bietet  das  Hie- 
rosolymitanum:  et  appropinquet  linguae  meae  =  »i  t  ti\  .: 


Texte  und  Untersuchusgen  za  Lc.  16,  24.  25.  26.  451 

Lc.  16,  25. 

a.  Hom.  Clem.  II,  13.  p.  25,  2. 

o  ,usv  xaxog  kv  ad^j  ysvofiBPog,  dg  iprav&a  za  dya&^ä  axo- 
Xaßmv,  ixel  xsqI  mv  i]fiaQTev  xoXaod^fj. 

b.  Lc.  16,  25. 

eljt£P  6h  ^Aßoaafi'  rixvov,  fivijad-r^ri,  ort  djteZaßeg  rä  dya- 
d^d  aov  iv  ry  ^co^  ooVj  xal  Ad^aooq  ouolog  tä  xaxd'  vvv 
OB  wÖB  xoQaxaXBlraij  ov  ob  oovpaöai. 

c.  Epiph.  Haer.  XLU.  p.  315  B.  p.  338  C. 

vvv  dh  coÖB  xaQoxaXBlxai  6  airog  AatfiLQog. 

d.  Diatessarou  Arab.  p.  52*  ed.  Giasca. 

nunc  autem,  ecce,  ipse  hie  reqtdescit,  tu  vero  oruciaris« 

e.  Method.  de  resurr.  II,  17.  p.  273  ed.  Bonwetsch. 

Es  schreibt  aber  darnach  dieser  Mann  (sc.  Origenes)  über 
Lazarus  und  den  Reichen,  Ton  denen  der  Eine  ausruht,  der 
Andere  gepeinigt  wird. 

Das  Zusammentreffen  des  Diatessaron  mit  Methodius^ 
bezeugt  das  frühe  Vorkommen  des  dvajcavBO&ai  (anstatt  xaga- 
TcaXBlo&ai)  auch  an  dieser  Stelle.  Nestle  weist  hierbei  auf  die 
auch  sonst  wahrnehmbaren  Berührungen  zwischen  den  Begriffen 
dvajtavBO&ai  und  jtaQoxaXBio&äi  in  den  semitischen  Sprachen 
hSI  Er^notiert  mit  Bezug  hierauf,  dass  die  Peschittha  mit  Syr. 
Sin.  das  canonische  xaQoxaXBtzai  mit  jAU^f^  wiedergibt,  was  in. 
den  zu  Broxbourne  1815  herausgegebenen  Evangelia  sancta  nee 
non  Act.  Ap.  syriace  cum  interpretatione  latina  mit:  requiescit  hie, 
von  Murdock  mit:  he  is  here  at  rest  —  übersetzt  ist.  Er  erinnert 
aber  namentlich  an  Gen.  5,  29,  wo  der  Name  Hb  durch  lÄJia'^  rXT 
erläutert  wird.  Ich  füge  noch  die  Übersetzung  der  LXX:  oirog 
diavccjtavaBi  ijfiag  hinzu,  wo  man  doch  anstatt  iiavajcavOBi  hätte 
xoQcocaXBOBi  erwarten  sollen. 

Lc  16,  26. 

a.  Lc.  16,  26. 

xal  iv  xäöi  TOVTOig  giBza^v  i^fitov  xcu  vficov  xdofia  jiiya 
BOri]QiXTai,  oJKDg  ol  d^eXovreg  diaßrjvai  h^ß^sv  Jtgog  vfiäg 

fi^  övvcovraij  firidh  ol  ixBld'sv  XQog  tjnag  öuxxbqcooiv, 

29* 


452  AnssercanoniBChe  Paralleltexte  zu  Lc 

b.  HippoL  adv.  Graecos  p.  452  ed.  Gallandi. 

xiog  yoQ  ßadv  xaL  uiya  ävä  (licov  lon^Qtxraiy  äöts  un 
dlxaiov  ovfdJta^aoPTa  XQOoöe^aod^ai  /itire  aöixov  toXfitj- 
oavxa  öuXd^slv, 

c.  Petnis  Comestor  H.  E.  c.  203.  ^) 

Quod  autem  Abraham  chasma  inter  eos  firmatam  dixit  vel 
chaos,  ut  veteres  Codices  habent. 

Die  lateinische  Version  desCod.Bezae  liest:  „chaus  magnumcon- 
firmatus est", und  Harris  (A Study  of  Codex Bezaep.  114 Not.) sieht, 
wie  schon  Bentley,  dies  chaus  flir  einen  Irrthum  an,  entstanden 
durch  Ausfall  der  Sylbe  ma,  welche  sich  in  chasma  magnum  wieder- 
holt, ein  Irrthum,  der  auch  auf  die  Itala-Codices  b  c  f  ff^  i  1  über- 
gegangen, von  Ambrosius,  Hilarius  und  Augustinus  vertreten 
und  schliesslich  in  der  Vulgata  (dieselbe  liest:  chaos  magnum 
firmatum  est)  stereotypiert  worden  sei.  Aber  abgesehen  von  der 
Thatsache,  dass   auch   bei  gut  griechischen  Schriftstellern  x^^^ 

als  mit  xadpia  identisch  in  der  Bedeutung  «E^luft,  Ö&ung, 
Zwischenraum*  gebraucht  wird,  dürfte  das  von  mir  mitgetheilte 
Hippolytus-Gitat,  mit  welchem  Harris  unbekannt  geblieben 
zu  sein  scheint,  genügen,  um  die  Unhaltbarkeit  der  Ton  Harris 
aufgestellten  Vermuthung  darzuthun  und  das  Yorkonmien  der 
Lesart  yaoq  zu  Lc.  16,  26  in  alten  griechischen  Handschriften 
zu  bezeugen.  Es  kommt  dazu  eine  beweisende  Septuaginta-Par- 
allele,  nämlich  Sach.  14,  4:  ik^  nbilS  »''3  =  LXX:  yaog  uira 
CtpoÖQa  und  die  Thatsache,  dass  das  canonische  x^^t^^  ^^^ 
Delitzsch  und  Salkinson  dem  hebräischen  Sprachgeist  ent- 
sprechend mit  Ä*^!  retrovertiert  worden  ist.  Wir  haben  es  also 
bei  x^^  ^^^  X^^f^^  ^^^  S^^  griechischen  Übersetzungsvarianten 
eines  hebräischen  Quellenworts  zu  thun,  welches  das  aramäische 
Hierosolymitanum,  weit  abführend  vom  Urtext,  mit  ftu»ä  = 
nnfi  wiedergiebi 

Lc.  16,  27.  28. 

a.  Method.  de  resurr.  H,  17  p.  274  ed.  Bonwetsch. 

Xtysi    yag  6  jtXaiOiog  ort  nivxt  d6eXg)ovg  ex(o,  xal  Iva 


1)  Über  Petrus  Comestor  vgl.  Agrapha  S.  404  f. 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Lc  16,  27.  28.  31.  453 

fifj  il&tooip  stg  TOJtov  rovxov  rijg  ßacavov,  jti/itpov  Ad^a* 
QOP  ajiayyiXXovxa  avrolg  xa  ivrav^a, 

b.  Lc.  16,  27.  28. 

sLxBi*  di'  igcDXtS  ovv  öe,  jtdxsQ^  Iva  jtifitp^i;  aixdv  dg 
xbv  olxov  xov  xaxQog  giov'  Jbx^  7^  PDial.  de  r.  f.  add.: 
ixei]  jiivxe  d6eXg>avg'  ojtwg  ötaftagxvQijxai  avxolc,  tva 
(ifj  xal  ccvxol  sZd^cooiv  elg  xov  xojtov  xovxov  xtjg  ßacavov. 

Der  specifisch  lucanische  Ausdruck:  öiafiaQxvQsöd^ai,  welcher 
in  den  Actis  neunmal  vorkommt,  ist  hier,  wo  er  im  Evangelium 
dieses  einzige  Mal  auftritt,  dem  Gontext  von  der  Hand  des  Re- 
daktors eingefögt.  Aus  Methodius  lernen  wir,  dass  im  Urtext 
*r^än  vorauszusetzen  ist^  welches  durch  das  in  den  synoptischen 
Übersetzungen  häufige  djtayyiZXsiv  wiedergegeben  wurde  ^).  Zu 
V.  28  findet  sich  noch  in  dem  Diatessaron  Arab.  p.  52  ein  ausser- 
canonischer  Textbestandtheil  in  den  Worten:  habeo  enim  quinque 
fratres,  vadat,  ne  et  ipsi  peccent  et  veniant  in  hunc  locum  tor- 
mentorum.  Die  bereits  oben  zu  v.  24  erwähnte  Stelle  aus  dem 
von  Bensly  herausgegebenen  Bruchstück  der  Esra- Apokalypse 
(4.  Esr.  Vn,  36—105)  lautet  vollständig  so:  v.  36.  „Et  apparebit 
lacus  (lat.  locus)  tormenti,  et  contra  illum  erit  locus  requietionis 
(lat.  requisitionis);  et  clibanus  gehennae  ostendetur,  et  contra 
eum  jocunditatis  paradisus^.  v.  38.  |,Videte  contra  et  in  contra: 
hie  jocunditas  et  requies,  et  ibi  ignis  et  tormenta".  Bensly 
erinnert  hierzu  an  Lc.  16,  28d:  locum  tormenti  — ,  Ezech.  31, 16 
LXX:  slg  aöov  —  elg  Xaxxov,  Ps.  39,  3  Vulg.:  lacus  miseriae, 
wozu  Apoc  20,  15  und  ähnliche  Stellen  zu  vergleichen  sind. 

Lc.  16,  Sl. 

a.  Marcion  ap.  Epiph.  Haer.  XLII.  p.  315  B.  p.  338  D. 

slxsv  'Aßgadfi  •  exovci  Movoea  xal  xovg  jtQog>7]xag,  äxovoa- 
xcooav  avxfSvj  kjtel  ovöh  xov  iyuQpiiivov  hc  vsxqcov  dxov- 
ovöiv. 


1)  Das  ist  einer  von  den  zahlreichen  exacten  Belegen  dafür,  dass  der 
Redaktor  des  dritten  Evangeliums  und  der  Verfasser  der  Acta  eine  und 
dieselbe  Person  gewesen  ist,  was  zu  bezweifeln  zu  den  Unglaublichkeiten 
einer  gewissen  Hyperkritik  gehOrt. 


454  Aussercanonische  Paralleltexte  zu  Lc 

b.  Dial.  de  recta  fide.  Sect.  II. 

elxBV  sl  Mayvcimq  xal  tSp  xQo^tjtciv  ovx  ijxovoap,  ov6k 
av  rig  ix  vbxqwv  aniX^'^  axovccootv  avxov, 

c  Iren.  IV,  2,  3. 

Et  iterum  ipse  dominus  ostendifc  Abraham  dixisse  diriti 
de  bis  Omnibus,  qui  adhuc  erant  in  vita:  Si  Moysi  et 
prophetis  non  obediunt,  nee  si  quis  a  mortuis  resurgens 
ad  illos  eat,  credent  eL 

d.  Cod.  Cantabr.  Lc.  16,  31. 

bIxbv  Sk  avxm'  et  Mcovcicog  xal  r<5v  xQOfpijTäv  ovx 
axovovöiv^   ovöh  av   rig  ix  vexgciv   avaCx^  xai  dxiX^y 

jcQog  avrovg  Jttörsvaovötp. 

e.  Lc.  16,  31. 

ebtep  ÖS  avrtp'  el  Moovoicog  xal  xöip  Jt^g>i]X(DP  ovx 
axovovöip  ovdl  iav  xcg  ix  psxqcSp  dpaoxy  xsiöd'i^oopxai, 

f.  Aphraates  Hom.  XX.  p.  320.  ed.  Bert. 

Sprach  zu  ihm  Abraham:  Hören  sie  Mose  und  die  Propheten 
nicht,  so  würden  sie  auch  nicht  glauben,  wenn  jemand  Ton 
den  Todten  zu  ihnen  ginge. 

g.  Cod.  Colbert.  Lc.  16,  31.  p.  94.  ed.  Belsheim. 

Ait  autem  illi:  Mojsen  et  propbetas  non  audiunt,  neque 
si  quis  ex  mortuis  ad  illos  abierit,  credent  ei. 

Bei  diesem  Schluss  der  Parabel  zeigen  sich  noch  folgende 
Übersetzungs Varianten:  iyelQeod^ai  =  apacxijpai  =  resurgere  = 

Dip,  femer  dxovetp  =  TtiOxevsip  =  jteiod'^pai  =  T12TD  (vgl.  Jes. 

1,19:  rttÜ  =  LXX:  «tocwcoiW,  Jes.  65,  12:  TW  «b  =  LXX: 
jtaQoxovsiv,  Jerem.  25,  8:  •^inn-nx  QWttttS  «b  itiÄ  W  =  LXX: 

ijtsiöf]  ovx  ijtiöxsvaaxs  xotg  Xoyoig  (lov.  Auch  das  Evang. 
Hieros.  übersetzt:  „si  Moysen  et  Prophetas  non  audiunt:  neque 
si  quis  ex  mortuis  resurrexerit,  andient  (^i\*TiT.)".  Ausserdem 
ist  der  Textbestandtheil:  djtdZd^iu  (Dial.)  =  cbtiXd^y  ytgoQ  avxovg 

(Cod.  D)  =  ad  illos  eat  (Iren.)  =  zu  ihnen  ginge  (Aphraat.)  durch 
den  kürzenden  Lc.  im  canonischen  Texte  weggefallen. 

Das  Gleichniss  geht  —  ähnlich  wie  das  von  dem  verlorenen 
Sohn  —  ohne  Nutzanwendung  zu  Ende.  Lucas  hat  also  auch  hier 
am  Schlussy  wie  am  Anfang  des  Gleichnisses  und  wie  an  einigen 


Texte  und  Untersuchuiigen  zu  Lc.  16,  31.  455 

Stellen  im  Gontezt  gekürzt.  Das  ist  um  so  sicherer  anzunehmen, 
als  der  ganze  von  o  i^o^o^  xal  ol  nQoq^rai  handelnde  Abschnitt 
(Lc  16,  14—16.  Lc.  16,  17  =  Mi  5,  17.  18.  Lc.  16,  18—31),  wie 
er  nur  bmchstQck weise  mitgetheilt  ist,  doch  im  Urtext  gewiss 
einen  das  Ganze  erklärenden  Abschluss  besessen  hat.  Die  Meinung 
jener  Kritiker,  welche  in  Lc.  16, 19—24  den  Grundstock  des  Gleich- 
nisses, in  dem  folgenden  eine  spätere  Zuthat  sehen  wollten,  wird 
hinfallig  durch  die  Erkenntniss,  dass  nach  dem  Gontexte  gerade 
in  o  voiioq  tccü  ol  jtQo^^rai  die  Pointe  des  Ganzen  zu  suchen 
ist.  Aber  es  handelt  sich  nicht  um  6  vo/iog  xal  ol  jrQog)7JTa$ 
an  sich  und  für  sich,  sondern  in  ihrem  Verhältniss  zum  evccyyi- 
Xiop^  zum  neutestamentlichen  Gottesreich  (Lc.  16,  16)  und  ins- 
besondere zur  Person  Jesu  selbst  (Mt.  5,  17),  der  die  alttestament- 
liche  Heilsoekonomie  erfüllt  und  als  der  rechte  f  "ib  (vgl  Lc.  16, 16^ 
und  Mich.  2, 13)  in  seiner  Person  die  neutestamentliche  ßaoiXela 
rov  d-€Ov  verkörpert.  Es  liegt  also  nahe,  auch  in  diesem  Gleich- 
nisse Jesu  Person  im  Verhältniss  zu  vofiog  und  jtQoqf^tai  sich 
vor  die  Augen  zu  halten  und  die  —  von  Lc.  weggelassene  — 
Nutzanwendung'  des  Gleichnisses  etwa  so  zu  reconstruieren: 
ovra>g  Xiya)  v/ilp'  xai  tj  yspsä  avrt/  ov  fifj  ytiorevöy,  idv  6 
vlbq  Tov  ävd'Qcijtov  dvaor^  ix  vBXQÖiv,  Man  vgL  dazu  Lc. 
18,  8^:  JcXriv  6  vloq  rov  dvd-Qcixov  iXB^cov  äga  evQi]ösi  xlözip 
ixl  Tfjg  yijg;  —  ebenso  Lc.  11,  30.  32  =  Mt.  12,  40.  41,  wo  das 
CfifiBlop  des  Auferstandenen,  der  mehr  ist  als  ^Icopäg^  der  yeped 
der  Pharisäer  zum  Selbstgericht  verkündet  wird.  Treffend  er- 
innert mich  hierzu  Nestle  an  Joh.  5,  46.  47:  el  yccQ  ixiorsvere 
MiDvo^j  kjtiareveTe  ap  i/iol'  xbqI  yaQ  ifiov  ixelpog  syQatpsp. 
d  6i  xolg  kxslpov  ygafifiaoip  ov  Jtiorsvsrs,  jtcSg  xolg  ifiolg 
Qi^fiaoip  JtiOTevöSTB;  Wie  also  in  der  Persönlichkeit  des  jtXov- 
Oiog  mit  seinen  fünf  Brüdern  die  ysPBci  der  Pharisäer  dargestellt 
ist,  von  denen  es  am  Anfang  unseres  Abschnittes  Lc.  16,  14,  heisst: 
ol  tpagicaloL  g>iXaQyvQOi  optBg  ==:  vjtaQXOPXBg  — :  so  kann  auch 
sehr  wohl  —  gleich  dem  Jonas  dort  —  hier  Äa^agog  als  Typus 
des  Auferstandenen  pointiert  gewesen  sein.  Jedenfalls  hat  die 
älteste  Kirche  die  Idee  von  Jesu  Hadesfahrt  an  unser  Gleichniss 
angeknüpft.  Namentlich  das  altchristliche  Jeremia-Buch,  von 
welchem  ich  Heft  U,  372  ff.  gehandelt  habe ,  scheint  die  Hades- 
fahrt und  die  Auferstehung  Ghristi  zu  einem  Hauptvorwurf  seiner 
Darstellung   erhoben  zu   haben.     Das  pseudo-petrinische  Evan- 


456  Aussercanonische  Paralleltexte  zu  Lc. 

gelium  und  die  damit  eng  verwandte  Pilatns-Literatar  hat  dann 
im  Anschluss  an  jenes  Jeremiabuch  die  Idee  von  dem  Descensus 
Christi  ad  inferos  weiter  ausgebildet.  Die  Anknüpfung  an  unser 
Gleichniss  zeigt  sich  auch  darin,  dass  in  der  Pilatus-Literatur 
das  x^^f^^  nicht  fehlt,  von  welchem  die  Juden  verschlungen 
werden.  Vgl  oben  zu  Lc.  16,  26  und  Heft  II,  370.  371.  377.  Der 
Hauptfehler  dieser  gesammten  Literatur  besteht  darin,  dass  von 
unserm  Gleichniss  der  Charakter  des  Maschal,  der  Parabel  (vgl. 
Cod.  D  zu  Lc.  16,  19:  djiev  dfk  xtzL  hrtgap  xagaßoXijv),  nicht 
erkannt  und  die  in  '  die  jüdischen  Vorstellungen  vom  Hades 
eingekleideten  Wahrheiten  mit  der  parabolischen  Einkleidung 
selbst  ohne  Weiteres  identificiert  worden  sind.  Vielleicht  haben 
dazu  die  lucanischen  Kürzungen,  die  Weglassung  des  Anfangs, 
welchen  Cod.  D  restituiert  hat  und  durch  den  der  parabolische 
Charakter  des  Abschnittes  Lc.  16,  19 — 31  ausdrQcäich  betont  war, 
und  die  Weglassung  der  ^Nutzanwendung  am  Schluss  das  Ihrige 
beigetragen.  Wenn  der  „Hades**  zu  den  integrierenden  Bestand- 
theilen  der  Lehre  Jesu  gehört  hätte,  so  würde  in  seinen  Reden 
mehr  davon  zu  finden  sein  als  diese  einmalige  Schilderung  des- 
selben in  einer  notorischen  Parabel. 


Lc.  17, 1  =  Mt  18,  7. 

a.  Hom.  Clem.  XII,  29.  p.  130,  39. 

6  xfiq  dkrid-elag  JtQ0^t]xr)q  lq>7}-  xa  aya&ä  iX&atv  dsty 
fiaxagiog  6i^  q>fiolv,  6l  ov  igxBxar  ofiolog  xal  xä  xaxä 
di^xTj  kX&eTPf  oval  6h  öi   ov  IgxBxat, 

b.  Clementina.  Epitome  I,  96.  ed.  Dressel. 

6  xvQiog  f)ficop  ^Irfiovg  XQicxog  6  vloq  rov  &£ov  sg>rii' 
xa  ayad-d  kX&etv  öel,  fiaxagiog  öi,  q>i]oiv,  öi   ov  Sgxsxar 

opLolmg  dvayxfj  xal  xa  xaxa  iX&etv,  oval  öh  dt   ov  Igxsxai, 

c.  Clementina.  Epitome  II,  96.  ed.  Dressel. 

o  xvQiog  rifiwv  Irfiovg  Xgioxog  6  vlog  xov  &€0v  Ifpi]" 
xd  aya^d  ik&itv  öel,  fiaxdgiog  öiy  q>7jolv,  6i   ov  egxBxar 

6(iola}g  xci  xd  xaxd  dvdyxri  iX&stP,  oval  öh  xw  dp&ga'xq)^ 

6i   ov  J^gxsxai, 


Texte  nnd  ünterauchungen  zu  Lc.  17, 1.  457 

d.  Aphraates  Hom.  V.  p.  70.  ed.  Bert. 

Denn  es  steht  also  geschrieben:  Das  Gute  ist  bestimmt  zu 
kommen  und  wohl  dem,  durch  den  es  kommt;  und  das 
Bose^jst  bestimmt^  zu  kommen,  aber  wehe  dem,  durch  den 
es  kommt. 

e.  Becogn.  Clem.  c.  49. 

nec^^  est  enim  seculo  huic  venire  scandala,  vae  tamen  illi, 
per  quem  veniunt.  -^  — 

f.  Mt.  18,  7. 

oval   xo)  xoofiq)  ajtb  rcSv  oxapödXcov   avayxrj  y&Q   koxiv 

hXd-Blv  xa  öxavöaXa,  jtXijv  oval  xcS  dp&ooijtm  61  ov  x6 
oxavoaXov  SQxsTai. 

g.  Lc.  17,  1. 

avevöexxov  loxiv  xov  cxavöaXa  ^  kX^etv,  oväi  öe  6c  ov 
BQXBxau 

h.  Eus.  H.  E.  VIII,  16,  3.  p.  309, 19. 

aXXd  oval,  g)fioip  o  Xoyoq,   öt    ov  x6  oxavSaXov  ig^exai. 

i.  Didasc.  I,  10.  p.  234  =  Const  I,  10.  p.  13,  6. 

(17]  öiä  öh  CxaviaXiO^üq  ßXaCg>Tifiija^  d-eov,  xal  öv  xov 
oval  xX^Qovofiog  svQsdi^ai]  xaqa  d'Sw. 

k.  Tert.  ady.  Marc.  IV,  35. 

Conversus  ibidem  ad  discipulos,  Vae  dicit  auctori  scanda- 
lorum. 

1.  Const  I,  3.  p.  4,  17. 

foq  ^äxioq  avx^  cxavöaXov  yBvofievog  xal  xov  oval  xXif- 
QOPOfiog. 

m.  Const.  II,  10.  p.  22,  1. 

a)g  aixiog   öxavödXov  jtoXXolg  .  .  .  repouspog  .  .  .,    op   xo 

oval   ytSQlflBPBL 

Der  Zusammenhang  zwischen  der  Agrapha-Literatur  und  den 
synoptischen  Evangelientexten  wird  hier  von  Neuem  offenbar. 
Denn  die  aussercanonische  Hälfte  dieses  Logion  ist  von  mir 
bereits  Agrapha  S.  152.  279  f.  behandelt  und  als  ein  echter  Text- 
rest der  vorcanonischen  Quelle  reclamiert  worden.  Wenn  dieser 
aussercanonische  Textbestandtheil  nicht  blos  bei  Lc,  sondern 
schon  vor  ihm  bei  Mt.  in  Wegfall  gekommen  ist,  so  erscheint 


458  AussercanoDiflche  Paralleltexie  zu  Lc. 

die  lucanische  Kürzung  in  diesem  Fall  als  ein  Symptom  von 
dem  Einfluss  des  ersten  auf  den  dritten  Evangelisten.  Aach  der 
durch  Tertullian  erhaltene  marcionitische  Eingang  zu  dem 
Logion:  »conversus  ad  discipulos  dicit*  ist  zu  solchen  echten 
vorcanonischen  —  von  dem  kürzenden  Lc  weggelassenen  — 
Textresten  zu  rechnen.  Vgl.  oben  S.  299.  Sehr  interessant  ist 
die  marcionitische  Übersetzungsvariante:  auctor,  das  oSxioq  der 

Constitutionen,  die  beste  griechische  Version  von  itjtt  vf*^K 
'IKij    iT'b?  =  av&Qoxog    6i    ov    Iqx'^cli.     Die    canonischen 

oxavdaXa  sind  neben  den  aussercanonischen  rä  ocaxd  auf  nil^n 

zurückzuführen,  da  letzterer  Ausdruck  schon  durch  den  Gegen- 
satz zu  rä  ccfad-a  als  quellenmässig  beglaubigt  ist  Auch  die 
Ausdrücke:   avicfKri  =«  necesse  est  =  der  =  ävivöexrop  iöziv 

^  (s=  ovx   ivöixBTai  fi^  —  Lo.  13,  33)  sind  als  verschiedene 

Übersetzungsversuche  zu  betrachten,  welche  das  Quellenwort 
If^nS  oder  ]Tan3  wiedergeben  sollten. 

Lc.  17,  2  =  Mt  18,  6  =  Mc  9, 42. 

a.  DiaL  de  rect.  fid.  ap.  Orig.  I,  814. 

ovcä,  r<3  wd-Qciytq}^  dt   ov  6  vlog  rov  dp&Qoixov  xagaöl- 
öorar    cvfiijpiqei    avrm,    el   fi^    JYBVvfjd^    fj   ysvPT^&ivra 

livXm    ovixcp    XQüöred-^vai    xäi  xaraxoptio^vai  kv  np 

ßad^si  xrjq  d^aXdoOfig, 

b.  Orig.  Opp.  II,  365. 

dicit,   quia  melius  fuerat  homini  illi  non  nasci  aut  molam 

asinariam  aliigari  circa  coUum  ejus  et  praecipitari  in  pro- 
fundum  maris,  quam  scandalizet  unum  de  pusillis  istis. 

c.  Tert.  adv.  Marc.  IV,  35. 

expedisse  ei,   si   natus   non  fuisset  aut  si  molino  saxo  ad 

Collum    deligato    praecipitatus   esset   in   profundum,    quam 
unuDi  ex  illis  modicis  utique  discipulis  ejus  scandalizasset. 

d.  Qem.  Rom.  I,  46,  8.  p.  76,  13. 

eljtev  yag'  ovaL  xm  dp&Q(6jt(p  ixBlvm'  xaXov  7]v  avtm,  el 
uf/    iyevP7]&?]^    i}    tpa    tSp    ixXexriDP    uov   oxapöaZlöar 

xQslTTOP    Tjp   avrS    jtEQived'rjpai    fivXop    xal    xataxopri- 


•X.  --•^-     •*•   N^"  .  "^      ■*-  sv"v     >.      X 


Texte  und  Ünterauchungen  zu  Lc.  17,  2.  459 

aß-^vai  dg  t^v  d-alaccav  f}  ^va  ^^jl^iff^^fg^  f^ov  oxavöa- 
Xloai  [Syr.:  ^  iva  xmv  ixXsxtSp  fiov  öiactQiypai], 

e.  Clem.  AI.  Strom.  III,  18,  107.  p.  561. 

oval  rtp  dvd-Qcijtq)  kxelvcp,  g>Tjöiv  6  xvQiogj  xaXov  r^r 
(xvT(5y  el  iif]  jyBvvi^d^fi  f]  ?va  r(5v  hcXexxdiv  (lov  öxavöa- 

Xlcar  XQBlTxov  7}v   avr^   JtsQirsdijvai  fivZov  xcci  xara- 

xovricd'fjvai  alg  d^aXaooav  ^  %va  xäv  kxXBxxmv  fiov 
diaoxoi^ai, 

f.  Cod.  Colberi  Lc.  17,  2.  p.  94.  ed.  Belsheim. 

utilius  est  autem  Uli,  ne  nasceretur  aut  si  lapis  molae  im- 
ponatar  circa  Collum  ejus  et  projiciatur  in  mare,  quam  ut 
scandalizet  unum  de  jpusiUisist^       # 

g.  Mt  18,  6. 

og  (T  av  öxapdaXlö^  iva  xcqp  fiixQcSv  xovxcov  xmv  xioxsv- 

ovxov  slg  ifii'  övfupiQei  avxw,  Iva  xgepiaoB-fj  fivXog 
ovixog  jtBQl  xov  xQ&x^Xop  avxov  xal  xaxajcovxiod^y  kv 
To5  xeXaysi  xrig  d-aXa007]g. 

h.  Mc.  9,  42. 

xal    og    av    oxavdaXloy    IVa    xwv    fiiXQ<5p    xovxtov  xoiv 

nioxBv6vx(ov'    xaXov   koxtv    avxm  fiaXXov^  el   xegbcenat, 

fivXog  opixog  jteQi  xov  xQäxijXov  avxov  xal  ßißXtjxai  slg 

xfjv  &aXaooav. 

l  Ephraem  Syr.  Opp.  I,  328  A. 

xov  xvqIov  eljtovxog  xal  ca}X7JQog  rjfimv  ^Irjoov  Xqiöxov' 
xQstooov  rag  rjv  avxcS,  Xva  xgefiaöO^  uvXog  ijtl  xov 
XQax^Xov  avxov  xal  xaxajtovxiod-fj  kv  xtp  JteXayet  xijg 
d'aXaOöTjg,  f}  Iva  oxavöaXlay  tva  xäv  fiixQoov  xovxoov 
xmv  jtiöXBv6vxa)v  slg  kfi^. 

k.  Const  II,  10.  p.  22,  3. 

[ov  x6  oval  jtSQifiivsi]  xal  6  ovcxog  fivXog  kv  xtß  xgax^- 
Xco  xal  6  ßvd'Og. 

1,  La  17,  2. 

XvansXst  avx<py    sl   XlO^oc   fivXixbg  jtsQlxsixai    xsgl    xov 

XQdxf/Xov  avxov   xal  iQQixxai  slg  xrjv  d^aXaöoav,   i}   tva 

oxavöaXlc^  xcüv  fiixQcöv  xoixoov  Iva. 


460  AuBsercanosische  Paralleltexte  zu  Lc. 

Hier  haben  wir  es  theilweise  mit  einem  uralten  Mischtest 
zu  thun.  Die  Worte  nämlich  el  iitj  i^eppfj^^tj  ««  si  natus  non 
fuisset  =  non  nasci,  welche  dem  Herrenworte  Lc.  22,  22  =  Mi 
26,  24  »»  Mc.  14,  2  t  bezüglich  des  Yerräthers  angehören,  sind  bei 
Clemens  Rom.,  Marcion,  Clemens  AI.,  im  Dial.  de  r.  fide 
sowie  im  Cod.  Colbertinus  dem  Contexte  unseres  Logion  bei- 
gemischt. Im  Übrigen  ergiebt  sich  trotz  der  Verschiedenheit  der 
Recensionen  in  der  Hauptsache  ein  einheitlicher  hebräischer  Grund- 
tezt,  welcher  den  Übersetzungsdifferenzen  zur  Unterlage  gedient 
hat.    Man  vgl.  xaXov  tjv  =  xaXop  ioriv  =  xaZov  iöriv  imXlov 

^=:  xQatrrop^fjv^  xQstoaov  =  ovfi^sQH  =  utilius  est  =  Xvci- 

reXel  =  melius  fiierat  =  expedisse  =  TW  (s.  Heft  11,  216  zu 

Mt.  18,  8.  9),  nvXo(i  =  Xld-og  fivXixog  =  fivXog  opixog  =  mola 

asinaria  =  molinum  saxum  =  lapis  mola  =  nDH  nbö  (vgl  Jud. 

9,53  LXX:  xXaCfia  ijtifivXiop,  2.  Sam.  11,21  LXX:  xXaCfia  fivXov) 

oder  auch  as'l  allein  (vgl.  Deut  24,  6  LXX:   ixifivXiop),   xeQi- 

TS^r/pai  =  jcQOöTsd^rjvai  =  XQ€fiao9^rjvai  =  xegixetad^at  «=  alli- 

gari  =  deligari  =  imponi  =  Hbti?,  QljcTSod^ai  =  ßaXXsöd-ai  ^= 
projici  =  praecipitari  =  irbün,  wovon  xaTajtoPTiodr/pai  wegen  der 

Bezugnahme  auf  niXcc/og,  d'aXaooa  als  freiere  Übersetzung  zu  be- 
trachten ist,  ferner  d-aXacaa  «=  profundum  =  profundum  maris  = 

ßad^og  Tfjg  &aXacoi]g^=  xiXayog  =  xiXayog  rr/g  d-aXaGOffg,  ßvO'og 

=  rh'^liq  (vgl.  Jon.  2,  4:  rtiw^  '^SD^^bttJn^  =  LXX:  äxBQQipag  (is 
elg  ßa&Tj,  Neh.  9,  11:  ISK-Stt^  nVlMn  robü'n  =  LXX:  IgQVipag 
Big  ßvfop  cog  Xld^op,  Ps!  107,  24:  nb'JiMa  =  LXX:  kp  rm  ßv&w) 
oder  D^  niblM  (vgl.  Ps.  68,  23:  D*;  nib2"EB  =  LXlTip^^^tg 
(^aXacctjgy  Mich.  7,  19:  u^  nib!^Ma'?l'^bt?ni  =  LXX:  xal  äjtoQQi- 
(pmopxai  elg  ra  ßad^j  Tijg  OaXaoöi]g  —  der  Ausdruck  xiXayog 
findet  sich  nicht  in  den  alttestamentlichen  Übersetzungen),  Oia- 
OTQB^ai  =  cxapöaXiCsip  =  b'^TOri,  fiixQol  =  pusilli  =  mo(!ici 
=  Q'^StJp.  Die  Zusätze  zu  fiixQol^  nämlich  discipuli  (Marcion)  = 
:xiaTevoPTeg  elg  ifii  (Mt.,  Ephraem)  =  ol  IxXexxol  (Clem.  Rom., 
Clem.  AI.)  finden  sich  ähnlich  zu  Mt.  18,  10  (vgl.  Heft  II,  220  ff.), 
und  speciell  die  Formel  ol  kxXexxoi  fiov  in  Jesu  Munde  kehrt 
wieder  zu  Mt.  24,  24  in  den  Excerptis  Theodoti  und  im  Cod. 
Colbertinus,  sowie  in  der  Pistis  Sophia  und  ebenfalls  im 
Cod.  Colb.  zu  Mt.  24,  22.    Vgl.  Heft  II,  287  f. 


Texte  und  Untersachungeii  zu  Lc.  17,  2.  3.  4.  451 

Lc- 17,  8  =  Mt  18, 15. 

Dieses  Logion  ist  wegen  seines  Zusammenhangs  mit  Mt.  18, 
15—17  bereits  in  Heft  II,  223—227.  442  mit  behandelt  worden. 

Lc.  17, 4  =  Mt.  18,  21. 22. 

&.  Ephraem  Syr.  Opp.  II,  199  A. 

Tov  xvqIov  ipToXfjg  r^q  Zsydarig'  dyoLJtaTB  aXXtjXovq  xäi 
cvjxooQBlXB  %G>q  ißdofimovraxig  ejtra. 

b.  Ephraem  Syr.  Opp.  I,  331 E. 

6  yoQ  eljtciv,  (ii^  (lovov  hjtrdxig  dq>iivai  reo  xXrjOloVy  dXX^ 
%GiQ  hßöofnpcoprdxig  hxrd. 

c.  Pistis  Sophia  p.  167,  4  ed.  Schwartze  et  Petermann. 

Propter  hoc  ovv,  quod  interrogassetis  me  aliquando,  dicentes, 
si  noster  frater  peccaverit  in  nos,  visne  nos  remitiere  ei  usque 
ad  Septem  vices?  respondens  dixi  vobis  in  jraQoßoXu  dicens: 
ov  iiovov  usque  ad  Septem  vices,  aX)^  usque  ad  septuaginta 
Septem  yices. 

d.  Mt.  18,  21.  22. 

T0T6    JtQOCBXd-tDV     6    IlizQOq    SlJtBP    OVttp'     XVQie^    JtOOdxiQ 

dfiaQTfjcBi  elg  ifih  6  d66Xg>6g  xal  dcpi^öo}  avxA;  %a}g  Ixxd- 

xiq;  Xiysi  avT<p  6  'Iijöovq'  ov  Xiyoo  001  icoq  exrdxig,  dXX 
i(og  hßdo/ifjxovrdxtg  ejtrd. 

e.  Lc.  17,  4. 

xal  idp  Ixxdxig  x^g  rniiQag  dfiagxrjaij  elg  oh  6  döeX^og  oot\ 
xci  tjixdxig  ijtioxQty^i]  nQog  Ob  XiyoDV*  fiBzapaä,  dg>f]OBig 


avx(o. 


f.  Clem.  AI.  Paed.  HI,  12,»91.  p.  306. 

idv  BJtxäxig  xf^g  fjfiBQag  dfiOQx?}  slg  OB  xal  x6  ejtxdxig  kjti" 
Oxgitpiß  jtQog  ob  XiytDV  ^iBxavo^,  atpBg  avxtp. 

g.  Aphraates  Hom.  XIV,  2S.  p.  253.  ed.  Bert. 

Und  wiederum  sagt  unser  Herr:  Wenn  siebenzig  mal  sieben 
mal  ein  Übelthäter  an  dir  sUndigt,  so  vergib  ihm  an  einem 
Tage. 


462  Aoflsercanonische  Paralleltexte  zu  Lc. 

h.  Evang.  Hieros.  p.  217.  218. 

Si  etiam  septies  in  die  peccaverit  in  te,  et  septies  convenus 

fuerit  ad  te  et  dixerit:  Poenitet  me,  parce  mihi  (»A  iiAsifiLx.): 

tu  parce  illi  (hxr^  coA  ^nnr.). 

Die  imperatiyische  Fassung  aq>€c  (dem.  AL,  Aphraates)  ^^ 
övYX<OQelT6  (Ephraem)  ist  jedenfalls  die  ursprüngliche,  da  ja  auch 

das   afprjOHq  des   Lc.    Umschreibung  des   Imperativ   ist.     Auch 
Codex  Colb.  liest:  dimitte. 

Lc.  17,  6  =  Mc.  11,  28  =  Mt  21,  21  =  Mt  17,  20. 

a.  Clem.  AI.  Strom.  II,  11,  49.  p.  454. 

avrlxa  fpriöiv'  kav  ^X9^^  xlaxiv  €oq  xoxxov  CivajtBtoq^  H^^^ 
oxriCBXB  xo  OQog, 

[b.Herm.  Vis.  I,  3,  4.  p.  14,  11. 

löov  fied'iöxavsi  xovg  ovgavovg  x(d  xa  oQfj,] 

c.  Hom.  dem.  XI,  16.  p.  114,  1. 

öl  ng  jtlöxBCog  xal  xa  aXXa  xa  oqboiv  ioixoxa  xäl  ßaoovvxa 

flB&lOXfjÖlV  ytadTj. 

d.  1.  Cor.  13,  2. 

xal  kav  %x^  xaoav  xrjv  jtloxiv  waxe  oQtji^fied'iCxapai. 

e.  Clem.  AI  Strom.  V,  1,  2.  p.  644. 

ojtoloi  Tjcav  ol  axooxoloi^  ig>  (dv  x^p  xlöxiv  ^Wjf'^JgJJ*'^* 
vai  xal  öivÖQa  (lexaq^vxeveiv  övvao&ai  elQtjxai. 

f.  Mt  17,20. 

äfirjv  yoQ  Xiyto  vfilv  iav  l;t'?^^  Jtloxiv  cog  xoxxov  Oivaxemgy 
igelxs  xS  oqsi  xovxo)'  fisxaßa  ep&ev  kxel,  xid  fiexaßijöBxaL 

g.  Actus  Petri  c.  Simone  c.  10.  p.  58.  ed.  Lipsius. 

dicens:  Si  habueritis  fidem  sicut  granum  sinapis,  dicitis  monti 
huic:  transfer  te,  et  continuo  se  transferet. 

h.  Ephraem  Syr.  Ev.  concord.  expos.  ed.  Mösinger  p.  189. 

Si  habueritis  fidem  ut  granum  sinapis,  dixentis  huic  monti: 
transfertor,  et  transferetur  (p.  204  add.:)  a  facie  vestra. 

i.   Syr.  Cur.  Lc.  17,  6. 

el  axsxe  jtioxiv  dg  xoxxov  civajtewg^  kXiysxe  av  x(S  oQSi' 
usxaßi]&i  ivxev&ev  xal  (lexißaivs,  xal  xfj  avxafilvq?  xavxu' 


or 


Texte  und  UnterBUchungen  zu  Lc.  17,  6.  463 

l'KQit^m%'rixi  xai  q>6vrsv&nTi  iv  r^  d-aXaCö^y  xccl  vycnxovosp 

k.  Cod.  Cantabr.  Lc.  17,  6. 

sl  ix^TS  jtlOTiv  (Dg  xoxxov  Cipojtecog,  kXiyexB  av  t(3  oqsi 
Tovrcp*  (lexaßa  hzsvd-sv  ixsl,  xai  fisreßaivev,  xal  r^  övxa- 
filvo)'  ftera^VTevü^TjTi  elg  r^v  d-akaoöav,  xal  v:xf)xovC6P  av 

VfilV. 

1.  Mc.  1 1,  23. 

a/ifjv  kiyco  v/üv,  ort  og  av  ^JJ^^^J^j^ipee  tovrq>'  agdfru 

xalj^^j^gr«   slg   ztjp   d^aXacoaPj  xal  firj  öcaxQi^  ip  r^ 

xagöla  avxov^  aXXa  :xioxevy,  oxi  o  XaZel  ylpexaij  ioxat 

avrci. 

* 

m.  Mt.  21,  21. 

äfi^p  Xiyo}  vfilPf  iap  ?x^re  jtlöxip  xal  fi^  öiaxQidijxB^  ov 
(lopop  x6  xfjg  avxijg  jcoifjöexe,  äXXä  xap  x(S  oqsi  xovxq) 
eljifjxs'  aQd-rjxi  xal  ßXrj^^i  slg  xf^p  d-aXaooaPj  YSPtjasxai. 

IL  Aphraates  Hom.  XXI.  p.  329.  ed.  Bert. 

Jesus,  der  euer  Lehrer  genannt  wird,  hat  euch  geschrieben: 
Wenn  ihr  Glauben  habt  wie  ein  einziges  Senfkorn,  so  werdet 
ihr  zu  diesem  Felsen  sprechen:  Weiche,  so  wird  er  vor^ucfi 

weichen.  Und  auch  (wenn  ihr  saget),  er  soll  sich  heben 
und  ins  Meer  fallen,  so  gehorcht  er  euch. 

o.  Aphraates  Hom.  I,  13.  p.  15. 

TTnd  da  seine  Jünger  den  Herrn  baten,  erbaten  sie  nichts 
anderes,  als  dass  sie  zu  ihm  sprachen:  Mehre  uns  den 
Glauben.  Er  hatte  zu  ihnen  gesprochen:  Wenn  ihr  Glauben 
habt,  so  wird  auch  ein  Berg  vor  euch  weichen. 

p.  Ephraem  Syr.  Ev.  concord.  expos.  ed.  Mösinger  p.  182. 

Dicit  ad  eos:  et  tos  si  habueritis  fidem  et  non  dubitaveritis 
in  corde  vestro,  dicetis  huic  monti:  vade,  mittere  in  mare, 

et  transferetur Quod  cum  ante  oculos  eorum  positum 

esset,  dixerunt  ad  eum:  Adauge  nobis  fidem. 

q.  Lc.  17,  6. 

sl  ixexe  xlcxtp  wg  xoxxop  OiPaj€€G}g,  iXiyexB  ap  x^  ovxa- 
filpcp  xavxiu'  ^XQi^cid'Titi  xal  ipvxtvd^rjxt  ip  xrj  ß-aXaoo^], 
xal  vxijxovoip  ap  xfilp. 


464  AuBfleroa&oniache  Pandleltexte  zn  Lc. 

Wie  dieses  Logion  in  den  synoptischen  Evangelien  ganz 
verschiedene  Standorte  gefunden  hat  —  nach  Mc.  1 1,  23  («=  Mt. 
21,  21)  ist  es  von  Jesu  gesprochen  auf  dem  Oelberg  in  den 
letzten  Tagen  seines  jerusalemischen  Aufenthaltes,  nach  Mt.  17, 20 
am  Fuss  des  Verklarungsberges  in  Galiläa,  laut  Lc.  17,  6  nach 
der  Rede  Qber  die  Ärgernisse,  ohne  Angabe  einer  bestimmten 
Ortlichkeit  — ,  so  ist  es  auch  in  ebensoviel  verschiedenen  cano- 
nischen und  ausserdem  in  manchen  aussercanonischen  Textge- 
stalten überliefert.  Weiss  (Marcus  S.  374,  Matthäus  S.  405) 
findet  den  Urtext  Mt  17,  20  in  folgenden  Worten:  a/zijv  Xi^o 
vfiZp,  kav l^^tre jr/ar^r  ciqxoxxov civaxBCDq^  igstre  xcp  ogei  rovzq}' 
fieraßa  ivd-ev  ixet,  xal  fi€raßi]OBTai.  Es  ist  nun  ein  neues 
Symptom  von  dem  mehrfachen  Zusammentreffen  der  Weiss'schen 
Quellenkritik  mit  dem  Codex  Bezae,  wenn  der  letztere  Lc  17,6  — 
also  in  demjenigen  Evangelium,  in  welchem  der  Einfluss  der 
vorcanonischen  Quelle  auf  diesen  Codex  besonders  häufig  hervor- 
tritt —  die  Worte  einschiebt:  iktyste  av  tc5  ogei  rovro)'  /iezaßa 
ivd^Bv  kx6t,  xal  fierißaivsp.  Von  einer  beabsichtigten  Confor- 
mierung  mit  Mt.  17,20  kann  hier  bei  den  Varianten:  ikiyBrs  ap  = 

igslTS  und  fiezeßaivsr  =  fiaraß^jotrai  —  nicht   die  Rede   sein, 

wohl  aber  von  der  wurzelhaften  Verwandtschaft  durch  den  ge- 
meinsamen Urtext:  pnjTi  JTBü  HTo  pnTn  n^  n'ixrrb«  nniTSir. 

Dieser  Text,  welchen  auch  der  Syrer  Curetons  eingef&gt, 
welchem  mithin  wohl  schon  der  Redaktor  des  Evangeliencanons 
seine  Stelle  hier  gegeben  hat,  repraesentiert  den  Quellentexi 
Alles  Andre  sind  redaktionelle  Zuthaten  und  Abwandelungen.  Ins- 
besondere die  lucanische  Erwähnung  der  ovxa(iipog  ist  mit  Weiss 
aus  der  Marcus-Perikope  Mc.  11, 19 — 23  abzuleiten,  wo  das  Logion 
mit  der  Erzählung  von  dem  verdorrten  Feigenbaum  in  engste  Ver- 
bindung gebracht  ist.  Nur  eine  uralte  Variante  ist  noch  zu  erwähnen, 
nämlich  fisd'ioravBiP  ==  (fietari&tpcu  ==  Uysiv'  fisräßa),  welcher 

Ausdruck:  fiBd-iordt^eip  tä  oq?]  bei  Hermas  auf  das  alttestamentliche 
Wort  Hiob  18,  4:  ittipiat?  I^t  prr;'!  =  LXX:  i]  xaxaoxQatpriOBrai 

oQTj  ix  d-BfiBJiimp  zurückgeführt  werden  kann,  bei  Paulus  aber 
1.  Cor.  13,  2  zweifellos  unseren  flerrenspruch  voraussetzt  (vgl 
xal  idp  ix^  ^doav  JtloTip)f  tiberdem  durch  die  clementinischen 
Homilien  und  durch  Clemens  AL  bestätigt  wird.  Dabei  zeigt 
die   eben   erwähnte  Hiob-Stelle,   dass   der  von  Aphraates  er- 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Lc.  17,  6.  8.  10.  4G5 

wähnte  „Fels^  neben  dem  canonischen  oQog  sehr  wohl  aus  dem 
hebräischen  n^S  erklärt  werden  kann,  welches  n^S  übrigens  durch 
Lautverschiebung  mit  dem  aramäischen  1^t3=f^loij^  identisch  ist. 

Le,  17,  8. 

a.  Herm.  Sim.  VIII,  4,  2.  p.  182,  7. 

löcip  öe  fie  jtsQia^wOfievov  xcu  eroifiov  ovxa  xov  öiaxovelv 


avxm. 


b.  Lc.  17,  8. 

dXX^  ovxi  iget  avxco'  txol/iaoov  xl  SBiJtvrjomj  xal  xbqlCco' 
oafievog  öioxovbl  fioi. 

Die   Hermas-Parallele    ist    vollständig.     Zu    den   Varianten 
jieQi€^a)0(iepog  =  jtegi^cooa/iBPoq  vgl.  jtsQie^coOfiSPogLG.  12,35  = 

avaC,(DöäfiSPog   1«  Petr.  1,  13.     Das   Hierosolymitanum   geht 
(p.  217)   mit   seinem  Texte:    praecinge  lumbos  tuos  (lOfioor^o 

vw^iu)  über   den   canonischen  Text  hinaus  und   nähert  sich 
noch  stärker  der  in  Lc.  12,  35  enthaltenen  Parallele. 

Lc.  17, 10. 

a.  Hom.  Clem.  XI,  3.  p.  108,  31. 

iäp  fujys  avxolg  oQyiö&spxeg  imsiXjj^rjxB  jibqI  ov  cog  dxQstoi 

öovkoi  iVTjÖQBVd^Xe. 

b.  Pseudo-Ign.  ad  Magn.  XII.  p.  206,  5. 

xal'  oxap  jioi/jOrixs  Jtapxa  xä  diaxsxaypLtpa  t\ulp,  Xtyexe, 
oxi  öovXol  köfisp  axQSloi. 

c.  Ephraem  Syr.  Opp.  I,  25. 

oxap  Jtapxa  xa  diaxexayfispa  vfilp  jtou/a?jxe,  Xi'yexe,  oxi 

öovXoi  dxQBloi  lofisp, 

d.  Cod.  Cantabr.  Lc.  17,  10. 

ovxa}g   xal  vfietg,  oxap   jtoifiOfixe  oOa  Xiyoj,   Xiyext,  ort 
dovXoi  iofjisp  dxQsloi,  6  (Dg)£lXofiep  jcouioai,  jtsjtoujxafisr. 

e.  Lc.  17,  10. 

ovxog  xal  vfislg,   oxap  Jtoirjörße  jcapxa  xa  öiaxax^BPxa 

vfilPf  Xeyexe,  oxi  dovXoi  dxQSloi  iofiev,  o  oj<peiXofi6P  jcoifjoait 
xejtou/xafiBp. 

Texte  o.  UnterBuchaogen  X,  S.  30 


456  Aussercanonische  Paralleltexte  zu  Lc. 

Die  Varianten  Jtavra  ra  öiaraxd^ivxa  =  jtavza  xa  öiaTe- 
Tccy/iiva  =  oöa  Jiiyco  gehen  wahrscheinlich  auf  '^ri'^l?«  ITDtfTisS 
zurück.    Vgl.  i.  Reg.  11,  18:  ib  -n3fc5=LXX:  öijta^sp  avrS. 

Lc.  17, 11. 

a.  Lc.  17,  11. 

xal  kyivexo  iv  xm  noQBveod'ai  elg  %QovcaXrjfi,  xal  avrdg 
öiriQXBXO  6ia  fisoov  2afiaQiag  xal  raXtXalaq. 

b.  Syr.  Cur.  Lc.  17,  11. 

xdi  [hyivBxo]  Iv  ro3  jcoQivBOB-ai  avxbv  üq  %QOvöcüii^fi,  xci 
avxog  diTjQxsTO  diä  fieoov  2!a(iaQlag  xal  FaliXalag  xal  %- 

c.  Diatessaron  Arab.  p.  53^  ed.  Ciasca. 

et   egressus   est  Jesus,   ut  iret  in  Jerusalem.    Et  cum  iter 
faceret,  occurrerunt  ei  decem  viri  leprosi. 

In  der  bereits  oben  zuLc.  13, 32  erwähnten  »Pragmatischen 
Analyse  der  grossen  Einschaltung  des  Lucas"  (Jahrbb. 
f.  deutsche  Theol.  1877.  I,  72—77)  habe  ich  nachzuweisen  ge- 
sucht, dass  Lc.  17,  11  eine  alte  Textyerderbniss  vorliege,  sofern  ja 
Lc.  18,  31.  35  auf  den  W^eg  nach  Jericho  und  Jerusalem  —  weit 
ab  von  der  galiläischen  Grenze  —  hinweise,  dass  anstatt 
FaXikalag  vielmehr  ^fyvSalag  zu  lesen,  mithin  die  Joh  11,54 
bezeichnete  einsame  Gegend  bei  Ephraem  an  der  judäisch-sama* 
ritischen  Grenze  gemeint  gewesen  sei,  in  welcher  Gegend  Jesus 
vor  dem  letzten  Aufbruch  über  Jericho  nach  Jerusalem  sich 
aufgehalten  hat.  In  dieser  Auffassung  bin  ich  seitdem  nur  noch 
bestärkt  worden  durch  die  von  Tischendorf  nicht  erwähnte, 
wie  es  scheint,  erst  von  Baethgen  ans  Licht  gezogene,  Lesart 
des  Syr.  Cur.,  welche  von  zehn  Itala-Handschriften  secundiert 
wird.  Denn  nunmehr  tritt  das  zweite  der  von  mir  Heft  I,  36 
aufgestellten  Kriterien  in  Kraft,  wonach  die  Übereinstimmung 
zwischen  dem  Syrer  Curetons  und  den  altlateinischen 
Versionen  auf  den  Archetypus  des  Cod.  D,  mithin  auf  den 
ältesten  Evangeliencanon  zurückweist.  Vgl.  Heft  I,  36.  Ist  nun 
an  dieser  Stelle:  xdL  ^h^ixco  =  et  hiericho  (iericho)  durch  eine 
Lesart  von  so  hohem  Alter  beglaubigt,  so  muss  die  in  nicht 
allzugrosser  Entfernung  von  Jericho  sich  hinziehende 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Lc.  17, 11.  12—14.  457 

jadäisch-samaritische  Grenze  gemeint  und  voraus- 
gesetzt gewesen  sein.  Es  würden  also,  wenn  anders  Lc.  hier 
chronologisch  verfahrt,  die  Lc.  17,  11— 18,  31  geschilderten  Vorr 
gange  nach  Ephraem  gehört  haben,  wovon  Johannes  sagt: 
xaxH  öiixQißev  fiera  xciv  (laB-f^räv  avrov.  Das  Diatessaron 
vermeidet,  wie  man  sieht,  jede  nähere  Ortsangabe,  abgesehen  von 
der  Erwähnung  Jerusalems,  als  des  letzten  Zieles  der  Wan- 
derangen. 

Lc.  17, 12—14. 

a.  HoDL  Clem.  I,  6.  p.  15,  3. 

aXia  xcti  XsxQol  ^{OQol  bc  öiaorijjiaTog  fiovov  hogcivTsg 
WTtp  Icofisvoi  dxaXXaooovxai. 

b.  Syr.  Cur.  Lc.  17,  12. 

xoi  üCBQXOiiivov  ocvxov  slq  xiva  xdfifjv,  xal  löov  öixa  av- 
igeq  XbxqoI  loxrjoav  jt6QQ(o&£v, 

c.  Cod.  Cantabr.  Lc.  17,  12—14. 

xal  ÜGBQxo(iivov  avxov  elq  xiva  xcifiTjP,  6j€OV  rjoav  öixa 
(xpÖQBq  XsjtQol  xcä  eoxfjOav  xoqqodB'BV  xal  Bxga^av  q>(ov^ 

uBjaXxi'  ^Iffiov,  kjtiöxaraf  hXirjOOV  fjftäg,    xal  löcov  avxovg 

ehsp  aixolg'  xBd-BQOJiBVBö&B'  xoQBvd-ivxBg  kjtiÖBl^axB  eav- 
xovq  xolq  Ibqbvoiv.  kyivBxo  61  hv  xtp  vjtayBtv  avxovg  ixa- 
^a(fUi^öav. 

d.  Lc.  17, 12—14. 

iuzl  BlöBUXOiiBVOV  avxov  Big  xiva  xcifii]v  djtfjvxTjOav  avxA 

iixa  XbxqoI  avÖQBg^  ol  ioxtjöav  xoqqo^bv,  xcu  avxol  tjqov 
fpmvqv  XiyovxBg'  *J^ooVy  ixioxaxa,  txi^cov  ^ftag.    xal  iömv 

dxBv  avrotg'  xoQBv&dvxBg  ixiÖBi^axB  eccvxovg  xotg  Ibqbvoiv. 
xal  lyivBXo  iv  xw  vxayBiv  ccvxovg  bcaß'aQlod^oav. 

Das  unzweifelhafte  Vorhandensein  aussercanonischer  Über- 
setzungsvarianten:   ix  öiacxi^/iaxog  ^=  x6QQaf&BV'=p^rn'üf   lä- 

<ihu  =  &BQ€LXBvBOB'ai  =  «fi^3,  dxaXXdxxBO&ag  ==  vxayBiv  (vgL 
die  Eriäutenmgen  zu  Lc.  12,  58),  wahrscheinlich  auch  Jlxga^av 
^(ovy  fiByaX^j  =  rjQap  ^cov^v  XiyovxBg  =  obip'DK  tÄte^*  oder 
b'nij  byp'i  'inp?5  (beides  gute^ hebräische  Phrasen,  beides  auch 
sonst  in  den  synoptischen  Texten  zu  linden),  macht  es  wahr- 
scheinlich, dass  anch  die  Perikope  Lc.  17,  11 — 19  aus  einer  he- 

30* 


468  Aussercanonische  Paralleltexte  zu  Lc. 

bräischen  Quelle,  also  doch  wohl  der  yorcanonischen  Hauptqaelle, 
abstammt.  Der  durch  das  loifievoi  der  Homilien  bestätigte  ausser- 
canonische Textbestandtheil  des  Cod.  D  lässt  auch  hier  wie  sonst 
oft  eine  von  Lc.  bewirkte  Textkürzung  erkennen. 

Lc.  17, 17.  18. 

a.  Epiph.  Haer.  LXVI,  41.  p.  654. 

xa&6  itpn'  öixa  XsjtQol  ixad-aglod^jOar.     ötari  ovös  e'ic  li 

avrcöv  vjtiOTQtfps  öovpai  ö6§ap  reo  &e(p,  dXXa  fiovog  ov- 

^    V  ,-*s         s_  .»S.S.  *S.-V'i-».'V« 

Tog  o  cXkoyeprjg; 

b.  Syr.  Cur.  Lc.  17,  17.  IS. 

[djtoxQcO-eig  öh]  6  'Irjoovg  eljeev  öixa  ixa&aQlo&ijacp,  ol 
ÖS  hvvla  jtov;  i§  avrSv  ovo  st  g  svQtd'f]  vjtoozQsqxDV  öovvai 

•r  s.  -K  *  \ 

öo^av  TCO  {^söi,  sl  fif)  o  dXXoysvfig  ovzog; 

c.  Cod.  Pal.  Vindob.  Lc.  17,  18. 

et  nemo  ex  eis  reversus  est,  qui  daret  claritatem  deo? 

d.  Orig.  Opp.  IV,  493.  in  Ep.  ad  Rom.  Lib.  II,  13. 

non  est  inventus^  qui  rediret  et  gratias  ageret  deo? 

e.  Lc.  17,  17.  18. 

djroxQid^sXg  de  6  ^It^oovg  sljtsv*  ovyijL  ol  öixa  bcad^agiodTjöav : 
OL  Ivria  nov;  ovx  tVQsd^rjöav  vjtooxQitpavTsg  öovvai  öo^av 
To5  ^S(p  sl  fif)  6  dXjLoysvTjg  ovrog; 

f.  Cod.  Cantabr.  Lc.  17,  17.  18. 

djroxQid^slg  o  ^h/oovg  slnsv  avrotg'  ovroi  öixa  eTcad-aglo^fj' 
Oav  ol  kvvia  jcov;  i^  avtdjv  ovöelg  sigid"?)  vjtoOTQi(fcn% 

og  ö(6osi  ö6§,av  reo  d-scp^  sl  fi?)  6  dkXoyev^g  ovrog; 

Durch  das  Zusammentreffen  des  Cod.  D,  der  Italae  und  des 
Syr.  Cur.,  denen  sich  auch  noch  das  Hierosolymitanum  zugeseUt, 
sind  wir  zu  obigen  Parallelen  in  den  Stand  gesetzt,  mit  Be- 
stimmtheit eine  Textgestalt  zu  recognoscieren,  welche  in  ihren 
Abweichungen  von  den  revidierten  Codices  bis  in  die  erste  Hälft« 
des  zweiten  Jahrhunderts  hinauf,  ohngefahr  bis  zum  Jahre  140 
n.  Chr.,  zurtickverfolgt  werden  kann,  um  welche  Zeit  der  Arche- 
typus des  Cod.  D  und  der  altsyrischen  Version  sowie  der  alt- 
lateinischen Übersetzungen  entstanden  sein  muss.   Vgl.  Heft  I,  36. 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Lc.  17,  17.  18.  21.  459 

Lc.  17, 21. 

a.  Ephraem  Syr.  Ev.  concord.  expos.  ed.  Mösinger.  p.  209. 

Ubi  rex,  ibi  et  regnum  est.    Ideo  dicit:  Regnum  dei  in  corde 
vestro. 

b.  Ibidem  p.  211. 

ut  et  dixerat:  Ecce,  regnum  intra  corde  vestro. 

c.  Hippol.  Philo».  V,  7.  (Ophitae). 

TjvjtSQ  g)i]öl  T'^v  ivxoq  äv&Qcistov  ßaoiZeiap  ovgavcov  £^- 
rovfiiVTjp. 

i  Hippol.  Philos.  V,  8. 

avTi],  q>i]Olv,   iöziv  rj  ßaOiXüa  xmv  ovQavciv  avrog  vficov 
xsifitvr^, 

e.  Orig.  in  Jerem.  XV III,  2. 

f}  yaQ  ßaoiXeia  rmv  ovQavc5v  ivrog  vficSv  iotlv. 

f.  Petrus  Alex.  Ex  libro  de  poenii  c.  5.  Routh  IV,  29.  8.  9. 

aXXa  xal   xbqI  ßaoiXslag  ovQavmv,    riti^y   xaB^fDq  fisfiaBT^' 
xafi€P,  ivrbg  vfiSv  iöri 

g.  Ephraem  Syr.  Opp.  I,  273  C. 

ff  yaQ  ßaöikela  xAv  ovQctvciv  ivxog  vfiSv  ioxlv. 

K  Macar.  Ep.  IL  p.  432.  ed.  Migne. 

xal  o  xvQiog'  rj  ßaoiXela  xwv  ovQavmv  ivxog  vficov  iöxlv. 

i-  Macar.  de  oratione  c.  1. 

xal  avrog  yaQ  o  xvQiog'  ^  ßaoiXsta  ovgavcov  ivxog  i^ficov 
ioxL 

k.  Lc  17,  21. 

Uov  yaQ  7j  ßaaiXila  xov  d^sov  ivxog  vfitSv  ioxlv. 

Das  Redestück  Lc,  17,  20 — 35  ist  bei  Lc.  im  urtextlichen 
Zusammenhang  erhalten.  Mc.  hat  einen  Vers  daraus,  nämlich 
^.  33,  nach  Mc.  8,  35  verpflanzt  und  zv^ei  weitere  Verse,  nämlich 
T.  23  =  Mc.  13,  21  und  v.  31  =  Mc.  13,  15.  16  in  die  grosse  es- 
chatologische  Rede  aufgenommen.  Die  erste  von  diesen  Um- 
Bchaltungen  haben  die  beiden  anderen  Synoptiker  adoptiert; 
dagegen  hat  die  zweite  dieser  ümschaltungen  des  Mc.  nur  der 
*?rste  Evangelist  befolgt  und  durch  weitere  Umschaltungen  aus 


470  Aassercanonische  Paralleltexte  zu  Lc. 

diesem  Redestück  in  die  eschatologische  Rede  Mt.  24  ausgedehnt. 
Es  ergibt  sich  hiemach  folgendes  Bild: 


Lc.  17,  20- 

-22 

— 

— 

23 

Mc.  13,  21 

Mt.  24,  23. 

26 

24 

— 

24,27 

25 

— 

— 

26. 

27 

— 

24, 37- 

-39 

28- 

-30 

— 

31 

13,  15. 

16 

24, 17. 

18 

32 

— 

33 

8,35 

10,25 

Vgl.  unten 

34 

— 

— 

zu  Lc  17,  33 

35 

— 

24,41 

(36) 

— 

24,40 

37 

— 

24,28 

Lc.  hat  also  nicht  bloss  den  originalen  und  von  den  anderen 
beiden  Evangelisten  nur  excerpierten  Context  der  Rede  voll- 
standig  wiederhergestellt,  sondern  auch  den  urtextlichen  Ein- 
gang dieses  Redestücks,  dessen  Originalität  ftir  sich  selber  spricht, 
uns  erhalten.  Der  hebräische  Grundcharakter  dieses  Eingangs 
zeigt  sich  in   den  Varianten :   in  corde  vestro  =  avrog  vficov  = 

DDlSba  (vgl  iv  Tij  xagöla  xfjq  yfg  =  Ip  rfj  y\i  zu  Lc.  11,  30  = 
Mt.  12,  40),  wie  auch  in  der  hebraisierenden  Version  von  IT^Dbia 
D^wn  =  7]  ßaOiXda  xwv  ovQavwVy  welche  dem  lucanischen 
tJbersetzungstypus  völlig  fremd  ist,  gleichwohl  aber  bei  diesem 
Logion  in  den  patristischen Citaten  des  Origenes,  Petrus  Alex., 
Hippolytus,  Macarius  dominiert  und  auch  bei  Ephraem 
neben  der  canonischen  Lesart  tj  ßaoiXsla  tov  O^sov  nicht  fehlt. 

Lc.  17,  24  =  Mt,  24,  27. 

a.  Ephraem  Syr.  Opp,  I,  16S  C. 

xal  WQ  aOTQaJtf]  o^vrart],  ovrog  //  jtaQovöla  tov  xvqIov 
yipsTai, 

b.  Dial.  de  recta  fide.  Sect.  I.  =  Anast.  Sin.  Quaest.  c.  48. 

Xeyei  de  xal  Iv  rw  evayysXlqy'  coOjtsQ  }]  dcrQajc?)  hcßcdvBi 
ajto  dvaroX(5v  xou  ^aivBrat  bojg  övOfimp,  ovrcog  eotai  y 
ikevöig  TOV  vlov  rov  dvB^Qoijrov. 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Lc.  17,  24.  47 x 

c.  Mt  24,  27. 

ciojtSQ  yoQ  ri  äorQajif}  i^tQXsrai  ajto  dvaroXcov  xal  g^alvs- 
rai  ^(og  övöfidiv,  ovra^g  tözai  rj  jtaQOVola  rov  vlov  rov 
avd-Qcijtov^  % 

d.  Hippol.  de  Antichr.  c.  64  p.  34  ed.  Lagarde. 

(D0jt€Q  vag  7)  aCTQajtt]  kyslgstai  ajto  avaroXcSv  xcu  walvt- 
zai  axQt  övCfiSv,  ovrcog  iovai  ?]  jtaQovola  rov  vlov  rov 
avd^Qcixov. 

e.  Cod.  Cantabr.  Lc  17,  24. 

ciöJtSQ  yag  t)  aöxQax'q  rj  aOTQajttovöa  ix  tijg  vjto  rov 
ovQavov  aöTQajttBi^    ovrcog    eörac    xcä    6    vlog    rov   av- 

d-QWJCOV, 

f.  Syr.  Cur.  Lc.  17,  24. 

wöjteQ  yoQ  ri  aörQajcf]  aorQojtrsc  ^^^^^jß  ^^'  ovQavov 
elg  r^v  vjt  ovgavov,  ovrcog  eörai  r^  f/fiiga  rov  vlov  rov 
avd-Qcojcov. 

g.  Lc  17,  24. 

äöJtSQ  ycLQ  9]  aorgantj  aOrQajtrovca  ex  tz/c  vjcb  rov 
ovgavov  elg  rfjv  vji  ovgavov  Xafijtsiy  ovrcog  eCrai  6  vlog 
rov  dvi^Qoojtov  h^  rrj  y^igct  avrov. 

Bei  diesem  Logion,  welches  durch  den  ersten  Evangelisten 
Ton  dem  urtextlichen  Zusammenhang  hinweg  in  die  eschato- 
logische  Gruppenrede  Mt.  24  verpflanzt  worden  ist,  sind  folgende 
Übersetz ungsvarianten    zu   recognoscieren:   hxßalvtiv  =  i§^QX£' 

cO-ai  =  iyalgeod^ai  =  KS*^,  (paipeiv  =  Xa/jjteiv  =  darQdjtr€iv  = 

T^»n  (vgl.  zu  Lc.  9,  29),  djto  dvarokcöv  tcog  (axQi)  övOficov  = 

ix  rrjg  vjtb  rov  ovgavov  elg  rf/v  vjt    ovgavov  =  D^?1&n  HSptt 

C^1?T^n  »T5p"l?,  namentlich  aber  auch  das  von  Anastasius 
Siuaita  und  dem  Verfasser  des  Dial.  de  r.  fide  vertretene 
eXevotg  =  jtagovola  =  Ki2.    Vgl.   dieselben  Varianten   eXevotg 

lind  jtagovola  zu  Lc.  21,  7,  ausserdem  die  ekevotg  des  Cod.  D 
zu  Lc.  23,  42. 


472  AuBsercanonifiche  Paralleltexte  zu  Lc. 

Lc.  17, 26,  27  =  Mt.  24,  38.  39. 

a.  Mt.  24,  38.  39. 

cog  ycLQ  fjO^  iv  ratq  ijfitQaig  talg  jr()o  tov  xaraxXvOfiov  TQci- 

yovreg  xal  jcivovrsg,  ya/ioSprsg  xal  Yafii^ovTeg,  axQi  yg 

i]fiSQag  slatjXd-ev  JVdie  elg  xtjv  xißoorov,  xal  ovx  eyvcooaVf 
ioDg  rikd^BV  o  xaraxZvöfibg  xal  rjQSv  ajtavtagf  ovrog  eorai 

xal  Tj  jtaQovola  rov  viov  tov  dp^Qcijtov. 

b.  Lc.  17,  26.  27. 

xal   xa&cog   eytvero   iv   ralg   f^fiigaig   Ncos^  ovrcog   eörat 

xal    SV   raZg  ?jfieQaig   rov   vlov   rov   dvO-QcSjtov    fjod-iov^ 

sjtivov,    iyafiovv,    iyafil^ovro,    äxQt    tjg   yfiegag    elojjXd^ev 

Aa3e  slg  xfjv  xißorov  xal  fjXd^ev  6  xaraxXvOfiog  xal 
djc(DXsoav  djtavrag, 

c.  Iren.  IV,  36,  3. 

Quomodo    enim    factum   est  in   diebus  Noe:   manducabant 

et  bibebant,  et  emebant  et  vendebant,  nubebant  et  nubeban- 
tur,  et  non  scierunt,  quoadusque  intravit  Noe  in  arcam,  et 
venit  diluvium  et  perdidit  omnes. 

Irenaeus    citiert   den   ganzen  Context   von  Lc.  17,  26 — 30, 
also  nicht  nach  Mt.     Gleichwohl  erscheint  das:  et  non  scierunt 

=  xal  ovx  lyvmoavy  welches  bei  Lc.  fehlt  und  welches  —  von 
Weiss  nicht  flir  ursprünglich  gehalten  —  doch  vielleicht  zum 
Urtext  gehörte  und  nur  unter  der  kürzenden  Hand  des  Lc. 
gefallen  ist.  Ebenso  fragt  es  sich:  ist  das  et  emebant  et  vende- 
bant (=  '^yoQaC^ov,  i^coXovv)  aus  Lc.  17,  20  heraufgenommen 
oder  auch  in  v.  27  als  urtextlich  zu  betrachten?  Die  Ausdrücke 
BOd-leiv  (=  TQciyeiv)  und  djrokXvvai  (=  cugetv),  von  Weiss  als 

nicht  ursprünglich4  sondern  als  redaktionelle  Änderungen  des 
Lc.  angesehen,  sind  thatsächlich  Ubersetzungsvarianten  von  b^K 
einerseits  und  von  tT^ntin  oder  ngb  andererseits.  Vgl.  Jes.  51,  13: 
r'^niünb  =  LXX:  tov  agai.  Ebenso  Jes.  53,  8:  n)?b  =  LXX: 
f'lQ^J]  — 1  Jerem.  44,  12:  '^rnpb'?  =  LXX:  xov  äjtoXioai. 


Texte  und  Untersuchungea  zu  Lc.  17,  26.  27.  31.  32.  473 

Lc.  17, 3P.  32. 

a.  Clem.  AI.  Strom.  VII,  16,  93.  p.  889. 

(it]  ijtiOTQB^eöd^a)  elg  rä  ojcIccd  xai^&jtSQ  fj  Aiht  yw}], 

b.  Lc.  17,  31^  32. 

fifj   ijtiOTQsy^aro}  elq  rä  ojtlcw.    fivrjfioPBvers   r//^   yvvai- 
xog  A<DT. 

Über  den  Text  und  den  dazu  gehörigen  Context  des  Cle- 
mens AI.  zu  Lc.  17,  31b.  32  ist  Agrapha  S.  145  das  Nöthige 
mitgetheilt.  Zu  bemerken  ist  nur  noch,  dass  hier  ein  Seitenstück 
zu  den  Varianten  ßXtjrsiv  =  örgicpsod^ai  =  n3B  (vgl.  oben 
S.  114.  177)  vorliegt.  Denn  das  Stammwort  ist  hier  (auf  Grund 
von  Gen.  19,  17:  ?i'''ini5  tS'^arj-b«  =  LXX:  ^/)  mQißXitpxi  ^k  ra 
ojilao))  nicht  nro  wie  Mal.  3,  1  =  Lc.  7,  27  =  Mt.  11,  16  =  Mc. 
1,  2,  sondern  tt'^S?!,  welches  gleichwohl  Clemens  AI.  und  der 
canonische  Text  von  Lc.  17,  31^  mit  ijtiörQ^tpeoO^ai  wiedergeben. 
Ahnlich  1.  Sam.  16,  7:  t32iPi"bÄ  =  LXX:  /if/  ijiioxQt^i^q  =  Cod. 
Vat.:  fiij  sjnßXetp^g  — ,  Jes.  63,  15:  taan  =  LXX:  kjtloxQStpov  = 
Aqu.,  Symm.:  ijilßXey^ov. 

Lc.  17, 33  =  Mt.  10,  39  =  Mc.  8,  35  =  Lc.  9,  24  =  Mt.  16, 25. 

a.  Clem.  AI.  Strom.  II,  20,  108.  p.  486. 

o  djtoXeaag  ttjv  tpvxfjv  rrjv  lavTOt\  q>rjo\v  o  xvQiog,  öciöBi 
avzrjv. 

b.  Mc.  8,  35. 

og    yoQ,  iav    d^tXf^j    ri/v    tpvxfjp    avrov    öcooaiy    äjtoXiOH 

avT'qv'   og  6*  av  ajtoXiasi  rr/v  tavrov  tpvx^i^  tvsxBV  hfiov 
xa\  Tov  BvayyeXlov,  öcoobi  avrtjv. 

c.  Lc.  9,  24. 

og    yoQ    iav    d-BXfj    xt)v    tpü^/yV    avxov    öcioai,    ojioXbCbi 

avrijp'    og  ^  av  äjtoXiöXj  tpjv  'fpvx^v  avrov  ^vbxbv  i^iov, 
ovrog  öciOBi  avrrjp. 

d.  Mt.  10,  39. 

6  BVQCQP  rfjP  tpvxfjP  avrov  djtoXiOBL  avrr]p,  xa\  6  djio- 
Xdoag  rf]p  tpvxf/P  avrov  ^pbxbp  eftov  bvqtjobi  avr/jP. 


474  Anssercanonische  Paralleltext«  zu  Lc. 

e.  Mt.  16,  25. 

og  yag  läv  d^iXxj  rfjv  rpvx^iP  avrov  oc5oai,  ojioXiCBi 
avTfjv  og  6"  ap  ajtoXioij  xyv  tpvx'jv  avrov  ^pexev  iiiov, 
evQf]oBc  avTf]v. 

f.  Syr.  Cur.  Lc.  17,  33. 

og  iav   C,7}T7]o7;i   ^owyovijoai  tfjv   tpvxfjv   avrov,   djtoXiösi 

avr/jp,  xal  og  käv  obtoXiö^]  rfjv  tl)vxf)p  avrov,  evQtjösi 
avrrjp, 

g.  Lc.  17,  33. 

og   iäp   ^TjT7Joij   rijp  tpvx^P  avrov  jtSQtJüolnoao&ai,   axo- 

kioec  avrijP,  xal  og  iäp  ajtoXioei,  ^woyoprjost  avrtjP. 

h.  Cod.  Colbert.  Lc.  17,  33.  p.  95.  ed.  Belsheim. 

Qui  autem  quaesierit  animam  suam  liberare,  perdet  illam, 
et  quicunque  perdiderit  illam  propter  me,  salvam  faciet 
illam. 

Dieses   Logion   ist   in   den   synoptischen   Evangelien   durch 
fünf  Parallelen  vertreten,  zweimal,  nämlich  Lc.  17,  33   und  Mt. 

10,  39,  direkt  aus  der  Quelle,  zweimal,  nämlich  Lc.  9,  24  und 
Mt.  16,  25  —  wie  der  Context  deutlich  an  die  Hand  giebt  — 
aus  Mc.  8,  35,  und  ein  Mal  Mc.  8,  35  (durch  Umschaltung) 
ebenfalls  aus  der  vorcanonischen  Quelle.  Vgl.  Weiss,  Marcus 
S.  287.  293.  Wie  wenig  die  hebräischen  Rückübersetzungen  des 
N.  T.  den  quellenkritischen  Anforderungen  genügen,  zeigt  sich 
in  diesem  Falle  wieder  besonders  deutlich.  Denn  da  die  fünf 
synoptischen  Parallelen  dieses  Spruchs  auf  einen  gemeinsamen 
Quellentext  zurückgehen,  so  erscheint  es  als  die  Aufgabe  der 
Retroversion,  diese  einheitliche  Grundlage  nach  Construktion 
und  Wahl  der  Wörter  möglichst  hervortreten  zu  lassen  und 
ohne  Noth  nicht  Verschiedenheiten  des  hebräischen  Textes  zu 
erzeugen.  Was  nun  in  diesem  Fall  die  verschiedene  Construktion: 
6  ajcoXicag  ==  og  ap  djioZiasi,  6  evQoip  =  og  käp  d^eXxi  awaai 
=  og  kdp   ^fjrrioi]  ^woyopfjOai  anlangt,   so  darf  auf  das  Heft 

11,  85  Gesagte  zurückverwiesen  werden.  Bezüglich  der  hebräischen 
Quellenwörter  kann  zunächst  mit  Sicherheit  aus  den  schon  aus 
Lc.  8,  20;  13,  31  bekannten  Varianten  d-eXeip  =  CrjrBlv  auf  ©J?a 
zurückgeschlossen  werden.  Mannigfaltiger  und  scheinbar  weiter 
auseinander  liegend  sind  die  Varianten  ocooai  =  jtBQijtotrjOaad'ai 


f  Texte  und  Untersuchungen  zu  Lc.  17,  33.  475 

-=  ^cooyopijcaif  zu  deren  Erklärung  das  von  Marshall  (Exposi- 
tor  1891,  IV,  278)  herbeigezogene  aramäische  2iT©,  apü  nicht 
von  fem  ausreicht,  da  es  eben  nur  als  Grundwort  von  ociCeiv 
=  liberare  geeignet  sein  würde.  Die  hebräischen  Rücktiber- 
Setzungen  des  Londoner  N.  T.,  sowie  von  Delitzsch  und  Sal- 
kinson  wechseln  zwischen  T'^TEiin,  b'^ttn,  fecra  und  sind  nur 
einstimmig  in  der  Wiedergabe  von  C^ooyov/iou  durch  njn"?  am 
Schluss  von  Lc.  17,  33.  Und  doch  liegt  in  letzterem  Grundwort 
die  Losung.  Nicht  nur  dass  das  Evangeliarium  Hieros.  sowohl 
zu  Mc.  8,  35  (f<iJL».i)  als  Lc.  19,  10  (f^ljjt»o)  ööJgar,  cwcai  (wie 
auch  sonst  öfters)  auf  das  aramäische  K^n,  n^n  zurucknihrti 
nicht  blos,  dass  auch  in  der  syrischen  Peschittha  Ä"^!!,  Ä"^)!« 
die   gewöhnliche  Übersetzung  von   acoC,6ö^ai,   öco^uv  ist,   dass 

ferner  Ephraem  Syrus  sogar  1.  Cor.  3,  15  acoO^fjoerai  mit  vivet 
wiedergibt  und  dass  diese  altsyrische  Version  auch  in  das  Arme- 
nische übergegangen  ist  (vgl.  Zahn  im  Theol.  Literaturbl.  1893 
No.  44  S.  518),  sondern  auch  im  Hebräischen  dienen  alle  Formen 
des   Stammworts   n^n   zur  Übersetzung   von   ^(Doyovstv,   jreQi- 

jioietö&aij   ooi^eiv.    Vgl.  Eichhorn,   Einleitung  I,  604.     Vgl. 

femer  Ex.  1,  22:  'J^'^nri  =  LXX:  ^cooyovetre  avro  — ,  Ex.  22,  18: 

iT^nri  Sfb  =  LXX:  ov  j^egcßiciosTS  =  Vatic:  ov  jcBQinotfjOETB  — , 

Ezech.  13, 18:  n3'»jnrj  r'iU?t:i  =  LXX:  xal  '^v^aq  JctQis:jtoiovPTO  — , 
Hebr.  10,  39:  elg  jcsquioItjöip  y>vyJ/Q  — ,  Gen.  12,  12:  WT  tjn«1 
=  LXX:  oh  äe  jisQijtoifiöot^rai  — ,  Esth.  4,  11:  fi^n*!  =  LXX: 
ovToc  öcoO-riaerai  — ,  Ezech.  33,  22:  TiVnb  b?'!'»  «b  =  LXX:  ov 
(i?)  dvvaxai  owd^r/vai  — ,  Prov.  15,  27:  n^n*)  =LXX:  Ooj^erai — , 
Ps.  30,  4.  *^:h'^''n  =  LXX:  tomoac  ue  — ,  Gen.  47,  25:  ^iDrT^nn  = 
LXX:  oiocoxag  f)f/ag  — ,  Gen.  45,  5:  H^nia  =  LXX:  Co??]  =  Symm.: 
ocoxTjQla.  Ferner  Lc.  19,  9:  omrrjQia  =  Aphraates:  Leben  — , 
Lc.  3,  16  D:  0(D&wfi€v  =  Italae:  vivamus  (s.  oben  S.  11),  Mc. 
16,16:  aa)&rjoeTai=  A^hr.:  wird  leben.  Vgl.  Heft  II,  430.  Nach 
alledem  erleidet  es  keinen  Zweifel,  dass  ins  Künftige  die  hebräi- 
schen Übersetzungen  des  N.  T.  nicht  blos  das  ^ofoyovetv  in  dem 
zweiten  Satztheil  von  Lc.  17,  33,  sondern  auch  das  jiBgutoitjOa- 
o^aiy  welches  im  ersten  Satztheile  ebenda  viele  Handschriften 
neben  ^cooyoprjoai  und  ocooai  bieten,  sowie  das  ocöoai  in  Mc. 
S,  35  =  Lc.  9,  24  =  Mt.  16,  25  mit  n^n  retrovertieren  müssen. 
Fraglicher    scheint    es    mit    dem    svqIoxeiv    in    der   Matthäus- 


476  Aussercanonische  Paralleltexte  zu  Lc. 

Parallele  Mt.  10,  39  zu  stehen,  welches  bvqIoxhv  keinenfaUs  aus 
n^n  sich  erklären  lässt.  Dafür  jedoch  liegt  die  Erklärung  in 
dem  Ojrfioai  =  d^iksiv  =  ©|?a,  welches  zum  Urtext  gehört,  von 
Mt.  stber  scheinbar  weggelassen  ist.  Im  Hebräischen  wird  durch 
eine  eigenthümliche  metonjmia  antecedentis  pro  consequente 
Opa  wie  O^'n  nicht  selten  mit  €vqIöx?ip  übersetzt.  Vgl.  Eccles. 
8,  17:  Tri]gnb  =  LXX:  rov  svQeTv—,  Ezech,  36,  37:  ©-in«  =  LXX: 
^fjTf/d'/jöOfiai==Symm,:  evgeO^fiOofiai.  Wie  also  in  der  Version  des 
ersten  Evangelisten  zu  Mi  7, 13=Lc.  13,24  (vgl.  oben)  von  den  beiden 
Verben  fns  (=  ßiaC,eö&ai  =  öjtovöa^eiv  =  dyovi^eo^cu)  und 
Ä'iSl  (=  doeX^Blv)  das  erste  Verbum  I^IB  unübersetzt  gelassen 
worden  ist,  so  ist  hier  in  der  Matthäusversion  Mt.  10,  39  von  den 
beiden  Verben  tt?J?ä  (=  ^7]Telv  =  eiglaxeiv  =  d^eXsiv)  und  rpn 
(=  ^(Doyopslv  =  JtSQiJtoieW&at  =  öaioai)  das  letztere  in  Weg- 
fall gekommen  und  nur  das  erstere  metonymisch  durch  evQElP 
übersetzt  worden.  Dieser  Vorgang  beweist  übrigens,  dass  die 
Varianten  ^/izr/oai  =  evQtti\  denen  wir  noch  einmal  zu  Lc.  19,  10 
begegnen  werden,  sammt  der  Variante  d^iXsiv  wirklich  auf  Ui]S3 
—  und  nicht  auf  ^sn,  welches  die  hebräischen  Neuen  Testa- 
mente bieten  —  zurückzuführen  sind.  Zu  bemerken  ist  dabei, 
dass  in  dem  Citat  Clem.  AI.  Strom.  IV,  6,  27  p.  575:  6  yag  bqwv 
rfjv  tpvp)p  avtov  xrX,  das  unpassende  igcZv  durch  evQciv  zu 
ersetzen  sein  dürfte.  Endlich  ist  noch  an  de  aleat.  c.  11  p.  29,  8 
(ed.  Harnack)  zu  erinnern.  Dort  tritt  in  den  Worten:  „artem 
domini  imitare,  quae  non  perdet,  sed  potius  acquiret*  zu  Lc.  6,  9 
=  Mc.  3,  4  =  Mt.  12,  12,  wo  die  canonischen  Texte  übereinstim- 
mend ödooai  bieten,  sowie  zu  Lc.  9,  56,  wo  die  aussercanonischen 
Texte  ebenfalls  in  der  Lesart  öcoocu,  salvare  übereinstimmen, 
wie  hier  die  Variante  acquirere  (=  jteQtjtouiöaod-ai)  auf. 

Lc.  17,  34. 

a.  Cod.  Cantabr.  Lc.  17,  34. 

kayo)  vfilv,   ravTi]   rf]  pvxxl  ioovrai  ijtl  xXlv7]q  (iiag  ovo, 
eig  jiaoaXaußavBTat  y  xaX  o  %xbqoq  aq^ietai, 

b.  Syr.  Cur.  Lc.  17,  34. 

Xiyo)  vfilv,  ravTi]  rij  vvxtl  eaorrai  ovo  im  xXivriq  fiiac, 
6  elg   jtaQaXr)u<pd^i]0£raiy  xal  o  elg  a^ed-i/aerai. 


\,  '■v^    .•■    -'■S 


Texte  und  Untersachungen  zu  Lc.  17,  34.  35.  477 

c.  Lc.  17,  34. 

liyco  vfilVy   ravT^  rfj   ruxrl  löovxai  6vo  Im  xXlvfjg  f^tiag, 
ilg  jraQaXf]fi^d^]oeTac,  xal  6  ^regog  atpid-ijOBTai, 

d.  Cod.  Cantabr.  ad  Mt.  24,  41. 

6vo  km  xXlvfjg  fdiacy   slg  jtaQaXafißdperai,  xal  eig  dq>laTai. 

Von  den  drei  zusammengehörigen  Sprüchen  Lc.  17,  34 — 36 
hat  der  erste  Evangelist  das  erste  Logion  Lc.  17,  34  nicht  mit  in 
die  eschatologische  Rede  umgeschaltet.  Vgl.  Mt.  24 ,  40  =  Lc. 
17,  36;  Mt.  24,  41  =  Lc.  17,  35.  Der  Redaktor  des  Evangelien- 
canons aber  hat,  wie  die  Übereinstimmung  von  Cod.  D,  Syr.  Cur, 
und  elf  altlateinischen  Versionen  zeigt  (vgl.  Heft  I,  36),  zu  Mt. 
24,  41  den  von  Mt.  weggelassenen  Spruch  restituiert,  jedoch  nicht 
etwa  aus  Lc,  von  welchem  dieser  Text  des  Cod.  D  ja  nicht  un- 
wesentlich abweicht,  sondern  direkt  aus  der  von  ihm  auch  sonst 
vielfach  benutzten  aussercanonischen  Quelle.  Im  zweiten  Satz- 
glied sind  6  tregog  =  o  eig  =  tig  Übersetzungsvarianten,  aus 
dem  Hebräischen  inxn  entstanden. 

T     V      T 

Lc.  17,  35  =  Mt.  24,  41, 

a.  Syr.  Sin.  et  Cur.  Lc.  17,  35. 

sooptai  ovo  dh]d-ovOca  Iv  ivX  fivXoovt  [Syr.  Cur.  add.:  im 
TO  avToJ,  fila  jtaQaX7jfig){)^?jöBTai,  xal  fua  d^sd-fjosrai. 

b.  Mt.  24,  41. 

ovo  akr/d-ovoai  Iv  xo)  fiv?.q),  f/ia  jraQaXafißdverai,  xal  fiia 
aq>urai. 

c.  Lc.  17,  35. 

löovxai  ovo  dXi]0^ovoai  sjtl  rc   avxo,  ?]  f/ia  jtaQahjfi(pd^f}' 
ösxai,  ?j  öh  bxeQa  a^cö-z/öcTa«. 


c      <        * 


Der  Hebraismus  fila  (im  zweiten  Satzgliede)  =  ?  txtQa 
findet  sich  hier  nicht  blos  im  Syr.  Cur.,  sondern  auch  im  cano- 
nischen  Text  des  Mt.  als  wörtliche  Übersetzung  von  tiT^^tl  wieder. 
Das  sicherlich  urtextliche  iv  tri  fii?.a)ri  ist  bei  Lc.  durch  ijrl 
TO  avxo  ersetzt. 

Wie  übrigens  Lc.  17,  34  von  dem  ersten  Evangelisten  weg- 
gelassen ist,  so  hat  Lc.  durch  Auslassung  unseres  Verses  den 
Context  gekürzt.     Und  wie  der  Redaktor  des  Evangeliencanons 


47S  Aussercanonuche  Parallel  texte  zu  Lc 

dort  zu  Mt.  24,  41,  so  hat  er  hier  —  wie,  al^esehen  von  auderen 
Instanzen,  die  Hauptzeugen:  Cod.  D,  Syr.  Cur.,  Italae  beweisen  — 
den  Urtext  wieder  hergestellt  Aus  welcher  Quelle?  —  das  ist 
nicht  nöthig  zu  wiederholen. 

Lc.  17,  36  =  Mt.  24, 40. 

a.  Syr.  Cur.  Lc.  17,  36. 

loovxai  ovo  ip  xm  aygw'  6  eig  JtaQaXi]q>9'i^CBTai,  xcu  6  elg 

b.  Cod.  Cantabr.  Lc.  1 7,  36. 

oerai. 

c.  Mt24,  40. 

xoxB  eöopxai   ovo  iv  x<p  dygcp^  tlq  JtaQaXaidßdvexai^  xcit 
slg  dfpUxai, 


-'-.j'-.N*'_^v^—         -N^ 


'V.r'-w  ■^ 


Wie  in  seinem  aussercanonischen  Texte  zu  Mt  24,  41,  so 
hat  auch  hier  der  Cod.  Bezae  das  aoovxai  weggelassen.  Das 
zweite  elg  findet  sich  wieder  ebensowohl  bei  Mt  als  im  Syr.  Cur. 
an  Stelle  des  6  ixsQog  im  lucanischen  Texte.  —  In  den  späteren 

Zusätzen  der  £sra-Apokalypse  ist  noch  folgender  Anklang  an 
unser  Logion  zu  bemerken:  ReHnquentur  enim  de  civitate  decem, 
et  duo  de  agro.  Das  Hierosolymitranum,  welches  auch  sonst 
dygog  durch  t^lOJ^  mons  wiedergiebt,  schreibt  für  iv  dyQ(p  in 
monte.     Vgl.  Heft  II,  436  f. 

Lc.  18, 1. 

a.  Aphraates  p.  66.  ed.  Bert. 

Wie  geschrieben  steht:  Unser  Herr  sprach:  Betet  und  werdet 
nicht  müde.  

b.  Herm.  Mand.  IX,  8.  p.  104,  11. 

ov  ovv  fifj  ötaUjtxig  alxovfispog  x6  dlxrjfia  xrjg  fpvx^g  oovy 
xcu  X^tpu  avxo.    iav  61  ixxaxi^oug  xxX. 

c.  Macar.  Hom.  XXXIII,  4. 

xa^(og  kvexsUaxo  dötaXeljrro!)g  JtQOöBvxBOd-ai  iv  jtavxL 


'  V  _/'S^    * 


Texte  und  üntersachungen  zu  Lc.  17,  36.  18, 1.  2.  479 

d.  Macar.  de  oratione  c.  3. 

xäi  t6'  YQTjyoQslTe  xal  jtQocevx^c&e'  dst  ovv  jtavrore 
jiQOöevxBOd^ai  xal  uii  kxxaxelv. 

e.  Lc.  18,  1. 

iXsyBv  di  xäi  xaQaßoXf]v  avrolg  JtQog  ro  ösIp  jtaprore 
jiQ0ö6vxB0d-at  avTOvg  xal  fifj  ixxaxBlv. 

f.  Hom.  Clem.  XVII,  5.  p.  160,  24. 

ort  6h  opxmg  rovrov  g>oßTid^f}i^ai  iXeyep  cog  ölxaiov  d-eoVy 
XQog  ov  xcä  aöixovfiivovg  ßoav  Xiyei,  xaQaßoh)v  elg  rovro 
bIjkdv  hxayEi  rrjv  kQfifjveiap  Xiytov  .  .  .  öiä  x6  exaorore 
a^ifod^vai. 

Bereits  in  den  Ägrapha  S.  297  ist  das  Aphraates-Citat 
besprochen  worden  als  ein  in  grösserer  Vollständigkeit  erhaltener 
Text,  aus  welchem  Lc.  18,  1  geschöpft  sei.  Dabei  ist  auch  auf 
die  canonischen  Parallelen  2.  Thess.  3, 13;  Oal.  6,  9;  Eph.  3, 13; 
2.  Cor.  4,  1.  16:  1.  Thess.  5,  17  sowie  auf  die  vorstehend  mit  ab- 
gedrnckte  Hermas- Parallele  hingewiesen  worden.  Hier  kommt 
noch  das  erste  Citat  aus  Macarius  hinzu  als  ein  Zeugniss  da- 
fbr,  dass  die  Mahnung:  aöiaXeljtrmg  xQoC€vxeo&ai  auf  eine  be- 
stimmte hroXij  Jesu  zurückgeht.  Es  ergeben  sich  nun  als  gleich- 
zeitige Symptome  des  hebräischen  Urtextes  folgende  Über- 
setzungsvarianten:  cdvEtöd-ai  =  jtQOOsvxBO&ai  =  d^iovod-ai  = 
bifitirt,  femer  aöiaXelxtcog  =  iitj  öiaXijt^g  =  iv  xavxl  =  jtav- 

Tore  =  IxaCTore  =  TttD.  Dass  ä^iovVf  a^iovoO-ai,  welches 
auch  im  attischen  Griechisch  die  Bedeutung  postulare  annimmt, 
zu  dem  Evangelientypus  der  Clementinen  gehört,  zeigt  die 
Vergleichung  von  Hom.  lU,  55  p.  51,  22:  JtQ\v  avrop  ä^icioeTe  = 
XQo  Tov  vfiäg  altfiaai  avrov  — ,  vgl.  Heft  II,  105  zu  Mt.  6,  8. 
Lc.  hat  also  den  Text  von  Lc.  18,  1  nicht  ersonnen,  wie  ver- 
schiedene Kritiker  gemeint  haben,  sondern  den  Urtext  nur  ab- 
geschwächt wiedergegeben. 

Le.  18,  2. 

a.  Ephraem  Syr.  Opp.  I,  155  E. 

rj   jtaQaßoXfj   ij  0^  xbIöbi  ob,  od  öioxora'   BÜQijxag  yaQ  Iv 

xoXbi  Blval  Tiva  öixaöTTJv,  ß^BOV  (irj  g)oßovfiBvov  iii]6h  jta- 
Xiv  av&Qcojtov  oXcog  ivxQBXOfiBvop. 


480  Aussercanonische  Paralleltexte  zu  Lc. 

b.  Lc.  18,  2. 

Xiymv  xqitJJq  xiq  f/p  iv  rivi  xojLbi  toi*  d-eov  fiij  g>oßov' 

(levog  xal  avd'Qcojtov  fiij  ivvQBJtofisvog, 

c.  Evang.  Hieros.  p.  219.  220. 

Dixit  Domipus  parabolam  haue  et  dixit:  Judex  quidam  erat 

in  quadam  civitate,  qui  Deum  non  timebat  et  homini  non 
humiliabatur  (yyifkiv^n). 

Auch  hier  wie  Lc.  16,  19  dürfte  Lc.  den  Eingang,  die  An- 
kündigung der  Parabel  betreffend,  gekürzt  haben,  da  auch 
Ephraems  Zeugniss  für  den  volleren  Text  des  Hierosolymi- 
tanum  als  aussercanonischeu  Best  des  Urtextes  eintritt.  Die 
Varianten  ötxaörijg  =  xqit/iq  fanden  wir  schon  zu  Lc.  12,  14. 
Ausserdem  vgl.  man  Lc.  12,  58. 

Lc,  18,  8. 

a.  Ephraem  Syr.  Opp.  1,  153  E. 

Iv  avTij  de  rtj  jioXei  XVQ^^  ehai  xsvixQctv  JtQoosvxofievtjv 

avTfß  xa&'  IxaCTf/v  xal  Xiyovcav  ixölxijoop  fie  /Loixor 
Ix  Tov  ai^iälxov  fiov, 

b.  Lc.  18,  3. 

XVQ(^  <J^  yp  ip  TTj  jtoXec  ixaiv?j  xal  fjQxero  J€Qog  avrov 
[Syr.  Cur.  add.:  ijtl  XQ^^^^]  Xeyovaa'  lxöixt]o6v  fie  dxo 
TOV  äpTiöixov  fdOV. 

Varianten  wie  £P  avrtj  r(j  jcoXsi  =  Iv  rfj  jcoXei  ixdvt^  = 
K'^rjn  ^"^S^jl  kommen  in  den  evangelischen  Paralleltexten  öfter 
vor.  Die  parallel  laufenden  Ausdrücke:  xaO^*  txaörijv  sc.  f/fii' 
Qav  =  km  XQ^^^^  lassen  auf  einen  aussercanonischeu  Text- 
bestandtheil  schliessen,  etwa  nachdem  Vorbild  von  1.  Chron.  12,22: 
T^l'^-b?  J^xn;»  Di-^a  a'^'^-nr^b  =  LXX:  iifjiiQav  ig  'ni^tgag  7jQxovto 
.ftQog  /iavlö.  Cod.  Colb.  nahm  aber  i^QX^T^o  für  coepit.  Hippo- 
lyt  las  de  Antichr.  c.  56  p.  29  ed.  Lagarde  für  jrQoOsvxofiBi^v 
vielmehr  jcaQsxakH.  Der  Zusatz  Ephraems  üteviXQav  stammt 
vielleicht  aus  Lc.  21,  2,  würde  aber,  wenn  urtextlich,  die  Parabel 
noch  eindrucksvoller  gestalten. 


Texte  und  ünterrachongen  zu  Lc.  18,  3.  4.  5.  4g  1 

Lc.  18,  4.  5. 

a.  Cod.  Gantabr.  Lc  18,  4.  5. 

xäi  ovx  ijd-eXev  ikl  xQopov  xiva'  fisra  6h  ravra  f^Xd'ev 
slg  iavTov  xal  Xiysi'  el  rov  d-eop  ov  g>oßovf4ai  xcu  av- 
d'QWJiOP  ovx  ivTQSJiOficu^  öia  ye  xb  xaQixBtv  fioi  xojtov 
Ti]v  jriQav  TovTTjv  dxeXd'Äv  ixöixjjoa}  ccvrtjp,  Iva  (itj  elg 
riZog  iQXO(iipri  'ixmxia^y  fis. 

b.  Anasi  Sin.  Quaesi  149.  p.  610. 

xl  6h  bIxbv  6  xQiXTjg;  el  xdi  xov  d'sop  ov  g>oßovfiai  o\xe 
avß^QWJtop  ipxQexofuu,  aX)^  ovp  ye  apooxaq  ix6ix^C{o 
avxi]P,  ipa  (iTi  kQXO[iivri  inoaxiaC^ij  fi€, 

c.  Lc.  18,  4.  5. 

xal  OVX  ij&sX€P  ijtl  XQ^^^^'  f^^^  ^^  xavxa  djtsp  iv 
iavxm'  d  xal  xop  ^sop  ov  woßovuai  ov6h  apd-Qa}jtov 
^wg^jrojtt«*,  6iä  ye  x6  xaQixsiv  [loi  xojtop  xfjp  XVQ^^ 
xavxfjP,  ix6txriaa>  avxi^p,  ipa  fif^  slg  x^Xog  hQxoiiivrj 
vJKOJtia^XI  (^^'  —  — — 

Die  vom  Cod.  Cantabr.  eingeführten  Worte  iXO-ep  elg 
eavxop  repraesentieren  einen  Hebraismus  (vgl.  Lc.  15,  17:  elg 
eavxop  6h  iXd^cop  und  das  oben  S.  424  Vermerkte),  mithin  viel- 
leicht einen  echten  Textrest.    Für  (lexä  6h  xavxa  liest  Bippolyt 

(de  Antichr.  c.  56  p.  29,  4):  vöxbqov  fievxoi  (vgl  dazu  oben  S.  27). 
Anstatt  ipxoixofuxi  findet  sich  im  £vangel.  Hieros.  die  irrige  Yer- 
sion  Miniscalchi's  humiliabor.  Das  aussercanonische  apaoxag  =» 
djteXd'civ  (vgl.  Lc.  15, 18}  ist  ebenfalls  sicher  ein  vorcanonischer^ 
von  dem  kürzenden  La  weggelassener  —  Textrest.  Die  Redensart: 
xo;ror  Jtagix^iv  (vgl.  dazu  oben  S.  245  zu  Lc.  11,  7  und  Heft  II, 
253  zu  Mt  20,  13)  ersetzt  der  Cod.  Sin.  sowie  der  Hippolytus- 
Text  durch  ytccQSPOxXelP ,  das  arabische  Diatessaron  durch 
imp^tunitet^Qi.  Jenes  jtoQSPoxXelp.  im  N.  T.  ajta^  Xeyofievop 
(Act  15, 19),  ist  im  Septuaginta-Griechisch  ziemlich  häufig  und 
dürfte  in  diesem  Falle  auf  HÄbn  zurückzuführen  sein.  Vgl, 
Mich.  6,  3:  ^"^^Äbn  SlW  =  LXX:  rj  xl  jiaQrjpcixXtjcd  coi; 
Jes.  7,  13:  n"i«bji  =  LXX:  jtagixeip  aycopa  =  Symm.:  xo- 
xovv  — ,  Hiob  16,  7:  ''pKbSi  =  LXX:  xaxaxonov  ue  Jtenolnxe 

TSV 

Texte  n.  üntenaohnngen  X,  8.  31 


4g2  Ausser  canonische  Paralleltexte  zu  Lc 

=  Symm.:  hciJKooi  fis  — ,  Hiob  4,  2:  SlSjbri  =  LXX:  iv  xoxm. 
Hiemach  erscheint  auch  für  xojtovg  jioQixHv  =  defatigaie 
in    riKbn    das    richtige    Stammwort    gegeben.     Für    elq    riXog 

liest  das  Diatessaron:  „perpetuo",  welches  an  xad-*  exäcrf^v 
sc.  rjuigav  in  Lc.  18,  3  sowie  an  das  jtavrors  =  aöuzXelxTfDg  = 

T^ttn  in  Lc.  18,  1  erinnert.  Endlich  das  vjtcojtid^^  (is  gibt 
das  Diatessaron  durch:  „taedium  mihi  afferat ",  der  Cod  Colb. 
durch   ^suggyllet  me*   wieder.    (Suggillare  von  sub  und  cilium 

==   VJtcijlLOV). 

Lc.  18,  6.  1. 

a.  Hom.  Clem.  XVII,  5.  p.  160,  26. 

bI  ovv  o  xQiT^g  Tfjg  adixlag  ijcolfjOBV  ovrcog  6ta  xb  ixa- 

ölxfiöiv  xäv  ßocipTOOP  JtQog  avzbv  rmiQag  xaX  VDxzog; 

b.  Macar.  de  oratione  c.  3. 

xäl  To  vjcb  rov  xvqIov  Btgrjfiivov  öiddoxBi'  jt6o<p  (iäXXov^ 
Bljcovrog,  xoii^obl  hcöLxTioiv  o  d-B^g  rcov  ßomvxmv  XQcg 
avtov  wxrog  xal  tj^igag; 

c.  Macar.  Hom.  I,  12. 

xad^mg    6   xvQiog   bXb^b  :JtSQl    rov  dölxov  xgcrov  xai  vijg 

X'JQ^Q  öiB^BQXoiibVTjg  xbv  Xbyov  yrooq)  fiäXXop  6  &Bbg  xoifjoBi 

xffv  kxöixrjcip  xcov  ßocovxcov  JtQog  avxov  wxxog  xal 
TifiiQag; 

d.  Macar.  Hom.  IV,  26. 

xaxa  xov  avxov  Xoyov  jtdoq}  fdaXXov  6  ovQavcog  xaxvo 

xotJlOBt  xrjv  kxdlxfjCLV  xcov  ßocivxfDV  ütQog  avxov  TjfiBQag 
XB  xal  wxxog; 

e.  Macar.  de  elevat.  ment.  c.  11. 

avxov  yaQ   (pfovrj   xb'    o   JtaxrjQ   fiov    6    ovgapiog   ov   fitj 

jtouloBc  ixöixrjöip  xcüp  ßo<DPxa)p  Jtgbg  avxop  wxxog  xal 
TjiibQag; 

f.  Lc.  18,  6.  7. 

Bl:jtBP  6b  o  xvQiog'  dxovöaxB,   xL  o  XQixrjg  xTJg  döixiag  Xb- 

yBi;  b  ÖB  d^Bog  ov  fi?)  [Syr.  Cur.  et  Sin.  et  Pesch.  add.:  fiaXXov] 


Texte  und  Untersachangen  zu  Lc.  18,  6.  7.  8.  433 

ytoiTJöiu  rijv  ixölxijaiv  rcov  hcXsxzcov  avtov  rc5v  ßowvrmv 
avxm  rJiiiQaq  xal  wxtog; 

Die  aussercanonischen  Texte  bieten  hier  manche  Vorzüge 
vor  dem  canonisch-lucanischen  Texte.  Untergeordnet  ist  der 
Ersatz  des  Hebraismus  o  xQtr^g  rtjg  ddixlag  durch  das  bessere 

griechische  o  aöixog  xgcri^g.    Man  vgl.  6  [iafioopag  r^g  aöixlag 

Lc.  16,  9  mit  6  aöixog  /laficovag  Lc.  16,  11.  Dagegen  ist  zu  no- 
tieren als  ursprünglicher  o  jtarijQ  (Hom.)  oder  6  ovQaviog  xartjQ 
oder  6  jtarijQ  fiov  6  ovgdviog  (Macar.),  sowie  die  in  sämmtlichen 
aussercanonischen  Parallelen  wahrzunehmende  Auslassung  von  tc5v 
ixXexTcov  avroZ  und  die  dadurch  gegebene  contextgemässe  Be- 
schränkung auf  t(3p  ßo(DVT(ov  jtQog  avxov.  Vor  allen  Dingen 
aber  ist  die  ganze  Textgestalt  in  den  Pseudo-Clementinen,  welche 
der  Hauptsache  nach  durch  Macarius  (vgl.  das  üiocm  (laXXov, 
welches  selbst  in  dem  fiäXXop  des  Syr.  Cur.  nachklingt)  ver- 
treten ist,  der  Sprach  weise  des  Urevangeliums  viel  congenialer. 
Man  vgl. 

Hom.  Qem.  Mi  6,  30  =  Lc  12,  28. 


el  ovv  6  XQirtjg  trig  adtxiag 
ij€oli]0ep  ovTCog  öia  ro  txdoro- 
TS  d^icod'TJvat,  jtoocp  fiäXXov  6 


el  öe  TOP  xoQTOp  rov  o/qov 
a^/iEQOP  opxa  xal  avQiop  elg 
xXlßapop  ßaXXofiSPOP  6  d'sog 
ovTcog  dfig>cippvocp,  xoCcp  (laX- 
Xop  i/iag; 

Lc.  hat  hier  sichtlich  den  Urtext  abgeändert,  und  zwar  in 
einer  solchen  Weise,  dass  der  Fortschritt  von  der  Parabel  zur 
Anwendung  derselben  weniger  deutlich  hervortritt  als  im  Ho- 
milientext,  in   welchem    das   ro   txaöroTS   d^imd-ijpai  =  döia- 

XsljcTcog  jtQOCevxsod^ai  =  bißrin  T^tsri  (vgl.  Lc.  18,  1)  als  Über- 
setzungsvariante nicht  zu  verkennen  ist. 

Ic.  18,  7«.  8». 

a.  Hom.  Clem.  XVII,  5.  p.  160,  28. 

7/   äid   xo  fioxQO&vfislP   avxop  h^c    avxolg  öoxetxe  oxt  ov 

xpiriOBi;  pal  Xiya)  vfdtp,  jtoir^OBi^  xal  ip  xd^Bi, 

b.  Lc.  19,  70.  8». 

xal  fioxQod^fisl  ix    avxolg;   Xiyo)  vfAlP,  oxi  xoujoei  xifp 

ixölxTjöiP  avxcop  ip  xäxsL 

31* 


4g4  AoBsercanonische  Paralleltexte  bq  Lo. 

c.  Iren.  IV,  27,  4. 

Etiam  dico  vobis,  faciet  yindictam  eonun  cito. 

d.  Mac.  Hom.  1, 12. 

väi  jidya),  Jtoiijoei  rrjv  kxölxfjOiv  avnSv  iv  taxei* 

e.  Mac.  Hom.  IV,  26. 

xal  ixaysi  Xiycov  val  jLfyco  vfilv,  jtotrjCBi  r^v  hcöbcrfitv  iv 
raxBi, 

f.  Mac.  de  elev.  ment.  c.  11. 

val  Xiyo}  vfiZv,  notriCBi  xfiv  kxölxfjGiv  avrwv  iv  raxBi. 

Auch  hier  hat  Lc.  —  wie  namentlich  oft  gegen  den  Schluss  hin 
—  den  Urtext  stark  gekürzt.  Die  in  dem  Homilien-Citat  erhaltene 
Frage:  ij  öta  xb  ftaxQoB^fislv  avzov  hgt  avxolq  öoxelrs  ov  (a^ 
xoirjOBL  (man  vgl.  dazu  das  ri  doxeZre  Lc.  12,  51  sowie  das  öoxBlre 
des  Isidor  und  das  putatis  des  Praedestinatus  zu  Mt.  5,  17 
Heft  II,  73.  78)  ist  von  Lc.  in  die  weniger  yerstandlichen  Worte: 
xal  (laxQod^iiBl  ijt  avrolg  —  abgekürzt.  Durch  diese  Frage 
aber  wird  das  —  von  Lc.  ebenfalls  weggelassene,  aber  von 
Macarius  und  durch  das  „etiam*  des  Irenaeus  beglaubigte  — 
val  erst  recht  verständlich. 

• 

Lc.  18,  S\ 

a.  Clem.  AI.  Strom.  III,  6,  49.  p.  533. 

xal  ort   ov   jtQog  rä  id^vrj  Xiyei,  inttpiQBi*  aga  ikd'civ  6 
vlbg  rov  dvd'Qcijiov  bvqtjCei  rrjv  Jtlotiv  ijtl  rfjg  yijg; 

b.  Epiph.  Haer.  LXXVIII,  2.  p.  1034  D. 

t6  BlQTjfiivov  aga  iZ&cQV  6  vlog  rov  ävd'Qcojtov  bvqijöbi 
TTjv  jclöxiv  kstl  XTJg  YTJg; 

c.  Const.  VI,  18.  p.  179,  13. 

jibqI   (dv  6  xvQiog  sXsyBV  oxi  OQa  6  vlbg  xov  avd^Qcixov 
kXß^cQV  svQi^CBi  xi]v  Jtioxiv  ijtl  xTJg  yTJg; 

d.  Lc.  18,  8^ 

jtXijv  6  vlbg  xov  dvd'Qcijcov  iX^^cov  aga  BVQi^OBt  xijv  Jtloxiv 
ajtl  xTJg  yrjg; 

Nach  Anfang  und  Ende,  besonders  wenn  man  auch  das  am 
Schlüsse  wiederkehrende  xb  exaoxoxB  ä§,ia>d^rjvat  (=  döiaXBlxxwg 
:^QoOBvxBCd^ai)   des  Homilientextes  im  Auge  behält,   bildet  die 


Texte  und  Unteraachnngen  %n  Lc  18, 8.  4S5 

Parabel  Lc  18,  1 — 8^  ein  Seitenstück  za  dem  Gleichnisse  von 
den  drei  Broden  Lc.  11,  5 — 8.  Und  wie  bei  letzterem  in  Lc  1 1,  9, 
so  ist  hier  in  Lc.  18,  7^  8*  nach  dem  Homilientexte  die  Nutz- 
anwendung auf  die  Ausdauer  im  Gebete  dem  Gleichniss  beige* 
ftgt  Um  so  weniger  yermittelt  fallt  Lc  18,  8^  herein:  xXtjv  o 
fiog  zav  avd-gwxov  iX&cop  aga  BVQfjöBi  z^v  xloxiv  kxi  rijg 
yijq;  —  ein  Wort,  welches  lediglich  eschatologischen  Zusammen- 
hang vorauszusetzen  scheint  Nun  pflegt  man  zwar  auf  die 
eschatologische  Bede  Lc  17,  20 — 37  hinzuweisen  und  dem  ent- 
sprechend dem  Abschnitt  Lc  18,  2 — 8  ebenfalls  eine  eschato- 
logische Deutung  zu  geben.  Aber  erstens  liegt  das  zweifellos 
eschatologische  Redestück  Lc  17,  20 — 37  schon  weiter  zurück; 
zweitens  muss  man,  um  einen  Zusammenhang  mit  Lc.  17, 20 — 37 
herzustellen,  die  Einleitung  Lc  18,  1  als  eine  lucanische  Erfindung 
Yon  dem  Urtext  ausschliessen  — ,  ein  Gewaltstreich,  der  sich 
nach  den  beigebrachten  aussercanonischen  Paralleltexten  ferner 
verbieten  dürfte,  und  endlich  drittens  leidet  der  Satztheil  Lc 
18,  8^  nach  seiner  jetzigen  Textgestalt  an  einem  inneren  Wider- 
spruche, wenn  anders  er  auf  die  Parusie,  wie  es  den  Anschein 
hat,  sich  beziehen  sollte.  Denn  bei  der  eschatologischen  Parusie 
handelt  es  sich  nicht  mehr  um  das  jtiörsveiv,  sondern  um  das 
OQov.  Vgl.  Lc  21,  27:  rote  otpovrai  rov  viov  rov  dr&Qcixov 
oerX.  =»  Mc.  13,  26:  rore  otpovrai  xxX,  Zum  xiörsveiv  ist  dann 
keine  Zeit  mehr.  Auch  weist  ja  der  Wortlaut  von  Lc.  18,  8*, 
wenn  man  ihn  sich  im  hebräischen  Urtext  vorstellig  macht, 
keineswegs  mit  Nothwendigkeit  auf  die  Parusie  hin.  Zwar 
würde  dies  der  Fall  sein,  wenn  die  Textgestalt  dieses  Logion  in 
den  hebräischen  Neuen  Testamenten  massgebend  wäre.  Dieselben 
übersetzen:  ri«2l  n:ittK  ÄSta'^n  iKha  mÄ-ia.  Aber  dieses  ifcCba 
ist  nicht  mehr  Übersetzung,  sondern  bereits  Exegese  und  würde 
genau  genommen  nicht  iXH-civ,  sondern  ip  reo  iXd-slv  airov  ^= 
iv  rj  jtagovola  avrov  =  ip  rfj  iXevOei  avrot  (vgl.  die  Texte 
zu  Lc.  17,  24)  voraussetzen.  Wörtlich  retro vertiert  ist  iX&civ 
nicht  mit  iKi^,  sondern  durch  KäH  wiederzugeben.  Und  da  nun 
bekanntlich  ^ach  der  hebräischen  Syntax  das  Imperfekt  zur  Be- 
zeichnung bleibender  Zustände,  namentlich  „bei  allgemein  ausge- 
sprochenen Beobachtungen  **,  auch  die  gegenwärtige  Zeit  aus- 
drücken kann,  so  könnte  ohne  Schwierigkeit  der  Urtext,  wie  er 
lauten  muss:  fn»a  SlJ'ltSÄ  V^tlff^Tl  ÄSn  DlÄ'ia  praesentisch  wieder- 


486  Aussercanonische  Paralleltezte  za  Lc. 

gegeben  werden:  o  vlog  rov  dpß-Qcijtov  iZd-civ  aga  bvqIöxbi 
xriv  xlöriv  hjtl  r^q  yfjg;  «=»  des  Menschen  Sohn  ist  gekommen, 
findet  er  etwa  den  Olauben  (den  man  ftLr  ihn  erwarten  sollte) 
auf  Erden?  Schon  oben  zu  Lc.  16,  31  ist  darauf  hingewiesen 
worden,  wie  die  nach  der  Parabel  von  dem  reichen  Manne  zu 
erwartende,  von  Lc.  w^gelassene,  Nutzanwendung  mit  unserem 
Logion  Lc.  18,  8^  innerlich  verwandt  gewesen  sein  muss.  Hier 
kann  die  Vermuthung  ausgesprochen  werden,  dass  Lc.  18,  8^  viel- 
leicht wirklich  zu  jenem  Schluss  der  Parabel  Lc  16,  31  gehört 
hai  Jedenfalls  aber  kann  mit  Bestimmtheit  constatiert  werden, 
dass  das  Logion  Lc.  18,  8^,  welches  von  der  xlorig  bezüglich 
des  Menschensohnes  handelt,  nun  und  nimmermehr  im  Urtexte 
auf  die  eschatologische  Parusie,  sondern  lediglich  auf  die  histo- 
rische Parusie  bezogen  gewesen  sein  muss.  Wir  haben  also  hier 
auch  bei  Lc.  einen  der  Fälle,  die  wir  bei  dem  ersten  Evangelisten 
mehr&ch  beobachten  konnten,  dass  nämlich  rein  historisch  und 
zeitgeschichtlich  gemeinte  Ausspruche  Jesu  eschatologisch  ge- 
deutet worden  sind,  wozu  die  Dehnbarkeit  und  Unbestimmtheit 
der  hebräischen  Tempora  so  reichlich  Oelegenheit  bietet.  Vgl. 
Mt.  10,  23»»,  Heft  H,  126  f.,  Mt.  17,  10.  11,  Heft  H,  203—208. 
(Den  umgekehrten  Fall,  wo  das  hebräische  Imperfekt  futurisch  — 
aber  auch  nur  von  der  zeitgeschichtlichen  Zukunft  — ,  anstatt 
im  Aorist,  wie  es  geschehen,  hätte  wiedergegeben  werden  sollen, 
siehe  oben  S.  118  zu  Lc.  7,  35.)  Ist  dem  aber  so  bei  unserm 
Logion,  dann  gehörte  Lc.  18,  8^  ursprünglich  irgendwo  anders  hin, 
in  keinem  Fall  an  den  Schluss  von  der  Parabel  Lc.  18,  2 — 8*,  die 
ausschliesslich  von  dem  Gebet  und  von  der  Erhörung  des  Ge- 
betes handelte. 

Lc.  18, 12. 

a.  Chrysost.  Opp.  VI,  145. 

djtoöexarevo)  (iov  ra  vjtaQXOvza. 

b.  Orig.  in  Jerem.  Hom.  IV.   Opp.  III,  145. 

äjtoöexarsvo)  rd  vnoQxovxa  fiov, 

c.  Cyrill.  AI.  in  Esaj.  p.  577. 

dnoÖBxaxBvo}  ütdvxa  rd  vüt&Qxovrd  fiov. 

d.  Lc.  18,  12b. 

ajtoÖBxarsva}  xdvra  6oa  xxcö^at. 


Texte  und  Untersnchungen  zu  Lc.  18, 12.  14.  487 

Das  Gleichniss  vom  Pharisäer  und  Zöllner,  in  welchem  man 
so  recht  eigenÜich  die  paulinische  Tendenz  des  Lucasevangeliums 
ausgeprägt  finden  konnte,  gehört  doch  sicherlich  der  vorca- 
nonischen  Eyangelienquelle  an.  Wenn  es  der  erste  Evangelist, 
als  seiner  Tendenz  vielleicht  weniger  entsprechend,  weggelassen 
hat,  so  ist  es  durch  die  von  Lc.  veranstaltete  Nachlese  in  dessen 
Schrift  apfgenommen,  ohne  dass  also  eine  besondere  paulinische 
Tendenz  dabei  obgewaltet  haben  mag.  Der  griechische  Stil,  in 
welchem  der  hebräische  Urtext  uns  hier  entgegentritt,  ist  sehr 
durchsichtig.  Gleichwohl  fehlt  es  nicht  an  einigen  bezeichnenden 
Übersetzungsvarianten.  Das  aussercanonische  rä  vjtaQxovxa  (lov^ 
welches  Origenes,  Cyrillus,  Chrysostomus  m  ihren  Hand- 
schriften lasen,  ist  sicher  urtextlich.  Das  oöa  xrcifiat  ist  lu- 
canische  Redaction  oder  Version.  Man  vgl.  oöa  sxsig  Mc  10,  21  = 
Lc.  18,  22  >=  cov  rä  vxagxovxa  Mt.  19,  21  und  die  Bemerkungen 
zu  Lc  12,  33. ^^      ^^ 

Lc.  18, 14». 

a.  Protevang.  Jacobi  c.  5. 

xdL  xarißTj  ix  rov  vaov  xvqIov  öeöixaKDfisvog  xal  rjZd'ev 
slg  rov  olxov  avxov. 

b.  Orig.  Opp.  IV,  124.  in  Joann.  Tom.  VI,  13. 

(laXXov  avTov  etg  rov  olxov  xaraßalvsi  öeöcxatcofiivog. 

c.  Cod.  Cantabr.  Lc.  18,  14*. 

Xiyco  ifilv,  xarißt]  ovrog  äeöixaicofiivog  uaXXov  jtaQ  ixslvov 
rov  g>aQicalov. 

d.  Syr.  Cur.  Lc.  18,  14» 

X^yo)  vfilp,  ort  xar^ßrj  ovzog  ÖtdixaiiDfiivog  elg  top  olxov 
avTOV  Jtag^  kxelvov. 

e.  Clem.  AL  Fragm.  ex  Macario  Chrysocephalo.  p.  1019. 

ovT(D  xal  0  reXcivTjg  vjtsQ  rov  <paQioalov  ajtrjXd^B  öedixai- 
(D^ivog. 

f.  Lc.  18,  14a. 

Xiyoo  vfilVf  xarißf]  ovrog  öeöixaicofiivog  elg  rov  olxov  av- 
rov  71  ycLQ  kxetvog. 

g.  Cod.  Colbert.  Lc.  18,  14*.  p.  95.  ed.  Belsheim. 

Dico  itaque  vobis,  quia  descendit  hie  publicanus  justificatus 
in  domum  suam  magis  quam  ille  pharisaeus. 


488  Anssercanonische  Paralleltexte  zu  Lc. 

Die  zahlreichen  Ubersetzungsvarianten,  durch  welche  das 
ortextliche  yo  (in  diesem  Falle  nicht  yü  comparativom,  sondern 
Itt  privativTim  oder  negativurn)  wiedergegeben  worden  ist,  zeigen 
die  Schwierigkeiten  der  griechischen  Übersetzung  bezüglich  dieser 
kurzen  hebräischen  Ausdrucksweise.  Bereits  in  den  Agrapha 
(S.  64,  YgL  auch  S.  192  Anm.  1)  habe  ich  die  verschiedenen  Va- 
rianten zusammengestellt,  welche  aus  dem  kurzen  tVpQ  des  he- 
bräischen Textes   entstanden   sind:  tj   yctg  ixeivog  (Lc,  BasiL, 

Cyrill.)  =  i]:jtSQ  kxstpog  (Basil.)  =  i}  ixelpoc:  (Antioch.)  =  xoq* 
kxstvov  (Orig.,  Codd.  kBL,  Syr.  Cur.)  =  fiaZZov  xag*  hcBlvov 
(Cod.  D)  =  jiag  o  ivetvog  (Eusth.,  TheophyL)  =  vj€£Q  hxBlvov 
(Exe.  Theod.,  DorotL,  Macar.  Chrysoceph.)  =  (läXXov  avrov 
(Orig.)  Dazu  kommt  noch:  magis  quam  ille  (Cod.  Colb.)  =^  magis 
ab^JUo  ==>  Or^cn  ^  >^p  (Evang.  Hieroa).    Im  Cod.  Cantabr. 

und  Colb.,  auch  Pesch.,  war  noch  rov  g)aQiöaiov  =  pharisaeus 
ausdrücklich  hinzugefügt,  eine  Lesart,  die  auch  bei  Macarius 
Chrysoceph alus  nach  dem  in  diesem  Falle  wieder  genau 
citierenden  Clemens  AI.  vertreten  ist. 

Lc.  18, 15  =  Mt.  19, 18  =  Mc.  10, 13. 

a.  Clem.  AI.  Paed.  I,  5,  12.  p.  104.  . 

jtQooi^vsyxav  re  avrtp,  g)7jöl,  jtaiöla  elg  ;i^££(>od^e0/ar  ev- 
Zoylag'  xmXvovxmv  de  rc5v  ypcogificov  bIjibv  o  ^Ifjöovg. 

b.  Epiph.  Haer.  LXVU,  5.  p.  713  D. 

jtQOöfjXd^ov  avT<p,  q>ijol,  rä  jiaiöla^  Iva  ^j  x^^^  ^^' 
avza  xal  BvXoyrjöxi'  ol  Sb  /da&r^ral  ajtfod-ovvTo  avxa  xcü 
ixcoXvov, 

c.  Mt.  19,  13. 

Tora  jtQoorjVBX^ddv  avxcp  jtaiöla^  iva  rag  x^^Q^^  ixid^ 
avrotg  xal  jtQoöBv^rjrar  ol  öh  (iad^T€u  ijtsrlfiTjöav  av- 
TOlg. 

d.  Mc.  10,  13. 

xal  JCQoötqpsQOP  avrw  jtaiöla,  tpa  atprjxai  avtfSp'  ol  de 
fiad-ijral  ijtezlfiojp  roig  ütQOO(piQovoLP, 


->_    V,-N^       s-  • 


Texte  und  UnterBuchungen  zu  Lo.  18, 15.  4gg 

e.  Lc.  18, 15. 

XQocitpBQov  OB  ttvtS  xäi  TO  ßgitpVj  Zva  avr£p  aytrnrar 

löovreg  öe  ol  fiadi^tdi  ajisrißcov  avroTq. 

Mit  Lc.  18,  14  ist  die  sog.  »grosse  Einschaltung*  des  Lucas 
zu  Ende  gegangen.  Mit  Lc.  18,  15  —  Mc.  10,  13  «»  Mt.  19,  13 
treten  die  drei  Synoptiker  wieder  zusammen,  um  fortan  mit 
einigen  Unterbrechungen  einen  gemeinsamen  Weg  zu  gehen. 
Im  unterschied  von  der  grossen  Einschaltung,  in  welcher  die 
Yorcanonische  Quelle  offen  zu  Tage  tritt,  ist  es  in  denjenigen 
Partien,  in  welchen,  was  die  Pragmatik  und  die  Anordnung  des 
Erzahlungsstoffes  angeht,  Mc.  die  Führung  übernommen  hat, 
schwieriger,  den  hinter  den  drei  synoptischen  Parallelen  liegen- 
den Quellentext  nachzuweisen  und  herauszustellen.  Kach  dem 
Hauptcharakter  der  Darstellung  aber  sind  die  Erzählungsstoffe 
in  der  grossen  Einschaltung  des  Lc.  einerseits  und  in  den  von 
Mc.  10,  13  =  Lc.  18,  15  =  Mt.  19,  13  ab  einheitlich  fliessenden 
synoptischen  Parallelen  andererseits  einander  gleich.  Überall 
herrschen  die  Reden  Jesu  und  seine  Gespräche  vor,  die  er  mit 
Freund  und  Feind  gehalten  hat.  Die  Erzählung  seiner  Wunder- 
thaten  tritt  völlig  zurück.  In  der  grossen  Einschaltung  La  9, 
51 — 18,  14  sind  nur  vier  Wunderthaten  erzählt  (nämlich  La  11, 14; 
13, 10 — 13;  14,  1 — 6;  17,  11—19),  von  denen  es  z.  Th.  ungewiss 
ist,  ob  sie  aus  der  vorcanonischen  Quelle  stammen;  der  übrige 
Tenor  der  grossen  Einschaltung  umfasst  ausschliesslich  Rede- 
stoffe, unterbrochen  nur  durch  kurze  geschichtliche  Notizen,  durch 
welche  die  Veranlassungen  der  einzelnen  Reden  und  Gespräche 
Jesu  charakterisiert  werden.  Ganz  dasselbe  Verhältniss  finden 
wir  von  La  18,  15  =  Ma  10,  13  =  Mt.  19,  3  ab  in  den  Texten, 
in  denen  alle  drei  Synoptiker  einander  parallel  gehen.  In  dem 
ganzen  grossen  Abschnitt  Ma  10, 13—13,  37  (=La  18, 15—21,38 
=  Mi  19,  13—24,  51)  ist  eine  einzige  Wunderthat  Jesu  erzählt, 
nämlich  Ma  10,  46-52  (=  La  18,  35—43  =  Mt.  20,  29—34)  die 
Blindenheilung  bei  Jericho.  Und  bei  dieser  Erzählung  ist  es 
mehr  als  fraglich,  ob  sie  aus  der  vorcanonischen  Quelle  geflossen 
ist  (Vgl.  unten  die  Bemerkungen  zu  La  18,  40.  41.)  Mit  Aus- 
schluss dieser  Perikope  bilden  die  Gespräche,  die  Reden,  die 
Parabeln  Jesu  in  dem  Abschnitt  Mc.  10,  13 — 13,  37  und  seinen 
synoptischen  Parallelen  den  ausschliesslichen  Erzählungsstoff. 
Dass  auch  in   der  letzten  Zeit  des  Wirkens  Jesu  Stoff  genug 


490  Aussercanonische  Paralleltezte  su  Lc. 

Yorhanden  gewesen  wäre,  wenn  es  dem  ersten  Erzähler,  dem 
Verfasser  der  vorcanoniscben  Quellenschrift,  gefallen  hätte,  neue 
Wunderthaten  Jesu  zu  erzählen,  zeigt  die  in  der  grossen  Ein- 
schaltung mitgetheilte  Äusserung  Jesu  Lc.  13,  32:  löoi)  hcßaXXtD 
öaifiovux  xci  laoetq  knireXci  öfjgieQov  xal  ovqiop.  Damach 
haben  die  im  Anfang  der  evangelischen  Darstellung  von  Mc 
zum  Theil  so  ausführlich  geschilderten,  in  der  vorcanonischen 
Quelle  jedoch  mit  möglichster  Kürze  erzählten,  Wunderthaten 
Jesu  auch  in  seinem  späteren  Wirken  nicht  nachgelassen;  nach- 
gelassen hat  nur  das  Interesse  des  ersten  Erzählers  dafür,  wel- 
ches von  Anfang  an  seinem  Hauptzweck,  die  Logia,  die  Reden  Jesu, 
wiederzugeben,  untergeordnet  war.  und  da  Marcus  —  ausser 
der  Blindenheilung  bei  Jericho  —  ex  suis  neue  Wunderthaten 
Jesu  nicht  mitzutheilen  hat,  so  muss  er,  entsprechend  dem  Cha- 
rakter der  Quelle,  von  welcher  auch  er  abhängig  ist,  nothgedrun- 
gen  auf  die  Gespräche  und  Reden  —  die  Logia  —  Jesu,  fQr 
welche  er  von  Haus  aus  nur  ein  geringeres  Interesse  besass,  hier 
sich  concentrieren. 

Auch  die  kleine  Perikope  von  der  Segnung  der  Kinder 
(Mc.  10,  13—16  =  Lc.  18,  15—17  =  Mt.  19,  13—15)  dürfte  trotz 
der  gegentheiligen  Annahme  von  Weiss  in  letzter  Instanz  auf  die 
Yorcanonische  Quelle  zurückgehen.  Als  Ubersetzungsyarianten 
ergeben  sich  jtaiöla  —  ßQiiprj  =  D'^lb''.    Das  lucanische  ßgitpri 

vertritt  auch  der  vom  Lucastext  unabhängige  Hermas  im  Fol- 
genden. Dass  Clemens  in  dem  an  dieser  Stelle  aussercanoni- 
schen  xcdXvbiv  einer  handschriftlichen  Grundlage  folgt,  beweist 
Epiphanius.  Immer  wieder  wird  es  offenbar,  wie  irrig  es  ist, 
die  Abweichungen  des  Alexandriners  geringschätzig  zu  behandeln. 
Die  Parallel -Ausdrücke  ijtirifiav  =  xcoXveiv  kehren  wieder  zu 
Lc.  19,  39.  Wegen  der  hier  zum  ersten  Male  auftretenden  jv(0' 
Qifioi  (=  (ia&i]Ta[)  vgl.  unten  zu  Lc.  19,  30. 

Lc.  18, 16  =  Mt.  19, 14  =  Mc.  10, 14. 

a.  Herrn.  Sim.  IX,  29,  1.  2.  p.  254,  6. 

ol   jtiörevoavreq   xotovxoi   eloiv    ojg   vfjjtuz    ßQe^y   elolv 

ol  TOiovToi  ovv  aöioraxTcog  xaroixfioovöiv  kv  rf]  ßaöiXela 
Tov  ^eov. 


Texte  und  Untersnchimgeii  zu  Lc  18,  16.  17.  49  ^ 

b.  Orig.  Sei.  in  Thren.  c.  4. 

laöOTfi  rä  Jtaiöla  iQxeod^ai  jtgog  fie  xal  firj  xcokvexs  avra' 

xAv  yoLQ  Tocovrcov  kotlp  ^  ßaoiXsia  xov  d'sov^ 

c.  Mc.  10,  14. 

löcov  06   o  Irfiovq  rjyavaxxTiöBv  xoi  shcsv   avxolg'   aq)6X6 

•    ^^  ^?f^)[SLlß?^?*?!^  ^Qd<S  ftB,  firj  xcoZvsxs  avxd'   xcov  yoQ 
xoioxxcov  ioxlv  7]  ßaöiXsla  xov  d-eov. 

d.  Lc.  18,  16. 

o  öh  ^IijCovg  JtQOOsxaXtöaxo  avxa  Xiymv'  ag>6X£  xa  jtaidla 
BQXeod^ai  :jtQ6g  fie  xal  fit]  xmkvexs  avxa'  xcov  yaQ  xoiov- 
xa>v  icxlv  ^  ßaöiXsla  xov  d-sov. 

e.  Epiph.  Haer.  LXVII,  5.  p.  714  A. 

o  6h  JtQoq  avxovg  £q>i]'  aq)6X£  xä  jtatöla  tcoI  firj  xmXvexs 
avxa  iXd-Btp  jtQog  fts'  xmtf  yag  xotovxwv  ioxlv  tj  ßaaiXela 
xAv  ovQavcop. 

f.  aem.  AI.  Paed.  I,  5,  12.  p.  104. 

sbiev  6  ^IrjCovg'  atpexe  xa  Jtaiöla  xdi  firj  xwXvexe  avxa 
iXd-Blv  JtQog  fi€'  xmv  yag  xoiovxcop  ioxlv  ^  ßaoiXela  xciv 
ovgavmv, 

g.  Mt.  19,  14. 

o  6b  ^Irjoovg  bIjibv  avxolg'  aq>BXB  xa  jtaidla  xdL  fit]  xg>- 
XvBXB  avxa  iXd-Blv  Ttgog  /ib'  xmv  yag  xoiovx<dv  iöxlv  tj 
ßaOiXBla  J^^v^ov^oj^i;. 

Hier  wiederholen   sich  die  Varianten   ßQig)f)  =  nai6la  = 

D'nb'?,  sowie  die  —  schon  aus  Lc.  15, 4  bekannten  —  Übersetzungs- 
verschiedenheiten käv  =  ag)iivai  =  T}*^pl.    Dass  Hermas  unser 

Logion  vor  Augen   hat,   erweist   die  Erwähnung   der  ßaCiXsla 
XOV  &BOV  neben  den  ßQB<pri. 

Lc.  18, 17  =  Mc.  10, 15. 

a.  Lc.  18,  17. 

afiTjv  Xiya}  vfilv,  6g  av  fi^  6i^ijxai  xrjv  ßaCiXslav  xov 
d-BOv  (Dg  Jtai6lov,  ov  firj  BloiXd^xi  ^h  ovxriv. 


492  Aasaercanonische  Parallelteite  zu  Lc. 

b.  Mc.  10,  15. 

dfirjp   Xiym   v(ilp,   oq  av  ft^    äe^ijzai   rrjv  ßaCiXüav   xov 
d'sov  mg  jtaidlov,  ov  fifj  elöild'^  slg  aivfjp. 

Dass  dieses  —  von  Mc.  so  formulierte  und  hierher  um- 
geschaltete —  Logion  ursprünglich  nicht  in  den  Context  unserer 
kleinen  Perikope  gehört,  zeigt  die  W^lassung  desselben  bei 
dem  ersten  Evangelisten,  welcher  den  Spruch  in  seiner  Urgestalt 
Mt.  18,  3  gebracht  hat  Vgl.  Weiss,  Marcus  S.  335  £P.  Lucas 
dagegen  hat  in  diesem  Fall  sich  gänzlich  von  Mc.  beeinflussen 
lassen,  sowohl  was  die  Stellung  als  was  die  Formulierung  des 
Logion  anbetrifft  Die  Urgestalt  desselben  ist  Heft  II,  212  ff. 
ausführlich  besprochen  worden. 

Wenn  Harris  (a  Study  of  Codex  Bezae  p.  102)  die  Varianten 
des  Codex  Bezae  zu  Mc.  10, 16:  convocans  (d)  =  jtQoöxaXsöafispog 
(D),  um  seine  Thesis  bezüglich  der  Abstammung  dira^necfiiscEen 
Textes  (D)  aus  dem  danebenstehenden  lateinischen  (d)  zu  erharten, 
anninmit,  dass  ein  Schreiber  das  ivayxaXiCafisvog  des  Mc.  als 
avaxXiCafiSPog  verstanden  und  durcfi  convocans  wiedergegeben 
habe,  woraus  in  griechischer  Rückübersetzung  jtQoöxaXsöafiBvog 
entstanden  sei,  so   hat  dabei  Harris  nicht  an  das  jtQooexaXi- 

öaro  in  Lc.  18,  16  gedacht,  mit   welchem  das  jeQOöxaZeöafiSPog 

in  Mc.  10,  16  direkt  —  ohne  Vermittlung  durch  das  Lateinische, 
lediglich  durch  die  Quelle  —  deutlich  zusammenhängt. 

Lc.  18, 18*  =  Mc.  10, 17»  =  Mt.  19, 16«. 

a.  Mc.  10,  17» 

xal   hcjtoQSVOfiipov  ovtov   sig  oöop^  jtQooögafimp  elg  xal 
yopvjterijoag  avrop  kjirjQwza  aitop. 

b.  Clem.  AI  Quis  div.  salv.  c.  4.  p.  937. 

ixjtOQSVOfiiptp  avT(p  slg  bdop  XQOCsXd-mp  rtg  iyorvjtirei 
Xiymp, 

c.  Mt  19,  16» 

xai  löov  elg  jtQOCsXd'mv  avrm  sljtap. 

d.  Hom.  Clem.  XVIII,  3.  p.  169,  22. 

avrog    o    öiöacxaXog    ^ficop    T(p    sljtopri    q>aQiOalq>   .   .  . 


Texte  und  üntentichungen  zu  Lc.  18,.  18.  493 

e.  Lc.  18,  18» 

xal   ijcriQ<DT7ioiv    rig  avzdp   oqxodv   [Syr.  Cur.  add.:  rwv 
g)aQiöal(ov]  Xiycov. 

Sehr  unsicher  und  schwankend  spricht  sich  Weiss  über 
das  Yerhältniss  der  synoptischen  Parallel-Perikopen  Mt  19, 
16—26  =  Lc.  18,  18—27  =  Mc.  10,  17—27  zum  ürevangelium 
aus.  Vgl.  Weiss,  Marcus  S.  339.  Anm«  1.  Matthäus  S.  436. 
Anm.  1.  Er  hat  die  Spuren  einer  ürrelation  wohl  erkannt,  wie 
solche  namentlich  im  ersten  Evangelium  zu  bemerken  sind.  Aber 
indem  er  nur  auf  die  innercanonischen  Parallelen  sich  stützt  und 
die  aussercanonischen  Paralleltexte,  welche  bereits  Gredner  (Bei- 
tri^e  I,  321)  als  Symptome  eines  semitischen  Urtextes  behandelt 
hatte,  vollständig  ignoriert,  so  unterlässt  es  Weiss,  geleitet  von 
Mc,  dessen  Einfluss  auf  Mt.  und  Lc.  gerade  in  dieser  Perikope 
besonders  stark  hervortritt,  jene  Spuren  eines  vorcanonischen 
Textes  weiter  zu  verfolgen.  Doch  hat  gerade  der  einfache,  dem 
Charakter  des  Urevangeliums  ganz  adaequate,  Eingang  der  Peri- 
kope Mt.  19,  16  die  Aufmerksamkeit  jenes  Evangelienforschers  auf 
sich  gezogen.  Meinerseits  ist  noch  besonders  darauf  hinzuweisen, 
dass  das  hebraistische  slq  (=  IHK)  des  Mt.  und  Mc.  (=  xiq  des  Lc.) 
zu  den  Eigenthümlichf  eiten  der  von  Mt.  und  Mc.  einerseits,  von 
Lc.  andererseits  gebrauchten  Versionen  der  vorcanonischen  Quel- 
lenschrift gehört.  Vgl.  die  Agrapha  S.  59  gegebenen  Beispiele, 
ausserdem  namentlich  noch  oben  S.  146  Lc.  9,  19  (r^g)  =  Mt. 
16,  14==Mc.  8,  28  (^q),  Beachtenswerth  ist  die  Übereinstim- 
mung zwischen  dem  Syr.  Cur.  und  den  Homilien  in  der  An- 
gabe, dass  der  Fragesteller  ein  Pharisäer  gewesen  sei,  wobei  die 
Berührung  zwischen  dem  Texte  des  Syr.  Cur.:  aQX(ov  nZv  g>aQi' 
oalcDP  und  Joh.  3,  1  in  die  Augen  springt. 

Ic.  18, 18*  =  Mc,  10,  l?»»  =  Mt.  19, 16^ 

a.  Just.  Apol.  1, 16.  p.  63  E. 

xal   jiQoöeZO^ovrog  avx<p  rivbg  xai    sljtovrog'    öiddoxaXe 
ayad'i! 

b.  Just  Dial.  c.  Tryph.  c.  101.  p.  328  A. 

liyovxog  avxcp  rivog'  öiöaaxaXe  ayad-if 


494  AusBercanoniflche  Paralleltexte  zu  Lc 

c.  Mc.  10,  17^ 

öiöaöxaXe  ayad'i^  rl  jtoirjoa),  Xva  ^cotjv  alcopiov  xkr^opo- 
fiijöco;  •  ^ 

d.  Homl  Clem.  XVIIl,  3.  p.  169,  22. 

t/  jtoirjoaq  ^a>7]v  alciviov  xXrjQovofiJjöco; 

e.  Hom.  Clem.  XVIII,  17.  p.  175,  8. 

xäl  dXjLaxov  JtoVy  igcorrjoaprog   rivoq*   rl    ytoiijoag   ^anjv 
alciviov  xXrjQovofi^öa); 

f.  Lc.  18,  18^ 

ötöaCxaXe  äyad'i,  rl  jroifjöag  ^ari^p  alciviov  xXfjQOVO/iyöa}; 

g.  Ev.  sec.  Hebr.  ap.  Orig.  iyi  Matth.  Tom.  XV,  14.  Opp.  III,  671. 

Dixit,  inquit,  ad  eum  alter  divitum:  Magister,  quid  bonum 
faciens  vivam? 

h.  Clem.  AI.  Quis  div.  salv.  c.  4.  p.  937. 

öiöaaxaXs   äyad^i,  rl  ayad-ov  jtoiriCto^  Xva  ^cofjv  alciviov 
xXf]Qovofi7Jöa}; 

i  Mt.  19,  16b. 

öiöaöxaZe,  rl  ayaO'OV  jtoPiOco^  Xva  Cxc^  i^V^  alciviov; 

k.  Evang.  Hieros.  ad  Mt.  19,  16^  p.  153.  154. 

i.  e.   Magister  bone,  quid  boni  faciam,  ut  haeres  fiam  vitae 
aetemae? 

1.   Rabbi  Isaaci  Munimen  Fidei  I,  49.  p.  381  ed.  Wageuseil. 

ecquaenam  opera  bona  facere  me  conveuit,  ut  vita  aetema 
potiar? 

m.  R.  Isaaci  Munimen  Fidei  II,  19.  p.  407. 

D'^'^nSDn  i.  e.  Magister  bone,  ecquae  ex  operibus  bonis  mihi 
facienda  sunt,  ut  vita  aeterna  potiar? 

Die  einfache  Einleitung  der  Urrelation  ist  also  durch  den 
ersten  Evangelisten  erhalten:  xal  löoi  elg  JiQOOeXd^mv  avrq  bI- 
jtsv.  Dieselbe  klingt  wieder,  mit  der  Variante  rig  (=  £l5  =  "TnK), 
bei  Justin  in  der  grossen  Apologie:  xal  jtQOösZd^ovrog  avrS 
Tivog  xal  sljcovxoq.  Aber  auch  in  der  Anrede:  öiöcCxaXe  (ohne 
ayad's)  und  in   der  Frage:   r/   dyad-ov  jtoiTJaa);  — ,  worin 


Texte  und  üntersucliungen  za  Lc.  Is,  18.  19.  495 

das  erste  Evangelium  von  dem  Hebräerevangelium  secundiert 
wird,  ist  sicherlich  der  Urtext  wieder  zu  erkennen. 
Denn  so  häufig  in  den  Evangelien  die  Anrede  '^3*1  (=  öiöaoxaXe 
=  xvQiB  =  ijtiOrarcL)  ist,  so  bestimmt  ist  das  Nichtvorkommen  der 
Form:  iitö»!  *'4'?  ^u  constatieren.  Aber  auch  bei  den  Ju^en,  wie 
Keim  (Jesus  von  Nazara  III,  30 2)  hervorgehoben  hat,  war  die 
Anrede  „guter  ßabbi^  absolut  ungebräuchlich.  Folglich  gehorte 
das  aitSil  nicht  zur  Anrede,  wie  Mc.  und  nach  ihm  Lc.  den  Text 
vertritt,  sondern  zur  Frage,  wie  Mt.  und  das  Hebräerevangelium 
lesen.  Die  Fassung  des  Clemens  AI  und  des  Hierosolymi- 
tanum,  welche  litOil  sowohl  in  der  Anrede  als  in  der  Frage 
voraussetzt,  ist  selbstverständlich  ein  aus  Mc.  und  Mi  gemischter 
Text  ganz  secundärer  Gestalt.  Die  Weglassung  des  ayad^ov  in 
der  Frage  und  an  dessen  Statt  die  ZufÜgung  des  ayad-i  in  der 
Anrede,  diese  (von  Lc.  übernommene)  redaktionelle  Textgestaltung 
des  Mc,  war  ohne  Zweifel  veranlasst  durch  die  masculinische 
Übersetzung  des  litöSl  =  äg  6  ayad-og  in  der  Antwort  Jesu,  wo 
es  im  Neutrum  hätte  heissen  sollen:  ?i;  rb  dyad-ov.  Vgl.  Heft 
I,  135  und  die  nachstehenden  Erläuterungen  zu  Lc.  18,  19.  Viel- 
leicht lag  diese  Textänderung  in  der  Tendenz  des  Mc,  der  auch 
sonst  einer  ebionitischen  Auffassung  der  Person  Jesu  gehuldigt 
zu  haben  scheint,  wie  man  aus  der  Mc.  13,  32  vorgenommenen 
Textänderung  ersehen  kann.  Vgl.  die  Erläuterungen  zu  Act.  1,  7. 
Aber  während  im  letzteren  Fall  der  erste  Evangelist  von  Mc. 
sich  hat  beeinflussen  lassen,  sodass  wir  bei  Lc,  nämlich  eben 
Act.  1,7,  den  Urtext  suchen  müssen,  ist  es  hier  umgekehrt  ge- 
schehen: Lc  ist  dem  Mc  gefolgt,  Mt.  aber  hat  den  Urtext  resti- 
tuiert 'Die  Varianten:  xZi]Qovourjo<D  =  oxco,  wozu  noch  I.Tim. 
6,  12  sjtiXafißaveöO^ai  hinzukommt,  gehen  auf  TTlfi}  zurück.  Vgl. 
Hiob  1779^rin>'^']  =^LXX:  öxoItj  6b,  Gen.  47,  27;  'imKn  =  I^XX: 
xal  hcX7iQOv6fii]6av,  Ex.  4,  4:  tnx^  ==  xal  ijziXaßov.  —  Zu  be- 
achten ist  die  Auflösung  des  zo  dyad-ov  in  die  opera  bona  = 
D*^ait3n  D'^IDlTttn  bei  Rabbi  Isaac,  echt  jüdisch-talmudisch! 

Lc.  18, 19»  =  Mc.  10, 18»  =  Mt  19, 17». 

a.  Eus.  Praep.  ev.  XI,  21,  1. 

dl   (ov  T€  6  ö(ot7jQiog  Xoyog  Jtgbg  top  jceqI  toiös  Iqo^bvov 
djteg>J]P(xto  eljioiv  rl  fie  igcotäg  xbqI  xov  ayad^ov; 


496  Aassercanonische  Paralleltezte  za  Lc. 

b.  Mt.  19,  17». 

o  6h  bIjibv  avxm'  xL  fis  igrorac  JtBQl  vor  äya^ov; 

c.  Ev.  Hieros.  ad  Mt.  19,  17*  p.  153.  154. 

Ille   autem   dixit   ei:   Quid  me   interrogas  propter   bonum? 

d.  Lc.  18,  19^ 

cljiEV  öh  avxm  6  'Irfiovq'  xl  [is  Zdyeig  dya&ov  [Syr.  Cur. 

add«:  xal  xl  fie  iotoxag  jtcQl  xov  dyad'ov;] 

e.  Iren.  I,  20,  2  =  Epiph.  Haer.  XXXIV,  18.  p.  254  A-  (Marcosii). 

ebtopxa*  xl  /is  XiyBig  ayad^ov; 

f.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.  101.  p.  328A. 

ajiBxglvaxo'  xl  fte  Xiyeiq  dyad-ov; 

g.  Mc  10,  18*-  — ^—^^^ 

6  öh  *Jf)Oovg  sbcev  avx<p'  xlue  Xiyetq  ^Y^^ovj^ 

h.  Hom.  Clem.  III,  57.  p.  52,  1. 

cög  al  YQag>al  Xiyovoiv^  ig>7j'  f^^Jf^^J;^^  äyad-op. 

l  Hom.  Clem.  XVII,  4  p.  160,  5. 

ixelvov  ycLQ  sljtovxoq  xipl,  cog  liavd-avtD^  fiij  fie  kiye  ccya" 

d'OV. 

k.  Hom.  Clem.  XVIII,  1.  p.  168,  21. 

ixiiQvooBv  o  ^Iriöovq  xco  Xiysiv*  fitj  fis  Xiys  aya&ov, 

1.  Hom.  Clem.  XVIII,  3.  p.  169,  23. 
jtQwxop  etpi]'  iirj  fie  Zsys  dyad^ov, 

m.  Marciou  ap.  Epiph.  Haer.  XLII.  p.  315  C.  p.  339  D. 
o  di'  fifj  IIB  XiyB  dyad-op. 

Wie  die  drei  —  scheinbar  so  weit  auseinander  liegenden  — 
Recensionen  dieses  Textbestandtheils  auf  einen  gemeinsamen 
Quellentext  zurückgehen,  zeigt  folgende  Zusammenstellung. 

xl  IIB  iQcoxäg  jrepl  xov  dyad'ov; 

xl  fiB  XiyBig  dyad-ov; 

fiTj  IIB  XiyB  dyad'ov. 

Dass  ni^^  nicht  blos  «sprechen,  reden^,  sondern  auch  «fragen*^ 
und  „nennen^  bedeuten  kann,  dafür  genügen  in  diesem  Fall 
folgende  Belege.  Ex.  3,  13:  ittü-nr  ^b  'nTDKl  =  LXX:  xai  ioca- 
xTjöovol  (16^  xl  ovofda  avxov;  Jes.  5,  20:  Sita  IT^b  D'^'iT3Än  =  LXX: 
ol  XeyopxBg  x6  TtovriQov  xaXov,  Dass  endlich  auch  der  hebräische 


niton  "^b  yaw\  mo 


Texte  und  Üntersachangen  zu  Lc  18, 19.  497 

Fragesatz  als  negativer  Imperativ  wiedergegeben  werden  kann, 
haben  wir  bereits  in  Mt.  5,  17  (vgl.  Heft  II,  78)  und  seitdem 
öfter  Beispiele  in  den  Evangelientexten  gefanden.  In  diesem 
Fall  vgl.  man  noch  Credner,  Beiträge  L  S.  321.  Die  von  zwei 
solchen  Antipoden  wie  Marcion  und  den  Clementinen  ver- 
tretene Übersetzung:  (iri  fis  Xiys  ayaO-ov  —  war  also  sprachlich 
ganz  wohl  möglich,  ebenso  die  von  Mc.  und  Lc.  adoptierte  Ver- 
sion: t/  (IS  Zeyeig  ayad-ov.  Aber  dem  Sinn  und  Zusammenhange 
nach  musste  übersetzt  werden:  rt  fioi  Xeystg  z6  ayad-ov;  ==  xl 
fioi  Xiysiq  jisgl  rov  äyad-ov;  —  oder  wie  die  von  dem  ersten 
Evangelisten  befolgte  Version  richtig  wiedergiebt:  xl  fis  igcoxag 
X€qI  xov  äyad-ov;  wie  ähnlich  auch  der  Text  des  Hierosolymi- 
tanum:  f<s\  A  isöt^  Air^  rd»  zu  Lc.  18,  19*  gefasst  ist, 
obwohl  hier  (p.  213  bei  Miniscalchi)  der  canonische  Text  des  Lc. 
wiedergegeben  ist.  Diese  letztere  Version  —  die  interrogative  — 
liegt  auch  grammatisch  näher  als  die  imperativische,  da  firj  fis 
Xeys  nach  dem  gewöhnlichen  Sprachgebrauch  TDÄP'bK  oder 
vielmehr  "^DÄlpFi'bK  voraussetzen  würde. 

Ic.  18, 19^»  =  Mc.  10, 18*  =  Mt  19, 17*. 

a.  Valentin,  ap.  Clem.  AI-  Strom.  U,  20,  114.  p.  488. 

dXXä  xal  OvaXevxlvoQ  JtQog  xivag  kjciöxiXXwp  avxatg  Xi- 
^eoi  YQü^ei  Jtegi  xSv  jtQooaQxrjfiaxcop'  slg  öa  ioxtv  äya- 
d-og,  ov  JtaQQTjoi^  fj  öia  xov  vlov  ^avagwotg, 

b.  Mt.  19,  17*. 

slg  ioxlv  6  ayad-og. 

c.  Marcion  ap.  Hippol.  Philos.  p.  254. 

xal  dg  aixog  ouoXoyeV  xl  fis  Xeyexs  dyad-ov;  elg  ioxlv 
arfo^og* 

d.  Hom.  Clem.  lU,  57.  p.^52,  2  =Hom.  Clem.  XVII,  4.  p.  160,6. 

o  yoLQ  ayad-og  Ag  kcxlv. 

e.  Ep.  ad  Diogn.  VIII,  8.  p.  160,  17. 

xal  (lovog  dyaO-og  iöxiv. 

f.  Hom.  Clem.  II,  46.  p.  35,  7. 

fiovog  dyadog  koxtv. 

Texte  u.  Untersnchnngen  X,  3.  32 


498  AuBsercanonische  Paralleltexte  za  Lc. 

g.  Hom.  Clem.  III,  40.  p.  47,  26. 
avTOV  (lovov  dyad-ov  opza. 

h.  Hom.  Clem.  VIII,  10.  p.  88,  20. 

xov  (lovov  ayad-ov  d^BOv  ra  jcavxa  xaXäqxsxoifixoroc. 

i.  Epiph.  Haer.  LXIX,  57.  p.  780  C  =  Anus  ap.  Epiph.  Haer. 
LXIX,  19.  p.  742  B. 

elg  iozlv  ayad-oq  o  d'Soq. 

k.  Ptolemaeus  ap.  Epiph.  Haer.  XXXIII,  7.  p.  221  D. 

iva  yoQ  fiovov  elvat  äyaO'ov  d^eop  top  lawov  staxiga  o 

owxfjQ  ^(kBv  djtetpTjparOf  op  avraq  iipap^QwOev. 
I.  Marcion  ap.  Epiph.  Haer.  XLII.  p.  339  D. 

elg  IoxXp  dyad-og  6  d'sog'  jtQooid^Bxo  ixstpog  [sc  MoQxtwvy 

6  xaxfjQ, 

m.  Gem.  AI.  Strom.  V,  10,  64.  p.  684. 
Big  aya&bg  6  Jtax/jQ. 

n.  Marcosii  ap.  Iren.  I,  20,  2  =  Epiph.  Haer.  XXXIV,  18.  p.  254  A. 
elg  ioxLP  dyad^og,  6  naxtjQ  jp  xolg  ovQavoTg. 

o.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.  101.  p.  328  A. 

elg  ioxlv  dya&og,  o  JcaxriQ  fiov  o  ip  xolg  ovQavolg. 

p.  Hom.  Clem.  XVIII,  3.  p.  169,  23  =  Hom.  Clem.  XVHI,  1.  p. 
168,  22. 
o  ycLQ  dyad^og  elg  koxlPy  u  jtaxfjQ  6  jp  xolg  ovQaPOlg. 

q.  Ephraem  Syr.  Ev.  concord.  expos.  ed.  Mösinger  p.  169.  173. 
ideo:  Nemo,  ait,  bonus,  nisi  tantum  unus,  pater,  qui  in 
coelis. 

r.  Dial.  de  rect.  fide  p.  S04. 

Xeyopxog  xov  Xqiöxov'  ovösig  dyad^og  sl  fifj  elg  oxax^o, 

s.  Orig.  in  Joann.  I,  40.  Opp.  IV,  41. 

ovöelg  dyad-og  el  /it)  elg  6  d-eog  o  jtaxfJQ. 

t.  Lc.  18,  19b. 

ovöelg  dyad-ug  d  fii}  eig  ß-aog. 

u.  Mc.  10,  18^ 

ovöelg  dyad-og  el  fifj  elg  6  d^eog. 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Lc.  18, 19.  20.  499 

V.  Cod.  Cantabr.  Mc.  10,  18^ 

ovöslg  ayad-og  el  (lij  fiopog  Big  ß'Sog. 

w.  Just.  Apol.  I,  16.  p.  63. 

äxsxQlvaro  Xiycov'  ovöelg  äyaO'bg  sl  /i^  (lovog  6  d-sog  c 
xoii^öag  rä  xavxa. 

Die  von  dem  ersten  Evangelisten  conservierte  Urrelation: 
Äg  ioxlv  6  ayad-og  trägt  in  ihrer  Einfachheit  den  Stempel  der 
Originalität  an  der  Stirn.  Dem  gegenüber  ist  bereits  die  von 
Mc.  und  Lc.  acceptierte  Fassung  secundärer  Natur.  Aber  alle 
weiteren  Worte,  welche  hinzugefügt  worden  sind,  als:  6  d-Bog  — 

0    xarriQ  —  6  jcax^Q   iv  rolg  ovQavolg  —  o  d-Bog  6  JiGt/jöag 

rä  jtavta  kennzeichnen  sich  schon  durch  ihre  Maimigfaltigkeit 
und  durch  die  Unmöglichkeit,  einen  gemeinsamen  hebräischen 
Urtext  dazu  nachzuweisen,  als  spätere  epexegetische  Zusätze. 
Dagegen  weist  das  einfache  Big  koxiv  o  äyad-og  (Mt.)  =  fiovog 
ayad-og  icxiv  (Hom.,  Just.,  Cod.  D,  Diogn.)  auf  das  hebräische 
lilDH  nnK  zurück.  Ist  aber  dieser  Urtext  einmal  festgestellt,  so 
ei^ebt  sich  mit  zwingender  Noth wendigkeit  als  die  allein  rich- 
tige, weil  der  vorausgegangenen  Frage:  xl  ayadov  jtoiriow;  und 
Gegenfrage:  xL  /ib  igoxag  jtBgl  xov  ayad-ov;  ausschliesslich 
entsprechende,  Antwort,  die  Version:  ^xo  ^Jfc^dov^  — ,  d.  h.  es 
giebt  nur  ein  sittliches  Gute,  nämlich  das,  welches  (wie  das  fol- 
gende zeigt)  in  den  Geboten  des  Gesetzes  seinen  Ausdruck  ge- 
funden hat.  So  entsteht  zwischen  Frage  und  Antwort  erst  die 
nothwendige  Concinnität,  welche  in  den  synoptischen  Texten  zu 
vermissen  ist.  Der  Eingang  des  Gesprächs  lautete  also  ur- 
textlich: 

xdi  löov  Big  jtQoOBkdcov  bIjibv  cruTco*  öiöaoxaXB,  xl  dya- 
d-ov  Jtoir^öo),  tva  C^cotjv  aloivtov  xXtjQovofii^öa) ;  0  öh  bIsibv 
avx(p'  xl  fioi  XiyBig  jtBQi  xov  äyad-ov;  IV  icxiv  xi 
ayad-ov. 

Die   Frage   nach  dem   x6   ayadov  bildete  den  Mittelpunkt 
der  ganzen  Verhandlung. 

Lc.  18,  20*  =  Mc.  10, 19*  =  Mt.  19, 17«.  18*. 

a.  Mc.  10,  19a. 

xag  BvxoXag  olöac. 

^™.  .,.  .  32* 


500  Anssercanomsche  Paralleltexte  lu  Lc. 

b.  Lc.  18,  20* 

räq  iPTo2.äg  olöag. 

c.  Marcion  ap.  Epiph.  Haer.  XLU.  p.  3 1 5  D.  p.  339  D. 

xcü  dvTi  Tov'  rag  ipTo2.äg  oldag  Xiyw  rag  ivzoXag  ol6a. 

d.  Hom.  Clem.  XVm,  3.  p.  169,  24. 

«;^t5$  ktxa^ag  Xiyei'  el  6h  d-iXsig  slg  t^v  ^onv  elöeXd-slv, 
r^^Cov  rag  ivroXag.     tov  oh  ehtovrog*  Jtolag;  ixl  rag 

TOV   VOflOV  BXBfl\pBV. 

e.  Mt.  19,  17C.  18* 

eI  6h  d-iXeig  sie  xrjv  ^o^v  aloeX&stv,  xfjQrjOov  rag  kvxoXag. 
jioLag;  <prjolv. 

Es  wird  schwer  za  entscheiden  sein,  wo  hier  der  Urtext 
liegt,  ob  in  der  durch  prägnante  Kürze  ausgezeichneten  Fassung 
des  Ma,  welche  Lc.  adoptiert  hat,  oder  in  der  wortreicheren 
Formulierung  bei  dem  ersten  Evangelisten,  wie  sie  in  den 
Pseudo-Glementinen  nahezu  wortlich  citiert  ist.  Die  Be- 
hauptung des  Epiphanius,  dass  Marcion  das  lucanisohe  oldag 
in  ol6a  umgewandelt  habe,  wird  weder  durch  Origenes,  noch 
durch  Tertullian,  noch  durch  den  Dialogus  de  recta  fide 
bestätiget 

Lc.  18,  30*  =  Mc.  10, 19»»  =  Mt.  19, 18*.  19. 

a.  Hom.  Clem.  XVIII,  3.  p.  169,  26. 

hjtl  rag  rov  vofiov  [sc.  ivroXaq]  ejcsfiipsv, 

b.  Hom.  Clem.  XVIII,  14.  p.  175,  9. 

zag  rov  vofiov  ivroXag  vjte6ei§6V. 

c.  Epiph.  Haer.  LXVI,  69.  p.  690  AB. 

6   6h   6q)rj'    zlfia   zov   jtaziQa    xat   zfjv  firjzeQa   xazä   z6 
yeyQafifiivov. 

d.  Mc.  10,  19^ 

uf]   uoixsvO^]^,   fif)    g}0P£Vö7jg,   fifj    xXitpijg^   ^tj   ^)ev6ouaQ- 

zvQi^OJjCj  firj  djtocz€Qf]07]gf   zl/ia  zbv  naziga  Cov  xcu  z^p 
[irjziQa  oov. 

e.  Lc.  18,  20^ 

fifj   fioix^vöijQy  //fj    <povBv6y^g,    fii}  xXiipi^g,   fit}   tpev6ofiaQ' 

zvQ?)ö7jg,  zifia  zov  jtaziga  oov  xdL  zr^v  fiTjzega  oov. 


Texte  und  ünterBachungen  zu  Lo.  18,  20.  21.  501 

f.  Mt.  19,  18^  19. 

o   ÖS  ^Irjöovg   eljtBV'    ro  ov  g>ovsva6ig,  ov  iiot^BvCBiq    ot; 

xXiy>eig,  ov  tpet^öofiaQTvgrjöeigf  rlfia  top  ütariga  xal  t^v 

fifjxiQit,  xal  dyajti^asig  rov  xXtjoIop  cov  dg  öeavrov. 

Während  bei  Epiphanius  die  Reihenfolge  der  zur  zweiten 
Tafel  gehörigen  Gebote  mit  tlfia  rov  xariga  xrL  beginnt, 
dann  aber  die  übrigen  Gebote  unter  das  xarä  t6  ysYQa/ifiivop 
subsumiert  werden,  befolgt  Mc.  eine  Reihenfolge,  welche  weder 
mit  Ex.  20,  12 — 16,  noch  mit  Deut.  5,  16.  17,  noch  mit  Lev. 
19,  11  ff.,  noch  mit  Rom.  13,  9  vollständig  congruiert  und  dabei 
das  —  von  Lc.  und  Mt.  weggelassene  —  fd^  cbtoötsQijöyg  ein- 
schaltet, welches  an  Deut  24,  14:  *»:3J  TD«  p«3fn-»ib  =  LXX: 
ovx  döixnaeig  (aL  djcoöTSQtjceig)  fiiod-op  xivnzog  anklingt.  Die 
Textgestalt  im  ersten  Evangelium  dagegen  schliesst  sich  näher 
an  die  Septuaginta  nach  Ex.  20,  12  ff.  =»  Deut.  5,  16  f.  an. 

Lc.  18,  21  =  Hc.  10,  20  =  Mt.  19, 20. 

a.  Clem.  AI.  Strom.  Ill,  6,  55.  p.  537. 

kXiyxBL   xov^  xav^cifispov  kjtl   rm  jtaöag  rag  ipxoXdg  kx 
PBOTtixog  TBXfiQfpcipai. 

b.  Mc.  10,  20. 

6  6b  lg)ri  aixS'   öiödoxaXB^  xavxa  jtdpxa  iqyvXa^dfirjfp  hc 
PBoxt/xog  fiov, 

c.  Lc.  18,  21. 

6  ÖB  bIjibp'  xavxa  xapxa  iqpvXa^a  kx  VBOxtjxog, 

d.  Clem.  AI.  Quis  div.  salv.  c.  4.  p.  938. 

o  öh  axoxQid'Blg  Xb^bi  avxor  jtdvxa  xavxa  ig>vXa^a, 

e.  Mt  19,  20. 

XiyBi  avxm  6  PBaplöxog*   Jtdvxa  xavxa   iq)vXa§a'    xl  Isxi 

VÖXBQCO; 

f.  Epiph.  Haer.  LXVI,  69.  p.  690  B. 

Bixd  ^TjOi'   xavxa  ndpxa  ijcolrjöa  ix  PBOXfjxog  fdov 

xl  BXl  VÖXBQW; 

g.  Clem.  AI.  Quis  div.  salv.  c.  8.  p.  939. 
o  Jfdöag  jtBJtoirjxcog  ix  peoxfjxog  xdg  vofilfiovg  ipxoXdg, 


y^'~s^  •'w^  , 


502  Aossercanonische  Paralleltexte  sa  Lc. 

Clemens  AI.  vertritt  alle  drei  Übersetzongsvarianten: 
'^^^Iv  =  ^^^'^^^SiJi^  ^oielv,  keine  ohne  schriftliche  örund- 
lageTl^udemrwperi;  vgrMt.  19,  17,  auch  Mt  28,  20*  (s.  Heft  IL 
427  f.),  ferner  1.  Tim.  6,  14,  sowie  den  johanneischen  Typus,  z.  B. 
Joh.  14,  15;  15,  10  u.  ö.  Wahrscheinlich  lautete  die  von  Mt  ge- 
brauchte Version  des  Urtextes:  tavra  xavta  kx^gtipa  — ;  das 
i^Xa^a  wird  aus  Mc.  eingedrungen  sein,  wie  es  auch  Clemens 
AI.  aus  den  canonischen  Texten  hat  Dass  er  aber  auch  mit 
der  Lesart  XBxotfjxcoq  nicht  isoliert  stand,  zeigt  das  mitgetheilte 
Epiphanius-Citat.  Das  Alles  ein  neuer  Beweis  fftr  die  Werth- 
schatzung  der  bei  dem  citatenreichen  Alexandriner  so  mannig- 
faltigen Varianten.  Dass  aber  nicht  blos  für  ttjqbIv  =  ipvXa<h 
66tv  in  •tW  das  Quellenwort  gegeben  ist,  sondern  sogar  auct  för 
xoietv,  beweist  das  Septuaginta-Griechisch.  Vgl.  z.  B.  1.  Chron. 
29  (30),  19:  ?|*^nnM  'TitittJb  =  LXX:  Jtoistv  rag  kvvoXäg  öov. 
Die  mediale  Form:  iipvXa^afirjp,  welche  Mc.  vertritt,  hat  in  dem 
Septuaginta-Griechisch  selbstverständlich  dieselbe  Bedeutung  wie 
das  Activum  iq)vXa^ct^  während  es  im  attischen  Griechisch  über- 
setzt werden  müsste:  „davor  habe  ich  mich  gehütet*.  Vgl 
Nestle  im  Evang.  Kirchenblatt  für  Württemberg  1894.  No.  31. 

Lc.  18, 22  =  Mc.  10,  21  =  Mt.  19,  21. 

a.  Clem.  AI.  Quis  div.  salv.  c.  4.  p.  938.' 

0  6h  ^Irjoovg  ifißXitpag  ^yajtrjoev  avrov  xal  eijtsv  ^v  ooi 
vaT£g8r^r^A£££T^etog  elpoi,  üidXfiCov  oöa  exBig  xal  öiaöog 
jrrOTXo£§j,  xal  ^eig  d-fjOavQov  iv  ovgavip,  xal  ösvgo  axo- 
Xovd-ei  fioi. 

b.  Mc  10,  21. 

o  ÖS  'irjOovg  ifißXexpag  avrcö  i^yajttjosv  avzop  xal  shtev 
avTcp'    %v  06  voteget'    vjtayE,  ooa  eyeig  jtdXnoov  xal  öog 

Tolg  ütxwyplg,   xal  i^sig  d^rjöavgov  iv  ovgavw  xal  ösvgo 

äxoXovd-u  (10 1. 

c.  La  18,  22. 

axovoag  öe  6  ^Ifjöovg  eljtev  avtcp'  In  %v  cot  Xsbter 
ütavxa  ooa  sxsig  jcqjXtjöov  xal  oiaöog  Jtrmxolg,  xal  e^eig 
d-TjOavgbv  iv  ovgavolg,  xal  ösvgo  axoXov^ei  ftoc. 


Texte  und  Untergachungen  zu  Lc.  18,  22.  503 

d.  1.  Cor.  13,  3». 

xal  iäv  ipcofdoo)  jtdvra  ra  vxaQxovra  fiov. 

e.  Hom.  Clem.  XII,  32.  p.  132,  10. 

ra  tavTOV  fisgl^mv  roTq  ovx  fji^ouöei^  jtiptjg  ylverai. 

f.  Iren.  IV,  12,  5. 

Si  vis  perfectus  esse,  vade,   vende  omnia  qnae  habes,   et 
divide  pauperibus,  et  veni,  sequere  me. 

g.  Rabbi  Isaaci  Munimen  Fidei  II,  19.  p.  408  ed.  Wagenseil. 

ini  Trtni  n»  iidü  ^b  o'^tin  ni^^nb  nsin  da  ntt«  iv 

:D*>'^»b  npnx 

i.  e.  amplius  dicit:  Si  vis  perfectus  esse,  abi  et  vende  here- 
ditatem  tuam  et  da  eleemosjnas  pauperibus. 

h.  Clem.  AI.  Strom.  III,  6,  55.  p.  537. 

xaXiv   TS  ctv  oxav  etjti^'   el  d^^lsiq  riX^ioq  yericd-ai,  jt(o- 
krioaq  xa  VTcag^ovra  6oq  jtrcoxotg. 

i.  Epiph.  Haer.  LXVI,  69.  p.  690  B. 

xal   iprjOi   JtQog  avzov    el  d-^Zsig   tbXbioq   yereöd^ai,   jroJ- 

Xi]öov  ra  vjtaQxovra  oov  xal  66g  jirwxotg,  xal  Zaßs  top 

öravQOP   oov  xal   dxoXovd-n  fioi,   xal  i^sig  d-rioavQOP  kp 

ovQttPOlg. 

k  Mt.  19,  21. 

eq>7i  avxcp  o  ^IrjCovg'   el  d'iXscg  xeXeiog  elraiy  vjtays,  jraJ- 
Xfjöop  oov  xa  vjtaQXOPxa  xal  oog  JtxoDxolCf  xal  t^eig  d-rj- 

öavQOP   kp   ovgapm  xal   ösvqo  [Syr.  Cur.  add.:   agag  xop 
oxavQOP  Oov]  dxoXovB^ei  (ioi. 

1.  S.  Serap.,  Macar.,  Paphnut.  et  alterius  Macarii  Regula  ad  mo- 
nachos  c.  7.  Opp.  Macarii  p.  973.  ed.  Migne 
praeceptum  illud  praecipuum,  quod  adolescenti  diviti  dicitur: 
Vende  omnia  bona  tua  et  da  pauperibus   et   tolle   crucem 
tuam  et  sequere  me. 

m.  Iren.  I,  3,  5. 

xai'   agag  xop  öxavQOP  avxov  dxolov&ei  (loi. 

An  das  jedenfalls  urtextliche:  xi  txi  vCxBgm;  in  Mt.  19,  20 
schliesst  sich  eng  an:  ip  ob  vOxegBl  (Mc.)  =  bxi  %p  ooi  XeljtBi 
(Lc.)  =  r\"iDH    nnfcC.     Davon  ist  die   Phrase:   bI  ^eXBig  xiXeroc 


504  Aussercanomsche  Paralleltexte  zu  La 

alvai  (Mt.)  eine  secundare  Umschreibung,  ebensowohl  dem  Sprach- 
gebrauch des  ersten  Evangelisten  (ygL  Mi  5,  48:  IoboB'B  ovv 
vuelg  riXsiot)  entsprechend  als  nach  Essenismus  schmeckend 
VgL  Heft  11,  246  ff.  Dass  di^egen  das  vxoQxovra  (Mi)  aus  der 
Quelle  stammt  und  auch  in  der  von  Lc.  und  Paulus  benützten 
Version  vorhanden  gewesen,  von  Mc.  aber  durch  oca  BX^ig  er- 
setzt  worden  und  von  da  auch  nach  La  18,  22  übergegangen 
ist,  das  hat  sich  oben  in  der  Untersuchung  zu  Lc.  12,  33  heraus- 
gestellt, wo  Lc.  die  hier  einem  Einzelnen  gegebene  Special- 
vorschrift verallgemeinert  hat:  jtiDXfjaare  ra  vx&Qxovra.  Das 
paulinische  ^C9fil^eiv  (1.  Cor.  13,  3)  und  das  (isqI^biv  der  Cle- 
mentinen, sowie  das  dividere  desirenaeus  geht  zugleich  mit 

dem  diöovat  und   diaöidovai  der  synoptischen  Texte  auf  p^n 

zurück.  Vgl.  Gen.  49,  27:  bbtf  pin-J  =  LXX:  öiaölömoi  (Cod. 
Vai:  ölöcDOi)  rgotpriv.  Die  auch  von  Epiphanius  wie  nicht 
minder  von  Athanasius  b^laubigte  Eintragung  des  Xccßelp  = 
aiQSiV  TOP  ötavQOP  aus  Mc.  8,  34  par.  ist,  wie  der  Syr.  Cur. 
zeigt,  sehr  alt.  Der  neuentdeckte  Syrus  Sinaiticus  vertritt  diese 
Einschaltung  in  Mc.  10,  21,  nicht  in  Mi  19,  21. 

Lc.  18, 28  =  Mc.  10, 32  =  Mt  19,  22. 

a.  Clem.  AI.  Quis  div.  salv.  c.  4.  p.  938. 

o  de  OTtrypaoag  ixl  tc5  Xoyq)  ojtrjZd'e  Xvjtovfisvog'  t/p  yoQ 
xXovaioq  %x^^  xzTJuata  jtoZXa. 

b.  Mc.  10,  22. 

0  öh  crvypaöaq  km  r<p  X6yq>  cbtijX&sp  Xvjcov(iepog'  fjP 
yoQ  excop  xri]uara  jcoXXa, 

c  Mi  19,  22. 

dxovoag  öe  6  i^£aW(Txog[Syr.Sin.etGur.,Hieros.add.:  top  Xoyop 
TOVTOp]  äxijXd'SP  Xvjtovfispog'  ijp  rag  Ijj^i^  XTfifiaTtt 
jtoXXa. 

d.  Epiph.  Haer.  LXVl,  69.  p.  690  C. 

o  de  äytrjX&e  Xvjtovfievog'   7jp  yag  JtXovöiog  otpoöga, 

e.  Lc.  18,  23. 

6  Sk  axovöag  Tavza  jceglXvjtog  iyspijd'fi'  fjP  yäg  jtXovCiog 
oxpoöga. 


Texte  und  Untenuchmigen  zq  Lc.  18,  23.  24.  505 

Der  Variante   excov  XTTJfiara   jtojLZd  =»  xXovaioq   OfpoÖQa 

sind  wir  bereits  in  ähnlicher  Weise  bei  Helrmas  zu  Lc.  12,  16 
beg^net.    Vielleicht  lag  dem  nXovöLog  cq>66Qa  eine  Redensart 

wie  ib  nm  biia  "nn>  zu  Grunde. 


T     T 


Lc.  18,  U  =  Mc.  10,  23. 24  =  Mt  19,  23. 

a.  Herrn.  Sim.  IX,  20,  2.  p.  240,  10. 

ol    6b  jtXovOioi   dvöxoXcog   xoXXSvtai   rolq   öovXoig   xov 

d'sov,  tpoßoviiEvot,  fiij  TL  alziöß-cioiv  an    uvrcov   ol  zoi' 
ovTOi  ovv  övaxoXcog  eloeXevöovtai  elg  xiiv  ßaoiXelav  xov 

b.  Mt.  19,  23. 

6  6b  ^Irfiovg  bIxbv  xolq  (laO-Tixalg  avxov'   afirjv  Xtfm  vfilp^ 
oxv    jtXovöiog    dvox6Xa>g    BlOBXBVöBxai    slg    xijv   ßaCiXslav 

xSv  ovQavwv, 

c.  Mc.  10,  23. 

xcä  jiBQißXBipd/iBPog  o  ^Irjöovg  XifBi  xotg  fiad-i]xatg  avxov ' 
Jtc5g  6vax6Xa}g  ol  xd  XQTjjiaxa  exovxeg  Big  xf]v  ßaciXslap 

xov    d-BOV    BlCBXBVÖOVXai. 


.  ^  -»^>»  .^- 


d.  Lc.  18,  24. 

lödov  dh  avTov  o  'Iijaovg  ebcsv'  xcäg  6vox6Xa>g  ol  ra 
XQTiiiaxa  IxovxBg  Big  xrjv  ßaCiXslav  xov  d-Bov  bIöjioqbv- 
ovxai. 

e.  Clem.  AL  Quis  div.  salv.  c.  4.  p.  938. 

xdXiv  öh  6  Ifiöovg  djtoxQiB'slg  XifBt  avxolg'  xixva,  Jtmg 
6voxoX6v  iöxi  xovg  Jtsjtoid'oxag  inl  XQW^^^^  ^^^  '^V'^ 
ßaöiXBlav  xov  d-sov  BlosXd^Blv. 

f.  Mc.lO,  24.   ^^^^™^    ^ 

o  Sh  ^ItjCovg  jidXiv  djtoxQi&elg  Xir/Bi  avxolg'  xexva,  jtcog 
dvCxoXov  iöxiv  [Cod.  Cantabr.,  Syr. Sin.  add. :  xovg  nBJtotd^oxag 

ixl  xotg  XQVß<^<^^^]  ^h   f^V^  ßaoiXelav  xov  d-BOv  BlösXd^Blv. 

g.  Ephraem  Syr.  Ev.  concord.  expos.  ed.  Mosinger  p.  170. 

Quam  difficile  est  eis,  qui  in  possessionibus  confidunt. 

h.  Dionys,  AI.  Ep.  ad  Fab.  ap.  Eus.  H.  E.  VI,  41,  12.  p.  237,  21. 
oxi  6vcx6Xa>g  ooß-i^öovxai. 


506  Aussercanonische  Paralleltexte  zu  Lc 

L  aem.  AI.  Strom.  V,  5,  28.  p.  662. 

öiä  Tovro  xoi  o  Xoyoq  xovq  rskcivag  Uyai  övöxoXwg  Coh 
d-fjcBöd-ai. 

Die  drei  synoptischen  Paralleltexte  Lc.  18,  24  =  Mt.  19,  23  = 
Mc.  10,  23  stimmen  —  abgesehen  von  den  Varianten:  jtXovcioi  = 
ol  ra  XQW^'^^  ^X^^^^^^  elösXevOomai  =  slojtoQsvoovzai  (vgl. 
dazu  Heft  II,  172  f.)  —  wesentlich  tiberein.  Mc.  aber  bringt  Mc. 
10,  24  nach  dem  canonischen  Texte  denselben  Gedanken  noch- 
mals in  der  Frage:  rixva,  3t (5g  övOxoXov  ioriv  elg  rtjv  ßaöi- 
Xslav  rov  d-eov  eloeXß^etv;  —  eine  Wiederholung,  welche  nach 
dem  vorausgegangenen  Logion  v.  23  ziemlich  überflüssig  erscheint 
Anders  verhalt  es  sich  nach  derjenigen  Textgestalt,  welche 
Cod.  D,  Syr.  Sin.  Syr.  Cur.,  6  Italae,  Vulg.,  das  Diatessaron  vertreten, 
welche  also  bis  auf  den  Redaktor  des  ältesten  Evangeliencanons 
(um  140)  zurückführt.  (Vgl  Heft  I,  36.)  In  dieser  Textgestalt, 
welche  auch  Clemens  AI.  und  Ephraem  kannten,  erscheint 
Mc.  10,  24  als  eine  Epexegese  von  Mc.  10,  23  =  Mt.  19,  23  =  Lc. 
18,  24,  sei  es  nun,  dass  diese  Epexegese  aus  dem  Urtext  stanmit 
oder  von  einem  späteren  Redaktor  hinzugefügt  worden  ist.  Für  die 
erstere  Annahme  spricht  die  Thatsache,  dass  erst  durch  diese 
Lesart  der  sonst  überflüssige  Vers  Mc.  10,  24  Inhalt,  Werth  und 
Bedeutung  gewinnt.  Ausserdem  vgl.  man  in  sprachlicher 
Hinsicht  das  gewiss  urtextliche  xsxoid'OTag  ig)*  tavrotg  in  Lc 
18,  9.  —  In  den  beiden  letzten  Citaten  tritt  bei  den  Alexandrinern 
Clemens  und  Dionysius  noch  die  Variante  acod^ijoeö&ai  bxi(^  — 
wiederum  ein  Beweis,  dass  Clemens,  welcher  in  (Juis  div.  salv. 
c.  4  genau  den  Text  des  Cod.  D  citiert,  in  den  Stromata,  wo  er 
das  ocod-i^osTai  anwendet,  eine  andere  schriftliche  Quelle  befolgt 
Nur  in  der  Erwähnung  der  reXcovai,  welche  ihm  wahrscheinlich 
als  Vertreter  des  Reichthums  galten,  steht  er  völlig  isoliert. 
Nach  der  Einleitung  unserer  Perikope  war  es  vielmehr  ein  agycov 
(Lc),  em  (pagiCalog  (Hom.),  em  aQxcov  rcov  (pagtoalcov^  nicht 
aber  ein  reXalir^g,  mit  welchem  die  Verhandlung  geflihrt  wurde. 

Lc.  18,  25  =  Mc.  10,  25  =  Mt.  19,  24. 

a.  Clem.  AI.  Quis  div.  salv.  c.  2.  p.  936. 

dxovöaPTsg  tfjg  rov  oortJQog  qxDvijg     ort  qclov  xafitjXog 


Texte  und  UntenachuDgen  su  Lo.  18, 25.  507 

6ia  TQ^fiarog  Qag>l6og  öiexövaBrai  ^  JtXovoiog  dg  ti]v  ßa- 
oiXbIov  xSv  ovQavAv, 

b.  Clem.  AL  Quis  div.  salv.  c.  26.  p.  950. 

d^ärrov  xafifjZog  6ia  ßeji6v7]g   elotXevoerai   fj  6  roiovrog 

jtXavOiog  ixt  xr^v  ßaaiXelap  tov  &eov  xagskevosrai. 

c.  Clem.  AL  Strom.  II,  5,  22.  p.  440. 

xioxiov  ovv  noXXm  fiaXXov  xfj  YQag)fj  Xsyovoy^  &axxov 
xafiTjXov  öia  xQvxi^fiaxog  ßsXoPTjg  öieXsvoeoß^ai  rj  xXavöiov 
tpiXoootpBtv, 

d.  Cod.  Cantabr.  Mc.  10,  25. 

xaxiov    xafiTjXog   6ia    xQVfiaXlöog    ^axpldog    öiBXsvosxai   rj 

xXovoiog  elg  xr/v  ßaciXelap  xov  d-eov. 

e.  Clem.  AI.  Quis  div.  salv.  c  4.  p.  938. 

^xoXkoxbqov  dta  xijg  xQVfzaXiag  xrjg  ßsXcptjg  xafii]Xog  bIo- 

BXsvOBxai  T]  xXovaiog  bIc  xrjr  ßaoiXBlav  xov  ß-Bov. 

l  Lc.  18,  25. 

BVXoxcixBQOV   yoLQ   loxiv  xäfif)Xov   6io   xQTjfiaxog  ßBXopijg 

dceXd'Blv  ^  nXovOiov  dg  xrjv  ßaCiXBlav  xov  d-Bov. 

g.  Celsus  ap.  Orig.  c.  Cels.  VI,  16.  Opp.  I,  641. 

fiBxa  xavxa  xrjp  xaxä  xdSv  xXovolcov  axotpaöiv  xov  ^Ifjöov 
Blxopxog'  BVXOJtcixBQOv  xdfirjXov  bIobXO^bIv  öta  XQvxrjuaxog 

Qatpiöog  rj  xXovöiop  Big  xrjv  ßaöiXBlap  xov  d^BOv'  (fTjolp 
xxX. 

h.  Ev.  sec.  Hebraeos  ap.  Orig.  in  Matth.  Tom.  XV,  14.  Opp.  III, 
672. 
Et   conversus    dixit  Simoni    discipulo   suo  sedenti  apud  se: 
Simon,  fili  Joannae,  facilius  est  camelum  intrare  per  foramen 

acus,  quam  divitem  in  regnum  coelorum. 

i.  Mt.  19,  24. 

xdXiv  ÖB  Xiyo)  vfilp,  ort  bvxojiwxbqop  ioxip  xäfii]kop  öiä 

XQVXfjiiaxog  Qaq>l6og  bIobXO^bJp  tj  xXovoiov   slg  xtjp  ßaOi- 

XbLüp  x(dp  ovgapcop. 

k.  Epiph.  Haer.  LXVI,  69.  p.  690  C. 

Blxa  o  xvQiog  Btprj'  bvxojkdxbqop  ioxi  xdfii]Xop  diä  xQVfia" 


^•»  ^    *> 


508  Auasercanoniflche  Paralleltezte  zu  Lc. 

Ziag   ^aq>löog  slösXd-Btv  ^  xXovOiov  iv   rg   ßaOiXsla  xAr 

1.   Mc.  10,  25. 

svxoxoizEQOP  ioriv   xa/iijXov   öia  rijq  ZQVfiaXiag  Qag>ldoQ 

öieXd-elP  ij  xXovciov  slg  rtjp  ßaoiXelap  rov  ß'sov  slosX&slv. 

m.  Koran,  Sur.  7,  38. 

non  ingredientur  paxadisam,  doneo  trauseat  camelas  foramen 
aeus. 

n.  Method.  de  lepra  XVI,  7.  p.  327  ed.  Bonwetsch. 

Daher  auch  Christus  die  Reichen  meinend  sprach:  Es  ist 
leichter,  dass  ein  Seil  durch  ein  Nadelohr  gehe,  als  dass  ein 
Reicher  ins  Himmelreich  koi^e. 

Dieser  Spruch,  bei  welchem  auch  Weiss  (Marcus  S.  345, 
Matthäus  S.  437)  Spuren  der  vorcanonischen  Quelle  gefunden, 
und  der,  weil  mit  der  ganzen  Perikope,  deren  Pointe  er  bildet, 
unauflöslich  verbunden,  allein  schon  hätte  hinreichen  müssen,  um  in 
Weiss  die  sichere  Überzeugung  von  dem  urcTangelischen  Cha- 
rakter der  ganzen  Perikope,  zu  welcher  er  gehört,  zu  begründen, 
zeigt  in  zahlreichen  Übersetzungsvarianten  seinen  hebräischen 
Grundcharakter.  VgL  £gö^^^^_^^TTOJ'  =  taxiOP  =  evxoXci- 
TBQOP  =  svxojtcireQOP  =Tp3r^(>^i/a^affi2do$  =  xQvxnfia  ßsXc- 
PTjg  =  TQVfiaXia  ßeXoPijg  ==  rgfjfia  ßeXopjjg  =  TQVJtij/ia  Qaiploog 
=  TQVfiaXia  Qag)löog  =  oniaH  'l'in,  öiexöveip  =  öiiQXBO^ai  = 
sloigx^o&ai  =  n5^.  Von  den  Worten,  welche  »foramen  acus* 
wiedergeben,  kommen  im  Septuaginta-Griechisch  nur  folgende 
Formen  vor:  TQVfiaXiä  häufig,  von  TQvjtrjfia  nur  TQVJtd(o  (= 
perforo),  von  TQrjfia  nur  rgr^rog  (=  perforatus),  von  Qag)lg  nur 
^aq)i6evr6g  (=  consutus);  gänzlich  fehlt  ßsXopi],  sowie  üTlia  im 
biblischen  Hebräisch.  Das  Evang.  Hier,  giebt  p.  155  rgvjtijiia 
^ag)l6og  durch  rul^jjLSA.i  f^naos  wieder.  Das  Methodius- 
Ci tat  ist  meines  Wissens  das  erste  und  das  bis  jetzt  einzige 
patristische  Citat,  in  welchem  die  Lesart  xafiiXog  =  8eil, 
Tau  (welche  wohl  in  zwei  Scholien  sowie  von  Gyrillus  AI.  und 
Theophylactus  erwähnt  und  besprochen  wird,  auch  in  einer 
Anzahl  Codices  sowohl  zu  Lc.  18,  25  als  zu  Mt.  19,  24  —  nicht 
aber  zu  Mc.  10,  25  —  sich  findet)  als  etwas  ganz  Selbst- 
verständliches und  der  Besprechung  nicht  Bedürftiges 


Texte  und  Unteraachungen  zu  Lc.  18, 25.  26.  27.  509 

auftritt.  —  Echt  alexandrinisch  und  ein  Stück  der  grossen 
Freiheit,  welche  Clemens  gelegentlich  sich  gestattet,  ist  das 
g)iloooq>elv  in  dem  Gitat  aus  den  Stromata  als  Ersatz  für  das 
BlösZevoecd-ai  slg  rijv  ßaoiXelav  rov  d-eov  der  Quelle.  Zu  der 
Anrede:  „Simon,  fili  Joannae^  im  Hebräerevangelium  vgl.  das 
vlh  Uoavvov  zu  Mt.  16,  17  in  dem  „lovöa'Cxov^  —  s.  Agrapha 
S.  334.  387  f. 

Lc.  18,  26  =  Mc.  10,  26  =  Mt.  19,  25. 

a.  Clem.  AI.  Quis  div.  salv.  c.  20.  p.  946. 

tL  ovv  q)oßri&ivT6g  XiyovCi'  rlg  övvaxai  öcoß-rjvai; 

b.  Cod.  Cantabr.  Mt.  19,  25. 

äxovOavTBg  öh  ol  (iad-firäi  i^sjtX^Oöovro  xcä,  iq>oßj]d^aav 
ög)6dQa  XiyovxBq'  xlq  aga  övvaxat  ocoO^ivai; 

c.  Mt.  19,  25. 

dxovaavTsg  öe  ol  fiad^rjTtü  [Syr.  Cur.  add.:  avzov]  i^sxXi^a^ 
oovro  [Syr.  Cur.  add.:  xal  ig)oßi^B^rjOav]  ag)6ÖQa  Xiyovxsg' 

xlg  oQa  &vvaxai  öcod-^vai; 

d.  Clem.  AI.  Quis  div.  salv.  c.  4.  p.  938. 

ol  6h  jteQiOOcog  i^ejtZ^ooovxo  xal  sXsyov'  xig  ovv  övvaxat 
acod-rjvac; 

e.  Ma  10,  26. 

ol  de  xBQLöömg  k^BTtXrjöOovxo  XiyovxBg  Jtgog  havxovg'  xal 
xlg  övvaxat  OcD&rjvai; 

f.  Lc  18,  26. 

sljtav  ÖB  ol  axovöavxBg'  xal  xlg  övvaxat  ömd-rjvai; 

In  diesem  Verse  sind  woßnd-rjvat  und  ixjrXfjööBOO^at  =  l'in 
gleichwerthige  Ubersetzungsvarianten.  Vgl.  Jes.  19,  16:  T^H  = 
LXX:  iv  (poßcp  slvai,  ferner  1.  Sam.  4,  13;  13,  7:  Tin  =  Aquila, 
Symm.  lixjtXfföCBoß^at.  Das  oa)d^i]vat  giebt  das  Evang.  Hieros. 
sowohl  ziTLc.  18,  26  als  zu  Mt.  19,  25  mit  rdjju  wieder.  Ebenso 
die  Syrer  Cur.  und  Sin.    Vgl.  die  Erläuterungen  zu  Lc  17,  33. 

Lc.  18, 27  =  Mc.  10,  27  =  Mt.  19, 26. 


a.  Ep.  ad  Diogn.  IX,  6.  p.  161,  22. 

kXiy^ag  ovv  fiiv  xS  jcQoOd-BV  XQovcp  x6  äövvaxov  xrjg  i^fiB- 


510  Anssercanonische  Paralleltexte  zn  Lc. 


xiQag  q>vöea}g  elq  ro  rvxetv  ^CDfjg,  vvv  dk  top  ooozrJQa  ösl- 
^ag  dvvaxbv  Oci^sip  xtä  ra  aövvarcL 

b.  Celflus  ap.  Orig.  c.  Cek.  III,  70.  Opp.  I,  493. 

o  öh  KiXoog  g>*jolv,  <6g  fitj  pofjoag^  Jrc5§  keyerai  o  d-eog 
napxa  övpaoO^at,  ort  ovx  kd^eXriou  ovöip  adixor,  didoig, 
ort  övparai  fiep  xal  xo  aöixop,  ov  d-iXsi  6e. 

c.  Theophil,  ad  Autol.  U,  13. 

xä  yoQ  jtagä  apB'Qoijtoig  äövpaxa  dvpaxa  koxip  xaga  d-sm. 

d.  Just.  ApoL  I,  19.  p.  66  B. 

xop  riiiixBQOP  öiöaoxaXop  ^Itjöovp  Xqioxop  sypcofiep  elxov- 
xa'  xä  dövpaxa  jtagä  apd^Qmjcoig  öwaxä  jtagä  d-siß. 

e.  Lc.  18,  27. 

6  6s  elnsp'  xä  aövpaxa  ytagä  dpd^Qcijtoig  &waxä  jcaqaxq 

d-sm  iöxip. 

§ 

f.  dem.  AI.  Quis  diy.  salv.  c.  21.  p.  947. 

6  ÖB  xvQiog  djtoxQiPsxar  öioxi  x6  ip  dp^Q(DJtoig  dövpaxop 
övpaxop  ^£c5. 

g.  Clem.  AI.  Quis  div.  salv.  c.  4.  p.  938. 

6  öh  kfißX^ag  avxolg  eljtsp'  oxi  staga  dpd-QWJtoig  dövpaxop 
jeagd  d-scp  övpaxop'  Jtdpxa  ydg  övpaxd  koxi  otagd  X€p  d'ew, 

h.  Mt.  19,  26. 

kfißXitpag  öh  6  ^IfjCovg  ebtsp  avxolg'  xagd  dpd-gcixoig  xov- 
xo  dövpaxop  ioxtp'  xaga  öh  d-eA  övpaxa  ndpxa. 

i.   Mc.  10,  27. 

kfißXhpag  avxolg  6  'ifjOovg  Xiyai'  JtOQa  dpd^Qcixoig  döv- 
paxop ^  dXX^  ov  Jtagd  O-ew'  jtdpxa  ydg  övpaxa  xagd  x<p 

t 

Bereits  Paulus  scheint  Rom.  8  (vgl.  v.  5:  xo  yaQ  dövpaxop 
xov  p6[iov  —  o  d^eog  —  v.  7:  ovöh  ydg  övpaxai)  auf  unser  Lo- 
gion angespielt  zu  haben,  welches  bei  seiner  prägnanten  Kürze  £ast 
ohne  Übersetzungsvarianten  überliefert  ist. 

Lc.  18,  29.  30  =  Mc.  10,  29.  30  =  Ht.  19, 29. 


a.  Agathangelus  p.  34,  81.  ed.  Lagarde. 

xad^  (Dg  xal  6  xvgiog  Ip  xcp  evayytXlco  eg)Tj'   el  xig  dq^ 


Texte  und  Untersachnngen  zu  Lc.  18,  29.  30.  511 

GBl  xavxa  Sia  xo  ovofia  fiov\  Iv  ry  devTtQ^  xaQovoia 
^on)v  aloipiov  xlriQovofiffiEi. 

b.  Clem.  AI.  Qiiis  div.  salv.  c.  4.  p.  938. 

djtoTCQid^eXq  di  6  7//öoi;<j  XeYSi'  dfifjv  vfilv  Xsya),  og  av  dq:tj 

rä  löia  TuA  yopslg  xm  döeXq>ovg  xcu  xQf)^iaxa  ivBXBv  ifiov 
xal  tvexsv  xov  svayyeZlov  fiov,  djtoXrjy^exat  txaxovxXa- 
olova  iwv  ip  xw  xaiQtp  xovxm  d:/Qovg  xal  ;i^(>yy/tigTa  xal 
obclag  xcu  dösXwovg  uexd  öicorficov,  ip  6h  xcS  igrousptp 
^cot]  iöxip  alciviog. 

c.  Syr.  Cur.  Mt.  19,  29. 

xcä  xag  ooxig  dg>fjxev  olxiag  fj  d6eXq>ovg  //  d6£Xq>dg  fj  fit]- 

xiga  Tj  Yvpglxa  ?}  xixpa  7\  dyQovg  tpsxa  xov  ifjov  opo- 
(ioxog  txaxopjtXaölopa  Xi^/i^sxai  xal  iv  xqi  alwvi  xoi 
igxouevq}  CfiDt]v  aldviop  xXrjQOPOfii^öei. 

d.  Mt  19,  29. 

xci  jcäg  ooxig  dcp^xep  ddeXq>ovg   ij  dd€Xq>dg   rj  naxiga  T/ 

fii]xiQa  ij  xixva  tj  dygovg  fj  olxiag  %vBxa  xov  ifiov  ovofia- 
xog  JtoXXajtXaolopa  Xi^fiy)£xai  xal  ^orjp  alcipiop  xXf]Qovo- 

&^ 

e.  Lc.  18,  29.  30. 

dfifjp  Xiya>  vfilp,  ovösig  aöxip^  og  d<pi}Xhv  olxlap  ?;  yvpalxa 

^  ddBXq>ovg  tj  yopstg  i]  xixpa  sipexev  xijg  ßaötXelag  xov 
d-sov,  og  ovxl  (ifj  djcoXdßi]  jcoXXajtXaolopa  ip  xtp  xaiQcp 
xovxw  xcä ,JjJ!39^^5!^?5ij£^  ^oüflP  alciviop. 

f.  Mc.  10,  29.  30. 

dfiJjv  Xiym  vfilv,  ovösig  iöxiPy  og  dtpijxBP  olxlav  fj  ddsXg)ovg 

7}  adBX(pdg  tj  (jtrixkQa  rj  jcaxiga  rj  dyoovg  ^pexsp  ifiov  xal 
ipBXBP  xov  avayyeXlov,  idp  fiij  Xaßtj  txaxovxanXaolova 
vvv  kv  x(p  xaiQcp  xovxm  olxiag  xal  döaXipovg  xal  döeXtpag 
xal  fifjxJQag  xal  xixpa  xal  dygovg  fisxd  öiooyficip,  xal  ip 
xS  alcopi  Tc5  igxofiivo)  C,a)f^p  alciviov. 

g.  Clem.  AI.  Strom,  IV,  4,  15.  p.  570. 

avxlxa  6  xvQiog  ip  xtp  svayyeXlm  ^ijalp'  og  ap  xaxaXeltp^] 


512  Aussercanonische  Paralleltexte  zu  Lc. 

xardga    r}  firjtiQa  rj   ddeX^ovg   xal   t«  k^f^Q  Mvexsv  rov 
svayyeZiov  xal  rov  ovofiarog  fiov^  fiaxagiog  ovrooL 

h.  Const.  VIII,  10.  p.  246,  3. 

xal  xm  avTolg  kv  T<p  xaQovxt  ixarovraxXaciova  xcä  iv 
Tc3  iiiXXovrt  ^corjv  cdcoviov. 

Weiss  (Marcus  S.  345  und  namentlicli  S.  347  Anm.  1)  re- 
construiert  den  Urtext  dieses  Logion  folgendermassen: 

jiäg  oCtiQ  dq)fjx€v  jtdpta  ivsxa  rov  ifiov  ovofiarog,  jtoXXa- 
jtXaolova  X^fiy)eTai  xal  ^a>^p  alciviov. 

Aus  dem  Citate  des  Agathangelus,  welches  dieser  aus- 
drücklich als  ein  in  denti  evayyiXiov  enthaltenes  Herrenwort  be- 
zeugt, ersieht  man,  dass  in  der  That  das  Logion  in  solcher  ein- 
facheren Gestalt  vorhanden  gewesen  ist  und  dass  Weiss  mit 
seiner  Conjektur  ziemlich  das  Richtige  getroffen  hat.  Denn  xag 
oCrig  d^fjxev  =  st  xtg  dq)7J06i  =  og   av  dtpf]  =  og  av  xaza- 


„-^.»-^^-^"x       V.'^w. 


Xsitpi;}  =  IT??  1lDÄ"te,  xX7]Qovofi?]0€i  =  djtoXri^erai  =  dxoXdßr^i 

=  Xjfitperai  =  THÄ^  (vgl.  die  Erläuterungen  zu  Lc.  18,  18**)  — 
beruhen  auf  einem  und  demselben  Urtext.  Nur  der  Ausdruck: 
ip  rfj  ösvT^Qa  jcagovola  ist  bei  Agathangelus  apokryph.  Vgl 
Ägrapha  S.  404.  Indess  ist  auch  hierzu  die  vorcanonische 
Unterlage  in  dem  alcov  6  sQXofiBVog  =  6  fisXXcop  ==  KSn  Dbi^ 
wieder  zu  erkennen.  Jedenfalls  ist  die  Aufzählung  der  einzelnen 
Objekte  an  Stelle  des  einfachen  jtavra  eine  redaktionelle  Zuthat 
des  zweiten  Evangelisten,  eine  Zuthat,  welche  von  ihm  aus  in 
die  beiden  anderen  synoptischen  Evangelien  übergegangen  ist. 
Ebenso  stammt  das  tvsxsp  rov  BvayyeXlov  von  Mc,  wie  das 
tvexsp  TTJg  ßaOiXelag  rot  d^eov  von  Lc.  Ursprünglich  ist  did  ro 
opofid  fiov  (Agathang.)  =  tpsxsp  rov  efiov  ovofiazog  =  )TA 
■»lOTp.  Das  jtoXXajtXaöiova,  in  welchem  Mt.  und  Lc.  zusammen- 
treffen, stammt  nicht  aus  Mc,  welcher  txatoprajtXaolopa  ein- 
gefügt  hat,  sondern  direkt  aus  der  voreanonischen  Quelle.  Eine 
freie  Abwandlung  des  Schlusses  ist  das  (laxagiog  ovzoöl  des 
Clemens  AL 

Lc.  18,  31-33  =  Mc.  10,  32-34  =  Mt.  20, 17-19. 

a.  Epiph.  Haer.  XXIV,  9.  p.  74  D. 

Xeywp'   löov,  dpaßaipofisp  üg  %goo6Xv(ia,  xcu  o  viog  rov 


Texte  and  Untersuchungen  zu  Lc.  18,31—33.  513 

avd'Qcixov  jtaQaöod-TJöerat  xal  axoxtavd'ijöSTai  xäl 
ry  xqIxxi  tjfieQa  avaoxrjOBrai. 

b.  Epiph.  Haer.  XLII.  p.  315D. 

xaghcoipB  [6  MoqxIodv]  t6'  xagaZaßcop  rovg  öciösxa  iXsyev' 
löov,  dpaßaipofisp  etg  %Qoo6Xvfia,  xäl  TeXsö&fjOerai  xavxa 
xa  ysYQafifiipa  kv  xolq  3tQoq>rixaLq  utBQi  xov  vlov  xov  dv- 
d-Qcixov'  jtagadod'Tjöexai,  djtoxxav&fjöexai  xal  xii 
xqLx'Q  ?jfi6Qa  ävaöxr^öexar  oXa  xavxa  jtaQsxotps. 

c.  Test.  XII  patr.  Benj.  c.  9. 

xal  ix£l  TcvQiog  vßQio&rjOexai  xal  ijtl  ^vXov  vtpwd-rioexai, 

d.  Lc.  18,  31—33. 

jtOQaXaßdfv  öh  xovg  öcoösTca  bIjcbv  Jtgdg  atxovg'  löoVy  dva- 
ßalvofisv  slg  %QovoaX7Jfi,  xal  xeXeG^rjCBxai  jtdvxa  xc 
yeYQafifisva  öid  xSv  jiQoq>rix6iv  xtp  vl£  xov  dvd-Qoojtov 
JtaQaöod^qCBxat  yaQ  xolg  Id'VBCtv  xal  ifutaix^^jOBxai  xal 
vßgiöB'fiosxai  xal  ifiJtxvc&?'iC6xai,  xal  (laoxiycoaavxeg  djco- 
xxsvovötv  avxov,  xal  x^  rmiQct  xrj  xqIxu  dvacx?]- 
öexai. 

e.  Mc.  10,  32b— 34. 

jtagaXaßmv  61  xovg  öciösxa  fjg^axo  avxotg  Xiyeiv  xä 
fiiXXovxa  avxqi  ovgißaiPBiVj  oxi  löov,  dvaßalpofisp  tlg 
leQoöoXvfiaj  xal  o  vlog  xov  dpd^Qoijtov  JtaQaöoO^TJoexai 
xolg  OLQXiBQBvOLP  xoL  xoTg  yQafiiiaxBvOiPf  xal  xaxaxgipovatv 
avxop  d'apdxq}  xal  jtaQaöciaovöip  avxop  xolg  ed-psoip,  xai 
kfijtal^ovoip  avxm  xal  efiJtxvöovoip  avxm  xal  fiaoxiycioov- 
acp  avxop  xal  djtoxxspovCip,  xal  fiexd  xgelg  rifiigag 
dpaöxi^öexai. 

f.  Mt.  20,  17—19. 

xci  dvaßalpa)P  6  'irjaovg  elg  %QOo6Xvfia  jtagtXaßep  xovg 
öciöexa  xax'  lölap  xal  ip  xij  oöcß  slnsp  avxolg'  löov,  dva- 
ßcUpofiBP  Big  iBgoooXvfiay  xal  6  vlog  xov  dt^goijtov  naga- 
öod-.TjöBxai  xolg  dgxiBgtvoip  xal  ygafifiaxBvöiP,  xal  xaxa- 
xgtpovoip  avxop  Big  d^dpaxop  xal  jtagaömoovoip  avxop 
xolg  B&PBOiP  Big  x6  Ifijtal^ai  xal  fiaöTcywoai  xal  oxav- 
gcioat^  xal  xij  xglxi^  fjfiBga  kyBgd^riOBxai. 

Auf  die  erste  Leidensverkündigung  Mc.  8,  31 — 33  =  Lc.  9,  22 
=  Mt  16,  21  —  23  und  auf  die  zweite  Leidensweissagung  Mc.  9, 

Texte  u.  Untenaohungen  X,  3.  33 


514  Auseercanonische  Paralleltezte  xu  Lc. 

30—32  =  Lc.  9,  43—45  =  Mt.  17,  22.  23  folgt  hier  die  dritte 
Mc.  10,  32—34  =  Lc.  18,  31—34  =  Mt.  20,  17—19,  und  diese 
dritte  Leidensweissagung  geschah  bei  dem  letzten  Aufbruch  aus 
der  Gegend  von  Ephräm  (vgl.  die  Bemerkungen  zu  Lc.  17,  11)*) 
und  bei  dem  Beschreiten  des  Weges  nach  Jericho  und  Jerusalem. 
Weiss  (Marcus  S.  349  ff.)  hält  Marcus  für  die  letzte  Quelle  dieser 
Perikope.  Möglicher  Weise  aber  lag  ein  einfacherer  Quellentext 
—  etwa  in  der  Fassung,  Mrie  sie  bei  Epiphanius  zweimal  sich 
findet  —  auch  schon  für  Marcus  vor,  welcher  einfachere  Text 
dann  von  Mc.  in  ähnlicher  Weise  redaktionell  bereichert  wurde, 
wie  wir  es  bei  dem  Logion  Mc.  10,  29.  30  gefunden  haben.  — 
Das  Gitat  aus  den  Testam.  XII  patr.  lässt  durch  den  nur  bei  Lc 
vorkommenden  Ausdruck  ißgiod-fjosrai  eine  Benützung  des 
dritten  Evangeliums  erkennen. 

Lc.  18,  40.  41  =  Mt  20,  32.  38  =  Mc.  10,  49-51. 

a.  Mt.  20,  32.  33. 

xal  ötag  o  ^Irfiovq  itpdvTfiev  avrovq  xdi  ebtsv  xl  Q-ikexB 
jtoiijo(D  vfilv;  Xiyovciv  avrtp'  xvQUf  Iva  avoiyciötv  oi 
6g)&aXfiol  ^ficop  [Sjr.  Cur.  add.:  xal  dpaß2.6tpa}(i€v.] 

b.  Lc.  18,  40.  41. 

örai^eig  öe  o  ^frjoovg  ixikevöev  avtop  ax^]vai  XQog  avrov 
lyyioavroq  ök  avxov  ijtTjQcixrjosv  avxov*  xl  ooi  ^iXeig 
jtoiTjOa) :  o  de  sljtev'  xvqis^  Xva  [Syr.  Cur.  add.:  avoix^cioi 
(iov  ol  6(pd'aZfiol  xal]  dvaßXitpa}. 

c.  Cod.  Cantabr.  Mc.  10,  49—51. 

xal  axdg  6  *l7jöovq  elnev  avxov  g>G)P7j{)-i]vai'  ol  öe  Xiyovoiv 
x<p  xv(pXm'  d^aQöBty  eyeiQS'  qxoval  06'  6  6e  djtoßakmv  x6 
Ifiaxiov  avxov  dvajtTjö/iaag  7)Xd'Bv  JtQoq  avxov'  xcu  axo- 
xQid-elg  avxqi  6  ^tjOovg  eljtev  xl  ^iXeig  notri(fa>  öoi;  6  de 
xvq)X6g  sljcev  avx<p'  xvqu,  Qaßßl,  ?r«  dvaßXitpo), 

d.  Mc.  10,  49—51. 

xal  öxag  6  ^frjoovg  tljtsv  (p€0V7]öaxB  avxov  xal  tpcovovöiv 
xov  xvtpXov  XiyovxBg  avx^'  d'aQöBiy  tyBiQB,  ipa}VBl  öe'  6 

1)  Epiphanius  erzählt  Haer.  XXX,  9.  p.  133  B  G  von  einer  Reise,  die 
er  selbst  in  jener  Gegend  ausgeführt  habe  unter  Begleitung  eines  christlich 
gesinnten  Juden  „avvoÖEvaavtoq  {xoi  iv  ty  ^Q^ifJLüi  r^g  BaiS-tjX  xaVE<pQatfM. 
int  Tjjv  OQeivijv  dvegxo/Jiivip  dnb  tfiq^lsQixovQ.'* 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Lc  18,  40.  41.  19,  2.  515 

öh  dxoßakwv  ro  l/iariop  avrov  avajtijöijcag  riXd-ev  XQOq 
Tov  ^Iijaovv.  xa\  axoxQid-Big  avrm  o  ^Irfiovq  sljtev  rl  Cot 
&€Xeig  :xoiijö(d;  6  6h  rvg)X6q  bIxbv  avrA'  ^aßßovpl,  iva 
opaßlitpfD, 

Nach  der  Quellenkritik  yon  Weiss  (Marcus  S.  358  ff.)  hat 
der  erste  Evangelist  den  Bericht  von  der  Heilung  zweier  Blinden 
Mt.  9,  27 — 29  direkt  aus  der  apostolischen  Quelle  geschöpft, 
ausserdem  aber  den  Bericht  über  die  Heilung  des  Blinden  zu 
Jericho  Mc.  10,  46 — 52  als  eine  redaktionelle  Bearbeitung  des- 
selben Mt.  9,  27 — 29  zu  Orunde  liegenden  Quellentextes  betrach- 
tet und  daher  die  Zweizahl  der  Blinden,  welche  Mc.  beseitigt 
hätte,  wiederhergestellt.  Aber  wir  haben  bereits  zu  Mt.  9,  28.  29 
in  Heftll,  116—118  gesehen,  dass  der  Urtext  dort  nur  Einen 
Blinden  kannte,  dass  die  Verdoppelung  dort  auf  Rechnung  des 
ersten  Evangelisten  zu  setzen  ist  Folglich  ist  letzteres  auch 
hier  der  Fall,  wo  Mc.  (und  ihm  nach  Lc.)  nur  Einen  Blinden 
kannte.  Jedenfalls  aber  weicht  unsere  Perikope  Mc.  10,  46—52  = 
Lc.  18,  35—43  von  dem  Erzählungsstück  Mt.  9,  27—29  fast  in 
allen  Punkten  ab  und  trifft  eigentlich  nur  in  dem  Ruf:  vlh  Aa- 
viö,  iXiYjCov  ifii  =  Tjfiag  mit  Mt.  9,  27  zusammen,  sodass  an  die 
ursprüngliche  Identität  beider  Relationen  kaum  zu  glauben  ist.  — 
Zu  iva  apaßZitp<D  in  v.  41  macht  Nestle  noch  auf  die  schone 
Lesart  des  Syr.  Cur.  aufmerksam:  ut  aperiantur  oculi  mei  et 
videam  te. 

Lc.  19,  2. 

a,  Hom.  Clem.  II,  1.  p.  22,  2  =  Const  VII,  46.  p.  228,  11. 

Zaxxalog  6  jeors  TB2.civ?jg, 

b.  Lc.  19,  2. 

xai  löov  dprJQ  ovofiaxi  xaXovfiavog  Zaxyialog  xal  avrog  ijv 
ägx^t6Ji<6vi]g. 

Wenn  die  Herkunft  des  Blindenheilungsberichtes  aus  der 
vorcanonischen  Quelle  sehr  zweifelhaft  ist,  so  stammt  dagegen 
die  Perikope  Lc,  19,  1 — 10,  wie  schon  die  Schlussgnome  Lc.  19,  10 
erkennen  lässt,  sicherlich  aus  dem  ürevangelium.  Zu  notieren 
ist  hierzu  die  Nachricht  der  Constitutionen  (Const.  VII.  46), 
dass  Zachäus  —  das  Evang.  Hieros.  nennt  ihn  Zachai  ==  ><^1^\ 
—  der  erste  Bischof  von  Caesarea  gewesen  sei,  in  welcher  Stadt 
er  auch   in    dem   pseudo-clementinischen  Roman   eine   wichtige 

33" 


516  AuBsercanonische  Paralleltezte  su  Lc. 

Rolle  spielt.  Vgl.  Hom.  Clem.  II,  21  p.  27,  13.  In  den  Consti- 
tutionen sowohl  wie  in  den  Clementinen  und  nicht  minder 
Iren.  I,  8,  3  wird  er  als  reXciptjg  —  nicht  aQXiTsZ(6t>7j<;  —  ein- 
geführt.  (Vgl.  dazu  oben  S.  46g).  Ammonius  in  seiner  Eyan- 
gelienharmonie  schreibt  p.  17^:  Rectä  autem  Hierosolymam  pe- 
tens,  delatus  Hiericho,  inter  eundum  ,,nano^^  illo  Zachaeo,  ut  se 
hospitio  reciperet,  accersito  etc. 

Lc,  19,  5. 

a.  Hom.  Clem.  111,  63.  p.  53,  24. 

Zcacxatov,  JtQog  ov  xal  6  xvQiog  dotciv  avBjravoato. 

b.  Cod.  Cantabr.  =  Syr.  Cur.  ad  Lc.  19,  5. 

xai  kyivBTO  kv  tg3  öuQxso&ai  avxov  [Syr.  Cur.  xov  ^ItjCovv] 

bIöbv  [Syr.  Cur.  add.:  avxov]  xal  eljctv  avxm  [Syr.  Cur.  om. 

avxfß]'    Zaxxale,  ojttiaovj  xaxaßr^d-r   oxi  öi^fiegov  iv  xA 
olxfü  aov  Ost  (iB  fiBtvai. 

c.  Valentiniani  ap.  Iren.  1,  8,  3  =  Epiph.  Haer.  XXXI,  25  p.  195A. 

xal  6jrl  Zaxxalov  xov  xBJicipov  BljtotV'  ojtBvöag  xaxaßijd^i, 

6x1    öt/fJBQOP  BV   X(p    oXxCp    OOV   ÖbI  flB  (iBlVai. 

d.  Lc.  19,  5. 

xal  dg  ijXdBV  ijtl  xov  xojtov,   ävaßjiitpag  6  'Jffiovg  bIxbv 

jtQog  avx6i>'   ZaxxalBy  OXBvaag  xaxaßj^d^r  öf)fiBQOV  yog  kv 
xw  ohccp  ÖOV  ÖBt  fIB  (iBtvai. 

Der  Text  des  Cod.  D  und  des  Syr.  Cur.:  xal  lyivBxo  xxX, 
=  ^7it)*y  ist  ganz  hebraisierend,  ebenso  die  Auflösung  des  Par- 
ticipiums  öJtBvoag  in  öxbvoov.  Vgl.  Heft  II,  393.  397.  Das  bIoiwv 
avBnavoaxo  der  Homilien  nimmt  sich  neben  dem  lucanischen 
fiBtvai  wie  eine  Ubersetzungsvariante  von  'J'lb  aus.  Vgl.  Jud. 
19,15:  l'ibb  =  LXX:  xov  bIobXübIv  avktcB^ijvai  =  Cod.  Vat.: 
xaxakvoai.  Doch  könnte  auch  niü*^,  welches  selbstverständlich 
für  fitlvai  zunächst  in  Betracht  kommt,  zugleich  das  Grundwort 
für  xavBOdat  .sein.  Vgl.  Jes.  37,  28:  ?|Mtt?')  =  LXX:  vvv  6b  xf)v 
avajtavolv  oov.  Mich.  4,  4:  TD"^»  ^1D'^^  =  LXX:  xal  dvajcavOBxai 

«IT! 

txaoxog.  Das  dvajravto&ai  scheint  zum  Übersetzungstjrpus  der 
Homilien  gehört  zu  haben.  Vgl.  das  ijtavoaxo  zu  Lc.  4,  13 
oben  S.  36.     Endlich  beachte  man  die  Varianten:  avaßXBtpag  = 


Texte  und  Untenuchungen  zu  Lc.  19,  5.  8.  9.  517 

Lc.  19, 8. 

a.  Anast.  Sin.  Quaest.   12.   p.  160.   (Ex  Ghrysostomo  in  ev.  sec. 

Matth.) 
diä  rovTo  6  Zaxxoloq'  djtorlöcOj  (priclv^  (ov  i6vxog>avrfjoa 
rsTQcatXovVj   xal   t6   ^fitov    xciv  vjiaQxovxoDV  fiov  öcioo) 
XTWxotg» 

b.  Clem.  AL  Strom.  IV,  6,  35.  p.  579. 

Zaxx(xiov  Tolpw,  Ol  6h  MaxHav  q>aölv,  dgxcTsXcivTjv  coctj- 
xooza  rov  xvqIov  xara^idöavxoq  JtQoq  avrov  yeviö&'ai, 
löov  xa  rjfiicT]  xc5v  vxaQxovxcop  (lov  ölöco/ii  ikstjfioavvfip 
fpavai,  xvQis'  xal  st  xtvoq  xi  icvxog>apxf]aa ,  xbxqolxXovv 
catoolooDiit. 

a  Lc.  19,  8. 

axad-eig  öh  Zaxxalog  ebtsp  Jtgog  xov  xvqiov  löov  xä  ^fil- 
ceia  fiov  X(DV  vjtaQXOPXfop,  xvQie,  xolg  jtxcoxoTg  6lö<o(iu, 
xal  bI  xivog  xi  iovxofpavxtjOa,  djtoölöofii  xexgajckovv. 

Die  Varianten  djtoxieiv  =  djtoöiöopai  =  D^ü,  welches  letztere 
recht  eigentlich  auch  „wiedererstatten"  bedeutet,  finden  sich  in 
den  LXX  öfter.  Die  Übersetzungsvarianten  itölvai  iXsTjfioövvtjv  =» 
öiöovai  nxaixplg  sind  bereits  zu  Lc.  12,  33  besprochen  und  zu 
Lc  18,  22  nochmals  notiert  worden. 

Lc.  19,  9. 

a.  Aphraates  Hom.  XX.  p.  326.  ed.  Bert. 

Und  es  sprach  zu  ihm  unser  Herr:  Heute  ist  in  dieses  Haus 
das  Leben  eingekehrt 

b.  Evang.  Hieros.  p.  219.  220. 

Et  ait  ei  Dominus  Jesus:  Hodie  vita  (Miniscalchi  vertit:  Sa- 
lus) domui  huic  facta  est  [r^iua   ^.icnA   v^Li^mj   ^risncu 

c.  La  19,  9. 

eljtBV  6b  jtQog  avxov  6  *I?]Govg  oxi  orjfisQOP  öwxrjgla  xm 
ohicp  xovxG)  kyivBXO. 

Die  Variante  „Leben"  =  acoxrjQla  erklärt  sich  nicht  nur  aus 
dem  Aramäischen,  sondern  ebenso  gut  aus  dem  Hebräischen,  wie 
auch  aus  dem  Syrischen.    Vgl.  Gen.  45,  5:  D'^H'^«  "^SH!?«  Timxh^  "^3 


518  Aussercanoniflche  Paralleltexte  zu  Lc. 

DD'^Dfib  =  TiXX:  elg  yaQ  ^wrjv  [Symm.:  omrijQlav]  dxiazaXxi  fie 

o  ^€0$  ifijtQoOd^ev   vfiäv.     Vgl.  zu  öcod^rivai  =  vivere  Lc.  8,  50 

oben  S.  143,  ferner  zu  öoJCefv  =  C^cooyovelVy  ^coojioielv  Lc.17,  33 
oben  S.  474  flF. 

Lc.  19, 10  =  Mt  18, 11. 

a.  Clem.  Rom.  II,  1,  4.  p.  112,  3. 

ajtoXlvfiivovq  i^fiag  eöwCev, 

b.  Clem.  Rom.  II,  2,  5.  p.  114,  7. 

TOVTO  kiyei,  ozi  öel  rovg  anoXXvpiivovq  oci^etv. 

c.  Clem.  Rom.  II,  2,  7.  p.  114,  9. 

ovxmq  xai  6  XQiöxoq  Tjd^iXrfiBV  öcöoai  rä  cbtoXXvfieva  xai 

iacoösp   JtoXXovq   kXd'dv   xcä  xaXioag   yfiaq   fjdi]    dxoXXv- 

fiipovg. 

d   Clem.  Rom.  II,  15,  1.  p.  134,  9. 

fiiod^og  yaQ  ovx  eöri  ficxgbg  jrXavcofievrjv  tpvxfjv  xal  dxoX- 

XvfiivTjp  ajtoöTQdtpai  elg  ro  öcDd-fjvai,  (Vgl.  Jac  5,  20). 

e.  Hom.  Clem.  III,  63.  p.  53,  24. 

T^xxcLlov  ....  rov  OcoCead-ai  xglvag  a^iop  slvai. 

f.  Athanas.  Opp.  I,  120  D. 

fjXß'Ov  t6  axoXopievov  svgetv  xäL  acöcai. 

g.  Athanas.  Opp.  I,  123  A. 

T/Xd-ov  Ccoöai  xal  evQstP  ro  djcoXcoXog. 

h.  Clem.  AI.  Strom.  IV,  6,  35.  p.  579. 

iq)*  ov  xal  6  C€Oti^q  eljtev  6  vlog  rov  dvd^gdxov  iXd-tDV 
CriiiBQOV  ro  ajtoXoXog  svQSlv. 

i.  Orig.  Opp.  IV,  150.  in  Joann.  VI,  31. 
6  i^sX&iDV  C^fixrjoat  ro  djtoXoXog  ev{ 


k.  Syr.  Cur.  Mt.  18,  11  =  Cod.  Cantabr.  Mt.  18,  11. 

riXd'B  yaQ  o  vlbg  rov  dvd-Qcojiov  öSoai  xb  cbtoXcoXog. 


.^  ^■v,'x  '^   "^  y'\^  V  '^^  X  ^  ^  ^ 


L  Evang.  Hieros.  p.  219.  220. 

Venit    enim    filius    hominis,    ut    quaereret    et    vivificaret 
[Miniscalchi:  salvum  faceret  =  f<lijL*o],  quod  perierat. 


Texte  und  Untersacfaungen  zu  Lc.  19, 10.  519 

m.  Lc.  19,  10. 

tjXd-sv  yaQ  6  vlog  xov  avd^QotJtov  C;qxriCat  xal  Cmoai  t6 
djcojioolog. 

n,  Vers.  Aethiop.  Mt.  18,  11. 

keyco  ydg  vfitv,  ort  fjXd-ev  6  vlog  rot  dvd-Qoijtov  C,f)rfjcai 
xal  omoai  ro  ajcoXcoXog. 

o.  Const.  II,  20.  p.  39,  5. 

iiX^B   ydg   o   vlog   xov  dvO^Qcobzov  C^xijöai  xal  öäöat  x6 

p.  Clem.  AI. 

o  xvpco^  ijrl  xa  jtsjcXavrifieva  OfioZoyovfiivog  rßO^e. 

q.  Cod.  Colbert.  Lc.  19,  10.  p.  97.  ed.  Belsheim. 

venit   enim    filius   hominis    quaerens    salvum    facere    quod 
perierat. 

r.  Tert.  de  resurr,  camis  c.  9. 

Ego,  inquit,  veni,  ut  quod  periit  salvum  faciam. 

Dieses  wichtige,  den  Herrenreden  durchaus  congeniale,  Lo- 
gion, welches  aus  der  vorcanonischen  Quelle  auch  in  das  erste 
Evangelium  —  Mt.  18,  11  —  durch  zahlreiche  Handschriften  ein- 
gedrungen ist,  hat  hier  seinen  originalen  Standort  und  ist  zu- 
gleich ein  sicherer  Beweis  ftir  die  Zugehörigkeit  der  ganzen  Pe- 
rikope  Lc.  19,  1—10,  deren  Schlusspointe  unser  Logion  bildet^ 
zu  der  vorcanonischen  Evangelienschrift.  Der  hebräische  Urtext 
zeigt  sich  fast  Wort  für  Wort  in  den  Varianten  der  griechischen 
Übersetzungen  und  Recensionen.  Zu  dem  Austausch  von  ego  = 
0  vlog  xov  avd-QOfjtoVj  welcher  öfter  in  den  Evangelien  hervor- 
tritt,  vgl.  beispielsweise  Lc.  12,  8.  9,  sowie  die  Paralleltexte  und 
Erläuterungen  zu  Lc.  22,  27.  Zu  Im  xa  n^jtXavrniiva  rjXß-s  = 
fjX&ev  ^7]xrjoai  x6  djtoXmXog  vgl  die  VariantenXc.  15,  4:  jcoqbv- 

£X(u  Bjtl  x6  djtoXwXog  =  Mi.  18,  12:  Jtogsvd'eig  ^f]xel  x6  JcXa- 
vcifisvov.    Zu  der  metonymischen  Austauschung  von  ^i]X£tv  und 

evglaoceiv  =  tigä  vgl.  die  Erläuterungen  zu  Lc.  17,  33  und  die 
dort  gegebenen  Nachweise  aus  dem  Septuaginta-Oriechisch. 
Ebenda  (zu  Lc.  17,  33)  ist  die  quellenmässige  Identität  von  Cci^eip 
=  vivificare  =  ITT]   nachgewiesen.     Endlich   zu   den  Varianten 

dxoXmXog  =  jtejtXavrjfiivov  =  djtoXofisvov  =  djtoXXvfievov  =^ 


^•"W^^  '"V^ 


520  Anssercanonische  Paralleltexte  zu  Lc. 

IIK  liegen  sprachliche  und  zugleich  sachliche  Parallelen  vor  Lc. 
15,  4=  Mi  18,  12,  sowie  zu  Mt.  15,  23.  24  in  Heft  II,  180  f. 
Zu  der  Variante  cbtoXXvfdevov  in  dem  zweiten  Clemensbriefe 
vgl.  1.  Cor.  1,  18;  iÖor:  2,  15;  4,  3.  9;  2.  Thess.  2,  10. 

Lc.  19, 12.  13  =  Mt  25, 14,  15. 

a.  Just.  DiaL  c.  Tryph.  c.  125.  p.  354  B. 

hcelvog  6  ifibg  xvQiog,  dg  loxvQog  xal  öwatog,  rä  löux 
jtagä  jcavrtDv  djtairriosc  iZd-civ. 

b.  Lc.  19,  12.  13. 

avd-QOJtog  Tig  evyetmg  ijtooevd-fi  dg  xdoav  (laxoaVj  kaßelv 

aavrcp  ßaöiXslav  xal  vjtoOTQStpai,  xaXioag  Sh  dexa  6ovXovg 
lavxov  16(DXBV  avTOtg  öixa  fiväg  xal  sbtsp  XQog  avzovg' 
jiQayfiaxBVBod'B,  hv  tp  [Syr.  Cur.:  ia)g]  eQxofiai, 

c.  Clem.  AI.  Strom.  I.  1,  3.  p.  317. 

i]öi]  dh  xaxaq>alvBrai  ix  jcsQiovolag  o  omxriQ  avxog  xaxa 
xrjv  xov  Xafißavopxog  dvvafiiPy  §  6^  kx  OvvaoxrjOBCDg  av^Biv 
xolg  öovXoig  xä  vjtaQxovxa  öiavBlfiag. 

d.  Mt.  25,  14.  15. 

(DOTtBQ    ycLQ   avd-Qmjtog   astoörjficiv    kxäXBOBV    xovg   lölovg 

öovXovg  xal  jtagiöayxBV  avxolg  xa  vjtagxovxa  avxov,  xdi 
CO  (ihv  IdcoxBV  jcivxB  xdXavxa,  cp  öh  ovo,  m  6k  tp,  Ixaaxm 
xaxa  xTjP  lölap  övpa/iip,  xal  ojtBÖi^fiTjöBV. 

Dass  der  erste  Evangelist  dieses  Gleichniss  Lc.  19,  12 — 27  = 
Mt.  25, 14 — 30  von  seinem  ursprünglichen  Standort  hinweggerQckt 
und  dasselbe  —  seinem  Gruppensystem  entsprechend  —  mit 
anderen  Gleichnissen  an  die  eschatologische  Rede  Mt.  24  ange- 
schlossen hat,  liegt  auf  der  Hand.  Was  aber  die  ursprüngliche 
Textgestalt  anlangt,  so  giebt  Weiss  (Matthäus  S.  584  ff.)  der 
Relation  des  ersten  Evangelisten  entschieden  den  Vorzug,  indem 
er  den  Lucastext  fiir  eine  starke  Bearbeitung  des  Quellentextes 
erklärt.  Eine  analytische  Vergleichung  der  beiden  Relationen, 
soweit  dabei  namentlich  anssercanonische  Paralleltexte  in  Be- 
tracht kommen,  wird  deren  Quellenwerth  am  Besten  ans  Licht 
stellen.  —  Die  Bezeichnung  BvyBVfjgj  welche  Weiss  für  eine 
Zuthat  des  Lc.  ex  suis  hält,  wird  bestätigt  durch  das  dvpaxog 
des  Justin.  Vgl.  Prov.25,7:  S'^ia  =  LXX:  övpaoxrjg.  Im  hebräischen 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Lc  19, 12.  13.  15.  521 

Quelleutext  identisch  sind  sodann  ojtoötifielv  und  jtoQSveod^ai  slg 
X<DQccy  /ioxQav.  Denn  das  im  Septuaginta-Griechiscb  unge- 
bräuchliche äxoArifiBlv  giebt  das  Londoner  N.  T.  durch  ITD) 
pnniab,  Delitzsch  durch  prPttb  r^DD,  Salkinson  durch  :^03 
riKb  rinr-b«  wieder,  was  Alles  mit  npini  flK-b«  :?DD  = 
xoQBveod^at  elg  x^Q^^  f^^^QS?  S^^^  nahe  zusammentrifft,  nur 
dass  die  lucanische  Ausdrucks  weise  viel  hebräischer  ist  (vgl 
2.  Chron.  6,  32:  npinn  fnKtJ  «3,  2.  Chron.  6,  36:  ^«-b«  nW 
npin"!),  und  dass  also  in  diesem  Falle  Lc.  den  ausführlicheren 
Hebraismus  erhalten,  Mt.  dagegien  einen  kurzen  und  gewählten 
griechischen  Ausdruck  daflir  eingesetzt  hat  Identischer  Quellen- 
text ist  femer:  IxdXeoev  rovg  löiovg  öovZo\)g  (Mt.)  =  xakioaq 
dovXot}g  tavTov  (Lc).  Quellenmässig  wird  auch  das  von  dem 
kfirzenden  Lc  weggelassene:  jtaQiömxev  avxolg  ra  vnaQxovxa 
4xvrA  sein.     Vgl.  zu  jtaQaöiöovat  (Mt.)  =  öiavifisiv  (Clem.)  = 

pbn  Deut.  29,  25:  Dnb  pbn  =  LXX:  öiivBifiBv  avrolg,  Jes.  33,  23: 
pbn  =  LXX:  xagaöod-^,  sowie  oben  zu  Lc  18,  22:  pbn  =  öido- 
vai  =  öiaöiöovai  =  fieplCeiv  =*  tpcoul^sip.  Auch  die  bei  Mt 
stattfindende  Erwähnung  der  drei  einzelnen  Knechte  und  der 
ihnen  verschieden  zugetheilten  Oaben  wird,  weil  zu  dem  anschau- 
lichen Charakter  der  Parabelrede  gehörig,  quellenmässig  sein, 
ebenso  die  rdXavra  =  D'^l^?  (Mt),   welche  entweder  Lc.  oder 

schon  sein  Übersetzer  vor  ihm  in  fivag  verwandelt  hat  Aber 
auch  die  Verpflichtung  zur  Vermehrung  der  anvertrauten  Güter, 
welche  Mt  nicht  erwähnt,  Lc.  aber  mit  den  Worten:  jigayfia- 
rBveod-e  hv  q>  (?cog)  SQxofiai  {jtQayfiareveod'ai  in  den  LXX  sehr 
selten,  im  N.  T.  ajta^  Xsyofisvov,  iv  tp  =  i(og  =  "^S"!?)  zum 
Ausdruck  bringt,  muss  in  der  ursprünglichen  Parabelrede  irgend- 
wie textlich  vertreten  gewesen  sein.  In  dem  Texte  des  Clemens 
AI.,  welcher  sich  im  Allgemeinen  stärker  mit  der  Matthäus- 
Relation  berührt,  scheint  doch  das  av^eip  ein  dem  nQayjm- 
rBveöd-ai  des  Lc.  entsprechendes  Element  des  Urtextes  zu  re- 
praesentieren.  Vgl.  das  ax§?]öaifzog  zu  Lc.  19,  17  und  das  tjcl 
jtXelopa  av^ei  in  den  Hom.  Clem.  HI,  26  zu  Lc.  19,  27. 

Lc.  19, 15  =  Mt.  25, 19. 

a.  Clem.  AI.  Strom.  I,  1,  3.  p.  317. 

avd^ig  IjcaveXB-cov  rid-ivai  Xofov  fier    avrciv. 


522  AussercanoniBche  Paralleltexte  zu  Lc. 

b.  Mt.  25,  19. 

(XBxa  ÖB  xoXvv  XQovov  egxsTai  6  xvgiog  t(5v  öovXcdv  ixel- 

vwv  xai  öwalQSi  Xoyov  fiex*  avrdjv. 

c.  Lc.  19,  15. 

xal  k/ivBxo  iv  xw  ijtavsXd^elv  avxov  Xaßovxa  xfjv  ßaai- 

Xsiav  xal  bIjcsv  tpcovfjd-fjvai  avx<p  xovq  öovXovg  xovxovc, 
olg  ÖBÖcoxBi  x6  dgyvQioVj  Iva  yvol,  xlq  xl  öiBXQaygiaxeV' 
Oaxo. 

Hier  dürfte  der  kürzere  Matthäus-Text  das  Ursprüngliche 
erhalten  haben.  Vgl  ijtavigxBOd-at  =  iQXBöd'ai  =  aw",  ebeoso 
avvalQBiv  Xoyov  =  xlB-Bö&ai  Xoyov  =  ]iaipn  nte3J. 

Lc.  19, 17  =  Mt  25,  21. 

a.  Hom.  Clem.  III,  65.  p.  54,  11. 

Xva  Bv  öovXb  ayad-h  xal  xioxh  dxov07jc. 

b.  Orig.  c.  Geis.  VIII,  74   Opp.  I,  798. 

jtQÖg  ovg  Xiyoixo  av  bv  iXaxloxTj  jtoXsi  xiöxog  iyivov, 
TjXB  xal  ijtl  xijv  (ieyaXrjv. 

c.  Lc.  19,  17. 

xal  sljtBV  avxm'  BvyB,  aya&h  öovXb,  oxi  hv  kXaxloxco  Jtiöxog 
iyivov,  lod-L  e^ovalav  bx(ov  ijravo)  öixa  jioXbov, 

d.  Clem.  AI.  Strom.  I,  1,  3.  p.  317. 

ojcTjvlxa  xovg  fiBV  av^rjöavxag  xo  agyvgiov  avxov  xovg  kv 

oXlycp  maxovg  djcoÖB^afiBvog  xa}  ijtayyBiXaftBvog  ijcl  jtoX- 
Xmv   xaxaoxrjOBLV   bIq   xrjv   xov   xvglov  x^Q^^  ngooixa^Bv 

BiösXd^BlV. 

e.  Mt.  25,  2 1 . 

B^i]  avxcö  6  xvgtog'  bv,  öovXb  dyad'h  xal  Jitoxi^  kjt    oXlya 

fjg  Ttioxog^  BJtl  xoXXmv  ob  xaxaoxrjöO)'  BiöBXd-B  Big  xfjV  x^cgdv 
XOV  xvglov  aov. 

Der  völlig  aussercanonische  Text  des  Ori genes  setzt  eine 
ganz  andere  Situation  voraus  als  die  von  Mt.  gezeichnete,  näm- 
lich an  Stelle  der  Verwaltung  von  Gütern  die  Verwaltung  von 
Städten  und  Provinzen,  wohin  auch  die  ÖBxa  jtoXBig  und  jtivxB 
jtoXBig  des  Lc.  weisen,  sowie  Lc.  19,  15,  wo  der  zurückgekehrte 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Lc.  19, 17.  20.  523 

Dynast  die  Verwaltung  seines  Landes  selbst  wieder  übernimmt 
(Xaßovra  ttjv  ßaotXslav).  Dagegen  ist  freilich  hervorzuheben, 
dass  iviXaxloxm  =  kv  oXlyo)  =  ijt  oXlya  =  t3?Tpa  sind,  ähn- 
lich wie  zu  Lc.  16,  10.  Jedenfalls  ist  in  den  letzten  Worten  des 
Maühäustextes:  dceXB^B  elg  r^v  x^Q^^  ^^^  xvqIov  aov,  mit 
welchen  Worten  die  Situation  der  Parabel  selbst  bereits  voll- 
standig  verlassen  ist,  ein  urtextlicher  —  von  Lc.  gekürzter  — 
Rest  von  der  Anwendung  des  Gleichnisses  (vgl.  zu  Lc.  19,  27) 
wiederzuerkennen. 

Lc- 19, 20  =  Mt.  25, 18.  25. 

a.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.  125.  p.  354  C. 

aJiX^  ov  öl   alriap  olavöijxoTOvv  xarogv^apza. 

b.  Mt.  25,  18. 

6  ÖS  To  l^v  Xaßcop  äjteXd^cbv  (oqv^sv  yfjv  xal  ixgvipsv  x6 
agyvQiov  rov  xvqIov  avzov, 

c.  Mt.  25,  25. 

xal  tpoßTjd-slg  ansXd^ibv  hcQVipa  to  raXavrov  öov  iv  xfj  y?]. 

d.  Hom.  Clem.  lU,  65.  p.  54,  12. 

xai  fjir]  ciöjtsQ  6  rb  tv  djroxgvtpag  rdXavrov,  eyxXijfia  Xa- 
ßcov  xoXaösi  vjtevd-vvog  dvaq>avyg. 

e.  Clem.  AI.  Strom.  I,  1,  3.  p.  317. 

Tc5  öh  ajcoxQvipafiepo)  to  JtiOTsvd-hv  dgyvQtov  elg  to  ixöa- 

velöai  xal  avro  ojteg  iXaßsv  djtoöiöovtc  dqrfdv. 

f.  Euseb.  Theophania.  Nov.  Bibl.  Patr.  p.  155.  (Ev.  sec.  Hebr.). 

xov  de  xaxaxqrcipavxa  xb  xdXavxov. 

g.  Lc.  19,  20. 

xal  o  ixBQog  TjXd-sv  Xiycov'  xvqis,  löov  tj  (iva  oov^  rjv  elxov 
djroxeifievfjv  fci'  covöagicp. 

Die  Varianten  xgvüixuv  =  djtoxgvjtxbiv  =xaxaxgv3txeip  = 

dxoxgvjtxeod-ai    weisen    auf   ^lyc  als   Quellen  wort  hin;    femer 

ogvoösip  =  xaxogvoöeip  auf  ifcn,  wovon  freilich  die  lucanische 

Variante:  djtoxeifiipijp  iv  oovöaglco  —  anstatt  ip  xfl  yf]  bei 
Mi  —  weit  abliegt. 


524  AuMercanonische  Paralleltexie  zu  Lc. 

Lc.  19,  22.  23  =  Mt  25,  26.  27. 

a.  Just.  DiaL  c.  Tryph.  c.  125.  p.  354  C. 

rä  Idia  jtaga  jtavrmv  cbtairi^osi  iXd^civ,  xal  rov  olxovi- 
fiov  TOP  eavrov  ov  xaradixacHj  sl  ypa)Ql^oi  avrc  v,  öia  rb 
ijilaraöd'ai  ori  övvarog  koxiv  6  xvQioq  avxov  xdL  iXd-wv 
cbtacrrjöei  rä  löia,  im  naoav  XQajts^av  diöovra. 

b.  Orig.  SeL  in  Jerem.  c.  16. 

sdei  06  ßaXelv  ro  aQyvQiov  fiov  totg  rgayte^lraig,  xal  ijco 

kXd'Cov  djf^TTjoa  av  avro  Cvv  roxtp. 

c.  Iren.  IV,  27,  2. 

exquirens  ab  actoribus  et  dispensatoribus  suis  pecuniam, 
quam  eis  credidit,  cum  usuris. 

d.  Clem.  AL  Strom.  I,  l,  3.  p.  317. 

jtoprjQS  dovXe,  bIjibv,  xai  oxvrjQi,  Idu  ob  ßalBlp  tö  agfi- 

Qiov  fiOV  xolq  TQajtB^lraiq,  xal  ik^cov  iyci  ixofiiOa/itiP  av 
ro  Bfiov, 

e.  Syr.  Cur.  Lc.  19,  23. 

diarl   ovx   ißaXeq   x6   aQfvQiov  fiov  ijtl  xQanBCav;   xoc/d 

ijLd-cov  kxofiioafifiv  av  x6  ifibv  Ovv  xoxcp; 

■ 

f.  Mt.  25,  26.  27. 

anoxQi^Biq  6b  o  xvQioq  avxov  bLubp  avx(p'  stovrjQh  öoZXb 
xal  oxvTjQi,  ^ÖBiq  oxt  d^BglC^co  ojtov  ovx  BöJtBiQa  xal  ovpayo) 

od-BP  Ol   öiBOxoQjtioa;  eÖBi  ob  ovp  ßaXBlP  xa  aQyvgu   (lov 

xolq  XQajtBClxaig^  xal  iXd^wp  iyco  ixouioafitiv  av  xb  kfiop 


OVP   XOXO). 


g.  Hom.  Clem.  III,  61.  p.  53,  6. 

xal  avxog  jtQOodoxaxa)  dxovoai '  öovXb  jtoPfjQB  xal  oxptjqL 
eÖBi  OB  x6  agyvQLOP  fiov  ngoßaXBlp  kjtl  xmv  xQajtB^ixcip, 
xat  Byo)  av  iXd^wp  BJtga^a  xo  ifiop. 

h.  Lc.  19,  22.  23. 

XByBc  avxtp  [Syr.  Cur.  add.:  o  xvQiog]'  ix  xov  oxofiaxoq  oov 
xQipcS  ö£,  xov7)QB  öovXs  [Syr.  Cur.  add.:  xal  ojiioxb]'  ijoBig 

6x1  iy(ü  apÜQOijiog  avOxrjQog  slfii,  aiQa)P  o  ovx  id-fjxa^  xal 
d-BQi^wv  o  ovx  tOJtBiQa;  xal  öiaxi  ovx  i6a}xäg  fiov  xo  oq- 


Texte  und  Untenachungen  zu  Lc.  19,  22.  23.  26.  525 

yvQiov  ixl   xQajte^av;   xa/ci   iXd-wv  ovv   xoxm   av  axxo 

Dass  Lc.  in  den  Worten:  hc  rov  atofiaroq  öov  XQivm  ob  — 
einen  echten  hebräischen  Textbestandtheil  der  Quelle  conserviert 
hat,  dazu  vgl.  Tert.  adv.  Marc.  II,  25:  Ex  ore  tuo  justificaberis 
et  ex  ore  tuo  damnaberis  zu  Mt.  12,  37,  Heft  II,  144,  sowie  Hiob 
15,  6:  TJ'^fc  ^?tp'l?  =^  LXX:  hXiy^at  ob  t6  o6v  orofia.  Im  fol- 
genden treten  die  redaktionellen  Verschiedenheiten  der  beiden 
Relationen  zurück  und  machen  den  reinen  Übersetzungsvarianten 
Platz:  avOTijQog  =  oxXtjQoq  «=  SltöR»  d-BQl^Biv  =  alpstp  =  nSJJ, 
Ti&ivai  =  ojtBtQBiv  =  D^ü  (vgl.  zu  Lc.  13,  18.  \^, £bqIC,biv^=^ 

ovvar/BLV  =  CJOÄ,  oxbIqblv  =  öiaoxoQjtl^Biv  =  "TTB,  didovai  = 

ßdXXBiP  =  JCQoßaXXBiv  =  H^^IÖT)  (vgL  zu  Lc.  12,  51),  axaitBlv  = 

xQaooBiv  (=  xaiu^BOd-ai)  =  teao  (vgl.  avajtQaooBiv^  Cod.  A  zu  Lc. 

19,  23;  Dan.  11,  20:  'Wis  =  LXX:  jtQaooa}p\  ijtl  tqoxb^ov  = 
xolQ  TQajtBCltaig  =  D''3nb®b.  Mit  der  Lesart  des  Syr.  Cur.  zu 
Lc.  19,  22:  j^ovi^qb  dovXs  xal  oxiOtb  —  berührt  sich  Syr.  Sin. 
und  das  Arabische  Diatessaron  p.  56^:  serve  nequam,  negligens, 
fiducia  destitute. 

Lc.  19, 26  =  Mt-  25,  29  =  Mc.  4,  25  =  Mt.  18, 12  =  Lc.  8, 18. 

a.  Hom.  dem.  III,  26.  p.  43,  16. 

xaXov  o  BX^i  rrjQBl  xal  im  jtXBlova  av^Bi. 

b.  Hom.  Clem.  HI,  24.  p.  42,  26. 

iXxlöi  rov  yBviod-ai   o  lay    bxbi   q)VOiv  xal   o   ix^i  TtQOO- 
axoXXvovoa.  ' 

c.  Hom.  Clem.  XVIII,  16.  p.  174,  33. 

Tov  6h  fiTj  a§lov,  xcip  doxf]  Jsx^ip,  aq>aiQBlTai^  xav  Ip  rolq, 

aXXoig  ii  00(p6q,  xal  ölöoxat  rolq  a^loig. 

d.  Clem.  AI.  Strom:  VII,  10,  55.  p.  865. 

BloTJrai  roQ'  rm  ^xopri  jtQoOrB&i^OBrai. 

e.  Orig.  in  Joann.  XXXII,  6.  Opp.  IV,  414. 

T(5  Bxoprt  Jtapxl  JtQoorBd-J/Oerai. 

f.  Orig.  in  Joann.  XXXII,  6. 
navrl  reo  Ixovri  öod^rjotrai  xal  jtgoOrBd^OBrai. 


'%-A-^ . 


526  Aussercanonische  Paralleltexte  zu  Lc. 

g.  Cod.  Gantabr.  Mc.  4,  25. 

og  yaQ  av  exett  XQOOre&i^oerai  avnp,  xcH  og  ovx  1;^«,  xal 
o  ex^i'^  agO-Tjoerai  ajt   avrov, 

h.  Cod.  Cantabr.  Lc.  19,  26. 

ktyco  yaQ  vuiv,  oxi  jtavxX  xm  exovn  XQüörld-BTCUj  axo  ds 
Tov  fiTJ  exoptog  xal  o  ex^i  agd-rjoBrai  oji    cwtov. 

i.   Mt.  25,  29. 

reo  yoQ  exovTi  jiavrl  öod-ijoerai  xal  xsQicaevd'i^oSTai'  rov 

06  lifj  exovrog^  xai  o  f;f€£  agd-tjoexai  ajt   avxov. 

k.  Lc.  19,  26. 

Xiyo)  vfilv,  ort  Jtavxl  rc5  I;i^oi^T£  öo&i]öexai  [Syr.  Cur.  add.: 

xal  JtsQiOCsvd^'jasxai]'  djto  6h  xov  firj  ^x^^'^^^  ^^^  o  ix^i 
aQmjoexat 

1.   Mi  13,  12. 

oöxig  yoQ  exBif  öod-f'jöexai  avxm  xal  jteQiöoavO'fjöBxai'  oOxig 

rf£  OVX  £X^^»  ^^^  S  ^X^^  dQß-7]0exai  an   avxov. 
m.  Mc.  4,  25. 

og  yoLQ  BXBif  dod-f'jösxat  avxtp'  xai  og  ovx  l^et,  xal  o  ix^i 

aQd-riOBxat  dyt   avxov. 

n.  Lc.  8,  18. 

og  yäg  av  txV*  öo&^CBxai  avxSj  xal  og  av  ^f)  Jßxv*  *^i  S 
öoxBl  ix^iVi  aQd-fiOBxat  an   ccrrov. 

o.  Ephraem  Syr.  Ev.  concord.  expos.  ed.  Mösinger  p.  192. 

Sicut  et  dixit:  Qui  habet  dabitur  ei  et  abundabit,  et  qui  non 
habet,  et  id,  quod  rapuit,  auferent  ab  eo. 

In  diesem  Logion,  welches  die  Anwendung  der  Parabel  ent- 
hält, treffen  Mt.  und  Lc.  zweimal  zusammen,  das  eine  Mal  Lc.  19, 26 
-~=  Mt.  25,  29  am  Schluss  der  Parabel,  wo  der  Spruch  seinen 
ursprünglichen  Standort  hatte,  das  andere  Mal  Lc.  8,  18  =  Mi. 
13,  12,  wo  beide  Evangelisten  das  Logion  aus  Mc.  4,  25  über- 
nehmen, aus  einer  Stelle  also,  wohin  Mc.  den  Spruch  umgeschaltet 
hatte,  indem  er  zugleich  erkennen  lässt,  dass  er  wie  diese  Schluss- 
pointe des  Gleichnisses,  so  auch  das  Gleichniss  selbst  in  seiner 
Quelle  gelesen  hat.    Wegen  der  Construktions-Varianten:  o  bx(ov 


Texte  und  UntersachuQgen  zu  Lc  19,  26.  27.  527 

=  0^  ^X^*  =  oong  exsi  =  og  av  ex^i,  e;^??  vgl.  Heft  U,  85.  Die 
lucaniscbe  Umschreibung:  xal  o  öoxsl  Jßx^iv  klingt  in  dem  einen 
Homilien-Citate:  xav  doxfi  ixuv  an.  Da  aber  dort  an  Stelle  des 
canonischen  oLQ^öerai  das  aussercanonische  atpaiQBlxaL  folgt, 
so  ist  dieses  doxslp  vielleicht  schon  der  Bestandtheil  einer  alten 
Version  des  Urevangeliums  gewesen.  Zu  aq>aiQBlv  =  algsiv  = 
Kto  vgl.  oben  S.  77,  wo  in  den  Erläuterungen  zwar  die  Vari- 
ante dq)aiQelv  neben  cigsip,  Xafißaveiv  erwähnt,  aber  leider  durch 
ein  Versehen  in  den  Paralleltexten  zu  Lc.  6,  29^  das  bezügliche 
Citat  Athenag.  Leg.  c.  1  p.  2  ed.  Schwartz:  xolq  öe,  al  rov 
XiT(Zva  aipaiQOlVTO,  ixiötdovai  xoii  xb  Ifiaxiov  —  ausgefallen 
ist.  Den  weiteren  Varianten  pcsgtaöBvd^vai  =  jtgoöxs&ijvai  = 
£jrl  jtZelova  av^aveiv  dürfte  «i^^  zu  Grunde  hegen. 

Lc.  19,  37  =  Mt  25,  30. 

a.  Clem.  AL  Strom.  I,  1,  3.  p.  317. 

ijd  xovxoig  6  dxQBtoq  öovXog  elg  x6  e^cixsQov  kiißXridrj- 
cexai  axoxog. 

b.  Hom.  Clem.  III,  61.  p.  53,  8. 

ixßdXexe  xbv  dxQstov  öovkov  elg  xb  öxoxog  x6  i^cixegov, 

c.  Cod.  Cantabr.  Lc.  19,  27. 

xal  xbv  axQBlov  dovXov  ixßaXexe  slg  xb  öxoxog  x6  i^co- 

XBQOV  iTcel  eaxai  o  xlav9^fibg  xal  6  ßQvy/ibg  xciv  oöovxmv. 

d.  Mt.  25,  30. 

xoü  xbv   äxQstov  dovXov  kxßaXexe  slg  xb  öxoxog  xb  i^ci- 
X6Q0V  •  ixet  iöxai  o  xXavd'fibg  xal  6  ßQvyfibg  xcov  66bvxa>v. 

Nach  Weiss  (Matthäus  S.  535)  ist  das  Wort  Mt.  25,  30  nicht 
der  Quelle  angehörig  gewesen.  Es  ist  aber  zu  beachten,  dass 
nicht  blos  die  üomilien  den  Text  kennen,  sondern  dass  auch 
Cod.  D  ihn  Lc.  19,  27  einfügt.  (Vgl.  eine  ähnliche  Einfügung  des 
Cod.  D  zu  Lc.  11,  2).  Auch  ist  unser  Logion  ein  strikter  und 
correspondierender  Gegensatz  zu  den  Worten:  Mt  25,  21*>  =  23^: 
elöeZd'e  slg  xtjv  x^Q^^  '^^^  xvqIov  öov  — ,  welche  Worte,  wie 
wir  zu  Lc.  19, 17  sahen,  urtextlich  nicht  zur  Parabel,  sondern 
zur  Deutung  und  Anwendung  derselben  gehört  haben.  Der 
dritte   Evaugelist   hat  Lc.  19,  27   einen    ganz  anderen  Schluss, 


528  Aut»ercanoniBche  Paralleltezte  zu  Lc 

welcher  mit  Lc.  19, 12.  14.  15  so  eng  correspondiert,  dass  Wen  dt 
(Der  Inhalt  der  Lehre  Christi  1.  Kritische  Untersuchungen  1884. 
S.  164)  sogar  ein  eigenes  Gleichniss  reconstruiert  hat,  von  wel- 
chem er  annimmt,  dass  es  Lc.  mit  dem  Mt  25;  14 — 30  reiner 
erhaltenen  Gleichnisse  zusammengearbeitet  habe.  Nach  Wendts 
Reconstruktion  wird  dieses  zweite  —  von  Lc.  mit  eingeschaltete 
—  Gleichniss  etwa  folgenden  Wortlaut  gehabt  haben: 

avd-gmjiog  ng  evyepfjg  ijtOQevd-f}  slg  x^(^  fiOXQav,  ka- 
ßelv  tavT(5  ßaaiZclav  xcä,  v^oorgitpai.  ol  dh  jtoXirai  avrov 
ifiloovv  avrov  ^  xoii  ajiioxetXav  XQSoßslap  oxlöto  avrov 
Xeyovrsg'  ov  &iXofi€P  rovrov  ßaoiZevoai  ktp^  ^fiog.  xal 
kyivero  kv  reo  ijtavsXd'Blv  avrov^  sXaßev  rf^v  ßaoiXelav, 
\xcu  Ekeyev  rotg  öovA.oig  avrov']  rovg  kx^QOvq  [lov  rov- 
rovg  rovg  fir/  O^eXf'/öavrag  fis  ßaoiXsvöac  Ijt  avrovg 
ayar/erB  ojös  xal  xarao^a^are  avrovg  IfiJtQood-iv  fiov. 

Es  ist  zuzugestehen,  dass  dieser  —  von  Mi  mit  Ausnahme 
von  Lc.  19,  12*  =  Mt.  25,  14*  nicht  benützte  —  Text  in  sich 
zusammenhangt  und  wie  ein  fremder  Bestandtheil  von  der  luca- 
nischen  Relation  ausgeschieden  werden  kann,  wodurch  dieselbe 
der  Matthäus-Parabel  homogener  wird.  Gleichwohl  ist  es  nicht 
glaublich,  dass  Jesus  ein  solches  Gleichniss  geredet  haben  sollte, 
dessen  Schlusspointe  Nichts  als  die  Vernichtung  seiner  Feinde 
enthalten  hätte.  Die  Lösung  der  Schwierigkeiten  wird  daher 
wohl  auf  einem  anderen  Wege  zu  suchen  sein,  um  so  mehr,  als 
jedenfalls  am  Eingang  der  Parabel  Lc.  19,  12  =  Mi  25,  14,  wie 
oben  gezeigt  wurde,  im  Urtexte  beide  Relationen  identisch  sind. 

Lc.  19,  80.  32  =  Mt.  21,  2.  6  =  Mc.  11,  2.  4. 

a.  Just.  Apol.  I,  32.  p.  73  D.  74  A. 

jt(5kog  yaQ  ng  ovov  elörrjxsi  ev  rivi  slöoöqj  xcifit^g  jcQog 

afijteXov  ieÖBfiivog,  ov  sxtXsvöep  ayayelv  avrS  rort  rovg 
yva)Qifiovg  avrov, 

b.  Jusi  Dial.  c.  Tryph.  c.  53.  p.  272  D. 

xal  ovov  öi  riva  aXtiO^dtg  övv  jtciXo)  airf/g  jtQOööedsfidvrjv 

€P  rivt  slaoöcf)  x(6fi?]g  BijO^^ayr^g  Xeyofiivijg^  ore  sfiBXXev 
eloBQX^öd^ac  sig  rä  ^ItQoöoXvpia  6  xvQiog  7]fd(DV  *Ii]Oovg 
XQiorog,  ixtXevoe  rovg  fia&Tjrag  avrov  ayayetv  avrm. 


Texte  und  üntenuchungeii  za  Lc.  19,30.  32.  529 

c  Mt  21,  2.  6. 

Idyci   avTOtg'  xoQSveod-e  elg   Tf}v  xciunv   xriv  xarivavTi 

vfiwp,  xai  evdig  sigr^aers  ovov  öedefiivijv  xal  stöiXov  fiBt 
fxvxrjq'  ZvöaPTSg  ayayBxi  gioi  ....  jtOQev&ipteg  6h  ol 
jKa^Tol  xal  JtoifjöavTsg,  xaß-cog  jtQOöira^Bv  avrotg  6 
^It]öovg. 

d.  Mc.  11,  2.  4. 

xdi  Idyai  avrolg'  vjtayere  slg  rijv  xoifirjv  ttjp  xardpapxi 
vfdcop,  xal  evd^g  slojtOQSVOfispoc  slg  avrrjp  6VQt]06T€  jimXop 
ösösfiipoPj  ig)'  op  ovöslg  dvd-Qcojtmp  ox3€a>  xexaß^ixsp' 
XvoaxB  avxop  xaL  (pigexs  ....  xal  ajcrjXd'OP  xal  svqop 
xop  jtciZop  öeöefidvop  Jtgog  xfjp  d^gap  ?gco  ijcl  xov  dfi- 
q)66ov,  xal  Xvovctp  avxop, 

e.  Lc.  19,  30.  32. 

djidp'  vjtaysxe  slg  xr)p  xaxipapxi  xcofirjp,  ip  ^  slojtoQSvo- 

fispoi  svQijasxs  jtciXop  ^^^^ff^^^i  ^^  Sr  ovöslg  jtdnoxs 
dp9^Q(6jta}p  kxad-iosvy  xal  Xvoapxsg  avxop  aydysxs  .... 
dnsX%'OPXsg  6s  ol  djcsöxaXfiipoc  evQOPy  xad^mg  sbtsp  axh 
xolg. 

Obwohl  Weiss  (Marcus  S.  363  ff.)  die  Perikopen  Lc. 
19,  28—40  =  Mt.  21,  1—11  =  Mc.  11,  1—11  nicht  aus  der 
apostolischen  Quelle  geflossen  sein  lässt,  so  wird  doch  auch  hier 
ein  Yorcanonischer  Quellentext  zu  Grunde  liegen.  Denn  wenn 
das  Ürevangelium  einmal  nicht  blos  Logia,  sondern  auch  Ge- 
schichte enthielt,  so  kann  diese  Geschichte  von  dem  Einzug  in 
Jerusalem  nicht  gefehlt  haben.  Auch  die  Varianten  sprechen 
für  diese  Annahme.  Vgl.  in  den  obigen  Texten:  sloo6og  (Just.) 
=  afi(po6og  (Mc.)  =  Kiatt,  jtogsvsöd^s  (Mt.)  =  vjtaysxs  (Mc,  Lc) 

=  ^Db,  xsXsveip  (Just.)  =  XQOöxaacsip  (Mt.)  =  sljtslp  (Lc)  = 

rns,  wie  Esth.  3,  ^  rrjM  =  LXX:  xd  Xsyofispa.  Weitere  Über- 
setzungsrarianten  s.  im  folgenden.     Der  Zusatz:  Jtgog  dfutsXop, 

welcher  mit  dem  canonischen  Marcustexte:  6s6s/iipop  ücgog  xrjp 
d'vgap  £§0  —  sich  vereinigen  liesse,  wenn  man  sich  den  Wein- 
stock aussen  um  das  Haus  her  (vgl.  Ps.  128,  3:  *^r!?*i;^n  n^b  )t^ 
T|n'»5)  gewachsen  denkt,  ist  doch  wahrscheinlich  nur  eine  Ein- 
tragung aus  Gen.  49,  11:  6£öfi£va)p  jiQog  dfiJtsXop  xop  jkdXop 
avxov,   welche   Stelle  Justin  in    dem   bezüglichen  32.  Capitel 

Texte  n.  Untersnebimgeii  X,  3.  34 


530  AoBeercanoniflclie  Paralleltexte  za  Lc. 

seiner  grossen  Apologie  behandelt.  Die  Variante  yvdQifioi 
(Just)  =  fiadi]Tat  (Mc.)  ist  bereits  in  den  Ägrapha  S.  473  be- 
sprochen worden.  Sie  kehrt  wieder  zu  La  18,  15  (vgL  oben 
S.  488);  ebenso  zu  Lc  23,  49:  yvoHixoi  =  yvcigifioi  =  fmd-fftai, 
vielleicht  auch  =  ixalQOi^  Sie  findet  sich  auch  bei  Irenaeus  I. 
p.  938  ed.  Stieren,  wo  in  einem  aus  Origenes  erhaltenen  Frag- 
ment Heracleon  ein  ypcoQifiog  des  Valentinus  genannt  wird.^) 
Aus  dem  Septuaginta-Griechisch  ist  zu  vgl  2.  Sam.3,8:  '^n^ntrtlT 
=  LXX:  xal  Ttegl  yvcoglficaPy  Ruth  2,  1  Chethib:  Tl^ü  =  Ken: 

Tf\'0  =  LXX:  yy^^y^'^y  Prov.  7,  4:  ^TTQ  =  LXX:  Yvcigifiov, 
Ruth  3,  2:  ^3rpniQ  =  YvcoQifiOQ  i^ficov. 

Lc.  19,  85  =  Mc.  11,  7  =  Mt  21,  7. 

a.  Jxxst,  Dial.  c.  Tryph.  c.  53.  p.  272  D. 

xal  ejtixad'löag  kjtecosjir]Xv{^tv  tlg  rä  leQoöoXvua. 

b.  Just.  Apol.  I,  32.  p.  74  A. 

xal  axd^ivroq  [sc.  xov  xcoXov]   ixißag  ixad^ioe  xal  döeXfi- 
Xv&ev  dq  xa  %Qoc6Xvfia. 

c.  Mt  21,  7. 

fjyayop  xijp  ovov  xai  xov  jcwXov  tcoL  ijctß-rjxav  kn  avxwv 
xa  Ifiaxux  xal  BXExad-iOBV  sjeavo)  avxmv. 

d.  Lc.  19,  35. 

xal  ffyayov  avxov  JtQog  xov  *Ii]öovv  xal  i:feiQhpavxeg  avxSv 

xa  tfiaxta  im  xov  jtcoXov  ejtsßlßaaav  xov  ^Itjöovv. 

e.  Mc.  11,  7. 

xäi  g)iQOV0iv  xov  xciXov  Jtgbg  xov  ^Irjoovv  xal  ixißaXXov- 

aiv  avxcp  xa  Ifiaxca  avxmvy  xat  ixaO-iosv  In   avxov. 

f.  Cod.  Cantabr.  Lc.  19,  35. 

xdi  ayayovxeg  xov  JtwXov  tJieQitpav  xa  ifiaxia  avx<5v  ijt 
avxov  xäi  sjteßißaoav  xov  Itjoovv, 


1)  Wenn  Hi  Igen  fei  d  (Ketzergeschichte  S.  498)  dazu  sagt:  „Den 
Heracleon  bezeichnet  Origenes  nur  als  einen  angeblichen  Bekannten  Va- 
lentins''  — ,  so  dürfte  aus  unseren  Parallelen  vielmehr  hervorgehen,  dass 
auch  hier  durch  den  Ausdruck  yvwQifioq  das  bekannte  Schülerverhältniss 
Heracleons  zu  Valentinus  bezeichnet  sein  soll. 


Texte  ond  Untersuchangen  zu  Lc.  19,  35.  36.  53  t 

g.  Acta  Pil.  A.  I,  3.  p.  218  ed.  Tischendorf. 
slöop  avTov  xad"fjiiBvov  bjiI  opov, 

h.  Acta  PiL  B.  I,  3.  p.  289  ed.  Tischendorf. 

kvirvxov  zÄ  ^IijOGV  BlosQXoptivw   xiv  mXrjv  rrjq  x6lea>g 
xadtj^ivo)  ijtl  ovov. 

Auch  hier  zeigen  sich  in  den  Varianten:  ixad-iösv  =  ixe- 
xi&iO€v  =  kxLTtad-lcaq  =  xadiqfiBVOq  =  atö^,  kjtißaXXeiv  =  ha- 
qLxtblv  =  ij'^blön  Spuren  des  Urtextes. 

Ic.  19,  86  =  Mc.  11,  8  =  Mt.  21,  8. 

a.  Lc.  19,  36. 

xoQBvofiivov  OB  avrov  vxböxqcovvvov  ta  Ifiaria  ovtcqv  iv 

b.  Acta  Pil.  A.  I,  3.  p.  218. 

xcu  Ol  xatÖBQ  Tcov  ^Eßgalcov  xZaöovg  xaxBlxov  kv  ratg  x^Q' 
ölv  avTcSv  xal  ^xQa^op,  aXXoi  6b  vjtBOxQmwvov  xa  Ifidxta 


avxcop. 


c  Mi  21,  8. 

o  öh  xXBtöxog  oxXog  BOXQoöav  tavxciv  xä  Ißaxia  kv  x^ 
06a,  aXXoi   ÖB   Bxojtxov    xXaöovg  axo   xc5v   6bpöq<»v  xal 

BöxQOHjap  ip  x^  66<p, 

d.  Mc.  11,  8. 

xal  xoXXcl  xä  Ifiaxia  avxöip  JBöxQaxkxp  Big  xrjp  oöop,  aX- 

Xoi  ÖB  Oxtßaöag  xoipapxBq  ix  xcop  ayQwv. 

e.  Herrn.  Sim.  IX,  11,  7.  p.  218,  17. 

BGXQCooap  .  .  .  XixApaq  kavxäv  x^fial. 

f.  Clem.  AI.  Paed.  I,  5,  12.  p.  104. 

ÖQBtpafiBPOi,  (pr}6i,  xXaöovg  ij  q>otplxa)P. 

g.  Joh.  12,  13*. 

iXaßov  xä  ßata  xwp  q>oiplx(DP. 

h.  Cod.  Cantabr.  Mc.  11,  8. 

xoXXol  ÖB  xä  Ifiäzia  avxwp  köxgdvpvop  Big  xr,p  oöov,  aX- 
Xoi  öl  öxißäöag  Isxoxrov  hx  xäp  öipÖQ(OP  xcu  iöXQmppvop 
xrjp  oöop. 

34* 


532  Anssercanonische  Paralleltexte  zu  Lc. 

Die   ÜbersetzungsYarianten  gehen  hier  fort:   ozQcivwfu  ^=^ 

v:^00TQ(DVvvfu  =  üni},  Ifiaria  =  x^Tcoveq  =  D'^'Tja,  iv  r^  oöä 

(in  welcher  Lesart  Mt.  und  Lc.  gegen  Mc.  zusammentreffen,  ein 
neues  Zeichen  ihrer  beiderseitigen  Abhängigkeit  von  einer  Quelle, 
die  nicht  Mc  war!)  =  slq  zrjv  oöov  (Mc.)  =  x^f^  (Herm.)  = 

rvsnti^^  (vgl  2.  Sam.  24,  6:  fn»  =  LXX:  7^  —  Symm.:  odoq,  1.  Reg. 
18,  6:  f^K  =  LXX:  oöoq)^  xojtrsiv  =  ögitpaad-ai  (gewählt  ale- 
xandrinisch)  =  PinS.  ^  ^  ^^^^ 

L.  19,  87  =  Mc.  11,  9»  =  Mt  21,  9*. 

a.  Mc.  11,  9». 

xal  ol  JiQoayoPTsg  xal  ol  axoXovd-ovvreg  sxga^ov. 

b.  Mt.  21,  9». 

ol  öe  oxXoi  ol  JtQoayovreg  avrbv  xal  ol  dxoXov&ovvzeg 
sxQa^ov  Xdyopreg. 

c.  Lc.  19,  37. 

i]Q§avTO  ajtav  z6  pcXrjd-og  tc5v  fiad-titciv  xcdQOVxsg  aivBlv 
xov  d-Bov  gxDv^  fieydXy  jteQi  Jtaocop  cov  slöov  dvvafiecoVf 
Xiyovreg. 

d.  Joh.  12,  13^ 

xai  i^^kd^ov  slg  vjtapTTjöip  avrm  xal  kxQovya^ov. 

e.  Syr.  Cur.  Mt.  21,  11»». 

xai  i^TJX&ov  elg  vjcapri]öiv  avrw  jtoXkol  x^^'QOPzag  xal  al- 
vovvreg  xov  d-eov  jcsqI  jtavra)v  mv  slöov. 

f.  Clem.  AI.  Paed.  I,  5,  12.  p.  104. 

Tovg  Jialöag  rfiiag  xai  zo  xQotprjzixov  axXeyezai  jtvevfia' 
ÖQStpafisPOi,  q)7]öl,  xXadovg  ?}  tpotplxmp  ol  jcaldeg  i^rjXd-ov 

slg  äjtapztjCiP  xvglcp  xal  ixixgayop  Xsyopzsg. 

g.  Eus.  Dem.  ev.  VI,  8,  2. 

xal  zovzov  fiefipr/zai  //  lagd  zov  svccyysXlov  ygagn]'  .... 
jioXv  zs  jtXfjd-og  dpögcop  xal  jcaiöwp  jtgoTJyep  avzov  gisz* 

sv^goQVPrig  sjcißooipzwp. 

h.  Acta  Pil.  A.  I,  3.  p.  218.  ed.  Tischendorf. 

xal  ol  Jtalösg  z(5p  ^Eßgaia>p  . . .  sxga^op  . .  .  Xsyopzsg, 


Texte  und  ünterauchniigeii  za  Lc  19, 37.  38.  533 

L  Ambros.  Expos.  £▼.  sec  Lac.  X,  2.  Opp.  V,  401  ed.  Caillan. 
Qnomodo  paeri  dicentes:  Hosanna  filio  David. 

k.  Ephraem  Syr.  Ev.  concord.  expos.  p.  207.  ed.  Mosinger. 
Clamabant  pneri  ei  dicebani. 

1.  Epiph.  Haer.  LXVII,  5.  p.  714  B. 

m.  Epiph.  Haer.  LXVI,  43.  p.  656  B. 

TuA  xaXiP  kv  erigw  XiyH*  räv  xalöcov  xQaC^oPTcap, 

(n.  Mi  21,  15. 

xäi  Tovg  xalöctg  rovg  XQa^otnac  kv  rw  IcQfp]. 

o.  Acts  of  S.  Calüstratus  p.  309  ed.  Conybeare. 

Sitting  upon  a  young  ass,  He  entered  into  Jerusalem,  after 
He  had  summoned  Arom  the  grave,  where  he  had  lain  for 
fonr  days,  His  loved  Lazarus.  He  preached  beforehand  ihe 
destruction  of  hell,  and  therefore  also  the  young  men  of 
the  Jews  went  before  Hirn  with  branches  of  palm. 

Auch  hier  verrathen  die  Varianten  xQa^eiv  (vgl.  Jos.  6,  16 
LXX)  =  xQovya^Biv  (vgl.  Eer.  3,  13   LXX)  =  ß^^ßoap    (vgl. 

2.  Chron.  13,  15  LXX)  =  (dvalv  (vgl  Ps.  47,  2;  81,  2  u.  ö.)  = 

T^yj  den  Quellentext.  Besonders  zu  denken  giebt  aber  die  Er- 
wähnung der  xalösg  =  jtaiöla  =  pneri,  in  deren  ausdrücklicher 

Nennung  an  dieser  Stelle  Eusebius,  Epiphanius,  Ephraem, 
Ambrosius  sowie  die  Acta  Pil.  übereinstimmen,  sodass  es  scheint, 
als  ob  dieMt.  21, 15  erwähnten  jtalöeq  ein  Nachklang  des  Urtextes 
seien,  welcher  bereits  an  dieser  Stelle  die  nalÖBq  genannt  hatta 

Lc.  19,  38  =  Mc.  It  9^  10  =  Mt  21,  9»». 

a.  Aiö,  X,  6. 

^Siöavvä  Tc5  vlm  Aaßlö, 

b.  Epiph.  Haer.  LXVI,  43.  p.  656  B. 

moavva  rS  vlm  Aaßld, 

[c.  Mt.  21, 15. 

(DCawa  xm  vlw  AavsldA 


534  AussercanooiBche  Paralleltexte  su  Lc. 

d.  Ephraem  Syr.  Et.  concord.  expos.  ed.  Mosinger.  p.  207. 

Benedictio  filio  David. 

e.  Mt.  21,  9*». 

(Döavvä  rep  %i(p  Aavelö,  svXoyrjfiiifoq  6  iQXOfiavog  iv  ovo- 

ficcvi  xvqIov.  (DOavva  iv  xolq  vtplaroic. 

f.  Eu8.  Dem.  ev.  VI,  8,  2.  p.  266  A. 

(Dg  avva  xm  vtm  rov  daßlö^  svXoytjuivoq  6  ^Qxofievog  kv 
opofiari  xvqIov,  mg  awa  iv  rotg  vfplüzoig,    avrl  joq  rov 

,CD  xvQis,  oäaov  6?!*  xeifi^vov  iv  rtp  tpaXfKp  z6  ^cig  avvm* 
sßQcäxciteQOP  g)aoxovTBg  ipceß6(ov'   tQfifiveverai  de  zovro 

0(5öOV   Ö7J, 

g.  Clem.  AI,  Paed.  I,  5,  12.  p.  104. 

cioavvä  TW  vlfß   Aaßiöj  evloytifitvog  6  iQX^fiBvog  iv  ovo- 

fiati  xvqIov,    q)c5g  xal  öo^a  xal  alvog  ued-^  IxerriQlag  rm 

xvQlq>'  rovrl  yoQ  ifig)aivei  tQfifjvsvofisvov  ^EXXaöt  (pawy  x6 
(Döavvä. 

k  Ev.  sec  Hebr.  ap.  Hier.  Ep.  ad  Damas.  20.  IVa  p.  148  ed. 
Martianay. 
denique  Matthaeus,   qui  evangelium  Hebraeo   sermone  con- 
scripsit,  ita  posuit:  Osanna  Barrama,  id  est  Osanna  in  ex- 
celsis. 

i.  Epiph.  Haer.  LXVU,  5.  p.  714  B. 

cicavva  iv  rotg  vtplctoig^  evXoyrjfievog  6  iQXOfiBVog  iv  ovo- 
uaxt  xvqIov. 

t  Acta  Pil.  I,  4.  A.  p.  219.  Tischendorf. 

Xiyei  avrolg  6  üiXarog'  Jtmg  öa  exQaC,ov  kßQalotl;  Xiyov- 
öiv  rnrco  Ol  *Iovöaloi'  moavvä  juefißgofi^  ßagovxafifia  ado- 

vai.     Xiyu  avxotg  o  IliXäxog    xal  xo  cooavva  xal  xa  Xoi- 

jta  XL  tQfiTjvevexat;  Xiyovciv  avxtp  ol  %v6aloi'  öc5oov  diy, 

o  iv  xotg  ^V^^^^^oig\evXo^^7yii^^ 

xvqIov. 

1.  Job.  12,  13^ 

(DOavva,  €vXoyT]fiivog  6  igxoßsvog  iv  ovo/iaxi  xvqIov,  xai 

6  ßaöiXevg  xov  lögariX, 


Texte  und  Untenrachiingen  zu  Lc.  19,  38.  535 

m.  Lc.  19,  38. 

BvXoyrinivoq  6  ßaaüisvg  kv  ovofiaxi  xvqIov'  kv  ovQavm  al- 

QY^vri  x(ü  öo^a  kv  vtploroig, 

n.  Mc.  11,  9^.  10. 

doapva,  svloytifiivog  o  kgxofievog  tv  ovofiaxi  tcvqIov  ev- 
Xofrf(iivri  ?}  igxofiBPi]  ßaciXela  tov  jtavQog  i^fiwv  Javslö, 
(Döavva  kv  rolg  vtpiCTOig. 

0.  Eyang.  Hieros.  ad  Mt  21,  9,  p.  269. 

f^dif^.l    ^.lOD    CCD    vvlSL»    ..i*o.i.i    cnuA    r^lA-^J^-OCP 

•r^xsnouoa   r^\  \t^Ocd   .r^i-^Ai   cn*iliT"> 

p.  Acts  of  S.  Callistratus  p.  309.  ed.  Conybeare. 

and  sang:  Hosanna  in  the  highest,  blessing  to  the  son  of 
David,  peace  upon  earth  and  glory  in  the  highest. 

Alle  Anzeichen  weisen  hier  darauf  hin,  dass  der  Urtext  ur- 
sprünglich hebräisch  lautete  und  bei  Mt  am  reinsten  erhalten 
ist.  Denn  der  in  den  Actis  Pilati,  welche  doch  mit  ihren 
Quellen  bis  über  Justin  hinaufreichen,  mitgetheilte,  als  eßocäarl 
bezeichnete  Text,  setzt  wirklich  das  Hebräische  und  nicht 
das  Aramäische  voraus  und  trifft,  wenn  auch  etwas  gekürzt, 
der  Hauptsache  nach  mit  Mt.  21,  9^  zusammen.  Hebräisch  ist 
ßagovx  =  ^J'l'Tä  (aram.  T^'ia,  1^313),  hebräisch  in  weicher  Aus- 
sprache ist  afifia  =  K^n  (aram.  KMKl),  hebräisch  ist  aöa)vat  = 
•^JTTij  (aram.  Klü),  hebräisch,  wenn  auch  apokopiert  (wie  '^■)'^'=TK  = 
D''n'^'!TK  Ps.  1 6,  3)  ist  fisfißgofzrj  =  D'^tiimsa  (aram.  «•^n'Tiian),  he- 
bräisch ist  auch  cooavpa  =  Kr"a?Oin  (vgl.  Ps.  68,  2  =  LXX:  öco- 
oov  — ,  dieses  coGavva  allein  zugleich  auch  aramäisch).  Mit  den 
zu  dem  gekürzten  Texte  der  Acta  Pilati  erforderlichen  Er- 
gänzungen lautet  also,  stark  abweichend  von  der  oben  mitge- 
theilten  aramäischen  Übersetzung  des  Evang.  Hieros.,  der  he- 
bräische Text  folgendermassen:  Dün  Mn  ^l-Q  in  pb  KD"lWin 
rD'^til-tM  Krr^TDin  "^nK.  Der  ohnehin  noch  kürzere  Textbestand- 
theil  aus  der  Übersetzung  des  Hebräerevangeliums,  wie  ihn 
Hieron ymus  überliefert  hat,  besitzt  dem  Texte  der  Acta  Pi- 
lati gegenüber  noch  geringeren  Werth.  Denn  während  die 
Quellenschrift  der  letzteren  älter  ist  als  Justin,  mithin  in  den 
Anfang  des  zweiten  Jahrhunderts  fällt,  stammt  die  aramäische 


536  AuBsercanonische  Paralleltexte  zu  Lc. 

Übersetzung  des  ursprünglich  griechisch  verfiassten  Hebräer- 
evangeliums (vgl.  Agrapha  S.  40—42.  327  f.)  frühestens  aus 
der  zweiten  Hälfte  des  zweiten  Jahrhunderts.  Dabei  ist  es  aber 
sehr  beachtenswerth,  dass  auch  das  aramäische  Hebräerevan- 
gelium unseren  Zuruf  in  hebräischer  Gestalt  bringt  Denn 
Barrama  =  Ti'ü'^  ist  hebräisch;  aramäisch  hätte  es  tm^H  heissen 

T  T    T  TT! 

müssen.  Man  braucht  auf  diese  kleine  Verschiedenheit  nicht  zu 
grossen  Nachdruck  zu  legen,  da  wir  es  hier  ja  nur  mit  einer 
Rückübersetzung  zu  thun  haben.   Lnmerhin  ist  es  beachtenswerth. 

Lc.  19,  39  =  Mt  21, 15.  16*. 

a.  Epiph.  Haer.  LXVI,  43.  p.  656  B. 

xäi  siaXiv  kv  erigcf)  Xiyer  rcov  Jtal6a>p  xQaC^ovtmv  €oCavva 

tS  vl(p  Aaßlöt  xal  ovx  ijtsrlfia  avzotgy  Xiyovoiv  ol  q>aQi- 
Qator  ovx  axovsiq,  xl  ovxot  Xiyovoi;  xdXvöov  avxa. 

b.  Ephraem  Syr.  Ev.  concord.  expos.  ed.  Mosinger  p.  208. 

Quum  scribae  clamores  puerorum  audissent,  et  aegre  ferentes 
ei  dixissent:  Increpa  homines,  ut  omnino  taceant. 

c.  Mt.  21,  15.  16. 

löovxBQ  ÖS  Ol  aQxisQslg  xal  ol  ygafifiaxelg  . .  .  rjyavaxxricav 
xal  eljcav  avxqi'  axoveiq,  xl  ovxoi  Xiyovoiv; 

d.  Lc.  19,  39. 

xal  xLveq  xcSv  (paQiCalov  axo  xov  oxXov  eljtav  XQog  av- 
xov  öidaoxaXSy  i:^ixlfiijaov  xolg  fiad^alg  öov  [Syr.  Cur.: 
kjttxl(ii]Oov  avxotg.] 

Wiederum  vertreten  auch  hier  Epiphanius  und  Ephraem 
die  Erwähnung  der  jrcrJgg,  wo  der  canonische  Lucastext  (lad^xal 
bietet.  Die  Varianten  xa^Xvsiv  =  kjttxtfiav  =  increpare  fanden 
sich  bereits  zu  Lc.  18,  16. 

Lc.  19,  40. 

a.  4.  Esra  5,  5. 

xal  Xld^og  6(6oei  g>a}v?}v  avxov. 

b.  Ephraem  Syr.  Opp.  I,  246  B  C. 

x<3  Xeyovxi'  cfi'^v  Xdya)  vfitv,  [oxi]  käv  ovxot  CiY^ocociVt 
ol  Xld'Oi  xexQa^ovxaL 


Texte  und  Untenuchangen  zu  Lc  19,  39.  40.  41.  537 

c.  Ephraem  Syr.  Opp.  I,  330  A. 

Tov  xvqIov  XiyovTog'  äfitjv  Xiyto  vfilv,  kav  ovroi  ciynoiDv- 
rat,  OL  kld'Oi  xexQa^ovrai. 

d.  Ephraem  Syr.  Ey.  concord.  expos.  ed.  Mösinger  p.  208. 

respondit:  Si  isti  tacebunt,  tarnen  lapides  clamabuni 

«.  EpipL  Haer.  LXVI,  43.  p.  656  B. 

o  ih  JtQog  avTovg'  av  ovroi  öiyijOcoOiv,  ol  Xl&oi  xBxgä- 
^ovrai. 

f.  Cod.  Cantabr.  Lc.  19,  40. 

cbtoxQiß-elq  dh  Xiyei  avrotg'  Xiyof  vfilv^  ort  kav  ovroi  01- 
yrjöovaiv,  ol  Xl&oi  xoct^oprai. 

g.  Lc.  19,  40. 

xal  aj€0XQid'€lg  eljtev'  Xiyto  [Syr.  Cur.:  afiiiv  Xiym]   vfitv^ 
ort  kav  ovroi  ciojnjcovoiv,  01  Xld-oi  xga^ovötv. 

Die  Varianten  öiyav  =  aimnäv  =  nttfn,  sowie  Tcga^ovöi  = 
xQO^ovrai  =  XBXQa^ovrai  =  g>a)vrjv  ömöovoi  =  n5p?Tri  liegen 
offen  zu  Tage.  In  dem  Citat  aus  der  Esra-Apokalypse 
könnte  man  lediglich  einen  alttestamentlichen  Anklang  finden, 
nämlich  an  Habak.  2,  11:  p?TFi  n^pti  'J5«"'»3  =  LXX:  diorc  Xld^og 
sx  rolyov  ßovosrai.  Aber  der  Zusammenhang  bei  Esra:  et  de 
ligno  sanguis  stillabit  et  lapis  dabit  vocem  suam  —  weist  auf 
ur  christlichen  Einfluss  hin.  Denn  Habak.  2, 11  ist  zwar  auch  — 
nämlich  in  der  „Föhre''  des  zweiten  Parallelgliedes  —  das  Holz 
erwähnt:  nrj??  fTQ  0*^ty\  =  Vulg.:  et  lignum,  quod  inter  junc- 
turas  aedificiorum  est,  respondebit.  Aber  man  sieht,  wie  weit 
das:  de  ligno  sanguis  stillabit  —  Ton  jener  alttestamentlichen 
Parallele  abweicht,  indem  es  neutestamentlichen  Einfluss  voraus- 
setzt.  Derselbe  ist  auch  bereits  in  Heft  H,  374  nachgewiesen, 
nämlich  als  von  dem  altchristlichen  Jeremia-Buche  ausgegangen. 
Ausserdem  kann  auf  die  späteren  Erläuterungen  zu  Job.  19,  34 
▼erwiesen  werden.  Ist  aber  das:  de  ligno  sanguis  stillabit  —  bereits 
nentestamentlich  beeinflusst,  so  auch  das  andere:  lapis  dabit  vocem 
suam. 

Lc.19,41. 

a.  Iren.  I,  20,  2  =  Epiph.  Haer.  XXXIV,  18.  p.  254  B.  (Marcosii). 
in  kv  rm  jtgooxpvra  avrov  ry  ^kQ(y^aXi}(i  ömci^£ai  kn  ccvr^. 


538  Auseercanonische  PanJleltexte  zu  Lc. 

b.  Const.  V,  15.  p.  145,  17. 

xcA  YOQ  xäi  avrog  avrotg  ixedaxQVöep,  ayvofjCaoi  xxL 

c.  Eu8.  H.  E.  III,  7,  3.  p.  84,  14. 

ijtidaxQvöaPTog    xs   xäi   cbtoxXavöa/idvov   xara    rr^v   tcov^ 

legciv  evarffBXiOTwv  yQatpriVj  di  xäi  avxäg  ccvrov  xa^axi' 
d-Bivxat  xäg  Xi^eig,  xoxh  fiiv  g)rioavxog  <og  XQog  avxrjv  h- 
QovoaXi^fi'  sl  syvwg  xxX. 

d.  Lc.  19,  41. 

xal  (Dg  fjyyioep,  löcov  xt]v  JtoXiv  sxlavaev  ix  ccvxfjp 
Xiywv. 

e.  Hom.  Clem.  III,  19.  p.  41,  21. 

xal  BxXais  xovg  cbtsiß^ovvxag. 

Man  bemerke  hier  die  Varianten  xQOCixeiv  (intaransativ)  = 
hyyl^Biv  =  1*155,  xXalsiv  =  axoxXaUa^ai  =  öaxQvoai  =  kxioa- 

xQvoac  »=  HD^.  Das  XQOCxovxa  des  Irenaeus  ist  eigentlich 
XQOO'öxovxa, 

Le.  19,  42. 

a.  Iren.  I,  20,  2  =  Epiph.  Haer.  XXXIV,  18.  p.  254  B.  (Marcosii). 

bI  Byvwg  xäi  ov  ar/fiBQOP  xa  JtQog  BlgrjVTjv,  ix^ßTj  öh  [cbto] 
öov. 

b.  Ephraem  Syr.  Ev.  concord.  expos.  ed.  Mosinger  p.  207. 

Si  cognovisses  tu  saltem  hunc  diem  pacis  tnae,  sed  abscon- 
dita  est  pax  a  facie  tua. 

c.  Lc.  19,  42. 

bI  BfVfog  xäi  ov  xalyB  kv  x(i  ^jf^BQgi  oov  xavx^  xa  XQog  bI- 
'  Qfjvriv  Oov  vvv  6b  kxQvßrj  cato  6(pd^aXfic5v  öov. 

Alle  drei  Varianten  ajtb  oov  =  a  facie  tua  =  axo  o^d-aX- 
(iSv  oov  gehen  auf  den  gemeinsamen  Ouellentext:  tf'^sb'Q  oder 
?p3ti73  zurück.  Vgl.  Hiob  13,  20:  inSK  K'b  TJ-^DM  =  liXX:  «jro 
xov  jtQOOcijtov  oov  ov  xQvßr/OOfiai.    Jerem.  16,  17:  ''Jßktt  VUFjipo 

=  LXX :  BXQvßrj  axivavxi  xc5v  otp^^akficov  fiov.    Das  sind  die 

hebraisierenden  Übersetzungen,  während  bei  axo  oov  =  ^J'^JBp 
letzteres  lediglich  als  Praeposition  aufgefasst,  mithin  unter  Be- 
seitigung des  Hebraismus  wiedergegeben  ist.  Aber  abgesehen 
von  diesen  Übersetzungs Varianten  —  wer  erkennt  nicht  Lc.  19, 42fiP. 


Texte  und  Uniersuchungen  zu  Lc.  19, 42.  43.  44.  539 

den  Sprechenden  an  der  aus  dem  Urevangeliom,  den  Logia,  so 
wohl  bekannten  Stimme? 

Le.  19,  43.  44». 

a.  Hom.  Clem.  III,  15.  p.  40,  13. 

iXevooPTCu  yoQ  x€u  xad'iovoip  avravd'a  xcü  xsQiyiXQctxcooov- 
OiP  xcu  ra  xixva  vfiäv  xaraag>a§ovotp. 

b.  Lc.  19,  43.  44* 

ori  ij^ovoiv  f]fi£Qai  exl  öe,  xäl  jtaQ€fißaXovoiv  ol  kx^Qoi 

öav  x^aoaxa  001  xal  xsQixvxXcioovolv  ö€  xäi  avvi§ovolv 
0£  jtavTod-sVj  xal  i6ag>iovolv  ae  xal  ra  xixva  aov  kv  ooi 

c.  Eus.  in  Js.  29,  2.  5.  Opp.  VI,  297  ed.  Migne. 

d  iyvwq  xal  dv  je  ra  xQog  slQrjvr^p  oov,  ort  7]§ovaiv  fjfit- 
Qüi  sjtl  C€^  x(u  jtaQefißakovCcv  ixl  oi  ol  kx^Q^^  <^^  ;i^a()cexa 
Tcca,  xvxXcioovoi  ae,  xäl  sie  rf}v  yv^  i6ag>iod^o^. 

Hierher  gehört  besonders  die  jesaianische  Parallele  Jes.  29,  3: 

lara  Thy  "^n-iti  ^•'b:?  -ir-ns  "^rr^rni  =  LXX:  xal  xvxXciao)  o>c 

Aavlö  [die  LXX  lasen  anstatt  111  vielmehr  irrthümlich  11"]  ijcl 
G€   xal  ßaZci   jibqI   oh  ;^a(>axa.     Das  Verbum  n3n  =  xvxXovv 

wird  auch  mit  jiagsfißdXXeiv  (vgl.  1.  Sam.  26,  5;  2-  Sam.  23,  13), 

abar  auch  mit  ^oß^ai  (Num.  10,  31)  wiedergegeben,  sodass  selbst 

die  Clementinen -Variante  xa&iovOiP  auf  TX^Ti  (=8ich  niederlassen, 

TT* 

wohnen,  belagern  u.  s.  w.,  vgl.  Fürst  I,  415b)  zurückzuführen  ist. 
Das  Verbum  i6ag)l^€iv  war  im  Urtext  sicher  nicht  auf  die  Ein- 
wohner, sondern  auf  die  Stadt  Jerusalem  bezogen,  wie  es  der  Euse- 
bins-Text  in  Übereinstimmung  mit  Jes.  3,  26:  2tiV\  T^sb  =  LXX: 
xcä  slq  yrjv  k6aq>iod^6xi  —  darbietet.  Von  den  Einwohnern  Jerusa- 
lems {rixva  =  Lc.  13, 34  =  Mt.  23, 37)  war  im  Urtexte  wahrschein- 
lich das  realistische  xaraoq>a§ovCiv  zu  lesen,  welches  die  Homilien 

erhalten  haben  und  welches  mit  Lc.  19,  27:  rovg  ^x^Q^'^^  i"öi; 
.  .  xaraO(pa§,arB  sfiJtQooO-ev  fiov  —  so  merkwürdig  sich  berührt. 

Lc.  19,  44*. 

a.  Lc.  19,  44*». 

dv&*  wp  ovx  eypmg  rov  xaiQov  rijg  knLöxoJcrjq  aov. 


540  Aussercanonisclie  Paralleltezte  zu  Lc. 

b.  Syr.  Cur.  Lc.  19,  44^. 

ai^*  a>v  ovx  ayvog  ttJv  7]fiiQav  rijg  kxiCxoxrjQ  aov. 

c.  Const.  V,  15.  p.  145,  17. 

kxBÖcocQvCBV  aypo'^öaoi  rov  xaigov  zTJg  ixiaxoycfjg  avr<5v. 

d.  Apocal.  Baruch.  XX,  2.  p.  662. 

propter  hunc  sustoli  Sion,  ut  magis  festinarem  et  Tisitarem 
mundum  in  tempore  suo. 

e.  Aphraates  Hom.  XXI.  p.  344  ed.  Bert. 

und  Jesus  sprach  über  Jerusalem:  Es  wird  in  ihr  kein  Stein 
auf  dem  anderen  gelassen  werden,  weil  sie  nicht  erkannt 
hat  den  Tag  ihrer  Grosse. 

Der  Tag  der  Heimsuchung  (vgl.  Jes.  10,  3:  ST^fi  öi'^b  = 
LXX:  iv  r^  ^/isga  xrjq  imöxojt^g)^  das  Jahr  der  Heimsuchung 
(vgl.  Jerem.  23,  12:  Dmj)B  DStD  =  LXX:  iv  iviavnp  ixicxi- 
tpscog  avxmv  —  desgL  Jerem.  48,  44),  namentlich  aber  auch  die 
Zeit  der  Heimsuchung  (vgl.  Jerem.  46,  21:  &n'^7^&  n  =  LXX: 
xatQog  ixöixi^öswg  avTcov)  sind  bereits  im  A.  T.  geprägte 
Ausdrücke.  Dass  n:^  von  den  Septuaginta  nicht  blos  mit  xaiQoc, 
sondern  auch  mit  Tjfidga  und  Sga  wiedergegeben  wird,  darüber 
vgl.  die  Bemerkungen  zu  Lc.  8,  23^  oben  S.  130,  femer  zu  Lc. 
10,  21  oben  S.  198.  Die  Lesart  des  Syr.  Cur.:  r^v  i^fiigav  TTJg 
kjtioxojcrjg  oov  ist  mithin  aus  dem  gemeinsamen  Text:  ri^fiK 
^(tn'npB  abzuleiten.  Die  Aphraates-Variante:  „Der  Tag  ihrer 
Grosse*  geht  durch  Vermittelung  des  Syrischen  ebenfalls  in 
letzter  Instanz  auf  StlpB  zurück.  Der  Syr.  Cur.  nämlich  (nicht 
aber  die  Peschittha,  auch  nicht  der  Syr.  Sin.)  hat  lA^Qaii,  wel- 
ches fieyaXcoovvTjy  auch  oyxog  bedeutet.  Nun  hat  das  hebräische 
rnp&  nicht  blos  die  Bedeutimg:  „Heimsuchung,  Züchtigung,  Be- 
strafung, Ahndung'^,  ferner  „Amtsklasse,  Dienstposten,  munus*^, 
sondern  auch  „Habe,  Gut,  Vermögen".  Siehe  Fürst  U,  233*, 
welcher  durch  Vergleichung  von  Ps.  109,  8  mit  Ps.  49,  11  die 
Synonymität  zwischen  «T^pB  und  b'l'n  (=  Vermögen,  Reichthum) 
nachweist.  Die  Varianten  dyvoelv  =  ov  yivcioxeiv  endlich  gehen 
einfach  auf  ^T^  Kb  zurück. 


Texte  und  Untenuohaogen  zu  Lc.  19, 44.  45.  541 

Lc.  19, 45  »  Mc.  11, 15  =  Mt  21, 12. 

a.  Lc.  19,  45. 

xcu  elösXd'Cov  slg  ro  Isqov  rJQ^aTO  ixßaXkeiv  xovg  xtoXovp- 
rag.  '  ^        —  -  — 

b.  Just.  DiaL  c.  Tryph.  c.  17.  p.  235  C. 

xal   rag   TQojti^ag    räv  hv  to5    vam    xoXXvßiOräv  xari- 

CTQStpE.  ^ 

c.  Mc.  11,  15^ 

xal  slasXd'cov  elg  ro  legov  7]Q^aro  ixßdXZsiv  rovg  xmXovv- 

rag  xal  rovg  ayoga^ovrag  kv  to5  leQWy  xal  rag  rgaxiCfiLg 
rcov  xoXXvßiCrcSv  xal  rag  xad-iögag  rmv  na)Xovvrmv  rag 
jiBQiorsQag  xar€OrQS^)£v. 

d.  Mt.  21,  12. 

xal  slöTJXd-sv  'Irioovg  elg  ro  Uqov  rov  ^5ot5,  xal  k^ißaXsv 
xavrag  rovg  xmXovvrag  xdi  ayoga^ovrag  kv  r<5  leQtp,  xal 
rag  rQaxiC^ag  röiv  xoXXvßiörcov  xartorgey^sv  xal  rag  xa^- 
dÖQag  rcop  JtmXovvra^v  rag  XBQiorsQag. 

e.  Cod.  Cantabr.  Lc.  19,  45. 

^2^1^  de  Big  ro  Uqov  rJQ^aro  hcßaXlBiv  rovg  xwXovvrag 

iv  avrS  xal  ayoQa^ovrag  xal  rag  rQajtiC,ag  r£v  xoXXv- 
ßiortSv  i^ixBBV  xal  rag  xad-iÖQag  rcov  Jta)Xovvra>v  rag 
XBQCörsQog, 

f.  Job.  2,  15. 

xal  . .  xavrag  i^ißaXsv  ix  rov  Ibqov,  rd  rs  jcQoßara  xal 
rovg  ßoag,  xal  rwv  xoXXvßiöräv  i^ixBBV  ro  xigfia,  xal  rdc 
rQcuti^ag  dviorgtipBV, 

Weiss  hat  (Leben  Jesu  I,  386 ff.,  besonders  S.  390  Anm.) 
nachgewiesen,  dass  die  Tempehreinigung  (Mc  11,  12 — 18  =  Mt. 
21,  12 — 19  =  Lc.  19,  45—48)  und  die  dadurch  veranlasste  Frage 
der  Hierarchen  nach  Jesu  Volbnacht  (Mc.  11,  27—33  =  Mt.  21, 
23 — 27  =  Lc.  20,  1—5)  historisch  in  die  erste  Zeit  des  Wirkens 
Jesu  gehört,  in  welche  Zeit  der  vierte  Evangelist  sie  verlegt  hat.  ^) 

1}  Auch  Beyschlag  (Zur  Johanneischen  Frage.  Beitr&ge  zur  Wür- 
digung des  vierten  Evangeliums.  Gotha,  1876.  S.  83—85)  begründet  mit 
Entschiedenheit  diese  Auffassung:  ,,Die  Tempelreinigung  steht  nur  bei 
Johannes  an  ihrem  geschichtlich  angemessenen  Ort." 


542  Aussercanonische  Paialleltexte  zn  Lc. 

Nur  hätte  dann  Weiss  die  Consequenz  ziehen  und  erkennen 
sollen,  dass  diese  beiden  synoptischen  Perikopen  nicht  im  Mar- 
cusevangelium,  sondern  in  der  vorcanonischen  Evangelienschrift 
ihre  Quelle  gehabt  haben  und  dass  die  Methode  der  Um- 
schaltungen, welche  Weiss  in  bahnbrechender  Weise 
für  das  Marcusevangelium  an  wichtigen  Stellen  nachge- 
wiesen hat,  von  Seiten  des  zweiten  Evangelisten  auch  bei 
diesen  Evangelienstoffen  in  Anwendung  gebracht  worden  ist 
Bezüglich  der  Redeweise:  TjQ^aro  hcßdZXeiv  =  i^ißaXsv  vgl 
oben  S.  8  ff.  zu  Lc.  3,  8  =  Mt.  3,  9.  Dass  xaxaöTQiq>Etv  und 
€xx£6ip  Ubersetzungsvananten  von  tÜDS  sind,  kann  man  ersehen 
aus  Ezech.  29,  5:  Ti'^riÖOS')  =  LXX:  xal  xaxaßaXci  öf,  femer 
Hos.  12,  15:  flJitD^  =  LXX:  hcxvd^oerai,  Üaraus,  nämlich  aus 
der  von  Mt.  und  Mc  nicht  vertreteneiT^ariante  i^ix^Bv,  ergiebt 
sich,  dass  der  vollere  Text,  welchen  Cod.  D  zu  Lc.  19,  45  dar^ 
bietet,  nicht  eine  Entlehnung  aus  Mt.  und  Mc.  ist,  sondern  auf 
einer  Restitution  des  von  Lc.  gekürzten-  Quellentextes  beruht. 

Lc.  19, 46  =  Mc.  11, 17  =  Mt  21, 18. 

a.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.  17.  p.  235  C. 

ßocov  jcag  vfilp'  yi^ganTat'  6  olxoq  (lov  olxog  jtgocsvx^ig 
iorlv,  vfielq  de  jtsjionjxars  avrov  OJti^Xaiov  Xrjörciv. 

b.  Mc.  11,  17. 

xal  iötöaöxsv  xal  iXsysv  avrolq'  ov  yiygaxxaiy  oxi  o  olxoq 
fiov  olxog  jtgoOBvx^g  xirjO-rjaexai  jtäoiv  xotg  IbB-psclv;  vßstg 

6h  Jtejtoii^xaxs  avxov  öJti^laiop  Xi;]0x<5p. 

c.  Syr.  Cur.  Lc.  19,  46. 

Xiymp'  yiygajtxcu^  oxi'6  olxog  fiov  olxog  xgoasvx^jg  ioxl 
jtaoi  xolg  Id-PBOiv  vfiBlg  6h  avxop  ijtoirjoaxB  cnrjXmop 
Xxioxcip. 

d.  Lc.  19,  46. 

Xiycop   avxolg'   yiygajtxai'   xal   J^oxai   o   olxog  fiov  obcog 

jigoOBvxfjg'  vfiBlg  6h  avxop  kjtoitioaxB   ojttjXaiop  Xyoxcop, 

e.  Mi  21,  13. 

xal  XByei  avxolg'  yiygajcxar  6  olxog  giov  olxog  jtgoCBVxljg 
xX7]ß'riOBxai,  vfdBlg  6b  avxop  jcolbIxb  ajcrjXaiop  Xyöxcop. 


."v,'*  -,-  -\ 


Texte  und  Untersachimgen  zu  Lc.  19, 46.  20,  2.  543 

f.  Epiph.  Haer.  XLU.  p.  316  A.  p.  340  C. 

yeYQaufiivov  hv  6  oheog  uov  olxog  jtQoosvxfjg  xlijB-ijoeTai, 

g.  Jerem.  7,  11.  LXX. 

fifj  ajtfjlaiop  lyöTcip  6  olxoc  fiov,  ov  kjiixixXtixai  x6  ovo- 
im  fiov; 

h.  Clem.  Rom.  II,  14,  1.  p.  130,  IS. 

iooßed^a  ix  rrjg  ygatp^g  rfjg  Xsyovarjg'  kysp/id-f]  6  olxog  fiov 
oxfiXoLov  Xi]Oxmv. 

Die  BeDützung  der  beiden  alttestamenÜichen  Stellen,  näm- 
lich Jes.  56,7:  D^'K^rrbDb  Äip'^  niBn-rT^n  '^pi'^a''3=LXX:  6  rag  oU 

xog  uov  olxog  xQooevx^g  xXrjd-ijösxai  xad  zolg  ed-vsöiv  —  und 

Jerem.  7, 11:  njn  rT^an  nyn  D'^sne  nn^n  =  LXX:  fti]  ojt^Zaiov 

X'QOxmv  o  olxog  ßov;  —  ist  ganz  der  Art,  wie  Jesus  nach  dem 
UrevangeUum  Gitate  aus  dem  A.  T.  zu  verwerthen  pflegte.  Die 
Weglassung  der  Worte  jtaoi  xolg  Id-vsciv,  worin  Mt.  und  Lc 
gegen  Mc.  sich  begegnen,  zeigt,  dass  sie  in  der  Wiedergabe 
dieses  Gitates  nicht  blos  an  Mc.  gewiesen  waren,  dass  vielmehr 
diese  Weglassung  bereits  im  Orevangelium,  aus  welchem  sie  gleich- 
zeitig schöpften,  stattgefunden  hatte,  wie  denn  auch  f&r  die  Pointe, 
um  deretwillen  die  beiden  alttestamentlichen  Stellen  in  Jesu  Bede 
yerfiochten  waren,  die  Worte:  xaci  xolg  iß'veoiv  eher  störend 
als  beweisend  empfunden  werden  mussten. 

Lc.  20, 2  =  Mc.  11,  28  =  Mt.  21,  28. 

a.  Iren.  I,  20,  2.  (Marcosii). 

xäi  öiä  x6  (ifj  ajioxQid^vai  xolg  eljtovöiv  avxS'  kv  Jtoia  öv- 
vafiBi  xovxo  jtoielg; 

b.  Mc  11,  28. 

xal  eXeyop  avxcp'  iv  jtola  i^ovola  xavxa  Jtoielg;  fj  xlg  ooi 
xTjv  e^ovöUzv  xaxxrjv  eöcoxev; 

c  Mt.  21,  23. 

Xiyovx^g'  kv  xola  k^ovöla  xcevxa  jcotelg;  y  xlg  öoi  söoxsv 
XTjv  B^ovölav  xavx7]v; 

d.  Lc.  20,  2. 

xal   sljeav    Xdyovxsg    Jtgog   avxoV    bIxov   r/filv,    iv    jtola 


544  Ausseicanonische  Paralleltexte  su  Lc 

i^ovola  ravra  xoielg;  7}  rlg  könv  6  dovg  cot  z'qv  i^ovolav 
ravxTiv; 

Bezüglich  der  Vananten  i^ovola  =  ivpa/iig  ygL  die  Texte 
and  Erläuterungen  zu  Lc.  4,  32  oben  S.  41  ff.  Doch  wird  hier 
nicht  nyOS^  (wie  dort)  zu  Grunde  liegen.  Das  Londoner  Testa^ 
ment  giebt  k^ovala  durch  das  aramäische  ^DbV  wieder,  Delitzsch 
durch  das  im  A.  T.  ungebräuchliche  MW'l,  Salkinson  durch 
das  ajrag  Xeyofisvov  (Esra  3,  7  LXX:  ijiix€iQf]öig)  'ji'^lD'?,  welches 
auch  etymologisch  recht  eigentlich  Vollmacht  bedeutet. 

Lc.  20, 9  =  Mc.  12, 1  =  Mt  21,  S8. 

a.  Herrn.  Sim.  V,  2,  2.  p.  142,  18. 

slxi  Ttq  aygov  xdi  öovXovg  jtoXkovq,  xal  fiigog  ri  rov 
aYQoirTq)vzevöev  afutelmva, 

b.  Herm.  Sim.  V,  6,  2.  p.  154,  8. 

oTiy  ^fjolv^  6  &e6g  rov  cfuteXciva  £q)vr£txis. 

c.  Mc.  12,  1. 

xal  riQ^aro  avzotg  Iv  xagaßoXalq  XaXelv.    afijtslciva  av- 

d-QWJtOg   iq)VT£X)6£V, 

d.  Mt.  21,  33. 

aXXrjv  jiaQaßoXrjP  axovoare.     avß-Qwnog   [Syr.   Cur.   add.: 

T£c]  iiv  obcoösOJtoxTigy  oCxig  k(pvrevOEV  afijtsXcova. 

e.  Lc.  20,  9. 

r/Q^aro  dh  jtQog  rov  Xaov  Xiyeiv  r^v  xagaßoXijv  ravzijv, 
avd-QOXog  [Syr.  Cur.,  Syr.  Sin.  add.:  rig]  igwretHJsv  dfues- 
X(Dva. 

Beachtenswerth  ist  in-  dem  Eingang  dieses  Gleichnisses, 
welches  Weiss  mit  Recht  für  einen  Theil  des  Urevangeliums 
hält,  das  Zusammentreffen  in  der  Lesart  reg  zwischen  Hermas 
und  dem  Syr.  Cur. 

Lc.  20, 10b."  12  =  Mc.  12,  3.  4  =  Mt  21, 35. 

a.  Const.  V,  16.  p.  148,  20. 

Tovg  kjtLTQOJtovg  rov  xvglov  rov  dfiJtsXwvog  cutixreivav, 

ov  /ihv  Xi^ocg^  op  6b  ^lq>£C,  xal  roi'  (ihv  ixQLOav. 


Texte  und  UntersuchaDgen  zu  Lc.  20,  9.  10—12.  13.  14.  545 

b.  Mi  21,  35. 

xät  laßovrsg  ol  yscogyol  rovg  öovXovg  avrov  ov  fihv  2d££- 
Qap,  ov  de  djtixxuvav,  ov  61  kXid-oßoXrjöav. 

c.  Mc.  12,  3.  4. 

xät  Zaßovtsg  avrov  löuQav   xäi  ajtioxeiXav   xevov.     xal 

jtaXiv  ajteOTStXev  Jtgog  avrovg  aXXov  öovXov  xäxslvov  bce- 

q>aXl(ooav  xai  fjrl/iaaav'   xal  aXXov  djtioreiXsv  xdxslvov 

djiixTBtvaVy  xal  JcoXXovg  aXXovg^  ovg  fiev  öegovreg,  ovg  de 
ajtoxxivvovTBg, 

d.  Lc.  20,  10^—12. 

61  6k  yecogyol  h^anioxEiXav  avxov  öslgavxsg  xevov,  xal 
jtQooid-Bxo  %xeQov  jtsfitpai  dovXov  ol  öh  xdxelvov  öelgavxeg 
xal  dxtfiaöavxeg  k^ajtioxeiXav  xevov.  tcclL  jcQoöe^exo  xqI- 
xov  jtifiipar   ol  6h  xal  xovxov  xgavfiaxloavxeg  i^ißaXov, 

Den  Urtext    sieht  Weiss   mit   Wahrscheinlichkeit  in   Mt. 
21,  35  erhalten.    Aber  das  wiederholte  lucanische:  xal  jcgootd^exo 

jtifitpac  =  n'blDb  C|Di^3  ist  sicher  ein  Hebraismus,  mithin  ein  Ele- 
ment des  Quellentextes,  ebenso  äjcoxxelvetv  =  xetpaXiovv  =  yyn^ 

Xid^oßoXelv  =  Xid^oig  ajtoxxelveiv  =  bi>ü,   bgO,   vielleicht   auch 

6igeiv  =  jtgUiv.    Zu  og  fiev,   og  6i  =  avxocy    aXXogy    %xegog, 

xaxelvog  vgl.  oben  S.  121  flf.  zu  Lc.  8,  5  ff.     Zu  dem  jigociß-exo 

xdfitpat  vgl.  den  Cod.  D  zu  Mc.  14,  25:   jtgooO'ä  jtelv  und  die 
Erläuterungen  zu  Lc  22,  18. 

Lc.  20, 13.  14  =  Mc.  12,  6.  7  =  Mt.  21,  37.  38. 

a.  Herm.  Sim.  V,  6,  2.  p.  1 54,  9. 

xal  jtage6a)XB  [sc.  dfijteXcova]  xai  vlm  avxov. 

b.  Barn,  IV,  2.  p.  14,  7. 

iva  xaxvv^  6  rjyajtTjfiivog  avxov  xal  kjil  xfjv  xXijgovofilav 

c.  Ep.  ad  Diogn.  VII,  2.  4.  p.  159,  17. 

xovxov  Jtgog  avxovg  djtioxeiXev  . . . .  cog  ßaOiXevg  xdfutmv 
viov  ßaaiXea. 

Texte  a.  Untersuchungen  X,  S.  35 


546  Aussercanonidche  Paralleltezte  zn  Lc. 

d.  Herrn.  Sim.  V,  2,  6.  p.  144,  17. 

j€QOCxaX60afi€voq  ovp  top  viov  ovtov  top  äyctxt^Tov^  ov 
elxe  xXfjQovofiov. 

e.  Mc.  12,  6.  7. 

BTi  iva  bIxsv,  vlov  aycuirjTov'   ajticrsiXev  avrov  Icxoxov 

xQoq  avTOvg  .  .  exetvoi  öh  ol  yecoQyol  jtgbq  iavzovq  djtav, 
ort  ovToq  köriv  o  xXtjQovofiog. 

f.  Iren.  IV,  36,  1. 

Novissime  autem  misit  eis  filium  suum  unicum. 

g.  Mt.  21,  37.  38. 

vörsQOv  ÖS  cbttOTEiXev  jtgog  avrovg  top  vlov  avrov  .... 
ol  de  yecoQyoi  löoPTSq  top  vIop  üjiop  ip  lavTotg'  ovtoq 

iöZiP   6   xXfJQOPOflOG' 

h.  Lc.  20.  13.  14. 

sijtsp  de  6  xvQiog  xov  a/ijisXfSvog'  xl  jroujoa);  jtifitpo)  top 

viop  uov  TOP  ayajtyjxop  . .  .  löopxtg  öh  avxop  ol  yeoDQyol 

öisXoyl^OPXO  JtQ^g  d/.Xi]Xovg  Xeyopxtg'  ovxog  iöxip  6  xXr/- 
QOPOfiog, 

Das   Prädikat  dyajti]x6g  =  unicus  (Iren.)  =  Ttl*^  =  uopo- 

yBPi]g  (vgl.  oben  S.  24  zu  Lc.  3,  22),  welches  Weiss  (Marcus  S 
382  ff.)  nicht  ftr  ursprünglich  hält,  ist  doch  schon  durch  Her- 
mas bezeugt,  sowie  durch  die  Berührung  mit  der  Oottesstimme 
bei  der  Taufe  beglaubigt.  Und  wenn  Weiss  das  votsqop  des 
ersten  Evangelisten  zur  Quelle  rechnet,  so  hätte  er,  wenn  er  die 
Verschiedenheiten  der  Übersetzungen  erkannt  und  berücksichtigt 
hätte,  das  ioxaxop  des  Mc  (=  novissime  Cod.  Colb.,  ijt*  iaxa- 

xcop  Herrn.  Sim.  IX,  12,  3  p.  220,  8,  ^^iJ^ccxov  Hebr.  1,  1.  2) 

ebenso  wenig  von  der  Quelle  ausschliessen  dürfen  als  das  luca- 
nische  Jttfijteip  neben  dem  djtooriXXsiP  (=  Hbti)  des  Mt.  und  Mc. 

Lc.  20, 17  =  Mc.  12, 10  =  Mt  21,  42. 

a.  Const.  V,  16.  p.  148,  26. 

xal  jtoQ*  aixolg  wg  Xld-og  dxQstog  dxsßXrj&fjj  xoq  vfiäp  öi 
a}g  oxQoytDPtalog  iÖex^- 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Lc.  20, 17.  19.  547 

b.  Barn.  VI,  4.  p.  26,  4. 

Jl^7£c  öi  jiäXiv  6  xQaq)i]Tfjg'  Xld-ov,  ov  ajteöoxl/iaaap  ol  ol 
xoöoftovvreg,  ovroq  iyeprjdij  elg  X€g)aXfjr  ymvlag. 

c.  Epiph.  Haer.  XLII.  p.  316  A.  p.  341  B. 

xfld  TO'  rl  ovv  ioxl  xo'  Xld^oPy  ov  djceöoxifiacav  ol  olxoöo- 
/wvpreg; 

d.  Lc.  20,  17. 

6  de  ifißXiy)ag  avroig  elxev'  rl  ovv  koxlv  xo  ytyQafifiivov 

xovxo'  Xid^ov,  ov  äjtedoxl/iaoav  ol  otxoöofiovvtsgy  ovxog 
kysvrfd^i]  elg  x€q>aXfjv  ymviag; 

e.  Mc.  12,  10. 

ovöi  xfjv  yQag)fjv  xctvxi]v  dveyvcoxs'  Xl&ov  ov  dxsöoxlfiaoav 

ol  olxoöofiovvxegj  ovxog  iyevijdTj  slg  x6q>aX^v  ycovlag; 

f.  Mt.  21,  42. 

X^ei  avxolg  6  ^Itjoovg'  ovöejtoxe  dveyvwxe  iv  xalg  ygatpalg' 

Xld-ov  ov  djtsöoxlfiaoav  ol  olxoöofiovvxeg^  ovxog  iyevrjO'^ 
elg  xe^aX^v  ycovlag; 

g.  Psalm.  118,  22  LXX. 

Xld-ov  OV  dxeöoxlfiaoav  ol  olxoöofiovvxeg,  ovxog  iyevrjd^ 
elg  xetpaXfiv  yoovlag. 

Nach  Weiss  (Marcus  S.  387)  stammt  dieses  alttestament- 
liche  Citat  nicht  aus  der  apostolischen  Quelle,  sondern  ist  von 
Mc.  im  Anschluss  an  petrinische  Erinnerungen  (Act.  4,  11 ;  1.  Petr. 
2i  6.  7)  eingefügt.  Aber  es  ist  sonst  nicht  die  Art  des  Mc,  seine 
Quellenstoffe  seinerseits  mit  alttestamentlichen  Gitaten  auszu- 
statten, und  die  hier  gebrauchte  Gitationsweise  (namentlich  Mt 
21,  42)  findet  sich  auch  sonst  im  Munde  Jesu  wieder.  Vgl.  Lc. 
6,  3;  Mc,  2,  25;  Mt.  12,  5;  21,  16.  Für  OKtt  im  Urtexte  Ps.  118, 
22  bieten  die  Septuaginta  und  nach  ihnen  die  synoptischen 
Texte  djtoöoxifiaC^eiVy  die  Gonstitutionen  dnoßaXXetv.  Die 
petrinischen  Bezugnahmen  auf  Ps.  118,  22  werden  wohl  auf  die 
Logia  Jesu  zurückzuführen  sein,  ebenso  wie  die  synoptischen 
Parallelen  an  dieser  Stelle. 

lc.  20,  19»  =  Mc.  12, 12*  =  Mt.  21, 46». 

a.  Marcion  ap.  Epiph.  Haer.  XLII.  p.  316  A.  p.  341  B. 

xcH  i^i^xTjöav  ijcißaXelv  in  avxov  xdg  x^tQagy  xal  itpoßf'jd'Tioav. 

35* 


■w      •w^^'^^^«'      ^  -^.^   ■^•S^-*-.'- 


548  Anssercanoniscbe  Paralleltexte  za  Lc. 

b.  Lc.  20,  19» 

xäi  kC,rjTf]Oav  ol  Ygafifiazatg  xäl  ol  aQXiSQitg  IjttßaXhlv  kx 
avrov  xäq  x^^Q^^  ^^  avx^  r(]  cSpy,  xal  i^oß^d-rjöap  rov 
Xaov. 

c.  Mc.  12,  12». 

xaX  i^nrovp  avrov  xQar^oai^  xal  itpoßi^&fjCap  rov  ox^ov. 

d.  Mt.  21.  46». 

xal  ^f]rovvT€g  avrov  XQarrjöai  lq>oß/i&7jCav  rovg  ox^ovg. 

Da  die  Redensart:  ijtißaXstv  rag  x^^Q^^  (I'C.)  =  xgaratv 
(Mc,  Mt)  einen  guten  Hebraismus  in  sich  schliesst  (vgl.  Gen. 
22,  12:  "l?irrifcj  ^Tr  ^^'^■^  bÄ  =  LXX:  fiTJ  ijttßaXijg  rijv  x^iQ& 
Cov  hju  ro  jtacöaQiov,  ebenso  £sth.  6,  2),  so  ist  das  Ursprüng- 
lichere hier  bei  Lc,  das  Ursprünglichste  wohl  in  dem  kurzen 
Marcion-Text  zu  suchen.  Der  Ausdruck  Xaog  dagegen  ist  spe- 
cifisch  lucanisch. 

Lc.  20,  20  =  Mt  22, 15  =  Mc.  12, 13. 

a.  Cod.  Cantabr.  Lc.  20,  20. 

xal  djtoxa)Qfjoavreg  ajtioreiXav  kvxad-irovg  vjtoxQivopiivovg 

tavrovg  öixaiovg,  iva  ijtiXaß(Dvrai  avrov  rdiv  Xoywv,  Scre 
jtaQaöovvai  avrov  reo  9]yBfi6vL. 

b.  Mt.  22,  15. 

rore  jtogsvO-^vrsg  ol  q>aQioaloi  ovußovXiov  tXaßov,  oxwg 
avrov  jKayiösvömöiv  ev  Xoycp, 

c  Mc  12,  13. 

xal  ajiooriXXovoiv  jtgog  avrov  rivag  rmv  (paQiOalmv  xal 
rwv  ^HgwöiavojVy  Iva  avrov  dyQevCmöiv  Xoym, 

d.  Lc.  20,  20. 

xal  jtagarriQTjoavreg  djtioreiXav  kvxad-irovg  vjioxQivofidvov^ 

tavrovg  öixaiovg  elvat,  liva  ijtiXdßcovrai  avrov  Xoyov  [Syr. 

Cur.  et  Sin.:  Xoyoy],  Sore  jtagaöovvai  avrov  r^  oiQxy  xal 
r(j  i^ovoia  rov  fjyefiovog  [Syr.  Cur.:  xal  Jtagaöoiooaiv  avrov 
reo  7)ye/i6vt], 

Durch  das  djtoxo^Qf'ioarreg,  welches  Cod.  D  an  Stelle  des 
lucanischen   jtaQarTjQfjöavreg   einsetzt,    wird    es   recht   deutlich, 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Lc.  20,  20.  21.  549 

dass  die  zahlreichen  Varianten,  durch  welche  dieser  Codex  das 
Lucaseyangelium  den  Matthäustexten  näher  bringt,  doch  nicht 
aus  dem  Streben,  die  beiderseitigen  Texte  zu  conformieren,  ent- 
standen sind  —  denn  dann  hätte  Cod.  D  einfach  das  jcogsvd-^p- 
T£^  des  Mt.  herQbernehmen  müssen  — ,  sondern  dass  es  sich  wie 
hier  um  Übersetzungsvarianten  des  hebräischen  Urtextes  handelt; 
denn  äjtox(OQBlv  (Cod.  D)  und  jtogevBOd-at  (Mt.)  gehen  auf  ?[bn 
oder  auch  n'ÜEf  Tvgl-  1.  Sam.  1,  19  LlX^^os.  22,  9  LXX)  zurück 
Die  Unabhängigkeit  des  djiox<OQJCavr€g  von  der  Matthäus- 
Parallele  und  die  direkte  QueÜenmässigkeit  dieser  Variante  wird 
auch  bestätigt  durch  die  meisten  Italae,  unter  denen  Cod.  Colb. 
z.  B.  liest:  et  cum  rediissent  principes  sacerdotum.  Wenn  der 
lateinische  Codex  Bezae  ferner  im  folgenden  liest:  ut  apprehen- 
derent  verborum  eins,  so  ist  das  sichtlich  Übersetzung  des 
griechischen  Haupttextes:  iva  kniXäßwvxai  avrov  rciv  Xoycov 
und  einer  der  zahlreichen  Gegenbeweise  gegen  die  von  Harris 
behauptete  Abhängigkeit  des  griechischen  Textes  im  Cod.  Bezae 
von  dem  lateinischen  Nebentexte.  In  der  Weglassung  des  lu- 
canischen  r^  ^QXV  ^^^  "^V  ^^ovol^  und  in  der  Beschränkung  auf 
die  Worte  rm  ^yefiovi  treflFen  Cod.  Bezae,  Syr.  Cur.  und  Cod- 
Vindobonensis  zusammen.  Vgl.  dazu  Heft  I,  36,  sowie  die  Er- 
läuterungen zu  Lc.  12,  12. 

Lc.  20,  21  =  Mc.  12, 14*  =  Mt-  22, 16. 

a.  Hegesippus  ap.  Eus.  H.  E.  II,  23,  10.  p.  68,  22. 

ort  ölxaiog  ei  xal  ort  ngoCiDXOV  ov  Xafißapeig. 

b.  Lc.  20,  21. 

ÖLÖaoxaXe,  otöafisv  ozi  OQd^Sg  Xiyeig  xal  öiöaoxei^  xal  ov 
XafißavBLq  jtgoOcojiov. 

c.  Mc.  12,  14» 

öiöaOxaXe,  otdafiBP  ort  dXijd^yg  tl  xal  ov  fiiXei  Ooi  JtSQl  ov- 
devog'  ov  yag  ßXejcsig  elg  jtQodoojtov  dvd-Qmjtmv, 

d.  Mt  22,  16. 

ÖLÖaOxaXe,  olöa/iev  ort  äXfjB^rjg  sl  . ,  ,  .  ov  yag  ßkijteig  slg 
jigoömjtov  dvO-gcoTtoop, 

Die  Perikope  vom  Zinsgroschen  hat  Weiss  nicht  als  Be- 
standtheil    der    apostolischen   Quelle  anerkannt.     Aber   sowohl 


550  AosaercanoDiache  Panllelteste  zu  Lc. 

aassercanonische  ParaUelen  als  innercanonische  Merkmale  sprechen 
gegen  Weiss.  Za  letzteren  gehört  der  He'braismos  XaiißavBiV 
XQoOwxov  =  D'»DB  ÄÜD.  Vgl  Gen.  32,  21 :  "»Sfi  «to*»  '»biK  =  LXX: 
Icnog  yaQ  jiQooöi^Exai  xo^Qo6a>xov  ftav.    Mal.  1,  8:  Tf^^B  tt\97«l 

s=  LXX:  bI  Xfifezai  xQoCwxov  aov.  Die  Hegesippns-Parallele 
ist  in  dem  Bericht  fiber  Jacobus  den  Gerechten  den  jüdischen 
Hierarchen  in  den  Mund  gelegt  Weitere  anssercanonische 
Parallelen  s.  im  Folgenden. 

Lc.  20,  22  =  Mc.  12, 14*.  =  Mt  22, 17. 

a.  Just.  ApoL  I,  17.  p.  64  C. 

XQOösXB-ovreg  riveg  fJQwxwv  avrov,  el  öst  KaloaQi  q>6Q0t)g 
TsXstv. 

b.  Lc.  20,  22. 

i^BOTtv  fjfzag  Kalöagi  ipoQOV  öovvai  rj  ov; 

c  Mc.  12, 14^. 

i^BCriP  xfjvaov  Kaloaoi  dovvai  ri  ov;  iciuBv  r)  ufj  öciuBv; 

d.  Mt.  22,  17. 

bIxov  ovv  fj/ilP^  xl  aoi  öoxbI;  I^boxlv  dovvai  xfjvaov  Kai- 
ooQi  7]  ov; 

e.  Cod.  Cantabr.  Mc.  12,  14^. 

Bljth  ovv  ^(ilVf  el  Js^eöxiv  i^fiag  dovvai  ijtixBtpaXaiov  Kai- 


\y  V  V^N^     w  " 


aagt  fj  ov; 

Die  Synonyma  6el=i^BaxiVf  ferner  g^ogog  (Paulus  Rom. 
13,  7,  mit  ihm  wie  oft  zusammentreffend  Üc^  Just.)  =  xrjvöoq 
(Mc.,  Mt.)  =  kjrixBfaZaiov^  (Cod.  D)  lassen  den  Quellentext  er- 
kennen. Justin  trifft  besonders  in  dem  Ausdruck:  o^ooot;^  t£- 
XbIv  mit  Rom.  13,  6:  tpoQOvg  xbXbIxb  zusammen.  Man  wird  also 
schliessen  dürfen,  dass  au^  Lc.  in  der  von  ihm  benützten  — 
paulinisch^lucanischen  —  Version  xbXsIv  las,  das  dovvai  dafttr 
aber  aus  Mc.  herübemahm.  ' 

Ic.  20, 23  =  Mc.  12, 15  =  Mt  22, 18*. 

a.  Cod.  Cantabr.  Lc.  20,  23. 

kütiyvovq  ök  ccvrcov  xfjv  xovTjQlav  BbtBV  jtqoq  avrovg. 


Texte  und  Untersuchuogen  zu  Lc.  20,  22.  23.  24.  55 1 

b.  Mc.  12,  15. 

6  öe  Idaov  avxciv  rrjv  vJtoxQiaiv  ebtev  avrolq. 


-^  '^  ^  -  ■- 


c  Mt  22,  18*. 

yvovq  Sh  6  ^hjoovq  xfjv  xovriQlav  avxdv  sljttv. 

d.  Lc.  20,  23. 

xaravovoag  ös  avrcöv  xhv  Jtavovoylav  bIjcbv, 

Auch    dieser   kleine   Textbestandtheil    zeigt  Übersetzungs- 
Varianten:  kjifuvdoxBiv  =  yiveoaxBiv  =  TcaravoBlv  =  16bIv  (vgl. 

Deut  7,  15:  nTT;  =  LXX:  cöJgcwcog)  =  rij,  ^öi^()/a^=3^v50^^«; 
öic  =  Jtopovgyla  (vgl  Jos.  9,  4:  mn»  =  LXX:  fieza  navovQ- 

Lc.  20,  24  =  Mc.  12, 15*.  16  =  Mt  22,  IS*.  19. 

» 

a.  Pistis  Sophia  p.  184,  19  ed.  Schwartze  et  Petermann. 

De  verbo  ovv,  quod  dixisti  nobis  olim,  allato  tibi  statere, 
quum  vidisses  eum  argenteum  esse  et  aeneum,  interrogasti: 
cuius  est  haec  eixoov?    Dixerunt:  regis  est. 

b.  Just  ApoL  I,  17.  p.  64  C. 

xal  cbtexQiparo'  elyrard  fioi,  xivog  üxova  x6  vofiiOfia  Isx^i; 
ol  6s  Itpaoav  Kalaagog. 

c.  Exe.  Theod.  §  86.  ap.  Clem.  AI.  p,  988. 

ijtl  xov  jiQoxofiicd-evxog  vofilCfiaxog  6  xvQiog  slnsv^  ov' 

xivog  x6  xxfjfia,  aXXd'  xlvog  r/  slxatv  xal  17  i7nyQag>i^;  Kai- 
oagog'  Iva  ov  ioxlv^  ixaiva>  doB-fj. 

d.  Cod.  Cantabr.  Lc.  20,  24. 

xl  US  jtsigaC^sxs;  ösl^azd  fiOi  x6  vofiiCfia'  xlvog  ix^t  stxova 
xal  X7jp  ijtiyQaipj]P ;  ojtoxgi&^spxsg  sbtov  Kalöagog. 

e.  Mt  22, 18^  19. 

xi  fis^siga^sxs,  vxoxQtxal;  ijtiösl^axi  fioi  x6  vofiiöuaxov 

xjjvaov.    ol  ÖS  jtQoofjvsyxav  avxrp  örjvaQiov,    xai  X&fsi  ov- 

xolg  6  Iriöovg'  xlvog  ?/  slxÄv  avxfj  xal  ij  i3tiyQaq>i];  Xi- 
yovoiv  KalöaQog. 

l  Lc.  20,  24. 

ösl^axi  (AOL  ÖTjväQiov  xlvog  £^  slxova  xai  ixiyQaiprjv;  ol 

il  [Syr.  Sin.  add.:  lösi^av  avxA  xoii]  slxav  KalooQog, 


552  Aussercanonische  Paralleltexte  za  Lc. 

R.  Mc.  12,  15^  16. 

rl  (16  yreigaC^ere;  fpiQBxi  uoi  ötivaüioVj  tva  low,  61  de  rjpBy- 
xap,  xal  XiyBt  avrolq'  rlvoq  w  bIxwv  avxfi  xdt  fi  i^iyga- 
gpry;  oJ  da  slxav  avxo)'  KalcaQoq. 

Sehr  eigenthümlich  ist  hier  die  Nachricht  der  Pistis  Sophia, 
dass  der  Stater  aus  Silber  und  Erz  angefertigt  gewesen  sei. 
Dass  aber  diese  Nachricht  der  Quelle  angehorte,  aus  welcher  die 
Pistis  Sophia  in  diesem  Falle  schöpfte,  zeigt  die  andere  Stelle 
p.  293:  splenduit,  cum  videre  eum  argenteum  et  aeneum. 
VgL  das  Folgende.  Zum  Urtexte  gehören  mit  Sicherheit  die 
Varianten:  afferre  =  jtQoxofiiCsiv  =  jtQOOg)i()etv=g>iQeiv  =  Ä'^aTl. 


^•■W    X       X-*  \.^     ^   .^  y. 


Lc-  20,  25  =  Mc.  12, 17  =  Mt.  22,  21. 

a.  Just.  ApoL  I,  17.  p.  64  C. 

xdi  jidXiv  ojctxQlvaro  avrolg'  ajtoöoxe  ovv  ra  Kalcagoc 
xq   Kaloagij  xal  xä  xov  d'sov  ß-eco. 

b.  Lc.  20,  25. 

o    öi   el^Bv  jtQog  avxovg'   xolwv  ojtodoxe   xä   Kaloagoc 
KalöaQi  xdi  xa  xov  d^eov  xqj  &B(p. 

c.  Mc.  12,  17. 

o  öh  ^Ifjcovg  bIxbv  avxolq'  xa  KaloaQog  ojtoöoxB  Katoagi 
xal  xa  xov  d-Bov  xd»  d^Bw, 

4  I 

d.  Mt.  22,  21. 

xoxB  XiyBL  avxolq'  äxoöoxB  ovv  xä  Kaloagoq  Kaloagi  xal 

xa    xov   ß'BOV   TCO    d^B<0. 

t  4 

e.  Clem.  AI.  Paed.  II,  1,  14.  p.  172. 

xä  Kaloagog  äjcoöovg   xm   Kaloagi  q>vXä^7;i  xä  xov  d-Bov 
xcp  d-bcp. 

f.  Pistis  Sophia  p.  184,  22  ed.  Schwartze  et  Petermann. 

Quum  yidisses  ob  eum  [sc.  staterem]  esse  argenteum  \),  dixisti: 
date  portionem,  quae  regis,  regi,  et,  quae  dei,  deo. 


•'  »•N-'  *-       -•'V^ 


1)  Genauer:  mixtum  argen to  et  aere. 


Texte  und  Untersachangen  zu  Lc.  20,  25.  553 

g.  Ephraem  Syr.  Ev.  concord.  expoB.  ed.  Mösinger  p.  193. 

dicit:  date  Caesari,  quod  est  Caesaris,  sed  Deo,  quod  debetis, 
reddite  ei. 

h.  Rom.  13,  7. 

ajtoöoxB  jtäoLv  rag  oq>eiXag,  tc3  tov  fpoQov  xov  fpoQov^  xA 

x6  xiXoq  xb  xiXoq,  xw  xov  <p6ßov  xov  ^poßov,  rc5  xf^v  ri- 
IJtriv  xijv  xifirjv. 

i.  Acta  Martyrum  Scülitanorum  ed.  Usener. 

T]  6h  ayla  Aovaxa  iq)fj'  xtjv  /ihv  xififjv  reo  KalaaQi  coq  Kai- 
oagi,  xov  tpoßov  de  x<p  ^em  i^fimv  catodlöofdsv. 

k.  1.  Petr.  2,  17. 

xov  d-Bov  g>o߀lö&e,  xov  ßaoiXia  xifiaxe. 

Die  aussercanonischen  Texte  machen  es  in  Verbindung  mit  den 
Parallelen  in  den  canonischen  Lehrschriften  wahrscheinlich,  dass 
der  zweite  Evangelist  Jesu  Antwort  in  verkürzter  Gestalt  wieder- 
gegeben hat  und  dass  diese  verkürzte  Gestalt  aus  Mc.  in  die 
beiden  anderen  Synoptiker  übergegangen  ist.  Die  Überein- 
stimmung zwischen  Ephraem:   quod  debetis  —  und  Paulus: 

xäg  6q)eiXaCy   wozu   noch  Tertullian  (de  resurr,  camis  c.  22: 

Caesari  quae  sunt  Caesaris  debens)  hinzukommt,  zeigt  es,  dass 

hier  von  Ephraem  ein  Rest  des  Urtextes,  welcher  bereits 
Paulus  bekannt  war,  erhalten  ist.  Bei  einer  weiteren  Ver- 
gleichung  von  Rom.  13,  7;  1.  Petr.  2,  17  und  der  Acta  Marty- 
rum Scillitanorum  könnte  man  geneigt  sein  anzunehmen, 
dass  das,  was  man  dem  Kaiser  schulde,  als  Ehre,  xifirj^  was  man 
Gott  schulde,  als  ^oßog  =  tlV^y^^  =cultu8,  von  Jesu  bezeichnet 
gewesen  sei.  Vgl.  den  von  Robinson  mitgetheilten  lateinischen 
Text  aus  The  Acts  of  the  Scillitan  Martyrs  p.  119:  Sancta  simi- 
liter  Donata  adiecit:  Honorem  Caesari  quasi  Caesari  reddimus, 
timorem  autem  et  cultum  Christo  Domino  praestamus.  An- 
dererseits liegt  gerade  in  der  Kürze  und  der  Allgemeinheit  der 
Antwort  Jesu  nach  den  canonischen  Texten  und  in  der  Bezug- 
nahme auf  Bildniss  und  Überschrift  des  Münzgroschens  die  für 
die  Gegner  verblüffende  Pointe  der  Antwort.  Es  wird  also 
dahingestellt  bleiben  müssen,  ob  und  wie  jene  aussercanonischen 
Textreste  unsrer  Perikope  im  Urtexte  einverleibt  gewesen  sind. 


554  Aassercanonische  Paralleltexte  zu  Lc. 

Lc.  20, 27  =  Mc.  12, 18  =  Mt  22,  23. 

a.  Hom.  Clem.  III,  54.  p.  51,  12. 

r^v  dl  xdi  eOTiv  kv  reo  ^Itjoov  ijficov  Xoycp,  xXijv  räXf^d-fj 
Tov  vofiov  elöcog  2!addovxaioig  xvp&avofiivotg ,  xad-^  ov 
Xoyov  Mtovo^g  hjträ  öwax^oQ^loev  Yafietv,  l^g>f]. 

b.  Epiph.  Haer.  XIV.  p.  3lD. 

0T6  jtQoofjXd'OV  avrS  Xiyovrsg,  d  övvarai  elvat  vexQwv 
avaoxaoig, 

c.  Mt.  22,  23. 

kv  hcBivrj  T^  W^Q9  JtQOorjkd-ov  avr<p  2a6dovxalot  Xiyovxtg 
(xri  elvai  avaoxaotv. 

d.  Lc.  20,  27. 

jtQOOBXd-ovxeg  6i  rivsg  rcov  Sadöovxalcov,  ol  dprtXiyovrsg 
avaoxaotv  fii}  elvai. 

e.  Mc.  12,  18. 

Tcal  EQxovxai  Saödovxaloi  Jtgog  avxov,  oixiveg  Ufovoiv 
avaoxaotv  fit}  elvai. 


'ixaoiv  f 


Lc.  20, 28  =  Mc.  12, 19  =  Mt.  22,  24. 

a.  Epiph.  Haer.  XIV.  p.  32  A. 

MoDvoiwg  jtaQaxsZsvofiivov  ijtiyafißgsvoai  xfjv  ywaXxa  xov 

dÖ€jig)ov   ajtaiöog   xeXevxrjOavxog   xäl   aysod-ai  avx^v  x<p 

aäeZgxp  avxov  jiQog  xo  k^avaoxijoai  OJtiQfia  slg  ovofßn  xov 
xaxotxofiipov. 

b.  Mt  22,  24. 

XiyovxBg'  öiöaoxaXe,  Mwvorjg  eljtsv  iav  xig  cbtoB-av^^  firj 
Itoov  xixva,  ijtiyaußQsvoei  6  a6eXg)6g  avxov  xfjv  yvvalxa 
avxov  xal  avaoxrjOBL  ojtigfia  tc5  d6eXq>w  avxov, 

c.  Mc.  12,  19. 

öiäaoxaXs^  Ma)vorjg  syQa^)BV  fjfilv  oxi  hav  xcvog  ä6eZq)6g 
dxo&dv^  xal  TuxxaXlnxi  yvvalxa  xal  fit]  dq>fj  xixvov,  tva 


Texte  und  üntenuchoiigeii  za-Lc.  20,  27.  28.  29—31.  555 

Xaßfj  6  dÖ€Zg)6g  avrov  rfjv  yvvalxa  xai  i^avaOTf)c^  oxigfia 
T<p  dösXqxp  (ZVtOV. 

d.  Lc.  20,  28. 

XeYOPreg'  öiJaöxaXs,  McDvafjg  SYQcnpBv  ^filv,  iav  xivoq  adeX- 

q>og  dxod-avy  ipov  yvpalxa,  xal  ovrog  arexpog  >/,  tpa  Xaßy  6 

ddsXg)6g  avrov  rrfv  yvvalxa  Tcal  a^avaozi^oy  öJteQfia  rä 
aösXg)^  avrov. 

e.  Deut.  25,  5.  6*  LXX. 

iäv  de  xaT0iX(5ciV  ä6€kg>oi  ijtl  ro  ccvro  xal  djtod^avij  dg 
k§  avrAvy  ojtSQfm  öe  fitj  ?}  avrm,  ovx  earai  ly  yvv^  rov 
re&pi]x6rog  Igo  dvögi  piTj  iyyiC^ovri'  6  dösX^og  rov  dvÖQog 
avr^g  slösXevosrai  jtQog  avrijv  xcu  Xfjtpsrai  avrijv  eavrm 
ywalxa  xcä,  CvvoixtfiBi  avrrj.  xal  iorai  ro  jtaiölov  o  idv 
rixiß  [Cod.  AL:  r^xB-^i]  xaraarad-i^oerat  ix  rov  6v6[iarog 
rot  r^iXBvrrixorog. 

In  den  Eyangelieniexten  ist  das  zu  Grunde  liegende  mosa- 
iacfae  Gebot  weder  nach  dem  Septuaginta-Text  noch  nach  dem 
Urtext  wortlich  genau  wiederzufinden.  Dennoch  lassen  sich 
folgende  Übersetzungsvarianten   erkennen:   rBrBXsvrrjxoig  ^=^  xb^ 

Xevri^Oag  =  reß-PTpccig  =  idv   reg   djrod-avxi  =  fitJ    (vgl.    oben 

S.  141  zu  Lc.  8,  42),  (irj  1%'^'^  rixva  =  drexvog  ==  cbtaig  =  OJti^ 

fia  ÖS  fifj  fjv  avrm  =  ib  p«  ]ni,  ijtiyafißQsvoai  =  gvpovxbIv  = 

Dä\  Merkwürdiger  Weise  übersetzen  die  LXX  Deut.  25,  5  dieses 
021*^  nicht  mit  dem  terminus  technicus  ijtiya/ißQBveip,  Dagegen 
vgL  man  Gen.  38,  8:  i7lli(  D^^l  =  LXX:  xal  ijtiydfißgsvöac 
avrijp. 

Lc.  20,  29-81  =  Mc.  12,  20— 22»  =  Mt.  22,  25.  26. 

a.  Epiph.  Haer.  XIV.  p.  31  D.  32  A. 

xal   ort'  Ixra  dÖ6Xq>ol  iyspopro,  xal  6  j^QtStog  yvpalxa 

iytlfiB  x(d  ojtaig  ireXevra,  xal  6  ÖBvrsQog  eXaßap  avrr/v 

....  eXaße  yovv^  g>f)ol,  ravrrjP  6  XQcorog  xal  6  ÖBvrsQog, 
xal  ireXsvrijoav'  ofiolcog  xdi  ol  tjtrd. 


556  AussercanonisChe  Paralleltexte  zu  Lc. 

b.  Mt.  22,  25.  26. 

TjCav  Ö8  JtaQ^  t)filv  tjtxa  aöek^ol,  xdi  6  jrQcorog  yrjfiag  ire- 

XevTfjOtv,  xal  fir/  f;^»*;  öjttQfia  d^fjxev  trjv  yvpalxa  avrov 
T(p  ädek^m  avzov'  ofiola^q  xdi   o  öevrsQog  xcä  o  tqItoc 

c.  Lc.  20,29—31. 

Ejtra  ovv   Q6BX(poi  //öa^,    xal   6  jtQmrog   kaßcov  yvvalxa 

anld^artv  arsxpog'   xal   6   ötvreQog   xal  6  rgirog  sXaßev 

avTr/v  cüOavTcog  xai  ol  tjita  ov  xartXiJtov  rixra  xal  äxi- 
^avov. 

d.  Mc.  12,  20—22». 

ixra   a6eXq)ol   rjöap,   xal  o  jiQcorog   eXaßep  yvvalxa y   xcu 

djtod^vtjOxwv  ovx  dq)fjxev  axtgfia'  xal  6  ösvreQog  iXaßsv 
avxrjv  xcä  djtid^avev  fifj  xaraXixcov  ojttQfia'  xdi  6  rQlxog 
ojöavxa}g,  xal  ol  tjtxd  ovx  dfffjxav  öxtQfia. 

Weitere    —    und    zum    Theil    dieselben   —   Übersetzungs- 
yarianten:   iysvovxo  =  tfcav  =  ^'^T],  ywalxa  yafielp  =  yvvalxa 

Za/ißap£iv  =  yafiBlv  =  ntÖÄ  npb  (vgl.  Heft  II,  244,  sowie  in 
diesem  Hefte  S.  404  zu  Lc.  14,  18),  ajiaig  =  axexvog  =  fii}  hxcov 
CjtiQ(ia  =  ib  y^V^  "jai,  ofiolmg  =  moavxmg  =  ■J5"'112?. 


..  W         w^ 


Lc.  20,  33  =  Mc.  12,  23  =  Mt.  22, 28. 

a.  Epiph.  Haer.  XIV.  p.  32  A. 

kv  6b  x(j  dpaoxaaei  xöjv  ptxgcop  xlpog  toxat  avxtj  yvpri^ 

ijteiörj  xal  ol  tjtxd  avxijv  iypoixaöip ; 

b.  Mt.  22,  28. 

kp  6h  xfj  dvaoxdoei  ovv  xiPog  tc3i'  sjtxd  eoxai  yvpfj;  xat*- 
xeg  ycLQ  toxop  aixrjv, 

c  Mc.  12,  23. 

ip  6e  x(]  dpaoxdoei^  oxap  dvaoxcöoiv,   xlvog  avxciv  ioxai 

yvvfj;  Ol  ydg  tjtxd  ioxov  avxijv  yvvalxa. 

d.  Lc.  20,  33. 

?)   yvvq  ovv  Iv  xy  dvaOxdoei  xivog  avxcov  ylvexai  ywtj; 
ol  ydg  ijtxd  soxov  avxrjv  yvvalxa. 


^N      •«     ^.»"v 


Texte  and  UnteraachnBgen  zu  Lc.  20,  33.  34.  557 

Der  Epiphanius-Text:  ol  Ijixa  avr^v  iyvcixaaiv  —  trägt 
am  meisten  hebräisches  Colorit  und  den  realistischen  Charakter 
der  Quelle.  Die  euphemistische  Umschreibung:  iöxov  avTTjv 
ywalxa  wird  von  der  Hand  des  Mc.  herrühren  und  Ton  da  aus 
in  die  beiden  anderen  Evangelien  übergegangen  sein. 

Le.  20,  34. 

a.  Lc.  20,  34. 

xal   bIxbv  avrolq   o  'ItjCovg'   ol    vlol  xov  cdcovog  rovzov 
yafiovcip  xal  yafilaxovrai. 

b.  Just,  de  resurr.  c.  3.  p.  590  A. 

6g  q>7iotv'  ol  vlol  xov  alSvog  xovxov  yafiovoi  xal  yafil- 
öxovxai. 

c.  Clem.  AI.  Paed.  I,  4,  10.  p.  103  =  Paed.  II,  10,  100.  p.  230. 

kv  yoQ  xm  alcipi,  xovxo),  g>fiol,  yafiotoi  xal  yafjiöxovxai, 

d.  Ephraem  Syr.  Ev.  concord.  expos.  ed.  Mosinger  p.  194. 

Yalde  erratis,  quia  filii  adulti  hujus  mundi  uxores  ducunt. 

e.  Clem.  AI.  Strom.  III,  12,  87.  p.  551. 

ol  kv  xovxcp  yBvofitvot  rc5  al(5vi,  öiä  xfiv  yeveoiv  vlol  ov- 
xeg,  yspvcoOi  xal  yevvcSvxai, 

f.  Cod.  Cantabr.  =  Syr.  Cur.  =  Syr.  Sin.  ad  Lc.  20,  34. 

xal  ebtev  Tigog  avxovg'  ol  vlol  xov  alcovog  xovxov  yev- 
vcjvzai  xal  yepvmoiv,  yafiovOiv  xal  yafiovpxai. 

g.  Cod.  Colbert.  p.  99  ed.  Belsheim. 

Et  ait   iUis   Jesus:    Filii    hujus    mundi   generant   et   gene- 
rantur. 

Dieser  Satztheil,  welchen  Mc.  und  Mt.  weggelassen  haben, 
trägt  durchaus  das  hebräische  Gepräge  des  Urtextes.  Vgl.  nament- 
lich ol  vlol  xov  alcopog  xovxov  =  n-TH  Dbi!??!  '^sa  hier  wie  Lc. 
16,  8.  Der  aussercanonische  Textbestandtheil,  welcher  im  Cod.  D, 
im  Syr.  Cur.  und  in  den  Italae  sich  findet:  yevpcSvxaL  xal  ysv- 
v<DOi  oder  umgekehrt:  ytvvcioc  xal  ysppcoPTai  —  ist  bereits 
vom  Redaktor  des  ersten  Evangeliencanons  —  jedenfalls  aus 
dem  echten  Urtext  —  eingefügt.  Er  wird  durch  Clemens  AI., 
Origenes,  Cyprian,  Augustinus,  auch  Methodius  (de  re- 
surr. XLVUI,  4  p.  156  ed.  Bonwetsch:  tJ  yafiijaopxag  }}  yspprjOO' 


AoMercasonische  Paralleltexte  zu  Lc. 

fijpovq)  beglaubigt  und  klingt  auch  in  Ephraems  ^adulti"  an.  Bei 
seiner  Correspondenz  mit  dem  voraufgegangenen  Epiphanius-Text: 
oi  hxra  avrfjp  iypcixaöiv  erscheint  dieser  Teztbestandtheil  ak 
echter  Rest  der  vorcanonischen  Quelle. 

Lc.  20,  85.  36*  =  Mo.  12,  25»  =  Mt  22,  SO«. 

a.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.  81.  p.  308  B. 

ojtSQ  xal  6  xvQiog  rffiSv  slxav^  ort  ovre  yafitjöovoiv  ovtb 
yafirjd-rjcovrac. 

b.  Just,  de  resurr.  c.  2.  p.  589  A. 

rov  öcoT^Qog  elgrixoTOC'  ovre  yafiovoip  ovre  yafiioxoPTcu. 

c.  Mt.  22,  30*. 

ip  ycLQ  r(j  apaCxaoBi  ovrt  yafiovoip  ovrs  yafii^oprai. 

d.  Epiph.  Haer.  LXIV,  35.  p.  557  D. 

pvpl  6h  dxoocQlpsrat  Xiycop'  kp  r^  apaoraoBi  ovxb  yafiovcip 
ovre  yafiioxoprai, 

e.  Mc.  12,  25*. 

6t ap  yag  ix  pbxqcop  dpaorcööip,  ovtb  yafiovOiP  ovtb  ya- 
.    (ilCoptai, 

f.  Clera.  AI.  Strom.  III,  6,  47.  p.  533. 

akla  fJBxa  rrip  dpaöraoip,  (pfjOip,  ovtb  yafiOvOip  ovtb  ya- 
lil^oprai. 

g.  Philastr.  c.  59.  p.  60. 

nam  in  die  judicii  non  nubent  neque  nubentur. 

h.  Just  de  resurr.  c.  3.  p.  590  B. 

ol  Sb  vXoi  Tov  (iiXXoPTOQ  alSpog  ovtb  yafiovotp  ovtb  ya- 
yiioxoPTai. 

i.   Tatian.  Fragm.  IL  p.  166. 

To  QrjTOP  t6  jibqI  pbxqSp  dpaardoBCDg'  ol  vlol  tov  alSpog 

ixBlpov  OVTB  yafiovoip  ovtb  yafii^opTai. 

k.  Clem.  AI.  Strom.  HI,  12,  87.  p.  551. 

ofiola^g  ÖB  xdxBlpo  xofil^ovoi  to  qtjtop'  ol  viol  tov  alcipog 

IxbIpov  to  xbqI  PBXQoip  dpaöTCtöBCog  ovtb  yafiovoip  ovtb 

ya{ilt<opTai. 


Texte  und  UutersucbungeD  za  Lc.  20,  35.  36.  559 

1.  Lc.  20,  35.  36*. 

ol   de  xata^ifod-ivTsg  rov  alSvoq  ixalpov  tvxslv  xal   z^g 

apaardoeojq  rijq  ix  vexQoiv  ovxe  yauovoiv  ovxs  yaulCovrai^ 

ovTB  ycLQ  ajtod^avBlv  Ixi  övvavrai. 

m.  Epiph.  Haer.  XXVI,  15.  p.  97  D. 

akXa  xal  avxbg  6  ocorffQ  Xiyer  01  xara^iayd'ipTeg  Tf)g  ßa- 

ocXslag  zcov  ovQavotv  ovte  ya/dovciv  ovrB  yafäoxovraL 

Mit  Rücksicht    auf  die  vlol  rov  alSvog  rovrov  in  dem 
voraufgegangenen  Satztheil  sind  die  ol  vlol  rov  fiiXXovrog  aldj- 

vag  Justins  und  die  ol  vlol  rov  almvog  kxslpov  =  ^^'ST]  •'SSI 

^n  als  das  Ursprüngliche  zu  recognoscieren.  Das  xaza^nDd-^vai 
gehört  zu  dem  Sprachgut  des  Lc.  Vgl.  unten  die  Bemerkungen 
zu  Lc.  21,  36.    Die  Ausdrücke:  dvaozaoig  (Mt.)  =  dies  judicii 

(Philastr.)  =  ozav  ix  vaxgcov  avaoz£oiv  sind  freie  Umschrei- 
bungen des  6  fiiXXcov  alciv, 

Ic.  20,  36«»  =  Mc.  12,  25»»  =  Mt  22,  W. 

a.  Mc.  12,  25^ 

aZjC  slöip  (6g  ayysXoL  ev  zotg  ovgavolc. 

b.  Mi  22,  30^ 

aX)^  cog  ayyeXoi  d'Bov  iv  ztp  ovQavm  elolv. 

c.  Just,  de  resurr,  c  3.  p.  590  B. 

dXX*  töovzai  (Dg  ayyBXoi  iv  z(p  ovQavoi. 

d.  Just,  de  resurr.  c.  2.  p.  5S9  A. 

dXX'  Eöovzai  dg  ayyaXoi  iv  zoi  ovgavm. 

e.  Philastr.  c.  59.  p.  60. 

sed  erunt  sicut  angeli. 

f.  Exe.  Theod.  §  22.  ap.  Clem.  AI.  p.  974. 

iysiQofiBd^a  ovv  ijfiEtg  loayyBXoi. 

g.  Hom.  Clem.  XVII,  16.  p.  166,  26. 

iv  yccQ   zfl   ävaozaOBi  zmv   vsxqcoVj    ozav  zQajtivzag  Big 
q>(Dg  za  aciuaza  loayyBXoi  yivcovzai. 


560  Aussercanonische  Paralleltexte  zu  Lc. 

h.  Just.  DiaL  c.  Tryph.  c.  Sl.  p.  308  B. 

aXXa  laayyeloi  soopraiy  rtxva  rov  &eov  z^g  apaozaCBtog 
ovTsg. 

i.   Lc.  20,  36^ 

loayyeXoi  yag  elciVy  xal  vlol  eloiv  d-eov^  r^g  dpacvaaecog 
vlol  ovrsg, 

k.  C!od.  Cantabr.  Lc.  20,  36^. 

looYYeXoi  yccQ  eloiv   rq5  ^€(5,  xrig  dpaoxaoacog  vlol  ovteg. 

Die   Varianten:    vlol    &€0v  =  rixva   d-sov  =  DT^Ä    "^23 

ebenso  G>g  ayyeXot  =  lodyyeXoi  =  D'^DÄb'ö?  (vgl.  yipsod-ai  odq  == 

ofioiov  ylveoO^ai  =  fiifietoO-at  =  ?  ST'rt  oben  S.  87  f.  zu  Lc.  6,  35®) 

liegen  offen  zu  Tage.  Zu  der  Engelgleichheit  ist  zu  vergleichen 
bei  Hegesij)pus  ap.  Eus.  H.  E.  III,  20,  4  die  ßaoiZela  ixovga- 
piog  xal  dyyeXixTj.  Nestle  erinnert  noch  an  die  alttestament- 
liche  Bezeichnung  der  ayysXot  als  tZ'^Jl'bÄ  '^33.  Vgl.  Hiob  1,  6; 
2,  1:  D'^rt'bfcüil  '^33  =  LXX:  ol  dyyeXoi  rov  d'sov, 

Lc.  20,  37  =  Mc.  12,  26  =  Mt.  22,  31.  32». 

a.  Epiph.  Haer.  XLII.  p.  316  A. 

djrexotpe  [sc.  6  Magxlwp]  to'*    ort  de  iysigoPTai  ol  vbxqoI, 

xal  Mwvcfig  if^^vvös  jtsgl  rijg  ßdvov,  xaO^wg  Xiyei  xvqiop 

TOP  O^eop  ^Aßgadfi  xal  'loadx  xal  ^laxoiß.  d^eog  6i  iozi 
^cipTOP,  xal  ovxl  vexQojp. 

b.  Epiph.  Haer.  XLIL  p.  342  A. 

ovx  slx£  ravza'  ort  öi  syslgoprai  ol  pbxqoi,  xal  Mayvo^c 

iftrjpvae   Xhycop   d^eop  ^Aßgaccfi   xal   O^sop   ^loadx   xal   i^eop 

^Jaxcißy  &top  ^cüPTcop.  —  öid  x6  ötvreQcoöai  top  oan^ga 
ri^p  JiagaßoX/jP ,  öirroig  jtag"  ?jf/cop  Ipxixaxxai,  Xpa  fii] 
djteixa^ofispoi  xo)  dyvQx^i  Magxlcopi  rjfietg  JtaQaXsifpmuip 
XL  x(OP  ysyQafifitPOP. 

c.  Lc.  20,  37. 

6x1  ÖS  iyslgopxai  ol  psxgoL  xal  MmvoTig  Ifii^pvosp  ijrl  xfjg 

ßdrov,  oig  Xeyei  xvgiop  xop  O^bop  Aßgadfi  xal  ^sop  ^löadx 
xal  Veop  'laxcoß. 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Lc.  20,  37.  38.  55  t 

d.  Epiph.  Haer.  XIV.  p.  32  AB. 

Ott  de  avaoxriCovxaL  ol  vsxqoI,  Mcovoijg  vfi&g  öida^ai^  dg  6 

d^eog  avr<p   ixQVf^^'^^^^  Xiycov   iyci  alfjti  6  d^eog  ^Aßgaafi 
xäi  6  d-sbg  ^löaax  xal  6  d-sog  ^laxciß, 

e.  Mc.  12,  26. 

x6Qi  6i  TCöv  vsxQwVy  OTi  kyslgovroi,  ovx  dviyvcors  iv  rc5 

ßlßjLq)  Mcovöicog  ixl  rov  ßarov,  jiäg  ehtev  avrw  6  d-eog 

XeycDV'  kym  6  d-eog  lißQaafi  xäi  6  d-eog  ^löadx  xäi  6  d-eog  ^la- 
xciß; 

f.  Mt.  22,  31.  32*. 

xsQi  de  rrjg  dpaözaoecog  rciv  vbxqAv  ovx  dviyvfDxe  ro  Qrj- 

^ev  vfiiv  vjto  rov  &€ov  Xiyovrog'  iyco  elut  6  d-eog  ^Aßgadfi 
xal  6  d^eog  'löaäx  xäi  6  deog  ^laxcoß; 

g.  Const.  VI,  30.  p.  195,  12  =  Didasc.  VI,  30.  p.  336. 

XiyeL    yag   6   öcorijQ  xolg  oaSöovxaloig'  jiBQi  de  xfjg  dva- 

oxdoecog  xcov  vexQcäv  ovx  dviyvmxe  xo  yeyQa^i^iivov  oxi 
iyoi  6  d-eog  ^Aßgadfi  xäi  6  debg  ^löadx  xäi  6  dsbg  ^laxciß] 

h.  Epiph.  Äncor.  c.  39.  p.  44  C. 

xäi   g>nolv   6  xvoiog  xolg   oadöovxaloig  Jtegi   dvaozdöecog 

difjyovßevog'   oxi   di  lyelQovxai  ol  vexQoL   eljtev  o  deog' 

iycb  o  debg  ^Aßgadfi  xäi  6  deog  ^loadx  xäi  6  ^fo^  ^laxciß, 

i.   Exod.  m,  6.  LXX. 

xäi  eljcev  iyco  elfii  6  debg  xov  jtaxQog  oov,  d-ebg  ^Aßgadfi 
xäi  ß-ebg  *Ioaax  xäi  deog  ^laxoiß. 

Die  substantivische  Fassung  des  ersten  Evangelisten  ist,  ähn- 
lich wie  Mt.  22,  30*:  iv  xtj  dvaöxdaei,  eine  graecisierende  Um- 
schreibung des  Hebräischen:  D'^tlBfl  'liaip^  "'S  =  ort  dpaax?j00V' 
xai  =  iyelQovxai  ol  vexQoL  Die  von  Jesu  nach  dem  Urtexte 
angewendete  Citationsweise  wird  nicht  mehr  zu  ermitteln  sein. 
Doch  ist  die  Formel:  ovx  dvlyva)xe  dem  Urevangelium  geläufig. 
Vgl.  Mt.  19,  4;  21,  16;  21,  42;  Mc.  2,  25;  Lc.  6,  3. 

Lc.  20,  38*  =  Mc.  12,  27  =  Mt  22,  32*. 

a.  Epiph.  Ancor.  c.  39.  p.  44  C. 

debg  ovv  koxX  ^(6vxa)P,  xäi  ov  vexQcov. 

Texte  Q.  Untersuchungen  X,  3.  36 


562  AuBsercanonische  Paralleltexte  zu  Lc. 

b.  Epiph.  Haer.  XIV.  p.  32  B. 

O^ebg  6i  hon  ^civrcov,  xät  ov  vbxqSv. 

c.  Epiph.  Haer.  XLII.  p.  316  A.  p.  341  C. 

d^sog  ÖB  iöTL  C,(6vTa>v^  xal  ovxl  vexQwv. 

d.  Hörn.  Clem.  III,  55.  p.  51,  19. 

rolg  6h  Xiyovoiv  ort  'Aßgaufi  xal  ^loaäx  xdL  ^laxciß  dxißa- 
VBV,  B(pr}'  ovx  eOTiP  d-Bog  vbxqcSv,  dXXä  ^<6vtc9V. 

e.  Const.  VI,  30.  p.  195,  15  =  Didasc.  VI,  30.  p.  336. 

ovx   lOTtV   OVV   6  d^BOg  d-BOg   PBXQtDV^   dXXä  ^COPTCOV. 

f.  Mt.  22,  32^ 

ovx  BOTip  d-Bog  vBXQ(5v  dXXd  ^civrcDV. 

g.  Lc.  20,  38». 

d^BOg   ÖB   ovx   BöTiV   PBXQtDV   ciXXä   ^civTfOV. 

h.  Mc.  12,  27. 

ovx  BÖTIV  6  d-£og  VBXQcov  dXXd  ^(DVTcov.    jtoXv  JtXavaod'B. 

Der  Hauptsatz  ist  fast  gleichlautend  von  allen  Zeugen  er- 
halten. Das  Mc.  12,  27  nachgesetzte:  jcoXv  jiXaväod-B  fand  sich 
bei  Ephraem  schon  zu  Lc.  20,  34:  valde  erratis  —  am  Anfang 
der  von  Jesu  gegebenen  Antwort,  während  ausserdem  Mc.  12,  24 
=  Mt.  22, 29  in  einem  von  dem  dritten  Evangelisten  weggelassenen 
—  bereits  Heft  II,  268  f.  behandelten  und  zur  Ergänzung  unsrer 
Perikope  zu  vergleichenden  —  Textbestandtheile  bei  Mc.  öiä 
TOVTO  JcXapaod-B,  bei  Mt.  jtXavaod^B  zu  lesen  war.  Nestle 
macht  noch  auf  den  Umstand  aufmerksam,  dass  Q-Bog  ^civtov 
sich  mit  der  jüdischen  Übersetzung  von  HlfT^  =  6  Qcop  d^Bog 
berührt.  Vgl.  Nestle,  Vitae  prophetarum  s.  v.  jiyyalog  p.  27: 
dXXfjXoma,  o  hQfirjPBVBzac  alviöcofiBP  xS  ^cQPrt  d-Btp. 

Lc.  20,  38*. 

a.  Const.  VIII,  41.  p.  275,  8. 

jidproap  al  tpvx<xl  jtaQa  öol  ^mötp. 

b.  Diatessaron  Arab.  p.  60^  ed.  Ciasca. 

omnes  enim  vivunt  apud  eum. 

c.  Martyr.  Polyc.  XIV,  1.  p.  154,  9. 

jtapTog  TB  rov    yipovg  t<dv  öixalwVy   ot  ^coötp  ivcaxiov 
oov. 


Texte  und  ünteranchangen  zu  Lc.  20,  38.  44.  563 

d.  Const.  VI,  30.  p.  195,  15. 

jtavzeg  yog  avzw  ^ciaip. 

e.  Iren.  IV,  5,  2. 

omnes  enim  ei  vivunt. 

f.  Lc.  20,38^ 

jiaPTsg  yoLQ  avrm  ^moiv. 

Hat  Lc.  io  dem  Yorausgegangenen  Text  gekürzt,  so  giebt 
er  hier  eine  ergänzende  Nachlese,  deren  Quellenmassigkeit  durch 
Rom.  14,7.  8:  xdi  xvQlcp  Qcöftsp,  iav  rs  djtod-tnjoxfDfiep  xtX.  — 
beglaubigt  ist.  Das  jtaga  =  hvdxiov  =  *^3&b  dürfte  ebenfalls 
ursprünglich  sein.    Vgl.  Lc.  18,  27. 

Auch  die  Perikope  Mc.  12,  18—27  =  Lc.  20, 27—38  =  Mt.  22, 
23 — 33  stammt  trotz  Weiss  aus  der  yorcanonischen  Quelle: 
ausser  Anderem  weist  darauf  hin  das  vOtbqov  Lc.  20,  32  =  Mt. 
22,  17,  worin  der  erste  und  der  dritte  Evangelist  gegenüber  dem 
BOxarov  Mc.  12,  22   zusammentreffe^.    So   gewiss  als  beide  das 

vözEQOV  nicht  aus  Mc.  geschöpft  haben,  so  gewiss  geht  votbqop 
wie  iöxarov  auf  das  hebräische  SiDiinKa  zurück.  Vgl.  oben  die 
Erläuterungen  zu  La  20,  13.  14.    Die  Varianten: 

Xiyopregy  el  övpazai  elpai  psxqcSp  dpaozaöig 

Xiyopzeg  fxr^  elpai  dpaozaöip 

avziXiyopxBq  fi^  elpai  dpaozaoiv 

sind  aus  dem  einheitlichen  Texte:  D'^rilßb  n'ö'lpn  njrtnn  abzu- 
leiten.   Vgl  Heft  II,  78.  —  "  ' 

In  der  von  den  clementinischen  Homilien  gebrauchten 
Eyangelienquelle  scheint  unsre  Perikope  auf  das  Engste  mit  der 
Frage  nach  der  Ehescheidung  verbunden  gewesen  zu  sein.  (Vgl. 
Heft  II,  241  f.  zu  Mt.  19,  8*).  Vielleicht  war  dies  das  Originale 
und  die  Stellung  unsrer  Perikope  in  den  canonischen  Bearbei- 
tungen der  Quelle  nur  die  Folge  einer  von  Mc.  vorgenommenen 
Umschaltung. 

Lc.  20,  44  =  Mc.  12,  37  =  Mt.  22, 45. 

a.  Jusi  Apol.  I,  40.  p.  79  A. 

avzov   vlop   xaXsl  6  d^Boq  xal  vJtozdoaeip   avrö)  xapzaq 

ix^Qovg  ijti^yyeXzai, 

36  ♦ 


564  Aussercanonische  Paralleltexte  zn  Lc. 

b.  Mt.  22,  45. 

sl  ovv  AavBlö  xaXet  avtov  xvgiov^  jtcig  vlog  avrov  icrlv : 

c.  Lc  20,  44. 

Javrirf  ovt^  xvQiov  avrov  xaXeU  scal  jccig  avrov  vioq  ioriv; 

d.  Mc.  12,  37. 

avrog  Aaveiö  Xiysi  avrov  xvqiov,   xal  xo&ev  avrov  iorlv 
vlog; 

e.  Evang.  Hieros.  p.  289.  290  =  Cod.  Sin.  ad  Lc.  20,  44. 

Si  ergo  David  in  spiritu  vocat  eum  Dominum  meum  (»T^^), 
quomodo  est  filius  ejus? 

Auch  die  Perikope  Mc.  12,  35—37  =  Lc.  20,  41—44  =  Mt. 
22,  41 — 46  leitet  Weiss  lediglich  aus  der  Marcusquelle  ab. 
Wenn  aber  Mt.  und  Lc.  in  dem  xaXsl  tibereinstimmen,  welches 
aus  dem  ?.tyst  des  Mc.  nicht  abgeleitet  werden  kann,  so  ist  dies 
zwar  ein  kleines,  aber  ein  sicheres  Symptom  davon,  dass  auch 
hier  hinter  Mc.  noch  ein  anderer  Quellentext  lag. 

Lc.  20,  47  =  Mc.  12,  40. 

a.  Syr.  Cur.  Mt.  23,  14. 

oval  vfjtv  YQafifiaretg  xal  <paQiOaloiy  vjtoxQiral,  ort   xar- 

saMsre  rag  olxlag  rmv  XVQ^^  nQOtpaOEi  fiaxpa  Jtgocsvxo- 
utvoc  öia  rovro  XifjjpeöO'e  jtsQtOöoreoov  xglfia. 

b.  Cod.  Cantabr.  Mc.  12,  40. 

ot   xarscd-lovOLv  olxlav   XVQ^^    ^^^   oQipavcor,   xQOtpaost 
fiaxQc  jtQooevxofisvoi'  ovroi  Xi^fitpovrai  xEQiOöorsQov  xglgia 

c.  Mc.  12,  40. 

ol    xareö&lovreg    rag    olxiag    rmv    XVQ^^   *^^  JtQOtpaasi 
fiaxQa  jiQOOevxofisvotf  ovroi.  X-qfitpovrat  jcegicooregov  xglfia. 

d.  Lc.  20,  47. 

o?  xarEöMovdiv  rag  olxlag  rmv  XVQ^^  ^^  3tgo(päoBi  fiaxga 
jtgooevx^vrar   ovrot  XTJiitpovrai  jregiocoregov  xglfia, 

e.  Cod.  Colbert.  Lc.  20,  47.  p.  100.  ed.  Belsheim. 

qui  fingentes  longam  oracionem:  devorant  panes  viduarum; 
hi  majorem  damnacionem  accipient. 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Lc.  20, 47.  555 

Aus  der  groBsen  antipharisäischen  Rede,  welche  nach  ihrem 
Grundstock  Lc.  11,  37—52  =  Mt.  23,  1—36  erhalten  ist,  und 
deren  Einzelbestandtheile  theils  Heft  II,  270 — 280,  theils  in  diesem 
Hefte  S.  268—292  behandelt  worden  sind,  hat  der  zweite  Evan- 
gelist nur  einen  kleinen  Rest  in  seine  Schrift  herübergenommen 
and  denselben  nach  Mc.  12,  38 — 40  verpflanzt  Mt.  hat  im  An- 
schluss  an  Mb.  die  ganze  antipharisäische  Rede  umgeschaltet  und 
in  den  letzten  jerusalemischen  Aufenthalt  verlegt.  In  Folge  dess 
ist  im  ersten  Evangelium  der  Abschnitt  Mc  12,  38—40  als  ein 
besonderes  selbstständiges  Redestück  verschwunden.  Anders  bei 
Lc,  welcher  die  antipharisäische  Rede  —  wenn  auch  gekürzt  — 
an  ihrem  ursprünglichen  Standort  Lc.  11,  37 — 52,  also  in  dem 
Bericht  über  die  Wirksamkeit  Jesu  in  Peräa  (vgl  oben  S.  225.  269), 
darbot.  Obwohl  er  in  Lc  11,  43  unmittelbar  aus  der  Quelle  den- 
selben Text  reproduciert,  welcher  Mc.  11,  38**.  39  zu  Grunde  liegt, 
so  bringt  er  doch  in  dem  Bericht  über  Jesu  jerusalemischen 
Aufenthalt  Lc.  20,  46.  47  das  ganze  Redestück  Mc  12,  38—40, 
dieses  von  Mc.  aus  der  Quelle  geschöpfte  Redestück  der  anti- 
pharisäischen Rede,  gleichfalls.  Da  aber  Lc  nur  Mc  12,  38.  39 
ausserdem  auch  nach  dem  ursprünglichen  Context  gebracht  hat, 
sodass  in  Folge  davon  bei  ihm  Doubletten  entstehen  mussten, 
nämlich  Lc  11,  43  =  Lc  20,  46  (=  Mc  12,  38.  39  =  Mt.  23,  6.  7), 
so  ist  nur  Mc  12,  40  =  Lc  20,  47  übrig  geblieben,  welches  nicht 
in  dem  Contexte  der  antipharisäischen  Rede,  sondern  hier  als 
ein  Bruchstück  für  sich  behandelt  werden  muss.  Denn  auch  der 
erste  Evangelist  hat  das  in  Mc  12,  40  enthaltene  Logion  seiner 
Bearbeitung  der  grossen  antipharisäischen  Rede  (Mt.  23)  nicht 
einverleibt.  Wohl  aber  hat  diese  Unterlassung  der  Redaktor 
des  ältesten  Evangeliencanons  seinerseits  wieder  gut  gemacht. 
Denn  wie  aus  der  Übereinstimmung  zwischen  dem  Syr.  Cur. 
und  verschiedenen  Italae  unter  Berücksichtigung  des  Heft 
1,  36  aufgestellten  zweiten  Kriteriums  mit  Bestimmtheit  her- 
vorgeht, hat  schon  er  um  d.  J.  140  unser  Logion  dem  Contexte 
zwischen  Mt.  23,  13  und  15  eingefügt,  und  zwar  nicht  nach  der 
Marcus-Redaktion,  sondern  unmittelbar  nach  dem  Quellentext, 
wie  die  Nennung  der  ygaftfiaretg  xäi  q>aQiOalot  und  die  direkte 
Anrede:  TcaTsod^Ure,  ki^ipsöd-e  deutlich  zeigt.  —  Zu  der  Gleichung 
XQifia  =  damnatio  =  xoXaoiq  =  y^"^  vgl.  Heft  II,  318. 


566  Aossercanoniache  Paralleliezte  zu  Lc. 

Lc.  21, 1.  2  =  Mc  12, 41.  42. 

a.  Didasc.  III,  7.  p.  290  =  Const.  III,  7.  p.  104,  3. 

(iifiVTjöxofiivi]  TTJg  iv  rw  BvayyeXlco  ftSfiaQTVQfj/dBvriq  vxo  rov 
xvqIov  ZW^^j  V^^^  iXd^ovöa  [iv  rm  leQw]  HßaZsp  elg  ro  /«- 
C,oq)vXaxtov  ra  ovo  Xejera^  ojtBQ  toxi  xoÖQaprijq  [Didasc.:  d?;- 
vaQiog],  f]v  xal  d-eaoä/isvog  uvri/p  6  xccQ6ioyvciotf)g  XQioxoq 
6  xvQiog  ri(i6iv  xdL  öiöacxaXog. 

b.  dem.  AI.  Strom,  IV,  6,  35.  p.  579. 

:xaXiv   TS  av  d'saöafievog   slg   ro   ya^oqwXaxiov   rov  fiiv 

jtXovöiov  avaXoyoog  r^  xri^oei  ßeßXfjxota,  rtjv  öh  XVQ^^* 
X(xixovg  ovo. 

c.  Epiph.  Haer.  LXVl,  81.  p.  701  C. 

siQooixoov  yag  xA  ya^oq)vXaxlG>  elös  xovg  ßaXXovxag  sie 
xov  xogßavav,  xal  ovx  änrjyoQBvoe  xXovoltov  xä  öofiaxa, 
ijtyvEOB  6b  xal  xfjv  xa  ovo  Xsjtxa  ßeßXrpcvlav  X^Q^^- 

d.  Mc.  12,  41.  42. 

«  xal   xaMoag  [Orig.   höxiog]    xaxivavxi   xov  yaCptpvXaxlov 

id-BcoQU  jtcog  6  oxXog  ßaXXei  x^^^ov  slg  xb  Ya^og>vXdxiov' 
xal   jtoXXol    JiXovöioi   sßaXXov   jtoXXa'    xaL    kXd'Ovoa   Uta 

XjfiQa  avxi]  Jtxa)x?}  sßaXsv  Xsjtxa  dvo,  o  koxip  xoSgav- 
rrjg. 

e.  Lc.  21,  1.  2. 

avaßXhpag  61  elösv  xovg  ßaXXovxag  elg  x6  Ya^og>vXaxior 

xa  öcoQa  avxmv  xXovölovg'  elöev  öi  xiva  XV Q^^  JttviXQ^v 
ßaXXovoav  kxBl  6vo  Xejtxa. 

f.  Const  H  36.  p.  63,  23. 

£^^  XOV  xogßavav  o  övvaöai  ßdXXatv  xoivcivet  xolg  §svoig 

l^v  7]  ovo  J}  jtevxe  XsJtxa, 

g.  Method.  Über  das  Leben  und  die  vernünftige  Handlung  c  VIIi  2. 

p.  69  ed.  Bonwetscb. 
Schaue  mir  auch  jene  arme  Wittwe,  deren  ganzes  Vermögen 
zwei  Kupfermünzen. 

Die  Perikope  von  dem  Scherflein  der  Wittwe,  flir  welche 
Weiss  in  der  .etwas  breiten**  Marcus-Relation  die  letzte  Quelle 


Texte  und  Untenachmigeii  zu  Lc  21, 1.  2.  3.  567 

erblickt,  liegt  bei  Lc  in  einer  kürzeren  Gestalt  vor,  welche 
sicherlich  dem  UreTangelium  nahe  steht,  dessen  einfache  Dar- 
stellung Mc.  in  seiner  Weise  erweitert  hat.  Noch  kQrzer  und 
yielleicht  dem  Urtext  noch  näher  stehend  ist  die  Relation  in  der 
Didascalia  und  den  Constitutionen  nach  ihrer  Grundschriit. 
Als  ÜbersetzungsTarianten  kommen  hier  in  Betracht:  d'edoaa&ai 

=  lÖ€lV  =  d-BG}QBlV  =  n»n,   XXOOXOq  =  XBViXQO^  =  ^"^5^1   /«So- 

(pvXiouov  =  xoQßavag  =  ÄJÄ'^JJ  (im  Hieros.:  t^lsiOn  ius)  >), 
XaXx6g  =  Xbxtov.  Das  Wort  xaXxoq  bezeichnete  eine  Kupfer- 
mfinze,  diuin  Münze  überhaupt,  auch  Gold-  und  Silbermünze. 
Hesychius:  jraixore,  tovto  hxl  ;c()vöoi3  xal  oQyvgov  aXsyov, 
Vgl.  Mt.  10,  9  y  sowie  den  stater  argenteum  et  aeneum  oben  zu 
La  20,  24.  Mit  Clemens  AL:  xaXxovg  ovo  trifft  Cod.  Colb.  zu 
Lc.  21,  2:  aera  minuta  duo  —  zusammen;  ähnlich  Methodius 
mit  seinen  zwei  Kupfermünzen.  Das  Hierosolymitanum  giebt 
ftr  Xsjtra  ^\o\. 

Lc.  21,  3  =  He.  12, 43. 

a.  Didasc.  III,  7.  p.  290  =  Const  III,  7.  p.  104,  7. 

ebtev  äfiTjv  Xiyo}  vfilv  ort  avzTj  ij  X^'w^  JtXelov  navxmv 
eßaXev  elg  xo  yaC,og)vXaxiov. 

b.  Clem.  AI.  Strom.  IV,  6,  35.  p.  579. 

xXelov  lq>i]  xr^v  XVQ^^  ßsßXfixirai  xavxcov. 

c.  Mc.  12,  43.  ^  ™^ 

xal  XQooxaXsoäfisvog  xovg  fiad-Tjxag  avxov  sbiev  avxolg 
äfiTjv  Xiyo}  vfilv  oxi  w  XVQ^  avxrj  ri  xx(dx^  jiXeIov  xävxtov 
ßeßXrjxep  x(3v  ßaXXovxoov  elg  xo  ya^og>vXaxiov, 

d.  Lc.  21,  3. 

TcaX  sbtev'  dXij&äg  Xiym  v/ilv  oxi  tf  XIQ^  '}  ^tco;^//  avxrj 
jcXelm  xavxa>v  eßaXsv, 

Man  beachte  das  lucanische  aXtjd'mg,  das  graecisierte  Tüti^^ 
welches  bei  Mc.  aus  dem  Urtexte  stehen  geblieben  ist  Ahnlich 
Lc.  9,  27  =  Mc.  9,  1  =  Mt.  16,  28. 


1)  Der  Sjr.  Sin.  bat  hier  f%  1^.  dus,  dagegen  Lc.  21,  4  ebenfalls 


568  AuBsercanonische  Paralleltexte  su  Lc. 

Le.  21,  4  ^  He.  12, 44. 

a.  Didasc.  III,  7.  p.  290  =  Const.  III,  7.  p.  104^.9. 

ort  ol  Jtavteg  ix  rov  JtsQiCötvfiatoc  avräv  tßaXov,  avrtj 

de  [ix  Tov  vOTSQijfiaroq]  oXov  top  ßlov  ov  elxev, 

b.  Clem.  AI.  Strom.  IV,  6,  35.  p.  579. 

6  fihv  yag  ajto  tov  jtSQiCCevfiaTOQy  tj  Sk  ix  Tfiq  vCTBQfjöBOiq 

ovvBiorivByxBv, 

c.  Mc.  12,  44. 

jtavTEc  ycQ  ix  tov  jteQiööevovTog  avTOtg  tßaXop,  avTtj  äk 

ix  Tfjq  vöTtQfjCscog  avTTJq  navra  oCa  slxsv  eßaksv,  oXov 
TOV  ßlov  atTTJg. 

d.  Lc.  21,  4. 

ajtavTsg   yaQ   ovtol  kx  tov  jtegiooevovTog  avTOtg  IßaXov 

elg  Ta  öcoQa,  avTrj  de  ix  tov  v0TSQ7JfiaT0g  avTtjg  ajtavra 
TOV  ßlov  ov  elxev  aßaXsv. 

e.  Diatessaron  Arab.  p.  56b  ed.  Ciasca. 

Omnes  enim  isti  ex  superfluo  substantiae  suae  jecerunt  in 
arcam  oblationis  Dei:  haec  vero  de  penuria  sua  omnia,  quae 
possidebat,  misit. 

Auch  hier  zeigen  sich  die  Übersetzungsvarianten:  jiBglcoety- 
(la  =  To  JCBQiööBvov  =  iniiG,  oXog  =  axag  =  53  ,  ßaXXsiv  = 
ovvBLO(piQBiv  =  mittere  =  fna  oder  D^Ä  (vgl  oben  zu  Lc.  13,  19 

u.  ö.),.t5(JT^()?;,aa  =  i;aT^()7y<>t$  =  niOTO  (vgl.  Ps.  34,  10  LXX: 
vOTSQTjfia).  Paulus  hat  2.  Cor.  8,  14  mit  Lc,  der  Didascalia 
und  den  Constitutionen  vöTiQi]fia,  aber  auch  mit  den  beiden 
letzteren  und  mit  Clemens  AI.  jtBQlöOBVfia,  Letzteres  ist  bei 
Lc.  aus  der  Marcus-Quelle  durch  jtBQioaBvov  verdrängt,  durch 
Cod.  L  jedoch  und  durch  eine  Anzahl  Minuskeln  wiederher- 
gestellt, sodass  jtBQlcCBv/ia  ebenso  wie  vOTiQijfia  zur  lucanisch- 
paulinischen  Version  zu  rechnen  ist.  Wie  das  Diatessaron 
liest:  in  arcam  oblationis  Dei,  ähnlich  der  Cod.  Colbert.:  in  dona 


^  ^*w  -»^-s.^ 


dei.  Auch  zahlreiche  griechische  Handschriften  fügen  das  tov 
&BOV  hinzu.  Das  Evang.  Hieros.  hat  noch  als  Schlusswort: 
Cui  sunt  aures  ad  audiendum  audiat,  und  wird  darin  ebenfalls 
von  vielen  griechischen  üaudschriften  secundiert. 


Texte  und  Untenucbungen  za  Lc..2l,  4.  6.  559 

Lc,  31,  6  =  Mc.  13,  2  =  Mt.  24,  2. 

a.  Hom.  Clem.  III,  15.  p.  40,  9. 

avtlxa  yovv  ji^qX  xqv  äyiaonaxoi;  jtQoXiycov  aq)7]'  ogare 
rag  olxoöofiag  zavrag;  cifirjv  vfilv  Xiyo),  Xld-og  ijtl^d-ov 

ov  fif]  aq>6ß^  Code,  og  ov  (i^  xad-aigsd^fj. 

b.  Mc.  13,  2. 

xal  6  ^Ifjoovg  eIxbv  avrS'  ßXineig  zavrag  rag  fisyäXag  ol- 

xoöofiag;  ov  firj  dq)B&f]  Xld^og  im  Xld^ov,  og  ov  firj  xara- 
Xv&y. 

c.  Mt  24,  2. 

6  öh  dxoxQid^elg  ebiev  avrolg'  ov  ßXijtere  ravra  jtavra; 

äftijv  Xiyo)  vfilVj  ov  (i^  ^9>^^y  ^^^  Xl&og  ijcl  Xld-ov,  og  ov 
xaraXvd-ijösrai. 

d.  Lc.  21,  6. 

eljtev*  ravra  a  ß-emgelrs,  iXevoovrai  fifiigai^  kv  alg  ovx 
ag)td^OBrai  Xid'og  SJtl  Xld-qj  [Cod.  Gantabr.  add.  iv  rolx<p 

cSde],  og  ov  xaraXvd-rjöerai, 

e.  Macar.  Hom.  IV,  20. 

xard  ri]v  rov  xvqIov  aototpaoiv  ov  iirj  fieiv^]  Xld^og  kjcl 
Xld^ov  cpde,  og  ov  fif^  xaraXvd-pjoerai. 

f.  Eu8.  Laus  Consi  XVII,  8. 

xai  ov  fifj  ß^lvxi  Xld-og  knl  XLd'OV  Iv  rg?  rojico  rovrcp,  og 
ov  (17]  xaraXvd^j. 

g.  Socrates  H.  E.  III,  20.  p.  193  B. 

stoXXolg  re  nQoiXsyoVy  (og  aga  vvv  i]xsi  6  xaiQog,  ore  Xi- 
ß-og  ejtl  Xld-ov  ovx  av  iiivoi  elg  rov  vaov,  aXXä  rö  rov 
öwrTJQog  Xoyiov  xXf^gojd^rioerai. 

h.  Ephraem  Syr.  Ev.  concord.  expos.  ed.  Mösinger  p.  182. 

Et  cum  ei  omamentum  templi  monstrarent,  dixit:  Venient 
dies,  quando  destruetur  et  Jerusalem  subvertetur. 

Wie  uns  die  Bergpredigt  (Mt.  5,  3—7,  27  =  Lc.  6,  20—49) 
und  die  grosse  antipharisäische  Rede  (Mt.  23,  2 — 39  =  Lc.  11, 
31 — 52)  in  je  zwei  synoptischen  Bearbeitungen  vorliegt,  so  ist 
uns    die    grosse    eschatologische   Rede   in    drei   Bearbeitungen 


570  Aussercanonische  Paralleltexte  zu  Lc. 

(Mc.  13, 1—37  =  Lc.  21,  5—36  =  Mt.  24,  1—25,  46)  überliefert. 
Und  wie  der  erste  Evangelist  sowohl  der  Bergpredigt  (nament- 
licli  in  Mt.  c.  6)  als  der  antipharisäisclien  Rede  (vgl.  Mt. 
23,  8—  12;  37 — 39)  verschiedene  —  von  anderen  Stellen  des  ür- 
evangeliums  entlehnte  —  Stoffe  eingefügt,  so  hat  er  dieselbe 
Methode  auch  bei  der  eschatologischen  Rede  in  Anwendung  ge- 
bracht. Namentlich  das  ganze  üapitel  Mt.  c.  25  enthält  derartige 
umgeschaltete  Stoffe.  Aber  auch  in  Mt.  c.  24  kann  man  eine 
Anzahl  Einschaltungen  wahrnehmen.  Hier  hat  jedoch  schon 
Marcus  die  Wege  gebahnt  und  zwar  so,  dass  er  bei  seiner  Be- 
arbeitung der  eschatologischen  Rede  nicht  blos  zahlreiche  Kür- 
zungen des  Urtextes  vorgenommen  und  dafür  aus  anderen  Herren- 
reden entlehnte  Stoffe  hierher  verpflanzt  hat,  sondern  dass  durch 
die  Hand  des  Mc.  auch  einzelne  Bestandtheile  der  eschatologischen 
Rede  —  so  namentlich  Mc.  13,  28—30  —  umgestellt  und  unter 
einander  ausgetauscht  worden  sind.  Mithin  auch  gerade  in  der 
Analyse  von  Mc.  13  wird  das  von  dem  Presbyter  Johannes 
über  Mc.  gefällte  und  von  Papias  uns  erhaltene  Urtheil:  ov 
[xivroi  xa^Bi  (vgl  Heft  II,  9.  14  ff.)  auf  das  Eclatanteste  bestätigt. 
Wenn  man  nun  weiter  den  Einfluss  erwägt,  welchen  Mc.  auf 
die  beiden  anderen  Synoptiker  —  besonders  auf  den  ersten  — 
bezüglich  der  Anordnung  der  Evangelienstoffe  ausgeübt  hat,  und 
wenn  man  sieht,  dass  Mt.  und  Lc.,  indem  sie  der  Hauptsache 
nach  auch  hier  sich  von  Mc.  abhängig  machten,  doch  zugleich 
eine  Anzahl  hierher  gehöriger  echter,  von  Mc.  weggelassener, 
Redestücke  aus  der  vorcanonischen  Quelle  hervorgeholt  haben 
und  dass  Mt.  ausserdem  noch  aus  der  Lc.  17,  20 — 37  erhaltenen 
Herrenrede  ihm  geeignet  erscheinende  Sprüche  nach  Mt.  24  ver- 
pflanzte, so  erklärt  sich  zur  Genüge,  wie  alle  drei  synoptischen 
Redaktionen  der  Parusierede,  ganz  besonders  aber  die  des  ersten 
Evangelisten,  den  Eindruck  von  «Mosaikarbeit*  hervorrufen 
müssen.^)  Für  die  Analyse  der  drei  synoptischen  Parusiereden 
und  für  eine  sodannige  Reconstruktion  der  eschatologischen  Rede 
nach   dem  Urtexte,   soweit   eine   solche  möglich  ist,   muss  eine 


1)  Es  ist  besonders  Haupt,  welcher  in  seiner  sehr  instruktiven  Unter- 
suchung  über  „die  eschatologischen  Aussagen  Jesu  in  den  synop- 
tischen Evangelien"  (Berlin  1895)  diesen  Charakter  ««der  musivischen 
Zusammenordnung  der  Worte  Jesn"  (vgl.  8.  34.  43.  44)  hervorgehoben  hat 


Texte  and  Untersachaogen  zu  Lc.  21,  6.  571 

dreüache  Arbeit  Torgenommen  werden:  erstlich  die  Aus- 
scheidung der  ursprünglich  nicht  zur  grossen  Parusie- 
rede  gehörigen  Stoffe,  bei  welcher  Arbeit  Lucas  der  Weg- 
weiser ist  —f  sodann  die  Aufspürung  der  von  allen  drei 
Synoptikern  in  ihren  Bearbeitungen  der  Parusierede 
weggelassenen  Originalstoffe,  wobei  die  aussercanonischen 
Paralleltexte  hilfreiche  Hand  leisten,  endlich  drittens  die  Re- 
construktion  des  ursprünglichen  Zusammenhangs,  wo- 
für die  Apokalypse  des  Johannes  und  die  Aidaxfj  von  Nutzen 
sind. 

Verzeichniss   der   von   Mc.   und  Mt   in  die  Parusierede 

eingeschalteten  Stoffe. 

Mc  Mt.                         Lc.                             Vergleiche 

13,  9b.  11—13  24, 9. 13  21, 12—17. 19= 12,11. 12  Weiss.  Mc,  S.  415  ff. 

15.  16  17.18             17,31                                                  420  ff. 

21  23                       23                                                  420  ff". 

—  26-28  23.24.37  Mt,  S.  511. 

32  36  Act.  1,  7  Siehe  unten  zu  Act.  1,  7. 

—  37—41  17,26.27.34.35  Weiss,  Mt,  S.  512 ff. 
33b_37           42-51           12,36—46  Mc,  S.  431ff. 

25, 1-13  13, 25—27  Siehe  oben  S.  367—380. 

14—30  19,12—27  Weiss,  Mt.,  S.  530  ff. 

31-40  S.  536  ff. 

Verzeichniss   der   zur   grossen   Parusierede    gehörigen 

Originalbestand  theile. 

A.    In  dreifachen  Parallelen  bei  Mt.,  Mc.  und  Lc.  erhalten. 

Mt.  24,  1—7  =  Mc.  13,  1—8  =  Lc.  21,  5-11.  -  Mt  24,  15. 
16  =  Mc.  13,  14  =  Lc.  21,  20.  21.  —  Mt.  24,  19.  20  =  Mc.  13,  17. 
18  =  Lc.  21,  23*.  —  Mt.  24,  29—30  =  Mc.  13,  24-26  =  Lc.  21, 
25—27.  —  Mt.  24,  32—35  =  Mc.  13,  28-31  =  Lc.  21,  29—33. 

B.    In  zweifachen  Parallelen  bei  Mc.  und  Mt.  erhalten. 

Mc.  13,  9*  =  Mt.  24,  8.  —  Mc.  13,  10  =  Mt.  24,  14.  —  Mc. 
13,  19.  20  =  Mt.  24,  21.  22.  —  Mc.  13,  22»  =  Mt.  24,  11.  24*.  — 
Mc  13,  22^  23  =  Mt.  24,  24^  25.  -  Mc.  13,  27  =  Mt.  24,  31. 

C.    Nur  bei  Mt.  erhalten. 
Mt.  24,  10.  12. 


572  Auasercanonische  Paralleliezte  zu  Lc. 

D.    Nur  bei  Lc.  erhalten. 
Lc.  21,  (18).  22.  23^  24.  28.  34—36.  (Lc.  21,36*=Mc.  13,33). 

E.    Sonstige  Originalbestandtheile  der  Parusierede. 

1.  Mt.  7,  15  =  Just  ApoL  I,  16.    VgL  Heft  II,  UOflf. 

2.  Just.  Dial.  c.  Tr.  c.  35:  loovxai  axloftara  xai  algioeig.  VgL 
Hom.  Clem.  XVI,  21;  Didasc  VI,  5;  Clem.  AL  Strom. 
VII,  15,  90.    Dazu  Agrapha  S.  105.  173  flF. 

3.  Das  Logion  vom  Antichrist  VgL  Heft  II,  289  zu  Mt. 
24,  24. 

4.  Das  Logion  von  der  äraotaoig  vexQfov,  Vgl.  Aid,  XVI, 
6;  Const  VIL  32;  1.  Thess.  4,  16;  1.  Cor.  15,  52.  Dazu 
Heft  n,  293  ff.,  ausserdem  Apoc.  20,  12.  13. 

Was  nun  die  ursprüngliche  Anordnung  dieser  Bede- 
stoffe anlangt,  so  ergiebt  sich  neben  der  historischen  Einleitung 
Mc.  13,  1—4  =  Mt  24,  1—3  =  Lc.  21,  5—7  und  der  Schluss- 
paraenese  Lc.  21,  34 — 36  =  Mc.  13,  33  und  nach  Abrechnung  der 
eingeschalteten  Partien  der  übrigbleibende  Grundstock  der  Bede 
in  der  Weise,  dass  mit  Mc.  13,  24  =  Mt  24,  29  =  Lc.  21,  25,  wie 
allgemein  anerkannt  ist,  ein  neuer  Haupttheil  der  Bede  anhebt, 
nämlich  derjenige  Theil  der  Jesus -Weissagung,  welcher  auf  die 
eigentliche  Parusie  sich  bezieht,  während  das  Vorausgegangene 
die  Katastrophe  in  Judäa  und  die  Zerstörung  Jerusalems  zum 
Inhalt  hat  Ganz  in  derselben  Weise  gliedert  sich  nun  auch  die 
Johanneische  Apokalypse:  Einleitung  Apoa  1,9 — 3,  22;  erster 
Haupttheil  Apoc.  4,  1 — 11,  19,  bis  zum  Gericht  über  die  Stadt, 
oJtov  6  xvQiog  avräp  iotavQoo&fj  (vgl.  Apoc  11,  8.  18);  zweiter 
Haupttheil  Apoc.  12,  1 — 22,  21.  Vgl.  Lücke,  Versuch  einer  voll- 
ständigen Einleitung  in  die  Offenbarung  Johannis  (1832),  S.  6 — 
13.  Diese  Übereinstimmung  zwischen  dem  Grundriss  der  johan- 
neischen  Apokalypse  und  der  grossen  apokalyptischen  Bede  Jesu, 
ferner  die  in  zahlreichen  Fällen  nachzuweisende  Abhängigkeit 
des  Apokalyptikers  von  der  vorcanonischen  Evangelienquelle 
überhaupt  und  endlich  sein  häufiges  Zusammentreffen  mit  den 
Sprüchen  der  Parusierede  insbesondere  erheben  es  über  allen 
Zweifel,  dass  der  Verfasser  der  johanneischen  Apokalypse  diese 
Parusierede  in  ihrer  ürgestalt  gekannt  und  benützt  hat,  ja  recht 
eigentlich  von  ihr   aus   für  seine   apokalyptischen  Visionen  in- 


Texte  und  Cnteraochiiiigen  m  La  21,  (>.  573 

spirieit  worden  ist.  So  wird  die  johanneische  Apokalypse  ein 
Wegweiser  znr  Wiederaaffindong  des  luiextlichen  Gedanken- 
gangs, welcher  der  Pamsierede  Jesu  za  Grande  gelegen  hat. 
Dies  zeigt  sich  ganz  besonders  in  dem  nur  durch  den  dritten 
ETangelisten  aas  dem  Urtexte  erhaltenen  Zwischengliede  Lc.  21» 
24i>.  Wie  dasselbe  eine  zwischen  den  beiden  Hauptperioden,  der 
Katastrophe  in  Jadäa  und  der  Endkatastrophe,  mitten  inne 
hegende  Zeit  der  xaiQoi  i&vmv  constituiert,  so  ist  es  aach  in 
der  Apokalypse  der  Fall,  nar  dass  hier  diese  Zwischenzeit  auf 
3  ^'2  Jahre  =  42  Monate  =  1260  Tage  beschrankt  und  eingeengt 
ist.  Vgl  Apoc.  11,  2  =  12,  14  =  12,  6  =  13,  5  und  die  nach- 
folgenden Erläuterungen.  In  diese  Zwischenzeit  der  xaiQoi  i^vmv 
gehört  nach  der  Apokalypse  die  Erscheinung  des  Antichrists 
(Apoc.  12,  IS;  13,  1),  das  Auftreten  des  falschen  Prophetenthums 
(Apoc.  13,  11  ff.)  und  die  Predigt  des  Evangeliums  in  der  ganzen 
Welt  (Apoc.  14,  6).  Erst  nach  Vollendung  dieser  Zwischenzeit 
erfolgen  (Apoc.  15,1  ff.)  die  weltgeschichtlichen  Endgerichte,  denen, 
nach  einer  neuen  Zwischenzeit  von  1000  Jahren  (Apoa  20,  1 — 6), 
einer  Episode,  die  nicht  aus  Jesu  Reden,  sondern  aus  judaistischen 
Einflüssen  stammt,  mit  der  allgemeinen  Todtenauferstehung 
(Apoc.  20,  12  ff.)  das  Weltgericht  (von  Apoc.  20,  7  an)  nachfolgt. 
Diese  Darstellung  der  johanneischen  Apokalypse  (bezüglich  deren 
man 'Lücke  S.  13—21  vergleiche)  wird  im  Wesentlichen  bestä- 
tigt durch  das  eschatologische  Schlusscapitel  der  Aiöax'^  [dtö, 
XVI  =  Gonst.  VII,  32),  sodass  wir  hier  wohl  die  älteste  Tradition 
vor  uns  haben,  nach  welcher  die  in  der  synoptischen  Mosaik  ent- 
haltenen Originalbestandtheile  der  Parusierede  zur  Wiederher- 
stellung ihrer  ursprünglichen  Reihenfolge  zu  ordnen  sein  werden. 

Es  folgt  nun  zunächst  deren  analytische  Textvergleichung. 

Was  vorliegendes  Eingangswort  an  der  Spitze  der  es- 
chatologischen  Rede  anlangt,  so  liegen  die  Übersetzungs- 
variauten:  OQCLV  =  ßXijlELV  =  d^eCOQBlV  =  HSn,   a^sO^Jjvai  =  fii' 

reip  =  ni:,  n*^??},  xal^aigetv  =  xaraXvetv  =  O"!!!,  wöt  =  iv  to3 

rojrc)  rovro  =  nta  offen  zu  Tage.     Zu  der  Variante  xad-aiQBlv 

Vgl.  man  beispielshalber  Ps.  11,  3:  ©"lil  =  Symm.:  xaraXvsiv  = 
LXX:  xad-atQslP,  femer  das  xad^sXco  Lc  12,  18  und  ganz  beson- 

ders  unten  die  Bemerkungen  zu  Lc.  21,  32,  wo  es  evident  wird, 
dass   dieses   xad^aiQstv  zu  den  Eigenthümlichkeiten  der  in  den 


574  Aussercanonische  Paralleltezte  zu  Lc. 

Homilien  zu  Grunde  liegenden  Evangelien -Version  gehorte.  — 
Die  Variante  des  Cod.  D:  iv  rolxq)  oj6b^  welche  man  als  einen 
Schreibfehler  für  kv  roxcp  coös  (vgl.  Eusebius)  erklären  könnte, 
wird  von  neun  Italae  (hie  in  pariete,  in  parietem,  in  pariete  hie) 
secundiert,  zum  deutlichen  Beweis,  dass  die  altlateinischen  Ver- 
sionen von  dem  griechischen  Original  des  Cod.  D  abhängig  ge- 
wesen sind. 

Lc.  21, 7  =  Mc.  13, 4  =  Mt.  34,  S\ 

a.  Herrn.  Vis.  III,  8,  9.  p.  48,  1 7. 

k3triQ(DX(ov  6b  avxrjv  xbqX  xmv  xaiQcoVy   el  rjötj  ovpziXsta 
ioTiv. 

b.  Mt.  24,  3»». 

ktyoPTsg'  sljte  i^fdlv,  jtore  ravra  loxai,  xäi  xl  xb  Cijfielov 
xfjg  o^g  jtagovolag  xai  ovvxsXslag  xov  alajvog; 

c.  Ma  13,  4. 

Blnov  f}iilv,   Jioxe  xavxa  toxai;   xal  xl  xi  or^fielov,   oxav 
fdtXhj  xavxa  ovpxeXeloO-ai  jiavxa; 

d.  Cod.  Cantabr.  1x5.  21,  7. 

ijcrjQcoxTjOav    öh   avxbv   ol  fia&i]xal   Ziyovxeg'    öiöaoxaXe^ 
jtoxe   xavxa  loxat;  xal  xl  x6  ornislov  xijg  orjg  iZevasa}g; 

e.  Lc.  21,  7. 

sjtrjQ(6xt]0av  ÖS  avxov  Xiyovxeg'  öiöaoxaXe,  jtoxs  ovv  xav- 
xa  eoxai;  xal  xl  xo  orjfiBlov,  oxav  pt^Xkrj  xavxa  ylvedO^ai; 

Nach  der  Anschauung  von  Weiss  (Marcus  S.  413)  soll  der 
Parusierede  in  der  vorcanonischen  Quelle  die  Einleitung  Mc.  13, 
l — 5  =  Lc.  21,  5—8»  =  Mt.  24,  1—4  gefehlt  haben.  Dagegen 
spricht  schon  die  Lesart  iXBvoig  des  Cod.  D,  welches  iXBvoig 
neben  der  jiagovola  des  ersten  Evangelisten  Ubersetzungsvariante 
von  ö^ia  ist  In  den  canonischen  Evangelientexten  findet  sich 
sXbvöiq  niemals,  in  den  übrigen  Theilen  des  N.  T.  nur  Act.  7,  52: 
JtBQi  xf/g  iXsvOemg  xov  öixalov,  von  der  historischen  Erscheinung 
Jesu  ausgesagt.  In  den  aussercanonischen  Paralleltexten  begegnen 
wir  dem  Ausdruck:  iXBvöig  als  gleichbedeutend  mit  xagovala 
in  dem  Dial.  de  r.  fide  zu  Lc.  17,  24=  Mt.  24,  27  (s.  oben),  ferner 
im  Cod.  Cantabr.  zu  Lc.  23, 42  als  gleichbedeutend  mit  oxap  BX&ng 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Lc.  21,  7.  575 

=  tJäIM  (s.  unten),  ferner  bei  Ephraem  Syr.  p.  248  ed. 
Twaites  in  einer  secundären  Textgestalt  zu  Lc.  9,  27  =  Mt.  16, 
28  =  Mc.  9,  1 :  (ifi  yBvcoDvrai  d-avaxov,  l'cog  av  löooöi  top  rr- 
:^ov  rijg  iXsvoewg  avrov.    Sodann  ist  aus  der  aussercanonischen 

Literatur  zu  notieren  Eus.  H.  E.  I,  13,  19:  jrepl  rijg  iXsvöscog  xov 
^Irioov  (aus  der  Rede  zwischen  Abgarus  und  Thaddaeusj,  sowie 
Polyc.  Phil.  VI,  3  p.  120,  12:  ol  jtQoxi]Qv§avT£g  rrjp  elsvöcv  rov 
xvQtov  ?j(i(5p.    In  den  LXX  findet  sich  weder  iXetxsig  noch  jtaQ- 

ovola,  und  nur  der  Cod.  Paul.  Lips.  bietet  zu  Num.  21,  19  als 

Übersetzung  von  nitiS,  welches  die  übrigen  Codices  mit  Boficiß' 
wiedergeben,  auf  Grund  der  falschen  Lesart:  t\yü  ÄlS  eXsvöig 
d-avarov^  ebenso  Cod.  AL  als  Variante  för  JcoQsla  =  Ijbntti ^u 
Neh.  2,  6;  ausserdem  2.  Macc.  8,  12;  15,  21.  Da  nun  der  Cod. 
Bezae  diesen  Ausdruck:  eXsvoig  keinesfalls  aus  dem  ersten  Evan- 
gelium entlehnt  hat,  dieses  Wort  aber  doch  ebensoviel  bedeutet 
wie  das  Mt.  24,  3^  gebrauchte  nagovcla^  so  wird  liier  von  Neuem 
evident,  dass  Cod.  D  einer  aussercanonischen  Autorität  mit  selbst- 
ständiger Version  des  hebräischen  Urtextes  folgt.  Ausser  dem 
urtextlichen  JtaQOVcla  =  iXavoig  =  Kia  wird  auch  die  ovvxiXeia 
xov  alcopog  des  Mt.  neben  dem  oxap  fiiXXy  xavxa  OvpxsXeiod-cu 

jtdvxa  des  Mc.  ak  gleichwerthiger  Bestandtheil  des  Quellentextes 
zu  erachten  sein. 

Auf  Grund  vorstehender  sprachlicher  Analyse  wird  es  evi- 
dent, dass  die  Frage  der  Jünger  im  Urtexte  auf  zweierlei  abzielte: 
erstlich  auf  die  Zeit  der  für  Judäa,  speciell  für  Jerusalem  imd 
den  Tempel,  geweissagten  Katastrophe  {jtoxe  xavxa  eoxai;)  — , 
zweitens  auf  die  Zeichen  der  Parusie  und  des  Weltendes  (rt 
x6  orifistop  x^g  öffg  Jtagovolag  [=  iXevöemg]  xal  ovpxslslag  xov 
alcopog;).  Dieser  Doppelfrage  entsprach  auch  die  Antwort  Jesu, 
welche  in  ihren  zwei  Theilen  der  Rede  sich  entfaltete.  Während 
aber  die  Jünger  unverkennbar  beide  Zeitpunkte,  die  jemsale- 
mische  Katastrophe  und  die  Parusie,  als  coincident  sich  vorstellig 
machten,  zeigte  ihnen  Jesus  (vgl.  Lc.  21,  24**  und  die  Erläu- 
terungen dazu),  dass  zwischen  beiden  Ereignissen  die  xaigol 
iB'PfDP  zwischen  inne  liegen  würden.  Dass  die  Jünger  den  Meister 
in  diesem  Punkte  gleichwohl  nicht  verstanden,  ersieht  man  aus 
der  Act.  1,  6  überlieferten  Frage  und  aus  den  Bearbeitungen, 
welche  die  eschatologische  Rede  unter  den  Händen  des  Mc  und 


576  Aussercanonische  Paralleltexte  zu  Lc 

Mi  im  judenchristlichen  Sinn  —  namentlich  dnrch  Weglassung 
von  Lc.  21,  24^  —  erfahren  hat. 

Lc.  21,  8»  =  Mc.  18, 5  =  Mt  24,  *• 

a.  niöTig  2og>ia,     Anger,  Synops.  p.  195. 

jtQooexBTS  djto  rdiv  öiöacxaZiciv  jrjiarj]g  = 

Pistis  Sophia  p.  176,  25  ed.  Schwartze  et  Petermann. 
Dicite  iis:  cavete  vobis  a  doctrinis  nXavrjq, 

b.  Ai6.  VI,  1, 

OQa  (i7i  rlg  ob  jtXavrja^], 

c.  2.  Thess.  2,  3. 

firj  Tig  vfiäg  i^cutaryaj]. 

d.  Mt  24,  4  =  Mc.  13,5. 

ßktJtSTS,  fi/j  xig  vfiäg  jtlavrjoj^j. 

e.  Lc.  21,  8*. 

o  öe  eljtev  ßXijtexe  fi?)  jtXapfjd-fjre. 

Die  Varianten:  ogav  firj  =  ßjLijtsiv  firj  =  jtQOöix^iv  ano  = 
b  Itttp?  (ähnlich  zu  Lc  12,  1),  sowie  jtZavav  =  e^ajtatav  =  Siajnn 
weisen  auch  hier  auf  den  hebräischen  Urtext  hin.  Das  Ev.  Euer, 
giebt  jtXapTJai]  durch  f<\\*  wieder,  ebenso  der  Syr.  Cur.,  Sin., 
Peschittha. 

Lc.  21,  8»»  =  Mc.  13,  6  =  Mt  24,  5. 

a.  Pistis  Sophia  p.  176,  25  ed.  Schwartze  et  Peter  mann. 

alioquin,  multi  venient  in  meo  nomine  dicentes':  ego  sum, 
et  ego  non  sum,  et  nXavcooi  multos. 

b.  Mc.  13,  6. 

noXXoi  iXevöovrai  Ijtl  reo  ovofiazl  [tov  Xiyovxsg  ort  iyci 
alfii,  xal  jtoXXovg  jtXavr/aovaiv, 

c.  Mt.  24,  5. 

jtoXXoi  yocQ  iXevoovrai  km  ro5  opofiazl  fiov  XdyovTsg'  kyw 
slfii  o  Xgeorog,  xai  jtoXXovg  jtXaprjoovötv. 

d.  Lc.  21,8^ 

jtoXXol  yag  iXsvoovrai  ijrl  rm  ovofiati  (lov  XiyovxBg'  kyci 
tlfiiy  xal  o  xaiQog  iiyyixBV  fi?)  noQivf^xB  ojtloa)  avxwv. 


Texte  und  üntersachungen  zu  Lc.  21,  8.  10.  577 

An  dieser  Stelle  hält  Weiss  —  mit  Ausnahme  des  o  Xqi- 
axog  und  des  Zusatzes:  //jy  xogevO-^ze  ojilcm  avrcop  —  die  drei 
synoptischen  Parallelen  für  reine  Ausflüsse  der  vorcanonischen 
Quelle.  Das:  ego  non  sum  der  Pistis  Sophia  ist  selbstver- 
ständlich eine  apokryphe  Zuthat.  Vgl.  ein  ähnliches  Apokryphon 
von  gnostischer  Färbung  Agrapha  S.  396.  —  Nestle  macht 
(in  dem  Evang.  K.  u.  Schulbl,  f.  Württemb.  1892  No.  32)  noch 
besonders  auf  den  umstand  aufmerksam,  dass  hier  zwei  Worte: 
iyci  slfic  —  und:  0  xaigog  rjyyixBv  —  zu  unterscheiden  seien, 
sowie  dass  das  zweite  Wort  als  ein  Citat  aus  Dan.  7,  22:  KSisri 
ntjti  =  LXX:  xdi  o  xaiQog  lq>&aOB  zu  betrachten  sei.  —  Nach 
Jesu  Lehre  sind  es  gerade  die  —  judenchristlichen  —  Verführer, 
welche  einen  verfrühten  Eintritt  des  xatQoq  als  der  Endzeit  ver- 
künden werden,  deren  pseudomessianischen  Lockungen  seine 
Jünger  nicht  folgen  sollten. 

Lc.  21, 10  =  Mc.  13,  8*  =  Mt.  24,  7*. 

a.  4.  Esra  15,  15^ 

et  exsurget  gens  contra  gentem. 

b.  4.  Esra  13,  31. 

xdi  aXXot  aXXoig  koylaopzac  JtoXsfietp,  jzoXiq  jioXetj  xdi 
xojiog  xojtcoy  xdi  i&pog  JtQog  l^d-pog^  xdi  ßaOiXüa  xara  ßa- 
CiXelag. 

c.  Lc.  21,  10. 

i'/egd-rjoerai  e&pog  ijt    ed-pog,  xdi  ßaöiXela  ijrl  ßaoiXsiav. 

d.  Mt.  24,  7». 

SYSQ&noeTai  rao  i&vog  ix'  i&vog  xdi  ßaaiXsla  ixl  ßaoi- 
Xelap. 

e.  Mc.  13,  8». 

k/BQd-rjOBTat  yag  Id-pog  ijt  t&pog  xdi  ßaaiXeia  Im  ßaoi- 
Xelap. 

Nicht  blos  die  späteren  Zusätze  des  Esrabuches  zeigen 
4.  Esr.  15,  15  eine  Parallele  zu  den  vorliegenden  Evangelientexten, 
sondern  auch  4.  Esr.  13,  31,  mithin  in  dem  älteren,  gegen  95—96 
n.  Chr.  entstandenen  Grundstock  dieser  Schrift,  findet  sich  ein 
deutlicher  Anklang,  welcher  (mit  den  vielfachen  anderen  Anklängen 

Texte  u.  Ontersaohangen  X,  8.  37 


578  Aussercanonische  Paralleltexte  zu  Lc. 

der  Art)  auf  die.  Bekanntschaft  mit  dem  eanonischen  oder  dem 
Yorcanonischen  Evangelium  hinweist. 

Lc.  21, 11  =  Mc.  IS,  8«»  =  Mt.  24, 1\ 

a.  4.  Esra  9,  3. 

videbitur  in  saeculo  motio  locorum  et  populorum  turbatio. 

b.  Apocal.  Baruch  XXVII,  7. 

et  in  parte  sexta  [sc.  tribulationis  illiusj  terrae  motus  et  ter- 
rores. 

c.  Lc.  21,  11. 

öBiafiol  T£  fieyaZoi  xäl  xara  rojtovg  Xifiol  xai  Xoifiol  ioop- 

rai,  g)6ßTjTQa  rs  [Versio  Syr.  ex  ed.  Schaafii:  terrores  et  pro- 
pulsiones]  xal  orjutla  an  ovQavov  fieyaXa  iorai  [Sjr.  Cur. 
add.:  xaij^ijimvag]. 

d.  Mc.  13,  8^. 

töovtai  öeiOfiol  xara  rojtovgy  eooprai  Xi/ioi 

e.  Mt  24,  7»>. 

xal  BOoprai  Zifiol  xal  osiOfiol  xara  rojtovg. 

Auch  hier  bietet  die  echte  Esra-Apokalypse  evangelische 
Ankläuge.    Vgl.  motio  locorum  (Esra)  =  terrae  motus  (Baruch)  = 

OBioiiol  xara  rojtovq  (Lc,  Mc,  Mt.)  =  niia'iptt"b?  tDlTI,  und  dazu 

Ezech.  38,  19:   bKl»'»    nWK  ^V  biia  TÜ>"l  TT^rV  =  LXX:    Icrai 

■•  1     :  '  -:~  -  T  --  VI. 

oeio/iog  (ityag  kjtl  yyjg  ^lOQarjX,  sowie  die  Gleichung  von  roxog  = 

XtoQa=  nip^  oben  S.  139.    Die  terrores  der  Baruch-Apoka- 

lypse  und  der  Versio  Syr.  ex  ed.  Schaafii  bestätigen  die  q)6ßrixQa 

des  Lc  (gegen  Weiss)  als  wahrscheinlich  zum  Urtext  gehörig. 
Vgl.  niKliS  Deut.  10,  21,  sowie  oben  S.  136  Anm.  2:  Kn'i3  =  LXX: 
ra  d-avfiaöia  Deut.  34,  12.     Die  /et/zcöi^f^  des  Syr.  Cur.  decken 

sich  mit  den  tempestates  der  Italae  und  den  hiemes  bei  Ori- 

genes.  —  Haupt  (S.  47  f.)  weist  bezüglich  der  ganzen  Stelle  noch 
hin  auf  Baruch  70,  8:  „quicumque  evaserit  a  hello,  in  terrae 
motu  morietur,  et  qui  evaserit  a  terrae  motu,  in  igne  comburetur, 
et  qui  evaserit  ab  igne,  in  fame  deficiet",  sowie  auf  Baruch  48,34, 
wo  „rumores  multi"  genannt  werden. 


Texte  und  Unteranchungen  zn  Lc.  21, 11.  12.  57g 

Lc.  21, 12"  =  Me.  18,  9  =  Mt  10, 17*.  18  =  Ic.  12,  II». 

a.  Eus.  de  mart.  Palaest.  VI,  3. 

xäi  kjtl  ßaoiXic3V  dxO^^oovrai  ^pexev  XTJg  elg  avrov  fiag- 
TVQlag.  '^ 

b.  Const.  V,  3.  p.  126,  18. 

jtaQadciaotxsi  yaQ  vfiäg  alg  Gvvaymyaq,  xaL  kjtl  TJysfiovag 

xal  ßaöiXstg  ax^TjOBOB^B  %vbxbv  ifiov  bIq  fiaQTVQiov  av- 
xoTq.  ^^  ^^ 

c.  Mt.  10,  17»>.  18. 

Jtagaöcioovöiv  yag  vfiag  slq  cwiÖQia^  xal  iv  ralq  öwaym- 
yalq  avzfDP  fiaariyciöovoiv  v(iaq,  xal  ijtl  i^ysfiovag  öh  xal 

ßaoilBlg  ax^rjCBOd^B  %vbxbv  ifiov  Big  fiaQtvQiov  avroTq  xal 
rolg  lO^VBOiv. 

d.  Lc.  21,  12^  13. 

TtaQaöiöoPTBg  slg  zag  öwayoyag  xal  (pvXaxag^  ajiayofiivovg 
ijcl  ßaoiXBlg  xal  rjyBiiovag  %vexBV  rov  oPOfiarog  fiov  ajto- 

ß/jOBTÜl   VflTV   Big  fiaQTVQiov. 

e.  Mc.  13,  9. 

jtaQaödcovoiv  vfiag  Big  öwiÖQia  xaL  Big  övvayoyag  öagr}- 
obc&b  xal  ijtl  TjyBiiovov  xal  ßaaiXicDv  cra^'iOBad'B  ^vbxbp 

kfiov  Big  (laQTVQiov  avTolg. 

f.  Lc.  12,  11» 

oxav  6k  Blüfpigmötv  vfiäg  kstl  rag  övvayfoyag  xai  xag  aQxag 
xal  rag  i^ovolag. 

g.  Iren.  UI,  18,  5. 

Et  discipulis  dicebat:  Ante  duces  et  reges  stabitis  propter 
me,  et  ex  vobis  flagellabunt  et  interficient  et  persequentur 
a  civitate  in  civitatem. 

h.  Herrn.  Sim.  IX,  28,  4.  p.  252,  2. 

oöoi,  q>7]alPj  hjt    i^ovölap  ax^ipxBg  k^r]xacd7joap. 

Abweichend  von  entgegengesetzter  früherer  Anschauung  ist 
Weiss  später  zu  der  Erkenntniss  gekommen,  dass  der  Abschnitt 
Mc.  13,  9—13  =  Lc.  21,  12—19  =  Mt.  24,  9.  10.  13.  14  ursprüng- 
lich nicht  der  grossen  Parusie-Rede  angehört,  sondern  vielmehr 

37* 


580  AuBsercanonische  Paralleltexte  zu  Lc. 

in  der  apostolischen  Quelle  eine  selbstständige  Weissagung  über 
das  Jüngerschicksal  gebildet  habe,  deren  ursprünglicher  Context 
Lc.12,  2— 11  zu  erkennen,  aber  auch  in  der  Instruktionsrede 
Mt.  10,  wohin  ihn  der  erste  Evangelist  verpflanzte,  wiederzufinden 
sei.  Vgl.  Mt.  10,  17—22,  dazu  Weiss,  Marcus  S.  416.  Anni.  1. 
Matthäus  S.  273.  Nach  dieser  Auffassung,  der  man  beizustimmen 
hat,  ist  also  auch  hier  von  Mc.  eine  ümschaltung  vorgenommen 
worden,  welche  Weiss  (Marcus  S.  415)  als  die  „Einschaltung** 
in  der  Parusie-Rede  bezeichnet  hat.  Dadurch  ist  der  Abschnitt 
auch  in  die  Parusie-Rede  der  beiden  anderen  Synoptiker  ge- 
kommen, die  sich  wie  oft,  so  auch  hier  von  Mc.  bestimmen  Hessen, 
obwohl  sie  den  Abschnitt  beiderseits  auch  direkt  aus  der  Quelle 
schöpften,  nämlich  Lc.  12,  11.  12  und  Mt.  10,  17—22.  Was  nun 
den  hier  vorliegenden  Textbestandtheil  anbetriflFt,  so  sind  im  Ur- 
text zwei  Arten  von  Behörden,  vor  denen  die  Jünger  würden 
zeugen  müssen,  namhaft  gemacht,  nämlich  die  jüdischen  Ober- 
und  Unterbehörden  {ovviÖQia  xal  owaycoyal)  und  die  heid- 
nischen Ober-  und  Unterbehörden  (ßaöiZslg  xal  rjyefioveg,  nach 

lucanischem  Sprachgebrauch  aQxccl  xal  i^ovolai).     Man  vgl. 

Mt.  10,  17^  18*:    slg  övptdgia  Iv  xalq  ovpaymyalg  ijtl  ßaoiketg 

xal  rjyBfiovaq 
Mc.  13,  9.  dq  ovviÖQia  elg  övvaymyaq  tjrl  ßaoiXicov  Ixl 

f}yB(i6vwv 
Lc.  21,  12^.  [(pvXaxaq]  de,  xaq  avvaya)yag  im  ßaotXalg  xai 

?}y€fi6pag 
Lc.  12,  11*.  ijtl  rag  Cvvccymyag  xal  rag  aQX^ig 

xal  rag  i^ovolag 

Man  erkennt  aus  dieser  Zusammenstellung,  dass  Lc.  da,  wo 
er  von  Mc.  abhängig  ist,  nämlich  Lc.  21,  12^,  die  von  Mc.  (und 
Mt.)  adoptierte  Übersetzung  der  hebräischen  Titulaturen  zur  Be- 
zeichnung der  heidnischen  Obrigkeiten  anwendet,  während  er  da, 
wo  er  direkt  aus  der  Quelle  schöpft,  nämlich  Lc.  12,  11*  der  lu- 
canisch-paulinischen Version  folgt.  Vgl.AgraphaS.303 — 307.  Indem 
dagegen  der  erste  Evangelist  da,  wo  er  ebenfalls  direkt  aus  der 
Quelle  schöpft,  nämlich  Mt.  10,  17^  18*,  wie  Mc  13,  9  schreibt, 
wird  es  offenbar,  dass  in  dem  von  Mt.  und  Mc.  befolgten  Über- 
setzungstypus die  Ausdrücke:  dgxal  xal  i^ovoiac  durch  ßaöiXelg 
xal  i]yefiovBg  ersetzt  waren.     Der  kürzende  Lc.    hat   ausserdem 


Texte  und  Untereuchongen  lu  Lc.  21, 12.  14.  15.  581 

Lc  12, 11^  die  övviÖQia  w^gelassen  und  Lc  21,  12^  dieselben 
durch  das  secundäre  qyvXa^al  ersetzt  Hermas  hat  sich  auf  die 
Nennung  der  i^ovöla  beschränkt.  Zu  vgl.  sind  noch  die  Er- 
läuterungen zu  Lc.  22,  25,  sowie  bezüglich  des  paulinisch-luca- 
nischen  Übersetzungstypus  namentlich  die  i^ovolai  und  oQxovrsg 
Rom.  13,  1.  3. 

Ausserdem  ist  unter  Verweisung  auf  Heft  U,  286  f  zu  er- 
wähnen, dass  aus  dem  rotg  td-veciv  am  Schluss  von  Mt.  10,  18 
zwar  keineswegs  mit  Weiss  das  Logion  Mc.  13,  10  =  Mt  24,  14 
als  freie  Textbildung  des  Mc.  zu  erklären,  wohl  aber  die  Ver- 
anlassung zu  der  von  Mc.  hierher  vollzogenen  Umschaltung  des 
ganzen  Abschnittes  Mc.  13,  9^  11.  12  =  Mt.  24,  9.  13.  14  ==  Lc. 
21,  12.  17.  19  =  Lc  12,  11.  12  abzuleiten  sein  dürfte. 

Lc.  21, 14. 15  =  Mc.  IS,  11  =  Mt.  10, 19.  20  =  Lc.  12,  IP.  12. 

a.  Lc  21,  14.  15. 

d^ire  ovp  kv  xatq  xagölaig  vficSv  lii]  jcQOfisksrap  ajtoXoyth 
d-Yjvar  iy(o  yaQ  öwotn  vfilv  orofia  xal  oog>iav^  y  ov  öw^- 
öopxai    ävriarfjvai    tj    avxeiJtBlv   jtavxBq   ol    apxpcelfiavoi 

VfilP. 

b.  Bus.  in  Ps.  83,  5.  Migne  V,  1009  D. 

(i^  fitQifiPi^OTjxe,  Jtciq  Ti  XL  XaXrjCfixB'  öod^öexai  yaQ  vfilp 

6  Xoyog  kp  apol^sc  xov  oxoftaxog  vftcop'  ov  yaQ  vfielg  koxh 
Ol  XaXovvxeg,  aXXa  xo  jtPEVfta  sp  vfilp, 

c  Mc  13,  11. 

an  XQ0(i£QifiPäx6,  xl  ZaZ/jCrjxs,  dlX"  o  iap  öo&fj  vfilp  kp 
IxeIpxi  xf]  cö()9,  xovxoXaXslxB'  ov  yaQ  iöxs  vfislgol  XaXovp- 
X£g,  dXXä  xo  jtPBvna  xo  dyiop. 

d.  Mt.  10,  19.  20. 

firi  (iSQifiprjOi^xe^  jigjq  i]  xl  XaXi]Or]xe'  öod^TJoexai  yaQ  vfilP 

kp  kxelvij  x^  cöpa,  xl  XaXrjCr^xs'  ov  yaQ  v/istg  toxi  ol  Xa- 
XovpxBg^  aXXd  xo  jtpevfia  xov  jtaxQog  vficop  xo  XaXovp  kp 

VfilP. 

e.  Lc.  12,  n\  12. 

fit)  fi£Qifjiv?'i07]xe,  JtcoQ  r)  xl  ajtoXoyriCTjOd^B  i]  xl  etJttjxe'   xo 


5S2  Aussercanonische  Paralleltexte  zu  Lc 

yaQ  ayiov  Jtveviia   diöa^ei   vfiag  iv   avrfj   rf/    coQa  a  öel 

s    "^    *X.   "V,       ^  ■ 

sljcetv. 

Während  in  Lc.  21,  12^  der  Urtext  nur  wenig  verändert  zu 
Tage  liegt,  hat  derselbe  in  v.  14.  15  von  der  Hand  des  Lc.  eine 
starke  redaktionelle  Umgestaltung  erfahren,  wahrscheinlich  um 
ihn  nicht  allzusehr  als  Doublette  von  Lc.  12,  11**.  12  hervortreten 
zu  lassen.    Doch  erkennt  man  noch  in  dem  jtQOfiBkerav  (=  //«- 

Qifiväv  =  jcQOfiSQifiPav  =  fieXeräv  bei  Orig.  zu  Lc.  21, 14  =  3iÄ^), 

sowie  vielleicht  in  dem  djtoZoyijd'TJpat,  welches  bereits  im  Septua- 

ginta-Griechisch  (aber  auch  in  den  lucanischen  Actis  häufig  —  doch 
ganz  sachgemäss  — )  vorkommt  und  welches  den  Grundton  zu  den 
urchristlichen  „Apologien*'  anschlägt,  die  Parallele  zu  Lc.  12, 
11^  wieder.  Wie  lucanisch  dagegen  die  Worte:  coq>lav,  ^  ov 
övvfiaovTai  äpxicxrivat  f)  avTSiXBlv  ol  dprcxslfievoi  vfitv  geformt 
sind,  zeigt  die  Vergleichung  mit  Act.  6,  10:  ovx  laxvov  avxi- 
OTtjvai  XXI  <iO(pia  xal  xtp  Jtvevfiaxt  co  ikaXsi. 

Lc.  21, 16. 17  =  Mc.  13, 12. 13»  =  Mt  24, 9  =  Mt  10,  21.  22». 


a.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.  35.  p.  254  A. 

xal  yag  d  jtdoxo(iBV  jtdvxa,  dvaiQovfiBvoi  vjto  xwv  oIxbIodv, 

JtQOBlJtBV  tJfitV  fliZXBlV   yBVBOd^ai.  ^ 

b.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.  82.  p.  308  C. 

Bljte  yocQ   oxi  q)OPBVBöd-ai  xal  fiiCBto&ai  öia  x6  ovogia  av- 

XOV   flBZXoflBP. 

c.  Mt.  24,  9.  10^ 

xoxB  JtaQaöciöovcip  vgiag  Big  d-Zltpcp  xal  djtoxxBPovOiP  vfiag, 

xal   BöBöd-B  (iioovfiBPOi   vjto   jtdpxa)P    xciv  i&P(OP  öid  x6 

opofid  fiov  —  xal  dXXijXovg  Jtagadoicovoip  xal  fiioi^covoiv 
dXXi^Xovg, 

d.  Mc.  13,  12.  13*. 

xal  jtaQaöcoOBL  dÖBXq)dg  d6BX(p6p  Big  d-dpaxop  xal  xaxi}Q 
xixpop,   xal  kjtapaoxtiOopxai  xixpa  k^cl  yoPBlg  xal  d^ava- 

xwoovöip  avxovg'  xal  bobo9-b  fiioovfiBPOi  vjto  Jtdpxwp  öiä 

x6  oPOfid  ftov. 


Texte  and  üntersachongen  zu  Lc  21, 16.  17.  18.  533 

e.  Mt.  10,  21.  22» 

xagaöciosi  de  döeX^og  aÖ€Xq>6v  slg  d^apaxov  xdi  jtarrjQ 
xlxvov  xal  kxccvaCtfjOovrai  xixva  in\  yorslq  xäi  d^ava- 
Toioovoiv  avTOvg'  xal  l^OBOß-e  fiioovfisvoi  vxö  JtavTa>v  iiä 

To  ovofia  liov. 

f.  Lc.  21,  16.  17. 

xoQadod^riöBOd'S  de  xal  vxo  yovioDv  xal  dösjig)6jp  xal  avy- 
ysvcov  xal  tplXcov,  xal  ^avaxcioovoiv  ig  vficiv'  xal  iösad^s 

fiioovfisvoi  vjto  ytavxwv  öiä  xo  ovofid  fiov, 

g.  Aphraates  Hom.  XXI.  p.  346  ecL  Bert. 

Er  hat  uns  nämlich  zuvor  geschrieben:  Es  werden  euch 
überantworten  eure  Väter  und  eure  Brüder  und  eure  Ver- 
wandten, und  es  wird  euch  jedermann  hassen  um  meines 
Namens  willen. 

h.  Aid,  XVI,  4  (=  Const  VII,  32.  p.  212,  2). 

fiiOi^oovaiv  dXXfjjLovg  xal  ötci^ovoi  xcä  jtaQaödoovöi, 

Während  mit  Weiss  in  Mt.  10,  21.  22*  =  Mc.  13,  12.  13» 
und  grösstentheils  auch  in  Lc.  21,  16.  17  der  Urtext  wiederzu- 
finden ist,  hat  der  dritte  Evangelist  diesen  Theil  des  Urtextes  in 
Lc.  12,  11.  12  gänzlich  weggelassen,  der  erste  Evangelist  aber 
in  Mt.  24,  9.  10  ihn  nicht  unwesentlich  umgestaltet.  Als  Über- 
setzungsvarianten erscheinen  d-avaxovp  =  djtoxxBlpeiv=g)OP£V£iv 

=  dvaiQBlv  =  ti^^tasi»  sowie  ovyyevBlq  (Lc.)  =  Verwandte 
(Aphraates)  =  ohcBloi  (Just)  =  D'^nilp.  Der  Text  der  Jcöaxv 
steht  Mt.  24,  9.  10  am  nächsten.  Vgl  Heft  II,  280  f.  zu  Mt.  24, 
10».  Möglicher  Weise  liegt  Mi  24,  9.  10  ein  selbstständiger 
QueUentext  vor.  Namentlich  die  Worte  Mt.  24,  10»:  xal  xoxb 
CxavöaXiCd'i^oovxai  jtoXZol,  welche  in  den  übrigen  synoptischen 
Parallelen  fehlen,  scheinen  darauf  hinzuweisen. 

Lc.  21,  18. 

a.  Macar.  Hom.  XV,  10. 

xcä,  d'Ql§  ovx  djtoXXvxai,  xad-Aq  yiyQanxai. 

b.  Act.  27,  34^ 

ovöspog  ycLQ  vfiSv  ^pJg  djco  xtjg  XB^aXijq  djtoXBtxai. 


584  Aussercanonische  Paralleltezte  zu  Lc. 

c.  Lc.  21,  18. 

xal  d^gi^  kx  xfjq  xsfpaXrjg  vficiv  ov  fifj  ojtoXijTai. 

d.  Acta  Andr.  et  Matth.  §  28.  p.  161  ed.  Tischendorf. 

ov  (ifj  axoXiorjxe  ulav  tQlxa^ 

e.  Ephraem  Syr.  Opp.  II,  192  F. 

xdi  ß-gl^  lila  ovx  djtojLei^S^jöeTai, 

f.  1.  Sam.  14,  45. 

g^  xvQiog^  el  Jteöelrai  tqixoq  rijg  xsq)aJifjg  avrov  im  rfjv 
yrjp, 

g.  2.  Sam.  14,  11. 

Ctj  xvQioCy  el  JieöelTai  ajto  rfjg  xQixog  rov  vlov  öov  im  r^v 

Dieser  Vers  Lc.  21,  18  stammt,  wie  man  mit  Weiss  anza- 
nehmen  hat,  nicht  aus  dem  Urevangelium,  dessen  Context  er  an 
dieser  Stelle  sogar  stört.  Er  fehlt  auch  im  Syr.  Cur.  sowie 
bei  Marcion.  Vgl.  Epiph.  Haer.  XLII.  p.  342  A:  xaXiv  xctQ^xotpe 
xo'  d^gl^  ix  xr/g  xBq)aXfig  vfiöjv  ov  fit]  äjroXfjxai,  Mit  der  lu- 
canischen  Parallele  Act.  27,  34^  geht  dieses  Wort  auf  alt- 
testamentliche  Quellen  zurück:  1.  Sam.  14,  45;  2.  Sam.  14,  11; 
1.  Reg  1,  52. 

Lc-  21, 19  =  Mc.  18,  13»»  =  Mt.  24, 13  =  Mt  10,  22\ 

a.  Lc.  21,  19. 

ii^  xfj  vjtofiovij  vfic5v  xxrjaaöO-e  xäg  tpvxctg  vficov. 

b.  Ign.  ad  Trall.  VIII,  1.  p.  50,  8. 

draxxf'joaod^e  [dpaxxlaaod'B]  tavxovg  iv  jtloxei. 

c.  Ign.  ad  Trall.  VIII,  1.  Vers.  Syr.  Cureton  Corp.  Ignat.  p.  200. 

et  recreate  vos  ipsos  [animas  vestras]  in  fide,  quae  est  in  spe. 

d.  Ign.  ad  Trall.  VIII,  1.  Vers.  Armen.  Anger  Synopsis  p.  218. 

recreate    personas    vestras    [animas   vestras,    vosmet   ipsos] 

fide,  spe. 

e.  Tert.  adv.  Marc.  IV,  39.  [Marcion  ad  Lc.  21, 19]. 

Sed  per  tolerantiam,  inquit,  salvos  facietis  vosmet  ipsos. 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Lc.  21, 19.  585 

f.  J^rf.XVI,  5. 

Ol  ÖS  vjtofislvavTsg  kv  rfj  Jtlcrsi  avrmv  omd-ijoovTaL  vjc 

avTOv  Tov  xarad-dfiatog. 

g.  Mc.  13,  13i>  =  Mt.  24,  13  =  Mt.  10, 22^ 

o  rfe  vnofiBlvaq  slg  riXoc,  ovrog  omd^riosraL 

h.  BißXlov  EXijfisvrog  jiqcotov  to  xaXovfievop  öia&t^xri  rov 
KvQiov  'lijoov  XqcOtov.  Cap.  IX.  üegl  xrig  jtaQOVOlag 
TOV  öiaßoXov.    Keliqu.  jur.  eccl.  p.  82  ed.  Lagarde. 

fiaxagtoi  ol  vjtouivovxsg  kv  ralg  nuioaig  ixelvaig. 

i.  Jac.  5,  11. 

l6ov  fiaxaQl^ofiev  rovg  vjtofiivovrag. 

Weiss  hält  hier  den  Lucas-Text  für  eine  freie  redaktionelle 
Umbildung  der  urtextlich  in  Mc.  13,  13*>  =  Mt.  24,  13  =  Mt. 
10,  22^  enthaltenen  Schlussverheissung,  Holtzmann  für  eine 
»freie  Wiedergabe  des  Sinnes  von  Mc.  13,  13  =  Mt.  24,  13".  Aber 
die  Sache  liegt  tiefer.  Wie  wir  das  Logion  Lc.  6,  46  =  Mt.  7,  21 
(vgl.  oben  S.  105 f.)  in  einer  zwiefachen  Recension  vor  uns 
haben,  bei  Mt.  in  der  Form  einer  Sentenz,  bei  Lc.  in  der  Ge- 
stalt einer  paraenetischen  Frage,  wie  femer  eine  zwiefache 
Recension  des  Logion  Lc.  14,  11  =  Lc.  18,  14^  ==  Mt.  23,  12  zu 
constatieren  ist,  eine  canonische  in  sententiöser  Form  und  eine 
aussercanonische  in  paraeuetischer  Fassung  (vgl.  oben  zu  Lc. 
14,  11)  ^),  so  ist  es  auch  hier:  Mt.  und  Mc.  geben  das  Logion  als 
Sentenz,  Lc.  als  Paraen  ese.  Abgesehen  von  dieser  verschiedenen 
stilistischen  Fassung  ist  Lc  21,  19,  wie  sich  zeigen  wird,  mit  Mt. 
24, 13  =  Mt.  10,  22*»  =  Mc.  13,  13*»  sachlich,  aber  auch  sprach- 
lich identisch.  Die  Brücke  zu  dieser  Erkenntniss  bildet  in  erster 
Linie  der  marcionitische  Text:  per  tolerantiam  salvos  facietis 
vosmet  ipsos  =  Iv  rfj  vjiofiovfj  ad^sts  tavrovg.    Hier  haben 

wir  in  dem  ociC^ere  das  oco^joevai  und  in  der  vjtofiov^  das  vjtO' 
fielvag  der  dem  Matthäus-  und  Marcustext  zu  Grunde  liegenden 
Version,   in  dem  tavrovg  aber  zugleich   das  rag  ipvjfag  vficov 


/~^.  "  ,^-N.^^w 


1)  Doch  vgl.  man  oben  S  398  die  Spuren  der  paraenetischen 
Fassung:  raneivw&Tjts  (Jac.  4,  10;  1.  Petr.  5,  6),  "va  vfisTg  vyfw&^ze  (2.  Cor. 
11,7)  auch  nach  dem  canonischen  Cbersetzungstypus  neben  der  senten- 
tiOsen  Formulierung:  6  tanetvaiv  kavtov  vipw&i^aeTai. 


5S6  Aussercanoniscbe  Paralleltexte  zu  Lc. 

des  Lc.  =  DD'^ritli&D,  sowie  das  iavrovg  der  Ignatianen  und  das 
animas  yestras  der  syrischen,  das  personas  vestras  der  armenischen 
Version.  Es  ist  nur  noch  übrig  darauf  hinzuweisen,  dass 
0(6^£ip  =  xxrjOaoB^ai  =  avaxrtjöaöd^ai    (=  jteQCjcoietoO^ai)  = 

avaxrlaaod^ai  (in  den  Ignatianen  durch  Cod.  G^  vertreten  und 
durch  die  syrische  wie  armenische  Version  wiedergegeben)  = 
recreare  sämmtlich  auf  die  hebräische  Wurzel  n*n  oder  TV^rvr\ 
hinweisen.  Vgl.  die  Erläuterungen  und  Nachweise  zu  Lc.  17,  33. 
Es  bleibt  also  zwischen  der  lucanischen  Fassung  und  der  Text- 
gestalt bei  Mc.  und  Mt.  in  der  That  nur  die  Verschiedenheit 
der  Construktion  bestehen;  die  textlichen  Elemente  sind,  sobald 
man  auf  die  hebräischen  Wurzeln  zurückgeht,  identisch.  Der 
Text  der  Aiöax^]  rückt  dabei  durch  seine  pluralische  Fassung: 
ol  vJto/ieivavTsg  der  lucanischen  Version  des  Logion  noch  etwas 
näher.  Dagegen  trifift  er  durch  den  Zusatz:  kv  r^  jtlarei  avxciv 
mit   dem   kv  jtlöTSi  der  Ignatianen,   sowie  mit  Apoc.  13,  10: 

(DÖS  eöziv  ^  vjcofiov^  xäi  tj  jtlörig  rcov  aylcov  —  und  Apoc. 

14,  12:  wös  vjtofiovTJ  rcov  aylcop  koxlv,  ol  TrjQovpreg  rag  h' 
ToXag  xov  dsov  xal  ttjp  jtloriv  ^Itjoov  zusammen.  —  Inhaltlich 

ist  zu  dem  aoi^sre  havrovg  =  rag  tpvxag  vfimv  ausser  Lc.  17,  33 

namentlich  noch  das  Agraphon  zu  vergleichen:  oci^ov  öv  xal  t) 
tpvx^  oov.  Siehe  Agrapha  S.  144  fiF.  Femer  sei  noch 
darauf  hingewiesen,  dass  sich  bei  sprachlicher  Analyse  unsere 
Logion  wohl  die  sententiöse  Fassung  bei  Mt.  und  Mc.  aus  der 
paraenetischen,  welche  Lc.  vertritt,  aber  nicht  umgekehrt  die 
letztere  aus  der  Sentenz,  wie  sie  Mt.  und  Mc.  bieten,  abgeleitet 
werden  kann,  dass  mithin  Lc.  21,  19  dem  Urtext,  wie  auch  na- 
mentlich aus  Marcion  hervorgeht,  unmittelbar  nahe  steht.  — 
Nestle  notiert  noch  die  Lesart  des  Syr.  Sin.  1 1\^=  xrijOECd^s, 
welche,  auch  von  AB,  verschiedenen  Italae  und  Vulg.  ver- 
tretene, futurische  Fassung  mit  dem  Text  des  Mt.  und  Mc:  öco" 
d-tjOBtaL  sich  besser  deckt  als  die  imperativische:  xxrjOaöd-B  nach 
dem  canonisch-lucanischen  Text.  —  Ausserdem  weise  ich  noch 
auf  4.  Esr.  9,  7.  8  hin,  eine  Stelle,  welche  zu  Lc.  21,  36  nach  der 
Hilgenfeldschen  Retroversion  im  griechischen  Texte  mitgetheilt 
wird,  welche  aber  nicht  blos  an  Lc.  21,  36,  sondern  auch  an  unser 
Logion  anklingt,  und  daher  an  dieser  Stelle  im  lateinischen  Texte 
abgedruckt  werden  mag:  „Et  erit,  omnis  qui  salvus  factus  fuerit 


Texte  und  Untersachungen  zu  Lc  21, 19.  20.  21.  5g7 

et  qui  poterit  effugere  per  opera  sua  et  per  fidem,  in  qua  cre* 
didit,  is  relinquetur  de  praedictis  periculis  et  videbit  salutare 
meum^.  Wo  das  Original  —  sowohl  in  sprachlicher  Hinsicht 
als  in  Bezug  auf  den  geistigen  Gehalt  —  zu  suchen  ist,  ob  in 
dem  Herrenwort  oder  in  der  jüdischen  Apokalypse,  das  kann 
jedermann  selbst  leicht  entscheiden.  Zu  der  mang  der  Ai6ay[i\, 
der  Ignatianen  und  der  johanneischen  Apokalypse  kommen  in 
der  jüdischen  Apokalypse  noch  die  opera  als  das  Erste  hinzu. 
Ausserdem  kann  noch  verglichen  werden  4.  Esr.  6,  25:  omnis  qui 
derelictus  fuerit  ex  omnibus  istis,  quae  praedixi  tibi,  ipse  salvabitur 
et  yidebit  salutare  meum.  Hierbei  ist  endlich  noch  auf  die  Möglich- 
keit, ja  Wahrscheinlichkeit  hinzuweisen,  dass  unser  Logion  von  Jesu 
zweimal  je  in  verschiedener  Fassung,  in  verschiedenem  Zusammen- 
hang, bei  verschiedener  Veranlassung  geredet  worden  ist,  das 
eine  Mal  Mt  10,  17—22  (=  Lc.  12,  11.  12),  das  andere  Mal  in 
der  eschatologischen  Rede,  und  zwar,  wie  die  Anklänge  Jed. 
XVI,  5  =  Apoc.  13,  10  =  14,  12  an  die  Hand  geben,  in  deren 
zweitem  Theile,  unter  engster  Bezugnahme  auf  die  antichristische 
Drangsalszeit  (vgl.  Ai6,  XVI,  5:  axtd'iicovxai  vn  avxov  rov  xa- 
rad-ifiatog^  und  dass  hiermit  eine  weitere  Veranlassung  fllr  die 
Umschaltung  des  Mc.  gegeben  war. 

Lc.  21,  20.  21  =  Mc.  18, 14  =  Mt  24, 16.  16. 

a.  Mc.  13,  14. 

orav  6h  lötjre  ro  ßöiXvYfia  xriq  iQij/iciöecDg  toxtpcora  onov 
ov  öety  6  avarfivdoxmv  vosItco,  totb  ol  iv  ry  'lovdala 
ipBvr/ixcooav  elg  xa  oqt]. 

b.  Mt.  24,  15.  16. 

öxav  ovv  lörjxe  x6  ßöiXvyjia  xfjg  iQi]fiafOaa}g  xb  Qr}9^hv 
öia  AavLrjX  xov  jtQog)rjxov  eoxog  iv  xojtcp  aylcpy  o  dpa- 
ytvoioxcov  voelxoD,  xoxb  ol  iv  x(]  'lovöala  q^Bvyixoacav  hjti 

xa   0Q7J. 

c.  Apocal.  Baruch  XX VIII,  1.  p.  666. 

veruntamen  omnis  qui  attenderit  tunc  sapiens  erit. 

d.  Pistis  Sophia  p.  65  ed.  Petermann  et  Schwartze. 

(Jesus  dixit):  qui  voei  vohxco. 


588  Aussercanonische  Paralleltezte  zu  Lc. 

e.  Lc.  21,  20.  21. 

oxav  6b  lör^re  xvxXovfiivrjv  vjto  öxQaxojtiömv  ^hgovoakrjn^ 

TOTS  yvcore,  ozi  ^Yyixev  ri  iQtjficooic  avtijg'  rote  ol  ip  r^ 
%v6aia  q)Bvyhxco6av  sIq  rä  oqtj,  xal  ol  iv  fiioa)  avrrjg 
ixxcoQÜTcoCav,  xal  ol  Iv  rate  X(^Q^^<9 1^^)  BlotQXBoO^coaav  etg 

aVTTjV. 

f.  4.  Esr.  15,  17. 

Concupiscet  enim  homo  in  civitatem  ire,  et  non  poterit. 

Nach  der  Einschaltung  Lc.  21,  12 — 19  folgt  nun  die  an  dieser 
Stelle  originale  Schilderung  der  über  Jerusalem  und  Judäa  be- 
vorstehenden Katastrophe.  Secundär  und  judenchristlich  tingiert 
ist  hier  bei  Mi  der  Ausdruck:  iv  roncp  äyicp.  Vgl.  die  juden- 
christlichen Pseudo- Clementinen  Hom.  II,  17  p.  26,  17:  xad-alQB- 
öiv  Tov  aylov  rojtov,  ferner  die  judenchristliche  Bezeichnung 
Apoc.  11,  2:  rf/v  jcoXip  rr/v  ayiav,  wo  die  Lucasparallele  Lc.  21, 

24^  wie  hier  ^Qovoah'/fi  hat,  desgleichen  bei  dem  judenchrist- 
lichen ersten  Evangelisten  Mt.  4,  5:  slg  rifv  aylav  jtohv,  wo  Lc. 
ebenfalls  den  Urtext:  %QovoaXi^fi  vertritt  Lc.  4,  9.  Secundär  ist 
ferner  bei  Mt.  und  Mc.  die  Parenthese:  6  avayiPfDOxoov  voelrco, 
da  doch  Jesus  von  einem  „Lesen*  seiner  eigenen  Worte  nicht 
gesprochen  haben  kann.  Secundär  ist  auch  der  aus  Dan.  9»  27 
hertibergenommene  Ausdruck  ßöiXvyfia  an  dieser  Stelle.  Denn 
dann,  wenn  Jerusalem  schon  erobert  und  der  Tempel  durch  Er- 
richtung des  ßöiXvyfia  bereits  entweiht  sein  würde,  wäre  die 
Flucht  zu  spät  gekommen.  Deshalb  hat  der  Lucastext,  welcher 
das  ßötjLvyfda  nicht  erwähnt,  viel  grössere  Wahrscheinlichkeit 
für  sich.  Anstatt  an  das  Ende  stellt  uns  derselbe  an  den  An- 
fang der  Belagerung.  Vgl.  Joh.  Weiss  in  der  neuesten  Aufl. 
des  Meyerschen  Commentars  zu  Lc.  (I,  2  S.  607):  „Das  Praesens 
xvxXovfitPTjv  ist  von  der  noch  im  Gange  befindlichen  Ein- 
schli essung  zu  verstehen".  Für  diesen  Zeitpunkt  allein  hatte 
der  Rath  zur  Flucht  einen  Sinn.  Wenn  aber  Joh.  Weiss  den 
Lucastext  auf  eine  besondere  judenchristliche  Quelle  zurückführt, 
so  ist  eben  nachgewiesen,  dass  der  judenchristliche  Charakter 
nicht  bei  Lc,  sondern  bei  Mc.  und  namentlich  bei  Mt.  zu  suchen 
ist.  Und  wenn  Joh.  Weiss  unseren  Lucastext  mit  jenem  Ora- 
kelspruch, jenem  X(^//ö//6^,  identificieren  möchte,  von  welchem 
Eus.  Hist.  Eccl.  III,  5,  3    berichtet    wird,   dass    er  die  Christen- 


Texte  und  Untennchiingeii  zo  Lc  21,  20.  21.  5S9 

gemeinde  rechtzeitig  zur  Flucht   aus  Jerusalem  und  zur  Über- 
siedelung nach  Pella  veranlasst  habe,  so  wird  viel  richtiger  an- 
zunehmen sein,  dass  jener  XQ^^f^^^  durch  einen  der  urchristlicheu 
Propheten  (vgl.  Act  11,  27.  28)  ergangen  sei,  welcher,  auf  Grund 
der  alten  Jesus- Weissagung  den  rechten  Zeitpunkt  bezeichnend, 
zur  Flucht  mahnte  und,  die  Jesus -Weissagung  ergänzend,  Pella 
als   das  Ziel   der  fliehenden   Christengemeinde    vor   die    Augen 
stellte.    Jedenfalls   ist  in  dem  Lucastexte:   ol  Iv  /lioq)  avxijc 
ixx(OQslr<Döav  das  avr^g,  mit  Joh.  Weiss  auf  Jerusalem  zu  be- 
ziehen.   Nach  alle  dem   dQrfte    die  Mahnung   Jesu   zur  Flucht 
seiner  Jünger  ebenso  wie  seine  Weissagung  von  der  Zerstörung 
Jerusalems  selbst  durchaus  realistisch,  nicht  aber  als  eine  bild- 
liche Redeweise  —  wie  Haupt  (S.  159)  will  —  aufzufassen  sein. 
In  der  gemeinsamen  Bezugnahme  auf  das  danielische  ßdiXvyiia 
Tj/g  i^ficiöecog   begegnen   sich  die  judenchristlichen  Verfasser 
der  beiden  ersten  synoptischen  Eyangelien  mit  dem  judenchrist- 
lichen Apokalyptiker.    Vgl.  Dan.  12,  11:  xal  öod'fjösrai  xb  ßöd- 
Xvyfia  igr^iKDOBcaq,  f](iiQat  ;i^/>lazi  öiaxooiac  ivvBvrjxovxa  —  und 
dazu  Apoc.  11,  3  =  12,  6:    r^fiigag   ;^eJl/a^  öiaxociag  h^fjxovraj 
sowie  das  unten  zu  Lc.  21,  24^  Entwickelte.    Zu  dem  lucanischen 
Texte:  ort  fjyytxsv  f)  igi^ficooig  avrtjg  vgL  man  Ezech.  9,  1  LXX: 
rjfffVKZV  fi  ixöixTjoig  TTJg  jtoXecog,  sowie  den  Weheruf  der  An- 
hänger Jesu  nach  dem  Kreuzigungstode  des  Meisters:  appropin- 
quavit  desolatio  Hierusalem  (s.  unten  zu  Lc.  23,  48),  woraus  her- 
vorgeht,  dass  Jesu  Anhänger   unmittelbar  nach  dem  Tode  des 
Meisters   der  Meinung  waren,   dass    die   von   ihm    geweissagte 
Stunde  rrjg  6Q7](ioioa(Dg  über  Jerusalem  jetzt  hereinbrechen  werde, 
tierade   der  Ausdruck   der   Quelle:    rj    kQTjfKooig   avr^g  —  mag 
dem  Mc,  dem  hierin  wie    oft   der  erste  Evangelist  nachfolgte, 
Veranlassung  gegeben  haben,  aus  Daniel  das  ßöeXvy/ia  r/y^  ^(>7/- 
fidosog  einzuflechten.    Die  von  Mc.  und  Mt.  durch  Einfügung  des 
ßöijLvyfia  xijg  kgri^döecog  vorausgesetzte  historische  Situation  hat 
Pfleiderer  (Urchristenthum  S.  403 ff.)  mit  grosser  Wahrscheinlich- 
keit in  der  Aufregung  nachgewiesen,  von  welcher  die  gesammte 
jüdische  Welt  ergriffen  ward,  als  Kaiser  Caligula  durch  Aufstellung 
von  Kaiserbildem  im  Tempel  das  jerusalemische  Heiligthum  ent- 
weihte.   Aus  alledem  geht  hervor,  dass  Lc.  dem  Urtexte  näher 
steht  als  die  beiden  ersten  Synoptiker. 


590  Aussercanonische  Paralleltezte  zn  Lc. 

Lc.  21,  22*.  23»»  =  Mc.  13, 19  =  Mt  24,  21. 

a.  Apocal.  ßaruch  XXVI.  p.  665  ed.  Hilgenfeld.   Messias  Judaeo- 

rum. 
Et  respondi  et  dixi:  num  tempus  multum  permanebit  tri- 
biJatio  illa  quae  erit,  annosne  multos  comprehendet  neces- 
sitas  illa? 

b.  Assumtio  Mosis  VIII,  22.  p.  449  ed.  Hilgenfeld.    Messias  Ju- 

daeorum. 

xäi  Tax<x  yevriöBTat  slg  avrovg  r)  rifKogla  [ixSlxT/oig]  xal 
Tj  OQyyjj  T]  TOiavTi]  ovx  syspero  iv  avrotg  cbtb  rov  alcovoq 
ia)(;  ixeivov  rov  xaiQOV. 

c.  Acta  Pil.  A.  p.  252  ed.  Tischendorf.  XII,  1. 

xal  vvv  g)oßovfjiai  firjjtoxe  q>d^aö6i  tj  OQYV  ^'^qIov  ktp"  vfdäg 
xal  ijti  xa  zsxva  vficov. 

d.  Lc.  21,  22».  23*». 

ort  yjfiSQai  ixöixijaecog  avral  elaiv  .  .  .  iörai  yaQ  dvayxr] 
fisyäXrj  im  xTJg  yfjg  xcu  ogyr/  [Syr.  Cur.  add.:  iaxvQo]  tot 
Xaqj  TOVTco.    [Syr.  Sin.  om.:  ijtl  rrjg  y?jg  —  sowie  loxvQcc] 

e.  Jed.  XVI,  4. 

xal  jcoiTJoei  dd^sfiita,  a  ovöijcore  yiyopsv  i^  alcovog. 

f.  Mt.  24,  21. 

loxai  yaQ  xoxs  d^Zttpig  fisyalf],  ^'^^^^^J^^j7}]^^J^^^^  ^QXV^ 
xoOfiov  ?0}g  xov  vvv  ov6^  ov  (lij  yivrjxai, 

g.  Mc.  13,  19. 

Böovxai  yaQ  al  fjfiiQai  exelvac  d-Xl^ig,  oia  ov  yiyovBv  xoc- 

avxTj  ajt    aQX^/g  xxlosog,  tjv  sxxloev  6  &s6g,  ia)g  xov  vvv 

xal  ov  ///}  yivTjxat. 

h.  Herrn.  Vis.  II,  2,  7.  p.  20,  14. 

fiaxaQiot  v/jslg,  oooi  vjtofiivexe  xr/v  üXttptv  xrjv  iQxouivtjv 
xtjv  fieyaXriv, 

i.   Herrn.  Vis.  IV,  2,  5.  p.  64,  S. 

x6  &7]qIov  xovxo  xvjcog  köxlv  d^Zixpsog  xf/g  fiSJiXovOijg  xrjg 
(ieyah]g. 


Texte  and  üntenachungen  zu  Lc.21,  22.  23.  24.  591 

Der  Text  in  der  Assumtio  Mosis:  ultio  et  ira,  quae  talis 
non  fuit  in  illis  a  saeculo  berührt  sich  eng  mit  Lc.,  zumal  wenn 
ultio  nicht  mit  rifKopla,  wie  Hilgenfeld  gethan,  sondern  mit 
ixölxi]öig  übersetzt  wird.     Diese  ixöixriaig  ist  neben  kjtioxojcri 

häufige  Übersetzung  von  ?T=TfJB.  Vgl.  Jes.  10,  3:  rnp^B  Di'^b  = 
LXX:  kp  TXl  W^Q9^  '^V^  ijtioxojtijg  — ,  Jerem.  46,  21:  DtJ'^pB  Tlf 
=  LXX:  xaiQog  ixöixtjOBcoq  avtcop  —  u.  öfter.  Vgl.  oben  Lc. 
19,  44*».  Zu  oQyi)  reo  Xacö  Tovxq)  vgl.  man  als  alttestament- 
liche  Parallele  Jes.  10,  6  LXX:  xr}v  ogyr^v  fiov  kx  Id-voq  avo- 
(iov  ajtoOTeXd ,  sowie  die  neutestamentliche  Parallele  Apoc.  11, 
18:  xäl  rjXd'BV  rj  ogyi]  aov,  aus  welcher  hervorgeht,  dass  Lc. 
mit  der  Erwähnung  der  oQyfj  ein  Element  des  Urtextes  erhalten 
hat,  zumal  da  ja  Apoc.  11,  18  gerade  das  Gericht  über  Israel  und 
Jerusalem  schildert.  Auch  die  avayxti  des  Lc.  ist  urtextlich  be- 
gründet  als  Ubersetzungsvariante  von  THSL  neben  der  d^Xttpig  des 
Mt.  und  Mc.  Vgl.  Dan.  12,  1:  nns  =  LXX:  »Xttpig,  Hiob  27,  9: 
n'lS  =  LXX:  avayxT).  Dabei  ist  es  mit  Bezug  auf  1.  Cor.  7,  26: 
dia  xfjv  ipBOTüiöav  dpayxrjp  evident,  dass  dort  Paulus  auf  dieses 
Herrenwort  von  der  bevorstehenden  Tn:^  hinblickt  und  dass  mit- 
hin ci^^T^^  der  lucanisch-paulinischen  Übersetzung  der  Logia 
angehört.  Ob  aber  der  Zusatz:  oia  ovx  iyivero  äjt  agxvg 
xoo/iov  icog  rov  vvp  ovo"  ov  [lij  yivTjxat  —  urtextlich  hierher 
gehört  und  nicht  vielmehr  eine  Eintragung  aus  Dan.  12,  1  reprae- 
sentiert,  ist  mehr  als  fraglich.  Die  Aidax^  bietet  die  analoge 
Phrase:  a  ovösjioxs  yeyopep  ig  alSpog  als  integrierenden  Be- 
standtheil  in  der  Schilderung  des  Antichrists.  Dorthin  gehört 
jedenfalls  der  —  bereits  Heft  II,  287  behandelte  —  Textbestand- 
theil,  welcher  hier  bei  Lc.  fehlt,  von  den  beiden  ersten  Evange- 
listen aber  (Mt.  24,  22  =  Mc.  13,  20)  in  die  Schilderung  der  jeru- 
salemischen Katastrophe  aufgenommen  ist.  Die  Erwähnung  der 
^Xttpig  fieyaXT]  selbst  fallt  auch  bei  dem  Apokalyptiker  in  den 
ersten  Theil  seiner  Visionen.    Vgl.  Apoc.  7,  14. 

Lc.  31,  24^ 

a.  Just  DiaL  c.  Tryph.  c.  40.  p.  259  B. 

6x1  kXevoovxai  rjuigat  fiexa  x6  jtad'Blp  xop  Xqioxop,  oxe 
xal  o  xojtog  xfjg  ^hQOVöaXrjfi  xotg  ix^QOtg  vfidüp  jtagaöo' 
di]0€xat. 


592  Aussercanonische  Paralleltexte  zu  Lc. 

b.  Apoc.  11,  2.  12,  14. 

ort  iöod-t]  Tolq  ed-PsoiVt  xal  r^v  jioXiv  tt/v  aylav  jtar^- 

oovöip  —  xatQOv  xal  xaiQOvg  xal  rifiiov  xaiQov. 

c.  Lc.  21,  24^ 

xal  IsQovoaZfjfi  eörai  jtaxov^lvrj  vjto  i&pcov^  axQi  ov  jtjLy- 
Qa)d-6ioLV  xaiQol  iO-vcov. 

Von  Seiten  zahlreicher  Evangelienkritiker  wird  dieser  Satz- 
theil  Lc.  21,  24^  als  ein  von  der  Hand  des  Lc.  stammendes  Ein- 
schiebsel betrachtet,  und  auch  Weiss  hält  den  ganzen  Vers 
Lc.  21,  24  nicht  für  ursprünglich.  Aber  abgesehen  von  der  dem 
Logia-Charakter  ganz  gemässen  Sprache  —  vgl.  Heft  II,  60  zu 
Mt.  4,  17  =  Mc.  1,  15  den  Cod.  D:  jcejtX/jQa)VTai  ol  xaigoi  = 
Ephraem:  impleta  sunt  tempora,  sowie  das  jiarstp  in  der  ur- 
evangelischen Stelle  Lc.  10,  19  — ,  so  besitzen  wir  auch  zwei 
uralte  Zeugen  für  die  Echtheit  dieses  Wortes,  nämlich  den  Apo- 
kalyptiker  und  Paulus.  Was  den  fast  wörtlich  mit  Lc.  21,  24^ 
zusammentreffenden  Text  des  Apokalyptikers  anlangt,  so  ist  die 
einzige  Variante,  durch  welche  er  von  Lc.  21,  24**  abweicht,  nämlich: 
/)  jtoXig  fj  ayla,  schon  aus  Mt.  4, 5  uns  wohl  bekannt  Vgl.  dieses 
Heft  S.  35.  588  und  Agrapha  S.  336  f.,  sowie  den  xonogayiog 
Mt.  24,  15  und  Hom.  Clem.  U,  17  p.  26,  17.  Der  judenchrist- 
liche Apokalyptiker  und  der  judenchristliche  Verfasser 
des  ersten  Evangeliums  treffen  —  wie  auch  sonst  öfters 
—  hier  als  nahe  Verwandte  zusammen  in  dem  Gebrauch 
dieser  bei  den  Juden  üblichen  Bezeichnung  Jerusalems.  Im 
Übrigen  gehen  beide  Texte,  Apoc.  11,2;  12,  14  einerseits  und 
Lc.  21,  24^  andrerseits,  inhaltlich  darauf  aus,  dass  sie  die  un- 
mittelbar nach  Jerusalems  Zerstörung  anbrechende  Zeit  prophe- 
tisch schildern  wollen.  Nach  der  evangelischen  Prophetie  in  Lc. 
21,  24^  hat  diese  Zeit  ein  doppeltes  Angesicht:  einerseits  wird 
Jerusalem  und  damit  das  ganze  jüdische  Volk  von  den  Heiden 
zertreten,  andrerseits  erleben  die  Heidenvölker  dafür  xaiQoi,  deren 
Dauer  völlig  unbestimmt  gelassen  und  nach  keiner  Seite  abge- 
grenzt ist.  In  diese  xacQol  aO^vdiv  gehört  die  Erfüllung  jenes 
aussercanonischen,  aber  zweifellos  echten  Herrenwortes:  löovxai 
algeoecg  xal  öxiofiara  — *),  eines  Wortes,  welches  allein  schon 


1)  Vgl.  Agrapha  S.  105.  173—178.  282. 


Texte  und  Untentachaiigeii  xu  Lc.  21,  24.  593 

hinreicht,  um  den  Wahn  zu  zerstören,  als  habe  Jesus  seineu  Zeit- 
genossen Terkündet,  dass  sie  noch  personlich  die  Parusie  erleben 
würden,  eines  Wortes,  welches  rielmehr  deutlich   zeigt,   dass 
Jesus  einen  grossen  und  allgemeinen  Gährungsprocess,  der  nicht 
nach  Menschenaltem   berechnet  werden   konnte,   als   die  Folge 
seiner  Erscheinung  Torausgesehen  hat    Die  Durchdringung  der 
Volkerwelt  mit  dem  Sauerteige  des  Evangeliums,   mit  welchem 
jener  Oährungsprocess  noth  wendiger  Weise  verbunden  sein  musste, 
das  war  ako  jedenfalls  der  positive  Inhalt,   welchen  Jesus  in 
die  von  ihm  verkündeten  xcuQoi  idväv  hineingelegt  hatte.    VgL 
Mc.  13,  10  =  Mi  24,  14:  xi}Qvx^iOtxai  xb  tvayyiXiov  t^c  ßaat,- 
XslcQ  kv  oXfi  T^  <Uxovfuv7j  slq  fiOQTVQtov  xaotv  toIq  td-pscip, 
xai  rore  ^gee  ro  riXog,  sowie  den  dazu  Heft  II,  287  notierten 
Zusatz  aus  Hippoljt:  ozar  6  ovfixac  xocfiog  xh}Qond^.    Der 
Apokalyptiker  nun,  von  dieser  positiven  Auffassung  der  xcuqoI 
idvciv  weit  entfernt,   vielmehr   von   einem  starken   Gegensatz 
gegen  die  heidnische  Weltmacht  erfüllt  und  wie  der  erste  Evan- 
gelist —  vgl.  Mt.  10,  23;  16,  28;  23,  38.  39  —  von  der  Erwar- 
tung einer  nahen  Parusie   durchdrungen,   dachte  sich   die   von 
Jesu  ge weissagten  xaiQol  idväv  lediglich  als  eine  —  möglichst 
kurz  zu  bemessende  —  Herrschaft  der  heidnischen  Übermacht 
über  das  zertretene  Israel,    und  zwar  beschrankt  er  im  Anschluss 
an  Dan.  7,  25:  xcu  öod^t^oerai  Iv  xbiqX  avrov  l'og  xaiQOv  xal 
xaiQÖiv  xal  /£  rifiiov  xaiQOVj  sowie  Dan.  12,  7:  xaiQov  xai- 
Qwv  xai  i]fiiöv  xaiQoVy  einen  xaiQog  als  einen  Iviovrog  fassend, 
die  Dauer  der  xaigoi  id-vciv  auf  die  kurze  Zeit  von  3  *  2  Jahren. 
VgL  Apoc.  12,  14:  xaiQov  xai  xaigovq  xal  yfiiov  xaiQOv  =^ 
Apoc.  11,  2  =  Apoc.  13,  5:   (lyvaq  reooaQoxovra  cJvo  =  Apoc. 
11,3:  fifitgac  x<^/a$   öiaxooiag  bgfjxovza  =  A^c  12,0.     Mit 
dieser  kurzen  Zeitbestimmung,  welche  in  Anbetracht,  dass  es  sich 
um  weltgeschichtliche  Vorgänge  handelt,  mit  dem  evd'ia}g  in  Mt. 
24,  29  fast  identisch  ist,  zeigt  sich  der  Apokalyptiker  von  Neuem 
als  einen  Geistesverwandten  des  ersten  Evangelisten.   Wie  näm- 
lich Lc.  21,  24^1  xal  %QovoaX^fi  earai  xarov/iivfj  vjto  id^vciv, 
axQt  ov  jtXfjQiod'öiOiv  xaigol  id^vwv  —  das  Bindeglied    bildet 
zwischen  der  ersten  auf  Jerusalems  Zerstörung  bezüglichen  Hälfte 
der  grossen  Parusie-Rede  Lc.  21, 5 — 24^  einerseits  und  der  zweiten 
Hälfte  Lc.  21,  25 — 36   andrerseits,  welche  auf  die  Endzeit  sich 
bezieht,  und   wie  im  ersten  Evangelium  die  beiden  Haupttheile 

Texte  a.  CDtennchnngen  X,  S.  38 


594  Aussercanoniscbe  Paralleltexte  zu  Lc 

der  Parusierede  Mt.  24,  29  durch  das  bekannte  Bv^icag  verknüpft 
sind,  so  bildet  in  den  Visionen  der  johanneiscben  Apokalypse 
die  Zwischenzeit  einer  dreiundeinhalbjährigen  Zertretung  Jeru- 
salems unter  der  Heidenherrschaft  das  Bindeglied  zwischen  dem 
Gericht  über  Jerusalem  und  den  von  Apoc  15, 1  ff.  an  geweis- 
sagten  Endgerichten.  Auf  Grund  dieser  Gleichungen  wird  daher 
Folgendes  zu  constatieren  sein.  Die  Torcanonische  Eyange- 
lienquelle  enthielt  den  in  Lc  21^  24^  conservierten,  durch 
Apoc.  11,  2  beglaubigten  Text  bezüglich  der  xaiQol  k&vwv^ 
welche  für  die  Zwischenzeit  zwischen  der  Zerstörung  Jerusalems 
und  der  Parusie  in  Aussicht  gestellt  waren.  Mc,  voll  Erwartung 
naher  Parusie,  Hess,  wie  er  die  Rede  Jesu  ohnehin  nur  eklektisch 
benützte,  diesen  Theil  der  Weissagung  weg.  Mi,  bei  der  An- 
lage seines  Evangeliums  in  erster  Linie  von  Mc.  abhängig  und 
noch  stärker  als  Mc.  von  eschatologischen  Erwartungen  getragen, 
fügte  dem  Marcus-Texte  Mc.  13,  24  sein  ev&icog  ein,  damit  zu- 
gleich unabsichtlich  andeutend,  wie  nahe  die  Abfassung  seines 
Evangeliums  mit  der  Belagerung  Jerusalems  zusammenfiel.  Der 
Apokalyptiker,  geistig  dem  ersten  Evangelisten  verwandt  und 
auch  zeitlich  bei  Abfassung  seiner  Schrift  mit  ihm  zusammen- 
treffend, von  Mc.  aber  unabhängig  und  lediglich  der  vorcano- 
nischen  Evangelienquelle  folgend,  fand  sich  mit  der  Lc.  21,  24^ 
aus  dem  Urtext  erhaltenen  Weissagung  Jesu  in  der  Weise  ab, 
dass  er  die  xaigol  hdi><DV  vorzugsweise  von  ihrer  negativen 
Seite  auffasste,  nämlich  als  Zertretung  Israels  durch  die  Heiden- 
welt, und  dass  er  diesen  Zwischenzusiand  auf  die  kurze  Dauer 
von  42  Monden  beschränkte.  Im  Unterschied  von  dem  ersten 
Evangelisten,  welcher  die  Erfüllung  der  ganzen  Welt  durch  das 
Evangelium  (Mt.  24,  14,  vgl.  Heft  II,  286 f.),  das  Auftreten  der 
Pseudopropheten  (Mt.  24,  11.  12,  vgl.  Heft  II,  281— 2S6)  und  die 
Erscheinung  des  Antichrists  (Mt.  24,  24,  vgl.  Heft  II,  289—293) 
in  die  erste  Hälfte  der  eschatologischen  Rede  umschaltete,  und 
auch  nicht  anders  konnte,  wenn  er  unmittelbar  auf  die  Katastrophe 
in  Judäa  durch  sein  svd^ioq  (Mi  24,  29)  den  Anbruch  der  Parusie 
folgen  lassen  wollte,  schildert  der  Apokalyptiker  das  Auftreten 
des  Antichrists  (Apoc.  13,  1  ff.)  und  seines  Wegbereiters,  des 
falschen  Propheten  (Apoc.  13,  11  ff.),  sowie  die  Verkündigung  des 
Evangeliums  in  aller  Welt  unter  allen  Völkern  (Apoc.  14,  6,  ver- 
glichen  mit  Mt.  24,  14)   als  Bestandtheile  der  die  Parusie  un- 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Lc  21,  24.  595 

mittelbar  vorbereüenden  Zeitperiode;  aber  wie  der  Antichrist 
der  Apokalypse  vorzugsweise  in  der  heidnischen  Weltmacht 
sich  verkörpert  —  bei  Hippolyt  geht  der  Antichrist  vielmehr 
aus  dem  Judenthum  hervor!  — ,  so  schlägt  auch  die  Evange- 
liumsverkündigung, wie  sie  der  Apokalyptiker  darstellt,  in 
eine  Gerichtsverkündigung  um.  Vgl.  Apoc.  14,  7:  ort  riXd-BV 
fj  wga  TTJg  xQiöeoDg  avrov.  Für  eine  Durchdringung  der  Völker- 
welt mit  dem  Sauerteige  des  Evangeliums  (vgl.  Hippol.:  otav  6 
ovfutag  xoofiog  jtXTjQwd'y  —  Heft  II,  287)  fehlt  dem  Apoka- 
lyptiker der  Sinn  und  mit  seinen  42  Monaten  auch  die  Zeit. 

Anders  Paulus,  dieser  zweite  Zeuge  für  die  Echtheit  des 
in  Lc.  21,  24^  conservierten  Weissagungsstückes.  In  seinen 
frühesten  Schriften,  den  beiden  Thessalonicherbriefen,  noch  gänz- 
lich von  dem  eschatologischen  Moment  beherrscht  —  dem  an- 
fänglich in  ihm  noch  nachwirkenden  jüdischen  Standpunkt  kamen 
die  eschatologischen  Partien  der  Logia  am  meisten  entgegen  — 
und  deshalb  in  den  Thessalonicherbriefen  mit  dem  aus  derselben 
Quelle  schöpfenden  Apokalyptiker  am  stärksten  sich  berührend, 
liess  Paulus  je  länger  je  mehr  das  escbatologische  Moment  in 
seinen  Anschauungen  zurücktreten.  Und  wenn  er  auch  noch  in 
einem  seiner  letzten  Briefe  die  Erwartung  einer  baldigen  Parusie 
erneuert  —  vgl.  PhiL  4,  5*»:  d  xvgiog  kyyvg  — ,  so  steht  ihm 
doch  fest,  dass  vor  dem  Anbruch  der  Parusie  die  heidnische 
Völkerwelt  von  dem  Evangelium  durchdrungen  sein  müsste.  Im 
Unterschiede  von  dem  Apokalyptiker  fasste  Paulus  die  xaiQol 
i^vmv  nach  ihrer  positiven  Seite  auf.  Und  gerade  im  Römer- 
brief, in  welchem  er  Rom.  13,  Iff.  deutlich  zeigt,  wie  weit  er 
davon  entfernt  war,  die  Opposition  des  Apokalyptikers  gegen 
die  heidnische  Weltmacht  zu  th eilen,  betont  er  Rom.  10.  11  die 
Erfüllung  der  Heidenwelt  durch  das  Evangelium  als  die  Vor- 
bedingung des  Weltendes  — ,  ganz  in  Übereinstimmung  mit  Mt. 
24, 14:  xdixtiQvxd^riöBxaitovTO  x6  evayydXtop  rrjg  ßaoiXsiag  ivolu 
ry  oixovfiivy  elg  (lagrvQiov  xaoiv  rolg  ed'veoiv,  xal  rors  ^ge« 
To  rikog.  Ja,  Rom.  11,  25^  spitzt  sich  seine  Belehrung  zu 
einem  wörtlichen  Anklang  an  Lc.  21,  24^  zu,  und  zwar  in  der 
Weise,  dass,  wie  man  beim  Apokalyptiker  die  negative  Seite 
jenes  Weissagungsstückes  wiedererkennt,  bei  Paulus  die  po- 
sitive Seite  davon  zum  Ausdruck  kommt.     Vgl. 

38* 


596  Aassercanonische  Paralleltexte  zu  Lc. 


Negativ. 


Positiv. 


Lc.  21,  24**:      xai  %Qovaal?jfi  iarai  jtarovfiivrj  vjco 

id-vcov  == 

Apoc.  11,  2:     kdo&Tj  rolg  Id'VBOiv,  xcu  ttjv  jtoXiv  rijv 

aylav  jtati^öovoip. 

Lc.  21,  24^:      axQi  ov  jcXtiQod-mOiv  xatQol  i^vciv  = 
Rom.  11, 25^:  cl^Qi^q   ov    to    3tXriQ(D(ia    rmv    Id-vmv 

eloiXd^j, 

Mag  nun  Paulus  eine  baldige  Erfüllung  der  Welt  durch  das 
Evangelium  erwartet  haben  —  vgl.  Rom.  10,  18,  ferner  Col.  1,  6: 
rov  svayyeXlov  xov  jcagovroq  elg  vfiag  xad-oig  xat  iv  jcavrl 
TW  xoOficp  — ,  mögen  beide  Zeugen,  Paulus  und  der  Apoka- 
lyptiker,  die  Tiefe  des  Herrenworts  und  die  Dauer  der  ge- 
weissagten xaiQol  i&vc5p  nicht  erfasst  haben,  darin  treffen 
sie  doch  beide  zusammen,  dass  sie  Zeugniss  ablegen 
für  das  Vorhandengewesensein  jenes  —  von  den  beiden 
ersten  Evangelisten  weggelassenen  —  Stückes,  welches  uns 
der  dritte  Evangelist  in  Lc.  21,  24^  erhalten  hat  Die 
Streichung  dieses  Passus  durch  Mt.  und  Mc.  ist  mithin  ein  neues 
Seitenstück  zu  jenen  Stellen,  in  welchen  diese  beiden  ältesten 
Bearbeiter  der  vorcanonischen  Evangelienquelle  einzelnen  Herren- 
aprüchen  durch  Umschaltungen  und  Umgestaltungen  den  Sinn 
einer  baldigst  zu  erwartenden  Parusie  gegeben  haben,  während 
doch  Jesus  nur  so  viel  geweissagt  hatte,  dass  ein  Theil 
seiner  Zeitgenossen  den  Untergang  Jerusalemserleben 
und  die  ersten  weltgeschichtlichen  Siege  des  Reiches 
Gottes  mit  eigenen  Augen  schauen  sollten.  Vgl.  unten 
zu  Lc.  21,  32,  femer  oben  zu  Lc.  9,  27  S.  156  ff.,  femer  Heft  11, 
126 f.  zu  Mt.  10,  23^  —  Ob  auch  die  von  Eusebius  zu  Mt  21, 31^ 
(=  Lc.  7,  29)  erhaltene  Textgestalt  von  dem  Vorrang  des  Jtäv 
Tay  ajtlox(ov  i&väv  rayfia  gegenüber  dem  verblendeten  JudeiT 

thume  auf  Rom.  11,  25  mit  eingewirkt  habe,  darüber  siehe  oben 
S.  115  f. 

Lc.  21,  25  =  Mc.  13,  24  =  Mt.  24,  29. 

a.  Mc.  13,  24.  25. 

dXka  iv  kxBivaig  xalg  7)fieQaig  fiera  xijp  d^Xltptv  ixsimjp  o 
f^Xiog   oxoxiod^?jOexai,   xai   //    oeXfjrrj   ov  dcooei  x6  (piyyog 


Texte  und  Untersach  angen  zu  Lc.  21,  25.  597 

ctvT^gt  xal  ol  dorigeg  icovrai  sx  rov  ovQavov  xberovrsg 

xal  al  övvaiiBiq  al  iv  rote  ovQavotg  oaXevß^aovrai  [Chry- 
sost  1, 23:   oeiöd-tjaoPTai]  '         "       ^^^^        ^^ 

b.  Mt.  24,  29.  30. 

evd-tCDg  öe  (urä  rfjv  d-Zltpiv  tc5p  ^fiSQciv  kxelvcoi^  6  rjXiog 
oxoxiod^'löBxai,  xdL  tj  oeXfjvrj  ov  öooöei  ro  (piyyog  avrtjg, 
xal  ol  aarigsg  Jteoovpzai  ix  rov  oxgavov,  xal  al  övpafieig 
rcov  ovQavcov  öaXsvß^fjöovrai. 

c.  Barn.  XV,  5.  p.  66,  1. 

xal  dXXd§£i  ZOP  r^Xiov  xal  ttjp  ö€X?jp7]p  xal  rovg  doxigag, 

d.  Lc.  21,  25. 

xal  eooptai  orjfiela  iv  t]Xlq>  xal  osX^p^  xal  dözQoig,  ocal 
kjtl  yrjg  ovpox^j  i^pcop  kp  d^togia  rjxovg  ß^aXdoorjg  xal 
odXov. 

e.  Diatessaron  Arab.  p.  74^  ed.  Ciasca. 

£t  erunt  signa  in  sole  et  luna  et  stellis,  et  in  terra  pressura 
gentium  et  frictio  manuum  prae  gemitu  sonitus  maris,  et 
terrae  motus. 

f.  Syr.  Sin.  ad  Lc.  21,  25. 

f^A^CL^^o    f^icoALso    fOt^oxa    f^^o^r^  ^ocixio 

r^lao   f^^*n^.i   r^.%dftf^  Ax.oio   T^^it^lra   fOJ^Of^O 


g.  Aiö.  XVI,  5. 

Tore  7J^ei  ^   xriöig  rcop  dpd^gdjtop  elg  rrjp  Jtvgcooip  xfjg 
öoxifiaalag. 

Hiermit  beginnt  nun  der  zweite  Theil  der  eschatologischen 
Rede,  der  Anbruch  der  Parusie.  Sicherlicb  unecht  ist  das  im 
Matthäustexte  eingeschobene,  in  dem  Evang.  Hieros.  übrigens 
weggelassene,  ev&iog.  Vgl.  die  vorstehenden  Erläuterungen  zu 
Lc.  21,  24^.  Überhaupt  begann  wahrscheinlich  dieser  zweite  Theil 
der  Rede  ähnlich  wie  Jid,  XVI,  3:  ip  xalg  ioxdxaig  T/ftigaig  und 
es  folgte  dann  Alles,  was  Jiö.  XVI,  3—8  =  Const.  VII,  32  p.  211, 
28—212,  20  den  ioxdxaig  rniigaig  zugeschrieben  wird  (vgl.  Mt. 
24,  10 — 12.  14.  24)  und  was  der  Apokalyptiker  in  den  zweiten 
Theil  seiner  Visionen  verlegt  hat,  um  dann  erst  in  die  Schil- 
derung der  Parusie  selbst  auszumünden.  —  Der  frictio  manuum 


598  Aoflsercanonische  Paralleltexte  in  Lc. 

im  Diatessaron  entspricht  im  Syr.  Cur.:  et  complosio  manuum 
gentium.  Wenn  Harris  in  seiner  Studie  über  das  Diatessaron 
Tatian  von  dem  lateinischen  Text  des  Cod.  Cantabr.  abhängig 
sein  lässt,  welcher  cvvoxh  ^^voiv  mit  conflictio  gentium  wieder- 
giebt,  so  ist  zu  bemerken,  dass  im  Diatessaron  die  ovvoxti  i&pciv 
als  pressura  gentium  nicht  fehlt,  dass  die  frictio  manuum  einen 
Mehrbes^anätheil  des  Textes  darstellt,  und  dass  im  Cod.  Cantabr. 
gerade  hier,  wo  im  folgenden  der  lateinische  Übersetzer  sich  nicht 
anders  zu  helfen  wusste,  als  dass  er  djtoQla  unübersetzt  Hess  und  das- 
selbe lediglich  mit  lateinischen  Lettern  (aporia)  ausdrückte,  die 
Priorität  des  griechischen  Textes  vor  dem  lateinischen 
im  Cod.  Bezae  besonders  deutlich  hervortritt.  Sehr 
merkwürdig  ist  im  Syr.  Sin.  der  Ausdruck:  f^.l*f^  Ax*oi 
=  remiasio  manuum  gentium. 


Lc.  21, 28. 

a.  Lc.  21,  28. 

QQxofitvoDv  Sk  TovxoDV   ylvBoBai  avaxvtparB  xai  ijtaQare 

rag  xttpaXäq  vfidovj  öiori  iyyl^Bi  ?/  ajto2,vTQ(ooiQ  vficöv. 

b.  Cod.  Cantabr.  d  ad  Lc.  21,  28. 

incipientium  autem  horum  fieri  eri^te  joa  et  sublevate  ca- 

pita,  quoniam  adpropinquat  liberatio  vestra. 

c.  Cod   Cantabr.  D  ad  Lc.  21,  28. 

igXOfiipcDV  ÖS  TovTCDP  yelveod^ai  dvaxvtpate  xal  kna^are 

xä(;  xetpaXdg,  öicri  iyyl^si  7)  djtoXvrgmoig  vficov, 

d.  Cod.  Cantabr.  D  ad  Mt.  24,  31. 

OQXOuivcDV  öl  TOVTCov  yslvtoß'ai  dpaßZifpare  xal  IjtdQare 

rag  xtfpaXat;  vfiwp,  öiori  lyyelCBi  7)  dxojLvTQcoaig  vficip, 

e.  Cod.  Cantabr.  d  ad  Mt.  24,  31. 

incipientibus  autem  his  fieri  respicite  et  levate  capita  vestra, 
quia  adpropiat  redemptio  vestra. 

f.  Evang.  Hieros.  ad  Lc.  21,  28.  p.  238. 

respicite  (CLn*.if^)  et  levate  capita  vestra  (^jä^ax^i  OI^o), 
quoniam  appropinquat  Redemptor  vestrum  (^_ÄAooiA,  La- 
garde:  _  aaAoia^). 


Texte  und  UntenuchDiigen  su  Lc  21, 28.  32.  599 

Mit  den  Godd.  Colb.,  Veron.,  Claromont,  Monac.  giebt  der 
Codex  Bezae  dieses  Logion  auch  zu  Mt.  24, 31.  Tischendorf 
schreibt  ein&ch  dazu:  e  Luca.  Hiergegen  spricht  aber  nicht  nur 
das  cLQxouivmv^  während  Cod.  D  bei  Lc.  iQxo/iivanf  bietet,  son- 
dem  noch  mehr  die  von  Lc  abweichende  Variante  avaßXstpars, 
welche  auf  eine  selbstständige  Version  des  Urtextes  zurückweist. 
Den  hebräischen  Grundcharakter  des  Logion  erkennt  man  schon 
aus  der  echt  hebräischen  Redensart:  ixalgeiv  rag  xe^aXag  «> 
«ffih  ÄTO.    Vgl  Hiob  10,  15:  '^XDVh  »te«-KV    Wenn  hier  die  LXX 

TT  •-'  •  T    » 

übersetzen:  ov  övvafiai  apaxvy^aiy  so  ersieht  man  daraus^  dass 
der  canonisch-lucanische  T^  mit  seinem  dvaxvtpars  xäi  ijt- 
aQars  rag  xBq>akag  eigentlich  zweimal  dasselbe  sagt.  An- 
ders verhält  es  sich  mit  dem  avaßXtipaxs  des  Cod.  D  zu  Mt.  24, 
31.  Denn  avaßXAxBiv  findet  sich  in  den  LXX  häufig  als  Ver- 
sion von  D'^an,  z.  ß.  Gen.  15,  5:  ÄJIDart  =  LXX:  avaßXatpov  öt]. 
Und  in  episch  breiter  Schilderung  werden  die  zwei  Momente: 
das  Haupt  oder  die  Augen  aufheben  einerseits  und  das  dadurch 
ermöglichte  Sehen  andrerseits  nicht  selten  auseinander  gehalten. 
Vgl  z.  B.  Gen.  13,  14:  TUTfi  TJ*^?^?  «:  Kte  =  LXX:  dvaßXstpop 
rolg  6q>d'aX(Wlg  oov  xäi  iöa.  Ahnlich  Jes.  40,  26:  Dil^  ^kip 
'Äni  D5*T?  =  LXX:  dvaßXhpaxe  slg  vtpog  rovg  6q)d'aX(iovg 
Vficov  xal  lÖBTS.  Das  respicite.  womit  das  Hierosolymitanum 
zu  Lc.  21,  28  das  dvaxvtpaTB  wiedergiebt  und  welches  auch  in 
der  Vulgata  sich  findet,  entspricht  also  genau  dem  Texte  des 
Cod.  D  zu  Mt.  24,31:  dvaßX^y^axB  =  Cod.  Colb.:  respicite.    Die 

Austauschung  von  IßQXBOß-ai  und  dgxBCß^ai  findet  sich  auch  zu 
Lc.  3,23.  Zu  dxokvtQ(DOig  vgl  Rom.  8,  23:  djtaxÖBXOfiBVoi 
r^v  dstoXvxQmotv^  eine  Stelle,  welche  überhaupt  in  ihrem 
gesammten  Gontext  mit  Lc  21,  25  ff.,  sowie  mit  Aiö,  XVI,  5  ff. 
sich  berührt.  Ausserdem  ist  zu  vergleichen  Apoc.  Baruch  XXIII, 
7  p.  664:  vere  enim  prope  est  redemptio  mea,  ut  veniat,  neque 
longe  est  sicut  olim.  Die  Lesart  de  Lagardes:  redemptio  im 
Hieros.  ist  nach  Nestle  die  richtige. 

Lg.  31, 32  =  Me.  13,  30  =  Mt  24,  34. 

a.  Hom.  Clem.  III,  15.  p.  40,  12. 

xal'  ov  fit]  jtaQtkd^y  fi  yBVBa  avtf],  xäi  tj  xa&alQBOig  dgxi^v 
Xf]y;BTai. 


>  '^  *■  »  y~s,y^^^y     "        \.  f    ^  •*.  /~>.  ^  ^t, 


500  Aussercanoniscfae  Paralleltexte  zu  Lc. 

b.  Mt.  24,  34. 

anriv  Xiyo)  vfilv,   ov   firj   jtaQiXd-xi  ^]  yepsa  avxrj^  ^coq  av 
jtdvTa  ravra  yivrftai, 

c.  Mc.  13,  30. 

ö///;r  Hyto  vfilv,  oxi  ov  ii^  jtaQiXd-u  -q  yepea  avrfj,  ftsXQi^ 
ov  ravra  jtavra  yevrjrai. 

d.  Lc.  21,  32. 

afiTjv  Zsyco  vfilv,   ort,  ov  (if)  jtaQsXd'ij  iq  yapsa  avr?^,    ?ö>g 
av  Jtavra  yivTjrat, 

Der  von  den  drei  canonischen  Parallelen  abweichende  Text 
der  Homilien  ist  der  canonischen  Fassung  gegenüber  als  das 
Ursprüngliche  zu  recognoscieren.  Erstlich  ist  in  den  Reden 
Jesu  das  Concrete  stets  ursprünglicher  als  das  Abstrakte.  So 
tragen  auch  die  Worte:  ^  xad^aiQeöig  cigx^jv  2,i^ip€rai  die  frische 
Farbe  des  Originals,  dem  gegenüber  das  verallgemeinernde  und 
unbestimmte  ?a>§  av  jtavra  yevf]rai  wie  Übertünchung  des  Ori- 
ginals erscheint.  Sodann  zweitens  vergleiche  man  in  sprach- 
licher Hinsicht  zunächst  zu  dem  Ausdruck  xa&aiQSOic  Hom.  Clem. 
II,  17  p.  26,  17:  xaO'alQBOiQ  rov  ayiov  rojtov^  Hom.  Clem.  III,  15 
p.  40,  9:  xad^aigsd^TJ  =  xaraXvß^i]  (s.  oben  zu  Lc.  21,  6  =  Mc.  13, 
2  =  Mt.  24,  2),  ferner  (ebenda)  Ephraem  ed.  Mösinger  p.  182: 
quando  destruetur  et  Jenisalem  subvertetur,  wobei  xaraXveiv 
und  xa&aiQtlv  gemeinsam  auf  ein  zurückgehen.  In  sprachlicher 
Hinsicht  kommt  aber  auch  noch  die  Construktion  des  Neben- 
satzes: xal  fj  xa&alQ6öig  aQx^jv  Xt)iperai  in  Betracht,  welche  im 
Vergleich  zu  der  concinn  griechischen  Construktion  mit  %a>q  av 
oder  ft^XQ^^  ^^  ^^®  ^^^^  hebräische  lockere  Verknüpfung  des 
Hauptsatzes  mit  dem  Nebensatz  durch  das  fortleitende  1  dar- 
stellt. Die  Retroversion  des  Logion  nach  dem  vorauszusetzenden 
Urtext  wird  sich  demnach  folgendermassen  gestalten: 

cnnn  ninn  r\^r\tr\  r^m  -li'^n  ihr*»  K*b 

Zu  diesen  sprachlichen  Symptomen  kommen  drittens  aber  auch 
gewichtige  sachliche  Gründe.  Haupt  hat  (S.  37fiF.)  meines  Er- 
achtens  schlagend  nachgewiesen,  dass  wir  in  dem  Abschnitt  Lc. 
21,  29—32  =  Mc.  13,  28-30  =  Mt.  24,  32—34,  also  in  dem 
Gleichniss  von  dem  ausschlagenden  Feigenbaum  und  in  unserm 
damit   eng   zusammenhängenden  Logion,    „die  Antwort  Jesu 


Texte  und  Untersachnngen  zu  Lc.  21,  32.  601 

auf  die  Frage  der  Jünger  nach  der  Zeit  der  Zerstörung 
Jerusalems**  vor  uns  haben.  Er  hat  dabei  darauf  aufmerksam 
gemacht,  ,dass  der  geniale  exegetische  Takt  Bengels,  obgleich 
er  an  Quellenscheidung  oder  Auflosung  des  vorliegenden  Zu- 
sammenhangs der  Parusie-Rede  noch  gar  nicht  denkt,  doch  rich- 
tig herausgefunden  hat,  dass  .unsre  Verse  sich  auf  die  jerusale- 
mische Katastrophe  beziehen  müssen.  £r  sagt  zu  Mt.  24,  33.  34: 
haec  onmia,  quae  ad  Hierosolyma  pertinent,  fient,  antequam 
haec  generatio  praetereat;  sed  de  illo  (remotiore,  novissimo,  ju- 
dicii)  die  nemo  novit  .  . .  Hac  notione  {ysvea),  cui  eventus  con- 
gruit,  maxime  proprie  respondetur  quaestioni  „„quando*'^  v.  3.^ 
Diese  divinatorische  Exegese  B  eng  eis  wird  auf  das  Schlagendste 
bestätigt  durch  die  urtextliche  Fassung:  xal  rj  Tcad-algsotq  OQXV'^ 
Xri^pBxai^  in  welcher  unser  Logion  durch  den  Evangelientext  der 
Clementinen  uns  erhalten  ist.  Das  Gleichniss  von  dem  in 
seinen  Blättern  ausschlagenden  Feigenbaum  schUdert  die  po- 
sitive Seite,  unser  eng  damit  zusammenhängendes  Logion  die 
negative  Seite  der  Ereignisse,  welche  die  Generation  Jesu  noch 
erleben  sollte.  Die  positive  Seite  ist  das  Hervorbrechen  der  in 
dem  jungen  Gottesreich  beschlossenen  Lebenskräfte,  was  Jesus 
Mc.  9,  1  mit  den  Worten:  löociv  xriv  ßaaiXelav  rov  d-sov  iXif- 
Zv&viap  ip  övpdfiBi  —  als  ein  von  seinen  Zeitgenossen  noch 
zu  schauendes  Erlebniss  bezeichnet  hatte.  Die  negative  Seite 
ist  die  über  Jerusalem  hereinbrechende  Katastrophe  und  damit 
eintretende  Zerstörung  des  jüdischen  Tempelcultus^  durch  welches 
weltgeschichtliche  Ereigniss  an  dem  Israel  nach  dem  Fleisch  das 
Todesurtheil  vollzogen  und  ihm  die  Qualität  eines  Gottesvolkes 
endgiltig  aberkannt  wurde.  So  hat  Haupt  (S.  38)  das  richtige 
getroffen,  wenn  er  von  der  in  Lc.  21,  29 — 32  enthaltenen  Sentenz 
sagt:  „Ihr  Inhalt  ist  kein  anderer  als  der  Grundgedanke  von 
dem  neuen  Wein,  der  neue  Schläuche  erfordert  und  die  alten 
zerreisst;  kein  anderer  als  der  Grundgedanke  des  Wortes,  dass 
er  den  alten  Tempel  zerstören  und  einen  neuen  bauen  wolle.** 
Und  Stephanus  hatte  die  richtige  Consequenz  gezogen,  wenn  er 
(nach  der  Anklage  der  Juden)  Act  6,  14  den  Satz  aufgestellt 
hatte:  ort  ^Irjoovg  6  NaCcogalog  ovrog  xaraXvaet  top  rojtop 
TOVTOP  (vgl.  oben  die  xad^algecig  rov  cr/lov  rojtov)  xal  dXXd^ei 
rä  eß^T]  a  jtagtdcoxsp  ruilp  Mwvörjg.  Man  vgl  dazu  in  der  Zu- 
sammenfassung   der  Anklagepunkte,   welche   nach  Const.  V,  14 


502  Attssercanoniflche  Paralleltexte  za  Lc 

p.  134  gegen  Jesus  erhoben  wurden  —  dieselbe  wird  unten  zu 
Lc  23,  2  mitgetheilt  —  den  Ausdruck:  le^v  Tcad-atQirrjv.  Aus 
alledem  wird  es  endlich  evident,  dass  Lc.  die  einleitenden  Worte: 
xai  shtBV  jtagaßoXfjP  ccvrav  (La  21,  29),  wie  Haupt  richtig  be- 
merkt, nicht  erfunden  hat,  da  sie  doch  vielmehr  ein  Beweis  da- 
für sind,  dass  Lucas  den  Text  Lc.  21,  29  £  in  seiner  Quelle  nicht 
als  Fortsetzung  der  vorigen  Worte  gefunden  hat.  Lidem  ich 
mich  freue,  „im  Gegensatz  zu  der  heute  verbreiteten  Anschauung^ 
hinsichtlich  der  Urspr&nglichkeit  und  des  hohen  Quellenwerthes 
der  im  lucanischen  Evangelium  so  häufig  sich  findenden  ein- 
leitenden Bemerkungen  mit  Haupt  zusanmienzntreffen,  ist  zugleich 
die  Thatsache  zu  verificieren,  dass  Lc  an  dieser  Stelle  von  dem 
judenchristlichen  zweiten  Evangelisten  sowohl  bezüglich  der 
Stellung  des  Textabschnittes  Lc.  21,  29—32,  welcher  ursprüng- 
lich in  die  erste  von  der  Zerstörung  Jerusalems  han- 
delnde Hälfte  der  Parusie-Rede  gehorte,  als  bezüglich 
der  von  Mc  dem  Logion  Mc  13,  30  =  Lc.  21, 32  gegebenen  escha- 
tologischen  Fassung  sich  hat  beeinflussen  lassen,  ohne  den  ur- 
sprünglichen historischen  Wortlaut  und  Sinn  der  auf  die  xad'- 
aigeöig  Jerusalems  hinzielenden  Weissagung  Jesu  vrieder 
herzustellen,  dass  er  also  auch  hierin  durchaus  nicht  als  einen 
Pauliner  oder  als  einen  Gesinnungsgenossen  des  Stephanus  sich 
erwiesen  hat. 

Lc,  21,  $3  =  Mc.  18,  81  =  Mt  24,  85, 

a.  Clem.  Rom.  I,  27,  5.  p.  46,  11. 

xal  ovöev  fi^  xagild-n  rcov  dtdoyfzaTiOfiEvoDV  vjt   avrov. 

b.  Tert.  adv.  Marc  IV,  39. 

Transeat  age  nunc  terra  et  caelum.   Sic  enim  dominus  eorum 
destinavit,  dum  verbum  ejus  maneat  in  aevum. 

c  Mt.  24,  35. 

o  ovQavoc  xal  i]  yT]  xaQsXsvoerai,  ol  6h  Xoyoi  fiov  ov  fit) 
jtaQiZd-coöiv, 

d.  Mc  13,  31=Lc21,  33. 

6  ovQavbg  xal  ?}  yrj  jtaQsXevoovTai,  ol  de  Xvyoi  fiov  ov  fi^ 
jtaQeZsvoovtai. 


->-      .ys-*-^'' 


Texte  and  üntenuchungen  za  Lc  21,  33.  34.  35.  603 

Der  aussercanonische  Text  Marcions  deckt  sich  mit  Ps. 
119,  89:  slg  top  oliDva,  xvQU,  o  Xoyog  oav  öiafiivH  —  und 
1.  Petr.  1,  25:  To  d^  QW^  xvqIov  fiivei  slg  rov  aldiva^  während 
die  canonische  Fassung  von  dem  Apokalyptiker  vorausgesetzt 
wird.  Vgl.  Apoc.  21, 1:  6  yog  xgcizog  ovQavog  xal  ^  XQtixrj 
yrj  xagfjXd^ov  (cbcfjZ&ov).    Man  vgl.  noch  bei  Aristides  c.  17 

p.  43  ed.  Hennecke:  rä  atpd^OLQxa  avxov  ^tjfiara. 

Le.  21, 34*. 

a.  Ephraem  Syr.  Opp.  II,  94  E. 

dio  XifBi  6  ocorrJQ'   ßZijtsrs,  fin  ßaQVvd-SoiP  al  xaoölai 
v/AiSv  iv  xQaixaXy  xal  /lid'^  xal  fisglftvaig  ßicorixalg, 

b.  Ephraem  Syr.  Opp.  II,  203  B. 

avTog  6  ösoxorrjg  Tjiiciv  xal  ocvgiog  jcsqI  zfjg  fmiQag  jtqo- 
€/ia(fTVQaTO  Xiycov  ßXijtBXB^  fifjjtore  ßagw^ciaip  xtX. 

c.  Lc.  21,  34». 

JtQOodx^Ts  6s  kavTolg,  fn^jtors  ßa(ffid'<5öiv  vficov  al  xagdlai 
iv  xQautdXy  Tcal  (idd-^i  Tcal  fisglßvaig  ßicotixalg. 

Der  von  Lc.  gegebene  paraenetische  Abschluss  der  grossen 
eschatologischen  Rede  wird  von  Holtzmann  und  ähnlichen 
Kritikern  als  eine  Composition  aus  paulinischen  „Reminiscenzen^^ 
bezeichnet.  Umgekehrt  aber  hat  man  die  paulinischen  Parallelen 
zu  Lc.  21,  34 — 36  aus  derselben  vorcanonischen  Evangelienquelle 
abzuleiten,  welche  Paulus  ebenso  benützte,  wie  es  die  Synoptiker 
thaten.  Der  hebräische  Orundcharakter  dieses  Passus  Lc.  21, 
34 — 36  wird  im  folgenden  noch  deutlicher  zu  Tage  treten.  Zu 
ßXixsTB  fiJ]  =  jtQooix^TS  tavtolg  =  üA  ^nttfl^rt  vgl.  zu  Lc.  12,  1 

oben  S.  295. 

Le.  21,  34^  35. 

a.  1.  Thess.  5,  3. 

roTS  altpvldiog  avxoZg  Mcrarai  oXsd-Qog  oCjtsQ   tj   wSiv 
xi  ip  yaCxQl  ixovon,  xdi  ov  fif]  kxq)vy(Döiv. 

b.  Tert.  adv.  Marc.  IV,  39. 

et  insistat  eis  repentinus  dies  ille  velut  laqueus. 


V^*-<"v-'     ^ 


i,  .iv4KV«)><uii*eIie  Forallelteite  m  Lc 

;      ,1     i,     I.V.    P.JIO.  _ 

,-t  trltiiiv.'*»^  ixii^&iS  t)  tifiiga  ixeivi/  maxcQ  xaytq  lip 

n-.^'Tf;  i^  Vfiäg  alg)vtdtog  i}  'ifipa  Ixetvr/  <»?  stayis' 
j^iiVütrat  yoQ  ixi  xavraq  roi"§  xa&tj(iivovc  M  jtQoa- 

.saron  Arab.  ed.  Ciaaca  p.  75'. 

iperveniat  in  vos  repente  dies  illa;  ipsa  eniiii  tanquam 
percutiet  omoes,  qui  babitant  super  faciem  terrae. 

dieeer  Stelle  wird  ea  besonders  evident,  dass  die  Be- 
;  eiiier  Äbbängrigkeit  des  Lc.  von  Paulus  ein  groseer 
ist.  Stammt  etwa  das  lucaniscbe  Jiaylg  (Lc.  21,  35)  von 
iliniadhen  milv  (1.  Thess.  5,  3)  ab?  Nein!  Aber  wobl 
Je  AusdrOcke  aus  gemeinsamer  bebr&ischer  Quelle  ber- 

Dieses  bat  zuerst  Marsball  nachgewiesen  in  seinem 
„Did  Saint  Paul  uae  a  Semitic  Gospel?  (vgl  Ei- 
890,  VII,  69—80  und  dazu  Heft  1,  93.  105),  indem  er 
l  xajrig  auf  das  hebräische  ban  zurückführte.  Und  mit 
Jenn  ian  =  xa^ig  und  ian  — >  tödiv  sind  in  den  un- 
ten Texten  nur  durch  den  Zusammenbang  zu  unter- 
und  daher  schon  frühzeitig  verwechselt  worden.  Vgl. 
2,  6  =  Pa.  18,  6:  ''Siaaij  (tJ^Bp)  biSD  •'ban,  wo  die  Sep- 
Codices  beide  Übersetzungen  bieten :  cäölvEg  und  axoirla 
ixvxXtaaäv  /le.    Die  Richtigkeit  der  Marshallscben  Ver* 

ist  hierdurch  erwiesen.  Und  wenn  auch  ban  in  den 
■letzt  genannten  Stellen  von  den  LXX  nicht  durch  ^tayti;, 
durch  axoiviov  wiedergegeben  ist,  wie  es  denn  in  der 
lachst  „Seil,  Tau",  also  einen  dicken  langen  Strick  be- 
)  gebt  es  doch,  wie  die  Lexica  zeigen,  nicht  blos  2.  Sam. 
Ps.  18,  6,  sondern  auch  in  anderen  Stellen  wie  Jes.  5,  18; 
22;  Hiob  36,  8  ganz  bestimmt  in  die  Bedeutung  von 
i,  Netz"  Qber  und  wtlrde  von  kundigen  Lbersetzern  in 
Fällen  durch  Jtaylq  wiedergegeben  worden  sein.  Das 
le  Evangeliarium  Hieros.  zeigt  sowohl  p.  229  als  p.  239, 
iser  Logion  bringt,  seine  uns  schon  bekannte  Abbängig- 
dem  griechischen  Text  der  canonischen  Evangelien,  in- 
beide  Male  nicht  das  ursprüngliche  und  allein  richtige 


Texte  und  Untenucbungen  zu  Lc  21,  34.  35.  36.  605 

b^n  (=  cüölv)f  sondern  die  wenig  zutrefiFende  lucanisehe  Lesart 
jiaylq  voraussetzt  und  dieses  Jtaylc;  nicht  durch  tt^inti,  sondern 
durch  «JAi^  wiedergiebt.  Jedenfalls  ist  die  paulinische  Version 
möiv   mit  Rücksicht    auf  die   n'^tDIQil  *^bin  sowie  auf  die  OQxri 

iDÖivcav  in  Mt.  24,  8  =  Mc.  13,  8  die  richtige  Deutung  des  Ur- 
textes. Vgl  Mar  3 hall  im  Expositor  1890,  VII,  74  ff.  Die  Ab- 
leitung der  vom  Diatessaron  dargebotenen  Lesart:  ictus  ==»  y^^ifp) 
bleibt  dunkel  —  Die  Varianten  iq)laraöO'ai  (Paulus)  =  ijtior^- 
vai  (Lc.)  =  insistere  (Marcion)  =  ijteQxeod-ai  (CyrilL)  =  percu- 
tere  (Diatess.)  erläutern  sich  aus  dem  vieldeutigen  hebräischen 
i^SiB,  über  Jemanden  herfallen,  drängen,  treffen  u.  s.  w.  Vgl 
1.  Sam.  22,  18  T^B  ==  LXX:  djtavrav  ==  Vulg.:  irruere  — ,  2.  Sam. 
1,  15  ^yB  =  LXX:  djtaprap  =  Symm.  ijtiQxsod^cu,  Stark  hebrai- 
sierend  ist:  im  xavrag  rovg  xaß^tj/idvovg  ijtl  xqoocoxov  jtaorjg 
rfjg  Y^Qi  wie  auch  Holtzmann  im  Handcommentar  mit  Angabe 
der  hebräischen  Rückübersetzung:  rn«rrbD  '^^B'b^P  W^M^rrb^  bs 
notiert  hat. 

Lc.  21,  36  =  Mc.  13,  33. 

a.  Didasc.  II,  21.  p.  250. 

Tcai  ytäXip  iöida^sp  fj/iag  jtQOOfiivBiv  t(j  svxij' 

b.  Ign.  ad  Eph.  X,  1.  p.  16,  1. 

xäi  vjthg  T(5v  aXXcop  61   dpß-Qcijtcop  äöiaXeljcrcog  JtQoo- 

c.  Ign.  ad  Polyc.  I,  3.  p.  96,  17. 

jtQOOsvx<xtg  oxoXa^s  döiaXtljtroig, 

d.  1.  Thess.  5, 17. 

ddiaXüütrcog  jtQoosvx^od-s, 

■.  ^  s.  ^ 

e.  Herrn.  Mand.  IX,  8.  p.  104,  11. 

oi)  ovp  fi7j  öiaXiJtijg  cdtovfiepog, 

f.  Rom.  12,  12. 

rfj  d-Xly^ti  vjtofiivopteg,  rrj  jrgoaevxij  JtQooxagteQOVPrsg. 

g.  Ephraem  Syr.  Opp.  II,  227  D. 

6iä  TOVTO  Itpri  vfdlv  6  xvQiog'  YQTjyoQelte,  ösofiBPOt  döia" 
leljtrcog  ix(fvyelp  ix  d^Xlxptcog. 


606 


AQssercanonische  Paralleltexte  zq  Lc. 


h.  Mc.  13,  33. 

ßXixere,  dyQVJtpette   [xcu    jtgoOsvxBO^e]'   ovx    olöaxB   yaQ 
xors  6  xatQog  iörir. 

i.  Ephraem  Syr.  Opp.  II,  224  C. 

xcä.    xaXiV    dyqvjtVBlxB    xarrore   öeofispoi   ovvexcog,    IVa 

yivTjod^e  a^ioi  kx(pvfelv  r^g  d^kly)60}g  xal  orad-^pai  e/iXQo- 

ad-ev  Tov  &eov'  6  ygg  xaigog  kyyvq. 

k.  Ephraem  Syr.  Ev.  concord   expos.  ed.  Mösinger  p.  215. 

Orate,  ut  digni  sitis  eximi  ab  bis  omDibus,    quae  Ventura 
sunt. 


V  •  ^  •  ■v.^\ 


1.  Lc.  21,  36. 

äyQvxvBlXB  6i  kv  jtavxl  xaiQ<p  öeofierot,  iva  xarioxvorjTS 

[xara^Kod-^re]  kxtpvyslv  ravra  jtavra  ta  fikXXovxa  yivso&ac 

xal  oxad-fivai  JßfiJtgoo&'ep  xov  vlov  xov  dvß^gcijtov. 

m.  4.  Esra  9,  7.  8.  vertit  Hilgenfeld. 

xal  eoxai^  jtäg  og  av  acod-f],  xal  og  övvTjOBxai  ix^vyslv  äid 

xcop  Igycov  avxov  //  r/yg  jtlaxBcogy  iv  y  ijcloxBvOBV^  ovxog 
jtBQiXBKpdrjOBxai  dxo  x(5v  jtQOBiQrjfjtevcDV  xtvövvcov  xdi 
otpBxai  x6  OoxriQiov  fiov. 

Die  gleicbwertbigen  Varianten  iv  jtavxl  xatgco  =  xavxoxB 

=  cvvsxcog  =  ddiaXBijexcog  =  T^ttP,  sowie  jtQOoey)^odtci  =  ösl- 

o&ai  =  ahetöd-ai  =  b\ttyn  baben  wir  zum  Tbeil  bereits  in  den 

Paralleltexten  zu  Lc.  18,  1  gefunden.  Ebenso  tritt  hier  wie  be- 
reits zu  Lc.  14,  26  die  Identität  von  a^iov  ylveod^ai  (Ephraem)  = 
övvaod^at  (Esra)  uns  entgegen,  wozu  noch  xaxtoxvBiv  kommt, 

welches  Lc.  durch  das  bei  ihm  beliebte  xara^icTdTJvai  (=  a^iov 
ylvBöd^ai)  ersetzt  hat.  Eigenthümlich  ist  die  specielle  Beziehung 
auf  die  d'Xltpig  fiByaXi]  bei  Ephraem.  Einen  Anklang  an  unsere 
Stelle  und  zugleich  an  das  verwandte  Lc.  3,  7  =  Mt.  3,  7:  g)V' 
yslv  djto  XTJg  /dsXXovotjg  ogyfjg  —  möchte  man  in  dem  uns  er- 
haltenen Schluss  der  Aristides -Apologie  erkenüen:  xd  agyS-agra 
avxov  evcoxi^eod-ac  Qi^fiaxa,  Hva  xgloiv  ixg>vy6vxBg  xal  xifio- 
giag,  ^cofjg  ävoXid^gov  (vgl.  1.  Thess.  5,  3:  oXed^gog)  ÖBtx^el- 
TjXB  xXrjgovojjoi,  Vgl.  Arist.  c.  17.  p.  44  ed.  Hennecke.  Mit 
dieser  Schlussparaenese  sind  wir  am  Ende  der  Parusierede  an- 
gelangt. 


Texte  und  Unterrachiingen  zu  Lc  21, 3d.  607 

Um  einen  znsanunenfassenden  Rfickblick  über  das  Gänse 
zu  geben,  sei  im  Nachstehenden  ein  mnthmasslicher  6rnnd- 
riss  der  eschatologischen  Rede  mit  den  wichtigsten  Varümten 
anfgestdlt.  Es  soll  dieser  Grundriss  nicht  eine  endgiltige  Re- 
constroktion  des  Urtextes  bieten,  wohl  aber  einen  Anhalt  zur 
leichteren  Orientierung. 

€rnmdri88  der  esehmtologisehen  Bede. 

A.   Einleitung. 

1.  Kai  i^eZd^Äv  6  Ih/ocvg  axo  rov  Ibqov  ixoQevBvo,  xd 
XQocfjX^ov  ot  fia^firal  ccvrov  ixiÖBi^ai  ovzS  rag  olxoöoftag 
Tov  Uqov.    2.  o  06  axaxQi^sig  e/jrer  mrotg'  ravra  a  d^em^trs 

[=  ßXijt£TB  =  OQai:s\  IX&cöovxai  rjfiigcu,  iv  alg  ovx  d^ed-fjos" 

rat  [=  fislvy]  wös  [=  iv  to3  toxo)  Tovro]  Xld^og  ixl  Xld^a}^  og 

ov  ftij  xadtuQB^  [=  xaraXvd^osrcu],    3.  ixfjQcixtjOiXP  de  ovtop 

XiyovTBg'  xore  ravxa  iorai;  xal  vi  xo  Cfjfielov  rijg  <T^^  kXev- 
OBa}g  [=  xaQOVClag]; 

B.  Die  Katastrophe  in  Judaea. 

4.  *0  da  alxtv  ßXiJtsrs  [=  ogare  =  jr^a^sre],  firj  jtXavf}^ 

^Te  [firi  rig  vfiag  i^a7tari^C7J].    5.  ytoXXol  yixQ  iXevoovrai  ijtl 

xm  ovoftaxl  fiov  Xiyovxeg'  iyco  elfiij  xal'  6  xaiQog  ijYYixsv,  xdt 
jtolXovg  jtXavi^aovciP.  6.  fteXX^aexe  öi  äxovetv  jtoXifiovg  xcä 
dxoag  jtoXefia}v  [axaxacraoiag]'  oQaxe^  fit]  d-Qostod^s  [=  ^rojy- 

^fjxs]'  öet  ycLQ  xavxa  yevdod'ai  Jtgcoxov,  dXX^  ovx  evd'aa}g  x6 
xaXog.  7.  xoxe  iXeyev  avxolg*  iysQd^OBxai  id-vog  ist  l^vog  xdi 
ßaciXsla  ixl  ßaoiXsiav,  xcu  icovxcu  Xifiol  xal  Xotfioi  xal  oaiCfiol 
xaxd  xojeovg.  8.  jcdpxa  öh  xavxa  dg^fj  (odlvmv,  9.  xal  sljtav 
JtagaßoXrjv  avxolg'  i6i]xe  xijv  ovxfjv  10.  oxav  ijöfi  x6  xXdöog 
avxfg  yii>rjftai   dnaXog  xal  xd  q)vXXa  lxq)vri^  yivwoxaxa,    oxt 


1.  Mt.  24, 1.  Mc.  13, 1.  Lc  21,  5.  —  2.  Lc.  21, 6.  Mt  24,  2.  Mc.  13, 2.  — 
3.  Lc.  21,  7.  Mt  24,  3.  Mc.  13,  4.  —  4.  Lc.  21,  S».  Mt.  24,  4.  Mc  13,  5.  — 
5.  Lc  21,  8b.  Mt.  24,  5.  Mc  13,  6.  —  6.  Mt  24,  6.  Mc  13,  7.  Lc  21,  9.  — 
7.  Lc  21, 10.  Mt  24,  7.  Mc.  13,  8.  —  8.  Mt  24, 8.  Mc  13, 9».  —  9.  Lq.  21. 29. 
Mt.  24,  32».  Mc  13,  28».  —  10.  Mt  24,  32b.  Mc  13,  28b.  Lc  21,  30. 


gOg  Aassercanonische  Paralleltexte  zu  Lc. 

iyyvg  xo  d-igog.  11.  ovrcog  xal  v(abIqj  oxav  lö^ts  xavxa  jtavxa, 
yivciaxexe,  oxt  kyyvq  loxtv  7]  ßaoiXala  xov  d^Bov.  12.  äfir^v  Xi- 
yvD  vfitv,  0x1  ov  (itj  jtaQiXB-y  ^  yarsä  avxrj,  xai  y;  xad^iägsoig 

aQTnv  XfjipBxai  [ifoq   av  =  (lixQiQ  01  xavxa  jtavxa  yerfjxai] 

13.  oxav  ÖS  löf^xe  xvxXovfiivtjv  vjtb  oxgaxojtidov  ^leoovöaXfjfi, 
xoxe  yvwxEy  6x1  rjyyixsv  7/  BQfiiicoCiq  avxijg.  14.  xoxe  ol  Iv  xy 
^lovöalqi  (pEvyix(DCav  ijtl  [elq]  xa  oQfj^  x(xL  61  iv  xalg  ;^(»patc  iif] 

elosQX^od-oaav  Big  avx^v.  15.  oval  xalg  iv  yaaxQl  ixovöaig 
xal  xalg  &7]Xa^ovOatg  iv  ixBlvaig  xalg  7}fiBQaig.  16.  XQOO- 
BvxBOd-B  da,  iva  (iri  yBvrjxai  7)  tpir/rj  vfi(5v  XBißwvog,  17.  BOxai 
yäg  d-Xltpcg  [=  avayxrj]  giayaXT]  ijtl  xrjg  yijg  xcä  ogyTJ  tö5  Xam 
xovxw.  18.  xcä  jtaaovvxat  oxo/iaxi  ftaxaiQT^g  xai  alxßaXoxi- 
od^rioovxai  Big  xa  td^vri  xavxa. 

C.    Die  Zwischenzeit  bis  zum  Anbruch  der  Parusie. 

19.  Kai  %QovoaXf]fi  aoxat  jtaxovfiivtj  vxo  id-vciv  [=  iöof^f/ 
xolg  Bd^BOiVy  xal  xijv  jtoXiv  xijv  äylav  xaxTJoovoiv],  axQi  ov 
jiXrjQCo9^Sotv  xaiQol  id-vwv.  20.  xal  dvaox7Joovxai  [=  iyBQ- 
d^Tjoovxai]  jtoXXol  TpBVÖoxQiOxoi  xal  tpBv6oj€Qoq>^xai  [=  tpBvÖBlg 
jtQ0(p7]xat]  xal  tpBvöajtooxoXoi,  xal  jioXXovg  JcXav7}oovOit\  21. 
xal  BOovxat  axlofjtaxa  xal  aigiOBig.    22.  JtoXXol  yaQ  ij^ovoiv  [= 

iXBVOOVXai]    i^od^BV    ivÖBÖVfl^VOl   [=  TJfitpiBCfltVOl  =  JCBQlßBßXTJ' 

fiivoi]  ötQfiaxa  [=  ivövfiaxa  =  xmdtocg  =  öoga]  jtQoßaxa}Vy 
Böood-BV  ÖB  ovxBg  Xvxoc  CLQjtayBg,  23.  xal  ötä  x6  JtXTj&vvd^TJvai 
[^  av^avBiv  ==  ivBQyBlod^ai]  xtjv  avofilav  tpvxTJOBxai  7]  dyajtrj 
X(5v  jioXXwv.    24.  xai  fiia^oovöiv  dXX7JXovg  xal  JtagaöoicovGiv 

11.  Lc.  21,  31.  Mt.  24,  33.  Mc.  13,  29.  —  12.  Hom.  Clem.  IIl,  15;  liC.  21, 
32.  Mt  24,  34.  Mc.  13,  30.  —  13.  Lc.  21,  20.  Mt.  24, 15.  Mc  13, 14».  —  14. 
Lc.  21,  21.  Mt.  24, 16.  Mc.  13, 14b.  —  15.  Lc.  21,  23a.  Mt.  24, 19.  Mc.  13, 
17.  —  16.  Mc.  13, 18.  Mt.  24,  20.  —  17.  Mt  24,  21».  Mc,  13, 19».  Apoc.  7, 14. 
Lc.  21,  23b.  1.  Cor.  7,  26.  Apoc.  11, 18.  —  18.  Lc.  21,  24».  Apoc.  11, 18».  — 
19.  Lc.  21,  24b.  Apoc.  11,  2.  —  20.  Just  Dial.  c.  35.  Mt  24, 11.  Mc.  13,  22». 
Hom.  Clem.  II,  17  p.  26, 16  flf.  Heft  11,  281—285.  —  21.  Just  Dial.  c  35.  Di- 
dasc.  VI.  5.  1.  Cor.  11, 18.  19.  Hom.  Clem.  II,  17  p.  26,  18.  Agrapha  S.  105. 
173—178.  —  22.  Mt  7,  15.  Just  Apol.  1, 16.  ^td,  XVI,  3.  Heft  IL  109-113.  — 
23.  Mt  24, 12.  JiS,  XVI.  3.  4.  Heft  II,  285—286.  —  24.  Mt  24, 10.  Ji6,  XVI, 
5.  Heft  n,  280.  281. 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Lc.  21,  36.  ß09 

xai  6i<6§ovOip.    25.  xcu  rozs  q>ainjo£Tai  [=  ajtoxaXvq>&ina€tai  = 

iXavosrai]  o  xoöfionXavoq  [=  o  jtXavcop  tfiv  oixovuivi]v  =  o 

avrixQiOTOg  =  6  avrixBlnspoq  =  6  ard'Qcojtog  rrjg  afiaQxlaa]  iv 

rfj  öiaßoZov  i^ovalg:  \=  tuit   iviqyuav  xov  oarava  =  vjto  rov 

ytorrjQov  iv£Qyov(Z6voc  ==  Itjiöil  D^'Qja]  xal  noifjOBC  [=  öciösi]  Ci]- 

fi€la  xal  rigara,  ciore  nXavrjd^Tjvai  [=  ajcojrXaväod^at  =  ajta- 

rr^oai  =  oxavöaXloai]  sl  övraxov  xal  rovg  ixksxrovc.    26.  xal 

el  fiTj  kxoX6ßa}CBV  [=  ovvxixfirixsv]  xvqioq  [=  6  öeOJtoxfjg]  xäg 

fiiiiQag,  ovx  av  iöci&jj  jtaoa  oaQ§'  aXXd  öiä  xovg  ixiexxovg 
xoXoßmd^ijOovxat  al  i^fiigai  ixstvai,    27.  ol  öh  vjtofislvavxsg  x\i 

jtlöxu  avxdov  öa>d'iioovxai.    28.  xdi  xtiQvyd^jOBxai  xb  tvayyiXiov 

Twc  ßaOiXslag  Iv  oXn  x(]  olxovfiitnj  [=  iv  oXo)  xoj  xoouo)]  tig 

fiagxvQiOV  jtactv  xolg  i&PSOiv,  xal  xoxs  i]^6i  x6  xiXog, 

D.   Die  Parusie. 

29.  ^Ev  kxelvaig  xalg  rj/iigaig  6  i'jXiog  oxoxiO&i^OBxai  xal 
i]  CBXri%n]  ov  dcioBi  x6  fpiyyog  avxrig^  30.  xoLi  ol  aoxiQBg  jtB' 
covpxai  djtb  xov  ovgavov,  xal  al  öwa/iBig  xäv  ovQapcov 
caXav&y'jöovxai  [=  OBicd-iiaopxai].    31.  xal  ijtl  YTJg  ovpox^j  i^- 

vcop,  ajtotpvxopxwp  ap^gwxmp  axo  ipoßov  xal  ngoodoxlag  xcüp 
kxBQXOfiBPOP  xf]  olxovßipxi-  32.  xal  xoxb  otpopxai  xop  vIop 
xov  ap^Qcixov  igxofiBPOP  kp  PBfpiXjj  fiBxä  6vpäfiBa)g  xal  do^r^g 
jtoXXvc.    33.  xal  ajroaxBXBt  xovg  äyyiXovg  avxov  fiBxa  caXxtyyog 

q^copyg  [iByaXrjg  [ip  (popT]  agxayyiXov  xal  kp  cdXjtiyyi  d-BOv\, 

34.  xal  ijeiovpä§ovoiP  xovg  ixXaxxovg  avxov  ix  x<dp  xBOCagwv 
dpifiwp  äx    axQWP  ovgapmp  ta)g  axQov  avxcSp,     35.  xal  ol 


25.  Jtd.  XVI,  4.  5.  Petr.  Sic.  c.  22.  Orig.  III,  143.  765.  2.  Thess.  2,  3  ff. 
Mt.  24,  24b.  Mc.  13,  22b.  Heft  II,  289—293.  Hom.  Clem.  II,  17  p.  26,  19.  — 

20.  Mc.  13,  20.  Mt.  24,  22.  Barn.  IV,  3.  —  27.  /Iiö,  XVI,  5.  Apoc.  13, 10.  14, 

12.  Mt.  24, 13.  Mc.  13,  13b.  Lc.  21, 19.  Vgl.  oben  S.  584ff.  —  28.  Mt  24,  14. 
Mc.  13,  10.  Apoc.  14,  6:  evayyiktov  alfoviov  evayysXiaai . . ,  inl  näv  ^vog. 
Apoc.  14,  7:  TjX&Bv  ij  wgcc  r^g  ^giaeatq  =»  ?Sfi  xb  riXog,  —  29.  Mc.  13,  24. 
Mt.  24,  29».  Lc.  21,  25a.  —  30.  Mc.  13,  25.  Mt.  24,  29b.  Lc.  21,  26b.  —  31.  Lc. 

21,  25b.  26».  —  32.  Mc.  13,  26.  Lc.  21,  27.  Mt.  24,  30.  —  33.  Mt.  24,  31».  Mc. 

13,  27».  1.  Thees.  4, 16».  —  34.  Mt.  24,  31b.  Mc.  13,  27b.  —  35.  1.  Thess.  4, 
10b.  1.  Cor.  15,  52.  /liS.  XVI.  6.  Const.  VII,  32.  Apoc.  20, 12».  Heft  II,  294. 

Teite  u.  Untersuchungen  X,  8  39 


QYO  Aussercanoniache  Paralleltexte  zu  Lc. 

vsxQol   [ol  xexoifirifiepoi]  dvaatfjooprai  [=  tysQd-fjcovTM'.    36. 

doYOfiivfov  [igxofiivcop]  öi  rovrov  dpaßUyfate  [=  dpaxvtpave] 

xal  hxdQaxB  tdq  XBtpakaq  vfiwv,  öiori  kffl^Bi  rj  djtoXvzQOHJig 
v/icov.    37.  o  ovQCCPog  xal  7}  y7]  xaQsXsvöovTai  [=  djtelBvöovTat\ 

ol  öl  loyot  fiov  ov  fiij  naQBkd'tDOtv  [=  jtaQBkBvoovxai], 

E.  Schlussparaenese. 

38.  IlQoaix^xB  61  kavrotg  [=  ßZejtsre] ,  (i'qxoxB  ßagrid-Aoiv 

al  xaQÖlai  vficSv  iv  xQaiJtdX^  xal  fied^y  xal  /isgl/ivaig  ßimxiocatq^ 
39.  x€U  [fra  ntj]  k:fiiOxxi  [=  htiXd"^]  alq>vidioq  rj  TJfieQa  hcslptf 

äajcsQ  1^  ciölv  [=  cog  Jtaylg]   iq)^   vfiäg,    40.  ijtaXevOexai  yaQ 

kjtl  xdvxag   xovg  xa&i](i6vovg  ixl  nQoCmxov  ndorjg  xrjg  y^g. 
41.  dygvxvslxe  [=  7Q^70QBtxe]  de  ösofievoi  [=  xal  xqoobvxbö&s] 

ddiaXsijtxa>g  [==  iv  jtavxl  xaigqi  =  jtdvxoxe  =  owexcög]^  ^^o, 

xareöx^HJ^Te  [=  xaxa^iod-fjxe  =  yevjjöd-e  a^ioi]  kxtpvyelv  xavxa 

xdvxa  xa  (liXXovxa  ylveoO^ai  xal  oxa^vai  ifixQoöB-sp  xov  viov 
xov  dpd'Qcijiov. 

Lc.  22,  S. 

a.  Macar.  Hom.  XV,  1 4. 

yeyoaxxai  ydo'  elOfjX&ep  6  oaxaväg  slg  xt]p  xaQÖiap  *Iovda. 

b.  Lc.  22,  3. 

BlorjXd-ep  6h  oaxapag  slg  ^lov6ap  xop  xaXovfiepop  *loxaQici^ 

XtjP. 

Bei  Besprechung  des  I.  und  IL  Heftes  meiner  „Ausser- 
canonischen Paralleltexte"  ist  von  Prof.  Zöckler  (Ev.  EZ. 
1894  No.  27  S.  431)  bezüglich  der  von  mir  befolgten  quellen- 
kritischen Methode  das  Bedenken  erhoben  worden,  dass  das 
Moment  der  mündlichen  Überlieferung,  der  g>a}PTi  ^woa  xäi  fie- 
povoa  des  Papias,  neben  dem  literarischen  Bildungsprocess  zu 
sehr  zurückgestellt  werde.  Dieses  Moment,  welches  für  einen 
Papias  von  Wichtigkeit  sein  mochte,  aber  doch  schon  auch  ihn 

36.  Cod.  Cantabr.  ad  Mt.  24,  31.  Lc.  21,  28.  —  37.  Mt.  24,  35.  Mo.  13,  31. 
Lc.  24,  33.  Apoc.  21,  Ib.  —  3S.  Lc.  21,  34.  1.  These.  5,  6.  7.  Ephraem  Syr.  Opp. 

11,  224  C.  —  39.  Lc.  21,  34b.  35».  1.  These.  5,  3.  —  40.  Lc.  21,  35b.  —  41.  Lc. 

12,  36.  Mc.  13,  33*. 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Lc.  22,  3.  611 

bei  der  Überschätzung  der  mündlichen  Tradition  zu  manchem 
Missgriff  und  zur  Aufnahme  manchen  unechten  Überlieferungs- 
stückes verleitet  hai>,  ist  vollends  für  uns,  die  wir  zeitlich  den 
lebendigen  Zeugen  der  evangelischen  Geschichte  so  ferne  stehen, 
völlig  uncontrolierbar.  Auch  ist  es  ganz  undenkbar,  dass  die 
Menge  des  evangelischen  Überlieferungsstoffes,  namentlich  was 
die  Reden  Jesu,  aberxauch  den  Zusammenhang  und  die  Reihen- 
folge der  Thaten  und  Geschichten  betrifft,  lediglich  auf  münd- 
lichem Wege  in  der  durchsichtigen  Weise,  wie  wir  sie  trotz  der 
Differenzen  zwischen  den  drei  Synoptikern  zu  erkennen  ver- 
mögen, hätte  fortgepflanzt  werden  können.  Es  ist  ganz  undenk- 
bar, dass  die  tpcavri  C^moa  auch  eine  (livovöa  in  der  Weise  ge- 
v^esen  sei,  dass  darauf  unsre  gesammte  evangelische  Tradition 
hätte  aufgebaut  werden  können.  Das  will  Zock  1er  wohl  auch 
nicht  fordern.  Er  beansprucht  nur  für  dieses  Moment  der  münd- 
lichen Überlieferung  grössere  Berücksichtigung.  Nun  hier,  wo 
die  Passionsgeschichte  beginnt,  ist  der  Ort,  die  Betonung  dieses 
Momentes  hervortreten  zu  lassen.  Abgesehen  von  einer  Anzahl 
Herrensprüchen,  wie  Lc.  14, 27  =  Lc.  9,  23  =  Mc.  8,  34  =  Mt.  16, 
24  =  Mi  10,  38,  Lc.  17,  33  =  Lc.  9,  24  =  Mc  8,  35  =  Mt  16,  25 
=  Mt.  10,  39,  welche  fortgesetzt  in  täglicher  mündlicher  Übung 
blieben  —  auch  das  Herrengebet  gehört  hierher  — ,  abgesehen 
von  der  an  die  Person  des  Petrus  anknüpfenden  mündlichen 
Tradition,  welche  wahrscheinlich  in  der  Bearbeitung  der  evange- 
lischen Geschichte  durch  M^cus  ihren  JNiederschlag  gefunden 
hat,  abgesehen  endlich  von  einzelnen  geschichtlichen  Perikopen 
(wie  dem  Tauf  berichte),  welche  aus  der  Menge  des  Stoffes  be- 
sonders hervorragten,  ist  es  namentlich  die  Passions-  und  Auf- 
erstehungsgeschichte gewesen,  an  welcher  die  qxov^  C^äoa  ihre 
gestaltende  Kraft  erwiesen  und  die  Bedeutung  der  schriftlichen 
ÜberUeferung  einigermassen  zurückgedrängt  hat.  Denn  Jesu 
Leiden  und  Auferstehung  bildete  von  Anfang  an  den  Gegenstand 
allgemeinsten  Interesses  und  den  Mittelpunkt  der  mündlichen 
Evangeliumsverkündigung.  Hier  konnte  schon  frühzeitig  ein 
fester  Erzählungstypus,  der  doch  zugleich  auch  die  Einfügung 
einzelner  Details  jederzeit  gestattete,  zur  Ausbildung  gelangen 
und  durch  häufige  Wiederholung  die  Spuren  der  schriftlichen 
Quelle,  an  welcher  auch  die  Passions-  und  Auferstehungsgeschichte 
ihren  letzten  Halt  besass,  einigermassen  verwischen.    Dies  jeden- 

39* 


I 


gl 2  AussercanoiuBche  Paralleltexte  zu  Lc. 

falls  auch  der  Grund,  weshalb  ein  so  gründlicher  Forscher  wie 
B.  Weiss  die  vorcanonische  Evangelienquelle  mit  der  Perikope 
Mc.  14,  3 — 9  =  Mt  26,  6—13  hat  abgeschlossen  sein  lassen,  ohne 
zu  der  Erkenntniss  durchzudringen,  dass  jene  Quelle  auch  für 
die  Passions-  und  Auferstehungsgeschichte  geflossen  ist 

Meinerseits  bin  ich  weit  davon  entfernt,  fbr  diesen  Theil 
der  evangelischen  Überlieferung  den  Tenor  des  urevangelischen 
Textes  überall  auch  nur  mit  annähernder  Sicherheit  heraus- 
schälen zu  wollen.  Aber  die  —  von  Weiss  nicht  berück- 
sichtigten —  aussercanonischen  Paralleltexte  sowie  die  in  den 
canonischen  Lehrschriften  und  in  der  Apokalypse  Yorhandenen 
Evangelienparallelen,  namentlich  aber  auch  die  Spuren  eines  aus 
den  Übersetzungsvarianten  sichtbar  werdenden  hebräischen  Ur- 
textes, lassen  eine  Anzahl  Brückenpfeiler  hervortreten,  Über 
welche  die  Bogen  der  urevangelischen  Passions-  und  Auferstehungs- 
geschichte geschlagen  waren.  Manche  Nachweise  hierüber  finden 
sich  in  Heft  II  von  Seite  318  an.  Mehreres  wird  hier  nachfolgen, 
wobei  nicht  unterlassen  werden  soll,  dasjenige,  was  mit  Be- 
stimmtheit als  Ausfluss  der  vorcanonischen  schriftlichen  Evan- 
gelienquelle zu  recognoscieren  ist,  als  solches  kenntlich  zu 
machen. 

Ob  die  Stelle  Lc.  22,  3  zum  Urtexte  gehört,  bleibt  fraglich. 
Immerhin  ist  die  aussercanonische  Variante  elg  xrjv  xagöiav 
^lovda  an  Stelle  des  canonischen  elg  %vöav  beachtenswerth,  weil 
wir  zu  Lc.  11,  30  =  Mc.  12,  40  die^lben  Varianten  iv  rfj  xagdia 

xrjg  yfjg  =  ^^  jß  7V  =  T^^^  ^\^  gefunden  haben.  Zu  den  dort 
gegebenen  Beispielen  sei  noch  hinzugefttgt  2.  Sam.  18,  14:  nb? 
nijÄn  =  LXX:  iv  TÜ  TcaQÖla  rfjg  ÖQvog  (hebraisierend)  =  Vulg.: 
in  quercu  =  Luther:  an  der  Eiche. 

Lc.  22,  7  =  Mc.  14, 12  =  Mt.  26, 17. 

a.  Acta  Pil.  B.  XI,  2.  p.  310  sq.  ed.  Tischendorf 

eha  Xiyovoiv  avtcp'  t)fiBlg  txofiev  r^v  ioQrijv  roJr  dCvfiojv 

öia  rTig   avQiov   /J^epac,   xal  jtaQaxaXoviiiv  ae,  imi  In 

jtriovoip  ol  ioravQOfievoi,  Iva  xara&Xaod^coöi  xa  ooxä  av- 
rcüv  xal  xazaßißaod^Saiv, 


Texte  und  Untenuchnngen  zu  Lc.  22,  7.    ^  613 

b.  Lc.  22,  7. 

hji&EP  de  //  ^fiega  xöiv  äCvficov  [Syr.  Cur.  et  Sin.:  rov 
jtaaxct],  iv  \l  ?rff«  ß-veod-ai  zo  Jtaoxcc. 

c.  Mc  14,  12. 

xal  ry  jtQcir^  W^Q9  ^^^  d^vficop,  ore  ro  xaoxa  i&vop, 
Xiyovöiv  avzqj'  jtov  ß^sXeig  djtejLd-oPTeq  kroifiaowfiev ,  iva 
g>dYijg  ro  jtcoxcc; 

d.  Mt.  26,  17. 

rij  (Je  jr()a5T?7  tcüp  dCvfiov  jtQOöfjZd^ov  ol  fiad-T^rai  reo  Y^ 
aov  Xiyovxeq'  Jiov  d^iXsig  iroifiaawfiev  zo  xaoxa; 

Nach  allen  canonischen  und  aussercanonischen  Nachrichten 
sieht  es  fest,  dass  Jesus  am  Freitag  (r^/  jtaQaoxeviJ)  den  Kreu- 
zestod erlitten,  folglich  am  Donnerstag  (t^  xifiJtz^)  das  Nacht- 
mahl eingesetzt  hat.  Ebenso  steht  es  fest,  dass  nach  dem  Wort* 
laut  der  von  den  drei  Synoptikern  vertretenen  Darstellung  Jesu 
Nachtmahl  mit  der  jüdischen  Schlachtung  und  Verzehrung  des 
Passahlammes  zeitlich  zusammengefallen  sei.  Nach  den  Actis 
Pilati  dagegen  stand  am  Freitag  Nachmittag,  während 
die  Gekreuzigten  noch  lebten  und  athmeten,  das  Fest  der 
süssen  Brode  noch  bevor.  Die  Schlachtung  und  Verzehrung 
des  Passahlammes  fiel  hiernach  auf  den  Abend  des  Kreuzigungs- 
freitages. Dieser  Darstellung  der  Acta  Pilati  entspricht  auch 
die  Johanneische  Erzählung,  nach  welcher  der  Todestag  Jesu 
der  Freitag  vor  dem  Passah  war.  Vgl.  Joh.  19,  14:  r/v  de  ytaga- 
oxsv^  rov  jtäaxa.  Ebendeshalb  hatten  die  Verkläger  Jesu  am 
Freitag-Morgen  nicht  in  das  Praetorium  eintreten  wollen,  weil 
noch  für  den  Abend  des  Tages  die  Verzehrung  des  Passah- 
lammes bevorstand,  dessen  Mitfeier  ihnen  versagt  gewesen  wäre, 
wenn  sie  am  selbigen  Tag  sich  würden  verunreinigt  haben.  VgL 
Joh.  18,28:  xal  avrol  ovx  üoTiXd^ov  elg  ro  XQaircoQiov,  iva  fi^ 
fiiap&coaiVj  dXXä  q)cc/a}öiv  ro  jtaoxa.  Hiermit  stimmen  ferner 
die  jüdischen  Toldos  Jeschu  überein,  in  denen  es  (p.  18  ed. 
Wagenseil)  heisst:  mn  rat?  n-VI  ST^n  HOB  n-ü?  DT^n,  i.  e.  erat 
eadem  haec  lux  et  parasceve  Paschatos  et  simul  Sabbati 
parasceve  — ,  zugleich  eine  deutliche  Erklärung  von  Joh.  19, 
31:  tjv  ycLQ  fdsydZi]  fj  i^fiiga  ixeivov  rov  öaßßdrov  — :  jener 
Sabbath  fiel  mit  dem  Ostertag,  dem  ersten  Tag  der  süssen  Brode, 


ß\4t  Aussercanonische  Paralleltexte  za  Lc. 

dem  15.  Nisan,  zusammen;  folglich  war  jener  Freitag,  an  welchem 
Jesus  starb,  der  Vorabend  nicht  nur  des  Sabbaths,  sondern  auch 
des  Osterfestes.  In  Anbetracht  des  Umstandes  nun,  dass  die 
Johanneische  Chronologie  wie  sonst  so  auch  hier  durch  Exaktitat 
der  Aussagen  sich  auszeichnet,  während  Marcus  durch  zahbreiche 
Umschaltimgen  (vgl  Heft  U,  16  ff.)  die  ursprüngliche  Ordnung 
der  evangelischen  Geschichte  mehrfach  gestört  hat,  muss  auch 
in  diesem  Falle  der  johanneischen  Darstellung  der  Vorzug  ge- 
geben werden  gegenüber  Marcus,  von  dessen  Auffassung  die 
anderen  beiden  Synoptiker  abhängig  sind,  und  dies  um  so  mehr 
als  auch  Paulus  mit  Johannes  geht,  indem  beide  die  Schlach- 
tung des  Passahlanmies  mit  der  Tödtung  Jesu  sachlich  zusammen- 
fallen lassen.  Was  zimächst  Johannes  betrifft,  so  ist  ausser 
den  oben  erwähnten  Stellen  hierfür  namentlich  Job.  19,  36  be- 
weisend, an  welcher  Stelle  der  Evangelist  das  Ex.  12,  46  vom 
Passahlamm  gesagte  Wort  (LXX:  xol  ooxovv  ov  ovvxQifpBxE 
oüt  avrov)  auf  den  Umstand,  dass  Jesus  schon  gestorben  war, 
als  den  beiden  Mitgekreuzigten  die  Beine  gebrochen  wurden,  an- 
wendet, indem  er  sagt:  iyivero  yiiQ  rovra,  Xva  tj  ygatpr^  xXrj- 
^codij'  oorovv  ov  avprgißrjoerai  avrov.  Andrerseits  spricht 
1.  Cor.  5,  7:  xal  yccQ  rb  Jiaoya  fjfiwv  irid-?]  Kgiöroq  für  die 
Annahme,  dass  auch  Paulus  in  der  von  ihm  so  oft  —  und  auch 
namentlich  im  ersten  Corintherbriefe  bezüglich  des  Todes  und 
der  Auferstehung  Jesu  (vgl.  1.  Cor.  15,  3—7)  —  benützten  vor- 
canonischen  Evangelienquelle  den  Kreuzestod  Jesu  als  mit  der 
Schlachtung  der  Passahlämmer  zeitlich  nahe  zusammentreffend 
vorgefunden  haben  muss.  Auch  endlich  das  apokryphe  Petrus- 
evangelium stimmt  mit  dieser  Zeitbestimmung  des  Todes  Jesu 
überein,  indem  es  die  Preisgebung  Jesu  zum  Tode  einen  Tag 
vor  dem  Feste  der  a^vfia  —  also  nicht  wie  die  Synoptiker  r^ 
XQ(DT7j  ^^fiiga  rSv  a^vficov  —  geschehen  sein  lässt.  Vgl.  unten 
den  zu  Lc.  23,  50—52  mitgetheilten  Text  aus  Ev.  Ps.-Petr.  c.  5: 
XQO  fiiag  Tcüp  a^vficDV,  TTJg  toQtrjq  avrciv  und  zu  dieser  Aus- 
drucksweise 2.  Macc.  15,  36:  jtQO  (iiaq  rifidgag  rfjg  Magdoxccixi^g 
^fiegag.  Doch  ist  freilich  auf  das  Zeugniss  eines  solchen  Schrift- 
stellers wie  des  Pseudo-Petrus,  welcher  am  Freitag,  als  am 
Vortage  des  Osterfestes,  Jesum  sterben,  am  Sonnabend  das  Fest 
beginnen  und  am  Sonntag  —  tj  xvgi(xxi),  von  welchem  Tag  er 
V.  5S  sagt:  iiv  6b  xeXevxaia  7jfitga  xmv  d^v/dwv  —  dasselbe  Fest 


Texte  und  Untenuchungen  zu  Lc.  22,  7.  615 

auch  schon  wieder  zu  Ende  gehen  läsat,  (wie  sonst  so  nament- 
lich) in  chronologischen  Dingen  gar  kein  Verlass. 

Aber  auch  die  Synoptiker  selbst  legen  un¥nllkürlich  und 
thatsächlich  Zeugniss  daf&r  ab,  dass  die  Yerurtheilung  und 
Kreuzigung  Jesu  nicht  an  einem  Feiertage,  am  allerwenigsten 
am  ersten  grossen  Tage  des  Osterfestes,  stattgefunden  habe,  dass 
yielmehr  der  Freitag  des  Todes  Jesu  nicht  der  15.  Nisan,  sondern 
der  Tag  zuTor,  der  14.  Nisan,  gewesen  sei.  Denn  an  einem  grossen 
Festtage,  wie  dem  15.  Nisan,  dem  mtün  Vnb  X\10Vn  ü')\  würden 
die  jüdischen  Behörden  ebenso  wenig  selbst  Gericht  gehalten  als 
an  einer  heidnischen  GerichtsTerhandlung  Theil  genommen  haben. 
Vgl.  Act  12,  3.  Am  15.  Nisan,  also  nach  Beginn  des  Festes, 
würde  die  gewohnheitsmassige  Freilassung  eines  Gefangenen 
bereits  erfolgt,  nicht  aber  erst  vorgenommen  worden  sein.  VgL 
Spitta,  Zur  Geschichte  und  Litteratur  des  Urchristenthums 
S.  241.  Am  15.  Nisan  als  dem  grossen  Ostertage  würde  man 
nicht  Yom  Felde  gekommen  sein  wie  Simon  von  Kyrene  (Mc. 
15,  21  =  Mt.  27,  32  =  10.23, 26);  man  würde  an  einem  solchen 
Festtage  nicht  Leinwand  eingekauft  haben,  wie  Marcus  von  Jo- 
seph aus  Arimathia  berichtet  (Mc.  15,  46);  man  würde  auch  nicht 
Salben  und  Specereien  bereitet  haben,  wie  es  nach  der  lucanischen 
Relation  die  Frauen  thaten,  bevor  der  Sabbath  einbrach  (Lc.  23, 56). 
Diese  Punkte  mit  ganz  besonderem  Nachdruck  hervorgehoben 
zu  haben,  ist  das  Verdienst  eines  aus  dem  Judenthume  hervor- 
gegangenen, später  zur  griechisch-katholischen  Kirche  über- 
getretenen, die  jüdisch-rabbinische  Literatur  vollständig  beherr- 
schenden Gelehrten,  des  Professors  emeritus  D.  Chwolson  zu 
St.  Petersburg,  welcher  zuerst  im  J.  1875  durch  eine  in  russischer 
Sprache  verfasste  und  in  der  theologischen  Zeitschrift  für  die 
geistliche  Akademie  zu  St.  Petersburg  veröffentlichte  Abhand- 
lung, sodann  i.  J.  1892  durch  eine  in  den  Memoires  de  TAca- 
demie  Imperiale  des  Sciences  de  Si-Petersbourg  (VII®  Serie, 
Tome  XLI,  No.  1)  erschienene  Schrift  mit  dem  Titel:  «Das  letzte 
Passamahl  Christi  und  der  Tag  seines  Todes  nach  den 
in  Übereinstimmung  gebrachten  Berichten  der  Synop- 
tiker und  des  Evangeliums  Johannis*,  endlich  i.  J.  1893 
durch  eine  in  der  Monatsschrift  für  Geschichte  und  Wissenschaft 
des  Judenthums  (37.  Jahrgang,  Neue  Folge  I,  537—555)  abge- 
druckte   Darlegung:    „Über    das    Datum    im    Evangelium 


^Iß  Aussercanonische  Paralleltexte  zu  Lc. 

Matthäi  (26,  17:  rf]  öh  jtQcizy  tc5v  dC,vfUDpy  unsre  Frage 
energisch  in  Angriff  genommen  und  eine  neue  Losung  der 
Schwierigkeiten  zu  bieten  versucht  hat.  Die  vorstehend  von 
mir  gegebene  Darlegung  war  geschrieben,  aber  dann  so  lange 
sistiert  worden,  bis  es  mir  gelang,  die  beiden  zuletzt  genannten 
Schriften  des  Petersburger  Gelehrten  und  zugleich  einen  kurzen 
Aufsatz  des  jüdischen  Professors  Dr.  David  Kaufmann  (in 
Budapest): „Ein  Übersetzungsfehler  bei  den  Synoptikern'', 
welcher  über  denselben  Gegenstand  handelt  und  ebenfalls  in 
dem  genannten  Jahrgang  der  Monatsschrift  für  Geschichte  und 
Wissenschaft  des  Judenthums  abgedruckt  ist,  in  die  Hände  zu 
bekommen.  Im  Rückblick  auf  meine  vorstehend  gegebene  Dar- 
legung ist  hierbei  nun  zuvörderst  zu  constatieren,  dass  Ghwolson 
den  Sonnabend,  den  15.  Nisan,  von  dem  Johannes  sagt:  t/p  yag 
liBydXrj  rj  i^fiiga  ixelvov  rov  aaßßdtov  —  ganz  ebenso  charak- 
terisiert, wie  es  oben  von  mir  geschehen  ist,  indem  er  sagt: 
jener  Sabbath  wurde  deshalb  so  genannt,  1,  weil  er  ein  Sabbath, 
2,  weil  er  der  15.^  also  ein  grosser  Festtag  war,  und  3,  erat 
dies,  quo  oblatus  manipulus  primitialis,  secundum  praeceptnm, 
Lev.  23,  11.  Vgl  Memoires  p.  59.  Ghwolson  weist  ferner  nach, 
dass  der  Name,  welcher  dem  15.  Nison  zukam,  nämlich  01*^ 
manan  >nb  IWKn  =  ^  jigcirtj  [^fiiga]  xmv  dCvficov  *)  eben  nur 
von  diesem  Tag,  niemals  vom  14.  Nisan  gebraucht  worden  ist, 
welcher  letztere  nc&  It^  oder  aramäisch  KflOSl  Kran:^  oder 
«'^n'^t3Sl  «am  «rani:?  genannt  wurde.  Und  Prof.  Kaufmann 
stimmt  dem  allen  so  unbedingt  bei,  dass  er  (S.  393  in  dem  erwähnten 
Aufsatz)  über  die  synoptische  Ausdrucks  weise:  r^  jtQcaxi^  W^Q9 
rcüp  d^VfKDv,  ore  ro  jtdoxa  Jsdvop  wörtlich  sagt:  „Von  allen  Schwie- 
rigkeiten des  Widerspruchs  mit  der  Darstellung  des  Johannes  ganz 
abgesehen,  ist  diese  Ausdrucks  weise  in  sich  selbst  so  widerspruchs- 
voll und  unmöglich,  dass  jeder  Versuch,  die  Stelle  ohne  Ver- 
muthung  eines  darin  verborgenen  Fehlers  als  richtig  erklären 
zu  wollen,  auf  Selbsttäuschung  hinausläuft*.  Es  ist  nun  sehr 
interessant,  dass  beide  Gelehrte  —  Ghwolson  wie  Kaufmann  — 
die  vorhandenen  Widersprüche  durch  Zurückgehen  auf  den  se- 
mitischen Urtext  und  durch  Nachweis  von  eingeschlichenen 
Übersetzungsfehlem  zu  lösen  suchen.    Es  liegen  drei  Lösungs- 


1)  Aramäisch:  ir^'^OBn  rtwatp  »jsi\ 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Lc  22,  7.  617 

Tersuche  vor,  welche  sämmtlich  auf  das  Aramäische  als  den  Ur- 
text zurückgehen,  aber  freilich  auch  alle  drei  an  die  von  Prof. 
Mars  hall  ebenfalls  vom  Aramäischen  aus  unternommenen,  von 
mir  in  Heft  1, 93  ff.  charakterisierten  Erklärungen  erinnern.  Nach 
dem  ersten  von  Ghwolson  (in  den  M^moires  S.  11  f.)  mitge- 
theilten  Losungsversuch  soll  der  Urtext  zu  Mt.  26,  17^: 

oov  XiyovxBq  — 

folgendermassen  gelautet  haben: 

/)  fjfdiga  fi  jtQcizi]  tcop  d^vficop  rJYyicev  xal  ^yyiöap  ol  (la- 

dTjTcä.  avTOv  x<p  ^Irfiov  xcu  iXsyop, 

Ein  Abschreiber  soll  dann  des  Gleichlautes  wegen  das  inp  und 
das  folgende  ^  weggelassen  und  dadurch  die  Grundlage  zu  der 
irrthümlichen  canonischen  Übersetzung  gegeben  haben. 

Der  zweite  Lösungsversuch  geht  von  Prof.  Kaufmann  aus. 
Derselbe  schlägt  (S.  395)  vor,  den  Urtext  zu  t?7  Jtgcirij  ^fitQa 
in  den  Worten:  «noci  ''-Dp-Ql  vorauszusetzen,  welche  dann  irr- 
thümlich  gleich  KHOfil  Kttpll  verstanden  worden  seien.  Die 
dritte  Conjektur,  welche  sich  mit  der  zweiten  nahe  berührt,  rührt 
wiederum  von  Ghwolson  her  und  ist  von  demselben  bereits  im 
April  d.  J.  1893  an  Prof.  Noldeke  sowie  an  Dr.  W.  Bacher 
zur  Mittheilung  gelangt,  während  Prof  Kaufmann  seinen 
Airtikel  im  Juni  1S93  veröffentlichte.  Hiernach  soll  der  Urtext 
folgende  Gestalt  haben:  «'^n'^talD  KISpti  «IST^a  =  in  den  Tagen 
vor  den  ungesäuerten  Broden.  Durch  Versehen  oder  in  Folge 
einer  Undeutlichkeit  soll  das  erste  IQ  in  K19p19  ausgefallen  und 
zu  M'^1'^13&  vom  Übersetzer  ein  i  hinzugedacht  worden  sein,  sodass 
ÄC^TtSfil  «tDp  K'OT^n  entstand,  welches  der  Übersetzer  mit  t^ 
jiQcoTU  Tcip  d^vficov  wiedergab.  Der  neuentdeckte  Syrus  Sinai- 
ticus,  welcher  zu  Mt.  26, 17  defekt  ist,  giebt  die  Rückübersetzung 
zu  Mc.  14,  12:  xal  t(]  jtQciry  W^Q9^  '^^^  d^vficop  —  die  syrische 
Schrift  ins  Hebräische  transscribiert  —  folgendermassen:  ÄtiT^l 
Kl'^Otl  «''ttlp,  und  das  Evang.  Hieros.  zu  Mt.26, 1 7  ähnlich:  KlSI'^ai 
Kl'^D&l  K*^13p.  Aus  diesen  von  mir  hier  beigefügten  altsyrischen, 
bzw.  aramäischen  Rückübersetzungen  kann  man  nun  ersehen, 
wie  viel  Wahrscheinlichkeit  jene  drei  Lösungsversuche  in  sich 
einschliessen.    Von  meinem  Standpunkt  aus,  nach  welchem  ich 


glS  Aossercanouiache  Paralleltexie  zu  Lc. 

einen  hebräisehen  Urtext  voraussetze,  möchte  ich  dag^en 
folgende  Losung  in  Vorschlag  bringen:  tniacisn  yn  Dlp,  welches 
übersetzt  werden  muss:  xqo  dh  zi]g  hoQzrfg  xöiv  aCfifMov  oder 
Tov  jcacxcty  wie  wörtlich  Joh.  13,  1*  zu  lesen  ist.  VgL  Prov. 
8,  22:  l'^bJJW  DIJJ  =  ^Qo  rcov  sQymv  aixov  =  Vulg.:  antequam 
quidquam  faceret.  Im  nachcanonischen  Hebräisch  —  wie 
mir  Prof.  Eautzsch  mittheilt  —  ist  taiip,  üip  in  der  Bedeutung 
„Yor"  geläufig.  Dieses  konnte  mit  Ql^  =  „vorangehendes"  ver- 
wechselt sein.  Wahrscheinlich  aus  ähnlichen  irrthümlichen  Ver- 
wechselungen erklären  sich  die  unzutreffenden  alttestamentlichen 
Übersetzungen  Dip  =  jtQoixoq,  VgL  Hiob  23,  8:  Dlp  ==  LXX: 
jtQwtoq,  Gen.  2,  8:  Dlpia  =  Symm.:  hc  xgcorfjg,  Hiob  29,  2:  Dlp 
=  LXX:  ifiJTQood'ev  =  Aquila,  Symm.:  rovg  jtQcizovg.  So 
würde  auch  für  die  unzutreffende  Version  Mt.  26,  17:  r^  jtQtjizy 
T<DV  aC,v(i<Dv  —  das  hebräische  Idiom  eine  Erklärung  bieten, 
und  zwar  ohne  eine  vorauszusetzende  Corruption  des  Urtextes, 
welche  bei  der  Annahme  des  Aramäischen  nicht  vermieden 
werden  kann. 

Lc.  22,  8.  9. 

a.  Marcion  ap.  Epiph.  Haer.  XLII.  p.  316C. 

xai  bIjib  r(p  üirgcp  xal  rolg  XoiJtolg'  axsX&oprsg  1x01(10- 
öars,  Iva  g>äyco(i6V  rb  Jtaaxa. 

b.  Clem.  AI.  Fragm.  ex  Maximo  p.  1017. 

xal  nvvd-ävovrat  avrov'  Jtov  d-iXeig  troifiaacofiiv  aoi  ro 
jtacxa  ^ayelv; 

c  Epiph.  Haer.  XXX,  22.  p.  146  A. 

cog  xal  Ol  fiad-Tjtal  avrtp  Zeyovor  jtov  d^iXsig  hrotfiaooQ/iiv 
aoi  ro  jtaoxa  q>ayBlv; 

d.  Lc.  22,  8.  9. 

xclL  axioxBiXBV  IlixQOV  xai  ^loHtPvtjv  sljtciv  jtoQevB-tPxeg 
txoifiaoaxs  tj/iIp  x6  Jtaaxa,  Xva  ^aycofisv.  ol  öe  ÜJtav 
avx(p'  Jtov  d'iXetg  kxoiftaocofiev; 

Man  beachte  die  Varianten  djceZd-ovxeg  =  jtogeüd-hvxBg  = 
«tDb  wie  z.  B.  bei  Mt.  28,  19  (vgl  Heft  Ü,  393  fi'.)  und  bemerke 
femer,  wie  auch  hier  die  Fassung  des  Textes,  welche  Clemens 
vertritt,  durch  Epiphanius  beglaubigt  wird,  also  gewiss  auf 
handschriftlicher  Unterlage  beruhte. 


Texte  und  UnterBuchnngen  zu  Lc.  22, 8.  9.  10.  11.  619 

Lc,  22, 10.  11  =  Mc.  U,  IS.  14  =  Mt-  26, 18. 

a.  Epiph.  Haer.  XXX,  22.  p.  146  A  B. 

xäl   avrbg   6  xvQiog  Xtyer   dxiX&ers  elg  xy)v  jtoXiPf   xäl 

sv^Cere  avd^QODJtov .  ßaöraCovra  xsQafiiov  vöarog,  xal 
axoXovd^jjoare   avrm,  ojtov   vjtayai,   xal  shiare  rm  olxo- 

6£OJi6T7j'  jiov  iorl  ro  xaraXvfia^  ojtov  jtoirjoa}  xo  Jtdaxci 
/isra  Tcov  iiad-Tjvmp  fiov; 

b.  Lc.  22, 10.  11. 

6  de  shtBv  avTOlg'  löov  bIobXB'ovtcdv  vficov  slg  zrjv  jc62.iv 

Otn^VTfjOei  vfilp   avd-Qcojtog    xigauiov    vöaxog   ßaOxdCov' 

dxoXo\)d^7joax£  avxqi  sig  x^v  olxlaVy  elg  tjp  donooBvexat, 

xoL  iQBlxh  XO)  olxoÖBOJcox^]  x^g  olxlag'  XiyBt  Goi  6  6iöä- 
QxaXog'  310V  loxlv  xo  xaxdXvfda,  ojtov  xo  Jtaoxcc  fitxd  xcov 
fiaB^rix(DP  fiov  (pdyo); 

c.  Mc.  14,  13.  14. 

xal  djtooxiXXBi  ovo  xcov  fiad-t^xciv  avxov  xal  XiyBi  avxolg' 
xjtdyBXB  Big  xi/v  jioXiv,  xal  dxavxt'/öBi  v/ilv  dvd^Qwjtog  xb- 

gdfiiov  vöaxog  ßaoxd^mv  dxoXovB^oaxB  cevx<p,  xal  oxov 
Idv  slolXd^,  BljtaxE  x(5  olxoÖBOJtoxfj  oxi  6  öiödoxaXog  Xi- 

yai'  jtov  iöxlv  xo  xaxdXvfid  fioVj  ojcov  xo  ptdoxa  fiaxd 
xciv  fxaB7]X(DV  fiov  g>dy(D; 

d.  Mt.  26,  18. 

6  öh  bIjibv  vjcdyaxB  alg  xi]v  noXiv  jtQog  xov  ÖBlva  xal 
aiJcaxB  avx(p*  6  öiödoxaXog  Xiyar  6  xaigog  fiov  iyyvg  ioxiv, 
jcQog  OB  jt0i(D  xo  ndoxct  fiaxd  xciv  (iad^]xcov  (lov. 

Auch   hier  kehren  die  Varianten  dxiXd^BXB  =  vjidyBXB  == 

^ch  wie  sonst  häufig  wieder.  Ahnlich  verhält  es  sich  auch 
mit  vjtdyBi  =  alöxoQBVBxai  =  BlaiXd^ij  =  Kia.    Die   von   dem 

ersten  Evangelisten  Mt.  26,  18  angewandte  Redensart:  jtgog  xov 
ÖBlva  ist  nur  eine  Abkürzung  des  Originals.  Dagegen  dürfte 
in  den  Worten:  6  xaiQog  fiOv  iyyvg  ioxiv,  JtQog  oh  ytoico  xo 
Jtdöxa  fiBxd  xciv  fiad-t^xciv  fdov  —  der  Urtext  erhalten  sein. 
Vgl.  die  Paralleltexte  und  Erläuterungen  zu  Lc.  22,  15. 


520  Aossercanonische  Paralleltexte  zu  Lc. 

Lc.  22, 12  =  Mc  14, 15. 

a.  Epiph.  Haer.  XXX,  22.  p.  146  B. 

xäl  öel^Bi  vfitv  vjtsgSov  icTQ(Duspop,  ix£l  eroifiaoare, 

b.  Lc.  22,  12. 

xdxetpog  vfdTv  Seilet  avayaiov  niya  [Cod.  Cantabr.  om.: 
Iiiya^  add.  olxov]  iöTQcofiivov  bxbZ  BToifidoars. 

c.  Cod.  Cantabr.  Mc.  14,  15. 

xal   avTog   vfilv  öbI^bi  avayaiov  olxov  iotQmfiBvov  fiiyav 

ixoi(iov^  xaxBl  bToifiaaazB  fjfilv. 

d.  Mc  14,  15. 

xal  avToq  vfilv  öbI^bi  ävayatov  [liya  ioTQco/iBvov  ^roifiov, 

xäxBl  BTOifiäöarB  i^fitv, 

e.  Cod.  Colbert.  Lc.  22,  12.  p.  101  ed.  Belsheim. 

Et  ille  vobis  ostendet  in  superioribus  locum  Stratum  magnam^ 
ibi  parate. 

Einen  hebräischen  Quellentext   lassen   hier  vermuthen   die 
Varianten:   xäxstvog  =  xal  avrog  =  «'ISTJ ,    sowie    dvdyaiov  == 

dvciyBov  =  vjibqwov  =  superior  domus  (Cod.  d)  =  rt"!??.  Die 
Bezeichnung  des  Origenes  (Opp.  III,  256):  avmyBOV  (liya  iotgah 
fidvov  OBOagofiBVOV  ^zoifiov  —  ist  hierzu  noch  zu  erwähnen. 
Das  viermal  in  den  Actis  von  Lc.  gebrauchte  vjtsQ(pov  fehlt 
hier  bei  Lc.,  zum  Beweis,  dass  er  hier  nicht  redaktionell  ein- 
gegriffen hat. 

Lc,  22, 15. 

a.  Chron.  pasch.  I,  14  ed.  Dindorf. 

xal  Ziyovciv  [sc.  Quartodecimani],  ort  rf]  iS  x6  jtQoßarov 
ßBrd  Tcov  fiaO-fjrdiv  ItpayBV  o  xvQioq. 

b.  Celsus  ap.  Orig.  c.  Cels.  VII,  13.  XX,  19.  Opp.  I,  703. 

kjtBl  g)rjor  zi  ycLQ  dXXo  rjv  Q-bco  zb  jtQoßdza)v  occQxac  IoMbiv 
. . .  nh]v  <ixazog>ayBlv; 

c.  Ev.  sec.  Hebr.  ap.  Epiph.  Haer.  XXX,  22.  p.  146  C. 

[ol  ^Eßimvaloi]  kjtolf]Oav  .  .  avzov  ÖTJd^Bv  Xdyovza'  fitf  kjti- 
^vfila  ijTBd-vfdTjoa  xQJag  rovzo  zb  jido^a  qioyBlv  fiBd-* 
Vficov ; 


Texte  und  Untersuchongen  za  Lc.  22,  12.  15.  621 

d.  Hilar.  in  Ps.  139.  p.  1130  A. 

Desiderio  desideravi  cum  discipulis  pascha  manducare. 

e.  Ephraem  Syr.  Serm.  II  in  hebd.  sanct.  c  7.  1,  3S2  ed.  Lamy. 

Desideravi  facere  pascha  cum  discipulis  meis. 

f.  Ephraem  Sjr.  Ibidem  I,  3S6. 

Desiderio  desideravi   hoc  pascha   manducare  cum   omnibus 
vobis,  donec  veniat  tempus,  quo  videbitis  me  patientem. 

g.  Lc.  22,  1 5. 

xai   üxev  jiQoc  avrovc'  ixidv/ila   ixe&vfii]oa   rovto    t6 
jtaoxa  qxxyslv  u£&^  vumv  xgb  rov  (iE  xad^elp. 

Der  Hebraismus:  IxiB-vfila  a^tsd-vfirjCa  (=  *^Z^op:  C|bp3, 
Hieros.:  ^ruOAi^r^  r^runou^,  vgl  z.  B.  Gen.  43,  3:  n?n  l?n 
=  LXX:  öcafiaQTVQia  fisfiaQxvQijxai  — ,  ein  Hebraismus,  aber, 
wie  das  Hierosolymitanum  zeigt,  weniger  ein  Aramaismus)  lässt  hier 
die  Abstammung  des  Logion  aus  der  vorcanonischen  Quellenschrift 
mit  Bestimmtheit  erkennen.  Wenn  nach  der  Quelle  die  von 
Jesu  veranstaltete  Passahfeier  einen  Tag  vor  dem  jüdischen 
Passahfeste  (vgl.  Job.  13,  1:  J€q6  rijg  toQZTJg  xov  Jtäoxä)  statt- 
fand, so  liegt  der  Schwerpunkt  dieses  Ausspruchs  in  den  Worten: 
JTQO  rov  (18  Jcad'Blv.  Vgl.  Job.  13, 1:  elöihq  6  ^IrjOovg  orikXfjXvd'ep 
avTOv  Tj  äga,  wo  auch  die  Erwähnung  des  Mahles  (v.  2:  öslxvov 
Yivo(iivov)  unmittelbar  folgt.  Aber  gerade  diese  Worte:  xqo  xov  (le 
jta^Blv  tragen  nach  der  lucanischen  Redaktion  keinen  hebrai- 
sierenden  Charakter  an  sich,  wie  schon  die  schwierigen  und  ab- 
weichenden Rückübersetzungen  zeigen.  Delitzsch:  ^Tf\'^  '^S&b, 
Salkinson:  *ftb&3  T\t^  Dlt3.  Dag^en  muthet  uns  der  hebrai- 
sierende  Text  Ephraems:  donec  veniat  tempus,  quo  vi- 
debitis me  patientem  in  einer  Weise  an,  dass  man  geneigt  wird, 
in  der  Fassung  des  Lc.  eine  seiner  Kürzungen  zu  sehen.  Die 
unter  d  und  e  mitgetheilten  Textgestalten,  in  denen  Hilar  ins 
der  Gallier  und  Ephraem  der  Syrer  zusammentreffen,  reprae- 
sentieren  einen  Mischtext  aus  Lc.  22,  15  und  Mi  26,  18^  Gelsus 
trifft  in  dem  jtQoßaxcjv  mit  dem  jtQoßaxov  der  Quartodeci- 

maner  im  Ghronicon  Paschale  zusammen,  während  er  in  dem 
occQxag  theils   mit  Job.  6,   theils   mit  dem  xgiag  des  Hebräer- 

evangeliums  sich  berührt.    Bezüglich  der  Interpolation  des  ^17 
in  dem  Texte  des  letzteren  vgl.  Agrapha  S.  406 f.    Wenn  der 


622  Aussercanonische  Paxalleltexte  zu  Lc 

von  Photius  (Cod.  115)  erwähnte  Verfasser  des  „Aoyog  Jtgog 
^lovöalovg  xal  rovg  fistä  tovtcov  alQsrixovg  xal  rovg 
xaZov/iivovg  rsooaQecxaiöexaTlrag''  annimmt^  dass  Jesus 
gar  nicht  das  Passahlamm  genossen  habe  {ovze  yaQ  qqvov  ovts 
aC,vna  OVTS  aXXo  n  otQaxrmv,  oca  ol  x6  vofiixov  rsjiovvreg 
jcdoxa  sd^og  exovöc  jtaQatpvXaxxuv)^  so  spricht  nicht  nur  die 
gesammte  synoptische,  insbesondere  lucanische,  Darstellung  über 
den  Verlauf  des  letzten  Mahles  Jesu  gegen  diese  Annahme,  8on<- 
dem  namentlich  auch  unser,  aus  der  vorcanonischen  Quelle 
stammendes  Logion,  welches  den  Genuss  des  Passahlammes  un- 
zweideutig bezeugt.  Zwar  sagt  auch  Hippolyt  (Fragm.  13.  p» 
92  ed.  Lagarde):  slxoxcog  x6  (lep  öetjtvov  iösbcvtjoev  jtgo  xov 
jtaoxcc,  xo  6h  jtaoxcc  ovx  egpayer,  dXZ*  sjta&ev  ovös  yäQ^ 
xaiQog  7jv  x^g  ßgcioecog.  Aber  das  elxoxcag  zeigt  es,  dass  dies 
nur  eine  vermuthungsweise  ausgesprochene  Meinung  Hippolyts 
gewesen  ist.  Diese  Meinung  hatte,  wie  oben  zu  Lc.  22,  7  nach- 
gewiesen worden  ist,  bezüglich  der  Zeitangabe:  3€q6  xov  xcloxcl 
guten  Ghrund;  aber  bezüglich  der  Behauptung,  dass  Jesus  das 
Passahlamm  gar  nicht  gegessen  habe,  liegt  hier  keine  Tradition^ 
sondern  lediglich  eine  Schlussfolgerung  vor.  Chwolson  er- 
klärt den  Sachverhalt  so,  dass  er  sagt:  „Es  blieb  in  dem  Falle, 
wenn  der  14.  auf  einen  Freitag  fiel,  nichts  Anderes  übrig,  als 
das  Schlachten  des  Opferlanmies  auf  den  vorangehenden  Tag^ 
d.  h.  auf  Donnerstag,  den  13.,  zu  verlegen.  Das  Verzehren 
des  Passahlammes  dagegen  war  Privatsache,  iind  während  die 
Einen  es  am  13.  verzehrten,  haben  die  Anderen  es  erst  am  folgenden 
Tag  gethan".  Vgl.  Memoires  S.  43.  Er  begründet  diese  An- 
schauung in  gelehrter  Untersuchung,  indem  er  nachweist,  „dass 
der  in  der  Mischnah  vertretene  Grundsatz:  DÜün  t^fc^  T\TVn  HOt, 
das  Passah-Opfer  verdrängt  den  Sabbat,  d.  h.  dasselbe  dürfe 
am  Sonnabend  dargebracht  werden,  einer  späteren  Zeit  angehört, 
und  dass  in  alter  Zeit  der  entgegengesetzte  Grundsatz:  nni"  n^Ü 
nosn  PIA,  der  »Sabbat  verdränge  das  Passah-Opfer,  d.  h.  dasselbe 
dürfe  am  Sabbat  nicht  dargebracht  werden,  die  allgemein  herr- 
schende Norm  war."  Indess  es  handelt  sich  in  unserem  Falle 
nicht  um  den  Sabbath  oder  Sonnabend,  sondern  um  den  Freitag, 
von  welchem  hinweg  nach  Chwolson  die  Schlachtung  der 
Passahlämmer  auf  den  Donnerstag  Abend  —  wegen  der  vor 
Beginn  des  Sabbaths   Freitag  Abends  6  Uhr  mangelnden  Zeit 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Lc.  22, 15.  623 

für  das  Braten  der  Passahlammer  —  zurttckverlegt  worden  sein 
soll,  obwohl  er  selbst  (M^moires  S.  40)  aus  der  Mischnah  die 
Beweise  beibringt,  dass,  wenn  der  14.  auf  einen  Freitag  fiel,  wie 
in  unsrem  Fall,  das  Schlachten  des  täglichen  Abendopfers  auf 
12V2>  die  Darbringung  dieses  Opfers  auf  IV2  hinaufrttckt,  sodass 
um  2  Uhr  mit  dem  Schlachten  der  Passahlämmer  begonnen 
werden  konnte.  Der  Rabbiner  Dr.  F.  Rosenthal  (in  seinem 
Aufsatz:  „Das  letzte  PassahmahlJesu  und  der  Tag  seines 
Todes^S  Monatsschrift  f.  Gresch.  u.  Wissensch.  des  Judenthums 
1894,  Neue  Folge  II,  97—108)  stimmt  in  diesem  Punkte  den 
Aufstellungen  Ghwolsons,  dessen  rabbinische  Gelehrsamkeit 
er  wie  Prof.  Kaufmann  unumwunden  anerkennt,  keineswegs 
bei  Er  sagt  hierüber  (S.  101):  „Zunächst  ist  die  Verlegung  des 
Passahopfers  aus  irgend  einem  Hinderungsgrunde  you  seinem  in 
der  Schrift  so  klar  begrenzten  Termine  auf  einen  vorher- 
gehenden Tag  absolut  undenkbar.  Nach  Chagiga  9*  und 
Megilla  5^  kann  im  Gollisionsfalle  ein  späterer  Ersatz  eintreten. 
Dass  man  aber  ein  Opfer  noch  vor  der  Zeit  dargebracht  hätte, 
ist  ohne  Beleg.'^  Man  half  sich  in  solchen  Fällen  durch  Än- 
derungen, bezw.  Neuordnungen  im  Kalender,  der  ja  ohnehin  häufige 
Schalttage  nöthig  hatte,  wie  Chwolson  selbst  ausgeführt  hat 
Aber  ganz  abgesehen  von  diesen  rabbinisch-talmudischen  Be- 
stimmungen, bezeugt  der  vierte  Evangelist,  dessen  chrono- 
logische Angaben  sich  überall  als  richtig  erweisen  und  dessen 
genaue  Kenntniss  der  jüdischen  Einrichtungen  von  Chwolson, 
Kaufmann,  Rosenthal,  namentlich  aber  auch  von  dem  Ober- 
rabbiner Güdemann  in  seinen  „Neutestamentlichen  Stu- 
dien" (Monatsschr.  f.  Gesch.  u.  Wissensch,  des  Judenthums 
1893.  I,  153  ff.)  auf  das  Höchste  anerkannt  wird,  durch  die  Be- 
merkung Joh.  19,  36  (=  Ex.  12,  46),  dass  derselbe  die  Kreuzigung 
Jesu  mit  dem  Schlachten  der  jüdischen  Passahlämmer  zusammen- 
fallend sich  dachte  und  dass  mithin  unter  dem  ^va  q>ayG)CLV  x6 
^ßöfx^"  (J^^-  1^»  28)  zugleich  die  auf  den  Abend  des  Freitags 
fallende  Schlachtung  der  Lämmer  vorausgesetzt  sei.  Sonach 
hat  Ghwolson's  Annahme,  dass  die  Schlachtung  sämmtlicher 
Passahlämmer  bereits  am  Donnerstag  Abend  geschehen  sei  und 
dass  Jesus  mit  einem  Theil  der  Juden  sofort  auch  das  Passah- 
essen angeschlossen  habe,  während  ein  anderer  Theil j  darunter 
die  Hohenpriester,   das   Passahessen  auf  den  Freitag  Abend 


Q24  AuBsercanoniscbe  Paralleltexte  zu  Lc. 

verschoben  hätten,  auch  nach  Johannes  keinen  Grund.   Vielmehr 
ergiebt  sich,  dass  Jesus  mit  seinen  Jüngern  allein  die  Schlach- 
tung  und  die  Speisung  des  Passah  um   einen  Tag  vor  der 
gesetzlichen   Frist    anticipiert  und  hierbei  das  Mahl  des 
Neuen   Testamentes  eingesetzt    hat.     Durch   diese  Anticipation 
machte   er  es   auch  äusserlich   bemerkbar  und  innerlich  seinen 
Jüngern  fühlbar,  dass  es  sich  jetzt  um  die  Abrogation  des 
alttestamentlichen  Passah  und  um    eine    vollige  Neu- 
stiftung —  wenn  man  will  um  ein  ävxivofiod^ertlv  dem  Moses 
gegenüber,   vgl.   diesen  Ausdruck   bei   Gelsus,  Heft  U,  89   — 
handelte.  Vgl.Jerem.31|31f.:  6iaO-f}oofiai,..6iaß'i]Xfiv  xaivi^v, 
ov  xazd  r^v  öiad^i^xrjv,  rjp  öud-ifiTjP  rolg  jtarQaoiv  avrciv,  kv  ^liiQa 
ijiiXaßofiivov  fiov  rfjg  x^^^^  avrcop,  i^ayaysip  avrovg  ix  yfjg 
Alyvxrov    und   dazu   das   öiaxlß^ead^ai   mit   den   Erläuterungen 
unten  zu  Lc.  22,  29.     Das  bei  der  Erlösung  Israels  aus  Egypten 
gestiftete  Passahmahl  sollte  abgethan,  das  neutestamentliche  Mahl, 
welches   Jesus  stiftete,    sollte    an  seine  Stelle  treten   und  das 
Bundeszeichen   der   in  Jesu  geschehenden  Erlösung  werden.    In 
diesen  Gedankengang  hinein  weisen  die  mit  Jesu  neuer  Stiftung 
verbundenen  Worte,  nämlich:  xaivdv  ßQ(oB-fj  (zu  Lc.  22, 16),  xlpco 
xaipop  (zuLc. 22, 18),  r)  xaivq  öiad^i^x?!  (Lc.  22,20),  Xvtqop  dprl 
jtoXZcop    (zu   Lc.  22,  27),    diarld^sfiai    sc    6ia^rjxt]p  xaip/jp 
(Lc.  22,  29). 

Lc.  22, 16. 

a.  Cod.  Cantabr.  Lc.  22,  IG. 

jidya»  yoLQ  vfiTp,  ovxezt  (irj  ^ayofiai  düi  aurov,  %mg  otov 
xaipop  Bqo^^]  bv  rfj  ßaoiXela  xov  d^tov, 

b.  Epiph.  Haer.  XLII.  p.  316  C. 

Xiym  ycLQ  vfitp,  ov  fif]  gyayco  avro  djtaQxt,  %a)q  TcXf/gcoB-i]  iv 
xfj  ßaoiXela  xov  d^sov, 

c.  Lc.  22,  16. 

Xiyco  yaQ  vfitp,  oxi  ovxixi  ov  fi?/  ipdyoi  avxo,   tcog  oxov 
jtX7]Qa)0^lj  ip  xfj  ßaatXsla  xov  d^sov. 

Die  Lesart  des  Cod.  D:  img  oxov  xaiPOP  ßQcod^^j  womit 
der  Codex  Bezae  völlig  isoliert  steht,  ist  sicherlich  der  Urtext, 
die  lucanische  Fassung:  l'co^  jtXyQO&ij  die  redaktionelle  Ver- 
allgemeinerung,  ähnlich  wie  Lc  22,  18.    Denn  nicht  nur  dass  das 


^  CNiV:-.."   .   ■ 

Texte  and  Untersuchungen  zu  Lc  22, 16.  625 

C!oncrete  stets  das  Ursprünglichere  ist,  auch  der  den  Abendmahls- 
bericht  beherrschende   Parallelismus  nothigt  zu  der  Annahme, 
dass  dem  in  Mt.  26,  29  =  Mt.  14,  25  (=  Lc.  22,  18)  enthaltenen 
Stich  Worte    xaivov    bezüglich  des   jtlveiv   dasselbe   Stichwort 
xatvov  bezüglich  des  ßißQcioxeiv  entspreche.    Wie  man  aus  Lc 
ersehen  kann,  gehörten  beide  flerrensprüche  zur  Einleitung  des 
Abendmahlsberichtes.    Wegen   des   ßgcoO-y  vgl.   das   fi€ta    zo 
ßsßQcoxivai  zu  Mt.  26,  30  Heft  II,  322.    Ist   aber  erst  einmal 
auf  Grund  des  Parallelismus  der  Text  des  Cod.  Bezae  als  quellen- 
mässig  erkannt,  so  fällt  die  eschatologische  Deutung  unsers  Lo- 
gion von  selbst.;  Denn  es  ergäbe  keinen  Sinn,  wenn  Jesus  erklärt 
hätte,  dass  das  Essen  des  Passahlammes  {ovxiri  (i^  fpayoiiai  äjt 
avxov)  für  ihn  fortan  aufhören  und  dann  unvermittelt  in  der 
zukünftigen  Welt    auf   neue   Weise    wieder    anheben    solle 
^pcaipov  ßQmd-y).    Wenn  dagegen  an  Stelle  des  alttestamentlich- 
jüdischen  Passahlammes   ein   neues  Passah-Essen  in  dem  neu- 
testamentlichen  Gottesreiche  angekündigt  wird,  so  entsteht  ein 
vorzüglicher  Sinn  und  zugleich  ein  Gedankenfortschritt,  innerhalb 
dessen  die  Verse  Lc.  22,  15 — 18  erst  eine  entscheidende  Bedeu- 
tung gewinnen.    Es  liegt  dann  in  v.  16  angedeutet,  dass  Jesus 
selbst  an  die  Stelle  des  alttestamentlichen  jzaaxcc  als  das  rechte 
Passahlamm  treten  (vgl.  1.  Cor.  5,  7;  Job.  19,  36)  und  als  solches 
den  Seinen  sich  zu  gemessen  geben  wollte.    Das  ist  in  der  That 
ein  rechtes  xaivbv  ßgcod-ijvaL    In  sprachlicher  Hinsicht  vgl.  zu 
dem  ?cög  orov  (Cod.  D)  =  icog  (Lc.)  =  niD«"!?  die  Bemerkungen 
zu  Lc.  22,  18.  —  Die  Lesart  des  Syr.  Sin.:  icog  ytXi]Q(X)0-ij  i)  ßaoi- 
Xhla  roc  &eov  ist  nur  eine  noch  schärfer  im  eschatologischen 
Sinne  zugespitzte  Modification  des  canonischen  Textes. 

Lc.  22, 17. 

a.  Syr.  Sin.  ad  Lc.  22,  17. 

xal  (isrä  to  deiJtvTJoai  köi^ato  jcottJqiov  xal  €vx(xqIot7]ö6p 

ijt  avxm  xal  eljtep'  Xäßere  rovro,  öiafisQloare  slg  tavzovg. 

b.  Lc.  22,  17. 

xal  öe^afisvog  jtor/jQiop  evyaQiarr/aag  dnav  Xaßexs  rovro 
xal  öiafisgioare  ip  lavrolg. 

Die  beiden  Syr.  Cur.  et  Sin.  lassen  hier  in  Folge  einer  vor- 
genommenen Inversion  der  Texte  die  Verse  in  folgender  Ord- 

Texte  n.  Untersuchungen  X,  8.  40 


I 

■ 

V 


526  Auasercanonische  Paralleltexte  zu  Lc. 

nung  sich  an  eioander  schliessen:  Lc.  22,  14.  15.  16.  19.  17.  18. 
Der  Syr.  Sin.  hat  aber  ausserdem  den  im  Syr.  Cur.  (wie  in  Cod.  D 
und  in   einer  Anzahl  Italae  —  s.  unten  zu  Lc.  22,  20^)  weg- 
gelassenen Vers  20   wieder   aufgenommen,   und   zwar  in  der 
Weise,  dass  an  y.  18  die  Worte    sich  anschliessen:   tovto   xo 
alfiä  fiov  TTJg  xaivijg  dia&tjxffg  (=  Lc.  22,  20^)  und  dass  von  v.  17 
die  Worte :  xal  fisxa  x6  öeixv^oai  (=  Lc.  22,  20*)  vorausgestellt 
sind.     Durch    diese   Massnahme  ist  ebenso    wie    in    der  -Text- 
famiüe  Cod.  D,  Syr.  Cur. ,  Italae   der  Unterschied  zwischen  der 
jüdisch-alttestamentlichen  Feier  des  Passahmahles  (v.  15 — 18) 
und  der  Stiftung  des  neutestamentlichen  Abendmahles  (v.  19. 
20.)  verwischt.   Es  erleidet  für  mich  keinen  Zweifel,  dass  Lc.  diurch 
die  Verse    15.   16.  17,   welche    er   allein    überliefert  hat, 
eine   Nachlese  aus  dem  Urtexte  darbietet,  und  indem   er  auch 
V.  18  (=  Mc.  14,25  =  Mt.  26,29)   hierher  stellt,   wohin   dieses 
Logion  ursprünglich  gehörte,  die  quellenmässigen  Berichte  über 
die  von  Jesu    mit  seinen  Jüngern   zuerst  begangene  jüdische 
Passah feier  restituiert  und  sie  so  geschildert  hat,  wie  dieselbe 
in  ihren  Hauptmomenten  verlaufen  ist,  bevor  Jesus  zur  Stif- 
tung  des   neutestamentlichen   Mahles   Oberging.     (Vgl. 
die  Reconstruktion  des  gesammten  Textes  unten  nach  La  22,  30). 
Mit  Weiss  (Leben  Jesu  II,  516)  sage  ich  zunächst:  „Ganz  ver- 
geblich ist  der  Streit  darüber,  der  wievielte  Becher  des  Passah- 
mahles es  war,  den  Jesus  weihte,  da  wir  überhaupt  nicht  wissen, 
wie  eng  er  sich  an  die  eigentlichen  Passahgebräuche  anschloss.'' 
Aber  weiter  möchte  ich  sagen:  der  Lc.  22,  20  geweihte  Becher 
gehorte  überhaupt  nicht  mehr  zur  jüdischen  Passahfeier,  zu  dem 
alttestamentlichen  Passahmahl,  er   war  vielmehr   xo   :n:oTf}Qiov 
xfjg  xaipf/g   öiad^i^xrjg.    Dagegen  ist  es  doch  sehr  wahrschein- 
lich,  dass  der  nach  Lc.  22,  17  bei  der  jüdischen  Passahfeier 
unter  Danksagung  von  Jesu  ausgetheilte  Kelch  der  dritte  Becher, 
der  s.g.  HDISn  D1D,  gewesen  ist.    Denn  das  bei  der  Austheilung 
dieses  Bechers  von  dem  jüdischen  Hausvater  gesprochene  Dank- 
gebet erwähnte  ausdrücklich  den  Wein  als  die  Frucht  des  Wein- 
stocks.   Vgl.  Bartoloccius,  Bibliotheca  magna  rabbinica  (Ro- 
mae  1678),  II,  738:  )t^r\  "^lö  «lin  übM^T\  '^b'ü  •^rriK  nn»  T'^-Q. 
Und  so  bildete  dieses  Gebet  den  sachgemässen  Übergang  zu  dem 
Logion  Lc. 22, 18,  wodurch  Jesus  von  dem  jüdischen  "Jcan  '<ns  = 
xo  yepTjfia    xfjg  dfixiZov    für   immer   Abschied   nahm.    —    Zu 


Texte  und  Untersnchnngen  zu  Lc.  22, 17.  18.  627 

•»-iB  =  Y^fVTiiia,   yivrjita   vgl   Deut.  26,  10;  28,  4:  Jes.  3,  10 
LXX. 

Lc  22, 18  =  Mc.  14,  25  =  Mt.  26,  29. 

a.  Clem.  AI.  Paed.  II,  2,  32.  p.  186. 

dmöei^B  jtaXiv  Jtgbg  rovg  fiad^Tjrag  Xiywp'  ov  (ifj  jtip  ex 
tov  yBVvymaxoq  rriq  dfijiiXov  ravzTjg,  (lexQ^g  ccv  Jtlco  avro 
fie&*  vf/cSv  iv  xy  ßaoiXela  rov  jtaxQog  fiov, 

b.  Iren.  V,  33,  1. 

Dico  autem  vobis,  a  modo  non  bibam  de  generatione  vitis 
hujus,  usQue  in  diem  illum,  quando  illum  bibam  vobiscum 
novum  in  regno  patris  mei. 

c.  Ephraem  Syr.  Ev.  coneord.  expos.  ed.  Mösinger  p.  222. 

In  posterum  non  bibam  ex  hoc  genimine  vitisusqueadregnum 
patris  mei  ....  usque  ad  regmim  patris  mei,  i.  e.  usque  ad 
resurrectionem  meam. 

d.  Mt.  26,  29. 

Xiyta  de  v^lIv^  ov  fif}   Jtio)  aüi  apri  ix  rovrov  rov  yer//- 

fdaroq  rfjg  äfijteXov  img  r//^  fjfisQag  ixeipr^g,  oxav  aixo 
jtlvo}  fieO-*  vficQP  xaivop  kv  xij  ßaöiXeia  xov  Jtaxgog  (lov. 

e.  Lc.  22,  18. 

Xiyfo  yag  vfilp,  oxt  ov  fiij  Jtlca  ajib  xov  vvv  djto  xov  ye- 

vt]fiaxog  xTJg  afiJieXov,  ?co§  orov  ^  ßaoiXsla  xov  d-eov 
sX&7].  " ~' ■-■-■■ ^- 

f.  Cod.  Cantabr.  Mc.  14,  25. 

d(di]p  Xiyoo  vfilv,  oxt  ov  fit)  jiqoo&cq  jibIv  ix  xov  ytvvt]na- 

xog  xfjg  dfijieXov  tcog  xrjg  fjftSQag  ixsli^g,  oxav  avxo  Jitvo) 
xatvbv  iv  xfj  ßaoiXela  xov  d^eov. 

g.  Mc.  14,  25. 

dfifiv  Xiy<D  vfilp  oxi  ovxixi  ov  (ifj  jtlo)  ix  xov  yev/jfiaxog 

xrjg  dfijtiXov  ?(og  xfjg  ?jfieQag  ixelvr^g,  oxav  avxo  Jtivw 
xaivov  iv  xT]  ßaOiXdaxov  d^eov. 

h.  Epiph.  Haer.  XLV,  4.  p.  389  D. 

avxov  xov  xvqIov  ijti/iagxvQovvxog  xal  Xiyovxog  oxt  ov 
fdf)  jtio}  avxo  ix  xov  yev?]fiaxog  xfjg  dftjciXov  xavx?jg,  tatg 

40*  " 


628  AuseercaAonifiche  Paralleltexte  su  Lo. 

av  xloD  avro  xaivov  pted'^  v(iciv  kv  tj/  ßaCiXüq,  rmv  ov- 

l  Epiph.  Haer.  XL VII,  3.  p.  401 D.  402  A. 

rot   OiotTJQog   loyov  xov  XiyovroQ'   ov  fi^  xlm  äjto  rov 
YBPvi^fiarog  rovrov  r/ye  dfijtiXov  rccvtfjg^  ^cog  ap  xioo  avro 

xaivbv  kv  ry  ßaOcXela  rSv  ovQavcSv  fi€^*  vfi(3v. 

k.  Epiph.  Haer.  LXXVII,  37.  p.  1032  A. 

ocal'  orav  avro  xlo)  xaivov  ^€^'  vficSv  kv  rfj  ßaOiXela  rciv 
ovqavmv, 

1.  Eu8.  in  Ps.  74,  10.  11.  (VI,  876  ed.  Migne). 

ojt^Q  avrotg  ijti^yysXrai  eljtciv  l'coc  av  nlm  avro  xaivov 

(led-^  vfiCDV  kv  ry  ßaoiXela  rc5v  ovgaväv, 

m.  Diatessaron  Arab.  p.  80^. 

Dico  vobis:  non  bibam  amodo  de  hoc  succo  vitis  usque  in 
diero,  quo  illum  bibam  vobiscum  noYum  in  regno  Dei. 

Was  zunächst  die  Stellung  dieses  Logion  anlangt,  so  ist 
hier  mit  Bestimmtheit  eine  von  Mc.  vorgenommene  Umschaltung 
zu  constatieren.  Denn  erstlich  ist  in  der  Anordnung  der  ur- 
evangelischen  StofiTe  dem  dritten  Evangelisten  stets  der  Vorzug 
zu  geben  vor  den  beiden  anderen  Synoptikern.  Lc.  aber  pro- 
duciert  —  wie  wir  gesehen  haben  —  diese  beiden  Sprüche  vom 
Essen  des  Passahlammes  und  vom  Trinken  des  Rebenblutes  und 
die  daran  sich  schliessende  Ankündigung  eines  neuen  Essens 
und  Trinkens  im  Reiche  Gottes  nicht  am  Schluss,  sondern  in 
der  Einleitung  des  Abendmahlsberichtes  (Lc.  22, 16 — 18),  mithin 
da,  wo  es  nach  v.  17  sich  noch  nicht  um  den  neutestamentlichen 
Kelch,  sondern  tun  die  Austheilung  des  jüdischen  nsnsin  ois 
handelte.  Zweitens  der  ursprüngliche  Schluss  der  Abendmahls- 
einsetzungsworte ist  nicht  Mc.  14,  25  =  Mt.  26,29,  sondern  l.Cor. 
11,26  conserviert.  Vgl  Agrapha  S.  105 f.  178  f.  Drittens  nur 
durch  Befolgung  des  von  Lc.  dargebotenen  Zusammenhangs  ge- 
winnt man  ein  klares  Bild  von  dem  ursprünglichen  Verlauf 
jenes  Nachtmahls.  Freilich  aber  gehört  dazu,  dass  man  den 
von  Lc.  verwischten  Urtext  der  beiden  Herrensprüche  Lc.  22, 16. 
18  erst  feststelle  und  den  ursprünglichen  Sinn  erfasse.  Zu  Lc. 
22,  16  ist  der  ursprüngliche  Urtext  durch  den  Codex  Bezae 
erhalten.    Vgl.  die  vorausgegangene  Erläuterung.    Zu  Lc.  22,  18 


Texte  und  Untersuchungeii  zu  Lc.  22, 18.  g29 

ist  der  wesentliche  Quellentext  in  Mt.  26,  29  =  Mc.  14,  25  wieder- 
zuerkennen, nur  dass  ihm  Mc.  —  und  ihm  nach  Mt.  —  durch  Ein- 
fügung der  Worte:  ?cog  rfjg  rfiiiQaq  ixBlvtjg  einen  dem  Zusam- 
menhang ursprünglicä^  fremden  eschatologischen  Sinn  gegeben 
hat.  Die  Varianten:  fi^XQ^^  ^  =  ^^^  ^^  =  ^'^^  orov  =  "ittiS"!? 
ermogbchen  es,  von  jener  eschatologischen  Auffassung  völlig 
abzusehen  und  die  rein  historische  Bedeutung  der  beiden  Sprüche 
wieder  aufzufinden,  wonach  es  sich  um  Abrogation  des  alt- 
testamentlichen  und  Stiftung  des  neutestamentlichen  Passahmahles 
handelte.  Denn  je  die  beiden  ersten  Versbälften: 
ovxiri  ov  (if)  qiorfKo  aixo  —  sc.  xo  nacxa  — 
ovxin  ov  ptrj  jtla)  djtb  rov  yspi^fiarog  Tfjg  dfut^kov  — 
verkünden  aus  Jesu  Mund  die  Abrogation  des  jüdischen  Passah- 
lammes und  des  jüdischen  Passahtrankes;  die  anderen  beiden 
Vershälften  aber: 

iwg  orov  xaivov  ßQcod^Ü^)  iv  xT]  ßaöiXsla  rov  d-BOv  — 
?a>g  av  xaivov  JtoB-fj^)  iv  rrj  ßaotXsla  xäv  ovgavmv  — 
beziehen  sich  nach  der  originalen  Stellung  der  Sprüche,  die  bei 
Lc.  erhalten  ist,  sinngemäss  nicht  auf  das  himmlische  Mahl^ 
sondern  auf  die  ebendamals  von  Jesu  zu  vollziehende  Stiftung 
eines  neuen  Mahles  in  dem  neutestamentlichen  Gottesreiche.  Das 
den  Varianten  fiixQ^^  ^^  =  ^^^  ^^  =  ^'^?  orov  zu  Grunde 
liegende  IITÄ"!?  wird,  wenn  es  die  Bedeutung  „sodass,  adeo  ut" 
in  sich  schliesst,  von  den  LXX  gewohnlich  gar  nicht  oder  mit 
xal  wiedergegeben.  Im  Deutschen  wird  es  in  diesem  Falle  aus- 
gedrückt werden:  „und  dafür".  Also:  und  dafür  soll  es  neu  ge- 
gessen und  getrunken  werden,  —  wie  es  dann  bei  der  Stiftung 
des  neutestamentlichen  Mahles  sofort  geschehen  ist.  Vgl.  1.  Cor. 
11,25:  rovxo  ro  JtortjQiov  tf  xaivr)  öiad^rjxri  kcrlv.  Trotz  des 
von  Spitta  (S.  231)  erhobenen  Einspruchs  halte  ich  an  dieser 
Deutung,  auf  welche  von  mir  bereits  in  den  Agrapha  (S.  178  f.) 

1)  Bezüglich  der  lucaniscben  Variante  nXrjQcit^y  anstatt  des  urteztlichen 
ßQio&y  macht  Prof.  Nestle  in  überraschenderweise  auf  die  in  den  Ober- 
setzungen  des  A.  T.  vorkommenden  Verwechselungen  des  ^stc  mit  n^s  auf- 
merksam und  vergleicht  dazu  Ezech.  7, 15:  nal^SMi  =  LXX:  avvtBXtaeti  Je- 
rem.  15, 16:  obsu;  «  LXX:  avvtiXeaov  avtovg,  namentlich  aber  2.  Par.  30, 
22:  "»r*T^^  nV3K«i  ■—  LXX:  xal  ovvszikeauv  ttjv  ho^z^v.  Es  ist  noch  hin- 
zuzufügen Prov.  30, 1:  htifj  =  Aquila:  ziXsoov,  —  Übrigens  lässt  der  Par- 
allelismus im  zweiten  Logion  ein  urtextliches  n^p«rn?  =  iwg  av  noS-S  ver- 
muthen,  welches  auch  mit  iwg  av  nlta  übersetzt  werden  konnte. 


630  AuBsercanonlBche  Paralleltexte  zu  Lc. 

hingewiesen  worden  ist,  in  nachstehend  motivierter  Weise  fest. 
Erstlich  entspricht  diese  Auslegung  dem  Parallelismus  und 
dem  oben  in  y.  16  bezüglich  des  Passahlammes  nachgewiesenen 
Sinne.  Wie  das  Essen  des  jüdischen  Passahlammes  Tor  dem 
neutestamentlichen  Abendmahl  verschwinden  soU,  so  der  jüdische 
Segenskelch  vor  dem  ytori^Qiop  xfjg  xaivijg  öiad^tjxTjQ,  Zweitens 
nur  auf  diese  Weise  entsteht  ein  wirklicher  Fortschritt  der  Hand- 
lung und  eine  deutliche  Gliederung  der  mit  dem  Abendmahl  ver- 
knüpften Vorgänge.  Nur  bei  dieser  Auslegung  von  Lc.  22,  16.  18 
gewinnt  man  drittens  einen  deutlichen  und  fruchtbaren  Gedanken. 
Man  erwäge:  nach  Mt.  und  Mc.  handelt  das  Logion  Lc.  22,  18  von 
dem  Wein  im  Abendmahlskelche,  also  von  einem  Sinnbild,  einer 
Parabel,  wie  man's  genannt  hat.  In  dem  eschatologischen  Gottes- 
reiche ist  aber  das  Weintrinken  erst  recht  eine  Parabel.  Vgl.  unten 
zu  Lc.  22,  30.  Wo  ist  denn  da  das  xaivop?  Das  Logion  leidet 
also  in  dem  Zusammenhang,  in  welchen  es  Mc.  —  und  ihm 
nach  Mt.  —  gerückt  hat,  an  Undeutlichkeit  und  innerer  Un- 
fruchtbc^rkeit.  Dagegen  im  lucanischen  Zusammenhang  und  in 
dem  von  mir  eruierten  Sinn  erhalten  die  Worte  Kraft  und  Be- 
deutung, namentlich  aber  auch  Fassbarkeit  und  Deutlichkeit. 
Endlich  viertens  vergesse  man  nicht  die  Gepflogenheiten 
der  beiden  Redaktoren,  denen  wir  im  ersten  und  zweiten 
Evangelium  die  Bearbeitung  der  vorcanonischen  Quellenschrift 
mit  ihren  zahlreichen  Umschaltungen,  aber  auch  mit  den 
wiederholten  Umdeutungen  verdanken,  durch  welche  historisch 
gemeint  gewesene  Jesusworte  eine  eschatologische  Tendenz 
empfangen  haben.  Vgl.  oben  S.  599  flf.  zu  Lc.  21,  32;  S.  392  zu 
Lc.  13,  35;  S.  156  ff.  zu  Lc.  9,  27;  Heft  II,  203  ff.  zu  Mt.  17,  10.  11; 
Heft  II,  126  f.  zu  Mt.  10,  23*.  Man  entwöhne  sich  nur  dieser  her- 
gebrachten, durch  Mc.  und  Mt.  veranlassten,  eschatologischen 
Auffassung  so  mancher  Jesusworte  und  halte  sich  an  deren 
historischen  Sinn,  dessen  Verständniss  in  der  Regel  Lc.  er- 
möglicht, welcher  auch  an  dieser  Stelle  die  urtextliche  histo- 
rische Einleitung  (Lc.  22, 15 — 18)  zu  dem  Abendmahlsberichte  im 
engeren  Sinne  (Lc.  22,  19.  20)  uns  erhalten  hat. 

Bevor  wir  zur  Analyse  dieses  Berichtes  bezüglich  der  neu- 
testamentlichen  Abendmahlsstiftung  übergehen,  ist  hier  noch  auf 
einige  sprachliche  Beobachtungen  hinzuweisen.  Wie  zu  Lc.  22, 69 
=  Mt.  26,  64  unterscheiden  sich  auch  in  der  Wiedergabe  von 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Lc22, 18.  g31 

Lc.  22,  18  =  Mt  26,  29  die  beideu  Übersetzungstypen  in  den 
Varianten  ajt  aori  (Mt.)  =  djtb  rov  vvv  (Lc).  Ferner  tritt  zu 
Mc.  14,  25  durch  den  Cod.  D  ein  Hebraismus  zu  Tage,  welcher, 
weil  von  einigen  Italae  und  der  Peschittha  ebenfalls  befolgt,  zu- 
nächst auf  den  Archetypus  dieser  in  Cod.  D  culminierenden 
Textfamilie,  den  ältesten  Evangeliencanon,  weiterhin  aber  direkt  auf 
den  hebräischen  Urtext,  zurtickweist.  Die  flir  ovxiri  eingefügte 
Phrase:  ov  ut]  jiQoad-ci  =  non  adiciam=  non  adponam (sc  bibere, 
jrerr),  welche  von  den  genannten  Zeugen  dargeboten  wird,  hat 
schon  Hug  (Einleitung  I,  130)  mit  R^cht  auf  das  Hebräische 
Sl'^pi^C  vh  zurückgeführt.  Derselbe  Hebraismus  findet  sich  auch 
in  den  canonischen  Texten  Lc.  20,  11:  xäi  jiQOCeß-ero  ^tsqov 
jti(iy)ai,  Lc.  20,  12:  xäl  JtQoaid-ero  tqItov  xd/iy)ai. 

Bezüglich  des  Abendmahlsberichtes  im  engeren  Sinne  sind 
nun  einige  Vorbemerkungen  erforderlich,  welche  hier  eingefügt 
werden  sollen. 

Haupt  sagt  in  seiner  jüngst  erschienenen  Abhandlung:  „Über 
die  ursprüngliche  Form  und  Bedeutung  der  Abendmahlsworte" 
S.  4  von  den  canonischen  Recensionen  des  Abendmahlsberichtes: 
„Wenn  irgendwo,  so  sollte  man  hier  erwarten,  dass  die  Ehrfurcht 
vor  der  heiligen  Handlung,  die  oftmalige  Wiederholung,  der 
geringe  Umfang  der  in  Betracht  kommenden  Worte  eine  völlig 
gleichmässige  Wiedergabe  derselben  hervorgerufen  haben  würde. 
Die  Thatsache  liegt  aber  vor  Augen,  dass  von  den  vier  uns  er- 
haltenen Berichten  auch  nicht  zwei  buchstäblich  übereinstimmen, 
zum  Theil  die  Abweichimgen  sogar  ziemlich  beträchtlich  sind." 
Nimmt  man  aber  zu  den  vier  canonischen  Berichten  noch  die 
aussercanonischen  Parallel  texte  hinzu,  so  entsteht  ein  noch  viel 
bunteres  Bild. 

Dabei  konmien  zunächst  die  Wort-Varianten  in  Betracht, 
welche  durch  Vergleichung  sämmtlicher  Texte  sich  ergeben.  Die- 
jenigen Forscher,  welche  sich  ausschliesslich  auf  die  griechischen 
Texte  stützen,  müssen  freilich  von  vom  herein  geneigt  sein,  in 
dem  Vorhandensein  solcher  Wortvarianten  ein  Symptom  der  Un- 
echtheit  zu  erkennen.  Nach  den  in  den  gegenwärtigen  Unter- 
suchungen befolgten  quellenkritischen  Grundsätzen  ergiebt  sich 
aber  der  —  auch  gerade  für  den  Abendmahlsbericht  wichtige 
—  Canon,  dass  diejenigen  Wortvarianten,  welche  sich  auf 
einen   gemeinsamen   hebräischen   Quellentext    zurück- 


632  AusBercanonische  Paralleltexte  zu  Lc. 

führen  lassen,  weit  entfernt,  ein  Symptom  der  Unechtheit  in 
sich  zu  schliessen,  vielmehr  sichere  Indicien  sind,  an  denen 
man  den  Urtext  zuverlässig  erkennen,  gewissermassen 
betasten  und  befühlen  kann. 

Nächst  den  Wortvarianten  ist  dann  die  verschiedene  Aus- 
dehnung, die  grössere  Kürze  oder  Länge  der  verschiedenen  Be- 
censionen  in  Erwägung  zu  ziehen,  in  denen  der  Abendmahls- 
bericht uns  überliefert  ist.  Dieser  Bericht  (Lc.  22,  19.  20)  mit 
seinen  canonischen  und  aussercanonischen  Parallelen  ist  uns  der 
Hauptsache  nach  in  sieben  Recensionen  erhalten,  deren  kürzeste 
nur  14  Worte,  deren  längste  (in  kirchlich  liturgischer  Aus- 
gestaltung) 86  Worte  umfasst.  Die  kürzeste  Recension  ist  diejenige 
des  Cod.  D  zu  Lc.  22,  19.  20,  welche  nur  folgende  14  Worte 
enthält: 

xai  Xaßcop  agrov  tvxdQiOTTJOag  IxXaCev  xal  Höcoxev  avrotg 
Xiycnv'  TOVTO  iötiv  xo  ccSfia  (lov,    (VgL  darüber  unten  die 
Erläuterungen.) 
Es  folgt  dann  Justin  Apol.  I,  66p.  98 B  mit  30  Worten: 

Tov  ^Irjöovv  Xaßovra  agrov  evxccQiCnjcavra  sljcsW  rovto 
ütoielTB  slg  T?]v  dpafipfjölv  fiov,  rovro  iori  t6  ac5(ia  fiov 
xal  t6  ütoxriQiov  6fiola)g  Xaßovra  xal  Bvx(XQtCri^Cavra  slotelv 
rovro  iort  ro  alfia  fiov. 
Nun  folgen  die  canonischen  Becensionen,  und  zwar  Mc.  14, 22 — 24 
mit  43,  Lc.  22, 19.  20  mit  45,  Mt.  26,  26—28  mit  49  und  1.  Cor. 
11,  23*^—25  mit  57  Worten.    Endlich  ist  —  zugleich  als  Beispiel 
der  altkirchlichen  Abendmahlsliturgien  —  der  Bericht  der  Con- 
stitutionen in  Betracht  zu  ziehen,  welcher  trotz  mehrfacher 
liturgischer  Zusätze  für   die  Quellenkritik  lehrreich   genug   ist. 
Dasselbe  ist  Const.  VIII,  12  enthalten  und  lautet  mit  86  Worten 
im  Zusammenhange  folgendermassen: 

iv  f]  yag  vvxrl  jtagBÖldoro^  Xaßcov  agrov  {ralg  aylaig  xal 
a/icofioig  avrov  x^pöi  Tcal  dvaßXitpag  jcgog  ci,  rov  d^eov 
avrov  xal  xarigä)  xal  xXaöag  iöoxs  rote  (lad-rfralg,  Bljtoiv 
rovro  ro  iivorr)giov  rfjg  xaivtjg  öta^rjxrjg,  XaßBrB  k%  avrov, 
(päjBrB'  rovro  iori  ro  öw/ia  fiov  ro  jtBgl  ücoXXmv  d^gv- 
jcrofiBvov  Big  afpBöiv  a/iagricov.  coCavrcog  xal  ro  ^or//- 
gtov  (xsgaöag  Ig  otvov  xal  vöarog  xal  dyiaaag)  ijti6a>xBv 
avrolg,  Xiymv  jiIbtb  Ig  avrov  ytavrBg'  rovro  iori  ro  alfia 
fiov  ro  jcBgl  jtoXXcov  ixxwofiBvov  Big   atpBOiv  afiagricov 


Texte  und  Untenachungen  za  Lc.  22,  18.  633 

TOVTo  jtoietTS  slg  rrjv  ifirjv  dvafii^aiv  ooaxig  ygg  av  icMrjTB 
rbvaQTOV  tovxov  xcä  x6  noxriQiov  rovro  ^lvf]T£,  top  &ara- 
TOP  Tov  ifiop  xaxayyiXXBrs,  axQ''^  ^^  l^XO-o}, 

Auch  unter  Nichtaurechnung  der  beiden  grosseren  liturgischen 
Einschaltungen  sowie  des  mit  1.  Cor.  11,  26  wesentlich  überein- 
stimmenden Epilogs  übertrifft  diese  Relation  diejenige  des  ersten 
Evangelisten  an  Ausdehnung,  indem  immer  noch  64  Worte,  mit- 
hin 15  mehr  als  in  Mt.  26,  26 — 28,  verbleiben.  Aber  selbst  wenn 
man  von  der  Relation  der  Constitutionen  ganzlich  absehen 
wollte,  so  entsteht  die  quellenkritische  Frage:  wo  liegt  die 
grossere  ürsprünglichkeit,  in  den  kürzeren  oder  in  den 
längeren  Recensionen  des  Abendmahlsberichtes?  Die 
meisten  der  neueren  Kritiker  neigen  dazu,  der  Kürze  von  vorn- 
herein den  Vorzug  zu  geben  und  das  Vorurtheil  der  grosseren  Ur- 
sprünglichkeit entgegen  zu  bringen.  Um  so  mehr  habe  ich  in 
diesem  Falle  des  unbefangenen  Urtheils  mich  gefreut,  welches 
Spitta,  Zur  Geschichte  und  Litteratur  des  Urchristenthums,  ab- 
gegeben hat,  indem  er  S.  317  sagt:  „Die  Entscheidung  hierüber 
knüpfe  ich  aber  nicht  an  den  völlig  unzuverlässigen,  noch  von 
Schmiedel  befolgten  Kanon,  dass  die  kürzeste  Form  auch  die 
älteste  sei.  Es  ist  ebenso  leicht  möglich,  dass  man  einen  alteren 
Text  verkürzt,  wenn  man  an  gewissen  Äusserungen  desselben 
Anstoss  nimmt  oder  sie  nicht  zu  verwenden  weiss,  als  dass  man 
ihn  verlängert  und  ausschmückt,  wenn  er  dessen  bedürftig  scheint. 
Nur  die  klar  erkannten  Motive  für  die  Verschiedenheiten  der 
Parallelberichte  bieten  ein  sicheres  Fundament  zur  Konstatierung 
des  Originaltextes  und  der  Reihenfolge  der  späteren  Recensionen.*^ 
Ein  eclatantes  Beispiel  der  späteren  Ausschmückung  bietet  die 
liturgische  Formulierung  des  Abendmahlsberichtes  in  den  Con- 
stitutionen. Hier  liegt  das  Motiv  der  grösseren  Länge  und 
Ausführlichkeit  offen  zu  Tage,  nämlich  in  dem  Wunsche  nach 
möglichster  Vollständigkeit  und  feierlicher  Umständlichkeit,  wie 
sie  der  liturgischen  Recitation  am  besten  entspricht.  Die  Motive 
aber  für  Kürzung  des  Originaltextes  dagegen  sind  zu  finden  erst- 
lich  in  den  schriftstellerischen  Gewohnheiten  der  Referenten, 
zweitens  in  dem  frühzeitigen  Bestreben  der  Urkirche,  die  li- 
turgischen Formeln  und  heiligen  Handlungen  vor  unberufenen 
Augen   in  ihrer  Vollständigkeit  möglichst  verborgen  zu  halten 


634  Aufisercanonische  Paralleltexte  za  Lc. 

(Arcandisciplin),  drittens  in  der  Rücksichtnahme  auf  bestimmte 
kirchlich-dogmatische  Richtungen.  Das  erste  Motiv,  die  schrift- 
stellerische Gewohnheit  zu  kürzen,  und  namentlich  am  Schlüsse 
der  einzelnen  Perikopen  Kürzungen  vorzunehmen,  haben  wir  bei 
Lc.  auf  Schritt  und  Tritt  verfolgt  £s  bedarf  nur,  dass  an  dieser 
Stelle  auf  die  Behandlung,  welche  das  Herrengebet  unter  den 
Händen  des  dritten  Evangelisten  erlitten  hat,  sowie  auf  die  Zu- 
sammenstellung der  lucanischen  Textkürzungen  in  dem  Schluss- 
Paragraphen  dieses  Heftes  hingewiesen  werde.  Darüber,  dass 
auch  namentlich  Mc.  nur  in  excerpierender,  besonders  die  Reden 
Jesu  stark  verkürzender  Weise,  die  vorcanonische  Hauptquelle 
benützt  hat,  vgl.  Hefb  II,  12  ff.:  Die  Composition  des  evayysXiov 
xarä  MoLQxov,  Ferner  dass  die  ältesten  liturgischen  Formeln, 
welche  bei  den  heiligen  Handlungen  der  Kirche  Anwendung  fanden, 
als  ein  secretes  Heiligthum  betrachtet  und  den  „Draussenstehenden"' 
höchstens  fragmentarisch  und  in  Abbreviaturen  mitgetheilt 
wurden,  dafür  sind  bezüglich  der  Taufe  die  Abbreviaturen  in 
Heft  II,  398  ff.  zu  vergleichen.  In  Betreff  des  Abendmahls  kann 
Justin  als  Beispiel  gelten.  Wie  er  das  Herreugebet  gar  nicht 
(vgl.  oben  S.  229),  die  regula  fidei  nur  in  ihren  einzelnen  Bestand- 
theilen,  niemals  als  ein  Ganzes  mittheilt,  so  giebt  er  auch 
von  der  Abendmahlsstiftung  Apol.  I,  66  nur  ein  Excerpt,  nur 
einen  stark  gekürzten  Text  Indem  er  das  in  dem  Apologie- 
Citate  weggelassene  xovxo  jtoistre  elg  rfjv  iiirjv  apafivtjoip  des 
zweiten  Gliedes  im  Dial.  c.  Tryph.  c.  70  p.  297  A  mit  den  Worten 
erwähnt:  xal  xegl  rov  JtoxtjQlov,  o  slg  dpa/iPfjOiv  rov  aiftarog 
avTOv  yiaQiö<oxep  evxccQicrovvTag  Jtoielv  — ,  lässt  Justin  mit 
Evidenz  erkennen,  dass  der  Quellenbericht,  aus  welchem  er 
schöpfte  und  welchen  er  ausdrücklich  auf  die  Autorität  der  Apostel 
{pl  djtoOToZoi)  zurückführt,  umfangreicher  gewesen  ist,  als  sein 
Referat  in  der  Apologie. 

Endlich  aber  die  Kürzungen  des  Mc.  und  des  Cod.  D  lassen 
zugleich  eine  dogmatische,  und  zwar  judenchristliche  Tendenz  als 
Motiv  mit  DeutHchkeit  hervortreten.  Die  in  Mc  vorgenommene 
Weglassung  der  urtextlichen  Verse  Lc22, 15—17,  die  Umschaltung 
und  eschatologische  Umdeutung  des  Logion  Lc.  22, 18^=Mc.  14, 25 
=  Mt  26,  29,  wodurch  dasselbe  aus  der  Einleitung  des  Abend- 
mahlsberichtes hinweg  gerückt  und  an  den  Schluss  desselben  ge- 
stellt ist,  ferner  die  Ausscheidung  der  Worte:   rovro  ytoislre  elg 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Lc,  22,  18.  635 

ri]v  ifi?]v  dvdfivrioiVf  namentlich  aber  die  Weglassung  des  Alles 
beherrschenden  Stichwortes  xaivfjg  vor   öuxd^xrjq   können   nur 

aus  judenchristlichen  Motiven,  aus  diesen  aber  auch  vollständig 
und  dem  sonstigen  Charakter  des  Mc.  durchaus  entsprechend,  er- 
klärt werden*).  Denn  durch  diese  von  Mc.  vorgenonmienen 
Kürzungen  des  Urtextes  ist  der  dem  Herrenmahl  ursprünglich 
einwohnende  Charakter  einer  neutestamentlichen  Stiftung,  welche 
bestimmt  war,  das  jüdische  Passahmahl  für  immer  zu  ersetzen, 
fast  bis  zur  Unkenntlichkeit  verwischt.  —  Noch  weiter  ist  der 
judeuchristliche  Redaktor  des  ersten  Evangeliencanons  gegangen. 
Wenn  man  die  oben  mitgetheilte  Lesart  des  Cod.  D  mit  der  Weg- 
lassung von  Lc.  22,  19^.  20  ganz  für  sich  betrachtet,  so  möchte 
man  diese  Weglassung  lediglich  ftir  ein  Versehen  des  Abschreibers 
halten.  Wenn  man  aber  sieht,  dass  nicht  nur  sieben  Itala-Hand- 
schriften,  sondern  auch  der  Syr.  Cur.,  welcher  3  bis  4  Jahrhunderte 
älter  ist  als  Cod.  D  in  seiner  jetzigen  Gestalt,  mit  letzterem  über- 
einstiomit,  dass  mithin  diese  ganze  TextfamUie  —  trotz  mancherlei 
Varietäten  im  Einzelnen  —  in  der  Tilgung  von  Lc.  22,  20  einig 
ist,  wonach  der  von  Jesu  gestiftete  Kelch,  x6  Jtori^QiOP  rrjg 
xaivijg  öiad^'jxrjg,  aus  dem  Bericht  vollständig  verschwindet,  und 
nur  der  Lc.  22,  17  erwähnte  jüdische  Passah- Becher  übrig  bleibt, 
so  kann  die  hier  zu  Grunde  liegende  judenchristliche  Tendenz 
nicht  verborgen  sein:  das  von  Jesu  mit  seinen  Jüngern  ge- 
nossene Mahl  ist  nach  dieser  Darstellung  wesentlich  das 
jüdische  Passahmahl.  Dieses  Referat  schildert  zuerst  Lc.22, 17 
die  Austh eilung  des  jüdischen  n^'i^rr  0*13;  es  lässt  dann  Lc.  22,  18 
den  an  das  jüdische  Segensgebet  durch  die  Erwähnung  des  "^ip 
■jöän  =  ro  yiprifia  rfjg  äfiJtiXov  deutlich  erinnernden  Herrenspruch 
folgen;  es  schUesst  mit  der  Austheilung  des  Brodes  als  des  oco- 
fjia  xvqIov  in  Lc.  22,  19*.  Die  in  Lc.  22,20  ausgesprochene 
Stiftung  des  neuen  Testamentes  ist  gänzlich  unterdrückt.  Es 
erweist  sich  mithin  der  Verfasser  des  Archetypus,  von  welchem 


1)  Dies  ist  zugleich  auch  namentlich  mit  Bezug  auf  Jülich  er  ge- 
sagt, welcher  in  seiner  Abhandlung:  „Zur  Geschichte  der  Abendmahlsfeier 
in  der  ältesten  Kirche",  S.  238,  für  Annahme  von  Kürzungen  bei  Mc. 
keinen  Grund  zu  finden  weiss  und  ebendeshalb  die  Marcus-Relation  nicht 
für  einen  gekürzten  Text,  sondern  für  die  älteste  Überlieferung  bezüglich 
des  Herrenmahles  erklärt. 


636 


Aussercanonische  Paralleltexte  zu  Lc. 


Cod.  D.,  Syr.  Gar.  und  die  Italae  abhängig  sind,  auch  hier  als 
einen  Judenchristen,  der,  wie  bei  der  Taufe  Jesu  (vgl.  oben  S.  23), 
so  auch  beim  Abendmahl  den  evangelischen  Texten  eine  den 
judenchristlichen  Intentionen  dienende  Gestalt  gegeben  hat.  Zu 
diesem  judenchristlichen  Abendmahlsberichte  passen  vorzüglich 
die  eucharistischen  Gebete  der  Aiöax»]'  Wie  die  judenchristliche 
Tendenz  dieser  Schrift  überhaupt  nicht  verkannt  werden  kann, 
so  tragen  insbesondere  auch  die  darin  mitgetheilten  eucharistischen 
Gebete  nach  ihrem  Inhalt  einen  durchaus  judenchristlicben  Cha- 
rakter, wie  Solches  von  Spitta  (S.  261)  unter  Verweisung  auf 
Lc.  22, 18  und  die  von  Sabatier  beigebrachten  jüdischen  Parallelen 
nachdrücklich  hervorgehoben  worden  ist.  Aber  auch  die  Reihen- 
folge dieser  Gebete  zeigt  denselben  judenchristlichen  Charakter, 
sofern  sie  der  Abendmahlsrelation  des  Cod.  D  genau  entspricht. 
Man  vgl. 

zlirf.  IX,  1.  2a.  j  Cod.  D  ad  Lc.  22,  17. 

jteQl  ÖS  Tfig  ivxccQiörlag  ov- \  xäl  ös^afisvoq  ro  xozfJQiov 
Tcog  evxccQiOz/jöaTe'  JtQQjTOv  evxccQiorfjOag  elxev  Xaßsrs 
jtSQl  rov  JtOTtjQlov.  TOtJro,  öiagieQloare  tavzoTg. 


Jiö.  IX,  2b. 


c        • 


evxccQiOTOVfiev  aoi,  JtaxBQ  t^ficov, 
vjthQ  TTJc  ayiag  dfiJtiXov 
Aaßö^)  rov  Jtaiöog  cov. 


Aiö.  IX,  3. 
3te{A6h  rov  xZdofiarog'  evxcc- 

QlOXOVfliv   001, 


Cod.  D  ad  Lc  22,  18. 

Xiya  ycLQ  vfilv  dxo  rov  vvp  ov 
(iTJ  Jtlw  djto  rov  ysvi)(iaTog 
xrig  dfijtiXov,  Ibog  ozov  iXIhtj 
Tj  ßaoiXsla  rov  ß-eov. 

Cod.  D  ad  Lc.  22,  19. 

xäi  Xaßmv  agrov  evxccQtOTf}' 
aag  sxXaoep  xäl  iömxsp  av- 
TOtg  XiycDV  xovxo  ioxiv  x6 
oc5fia  fiov. 


Diesen  positiven  Parallelen  wird  durch  die  Negation  des  Ver- 
söhnungstodes Jesu  das  Siegel  aufgedrückt.  Denn  wie  der  juden- 
christliche Cod.  D  die  Verse  Lc.  22,  19^.  20  weggelassen  und  da- 


1)  Hierzu  vgl.  Clem.  AI.  Quis  div.  salv.  c.  29.  p.  952:  ovvoq  6  tov 
olvov  x6  ccl/ia  Ttjq  d/jiniXov  r$5  Aaßl6  ixxiag  ijfJuSv  inl  tag  ts- 
TQWfiivag  tpvxug. 


Texte  und  Uniersuchungen  zu  Lc.  22, 18.  537 

mit  jede  Bezugnahme  auf  Jesu  Tod  von  seiner  Abendmahls- 
relation ausgeschlossen  hat,  so  fehlt  in  der  /iiöaxij  überhaupt,  ganz 
besonders  aber  in  ihren  eucharistischen  Gebeten,  wo  man  es  doch 
am  ersten  noch  hätte  erwarten  können,  jede  Beziehung  auf  Jesu 
Yersöhnungstod  und  auf  die  beim  Abendmahl  geschehene  Stiftung 
der  xaiPTJ  6iad'7}xi]  — ,  ganz  den  Tendenzen  jenes  Judenchristen- 
thums  entsprechend,  welches  je  und  je  auf  die  Eliminierung  des 
Yersöhnungstodes  Jesu,  dieses  Centrums  des  apostolischen  Christen- 
thums,  ausgegangen  ist.  Übrigens  hat  auch  der  erste  Evan- 
gelist trotz  vollständigerer  Reproduktion  des  Urtextes  die  von 
Mc.  vorgenommene  Weglassung  des  xaivijg  vor  öuxd-rjxjjg  seiner- 
seits adoptiert  und  damit  auch  in  seiner  judenchristlichen  Be- 
arbeitung der  evangelischen  Stoffe  den  Unterschied  zwischen  der 
alttestamentlichen  öuxOt/xti  und  der  von  Jesu  gestifteten  xaiv?) 
öia^jxi]  verwischt,  indem  er  überhaupt  in  der  Abendmahlsrelation 
wie  auch  sonst  so  häufig  von  Mc  sich  leiten  liess.  Dagegen  die 
Kürzung  des  Lc.  durch  Weglassung  des  zweiten:  rovro  Jtoistre 
slg  TTjv  ififjv  avauvTjCiv  beruht  nicht  auf  einer  dogmatischen  — 
am  allerwenigsten  paulinischen  —  Tendenz  (da  ja  Paulus  seiner- 
seits dieses  zweite  rovro  Jtoietre  reproduciert),  sondern,  wie  wir 
oben  sahen,  auf  einer  seiner  schriftstellerischen  Gepflogenheiten. 
Lucas  und  Paulus  schöpften  ihren  Abendmahlsbericht  aus  der  vor- 
canonischen  Quelle  nach  einer  und  derselben  Becension,  bzw. 
Version  des  hebräischen  Urtextes  ^).  Diese  Erkenutniss  resultiert 
aus  dem  bisherigen  Qang  unserer  Untersuchungen  ganz  von  selbst 
und  ist  geeignet,  wenn  auch  nicht  alle,  so  doch  die  grössten 
Schwierigkeiten  zu  losen.  Folglich  fanden  beide  —  Lc.  wie 
Paulus  —  das  von  Mc.  und  Mt.  weggelassene  xaiviJQ  vor  öia- 
d^fjxfjg  in  der  von  ihnen  gebrauchten  Version  des  Urtextes  als 
Stichwort  vor.  Und  dass  dieses  xaivijg  auch  in  der  von  Mc.  und 
Mt.  benützten  Version  des  Urevangeliums  zu  lesen  gewesen  ist, 
dafür  büi^  das  gerade  von  diesen  beiden  reproducierte  —  in 
der  lucanischen  Redaktion  verwischte  —  xacvov  in  dem  Herren- 
spruch Mt.  26, 29  =  Mc.  14,  25  =  Lc.  22,  18,  sowie  dasselbe  xai- 
vov  in  dem   parallelen  Herrenspruche  Lc.  22,  16,  welchen   die 

1)  Die  Evidenz  dieser  aach  für  Paulus  fliessenden  Quelle  als  einer 
schriftlichen  Quelle  s.  oben  S.  284 ff.  Bei  einem  Profanschriftsteller 
würde  an  diesem  Sachverhalt  einer  von  Paulus  mit  Lc.  gemeinsam  be- 
nfitzten schriftlichen  Quelle  überhaupt  nicht  gezweifelt  werden. 


g3g  Aufisercanonische  Paralleltexte  zu  Lc. 

beiden  ersten  Evangelisten  weggelassen,  Lc  in  seiner  Nachlese 
wieder  aufgenommen,  der  Cod.  Bezae  aber  in  seinem  ursprüng- 
lichen Wortlaut  wieder  hergestellt  hat,  ein  Wortlaut,  an  dessen 
Authentie  um  so  weniger  zu  zweifeln  ist,  als  er  der  übrigen 
Abendmahlsrelation  des  Cod.  D  durchaus  nicht  zu  Gute  kommt. 
Aber  wie  hier  der  Parallelismus  zwischen  Lc.  22,  16  und  18  auf 
die  ursprüngliche  Textgestalt  hinleitet,  so  ist  auch  der  —  von 
Haupt  (S. 9)  mit  Recht  betonte  —  Parallelismus  zwischen  Lc.  22, 19 
und  20  der  sicherste  Wegweiser,  um  aus  der  Menge  der  Va- 
rianten den  Urtext  herauszufinden. 

Lc.  22, 19*  =  Mc.  14, 22»  =  Mt  26,  26». 

a.  Test.  XII  patr.  Levi  c.  8. 

itpcifiiCs  aQTOV  xal  olvoVy  ayca  dylcop. 

b.  Judicium  Petri  (Ap.  KO).  c.  26.  p.  118  ed.  Hilgenfeld. 

^TTjOEv  6  öiödöxaXoq  xov  clqxov  xal  t6  JtovfJQiop  xal 
TjvXoyffisp  avzd  Xiyop, 

c.  Mc.  14,  22». 

xal  laß-iovTCDV  avxmv  Xaßd>v  aQxop  svZoyfiöag  hcXacep  xal 
eoa}XBV  avrotg  xal  ebisp. 

d.  Mt.  26,  26». 

lod-tovxiDP  öh  avTcop  Xaßcop  6  ^ItjCovq  agrop  xal  evXoytjoag 
exXaosp  xal  öovg  rolq  uad^rnalq  bIxbp, 

e.  Iren.  IV,  17,  5. 

eum  qui  ex  creatura  panis  est,  accepit  et  gratias  egit  di- 
cens. 

f.  Lc.  22,  19». 

xai  Xaßcop  agrop  svxaQLOri^aag  sxXaOBP  xcä  e6a)xep  avrolg 
Xiyop, 

g.  1.  Cor.  11,  23.  24». 

iy<6  yaQ  jtaQiXaßop  djtb  rov  xvqIov,  o  xcä  nagiöoTca  vfilp, 
ort  6  xvQLog  *Ii]Oovg  ip  rfj  pvxzl  tj  xageöldezo  eXaßep 
agrop  xaL  svxaQiörijcag  exXaaav  xai  sljtsp. 

h.  Just  Apol.  I,  66.  p.  98  B. 

ol  yaQ  dsioöroXoi  ip  xolg  yapofdspoig  vjt  avrcip  cbto/ipi]' 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Lc.  22, 19.  639 

fiovevfiaoiv,  a  xalelrai  evayyiXia,  ovTcog  naQtömxav  kvre' 
raX&ai  avröig'  top  ^Itjöovv  kaßovra  clqtop  BvxaQiöri^öavTa 
bItcbZv. 

i.   Just.  DiaL  c.  Trypli.  c.  41.  p.  260  A. 

xvjtoq  tjp  xov  agrov  TTJg  eixagiariac:,  op  elg  dpdfiPTjOip 
rov  xad^ovg,  ov  sxad^ep  vjcbq  T(5p  xad^aiQOiiipcop  xaq  tpvx^? 
djtb  Jtaörig  jtoPfjQlag  dpd'QCDJtcoPy  ^iTjOOhg  XQiOrog  o  xvQiog 
rj(i(5p  jtage^coxs  Jtoielp. 

k.  Aiö.  IX,  1. 

Ttegl  öh  zTjg  svxccQiOriag  ovrcog  svxccQtOT/jöare. 

1.   Ad.  XIV,  1. 

xarä  xvQiaxrjp  öh  xvqIov  ovpax^ipteg  xZdöars  clqtop  xal 

EVXCtQtOTTlCaTB. 

m.  Ign.  ad  Ephes.  XX,  2.  p.  26,  6. 

tpa  CLQTOP  xZcoPTsg,  6g  iCTip  tpaQpiaxop  d&^apaoiag. 

n.  Pseudo-Ign.  ad  Philad.  IV.  p.  232,  23. 
slg  ycLQ  CLQTog  TOlg  Jtäoiv  id^Qvtp&rj. 

o.  Cyrill.  Hieros.  p.  320  ed.  Touttee. 

oTi  ip  t(]  pvxtI  XI  JtaQsölöoTO  6  xvQiog  i^ficop  'hjoovg 
XQiOTog,  Zaßcop  dgTOP  xal  svxctQiOTijoag  sxXaae  xal  eöcdxs 
ToTg  lavTOV  fiad-f^Tatg  Zsycop. 

p.  Const.  VIII,  12.  p.  255,  22. 

Ip  f]  yaQ  pvxtI  JtaQSÖiöoxo^  Xaßcop  clqtop  Talg  dr/iatg  xal 

dfici/ioig  avTov  x^Q^^  ^^^  dpaßXaxpag  jtQog  oa,  top  d^sop 
avTOV  xal  jiaTeQa,  xal  xXdoag  eöcoxe  TOlg  fiad-rjTalg^  ehicop. 

q.  The  Liturgy  of  St.  Chrysostom.  p.  133. 

Tij  pvxtI  XI  ^aQsölöoTO^  fiaXXop  öh  tatyTOP  jtaQSÖiöov,  vjthQ 
TTJg  Tov  xoofiov  ^o}?jg,  XaßSp  oqtop  ip  Talg  aylaig  avTov 
xal  dxQdpToig  xal  dficofitjToig  X^Q^^'^i  tvxaQiOT^oag  xal  ev- 
Xoyfioag,  dyidoag,  xXdoag  eöcoxs  Tolg  dyioig  avTOV  fiad^ij- 
Talg  xdL  djtoOToXotg  eljtcip. 

r.  The  Liturgy  of  St  Clem.  p.  101. 

kp  7/  yaQ  pvxtI  jtaQSÖiöoTO,  Xaßcop  clqtop  xalg  äyiaig  xöl 

dficifioig  avTOV  X^(>ö/,  xal  dpaßXitpag  JtQog  oi,  top  d-sop 
avTOv  xal  jtaTigay  xal  xXdoag  iöa^xe  TOlg  (lad^rfTalg,  eljtcop. 


■  ^^v         y 


640 


Anssereanonische  Paralleltezte  zu  Lc. 


s.  ^H  d^Bia  XuxovQyia  tov  aylov  axooxoXov  IHtqov.  Fabricius 
Cod.  Pseudepig.  N.  T.  III,  159. 
og  JiQO  (iiäg  rjfiiQag  zov  jcä&ovg  avrov  Xaßoip  agrov  elg 
rag  äylag  xal  axQO.vxovg  x^^^^  avrov,  agag  rovg  6g)d'aX- 
fiovg  slg  TOP  ovgavov  jtgbg  od,  top  &e6p  xal  jtardga  av- 
rov rop  Jtaproövpafiop,  ool  ^X^fjPf^J^^J^''^^^'^  ^^^5?£ü: 
e6(ox6  rolg  uad-rjralg  avrov  Xiycop, 

t.   Aphraates  Hom.  XII,  4.  p.  188.  ed.  Bert. 

Nachdem  Juda  von  ihnen  hinausgegangen  war,  nahm  er 
das  Brod  und  dankte  und  gab  es  seinen  Jüngern  und  sprach 
zu  ihnen.         ^^ 

u.  Acta  Johannis  p.  243  ed.  Zahn. 

xal  xXaoag  roP  agrop  iölöov  tjhIp, 

In  diesem  Eingang  tritt  ganz  besonders  die  sprachliche 
Verwandtschaft  mit  der  Perikope  von  der  wunderbaren  Speisung 
hervor.    Man  vgl. 


Abendmahl. 

xal  Xaßcop  ag- 
TOP    BvXoytioag 

exXaosp  xal  s- 
ömxsp  rolg  fia^ 
{^Tjralg. 


Mt.  14,  19. 

Xa߀OP  rovg  jtspre 
agrovg  xcu  rovg 
ovo  Ix&^ag  apaßXi- 
tpag  slg  rop  ovgapop 
svXoytjoep  xal 
xXaoag  köLöov 
rolg  fia&Tjralg. 


Mc.  8,  6.  7. 
xal  Xaßcop  rovg 
kjira  agrovg  ev^ß- 
giOrriCag  IxXaCBV 
xal  idldov  rolg 
fiad-fjralg  .  .  .  xal 
slxBP  Ix^iia  oXiya, 
xal  BvXoyrjOag  av- 
rä  jiagi&fjxBP. 


Man  sieht,  es  ist  der  eine  und  derselbe  Erzähler,  von  welchem 
im  Urtexte  beide  Relationen  abstammen.  Das  urtextliche  -("13 
ist  in  den  Versionen  beliebig  mit  BvXoyslp  und  svxagiorslp 
wiedergegeben  worden.  Denn  dass  BvxagiorBlPj  welches  zuerst 
in  den  alttestamentlichen  Apokryphen  auttritt  (2.  Macc.  1,  1 1 ; 
Sap.  18,  2),  sobald  es  auf  „Gott"  bezogen  wird,  vorzüglich 
sich  eignet,  um  ?[")a,  wenn  es  Gott  den  Herrn  zum  Objekt 
hat,  wiederzugeben,  liegt  für  jeden  Kenner  des  Hebräischen 
auf  der  Hand.  Aber  auch  xXap  und  d^gvjtrsip  (vgl  Citat  n 
aus  Pseudo-Ign.)  sind  gleichwerThige  Übersetzungsvarianten,  wel- 
che   an    dieser    Stelle    um    so    grössere    Beachtung    verdienen. 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Lc.  22, 19.  641 

als  sie  in  der  Wiedergabe  der  Herrenworte  zu  Lc.  20,  19^ 
uns  wieder  begegnen.  Zugleich  schliesst  sich  das  „Brod- 
brechen*^  streng  an  den  jüdischen  Ritas  an,  welcher  bei  der 
Feier  des  Passabfestes  von  dem  Hausvater  beobachtet  ward. 
Vgl.  Ghwolson,  Memoires  p.  90 f.  Nach  dem  spätjüdischen 
Sprachgebrauch  heisst  dieses  „Brechen"  91^,  welches  auch 
Delitzsch  und  Salkiuson  bei  der  Rückübersetzung  dieser 
Stelle  anwenden.  Aber  die  Variante  d-QVJtxBiv  weist  auf  D'HB 
zurück,  welches  in  dem  älteren  Londoner  Sf.TtC'gebraucht  wird. 
Man  vgl.  Jes.  58,  7:  T|ttnb  a^nb  O'IB  «ibn  —  LXX:  öiäd-Qvjirs 
jr€iv(OPri  xov  aorov  oov,  Jerem.  16,  7;  b^  b^  dnb  'lOliD*'"»'bl  = 
LXX:   xal  ov   fi^  xXaoO^fj  agzog  [die  LXX  lasen  Dtib  anstatt 

onb]  6P  jtiv^u.    ThreiL  4,  4:  anb  r«  o"ib  onb  ib»tf  o'^bbi^  =« 

LXX:    vfjjtia    ijxTjoap    agrov^    o    diaxXcov    ovx    eOriv   avxolq. 

Ghwolson  (Memoires  p.  55)  macht  übrigens  darauf  aufinerksam, 
dass  Jesus,  da  er' das  Passahlamm  bereits  am  13.  des  Nisan 
verzehrte,  dabei  keine  ungesäuerten  Brode  genossen  hat,  dass 
auch  bei  der  synoptischen  Beschreibung  des  von  Jesu  abgehaltenen 
Passahmahles  nur  von  agroq^  aber  nicht  von  (ra)  aC;viia  die 
Rede  ist  und  dass  die  „bitteren  Kräuter",  welche  gleichfalls  für 
den  Abend  des  14.  vorgeschrieben  waren,  von  den  evangelischen 
Relationen  nicht  erwähnt  werden,  —  ein  Punkt,  auf  welchen 
zuerst  Michael  Cerularius,  Patriarch  von  Constantinopel,  und 
Leo  von  Achrida,  Erzbischof  von  Bulgarien,  in  ihrem  Send- 
schreiben an  den  Erzbischof  Johann  von  Trani  aus  Veranlassung 
des  im  11.  Jahrb.  brennenden  Azumenstreites  hingewiesen 
haben.  —  Wie  endlich  der  Ausdruck:  xXäv  xov  agxov  in  der 
alten  Kirche  ein  gebräuchlicher  Name  für  die  Feier  des  Herren- 
mahles wurde,  kann  man  aus  Act.  2,  42.  46;  1.  Cor.  10,  17  er- 
sehen. Vgl.  dazu  Al6.  IX,  3:  negl  6b  xov  xXaOfiaxoq,  —  Zu  dem 
tpw/iiBl  aQxop  der  Test.  XII.  patr.  kann  noch  Sir.  15,  3:  tp(DfiieZ 
avxor  aQXov  ovptoso^g  als  sprachliche  Parallele  verglichen  werden. 

Lc.  22, 19^  =  Mc.  14,  22»»  =  Mt-  26,  26\ 

a.  Clem.  AI.  Paed.  I,  6,  38.  p.  121. 

giayBxi  fiov  xag  aagxaq,  sljiciv, 

b.  Clem.  AI.  Paed.  I,  6,  42.  p.  123. 

q)ayBxi  fiov,  q>nol,  xrjp  aagxcL 

Texte  a.  Untenuohungen  X,  8.  41 


542  Aussercanonische  Paralleltexte  zn  Lc. 

c.  Clem.  Rom.  I,  49,  6.  p.  82, 11. 

iöwxsv  vjthg  7)ficov  'itjoovg  XQiorbg  6  xvgiog  TJfirnv  iv  ^£- 
Zrjfiati  d-6ov  xal  ttjv  öagxa  vjtSQ  xr]q  oaQxog  rjficop  xal 

T?)v  xpvxtjp  vjt£Q  T<5v  tpvx(5p  7J(l(5v. 

d.  Ireo.  V,  1,  1. 

xal  öovTog  Tf}v  ipvx^jv  vjthg  xwv  i^fierigcop  tpvxcov  xal  trjp 
occQxa  rijv  tavrov  avrl  räv  tKieriQcov  oagxmv, 

e.  Ign.  ad  Philad.  IV.  p.  72,  12  =  Pseudo-lgn.  ad  Philad.  IV. 

p.  232,  21. 
öjtovödoaxe  ovv  /na  evxaQiorla  ;^ow<>d^af  ula  rag  oaQ§  rov 
xvQiOv  rincov  Ii]Oov  Xgiorov. 

f.  Ign.  ad  Smyrn.  VII,  1.  p.  90,  1. 

rr/p   evxc^QiOzlap   oagxa   elvai  rov   ocorijgog   fjficiv  ^Itjoov 
Xgiorov  xi}v  vmg  xcov  afiagxicop  i^ficiv  jcaß-ovoav. 

g.  Ign.  ad  Rom.  VII,  3.  p.  66,  8. 

agxop  d^sov  d^iXco^    6  loxip  oag^  ^Irjaov  Xgtoxovj  rov  ix 
OJtegfiaxog  Jaßlö. 

h.  1.  Cor.  10,  16^ 

xop   agxop  op  xXcÖ(1€P,    ovxl  xoipcopta  xov  CcüfKzxog  xov 
Xgioxov  iöxip; 

i.   Iren.  Fragm. 

djtotpTjPf]   xr/p  d^oiap   xavxrjp   xal   xop  agxop   Cmfia  xov 
Xgcoxov. 

k.  Iren.  IV,  17,  5. 

Hoc  est  meum  corpus. 

1.  Judicium  Petri  (Ap.  KO)  c.  26.  p.  118.  ed.  Hilgenfeld. 
toCto  ioxt  x6  ocQfia  (lov. 

m.  Mc.  14,  22b. 

Xdßexe,  xovxo  eoxip  x6  öcofid  fiov. 

n.  Mt.  26,  26^ 

kaßexe,  q)dyex£'  xovxo  köxip  x6  OcQfid  (iov. 

o.  Cyrill.  Hieros.  p.  320.  ed.  Touttee. 

jidßexSj  q)dY6X8'  xovxo  fiov  eoxi  xb  0(5 fia. 

p.  Const.  VIII,  12.  p.  255,  25. 

xovxo  x6  fivöxrjQiop  xrjg  xaiprjg  öia{^rjX7]g'  Xdßexe  ^g  avxovy 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Lc.  22, 19.  643 

(paysTS'  TOVTO  koxi  rb  Ocöfid  fiov  ro  JteQl  jtoZXcop  d-gvjtro- 
fievov  slg  ag>60iv  afiagzuDV, 

q.  Cod.  D*  1.  Cor.  10,  24»>. 

TOVTO     giOV     kOXLV    TO    Ömiia    TO    VJtlQ  VflSv   &QVJtr6fiEP0V' 

TOVTO  JCOtBlTB  slq  T^v  ifiTjP  avafivrjOiv, 

r.  The  Liturgy  of  St.  Clem.  p.  101. 

TOVTO  TO  fivöTi^Qiov  Tz/c  xatVT/g  öiad^rixTjq'  XdßsTS  l§  av- 

TOVy  g)dy£Te'   tovto  kOTt  t6  amgid  fiov,  t6  jtsQl  jtoXXcov 

^QVjiTOfiBVov  slg  ag)söiv  a/iagTiSv. 

8.  Cod.  VercelL  Mc.  14,  22^. 

Sumite,  hoc  est  corpus  meum,  quod  pro  multis  confringitur 
in  remissionem  peccatorum. 

t.  The  Liturgy  of  St.  Chrysostom.  p.  133. 

XaßeTS,  tpaysTe'  tovto  fiov  koTi  t6  cSfia  to  vjtiQ  vficov 
xXcofiBvov  elg  dg)SOiv  dfiaQTiciv. 

u.  7/  ß^sla  XsiTovQyia  tov  dylov  djtoOToXov  IHtqov.    Fabricius 
III,  159. 

XdßsT€,  q)dyeTS',  tovto  iöTi  to  ömfid  fiov  to  vjteQ  vfidiv 
xZcDfievovl 

V.  *H  d-eia  ZeiTovQyla  tov   aylov  djtoOToXov  xäi   döeZ^o&eov 
'laxwßov,  Fabricius  III,  33  ff. 
XdßsTB,  g>d:yBTB'   tovto  fiov  köTi  to  Ocofia  to  vjibq  vfimv 

xX(6fiBvov  xal  diöofiBvov  Big  a<pBOiv  dfiaQTicop, 

w.  1.  Cor.  11,  24^ 

TOVTO  fiov  ioTiv  TO  Owfia  TO  v:xBQ  vfimv  [Codd.  K°  C^  D^ 

al.   add.:    xXmfiBVOv]'    tovto    jtoislTB   Big    t^v   ifiT]v   dvd- 
fivriOLV, 

X.  Lc.  22,  19^ 

TOVTO   löTtV   TO   Cdtfld  fiov  TO  VJthQ  VflSv  dlÖOflBVOV    TOVTO 
JtOlBlTB   Big   TTjP   kfirjP    dpdflP7]0lV. 

y.  Just  Apol.  I,  66.  p.  98  B. 

TOVTO  JtOBlTB  Big  TT/P  dpdflPfiölp  flOV,  TOVTO  köTL  TO  OWflC  flOV, 

z.  Just  Dial.  c.  Tryph.  c.  70.  p.  297  A. 

XBqI    tov    UQTOVy    OP    JtaQtÖCOXBP   tjfllP   O   fjflBTEQOg   XgtöTog 

jtoiBlP  Big  dpdfiPTjöiP, 

41» 


544  AassercanoniBche  Paralleltexte  zu  Lc. 

a.  Aphraates  Hom.  XII,  4.  p.  188. 

Das  ist  mein  Leib;  nehmet,  esset  alle  davon. 

Zur  Feststellung  gerade  dieses  wichtigen  Wortlautes  der 
Herrenworte  leistet  das  Zurückgehen  auf  den  hebräischen  Urtext 
sichere  und  zuverlässige  Dienste.  Zunächst  sind  oag^  und  Ocifia 
als  Übersetzungsvarianten  zu  recognoscieren.  Das  synoptische 
oöjfia  wird  von  dem  Londoner  N.  T.  durch  nyia,  von  Delitzsch 

durch  q'ill,  von  dem  Hierosolymitanum  durch  iVO^^,  vom 
Syr.  Sin.  durch  ^^^  wiedergegeben.  Alle  diese  Übersetzungen 
sind  unzutreffend,  theils  weil  die  betreffenden  Wörter  vorzugs- 
weise die  Bedeutung  von  „cadaver^*  in  sich  schliessen,  theils  and 
namentlich  weil  sie  den  von  Clemens  Rom.,  Ignatius,  Cle- 
mens AI.,  theil weise  auch  von  Irenaeus  vertretenen  jo- 
hanneischen  Übersetzungstypus:  oaQ^  zu  erklären  unge- 
eignet sind.  Die  allein  zutreffende  Rückübersetzung  hat  der  — 
auch  in  diesem  Fall  ein  feines  Sprachgefühl  verrathende  —  Sal- 
kinson  gegeben,  indem  er  adifia  durch  nteS  retrovertierte.  Vgl. 
dazu  Lev.  6,  3:  'iltea"b?=LXX:  jrf()l  ro  adifia  avrov — ,  Lev.14,9: 
ilteaT»  ==  t6  odi/ia  avrov  —  und  noch  anderwärts  ebenso  *). 
Eine  weitere  Herstellung  des  hebräischen  Urtextes  ergiebt  sich 
durch   die    Vergleichung    der   Varianten:   xXcifispor  =  d-Qv:xt6' 


1)  Man  vgl.  auch  1.  Cor.  5,  3:  andv  up  atufiaxi  =  Col.  2,  5:  xy 
aagxl  &neifjiif  ausserdem  unten  zu  Lc.  22,  40  die  Variante  corpus  (^^ 
od^S)  aus  dem  Dlatessaron.  Ergiebt  sich  somit  Jesu  oä^S  xal  aifia  =^ 
finr  -iba  als  der  im  Urtexte  bezeichnete  Inhalt  des  neutestamentlichen 
Mahles,  so  ist  dies  eine  Umschreibung  der  Persönlichkeit  Jesu.  Vgl.  das 
aagS  xal  alfxa  Mt  16,  17  (als  Umschreibung  der  menschlichen  Persönlich- 
keit des  Petrus  Simon),  namentlich  aber  die  Aussage  bezüglich  der  mensch- 
lichen Persönlichkeit  Jesu  Hebr.  2.  14:  ^nel  oiv  tu  naidia  xexoivwvrjxev 
alfxaxoq  xal  oaQxoq^  xal  avxbq  nagankrialioq  fAexiox^v  xtSv  avtcSv. 
Die  Parabel  des  neutestamentlichen  Mahles  liegt  in  dem  agxoQ  und  olvog, 
die  Deutung  der  Parabel  (vgl.  oben  S.  128  ff.  den  Nachweis  darüber,  dass 
Jesus  seine  Parabeln  selbst  auszulegen  pflegte)  in  dem  oagS  (=  odffxa) 
und  alfia.  Nicht  aber  kann  atjfxa  (=  odg^  und  alfia  selbst  wieder  Pa- 
rabel «ein.  Sonst  würde  ja  auch  das  neutestamentliche  Mahl  inhaltleerer 
sein  als  das  schattenhafte  Vorbild  des  alttestamentlichen  Passahmahles.  Vgl. 
Hebr.  10,  1:  axiav  yaQ  exotfv  6  vofxoq  xwv  fieXXovxwv  dyad^uiv.  Wie  Jesus 
als  das  neutestamentliche  Passahlamm  sich  selbst  geopfert  hat  (vgl.  1.  Cor. 
5,  7),  so  giebt  er  sich  auch  in  seinem  aag^  (=  awfia)  xal  ai/ua  selbst  zu 
geniessen. 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Lc.  22, 19.  645 

fievov  =  didofievop.    Die  Annahme  Haupts,  dass  das  Auftreten 

dieser  Varianten  den  ganzen  Satztheil  verdächtig  mache,  würde 
wolil  dann  Stand  halten,  wenn  Jesus  die  Einsetzungsworte  in 
griechischer  Sprache  gesprochen  und  der  Urevangelist  dieselben 
in  griechischer  Sprache  niedergeschrieben  hätte.  Da  aber  im 
Gegentheil  die  vorcanonische  Quelle  hebräisch  verfasst  war,  so 
verwandelt  sich  die  Beweiskraft  der  bezüglichen  Varianten  ins 
Gegentheil.  Das  schon  in  v.  19^  uns  entgegengetretene  para- 
bolische 0*10  =  xXav  =  &Qvy€TUP  kehrt  —   dem  Parallelismus 

der  Texte  entsprechend  —  in  Jesu  eigenen  Worten  als  Erläuterung 
der  parabolischen  Handlung  wieder.  Auchdaslucaniache  öiöcfiepov 

erklärt  sich  aus  D^B,  und  selbst  das  tpwfil^eiv  der  Testamenta  XII 

patr.  Wie  leicht  diese  Bedeutungen  in  einander  übergehen,  haben 
die  oben  zu  Lc.  18,  22    beobachteten  Gleichungen  p^n  =  tpco^/- 

^eiv  =  öiaöidovai  =  öiöovai  gezeigt.     Es  erleidet  mithin  keinen 

Zweifel,  dass  sämmtliche  bis  hierher  sich  findenden  Varianten 
auf  folgenden  gemeinsamen  Urtext  zurückzuführen  sind: 

t;-»  «t:  V  -  VT'"«*  :•-         »vt:-  »v-  v  I^--- 

Lediglich  in  den  Worten:  jisgl  ütoXXmv  (Gonst.,  Cod.  Vercell.) 

=  VXBQ  vficiv  (Paulus,  Lc,  Liturgia  S.  Petri,  S.  Jacobi)  tritt  eine 
Textverschiedenheit  hervor,  welche  als  Ubersetzungsdifferenz  sich 
nicht  erklärt,  sondern  als  Ausfluss  verschiedener  Redaktionen 
der  Einsetzungs Worte  zu  betrachten  ist.  Die  lucanisch-paulinische 
Version  der  Logia  hat  hier  wie  in  v.  20^  den  Charakter  einer 
selbstständigen  Recension  angenommen.  Denn  dass  Lc.  und 
Paulus  gemeinsam  dieselbe  Recension  der  Abendmahlsworte  vor 
sich  haben,  diese  Thatsache  wird  auch  durch  die  lucanische  Ab- 
schwächung:  öiöofievop  (an  Stelle  des  urtextlichen  Clt?  =  xXoi- 

uBvov  =  d^QVJCTOfievov)  nicht  erschüttert.    Dass  die  Worte:  rov- 

TO  3toulxB  elg  rrjv  ifi^v  avdfipi]aiv  —  von  Jesu  selbst  abstammen, 
wird  von  Justin  ausdrücklich  hervorgehoben  und  durch  den 
Parallelismus  membrorum  evident.  Das  Xaßers,  q>ayBTB  ist  auf 
Grand  des  Parallelismus  mit  Wahrscheinlichkeit  als  ein  Theil 
des  Urtextes  anzusehen.  Wenn  Jülich  er  sagt,  dass  nicht  blos 
bei  Mc,  sondern  auch  bei  Paulus  das  Essen  der  Jünger  mit  keinem 
Worte  erwähnt  sei,  so  trifft  dies  bei  Paulus  nicht  zu.  In  dem 
(iBxa  xo  ÖBiJtPTJaai  ist  das  q)aYBlP  mit  enthalten. 


546  Aussercanonische  Paralleltexte  za  Lc. 

Lc.  22,  20*  =  Mc.  14,  23.  24»  =  Mt.  26,  21\ 

a.  La  22,  20» 

xal  t6  JtoxTiQiov  cooavx(Dq  fiexa  x6  ösuiprjoai  Xtycov. 

b.  1.  Cor.  11,25» 

coöavxcog  xal  xo  jcox7]qiov  fisxä  xb  öeiJtPTJoai  Xiymv. 

c.  Const.  VIII,  12.  p.  255,  27. 

(DOavxcDq  xal  x6  jtoxrjQiov  xegaöag  l§  oXvov  xal  vöaxog  xal 

ayiaoag  kjciömxBv  avxolg  Xiywv. 

d.  The  Liturgy  of  St.  Clem.  p.  101. 

€O0avxa)q  xal  x6  Jtox/JQiov  xegaoag  e§  oivov  xal  vöaxog  xal 

ayiaoag  kjtiöwxev  avxolg  Xiya)v. 

e.  The  Liturgy  of  St  Chrysostom  p.  133. 

ofioicog  xal  xb  jioxijqlov  fisxa  xb  öeijtptjoai  Xeyop. 

f.  ^H  d-sla   XeixovQyla   xov    aylov  ajcoOxoXov   IlixQov.     Fabri- 

cius  III,  159  f. 
ofiola}g  jtdXiv  fiexä  xb  ösijtprjoai  Xaßcbv  xo  3coxi]qiov  xal 

evxccQiox^aag  evXoyrjOeVj   e6a)xe  xolg  ayioig  avxov   fiad-r]- 

xalg  Xiya>v. 

g.  Just.  ApoL  I,  66.  p.  98  B. 

xal  xb  noxriQiov  ofiolog  Xaßovxa  xal  evxccQiOTrjoavxa  Btjtstr, 

h.  Cyrill.  Hieros.  p.  320.  ed.  Touttee. 

xal  XaßÄv  xb  jioxtjqiov  xal  svxagioxi^oag  bIxb. 

i.   Mc.  14,  23.  24» 

xal  Xaßcbp  jtoxi^Qiop  evxaQioxTjCag  Iöoxbp  avxolg,  xal  Ijciop 

fc|  avxov  jtavxBg'  xal  bIjcbp  avxolg. 

k.  Mt.  26,  27» 

xal  Xaßcop  Jcoxt/Qiop  xäi  BvxaQiaxyöag  böwxbp  avxolg  Xiycop. 

I.   Ai6.  X,  1. 

^Bxa  6b  xb  BfiJtXt]0&rjpai  ovxoog  BvxaQiOxfjoaxB. 

m.  Pistis  Sophia  p.  233,  24  ed.  Schwartze  et  Petermann. 

Atque  etiam  propter  hoc    sumens  calicem  vini,   praedicavi 
eum  i=  benedixi  ei]  et  dedi  eum  vobis. 


Texte  und  Untersucliungen  zu  Lc.  22,  20.  g47 

n.  Clem.  AL  Paed.  11,  2,  32.  p.  186. 

xal  evlofficiv  ya  top  olvov  eljtciv. 

o.  1.  Cor.  10,  16. 

TO  jcoxriQLov  TTJg  svXoylag,  o  svXoyovfiev. 

p.  Aphraates  Hom.  XII,  4.  p.  18S. 

und  auch  über  dem  Wein  dankte  er  also  und  sprach  zu 
ihnen. 

q.  Just.  ApoL  I,  65,  p.  97  D. 

sjteira  jiQoö^BQBxai  rtp  jigoeözcoTL  rcäp  dösXqxSv  agzog 
xal  xoxriQiov  vöaxoq  xal  xQafiaroQj  xal  ovrog  Xaßcop  alvov 
xcä  öo^av  T(p  jiaxQi  xwv  6X(ov  öiä  xov  6v6(iaxoq  xov 
viov  xal  xov  Jtvevt/axog  xov  äylov  dvajtifiJtsi  xal  evxcc- 
Qiöxiav  ....  jtoulxaL 

r.  Just.  Apol.  I,  65.  p.  97  E. 

svx(XQiOxi^O(xvxog  dh  xov  jtgosOxcoxoq  xal  kjtav^Tjfifjaavxog 

jtavxbg  xov  Xaov  ol  xaXovfisvoi  nag  rjfitp  öidxovoi  öiöo- 
aoiv  sxdöxq)  xwv  Jtagovxov  fiexaXaßelv  djio  xov  BVXCiQioxif' 

d-ivxog  agxov  xal  oIpov  xal  vöaxog  xal  xotg  ov  jtaQovöiv 
ajtog>iQovci. 

s.   Just.  ApoL  I,  67.  p,.98  E. 

xal  cog  XQoeg)7]fi6v,  jtavca(iiva>v  rjficöp  xrjg  svx^ig  agxog 
XQOdpiQBxai  xal  olpog  xal  vömg,  xal  6  JtQoeöxcbg  evxdg 
ofioloog  xal  svxaQioxlagj  oarj  övpafiig  avxä^  dpajtafijü€i^  xal 

o  Xabg  ix£vg>7jfjt£l  X^a>p  x6  dfijjp,  xal  ^  diddooig  xal  //  fiexd- 
Xi]tpig  dxb  x(5p  6vxa()iOxr]d'epxa)P  txdcxcp  ylpexai  xal 
xotg  ov  xagovoi  öid  xcop  öiax6pa>p  xifijtsxai. 

t.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.  41.  p.  260  B. 

xegl  öe  x<np  ip  jtapxl  xoJtcp  v^  ^fiSp  xcöp  §&pcop  jiqoo- 
(pegofiBPOP  avxtp  dvaicop,  xovxiöxi  xov  dgxov  x?jg  svxagi- 
oxlag  xoL  xov  Jtoxrjglov  Ofiolog  xrjg  evxagKjxlag,  JtgoXiyei, 

Die  Varianten  coaavxwg  (Lc,  Paulus,  Const.,  Pist.  Soph.)  = 
6fiola)g  (Just.,  Liturgia  S.  Petri,  S.  Chrysost.)  =  '}D"itt3  oder  besser 
Q?"'jD'l  lassen  wiederum  deutlich  die  Spur  des  hebräischen  Ur- 
textes erkennen.  Dagegen  zeigt  die  bei  Lc.  und  Paulus  gleich- 
massige  Weglassung  der  Worte:  Xaßoip  evxagictijöag  J^öoxev 
avxoTg  und  die  beiden  gemeinsame  Einfügung  der  Worte:  fisxä 


648  Ausaercanonische  Paralleliexte  zu  Lc. 

To  ösiJtv^oai,  dass  hier  die  lucanisch-paulinische  Recension  der 
Logia  nicht  blos  von  der  Quelle  des  Mc.  und  Mt.,  sondern  auch 
von  der  des  Justin  abwich,  welche  letztere  durch  das  ofiolwq  ihre 
Selbstständigkeit  nach  beiden  Seiten  hin  documentieri  Man 
vgl.  dazu  noch  Mt.  22,  26:    ouolwq  =  Mc.  12,  21;   Lc.  20,  31: 

Was  den  physischen  Inhalt  des  neutestamentlichen  jtonj- 
Qiov  anlangt,  so  hat  bekanntlich  Prof.  Harnack  in  seiner  Ab- 
handlung;,3rodund  Wasser:  die  eucharistischenElemente 
bei  Justin"  den  in  der  alten  Kirche  weit  verbreiteten  Gebrauch 
des  Wassers  anstatt  des  Weines  zu  erweisen  versucht.  Bezüglich 
Justins  ist  der  versuchte  Beweis  von  einer  Stelle  aus  angetreten 
worden,  welche  in  textlicher  Hinsicht  als  brüchig  bezeichnet 
werden  muss.  Nämlich  zu  Apol.  I,  65.  p.  97  D  (vgl.  oben  unter  q) 
giebt  der  Codex  Ottobonianus  folgenden  Text:  ejcsira  jiqoo- 
fptQSzai  TCO  JtQOSOTcori  xcov  aöeXgxßp  agxoq  xai  jcot^qiop  vöarog^ 
xal  ovTcog  Xaßcov  vfivov  xal  öo^ap  .  .  .  avajt^fucei.  Liegt  hier 
schon  in  der  Verstümmelung  des  ovrog  ein  Anzeichen  secundärer 
Textgestalt  vor,  so  ist  die  Auslassung  des  xQafiazog  vielleicht 
auch  nur  ein  Versehen  des  Abschreibers.  Oder  es  hat  überhaupt 
nur  gestanden :  jtQoog)iQsrai  .  .  agrog  xal  jcoxtjQLOV,  Jedenfalls 
ist  ein  solcher  brüchiger  Text  nicht  hinreichend,  um  die  beiden 
anderen  Aussagen  (vgl.  oben  unter  r,  s),  welche  sich  gegenseitig 
decken,  von  denen  die  zweite  ausdrücklich  auf  die  erste  Bezug 
nimmt  und  mit  grösster  Durchsichtigkeit  und  Klarheit  die  Ele- 
mente der  früheren  Aussage  Schritt  für  Schritt  wieder- 
holt, zu  eliminieren.  Was  an  diesen  beiden  letzteren  Stellen 
Justin  ganz  ausdrücklich  als  Inhalt  des  jcottjqiov  bezeichnet^ 
ist  olvog  xal  vdcoQ,  ganz  ähnlich  wie  die  in  den  Constitutionen 
enthaltene  Liturgie  sagt:  xsQaoag  i§  oivov  xal  vöarog.  Die 
Zeugen  aber,  welche  ausserdem  in  der  erwähnten  Abhandlung 
von  Harnack  für  die  Beseitigung  des  Weines  beim  Abendmahl 
angeführt  werden,  sind  fast  ausschliesslich  Häretiker*):   Ebio- 

1)  Man  vgl.  Jülicher,  Zur  Geschichte  der  Abendmahlsfeier  in  der 
ältesten  Kirche  S.  225  ff.  Derselbe  weist  nach,  dass  es  in  dem  von 
Harnack  verwertheten  Briefe  Cyprians  nur  um  etliche  afrikanische 
Bischöfe  sich  handelt,  welche  die  Neuerung  des  Wassergebrauchs  im  Abend- 
mahlskelch eingeführt  hatten,  dass  sogar  die  Aquarier  den  Genuss  des 
Wassers  im  Abendmahl  nur  am  frühen  Morgen  (mane)  forderten  und  die 


Texte  und  üntersnchnngen  zu  Lc  22,  20.  649 

niten  (Iren.  V,  1,  3),  gnostische  Judenchristen  (Epiph. 
Haer.  XXX,  16),  Enkratiten  aller  Art  (Epiph.  Haer.  XLVI,  2; 
Hieron.  in  Arnos  2,  12,  Tom.  VI,  p.  247  ed.  Vallarsi;  Clem.  AI. 
Paed.  II,  2,  32  sq.;  Strom.  I,  19,  96;  Epiph.  Haer.  XLVII,  1;  Theo- 
doret,  Haer.  Fab.I,  20;  ChrysostonL  in  Matth.  Hom.82.  Tom.  VII, 
740  ed.  Migne;  Epiph.  XLU,  3.  IiXT,  1  u.  s.  w.,  vorstehende  Citate 
nach  Harnack),  die  von  Philastrius  sogenannten  Aquarii 
(Philastr.  Haer.  LXXVII).  Die  von  Philastrius  beigefügte  Be- 
merkung: „Aquarii  sie  dicti  sunt,  qui  in  sacramentis  caelestibus 
offerunt  tantum  aquam,  non  illud  quod  ecclesia  catholica 
et  apostolica  facere  consuevit"  —  findet  sich  ähnlich  schon 
bei  Clem.  AI.  Strom.  I,  19,  36.  p. 375:  pf^  xaxa  xov  xavova  rijg 
kxxXriclaq  xQcofiivmv  algiöeov  ifiq>avc5g  rarzovOTjg  rf/g  yga- 
<jprjg.  Dem  entsprechend  ist  der  Gebrauch  des  Weines  im  Abend- 
mahl nicht  blos  bei  Clemens  AL  selbst,  sondern  auch  schon 
vorihm  in  den  judenchristlichen  Testamentis  XII  patr.  bezeugt, 
nämlich  Levi  c.  8:  iXovöi  fie  vdari  xa^agS,  xäi  itpwfiios  agrov 
xäl  olvoVy  wo  also  Taufe  und  Abendmahl  in  schöner  Parallele 
erscheinen  — ,  welche  Stelle  von  Harnack  in  der  erwähnten 
Abhandlung  nicht  citiert  worden  ist*).  Die  haeretische  Be- 
seitigung des  Weins  aus  der  Abendmahlsfeier  ist  ein  Seitenstück 
zu  der  enkratitischen  Textverfalschung  von  Lc.  22,  15,  wodurch 
die  Ebioniten  das  Fleisch  des  Passahlammes  hinwegescamotierten, 
ebenso  zu  der  enkratitischen  Verwandlung  der  Heuschrecken- 
speise in  Oelkuchen,  bzw.  Bergmilch.  Vgl.  Agrapha,  S.  343  ff., 
S.  406  f.,  Heft  II,  56.  Der  Gebrauch  des  Weines  bei  der  kirchlichen 
Abendmahlsfeier  entsprach  dagegen  als  etwas  Selbstverständliches 
dem  jüdischen  Ritus,  welcher  bei  dem  Passahmahle  beobachtet 
wurde  und  aus  welchem  nach  seiner  cerimoniellen  Seite  das 
neutestamentliche  Bundesmahl  hervorgewachsen  ist.  Dabei  war 
das  XQcifia,  die  Mischung  des  Weins  mit  Wasser,  sowohl  bei  den 


Acta  Pionii,  auf  welche  Harnack  sich  berief,  för  onsre  Frage  nicht  in 
Betracht  kommen. 

1)  Vgl.  ausserdem  Clem.  AI.  Paed.  T,  5,  15  p.  107:  (psget  yag  olvov  ^ 
cifiTteXog,  (hg  alfza  6  Xoyog.  Ferner  Tert.  adv.  Marc.  lY,  40:  Ita  et  nunc 
sanguinem  suum  in  vino  cons^cravit,  qui  tunc  vinum  in  sanguine  figu- 
ravit.  Dass  bei  dem  von  Jesu  selbst  mit  seinen  Jüngern  gefeierten  Mahle 
nicht  vom  Wasser,  sondern  wirklich  vom  Weine  die  Rede  ist,  zeigt  Lc. 
22,  18  TO  yivmxa  xrjg  dfjotiXov  (==  oivog)  auf  das  Beatimmteste. 


550  Aassercanonische  Paralleltexte  zu  Lc. 

Juden  als  bei  den  Griechen  ebenfalls  durchaus  selbstverständlich. 
Der  olvog  wurde  bei  den  Gastmählern  eben  nur  als  xgafia  ge- 
nossen. Man  vgl.  noch  Iren.  V,  2,  3:  ro  xsxQafievov  JcoTfjQioVj 
Cypr.  Ep.  63  ad  Caecilium  c.  13:  in  sanctificando  calice  domini 
o£ferri  aqua  sola  non  potest  quomodo  ne  vinum  solum  potest 

Lc.  22,  20*  =  Mc.  14,  U^  =  Mt.  26,  27«».  28. 

1.  1.  Cor.  10,  16^ 

TO  JcoxriQiov  xTjq  evXoylag,   6  etZoyovfisp,   ovxji.  xoipovia 
Tov  aifiarog  rov  Xqiotov  koxiv; 

2.  Ign.  ad  Philad.  IV.  p.  72,  13. 

xaX  bv  jtOTTjQLov  elg  tvociv  rov  aifiaxog  avxov. 

3.  Iren.  Fragm. 

xal  TO  JtoxriQiov  xo  a\ua  xov  Xqiöxov, 

4.  Ign.  ad  Rom.  VII,  3.  p.  66,  9. 

xal  Jto^a  d^iXco  x6  alfia  avxov. 

5.  Orig.  in  Matth.  XVII,  33.  Opp.  IV,  161. 

xal  wg  kv  X€p  BvayyeXlcp  yiyqajixac  jtoxrjgiov  xaivfjg  öia- 
d'7)X7jg. 

6.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.  24.  p.  241  D. 

xal  al'fiaxi  ooxtjqIco  jtsjtioxevxafisv  aXXr]  6ta&f]xTi  xavvv. 

7.  Test  XII  patr.  Benj.  c.  3. 

kv  aifiaxc  öiaO^'jXTjg  ijtl  amxtjQta  7oQaf]X  xal  xcov  kd^vaiv. 

8.  Clem.  AI.  Paed.  I,  6,  38.  p.  121. 

xdi  jtiBxi  fiov  x6  alfia, 

9.  Clem.  AL  Paed.  I,  6,  42.  p.  123. 

xal  jtiexs  fiov  x6  alfia, 

10.  CyrilL  Hieros.  p.  320.  ed.  Touttee. 

Xaßexe,  jtiexs'  xovxo  fiov  ioxi  xo  alfia, 

11.  Clem.  AI.  Paed.  II,  2,  32.  p.  186. 

XaßsxSj  jclexs'  xovxo  fiov  koxiv  xo  alfia. 

12.  Just.  ApoL  I,  66.  p.  98  B. 

xovxo  köxi  xo  alfia  fiov. 


Texte  und  Untersacliuiigeii  za  Lc.  22,  20.  551 

13.  *i7  d^sla  XsixovQyla  rov  aylov  djtoöroXov  IHtqov,  Fabricius 

III,  159  ff. 

jr/fT€  Ig  avTOv  jsavTSQ'  rovro  iöri  ro  alfia  fiov  ravra 
ooaxig  av  jcoiijze,  iv  rij  ifi^  (^vrjl^V  ^oielre, 

14.  Const.  V,  19.  p.  151,  18. 

öiera^aro  61*  r^iSv  Xdycov   rovro  jtoistre  sie  rijv  kfiijv 
avafivr]Civ, 

15.  Epiph.  Haer.  LXIX,  77.  p.  802  D. 

ijteiöri   äh    Xiyw   rovro   ptoislrs   elg  r^v  ifirjp  avafivTjoiv 
so}g  rrjc  ütagovalaq  rov  vlov  rov  avd-Qcojiov. 

16.  Clem.  Rom.  I,  21,  6.  p.  40,  4. 

rov  xvQiov  ^Iijöovv,  ov  ro  alfia  vjtig  i^ficop  iöo&i], 

17.  Clem.  Rom.  I,  49,  6.  p.  82,  11. 
ro  alfia  avrov  eöcoxsv  vjteg  7]fimv  ^iTjoovg  Xgiorog  c  xv- 


giog  Tj/iäv. 


18.  Lc.  22,  20^. 

TovTO   ro  jcorrjgiov  rj  xaivrj   dia&tjxt]  iv  rS  aifiarl  fiov, 

ro  vjceg  vfimv  hc/vvo/isrov. 

19.  1.  Cor.  11,  25^ 

rovro  ro  xoriigtov  rj  xaivfj  öuxd^rjxtj  körlv  iv  rm  ifiq  ai- 

fiari'  rovro  jtoietre,  oöäxig  iav  mvTjrs^  elg  rijv  ifirfv 
avafivrjöcv. 

20.  Just  Dial.  c.  Tryph.  c.  70.  p.  297  A. 

xal  Jtegl  rov  jtorrjglov^  o  slg  dvafiprjöiv  rov  aifiarog  av- 
rov jtagidcoxev  evxccgiCrovvrag  jtoielv, 

21.  The  Liturgy  of  St.  Chrysostom  p.  134. 

jclsre  ig  avrov  Jtavreg'  rovro  iöri  ro  alfid  fiov,  ro  rfg 
xaivfjg  öiadTJxTjg,  ro  vjieg^vfiäv  xai  jioXXmv  ixxvvofisvov 
Big  atpeoiv  dfiagriSv, 

22.  Orig.  in  Jerem.  Hom.  XII,  2.  Opp.  III,  194. 

xal  XiyBL  avrolg'  Xaßers,  nitre'  rovro  fiov  iöri  ro  alfia 
ro   vjtsg  vficov  ixxwofievov  alg  dq>sOiv  dfiagriwv'  rovro 

xoielrSy  ocdxtg  av  jtlvi]rs,  slg  r?)v  ifirjv  dvaßvriöiv. 


652  Aussercanonische  Paraileltezte  zn  Lc. 

23.  Const.  VIII,  12.  p.  255,  29. 

jtlere  ig  avrov  Jtavreg'  rovto  kort  ro  alfid  fiov  ro  Jtsol 
jtoXXcov  ixxwofievov  sie  afpsciv  afiagrKDP'  rovto  jtoulre 

slg  Tfjv  ifiijv  dvdfivrjöcv. 

24.  The  Liturgy  of  St.  Clem.  p.  101. 

jtUre  i^  avTov  jtdvreg'  xovxo  ion  ro  alfid  fiov  ro  jcsqI 
jtoXXciv  ixxwofievov  slg  dq>saiv  dfiagricop'  rovro  xotslxB 

slg  Tfjv  hiifjv  dpdfivyöiv. 

25.  Mc.  14,  24b. 

TOVTO  hoTiv  x6  alfid  fiov  xfjg  diad^xrjg  xo  kxxyvofisvov  vxhQ 
[jcsqI]  jtoXXwv. 

26.  Mt.  26,  27i>.  28. 

nlsxs  i§  avxov  Jtdvxsg'  xovxo  ydg  ioxiv  xo  alfid  fiov  xfjg 
öiad-TJxfjg  xo  xsqI  jioXXcqp  ix^vppofispop  slg  dq)SöiP  dfiag- 
xicip, 

27.  ^H  d-sla  Xsixovgyla  xov  dylov  djtooxoXov  xal  dösXg)od^sov 

^laxcißov.    Fabricius  III,  122. 

jtisxs  ig  avxox  jtdpxsg'  xovxo  fiov  koxi  xo  alfia  xo  xfjg 
xaiPTjg   öiaß-rjxTjg   xo  vjthg  vfiwpxaijtoXXcop  sx^sofispop 

xal  öiaöiöofispop  slg  d^soip  dfiaQxiwp'  xovxo  Jioislxs  slg 
xfjP  kfifjp  dpdfiPTjOiP. 

28.  Clem.  Rom.  I,  7,  4.  p.  18,  13. 

dxspioayfisp  slg  xo  alfia  xov  Xqiöxov  xal  ypcifisp,  oJ^  soxlp 
xlfiiop  To5  ^£09  Tq5  jtaxgl  avxov ^  oxi  öid  xrjp  TJftsxsgap 
öoxfjQlap  kxxvd^iP' 

29.  Const.  Vn,  25.  p.  208,  25. 

sxi  svxiXQtoxovfisP,  ütdxsQ  J^ficöp^  vjtsQ  xov  xifilov  al'fiaxog 
^l7]öov  Xqioxov  xov  ixxvd^spxog  vjisq  tjficop. 

30.  Pseudo-Ign.  ad  Philad.  IV.  p.  232,  22. 

xal  11p  avxov  x(   alfia  xo  vjisq  rjfioip  kxxvd^ip  ....  xal  tp 

jtox/jQiov  xolg  oXoig  dispsfii^d^. 

31.  Acta  et  Martyrium  Matthaei  §  27.  p.  187.  ed.  Tischendorf. 

xovxo  xo  ocifia  xov  Xqiöxov  xal  xo  jtoxZ/Qiop  xovxo  xo 
alfia  avxov  xo  vjthQ  vficop  ixxvd-hp  yspsod-o)  öoi  slg  ag>söcp 

dfiaQxtwp  slg  ^corjp. 


Texte  und  UntenachuDgen  zu  Lc.  22,  20.  653 

32.  nicxiq  2oq>la»    Anger  Synopsis  p.  217. 

ort  xovro  iöxi  rö  al/ia  rrjg  öia&?]XT]g,  o  kxxv&i^csrai 
jtB^i^jimy  Big  aq>sciv  afiagricov  vficiv  = 

33.  Pistis  Sophia  p.  233,  26  ed.  Scliwartze  et  Petermann. 

quod  hie  est  sanguis  öiaO^fjxTjg,  quem  effundent  pro  vobis 
ad  remissionem  vestrorum  peccatorum. 

34.  Iren.  V,  33,  1. 

Bibite  ex  eo  omnes.  Hie  est  sanguis  meus  novi  testamenti, 
qui  pro  multis  eflFundetur  in  remissionem  peccatorum. 

35.  Aphraates  Hom.  XU,  4.  p.  188. 

Das  ist  mein  Blut  des  neuen  Testaments,  das  für  viele  Ter- 
gössen  wird  zur  Vergebung  der  Sünden.  So  sollt  ihr  thun 
zu  meinem  Gedächtniss,  so  oft  ihr  euch  versammelt. 


•  ■      '-     XX  •- 


36.  Ephraem  Syr.  Serm.  IV.  in  hebd.  s.  c.  6.  I,  424  f.  ed.  Lamy. 
Hie  est  verus  mens  sanguis,  qui  pro  vobis  omnibus  effun- 
ditur:  Accipite,  bibite  ex  eo  omnes,  quia  novum  testamen- 
tum  est  in  sanguine  meo.  Sicut  vidistis  me  t'acientem,  sie 
facietis  in  meam  memoriam. 


^^"\'    _/■   xVV-^^-/' -^^    .'"X.*"  •  X*sx  * 


37.  Diatessaron  Arab.  p.  80^  ed.  Ciasca. 

Hie  est  sanguis  mens,  novum  testamentum  pro  multis  effusus 
in  remissionem  peccatorum. 

38.  Syr.  Sin.  Mi  26,  27»>.  28. 

Xaßere,  jtUzs  i^  avrov  Jtavreg'  xovxo  [Icxiv]  x6  alfia  fiov, 
7)  xaivfj  öiad^rixfi,  o  ixxBlxai  xbqX  jtoXXäp  elg  atpsöiv  ofiaQ- 
xicov. 

39.  Evang.  Hieros.  p.  315.  316  ad  Lc.  22,  20b. 

Hie  calix  est  novi  testamenti  [f^di:u>  f^A*^.i.i]  in  sanguine 


meo,  qui  pro  vobis  fundetur  [«^uAoxriÄ,  Lagarde:  vyÄ( 
=  funditur].  \  \ 

40.  Syr.  Sin.  Mc.  14,  24»>. 

xovxo  [iöxiv]  x6  alfia  [lov  xf]g  xaiprjgj  öiad-r^xrig  xbqX  jtoX- 
Ic5p  kxxexvfiivov. 

In  diesem  Theile  der  Stiftungsv^rorte  weicht  die  paulinisch- 
lucanische  Recension  durch  die  ausdrückliche  Erwähnung  und 
Hervorhebung  des  jtox7}Qiov  als  des  Subjekts  dem  Wortlaute 
nach  von  derjenigen  Recension  ab,  welche  den  Texten  der  beiden 


654 


Aufisercanonische  Paralleltexte  zu  Lc. 


ersten  Evangelisten  zu  Grunde  liegt  Dem  Sinne  nach  trefi'en 
beide  Recensionen  darin  zusammen,  dass  das  alfia  Jesu  als  das 
alfia  rrjg  öia0^7ixj]g  bezeichnet  ist.  Wenn  aber  die  paulinisch- 
lucanische  Fassung  die  ötad^x?]  als  r/  xaivi)  öcad^rjXTj  praedi- 
eiert,  so  ist  dies  unter  Rückbeziehung  auf  das  xaivov  ßgco&y 
in  Lc.  22,  16 D  und  das  jcod-fj  xaivov  in  Mt.  26,  29  =  Mc. 
14,  25,  wie  wir  oben  sahen,  gewiss  als  das  Ursprüngliche, 
die  Weglassung  des  xcuv/j  vor  öiad^jxr^  mithin  als  eine  im  ju- 
denchristlichen Sinn  geschehene  Textkürzung  der  beiden  ersten 
Evangelisten  zu  recognoscieren,  als  eine  Abbreviatur,  wie  wir 
solchen  Abbreviaturen  gerade  bei  den  Stiftungsworten  bezüglich 
der  Taufe  (vgl.  Heft  II,  398  f.)  und  bezüglich  des  Abendmahls 
öfters  begegnen.  Die  genauere  Praediciening  des  alf4a  Jesu  als 
ixxvvofisvov  vereinigt  wieder  sämmtliche  canonische  Relationen 
in  sich.  Wenn  dazu  die  aussercanonischen  Varianten:  bcxv&iv 
(Clem.  Rom.,  Const.,  Pseudo-Ign.)  =  exx£6(ievov  (Liturgia  S.  Ja- 
cobi)  =  ixxv&Tjoofjtevov  (zu  Mc.  14,  24)  =  quod  etfundetur  hinzu- 
treten, so  bestätigen  diese  Varianten  ebenso  das  Vorhandensein 
des  Urtextes  IJETZ??,  wie  dieselben  —  mit  unsrer  Stelle  eng  ver- 
wandten —  Übersetzungs Varianten:  ixxwofievov  =  hcxv&^iv  = 
ixxexvfitvov y  welche  wir  oben  S.  286  flF.  zu  Lc.  li,  50.  51  =  Mt. 
23,  35.  36  gefunden  haben.*)  Dieses  also  sicherlich  urtextliche 
Praedicat  deckt  nun  auch  des  Parallelismus  wegen  das  d^QVJtro- 
fisvov  ==  x2,(6f/€vov  in  Lc.  22,  19K  Stimmen  in  dem  hcxvvofiavov 
die  canonischen  Relationen  zusammen,  so  gehen  sie  in  der 
näheren  Bestimmung  ganz  in  derselben  Weise  wie  zu  Lc.  22,  19** 
auseinander,  indem  Mt.  und  Mc.  JtsQl  JcokXatv  lesen,  wo  die  lu- 


1)  Der  von  Spitta  unternommene  Versuch,  das  ixxvvofxevov  als  „in  den 
Becher  ausgegossen'*  zu  deuten,  indem  er  S.  268  behauptet:  „Jesus  sagte 
die  Worte  nicht  im  Hinweis  auf  eine  Flüssigkeit«  die  ausgesprengt, 
sondern  auf  eine  solche,  die  in  Becher  ausgegossen  getrunken  wird** 
— ,  dieser  Versuch  wird  schon  durch  obige  Parallele  hinföllig.  Denn  Lc. 
11,  50.  51  =  Mt.  23, 35.  36  handelt  es  sich  um  Blut,  welches  bei  der  Tödtung 
vergossen  wird.  Und  dazu  vgl.  man  nun  Hebr.  12,  24:  xal  öia^rjxriq 
vlag  fjisaixy  ^Irjaov  xal  alfJiaTi  QavxiGfiov  xqsltxov  XalovvxL  naga  xov 
^Aßskf  woraus  hervorgeht,  dass  der  Verf.  des  Hebr&erbriefes  das  al/uia  x^ 
xaiv^q  [vtag]  öiaS^ijxTjg  aus  Lc.  22,  20b  mit  der  Beziehung  auf  xov 
ai^axog^Aßsk  xov  öixalov  in  Mt  23,  35  =  Lc.  11,  51  sehr  wohl  erkannt 
hat.  Überdem  ergiebt  der  Parallelismus  zwischen  d-Qvnxofievov  und  ^xxv» 
vofievov  die  bestimmte  Bezugnahme  auf  Jesu  Tödtung! 


Texte  nnd  üntersuchungeo  ta  Lc.  Z2,  20. 

canisch-panlinische  Recension  wieder  vjttQ  vfimv 
sodass  der  ursprÜDgliche  hebräische  Wortlaut  nicht  c 
festgestellt  werden  kann.  Nicht  g&Dz  sicher  als  urtei 
standtheii  ist  der  Ausdruck:  dq  ä^eotv  äftaQTiöiv,  we 
den  canonischen  Referenten  lediglich  der  erste  Evai 
tritt,  obwohl  das  häufig  darüber  gefällte  ürtheil:  es  sei 
gischer  Zusatz,  eine  petitio  priucipii  in  sich  schliess 
Aasdruck:  agitoiq  aftaQTimv  im  ganzen  A.  T.,  auch 
testam entliehen  Apokryphen,  vergeblich  gesucht  wird*), 
hin  erst  erklärt  werden  muaa,  wie  dieser  angeblich 
terminus,  der  sich  auch  bei  Paulus  (Eph.  1,  7;  Col.  1, 
entstanden  sei  und  für  die  neutestam  entliche  VerkÜJ 
grossen  Einßuss,  fUr  die  Fassung  der  Einsetzungswo: 
eine  so  bestimmende  Geltung  und  dadurch  auch  in  d( 
liehen  Abendmahlsliturgien  eine  so  weite  Verbreitung 
habe.  Dass  endlich  die  Schlussworte:  tovto  xoibIzb, 
jilvrjxe,  dg  ttJ»  ift^p  aväfiVTjGiv  ^  iv  ry  i(iy  iivr}ii 
^:'~PT!3  dem  lucanisch-pauliniscben  Quellentexte  angeh 
mithin  Lc,  durch  Weglassung  dieser  Worte  eine  sein« 
lieh  beim  Schluss  der  Rede- Abschnitte  beliebten,  Kürz 
genommen  hat,  liegt  auf  der  Hand.  Aber,  wie  auch 
Ü bersetzungs Varianten  zeigen,  und  wie  der  Parallelii 
diese  Schlussworte  gehörten  jedenfalls  zum  vorcanon 
test  und  haben  also  nicht  minder  bei  Mt.  und  Mc.  di 
Hand  geftthlt. 

Auf  einer  von  Mc.  vorgenommenen,  von  dem 
dritten  Evangelisten  adoptierten,  Kürzung  beruht  aucl 
lassuDg  des  Herrensprucbs,  welchen  uns  Paulus  1. 
(auf  Jesus  in    dritter  Person    bezogen)    und  die  ältesl 

1)  Auch  in  deijenigen  alttestamentlicheD  Stelle,  welche  J 
AbendmuhlBstiftuDg  beEOnders  im  Aage  gehabt  haben  dürfte,  Je^ 
(vgl.  Actf^oo/JOi  Sia&i'jxiiv  xaiv^v  mit  Lc.  22,  29:  xäyäi  Uta; 
jctX.  und  unten  die  Bemerkungen  zu  Lc.  22,  29),  in  welcher  S 
34  das  Wesen  der  vei'heiasenen  iiti&^xTj  xaivi]  als  die  SUnd 
bezeichnet  wird  [öit  'i).ewt  lao/iai  TaTq  däixlaiq  afrtviv,  xal  u 
avrdrv  oi  fiTi  tivtiaBiä 'iti),  findet  sich  der  formulierte  neute 
AuBdracfe:  ä<ffaig  oftaQttmv.  in  welchem  .-Vusdruck  dp*  Wee« 
Bundes  thatsächüch  zu  seiner  kür?:esten  und  tiefsten  Zneai 
gekommen  iat,  keineswegs. 


656 


Aussercanonische  Paralleltexte  zu  Lc. 


m^lsliturgien  (nach  ihnen  von  Jesu  in  erster  Person  gesprochen) 
aufbewahrt  hat:  oaaxig  yaQ  av  ia&ii]re  xbv  oqxov  xovxov  xcu 
x6  jtoxtjQiov  xovxo  jtlvf]X€y  xov  d^&vaxov  xov  ifiov  xaxccffiX^ 
>leT6,  OLXQic;  är  tXd-o}  — ,  ein  Herrenspruch,  welcher  durch  seinen 
synoptischen  Sprachcharakter,  durch  seinen  den  Herrenreden 
congenialen  Inhalt  und  durch  die  sachliche  Correspondenz  des  ^a- 
vaxoQ,  xvqIov  mit 

a)  Lc.  22,  20»^  (=  1.  Cor.  11,  25»»)  =  Mt  26,  28  =  Mc,  14, 
24**):  alfia  x6  vxhg  vficov  [=  x€qI  jcoXXcov]  ix^yvo- 

fiSVOV  — , 

b)  (Lc.  22,  27^)  =  Mt.  20,  HS  =  Mc.  10,  45:  dovvai  ifiav- 
xov  [=  xrjv  tpvx>]v  fiov]  avxlXvxQOV  [Xvxqov]  vjttQ 
jtavxcov  [dvxl  jtoXXmv],  sowie  auch 

c)  (Mt.  28,  19)  =  Const.  V,  7  =  Rom.  6,  3:  ßaxxlöat  slg 
xbv  avxov  d-avaxov  (vgl.  Heft  U,  398  flF.), 

als  aus  der  vorcanonischen  Hauptquelle  geflossen,  als  ein  von 
Jesu  selbst  gegebener  Conimentar  der  Worte:  slq  x^v  ifiTJv 
avafiVfjOiVj  sich  documentiert.  Vgl.  Agrapha  S.  105  f.,  178  f., 
sowie  unten  zu  Lc.  22,  27b. 


Lc.  22,  21  =  Mt.  26,  21  =  Mc.  14, 18. 


a.  Didasc.  V,  13.  p.  312. 

iöd'iovxmv  tjficov  ovv  avx(p  xb  jtaoxct  Xiysi'  iv  xavxy  x^ 
wxxl  elg  ig  vf4(5v  jraQaöciosi  fis. 

b.  Mt.  26,  21. 

xal  kcd'iovxmv  avxwv  eljtev'  afirjp  Xiya)  vfilp,  oxi  slg  ig 
vfi(5v  ytagaöciosi  //€. 

c.  Mc.  14,  18. 

xal  dvaxeifiivfDP  avxäp  xcä  iod-iovxcop  6  ^Irjöovg  ebiev' 
afiTjp  XiycD  vfdp,  oxi  elg  ig  vficop  TtaQaöaxSBi  fi€,  o  iod-lwv 
IIBX    ifiov. 

d.  Lc.  22,  21. 

jiX?jP  löov  ?)  x^^Q  '^^^  JcaQaöidoPXog  (is  fisx^  ifiov  kjtl  xijg 
XQajtiCfig. 

Wenn   anzunehmen   wäre,   dass  die  Fassung  dieses  Logion 
bei  Mt.  und  Mc.  die  ursprüngliche  sei  —  auch  Celsus  (ap.  Orig. 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Lc.  22,  20.  22.  557 

II,  IS:  JtQoeUiS  xaL  rov  xQoöcooovra)  scheint  sie  gekannt  zu 
haben  — ,  so  würde  der  Zusatz  der  Didascalia;  ip  xavrxi  rfj  pvxri 

als  echt  zu  erkennen  sein.  Da  aber  die  lucanische  Textgestalt 
stark  hebraisiert  —  bekannt  ist  im  Hebräischen  die  „Hand**  zur 
Bezeichnung  der  Person  — ,  so  dürfte  das  iv  ravr^  r^  wxrl, 
für  welches  in  dem  lucanischen  Texte  kein  Platz  ist,  als  Remi- 
niscenz  aus  Mt  26,  31  zu  betrachten  sein. 

Lc.  22,  22»  =  Mc.  14,  21»  =  Mt  26,  24». 

a.  Epiph.  Haer.  XXXVIIl,  4.  p.  279  D. 

jiaXiv  aXXors  Xdysi,  ort  öet  top  vIop  tov  dpß-QcijiOv  xa- 
Qaöodijpai  Tcaxa  xo  yeyQafifiipop  xsqi  avxov. 

h.  Mc.  14,  21». 

oxi  6  fisp  vlog   xov  äpd^Qmsiov  vjtayei,  xa&cog  yeyQCutxai 
jisqI  avxov. 

c. .  Mt  26,  24». 

o  (ihv  vlog  xov  dpß-Qcixov  vxayeij  xaß-cag  yiyQaJtxai  JtSQl 
avxov, 

d.  Lc.  22,  22». 

oxi  6  vlog  fihp  xov  dpd-Qcixov  xaxd  x6  wQiOfiipop  noQBv- 
Bxai, 

e.  Acta  Pil.  IV,  3.  B.  p.  295.  ed.  Tischendorf. 

l^Bc  6  ^l7]Oovg  x(p  IliXdxco'   nolrfiop  elg  sfih  ojieq  ioxlp 

iDQiouipop.    Xiyet  6  ütkäxog'  Jtcög  ioxlp  (OQiOfiapop;  dxe- 

xgld-Tj  ^Jf]Oovg'  6  Mcovofjg  xal  ol  jtQotprixaL  eyQcctpap  oxav- 
QOfß^pcd  fiB  xal  dpaoxfjpai. 

Übersetzungs Varianten  dürften  sein:  vjtdyei  =  jtogsvBxai  = 

•fbil,  xad-cog  ydygajcxai  =  xaxä  x6  ysyQafifiipop  (vgl.  das  xaxd 

TO  ypa^p^  im  Fajjum-Evangelienfragment,  Heft  II,  324)  = 

^^ros.  Dagegen  stammt  das  auch  in  die  Acta  Pilati  über- 
gegangene xaxd  xo  (DQiCfiipop  von  der  Hand  des  Lc.    Vgl.  Act. 

10,  42.  Der  Cod.  Colbertinus  hat  mit  den  Itala  Codd.  c  f  q  und 
mit  Cod.  J.  der  Vulg.  zu  Lc.  22,  22*:  secundum   quod  scriptum 

est,  also  ganz  wie  Epiphanius.  Tischendorf  hat  diese  Les- 
art nicht  angemerkt 

Texte  u.  Untenaohungen  X,  8.  42 


658 


AussercanoniBche  Paxalleltezte  zu  Lc. 


Lc.  22,  22«»  =  Mc.  14,  21b  =  Mt  26,  U\ 


a.  Luc.  22,  22^ 

jtXrjv  oval  xS  av&Qcijtq)  hcelvcp^  6i    ov  jtaQaöldorai, 

b.  Consi  V,  14.  p.  142,  10. 

oval  ToJ  avd-Qcijio)  ixslvq)y  dt  ov  6  vlog  rov  avd^gdjto'v 
jcagadlöorar  xaXop  7jp  avt<p,  el  ovx  iysvvTJß^. 

c  Mt.  26,  24^ 

oval  de  rtp  avd-Qcojtay  kxeivca^  öi  ov  6  vlog  rov  av&Qci- 
jcov  jiaQaölöorar  xaXov  ^v  avTm,€l  ovx  iyevvij&i]  6  avd-QO- 
Jtog  ixelvog. 

d.  Mc.  14,  21^ 

oval  6h  T<5  avB-Q(DJt€p  hcdvcp,  öi  ov  o  vlog  xov  dp&Qcojtov 
jtaQaölöorai'  xaXov  avrm,  siovxiyswtjd'^  6  avd-gmjtog 
kxetpog. 

e.  Epiph.  Haer.  XXXVIII,  7.  p.  282  B. 

xal'  oval,  öl  ov  6  vlog  rov  avd-Qmxov  jcagaölöorai  .  .  . 
6v(iq>iQBi  avrS,  sl  ovx  iyEVvrjd^, 

f.  Epiph.  Haer.  XXXVIII,  4.  p.  279  D. 

oval  öh  öl  ov  jcagadodriOBrai*  ovvi(pBQB  yag  avrS,  el  ovx 
kYSvvrjd-f]. 

g.  Herrn.  Vis.  IV,  2,  6.  p.  64,  15. 

oval  xolg  axovcaoiv  xa  ^rmaxa  xavxa  xal  jtagaxovoaoiv' 
al£€Xoix€QOP  i]v  avxotg  x6  ßVT^^^f^V^^^'" 
h.  4.  Esr.  4,  12. 

xQBlooov  Tjv  riiiag  firj  jcagar/eviod-at  rj  jtaQayevojusvovg  5^i^ 
iv  äoeßslaig. 

Unter  der  Führung  des  Cod.  Colb.  haben  sieben  Italae  die 
Worte:  ne  nasceretur  =  f Z  firj  kysm^d-rj  in  den  Text  von  Lc.  17,2 
eingetragen.  Dieser  uralte  Mischtext  ist  bereits  von  Clemens 
Rom.,  Tertullian,  Clemens  AI.,  Origenes  und  dem  Verfasser 
des  Dial.  de  r.  fide  benutzt  worden  und  hat  zu  Lc.  17,  2  seine 
Darstellung  erfahren.  Die  Verwandtschaft  unseres  Logion  mit 
Lc.  17,  2  ==  Mt.  18,  6  =  Mc.  9,  42  zeigt  insbesondere  die  Wieder- 
kehr der  Übersetzungsvarianten:   xaXov  tjv  =  ovfiq>iQBi  =  övr- 


Texte  und  Untenachungen  zu  Lc.  22,  22.  25.  i 

^g?£pe  ^  alptzcÖTSQo»  =  xqeIöoov  tjv  =  aio.  Auch  jt^ijv  nnc 
sind  hier  wie  häufig  Übersetzungs Varianten.  Vgl.  Lc  17,  1:  o 
äi=  Mt.  18,  7:  Jtii}»'  oval,  Mt.  6,  33:  C)?t«t£  d^^  =  Lc.  12, 
jijl^o  ^[ijirflTe.  Es  wird  in  solcheu  Fällen  b3K  als  Grundn 
vorauszusetzen  sein.  Das  Citat  aus  der  Esra- Apokalypse  (1 
melius  erat  noa  non  esse,  quam  adhuc  viventes  vivere  in  im] 
tatibus)  beweist  von  Neuem  den  Einfluss  der  evangeliscbeo  Te 
auf  jenes  Buch.  —  Der  Syr.  Sin.  hat  zu  Mt  26,  24'':  öt  ov  xa 
6l6oftai  iyio  anstatt:  Si  ov  ö  vlog  rov  äv&pmjtov  jca 
didozai. 

Lc.  23,  35  =  He.  10,  42  =  Mt.  20,  25. 

a.  Mc.  10,  42.  43" 

oidazi  'Öti  ol  öoxovvzeq  äQxeiv  rmv  i&vmv  xazaxvQieiov 
avzmv  pcai  ol  luyüXoi  avzmv  xaze^ovatäCovotv  avzmv  < 
ovzcoq  ii  ioziv  iv  vfitv. 

b.  Mt.  2Ü.  25.  26». 

t^dazE  ozi  ol  UQXovztq  zmv  IS-vmv  xazaxvQuvovaiv  avz 
xat  nl  (if^äXot  xaze%ovocä^ovaiv  avzwv   ovx  ovztoe  ia 
iv  u/itv. 
c  Lc.  22,  25.  26'. 

ol  ßaaiXilq  zmv  i&vmv  xvQtcüovoiv  avzmp,  xai  ol  ^govc 
CovTis  avrmv  evtQfizat   xaloverar  vfiElq  6k  ovx  ovz 

d.  2.  Cor.  1,  24. 

ovx  ozi  xvQiEvofiev  vftwy. 

e.  1.  Petr.  5,  3. 

/ijjcJ"  mg  xazaxvQttvorztg  Tcöv  xltjQtav. 

Obwohl  zu  dem  Logion  Lc.  22,  25  =  Mc.  10,  42  =  Mt.  20, 
ausBercanonische  Texte  nicht  vorhanden  sind,  so  kann  doch 
Besprechung  desselben  wegen  der  Cohaerenz  mit  dem  folgen« 
{vgl.  die  Erläuterungen  zu  Lc.  22, 27''}  und  dem  vorausgegangei 
Contexte  (vgl,  Heft  II,  254 — 258)  nicht  umgangen  werden.  Di 
die  Übereinstimmung  von  Lc.  22,  25.  26  mit  Mc.  10,  42 — 44 
Mt.  20,  25 — 27  beweist  unzweideutig  die  queUenmassige  Ident: 
der  Abschnitte  U.  22,24— 27  =  Mc.  10,  35—45  =■  Mt.  20,20— 

42* 


660 


Aussercanonische  Paralleltezte  zu  Lc. 


zu  welchen  Abschnitten  unser  Logion  als  integrierender  Bestand- 
theil  gehört.  Auch  sind  die  innercanonischen  Varianten  lehrreich 
genug,  um  den  Quellentext  zu  reconstruieren.  Denn  abgesehen 
von  dem  secundären  Ausdruck  svegyetai  xaXovvxai  in  der  lu- 
canischen  Redaktion  und  von  dem  ol  öoxovvxsq  bei  Mc.  (man 
vgl.  dazu  das  o  doxel  Ix^tv  in  Lc.  8,  18)  liegt  der  Urtext  in 
reinen  Übersetzungsvarianten  zu  Tage: 

tOTT^b:?  D'^tsb«  D'^item  arta  n'^bü«  n'^ian  '^n'^i: 

Erläuternd  ist  hierzu  auf  Num.  21,  18:  UVr\  '^a'^13  =  LXX: 
ßaoiXslg  i^vwv  (vgl.  oben  S.  208),  Jes.  32,  8:  n^'i;  =  Symm. 
CQXOg,  Hiob  12,  21:  D''n''-Trb?=  LXX:  ijt"  oQxovrag,  Jes.  13,  2: 
D'^a*'lD  =  LXX:  ol  oQxovreg,  femer  zu  fisyaXoi  =  fisyioräveg  auf 
Mc.6,21:  Tolg  fieyiozaOiv  avrov,  Apoc.  6, 15:  ol  ßaciXetg  rijg  yTjg 
xäi  ol  fisyiozäveg,  Apoc.  18,  23:  ol  fisyioravBg  zfjg  yrjg^  2.  Chron. 
36,  18:  T^ntel  =  LXX:  xal  t(3v  [leyioxavovy  Prov.  8,  16:  D'^lte  "'S 
7y^  •'tDrö-bS  D'^n^^lD')  inte;  =  LXX:  äi'  kfiov  (leyioräpsg  fieya- 
Xvvovxat,  xal  xvQavvoi  öi^  ifiov  xqütovoi  yJjg^  sowie  auf  das 
Agrapha  S.  305f.  mitgetheilte,  aus  Lagarde's  Agathangelus 
S.  157  entnommene  Verzeichniss  chaldäischer  Amtstitel  sammt 
ihren  griechischen  Übersetzungsvarianten  hinzuweisen,  wo  die 
rvQapvoi,  rjyovfiepoi,  oQxovreg,  ol  kn  i^ovoiciv,  auch  fieyakoi 
kjt  k^ovoicov  und  rvQavvoi  fisyaXoi  als  Belege  zu  den  Über- 
setzungsvarianten unseres  Logion  uns  entgegentreten.  Weiter 
kann  man  deutlich  wahrnehmen,  wie  der  lucanisch-paulinische 
Übersetzungstypus  hier  in  dem  Simplex  xvQievsiv  sich  von  der 
Übersetzung  unterscheidet,  welche  die  beiden  ersten  Evangelisten 
und  der  erste  Petrusbrief  mit  dem  Compositum  xataxvQUvsiv 
befolgen. 


Lc.  22,  26  =  Mc.  10,  48.  44  =  Mt.  20,  26.  27  =  Mc.  9,  35  = 

Lc.  9,  48  =  Mt.  23, 11. 


a.  ClenL  Roul  I,  48,  6.  p.  80,  14. 

xooovxco  yoQ  fiaXXov  xcmeipotpQovstv  o^elXsi,  oocp  öoxbI 
(läXXov  (lel^cov  slvai, 

b.  Mc.  9,  35. 

sl  xig  d-iXsi  JiQcoxog  eivai,  eoxai  jiävxoov  loxaxog  xai  Jtav- 
xcDv  öiaxovog. 


Texte  und  üntersachungen  zu  Lc.  22,  26.  661 

c.  Macar.  de  perfect.  in  spir.  c.  8. 

Tc5  eljtovrr  6   d'iXmv  iv  vfitv  jtQwtog  slvai  xal  (liyag, 

BOrco  Jtävxcov  öiaxovoq  Tcdi  eoxarog  xal  öovZog. 

d.  Maoar.  Epist.  IL  p.  424.  ed.  Migne. 

[6  xvQiog]  jcagaivel  Xiymv  6  ß-iZcop  kv  vfilv  elvai  Jtgcirog 
xal  fieyagy  eoro)  jiavroov  eoxccTog  xal  jiavxwv  ötaxovog  xal 
jtavxmv  SovXog, 

e.  Didasc.  III,  19.  c.  295. 

(og   XsyBi  xal  oa)T^Q  kv  tc5  evaYyeXiq)'    6  ^eXa)v  kv  vfilv 

slvai  fisyag,  boto  vficov  öiäxovog,  xal  6  d'BXa)v  kv  vfilv  el- 
vai JtQcoTog  Bözo)  vfi(5v  öovXog. 

f.  Const.  III,  19.  p.  112,  19. 

0  d^iXov  yao,    g>r]OlVj   kv  v(ilv  Blvai  jtQfDzog   boto)  vfia}V 

öovXog^  xal  o  ^iX(ov  kv  vfilv  slvai  fiiyag  boto)  vficov  öta- 
xovog. 

g.  Mc.  10,  43.  44. 

aXX'  og  av  d^^J^iiyag  yBviod-ai  kv  vutv,  BCtai  vfiäv  öta- 
xovog' xal  og  av  d-iXxi  ^f^co^  yBviod^at  jcgcHtog,  iorat  jtdv- 
T(ov^ißvXog, 

h.  Mt.  20,  26.  27. 

aXX^  og  käv  d-iX^j  kv  vfilv  (liyag  yBvio&at,  Bötat  vfimv  öta- 
xovog' xal  og  dv  ^eX^j  kv  vuXv  elvai  jcQcotog,  l'orae  vfiiov 
dovXog. 

i.   Lc.  9,  48i>. 

o   yccQ  fitXQOTSQog   kv   jcäöiv  vfilv  vjeaQxojv,   ovrog  koxtv 

(liyag. 

k.  Syr.  Sin.  Lc.  9,  48b. 

og  yccQ  fitxQog  xccL  viog  kv  vfilv,  ovxog  iiiyag  koxlv. 

1.   Lc.  22,  26. 

dXX*  6  fiBlCov  kv  vftZv  ytviod-a)  cog  6  VBcixBQog  xal  6  ^yov- 

fiBvog  (Dg  c   ötaxoväv. 

m.  Cod.  Cantabr.  =  Syr.  Cur.  Lc.  22,  26. 

^^.A^^!:^^.J}L^Jf^  y^J^fö^co    cog   fitxQOXBQog   xal   6 
^  'OVfiBVog  cog  6  ötaxovog  fiäXXov  rj  6  dvaxBtf/Bvog. 


662 


Aussercanonische  Paralleltezte  za  Lc. 


n.  Ephraem  Syr.  Serm.  V  in  faebd.  s.  c.  7.  I,  428  ed.  Lamy. 

sed  qui  major  est  in  vobis,  fiat  sicut  minor,  et  qui  caput 
appeiiatur,  sicut  qui  ministrat. 

o.  The  Acts  of  S.  Eugenia  p.  155  ed.  Conybeare. 

aXX^  og  iäv  kv  vfilv  d-iXi^i  jcgSrog  ysvio&ai,  eorw  soxccroc 

v/i<DV  xal  öiaxovog  jtavrcov. 

p.  Mt.  23,  11. 

6  öi  fiel^oavvuciv  eorai  vficiv  öiaxovoc. 

Bezüglich  der  ursprünglichen  Stellung  dieses  Logion  ist 
Weiss  nicht  zur  vollen  Klarheit  durchgedrungen.  Die  Sache 
verhält  sich  folgendermassen.  Der  ursprüngliche  Standort  ist 
selbstverständlich  Lc.  22,  26  erhalten.  Mc.  schaltete  mit  der 
ganzen  Perikope  auch  diesen  Spruch  nach  Mc.  10,  35 — 45  um. 
Ausserdem  verwendete  er  unser  Logion  Mc.  9,  35  (vgl.  Weiss, 
Marcus,  S.  316  Anm.).  Davon  stammt  Lc.  9,  48.  Der  erste 
Evangelist  folgte  Mt.  20,  20 — 28  der  Pragmatik  des  Mc.  und 
verwob  ausserdem  einen  Anklang  an  unser  Logion  Mt.  23,  11  in 
die  grosse  antipharisäische  Rede.  So  besitzen  wir  das  Logion 
in  sechs  canonischen  Redaktionen.  Den  Umschaltungen  des  Mc. 
allein  verdanken  wir  diese  Mannigfaltigkeit.  Wenn  man  nun  zu 
diesen  canonischen  Texten  noch  die  aussercanonischen  Parallelen 
hinzunimmt,  so  könnte  man  geneigt  werden,  ein  viertheiliges 
Logion  (ähnlich  wie  Lc.  10,  16;  Lc.  6,  27.  28,  vgl.  oben  S.  70 
ferner  das  Agraphon  48,  vgl.  Agrapha  S.  129.  244 fif.)  zu  re- 
construieren,  nämlich: 

1.  6  d-iZcov  kv  vfilp  elvai  Jtgcozog  (pÜÄnn)  ?ötco  jcdvrcop  toxa- 
zog  (liinsn),  vgl.  Lc.  13,  30:  eoovrai  ol  Jtgcoroi  soxccroi, 
Lc.  14,  iS:  jiQCDTOxXiola  —   eoxccTog  xojcog. 

2.  6  (lei^cov  {=  iiiyac  =  bilä)  iv  vfilv  yiviöd-co  <og  c  fiixQO' 

xBQog  (=  vs(6reQog  =  lo;;,  ft2J5,  vgl.  Gen.  9,  24:  "JOI^n  i3?  = 

LXX:  o  vlog  avrov  6  vecitSQog,  Gen.  43,  29:  ftsj^n  OD^n»  njn 
=  LXX:  ovrog  6  adeX^og  vfidiv  6  vscorsQog).  Man  denke 
an  den  aussercanonischen  Text  zu  Lc.  14,  11:  vfxelg  6s  CrjTStre 
ix  fiixQOv  av^?]öai  xal  [fd?)]  ixjisiCovog  iXaxrov  slvai, 

3.  xal  6  fjyoviiBVog  (=  pT«,  vgl.  2.  Chron.  18,  16:  C'^^'ilfc^-Ä'b 
nixb  =  LXX:  ovx  exovöiv  i^yovftepov  ovrot)  eorai  vficov 
öovXog  {I2yj. 


Terte  und  Untereuchungen  m  Lc  22,  26.  27. 

4.  xai  6  äv€acsi(ievo(;  larm  vftmv  6iäxovog  {tf}V'C) 

17,  7.  8  sowie  das  fönende  Lo|];ion,  wo  der  ävaxilft 

tisch  ist  mit  dem  ö  iX&'cöv  duatovrfS^vai. 

Vorstehendes  Logion,  unzweifelhaft  aus  der  vorcs 

'Quelle  stammend  und  unbestreitbar  bei  Lc  an  seinem 

Platz,   beweist  allein  schon  das  Hineinragen  der  Qut 

PaasioDsgeschichte. 

Lc  22,  27*  =  Mc.  10,  45  =  Mt  20,  28. 

«.  Lc.  22,  27^. 

1/(0  6i  tv  fjiaq}  vfimv  et^l  cög  6  iiaxoväv. 
h.  Ory^.  Opp.  1V,461. 

qui  dizerat:  ecce  ego  sam  in  medio  vestnim  dop 

cumbeos,  aed  sicut  ministrans. 
■c,  SeduL  Rom.  cf.  Tischendorf  p.  690. 

ego  sum  in  medio  vestrum  non  sicut  discnmfaena, 

ministrüis. 
A  Cod.  Colbert  Lc.  22,  27". 

ego  antem  in  medio  vestrum  non  sum  sicut  recnn 

sicut  ministrator. 
«.  Orig.  Opp.  Ul,  838.  in  Matth.  Ser.  XU. 

ego  autem  sum  in  medio  vestnim  non  quasi  qui 

sed  qua«quimmistrat. 

f.  Orig.  Opp.  1,  391.  c  Geis.  II,  7. 

xaym  iyevönT{v   kv  itdom  vftmv  ovx  <öq  avccxsi/i 
mg  o  Siaxovmv. 

g.  Polyc.  ad  Philipp.  V,  2.  p.  118,  6. 

10V  xvqIov,  oq  IjivEXO  öiaxovoq  xävzcov. 
h.  Cod.  Cantabr.  Lc  22,  27b, 

iyai  yccQ  iv  [tioip  vfiwp  ^}^ov  ovx  tag  ö  dvaxeit 

tög  ö  ötaxoptöp. 
i  Ephraem  Syr.  Opp.  I,  115  F. 

ovx  ^xovaare  kiyovzoq  avzov-  oix  tjX&ov  ätax< 

aXXa  öiaxop^aat; 


664 


Auesercanonische  Paralleliexte  zu  Lc. 


k.  Orig.  Opp  IV,  410. 

0  de  elxciv    rjXd^ov   ovx  Q>g  avaxelfisvog,   aXX^  cog  6  dia- 

XOPCOV. 

1.  Ephraem  Syr.  Opp.  I,  24  A. 

evgloxofisv  jtdXtv  xov  xvgiov  öiöaoxovra  xal  kiyovra'  ovx 
T]Xd-ov  ÖLaxopijdTJvai,  aXXa  diaxovfjoai  xal  d-fjvai  rfjv  fpv- 

Xf'iv  fiov  XvxQOV  avxl  jioXXwv. 

m.  Clem.  AI.  Paed.  I,  9,  85.  p.  148. 

TOiovTog  fiiiAv  6  Jtaidaycoyog  ayad^og  ivöixcög'  ovx  ijXd-ov, 

g)Tlolt  öiaxovTjd-^vai,  dXXa  ötaxovrjöac,    öiä  xovxo  eloayexai 

kv    xm    evayysXlq)    xexfiipccig  6   xaiivcov  vüikQ   tjfdojp  xal 

öovvai    xfjv    tpvx^iv    xrjv    iavxov    Xvxqov    avxl    jtoXXwv 

vjtioxvovfisvog. 

n.  Didasc.  III,  19.  p.  295  =  Const.  III,  19.  p.  112,  8. 

(og  xal  6  xvQiog  i^fi(5v  ^Itjoovg  o  Xqioxoq  ovx  ?jX&€  öiaxo- 

vrjd-rivat,  äXXd   öiaxorrjoai  xal  öovvai  t?jv  tpvxi]v  avxov 

Xvxqov  avxl  jioXXmv, 

o.  Mc.  10,  45. 

xal  ydg  6  vlög  xov  dv&Qcojtov  ovx  ijXd^sv  öuxxovrj&yvaiy 

dXXd  äiaxovTJaai  xcH  öovvai  xtjv  xpvxrjv  avxov  Xvxqov  avxl 


'    V^-^^'-N-'-V 


jfoXXcöv. 

p.  Mt.  20,  28. 

äajiSQ   6   vlog   xov  dvd-QWJiov   ovx   rjXd-Bv   öiOKovriß-^vai, 

äXXd  öiaxovTJöai  xal  öovvai  xrjv  tpvxi^v  avxov  Xvxqov  avxl 

JtoXXwv. 

q.  Iren.  V,  1,  1. 

X(p  lölcp  ovv  aXiiaxi  XvxQwoafiivov  fjfiäg  xov  xvqIov  xal 
öovxog  xTfv  fpvx'fjv  vüteQ  xcov  fj[itxiQa>v  tpvxcov. 

r.  Clem.  Rom.  I,  49,  6.  p.  82,  11. 

eöa)XBV  xjthQ  tjumv  'irjoovg  Xgioxog  6  xvQiog  rjnoiv  kv 
&eXf]fiaxi  d^sov  xal  xrjv  oaQxa  vjtsQ  xrjg  oaQxog  tjuwv  xaL 
X7)v  ipvxfjv  vJthQ  x(3v  tpvxciv  tjficiv. 

s.   Clem.  AI.  Quis  div.  salv.  c.  37.  p.  956. 

xal  Xvxqov  havxbv  ijtiöiöovg  xaivrjv  rjiilv  öiad^rixrjv  xaxa- 
Xifijtavsi. 


Texte  und  Untersachungen  zu  Lc.  22,  27.  555 

t.  Pseudo-Ign.  ad  Trall.  VIII.  p.  188,  22. 
öovg  iavTOV  vjtig  riuwv  Xvroov, 

u.  1 .  Tim.  2,  6. 

o  doi^  tavxbv  avxlXvxQOV  vjcbq  navxcov. 

Zum  yerstandniss  dieser  interessanten  und  für  den  Abend* 
mahlsbericht  so  wichtigen  Paralleltezte  ist  eine  Einsichtnahme 
der  in  Heft  II,  254—257  zu  Mt.  20,  20.  21  =  Mc.  10,  35—37  ge- 
gebenen Erläuterungen  unerlässlich.  Dort  ist  gezeigt,  dass  die 
Perikopen  Mt.  20,  20—28  =  Mc.  10,  35—45  =  Lc.  22, 25—27  aus 
dem  Urevangelium  stammen  und  ihren  ursprünglichen  Standort 
unmittelbar  hinter  dem  Äbendmahlsbericht  hatten.  Lc.  fasste 
den  Mc.  10,  35-41  =  Mt.  20,  20—24  ausführlich  geschilderten 
Kangstreit  der  Jünger  in  die  compendiösen  Worte  Lc.  22,  24: 
kyivexo  de  xal  q)iXoveixla  iv  avxolg  x6  xlg  avxcov  öoxel  elvai 
fiei^tDV  —  zusammen  ^)  und  gab  dann  nur  den  Schluss  der  Pe- 
rikope  Lc.  22,  25—27  (=  Mc.  10,  42—45  =  Mt.  20,  25—28),  und 
auch  diesen  noch  zuletzt  —  wie  häufig  —  gekürzt,  indem  gerade 
der  Höhenpunkt  des  ganzen  Gesprächs  Mt.  20,  28  =  Mc.  10,  45 
von  ihm  in  Lc.  22,  27^  nicht  vollständig  mitgetheilt  wird.  Die 
Identität  aber  von  Lc.  22,  27^  und  Mt.  20,  28  =  Mc.  10,  45  wird 
aus  den  vorstehend  aufgeführten  aussercanonischen  Paralleltexten 
ausser  Zweifel  gestellt. 

Zu  Lc.  22,  27»:  xlg  yag  fislCcov,  6  dvaxelfievog  rj  6  öiaxo- 
vcop;  —  ist  zu  vergleichen  Lc.  17,  7.  8,  namentlich:  xegi^aHSa- 
fievog  öuxxopei,  in  welchen  Worten  das  ausgesprochen  ist,  waa 
Jesus  laut  Joh.  13,  1  ff.  nach  dem  Abendmahl  that.  Vgl.  Joh. 
13,  4:  öiiC^aHiBv  iavxov  —  und  v.  5:  öis^coofiivog.  An  diese 
Situation,  nach  welcher  Jesus  in  der  Fusswaschung  seinen  Jüngern 
diente, 2)  schliesst  sich  Lc.  22,  27b  an:  iycQ  de  iv  f/iocp  vfimv  elfil 
cog  6  öiaxovmv  — ,  oder  wie  die  Worte  nach  den  aussercanonischen 
Parallelen  vollständiger  lauteten:  xayo)  iysvofirjv  hv  fiioq)  v[iwv 
ovx  (og  6  dvaxelfiBvog  dXX^  cog  6  öiaxovcav  (Orig.)  oder  noch 
vollständiger:  ovx  tjXO^ov  öiaxot^d-tjvai  dXXä  öiaxov^oai  xal 
d-fjvai  xi}v  y)vx^v  fdov  Zvxqov  dvxl  jtoXXcov  (E^hraem).    Nach 


1)  Auch  nach  Weiss  hat  Lc.  die  Identität  zwischen  der  <piXovetxia 
und  der  Perikope  Mi  10,  35 — 41  wohl  erkannt. 

2)  Vgl.  dazu  Beyschlag,  Zur  johanneischen  Frage  S.  103 f. 


666 


Aussercanoniscbe  Paralleltezte  zu  Lc. 


dieser  Fassung  Ephraems  wird  die  Identität  von  Lc.  22,  27b  und 
Mc.  10,  45  =  Mt.  20,  28  zur  Evidenz  erhoben.  ^)  Es  wird  na- 
mentlich auch  klar,  dass  die  Fassung  des  Logion  in  der  ersten 
Person  {TjjLd-ov)  die  primäre,  die  Textgestalt  von  Mc.  10,  45  = 
Mt.  20,  28  (o  vlog  rov  dv&Qci^ov  t]X&€v)  die  secundäre  ist. 
Aber  nicht  nur  in  dieser  Textgestalt  ist  Mc.  und  Mt.  secundär, 
noch  mehr  in  der  Stellung,  welche  Mc.  der  ganzen  Perikope 
gegeben  hat,  indem  er  —  wahrscheinlich  um  die  fpiXovecxla  der 
Jünger  aus  der  unmittelbaren  Nähe  des  Abendmahls  zu  ent- 
fernen —  die  ganze  Erzählung  nach  Mc  10,  35 — 45  umschaltete, 
welche  ümschaltung  auch  der  erste  Evangelist  Mt.  20,  20 — 28 
seinerseits  adoptierte.  Durch  diese  Umschaltung  einerseits  und 
durch  die  Textkürzung  des  Lc.  in  Lc.  22,  27^  andrerseits  wurde 
der  in  der  vorcanonischen  Quelle  gegebene  pragmatische  Zu- 
sammenhang, wonach  das  Logion  Mt.  20,  28  =  Mc.  10,  45  =  Lc. 
22,  27*^  den  Hohenpunkt  der  Abendmahlsgespräche  bildete,  voll- 
ständig verwischt.  Durch  die  Vergleichung  der  aussercanonischen 
Paralleltexte  aber  und  namentlich  durch  den  Text  Ephraems 
wird  die  Wiederherstellung  nicht  nur  des  ursprünglichen  Zu- 
sammenhangs, sondern  auch  des  urtextlichen  Wortlauts  ermög- 
licht.    Man  vgl.  den  reconstruierten  Urtext  nach 


Mt.,  Mc. 

ovx  ijXd^ov  öiaxo- 
VTid'fjvai,  aXXä  6uz- 
xopfjoai  xal  öov- 
vac  TTjv  tpvx^P 
liov  XvTQOv  avxl 
xoXXcop. 


Ephraem. 

I  ovx  TjXO^op  öiaxo- 
VTjd'rivaij  aXXä  öia- 
xop^oai  xfxL  d^' 
vai  TTJp  V^fjp 
fiov   XvTQOP    apzl 

JtoXX(DP. 


^ 


Paulinisch-lucanisch  e 
V^ersion. 

iyco  yaQ  kp  idocp  v/iwv 
iyevo/irjp  ovx  ö5$  o 
dpaxeif/spog  f  dXX^  cog 
6  diaxopcQP  xai  dovg 
ifiavTOP       dpziXvTQOv 

VJtEQ   JtdvTO^P, 


Dass  der  von  Lc.  weggelassene  Schluss  unseres  Logion  hier 
richtig  reconstruiert  ist,  ergeben  namentlich  folgende  paulinische 
Parallelen,  1.  Tim.  2,  6:  o  <Jot?^  tavrop  dptlXvzQOP  vJtSQ  jidprcav, 

Tit.  2,  14:  og  eöcoxep  tavrop  vjtSQ  rjfiwp,  tpa  XvxQcioTjrai  i]fiägy 


1)  Wie  nahe  erscheint  aber  auch  in  quellenmäsBiger  und  8{|^achlicher 
Verwandtschaft  das  johanneische:  r^v  tpvxfjv  avzov  S-j  vnsg  tdiv  <pi' 
kwv  avtovl  Joh.  15, 13. 


Texte  und  Dntenachungau  zu  Lc  22,  21. 

Oal.  ],  4:  Tov  öövToq  tavröv,  Eph,  5,  2:  jta(ii6mxsp  äaurö; 
tiftmv,  Eph,  5,  25:  xaX  tavTov  jta{fi6toxev  vxiQ  avrriq. 
Rom.  8.  32:  vxIq  ^ft^v  :iavTwv  jtaQiömxsv  avxöv.  Aus 
Parallelea  wird  es  evident,  dass  das  vxtQ  {vgl  Le.  22,  19. 
1.  Cor.  11,  24.  25)  zu  dem  lucauiscli-p&ulmischeii  tJbersel 
typus  gehört.  Dasselbe  gilt  hier  von  dem  toüTÖv  ^  t^ 
avTov  =  ilBCS,  wenD  man  erwägt,  dass  in  dem  mit  unsen 
gioa  so  nahe  verwandten  Herrenspruch  Lc.  9,  25  ^  Mt.  16 
Mc.  S,  36.  37  ebenfalls  der  lucanlschen  Version  das  tavrö 
TOD  Mt.  und  Mc.  benutzten  Version  des  Urtextes  das  rr/v 
avTOv  angehört. ')  Auch  das  paulinische  Compositum  c 
TQOV  {=  XvxQOV  bei  Mc,  Mt.)  wird  secundiert  von  den 
nischen  Compositum  öfTf/zETpE^i'  (^  fittgtlv  Mt.  7,  2  =>  Mc 
vgL  oben  S.  96ff-).  Daas  unser  Logion  urtextlich  in  der 
son  gegeben  gewesen  ist,  dass  also  hier  Ephraem  mit 
ijX&ov  . .  Q^jPai  Tiyy  V>vx^>'  [iov  das  Richtige  erhalten  hi 
zeigen  auch  die  vorau^egangenen  Analogien:  aäfia  ftov 
fiov,  Q'äva-röv  ftov.  Bei  Mt.  und  Mc,  li^  mithin  in  dei 
druck:  6  vlbq  loi;  av&Qmxov,  wie  bereits  oben  bemerkt 
eine  secundare  Umschreibung  vor,  ähnlich  wie  Lc  6,  22 
übet  Mt  5,  11,  Lc  9,  26''  =  Mc  8,  38''  gegenüber  Mt  10,  3 
12,  St>  gegenüber  Mt  lU,  32''  =  Apoc.  3,  5.  Endlich  z 
0^at  (sc  T^v  ^pvyiiv  fiov)  bei  Ephraem  vgl.  man  Joh. 
iym  zld^tjfti  Ttfv  yvj^ijp  ftov.    Selbstverständlich  ist  ri^i 


1)  Diete  OberBetzungsvarianteu  iavtöv  •=  tijv  jfivxi*  aiti 
oben  S.  U9ff.),  famei  tj/  vzfi  aviov  —  n^oq  iavtöv  in  Lt 
(vgl.  S.  319),  ebenso  taf  \f/vxat  vfiwv  =  iaviovi;,  Ifiäi;  «ti 
Lc.  21,  19  (vgl.  S,  584  ff.)  bilden  einen  unwidersprecb lieben  Beweis 
Abfaunng  des  Urevacgeliuins  nicbt  im  aram&iacben,  sondern  im  beb 
Idiom.  Denn  im  Aram&iscben  bedeutet  nicbt  ■wn,  sondern  in->)  m 
iavtöv.  Von  diesem  firamäigcfaen  s^t  (^  datoi-v)  all  ümechreib 
Pronomen  reflexivum  findet  sieb  aber  io  den  sjnoptiscbei)  Beaxbeitui 
Urevangeliums  keine  Spur,  wllhrend  alle  Spnptome  auf  das  hebr&i 
{=  VDjfi})  hinweisen.  Dabei  kann  man  sagen:  Bovicl  tiefer  das  ara 
a^>  (•>  Knochen,  Gebein)  dasteht  als  das  hebi&ische  e»  (^-  Seele, 
80  viel  rober  ist  das  anunftische  Idiom  im  Vergleich  zu  der  geist 
entwickelten  Sprache  der  Hebräer,  in  welcher  die  Propheten  ge' 
und  die  Psalmisten  gesungen  haben.  Diese  seelische  Sprache  all 
das  adaequate  Gef^  zar  Aafhahme  der  Worte  Jesu  in  ihrer  sehr 


668 


AuBsercanoDiflche  Paralleltexte  zu  Lc. 


öovpai  aus  1^3  zu  erklären,  welches  ja  recht  eigentlich  auch 
„setzen,  stellen,  legen^'  bedeutet.  Möglicher  Weise  hat  Lc.  das 
äovvai  unsrer  Stelle  in  dem  6iö6(isvov  der  Einsetzungsworte  an- 
klingen lassen.  Jedenfalls  hat  er  wie  so  oft,  wie  namentlich 
Lc.  22,  20,  so  auch  hier  Lc  22,  27  gerade  die  Schlussworte  trotz 
ihrer  eminenten  Wichtigkeit  und  trotz  ihrer  originalen  Rück- 
bezugnahme auf  die  Abendmahlsstifbung^)  in  Wegfall  ge- 
bracht. 

Auf  Grund  der  vorstehend  geübten  Quellenkritik  werden 
nun  erst  die  tiefen  Zusammenhänge  der  Gedanken  klar.  Nach- 
dem Jesus  in  das  von  ihm  gestiftete  neutestamentliche  Mahl  das 
d-QVJtreöd^at  (=  xXäod-ai)  seiner  oag^  (=  om/ia)  und  das  kxxvvS" 
öd'ai  seines  alfia  hineingelegt  und  zugleich  sich  selbst  in  seiner 
oag^  und  in  seinem  alfia  als  Speise  für  die  Seinen  dargeboten 
hatte,  und  nachdem  von  ihm  die  Begehung  dieses  Mahles  bis 
zu  seiner  Parusie  anbefohlen  worden  war  (top  d-avarov  rov 
kfiov  xaxayyiXXBTB  y  axQig  ccp  ekO^co),  gab  er  in  Lc.  22,  27  die 
Bedeutung  seines  d^avaxoq  als  eines  Versohuungstodes  noch 
genauer  zu  erkennen,  indem  er  das  ineg  v^cov  (Lc,  Paulus)  =s 

jtsgl  noXXmv  (Mt,  Mc)  der  Abendmahlsstiftung  durch  das  Xvtqov 

avrl  jcoXXwv  (=  avrlXvxgov  vjcbq  navrwv)  erläuterte.     Zugleich 

ertheilte  er  damit  endgiltige  Antwort  auf  eine  von  ihm  früher 
gestellte  Frage:  rl  öcooec  avd-Qcojcoq  avtaXXayfia  (=  aXXayfia, 

avrixaraXXayfia,  i^lXaofia,  Xvtqop,  avriXvTQOV =1!!^  vgl.  S.  154) 

T^g  y)vx^i;  avTov;  vgl.  Mt.  16,  26^  =  Mc.  8,  37.  Lc  hat  sowohl 
diese  Frage  Lc  9,  25,  als  hier  das  antwortliche  o  öovg  lavror 
dvrlXvTQOP  vjt£Q  jtavrmv  (1.  Tim.  2,  6  =  Mt.  20,  28b  =  Mc  10, 
45^)  ausfallen  lassen.  Als  einen  Pauliner  hat  er  sich  damit 
nicht  erwiesen. 


Lc.  22, 28  =  Mt.  19,  28». 

a.  Jac.  1,  12». 

fiaxagiog  dvriQ,  oq  vjco[iivEt  xeigaofiov. 


1)  Von  Haupt  (S.  21)  ist  der  innere  Zusammenhang  zwischen  Lc.  22, 
19.  20  und  Mt.  20,  28  =  Mc.  10,  45  in  richtiger  Erkenntniss  hervorgehoben 
worden.    Ebenso  schon  vor  ihm  (vgl.  Citate  q  r)  von  Clem.  Rom.  und  Iren. 


Text«  und  Untoraacliiuigeii  zn  Lc  22,  28.  29. 

b.  Apocal   Pauli  p.  65  ed.  Tiscbendorf. 

/uaeaQiog  yoQ  6  övväfievog  vno/tetvm  xti^aa/töv. 

c.  Pistis  Sophia  p.  59,  19  ed.  Schwartze  et  Petermami 

de  hoc  ipso  dixisti  nobis  olim  in  parabola:  tos  v 
mecuin  Jtet^aofiovq. 

d.  Lc,  22,  28. 

vfiel^  6i  ioTf   ol  öiaftEftBvtjxörn;  (t8t    iftov  i» 
paa/totg  fiov. 

e.  Cod.  (^Dtabr.  ad  Lc.  22,  28. 

xcd   v/iElg  >^|?}fri)T8  iv  ry  Staxoma  /tov  mg  o  < 
ol  JiaftE/ievTjxÖTtQ  ftEt'  iftov  iv  zolg  xuQaßfiolq 

f.  MtrigTasT"™'.     """  "^ 

äfi^v  Xiym  vfUv,  özi  vßBig  ol  äxojLov&^aavTeq  (t 
Der  Abschnitt  Lc  22.  28—30,  sicherlich  aus  der 
nischen  Quelle  stammend,  ist  bei  Mc.  völlig  unberf 
geblieben,  von  Mt.  theilweise  und  mit  einigen  Teztäi 
Ml  19,  28  benützt,  von  Lc.  am  vollständigsten,  aber  - 
aussercanonischen  Paralleltexte  zeigen  —  immer  noch  i: 
Weglassungen  wiedergegeben.  Eine  solche  'Weglasen 
fort  zu  Lc  22,  28  durch  den  aussercanonischen  Textbi 
des  Cod.  D  erkennbar:  Tiv%^r{tt  kv  xy  diaxovla  ftov 
xovmv  [=  <6g  ol  öiaxovovvttg].  Wer  f&blt  nicht  den  i 
ZÖsämmenhang  dieser  Worte  mit  der  das  Leben  de: 
und  die  Erziehung  der  Jflnger  abschliessendeo  neuteatat 
Passabmahlzeit?  Wer  empfindet  nicht  die  Congruf 
Worte  mit  Lc.  22,  26.  27?  Wer  dankt  nicht  an  di 
canonischen  Text  desselben  Cod.  Bezae  zu  Lc.  14,  11: 
tf^TElTf  ix  jiixQov  av§^oai?  Und  wie  vortrefflich  sei 
das  andere  —  durch  Jac  1,  12  und  die  Pistis  Sopli 
nichtlncanischen  Form  erhaltene  —  Wort  an:  v/ietg  v 
(ux   i/iov  zovq  xsiQaaftovq  fiovl 

Lc.  22,  29. 

a.  dem.  AI.  Strom.  VI,  5,  41.  p.  760  sq.  [K^ovy/ia  ni\ 
tVQOfiev  yoQ  kv  ratq  yga^alg,  xa&mg  ö  xvQtog  X 
öutriO-e/iai  vfUv  xaivfjv  öiaä-i'jX-^v,  ovx  (»;  äts9 
xazpäaiv  vftmv  iv  oget  XtogTJß. 


570  Aussercanonische  Paralleltezte  zn  Lc. 

b.  Jerem.  31,  31.  32*.  LXX. 

löoi)  TjfisQai  BQxovrai,  tpriol  xvQiog.  xai  ötad-rjaofiai  tc3  olxm 

^ICQafjX  xal  Toi  olxa>  %vda  öia&ijxrjp  xatvfjv,  ov  xarä  z^v 
6iad-rjxr}V,  i]v  öied-efirjv  roTg  xargdoiP  avrmp. 

c.  Hebr.  8,  8.  9^ 

löov  tifiigai  eQxovrai,  Xiyu  xvgiog,  xal  ovvrsleoco  ixl  top 
obcov  ^loQarjX  xal  kjtl  rov  olxov  %vöa  öiaB^yxrjp  xaipijp, 

ov  xaxa  ttjp  öia&ijxtjVj  rjv  ixolrjoa  rotg  xargäocv  ovtcop. 

d.  Barn.  XIV,  5.  p.  62,  2. 

TJfistg  öia  rov  xXr]QOPOfiovproq  6ia0^tjx7]p  xvgiov  ^Irjoov 
Xdßa}[iep,  og  elg  rovro  i^roifiao&'fi ,  Iva  .  .  .  öiad^ai  kv 
rifilp  öiad'TjxTjp  Xoycp, 

e.  Orig.  Opp.  II,  625. 

xayco  öia&i^aofiai,  vfxlp  <^^55JP  ioMstv  xal  xIpblp, 

f.  Euseb.  in  Luc.  p.  206. 

rQajtsCfiL,  tjg  fiBxaXriipoPTai,  olg  rfjP  dtad-rjxrjp  öidd-ero  öia 
TO  fiefiSPfjxivai  fier   avrov  kv  rolg  jtetQaOfioig, 

g.  Pistis  Sophia  p.  59,  20  ed.  Schwartze  et  Petermann. 

Constituam  vobis  regnum ,  sicut  mens  pater  constituit  illud 
mecnm. 

h.  Lc.  22,  29. 

xdyci  öiaxid-Bfiat  v(ilv,  xad-mg  öud-sro  (tot  6  xartJQ  fiov 
ßaOiXelap. 

i.  Ephraem  Syr.  Serm.  V  in  bebd.  8.  c  7.  I,  328  ed.  Lamy. 

do  Yobis  ]^omissionem,  sicnt  promisit  mihi  pater  mens, 
dabo  vobis  regnum. 

Auch  hier  verdienen  wegen  des  Zusammenhangs  mit  der 
Abendmahlseinsetzung  —  und  besonders  wegen  der  Rückbezug- 
nahme auf  die  Worte:  tovto  ro  jtox'^Qiov  ?)  xaivTJ  öia^TJxt)  — 
diejenigen  aussercanonischen  Texte,  welche  als  Objekt  des  öia- 
rid-eod'at  die  ötad'i^xi]  bieten,  den  Vorzug  vor  der  canonischen 
Fassung  mit  ßaoiXelap  als  Objekt^).  Dazu  kommt,  dass  öiarl- 
d-BOd-ai  der  terminus  technicus  f&r  M^*n^  tTO  ist  und  sogar  absolut 


l)Auch  die  „promiesio''  Ephraems  durfte  auf  dta^i;;^!?  zurückgeben 
Vgl.  Ez.  30.  5:  r^^yi  T";!»  =  Hebr.  11,  9:  yn  Ttjg  inayysXiag. 


Texte  und  üntersnchungen  za  Lc.  22,  29.  30.  671 

in  diesem  Sinne  steht.  Vgl.  Jes.  57,  8:  •lb"nnpin5  =  Theodot: 
öied-ov  =  Vulg.:  pepegisti  foedus,  femer  die  vollständige  Phrase 
n-^na  ms  =  ötarl^eo^ai  öta^xriv  öen.  15,  18;  Deut.  5,  2.  3;  7,2; 
29,  11;  Jos.  9,  6.  Unter  diesen  Umständen  dürfte  insbesondere 
auch  die  Praedicatio  Petri  eine  echte  Erinnerung  bewahrt 
und  sonach  unser  Logion  im  Änschluss  an  Jerem.  31,  31  sq.  nicht 
blos  6uz&7Jxi]v,  sondern  genauer  xaiin/v  öiad'i^xrjp  enthalten 
haben.  Vgl.  Hebr.  12,24;  9,  15,  sowie  namentlich  auch  2.  Cor. 
3,  6:  öiaxovovg  xacvijg  öia&i]xrig  wegen  der  Beziehung  auf 
Lc.  22,  27 D:  rjv^fid^rjxB  kv  r^  öiaxovla  fiov  tog  6  ötaxovcov. 
Die  von  Lc.  an  Stelle  der  öia&i]Xfj  eingefügte  ßaCiXsla  sollte 
wohl  das  von  demselben  im  folgenden  Contexte  weggelassene 
CvfißaOiXsvsiv  (vgl.  Lc.  22,  30)  andeuten. 

Lc.  22,  30  =  Mt  19,  28\ 

a.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.  51.  p.  271 A. 

xal  xoxB  TOlg  fiad-rjralg  avrov  öv/utcelp  xaktv  occu  ov/i- 
qxr/slv. 

b.  Apoc.  3,  20^  21a. 

xat  ÖBiTtv^Oo  fiBt  avTov  xal  avrog  fiBZ  ifiov.  6  vixSp^ 
6(D0a>  avTtp  xaMcai  (ibt   ifiov  kv  rm  d-Qovcp  (lov. 

c.  Orig.  Prov.  p.  52.  ap.  Mai. 

TOlg  (Jtadiftalg  avxov  vjtioxBXO  öcioBiv  6  xvQtog  rov  xaM- 
oai  avTOvg  ixl  öciÖBxa  d-Qovcov  xglvovrag  Tag^öcS^Bxa 
g>vlag  rov  ^IoQat)X. 

cL  Lc.  22,  30. 

tva  icdTjTB  xal  jiIvtixb  [Syr.  Cur.  et  Sin.  add.:  iibx^  ipLOv] 

kxl  xf/g  xQajtsC,fjg  fiov  kv  xy  ßaCiXsla  fiov,  xcü  xad^rjOBOd-B 
ijtl  d'Q(va)v  xglvovxBg  xäg  öciÖBxa  g)vXag  xov  ^logarfL 

e.  Epiph.  Haer.  LXXVII,  37.  p.  1032  A. 

x6  öi'  Tcad^OBö&B  kjtl  XTJg  XQOxi^Tjg  xov  jtaxQog  (lov  ^ö^oi^- 
xBg  xal  jtivovxBg, 

f.  Epiph.  Haer.  LX VI,  38.  39.  p.  652  D. 

xal  mxov  xov  xvqIov  i^  vJtocxBOig  oxi  eOBOd'B  xa^ijfiBVOi 
ixl    XTJg    xgajts^T^g    xov    jtaxQog   (lov    kadiovxBg    xal  Jil- 

VOVXBQ. 


672 


Aussercanonische  Paralleltexte  zu  Lc. 


1. 


g.  Pifltis  Sophia  p.  59,  21  ed.  Schwartze  et  Petermann. 

quod  edetis  et  bibetis  super  meam  tqclxs^tjv  in  meo  regno, 
atque  sedebitis  super  duodecim  d^QOVOvg,  ut  xqivijtb  duodecim 

g)VJiag  Israelis. 

h.  4.  Esra  2,  23. 

et  dabo  tibi  primam  sessionem  in  resurrectione  mea. 

Mt.  19,  2SK 
kv   rfj   xajLiir/sveola,  oxav  xa&lou  6  vlog  zov  dv&Qcijtov 

kjtl  d^Qovov  .66%f}q  avxov,  xad-iosod-e  xcu  avtol  ijtl  dciösxa 

d-QOVovg  xQlpovTSg  xdg  öcidexa  g)vXdg  rov  ^QarjL 

k.  The  Testament  of  Abraham  c.  13  p.  92,  16  A  ed.  James. 

x(xi  kv  T^j  öevriga  xagovoia  xQid^rjOovrai  vxo  rcöv  öciöexa 

g>vX(DP  Tov  'JoQai^X. 

1.   Ibidem  p.  92  B. 

xal  ijil  TTJp  öevxiQav  jtaQovolav  vxo  xciv  ajcooxokcov  xql- 

d-ijaopxac  cd  öciöexa  q>vXäi  xov  ^lOQariX. 

m.  Pistis  Sophia  p.  145,  21  ed.  Schwartze  et  Petermann. 

Propter  hoc  igitur  dixi  vobis  olim:  sedebitis  super  vestros 
thronos  ad  dextram  mihi  et  ad  sinistram  mihi  in  regno  meo 

et  regnabitis  mecum.    Propter  hoc  igitur  haud  peperci  (1. 

erubui)  neque  (ovöb)  veritus  sum  vocare  vos  meos  fratres  et 

meos  socios,  propterea  quod  eritis  socii  regii  mecum  in  meo 

regno.     Uaec  igitur  dico  vobis. 

n.  Polyc.  ad  Phil.  V,  2.  p.  118,  9. 

7UU  ov/ißaOiksvöOfiBv  avx(p,  eiys  Jtioxsvofiep. 

o.  2.  Tim.  2,  12. 

el  vxofievofjiev,  xcu  ov(ißaoiXevoofiBP. 

p.  Apoc.  5,  10. 

xal  kjcoiTjoag  avxovg  x<p   d-etp  rj^mv  ßaoiXslar  xcu  lagslgy 

xdi  ßaöiXevoovOiV  ijtl  xijg  yfjg  —  vgl.  1,  6:  ixoirjösp  t]fiäg 
ßaöiXslap. 

q.  Apoc.  20,  6. 

dXXd  eoopxai  IsQslg  xov  d-eov  xal  xov  Xqioxov  xäi  ßaoi- 
Xevoovaip  [lex*  avxov. 


Texte  and  UnterBacbnngen  zu  Lc.  22,  30. 

r.  Test  XII  p&tr.  Dan.  c.  5. 

xäl  0  xiarevfov  ijt    avzm  ßaaiJEvati  h>  akr}9^üg,  iv 

OVQOVOti. 

a.  Orig.  Opp.  U,  625, 

[xaym  &^ao(tat  ifilv  iiaO-^xtjv],  io&iaiv  xal  xlvttv  ixi 
tgaxi^^g  rov  xazQog  iv  ry  äXrjd-ela. 

t.  Et.  se&  Hebr.  ap.  Ciem.  AI.  Strom.  II,  9,  45.  p.  453. 

§  xäv  TM  xoff'  'Eßgalovq  evayyBXlfp-  o  d-avit&aai;  ßaailer 
yiyQoxtai,  xa\  ö  ßaaiXevcaq  ävcaca^aerai. 

Die  Fistia  Sophia  fuhrt  mit  der  bei  ihr  zur  K 
Zeichnung  echter  Herrenworte  Qblicben  Citationaformel:  dixi  v 
olim  zu  Lo.  22,  30  einen  völlig  aassercanonischen  Text  an,  de 
Varianten  und  Mehrbeatandtheile  durchweg  an  canonischen  ] 
allelen  ihre  Bestätigung  finden.  Nach  diesem  vollstiindig 
Texte  sind  hier  folgende  Beetandtheüe  zu  unterscheiden. 

1.   <}v(npayBlv  xal  avfixtslv. 

Man  beachte:  ^*;f"J!J"J^_igo^  (I^)  =  deurveZv  ftex  t 
(Apoc.)  =  avfig>a7£lv  (Just)  =  '•n»  b?».  Vgl.  Lc.  15,  2: 
eoMti  ccvzotg.  Desgleichen  *^''*'*'J'^5^^^w^=öugw[v«i 
■'P»  nniB'.  Handachriftlicb  wird  zu  Lc  22,  30:  iva  ia^zs 
xii^ze  das  per*  kfiov  nicht  blos  durch  den  Syr.  Cur.,  son 
auch  durch  die  koptische  und  die  von  Woide  herausgege 
sahidiscbe  Version,  sowie  durch  drei  Minuekel- Codices 
glanbigt.  Man  erkennt  deutlich  den  Zusammenhang  mit 
koptisch-aegyptischen  Pistis  Sophia. 

2.  xa»laai  ixl  »qÖviov. 

Man  TgL  hier  xa&^oead^e  ixl  d-QÖvcov  (Lc)  =  xaS-loai  kxl 
ÖExa  9^p6ya)p  (Orig.)  ^  xaMaeO&e  ixX  öcööexa  6'^övovq 
Pist  Sopb.)  =1  sedehitis  super  restroa  thronos  (Pist.  Soph 
xa&laai  fttT  kfiov  iv  tot  ffpövo»  (lov  (Apoc).  Das  xadij 
ixl  T^s  zpaxd^tjg  tov  xazQÖg  fiov  in  den  Epiphanius-Te 
gehört  nicht  hierher;  dasselbe  geht  dem  io&Utv  und  xi 
voraus. 

Text«  u   UuMnnohangaD  S.  >,  43 


674 


AuBsercanoniBche  Paxalleltexie  za  Lc. 


3.  xqIvbiv  xaq  ömdsxa  q>vXag  rov  ^IcgariX, 

Das  an  Israel  durch  die  Apostel  zu  übende  Gericht  ist 
ähnlich  gemeint  wie  das  xaraxQlvsiP,  welches  von  den  Nipev- 
trat  und  von  der  ßaolXiooa  Norov  in  Bezug  auf  die  yevea  der 
Juden  ausgesagt  ist  Vgl.  Lc.  11,  31.  32  =  Mt.  12,  41.  42.  Die 
Gorrespondenz  zwischen  der  Zwölfzahl  der  Apostel  und  den  zwölf 
israelitischen  Stammen  ist  Barn.  VIII,  3  hervorgehoben.  Vgl.  oben 
S.  145.  Wahrscheinlich  gehört  auch  1.  Cor.  6,  2  hierher:  ort  ol 
ayioc  TOP  xoOfiop  xqipovoiv;  —  xoOfioq  im  Sinne  der  christus- 
feindlichen jüdischen  Welt. 

4.  ovfißaöiXeveiv. 

Man  vgl.  regnabitis  mecum  (Pistis  Sophia,  griechisch  bei 
Anger,  Synopsis  p.  214  gegeben:  ßaauevaere  uex  kfjcov)  = 
ßaöiXevoovöiP  (lex  at;TOt;(Apoc.)  =  öv///3a(J£>lfi;<Jo^£i'(2.Tim.2,12; 
PolycT)  =  ^n«  bü^,  dazu  den  Gegensate  lc.  22,  25:  tri^n  ''5^3 
ana  O'^btptD,  ferner  ßaockevöei  ip  ovgapolg  (Test.  XII  patr.).  Wenn 
B.  Weiss  an  die  Parallelen  in  der  Apokalypse  gedacht  und 
den  aussercanonischen  Text  der  Pistis  Sophia  berücksichtigt 
hätte,  so  würde  er  davor  bewahrt  worden  sein,  in  Lc.  22,  29  mit 
dem  ötaxld'Biiat  ßaöiZslap,  welches  mit  v.  30  eng  zusammenhängt, 
ein  paulinisches  Tendenzstück  zu  sehen,  wie  er  es  (Matthäus 
S.  440)  unter  Berufung  auf  1.  Cor.  4,  8;  2.  Tim.  2,  12  wirklich 
thut.  Merkwürdig  ist  das  Zusammentreffen  zwischen  Origenes 
und  den  Test.  XII  patr.  in  dem  Zusatz:  jp  [t(j]  dh^ela.  Auch 
das  von  Clemens  AI.  aufbewahrte  Apocryphon  aus  dem  He- 
bräerevangelium scheint  mit  seinem  Stichwort:  ßaotXevoei 
—  6  ßaoiXevöag  unserem  Logion  irgendwie  verwandt  zu 
sein.  Vgl.  Agrapha  S.  378 f.  Auch  Dan.  7,  18.  22.  27  gehört 
hierher. 

5.  ddeXg)Ovg  avrovg  xaXeip. 

Zu  neque  erubui  neque  veritus  sum  vocare  vos  meos 
fratres  vgl  Hebr.  2»  11:  ovx  ijcaiöxvpsrai  aöeXq)ovg  atxovg 
xaXetp^  ferner  Lc.  9,  26*=  Mc.  8,  38*:  xovxop  6  vlog  xov  dp- 
&Qcijtov  ijtaioxvpd^TjOsxai.  Mt  28,  10:  vjtdyexs,  djtayyelXaxe 
xolg  d6eXq>otg  fiov.    Zu  den  Worten  der  Pistis  Sophia:  quod 


Teite  und  Untersucltuiigen  zn  Lc.  22,  30. 


eritis  socii  regii  mecum  in  meo  regno  —  vgl.  ausser  J 
namentlich  Apoc.  1,  6:  i^oti/atv  ^ftäq  ßaacXeiav, 
9^em  xal  jtaTQi  avrov. 

Endlich  ist  noch  aufmerksam  zu  machen  auf  die  I 
zwischen  dem  Text  der  Pistis  Sophia:  sedebitis  .  .  ad 
mihi  et  ad  sinistram  mihi  und  der  Bitte  der  Zebei 
dös  VP^"  ^"^^  «'s  "0"  ^^  öe§i^v  xal  eis  oov  Ig  ä( 
xa&iacoiiti'  iv  zy  ßaaiXeia  aov  —  Mc.  10,  37  =  Mt.  20, 
die  in  Lc  22,  2S — 30  gegehene  Verheiasung  vorausgeg 
war  diese  Bitte  aufs  Beste  motiviert  Daher  ist  anzunel 
bei  Lc.  eine  kleine  Inversion  stattgefunden  hat  nnd 
Ordnung  der  Texte  ursprünglich  folgende  war:  Lc.  5 
Lc  22,  24—27  =  Mt  20,  20—28  =  Mc.  10,  35—45. 

Eine  freie  Wiedergabe  von  Lc.  22,  30,  welche  sich 
dem  Texte  der  Pistia  Sophia  mehrfach  berührt,  t 
noch  bei  Ephraem  Syr.  Serm.  V.  in  hebdom.  s.  c. 
430  ed.  Lamy:  et  in  mensa  mea  delectabo  vos  et  t 
virtutes  coeleates.  Non  manducabitis  neque  bibetis  m 
sitis  mei  discipuli.  Gonstituam  vos  tanquam  judices  sup 
duodecim  et  congregabo  coram  vobis  duodecim  tribns  h 
vice  mei,  judicabitis  fratres  vestros  et  condemnabitis 
lateiniache  Veraion  ist  ungeändert  wiedergegeben,)  Da 
logische  Moment,  welches  Spitta  bei  der  Stiftung 
testamentlichen  Mahlea  ao  atark  betont  und  fßr  welches 
so  zahlreiche  Belege  aus  der  alttestamentlichen  und 
Literatur  beibringt,  gelangt  durch  Lc  22,  30,  aber  au 
frUber,  zu  seinem  vollen  Recht  Dabei  kommt  hie) 
sicherlich  auf  urtextlichem  Quellengebiete  uns  befinde 
Weise  weit  abirrt,  wenn  er  Lc  unter  pauliuiacbeE 
stehen  lässt  (vgl.  Leben  Jesu  II,  340),  der  p&raholiache 
der  Jesusreden  ganz  besonders  zur  Geltung.  Die  Missvei 
der  Jünger,  welche  die  bildliehe  Redeweise  des  Meiste: 
realistischer  Auffassung  sieb  aneigneten,  dienten  dann 
Fortführung  des  Gesprächs  und  zur  Vertiefung  ihrer  E: 
Diesen  Zusammenhang  des  Abeodmahlgberichtea  (in 
Sinne)  wird  man  am  besten  durchschauen,  wenn  derse 
Hand  des  Lc  (mit  Weglassung  von  v.  21 — 23)  aus  Lc  : 
wie  es  im  nachstehenden  versucht  ist,  in  urtextlicher  ßecc 
Torgelegt  wird. 

43- 


676 


AussercaDonische  Paralleltexte  zu  Lc. 


Der  Abendmahlsbericht. 

A.  Das  letzte  alttestamentliche  Passahmahl. 

1.  Eal  OTS  kyivaro  tj  ciga,  avijteOBv  xdi  ol  ptad-firdi  ovv 
avrm.  2.  xal  sljtsv  ytgog  avrovg'  ijtid-vfdi^  ixsdTfi?iOa  rovro 
To  Jtaaxcc  ipayslv  fied-*  v/icov  jiqo  xov  fis  jtad-etp.  3.  Xiya)  yag 
Vfilv,    ovxiri   fii}   qi&yonai  an    ovrov,  iax;  otov  xaivov  ßgcD- 

d^  iv  T^  ßaoiZela  rov  ß^sov,  4.  xal  öe^cfievog  xoxi}qiov  Bvxa- 
QiOTTJoag  ebtsv  Xaßers  rovro  xdL  öiafiSQiaare  slg  eavrovg' 
5.  Xiyo)  ycLQ  vfilp  ort  ov  (iri  Jtlco  axo  rov  vvv  [=  axagn]  axb 

rov  yevrjfiarog  rf]g  a/utdXov^  icog  av  [=  icog  orov  =  fiixQ^^  ^^] 
xaivbv  Jtod-fj  iv  rf]  ßaöiXtla  rov  d-eov  [=r(DV  ovQavcip]. 


B.  Das  neutestamentliche  Abendmahl. 

6.  Kai  kaß(DV  agrov  xal  evxc^idTT^oag  [svioimöag]  exXaoav 
[i&Qtnpsv]  xci  IdcDxcr  rotg  (ladiftatg  xal  elxev  [Xiycop] '  7.  Xaßere, 
g>ayBrB'  rovro  iörip  ro  öcofia  [^  ooq^]  fiov  ro  vxIq  vfiäv 
[jregl  jtoXXwp]  xX(diibpop  [^QVJcrofiBPOP^  diöojiBPOpy  rovro  jtot- 
Sirs  slg  rijp  sfirjp  dpafiprjOiP,  8.  (iaavrcog  [ofiolog]  xal  Xaßcov 
ro  JiorrQLOP  fisrä  ro  ösutpfjoai  svxaQiori^oag  [svXoyncag]  cdcö- 
7CSU  avrotg  xal  sbtsv  [Xija)p]'  9.  xlsrs  i^  avrov  xaprsg'  rovro 
uov  icrip  ro  al(ia  rrjg  xaipf/g  öiaßr/gcng  [rovro  ro  norrioiop  ij 
xaivf/  öiadTJxTj  ^orlr  iv  r<p  ifiw  atfiari]  ro  vjtsQ  vficHv  [jtsgl 
xoXX<3v]  ixxvpofispop  [ixxv&sp,  ixxsofispov,  ixxvd-rjoouspop] 
slg  aipsoip  ä(iaQri(5p'  rovro  Jtoulrs  slg  rijp  ifif/p  dpdfipt^oip  \ßp 
rf]  i/ifj  fivi^fi^].     10.  oödxig  ydo  av  köMrirs  rov  dorov  rovrop 


1.  Lc  22,  14.  —  2.  Lc.  22,  15.  —  3.  Cod.  Bezae  Lc.  22,  16.  —  4.  Lc. 
22. 17.  —  5.  Lc.  22,  18.  Mt.  26,  29.  Mc.  14,  25.  —  6.  Lc.  22, 19».  1.  Cor.  11, 
23b.  24».  Mc.  14,  22».  Mt  26,  26».  Pseudo-Ign.  ad  Phil.  III.  p.  232,  23.  —  7. 
1.  Cor.  10,  24b.  Lc.  22,  19b.  Mc.  14,  22b.  Mt  26,  26b.  Const.  VIII,  12.  p.  255, 
25.  —  8.  1.  Cor.  11,  25».  Lc.  22,  20».  Just  Apol.  I,  66.  p.  98  B.  Mc  14,  23». 
Mt  26,  27».  —  9.  Lc.  22,  20b.  1.  Cor.  11,  25b.  Mc  14,  24b.  Mt  26,  27b.  28. 
Congt  Vni,  12.  p.  255,  29.  —  10.  1.  Cor.  11,  26.  Conet.  VIII,  12.  Agrapha  S. 
105.  178.  284. 


Texte  und  üntersachungen  zu  Lc.  22,  30.  677 

xal  TQ  xoxrjQiov  tovro  jtipfjre,  xov  d-avaxov  top  hgicv  xar- 
ayyiXXBTB^  cixQig  civ  eZ&o)  [iog  rijf;  ifirjg  jtaQOvoiag], 

C.  Die  den  Jüngern  gegebene  Verheissung. 

11.  ^Ffietg  ffü^ridtire  iv  ry  ötaxovlqi  (lov  ol  dia/ie/iepTjxorsg 
[vjtofielvapTeg,  dxoZov&vöccpreg]  fisr*  ifiov  ip  rolg  xeiQaöfiolg 
fiov.  12.  löov  öiatld-Efiai  vfilp  xaiprjp  dm^?yxiyy,  xad-wg  dii- 
&st6  fioi  6  ütaxriQ  fiov,  13.  tpa  eöd-rixs  [Ö€iJtpi^07]xe,  övfiq>aYt^ 
xe]  xal  ytlpijxe  [övfixlfjxs]  fiBx*  ifiov  kjtl  xfjg  xQajts^rjg  xov  Jta- 
xQog  (lov*  14.  xcu  ödöw  vfilP  xaMöai  [xad-TJoeöd-Sy  eöeöd-s 
xad^fispoij  ixl  d^QOPcop  [d^QOPovg]  ix  ös^icop  fiov  xal  i§  dgi- 
oxsQcop  fiov,  xglpopxtg  xdg  dciöexa  q>vXdg  xov  ^ogatß,  15.  xal 
ßaöiXevaexe  [övfißaöiXsvOBxe]  fiex^  ifiov  kp  xoTg  ovQapolg, 

D.   Die  (piXoPBixla  der  Jünger. 

16.  Kai  Bhtap  avtai  'laxwßog  xal  ^Imapptig^  ol  vlol  ZsßB' 
daiov  17.  öiddoxaXB,  d^tXofiep,  ipa  o  käp  alxrjöwfiip  ob,  not- 
rjöug  fjfilp.    18.  6  ÖB  BhtBP  avxolg'  xl  d-iXBxd  fiB  Jtoitjoai  vfilp; 

19.  oi  ÖB  Bljtccp  avx(5'  66g  ri(ilPy  l'pa  bIq  aov  kx  öb^icop  xal  slg 
oov  i§  aQioxBQcov  [BvwpvfiCDp]  xa&lo(o/iBP  ip  x(]  ßaoiXBla  aov. 

20.  ajtoxQid-Blg  öh  6  ^IrjOovg  BhtBP'  ovx  olöaxB  xl  alxBlö&B. 
övpaod^B  jtiBlP  x6  JtoxrJQioPjO  iyco  Jtlpo)  [jdiXXco  jtlPBip];  21.  Xi- 
yovoip  avxm'  pal,  övpä/iB&a.  22.  XiyBi  avxolg'  x6  fiBP  Jto- 
xrjQiop  fiov  xUcd-B'  x6  ÖB  xaO'laac  ix  öb^icop  fiov  xal  i^  bvcdpv- 
fiop  fiov,  ovx  BOxiP  ifiop  öovpai^  aXi  oXg  r\xol\La6xai  nagd 
Vvito\  xov  jtaxQog  fiov.  23.  xal  dxovoaPXBg  ol  öixa  '^yapa- 
xxTjoap  [i]Q^apxo  dyapaxxBip]  jibqI  xc5p  ovo  dÖBXgxDP. 


11.  Cod.  Bezae  Lc.  22,  28.  Piai  Soph.  p.  59, 19.  Lc.  22,  28.  Mt  19, 28a.  — 
12.  Lc.  22,  29.  Clem.  AI.  Strom.  VI,  5,  41.  —  13.  Lc.  22,  30a.  Apoc.  3,  20b. 
Pist.  Soph.  p.  59,  21.  —  14.  Lc.  22.  30b.  Apoc.  3,  2la  Mt.  19,  28b.  Pist  Soph. 
p.  145,  21.  —  15.  Pist.  Soph.  p.  145.  Apoc.  5, 10.  2.  Tim.  2, 12.  Polyc.  ad  Phil. 
V,  2.  —  16—23.  Lc.  22,  24.  —  16.  Mt  20,  20a.  Mc.  10,  35a.  —  17.  Mc.  10, 
35^  Mt.20,20b.  —  18.  Mc.  10,36.  Mt.20,21a.  —19.  Mc.10,37.  Mt.20,2lb. 
—  20.  Mt.  20,  22*.  Mc.  10,  38*.  -  21.  Mt.  20,  22b.  Mc.  10,  39*.  —  22.  Mt. 
20,  23.  Mc.  10,  39b.  40.  —  23.  Mt.  20,  24.  Mc.  10,  41. 


678 


Aussercanonische  Paralleltexte  zu  Lc 


E.  Die  Belehrung  der  Jünger  durch  den  Meister. 

24.  *0  6h  'Ifjöovg  tljtav  avroTg'  ol  ßaotXsTg  [aQXovrtgf  ol  öo- 

xovrreg  aQxsiv]  twv  id-vwp  xvQievovoiv  [xaraxvQisvovoiv]  avrwv, 

xal  ol  fjtsyaXoi  [k^ovoiä^ovxBg]  xare^ovoia^ovoiv  avrcov*  vfislg 

6h  ovx  ovTwg     25.  aXX^  6  d^iXwv  hv  vfilv  elvai  jtQmrog  eorco 
jtävTwv  soxccTogy  xal  6  (ielC,a)v  [fiiyagl  iv  vfäv  yipeö^co  dg  6 

(iixQoxBQog  [vBcoTBQogY  6  7)yovfievog  eotoD  v/kdp  6ovkogy  xal  6 

dvaxslfisvog  sotod  vfiwv  6iaxovog,   26.  xlgyaQ  (id^a>v,  6  ava- 
xtlfisvog  i}  6  6iaxovwv;  ovx)^  ^  dpaxelfiepog;  27.  iym  6b  Eyero- 

fitjv  [elfil]  ip  (liöm  vficop  ovx  cog  o  dpaxelfispog  dlX"  dg  6  6ca- 

xovcop.    28.  ov  yccQ  7]Xd-ov  6iaxov7]d'rjpai  dXXa  6iaxoprjaac 
xal  ^pai  [6ovpai]  rfjp  tpvx^jP  ftov  [ifiovroPy  tavrop]   Xvtqop 

[dprlXvTQOP]  dprl  [vjteQ]  jtoXXmp. 

Nach  vorstehender  Reconstruktion  des  urtextlichen  Abend- 
mahlsberichtes  (im  weiteren  Sinn)  steht  der  Charakter  des  Herren- 
mahles  als  einer  von  Jesu  beabsichtigten  Stiftung,  welche 

erstlich  das  alttestam entlich-jüdische  Passahmahl  für  inmier 

ablösen, 
zweitens   bei   den  Jüngern  Jesu  bis  zur  Parusie   in   steter 

Übung  bleiben, 
drittens    ein    Vorbild    und    Vorschmack    der    himmlischen 

Seligkeit  sein  sollte, 
ausser  allem  Zweifel.  Es  war  der  Abschluss  aller  der  Weis- 
sagungen, mit  welchen  Jesus  schon  längst  auf  seinen  Tod  hin- 
gewiesen hatte.  Jetzt  war  der  Zeitpunkt  gekommen,  da  sich 
erftSllen  sollte,  was  er  im  ßäthselwort Mt.  5, 17. 18  (vgl.  Heft  II,  76  f. 
und  oben  S.  442  flF.)  angedeutet  hatte  und  nun  offen  sagte:  xa  jibqI 
i/iov  xiXog  exet  (Lc.  22,  37).  Die  Zeit  der  vorbereitenden  Andeu- 
tungen, durch  welche  die  Jünger  allmählich  aus  den  Fesseln  des 


24.  Lc.  22,  25.  Mc.  10,  42.  Mt.  20,  25.  —  25.  Lc,  22,  2G.  Mc.  10,  43.  44. 
Mt.  20,  26.  27.  Mc.  9,  35.  Lc.  9,  48b.  Mt.  23,  11.  -  20.  Lc.  22,  27a.  —  27.  Lc. 
22,27b.  —  28.  Ephraem  Syr.  Opp.  II,  24  A.  Mt.  20,  28.  Mc.10,45.  1.  Tim. 
2,6. 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Lc.  22,  30.  31.  32.  679 

jüdischen  Gesetzes  befreit  werden  sollten,  war  vorbei;  er  konnte 
zu  ihnen  sagen:  vfisTg  rjv^i]d'f)Te  iv  r^  diaxovl^  (lov  (zu  Lc.  22, 28). 
Er  konnte,  indem  er  zum  Tode  ging  (o  vlbg  rov  avd-Qcoxov 
vjiaysi  xa&cog  yiyqajixai  —  Mt  26,  24  =  Mc.  14,  21  =  Lc.  22, 
22),  nunmehr  offen  vor  seinen  Jüngern  als  das  jtXriQooiia  und 
zugleich  als  das  riXog  xov  vofiovj  somit  als  den  berechtigten 
Stifter  der  (Jerem.  31,  31  ff.)  verheissenen  xaivi}  öiad^xtjy  sich 
enthüllen,  als  den  grossen  f  ib  (Mich.  2,  13  vgl.  oben  S.  368.  441), 
welcher  die  Fesseln  des  jüdischen  Gesetzes  durchbrach  und  den 
Sündern  die  enge  Pforte  des  Paradieses  öffnete  (Lc.  23,  43)  und 
der  zugleich  thatsächlich  seine  Jünger,  indem  er  ihnen  die  Feier 
des  Mahles  xijq  xaivrjq  öiad-rpcTig  bis  zu  seiner  Parusie  anbefahl, 
als  öuxxovovg  xaivijg  öiad-tjxijg  (2.  Cor.  3,  6)  einsetzte.  Das 
xaipov  bildet  in  dem  ganzen  Abendmahlsbericht  den  beherr- 
schenden Grundgedanken.  Durch  das  Abendmahl  selbst  ver- 
wirklichte Jesus  sein  früheres  Wort:  olvop  viov  elg  daxovg 
xaivoig  ßXrjriov  (Lc.  5,  38).  Die  Thatsache,  dass  nach  der  ur- 
evangelischen Relation  das  Wirken  Jesu  in  der  Stiftung  der 
xaip?)  6ia&7Jxij  und  in  der  damit  gegebenen  grundlegenden  Be- 
deutung seines  &avaTog  gipfelte^  macht  die  centrale  Stellung 
erklärlich,  welche  dem  Versohnungstode  Jesu  und  seinem  Ver- 
sohnungsblute  in  dem  neutestamentlichen  Schriftthum  zu  Theil 
geworden  ist, 

Lc.  22, 31.  32. 

a.  Ephraem  Syr.  Ev.  concord.  expos.  ed.  Mösinger  p.  222. 

Ecce  Satanas  accepit  promissionem  cribrandi  vos  ut  triticum, 
et  ego  oravi  patrem  pro  te,  ne  deficiat  ödes  tua. 

b.  Ephraem  Syr.  Serm.  V.  in  hebd.  s.  c.  3.  I,  436  ed.  Lamy. 

Simoni  praedixerat  cognitor  occultonim:  Ecce  Satanas  ex- 
petivit,  ut  cribraret  vos  sicut  triticum,  sed  Patrem  rogavi, 

ut  non  deficiat  fides  tua. 

€.  Macar.  Hom.  V,  2. 

jtQoiXsysv'  k^T^XTjOaxo  vfiag  6    öaxaväg  Cipiaoai   cog   xov 

Olxov  aX)^  ky<D  iösfid-riv  xov  Jtaxgog  fiov,  tva  /i^  hxXljtxi 
fj  jtlöxig  vß(5v. 


ggO  Aussercanonische  Paralleltezte  zu  Lc. 

d.  Const.  VI,  5.  p.  161,  24. 

iZsye  xbqI  rjficiv   oxi   kÖBr]d-7iv^  Iva  (ir)  ixUx^j  rj   jäong 

VfiCOP. 

e.  Pseudo-Ign.  ad  Smyru.  a  VII.  p.  248,  5. 

o  TcvQtog  ^IriCovq  Xgcozog  derj&elg  fii^  ixXeljtetv  r^v  xloriy 
xüüv  CLJtooroXcov. 

f.  Clem.  AI.  Strom.  IV,  10,  76.  p.  597. 

ajiXä  xal  avroq  6  xvQiog'  ^|9J5£örro  v/iag  6  caravag,  Xi- 
ysiy  cipiaaai^  kyco  öe  jtaQ^TTjOafiriv. 

g.  Lc.  22,  31.  32. 

[djts  6i  6  xvQiog']  Hficov,  JSl(i<ov,  löov  6  oataväg  ^V^V' 
oaxo  vfiäg  rov  oiviaoac  €og  rov  ötzop'  iyA  6b  hö&jd^v 
jtBQl  Oov,  tpa  iiTj  ixXbc^  i]  xloxig  öotr^xal^  öt5  xoxb  ixt- 

öxQBtpag  [Cod.  Gantabr.:  öv  öh  kxloxQetpop  xal]  oxiJQioop 
xovg  a6BXg>ovg  oov. 

Durch  den  vorher  aufgezeigten  Zusammenhang  wird  es  nun 
auch  klar,  weshalb  Jesus  mit  einer  besonderen  Warnung  sich 
gerade  an  Simon  Petrus  wandte.  Denn  kein  Anderer  als  er 
konnte  es  gewesen  sein,  der  an  der  Spitze  der  ayavaxxovvxBg 
gestanden  und  die  Frage:  xlg  aga  fiel^oov  ioxai  Iv  x^  ßaoiXsla 
x(5v  ovgavwv;  (Syr.  Cur.  Mt.  18,  1)  zu  einer  brennenden  gemacht 
hatte.  Wahrscheinlich  hatten  die  beiden  Zebedaiden,  Johannes 
(Job.  13,  23:  dvaxelfiBvog  iv  xtp  x6Xx€p  xov  ^Irjoov  — ,  Job.  13, 
25:  kxcxBOcov  ixl  x6  ox^d-og  xov  ^Irjoov)  und  sein  Bruder  Ja- 
cobuSy  bei  dem  Mahle  die  Plätze  ix  ÖB^icop  xal  i§  BvcopvfKDP 
des  Meisters  inne  gehabt,  während,  wie  aus  Job.  13,  24  hervor- 
geht, Simon  Petrus  diesmal  in  einiger  Entfernung  von  Jesu  sass. 
Ehrgeizige  Regungen  waren  in  seiner  Brust  aufgewacht  und . 
der  Entschluss  war  in  ihm  gereift,  es  allen  Mitjüngem  zuvor- 
zuthun  (Lc.  22,  33).  Darum  wandte  sich  der  Meister^  der  in  die 
Herzen  schaute,  mit  der  Warnung,  die  allen  galt,  an  Petrus  in- 
sonderheit. 

Die  einleitende  Bemerkung:  bIxbp  de  6  xvQiog  ist  schon 
durch  den  Redaktor  des  Evangeliencanons  (vgl.  Cod.  D,  Syr. 
Cur.,  Italae,  Hieros.)  vertreten  und  kann  nicht  wohl  entbehrt 
werden.  Die  beiden  Ephraem-Citate  weichen  in  den  Varianten: 
expetivit  ==  accepit  promissionem  von  einander  ab.    Doch  nähern 


Texte  und  Untersuchuiigen  zu  Lc.  22,  31.  32.  37.  ggf 

sie  sich  beide  der  —  von  Delitzsch  angewendeten  —  Rück- 
übersetzung: ib  bl^t  =  er  hat  sich's  ausgebeten,  mit  dem  Erfolg: 
er  *hat  die  Bitte  erlangt.  Noch  bestimmter  treffen  sie  imter 
einander  und  mit  Macarius  zusammen  in  dem  Zusatz:  Patrem  = 
xov  xaxQoq  (lov  Vgl.  denselben  Zusatz  oben  zu  Lc.  11,  l  und 
zu  Lc.  6,  12  bei  Marcion  Bei  Tisch endorf  ist  weder  dieser 
Zusatz:  xov  JtaxQoq  fiov — ,  noch  die  von  Macarius  sowie  vom 
Verfasser  der  Constitutionen  und  Pseudo-Ignatianen  ver- 
tretene Lesart:  rj  jtlaxtq  vfiäv  — ,  noch  auch  die  Variante 
jtaQj]xi]öafii]v  notiert,  welc^£es^etztere  Clemens  AI.  darbietet. 
Diese  Lesart  xaQ'^xriöaiiriv  geht  mit  ids'nd'ijv  auf  •^PüjnnSl  = 
„ich  habe  geflehef*,  welches  Salkinson  gebraucht,  zurück  und 
greift  tiefer  als  köeijd^v.  Mit  hohenpriesterlichem  Herzen  hat 
Jesus  für  seine  ganze  jüngerschaar  geflehet,  dass  in  der  Nacht 
der  SichJ;ung  ihr  Olaube  nicht  aufhöre.  Petrus  aber  erhält  eine 
besondere  Mahnung,  nicht  für  die  ferne  Zukunft,  wie  es  nach 
der  griechischen  Participialconstruktion  scheinen  könnte,  sondern^ 
wie  es  die  dem  hebräischen  Urtext  entsprechende  Lesart  des  Cod. 
Bezae:  öv  de  imcxgetpov  — ,  sowie  des  Hierosolymitanum: 
vyjf^  ^  ocdAu   liz-o   AO^  ^l-a   ^r^  S^Of^o   =  et    tu 

etiam  aliquando  convertere  et  confirma  firatres  tuos  —  an  die  Hand 
giebt,  für  die  nächste  Gegenwart:  du  aber,  bekehre  dich  doch 
endlich  ==  K3"11in!  Wiederholt  hat  Cod.  D  die  hebraisierende  — 
das  Participium  vermeidende  —  Übersetzung  dargeboten.  VgL 
zu  Mt.  28,  19»,  Heft  II,  393:  jioqbvbo^b  vvv  =  «riDb,  femer 
oben  S.  516  zu  Lc.  19,  5.  Zu  der  im  „Hebräischen*  gebräuch- 
lichen Verdoppelung  der  Namen  in  der  Anrede  vgL  oben 
S.  104,  namentlich  Anm.  1  und  unten  S.  688. 

Lc.  22,  37  =  Mc.  15,  28. 

a.  Just.  Apol.  I,  32.  p.  74  A. 

TcdL  (isxä  xavxa  hxavgcod^r],  oxcog  ''^o^^^^erjoi^  r^g  XQoq)f)' 
xeiag  övpxeXeö^^. 

b.  Test  XII  patr.  Benj.  c.  3. 

xXrjQwd-riöBxaL  kjcl  öoi  jcQog>Tjxsla  ovgavov  jcbqI  xo\  dfivov 
xov   ß^eov   xal   ocoxfjQog  xov  xoCftoVj    oxt    a(ia)fiog  vJihQ 


Q^2  Aussercanonische  Paralleltexte  zu  Lc. 

dpofior    :xaQaöod^f)OSTai   xal    avaßaQrrixoq   inkg    aceß(3p 
äjcod-avBtraL  • 

c.  Mc.  15,  28. 

xal  knXriQcod-ri  ^  YQ(xg>n  ri  Xiyovöa'  xal  fiara  drogiwv  iko- 

d.  Orig.  c.  Cels.  Opp.  I,  420. 

xal  roira  Xeyofisv  kp  rotg  svayyeXloig  JtQosiQfjöß^al  jtwg 
ijiel  fiera  dp6fia)P  hXoyioOri  6  d-Boq  JtaQa  rotg  apofioiq, 

e.  Lc.  22,  37. 

XiyG)  yäg  vfitv,  ort  rovro  x6  yeyQafifiipop  öet  TeXeo&rjvai 

kp  ifiol^  To*  xal  J^d  dp6fia)P  iXoyloß^j^  ^^^X^J^  ^^?^ 
ifiov  riXog  Ix^i. 

f.  Epiph.  Haer.  XLII.  p.  316  C  D. 

TO'  xal  TOVTO  yeyQafifiipop  dst  reXsöd^pai ,  to*  xal  ^CTa 
dp6fAG>p  ovpsXoyiod'r). 

g.  Diatessaron  Arab.  p.  81^.  ed.  Ciasca. 

Dico  vobis:  Quoniam  adhuc  boc,  quod  scriptum  est,  oportet 

impleri  in  me :  Quod  cum  iniquis  deputabor.    Etenim  omnia, 
quae  dicta  sunt  de  me,  impleta  sunt  in  me. 

h.  Jes.  53,  12. 

xal  kv  rotg  dpofioig  hXoyiöd^Tj. 

Dieses  sicberlicb  aus  der  vorcanoniscben  Quelle  geschöpfte 
Logion  bat  Mc.  gekürzt,  Lc.  in  grosserer  Vollständigkeit  wieder- 
gegeben.    Übersetzungsvarianten  sind:  r)  yQaq>i]  =  ro  yeyQafi^ 

fispov  =  31ti3i5,  jtXijQGf&^pai  =  reXsod-^pai  =  avpreXeod^^pac  = 

tUhTSl,  Das  Diatessaron  weicht  —  nach  Nestle  wahrscheinlich 
in  Folge  der  dem  Syrischen  nahe  liegenden  Austauschung  zwischen 
3.  p.  Perfekt  und  1.  p.  Imperfekt  —  mit  der  Lesart:  deputabor 
von  allen  Zeugen  ab  und  berührt  sich  am  Schluss  einigermassen 
mit  denGodd.Rhedig.yratisL,  Monac.,  Brix.:  nunc  quae  de  me  scripta 
sunt  finem  habent,   woraus  hervorgeht,   dass  die  Worte:   nnem 

habent  =  riXog  exBc  die  Bedeutung:  impleta  sunt  =  jcB:tXi]Qa>- 

rat  voraussetzen.  Die  Test.  XII  patr.  gebrauchen  bei  ihrer 
Bezugnahme  auf  Jes.  53  die  paulinische  Ausdrucksweise:  XQioxog 
—  vjtlg  doeßcip  dütid-aPEP.    Vgl.  Rom.  5,  6. 


Texte  und  ünierauchuDgen  zu  Lc.  22,  37.  38.  39.  683 

Lc  23,  38. 

s.  Cod.  Gantabr.  Lc.  22,  38. 

ol  6h  elxav  löov,  xvQie,  ovo  fjtaxcuQai  wöb,  6  6h  Bütsv 
avTotg'  aQXBL 

b.  Lc.  22,  38. 

ol  6h  Bbtav'  xvqib,  l6ov  giaxccigcu  coda  6vo.  6  6h  bUibv  av- 
TOlg'  (?^5[?^^^^Jf^  [Syr.  Cur.  add.:  iyBlQBöß-B,  aywfiBv], 

Ein  deutliches  Anzeichen,  dass  der  Cod.  D  auch  hier  aus 
guter  Quelle  schöpft,  ist  die  Lesart:  dgxBL  Denn  der  Gebrauch 
von  Ixavog  gehört  zu  den  sprachlichen  Eigenthümlichkeiten, 
wodurch  der  einheitliche  Verfasser  der  Acta  und  des  dritten 
EyaDgeliums  sich  documentiert.  Der  Ausdruck  Ixopog  kommt 
in  den  Actis  19  mal,  im  Evangelium  10  mal  vor.  Vgl.  zu  Lc 
23,  9.  Als  Urtext  ft&r  d^xsl  wird  am  besten  ^b  3*1  vorauszu- 
setzen sein.  Vgl.  Num.  16,  2:  D^b'^l  =  Symm.:  aQXBlxw, 
Ephraem  liest:  Sufficiunt  duo.  Der  Syr.  Sin.  liest:  clqxbI  [oder 
Aqxovciv]  V/dlP. 

Lc.  22, 39  =  Mt.  26,  37  =  Mc.  14,  33. 

Ä.  Just.  DiaL  c.  Tryph.  c.  99.  p.  326  A. 

ry  yixQ  rifiigay  fjJtBQ  sfislXB  orax)Qovod'ai,  zQBlg  t(dv  fiad-r^ 
t(5p  avTov  jtüQaXaßwp  Big  zb  kayo/iBPOv  ^Ekaicov,  jtaQa- 

xbI(UVov  Bvd^)g  tg3  va<p  iv  ^QovoaXriiiy  t^vxbto  Xiyayp, 

h,  Lc.  22,  39. 

xaX  i§BXd-(bp  kjioQBvd-ri  xard  rb  Id-og  Big  ro  oQog  [Syr.  Cur. 
add.  To  xaXov(iBPOp]  tc5p  kXanDP'  i^xoXovd-tjoap  6h  avrtp 
xal  ol  fjiad^rjrai 

«.  Mc.  14,  33. 

xcH  jcagaXafißapBi  top  IHtqop  xal  ^laxooßop  xal  'Iwapprjp 
fiBT   avTOv,  xal  rJQ^aro  ixO-afißBloß-ai  xcä  d6fi(ioPBlP. 

d.  Mt  26,  37. 

xal  jtagaXaßwp  top  Uirgop  xal  rovg  6vo  vlovg  ZBßB6aiov 
tiQgaxo  XvnBlod-ai  xal  a6ti(iOPBlP. 


gg4  Aussercanonische  Paralleltexte  zu  Lc 

Mit  Luc.  22,  39  =  Mt.  26,  30  =  Mc.  14, 26  setzt  das  Faj jum- 
Evangelienfragment  ein.  Bezüglich  desselben  und  der  dazu 
gehörigen  canonischen  Texte  sei  auf  Heft  II,  322—327,  28 — 34 
verwiesen.  Justin  folgt  zugleich  mit  dem  Anfang  des  Fajjum- 
Fragments  der  Lucas-Relation  und  trifift  in  dem  Zsyofievoi^  = 
xaXovfisvov  mit  dem  Syr.  Cur.  und  Sin.  zusammen.    Diese  liefden 

syrischen  Übersetzungen  geben  dabei  den  Namen  des  Oelberg» 
durch  Beih  Zaitha  (f^ftu\  ftua)  wieder. 

Lc.  22, 40.  46  =  Mc.  14,  38  =  Mt  26, 41. 

a.  Const.  V,  6.  p.  129,  22. 

jUysi  yoLQ  6  xvQiog'  jtQooetxsöd'e  fiii  ifixeoslv  elg  jtsiQaofiov^ 

t6  jfihv  xvBviia  jtQo&v/ioPj  ^  dh  öäg^  dod-evijq. 

b.  Petrus  Alex,  de  poenitentia.  canon  9.  ap.  Bouih  IV,  32. 

avrov  TOtg  Xoyoig  öiöaoxovTog  JtQOOsvxsöd-ai  fif  slösl&slit 
slg  ytsiQaa/iop. 

c.  Lc.  22,  40. 

yepofievog  6s  ejtl  xov  zojtov  ebtev  avxolg'  XQüC^xBOd-e  pLt 
eloeXd'Blv  slg  xeigaOfiov. 

d.  Didasc.  V,  6.  p.  303.  304  =  Const.  V,  6.  p.  129,  2. 

öel  yoQ  jtQoöevxBOd'ai   (lev   ^fiäg,   2va  firj  slöiXd-iDfiBP  slg 
xsiQaöfiov. 

e.  Polyc.  ad  Philipp.  VII,  2.  p.  122,  8. 

xaB'cig  sljtsv  6  xvQiog'  zo  fihp  xpsvgia  JCQO^fiOPy  fj  is  öoq^ 
aod-svf^g. 

f.  Ephraem  Syr.  Opp.  I,  37  C. 

Tcal  jtaXip  6  xvQiog'  dpaorapxsg  jtQOösvx^od'S ,  tpa  fifj  slö^ 
eX&ijTS  slg  jtsiQaöfiop'  zo  (isp  Jtpsvfia  XQodvfioP,  tj  Öh  oapß 

da&svr]g, 

g  Lc.  22,  46. 

dpaözavzsg  XQoösvx^od'S,  tpa  p]  slöiXd^jz^  slg  xsigaogiov^ 

h.  Mc.  14,  38. 

yQTffoQslzs  TcaL  jtQoösvxscd-s^  Xpa  /i^  slosXd-tjzs  slg  xsiQaOfiOP" 
z6  usp  ytpsvua  jtoo&vuoPf  n  Sk  odg^  dad-spijg. 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Lc.  22,  40.  46.  41.  6g5 

i  Mt.  26,41. 

YQfiyoQBlre  xal  xQooevxBOd^e,  tpafifj  sloiXd^xB  slgjteiQaöfiOP' 

x6  (ilv  Jtvevfia  jtgodvfiov,  i^  de  oäQ§  dcd'SV'^g. 

k.  Diatessaron  Arab.  p.  85^  ed.  Giasca. 

Spiritus  alacer  et  promptus,  corpus  yero  infirmum. 

Dieses  Logion  ist  eng  verwandt  mit  der  vorletzten  Bitte  des 
Herrengebetes.  Vgl.  oben  S.  239  ff.  Die  infinitivische  Fassung: 
litl  ifiJteaslv  (Const.)  =  fi^  elösX&etv  (Lc,  Petr.  AL)  =  «il  *''?^?^ 
ist  vielleicht  das  Ursprüngliche.  Identisch  ist  femer  dvaOTavrsg 
=  kyeloead'e  =  '^Ätp.     Wegen  der  Übersetzung  corpus  =  itea 

Vgl.  oben  die  Erläuterungen  zu  dem  Abendmahlsbericht,  Lcj.22, 
19^  Zu  notieren  ist  ausserdem  noch  Teri  de  oratione  c.  8: 
Orate,  dicens,  ne  temptemini. 

Lc.  22, 41  =  He.  14,  35  =-  Mt  26,  S9\ 

a.  Gels.  ap.  Orig.  c.  Cels.  II,  24.  Opp.  I,  409. 

Xfyer  xl  ovv  xorvMxai  xcü  oövQsrai  xal  xov  xov  oXid-gov 
q>6ßop  svxBxai  jtaoaÖQaiiBlv  liymv  QÖi  jtcog, 

b.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.  99.  p.  326  A. 

fjvxBxo  Xsycov. 

a  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.  103.  p.  331 D. 
mxov  ^^^^(Oli^vw  xal  Xiyovxog. 

d.  Epiph.  Haer.  LXIX,  60.  p.  784  B. 

öiioxfi  cbi*  avxiSv  coCel  XlO-ov  ßoXrjv  xal  djtsXd'COV  ^^£to 
xal  iXeys, 

e.  Const.  V,  14.  p.  143,  1. 

jtQoamxBxo  xc5  jtaxol  Xiymv, 

f.  Mt26,  39» 

xal  jt^ChXd'Äv  fiixQov  ijteösv  iki  xQoownov  avxov  xqoC- 
evxouevog  xcH  Xdya)v» 

g.  Mc.  14,  35. 

xal  XQOsX&Sv  (iiXQov  Ixmxsv  kjtl  xrjg  yijg  xal  XQOOtrvxBxo, 

tpa  d  öwaxov  idxiv  xaQiXd-i^  djt   avxov  rj  G)Qa, 


5S6  Aassercanonische  Paralleltezte  za  Lc. 

h.  Lc.  22,  41. 

xal  (xvTog  djtsöJtdöß-t]  [Cod.  Cantabr.  djtsoraO^^  Q:  dxioTij] 

dx     avxmv    cdöcI    Ud^ov    ßoX^v    xal    ^d^    ra    yovaxa 
jtQ0ö7jvx£T0  Xdycov. 

Dass  die  Perikope  von  dem  Oebet  in  Getbsemane  La  22, 
40—46  =  Mc.  14,32—42  =  Mi  26, 36— 46,  von  welcher  Perikope 
Weiss  das  Oegentheil  annimmt,  aus  der  vorcanonischen  Quelle 
stamme,  dafür  sprechen  verschiedene  Indicien:  erstlich  das 
Zusammentreffen  des  Lc.  und  Mt.  gegen  Mc.  in  einzelnen  Aus- 
drücken (vgl.  Mt.  26,  39:  JtQOCsvxofievoq  xal  Xiywv  =  Lc.  22, 
41.  42:  ytQoörjvxBTO  Xiycop  — ,  Mt  26, 39:  JtXrjv  ovx  =  l^*  22,42: 
jtXrjv  fdTJ  — ,  Mt  26, 45:  sQxerai  JiQog  vovg  fiadT/räg  ==  Lc.  22, 45: 
eXd-iDV  XQog  Tovg  (lad^zdg);  zweitens  das  Vorhandensein  von 
Obersetzungsvarianten  (vgl.  die  einzelnen  Verse);  drittens  die 
Wahrnehmung  canonischer  Parallelen  (vgl.  Rom.  8, 15  =  Gal.  4, 6: 
dßßa  6  jcaxriQ  — ,  Hebr.  5,  7:  öeiqOBig  re  xal  IxettjQiag  .  . .  fisxd 
xQovyrig  löxvgäg  xal  öaxQva)v  xQooeviyxag  — ,  Act  21,  14:  ro 
d-eXrjfia  rov  xvqIov  yipioO-a)  — ,  Phil.  2,  8:  yevo/ievog  vxi^xoog 
(iixQi  O^avarov  — ),  endlich  viertens  die  Congenialitat  dieser 
Perikope  mit  den  sichersten  Bestandtheilen  der  Logia,  nament- 
lich mit  dem  Herrengebet  (vgl.  dßßa  6  jtarrJQ  —  y%vrfi^xm  xo 
d-iXfjfid  aov  —  fit)  eloeXd-etv  elg  jteiQaoftov), 

Als  Übersetzungs Varianten  sind  an  dieser  Stelle  wahrzunehmen: 
djiBOnaod^Tj  =  djiBCxad^tj  =  djteöxTj  =  öiioxrj  =  TIM,  Jtsöetv  ixl 

jtQ6aa}jtov  =  mjtx€iv  ixl  x^gyrjg  =  xtd-evai  xa  yovaxa  =«  T\^y 

xQOöBvxscd'ai  ^^jvxeo&ai  =  bifinn  (vgl.  oben  S.  72  zu  Lc  6, 28**). 

Die  Ausdrücke:  xoxpiaxai  Tcal  oövQBxai,  von  Gelsus  hohnisch 
gemeint,  erinnern  doch  lebhaft  an  Hebr.  5,  7;  ebenso  erinnert 
CelsusII,  23:  xS  jtaxQl  jteid^ofisvog  ixoXd^exo  an  Phil.  2,  8: 
yevofisvog  vjtijxoog  (lixQ'^  d-avdxov  —  Beides,  ohne  dass  der 
Spötter  die  tiefe  Wahrheit  seiner  Worte  ahnt.  — 

Le.  22, 42»  =  Mc.  14, 36»  =  Mt.  26,  89«».  42.. 

a.  Celsus  ap.  Orig.  c.  Gels.  II,  24.  Opp.  I,  409. 

ovTO  xolwv  xdi  o  nagd  x(5  KeXoq)  %vöalog  ixxe^elfiepog 
x6'  a>  xdxBQ^  eld-e  dvvaixo  x6  xoxriQiov  xovxo  ytaQsXd-Btv. 


Texte  und  UntersuchuDgen  zu  Lc.  22,  42.  gg7 

b.  Celsus  ap.  Orig.  c.  Geis.  II,  24.  Opp.  I,  409. 

(o  staxBQ,  el  övvaxat  ro  xorriQiop  xovxo  jtaQsX&etp, 

c.  Mt.  26,  42». 

jtareQ  (lov,  sl  ov  övvaxai  xovxo  jtaQsXd'Blv,  iav  firj  avro 

[=  Syr.  Sin.  jtoxiJQiop]  Jtlco. 

d.  Epiph.  Haer,  LXIX,  60.  p.  784  B. 

Jtax€Q,  el  dwaxov^  jtaQBX&ixa)  xo  Jtoxfjgiov  xovxo  äjt  kuovy 
Xva  (11^  avxo  nlo). 

e.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.  99.  p.  326  B. 

jtdx6Q,  bI  öwaxov  iöxi,  ütagekd-ixo)  xo  JtoxrfQiov  xovxo 

aji   Bfjov. 

f.  Mt.  26,  39^ 

JtaxBQ,  bI  öwaxov  iöxiv,  jtaQBXd-axo}  ojt   ifiov  xo  JtoxfJQiov 
xovxo, 

g.  Just  Dial.  c.  Tryph.  c.  103.  p.  331  D. 

jtaQBZd-dxco,  bI  öwaxov^  xo  Jtoxi^Qiov  xovxo. 

h.  Mc.  14,  36». 

dßßä  6  xax7]Q,  jtapxa  6vi>axa  cor  jtaQBVByxB  xo  JtoxrjQiov 

XOVXO  an   hfiov. 

i.   Const.  V,  14.  p.  143,  1. 

jtaxBQy  JiaQivBfxai  ax   ifiov  xo  jtoxrjQiov, 

k.  Lc.  22,  42» 

jtaxBQ,  bI  ßovlBL  JtaQBviyxai  xovxo  ro  xoxtjqiov  an  ifiov. 

Gewöhnlich  erblickt  man  in  dem  aramäischen  dßßä  =  K^fe( 
(vgL  darüber  Eautzsch,  Grammatik  des  Biblisch  Aramäischen 
S.  8)  ein  Indicium  für  die  Annahme  eines  aramäischen  Ur- 
evangeliums.  Aber  man  übersieht  dabei,  dass  häufig  genug 
Schmeichelnamen  (und  gerade  beim  Nennen  des  Vaters)  aus 
fremden  Idiomen  übernommen  werden.  Es  könnte  also  sehr  wohl 
sein,  dass  Jesus  nicht  nur  hier,  sondern  auch  sonst  oft  das  dßßa 
aus  dem  ihm  geläufigen  aramäischen  Idiom  gebraucht  habe,  ohne 
deshalb  auf  das  Hebräische  als  seine  eigenste  Seelensprache  zu 
verzichten.  Und  wenn  in  der  zu  Lc.  23,  43  namhaft  gemachten 
Abhandlung  S.  12  Wellhausen  hervorhebt,  dass  der  Unterschied 
zwischen  ,der  Vater"  und  „mein  Vater"  erst  griechisch  sei  und 


^gg  Aassercanonische  Paralleltexte  zn  Lc. 

dass  das  aramäische  K^K  sowohl  im  Nominativ  ,,der  Vater'' 
bedeute  als  im  Vocativ  ausschliesslich  gebraucht  werde  und  dann 
auch  „mein  Vater**  bedeuten  könne,  so  hat  er  dabei  nicht  in 
Anrechnung  gebracht,  dass  das  hebräische  "^3^  =  6  xatijQ  fiov 
von  den  LXX  in  der  Regel  ebenfalls  nur  mit  jtareQ  übersetzt 
wird.  Vgl  Jud.  11,  36:  "^n«  l'^bK  Ittfcin^  =  LXX:  ij  6e  elxe  jtgog 
avTOV  JtareQ  — ,  ebenso  2.  Reg.  i]  12:  p?M  Kirn  HKI  ^'OTh.^'^ 
•^1«  ^IK  =  LXX:  xal  ^EXioath  iciga  xäi  ißoa'  xarsg,  naxBQ. 
Selbst  wenn  man  annehmen  müsste,  dass  in  Mc.  14,  36  das  bei- 
gefügte o  Jtaxi^Q  lediglich  eine  Übersetzung  des  vorausgegangenen 
äßßa  sein  sollte,  so  wäre  damit  nur  die  aramäische  Anrede,  noch 
nicht  der  aramäische  Context  entschieden.  Denn  Mc.  hätte  ge- 
rade ein  derartiges  in  den  hebräischen  Context  eingesprengtes 
aramäisches  Etymon  wiedergeben  und  dazu  die  griechische  Ver- 
sion setzen  können.  Aber  wo  er  sonst  in  dieser  Weise  verfahren 
ist,  fügt  er  ein  o  hoxiv  (wie  Mc.  7,  34)  oder  ein  o  ianv  fied'BQ' 
fi7]V£v6fisvov  (wie  Mc.  5,  41;  15,  22;  15,  34)  hinzu.  Überdies 
macht  es  die  Parallele  Rom.  8,  15  ==  GtaL  4,  6  wahrscheinlich, 
dass  nicht  blos  dßßcij  sondern  auch  o  xar^Q  zum  Urtext  gehört 
hat,  dass  mithin  im  Urtexte  nicht  nur  aßßa,  auch  nicht  dßßa  aßßa, 
sondern,  wie  es  die  hebräischen  Rückübersetzungen  des  N.  T. 
nicht  anders  wiedergeben  können,  *^nK  M^K,  mithin  ein  Misch- 
text, zugleich  aber  auch  eine  der  im  Hebräischen  gebräuchlichen 
Reduplicationen  (vgl.  Lc.  22,  31;  Lc  10,  41;  Lc.  7,  14,  dazu  oben  S. 
681.  108  Anm.  1),  ähnlich  wie  das  *fne$  "^IK  in  2.Reg.2,12,  enthalten 
gewesen  ist  ^)  Wenn  nun  Wellhausen  (S.  5)  als  „besonders  be- 
achtenswerth"  im  Syr.  Sin.  das  f^-s»«^  zu  Lc.  11,  2;  22,  42  her- 
vorhebt, was  doch  eigentlich  (nach  seinen  eigenen  auf  S.  12  ge- 
gebenen Erklärungen)  ganz  selbstverständlich  ist,  so  hat  er 
dagegen  unterlassen,  auf  dasjenige  hinzuweisen,  was  für  unsre 
Stelle  weit  grössere  Beachtung  verdient,  dass  nämlich  nicht  nur 
Mt.  26,  42  JtaxBQ  fiov,  sondern  auch  Mt.  26,  39  das  nackte  xaxsQy 
ja  selbst  Mc.  14,  36  dßßa  6  jtaxijQ  durch  aAf^  (=  "^Ää)  wieder- 
gegeben, an  letzterer  Stelle  also  das  dßßa  verwischt  und  o  jta- 
xfjQ  unübersetzt  gelassen  worden  ist!     Die  weiteren  Varianten 


1)  Jedenfalls  hat  Lc  durch  Nichtheachtung  der  paulinischen  Fassung: 
aßßa  b  ntnriQ^  welche  ihm  schon  aus  der  Marcusquelle  bekannt  war,  von 
Neuem  bewiesen,  wie  wenig  er  sich  um  die  pauh'nischen  Briefe  kümmerte. 


Texte  und  UnieTBuchungen  zn  Lc  22,  42.  ßgg 

gegebenen  Erläuterungen  dazu.  Mithin  ist  das  canonische  el  du* 
varov  iöxi  nicht  zu  pressen  und  nicht,  wie  Spitta  (S.  287)  will, 
zu  übersetzen:  wenn  irgend  möglich!    Es  ist  vielmehr  das  ^b  => 

ald-B  wie  Lc.  12,  49  der  starke  geftihlsmassige  Ausdnick  eines 
Wunsches,  von  dessen  Nichterfbllung  man  im  Voraus  überzeugt 
ist,  ja  dessen  Erfüllung  man  durchaus  nicht  ernstlich  will  Für 
die  Varianten  naQeXd'irm  =a  jraQivepcs  endlich  ist  der  Urtext 

in  nit^n  vorauszusetzen^  welches  als  Imperfekt  Eal  "ih^^ri  JtäQ- 
^Xd-ixoDj  dagegen  als  Jussiv  Hiphil  "^n  xoQiveyxe  bedeutet 
Da  nun  im  Aramäischen  diese  Losung  nicht  möglich  ist,  weil 
MOTD,  wie  schon  das  Hierosolymitanum  zeigt,  masculinisch  ist, 
so  liegt  hier  ein  neues  Indicium  für  den  hebräischen  Charakter 
des  Urtextes  zu  Tage.  Derselbe  dürfte  sonach  gelautet  haben: 
tvim  Disn  '^\TQ  nni^ri  ^b  »»  utinam  transiret  (nicht  transeat)  a 
me  calix  iste. 


Lc.  22, 42*  =  Mc,  14,  36*  =  Mt  26,  S9*. 

a.  Just  DiaL  c.  TrypL  a  99.  p.  326,  2. 

xcä   /lera   rovto  «^^Ojun^o^  Uy^^'  MV   ^^  h^  ßovZofiaij 
ajUa  wg  ov  vileig. 

b.  Mt  26,  39«. 

c  Epiph.  Haer.  LXIX,  60.  p.  784  B. 

xkriv  ovr  o  kyw  d-iXto,  aXXä  o  öv. 

d.  Mc.  14,  36*. 

dXX*  ov  xl  ky(D  d'iXm^  aXXa  xl  ov, 

e.  Lc.  22,  42* 

nXrfv  /Ell}  xo  d'iX'qfia  (lov^  aXXä  xb  öovjfByicd'fo. 

f.  Const.  V,  14.  p.  143,  2. 

xXriv  fif  xb  ifibv  d-iXT/fta  ysvdo&co,  dXXä  '^bjsov^ 

g.  Ebion  ap.  Anast  XQV^^'^  d'soaxvyäv  algBxtxmv,    (Mai,  Script. 

vet  nov.  coli.  Rom.  1833.  p.  68  sq.) 
Xiycov  (ifi  x6  ifiop,  dXXä  TojJor  yevloB'C^  ^iXtifia, 

Texte  a.  Untenachungen  X,  8.  44 


590  AxusercaDonisehe  Paralleltezte  zu  Lc. 

h.  Mt  26,  42b. 

yBVfidrixm  xo  d-iknua  öov. 

i.  Act  21,  14. 

Tov  xvqIov  t6  d-iZfjfia  yiviod-o}. 

Auch  in  diesem  Satztheile  setzen  sich  die  Varianten  forty 
welche  als  Verschiedenheiten  der  Version  zu  erklären  sind:  xXnqv 
■BBS  aXXa  =  t[M,  T^'^^^J^l^^J^^*® ^JÜ?!3^SI?  °^  '*''?»  lir^TO 

Xiyiaöov  =  aXXä^wgj^v^&d2£i^  =  r\y\T)  DÄ-'Ä. 

Le.  22,  43. 

a.  Hippel,  c.  Noet.  c.  18.  p.  56.  ed.  Lagarde 

xal  vjt   ocffiXov  ivdwanovnu. 

b.  Julian.  Fragm.  Theod.  Mops.  ap.  Munter.  Fragm.  patr.  graec. 

I,  121. 
ola  ad'jiiog  avd-Qcojtog  cvfKpoQctp  <piQBiv  svxolmq  ov  dvva- 
taiy  xcü  vjt   ayyiXov  O-Boq  mv  ^J^fS^^^erai. 

c.  Arius  ap.  Epiph.  Haer.  LXIX,  19.  p.  742  D. 

xdL  ori^  g>fialp,  kg>apTj  ayyeXoq  xvqIov  kvicxvcop  ccirov. 

d.  Arius  ap.  Epiph.  Haer.  LXIX,  61.  p.  785  B. 

xalj§£ai^  OLffBlog  xvqIov  ivioxvfov  avxov. 

e.  EpipL  Ancor.  c.  31.  p.  36  C. 

xcH  ^9>f^  ayysXog  kvioxvj^"^  avrov. 

£  Epiph.  Ancor.  c.  37.  p.  42  C. 

aip&fi  6i  ayyeXog  xvqIov  kvicrvov  ctvrov. 

g.  Lc.  22,  43. 

{Dg)d'fi  dh  avrm  ayysXog  [ax   ovQavov  Syr.  Cur.  om.]  iv- 
lOTvmp  avrov,  . 

Auf  Grund  der  Handschriften -Würdigung  sowie  der  patri- 
etischen  Nachrichten  (vgL  namentlich  Hilar.  de  Trin.  X,  41:  nee 
sane  ignorandum  a  nobis  est,  et  in  Graecis  et  Latinis  codicibus 
complurimis,  jel  de  adveniente  angelo  vel  de  sudore  sanguinis 
nihil  scriptum  reperiri)  ist  mit  Bestimmtheit  zu  constatieren,  dass 


Texte  und  Untenuchangen  za  Lc.  22,  43.  44.  gQl 

dieser  in  Lc  22,  43.  44  enthaltene  Teztbestandtheil  zu  der  re** 
vidierten  canonischen  Textgestalt  des  dritten  Evangeliums 
nicht  gehört  hat.  Aber  mit  gleicher  Bestimmtheit  ergiebtsich 
aus  der  Übereinstimmung  des  Cod.  D  mit  10  Italae,  mit  dem 
Syr.  Cur.  und  mit  Tatians  Diatessaron,  dass  der  um  140  zu 
setzende  Redaktor  des  ältesten  Evangeliencanons  diese  Nachricht 
dem  lucanischen  Text  hinzugefügt  hat.  Aus  welcher  QueUe? 
etwa  aus  der  Quelle  mündlicher  jerusalemischer  Tradition,  welche, 
wenn  Aristo  von  Pella  jener  älteste  Redaktor  des  Evangelien- 
canons war  (vgl.  Heft  II,  449),  sehr  wohl  durch  ihn  hätte  fixiert 
sein  können?  Jedenfalls  finden  sich  in  dem  kurzen  Textabschnitt 
eine  Anzahl  Varianten,  welche  als  Übersetzungsverschiedenheiten 
gedeutet  werden  könnten.  Vgl.  cog^O-tj  =  ig>avfj  =  8n«5,  iviaxvBiv 
=  iv&üva/iovv  =  pjn. 

Lc.  22,  U. 

a.  HippoL  c.  Noet.  c.  18.  p.  56.  ed.  Lagarde. 

xäi  aycoviAv  IöqoT, 

b.  Caesar.  III,  23.  ap.  Gallandi  VI,  16. 

xäi  iv  aY(Dvla  ysvofiBVoq  Xigcoas,  xdi  iyivero  6  lÖQcig 
(xvTov  ciad  &Q6fißoi  aXfiarog  . .  .  . ,  g>i]0lv  6  d'Bloq  Aovxag. 

c.  Epiph.  Ancor.  c.  37.  p.  42  C. 

xcä  ovx  äjto  Tfjg  &s6Tfjrog  ^  äymvla  yiyovs,  qifjölv^  tögmOB^ 
xcä  iyivsro  avxw  lÖQcog  (og  d-gofißoi  aifiarog. 

d.  Epiph.  Ancor.  c.  31.  p.  36  C. 

xcä  yBvojiBvog  kv  aycovla  tÖQWoSt  xcä,  iyiveto  6  lÖQCog  avrav 
dg  d'Qoptßoi  aifiarog. 

e.  Epiph.  Haer.  LXIX,  19.  p.  742  D. 

oti  iv  dyc^vla  yiyovt^  xdi  tögansej  xäi  6  Idgcig  avrov  y^ 
yovsv  avT(ß  dg  d-Qofißoi  at(iaxog. 

i.  Arius  ap.  Epiph.  Haer.  LXIX,  61.  p*.  785  B. 

xal  xad'B^fg  öh  knupiget  Xkycovj  hv  xA  evxsod-ai  avrov,  dg 

yevofisvog  iv  äycovla  ifig>iQBTai  iv  rip  xara  Aovxäv  svayys' 
Xlco'  ?dpcp<?c,  (fyrjoU  xcä  iyivero  avrov  6  lögcog  coöel  ß^QOfißo^ 
aifiOTog  xareQxofisvoi  i:fd  rijg  yijg. 

44* 


g9ä  AuBsercanozuacbe  Paralleltexie  su  Lc. 

g.  Iren.  III,  22,  2. 

ot)(f  av  tÖQCDös  d-Qoiißovq  äl/iarog. 

h.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c  103.  p.  331 D. 

kv  ycLQ  Tolq  cbtoftvfjfiovBviAaoiv,  a  ^(ii  vjto  räv  äxocxi^ 
Xan^  ccirov  xal  rcov  ixelvoig  JtaQaxoXovd-rjaaPTOv  cvptB' 
r&xO'aij  ort  lÖQcig  a>asl  d-QOfißoi  xarexstro,  avrov  «J^o- 
fiivov. 

l  Lc,  22,44. 

xai  YBVofievog  kv  dycovl^  ixTBviörsQov  XQOOfjvxsro.  xcu 
kyivBXO  6  lÖQcog  avtov  (dcbI  9'Q6(ißoi  at/iarog  xaraficurov- 
Tog  ixl  xfiv  yi]v, 

k.  DiatessaroD  Arab.  p.  55^  ed.  Ciasca. 

Apparuit  autem  illi  Angelus  de  caelo,  confortana  eum.  £t 
cum  timeret,  continua  oratione  orabat  Et  factus  est  sudor 
ejusHsicut  rivulus  sanguinis,  et  cecidit  in  terram. 

Neben  dem  ^axBCd-at  =  jtQ0CBvxB09-ai  =  biötirt  (vgl  oben 
S.  72  ff.  zu  Lc.  6,  28^)  tritt  namentGch^Seaussercanonische  Form 
Uqcocb  (Gaesarius,  Epipbanius,  Arius,  Irenaeus)  »=  lÖQOt  (Hippol.) 
hervor,  welche  Sprachform  an  das  bekannte  lÖQcooazo»  in  dem 
Agraphon  der  Jiöaxi]  {^^^  I|  6)  erinnert  Vgl.  Agrapha  S.  111. 
213.  288  f.  464  f.    Ausserdem   sind  xatiQXBCd-ai  =»  xaraßalvBip 

s=oeci^sse  ^^xaraxBlod-ai  =  1*^^  gleichwerthige  Varianten.  Denn 
"in^lMieutet  auch  herabliessen  und  wird  vom  Regen,  vom  Thau 
und  von  den  Thranen  gebraucht  Zu  unserer  Stelle  vgL  man  noch 
Phot  cp.  138  ed.  Montaint  p.  194  (Lond.  1651):  xal  xQoa6v§aro 
Tuü  fifCDvlaOB  xaL  xovg  jtaxBig  kxBlvovg  xal  xccQaxZfjölavg 
d'Qo/ißovg  lÖQcirog  k^lÖQOJOBV,  fifpcixi  ovv  aoi  rov  svayyB- 
Xlav  TOÖB  TC  x^Q^^^  JtBQiXBx6g)d'ai,  xav  xici  xwv  SvQmv,  wg 
Iqifjg,  öoxBl  BVJtQBjtig^  vofu^B,  Im  Diatessaron  entspricht  das 
„cum  timeret^*  der  ar/oivla^  das  „continua  oratione  orabat**  dem 
kxxBvioxBQOv  jtQo07]vxBxo.  Bcsouders  merkwürdig  ist  das  „ri- 
vulus" sanguinis.  Der  ganze  Passus  steht  in  Syr.  Cur.,  fehlt  in  Syr.Sin. 

Lc.  22, 47\  52*  =  Mc  14, 43  =»  Mt  26, 47. 

a.  Const  V,  14.  p.  143,  6. 

xai  löoi)  ^lovöag  xal  fiBx*  avxov  oxXog  aOBßciv. 


Texte  und  ünterauchnngen  sn  Lc.  22,  47.  52. 


693 


b.  Just.  DiaL  c.  Tryph.  a  103.  p.  331  C. 

QxeQ  yiyovBP  avrA  hcslvijg  rijg  wxroq,  ots  ix*  avtbv 
i^^Xd'OV  slg  rö  ogoq  xAv  iXoumv  cvZXaßelv  avrov. 

c.  Lc.  22,  47*.  52». 

In  ccvtov  XaXovvxoq^  Idov  ox^og,  xal  o  XByofievog  ^vdag 
slg  T(DV  doidexa  XQonQysro  avrovg  ....  rovg  xaoctyBvo- 

fiivovg  XQog   avrov  aQX^SQBtg  xcä  öToargT^^v^Tor^ 

xal  xQBCßvxiQovg. 

d.  Mt  26,  47. 

xal  ixi  avxov  XaXovvxog^  läov  *Iov6ag  elg  xäv  öwöexa 
fjXd-eVj  xal  /ist*  cevxov  oxXog  xoXvg  [isxä  fioxaigäv  xal 

§vXaw  axo  xAv  ägrugimp  xal  xoeoßuxiQOiP  xov  Xaov. 

e.  Mc.  14,  43. 

xal  ev&vg  ixi  avxov  XaXovvxog  xagaylvexai  %v6ag  6  jRixar 

Qicixfig  elg  xwv  öciöexa^  xal  fiex*  avxov  oxXog  fiBxa  /la" 
XCUQ<i5vxdl§vXa)PxaQäx(DV  aQxuQicov  xal  xwv  ygafifiaxiov 
xal  xQBOßvxigwv. 

f.  Didaec.  V,  14.  p.  312. 

xal    rjXd-BV  %vöaq  övv    xotg  yQOfAfiaxevai    xäi    övv   xotg 

legevci  xov  Xaov. 

g.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.  103   p.  330  B. 

ixelvf/g  yoQ  x^g  wxxog,  oxe  äxo  xov  ogovg  [1.  ixl  x6 
oQog]  xSv  iXcciäv  ix^Xd-ov  avxA  ol  dxo  xov  Xaov  v/iciv 

vxo  xAv  g>aQicala)V  xal  yQOfifiaxioov  xarä  xrjv  ötöaöxaXUxv 

ixut6/ig>d^ivxsg. 

h.  Diatessaron  Arab.  p.  85b  ed.  Ciasca. 

Adhuc  eo  loquente,  venit  Judas  traditor,  unus  de  duodedm, 
et  cum  eo  turba  multa,  portantes  lanternas  et  lampadas,  et 

gladios  et  baculos,  ^j^^!^_MP^5£^l^Sl.fS£S[^£l^^^ 
»is  6^^  8^|^£^3^]^£Pop^:  ^  ^^^  ^is  ^  romauorum. 

Die   Varianten   MgxBC&ai  »r  jtnoiQxsö&ai  »»  xaoaylvBCd'ag 

geben  wie  dieselben  Parallel- Ausdrücke  zu  Lc  3, 3  auf  8^  zur&ck. 
Die  Erwähnung  der  lanternas  et  lampadas  im  Diatessaron 
stammt  aus  Joh.  18,  3.  Zu  dem  „vir  romanomm^  ebenda  bemerkt 
Harris:  „the  term  „Romans^*  is  the  natural  Syriac  for  soldieiy.^ 


694  AoBBercanonische  Paralleltexte  zu  Lc. 

Ebenso  werden  im  aramäischen  Hierosolymitanum  die  SoU 
daten  stets  als  „Rom&ni^  bezeichnet  Zu  Lc.  22,  52  haben  Syr. 
Sin.  et  Cur.  anstatt  OXQarrffovq  rot;  Uqov  nur  CTQaTicirag.  Nach 
dem  Berichte  der  Didascalia  V,  17  p.  31S  hätte  Judas  Ischarioth 
peavloxovg  (DjtXiOfiivovg  verlangt  gehabt.  —  Zu  dem  ganzen 
Vorgang  ist  noch  eine  Parallele  aus  den  Test  XII  patr.  zu  ver- 
gleichen, nämlich  Levi  c  14:  rfjc  doeßBlag  rälv  aQXHQdtaPf  otri- 
veg  ixißaXovoi  rag  x^^Q^?  avrciv  im  top  omxriQa  xov  xoö/iov, 

Lc,  32, 50  =  Mc.  14,  47  =  Mt.  26,  51. 

a.  Epiph.  Haer.  XLU.  p.  316  D. 

xaQ&cotps  [sc.  6  MaQxla>v]  to  o  kyrolfjoe  nirQog,  aze  ixa- 
Tags  xal  ag>slX6ro  ro  ovg, 

b.  Mt.  26,  51. 

xcä.  löov  elg  xAv  fisxä  'It/Cov  ixxelvag  x^v  X^Zipa  axicxa* 
fljjj  xfiv  fidxaigav  avxw  xal  xaxa^ag  xov  öovZop  xov  oq- 
XiBQia>g  dg>slXev  avxov  x6  cixlov, 

c.  Lc22,  50. 

xcü  ixaxa^v  elg  xig  i^  avxmv  xov  dQXiBQia>g  xov  öovXov 

xci  äg>6lXev  x6  ovg  avxov  x6  de^iov. 

d.  Ma  14,  47. 

alg  6i  xig  xäv  xaQscxfjx6xa)v  oxaodfievog  xtjv  /idxaiQav 
huucav  xov  dovXov  xov  dQxiSQia}g  xal  dg)£tXev  avxov  x6 

WXOQIOV. 

Als    eventuelle   Übersetzungsvarianten    können    hier   ange- 
sprochen  werden:  dxooxar  =  oxdcao^ai  =  C|bv,  xaxäaaHV 

xcUeiv  =  nsrt,  ovg  =  toxagiov  =  cixlov  =  irtJ. 

lc.  32, 5L 

a.  Cod.  Cftntabr.  Lc.  22, 51. 

dxoxQid-elg  öh  6  ^IffOovg  sbteV  iäxB  ia^g  xovxov  xal 
ixxelvag  xv]v  x^U^^  ^y>ccxo  avxov,  xal  äjtexaieöxdO'fi  x6  ovg 

avxov. 


Texte  und  Untersachongen  zu  Lc.  22, 50.  51.  52.  53.  54.         695 

b.  Lc.  22,  51. 

axaxQid'slq  de  6  'Itjoov^  ebtsv  iärs  iog  rovrov  xal  dtpa^ 
fievog  Tov  cirlov  avrov  Idaaro^avrov, 

Der  Text  des  Cod.  Bezae  erinnert  hier  an  echt  synoptische 
Wendungen.  Vgl  Lc.  5, 13  =  Mc.  1,  41  =  Mt  8,  3:  xöl  hcrelvag 
TTjp  x^^Q^  ifipccTO  avTOv  — ,  Lc.  6,  10  =  Mc.  3,  5  =5  Mt.  12,  13: 
Üysi  rm  ca^d-Qcixq>'  ixrsivov  r^v  XBlga'  tuxX  k^heivev^  xal 
djtexarsOra&i]  rj  x^^  avrov, 

Lc.  22,  52^  =  Me.  U,  48  =  Mt.  26,  55. 

a.  Martyr.  Polyc.  VII,  1.  p.  142,  2. 

CDC  ixl  Xfiörrjv  rgirovreq, 

b.  Lc.  22,  52^ 

mq  Ixl  XyOT^v  i^sXtiXvd-ars. 

€.  Mc.  14,  48. 

dg  ixl  Xycr^v  i^ijXO-arB. 

d.  Mi  26,  55. 

wg  ixl  X^örnv  i^nXd'aTe. 

Aus  dem  Bericht  über  Polycarps  Martyrium  ist  obige  — 
durch  die  Variante  'J^lfovrBg  abweichende  —  Evangelienparallele 
entnommen. 

Lc  22, 5S\ 

a.  Lc.  22,  53b. 

aX)^  avTfi  i<^'^^v  vfi£v  ^   wQa  xal  i^   i^avala  tov  cxo- 
Tcvg. 

b.  Orig.  c  Gels.  VI,  42.  Opp.  XIX,  374  ed.  Lommatzsch. 

o  TOV  d-Bov  xalg  aqa  ^rrärcu  vxo  tov  öuxßoXov. 

Dieses  Wort  des  Celsus  kann  sich  doch  nur  auf  Lc.  22,  53^ 
beziehen. 


Lc.  22,  54«'  =  Mc  U,  53  =  Ht.  26,  57. 

a.  Just.  DiaL  c.  TrypL  c.  111.  p.  338  C. 

iv  flidQqi  xov  xaax^  ovvBXaßßre  avrov  xal  6fiola}g  iv  rtp 

xaoxa  icravQcicars,  yifQaxrau 


g96  AasBercaDoniflche  Pandleltexte  bu  Lc. 

b.  Melito  ap.  Routh  I,  116. 

xol  6  xvQiog  fj/iäv  ^IfjCoig  XQiötog  ciq  XQiog  ^^jj^ 

c.  Celsns  ap.  Orig.  c.  Geis.  II,  9.  Opp.  I,  392. 

ixovsidlörara  haXw ÖBd-ivra  ixajscd-ai. 

d.  Jusi  Dial.  c.  Tryph.  c.  103.  p.  330  C.  B. 

ol  öiöaMaZoi  vfi(DV  xolq  xixvoiq  avxoiv  alrioi  fjöav  tov 
i^eXO-ovrag  elg  ro  oQog  räv  hXaiSv  avXXaßetv  avrop  xcA 
Syeip  kx    avTOvg  .  .  .  i]X^  xQog  rov^g^SHSoMaXovg  v/kSv. 

e.  Just  Dial.  c.  Tryph.  c.  104.  p.  332  B. 

xal  avvfjx^ijoop  ol  aymvi^ouBvoi  km  rm  xaradixa^Bad-ac 
avxov  ojtBQ  xa\  iv  rolg  dyto/ivtifiovevfiaci  tcqp  oxoözoIwp 
avrov  yifQCLntai  yBvofiBvov, 

f.  La  22,  54a. 

övXXaßovreg  öh  avrdv  fjyayov  xai  ücrjyayov  elg  t^v  otxlav 

TOV  aQxiBQioig. 

g.  Mc.  14,  53. 

xal  axrjyayov  top  ^Ifjoovp  xQog  top  oQxugia,  xai  ovpiQ^ 
Xoprai  jtaPTsg  ol  ag^iegetg  xal  ol  XQBOßvx^QOi  xal  ol  fQafir 
fUxxBlg. 

h.  Mt.  26,  57. 

ol  6h  xQax7}CapxBg  xop  ^ItjOovp  dx^yayop  xgog  xop  Kc£aq>ap 

xop  aQxiBQia,  oxov  ol  ygafifiaxBlg  xal  ol  xQBOßvxBQOi  Ovp- 
fjxdTfiap. 

Beachtenswerth  ist  die  Verwandtschaft  zwischen  dem  i6id^ 
des  Melito  und  dem  ÖB&ipxa  des  Gelsus.  Dagegen  sind  xga^ 
x^v  und  ovXXaßBlp  auf^Dän^zurückzufOLhren.  Dass  JusiiiTäer 
synoptischenTPradition  folgt,  wonach  der  Freitag  der  Passabfest- 
tag  war,  wird  aus  DiaL  c.  111  evident.  Vgl.  Bousaet,  die 
£yangeIien*Gitate  Justins  des  Märtyrers  S.  118. 

Lc.  22,  67  =  Mc.  14,  71  =  Mt  26,  74. 

a.  Aphraates  Houl  VII,  6.  p.  121.  ed.  Bert. 

Und  auch  Simon,  den  Yomehmsten  unter  den  Jüngern,  da 
er  geleugnet  hatte;  Christus  hat  mich  nicht  gesehen,  und 
sich  verflucht  und  geschworen  hatte:  ich  kenne  ihn  nicht, 
etc. 


Texte  and  Unterrochangen  zn  Lc.  22,  57.  60.  62.  697 

b.  Lc.  22,  57. 

o  ih  TiQvfioaTO  avrov  Xiycov'  avx  ol6a  avrov,  [yvvai  om. 

Syr.  Cur.]. 

c.  Mt.26,  74. 

roTC  7]Q^aT0  xarad-e/iatl^eiv  xcä  ofipveiv  ort  avx  olda  xov 

OPd-QWJiOV. 

d.  Mc.  14,  71. 

o  öl  TiQ^aro  ävad'Sfiatl^eiv  xäl  ouvvvai  ort  ovx  olda  top 
av^QtDxov  xovxov  ov  Xiyets, 

e.  Ev.  sec.  Hebr.  ap.  Tiscbendorf  Notit  edii  Cod.  Sin.  p.  58. 

x6  lovöcäxov  xoü  TjQvricaxo  xerl  cSfioösv  xäi  xaxfjQaaaxo. 

Hier  sind  Tcaxad-BfiaxlCßiv  »»  ävcc&sfioxl^eiv  «^  xaxag&cd'ai  =» 

b!üp  als  Übersetzungsvarianten  zu  betrachten.  Unklar  bleibt  es, 
wie  das  canonische  ovx  olda  avxov  bei  Aphraates  in  die  Phrase 
umgewandelt  werden  konnte:  Christus  hat  mich  nicht  gesehen. 

Ob  bei  Bert  ein  Übersetzungsfehler  Yorliegt? 

lc.  22,  60«».  62  =  Mc.  14, 72  =  Ät.  26, 74*.  75*. 

a.  Mc.  14,  72. 

xal  ^vdyq  ht  ÖBVxigov  äXixxtoQ  i^civr/öBP  .  .  .  xäi  ixißaXciv 
hcXaiBP, 

b.  Cod.  Cantabr.  Mc,  14,  72. 

xai  &ü€^Q  hc  devxigov  dlexxtoQ  kg>civfiöep  .  • .  xai  i^Qßaxo 
xXaleiv. 

c.  Mt,  26,  74*.  75*. 

xäi  BV&icog  dZ&cxcog  igxopjjOBV  ....  xäi  i^BX&dp  £ga> 
ixXavöep  xixgdig, 

d.  Lc.  22,  60*.  62. 

xäi  ^^SSSdlSSIiSL  ^^^^  XaXovpxog  avxov.  om.  Syr.  Cur.]  iq)ci' 
vf/aev  aXixxcoQ  ...  xal  i^BXd^mv  l|€9  [S;r.  Cur.:  o  IMxqo^ 
BxXavCBP  xtxQtEg. 

e.  Epiph.  Ancor.  c.  9.  p.  14  C. 
ovxog  ioxip  6  xXaioaq  ixi  x^  g>a}vij  xov  dXexxffvovog. 


'*-^,.  ■>  ^ 


(J98  AassercanoniBche  Paralleltexte  zn  Lc 

Von  den  hier  hervortretenden  Varianten:  evd^g  =  ev&icoq  = 


■  •*    ---Vw  N.   "^w  ■* 


xccQCcxQffia  =s  Qhra,  aXixxcoQ  »»  aiUxrovcot'  =»  ^i^in  ist  beson- 

ders   die  letztere   wegen  ihrer   Berührung  mit    dem   Fajjum- 
£yangelienfragment  (vgl  Heft  II,  326 f.)  bemerkenswerth. 

Lc.  22,  63.  64  =  Hc.  14,  65  »  Mt.  26,  67.  68. 

a.  Marcion  ap.  Epiph.  Haer.  XLII.  p.  31GD.  p.  346  A. 

ol  owixovTBg  ipijtaiQov  digovreg  xal  tvxtovtbq,  XifovxBq' 
jtQog>i]TBVOov,  rig  iorip  6  xalöag  ob; 

b.  Cod.  Cantabr.  Lc.  22,  63.  64. 

ol  dh  avÖQBg  ol  ovvixovxBg  avrov  kvixaiCpv  avrw  xal  xe- 
QixaXv^apTBg  avtov  tö  xqoocoxop  Ietvxtov  avrov  xal  iXe- 
yov"  x(foq)fjTBVCov,  rlg  kctiv  6  xaloag  ob; 

c  Lc.  22,  63.  64. 

xdL  ol  avÖQBg  ol  ovpixovxBg  avrov  ivixai^ov  avrwiigw- 
rBg^  xal  xBQixaXvy^avrBg  avrov  ixfiQmroav  Xiyovrsg'  xqo^ 

fprjrBvooVj  rlg  ioriv  6  xaloag  ob; 

d.  Mt.  26,  67.  68. 

T0T8  ivixrvoav  elg  rb  xq6o(dxop  avrov  xdi  ixoXagnoav 
avrov  ol  6k  ^f^^^^^  XiyovrBg'  XQO^^rsvcov  rjiUv,  Xgiori^ 
rlg  konv  6  xaloag  ob; 

e.  Mc.  14,  65. 

xal  f}Q§ca^6  rivBg  hiixrvBiv  avrtp  xal  xegixaXvxrBiv  av- 
rov ro  xQoOcDXov  7CCU  xoXa^l^Biv  avrov  xal  XiyBiv  avrw' 

XQOipiqrBVOov  xal  ol  vxf^Qtrai  ^axlo/iaoiv  avrov  IXaßov. 

Im  Septoaginta-Griechisch  sind  die  Verba  oaxlCsiv  und  d^ 
(fSiv  ganz  selten,  xoXag>l^Biv  völlig  ungebräuchlich.  Aus  den 
Bemerkungen  und  Texten  zu  Lc.  6,  29^  «='  Mt.  5,  39^  (vgL  oben 
S.  74  ff.)  kann  man  ersehen,  dass  rvxr siv  '^ /»^^fe^y  =  ^ffg(Sg^^ 
»s  ^axiöfia  öidovai  gleichwerthige  Übersetzungsvarianten  von 
(•»nlsirrb?)  ron  sind.  Ähnlich  hier  rvxrsiv  (Cod.  D,  Marcion)  = 
^a^/^£a^  (Mt)  e=  ^jcto/uaoct;  XaßßavBiv  (Mc),  vielleicht  auch 
xoXag)l^Biv  (Mi)  und  öigBiv  (Lc). 


Texte  und  Unterroebungen  zu  Lc.  22, 63.  64.  69.  699 

Lc.  22,  69  =  Mc.  14,  62  =  Mt  26, 64. 

a.  Lc.  22,  69. 

cbto  Tov  vvv  6h  iarai  6  vlog  xov  äv&Qcixov  xad-ij^fievoq  ix 
de^iwv  rijg  dwafiscog  rov  d-Bov. 

h.  Mfc  26,  64. 

öv  ebtag'  xXriv  iiy<D  vßlv,  dx*  agri  otpsöO-B  top  vIop  tov 
dpß-Qcijtov  x€id^fi£vov  hc  ^B^iäv  rijg  &vpäfiB(og  xäl  igxo- 
fiBVOP  ixl  Tcop  pb^bXcöp  tov  ovgapov. 

c.  Ephraem  Syr.  Ev.  concord.  expos.  ed.  Mosinger  p.  237. 

A  modo  videbitis  vos  filium  hominis,  qaod  venit  in  nubibus 
lucidis  cam  angelis  coelorum. 

d.  Mc  14,  62. 

iyci  Blfu,  xal  oy^tod-B  top  vIop  tov  äpd-gcijtov  xad-rffiBPOP 
kx  ÖB^icip  r^$  övpafiBa)g  xal  iQxofiBPOP  iibtol  [Syr.  ^in.  ixl 

oder  kytopco]  tcSp  PBg>BXmp  tov  ovQapov. 

•e.  Jusi  Apol.  I,  51.  p*  86  E. 

dg  6h  xal  ig  ovQapAp  xaQaylPBOß'ai  fiBTO,  66§i]g  fiiXXBi, 

äxovöaxB  xäl  tcop  BlQ7j(iBPa}p  slg  tovto  6ia  %QB(dov  tov 
xQog>i^TOv,    iöTi  6h  rcevra'  l6ov  dg  vlog  äp&gdjtov  igx^' 

Tai  ixapm  t(Sp  PBg>BX<5p  tov  ovgapov,  xal  ol  ayyBXoi  av- 

TOV  PVP  avTd, 

f.  Dan.  7,  13.  Tbeodotion. 

xai  l6ov  (iBTa  tcop  PBq>Bic5p  tov  ovgapov  dg  vlog  CLPd-Qw- 
xov  igrofiBPog. 

^.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.  120.  p.  348  D. 

xal  xQoo6oxäTai  xaXiP  xagioBoS^ai  ixapco  tAp  PBg>Bkmp 
^IfjCovg. 

h.  Jacobus  Justus  ap.  Heges.  Eus.  H.  E.  II,  23,  13.  p.  69. 

tI  [iB  kgoaTaTB  xbqI  Utjöov  tov  vlov  tov  dpd-gdxov;  xal 
avTog  xa&fjTai  ip  rc5  ovgapm  kx  6b^i(dp  r^g  (i^äXi]g  6v- 

pauBQ>g  xal  fiiXXBi  BQXBO&ai  ixl  twp  PBg>BXmp  tov  ov- 
gapov. 

Dass  auch  der  Abschnitt  Lc.  22,  63—71  =  Mc.  14,  61—6'' 
Mi  26^  63 — 67  nicht  blos  das  Marcusevangelium  zur  letzten 


700  AuBBercanonische  Paralleltezte  tu  Lc. 

hat,  zeigt  die  Frage:  rlg  iorip  6  xalcaq  ae  —  Mt  26,  67  =» 
Lc.  22,  64,  von  welcher  Frage  bei  Mc  keine  Spur  zu  finden  ist. 
Dasselbe  gilt  speciell  in  unserem  Logion  bezüglich  der  Varianten  r 
axo  Tov  vvv  (Lc^  =  55^^^^^  0^^)  =*  «^J???»  wovon  das  erste 
dem  lucamschen  Übersetzungstypus  (vgl.  Lc.  22,  18),  das  zweite 
der  Übersetzung  des  Urtextes  bei  Mt.  (vgl  Mt.  26,  29)  angehört 
Selbstverständlich  beschrankte  sich  im  Urtexte  das  Logion  auf 
die  in  Lc.  22,  69  enthaltenen  Worte,  auf  das  Selbstzeugniss  Jesu 
von  seiner  bevorstehenden  Erhöhung,  welches  er  aussprach^, 
während  er  in  tiefster  Erniedrigung  vor  seinen  Verklagem  stand. 
Die  bei  Mc.  und  Mi  aus  Dan.  7,  13  hinzugefG^^u  Worte  geben 
dem  Logion  einen  eschatologischen  Charakter  im  Sinne  einer 
baldigen  Parusie.  Vgl.  Lc.  21,  32;  Mt.  10,  23;  Lc.  9,  27.  Weitere 
Zusätze  finden  sich  bei  Ephraem  und  Justin,  welcher  letztere- 
auch  noch  Daniel  und  Jeremia  verwechselte. 

Lc  28, 1  =  Mc.  15, 1*  =  Mt.  27, 2. 

a.  Const  V,  14.  p.  143,  21. 

jtaQaaxsvfjg  ovötjg  xcp  aQxovn  Tfov  PmßaUop  xaQiömxav^ 
avTOv  IliXaxm, 

b.  Mt.  27,  2. 

wxl  diqcavTBq  avtov  j^^/^J^ov  xal  xoQiöancav  UiXatca  rtp 

c.  Mc.  15, 1*. 

drjoavxBq  xov  ^hjOovv  axi^veyxav  xal  xagiötoxav  IltXaxq}^ 

d.  Didasc.  V,  14.  p.  312. 

xal  ty  xi/iXT^  x£v  caßßaxov  axayovöiv  avxbv  XQoq  UiXa^ 
xov  fjys/iopa. 

e.  Joh.  18,  28. 

ayovöip  ovv  xov  'itjCovv  axo  xov  KäCag)a  dg  x6  XQaixo>- 
Qiov  ^v  6h  XQw'L 

f.  Lc.  23,  1. 

xtä  dpaaxav  axav  xo  xXtjd^og  avxAv  marov   avxov  ixl 
XOV  IliXaxov. 

g.  Narratio  Josephi  c.  III,  1.  p.  464  ed.  Tischendorf. 

xoXXa  fiiv  ovv  xci  aXXa  ÖBiva  öiaxQa^apievoi  xaxa  xoG- 


Texte  und  üntersachimgen  zu  Lc.  23, 1.  2.  701 

*Irfiov  r$  wxxl  ixelv^,  xagiiancav  avtbv  IliXärq}  T9  ijyB" 
fiövi  diag)apovaT)g  r^g  jtaQaaxsv^g, 

h.  Anaphora  PiL  B.  c  6.  p.  446  ed.  Tischendorf. 

Tovtov  ovp  ^HQciöfjg  xal  *AQxiZaog  xal  ^IXutxog  xäi  ''Avvag 

xäi  Ko&a^ag  JtaQaösdcixaol  /loi  övv  xavxl  rA  XaA  stQog 

t6  iräöai  avrop. 

Dieser  wichtige  Wendepunkt  der  Erzählung  kann  in  der 
Quelle  nicht  gefehlt  haben.  Übersetzungsvarianten  können  in  aysiv 
^^jrayew  =  cbteve/x^v  =  «•'Dn  oder  tT'bin,  ferner  in  aQxoiv 

«B  i^ysuwv  =  nriB  (vgl  oben  S.  7,  Uefb  1,  139)  gefunden  werden. 
Das  Stichwort:  xaQiöcoxav  IliXaxcp  mit  dem  Zusatz  der  Con- 
stitutionen: £g_ßpXö''^^  rcpy  ^Pcoßcdcov  findet  sich  ähnlich 
wieder  in  der  HistoriaTBarlaam  et  Josaphat:  [avTor]  jrpo- 
iöoaxav  üiXazcp  xm  7}yB(i6vi  x(5v  ^Pco/icucov.  Vgl.  ApoL  Arisi 
p.  110  ed.  Harris  and  Robinson,  p.  34  ed.  Hennecke.  Die  Angabe 
der  Didascalia,  dass  Jesus  bereits  am  Donnerstage  (r^  Ttiiijixi^) 
in  das  Qefangniss  des  Landpflegers  übergefbhrt  worden  sei  (vgl 
Agrapha  S.  321),  hat  der  Redaktor  der  Constitutionen  corri- 
gierti  indem   er  für  r]7  Jtifijtxjj  einsetzte:   jtagaoxevijg  ovotjg, 

Lc  23, 2. 

a.  Didasc.  V,  14.  p.  312. 

xy  fisxa  xfiv  jtifUixijv  xoiv  öaßßaxanf  wxxl  xccQcuixtv^g 
ovöTjg  xaxfffOQOvoiv  avxov  ivcisaov  UiXäxov  xoXXd, 

b.  Const  V,  14.  p.  143,  27. 

XiyovxBg'  ovxog  iavxbv  Xiyei  ßaOtXia  elvat  xal  tpoQovg 
KalaoQi  öiöopai  xohXvbu 

c  Acta  PiL  1,  1.  A.  p.  215  ed.  Tischendorf. 

xovxov  olöafisv  ovxa  vLov  ^la)0^g>  xov  xixxovog  ajto  Ma- 

glag  yevpijß-dvxa,  xal  X^yei  tavxov  elvai  vlov   d-eov  xal 

ßaotXia'  aXXa  xal  xä  oaßßaxa  ßeßrjXol  xal  xov  xaxQiov 

pofiov  f]gi(5v  ßovXexai  xaxaXvoai, 

d.  Lc.  23,  2. 

7]Q§avxo  öh  xaxtjYOQslv  avxov  Xiyovxeg'  xovxov  svQafiev 
diaöxQitpovxa  x6  Id'vog  '^fiäv  xal  xmXvovxa  g>6Qavg  Kai- 
oaQt  öiöovai  xal  Xiyovxa  tavxov  XqiOxov  ßaoiXia  slvai. 


702  Aumercanomsche  Paralleltezte  zu  Lc 

e.  Marcion  ap.  Epiph.  Haer.  XLIL  p.  316  D.  p.  346  B  D. 

jtQooid^Bxo  fierä  rovro'  rovrov  f/vgofui^  6iaCTQiq>opra  rb 
i&pog,   xcä   xataXvovTa  xov  vofiov  xal   rovg  XQoq>'^Tag. 

XQOCB'i]xi]  fisrä  ro'  xeXeiovxa  q>6Q0vq  iiq  öovvai,  xcä  äxo- 

argifpovra  rag  ywaixag  xal  rä  rixva. 

f.  Cod.  Colb.  p.  103  ed.  Belsheim. 

Goeperunt  antem  accusare  dicenies:  Hunc  invenimus  eveiv 
tentem  gentem  nostram  et  solyentem  legem  et  prophetaa 
et  vetantem  tributa  dari  Caesari,  dicentem  se  esse  Christum 
regem. 

g.  Acta  PiL  B.  I,  1  p.  288. 

ol  de  dxeXd'OPTsg  ebtov  jtgog  ovror,  ort  ovrog  avO'Qcoxog 
xeQiJtarel  kv  r^  jtoXei  Tavry  . . . ,  ovogia^ai  dh  ccvzov  ßor 
ciXia  xal  viov  ^cotJ,  xcd  ^lovöalog  &v  avaxQixBi  rag  ypg- 
ipag  xci  TcaxaXvei  ra  oäßßara, 

h.  Gesta  Pil.  1, 1  p.  337. 

venerunt  ad  Pilatum  accusantes  dominum  Jesum  Christum 
de  multis  et  dicentes:  Istum  noyimus  filium  Joseph  fabri 
ex  Maria  natnm,  et  dicit  se  esse  filium  dei  et  regem:  non 
solum  hoc,  sed  et  sabbatum  violat  et  patemam  legem  nostram 
vult  dissolvere. 

Im  Unterschied  von  den  beiden  andern  Synoptikern,  welche 
das  Verhör  von  Seiten  des  Pilatus  beginnen  lassen,  ohne  dass 
sie  vorher  den  Inhalt  der  gegen  Jesum  erhobenen  Anklage  mit- 
getheilt  haben,  bietet  Lo.  in  seiner  Relation  einen  Text,  der  wie 
eine  Anklage- Akte  betrachtet  werden  kann.  Dass  Lc.  aber  auch 
hier  eine  seiner  gewohnten  Textkürzungen  vorgenommen  hat, 
zeigt  der  vortreffliche  Cod.  Colbertinus,  welcher  zugleich 
beweist,  dass  der  voUständigere  Text  Marcions  zu  Lc.  23,  2  hand- 
schriftlich wohl  begründet  gewesen  ist  Nach  diesem  vollständigeren 
Texte  unter  Herbeiziehung  der  canonischen  Relation  ergeben  sich 
fünf  Punkte  der  Anklage: 

1.  rovrov  evQa/isv  öiacrgetpovra  ro  Id-vog  rificiv  (Lc,  Mar- 
cion) =  hunc  invenimus  evertentem  gentem  (Cod.  Colb.). 

2.  xal  TtaxaXvovra  rov  v6[i0v  xal  rovg  XQog>iqrag  (Marcion) 
—  et  solventem  leges  et  prophetas  (Cod.  Colb.)  =  rov  jcdrgiov 
vofiov  fjiiciv  ßovXerai  xaraXvcai  (Act.  Pil.). 


Texte  und  ünterBachangen  zu  Lc.  23,  2.  703 

3.  xal  xcoZvovra  g>6Qavg  Kaloagi  öovvai  (Lo.)  <=  xsXevovra 
g>6QOvg  itfj  öovvai  (Marcion)  ==  vetantem  tributa  dari  Caesari 
(Cod.  Colb.). 

4.  xal  avaOTQiq>ovTa  rag  yvvalxaq  xal  rä  rixva  (Marcion) 
«:  et  filios  nostros  et  uzores  avertit  a  nobis  (Cod.  Colb*  s.  unten 
Lc  23,  5.). 

5.  xal  iiyovta  kavrov  Xqictov  ßaoiUa  elpai  (Lc)  ^=^  dicen- 
tem  se  esse  Christum  regem  (Cod.  Colb.)  «=  Xeyei  lavrop  sIpcu 
vlov  d-sov  xal  ßaOiXia  (Act.  Pil.  Ä.)  =»  ovofia^ei  öh  ccvtop  ßaoi' 
Ha  xal  vlov  d'sov. 

Hierzu  einige  Bemerkungen.  Der  erste  Anklagepunkt  ist 
ganz  allgemein  gehalten.  Die  Weglassung  des  ^ticov  bei  Mar- 
cion und  im  Cod.  Colb.  dürfte  ursprünglich  sein.  „Er  re- 
volutioniert das  Volk!^^  —  so  lautete  dieser  erste  Punkt  der 
Anklage.  Die  zweite  Anklage  vertritt  einen  specifisch  jüdischen 
Standpunkt  und  gründet  sich  auf  Jesu  Wort  Mt.  5, 17,  jedoch 
in  der  marcionitischen  Gestalt:  ovx  ^Xd'OP  xlr^QÄcai  top  POfiov^ 
aXXä  xaraXvaai  ^).  Vgl.  Heft  H,  72.  80.  Es  ist  doch  gewiss  nicht 
als  unmöglich  zu  erklären,  dass  die  jüdischen  Ankläger  in  ihrem 
Eifer  ihre  speciell  jüdisch-consenrativen  Literessen  geltend  ge- 
macht und  von  dem  Vertreter  der  staatlichen  Ordnung  deren 
Wahrung  erwartet  haben.  VgL  die  jüdische  Anklage  gegen 
Stephanus,  wonach  dieser  —  laut  Act.  6,  14  —  von  Jesu  gesagt 
habe:  uXXd^Bi  rä  Id-ri,  a  xagiöantBP  rjfiip  Ma)v0^g.  Sicherlich 
hatte  dieser  Punkt  der  Anklage  in  den  Beden  Jesu  viel  mehr 
Grund  und  Anhalt,  als  aus  den  jetzigen  synoptischen  Evangelien 
zu  ersehen  ist  Wegen  der  in  den  Actis  Pil.  besonders  hervor- 
gehobenen Auflosung  der  Sabbathgesetzgebung  (ra  oaßßaxa  ße- 
ßfjXol  =  xaxaXvei  zä  öaßßara  =>  sabbatum  violat)  vgl  das  be- 
kannnte,  in  den  Agrapha  S.  108.  188  ff.  besprochene,  ausser- 
canonische  Herren  wort  des  Codex  Bezae,  an  dessen  Echtheit 
Niemand  zweifeln  kann.  —  Der  dritte  Anklagepunkt,  welcher 
in  dem  Lucastext  die  Hauptanklage  vertritt,  beruht  auf  einer 
böswilligen  Verdrehung  der  Herrenworte.  Dabei  kann  man  aber 
wieder  (wie  oben  S.  285  zu  Lc  11,  49*»  =  1.  Thess.  2,  16)  den 


1)  Nach  Wordsworth -White  findet  sich  der  Zusatz:  et  solventem  le- 
gem (nostram)  et  profetas  —  in  drei  Vulgata-  und  nenn  Itala-Hand- 
schriften« 


704  Auasercanonisohe  Paralleltezte  zu  Lc. 

lacaniBch-paulinischeii  Sprachgebrauch  Yon  ^^^J^^^^veis^J^^i;  o^)- 
lipai  =  Mt  23,  34^  =»  xsXeveip  uri  bei  MaJäon^^uTicr23,  2^, 
ebenso  von  ^ogpv^  öovvai  (vgl.  Rom.  13, 7  =»  Lc  20, 22,  im  Unter- 
schied von  xfjvoov  dovvat  —  Mt  22,  17  »»  Mc  12,  14)  con- 
statieren.  —  Der  vierte  Punkt  der  Anklage* Akte:  axooxQi- 
<povxa  xaq  ywaXTcaq  xal  xa  xixpa  —  findet  einerseits  durch  die 
canonische  Perikope  Lc.  23,  27—31,  wonach  die  Frauen  Jeru- 
salems {nXfid^oq  yvvaixAv)  ungescheut  dem  kreuztragenden  Jesus 
unter  lautem  Wehklagen  nachfolgten,  andrerseits  durch  die  oben 
S.  532  f.  herausgestellte  aussercanomsche  Tradition  ihre  Be- 
stätigung, wonach  viel  starker,  als  es  nach  der  einzigen  canonischen 
Andeutung  Mt  21,  15.  16  scheinen  kann,  die  Begeisterung  der 
jerusalemischen  Kinderwelt  Jesum  bei  seinem  Einzug  begleitete. 
So  war  es  in  der  That  die  jüdische  Frauen-  und  Kinderwelt  ge- 
wesen, welche  Jesu  Persönlichkeit  in  ganz  besonders  starker 
Weise  an  sich  gezogen  hatte.  —  Der  fünfte  und  letzte  Punkt 
der  Anklage  betraf  den  Kernpunkt,  die  Messianität  Jesu,  welcher 
durch  die  vorausgegangenen  übrigen  Theile  der  Anklage  in  den 
Augen  des  römischen  Landpflegers  eine  politische  Bedeutung 
gegeben  werden  sollte.  £s  war  daher  auch  natürlich,  dass  der 
Landpfleger  sein  Verhör  ausschüessUch  auf  diesen  Hauptpunkt 
concentrierte  und  dass,  nachdem  er  von  der  Abwesenheit  aller 
politischen  Motive  und  jeglicher  revolutionären  Tendenz  dieses 
jüdischen  Messias  sich  überzeugt  hatte,  ein  etwaiges  Vorurtheil, 
mit  welchem  er  vielleicht  das  Verhör  begonnen  hatte,  in  bedauerndes 
Wohlwollen  für  den  Angeklagten,  als  ein  Opfer  religiös-hierar« 
chischen  Neides,  sich  verwandelte.  —  Eine  noch  vollständigere, 
aber  secundäre,  Zusammenfassung  der  Anklagepunkte  findet  sich 
Const  V,  14  p.  143, 15  ff:  Bigtova,  ßXaog)i]ftov,  Mmoicoq  xaga- 
ßaxTjv,  Uqov  xa&aiQixrpf,  ^Poofialcov  jeo2J(UOVf  KalCaQoq  ipap- 
xlov  djtoxaXovpxsg.  Zu  Ibqov  xad-cuQixijp  vgl  Act  6,  14: 
xaxakvaei  xop  xoxop  xoixop,  ferner  die  xad-cdQSCcg  zu  Lc.  21,  32 
und  xad-aigsd-fj  zu  Lc.  21,  6.  Auch  die  Narratio  Josephi  II,  3. 
p.  463  nennt  Jesum  xop  xad'aiQixtjp  xov  po/iov  xal  xAp  xqo- 
^tjxcap  övXijxriP, 

Lc.  23, 5. 

a.  Cod.  Colb.  p.  103  ed.  Belsheim. 

Uli  vero  invalescebant  dicentes:   Quoniam  conturbat  populum 


Texte  und  Untenuchnngen  %vl  Lc.  23,  5.  6.  7.  7Q5 

docens  per  totam  Judaeam  incipiens  a  Oalilaea  usqae  huc, 
et  filios  noBtro8  et  inores  avertit  a  nobis,  nee  non  baptizatur 
sicut  nos. 

b.  Lc.  23,  5. 

ol  öl  ixloxvov  Xiyovreq  ort  avaOBiBi  xov  XaoVj  öiöaaxmv 
xad^  oXriq  xiiq  lovöalaq  xäi  aQ^Afievog  cbto  xfiq  FaXikalag 

Dass  das  eigentliche  Verhör  Jesu  vor  Pilatus  Lc  23,  3.  4 
=  Mc.  15,2 — 4=Mi27,ll — 13  in  den  synoptischen  Darstellungen 
durchaus  aphoristisch  und  fär  ein  historisches  Yerständniss  der 
Vorgänge  gänzlich  ungenügend  referiert  ist,  liegt  auf  der  Hand. 
Ohne  die  ausführliche  Relation  des  johanneischen  Evangeliuras 
würden  wir  hier  Tollig  im  Dunkeln  tappen.  Lc.  leitet  mit  y.  5 
bereits  zu  dem  Verhöre  vor  Herodes  über.  Der  YoUere  Text, 
welchen  hierzu  der  Cod.  Colbertinus  sowie  auch  der  Cod. 
Palatinus  Vindob.  bietet,  ist  bereits  oben  zu  Lc.  23,  2  theil- 
weise  behandelt  worden,  wonach  die  Worte:  et  filios  nostros  et 

uxores  ayertit  nicht  nur  durch  den  marcionitischen  Evangelien- 

text  formell  beglaubigt,  sondern  auch  materiell  durch  Lc.  23,  27 
und  durch  die  aussercanonischen  Parallelen  zu  Lc.  19,  37  sowie 
durch  Mt.  21,  15  als  durch  die  historischen  Vorgänge  begründet 
erscheinen.    Der  andere  Satztheil:   non  enim  baptizatur  sicut  nos 

bezieht  sich,  wie  der  aussercanonische  Text  des  Cod.  Paüt.  Vindob.: 
non   enim    baptizantur   sicut  et  nos,  nee  se  mundant  —  ganz 

deutlich  zeigt,  auf  die  von  Jesu  und  seinen  Jüngern  unterlassenen 
Waschungen  imd  Reinigungs-Cerimonien:  diag>oQoi  ßajtriOfiol 
—  Hebr.  9, 10,  vgl.  Mc.  7,  4;  Lc.  11,  38:  6  dh  q>aQiCaTog  kd-av- 
fiaöep,  oxi  ov  jiQÖixov  ißaxxlö&f/.  Dieser  Zusatz  steht  also  auf 
gleicher  Stufe  mit  dem  ähnlichen  Vorwurf:  xä  öaßßaxa  ßeßtjXot 
in  den  Actis  Pilati.    Vgl  oben  S.  701. 

Lc.  23,  6.  7. 

a.  Just  Dial.  c.  Tryph.  c.  103.  p.  331  A. 

^Hgcidov  6s,  xop  ^AgxiXaov  öiaös^afiipov,  Xaßovxog  xf]v 
i^avclav  xr^v  äjtovsfirjd-eicav  avxiß^  cp  xäi  üiXaxog  xtiQi' 

QotiBPog  dedsfiipov  xov  'Iijöovv  ixsfifps. 

Texte  n.  üntenuchimgen  X,  S.  45 


706  Atusercanoiiische  Paralleltezte  sa  Lc. 

k  Acta  Pü.  IX,  4.  B.  p.  300  ed.  Tiachendorf. 

^i^^£/^E£  avv  6  üiXärog,    ort  r^g  iyxQCcrelag  iorl   rov 

^ÜQoiöoVf  dg  bc  rov  yivovg  xaTce/ofiBvog  räv  ^lovöalcop,  äx- 
iörsilev  jtgog  cevrov  top  ^Irfioiv. 

c.  Lc.  23,  6.  7. 

Ütlärog  6h  äxovöag  ijtf^Qcirijasv,  bI  o  av&Qioxog  FaXikatog 

k6€iv,  xci  i:f€iypovg,  ort  ix  z^g  k^ovoUzg  ^Hgcodav  iorlv, 

dvixBinpsv  avrov  jtQog  ^Hqwöijv,  ovxa  xdi  ctvxov  iv  Vßpo- 

colvfioig  iv  ravraig  xalg  i^/iigcug  [Syr.  Cur.  add.:  rcSv 
d^vfiofv]. 

d.  Cod.  Gantabr.  ad  Lc.  23,  6.  7. 

äxovöag  de  6  ÜBilarog  trjv  raXiXaüav  kxriQmfjOBP,  d  axb 
xfig  raXiXalag  6  avQ^QODjtog  iörtv.  hxiyvovg  dij  ort  ix  rijf^ 
i§ovolag  ^Hociöov  iörlv,  dvixefifpev  avrov  xä  ^Hgcidy  ovxi 
avxw  iv  %QoooXvfioig  iv  ixeivaig  xalg  rjfiiQaig. 

Die  nur  dem  Lucaseyangelium  aDgebörige  Perikope  von  dem 
Verhör  Jesu  vor  Herodes  (Lc.  23,  6 — 12)  tragt  starke  Spuren 
der  Überarbeitung  durch  die  Hand  des  dritten  Evangelisten,  zu- 
gleich aber  auch  —  zumal  bei  Vergleichung  der  aussercanonischen 
Paralleltexte,  unter  denen  die  Relation  der  Acta  Pilati  durch 
ihre  Unabhängigkeit  von  dem  lucanischen  Stil  hervorragt  —  die 
Kennzeichen  eines  hebräischen  Quellentextes,  den  Lc.  benützte. 
Man  vgl.  die  Übersetzungsvarianten,  welche  zunächst  in  Lc.  23, 
6.  7  entgegentreten:  i^ovöla  =  iyxQ&xsia  =  PiiÄttta,  Yva)Ql^eiv  = 

^552^?^^S2f  ^^  ^t'  xifiJiBiv  ==axoaxdXXsiv  ■=  nbtD,  iv  xavxaig 
xalg  fj/iigaig  =  iv  ixslvaig  xalg  rj/iigaig  =»  nbKil  D*^^^§,  letzterer 
Ausdruck  besonders  hebraistisch.  Das  öeößfidvog  des  Justin, 
wenn  es  nicht  ein  Rest  des  Quellentextes  ist,  wird  als  eine  Ein- 
tragung aus  Job.  18,  24  zu  recognoscieren  sein. 

Lc.  23,  8. 

a.  Acta  PiL  IX,  4.  B.  p.  301.  ed.  Tischendorf. 

Ol'  löcov  'Hgcidfig  ix^Qfl  fi^faXa^g-  tjv  yag  ijttd^fnov  läelv 
avxov  djto  xoXlov^  äxovwv  xä  d-avfiaxaj  a  ixolei. 


Texte  und  ünteranchangeii  su  Lc.  28, 8.  9—11.  707 

b.  Lc.  23,  8. 

6  dh  ^HQciöfjq  Idmv  xov  ^Irfiovv  ix^V  ^^^  [xoXXa  Syr.  Cur.]" 

f^  yoLQ  ig  Ixavtov  xQ0V€jv  d-iXcDv  lÖBlv  avxbv  öia  ro  axov- 

€iv  jtSQl  avtoVy  xcu  ^Zjti^ev  ri  örifietov  löetv  vn  avxov 
yivo/isvov. 

Die  ÜbersetzungsTarianten  setzen  sich  fort:  fieydXoyg  ==  Xlap 
^^J^oXXa  =  nwg,  ^Xsiv  =  ixi^fiBtv  =*  ftn  (vgl.  oben  S.  208 
za  Lc  10,  24  »=  Mi  13,  17,  gleichzeitig  daselbst  die  Verbindung 
mit  löslp),  ig  ^^!1^^@^^^  (^^*)  "^  ^^  xoXXov  (Act  Pil.)  «= 
e  moltis  temporibus  (Cod.  Colbert.)  =  Q^an  Q'^JB,  O'Ctv/ia  =  crj' 

ftalov  =  nn  (beides  bedeutend:  Zeichen,  Wunder).  Der  Ge- 
brauch des  Ixavog,  namentlich  auch  bei  Zeitangaben,  gehört  zu 

den  Lieblingaausdrücken  des  Lc.  im  Evangelium  und  noch  mehr 
in  den  Actis.  Wie  Lc  22,  38  durch  Cod.  D,  so  ist  es  hier  in 
den  Actis  PiL  und  im  Cod.  Colb.  vermieden,  welcher  auch  cu- 
piens  (s=  ixid^fiAv)   liest   und    dadurch   gleich&lls    den  Text 

der  Acta  Pilati  b^laubigt. 

Lc.  28, 9-11. 

a.  Acta  PiL  IX,  4.  B.  p.  301  ed.  Tischendorf. 

kvidvaev  ovv  avrov  Ifiaria  Xevxa'  sha  i^q^oto  avrov  igm- 

rav,    o  Sk  *If]öovg  cbtoxQioiv  ovx  Idoaxev  avrm'    d'iXcDv  6 

*BQ(6di]g  löslv  xal  d-av^ia  rl  xoxb  yevofisvov  xagä  xov 
Xqioxov,  xal  lATj  löciv,  dXX*  oxi  ovöh  cbiexglvaxo  jrgog^av- 

xov  xov  xvxovxa  Xoyov,  dvxojiioxeiXev  avd^iq  Jtgog  xov 
IliXaxov. 

b.  Lc.  23,  9—11. 

kjtnodxa  6k  avxov  iv  Xoyotq  hcavolg'  avxogöh  ovöiv  dx- 
bxqIvoxo  avxw.  [Cod.Colb.add.:  quasi non  audiens  — ,  Syr.  Cur.: 

quasi  non  ibi  erat.].    sloxijxBMxv  6e  ol  aQxiBQelg  xal  oly^ofi^ 

fiaxBlg  [Syr.  Cur.:  oQxovxBg]  Bvxovog  xaxfjyoQovvxsg  avxov. 

i§ov9'€vijO€ig  öh  avxov  xal  6  ^Bgciör/g  övv  xolg  öxQaxBVfia" 
Civ  avrov  xai  kuxal^/ag^  xBQißaXcov  icdiixa  XafixQav  dv- 
dxBfitpBV  avxov  x(p  IltXaxcp. 


ilR* 


708  Aoflsercanoniaclie  Paralleltezie  sa  Lc. 

c.  Diatessaron  Arab.  ad  Lc.  23,  11.  p.  89*  ed.  Cüasca. 

Sprevit  autem  illum  Herodes  cum  ministris  suis,  et  postquam 
illusisset  ei,  induit  euin  yeste  coccinea,  et  misit  ad  Pilatam. 

Auch  in  diesem  Abschnitt  unterscheidet  sich  der  canonische 
Text  Yon  der  Relation  der  Acta  Pilati  durch  Varianten,  welche 
auf  gemeinsame  hebräische  Quellwörter  hinweisen:  iv&veiv  ^ 
xBQißaXXBiv  =  «•'abn  (vgl  Heft  II,  112  zu  Mt  7,  15,  fieftHTsiS 
zu  Mt.  27,  28,  femer  oben  S.  320  f.  zu  Lc.  12,  22.  23),  iffi^^^^ 
kcdriq  =  1^  (vgl.  oben  ebenda  zu  Lc.  12,  22.  23),  XcifiXQoq  »» 

Xevxog  =«  n J,  ävrcuiOöTBXXsiv  =  avaxiftxsiv  =  nbtf ,  auch  wSkv 
cbtoxglvBOd-ai  =  djtoxQioiv  ov  öiöovai  =  15*5  3t*'ttftl  äV  Be- 
züglich Xevxog  =  XafiJtgog  vgl.  Gant.  5,  11:  HS  «=  LXX:  Xevxog 

=  Sjmm.:  Xa/Ufgog.  Wenn  das  Diatessaron  von  einer  vestis 
coccinea  redet,  so  wird  man  an  Ephraem  (nach  Mösinger  p.  239) 
erinnert:  Porro  purpura  eum  induerunt,  quia,  sicut  eum  propter 
tributa  calumniaEantur  dicentes:  „Hie  prohibet  tributa  dari  Oae* 
sari"  — ,  ita  et  propter  purpuram  yoluerunt  eum  occidere  dicen- 
tes:  „Ecce,  se  ipsum  in  regnum  intrudit**.  Auch  möchte  man 
dann  yermuthen,  dass  dieses  bei  Herodes  Jesu  angelegte  Kleid 
dasselbe  gewesen  sei,  von  welchem  Mt  27,  28  ^=  Mc.  15,  17*  be- 
richtet wird.    Im  Syr.  Sin.  fehlen  die  Verse  10 — 12. 

Lc  2S,  12. 

a.  Just.  Apol.  I,  40.  p.  78  E. 

rfjv  YeYSVfjfUVfjv  ^Hgcidov  rov  ßaOiXiwg  ^lovdalanf  xci 
avT(5v  ^lovöalcov  xal  üiXarov  xov  vfisrigov  xoq  avrotg 
yspofiivov  ixiXQOxov  cvv  rolg  avtov  orgarKoraig  xaxa 
Tov  XQiOzov  öwiXevoiv. 

b.  Act  4,  27. 

ovprixd^cav  yoQ  ix   aXrfi-üag  hv  rj  xoXu  tovtj/  kxl  xbv 

ayiov  xalda  öov  *Ifjöovv  .  .  .  'HQciöfjg  xe  xdi  üovxiog  Ib- 
Xäxog  Cvv  WvBötv  xcü  Xaolg  *IöQCCfX. 

c.  Lc.  23,  12. 

kyipovxo  6h  tplXoi  0  xe  ^Hgciiijg  xal  6  UiXaxog  iv  avx^ 

x^  rjfiiQOi  (i6x*  aXXrjXmv  xQovxiJQxov  7^Q }^i}lf^^QS^ovxBg 
XQog  avxovg. 


Texte  und  Üntersachungen  zu  Lc.  23, 12.  709 

d.  Go(L  Cantabr.  ad  Lc.  23,  12. 

OPTsg  öe  hf  cajöla  6  IliXaxoq  xcii  6  ^Hgciötig  hyivovxo  (plXoi 

Die  aassercanonische  Fassung  bei  Justin  kommt  mit  dem 
Bericht  über  diesen  Vorgang,  wie  er  Act.  4,  27  wiedergegeben 
ist,  besser  als  mit  Lc.  23,  1 2  überein  und  lässt  mit  Bestimmtheit 
seh  Hessen,  dass  die  Aufhebung  des  bis  dahin  zwischen  dem 
jQdischen  Dynasten  und  dem  romischen  Staatsbeamten  bestehenden 
gespannten  Verhältnisses  {Ix^Q^  =  OLtiila  =  yn^  vgl  Prov.  20, 3: 
21*^*1  =  Symm.:  dtjöla)  durch  eine  festliche  Zusanmienkunfi  [cvis 
iXsvöig)  unter  Theilnahme  des  beiderseitigen  Gefolges  {Xaol  ^Ich 
^rjX  bei  Herodes,  s&pj]  bei  Pilatus,  öTgaricitai  zusammenfassend 
nach  Justin,  CTQarevfiara  nach  Lc.  23,  11)  gefeiert  wurde.  Nur 
unter  dieser  Voraussetzung  konnte  das  iyivovxo  (plXot  als  ein 
greifbares,  an  diesem  bestimmten  Tage  geschehenes,  geschichtliches 
Ereigniss  berichtet  werden.  Dürfte  man  annehmen,  dass  diese 
Zusanmienkunft  noch  während  der  Gerichtsverhandlungen  vor 
«ich  gegangen  sei,  was  bei  der  Nähe  der  Localitäten  sehr  wohl 
möglich  war,  so  würde  sich  erklären,  wie  nach  aussercanonischen 
Nachrichten  Herodes  bei  der  Urtheilssprechung  und  Verurtheilung 
Jesu  betheiligt  erscheinen  konnte. 

Nach  dem  Syr.  Sin.  fehlen  freilich  die  Verse  v.  10 — 12  voll- 
ständig, mithin  alle  Spuren  von  der  Anwesenheit  der  aQxiBQBlq 
bei  dem  Verhör  Jesu  vor  Herodes,  von  der  Verspottung  Jesu 
durch  Herodes  und  von  der  Versöhnung  zwischen  Herodes  und 
Pilatus.  Dem  entsprechend  lautet  dann  der  Text  von  v.  15: 
^und  auch  Herodes,  zu  dem  ich  ihn  nämUch  gesandt  habe,  hat 
Biehts  Todeswürdiges  an  ihm  gefunden'^  —  ähnlich  im  Syr.  Cur. 
Aber  auf  Grund  der  Weglassung  von  v.  10 — 12  im  Syr.  Sin.  diese 
drei  Verse  mit  Well  hausen  (S.  9  in  der  unten  zu  Lc.  23,  43 
angeführten  Abhandlung)  für  unecht  zu  halten,  ist  kein  Anlass 
vorhanden.  Es  liegt  vielmehr  hier  eine  der  im  Syr.  Sin.  so 
häufigen  und  meist  so  unmotivierten  Textkürzungen  vor.  Die 
Verse  v.  10 — 12  gehören  mit  der  vorausgegangenen  Perikope  eng 
zusammen;  sie  stehen  und  fallen  mit  dieser. 

Alles  in  Allem  scheint  dieser  Perikope  ein  vorcanonischer 
Text  zu  Grunde  zu  liegen;  ob  derselbe  aber  der  Hauptquelle  oder 
etwa  einer  Nebenquelle  angehörte,  bleibt  fraglich. 


710  AuMercanoniflche  Paralleltexte  ra  Le. 


Lc.  23, 16. 

a.  Fragm.  Woidianum  ap.  Woide,  Appendix  p.  60. 

jtaiöevoa)  ow  avxov  xal  dxoXvco}  ccirov. 

b.  Lc  23, 16. 

« 

xaidsvcag  ovv  avrbv  dxoXvco}, 

Zu  Mt.  27,  27  ff.  =  Mc.  15,  16  ff.  habe  ich  Heft  U,  345  die 
Überzeugung  ausgesprochen,  dass  das  xcuösvöag  in  Lc.  23,  16 
futurische  Bedeutung  habe,  dagegen  in  Lc.  23,  22  als  Prae- 
teritum  zu  fassen  sei,  sodass  die  Mt.  27,27—30  *»  Ma  15, 16 — Id 
=  Joh.  19,  1—3  *«  Ev.  P8.-Petr.  v.  6—9  geschilderte  Verhöhnung 
und  Geisselung  Jesu  z¥nschen  Lc  23,  16  und  Lc  23»  22  zwischen 
inne  gelegen  habe.  Diese  Auffassung  wird  bestätigt  durch  den 
vom  Syr.  Cur.  und  Syr.  Sin.  secundierten  Text  Woide's,  in 
welchem  das  Partie  Aor.  in  das  Futurum  aufgelost  uns  entgegen- 
tritt Hiemach  kündigte  Pilatus  Lc.  23,  16  die  Absicht,  Jesum 
geiB8e]n{xaiöevBiv  ^^  ^QaysXXovv^^fiaCTiymv^^fiaorl^eiv)  und 
dann  frei  zu  lassen,  Tm  Toraus  an, 

Le.  23, 18*. 

a.  Orig.  in  Joann.  XXXII,  11. 

alQB  äxo  trjq  yfjg  xoiovxov. 

b.  Orig.  in  Jerem.  I,  12. 

oIqb  gjto  xrjc  y^c  xov  toiovtop,   xal  otavQOV,   Ctccvqov 
avxov. 


c  Orig.  in  Mt.  14,  17. 

oIqb  axo  xrjg  y^g  xov  xoiovTOV  oxavQov,  oxavQav  avzov. 

d.  Bus.  Belog,  proph.  I,  15.    Migne  IV,  1075  B. 

oIqb  axo  xfJQ  yTJg  xov  xoiovxov  — ,   unmittelbar   vorher: 
öxavQov,  oxavQov  avxov. 

e.  Lc.  23,  18». 

avixQoyov  äk  xavxXTj&el  Xiyovteg'  oIqb  xovxov  axoXvaov 
ök  ijfUv  xov  Bagaßßav. 


Texte  und  üntersachnngen  sn  Lc  23«  16.  18.  25.  7tl 

Aus  den  wesentlich  übereinstimmenden  Texten  des  Origenes 
und  desEusebius  scheint  hervorzugehen,  dass  Lc.  auch  an  dieser 
Stelle  eine  seiner  Textkürzungen  vorgenommen  hat  Während 
der  gekürzte  lucanische  Text  bei  der  Rückübersetzung  Verlegen- 
heit bereitiet,  wie  die  Differenzen  der  hebräischen  Neuen  Testa- 
mente  deutlich  bekunden  —  vgl  Londoner  N.  T.:   tiBfü  tti}, 

nrriÄ  Delitzsch:  nrriÄ  non,  Salkinson:  }nrn  ©'»«rrnij  qbK 

— ,  stehen  für  den  volleren  Text  mit  dem  Zusatz  axo  r^g  y^g 

sofort  hebräische  Beminiscenzen  zur  Seite.  Vgl.  Gen.  7,  23: 
f'3Kn"'JttinBS3=LXX:xaUgai«/9?3yöap  ajto  rfjg  y^g— ,Ex.9,15: 
fnKJT^tain3r)5==LXX:  xalixtgißi^oy  axo  rfjg  y^g — »Jes.53,8: 
Q'^rn  fy^  "^I??  =  LXX:  ort  alQBxai  axo  rrjg  yrg  ^  ^corj  avrov. 
Zu  notieren  ist  noch  die  Lesart  Ephraems  (ed.  Mösinger  p.  238): 
Tolle  a  nobis  istum,  tolle  a  nobis,  ad  Pilatum  clamabant. 

Le.  23, 25^  ^  Me.  15, 15^  »=  Ht  27,26^ 

a.  Just.  ApoL  I,  13.  p.  60  D. 

rov  öravQmd'ipra  ixl  IIopxlov  UiXatav,  tov  yevofiiuov  kv 
^lovöala  kxl  xQOvoig  TißsQiov  KcUaaQog  ixixQOxov. 

b.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c,  30.  p.  247  C. 

jftjöcw  Xgtcxov  roxi  oxavQcod'ivrog  ixl  Dovxlov  UiX&xov, 
xov  ysrofiivov  ixiXQoxov  xfjg  'lovöalag, 

c.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.  76.  p.  302  A. 
xov   öxavQfDd-ivxa   ixl   üovxlov  IltXdxov  *IfjOovp  xvqiov 


^  <^  r . 


d.  Just  Dial.  c.  Tryph.  c.  85.  p.  311 B. 

xov  CxctvQod-ipxog  kxl  üovxlov  IliXäxov. 

e.  PseudoJgn.  ad  Trall.  IX.  p.  190,  14. 

r^  ovv  xaoaöxevy  xolxy  äoa  axotpaatv  iöi^axo  xaga  xov 
üiXaxov. 

f.  Const.  V,  14.  p.  144,  15. 

xQlxy  6h  äga  xfjv  äx6g>aöiv  ös^äfisvoi  x^v  xax   avxov. 

g.  Mc.  15,  15^ 

7UU  xagiöcoxiv  xov  'Irjöovv  g)QayeXXcioag  Iva  oxavQwd^. 


712  Anasercanoniscfae  Paralleltexte  su  Lc 

h.  Mt  27,  26»». 

Tov  ik  ^Ifjaovv  ^^(Mr/cJlilcoaa^  xagiöancBv^  Iva  cravga^, 

L  Lc.  23,  25b. 

rov  öh  'Ifjoovv  xaQiömxsv  T<p  ß-eXi^/iäri  ctvtdv. 

k.  Const  V,  19.  p.  151,  5. 

xal  niXäxoq  6  fjysfiwv  xäi  6  ßacilBvq  ^HQciötjg  ixilevoav 

avrov  arccvQcoO'fjvai. 

L   IgD.  ad  Smym.  I,  2.  p.  82,  14. 

dlijO-cog  ijtl  IIovxlov  üiXatov  xal  'HqcJöov  TBTQaQXov  xad^fj- 
Xmfiivov  vjthg  iquAv  iv  öaQxL 

jn.  Didasc.  V,  19.  p.  320. 

xal  ^HQooöijg  6  ßaaiXevg  ixiXevöev  avrov  oravQOf&ijvai. 

n.  Ev.  Pseudo-Petri  v.  2.  5*>. 

xal  roTS  xsXevei  ^Hociöfjg  6  ßaöiZsvg  xa^aXi]u]g>B^ai  rov 

xvQiov  elxAv  avTOlg  ort  oöa  äxilevoa  v/iiv  xoi^öai  avrm 
xon^öate.  V.  5^.  xal  xaQiöoxev  rm  kam  JtQO  fiiag  xAv 
aCfifUDV,  xfjg  hoQxrjg  avxwv. 

Das  Ignatius-Citat  gehört,  wie  man  aus  dem  Context  ohne 
Schwierigkeit  sich  üherzeugen  kann,  einer  Stelle  an,  welcher  das 
apostolische  Taufbekenntniss  —  jedenfalls  in  der  altsyrischen 
Gestalt  —  zu  Orunde  liegt  Das  kjil  vor  IIovxlov  UiXaxov  xdi 
HqcHov  xexQOQxov  will  keineswegs  das  Todesurtheil  auf  beide 
Männer  zurückflihren,  sondern  drückt  lediglich  die  Thatsache 
aus,  dass  unter  ihrer  Verwaltung  die  Kreuzigung  Jesu  sich  voll- 
zog (vgl.  denselben  Gebrauch  des  ixl  zu  Lc.  3,  1.  2  oben  S.  5  f.) 
und  erscheint  mithin  als  ein  Niederschlag  des  lucanischen  Be- 
richtes (vgl.  Lc.  23,  6,  1:  ix  xtjg  i§ovalag  Hgcidov  nnd  dazu  Lc. 
3,  1.  2:  ^YSfiovevovxog  IIovxlov  DiXaxov  xfjg  'lovöalag  xal 
XBXQaaQxovvxog  xijg  FaXiZalag  ^HgciSov).  Wie  zu  Lc.  3,  1.  2, 
so  treten  auch  hier  in  den  Texten  bezüglich  des  Pilatus  die  Va- 
rianten i^s/iciv  =  kji:lxQOJtog=TXn^  auf  Li  den  Constitutionen 
freilich  sind  beide  Männer  als  die  Urheber  des  Todesurtheils 
bezeichnet,  wonach  also  vorauszusetzen  wäre,  dass  Herodes  noch 
im  Verlaufe  des  Vormittags  aus  dem  herodianischen  Palaste  in 
das  nahe  Praetorium  unter  Begleitung  seines  Gefolges  gekommen 
sei    und    nach    geschehener    Versöhnung    mit    Pilatus    an    der 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Lc.  23,  25.  26.  713 

Crtheilaprechung  Theil  geBommen  habe.  Noch  weiter  geht  die 
syrische  Didascalia  und  das,  wie  es  scheint,  in  diesem  Punkte 
Yon  ihr  abhängige  pseudopetrinische  Evangelium,  nach 
deren  Bericht  das  Todesurtheil  ausschliesslich  von  Herodes 
ausgegangen  wäre.  Durch  die  Übereinstimmung  aller  übrigen 
Zeugen  aber,  voran  des  johanneischen  Evangeliums,  wird  diese 
Darstellung  als  apokryph  erwiesen.  Bezüglich  der  Varianten 
üravQco^vai  und  xaO^ijXovo&ai  vgl.  die  Bemerkungen   zu  Lc. 

23,  33^  —  Beiläufig  sei  noch  darauf  hingewiesen,  dass  in  den 
Ausdrücken  dji6g>aöiv  höi^axo  (P8.-Ign.)  und  xiiv  äx6(pactv  ob- 
%aiiBvoi  (Consi)  die  Identität  des  Redaktors  der  Constitutionen 
und  Pseudo-Ignatianen  von  Neuem  evident  wird.  Man  vgL 
noch  Acta  Pil.  A.  XVI,  7.  p.  282:  xcü  äxofpaoiv  IXaßev  axo 
üiXarov  —j  B.  IX,  5.  p.  302:  elxa  kxolrfiBV  ax6q>aöiv.  —  Nach 
der  Urtheilssprechung  stand  laut  des  Petrusevangeliums  das 
Osterfest  der  Juden  noch  bevor.  Vgl.  die  Erläuterungen  zu 
Lc.  22,  7. 

Lc.  23, 26  =  Mc.  15, 21  =  Mt  27,  32. 

a.  MeUto  ap.  Bouth  1, 116. 

6  xvQioq  i^/icSv  ^Ifjoovg  XQiörbg ißacraös  ro  §vXov 

ixl  xolq  cofiotg  avrov. 

b.  Cod.  Corbejensis  {S^  Lc  23,  35. 

suscepemnt  ergo  Jesum  et  portans  sibi  crucem  ducebatur. 

c.  Cod.  Colbertinus  Lc.  23,  25. 

suscepemnt  ergo  Jesum  et  portans  crucem  suam  ducebant 
illum. 

d.  Job.  19,  16^  17*. 

xoQiXaßov  ovv  rov  'hjoovv,  tccu  ßaoraC^wv  eavrm  rov  crav- 
Qov  i^fjXd'av, 

e.  Acta  Pil.  X,  1.  B.  p.  302.  ed.  Tischendorf. 

agavTsg  ajt   avxov  xov  oxavgov  löantav  avxov  jtQog  xiva 
owavxricavxa  avxolq  opofiaxi  Si/icova,  ooxig  slxs  xoü  dvo 

vlovg,  *AXi§apÖQov  x(d  Pc^vg>ov'  t/p  de  ajtb  KvQTJpf^g  xijg 
xoXscog, 


714  AuBBercanoniBche  Paralleltexte  eu  Lc 

f.  Mt.  27,32. 

i^egxofispoi  de  evQov  av^Qwxov  KvQijvaiop  [Cod.  Cantabr.: 
elg  ojtavtriCiv  qvxov\  opofiari  HfKovit  xovxov  TqyY&ffevoaVy 

Iva  CLQXi  xov  axavQov  avxov. 

g.  Mc.  15,  21. 

xäi  dyyaQBvovöiv  xoQayovxd  xiva  Sliuova  KvQTjvalov^  l(>- 

XOfievov  cot   äyQoVj  xov  jtaxiga  'AXs^avÖQOv  xäi  Pövq)Ov^ 
Iva  oQy  xov  öxavgbv  avxov, 

h.  Epiph.  Haer.  XXIV,  3.  p.  70  D. 

(Dg  ^x^i  ^  dxoZov&la  xov  evayyeUov,  f^z/apsvoai^  xiva  23» 
(ionfa  KvQi]valov  ßaoxa^ai  xov  öxixvQov. 

i.  Lc.  23,  26. 

xal  (Dg  dxjjyccyov  ctvxov,  i^ikaßofievoi  Sl(i(Dva  xiva  KvQfi- 
valov  igxousvov  an    dygov  ijii&Tjocav  avxq  xov  6x(Zvq6v^ 

(piQBtV  OJllCd-BV  XOV    IffCOV. 

Dass  auch  dieser  Zug  der  Passioasgeschichte  wahrscheinlich 
aus  hebräischer  Quelle  stammt,  zeigen  folgende  Varianten:  avv' 
avxäv  =  dnavxäv  =  slg    djtavxfjöiv  =  rjnpb,  dyyoQBVBiV  =■ 

Vgl.  bezüglich  der  letzten  Varianten  Heft  II,  133  f.  zu  Mt  11,  29, 
femer  zu  Lc.  14,  27  oben  S.  410.  Für  djt  dypov  setzt  das  Ev. 
Hieros.  t^eC^  ^  =  de  monte,  vgl.  Heft  U,  436  f. ,  femer  oben 
S.  478.^)     Der   altlateiniscbe   Zusatz:   et  portans   crucem   suam 


1)  Ghwolson  (Memoires  p.  9.  Not.)  schreibt:  „Es  ist  bexnerkenswerth^ 
dass  in  der  westsyrischen  Obersetzung  der  Evangelien,  in  dem  sogenannten 
Evangeliarinm  hierosolymitanum,  die  Worte  iS  dygov  durch  ic^io  yoy  vom 
Berge,  übersetzt  worden  sind.'*  Es  ist  aber  auch  bemerkenswerth  —  musa 
ich  hinzufügen  — ,  dass  gelehrte  Orientalisten  wie  Ghwolson,  Well- 
hausen, und  ebenso  der  yielbelesene  Zahn,  den  von  mir  in  Heft  II,  436 f. 
ans  Tageslicht  gezogenen,  auch  in  den  Syr.  Cur.  (vgl.  S.  324)  eingedrungenen, 

Sprachgebrauch  des  r^lOJ^  «i  mens  «*  dygoq  nicht  schon  l&ngst  erkanni 
haben.  Sonst  würde  Wellhansen  in  der  unten  zu  Lc. 23,43  citierten  Abband* 
lung,  in  welcher  er  mit  Recht  den  Theologen  das  Studium  desHieroeolymitanum 
empfiehlt  (vgl.  S.  11),  vom  Syr.  Sin.  nicht  gesagt  haben:  „AufTallende  oder 

freie  Übersetzungen.  Mt  3,  5  vgl.  Mc.  8, 10  i^lOb^  in  sehr  allgemeinem 
Sinn  wie  bei  Tatian"  — ,  ohne  auf  den  Sprachgebrauch  des  Hiero- 
solymitanum  hinzuweisen.    Dasselbe  gilt  von  Zahn,  indem  er  (TheoL 


Texte  und  DnterBacbangen  zu  Lc.  23,  26.  27—29.  715 

ducebatur —  ergänzt  in  vorzüglicher  Weise  den  ContexL    Erst 

nnterwegs  wurde  Simon  von  Cyrene  genothigt,  mitzuzugreifen 

und   den  hinten  nachschleppenden  Kreuzbalken  (ro  §vXov)  zu 
tragen:  q>iQsiv  oxia&ev  (Lc.). 

Lc.  28, 27—29. 

a.  Cod.  Cantabr.  Lc.  23,  27—29. 

^oXov&Bi  6b  ro  xXijd'og  avrtp  rov  Xaov  xcä  ywülxeg,  cä 
ixoxTOVXo  avTOV  xal  id'Qi]vovp'  öTQüipslg  6h  6  ^h/oovg  el- 
XBV  xQoq  avrag'  dvyariQeg  %QovoaXi]fi,  fiTJ  xZalers  ifih 
fiijdh  xerd-slTB,  äXX^  kavräg  xXaUxB  xai  xa  xixva  vficiv  ort 

iXsvöovxac  TJfiigai,  iv  alg  igovciv  fioxagiai  al  axBlgai  xoü 
xoiXlai,  at  ovx  hyivvrioavy  xal  fiaöxol,  ol  ovx  i^id-QBtpav. 

h.  Lc.  23,  27-29. 

i^oXovd-Bi  6h  avxw  xoXv  ytXtjd^og  xav  Xaov  xal  yvvaixcivy 


Lit-Bl.  1895.  No.  1.  S.  3)  sich  äiuaert,  wie  folgt:  „Wenn  Sb  Matth.  3,  4 
lAiXi  &YQiOv  fibersetzt  Berghonig,  Sc  und  P  aber  Feldhonig,  so  ist 
letzteres  oifenbar  eine  durch  etymologische  Reflexion  {iygioQ  von  dygoq) 
yeraalasste  VerbeRsemng.^     Umgekehrt  yerhält  es  sich  in  Wirklichkeit. 

Weil  man   im  westsyrischen  Idiom  dygog  häufig  durch  f^lCL^  »s  mons 

wiedergab,  wurde  nun  auch  SyQiog  durch  f^OJ^  (Syr.  Sin.)  oder  10JL:| 
(Hieros)  übersetzt.  Auch  die  canonische  Variante  Mt.  18, 12:  inl  ra  Sgrj 
e=  Lc.  15,  4:  iv  xy  igi^fjKp  —  erkl&rt  sich  aus  demselben  Sprachgebranch. 
Das  hier  zu  Grunde  liegende  '^vn  bedeutet  ja  nicht  blos  „Wfiste*',  sondern 
auch  recht  eigentlich :  „Trift,  Weideplatz,  vofA^j  ßoaxijfjia*'.  Es  h&tte  daher 
eigentlich  übersetzt  werden  müssen:  er  lässt  die  neuuundneunzig  auf  der 
Weide  und  gebt  hin  und  suchet  das  verirrte.  Der  betreffende  Sprachge- 
brauch der  Syrer  erläutert  sich  aber  wohl  daher,  dass  in  den  syrischen 
Alpenländem  des  Libanon  und  Antilibanon  die  Felder  und  Weiden  (Almen) 
grOflstentheils  auf  den  Bergen  und  Bergabhängen  gelegen  waren.  Man 
konnte  daher  versucht  werden,  in  dem  Übersetzer,  welchem  der  erste 
Evangelist  mit  seinem  inl  xa  oqti  (Mt.  18,  12)  folgte,  einen  Syrer  wieder- 
zuerkennen. Jedenfalls  aber  sah  der  Syrus  Sinaiticus,  wenn  er  Mc.  8, 10: 
Blq  xa  fiigii  daXuavov&ä  («  Mt.  15;  39:  sIq  xä  oQia  Mayaddv)  durch 

^Jl^^n  f^\Cu^  =»  dq  xb  ogog  Mayaödv  übersetzte ,  falls  nicht  eine 
Verwechselung  von  xa  ogia  mit  xa  OQtj  vorliegt,  in  der  G^egend  von  Ma- 
gadan  eine  gebirgige  Landschaft,  die  er  sich  an  dem  steilen  Ostufer  de» 
Sees  Oenezareth  gelegen  dachte.  Tfaatsächlich  gehen  die  Varianten  fiiptf 
»  8^ia  auf  nnsp  zurück.    Vgl.  Heft  II,  185. 


716  Auflsercanonische  Paralleltexte  zu  Lc. 

at  txojtxovxo  Ttdi  kd'Qtjvow  airov.  CtQag)6ig  de  JtQog  av- 
rag  'hjOovg  eljtep'  d^yarigeg  %QovaaXij(if  fiij  xXaUrs  kx* 
ißi'  xl'qv  ktp*  iavrag  xkaisre  xal  ixl  rc  rixva  vfitüv,  ort 
löov  iQXOvrai  rjiiiQai^  iv  aig  igovöiv  fiaxagtai  al  ctbIqm 
xal  al  xoiXtai,  at  ovx  kyivvrfiav^  xal  fiaorolj  oi  ovx  i&Qetpav 
[Syr.  Cur,  AI,  al.:  i&tjXaoap.] 

c.  Apoc.  Baruch  X,  13^  14.  p.  658. 

et  Yos,  mulieres,  ne  oretis,  ut  pariatis:  laetabuntur  enim 
magis  steriles  et  gaudebunt  illae,  quae  filios  non  habent,  et 
illae,  quae  filios  habent,  contristabuntur. 

Der  Abschnitt  Lc.  23,  27 — 31  erweist  sich  als  ein  6e- 
standtheil  der  vorcanoDischen  Quellenschrift  1.  durch  seinen 
hebräischen  Sprachcharakter,  2.  durch  seine  inhaltliche  Origina- 
lität, 3.  durch  seine  Gongenialität  mit  zweifellos  urevangelischen 
Parallelen,  4.  durch  das  indirekte  Zeugniss  des  Apokaljptikers 
In  erster  Linie  sind  als  Hebraismen  zu  notieren:  kxojtxovro  xal 
id-Q^vovp  vgl.  Jerem.  4,  8:  'tb'^b^TD  ^"^  =  LXX:  xojtrsa&e  xai 
dXaXä^are  — ,  d^arigsg  %QovoaX^fi  vgl  Jes.  3,  16:  fi*?  tTiaa  =^ 
LXX:  al  d^yardgeg  Hiciv  — ,  fi^  xXalexB  lifjöh  jtev9'BlTe  vgl. 
Ezech.  24,  16:  rDin  Ä^l  ibon  «"bT  =  LXX:  ov  fitj  xoxyg  ovo" 
ov  [ifj  xXavadjjg  — ,  tavräg  xXaUxB  xai  ra  xixva  vfiäv  vgL 
Sach.  12,  10:  "T^rr^-bJ^  IDOtaS  Vb9  llWi  =  LXX:  xal  xotpovxai 
ix  avxov  xoxBxov  mg  ix  ayaxrixm  — ,  iXBVoovxai  r^fiegai  vgl 
Jerem.  48,  12:  Q'^Äa  D'^tt^"!Tsn  =  LXX:  löov  i^/iigai  avxov  igxov- 
xai  — ,  fiaxagtai  al  oxBlgai  vgL  Jes.  54,  1:  rnj5?  ''S'J  =  LXX  = 
Qal.  4,  27:  evq>ga%*97ixt  axBlga,  Sap.  3,  13:  oxi  /laxagla  öxBlga  — , 
xoiXlai,  dt  ovx  iysvvTjOav  vgl.  Jes.  54,  1:  rnb^  K^b  ==  LXX:  f)  ov 
xlxxovöa  — ,  fiaoxolf  ot  ovx  i^eß-gBtpav  =  i&riXaöap  vgl  Hiob 
3, 12:  py>»  •<?  Dnf-ni35l  =  LXX:  Ivaxl  öh  (laoxovg  id^^Xaaa;  — , 
xoxB  ag^opxai  XiyBip  xolg  "gsoiv  xioexe  ig/  ^fiäg^  xal  xolg 
ßovvolg'  xaXvtpaxB  i^/iäg  vgl  Hos.  10,  8:  151©?  Q'^l^^  '»"^^^* 
irb:j  ibM  riiWäbl  =  LXX:  xal  igovoi  xolg  ogBCr  xaXvy}axB 
rjfiäg,  xcä  xolg  ßovpolg*  xioaxB  ifp^  riliag  — ,  ort  bI  iv  xA  vygfp 
§vXq}  xavxa  xoiovciPj  ip  xA  ^r/gtp  xl  yipT^ai  vgl  Ezech.  20,  47 

(21,  3):  c'n;  f ?"bD'j  nb-f ?-bD  ^^  nbDön  tö«  ^la-n-^Ätg  "^asn  = 

LXX:  löov  iyci  avaxxco  ip  aol  xvg^  xal  xaxaq>ayexai  ip  ool 
xäp  ^vXop  xXmgop  xolL  xolp  §vXop  ^tjgop^  dazu  Jud.  16,  7:  nb  =» 
LXX:  vygog.     (Delitzsch  und  Salkinson  haben  daher  auch 


Texte  und  UnteiBuchungen  za  Lc.  23,  27—29.  717 

Lc.  23,  31  vYQog  mit  nb  wiedergegeben.)  Aus  aUedem  ersieht 
man,  wie  diese  Bede  Jean  in  unsrem  Erzählungsstück  vollständig 
in  alttestamentlich-hebräisches  Idiom  eingetaucht  ist.  Und  doch 
athmet  dieselbe  Herrenrede,  welche  zugleich  der  Situation  in  un- 
nachahmlicher Weise  angepasst  ist,  die  höchste  Originalität. 
Dieser  Textabschnitt  ruft  nicht  von  fern  den  Eindruck  eines 
Plagiats  hervor;  im  Gegentheil  erscheinen  die  alttestamentlichen 
Parallelen  wie  „disjeota  membra'  eines  später  aufgefundenen 
Originals,  sodass  man  an  die  Worte  erinnert  wird,  die  wir  lesen 
1.  Petr.  1,  11:  x6  iv  avrotg  [sc.  rolg  xQoq>fJTaig]  xvsvgia  Xqiötov 
xQOfiiXQxvQOfievov  rä  elq  XQiCtov  JtaB^iAota.  Ja,  auch  bezüg- 
lich der  alttestamentlichen  Elemente  gilt  von  Jesu  das  Wort 
Apoc  21,  5:  Idov  xcupd  xavxa  xoim.  Es  ist  dies  recht  eigent- 
lich der  Charakter  der  urevangelischen  Herrenreden:  die  alt- 
testamentlichen Sprachelemente  in  neuer  Originalität,  als  Gefasse 
neuschöpferischer  Gedanken.  Aber  nicht  blos  in  dieser  Allge- 
meinheit ist  unsre  Perikope  dem  ürevangelium  congenial;  es 
zeigt  sich  diese  Congenialität  auch  in  bestimmten  Parallelen.  Zu 
dem  Satztheile:  cxQaq)B\q  öh  o  ^Irjöovg  dxBV  vgl.  man  die  Par- 
allelen und  Bemerkungen  zu  TertuUians  aussercanonischem  Text 
bei  Lc.  12,  4  oben  S.  299,  zu  iitj  xXalexe  fitidh  xev&etxa  vgl.  La 
7,  32  B=  Mi  11,  17:  i&^vi^cafjiev  vfilp  ocäi  ovx  ixXavöaxe  (Mi: 
ixotpaöd-e),  auch  Joh.  16,  20:  oxi  xXavCBxs  xal  d'QTjVTjasxef  nicht 
minder  Ev.  Ps.-Petr.  v.  27 :  kxad-s^oiis&a  xevß-ovvxBg  xal  xXaloV' 
xeg,  zu  der  Seligpreisung  der  Unfruchtbaren  als  Gegenstück  das 
Wehe  über  die  Schwangeren  Lc.  21,  23  =  Mc.  13, 17  =  Mi  24, 19, 
zu  der  Seligpreisung  der  Leiber  und  Brfiste  das  urevangelische: 
fioxaQla  fj  xoiXla  ri  ßaöxaoaca  as  xat  fiaoxoly  ovg  id-i^Xaoag. 
Ausserdem  wird  der  ganze  Inhalt  dieser  in  Lc.  23,  28  ff.  enthal- 
tenen Herrenrede,  wonach  diese  Frauen  noch  die  über  Jerusalem 
hereinbrechenden  Gerichte  —  oder  wenn  nicht  sie,  so  doch  ihre 
Kinder  —  erleben  sollen,  durch  das  zu  Lc.  21,  32  (s.  oben)  mit- 
getheilte  echte  Jesuswort  beglaubigt:  ov  firi  naQiXBij  ij  yBVBa 
avxfjj  X4Ü  ij  xct&alQBOig  aQxrjv  Xijtpsxai,  Endlich  ist  es  der  Apo- 
kalyptiker,  welcher  Zeugniss  dafür  ablegt,  dass  er  unsere  Peri- 
kope, speciell  Lc  23,  30,  bereits  in  der  von  ihm  so  reichlich  aus- 
genützten vorcanonischen  Evangelienquelle  gelesen  hat.  Denn 
wenn   er  zu  den  Worten  Apoc.  6,  16:  xal  Xiyovoiv  xolg  oqboiv 


7  IS  Ausaercanonische  Paralleltexte  za  Lc. 


xcä  xalq  xixQaiq'  xiosre  Bq>*  fifiäq  xci  xQVfpare  ij/iäg^)  nicht 
blos  dxo  xov  xQOöcijtov  rov  xadT/fidvov  sxl  rov  d-Qovov,  son- 
dern ancli  xäL  ajro  r^g  oQY^g  dqvlov  hinzaf&gt,  so  werden 
wir  zwar  aach  an  Hos.  10,  8  und  Lo.  21,  23^:  Icxai  ogj^  rqS 
Xaw  xovxcpy  aber  ganz  besonders  an  unsere  Stelle  erinnert,  als 
an  die  Situation,  da  Jesus  als  das  clqvLov  (=«  jtQoßaxov  Jes.  53,  7) 
nach  Golgatha  geffthrt  ward  und  dabei  die  nahe  Erfüllung  von 
Hos.  10,  8  den  jerusalemischen  Frauen  verkündete.  —  Es  unter- 
liegt also  keinem  Zweifel:  die  Perikope  Lc.  23,  27 — 31  ist  eine 
der  köstlichsten  Perlen  aus  der  vorcanonischen  Quelle,  deren 
OonservieruDg  wir  dem  dritten  Eyangelisten  und  seiner  Nachlese 
verdanken,  ein  lautes  Zeugniss  dafür,  dass  die  vorcanonische 
Evangelienquelle  weit  in  die  Passionsgeschichte  hineinreicht,  ein 
Textbestandtheil,  dessen  Werth  nur  dann  verkannt  werden  kann, 
wenn  gleichzeitig  der  Charakter  der  vorcanonischen  Quellenschrift 
Überhaupt,  als  einer  zwar,  wie  sonst  so  auch  hier,  die  Herren- 
reden in  den  Vordergrund  stellenden,  aber  die  Geschicke  Jesu 
doch  bis  ans  Ende  ftihrenden  evangelischen  Erzählung  nicht  er- 
kannt wird. 

Lc.  28, 88*  =  Mc.  15, 24».  =  Mt  27,  35\ 

a.  Just.  Apol.  I,  67.  p.  99  B. 

T^  ycLQ  jtQO  x^g  XQOvixTJg  kcxavQcooav  avxov. 

b.  Iren.  1,  14,  6. 

x'^  hcxfjv  mgav,  iv  ^  xQOOfjXcod-i]  xm  §vXq>, 

c.  Pseudo-Ign.  ad  Trall.  IX.  p.  190,  16. 

ixxy  ooQqi  icxavQmd-t]. 

d.  Const.  V,  14.  p.  144,  15. 

?xr^/  f/hv  CDQif  oxavQwcavxsg  avxov. 

e.  Mt.27,35* 

öxavQciöavxeg  ös  avxov. 


1)  Ein  Anklang  an  Lc.  23,  30  (und  zugleich  an  Lc.  17,  36  =  Mi  24,  40) 
findet  sich  4.  £sr.  16,  29:  et  duo  de  agro,  qui  absconderint  se  in  densiB 
nemoribus  et  scissurlB  petrarum. 


Texte  und  Unteranchiingeii  zu  Lc  23, 33.  719 

f.  Mc.15,24». 

xol  özavQOvoiv  avroP' 

g.  Marcion  ap.  Epipk  Haer.  XLU.  p.  317  A.  p.  347  B. 

xcd  iX&opzeg  slg  xojtov  Xeyofievov  Kgaviov  xonoq  lörav- 
QCDCav  avTor, 

h.  Lc.  23,  33» 

xal  ore  äxijZd'OV  iju  zbv  xojiov  top  xaXovpLBVov  KQavlov, 
hcBt  iöravQOKfap  ovrov. 

i.  Just  ApoL  I,  35.  p.  76  B. 

^hjoovg  ie  Xgcorog  e^sra&t)  rag  x^^^?  oravQwd'slg. 

k.  Acta  Pil.  B.  X,  3.  p.  305. 

xal  ixaQipaHJav  ev  rm  otavQcp  wQa  txrxi  r^c  'qfiigag, 

L   Aristid.  Apol.  c.  15.  p.  110  ed.  Harris  and  Robinson,  c.  2  p.  9 
ed.  Hennecke. 
diä  öravQOv  B'avaxov  eyeroaro  hxovölg:  ßovX^  tmx   obco- 
pofdav  fieyaXfiv. 

Zur  Bezeichnung  des  Kreuzestodes  finden  sich  folgende 
Ausdrücke:  ötccvqovv  in  den  canonischen  Parallelen,  in  den  re- 
gulae  fidei  avaaxoioxl^Biv  (vgl.  HippoL  Philos.  VU,  38  p.  259: 
TCP  ih  XQtordp  vjto  *Iovöalmp  dpaoxoXoniod-ipxa^  Celsus  ap. 
Orig.  Opp.  I,  416:  elxa  wriOiV  6  KiXaog'  xl  tprici  xal  dpaoxoXo- 
^Tj^o^f^^  xolog  lx<x>Q  — ,  Lucian.  de  morte  Peregr.  c.  11:  xop 
^/^yop^ywp  kxBlPOP  exi  oißavoip  avd'Qmjiop  xop  kp  x^  DaXai- 
Oxlpy  dpaoxoXojtiöd'ipxa,  femer  die  Basilidianer  bei  Epiph. 
Haer.  XXIV,  3.  p.  71  A:  ixelpov  dh  cxavQovfiipov  toxtjxei  xaxap- 
zixgvg  doQCtxmg  6  *If^vg,  TcarajsXcop  x<dp  xop  HfUDPa  oxav- 
QOVPxa^Pj  avxbg  dh  dpsoxn  slg  xd  ijtovodpiay  xaoaöovg  xop 
SLiioDpa  apaaxoXoxic&^aiX  axoöxoXoxl^sip  (TgL  Test.  XII  patr. 
Levi  c.  4:  JtXijp  ol  vlol  öov  ixißaXovoi  ^elpa^  ex  avxov  xov 
axocxoXoxlöai  avxop),  xqootjXovp  (vgl.  oben  Ireu.  I,  14, 6),  xad^- 
Xovp  (vgL  Ign.  ad  Smym.  I,  2  p.  82  oben  zu  Lc.  23,  25^),  xaQipovp 
(vgiToben  Act.  PiL  B.  X,  3  p.  305).  Zu  den  Verben  dvaoxoXo- 
xlQeip  und  axoaxoXoxtCeiP,  welche  im  N.  T.  fehlen,  ist  doch  zu 
beachten  o  cxoXotp  xy  öaQTcl  (2.  Cor.  12,  7),  welcher  Ausdruck 
in  Oal.  5,  24:  ol  Sk  xov  Xqiöxov  xi]P  ödgxa  iöxavQOOap  — 
eine  solche  Parallele  besitzt,  dass  man  veranlasst  wird,  in  dem 
OxoXofp  ein  Synonymon  von  axavQog  zu  erblicken. 


720  Aiueercanonische  Paralleltexte  su  Lc 

Le.  2S,  33^  =  Mc.  1^,  27  =  Mt  27,  38. 

a.  Cod,  Colbert.  Mc.  15,  27. 

Et  crucifixerunt  cum  eo  duos  latrones,  unum  a  dextris  no- 
mine  Joathan,  et  alium  a  sinistris  nomine  Chammatha. 

b.  Mc.  15,  27. 

xal  ovv  avrS  örcn)QOvoiv  ovo  Zyorag,  iva  hc  de^iäv  xai 
h^a  ig  evcoPVfiiDV  ovrov. 

c.  Mt27,38. 

TOTB  oravQovvrai  övv  ovrqS  üo  XyCrcU,  elq  hc  öe^imv  xci 

d.  Lc.  23,  33^ 

xcä  Tovg  ^^^^Q7^l^!^^^J^(^  ^  öe^iAv,  ov^^  [Ig]  ogj- 
öregdv, 

e.  Acta  Pil.  IX,  5  A.  p.  245.  ed.  Tischendorf. 

xal  Avofiaq  xal  riotag  ol  &vo  xaxovqrfoi  övöravQmd^ray- 
öav  001. 

f.  Acta  PiL  XVI,  7.  A.  p.  283. 

hoxavQ€o9'7i  xal  ovo  Xr^Cräl  fiet*  ecvrov. 

g.  Ev.  Pseudo-Petri  v.  10». 

xäi  ^peyxov  ovo  xaxovQyovg  xdL  köTQavQa>Cav  ova  /iicov 
aixoiv  TOP  xvQiov  avrog  6h  ioicixa  cog  fifjihv  xovov  ix^^^ 

Das  psendopetrinische  Eyangelienfragment  yertrittin 
der  Erwähnmig  der  ^^^p^^v£^  den  lucanischen  Eyangelientypna. 

Ob  xaxovQyog  und  X^orijg  auf  f'^^  zurückgeht,  bleibt  fraglich. 

Das  Evang.  EUer.  hat  kein  aramäisches  Wort  ftir  XxjCxfjg^  sondern 

hat  das  griechische  Xx^öxal  in  ^i^Ofiii  aramaisiert.    Dagegen  sind 

evcipvfiog  =»  ägiaregog  =  bKtatD  ÜbersetzungsTarianten.  Wegen 
äeir^poEmpfiecTKamen  der  beiden  Übelthäter  vgl.  Agrapha 
S.  470.  Über  den  doketischen  Zusatz  bei  Pseudo-Petrus: 
avTog  öh  iciwxa  dg  liijöiva  xovov  l^oiv  —  vgL  Heft  11,  43. 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Lc.  23, 33.  34.  721 


Lc.  23,  M^. 


a.  Ephraem  Syr.  Opp.  II,  48  C. 

xäl  bI  fit]  tjp  d-eog,  jcazeg^  ovyx<^Q^<^ov  avvolg,  rlg  elycep; 

b.  Epiph.  Ha^r.  LXXVIII,  14.  p.  1046  D. 

xal  (p&oxcDV  ovyxcoQTjoov  avroTg'  ov  yccQ  olöaoi  rl  jtoiovon\ 

c.  Jacobos  ap.  Eus.  H.  E.  II,  23,  16  (referente  Hegesippo). 

CTQaiptig  iß-fjxe  rä  yovaxa  ktycop'  jtaQaxaXoij  xvqib,  d^ae 

jtareQf  aq)6g  avtotg'  ov  yag  oiöaöi  zl  xoiovötv. 

d.  Didasc.  II,  16.  p.  244  =  Const.  II,  16.  p.  30,  14. 

xdi  yag  v^bq  tcov  TJfiaQtrjxorcop  6  0(DTrjQ  7]^lov  top  uia- 
rigaf  cog  yiyQajtrat  iv  rc5  BvayyBklo)'  jtartQ,  ag)Bg  avrolg' 
ov  yoLQ  olöaöi  o  [Const.:  rl]  ütotovotp, 

e.  Lc.  23,  34* 

6  ÖB  'Irjoovg  iXayap'  jtazBQ,  aq>Bg  avzoTg'  ov  yaQ  otöaoip 

zl  JtOlOVOLP.  ^"^^ 

f.  Ephraem  Syr.  Opp.  U,  321 D. 

fjvxBzo  vJiBQ  avz(3p  xai  BXsya'  nazBQ,  atpBg  avzolg  zrjp 
afiaQzlap  zavzt^P'  ov  yag  olöaoi  zl  jroiovoip, 

g.  Hom.  Clem.  XI,  20.  p.  115,  17. 

avzbg  yaQ  c  öiöaoxaXog  JEQ00rjXa)9^Big  tjvyBZo  zco  jtazQi 
zolgavzop  dpaiQOvoip  ag)ed^rjpai  z6  afiaQrrjfda  bIükop'  jtä- 
rep,  aq)Bg  avzolg  zag  afiagzlag  avzSp'  ov  yag  olöaoip  a 

XOIOVCIP. 

h.  Acta  Pil.  X,  5.  B.  p.  307.  ed.  Tischendorf. 

%3iBiza  kßoriOBP  6  ^IrjOovg  q)a)Pi]  fiByaXxi  Xiyoop'  JtazBQ,  fii] 
ozi]07jg  avzolg  zt/p  afiagzlap  zavzfjp'  ov  yag  oiöaOiP  zl 

JtOlOVOtP, 

i.  Pseudo-Abdias.  Hist.  Apost.  III,  3. 

neque  velis  hoc  Ulis  peccatum  statuere,  quia  nesciunt,  quod 
faciunt. 

k.  Ambros.  Expos.  Ev.  sec.  Luc.  X,  62  (Opp.  V,  423  ed.  Caillau). 
Denique  ait  (sc.  Dei  Filius):  Domine,  ne  statuas  illis^ioc 
peccatum. 

Texte  Q.  Unteranchungen  X,  S.  ^'^ 


722  AussercanoniBche  Faralleltexte  zu  Lc. 

1.   Act.  7,  60. 

riav  xavxriv. 

Bei  diesem  Logion  liegt  der  seltene  Fall  vor,  dass  die  Zweig- 
linien des  ältesten  Evangeliencanons,  welcher  fbr  den  Cod.  D,  den 
Syr,  Cur.  und  die  besten  Italae  den  Archetypus  bildet,  zwie- 
spältig aus  einander  gehen.  Während  der  griechische  und  la- 
teinische Cod.  Bezae  zugleich  mit  den  lateinischen  Handschriften 
Cod.  VercelL,  Veron.  den  Passus  Lc.  23,  34*  weglassen  (wozu  sich 
ausser  dem  Cod.  Sin.  und  Vatic.  neuerdings  auch  noch  der  Syr. 
Sin.  gesellt),  wird  dieser  Texttheil  von  dem  Syr.  Cur.,  dem  Cod. 
Colb.,  Palat  Viudob.,  Corbej.  2,  Brix.,  Rhedig.  VratisL  und  zahl- 
reichen anderen  Handschriften  als  echt  beglaubigt.  Nach  dem 
in  Heft  I,  36  aufgestellten  zweiten  Kriterium  aber,  wonach  „Über- 
einstimmung zwischen  dem  Syrer  Curetons  und  den  altlateinischen 
Versionen"  auf  den  Archetypus  des  ältesten  Evangeliencanous 
zurückweist,  „auch  wenn  der  griechische  Text  von  D  nicht  mit 
dabei  sein  sollte",  mithin  angenommen  werden  muss,  dass  der 
griechische  Text  des  durch  viele  Abschreiberhände  hindurch- 
gegangenen Cod.  D  an  der  betreflfenden  Stelle  nicht  mehr  in 
seiner  Urgestalt  uns  vorliegt,  ist  an  dem  Vorhandensein  von 
Lc.  23,  34*  in  dem  um  140  n.  Chr.  entstandenen  ältesten  Evan- 
geliencanon kaum  zu  zweifeln. 

Auch  die  in  ihren  Evangeliencitaten  von  dem  ältesten  Evan- 
geliencanon ganz  unabhängigen Pseudo-Clementinen  bezeugen 
die  Quellenmässigkeit  von  Lc.  23,  34*.  Denn  obwohl  sie  in 
ihr«n  Evangeliencitaten  fast  ausschliesslich  auf  Herrenworte  aus 
den  Lehrreden  Jesu  sich  beschränken,  wobei  namentlich  die 
Passions-  und  Auferstehungsgeschichte  —  echt  judenchristlich 
—  fast  vollständig  ignoriert  wird,  zeigt  doch  gerade  die  Citierung 
unseres  Logion,  wenn  auch  in  aussercanonischer  Gestalt,  dass  der 
von  den  Pseudo-Clementinen  befolgten  Evangelienquelle  die 
Passionsgeschichte  nicht  gefehlt  hat  und  dass  darin  auch  der  von 
dem  dritten  Evangelisten  in  Lc.  23,  34*  aufbewahrte  Text- 
bestandtheil  vorhanden  gewesen  ist.  Und  zwar  ergiebt  sich 
aus  der  wesentlichen  Übereinstimmung  in  den  Worten:  xaq  a^ag- 
rlag  avzcop  (Hom.)  =  ttjp  agiagriav  xavxqv  (Ephraem,  Acta 
Pil.),  dass  auch  wahrscheinlich  hier  wie  sonst  so  oft  eine  Kürzung 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Lc.  23,  34.  723 

durch  die  Hand  des  Lc.  stattgefunden  hat.  Die  Varianten:  owsg 
=  ovyx^QV^op^  welche  sich  bereits  oben  S.  461  zu  Lc.  17,  4 
fanden,  erweisen  nbo  als  Quellen  wort,  dagegen  (itj  Icxävai  als 
negative  Umschreibung,  ähnlich  wie  //?J  ag)iavai  (vgl.  oben  S.  291 
zu  Mt.  23,  13  und  (lij  xcoXvblv  oben  S.  77  zu  Lc.  6,  29^).  Auch 
rl  =  o  =  a  =  1TDK  sind  Übersetzungsvarianten.  Das  jtaga- 
xaicü  in  dem  Hegesippus- Referat  über  Jacobus  Justus  erin- 
nert an  das  jiaQaxaZco  in  Cod.  D  zu  Lc.  5,  8.  Vgl.  oben  S.  44. 
Die  Form,  in  welcher  Stephanus  das  Herrenwort  sich  angeeignet 
hatte,  ist  in  das  Citat  des  Ambrosius  übergegangen. 

Lc.  23,  S4>»  =  Mc.  15,  24  =  Mt.  27,  35. 

a.  Ps.  22,  18  LXX. 

disfieglöavTO  rä  Ifiaria  fiov  iavroTg,  xal  ijtl  rov  Ifiariöf/ov 
fiov  sßaXop  xlrJQov. 

b.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c  104.  332  B. 

xal  ort  fiBzä  t6  oxavQod-ilvai  avxov  ifiigiöap  havrolg  ol 
OTavQoiaaptEg  avvov  rä  Ifiaria  avrov,  iö/jkajoa. 

c.  Just.  Apol.  I,  35.  p.  76  C. 

xal  fisrä  xb  oxavQcüöai  avxov  IßaXop  xXr^QOV  im  xov  Ifia- 
xlOuov    avxov    xal    kfiSQiaavxo   tavxotg   ol   oxavQoioapxeg 

avxop.    xal  xavxa  oxc  yeyoPE  övpaod-e  fiad^slv  ix  xcov  im 
üovxlov  üiXaxov  yevofievop  axxmp. 

d.  Mt.  27,  35. 

öxavQoioapxeg  öh  avxop  ötsfisglöavxo  xä  Ifiaxia  avxov  ßa- 
Xopxeg  xXf'iQOP, 

e.  Mc.  15,  24. 

xal    öiafteQl^oPxai  xa  Ifiaxia  avxov  ßaXXoPxeg  xXr/Qov  ijt 

avT«,  xlg  XL  uQJ}. 

f.  Lc.  23,  34^ 

öiafiSQiCfOfispoi  de  xa  Ifiaxia  atxov  eßaXov  xXrjQovg, 

g.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.  97.  p.  324  C. 

xdi,    OL   oxavQcioapxtg   avxop   ifiigioap   xa   Ifiaxia   avxov 

savxolg,  Xaxi^op  ßaXXopxeg  exaoxog  xaxa  xf]P  xov  xXtjqov 
imßoXrjp,  o  ixXe^aöd^ai  ißsßovXtjxo, 

46* 


724  AussercanoniBCbe  Paralleltexte  zu  Lc. 

h.  Cyrill.  Hieros.  Catech.  XIII,  28. 

xal  Xaxfioq  xegl  tovtov  [sc.  tov  x^rcoroc]  ylvstai  xolq  orga- 
Ticizaig. 

i.   Ev.  Ps.-Petr.  v.  12. 

xal  rs&eixoTeg  xä  i^^^W^^  ifutgood-ev  avrov  6i€/4€Qloavro 
xal  Xaxftov  IßaXov  i^t  avrotg. 

Das  pseudopetriniscbe  EvangelieDfragmeDt  bringt  hier  in 
Übereinstimmung  mit  Justin  und  Cyrill  flir  bliä  die  bei  den 
LXX  und  auch  sonst  ungebräuchliche  Übersetzungsvariante 
XaxiLog  (=  xXfiqoq)^  durch  welche  man  jedoch   an  Job.  19,  24: 

aXXa  Xaxcousp  jtegl  avvovy  sowie  an  die  Übersetzung  von 
Ps.  22,  18:  bnia  ^b'^Ö?  =  iXayx^^ov  durch  Symmachus  erinnert 
wird.  Übersetzungsvarianten  sind  noch  ipövfiara  =  Ifiaria  = 
D'^isa,  l/iatiöiiog  ==  jc^reoi;  =  ©'üb.  Der  historische  Vorgang 
selbst  ist  allein  im  johanneischen  Eyangelium  in  anschaulicher 
und  wohl  motivierter  Weise  erzählt 

Lc.  23,  35  =  Mc.  15,  29-32  =  Mt  27, 39-43. 

a.  Celsus  ap.  Orig.  c.  Geis.  I,  54.  Opp.  I,  369. 

tjtel  Ö6  6  ijtayYeXXofisvog  elötvai  xa  xov  Xoyov  jtavxa 
KiXcog  ovBiöl^si  xm  OmxriQi  ijcl  xS  JtaO^ei^  cog  firj  ßotj&f^- 

&£vxi  vjto  xov  jtaxQOg  i/jitj  övvi]d'ivxi  tavxS  ßo?)&7ioac 

b.  Ephraem  Syr.  Ev.  concord.  expos.  ed.  Mösinger  p.  249. 

Alios  salvos  fecit,  inquiunt,  se  ipsum  non  potest  salvare. 

c.  Lc.  23,  35. 

k^BiivxxrjQiCpv  de  61  agxovxeg  Xsyopxsg'  aXXovg  sömöev^  cm- 

cdxo)  iavxoVj  el  ovxog  ioxiv  6  Xqloxoq  xov  d-BOV  6  exXsxxog. 

d.  Ephraem  Syr.  ed.  Mösinger  p.  116.. 

ut  dicerent:  Descende,  desceude,  utvideamus  et  credamus  in  te. 

e.  Mc.  15,  29—32. 

xal  ol  jtapajtoQsvofiepoi  [Cod.  Cantabr.:  jtagayovxeg]  ißXa- 
Ojpjjfiovp  avxov  xivovvxeg  xag  X6q>aXag  avxcov  xal  Xsyovxeg' 
ova  o  xaxaXvfDv  xov  vaov  xal  olxo6o(imv  xgioiv  Tjfiigaig, 
ocoöov  osavxov  xaxaßag  ajto  xov  axavgov'  ofiolwg  xal  ol 


*'^,"'-*-  ^ 


Texte  und  Untersachungen  zu  Lc.  23, 35.  725 

aQxisgelg  ifijtal^ovrsg  xQog  aXX/ßovg  fisra  rcov  ygafiftarecov 
sXsyov  aXXovg  sömosv^  eavrop  ov  övvarai  acooar  6  XgiOTog 

6  ßaoiXevq  ^lOQarjX^  xaraßarco  vvv  ojio  rov  oravgov,  %va 

töcofisi^  xal  Jtiörevöcofiev. 

f.  Mt.  27,  39— 42. 

ol  ÖS  jtaQajtogevofiBPOc  ißXaog>7jfiovp  avrov,  xipovvreg  rag 

xB^alag  avxwv  xal  Xsyovreg'  [Cod.  Cantabr.:   ovo]  6  xara- 

Xv(DV  TOP  vahv  xal  iv  tqiöIv  ^fiigaig  olxoöofiöiv,  oäoov 

osavTov,  bI  vlbg  bI  rov  d-sov,  xal  xaräßr^-i  ajco  tov  örav- 

Qov,     ofioicog  ol  aQxiBQBlg  ifiJtai^opxBg  (iBta  xciv  yga^^a^ 
ricov  xal  jtQBoßvzBQOP  Bksyov  aXXovg  ioa}aEv,  kavrov  ov 

övpatai  öcööai'  ßaoiXBvg  'logafjX  iöziv,  xaraßdro)  vvv  äjto 

TOV  öravQov  xal  jtiorBvoa>(iBv  kjt   avrov. 

g.  Celßus  ap.  Orig.  c.  Geis.  II,  68.  Opp.  I,  438. 

LÖa>(iBV  ÖB  rlva  tqojiov  g>i]Olv  6  jcagä  T<p  KiXoq)  ^lovöalog, 
OTc  bI  d*  ovp  Toys  toöovtov  mq)BiXBV  Big  kjiiÖBi^iv  d-Boxrirog, 

ajio  xov  CxoXojtog  yovv  Bvß^g  a(pav7}g  yBviod-ai. 

h.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.  101.  p.  328  B. 

ol  yäg  d-BWQOvvxBg  avxov  iöxavQOfiBVov  xal  xBg)aXag  ixa- 
oxog  kxlvovv  xal  xd  x^^^^  öiicxQBtpov  xal  xolg  fiv^a>xfJQaiv 

kv  dXXfjXoig  öiBQivovvTBg  iXByov  BlQa>vBv6fiBVoc  xavxa,   a 

xal  Iv  xolg  djcofivr^f^ovBVfiaac  xcov  djtooxoXwv  avxov  yi- 
yganxai'  vlov  d-BOv  tavxov  l>l€/f,   xaxaßag  jiBQtJtaxBixa)' 

aoocxo)  avxov  6  d-Bog. 

i.    Mt.  27,  43. 

jcBjcoid'BV  Bjtl    XOV   ß-Bov,  Qvödöd'a)   VVV,   bI   ß-BXBi   avxov 
bIjibv  yaQ  oxt  d^BOv  Blfil  vlog, 

k.  Ephraem  Syr.  ed.  Mosinger  p.  202. 

0  vivificator  Lazari,   vivifica  te  ipsum.     Per  haec  quoque 
verba  Dominum  confessi  sunt,  qui  eum  negarunt. 

1.    Ephraem  Syr.  ed.  Mosinger  p.  249. 

iterum  dixerunt:    Hunc   vivificavit  et  se  ipsum  non  potest 
vivificare. 


^•"v-'^w^  ^•'^-•'V/    •/"■x^  ^-'N^  "^y  ■/"\->      «  ^  ,•  V^     .X  » 


726  Aussercanonische  Paralleltexte  zu  Lc. 

m.  Ephraem  Syr.  ed.  Mösinger  p.  250. 

dicentes:  Alios  vivos  fecit,  testati  sunt  eum  esse  vivifica- 
torem. 

n.  Just.  Apol.  I,  38.  p.  77  D. 

xal  JtaXip,  oxav  2.iyiy  i^ctXrjOap  hv  x^l^^^^^f  i^lprfiCLV  xe- 
ipaXi)v  Xiyovxsq'  QVöaod-co  iavzov.  ativa  jtavxa  yiyovev 
vno  rcov  %v6aia)v  reo  XQioxcpj  coq  (la&elv  övvac&s^  orav- 
Qwd^ivzog  ycLQ  avrov  i§iöTQeq)OV  rä  X^^^V  ^^^^  ixlvovv  xäq 
xBq>aXag  Xiyovxsg'  6  vsxQOvg  aveyelgag  gvoacd'W  tavxov. 

o.  Acta  Pil.  X,  5.  B.  p.  308.  ed.  Tischendorf. 

^xsQoi  iXeyop  xaxaysXcivxeg'  alXovg  tc<x>osv,  aZXovg  id^e- 
Q&jtBvCBVy  xal  laöaxo  doO^svstg,  jtaQaZsXvfiivovg,  XsjtQOvgy 
öaifiovi^ofisvovg ,  xvq)Xovg,  xoXovg^  vspexQoofitvovg ,  xal 
eavxov  ov  övvaxai  d'eQajcBvöaL 

Aus  der  Mannigfaltigkeit  der  verschiedenen  canonischen  und 
aussercanonischen  Texte,  welche  unverkennbar  vielfach  durch 
alttestamentliche  Parallelen  beeinflusst  sind,  lassen  sich  doch 
einige  sichere  Spuren  des  vorcanonischen  Quellentextes  heraus- 
schälen: ol  JtaQ&yovxBg  =  61  jtagajiOQBvofiBVOi  =  D*^'l^3^n,  ebenso 

aXXovQ  hOooöBV  =  alios  vivos  fecit  :=  rT^nn  D'^infci.    Vgl  nament- 

lieh  die  Erläuterungen  zu  Lc.  17,  13,  wo  6(dCbiv  =  C,woyovBlv 
=  apaxxlC^Biv  als  Ubersetzungs Varianten  von  n^HH  und  n^Tl 
nachgewiesen  sind.  Ganz  selbstständig  abweichend  und  vielleicht 
als  poetische  Ausschmückung  zu  betrachten  ist  der  Ruf  bei 
Ephraem:  0  vivificator  Lazari,  vivifica  te  ipsum.  Dass  aber 
Ephraem  diesen  Text  in  seiner  Quelle  —  dem  Diatessaron  — 
gefunden  hat,  zeigt  deutlich  die  beigefügte  Exegese.  Vgl.  das 
Kriterium  3  in  den  Agrapha  S.  16.  Auch  bei  Justin  und  in 
den  Actis  Pilati  werden  an  dieser  Stelle  die  von  Jesu  voll- 
zogenen Todtenerweckungen  erwähnt.  Und  die  Bezugnahme  auf 
die  gewissermassen  innerhalb  des  Weichbildes  von  Jerusalem  kurz 
vor  dem  Osterfeste  geschehene  Erweckung  des  Lazarus  hätte  in 
diesem  Falle  in  der  That  ganz  besonders  nahe  liegen  müssen. 
Vgl.  Lc.  19,  37.  Als  die  Spottenden  werden  von  Mc.  ol  agxiB- 
QBlg  (iBxa  xwp  yQafifiaxBCQP ,  von  Mt.  ol  ccQXiBQBtg  fiBxa  x(Sp 
yQafifiaxBOP  xal  jrQBOßvxigwp^  nach  einer  anderen  Gruppe  von 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Lc.  23,  35.  36.  727 

Zeugen,  darunter  Cod.  D,  ^tra  ygafifiarecov  xal  ^agiöalcDV  oder 

auch  fierä  yQafifiaricov  xal  jtQeößDreQov  xcä  tpagioalmv  genannt. 

Dazu  bemerkt  Chwolson  (Memoires  p.  113):  „In  späteren  Zeiten, 
wo  es  nur  pharisäische  Schriftgelehrte  gab,  mag  wohl  mancher 
Abschreiber  ol  g>aQtoalot  statt  ol  ygafAfiarstg  gesetzt  haben.  An 
mancher  Stelle  hat  dieser  oder  jener  Abschreiber  auf  eigene  Faust 
ol  q)aQiaalOi  hinzugefügt,  weil  es  ihm  schien,  dass  auch  diese 
dabei  gewesen  sein  mussten,  wie  dies  von  einigen  Abschreibern 
thatsächlich  Mt.  27,  41  geschehen  ist."  Sicherlich  standen  in 
diesem  Falle  an  der  Spitze  der  Spottenden  ol  ciQxiSQelg^  und  das 
waren  damals  Sadducäer.  Übrigens  fragt  hierbei  bezüglich  der 
Anwesenheit  der  Hohenpriester  Chwolson  (Memoires  p.  44)  seiner- 
seits: „Was  hatten  da  die  aQxiBQstq  zu  schaffen,  möchte  man 
fragen;  mussten  sie  nicht  eben  zu  dieser  Zeit  im  Tempel  sein, 
um  bei  der  Opferung  der  zahlreichen  Passahlämmmer  mit  zu 
helfen?"  Er  sieht  die  Abwesenheit  der  aQxiSQBlq  vom  Tempel 
als  einen  Beweis  an  für  die  schon  am  Donnerstag  geschehene 
Opferung  des  Passahlammes. 

Lc.  23,  36  =  Mc.  15,  23.  36  =  Mt.  27,  34.  48. 

L  olvoq  lafivQviOfiepog. 

a.  Mc.  15,  23. 

xal  iölöovv  avTw  iofivQviOfidvop  olvov*  oq  6b  ovx  sXaßev, 

n.  ohog  fiEzä  X^^V^' 

b.  Mt.  27,  34. 

e6a>xav  avrS  jtetv  ohov  uera  x^^^y^  fiefityfiepov'  xcu  yev- 
Oafievog  ovx  rjd^BX7]öBP  JttBlv, 

IIL  ogoc. 

c.  Lc.  23,  36. 

kvB3iai^av  (Je  avrtp  xal  ol  OrgarimzaL  jtgoOBQXOfiBVOi^  o^og 
jcQO0g>BQOvxBg  avT(p. 

d.  Mc.  15,  36. 

ögaficop  öi  xig  xal  yBfilGag  öjtoyyov  o^ovg  JtBQiB-Blg  xaXa- 
Hq>  ijtori^BP  avrop. 


728  Austercanoniscbe  Paralleltezte  zu  Lc. 

e.  Mt.  27,  48. 

xäi  BvO'img  öga/icip  €lg  i§  avxciv  xal  Xaß<op  cxoyyov  xXr^^ 
öaq  XB  o^ovg  xal  jteQiüslg  xaXagiq)  sj^ori^ev  ctvrov. 

f.  Jokl9,  29! 

Cxsvog  exsiTO  o^ovg  (leörov    Cjtoyyov   ovv  fisörov  o^ovc 
vööcijtq)  XBQid-ivTsg  :jtQ0C7jv^xav  avxov  tc5  oxofiaxi, 

IV.    o^og  fJBxä  CfivQprjg, 

g.  Ev.  Hieros.  ad  Joh.  19,  29. 

erat  autem  ibi  positum  vas  aceti  cum  myrrha  [|,'aVi^  V««I  ^ 
et  obtulerunt  ori  ejus. 

V.  ogog  fJBxa  ;cQA^g. 

h.  Ps.  69,  21  (22)  LXX. 

xäi  iöcDxav  Big  x6  ßQ(3(ia  ftov  x^^V^  ^^^  ^^9  '^V^  öly^av  fiov 
kxoxicav  (iB  6§og, 

i.  Ev.  Ps.-Petr.  v.  16. 

xal  xig  avxcov  bIjcbv*  jtoxlöaxB  avxov  x^Xi^v  jUBxä  o§ovg^ 

xal  xBQaaavxBg  BJtoxioav. 
k.  Barn.  VII,  5.  p.  34,  1. 

(iiXXBXB  JtoxlC,Biv  xoXrjv  (iBxa  6§ovg. 

1.  Barn.  VII,  3.  p.  30,  19.  ^ 

xal  oxavQwß-Big  ijtoxlC,Bxo  o^bi  xal  x^^V- 

m.  Celsus  ap.  Orig.  c.  Cels.  II,  37.  Opp.  I,  416. 

[6  E^Xoog]  (iBxä  xavd^*  6  äjto  xov  BvayyBXlov  ixXaßwv  Xb- 
^Big,  mv  xaxrjyoQBtv  vogil^Bi,  x6  o^og  xal  xijv  x^^h^  ovbi- 

dl^Bl    X€p    ItjöOV, 

n.  Orac.  Sibyll.  VIII,  302.  303. 

^ExjtBxdöBC  OB  X^Q^^  ^^^  xoOfiop  ajtavxa  fdBXQr'jöBr 
Elg  6k  x6  ßQcofia  x^^V^  ^^^  JtistP  o^og  B6a)xap. 
Von  den  bei  Mt.  und  Mc.  berichteten  zwei  Tränkungen  des 
Gekreuzigten  ist,  wie  man  aus  Lc.  und  Joh.  deutlich  erkennen 
kann,  nur  die  eine  quellenmässig,  und  zwar  diejenige,  bezüg- 
lich deren  alle  vier  canonischen  Evangelisten  das  Jesu  dargereichte 
Getränk  lediglich  als  o^og  bezeichnen.     Die  beiden  davon  ab- 

l)Ne8tle  vermutbeteine  uralteVerwechselung  von  •«»= Myrrhe  und  n^to 
oder  rt^^ia,  neuhebr.  rnia  =3  Galle  und  weist  darauf  hin,  dass  das  Hieros.  an 
allen  drei  Stellen  (Mt  27,  34;  Mc.  15,  23;  Joh.  19,29)  dasselbe  |^*io  hat 


Texte  und  üntennchnugen  zu  Lc.  23,  36.  729 

weichenden  Relationen  Mc.  15,  23,  wo  von  iCfiVQPiöfiivog  olvoq, 
und  Mt  27,  34,  wo  von  olvoq  /isra  x^^V^  ^^^  Rede  ist,  bilden 
die  Brücke  za  den  zahlreichen  anssercanonischen  Textgestalten, 
in  denen  u^ter  dem  Einfluss  von  Ps.  69,  22  (21)  6§og  und  x^^V 
an  die  Stelle  des  einfachen  o^og  getreten  ist.  Ausser  dem  Ev. 
Pseudo-Petri,  Barnabas,  Gelsus,  den  Sibyllinen  vertreten 
diese  apokryphe  Textgestalt  die  Acta  Pilati  in  den  verschiedenen 
Recensionen  (A.  X,  l  p.  246:  ogog  ptsrä  xo^^]g,  A.  XVI,  7  p.  283: 
o§og  ijtorioav  avrbv  fisrä  x^^l^>  B-  ^»  ^  P-  307:  JtXi^aag  av- 
Tov  x^^V^  ^öfl  6§ovg  fiBfiiyfiivoPy  Gesta  Pil.  XVI,  4  p.  387:  eum 
feile  et  aceto  potaverunt),  femer  Tert.  de  spect.  c.  30:  feile  et 
aceto  potatus,  adv.  Jud.  c.  10,  wo  der  Wortlaut  von  Ps.  69,  22 
angeführt  ist,  desgleichen  Irenaeus  (III,  19,  2:  aceto  et  feile 
potatur,  IV,  33,  12:  aceto  et  feile  potari,  IV,  35,  3:  Christus  aceto 
et  feile  potatus  est),  Ephraem  (p.  245  et  Mosinger:  et  dederunt 
ei  bibere  acetum  et  fei),  die  Constitutionen  (V,  6.  p.  130,  17: 
o^og  xal  xo^v  ijioriod^rj,  V,  14.  p.  144,  16:  löancav  avx(b  o§,og 
jtiBlv  (lerä  xo^^^)-  I^  ^^^  canonischen  Parallelen  Lc.  23,  36  = 
Mt.  27,  48  =  Mc.  15,  23.  36  findet  sich  handschrifthch  von  der 
aus  Ps.  69,  22  stammenden  xo^V  keine  Spur,  und  Joh.  19,  29  sind 
es  nur  drei  altlateinische  Handschriften,  welche  das  apokryphe 
„fei''  aufgenommen  haben,  nämHch  Cod.  Monac-  und  Cod.  Colb. 
sowie  Cod.  Usser.,  ausserdem  einige  griechische  Minuskeln.  Ledig- 
lich das  erste  Evangelium  ist  in  zahlreichen  Handschriften  zu 
Mt.  27,  34  als  die  Qeburtsstätte  der  apokryphen  Lesart:  o§og  fiB- 
xä  x^^V^  zu  bezeichnen,  und  ohne  Zweifel  auf  Grund  einer 
solchen  Handschrift  hat  Celsus  seine  Xs^ig  ausgewählt  {ixXaß(Dv\ 
um  das  Evangelium  zu  verspotten.  Wegen  der  Verwandtschaft 
des  Ev.  Pseudo-Petri  mit  dem  Matthäusevangelium  vgl.  Heft  II, 
47.  —  Die  von  Swete  notierte  Behauptung  des  Origenes  (Hom. 
in  Matth.  §  137:  ideo  et  secundum  Joannem  cum  accepisset  Jesus 
acetum  cum  feile  dixit :  Consummatum  est)  beruht  daher  auf  keiner 
Verwechselung.  Dagegen  zeigt  die  von  demselben  Swete  aus- 
gegrabene Stelle  des  Cyrillus  (Catech.  XIII,  29  ad  Mc.  15,  23: 
Idcoxav  avrc5,  ^rjclv,  iöfiVQviCfiivov  olvov  —  x^AoJdiy^  6h  xal 
xarojtixQog  r)  OfivQva),  wie  der  Text  von  Mc.  15,  23  die  Brücke 
zur  Einfügung  der  xo^V  werden  konnte.  —  Symptome  des  Ur- 
textes sind  die  Varianten  zig  (Mc,  Ps.-Petr.)  =  slg  (Mt.)  =  in» 
(vgl.  oben  S.  318,  sowie  S.  493  zu  Lc.  18,  18),  ebenso  ys/ii^eip  = 


730  Aussercanonische  Paralleltexte  zu  Lc. 

jiifiJtXavai  =  ÄS-p),  wovon  die  hebraisierende  Variante  elq  be- 
sonders  beweiskräftig  erscheint,  da  der  erste  Eyangelist  sie  ge- 
wiss nicht  an  Stelle  des  besser  griechischen  riq  aus  Mc.  gesetzt 
haben  würde,  wenn  Mc.  in  diesem  Falle  seine  einzige  Qaelle  und 
wenn  die  betreffende  Nachricht  nicht  auch  in  der  vorcanonischen 
EvangeUenquelle  zu  lesen  gewesen  wäre,  überdem  dieses  tlq  zu 
dem  von  Mt.  befolgten  Übersetzungstypus  der  Quelle  gehört.  — 
Im  Syr.  Sin.  wie  im  Syr.  Cur,  fehlen  Lc.  23,  36  die  Worte:  o^oq 
jiQOOipiQOVTSq  avx<p. 

Lc,  23,  37. 

a.  Lc.  23,  37. 

xai  XsyopzBg'  et  ov  el  6  ßaoiXsvg  rdiv  %vdal(DP,  Otooov 
osavTov. 

b.  Cod.  Cantabr.  ad  Lc.  23,  37. 

JLsYovTsg'  xalQBy  6  ßaöiZsvg  rcov  %vöala>Vj  jreptTc^eVrcc 

avrw  xai  dxdvd^tvov  oxiipavov, 

c.  Cod.  Cantabr.  d.  ibid. 

dicentes:  habe,  rex  Judaeorum,  imponentes  illi  et  de  spinis 
coronam. 

d.  Cod.  Colb.  ad  Lc.  23,  37. 

et  dicentes:  ave,  rex  Judaeorum,  salva  temet  ipsum!  impo- 
suerunt  autem  et  de  spinis  coronam. 

e.  Syr.  Cur.  ad  Lc.  23,  37. 

xaX  Xeyovreg'  )^alQ6,  sl  ov  elo  ßaCiXevg  TCQP%\)6ala}v,  cd»oov 
oeavTOVj  xal  ijctd^rjxav  kjtl  xriv  xBfpaXf]v  avTov  ori<pavov 

i^  dxap0'(5p. 

f.  Acta  Pil.  A.  X,  1.  p.  246. 

[xal  i^^Xd^ep  6  ^Irjaovg  ix  rov  jtQairwQlov ,  xai  ol  ovo 
xaxovQYOi  ovp  avrS.  xal  ors  cbtijXd^ap  ijcl  top  TOJtov],  ^§£- 

övöap  avTOP  ra  Ifiaria  avrov  xal  stBQii^wcap  avrop  Xip- 
Ttor,  xal  cxitpapop  eg  dxapd-wp  jcaQiid^rpcap  avTcp  ytegl  r^y 
xsipaXrjp, 

.. 
Aus  der  Übereinstimmung  des  Cod.  D,  des  Syr.  Cur.,  auch 

Sin.,  und  des  wichtigen  altlateinischen  Cod.  Colb.  geht  (vgl  Heft 

I,  36)  hervor,  dass  die  Krönung  Jesu  mit  dem  Dornenkranze  von 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Lc.  23,  37.  38.  731 

dem  Redaktor  des  ältesten  EvaDgeliencanons  nach  Golgatha  ver- 
legt gewesen  ist.  Man  vgl.  die  Besprechung  Heft  U,  352.  Daraus 
ersieht  man  deutlich  den  apokryphen  —  von  Eigenmächtigkeit 
zeugenden  —  Charakter  mancher  Texteigenthümlichkeiten,  durch 
welche  der  Archetypus  dieser  Textfamilie  sich  ausgezeichnet  hat, 
und  die  Unmöglichkeit,  den  Text  dieser  Gruppe  ohne  Weiteres 
über  den  canonischen  Text  zu  stellen. 

Lc.  23,  38  =  Mt.  27, 37  =  Mc,  15, 26. 

a.  Cod  Gantabr.  ad  Lc  23,  38. 

ijv  6h  xal  ?;  ajciygag)?}  ijtiyeYQafifitvjj  ijt*  avrcp  yga/ifiaöip 
^EXXf]vixolg,  *Pti)(/aixotg,  ^EßQaixotg'  6  ßaoiXsvg  tcqv  You- 
öaloov  ovxoq  ioxiv. 

b.  Acta  PiL  A.  X,  1.  p.  247. 

IxiXevOBV  6b  o  üiZärog  fiBxa  xfjv  äjtofpaöLV  dg  xlxXov 
ijtiyQag)rjvai  xtjp  alxlav  avxov  ygafifiaoiv  ^EXXijvixotg^  ^P^x>- 
(lätxolg  xal  ^EßQalxolg,  xad^mg  elnav  ol  %v6atoi  oxi  ßaai- 
Xavg  koxLV  xciv  ^Iov6alc3V. 

c.  Mc.  15,  26. 

xal  fjv  Tj  ij[iYQaq)7j  xfjg  alxlag  avxov  ijtiysYQafifiip?]'  6  ßa- 
oiXsvg  xSv  ^Iov6al(DV, 

d.  Mi  27,  37. 

xal  kjcid-rpcav  inavoo  x^g  xttpaXfjg  avxov  xfjv  alxiav  avxov 
yeyQafiftiprjv'  ovxog  ioxiv  'Irjoovg  6  ßaoiXevg  xatv  ^lov- 
6al(DP, 

e.  Joh.  19,  9. 

Tjv  66  yBYQafifiipov  'irjOovg  6  NaC^a>QaTog  6  ßaoiXBvg  xmp 
'lov6ala)p. 


ys^  '^-v./^ 


--x.^  ,-% ' 


f.   Ev.  Pseudo-Petri  v.  11. 

xal  oxB  (DQd'Wöap  xop  öxavQOP  IjtiyQotpap  oxi  ovxog  Iotlp 
6  ßaOiXBvg  xov  ^IöQa7]X. 

Wie  in  v.  7  so  hier  in  v.  11  vertritt  das  pseudopetrinische 
Evangelienfragment  in  der  Formel:  o  ßaoiXavg  xov  ^gaZ/X  an- 
statt des  canonischen  xc5p  %v6ala}p  eine  secundäre  Textgestalt. 
In  dem  Munde  der  heidnischen  Soldaten  ist  nur  der  „Judenkönig" 
ein  Spottname. 


732  Aussercanoniflche  Paralleliexie  sn  Lc. 

Lc.  28,  39-41. 

a.  Acta  Pil.  X,  6.  B.  p.  308.  ed.  Tischendorf. 

(DCavzcQQ  xal  6  iv  Z(3  aQiCtSQtp  fiigei  loravocouepog  X^jOtiig 

jtQog  avrov  iXeyev  iav  rov  ^aov  vlog   el,  xaraßfi&i  x(d 

Cmöov  xaL  havrov  xal  Tjfiag.     ovofia  avrS  ijv  flavag,    6 

öh  kx  Ö€^i(5v  köravQCj/iivog  ovofiaTi  AvCfiag  (Dveldi^s  top 

avrov  X^0T7]v  Xiymv  raXaljtoQS  xal  aß'Xie,  ov  q>oß^  xbv 

d^eov;  finBlg  a^ia  (dv  ixgcc^afiev  ijtaß-ofiev  ovzog  öh  Ttav- 
TCQg  ovökv  xaxov  lotga^B, 

b.  Acta  Pil.  X,  2  A.  p.  247.  ed.  Tischendorf. 

Big  61  T(DV  XQB(iaO&^ipra)v  xaxovQya^v  l(pri  avrcp  Xeywp' 
bI  öv  bI  0  Xgiorog,  Ocöoop  CBavzop  xal  ^/lag.  djioxQid^Blg 
dh  AvOfiag  hjtBxlfia  avTfß  Xiywp'  ovöbv  g>oßiJ  oi)  top  d'BOP, 
ort  ip  rtp  avrcp  xglfiari  bI;  xal  fjfiBig  fihp  dixala>g'  a^ia 
yaQ  wp  ij€Qa^a(ABP  äjtokafißdpofiBP'  ovzog  6h  ov6hp  xaxop 

BJtolflOBP' 

c.  Epiph.  Haer.  LXVI,  40.  p.  653  B. 

6  6h  Aovxag  jibqI  tpog  öttf/Btrat,  xa\  yaQ  Big  r£p  BvcsyyB- 
Xiczwp  XiyBi,  ort  ol  Xyaral  ol  avpsozavQWfiBvoi  kßXaotpj}' 

fiovp  avrov,  6  6h  akZog  ovxji  ozi  (iopop  ovx  ißXaög)i]fiovp 
ol  dfig)6zBQ0i^  dXXd  xal  djtoXoylop  zov  Ivog  orjpialvBi,  xal 
yaQ  hüiBzifia  zco  Brigco  xal  IXsyBP  ort  ov  cpoßij   cv   top 

d'BOP  j  ort  iv  rm  avrcp  xglfiarl  iöfiBP'  ovrog  6h  6  ayiog 
ov6hv  kjcoltjCB, 

d.  Lc.  23,  39—41. 

Big  6h  rcop  xQBgiaod^ivrwp  xaxovQycop  ißXaa^TjfiBi  avrop' 
ovxl  ov  bI  6  Xgiörog;  gwOop  OBavrop  xal  yfiag.  djtoxQi-- 
&Big  6h  6  ^rsQog  ijtirtficip  avnp  i(pf]'  ov6h  g)oßy  cv  rov 
d'BOP,  orc  ip  reo  avrcp  xQifiarc  bI;  xal  jjfiBtg  fihp  6ixala)g' 
a^ia  yaQ  wp  IjtQa^agiBP  djtoXafißdpofiBV  ovrog  6h  ov6hp 
arojcop  [Chrys.,  Cod.  D:  jtoprjQop]  BJtQa^BP, 


•V.'^X.'^-^^  * 


Texte  und  UntereuchnDgen  sn  Lc.  23,  39—41.  733 

e.  The  Acts  of  S.  Polyeuctes  p.  138  ed.  Conybeare. 

Idov  yccQ  xm  Xyoxy  tc3  ix  öe^iciv  avrov  jtQOötjXcod'ivTi 
xal  Xiyovxr  ^/lelg  (ihv  a^lwg  xAv  kavxciv  afiaQxiäv  ix- 
xippvofisv  ölxag^  6  6e  cmxfjQ  rifiAv  avalxioq  mv  xal  dv- 

a/iäQXTixog,  did  xl  iöxavQovxo; 

f.  Ev.  Pseudo-Petri  v.  13.  14. 

V.  13.  elg  öi  xig  x(5v  xaxovQycov  hcslvfov  cirslöiosp  avrovg 

XiycDV'  ^(latg  öiä  xa  xaxä  a  ijtoi^Cafisv  cixco  jtejropO^aftsv, 

ovxog  öh  OwxrjQ  yevofisvog  xwv   dvd'Qcojta>v   xi   i]öix7}6Bv 

vfiag;  v.  14.  xal  dyccvaxxi^oavxsg  ijc  avx<p  kxiXevoav  iVa 
lifl  oxtXoxojtTjd-^,  oxcog  ßaöam^Ofispog  djtod-dp^]. 

Der  Perikope  Lc.  23,  39 — 43  scheint  ein  hebräischer  Urtext 
nach  griechischer  Übersetzung  in  lacanischer  Überarbeitung  zu 
Grunde  zu  liegen.  Ausschliesslich  lucanisch  ist  in  den  £van- 
gelieniexten  das  JtgacCBtv^  welches  in  den  Actis  nicht  weniger 
als  13mal  vorkommt.  Specifisch  lucanisch  ist  das  axojtop,  vgl. 
Act.  25,  5;  28,  6.  Um  so  wichtiger  ist  es,  dass  in  den  ausser- 
canonischen  Texten  das  lucanische  jcgdööeip  durch  jcoistp  (vgl. 
denselben  Fall  oben  S.  11  zu  Lc.  3,  12.  13)  und  das  gleichfalls 
lucanische  axojiop  durch  xaxov  «=  jcovtjqop  ersetzt  ist.     Dazu 

beachte  man  als  Übersetzungsvarianten  i:itixi(iap  (Lc.)  =  opsiöi- 
^eip  (Acta  Pil.,  Ps.-Petr.)  =  n?a  (vgl.  Gen.  37,  10:  iaS?3n 
=  LXX:   xal  i^texlfirfiev  avrco),  xaxop  jtoislp  =  jtopfjgop  noi- 

eip  =  dötxelv  =  rjn  (vgl.  Jes.  65,  25:  ^l^T-Kb  =  LXX:  ovx 
adixTjOODCiPj  Gen.  19,  7:  1!?')ri  ÄJ'PK  =  LXX:  fii]  jtopfjQevorjod^e, 
Lev.  5,  4:  T^tp  =  LXX:  xaxojtocfjaai),  auch  xaxovgyoi  =  Xi^oxai 
=  D'^S'np.  —  Ist  nun  schon  die  Relation  der  Acta  Pifati  se- 
cundär,  so  noch  viel  mehr  die  Umarbeitung  im  Pseudo-Petrus, 
der  in  dem  ovbiöI^bip  sowie  in  dem  jtdoxsip  mit  den  Actis  Pil. 
sich  nahe  berührt  und  dabei  ausserdem  in  dem  öotJjq  xSp  ap- 
d^Qmjtwv  (vgl.  1.  Tim.  4,  10)  eine  dogmatische  Zugabe  enthält, 
durch  welche  er  sich  mit  den  apokryphen  Actis  S.  Polyeuctis 
begegnet.  Über  diese  eigenmächtige  Umgestaltung  der  ganzen 
Scene  durch  das  pseudopetrinische  Evangelienfragment  ist  hier, 
wo  es  sich  um  Feststellung  der  Evangelien  texte  handelt,  kein 
weiteres  Wort  zu  verlieren. 


734  Aussercanonische  Paralleltexte  zu  Lc. 

Lc.  23, 43. 

a.  Ephraem  Syr.  Ev.  concord.  expos.  ed.  Mösinger  p.  243. 

alter  autem  dixit:  Memento  mei  in  regno  tuo. 

b.  The  Acts  of  S.  Polyeuctes  p.  138  ed.  Conybeare. 

xal  jtQog  TovTOcg  eljt(6v'  livriod-rizl  uov,  xvqib^  iv  t^  ßa- 
ocXsla  öov, 

c.  Acta  Pil.  X,  2.  A.  p.  247. 

xal  BXeyev  r^  ^Irfiov'  fivi^ad'Tjrl  fiov,  xvqu,  kv  xf]  ßaoi' 


»■^^■*.»V.    ■N^  ■^^'*' 


Xela^ov^ 

d.  Acta  Pil.  X,  6.  B.  p.  308.  ed,  Tischendorf. 

xal  OTQa(päq  jtQoq    top  ^ItjCovv  Xsyat,  avxq'  ^^^^^i^^^^ 
ßaocXevOTiig  /ijj  fiov  ijtiXad-ov. 

e.  Cod.  Cantabr.  Lc.  23,  42. 

xal  aTQag)elg  Jtgög  xbv  xvqiov  sljtev  avrm'  fiVJjö&Tjr^fiov 

iv  tij  tjfiiga  rrjg  kXsvöeoig  aov, 

f.  Orig.  in  Joann.  XXXU,  11.  Opp.  IV,  435. 

/ivi^o&i]Ti  fiov,  ^IrjCoVy  ozav  eX&^g  iv  r^  i5^*^^^^9J??!i. 

g.  Epiph.  H^^er.  LXVI,  40,  p.  653  BC. 

xal   Jtgbg   ijcl    rovroig   ijtsqxovei   Xiymv*    (ivi^od-rixl  fiov^ 
^IrjOov^  oxav  eXd^^]g  iv  x^  ßaoiXela  oov. 

h.  Lc.  23,  42. 

xal  eXeyev  ^IrjooVj  fivrjoü-Tjxl  /lov,  oxav  eX^i/g  iv  xy  ßaoi- 
Xsla  ÖOV. 

Der  Zusatz  des  Cod.  D:    0XQag)slg  Jtgog  xov  ^Itjoovv  (=  xov 

xvQiov)  wird  durch  den  Text  der  Acta  PiL  nach  der  (guten) 
Recension  B  bestätigt.  Vgl.  den  ähnlichen  Textbestandtheil  oben 
S.  457  f.  zu  Lc.  17,  1  und  S.  299  zu  Lc.  12,  4.  Es  liegt  also  jeden- 
falls auch  hier  in  dem  canonischen  Texte  eine  Kürzung  von  der 
Hand  des  Lc.  vor.  Das  iivrjod'rjxi  uov  (=  K3"''D'lpt)  ist  in  den 
Actis  Pil.  durch  negative  Umschreibung:  {li]  fiov  iniXad-ov  — 
wiedergegeben.  Ahnliche  negative  Umschreibungen  s.  oben  S.  291 
zu  Mt.23, 13,  S.333  zu  Lc.  12,35,  S.  703  zu  Lc.  23,2,8.723  zu  Lc.23,34. 
Die  canonischen  Worte:  oxav  eXd^rjg  giebt  Delitzsch  mit  ^lÄ'^M 
wieder,  welches  aber  auch  mit  iv  xfj  iXevösi  aov  {=  iv  xo)  ce 


-    X  '   •_  ''  ^./^  _r       ^  S.  ^  . 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Lc.  23,  42.  43.  735 

iXd^elv)  übersetzt  werden  kann.  Also  bietet  hier  der  Cod.  D  wie 
oft  eine  gute  aussercanonische  Version  des  hebräischen  Urtextes. 
Vgl.  dieselbe  Variante  eXsvCig  oben  S.  471  zu  Lc.  17,  24  und 
S.  574  f.  zu  Lc.  21,  7.  Die  Weglassung  des  orap  iX&^g  =  iv  t^ 
rjfiiga  rtjg  kXevöscog  öov  =  ^l^iM,  worin  Ephraem  mit  den  Apo- 
kryphen sich  begegnet^  hat  mithin  den  Text  eines  ursprünglichen 
Bestandtheils  beraubt.  Dagegen  dürfte  die  Anrede  *If)Oov  (anstatt 
xvQis)  die  ursprüngliche  gewesen  sein. 

Lc.  23,  43. 

a.  Test.  XII  patr.  Levi  c  18. 

avTog  dvol^ei  rag  ß^gag  rov  jraQaöeioov. 

b.  Ephraem  Syr.  Ev.  concord.  expos.  ed.  Mösinger  p.  244. 

Ideo:   Mecum,  ait,  eris  in  hortojiroluptatis. 

c.  Acta  PiL  X,  6.  B.  p.  309.  ed.  Tischendorf. 

6  öh  ebcsv  avT(p'  öfjfisQOPf  XiycD  öoi  dXijd^eiav,  Iva  ae  sxcy 
slg  TOP  üiagaÖBioop  (ler^  ifiov, 

d.  Acta  Pil.  X,  2.  A.  p.  248  ed.  Tischendorf. 

sljtsp  6h  avrS  6  ^Iiicovg'  dpLTjv  dfirjp  Xiyco  Coi^  ort  onueoop 
fiST    ifiov  ip  TCO  nctQaöslcq)  eL 

e.  Orig.  Sei.  in  Psalm.  Ps.  1,  3.  Opp.  II,  531. 

avrop  Blgrpcipai  np  fi^rapoi]OavTi  Xr^jörf]'  öi^fiSQOP  /ist 
ifiov  Ieöu  ip  reo  otagaöelco}  rov  d-eov, 

f.  Lc.  23,  43. 

xal  sbtsp  avTco*  dfii^p  001  Xiyo),  öti(ibqop  f/sr*  kfiov  eöi]  ip 
TO)  ytagaösloq). 

g.  Aphraates  Hom.  XIV,  14.  p.  227.  ed.  Bert. 

Wie  der  Erlöser  sagt  zu  dem  zu  seiner  Rechten:  Wahrlich 
ich  sage  dir:   Heute  wirst  du  mit  mir  im  Garten  Eden  sein. 

h.  Aphraates  Hom.  XXII.  p.  363  ed.  Bert. 

Und  einem  von  denen,  die  mit  ihm  gekreuziget  waren,  und 
der  an  ihn  glaubte,  schwur  er:  Du  wirst  mit  mir  im  Garten 
Eden  sein. 


736  Aassercanonische  Paralleltexte  zu  Lc. 

i.   Cod.  Colbert.  Lc.  23,  43.  p.  105.  ed.  Belsheim. 

Et  dizit  ei  Jesus :  Credis?   Amen  dico  tibi,  quod  hodie  me- 
cum  eris  in  paradiso. 

k.  Syr.  Cur.  Lc.  23,  43.  p.  89.  ed.  Baethgen. 

[xal]  bIjibv  aixm  6  'l^aovg'  aftfjv  Xiya)  aoi  otjfieQOP,  ort 
f/er   ifiov  eo^  kv  ro5  jtaQadsioocrX=  gan  eden). 

1.   Cod.  Cantabr.  D  ad  Lc  23,  43. 

äjtoxQid^elq  dh  6  *Ii]Oovg  elxsv  avnp  reo  ijtXrjöovxr  d^agCBu, 
OrjfiSQov  HBT   ifiov  low  iv  tc5  jtaQaÖBlöcp. 

m.  Cod.  Cantabr.  d  ad  Lc  23,  43. 

respondens   autem  Jesus  dixit  qui  objurgabat  eum:    anim- 
aequior  esto,  hodie  mecum  eris  in  paradiso. 

n.  Faust.  Lib.  IX,  1. 

Cum  latronem  Christus  de  ligno  secum  introduxerit  in  pa- 
radisum  patris  sui. 

o.  Faust.  Lib.  XXIU,  1. 

et  ipso  eodem  die  secum  futurum   dixit   eum   in  paradiso 
patris  sui. 

Der  hebräische  Urtext  wird  auch  hier  wieder  deutlich  offen- 
bar in  dem  cifii^v  aoi  Xiyo)  ==  ?jb  "^3»^  np»  ItJ«,  wovon  anstatt 
der  canonischen  hebraisierenden  Version  das  Xiyco  ooi  dXij- 
d^Biav  (Acta  Pil.)  ebenso  eine  bessere  griechische  Übersetzung 
ist  als  das  aXjjd^mq  Xiyo  vfiW,  welches  einige  Male  (Lc.  9,  27; 
12,  44;  21,  3)  in  der  lucanischen  Version  der  Quelle  vorkonmit. 
Der  Ausdruck  jtagaÖBiöog  hat  im  neutestamentlichen  Canon  nur 
noch  zwei  ParaUelen,  nämlich  2.  Cor.  12,  4;  Apoc  2,  7^).  Im 
alttestamentlichen  Canon  gehört  das  Wort  OrfHlB  vorzugs- 
weise dem  späteren  Hebräisch  an:  Cant.  4,  13;  Eccles.  2,  5; 
Neh.  2,  8.    Von  den  Septuaginta  aber  wird  jtaQaÖBioog  auch  als 


1)  Dabei  ist  Folgendes  beachtenswerth.  Wie  Lc.  23,  43  b  nagdösiaog 
als  Aequivalent  von  ü'^'qv'n  nndV»,  so  erscheint  es  2.  Cor.  12,  4  als  Synony- 
men von  ovQavog  (vgl.  v.  2),  sodass  die  Vorstellung,  als  ob  b  nagadsiaog 
ein  Theil  des  ciStiQ  sei,  völlig  fern  bleibt,  —  zum  Beweis,  dass  in  dem 
Gleichniss  Lc.  16, 19—31  die  Erwähnung  des  SöTjg  lediglich  zur  Einkleidung 
der  Parabel  gehört,  nicht  aber  einen  Bestandtheil  der  Lehre  Jesu  bildet. 


Texte  und  Unterauchungea  zu  Lc.  23,  43.  737 

Übersetzung  von  "jä  (Gen.  2,  8.  10)  nnd  namentlich  von  TJ?"13 
=  xagaösiooc;  tfjg  TQvg>^g  (Gen.  2,  15;  3,  23.  24)  angewendet 

Dieser  Übersetzung  nähert  sich  der  Text  desSyr.  Cur.,  Ephraems, 
des  Aphraates,  also  auch  Tatians:  „im  Oarten  Eden^\  wobei 
wörtlich  das  17?"1?  ^®^  Genesis  vorausgesetzt  ist*).  Die  Lesart 
des  Origenes,  welche  sich  auch  noch  im  Comm.  in  Joann.  p.421 
ed.  Huet  wiederfindet,  nämlich  iv  rS  xagaöelocy  rov  d-sov  — , 
trifft  genau  mit  Apoc.  2,  7  zusammen.  Der  Text  des  Faustus, 
welcher  im  Munde  Jesu:  in  paradiso  patris  mei  voraussetzt,  ist 
nach  Wo  r  d  8  w  0  r  t  h  -  W  h  i  t  e  auch  in  den  Itala-Codices  e  1  r  vertreten. 
Das  kjcXriaopTi  des  Cod.  D  ist  jedenfalls  aus  hjiLJtlrfocovxi  (=  d: 
qui  objurgabat,  vgl.  1.  Tim.  5,  1:  [lii  ijtijtXr/^tjg  =  Vulg.:  ne 
ihcrepaveris)  verstümmelt,  ein  deutlicher  Beweis  dafür,  dass  die 
Übersetzung  ins  Lateinische  längst  vor  der  letzten  Abschrift  des 
Codex  zu  einer  Zeit  geschah,  da  diese  Verstümmelung  des  grie- 
chischen Textes  hoch  nicht  eingetreten  war,  und  dass  der  griechische 
Text  nicht,  wie  Harris  will,  aus  dem  Lateinischen  des  Cod. 
Bezae  zu  erklären  ist. 

Alles  in  Allem  erweist  sich  die  Perikope  Lc.  23,  39 — 43  als 
die  lucanische  Überarbeitung  eines  ursprünglich  hebräischen  Ab- 
schnittes, der  durch  seine  Congenialität  mit  den  Gleichnissen 
Lc.l5,  3— 32;  16,19—31;  18,9-14;  19,1—11  als  eine  werth- 
voUe  lucanische  Nachlese  aus  der  vorcanonischen  Hauptquelle 
sich  documentiert.  Mc.  hat  diesen  Abschnitt  in  Mc.  15,  32^  auf 
ähnliche  Weise  gekürzt,  wie  er  es  mit  der  urevangelischen  Peri- 
kope Lc.  4,  1— 13  =  Mt.  4,  1—11  bezüglich  der  Versuchungsge- 
schichte in  Mc.  1,  12,  13  gethan.  Der  judenchristliche  Verfasser 
des  ersten  Evangeliums  aber,  welcher  keine  Veranlassung  sah, 
die  mehr  der  paulinischen  Auffassung  dienende  Perikope  vom 
bussfertigen  Schacher  aus  der  Quelle  aufzunehmen,  acceptierte 
aufs  Beste  die  Kürzung  des  Mc.  15,  32b  =  Mt.  27,  44,  zumal 
er  ja  ohnehin  dem  Einfluss  des  Mc.  vorzugsweise  unterlag. 


1)  Diese  Bezeichnung  des  Paradieses  ist  sicherlich  in  der  syrischen 
Kirche  die  ältere  gegenüber  dem  Syr.  Sin.,  welcher  mit  der  Peschittha 
das  griechische  Wort  einsetzt.  Vgl.  Zahn,  die  syrische  Evangelienüber- 
setzung vom  Sinai,  Theol.  Lit.-Bl.  1895  No.  3.  Sp.  26.  Wellhausen,  der 
syrische  Evangelienpalimpsest  vom  Sinai ,  Nachrichten  der  E.  Gesellschaft 
der  Wissensch.  zu  Göttingen.  Philolog.-histor.  Klasse  1895.  Heft  I.  S.  5. 
Texte  tt.  Untersuchungen  X,  8.  47 


738  AussercanomBche  Faralleltexte  zu  Lc. 

Lc.  23,  44  =  Mt.  24,  45  =  Mc.  15, 33. 

a.  Lc.  23,  44. 

xäi  rv  7]6r]  coosl  (OQa  txr^  xal  oxorog  iyivero  l(p^  oXm^ 

Tf/v  yfjv  icog  oigag  ivazTjg, 

b.  Mc.  15,  33. 

xal  YBVOfiipfjg  cogag  ^^rw^  axotog   iytPBTO  ig)^  oXtpf  r^v 

yfjv  icog  oigag  ivoTTjg» 

c.  Mt.  27,  45. 

ajco  Sk  %xirig  conag  cxorog  iyevero  ijtl  xaöav  rfjv  yijv  icog 

wgag  ivarrjg, 

d.  Ev.  Pseudo-Petri  v.  15.  18. 

V.  1 5.  Tjv  dh  fisötjfißQla  xal  oxorog  xariöxe  Jtaöav  rtjv  7ov- 

öalav  xal  i&oQvßovvto  x<u  rjywvimv  iirjjtoxe  6  i]Xiog  l'cJv, 
ijteiÖTJ  tri  eC^Tj'  yiyQajtxai  (yaQ)  airotg,  i^Xiov  (if]  övvai  im 
jt£g)OP£Vfiiv(p.  V.  18.  JtSQirjQxorro  dh  jroXX(fl  fiBta  Xvxvcop 
vofilC^opreg  ort  pv^  iazip  xdi  kjtioapxo. 

e.  Evang.  Hieros.  ad  Lc.  23,  44.  p.  385.  386  ed.  Miniscalchi. 

Et  erat  circiter  hora  sexta,  et  sol  obtenebratus  est,  et  luna 

abscondit  lucem  suam,  et  stellae  recideruut,  et  mpes  scissae 
sunt,  et  moDumenta  aperta  sunt,  et  corpora  sauctorum  miil- 
torum  resurrexerunt,  et  apparuerunt  multis. 

f.  Anaphora  Pil.  B.  c.  7.  p.  446  f.  ed.  Tischendorf. 

Tjplxa  6h  icravQcud'J],  oxorog  kytpero  iq>*  oZtjp  rtjP  olxov- 
fiivTjp,  Tov  7]XlovxQvßiprog  reXeioog  xal  rov  jtoXov  oxoreipov 
q)aiPopiipov  -q^igag  ovörfg^  ciore  corga  (fapTjt^ai,  aXX  ofiwg 
rtjP  VTjXavyorrfca  ioxoriOfi^P7]P  sx^ip,  aig  ovöh  r/  x^fisrega 
olfiat  evoißeia  dypoBl,  ort  tp  jtaprl  r(5  xoOfia)  7jtpap  Xvx^^ovg 
djto  %xrrjg  cogag  %a)g  otpiag.  OeXrjPr]  61  (og  alfia  ovOa  oXtjp 
rr/p  pvxra  ov  öuXafijis,  xalroi  ye  jtafjjrXtj&ovg  avrfjg 
rvyxapovOTjg.  rä  aorga  6e  xal  6  ^Ogla)P  d^grjpop  knolovp 
jtsgl  rcüp  %\)öala)P  öiä  r7)p  nag  avrcop  yevofdSPTp^  xaga- 
vo/ilap. 

Der  in  diesem  Fall  von  der  Didascalia  unabhängige  Re- 
daktor   der   Constitutionen   lässt   (Const.  V,  14  p.  144)    das 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Lc.  23, 44.  739 

Todesurtheil  Vormittags  9  Uhr  {tqItt^  öh  äga  zijp  ajt6q>aaiv 
öe^afiBVoi  rfjp  xar   avrov),  den  Kreuzigungsakt  Mittags  12  Uhr 
(txr^  fihv  coQa  öTavQciöavreg  avrov)  stattfinden  und  dann  sofort 
die  Finstemiss    eintreten    {ejteira  lyivBTO   rgelg   ägag   axorog, 
djto  txTTjg  ?cog  ipazT^g),  worauf  bis  zum  Abend  die  Sonne  wieder 
schien   {xal   jtaXiv   q>(5g  jtgbg   öelkrjv  vgl.  Ev.  Ps.-Petr.  v.  22: 
Torf  TjXiog  eXafjLrps,  xal  svQed-T]  äga  kvarrj  —  Heft  U,  361).    Er 
sieht   in   diesem  Vorgang  eine  Erfüllung  von  Zach.  14,  7:  xal 
ovx  7  finget  xal  ov  pv§f  xal  jtgog  hojtdgav  löxai  qxSg,    Die  Zeit- 
rechnung der  Didascalia  (V,  13.  p.  313)  ist  in  den  Ägrapha 
S.  409  f.  mitgetheilt.     Von  der  Finstemiss  heisst  es:  ejitira  kyi- 
vsTo  rgetg  cigag  axorog,  xal  ikoyio&rj  pv§,  xal  jtaXiv  ajio 
ivaxTjg  ogag  Jtgbg  dslXrjv  rgelg  ägag  i^fiiga.    Es  ist  nur  eine 
künstliche   Zeitrechnung,   ein   kayiad-r/paiy   wonach   die   drei- 
stündige Finstemiss   als   eine   volle  Nacht,   der   darauffolgende 
dreistündige  Sonnenschein  als  ein  voller  Tag  „gerechnet*  werden 
sollte,  um  zwischen  dem  Tod  und  der  Auferstehung  Jesu  drei 
volle  Tage  und  drei  volle  Nächte  herauszubringen.    Im  pseu- 
dopetrinischen    Evangelienfragment    glauben    die   Juden 
selbst,  dass  mit  der  Finstemiss  die  Nacht  bereits  eingetreten  sei 
{pofilC^opreg  ort  pv§  kötiv)  und  zünden  deshalb  ihre  Leuchten 
an.     Man   sah   in  dieser  mittägigen  Finstemiss  eine  Erfüllung 
verschiedener  Prophetien,  so  bei  Iren.  IV,  33,  12  von  Am.  8,  9.  10: 
övcsrai  o  rjXiog  fieörj/ißglag  xal  övaxoraaei  sjtl  rfjg  yf/g  hp  r^iBga 
TO  (pmg.     Vgl.  Jer.  15,  9:  kjtidv  6  rjXiog  avrfj  in  fieoovorjg  rrjg 
Tjfitgag,     Cyrillus  Hieros.  (Catech.  XIII,  24)  erinnert  sogar  an 
Gen.  1,  5:  xal  ro  öxorog  bcdXaös  pvxra.     Während  Origenes 
aber  (ad  Matth.  134)  die  Finstemiss  ausdrücklich  auf  Palaestina 
beschränkt:  tenebrae  tantummodo  super  omnem  terram  Judaeam 
sunt  factae  — ,  sagt  das  Arabische  Diatessaron  nach  Ciasca 
p.  92:  tenebrae  occupaverunt  universam  terram.   Daher  zünden 
nach  der  Anaphora  Pilati  auch  die  Einwohner  der  ganzen 
Welt  ihre  Leuchten  an!    Zu  dem  ijtioapxo  bei  Pseudo-Petrus 
ist  mit  Recht  von  den  Erklärem  Jes.  59,  10:  xal  nEOovprai  bp 
fiBOTjfißgla  (Dg  kp  (iboopvxtIco  —  herbeigezogen  worden.    Ausser- 
dem kommt  die  grosse  nräotg  t(5p  *Iov6ala)P  in  Betracht,  durch 
welche  nach  der  apokryphen  Pilatusliteratur  die  ungläubigen  Juden 
von  dem  aufgethanen  Abgrund  (xdofia)    der  Erde  verschlungen 
wurden.      Vgl.    Heft  II,  377.     Der   apokryphe    Charakter   des 

47* 


740  Aussercanonische  Paralleltexte  zu  Lc. 

pseudopetrinischen  Eyangeliums  kann  in  dieser  Hinsicht  nicht 
niedrig  genug  taxiert  werden.  Das  Hierosolymitanum  hat 
seine  apokryphen  Zuthaten  aas  Mb.  27,  51^—53  (vgl  Heft  H, 
361—366)  entlehnt 

Lc.  28,  45  =  Mc.  16, 88  =  Mt.  27,  51*. 

a.  Test.  XII  patr.  Levi  c.  10, 

dXka  oxloai  t6  evövfia  xov  vaov. 

b.  Test.  XII  patr.  Benj.  c.  9. 

xal  eorai  ro  anXcnfia  rov  raov  oxi^ofiBvov. 

c.  Lc.  23,  45. 

iöxlod^^  de  ro  xaxajtixabua  xov  vaov  (liöov. 

d.  Mc.  15,  38. 

xcä  x6  xaxajttxaofia  xov  vaov  iöxlod^tj  dg  ovo  djto  avoid^sv 
?a>§  xax(D. 

e.  Mt.  27,51* 

xal  löov  xb  xaxajcixaOfia  xov  vaov  ioxlod^fj  ava}d-6v  toc 
xaxco  elg  ovo» 

f.  Ev.  Pseudo-Petri  v.  20. 

xal  avxfj  xfj  mga  öiegay?!  x6  xaxajttxaofia  xov  vaov  tz/c 
leQOVöaXijfi  Big  ovo. 

g.  Cyrill.  Hieros.  Ciitech.  XIII,  32. 

x6  xaxajtixaofja  xov  vaov  .  .  .  öiBQQfj^axo, 

Hier  treten  folgende  Übersetzungsyarianten  hervor:  ankona 
=  Bvövfia  =  HD  "IIB,  Cxl^Btv  =  öiaQrf/vvvaty  beides  in  den  LXX 
gebräuchliche  Übersetzungen  von  IP^nj;.  Aus  dem  öiaQtjyvvrai, 
obwohl  es  in  den  LXX  auch  in  Bezug  auf  das  Zerreissen  der 
Kleider  gebraucht  wird,  dürfte  die  Variante  des  Hebräervangeliums 
hervorgegangen  sein:  superliminare  templi  corruisse  =  fractum 
esse.     Vgl.  Agrapha  S.  334  f.  340 f.  ^^^^-^^      -^^^-    ^^ 

Lc.  23,  46\ 

a.  Exe.  Theod.  §  62.  ap.  Clem.  AI.  p.  9S4. 

aixT]  ycLQ  tj  xpvxf}  tov  XqiOxoVj  Jtaoxovxog  xov  Ocofjaxog, 
tavxTJr  elg  rag  x^^Q^^  '^ov  JtaxQog  jtaQaxaxtd^Bxo. 


Texte  und  Untersüchnogen  zu  Lc.  23, 45.  46.  74 1 

b.  Orig.  Opp.  IV,  298. 

ovx  ap  iXiyonBV  ort  sd7]X€  rr^v  tpvx^jP  avtov  atp    tavrov. 

c.  Ps.  31,  5».  LXX. 

elg  x^^Q^^  ^öv  jiaQad-jjaofiai  ro  Jtvevfia  fiov. 

d.  ActÄ  PiL  XI,  1.  B.  p.  309. 

öov  :xaQa&TJöofdat  ro  jtvsvfia  (lov, 

e.  Acta  Pil.  XI,  1.  Ä.  p.  248. 

xal  gxDin^cag  (pcov^  l^^y^^V  0  ^IrjOovq  sljtev  Jtaxy]Q,  i^arfrfay 
lff>x\d  QOviXy  o  tQfir^reverai'  slg  x^^Q^^  ^^^  yraQarld^TjfJi  ro 
jivevfia  fiov, 

f.  Epiph.  Haer.  LXIX,  49.  p.  771 C. 

ijil  Tov  oravQov  iXsye  rrp  jiaTQi'  alg  x^^Q^  ^^^  JtaQaxl&r]fii 
ro  jtrsvfia  fiov, 

g.  Exe.  Theod.  §  1.  ap.  Clem.  AI.  p.  966. 

JtazBQ,  g>'qcl^  j^agazld^sfial  ooi  slg  x^^Q^^  "^^  xrev/ia  fiov, 

h.  Just.  DiaL  c.  Tryph.  c.  105.  p.  333  B. 

xal  ycLQ  anoöidovg  x6  jivevfia  im  xtp  oxavQcp  elxs'  JidxfQ^ 
elg  x^^Q^^  ^^^  JtaQaxlO^sfzai  x6  Jipsvfia  [lov  cog  xal  ix  x(5p 
ajrofir7jfiovevfiaxa}p  xal  xovxo  efiaOov. 

i.  Lc.  23,  46*. 

xal  (fa)viqcag  g)a)vij  /isydXrj  6  ^Irjöovg  eljtsv'  xaxtQ,  dg 
XBlQotg  öov  jtaQaxld'S/iai  x6  Jtpsvfia  fiov. 

Der  hebräische  Text  von  Ps.  31,  6*:  "^rflt  TJ??)K  ^T^  wird 
Ton  dem  aramäischen  Hierosolymitanum  folgendermassen 
wiedergegeben:    tJJOi   iqdlSO   KLIc^  vy.Vf^  ^^3.     Man    sieht, 

der  Text  der  Acta  Pilati  ist  nicht  aramäisch,  sondern  ein  — 
im  Laufe  der  Zeit  corrumpiertes  —  Hebräisch.  Man  vgl.  hierbei 
die  Untersuchungen  zu  Mt.  27,  46  (Heft  II,  355  flf.)  sowie  zu  Lc. 
19,  38  (oben  S.  535  f.).  Dass  auch  ipvx^  Übersetzung  von  wr\ 
werden  konnte,  zeigt  Gen.  41,  8  LXX;  Exod.  35,  21  LXX.  Eine 
andere  Übersetzung  und  Anwendung  von  Ps.  31,  6*  findet  sich 
in  der  Apocal.  Mos.  c.  42  p.  22:  9Bk  x(ov  axavxmp^  öi^ai  x6 
xpsvfia  fiov,  xal  £v&6a>g  jtagidmxB  ro3  ^eo3  xo  ütvBvfia  avxijg. 
Bekanntlich  auch  Act.  7,  59:  xtgis  frjOoVj  oi^ac  xo  jtpevfia  fiov. 


742  Aussercanonische  Parallel  texte  zu  Lc. 

Lc.  23, 46^  =  Mc.  15,  37  =  Mt  27,  50. 

a.  Celsus  ap.  Orig.  c  Geis.  II,  55.  Opp.  I,  429. 

—  Tfjv  ixl  Tov  ax6Xoxo(;  avxov  ^cov/jv,  or   axejtvei, 

b.  Acta  Pil.  XI,  1.  B.  p.  309. 

xga^ag  q>o)vfj  fisyaXxj  . .  .  aniütvsvOB, 

c.  Pseudo-IgD.  ad  Trall.  IX.  p.  190,  16. 

kvvaxxi  ajtiocvsvOBV. 

d.  Epiph.  Haer.  LXIX,  49.  p.  771  C. 

xdi  H^^^^j}^}  95^0^*  '^o  evayyiXiov, 

e.  Lc.  23,  46^. 

Tovro  de  eljtcov  i^^sjtvsvaep, 

f.  Marcion  ap.  Epiph.  Haer.  XLII.  p.  317  A.  p.  347  D. 

g.  Mc.  15,37.  ^^^^^^^^^^^ 

6  öh  ^Ifjaovg  ag>e\g  qxDPfjV  fisyaXrjp  i^ejtvevoev. 

h.  Mt.  27,  50. 

6  öe  Ifjöovg  TtaXiv  xQa^ag  (pmvi}  fisyaXjj  dq>7Jxev  ro  Jtvevfia. 

i.   Epiph.  Haer.  LXIX,  49.  p.  771  C. 

xäi  iX&ovTODPf  tpfjol,  Tcov  öTQaTicDToiv^  rjvQov  avTor  7]6r) 
hxjtBJcvBvxoxa, 

k.  Acta  Pil.  XI,  1  A.  p.  248. 

xai  rovxo  bIjicov  JtaQBÖofXB  ro  Jtt>Btf/a. 

1.   Orig.  Hom.  in  Matth.  §  140. 

statim  ut  exclamavit  ad  patrem  receptus  est  .  .  .  post  tres 
horas  receptus  est. 

m.  Syr.  Sin.  ad  Mt.  27,  50. 

xal  6  I?]Oovg  BXQa^BV  g)(Dp7J  fiByaX?],  xal  avißatVBV  ro  jrrBVfia 

n.  Ev.-Pseudo-Petri  v.  19^ 

xal    bIjCCOP   dvBX7](pd^7j. 

Zu  xqüCbiv  =  qxDVBlv  =  Ä'ip;  vgL  Dan.  4,  11;  zu  djionvBBiv 
=  Ixjtvhtv  =  dfpiBvai  rb  jrvBVfia  =  iüBD  nSJ  vgl.  Jerem.  15,  9. 
Der^Syrr  Shi^welcher  dafür  Lc.  23,  46  und  Mc.  15,  37  A»  ge- 
braucht, umschreibt  den  Vorgang  mit  den  Worten :  „und  es  stieg 


Texte  und  UntersuchTingen  zu  Lc.  23, 46.  47.  743 

auf  sein  Oeist^  —  eine  anscheinende  Berührung  mit  Origenes 
und  dem  Petrusevangelium  und  ein  Beweis  dafür,  dass  an 
sich  die  Worte:  xal  eljtcbv  avBlri(p9'ri  —  keineswegs  doketisch 
gemeint  sein  mussten.  Erst  durch  die  Correspondenz  mit  Pseudo- 
Petr.  V.  10:  coq  (iJ]6BP  novov  Ix^^  ^^^  ^«  ^9*:  f)  dvvofilg  ftov^ 
7/  övpafiig  xareXeiipdg  fie  wird  die  doketische  Tendenz  auch  an 
dieser  Stelle  unzweifelhaft.  VgL  Heft  II,  43  f.:  Si  duo  faciunt 
idem,  non  est  idem. 

Lc,  23,  47  =  Mc.  15,  39  =  Mt.  27,  54. 

a.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.  17.  p.  234 D. 

fisrä  yoLQ  x6  ozavQwöai  v/iäg  ixelvov  top  novov  aficofiov 
x(d  oixaiov  av&Qcojtov, 

b.  Acta  PiL  XI,  1.  A.  p.  248. 

ldG}V  6e  6  txaxovxaQxoq  xo  yavofievov  löo^aaev  xbv  O^eov 

Xiyoov  6x1  6  av&Qcojcog  ovxog  dixaiog  ?jv, 

c.  Lc.  23,  47. 

Idcov  de  6  bxaxovxoQXTjg  x6  yBVoiiBvov  höo^aCtv  xbv  d^eov 

kdyoiv'  ovxmg  6  avd^Qcojtog  ovxog  ölxatog  fjv, 

d.  Barn.  VII,  9.  p.  36,  6. 

aXTjd^cog  ovxog  7]v  6  xoxb  Xiy(DV  lavxov  vlov  xov  d^eov 
elvat. 

e.  Mc.  15,  39. 

ld(ov  de  6  xtvxovQLcov  6  jtaQeoxrjxcog  l^  ivavxlag  avxov, 
oxi  ovxcog  tstJcvevotVy  eljcev  aXr^d^dig  ovxog  0  avd^QCDJtog 
vlog  7^v  d-eov, 

f.  Mt.  27,  54. 

6  dh  txaxovxdgxv^  xäi  ol  fiax'  avxov  X7]Qavvxeg  xov  V?/- 
oovv  Idovxeg  xov  ceiOfiov  xal  xd  yivofitva  lq)0ßrj9^i}0av 
ö(p6ÖQa  Xiyovxeg'  dkrjO^cog  d^sov  vlog  fjv  ovxog. 

Dass  auch  für  die  Vorgänge  nach  Jesu  Kreuzestod  die  vor- 
canonische  Quelle  nicht  versagte,  zeigt  sich  namentlich  an  dem 
aussercanonischen  Textrest,  welcher  zu  Lc.  23,  48  durch  viele 
Zeugen  erhalten  ist.  (Siehe  das  Folgende).  Ob  zu  Lc.  23,  47 
die    ursprüngliche    Rede   des    xbvxovqIcov  =  txaxovxagxog  = 


744  Anssercanoniscbe  Paralleltexto  zu  Lc. 

exarovtcQxrig  =  HÄlEn  ite  sich  feststellen  läset,  bleibt  fraglicher 
ei  Justin  sowie  bei  Pseudo-Petrus  v.  28*^:  löere,  oxooov 
dlxaioq  ioviv  —  klingt  die  lucanische  Fassung  an,  die  auch  in 
dem  Munde  eines  heidnischen  Hauptmanns  die  natürlichste  war 
und  sicherlich  viel  angemessener  als  die  dogmatisierende  des  Mc. 
und  Mt. 

Lc.  23,  48. 

a.  Syr.  Cor.  Lc.  23,  48. 

xäl  JiavTsg  ol  jtaQoysvof/evotj  d^ecoQrjcavreg  rä  yerofiBra, 
TVJtrovreq  xa  on^O-i]  savt&v  vjtlczQefpov  xal  sXeyov  ovci 

fjfilv'    ri  ylyovBv;    ovoX  fjfjlv  ajto  rcSv  afiaQXimv   fjimv. 

b.  Syr.  Sin.  ad  Lc.  23,  48.  p.  224. 

v^ocoi  ^ru«  ou>o  ^^  Oaio^xx.«^:!  ^A«?^  ^^.ooo^a&o 

c.  Cod.  Sangermanensis  (g*)  Lc.  23,  48. 

dicentes:  Vae  nobis,  quae  facta  sunt  hodie  propter  peccata 
nostra;  appropinquavit  enim  desolatio  Hierusalem. 

d.  Ephraem  Syr.  Ev.  concord.  expos.  ed.  Mosinger  p.  246. 

Yenerunt,  ait,  judicia  dirutionis  Hierosolymorum. 

e.  Ephraem  Syr.  Ev.  concord.  expos.  ed.  Mosinger  p.  410. 

Vae  fuit,  vae  fuit  nobis,  filius  dei  erat  hie. 

f.  Ev.  Pseudo-Petari  v.  25.  28. 

V.  25.  roTC  Ol  %vöaloi  xci  ol  jrQeoßvrsQOi  xäl  ol  IsQsTg 
yvovrsg  olov  xaxov  lavxoJq  ijcoltjöav,  rJQ^avxo  xoxxeod^ac 
xal  XiysiP'  oval  xalq  afiaQxlaiq  7Jf/€ov,  TJyyiOsp  rj  xglaiq  xal 

x6  xiXoq  %QovöaXTJfi.    v.  28.  avvaxO^^vxeq  öh  ol  ygafifiaxetg 

xal  tpagioatoi  xal  jtQSOßuxegoc  jrQoq  aXXrjXovq  dxovcavxeg, 
oxi  6  laog  ajtag  yoyyvCei  xal  xojtxexai  xä  Cx/j^ri  Xiyovxeg^ 
oxt  bI  x(p  d^avaxcp  avxov  xavxa  xa  fieyioxa  öTjiista  yiyovsVy 
lÖEXE  oJtoGov  ölxaiog  ioxiv, 

g.  The  Doctrine  of  Addai,  the  Apostle  ed.  Phillips  p.  27.  - 

For,  behold,  unless  they  who  crucified  him  had  known  that 
he  was  the  son  of  God,  they  would  not  have  proclaimed  the 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Lc.  23,  4S.  745 

desolation  of  their  city,  no  would  they  have  brought  down 
Woes  upon  themeelfs. 

h.  Lc.  23,  48. 

xal  jtavrsg  ol  avpjtaQaysvofievot  6x^01  ijtl  ti^p  d-soQlap 
ravTTjV^  d^S(OQi^öavT€g  ra  yevofieva,  rvjtxovxBq  ra  crfjdTi 
[Cod.  Gantabr.  add.:   xal  rä  fiircoxa]  v3tiötQB(pov, 

Sicherlich  liegt  hier  in  dem  canonischen  Texte  eine  der  zahl- 
reichen lucanischen  Kürzungen  der  Quellen-Relation  vor.  Das 
Zusammentreffen  einer  altlateinischen  Version  mit  dem  Syr. 
Cur.  genügt  allein  schon,  um  den  aussercanonischen  Textbestand- 
theil  als  von  dem  Redaktor  des  ältesten  Evangeliencanons  ein- 
gefügt erkennen  zu  lassen.  Vgl.  Heft  I,  36.  Kriterium  2.  Dazu 
kommt  Tatian,  der  Syrus  Sin.  und  einige  apokryphe  Zeugen. 
Aber  auch  die  innere  Kritik  muss  den  urevangelischen  Charakter 
des  aussercanonischen  Weherufs  anerkennen,  welcher  in  drei 
Theile  zerfällt: 

a.  ovaL  rjfilv  =  vae  nobis  =  vae  fuit  =  vae  fuit  nobis  = 
Woe!  =  -o. 

b.  rl  yiyovBv;  oval  fjfitv  djto  xmv  aftaQTi(5p  ri(imv  = 
quae  facta  sunt  hodie  propter  peccata  nostra  =  oval 
xalq  äfiaQxiaiq  tj^cov  — 

c.  appropinquavit  enim  desolatio  Hierusalem  ==  venerunt 
judicia  dirutionis  Hierosolymorum  =  iqyyiOBV  rj  xQlötg 
xal  x6  xiXoq  %QövöaX7]fi. 

Zu  oval  i^filp  vgl.  z.  B.  1.  Reg.  13,  30:  "^n^  '>in  =  LXX: 
oval  a6eXg>€.  Die  Übersetzung  ferner  djto  xdv  dfiaQxicov  ^ficöp 
in  der  Bedeutung:  propter  peccata  nostra  ist  echt  hebraisierend. 
Vgl.  Jes.  53,  5:  'IS^ÜM  =LXX:  öiä  xäg  afiaQxlag  7]ii(3Pj  ')3'^n'i2i3Jta 
=  LXX:  öiä  xäg  apofilag  i^ftcop.  Zu  dem  letzten  Textbestand- 
theil  endlich:  appropinquavit  desolatio  Hierusalem  =  fjyyioep  rj 
XQlCig  xal  x6  xiXog  %QovaaXri(i  vgl.  Ezech.  9,  1:  tTi'HpD  'Q'^J? 
T!?n  =  LXX:  rjyyixBP  rj  ix6lxi]0ig  xfjg  jtoX£a}g.  Man  sieht,  es 
ist  Alles  echt  hebräisch  gedacht  und  empfunden.  Ausserdem 
aber  ist  unser  aussercanonisches  Logion  ein  getreues  Echo  der 
Herrenworte  von  der  xaB^alQecig  xov  aylov  xojtov  (vgl.  Lc.  21,  32) 
sowie  seines  Zurufes  an  die  &vyaxiQ€g  ^IsQovöaXi^fi  (Lc.  23,  28 
— 31).  Und  ohne  Zweifel  eben  diese  d-vyaxigeg  %QovaaXrjfi^ 
welche  mit  Andern  das  Schauspiel  der  Kreuzigung  gesehen  hatten. 


746  AuBsercanonische  Faxalleliexte  zu  Lc. 

nicht  aber  die  %v6aloi,  die  jtQsoßursQoi  und  die  legelg,  wie  das 
pseudopetrinische  Evangelium,  den  Thatbestand  fälschend,  be- 
hauptet, sind  die  Urheber  jenes  ergreifenden  Weherufes  und  die 
Bekenner  der  auf  dem  Volke  ruhenden  Gesammtschuld  gewesen. 
Sie  waren  es,  die  da  meinten,  nach  der  an  Jesu  begangenen 
Frevelthat  sei  nun  das  von  ihm  geweissagte  Gericht  bereits  über 
die  Stadt  im  Hereinbrechen  begriffen. 

Lc.  23,  49*  =  VLc.  14,  50  =  Mt.  26,  56\ 

a.  Just.  ApoL  I,  50.  p.  86  A. 

lisrä  ovv  x6  oravQwd-fjvai  avrov  xal  ol  yi^aiQifioi^  avtot 
ytavzeg  cbtsozrjöav  dQPtjodfievot  avzov. 

b.  Acta  PiL  XI,  3.  A.  p.  249  ed.  Tischendorf. 

slor7jX6ioav  öh  ol  yvmoxoX  ccirov  äjto  fiaxQod-ev. 

c.  Lc.  23,  49» 

slaT7]xsioav  de  jtairceg  ol  yvcDörol  avrco  ajto  fiaxQod^ev. 

d.  Mt.  26,  56*». 

TOTE  ol  ua&7]Tal  jcavzeg  aq)ivzBq  avzov  ig>vyop- 

e.  Mc.  14,  50. 

xal  aq>ivzBq  avzov  Itpvyov  xavzBq. 

.   Ev.  Pseudo-Petri  v.  26.  27. 

V.  26.  kyd   de  iiBzd  zcov  IzaiQcov  (lov  iXvjcovfifjv  xal  re- 

zQOjfiivoi  xazä  öiavoiav  ixQvßofied^a'  i^Tjzovfisd^a  ygg  vjt* 

avzwv  (oq  xaxovgyoi  xal  cdq  tov  vaov  &eXovz£g  ifiJtQTJoai. 

V.  27.  sjtl  de  zovzoig  jcäoiv  evrjOzEvofiav  xal  exa&s^ofia^ 

d-a  Jtevß-ovpzeg  xal  xXalovzsg  vvxzog  xal  fjfisQag  2cüg  zov 

oaßßdzov. 

Manche  Erklärer  haben  die  Angabe  Justins:  ol  yvc^Qi- 
fioc  avzov  Jtavzsg  djteozijaap  aQPfjodfjiBPOc  avzov  —  als  einen 
von  den  canonischen  Evangelien  völlig  abweichenden  Bericht 
Qber  einen  grossen  Abfall  der  Jüngerschaar  von  Jesu  betrachten 
wollen.  Aber  Justin  sagt  im  Wesentlichen  nichts  Anderes  als 
die  Synoptiker.  Mc.  und  ihm  nach  Mt  reden  von  einer  Flucht 
der  Jünger  bei  der  Gefangennehmung  Jesu.  Lc.  lässt  diese  Notiz 
dort  weg.    Dafür  bringt  er  eine  ähnliche  Notiz  unmittelbar  hier 


Texte  und  Untennchungen  zu  Lc.  23, 49.  747 

nach  der  Kreuzigung,  ganz  wie  Justin:  fierä  xb  OTavgwd^Tvai 
avTOV,  Denn  dass  ol  yvcooxol  =  ol  yvcigifioi  =  ol  (lad-ijrcd 
identische  Bezeichnungen  sind,  ergiebt  sich  aus  den  Bemerkungen 
oben  zu  Lc.  19,  30.  32.  Und  dass  das  törrjxivai  ano  fiaxQO&ev 
nicht  blos  harmlos  in  räumlicher  Beziehung  zu  fassen  ist,  zeigt 
die  alttestamentliche  Parallele  Ps.  38,  12:  ^^TQ^  phnti  '^ninp'i  = 
LXX:  xal  ol  ey/iara  fiov  fiaxQod-sv  iorf/oav,  mit  welcher  Stelle 
der  lucanische  Text  zusammentrifft.  Es  lag  doch  auch  sehr  nahe, 
dass  die  Jünger  nach  der  ersten  Überraschung  bei  der  Ver- 
haftung des  Meisters  am  andern  Morgen  sich  so  weit  wieder 
gesammelt  hatten,  um  der  Kreuzigung  in  Gemeinschaft  mit  den 
Frauen  von  ferne  beizuwohnen  und  dass  dann  erst  der  volle 
Schrecken  über  das  Geschehene  und  die  Furcht  vor  der  sieg- 
reichen Partei  sie  von  dannen  trieb.  Das  justinsche  agpfjod- 
(ievoi  ist  daher  zu  fassen  wie  Lc.  12,  8.  9  als  ein  Nichtbekennen 
Jesu  aus  Furcht  vor  den  Menschen,  und  das  justin'sche  djto- 
OTijvai  als  gleichbedeutend  mit  bCrrjxivai  fiaxQod^sv  =  q)Bvyuv, 
Auch  die  Constitutionen  reden  am  Schluss  des  Kreuziguugs- 
berichtes  (Const.  V,  14:  p.  145,  12)  von  den  fiad'fiTalg  avrov'  q)sv' 
yovöi  (liv  öid  top  <p6ßov  rcov  'lovöalcop.  Nach  alledem  er- 
scheint die  aussercanonische  Darstellung  im  pseudo-petri- 
nischen  Evangelium  als  eine  sachgemässe  Ergänzung  der  Si- 
tuation. Dass  die  geflüchteten  Jünger  sich  verbargen,  erzählen 
auch  die  Acta  PiL  A.  XII,  1  p.  250:  jcavxwv  öe  ästoxQvßivxmv^ 
ebenso  —  worauf  Swete  hingewiesen  hat  —  Cyrillus  Hier. 
Catech. XIII, 25:  (oövvwvxo  ob  djtoxgvßivxeq  ol  anooxoXot — , 
ferner  —  woran  v.  Schubert  erinnert  —  Gregor  von  Nyssa 
(MigneLXVI, 868):  ol  äjtodxoXoi  ixQvjtxovxo^  xcov  neigao^wv 
xov  oyxop  ov  övpd(i6V0i  qiignv.  Und  es  bezeugt  dies  doch  auch 
der  vierte  Evangelist  Job.  20,  19.  Derselbe  berichtet  von  dem 
Seelenzustand  der  Jünger,  wie  ihn  Jesus  Joh.  16,  20  vorausge- 
sagt: v[iBlq  de  Xv3t7i^]oEOd^B  —  vgl.  Ev.  Ps.-Petr.  v.  26:  kyco  de 
fiaxd  xcip  bxüIqop  piov  aXvjcovfifjP  — ,  xkavoexa  xal  dQ7jp?]aexe 
vfiBlg  —  vgl.  Ev.  Ps.-Petr.  v.  27:  jtepß-ovpxeg  xal  xXalopxeq, 
und  dazu  Mc.  16,  10:  xevd-ovöip  xal  x/ialovoip,  sowie  Lc.  24,  17: 
xal  ioxad-tjoap  oxvd'Qa>j€oL  Lassen  sich  diese  Angaben  des 
pseudopetrinischen  Fragments  aus  johanneischen  und  syn- 
optischen Einflüssen  erklären,  so  ist  dagegen  die  Nachricht,  dass 
die  Jünger  von  ihren  Feinden  gesucht  worden  wären  cog   xa- 


748  Aussercanonische  Paralleltezte  zu  Lc. 

xovQyoi  xal  (6g  tov  vaov  d-iZoprsg  ifiJiQfjöai,  völlig  ausser- 
canonisch.  Man  kann  zwar  an  Mt.  22,  7:  rfjv  jtoXiv  avtäv 
IvijiQfiCBV  und  an  Act.  6,  14:  ^Irjoovg  6  Na^oQalog  ovrog  xata- 
Ivoec  TOV  TOJtop  Tovrov  erinnern.  Aber  von  einer  solchen  den 
Jüngern  unmittelbar  nach  der  Kreuzigung  zugetrauten  Absicht, 
den  Tempel  durch  Feuer  zu  zerstören,  fehlt  in  den  canonischen 
Texten  jede  Spur.  Doch  erinnere  man  sich  der  oben  zu  Lc.  23,  2 
mitgeth  eilten  und  erläuterten  aussercanonischen  Anklage -Akte 
sowie  der  Joh.  11,  45  ff.  ausgesprochenen  hohenpriesterlichen  Be- 
sorgniss,  und  man  wird  erkennen  müssen,  dass  die  Zahl  der 
Anhänger  Jesu  auch  in  Jerusalem  viel  grösser  gewesen  sein  muss, 
als  es  die  synoptischen  Berichte  an  den  Tag  treten  lassen,  und 
dass  bei  der  tiefgreifenden  Aufregung,  welche  Jesu  Verhaftung, 
Verurtheilung  und  Kreuzigung  unter  Freund  und  Feind  hervor- 
rufen musste,  die  Entstehung  und  Verbreitung  solcher  abenteuer- 
licher Gerüchte,  wie  von  der  beabsichtigten  Anzündung  des 
Tempelgebäudes,  von  vornherein  nicht  als  unmöglich  bezeichnet 
werden  kann.  Jedenfalls  hinterlassen  v.  26.  27  des  pseudopetri- 
nischen  Fragments  den  Eindruck  besserer  Geschichtlichkeit  als 
die  meisten  anderen  apokryphen  Angaben  jenes  Schriftstücks.  — 
Zu  der  Angabe:  ivTjöTSvo/iep  vgl.  man  Didasc.  V,  14  p.  311: 
jcBQiocoxiQog  6h  hv  zatg  tjfiigaig  rov  Jiaöx^i  «k  x&PXBg  ol 
jtLOTol  vfjOTSvovaiP  iv  jtaptl  T<p  xoofiq},  co^  eljtBP  6  xvQiog 
xal  6  öiöaoxaXog'  ....  kXBvCopxai  rj^igaif  oxav  djtaQd^ij  ajt 
aixwp  6  vviKflog^  xal  xoxe  pfjöxsvCovoiP  kp  xalg  fjuigaig 
xavxaig.  Ebenso  Barn.  VII,  5.  p.  34:  iiiXXsxB  Jtoxl^Bcp  x^^U^ 
fjtBxä  o^ovg,  fpayBXB  vfiBtg  (lopoiy  xov  Xaot  pijöXBvopxog  xal 
xojtxofiBPOV  i:tl  oaxxov  xal  onoöov^  iva  öbI§i],  ort  ÖBt  avxov 
xoXXä  jta^BlP  vjt  avxcop.  Endlich  auch  in  der  Didascalia 
(syrische  Ausgabe  de  Lagarde's  p.  88  f.,  angeführt  von  Nestle, 
Evangel  Kirchenbl.  f.  Württemb.  1894  No.  13.  S.  109  unter  der 
Rubrik:  „Etwas  Aussercanonisches'')  sagt  der  Auferstandene  bei 
seiner  ersten  Erscheinung  am  Ostermorgen:  „warum  fastet  ihr 
wegen  meiner  diese  Tage?  oder  bedarf  ich,  dass  ihr  euch  die 
Seele  ängstiget?'*  Vgl  hierzu  den  unten  bei  Lc.  24,  1  mit- 
getheilten  vollständigen  Context  der  Didascalia. 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Lc.  23,  49.  50.  749 

Lc.  23,  49*  =  Me.  15,  40.  41  =  Mt.  27,  5o,  56. 

a.  Acta  PiL  XI,  3.  A.  p.  249  ed.  Tischendorf. 

xdt  yvvalxeg  al  OvveXO^ovoat  avrcp  ajto  rfjg  FaXualag 
OQoioai  xavta, 

b.  Lc.  23,  49^ 

xal  yvvalxeq  al  övpaxoXov&ovoai  avtS  djto  rfjg  FaXtkaiag 
0Q(5öai  xavta. 

c.  Mc.  15,  40.  41». 

Ticav  6b  xcll  yvvalxeg  äjto  fiaxQoß-tv  O^scoQovöai,  iv  aig  xäi 

Magla  tj  MaydaXrjvri  xal  MaQla  tj  'Jaxcißov  xov  iiixQov 
xal  'la}aTJxog  fi^'jxijQ  xal  JSaXcifirj,  at  oxe  t^v  kv  xij  FaXiXaia, 
rjxoZovd'Otnf  avxtp  xal  öiijxovovp  avxS. 

d.  Mt.  27,  55.  56. 

7jöav  6h  ixet  ywalxsg  noXXal  djto  fiaxQod-ev  O^ecoQovoaij 

aiziveg  rjxoXovd^t^aap   x&  *It]Oov  djto  xrjg  Fakikaiag   6ia' 

xovovoai  avx(p,  Iv  alg  yv  MaQla  ^  May6aX7]vr/  xal  MaQla 
7)  xov  ^laxcißov  xal  'loöfjfp  ft^xrjQj  xal  rj  fifjx7]Q  x(5p  vioit* 
Zeße6atov. 

UbersetzuDgSYarianteD  oQap  =  dscoQslv  =  n»*!,  axoXovd^slp 
=  ovpaxoXov&stv  «=  ovp^Qxio^aT^l^ii^  nSn  (vgl.  Heft  11,  100  f 
und  daza  oben  S.  410).  Ausserdem  ist  zu  vgl.  oben  S.  120  zu 
Lc.  8,  2. 3.  Irrthümlicher  Weise  benennt,  hier  sowohl  zu  Mt.  27, 55 
als  zu  Mc.  15,  40,  der  Syr.  Sin.  die  Maria  Jacobi  als  eine  Tochter 
des  Jacobus.    VgL  unten  zu  Lc.  24,  1. 

Lc.  23,  50-52  =  Mc.  15, 43  =  Mt.  27,  57.  58. 

a.  Acta  Pil.  XI,  3.  A.  p.  249  ed.  Tischendorf. 

dp7)Q  6i  xig,  ovofia  *I(DOii(p^  ßovXBVXf]g  djtb  jiQtfiadalag 
JcoXecog  vjtaQymv,  jrQOo6ex6f/6Pog  xal  avxog  xr/P  ßaöiXdap 
xov  d-eov,  ovxog  ytQ006X{)'6}p  xco  IliXdxq}  iljtfjöaxo  xo  owfta 

xov  Irfiov. 

b.  Lc.  23,  50-52. 

xal  I60V  dpfjQ   opofiaxt  *IcüO?}(p   ßovXsvxi/g   vjraQXOJP,  xal 


750  Aussercanonische  Paralleltezte  zu  Lc. 

avfjQ  dya&og  xai  ölxaiog,  ovzog  ovx  rjv  övyxarati&ifievog  rf] 
ßovk(j  xäi  Tij  jtQa^et  avrmp,  ajto  ^Agifia^alaq  xoXecog  rcip 
%v6ai(ov,  og  jzQoöeöixsro  rfjv  ßaöiXelap  rov  d-eov  [Syr.  Cur. 

et  Sin.:  rc5p  ovQapwp]^  ovzog  JiQoösXB-cop  toi  IliXaTto  ?/t?}- 

öaro  ro  öcofia  rov  'hjCov, 

c.  Mt  27,  57.  58. 

otplag  de  yspofiipf^g  i]Xd^ep  apB^gcojtog  jtXovoiog  djro  \4qi- 
fiaO-alag^  xovpofia  'l(oöfjq>,  og  xal  avrog  ifia&Tjrevd^pj  toi 
^Ir/Cov'  ovxog  jiqoCsZO'cqp  reo  ntXdxcp  ijrfjcaro  ro  ooifia 
rov  ^Irjöov, 

d.  Mc.  15,  43. 

hXd^mp  ^JcDCriq)  6  djto  ^d^ifiad-alag,  tvöxw^^  ßovXevzi^c^  og 
xal  avTog  tjp  xQoööexofispog  z^p  ßaoiXslap  zov  d-sov,  zoX^ 

(itjCag  slöJjXß^sp  jtQog  zoP  üiXazop  xal  yjzrjaazo  z6  ccofia 

zov  *I7]OOV. 

e.  Diatessaron  Ärab.  p.  93^  ed.  Giasca. 

venit  vir  nomine  Joseph,  dives  et  decurio,  ab  Arimathaea, 
civitate  Judaeae,  qui  erat  vir  bonus.et  rectus. 

f.  Ev.  Pseudo-Petri  v.  3-5. 

V.  3.    lozi^xei  Ö6  ixeZ  ^Iw0^g>  6    tplXog  IlsiXazov   xal   zov 

xvqIov,  xal  slöcog  ozi  özavQoiostp  avzop  fiiXXovoip,  t/X^sp 
jiQog  ZOP  UsiXäzop  xal  (]Zfi06  z6  CtSfia  zov  xvqIov  jtQog 

za^/jp,    V.  4.  xcu  6  ÜEiXazog  jrdfiy^ag  jtQog  ^ÜQoiöijp  rjzrjosp 

avzov  z6  awfia,  v.  5.  xal  6  ^ÜQcoörjg  itpi]'  dösXtpk  üsiXazs^ 
d  xal  f£?j  zig  avzop  'fjzrxBtj  rj(iBlg  avzop  eß^ajtzofisp ,  ijrel 
xal  öaßßazop  kjtiipwöxsi,  yifQajtzai  yaQ  kp  Zip  PO/icOy 
r/Xiop  fi?)  övvai  kjtl  jteq)OPSViiipq>.  xaL  jcagiöancsp  avzop 
z(p  Xacp  JtQo  (iiag  zcop  dCvficop^  zfjg  eoQzijg  avzcop. 

Wenn  man  bedenkt,  dass  ßovXrj  2  mal  im  Ev.,  7  mal  in  den 
Actis  vorkommt,  sonst  aber  den  Evangelientexten  fremd  ist, 
dass  jtQaoöeiP  ein  lucanischer  Lieblingsausdruck  ist,  welcher 
6  mal  im  Ev.,  13  mal  in  den  Actis  sich  findet,  dass  auch  das  im 
N.  T.  seltene  JtQci^ig  Act.  19,  18  wiederkehrt,  so  wird  das  durchaus 
lucanische  Gepräge  der  Worte:  ovzog  ovx  i}P  ovyxazazid-ifispog 
ZI]  ßovXrj  xal  zfj  jigd^ec  avzcop  —  evident.  Diese  Worte  fehlen 
im  Syr.  Cur.  et  Sin.     Dafür  giebt  der  Syr.  Cur.  den  ganzen  Ab- 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Lc.  23,  50—52.  75  ( 

schnitt  in  folgender  Gestalt:  «Und  ein  Mann,  dessen  Namen 
Joseph,  war  ein  Rathsherr,  ein  gerechter  und  guter  Maun  von 
Ramtha,  einer  Stadt  Judäa's,  und  er  erwartete  das  Königreich 
des  Himmels.  Dieser  Mann  hatte  seinen  Sinn  nicht  gleich  ge» 
macht  mit  den  Anklägern."  Uer  Syr.  Sin.  bietet  denselben 
Text,  nur  dass  er  am  Schlüsse  (gerade  nach  den  Worten:  dieser 
Mann)  defekt  ist.  Vgl.  dazu  Zahn  im  Theol.  Lit.-BL  1895  1.  Sp.  3. 
Das  Charakteristicum  öfxaiog  ist  bei  Ambrosius  zum  Nomen 
propr.  geworden.  Vgl.  Ambros.  Ep.  I,  35  (ad  Horontianum)  c.  10. 
Opp.  VIII,  441   ed.  Caillau:   Joseph,   qui  dicebatur  Justus,   qui 

sepelivit  eum.  Die  Ausdrücke:  svöxVf^(op  (Ma)  und  jrXovOioq 
(Mt.)  sucht  Nestle  zu  identificieren,  indem  er  nachweist,  dass 
BvCxfificov  auch  die  Bedeutung:  „wohlhabend"  besitze.  Vgl.  Ev. 
lürchenbr  f.  Württemberg  1894.  No.  31.  S.  257.  Vielleicht  liegt 
es  aber  noch  näher,  in  tvcx^iifov  eine  Übersetzungsvariante  von 
ölxaiog  =  p^*^t  zu  ertennea^  Der  Heimathsort  Josephs  wird 
im  arabischen  Diatessaron  rnax*!,  im  Ey.  Hieros.  p.  31  Q^ix^Oii^ 
p.  401  CQ*i>JM*i,  im  Syr.  Sin.  r^ivswi  genannt.  Wegen  der 
Wahrscheinlichkeit,  dass  Joseph,  wie  Pseudo-Petrus  erzählt, 
ein  Hausfreund  des  Pilatus  gewesen  sei.  Tgl.  Heft  II,  341.  Da- 
gegen trägt  der  hier  mitgetheilte  Passus  den  Stempel  apokrypher 
Erfindung  an  der  Stirn.  Zu  dem  Ausdruck:  ^/r^Jöaro  Jtgog  ra- 
g)r]v  vgl.  aus  der  Pilatus-Literatur  Narr.  Josephi  I,  1.  p.  459: 
o  alrrfiCLfiBvog  .  .  ngoq  Taq>i]v.  Die  Stelle  Deut.  21,  23,  auf 
welche  Pseudo-Petrus  Bezug  nimmt,  findet  sich  bei  Epiph. 
Haer.  LXVI,  79  p.  700  in  folgender  von  dem  LXX-Text  stark  ab- 
weichenden Gestalt:  iXeyBv  6  voftog'xai  xQeficöijre  avrov  ijil^vlov^ 
ov  [irj  övvjj  o  TjXiog  ix  avrco  ijtl  rm  d^vrjCtiialcp  avxovy  aXXa 
xaihsXovreg  xa&eXalri  re  avrov  xal  d^atparreg  d-atpare  avrov  jtqo 
&vO£a)g  rov  tjXlov.  Zur  Sache  ist  noch  zu  vergleichen  Josephus 
de  hello  Jud.  IV,  5,  12,  Philo  de  spec.  legg.  28,  Jos.  10,  27,  na- 
mentlich auch  —  zugleich  als  weiteres  Merkmal  des  zwischen 
dem  Petrusevangelium  und  der  Pilatus-Literatur  bestehenden 
Zusammenhangs  —  Act.  Pil.  B.  XI,  3  p.  312:  ort  fisyaX?}  lor\v 
cfiaQrla  xetöd^ai  avrov  craipov.  —  Zu  ö(5f£a  =  ISfi  bringt  Cod. 
D  die  durch  die  canonischen  Parallelen  öcofia  (Lc.  17,  37)  = 
jtrSfia  (Mt.  24,  28)  auch  sonst  vertretene  gute  Variante  jcrcöfia 


754  AussercanoDische  Parallelteste  zu  Lc. 

oöa  ayad-ä  Ijioltiobv.  Denn  durch  diese  letzteren  Worte  wird 
Joseph  von  Arimathia  mit  denjenigen  Juden  combiniert,  von 
denen  es  Job.  11,45  beisst:  d^eaodgiBvoi  a  ixolfjoev,  ijtlOTevoav 
sl(;  avxov.  Gleichzeitig  tritt  hier  aber  auch  von  Neuem  die 
Verwandtschaft  des  Petrusevangeliums  mit  der  Pilatus- 
Literatur  hervor.  Denn  in  den  Actis  Pil.  B.  XI,  5  p.  314  ruft 
Joseph  Jesum  an:  rbv  ota  ovöijtors  xucoirpcev  avO-QCjjtoq  d-av- 
fiara  igyaoafievop. 

Lc.  23,  64  =  Mc.  15,  42. 

a.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c  97.  p.  324  A. 

xal  yag  6  xvQioq  ox^^ov  f^sxQi^  aöjc^Qaq  ifisivev  ixl  rov 
^vXov,  xal  XQog  ioxiQav  ed-atpap  avTOV. 

b.  Pseudo-Ign.  ad  Trall.  IX.  p.  190,  16. 

jtQO  rjUov  övcscoq  kxaipTj. 

c.  Const.  V,  15.  p.  145,  4. 

xal  d^ajcxBxat  Jtgb  rjXlov  övöecog. 

d.  Mc  15,  42. 

xal  tjöi]  otplag  ysvofiivijgj  ijtsl  f^v  jiaQacxBVti^  6  ioxtp  jiQO^ 
oaßßaxov. 

e.  Lc.  23,  54. 

xal  ^ftiga  r/v  Jtagaöxsvijq,  xal  oaßßaxov  tJtig)a)Ox€v. 

f.  Apollinaris  Hierap.  de  pascbate.    Chron.  pasch,  praef.  p.  14. 

ed.  Dindorf. 
o  jcalg  d^sov  .  .  .  o  xag)sig  Iv  fifiiga  xtj  xov  Jt6ox(t,  iTtixt- 

d^ivxog  xw  fivrjfiaxc  xov  Zli^ov. 

g.  Cod.  Colbert.  Lc.  23,  54.  p.  105.  ed.  Belsheim. 

Fuit  autem  dies  caenae  purae  ante  Sabbatuni. 

h.  Job.  19,  42. 

ixel  ovt^  dia  xrjv  jraQaaxev7]v  xcor  ^lovöalmv,  oxi  iyyvg  f^v 
x6  (iVT^fisloVy  td-rjxav  xov  It}Oovi\ 

Der  in  die  Regulae  fidei  frühzeitig  übergegangene  Aus- 
druck: xatpelq  (vgl.  Symbolum  Romanum:  oxavQODd^ivxa  xal 
xa(pivxa)  wird  schon  von  Paulus  begründet  unter  Bezugnahme 


Texte  und  Untenncliungen  zu  Lc.  23,  54.  55.  56.  755 

auf  sein«  —  oben  S.  284 ff.,  wie  ich  glaube,  mit  Evidenz  nach- 
gewiesene —  schriftliche  Evangelienquelle.  Vgl.  1.  Cor.  15,  4: 
xal  oxi  kTaq>ri  xal  ort  kyi^yeQzai  r^  W^Q(p  t?7  'Tp^T??  xarä  taq 
YQag)dg.  Der  Ausdruck  d-ajitsod-ai  selbst  aber  findet  sich  in 
den  canonischen  Evangelienberichten  über  das  Begräbniss  Jesu 
nicht,  wohl  aber  bei  Justin,  bei  Apollinaris  und  bei  dem  Re- 
daktor der  Constitutionen,  welcher  letztere  sich  auch  an  dieser 
Stelle  als  identisch  mit  Pseudo-Ignatius  legitimiert,  indem  er 
zugleich  durch  den  Ausdruck:  jtQO  ^klov  6vöS(Dg  mit  Pseudo- 
Petrus sich  berllhrt.    Vgl.  oben  zu  Lc.  23,  50—52. 

Lc.  23,  55.  56  =  Mc.  15,  47  =  Mt.  27,  61. 

a.  Epiph.  Haer.  XLIV,  3.  p.  383  A. 

a(ia  äh  xal  al  yvvatxeq  slxov  löslv,  jtov  xaTBk€iq>B'7j  xa  Xsl- 
tpava^  tva  avxa  xifii^omoi  öiä  hvqcov  xal  aQoaiiaxcov. 

b.  Cod.  Cantabr.  Mc.  15,  47. 

//  de  MaQia  MayöaXrjvi  xal  Magla  ^laxcoßov  kd'saoavxo  xov 
xojiovy  ojtov  xed-sixcu,  xal  xoQBV&slcai  jjyoQaoav  aQci/iaxa, 
iva  avxop  dX6l\pa)0iif. 

c.  Cod.  Cantabr.  Lc.  23,  55.  56. 

xaxTjxokovd^Tioap  da  ovo  yvvalxeg,  ahipsg  rfiav  owaXtikv- 
d^vlai  djto  xTJg  Fakikalag  xal  Id^eaoavxo  x6  fdvrjfia  avxov' 

vjtooxQBtpaöat  de   7]xolfiaoav  dgcofiaxa  xal  fivQa'   xal   x6 

fisp  oäßßaxop  r)avx^<^^^' 

d.  Lc.  23,  55.  56. 

xaxaxoXovd-rjöaaai  de  ywalxsg,  atxiveg  rjoav  övvsXrjXvß^tai 
ax  xTJg  FaXikalag  avxm,  i&adaavxo  xo  fivfjfielop  xal  mg 
ixid'fi  xo  öcifia  avxov,  vjtooxQeipaöai  6a  rixoi^aoav  agci- 
fiaxa  xal  fivga'  xal  xo  (ilv  odßßaxov  TJavxaaap  xaxa  xjjy 
ivxoXrjv. 

e.  Marcion  ap.  Epiph.  Haer.  XLII   p.  317  B.  p.  348  B. 

xal  vjtoaxQttpaoai  al  yvvalXBi  riovxc^oav  xo  odßßaxov  xaxa 

xov  VOflOV. 

f.  Mc  15,  47. 

7]  6k  Magla  rj  May6aXi]V7]  xal  Magia  //  'laHjrjxog  ad^Bwgovy 

xov  xad^sixai. 

•     48* 


756  AuBsercanonische  Paralleltezte  zu  Lc. 

g.  Mi  27,  61. 

fiv  öh  ixBi  MaQiafi  ^  Maydahjv?}  xcu  ?]  aXXtj  MüqUx,  xa&y^ 
fievai  axivavxt  tov  xaq>ov. 

h.  Evang.  Hieros.  ad  Mc  15,  47.  p.  33.  34. 

Mariam  autem  Magdalaitha,  et  Mariam,  mater  Jacob  et  Josi, 
adspexerunt,  ubi  ponebatur. 

Als  Übersetzungsvarianten  können  notiert  werden:   löelv  = 
ß^säcB^aL  =  d^scoQBlv  =  nÄjn,  fivrjfjia  =  iivrj(ielov  =  nS)?,  i^o^o^ 

=  ivToXfj  =  niM  (vgl.  Heft  II,  168).  Ganz  deutlich  treten  durch 
deiTtüodex  Bezae  auch  im  lucanischen  Texte  nur  zwei  Frauen 
hervor:  Maria  Mi^dalena  und  Maria,  das  Weib  des  Eleophas 
(==  Alphäus),  die  Mutter  der  Zwillinge  Jacobus  und  Judas,  sowie 
des  Joses  (=  Joseph)  und  des  Simeon.  Vgl.  die  Erläuterungen 
unten  zu  Act.  1,  13.  Irrthtimlich  wird  die  letztere  im  Syr.  Sin.  zu 
Mc.  15,  40  „Mariam  die  Tochter  des  Jacobus"  genannt.  Vgl. 
oben  zu  Lc  23,  49^. 

Lc.  24, 1'  =  Mc.  16,  2'.  9*  =  Mt.  28, 1\ 

a  Mt.  28,  1. 

o^B  OB  aaßßarcov  rfj  ijtiq)o}axovö7j  dg  (ilav  Caßßaxmv  xrX, 

b.  Didasc.  V,  14.  p.  313. 

tf]  vvxtX   ovv  TT]  kjtiqxDöxotöii  Tii  fiia  Toiv  oaßßaroov  — 

c.  Ev.  Pseudo-Petri  v.  35»  50». 

V.  35».  t(i  de  vvxxl  tj  ijritpcooxev  /}  xvQiax)], —  v.  50».  oq- 
d^QOV  6b  xTJg  xvQiax7]q  — 

d.  Didasc.  V,  14.  p.  313. 

xal  TtaXiv  7]  TjfiBQa  xov  aaßßdxov  xal  tjteixa  xpetg  (ogai 

xfjg  wxxog  fiexa  xb  Oaßßaxor,  a'tg  kxd&tvöev  o  xvQiog. 

e.  Cod.  Bobbiensis  ad  Mc.  16,  4. 

subito  autem  ad  tertiam  horam  tenebrae  diei  factae  sunt 
per  totum  orbem  .  .  et  continuo  lux  facta  est. 

f.  Anaphora  Pilati  c.  9  A.   p.  440  ed.  Tischendorf. 

(Dg>0'7j  öb  xQixrjg  coQag  xijg  ruxrog  xal  o  r]Xiog,  oiog  orde- 
^OTC  B?Mfitp€v  qxoxaycoyog,  xov  Jtdvxa  xoXov  q>ai6QV' 
vag. 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Lc.  24,  1.  757 

g.  Mc.  16,  9. 

dpaöräg  öh  jtQwt  jtQwr?]  oaßßarov. 

h.  Anaphora  Pilati  c  8  B.  p.  447  ed.  Tischendorf. 

fiia  6e  Tcov  oaßßarcov  JtsQJ  xQlxrjv  cogav  Trjg   wTcxoq   6 

?]Xiog  äfpd-riy  oloq  ovöejtors  lXa(i\pBV^  ocal  Jiaq  6  ovQavog 

i.   Lc.  24,  1». 

T^  6h  fua  Tcop  caßßaxcov  ogd^QOV  ßaß^ecog, 

k.  Joh.  20,  1. 

xfj  6h  (ita  xcov  oaßßaxcov. 

1.    Mc.  16,  2». 

xät  Xiav  jtQCjt  x^  fiia  x(dv  oaßßaxcop, 

m.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.  41.  p.  260  C. 

xov  äjto  psxQcöv  avaaxapxog  xf]  uiä  xcop  aaßßaxcop  7^fieQa 

^IfjQOV    XqiOXOV   xov   XVqIoV   fjflCOP. 

n.  Just.  ApoL  I,  67.  p.  99  A. 

xrjp  6h  xov  7]Xlov  rjfisgap  xoip^j  jcapxsg  xijp  ovpiXevoiP 
jtoiovfied'a,  ijt€i6fi  jrQwxt]  kcxlp  T/fiiga,  ip  ^  6  d'eog  xb 

Oxoxog  xal  xtjp  vXtjp  XQ€y)ag  xoOfiOP  ijtolTjöe^  xal  ^IrjOovg 
Xgiöxog  6  i^fiixsQog  owxfjg  xf]  avxrj  tjuiga  ix  pbxqwp 
apioxi],  " 

o.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.  97.  p.  324  A. 
slxa  aPBOxTj  x^j  xqIxth  rijiiga. 

p.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.  138.  p.  367  C. 

xfig  agiO-ftcp   (itp   oy667]g  7]fiiQag,  ip  ^]  k(päprj   6  Xgioxog 

Tjficop  djto  pexQcop  dpaoxag. 

Noch  mehr  als  in  der  Leidensgeschichte  dürfte  in  den  Erzäh- 
lungen über  Jesu  Auferstehung  die  mündliche  Tradition  von  mass- 
gebendem Einfluss  geworden  sein,  namentlich  bezüglich  der  ersten 
Vorgänge  am  Grabe.  Nur  Frauen  waren  dabei  betheiligt.  Dieselben, 
in  tiefer  Seelenbewegung  dahin  gekommen,  eilen  in  hastigem 
Schrecken  nach  dem,  was  sie  gesehen  und  gehört,  von  dannen.  Jede 
von  ihnen  erzählt  die  empfangenen  Eindrücke  in  ihrer  Weise, 
verschieden  von  der  Darstellung  der  anderen.  Diese  Verschieden- 
heiten spiegeln  sich  auch  in  den  synoptischen  Berichten  vneder. 


758  AussercanoniBche  Paralleltezte  zu  Lc. 

Wie  man  diese  Verschiedenheiten  gegen  die  Glaubwürdigkeit 
der  Erzählungen  hat  ausspielen  können,  ist  mir  je  und  je  un- 
erfindlich gewesen.  Der  Hauptnachdruck  der  Auferstehungs- 
berichte ruht  ohnehin  keineswegs  auf  den  Erzählungen  der 
Frauen.  Als  eine  oütxacla  werden  sie  Lc.  24,  23  charakterisiert, 
welcher  die  Jünger  selbst  keinen  Glauben  schenkten.  Es  fragt 
sich  nun,  ob  das  Erlebniss  der  Frauen  auch  bereits  im  Urevan- 
gelium  schriftlich  fixiert  gewesen  ist  oder  ob  Mc.  16,  1 — 8  die 
letzte  schriftliche  Quelle  für  Mt.  28,  1—8  und  Lc.  24,  1—9  bil- 
dete. Die  Verse  Mt.  28,  2—4,  welche  bereits  in  Heft  U,  369—378 
ausflihrlich  behandelt  sind,  scheiden  von  vorn  herein  aus,  da  sie 
—  weder  aus  der  Marcusquelle  erklärlich,  noch  der  vorcanonischen 
Quelle  congenial  —  den  Stempel  späterer  Traditionsbildung  all- 
zudeutlich an  der  Stirn  tragen.  Aber  auch  schon  Mt.  28, 1*,  womit 
wir  es  hier  zunächst  zu  thun  haben,  gehört  zu  den  secundären 
Partien  des  ersten  Evangeliums.  Der  widerspruchsvolle  Charakter 
der  in  Mt.  28^  1^  enthaltenen  Zeitbestimmung  ist  allzu  frappant. 
Schon  der  Ausdruck:  o'^l  caßßaxcov  schliesst  eine  Unklarheit 
in  sich.  Denn  da  aaßßava  die  „Woche"  bedeutet,  so  kann 
man  otph  caßßarcov  nur  tibersetzen:  „spät  in  der  Woche".  So 
wäre  das  Ereigniss  als  am  Samstag  geschehen  bezeichnet  und 
doch  zugleich,  wie  die  folgenden  Worte:  xT]  ijti<pa)Oxovoy  elg 
gilav  caßßarcop  auszusagen  scheinen,  am  Anbruch  des  Sonntags, 
des  ersten  Tages  der  neuen  Woche!  Die  Didascalia  gleicht 
diese  Widersprüche  in  ihrer  Art  aus.  In  dem  einen  Citate 
(Didasc.  V,  14)  ist  zu  rf]  ijcigxooxovoi]  vorangesetzt:  ry  vvxti 
und  das  unmögliche  otph  caßßarcov  weggelassen.  Nun  ist  frei- 
lich eine  durchsichtige  Zeitbestimmung  gewonnen:  „in  der  Nacht, 
in  welcher  der  erste  Wochentag  anbrach."  In  dem  anderen 
Citate  (Didasc.  V,  13)  scheint  die  römische  Zeitrechnung  voraus- 
gesetzt und  in  Folge  dessen  die  Annahme  untergelegt  zu  sein,  dass 
der  Sabbath  =  Samstag  =  rj  rniiga  zov  caßßarov  nicht  Abends 
6  Uhr,  sondern  Nachts  12  Uhr  zu  Ende  gegangen  sei  und  dass 
Jesus  von  12—3  Uhr,  also  noch  die  drei  ersten  Morgenstunden 
des  Sonntags  {xal  ejrBita  rgetg  oogai  TTJg  vvxrog  fisxa  xo  aaß- 
ßaxoPi  alg  ixad-evösp  6  xvQiog),  im  Grabe  gelegen  habe.  Dieselbe 
Vorstellung  vertritt  der  Cod.  Bobbiensis.  Denn  wenn  derselbe 
auch  dunkel  berichtet,  dass  in  der  dritten  Stunde  der  Nacht 
plötzlich    eine   Finstemiss    eingetreten    sei    (ad    tertiam    horam 


Texte  und  ünterBochongen  zu  Lc.  24, 1. 


759 


tenebrae  diei  factae  sunt),  so  ist  doch  eben  diese  dritte  Stunde 
bezeichnet  als  der  Zeitpunkt  für  das  Hervorbrechen  der  Oster- 
sonne:  et  continuo  lux  facta  est.  Auch  die  Anaphora  Pil. 
sagt,  dass  zur  dritten  Morgenstunde  die  Sonne  aufgegangen  sei 
{Äfpd'Yj  Sh  TQlTTjg  £Qag  rrjg  vvxtbg  xal  6  ijXiog),  und  auch  in 
der  Recension  B  ist  ganz  deutlich  die  Morgenstunde  des  Sonn- 
tags (nach  römischer  Zeitrechnung)  angegeben.  Sichtlich  gehören 
alle  diese  specialisierten  Zeitangaben  zu  den  secundären  Zusätzen 
späterer  Zeit.  Die  ursprüngliche  Zeitangabe  beschrankt  sich, 
wie  man  aus  Mc.  und  Lc.  ersehen  kann,  auf  die  Bezeichnung 
des  Tages  und  der  Tageszeit  im  Allgemeinen«  Die  sieben 
Wochentage  wurden  folgendermasseu  benannt: 


Aramäisch. 

Kroüa  -m 
«naün  '>in 


Hebräisch. 

Pia©?  in» 

na#n  "^rä^bv 
natön  "^r^nn 
na«3  "^tDün 
naü  any 
nie 


» » 


Griechisch. 

i)  fila=7]  jcQcoxri  tSp  oaßßatmv 
Tj  öevreQa  t<5p  caßßarmv 
Tj  rglrt]  r(bv  öaßßdrcor 
^  TBraQxrj  räv  aaßßarcov 
ri  JtipiJixri  Tcov  caßßarov 
xagaoxevij  =  jtgooaßßarov 
;  odßßarop  =  odßßarog. 


Im  biblischen  Hebräisch  ist  die  gewöhnliche  Bezeichnung 
der  „Woche'*  TÜXD,  wofür  die  LXX  niemals  rd  odßßaza,  sondern 
entweder  rd  ißöofia  oder  häufiger  i^  tßöofidg  gebrauchen.  Vgl. 
Gen.  28,  27.  28;  Ex.  23,  22;  Num.  28,  26;  Deut.  16,  9.  10.  16; 
Dan.  9,  24—27;  10,  2.  3.  Im  N.  T.  fehlt  dagegen  die  Bezeich- 
nung  tßöofidg  gänzlich  und  ist  dafür  rd  odßßaxa  (so  Mt  28,  1 
=  Mc.  16,  2  =  Lc.  24,  1  =  Joh.  20,  1)  oder  auch  x6  cdßßaxov 
(Lc.  18, 12;  Mc  16,  9;  Cod.  D  zu  Mc.  16,  2)  gebräuchlich,  sodass 
man  hier  deutlich  den  Einfiuss  des  Semitischen  auf  das  Griechische 
wahrnimmt  Hat  nun  schon  der  Gleichlaut  zwischen  der  Be- 
zeichnung der  „Woche"  und  des  letzten  Wochentags,  des  Sab- 
bath,  manche  Unrichtigkeiten  (z.  B.  Luther  zu  Lc.  24,  1:  an  der 
Sabbather  einem)  erzeugt,  so  kommt  dazu,  dass  die  hebraisierende 
Zählung:  »7  fila  ==  //  jtQmxTj  xcov  aaßßdxcop  (IHK  an  der  Spitze 
Ton  Aufzählungen  als  Ordinale  gebraucht,  mithin  als  ^  [ila  un- 
richtig übersetzt)  von  Alters  her  nicht  verstanden  worden  ist. 
Vgl.  Mc.  16,  2:  XTJ  (itd  xmv  oaßßdxcov  =  Vulg.:  una  sabbatorum. 


760  Aassercanonische  Paralleltexte  zu  Lc. 

dagegen  Mc.  16,  9:  jrgcir^  öaßßarov  =  Vulg.:  prima  sabbati, 
während  es  doch  in  beiden  Fällen  „prima  hebdomadis**  hätte 
heissen  sollen.  Ebenso  undeuÜich  und  unrichtig  Lc.  24,  1  «=  Joh. 
20,  1:  una  sabbati.  Aber  gerade  diese  hebraisierenden  —  un- 
verstandenen—  Übersetzungen  der- semitischen  Bezeichnung  der 
Woche  und  des  ersten  Wochentages  {'^  fila  anstatt  tj  xQcirf]) 
sind  ein  ziemlich  sicheres  Judicium  f&r  das  Vorhandensein  einer 
semitischen  Quellenschrift  auch  an  dieser  Stelle.  Und  wie  in- 
teressant ist  es  nun,  dass  Justin  in  der  fQr  heidnische  Leser 
bestimmten  Apologie  die  diesen  geläufigen  Bezeichnungen  // 
jtQcirr]  ^fiega,  rj  oyöofi  fj/iiga^  r)  rov  fßlov  ^fiiga  anwendet^ 
dagegen  in  dem  vorzugsweise  für  einen  jüdischen  Leserkreis 
verfassten  Dialogus  cum  Tryphone  an  dem  aus  den  Syn- 
optikern entnommenen  Hebraismus:  ^  fäa  rcov  öaßßara>v  fest- 
hält, während  das  pseudopetrinische  Evangelienfragment  schon 
gänzlich  von  der  christlichen  Bezeichnung  fj  xvQiaxri  beeiuflusst 
ist.  Wahrscheinlich  stammen  auch  die  Bezeichnungen  der  frühen 
Tageszeit:  Xlav  xQwt  (Mc.)  =  o^qov  ßaß-dcog  (Lc.)=DSttj«5  "^IJS? 
ans  der  gemeinsamen  hebräischen  Quelle. 

lc.  24, 1\  2  =  Mc.  16, 1-4  =  Mt.  28, 1- 

a.  Mc.  16,  1—4. 

xal  öioyevofiivov  rov  öaßßarov  Magla  fj  MayöaXrivfi  xal 
Magla  fi  ^Jaxcißov  xal  JkxJicofii]  rf/oQaoav  agwiiara,  fpa 
il&ovoai   dX^bpcooiv  avxov   xal   Xlav  jtqwX  r^  ina  rcöv 

öaßßarov ^QXOvrai   ijtl  ro  fivijf/a  dvareljiavrog  rov  ^Xlov 

xal   eXeyov  jtgoq  iavrag^  rlg  djtoxvXlöei  i^fitv  rov  Xl&ov 

kx  rijg  d-vgaq  rov  fivrjfulov;  xal  avaßXitpaCai  ß^BOQovatp, 

ort  dvaxexvXiorac  o  Xl&og'  f]v  ydg  fiiyaq  otpoöga, 

b.  Cod.  Cantabr.  Mc.  16,  1—4. 

xal  jtOQevO-eloai  rjyoQaoav  dgcifiara,  Iva  avrbv  dXelpwatv 

xal  EQxovrai  jtQon  ftiag  öaßßarov  ijtl  ro  f/VTjiistov  dvareX- 

Xovroq  rov  ^Xlov  xal  tXsyov  Jtgbg  tavrovg'  rlg  7j(ilv  dno- 

xvXlosi  rov  XiB-ov  djio  rfjg  ß-vgag  rov  (ivtifialov;  i]v  ydg 
ftiyag  Otpoöga'  xdi  sgxpvraixaL  evgloxovoiv  djfoxexvXiOfdivov 
rov  Xi&ov. 


Texte  und  Unterancbuogen  zu  Lc.  24, 1.  2.  75| 

c.  Lc.  24,  1^.  2. 

7}Xd^ov  k:tl   t6  (ivrjiia    tpiQovcai    a   nxoliiaoav   doduara' 

BVQOv  6e  TOP  Xld^ov  djtoxexvXiafievov  djto  rov  fiPTjfisiov. 

d.  Cod.  Cantabr.  Lc.  24,  1^.  2. 

WXP'^^J^  ijrl  x6  l{Vfll^o,   (pigovcai  a  i^roifiaoap,    xal   rivsg 

ovv  avraig'  iXoyl^ovTO  de  kv  savratg'  rlg  aQa  djiOxvXloei 

rbv  Xld'ov;  iXd-ovoai  ds  svgov  rov  Xld^ov  djtoxexvXiCfidvov 
aüto  rov  nvTj^üov. 

e.  Mt.  28,  1. 

6^)1  öl  Gaßßarcov  ry  lütigxooxovcn  slg  {ilav  öaßßdxwv  tjXd^bv 
Magcafi  rj  MayöaXrjrT]  xal  f)  aXXtj  Magla  d^scoQrjöai  rov 
rd<pov. 

f.  Const.  VI,  14.  p.  145,5.  9  ff. 

ijtiq>a)öxov07]g    öh    rFjg    /iiäg    oaßßdzcop   .  .  .  jtQoirr^   niv 

<pav£govTai  Magla  t(i  MaydaXtiv^  xal  ßj/aglf  ry  ^laxcißov, 

elra  KXecijta  kv  ry  66(5  xal  fier  avzov  Tjfilv  xolg  fiai^tj- 
xal^  avxov,  q>evyovai  fihv  öid  xbv  tpoßov  xAv  ^lovöalcov. 

g.  Didasc.  VI,  14.  p.  313  Graece  ed.  Lagarde. 

xy  wxxl  ovv  XXI  i^ig>a>Cxovcy  x^  fiig^  xcov  caßßdxcjv 
(pavsgovxai  Magla  xy  MayöaXtjvy  xal  Magla  xy  xov  ^laxcißov 
xal  fisxa  xovxo  rjfilv  xolg  fiad^ijxalg  avxov'  eXeys  6a  Tjftlv 
lifj  6i  ifik  vtfiXBVBxe  xavxag  xdg  ^//egag,  ov  XQV^^  ^7^f 
iva  d'Xlßrjxe  xdg  yw^dg  vfitov. 

h.  Didasc.  Syr.  c.  21.  p.  S8.  89  ed.  Lagarde. 

D"»"irbn  »D'^b-sa»  D'^iiab  "»rnriK  «nüa  -in  nan  b^^sn  «"^bba 
ciK  nnnK  i'^T^m  "^ib  rrh  b:?  Kncn  im  »niDsnn  nip:?''  rra, 
•ji-aij  •^nbtDta  Ätabi  ib  «in  tibia  id  V"^  1^  "»^^    -^^^'^  1^ 

i.  e.  T^  vvxxl  ovv  xtj  ijziq^a)6xovoy  x(]  fiia  x(5v  öaßßdxcov 
wq^d^tj  Magla  x(j  MayöaXatxy  xal  Magla  xtj  i^vyaxgl  laxmß, 

xal  jtgfot  XTJg  fiiäg  xcüv  oaßßdxov  rjXd^tv  Jtgog  xov  Aevt. 

xal  fjtsxd  xovxo  cotpd^Tj  xal  Tjfilv.    tXty€v  de  7]filv,  cog  iöl- 
6aöxtv  i^fiäg'  6iaxl  vrjaxevexe  6i   k(ie  xavxag  xdg  ^/legag, 
7]  XQV^^  h^t  ^*^^  ^Xlßfjxe  xdg  tpv^dg  vficov  ; 
i.   Ev.  Pseudo-Petri  v.  50—55*. 

V.  50.     og&gov  6e  xfjg  xvgiaxrjg  Magiafi  ^  May6aX?]v?)  fta- 


762  Aussercanonische  Paralleltexte  zu  Lc. 

&i]rQia  rov  xvqIov  —  tpoßovpiivfi  öiä  rovg  *Iov6alovc, 
kxHÖfi  ifpXiyovxo  vxo  rrjq  oQyf/g,  ovx  kjiolipep  ijtl  to3  ^>^- 
fiari  rov  xvqIov  a  elat&BOav  jiotslv  cd  ywalxeq  ixl  rolg 

äjtod^vqoxovci  rolg  äyajtcofi^voig  avraTg  — ,  v.  51.  Xaßovoa 
fi6^^  lavT^g  rag  q>lXag  ?;^^€  inl  ro  fiVjjfieZoVf  ojtov  f]v  re- 

d'slg^  V.  52.  xai  iq^oßovvxo  (irj  lömoip  avrag  ol  ^lovdaloi 
xal  tXeyov  el  xal  fi?)  hv  ixslvy  t^  W^Q9  V  koravQo^fi 
eövprjO-Tjfiev  xXavoac  xal  xotpacd-ai,  xav  vvv  ixl  rov  (ivf]- 
fiaTog  avTov  Jtoii]oa)(iev  ravta.    v.  53.    rlg  de  djtoxvXloei 

rjfilv  xal  TOP  U^op  top  re&iPTa  ijA  xijg  dvgag  rov  fiPfj- 
fieloVj  tpa  slösXd^ovoai  jtaQaxa&söd^Sfiep  avr(p  xal  jtoifjocofiav 
rä  o^siXofiepa  — ,  v.  54,  fttyag  yag  7jp  o  Xlß^og  —  xal  yo- 
ßovfiE&a  fit]  rig  ^fiag  16^'  xal  el  fii]  övpafted-a,  xap  ixl 
rrjg  d-vQag  ßaXco/iev  a  (pigof/ep  elg  fdPijfioovpTjp  avrot\ 
xXavoofiev  xal  xotpofted-a,  ?cz>^  eXd-wfjLep  elg  rop  obcop  tjfiAr. 
y.  55^.    xai  kjteXd-ovoai  svqov  rop  ratpop  ^vemyfiipop* 

Höchstwahrscheinlich  kommt  die  kurze  lucanische  Relation 
nach  Cod.  D  dem  Quellen text  am  nächsten.  Aber  auch  die 
wortreichere  Darstellung  des  Mc.  gleicht  einem  irischen  Quell 
gegenüber  der  geschwätzigen  Schilderung  im  pseudopetrinischen 
Fragment  Das  Xoyt^eod-ai  ip  iavrm  =  Xiyeip  xQog  lavrop  = 
itlifiA  "ItDK  weist  auf  den  hebräischen  Öuellentext  zurüc£  — 
Die  aussercanonischen  Elemente  der  Didascalia-Gitate  hat  der 
Redaktor  der  Constitutionen  beseitigt.  Um  so  auffalliger 
ist  es,  dass  auch  Lagarde  in  seiner  griechischen  Übersetzung 
der  syrischen  Didascalia  diese  aussercanonischen  Textbestand- 
theile  unterdrückt  hat.  Es  ist  Nestle's  Verdienst^  in  No.  13 
des  Evangel.  Kirchenblattes  f.  Württemberg,  1894,  darauf  hin- 
gewiesen zu  haben.  Wenn  er  dabei  aber  damals  sagte:  ,Jch 
weiss  keine  Stelle,  wo  zu  Magiafi  ^  rov  nicht  fif]rt)Q  (oder  yvpf) 
Joh.  19,  25),  sondern  wie  hier  ausdrücklich  Tochter  (ni^a  = 
d^vyarrjQ)  ergänzt  würde"  — ,  so  kann  jetzt  auf  den  Syr.  Sin. 
Bezug  genommen  werden,  wo  Mc.  15,  47  Magla  //  *la}ö7Jrog  = 
Cod.  D:  MaQla  ^laxwßov  als  oQn\>  Ä\i3  ^a^TS«  =  MaQiäfi 
1]  d^vyarriQ  ^laxcißov  und  Lc.  6,  16  sogar  *Iovöag  ^laxcißov  als 
,=>an!^>  1=»  f^ioco*  =  ^lovöag  vlog  ^laxcoßov  eingeführt  wird. 
Über  die  dem  Levi  zugeschriebene  Christophanie  vgl.  unten  zu 
Act.  1,  13  unter  Mad^alog  =  Na^apatjX. 


Texte  und  Untersucbangen  zu  Lc.  24,  5—  7.  753 

Lc.  24,  S»»-?  =  Mc.  16, 6.  7  =  Mt.  28, 5-7. 

a.  Clem.  Rom.  I,  24,  1.  p.  42,  19. 

Tov  xvQiov  ^JtjGovv  ix  vsxQ(DP  avaöTfjoag. 

b.  Barn.  XV,  9.  p.  66,  13. 

610  xäi  ayofiev  t?)p  ^/isgav  xr]v  oydotiv  elg  ev^Qoavvrjp,  ev 
U  xal  6  ^IfjOovQ  avioxf]  ix  vbxqwv. 

c.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.  17.  p.  234  E. 

kyvdxaxB  avtov  ävaoxavra  Ix  vsxqSp. 

d.  Celsus  ap.  Orig.  c.  Cels.  II,  57.  Opp.  I,  431. 

jtQooxBg  6i^  bI  fz^  näw  xtxpXoiq  6  Jtaga  xqi  KiXom  %vöalog, 
cog  döwarov  ovxog  xov  avlöxaod^ai  xiva  ix  pbxqc5v  avxqi 
0<6fiax4,  (p7]0LV'  aX2^  ixBlvo  oxBJcxeop,  bI  xig  aXtid-cog  ojto- 
d-avmv  avioxri  jtoxB  avxai  ocofiaxL 

e.  Epiph.  Haer.  LXIV,  67.  p.  598  A. 

xlva  xolvw  BvayyeViCfOvxat  lyrjyiQd^at  ol  ayyBXoi  xalg  ywai- 
^Iv;  &g  (pacr  xlva  ^tjxbZxb;  'Itjöovv  xov  NaC^ogalov ;  aviöxri, 

OVX   lOXiV   COÖB'   ÖBVXB,   lÖBXB   XOV  XOJtOV, 

f.  Ign.  ad  Trall.  IX,  2.  p.  50,  18. 

og  xäi  äXtjd^cog  rjyiQd-ri  ano  vbxqcöv, 

g.  Acta  Pil.  XIII,  1  A.  p.  255  ed.  Tischendorf. 

xal  xaxv  jiOQSv&tloai  BijtaxB  xotg  (laß^jjxalg  avxov,  oxi 
rjyiQd^Tj  äno  xc5v  vbxqcov  xal  eoxiv  iv  xfi  FaXikala. 

h.  Mt.  28,  5-7. 

ajcoxQid^Blg  ÖB  o  ayyBlog  bIjibv  xalg  yvvai^iv  fiij  q)oßBtO&t 
vfdBlg'  olöa  y&Q,  6x1  ^Irfiovv  xov  ioxavQO/iivov  ^i]xbIxb'  ovx 
ioxiv  <d6b'  i^yBQ&Tj  yag,  xad-wg  BbtBV  öbvxb  iöbxb  xov  xd- 
Jtov,  oxov  ixBixo'  xal  xaxv  JtOQBvd^Blcai  sljtaxs  xolg  uad-fj- 
xalg  avxov,  oxi  Tjyig&i]  ajto  xwv  vbxqcov,  xal  töov  JtQO- 
ayBi  vfiag  Big  xrjv  FaXikalav,  IxbI  avxov  o^bcSb, 

i.   Mc.  16,  6.  7. 

o  ÖB  XiyBi  avxatg'  uh  ix&außelod^B'  ^Imovv  CnxBlxB  xov  Na- 

Cagrjvov  xov  ioTavQoofitvov'  VYBQO^Vy   ovx  soxiv  mÖB'  idt 


764  Aussercanonische  Paralleltexte  zu  Lc 

o  TOJtog,  ojtov  Id'fpcav  ovrov  aXka  vjtayeTe  slxaze  rolg 
fiad-T^ralg  avrov  xai  rm  Dirgcp^  ort  jfQoayei  vfiaq  elg  r^v 
raXtXalav  ixet  avrov  oipsod-e^  xad-cog  eljtev  vfilp. 

k.  Cod.  Cantabr.  Mc.  16,  6.  7. 

xcu  Xiyei  avrolg  6  ayyBXog'  fiTJ  ^oßelod^B'  xov  ^Irfiovv  g^- 

rtlts  xov  iötavQCDfiivov*  VY^Q^V^  ö^*  eorcv  oöe'  löetB 
ixBl  xojtov  avrov,  ojrov  Id-ijxav  aixov  aXXa  vxaysxs  xäi 
eijtaxe  xolg  fiaO-Tjxalg  avxov  xal  xS  IlixQG)  oxi  l6ov  Jtgo- 

aycn  vfiag  slg  x^v  FahXalav  ixsl  fie  oy}6a0^€,  xa&mg  tiQTj^ 

xa  vfilv, 

1.  Lc.  24,  5*— 7. 

sljtav  ütQog  avxag'  xl  ^7]xetxB  xov  Ccovxa  f/Bxa  xAv  VBxqwv; 

ovx  Böxiv  coÖB,  dXXä  ^yiQß^ri'  fivfjoO^t^B  cog  iXaXrjOBv  vftlv 

Iri  Sv  iv  XXI  faXiialaj  Xiyo^v  xov  vlov  xov  avd-QWJtov 

oxi  6bI  3taQaöo&fjvai  elg  x^^Q^^  dvd-Qcijtov  dfiagxmXcov 
xal  axavQwd-fjvai  xal  x^  xglxrj  f]iiiQa  dvaax^vaL 

m.  Marcion  ap.  Epiph.  Uaer.  XLll.  p.  317B.  p.  348  C. 

eljtav  Ol  kv  iod^fjxi  Xafijiga'   xl  ^ffXBlxB  xov  ^covxa  fiBxa 

xSv  VBXQwv;  VY^Q^^  livriOd-rixB,  oöa  kXaXrjOBV  bxi  wv  fiBd-'^ 

vficoVy  0X1  ÖBl  xov  vlov  xov  dvd-Qcixov  Jcad-Blv  xal  xaga-- 
öodijvaL 

n.  Euseb.  in  Is.  57,  2.  Migne  VI,  473. 

od'Bv  6  ayyBXog  BJtioxäg  xalg  yvvai^iv  eXByB'  xlva  gjy- 
xsItb;  ^Irjoovr;  ovx  eöxiv  wöb'  öbvxb,  Iöbxb  xov  xonov 
avxov, 

0.  Acta  Pil.  B.  XIII,  1.  p.  316. 

^xovöafiBv  öh  xov  dyyiXov  Xiyovxog  jtQog  xdg  yvvalxaq 
xäg  kXd-ovaag    ixBlCB  xov  xag>ov  IöbIv  oxi  firj   q>oßBta&B 

v/iBlg'  olöa  ydg  oxi  ^Irjoovv  C,f}XBtXB.  ovx  bcxiv  coöb,  dXXa 
dvtoxi],  xa&cog  ngoBlxBV  vfilv.    xvipaxB  xal  iöbxb  xov  t«- 

q>0Vj  oJtov  BXBixo  xb  Cwfia  avxov.   jtogBvd-rjXB  öh  xdL  BlxaxB 

xolg  fiad-rjxatg  avxov,  oxi  i^yigd-rj  djto  xwv  VBxgcov  xcd 

jtogsviöd^oioav  iv  x^  FaXiXala'  kxBl  yäg  avxov  BvgtjCovou 

öia  xovxo  XiyiD  ngog  vf/ag  iyca  xovxo  Jtgoxsgov. 


Texte  und  Dotersuchuogen  zu  Lc.  24,  5—7.  755 

p.  Ev.  Pseudo-Petri  v.  55.  56. 

V.  55.  xäi  kxsjL^ovoai  bvqov  xov  Tag)ov  Tjvscoyfiivov  Tcai 
jtQOOsXd-ovoai  jeaQdxwpav  ixet  xal  oQäöip  ixBl  xivä  vea- 
vloxov  xad-e^ofisvop  (Iv)  fiioq)  xov  xag>ov  coQalov  xäl  jr€- 
QißeßXi](iivov  oxoXfjv  XafiJtgoxaxrjv,  ooxiq  Ifprj  avxalq'  y.  56. 
xl  fiXd-axB;  xlva  ^rjxelxs;  (ifi  xov  cxavQco&dvra  ixetvop; 
avioxTi  xäi  axfjXd'BV'  el  dh  [irj  yticxsvexs,  JtaQccxvtpaxe  xcrl 

löaxe  xov  xojcov,  sv&a  Isxsixo,  oxi  ovx  iveaxiv  dviaxtj  yoQ 
xal  djifjXd-sv  ixsl  oO-ev  djtecxdXi]. 

Übersetzungsvarianten    liegen   hier   deutlich   vor:    n2?b   = 
vjtayBTe  =  jtoQsvd^eloat  (vgl.  z.  B.   oben  S.  49  zu  Lc.  5,  24*»), 

-lÄl'^Pl'b«  =  (lij   9oßeta&e^  =  (li^  IxO-afißtlo&e,  D'^nisn  -Jü  Dp  = 

TJyiQ&Tj  cbio  xwv  vaxQciv  =  dvsoxn  Ix  vexgwv.  Die  nur  von 
Lc.  aufbewahrte  Frage:  xi  ^i]xslx6  xov  ^divxa  fiexa  xwv  vexQävj 
—  ist  sicher  ein  Ausfluss  des  Urtextes.  Vgl.  Lc.  20,  38*  = 
Mc.  12,  27  =  Mt.  22,  32^:  d^ebg  öh  ovx  eoxiv  v6xq(5v  äXXd  ^mv- 
xoDV  — ,  Lc.  9,  60:  d(peq  xovg  vexQovg  d-dtpai  xovg  iavxdiv  ve- 
xQovg  — ,  Lc.  20,  38*^:  Jtdvxsg  ydg  avxm  ^dioiv.  Dagegen  ist 
Lc.  24,  6^.  7  sichtlich  eine  redaktionelle  Umschreibung,  bezw.  eine 
Zutbat  des  Lc.  aus  ähnlichen  Stellen.  Die  Bezugnahme  auf  „Fa- 
XiXalc^^  ist  von  den  Redaktoren  nach  ihrem  Ursinn  nicht  ver- 
standen gewesen.  Daher  die  Variationen  des  Textes  gerade  an 
dieser  Stelle.    Vgl. 

Mc,  Mt:         XQodyo)  vfiäg  elg  xijv  FaXiXaiav 

Act.  Pil.  B.:   noQeviod^oDCav  kv  x^  FaXiXaia 

Lc.  24,  6:         cog  iXaXrjoev  vfitv  Ixt  Sv  iv  x^i  FaXiXaia 

Act.  Pil.  A.:   xäl  eoxiv  iv  xfj  FaXiXaia 

Marcion:  öoa  iXä?.Tjö€V  btc  Sv  (ibO^  vfi(5v. 

Bei  dieser  Schwierigkeit  hat  es  Marcion  sich  am  leichtesten 
gemacht:  er  brachte  das  unverstandene  FaXiXala  einfach  in  Weg- 
fall. Die  Lösung  liegt  aber  in  der  —  Heft  II,  381  S.  entwickelten 
—  Erkenntniss,  dass  hier  nicht  das  nordpalästinische  Galiläa, 
sondern  die  jiBQlxcoQog  =  Tfy^b^  von  Jerusalem,  d.  h.  namentlich 
die  Gegend  um  den  Oelberg,  in  Betracht  kommt.  Wenn  Loisy 
in  der  Revue  Critique  1894  No.  35.  36.  p.  101  gelegentlich  der 
Besprechung  meines  IL  Heftes  die  Identifizierung  des  österlichen 
Galiläa  mit  dem  jerusalemischen  Galiläa  deshalb  bezweifelt,  weil 
die  Pilatus- Akten,   auf  welche  diese  Identificierung  sich  vor- 


766  AuBsercanonische  Paralleltezte  zu  Lc. 

zugsweise  stützt,  „une  bien  faible  autorite^^  hierfßr  sei,  so  ist  za 
bemerken,  dass  eine  unbefangene  Forschung  sämmtliche  Quellen 
—  auch  die  zweifelhaften  —  stets  im  Auge  behält,  femer, 
dass  die  bereits  von  Justin  benützte  Urschrift  derPilatus*Akten 
jedenfalls  zu  den  ältesten  Quellen  der  evangelischen  Geschichte 
gehört,  und  dass  gerade  eine  werth volle  geographische  Erinnerung 
in  einer  übrigens  untergeordneten  Nebenquelle  fortgepflanzt  sein 
kann,  ohne  dass  die  späteren  Bearbeiter  —  wie  es  in  diesem 
Falle  bezüglich  der  uns  erhaltenen  Recensionen  der  Pilatus- 
Akten  zu  Tage  liegt  —  noch  ein  Yerständniss  von  dem  ursprüng- 
lichen Sachverhalt  besassen.  Es  wird  sich  bei  der  Erörterung 
von  Lc.  24,  50  ff.  zeigen,  wie  werth  voll  die  geographische  Tra- 
dition der  Pilatus-Akten  ist,  wenn  es  gilt,  das  auf  den 
Christophanien  des  Auferstandenen  lastende  Dunkel  zu  lichten. 
Dass  die  Geschwätzigkeit  des  Pseudo-Petrus  auch  in 
diesem  Falle  unvortheilhaft  von  den  canonischen  Evangelien  ab- 
sticht, wird  Jeder  empfinden,  ebenso  die  auch  hier  hervortretende 
Berührung  mit  den  Actis  Pilati. 

Lc.  24,  9  =  Mt.  28,  8  =  Mc.  16,  8. 

a.  Ev.  Pseudo-Petri  v.  57. 

V.  57.  TOTS  al  yvvatxsg  q)oßi]ß^eTöai  lq>VYov. 

b.  Mc.  16,  8. 

xcu  i^sX&ovOai  stpvyov  ajto  xov  (ivpjfislov  üxbv  yccQ  avrag 

TQOfioq  xal  exöraöi^f    xäi  ovöevl  ovöhif   sljtov'  k(poßovv- 
TO  yaQ, 

c.  Mt.  28,  8. 

xal  äxekd-ovcai  xaxp  axo  rov  (iPfjfieiov  fterä  q>6ßov  xcA 

X^Q^Q  f^syaXyjg  eögafiov  cbtayyBtXai  zotg  fia&rjralg  avrov, 

d.  Lc.  24,  9. 

xal  vjroOTQBtpaoai  dxo  rov   (ivt](ieiov   ajir\yyuXav   xavxa 

tavra  rotg  ii^öexa  xal  jcaoiv  xolg  Zoixolg. 

Wir  sind  hier  an  dem  Schluss  des  zweiten  Evangeliums  an- 
gelangt. Dass  der  später  bei  der  Einfügung  dieser  Evangelien- 
schrift in  den  ältesten  Evangeliencanon  —  wahrscheinlich  von 
der  Hand  Aristo's  von  Pella  (vgl.  Heft  ü,  450  ff.)  —  verfasste 


Texte  und  Untersuchungen  za  Lc.  24,  9.  13.  7g7 

Marcus-Schluss  nicht  von  der  Hand  des  zweiten  Evangelisten 
stammt,  ist  allgemein  anerkannt.  Aber  auch  alle  Versuche,  einen 
anderen  ursprünglichen  Marcus-Schluss  zu  construieren,  sind  von 
vorn  herein  vergeblich  und  müssen  scheitern  an  der  Thatsache, 
dass  die  beiden  ältesten  Zeugen,  der  erste  und  dritte  Synoptiker, 
von  Mc.  16,  8  =  Mt.  28,  8  =  Lc.  24,  9  ab  auseinander  gehen  und 
deutlich  erkennen  lassen,  wie  an  dieser  Stelle  der  sonst  so  starke 
Einfluss,  den  das  Marcusevangelium  auf  beide  Schriftsteller  aus- 
geübt hat,  ebenso  plötzlich  abbricht  wie  das  Marcusevangeliuni 
selbst.  Ganz  besonders  der  erste  Evangelist,  welcher  doch  nur 
6 — 10  Jahre  später  als  Marcus  schrieb,  hätte  den  ursprünglichen 
Marcus-Schluss  noch  kennen  müssen,  wenn  ein  solcher  wäre  vor- 
handen gewesen.  Gleichwohl  lässt  auch  die  Behandlung  der 
Schlussperikope  Mc.  16,  1—8  durch  Mt  und  Lc.  vermuthen,  dass 
hinter  dem  Marcustexte  noch  eine  ältere  Quelle  lag.  Zu  den 
vorstehend  schon  erwähnten  Symptomen  kommt  hier  noch  das 
—  von  Weiss  nicht  notierte  —  Zusammentreffen  des  Mt  und 
Lc.  in  dem  axayyBlXat  (Mt)  und  dem  ojciiyyBiXav  (Lc.),  wodurch 
doch  anscheinend  gerade  das  Gegentheil  von  dem  ausgedrückt  wird, 
was  Mc.  sagt:  xa\  ovötvl  ovöbp  ebrov.  Indess  kann  die  Losung 
dieses  Widerspruchs  möglicherweise  in  der  Voraussetzung  liegen, 
dass  die  Marcus-Nachricht  nur  das  nächste  Verhalten  der  Frauen 
schüdern  wollte,  wodurch  die  spätere  Mittheilung  ihres  Erleb- 
nisses, nachdem  der  erste  Schrecken  überwunden  war,  nicht  aus- 
geschlossen blieb  und  von  Mc.  wahrscheinlich  selbst  berichtet 
worden  wäre,  wenn  er  mit  eigener  Hand  den  Schluss  seines 
Evangeliums  würde  verfasst  haben.  Dass  das  pseudopetrinische 
Evangelienfragment  hier  an  Mc.  sich  anschliesst,  liegt  auf  der 
Hand. 

Lc.  24, 13. 

a   Cod.  Gantabr.  Lc.  24,  13. 

7]0av  06  ovo  xoQBVOfisvoi  ig  avxmv  ev  avrij  xxi  W^P?  ^^^ 
x(6fi7]V  äjti'/i^ovCav  öraölovg  t^rjxovra  ajto  %QOV0aXfifi  ovo- 
fiari  OvXafifiaovg, 

b.  Lc.  24,  13. 

xal  löoi)  ovo  ig  avTQjv  kv  avtTJ  rrj  yfiega  fjöav  xoqbvo- 


768  Aussercanonische  Paralleltexte  za  Lc. 

[iBvoi  elg  xdfifjv  ojtixovoav  oxaöiovq  £§i^xoyra  axo  ^kQav- 
öaXijfz,  y  opo/ia  ^Efifiaovg. 

c.  EvaDg.  Hieros.  p.  5.  6. 

Et  ecce  duo  ex  Ulis  ea  ipsa  die  erant  euntes  in  castellum 
(f^inl),  quod  loüge  erat  ab  Jerusalem  CLX  (r^sn 
f^i\AX.Q  =  Lagarde:  ^^LjJLo  Ipc)  stadia,  cujus  nomen  Amaos 

Mit  der  Perikope  Lc.  24^  13 — 35  begiunen  die  von  Paulus 
1.  Cor.  15,  5 — 7  genannten  fünf  Christophanien  des  Er- 
standenen, welche  in  der  von  Paulus  benützten  schriftlichen 
Evangelienquelle  als  die  entscheidenden  Instanzen  des  Aufer- 
stehungsberichtes vorauszusetzen  sind.  Von  ihnen  theilt  Lucas 
im  Evangelium  die  drei  ersten  (Lc.  24,  13—35:  Petrus  Simon, 
Lc.  24, 36—43:  rolg  öciösxa,  Lc.  24, 50—53:  i^tapoo  xspraxocloig), 
in  den  Actis  (Act.  1,  4 — 11)  die  letzte  dieser  fünf  Christophanien 
mit,  sodass  nur  die  vierte  {exeira  coq)d'f}  ^laxcißa})  in  den  lucanischen 
Berichten  weggelassen  ist. 

Der  Überzeugung,  dass  die  erste  der  lucanischen  Christo- 
phanien  (Lc  24,  13 — 35)  mit  1.  Cor.  15,  5*  {xdi  ort  a}g>d^y  K7}(pa) 
zusammenfalle,  habe  ich  bereits  in  den  Agrapha  8.  422  ff. 
Ausdruck  gegeben.  Ich  bin  zu  dieser  Überzeugung  gelangt  von 
dem  Augenblicke  an,  als  ich  in  den  Schriften  des  Origenes 
dessen  aussercanonische  Lesarten  zu  Lc.  24,  13 — 35  kennen  lernte. 
Und  ich  kann  mich  heute  noch  nicht  genug  darüber  wundern, 
dass  diese  Origenes-Texte  sowohl  in  der  alten  Kirche  als  in  der 
modernen  Theologie  so  gut  wie  keine  Beachtung  gefunden  haben. 
Mich  würden  diese  Texte  im  höchsten  Grade  interessiert  haben, 
selbst  wenn  sie  von  einem  geringeren  als  Origenes  überliefert 
wären,  ja  selbst  wenn  sie  in  einem  Apocryphum  —  meinetwegen 
in  den  Actis  Pilati  oder  in  dem  Evangelium  Pseudo-Petri 
—  zu  finden  wären.  Aber  es  ist  Origenes,  der  grösste  Theologe 
der  alten  Kirche,  der  unvergessliche  Bahnbrecher  aller  biblischen 
Textkritik,  der  Urheber  der  ersten  neutestamentlichen  Text- 
recension,  Origenes  ist  es,  welcher  neben  Kleophas  als  dem 
zweiten,  den  Simon  als  den  ersten  der  beiden  Jünger,  denen 
Jesus  auf  dem  Weg  nach  Emmaus  erschien,  namhaft  macht,  der 
zweimal  ausdrücklich  versichert,  gerade  in  den  Hand- 
schriften desLucasevangeliums  diesenNamen  des  Simon 


Texte  und  Üntersuchtmgen  za  Lc.  24, 13.  769 

gefunden  zu  haben  und  der  nicht  weniger  als  siebenmal  in 
Schriften  aus  yerschiedenen  Zeiten  seines  Lebens  (in  seinen 
Commentaren  zu  Johannes  wie  zu  Jeremias,  ebenso  in  seiner 
Schrift  contra  Celsum)  dieselbe  Lesart  —  nicht  etwa  als  person- 
liche Yermuthung;  sondern  eben  als  überlieferten  Evan- 
gelientext  —  wiederholt.  Dass in  der  massenhaft  angewachsenen 
Evangelien-Literatur  und  insbesondere  in  der  so  vielfach  ventilierten 
Frage  wegen  der  evangelischen  Auferstehungsberichte  diese  Ori- 
genes-Texte  so  gar  keine  Rolle  gespielt  haben,  ist  ein  Zeichen 
der  Beschränktheit  und  Engherzigkeit  der  seit  einem  Jahrhundert 
im  Gang  befindlichen  Evangelienforschung,  nur  erklärbar  aus 
der  vom  wissenschaftlichen  Standpunkte  aus  unentschuldbaren 
Selbstbeschränkung  auf  die  canonisch-revidierten  Texte  und  der 
damit  zusammenhängenden  Verachtung  und  Vernachlässigung  der 
aussercanomschen  Textüberliefening.  Möchten  denn  die  nach- 
folgenden Erläuterungen  zu  unserer  wichtigen  Perikope  bessere 
Beachtung  finden  als  meine  früheren  Äusserungen  hierüber  in 
den  Agrapha  S.  422  f. 

Zuvorderst  aber  ist  bezüglich  Lc.  24, 13  eine  Bemerkung  über 
die  aussercanonische  Variante  OvXafifiaovg  (=  ^Efifiaovg)  hier 
einzuflechten.  Diese  Variante  wird  zu  Lc.  24,  13  lediglich  durch 
den  Cod.  Bezae  (D:  OTAAMMAOYS  =  d:  ulammaus)  vertreten. 
Er  findet  sich  aber  noch  im  A.  T.  zu  Oen.  28,  19  und  daraus 
bei  Justin,  DiaL  c.  Tryph.  c.  58.  p.  582.  Prof.  v.  Gebhardt 
schreibt  mir  über  Gen.  28,  19:  „Hier  bieten  die  ältesten  Hand- 
schriften, in  welchen  das  betreflfende  Capitel  enthalten  ist, 
ovkafifiavg  (so  Cod.  Alex.)  oder  ovXafdfiaovg  (Cod.  Cotton.  und 
Cod.  BodL);  das  OvXafiXoi^  der  Sixtinischen  Ausgabe  ist  vielleicht 
nur  Correktur  auf  Grund  des  (von  den  LXX  missverstandenen)  he- 
bräischen Textes —,  wenn  nicht  wirklich  0YAA31MA0Y2  als  ein 
sehr  alter  Schreibfehler  für  OrAAMAOYU,  resp.  OYAAMÄOYZ 
zu  halten  ist,  was  mir  eigentlich  das  Wahrscheinlichste  ist." 
Wenn  durch  die  letztere  Annahme  die  Lesart  der  LXX  und  des 
Justin  zu  Gen.  28,  19  sich  erklärt,  so  bleibt  es  immer  räthselhaft, 
wie  das  OvXafifiaovg  als  Ersatz  von  ^Efifiaovg  in  den  Text  des 
Cod.  Bezae  eindringen  konnte.  Anders  verhält  es  sich  mit  den 
Lesarten  der  Itala-Codices  Veronensis,  Palatinus  Vindobonensis, 
Corbejensis^,  welche  am  Schluss  von  Lc  24,  13  den  Ortsnamen 
Emmaus  =  Amaos  als  Personen -Namen  aufgefasst  und,  indem 

Texte  u.  Untei-sachnngen  X,  3.  49 


770  Aassercanonische  Paralleltezte  zu  Lc. 

sie  aus  y.  18  den  Namen  des  KXeoxag  ergänzten,  die  beiden 
Wanderer  als  „ammaus  et  cleopas"  oder  ab  ^cleofas  et  ammaos^' 
bezeichnet  haben.  Bei  der  Lesart  opo/iari  (D)  war  die  grammatische 
Beziehung  auf  die  ovo  xogsvo/iBvot  sehr  wohl  möglich. 

Lc  24, 14. 

a.  Orig.  in  Joann.  I,  7.  Opp.  IV,  8. 

dkXä  xal  HiKDP  xai  Kkeoxac  oucXovvreg  xoog  äXZtjXov^ 

jtSQl  xavxmv  rciv  öVfißeßtpcoTOov. 

b.  Lc.  24»  14. 

xal  avTOi  cifiiXovp  jtgog   dXXi^Xovg   [Cod.  Cantabr.:    XQog 

havrovg]  jtsQl  jiavxoav  rcSv  övfißeßrpcoTmv  rovxcov. 

Hier  beginnt  nun  beiOrigenes  sein  aussercanonischer  Text 
mit  der  sich  bei  ihm  stets  gleichbleibenden  Benennung  der  beiden 
Jünger:  SI(i<dv  tuxI  KXeoxag,  Simon  als  der  erste  stets  voran. 
Vgl.  das  sechste  Holtzmann'sche  Kriterium  bezüglich  der  Ge- 
nauigkeit und  Zuverlässigkeit  der  patristischen  Citate:  „wenn  der 
Schriftsteller  sich  in  seinen  Gitaten  gleichbleibt.**  S.  Agrapha 
S.  16.  Bei  Origenes  tritt  der  Name  „Hfianf^  nicht  als  Ver- 
muthung  auf,  auch  nicht  in  der  Epexegese,  sondern  als  Text, 
und  zwar  mit  grösster  Selbstständigkeit  und  gleichbleibender 
Sicherheit.  So  ist  dieser  Origenes-Text  weit  entfernt  von  dem 
Charakter  jener  patristischen  Gonjekturen,  wonach  bald  „Na- 
thanael",  bald  „Lucas**  selbst,  bald  ein  Bischof  von  Jerusalem  der 
Begleiter  des  Kleophas  oder  vielmehr  deijenige  gewesen  sein 
sollte,  den  Kleophas  begleitete.  So  wenig  wurde  in  der  alten 
Kirche  der  Text  des  Origenes  zu  unserer  Perikope  beachtet. 
Nur  ein  einziger  Godex,  Cod.  Vat  Rom.  (S.)  hat  in  margine: 
ort  o  fiera  rov  KXscijta  jtoQBvofievog  21ii(dp  rjp  —  eine  Band- 
bemerkung, die  entweder  aus  Origenes  oder  aus  der  von  ihm 
benützten  Lucas-Handschrift  abstammt  Aber  merkwürdig!  auch 
der  Verfasser  dieser  Notiz  denkt  nicht  an  1.  Cor.  15,  5%  sondern 
fügt  ausdrücklich  hinzu:  ovx  6  nixQog  aXX*  6  ^xsQog.  Die  Hand- 
schriften-Tradition, welcher  er  folgte,  redete  sichtlich  nur  von 
2lfi(ov  ohne  jede  nähere  Bezeichnung,  genau  wie  der  Origenes- 
Text.  Bezüglich  der  Varianten  xQog  dXXriXoyg  =  xgbg  iavxova 
vgl.  Heft  n,  219. 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Lc.  24, 14.  15.  25.  771 

Lc.  24, 15. 

a.  Orig.  c.  Cels.  II,  62.  Opp.  I,  434. 

xal  iv  x(p  xaxa  Aovxäv  de  6vayyeXlq}y  ofiiXovvrmv  JtQog 

aXXriXovq  Ulficovog  xal  KXsojta  jtBQl  jiavxcov  rcov  avfiße- 
ßfpcoTcov  avTolg^  6  7f]Oovg  hjtioxäg  avxolg  ovvsjtOQsvsxo 
(lex'  avTcov. 

b.  Lc.  24,  15. 

xal  kyivBxo  iv  x(p  ouiXelv  avxovg  [xal  ovCvxBlv,  xal  av- 
xog  om.  Syr.  Cur.]  ^IrjOovg  iyylaag  ovpsjtoosvexo  avxolg. 

c.  Evang.  Uieros.  p.  5.  6. 

Et  fait  (y^ocoq),  cum  illi  essent  loquentes,  et  quaererent 
(^A&i^&>Mo),  et  ipse  Dominus  Jesus  appropinquavit  et  ibat 
cum  illis. 

Hier  sind  ijtiöx^vai  =  iyyl^eiv  =  ang  (vgl.  jtQoöexBiv  = 
iyyl^Bip  zu  Lc.  19,  41)  gleichwerthige  Varianten.  Perner^nt- 
spricht  das  övpbxoqsvbxo  fiBX  avxäv  in  dem  Origenestext  dem 
hebräischen  DriK  Ifb^  besser,  als  die  canonische  Weglassung  des 
/iBxa,  Auch  6fiiXovvxa)v  avxcop  =  xal  iyivBxo  kv  xA  ofiiXBlp 
avxovg  sind  stilistisch  verschieden  geformte  Übersetzungen  von 
D'^iailQ  DM  *^iV\  Aber  trotz  aller  dieser  Varianten  und  des 
weiteren  aussercanonischenTextbestandtheils:  Hfimpog  xal  EXbo- 
jta  (sc.  jiBQl  xapxwp  cviißBßrjxoxmp  avxolg)  bezeichnet  Origenes 
seinen  Text  als  lucanischen  Evangelientezt:  kp  xtp  xaxa  Aov- 
xäp  BvayyBXlq}\ 

Lc.  U,  25. 

a.  Marcion  ap.  Epiph.  Haer.  XLII.  p.  317  B  C. 

xät  äpxl  6h  xov'  „i^'  olg  kXaXrjOap  ol  jtQotpfjxai^  „i^  olg 
iXaXijOa  vfilp.^*' 

b.  Marcion  ap.  Epiph.  Haer.  XLIL  p.  348  D. 

xal  apxl  xov'  k<p^  olg  iXaXrjOap  ol  jtQoq>fjxai^^  inoiTjOBP' 
„iq>'  olg  iXaXrjOa  vfilp.^^ 

c.  Marcion  ap.  Epiph.  Haer.  XLII.  p.  349  A. 

kxolrfiag  6i,   co   MaQxUop^   äpxl  xov'   ov  xavxä  iaxip  a 

49* 


772  AuBsercanonische  Paralleliexte  zu  Lc. 


iXalfjöav    ol    7tQoq>fjrai*\'    „ov    ravra   icriv    a   iXaXfjOa 

d.  Dial.  de  recta  fide  857. 

eXBfBV'  CO  avomoL  xäi  ßonöstg  rv  xagdla  rov  jnOrevBw 
lüti  TtaCiv  dlq  iXdXtjöa  JtQog  vfiag, 

e.  Tert.  adv.  Marc.  IV,  43. 

Plane  invectus  est  in  illos:  0  insensati  et  tardi  corde  in  non 
credendo  omnibus,  quae  locutus  est  ad  vos. 

f.  Syr.  Cur.  Lc  24,  25. 

rote  sbtev  Jtoog  avrovg  6  ^Imovg*  co  oXiyojtiöroi  xäi  ßoa- 
öelg   rfj   xaQÖlf    rov   xiorevsiv  ijd   jtäotv    olg  iXaX^osv 

VfllV, 

g.  Philastr.  c.  156.  p.  182. 

Ideo  et  dominus  ad  quosdam:  0  duri  corde  et  imprudentes 
animo,  cur  non  advertitis,  quod  lex  et  propbetae  de  fiUo 
hominis  quae  ante  praedixerant  afFutura,  cuncta  consummari 
oportuerat. 

h.  Lc.  24,  25. 

xal  avrbg  bIjibv  jcqoq  avTOvg'  a>  avotixoi  xal  ßgaöetg  r^ 
xagöia    rov  jtiOrsveiv    ijtl  jcäoiv   olg  IXaXtfiav   ol   xqo- 

i  Diatessaron  Arab.  ad  Lc.  24,  25.  26.  p.  96. 

Tunc  ait  illis  Jesus:  0  mente  destituti  et  gravi  corde  ad 
credendum!  Nonne  juxta  omnes  sermones  Prophetarum 
opportebat  Messiam  haec  omnia  pati  et  intrare  in  gloriam 
suam? 

Während  Delitzsch  in  seiner  Rückübersetzung  ßgaöslg  r^ 
xagöia  mit  ib  '^'113  wiedergiebt  und  so  mit  dem  „gravi  corde'* 
des  Diatessaron  zusammentrifiPt,  schreibt  Salkinson  hb'^'^t^p, 
mithin  wie  Philastrius:  „duri  corde",  in  Analogie  mit  der 
CxXrjQoxaQÖia  Mt.  19,  8  =  Mc.  10,  5  und  noch  mehr  mit  Mc.  16, 
14:  wvelöiaev  rfjv  ajiioxiav  avxwv  xäi  oxXrjQoxagölav,  aber 
auch  in  Übereinstimmung  mit  dem  alttestamentlichen  Sprach- 
gebrauch —  vgl.  Ezech.  3,  7:  STEn  nb-^op?!  =  LXX:  xal  oxXfjgo- 
xagöioi.  Im  Weiteren  flihrt  die  Textgestalt  bei  Philastrius: 
imprudentes  animo  ( =  aifOTjroi  Jtvevfiazi)  auf  H^T^^ncn  zurück, 


Texte  und  Untersuchungen  zn  Lc.  24, 25.  773 

nach  Analogie  von  ^b'^ion  —  Prov.  7,  7  u.  ö.  Der  lucanische 
Text  fahrt  fort:  rov  jticrevsiv,  der  marcionitische  nach  Ter- 
tullian:  in  non  credendo,  ähnlich  hierin  auch  Philastrius: 
cur  non  advertitis.  Schwierig  festzustellen  ist  das  ursprüngliche 
Object  des  xiozeveip,  bezw.  des  fi^  jnarevsiVj  indem  hierbei 
vier  Variationen  um  den  Vorrang  streiten.    Vgl. 

.  J  Marcion  sec.  Epiph.:  iq>'  olg  iXaXtjoa  vfitv. 
'  \  DiaL  de  recta  fide:  olg  iXalrjOa  jtgbg  vfiag, 

^  r  Syr.  Cur.:  olq  iXaZfjOsv  vfilv. 

'  \  Marcion  sec.  Tert:  quae  locutus  est  ad  vos. 

o  jLuc:  olg  iXaXfjoav  ol  JCQog>^Tai. 

\Diatessaron:  juxtaomnes  sermones  Prophetarum. 

4.    Philastrius:  quod  lex  et  prophetae  praedixerant. 

Die  erste  Lesart,  sowohl  von  Epiphanius  als  von  dem 
Dial.  de  r.  f.  als  marcionitisch  bezeugt,  ist  als  unzulässig 
schon  von  Epiphanius  nachgewiesen.  Derselbe  sagt  ^EZeyxog 
o^  p.  349  A:  el  6h  sljtev  avrotg'  iZaXrjoa  v(itv,  navxrj  iylvmoxov 
avrov  av  cüto  tov  Xoyov  rov'  iXaXijaa  vfitv.  Jtcig  ovv  kv  zy 
xXäcet  rov  agrov  Xiysr  rjvolx^fioav  avrcöv  ol  otpd'aXiiol,  xaX 
kjtiyvcooav  avrov  ^  xdL  cnjpavrog  iyevero;  In  der  That,  wenn 
Jesus  hier  in  erster  Person  von  sich  gesprochen  hätte,  so  würde 
er  sich  den  Jüngern  zu  früh  zu  erkennen  gegeben  haben.  Daher 
ist  die  Lesart:  iXaXrjCa  wohl  nur  als  eine  Corruption  von  kXä- 
XfjCev  zu  erachten,  bezw.,  wie  Nestle  erinnert,  als  Übersetzungs- 
variante von  "ittM,  welches  je  nachdem  n^K  oder  "ittk  vocalisiert 
werden  kann.  Nach  dem  im  folgenden  zu  Lc.  24,  26  aus  Justin 
DiaL  c.  106  mitgetheilten  Texte  würde  anzunehmen  sein,  dass 
Jesus  zwar  auf  seine  eigenen,  aber  durch  Bezugnahme  auf  die 
alttestamentliche  Prophetie  begründeten,  Leidens  Weissagungen 
hier  die  beiden  Jünger  hingewiesen  habe.  Das  wäre  mithin  eine 
Vereinigung  der  beiden  Lesarten:  kXdXrjosv  und  kXaXriCav  ol 
jtQog)f]tai,  Der  Philastrius-Text,  welcher  in  seiner  ersten  Hälfte 
so  vorzüglich  ist,  weicht  in  der  anderen  Hälfte  allzuweit  ab,  als 
dass  er  hierin  für  probehaltig  erkannt  werden  könnte.  Es  sind 
vielmehr  Bezugnahmen  auf  Lc.  18, 31 ;  22, 37  hier  von  Philastrius, 
bezw.  seinem  Gewährsmann,  eingeflochten.  Wenn  man  festhält, 
dass  Simon  Petrus  der  Begleiter  des  Kleophas  und  dann  (der 
ganzen  Situation  und  der  bei  ihm  vorauszusetzenden  Stimmung 


774  Auseercanonische  Paralleltezte  za  Lc. 

gemäss)  von  den  Zweien  zwar  nicht  der  Sprecher,  aber  derjenige 
Hörer  war,  dem  Jesu  Rede  in  erster  Linie  galt,  so  kann  nur 
die  Lesart:  kkalrjaev  als  die  contextgemässe  betrachtet  werden. 
Denn  der  Vorwurf,  dass  sie  Jesu  Worten  nicht  geglaubt  hatten, 
musste  den  Simon  Petrus  gerade  an  der  wundesten  Stelle  treffen. 
Er  war  es  ja  gewesen,  der  Jesu  Worten  auch  dann  nicht  ge- 
glaubt hatte,  als  dieser  zu  ihm  gesagt:  iv  rovr^  rfj  vvxrl  jiqIv 
aXixxoga  (pmvfjoaL  XQiq  djtaQPf]0^  fis. 

Lc,  24,  26.  27. 

c 

a.  Barn.  VII,  5.  p.  34,  2. 

iva  öel^xi^  ort  öet  avtdv  JtokXa  jcad^Elv  vji   avrciv, 

b.  Act  17,  3. 

öiavolytov  xät  ytagarid-ifievoc,  ort  top  Xqictov  eöei  Jtad-Biv 
xal  avaorfjvai  kx  vsxqcov. 

c.  1.  Petr.  1,  11. 

ro  ^i'  avTotg  [sc.  rolg  JtQoq>fiTaic]  Jtvavfia  Xqictov  xqo- 
(laQTVQOfievov  tol  slg  Xqlötov  jtaO^i^fiaTa  xal  Tag  fierd 
xavTa  do^ag. 

d.  Lc.  24,  26. 

ovxl  [Cod.  Cantabr.,  Dial.  d.  r.  f.:  oti]  Tavxa  iöet  Jta^atp 
TOP  Xqiötop  xal  slösXd^elP  elg  ttjp  66§ap  [avTOv  om.  Syr. 
Cur.] ;  ^^^  ^  ™^^-™^ 

e.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.  53.  p.  273  C. 

fiBTa  yag  ro  aTavQa)d'^pai  avTOP  61  övp  avTtp  opTBg  (ia- 
d^Tal  avTov  duöxedaö&fjoap,  (isxQig  otov  ävioTtj  ix  psxqwp 
xal  jtijceixev  avzovg,  oti  ovTa)g  jtQ06X6q)i]T£VT0  xsqI  ov- 
Tov  jta&etv  avTOP. 

f.  Just.  Apol.  I,  50.  p.  86  B. 

vöTegop  06  6X  pbxqcop  dvaOTaPTog  xal  dq)9^ipTog  avTOlg 
xal  Talg  jeQog}TjT6laig  iPTVxstP,  kp  cäg  JtapTa  TavTa  ngo- 
elQrjTO  yePTjOOfiepa  öiöa^aPTog. 

g.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.  106.  p.  333  C. 

ohipeg  (isTo,  xo  dvaCTtjpai  avTOP  ix  psxqcjp  xal  xeiöd^pai 
vn    ßVTOv,  oxi  xdü  ngo  tov  xad-eTp  eXeyBP  avTotg  Tavxa 


Texte  und  Untersuch ongen  zn  Lc  24,  26.  27.  775 

avTov  ÖBl  ^u^lv  xal  vxb  tc5p  xQoq)rfcAv  ort  xqobxbxti' 
Qvxro  ratJra,  nersvorfiav  knX  reo  d^lorao^-ai  ovrov,  ore 
iaravQco&ri. 

h.  Lc.  24,  27. 

xal  aQ^ifiBvog  djto  Mcovoicoq  xcä  dno  jtavxoDv  xmv  jtQo- 
q>rp:Av  öuQfiijvevösv  avrotg  iv  Jtaaaiq  ralg  yQa^atg  rd 
jteQl  havTOv. 

L  Evang.  Hieros.  p.  7.  8. 

NoD  haec  omnia  erat  ei  omnino  (qdoJ|^)1)  pati  Christum 
et  intrare  iterum  («&Of^  Ao&^o)  in  gloriam  suam? 

Der  Unglaube,  welchen  Petrus  der  Jesus- Weissagung  von 
seiner  —  des  Simon  —  Verleugnung  entgegengestellt,  hatte 
seinen  tieferen  Grund  darin  gehabt,  dass  Petrus  auch  den  Weis- 
sagungen Yon  einem  leidenden  Messias  nicht  geglaubt  hatte. 
Sonst  würde  er  gewappnet  gewesen  sein,  als  das  Bild  des  lei- 
denden Messias,  der  Anblick  des  gebundenen  Jesus,  in  Wirklich- 
keit ihm  entgegentrat.  Begierig  nach  der  Herrlichkeit  des 
messianischen  Reichs,  aber  nicht  bereit,  mit  Jesu  durch  dessen 
Tiad^fiara  hindurch  zu  gehen,  hatte  er  sowohl  die  alttestament- 
lichen  Hinweise  auf  die  Leiden  des  Messias  (wie  Jes.  53  =  Lc. 
22,  37;  Sach.  13,  7  =  Mt.  26,  31)  als  Jesu  eigenste  Leidens- 
weissagungen (Mo.  8,  31  =  Lc.  9,  22  =  Mt  16,  21;  Mc.  9,  31  = 
Lc.  9,  44  =  Mc.  17,  22.  23;  Mc.  10,  32—34  =  Lc.  18,  31—34  = 
Mt  20,  17—19)  nicht  verstanden,  weil  er  sie  nicht  geglaubt. 
Erst  hemachmals  durch  thränenreiche  Erfahrung  belehrt,  hat 
er  den  Zusammenhang  zwischen  ra  Big  Xqiotov  Jtaß^fiaza  und 
rag  (lexd  tavxa  öo^ag^  wie  1.  Petr.  1,  11  zeigt,  sehr  wohl  er- 
kannt Und  wie  in  der  charakteristischen  Verbindung  der  Aus- 
drücke xad-Blv  und  öo^a  der  Unterschied  unseres  Logion  Lc.  24, 
26  von  Jesu  früheren  Leidensankttndigungen  hervortritt,  so  ist  die 
Wiederkehr  dieser  Verbindung  der  Jtad-i^fiaxa  und  der  öo^cu 
1.  Petr.  1,  11  ein  Beweis  für  die  tiefe  Einwirkung  der  Worte, 
welche  Petrus  auf  dem  Wege  nach  Emmaus  aus  dem  Munde 
des  Auferstandenen    gehört  hatte.     Für  ihn  wird  ja  auch  der 


1]  Das  aramaisierte  Travrctfc  "*  vM^iä«  welches  im  Hierosolymi- 
tanam  häufig  vorkommt,  vertritt,  —  wie  öfter,  so  auch  hier  —  das  grie- 
chische der.    Vgl.  Schwally,  Idioticon. 


776  Aussercanonische  Paralleltexte  zu  Lc 

verborgene  Accent,  der  auf  dem  jtacip  olg  kXdXriösv  vfUp  lag, 
nicht  verborgen  geblieben  sein.  Er  wird  es  empfunden  haben, 
was  Jesus  gerade  ihm  sagen  wollte:  0  hättest  du  doch  allen 
meinen  Worten  geglaubt,  auch  dem  geringsten,  auch  dem  Worte 
vom  Hahnenschrei! 

Lc.  24,  30. 

a.  Orig.  c.  Cels.  II,  68.  Opp.  I,  438. 

yiyQCLJtxm  6k  iv  reo  xarä  Aovxäv,  ort  fisrä  rfjp  apaoraotv 

Xaßtop  TOP  agrop  6  ^hjaovq  evXoYfjoe  xat  xXaaag  ixsdlöov  x€p 
2i(i(OPc  xdi  rm  KXeojtg^, 

b.  Lc.  24,  30. 

xäl  eyipsTO  sp  rc5  xaraxXi&^pac  avxop  fier  avrcop,  Xa- 
ßcip  TOP  CLQXOP  BvXoytiOBP  xa\  xXaaag  exsöiöov  avxotc. 

c.  Ephraem  Syr.  Ev.  concord.  expos.  ed.  Mösinger  p.  270. 

Cleophae  et  socio  suo  benedixit  et  cum  discipulis  mandu- 
cavit. 

Sollte  man  es  glauben,  dass  einem  so  sorgfaltigen  Hand- 
schriftenforscher wie  Origenes  gegenüber,  wenn  er  ausdrück- 
lich versichert:  ytYQgjtxac  bp  xcö  xaxa  Aovxäp,  Jemand  wagen 

könnte  zu  behaupten,  dass  Origenes  hier  und  in  den  anderen 
fünf  Stellen^  in  denen  er,  sich  gleichbleibend,  den  Simon  als  Ge- 
nossen, als  socius  des  Eleophas,  nennt,  eine  von  ihm  ausgesonnene 
Conjektur  in  die  Evangelientexte  eingetragen  habe?  Hat  etwa 
Origenes  auch  sonst  mit  derartigen  Gonjekturen  um  sich  ge- 
worfen?   Es  antworte,  wer  die  Evangelientexte  verglichen  hat! 

Lc.  24,  32. 

a.  Orig.  in  Joanu.  Tom.  I,  10.  Opp.  IV,  11. 

xavxy  x^  övpafdH  fiagxvQovPxsg  6  Stficop  xäi  6  KXeojtag 

^aoip'  ovxl  Tj  xagöla  rjfimp  xaiofiiprj  r/p  ip  xfj  odc5,  cog 
ömpoiyep  tjuIp  xag  yoatpag; 

b.  Orig.  in  Jerem.  Hom.  XIX,  3.  Opp.  HI,  274. 

coojteg  ofioXoyovöi  2!ifi<x>p  xal  KXetpjtag  Xiyopxeg  ixl  xotg 

Xoyotg  avxov'  ovx   V   ^(^Q^f-o,  ^ficop  xaiofisp^   fjP  kp  xy 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Lc  24,  30.  32.  777 

oJ(p,  (Dg  öif]voiyev  tjulv  rag  yQag)ag;  kvd'aöe  tj  xagöla 
xcdsrai  ;rü()l  xal  Slfimvog  xaL  KXscojta'  axovs  XByovrmv 
ovx  rj  xagöla  ^u<5v  xaiofiivTj  rjv; 

c.  Orig.  in  Jerem.  XIX,  9.  Opp.  III,  275. 

sha  t6  ijtl  ^liiiDva  xal  KXscixav  kXijXvO'dg  [sc.  ro  jkvq], 

Xva  Hfl  TJjgrjd^  r(p  aXXcp  Jtt)gl'  si  yag  (itj  sXaßev  hv&-ads 
x6  xvg  xrX. 

d.  Ambros.  Apol.  David  II,  8,  43.  (Opp.  U,  78  ed.  Caillau). 

sicut  testantur  in  Evangelio  Ammaon  et  Cleophas  dicentes: 
Nonne  cor  nostrum  ardens  erat  in  nobis  in  via,  cum  aperiret 
nobis  Scripturas? 

e.  Ambros.  Expos.  Ev.  sec.  Luc.  VII,  132.  (Opp.  V,  298). 

fiunc  ignem  in  se  Amaon  et  Cleophas  a  Domino  missum  esse 
testantur  dicentes:  Nonne  cor  etc. 

f.  Ambros.  Expos.  Ev.  sec.  Luc.  X,  173.  (Opp.  V,  461). 

sicut  se  Ammaoni  et  Cleophae  seorsum  jam  vespere  de- 
monstraverat. 

g.  Lc.  24,  32. 

xal  Bbiav  xgog  dXXijXovg'  ovxl  V  xccgöla  ^fx(5v  xaiofiivi] 

[Syr.  Cur.  ßgaöeta]  tjv  kv  ^(itv,  dg  iXaXei  ^(ilv  iv  rfj  od<5, 
(Dg  dtrivoiyBV  Tjfilv  rag  yga(pag; 

h.  Diatessaron  Arab.  p.  96^  ed.  Ciasca. 

Dixerunt  autem  ad  invicem:  Nonne  cor  nostrum  grave  erat 
in  nobis,  dum  loqueretur  nobis  in  via  et  interpretaretur  nobis 
scripturas? 

i.   Cod.  Cantabr.  p.  261*  ed.  Scrivener. 

ol  Sk  eljtav  jtgog  kavrovg'  ovxl  ^  xagöla  tjv  tjuAv  x£- 
xaXvfifiivi] ,  cSg  kXaXsi  rfiilv  kv  xfj  oöcp ,  (og  Wf^^  W^^ 
tag  ygag>ag; 

Die  Varianten  xgog  dXXi^Xovg  =  Jtgog  hax)rovg  erklären  sich 

wie  oben  zu  Lc.  24,  14,  ebenso  die  Synonyma  öcapolyeiv  =  inter- 
pretari  wie  ijicXveiv  =  öirjyslad'ai  =  inö  zu  Mc.  4,  34.  Vgl. 
Heft  11,  157.  "Von  ganz  besonderem  Interesse  sind  die  Varianten 
xaiofiivi]  =  xsxaXvfifidvTj  (D)  =  coopertum  (d)  =  excaecatum  (c) 
=  exterminatum  (e)  =  obtusum  (ij  :=»  gravatum,  grave,  ßgaösla 


778  AaBsercanonische  Pamlleltexte  su  Lc. 

(Syr.  Cur.,  Diatess.,  Vers.  Arm.,  Sabid.),  welche  auf  das  hebräische 
"11^21  zurückzuführen  sein  dürften.  Denn  von  dem  Verbum  '^T3l 
sind  im  Hebräischen  zwei  völlig  verschiedene  Bedeutungen  ge- 
bräuchlich, einmal  „brennen,  lodem*\  sodann  aber  auch  „dumm, 
thöricht  sein".  Bezüglich  der  letzteren  Bedeutung  vgl.  Ezech.  21, 36: 
D-in^ä  =  LXX:  ßagßaQoi,  Ps.  94,  8:  D^ja  D'^'1?ä  =  LXX:  cl(pQOVb:; 

kv  tS  Xaä,  Ps.  92,  7:  Ija-TD'^»  =  LXX:  dv^g  atpQmv,  Ps.73,22: 
1?n-'>?K1  =  LXX:  xdyco  ^ovösva}fiivo^Vs. 49,Tf:  n?9  =  LXX: 

avovg,  Jes.  19,  11:  «Tl^ra?  ns?  =  LXX:  ^  ßovXrj  fimgap^jostai^ 

Jerem.  10,  14:   DlÄ"te  njSD  =  LXX:   hfimgavd^  xag  avd^Qoxoq, 

Jerem.  10,  21:   'i'iyn?  =  LXX:   tjfpQovBvöavxo^  Prov.  12,  1:   n?2 

=  LXX:  aq)Qa>v.  Man  sieht,  wie  mannigfaltig  das  Verbum 
nira  in  dieser  zweiten  Bedeutung  übersetzt  wird.  Wenn  es  sich 
nun  fragt,  welche  Bedeutung  dem  Context  gemäss  vorzuziehen 
sei,  ob  die  canonische  Übersetzung  xaiofiivf],  oder  die  ausser- 
canonische  xexaXvfifiivi] ,   coopertum,    excaecatum,  obtusum,  so 

ergiebt  die  Correspondenz  mit  dem  m  dvotftoi  in  Lc.  24,  25,  sowie 
mit  dem  Xvjcovfiavot  des  Cod.  D  zu.  Lc.  24,  33  (s.  unten)  eine 
zweifellose  Entscheidung  für  die  Übersetzung:  War  nicht  unser 
Herz  verblendet,  als  er  mit  uns  redete  auf  dem  Wege?  Es  kommt 
dazu,  dass,  wenn  —  nach  den  auch  hier  sich  gleich  bleibenden 
Texten  des  Origenes  —  Simon  Petrus  der  Begleiter  des  Eleophas 
war,  dieses  Selbstbekenntniss  einen  besonders  tiefen  Sinn  gewinnt, 
als  ein  tief  trauriges  Echo  der  Busspredigt,  die  er  gehört  hatte, 
ohne  die  geliebte  Person  des  Busspredigers,  die  ihnen  so  nahe 
gewesen  war,  zu  erkennen.  „Ja,  wir  sind  dvoTjvoi  xät  ßgadstg 
rfj  xagöla  gewesen!"  —  Zu  den  vom  Syr.  Cur.,  Diatess.,  Vers. 
Armen.,  Sahid.  vertretenen  Varianten:  ßgadela  (nach  Baethgens 
Übersetzung  des  Syr.  Cur.)  =  grave  gravatum  —  weist  Nestle 
darauf  hin,  dass  er  bereits  i.  J.  1886  bei  Gelegenheit  einer  Re- 
cension  von  Baethgens  griechischer  Übersetzung  des  Syr.  Cur. 
(in  der  Theol.  Lit.-Z.  1886  No.  12  Sp.  270)  ßagstg  f^r  ßgadeta  als 
Übersetzung  von  y^p*^  vorgeschlagen,  ja  auch  die  Möglichkeit  einer 
Verwechslung  von  Ip'»  =  xaleiv  und  ^y^  =  ßoQvv  slvai  ange- 
deutet hat.  Aber  diese  Gleichung  gilt  nur  ftir  den  syrisch  en  Zweig 
der  Textüberlieferung.  Der  altlateinische  Zweig  mit  seinen  Über- 
setzungsvarianten :  coopertum  =  obtusum  =  excaecatum  —  geht 
auf  xBxaXvfifiipi]  des  Cod.  D  zurück,  wie  Nestle  selbst  zuge- 


Texte  und  üntenachungen  zu  Lc.  24,  32.  33.  34.  77g 

steht.  Und  dieses  xsxaXvfifiivi]  kann  in  keinem  Falle  auf  das 
hebräische  *ip*>  zurückgeführt  werden,  welches  ja  vielmehr  die 
Bedeutung:  kostbar,  theuer,  prächtig  sein  u.  s.  w.  angenommen 
hat  In  dem  xexaXv/ifiivri  aber  einen  Schreibfehler  zu  erblicken, 
wie  Nestle  will,  verbietet  doch  der  vorzügliche  Zusammenhang, 
welcher  soeben  nachgewiesen  ist.  Den  gehaltenen  Augen  ent- 
spricht das  verblendete,  thorichte  Herz,  um  deswillen  sie  ihren 
Herrn  nicht  erkannten.  —  Die  Lesart  des  Ambrosius  endlich 
„Ammaon  et  Cleophas"  geht  nicht,  wie  ein  jüngerer  Kritiker 
Namens  Rohrbach  vorschlägt,  auf  den  2l(i(Dv  des  Origenes, 
sondern  auf  die  altlateinischen  Codices  zurück,  deren  Lesart  oben 
zu  Lc.  24,  13  besprochen  worden  ist.  Mit  dem  JSlficov  des  Ori- 
genes  hat  dieser  aus  Amaos  (=  Emmaus)  entstandene  Amaon 
oder  Ammaon  Nichts  zu  thun.  Auch  Ambrosius  selbst  unter- 
scheidet ganz  bestimmt  den  Ammaon  von  Petrus  Simon:  dem 
letzteren  sei  Jesus  am  frühen  Morgen  (prima  mane),  dem  Amaon 
et  Cleophas  am  Abend  (vespere)  erschienen.  Davon,  dass  der 
Begleiter  des  Cleophas  Simon  Petrus  gewesen  sein  könnte,  besass 
Ambrosius  keine  Ahnung. 

Lc.  24,  33.  34. 

a.  Evang.  Hieros.  ad  Lc.  24,  23.  34. 

Et  surrexerunt  eadem  hora  et  regressi  sunt  in  Jerusalem: 
et  ipsi  invenerunt  undecim  congregatos  et  eos,  qui  cum  illis 
erant  Et  dixerunt  illis  (^.^cm  oisof^o):  Yere  surrexit, 
dominus,  et  apparuit  Simoni. 

b.  Cod.  Cantabr.  ad  Lc.  24,  33.  34. 

xal  avaoravreq  Xvjtovfisvoi  avr^  ry  äga  vjtiozQetpav  elg 

*IeQov6aXf](i,  xal  bvqov  r'jd-Qo'iOfiivovg  zovg  ivösxa  xal 
rovg  ovv  avrolg,  Xiyovzsg  ort  ovra^g  'JY^Q^^o^vQiog  xal 
dfpd-Tj  2l(ia)vi, 

c.  Lc.  24,  33.  34. 

xal  avaaravreg  avzij  '^V  ^Qf  vjtiozgefpav  elg  hgovoa* 
XrjUy  xal  BVQOV  ?}ß-QOia(i£vovg  zovg  ivöexa  xal  zovg  ovv 
avzolg  Xiyovzag  ozi  ovzmg  VY^Q^V  _9^J^^Q^9?   ^   coy^iy 


780  AuBsercanonische  Paralleltexte  zu  Lc. 

d.  1.  Cor.  15,  4.  5* 

xal  ort  kyriyBQrac  ry  fi(iiQif  xy  tglrn  xata  rag  YQaq>aqj 

xal  ort  (og)d'fj  J^^J^- 

e.  Ev.  sec.  Hebr.  ap.  Hieron.  de  vir.  ill.  c.  2. 

quia  surrexit  filius  hominis  a  dormientibus. 

f.  Just.  Apol.  I,  50.  p.  86  B. 

ix  vsxQcov  avaoxavxog  xdL  oq^d-ivroq  avrotg. 

Durch  die  Parallelisierung  mit  1.  Cor.  15,  5*  wird  es  un- 
zweifelhaft klar,  dass  unter  dem  in  den  Origenes-Texten  nicht  näher 
praedicierten  HIhcdv  kein  anderer  als  Ki]g>ag  =  IlixQog^  der 
Apostel,  gemeint  gewesen  ist  Durch  die  Lesarten  des  Cod.  D 
sowie  des  Evang.  Hieros.  tritt  der  damit  übereinstimmende  That- 
bestand  uns  entgegen,  dass  der  Ruf:  ovxoog  i^yi^i]  6  xvQtog  — 
nicht  von  der  versammelten  Jüngerschaar  angegangen  ist,  sondern 
vielmehr  von  dem  Jüngerpaar,  das  von  Emmaus  zurückkehrte. 
In  sprachlicher  Hinsicht  ist  die  canonische  Lesart:  Xiyovxag  ohne- 
hin unerträglich  hart  und  in  der  Evangelienliteratur  ohne  Beispiel 
Die  Phrase:  bvqov  xovg  ivÖBxa  Xeyovxag  —  müsste  genau  ge- 
nommen übersetzt  werden:  sie  fanden  die  Elfe  im  Sprechen  be- 
griffen. Denn  der  Zustand  oder  die  Thätigkeit,  worin  man 
Jemanden  findet  und  antrifft,  muss  doch  bei  dem  Moment  des 
Findens  schon  vorhanden  oder  im  Gange  gewesen  sein.  Stand 
aber  im  Urtexte  ^ntt^'^,  wie  das  Hieros.  mit  seinem  OT^r^o 
an  die  Hand  giebt,  so  konnte  entweder  xal  IXbjov  oder  mit 
Cod.  D  XiyovxBg  übersetzt  werden,  und  das  dazu  gehörige  Subjekt 
waren  die  beiden  avaoxavxsg,  von  denen  gesi^  ist:  vjtioxQstpavelg 
^leQovaaXTjfi,  Erst  als  der  Name  des  JSlfitov  aus  den  *  Hand- 
schriften dieser  Perikope  getilgt  war,  konnte  die  irrthümliche 
Lesart:  Xdyovxag  in  den  Text  eindringen  und  die  —  mit  dem 
folgenden  Context  unvereinbare  —  Auffassung  entstehen,  als  ob 
die  versammelte  Apostelschaar  schon  vor  der  Rückkunft  der  Beiden, 
denen  Jesus  auf  dem  Wege  nach  Emmaus  erschienen  war,  von 
der  Auferstehung  des  Meisters  aufs  festeste  überzeugt  gewesen 
wäre.  Vielmehr  diese  Beiden  liessen  den  Ruf  ertönen:  ovxmg 
TjyiQd^ri  6  xvQiog\  Selbstverständlich  kamen  die  weiteren  Worte: 
xal  ciq>&Tj  SliKovi  —  aus  dem  Munde  des  Kleophas,  der  es 
richtig  verstanden  hatte,  dass  die  so  eben  gehabte  Erscheinung 
des  Meisters  nicht  für  ihn,  sondern  für  Simon  Petrus  be- 


Texte  und  Untenacbungen  zu  Lc.  24,  33.  34.  7g  1 

Btimmt  gewesen  war  ^).  Die  volle  ilestitution  dieses  Jüngers  in 
sein  Apostolat  war  damit  noch  nicht  erfolgt.  Jesus  war  ihm 
zunächst  nur  als  Bussprediger  entgegengetreten,  der  die  reuevolle 
Stimmung  dieses  seines  Jüngers  vertieft  und  sein  Herz  auf  die 
letzte  Ursache  seines  Falls,  den  Unglauben,  hingewiesen  hatte. 
Und  der  aussercanonische  Textbestand theil  des  Cod.  D:  Xvjtov- 
fievoi^  der  an  sich  ziemlich  befremdlich  erscheint,  ist  dann,  wenn 
die  Erscheinung  des  Auferstandenen  gerade  dem  Simon  Petrus 
gegolten  hat,  der  Sachlage  durchaus  entsprechend.  Nur  strafende 
Worte  hatten  sie  von  dem  Meister  gehört,  so  lange  sie  ihn  noch 
nicht  erkannt  hatten,  und  dann  kein  einziges  Wort  mehr,  nach- 
dem er  von  ihnen  erkannt  war.  Das  rasche  Verschwinden  des 
wiedererkannten  Meisters  ohne  ein  Wort  der  Vergebung  musste, 
wenn  Petrus  der  Begleiter  des  Kleophas  war,  einen  nieder- 
schlagenden Eindruck  hinterlassen  haben.  So  deckt  sich  das 
XvjiovfjLEVoi  des  Cod.  D  zu  Lc.  24,  33  mit  der  xagöla  xsxaZvfifiivi] 
desselben  Codex  zu  Lc.  24,  32 ,  zugleich  aber  auch  mit  der  von 
Origenes  vertretenen  handschriftlichen  Überlieferung  bezüglich 
des  2lfi<x)V. 

Bei  dem  Rückblick  auf  die  Perikope  Lc.  24,  13—35  gewinnen 
wir  die  wichtigsten  Resultate,  vor  allen  Dingen  das  Vorhanden- 
gewesensein eines  älteren  vorcanonischen  —  und  zwar  hebräischen 
(vgl.  zu  Lc.  24,  32)  —  Quellentextes,  femer  eine  neue  Bestätigung 
von  der  Bedeutung  des  Cod.  D,  bezw.  seines  Archetypus,  sowie 
einen  starken  Eindruck  von  dem   Werth  der  durch  Origenes 

1)  Während  ein  ungenannter  Kritiker  die  Lesarten  des  Origenes 
so  erklärt,  dass  Origenes  mit  D  Xiyovrsg  gelesen  und  von  da  aus  seinen 
Slfiiüv  erfunden  habe,  behauptet  Brandt  (die  Evangelische  Geschichte 
und  der  Ursprung  des  Christenthums  auf  Grund  einer  Kritik  der  Berichte 
fiber  das  Leiden  und  die  Auferstehung  Jesu,  Leipzig,  1893,  S.  362  Anm.  3) 
gerade  das  Gegentheil.  Er  erklärt  die  Lesart  des  Cod.  D:  }.iyoyteg  fQr 
unvereinbar  mit  dem  Texte  des  Origenes,  da  ja  auch  Kleophas  den  Herrn 
gesehen  habe!  So  hebt  ein  Kritiker  den  anderen  auf.  Der  etwaige  Ein- 
wurf aber,  als  ob  das  Xiyovrsg  mit  dem  folgenden  rovg  svöexa  in  Wider- 
spruch stehe,  weil  die  letztere  Bezeichnung  die  Anwesenheit  des  Petrus 
bereits  voraussetze,  wird  entkräftet  durch  den  Hinweis  auf  1.  Gor.  15,  5.  7. 
wo  der  zweimal  wiederkehrende  Ausdruck  ol  SwÖExa  beide  Male  wie  ol 
iv6exa  nur  collektiv  gemeint  ist,  ferner  durch  die  Thatsache,  dass  auch  bei 
Einschluss  des  Petrus  wegen  Abwesenheit  des  Thomas  Lc.  24,  33  die  Elf- 
zahl nicht  erfilllt  gewesen  wäre,  und  endlich  durch  den  Zusatz:  xal  rovg 
avv  avroigf  welcher  Zusatz  eine  genaue  Zählung  von  vorn  herein  ausschliesst. 


782  AoBsercanonische  Paxalleltexte  zu  Lc. 

erhaltenen  Evangelientezte,  dabei  die  überraschende  Aufhellung 
einer  der  dunkelsten  Partien  in  der  Auferstehungsgeschichte 
mittels  Parallelisierung  von  1.  Cor.  15,  5*'  mit  Lc.  24, 13—35,  da- 
durch einen  neuen  Beleg  für  die  Abstammung  der  paulinischen 
Evangelienparallelen  aus  der  Torcanonischen  Quelle  und  endlich 
eine  erweiterte  Erkenntniss  von  dem  quellenmässigen  Charakter 
der  lucanischen  Evangelienbearbeitung.  Durch  den  Zusammen- 
klang von  Paulus,  Origenes,  Codex  Bezae,  Evang.  Hieros^ 
dieser  vier  guten  Zeugen,  deren  ein  jeder  unabhängig  von  dem 
anderen  sein  Zeugniss  abgiebt,  wird  ein  völlig  neues  —  fast 
blendendes  —  Licht  über  die  von  Lc  uns  erhaltene  Perikope 
Lc  24,  13 — 35  ausgegossen,  als  eine  der  kostbarsten  Reliquien 
aus  der  urevangelischen  Tradition,  als  einen  Palimpsest,  dessen 
Retouchierung  von  unschätzbarem  Werthe  ist 

Lc.  24^  3& 

a.  Just.  Dial.  c  Tryph.  c  106.  p.  333  C. 

xal  Ott  iv  iiiotp  rcov  dÖ6lg)cip  avrov  iarrj,  xciv  axooxo- 

Xcov  ....  ocal  fiBX   avrmv  6iay(Dv  vfdPTjös  xov  B^bov^  toq  xal 

iv  xoXq  ajcofivijfiovsvfiaoc  tcov  djcoöroZov  ötilovrai  ys" 
ysvTifiepov. 

b.  Lc.  24,  36. 

ravra  6h  avxmv  XaXovvrmv  avroq  l^OTt)  kv  (iicco  avrwv 

[Syr.  Cur.  add.:  xal  Xiyet  avxolq*  bIqtjvti  v(ilp\ 

c.  Ign.  ad  Smjm.  III,  2,  p.  84,  11. 

xal  oxB  jiQog  xovg  Jtegl  übxqov  riX&Bv,  Itpi]  avxolq. 

d.  Hier,  de  vir.  ill.  c.  16. 

Et  quando  venit  ad  Petrum  et  ad  eos,  qui  cum  Petro 
erant. 

e.  Job.  20,  19^ 

TjXd'SV  6  ^Ifiöovg  xal  lör^  slg  xo  (iioov  xal  Xiyst  aixolq* 

slgijvf)  vfilv. 

f.  Cod.  Colbert.  Lc  24,  36.  p.  107  ed.  Belsheim. 

Haec  cum  illiJoguerentur,ig8e^  dominus  stetit  in  medio 
ipsorum  et  dixit  illis:  I^ax  vobiscum,  ego  sum,  noüte 
famere. 


Texte  und  Untersncbungen  zu  Lc.  24,  32.  783 

g.  Evang.  Hieros.  p.  411.  412. 

Et  dam  Uli  loquuntur,  venit  Dominus  Jesus  et  stetit  in  me- 
dioTeorum,  et  (fiSF^eisT^ax^vobisr^g^^  tuneatis. 

h.  Pistis  Sophia  p.  232,  29  ed.  Schwartze  et  Petermann. 

[aecigiti^locut^  3^^s   quum  vfivsvoev  in   magno  no- 
mine. 

Die  mit  Lc.  24,  36  beginnende  neue  Perikope  ist  bis  Lc.  24^ 
43  als  ebenfalls  aus  der  vorcanonischen  Quelle  geflossen  zu  er- 
achten. Sie  ist  sachlich  identisch  mit  Joh.  20,  19—23,  ferner 
mit  Mc.  16,  14  und  namentlich  auch  mit  1.  Cor.  15,  5b.  Nach 
dem  Vorausgegangenen  war  es  kaum  anders  möglich,  als  dass 
die  Jünger  sich  um  Petrus  drängten,  um  Näheres  über  seine 
Erfahmisse  von  ihm  zu  hören.  Es  scheint  daher  in  der  durch 
Ignatius  erhaltenen,  durch  Hieronymus  und  Eusebius  fort- 
gepflanzten (vgl.  Agrapha  S.  411  f.)  Bezeichnung  der  Jünger  als 
ol  jtSQl  nJTQov  eine  echte  Erinnerung  des  ursprünglichen  Sach- 
verhaltes conserviert  zu  sein.  In  die  Mitte  der  auf  die  Erzählungen 
des  Petrus  und  Eleophas  (vgl.  Mc.  16,  13*:  xaxslvoc  dnrjyyBiXav 
rolg  Xoutolg)  noch  ungläubig  lauschenden  (vgl.  Mc.  16,  13^:  ov- 
öh  ixslvoig  kxloxevcav)  Jünger  (Lc.  24^  36:  h  (liccp  avrmp  «= 
Joh.  20,  19:  slg  xo  (licov  =  Just.:  iv  iiiccp  r<5p  döeXgxSv)  trat 
Jesus  ein  (Joh.,  Just.:  iorrj  =  Ign.:  ^X&-ep  —  vgl.  Ex.  5,  20: 
naea  =  LXX:  igxofiepog).  Dabei  erinnert  die  Erwähnung  der 
d6£Xg>ol  bei  Justin  an  Mt.  28,  10;  Joh.  20,  17.  An  das  johan- 
neische  Evangelium,  nämlich  Joh.  6,  20:  iyci  slfiit  firj  g>oßBlcd-B 
—  erinnert  auch  der,  wie  im  Cod.  Colb.  und  im  Ev.  Hieros.,  so 
in  anderen  Italae  und  verschiedenen  Versionen,  erhaltene  Zusatz: 
ego  sum,  nolite  timere.  Endlich  wird  der  völlig  aussercanonische 
Textbestandtheil  bei  Justin:  xal  fter^  avrcop  öcdycQV  vfipipe 
TOP  d^sop  —  secundiert  von  der  Illörig  So(pia^  nach  deren  voll- 
ständigem  Texte  dem  Auferstandeneu  folgende  Worte  in  den 
Mund  gelegt  sind:  Recordamini,  me  jam  dixisse  vobis,  antequam 
loxavQOHiap  me,  me  daturum  esse  vobis  claves  regni  caelorum 
(vgl.  Mt.  16,  19;  18,  18).  Nunc  iterum  dico  vobis,  me  daturum 
esse  eas  vobis  (vgl.  Joh.  20,  23).  Haec  igitur  locutus  Jesus,  quum 
vfipevö€P  in  magno  nomine.  Für  diesen  aussercanonischen  Zug 
ist  die  hier  gerade  hervortretende  Berufung  Justins  auf  die 
dxoiiPTj/jtopevfiaxa  xcop  dytooxoXcop  von  grosser  Bedeutung. 


784  Aussercanonische  Paralleltezte  zu  Lc. 

Lc.  24,  87.  88. 

a.  Just,  de  resurr,  fragm.  9.  p.  594  D. 

rlpog  ovp  ipExev  kv  t^  öaQxl  t(]  jtad^ovöy  dviott],  el  (irj 
tva  öel^y  zfjp  aagxixfjp  dvaoraoip;  xal  rovro  ßovZo/iepog 
jciOxojtoiijoai  y  xöip  fia&rit<5p  avrov  /if}  jciorevoPTmp, 
el  äZfjd-cog  odfiari  dpiorrjf  ßXejtoprcop  avTciv  xal  öiOta^oP' 
Tcpy,  eljtsv  avTOtg'  ovjttp  ex^B  jtlöxip;  g>7jalp. 

b.  Tert.  adv.  Marc.  IV,  43. 

cum  haesitantibus  eis  ne  phantasma  esset,  immo  phantasma 
credentibus:  Quid  turbati  estis?  inquit,  et  quid  cogitationes 
subeunt  in  corda  vestra? 

c.  Ev.  sec.  Hebr.  ap.  Hier.  Prooem.  in  libr.  XVIII.  Esaiae. 

cum  enim  apostoli  eum  putarent  spiritum,  vel  juxta  evan- 
gelium,  quod  Hebraeorum  lectitant  Nazaraei,  incorporale 
daemonium,  dixit  eis:  quid  turbati  estis  et  cogitationes  ascen- 
dunt  in  corda  vestra? 

d.  DiaL  de  recta  fide  p.  857. 

iXsye  xotg  fiad^rjralg  doxovoip  avrop  q>apTaalav  elpar  xl 

xsxaQoynipot  iaxi;  xal  l'pa  xl  ötaXoyiOfdol  äpaßalvovciv 
elg  xrjp  xoQÖlav  vfitp; 

e.  Cod.  Cantabr.  Lc.  24,  37.  38. 

jcxarjd^ipxeg  xal  6Pg)oßot  yBp6(iBP0i  kdoxovp  tpdpxaCfia  d-so}- 

Qüv.  6  de  ehtep  avxotg'  xl  xexaQoyftepoi  iöxe  xal  Ipaxl 
öiaXoyiOfiol  dpaßalvovcip  iv  xfj  xagöla  vfidip; 

f.  Lc.  24,  37.  38. 

jtxoTjd^ivxeg  [Cod.  Sin.:  (poßi]d^bPxeg,  Cod.  Vat.:  d^gorid-ipxeg] 
oe  xal  tiiq)oßoi  yepofiepoi  eooxovp  jtpevfia  d-ewoelp.  xal 
eljiBP  avxotg'  xl  xexaQayfiipoi  ecxi,  xal  öiaxl  diaZoyiOfiol 
dpaßalpovotP  hp  xy  xagöla  v(ic5p; 

g.  Job.  Damasc.  Fid.  orthod.  p.  303. 

q)Tlöl  xolg  olxeloig  fiad^xatg  6  xvQiog  Jtpevfia  öoxovoip 
ogap. 

Nach  dem  canonischen  Texte:  Zeyopxag  zu  Lc.  24,  34  steht 
die  lucamsche  Darstellung  nicht  nur  mit  Mc.  16,  13,  sondern 
auch  mit  sich  selbst  in  unlösbarem  Widerspruch.  Nicht 
nur  dass   nach  dem  Redaktor  des  späteren  Marcus -Schlusses 


•• 


Texte  und  üntersuchangen  zu  Lc.  24, 37.  38.  39.  7g5 

die  Erzählungen  der  beiden  aus  Emmaus  zurückgekehrten  Jünger 
auf  den  Unglauben  der  Mitjünger  stiessen  {ovöh  hcelvoig  kxl- 
crevoav)^  sondern  auch  die  lucanische  Relation  schildert  die 
Mitjünger  in  einem  Zustand  des  Nichtglaubens  befindlich.  Wie 
wäre  es  nach  alledem  möglich  gewesen,  dass  sie  selbst  bei  dem 
Eintritt  der  beiden  aus  Emmaus  Zurückkehrenden  ausgerufen 
haben  sollten:  ovroog  i^yigO'fi  6  xvQiogl  Der  Verfasser  des 
späteren  Marcus-Schlusses,  welcher  mit  dem  Urheber  des  Arche- 
typus für  Cod.  D  jedenfalls  identisch  ist  (vgl  Heft  II,  449  ff.), 
setzte  mithin  seinerseits  ebenfalls  die  Lesart  des  Cod.  D:  Xiyov- 
TBQ  =  Ev.  Hier.:  xqlI  IXeyov  —  voraus.  —  Die  Abstammung 
unserer  Perikope  aus  dem  hebräischen  Urtext  wird  verificiert 
durch  folgende  Übersetzungsvariant^^:  putare  =  credere  =  doxf ry 
=  ITDH,  Phantasma  =  spiritus  =  jtpsvfia  =  Till,  Jtxoeio^ai  =^ 
d'QOSloß^ai  =  q>oßslod'ai  —  Äl^,  ^scoqsIv  =  oqov  =  SiiTi.  Tn  dem 
aussercanonisciien  ^ustincitate  erinnert  öiota^ftvzmv  an  Mt  28, 

17:  ol  öh  JöiaraGap  (das  Verbum  diora^siv  kommt  sonst  im 
N.  T.  nur  noch  Mc.  14,  31  vor),  sowie  die  strafende  Frage:  ovx(o 
l^gTC  jtlotiv;  an  Mc.  16,  14:  civeiöicep  rtjp  cbtiarlav  ccvräv, 

Le.  24, 39. 

a.  Apelles  ap.  Hippol.  p.  200.  Cf.  Tischendorf  p.  732. 

jtelO'Ovra  ort  avrog  elij  xal  ov  (pavxaciia^  alXä  svooQxog. 

b.  Apelles  ap.  Epiph.  Haer.  XLIV,  2.  p.  382  B. 

xal  äviOTtj  iv  aXf^O'Blgi  xcu  BÖBi§BV  avri^v  ttjv  cägxa  rolg 
kavrov  (ia&fjTalg, 

c.  Epiph.  ^Epöt/fi.  Xqiotov  c.  3.  p.  49  D  ««  Anaceph.  p.  137  C. 

dg  /ifj  slpai  g>avTaolap  ro  oQci/iBPOP. 

d.  Epiph.  Haer.  LXXVU,  7.  p.  1U02  A. 

XiyoPTog  fikp  avrov  rav  6a>tiJQog'  lÖBzi  (iB,  oti  iyci  bI/ii 
xdL  ovx  fjlXolwfiai. 

e    Job.  Damasc.  Fid.  orthod.  p.  303. 

y>r)iag>rjaati  fiB  xal  lÖBXBf  g>fjol  rolg  olxBloig  fiadT/ratg  6 
xvQiog  xPBVfia  öoxovoip  oQap,   ort  iyco  Blfii  xai  ovx  rjX^ 

Xolcofiat^  Ott  jcptv/ia  Oagxa  xal  oOxla  ovx  Ixbl,  xad'cig  ifih 

d-BiDQBlTB   BXOPta. 

Texte  u.  Untersnchongen  X,  S.  50 


•. 


786  Anssercanonische  Pafalleltezte  za  Lc. 

f.  Ign.  ad  Smym.  III,  2.  p.  84,  12. 

Xaßsre,  WT)Xa(jpi]Oari  üb  xal  lÖBXBy  oxi  ovx  bIizI  daiuoviop 

g.  Hier,  de  vir.  ill.  c.  16. 

Ecce,  palpate  me  et  videte,  qaia  non  sum  daemonium  in- 
corporale. 

b.  Pseudo-Ign.  ad  Smym.  lU.  p.  244,  17. 

XaßBXBy  ^Xaq>ricaxi  fiB  xal  IöbtBj  ort  ovx  Bl/d  öaifioviop 

dacifiarov  nvBvfia  yag  cag/xa  xal  oöria  ovx  ix^t,  xa&cog 
JuB  l^Ba}QBlTB  eji^oira. 

i.  Doctrina  Petri  ap.  Orig.  de  princ.  prooem.  c.  8.  Opp.  I,  49. 
ubi  salvator  videtur  ad  discipulos  dicere,  quod  non  sit  dae- 
monium incorporeum. 

k.  Epiph.  Haer.  LXXVU,  9.  p.  1003  BC. 

bXbybv  löbtb  rag  x^^Q^^  f^^^  *^^  ^^^S  Jtodag  fiov,  xal  rovg 
TVJtovg  T(DP  riloDVf  OTi  krf€o  $l(ii  avrog'  tpfjXaq>i]0arB  xal 
lÖBTB^  ort  TtvBVßa  o&Qxa  xal  ocxia  ovx  ix^iy  xad^oog  if(i 

d-SOQBlXB   BXOVXa. 

1.  Epiph.  Ancor.  c.  91.  p.  95  D. 

xal  xolg  (lad'fjxalg  avxov  IbXbysv  Iöbxb  fiB,  oxi  iym  Blfii' 
jrvBvfia  yag  ooxia  xal  öagxa  ovx  sxbi,  xad-a}g  kfih  d^Bo^QBlxB 
Ixovxa. 

m.  Syr.  Cur.  Lc.  24,  39. 

iÖBXB  .xag  x^^Q^^  f^^^  ^^^  xovg  cftoöäg  fiov  fpt/jiaipfjoaxB  xal 
lÖBXBy  oxi  avxog  iyd  Blfii^  oxi  jtPBVfia  oagxa  xal  ooxia  ovx 

BXBl^  Xad'COg  ifih  d^BOOQBlXB  ^x^pxä. 

n.  Lc.  24,  39. 

lÖBXB  xäg  x^^Q^^  ^0^  ^^^  xovg  noöag  fiov,  oxi  kfd  Blfit 
avxog'  tpijZaipijöaxi  fiB  xal  Iöbxb,  oxi  jevBVfia  öaQxag  xal 
ooxea  ovx  bxbi,  xad-mg  ifzh  &Ba)QelXB  Bxovxa, 

o.  Dial.  de  recta  fida  p.  851. 

jtvsvfia  yag  öagxa  xal  ooxia  ovx  bxbc^  dg  ifis  ogaxB 
f;foi^ra. 

p.  Just,  de  resurr,  fragm.  9.  p.  594  D. 

ovjtm  BXBXB  jtloxiv;  (prjClv  Iöbxb  oxi  iyoi  bI/il 


Texte  und  Untenuchungen  zu  Lc.  24,  39.  41. 42.  43.  7g7 

Auch  hier  treten  —  z.  Th.  die  vorigen  —  Übersetzungs- 
varianten auf:  ^€€operi^  =  opfii^  =  Hin,  ^apTaala  =  q>apra0fia  = 

jtvev/ia  =  6ai(i6viov  =  riTi,  döci/iarov  =  incorporale  =  incor- 

poreum  =  aa^xa  ovx  exei  =  ita  ib  'J'^Ä  (vgL  Agrapha  S.  411 — 
415)  wo  die  auch  im  Hebräerevangelium  auftretende  Variante: 
incorporale  daemonium  besprochen  ist),  endlich:  ecce  =  löov  =» 
idfTa  ==  Xaßere  =  Hin.  Vgl.  das  mit  Tizti  gleichbedeutende 
kH,  welchesl^zech.  16,  43  mit  löovy  Gen.  47,  23  aber  mit  Xaßsrs 
wiedergegeben  ist.  S.  Gen.  47,  43:  I^'iT  DDb'ÄH  =  LXX:  Xaßere 
kavrolg  OJcigfia.  —  Ganz  besonders  merkwürdig  ist  noch  der 
aussercanonische  Zusatz:  xal  ovx  i^XXolcofiai  bei  Epiphauius  und 

Johannes  von  Damascus.  Man  vgl.  das  dXXoiovod-ai  «=  hegov 
ylveO&ai  =  fieTafioQg>ovod'ai  =  n|r)tDn  zu  Lc.  9, 29  oben  S.  159  ff.,, 
sowie  das  kgxxpeQci&tj  kv  trtQa  (lOQffj  Mc.  16,  12. 

Lc.  24, 41. 

a.  Clem.  AI.  Paed.  11,  1,  15.  p.  174. 

ex^ri  xi  ßQ^^JJf;OV  kvd-ade;  eljtev  6  xvQioq  XQoq  rovg  fia^ 
^i^Tff^  fterä  xrlv  dvaöraoip. 

b.  Petrus  Comestor  H.  E.  c.  293  =  Cod.  Colb.,  Vulg. 

Adhuc  illis  non  credentibus  ait  Jesus:   Habetis  hie  aliquid, 
(juod  manducetur? 

G.  Lc.  24,  41. 

ezi  öh  cbnotoivTWP  avrciv  ajto  z^g  X^Q^^  *^^  d^aviia^op- 
rcop  eljtev  avxolq'  ix^xi  xt  ßgcioifiop  ivd'ade; 

d.  Cyrill.  AI.  Comm.  in  Luc.  p.  442. 
^xnoi  Xi  xdiv  lömölucov. 

Die  Varianten:  ßgcoaifiop  =i6ciöiftop=  quod  manducetur  = 
bssti  liegen  auf  der  Hand.^  Vgl  Lev.  19r23;  b3«tt  =  LXX: 
ßQciöifiop.    Ebenso  Neh.  9,  25;  Ezech.  47,  12. 

Lc.  24, 42.  43. 

a.  Orig.  Opp.  111,  477,  in  Matth.  XI,  2. 

xal  avxbg  e(payep  Ix^vog  ojtxov  dpaöxag,  fiigog  Xaßcov  dsto 

xc5p  fiad^Tjxdop. 

50* 


788  AutisercanoniBche  Paralleltezte  zu  Lc. 

b.  Eus.  Marin.  SuppL  p.  294. 

xal  IxO^og  oxzov  fitQog  Ivdxiov  avxAv  ItpayBV, 

c.  Clem.  AI.  Paed.  II,  1, 15.  p.  174. 

kxiöioxav  avrm  Ix^og  oxrov  fiigog^  xal  fpccfmv  ivcixiov 
avTcäp  elxsv  avzotg,  fpriclv  6  Aovxäg,  ooa  ebrsv^ 
<L  CyrilL  AI.  Comm.  in  Luc  p.  442. 

^xrfii  XI  Tc5r  iöcctölfimv  ojtxov  de  Ix^og  fiigog  f/v  xal 
Zaßcov  xaxeöfföoxBV  oQcivxcov  avxcSv. 

e.  Lc  24,  42.  43. 

ol  de  kjcida^xap  avxm  Ix^vog  ojtxov  (iigog'  xal  Xaßmv 
kpcijtiov  avx(5p  ?9^ßJ^. 

f.  Just,  de  resurr,  fragm.  9.  p.  594  D. 

xal  jtavxaxod^ev  avxop  xaxoporjOapxBg,  oxi  cevxog  ioxt  xal 
iv  xcp  aciiiaxi,  jtaQsxaXeoap  avxop  g>ay8lp  fisx^  avxwp^  tpa 

xal  öia  xovxov  ßsßala^g  (la&oHJip  oxi  dXfj&wg  oa}/iaxix(5g 
apicxri,    xal  Itpays  xtjqIop  xdL  Ix^P. 

g.  Epipk  Haer.  LXVI,  38.  39.  p.  652  C  D. 

(lexa  dpdöxaoip  öevxbqop  ßißQoncsv  6  'Ificovg  xal  i^  Ix^vog 
ojtxov^  xai  axo  fiahoolov  xt^giop. 

b.  Syr.  Cur.  Lc  24,  42.  43. 

ol  06  oxeöfDxap  avxw  Ix^og  oxxov  fiiQog  xal  ojro  [jbXio- 
oLov  xf^glov  xai  Xaßmv  ivcixtop  avxäp  itpaysp,  tuxL  Xaßmv 
xd  ixlXouta  löancBV  avxolg. 

L  Cod.  Colbert.  ==  Vulg.  ad  Lc  24,  42.  43. 

at  illi  obtuleruüt  ei  partem  piscis  assi  et  porrexergnt  ei  et 
favum  mellis.  Accepit  coram  illis,  suinens  reliquias  dedit  eis. 

k.  Evang.  Hieros.  p.  413.  414. 

Et  illi  autem  obtulerunt  ei  partem  piscis  assi  et  ex  favo 
mellis.  Et  quum  manducasset  coram  eis,  sumpsit  reliquias 
(^ouiAat)  et  dedit  eis. 

1.   Petrus  Comestor  H.  E.  c.  293. 

Et  obtulerunt  ei  partem  piscis  assi  et  favum  mellis.  Et  man- 
ducans  reliquias  dedit  illis. 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Lc.  24,  42.  43.  789 

m.  Epiph.  Haer.  XXX,  19.  p.  143  BC. 

rlg  öl  ovx  olÖB  xbv  cmr^Qa  avaoravxa  ix  vbxqAv  xal 
ipayovxa;  xa&aJtsQ  sx^i  rä  ocyux  svayyiXia  r^g  dXrjd-elag, 

^^^  ^^Ü*??3L*"^^^  5SI?£.*^^  /i^po5  oxrov  Ijijd'voq,  xal  Jlct- 
ßcov  iq)CCYe  xal  IJcpxg  roTg  (uxB^ralg. 

n.  Clem.  AI  Paed.  U,  1, 13.  p.  172. 

0  xvQiog  .  .  Tovg  OQzovg  svXoy^öag  xal  rovg  ixO^ag  rovg 
ojtTOvg, 

[o.  Ev.  sec.  Hebr.  ap.  Hier,  de  vir.  ill.  c.  2. 

Rursusque  post  paullulum;  Afferte,  ait  Dominus,  mensam  et 
panem.  Statimque  additur:  Tulit  panem  et  benedixit  ac 
fregit  et  dedit  Jacobo  Justo.] 

Aus  den  verschiedenen  (orientalischen  und  occidentalischen) 
Zeugnissen,  zu  welchen  beispielsweise-  noch  Athanasius  und 
Augustinus  hinzukommen,  wird  ein  von  Lc.  weggelassener, 
durch  den  Redaktor  des  ältesten  Evangeliencanons  restituierter 
quellenmässiger  Textbestandtheil  sichtbar.    VgL 

Syr.  Cur.  [nicht  Sin.]:  xal  Xaßcov  rä  knlXotxa  eöawsv  avrotg. 
Athanasius:  Xaßwv  xa  knlXotxa  ajtiöcaxsp  avrolg, 

Evang.  Hieros.:  sumpsit  reliquias  et  dedit  eis. 

Cod.  Colb.,  Augustin:  sumens  reliquias        dedit  eis. 

Petrus  Comestor:  et  manducans  reliquias    dedit  illis. 

Epiphanins:  xal  eöa^xe  rolq  iiadijralq. 

[Evang.  sec.  Hebr.:  et  dedit  Jacobo  Justo]. 

Lucas  hat  also  wieder,  wie  so  oft,  seinen  Quellentezt  gerade  am 
Schluss  gekürzt.  Der  hebräische  Grundcharakter  der  Quellen 
wird   offenbar   an  den  Varianten:   (payttv  =  xareörjöoxipai  = 

ßißQcioxHv  =  bDK,  lv(D3tiov  avT(DV  =  coram  illis  ==  oQcovrayv 

avTcSp  =  ülT^ysb  (vgl.  ßXtnovrwv  avrcov  =  ijt   o^sdv  avrSv 

unten  zu  Act.  1,  9),  inlXoma  =  jtsQioosifiaTa  (Cod.  88)  =  ro 

ijara^fi£^{v  (Cod.  130)  =  nn«ü  (vgl.  1.  Par.  12,  38:  nniD  = 

LXX:   xaraXoiJtogt  ebenso  Jerem.  39,  3:   ri'^'lKip  =LXX:  xara- 

Xotjcog  =  Theod.:   ijtlXoiJtog,  Jerem.  25,  20:    r"'"1ÄtD  =  LXX:  ro 

ijtlXoijtov).  Die  einzelnen  Speisen  werden  bezeichnet  als  agtog 
(JEpiph.)  =  oQTOi  (Clem.  AL)  =  panis  (Ev.  sec.  Hebr.),  Ixd'vog 
onxov  lUgog  (Lc.)  =  pars  piscis  assi  (Colb.)  =  Ig  Ixdvog  (Epiph.) 


790  AnflsercanoniBche  Paralleltezte  zu  Lc. 

=  Ix^g  (Just.)  =  l^O-veg  ol  ojcxol  (Clem.  AI),  endlich  xrjglov 
(Just.)  =  cüio  (ieXiOCIov  xtjqIov  (Syr.  Cur.,  Epiph.)  =  ex  favo 
melüs  (Hieros.)  =  favum  mellis  (Colb.,  Petr.  Com.).  Es  handelte 
sich  also  nicht  um  ein  demonstratiTes  Essen  ausschliesslich  von 
Jesu  Seite,  wie  es  nach  der  lucanischen  Textkfirzung  den  An- 
schein haty  sondern  um  ein  oviKpayslv  Jesu  mit  seinen  Jüngern, 

ganz  wie  Lc.  24,  30  und  Joh.  21,  9,  wo  auch  otpagiov  xäl  agrog 
genannt  ist,  um  ein  owöemvelv  (Cels.)=<jt;rfö^/e«;  (Oecum.),  wie 

es  als  ein  Charakteristicum  für  die  ganze  Zwischenzeit  von  Lc. 
Act.  1,  3^.  4  und  von  Petrus  Act.  10,  41  bezeichnet  wird.  Vgl. 
unten  die  Erläuterungen  zu  Act  1 ,  3^.  4^.  Dabei  ist  wie  beim 
Abendmahlsbericht  (vgl.  oben  S.  640)  so  auch  hier  die  stilistische 
Verwandtschaft  der  Erzählung  mit  der  wunderbaren  Speisung 
zu  beachten.  Vgl.  agtot  =  Ix^^g  =  o^ccgia  —  Xaßcov  =  lda>- 
xev  =  jteQcöosvfiara,  Noch  stärker  tritt  diese  Verwandtschaft 
in  dem  „benedixit  ac  fregit"  des  Hebräerevangeliums  hervor, 
welches  den  Genuss  des  Brodes  dabei  in  apokrypher  Weise  aus- 
schliesslich auf  Jacobus  Justus  beschränkt  hat.  Das  tulit  des 
lateinischen  Textes  ist,  wie  die  Vetus  Interpretatio  (vgL  Agrapha 
S.  421)  richtig  erkannt  hat,  auf  kaßcov  zurückzufahren.  —  Dass 
der  Auferstandene  —  wie  in  Emmaus  und  am  See  Genezareth  *), 
so  auch  —  in  Jerusalem  mit  seinen  Jüngern  ein  Mahl  gehalten 
hat,  sagt  Mc  16,  14:  dpoxeifiipoig  avrolg  und  bezeugt  aus- 
drücklich Justin  DiaL  c.  Tr.  c.  51.  p.  27t  A:  JtaQaysv^aeöd^ai  kv 
%QOX)aaXi](i  xäi  vors  xolg  fiad-fjralg  avrov  öv/ijtielv  jtaXiv  xal 
ov(iq>ayBlp.  Vgl.  unten  zu  Act.  1,  3**.  4*,  ausserdem  Vindicta  Sal- 
vatoris  c.  5.  p.  473  ed.  Tischendorf:  deinde  apparuit  discipulis 
suis  et  manducavit  cum  illis. 

Lc.  24,  50.  51. 

a.  1.  Cor.  15,  6*. 

ejtsita  (Dg)&fi  ijtdva)  jtevzaxooloig  ddekg)oTg  i^dxa^» 


1)  Das  DiatesBaron  verlegt  die  Job.  21, 1  fif  geschilderte  Zasammeii- 
kunft  am  Ufer  des  Genezareth-Sees  nach  Kapemaum:  GonBolationem  .  .  . 
dedit  nobis  per  resarrectionem  suam,  et  cum  discipulos  suos  in  Caphamanm, 
urbe  consolationis,  congregasset    Vgl.  Zahn,  Forschungen  11,218. 


Texte  und  üniersuchnngen  zu  Lc.  24,  50.  51.  791 

b.  Lc  24,  50.  51. 

k§fyyayBV  6k  avxovq  l'cog  nQoq  Btj^avlav,  5^^_^55£5^  '^^S 
X^tQaq  avxov  BvZoyijoep  avtovg'  xal  kyivBxo  iv  rS  evXo* 
fBlv  avxov  avxovg  öiiöxi]  an   avxwv, 

c.  Cod.  Cantabr.  ad  Lc.  24,  50.  51. 

i^rjyayev  de  avxovg  s§(d  jcQog  Bfjd-avlav  ijtagag  6e  xäg 

X^^Qfxg  fjvXoyrjösp  avxovg'  xal  iyivexo  hv  xw  evXoyelv 
avxov  avxovg  djtioxi]  ajc   avxäv. 

d.  Syr.  Sin.  ad  Lc.  24,  50.  51. 

k§^yayev  avxovg  ia>g  XQog  Br^d'avlav  ^^«^^^JW^*'  ^^^  X^^' 
Qag  avxov  xal  evX&ytiosv  avxovg'  xal  €og  svXoyrioev  avxovg 
äveg)eQ€xo  an   avxdiv, 

e.  Evang.  Hieros.  ad  Lc.  24,  50.  51. 

xcä  i§rjyaysv  avxovg  ia)g  Jtgog  Brjd^avlav  xal  ijtrJQSV  xag 

X^tgag  avxov  xal  evXoyrjösv  avxovg'  xal  kyivBxo  kv  x(p 
evXoyelv  avxov  avxovg  toxt]  fiaxgäv  an  avxcov  xal  dve- 
(pigexo  elg  xov  ovgavov. 

Wenn  1.  Cor.  15,  5^  mit  der  Lc.  24,  36 — 43  geschilderten 
Christophanie  identisch  ist,  so  muss  der  von  Paulus  1.  Cor.  15,  6^ 
beglaubigte  Vorgang  mit  Lc.  24,  50.  51  zusammenfallen.  Auch 
alle  übrigen  Indicien  weisen  darauf  hin.  Weder  konnte  das  nord- 
palaestinensische  Galiläa,  wo  die  Anhänger  in  den  verschiedenen 
Städten  und  Dörfern  zerstreut  und  fern  von  einander  wohnten, 
noch  irgend  eine  andere  Ortlichkeit  als  der  Stadtbezirk  von  Je- 
rusalem, noch  eine  andere  Zeit  als  ein  grosses  Fest  in  Betracht 
kommen,  wenn  eine  so  grosse  Ansammlung  der  Anhänger  Jesu 
stattfinden  und  ihnen  allen  zu  gleicher  Zeit  eine  Erscheinung  des 
Auferstandenen  zu  Theil  werden  sollte.  Und  Bethanien  mit  seiner 
Umgegend,  dieser  Sammelpunkt  der  von  Galiläa  konunenden 
Festoarawanen,  dieser  Zufluchtsort  Jesu  in  der  Leidenswoche, 
dieser  nahe  Vorort  Jerusalems,  war  ganz  dazu  geeignet,  um  am 
zweiten  Tage  des  Passahfestes,  am  Abende  des  Auferstehungs- 
tages,  die  gesammte  Anhängerschaft  Jesu  dort  versammelt  zu 
sehen.  Jesus  brauchte  nur  die  Elfe  und  die  mit  ihnen  waren 
über  den  Kidron  zum  Oelberg  hinanznftLhren^  um  gewiss  zu  sein, 
dass  bald  alle  in  der  Stadt  und  in  den  auf  dem  Oelberg  gelegenen 
Vororten  herbergenden   Anhänger   zusammenströmen    und  den 


792  AussercanoniBche  Paralleltexte  zu  Lc. 

Elfen  sich  anschliessen  würden.  Und  wenn  man  nun  vollends 
erwägt,  dass  es  auch  ein  jerusalemisches  nb'tbd  (===:  xsglxtoQog) 
gab  und  dass  dieses  rib'^bl  gerade  den  um  den  Oelberg  gelegenen 
Bezirk  umfasste,  und  wenn  man  annimmt,  dass  die  Weisung: 
JtQodyei  vfiag  elg  Tfjv  FaXiZalav,  ixst  avrop  orpeod-a  eben  auf 
dieses  jerusalemische  Galiläa  (=  xegl^cogog  =  Th^bi)  sich  bezog 
(vgl.  zu  dem  Allen  die  Erläuterungen  in  Heft  II,  381— 389),  so 
wird  Alles  klar:  i^rjyaysv  ccvtovg  itog  (Igco)  XQog  Brjd'avlav  = 
jcQo^yev  avTovg  elg  rfjv  jtsglxcoQov  [=  rtb'^bä]  djto  %QovöaXi]ß. 
Es  wird  klar,  dass  Lc.  auch  hier  eine  seiner  —  namentlich  am 
Schlüsse  der  Abschnitte  —  von  ihm  beliebten  Textkürzungen 
vorgenommen  und  dadurch  den  Sachverhalt  undeutlich  gemacht 
hat.  Wie  zu  der  Perikope  Lc.  24,  13 — 35  wird  Paulus  auch  hier 
zu  Lc.  24,  50.  51  der  Interpret. 

Ob  die  aussercanonischen  Textes worte:  xal  dveg)iQSTO  stg 
rov  ovQavov  noch  zu  dem  von  Lc.  gekürzten  Quellentexte  ge- 
hören  oder  die  Zuthat  eines  späteren  Redaktors  darstellen^  welcher 
dem  Lucasevangelium  einen  abgerundeten  Schluss  geben  wollte, 
das  ist  eine  sehr  untergeordnete  Frage.  In  keinem  Falle  handelt 
es  sich  um  die  letzte  Christophanie  des  Auferstandenen,  um  die 
dvdXrppig  im  engeren  Sinne.  Im  weiteren  Sinne  haben  wir  ja 
das  dvaX'^g)&r]  bereits  bei  dem  Kreuzestode  Jesu  gefunden.  Vgl. 
oben  S.  742  f.  Und  das  dtpavtov  ylvsöd^ai  düt  ccvrcov  (Lc.  24,  31) 
ist  doch  wesentlich  nicht  anders  zu  denken  als  das  öiiori]  oder 
djtioxri  dit  avrcop  an  unserer  Stelle,  bzw.  als  das  äveq>iQ£TO  elg 
TOP  ovQapoP  =*  nia'^Tatirt  =  himmelwärts. 

In  der  von  Paulus  gebrauchten  schriftlichen  Evangelienquelle, 
welche  er  1.  Gor.  15,  4  mit  al  yQaq>al  bezeichnet  und  aus  welcher 
er  in  scharfer  chronologischer  Ordnung  die  dort  erwähnten  Christo- 
phanien  aufzählt,  folgte  auf  die  nach  1.  Cor.  15,  6  der  gesammten 
Anhängerschaar  Jesu  zu  Theil  gewordene  Erscheinung  des  Auf* 
erstandenen  das,  was  1.  Cor.  15,  7*  mit  den  Worten:  Ijtura 
wq>^tl  ^laxcißca  kurz  angedeutet  ist  und  was  das  Hebräerevan- 
gelium für  sich  ausschliesslich  in  Anspruch  genommen  hat.  Vgl. 
Agrapha  S.  421  f.  Aus  der  Untersuchung  über  das  Apostel- 
verzeichniss  (unten  zu  Act  1,  13,  vgl.  namentlich  die  Rubrik: 
ol  Alövfioi)  geht  hervor,  dass  ^Idxwßog  6  rov  'AXg>aloVf  welcher 
hier  1.  Cor.  15,  7^  gemeint  ist,  im  johanneischen  Evangelium  unter 
seinem  Beinamen  OcDfdag  auftritt  und  dass  also  die  von  Lc.  weg- 


Texte  und  Untersachniigen  zu  Lc.  24,  50.  51.  Act.  1,  3.  4.         793 

gelassene  Erscheinung,  welche  der  Auferstandene  dem  ^Icocmßoq* 
Ocofiaq  gewährt  hat,  in  der  johanneischen  Perikope  Joh.  20,  24 
— 29  geschildert  ist.  Da  nun  dieselbe  nach  der  johanneischen 
Darstellung  am  Schlüsse  des  Passahfestes  noch  in  Jerusalem 
stattgefunden  hat,  so  wird  auch  von  hier  aus  bestätigt,  dass  die 
vorausgegangene  Ghristophanie  vor  den  ftinfhundert  Brüijern  eben- 
falls noch  während  des  Passahfestes  in  dem  Bereich  der  Stadt 
Jerusalem  erfolgt  sein  muss. 

Act.  1, 3^  4»  =  10,  41\ 

a.  Celsus  ap.  Orig.  c.  Geis.  II,  20.  Opp.  I,  405. 

liBd-*  cov  [sc.  x(5v  (iad-riT(5v\  avvedeljtvei  xäl  owijttvEv .  ,  . 
avrog  o  ^eog  rotg  övpTQajts^oig. 

b.  Oecumenius  Opp.  p.  3. 

avvBoMiDv  xal  Jtlvcov,  xotvcovcov  aZmif,  xoipcopciv  ToaxeCfig. 

c.  Ign.  ad  Smym.jn,  3.  p.  86,  3. 

fiEza  öh  TTjv  avaoxactv  Gvviq>ayBV  avrolq  xcä  cvvimev  cSg 
CaQXixoq. 

d.  Pseudo-Ign.  ad  Smyrn.  III.  p.  244,  25. 

xal   avviq)ayev  avrotg  xal  ovvijcisv   axQig  i]fi£Qcov   oXcdv 

TBCCaQoxovxa. 

e.  Act.  10,  41^ 

oXxiVBg  ovvBfpayofisv  xal  ovpBTtlofiBV  avT<p  (iBxa  x6  apa- 

Cxfjpat  avxop  ix  pbxq(5p, 

f.  Const.  Vi,  30.  p.  196,  16. 

xotg  oviKpayovöiP  avx<p  xal  ovfdxiovoip  ijtl  ^fiigag  xBöOa- 

Qoxopxa  iiBxa  x6  dpaöx^pai  avxop  ix  pbxq(5p. 

g.  Const.  V,  7.  p.  137, 18. 

fJluTg  ol  2W$^^^'^^^  avxS  xal  ovfiJtioPXBg  ....  xal  avpa- 
paCxQaq>ipxBg  avxm  rjfdBQag  xeooaQaxoPxa  (iBxa  xi]P  bybq- 
CLP  avxov, 

h.  Const.  Vm,  1.  p.  232,  24. 

x€ä  fisxa  xijp  äpaCxaöip  xecoaQaxopxa  i]fiiQag  nagafitlpag 
xotg  anooxoXoig, 


794  Aussercanonische  Paralleltexte  zu  Lc. 

i.   Const.  VIII,  12.  p.  255,  17. 

xclI  rsööoQaxovra  rjfiBQÖiv  öwdtarQl^ag  totg  fia^^xatq. 

k.  Pseudo-Ign.  ad  TralL  c.  IX.  p.  190,  11. 

xal  xBOöaQoxovra  ^fiigag  ovvdiarQltpag   roTg   äjtoaroXoiQ. 

1.  Epiph.  Haer.  LXVI,  38.  39.  p.  652  D. 

xal  OwrivUcd-T]  rotg  fiad-firalg  6t  TJ/isgAv  xBOCagcocovra. 

m.  Epiph.  Anac.  p.  155  D. 

xdi  xotg  cbcooxoXoig  avvi(pcc/B  xal  cvpijvXlöd-i]  fdsx*  avxiSp 

xeaöagaxopxa  tj^igag  xal  xeocaQoxoPxa  vvxxag. 

n.  Epiph.  IIsqI  BlaxBrng  c.  17.  p.  UOOA. 

xoL  xotg  djcooxoXocg  öwitpays  xal  övvijtiB  xal  £J23C!^{??!9 
(isx*  avx(5v  xeöOaQoxovxa  f^fiigag  xal  xsooaQoxovxa  vvxxag. 

o.  Epiph.  "Epöfjfila  Xgiöxov  c.  3.  p.  50  A. 

xaL  avvaXl^Bxat  ov  öoxiqOBi^  aXXa  aXrjd-BUf* 

p.  Theophyl.  Comm.  ad  Acta  I,  4. 

hv  xBCöagaxovxa  rniigaig  avxolg  ovvfjXl^Bxo,  xovxioxi  xoi- 

va)pc5v  aXmv  xal  xoipa>vciv  xgojte^ijg, 

q.  Act.  1,  3^.  4» 

öl  r/iBgcov  xBöCagaxovxa  ojtxavofiBvog  avxolg  . .  .  xai  aw- 
aXi^ofiBPog. 

r.   Cod.  Cantabr.  Act.  1,  3*».  4»'. 

xBOOagaxovxa  ^fisgäv  ojtxavofisvog  avxolg  ....  xal  övv- 

aXiöxouBVog  ubx'  avxc5p. 

8.  *Ex  x<Sv  ajtoOxoXixäv  6töaynaxa>v  ap.  Coteler.  Patr.app.1, 197. 
Vgl  Agrapha  S.  460. 
xcü  (Dg)d'rj  jtaoiv  rjfilv  xolg  /lad-Tjxalg  avxov  xal  iq)apig(D- 
OBV  x^p  öo^ap  ixvxov  öi   ^fiBgcip  XBCöagaxovxa  diödoxov 

rjiiag  xfigvöOBtv  ijtl   xm    opofiaxi    avxov    fiBxävoiav    xal 
aq>BöiP  afiagxKDP. 

t.  Test.  XU  patr.  Simeon  c.  6. 

oxi  6  d'Bog  CcSfia  Xaßwv  xcü  cvPBoMa)v  avd-gcojtoig  loa}- 
öBP  avxovg* 

Der  erste  Gedanke  an  die  Möglichkeit,  dasa  der  Schluss  des 
Urevangeliums  in  die  Acta  hineinreiche,  ist  in  mir  durch  B.  Weiss 


Texte  und  Untenuchangen  zu  Act  1,  3.  4.  795 

erweckt  worden,  welcher  in  seinem  Marcusevangelium  (S.  42^) 
das  Logion  Mc.  13,  32  =  Mt.  24,  36,  obwohl  er  dasselbe  nicht 
auf  die  vorcanonische  Quelle  zurückf&hrt,  mit  dem  Logion  Act.  1, 7 
parallelisiert.  Bei  näherer  Analyse  erweist  sich  die  Verwandt- 
schaft zwischen  Mc.  13,  32  ==  Mt.  24,  36  einerseits  und  Act  1,  7, 
womit  sich  1.  Thess.  5,  1  berührt,  andererseits  als  eine  solche, 
dass  eine  gemeinsame  ältere  Quelle  vorausgesetzt  werden  muss. 
Und  diese  Quelle  kann  keine  andere  sein  als  die  Logiaquelle,. 
welche  von  den  Synoptikern  ebenso  wie  von  Paulus  benutzt 
worden  ist.  Und  da  auch  hier  wieder  Paulus  und  Lucas  (vgl. 
1.  Thess.  5,  1:  jteQl  öh  xmv  xqovcdv  xal  xAv  xaigciv  =  Act.  1,  7: 
ypwvcu  XQOPqvg  7]  xaiQovg)  zusammengehen,  so  muss  in  Mc.  13, 32 
=  Mt.  24,  36  eine  selbstständige  Recension  desselben  von  Paulus 
und  Lc.  benützten  Logion  recognosciert  werden.  Und  weiter: 
da  Lc.  in  der  Regel  die  Herrenreden  nach  ihrer  ursprünglichen 
Lagerung  reproduciert,  während  Mc,  überhaupt  nur  eklektisch 
verfahrend,  auch  vielfache  Umschaltungen  der  einzelnen  Herren- 
sprüche vorgenommen  hat,  (vgl.  Heft  II,  16  ff.),  und  da  der 
Spruch  Mc.  13,  32  (=  Mt.  24,  36)  den  Gontext  der  grossen  es- 
chatologischen  Rede  eher  stört  als  fordert  (vgl.  den  Grundriss 
derselben  oben  S.  60  ff.),  während  er  hier  durch  die  vorausge- 
gangene Frage  der  Jünger  (Act.  1,6),  welche  von  der  Frage 
Mc.  13,  4  =  Mt.  24,  3  ==  Lc.  21,  7  weit  verschieden  ist,  geradezu 
unentbehrlich  erscheint^  so  ergiebt  sich  die  Erkenntniss:  auch 
dieses  Logion  hat  eine  der  bei  Mc.  (und  Mt.)  so  zahlreichen  Um- 
schaltungen erlitten,  Lc.  aber  hat,  wie  oft  so  auch  hier,  den 
Spruch  in  seinem  urtextlichen  Zusammenhang  restituiert.  Ist  aber 
einmal  dieser  Erkenntniss  Bahn  gebrochen,  so  folgt  ganz  von 
selbst  weiter  mit  Nothwendigkeit,  dass  die  ganze  Perikope  Act.  1,4 
— 13  der  vorcanonischen  Quelle  angehört  und  dann  selbstredend 
die  Schlussperikope  des  Urevangeliums  gebildet  hat. 

Für  diese  Annahme  sprechen  noch  folgende  Gründe: 

a)  der  stilistische  Abstand  dieser  Perikope  von  der  dem 
Redaktor  angehörigen  Einleitung  Act.  1,  1 — 3  (vgl.  das- 
selbe Verhältniss  zwischen  Lc.  1,  1 — 4  und  der  mit 
Lc.  1,  5  beginnenden  hebräischen  Quelle  des  Eindheits- 
evangeliums); 

b)  die  —  trotz  der  lucanischen  Überarbeitung  —  erkenn- 
bare sprachliche  Verwandtschaft  von  Act.  1,  4 — 13  mit 


796  Aussercanonische  Paralleltexte  zu  Lc 

dem    synoptischen  (d.   i.  ureyangelischen)  Evangelien- 
typus; 

c)  insbesondere  die  Correspondenz  zwischen  Lc.  9,  51: 
kyivBTO  di  iv  raJ  cvfiJckriQovod^aL  xaq  i^fiigag  rfjq  ava* 
Xi^fpeoDg  avrov  —  einem  sicher  quellenmässigen  Text- 
bestandtheile  —  und  Act.  1,  4 — 13,  als  der  Schlussperi- 
kope  des  Urevangeliums,  in  welcher  das  Lc.  9,  51 
angedeutete  letzte  Ziel,  die  dvaZfjtpigy  erst  wirklich 
erreicht  wird; 

d)  die  Nothwendigkeit,  für  das  ürevangelium,  wenn  dessen 
Tenor  einmal  in  die  Passions-  und  Auferstehungs- 
geschichte hineinreicht,  einen  Abschluss  zu  suchen,  einen 
Abschluss,  welcher  nicht  anders  als  in  einer  letzten 
Christophanie  des  Auferstandenen  gefunden  werden 
kann; 

e)  das  Vorhandensein  zahlreicher  aussercanonischer  Par- 
alleltexte zu  Act  1,  4 — 13  mit  solchen  Varianten,  wie 
sie  sonst  nur  noch  diejenigen  Partien  der  synoptischen 
Evangelien  aufzuweisen  haben,  die  aus  dem  ürevange- 
lium stammen. 

Zu  Act.  1,  4  ergeben  die  aussercanonischen  Varianten  Oi;r- 
öiaTQtßeiv  =  owava(ixqiq>BOd^ai  =  jiaQaiiiPBiv  =  ovvavXlCso^ai 
mit  Bestimmtheit,  dass  das  lucunische  ovvaXlC,€ö&ai  nicht  von 
aXl^siv  in  der  Bedeutung  von  congregare  abzuleiten  ist,  sondern 
von  aXg  in  der  Bedeutung  convesci  (Vulg.)  ==  xoivwvstv  aXwp 
(Oecum.)  =  öv/j^aytlp,  ovpdujtvelv  =  öwtod^ieiv,  also  wie  De- 
litzsch richtig  retrovertiert  hat:  DiTO?  Dtib  ''.b?K?'l.  Vgl.  Amos 
7,  12:  Dnb  M"b3K1  =  LXX:  xal  ixet  xaraSlon  Auch  Justin 
lässt  unmittelbar  nach  dem  avaar^vai  ein  Zusammenleben  Jesu 
mit  seinen  Jüngern  folgen.  Vgl.  Dial.  c.  Tr.  c.  51  p.  271  A:  xäl 
ort  ötl  avrov  3toXXa  jrad^etv  cbto  rwv  yQüiifiaricov  xal  (pagi" 
oaLop  xal  oxavQa^d^Ijvai  xal  rfi  tqIt?]  'fjftigg^  apaortjvai  xal  na- 
Xip  xaQaysvtioead^ai  Lv  ^IsQovoaX^fi  xal  tote  rolg  fiaü^fralg 
avrov  GvpLjtiBlv  xaXiv  xal  ovfKpaytlv.  Zu  dem  avfiq>aYstP  kv 
^kQovoah\(i  vgl.  Lc.  24,  42.  43;  Mc.  16,  14;  ausserdem  in  Emmaus 
Lc.  24,  30,  und  am  See  Genezareth  Job.  21,  9 — 12  ^).    Ob  die  An- 

1)  Vgl.  zur  Erläuterung  dieser  Justin-Stelle  Agrapha  S.  474  fiF.  Dass 
die  betreffende  Angabe  Justina  nicht  eschatologisch,  wie  Zahn  unter 


Texte  und  Untennchungen  zu  Act.  1, 3.  4.  797 

gäbe  der  f,vierzig  Tage"  aus  der  vorcanonischen  Qaelle  stammt, 
bleibt  allerdings  fraglich,  da  die  Schlussperikope  mit  Act  1,  4 
zu  beginnen  und  v.  3^  noch  zur  lucanischen  Einleitung  zu  ge- 
hören scheint,  auch  bei  den  Schriftstellern  des  zweiten  Jahr- 
hunderts diese  ij/iigai  reooaQoxovra  keine  Erwähnung  finden. 
Indess  sprechen  vier  umstände  ftlr  die  Quellenmässigkeit  dieser 
Angabe:  erstlich  die  Gorrespondenz  mit  den  i^fiigai  reocagd" 
xopra  am  Anfang  des  Ureyangeliums  (Lc.  4,  2  =  Mt.  4,  2  »=  Mc. 
1,  13*  (vgL  oben  S.  27),  zweitens  der  pointierte  Gegensatz 
zwischen  dem  ovx  eq>ayev  ovöiv  =  b)M*M'b  (Lc.  4,  2)  dort  und 
dem  cviiipayBlv  =»  rM~b3M  hier,  drittens  das  sehr  gewichtige 
Zeugniss  des  mit  Pseudo-Ignatius  identischen  Redaktors  der 
Constitutionen,  viertens  die  Wahrnehmung,  dass  derselbe 
gerade  hier  —  wie  oben  zu  Lc.  15,  11 — 32,  vgl.  oben  nament- 
lich S.  425  ff.  —  direkt  aus  der  hebräischen  Quelle  geschöpft  zu 
haben  scheint  Man  beachte  den  Wechsel  der  Ausdrücke:  Cvu- 
warfBlv  =  ovvöiaxolßBtv  ==  noQauivHV  =  cvpavaCTQBq>ecO'ai,  wo- 

durch  dieser  Autor  von  dem  lucanischen  Texte  wie  überhaupt 
von  einem  bestinmit  fixierten  Texte  sich  unabhängig  zeigt,  so- 
wie unten  zu  Act  1,  11  die  Citationsformel:  g>aol  yaQ  tä  Xoyia, 
womit  er  den  Text  unsrer  Schlussperikope  einf&hrU  Vgl  unten 
Texte  und  Erläuterungen  zu  Act  1,  11^  —  Sehr  wichtig  ist  auch 
die  schon  Heft  U,  386  besprochene  aussercanonische  Nachricht 
bei  Tertullian,  Apolog.  c.  21:  cum  discipuHs  autem  quibusdam 
apud  Oalilaeam,  Judaeae  regionem,  ad  quadraginta  dies 
egit  docens  eos  quae  docerent 


Verweisung  auf  Dial.  c  'Fr.  c.  40,  80.  85.  113. 138. 139  voraassetzt,  sondern 
historisch  aufzufassen  ist,  zeigt  ausser  dem  Context  die  ausdrückliebe 
Erwähnung  der  ol  ßa^fßai  und  die  dann  erst  nachfolgende  Ein- 
führung der  eschatologischen  Weltperiode:  xal  iv  T<p  fisraSv  rijgnagov^ 
alag  avTov  xQOvov,  Denn  fietaiv  bedeutet  im  späteren  Griechisch  (wie 
Consi  VII,  32.  p.  212,  10)  „hinterdrein,  hernach".  Vgl.  Heft  II,  296. 
Übrigens  ist  wegen  des  awakC^Badixi  zu  Tgl.  Brandts.  371,  Blass,  Acta 
Apostoloiam  p.  42.  Das  awaXiaxoßevoq  im  griech.  Texte  des  Ck>d  Bezae 
beruht  sicher  auf  einem  Irrthum  des  Nachschreibers,  da  der  lat.  Text  „con- 
viyens*' «»  awaXil^ofjisvo^  hat,  und  ist  ein  neuer  Beweis  fttr  die  Unab- 
hängigkeit des  griechischen  Textes  vom  lateinischen. 


798  AuBsercanomBche  Paralleltexte  zu  Lc. 

Act.  1,  4>. 

a.  Epiph.  Haer.  LXVI,  61.  p.  674  A. 

xai  jtaXiv  eXsyep'  cbto  %QoaoXv(ia}v  fiij  x^^Q^^^od-s,  cbcex- 
öexouBvoi  xfjv  kjtayysXiav  xov  xvevfdazog^  fjv  7]xovoaxe^ 
rovTBOTi  xo  jtVBvfia  xo  jtagaxXnxov, 

b.  Act.  1,  4b, 

xaQTfffBi^Bv  avxotg  axo  ^Qoookvficoif  fifj  xo^Qii^o&ai,  älXa 

jtBQifiBVBiv  xYjv  IjtafyBXlav  xov  xaxQOQy  rjv  i^ovcaxi 
fiov  ^od.  D:  T]v  rjxovaa,  ^t/olv,  öiä  xov  oxofiaxog  fiov]. 

c.  Hilar.  Opp.  p.  904. 

sed  exspectate,  inquit,  promissionem  patris,  quam  audistis 
de  ore  meo. 

Zu  jtsQi/iipBiv  (=  jtQooöoxap  =  b'^nin  oder  njp)  vgl.  Clem. 
AI.  Paed^TTTloröürp.  15i  oben  Sf  109  zu  Lc.  7,  19  =  Mt  II,  3. 
Das  gleichbedeutende  ^fJ£J^^^^f^^'i  welches  Epiphanias  bietet, 
findet  sich  besonders  häufig  bei  Paulus,  namentlich  im  escha- 
tologischen  Sinne.  Vgl.  Rom.  8,  19.  23.  25;  1.  Cor.  1,  7;  Phil. 
3,  20.  Die  Hilarius -Variante:  de  ore  meo  =  per  os  meum  (Vulg.) 
ist  gut  hebräisch  und  deckt  sich  in  überraschender  Weise  mit  S  alkin - 
sons  Rückübersetzung:  "^M  ^tyntp  =  rjxovcaxi  fiov  sowie  mit 
Cod.  D.  Vgl.  exjore  tuo  —  Heft  II,  144  zu  Mt  12,  37.  (Die 
Variante  zu  Mt.  12,  37:  ex  ore  tuo  findet  sich  auch  noch  bei 
Ambrosius:  Expos.  Ev.  sec.  Luc.  IV, 74.  Opp.  V,  152ed.  Cailiau). 

Act.  1,  7  =  Me.  18,  32  =  Mt.  24,  36. 

a.  Mc.  13,  32. 

jibqI  6b  xf]g  tj^igac  ixBivijg  i]  x^g  mgag  ovÖBlq  o16bv\  ovdh 

ol  ayyBXoi  iv  ovQavcö  ovöb  6  vlog,  bI  fif]  6  xaxrjQ, 

b.  Epiph.  Ancor.  c.  16.  p.  21  C. 

ov6B\g  yag  olÖB  xijv  TjuiQav  ovöb  xijp  öjp^j^  fr^oiv  6  vlog 

xov  &BOV,  0VX6  ol  ayyBXoi  xov  ovQavov  ovxb  6  vlog,  ii  (iri 
o  ütaxriQ. 

c.  Epiph.  Haer.  LXIX,  43.  p.  766  A. 

(prioag^  oxi  jtbqI  xfjg  tfuigag  hcslvTjg  xai  xfjg  otQag  ovöslg 

olÖBP,  ovxB  ol  ayyBkoi  h^  ovoavdi  ovxb  6  vlog,  bI  firj  o 
jtaxfjQ  (lopog. 


Texte  und  Untersachangen  zu  Act.  1,  7.  799 

d.  Iren.  II,  28,  6. 

manifeste  dicens:  De  die  autem  illa  et  hora  nemo  seit,  ne- 
que  filius,  nisi  paier  solus. 

e.  Mt.  24,  36. 

jteQi  6h  TTJg  T^fiigac;  bceiPTjgjcal  coQagj:)v6elg  olöev,  ovöh  ol 

ayysXoi  xAv  ovgavciv  ovöh  6  vloq^  el  (ifj  6  xaxfiQ  /lovog, 

f.  Epiph.  Haer.  LXIX,  47.  p.  769  C. 

ovöslg  olÖB  X7}v  t](ieQav  el  htj  6  jtaxtjQ. 

g.  Epiph.  Haer.  LXVI,  61.  p.  674  A. 

xai  iXsyev  avxoig'  oiJjjjJgoäy^ijt^^  xal  xai- 

Qovgf  ovg  6  JtaxfjQ  ^^^J2.^^!JJ[S^^?  k^ovola, 
h.  Act.  1,  7. 

dxBV  JtQog  avxovg'   ovx   vficSv  iaxlv   ypcovai  XQovovg  ff 

xaiQovg,  ovg  o  xaxijQ  l^cjo  jj^^xß  löla  i^ovola^ 

i.  Ephraem  Syr.  Ev.  concord.  expos.  ed.  Mösinger  p.  179. 

ut  illud:  Illam  horam  nemo  seit.    Non  est,  ait,  vobis  datom 
scire  tempora  et  momenta. 


k.  Ephraem  Syr.  ed.  Mösinger  p.  109. 

ut  illud:  Hanc  horam  nemo  seit,  ne  ipsum  de  ea  amplius 
interrogarent.  Nqn  est,  ait,  vobis  datum  scire  horam  et 
tempus. 

1.  Ibidem  p.  215. 

Illud  niomentum  (diem  illum)  nemo  seit,  nee  angeli  nee 
filius. 


'  r    .yx/^xy"« 


Je  zwei  Zeitangaben  finden  sich  in  den  beiden  canonischen 
Becensionen  dieses  Logion.  In  der  paulinisch-lucanischen  Re- 
cension  (Act.  1,  7  =  1.  Thess.  5,  1)  sind  es  XQ^^^^  '^^^  xaiQol, 
bei  Mc.  und  Mt.  ist  es  tjfiiQa  xal  äga,  wovon  die  Rede  ist. 
Wegen  des  Ineinanderfliessens  dieser  Bezeichnungen  in  den 
hebräisch-griechischen  Texten  vgl.  Heft  II,  60  f.  zu  Mt.  4,  17  = 
Mc.  1,  15;  oben  S.  197  f.  zu  Lc.  10,  21*  =  Mt.  11,  25;  ferner  Lc. 
12,  12  =  Mt.  10,  19;  desgl.  oben  S.  130  zu  Lc.  8,  13^;  S.  540  zu 
Lc  19,  44»»;  Jes.  38,  1:  Dnn  D'^t*?  =  LXX:  kv  x6  ocaigm  ixal- 
vq>  — ;  Jos.  4,  14:  l'^^n  '»t3''"bs  =  LXX:  oöoa^  XQ^^^^  ?S9-  I^i© 
wurzelhafte  Identität  der  beiden  Recensionen  unsers  Logion  ist 
durch  diese  Analogie  dargethan.  Wahrscheinlich  war  im  Urtexte 


§00  Aussercanoniflche  Parall^ltexte  zu  Lc 

zu  lesen:  D'^n^'l  &*)t3\  Vgl.  auch,  wie  Ephraem  zwischen  „tem- 
pora  et  momenta*,  sowie  „horam  et  tempns^  promiscue  abwechselt. 
DecTObersetzungsvarianten  yptovai  =»  kxiyvmvai  =»  sUivai  sind 
wir  bereits  allzu  oft  begegnet,  als  dass  ein  Machweis  ihrer  Ab- 
stammung aus  yi'^  nöthig  w;are.  Zu  der  Gonstruktion:  ovöslg 
oUev  (Mc,  Mt.)  =  ovx  v(i(5v  ioriv  ivöivai  (Act.  1,  7)  bietet 
Ephraem  eine  dritte^TassungP^n  est  vobis  datum  scire  = 
nyjb  in?  «b  05!; ;  vgl  Mc.  4, 11  =  Lc.  8,  ^xSTv^iSv^löoT^^ 
pcu  . .  . .,  iTcalvoig  6h  ov  didoxat  —  oben  S.  1 25.  Das  Id-BTO  dürfte 
auf  1?;  zurückzuführen  sein.  Vgl  2.  Sam.  20,  5:  ViaTTO 
Siy]  "IVM  =  axo  Tov  xaiQov,  av  ira^aro.  In  der  lucanischen 
Fassung:  ovg  6  xatfJQ  iß-ero  iv  iy  löloi  i^ovölgi  —  ist  für  den 
Zusatz:  ovöh  6  tAog  kein  Platz.  Dieser  Zusatz  wird  daher  auf 
eine  von  Mc  im  Sinne  einer  ebionitischen  Ghristologie  vor- 
genommene redaktionelle  Umgestaltung  des  Logion  zurückzuführen 
sein,  welche  gleichzeitig  mit  derUn^ischaltung  desselben  in  die  grosse 
eschatologische  ßede  vollzogen  worden  und  von  da  in  das  erste 
Evangelium  übergegangen  ist. 

Act.  1,  8*. 

a.  Just.  ApoL  If  50.  p.  86  B. 

xal  alg  ovQavov  dvsQxofisvov  Idovrag  xdi  xiOtsvoavtsg 
xal  övva/iiv  ixetd^ev  avtotg  XBiiq^d-tloav  nag  avxov  Xa- 
ßovreg. 

b.  Act.  1,  8*. 

dXXa  Xrififpeod-e  övvafiiv  ixsXO-ovrog  rov  dylov  xvevfiarog 
iq>*  vfiag. 

Hier  ist  bei  Justin  eine  unverkennbare  Bezugnahme  auf 
Act.  1,  8.  9  zu  constatieren. 

Act  1,  9  =  Mc.  16, 19. 

1.  Evodius  ap.  Niceph.  Callist.  EL  E.  U,  3.  p.  43. 

'Evciöiog  T(5v  legäv  öciösxa  axooxoXcov  xal  avxog  öta" 

öoxog  hv  xolg  tzvxov  ovyyQatifiaCi,  /taXccxa  de  iv  x^  ixi" 
CxoX^,  fjp  „^(5g*'  ixiyQcc^B,  xal  xccvxa  nQOOxl^oiv  dxo 
xov  ßaxxlOfiarog  ^mg  xov  xad-avg  Xqioxov  Ixt/  öiaXd-etv 


Texte  and  Untenuchungen  zu  Act.  1,  9.  goi 

TQla'  dxo  6h  rov  xad-ovq  xäi  xr\q  apaöräaewg  xäl  apaXri- 
y^sog  dg  ovQüPOvg  fiixQ^  '^^i^  Xid-oßoXlag  SxBfpavov  erri 
elpai  oxTci. 

2.  Aristid.  Apol.  c.  15.  p.  110  ed.  Robinson  and  Harris. 

ovro^  öciösxa  laxe  fiad^rag,  ot  fiBtä  xrjv  iv  ovgavolg 
avoöov  avxov  i^fjXd^ov  elg  xag  ijtagxlüg  xrjg  olxov/idvrjg, 

3.  Theophylact.  Comment.  in  Matth.  Prooem. 

Maxd^alog  jzqwxov  jtavxcov  iyQcnpe  x6  evayyiXLOP  ^Eßgat- 
dl  (pmp^  JtQog  xovg  i^  ^Eßgalcov  jtiCxsvoapxag  fisxa  6xx<o 
exf]  x^g  Xqioxov  dpaXtjipecog. 

4.  Fragm.  Murat  lin.  3. 

Lucas  ipse  medicus  post  ascensam  Christi  .  .  scripsit 

5.  Barn.  XV,  9.  p.  66,  15. 

xal  (paPBQiDd-Big  dpißij  elg  ovgapovg, 

6.  Arist  Apol.  c.  15.  p.  110  ed.  Robinson  and  Harris. 

fiexä  öe  xgelg  ^fiegag  dpeßim  xal  elg  ovgapovg  dprjX&ep. 

7.  Test  Xn  patr.  Benj.  c.  9. 

dpaßalp<op  dxo  xrjg  yfjg  elg  ovqüpov  —  Levi  c.  18:  icog 
dpaXi^y>ecog  avrov. 

8.  Act.  1,  2.  22. 

axQi  ^g  Tiiiigag  ipxeiXdfiepog  xolg  djtoCxoXoig  öid  xpev/ia- 
xog  äylov,  ovg  i§eXi§axo,  dpeXTJq>d'ri  —  v.  22:  axQi  xfjg 
rjfiegag  Tjg  dpeX'fjtpd^i]  dq)*  i^ficop. 

9.  1.  Tim.  3,  16  =  Iren.  III,  4,  2. 

dpeXrjipd'i}  kp  öo^iß  =  ®*  ^^  claritate  receptus. 

10.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.  32.  p.  249  E. 

elg  xop  ovQüPOP  dpeXi]q>d^  (lexa  x6  ex  psxqSp  dva- 
ox^pai. 

11.  Just,  de  resurr,  fragm.  9.  p.  594  £. 

dveX7Jg>&7i  ßXejiopxmp  avxoip  elg  xop  ovqqpop,  dg  t]p  jp 
xfj  oagxL 

12.  Pseudo-Ign.  ad  Smyrn.  IH.  p.  244,  26. 

xal   OVXW   PVP   xf]    OOQxl  ß^^^j^^^^^^^^^.^S^tS^^  3tQ0g 

XOP  dxoüxelXapxa  avxop. 

Texte  Q.  Ontersuchungen  X,  S.  51 


§02  Aussercanonische  Paralleltexte  zu   Lc. 

13.  Epiph.  Auac.  p.  13S  A.  =  Haer.  XX.  ^Evöfjfda  Xqiotov  c.  4. 

p.  50  B.       ' 
dv€ki]ip&rj  alg  ovQavovg  tv  avT(5  töj  öwfiazi. 

14.  Epiph.  Ancor.  c.  119.  p.  124  B. 

aveXd'bvTa  elg  rovg  ovQapovg  kv  avrcö  tq}  ocifiarL 

15.  Const.  V,  7  p.  138,  1. 

öcaza^dfispog  ?j(ilv  dpsXfitpd^f]  Ijt    otpei  fjiiäv  elg  top  ovQa- 
vov  TtQog  TOP  djcoöTelXavra  avzov. 

16.  Const.  VIU,  1.  p.  232,  25. 

xal  JcXfjQoiaag  Jtaöap  öidra^ip  dpBXr](pd^7i  jtQog  top  djto- 
OTBÜMPra  avTOP  d^aop  xal  naxiga  sjt   otpsoip  avxdp, 

17.  Const.  VII,  46.  p.  229,  7. 

cö§  avxhg  elgipcsp  r^fitp  (liXXcjp  dvaXafißapeöd-ai  Jigog  top 
tavTOv  d-eop  xal  jtartQa. 

18.  Epistola  Christi  ad  Abgar.    c.  2.  p.  280  ed.  Lipsius  ==  Eus. 

H.  E.  I,  13,  10. 

xal  fiezd  z6  JtXrjQwöai  [ovzoc]  fis  dpaXfjg>üfjPat  jtQog  zop 
djfOözdXaPzd  fis  Ttazega. 

19.  Const.  VI,  11.  p.  168,  2. 

xal  dpsXß^oPza  jtQog  zop  djtoozaiXapza, 

20.  Const.  V,  19.  p.  152,  8. 

dpTJXd^s  JtQog  ZOP  djcoözslXaPza   avzop  &e6v  [avzov]  xal 
jtaziQa. 

21.  Pseudo-Ign.  ad  Magn.  XI,  p.  204,  26. 

dpsX&oPTi  elg  zovg  ovQapovg  jtQog  zop  djtoazslXapza, 

22.  Pseudo-Ign.  ad  Trall.  c.  9.  p.  190,  12. 
dpsXf^fpd-ri  JtQog  zop  jiaztQa. 

23.  The  doctrine  of  Addai,  the  Apostle  ed.  Phillips  p.  7. 

He  was  taken  up  to  His  Father. 

24.  Lactant.  Epitome  c.  47. 

remeavit  ad  patrem  sublatus  in  nubem. 

25.  Tert.  Apologet,  c.  21. 

circumfusa  nube  in  caelum  est  receptus. 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Act.  1,  9.  g03 

26.  Acta  Pil.  A.  c.  XV,  1.  p.  264. 

eiöafiev   xov   ^Ir^oovv   dg   x6   OQog   ro  Ma^llx  (iBxä  rmv 

fiad^i]T(op  avTov,  xai  ort  idlöaöxsv  ooa  rpcovoaxB  jtag^  av- 
xdßPy  xät  ort  eiöafitv  avxop  dvaX7jg)&ipxa  elg  xov  ov- 
Qapov. 

Tl.  Acta  PiL  A.  c.  XVI,  5.  p.  279. 

xa\  ijtBQcixtjOap  avxovq  ktyopxsg'  opxcoq  ecöaxe  xov  %}Govp 
xad^e^ofdspop  dg  xb  oQoq  Mafdikx,  it^ctQxovxog  avxov  xovq 

tpöexa  fiad^tjxäg   avxov ^  xal    elöaxe  avxop   apaXri(f:d-ivxa; 

xai  ajcexQld-Tjöap  avxotg  xal  ebtap  ol  apögeg'  cog  löofitp 
avxov  apaXti(pd^ivxa^  oixcog  xal  sijtafiev. 

28.  Acta  Pil.  A.  c  XVI,  6.  p.  2S0. 

txt  xa^eC^ofdbPOV  avxov  elg  xo  oQog  MafilXy  xal  öiöacxop- 

xog  xovg  fia&f]xag  avxov'  xal  avijyaYev  avxov  r^  vhtptXr^ 

dg  xov  ovQavop,  xai  ol  ftad^f]xal  avzov  sxeipxo  im  jtQoo- 
ojjtov  ijtl  xfjp  YTJp. 

29.  Acta  Pil.  A.  c.  XVI,  7.  p.  2S3. 

atöofisp  avxop  apaX7](pd^bvxa  elg  xop  ovQapov. 

30.  Acta  PiL  B.  c.  XVI,  2.  p.  322. 

eiöo/iev  xov  ^Irjoovv  elg  xb  ogog  xcov  ikaiciv  ^covxa  xal  elg 
xov  ovQavov  dvaßaivopta, 

31.  Hippol.  c.  Noet.  c.  18. 

xdi  ßXenopxoiP  fiad-r^xtup  vjto  xF/g  petpeXtig  avaXaußavexat 
elg  ovgapovg. 

32.  Act.  1,  9. 

xal  xavxa  eljtcbv  ßXejtovxcov  avxfov  ijt/iQd-rj,  xal  veweXr) 
vjteXaßev  avxbv  ajto  x(dv  6q){)'aXfi(DV  avxmv. 

33.  Const.  VI,  30.  p.  196,  14. 

xal  elg  ovgavovg  avaXrjtpO^evxi  6id  xi/g  övväueog  d^eov  xal 
:jiaxQ6g  avxov  ijt    otpeoiv  f'/fiexegatg. 

34.  Epiph.  Haer.  XLV,  6.  p.  386  D. 

ojg  exai  xal  x6  Mdgxov  evayyeXiov  xdi  xdv  aXXoov  evay- 
yeXioxdov  xal  dvfjX&ev  elg  ovgavovg  xal  Ixad^iaev  iv  da- 

§,ta  xov  jtaxgog. 

51* 


804  Aussercanonische  Paralleltezte  zu  Lc. 

35.  Epiph.  Haer.  LXII,  6.  p.  517D. 

rj  xakip  cog  XiyEi  x6  evayyiXiov  xäi  av^Xd'Sv  elg  rov  ov- 
Qavov  Tcai  ixad-icev  iv  d£|c^  xov  xargog  xäi  Ip^i^era^  XQlvai 
^coprag  xäi  vsxQovg. 

36.  Mc.  16,  19. 

6  fihv  ow  xvQiog  fisvd  xb  XaXrjoai  avxolq  dpsXfj^d'f]  elg 
xop  ovgapop  xäi  ixa&icep  ix  öb§i(dp  xov  d-eov. 

Die  Perikope  Act.  1,  4 — 13  ist  der  einzige  Bericht  innerhalb 
des  Canons,  welcher  uns  über  die  letzte  Christophanie  des  Auf- 
erstandenen ausführlichere  Mittheilungen  giebt.  Die  compen- 
diösen  Notizen  1.  Cor.  15,  7**:  elxa  xotg  dxooxoXoig  Jtäöip  — 
und  1.  Tim.  3,  16:  (Dq>ß7j  dyyiXoig  (vgl.  Act.  1,  10),  ixrigvx^^ 
ip  id^psOiP  (vgl  Mc.  16,  15  =  Mt.  28,  19»),  ixioxev&f]  sp  x6ö(iw 
(vgl.  Mc.  16,  16),  dpBXtjfpd^  BP  66^^  (vgl.  Act.  1,  9),  ebenso  zahl- 
reiche Johanneische  Worte  (vgl  Job.  3,  13;  6,  62;  7,  33;  16,  5; 
20,  17)  sowie  die  das  ganze  N.  T.  bis  zur  Apokalypse  hin  be- 
herrschenden Grandanschauungen  setzen  zwar  Jesu  dpdX7]tpig  elg 
ovoapovg  voraus,  geben  aber  doch  kein  fassbares  Bild  von  der 
ältesten  Überlieferung.  Auch  die  Perikope  Mt.  28,  16 — 20,  welche 
mit  dem  Abschnitt  Act.  1,  4 — 13  sachlich  identisch  ist  (vgl.  über 
das  jerusalemische  FaXiXala  =  Jt£Qlx(x>Qog  und  über  die  Identität 
des  Mt.  28,  16  erwähnten  ogog  mit  dem  OQog  xov  xaXovfiipov 
iXaicoPog  [Act.  1,  12]  und  dem  oQog  MafzlXx  [Act.  PiL]  die  Unter- 
suchung in  Heft  II,  381—389),  lässt  bezüglich  der  dpoXr/tpig  eine 
concrete  Angabe  vermissen.  Wie  Mc.  seine  Evangelienschrift 
abgeschlossen  haben  möchte,  ist  bei  dem  jetzt  vorliegenden  frag- 
mentarischen Schluss  derselben  nicht  zu  sagen.  Die  compendiose 
Notiz  Mc.  16,  19  gehört  nicht  zu  den  canonischen  Texten  des 
N.  T.  So  bleibt  mithin  die  lucanische  Nachlese  in  der  Perikope 
Act  1,  4 — 13  eine  der  werthvollsten  unter  den  zahlreichen  Perlen 
der  ältesten  evangelischen  Tradition,  deren  Conservierung  wir 
ebenfalls  dem  dritten  Evangelisten  verdanken. 

Wie  uralt,  wie  als  etwas  Selbstverständliches  und  als  das 
die  historische  Erscheinung  Jesu  abschliessende  Faktum  anerkannt 
die  dpdXfjtptg  in  der  Urkirche  gewesen  ist,  das  zeigen  die  mehr- 
fachen patristischen  chronologischen  Angaben,  welche  die  dpa- 
Xippig  zum  Ausgangspunkt  nehmen.  Unter  diesen  chronologischen 
Angaben  ragt  diejenige  des  Evodius  an   hoher  Bedeutung  bei 


Texte  und  ünterBachuDgen  zu  Act.  1,  9.  805 

Weitem  hervor.  Evodius,  der  erste  Bischof  von  Antiochien, 
der  Vorgänger  des  Ignatius  (vgl.  Agrapha  S.  427),  gehört  noch 
ganz  dem  ersten  Jahrhundert  an;  er  war  ein  unmittelbarer  Nach- 
folger (diaöoxog)  der  Apostel.  Seine  praecise  Angabe  über  die 
dreijährige  Dauer  der  Wirksamkeit  Jesu  entspricht  vollkommen 
dem  in  chronologischen  Dingen  so  zuverlässigen  johanneischen 
Evangelium.  Er  stellt  die  dvalr/tpig  mit  dem  xad-oq  und  der 
avaoxacig  Jesu  auf  gleiche  Stufe;  er  stellt  sie  aber  auch  auf  gleiche 
Stufe  mit  der  Xi&oßoXla  SxB<pavov,  Gleich  dieser  betrachtet 
Evodius  die  dvaXrjtpig  als  ein  historisches  Faktum  von  solcher 
Bestimmtheit,  dass  er  sie  als  einen  terminus  fClr  seine  chrono- 
logischen Datierungen  benutzt  Das  wäre  nicht  möglich  gewesen, 
wenn  die  dvakr/tpig  Jesu  lediglich  als  eine  dogmatische  Vor- 
stellung in  der  Urkirche  gegolten  hätte.  Evodius  betrachtet 
nicht  nur  selbst  die  dpaXijy)ig  als  eine  historische  Thatsache  von 
solcher  Fassbarkeit  wie  die  XiO-oßoUa  SxBq>avov^  sondern  setzt 
auch  bei  seinen  Zeitgenossen  dieselbe  Auffassung  als  allgemein 
und  selbstverständlich  voraus. 

Zu  demselben  Ergebniss,  nämlich  zu  der  Erkenntniss,  dass 
die  dvaXrppig  in  der  Urkirche  als  das  die  historische  Erscheinung 
Jesu  abschliessende  Faktum  gegolten  hat,  gelangen  wir,  sobald 
wir  die  ältesten  Elemente  des  apostolischen  Symbols  ins  Auge 
fassen.  Man  vgl.  namentlich  die  Relation  bei  Aristides.  Nach 
der  Reconstruktion,  welche  Harnack  in  der  Theol.  Lit.*Z.  1891, 
No.  12,  S.  307  gegeben  hat,  lauteten  die  Aussagen  seines  christo- 
logischen  Taufbekenntnisses: 

Ix  xagd'ivov  ^EßQälxfjg  yevptjd^elg  . .  .,  kv  T(p  OravQm  xaß-- 
TjXcidTj,  fderä  öe  tQstg  ^jf^igag  dveßico  xal  elg  ovgavovg 
ävyXß-BV, 

Das  sind  nicht  sowohl  dogmatische  Aussagen,  als  vielmehr 
die  entscheidenden  Grenzpunkte  des  Lebens  Jesu,  wie  sie  auf 
Grund  der  evangelischen  Überlieferung  als  historische  Aus- 
sagen die  ältesten  Grundlagen  des  Taufsymbols  bildeten  und  als 
solche  von  dem  atheniensischen  Philosophen  und  Apologeten 
bezeugt  sind.  Ähnlich  verhält  es  sich  mit  dem  Taufsymbol 
Justins.  Vgl.  Bornemann,  das  Taufsymbol  Justins  des  Mär- 
tyrers (Ztschr.  f.  Kirchengesch.  1879  III,  1—27),  welcher  S.  21 
sagt:  „Mit  dem  Bekenntniss  der  Himmelfahrt  schliesst  die  Dial.  85 


§06  Aussercanonische  Paralleliezte  zu  Lc. 

mitgetheilte  Formel,  und  es  dürfte  mindestens  sehr  zweifelhaft 
sein,  ob  noch  ein  oder  mehrere  Glieder  zur  Verrollständigong 
derselben  herangezogen  werden  können/' 

Von  besonderer  Bedeutung  ist  es  dabei,  dass  in  den  zahl- 
reichen Erwähnungen  diejenigen  cbristologischen  Aussagen  im 
Taufsjmbol,  sowie  in  den  patristischen  Citaten,  welche  sich  auf 
die  avaXtjxpiq  beziehen,  nirgends  und  niemals  das  lucanische 
Stichwort  kjtTjQd-ri  wiederkehrt,  dass  dagegen  andere  Ausdrücke 
in  buntem  Wechsel  variieren.  Man  findet:  dveX/jg^O-?]  (Const.  VIII,  12 
p.  255,  18;  Pseudo-Epiph.  Hom.  IV.  Eig  rfjp  dpali]tpiv  vor 
Xqiötov.  p.  287 B),  Jj;;ca^<gD*f/^  (Didasc.  VI,  30  p.  338,  Epiph. 
Haer.  LXXtll,  25  p.  873  C,  Const.  VI,  30  p.  196,  14),  opaßdg  (Just. 
Dial.  c.  Tryph.  c.  17  p.  234  E,  c.  85  p.  311  ß,  c.  126^  p.^355C, 
Symb.  Rom.  ap.  Epiph.  Haer.  LXXII,  3  p.  836  B),  dvaßsßrjxevai 
(Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.  38.  p.  256  C),  dvsQxofievog  (Just.  Äpol.l,^!. 
p.  73  A,  I,  50  p.  86  B,  Dial.  c.  Tr.  c  34.  p.  251  D),  dveld^wv  (Just. 
Apol.  I,  42  p.  80C,  Epiph.  Anac.  p.  156  C,  Didasc.  T,V2  p.  312. 
Epiph.  Ancor.  c.  118  p.  122  D,  Haer.  LVH,  1  p.  480  D,  Const.  VU,  41 
p.  225,  11,  Epiph.  Haer.  LXXH,  12  p.  844  A,  jcsqI  IlLöxBmq  c.  17. 
p.  1100  B),  dvfjX^Bv  (Epiph.  Haer.  XXX,  3  p.  127  B,  Just  Dial. 
c.  Tr,  c.  85.  p.  311  B),  dpeXt/Xvd-sv  (Just.  ApoL  I,  46.  p.  83  E, 

Dial.  c.  Tr.  c.  63.  p.  286  C),  dvsXrfkvMvai  (Just.  Apol.  I,  21.  p.  67 A, 
Dial.  c.  Tr.  c.  39.  p.  258DT^c.  io¥p.335C),  dveX'qXvQ^afq  (Just. 
Dial.  c.  Tr.  c.  132.  p.  362  A),  assumtus  (Iren.  IV,  33, 13),  resumtus 
(Tert.  adv.  Prax.  c.  2),  receptus  (Tert.  de  virg.  veL  c.  1),  ereptus 
(Tert.  de  praescr.  haer.  c.  13)  u.  s.  w.  Die  Mannigfaltigkeit 
dieser  sprachlichen  Ausdrücke  erklärt  sich  weder  aus  einem 
lateinischen  noch  aus  einem  griechischen  Original,  dagegen  voll- 
kommen aus  dem  hebräischen  Tb'S  =  dpaßcdvetv,  dvigxBCd-at^ 
aber  auch  dvaXr]q>d^vaL.    Vgl.  2.  Keg.  27  1  i  rni^M^jS«^ 

D')tt'^n=LXX:   xäi  dr£Xi^g)^ri/lIXiov  iv  övcosiafiw  wg  elg  top 

ovQUPOP,  Sir.  48,  9:   o  dpaZ^g^O-slg  Ip  XalXojti,  1.  Macc.  2,  58: 

^HXlag  .  .  dpeXr^fpd'ri  %(Dg  slg  top  ovQaPOP.  Man  vgl.  auch  den 
—  von  Prof.  Nestle  hierzu  notierten  —  syrischen  Text  ''b!?n« 
(=  dpeXrifd-ij)  zu  dem  dp^Xd^ep  des  Aristides.  Ein  ähnliches 
sicheres  Zeichen  hebräischer  Ai9stammung  bieten  die  Varianten 
ijt*  oipBi  avzcöp  =  Ijt   otpeoip  avrmp  =  ßXsjtoprcDP  avrcop  = 

DH'^Stib.   Wenn  Paul  Ewald  (Problem  S.  209)  in  diesen  Varianten 


Texte  und  Untersuchangen  zu  Act  1,  9.  g07 

etwas  Beweisendes  nicht  finden  will,  weil  die  aussercanoniscben 
Ausdrücke  ix  otpsi  =  ijr*  otpsoiv  lediglich  bei  dem  Redaktor 
der  Constitutionen  vorSommen,  so  beruht  dieser  Einwand  auf 
sehr  geringer  Kenntniss  des  Sachverhaltes.  Denn  umgekehrt  — 
gerade  das  Zeugniss  dieses  Autors  wiegt  schwer.  Vgl.  oben 
S.  425 — 429,  wo  nachgewiesen  ist,  dass  P.  Ewald  die  ausser- 
canonische  Textgestalt  der  Constitutionen  zu  Lc.  15,  11  ff.  in 
ihrem  Werth  vollständig  verkannt  und  unterschätzt  hat.  Wenn 
dort  die  Benutzung  der  Logia  in  ihrem  hebräischen  Urtexte  durch 
den  Redaktor  der  Constitutionen  (=  Pseudo-Ignatius) 
zur  Wahrscheinlichkeit  wurde,  so  erhebt  sie  sich  hier  bis  zur 
Gewissheit.  Schon  die  stark  hebraisierende,  völlig  ungriechische 
Version   ijt*  otpsi  avrdjv,  welche  höchstens  an  dem  jrgb  jtQO" 

adjüov  avrov  (=  V^th)  in  Lc.  10,  1  ein  Analogon  besitzt,  weist 
mit  Bestimmtheit  auf  eine  hebräische  Quelle  zurück.  Aber  noch 
mehr  ist  dieses  der  Fall  bei  dem  unerhörten  Ausdruck:  ijt*  otpsoiv 
avTcoPy  wodurch  das  hinter  der  Praeposition  *>ySD  liegende 
Plurale  tantum  D*^9&  so  ungriechisch  als  möglich,  man  möchte 
sagen,  in  kindlicher  Auffassung,  durch  orpeig  wiedergegeben  ist. 
Man  kann  daraus  zweierlei  schliessen:  erstens,  dass  der  Autor 
des  Hebräischen  nur  in  sehr  ungenügender  Weise  mächtig  ge- 
wesen sein  muss  —  wahrscheinlich  würde  er  den  hebräischen 
Urtext  bei  besserer  Kenntniss  der  Sprache  noch  ausgiebiger  be- 
nutzt haben,  als  es  geschehen  ist  — ;  zweitens  aber  auch,  dass 
das  Exemplar  der  Logia,  welches  ihm  auf  der  Bibliothek  zu 
Caesarea  zur  Verfügung  stand,  wirklich  —  wie  Hieronymus 
versichert  (vgl.  Agrapha  S.  44,  Aussercanonische  Parallel- 
texte I,  84)  —  nicht  blos  Hebraicis  litteris,  sondern  auch  He- 
braicis  v  er  bis  geschrieben  gewesen  ist.  Denn  für  die  hebräische 
Praeposition  "^^fib  wird  im  Aramäischen  ausschliesslich  Dl^,  (vgl. 
Kautzsch,  Gramm,  des  Bibl.- Aramäischen  S.  129)  oder  QTp 
(=  "pndn  im  Hieros.,  ^.lo  im  Syr.  Sin.)  angewendet.  Lediglich 
aus  dem  hebräischen  DJT'Äb  könnte  die  Variante  Ijt'  otpsi  avtcov 
=  6jr  oxpBOiv  avT(3v  =  ßZejtovTOP  avrSp  (vgl.  Ezech.  40,  6: 
r5B  =  LXX:  T7jp  ßXijtovoav,  Ezech.  40,  21:  l'^SB  =  LXX:  rfjq 
ßlexavöT/g)  abgeleitet  werden  ^).    So  ergiebt  sich  aus  alledem  das 


1)  Vgl.  dazu  oben  die  Varianten  ivwTuov^avrwv  =  ^^^^ü^^  avtwv  — 
orr«!?  in  Lc.  24.  42.  43. 


808  ÄQssercanonische  Paralleltexte  zu  Lc. 

gewichtige  Resultati  dass  —  woraaf  auch  sonst  alle  Symptome 
hinweisen  —  in  dem  hebräischen  Urtexte  der  Logia  ein  Bericht 
über  die  dvaZijtpig  enthalten  gewesen  ist  ^). 

Über  die  apokryphen  Abwandelungen  des  Berichtes  bezüglich 
der  dvaXrjtpiQ  sich  zu  verbreiten,  würde  hier  zu  weit  führen  und 
für  den  Zweck  der  gegenwärtigen  Untersuchungen  werthlos  sein. 
Zumal  die  Werthlosigkeit  der  verschiedenen  apokryphen  chrono- 
logischen Datierungen,  die  der  ai^a  Jl^T^^^,  d.  h.  der  letzten  Christo- 
phanie  des  Auferstandenen,  zu  Theil  geworden  sind,  kann  man 
erkennen,  wenn  man  die  chronologische  Unwissenheit  des  Pseudo- 
Petrus erwägt,  welcher  das  jüdische  Passahfest  auf  zwei  Tage 
zusammenschrumpfen  lässt,  oder  wenn  man  die  der  Fastenordnung 
zu  Liebe  eigenmächtig  abgeänderte  Chronologie  der  Passions- 
geschichte aus  dem  Didascalia-Evangelium  in  Erinnerung  hat. 
YgL  Agrapha  S.  320f.  Dazu  kommt,  dass  die  verschiedenen 
vorausgegangenen  Christophanien  mit  der  letzten,  der  dvaXr^y?ig, 
bei  der  Ähnlichkeit  des  Vorganges  bereits  frühzeitig  verwechselt 
worden  sind.  Vgl.  die  Bemerkungen  zu  Lc.  24,  50.51,  wo  die 
Worte:  xäi  dv6q>iQ6TO  etg  rov  ovQavov  —  doch  jedenfalls  aus 
einer  solchen  Verwechselung  hervorgegangen  sind. 

Act.  1, 10. 

a.  Philastr.  c.  71.  p.  70. 

cum  et  apostolis  angeli  dixerint  pro  nostra   fide  ac  laetitia 
in  actibus  apostolorum,  quod  etc. 


1}  Das  Wesentliche  der  vorsteheaden  Untersuchung  über  die  avaXippiQ 
habe  ich  bereits  früher  in  der  Zeitschr.  f.  kirchl.  Wissenschaft  und  kirchl. 
Leben  1889  I,  18—31.  II,  75—93  mitgetheilt.  Von  verschiedenen  Seiten 
(Chase,  P.  Ewald,  Bonsset  n.  A.)  sind  dagegen  gerichtete  Absage-Er- 
klärungen veröffentlicht  worden.  Vielleicht  sieht  man  hier,  wo  die  dva- 
Xfftpig  im  organischen  Zusammenhang  des  Grossen  und  Ganzen  erscheint, 
die  —  nach  den  bisher  in  der  Theologie  giltig  gewesenen  kritischen  An- 
schauungen allerdings  überraechenden  —  Forschungsresultate  kühler  an 
and  bequemt  sich  zu  dem  lite  rar -kritischen  Anerkenntniss,  dass  der 
Schluss  der  hebräischen  vorcanonischen  Quellenschrift  eine  Nachricht  über 
die  dvdXijtpig  enthalten  hat.  Es  ist  ja  auch  dann  Niemand  gezwungen, 
an  die  Geschichtlichkeit  des  bezüglichen  Vorgangs  zu  glauben  und 
auf  die  Freiheit  der  historischen  Kritik  seinerseits  hierbei  zu  ver- 
zichten. 


Texte  und  üntersnchnngeii  zu  Act.  1, 10.  11.  g09 

b.  Epiph.  Haer.  LXXVII,  19.  p.  1013  C. 

xcä.  bIxov  ovo  avÖQsg, 

c.  Epiph.  Haer.  LXVI,  87.  p.  708  C. 

äjiXä  xal  zovg  otpd'ivrag  xolq  FaXikaloig  xal  Xiyovxag. 

d.  Epiph.  Haer.  XLIV,  5.  p.  386  B. 

mg  (lOQTVQovoiv  ol  ovo  ol  iv  iod^TJri  XafixQa  otpd'dvTsg 
cbtoOtoZoig,  (Dg  Uyovotv. 

e.  Epiph.  Haer.  LXII,  6.  p.  518  A. 

7/  xaXtv  3t(5g  ovx  sjesicdv  OB  ol  ovo  avÖQsg  iv  icd^ösöt 
Zsvxatg  Jteg)rjvozsg  xQog  rovg  liad-rftäg  elxopreg. 

f.  Act.  1,  10. 

xal  dg  dtsvl^oPTsg  yoav  slg  xov  ovQavhv  Jtogevofiivov 
avTOv^  xal  löov  apögeg  ovo  xagsiCrijxeiaap  avzolg  ip  iöd-fj- 
oeoip  Xsvxalg,  dt  xal  eljtap. 

Zu  den  Varianten  Xsvxog  =  Xafijigog  =  TXt  vgl.  die  oben  S.  161 

zu  Lc.  9,  29  nachgewiesene  Identität  von  Xafixetp  und  Xevxop 

slpai  =  nns.    Ebenso  liegt  die  Identität  von  Oipdrfpai  und  jre- 

fpTjpipai  =  nfcTiD  auf  der  Hand.    Vgl.  Heft  H,  363:  otpd-riPai  und 
£^<£ai^i0^^a£  zu  Mt.  27,  53. 

Act.  1,  II». 

a.  Epiph.  Haer.  XLIV,  5.  p.  386  B. 

apögsg  FaXiXaloi,  xL  kaxijxaxs  dxBPiCopxeg  alg  xop  ovgapop; 

b.  Epiph.  Haer.  XLVIII,  8.  p.  409  B. 

apögeg  raXiXaloi^  xl  hcxijxaxe  elg  xop  ovgapop  dxevlCopxsg; 

c.  Epiph.  Haer.  LXII,  6.  p.  518  A. 

apögsg  FaXiXalOL,  xl  höxfjxaxe  elg  xop  ovgapop  dxspl" 
^opxeg; 

d.  P8eudo-Epiph.Hom.IV.  Elg  xrjp  dvdXtjtpiP  xov Xgioxov.p.  290  B. 

avögBg  ^lögaTjXlxai,  xl  toxrjxaxB  ßXijtovxeg  elg  xop  ovga- 
pop; xl  elg  XOP  ovgapop  dxBPl^Bxe; 

e.  Act.  1,  11». 

apögBg  FaXiXaloi,  xl  höxi^xaxB  ßXixoPxeg  dg  xop  ovgapop; 


glO  Aussercanoniscbe  Paralleltezte  zu  Lc. 

Zu  ärsmCsiv  =  ßXijtBtv  =  O'^Sin  vgl.  die  Bemerkungen  oben 
S.  13  zuTcTOsT'^^ 

Act.  1, 11»». 

a.  Philastr.  c.  71.  p.  70. 

Sicut  vidistis  eum  ascendentem  in  caelum,  sie  eum  iterutu 
sperate  venturum  de  caelo. 

b.  Epiph.  Haer.  XL VIII,  8.  p.  409  C. 

ovTog  6  ^LjOovg  6  ag>*  vficop  elg  top  ovqüvov  apaXriq)d'B}c 
o'vTog  iksvOSTai  xal  rä  t^fjc, 

c    Epiph.  Haer.  LXIX,  77.  p.  518  D. 

xal  ovtcog  otpsoO^e  avxov,   ov  rgojtov  stöers  avrov  ava- 
XapißavofiBvov, 

d.  Epiph.  Haer.  LXII,  6.  p.  518  A. 

ovxog  6  ^Ifjoovg  o  atp    vftcSif  elg  xov  ovQavov  apaXf)(pd^Hc 
ovT(Dg  sZevosrai^  cog  avrov  eiöare  dvaXafißavofierov. 

e.  Epiph.  Haer.  LXVI,  87.  p.  708  C. 

ort  rovTov  top  'lr]Oovp,  ov  kOiQdxare  atp   v/aciv  apaka/i- 

ßapofispop,  ovTG)g  kXevöBTai,  op  xqoxop  slösrs  avrop  dva- 
Xafißavofievov. 

f.  Pseudo-Epiph.  Hom.  IV.  p.  290  B. 

ovTa)g  kX^vosraCf  op  tqojtov  i&eaöaö&e  avzop  dvaXaußa- 
pofiepop. 

g.  Pseudo-Ign.  ad  Smyrn.  IIL  p.  244,  28. 

q)aol  yag  xd  Xoyia'  ovxog  6  ^It/öovg  dpaXfjtpß-slg  dtp   vficüp 

slg  xov  ovQavov,  ovxwg  kXevoexai,  ov  xqojcop  i&eaaaa&s 
avxop  JtoQsvofiBPOP  elg  xop  ovgavop. 

h.  Act.  1,  11^ 

ovxog  6  *lnCovg  6  dvaXriq)&elg  dtp    vuwv  elg  top  ovgapop 

ovxojg  eXevöexai,  op  xqojtov  l&eaoaoO-e  avxop  jtogevofiBvov 
elg  XOP  ovgapov. 

Wenn  die  Perikope  Act.  1,  4 — 13  die  einzige  und  zugleich 
letzte  Quelle  des  Berichts  über  die  dpaXtjtpig  gewesen  wäre,  so 
müssten  die  z.  Th.  tief  greifenden  Varianten  in  den  vorstehend 
verzeichneten    patristischen    Citaten    geradezu    unerklärlich    er- 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Act  1,  11.  gn 

scheinen.  Anders,  wenn  hinter  der  canonischen  Relation  Act.  1, 4 
— 13  ein  hebräischer  Quellentext  in  der  Urkirche  fortwirkte.  In 
diesem  Falle  kann  das  Vorhandensein  von  aussercanonischen 
Textgestalten  an  sich  nicht  überraschen,  zugleich  aber  auch  durch 
das  Zurückgehen  auf  das  Hebräische  im  Einzelnen  erklärlich 
gemacht  werden.    Die  Varianten  wg  =  ov  rgojtov  erklären  sich 

wie  zu  Lc.  13,  34  =  Mt.  23,  37  (vgl.  oben  S.  390)  aus  nüM  aufs 
Beste.    Ebenso  Idslv  =  IwQaxivai  =  ^sdaaod-ai  aus  nKH.    Vgl. 

dieselben  Varianten  S.  52  zu  Lc.  5,  27,  S.  165  zu  Lc.  9,  36,  S.  192 
zu  Lc.  10,  18  und  öfter.    Endlich  zu  araXafißaveöO^at  =  dpa- 

XT)g)d'rjvai  =  Jtoosvsöd'ac  =  nb^  erinnere  man  sich  des  eben  zu 

Act.  1,  9  Bemerkten.  Kann  es  nach  alledem  überraschen,  wenn 
der  Redaktor  der  Pseudo-Ignatianen  und  Constitutionen 
gerade  die  Schlussworte  der  Logia  mit  der  Citationsformel:  g)aol 
yag  rä  Xoyia  —  einführt?  Wenn  er  die  auf  der  Bibliothek  zu 
Carsarea  befindliche  alte  Handschrift,  vielleicht  mühsam  die  he- 
bräischen Lettern  entziffernd,  gerade  auch  am  Schluss  eingesehen 
hatte,  so  wird  er  wohl  auch  den  Anfang  der  Handschrift  und 
die  darüber  befindliche  Überschrift  verglichen  haben.  Und  was 
fand  er  dort? 

Mit  der  Antwort  auf  diese  Frage  komme  ich  schliesslich 
auf  einen  Punkt,  welcher,  obwohl  für  die  Beurtheilung  der  vor- 
canonischen  Quellenschrift  von  höchster  Wichtigkeit,  doch  bis 
jetzt,  soviel  ich  sehe,  von  den  Forschern  völlig  unberücksichtigt 
gelassen  ist,  ein  Punkt,  an  welchem  es  sich  zeigt,  wie  unwissen- 
schaftlich es  ist,  bei  der  synoptischen  Evangelienforschung  ledig- 
lich an  die  griechischen  Texte  sich  zu  halten.  Hat  man  doch 
auf  den  von  Papias  überlieferten  Namen  der  Xoyia  ganze  Häuser 
der  Kritik  aufgerichtet.  Hat  doch  dieser  Name  den  Gang  der 
Evangelienforschung  wesentlich  mit  bestimmt! 

Wie  laut  der  Papias-Nachricht  das  vorcanonische  Matthäus- 
evangelium ^Eßgätöi  öiaXtxTO)  geschrieben  war,  so  muss  auch 
der  dazu  gehörige  eigenthümliche  Name:  Xoyia  auf  einer  he- 
bräischen Unterlage  beruhen.  Aber  freilich  die  landläufige  Evan- 
gelienkritik hat  trotzdem  die  secundären  griechischen  Texte 
frischweg  fort  und  fort  zum  Ausgangspunkt  ihrer  Untersuchungen 
gemacht,  ohne  sich  um  den  vorauszusetzenden  hebräischen 
Grundtext  zu  kümmern.    Ebenso  wenig  hat  man  sich  um  das 


S12  Aossercanonisclie  Paralleltexie  zu  Lc 

hebräische  Grundwort  gesorgt,  von  dem  das  griechische  koyia 
nur  die  secundäre  Wiedergabe  ist. 

Was  wird  nun  der  Redaktor  der  Constitutionen  und 
Pseudo-Ignatianen  als  Überschrift  über  jener  alten  Evangelien- 
handschrift in  der  Bibliothek  zu  Caesarea  entziffert  haben?  Siehe 
da,  die  Antwort: 

Und  was  ist  der  Sinn  dieser  Überschrift  gewesen?  Jeder  des 
Hebräischen  Kundige  weiss  es,  dass  eine  ganze  Anzahl  Quellen- 
schriften, Biographien  von  grossen  Männern,  im  A.  T.,  erwähnt 
und  nach  ihrem  Inhalte  in  den  alttestamentlichen  historischen 
Büchern  verarbeitet  sind,  Schriften,  welche  fast  sämmtlich  diesen 
Titel:  D'^W  trugen.  Vgl.  z.  B.  1.  Par.  29,  29:  W^n  bS'lti«  ''W 
==LXX:  Xoyoi  -Sa/Moiw>l=Vulg.:  Über  Samuelis  Videntis  =Luther: 
Geschichten  Samuels  des  Sehers,  Ä*^aiin  ITC  •'1Ü'?!  =  LXX:  Xoyoi 

Na^av  Tor  ^()09)/Jrot;  =  Vulg.:  liber  Nathan  prophetae  =  Luther: 
Geschichten   des  Propheten  Nathans,    nthn  13   ''IM  =  LXX: 

Xoyot  Fad  xov  ßjLejtovrog  —  Vulg.:  volumen  Gad  Videntis  = 
Luther:  Geschichten  Qads  des  Schauers,  ferner  1.  Reg.  11,  41: 
nb'it?  ''Säl  Sbo  =  LXX:  ßißXlop  gruiarov  UaZcoficiv  =  Vulg.: 
liber  verborum  dierum  Salomonis  =  Luther:  Chronika  von  Sa- 
lomo,^ebenscr2rFar  33,  18:  nfj^  "^W  =  LS^TTrioyot  itfa- 
vaooij  =  Vulg.:  gesta  Manasse,  ebenda  biJItD'J  ''^btt  •'"iS'n  =^ulg.: 
sermones  regum  Israel  =  Luther:  Geschichten  der  Könige  Israels. 
£s  wäre  doch  eine  sehr  kindliche  Auffassung,  wenn  man,  ab- 
hängig von  der  unzutreffenden  Septuaginta- Version,  in  jenen 
biographischen  Quellenschriften  nur  Xoyoi  oder  Qfjfiata  des 
Samuel,  Salomo,  Manasse,  nur  sermones  der  Könige  Israels 
suchen  wollte!  So  ist  auch  die  theologische  Forschung  dadurch, 
dass  sie  sich  blindlings  von  der  unzutreffenden  Version  des 
Papisis:  jioyia  =  ü'^'^y^  leiten  liess  und  es  versäumte,  auf  das 
hebräische  Quellenwort  zurückzugehen,  arg  in  die  Irre  geführt 
worden.  Und  die  bei  einem  Evangeliencitat  einzig  dastehende 
Citationsformel:  g>aol  yccQ  rä  Xoyia  —  wird  trotz  P.  Ewalds 
Einspruch  —  auf  die  J?)©^  ''"lOT  zurückzuführen  sein.  *) 


1)  Es  wird  sich  zeigen,  dass  wir  somit  zwei  —  auch  in  ihren  Titeln 
kenntliche  —  vorcanonische  hebräische  Qnellenschriften  za  unterscheiden 
haben:  erstlich  die  riv;;  nriVin  »  ßlßXoq  ycviaewg  *Itfaov  (Mt.  1, 1), 


Texte  und  üntenuchungen  zu  Act.  1, 13.  gl3 

Da  wir  am  Ende  der  fünf  paulinischen  Cbristophanien  (!•  Cor. 
15,  5 — 7)  angelangt  sind,  so  lohnt  sich  an  dieser  Stelle  ein 
kurzer  Rückblick.  Hierbei  ergeben  sich  endgiltig  folgende 
Gleichungen: 

1.  Cor.  15,  5*  =  Lc.      24,  13—35 
5b  =  36—43 

6   =  50—51 

7»  =  [Joh.  20,  24—29] 
7^  =  Act.     1,    4—11, 
auf  der  einen  Seite  die  paulinischen  Excerpte,  auf  der  anderen 
Seite  die  lucanische  Relation,  beide   stammend  aus  der  vor- 
canonischen  Hauptquelle.    Auch  Brandt  (S.  415)  sagt: 

Der  Apostel  Paulus  giebt  die  in  dem  ihm  überlieferten  „Evan- 
gelium" enthaltenen  Thatsachen  der  Reihe  nach  wieder. 

Für  den  geschichtlichen  Werth  der  von  Paulus  mitgetheilten 
Überlieferung  spricht  ihr  hohes  Alter,  welches  uns,  ganz  abge- 
sehen von  ihrer  Niederschrift  in  dem  Korintherbriefe,  festzustehen 
scheint.  Der  Autor  bietet  sie  dar  als  einen  älteren,  auch  ihm 
schon  überlieferten  Bericht;  ihr  Inhalt  zeigt  sich  unabhängig  von 
den  auf  uns  gekommenen  Evangelien. 

Bei  Brandt  fehlt  nur  die  Erkenntniss  von  der  Identität  der 
paulinischen  und  der  lucanischen  Relation  und  damit  von  der 
Abstammung  beider  Relationen  aus  dem  Urevangelium,  der  auch 
sonst  von  Paulus  benützten  vorcanonischen  Hauptquelle.  Und 
wenn  Brandt  noch  hinzufügt: 

dem,  der  ihn  (diesen  Bericht)  verfasst  hat,  ist  weder  die  Ge- 
schichte von  dem  leeren  Grabe,  die  dem  Zwecke  der  Perikope 
überaus  dienlich  gewesen  wäre,  noch  die  Himmelfahrtsgeschichte 
bekannt  gewesen  — , 
so  ist  das  erste  ein  voreiliger  Schluss,  das  zweite  ein  nicht  ganz 
unverschuldeter  Irrthum.   Das  leere  Grab  konnte  in  der  Urrelation 
so  nebensächlich  behandelt  sein  und  dem  Apostel  so  irrelevant 
erscheinen,  dass  er  es  unerwähnt  Hess.    Und  wenn  er  einmal  die 
Cbristophanien  des  Erstandenen  berichtete   mit  dem  dreimal 


die  Quellenschrift  des  Eindheitsevangeliums  (Lc.  1.  2.  Mt.  1.  2  — ,  es  sei  hier- 
bei im  voraus  verwiesen  auf  die  in  Heft  Y  zu  verOifentlichenden  Unter- 
suchungen über  das  ,, Kindheitsevangelium"),  und  zweitens  die  ptej^  "^^r^. 
^=^  XoyiUy  richtiger  historia  Jesu,  von  dem  Auftreten  des  Täufers  und 
der  Taufe  Jesu  an  reichend  bis  zur  dvdXtitpiq, 


gl 4  Aussercanonische  Paralleltezte  zu  Lc. 

wiederkehrenden  ojqid^r^^  so  fiel  auch  die  Himmelfahrtsgeschichte 
unter  diese  Rubrik  der  Christ ophanien,  unter  denen  sie  sich 
nur  dadurch  auszeichnete,  dass  sie  die  letzte  war. 


Act.  1, 13  =  Lc.  6, 14-16  =  Mc.  3, 16-19  =  Mt  10,  2-4. 

a.  Epiph.  Anaceph.  c.  138  A. 

avBXr)q)d'7]  elq  ovQavovq  .  . .  ixad^iösp  iv  öe^ia  rov  xargog, 
jtBfzypag  x/jQvxag  slg  oXrjv  rijv  olxovfieptjv,  ^ifiwpa  IIbtqop, 
/ipÖQsav  rov  döeZtpov  avroVf  'laxwßov  xal  ^Icoavvrjv,  rovg 

vloig  Zsßedaiov,  ovg  JtaXai  i^sXe^aro,  ^IXtjcjtop  xal  Bag- 

ß^oXoftatoPj   Maxdalop  xal   &a>fiuPy  xal  %vöap  xal   Gaö- 

öatoPf  2Jif4(0Pa  top  Zrjkorrjp  ^lovöap  rs  top  'löxagiürnv 

xal  jcQoöoTtjp  avTov  yepofiepop^). 

b.  Epiph.  ^Evötjfila  Xqiotov  c.  4.  p.  50  B. 

xal  apsXrjfpdi]  elg  ovgapop  .  .  .  ixa^iOBP  kv  ÖB^ia  rov  :jta' 
TQog,  jcBiiipag  xtjQvxag  Big  oXrjp  rijp  olxovfierTjPy  JStf/copa 
IIbtqop y  \iv6Qiap  top  a6BXq)6p  avxovj  ^laxmßop  xal  7c»- 
appijVy  rovg  vlovg  ZBßBÖalov,  ovgjtakai  ggcyLfcggro,  ^iXijtJtop 

xal  BaQd^oXofiaTop,  Mar^atop  ßcofiäp  tb  xal  ^lovöap,  xal 
ßaööatop,  Sl(ia)pa  top  Zt]Xcot7]p.    %vöag  yag  o    ^loxagid- 

rr/g  xtX.  *) 

c.  Mt.  10,  2—4. 

TOiP  6b  ödÖBxa  ajtoOT6XG)P  t«  oPoiiaTo.  hoTtp  Tavra' 
jcQWTog  2!lfia)P  6  XByofiBPog  Ilirgog  xal  lApögiag  6  aÖBXtpbg 

avTOVy  xal  'laxo^ßog  6  tov  ZtßBÖalov  xal  *Ia>appf]g  6  oöbZ- 
q)bg  avTOv^  0UiJtJtog  xal  Bagd-okofialog,  Ga)fiäg  xal  Ma&' 
d^alog  6  TBXcDPT^g,  ^laxooßog  6  rov  ^AXtpalov  xal  ÄBßßatog, 

Slficop  6  Kapapalog  xal  *Iovöag  b  ^löxaQtwTrjg  6  xal  jtaga- 

öovg  avTOP.^) 


1)  In  den  beiden  Verzeichnissen  des  Epiphanius  fehlt  anscheinend 
*ldxojßoq  IV.cpalov.    S.  unten  I 

2)  In  den  Verzeichnissen  des  Mt.  und  Mc.  fehlt  anscheinend  'lovöaq 
{ovx  6  ^loxaQLwxriq).    S.  unten! 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Act.  1, 11.  13.  S15 

d.  Mc.  3,  16-19. 

xal  ijioiTjoep  rovq  öciösxa,  xal  ejiii^tfxev  ovofia  T<p  2dfia)Pi 
nixQov  xal  ^laxwßov  rbv  xov  Ztßeöaiov  xal  ^ia>avv'i}v  xov 
äösXtfov    Tov    Uaxwßov,    xal    Inl^rpcev    avrotg    opofiara 

BoavijQyiq^  o  Löxlv  vloi  ßgovTTJg'  xal  'AvÖQeav  xal  ^ikiJi- 

jtov  xal  Bagd-okoiialop  xal  Mad^d^alov  xal  Ocoiiav  xal  ^la- 
xoßop  xov  xov  ^AX(palov  xal   Oaööatov   xal  JJlfiojva  xov 

KavavaloVy  xal  %vdav  loxaQKod^,  oq  xal  jraQiöojxev  av- 
xov,  ^) 

e.  Lc.  6,  14—16. 

2!ifia)va,  ov  xal  covofiaoev  IIbxqov  [Cod.  D:  ngcixov  2!ificjva^ 

ov  xal  nixQOV  kjca}v6ftaO£v],  xal  ^Avögeav  xov  aäsXg)6v  av- 

TOV,  xal  'laxw^iov  xal  'Iwdvvrjv  [Cod,  D  add.:  xov  a6eX(pbv 

avxov^  ovg  ijia)v6[iaOBV  Boav7]Qyiq^  o  eoxiv  viol  ßjJOVxFjg], 

xal  ^iXcjtJiov  xal  Bagd^okofialov  xal  Nad^&alov  xal  &ojf4äv 
[Cod.   D  add.:  xov  IjtixaXovfisvov  /li6v(iov\    xal   'Jdxcußov 

[Cod.  D  add.:  xov  xov]  ^AXq>alov^  xal  JJifiova  xov  xaXov- 

[levov  Z7jX(x)Xf]Vf  xal  %vöav  ^laxwßov^  xal  ^lovöav  loxagicod- 
[Cod.  D:  ^JxaQiojd^],  og  [Cod.  D  add.:  xal]  ayevaxo  jtQo- 
öoxTjg.  2) 

f.  Act.  1,  13. 

o  x€  nixQog  xal  'la)avvTjg  xal  ^laxwßog  xal  ^Avögeag,  ^iX- 
uijiog  xal  ßojfiagf  BaQ&oXofialog  xal  Mad-ß-alog,  ^laxojßog 
^AXq>aiov  xal  2lna)v  6  ZßjXoxijg  xal  %v6ag  ^laxcißov/^) 

g.  Eyang.  sec.  Hebr.  ap.  Epiph.  Uaer.  XXX,  13.  p.  137  D. 

i^eXs^afii^v  ^Imawr^v   xal  ^Idxcoßov,    vlovg  Zeßsöalov,  xal 

2ifiG)va  xal  /ivögeav  xal  Oaööalov  xal  2i(ia)va  xov  ZtjXo)' 
xrjv  xal  'lovöav  xov  ^loxaQiojxr/v ,  xal  oh  xov  MaxO^alov,^) 

h.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.  106  p.  133  D. 

xal  TCO  shtstv  f46xa>vofiaxevac  avxov  IlixQOV  iva  twv  ajto- 
axoXmVj  xal  yeyQatpi^aL  Iv  xolg  ajtofiVTjfioveviiaoiv  avTov 


1)  Siehe  S.  814  Anm.  1. 

2)  In  den  beiden  lucanischen  Verzeichnissen  fehlt  ßadöaZo^  =  AeßßaXoq. 

S.  unten! 

3)  Im  Hebr&erevangelium  fehlen:   ^D.inTtoq,  BaQ^oXofialogy  ßwfxäqt 

^lovSaQ  *Iccx(üßov, 


816  Aussercanonisclie  Paralleltezte  zu  Lc. 

Ysyevrj/iipop  xäi  rovro,  fierä  rov  xäi  aXXovg  ovo  dÖBXg>ovc^ 
vlovg  Zeßedaiov  ovragj  (iBTCovoiiaxivai  ovofiaxi  rov  BoapsQ- 

yiq^  o  kctiv  vloi  ßgovr^g, 

i.   Just.  DiaL  c.  Tryph.  c.  100.  p.  327  ß. 

^va  T(DV  fiad^rcQV  avrov,  Slficova  jiqotbqov  TUxXovfiBvov^ 
br^rox/oöe  IlixQov. 

k.  Hom.  Clem.,  Ep.  ad  Jacob,  c.  1.  p.  6,  10. 

V3t   avxov  xov  ^ItjOav  cnpBvöel  oxofiaxi  fisxovoiiaod'elg  üi- 

xQog,   71    oxaQX^   xov  xvqIov  rniävt    o   xdv   äxocxoXwv 
jtQ(3xog. 

Das  Verzeichniss  der  Apostel  ist  von  mir  in  einer  selbst- 
ständigen Untersuchung  (Ztschr.  f.  kirchL  WissenscL  u.  kirchl. 
Leben  1888  Heft  II,  84—91)  behandelt  worden,  wobei  ich  der 
Überzeugung  Ausdruck  gegeben  habe,  dass  bereits  im  UreTan- 
gelium  eine  Aufzählung  der  Apostelnamen  enthalten  gewesen 
sei.  Für  diese  Annahme  spricht  im  Allgemeinen  der  Charakter 
der  Yorcanonischen  Quelle  als  eines,  wenn  auch  mit  ganz  vor- 
zugsweiser  Berücksichtigung  der  Herrenreden  geschriebenen,  doch 
vollständigen  Evangeliums,  insbesondere  aber  auch  die  sprach- 
liche Vergleichung  der  Apostelnamen.  Im  Jahrgang  1889  der 
obengenannten  Zeitschrift  (Heft  I,  30.  31.  II,  89.  90)  habe  ich 
dann  weiter  die  —  von  Bousset  (die  Evangeliencitate  Justins 
des  Märtyrers  S.  112.  Anm.  1)  gebilligte  —  Vermuthung  aus- 
gesprochen, dass  der  Apostelcatalog  in  dem  Urevangelium 
den  Schluss  gebildet  und  gewissermassen  das  Siegel  auf 
dieser  ältesten  Urkunde  der  evangelischen  Geschichte  dargestellt 
habe.  Diese  Vermuthung  hat  ihre  erste  und  wichtigste  Stütze 
an  Act.  1,  13.  Aber  wie  hier  Lc,  so  schliesst  auch  Epiphanius 
seine  beiden  Apostelverzeichnisse  dem  Bericht  über  die  avaXrm)ig 
an.  öanz  ähnlich  ist  der  Sachverhalt  bei  Aristides.  Vgl. 
Aristo.  15  p.  110  ed.  Harris  and  Robinson:  ovxog  boxb  rfco- 
ÖBxa  fia&Tjxagy  o?  /dBxä  xi}v  iv  ovQavotg  avoöov  avxov 
i^TjXd-op  Big  xag  IjtaQxlag  x^g  ohcovfiii^g.  Ebenso  weist  der 
Redaktor  des  Marcusschlusses  in  enger  Verbindung  mit  dem  Be- 
richt über  die  dvaXtitpig  (Mc.  16,  19)  auf  die  oecumenische  Thä- 
tigkeit  der  Apostel  (Mc.  16,  20)  hin,  als  den  letzten  Schluss  der 
evangelischen  Geschichte.    Aber  auch  Paulus  in  seinem  Excerpt 


Texte  und  ünterauchungen  zu  Act  1,  13.  §17 

aus  dem  UreTangelium  bezüglich  der  Erscheinungen  des  Auf- 
erstandenen (1.  Cor.  15,  3 — 7)  lässt  durch  den  Ausdruck  v.  7: 
elta  Tolg  ajtoözoXoiq  jcaciv  die  Voraussetzung  hervortreten,  dass 
er  die  Anwesenheit  sämmtlicher  Apostel  bei  der  mit  der 
ävajifitpig  geschehenen  letzten  Christophanie  wohl  gekannt  hat. 
Auf  Grund  der  Zweiquellentheorie  erklärt  sich  dann  das  schrift- 
stellerische Verfahren  des  Lc.  aufs  Beste.  Hatte  Mc  bezüglich 
des  Apostelverzeichnisses  eine  seiner  Umschaltungen  vorgenommen, 
indem  er  es  dorthin  verpflanzte,  wo  nach  dem  Urtexte  lediglich 
von  der  Wahl  der  Zwölfe  die  Rede  war,  nämlich  Mc.  3,  14  (vgl. 
Heft  II,  16),  so  fand  Lc.  in  seinen  zwei  Hauptquellen  zwei 
Apostelverzeichnisse,  das  eine  Mc.  3,  16 — 19,  das  andere  am  Ende 
der  Logia.  Während  aber  Lc.  Doubletten  sonst  zu  vermeiden 
pflegte,  kam  ihm  hier  die  Duplicität  der  Quellen  zu  Statten,  in- 
dem er  das  Marcus-Verzeichniss  (Mc.  3,  16 — 19  =  Lc.  6,  14 — 16) 
dem  jtQCDTog  Zoyog  seines  Geschichtswerkes  (vgl.  Act.  1, 1),  seinem 
Evangelium,  einverleibte,  dagegen  das  Apostelverzeichniss  der 
vorcanonischen  Quelle  mit  der  dazu  gehörigen  Schlussperikope 
bezüglich  der  dväJLfppig  an  die  Spitze  seines  öevregog  Zoyog^ 
der  nga^Big  rmv  djtoötoXcov,  stellte  und  damit  einen  vorzüg- 
lichen Anfang  gewann  für  die  geschichtliche  Darstellung  der 
von  den  Aposteln  geübten  Thätigkeit. 

Der  erste  Evangelist,  welcher  das  Faktum  der  Apostelwahl 
völlig  umgeht,  hat  seinen  Apostelcatalog  an  die  Spitze  der  von 
ihm  erweiterten,  gewissermassen  neu  componierten  Instruktions- 
rede (Mt.  10)  gestellt,  durch  welche  bei  ihm  die  Aussendung  der 
Zwölfe  zur  Evangeliumspredigt  in  den  israelitischen  Städten 
(vgl.  Heft  II,  118  ff.)  eingeleitet  wird. 

In  der  patristischen  Literatur  des  zweiten  Jahrhunderts  sind 
nur  einige  kurze  Fragmente  des  Apostelverzeichnisses  erhalten, 
einerseits  bei  Justin,  andererseits  in  den  Clementinen.  Weder 
Irenaeus  noch  Clemens  AI.  noch  Tertullian  bieten  ein  Ver- 
zeichniss  der  zwölf  ürapostel.  Erst  bei  Epiphanius  finden 
sich  zwei  nicht  unwichtige  Apostelcataloge.  Um  so  bedeutungs- 
voller ist  die  doch  sicherlich  noch  aus  dem  zweiten  Jahrhundert 
stammende,  durch  des  Epiphanius  Flüchtigkeit  leider  unvoll- 
ständige, bereits  in  den  Agrapha  S.  392  mitgetheilte  Relation 
des»  Hebräerevangeliums,  in  welcher  die  Reihenfolge  der 
Apostel  ganz  wesentlich  von  den  canonischen  Anordnungen  ab- 
weicht und    deren  Un Vollständigkeit   durch   die   Wahrnehmung 

Texte  u.  Untersuchungen  X,  8.  52 


g|g       "*  Aussercanonische  Paralleltexte  zu  Lc. 

leicht  ergänzt  werden  kann,  dass  bei  Epiphanius  gerade  eine 
Zeile,  nämlich  die  Namen:  ^IXtJtJtop  xal  BaQ&oXofdatov  xcu 
G<Dfiäp  xal  'lovöar,  in  Wegfall  gekommen  ist. 

In  der  oben  erwähnten  Untersuchnng  hatte  ich  die  An- 
schauung vertreten,  dass  der  Zusatz  jr(>a>  ro$  zu  dem  lia.menSlfi(DV 
UixQOQ  aus  der  hebräischen  Quelle  stamme  und  zugleich  mit  dem 
kva  rcQV  ajtoOToXcav  auf  das  hebräische  IHK  zurückzuführen  sei, 
welches  bei  Aufzählungen,  wie  z.  B.  bei  den  Wochentagen  (vgl 
oben  S.  756  zu  Lc.  24,  1*)  als  Ordinale  gebraucht  wurde.  Indess 
bin  ich  durch  wiederholte  Erwägungen  von  jener  Auffassung 
zurückgekommen.  Denn  erstlich  findet  sich  der  Ausdruck:  biq 
Tcop  äjtoOroXcov  bei  Justin  (vgl.  Dial.  c.  Tr.  c.  81  p.  308  A)  auch 
da  wieder,  wo  dieser  Autor  nicht  von  Simon  Petrus,  sondern 
von  Johannes,  dem  Zebedäussobne,  redet.  Zweitens  kann  man 
in  keinem  der  verschiedenen  Apostelkataloge  eine  Spur  von  einem 
öavreQog,  zglrog  u.  s.  w.  wahrnehmen,  was  doch  nöthig  wäre, 
wenn  IHÄ  in  der  Bedeutung  jtQwrog  gebraucht  sein  sollte. 
Endlich  drittens  sind  es  nur  judenchristliche  Quellen,  in  denen 
JSifKDP  HixQoq  ausdrücklich  als  jtQmxoq  bezeichnet  wird:  der 
judenchristliche  erste  Evangelist,  der  judenchristliche 
Redaktor  des  Evangeliencanons  in  Cod.  D  zu  Lc  6,  14,  und  na- 
mentlich auch  die  judenchristlichen  Pseudo-Clementinen. 
Dem  gegenüber  ist  es  um  so  entscheidender,  dass  das  Hebräer- 
evangelium, welches  seinem  judenchristlichen  Charakter  ent- 
sprechend doch  auch  gern  den  Simon  Petrus  in  den  Vordergrund 
rückt  (vgl.  Agrapha  S.  387),  in  der  Aufzählung  der  Apostel  ihn 
an  dritter  Stelle  erwähnt.  Denn  da  in  diesem  Falle  das  fünfte 
Holtzmannsche  Kriterium  (vgl.  Agrapha  S.  16)  in  Betracht 
kommt,  wonach  man  auf  Genauigkeit  eines  Citates  rechnen  kann. 
,,wenn  die  benutzte  Lesart  in  keinem  guten  Einvernehmen  mit 
der  Dogmatik  oder  Parteistellung  des  betreflFenden  Schriftstellers 
steht",  so  wird  man  der  von  dem  Hebräerevangelium  be- 
folgten Ordnung  der  Apostelnamen  den  Vorzug  zu  geben  und 
in  Folge  dessen  anzunehmen  haben,  dass  wir  die  Voranstellung 
des  Simon  Petrus  lediglich  dem  Petriner  Marcus  verdanken,  durch 
welchen  sie  dann  auch  in  die  beiden  anderen  synoptischen  Evan- 
gelien übergegangen  ist.  Die  Originaütät  des  im  Hebräer- 
evangelium aufbewahrten  Apostelverzeichnisses  bewährt  sich  auch 
darin,  dass  der  Verfasser  der  Logia,  Mard^alog,  ganz  am  Schlüsse 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Act.  1,  13.  S19 

steht.   Man  wird  mitbin  den  originalen  Schluss  des  Urevangeliums 
in  folgender  Weise  reconstruieren  dürfen: 

ravza  elöip  [iöriv]  rä  ovofiaxa  rcov  dcoöexa  ä^toOroXcov, 
ovq  6  ^Ifjöovg  i^sJÜ^aTO'  ^Icodvvfjp  xal  ^laxcoßov,  viovg 
Zsßsöaiovj  xal  Sifi<ova  xcd  ^Avögiav  xal  ^iXijtjrov  xal 
BaQd-oXofialov  xal  &a)fiäv  xal  ^lovdav  ^)  xal  Baööalov  xal 

^Ifiova  TOP  Z7]ka)r?}v  xal  lovdav  top  ^löxaQKDtfjP  xal 
ifie  TOP  Mar&alop,^) 

Wenn  in  dieser  Weise  der  Verfasser  des  Urevangeliums  am 
Schlüsse  seiner  Schrift  sich  selbst  gekennzeichnet  hatte,  so  ist 
die  Bestimmtheit  erklärlich,  mit  welcher  Matthäus  in  der  Ur- 
kirche  als  der  Autor  der  Logia  bezeichnet  wurde:  Mard-atog  rä 
Xoyia  ovpeyQaiparo.  Zusätze  wird  dieser  Apostelkatalog  nur  so- 
weit zu  den  einzelnen  Apostelnamen  hinzugefügt  haben,  als  zur 
Unterscheidung  gleichnamiger  Persönlichkeiten  unerlässlich  war. 
Im  Übrigen  ergiebt  eine  Zusammenstellung  sämmtlicher  Apostel- 
namen, mit  Einschluss  der  Beinamen  und  zusätzlichen  Benen- 
nungen, wie  solche  in  der  evangelischen  Gesanimt-Tradition  über- 
liefert sind,  die  hohe  Wahrscheinlichkeit,  dass  in  den 
Jüngerkreisen,  die  sich  um  Jesum  gesammelt  hatten,  ein 
dreisprachiger  Verkehr  stattfand,  in  welchem  das  He- 
bräische (mit  9  Eigennamen  und  3  Beinamen)  vorherrschte, 
aber  auch  das  Aramäische  (mit  1  Eigennamen  und  4  Beinamen) 
sowie  das  Griechische  (abgesehen  von  den  Graecisierungen,  mit 
2  Eigennamen  und  3  Beinamen)  vertreten  war.  Die  Er- 
scheinung, dass  in  den  Benennungen  des  Simon  Petrus  und  der 
beiden  Zwillinge  alle  drei  Sprachen  vertreten  waren,  weist  mit 
besonderer  Wahrscheinlichkeit  auf  die  Dreisprachigkeit  hin, 
die  in  der  Umgebung  Jesu  herrschte. 


1)  Der  unterstrichene  Text  stellt  die  durch  die  Flüchtigkeit  des  £pi 
phanius  ausgefallene  Zeile  dar. 

2)  Vgl.  oben  in  Citat  g  am  Schloss:  xal  ah  xov  MarO-alov. 


52* 


820 


Aussercanonische  Paralleltexte  zu  Lc. 


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Texte  und  Untersuchungen  zu  Act.  1,  13.  S21 

Eine  Analyse  dieses  Apostelverzeicimisses   soll   namentlich 
noch  einigen  sprachlichen  Bemerkungen  gelten. 

Ol  vlol  Zeßsöalov. 

Die  Apostelkataloge  des  Epiphanias  und  des  Hebräer- 
evangeliums treffen  in  dem  Zusätze:  [rovg]  vlovg  Zsßeöalov 
mit  dem  Citate  aus  Justin  zusammen.  Wo  dieser  Zusatz  fehlte, 
wurde  Jacobus  als  döeXq>6g  des  Johannes  kenntlich  gemacht.  Beide 
Brüder  tragen  echt  hebräische,  aus  dem  A.  T.  wohlbekannte 
Namen.  Der  Name  )^T\V,  welcher  im  A.  T.  32  mal  vorkommt, 
nämlich  1  mal  in  den  Büchern  der  Könige,  10  mal  in  der  Chronika, 
3  mal  bei  Esra,  5  mal  bei  Nehemia,  13  mal  bei  Jeremia,  wird  von 
den  LXK  stets  mit  ^Itx^avav  wiedergegeben,  tritt  dagegen  in  den 
Makkabäer- Büchern  und  im  N.  T.  nicht  anders  als  in  der  grae- 
cisierten  Form  ^Io}avvt}q  (im  Cod.  B  und  D  zu  Lc.  6,  14  =  Act.  1,13: 
^Imainiq)  auf.  Ahnlich  verhält  es  sich  mit  dem  Namen  2p??, 
welcher  im  A.  T.  unzählige  Male  sich  findet,  und  sowohl  von 
den  LXX  als  im  N.  T.  zur  Bezeichnung  des  Patriarchen  stets 
'laxciß  geschrieben  wird,  dagegen  als  neutestamentlicher  Eigen- 
name nicht  anders  als  in  der  graecisierten  Form  ^Idxcoßog  ge- 
bräuchlich ist.  Die  in  den  canonischen  Evangelientexten  nur 
bei  Mc.  auftretende,  ausserdem  aber  von  Cod.  D  zu  Lc.  6,  14  und 
von  Justin  wiederholte  Bezeichnung  der  Zebedäussohne  als 
BoaPTjQyig  =  vlol  ßQOPrfjg  ist  sowohl  von  Kautzsch  (Gramma- 
tik des  Biblisch- Aramäischen  S.  9)  als  von  Dal  man  (Grammatik 
des  jüdisch -palaestinischen  Aramäisch  S.  112.  15S)  behandelt 
worden.  Beide  sind  darin  einig,  dass  der  zweite  Theil  des  Wortes 
nicht  auf  Xßyi  zurückgef&hrt  werden  kann.  Kautzsch  schlägt 
das  aramäische  T5"i  =  LXX:  oQyrj  (vgl.  Dan.  3,  13),  Dalman 
mit  grösserer  Wahrscheinlichkeit  das  hebräische  T}"l  =  ßQoini) 
(vgl.  Hiob.  37,  2)  vor.  Letzteres  gewährt  nicht  nur  die  zwiefache 
Bedeutung:  oQyn'iy  ^Vfiog,  wie  es  von  den  LXX  gewöhnlich  tiber- 
setzt wird,  und  ßQovTTJ,  welche  Bedeutung  es  Hiob  37,  2  besitzt, 

—  ein  für  die  vlol  ßQOPtfjg  besonders  geeigneter  Doppelsinn,  — 
sondern  macht  es  auch  erklärlich,  wie  der  0-Laut  in  das  Bo- 
aPTjQyig  hineingekommen  ist.  Gewiss  würde,  wie  Dalman  an- 
nimmt, ursprünglich  Baif7]Qoytg  zu  schreiben  gewesen  sein.  Aber 
wie  der  0-Laut  in  der  Flexion  bisweilen  nach  vorn  tritt  (z.  B.  Jnf. 


g22  Aussercanonische  Paralleltexte  zu  Lc. 

bbj?  mit  Suffix:  '^btsj^,  so  finden  wir  auch  in  der  Aussprache 
der  Eigennamen  die  Analogie  ^  dass  das  anlautende  Sch'wa  den 
0-Laut  der  nachfolgenden  Sylbe  annimmt,  z.  B.  Dip  =  LXX: 
JSoöofia,  rtb'btp  =  LXX:  SoXoficiv,  DMnn,  vocalisiert  bei  den 
Septuaginta  als  D^IHT  vorausgesetzt,  =  ^Poßoctfi^  ^5?*^?  =  ^oqo- 
ßaßeX.  Ausserdem  scheint  es,  dass  Jesus  in  solchen  Fällen  nach 
dem  0-Laut  noch  ein  kurzes  A  hat  hören  lassen.  Vgl.  zu  dem 
BoavTj  das  ^Iwava  als  Aussprache  von  ^loovä  zu  Joh.  21.  15  ff., 
Joannae  im  Hebräerevangelium  zu  Lc.  18,  25  (siehe  oben  S.  507), 
und  ^Icoapvov  zu  Mt.  16,  17  ebenfalls  im  Hebräerevangelium* 
S.  Agrapha  S.  334.  Übrigens  erkennt  man  aus  Dalman  S.  142, 
dass  auch  der  Name  des  Vaters  Zsßeöatoc,  welcher  auf  n*^"TSt 
=  LXX:  Zaßaöalag,  Zaßöatoc  (l.Esr.9,5.21)  zurückgeht,  gleich- 
falls nicht  aramäischen,  sondern  hebräischen  Ursprungs  ist. 

Im  Unterschiede  von  dem  Uvfiecop  [==  fll^W]  des  Kindheits- 
evangeliums, welcher  den  Namen  Svpiecov  in  der  durch  die  LXX 
eingebürgerten,  dem  Hebräischen  genau  nachgebildeten  Form 
trägt,  führen  die  beiden  mit  diesen  Namen  belegten  Apostel  den- 
selben in  der  späteren,  abgegriffenen  Gestalt:  'jitt'^TD,  wie  er 
zuerst  in  der  Chronik  (1.  Par.  4,  20)  auftritt  und  dann  in  den 
alttestamentlichen  Apokryphen,  namentlich  in  den  Makkabäer- 
Büchern,  sehr  häufig  ist,  doch  so,  dass  er  1.  Par.  4,  20  von  den 
LXX  durch  Sefidp,  in  den  Apokryphen  aber  durch  JSificop,  2v- 
fii^p  (auch  durch  ^vfieciv)  wiedergegeben  wird.  Unser  Apostel 
wird  Act.  15,  14  sowie  auch  in  den  meisten  Handschriften  zu 
2.  Petr.  1,  1  ausnahmsweise  ebenfalls  2üvfiaojp  genannt.  Wie  der 
hebräische  Beiname  der  Zebedäussöhne  Boap7]Qyig,  so  geht  der 
aramäische  Beiname  Simons  KB*^r  ==  KT]q)äg  sicher  von  Jesus 
aus,  zum  Erweis,  dass  Jesus  beide  Sprachen,  die  hebräische  und 
die  aramäische,  promiscue  anzuwenden  pflegte,  wie  solches  in  der 
gemischten   Bevölkerung  Palaestinas  kaum  anders  sein  konnte. 

l4pÖQiag  xal  ^IXtjtJtog. 

Andreas  und  Philippus,  welche  in  dem  Apostelverzeichnisse 
Mc.  3,  16 — 19  als  ein  zusammengehöriges  Paar  erscheinen  und 
auch  Joh.  1,  45;  6,  5.  8;   12,  22  in  enger  Verbindung  genannt 


Te»le  und  Untersuchungen  zu  Act.  1, 13.  823 

werden,  sind  die  beiden  einzigen  Apostel  mit  rein  griechischen 
Namen  und  ohne  jegliche  Zunamen.  Und  da  dieselben  Joh.  12,  SOff. 
als  die  Führer  der  griechisch  redenden  EiXfives  auftreten,  so 
weisen  diese  Umstände  darauf  hin,  dass  sie  in  besonderer  Weise 
des  griechischen  Idioms  werden  mächtig  gewesen  sein.  Hieraus 
kann  man  aber  die  weitere  Folgerung  ableiten,  dass  in  Betbsaida, 
der  Vaterstadt  des  Andreas  und  Philippus  sowie  des  Simon 
Petrus,  die  griechische  Sprache  keineswegs  eine  fremde  Sache 
gewesen  ist.  Es  wird  mithin  auch  fUr  Simon  Petrus  —  zamal 
später  nach  der  mit  ihm  vorgegangenen  Umwandlung  in  Jesu 
Schule  und  nach  dem  apostolischen  Wirken  in  griechisch  redenden 
Ländern  —  durchaus  keine  Schwierigkeit  gewesen  sein,  in  grie- 
chischer Sprache  sich  brieflich  auszudrücken.  Übrigens  kommt 
der  Name  0lXixxQq  bekanntlich  schon  in  den  Makkahaer-BUchern 
vor,  während  der  Name  'AväQias;  (Hieros.:  CJCITSS,  Syr.  Sin.: 
orn:»,  Talmud:  ''■'ms«,  -'S"!!;»,  vgl.  Dalman  S.  148)  sehr 
selten  war  und  weder  im  A.  T.  noch  im  N.  T.  sonst  sich  wieder 
findet. 

BaQ&-oXo{ialoq. 

Obwohl  dieser  Name  in  dem  oben  aufgestellten  Apostelver- 
zeichnisse  als  aramäisch  behandelt  worden  ist,  wie  es  gewöhnlich 
geschieht,  so  dass  Bartholomäus  als  der  einzige  unter  den  Zwölfen 
mit  einem  aramäischen  Eigennamen  erscheinen  würde,  wobei  es 
noch  fr^lich  bleibt,  ob  nicht  hinter  dem  ''Bin"13  als  Patrony- 
micum  ein  wirklicher  Eigenname,  vielleicht  auch  im  Hebraischeu, 
verborgen  war,  so  ist  Bag^oXo/ialoq  bei   näherer  Analyse  des 
Namens  keineswegs  mit  Sicherheit  als  aramäisch  zu  reclamiereu. 
Denn   abgesehen  von  13,   welches  ja  auch  im  Hebräischen  ge- 
bräuchlich war,  so  ist  ''labp  ein  alter  echt  hebräischer  Name.    Vgl. 
Jud.  1.  10;  2.  Sam.  3,  3;  13,  37:    •'^bn  =  LXX  Vat:    eoXftt,  AI.  r 
Ooloiialog,  letztere  Namensforni  Jos.  Ant.  XIV,  8,  1.    Be'""!'"'» 
dieses  Apostels,  über  dessen  Persönlichkeit  weder  im  n 
mentlichen  Canon   noch   in  der  ältesten  patristischen  L 
Nachrichten  vorhanden  sind,  citiert  Dalman  (S.  148)  I.  Li 
Legende  chretienne  de  Bartliolomee  dans  le  Talmud,  Rei 
Juiv.  VIII,  200ff.,  X,  66—73,  dazu  J.  Halevy,   ebenda 


g24  Aussercanonische  Paralleltexte  za  Lc. 

Ol  dlövfiot. 

In  seineoi  Codex  Apocryphus  N.  T.  111,  591  (editio  altera) 
theilt  Fabricius  aus  einem  alten  Apostel verzeichniss  (heraus- 
gegeben von  du  Gange)  am  Schlüsse  des  Chronicon  Paschale 
p.  437,  sowie  von  Cotelerius  ad  Const.  II,  62  folgenden  Pas- 
sus mit: 

Scoftag  6  xai  Jiövgiog 
ßojfiag  xal  ^lovöag^  diövftoi. 

Ebenso  ist  in  dem  oben  unter  b  aus  Epiphanius  mitge- 
theilten  Apostelkataloge 

Scofiav  T£  xal  %vöav 

eng  verknüpft.  Und  da  in  beiden  Apostelkatalogen  des  Epi- 
phanius der  Name  des  Jacobus  fehlt,  dieser  hervorragende  Apostel 
aber,  nach  welchem  sein  Bruder  %vdac  ^laxcoßov  genannt  wird, 
keinesfalls  gefehlt  haben  kann,  so  muss  angenommen  werden,  dass 
bei  Epiphanius  unter  dem  Namen  des  OiDfiaq  dieser  Jacobus, 
der  Sohn  des  Alphäus,  verborgen  sei.  Und  ferner,  da  in  den 
Apostelverzeichnissen  des  Mc.  und  Mt.  wohl  ^laxcoßog  6  rov 
jiXtpalov  und  ausserdem  auch  ßcofiäg  genannt  sind,  dagegen 
%vöag  ^laxoißov  fehlt,  so  ergiebt  sich,  dass  in  diesen  beiden 
synoptischen  Apostelkatalogen  %v6ag  ^laxdßov  unter  dem  Namen 
des  Ocjfiäg  eingeführt  ist.  So  ersteht  die  Erkenntniss,  dass  in 
der  That  unter  den  Zwölfen  ein  Zwillingspaar  vorhanden  gewesen 
ist,  nämlich  die  Alphäussöhne: 

^laxcoßog  6  rov  'AXipalov  =  Sofiag  =  Aldv^og 
^lovöag  'laxmßov  =  Ocofiäg  =-=  ALöv(iog. 

Was  zunächst  den  Judas  angeht,  so  war  dessen  Benennung 
als  OG}fiag  (=  Zwilling),  wie  schon  Lipsius  (Apokryphe  Apostel- 
geschichten 1,  20)  hervorhebt,  in  der  syrischen  Kirche  allgemein. 
Lipsius  verweist  auf  Eus.  Hist.  Eccl.  I,  13,  10:  %väag  6  xai 
Sofiag^  ferner  auf  die  Doctrina  Addaei  ed.  Philipps  p.  5  der 
englischen  Übersetzung,  ebenso  auf  die  syrische  Doctrina 
apostolorum  ed.  Cureton  p.  30sq.  Ich  füge  weiter  folgende 
Belege  bei:  Itinerarium  S.  Apostoli  Thomae  ==  il^p/odot 
Tov  aylov  ajroGroJiov  Scofiä  ap.  Fabricium  p.  820:  xal  xXfj- 
Qov  bXax^v   7/  ^Ivöla  %v6a  Ocofia   xal  Aiöv(jia)y  sodann  Acta 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Act  1, 13.  g25 

Thomae  in  den  Apocalypses  Apocr.  ed.  Tischendorf  p.  159, 
wo  in  dem  MaQzvQiov  tov  aylov  xal  jcavevtpi^iiov  d'C3(iä  der 
Held  der  Erzählung  zweimal  kurz  nach  einander  als  %vöag  ein- 
geführt wird:  lovöag  övpsxXelad-i]  —  und:  o  6e  lovöag  fjxovoav 
rovg  q>vXaxaq,  Wenn  Tischendorf  hierzu  bemerkt:  Ut  hoc 
locoetiam  infra  semelJudas  pro  Thoma  per  errorem  scriptum 
est  — ,  und  das  zweite  Mal:  Corrigendum  &a}fiägy  so  ist  zu 
sagen:  nicht  der  Verfasser  der  Acta  Thomae  irrte,  indem  er  der 
alten  Tradition  {lovöag  6  xal  Gofiäg)  folgte;  vielmehr  Tischen- 
dorf irrte,  indem  er  jene  Tradition  ignorierte.  Und  doch  ist 
die  Bezeichnung  des  Judas  als  Thomas  sogar  in  die  eyangelischen 
Texte  eingedrungen.  Tischendorf  hat  zu  Joh.  14,  22  selbst 
notiert,  dass  anstatt  des  canonischen  Textes:  ^lovöag  ovx  6  ^lo- 
xaQicirrjg  der  Syr.  Cur.  vielmehr  %vöag  Oofdag  liest.  Noch 
weiter  geht  der  neuentdeckte  Syr.  Sin.,  welcher  zu  Joh.  14,  22 
den  Namen  des  Judas  gänzlich  weglässt  und  denselben 
einfach  durch  0a)giäg  ersetzt,  indem  er  schreibt:  t^^^ocnhx 
ea\  USQf^  =  Xiyei  avrtp  ßcofiagl  Endlich  vergesse  man  nicht, 
dass  Wright  in  seinen  Apocryphal  Acts  of  the  Apostles  Vol.  II 
auch  Akten  unter  dem  Titel:  „The  Acts  of  Judas  Thomas 
(on  the  Twin),  the  Apostle^^  herausgegeben  hat.  Aus  alledem 
ergiebt  sich  mit  zweifelloser  Evidenz,  dass  der  Apostel,  %vdag 
^laxcißov  den  Nebennamen  Softag  (=  Aiövfiog)  führte,  dass  er 
mithin  als  Zwilling  geboren  war,  und  ferner,  dass  er  in  den 
Apostelverzeichnissen  des  Mc.  und  Mt,  wo  er  unter  dem 
Namen  Judas  fehlt,  hinter  dem  Namen  Oofiag  zu  suchen 
ist.i) 

Wer  ist  nun  aber  der  andere  Zwilling,  der  zweite  GcDfiag, 
von  welchem  das  durch  Fabricius,  Cotelerius,  du  Gange 
erwähnte  Apostel verzeichniss  redet?  (Vgl.  oben:  Oof/äg  6  xal 
Jidv/iog^  ßcoftag  xa)  %v6ag  öidufioi).    Welches  war  der  Eigen- 


1)  Wenn  wie  im  Syr.  Sin.  zu  Joh.  14,  22  so  Mt.  10,  3  —  Mc.  3,  18 
hinter  dem  Namen  ß(o(Aäq  eben  Judas  verborgen  ist,  so  könnte  diese 
Übereinstimmung  der  beiden  ersten  Evangelisten  mit  der  syriscben  Tra- 
dition als  ein  neues  Symptom  betrachtet  werden  für  die  Richtigkeit  der 
oben  zu  Lc.  23,  20  auf  S.  714  f.  Anm.  1  ausgesprochenen  Veimuthung.  dass 
der  Urheber  der  von  Mt.  (und  Mc.)  befolgten  griechischen  Recenaion  des 
Urevangeliums  ein  Syrer  gewesen  sei. 


g26  AuBsercanonische  Paralleltexte  zu  Lc 

name  jenes  anderen  Thomas,  der  in  den  beiden  lucanischen 
Apostelkatalogen  neben  Judas  Jacobi  uns  entgegentritt?  Wer  ist 
der  andere  Thomas,  welcher  in  dem  Apostelverzeichnisse  des 
Epiphanius  durch  re  xal  mit  ^lovöa^  zu  einem  einheitlichen 
Paare  verknüpft  ist?  Bei  Epiphanius  kann  es  doch  kein  anderer 
sein  als  'laxcoßog  6  rov  ^AXg^alov,  dessen  Persönlichkeit  an- 
scheinend fehlt  und  doch  nicht  fehlen  kann.  Die  beiden 
Apostel  Jacobus  und  Judas,  die  Alphäus-Sohne,  waren 
ölövfioiy  und  Judas  hat  nach  seinem  berühmten  Zwillings- 
bruder den  Namen  %v6ag  ^laxcißov  empfangen.  Das  ist  die 
Lösung. 

Die  Zweiquellentheorie  erklärt  nun  auch  eine  Abnormität 
der  beiden  lucanischen  Apostelkataloge,  nämlich  die  Weglassung 
des  Aeßßalog  =  Saööalog.  Lc.  fand  in  seiner  Hauptquelle,  den 
Logia,  am  Schluss  das  Namensverzeichniss  der  zwölf  Apostel  und 
darin  einen  6{Dfiag,  unter  welchem  ^laxmßog  6  xov  jiXg>alov  ge- 
meint war,  und  daneben  den  ^lovöag  ^laxoißov.  In  der  anderen 
Quelle,  nämlich  dem  Marcusevangelium,  fand  er  ebenfalls  einen 
Apostelkatalog  und  darin  auch  einen  Ocofiäg,  unter  welchem  aber 
%v6ag,  der  andere  Zwillingsbruder  gemeint  war,  und  daneben 
den  Namen  des  ^laxwßog  6  xov  ^AXfpalov,  So  musste  er  auf  die 
Vorstellung  kommen,  dass  ein  ^laxcoßog  6  xov  ^AXq^alov^  ein  '/ov- 
6ag  ^laxcoßov  und  ausserdem  ein  Gcofiag  als  dritte  Persönlichkeit 
aufgezählt  gewesen  sei.  Er  gewann  auf  diesem  Wege  aus  beiden 
Quellen  anscheinend  13  Apostel  und  liess,  um  die  Zwölfzahl  nicht 
zu  überschreiten,  den  Aaßßalog  =  Saööatog  als  einen  der  letzten 
und  unbedeutendsten  imter  den  Aposteln  seinerseits  in  Wegfall 
kommen.  Die  hervorragende  Persönlichkeit  des  johanneischen 
Thomas  ist  also  identisch  mit  dem  'laxcoßog  6  xov  l4Xg)alov.  Die 
paulinische  Nachricht  1.  Cor.  15,  7:  ijteixa  oj^d^i]  ^laxmßcp  ist 
identisch  mit  dem  johanneischen  Bericht  über  die  Ghristophanie 
( Joh.  20, 24 — 29),  welche  dem  Thomas  zu  Theil  ward.  Und  der  an- 
fängliche Unglaube  des  Jacobus-Thomas  entspricht  ganz  dem  Un- 
glauben der  s.  g.  Brüder  Jesu,  der  Alphäussöhne,  von  denen  Joh.  7, 5 
berichtet  wird:  ovöe  yizQ  ol  a6eX(pol  avxov  Inloxevov  slg  avxov. 
Es  war  ein  vorübergehendes  Nichtglauben,  hervorgerufen  durch 
einen  judenchristlichen  Sinn,  durch  eine  Richtung  auf  eine  sicht- 
bare Herrlichkeit  des  verheissenen  Gottesreiches,  aber  allemal 
schliesslich  überwunden  durch  die  nachfolgenden  Offenbarungen 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Act.  1, 13.  g27 

Jesu.  Die  stark  ausgeprägte,  judencbristlich  gerichtete  Persön- 
lichkeit des  Jacobus,  des  nachmals  an  die  Spitze  der  jerusalemischen 
Muttergemeinde  getretenen  Bischofs,  der  judenchristliche  Charakter 
des  auf  ihn  zurückgeführten  Jacobusbriefes,  in  welchem  Jesus 
lediglich  als  xvQiog  rrjg  ö6^7jg  bezeichnet  ist,  entspricht  durchaus 
der  Schilderung,  welche  in  dem  johanneischen  Erangelium  dem 
^läxcoßog  =  ScDfzäg  zu  Theil  geworden  ist,  sowie  der  Voraus- 
setzung, dass  eine  in  der  apostolischen  Zeit  so  kraftvoll  und  ein- 
flussreich hervorgetretene  Persönlichkeit  wie  die  des  Jacobus 
auch  schon  zu  Lebzeiten  Jesu  in  charaktervoller  Weise  sich  be- 
merklich gemacht  haben  wird. 

Aeßßatog  =  Oaööalog. 

Zu  dem  von  Lc.  in  seinen  beiden  Apostelverzeichnissen  weg- 
gelassenen Namen  AsiSßatog  =  "^ib  vergleicht  Dalman  (S.  142) 
den  phönicischen  Namen  KDb  und  den  nabatäischen  Namen  "^Mlb, 
ohne  auf  die  Etymologie  von  Db  Bezug  zu  nehmen,  vielmehr  so, 
dass  er  in  *f^b  eine  Abkürzung  des  alttestamentlichen  —  in  den 
LXX  weggelassenen  —  Namens  ibn  (2.  Sam.  23 ,  29)  oder  des 
talmudischen  Namens  *inbn  (Chalibu  vgl.  Beresch.  Rabb.  c.  51) 
erkennen  will.  Auch  leitet  er  ßaööalog  lediglich  von  '^Kin  ab, 
ohne  die  Etymologie  und  die  Identität  von  Oaööatog  =  Aeßßatog 
zu  berücksichtigen.  Aber  die  handschriftlich  sowohl  zu  Mt.  10,3 
als  zu  Mc.  3,  18  bezeugte  Identität  beider  Namen  {Aeßßatog  6 
ijtixXrj&elg  ßaööatog)  stellt  es  ausser  Zweifel,  dass  Aeßßatog  von 
dem  hebräischen  ^b  wie  &a6öatog  von  dem  aramäischen  f<i^ 
^=  11?  (=  hebräisch  ITD  =  mamma),  welches  "Wort  im  Aramäischen 
auch  von  der  männlichen  Brust  gebraucht  wird,  abzuleiten  ist. 
Also  auch  hier  Zweisprachigkeit. 

^lfia)v  6  Zr)Xmx'f]g. 

Bezüglich  des  jüdischen  Namens  2i(ia)v  vgl.  die  Bemerkungen 
oben  zu  üifiwv  üerQog.  Die  Beinamen  ZriXmxfig  =  Eapavlrf]g 
=  Kavavatog  werden  von  den  hebräischen  Rückübersetzungen 
sowie  vom  Hierosolyraitanum  und  dem  Syr.  Sin.  in  folgender 
Weise  wiedergegeben.  Das  Londoner  N.  T.  von  1866  hat  in 
allen  Fällen  '^ÄXjjn,  letzteres  auch  Salkinson  zu  Lc.  6,  15; 
Act.  1,  13.    Dagegen  setzt  Salkinson  zu  Mt.  10,  4;  Mc.  3,  18 


g28  Aussercanonische  Paralleltexte  zu  Lc. 

gänzlich  verfehlt  das  Gentilicium:  '^2???n.  Delitzsch  bleibt  sich 
ebenfalls  nicht  gleich,  indem  er  Mt.  l6,  4;  Mc.  3,  18  "^D^ll,  Lc.  6, 15, 
Act.  1,  13  aber  2(|J^n  schreibt.  Das  Hieros.  und  der  Sjr.  Sin. 
setzen  gleichraässig  2(*^33p.  Dalman  (S.  13S)  sagt,  dass  die  Form 
Kavavaiog  M^'^'p  voraussetzt  und  bemerkt,  dass  im  Talmud  die 
Zeloten  ü^tXSp  genannt  werden,  wozu  der  Sing.  ">ixyp  nachzuweisen 
sei,  notiert  aber  ausserdem  die  Namensform  lM3p.  Jedenfalls 
weist  der  Name  auf  hebräischen  Ursprung  zurück.  Er  sagt  etwas 
Ahnliches  wie  die  BoavfjQyic,  Vgl.  Job.  2,  17:  6  ^ijXog  rov 
olxov  oov  xaTag>ayBTal  fis  —  Ps.  69,  10:   "^anb;«  ?{ri'^2l  ri»?p-»2. 

*Iovdag  ^IöxaQi(DTf]q. 

Bei  dem  Verräther  ist  nicht  nur  der  Eigenname  nTlll7, 
sondern  auch  der  Beiname  ni'^'ip)"tn'^Ä  echt  hebräisch.  Im  Ara- 
mäischen gebraucht  man  bekanntlich  für  127*^^  vielmehr  lEf3i(  oder 
133.  Wie  wenig  von  den  aramäischen  und  syrischen  Übersetzern 
die  hebräische  Etymologie  des  Namens  ' loxaQKDxtjq  verstanden 
wurde,  zeigen  die  Verstümmelungen:  ÄtS'T'IDO  (Sir.  Sin.)  =  KtD'T»'TDT 
(Hier.),  also  Abstossung  des  wurzelhaften  *<»,  ausserdem  0  oder 
T  fiir  TÖ,  D  für  p  und  t3  für  n!  Der  Beiname  *IöxaQioiTf]g,  welcher 
doch  sicher  in  Jüngerkreisen  entstanden  war  zur  Unterscheidung 
dieses  Judas  von  dem  ^fovöag  ^laxcoßov,  bezeugt  wieder  das 
Hebräische  als  Umgangssprache  in  diesen  Kreisen  — ,  ein  Um- 
stand, welcher  gerade  bezüglich  des  ^löxaQioirfjg  bisher  nicht  ge- 
nügend beachtet  worden  zu  sein  scheint.  —  Ein  merkwürdiger 
Umstand  ist  es,  dass  die  syrisch-aramäische  Namensform 
scarioth  auch  in  die  altlateinischen  Evangelientexte  eingedrungen 
ist.  Aber  diese  Erscheinung  erklärt  sich  einfach  daraus,  dass, 
wie  der  Cod.  D  zeigt,  in  dem  griechischen  Archetypus  der  ganzen 
Textfamilie  die  Form  oxagicid^  (Mc.  3,  19;  Lc.  6,  16;  Joh.  6,  71) 
oder  oxagicoTtig  (Mt.  10,  4;  26,  24;  Mc.  14,  10.  43)  vorherrschend 
gewesen  ist.  Nur  einmal  (Lc.  22,  3)  findet  sich  in  Cod.  D  die 
Schreibweise  loxagidd',  welche  dem  Hebräischen  nachgebildet 
ist.  Wenn  derselbe  Codex  aber  zweimal  auch  die  griechische 
Übersetzung:  0  axb  xagvoorov  giebt  (Joh.  12,  4;  13,  26),  so 
kennzeichnet  sich  der  Verfasser  jenes  Archetypus  als  einen  drei- 
sprachigen Manu.  Und  dies  passt  vorzüglich  auf  Aristo  von 
Pella  (vgl.  Heft  II,  453  ff),  welcher  in  Pella  unter  aramäisch- 


Texte  und  Untersuchnugen  zu  Act.  1, 13.  g29 

syrisch  Redenden  lebte,  als  judenchristlicher  Presbyter  vonPella- 
Jerusalem  sicherlich  des  Hebräischen  kundig  war  und  als 
Schriftsteller  in  griechischer  Sprache  aufgetreten  ist. 

AlaO-O^ecloq  ==  Naß-ava/jX, 

In  Betreff  der  Persönlichkeit  dieses  Apostels  sind  zuvörderst 
einige irrthümlichepatristische  Vorstellungen  abzulehnen.  Sicherlich 
irrt  Clemens  AI.,  wenn  er  Strom.  IV,  9,  73  p.  595  in  einer  Reihe 
Maxd^aloQy  ^IXijtnoqj  ßco/iag,  Aavig  als  Apostel  namhaft  macht 
und  mithin  von  einer  Identität  zwischen  Aevcg  und  Matß^atoq 
Nichts  wissen  will.  Denn  diese  Identität  ist  durch  die  synop- 
tischen Parallelen  Lc.  5,  27.  29  =  Mc.  2,  14  =  Mt.  9,  9  zweifellos 
gewährleistet.  Ebenso  beruht  die  Identifikation  zwischen  '/a- 
xcoßov  xov  xov  ^AXg>aiov  (Cod.  D  zu  Mc.  2,  14  und  Ephraem 
p.  58  ed.  Mösinger,  vgl.  oben  S.  51.  52)  und  Aevelg  auf  einem 
Irrthum,  hervorgerufen  jedenfalls  durch  den  Umstand,  dass  die 
Väter  beider  Apostel  den  gleichen  Namen  Alphäus  trugen.  End- 
lich auch  die  Vermuthuug,  dass  die  Namen  Asßßalog  =  *^^b  und 
Asvt  =  '^ib  ursprünglich  zusammengehören,  hat  keinen  Halt. 
Diese  beiden  Namen  haben  Nichts  mit  einander  zu  thun.  Vgl. 
Dalmann  S.  142.  Dagegen  ergiebt  sich  die  Identität  zwischen 
dem  synoptischen  Aevel  Maßd-alog  und  dem  johauneischen  Na- 
d-arctfjX  aus  folgenden  Gründen^):  Erstlich  spricht  dafür  die 
gleiche  Bedeutung  der  Namen.  Denn  wenn  auch  die  Etymologie 
von  Ma&d^aloq  (palmyrenisch  fc^nti  =  Mad^d-aq,  vgL  Dalman 
S.  142)  zweifelhaft  bleibt,  so  wird  doch  durch  die  althebräischen 
Namen  WPiFitt  =  LXX:  Mazüadiag  (1.  Chrou.  15,  18.  21)  und 
n^nPtt  =  LXX;  MazßaHaq,  auch  Maz^avlag  (1.  Chron.  9,  31; 
Esr.  10,  43;  Neb.  8,  4;  1.  Macc.  2,  1)  und  MaxHaq  (Act.  1,  23)  die 
Ableitung   von   "jnj   ebenso   nahe   gelegt'-^),  wie   in  dem  Namen 

1)  Die  Identität  zwischen  NaOavarf?,  und  MaBBaZog  ist  auch  bereits 
von  Hilgenfeld,  die  Evangelien  nach  ihrer  Entstehung  und  geschichtl. 
Bedeutung,  S.  244,  Evang.  und  Briefe  Joh.,  S.  271  behauptet  worden.  Ah 
ich  die  oben  erwähnte  Untersuchung  über  das  Aposielverzeichniss  schrieb, 
war  mir  es  noch  entgangen,  dass  ich  mich  in  diesem  Punkte  mit  Hilgen- 
feld  begegnete. 

2)  Andere  (wie  z.  B.  Brandt  S.  537  und  NöUleke  in  den  Göttinger 
Gel.  Anzeigen  1884  8. 1023)  leiten  den  Namen  Matthaeus  von  •?»«  (2.  Reg. 
14,25;  Jon.  1,1},  mithin  nicht  von  "jn:,  sondern  von  ncM  ab.  Doch  ist 
diese  Derivation  sehr  fraglich. 


§30  Aussercanoniflche  Paralleltexte  zu  Lc. 

fiSTzn  =  LXX:  Nad^apiag  (Jerem.  36,  14)  und  Nad^ava?jX  (Judith 
8,  i),  welche,  zumal  da  im  Aramäischen  weder  mST^  noch  b«  als 
Gottesnamen  gebraucht  w  urden,  selbstverständlich  rein  hebräischen 
Ursprungs  sind.     Zweitens  geht  aus  dem  Gesammt-Tenor  des 
Johanneischen  Evangeliums  ganz  deutlich  hervor,  dass  I>]athanael 
einer  von  den  Zwölfen  gewesen  ist,  und  zwar  von  denjenigen, 
die  zuerst  von  Jesu  gesammelt  wurden  (Joh,  1)  und  die  zuletzt 
noch  seine OflFenbarungen  empfingen.   Vgl.Joh. 21,2fF.    Drittens 
legt  auch   das  Petrusevangelium  Zeugniss    ab   für  die  Identität 
des  Johanneischen    NaO-avariX    mit   dem  Asvsig  =    Mad-B^alog. 
Vgl.  Ev.  P8.-Petr.:  v.  60:  iyw  6b  I^ificov  IHtQog  xäl  'AvÖQiag 
6   a6£X(p6q   fiov   XaßovTsq   r/iiciv   rä  Uva  djti^Xß-a/iep  elc  T//r 
d^aXaaaaPy  xal  r]p  övv  ruiXv  AsveXq  6  xov  ^AXtpalov,  op  6  xvQiog 
.  .  .  ^)     Unter  den  Joh.  21,  2  genannten  Jüngern:  Si^icop  BixQog 
xal  Goo^uäg  6  jisjofispog  ^lövfiog  xäl  Na&aparjX  6  ajtb  Kapo. 
xTjg  FaXiZalag  xäl  ol  rov  Zeßeöalov  xäi  aXXoc  ix  t(5p  [iad^j- 
rcop  avTov  ovo  kann,  soweit  sie  vom  vierten  Evangelisten  ge- 
nannt sind,   nur   Na^apafjX  für   eine  Identificierung   mit   dem 
AevBig    6    rov    ^AXtpaiov    des    Petrusevangeliums    in    Betracht 
kommen.     Als  weiterer  Zeuge  tritt  viertens  hinzu  Papias  in 
der  so  vielfach  ventilierten  Stelle  bei  Eus.  H.  E.  III,  39,  4,  wo  er 
sichtlich  die  im  johanneischen  Evangelium  redend  eingeführten 
Apostel  namhaft  macht.     Vgl.  xi  ^ApÖQtag  )]  xl  IlixQog  aljttp  ij 
xl  ^IXiJiJtog  )]  xi  Ocofiag  tj  'Idxcoßog  ?}  xi  'l(x>äppj]g  i]  Max&alog. 
Wie  Papias  hier  unter  dem  Ocofiäg  den  johanneischen  'lovdag 
ovx  o  ^ loxaQicixTjg  (Joh.  14,  22),  welchen  der  Syr.  Cur.  als  Vov- 
äag  6  Oa}(iäg^  der  Syr.  Sin.  sogar  einfach  als  ßcofiag  (vgl.  oben 
S.  824)  bezeichnet,  und  unter  dem  ^läxwßog  den  johanneischen 
Saifiag,   den  Zwillingsbruder  des  Judas  (vgl.  oben  S.  825)  ver- 
steht, so  nennt  er  auch  an  Stelle  des  Nad^apa?]X  den  Matthäus, 
die  Identität  beider  voraussetzend.     Als  weiterer  Beweis  für  diese 
Identität  kommt  fünftens  das  Yerhältniss  zwischen  dem  johan- 
neischen Bericht  über  die  Berufung  des  Nathanael  (Joh.  1,44—52) 
und  der  synoptischen  Relation  über  die  Berufung  des  Matthäus 


1)  Wenn  in  der  Didascalia  (vgl.  oben  zu  Lc.  24,  Ib.  2.  S.  761)  dem 
Levi  eine  Christophanie  zugeschrieben  wird,  so  zeigt  sich  auch  hier  eine 
Berührung  der  Didascalia  mit  dem  Petrusevangelium  und  ein  Symptom 
für  die  Identität  des  Levi  mit  dem  johanneischen  Nathanael. 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Act.  1, 13.  83 1 

(Mt.  9,  9—13  =  Mc.  2,  13—17  =  Lc.  5,  27-32)  in  Betracht.  Jo- 
hannes giebt  die  psychologischen  Vorgänge  zu  erkennen,  die 
vorausgegangen  sein  mussten,  um  später  den  wieder  an  seiner 
Zollstätte  sitzenden  Nad^avatjX  ==  Mad^d^alog  zu  bestimmen,  auf 
das  blose  Wort  Jesu  hin:  axoXovd-H  (loi  —  seinen  Beruf  für 
immer  zu  verlassen  und  in  Jesu  dauernde  Jüngerschaft  einzu- 
treten, i)  Endlich  sechstens  die  johanneische  Charakter- 
schilderung des  Nathanael  deckt  sich  vollständig  mit  dem  Bilde 
des  Matthäus  als  des  Autors,  dem  wir  die  Grundlage  der  syn- 
optischen Evangelien  und  die  älteste  Überlieferung  der  Jesusreden 
verdanken:  eine  selbstlose  Hingabe  an  das  Wort  des  Meisters, 
dabei  sicherlich  eine  tiefe  Vertrautheit  mit  dem  alttestamentlichen 
Schrifbthum,  also  recht  eigentlich,  was  Jesus  von  Nathanael  Joh. 

1,  48  gesagt  hat:  iöe  aXrjO-cog  ^lOQarjXiTrjq^  iv  (o  öoXoq  ovtc  sötip 
—  das  war  der  einfache  und  oflFene  Charakter  des  Matthäus-Na- 
thanael.  Und  wenn  man  bedenkt,  dass  der  Urevangelist  die  Be- 
ziehungen Jesu  zu  der  israelitischen  Zöllnerwelt,  die  von  den 
echten  Juden  den  Heiden  gleich  geachtet  wurde,  mit  besonderer 
Vorliebe  gezeichnet  hat  (vgl.  Mt.  9,  9—13  =  Lc.  5,  27—32  =  Mc. 

2,  13—17;  Lc.  7,  29  =  Mt.  21,  31.  32;  Lc.  7,  34  =  Mt.  11,  19;  Lc. 
15,  1.  2;  18,  10.  11;  19,  1 — 10),  so  gewinnt  die  Bezeichnung: 
aXtid-mg  'löQarjXlrrjg  gegenüber  der  jüdischen  Verachtung  der  re- 
XSvai  xal  iß-vixol,  sowie  der  Zusatz:  iv  g)  öoXog  ovx  earip 
gegenüber  der  bei  den  Zöllnern  häufigen  Neigung  zu  betrügerischer 
Bereicherung  eine  besonders  deutliche  Pointe,  und  wenn  man 
ferner  auf  Grund  der  Identification  Nad'avarjX  =  Mad^d-alog  aus 
der  Johanneischen  Darstellung  constatieren  kann,  dass  der  Zöllner 
Mad-d^aXog  bereits  unter  denjenigen  Zöllnern  gewesen  ist,  welche 
nach  Lc.  3,  12  dem  Täufer  Johannes  sich  angeschlossen  hatten, 
so  wird  es  auch  klar,  wie  gerade  er  seine  evangelische  Darstellung 
mit  Johannes  dem  Täufer  und  dessen  Wirksamkeit  beginnen 
musste.  Nimmt  man  dazu  die  Schreibfertigkeit,  die  ihm  als  Zoll- 
beamten eigen  sein  musste,  so  möchte  man  versucht  sein,  in  dem 


1)  Es  ist  ganz  derselbe  Fall  bei  der  Berufang  der  beiden  Brüderpaare, 
der  Zebedäus-  und  der  Jonas-Söhne  (Joh.  1,  35—43  vgl.  mit  Mc.  1, 16—20 
a=  Mt.  4, 18.  22),  nur  dass  bei  der  Berufung  des  Matthäus-Nathanael  durch 
Vermeidung  des  Namens  Matthäus  in  der  johanneischen  Relation  der  Sach- 
verhalt verschleiert  ist. 


g32  Aussercanonische  Paralleltexte  zu  Lc. 

Texte  Epbraems  zu  Job.  1,  48:  ecce  verus  scriba  Israelita,  in 
quo  dolus  non  est  (bei  Mösinger  p.  50)  nicbt  einen  blosen  Irr- 
tbum  zu  seben.  Jedenfalls  war  dieser  ,,Scbreiber^  unter  den 
Aposteln  eine  aufricbtige  Natbanaelsseele,  eine  wahre  Gottesgabe, 
ein  recbter  Osodoroc;.  Seine  Demutb  bekundete  er,  indem  er 
als  6  iJiax^öTog  t(5v  ajioCxoXmv  in  dem  Verzeiebnisse  der 
Apostel  sieb  die  letzte  Stelle  anwies  und  unter  denen,  die 
Jesus  erwäblt  batte,  sieb  als  den  letzten  nannte:  xdi  ifih  xov 
Maxi^alov. 


§2. 
Die  Composition  des  LueaseTangeliums. 

(Fortsetzung  zu  S.  4.) 

Lucas  ist  der  eigentliche  Historiograph  des  Neuen  Testa- 
ments. Diese  Thatsache  wird  von  der  theologischen  Forschung 
immer  besser  und  immer  bestimmter  anerkannt.  Ihm  verdanken 
wir  die  Acta  Apostolorum  und  dadurch  die  Eenntniss  über  die 
ältesten  Vorgänge  der  apostolischen  Zeit  Und  ein  um  so 
stärkerer  Reiz  der  historischen  Forschung  geht  von  den  luca- 
nischen  Actis  Apostolorum  aus,  mit  je  grösserer  Nichtberück- 
sichtigung der  apostolischen  Briefliteratur  diese  Apostelge- 
schichte geschrieben  ist,  welche  trotz  dieser  Nichtberücksich- 
tigung der  paulinischen  und  der  übrigen  apostolischen  Briefe 
der  unentbehrliche  und  unerschöpfliche  Commentar  bleibt  für 
das  Verständniss  der  von  den  Aposteln  ausgeübten  schriftstelle- 
rischen Thätigkeit.  Ohne  die  lucanische  Apostelgeschichte  würde 
die  epistolische  Literatur  des  Neuen  Testaments  einem  mit  sieben 
Siegeln  festverschlossenen  Buche  gleichen. 

Aber  wir  verdanken  dem  Lucas  in  erster  Linie  noch  eine 
andere  unaussprechlich  werth volle  Hinterlassenschaft,  nämlich 
eine  Geschichte  des  Lebens  und  Wirkens  Jesu,  ein  Evan- 
gelium, welches  über  die  beiden  anderen  synoptischen 
Evangelien  durch  seine  geschichtliche  Objektivität 
sich  hoch  emporhebt  und  im  Verein  mit  dem  johanneischen 
Evangelium  das  Verständniss  für  die  historische  Pragmatik  des 
Lebens  Jesu  erst  möglich  macht  Unter  den  drei  Synoptikern 
ist  es  Lucas  allein  gewesen,  der  die  ihm  zur  Verfügung  stehen- 
den Quellenschriften  so  behandelt  hat,  dass  eine  Scheidung  und 
Wiederauffindung  der  Quellen  nicht  blos  für  sein  eigenes  Evan- 

Texte  u.  Untersuchungen  X,  8.  53 


g34  Aussercanonische  Paralleltezte  zu  Lc. 

gelium,  sondern  auch  für  die  Schriften  seiner  beiden  synoptischen 
Vorgänger  möglich  geworden  ist. 

In  dem  altkirchlichen  Inspirationsbegriffe  bildete  bekannt- 
lich der  „impetus  ad  scribendum'^  das  erste  Moment,  dessen 
Bedeutung  häufig  übersehen  worden  ist.  Aber  gerade  dieser 
«»impetus  ad  scribendum*'  constituiert  neben  dem  unverfälschten 
Sinn  für  objektive  Wahrheit  bei  historischen  Schriftstellern 
das  Hauptmoment  ihrer  inneren  Berufung.  Kraft  dieses  „impetus 
ad  scribendum^  steht  der  historische  Schriftsteller  unter  gott- 
licher Providenzi  ohne  es  zu  wissen,  und  wird  dadurch,  dass  er 
diesem  «impetus*^  nachgiebt,  der  Retter  wichtiger  Quellen,  der 
Vermittler  zwischen  historischer  Vergangenheit  und  der  kommen- 
den Nachwelt,  der  bleibende  Träger  der  geschichtlichen  Wahr- 
heit. In  den  beiden  Prologen  des  Lucas  (Lc.  1,  1 — 4;  Act.  1,  1 — 3) 
drückt  sich  dieser  „impetus  ad  scribendum''  besonders  kräftig 
aus.  Und  für  jeden  Sehenden  heben  sich  in  den  lucanischen 
Schriften  diese  Partien,  in  denen  Lucas  selber  spricht,  auf  das 
Deutlichste  ab  von  den  übrigen  Haupttheilen  seiner  Werke,  in 
denen  er  die  Quellen  sprechen  lässt. 

Es  sind  namentlich  drei  hervorragende  Quellenschriften, 
welche  dem  dritten  Evangelisten  bei  Herstellung  seines  Evan- 
geliums den  Stoff  geliefert  haben: 

1,  die  ^W*;  nnbin,  ßlßXog  yeviCBooq  %]öov  (Mt  1,  1),  eine 
in  hebräischer  Sprache  verfasst  gewesene  Kindheitsge- 
schichte Jesu,  die  Quellenschrift  für  Mt.  1.  2.  Lc.  1.  2  (vgl. 
oben  auf  S.  812  Anm.  1,  wo  im  Voraus  auf  Hefb  V:  „das 
Kindheitsevangelium**  hingewiesen  ist); 

2,  die  ?!itj;;  "^^^"^j  ol  2,6yoi  =  ra  Zoyia  ^fTjOov,  historia 
Jesu  (vgl.  oben  S.  811  f.),  eine  ebenfalls  in  hebräischer 
Sprache  verfasst  gewesene  Geschiebte  des  Wirkens  und 
der  Reden  Jesu,  die  Hauptquellenschrift  der  gesammten 
neutestamentlichen  Literatur,  die  Grundschrift  der  drei 
synoptischen  Bearbeitungen,  verfasst  von  dem  ürapost^l 
Matthäus,  dem  johanneischen  Nathanael  (vgl.  S.  829),  den 
Zeitraum  von  dem  Auftreten  Johannis  des  Täufers  (Lc.  3,  l 
=  Mt.  3, 1  =  Mc.  1, 1)  bis  zur  avaXrmnq  Jesu  (Act.  1,  4 — 11) 
umfassend  und  mit  einem  Verzeichniss  der  Apostel  (Act. 
1,  13)  schliessend  (vgl.  Agrapha  S.  40  ff.;  Heft  I,  64  ff.; 
oben  S.  816  ff.); 


§  2.  Die  Composition  des  LucaseTangeliams.  335 

3,  das  —  originaliter  griechisch  geschriebene  —  Bvayyi- 
Xiov  xara  Magxov,  eine  unter  Einflechtung  petri- 
nischer Erinnerungen  vollzogene  eklektische  Bearbeitung 
der  ?')«>  •'"lOT  (vgl.  Heft  II,  12—20,  Agrapha  S.  28),  und 
zwar  ohne  den  später  hinzugefügten  Marcus -Schluss 
(vgl  Heft  II,  449—456),  mithin  bis  Mc.  16,  8  ==  Lc.  24,  8 
reichend. 

In  subsidiärer  Weise  kommen  zu  diesen  Hauptquell^nschrif* 
ten  noch  hinzu: 

4,  einige  seitab  gelegene  Überlieferungsstoffe,  zu  denen 
beispielsweise  mit  Bestimmtheit  Lc.  5,  1 — 11;  13,  10 — 17, 
mit  einiger  Wahrscheinlichkeit  Lc.23,6 — 12,  sowie  manche 
einzelne  Züge,  besonders  in  der  Leidensgeschichte  des 
Lucas,  zu  rechnen  sein  dürften; 

5,  das  ursprünglich  für  Judeuchristen  geschriebene,  später 
canonisch  gewordene,  originaliter  in  griechischer  Sprache 
verfasste  svayyiXiov  xara  Maxd'aZov  (vgl  Heft  II, 
20 — 28),  welches  zwar  dem  Lucas  nicht  als  eigentliche 
Stoffquelle  gedient  hat,  aber  von  ihm  bei  der  Auswahl 
seiner  Quellenstoffe  fortgehend  berücksichtigt  worden  zu 
sein  scheint. 

Was  nämlich  die  Behandlung  seiner  Quellen  anlangt, 
welche  Lucas  bei  Abfassung  seines  Evangeliums  angewendet  hat, 
so  ist  dieselbe  ziemlich  durchsichtig  und  einfach,  und  kann  man 
dabei  folgende  redaktionelle  Gepflogenheiten  des  dritten  Evan- 
gelisten constatieren: 

a,  eine  mehr  äusserliche  und  daher  lockere  Aneinander- 
reihung der  Erzählungsstoffe, 

b,  eine  vorzugsweise  Benutzung  der  Hauptquelle,  der 
ip(tt*l  *'")?'^,  besonders  bezüglich  der  Reden  Jesu, 

c,  ein  gleichzeitiges  Beeinflusstsein  von  der  Marcus- 
quelle, besonders  hinsichtlich  der  Erzählungsstoffe, 

d,  das  Gesetz  der  Sparsamkeit  sowohl  in  der  Auswahl 
der  Quellenstoffe  als  auch  in  der  redaktionellen  Behand- 
lung der  Quellen  texte, 

e,  die  deutlich  erkennbare  Absicht,  solche  Stoffe,  welche 
die  beiden  synoptischen  Vorgänger  weggelassen  hatten, 
gewissennassen  wie  in  einer  Nachlese  nachträglich  dar- 
zubieten. 

53» 


g36  Aussercanonische  Faralleltezte  zu  Lc. 

Bezüglich  dieser  schnffcstellerischen  Gepflogenheiten  des  Lucas 
seien  im  Einzelnen  noch  eiixige  Worte  gestattet. 

Von  einer  pragmatischen  Kunst,  von  einer  Umschmelzung 
der  Quellenstoffe  zu  einer  höheren  Einheit,  ist  bei  Lucas  keine 
Spur  zu  entdecken.  In  dieser  Hinsicht  steht  Lucas  tief  unter  dem 
ersten  Evangelisten,  welcher  als  ein  selbststandiger  Baumeister 
seinem  Schriftwerk  eine  architektonische  Vollendung  gegeben, 
die  bei  Lc.  gänzlich  zu  vermissen  ist  Aber  gerade  diese  kunst- 
lose Reproduktion  der  Quellen,  diese  absichtslose  lockere 
Aneinanderreihung  der  Erzählungsstoffe,  verleiht  dem  lucanischen 
Evangelium  für  die  Quellenforschung  seinen  ganz  besonderen 
Werth  und  seine  einzigartige  Bedeutung. 

Diese  Bedeutung  der  lucanischen  Historiographie  wird  noch 
erhöht  dadurch,  dass  er  den  Alles  überragenden  Werth  der 
vorcanonischen  Hauptquelle  der  Jltf*^  '*■)?''?.  wohl  erkannt, 
diese  Fundgrube  der  ältesten  evangelischen  Überlieferung  vor- 
zugsweise benützt  und  von  dem  Einfiuss  des  Marcus  besser  als 
der  erste  Evangelist  sich  emancipiert  hat. 

Dass  er  aber  gleichwohl  da,  wo  beide  Quellen,  die  Logia- 
quelle  und  die  Marcusquelle,  ihm  flössen,  nicht  blos  von  der 
ersten,  sondern  auch  von  der  zweiten  sich  stark  genug  hat  be- 
einflussen lassen,  kann  man  am  besten  aus  den  Untersuchungen 
ersehen,  deren  Ergebnisse  B.  Weiss  in  seinem  «Marcusevan- 
gelium'' niedergelegt  hat  Dabei  dürfte  an  manchen  Stellen, 
namentlich  in  den  letzten  Partien  der  evangelischen  Darstellung, 
wo  Weiss  den  Einfluss  der  Logiaquelle  nicht  erkannt  hat,  La 
stärker  von  Me.  als  von  den  T^ID^  '^^'^  abhängig  gewesen  und 
ebendadurch  der  —  von  Weiss  nicht  erkannte  —  Umstand  ver- 
deckt worden  sein,  dass  in  letzter  Instanz  auch  diesen  Partien 
der  evangelischen  Geschichte  die  vorcanonische  Hauptqnelle  zu 
ßrunde  lag. 

Das  lucanische„Qesetz  der  Sparsamkeit'*  hat  zuerst  Storr 
erkannt,  dem  wir  auch  die  in  der  Geschichte  der  Evangelien- 
forschung so  bahnbrechende  Erkenntniss  verdanken,  dass  Lucas 
den  Marcus  vor  Augen  gehabt,  und  dessen  Evangelium  benutzt 
hat.  Es  lohnt  sich  heute  noch,  bei  Storr  (Über  den  Zweck  der 
evangelischen  Geschichte,  Tübingen  17S6,  S.  274—278)  dasjenige 
nachzulesen,  was  jener  ehrwürdige  Stifter  der  älteren  Tübinger 
Schule  über  diesen  Punkt  geäussert  hat.     „Vornehmlich  aber" 


§  2.  Die  CompoBition  des  LucaseTangeliums.  g37 

—  so  schreibt  Storr  S.  275  —  „scheint  er  (Lc)  sich  zum  Ge- 
setz gemacht  zu  haben,  unter  zwo  ähnlichen  Begebenheiten,  die 
er,  um  des  Raums  willen,  nicht  beide  zumal  erzählen  konnte, 
immer  diejenige  wegzulassen,  welche  man  auch  bey  Marcus 
lesen  konnte,  und  dafttr  die  andere  nachzutragen'^.  Aus  dem- 
selben „Gesetz  der  Sparsamkeit **  leitet  Storr  die  grosse  Aus- 
lassung ab,  welche  bei  Lucas  dadurch  entstanden  ist,  dass  der 
ganze  Abschnitt  Mc.  6,  45 — 8,  26  in  der  lucanischen  Relation 
keine  Aufnahme  gefunden  hat.  Diese  grosse  Auslassung,  bezw. 
Kürzung  der  Marcusquelle  bei  Lc.  hat  schon  viel  Kopfzerbrechens 
verursacht.  Aber  die  von  P.  Ewald  (Problem  S.  178  ff.)  ver- 
tretene Annahme,  dass  der  grösste  Theil  des  von  Lc.  weggelasse- 
nen Abschnittes,  namentlich  Mc.  7,24—8,  27^  eine  in  das  Marcus- 
evangelium eingeschobene  Interpolation  sei,  dass  La  vielleicht 
die  ursprüngliche  und  zugleich  auch  schon  interpolierte  Marcus- 
Schrift  in  den  Händen  gehabt  habe  und  in  der  Lage  gewesen 
sei,  die  Interpolation  als  solche  zu  erkennen,  scheitert  an  der 
Thatsache,  dass  der  erste  Evangelist,  der  doch  vor  Lucas  schrieb, 
in  dem  von  ihm  benutzten  Exemplar  des  Marcusevangelium  diese 
angebliche  Interpolation  bereits  vorgefunden  und  —  mit  Aus- 
nahme des  kleinen  Abschnittes  Mc.  8,  22—26  —  dem  gesammten 
Tenor  nach  in  seine  Evangeliensfflirifi;  aufgenommen  hat.  Die 
andere  (von  H.  Ewald,  Reuss  u.  A.  vertretene)  Ansicht  aber, 
dass  Lc.  ein  an  dieser  Stelle  defektes  Exemplar  benutzt  habe, 
in  welchem  der  von  Lc  weggelassene  Abschnitt  nicht  vorhanden 
gewesen  sei,  gentigt  zur  Erklärung  des  Sachverhaltes  in  keiner 
Weise,  da  ja  mehrere  der  weggelassenen  Perikopen  in  letzter  In- 
stanz aus  der  Logiaquelle  stammen  —  so  z.  B.  Mc.  7,  6—23  = 
Mt.  15, 3-20  (vgl.  darüber  Heft  II,  164  ff.),  ferner  Mc.  7,  24—30  = 
Mt.  15,  21 — 28  (vgl.  B.  Weiss,  Marcusevangelium  S.  254  ff.,  dazu 
Heft  11, 178  ff.),  Lc.  mithin  in  der  Lage  gewesen  wäre,  den  in  seinem 
Exemplar  des  Marcusevangeliums  angeblich  vorhanden  gewesenen 
Defekt  aus  der  Hauptquelle  theilweise  zu  ersetzen«  Es  .wird  also 
wohl  mit  der  von  Storr  gegebenen  Erklärung  sein  Bewenden  haben, 
dass,  von  demselben  »Gesetz  der  Sparsamkeit"  beeinflusst,  , Lucas 
nicht  nur  die  zweite  wundervolle  Sättigung  (Mc.  8,  1  ff.)  nebst  den 
damit  zusammenhangenden  (v.  10.  20)  Begebenheiten  auslasset, 
sondern  auch  alle,  zwischen  den  beiden  ähnlichen  Speisungen  vor- 
gefallenen, Geschichten  (6,  45 — 7,  37)  übergeht,  und  sogleich  zu 


g38  Aussercanonische  Paralleltexte  zu  Lc. 

der  wichtigen  Erzählung  Mc.  8, 27 ff.,  9, 1  ff.,  forteilt  (Lc.  9, 18 ff.)', 
und  dies  um  so  mehr,  als  „die  zwischen  inne  liegenden  Erzählungen 
um  so  leichter  überschlagen  werden  konnten,  weil  Lucas  ander* 
wärts  ähnliche  Vorfölle  zu  berichten  hatte*. 

Das  von  Storr  entdeckte  „Gesetz  der  Sparsamkeit*^  erstreckt 
sich  aber  bei  Lc.  nicht  blos  auf  die  Auswahl  der  Perikopen, 
sondern  auch  —  was  der  Entdecker  noch  nicht  wahrgenommen 
hatte  —  auf  die  Reproduktion  der  Quellentexte  im  Einzelnen. 
Immer  wird  man  bei  Lc.  der  Neigung  und  der  Gepflogenheit 
begegnen,  die  in  seinen  Quellenschriften  ihm  vorliegenden  Texte 
in  einer  gekürzten  Gestalt  wiederzugeben.  Bezüglich  der  aus 
dem  Marcusevangelium  stammenden  Texte  vgl.  man  B.  Weiss, 
das  Marcusevangelium.  Desselben  Forschers  Matthäusevangelium 
giebt  zahlreiche  Belege  daAir,  das  die  Logia-Texte  der  Haupt- 
quelle im  ersten  Evangelium  vollständiger,  im  dritten  Evangelium 
dagegen  mit  häufigen  Kürzungen  wiedergegeben  sind.  Auch  die 
Untersuchungen,  welche  in  dem  gegenwärtigen  dritten  Hefte 
angestellt  sind,  zeigen  in  den  ,. Aussercanonischen  Textgestalten'^ 
sehr  häufig  ein  Plus  gegenüber  der  canonisch-lucanischen  Fas- 
sung. Diese  aussercanonischen  Mehrbestandtheile  sind  in  sehr 
vielen  Fällen  als  werthvolle  Reste  der  vorcanonischen  Quelle  zu 
recognoscieren.  So  ergiebt  sfbh  von  den  verschiedensten  Seiten 
her  für  das  canonische  Lucasevangelium  eine  grosse  Summe  von 
redaktionellen  Textkürzungen,  welche  auf  Rechnung  des  von  Lc. 
befolgten  ,  Gesetzes  der  Sparsamkeit "*  zu  setzen  sind. 

Zur  genaueren  Einsicht  in  die  Art  und  Weise,  wie  von  Lc. 
dieses  sein  redaktionelles  Gesetz  gehandhabt  worden  ist,  folgt 
ein  Yerzeichniss  der  interessantesten  Textkürzungen^ 
welche  der  dritte  Evangelist  vorgenommen  hat. 

A.  Terse  nnd  grössere  Verstheile. 

Vgl.  Seite 

Lc.    6,  35    Vgl.  Mt.  5,  45^:   on   xov  riXiov  avxov  avaxiX- 

Xbi  xtL  90 

8,  21  Mt.  12,  48  =  Mc.  3,  33:  riq  löxiv  tj  fujrriQ 

fiov  xrX,  133 

10,    3  Mt.  10,  16^:   yiveod^e   ovv  ^Qovcfioi   dg  ol 

6g>eig  xrX.  179 

15  Mt.  11,23^:  ort  ei  iv  Soöofioig  eyivovzo  xtX.  186 


§  2.   Die  Composition  des  Lucasevangelinins.  $39 

Vgl.  Seite 

Lc  10,24  Mt.  11.  28—30:  ösvre  jtQog  fis  jtdvreg  xrX,  207 

27  Mt.  22,  40:   iv   ra-vraig   ratg    övoip    ivro- 

Xalg  xrL  .213 

11,    2  Mt  6,  7:   orap  jtQoCevxTjO&e ,  fifj  ßarroXo- 

.  yBlTB  xtjL  227 

Mt.  6,  10^:  yavfjd"^Ta}  ro  d^iXti(ia  cov  xtX.     235 
Mt.  6,  13^:  äXXa  gvoai  i^fiäg  djto  rov  Jto- 

VTjQOV.  241 

Mt.  12,  40:  äöJtSQ  yoLQ  ijv  ^I<ovaq  h  t^  xoi- 
A/9  xtX.  263 

Mt.  23,  32:    xal   vfialg    ütXrjQcaaaxe    xo  fii- 
TQOv  xxL  284 

Mt.  7,  13^:  oxi  jtXaxBla  rj  jtvXtj  xxX,  369 

Clem.  Rom.  II.:   bI  xb  fiixQov  ovx  ixfjQfj" 
oaxB  xxX.  432 

Hom.  Giern.:  xa  dyaß-a  iX&alv  öbIj  fiaxa- 
Qiog  XX X.  456 

Syr.  Cur.:  oval  i^gitv  xl  ytyovBv;  xxX.  744 

B.  Kleinere  Satzthelle  und  einzelne  WOrter. 

Lc    3,  10:  iva  C(o^cifiBv  —  10 

12:  iva  ömd-cifiBP  —  11 

14:  iva  0€o9-m(iBV  —  12 

15:  kmyvovq  xa  vorffiaxa  avrcov  —  13 

4,    4:  aXX^  im  navxl  Qijfiaxi  ixjtoQBVofievq}  6ia  axo- 

fiaxog  d'Bov  —  29 

6,  21:  xal  öiyxSvxsg  —  64 
36:  xal  olxxlQ/ioveg  —  91 
40:  ovös  öovXog  vjibq  xov  xvqcov  avxov  —  100 

7,  17:  ütoQBvd-ivxBg  BiJtaxB  avxm  —  108 

10,  16:  xal  6  ifzov  dxovwv  dxovBt  xov  äjtooxelXavxog 

fiB  -  ^  189 

23:  xal  xä  coxa  vfiwv  oxi  dxovovcip  206 

11,  1:  ad  patrem  224 
2^:  i^ftciv  6  iv  xolg  ovgapotg  —  228 

7:  ovvapajtavofiBva  —  244 

25:  oxoXa^oPxa  {=  xbpop)  —  259 


2d 

40 

30 

49 

13, 

24 

16, 

10 

17, 

1 

23, 

48 

g40  Aussercanonische  Paralleltexte  zu  Lc. 

Vgl.  Seite 

Lc.  11,  51:  rov  ötxalov  —  28S 

12,  4:  dehinc  conversus  ad  discipulos  —  299 
10:  ovT€  iv  Tovxm  ttp  alAvt  ovre  iv  rm  (iiXXovxi  —  314 
11:  alq  cwiÖQta  —  580 
38:  xav  rf]  jrQcixn  g>vXccx^  —  337 
41:  quod  autem  uni  ex  vobis  dico,  Omnibus  dico  —  339 
5S:  lOd-i  evvoäv  (=  g>lXoc  avrov)  —  35S 

13,  8:  x6g)ivov  sc.  xo^rglcov  —  363 
14  27:  xccü-"  rjfiiQav  xalQoiv  —                                             409 

15,  5:  xal  q>iQBi  kxi  r^v  Jtolfivfjv  —  417 
21:  xoltjOov  IIB  (og  ?ra  rmv  fiioMmv  öov  —  424 
29:  Ig  alyciv  —  429 
30:  xal  avXrjtQiöcov  —  430 

16,  16:  ixQog>i]T£vaav  (=  jtQosxTjQvSai*)  —  438 
17:  aut  a  prophetis  443 
19:  eljrs  de  xal  tregav  naQaßoX7)v  —  445 
23:  avajtavofiBvov  —  448 

17,  1:  conversus  ibidem  ad  discipulos  —  457 

18,  2:  dixit  dominus  parabolam  hanc  —  480 
5:  ajtBXd'tiv  (=  apaoxaq)  —  481 
7:  rj  öoxBtxB  oxi  ov  Jtoii^öu;  —  483 

19,  22:  xal  6xvi]qb  (=  xal  axiaxB)  —  524 
37:  xciv  jtaldoiv  xQaC^ovxcov  —  533 

20,  34:  yBvvciOi  xal  yBVvcavxai  —  557 
22, 27a :  ovx  <oq  6  avaxBi(iBvoq  dXX*  —                                 663 

27^:  xal  dovg  knavxov  avxlXvxQov  vjiIq  jravxor  —  666 
28:  ijv^fjd-TjXB  iv  xii  öiaxovla  fiov  cic  6  öiaxovdiv  —  669 
29:  xaivrjv  (sc.  6ia0^rjxi]v)  —  669 

30 :  xcu  ovfdßaCiXtvöBXB  (lex^  ifiov  iv  xfj  ßaOiXsla  fiov  —  672 
31:  sljtB  ÖB  6  xvQtoq  —  6S0 

32:  xov  jraxQog  fiov  —  679 

23,  2:  xaxaXvövxa  xov  vofiov  xal  xovg  XQog)ijxac  — 

xal  dxooxQBipovxa  xdg  yvvalxag  xal  xd  xixva  —  702 
42:  cxQaq)B\g  Jtgbg  xov  xvgiov  —  734 

43:  ß^agOBi  —  xov  jtaxQog  fiov{?)  —  736 

24,  14:  2:ifia)v  xal  KXBoxag  —  770 
15:  JSlfioDvog  xal  KXBOJia  —  771 
30:  TW  UlfKDVi  xal  xqi  KXBoxa  —                                776 


§  2.    Die  Composition  des  Lucasevangeliums.  S4i 

Vgl.  Seite 

32:  o  JSificov  xal  6  KXeoxag  —  776 

33:  Xvxovfispot  —  779 

43:  xai  Xaßcov  rä  ijiUoiJta  aöooxev  avrotg  —  788 

Das  lucanische  „ Gesetz  der  Sparsamkeit^  in  Bezug  auf  die 

Reproduktion  der  einzelnen  Texte  ist  durch  vorstehende  Beispiele 

reichlich  genug  illustriert  und  zweifellos  constatiert. 

Dabei  ist  es  besonders  beachtenswerth,  das  Lc.  nicht  selten 
gerade  am  Schlüsse  einzelner  Perikopen  oder  einzelner  Herren- 
sprQche  Textkürzungen  hat  eintreten  lassen.  Man  fasse  folgende 
Beispiele  ins  Auge.  In  der  Versuchungsgeschichte  fehlen  Lc. 
4,  13  die  Schlussworte  Mt.  4,  11*>  =  Mc.  1,  13^:  xal  löov  ayyeXoi 
XQOofjX&op  xcu  öirpcovovv  avrS.  In  dem  Herrenspruch  Lc.  9^  25 
vermisst  man  den  wichtigen,  sicher  quellenmässigen  Schlusssatz 
Mt.  16,  26^  =  Mc.  8,  37 :  rj  rl  öoicsi  av^Qtojtog  avtakkayfia  rijg 
tpvxfjg  avTov;  Ebenso  hat  der  dritte  Evangelist  in  dem  Logion 
Lc.  9,  27  die  Schlussworte  Mc  9,  1:  iXtjXv&vlav  iv  övvafiec  = 
Syr.  Cur.  iQxoiiivrjv  iv  ö6§y  =  tJ^l  nM  (vgl  oben  S.  156  ff.)  in 
Wegfall  kommen  lassen.  Qleichermassen  ist  die  zu  der  Perikope 
Lc.  9,  51—55*  gehörige  Schlussgnome  Lc.  9,  55b.  56  lediglich 
aus  den  aussercanonischen  Paralleltexten  wieder  zu  ergänzen. 
YgL  oben  S.  169  ff.  Die  Weglassung  der  dritten  Bitte  wie 
namentlich  der  Schlussbitte  im  Herrengebete  Lc.  11,  4^  erklärt 
sich  nur  aus  der  schriftstellerischen  Gepflogenheit  des  Lc.,  seine 
Quellentexte  gerade  am  Schlüsse  —  gewissermassen  mit  einem 
et  caetera  =  xal  rä  l^^g  —  zu  kürzen.  Auf  dieselbe  redaktionelle 
Gewohnheit  ist  höchst  wahrscheinlich  der  Umstand  zurück- 
zuführen, dass  bei  den  drei  in  Lc.  15  mitgetheilten  innerlich 
cohaerenten  Gleichnissen  die  Schlussgnome  der  dritten  Parabel 
fehlt.  VgL  oben  S.  418  ff.;  431.  Bei  der  Perikope  Lc.  16,  19—31 
ist  sowohl  am  Anfang  (vgl.  oben  S.  445)  als  am  Schlüsse  durch 
Weglassung  der  Gleichnissdeutung  (vgl.  S.  453)  der  parabolische 
Charakter  der  Rede  verwischt.  Besonders  in  die  Augen  springend 
ist  es,  dass  Lc.  in  seiner  sonst  mit  Paulus  parallel  gehenden  Be- 
cension  des  Herrenmahles  Lc.  22,  20^  die  aus  1.  Cor.  11,  25^  er- 
sichtlichen Schlussworte:  tovro  jtoislTB,  ooaxig  ap  Mpijts,  elg 
xfjp  k(irjp  aväfiPtjOip  —  seinerseits  hat  fallen  lassen.  In  der  Gnome 
Lc.  22,  22^  fehlen  die  nach  Mt.  26,  24»»  =  Mc.  14,  21»>  dazu  ge- 
hörigen Schlussworte:  xaXop  7jv  avT%  el  ovx  iysppijO-?].    Kurz, 


g42  Aassercanonische  Paralleltezte  zu  Lc. 

die  Neigung  des  Lc,  gerade  am  Schlüsse  der  Perikopen  oder 
Herrensprüche  Kürzungen  vorzunehmen,  ist  unverkennbar.  Und 
das  lucanische  „Gesetz  der  Sparsamkeit*',  welches  nicht  blos  in 
der  Auswahl  der  Stoffe,  sondern  auch  in  der  Reproduktion  der 
einzelnen  •  Texte  sich  als  wirksam  erweist,  giebt  Antwort  auf 
manche  Fragen,  die  bei  der  Vergleichung  der  synoptischen  Par- 
alleltexte dem  Forscher  sich  aufdrängen. 

Mit  diesem  Gesetz  der  Sparsamkeit  hängt  es  zusammen, 
dass  Lc,  obwohl  er  stets  besbrebt  ist,  den  Gesammttenor  der 
evangelischen  Geschichte  als  ein  zusammenhängendes  Ganzes 
zur  Darstellung  zu  bringen,  doch  zahlreiche  Partien  der  Logia, 
welche  der  erste  Evangelist  benutzt  hat,  nicht  noch  einmal  repro- 
duciert,  oder,  wenn  er  es  thut,  in  einer  solchen  Weise,  dass  er 
wichtige  Nachlesen  aus  der  Quelle  einf&gt,  ausserdem  über- 
haupt die  von  Mi  nicht  berücksichtigten  Quellenstoffe  seinerseits 
möglichst  ergänzt.  Diese  Nachlesen  im  Lucasevangelium  sind 
namentlich  und  hauptsächlich  folgende:  Lc  3,  10 — 15;  4,  14 — 30 
6,  24—26.  33.  34.  38*;  7,  11—17.  29.  30.  36-50;  8,  1—3;  9,  31 
32.  51—55.  61.  62;  10,  8.  17—20.  28—37.  38-42;  11,  1.  5—8 
12.  27.  28.  45.  53.  54;  12,  1*  13.  14.  15—21.  32.  35.  47.  48.  49 
50;  13,  1-9.  25.  27*.  31—33;  14,  7—15.  28—33;  15,  1.  2.  8—32 
16,  1—12.  14.15.19—31;  17,5.7—10.  11—19.  20—22.  27—30.  32 
18, 1—14;  19, 1—10.41— 44;  21,  22.  23^  24.  26.  28.  34—36;  22,  15 
16.  17.  27.  29.  30.  31.  32.  35—38.  53^;  23, 1—5;  6—12.  15.  27—31 
39-43;  24,  13—35.  36—43.  50—53.  Act.  1,  3^-11.  Im  Einzelnen 
sei  beispielsweise  aufmerksam  gemacht  auf  die  Nachlese  zu  dem 
von  Mt.  reproducierten,  ebendeshalb  von  Lc.  weggelassenen, 
Gleichnisse  von  den  zehn  Jungfrauen,  wie  das  Nähere  oben 
S.  273  f.  dargelegt  ist.  Ebenso  ist  fQr  das  Verständniss  der  mit 
der  Abendmahlseinsetzung  zusammenhängenden  Vorgänge  die 
von  Lc.  gebotene  Nachlese  Lc  22,  15.  16  uns  von  grSsster 
Wichtigkeit  geworden.  VgLS.  620ff.  Auch  Bey schlag  (Leben 
Jesu  I,  95)  gebraucht  den  Ausdruck  „Nachlese"  für  gewisse 
Partien  der  lucanischen  Darstellung.  Und  so  gehört  diese  Er^ 
kenntniss,  dass  Lc  bei  der  Auswahl  seiner  Erzählungsstoffe  nicht 
nur  den  zweiten  Evangelisten  benutzt,  sondern  auch  den  ersten 
Evangelisten  stets  berücksichtigt  und  ergänzt,  zu  dem  noth- 
wendigen  Verständniss  für  die  redaktionellen  Gepflogenheiten 
des  Lucas. 


§  2.   Die  Composition  des  Lacasevangeliams.  g43 

Wenn  man  nun  mit  Rücksicht  auf  die  soeben  skizzierte 
Quellenbehandlung  nach  der  Pragmatik  des  Lucasevangeliums 
genauere  Nachfrage  hält,  so  ergiebt  sich  bei  dem  Programm 
des  Lucas:  xad'sg^g  ygatpai  (ygl.  Lc.  1,  3)  und  bei  seinem  Be- 
streben, diesem  Programm  gemäss  die  ihm  vorgelegenen  Über- 
lieferungsstoffe möglichst  in  der  ursprünglichen  Reihenfolge  dar- 
zubieten, dass  von  einer  Pragmatik,  welche  der  Verfasser  ex 
suis  geschaffen  hätte,  bei  Lucas  nicht  die  Rede  sein  kann.  Was 
also  in  dem  dritten  Evangelium  als  historisch-pragmatisches 
Element  nns  entgegentritt,  das  ist  nicht  die  Pragmatik  des  Re- 
daktors, sondern  vielmehr  die  Pragmatik  der  von  ihm  vorzugs- 
weise befolgten  Hauptquelle.  Um  den  Tenor  dieser  vorcanonischen 
Hauptquelle  mit  Hilfe  des  lucanischen  Evangeliums  recht  zu 
würdigen,  kommt  es  vor  allen  Dingen  darauf  an,  das  prag- 
matische Verhältniss  der  von  Lc.  ineinander  gearbeiteten  Haupt- 
quellenschriften, der  Marcus-  und  der  Logiaquelle,  deutlich  zu 
erkennen. 

Im  Allgemeinen  wird  man  voraussetzen  dürfen,  dass  der 
Tenor  des  Marcusevangeliums  der  Urrelation  der  yw*^  '^'^^'^  ent- 
spreche. Freilich  eine  nicht  geringe  Zahl  von  Dmschaltungen, 
welche  Mc.  mit  den  Quellenstoffen  vorgenommen  hat  (zusammen- 
gestellt Heft  U,  15—19),  hat  allein  schon  genügt,  um  die  ur- 
sprüngliche ra^ig  der  Erzählungsstoffe  zu  alterieren  und  das 
von  Papias  wiedergegebene  Urtheil  des  Presbyters  Johannes, 
dass  Marcus  ov  fiivroi  ra^si  geschrieben  habe,  zu  rechtfertigen. 
Dazu  kommt  aber  weiterhin  das  eklektische  Verfahren  des 
zweiten  Evangelisten,  durch  welches  grosse  Textpartien  der  voi^ 
canonischen  Logiaquelle  in  W^egfall  gekommen  und  tiefein- 
schneidende Lücken  entstanden  sind.  Die  beiden  grossesten  Aus- 
lassungen, die  man  mit  Hilfe  des  Lucas  zu  erkennen  vermag, 
finden  sich  zwischen  Mc.  3,  19  und  v.  20  einerseits  sowie  bei  Mc. 
10,  1^  andererseits.  Es  steht  ausser  Zweifel,  dass  in  der  Ur- 
relation auf  die  Apostelwahl  Mc.  3,  13—19  (=  Lc.  6, 12—19)  die 
Bergpredigt  La  6,  20 — 49  (=  Mt.  c.  5.  7)  und  damit  im  engsten 
Zusammenhang  die  Perikope  Lc.  7,  1—10  (=  Mt.  8,  5 — 10),  wahr- 
scheinlich aber  auch  Alles  das  nachgefolgt  ist,  was  Lc.  7, 11 — 50 
zu  lesen  steht,  von  Mc.  aber  unterdrückt  ist.  Weit  grösser  ist 
die  Auslassung,  die  bei  Mc.  10,  1^  stattgefunden  hat.  Hier  hat 
in  der  Urrelation  der  gesammte  Erzählungsstoff  seinen  Stand- 


g44  AussercanoBische  Paralleltexie  zu  Lc. 

ort  gehabt,  welchen  wir  —  mit  vielen  Kürzungen  —  jetzt  La 
9,  51 — 18,  14  lesen.  Diesen  gesammten  Erzählungsstoff  mitsammt 
den  auch  von  Lc.  noch  weggelassenen  Partien  hat  Mc.  in  die 
compendiosen  Worte  zusanunenge&sst  Mc.  10,  1^:  xal  ixeld'Bv 
dvacrag  iQxsrai  elg  rä  OQia  rijg  *Iovialctg  xal  xigav  tov  *1oQ' 
davov  Es  liegt  auf  der  Hand,  dass  Mc.  durch  dieses  Verfahren 
einen  ganz  neuen  pragmatischen  Rahmen  geschaffen  und  die  ur- 
sprüngliche ra^ig  der  Überlieferungsstoffe  unkenntlich  gemacht 
hat.  Während  nun  der  erste  Evangelist  den  von  Mc.  geschaffenen 
pragmatischen  Rahmen  fast  vollständig  übernahm  und  namentlich 
auch  das  Compendium  Mc.  10,  1^  =  Mt.  19,  1,  noch  dazu  durch 
Weglassung  des  xal  verstümmelt  und  unverständlich  geworden, 
seiner  Darstellung  einverleibte,  hat  Lucas  durch  Lc.  6,  20  —  7,  46 
einerseits  und  durch  Lc.  9, 51 — 18, 14  andrerseits  die  ursprüngliche 
ra^ig  der  Logiaquelle  restituiert.  Diese  beiden  lucanischen 
Einschaltangen,  die  kleinere  wie  die  s.  g.  grosse  Einschaltung, 
sind  mithin  nur  Einschaltungen  im  Vergleich  zur  Mar- 
cusquelle, dagegen  im  Vergleich  zur  Logiaquelle  Resti- 
tuierungen der  Urrelation  und  des  ursprünglichen  Tenors, 
den  wir  dem  ersten  Erzähler  verdanken. 

Man  kann  sagen:  die  beiden  Einschaltungen  lassen  am 
besten  die  Nähte  zwischen  den  beiden  von  Lc.  verar- 
beiteten Hauptquellen  erkennen,  sie  bieten  eine  be- 
sonders werthvolle  Wegweisung,  um  den  Charakter 
der  vorcanonischen  Logiaquelle  zu  durchschauen  und 
das  von  echt  historischem  Geiste  getragene  redaktio- 
nelle Verfahren  des  Lucas  sachgemäss  zu  beurtheilen. 

Der  historische  Werth  der  lucanischen  Historiographie  ist 
denn  auch  bereits  in  der  ältesten  Zeit  der  christlichen  Kirche 
anerkannt  worden,  und  zwar  ziemlich  gleichzeitig  von  zwei  prin- 
zipiell entgegengesetzten  Seiten,  einerseits  von  dem  Ultrapauliner 
Marcion,  andererseits  von  dem  judenchristlichen  Redaktor 
des  ältesten  Evangeliencanons. 

Marcion  hat  unter  allen  Evangelien,  die  in  der  Urkirche 
umliefen,  ausschliesslich  das  Lucasevangelium  der  Aufnahme  in 
seinen  Schriftencanon  gewürdigt.  Und  wenn  er  sich  auch  einiger 
Textfalschungen,  wie  namentlich  der  oben  S.  40  f.  zu  Lc.  4,  31 
besprochenen,  sowie  einer  nicht  geringen  Anzahl  von  gewalt- 
samen Teztkürzungen   schuldig   gemacht   hat:  im  Grossen  und 


§  2.   Die  Compodtion  des  LncaseTangeliums.  345 

Ganzen  hat  er  die  lucaniechen  Texte  auf  Grund  der  besten  Hand- 
schriften festgestellt  und  uns  manche  werthyolle  Lesart  hinter- 
lassen. 

Sein  Zeitgenosse  aber,  der  judenchristliche  Redaktor 
des  ältesten  Evangeliencanons,  welcher  der  Archetypus  für 
den  Cod.  Bezae,  die  ältesten  syrischen  £vangelien-Übersetzungen 
und  für  die  altlateinischen  Evangelien-Codices  geworden  ist,  hat 
den  beiden  lucanischen  Schriften,  dem  Eyangelium  und  der 
Apostelgeschichte  eine  textliche  Bearbeitung  zu  Theil  werden 
lassen,  welche  in  der  handschriftlichen  Überlieferung  einzigartig 
dasteht. 

Es  ist  mir  ein  erfreuliches  Zusammentreffen,  dass  während 
dieses  dem  Lucas  eyangelium  gewidmete  UL  Heft  der  Vollen- 
dung seines  Druckes  entgegengeht,  eine  den  lucanischen  Actis 
apostolorum  zugewendete  gründliche  Untersuchung  an  das 
Tageslicht  getreten  ist,  in  welcher  die  Textrecension  der  Acta  nach 
dem  Codex  Bezae  zum  ersten  Male  einer  eingehenden  Würdigung 
unterzogen  ist.  Zwar  ist  in  dem  Werke  des  Professors  der 
Philologie  Dr.  Friedr.  Blass:  Acta  apostolorum  siye  Lucae  ad 
Theophilum  liber  alter.  Editio  philologica,  Göttingen  1895,  die 
ausefercanonische  Textrecension  der  Acta  nach  dem  Cod.  D  und 
seinen  Trabanten  (yon  Blass  Recension  ß  genannt)  nicht  auf 
den  Autor,  dem  wir  den  Archetypus  des  Cod.  Bezae  und  seiner 
Trabanten  verdanken,  sondern  vielmehr  auf  Lucas  selbst  zurück- 
geführt, in  der  Weise,  als  ob  Lucas  zwei  Recensionen,  eine  erste 
entwurfartige  und  eine  zweite  als  die  f&r  Theophilus  bestimmt 
gewesene  Reinschrift,  hinterlassen  habe.  Dabei  scheint  mir  die 
a  limine  geschehene  Ablehnung  der  (wie  im  Lucasevangelium  so 
auch  in  den  Actis  unerlässlichen)  Quellenforschung  die  Achilles- 
ferse des  gelehrten  und  itlr  die  Erforschung  der  biblischen  Schrif- 
ten begeisterten  Verfassers  zu  sein.  Immerhin  aber  ist  durch 
dieses  gründliche  und  interessante  Werk  die  gesammte  theolo- 
gische Welt  von  einem  Nichtfachgenossen  mit  Nachdruck  auf 
den  einzigartigen  Werth  der  im  Codex  Bezae  enthaltenen  (für 
die  Erforschung  der  den  Actis  zu  Grunde  liegenden  Quellen- 
schriften m.  E.  gerade  besonders  wichtigen)  Textrecension  hin- 
gewiesen worden.  Da  ich  meinerseits  dem  Studium  der  Acta 
auf  Grund  des  Cod.  D  eine  eingehende  Untersuchung  noch  nicht 
habe  widmen  können,  so  verzichte  ich  für  jetzt  auf  ein  entschei- 


g46  Aussercanonische  Paraileltexte  zu  Lc. 

dendes  Urtheil  über  diese  von  Blass  so  kräftig  angeregte  Seite 
der  Untersuchung.  Was  aber  die  aussercanonische  Textrecension 
des  lucaniscben  Evangeliums  nach  Codex  Bezae  und  seinen 
Trabanten  anbetrifft,  so  glaube  ich  mit  Bestimmtheit  consta- 
tieren  zu  dürfen,  dass  dieselbe  von  Lucas  nicht  herrühren 
kann.  Denn  erstlich  handelt  es  sich  in  vielen  Lesarten  des  Cod.  D 
um  Ubersetzungsvarianten,  und  zwar  um  solche  Varianten,  welche 
von  dem  lucanischen  Sprachgebrauch  und  vondemlucanisch- 
paulinischen  Übersetzungstypus  abweichen  und  dagegen  dem- 
jenigen Typus  der  Übersetzung  sich  nähern,  welchem  der  erste 
Evangelist  folgt.  Zweitens  weisen  einige  wichtige  Varianten, 
so  namentlich  die  Himmelsstimme  bei  der  Taufe  Jesu  (vgl  oben 
S.  21  ff.),  wie  nicht  minder  die  eigenthümliche  Abendmahlsrelation 
(vgl.  S.  634  ff.)  mit  Entschiedenheit  auf  einen  judenchristlichen 
Urheber  der  Recension  in  Cod.  D  hin.  Kann  das  an  sich  Lucas  un- 
möglich sein,  so  ist  es  noch  unmöglicher,  dass  Lucas  in  zwei  Re- 
censionen  seines  Evangeliums  eine  so  starke  Zwiespältigkeit 
des  dogmatischen  Standpunktes  zur  Darstellung  gebracht 
haben  sollte.  Diese  beiden  Judicien  weisen  vielmehr  mit  Bestimmt- 
heit auf  jenen*  judenchristlichen  Autor  hin,  der  das  judenchristliche 
BvayyiXiov  xarä  Maxd-atoVy  diese  mit  der  Urgestalt  des  tvay- 
yiXiov  xad^  ^Eßgalov^  identische  Evangelienschrift  (vgl.  Heft  II, 
1  f.),  allen  anderen  Evangelien  voran  an  die  Spitze  seines  Evan- 
geliencanons zu  stellen  im  Stande  war.  Tritt  in  dieser  Anord- 
nung der  Evangelien  sowie  in  einigen  wichtigen  Textänderungen 
die  judenchristUche  Richtung  jenes  Autors  hervor,  so  zeigt  da- 
gegen seine  Behandlung  des  Lucasevangeliums  mit  den  zahl- 
reichen, in  text-  und  quellenkritischer  Hinsicht  so  wichtigen, 
dabei  tendenzlosen  Mehrbestandtheilen,  Übersetzungsvarianten 
und  anderen  Änderungen,  welch  hohen  historischen  Werth  jener 
Autor  dem  lucanischen  Evangelium  beilegte,  wie  weit  er  davon 
entfernt  war,  in  demselben  eine  paulinische,  seinem  judenchrist- 
lichen Standpunkt  feindliche  Tendenz  zu  wittern,  und  wie  zweck- 
mässig es  ihm  erschien,  gerade  die  beiden  historiographischen 
Werke  des  Lucas  aus  den  ihm  zur  Verfügung  stehenden  ausser- 
canonischen  Quellen  ergänzend  zu  bearbeiten. 

Die  in  der  alten  Kirche  weitverbreitete  (vgl.  S.  1 — 4)  und 
von  der  jüngeren  Tübinger  Schule  mit  so  blendendem  Erfolge 
wieder  aufgenommene  Ansicht  von  einem  specifisch  paulinischen 


§  2.   Die  Composition  des  Lacaseyangeliams.  g47 

Charakter,  einer  ausgeprägt  paulinischen  Tendenz  des 
Lucasevangeliums  beruht  auf  einer  Täuschung,  die  an  sich  freilich 
verzeihlich  genug  ist,  aber  bei  genauer  Analyse  des  dritten 
Eyangeliums  als  ein  „inveteratus  error*'  sich  erweist.  Die  Ent- 
stehung dieses  Irrthums  erklärt  sich  historisch-genetisch  aus  drei 
Momenten.  Das  grundlegende  Moment  war  die  Auswahl  der 
eTangelischen  Überlieferungsstoffe  durch  die  beiden 
ersten  Evangelisten,  eine  Auswahl,  welche  vorzugsweise  von 
judenchristlichen  Gesichtspunkten  geleitet  war  und  Alles 
beiseite  liegen  liess,  was  einem  ausgeprägten  Paulinismus  zu 
Statten  kam.  Das  zweite  Moment  ergab  sich  daraus  von  selbst 
bei  dem  Bestreben  des  Lucas,  seiner  Gesammtdarstellung  zugleich 
eine  Nachlese  der  von  seinen  beiden  Vorgängern  un- 
berücksichtigt gelassenen  echten  Evangelienstoffe  ein- 
zuverleiben. Es  durfte  nur  noch  als  drittes  Moment  der  Umstand 
hinzukommen,  dass  Lucas  die  vorcanonische  hebräische  Hauptquelle 
der  Tit"^  ''ia'=T  nach  .  demselben  srriechischen  Über- 
Setzungstypus  benutzte,  welchem  Paulus  folgte,  wenn 
er  auf  dieselbe  Quelle  seine  apostolischen  Belehrungen  stützte: 
so  mussten  mit  Nothwendigkeit  zahlreiche  sachliche  und  sprach- 
liche Berührungen  zwischen  dem  dritten  Evangelisten  und  Paulus 
entstehen,  und  so  musste  der  Schimmer  eines  besonders  pauli- 
nischen Charakters  über  das  Lucasevangelium  sich  ausbreiten. 
Wie  weit  Lucas  persönlich  davon  entfernt  war,  seinen  Evange- 
lienstoffen' eine  der  paulinischen  Tendenz  dienende  Textgestalt 
zu  geben,  das  haben  die  vorausgegangenen  Untersuchungen  (man 
vgl.  namentlich  S.  444.  543.  602.  668)  an  verschiedenen  Stellen 
gezeigt.  In  den  äusserst  seltenen  Fällen,  in  denen  Lc.  ausnahms- 
weise eine  principiell  eingreifende  Textänderung  sich  gestattete 
(wie  Lc.  12,  33  vgl.  S.  328  f.,  Lc.  16,  17  vgl.  S.  442  ff.),  tritt  das 
Gegentheil  einer  paulinischen  Tendenz  hervor.  Diese 
wenigen  Ausnahmen  aber  sind  nicht  geeignet,  das  Urtheil  zu  er- 
schüttern: Lucas  ist  der  tendenzlose,  ledigUeli  und  treulich 
auf  seine  Quellen  sicli  stützende  Historlograph  des  Neuen 
Testaments. 


Druck  von  August  Pries  In  Leipzig. 


AUSSERCANONISCHE  PARALLELTEXTE 
ZU  DEN  EVANGELIEN 

VON 
ALFBED  BESCH 

HL 


TEXTE  UND  UNTERSUCHUNGEN 


ZUR  GESCHICHTE  DER 


ALTCHRISTLICHEN  LITERATUR 


HRRAU8GE0RBKN  VON 


OSCAB  voH  &EBIAEDT  und  ASOLP  HAEMCK 


ZEHNTER  BAKD 
AÜSSERCANONISCHE  PARALLELTEXTE 

zu  DEN  EVANGELIEN 

GESAMMELT  UND  UNTERSUCHT 

VON 

ALFRED  RESCH 


LEIPZIG 

J.  C.  HINRICHS'SCHE  BUCHHANDLUNG 

1897 


AUSSERCANONISCHE 


PARALLELTEXTE 


zu  DEN 


EVANGELIEN 


GESAMMELT  UND  UNTERSUCHT 

VON 

ALFRED  RESCH 


DfilTTER  TflEIL 


PABALLELTEXTE  ZU  JOHANNES 


DAS  EXNDHErrSEVANQELnJM 


LEIPZIG 
J.  0.  HINRICHS'SCHE  BUCHHANDLUNG 

1896     1897 


AUSSEECANONISCHE 


PARALLELTEXTE 


Zu  DEN 


EVANGELIEN 


VIERTES  HEFT 


PAKALLELTEXTE  ZU  JOHANNES 


GESAMMELT  UND  UNTERSUCHT 


I 
VON  ' 


ALFRED  RESCH 

I 


LEIPZIG 

J.  C.  HINBICHS'SCHE  BUCHHANDLUNG 

1896 


TEXTE  UND  UNTERSUCHUNGEN 

ZUR  GESCHICHTE  DER  ALTCHRISTLICHEN  LITERATUR 

HSRAÜBaBOEBBN  TON 
080AR  V.  8EBHAR0T  üHD  ADOLF  NARIAOK. 

X.  BAND    HEFT  4. 


Inhalts- Übersicht  zn  Heft  4. 

Seite 

Einleitung 1—48 

§  1.    Die  älteste   Bezeugung  des  eva^yikiov  xara  *ia}dvvrjv  1 — 35 

1.  Die  älteste  eucharistiache  Liturgie  (80—90)  .    .    .  2 —  4 

2.  Die  Esra- Apokalypse  (ca.  95} 4 —  5 

3.  Clemens  Romanus  (ca.  95) 5 —  6 

4.  Evodius  (70—100) 6—7 

5.  Barnabas  (96—125) 7—8 

6.  Papias  (ca.  125) 8—9 

7.  Testamenta  XII  patriarcharum  (90—130)  ....  9—11 

8.  Ignatius  (90—150) 11-12 

9.  Hermas  (130—160) 13—16 

10.  The  Rest  of  the  Words  of  Baruch  (136)   ....  16 

11.  Aristides  (ca.  140)     .    . 16—17 

12.  Der  älteste  Evangeliencanon  (spätestens  140)    .    .  17 

13.  Justin  (ca.  140) 17—22 

14.  Apelles  (ca.  150) 22-23 

15.  Polycarp  (t  155) 23 

16.  Tatian  (150—170) 23 

17.  Das  koptisch-gnostische  Werk  aus  d.  J.  160     .    .  24 

18.  Heracleon  (160—170) ^ 

19.  Die  pseudoclementinischen  Homilien  (160—170)     .  24 — 26 

20.  Claudius  ApolUnaris  (161—180) 26 

21.  Melito  (170) 26 

22.  Schreiben  der  gallischen  Gemeinden  (177)    ...  26 

23.  Athenagoras  (177) 27 

24.  Epistola  ad  Diognetum  (ca.  180) 27 


IV  Inhalts -Übenicbt  zu  Heft  4. 

Seite 

25.  Theophilns  von  Antiochien  (ca.  180] 27—  28 

26.  Die  ältesten  Haeiesen 28—  31 

a.  Basilides 28 

b.  ValentinuB 2S—  29 

c   Naassener 29 

d.  Montanismus 29 

e.  Enkratiten 90 

f.  Doketen 30 

g.  Ebioniten 30—  31 

h.   Aloger 31 

i.   MaroioiiitiBmuft 31 

27.  Celsus  (ca.  180) 31—  32 

28.  Das  Moratorische  ]«Vagment  (150—210)  ....  32—  33 

29.  Clemens  Alezandrinns  (f  ca.  220) 33—  34 

30.  Irenaeus  (seit  178) 34—  35 

§  2.    Die  Gomposition  des  evayyikiov  xaxä  ^liodvyriv    .    .  35—  48 

Texte  und  Untenucbungen 49 — 202 

Rückblick 203-222 

Nachschrift  (die  Muttersprache  Jesu) 223 — 224 


Einleitung* 

s  1. 

Die  älteste  Bezeugung  des  evayyiXiov  xaxa  ^layavvrjp. 

Wir  besitzen  im  Grunde  nur  zwei  Evangelien,  das  syn- 
optische und  das  johanneische:  das  synoptische  in  drei  Be- 
arbeitungen einer  verloren  gegangenen  hebräischen  Grundschrift, 
das  johanneische  dagegen  in  seiner  Urgestalt. 

Bei  den  patristischeu  Evangeliencitaten  synoptischen  Cha- 
rakters aus  dem  2.  Jahrhundert  (vor  Irenaeus  und  Clemens 
AI.)  bleibt  —  abgesehen  von  wenigen  Ausnahmen  —  stets  die 
Frage  offen,  welchem  der  drei  synoptisch-canonischen  Evangelien 
die  Citate  entnommen  seien.  Ja  in  nicht  wenigen  Fällen,  wie 
namentlich  bei  den  ältesten  patristischeu  Schriftstellern,  entsteht 
die  Frage,  ob  nicht  noch  aussercanonische  Obersetzungen,  bezw. 
Bearbeitungen  der  synoptischen  Grundschrift  benützt  seien. 
Bejahenden  Falls,  wie  solches  z.  B.  bei  den  zahlreichen  Evan- 
geliencitaten der  pseudoclementinischen  Homilien  mit  Be- 
stimmtheit angenommen  werden  muss,  wird  der  eigenthümliche 
Charakter  jener  verloren  gegangenen  synoptischen  Uauptquelle 
erst  recht  evident.  Jedenfalls  verliert  aber  dadurch  die  Unter- 
suchung über  die  Zugehörigkeit  der  synoptischen  Evangelien- 
citate  zu  einem  der  drei  ersten  canonischen  Evangelien  an  Wich- 
tigkeit und  Bedeutung. 

Anders  verhält  es  sich  mit  dem  vierten  Evangelium.  Bei 
allen  patristischeu  Evangelienparallelen  johanneischen  Charakters 
kann  als  schriftliche  Quelle  lediglich  das  vierte  Evangelium 
in  Betracht  kommen.  Höchstens  kann  es  sich  noch  um  die  An- 
nahme einer  mündlichen  Tradition  handeln,  die  auf  Johannes 

Texte  u.  üntersachungen  X,  i.  1 


2  Aassercanonische  Paralleltexie  zu  Joh. 

zurückzuführen  wäre.  Hier  wird  die  Untersuchung  einzusetzen 
und  namentlich  auch  die  Frage  bestimmter  Lesarten  ins 
Auge  zu  fassen  haben.  Denn  wenn  in  den  johanneischen  Evan- 
gelienparallelen  der  ältesten  Zeit  bereits  bestimmte  Lesarten  mit 
Hilfe  handschriftlicher  oder  anderer  Instanzen  nachgewiesen 
werden  können,  so  wird  die  Benützung  des  johanneischen  Evan- 
geliums als  einer  bereits  vorhanden  gewesenen  SchriftqueUe 
zur  Evidenz  erhoben. 

1.    Die   älteste   eucharistische   Liturgie   (80 — 90  n.  Chr.^. 

[Vgl.  Joh.  1, 14»  =  /iiö.  X,  2;  4,  14  =  Aiö.  X,  3;  6,  11.  12 
=  Jiö.  X,  1;  6,  54.  55  =  Aiö.  X,  3;  6,  69  =  diö.  X,  2; 
11,  25.  26  =  Aiö.  X,  2;  11,  41.  42  =  Aiö.  IX,  2.  3;  10,  2; 
11,  51.  52  =  Jiö.  IX,  4;  15,  1  =  Ai6.  IX,  2;  17,  3  =  Aid. 
IX,  3;  X,  2;  17,  11  =  Aiä.  X,  2;  17,  15.  17  =  Aiö.  X,  5; 
17,  19  =  Aiö.  X,  5;  17,  23  =  Aiö.  X,  5;  17,  26  =  Aiö.  IX. 
2.  3;  X,  2.] 

Der  Verfasser  der  Aiöax^^  theilt  in  Cap.  7 — 10  die  wichtigsten 
Bestandtheile  aus  der  Liturgie  der  Urkirche  mit^  nämlich  (c.  7) 
die  Taufformel,  (c.  8)  das  Herrengebet,  (c.  9.  10)  die  eucharistische 
Liturgie.  VS^ie  die  Taufformel  und  das  Herrengebet  für  ihn  ge- 
gebene Stoffe  der  urkirchlichen  Überlieferung  waren,  so  auch 
die  drei  Gebete  der  eucharistischen  Liturgie,  deren  Stil  und  In- 
halt es  deutlich  bezeugen,  dass  die  Hand  des  Redaktors  der 
Aiöax»]  sie  unangetastet  in  seine  katechetische  Unterweisung 
herübergenommen  hat.  Ein  ganz  sicheres  Kennzeichen  von  der 
Nichtbetheiligung  des  Redaktors  der  Aiöaxf)  an  der  Abfassung 
dieser  eucharistischen  Liturgie  ist  deren  durch  und  durch  jo- 
hanneischer  Charakter,  und  zwar  um  so  sicherer,  als  in  der  ge- 
sammten  übrigen  katechetischen  Unterweisung  dieser  Schrifb 
von  einer  etwaigen  Benützung  des  johanneischen  Evangeliums 
auch  nicht  eine  Spur  zu  entdecken  ist.  Mithin  fällt  die  Ent- 
stehung dieser  eucharistischen  Liturgie  in  eine  viel 
frühere  Zeit  als  die  Abfassung  der  Aiöaxf)  selbst,  und 
mag  man  letztere  noch  so  spät  ansetzen  — ,  die  drei 
eucharistischen  Gebete,  welche  in  der  Aiöcq/ri}  als  nrkirchliche 
Uberlieferungsstücke  auf  einer  Linie  mit  dem  Herrengebete  und 
der   trinitarischen   Taufformel    rangieren,    sind  sicherlich   noch 


§  1.  Die  älteste  Bezeugung  des  evayyihov  xara  *I(odvvrjv,  3 

vor  dem  Ende  des  ersten  christlichen  Jahrhunderts  ent^ 
standen  und  repraesentieren  somit  die  älteste  liturgische  Tra- 
dition, die  älteste  litui^sche  Schöpfung  der  TJrkirche. 

Dass  nun  der  johanneische  Charakter  dieser  eucharistischen 
Oebete  nicht  auf  einer  vagen  mündlichen  Überlieferung  be- 
ruht, dass  vielmehr  der  urkirchliche  —  dem  ersten  Jahrhundert 
angehorige  —  Verfasser  derselben  das  johanneische  Evangelium 
in  schriftstellerischer  Weise  verwendet  hat,  dafür  sprechen 
folgende  Judicien:  erstlich  die  Dichtigkeit  der  Johanneischen 
Anklänge,  welche  aus  mündlicher  Überlieferung  sich  schwerlich 
erklärt;  zweitens  die  besonders  häufige  Bezugnahme  auf  Joh. 
c.4. 6. 17,  mithin  auf  solche  Partien  des  johanneischen  Evangeliums, 
welche  sachlich  und  pragmatisch  mit  dem  Herrenmahl  sich  be- 
sonders nahe  berühren;  drittens  die  in  einem  Falle  hervor- 
tretende Wahrnehmung  einer  bestimmten  Lesart  (vgl.  zu  Joh. 
6,  69),  welche  in  der  koptischen  Evangelien  Version  sich  wieder- 
findet und  auf  egyptischen  Ursprung  der  Jidaxf)  hinzuweisen 
scheint;  viertens  ganz  besonders  eine  nur  aus  schriftstellerischer 
Benützung  des  johanneischen  Evangeliums  erklärliche  Bezug- 
nahme auf  Joh.  11,  52,  an  welcher  Stelle  nicht  eine  Jesusrede 
nach  johanneischem  Typus  überliefert,  sondern  vielmehr  eine 
persönliche  Bemerkimg  des  Evangelisten  eingefiochten  ist, 
und  zwar  so,  dass  wir  hier  in  dem  öiaoxoQntC(iipa  (=  A16, 
IX,  4:  öitoxoQTtiOpiBvov)  ein  johanneisches  und  in  dem  owa- 
yayT[l  slg  tv  (=  Aiö,  IX,  4:  ovvax^iv  iyevsro  tv)  ein  überhaupt 
neutestamentliches  aj€a§,  Xeyofisvop  vor  uns  haben.  Ausdrücke 
also,  welche  keineswegs  als  traditionelle  Bestandtheile 
des  johanneischen  Sprachtypus  zu  betrachten  sind. 
Die  Benützung  dieser  johanneischen  ajia§  Xeyofitpa  sind  ein 
stringenter  Beweis  für  die  schriftstellerische  Abhängigkeit 
der  eucharistischen  Gebete  der  diöaxfi  von  der  schriftlichen 
Quelle  des  vierten  Evangeliums,  ein  Beweis  mithin  zugleich 
dafür,  dass  auch  alle  übrigen  johanneischen  Parallelen  in  diesen 
Gebeten  nicht  aus  mündlicher  Tradition  stammen,  sondern  auf 
dieselbe  schriftliche  Quelle  zurückzuführen  sind,  dass  sonach 
die  älteste  Abendmahlsliturgie  der  Urkirche  mit  Hintansetzung 
der  synoptischen  Evangelienüberlieferung  fast  ganz  und  gar  aus 
Elementen   des    vierten   Evangeliums    aufgebaut  ist  und   nicht 


4  Aossercanonische  Paralleltezte  sa  Joh. 

blos  die  Existenz  dieses  Evangeliums  voraussetzt,  sondern  auch 
seine  hervorragende  Autorität  in  der  Urkirche  bezeugt. 

Wenn  nun  bereits  vor  dem  Ende  des  ersten  christlichen  Jahr- 
hunderts das  Johanneische  Evangelium  in  der  Kirche  eine  solche 
Geltung  besass,  dass  es  für  die  älteste  liturgische  Schöpfung 
des  Urchristenthums  das  Substrat  zu  bilden  vermochte,  so 
werden  wir  zu  dem  unausweichlichen  Schluss  genöthigt,  dass 
dieses  Evangelium  mindestens  ein  Jahrzehnt  vor  Abfassung 
jener  eucharistischen  Gebete  entstanden,  aber  auch  sofort  mit 
unbezweifelter  Autorität  aufgetreten  und  als  eine  der  wichtigsten 
Schriftquellen  des  Urchristenthums  anerkannt  gewesen  sein  mQsse. 

Bei  der  eminenten  Wichtigkeit  dieses  Sachverhaltes,  welcher 
meines  Wissens  noch  von  keiner  Seite  in  das  genügende  Licht 
gestellt  worden  ist,  schien  es  nöthig,  dieses  Zeugniss  der  ältesten 
Abendmahlsliturgie  für  die  frühzeitige,  bis  in  die  Jahre  70 — 80 
n.  Chr.  zurückreichende,  Existenz  des  johanneischen  Evangeliums 
an  der  Spitze  dieser  Untersuchungen  mit  möglichster  Gründlich- 
keit und  Sorgfalt  zu  behandeln. 

2.   Die  Esra-Apokalypse  (ca.  95  n.  Chr.). 

[Joh.  10,  12  =  4.  Esra  5,  18;  16,  21  =  4.  Esra  16,  39;  19, 
34  =  4.  Esfa  5,  5.] 

Wie  die  Esra-Apokalypse  sowohl  in  ihrem  Grundstock 
c.  3— 14,  welcher  aus  dem  Ende  des  ersten  Jahrhunderts  stammt, 
trotz  ihres  ausgesprochen  jüdischen  Charakters  synoptische 
Evangelienstoffe  voraussetzt  (vgl.  4,  12  =  Mt  26,  24;  5,  5  =  Lc 
19,  40,  Heft  lU,  536;  5,  10=  Mt.  24,  12,  Heft  II,  285;  7,  7.  8  = 
Lc.  13,  24  =  Mt.  7,  14,  Heft  Hl,  370;  8,  1.  3  =  Mt.  20,  16  =  Mt. 
22,  14,  Heft  11,  267;  8,  41  =  Lc.  8,  5,  Heft  IH,  121;  9,  7.  8  =  Lc. 
21,  36,  Heft  m,  606;  10,  57  =  Mt.  20,  16  =  Mt.  22,  14,  Heft  II, 
267;  12,  25  =  Mt.  23,  32,  Heft  II,  278;  13,  12  =  Mt.  4,  24  =  Mc. 
3,  13  =  Lc.  6,  17,  Heft  III,  60;  13,  31  =  Lc.  21,  10  =  Mc.  13,8  = 
Mt.  24,  7,   Heft  III,  577;    13,  39  =  Mt.  5,  9,   Heft  III,  61)0  und 


1)  Ein  Register  der  synoptischen  Evangelienparallelen  bei  den  ältesten 
Schriftstellern  hätte  schon  dem  111.  Heft  beigefugt  werden  sollen,  ift 
aber  dort  wegen  des  an  sich  schon  so  bedeutend  angewachsenen  Cmfanges 
jenes  Bandes  weggelassen  worden.    Wenn  in  diesem  Einleitungsparagraphen 


§  1.   Die  älteate  Bezeugung  des  cvayyihov  xetä  'Imdvvriv.  5 

selbstverständlich  nicht  minder  in  ihren  spateren  Zusätzeu  von 
chriätlicher  Hand  (aus  dem  Anfang  des  3.  Jahrb.)  vielfache  Be- 
rührungspunkte  mit   den   synoptischen   Evangelien    zeigt    (vgl. 

1,  3U  =  Le.  13,  34  =  Mt.  23,  37:  ita  voa  coUegi  ut  gaUina  pullos 
6UO8  sub  alas  suas;  1,  32  =  Lc.  11,  49  =  Mt  23,  34,  Heft  III,  284; 

2.  13  =  Mt.  25,  34,  Heft  11,  307;  2,  23  =-  Lc.  22,  30  =  Mt.  19,  2S 
Heft  lÜ,  672;  2,  47  =  Lc  12,  8  =  Mt.  10,  32,  Heft  111,  .106;  15,  15 
=  Lc21,  10  =  Mc.  13,  S  =  Mt.  24,  7,  Heft  111,  577;  15,17  = 
Lc.  21,  21,  Heft  111,  5S8;  10,  29  =  Lc.  17,  36  =  Mt.  24,  40,  Heft 
HI,  47S;  16,  52  =  Mt.  6,  %.  Heft  H,  105),  so  ist  es  ähnlich  auch 
mit  dem  johannei^cben  Evangelium  der  Fall.  Die  Parallele 
4,  Esr.  5,  \h  ^  .Job.  10,  12,  in  welcher  die  Verwendung  des 
Gleichnisses  vom  guten  Hirten  bei  Jobaaues  unzweifelhaft  ori- 
ginal, bei  Esra  secundär  ist,  gehört  dem  jQdiscben  Grundstock 
der  Esra-Äpokalypse  an;  den  späteren  christlichen  Zusätzen 
dagegen  ist  das  Bild  des  gebärenden  Weibes  einverleibt,  welches 
Job.  16,  21  in  originaler  Priorität,  4.  Esra  IC,  39  als  Plagiat  des 
jobauneiEcben  Textes  uns  entgef^en tritt,  und  zwar  so,  dass  der 
Esra-Text  mit  dem  äussere anonischen  Text  von  Job,  16,  21  iu 
.Tatians  Diatessaron  und  der  syrischen  Version  ex  edifcione 
Scbaafii  auffallig  sich  berührt.  Jedenfalls  hat  der  jüdische  Ver- 
fasser von  4.  Esr,  3 — 14,  dem  Grundstock  dieser  Apokalypse, 
das  jobanneische  Evangelium  bereits  gekannt. 

3.  Clemens  Romanus  (ca.  95  n.  Chr.). 

[J0I1.3,  19— 21  =  1,  31,  2;  6,  51"  =1,49. 6;  10,9  =  1,48,4; 
12,28  =  1,43,6;  14,15=1,49,1;  17,3=1,43,6.  1,59, 
3.  4;  17,  17  =  1,  60,  2;  2I>.  21  =  1.  42,  t.] 
^Venn  in  den  letzten  Jahrzehnten   des  ersten  Jahrhunderts 
bereits  eine  Abendmablsliturgie  aus  dem  johauneiscben  Evange- 
lium aufgebaut  werden  konnte,  wenn  das  letztere  zu  jener  Zeit 
vielleicht  bereits  in  Egypten   bekannt  und  kirchlich  eingefObrt 
war,   weno   auch   scbou  die  jüdische  Apokalyptik  zu  der°"'^"" 
Zeit  wie  von  den  synoptischen  so  von  den  jobanneischen 

zu  dem  jobanneischen  Evangelium  das  dort  t'nterlasBone  nachgehol 
K>  wird  der  Sachverhalt  bezüglich  der  ältesten  Evangelien paralle 
esto  deutlicher  herausgestellt. 


6 


AussercanoniBche  Paralleliexte  zu  Job. 


reden  beeinflusst  wurde,  so  darf  es  nicht  Wunder  nehmen,  wenn 
das  Johanneische  Evangelium  auch  in  Rom  seine  Einwirkungen 
geltend  machte,  bevor  das  erste  Jahrhundert  zu  Ende  ging. 
Zu  den  synoptischen  Evangelienparallelen  (Clem.  Rom.  I,  5,  7  = 
Mt.  28,  19.  20,  Heft  II,  396;  I.  13,  2  =Lc.  6,37.  38,  Heft  lII,95flF.; 
I,  15,  2  =  Mt  15,  8,  Heft  II,  169;  I,  16,  17  =  Mt.  11,  29,  Heft  II, 
133;  I,  21,  6  =  Lc.  22,  20,  Heft  III,  651;  I,  24.  1  =  Lc.  24,  6,  Heft 
III,  763;   I,  24,  5  =  Mc.  4,  27,   Heft  II,  154;   I,  27,  2  =  Lc.  1,  37; 

I,  27,  5  =  Lc  21,  33  =  Mt.  24,  35,  Heft  lU,  602;  I,  30,  8  =  Mt 

II,  29,  Heft  II,  134;  I,  37,  5  =  Mt  5,29,  Heft  11,217;  I,  42,3.  4  = 
Mc.  16,  20,  Heft  H,  432;  I,  45,  8  =  Lc.  10, 20,  Heft  III,  195;  I,  46, 
6  =  Mt  28,  19,  Heft  II,  401;  I,  48,  6  =  Lc.  22,  26  =  Mt  20,  26. 
27,  Heft  III,  660;  I,  59,6  =  Lc.  22,  19.  20,  HeftlU,  651;  I,  58,  2  = 
Mt  28, 19,  Heft  II,  401;  I,  59,  3  =  La  14,  11),  welche  sich  bei  Cle- 
mens Rom.  finden,  kommen  noch  die  oben  verzeichneten  neun  jo- 
hanneischen  Anklänge.  Namentlich  die  Benützung  von  Joh.  17,  3 
und  Joh.  12,  28  ist  unverkennbar.    Vgl. 


Joh.  17,  3. 

yivcioxovoip  ol  xov  iio- 
vov  dXfjß'ii>6v  d'sov  xal  ov 
djtiCTtiXag  ^If]Oovp  Xqiotop. 


ovoiia. 


Joh.  12,  28. 
öo^aoov     00V 


ro 


Giern.  Rom.  I,  59,  4. 

yvdxiDOav  ajtavra  ra  i&vi], 
OTL  Ol)  el  d^Bog  fiovog  xal 
^Ifjaovg  XQiOTog.  I,  43,  6: 
eig  t6  öo^aod'TJvai  to  ovo^ 
fta  Tov  dXfjß'ivov  xal  fiovov 
xvqIov,  I,  59,  3:  elg  ro  ycvco- 
axeiv  oh  fiovov  vtpiotov. 


4.  Evodius  (70—100  n.  Chr.). 

Eine  der  wichtigsten  und  exaktesten  kirchengeschichtlichen 
Nachrichten,  welche  bis  ins  erste  Jahrhundert  zurückreichen, 
betrifft  den  Vorgänger  des  Ignatius  auf  dem  bischoflichen 
Stuhl  von  Antiochien,  Evodius.  Sie  ist  von  Nicephorus 
Callisti  aufbewahrt  und  lautet  folgendermassen: 

Evoiöiog,  rcöp  isQoiv  ödöexa  djtooxokcov  xdt  avxog  6id- 
öoxogt  ip  xolg  avxov  ovyyQafifiaoi,  fiaXioxa  6h  iv  x^ 
tJiLOxoXT}^  ))p  yi^pöig"'  ijtiyQaq)e,  xal  xavxa  JigoCxld-r/ocp' 
d:to  xov  ßaJtxlOfiaxog  ioig  xov  jial^ovg  Xqioxov  extf 
öibXüsIp  xQia'  dyto  öh  xov  Jtd&ovg  xal  xt/g  dpaoxdaea)g 


§  1.  Die  älteste  Bezeugung  des  evayyi^tov  xazä  Iwdvvijv,  7 

xal  avaXi]ipea)(;  slg  ovQavovg  (isxQi  rfjg  XiO^oßoXlag  Uxe- 
ipavov  £Tf]  üvat  ijtra,  Niceph.  Call.  H.  E.  II,  3.  Vgl. 
Heft  III,  800.  804  f.  Agrapha  S.  427.  Harnack,  Gesch.  d. 
altchr.  Litt.  II,  781. 

Nach  zwei  Seiten  deutet  diese  Nachricht  darauf  hin,  dass 
wie  in  Palaestina,  Egjpten,  Rom,  so  auch  in  Syrien,  speciell  in 
Antiochien,  bereits  während  der  letzten  Decennien  des  ersten 
Jahrhunderts  das  johanneische  Evangelium  verbreitet  gewesen 
ist.  Einmal  ist  es  die  praecise  Angabe  von  einer  dreijährigen 
Wirksamkeit  Jesu,  welche  auf  Johannes  zurückweist.  Zwar 
könnte  Evodius,  da  er  ein  unmittelbarer  Nachfolger  der  Ur- 
apostel  gewesen  ist,  die  betreffende  Nachricht  auch  aus  münd- 
licher Tradition  empfangen  haben.  Dass  aber  die  mündliche 
Überlieferung  der  Urkirche  nach  dieser  Hinsicht  keinen  festen 
Anhalt  bot,  beweisen  die  drei  synoptischen  Evangelien,  aus  denen 
man  allerhöchstens  eine  zweijährige  Dauer  der  Wirksamkeit 
Jesu  folgern  kann.  Lediglich  das  johanneische  Evangelium  bietet 
eine  feste  Unterlage  für  die  von  Evodius  vertretene  Annahme 
einer  dreijährigen  Wirksamkeit  Jesu.  Dass  nun  in  der  That 
Evodius  aus  dieser  Quelle  geschöpft  habe,  wird  zum  Andern 
höchst  wahrscheinlich  gemacht  durch  den  Titel,  welchen  Evo^ 
dius  aus  eigener  Initiative  über  seine  wichtigste  Schrift  gesetzt 
{kxiyoaipe)  und  wodurch  er  ohne  Zweifel  den  Hauptinhalt  der* 
selben  zusammenzufassen  beabsichtigt  hat.  Der  Inhalt  einer 
Schrift,  welche  den  Titel:  *c3^  verdient,  woher  konnte  er  anders 
geschöpft  sein  als  aus  dem  johanneischen  Evangelium,  in  wel- 
chem dieser  Begriff:  (pa>q  (vgl.  Job.  1,  4.  5.  7.  8.  9;  3,  19.  20.  21. 
35;  8,  12;  9,  5;  11,  9.  10;  12,  35.  36.  46)  eine  so  hervor- 
ragende Rolle  spielt!  Und  wenn  nun  auch  der  Nachfolger  des 
Evodius,  Ignatius,  wie  keiner  der  apostolischen  Väter,  in 
johanneischen  Grundgedanken  lebte^  so  waren  ihm  höchstwahr- 
scheinlich durch  seinen  Vorgänger,  den  Zeitgenossen  des  Cle- 
mens Rom.,  des  Esra-Apokalyptikers,  des  Autors  der 
ältesten  Abendmahlsliturgie,  bereits  die  Wege  in  dieser 
Richtung  geebnet. 

5.  Barnabas  (96—125  n.  Chr.). 

[Joh.  1,  14»  =  V,  6.  VI,  7.  9.  14;  1,  16»  =  V,  6;  1,  31  = 
V,  6;  3,  3  =  XVI,  8;  3,  14.  15  =  XII,  5.  6.  7;  3,  19—21  = 


g  AuBsercanonische  Paralleliexte  zu  Job. 

XIX,  1;  4,  4S  =  V,  8;  5,  21  =  Vll,  2;  5,  29  =  V,  6.  7; 
5,  46.  47  =  V,  6;  6,  44.  45  =  XXI,  6;  6,  51  =  VIU,  5,  XI, 
10.  11;  6,  63  =  VI,  17;  8,  56  =  IX,  7;  11,  51.  52  =  VII,  5; 
13,  34  =  U,  6;  16,  11  =  XVUI,  2;  19,  37  =  \T1,  9.] 

Die  synoptischen  Evangelienparallelen  im  Barnabasbriefe 
Bind  folgende:  III,  6  =  Mi  25,  34.  Lc.  3,  22,  Heft  II,  307;  IV,  3  = 
Mt.  24,  22,  Heft  II,  287;  IV,  3  =  Lc.  20,  13.  14,  Heft  UI,  545;  IV, 
13  =  Mt.  25,  5,  Heft  II,  302;  V,  5  =-  Mt.  2S,  18,  Heft  II,  389; 
V,  9  =  Lc  9,  1.  2,  Heft  III,  145;  V,  9  =  Lc.  5,  32,  Heft  HI,  53; 

V,  11  =  Lc.  11,  49,  Heft  UI,  284;  V,  12  =  Mt  26,31,  Heft  11,324; 

VI,  4  =  Lc.  20,  17,  Heft  III,  547;  VU,  2  =  Mtl6,27,  Heft II, 201; 
Vn,  3.  5  =  Mt.  27,  4S,  Heft  HI,  728;  VU,  5  =  Lc  24,  26,  Heft 
m,  774;  VII,  9  =  Mt.  27,  28,  Heft  H,  34S;  VII,  9  =  Mt.27, 30.  54; 
VUI,  3  =  Lc  9,  1.  2,  Heft  UI,  145;  XU,  7  =  Mc  16,  16;  XIV,  1 
=  Lc  1,  73;  XIV,  5  =  Lc.  22,  29,  Heft  lU,  670;  XV,  5  =  Lc  21, 
25,  Heft  III,  597;  XV,  9  =  Lc  24,  6,  Heft  III,  763;  XVI,  7  =  Lc. 
11,  24—26,  Heft  lU,  259;  XIX,  3  =  Lc,  14,  1 1 ;  XIX,  3.  4  =  Mt. 
11,  29,  Heft  U,  134;  XIX,  5  =  Lc.  10,  27,  Heft  UI,  213;  XXI,  2  = 
Mt.  26,  11,  Heft  U,  320;  zu  diesen  26  synoptischen  Evangelien- 
paruileien  gesellen  sich  fast  ebenso  viele  johanneiscfae  Anklänge, 
deren  Entstehung  anders  nicht  als  aus  dem  vierten  Evangelium 
wird  erklärt  werden  können.  Vgl.  die  nachfolgenden  Erläu- 
terungen zu  Job.  6,  44^.  45;  8,  56  und  namentlich  zu  Job.  6,  51, 
wo  die  Form  C;f)(iBxai  (anstatt  des  canonischen  Ctioh)  durch  die 
Lesart  bei  Macarius  beglaubigt  ist  Auch  die  Berührung  mit 
dem  ersten  johanneischen  Briefe  spricht  daflir.  Vgl.  Barn.  V,  11. 
p.  22,  14:   hv  oagxi  Tj^d-sv  =  1.  Joh.  4,  2:   iv  oaQxl  ilrjXv^oxa, 

6.  Papias  (ca,  125  n,  Chr.). 

Wie  manche  Forscher  es  "übers  Herz  gebracht  haben,  Pa- 
pias von  der  Zeugenscbaft  ftlr  das  johanneische  Evangelium 
auszuschliessen^  ist  mir  je  und  je  imbegreiflich  gewesen.  Denn 
wenn  Eusebius  (H.  E.  III,  39,  17)  von  ihm  sagt:  xixQf]rat  6* 
avTog  fiaQTVQlaig  a^b  t^§  looavvov  jtQOttQag  ijtiOroXijg,  so 
konunt  dieses  Zeugniss  unweigerlich  auch  dem  johanneischen 
Evangelium  zu  gute,  da  ebenso  gewiss  als  der  Galater-  und 
der  Römerbrief  von  einem  und  demselben  Verfasser  stammen  und 
ebenso  gewiss  als  das  lucanische  Evangelium  und  die  Acta 
apostolorum   einen   und   denselben   Autor   haben,   auch  das  jo- 


§  1.  Die  älteste  Bezeugung  des  iiayyikiov  xarä  *Iatdvvriv.  9 

hanneische  Evangelium  und  der  erste  johanneische  Brief  die  Ab- 
fassung durch  eine  und  dieselbe  Feder  nicht  verleugnen.  Man  vgl. 
auch  die  Berührungen  der  in  der  Jiöaxfi  enthaltenen  eucha- 
ristiscben  Liturgie  nicht  blos  mit  dem  johanneischen  Evangelium, 
sondern  auch  mit  1.  Job.  4,  12.  17. 

7.  Testamenta  XII  patriarcharum  (90 — 130  n.  Chr.), 

[Job.  1,  9  =  Levi  c.  14.  Benj.  c.  11;  1,  29  =  Joseph  c.  19. 

Benj.   c.  3;   3,  14.    15  =  Benj.   c.  9;   3,  16  =  Benj.   c.  9; 

3,  19—21  =  Nephth.   c.  2;   4,  14  =  Juda   c.  24;   8,  12  = 

Levi  c.  14;   8,  46  =  Juda  c.  24;    12,  13  =  Nephth.   c.  5; 

15,  26  =  Juda  c.  20;  16,  22  =  Juda  c.  25.] 
Von  hohem  Interesse  sind  die  Evangelienparallelen  der 
judencbristlicben  Testamenta  XII  patr.  Die  folgenden  sind 
bereits  in  Heft  U.  III  behandelt:  Rüben  c.  2  =  Lc.  6,  39,  Heft 
III,  9S;  Levi  c.  4  =  Mt.  26,  47,  Heft  III,  694;  Levi  c.  8  =  Lc.  22, 
19.  20,  Heft  m,  649;  Levi  c.  10  =  Mt.  27,  24,  Heft  II,  341;  Levi 
c.  10  =  Lc.  23,  45,  Heft  HI,  740;  Levi  c.  13  =  Mt.  5,  19,  Heft  II, 
80;  Levi  c.  15.  16  =  Lc.  13,  35  ==  Mt  23,  38.  39,  Heft  HI,  391; 
Levi  c.  16  =  Mt.  5,  17,  Heft  U,  72.  77;  Levi  c.  16  ==  Mt.  27,  24. 
25,  Heft  II,  341.  343;  Levi  c.  16  =  Mt.  27,  63,  Heft  U,  367;  Levi 
c.  18  =  Lc.  3,  22,  Heft  lU,  21.  23;  Levi  c.  18  =  Lc.  13,  29,  Heft 
III,  3S3;  Levi  c.  18  =  Lc.  23,  43,  Heft  III,  735;  Levi  c.  18  =  Lc. 
10,  19,  Heft  III,  192;  Juda  c.  20  =  Mt.  5,  14,  Heft  II,  69;  Juda 
c.  25  =t=  Lc.  6,  21^  =  Mt.  5,  6,  Heft  UI,  66;  Dan  c.  5  =  Lc.  22, 30, 
Heft  HI,  673;  Dan  c.  6  =  Mt.  11,  29,  Heft  II,  135;  Dan  c.  8  = 
Lc.  13,  27,  Heft  IH,  377;  Nephth.  c.  8  =  Mt.  10,  16,  Heft  U,  122; 
Gad  c.  6  =  Lc.  17,  3  =  Mt.  18,  15,  Heft  II,  224;  Äser  c.  7  =  Lc. 
7,  34,  Heft  III,  117;  Joseph  c.  1  =  Mt.  25,  35.  36,  Heft  U,  310; 
Joseph  c.  3  =  Mt.  6,  6,  Heft  II,  104;  Joseph  c.  17  =  Mt.  4,  23, 
Heft  II,  62;  Benj.  c.  4  =  Lc.  11,  34,  Heft  III,  267;  Benj.  c.  9  = 
Mt.  11,  29,  Heft  II,  135;  Benj.  c.  11  =  Lc.  12,  42,  Heft  IH,  340. 
Benj.  c.  9  ==  Lc.  23,  45,  Heft  UI,  740.  Dazu  kommen  noch  etliche 
Nachträge:  Rüben  c.  2  =  Lc.  11,  26  (fc^rra  jtvBV(iaTa);  Ruhen 
c.  5  =  Mt.  25,  46  {elq  xoXaoiv  xov  almvog);  Ruhen  c.  6  =  Lc. 
18,  7  (o  yaQ  ß^sog  jtoitjoec  rfjv  ix6lx7]6iv  avrcöv);  Rüben  c,  6  = 
Mc.  1,  15  {axQi  rekEicoOsooc  XQ^^^^^)i  ^^^  c.  2  =  Lc.  24,  21 
(toi;  fiiXXoPTog  Xvrgovo&at  top  'löQa7jX)\  Levi  c.  3  =  Lc 
18,  7    (elg    fjfiiQai^    xQiosog    jcoitjoat    ixdixrjaip);    Levi    c.   3 


10  Aufisercanomsche  Paralleltexie  zu  Job. 

=  Mt.  24,  29  (oi  ovQapol  xäi  t)  yij  öaXevovrai);  Levi 
c.  4  =  Mt.  27,  51  (tcöp  JtexQ&v  cxi^ofdivcDP  xrX.);  Levi  c.  10  = 
Lc,  21, 24  {cixpaXi»TOi  hv  roig  td-rBOtv  . .  elg  xatajtarfjfia);  Levi 
c.  15  s=  Lc.  21,  24  {alxiiaXmxoi  iöeöd-e  elg  Jtavxa  ra  l^viy); 
Juda  c.  9  =  Lc.  14,  32  {alrovciv  fjuaq  rä  jrQog  bIq'^pi]v);  Juda 
c.  20  =  Mt.  15,  19  (o  afiaQzyaag  ix  xriq  lölag  xagölag);  Juda  c 
24  =  Lc.  3,  21  (dpoiyrjooptai  i:t  avxcp  ol  ovgapoi  xxX.);  Juda 
c.  25  =  Lc.  6,  20**  =  Mt.  5,  3  {ol  iv  xxmxBla  6ta  xvQiov  JtXov- 
xio&/jöovxai);  Juda  c.  25  =  Lc.  6,  21»  =  Mi  5,  6  {ol  Iv  xerla 
XOQxaod^TJoopxai);  Isachar  c.  3  ===  Lc.  11,  34  =  Mt.  6, 22  {ip  axjLo- 
xi]xi  6q>d^aXfdcip);  Zabul.  c.  2  =  Mt.  27,  4  {alfia  dß-mop);  Zabul. 
c.  3  =  Mt.  24,  6  {xififj  al'fiaxog)]  Zabul.  c.  10  =  Mt.  25,  41  (jtvQ 
alcipiop);  Dan  c.  4  =  Lc.  21,  9  =  Ma  13,  7  (f/y/  ^poeWö^e);  Dan 
c.  6  =  Lc.  22,  32  {jtaQaixovfiipcp  vfiagY);  Gad  c  7  =  Mt.  25,  46 
{dg  almva  xtjp  xoXaoip);  Joseph  c.  17  =  Lc.  14^  11  (ovx  vy)€oaa 
ifuxvxop);  Joseph  c.  17  =  Lc.  22,  26  {(og  elg  X(5p  kXaxloxcop); 
Benj.  c.  3  =  Lc.  22,  20  {ep  aifiaxi  6iad^}Xfjg)\  Benj.  c.  7  =  Lc. 
11,  51  =  Mt.  23,  35  {'AßU  xop  ölxaiop);  Benj.  c.  8  =  Mt.  5,  28 
{ovx  OQa  yvpalxa  slg  jtoQpelap);  Benj.  c.  9  =  Lc.  12,  49  {cog  xvq 
ixxvpo/iBPOp);  Benj.  c.  10  ==  Mt.  27, 53.  54  {oy)€0&€  dpioxafiepovg); 
Benj.  c.  1 1  =  Mt.  7,  15  {Xvxog  aQjra§).  Ausserdem  konunen  in 
Betracht  eine  Anzahl  von  Parallelen  zum  Kindheitsevange- 
lium, nämlich  zu  Mt.  1,  1  Levi  c.  8;  zu  Mt.  1,  3  Simeon  c.  7; 
Levi  c.  2.  7;  Dan  c.  5;  Nephth.  c.  8;  Äser  c.  8;  Joseph  c.  19; 
zu  Mt.  2,  2  Levi  c.  18;  Juda  c.  24;  zu  Mt.  2,  11  Benj.  c.  10;  zu 
Lc.  1,  78  ZabuL  c.  7.  8;  zu  Lc.  2,  14  Levi  c.  18;  zu  Lc.  2,  19  Levi 
c  6;  zu  Lc.  2,  30  Simeon  c.  7;  zu  Lc  2,  30—32  Benj.  c.  10.  11. 
Dass  aber  auch  die  johanneischen  Evangelienparallelen  nicht 
fehlen,  ergibt  das  oben  an  die  Spitze  gestellte  Verzeichniss  der- 
selben. Ausdrücke  wie  x6  tpdig  xo  xoofiov  (Levi  c.  14  =  Joh. 
8,  12),  elg  (pcoriOfiop  jtapxog  dpß-Qcijtov  (Levi  c.  14  =  Job.  1,  9), 
o  dfipog  xov  &eov  (Joseph  c.  19)  und  noch  dazu  in  Verbindung 
mit  xov  xoOfiov  (Benj.  c.  3  =  Job.  1,  [29),  ^  ^^Vl  ^l^  ^^^i^ 
(Juda  c.  24  =  Job.  4,  14),   x6   Jtpsvfia   xtjg   dkrj^eiag  fiagxvQel 


1)  Die  ganze  Stelle  lautet:  iyyt^sre  öh  zqi  d-etp  xal  T<p  ayytkiy  ztf 
7iaQaLzov(iivi^  vfiäg.  ort  ovtog  iati  fieoittjq  i^eov  seal  dv^^tunwv. 
Unter  dem  naQaixovfisvog  ist  mithin  Jesus  gemeint.  Dazu  vgl.  man 
den  Heft  III,  6S0  mit^etheilten  Text  de«  Clemens  AI.  zu  Lc.  22,  32:  eyw 
6h  naQyxrfod/iTjv  (statt  des  canonischen  dSsij&tjv). 


§  1.  Die  älteste  Bezeugung  des  svayyiXtov  xata  ^iaavvt^v,         \l 

jiapxa  (Juda  c.  20  »=  Job.  15,  26)  stellen  die  Abhängigkeit  dieser 
aus  der  Urzeit  der  Kirche  stammenden  judenchristlichen  Schrift 
Ton  dem  johanneischen  Eyangelium  ausser  Zweifel.  Die  gleich- 
zeitige Bekanntschaft  ihres  Verfassers  mit  dem  ersten  johan- 
neischen Briefe  leuchtet  aus  folgenden  Stellen  hervor:  Rüben 
c.  6  =  1.  Joh.  1,  6  (jtoiJjoai  dXfj&Biav),  öad  c.  2  =  1.  Job.  1,  9 
{ofwXoyä  rriv  äfiagrlap  fiov),  6ad  c.  3  ^=  1.  Joh.  2,  29  (jtoietv 
dtxaioavvt]v\  Juda  c.  20  ==  1.  Joh.  4,  6  (ro  xvBVfia  rrjg  3tXav7jq\ 
Isach.  c.  7  =  1.  Joh.  5,  16  {d/iagrlav  elg  d-dvarov).  Überall 
geht  die  Bekanntschaft  mit  dem  ersten  johanneischen  Briefe 
und  dem  vierten  Evangelium  Hand  in  Hand^). 

8.    Ignatius  (90—150  n.  Chr.). 

[Joh.  1,  1.  2  =  Magn.  VIII,  2.  VI,  1 ;  1,  16  =  Magn.  VIII, 
1.  2;  3,  8  =  Phüad.  VII,  1;  4,  10  =  Rom.  VII,  2;  5,  19  = 
Magn.  Vn,  1;  6,  55  =  TraU.  VIII,  1.  Rom.  VII,  3.  Philad. 
IV.  Smyrn.  VII,  1.  XII,  2;  8,  29  =  Magn.  VIII,  2;  10,  9  = 
Philad.  IX,  1;  10,  12  =  Phüad.  II,  2;  10,  27  =  Philad.  II,  1; 
10,  30  =  Magn.  VII,  1;  11,  25.  26  =  TraU.  11,  1;  12,  36  = 
Philad.  II,  1;  14,  6  =  Rom.  VII,  3;  15,  18  =  Rom.  III,  3; 
16,  11  =  Eph.  XVII,  1.  XIX,  1.  Magn.  I,  3.  TraU.  IV,  2. 
Rom.  VII,  1.   Philad.  VI,  2;   16,  28  =  Magn.  VII,  2;  17,  3 


1)  Bei  obiger  Untersuchung  ist  der  griechische  Text  der  Testamenta 
XII  patr.,  wie  er  uns  vorliegt,  als  einheitliches  schriftstellerisches  Ganzes 
vorauBgeBetzt,  ohne  auf  die  Quellenfrage  Rücksicht  zu  nehmen.  Dass  eine 
jüdische  Quellenschrift  zu  Grunde  lag,  darf  nach  den  Veröffentlichungen 
Gaster 's  in  den  „Froceedings  of  the  Society  of  Biblical  Archaeology" 
Vol.  XVI  p.  33—49.  109—117  mit  absoluter  Sicherheit  constatiert  werden. 
Der  von  Gast  er  aus  drei  Handschriften  mitgetheilte  hebräische  Text  zu 
dem  Testamentum  Naphthali  ist  eines  der  interessantesten  Documente 
für  die  Literftrgeschichte  zur  Zeit  Christi  und  bald  darnach.  Er  ist  eine 
Bestätigung  meiner  (zuerst  in  den  Agrapha  S.  53  f.)  ausgesprochenen 
Annahme,  dass  die  liter&rische  Sprache  der  Juden  zur  Zeit  Jesu  ein  mit 
Aramaismen  und  Graecismen  gemischtes  Hebräisch  gewesen  ist.  Gast  er 
weist  eine  ganze  Anzahl  notorischer  Übersetzungsfehler  nach,  die  in  den 
griechischen  Text  sich  eingeschlichen  haben,  so  z.  6.  Naphth.  c.  6:  n^n  nhia 
=  fisaxov  TttQlxcDV  anstatt  des  quellenmässigen  n^tt  tchz  =  avev  xwnijkd- 
ToVf  c.  2:  n:[9  »=  xdXafjLoq  anstatt  der  im  Zusammenhang  gebotenen  Über- 
setzung: Windpipe,  Luftröhre.  Ausserdem  vgl.  man  ein  Beispiel,  welches 
zu  Joh.  13,  1  unten  mitgetheilt  ist. 


12  Auasercanonische  Paralleltexte  zu  Job. 

=  Eph.  VII,  2.  XI,  1.  Smyrn.  IV,  1;  17,  6=  Magn.  VIII,  2; 
20,  20  =  Smyrn.  HI,  2;  20,  28  =  Rom.  VI,  3.] 

Die  echten  Ignatianen  bieten  folgende  Erangelienparallelen 
synoptischen  Charakters:  Eph.  V,  2  =  Mt.  18,  19,  Heft  II,  232: 
Eph.  VI,  1  =  Lc.  10,  16  =  Mt.  10,  40,  Heft  lU,  188;  Eph.  IX,  1  = 
Mi  28,  19,  Heft  II,  401;  Eph.  X,  1  =  Lc.  21,  36,  Heft  III,  605: 
Eph.  XIV,  2  =  Lc.  6,  44,  Heft  III,  102;  Eph.  XV,  1  =  Mt.  23,  8. 
10,  Heft  II,  272;  Eph.  XVU,  1  =  Mt.  26,  7,  Heft  U,  318;  Eph. 
XVIII,  2  =  Lc.  3,  21,  Heft  III,  15;  Eph.  XX,  2  =  Lc.  22,  19,  Heft 
III,  639;  Magn.  IX,  2  =  Mt.  23,  8.  10,  Heft  U,  272;  Magn.  X,  12 
=  Lc.  14,  34,  Heft  III,  414;  Magn.  XIII,  1.  2  =  Mt.  28,  19,  Heft 
H,  402;  Trall.  VIIL  2  --  Lc.  22, 19. 20,  Heft  III,  642. 650;  Trall.  Vni,2 
=  Mc.  11,25,  Heft  II,  263;  Trall.  IX,  2  =  Lc.  24,  6,  Heft  III,  763: 
Trall.  XI,  1  =  Mt.  15,  13,  Heft  II,  171;  Rom.  VI,  1  =  Lc.  9,  25  = 
Mt.  16,  26,  Heft  III,  151;  Rom.  VII,  3  =  Lc.  22,  19.  20,  Heft  HI, 
642. 650;  Rom. IX,  3  =  Mt.  10, 40  =  Lc.  1 0, 16,  Heft  III,  188 ;  Philad. 
IV  =  Lc.  22,  19.  20,  Heft  III,  642. 650;  Smyrn.  1, 1  =  Lc.  3, 21,  Heft 
III,  15;  Smyrn.  I,  1  =  Mt.  3,  15,  Heft  U,  58;  Smyrn.  I,  2  =  Lc. 
23, 25,Heft  III,  712;  Smyrn.  HI,  2  =  Lc.  24,  39,  Heft  UI,  786;  Smyrn. 
V,  l=Lc.  16, 16, Heft  III,  438;  Smyrn.  VI,  1  =  Mt.  19, 12,  Heftn,250; 
Smyrn.  VII,  1  =  Lc.  22,  19,  Heft  III,  642;  Polyc.  1, 3  =  Lc.  21, 36, 
Heft  III,  605;  Polyc.  I,  3  =  Mt.  8, 17,  Heft  II,  114;  Polyc.  H,  2  = 
Mt.  10,  16,  Heft  II,  122;  ausserdem  Eph.  XI,  1  =  Lc.  3,  7;  ferner 
Eph.  XVIII,  2  =  Lc.  1,  27;  Magn.  XI  =  Lc.  2,  1;  Eph.  XIX,  2  = 
Mt.  2,  1. 

Dass  aber  auch  der  Einfluss  des  johanueischen  Evangeliums 
auf  die  Denkweise  des  antiochenischen  Bischofs  ein  ziemlich 
starker  gewesen  ist,  dass  derselbe  namentlich  auch  in  der  Wieder- 
gabe der  eucharistischen  Stiftungsworte  nach  dem  Job.  6  erhaltenen 
Sprachtypus  sich  zeigt  ^),  ergibt  das  an  die  Spitze  gestellte  Ver- 
zeichniss  der  in  den  Ignatianen  sich  findenden  johanueischen 
Anklänge.  Oben  unter  der  Rubrik  „Evodius"  ist  ausserdem 
gezeigt,  wie  höchstwahrscheinlich  schon  dieser  erste  nach  aposto- 
lische Bischof  der  antiochenischen  Gemeinde  dem  johanueischen 
Evangelium  die  Thore  geöffnet  hat 


1)  Vgl.  Heft  III,  041  f.  644.    Agrapha  S.  57. 


§  1,   Die  altest«  Bezengnng  des  evayytl.icv  xaiä  'Iiaiivvrty.  13 

9.   Hermas  (130— 16(»  n.  Chr.l. 

iJoh.  1,  l4  =  Sim.  V,  6,  5;3.3  =  Sim.lX,  l5,3;3,5  =  Sini. 
IX,  12,  3.  4.  .1  8;  15,  2;  lü,2.  3;  31,  2;  .loh.  4,  38  =  Sim. 
V,  0,  2;  5,  37  =  Sim.  V,  2,  6i  6,  28  —  Sim.  I,  7;  10,  1.  7.  9 
—  Sim.  IX,  12,  1.  3.  5.  6;  10,  16  —  Sim.  VI,  1,  6;  10,  18-  — 
Sim.  V,  (i,  3;  12,  28  =  Vis.  II,  1,  2.  III,  4,  3;  14,  0  —  Sim, 
IX,  12,  6.  8;  2(1,  22  —  Sim.  IX,  25,  2.] 
Zunächst  seien  die  Evangelienparallelen  synoptischen  Cha- 
rakters notiert:  Vis.  I,  1,  4  =  Lc.  3,  21;  Vis.  I,  1,  8  =  Lc.  9,  25  = 
Mt.  16.  26,  Heft  HI,  151;  Vis.  I,  3,  2  =  Lc  10,  20,  Heft  III,  195; 
Vis,  I,  3,  4  —  Lc.  17,  6  —  Mt,  17,  20,  Heft  III,  462;  Vis.  II,  2,  2  — 
Mt  23,  32;  Vis.  II,  2,  7  =  Lc.  21,  23  =  Mt.  24,  21,  Heft  III,  590; 
Vis.  U,  2,  8  —  Lc.  12,  9,   Heft  III,  308;  Vis.  III,  1,  9  —  Ml.  5,  10, 
Heft  II,  65;  Vis.  III,  3,  2  =  Lc.  11,  7,   Heft  lU,  244;  Vis.  III,  3,  5 
=  Mc  16,  16.  Heft  II,  428;    Vis.  III,  5,  1  —  Ml.  28,  19";  Vis.  III, 

5,  2  =  Mt.  5,  19,  Heft  II,  66;  Vis.  III,  6,  3  =  Mc.  9,  50,  Heft  II, 
219;  Vis.  HI,  6,  5  —  Lc  8,  13.  14,  Heft  HI,  127.  131;  Vis.  III,  6,  6 
—  Lc  18,  25;  Vis.  III,  8,  9  =  Lc  21,  7,  Heft  lU,  574;  Vis.  HI,  8, 
1 1  —  Lc  8,  21,  Heft  IH,  134;  Vis.  IH,  9,  2  =  Mc.  9,  50,  Heft  II, 
219;  Vis.  IH,  9,  6  =.  Mt.  25,  10,  Heft  II,  304;  Vis.  HI,  9,  7  —  Lc 
20,  46;  Vis.  III,  9,  8  —  Ml.  5,  35;  Vis.  HI,  9,  10  —  Mc  9,  50,  Heft 

II,  219;  Vis.  HI,  10,  6  —  Lc.  11,  10,  Heft  HI,  247;  Vis.  III,  12,3  — 
Mc  9,  50,  Heft  II,  219;  Vis.  IV,  2,  4  =  Mc  16,  16,  Heft  II,  428; 
Vis.  IV,  2,  4.  5  —  Lc  21,  23  —  Ml.  24,  21,  Heft  HI,  590;  Vis.  IV, 
2,6=Lc22,22  =  Mt.26.24,HeftIII,658;Vis.  V,4=Lc9,29.Heft 

III,  159;  Mand.  I,  1  =-  Mc  12,  29,  Heft  HL  208;  Mand.  II,  1  —  Mt. 
18,3,  Heft  II,  212;  Mand.  H,  2  —  Mt.  5,  23.  Mc  11, 25;  Mand.  IV, 
1,  1  —  Ml.  5,  28,  Heft  II,  88;  Mand.  IV,  1,  6—  Lc  16,  18,  Heft  II, 
243;Mand.IV,l,  ll  =  Ml.  28, 18,  Heft  11,390;  Mand.'" 

6,  52,  Heft  H,  163;  Mand.  IV,  %  4  =  Lc  10,28,  HeftI 
V,l,3  =  Lc8,33-=Mc5,  ll,HeftIII,  139;Mand.V,l 
16,  13,  Heft  III,  435;  Mand.V,2,3.  6=Mt.  11,29,  Heft 
V,2,6.  7  =  Lcll,24— 26,HeftHI,258;Mand.VI,  1,: 
Mand.  VI,  2,  3  =  Ml.  1 1,  29,  Heft  II,  135;  Mand.  1 
16,  13,  Heft  III,  435;  Mand.  VIH,  5  —  Mc  7,  22  - 
Heft  II,  175;  Mand.  IX,  1.  4.  5.  6.  7  =  Lc  11,  10, 
Mand.  IX,  8  —  Lc  18,  1,  Heft  III,  478;  Mand.  X.  1, 


14  Aassercanomache  Paralleltexte  sa  Job. 

14,  Heft  III,  131;  Mand.  XI,  7.  16  =  Mt.  7,  16,  Heft  U,  113;  Mand. 
XI,  8  =  Mt  11,  29,  Heft  U,  135;  Mand.  XI,  12=  Mt.  23, 12  =  Lc. 
14,  11,  Heft  n,  398;  Maud.  XI,  12  =  Lc.  11.  43  =  Mt.  23,  6,  Heft 
ni,  273;  Mand.  XU,  2  =  Mt  22,  11,  Heft  II,  265;  Mand.  XII,  2,  1 
=  Lc.  12,  42.  43,  Heft  lU,  340;  Mand.  XU,  4,  1  =  Lc.  9,  29,  Heft 
m,  159;  Mand.  XII,  4,  2  =  Mt  28,  IS,  Heft  II.  390;  Mand.  XII,  4, 
4  =  Mc.  7,  6  =  Mt  15,  S,  Heft  II,  169;  Mand.  XII,  4,  4  =  Mc.  6, 
52,  Heft  II,  164;  Mand.  XU,  4,  7  =  Mt  28, 20;  Mand.  XII,  5, 4  =  Lc. 

1 1,  26,  Heft  lU,  258 ;  Mand.  XII,  6, 2. 3  =  Lc.  1 2, 5,  Heft  lU,  300;  Sim. 
1, 3. 4  =  Lc.  12,  20,  Heft  III,  319;  Sim.  1, 4  =  Lc  12, 16.  Heft  lU,  3 17 ; 
Sim.  I,  10  =  Lc.  16,  13,  Heft  UI,  435;  Sim.  11,9  =  La  10,20,  Heft 
lU,  195;  Sim.  IV,  2  =  Mt  13,  43;  Sim.  IV,  3  =  Lc.  6, 44,  Heft III, 
102;  Sim.  IV,  4  =  Lc.  3,  17;  Sim.  IV,  5  =  Lc.  6,  44;  Sim,  IV,  6  = 
Lc.  11,  10;  Sim.  IV,  6  =  Lc.  16,  13;  Sim.  V,  2,  2  =  Lc.  20,  9,  Heft 
lU,  544;  Sim.  V,  2,  4  =  Lc.  8,  7;  Sim.  V,  2,  6  =  Lc.  15,  6. 11,  Heft 
III,  41S;  Sim.  V,  2,  6  =  Mc.  12,  6,  Heft  lU,  545;  Sim.  V,  2,  8.  11 
==  Lc.  12,  44,  Heft  III,  342.  343;  Sim.  V,  2,  9  =  Lc.  12.  42.  43, 
Heft  lU,  340;  Sim.  V,  2,  10  =  Mt  24,  49;  Sim.  V,  3,  9  =  Lc.  11, 
2S,  Heft  UI,  259;  Sim.  V,  3,  9  =  Lc.  11,  10,  Heft  UI,  247;  Sim. 
V,  5,  2  =  Mt  13.  3S;  Sim.  V,  5.  3  =  La  12,  42.  45,  Heft  III,  340. 
343;  Sim.  V,  6,  1.  2.  4  =  Mt  2S.  18,  Heft  II,  390;  Sim.  V,  6,  7  = 
La  9,  58,  Heft  UI,  172;  Sim.  VI,  l,  6  =  La  12,  32,  Heft  III,  327; 
Sim.  VI,  3,  6  =  La  11,  10,  Heft  UI,  247;  Sim.  VI,  4,  3;  5,  2  =  Lc. 

12,  20,  Heft  UI,  319;  Sim.  VIU,  1  =  Ma  4,  29;  Sim.  VIII,  2,  3  = 
La  9,  29  =  Mt  17,  2,  Heft  III,  159;  Sim.  VIII,  3,  2  =  La  13, 19  = 
Mt  13,  31.  32,  Heft  III,  365;  Sim.  VIII,  3,  2  =  Ma  16,  15,  Heft 
II,  395;  Sim.  VIII,  3,  2  =  Ma  16, 16,  Heft  II,  428;  Sim.  VIU,  4, 2  = 
La  17,  8,  Heft  lU,  465;  Sim.  VIU,  6,  3  =  Ma  16, 16,  Heft  II, 428; 
Sim.  VIII,  6,  4  =  Lc.  9, 26  =  Mc.  8, 35,  Heft  UI,  155 ;  Sim.  VIII,  7, 2 
=  Ma9,50,  Heft  II,  219;  Sim.  VI11,11, 1  =La3,8*;  Sim.  IX,  2,4  = 
Mt  11, 29,  Heft  II,  133;  Sim.  IX,  7, 6  =  Ma  13, 36*;  Sim.  IX,  10, 6= 
La  19,  13;  Sim.  IX,  11, 7  =  La  19,36,  Heft  111,531;  Sim.  IX,  11,7  = 
Lc.  2 1 ,  36 ;  Sim.  IX,  1 1 ,  S  =  La  4, 4,  Heft  UI,  28 ;  Sim.  IX,  1 2, 1  =  Mt. 

16,  18;  Sim.  IX,  13,  2  =  Mt  22, 11;  Sim.  IX,  13,5  =  Ma  16. 16,  Heft 
II,  428;  Sim.  IX,  14,  2  =  Mt  25,  46,  Heft  II,  317;  Sim.  IX,  14,  5 
=  Mt  2S,  18,  Heft  II,  390;  Sim.  IX,  14,  6  =  La  9,  26  =Ma  8, 38, 
Heft  UI,  155;  Sim.  IX,  15,  4  =  La  11,  49  =  Mt  23,  34,  Heft  UI, 
278;  Sim.  IX,  15,  4  =  Ma  16,  15,  Heft  II,  395;  Sim.  IX,  16,  4.  5; 

17,  1.  2. 4  =  Ma  16, 15,  Heft  11,395;  Sim.  IX,  17, 5  =La  11, 26,Hett 


§  1.   Die  älteste  Bezeugung  des  Bvayyikiov  xara  'Ia>dvvr/v.         15 

III,  25S;  Sim.  IX,  18, 2  =  Lc.  12,47. 48,  HeftlU,  346. 348;  Sim.IX,20,l 
=  Lc.  8,  14,  Heft  III,  131;  Sim.  IX,  20,  2.  3  =  Lc.  18,  24,  Heft  111, 
505;  Sim.  IX,  21,  1—3  =  Lc.  8,  6,  Heft  lU,  122;  Sim.  IX,  21,  3  = 
Lc.  9,  26,  Heft  UI,  155;  Sim.  IX,  22,  3  =  Lc.  14,  11;  Sim.  IX,  23,4 
=  Mt.  28,  18,  Heft  H,  390;  Sim.  IX,  24,  4  =  Lc.  10,  20,  Heft  HI, 
195;  Sim.  IX,  25,  2  =  Mc.  16,  15  =  Mt.  28,  19»,  Heft  II,  395;  Sim. 
IX,  28,  2.  3.  5.  6  =  Mt.  5,  10,  Heft  II,  66;  Sim.  IX,  28,  4.  8  = 
Lc.  12,  9,  Heft  III,  307;  Sim.  IX,  28,  7  =  Lc.  12,  58,  Heft  UI,  360; 
Sim.  IX,  28,  8  =  Mt.  28,  18,  Heft  II,  389;  Sim.  IX,  29,  1.  2  =  Lc. 
18,16,  Heft III,  490;  Sim.  IX,  29,1.  3;  31,  3  =  Mt.  18,3,  Heft  II,  212. 
Man  erkennt  aas  diesem  Verzeichnisse,  wie  zahlreich  die  syn* 
optischen  Elemente  sind,  welche  hinter  der  abstrusen  Darstellung 
des  Hermas  verborgen  liegen.  Dabei  lässt  sich  mit  Leichtigkeit 
constatieren,  dass  alle  drei  Synoptiker  benützt,  freilich  auch 
völlig  aussercanonische  Texte  vorhanden  sind.  Die  völlige 
Nichtberücksichtigung  des  Kindheitsevangelinms  (Mt. 
1.  2.  Lc.  1.  2),  die  Abwesenheit  jeglicher  Bezugnahme  auf  die 
Leidensgeschichte  und  den  Versöhnungstod  Jesu,  das  gänzliche 
Verschweigen  der  Abendmahlsstiftung  (während  die  Taufe  aus- 
gedehnte Berücksichtigung  gefunden  hat),  die  gleichzeitige  Un- 
terdrückung des  trinitarischen  Bekenntnisses,  welches  doch  in 
der  römischen  Gemeinde  durch  das  Symbolum  Romanum  schon 
zu  den  Zeiten  des  Hermas  feste  Gestalt  angenommen  hatte  und 
noch  früher,  bereits  am  Ende  des  1.  Jahrhunderts,  durch  Cle- 
mens Rom.  vertreten  gewesen  war,  —  das  Alles  sind  deutliche 
Symptome,  welche  uns  den  Verfasser  dieses  apokalyptischen 
Buches  als  einen  ausgeprägten  Vertreter  der  judenchristlichen 
Richtung  in  Rom  erkennen  lassen  und  welche  mit  dem  hinter 
der  Apokalyptik  überall  erkennbaren  moralisierenden  Inhalt 
dieser  Schrift  aufs  Beste  harmonieren.  (Man  vgl.  ganz  dieselben 
Erscheinungen  in  den  judenchristlichen  pseudoclementinischen 
Homilien !) 

Aber  wie  in  den  judenchristlichen  Schriften  der  Testamenta 
XII  patr.  und  den  pseudoclementinischen  Homilien,  so  fehlen 
auch  in  dem  judenchristlichen  Pastor  Hermae  die  Johanneischen 
Parallelen  keineswegs.  Dieselben  sind  vorzugsweise*  in  Sim.  IX 
anzutreffen,  und  zwar  so,  dass  man  namentlich  Sim.  IX,  12  fühlt, 
wie  der  Verfasser  den  Finger  auf  das  johanneische  Evangelium 
(Job.  3,  5;  10,  1.  7;  14,  6)   legt.    Die  Parallelen   zu  Job.  3,  3  = 


\Q  Aassercanoniscbe  Paralleltexte  zu  Joh. 

Sim.  IX,  15,  3;  Joh.  3,  5  =  Sim.  IX,  12,  3  ff.  u.  ö.;  Joh,  6,  28  = 
Sim.  I,  7;  Joh.  14,  6  =  Sim.  IX,  12,  6,  8  lassen  mit  besonderer 
Bestimmtheit  die  Benützung  des  johanneischen  Evangeliums  und 
z.  Th.  auch  den  Gebrauch  gewisser  Lesarten  derselben  hervor- 
treten. Zu  den  unsicheren  johanneischen  Elementen  rechne  ich 
Vis.  V,  3  =  Joh.  1,  19  iov  yaQ  rlg  bI);  Sim.  IX,  15,  6  =  Joh.  1, 
33  {jtaQtiABtvav  ra  nvavfiaxa  avxol<;)\  Mand.  XII,  5,  3  =  Joh. 
2,  7  {xegafiia  yefilot]  otvov  xakov);  Sim.  IX,  1,  3  =  Joh.  14,  26 
{jtavxa  fiad'etp);  Mand.  XI,  5  =  Joh.  16,  13  (a^)*  iavvov  XaXeV: 
Sim.  IX,  10,  5  =  Joh.  16,  16  (/uxqop  exG)  dvcuQed^tjpai);  Vis.  III, 
13,  2  =  Joh.  16,  21  (loxvQOJcoulrai  —  ijctXaO^Bxo  xAv  XQOxi-- 
Qcov  Xvjtcov  —  6ia  xijv  x«(>«*'  ^}^  eXaßsp)'  Immerhin  sind  auch 
diese  Parallelen  der  Beachtung  werth.  —  Endlich  ist  zu  er- 
wähnen, dass  auch  bei  Hermas  die  Kenntnisa  und  Benützung 
des  johanneischen  Evangeliums  mit  der  Berücksichtigung  der 
johanneischen  Briefe  Hand  in  Hand  geht.  Vgl.  Mand.  XI,  7 
{öoxifiaöEig  xov  JtQoq>i^xf]v  xctl  xov  y)€vöojeQogirjxf]v)  =  1.  Joh. 
4,  1 ;  Sim.  IX,  24,  4  {ix  yaQ  xov  Jtvsvfiaxog  avxov  ikaßsxe)  = 
1.  Joh.  4,  13;  Mand.  III,  4  (h  dXi]&sla  jiGgevsoß-at)  =  2.  Joh.  4. 

10.   The  Rest  of  the  Words  of  Baruch  (136  n.  Chr.). 

[Joh.  1,  9  =  IX,  3  p.  62  ed.  Harris.] 

Das  unter  dem  obigen  Namen  herausgegebene  Apocryphum 
datiert  der  Editor  Harris  als  ein  literarisches  Erzeugniss  aus 
dem  Jahre  136.  Die  zu  Joh.  1,  9  daraus  beigebrachte  Parallele: 
x6  (p&q  xb  dXij&ivbv  xo  qxoxlC^ov  fts  —  setzt  die  unzweifelhafte 
Bekanntschaft  des  Autors  mit  dem  johanneischen  Evangelium 
voraus  und  gehört  somit  zu  denjenigen  Bezeugungen  dieses 
Evangeliums,  welche  noch  der  literarischen  Thätigkeit  Justins 
vorausgegangen  sind. 

11.   Aristides  (ca.  140  n.  Chr.). 

[Joh.  1,  13  =  c.  15;  1,  14  =  c.  15;  8,  12  =  c.  16;  21,  25  =-= 
c.  14.] 

Der  atheniensische  Apologet  Aristides  bezeugt  durch  die 
Parallelen  zu  Joh.  1,13.  14  den  Einfluss,  welchen  das  johanneische 
Evangelium  auf  seine  christologischen  Anschauungen  ausgeübt 


§  1.   Die  älteste  Bezeugung  des  evayyBkiov  xazä  '/coawi^v.         17 

hat.  Auch  zu  Joh.  8,  12;  12,  35  zeigt  sich  in  c.  16  ein  echter 
johanneischer  Anklang.  Dagegen  finden  sich  die  äpaQid'fifjra 
d-avfiata  (c.  14),  welche  an  Joh.  21,  25  erinnern,  lediglich  im 
griechischen  Texte. 

12.   Der  älteste  Evangeliencanon  (spätestens  140). 

Der  älteste  —  durch  sichere  Bückschlüsse  zu  reconstruierende 
—  Evangeliencanon,  welcher  spätestens  um  d.  J.  130 — 140  ent- 
standen ist,  weil  er  dem  Diaiessaron  Tatians  sowie  den  alt- 
lateinischen und  altsyrischen  Evangelienübersetzungen  zu  Grunde 
liegt  und  für  die  Textgruppe:  Cod.  D,  Italae,  Syr.  Cur.,  Dia- 
tessaron  den  Archetypus  bildet^),  stellt  das  johanneische  Evan- 
gelium an  die  zweite  Stelle  unmittelbar  nach  dem  Matthäusevan- 
gelium. Der  Redaktor  dieses  Evangeliencanon  wählte  diese  Ord- 
nung ohne  Zweifel  deshalb,  weil  er  diese  beiden  Evangelien 
xara  Maxd-alov  und  xaxa  ^Imavvriv  auf  apostolische  Autorität 
zurückführte. 

13.   Justin  (um  140  n.  Chr.). 

[Joh.  1,  1.  2  =  Apol.  I,  21.  22.  23.  46.  63.  II,  6.  Dial.  61. 
62;  1,  3  =  Ap.  II,  6;  1,  9  —  Dial.  17;  l,  13  =  Dial.  54. 
61.  63.  76.  Ap.  I,  22.  32;  1,  14  =  Apol.  I,  5.  32.  66.  Dial. 
48.  resurr.  1;  1,  18  =  Dial.  105;  1,  20  =  Dial.  88;  1,  31 
=  Dial.  8;  3,  4  --  Apol.  I,  61;  3,  5  =-  Ap.  I,  61.  Dial.  138 ; 
3,  14.  15  =-:  Dial.  91.  93.  94;  3,  16  =-- Dial.  91 ;  3,26  = 
Dial.  51;  4,  14  =  Dial.  69.  114;  4,  24  =  Ap.  I,  6;  5,  22  == 
Dial.  46;  5,  23  =  Ap.  I,  13;  5,  29  =  resurr.  1 ;  5,  46.  47  = 
DiaL  136;  6,  55  =-  Ap.  1,  66;  6,  69  =  Dial.  100.  139;  7,  12 
=  Dial.  69;  7,  22  =  Dial.  27;  8,  31.  32  =  Dial.  39;  9,  1—3 
=  Ap.  I,  22.  Dial.  69;  10,  12  --  Ap.  I,  58;  10,  18  =  Dial. 
100;  11,  42  =  Dial.  106;  12,  36  --  Dial.  123;  14,  29  -- 
Ap.  I,  33;  15,  2  =-  Dial.  110;  16,  3  --  Ap.  I,  63;  16,  7  = 
Dial.  S7;  16,  13  ---  Dial.  39;  16,  28  =  Dial.  100;  17,  5  = 
Dial.  100;  18,  37  =-  Ap.  I,  13;  19,  37  =  Ap.  I,  52.  Dial.  14. 
32.  64.  126;  20,  20  -=  resurr.  9;  20,  25  =  Ap.  I,  35.  Dial. 
67.] 

1)  Vgl.  Heft  1. 35  ff. 
Texte  u.  Untersnchungen  X,  4.  2 


lg  Anssercanonische  Paralleltexte  zu  Joh. 

Justin  nennt  seine  evangelische  Hauptqnelle  bekanntlich 
dxofivtjfiovsv/iara  xAv  dxootoXcov  und  bezeichnet  diese 
Benennung  als  gleichwerthig  mit  dem  Ausdruck:  evayyiXtcL 
Die  betreffenden  Gitationsformeln  —  vollständig  zusammen- 
gestellt —  lauten  folgendermassen : 

1.  Apol.  I,  33.  p.  75B:  cog  ol  dxofiPi]fiovevOavTsq  xavta  ra 

jtEQl  Tov  OcDTfjQog  fjfjimv  ^Itjoov  Xqiötov  idlda^av,  olq  ixt- 
OTSvaa/iBv  —  die  Stelle  bezieht  sich  auf  den  Inhalt  von  Lc. 
1,26—28.  31.  32.  Mt  1,  21,  jedoch  in  aussercanonischem 
Texte»  und  wird  im  nächsten  Hefte,  das  Kindheitsevangeliani 
enthaltend,  zur  Besprechung  gelangen. 

2.  ApoL  I,  66.  p.  98  B. 

ol  yaQ  axoOToXoL  Iv  rotg  ysvofiipotg  vx  avrcip  axo- 
ftvfifiovsvfiaoip,  a  xakalrai  BvayyiXia,  ovxmg  xagiöa}- 
xavivteraXd^ai  avrotg — nun  folgt  ein  aussercanonischer 
Bericht  über  die  Abendmahlseinsetzung,  vgl.  Heft  III,  638. 
643.  646.  650. 

3.  Dial.  c.  Tr.  c.  88.  p.  315 £:  syQcnpav  ol  axooxoXoi  avxov 

xovxov  xov  Xqiöxov  Tjficov  —  bezieht  sich  auf  den  völlig 
aussercanonischen  Bericht  über  Jesu  Taufe.  Vgl.  Heft 
III,  15.  16. 

4.  Dial.  c.  Tr.  c.  100.  p.  327ß. 

xal  vlov  9-eov  ysYQafifiivov  avxov  iv  xolg  dxofivfjfio- 
VkviiaOL  xAv  dxoox6X(Dv  avxov  l;fovT€$  xal  vlov  avxov 
XiyovxBg  —  der  Zusammenhang  weist  auf  Joh.  6,  69  zurück. 
Vgl.  die  Erläuterungen  dazu  unten. 

5.  Dial.  c.  Tr.  c.  101.  p.  328B. 

«  xal  iv  xolg  dxofiVTjfiovevfiaCi  xwv  dxoCxoXwv 
avxov  yiygaxxai  —  bezieht  sich  auf  einen  ebenfalls  ausser- 
canonischen Bericht  über  die  Verspottung  des  ge- 
kreuzigten Jesus.     Vgl.  Heft  III,  725. 

6.  Dial.  c.  Tr.  c.  102.  p.  329  C. 

cog  iv  xolg  dxofivr^fiovsvfiaoi  xmv  dxoOxoXov  av- 
xov öedjjXmxai  —  hat  Bezug  auf  einen  aussercanonischen 
Text  bezüglich  des  Schweigens  Jesu  vor  Pilatus.  Vgl.  Heft 
II,  337.  338. 


§  1.   Die  älteste  Bezeugung  des  evayy^Xiov  xccza  ^todvvriv,         19 

7.  Dial.  c.  Tr.  c.  103.  p.  331  C. 

kv  Tolg  djtofiVTjfiovevfiaai  x&v  ajtooxoXmv  yiyQaytxai 

—  der  ZusammenhaDg  enthält  im  Vorhergehenden  einen 
aussercanonischen  Bericht  über  die  himmlische  Stimme 
bei  der  Tanfe  (vgl.  Heft  UI,  21)  und  im  Nachfolgenden  einen 
zusammengezogenen,  der  Hauptsache  nach  mit  Mt.  4,  1 — 11 
zusammentreffenden  Versuchungsbericht,  ygl.  Heft  III,  28. 
30.  33. 

8.  Dial.  c.  Tr.  c.  103.  p.  331D. 

iv  yaQ  zotq  aJtOfiv?ifiovEV(iaaiv^  d  (pfjfii  ojto  rmv 
djtoöToXcDV  avTOv  xal  rmv  hcelvoig  xagcacoXovd-fjödpTCov 
oxjVTeTax^ai^  ort  xzZ.  —  hier  folgt  die  Nachricht  von  dem 
blutigen  Schweiss  Jesu  in  Gethsemane.  Ygl.  Heft  III,  692. 
Auch  hier  ein  aussercanonischer  Text. 

9.  Dial.  c.  Tr.  c.  104.  p.  332  B. 

0J€6Q  xal  iv  TOlq  dxofivf^fiovevfiaöi  xoiv  dxoöxoXmv 
avxov  yiyQonxai  ysvofisvov  —  betrifft  die  von  Justin  im 
.  Anschluss  an  Ps.  22,  17  geschilderte  Versammlung  der 
Feinde  Jesu,  um  seine  Verurtheilung  herbeizuführen.  Vgl. 
Heft  III,  696. 

10.  DiaL  c.  Tr.  c.  105.  p.  332  C. 

cog  djto  xc5v  djtofiV7](iovsvfidxo}v  ifidd-opiev^  JigoBÖt}- 
XoDCa  —  in  Anknüpfting  an  Ps.  22,  21:  xi^v  fiovoysvTJ  nimmt 
hier  Justin  Bezug  auf  Job.  1,  18:  o  iiovoytvi'iq.  Vgl.  unten 
die  Erläuterungen  zu  Joh.  1,  18. 

11.  Dial.  c.  Tr.  c.  105.  p.  333  B. 

(6g  xal  ix  X(5v  djtofivi]iiovsvfidxa>v  xal  xovxo  efiaß-ov 

—  hier  geht  unmittelbar  das  Lc,  23,  46  zu  lesende  Kreuzes- 
wort voraus:  jtdxsQ,  elg  x^^Q^^  oov  JtaQaxiB^sfiai  xo  jtvBVfdd 
fiov.     Vgl.  Heft  III,  741. 

12.  Dial.  c  Tr.  c.  105.  p.  333  B. 

xavxa  ÜQfixivai  iv  xolg  djto(iV7](iov6Vfiaci  yayQajtxat 

—  hierzu  gibt  Justin  den  canonischen  Text  von  Mt. 5, 20. 
Vgl.  Heft  11,81. 

13.  Dial.  c.  Tr.  c.  106.  p.  333  C. 

cog  xal  iv  xolg  djco^VTifiovBvnaot  xröv   d:rtoox6Xmv 

2» 


20  Aussercanonische  Paralleltezte  zu  Job. 

ÖTjXovrai  yeyepf/fjtBvov  —  dieser  Gitationsformel  gehen  zwei 
Nachrichten  voraus,  einmal  ein  aussercanonischer  Text 
über  die  Reue  der  Jünger  bezüglich  ihres  Abfalls  nach  der 
Kreuzigung  (vgl.  Heft  III,  746.  774)  und  sodann  die  völlig 
aussercanonische  Notiz  in  Betreff  des  Auferstandenen: 
xal  (i€r  avxmv  öcaywv  vfivrjoe  xbv  B-bov  (vgl.  Heft  HI, 
782). 

14.  Dial.  c.  Tr.  c.  106.  p.  333  D. 

xal  YeYQag)d'ai  kv  zotg  djzofiPTjfiopsvfiaöip  avtov  ye- 
yeprjiiivov  xal  xovro  —  an  dieser  Stelle  gibt  Justin  den  Anfai^ 
des  Apostelverzeichnisses  in  annähernder,  aber  keineswegs 
vollständiger  Übereinstimmung  mit  Mc.  3,  16.  17  und  Lc. 
6,  13.  14  nach  Cod.  D.  Vgl.  Heft  III,  815. 

15.  Dial.  c.  Tr.  c.  106.  p.  334  B. 

(oq  yiy^anxai  kv  rotg  ajcofiVfjfiovevfiaöi  xmv  ano- 
oxokwv  avxov  —  dieses  Citat  gibt  einen  aussercano- 
nischen  Text  zu  Mt.  2,  1 — 3  bezüglich  der  Magier  aus 
„Arabien".  Ich  verweise  im  Voraus  auf  das  Kindheits- 
evangelium, Heft  V. 

16.  Dial.  c,  Tr.  c.  107.  p.  334  B. 

yiygaxxcu  kv  xolq  djtogivfjfiopsvfdaoiv  —  hier  folgt 
ein  Citat,  welches  aber  mit  keinem  canonischen  Texte 
von  Lc.  11,  16  =  Mt  12,  38  =  Mt.  16,  1  =  Mc,  8,  11  voll- 
ständig übereinstimmt,  sofern  es  heisst:  oxi  ol  djto  xov  yi^ 
povg  vfiSv  ovC,7)xovpxeg  avxm  eXeyop  oxi  del^op  rifilv  dj- 
fislop.    Vgl.  Heft  III,  253. 

17.  Apol.  I,  67.  p.  98  D. 

xal  XI}  xov  7iXiov  Xsyofiivi]  ^)^tQa  ....  kjtl  xo  avxo  ovp- 
iXsvoig  yivsxai,  xal  xa  d:n:o(iPfi(iov6Vfiaxa  xmp  dsto- 
öx6Xa)P  /}  xa  övyygdfjtfiaxa  x&p  jtQO^rjxcov  avayipcioxexai. 
Diese  Erwähnung  der  djtoftprjfiovevfiaxa  ist,  wie  schon  der 
Zusammenhang  ergiebt,  ohne  ein  Citat. 

Die  djtofiPf]fiovavfiaxa  xmv  dnoöxoXwp  bildeten  einen  Com- 
plex  von  schriftlichen  Evangelienquellen.  Man  vgl.  dazu  noch 
Dial.  c.  111.  p.  338  C:  yiyQajtxai,  Dial.  c.  100.  p.  326  D:  xdi  kv 
x(5  evayysXlcp  de  yeyQajtxai.  Diese  schriftlichen  Evangelien- 
quellen (obgleich  oft  nur  gedächtnissmässig  citiert)  flössen  stets, 
auch  wenn  Justin,  wie  er  es  in  der  Regel  that,  die  Evangelien- 


§  1.   Die  älteste  Bezeugung  des  B-dayyi).iov  xaxa  ^Iwdvvijv.         21 

texte  als  Herrenworte  einftlhrte,  etwa  wie  Dial.  c  47.  p.  267  A: 
6io  xal  6  TJuixBQoq  xvQiog  ^h}Oovq  Xqiötoc  eljtev  —  oder  nur 
wie  Dial.  c.  35.  p.  253  B:  elxs  yäg,  oder  mit  ähnlichen  Citations- 
formeln.  Denn  hauptsächlich  auf  Herrenworte  gehen  seine  zahl- 
reichen Citate  aus  den  Eyangelien  zurück.  Von  den  Thaten 
und  Erlebnissen  Jesu  werden  nur  die  Ereignisse  aus  seiner 
Kindheit  und  diejenigen  Fakta  erwähnt,  welche  in  den 
christologischen  Aussagen  des  Symbolum  apostolicum  enthalten 
sind.  Bei  seinen  zahlreichen  Citaten  aus  den  von  ihm  ge- 
brauchten Evangelienquellen  tritt  uns  nun  ferner  die  merkwür- 
dige Erscheinung  entgegen,  dass  der  von  ihm  vorgetragene 
Wortlaut  nur  in  den  seltensten  Fällen  mit  den  canonischen 
Texten  unserer  vier  Evangelien  übereinstimmt,  dass  er  fast 
immer  irgendwie,  oft  in  erheblicher  Weise,  davon  abweicht,  ja 
manche  völlig  aussercanonische  Textbestandtheile,  darunter  auch 
drei,  bezw.  vier  Agrapha  (Dial.  c.  35.  p.  253  B,  vgl.  Agrapha 
S.  105.  173.  282;  Dial.  c.  47.  p.  267  A,  Agrapha  S.  112.  227.  290; 
de  resurr.  c.  9.  p.  594  E,  Agrapha  S.  114.  229;  Apol.1, 15.  p.  62  C, 
Agrapha  S.  130.  252),  welche  sicherlich  aus  seinen  schriftlichen 
Evangelienquellen  stammen,  darbietet  und  dass  auch  gerade  da, 
wo  er  diese  seine  schriftlichen  Quellen  als  djto/ivf/fiovevfiara 
x&v  djtoOroXiDV  citiert,  aussercanonische  Texte  vorliegen.  Vgl. 
die  obigen  Citate  1.  2.  3.  5.  6.  7.  8.  13.  15.  16.  Gleichwohl  be- 
wegen  sich  diese  aussercanonischen  Texte  ganz  im  Stile  und 
Sinne  unserer  canonischen,  besonders  der  synoptischen,  Evange- 
lien und  rufen  nicht  von  ferne  den  Eindruck  der  Unechtheit  oder 
apokrypher  Entartung  hervor.  Auch  die  Agrapha  sind  als 
echte  Herrensprüche  zu  recognoscieren.  Vielleicht  würden 
wir  zu  einer  sicheren  Erklärung  des  eigenthümlichen  That- 
bestandes  gelangen,  wenn  wir  die  verloren  gegangenen  Schriften 
Justins,  das  Uvvrayfia  xara  MaQxla>pogj  das  2vvxay(ia  xaxa 
jtaociv  aiQiaswv  (von  welchem  die  Schrift  gegen  Marcion 
vielleicht  nur  einen  Haupttheil  bildete)  noch  besässen  und  wenn 
uns  die  nur  fragmentarisch  erhaltene  Schrift  jtSQl  dvaOraOBcog 
in  ihrer  Vollständigkeit  vorläge.  Wie  uns  jetzt  der  Sachverhalt 
gegeben  ist,  können  nur  folgende  Möglichkeiten  in  Betracht 
kommen.  Erstlich  man  denkt  sich  Justins  Hauptquelle  als  eine 
Art  Evangelienharmonie  ähnlich  der  seines  Schülers  Tatian. 
Aber  es  ist  sehr  unwahrscheinlich,  dass  ein  so  wichtiges  Werk^ 


22  AuBsercanonische  Paralleltezte  zu  Joh. 

wie  eine  solche  Evangelienharmonie,  noch  dazu  von  einer  Au- 
torität wie  Justin  eingeführt,  80  plötzlich  aufgetaucht  und  ebenso 
plötzlich  spurlos  wieder  verschwunden  sein  sollte.  Oder  man 
nimmt  zweitens  an,  dass  Justin  noch  das  Urevangelium  selbst 
in  griechischer  Übersetzung  oder  im  hebräischen  Urtexte  ge- 
kannt und  gebraucht  habe.  Doch  dürfte  man  in  diesem  Falle 
noch  zahlreicheren  Spuren  von  völlig  aussercanonischen  Text- 
bestandtheilen  begegnen  und  eine  grössere  Menge  von  Agrapha 
bei  Justin  finden  müssen.  Oder  drittens:  Justin  benützte  Evan- 
gelienhandschriften mit  archaistischen  —  aus  dem  Urevangelium 
stammenden  —  Zusätzen  und  Textstellen,  ähnlich  derjenigen 
Evangelienhandschrift,  die  den  Archetypus  des  Cod.  Bezae, 
der  Italae  und  der  altsyrischen  Übersetzung  bildete,  welche  An- 
nahme für  mich  die  grösste  Wahrscheinlichkeit  hat. 

Mit  Sicherheit  lässt  sich  der  Gebrauch  des  canonischen  Mat- 
thäusevangeliums constatieren.  VgL  namentlich  die  Justinschen 
Texte  zu  Mt.  4,  23,  Heft  II,  61  f.  Aber  auch  die  johanneischen 
Anklänge  sind  so  zahlreich  und  in  einer  Anzahl  von  Fällen  so 
frappant,  dass  es  ausser  Zweifel  zu  stellen  ist,  Justin  habe  unter 
die  djtofivfjfiovevfiara  rcov  axooxoXoav  auch  das  johanneische 
Evangelium  gerechnet,  zumal  dadurch  die  Mehrzahl:  xAv  axo- 
OToXcDP  erst  begreiflich  wird.  Als  besonders  beweisend  vgL 
man  nachstehend  die  Texte  und  Bemerkungen  zu  Joh.  1,  13.  18; 
6,  69;  9,  1—3;  14,29;  16,3. 

Ausserdem  ist  es  wahrscheinlich,  dass  Justin  eine  ausser- 
canoniscbe  Übersetzung,  bezw.  Bearbeitung  des  Kindheitsevan- 
geliums nach  der  hebräischen  Urschrift  benützt  hat  Für  die 
Leidensgeschichte  werden  von  ihm  an  einer  Stelle  (Apol.  I^  35. 
p.  76  C)  die  Acta  Pilati  —  selbstverständlich  in  ihrer  Urgestalt  — 
herangezogen  mit  der  CitatioDsformel:  xal  ravra  ort  yiyov^ 
övpaod^e  (lad^Blv  Ix  x&v  ijil  Hovrlov  üiXarov  yero/iivcov  axxmv 
— ,  ohne  dass  er  jedoch  diese  Schrift  zu  den  evtxyyiXia  oder 
den  djtofivfjfiopsvfiaxa  rechnet 

14.  Apelles  (ca.  150). 

Von  dem  marcionitisch  gesinnten  Apelles  (vgl.  Eus.  H.  E, 
V,  13)  besitzen  wir  ein  mit  der  Citationsformel:  ovxog  eg)f]  iv 
xcß   evayyeXiq)   —   eingeführtes    aussercanonisches   Herrenwort, 


§  1.  Die  älteste  Bezengang  des  evayyiXiov  xccva  ^Iwawijv.        23 

nämlich  ylveod-e  öoxifioi  zQaxe^lraiy  durch  Epiphanius  über- 
liefert Vgl.  Agrapha  S.  119.  Dass  er  auch  das  johanneische 
Evangelium  gekannt  und  gebraucht  hat,  zeigt  das  zu  Joh.  20,  20 
unten  aus  Hippolyt  mitgetheilte  Citat 

15.  Polycarp  (f  155). 

[Joh.  8,  44  =  Phil.  VII,  1;  13,  15  =  Phü.  X,  1;  14,  15  = 
Phil.  II,  2;  5,  29  =  Mart.  c.  14;  13,  18  =  Mart.  c.  6,  1; 
17,  3  =  Mart.  c  14,  1.  2.] 

Die  Spuren  des  johanneischen  Evangeliums  in  dem  Briefe 
und  dem  Martyrium  Polycarps  sind  nicht  stringent  beweisend, 
aber  doch  schon  deshalb  mit  Wahrscheinlichkeit  auf  eine  Be- 
nützung der  johanneischen  Evangelienschrift  zurückzuführen, 
v^eil  Polycarp  notorisch  ein  Jünger  des  Evangelisten  und 
Apostels  Johannes  gewesen  ist,  mithin  ihm  das  schon  langst  in 
kirchlichem  Gebrauche  befindliche  johanneische  Evangelium  nicht 
unbekannt  geblieben  sein  kann. 

16.   Tatian  der  Syrer  (150—170). 

[Joh.  1,  3  =  adv.  Graec.  c.  19;  1,  5  =  adv.  Graec.  c.  13; 
1,  9  =  adv.  Graec.  c.  13;  4,  24  =  adv.  Graec.  c.  4.  — 
Diatessaron  Arabicum:  Joh.  2,  11;  4,  7;  6,  15;  6,  51;  7,  37. 
38;  8,  42;  16,  21;  17,  25;  19,  37;  21,  6;  21,  12.] 

Die  Benützung  des  johanneischen  Evangeliums  in  seiner 
Oratio  contra  Graecos  hat  Tatian  fast  gänzlich  auf  den  Prolog 
beschränkt  Dagegen  in  seiner  Evangelienharmonie,  deren  Gom- 
position  durch  Ephraems  Evangeliencommentar  (ed.  Mösinger) 
und  das  arabische  Diatessaron  (ed.  Giasca)  für  uns  aus 
dem  früheren  Dunkel  wieder  ans  Tageslicht  getreten  ist,  hat 
Tatian  das  johanneische  Evangelium  in  breitester  Ausführlich- 
keit verwendet  und  ihm  eine  führende  Stellung  eingeräumt. 
Der  johanneische  Prolog  befand  sich  an  der  Spitze  seines  Dia- 
tessaron, und  selbst  Joh.  c.  21  fehlte  nicht  darin.  Die  Authen- 
ticität  und  Geschichtlichkeit  des  johanneischen  Evangeliums 
stand  daher  für  Tatian  ausser  allem  Zweifel. 


24  Aussercanonische  Paralleltexte  zu  Joh. 

17.  Das  koptisch-gnostische  Werk  aus  d.  J.  160. 

[Joh.  1,  1.  2  =  S.  545;  1,  3  =  S  545;  1,  4  ===  S.  545;  10, 28 
=  S.  548;  17,  21  =  S.  547]. 

Das  durch  die  verdienstvolle  Arbeit  Carl  Schmidts  uns 
zugänglich  gemachte  koptische  Doppelwerk  gnostischen  Cha- 
rakters, welches  in  dem  koptischen  Codex  Bruce  niedergelegt, 
ist,  enthält  in  seinem  zweiten  Theile  exakte  Citate  aus  dem  jo- 
hanneischen  Evangelium,  und  zwar  das  wichtigste  (zu  Joh.  1,  1  ff.) 
mit  der  Citationsformel:  orro^  iöriv  jtSQl  ov  ^Icoavvfjg  aljtev. 
W^enn  Schmidts  Datierung  richtig  ist,  welcher  das  Werk  auf 
das  Jahr  160  zurückführt,  so  besitzen  wir  hier  die  älteste  na- 
mentliche Citierung  eines  canonischen  Evangelisten,  an  welche 
sich  als  zweites  namentliches  Citat,  ebenfalls  auf  das  johanneische 
Evangelium  bezüglich,  die  unten  besprochene  Stelle  bei  Theo- 
philus    anschliesst.     VgL  unten  bei  Theophilus. 

18.  Heracleon  (160—170). 

Unter  allen  Evangelien  ist  das  johanneische  das  erste, 
welches  einen  Commentator  gefunden  hat.  Noch  bevor  Sym- 
m  ach  US  sich  mit  dem  Matthäusevangelium  beschäftigte  (vgl. 
Heft  II,  5 f.  und  beachte  die  Thatsache,  dass  Sjmmachus  ein 
Zeitgenosse  des  Irenaeus  gewesen  ist),  verfasste  der Yalentinianer 
Heracleon  (vgl.  über  ihn  Heft  III,  530  Anm.)  um  160—170 
seinen  Johannes- Commentar,  den  Origenes  zu  widerlegen  suchte. 
Welch  eine  rasche  Entwicklung :  das  johanneische  Evangelium 
spätestens  140  canonisch  geworden,  160 — 170  in  das  syrische 
Diatessaron  verarbeitet,  um  dieselbe  Zeit  oder  doch  kurz  darnach 
einer  Commentierung  unterzogen,  als  erstes  unter  den  canonischen 
Evangelien! 

19.   Die  pseudoclementinischen  Homilien  (160 — 170). 

[Joh.  1,  3  =  Hom.  VI,  14;  3,  5  =  Hom.  VII,  8.  XI,  24.  26. 
Xin,  21;  3,  11  =  Hom.  H,  29;  3,  32  =  Hom.  I,  9;  5,  19  = 
Hom.  I,  9;  3,  46.  47  =  Hom.  HI,  53;  8,  44  =  Hom.  HI,  25; 
9,  1—3  =  Hom.  XIX,  22;  10,  9  =  Hom.  III,  18.  52;  10, 
27  =  Hom.  III,  52;  13,  14.  15  =  Hom.  XII,  7.] 


§  1.   Die  älteste  Bezeugung  des  evayyikiov  xata  ^[tadwriv.         25 

Die  synoptischen  Evangelienparallelen  in  den  Pseudocle- 
m entinen,  deren  Zahl  so  gross  ist,  d<ass  ihre  Registrierung  au 
dieser  Stelle  nicht  angänglich  erscheint,  tragen  durchweg  den 
Charakter  der  Echtheit  und  bieten  doch  fast  nur  aussercanonische 
Texte,  d.  h.  solche  Texte,  welche  fast  stets  in  relevanter  Weise 
von  den  canonisch-revidierten  Evangelientexten  abweichen.  Ohne 
Zweifel  gehen  sie  auf  eine  aussercanonische  Übersetzung  der 
hebräischen  Quellentexte  zurück,  sei  es,  dass  das  Urevangelium 
in  dieser  aussercanonischen  Übersetzung  direkt,  oder  indirekt  in 
einer  verloren  gegangenen  Bearbeitung  desselben,  benützt  worden 
ist.  Für  erstere  Annahme  spricht  die  vollständige  Nichtberück- 
sichtigung des  Kindheitsevangeliums,  welches  ursprünglich  eine 
selbstständige  Quellenschrift  bildete  neben  der  —  mit  Mt.  3; 
Lc.  3;  Mc.  1  beginnenden  —  synoptischen  Grundschrift.  Jeden- 
falls sind  solche  Stoffe,  welche  sich  mit  Mt  1.  2;  Lc.  1.  2  be- 
rühren, in  den  Pseudoclementinen  nicht  einmal  gestreift. 
Doch  liesse  sich  diese  Erscheinung  auch  aus  dem  streng  ju- 
denchristlichen Charakter  der  pseudoclementinischen 
Uomilien  erklären.  Man  bedenke  nur  einerseits,  dass  im  ju- 
denchristlichen Hebräerevangelium  die  Bearbeitung  des  Kind- 
heitsevangeliums, wie  sie  in  Mt.  1.  2  vorlag,  vollständig  ger 
strichen  war.  VgL  Agrapha  S.  330  f.  Und  man  erwäge 
andererseits,  dass  in  den  Homilien  auch  die  Leidensgeschichte 
bis  auf  das  einzige  Wort  Lc.  23,  34  (vgl.  Heft  HI,  721)  voll- 
ständig ignoriert  wird,  obwohl  eben  dieses  einzige  Citat  es 
bezeugt,  dass  der  Evangelienquelle  der  Pseudo-Glemen- 
tinen  die  Leidensgeschichte  keineswegs  fehlte.  Die  juden- 
christliche Degradation  Jesu  zu  einem  blosen  öiöaöxaXoq  macht 
diese  Ignorierung  des  Versöhnungstodes  Jesu  vollständig  er- 
klärlich. 

um  so  interessanter  ist  es,  dass  auch  diese  judenchristliche 
Schrift  des  Pseudo-Clemens  dem  Einfluss  des  johanneischen 
Evangeliums  sich  nicht  hat  entziehen  können.  Selbst  der  jo- 
hanneische  Prolog  (vgl.  Joh.  1,  3  =  Hom.  VI,  14)  ist  gestreift. 
Ausserdem  finden  sich  neben  blosen  johanneischen  Anklängen 
exakte  johanneische  Citate.  Ja  man  kann  bestinmite  Lesarten 
constatieren  ganz  specieller  Art,  wie  z.  B.  zu  Joh,  1,  3  vno  in 
Übereinstimmung  mit  Tatian,  zu  Joh.  3,  32  slgipcivai  im  Zu- 
sammentreffen mit  Tertullian,  zu  Joh.  9,  1 — 3  Jt^iQoq  im  Gleich- 


25  Aussercanonische  Paralleliexte  za  Joh. 

laut  mit  Justin  und  den  Constitutionen.  Also  auch  das 
strenge,  antitrinitarische,  Judenchristenthum  hat  das  johanneische 
Evangelium  als  Geschichtsquelle  benützt« 

20.   Claudius  Apollinaris  (161—180). 

Auch  Claudius  Apollinaris,  welcher  unter  Marc  Aurel 
eine  apologetische  Schrift  überreichte  und  namentlich  als  ein 
Bestreiter  des  Montanismus  sich  bewährte,  kannte  das  johan- 
neische Evangelium.  Vgl.  das  aus  seinen  Schriften  im  Chro- 
nicon  Paschale  mitgetheilte  Fragment,  welches  unten  zu  Joh» 
19,  34  zu  finden  ist. 

21.  Melito  (170). 

Obwohl  wir  von  Melito  nur  wenige  Bruchstücke  besitzen, 
so  ist  doch  das  in  dem  Chronicon  Paschale  enthaltene  Citat 
dieses  kleinasiatischen  Apologeten,  den  man  auch  sonst  der  jo- 
hanneischen  Schule  zurechnen  darf,  genügend,  um  die  Benützung 
des  Johanneischen  Prologs  durch  ihn  zu  erweisen.  Denn  in 
demselben  nennt  er  die  Christen:  rov  Xqiotov  avzov  optog 
d^sov  Xoyov  jtQo  aldvtov  d^QTjOxevrai   Vgl.  unten  zu  Joh.  1,  1.  2. 

22.   Das  Schreiben  der  gallischen  Gemeinden  (177). 

[Joh.  4,  14  =  Eus.  H.  E.  V,  1,  22;  7,  37.  38  =  Eus.  H.  E. 
V,  1,  22;  15,  26  =  H.  E.  V,  1,  10;  16,  2  =  Eus.  R  E.  V, 
1,  15.] 

Auch  in  Gallien  —  in  Lyon  und  Vienne  —  war  das  jo- 
hanneische Evangelium  frühzeitig  bekannt  geworden,  und  zwar 
wahrscheinlich  auch  in  lateinischer  Übersetzung.  Vgl.  nament- 
lich die  Bemerkungen  unten  zu  Joh.  7,  37.  38,  sowie  Robinson, 
Texts  and  Studies  I,  2.  Die  theilweise  abweichenden  griechischen 
Ausdrücke  in  dem  Briefe  der  gallischen  Gemeinden  erklären  sich 
dann  aus  der  Rückübersetzung  des  lateinischen  Evangelientextes 
ins  Griechische.  (Vielleicht  liegt  bei  Hermas  ein  ähnlicher 
Sachverhalt  vor.)  Jedenfalls  waren  altlateinische  Evangelien- 
übersetzungen schon  um  die  Mitte  des  2.  Jahrhunderts  in 
Gallien,  Italien,  Nordafrica  verbreitet.     Vgl.  Heft  I,  38  S, 


§  1.  Die  Slteste  Bezeugung  des  evayyiXiov  xaxä  ^Iwdwfjv.        27 

23.  Athenagoras  (177). 

[Joh.  1,  1.  2  =  Leg.  c.  10;  1,  3  =  Leg.  c.  10.] 

Dass  der  an  Evangelieiicitaten  arme  Athenagoras  gleich- 
wohl auch  vom  johanneischen  Evangelium  beeinflusst  war,  zeigen 
die  zu  Joh.  1,  1 — 3  beigebrachten  Gitate. 

24.  Epistola  ad  Diognetum  (ca.  180). 

[Joh.  1,  1.  2  =  Diogn.  XI,  2;  1,  14  =  Diogn.  XI,  2.  3;  1,  IS 
=  Diogn.  Vm,  5;  3,  5  =  Diogn.  IX,  1 ;  3, 16  =  Diogn.  X,  2; 
3,  17  =  Diogn.  VIII,  4.  5;  15,  18  =  Diogn.  VI,  5;  17,  11  = 
Diogn.  VI,  3;  17,  14  =  Diogn,  VI,  3.] 

Dass  der  anonyme  Verfasser  der  Epistola  ad  Diognetum 
das  Johanneische  Evangelium  benützt  hat,  wird  besonders  evident 
aus  VI,  3.  5,  wo  Joh.  15,  18;  17,  11.  14  in  engster  Correspondenz 
verwendet  ist,  sowie  aus  X,  2,  wo  Joh.  3,  16  nach  einer  auch 
sonst  handschriftlich  —  beiAthanasius  und  in  den  lateinischen 
Ciodices  Palat.  Vindob.  und  Corbej.  2  —  vertretenen  Lesart  Auf- 
nahme gefunden  hat. 

25.   Theophilus  von  Antiochien  (ca.  180). 

[Joh.  1,  1.  2  =  ad  Autol.  II,  22;  1,  3  =  ad  AutoL  II,  22; 
7,  24  =  ad  AutoL  III,  12;  16,  21  =  ad  Autol.  II,  23;  20,  27 
=  ad  Autol.  I,  14.] 

Wenn  wahrscheinlich  schon  Evodius  das  johanneische 
Evangelium  am  Schlüsse  des  ersten  Jahrhunderts  in  Antiochien 
vorfand  oder  es  dort  einführte,  wenn  sicherlich  Ignatius  das- 
selbe gebrauchte  und  seinen  Gebrauch  für  Antiochien  consta- 
tierte,  so  kann  es  nicht  Wunder  nehmen,  wenn  auch  Theo- 
philus von  Antiochien  in  denselben  Bahnen  wandelte.  Sein 
Hauptcitat  von  Joh.  1,  1 — 3  mit  der  starken  Gitationsformel: 
diöacxovciv  ^(lag  al  ayiai  ygarpal^  xal  navxaq  jtv£Vfiaroq>6' 
QOiy  i^  CDV  ^ImavvTjg  Xiyei  —  besonders  ist  nach  zwei  Seiten 
wichtig.  Einerseits  ist  es  die  erste  sichere  Citierung  eines 
canonischen  Evangelientextes  mit  namentlicher  Nennung  des 
Evangelisten.    Zum  Andern  ist  die  Bezeichnung   des  Johannes 


28  Aassercanonische  Paralleltexte  zu  Job. 

als  eines  Jtvsvfiarog)6Qog  deshalb  von  Interesse,  weil  sie  mit  der 
Nachricht  des  Muratorischen  Fragments  sich  berührt,  nach 
welcher  die  Entstehung  des  johanneischen  Evangeliums  auf  eine 
besondere  Inspiration  (revelatio)  zurQckgeftihrt  wird.  Vgl.  unten 
No.  28  über  das  Muratorische  Fragment. 

26.  Die  ältesten  Haeresen. 

Nicht  blos  auf  die. kirchlichen  Schriftsteller,  sondern  auch 
auf  die  haeretischen  Kreise  und  auf  die  Bildung  der  haeretischen 
Religionssysteme  wirkte  das  Johanneische  Evangelium  anregend 
und  befruchtend  ein. 

a.  Basilides  (130). 

Hippolyt  berichtet  an  drei  Stellen  (Ref.  Haer.  V,  8;  VII, 
22;  VII,  27),  dass  Basilides  das  johanneische  Evangelium  ge- 
braucht hat.  Er  citiert  namentlich  Job.  1,  9;  2,  3 — 5;  2,  11  als 
solche  Texte,  welche  Basilides  angewendet  hat. 

b.  Valentinus  (140). 

Valentinus  baute  einen  grossen  Theil  seines  Systems  aus 
Bausteinen  auf,  welche  ihm  das  johanneische  Evangelium  Ueferte. 
Besonders  dem  johanneischen  Prologe  entstammen  die  wichtigsten 
GrundbegriflFe  seiner  Syzygien:  Aoyoq,  Zcofjt  ^mg^  ÜXi^gcofia, 
XaQig,  Movoysv^gf  l4Zi^&6ia.  Neben  zahlreichen  correkt  citierten 
johanneischen  Aussprüchen  kommen  bei  den  Valentinianem  auch 
Verdrehungen  der  Texte  vor  (vgl.  Iren.  I,  8,  2  zu  Job.  12,  27). 
Der  mächtige  Einfiuss  des  johanneischen  Evangeliums  auf  die 
valentinianische  Gnosis  zeigt  sich  namentlich  in  der  Thatsache, 
dass  der  literarische  Hauptvertreter  derselben,  Heracleon,  einen 
Commentar  des  johanneischen  Evangeliums  geschrieben  hat, 
wobei  übrigens  die  aus  der  Widerlegung  des  Origenes  ersicht- 
liche Textgestalt  dieser  Evangelienschrift,  wie  sie  Heracleon 
benützte,  wesentlich  schon  die  canonische  ist. 

Auch  der  Valentinianer  Theodotus,  dessen  Exeerpta  in 
den  Werken  des  Clemens  von  Alexandrien  erhalten  sind, 
hat  das  johanneische  Evangelium  in  vielseitiger  Weise  ausgenützt. 
Vgl.  nachfolgend  die  Texte  zu  Job.  1,  4;  1,  14;  3,  8.  29;  4,  24; 
6,  32.  51;  8,  56;  10,  1.  7.  9;  10,  11.  12.  30;  11,  25.  26;  17,  17.  19; 


§  1.  Die  älteste  Bezeugung  des  svayyiXiov  xmä  lufdvvt^v,         29 

19,  34.  37,  wobei  manclie  —  auch  anderweit  beglaubigte  — 
Varianten  zu  Tage  treten.  Vgl.  Job.  3,  29;  6,  32;  10, 11;  17,  17. 
So  blieb  der  Valentinianismus  den  Anregungen  seines  Stifters  in 
der  Liebe  zum  johanneiscben  Evangelium  getreu. 

Von  ganz  besonderer  Beweiskraft  für  die  hohe  Geltung  des 
johanneiscben  Evangeliums  bei  den  Valentinianem  ist  die  kabba- 
listische Tauffonnel,  welche  Irenaeus  überliefert  hat.  Vgl. 
Iren.  I,  21,  3  und  dazu  Heft  II,  410  f.  448  ff.  Denn  es  sind  Worte 
aus  Job.  15,  26:  ro  jtvsvfia  rr/q  dXtjd-elag  . .  fiaQtvQfjöai  —  sowie 
aus  Job.  1, 4:  xal  t)  ^caij  r^v  xo  gxZg  —  und  Job.  1,  18:  d-ebv  ovdslg 
kcigcacsv  jicixore  — ,  welche  jener  in  aramäischer  Sprache  ver- 
fassten  Taufformel  mit  trinitarischer  Gliederung  einverleibt  sind. 

c.   Die  Naassener. 

Auch  die  ophitische  Gnosis  hat  vielfach  Elemente  aus  dem 
johanneiscben  Evangelium  in  sich  aufgenommen.  Vgl.  Job.  1,9  = 
Hippol.  V,  9;  4,  21—23  =  Hippol.  V,  9;  6,  53  =  Hippel.  V,  8; 
10,9.  3, 5  ==  Hippol.  V,  8,  wobei  manche  wichtige  Textänderungen 
mit  untergelaufen  sind. 

d.  Der  Montanismus. 

Dass  auch  der  Montanismus  von  seinem  ersten  Ursprung 
an  Motive  des  johanneiscben  Evangeliums  für  seine  Sonderlehren, 
namentlich  bezüglich  des  jtaQdxZfjrogy  verwendet  hat,  ist  bekannt 
Ja  die  einzige  ausdrückliche  Anfechtung,  welche  dem  johan- 
neiscben Evangelium  in  der  alten  Kirche  jemals  zu  Theil  ge- 
worden ist,  von  Seiten  der  durch  Epiphanius  später  so  ge- 
nannten Aloger,  scheint  aus  antimontanistischer  Gesinnung 
hervorgegangen  zu  sein.  Vgl.  Iren.  HI,  11,  9:  illam  speciem  non 
admittunt,  quae  est  secundum  Joannis  evangelium,  in  quo  Para- 
cletum  se  missurum  Dominus  promisit;  sed  simul  et  evangelium 
et  propheticum  repellunt  spiritum.  Wenn  Solches  von  den 
Gegnern  des  Montanismus  gesagt  werden  musste,  so  ist  sichtlich 
das  Johanneische  Evangelium  eine  besondere  Stütze  des  Mon- 
tanismus gewesen. 


30  Anssercanonische  Paralleltezte  zu  Joh. 


e.  Die  Enkratiten. 

Dass  auch  die  Enkratiten  der  verschiedenen  Richtungen 
dem  Johanneischen  Evangelium  nicht  fremd  gegenüberstanden, 
das  beweist  schon  das  Beispiel  Tatians,  dieses  Grossten  aller 
Enkratiten,  welcher  dem  johanneischen  Evangelium  in  seinem 
Diatessaron  eine  so  hervorragende  Stellung  anwies.  Vgl.  ausser- 
dem das  Citat  aus  den  enkratitischen  Actis  Pauli  et  Theclae 
zu  Joh.  5,  14. 

f.  Die  Doketen. 

Das  älteste  Dokument  des  Doketismus  ist  das  pseudo- 
petrinische  Evangelienfragmeni  Auch  dieses  doketische 
Schriftstück  berührt  sich  mit  dem  johanneischen  Evangelium. 
Vgl.  Ev.  P8.-Petr.  v.  26  =  Joh.  16,  20;  20,  19;  Ev.  P8.-Petr.  v.  58 
—60  =  Joh.  21,  1.  2. 

g.  Die  Ebioniten. 

Epiphanius  (Epitome  XXX.  IIsQi  ^Eßimvalcov,  Ed.  Dindorf 
I,  359)  schreibt  über  die  bei  den  Ebioniten  gebräuchlichen 
Evangelien  folgendermassen :  öixovxai  öh  xo  xaxa  Maxd-alov 
svayysXiov  xaxa  ^Eßgalovg  avxo  xaZovpxeq,  öia  x6  ^Eßgcucxl 
kxxsd-rjvar  xtvhg  öh  xal  xo  xaxa  ^Iwavvtjv.  Abgesehen 
von  der  auch  hier  bezeugten  Identität  des  ursprünglichen 
Hebräerevangeliums  und  des  canonischen  Matthäusevangeliums 
(vgl.  Heft  II,  1  fP.;  Agrapha  S.  330),  so  ist  ganz  besonders  die 
Nachricht  von  dem  Gebrauch  des  johanneischen  Evangeliums 
in  manchen  judenchristlichen  Kreisen  von  hoher  Bedeutung.  So 
befremdlich  diese  Nachricht  erscheint,  so  wird  sie  doch  vollauf 
bestätigt  durch  den  Thatbestand,  welchen  wir  bezüglich  der 
judenchristlichen  Testamen ta  XII  patr.  sowie  der  ebionitischen 
Pseudo-Clementinen  constatieren  durften.  Unter  allen  Evan- 
gelien ausser  dem  des  nachmals  canonisch  gewordenen  Matthäus 
stand  allein  noch  das  johanneische  Evangelium  bei  den  ältesten 
Judenchristen  in  Geltung.  Was  war  wohl  die  Ursache?  Das 
johanneische  Evangelium  ist  in  derselben  Gegend  ent- 
standen, welche  von  den  ältesten  judenchristlichen 
Gemeinden  bewohnt  war.    Vgl.  Heft  II,  454  und  das  unten 


§  1.  Die  älteste  Bezeugung  des  evayyiXiOv  xaxa  ^lotdvvriv,         31 

zu  dem  Beriebt  des  Muratorischen  Fragments  Bemerkte. 
Unter  diesen  Umständen  war  die  Benützung  des  in  nächster 
Nähe  der  ältesten  judenchristlichen  Wohnsitze  entstandenen  und 
dortselbst  gewiss  zuerst  bekannt  gewordenen  johanneischen 
Evangeliums  von  Seiten  der  uralten  Ebioniten  durchaus  erklär- 
lich, zugleich  ist  dies  aber  auch  ein  Zeugniss  f&r  die  Histori- 
cität  und  Authenticität  dieser  dem  Judenthum  so  scharf  gegenüber- 
stehenden Evangelienschrifb. 

h.   Die  Aloger. 

Nach  alledem  ist  die  aus  dem  Gegensatz  gegen  den  Mon- 
tanismus entstandene  Opposition  einer  kleinen  kirchlichen  Partei, 
welche  Irenaeus  (III,  11,  9)  namenlos  und  kurz  andeutend  er- 
wähnt, während  Epiphanius  (Haer.  LI)  dieselbe  mit  dem  von 
ihm  gebildeten  Namen  der  „Aloger^  belegt  hat,  indem  er  zu- 
gleich deren  an  dem  johanneischen  Evangelium  geübte  Kritik 
wiedergiebt,  von  keiner  Bedeutung.  Wie  das  Matthäusevangelium 
bei  den  Marcioniten,  das  Lucasevangelium  bei  den  Ebioniten, 
so  war  das  Johannesevangelium  bei  strengen  Antimontanisten 
nicht  behebt. 

i.  Der  Marcionitismus. 

Dass  endlich  auch  der  Marcionitismus,  welcher  in  seiner 
Urgestalt  auf  das  Lucasevangelium  beschränkt  war,  später  dem 
Einfluss  des  johanneischen  Evangeliums  zugänglich  war,  ersieht 
man  aus  dem  Dialogus  de  recta  fide,  wonach  das  johanneische 
Logion  Job.  13,  34  der  späteren  marcionitischen  Bibel  angehörte. 
Vgl.  unten  die  Erläuterungen  zu  Joh.  13,  34.  Ausserdem  vgl. 
oben  unter  14  Apelles. 

So  gab  es  kaum  eine  Haerese,  die  nicht  die  Einwirkung 
des  johanneischen  Evangeliums  verspürt  hätte. 

27.  Celsus  (ca.  180). 

[Joh.  1,  1.  2  =  c.  Cels.  II,  31;  1,  11  =  c.  Cels.  IV,  7;  3,  31 
=  c.  Cels.  I,  50;  12,  31  =  c  Cels.  11,  47;  12,  36  =  c.  Cels. 
II,  9;  13,  18  =  c.  Cels.  11, 20;  20,  19  =  c.  Cels.  ü,  70;  20, 20 
=  c.  Cels.  n,  55.  59]. 


32  AussercanoniBche  Paralleltexte  za  Job. 

Seitdem  Keim  in  seinem  „Cekus'  wahres  Wort"  das  Ver- 
hältniss  desselben  zu  den  Evangelien  untersucht  hat,  zweifelt 
wohl  Niemand  mehr  an  der  Bekanntschaft  des  Celsus  auch 
mit  dem  johanneischen  Evangelium.  Man  vgl.  ausser  den  oben 
registrierten  Gitaten  noch  aus  Orig.  c.  Gels.  IL  49  den  johan- 
neischen Anklang  zu  Joh.  1,  4^,  bezw.  zu  Joh.  14,  6. 

28.   Das  Muratorische  Fragment  (150—210). 

Über  die  Entstehung  des  johanneischen  Evangeliums  ist  in 
dem  Müratorischen  Fragment  folgende  Nachricht  über- 
liefert: 

quarti  evangeliorum  [1.  evangelii  librum]  Johannis  [1.  Jo- 
hannes] ex  decipolis  [1.  decapoli?  —  seil,  scripsit].  co- 
hortantibus  condescipulis  [1.  condiscipulis]  et  eps  [1. 
episcopis]  suis  dixit:  conieiunate  mihi  odie  [1.  hodie]  triduo, 
et  quid  cuique  fuerit  revelatum,  alterutrum  nobis  ennar- 
remus  [1.  enarremus].  eadem  nocte  revelatum  Andreae  ex 
apostolis,  ut  recogniscentibus  [L  recognoscentibus]  cuntis 
[L  cunctis]  Johannis  [1.  Johannes]  suo  nomine  cuncta 
discriberet  [1.  describeret]. 

Gewöhnlich  erblickt  man  in  dieser  Nachricht  eine  spätere 
Form  der  Überlieferung,  die  keinen  Glauben  verdiene.  Indess 
dürfte  sie  doch  daraufhin  zu  prüfen  sein,  ob  nicht  ein  echter  Kern 
in  ihr  verborgen  sei.  Namentlich  was  über  die  Art  und  Weise 
der  Entstehung  bezüglich  des  johanneischen  Evangeliums  erzählt 
wird,  nämlich  ein  streng  historisches  Moment  (recognoscentibus 
cunctis)  und  ein  ideelles  Moment  (quid  fuerit  revelatum),  mithin 
eine  Art  besonderer  Inspiration,  welche  mitgewirkt  habe,  trifft 
mit  der  eingehenden  Analyse  des  johanneischen  Evangeliums 
(vgl.  unten  §  2)  auf  überraschende  Weise  zusammen  und  wird 
ausserdem  bestätigt  durch  Clemens  AI.  (vgl.  No.  29),  welcher 
den  Apostel  bei  Abfassung  seiner  Schrift  einerseits  JtQOTQOJtevTa 
vjco  TCQP  yvmQifioov^  andererseits  jtpevfiari  d^sofpoQTjd-evTa 
nennt. 

Was  aber  den  Ort  der  Abfassung  anlangt,  so  kann  der  Ur- 
heber der  Überlieferung  unmöglich  an  Ephesus  gedacht  haben, 
welches  Irenaeus  (siehe  No.  30)  und  ebenso  die  alte  Praefatio 
vieler  Italae-Codices  (s.  Wordsworth-White  S.  485  ff.)  als  die 


§  1.   Die  älteste  Bezeugung  des  evayyiUov  xaxa  *la)dyvi]v,         33 

Oeburtsstätte  des  johanneischen  Evangeliums  bezeichnen.  Denn 
nach  der  Überlieferung  des  Muratorischen  Fragments  sind 
noch  alle  Apostel,  imter  ihnen  Andreas,  vereinigt,  was  keines- 
falls auf  Ephesus  passt.  Da  aber  dies  aus  historischen  Gründen 
aach  nicht  auf  Jerusalem  belogen  werden  kann,  so  bleibt  nur 
Pella  übrig,  wohin  die  Christengemeinde  während  der  Belagerung 
Jerusalems  übersiedelte.  Pella  aber  gehörte  zu  dem  Gebiete  der 
Dekapolis,  zu  dem  Gebiete  mithin,  von  wo  aus  auch  noch  andere 
wichtige  urchristliche  Schriften  (so  namentlich  das  ursprüngliche 
Uebraerevangelium  =  das  erste  canonische  Eyangelium,  femer 
der  älteste  durch  Aristo  von  Pella  verfasste  Evangeliencanon, 
TgL  Heft  II,  454)  ausgegangen  sein  dürften,  zu  jenem  Gebiete 
sonach,  wo  das  älteste  transjordanische  Judenchristenthum  seine 
Statte  hatte  und  welches  auch  nach  de  Lagarde's  Meinung 
f&r  die  älteste  christliche  Literatur  von  entscheidender  Bedeutung 
gewesen  sein  mag. 

Ist  nun  die  Vermuthung  allzu  gewagt,  unter  dem  Ausdruck: 
„ex  decipolis"  eine  Verstümmelung  von  „ex  decapoli''  =  ix  öe- 
xcLxoXscog  zu  suchen?  Ist  es  wahrscheinlich  —  wie  es  nach  der 
gewöhnlichen  Deutung:  ex  discipulis  nöthig  ist  — ,  anzunehmen, 
dass  das  lateinische  „discipulus^  unmittelbar  nach  einander  zwei- 
mal in  ganz  verschiedener  Weise  —  das  eine  Mal  in  „decipolus", 
das  andere  Mal  in  „descipulus*"  —  verstümmelt  worden  sei? 
Und  hätte  dann  nicht  auch  Andreas  mit  „ex  discipulis*^  anstatt 
mit  ^ex  apostolis"  praediciert  werden  müssen?  Daher  möchte 
ich  es  nicht  unterlassen,  die  Conjektur:  „ex  decapoli"  den  Mit- 
forschern zur  Prüfung  zu  unterbreiten.  Im  Falle,  dass  diese 
Conjektur  Bestätigung  finden  sollte,  würde  um  so  mehr  sich 
zeigen,  dass  der  im  Muratorischen  Fragmente  niedergelegten 
Tradition  ein  echter  Kern  einwohne.  Denn  die  Abfassung 
des  Johanneischen  Evangeliums  in  der  Dekapolis,  bezw.  in  Pella, 
würde  mit  der  gleichzeitigen  Anwesenheit  der  Apostel  dortselbst 
um  d.  J.  70  zusammenfallen  und  die  frühzeitige  Benützung 
desselben  (durch  die  eucharistische  Liturgie  der  Urkirche)  er- 
klären. * 

29.   Clemens  Alexandrinus  (f  ca.  220). 

Dieselben  beiden  constitutiven  Elemente,  welche  nach  dem 
Muratorischen   Fragmente   bei   der  Entstehung  des  johan- 

Tezte  u.  Untersuchung«!!  X,  4.  3 


34  Aussercanonische  Paralleltexie  su  Job. 

neischen  Evangeliums  zusammenwirkten,  lässt  auch  Clemens 
AI.  hervortreten  in  der  kurzen  Äusserung,  die  uns  Eusebius 
aufbewahrt  hat.  Vgl.  Eus.  H.  E.  VI,  14,  7:  zov  fiivtoi  ^Iwdwrjv 
. . .  jtQOTQaxivxa  vjio  rciv  yifcoQlficov,  xveipuixt  d'Sog>oQ7]d'dvra, 
xvevfiarixov  jtoiijoac  BvayyiXiov,  toöavra  6  KZi^fir/g.  Die 
yvcigifiOi  des  Clemens  sind  sichtlich  identisch  mit  den  con- 
discipulis  bei  Muratori,  und  das  d'Soq>OQ7id-Blg  des  Clemens 
mit  dem  xv6viiaTog>6Qog  des  Theophilus  und  dem  revelari  bei 
Muratori. 

30.   Irenaeus  (seit  178). 

Bekannt  ist  die  Nachricht  Iren.  lU,  1,  1:  ijteiTa  ^Itüavinjq  6 
/lad-fjTTig  Tov  xvqIov  6  xal  ixl  ro  orijd-og  avrov  avaxeociv,  xal 
(xvrog  igiöcoxe  to  evayyilioVy  kv  *E^eoq)  rfjg  ^Aölag  öiatQlßtov. 
Ist  der  ephesinische  Aufenthalt  des  Apostels  nicht  unbestritten, 
so  ist  die  fjntstehung  seines  Evangeliums  in  Ephesus  erst 
recht  unwahrscheinlich,  da  alle  anderen  Instanzen  darauf 
hinweisen,  dass  Johannes  nicht  in  isolierter  Lage,  sondern  um- 
geben von  seinen  condiscipulis  seine  Evangelienschrift  verfasst 
bat.  Hat  er  später  in  Ephesus  längere  Zeit  sich  aufgehalten, 
so  wird  er  selbstverständlich  sein  Evangelium  dort  auch  ein- 
geführt und  bekannt  gemacht  haben.  Leicht  konnte  daraus  bei 
den  Vertretern  seines  ephesinischen  Aufenthaltes  die  Annahme 
entstehen,  dass  das  Evangelium  dortselbst  auch  verfasst  sei 

Neben  dem  von  Irenaeus  behaupteten  ephesinischen  Ur- 
sprung des  Johanneischen  Evangeliums  dürfte  die  von  Ephraem 
Syr.  hinterlassene  Nachricht,  dass  dasselbe  zu  Antiochien  ent- 
standen sei  (vgl.  Mösinger  p.  286:  loannes  etiam  Graece  scripsit 
Antiochiae),  nicht  minder  Beachtung  verdienen,  zumal  im 
Rückblick  auf  Evodius,  Ignatius  und  Theophilus  von  An- 
tiochien. Vgl.  oben  S.  6 f.,  12.  27  f.  Immerhin  aber  besitzt 
meines  Erachtens  (vgl.  S.  30  f.  32 f.)  die  Dekapolis  mit  Pella, 
jenem  Ursitz  des  ältesten  Ghristenthums,  das  am  besten  begrün- 
dete Recht,  als  die  Geburtsstätte  des  johanneischen 
Evangeliums  zu  gelten.  Doch  bleibt  die  Ortlichkeitsfrage 
jedenfalls  von  nur  secundärer  Bedeutung. 

Wichtiger,  weil  für  die  Frage  nach  seiner  apostolischen  Authen- 
ticität  wesentlich  mitentscheidend,  ist  für  das  johanneische  Evan- 


§  2.  Die  Composition  des  svayyiJUov  xatcc  ^Iwdvvijv,  35 

gelium  die  Zeit  seiner  Entstehung.  Wenn  man  nicht  wird  erfolg- 
reich bestreiten  können,  dass  bereits  in  den  letzten  Jahrzehnten 
des  ersten  Jahrhunderts,  mithin  jedenfalls  noch  zu  Lebzeiten 
des  TJrapostels  Johannes,  das  ihm  zugeschriebene  Evange- 
lium in  kirchlicher  Geltung  stand  (vgL  oben  S.  2ff.)^),  so 
wird  schon  auf  Orund  der  äusseren  Bezeugung  an  der 
apostolischen  Dignitat  und  johanneischen  Abstammung  desselben 
nicht  mehr  ernstlich  gezweifelt  werden  dürfen. 

Hiermit  aber  stimmt  auch  das  innere  Selbstzeugniss  des 
vierten  Evangeliums  auf  das  Vollständigste  überein. 

§2- 

Die  Composition  des  evayyiXiov  xara  ^ImavvTjv. 

Von  einer  Composition  wie  bei  den  synoptischen  Evangelien 
in  dem  Sinne,  dass  man  auf  eine  Verschiedenheit  von  Quellen 
zurückzugehen  habe,  kann  bei  dem  johanneischen  Evangelium 
nicht  die  Rede  sein.  Hier  ist  Alles  aus  einem  Guss.  Hier  fliesst 
Alles  aus  einer  einzigen  mächtigen  Quelle.  Hier  kommt  Alles 
aas  der  Fülle  eines  Geistes,  der  den  ihm  zu  Gebote  stehenden 
Stoff  mit  vollster  Freiheit  beherrscht.  Hier  fühlt  man  auf  Tritt 
und  Schritt,  dass  der  Autor  in  jedem  Augenblick  unendlich  mehr 
geben  könnte,  als  er  wirklich  giebt  Hier  ist  keine  auch  nur 
zum  Theil  mühsame  Bearbeitung  eines  von  anderswoher  dem 
Verfasser  zugekommenen  Materials,  wie  schon  bei  den  Synop- 
tikern, noch  mehr  bei  den  Verfassern  der  apokryphen  Evangelien, 
zu  verspüren.  Vielmehr  der  Erzählungsstoff  des  johanneischen 
Evangeliums  ist  des  Verfassers  persönltchstes  Eigenthum,  über 
welches  er,  unbekümmert  um  eine  etwaige  Kritik,  mit  absoluter 
Souverainität  schaltet  und  waltet  Und  schon  dieser  Eindruck, 
der  jedem  unbefangenen  Leser  dieser  einzigartigen  Schrift  sich 
aufdrängen  muss,  hätte  verhindern  sollen,  für  die  Urheberschaft 
dieser  Schrift   eine   andere  Persönlichkeit   zu   suchen  als  einen 


1)  Besonders  bemerkenswerth  ist  die  irühzeitige  liturgische  Ver- 
wenduDg  gerade  des  johanneischen  Evangeliums,  zuerst  in  der  ältesten 
Abendmahlsliturgie  der  ürkirche,  und  später  in  der  —  noch  dazu 
aramäisch  abgefassten  —  Taufliturgie  der  Valentinianer.  Vgl.  oben 
S.  29,  sowie  Heft  II,  410  f.,  448  if. 

3* 


36  Aussercanonische  Parallel  texte  zu  Joh. 

mit  apostolischer  Vollmacht  umkleideten  Augen-  und  Ohren- 
zeugen des  Wirkens  und  der  Reden  Jesu.  Diesen  Eckstein 
hätte  man  sich  niemals  yerrücken  lassen  sollen;  denn  von  dieser 
Position  allein  muss  man  ausgehen,  wenn  es  gilt,  die  mit  dem 
Johanneischen  Evangelium  verknüpften  Schwierigkeiten  zu  be- 
wältigen und  die  darin  gegebenen  Räthselfiragen  zu  lösen.  Na- 
mentlich alle  Kenner  der  ältesten  patristischen  Literatur,  ein- 
schliesslich der  apokryphischen  Evangelienliteratur,  hätten  die 
unendliche  Überlegenheit  des  johanneischen  Evangeliums  über 
alle  literarischen  Erzeugnisse  des  zweiten  nachchristlichen  Jahr- 
hunderts und  seine  vollständige  Ebenbürtigkeit  mit  den  höchsten 
Leistungen  der  apostolischen  Zeit,  wie  z.  B.  mit  den  paulinischen 
Briefen,  durch  keinen  Zweifel  jemals  antasten  lassen  dürfen. 
Vorbildlich  gegenüber  aller  kleinmüthigen  Kritik,  die  der  Gh'osse 
des  vierten  Evangelisten  nicht  gewachsen  ist,  kann  die  Haltung 
de  Lagarde's  wirken,  welcher  die  apostolische  Authenticität 
des  johanneischen  Evangeliums  mit  der  grössten  Parrhesie  be- 
hauptet hat. 

Es  kommt  dazu,  dass  der  vierte  Evangelist  zwar  einestheils 
suo  nomine,  wie  es  bei  Muratori  lautet,  andemtheils  zugleich 
im  Namen  einer  Mehrheit  (vgl.  Joh.  1,  14.  16)  redet,  welche 
Mehrheit  kaum  etwas  Anderes  als  das  CoUegium  seiner  Mit- 
apostel sein  kann:  recognoscentibus  cunctis  sc.  condiscipulis  — 
nach  Muratori.  Ohne  das  johanneische  Evangelium  würde  die 
Charakteristik  des  ApostelcoUegiums  eine  höchst  magere  sein, 
selbst  bei  den  Hauptaposteln  auf  einige  isolierte  Züge  beschränkt, 
während  die  Namen  der  übrigen  Apostel  blose  Namen  ohne 
Fleisch  und  Blut  geblieben  sein  würden.  Lediglich  durch  das 
vierte  Evangelium  steht  das  Apostelcollegium  in  charakteristischen 
Persönlichkeiten  lebendig  vor  unsern  Augen.  Und  dabei  ist  die 
Charakteristik  der  einzelnen  apostolischen  Persönlichkeiten  so 
fein,  so  ungesucht,  so  tendenzlos,  wie  es  nur  bei  einem  Erzähler 
stattfinden  kann,  der  aus  dem  Vollen  der  Erinnerungen  schöpft 
Und  wenn  er  seine  Erinnerungen  niederschrieb  (cuncta  descri- 
beret)  unter  der  controlierenden  Theilnahme  seiner  Mitjünger 
(recognoscentibus  cunctis),  so  wird  dieser  persönliche  Charakter 
der  im  johanneischen  Evangelium  niedergelegten  Erinnerungen 
erst  recht  begreiflich.  Auch  die  genauen  —  oft  wie  Bericht- 
tigungen,  wie  Zurechtstellungen  lautenden  —  historischen  An- 


g  2.   Die  CompOBition  dea  evayyiijov  leara  'lioävy^v,  37 

gaben  be^Qglich  der  Örtlicbkeiten  und  der  ZeitumstaDde,  welche 
bei  den  evangelischen  Erzählungen  in  Betracht  kommen,  verleihen 
dem  johsnneischen  Evangelium  eine  Überlegenheit  über  Alles, 
was  wir  von  Jesu  und  seineu  JOngern  sonst  wissen,  und  geben 
ihm  den  Baug  einer  Geschichtsquelle  von  höchster  Bedeutung. ') 
Mit  diesem  exakt  historischen  Charakter  des  Johanneischen 
Evangeliums  geht  aber  eine  ideale  Freiheit  Hand  in  Band,  die 
nicht  selten  den  historischen  Rahmen  zu  zersprengen  scheint. 
In  dieser  geheimnissvollen  Verbindung  idealer  Freiheit,  in  welcher 
die  Gedanken  des  Autors  sich  bewegen,  und  einer  historischen 
Praecision,  auf  die  er  selbst  den  grössten  Nachdruck  legt,  ist 
die  Hauptschwierigkeit  der  s.  g.  jobanneischen  Frage  beschlossen. 
Indess  bietet  im  Grunde  das  historische  Jesuabild  nach  den 
Synoptikern  dasselbe  Ineinander  geringfQgiger  historischer  An- 
lässe und  höchster  Ideen,  die  unter  den  Reden  Jesu  daraus  sich 
entwickeln.  Und  dabei  haben  wir  nicht  einmal  den  ersten  Tenor 
des  Erzählers,  des  synoptischen  Urevan gellsten,  vor  Augen.  Es 
ist  meine  feste  Überzeugung,  doss,  wenn  wir  die  ursprüngliche 
Niederschrift  des  Urapostels  Matthäus  noch  besassen,  die  Dif- 
ferenz zwischen  ihr  und  der  jobanneischen  Schrift  geringer 
werden  und  nicht  wenige  Fn^en,  die  das  johanneische  Evange- 
lium uns  stellt,  auf  befriedigendere  Weise  beantwortet  werden 
kSnnten,  als  es  jetzt  der  Fall  ist,  wo  die  synoptische  Grund- 
schrift in  drei  Bearbeitungen  uns  vorliegt.  Indess  ein  Rest  von 
Divergenz  zwischen  dem  synoptischen  und  dem  jobanneischen 
Jesusbilde  wird  bleiben  und  wird  namentlich  in  den  Reden  Jesu 
jedem  Forscher  immer  von  Neuem  zum  Bewusstsein  kommen, 
trotz  der  wurzelhaften  Congenialität  der  Johanneischen  und  der 
synoptischen  Jesusreden.  Und  diese  Divergenz  wird  sich  nur 
auf  folgende  Weise  erklären  lassen: 


1)  Wer  einen  Eindrack  empfangen  will  ' 
seinea  biBtoiiscben  Werthea,  welchen  das  johu 
jOdincben  Gelehrten  findet,  dem  sind  die  „Neutesl 
dee  Oberrabbinera  Dr.  M,  Gtldemann  in  Wien 
selbe  in  der  „Monatsschrift  für  Gesch.  n. 
thuma"  (37,  Jahrg.  Neue  Folge  I)  veröffentlicl 
„Johannesevangelium  and  der  Rabbinie 
345  ff.     Mancher  protestantiscbe  Kritiker  kann  d 


38  Aassercanonische  Paralleltezte  zu  Job. 

erstlich  durch  die yerschiedene  Charakteranlage  und  Fassungs- 
gabe der  Erzähler:  Matthäus-Nathanael  (vgl.  Heft  III,  829  ff.) 
war  eine  einfache,  praktisch  angelegte,  treu  au&ehmende 
und  treu  bewahrende  Natur,  deren  Grenzen  aber  f&r  das 
Verständniss  Jesu  verhältnissmässig  eng  gezogen  waren; 
Johannes  war  ein  Feuergeist,  für  die  tiefste  theologische 
Speculation  befähigt,  für  die  höchste  Entwickelung  der 
Gedanken  yeranlagt  (vgl.  Eus.  Praep.  ev.  XI,  18:  Vcoav- 
Vfjv  rov  ^Eßgalfov  d-eoXoyop); 

zweitens   durch   die  Verschiedenheit   der   Zeit,   in   welcher 
beide   apostolische   Evangelienschriften    entstanden   sind: 
das  hebräische  Evangelium   des  Matthäus   beruhte  sicher 
auf  Niederschriften,  welche  der  Urapostel  Matthäus  noch 
zu  Lebzeiten  Jesu  angefertigt  haben  wird,  da  nur  so  der 
Charakter  der  synoptischen  Jesusreden  sich  erklärt;  wann 
die  endgiltige  Redaktion  und  die  Veröffentlichung  dieser 
vorcanonischen  Evangelienschrift  stattgefunden  haben  mag, 
wird  schwer  zu  bestimmen  sein,  jedenfalls  so  frühzeitig, 
dass  Paulus  dieselbe  in  seine  dreijährige  Abgeschiedenheit 
nach  Arabien  mitnehmen   konnte,    womit   die  (Agrapha 
S.  45  mitgetheilten)  alten  handschriftlichen  Nachrichten 
übereinstimmen    würden;    das    johanneische    Evangelium 
aber  entstand  frühestens  i.  J.  70; 

drittens  durch  die  verschiedene  Art  der  Gonception:  dort 
in  dem  Urevangelium  des  Matthäus-Nathanael  mehr  die 
niedere  Arbeit  eines  Nachschreibers,  mithin  ein  geringerer 
Grad  von  geistiger  Selbstthätigkeit;  hier  eine  an 
schöpferische  Thätigkeit  grenzende  Reproduktion  des 
Vergangenen  und  eine  damit  nothwendiger  Weise  ver- 
knüpfte höchste  Anspannung  des  Geistes; 

viertens  durch  die  Verschiedenheit  der  Sprache:  dort  das 
ursprüngliche  hebräische  Idiom,  welches  uns  nur  in  se- 
cundären  Übersetzungen  und  Bearbeitungen  vorliegt;  hier 
das  ursprüngliche  griechische  Idiom,  welches  bereits  durch 
die  Reihe  der  Jahre  die  neuen  Ideen  Jesu  in  sich  auf- 
genommen und  in  einem  Geiste  wie  dem  des  Apostels 
Johannes  innerlich  verarbeitet  hatte.  (Vgl.  unten.) 
Über  die  eigenthümliche  Art  der  Geistesthätigkeit,  welche 

für  den  Autor   des   vierten   Evangeliums  bei  dessen   Abfassung 


§  2.    Die  C!ompo8itioo  des  evayyiXiov  xava  ^loidwijv.  39 

Yorauszasetzen  ist,  gibt  das  Muratorische  Fragment  sowie 
das  johanneische  Evangelium  selbst  einen  Aofechluss,  welcher 
mit  den  Zustanden  der  apostolischen  Zeit  aufs  Engste  sich  berührt 
Nach  Jesu  eigenen  Worten  sollte  mit  dem  Apostolat  die 
Gabe  der  Prophetie  aufs  Engste  verbunden  sein.  Vgl.  Mt  23, 
34  =  La  11,49:  ojroörcJlcö  eig  avtovg  3iQ0(prjxa<;  xal  axooxo* 
Xovq,  Die  Gabe  der  jtQoq>i]T£ia  war  auch  in  der  apostolischen 
Zeit  weit  verbreitet  VgL  z.  B.  1.  Cor.  12,  10:  aXXq)  dh  jtQog)?^ 
xbIcu  Auch  Paulus  besass  diese  Gabe,  welche  mit  einer  leichten 
Ekstase  verbunden  war,  ohne  dass  das  klare  Selbstbewusstsein 
erlosch.  Es  war  ein  x^^f^^  ^^^  jtvsvfia  ayiov^  ein  Zustand 
des  Inspiriertseins,  eine  gesteigerte  Lehrgabe,  welche  auf  den 
gesammten  Umkreis  der  göttlichen  Offenbarung  sich  bezog.  An 
den  Propheten  des  A.  T.  vermag  man  zu  sehen,  dass  ihre  JtQO- 
^TjTBla  nicht  blos  Gegenwart  und  Zukunft,  sondern  auch  die 
Vergangenheit  umfasste.  Vgl.  z.  B.  1.  Par.  30,  29:  die  Ge- 
schichten Samuels  des  Sehers,  die  Geschichten  des  Pro- 
pheten Nathan,  die  Geschichten  Gads  des  Schauers.  Wie 
denn  auch  im  N.  T.  mit  dem  Amte  der  Apostel  und  Propheten 
dasjenige  der  Evangelisten  eng  verbunden  war,  in  dessen  Aus- 
übung die  mündliche  Evangeliumsverkündigung  der  geschicht- 
lichen Grundlagen  niemals  entbehren  konnte.  Auch  der  vierte 
Evangelist  hatte  bei  seiner  schriftstellerischen  Thätigkeit  den 
lehrhaften  Zweck:  iva  jtiCrevoijrSj  ort  ^Ifjöovg  iotlv  6  XQiöToq 
—  vor  Augen  und  stellte  seine  geschichtlichen  Erinnerungen  in 
den  Dienst  dieses  Zwecks.  Und  dass  er  dabei  in  besonderer 
Weise  von  der  Einwirkung  des  jtvsvfia  ayiov  sich  getragen 
fühlte,  deutet  er  selbst  an  Joh.  14,  26:  ixelvog  vfiäq  öiöa^et 
xavra  xal  vxofipi^osi  vfiäg  Jiavxa  a  shtov  v(jlIv-  Es  wird  also  die 
Reproduktion  der  Reden  Jesu  auf  einen  leicht  ekstatischen  Zu* 
stand  des  Evangelisten  zurückzuführen  sein,  wenn  man  den 
eigenthümlichen  Charakter  der  johanneischen  Jesusreden  recht  ' 
würdigen  will.  Es  war  eine  durch  den  Einfluss  des  Jtvevfia 
ayiov  besonders  gesteigerte  Geistesthätigkeit,  wie  sie  in  dieser 
Weise  bei  den  synoptischen  Bearbeitungen  der  vorcanonischen 
Grundschrift  gar  nicht  stattfinden  konnte,  ein  solcher  Zu- 
stand der  Inspiration,  kraft  deren  der  Evangelist  mit  Jt6q)(x>xi0' 
fiivoiq  o^d-akfiotg  (Eph.  1,  18)  in  die  geschichtliche  Vergangen- 
heit Jesu  zurückblickte,  ohne  dass  sein  klares  Selbstbewusstsein 


40  Aussercanonische  Paralleltexte  zu  Joh. 

erlosch,  yielmehr  so,  dass  es  zur  höchsten  Potenz  gesteigert  war, 
aber  doch  auch  so,  dass  sich  die  Grenze  zwischen  genauer  ge- 
schichtlicher Erinnerung  an  das  einst  gehorte  Wort  und  der 
schöpferischen  Reproduktion  des  inzwischen  in  einer  Reihe  von 
Jahren  innerlich  verarbeiteten  Jesuswortes  an  manchen  Stellen 
(wie  z.  B.  Joh.  c.  3,  ebenso  c.  14  ff.)  leicht  verwischte,  zumal  da 
dem  Evangelisten  die  geschichtliche  Erinnerung  nicht  als  Selbst- 
zweck, sondern  unter  dem  Gesichtswinkel  des  Lehrzwecks  vor 
Äugen  stand.  Und  dieser  prophetische  Charakter  des  jo- 
hanneischen  Evangeliums  ist  in  der  Nachricht  des  Muratorischen 
Fragments  als  revelatio  markiert  und  hat  dem  Evangelisten 
von  Seiten  des  Theophilus  von  Antiochien  das  Praedikat 
eines  jtvsvfiaroq)6QOQ,  von  Seiten  des  Clemens  AI.  die  Bezeich- 
nung: &'eoq>OQri9'slg  eingetragen,  ausserdem  es  auch  wohl  be- 
wirkt, dass  von  der  ganzen  alten  Kirche  das  johanneische  Evan- 
gelium vorzugsweise  als  Lehrschrift,  ebendeshalb  aber  auch  um 
so  eifriger  und  allseitiger,  verwendet  worden  ist. 

Eine  andere  Tendenz,  einen  anderen  Zweck  dem  johan- 
neischen  Evangelium  zu  vindicieren  als  den  vom  Autor  selbst 
Joh.  20,  31  angegebenen:  ravza  ytfQanxai,  iva  jtiaTevöfire, 
Ott  ^IijCovg  ictlv  6  XQiöTog,  6  tiog  xov  d-eoVf  xäl  iva  Jtiarev' 
opTsg  ^corjv  sxV^^  ^^  '^^  opofiari  avrov  —  wird  niemals  ge- 
lingen. Ja  auch  als  ein  vergebliches  Unternehmen  wird  jeder- 
zeit von  Neuem  der  Versuch  sich  erweisen,  auf  Orund  dieses 
dem  Evangelium  immanenten  Zwecks  eine  symmetrische  Gliederung 
in  der  apostolischen  Evangelienschrift  des  Johannes  herauszufinden. 
Es  ist  in  keinem  Falle  zu  übersehen,  dass  der  Verfasser  zwischen 
Joh.  4,  54  und  Joh.  5,  1,  zwischen  Joh.  5,  47  und  Joh.  6,  1, 
zwischen  Joh.  6,  71  und  Joh.  7,  1,  zwischen  Joh.  10,  21  und  Joh. 
10,  22  in  seiner  geschichtlichen  Darstellung  Lücken  gelassen, 
die  in  der  Ausdehnung  von  Monaten,  von  einem  halben,  bezw. 
einem  ganzen  .Fahre  zu  erkennen  sind.  Wir  haben  es  also  in 
der  Johanneischen  Evangelienschrift,  wenn  wir  ihre  Composition 
dem  wirklichen  Sachverhalt  gemäss  charakterisieren  wollen,  mit 
einer  Anzahl  von  grösseren  und  kleineren  Fragmenten  zu  thun, 
welche  der  Evangelist  unter  dem  Joh.  20,  3 1  markierten  Hauptzweck 
zusammengestellt  hat.  Als  unausgesprochener,  aber  deutlich  er- 
kennbarer Nebenzweck  wirkte  bei  dem  Evangelisten  die  Absicht 
mit,   zur  der  Darstellung  des  Urapostels  Matthäus,   welche  uns 


§  2.  Die  Gomposition  des  evayyskiov  xaxa  ^Iwdwrjv,  41 

in  den  drei  synoptischen  Evangelienbearbeitungen  vorliegt,  eine 
Ergänzung  zu  bieten.  Diese  Absicht  der  Ergänzung  zeigt 
sich  namentlich  in  f&nf  Richtungen:  erstlich  in  einer  viel 
besseren  Charakterisierung  der  Jünger  und  jQngerinnen  Jesu, 
zweitens  in  einer  viel  tieferen  Erfassung  der  Persönlichkeit  Jesu, 
drittens  ebendeshalb  in  einer  ausführlicheren  Wiedergabe  des 
Selbstzeugnisses  Jesu  in  seinen  Beden,  Tiertens  in  der  von  den 
Synoptikern  wenig  berücksichtigten  Darstellung  des  Wirkens 
Jesu  in  Judäa,  und  endlich  fünftens  in  der  pragmatischen 
Erklärung  des  Verwerfungsschicksals,  welches  Jesu  sowohl  in 
Galiläa  als  in  Judäa  zu  Theil  geworden  ist  Was  insbeson- 
dere den  Ergänzungscharakter  der  Reden  Jesu  anlangt,  so 
leuchtet  er  schon  aus  dem  Umstand  hervor,  dass  Johannes  nicht 
ein  einziges  der  synoptischen  Gleichnisse  wiederholt,  wohl  aber 
einige  neue  Gleichnisse  von  ganz  besonders  christologischem 
Werthe  hinzugefügt  hat.  Die  christologische  Selbstaussage 
Jesu  nach  Johannes  ergänzt  in  congenialer  Weise  das  ganz  jo- 
hanneisch  lautende  Herren  wort  aus  dem  Urevangelium  Lc.  10, 
21.  22  =  Mt.  11,  25 — 27.  Die  wichtigen  pragmatischen  Er- 
gänzungen aber,  welche  das  johanneische  Evangelium  darbietet, 
erkennt  man  am  besten,  wenn^man  die  einzelnen  Ergänzungs- 
fragmente skizziert,  aus  denen  das  vierte  Evangelium  zusammen- 
gesetzt ist. 

Erstes  Fragment  Joh.  1,  1 — 18. 

Die  Selbstständigkeit  des  Prologs  gegenüber  dem  Grund- 
stock des  Evangeliums  von  Joh.  1,  19  an  Lst  von  Harnack  in 
der  vorzüglichen  Abhandlung:  „Über  das  Verhältniss  des 
Prologs  des  vierten  Evangeliums  zum  ganzen  Werk" 
(Zeitschr.  f.  Theol.  u.  Kirche  1892.  11,  3)  in  abschliessender 
Weise  nachgewiesen  worden.  Das  ist  nach  der  negativen 
Seite  hin  ein  sehr  wichtiges  Ergebniss.  Die  positive  Lösung 
des  mit  dem  johanneischen  Prolog  gegebenen  Räthsels  liegt 
nun  in  der  Erkenntniss,  dass  der  Abschnitt  Joh.  1,  1 — 18  zu 
dem  johanneischen  Evangelium  dieselbe  Stelle  ein- 
nimmt, wie  der  Abschnitt  Lc.  1,5 — 2,52  zu  dem  Lucas- 
evangelium und  der  Abschnitt  Mt.  1,  1 — 2,  22  zu  dem 
Matthäusevangelium.  Allen  drei  parallelen  Abschnitten 
liegt  die  vorcanonische  hebräische  Quellenschrift  des 


42  Aussercanonische  Paralleltezte  zu  Job. 

Kindbeitsevangeliums  zu  Orunde.  Während  aber  der 
erste  und  der  dritte  Evangelist  den  Inhalt  jener  Quellenschrift 
excerpierend  referiert  haben,  hat  Johannes  denselben  zum 
Objekt  einer  theologischen  Meditation  erhoben,  und 
daraus  ist  der  johanneische  Prolog  entstanden.  Dass  dem 
so  ist,  wird  im  nächsten  Hefte  nachgewiesen  werden,  in  welchem 
zum  ersten  Male  ex  professo  eine  eingehende  Untersuchung 
über  die  Quellen  des  Kindheitseyangeliums  unter  Herbeiziehung 
der  aussercanonischen  Paralleltexte  gef&hrt  werden  wird.  Hierauf 
sei  an  dieser  Stelle  im  Voraus  hingewiesen. 

Zweites  Fragment  Joh.  1,  19—2,  11. 

Eine  unschätzbare  Ergänzung  des  evangelischen  Gesammt- 
bildes  bietet  dieser  Abschnitt,  theils  durch  die  feine  Charakte- 
ristik der  ersten  und  vorzüglichsten  Jünger,  die  Jesus  sich  ge- 
wonnen hat,  theils  durch  pragmatische  Vorbereitung  der  in  der 
Synopse  ganz  unmotiviert  auftretenden  Jüngerberufungen  (Mc. 
1,  16—20  =  Mt.  4,  18—23,  sowie  Mc.  2,  13- 17  =  Mt.  9,  9—13 
=  Lc.5,  27— 32,  vgl.  dazu  Heft  Hl,  830  flF.),  theils  durch  die 
neben  den  synoptischen  Berichten  ganz  neuen  Einblicke  in  die 
Wirksamkeit  des  Täufers  und  besonders  in  denjenigen  Bruch- 
theil  seiner  Jüngerschaft,  welcher  von  dem  Täufer  zu  Jesu 
überging. 

Drittes  Fragment  Joh.  2, 12— 3,  36. 

Auch  hier  ganz  neue  Stoffe:  die  Wirksamkeit  Jesu  in  Judäa, 
die  Persönlichkeit  des  Nicodemus,  das  Verhältniss  der  zu  Ende 
gehenden  Wirksamkeit  des  Täufers  zu  Jesu  und  seinen 
wachsenden  Erfolgen. 

Viertes  Fragment  Joh.  4,  1 — 42. 

Nicht  minder  eine  völlig  neue  Episode:  die  Rückkehr  Jesu 
nach  Qaliläa,  die  Durchreise  durch  Samaria,  das  samaritische 
Weib,  die  erste  Wirksamkeit  Jesu  in  Samaria  —  eine  Vor- 
bereitung auf  die  spätere  Samaritermission.  Vgl  Lc.  10,  Iff.; 
Heft  n,  120;  Heft  Hl,  178. 


§  2.    Die  Gomposition  des  tvayyiXiov  xatä  ^lüidwtiv.  43 

Fünftes  Fragment  Job.  4,  43—54. 

Der  Beginn  der  galiläischen  Wirksamkeit:  Job.  4,  44  cor- 
respondiert  mit  Lc.  4,  24.  Die  wunderbare  Heiltmg  des  dem 
ßaCüUxog  zu  Kapemaum  erkrankten  Sohnes  ist  das  erste  Wun- 
derzeichen am  Anfang  der  nun  beginnenden,  aber  von  Johannes 
nicht  geschilderten,  galiläischen  Wirksamkeit    Vgl.  Job.  4,  54. 

Sechstes  Fragment  Job.  5,  l — 47. 

Eine  ganz  selbstständige  Episode,  ein  Festbesuch  Jesu  zu 
Jerusalem,  welcher  während  seiner  galiläischen  Wirksamkeit 
stattgefunden  haben  muss,  höchstwahrscheinlich  während  der 
Aussendung  der  zwölf  Jünger  (Mc.  6,  7  ff.  =  Lc.  9,  1  ff.)  und 
während  ihrer  missionierenden  Thätigkeit  in  Judäa.  Vgl.  Heft 
II,  119  f.  Dazu  stimmt  die  Nichterwähnung  der  Jünger  in  diesem 
Abschnitt. 

Siebentes  Fragment  Job.  6,  1—65. 

Hier,  wo  wir  unmittelbar  an  den  Schluss  der  galiläischen 
Wirksamkeit  Jesu  versetzt  werden,  begegnen  uns  ii^  der  Perikope 
von  der  wunderbaren  Speisung  Job.  6,  1 — 15  (==  Mc.  6,  35—44 
=  Lc.  9,  12 — 17  =  Mt.  14,  15 — 21)  und  der  sich  anschliessenden 
Perikope  von  der  Nachtfahrt  Job.  6,  16—21  (=  Mc.  6,  45—52 
=  Mt.  14, 22 — 33)  zum  ersten  Male  reine  Parallelabschnitte  zu  den 
synoptischen  Darstellungen,  mithin  ein  orientierender  Coincidenz- 
punkt,  welcher  uns  die  Einreihung  der  johanneischen  Fragmente 
in  die  durch  Mc.  und  Lc.  (der  Hauptsache  nach)  ungetrübt  er- 
haltene synoptische  Pragmatik  ermöglicht,  aber  auch  ganz  deut- 
lich zeigt,  dass  wir  es  im  johanneischen  Evangelium  wirklich 
mit  kleineren  und  grösseren  Ergänzungsfragmenten  zu  thun  haben. 
Auch  an  diesem  Punkte  werden  die  Lücken  der  gerade  hier  in 
pragmatischer  Hinsicht  so  unvollständigen  synoptischen  Relation 
ergänzt  durch  den  Job.  6,  22 — 65  geschilderten  Umschwung  in 
der  Stimmung  der  galiläischen  Bevölkerung,  wodurch  dem  Wirken 
Jesu  in  Kapemaum  und  den  angrenzenden  galiläischen  Städten 
ein  jähes  Ende  bereitet  ward.     Vgl.  Lc.  10,  13 — 15. 


44  AnssercanoniBche  Paralleltexte  zu  Joh. 

Achtes  Fragment  Joh.  6,  66—71. 

Dieses  kleine  Fragment,  welches  zeigt,  dass  der  Abfall  bis 
in  die  Jüngerkreise  hineingriff,  entspricht  der  synoptischen  Dar- 
stellung Mc.  7,  24—9,  29,  welche  Gleichung  an  sich  schon  durch 
die  Parallelen  Joh.  9,  69  =  Mc  8,  29  gewährleistet  wird,  sodass 
wir  also  in  dem  Eragment  Joh.  6,  66—71  eine  kurze  compendiöse 
Überleitung  zu  den  folgenden  Ereignissen  zu  betrachten  haben. 

Neuntes  Fragment  Joh.  7,  1 — 10,  21. 

Hier  bietet  Johannes  wieder  völlig  neue  Stoffe:  den  heimlich 
eingeleiteten  Besuch  Jesu  zu  Jerusalem  während  des  Laubhütten- 
festes und  die  dort  entstandenen  Geisteskämpfe.  Ahnlich  wie 
früher  der  Besuch  des  Joh.  5,  1 — 47  geschilderten  Festes  (des 
Purimfestes)  fallt  dieser  Festbesuch  in  einen  galiläischen  Aufent- 
halt Jesu.  Vgl.  die  Parallelen:  Mc.  9,  30*:  xal  hcsld-tv  e^skd-opzeg 
jtaQBJtoQBVOvxo  ötcL  Ttjg  FaXc Xal ag  =  Joh.  7,  1:  xal  JtSQisJtavei 
6  %aovg  fieza  zavza  kv  zfj  rakiXala,  und  dazu  Mc.  9, 30^: 
ovx  fjd-eXep  Iva  zig  yvm  ==  Joh.  7,  4:  kv  xqvjczA  zi  JcouL 

Zehntes  Fragment  Joh.  10,  22—38. 

Auch  der  Besuch  des  Enkänienfestes  ist  ein  dem  johannei- 
schen  Evangelium  eigenthümlicher  Stoff,  und  auch  hier  schliesst 
die  Erzählung  ganz  fragmentarisch  an  das  Vorausgegangene  an, 
ohne  dass  man  über  die  Zwischenzeit  zwischen  dem  Laubhütten- 
und  Enkänienfeste  das  Geringste  erfahrt.  Sicherlich  aber  war 
Jesus  nach  dem  Laubhüttenfest  in  die  galiläische  Heimath  zum 
letzten  Mal  zurückgekehrt.  Der  letzte  Aufbruch  gen  Jerusalem 
(Joh.  10,  22)  Mit  ohne  Zweifel  zusammen  mit  dem  Reisebericht 
Lc.  9,  51 — 10,  42,  welcher  an  der  Spitze  der  lucanischen  s.  g.  Ein- 
schaltung steht,  wie  denn  Lc.  10, 38—42,  die  Einkehr  in  Bethanien, 
uns  bereits  auf  den  jerusalemischen  Schauplatz  versetzt. 

Elftes  Fragment  Joh.  10,  39—43. 

Diese  compendiöse  Nachricht  Joh.  10,  39—43  geht  mit 
Luc.  11,  1 — 30   parallel.    Durch  Johannes   allein   erfahren   wir. 


§  2.    Die  Compoßition  des  svayyiUov  xaxa  *lü>ttvvrjv,  45 

dass  der  Taufplatz  des  Täufers  am  jeuseitigen  Ufer  des  Jordans 
gelefi^en  gewesen  war.  Durch  die  vorbereitende  Thätigkeit  des 
Täufers  in  Peräa  und  durch  die  dort  noch  lebendige  Erinnerung 
an  ihn  (Joh.  10,  41)  erklärt  Johannes  pragmatisch  die  grossen 
Erfolge  der  Wirksamkeit  Jesu  in  Peräa:  ijtlorB\)aav  xoXXol  hcsl 
elg  avTov  (Joh.  10,  42  vgl.  Lc.  12,  1 :  ijtiovvax^siöcip  fiVQiaöcDv). 
Auch  die  Jünger  erinnern  sich  dort  an  die  frühere  Wirksamkeit 
des  Täufers.    Vgl.  Lc.  11,  1. 

Zwölftes  Fragment  Joh.  11,  1—53. 

Hier  geht  Joh.  11,  1—16  mit  Lc.  13,  31—33  als  Praeludium, 
den  Aufbruch  aus  Peräa  schildernd,  und  Joh.  11,  45 — 53  als  Post- 
ludium^dieVerstockung  der  Volksherrscher  in  Jerusalem  darstellend, 
mit  Lc.  13,  34.  35  parallel.  Dagegen  ist  der  Haupttheil  der  Er- 
zählung Joh.  11,  17 — 44,  die  Auferweckung  des  Lazarus,  das  volle 
Eigenthum  des  vierten  Evangelisten.  Wie  Joh.  6  die  Erisis  in 
Galiläa  pragmatisch  und  psychologisch  erklärt,  so  bildet  Joh.  11 
die  pragmatisch-psychologische  Einleitung  zu  der  Katastrophe  in 
Judäa.  Ähnlich  entspricht  in  der  synoptischen  Relation  dem 
Wehe  über  Kapernaum  (Lc.lO,l5  =  Mt.  11, 23),  als  dem  Centrum 
der  galiläischen  Wirksamkeit,  das  Wehe  über  Jerusalem  (Lc.  13, 
34.  35  =  Mi  23,  37—39),  als  dem  Mittelpunkte  der  Wirksamkeit 
Jesu  in  Judäa,  nur  dass  in  der  synoptischen  Relation  diese  Wehe- 
rufe völlig  unmotiviert  uns  entgegentreten. 

Dreizehntes  Fragment  Joh.  11,  54 — 57. 

Dieses  kleine  Zwischenstück  zeigt  von  Neuem  die  Überlegen- 
heit der  Johanneischen  Darstellung  über  die  synoptische.  Es 
entspricht  dem  letzten  Theile  der  grossen  Einschaltung  bei  Lucas 
(Lc.  14,  Iff.),  welche  in  die  gemeinsame  Relation  aller  drei 
Synoptiker  von  Lc.  18,  15  an  einmündet^  und  lässt  uns  in  der 
Gegend  von  Ephräm  an  der  judäisch-samaritischen  Grenze  die 
Ortlichkeit  erkennen,  von  der  aus  der  letzte  Aufbruch  Jesu 
(Lc.  18,  31  ff.  =  Mc.  10,  32  ff.  =  Mi  20,  17  ff.)  nach  Jericho  und 
von  da  nach  Jerusalem  stattfand.    Vgl.  unten  zu  Joh.  11,  54. 


46  Aussercaaonische  Paralleltexte  zu  Job. 


Vierzehntes  Fragment  Joh.  12,  1 — 50. 

Den  von  den  Synoptikern  geschilderten  Aufbrach  und  die 
Durchreise  durch  Jericho  übei^ehend,  führt  uns  Johannes  mit 
Joh.  12,  1  sofort  nach  Bethania  und  bietet  in  dem  Bericht  über 
das  Gastmahl  daselbst  (Job.  12, 1 — 8)  ähnlich  wie  in  dem  Speisungs- 
bericht (Joh.  6^  1 — 15)  eine  Parallele  zur  synoptischen  Relation, 
damit  zugleich  einen  neuen  orientierenden  Coincidenzpunkt,  indem 
er  hierbei  die  chronologischen  Verhältnisse  klarstellt  und  zeigt, 
dass  das  Oastmahl,  welches  Marcus  und  ihm  folgend  Matthäus 
aus  sachlichen  Gründen  an  die  Spitze  der  Leidensgeschichte  ge- 
stellt hatten  (Mc.  14,  3—9  =  Mt.  26,  6—13),  nicht  zwei  Tage, 
wie  es  nach  Mc.  scheinen  kann,  sondern  bereits  sechs  Tage  vor 
dem  Feste  stattgefunden  hat  und  dem  Einzüge  Jesu  in  Jerusalem 
vorausgegangen  ist.  Im  Anschluss  hieran  bietet  Johannes  wiederum 
völlig  neue  Erzählungs-  und  Redestoffe,  darunter  namentiich  auch 
das  Auftreten  der  "EXXtjvaq  (Joh.  12,  20  ff.). 

Fünfzehntes  Fragment  Joh  13,  1—19,38. 

Dieser  Abschnitt  repraesentiert  das  grösste  in  sich  zusammen- 
hängende Erzählungsstück  der  johanneischen  Relation.  Es  geht 
mit  der  synoptischen  Darstellung  der  Leidensgeschichte  parallel, 
bietet  aber  allenthalben  ergänzende  Lichtblicke  und  auch  nicht 
wenige  vöUig  neue  Stoffe:  die  Fuss wasch ung,  die  Abschiedsreden, 
das  hohepriesterliche  Gebet,  das  Verhör  vor  Hannas,  die  durch 
Johannes  erst  verständliche  Verhandlung  vor  Pilatus,  wichtige, 
nur  bei  Johannes  referierte  Worte  am  Kreuze,  das  Ausfliessen  von 
Wasser  und  Blut  aus  Jesu  Seitenwunde,  die  Persönlichkeit  des 
Nicodemus  bei  dem  Begräbnisse  Jesu  — ,  alles  solche  Stoffe,  die 
es  beweisen,  dass  der  Evangelist  im  Stande  war,  die  synoptische 
Darstellung  in  den  wichtigsten  Punkten  zu  ergänzen  und  zu  ver- 
voUständigen.  Dieser  positiven  Seite  des  Ergänzungscharakters 
entspricht  in  negativer  Hinsicht  die  Weglassung  der  Abendmahls- 
einsetzung, des  Gebetskampfes  in  Gethsemaue,  der  synoptischen 
Kreuzesworte,  von  denen  Johannes  nicht  ein  einziges  erwähnt 
Seine  chronologische  Überlegenheit  zeigt  sich  namentlich  in  der 
von  der  synoptischen  Relation  abweichenden  Datierung  des  abend- 


§  2.   Die  Com  Position  des  e^yyiXi  v  xazä  '/cuavvi/v.  47 

tichen  öelxvov  Joh.  13,  1:  JtQo  r^q  tOQiijg.    Vgl.  Heft  III^  612£F. 
und  unten  zu  Joh.  13, 1. 

Sechszehntes  Fragment  Joh.  20, 1 — 29. 

In  dem  Auferstehungsberichte  zuerst  der  synoptischen  Re- 
lation sich  anschliessend,  bietet  auch  hier  Johannes  völlig  neue 
Erzahlungsstücke,  namentlich  die  der  Maria  Magdalena  (Joh.  20, 
11 — 18)  und  dem  Thomas  (=  Jacobus)  zu  Theil  gewordenen 
Christophanien  (Joh.  20,  24—29). 

Siebenzehntes  Fragment  Joh.  20,  30.  31. 

Dieses  Schlussfragment  correspondiert  in  gewisser  Hinsicht 
mit  dem  Prolog,  constatiert  die  dem  Referenten  noch  zu  Gebote 
stehende  Fülle  anderweiter  £r?äblungsstoffe  und  praecisiert  den 
einfachen  lehrhaften  Hauptzweck  bei  der  aus  der  Fülle  dieses 
Materials  getroffenen  Auswahl. 

Achtzehntes  Fragment  Joh.  21,  1—25. 

Dieser  von  Freunden  und  Schülern  des  Apostels  später  der 
Hauptschrift  hinzugefügte  Nachtrag  bestätigt  zunächst  thatsäch- 
lieh  (Joh.  21,  1 — 23),  dann  aber  auch  expressis  verbis  (Joh.  21, 
24.  25)  das  Vorhandenge  wesensein  noch  weiterer  Erzählungsstoffe, 
welche  an  die  persönliche  Erinnerung  des  Johannes  sich  anschlössen, 
und  gibt  dazu  zugleich  in  Joh.  21,  1 — 14  eine  Richtigstellung  der 
von  dem  dritten  Evangelisten  nach  Lc.  5, 1 — 11  verlegten  Perikope. 
Vgl.  die  Bemerkungen  zu  Joh.  21,  6. 

Wenn  man  trotz  des  durch  und  durch  fragmentarischen 
Charakters  der  johanneischen  Erzählungsstoffe  immer  und  immer 
wieder  nach  einem  symmetrischen  Plan,  der  dem  Ganzen  zu 
Grunde  liegen  solle,  vergeblich  gesucht  hat,  so  liegt  dies  an  dem 
einheitlichen  Reiz  der  sprachlichen  und  sachlichen  Darstellung, 
der  über  das  Ganze  wie  über  jede  Einzelheit  ausgegossen  ist, 
der  aber  Nichts  weiter  als  die  Einheitlichkeit,  Selbstständigkeit 
und  vollkommene  Originalität  des  Verfassers  garantiert. 

Die  Sprache  des  Apostels,  das  griechische  Idiom,  in  welches 
er  seine  Stoffe  kleidete,  ist,  was  die  etymologische  Auswahl  der 
Worte  betrifft,  sorgfältiger  und  feiner  als  das  weniger  gewählte 


4g  Aussercanonische  Paralleliexte  zu  Joh. 

Septuaginta-Oriechisch  in  den  drei  synoptischen  Bearbeitangen 
des  von  dem  anderen  Apostel,  von  Matthäus-Nathanael,  stammen- 
den Yorcanonischen  Evangeliums.  Dagegen  die  syntaktische  Ge- 
staltung der  Sätze  ist  durch  und  durch  hebräisch  gedacht,  sodass 
man  —  wie  Heinrich  Ewald  irgendwo  tre£fend  gesagt  hat  — 
hinter  dem  griechischen  Kleid  allenthalben  den  hebräischen  Leib 
spürt,  ein  Beweis,  dass  der  Verfasser  des  vierten  Evangeliiuns 
von  Haus  aus  ein  Hebräer  gewesen  ist,  der  sich  aber  leicht  in 
den  Gebrauch  der  griechischen  Sprache  eingelebt  hat  (vgl.  dazu 
Heft  in,  822 ff.),  dessen  Schrift  daher  auch  schon  frühzeitig  in 
das  Hebräische  übertragen  worden  ist  (vgl.  Agrapha  S.  42  Anm. 
und  EpipL  XXX,  6). 

Dass  dem  joh anneischen  Evangelium  nicht,  wie  den  synop- 
tischen Evangelien,  Übersetzungen  einer  hebräischen  Grundschrift 
eingebettet  sind,  beweist  die  Art  der  johanneischen  Varianten: 
ihre  im  Vergleich  zu  den  synoptischen  Varianten  ausserordent- 
lich geringe  Zahl,  das  Vorwiegen  grammatischer,  das  Zurück- 
treten etymologischer  Varianten  und  die  Beschränkung 
dieser  verhältnissmässig  wenigen  etymologischen  Varianten  auf 
s.g.  werthlose  Synonyma  und  in  Folge  dessen  das  vollständige 
Fehlen  solcher  Varianten,  bei  denen  das  Zurückgehen  auf  die 
hebräischen  Quellwörter  irgend  ein  tieferes  Interesse  wecken 
würde  (Übersetzungsvarianten). 

Die  folgenden  Paralleltexte  und  dazu  gegebenen  Unter- 
suchungen werden  das  Gesagte  vollauf  bestätigen. 

JedenfaUs  lässt  das  innere  Selbstzeugoiss  des  johanneischen 
Evangeliums  seinen  Verfasser  als  eine  Persönlichkeit 
erkennen  von  so  erhabener  Geistesgrosse,  von  so 
reicher  Fülle  selbstständiger  geschichtlicher  Erin- 
nerungen, von  so  sicherer  Vertrautheit  mit  Allem, 
was  auf  Jesu  Person,  seine  Umgebung  und  seine  Le- 
bensschicksale Bezug  hatte,  von  so  tiefem  Einblick 
und  von  so  völliger  Hingabe  des  Herzens  an  den  ge- 
liebten Meister,  als  man  nur  bei  einem  der  hervor- 
ragendsten Urapostel  voraussetzen  kann. 


Texte  und  UntersuchungeiL 

Joh.  1, 1.  2. 

a.  TatiaD.  Or.  ad  Graec.  c.  5.  p.  5  ed.  Schwartz. 

d-sog  fjv  iv  ciQXfh  '^h^  ^^  ^QXh^  Xoyov  övvafiiv  jtaQSiXfj' 
g>afisv  .  .  .  xal  o  Xoyog,  og  tjp  hv  aixm,  vjtearrjaei^. 

b.  Athenag.  Leg.  c.  10.  p.  1 1, 9  ed.  Schwartz. 

i§  dgx^g  7^Q  o  &a6g  vovg  ätöiog  (op,  bIxsv  avrog  kv  lavr^ 
TOP  Xoyov. 

c.  Ep.  ad  Diogn.  XI,  2.  p.  103,  5. 

olg  ig>aviQcoO€P  6  Xoyog  (pavBig, 

A.  Just.  Apol.  I,  22.  p.  67  E. 

ysysvTfO&at  avxov  ix  d-sov  kiyoßep  Xoyop  d^aov, 

e.  Just  ApoL  I,  21.  p.  66  E. 

tS  öe  xal  TOP  Xoyop,  6  iori  jiqAzop  y^ppfjfia  rov  d^eov, 
apsv  Ijiifii^iag  (paoxBip  r/fiäg  yeysppfjod'ai  *Itfiovp  Xqi- 
orop. 

f.  Just.  Apol.  II,  6.  p.  44  D. 

o  Ö£  vlog  kxslpov,  6  fiopog  XeyofdBPog  xvglcog  vlog,  6  Xoyog 
jiQO  T&p  jioiTjfjtaT(OP  xal  övvcop  xal  yEPPcifispog, 

g.  Just.  Apol.  I,  63.  p.  95  D. 

6  Xoyog  61  rov  d-eov  iorlp  6  vlog  avrov, 

h.  Athenag.  Legat,  c.  10.  p.  11,  2  ed.  Schwartz. 
dXX^  loxip  6  vlog  d^sov  Xoyog  rov  jtaxQog. 

i.  Athenag.  Legat,  c.  10.  p.  11,  6  ed.  Schwartz. 

povg  xal  Xoyog  rov  Jtaxgog  o  vlog  rov  &6ov. 

k.  Celsus  ap.  Orig.  c.  Geis.  II,  31.  Opp.  I,  413. 

^Xoyop  ijtayysXXofiBPOi  [sc.  ol  XQiotcapoi'  vlop  slvai  xov 
^eov* xal  TovTO  JtSQidjttcop  [o  KiXoog]  rm   rov 

Texte  und  UntcrsucUungen  X,  4.  4 


50  Aussercanonische  Paralleltezte  zu  Joh. 

%v6alov  JtQoacixm  Xiyovroq'    „toq   el  ys  o  Xoyog  iörlv 
vfäv  vlog  rov  d-Bov,  xal  ^(islg  Ixawovfisvl 

L   Igt),  ad  Magn.  VIII,  2.  p.  36,  5. 

slg  d^eog  konv  6  q>avEQ<ioag  tavtov  dia  'Itjöov  Xqiötov 
rov  vlov  ctvTOv,  og  koxtv  avrov  koyog. 

m.  Just.  Apol.  I,  23.  p.  68  C. 

xoi  ^IrjCovg  XQcCrog  fiovog  Ulog  vlog  rm  d-e^  Ysyiwijzai, 
koyog  a4rw  iüt&QXiDV  xoth  XQ(Br6toxog  xäl-  Öwafitg. 

n.  Just.  Apol.  I,  46.  p.  83  C, 

TOP  Xqioxov  JtQtDTOTÖxov  Tov  &60V  elvai  iöiöax^fj/iBV  xal 
XQ06fii]vvaa(i€P  Xoyov  opta, 

o.  Melito.  Apol.  pro  relig.  Christiana.  Chron.  Pasch,  p.  483  ed. 
Dindorf. 
rov  XgiOTov  avrov  optog  d-sov  Xoyov  xqo  alcivmp  ii$iikv 
d-QtjOxtvtaL 

p.  Apoc.  19,  13^ 

xal  xixXrjrai  xo  opofia  avxov  6  Xoyog  rov  &€ov. 

q.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c  61.  p.  284  C. 

liaQTVQrjOu  di  (lot  6  Xoyog  rfjg  aog>lag,  avrog  mv  ovroc 
0  &e6g  äyto  tov  jtargog  tcip  oX(op  yBPPTjB-Elg. 

r.  Just.  Apol.  I,  63.  p.  96  C. 

og  Xoyog  xal  JtQororoxog  äp  d-sov  xal  O-eog  vjtagx^t, 

8.  Das  zweite  koptisch-gnostische  Werk  ed.   Schmidt  (T.  u.  U. 
VIII).  S.  545. 
ovTog  iörtp  xbqX  ov  ^laydpvrjg  ehtsp'  iv  ciQXV  V^  ^  ^^' 
yog,  xa\  6  Xoyog  f}P  JtQog  xop  O-soPy  xai  {heog  tjp  6 
Xoyog. 

t.  Tbeophil.  ad  Autol.  II,  22.  p.  118. 

od^BP  öiöaOxovoip  Tjfiäg  al  dyiai  ygafpal  xal  jcaPXBg  JtPBviia- 
xoq>OQoi,  B§  wp  '^oappTjg  XiyBi'  Ip  olqxv  W  ^  Xoyog^  xai 
o  Xoyog  tp  jtgog  xop  O^bop, 

u.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.  62.  p.  285  D. 

övpfjp  rq5  JcaxQi,  xal  rovxcp  o  Jtaxyg  JigocofiiXel. 

V.  Ign.  ad  Magn.  VI,  1.  p.  34,  2. 

og  JtQo  al(DPa)p  jcaga  jtaxQi  rjp. 


l'exte  und  Dnterauchtingen  zn  Joh.  1, 1.  2.  3.  51 

w.  Joh.  1,  1.  2. 

ii^  aQxfj  Jy*'  o  /loyo^,  xai  6  Xoyog  fjv  XQoq  top^eov, 
xal   d-eoq   71 V    6   Zoyog'  oirog  i]p    iv   aQxy    :JtQ6q   rov 

d-BOP, 

Da  für  sammtliche  der  Torsteheiid  citierteu  Autoren  (mit 
aUeiniger  Ausnahme  von  Melito  und  Athenagoras)  der  Ge- 
brauch des  Johanneischen  Evangeliums,  auch  abgesehen  vom 
Prologe,  nachgewiesen  werden  «kann,  so  ist  es  klar,  dass  bei 
denselben  auch  die  Erwähnung  des  Xoyoq  auf  Johannes  zurück- 
geht. Wegen  Justins,  welcher  das  johanneische  Evangelium 
unter  die  dxofipijfiovevfiaza  x&v  djtoozoXcov  rechnete,  vgl.  man 
die  Bemerkungen  zu  Joh.  6,  69.  Bezüglich  Tatians  steht  es, 
wie  oben  bemerkt,  ohnehin  fest,  dass  er  in  seinem  Diatessaron 
das  Johanneische  Evangelium  in  ausgiebigster  Weise  benutzte. 
Wenn  Schmidts  Yermuthung  richtig  ist,  dass  das  zweite  kop- 
tiseh-gnostische  Werk  um  160  geschriebeu  ist,  so  fallt  die  darin 
entbalteae  erstmalige  namentliche  Qitation  des  Johannes  mit  dem 
Diatessaron  zusammen.  Um  180  folgt  die  zweite  namentliche 
üitation  des  Johannes  durch  Theophilus,  bevor  einer  der 
drei  Synoptiker  eines  namentlichen  Gitates  in  der  patristiscfaen 
Literatur  gewürdigt  wurde. 

Joh.  1,  3. 

a.  Just.  ApoL  n,  6.  p.  44E. 

rfjp  aQx^v  öl*  avrov  jcavxa  axtios  xal  hcoOfiTjoe, 

b.  Theophil,  ad  Autol.  II,  22.  p.  118. 

o  de  Xoyog  avrov ^  6i*  ov  ra  Ttavra  Jtejtoirjxet^ ,   dwa- 
fiiq  wv, 

c   Hom.  Clem.  VI,  14.  p.  77,  31. 

1]  JtQO/ii^&eia,  v(p   r/^  rä  jcavra  kyBvexo. 

d.  Athenag.  Legat,  c.  10.  p.  11,  3  ed.  Schwartz. 

JtQoq  avTOv  yag  xdi  6l    avrov  navra  hfipBro, 

e.  Clem.  AI.  Paed.  III,  5,  33.  p.  273. 

Jtavxaxov  de  xov  XoyoVy  og  ioxi  Jtavxaxov,  xal  iyivexo 
avBv  avxov  ovöe  iv. 

f.  Ephraem  Syr.  Ev.  concord.  expos.  ed.  Mosinger  p.  5. 

et  sine  ipso  factum  est  nihil. 

4* 


52  Aussercanonische  Paralleltexte  zu  Joh. 

g.  Hippol.  Ref.  Haer.  V,  8.  p.  150  ed.  Doncker. 

jtavra  yaQ,  ^fjol,  öi*  avrov  iyivexo,  xal  x^Q^^  ^^' 
Tov  kyivBxo  ov6l  %v, 

h.  Tatian.  Or.  ad  Graec.  19.  p.  22. 

xavxa  v:x    avxoVy  xal  X^Q^^  avxov  yiyovw  oiSk  %v. 

i.  Das  zweite  koptisch-guostische  Werk  ed.   Schmidt  (T.  u,  U. 
VIU).  S.545. 

6i    avxov  navxa  lyipsxo,  xal  X^P'5  avxov  lyeraxo 
ovöh  iv. 

k.  Joh.  1,  3. 

jtavxa  6t    avxov  iyevexo,  xal  x<^qI($  avxov  iyevexo 
ovöh  %Vj  6  yiyovBV. 

Dass  auch  Joh.  1,  3  in  obiger  Parallele  bei  Justin  zu 
Grunde  liegt,  zeigt  das  vorangestellte  xiiv  dgxfjv,  welches  an 
Joh.  1,  1.  2  sich  anschliessi.  Ebenso  wenig  ist  der  johanneische 
Ursprung  der  Citate  des  Theophilus,  Athenagoras  und 
Tatian  zu  bezweifeln.  Des  letzteren  Lesart:  vjc  avxov  be- 
weist, dass  auch  in  den  clementinischen  Homilien  in  den 
Worten:  vq)*  ?]g  xa  jtavxa  iytpsxo  —  Joh.  1,  3  zu  Grunde 
liegt  und  dass  die  Lesart  t;^'  avxov  handschriftlich  yerbreitet 
war.  Diese  ältesten  Citate,  auch  dasjenige  aus  Cod.  Bruce, 
bissen  es  erkennen,  dass  der  Zusatz:  o  ytyovev  —  in  frühester 
Zeit  nicht  zu  Joh.  1,  3,  sondern  zum  Folgenden  gezogen  wurde. 
Vgl.  die  Paralleltexte  und  Erläuterungen  zu  Joh.  1,  4.  Die  Va- 
riante avev  (statt  x^Q^^)  ^^^  Clemens  AI.  kommt  allein  auf 
dessen  Rechnung.  Cod.  D  hat  folgende  Satzabtheilung:  Jtavxa 
öl  avxov  lyivBXO  xal  x^Qh  avxov  iyevexo  ovötV  o  yiyovBV 
Iv  avxqj  ^o}?}  icxir, 

Joh,  1, 4». 

a.  Exe.  Theod.  §  19.  ap.  Clem.  AI.  p.  973. 

o  yiyovBv  Iv  avrm,  ^a>f)  ioxiv. 

b.  Lren.  I,  8,  5.    (Valentiniani). 

dXXa  o  yiyovBV  Iv  avxS»,  tpifil^  ^coi]  loxiv, 

c.  Clem.  AI.  Paed.  I,  6,  27.  p.  114. 

o  yaQ  yeyovev  iv  avxcö,  Ccö^J  ioxtv. 


Texte  und  üntersQchongen  za  Joh.  1,  3.  4.  53 

d.  Hippol.  Refut.  Haer.  V,  8.  p.  150.  (Naasseni). 

o  dh  ytyopev  iv  ai5rc3,  ^oorj  loriv, 

e.  Ephraem  Syr.  Ev.  concord.  expos.  ed.  Mösinger  p.  5. 

Quodcunque  factum  est,  per  ipsum  vita  erat. 

f.  Iren.  III,  11,1. 

Quod  factum  est,  in  ipso  vita  erat. 

g.  Epiph.  Ancor.  c.  69.  p.  74  A. 

ofioiop  x€p  eljtetp'  o  yeyovav  Iv  avzqj^  gcö/}  //*'. 
h.  Exe.  Theod.  §  6.  ap.  Clem.  AI.  p.  968. 

o  yijovBV  iv  avrfu,  tc5  ^oyco,  C(»fi  ///^  /}  ov^vyog. 
i.   Syr.  Cur.  Joh.  1,  3^  4* 

o  6h  yiyoPBP,  ip  avvS  ^to/]  kczip» 

k.  Das  zweite  koptisch-gnostische  Werk  ed.  Schmidt  (T.  u.  ü. 
VIÜ).  S.  545. 

xcd  6  yiyoPBP  Ip  avxcpy  ^cori  loxip. 

Für  die  Lesart,  wouach  o  yiyoPBP  zu  Joh.  1,  4  gezogen  wird, 
fährt  Tischendorf  ausser  den  Codd.  Alex.,  Ephr.,  Cantabr., 
Paris.,  Mosqu.,  Vercell.,  Veron.,  Palat  Vindob.,  Brix.,  Corbej.^, 
Monac.  u.  a.  folgende  Zeugen  an:  die  Naassener  bei  Hippo- 
lyt,  die  Peraten  ebenda,  die  Valentinianer  bei  Irenaeus,  He- 
racleon,  Theodotus,  Clemens  AI.,  Cyrillus  AI.,  Euse- 
bius,  Uilarius,  Ambrosius,  Augustinus,  Tatianus, 
Theophilus,  Irenaeus,  Cyrillus  von  Jerusalem,  Athana- 
sius,  Tertullianus.  Dazu  kommen  als  weitere,  von  Tischen- 
dorf nicht  notierte  Zeugen  vor  allen  Dingen  der  Syr.  Cur. 
nach  Baethgen,  dessen  Lesart:  o  Sk  yiyoPBV  mit  dem  latei- 
nischen Cod.  Veron.:  quod  autem  factum  est  —  sich  deckt, 
ferner  Epiphanius  und  Ephraem  Syr.  nach  Mösinger,  sowie 
endlich  auch  ftir  das  von  Schmidt  herausgegebene  koptisch- 
gnostische  Werk  der  Cod.  Bruce,  dessen  Inhalt  aus  d.  J.  160 
stammen  dürfte.  Die  canonische  Versabtheilung  ist  bekanntlich 
viel  späteren  Ursprungs.  Dabei  sind  in  den  älteren  Zeugen 
zwei  Richtungen  zu  unterscheiden,  die  eine,  in  welcher  das  hp 
avrS  zu  o  yeyopsp,  die  andere,  in  welcher  es  zu  Cgj/j  Iötip 
gezogen  worden  ist. 


54  AussercanoniBche  Paralleltext«  zu  Job. 

Joh.  1,  4"». 

a  Exe.  Theod.  §  13.  i^.  Clem.  AI.  p.  971. 

ovTog  eOTLV  .  .  .  .  ro    tpAq   tAv   dvd-QcoJtcoVt    xijq   ix- 
xlfjolag  öfjXovoTC. 

b.  Joh.  1,  4^ 

xal  71  Cjcofi  7jv  TO  q)cig  x&v  äi^i^QcoJccov. 

Zu  der  johanneischen  Parallele  aus  den  Excerptis  Theo* 
doti  ist  hier  noch  als  aus  johanneischem  Einfluss  stammend 
bei  Celsus  zu  notieren:  m  go<5c  xal  aX'^d'Sia.  Orig.  a  Cel&  U,  49l 

Joh.  1,  5. 

a.  Ephraem  Syr.  Ev.  concord.  expos.  ed.  Mosinger  p.  5. 

Et  haec  lux  in   tenebris  lucebat,   et   tenebrae  eam 
non  viceruni 

b   Tatian.  Or.  c.  Graec.  c.  13.  p.  60. 

xai  rovxo  eoxiv  aga  ro  elQTjfiivov  rj  cxoxla  xo  tpAq  ov 
xaxaXafißaPEi, 

c.  Clem.  AL  Paed.  I,  6,  28.  p.  115. 

xal  x6  oxoxog  avxov  ov  xaxaXaußavBu 

d.  Clem.  AI.  Paed.  II,  9,  79.  p.  218. 

xal  ^  Cxoxla  avxov  ov  xaxalafißavsi. 

e.  Clem.  AI.  Paed.  II,  10,  99.  p.  229. 

xal  fj  oxoxia^  (prjOlVy  avxo  ov  xaxaXafißavu, 

l   Exe  Theod.  §  8.  ap.  Qem.  AL  p.  969. 
xal  t]  öxoxla  avxov  ov  xaxsXaßtv, 

g.  Joh.  1,  5. 

xal    xo    (poiq    kv   r^   oxoxla   (palvBty   xal   r^   oxoxia 
avxo  ov  xaxiXaßav. 

Das  Praesens  xaxaXa/jßavu  ist  bei  Clemens  AL  durch  die 
sich  gleichbleibende  dreimalige  Wiederholung  sowie  durch  das 
Zusammentreffen  mit  Tatian  als  gute  vorcanonische  Lesart  be- 
glaubigt. Das  zweimalige  auf  einer  Construktion  ad  sensum 
beruhende   avxov  bei   Clemens  AL   ist  auch   durch  die  Ex- 


Texte  und  UnterauchuBgen  va  Joh.  1,  4.  5.  9.  55 

cerpta  Theodoti  vertreten,  sowie  durch  die  Codd.  H^  13  u.  a. 
und  die  Italae-Codd.  e  q.  Die  Obersetzungsvariante  des  syrisohen 
Textes  yiceront,  welche  Mösinger  bei  Ephraem  auf  pag.  5.  6 
dreimal  bietet,  f&brt  Zahn  auf  nsniM  zurück,  welches  auch 
xccriXaßtv  bedeute.    Vgl.  Zahn,  Forschungen  I,  114. 

Joh.  1, 9. 

a.  Testam.  XII  patr«  Levi  c.  14. 

To  g>cog  tov  xoofdov  rb  öoß'hp  Lv  vfilp  elg  q>mxiaitbv 
jtapzbq  dvd'Qcijtov, 

b.  Testam.  XII  patr.  Benj.  all. 

xal  avaCxriöBräi  hx  rov  oxdQftarog  ^ov  kp  varigoiq  xaiQoU; 
ayojtrjroq  xvQiov,  axovcov  Tf}P  qxop^  avrov,  ypmOiP  xcu- 
vffv  q>a)Tl^(DV  jtapra  ra  t&pi],  q)wg  ypcioecog, 

c.  The  Rest  of  the  Words  of  Baruch  IX,  3.  p.  62  ed.  Harris. 

TO  <p<5g  rö  djiTjO^iPOP  rb  q^oorlC^ov  fis. 

d .  Basilides  ap.  Hippol.  Ref.  Haer.  VII,  22. 

jfop  iQxbiiBpop  alg  xbp  xoOfiop. 

e.  Naasseni  ap.  Hippol.  Ref.  Haer.  V,  9. 

el  öi  Tig,  q>7jölPj  iarl  Tvg>Xbg  ix  yePBTfjg  xal  fitj  re&Bafii- 
pog  q>&g  xb  dkfj^iPOPy  o  qxoxlC^Bi  Jtdpxa  dpd-Qcojtop 
iQXbfiBPOP  alg  xbp  xoüfioPy  öi   7]fia)P  dvaßXtrpdxG). 

f.  Just.  Dial.  c.  Trjpb.  c.  17.  p.  235  C. 

xov  fiopov  dficoiiQv  xal  öixaiov  g)mxbg  xolg  dpB-Qmjtoig 
Jtefiffd-ipxog  jtaQa  xov  9'sov, 

g.  Tatian.  Or.  c.  Graecos  c.  13.  p.  14. 

Xoyog  fiip  loxc  xb  d^eov  (pcig. 

h.  Joh.  1,  9, 

TIP  (Syr.  Cur.,  Palat.  Vind.:  toxi  61)  xb  q>aig  xb  dXf]d^ip6p, 
o  (pmxl^Bi  3tapxa  apd^QOJtop  igxofiBPOP  Big  xop 
xoafiop. 

Hier  tritt  uns  zum  ersten  Male  der  Einfiuss  entgegen,  den 
das  Johanneische  Evangelium  auch  auf  die  Testamenta  XII 
patr.  ausgeübt  hat.  Denn  nicht  nur  die  Parallele  aus  dem 
Testamentum    Levi,    sondern    auch    die    Anspielung    in    dem 


56  Aussercanonische  Paralleltexte  za  Joh. 

Testamentum  Benjamin  setzen  Joh.  1,  9  voraus,  obwohl  an 
letzterer  Stelle  Lc.  2,  32  mit  hereinspielt.  Aber  auch  „der 
Rest  der  Worte  des  Baruch*',  welcher  mit  Anlehnung  an 
die  jüdische  „Apokalypse  des  Baruch*^  von  einem  Juden- 
christen i.  J.  136  verfasst  worden  ist,  lasst  deutlich  die  Einwirkung 
des  Johanneischen  Evangeliums  erkennen.  Da  nun  auch  die 
Testamenta  XII  patr.  aus  dem  Schosse  des  Judenchristen- 
thums  entstanden  sind  (vgl.  Ritschi.  Altkatholische  Kirche 
S.  172  ff.),  so  haben  wir  hier  zwei  Zeugnisse,  welche  die  oben 
mitgetheilte  Angabe  des  £piphanius  bestätigen,  dass  das  jo- 
hanneische  Evangelium  auch  bei  einer  ebionitischen  Richtung 
im  Gebrauch  gewesen  sei.  Dabei  ist  zu  beachten,  wie  frühzeitig 
der  literarische  Einfiuss  des  johanneischen  Evangeliums  in  den 
judenchristlichen  Schriften  (Teatam.  XII  patr.  90 — 130,  The 
Rest  of  the  Words  of  Baruch  136)  sich  geltend  gemacht 
hat  Auf  der  anderen  Seite  stehen  die  Gnostiker,  unter  ihnen 
Basilides  um  130.  Auch  Justin  und  Tatian  treten  herzu, 
letzterer  mit  der  Lesart  ean,  welche  Lesart  auch  im  Syrer  Cu- 
retons vertreten  ist  —  von  Tischendorf  noch  nicht  angemerkt. 
Der  Valentinianer  Theodotus  endlich citiert  in  den  Exe.  Theod. 
§  41.  ap.  Clem.  AI.  p.  979  mit  der  Formel:  :fteQl  ov  6  axoöxo- 
Xoq  Xiyei  —  dieses  johanneische  Logion  mit  zweifellos  an- 
erkannter apostolischer  Autorität. 

Job.  1, 11. 

a.  Celsus  ap.  Orig.  c.  Geis.  IV,  7.  Opp.  I,  506. 

tva  ol  fiev  jcagaösgafiepoi  avrijv  [sc.  xrjv  ocorrjQiav]  xQ^Orol 
yevofispoi  öwd-diöiv,  ol  de  ^/y  JcaQaöe^afievoiy  djcodstxO^ivreg 
jtovriQol  xoXaöd^cioiv. 

b.  Clem.  AI.  Strom.  VII,  13,  83.  p.  882. 

slq  ra  löia,  q)rjolp,  i^kd-ev  6  xiog  rov  O^eov,  xäi  ol  Idioi 
avxov  ovx  iöi^avxo. 

c  Joh.  1,  11. 

slq  xa  löia  rjXd-BV^  xdi  ol  löiot  avxov  ov  jtagiXaßov. 

d.  Aphraates  ed.  Bert  p.  9. 

Wie  geschrieben  steht:  Er  kam  in  sein  Eigenthum,  und 
sein  Eigenthum  nahm  ihn  nicht  auf. 


Texte  und  Untennchungen  zq  Joh.  1,11.1 2.  13.  57 

Auch  zum  johanneischen  Eyangelium  finden  sich  Varianten, 
welche  als  Übersetzungsvarianten  einen  hebräischen  Urtextes 
analysiert  werden  könnten.  So  hier:  xagaSixBod-ai  (Gels.)  =  di- 
X^cd-ai  (Clem.  AI.)  =  xagaXafißavsip  (Joh.)  =  bap.  Aber  erstlich 
ist  die  Zahl  derartiger  Varianten  beim  vierten  Evangelium  im 
Vergleich  zu  den  synoptischen  Varianten  eine  sehr  beschränkte; 
sodann  findet  sich  im  johanneischen  Evangelium  diese  Erschei- 
nung nur  bei  ganz  geläufigen  und  durch  den  Gebrauch  ab- 
gegriffenen AusdrQcken;  endlich  spielt  an  nicht  wenigen  Stellen 
der  synoptische  Evangelientypus  herein.  So  hier,  wo  das  Logion 
Mt  10,40:  o  öexofisvoq  vfiäg  ifih  öixsrai  xrX.  anklingt,  dessen 

Johanneische  Fassung  Joh.  13,  20:  6  Xafißavmr  iav  riva  xsfitpa), 
ifih  Xapißapsi  zu  finden  ist. 

Joh.  1, 12. 

a.  Tert.  de  oratione  c.  2. 

Scriptum  est:  qui  in  eum  crediderint,  dedit  eis  potestatem, 
ut  filii  dei  vocentur. 

b.  Joh.  1,  12. 

ocoi  6h  iXaßov  avrov,  l^ö(oxcv  avrolg  igovalav  rixva  d-Bov 
y^vicd-at,  roTg  xiozfvovciv  elg  zo  opafia  avrov. 

Das  abweichende  Citat  Tertullians  beruht  wohl  auf  einigen 
Gedächtnissfehlern  und  auf  einer  Vermischung  mit  1.  Joh.  3,  1: 
tva  rixva  ß^eov  xXfjO-cöfiev.  Vgl.  einen  verwandten  Fall  bei 
Aphraates  und  Justin  zu  Lc.  12,  36. 

Joh.  1, 13. 

a.  Iren.  III,  16,  2. 

non  enim  ex  voluntate  caruis    neque    ex   voluntate 
viri,  sed  ex  voluntate  dei  verbum  caro  factum  est. 

b.  Iren.  III,  19,  2. 

non   ex   voluntate   carnis    neque   ex   voluntate    viri 
natus  est  filius  hominis. 

c  TertuU.  de  came  Christi  c.  19. 

non  ex    sanguine  nee   ex  voluntate   carnis    nee   ex 
voluntate  viri,  sed  ex  deo  natus  est. 


58  Aussereanoniache  Paralleliezte  zu  Joh. 

d.  Tertull.  de  carne  Christi  c.  24. 

non  ex  sanguine  neque  ex  carnis  et  yiri  voluntate, 
sed  ex  deo  uatus  est. 

e.  Just  Apol.  I,  32.  p.  74  B. 

ovx  i^  dvd'Qwjtdov  OJt^Qfiarog,  aXX*  hc  &6iag  dvvafiscoq. 

f.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.   54.  p.  274  A. 

ovx  i^  dv&QcoJtoh  OJc^Qiiarog,  äkZ* .  ixxyg  xov  ß-eov 
övvafibcog.  ^ 

g.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.  70.  p.  301 A. 

To  yaQ  dg  vlov  dvd'Qcixov  shrelPy  tpaiPOßBvov  piiv  xtA 
y^PQfievov  avd-QWJtov  fi7]vv£i,  ovx  ig  dvd^Qcojtlvov  de  oxiQ^ 
fiarog  vjcaQxovta  dtiXoL  -— 

h.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.  61.  p.  284  B. 

kx  xov  ajto  xov  jcaxQog  ^sXfjcsi  Ysyevfjc&aL 

i.  Just  Dial.  c.  Tryph.  c.  76.  p.  301 C. 

oxi  alfia  fiBv  sxsip  avxov  jtQoefiipwev,  dXX^  ovx  Ig 
dvd-Qmjtcop,  ov  XQOJtov  x6  x^g  dfutikov  alfia  ovx  av- 
^•QG)Jtog  kyivvrioev  dXZ*  6  ^sog. 

k.  Just  Dial.  c,  Tryph.  c.  63.  p.  286  D. 

(Dg   xov  aifiaxog  avxov  ovx  i§  dv&Q<ox€lov  ojcBQuaxog 

yeysvTjfiivov,  dXX'  ix  &sXi^fiaxog  ß-sov, 

1.  Just  Dial.  Apol.  I,  22.  p.  67  E. 

lölcoc  JtaQa  xf}v  xoivijy  yivsoiv  ysysp^o&ai  avxbv  kx 
ß-eov  Xiyofisv  Xoyov  l^eov, 

m.  Epiph.  Haer.  LXVI,  42.  p.  654  D. 

ot  ovx  ig  aifiaxog  ovöe  ix  oaQxog,  dXX^  ix  d-eov 
iyBVV7jd"i]Cav^ 

u.  Joh.  1,  13. 

oX  ovx  ig  al/idxcov  [Syr.  Cur.:  aifiaxog]  ovöe  ixd^eX^- 
(iaxog  OüQxog  ovöh  ix  {heX^fiaxog  dvÖQog,  dXX*  ix 
d'€ov  iyevprjd^Tjaav. 

Der  Yorcanonische  Text  zu  Joh.  1,  13  lautete,  wie  aus  der 
Übereinstimmung  von  Justin,  Irenaeus,  Tertullian,  Am- 
brosius^  Augustinus,  Ps.-Athanasius,  ferner  auch  nach 
dem  Zeugniss  des  altlateinischen  Cod.  Yeronensis,  wahrschein- 
lich  auch  nach  der  ursprünglichen  Lesart  des  Cod.  Cantabri- 


Texte  und  Unteraachungen  zu  Joh.  1, 13.  59 

giensis  (vgL  Zahn,  Geschichte  des  Kanons  I,  2t  S.  519  Anm.  1.) 
sich  ergiebt,  nicht  oi  —  iyevvi^d^oav,  wie  alle  griechischen 
Codices  jetzt  lesen,  sondern  (im  christologischen  Sinne):  og  — 
iysvpTjd-i].  Bei  Irenaeus  vergleiche  man  noch:  non  ex  volnn- 
täte  viri  erat,  qoi  nascebatur  (Iren.  III,  21,  5).  Auch  eine  Notiz 
über  Simon  Magus  bei  Hippolyt  (Ref.  Uaer.  VI,  9)  weist  auf 
dieselbe  Voraussetzung.  Damach  soll  Simon  Magus  gelehrt 
haben:  olxTjxi^QLOir  6e  Xiyei  ehai  tov  avß-QWJtop  xbv  i§ 
alfiaxcov  yeyBVvriiiivoVj  xaX  xatoixelv  iv  avxco  rrjv  ojti- 
gavxov  övpafiiVy  ijv  Qi^av  elvai  xmv  oXmv  tprfiiv^  Dazu  kommt 
noch  der  Text  in  den  manichäisohen  Actis  Archelai  c.  5: 
xal  fif]  xov  piovoyevfi  xov  ix  x<5v  xoXjtwv  xov  jraxQog  xaxa- 
ßavxa,  MccQiag  xivoa  yvvaixoq  tXsyov  elvai  vloi^,  i§  aipiaxog 
xäi  oagxog  xal  X7jg  aXXrjg  Svoofäiag  x&v  yvvaixmv  ysyerrfid^ai. 
Neben  einer  ausdrücklichen  Bezugnahme  auf  Joh.  1,  18,  und  zwar 
nach  einem  vorcanonischen  Texte,  findet  sich  hier  eine  christo- 
logische  Aussage  auf  Grund  Ton  Job.  1,  13,  welche  ebenfalls 
jenen  vorcanonischen  Text:  og  —  iysvvTjß^  voraussetzt  Dabei 
tritt  die  Variante  aüfiaxog  (anstatt  des  canonischen  alfidxcop)  auf, 
welche  Variante  aifiaxog  nach  Tischend orf  bei  Tertullian, 
Hilarius,  Augustin,  Eusebius,  Epiphanius  und  zwei 
Itala-Godices,  also  zum  Theil  in  sehr  alten  Zeugen,  zu  con- 
statieren  ist,  während  Tischendorf  Justin  und  den  Syr.  Cur. 
nicht  erwähnt.  Es  ist  hiermit  zugleich  evident,  dass  Justin 
wirklich  das  johanneische  Evangelium  vor  Augen  gehabt  hat, 
wenn  er  im  Dial.  c.  Tr.  aifiaxog  gebraucht  unter  gleichzeitigen 
deutlichen  —  auch  sonst  in  seinen  Schriften  öfter  wiederkehren- 
den —  Anklängen  an  Joh.  1, 13,  welches  er  ebenfalls  im  christo- 
logischen Sinne  mit  der  Lesart:  og  —  kyevpfjih]  vorgefunden 
haben  muss.  Man  wird  sich  also  davon  überzeugen  müssen, 
dass  dies  der  ursprungliche  und  richtige  Text  von  Joh.  1,  13 
gewesen  ist.  Dieser  Text  entspricht  auch  vollkommen  dem 
Zusammenhang,  sofern  allein  bei  dieser  Lesart  die  nachfolgende 
christologische  Aussage:  xat  6  Xoyog  öapg  iyivBxo  —  vorbereitet 
wird.  Dass  dieser  Text  auch  dem  vorcanonischen  Kindheits- 
evangelium, der  Voraussetzung  des  johanneischen  Prologs,  ent- 
spricht (man  vgl.  namentlich,  ovös  ix  d^eXrjfiaxog  avÖQog  Joh.  1, 13 
mit  ijtel  avÖQa  oi  yivcioxo)  Lc.  1,  34),  darüber  wird  im  nächsten 
Hefte  zu  Lc.  1^  34  das  Erforderliche  erläutert  werden. 


6Q  Aassercanonische  Paralleltexte  zu  Joh. 

Zum  Schlüsse  sei  noch  erwähnt,  dass  auch  der  griechische 
Text  der  Apologie  des  Aristides  eine  Anspielung  anJoh.  1, 13 
im  christologischen  Sinne  enthält.  Vgl.  c.  15  (p.  HO  ed.  Harris 
und  Robinson):  xal  ix  xaQd^evov  äytaq  ysvvfjd'Blc  döJtoQwg  t€ 
xal  ag)9-6Q(Dg  oägxa  äpiZaße,  Allerdings  bietet  der  syrische 
und  armenische  Text  gerade  zu  dem  aojtoQwq  rs  xal  ag>d^6Q(og 
kein  Aequivalent;  da  aber  an  der  Bezugnahme  auf  Joh.  1,  14 
nach  sämmtlichen  drei  Texten  an  der  bezeichneten  Stelle  nicht 
zu  zweifeln  ist  (vgl.  das  Folgende),  so  mochte  man  genei^ 
sein,  auch  das  döJcoQcog  re  xal  dg)d-6Qwc^  eine  jedenfalls  sehr 
feine  Bezugnahme  auf  Joh.  1,  13,  als  echt  und  ursprünglich  an- 
zuerkennen. 

Joh.  1, 14\ 

a.  Barn.  V,  10.  11.  p.  22,  11.  14. 

7jXd-6v  iv  oagxl  ,  .  ,  .  elg  xovro  iv  oagxl  f]X&ev. 

b.  Just,  de  resurr,  fragm.  1.  p.  588  C. 

vlog  6  Xoyog  T/Xß-sv  slg  yjfiäg  adgxa  (poQtoag. 

c.  Ep.  ad  Diogn.XI,  2.  3.  p.  163,  5.  8. 

olg  ifpavsQwoev  6  Xoyog  (pavBig  .  .  .  .  ot;  x^(>ei' d^^oreiilc 
Xoyov,  iva  xoCficp  g)avf]. 

d.  Barn.  V,  6.  p.  22,  2. 

OTi  kv  aagxl  eöei  avrov  q)aveQa)d-r]vai. 

e.  Barn.  VI,  7.  p.  26,  10. 

ip  oagxl  ovp  avrov  fiiXXovzog  (pavegovöd^ai. 

f.  Barn.  VI,  9.  p.  26,  18. 

ekmoaxB,  ^tjciv,  im  xov  kv  oagxl  iiiXXovra  q>av€govo&ai 
vfilp  ^lf]Oovv. 

g.  Barn.  VI,  14.  p.  28,  18. 

oTi  avTog  kv  Oagxl  sfieXXev  g)avsgovo^ai  xal  iv  tjfilv  xat- 
oixetv, 

h.  Just.  Dial.  c  Tryph.  c.  48.  p.  267  C. 

d-sog  <DV ysvvTj&fjvat  avd-g(ojtog  6fioioxad'f]g  f)fdv, 

odgxa  axatv. 


Texte  und  Uotersuchungen  zu  Joh.  1, 14.  Ot 

i  Just  ApoL  If  32.  p.  74  B. 

6  vlog  6  Xoyog  iotip'  og  xlva  xqoxov  oaQxojfOit^&tlq 
apd-QCOJtog  yiyovBP,  kv  rolg  l^iig  iQovfikv. 

k.  Just.  Apol.  I,  66.  p.  98  A. 

aX^  ov  TQOJtop  dta  Xoyov  &eov  caQxojtoif^d-Blg  ^ItjOovg 

Xgcarog  6  öcott^q  r)fd(DP  xal  oaQxa  xal  aifta  vjri(>  <jo>ti/- 

glag  ^fidiv  iox^^t  ovrcog  xrL 
1.   Just.  Apol.  I,  5.  p.  56  A. 

Tov  Xoyov  iioQ(pco^ivxoQ  xa\  apd-gcijtov  ysvofiipov  xal 

^Itjoov  Xqiotov  xXfj&iPTOg. 

m.  Clem.  Rom.  ü,  9,  5.  p.  124,  4. 

Xgcörog  o  xvgiog  o  öcioag  Tjftäg,  ojp  filp  rb  JtQOixov 
Jtpevfia,  kyipexo  occq^. 

n.  Exe.  Theod.  §  19.  ap.  Clem.  AI.  p.  973. 
xal  6  Xoyog  0aQ§  iytpexo. 

o.  Epiph.  Ancor.  c.  43.  p.  49  A. 

aQX^i  yccQ  oöAp  xTJg  öixaioovptjg  xov  evayysXlov  x6'  oäg^ 
fjfilp  6  Xoyog  ipMoQla  iytptxo. 

p.  Herm.  Sim.  V,  6,  5.  p.  156,  2. 

x6  JtPBVfia  xo  ayiop  x6  jcqoop,  xo  xxioap  xaoap  xrjp  xrlöip, 
xaxcixiöBP   6   d-eog   elg  öaQxa,  rjp  rjßovXexo'  avxrj  ovp  rj 

oaQ§,  ip  rj  xaxaoxrjOf  xo  JtPevfta  xo  ayiop. 

q.  Aiö.  Xy  2. 

ov  xaxtOx^pcDOag  ip  xaXg  xaQÖiaig  tj/icop, 

r.   Aristid.  ApoL  c.  15.  p.  9  ed.  Hennecke. 

Gr.:  öaQxa  apiXaßt  xdi  iffaprj  ccp&Qmjtoig  —  Armen.:  »ich 
Fleisch  tod  der  Jungfrau  nahm  und  sich  in  der  mensch- 
lichen Natur  offenbarte  der  Sohn  (iotthn  —  8yr.:  und  von 
einer  hebräischen  Jungfrau  Fleisch  annahm  und  anzog 
und  in  einer  Menschen tochter  der  Sohn  Gottes  wohnte. 

s.  Job.  I,  14*. 

xal  6  Xoyog  cagg  iyipkxo  xa\  ioxffVf/ßOtv  Ip  imlp. 

Ansser  dem  bereits  zu  Joh.  1,  1'$  erwähntem  grie/;hi(i^;hen 
Texte  bietet  die  Ari?»tide<!-Apologie  noch  folgende  Text#?  uw\\ 
der  armenischen  und  syriÄ^hf^  Xcrmou:  Arn,^ri,:  Ijmi  tut  Wr* 
bum,  qui  ex  progenie  He'frai^;a,  •%*'(,nT,f\>*m  rrarnem.  ^x   Stuna 


62  Anssercanonisch«  Paralleltexte  za  Job. 

Virgine  Deipara  natus  est.  Und  vorher:  de  caelis  descendit,  ex  Ue- 
braea  Virgine  natus,  ex  Virgine  carnem  assumpsit,  assumtaque 
humana  natura  semet  ipsum  Dei  filium  revelaylt.  Zu  dieser  letzt- 
erwähnten Stelle  hat  der  Syrer  folgende  Parallele:  it  is  said  that  God 
c&me  down  frona  heaven,  and  from  a  Hebrew  Virgin  took  and  clad 
Himself  with  flesh,  and  in  adaughter  of  man  there  dwelt  the  Son 
of  God.  Wenn  man  sich  dazu  noch  einmal  den  griechischen 
Text  vergegenwärtigt:  xäi  hc  JtaQ^svov  dylag  ysyptid-Uq,  acjto^ 
Qcoq  ze  xal  äq)d-6QC9g,  adgxa  dveXaße  — ,  so  ergeben  sich  als 
sicherer  Urtext  die  Worte:  ix  ^aQd^ivov  [yBvvri^d.q\  OaQxa 
dviXaßSf  in  welchen  Worten  ein  zweifelloser  Anklang  an  Job. 
1,  14  zu  erkennen  ist.  Merkwürdig  ist  dabei  die  Berührung 
mit  dem  unter  o  initgetheilten  Text  des  Epiphanius:  odg^ 
rjliXv  6  Xoyoq  kv  Magla  iysvszo.  Ausserdem  ist  in  dem  syrischen 
Texte:  dwelt  das  iöx^vcoosp  aus  Job.  1,  14  wieder  zu  er- 
kennen. Dasselbe  iaxi^vcoasv  klingt  auch  an  in  dem  xarsox^- 
vmcaq^  welches  die  von  johanneischen  Elementen  durchdrungenen 
eucharistiB<dien  Gebete  der  Aiöax'fl  darbieten,  aber  ebenso  in 
dem  xazcpxiCE  und  xazcixifOe  des  Hermas,  welchem,  wenn  der 
griechische  Text  nur  die  Version  eines  lateinischen  Originals 
sein  sollte,  ursprünglich  ein  habitavit  =  iox^pwasp  entsprochen 
haben  kann.  (Dass  bei  Hermas  o  vlog  zov  d^eov  und  zo  JtVBviia 
zb  dyioi^  identisch  und  mit  dem  gleichbedeutend  sind,  was  sonst  o 
Xoyoq  heisst,  ist  als  bekannt  Yorauszusetzen.)  Bei  Barnabas 
finden  sich  in  dem  analogen  kv  vpiZv  xazotxslv  und  kv  oaQxi 
(pavsQovaO^ai  johanneische  Anklänge.  Noch  deutlicher  ist  das 
kydvszo  cdg^  des  zweiten  Clemensbriefes.  Bei  Justin  sind 
in  den  Verknüpfungen  von  odg^,  Zoyoq  und  aaQxojtot?^9^elg  um 
so  weniger  johanneische  Einflüsse  zu  verkennen,  als  ja  auch  Job. 
1,  13  (nach  seinen  vorcanonischen  Lesarten),  wie  wir  sahen,  von 
Justin  benützt  worden  ist. 

Job.  1, 16. 

a.  Barn.  V,  6.  p.  20,  20. 

ol    JtQOKprjzat    dx    avvov   Ixovzeq   z^v  x^Q^^   ^^   avzov 
tnQO<pt)ztvoav. 

b.  Ign.  ad  Magn.  VIII,  1.2.    p.  36,  1. 

d  yaQ  (iixQ^^   ^^^  xaza  ifOfiov  'fovöctiCfibv  ^Sfisv,  ofioXa^ 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Joh.  1,  16.  17.  ß3 

xaxa  Xqioxov  Irfiovv  s^riöaif.    dia  tovro  iSitox^fjoai  iv^ 
xpBOfüvoi.  vjto  tfjg  ;Ka(>CTO^  avrov. 

c.  Das  zweite  koptisch-gnostische  Werk  ed.  Schmidt    (T.  u.  TJ. 

VIII).    S.  545. 

ix  Tov  JtZi]Q(6fiaTo<:  av.Toi)  iXaßofisif  x^Q^^' 

d.  Joli.  1,  16. 

OTi   ix   TOV   jiXriQ(6(iaxo(;  avrov  i^fielq  JtaPreg  iXaßofiev 
xai  X^Q^^  ^^'^^  ;^a()£Tog. 

Aus  obigen  Parallelen  bei  Barnabas  und  Ignatiua  scheint 
hervorzugehen,  dass  man  in  nachapostolischer  Zeit  das  johan- 
neische  Wort:  ix  xov  jtXr^Qci/iaxog  avxov  fjfialg  Jtavxeg  iXa- 
ßofiav  xal  x^^^  ^^^^  X^P'^o^  vorzugsweise  auf  die*alttesta- 
mentlichen  Propheten  bezog.  Ahnlich  wie  es  1.  Petr.  1,  10.  11 
geschieht,  dachte  man  die  Propheten  des  alten  Bundes  von  dem 
Geiste  Christi  abhängig  und  bezog  darauf  —  allerdings  nicht 
dem  ursprünglichen  Sinn  entsprechend  —  die  johanneische  Aus- 
sage. —  Viele  Lateiner  haben  anstatt  accepimus  vielmehr  acci- 
pimus;  möglicher  Weise  ist  auch  —  worauf  Nestle  auf- 
merksam macht  —  im  Syr.  Cur.  das  Perfect  zu  lesen. 

Joh.  1,  17. 

a.  Aphraates  ed.  Bert.  p.  23. 

Und  wiederum  stehet  geschrieben:  Die  Wahrheit  des  Ge- 
setzes  ist  durch  Jesum  geworden. 

o 

b.  Joh.  1,  17. 

oxc  o  vofiog  öia  MoDvcioog  iöo&rj,  tf  ;fa(>«c  xai  7)  akrj^tia 
6ta  'iffoov  Xqloxov  iyepsto. 

Der  Aphraates -Text,  welchen  Zahn  (Forschungen  I,  121  f.) 
folgendermassen  reconstruiert:  Per  Moysen  lex  (data)  est,  sed 
veritas  ejus  per  Jesum  facta  est,  muss  als  eine  im  judenchrist- 
lichen Sinne  geschehene  Correktur,  bezw.  Epexegese  von  Joh. 
1,  17  bezeichnet  werden.  Jesus  sollte  danach  (wie  in  der  späteren 
Deutung  von  Mt.  5,  17)  lediglich  als  der  ErfQller  des  Gesetzes 
erscheinen;  gerade  das  Neue,  das  durch  ihn  kam,  die  x^(?*?,  ist 
in  dieser  Textänderung  verschwunden.  —  Das  arabische  Dia- 


54  Aussercanoniache  Paralleltezte  zu  Joh. 

tessarou  nach  Ciasca  p.  6>>  hat  hier  folgenden  Wortlaut:  Quia 
lex  per  Mojsen  data  est,  veritas  et  gratia  per  Jesum  Christam 
facta  est.  Durch  Yoranstellung  der  yeritas  bildet  diese  Text- 
gestalt die  BrQcke  zu  der  von  Aphraates  vertretenen  Um- 
gestaltung. 

Job.  1, 18. 

a.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c  105.  p.  332  C. 

Movoysvfjg  yag  ort  ijv  tm  JtarQi  xmv  oXcop  ovrog, 
lölwq  ig  avTov  Xoyoq  xäl  övpafiig  yeysvt^rjfievog,  xcä. 
V0T6QOP  ap&Q(OJtog  öia  t^§  jtaQd-ivov  yevopisvoq,  €oq  ojro 
x&v  äjto(iin]fiopev/idTWP  ifiad'OgiBv,  JtQoadfjXmaa. 

b.  Acta  Archelai  c.  5. 

xcä  'sld'S  fiev  axQt  rovrcov  Itpd'aoip  ovrAv  rj  [laxaiojtovla 
xal  fif}  TOP  fiopoysvTJ  top  ix  xoXjkop  tov  JtaxQog  xa- 
xaßapxa  KqiöxoPj  Maglag  xipog  yvpaixoq  ilayop  eipat 
vlop. 

c.  Ep.  ad  Diogn.  VIII,  5.  p.  160,  11. 

opd-QcoJtmp  Sh  ovdelg  ovxe  slötp  ovxb  iypciQioep,  avxog  6h 
tavxop  hjtiÖH^BP, 

d.  Joh.  1,  18. 

d-BOP  ovöeXg  iwQaxBP  jkdsioxb'  6  (lopoyspfjg  viog  o 
Sp  alg  xop  xoXjtop  xov  jtaxQog,  ixalpog  i^r^yi^' 
oaxo. 

Was  zuvorderst  das  Justin -Citat  anlangt,  so  enthält  es  in 
den  Worten  fiopoyaprjg  x<p  Jtaxgl  eine  unverkennbare  Bezug- 
nahme auf  Joh.  1,  18.  Denn  die  Sache  liegt  nicht  etwa  so,  wie 
sie  Bousset  (Die  Evangeliencitate  Justins  des  Märtyrers  S.  116) 
darzustellen  sucht,  als  ob  Justin  durch  den  vorher  citierten 
Psalmentext  (Ps.  22,  19—21)  auf  den  Ausdruck  (iopoyapf^g  Tq5 
jtaxQl  gekommen  wäre.  Bietet  doch  der  Septuaginta-Text  von 
Ps.  22,  19,  wie  ihn  Justin  citiert:  Qvaai  ano  QO(i(palag  xijp  fpty 
rnp  uov  xal  ix  x^^Q^^  xvpog  xj^p  (lopoyev^  fiov,  in  der  Über- 
Setzung  von  Hl'^n'^^  (=  tDW)  die  Form  fiOPoysp?jg  als  Femininum, 
an  sich  mithin  ohne  jegliche  christologische  Beziehung,  und 
dabei  ohne  den  charakteristischen  Zusatz:  xip  JtaxQL  Es  ver- 
hält sieh  die  Sache  also  vielmehr  in  umgekehrter  Weise.    Einzig 


Texte  und  Uniersachungen  zu  Joh.  1, 18.  20.  g5 

und  allein  der  evangelische  Text  von  Joh.  1,  18  erklärt  es,  wie 
Justin  auf  den  absonderlichen  Gedanken  gerathen  konnte,  die 
nn'^n'^  =  rfjp  fiovoysp^  des  Psalms  christologisch  zu  verwenden. 
Und  wir  vermögen  ja  noch  mehrere  ähnliche  Fälle  zu  beobachten, 
da  Justin  neutestamentliche  Ideen  unter  alttestamentlichen  Be- 
ziehungen für  die  jüdische  Auffassung  schmackhaft  zu  machen 
gesucht  hat,  ohne  die  schriftlichen  neu  testamentlichen  Quellen 
dieser  Ideen  zu  yerrathen.  Man  vgl.  Dial.  c.  91.  94  mit  Joh. 
3,  14.  15,  femer  DiaL  c.  HO  mit  Joh.  15,  2.  Dabei  scheint  Justin 
diejenige  Lesart  von  Joh.  1,  18  vor  sich  gehabt  zu  haben,  nach 
welcher  lAOVoysvyq  absolut  (weder  durch  vloq  noch  durch  d^Boq 
ergänzt)  gebraucht  war,  diejenige  Lesart,  welche,  als  die  ur- 
sprüngliche vorausgesetzt,  das  Schwanken  zwischen  d^soq  und 
vloq^  in  das  sich  (man  vgL  Tischendorf  p.  745.  746)  die 
meisten  Zeugen  theilen,  allein  genügend  erklärt.  Diese  Lesart 
mit  dem  absoluten  fiopoyep^g,  welche  am  leichtesten  mit  dem 
Psalmenwort:  rfjv  fiovoyevf}  ftov  parallelisiert  werden  konnte, 
vertreten  auch  die  Testamenta  XII  patr.  (vgl.  das  Citat  zu 
Joh.  3,  16),  ferner  die  Acta  Archelai,  welche  —  unter  den 
Zeugen  für  diese  Lesart  von  Tischendorf  nicht  genannt  — 
auch  die  von  Tischendorf  ebenfalls  nicht  berücksichtigte  Les- 
art ix  xokjtcov  (=  ix  rov  xoXjtov  —  Syr.  Cur.  =  ex  sinu  bei 
Ephraem  nach  Mösinger  p.  3)  uns  erhalten  haben.  Mit  der 
Bezugnahme  auf  Joh.  1,  18  verknüpft  Justin  in  engster  Ver- 
bindung einen  Rückblick  auf  das  Eindheitsevangelium,  in 
welchem  der  Xoyoq  und  die  övva/itg  als  das  zeugende  Prinzip 
iür  die  Geburt  Jesu  öia  rrjg  jtaQß-evov  bezeichnet  waren.  Vgl. 
im  nächsten  Hefte  die  Erläuterungen  zu  Lc.  1,  32.  35. 

Job.  1, 20, 

a.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.  88.  p.  316C. 

ol  avß-QCDJioi  vjteXa/ißapop  avtop  dtmi  top  XqiOtov,  JtQoq 

ovq  xal  avTog  ißoa'    ovx  elfil  o  XQiörog.   dXjia   (pwpii 
ßompxoq, 

b.  Pistis  Sophia  p.  9,  25  ed.  Schwartze  et  Petermann. 

Propter  hoc    igitur  dubitavistis  olim,   cum  dixissem  vobis: 
dixit  Johannes:  ego  non  sum  Christus. 

Texte  nnd  Untersncbungen  X,  4.  5 


gg  Au886rcanoniBcbe  Paralleltexte  zu  Joh. 

C.  Job.  1,  20. 

xal  cofioXoyfjosp  xcti  ovx  fJQiff/oaro  xal  wfioXoYtfCev  ort 
kya>  ovx  elfil  6  Xgcorog. 

Während  der  Text  der  Pistis  Sophia  lediglich  aus  Jo- 
hanoes  zu  erklären  ist,  kann  man  dies  von  dem  Citate  Justins 
nicht  sagen.  Es  spielen  die  Parallelen  Lc.  3,  15i  namentlich 
Act  13,  25  sowie  zwei  Citate  bei  Hippolyt  (zu  Lc.  3,  15  mit- 
getheilt)  herein,  welche  mitsammt  dem  Citate  Justins  auf  einen 
gemeinsamen  Urtext  zurückschliessen  lassen.  Ich  stinmie  also 
in  diesem  Falle  mit  Bousset  (S.  66flf.)  tiberein  und  verweise 
auf  die  Erläuterungen  zu  Lc.  3,  15,  wonach  hier  wahrscheinlich 
ein  Textbestandtheil  des  vorcanonischen  Evangeliums  nachwirkt. 
Vgl.  Heft  III,  12.  13.  Marcus  hat  sonach  hier  eine  seiner  be- 
liebten Uraschaltungen  (vgl.  Heft  II,  16  ff.)  vorgenommen. 

Joh.  1,  29. 

a.  Test.  XII  patr.  Benj.  3. 

jtXrjQcod^i^oeTai  inl  ooi  jtQOfprjrela  ovgapov  :^eQl  rov 
dfivov  rov  d-60V  xal  ötDrrjQoq  rov  xoöfjiov. 

b.  Test.  XII  patr.  Joseph  c.  19. 

xal  Tifiäre  top  ^lovöav  xal  xov  Aevt,  ozi  ig  avxwv  ava* 
rtXel  vfilv  6  äfivoq  rov  {^eov  ^«P't*  Oco^ov  jtavra  ra 
eO-vfj  xal  rov  ^Ioqüi^X, 

c.  Ephraem  Syr.  Ev.  concord.  expos.  ed.  Mosinger  p.  41. 

Ecce  hie  est  agnus  dei,  hie  est,  qui  venit  tollere  pec- 
cata  mundi. 

d.  Ephraem  Sjr.  ed.  Mosinger  p.  43. 

Et  quum  audisset:  Ecce  venit  agnus  dei,  et  is  est,  qui 
tollit  peccata  mundi. 

e.  Iren.  III,  10,  3. 

Ecce  agnus  dei,  qui  aufert  peccatum  mundi. 

f.  Jes.  53,  7  LXX  =  Act.  8,  32. 

ö5^  jTQoßarov  Ijrl  öfpayijv  ^X^^,  xal  (Dg  dfivog  ivavrlov 
rov  xeigovrog  ovx  dvolysi  ro  crofia  avrov. 


Texte  und  ÜDtersuchiing^i  zu  Job.  1,  29.  31.  67 

g.  Job.  1,  29. 

Ide  6   afii'og  rov  O'cov  6  algcop  rffv  afiagrlav  rov 

XOOßOV. 

h.  Job.  1,  36. 

[Syr.  Cur.:  lös  6  XgcOrog],  lös  6  dfivog  rov  &60v. 

Auch  hier  zeigt  sich  die  Abhängigkeit  der  Testamenta 
XII  patr.  von  dem  jobanneischen  Evangelium  in  dem  Ausdruck: 
Tov  dfivov  zov  d-sov  sowie  rov  xoOfiov,  welche  termini  im 
Alten  Testament  nicht  und  im  Neuen  Testament  nur  Joh. 
1,  29.  36  sich  vorfinden.  Beachtenswerth  sind  die  Varianten 
bei  Ephraem:  bic  est,  qui  venit  —  ecce  venit  agnus  dei,  et  is 
est,  qui  etc. 

Der  Syr.  Cur.,  wie  er  Job.  1,  36:  löe  6  Ägiövog  vorsetzt, 
fügt  auch. Joh.  1,  29  vor  6  dlgcov  ein  löe  ein.  Mit' ihm  geben 
fünf  altlateinische  Übersetzungen,  die  Vulgata,  Cyprian,  Origenes. 
Zu  notieren  ist  noch  das  Citat  in  dem  neu  entdeckten  vierten 
Buche  des  Daniel-Commentars  von  Hippolyt  (p.  25.  ed.  Bratke): 
cog  ^loavprjg  jtsQl  avrov  Xeyei  ide  6  dfivog  rov  &eov  o  (Üqoov 
rag  d(AaQTlag  rov  xoCfiov.  Mit  der  Lesart  rag  dfiaQtlag  steht 
unter  den  ISriecben  Hippolyt  völlig  isoliert,  während  nach 
Ephraem  im  Syrischen  sowie  nach  zahlreichen  Handschriften 
im  Altlateinifichen  der  Plural  gewohnlich  war. 

Joh.  1, 31. 

a.  Just.  DiaL  c.  Tryph.  c.  8.  p.  226  B. 

ß^XQ'^<S   ^^  kXd'cbv  ^HXiaq    XQ^^V   civrov   xai  giavegov  Jtaoi 

JtOll^OfJ. 

b.  Barn.  V,  6.  p.  22,  2. 

ort  hv  caQxi  löst  avrov  q^aveQo^d'TJvaL 

c.  Joh.  1,  31. 

xdyco  ovx  ^öetv  avrov,  dX)!  Xva  q)avBQ<D^xi  rm  löQarjX, 
öia  rovro  riXd-ov  iyco  kv  vöari  ßajtrl^mv. 

Die  drei  Elemente  a)  XQ^<^V  (Just.)  =  ßajtri^cov  (Joh.)  b) 
g)av£Q6v  TtoiTjö^  (Just.)  =  g)avsQ(Dd'^  (Joh.)  c)  iXß-cov  (Just.)  = 
7]X&ov  (Joh.)  constituieren  eine  nicht  zu  bezweifelnde  Abhängig- 
keit Justins  von  dem  vierten  Evangelium  auch  an  dieser  Stelle. 

5* 


(^g  Anssercanoniscbe  Paralleltezte  su  Job. 

Zu  dem  q)apBQa}9'7Jvai  des  Barnabas  vgl.  man  noch  Barn.  VI,  7. 
p.  26,  10:  iv  caQxl  ovv  ccvrov  fiiXXovrog  g>av€QOvo&ai  — 
und  Barn.  VI,  9.  p.  26, 19:  rov  kv  oaQxl  fiiXXovva  q>av€QOV0^ai 
riiilv  ^Irjoovp, 

Job.  1, 32. 

a.  Just  Dial.  c.  Tryph.  c.  88.  p.  316C. 

TO   Jivsvfia   ovv   ro  aytov  xal  6ia  xovq  dvO-Qcijtovg ,  aig 

jtQoig)rjp,  kv  siösi  JceQtOtsQäg  k^tixtri  avr^. 


r^        -         -^     'V.,^        "V^-N.'^ 


b.  Ephraem  Syr.  Ev.  concord.  expos.  ed.  Mosinger  p.  128. 

Testatur  enim  Joannes  baptista:  Ego  vidi  spiritum  in 
similitudine  corporis  columbae,  quae  descendit  et  re- 
quTevit  in  eo. 

c.  Job.  1,  32. 

xal  ifiaQTVQTjöev  ^looavvi^q  Xiymv  ori  rsd-iafiai  ro 
:tVBVfia  xaxaßalvov  coq  JteQiOrsQav  ^g  ovgavov,  xal 

EflSlPSV  kjt^   aVTOP. 

Die  apodiktische,  declaratorische  Bedeutung  der  Taufe  Jesu 
(vgl.  Heft  III,  20.  23)  tritt  unter  den  canonischen  Evangelien  am 
deutlichsten  in  dem  johanneischen  Evangelium  hervor.  Daher 
wird  der  Ausdruck  bei  Justin:  dia  tovg  avß^gcijtovg  aus  dem 
Einfluss  dieser  Evangelienschrift  zu  erklären  sein.  Bei  Ephraem 
ist  das:  in  similitudine  corporis  aus  Lc.  3,  21  eingetragen.  Vgl. 
dazu  Heft  III.  19. 

Job.  1,  35. 

a.  Syr.  Sin.  Job.  1,  35. 

xal  XXI  knavQiov  elorf/xsi  avrog  6  ^Imawr^q  xal  hc  rmv 
fiad^TITcop  avrov  ovo  fiet    avTOV  (coÄ\a\). 

b.  Job.  1,  35. 

T^  IjtavQiov  Jtahv  elOx'qxBt  6  'icoavvrjg  xal  ix  xAv  iiad-i]- 
xcop  avxov  ovo. 

Der  Zusatz:  fiex*  avxov  kommt  lediglich  auf  Rechnung  des 
Syr.  Sin,  und  findet  sich  sonst  nirgends. 


Texte  und  Untersachongen  zu  Joh.  1, 32.  35.  42.  43.  48.  gg 

Joh.  1, 42. 43. 

a.  Syr.  Sin.  Joh.  1,  41.  42.  ^ 

xcu   Avögiaq  elösv  Jifimpa  xbv  döektpop  avrov  kv  ixelpij 

TJy  fjfiJQa  xal  bIxev  avxA'  däeXq>i  fiov,  evQijxafiBv  top 
Maaolap,   xal   jjyayep   avTOP  xal  rjX^ep  Jtgoq  top  xvqiop. 

b.  Joh.  1,  42.  43*. 

bvqIoxbi  ovTog  JtQcorog  [al.:  jcqcotop]  top  *d6eXq)bp  top 
löiop  2Jifia}pa  xal  Xiyei  avrm'  evQrjxa/isp  top  Meööiap,  o 
iöTip  fied'SQfifjPSvofiSPOP  XQiöTog'  TJyayep  avtop  JtQog  top 
'lf]aovp. 

Die  secundäre  Textgestalt  des  Syr.  Sio.  springt  hier  in  die 
Augen.  Das  ip  ixslp^]  Ty  W^Q9  scheint  an  die  Stelle  von 
jfQWTog  oder  jtQciTOP  getreten  zu  sein.  Der  in  dieser  Hand- 
schrift so  häufige  Ersatz  des  ^/rjöovg  durch  xvgiog  ist  stets  ein 
Symptom  späterer  Zeit. 

Joh.  1,  48. 

a.  Ephraem  Syr.  Ev.  concord.  expos.  ed.  Mösinger  p.  50. 

ideo  reposuit:  Ecce  yerus  scriba  Israelita,  in  quo  dolus 
non  est. 

b.  Joh.  1,  48^ 

xal  Xdyei  JtSQl  avTov'  lös  dXt}d-mg  ^löQarjXelTrjg,  kp  cp  öoXog 


OVX   iOTiP. 


Sehr  merkwürdig  ist  bei  Ephraem  der  aussercanonische 
Zusatz:  scriba.  Soll  damit,  wie  es  nach  der  Auslegung  Ephraems 
den  Anschein  hat,  das  hebräische  ijpio  in  dem  Sinn  von  pofio- 
öiöaaxakog  wiedergegeben  sein,  so  hat  dieser  Zusatz  kaum  irgend 
einen  Werth.  Wenn  dagegen  ursprünglich  mit  dieser  Benennung 
Nathanael  xaT  i^ox^P  als  der  „Schreiber"  unter  den  Aposteln 
bezeichnet  wäre,  so  würde  dieser  Zusatz  zur  Bestätigung  meiner 
Yermuthung  dienen,  dass  Nathanael  nur  das  hebräische  Äqui- 
valent für  den  aramäisch -gräcisierten  Namen  Mad-O-atog  sei. 

Vgl.  meine  Abhandlung  über  das  Apostelverzeichniss 
in  der  Zeitschrift  für  kirchliche  Wissenschaft  und 
kirchliches   Leben   1888.  II.  S.  89f.,    femer  Heft  III,  829flf. 


70  Anssercanonische  Paralleltexte  so  Joh. 

Job.  2,  8—5. 

a.  Ephraem  Syi^  Ev.  concord.  expos.  ed.  Mösinger  p.  52.  53. 

Graecus  scribit:  Recabnit  et  defecit  vinum . . .  dielt  ad 
eum:  Fili,  vinum  non  habent  bic ...  et  iterum:  quod- 
cunque  dixerit  vobis  filius  meus,  facite. 

b.  Basilides  ap.  Hippol.  Ref.  Haer.  VII,  27. 

ort  öi,  <ßr}0lvy  %7caoxov  lölovq  exBi  TcaiQOvg  ixavog  6  öajzfjQ 
Xiycov  ovjcco  rjxei  tj  ooga  fiov: 

c  Joh.  2,  3—5. 

xäl  olvov  ovx  elxov,  ort  övrerejisöd-fj  6  olvog  xov 
yafiov.  eha  Xiyst  ^  (irfti^Q  rov  ^Itjöov  XQog  avtov 
olvog  ovx  iorip.  jLiyet  avx^  6  *Ifiaovg'  rl  ifiol  xoü 
öol,  Y^pai;  ovji(o  rjxBt  tj  Sga  fiov,  Xiyei  ^  M^tfjQ  avrov 
xolg  öiaxopocg'  o  xt  av  Xey^  vfitv,  jtoifjoaxe. 

Der  Textus  receptus  yon  Joh.  2, 3  lautet  bekanntlich  folgender- 
massen:  xal  vOxsQi^öavxog  olpov  Xiysi  tj  (ifjxf^Q  xov  ^If]Cov 
XQog  avxop'  oIpop  ovx  l^^^vöer.  Tischendorf  hat  dafOr  den 
hierQber  mitgeth  eilten  Text  des  Cod.  Sin.,  welcher  in  diesem  Falle 
von  vier  altlateinischen  Versionen  secundiert  wird,  mithin  eine 
sehr  alte  Textgestalt  repraesentiert,  in  seine  Ed.  octava  crit.  maj. 
aufgenommen.  Ephraem  Sjr.  aber  geht  in  seinem  griechischen 
Text  (Graecus  scribit)  mit  der  Lectio  recepta.  Eigenthümlich 
ist  ihm  der  Zusatz:  Fili  (Mos.  p.  53),  welcher  Zusatz  allerdings 
p.  52,  wo  der  Text  bereits  einmal  citiert  ist,  fehlt  Aber  diese 
Anrede:  Fili,  wenn  sie  ursprünglich  sein  sollte,  würde  am  besten 
geeignet  sein,  die  Antwort  Jesu:  yvpai  xxL  zu  erklären.  Eigen- 
thümlich ist  bei  Ephraem  auch  der  Zusatz  hie  zu  v.  3  und  das 
filius  meus  zu  y.  5.    Diese  Zusätze  finden  sich  sonst  nirgends. 

Joh.  2, 11. 

a.  Tatiani  Ew.  barm,  arabice  ed.  Ciasca  p.  9^ 

Hoc  fuit  primum  signum,  quod  fecit  Jesus  in  Qatna 
Galilaeae,  et  manifestavit  gloriam  suam. 

b.  Epiph.  Haer.  LI,  29.  p.  451 C. 

yiyopa  xo  JiQcixop  öfjfiBlop  hv  Kapa  xtjg  FaXikalag, 


Texte  und  Untenaehaogea  za  Joh.  2,  3— 5.  11.  18.  71 


c.  Epiph.  Haer.  LI,  21.  p.  443A  ['AXoyoi], 

TOVTO  JtQwrov  öf](iBlov  ijtolTjOsp  6  ^Itjöovg,  q>rjclp,  iv  Kava 
TTjg  FaXiXalag. 

d.  Clem.  AI.  ap.  Eus.  H.  E.  III,  24.  11. 

t6t€  fihv  ^fiOavTa'  xavxrjv  dox^j^  ixotnoev  xAv  Jtccgaöo^op 
o  iTjOovq. 

e.  Basilides  ap.  HippoL  Ref.  Haer.  V,  8. 

cwtTj,  g>T)olp,  iörlv  w  ntyaXrj  xal  aXrjd-tvq  clQXV  '^^^  ^V' 
(ibIcdp,  ^p  ijtolfjCsp  6  ^Ir]Oovq  kp  Kapa  rijg  FaXiXalaq  xal 
iq>apSQCQOe  rfjp  ßaciXslap  tSp  ovgapcop. 

f.  Joh.  2,  11.  ^ 

rctvrrjp  ijtolfjoep  aQXV^  t^^^  OTjfielcop  6  'Irjoovg  kp  Kapq:  rrjg 
FaliXalag  xal  i^apigwosp  ri/p  ö6§ap  avzov. 

Der  Text  des  arabischen  Diatessarons  repraesentiert  in 
diesem  Falle  einen  echten  Rest  des  ursprünglichen  Tatianschen 
Diatessarons,  bezw.  des  ältesten Eyangeliencanons,  aus  welchem 
Tatian  geschöpft  hat.  (Vgl.  Heft  I,  42  ff.)  Denn  die  Lesart 
des  Arabers  wird  secundiert  von  einigen  Itala-Codices,  nament- 
lich Cod.  Brix.:  hoc  primum  fecit  initium,  noch  mehr  Cod. 
Veron.:  hoc  primum  signum  fecit,  am  besten  aber  von  Epiph.: 
yiyops  öh  JtQcirop  orj/ietop.  Diese  räumlich  so  weit  aus  einander 
gelegenen  Trabanten  weisen  auf  den  Archetypus  des  Cod.  D 
zurück,  dessen  ursprüngliche  Lesart  man  hieraus  zu  erkennen 
▼ermag.  Das  johanneische  Citat  des  Basilides  bei  Hippolyt 
zeigt  aber,  dass  auch  die  canonische  Lesart:  agxf]  xcip  afjfislop 
sehr  alt  ist.  Man  wird  in  derselben  den  ursprünglichen  Text 
des  Autors  zu  erkennen  haben,  da  aQX^i  x&p  ör^fieiajp  (=  ti'^OKn 
niriKn)  hebräisch  gedacht,  jtQärop  ornialop  aber  davon  die 
graecisierte  Formulierung  ist.  Die  basilidianische  Variante: 
ig)aptQa)C6  Tf]P  ßaöiXelap  rcor  ovQapcöp  erklärt  sich  als  ein 
Eindringen  des  synoptischen  Sprachgebrauchs.  Man  vgl.  eine 
ähnliche  Abwandelung  des  johanneischen  Ausdrucks  in  den  Hom. 
Clem.  XIX,  22.  p.  187,  30  zu  Joh.  9,  3. 

Joh.  2, 18. 

a.  Orig.  c.  Cels.  I,  67.    Opp.  I,  382. 

,,öv  de  d^,  tl  xakop  r]  ß^avfiaoiop  Igyco  i]  Xoyq)  Jtsjtolfpeag; 
ff^lp  ovöhp  sjtfösl^o)'  xal  rot  jtQOxaXovfiSPOP  ip  tA  Uqco 


72  AaBsercanonisclie  Paralleltexte  zu  Job. 

öe  jtaQaoxio9^ai  xi  iiHxgyig  yi^cigiCfia,  oog  dijg  6  rov 
d'Sov  Jtalg,* 

b.  Joh.  2,  18. 

djtBXQld-Tioav  ovp  ol  ^lovdaloi  xal  ebtav  avrS'  rl  öt/fielov 
öscxvvsig  ri(ilVy  ort  xavxa  jtoielg\ 

Das  nur  bei  Johannes  vorkommende  östxvveip  ctj/ieIov  liegt 
sichtlich  dem  Text  des  Celsus  zu  Grunde. 

Joh.  3, 3. 

a.  Barn.  XVI,  8.  p.  70,  14. 

iXjtlcavreg  bxI  ro  ovofia  iysvofied'a  xaivoi,  jrakiv  ig 
aQxijg  XTi^ofievoL 

b.  Herm.  Sim.  IX,  15,  3.  p.  228,  14. 

xavxa  xa  ovofiaxa  6  (poQ^v  xov  d'eov  öovXog  xi}v  ßaoi- 
Xelav  (ihv  otpexat  xov  ß-eov,  elg  avxijv  6a  ovx  siöe- 
iBvasxai. 

c.  Joh.  3,  3. 

aiiriv  dfiTjv  keya)  aot,  kav  nr\  xig  yevvtjd'^  av.w&sp, 
ov  övvaxat  löslv  xtjv  ßaOiXelav  xov  d^eov. 

Das  Barnabas-Citat  stellt  nur  eine  Sinnparallele  dar;  da- 
gegen die  wörtliche  Wiederholung  der  johanneischen  Phrase 
löslv  xr}v  ßaciXelav  xov  d^sov^^otpexai  xtjp  ßacikslav  xov  O-eov 
im  Pastor  des  Hermas  ist  bei  dem  gleichzeitigen  Unterschied 
des  otpsxat  (Joh.  3,  3)  von  dem  iXevoexai  (Joh.  3,  5)  eines  der 
signifikantesten  Symptome  des  johanneischen  Einflusses  auf 
Hermas. 

Joh.  3, 4. 

a.  Just  Apol.  I,  61.  p.  94A. 

oxi  öh  xal  dövpaxov  slg  xag  firjXQag  x^p  xexovocip  xovg 

ojra^  y€PPa}fiSPOvg  ifiß^pai,  q)apeQOP  jr äolp  ioxi, 

b.  Joh.  3,  4. 

Jtc5g  övpaxai  ap&QOtJtog  ysppiji^^^pai  ysQCQp  cop;  nf)  di> 
paxai  elg  xfjp  xotXiap  xr^g  firjxQog  avxov  öevxBQOP  elo- 
eXd-elp  xai  yspptjd^^pai; 


Texte  und  UntersacfauDgen  zu  Joh.  3,  3.  4.  5.  73 

Trotz  der  freien  Wiedergabe  des  Textes  liegt  hier  bei  Justin 
ein  nur  aus  dem  jobanneischen  Evangelium  stammender  Gedanke 
vor,  welcher  den  Einfluss  dieses  Eyangeliums  auf  Justin  von 
Neuem  documentiert.  Dies  gilt  selbst  fftr  den  Fall,  dass  die  mit 
obigem  Citat  eng  zusammenhängende  Parallele  zu  Job.  3,  5  (vgl. 
das  Folgende),  ausser  Joh.  3,  5  auch  noch  einen  Herrenspruch  aus 
dem  Urev^ngelium  voraussetzen  sollte. 

Joh.  3)  5« 

1.  Herrn.  Sim.  IX,  31,  2.  p.  256,  17. 

oportet  autem  circumcidi  ....  et  tunc  convenient  in  dei 
regnum  .  necesse  est  enim  eos  intrare  in  dei  regnum. 

2.  Herm.  Sim.  IX,  16,  3.  p.  230,  15. 

Ikaßov  .  . .  rtjp  otpQaylda^Tov  vlov  zov  d-eov  xcu  eloi^Xd-ov 
sig  xr}v  ßaOikelav  rov  ß^sov. 

3.  Herm.  Sim.  IX,  15,  2.  p.  228,  8. 

6  q>0Qäv  .  .  ro  ovofia  rov  vlov  rov  d-sov  ÖvPTJöezai  elg 
rijp  ßacikslav  rov  ^eov  elaeXO^Elv. 

4.  Herm.  Sim.  IX,  12,  5.  p.  222,  2. 

xal  elg  ttjv  ßaOiXeiav  rov  O^eov  aXXoog  elOBld^slv  ov 
övvaxai  at^&QODJtog  el  fii]  öia  rov  ovoßctxog  xov  vlov 
xov  d-sov, 

5.  Herm.  Sim.  IX,  12.  4.  p.  220,  13. 

ovx(D,  q>i]Olp,  elg  xijv  ßaCiXelav  xov  &eov  ovöeig   doe- 

Xevoexai,  el  fit]  Xaßot  xb  ovofia  xov  vlov  avxov. 

6.  Herm.  Sim.  IX,  12,  8.  p.  222,  15. 

og  av  xb  ovofia  avxov  fif]  Xaßij,  ovx  elöeXtvoexai  elg  xijv 
ßaCiXeiav  xov  ü^tov, 

7.  Herm.  Sim.  IX,  12,  3.  p.  220,  9. 

ol  (iiXXovxeg  CcoCeod^ai  öt  avxrig  elg  xi^v  ßaoiXeiap 
eloiXd^oaOiv  xov  d-eov. 

8.  Herm.  Sim.  IX,  16,  2.  p.  230,  13. 

dvayxfjp,  (pticlv,  elxov  61  vöaxog  dvaßr/vai,  iva  C^wojtoi?]- 
ß-iZöiv'  ovx  7j6vpavxo  yaQ  aXXmg  eloaXd-elv  elg  xfjv 
ßaOiXelav  xov  ß-eov. 


74  AuBsercanonisobe  Paralleltexte  zu  Job. 

9.  Hom,  dem.  XIV,  21.  p.  140,  26. 

ort  vofiog  r/p  finöh  ölxaiov  aßajtnoxov  elq  r^v  ßaöi- 
Xeiav  Tov  d-fov  sIobX&eIv. 

10.  B[om.  Clem.  XIV,  21.  p.  140,  31. 

oxi  66y(ia  d^eov  xsltai  aßaJtxtCrov  etq  xi}v  avxov  ßaoi- 
Xslav  iif]  elöeX&'elp. 

11.  Ep.  ad  Diogn.  IX,  1.  p.  161,  5. 

x6  xad^  tavxovq  (pavBQticavxBQ  aövvaxov  elöeXd-elv  slg 
xr]v  ßaoiXelap  xov  ß'sov  TJf  övpafisi  xov  O-sov. 

12.  Clem.  Rom.  II,  6,  9.  p.  120,  3. 

^fistg  iap  ufj  xijQnCwfiBP  x6  ßanxioua  aypov  xai  dfilap- 
xop,  xola  jtsjtoid-^öBi  slaeksvoofie^a  elg  xo  ßaölXeior 
xov  d-sov; 

13.  Eclog.  proph.  §  8.  ap.  Clem.  AI.  p.  991. 

x6  ßaxxiöfia  ylpExai  öi   vöaxog  xal  xpevfiaxog. 

14.  Eclog.  proph.  §  7.  ap.  Clem.  AI.  p.  990. 

avxlxa  di*  vöaxog  xal  jcpBVfiaxog  rj  avayivpriOig. 

15.  Hom.  Clem.  Diamartyria  c.  1.  p.  4,  26. 

vöoQ  Ccop,  Spd^a  rj  xmp  äixalmp  ylpBxai  aparftpprioic, 

16.  Hom.  Clem.  VII,  8.  p.  84,  11. 

ßanxcod-ripai   xai   ovxoDg   öta    x7jg  aypoxaxrjg  ßafprjg  ai^a- 

yeppTfd'^vai  d'sä  6ia  xov  odC^opxog  vöaxog^ 

17.  Hom.  Clem.  XI,  24.  p.  116,  24 

dpayepprjd^rjg  vöaxi  xcä  xXrwopofiog  xaxaOx^g  xmp  xooc 
aw^aooiap  yeppTioaPxop  aa  yopia)p, 

18.  Didasc.  II,  33.  p.  263  (=  Const.  II,  33.  p.  60,  22). 

vfiBlg  6b  xifiäxB  xovg  kjtioxonovg  xovg  6i  vöaxog  vfiag 
dpayepp^oaprag,   xovg  xm  dylcp  jtPBVfiaxi  JtXfjQcioaPTag. 

19.  Didasc.  II,  26.  p.  260. 

ovxog  öiöaoxaXog  fiaxä  &b6p  xaxrjQ  vficov  öi  vöaxog 
apaysppfioag  vfiag. 

•x     *     -  ■  ■ 

20.  Const  II,  26.  p.  54,  12. 

ovTo^  öiöaöxaXog  avöBßslag,  ovxog  fiaxa  O'BOP  xaxr^Q  vficöp, 
öl'  vöaxog  xal  JtPBVfiaxog  dpayBVP^Oag  vfiag  sie  vfo- 
&eolap. 


Texte  und  Untersuchungen  bu  Joh.  3,  5.  75 

21.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.  138.  p.  367D.  368  A. 

TOtJ  avayBvvrid'ivxoq  vji   avxov  [sc  rot?  Xqioxov]  6i  vda- 

Tog  xal  Jtlottcog  xat  §v2.ov öi    vöatog  xal  JtlOTSoc 

xci  §6Xov. 

22.  Epiph.  Ancor.  a  72.  p.  77  D. 

xal  iav  (li}  yepvrid'^Te  ^g  vdarog  xal  xvevfiatog. 

23.  Epiph.  Haer.  LXXIV,  9.  p.  898  B. 

xal'  hav  firj  yBvvrjd'i^xE  k§  vöaxog  xal  Jtvevfiaxog, 

24.  Just.  Apol.  I,  61.  p.  94  A. 

xal  yoLQ  6  Xgicxog   ebtep'  av  fif]  avayBVvr^d-rixe^  ov  fit] 
eloiZB-rjxe  elg  xrjv  ßaoiZslav  xcov  ovQavSv, 

25.  Hom.  Clem.  XI,  26.  p.  117,  2. 

ovxa)g   yag   rmlv   cofiooev  6  JtQog)rjx7]g  bIjccov  dfifjP  vfUv 
Xiyo)^   iav  fi?]   ävaysvvrjd'TJxs   vöaxc    C,mvxi   slg   opofia 

JtaxQog,  vlov,  ayiov  Jtvevuaxog,  ov  uh  atoiX&rjxe  alg  xhv 

ßaöiXelav  xäv  ovQavmv. 

26.  Pseudo- Clemens.  Epit  IL  18. 

ovrco  yag  6  .  .  d^eog  Xoyog  abiev  fnav  diifjv  Xiym  v^dv, 
iav  fif]  dvayevpfjd-rjxB  öl    vöaxog  xal  jtVBVfiaxog  alg 

x6    oPOfia   xov   naxQog  xal  xov  vlov  xal  xov  ayiov  Jtvev- 

fiaxoc,    ov   fiTj   BlöiXd^rjXB   alg  xr^v  ßaOiXaiav  xcäv  ov- 

Qavciv. 

27.  Pseudo-Clemens.  Epit  I.  18. 

ovxo)  ycLQ  6  .  .  ^Bog  Xoyog  bIjibv  tJ/iIv  dfii/v  Xkyo)  vfilv, 
kav  fit/  dvayavvri^riTB  6l    vöaxog  xal  Jivavfiaxog,  ov 

/IT]  alöaXü^f^xB  alg  xrjp  ßaüiXalav  xciv  ovgapcop. 

28.  ßecogn.  Clem.  VI,  9. 

Amen  dico  Yobis,   nisi  quid  denuo  renatus  fuerit  ex 
aqua,  non  introibit  in  regna  coelorum. 

29.  Priacill.  Tract.  U.  p.  44.  45.  p.  37. 

Sicut   scriptum   est:    nisi    quis   renatus   fuerit  ex  aqua 
et  spiritu  sancto,  non  ascendet  in  regna  coelorum. 

30.  Priscill.  Tract  I.  p.  4. 

Agnoscentes  enim,  quoniam  nemo  nisi  ex  aqua  et  spi- 
ritu sancto  renatus  ascenderet  in  regna  coelorum. 


7Q  AuBsereanoniache  Paralleltexte  eu  Joh. 

31.  Tertull.  de  baptism.  c.  13. 

Nisi  quis  renatus  fuerit  ex  aqua  et  spiritu,  non 
intrabit  in  regnum  coelorum. 

32.  Iren.  Ex  cat.  in  libr.  regg.  fragm.  (Stieren  I.  p.  846;  Harvey 

II.  p.  497.  Pitra  Analecta  U.  p.  197.  Mal  Nov.  patr.  bibL 

m,  447.) 
xaB-wg  xal   6  xvQiog  eg)7j'   iav  (i^    rtg  dvaYevpTjd-^  dt* 
vöaxog   xal  jcvEvuaxoqy   ov  (ih   alöeXevOezai   elg  zr^v 
ßaoikelav  rciv  ovQavSp. 

33.  Const.  VI,  15.  p.  175,  25. 

Xiysi  ycLQ  o  xvQioq*  kav  (itj  xiq  ysvvrjd^^  i%  vöaxoq 
xal  Jtvsvfiaxog,  ov  fifj  elceXd'y  elg  xfjv  ßaOtXelav 
xäp  ovQapoov, 

34.  Hippel.  Philos.  VIII,  10.  p.  422,  68. 

xoiko  ioxi,  q)f]Olp,  o  Xiyu  6  oa)xt]Q'  aap  fir^  xig  yspvfj- 
&^  i^  vöaxog  xal  jtpsvuaxog,  ovx  iXhvosxat  slg  xfjp 
ßaotXslap  xcip  ovgapwp, 

35.  Gregor.  Nyss.  III.  p.  369  C. 

iap  firi  Xig  yspprid-fj  Ig  vöaxog  xal  jcpsvfiaxog,  ov 
övpaxat  slOEX&alp  elg  xiip  ßaOiXelap  xov  d^eov. 

36.  Joh.  3,  5. 

äjtexQid-Ti  ^Irjöovg'  dfifjp  dfifjP  Xeyo)  ooi,  kap  fiij  xig  yap- 
p/jd-fj  Ig  vöaxog  xal  jcpavfiaxog,  ov  övpaxai  aloeX^ 
d'alp  elg  xtjp  ßaaiXalap  xSp  ovQapcip. 

Die  zahlreichen  patristischen  Parallelen,  welche  zu  dem  jo- 
hanneischen  Logion  Joh.  3,  5  vorhanden  sind,  zeigen  Beides,  den 
häufigen  Gebrauch  desselben  sowie  die  mannigfachen  Abwan- 
delungen, die  es  erlitten.  Beide  Erscheinungen  stehen  in  enger 
W^echsel Wirkung,  da  häufig  gebrauchte  Sprüche  in  der  Regel 
nur  aus  dem  Gedächtniss,  selten  nach  schriftlicher  Vorlage  in 
Anwendung  gebracht  werden.  Bei  Joh.  3,  5  kommt  noch  die 
Verwandtschaft  mit  dem  synoptischen  Logion  Mt.  18,  3  hinzu. 
Beide  Sprüche  sind  entweder  frühzeitig  in  einander  übergeflossen 
oder  beruhen  beiderseits  auf  einem  älteren  Spruch  desUrevangeliu  ms. 

Was  zunächst  die  Parallelen  bei  Hermas  anlangt,  so  ist 
trotz  der  Thatsache,  dass  er  seine  evangelischen  Quellen  ins- 
gesammt    sehr  frei   behandelt,   der   Einfluss   des  jobanneischen 


Texte  und  üntenmcbangen  zu  Joh.  3,  5.  77 

Eyangeliums   bei  ihm   nicht   zu  verkennen,    einmal  wegen  des 
otperai  rfjp  ßaaiXelap  xov  ß-sov  (vgl.  vorstehend  Joh,  3,  3)  und 
sodann,  weil  das  achtmal  wiederkehrende  slösXd'Slv  elg  r^p  ßa- 
aikelap  xov  d-eov  stets  in  Verbindung  mit  der  „Taufe*  auftritt 
und  weil  dabei  der  Eingang  in  das  Reich  Gottes,  wie  Joh.  3,  5, 
von  der  Taufe  abhängig  gemacht  ist.     Denn  nicht  nur  das  öi* 
vöaroQ  avaß^pai  und  das  Xaßetv  ri]v  a(pQayl6a%  sondern  auch 
das    XaßBlv   ro   ovofia  rov  vlov  rov  d-eov  und  das  q>0QBtv  ro 
ovofia     Tov     vlov     rov    d-eov    ist     bei    Hermas    als     Um- 
schreibung der  Taufe  und   des  Getaufbseins  zu  erkennen.    Vgl. 
z.  B.  Sim.  IX,  17,  4.  p.  234,  15;  Sim.  IX,  16,  4.  p.  232,  1.  Sim.  IX, 
16,  2.  3.  p.  230.    Dabei  wird  es  evident,  dass  die  Lesart  z^v  ßa- 
CiXelav  rov  d-eov,  welcher  Hermas  ausschliesslich  folgt,  schon 
sehr  alt  ist.    Dieselbe  Lesart  vertreten  noch  die  Ep.  ad  Diogn. 
und  der  zweite  Clemensbrief,  theilweise  auch  die  Homilien, 
während  die  übrigen  patristischen  Citate,  an  ihrer  Spitze  Justin 
und    die   Clementinischen    Homilien    in    ihrer    Hauptstelle 
die   Lesart    elq    rijv   ßaöiXelav    zSv    ovgavcov    darbieten.     Im 
Übrigen    aber    ist    im   zweiten    Clemensbriefe   und  in   den 
Homilien   das   eloeXdelv  elq   rijv  ßaoiXelav  rov  d-eov  bezw. 
Tc5r    ovQavmv  ganz   ebenso   wie  Joh.  3,  5   von  der  Taufe  ab- 
hängig  gemacht.     Auch   in  den    Citaten   der  Prophetischen 
Eklogen  und  der  Pseudo-Clementinischen  Homilien  unter 
14.  15  liegt  dieselbe  Anschauung  vor.    Denn  unter  der  avayh>- 
vrjOig,  die  durch  das  vöwq  bedingt  ist,  kann  nur  die  Taufe  ver- 
standen werden.    Diese  Anschauung  wirkt  dahin  fort,   dass  zu- 
letzt   sogar   diejenigen,    welche    die   Taufe    vollziehen,    in    den 
Homilien,    der  Didascalia  und   den   Constitutionen   (vgl. 
Citate  17 — 20)   als  yevvTioapreg  yovelq  und  als  avayevv7]oavreq 
erscheinen.    Überhaupt  wechseln  die  Ausdrücke  yevvijdfjvai  und 
dvayevvfidi]vaih€ku6g  ab,  während  das  canonische  yevvridrivai  ävo)^ 
d-ev  in  den  oben  zusammen  gestellten  zahlreichen  patristischenCitAten 
nirgends  wiederkehrt.     Der  Satztheil  Ig  tJdarog  xai  jri^6t;^arog, 
welcher  dem  canonischen  Texte  angehört,  fehlt  in  nicht  wenigen 
Citaten,  während  in  den  clementinischen  Homilien  und  der 
Epitome  die  trinitarische  Taufformel  als  Zusatz  eingefügt  ist. 

1)  Über  den  Gebrauch  von  aipgayfg  =  ßantiofia  ^  Offgayi^sa^ai  = 
ßanri^fodai  vgl.  die  Abhandlung  von  ü.  Resch:  Was  versteht  Paulns  unter 
der  Versiegelung  mit  dem  heil.  Geist.    N.  kirchl.  Ztschr.  1895. 12.  S.  991—1003. 


7g  AuBsercanonische  Parallelt^xte  zu  Joh. 

Die  Verwandtschaft  des  Johanneischen  Logion  Joh.  3,  5  mit 
dem  synoptischen  Spruche  Mt.  18,  3  liegt  zu  Tage  und  tritt  be- 
sonders in  dem  Cütat  des  Clemens  AL  hervor,  Protr.  IX,  82. 
p.  69:  rjp  yaQ  //^  avd'tq  dg  xa  Jtaiöla  yivf^ö&^s  xai  avayavvri' 
d-TJre,  (Dg  tpi^otv  rj  ygafpri,  ovd^  ov  fit]  elöeXevosöB'e  xoxb  elg 
tijv  ßaöiXüav  xciv  ovgavwv.  Hier  ist  den  in  Mt.  18,  3  ausge- 
sprochenen Gedanken  noch  das  xal  dvayepvtid^^xs  in  Überein- 
stimmung mit  Joh.  3,  5  eingeflochten.  Es  läge  also  die  Mög- 
lichkeit vor,  dass  beide  Sprache  —  Mt  18,  3  und  Joh.  3,  5  — 
aus  der  vorcanonischen  Quelle  stammen,  zumal  da  das  avw&^ep, 
denuo,  ava,  avB-ig  sich  gemeinsam  auf  den  hebräischen  Gebrauch 
des  n^ti  zurückführen  lassen,  welches  so  häufig  lediglich  die 
Wiederholung  einer  Handlung  oder  eines  Vorgangs  ausdrückt, 
also  sicherlich  auch  zur  Bezeichnung  der  Wiedergeburt  als  einer 
wiederholten  Geburt  im  Hebräischen  sich  eignete,  obwohl  die 
hebräischen  Übersetzer  des  N.  T.  auf  diese  Form  der  Rücküber- 
setzung, die  dem  hebräischen  Sprachgeist  am  nächsten  liegt, 
jedenfalls  viel  näher  als  nb^btt  ibw  (Delitzsch)  oder  ib^rt 
Öint)  (Londoner  N.  T.)  oder  b^  "lipM  ibW  (Salkinson),  merk- 
würdiger Weise  nicht  gekommen  sind.  Der  analoge  Gebrauch 
des  l^Ö  liegt  in  dem  0XQaq)7jT6  Mt.  18,  3  offen  zu  Tage.  (VgL 
die  Erläuterungen  dazu,  Heft  11,212  ff.).  Es  wäre  also  wohl  möglich, 
dass  den  Parallelen  Joh.  3,  5  und  Mt.  18,  3  ein  einheitliches  yorcano- 
nisches  Logion  zu  Grunde  gelegen  haben  könnte,  welches  ähnlich 
wie  das  oben  mitgetheilte  Citat  aus  dem  Protreptikos  des  Clemens 
AI.  Beides,  die  Wiedergeburt  und  die  Rückkehr  in  den  Kindes- 
zustand,  in  Eins  zusammenfasste.  Es  ist  aber  auch,  wie 
Bousset  (S.  117)  gegen  Volkmar  richtig  bemerkt  hat,  kein 
Grund  vorhanden,  welcher  neben  Mt.  18,  3  die  Annahme  eines 
ursprünglichen  besonderen  Herrenspruchs  wie  Joh.  3,  5  bezüglich 
der  Wiedergeburt  verbieten  könnte.  Jedenfalls  ist  das  Justin- 
Citat,  soweit  es  dem  Texte  von  Joh.  3,  5  analog  ist,  für  sich 
allein  genommen,  kein  genügender  Beweis  für  die  Abhängigkeit 
von  dem  vierten  Evangelium,  da  sehr  wohl  eine  aussercanonische 
bezw.  vorcanonische  Evangelienquelle  hier  für  Justin  fliessen 
konnte.  Dass  aber  Justin  gleichwohl  auch  hier  unter  dem  Einfluss 
des  Johanneischen  Evangeliums  gestanden  hat,  erweist  der  zu 
Joh.  3, 4  mitgetheilte  Context  mit  Evidenz. 


Texte  und  üntenachangen  zu  Joh.  3,  5.  6.  79 


Joh.  3,  6. 

a.  Clem.  AI.  Strom.  III,  12,  84.  p.  549. 

xad^aJtsQ  ro  YßPvcifisvov  ix  rrjg  öaQx6<;  CaQ§  icnv,  ovxoo 
ro  ix  jtp&vfiarog  jtpev/ia. 

b.  Joh.  3,  6. 

ro  ytyBvvrjfiivov  ix  zf^g  oaQxoq  oaQ§  ioxiv,  xal  ro  yayev- 
VTjiiivov  ix  Tov  Jtpavfiarog  Jivsv^a  iöriv. 

c  £us.  Marc.  72. 

Xiy(OP'  TO  yeyevvrjfiivov  ix  xrjg  COQxog  oag^  icxiv,  xal  xo 
ysysvvrjfiivov  ix  xov  Jtpevfiaxog  nPBvua  iöxr  jcpsvfia  öh 
6  d-eog.  — 

d.  Eus.  de  eccles.  theol.  I,  12.  (Migne  VI,  848). 

6g  dfj  jtQog  xolg  aXXoig  xal  xavd-*  oöe  jtaQsölöov  Xiyayp" 
xo  yeyspprjfiipop  ix  xfjg  oaQxog  öapg  iöxip,  xal  xo  yeysp- 
PTifiipop  ix  xov  Jtpsvfiaxog  Jtpsvfia  ioxr  Jtpsv/ia  öh  6  d^eog. 

e.  Syr.  Cur.  Joh.  3,  6. 

TO  yeyspPTjfi^vop  ix  xrjg  öagxog  cag^  ioxip,  oxi  ix  x^g 
Oagxog  iyeppf/d'Tj,  xal  xo  yeyeppijfiipop  ix  xov  jtPevfiaxog 

jtvsvfia   ioxip,   oxi   d-eog  JCPBVfia  iöxi,    xal  ix  B-eov  iyep- 

f.  Tertull.  de  carne  Christi  c.  18. 

Quod  in  carne  natum  est,  caro  est,  quia  ex  carne  natum  est 
...  et  quod  de  spiritu  natum  est,  spiritus  est,  quia  deus 
Spiritus  est,  et  de  deo  natus  est. 

g.  Syr.  Sin.  Joh.  3,  6. 

xo  ysysppfifiipop  ix  x^g  cagxog  öag^  iöxip.  xal  xo  yeysp- 
PTI(i£POP  ix  xov  jtpevfiaxog  Jtpevfid  ioxip,  öioxi  6  ß^sog  icxip 
jtptvfia  gcpy. 

Der  aussercanonische  Zusatz,  bei  Eusebius  an  dieser  Stelle; 
jtpevfia  ÖS  6  ^eog  und  der  vollere  Zusatz  bei  Tertullian:  quia 

ex  carne  natum  est quia  deus  spiritus  est,  et  de  deo  natus 

est  —  beruht,  wie  der  Syr.  Cur.  zeigt,  auf  handschriftlicher 
Überlieferung.  Auch  der  Syr.  Sin.  kommt  hinzu,  wenn  auch 
mit  dem  weiteren  Zusatz  gc5i/. 


gO  Aussercanonische  Paralleltexte  ea  Joh. 

Joh.  3, 8. 

a.  Exe.  Theod.  §  17.  ap.  Clem.  AI.  p.  972. 

6  yag  &e6g  Jtvevfia,  oJtov  ß-iXsi  xveL 

b.  Ign.  ad  Philad.  VII,  1.  p.  76,  9. 

dkkä  t6  jcvsvfia  ov  JtXavarai,  ajto  d^sov  ov  oldev  yag. 
jtoß-sp  Ipx«^«*  xal  Jtov  vjiayei. 

c.  Pseudo-lgn.  ad  Philad.  VII.  p.  238,  17. 

dXXa  To  jtvevfia  ftov  ov  jtXavaxai'  ütoQa  yag  rov  d-eov 
avtb  dXf]q>a'  olös  yaQ,  nod-ev  eQXsrai  xal  Jtov 
vjtayei. 

d.  Joh.  3,  8. 

ro  JtvBVfia  ojtov  d^iXet  JtvBl,  xal  ri/v  q>G}vr}v  avrov 
äxoveiq,    dX)!     ovx    olöaq,    jtod^av    ep^eTC^    xal    Jtov 

VJtdfBL 

Obwohl  dem  Zusammenhange  und  dem  Sinne  nach  von  Joh. 
3,8  verschieden,   ist  doch  die  Parallele   bei  Ignatius,   welche* 
auch   Pseudo-Ignatius   im  Wesentlichen  wiederholt   hat,   auf 
den  Einfluss  des  johanneischen  Evangeliums  zurückzuführen. 

Job.  3, 11. 

a.  Hom.  Clem.  II,  29.  p.  30,  17. 

hym  (iev  olöa,  xl  XtyBrs^  vfielg  öh  ovx  oiöazs,  jreQi  xlvmv 
öiaXeysod'€. 

b.  Joh.  3,  11. 

dfir^v  dfifjv  Xtyco  ooi,  ort  o  olöa/isp  XaXov/iep. 

Es  ist  wahrscheinlich  eine  johanneische  Parallele,  welche 
die  Clementinen  an  dieser  Stelle  darbieten.  Dieselbe  erinnert 
in  erster  Linie  an  Joh.  3,  11,  zugleich  aber  auch  an  Joh.  4,  22: 
vftslg  jtQoöxvpstrs  o  ovx  olöaxe. 

Joh.  3,  U.  15. 

a.  Barn-  XII,  5.  p.  54,  10. 

JtdXip   MovöTJg   jtoist  xvjtop  xov  'irjaov,  oxi  ötl  avxop 


Texte  und  Untenachimgeii  sa  Jok  3»  14.  15.  g| 

iv  öJjiieiq). 

b.  Bam.  Xl  6.  p.  54,  17. 

xoul  ovp  Äicovorjg  x^^^ovp  oq>iv  xäi  xld-fiCiv  iv66§wg. 

c  Barn.  XII,  7.  p.  54,  21. 

iZd-iro}  ijtl  top  og>iP  top  ixl  tov  §vXov  ixtxslfiapop 
xal  iZjtiotttco  xiOTsvöag,  oti  (xvTog  civ  pexQog  dwccvai 
^cooxoifjöat,  xal  xagaxQfjfia  aa}&i^asTai, 

d.  Testam.  XII  patr.  BenjanL  9. 

xtd  ixel  xvQiog  vßQiod-i^ceTcu  xal  ixi  §vXov  v^to&ioasTai. 

e.  Just.  DiaL  c.  Tryph.  c.  94.  p.  322  C. 

ovxBQ  OVP  TQOJtop  To  Otjfislop  öioL  xctXxov  oq)6a}g  y^picd-ai 
o  d^Bog  ixiXevöe  xal  apahiog  ioTip,  ovTm  dfj  xal  ip  tA 
po/io)  xaTaga  xslTai  xaTO.  tcöp  öTavQovfiipmp  dpd-Qcixwp' 
ovx  £Ti  ÖB  xtd  xaTa  tov  Jl^giöTov  roi;  B'BOv  xaTciga  xal- 
Tai,  öl    ov  cci^Bi  xaPTag  Tovg  xaTOQag  ä§ia  xga^aPTag, 

f.  Just.  DiaL  c.  Tryph.  c.  94.  p.  322  A. 

(ivöTi^Qiop  yag  öia  tovtov,  dg  xQoig>f)P,  kci^QvcoBy  dt  ov 
xaTaXvBip  fiBP  TfjP  övpafiip  tov  6q>Ba^g,  tov  xal  tt/p  xa- 
Qaßacip  vxo   TOV  ^Adafi  yBpiod-aL  kffyaoanipoVy   hci^QvOöB, 

ömTTJQlaP  ÖB  TOTg  XlÖTBVOVÖiP  ixl  TOVTOP  TOP  öia  TOV 
OrjflBlOV   TOVTOV,   TOVTBÖTl   TOV   OTaVQOV,   d'apaTOVOB'ai  fliX" 

XoPTa. 

g.  Just.  DiaL  c.  Tryph.  c.  91.  p.  319  ß. 

xQoO^evyovCc  tA  top  iöTavQC3fiipop  vlop  avTov  xifitpavTi 
elg  TOP  xoöfiop'  ov  yag  kxl  o^lp  rj(iag  xiötbvbip  to 
xQog>7jToc6p  xPBVfia  öia  McovOBCog  iölöaöxBP. 

h.  Just.  ApoL  I,  60.  p.  93  A. 

iaP  XQOOßXsXfjTB  tA   TVXtp  TOVTCp  xal   XIÖTBV1]TB,   ip   aV' 

TW  oayd^riOBCd^B. 
i.   HippoL  Philos.  V,  16.  p.  192  (Peratae). 

TOVTO    ICTl,    q)7}Cly     TO    BlQ7](liP0P'    XOi    OP     TQOXOP    VtpOOe 

MayvCfjg  top  o(pip  bp  t^  BQi^fio),  ovTwg  vtpojd'ijpai  öbT  top 
vlop  tov  dpd-Qcixov, 
k.  Joh.  3,  14.  15. 

xal  xad-Ag  MoovCTJg  vtpa>06P  top  6q)iP  ip  Ty  iQrniq),  ovTmg 

Texte  und  Untersnohnngen  X,  4.  6 


g2  AoBsercanonische  Paralleltexto  za  Joh. 

vtpcod-ijpai  ÖBl  TOP  vlov  tov  avd'Qmxov,  tva  Jtaq  6  xioxsvoov 
iv  avxm  IxV  ^^h^  alciviov. 

Bei  Barnabas  werden  durch  die  Verbindung  von  xiörevaaq 
ötod^Oetai  im  Cütat  c  sämmtliche  drei  Gitate  als  Auafluss  des 
Johanneischen  Evangeliums  erkannt.  In  den  Testamentis  XII 
patr.  ist  das  Erkennungszeichen  das  vtpcod'i^aeraL  Und  wem 
bei  Justin  die  wiederholte  Verbindung  von  jucreveiv  und  cd* 
^eöd'ai  bezw.  öcotrjQla  als  Kennzeichen  johanneischen  Ursprungs 
nicht  genügen  sollte,  der  beachte,  dass  das  justinische  ovjteg 
TQOJtov  (e)  nach  Hippolyt  in  deijenigen  Fassung  des  johan- 
neiscHen  Textes,  welche  bei  den  Peraten  überliefert  war,  eben- 
falls zu  finden  ist. 

Joh.  3, 16. 

a.  Ep.  ad  Diogn.  X,  2.  p.  162,  1. 

6  yoLQ  d-eog  rovg  dpd-gcijtovg  tjYaJtfjaB,  öt    ovq  kjtoltjOB 

TOV  xoöfiovy JtQog   ovg  djtsCTSiXs  top  vlov  av- 

TOV  TOP  (lopoyev^, 

b.  Test  XII  patr.  Benjam.  c.  9. 

ecog   ov  6  vy)iaTog  djtoöTslX^  t6  c<OTfiQiOP  ovtov  kp  kxi' 
OKOotfi  fiopoyspovg. 

c.  Just.  DiaL  c.  Tryph.  c.  91.  p.  319B. 

Tq5    TOP  ioTavQCDfiipop  vlop   avTOv  nl(iipaPTi   elg   top 

XOOflOP. 

d.  Joh.  3,  16. 

ovTCQg  yaQ  7]yaJti]0ep  6  ß-ebg  top  xoöfiop,   coots  top 
vlop  [avTOv]  TOP  (iopoyepfj  eÖcoxsp  [djtiöTSiXsp,  mit- 

teret]. 

Von  den  vorstehend  zusammengestellten  patristischen  Citaten 
kann  das  Justin-Gtat  eventuell  aus  dem  synoptischen  Evange- 
lientext Lc.  20,  13  =  Mc.  12,  6  =  Mt.  21,  37  (Lc:  jtsfitpm  tov 
vlop  fjtov  —  Mt:  djtiOTBiXBP  top  vIop  ovtov)  abgeleitet  werden, 
da  der  in  Joh.  3,  16  eigenthümliche  Ausdruck  /lOPoyBP^  fehlt. 
Die  Parallele  in  den  Testam.  XII  patr.,  wo  fioPoyBPOvg  nicht 
fehlt,  konnte  auch  aus  1.  Joh.  4,  9:  top  vIop  ovtov  top  ptopo- 
yevf]  djtioTahcBP  —  abstammen,  ist  aber  doch  sicher  unter 
dem  Einfluss  des  von  jenem  judenchristlichen  Autor  so  vielfach 


Texte  und  Untersuchniigeii  sa  Joh.  3, 16.  17.  gj 

gebrauchten  Evangeliimis  entstanden,  weil  unmittelbar  darauf 
ixl  §vXov  v^at&fjCerai  folgt,  welches  lediglich  aus  der  Bezug- 
nahme auf  JoL  3,  14  sich  erklart  Zweifellos  ist  dies  der  Fall 
bei  der  Parallele  aus  der  Ep.  ad  Diogn.,  und  zwar  nach  der 
von  Athanasius,  sowie  den  Codd.  Palat.  Vindob^  Gorbej.^  und 
Cod.  aur.  yertretenen  Lesart:  axicxBiXev  =  mitteret,  deren  Ur- 
sprung sonach  sehr  alt  sein  muss. 

Joh.  3, 17. 

a.  Ep.  ad  Diogn.  VII,  4.  5.  p.  159,  20. 

mq  ßaOiXevg    xiiijtmv    vlov    ßaaiXia   ejtsfi^sv,    dg   d^sov 

BJtBUipBVy  €oq  [SoLvd'QWJtov]  JiQog  dp&Qcixovg  ijtefitpev,  dg 
?^S???L£5£^?$£?1 . . .  Jj^^Pfi^  <»5  ccyccjtciv,  ov  xqIvcdv. 

b.  Joh.  3,  17. 

ov  yoLQ  ajtsCTSiXev  6  d'sog  rov  vlov  slg  rov  xoö- 
fiov,  iva  xqIvq  rov  xoöfiov,  aXX*'  tva  öcod'^  o  xoCfiog 
öl*  avTOv, 

c.  Epink  Haer.  LXV,  5.  p.  612A. 

ovTO^  ^Xd-sv  slg  TOP  xoöfiov,  iva  Cood"^  6  xoöfiog 
dl    ttvrov. 

d.  HippoL  Philosoph.  V,  12.  p.  178  (Peratae). 

Tovro  iöTi,  ipricl^  xo  elgrjfievov  ov  yaQ  7jXd'Sv  6  vlog 
rov  avd-Qco:xov  slg  rov  xoOfiov  aJtoXioat  rov  xoCfiov, 

äXX*  iva  Cod-fj  6  xoöfiog  6t    avrov^ 

e.  Pistis  Sophia  p.  221,  1  ed.  Schwartze  et  Petermann. 

Nunc  igitur  ovv  propter  peccatores  CxvXXg>v  me  veni  in 
xoöfiov,  ut  servarem  eos. 

f.  Ephraem  Syr.  Ev.  concord.  expos.  ed.  Mösinger  p.  213. 

Non  veni  in  hunc  mundum,  ut  judicem  mundum,  sed 
ut  saiyem  mundum. 

Eng  verwandt  mit  Joh.  3,  17  ist  Joh.  12,  47^:  ov  yaQ  tjXd^ov 
iva  xqIv(d  rov  xoöfiovy  aXX*  iva  cdcco  rov  xoöfiov.  Beide  jo* 
hanneische  Parallelen  scheinen  in  den  Citaten  vielfach  ver- 
mischt worden  zu  sein.  So  in  der  Ep.  ad  Diogn.,  bei  Epi- 
phanius,  bei   den   Peraten  Hippolyts.     In  dem  Texte  der 

6' 


g4  Annercanonisehe  PanJleltexte  zu  Job. 

letzteren  ist  noch  der  vlog  rov  äv&Qcijtov  eingefttgt,  sowie 
äxoXiöai  ftr  das  canonische  xqIvbiv  gesetzt,  eine  Lesajrt,  welche 
an  den  aussercanonischen  synoptischen  Herrenspruch  zu  La  9,  55 
erinnert:  o  yaQ  vloq  rov  avd-Qtojiov  ovx  fjXd-e  ^pvxag  dv&Qcixcov 
aJtoXicai,  äXXa  6&cau  Der  Text  der  Pistis  Sophia  erinnert 
mit  seinem:  ut  servarem  eos  (anstatt  mundum)  ebenftdls  daran. 
Dagegen  würde  Ephraem  Syr.  Tollstandig  mit  Joh.  12,  47^ 
zusammenstimmen,  wenn  nicht  noch  hunc  vor  mundum  ein- 
gefügt wäre. 

Job.  3, 18. 

a.  Iren.  V,  27,  2. 

Et  propter  hoc  Dominus  dioebat:  Qui  credit  in  me,  non 
judicatur. 

b.  Orig.  in  Joann.  T.  X,  28-  Opp.  IV,  210. 

q>flol  yag  o  xvQtog*  6  niOXBvcDv  elg  ifih  öv  XQlperai, 
ovxl  ii'  o  xtcrewov  slg  to  ovofiä  (lov  ov  XQlvBxai. 

c.  Clem.  AI.  Strom.  IV,  26,  171.  p.  641. 

o  axiOTTjöag  xaxa  rr^v  ocot^qiop  g>awijv  rjörj   xixgirai, 

d.  Joh.  3,  18. 

o  Jtiotevcov  slg  avrbv  ov  xQlvezar  6  (itj  xiOTsvcov 
TJdfj  xixQirac 

Die  Lesart:  qui  credit  in  me  =  o  xiCrsvcov  elg  ifii  wird 
durch  das  Zusammentreffen  von  Irenaeus  und  Origenes,  zu 
denen  auch  Hilarius  und  Ambrosius  kommen,  als  aus  band* 
schriftlichen  Quellen  stammend,  beglaubigt  Dagegen  beruht  die 
Variante  ajttörricag  bei  Clemens  AL  auf  ersichÜich  freier  Ci- 
tation.    Man  vgl.  das  ajiictriöag  Mc.  16,  16. 

Joh.  8, 19-21. 

a.  Barn.  XIX,  1.  p.  74,  4. 

Tj  ovv  oöog  rov  qxorog  ioriv  avri]*  kav  rig  d-iXoov 
oöov  oöevscv  ijtl  rov  coQiöfiivop  rojtov,  CJtsvo^  rolg 
egyoig  avrov. 


Texte  und  UnterBochangen  zu  Jok  3,  la  19--21.  26.  29.  g5 

b.  Testam.  XII  patr.  NephthaL  c.  2. 

iap  shqjg  x&  6q>ß'aXfim  äxoiksai,  ovT<oq  ov6s  kv  oxorei 
[&tn^0€ö0-6]  3€0telv  egya  gxorog. 

c  Clem.  Born.  I,  31,  2.  p.  50,  12. 

ovinpf  Tud  dX^d-eiav  dia  Jtlorscog  xoiTjCaq^ 

d.  JoL  3,  21. 

o  öi  jtoiAv  xiiv  dX^d'Siav  iQxmon  xQog  xo  9>ciq,  tva 
g>avsQa}d'y  avxov  xa  egya. 

Die  YerknüpfiiDg  yon  xa  Isgya  und  xo  tpmq  in  dem  Briefe 
des  Barnabas  und  in  den  Test  XII  patr.  sowie  das  jtoutv 
xf]P   äXi^d-eiav   bei    Clemens   Born,    sind    ausschliesslich   jo- 
'  hanneische  Phrasen. 

Job.  3, 26. 

a.  Just.  DiaL  c.  Tryph.  c.  51.  p.  271A. 

xal  XgcCxog  exi  avxov  xad-s^ofiivov  kjtl  xov  %QÖavov  xo- 
xafiov  kütsld^mv  ejtavoi  xe  avxop  xov  3tQog>i]xev6ip  xcu 
ßoJtxl^sip. 

h.  Joh.  3,  26. 

xal  ^X&op  jtQog  *Ia)apptjP  xcH  sbtop  avx^*  gaßßsl,  og 
fjp  fisxa  oov  jtiQttP  xov  %QdaP0v,  (p  ov  (isfiagxvgfixag, 
lös  ovxog  ßajtxl^si  xaL  Jtapxeg  Igxopxat  xgog  avxov. 

Unter  den  uns  bekaunten  Evangelien  kann  nur  das  vierte 
Evangelium  dem  Justin  die  Eenntniss  gegeben  haben  davon, 
dass  Jesus  durch  sein  Auftreten  der  Wirksamkeit  des  TSufers 
ein  Ende  bereitet  habe  —  ein  Beweis,  dass  Justin  das  jo- 
hanneische  Evangelium  nicht  blos  als  Lehrschrift,  sondern  auch 
als  historische  Quelle  benützte. 

Jolu  3^  29. 

a.  Exe.  Theod.  c.  65.  ap.  Clem.  AI.  p.  985. 

6  ÖB  xov  debtvov  fisp  agxttglxXtPog,  xcop  yaiiov  Sk  xagd- 
wfiq)og,  xov  vvfiq>lov  öh  g)lXog,  töxmg  s/utgoöd-sp  xov 
vvfig>cipog,   dxova>p  xrjg   q)a)P7Jg  xov   vvfuplov,  X^Q9^ 


gg  AussercanoniBche  Paralleltexte  zu  Job. 

b.  Job.  3,  29. 

o  l^cov  XfjV  vviAipfjv  wfiiploq  iörlv  6  Je  q>lXog  rov 
vv(ig)lov  6  köTijxAg  [C!od.  Gantabr.  törAg]  xal  dxovmv 
avTOV  X^Q^  X^^Q^''  ^^^  '^V^  (pwvrjv  rov  vvfig>lov' 
avxtj  ovv  ij  X^Q^  *?  ^^^  JtEJtXriQcorai, 

Die  Lesart  iorcog^  welche  die  Ezcerpta  Theodoti  ver- 
treten, ist  durch  den  Codex  Cantabr.  handschriftlich  beglaubigt. 
Der  Ausdruck:  dgxiTQlxlivoq  stanunt  aus  Joh.  2,  9. 

Joh.  3y  Sl. 

a.  Orig.  c.  Cels.  I,  50.  Opp.  I,  366. 

xal  ovx  ol^  ojtcoq  ßovXofiSVog  xal  IriQoig  xsQtd'Blvai  to 
&vvaöd'ai  vxopoelö&ai,  oxi  avxol  rjoav  JtQO^t/zetyd'epreg, 
q)i]Olv,  ort  „ol  fiep  ivd-ovöicipteg,  ol  6h  ayBlgovreg,  (paolv 
fjxeiv  avwd^BV  vlov  ^bov. 

b.  Joh.  3,  31. 

o  avod'sv  kgxofiBPog  ijtavco  3tavr<ov  korlv, 

Joh.  8, 32. 

a.  Hom.  Clem:  I,  9.  p.  16, 13. 

a  TB  fjxovOBv  xal  kcigaxBv  rov  rov  d'BOv  g>apdvra  viov 
jtBXOvnxBvai  re  xai  Blorixivai, 

b.  TertulL  de  orat.  a  1. 

qui  de  caelis  adest,  quae  vidit,  ea  loquitur. 

c.  Joh.  3,  32. 

6  ix  rov  ovgavov  kgxofispog,  o  ecigaxBP  xal  fjxov" 

ÖBV,   fiaQTVQBL 

Dass  das  Citat  der  Clementinen  mit  der  Variante  e^i;- 
xivai  wirklich  auf  das  johanneische  Evangelium  zurückgreift, 
erweist  die  Lesart  loquitur  bei  Tertullian  anstatt  des  cano- 
nischen fioQTVQBL    YgL  auch  Joh.  5,  19. 


Texte  und  Unteranchungen  zu  Job.  3,  31.  32.  34.  4,  7.  g7 


Job.  3,  34.  35. 

a.  Ephraem  Syr.  Ev.  concord.  expos.  ed.  Mösinger  c.  9.  p.  105. 

lUam,  ait,  oportet  crescere,  me  autem  minui.  Quemadmo- 
dum  domiiius  major  erat;  non  enim,  ait,  dat  in  mensura 
filio  suo. 

b.  Aphraates  Uom.  VI,  11.  p.  105  ed.  Bert 

Denn  Johannes    sagt:   Nicht   nach  Maass    hat  der  Vater 

den  Geist  seinem  Sohne  gegeben,  sondern  er  liebt  ihn  und 
hat  ihm  Alles  in  seine  Hände  gegeben. 

c.  Job.  3,  34.  35. 

ov  ycLQ  ix  fiirgov  ölöoaiv  ro  Jtvsvfia'  6  JtarfjQ  ayaxa 
xov  vlov,  xcä  xaina  öiö<oxep  iv  r^  X^£(>^  aitov. 

Dass  der  Zusatz  filio  suo,  in  welchem  Ephraem  und 
Aphraates  zusanmientreffen,  nicht  speciell  syrische  Tradition 
war,  zeigt  das  Fehlen  desselben  im  Syr.  Cur.  und  in  der 
Peschittha  Er  ist  aber  dem  Zusammenhang  nach  echt. 
Denn  die  ganze  Stelle  Job.  3,  31 — 36  ist  christologisch,  und 
erst  durch  die  dem  Zusammenhang  entsprechende  Beschränkung 
des  non  in  mensura  auf  den  filius  dei  gewinnt  diese  Aussage 
den  rechten  Sinn.  Die  Worte:  filio  suo  sind  daher  höchst- 
wahrscheinlich ein  originaler  Textbestandtheil,  welcher  in  den 
späteren  Handschriften  verloren  gegangen  ist.  Vgl.  Agrapha 
S.  270. 

Joh.  4,  7. 

a.  Tatiani  Ew.  barm.  arab.  ed.  Ciasca  p.  38^ 

Et  venit  mulier  de  Samaria  haurire  aquam.  Dixit  ei  Jesus: 
Da  mihi  aquam,  ut  bibam. 

b.  Joh.  4,  7. 

tQX^Tai  yvpfj  ix  xrjq  ^afiaglag  äprXTJaai  v6<dq.  Xiyei  cevr^ 
6  ^hjOovq'  öog  (loi  Jt€tv, 

Mit  dem  Zusatz  aquam  steht  die  arabische  Evangelien- 
harmonie nicht  völlig  isoliert,  tri£Pt  vielmehr  mit  dem  Syr.  Cur. 
et  Sin.  zusammen,  welcher  v^SA  jA  oacD  liest. 


8$  Aassercanoniflche  Paralleltexte  zn  Jok 

Job.  4, 10. 

a.  Ign.  ad  Rom.  YII,  2.  p.  66,  6. 

vötoQ  dh  ^C9V  xäl  XaXovp  iv  ifioL 

b.  Petr.  Sicul.  Eist.  Manich.  c.  29  (Mai  IV,  34). 

c.  Hippol.  Re£  Haer.  p.  121. 

el  ^deig,  rlg  koriv  6  alxmv^  ov  av  ^rtioag  jtag  avxüv  x€u 

iöcoxev  av  cot  xielv  C,äv  v6(oq  aZXofievop. 

d.  Pistis  Sophia  p.  233,  20  ed.  Schwartze  et  Petermann. 

hanc  ob  rem  dixi  Samaritidi:  si  cognosceres  dcogsav  dei 
et  quis  dixerit  tibi:  fer  ut  bibam,  fuisses  cuzovoa  enm,  et 
daret  tibi  aquam  viyam,  ut  esset  tibi  xfjyt}  in  te  exsiliens 
in  vitam  aetemam. 

e.  Job.  A,  10. 

cbtsxQl&fj  o  ^IijOovg  xaL  shtsv  ovr^*  d  yösig  x^v  öcoQsav 
Tov  d-eovy  9cal  rlg  kotiv  6  Xiycov  oor  öog  (ioi  jtulp,  av 
av  ^TijOag  avxov,  xal  6Öa)XBv  av  ooi  vöoq  ^cov. 

Sowohl  bei  Hippoljt  als  in  dem  Citat  der  Pistis  Sophia 
spielt  in  dem  dXXo/ievov  und  noch  mehr  in  dem:  in  te  exsiliens 
in  yitam  aetemam  der  Schluss  von  Job.  4,  14  mit  herein.  Das 
in  dem  koptischen  Texte  der  Illoxeg  Sotpla  stehen  gebliebene: 
alxovCa  weist  darauf  hin,  dass  der  zu  Grunde  gelegene  griechische 
Text  die  canomsche  Form  ixijCag  nicht  enthalten  hat.  Den- 
jenigen Text,  welchen  Petrus  Siculus  bietet,  konnte  man  ein 
johanneisches  ayQag>ov  nennen.    Vgl: 

Petr.  Sic.   :  iyco  bIiu  xo  vöwq  xo  C,mv. 

Job.    6,  35:  ^70?  bI(ii  6  agxog  xrjg  ^oo^g. 

Job.  10,    7:  iyci  slfii  ^  dvga  xcöv  jzQoßaxcov, 

Job.  11,  25:  kyco  bIiil  ^  dvdöxaöig  xal  rj  ^co//. 

Job.  14,    6:  iyci  elfu  t]  oöog  xal  rj  dX^d'Sia  xal  ^  £a>9^. 

Joh.  15,    1:  kyco  elfii  rj  dfiJtsXog  ^  dXfjd'ivi^. 

Joh.  i,  IL  13. 

a.  Ephraem  Syr.  £y.  concord.  expos.  ed.  Mosinger  p.  141. 

Dixit  ad  eum  mulier:  Tibi  non  est  situla,  et  puteus 
profundus  est.    Dixit  ei;  Mea  aqua  e  ooelo  descendit. 


Texte  und  ünterrachaiigen  za  Joh.  4, 10.  11.  13.  14.  g9 

b.  Job.  4,  1 1.  13. 

Xiyei  avzA  ^  yvvri'  xvqis,  ovts  avxXfHia  l;|^ec$,  xal 
xo  q>Q6aQ  ioTiv  ßad'v'  xod'sv  sxeig  ro  vimg  ro  ^äv;  — 
äxexQi&fj  *If]öavg  xal  bIxbv  ovt^*  xaq  6  xlvanf  ix  rov  vda- 
roq  rovvav  ii^niou  xaXiv. 

Ephraem  bietet  bier  einen  geküraten  und  in  der  Antwort 
Jesu  YölUg  aossercanoniscben  Text  Die  Worte:  Mea  aqua  e 
coelo  descttidit  —  erscbeinen  wie  eine  Nacbbfldung  Ton  Job. 
6, 33:  Panie  enim  Dei  est,  qoi  de  coelo  desoendit,  erinnern 
aber  zugleicb  an  die  ^n^/^  WQaviog  zn  Job.  4,  14  in  dem 
Scbreiben  der  gallischen  Gemeinden.    Siebe  das  Folgende. 

Joh.  4^  14. 

a.  Atö,  X,  3. 

ixccglöw  xvBVfiatixfjP  rQoq>f]v  xal  xorbv  xal  ^wijv  alci- 
viov, 

h.  Just  DiaL  c  Trypb.  c.  14.  p.  231 C. 

ro  ßaxriöfia  ro  ßovov  xa&OQlocu  tovq  fierapoi^oavTag  (h> 
vauevov,  rovro  iozi  z6  vöofQ  rfjq  Sc»«?. 

c.  Just  DiaL  c.  Trypb.  a  114.  p.  342  B. 

ro  xr^q  xaXffq  xixgaq  xal  v6a>Q  gc5r  xaiq  xagölaiq  xAv 
6i  avxw  ayaxrfiavxmv  xov  xaxiga  xAv  oXtov  ßQvovcijq 
xal  xoxi^ovöfjq  xovg  ßavXofiivovq  x6  xijq  ^a)fjg  vöa>Q 
xutv. 

d.  Just.  Dial.  c.  Trypb.  c.  69.  p.  295  D. 

Xf]Y^  vdaxoq  ^Avxoq  xaga  d-sov  iv  xy  ^QWV  yvco^ 
öemq  O^eov  xfj  xAv  iß'vAv  y^  apißXvcev  ovxog  6  Xgi- 
öxog, 

e.  Epist  eccL  Lugd.  et  Yienn.  ap.  Eus.  H.  E.  V,  1,  22. 

vxo  xijg  ovQovlov  XTjy'^g  xov  väaxog  xrjg  ^(oijg  xov 
i^iovxog  bc  xijg  vrj&vog  xov  XqiOxov. 

f.  Epipb.  Haer.  LXXIV,  3.  p.  890  C. 

ovTO^  x6  v6a)Q  xo  ^Av,  6  äitpAv  avO-gconog  XaßAv  ov 
öifpijCsc  JtaXiv,  äXX^   löxiv  kv  rg  xoiXla  avxov  äXXoße- 

vov  Big  ^a)7jp  alciviov. 


90  Anssercanoniache  Paralieltexte  zu  Job. 

g.  Hilar.  in  Psalm.  LXIY.  Enarratio  p.  783  E. 

£t  ipse  dominus  in  evangelio  ait:  Qui  biberit  ex  aqua,  quam 
ego  dedero,  flumina  de  ventre  ejus  flnent  aquae  vivae  sa- 
lientis  in  vitam  aeiemam. 

h.  Job.  4,  14. 

og  6  av  xliß  ix  rov  vdarog  ov  iya^  ödcco  ovrqS,  ov  {iri 
öitpi^cei  elq  top  alAva,  aXXa  xo  vöcoq,  o  iyw  öciom  avvwy 
yevTjoezai  iv  avrm  xfjyf^  vöärog  aXXofiivov  elg  ^(Offv  alco- 
viov, 

i.  Test.  Xn  patr.  Juda  c.  24. 

ovrog  6  ßXaOTog  d-eov  viplorov,  xcü  avrrj  ^  x^YV  ^^^ 
^cofjp  xaOfjg  ooQxog. 

Die  Verbindung  von  jiorog  und  ^<ofi  aUoviog  in  den  eucha- 
ristischen  Gebeten  der  Aiöaxrj  weist  unverkennbar  auf  Job.  4 
zurdck.  Dasselbe  gilt  von  dem  värnQ  ^c5v  bei  Ignatius  und  von 
den  drei  jobanneischen  Anklangen  bei  Justin,  welcher,  wie  er 
gerne  thut,  im  Dialoge  dem  Juden  gegenüber,  den  er  zu  ge- 
winnen sucht,  die  neutestamentlichen  Vorstellungen  unter  An- 
lehnung an  das  A.  T.  schmackhaft  zu  machen  bemüht  ist.  Auch 
die  Johanneische  Parallele  in  dem  Martyrerberichte  der 
gallischen  Gemeinden  ist  namentlich  durch  den  Ausdruck: 
jtTiyfj  rov  vöarog  xTJg  ^a>7Jg  nicht  zu  verkennen.  Allerdings 
findet  sich  der  Ausdruck  vöcoq  zijg  ^coijg  in  den  jetzigen  cano- 
nischen Texten  des  jobanneischen  Evangeliums  nicht,  daf&r  aber 
Apoc.  21,  6;  22, 1.  17.  Dem  anscheinend  aus  Job.  7,  38  stam- 
menden Zusätze:  iv  x^  xocXla  avrov  bei  Epiphanius,  de  ventre 
ejus  bei  Uilarius  entspricht  genau  ix  t^g  VTJdvog  in  dem 
Martyrerberichte  der  gallischen  Gemeinden.  Man  vgL 
darüber  das  Nähere  bei  Job.  7,  37.  38.  Robinson  weist  noch 
(Texts  and  Studies  I,  2.  p.  98)  hin  auf  Speculum  (Corp.  Script 
JEccl.  Lai  XII  p.  700),  wo  nach  Jerem.  2,  13iF.  die  Überschrift 
des  neuen  Abschnittes  lautet:  Quod  Dominus  fons  vitae 
nuncupetur. 

Joh.  4, 1& 

a.  Orig.  Opp.  IV,  221. 

i^fisZg  fihv  ovv  dviyvcofisp'  xivxB  apögag  iöx^g'  xaga 
ÖB  xA  ^HQaxXi(OPL  evQOfisp'  ^  apÖQag  Böxsg- 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Jolu  4, 18.  21.  23.  91 

b.  Tertull.  de  pudic.  c.  11. 

xxt  com  Samaritanae  sezto  jam  matrimonio  non  moechae, 
sed  prostitutae,  etiam  quod  Demini  facite,  qois  esset, 
ostendit. 

c.  Job.  4,  18. 

:^^«'Te  yaQ  avögag  iox^q,  xal  vvv  ov  ix^^^>  ^^^ 
eariv  cov  dv^g. 

Wenn  man  die  vorstehend  mitgetheilte  Äusserong  Tertul- 
lians  mit  dem  Texte  Herakleons  in  Parallele  gesetzt  hat,  so 
ist  dabei  übersehen  worden,  dass  auch  nach  dem  canonischen 
Texte  das  samaritanische  Weib,  welches  fünf  Männer  gehabt 
hatte,  damals,  als  Jesus  mit  ihr  redete,  wie  Tertullian  ganz 
richtig  voraussetzt,  mit  einem  sechsten  (sexto)  lebte.  Der 
aussercanonische  Text  Herakleons  steht  daher  völlig  isoliert. 

Job.  4, 21.  23. 

a.  Hippel.  Philosoph.  V,  9.  p.  166  (Naasseni). 

jcvsvgia  yaQf  g>7ialv,  korlv  6  d'eog'  6i6,  fprfilv,  ovts  iv 
rc5  oQsi  Tovrca  Jtoocxvvovoiv  ovxb  iv  ^IsgovöaXrifi 
ol  aXT/d-ivol  XQOOxvvrixal,  akXa  iv  xvevfiazi, 

b.  Job.  4,  21.  23. 

sQxsxai   €OQa,   ore   ovre  iv   xA   oqbi  xovxcp  ovxb  iv 

^IsQocoXvfioig    stQocxvvrjCEXE  xcp  jtaxgL dXXä 

igXBxac  äga  xäi  vvv  ioxiv,  6x6  ol  dXtjd'ivol  jiqoO- 
xvvfjxal  jcQoöxvvi^öovoiv  T<p  xaxgX  iv  Jtvevfiaxi  xäi 
dXrid'üa. 

Der  Text  der  l^aassener  nach  Hippolyt  ist  aus  Job. 
4,  24^.  21.  23  zusanunengezogen,  ausserdem  aus  der  Form  der 
Anrede  in  die  Form  der  Aussage  umgewandelt.  Die  Form  !/€- 
QovoaXriii^  welche  dem  TJrevangelium  angehört,  und  unter  den 
canonischen  Schriftstellern  von  Lucas  und  Paulus  bevorzugt  wird, 
gehört  nicht  in  das  johanneische  Evangelium,  welches  stets  Ye- 
QoöoXvfia  gebraucht.  Als  eine  Singularität  sei  noch  zu  Job. 
4,  22  der  Text  des  Syr.  Cur. :  oxi  ^  omxriQla  ix  xfjg  %vöalag 
iöxlv  —  notiert,  welche  von  Baethgen  herausgestelUe^Vanante: 
ix  xijg  %v6alag  bei  Tischendorf  fehlt.  Auch  der  Syr.  Sin.  liest 


92  AuMercanonisciie  Paralleltezte  eu  Joh. 

Joh.  4,  U. 

a.  Tatian.  Or.  ad  Oraec.  c.  4.  p.  144. 

jtvsvfia  6  d'sog  . . .  aXX*  oväh  xov  avcovofiaoxov  d-BOV  dco- 
Qoöoxfjrdov. 

b.  Exe.  Theod.  §  17.  ap.  Clem.  AI.  p.  972. 

6  ycQ  d'Sog  Jtvevfia,  ojiov  d-ikei  JiveL 

c.  Joh.  4,  24. 

jtvBVfia  6  d-eogy  xal  rovg  ^QOöxvvovvrag  hv  xpsv- 
fiati  xal  aXr^&ela  xQoöxvvetv  öet. 

d.  Syr.  Cur.  Joh.  4,  24. 

jtpevfia  6  d'Bogy  xal  rovg  Jtgocxvvovvrag  ctvrov  jy 

jtv&üfiari  xal  rovg  XQOOxvvovvxag  avxov  iv  Jtvevfiari 
xal  aXtjd'sla  xqoOxvvbIv  öbL 

e.  Passio  S.  Pauli  Apostoli  c.  10.  p.  34.  ed.  Lipsius. 

quia  Spiritus  deus  est  et  enm,  qui  illum  in  spiritu 
et  veritate  eolit  [et]  adorat,  sanctis  spiritibus  sodnm 
fäciet. 

f.  Just  ApoL  I,  6.  p.  56  C. 

xal  rov  rmv  aXXoov  tJtofiipmv  xal  i^ofioiovfiivcov  ayad-mv 
ayyiXoov  Orgarov  jtPBVfia  rs  ro  JtQOiprjrtxov  OBßofiB^a 
xcä.  TtQocxvvovfiBV  Xoyo)  xal  aXfid'Bla  rifiAvrBg,  xal 
jtavrl  ßovXoiiivcp  (iaO-Btv,  mg  iöiöaxO'^fiBV^  afpd-6va>g  yttzga- 
dtöovrBg, 

Es  ist  bisher  eine  ungelöste  Frage  gewesen ,  wie  Justin 
dazu  gekommen  ist,  dem  an  die  Spitze  seiner  grossen  Apologie 
gestellten  trinitarischen  Bekenntniss  die  Lehre  von  den  Engeln 
einzuverleiben  und  noch  dazu  von  einer  Verehrung  und  Anbetung 
{oeßofiB&a  xal  3tQO(ixvpov(iBv)  der  guten  Engel  als  auf  einer 
Linie  mit  der  Gottesanbetung  stehend  zu  reden.  Das  Rathsel 
war  um  so  grösser,  als  diese  merkwürdige  Aussage  in  den 
Schriften  Justins  völlig  isoliert  steht  und  mit  seiner  eigentlichen 
Theologie  Nichts  zu  thun  hat.  Die  Lösung  des  Räthsels  ist  so- 
fort gegeben,  wenn  man  erkennt,  dass  dem  trinitarischen  Oottes- 
bekenntniss  an  der  bezeichneten  Stelle  (ApoL  I,  6)  der  johan- 
neische  Herrenspruch  Joh.  4,  24,  aber  nicht  nach  dem  cano- 
nischen,    sondern   nach   einem  aussercanonischen   Texte, 


Texte  und  ünteniichiuigen  zu  Joh.  4,  24  93 

zu  Onmde  liegt,  welcher  theils  in  der  apokryphischen  Passio 
S.  Pauli,  theils  in  der  syrischen  VersionGuretons  wiederzufinden 
ist.  In  der  ersi^enannten  Passio  S.  Pauli  ist  Joh.  4,  24  in 
einer  Textgestalt  erhalten,  welche  mit  Justins  Aussige  sich 
unmittelbar  berührt,  einmal  in  der  Verbindung  colit  et  adorat, 
welcher  das  justinsche  ösßofis^a  xaü  xqoöxvpoviisv  genau  ent- 
spricht, sodann  in  den  Worten:  sanctis  spiritibus  soctum  faciet, 
welche  Worte  bei  Justin  in  den  zäv  kxofiivmv  xal  i^ofiotav^ 
ftivo9v  ayyiXcjv  wiederklingen.  Aber  immerhin  wird  es  durch 
den  Text  der  Passio  S.  Pauli  noch  nicht  klar,  wie  Justin 
auf  Grund  von  Joh.  4,  24  zu  einer  Anbetung  der  guten  Engel 
gelangen  konnte.  Dieses  wird  erst  durch  den  Text  des  Syr. 
Cur.  vollends  verständlich.  Von  demselben  sagt  zwar  Tisohen- 
dorf:  Quae  quidem  mire  confusa  sunt.  Aber  durch  Justin 
und  die  Passio  S.  Pauli  wird  die  anscheinende  Confasion  ge- 
hoben, sofern  man  daraus  erkennt,  dass  das  zweimal  wiederholte: 
xovg  jtQOOxwovpzaq  avrbv  iv  Jtvevfiari  das  eine  Mal  Subjekts- 
accusativ,  von  öst  abhängig,  die  Anbeter  Gottes  auf  Erden,  das 
andre  Mal  Objektsaccusativ,  von  uiqooxvpbIv  abhängig,  die  An- 
beter Gottes  im  Himmel,  mithin  die  Engel,  bezeichnet,  welche 
ebenfalls  {xai)  neben  dem  jivevfda  6  d^eog  anzubeten  seien. 
Allerdings  ist  diese  Ausdrucksweise  sehr  schwerfallig  und  die 
zu  Grunde  liegende  Anschauung  ganz  ausserge wohnlich,  aber 
nicht  ausserge  wohnlicher  als  die  Darstellung  Justins  in  der 
Apologie.  Und  so  macht  die  Vergleichung  der  Parallelen  bei 
Justin  und  in  der  Passio  S.  Pauli  es  unzweifelhaft;,  dass  dem 
Texte  des  Syr.  Cur.  keine  andere  Bedeutung  als  die  eben  an- 
gegebene einwohnen  kann  und  dass  Justin  diesen  aussercano- 
nischen  Text  voraussetzt. 

Aus  dieser  Erkenntniss  ergibt  sich  nicht  blos  das  hohe 
Alter  der  von  dem  Syr.  Cur.  erhaltenen  oder  doch  einer  ihr 
verwandten  Lesart,  welche  Justin  zu  Joh.  4,  24  vorgefunden 
hatte,  sondern  auch  die  Thatsache,  dass  das  johanneische  Evan- 
gelium schon  sehr  frühzeitig  derartige  Textverderbnisse  erlitten 
hat,  dass  mithin  das  Evangelium  noch  viel  älter  sein  muss, 
wenn  es  zur  Zeit  der  Abfassung  der  grossen  Apologie  (um  140) 
bereits  eine  solche  Textgeschichte  hinter  sich  hatte.  Man  er- 
kennt aber  weiter  daraus  die  hohe  Autorität,  in  welcher  das 
Evangelium  bei  Justin   stehen  musste,  wenn  er  lediglich  auf 


94  Aussercanonische  Paralleliexte  zu  Job. 

Grand  eines  aus  diesem  Evangelium  geschöpften  Herrensprachs, 
welcher  noch  dazu  in  verderbter  Gestalt  überliefert  war,  eine  so 
singulare  Auffassung  von  der  Engelanbetung  in  sein  trinitarisches 
Bekenntniss  an  der  Spitze  der  grossen  Apologie  einflocht.  — 
Dass  er  für  das  canonische:  iv  jEvevfiazi  xcü  aki]9^sla  JiQooxv- 
VBlv  vielmehr:  XQoCxvvovfiev  Xoyq}  xoH  aXrjd'Bla  schrieb,  beruht 

vielleicht  auf  einer  Einwirkung  des  vorcanonischen  Eindheits- 
evangeliums,  aus  welchem  die  Parallelisierung  von  Xoyoq  und 
jtvsvfia  sich  ergab.  Vgl  das  folgende  Heft  —  Noch  ist  zu 
bemerken,  dass  im  Syr.  Sin.  die  Worte:  Jtvevfia  6  d-ebg  xal  — 
fehlen. 

Joh.  4, 25. 

a.  Syr.  Sin.  Joh,  4,  25. 

Xiy^i  7]  yvpi^'  löov  Mecclag  ^QXBrai,  xal  orap  eXd'y,  a^tavxa 
öciöei, 

b.  Joh.  4,  25. 

Xiysi  avrm  rj  yvinj'  olöa  ort  Meoölag  EQXBrai,  6  Xsyoaevoc 
XQiCzog'  oxav  iXd^  ixstvog,  dvayyeXsl  ^filv  ojtavra. 

Zu  der  Übereinstimmung  des  Syr.  Sin.  mit  Tatians  Dia- 
tessaron  vgl.  man  Zahn,  Die  syrische  Evangelienübersetzung 
vom  Sinai,  Theol.  Lit.-BL  1895,  No.  2.  Sp.  17,  und  Zahn,  For- 
schungen I,  159,  n.  10. 

Joh.4>38. 

a.  Herm.  Sim.  V,  6,  2.  p.  154,  10. 

xal  avTog  rag  dfiagrlag  avrwv  bca^agcöe  jcoXXa  xoxiaoag 
xal  JcoXXovg  xojcovg  rjvxXrixmg, 

b.  Joh.  4,  38. 

dXXoL  xsxojttaxaciv ,  xai  vfzetg  slg  top  xojcop  avxAp 
elosX7]XvO-axe. 

Ob  diese  der  Vollständigkeit  halber  mitgetheilte  Parallele 
bei  Hermas  aus  dem  von  diesem  Schriftsteller  fleissig  ge- 
brauchten vierten  Evangelium  sich  herleitet,  ist  immerhin  frag- 
lich.  Vielleicht  ist  darin  nur  eine  freie  Übersetzung  von  Jes.  53, 4: 


Texte  und  üntenachtmgen  za  Joh.  4,  25.  38.  48.  5, 1.  5.  8.  9.       95 

Kto^  M^fl  ^^l^n  =  Mt.  8,  17:  avTog  rag  aöd-evelag  fjfimv 
sXaßev  xai  rag  vooovg  kßäoraöBv  zu  Grande  liegend.  VgL  die 
Erläutenmgen  zu  Mi  8,  17  im  zweiten  Hefte  dieses  Werks. 

Job.  4, 48. 

a.  Bam.  V,  8.  p.  22,  5. 

ütigag  yi  roi  öiddoxcov  rov'löQOfjlxdi  rtjXixaika  rigara 
xal  OTjiiBla  Jtoiäv  kxi^QvCöe. 

b.  Job.  4,  48. 

ebtsv  ovv  o  ^ItjOovg  siQog  avrop'  iav  firi  öijfiela  xal 
rigara  löijre,  ov  fiij  JttorevOrjrs, 

Die  Verbindung  von  orifieZa  xal  rigara  in  Betreff  der 
Wirksamkeit  Jesu  kommt  in  sämmtlichen  vier  canonischen 
Evangelien  nur  Job.  4,  48  vor;  sonst  nur  noch  Mi  24,  24  = 
Mc.  13,  22  Yon  den  Antichristen. 

Job.  5, 1. 

a.  Iren.  II,  22,  3. 

Et  post  haec  iterum  secunda  vice  ascendit  in  diem 
festum  paschae  in  Hierusalem,  quando  paraljticum, 
qui  juxta  natatoriam  jacebat  XXXVIII  aunos,  curavit. 

b.  Job.  5,  1. 

fiera  ravra  rjv  ^  togrf^  rSv  ^lovöalmv,  xal  dvsßri 
^Irjöovg  elg  ^legoöojLvfia. 

Der  Text  des  Irenaeus  ist  höchstwahrscheinlich  nur  auf 
harmonistischer  Vermuthung,  nicht  auf  zuverlässiger  Über- 
lieferung aufgebaut.  Eingehende  synoptische  Erwägungen  und 
die  Rücksichtnahme  auf  Job.  6,  4  ftlhren  zu  der  Annahme,  dass 
das  jüdische  Purimfest,  xar  k^oxh^  V  ^ogrij  rc5v  ^lovdalmv 
genannt,  von  dem  Evangelisten  gemeint  sei,  keinesfalls  aber  das 
—  von  Irenaeus  genannte  —  Passahfest. 

Joh.  5,  5.  8.  9. 

a.  Acta  Pilati  c.  6. 

6  6k  ^lovöalog  ttpjj'  lyco  rgidxovra  oxrA  ertj  Iv  xZlt^ 
xarexslfiTjv  iv  6&vvi;j  Jt6va)v  ....  xa)  löciv  (is  6  ^IrjOovg 


96  AoMercanonisdie  Parallelieocte  m  Job. 

hcjtXaYX.vlcQ'Ti  xoX  Zoyov  eljtiv  fior  a^ov  öov  rovxQaß- 
ßaxov  xal  XBQixarsi.  xal  riQa  rov  xQaßßatov  fiov 
xal  XBQiBxaxtjiUz  ....  ^  Oaßßazq). 

b.  Job.  5,  5.  8.  9. 

r/r  6i  Tig  av&Qcojiog  ixet  XQtaxovra  xal  oxrco  Ir^ 
Ixo^v  iv  ry  aOd'Evela  avrov'  rovrov  I6a>v  6  ^It/öovg 
xazaxelfievop  .  . .  Xiyu  avrtxi'  eyeiQSj  agov  top  xQa- 
ßazTov  cov  xal  JteQiJtarei.  xclL  iydpero  vyirig  6  av" 
ß^Qa}jcog,  xal  fjQep  top  xQaßatzop  avzov  xal  xegie- 
nazEi'  fjp  6h  cdßßazop  kv  ixelpu  zy  ijfiiQg^- 

Job.  5, 14. 

a.  Acta  Pauli  et  Tbedae  &  25. 

6  xaiQog  alöxQog  xal  öv  evfioQtpog'  fiy  akXog  ce  xbi- 
gaöfibg  ki^ezai  x^^Q^^  rot?  jiqwzov, 

b.  Ephraem  Syr.  Et.  concord.  expos.  ed.  Mösinger  p.  147. 

et  dixit  ei:  En  sanus  factus  eS|  exinde  noli  peccare, 
De  alio  quodam  tibi  opus  sit. 

c.  Job.  5,  14. 

(iBza  zavza  bvqIoxbi  anzop  6  ^Irjöovg  kp  r(p  UqA  xal 
bIjibv  avz<p'  16b  vyifjg  yiyopag'  fir/xizi  äfiaQzapB, 
tpa  f/f^  xBlQOP  ool  ZI  yipfjzai  [Syr.  Cur.  add.:  zc5p 
jtQcozmPy  au<^b  Pescbittba:   f^jbSiO.iB]. 

Aus  der  Vergleichung  mit  dem  Texte  des  Syr.  Cur.  x^^op 
zwp  jcQmzü}p  kann  man  ersehen,  dass  die  Wendung  in  den 
Actis  Pauli  et  Theclae:  x^^Q^^  ^^^  JCQcizov  auf  einer  Ab- 
hängigkeit von  dem  vierten  Evangelium  beruhen  dürfte.  Gleich- 
zeitig kann  man  an  La  11,  26  =  Mt  11,45:  xal  ylpetai  za 
eoxaza  zov  dpß-Qcijtov  ixelpov  x^^opa  zäp  Tcgdzmp  denken. 
Die  Lesart  bei  Ephraem:  ne  alio  quodam  tibi  opus  sit  beruht 
entweder  auf  einem  Missverständniss  der  Übersetzung  aus  dem 
Griechischen  ins  Syrische,  oder  (nach  Zahn,  Forschungen  I,  162j 
auf  einer  griechischen  Variante:  tpa  fitj  XQ^^  ^^^  ztpog  (statt 
XBlQOP  ool  zt)  ytprjzac. 


Texte  und  Unteremchnngen  za  Joh.  5»  19.  21.  ^     97 

Job.  5, 19. 

a.  Ign.  ad  Magnea.  YII,  1.  p.  34,  8. 

coöptSQ  ovv  6  xvQiOQ  av6v  Tov  xaTQo^  ovöIp  inolriCBV  xtk, 

b.  Hom.  Clem.  I,  9.  p.  16,  13. 

at€  fjxovOBV  xal  imQaxev  top  tov  d'Sov  (pavivxa  vlov 
Jtejtotrixivai  xal  slonxivaL 

c.  Joh.  5,  19. 

ov  övvarai  6  vlog  JtoiBlv  a<p^  tavxov  ovöiv^  av  (irj  rt 
ßXijty  rov  JtariQa  jcoiovpxa. 

Das  Homiliencitat,  welches  bereits  zu  Joh.  3,  32  be- 
sprochen ist,  hat  in  dem  elgijxipai  Joh.  3,  32  und  in  dem  jtejtoii]' 
xipat  Joh.  5»  19,  also  in  beiden  Fallen,  johanneische  Remi- 
niscenzen  vor  Augen.  Der  Codex  Cantabr.  bietet  anstatt  des 
einfachen  vl6(;  das  voDere  und  mehr  synoptische  vloq  rov  dp- 
ß-Qoijtov.  Die  Abhängigkeit  des  Ignatius  von  Joh.  5,  19  ist 
in  der  citierten  Stelle  wohl  kaum  anzuzweifeln. 

Joh.  5, 21. 

a.  Barn.  VlI,  2.  p.  30,  17. 

BJiad'ep,  tpa  tj  jtXrjyri  avrov  ^c?oJtocTiO^  fjfiaq. 

b.  Epiph.  Haer.  LXDs  58.  p.  782  AC. 

o  /af  xartj^j  ^rjoi,  ^mofoptl  xovq  vsxgovg  oaü  ov" 
xa>g  BÖcoxs  xal  X€p  vlA,  Iva  op  ^iXB$  Cfooyop^  ....  xal 
o  vloq   OP   d'iXBt   ^a^oyoPBl* 

c  Joh.  5,  21. 

mCjtBQ  yag  6  Jtax^Q  kyBlfft  xovg  PBXQovg  xal  go^o** 
jtoiBl,  ovxa^g.  xal  o  vlog  ovg  d-iXsi  ^monouL 

cL  Versio  Sjriac»  Coretomi  ed.  Baetbgen  p.  45. 

£(^XBQ  yaQ^  6  xaxiiQ  ^ooxoiei  xovg  WBXQoig  xal 
iyBlQBi,  ovxa>  xal  6  vlog  ^moxoiBl  xovg  xiarempxag 
Big  avxop. 

Die  suMrercanonische  Lesart  ^e^oyoPBl  mei^f hott  sich  Epiph. 
Haer.  LXIX,  79  p.  804  D:  Xiye  fiot,  ^yBPviöa,  xl  Xiyu;  tpa 
OP  d'iXxi  6  vibg  S^oyoi^göj*  ovx  bIxbp'  op  xBX&oBxat     Dagegen 

Texte  u.  UnterBUohiuigen  X,  4.  7 


i 


9g  Aussercanonische  Paralleltexte  zu  Job. 

das  ^(DOJton^öu  findet  sich  in  Obereinstimmang  mit  dem  jo- 
hanneisch-canonischen  Text  auch  Barn.  XU,  5.  p.  54,  11:  xäi  av- 
zog  ^oDOJiOiTiöi^  ov  öo^ovöiv,  djtoXcoXsxdvai.  Die  Umwandlung 
des  canonischen  ovg  &iXsi  in  rovg  nioxevovxag  slg  avvov  be- 
ruht beim  Syr.  Cur.  wohl  auf  der  Absicht,  den  in  dem  ovg  d-dZei 
liegenden  Prädestinatianismus  abzuschwächen.  Übrigens  yer- 
tritt   auch   der   Syr.  Sin.   diesen  Text:     ^ii*ntcixao.i    ^Aai^iI 


Job.  5,  22. 

a.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.  46  p.  264  B. 

avrog  iöriv  6  XQiOrog  xov  d^eov,  xäi  avtm  öiöoxai  x6 
XQlvai  Jtavxag, 

b.  Job.  5,  22. 

ovöe  yoLQ  6  jtaxfjQ  xqIvsi  ovöiva,   akXa  xfjv  xqIoip  xacav 
6i6(DXBV  x(p  vlcp. 

Das  öiöoxai  in  Verbindung  mit  xgWai  otavxag  bezeugt 
auch  an  dieser  Stelle  Justins  Abhängigkeit  von  den  johannei- 
schen  Herrenreden. 

Joh.  5, 23;  3,  36. 

a.  Just.  Apol.  I,  13.  p.  60CDE. 

xov  ÖTiiiiovQyov  xovöe  xov  Jtapxog  Ceßofisvoi vlov 

avxov  xov  opxcog  d'sov  ....  fiBxa  Xoyov  xiiiäfisv. 

b.  Epiph.  Haer,  LXIX,  53.  p.  775  D. 

xad'tbg    alQrjxsp    oxi   6   fifj    xifiAv    xov    vlov    wg    xifiqi 
xov  naxiga,  rj  oQyfj  xov  d-eov  hn*  avxov  fiiveu 

c.  Epiph.  Haer.  LXIX,  71.  p.  796  B. 

ovxfD  yaQ  (ptiCiV  6  firj  jtiöxsv(DV  elg  xov  vlov  dg  xiöxevsi 
slg  xov  JtaxsQa,  xäi  xifiä  xov  vlov  dg  xifia  xov  xaxJQay 

ff  oQyfj  xov  d'sov  fiivei  kjt^  avxov,  mg  Ix^t  xo  d^slov 
evayydXiov. 

d.  Epiph.  Haer.  LXXUI,  36.  p.  884  D. 

6  yaQ  fifj  xtfimv  xov  vlov  dg  xifia  xov  jtaxiQa,  ^  ogyt^ 

xov    9-60V    fiivei    kx      avxov,     o    ayiog    axodxoXog 


Texte  und  Untersuchiingen  zu  Joh.  5,  22.  23.  29.  99 

e.  Epiph.  Haer.  LXXVI,  x»'  p.  977  Ä. 

d$a  xovxo  yaQ  g>i]0iv'  o  iiri  xifiAv  top  vlov  xad'Ag 
Tifia  TOP  JtaxJQa,  rj  ogyr/  rov  d-eov  (ispsi  ijr*  avzop, 

f.  Joh.  5,  23. 

tpa  naPTBq  rifiSoi  top  vIop,  Tcad^wg  rtficici  top  xa- 
Tiga,  6  fi^  TCficip  top  vIop  ov  Tigigi  top  xaTiga  top 
ytifirpapTa  ccvtop. 

g.  Joja.  3,  36. 

o  JtiOTSVcDP  slg  TOP  vlop  ix^i  ^(Of]P  cdcopiop'  6  cuzud-Ap 
Tc5  vl€p  ovx  otpBTai  ^(oi^p,  dXX*  ^  OQyrj  tov  d-söv  fiipsi 
ijc    avTOP. 

In  der  grossen  trinitarischen  Grandstelle  Justins  ApoL  I,  13, 
in  welcher  oben  der  Einfluss  von  JoL  4,  24  nach  einem  ausser- 
canonischen  Texte  (TgL  die  Erläuterungen  zu  Joh.  4,  24)  nach- 
gewiesen ist,  klingt  in  dem  Tificifiep  am  Schlüsse  auch  Joh.  5, 23 
au.  Ahnlich  noch  einmal  Apol.  I,  68.  p.  99B:  xal  el  fihp  öoxet 
vfUp  Xoyov  xal  aXrjd'Blaq  ix^od'ac,  Tifi^CaTS  avTci.  — 
Der  in  einem  merkwürdigen  Gleichlaute  wiederkehrende  Text 
bei  Epiphanius  kann  (trotz  des  Kriteriums  6,  Agrapha  S.  16) 
nicht  anders  als  aus  einer  freien  Citation  des  Schriftstellers  und 
ihm  zur  Gewohnheit  gewordenen  Textmischung  Ton  Joh.  5,  23^ 
und  Joh.  3,  36®  erklärt  werden. 

Joh.  5,  29. 

a.  Barn.  V,  6.  p.  22,  1. 

avTog  ÖS  ipa  xarapyijö^  top  d-apaTOP  xai  t^p  ix  petcqAp 
apaCTacip  de/g^. 

b.  Barn.  V,  7.  p.  22.  5. 

OTi  Tfjp  dpaöTaatp  avTog  Jtoii^oag  xqipbL 

c.  Jusi  de  resurr.  c.  1.  p.  588  C. 

(0  vlog)  tjXd'SP iavTOP  TB  xal  top  xariga  (ii]pva)p, 

öiöovg  rjiilp  ip  lavTcp  ttjp  kx  psxqSp  dpaCTaoip  xal  ttjp 
fiBTa  Tovza  ^G>i]P  aldptop, 

d.  Martyr.  Polyc.  c.  14.  p.  154,  12. 

dq  apaOTaötp  ^corjg  alooplov  xtX. 


100  Aussercanonische  Paralleltexte  zu  Joh. 

e.  Joh.  5,  29. 

xal  ixJtOQsvoovrat  ol  ra  ayad^a  Jtoii^capteg  elg  avacxa- 
OiP  ^co^g,  ol  xa  ^ixvka  XQd^avreg  ilq  avacxaOLv 
xQlosog, 

Die  Verknüpfung  der  avacxaoig  mit  dem  xqLvslv  lässt  bei 
Barnabas  wiederum  eine  sichere  Spur  des  vierten  Evangeliums 
erkennen,  ebenso  die  Verbindung  avaOxaCig  ^cni^g  im  Martyrium 
Polyc,  ähnlich  bei  Justin.  Cod.  D.  hat  für  kxxoQBvaovxai 
die  Lesart  h^eXBvoovxaiy  welche  Lesart  auch  Anastasius  Sin. 
Qu.  5.  p.  50  bietet. 

Joh.  5, 37. 

a.  Herm.  Sim.  V,  2,  6.  p.  144,  20. 

xaxHvoi  {fwsxaQf/aap  xä  6ovX<p  ijtl  x^  naQxvolqi,  ^  i/iaQ- 
TVQi^Cav  avxS  o  ösajtoxrig. 

b.  Joh.  5,  37. 

o  Jtifitpag  /IS  xaxriQ,  ixetvog  (lefiaQxvQtjxsp  JtsQi 
kfiov. 

Joh.  5^  43. 

a.  Epiph.  Haer.  XL VIII,  11.  p.  412  B. 

ovx(o  yaQ  q>r]Civ  o  xvQiog  kp  x&  &oayyeUq>'  iyco  fiZd-op 
kp  T<p  opofiaxi  xov  jtaxQog  fiov,  xal  ovx  iöi^aöO^i  fis. 
aXkog   iXevöexai  ijtl   x(p   lölcp   opofiaxc,   xal  öe^opxcu 

XOP  XOIOVXOP,  "^ 

b.  Epiph.  Haer.LXV,  6.  p.613B. 

xal  ovx  ebtsp'  iyci  elfii  ixslpog,  alÜ  iy<o  nXd'OP  ixl 
xco  oPOfiaxi  xov  xaxgog  fiov. 

c.  Joh.  5,  43. 

ky<o  kXi^Xvd-a  ip  xS  opo/iaxi  xov  JtaxQog  fiov,  xal 
ov  Xa/ißäpexi  fis'  iap  aXXog  iXO'y  ip  xtp  opofiaxi 
xm  Idlcp,  ixsTvop  Xi^fi^sod^a. 

Die  Variante  ödx^öO'ai  f&r  das  canonische  XafißaPBip  ganz 
wie  bei  Joh.  1,  llT^as  erste  Epiphanius-Cifcat  scheint  auf 
freier  Beminiscenz  zu  beruhe. 


Texte  und  ünterBachangen  m  Joh.  5, 37.  43.  üik  47.  6, 11.  12.     101 

Job.  5, 46.  47. 

a.  Bam.  V,  6.  p.  20,  20. 

oLxQoq>fJTcu  oJt  avrov  exopteg  t^p  X^^^  ^^^  avrov  htgo- 
fptlXBVOav. 

b.  Hom.  Clem.  III,  53.  p.  51,  6. 

In   fiTiv   iXsyeV    iyci    slfii,    jteQl   ov^  Mmvö^g   jrpocgpi}- 

rBVC€V, 

c.  Jusi  Dial.  c.  Tryph.  c.  136.  p.  366  C. 

xal  sl  ov  jtiCTSvei  rig  etg  avtoPy  ov  Jitotevei  rolg  xAp 

üiQotprix&p  xi]QVYiiaOi  xolg  avxop  evayysZicafiipoig  xal 
XTjQv^aOiP  slg  Jtapxag. 

d.  Joh.  5,  46.  47. 

el  yoLQ  kjtiöxsvBxs  Mcovcsly  ijtiöxsvBxe  ap  ifiol' 
JteQl  ycLQ  ifiov  ixBlPog  iyQaxpBP.  bI  6h  xolg  kxBlPov 
yga/ifiaöiv  ov  jtiöxBVBXB,  jtcig  xolg  ifiotg  Qi^fiaöip 
jciCxbvöbxb; 

Zu  Joh.  5,  46.  47  liegen  in  £br.  3,  5  und  Lc.  24,  44  cano- 
nische Parallelen  vor.  Ob  die  Citate  bei  Barnabas  und  in  den 
Clementinen  (vgl.  dazu  Agrapha  S.  417f.)  auf  Joh.  5,  46  zurück- 
zufahren sind,  ist  fraglich.  Dagegen  ist  bei  Justin  der  mit  £^ 
ov  xuJXBVBi  eingeleitete  Gedankengang  so  ähnlich  der  johan- 
neischen  Sentenz:  bI  de  xolg  kxBlvov  yQa/ifiaOiP  ov  JticxevexB, 
dass  man  Justins  Abhängigkeit  vom  vierten  Evangelium  auch 
in  diesem  Falle  wird  anzuerkennen  haben.  Vgl.  ausserdem  oben 
zu  Joh.  1,  16. 

Joh.  6, 11. 12. 

a.  Jiö.  X,  1. 

(iBxa  dh  x6  BfiJtXr^öd-fjpai  ovxcog  BVxaQiöx^öaxB. 

b.  Joh.  6,  11.  12. 

iXcLßBP  ovp  xovg  CLQXovg  6  ^IrjOovg  xal  evxdQloxTjöBP  xal 
BÖcoxBP  xolg  dpaxBifiipoig,  oftolog  xal  ix  xAp  6^>aQla>p 
oCop  fj^eXop.  cSg  öh  kpejiki^ad-fjöap,  XiyBi  xolg  (iaQ^fjxalg 
avxov'  CvpayayBXB  xa  JiBQiOOBvaapxaxXaOfiaxa^tpa 
pifj  XI  djtokrjxaL 


102  AuBsercanonisclie  Paralleltexte  zu  Job. 

c  Epiph.  Ancor.  c  48.  p.  52  B. 

övvayayere,  g>f]Ol,  xal  (iTjöhv  axoXbtrjxB  räv  xXaö" 
uartDP, 

Das  oben  mitgetheilte  Citat  der  Aidaxi^  stammt  aus  der 
euoharistisclien  Liturgie,  welche  so  zahlreiche  Elemente  aus 
dem  Johanneischen  Evangeliam  aufgenommen.  Auch  die  Ver^ 
bindung  von  ifjuilijöd-^vcu  und  evxaQiörelv  ist  spedell  johan- 
neisch,  da  nur  Johannes  ipsjtXi^öd^cav  bietet,  wo  die  Synoptiker 
iXOQtcicd-TjCap  haben.  —  Für  die  Abweichungen  bei  Epipha- 
nius  in  dem  Texte  zu  Joh.  6,  12  giebt  es  weiter  keine  Zeugen. 

Job.  69 15. 

a.  Epiph.  Haer.  XXIX,  2.  p.  117  D. 

^X&ov  yag,  g>fjcl  rb  svayyiXiov,  ^^oai  avrov  dg  ßaoi- 
IlIo^^xoT rvovg  avexcigMe  xal  ixQvßtj  iv  *Eq>Qai(i  xoXsi 
xfiq  koTiUov. 

b.  Syr.  Cur.  ad  Jok  6,  15. 

'Ifjöovq  ovv  ypovg  ort  d^iXovoip  aQjtaC^HP  avxop,  tpa  jroin- 

ociöiP  avTOP  ßaoiXia,  cbtora^afiepog  avtotg,  q^ev/et  xaXiv 
elg  t6  oQog  avrog  fiopog, 

c.  Joh.  6,  15. 

*l7jaovg  ovv  /vov^  ori  fiiXXovöip  IgxBOd'ai  xal  aQxaC^Biv 
avrop,  ipa  xotr^CmCip  ßaöiXia,  (pEvyei  ütaXip  slg  rb  oQog 
avrbg  fiOPog. 

d.  Tatiani  Eyy.  härm.  arab.  ed.  Ciasca  p.  33^. 

Et  Jesus  sciens  quia  ventari  erant,  ut  toUerent  eum  et 
facerent  eum  regem,  reliquit  eos  et  ascendit  in  montem 
ipse  solus  orare. 

Der  Text  von  Joh.  69  15  leidet  an  zahlreichen  Varianten. 
Besonders  merkwürdig  aber  ist  der  Text,  welchen  Epiphanius 
dtiert.  Er  lautet  so  bestimmt  und  findet  sich  doch  in  keinem 
canonischen  Evangelium.  Wahrscheinlich  liegt  in  diesem  Epi- 
phanius-Texte,  welchen  übrigens  Tischendorf  nicht  erwähnt, 
eine  Vermischung  von  Joh.  6,  15  und  Joh.  11,  54  vor.  Aber  auch 
unter  dieser  Annahme  bleibt  die  fragliche  Textgestalt  eigen- 
thümlich  und  aller  Beachtung  werth.    In  der  ersten  Hälfte,  die 


r 


Texte  und  üntenuchuiigen  zu  Job.  6, 15.  103 

sich  mit  Job.  6,  15  berührt,  findet  sich  von  dem  XQ^<^<^  sonst  keine 
Spur.  Für  dieses  xQloai  hat  der  canonische  Text  jtoielVj 
Cod.  Sin.  ävaöeixvvvai,  Chrysostomas  ;^e£()oro];€fv.  Das 
fjXd'OV  des  Epipbanius  (anstatt  des  canonischen  fiiXZovoiv 
IgXBOd-ai  und  des  d^iXovöiv  im  Syr.  Cur.)  klingt  wieder  an  bei 
Augustin:  cum  cognovissent,  quia  yenerant.  Y)9a  avsxdQTjöBV, 
für  welches  Tischendorf  abweichend  von  seinem  früheren  Texte 
mit  dem  Cod.  Sin.,  5  altlateinischen  und  der  altsyrischen  Version 
ifBvrfBi  in  die  Ed.  VIII  crit.  major  aufgenommen  hat  und  f&r 
welches  das  arabische  Diatessaron  reliquit  eos  liest,  ver- 
treten mit  Epipbanius  17  Uncialcodices,  7  Italae  und  yiele 
andere  Zeugen,  darunter  Codex  Bezae.  Es  zeigt  sich  also, 
dass  im  Einzelnen  die  Varianten  des  Epipbanius -Textes,  soweit 
sie  sich  mit  Job.  6, 15  berühren,  keineswegs  auf  bioser  Willkür 
beruhen.  Die  zweite  Hälfte  des  Epiphanius-Textes  bringt  eine 
aussercanonische  Parallele  zu  Job.  11,  54.    Man  vgl.: 

Job.  11, 54.  äjcrjXd^ev    ixsld-ev    elg    rfiv  x^Q^^  iyyvg  rijg 

iQfjfiov,  elg  *Eg)Qatfi  keyofiivijv  jtoXiv. 

Epipb.   avexcigrice    xal    ixQvßrj    kv    ^Eg)Qaifi    jtoXei    rrjg 

kQfjflOV. 

Dieser  Text  des  Epipbanius  deckt  sich  fast  vollständig 
mit  dem  Texte  des  Cod.  Bruce  zu  Job.  12,  36^:  xal  ajt  avrcov 
dvsxciQTjCev  xal  hcQvßtj  aJt  avxAv.  VgL  die  Erläuterungen  zu 
Job.  12,  36^.  —  Die  bei  Epipbanius  vorliegende  Vermischung 
des  früheren  Vorgangs  am  See  Gennezareth  (Job.  6,  15)  mit  dem 
späteren  Rückzug  Jesu  nach  Ephraem  (Job.  11,54)  ist  um  so 
auffalliger,  als  Epipbanius  kurz  nach  Mittbeilung  obigen  Textes 
(Haer.  XXIX,  2.  p.  117  D)  die  Lage  von  Ephraem  (Haer.XXX,  9. 
p.  133  C)  sehr  genau  angiebt,  indem  er  von  einer  Reise  erzählt, 
welche  er  selbst  in  jener  Gegend  mit  einem  dem  Cbristenthume 
zugeneigten  Juden  ausgeführt  habe:  ovvoäevoavrog  fiov  iv  r^ 
kgrificp  Tfjg  Bai&fjX  xal  ^Efpgatu  ixl  rrjv  oQHvrjv  dvsQX0(i6vq> 
djto  tfjg  %Qixovg.  Vgl.  unten  zu  Job.  11,  54.  —  Es  bleiben  so- 
nach hier  noch  manche  Rätbsel  zu  lösen.  —  Der  Zusatz  orare  im 
arabischen  Diatessaron  entspricht  dem  Texte  des  Cod. 
Cantabr.:  xdxsZ  jtQoörjvxsro  und  zeigt  daher  an  dieser  Stelle 
wieder  deutlich,  dass  Tatians  Diatessaron  und  Cod.  D.  aus 
einem  und  demselben  Archetypus  des  evangelischen  Textes  ge- 
schöpft haben. 


X04  AuBsercanonisclie  Paralleltexte  zu  Joh. 

Joh.  6,  27. 

a.  Clem.  AL  Strom.  VI,  1, 1.  p.  736. 

fiipovcav,  6  xvQiog  iverelXazo. 

b.  Joh.  6,  27. 

iQYa^eöd'8  ittj  ttjv  ßgcioiv  xrjv  ajtoXXviiivrjVj  dXZa 
rfiv  ßQciöiv  r^v  fiivovöav  elg  ^(Dfjv  alcivcop. 

Die  um  der  Vollständigkeit  willen  mitgetheilte  aussercano- 
nische  Parallele  des  Clemens  AI.  verdankt  doch  nur  der 
freien  und  gedächtnissmässigen  Citation  dieses  Schriftstellers 
ihre  Entstehung. 

Joh.  <>,  28. 

&  Herrn.  Sim.  I,  7.  p.  132,  24. 

iQYci^eod'e  rä  igya  rov  d-eov  liVTjfiovevovrsg  tcop  evto- 
XAp  avTov. 

b.  Joh.  6,  28. 

aljtov  ovv  JtQog  avrov  xl  jtoicöftev,  tva  iQya^dfied'a  rä 
igya  rov  d-sov; 

Joh.  6, 32.  49.  50. 

a.  Excerpta  Theod.  c.  13.  ap.  Clem.  AI.  p.  971. 

ovroq  ioxiv  OLQXoq  knovQavioq  xdi  ytpsvfiaxtxrj  xQog)fj 
^(DTJg  jtctQSxxiXfj  xaxa  xtjv  ßgciöip  xäl  yvmöiv,  xo  gimq  x(5v 
ävd'QcoJtcov ,  xrjg  ixxXtjolag  dijXovoxi.  ol  (ilv  ovv  xov  oi5- 
Qoviov  oQxov  q>ayovxBg  axiß^avov,  o  öh  xov  aXijß'ivov 

aQxov  xov  Jtvsvfiaxog  köd-lcov  ov  xa&-v^^6xai. 

b.  Joh.  6,  32.  49.  50. 

ov  Maniöfjg  diöancsv  vßtp  xop  agxop  ix  xov  ovgavov, 
dXX'  6  JtaxTjQ  fiov  ölömOip  vfiip  xop  agxop  ix  xov  ov- 
Qttvov  XOP  aXfid-ipop.  —  ol  Jtaxigsg  vftciv  J£g>aYop  ip 
xy  igi^ftq)  xo  noppa  [xop  clqxop  Syr.  Cur.,  xop  üqxop 
ip  xy  ig^f^qi  xo  giäppa  Cod.  Cantabr.,  Vercell.,  Veron., 
Palat.  VindJ  xal  dxiB^aPOP,  ovxog  iöxtp  6  agxog  6 
ix  xov  ovgapov  xaxaßaipwp,  Xva  xig  ig  avxov  <pay\i 
xal  fifj  djtod'apjj. 


Texte  und  Untersachnngen   zu  Joh.  6,  27.  28.  32.  33.  38.         105 

Trotz  der  freien  Verwendang  der  johanneischen  Sprüche 
erkennt  man,  dass  Theodotus  der  uralten  Lesart:  rbv  oqxov 
anstatt  des  canonischen  x6  (lavva  gefolgt  ist.  Der  Syr.  Sin. 
hat,  woranf  Nestle  aufmerksam  macht,  nach  der  neuen  Ausgabe 
f€xisn,  wofbr  die  Herausgeberin  irrthümlich  f^cp  gelesen  hat. 

Joh.  6, 83. 

a.  TertulL  de  orat.  c.  6. 

Ego  sum,  inquit,  panis  vitae.  Et  paulo  supra:  Pauis  est 
sermo  dei  vivi,  qui  descendit  de  caelis. 

b.  Joh.  6,  33- 

6  yoQ  OQxoq  6  xov  d'eov  ioxlv  6  xaxaßalvanf  kx  xov  oiga- 
PQv  xäl  ^ca^v  öidovg  rqS  x6o(iq>. 

Die  Abweichungen  Tertullians  scheinen  in  diesem  Falle 
auf  einer  freien  gedachtnissmässigen  Reproduktion  des  Textes 
zu  beruhen. 

Job.  6, 38. 

a.  TertuU.  de  resurr.  cam.  c.  34. 

sensum  rei  exprimit  dominus:  Ego^  dicens,  veni,  non  ut 
meam,  sed  ut  patris,  qui  me  misit,  faciam  volun- 
tatem. 

b.  Ephraem  Syr.  Ev.  concord.  expos.  ed.  Mösinger  p.  234. 

Et  alio  loco  dicit:  Non  veni  facere  voluntatem  meam, 
sed  voluntatem  ejus,  quTme  misit. 

c.  S.  Serapionis,  Macarii,   Paphnutii  et  alterius  Macarii  Regula 

ad  Monachos  (Migne  YXXIV,  Macar.  Opp.  p.  972). 
Ipse  quoque  dominus  noster  de  supemis  ad  inferiora  desoen- 
dens  ait:  Non  veni  facere  voluntatem  meam,  sed  ejus, 
qui  me  misit. 

d.  Joh.  6,  38. 

oxi  xaxaßißfjxa  asto  xov  ovQavov,  ovx  iva  yton^oco 
x6  d'iXrjiia  xo  k/iov,  dXXa  ro  Q-iXfjfda  xov  jtifitpav- 
xoq  (IE  [Syr.  Cur.,  Hieros.  add.:  jtaxQ6q\. 

Mösinger  hat  bei  der  Wiedergabe  des  Ephraemtextes 
eine  wörtliche  Übereinstimmung  mit  demjenigen  Text  erzielt,  den 


106  Anssercanonische  Faralleltexte  zu  Joh. 

die  Mönchsregel  des  Serapion  und  seiner  Oenossen  darbietet. 
Tertullian  stimmt  damit  ebenfalls  wesentlicb  überein.  Sein 
Zusatz  patris  ist  auch  im  Syr.  Cur.  vertreten,  ebenso  im  Hier o* 
solymitanum.  Alles  ein  Beweis,  dass  der  vorcanonische  Text 
von  der  jetzigen  canoniscben  Fassung  handschriftlich  differierte. 

Job.  6, 44\ 

a.  Hippol.  Philos.  p.  158  (Naasseni). 

jtsQl  TOVTOVf  q)TjOlv,  bIqtjxbv  6  OfoxfiQ'  ovÖBlq  övpazai 
iXd'Slv  yiQog  (iBf  iav  fifj  riva  ihcvoij  o  xaxriQ  ftov  o 
ovQapiog, 

b.  Epiph.  Haer.  LXIX,  54.  p.  777  B  C. 

g)fl0lv'  ovöalg  iZevoerai  Jtgog  fie^  kav  iifj  6  xarfjQ  fiov 
o  ovQciriog  hhcvoi^  avrop. 

c.  Ephraem  Syr.  Ev.  concord.  expos.  ed.  Mösinger  p.  137. 

Nemo  potest  ad  me  venire,  nisi  pater,  qui  misit  me,  trabet 
eam  ad  ipsum. 

d.  Joh.  6,  44». 

ovöelg  dvparai  iZd-slv  XQog  ftB^  iav  ftf}  o  Jtar^Q  6  xiftyrng 
fie  eXxvou  avTOP. 

Der  synoptische  Sprachgebrauch:  6  jtar^Q  (lov  o  ovQcipiog^ 
welcher  in  den  jetzigen  johanneischen  Texten  sich  nirgends  findet, 
dagegen  in  den  johanneischen  Citaten  bei  Hippolyt  uns  mehrfach 
entgegentritt,  ist  in  diesem  Falle  doch  nicht  auf  Hippolyts 
Rechnung  zu  setzen,  sondern  aus  der  von  ihm  gebrauchten  Hand- 
schrift des  vierten  Evangeliums  geflossen.  Das  zeigt  deutlich 
Epiphanius,  welcher  ebenfalls  o  jrarijp  fiov  6  ovgapiog  ge- 
lesen hat.  Der  Zusatz:  ad  ipsum  bei  Ephraem  entspricht  dem 
Zusammenhang  wenig  und  ist  jedenfalls  unecht.  —  Die  Lesart 
o  ovQcipiog  hat  Tischendorf  auch  bei  Didymus  (de  trinitate) 
notiert.    Man  vgl.  auch  ApocaL  Mos.  c.  41.  p.  22. 

Job.  6,  U\  45. 

a.  Barn.  XXI,  6.  p.  80, 16. 

ylpeo&€  öh  d'Bodlöaxroi,  ix^ijrovPTsgy  rl  ^fjtBl  xvQiog 
ag>^  vfiwp,  xal  jtoietrB  tpa  BVQB&^ta  ip  ^fiiga  x(^^[5^* 


Texte  und  Untemekiiiigen  xa  Job.  6, 44.  45.  51.  107 

b.  Job.  6,  44^  45. 

ToarfA  Qvaaxrfioi  cvrov  iv  tj  loxax'^  ^fiega'  iori  [yog] 
yeyoaiifuvov  iv  roig  xQo^^atq'  xai  icopzai  xavreg  öi- 
öaxTol  d-sov. 

Der  Ansdrack  ß-sadldaxtoi  bei  Barn^bas  ist  um  so  sicherer 
auf  das  jobanneische  dtdaxxol  d-eov  zurückzuftibren»  als  aucb 
das  jobanneiscbe  iv  xy  ioxiv3  Vf^Q9  ^^  ^^^  ^^  Vt^99  xQlösfDg 
bei  Barnabas  correspondiert,  wahrend  weder  Jes.  54,  13  {xal 
Jtavxag  xovg  vlavg  öov  diöaxxovg  d-BOv)  noch  1.  Thess.  4,  9  (av- 
xoi  ycLQ  vfislg  d^eoölöaxxol  ioxe)  eine  solche  escbatologiscbe 
Beziehung  Yorli^t 

Job.  6, 51. 

a.  Ezcerpta  Theod.  c.  13.  ap.  Clem.  AL  p.  971. 

0  ^civ  agxog  6  vxb  xov  xaxQog  dod-elg  6  vlog  iaxi  xolg 
iad'Uiv  ßovlofiivoig. 

b.  Job.  6,  51» 

iyii  elfii  6  agxog  6  ^äv  o  ix  xov  ovgavov  xaxaßag. 

c.  Barn.  VIII,  5.  p.  38,  15. 

01  iXxlCovxsg  ix   avxov  Crjoovxai  slg  xov  aläva. 

d.  Barn.  XI,  10.  p.  52,  4. 

xcä  og  av  g>ay'Q  i^  avxwv  ^i^öerai  elg  xov  alwva, 

e.  Barn.  XI,  11.  p.  52,  8. 

xal  og  av  fpayxi  axo  xovxwv  ^rjOBxai  slg  xov  alciva^ 
xovxo  Xiysr  og  av^^^^^rjolv^^^axovoj^  xovxodv  XaXovfidvov  xai 
xioxevog,  ^^cexai  stg  xov  alAva. 

f.  Macar.  Hom.  IV,  12. 

xa&cog  yiyoaxxai  iv  xS  evayyeXlq)'  o  xocoycov  xov  agxov 
xovxov,  ^fjösxai  slg  xov  alcöva^ 

g.  Job.  6,  51^ 

iav  xig  g>ay^  ix  xov  ifiov  agxov^  ^i^osi  slg  xov 
alcova, 

h.  Cod.  Cantabr.  ed.  Scrivener  p.  112. 

kav  ovv  Xig  g>dyy  ix  xov  agxov  xovxov,  ^ijasi  slg 
xov  alcöva. 


'  ^-  ^-^  *^*' . 


108  AuBsercanoniBche  Paralleltexte  zu  Job. 

i.  Versio  Syriaca  Cur.  ed.  Baethgen  p.  49. 

iap  reg  q>ayiß  ix  rov  ägrov  tovtov,  ^^csrat  elg  top 
alciva* 

k.  Excerpta  Theodoti  cap.  13.  p.  971. 

6  61  agrogf  ov  kyA  dcoocD,  fprfilv^  17  (iaQ§,  fiov  kariVj 
rjTOi  €p  TQig>srai  17  oagS  6ia  xfjg  euxctgt/Orlag. 

L  Clem.  Rom.  I,  49,  6.  p.  82, 11. 

ro  alfia  avrov  eöcoxsv  vjtSQ  ^(icop  ^Ir/Covg  XgcCrbg  o  xvQiog 
ijficop  ip  d-sZi^ftari  d-eov^  xal  ttjp  OaQxa  vjtkg  xTjg  oagxog 
j^jM^  xal  Tfjp  tpvx^P  vjtSQ  rcop  tpvxcop  ^cop,      "^^^^-^^-^^"^ 

m.  Tatiaüi  Evr.  barm,  arabice  ed.  Ciasca  p.  35^. 

et  panis,  quem  ego  dabo,  corpus  meum  est,  quod 
tradam  pro  mundi  vita. 

n.  Job.  6,  51«. 

xal  6  agrog  6h  op  iya>  6(600)  vjceg  r^$  rov  xoöfiov 
gco^^,  ^  öapg  (£0v  iörlp. 

Die  Abbängigkeit  des  Barnabas  von  dem  jobanneischen 
Eyangelium  nacb  yorcanoniscber  Textgestalt  zeigt  sieb  aucb 
bier  deutlicb  namentlicb  in  dem  Citat  sub  e),  einmal  in  dem 
axo  xovrwPy  welches  mit  dem  agxop  xovxop  (anstatt  hc  xov 
kfiov  agxov)  bei  Macarius,  im  Cod.  Gantabr.  und  im  Syr. 
Cur.  zusammentrifft,  und  sodann  in  dem  ^fjcsxai  (anstatt  des 
canoniscben  ^fjöBi),  welcbe  Deponensform  ebenfalls  bei  Macarius 
erhalten  ist. 

Das  i6a)X€v  vjtlg  ^/loop  ^hjcavg  Xgiaxog  —  xtjp  öagxa  bei 
Clemens  Rom.  enthält  durchweg  johanneische  Worte:  6cioa}y 
vjchg  x^g  xov  xoöfiov  ^anjg  und  tj  cag^  /iov. 

Die  Variante  corpus  in  dem  arabischen  Diatessaron  ist 
sicherlich  ein  Rest  des  echten  Tatian,  wie  man  aus  dem  vor- 
canonischen  Texte  zu  Job.  6,  53  sehen  kann,  wo  der  Codex 
Bezae  ebenfalls  x6  öcofia  und  der  Cod.  Vercellensis  corpus 
bieten.     Die  Genesis  dieser  Variante  ist  im  Folgenden  erklärte 

Joh.  69  53« 


a.  Clem.  AI.  Paed.  I,  6,  38.  p.  121. 

[oü^c  6h  xal  6  xvgiog  ip  xtp  xaxa  ^laiapprip  svaYyeZUp 


Texte  und  üiiteRQdiQiigen  m  Jok.  d,  53.  109 

Hxmv^  xal  xiezi  fiov  ro  alfta, 

b.  Cletn.  AL  Paed.  I,  6,  42.  p.  123. 

^ajexi  fror,  ^rfil,  ri^p  tfapxa  xac  xieri  fiOv  ro  alficu 

a  Spqili.  LI,  6.  p.  428  AB.  ("llio/ocl 

cLrcv  6  xvQiog'  iiuf  (ui  rtg  9079  uov  rfw  oa(*xa  xci 
xiii  ro  eäfia,  ovx  I&ti  fnny  a^iog. 

i  Hippel  Phflos.  V,  8.  p.  152  (Ophitae,  Naasseni), 

rovro,  i^rfilVf  icxl  x6  ÜQfifiivov  vxo  xov  oor^^c*  kav 
fiij  xtvj]xi  jtov  x6  alfia  xcä  q^ayt^xi  fiov  xf^p  oaQxa^ 

ov  fi^  slöild-rixE  dg  x^v  ßaciXilav  xAp  ovqovAv. 

e.  Cod.  Cantabr.  ed.  ScriTener  p.  113. 

aiiTiv    dfi^v   Ziyco    vfiiv    iav  (ii^   Xdßfix$   x6   cAfia  • 
xov   vlov    xov    ävd'Qcixov    €og  xop  gproy    xT^g   ga>^^% 
ovx  fx^^*  Qco^P  iy  avx<5. 

l  Cod.  VercelL,  Corbej.  (fP). 

si   acceperit^^omojccR]^    filii«  hominis   quemadmodmn 

panem  vitae  (VercelL,  Victorin.:  sicut  panem  vitae),  habebit 

▼itam  in  eo  [illo]. 

g.  Job.  6,  53. 

a/i^v  änfiv  Xijm  vfiZv,  käv  (ir^  ^ay^xs  x^p  OaQxa 
xov  vlov  xov  äv^Qcixov  xal  xltixB  avxov  xo  alfia, 
OVX  2;f£Te  gco^i;  Iv  lavxolg. 

b.  Ephraem  Syr.  Ey.  concord.  expos.  ed.  Mösinger  p.  245. 

Et  ubi  jam  ülud:  Si  quis  carnem  meam  non  jiumgserit^ 
vitam  non  babet. 

Hier  treten  sowohl  in  den  Handsehriften  als  in  den  patri- 
etischen  Citaten  verschiedene  aussercanonische  Varianten  auf: 

laßf]xe  (Cod.  D)  =  acceperit  (Cod.  Vera,  Corbej.)  «=  sump- 
serit  (Ephraem)  =^  ijpdytßB  (canonisohX 

fiov  (Hippol.  zweimal)  »^  xov  rim  rot!  <n^(>€Djrov  und 
OKxm  (canonischX 

c&ika  (Cod.  D)  «=*»  corpus  (Cod.  Vera,  Corbej.)  ■=  odq^  (ca- 
nonisch), 


\IQ  Aossercanoniscbe  Paralleltexte  zu  Joh. 

exsTs  ^(o^p  kv  avT€p  (Cod.  D)  =  habebit  yitam  in  eo 
(Cod.  Verc.)  =  in  ülo  (Coi  Corbej.)  =  iv  laoxolq  (ca- 
nonisch). 

Von  diesen  Varianten  sind  nun  owfia  (synoptisch)  und  CaQ^ 
(johanneisch)  Übersetzungsvarianten  von  nto^  aus  den  Abend- 
mahlsworten, an  welche  ja  die  beiden  Citate  des  Clemens  AL 
ganz  bestimmt  erinnern.  Indem  dabei  cAjia  mit  Cag^  vertauscht 
ist,  wird  es  offenbar,  dass  man  von  Alters  her  in  Job.  6,  51  eine 
Parallele  zu  den  Abendmahlsworten  erkannte.  Man  vgL  auch 
das  nachfolgende  Justin-Citat  zu  Job.  6,  55  mit  demi  Schlüsse: 
6a(fxa  xal  al/ia  in  Betreff  des  Abendmahls,  sowie  die  Erläuterungen 
zu  den  Einsetzungsworten  Lc.  22,  19.  20  in  Heft  III,  644  ff.  Im 
Vorstehenden  repraesentieren  die  Citate  aus  Hippolyt  und  Epi- 
phanius  Mischtexte,  in  welchen  der  johanneische  Sprachgebrauch 
.  durch  das  Eindringen  der  synoptischen  Diktion  (zu  ovx.  iori 
fiov  a^iog  VgL  Mi  10,  37,  zu  ov  fifi  slciXd'fjre  elg  xfjv  ßaCiXslav 
Tcöv  ovgavcip  vgl  das  Hippolytus-Citat  zu  Job.  2,  11)  ver- 
vrischt  ist. 

Joh.  6^  54. 55. 

a.  Aiö,  X,  3. 

^filv  6h  ixaQlötD  jtvsvfiarixrjv  rgotp^v  xal  jtoxov  xal 
C^cor^v  alciviov  dia  rov  naiöoq  öov. 

b.  Apoc.  Mosis  c.  41.  p.  22  ed.  Tischendorf. 

dvaöTi^Ca}  öe  iv  xy  kcxdry  9](iiQa, 

c.  Joh.  6,  54.  55. 

0  TQciycov  fiov  x^v  öaQxa  xal  jtlvcov  (lov  x6  alfia  ix^i 
^m^v  alciviov,  xäym  äpaöx^ao)  avxov  r^  ioxdxy 
riliiga-  rj  yaQ  oag^  fiov  aXij&i^g  kaxip  ßgciötg,  xal  xb 
alfia  fiov  akijdTjg  icxiv  xoöig. 

Die  in  der  Aiöax'fl  gegebene  Verknüpfung  von  xQOtpri  und 
ütoxog  mit  gcöj}  alcoviog  geht  dem  Texte  von  Joh.  6,  54.  55 
parallel,  wo  ßgäcig  und  jroc;^^  ebenfalls  mit  £<ö^  almvtog  ver- 
bunden ist.  Ausserdem  vgl.  man  Just.  Apol.  I,  66  p.  98  A:  sv^a- 
Qiöxi]&€7öa  XQoq)7J,  femer  ExcTheod.  c.  13:  xvevfioxiXfi  XQOtpri^ 
wo  Joh.  6,  32. 49.  50  verwendet  ist,  endlich  1.  Cgr.  10,  3. 4:  jSpco^a 
xvBVfiaxixov  und  xofia  xvevfiaxixov. 


a.  Ign.  ad  TnIL  YUL  1-  Pl  5<i,  S. 

arcamoeß^  icvracc  ir  jdorUj  o  icxir  caQ$.  ror  inxWot\ 
xm,  ir  ajajqn^  o  lonw  alfia  'ir^cov  XQtGToi\ 

b.  Ign.  al  Born.  VIL  3.  p.  6d.  S. 

aQvov  ^cor  ^ijuto.  o  icrir  öaQ^  'hjoov  XQiCToi\  ror  ijt 
oxigftazog  Jaßi5^  xak  xofta  ß^ai<o  ro  alfia  avTO\\  o 
icTtP  ajaxij  i^&a^og. 

c.  Ign.  ad  Phüad.  IV.  p.  71 12. 

/da  joQ  OaQ§  rov  xv^v  ijfiAv  Tf/Oor  Xqmxov.  xäi  ?r 
xazfJQiov  dq  tvoHfiV  xav  atparoq  avTOi\ 

d.  Ign.  ad  Smyrn.  VII,  1.  p.  90, 1. 

evxaQiaxicv  cagxa  dvai  xov  aoxfjQoc  f)ficip  *Ifj00v  X(>i* 
öxov  xTflf  vjuQ  xwv  aiioqixiciv  t^fiAv  jro^ovaay,  >/r  r{/ 
XQJioxoxTjxi  6  xaxtjQ  fjyeiQBv, 

e.  Ign.  ad  Smyrn.  XII,  2.  p.  94,  13. 

iv  opofuzxi  ^Jijaov  Xqicxov  xcu  x^  caQxl  avxov  xai  r<p 
atfiaxi,  xad'Bixsxäi  dpacxaöBt,  öa^ix^  xe  xa\  Jtr^^/iaxix^ 

tv6xi]Xl  &BOV   XCU  VfiWP. 

f.  Jost  ApoL  I,  66.  p.  98  A. 

ov  yaQ  foq  xoivov  agxov  ovöh  xotvov  j^Ofia  xavxa  Xafi* 
ßavofisv  dXX*  ov  xqoxov  öia  Xoyov  {heov  caQxoxoifj&eU 
*Ii]Oovq  XQiCxog  6  owxi}Q  rJiA&v  xaX  oaQxa  xal  alfia 
vxBQ  ömxfjQlaq  fjficiv  ecxBv,  ovxa>g  xal  xijP  dt  tvxh'i 
Xoyov  xov  xaQ*  avxov  svxaQiöxtjd-eloav  XQOtptjr,  i§  $!<; 
alfia  xal  öaQxsg  xaxa  fisxaßoki^p  XQiq>ovxai  fjftäiv,  ixBl- 
vov  xov  öaQxojtOLTid'ivxoq  *Irfiov  xcü  odgxa  xal  al/ia 
iöidaxd^fiBP  Blpai. 

g.  Joh.  6,  55. 

7]  yaQ  oaQ^  fiov  dXijd'i^g  kcxiv  ßgcioig,  xal  x6  a)(id 
fiov  dZfjd'rjg  iöxip  xoocg. 

Darüber  dass  die  ignatianischen  Aussagen  über  die  Eucha* 
ristie  nicht  der  synoptisch-pauliniscben  Version  von  ito  «=^  (Joi/ia^ 
sondern  vielmehr  der  johann^ischen  t}bersetzung  dieses  cucha« 
ristischen  Wortes  folgen,  ist  die  Untersuchung  über  die  Abend- 


112  AoBsercanoniacbe  ParaUeliexte  zu  Job. 

mahls-Stiftung  (namentlich  zu  Lc.  22,  19  in  Hefi;  III,  641  ff.)  zu 
vergleichen.  Aus  der  grossen  Grandstelle  bei  Justin  wird  es 
klar,  dass  auch  er  die  Johann eische  oaQ§  in  Joh.  6  vom  Abend- 
mahl verstand  und  for  gleichbedeutend  hielt  mit  dem  cäfia  des 
synoptischen  Abendmahlsberichtes,  welchen  er  anderwärts  mit- 
theilt. 

Job.  6, 57. 

a.  Epiph.  Haer.  LXV,  5.  p.  612  C. 

xal  naXiv'  kym  i^^X&ov  bc  rov  jtaxQog  (lov  xal  fjx<o 
(Joh.  8,  42).  xal'  gc5  iyca  xal  g^  iv  ifwl  6  astoöxBlXaq 
fiB  Jtatf]Q. 

b.  Joh.  6,  57. 

xad-<bg  äjtiöTBiXiv  fie  6  C^civ  xaxfjQ  xäyob  C,&  öia  xov 
jiariQa. 

Die  aussercanonische  Fassung  bei  Epiphanius  dürfte  ent- 
schieden den  Vorzug  verdienen  vor  dem  canonischen  Text  und 
vertritt  wahrscheinlich  die  ältere  Lesart. 

Joh.  6,  62. 

a.  Epiph.  Haer.  XXVI,  8.  p.  89  D. 

Tcal  t6'  otov  lötrte  top  vIop  tov  ap^hocixov  äpsorofispov 

O^OV    flV  tO  JtQOtSQOV; 

h,  Euseb.  Marc.  p.  178.  180. 

käv  oiv  lönte  rov  vlov  tov  äpd-gdjtov  ^';l^^^ojtov 

f]V  TQ  JtQOTSQOV; 

c.  Joh.  6,  62. 

iav  ovp  &ea)Qj]T6  top  vIop  tov  ap&Q(6:^ov  dpaßai- 

POPTa   OJtOV   TjP   TO  JtQOTSQOP; 

Dass  die  Variante  IdijTS  fhr  das  canonisßhe  &ta>(ffJTB  hand- 
schriftlich begründet  war,  zeigt  die  ÜberemstinmiTtng  zwischen 
Eusebius  und  dem  —  von  Tisehendorf  nidbi  notierten  — 
Gitote  de»  Epiphaniua  Diese  Vananten  lif)TB  «=^  ^BWff^Bf 
femer  dpaßalpopra  >»  opbqxoiibpop  *»  oatiipxa  gebSren  eq  den 
werthlosen  Varianten,  wie  sie  im  vierten  Bvangetiam  nnd  in 


Texte  und  UnterBuchnngeB  zu  Joh.  6,  57.  62.  63.  69.  113 

allen  handschriftlich  überlieferten  Werken  in  Folge  der  von 
den  Abschreibern  geübten  Nachlässigkeiten  oder  Freiheiten  mehr- 
fach Yorkommen. 

Job.  6y  63* 

a.  Barn.  VI,  17.  p.  30,  6. 

fisvoc  ^i^oofiev. 

b.  Acta  et  Martyrium  Matthaei  §  3.  p.  168. 

Ol  Xoyoi  xrig  £co^$  fisörol  sloiv. 

c.  Joh.  6,  63. 

T«  QTinaxa  a  iym  jLeZaXrjxa  v(ilp  xveviia  hoxiv  xaX  C,oDri 
köxLV  ....  xo  jtvEVfia  iaxiv  x6  ^<do:^oiovv. 

Die  Verbindung  von  ^cooxoioviievoi  und  ^rjöofisv  repräsen- 
tiert bei  Barn  ab as  wiederum  eine  johanneische  Parallele:  ^(di^ 
— ^c90xoiovv.  Wegen  des  Austauschs  zwischen  Xoyog  und 
jevevfia  vergleiche  das  zu  Joh.  4,  24  Bemerkte.  Im  übrigen 
sind  bei  Barnabas  durch  x(p  Xoycp  zunächst  die  ^rjfiaza  des 
canonischen  Textes  vertreten,  damit  implicite  auch  z6  jivBV(ia. 
Der  Syr.  Cur.  hat  den  engherzigen  Text  fabriciert:  x6  jtvsvfia 
ioxip,  o  ^coojioiel  x6  ocofia, 

Joh.  65  69. 

a.  Aiö.  X,  2. 

svxaQioxovfiSP   cocj  jtaxsg  ayis vjchg  xtjg  yvmoecog 

xal  jtiöxecog, 

X-  x.     »^  'x.-x  -x^-^     ■»■.■•xy 

b.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.  100.  p.  327  ß. 

xal  vlov  ß'Eov  yeyQaf/fiivov  avxbv  kv  xolg  ojtofivrjfiovev- 
fiaöt  xcop  aJtoöxoXcov  avxov  exovxeg  xal  vlbv  avxov 
kiyovxeg  vevoinxafisp. 

c.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.  139.  p.  369  A. 

jciöxsvovxec  ijtl  xov  Xqloxov  xal   kyvojxoxsg    xfiv    hv 

xotg  Xoyotg  avxov  xal  xcöv  ütgotprixmv  avxov  aXi^^aiav. 

d.  Versio  Syr.  Cur.  ed.  Baethgen  p.  50. 

xal  rjiislg  jtsjtioxsvxafiev  xal  iyvcixafisv  oxt  ov  el 
6  vlog  xov  ^£0v. 

Texte  u.  Untersuchangen  X,  4.  8 


j[14  AuBsercanonische  Paralleltexie  zu  Joh. 

e.  Syr.  Sin.  ad  Joh.  6,  69. 

f^ciA<^:i    ooio    f^jjLOLSO   ocp  ^t^n  =  ort  av  sl  6  Xqi- 
Oxoq  o  vioq  xov  ^sov. 

f.  Joh.  6,  69. 

xal  fjiiBlq  JtBJtiöTBvxafiBV  xa\  iyvcixafiev  ort  ov  el 
6  dyioc  [XQiOTog  6  vlog]  rov  ß-eov  [^civrog]. 

In  den  eucharistischen  Gebeten  der  Jidax^  entspricht  die 
Voranstellung  der  yvciotq  vor  der  xlörig  der  in  der  koptischen 
Version  (und  einigen  Minuskeln)  vertretenen  Reihenfolge:  i/i^co- 
xa/iev  xal  jtejtiörevxafisv.^)  Justin  aber  geht  mit  dem  cano- 
nischen Text:  jtiörevopreg  xal  hypo^xoreq  und  bezeugt  damit 
auf  das  Bestimmteste  seine  Abhängigkeit  von  dem  johanneischen 
Evangelium  an  dieser  Stelle  Dial.  c.  Tryph.  c.  139.  Für  das 
Citat  aus  Dial.  c.  100  weist  das  psvo^xa/isp  {=  kypcixafiev)  auf 
dieselbe  Quelle  hin.  Dazu  kommt,  dass  auch  das  Objekt:  vlov 
&€ov  weder  auf  Lc.  9,  20:  top  Xqictop  rov  d-eov,  noch  auf  Mc. 
8,  29:  öv  bI  6  Xgcarog^  aber  auch  nicht  auf  Mt.  16,  15:  ov  bI 
o  XQiOTog  0  vlog  rov  d-Bov  ^(OPtog,  wo  das  (von  Justin  weg- 
gelassene) ^cüi^Tog  in  keiner  Handschrift  fehlt,  sondern  genau 
auf  Joh.  6,  69  nach  dem  Syrer  Curetons  zurückzuführen  ist,  mit 
welcher  syrischen  Version  Justin  sich  auch  sonst  öfter  berührt. 
Es  ergibt  sich  daraus,  dass  Justin  Dial.  c.  100.  139  das  johan- 
neische  Evangelium  als  Quelle  benützt  und  dasselbe  unter  die 
djtofiPTjfiOPBVfiata  x6ip  dxoaxoXmv  gerechnet  hat 

Joh.  6, 71. 

a.  Cod.  Sin.  ad  Joh.  6,  71. 

iXBrBP  ÖB  %v6ap  2!iuwpog  djto  Kagvmxov, 

b.  Joh.  6,  71. 

bXbjbp  ob  xop  ^lovöap  ^laxaQtcixov. 

Nur  an  dieser  Stelle  gibt  der  Cod.  Sin.  die  Namensform: 
djto  KaQvcixov  an  Stelle  der  sonst  üblichen  hebräischen  Be- 
nennung: ^loxaQidd'  =  Tiy^y>  Ü'^K,  graecisiert:  ^ToxaQicixfjg. 
Wenn  nun  auch  Cod.  D  dreimal  (nicht  blos  zweimal,  wie  Heft 


1)  Es  könnte  dadurch  die  Annahme  eines  ägyptischen  Ursprungs  fttr 
die  diöax^  nahe  gelegt  werden. 


Texte  und  ünterflucbungen  zu  Job.  6,  71.  7, 12.  14.  115 

III,  828  gesagt  ist),  nämlich  Job.  12,  4;  13,  2;  13,  26,  dieselbe 
rein  griechische  Übersetzung:  m6  KaQvcirov  bietet,  wie  hier 
der  Cod.  Sin.,  so  darf  man  mit  ziemlicher  Sicherheit  schliessen, 
dass  dieses  die  ursprüngliche  johanneische  Form  gewesen  ist, 
welche  es  sich  gefallen  lassen  musste,  von  der  hebräisch-synop- 
tischen Namensform  verdrängt  zu  werden.  Die  von  Tischendorf 
hier  zu  Job.  6,  71  aufgenommene  Namensform  ist  eine  halb 
hebräische  (t?''»),  halb  griechische  {Kagicorov)  Mischform. 

Job.  7, 12. 

a.  Jusi  Dial.  c.  Tryph.  c.  69.  p.  296  A. 

ol  6h  xal  ravra  oQcopteg  yivofieva  (pavxaolav  uayixiiv  yl- 

VBOd-ai  eXsyov  xal  yag  fiayov  elvat  avxov  ixoXumv  Zayeiv 
xal  XaoJiXavov. 

b.  Joh.  7,  12^ 

ol  fihv  iXsyov  oTi  dyad'og  ioxiv  aXXoi  iXsyov  oü,  aXXa 
jtXav^  TOP  oxXov. 

Der  Ausdruck  XaojeXaPog  bei  Justin  berührt  sich  unmittel- 
bar mit  Joh.  7,  12,  sowie  mit  Mt.  27,  63.  Die  Bezeichnung  fia- 
yoq  findet  sich  in  mehrfachen  aussercanonischen  Parallelen.  Vgl. 
Agrapha  S.  471. 

Job.  7,  U. 

a.  Epiph.  Haer.  LI,  25.  p.  447  D. 

/isöa^ovarjg  yag  Xf}q  eoQxfjg  riXO^s,  g)7icl,  xal  avißrj  slq 
IsQoaoXvfia, 

b.  Joh.  7,  14. 

fjÖTj    öh   xijg  hoQX^g  [Syr.  Sin.  et  Cur.  add.:    xijg  Cxtjvo' 

jti]ylag]  fieöovorjg  avißf]  'irjoovg  slg  x6  Isgov  xal  iöl- 
öaöxsv. 

Mit  der  Ledart:  fieca^ovaf]g^  welche  der  beste  Epiphanius- 
Codex,  Codex  Venetus,  vertritt,  steht  Epiphanius  nicht  allein, 
trifft  darin  vielmehr  mit  Cod.  Cantabr.  und  einer  Anzahl 
Minuskel-Codices  zusammen.  Dagegen  findet  sich  die  Lesart  elg 
%Qoö6Xvfia   (anstatt    des    canonischen   elg  x6   legov)   nirgends 

wieder. 

8* 


11g  AussercanoniBche  Paralleltexte  lu  Job. 

Job«  7,  22« 

a.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.  27.  p.  245  A. 

ißovlBTO  6  d-eog  [rovg  ägx^QBtg  a/iagtavstp]  .  .  tj  zovg  jrt- 
Qirsfivofiivovg  xal  jesQirifivoPtagry  fjfiiQa  t(5v  oaßfid- 

TOP,  xbXbv(op  ry  fjfiiga  ry  oyöoijix  xavxog  JtBQirifiPSoO^ae 
Tovg  yeppTjd'ivTag  ofiolwg,  xap  y  rj^iga  xmp  oaßßarfoi^,- 

b.  Job.  7,  22^  23*. 

xal  kp  Caßßaxcp  Jisgirifipeze  ap&gcojtop  .  .  JtsgiTO- 
fifjp  XapißaPBi  apd'gcojtog  kp  oaßßarm. 

Dem  jobanneiscben  jisgcrsfipers  entspricbt  bei  Justin  das 
jtsgirefipoprag,  dem  johaDueiscben  jisgirofifjp  Xafißapeip  das 
justinscbe  Jtegirefipo/iivovg,  dem  jobanneiscben  ip  aaßßaro)  das 
justinscbe  ry  W^goi  "^öip  öaßßaxcop.  Die  Parallele  ist  also 
vollständig. 

Job.  7, 24. 

a.  Tbeopbil.  ad  Autol.  III,  12.  p.  218. 

xglfia  ölxaiop  xglvsxB,  oxc  kp  xovxoig  IcxIp  xo  &Bhjf£a 
xvglov  xov  B-sov  vfioip- 

b.  Orig.  Opp.  II,  647.  Sei,  in  Psalm.  Ps.  XXXII,  6. 

jtagl  (DP  Xiyaxar  xglfia  ölxacop  xglpaxe, 

c.  Consi  n,  36.  p.  64,  7. 

oxi  Blgrixai  avxolg'  xglfia  ölxatop  xglpaxe. 

d.  Const.  II,  37.  p.  64,  11. 

xaßcog  yaygajtrar  x^p  öixalap  xgloip  xglpaxB. 

e.  Job.  7,  24. 

fifj  xglpBxe  xax    otpip,   dXXa  xf)p  öixalap  xgloip  xgi- 
pars. 

Diese  Parallelen  sind  insofern  merkwürdig,  als  Origenes, 
Theophilus  und  die  Constitutionen  in  der  abweicbenden 
Fassung  xglfia  ölxaiop  xglpaxB  {xglpsTa)  übereinstimmen,  und 
als  der  Redaktor  der  Constitutionen  kurz  nacb  einander  erst 
diesen  ausserevangeliscben  Text  mit  der  Formel:  6t i  Btgrfxat  av- 
xotg  und  dann  den  evangelischen  Text  mit  xa^mg  yeygajrxai  ein- 
führt, als  wenn  beide  Texte  aus  zwei  ^auz  verschiedenen  Quellen 


Texte  und  UnterBuchungen  zu  Joh.  7,  22.  24.  37.  38.  39.  117 

stammten.  Und  dies  ist  um  so  auffallender,  als  in  seiner  dort 
zu  Grunde  liegenden  Quellenschrift,  der  Didascalia,  an  frag- 
licher Stelle  weder  das  eine  noch  das  andere  Gitat  sich  findet 
Die  Didascalia  bietet  vielmehr  an  fraglicher  Stelle  lediglich 
das  Agraphon:  ylvso&s  xQajte^trai  öoxtfiot  (VgL  Agrapba  S.  123) 
und  zwar  mit  der  oben  erwähnten  Citationsformel:  oxi  BlQr[tat 
avTotg.  Diese  Citationsformel  lässt  der  Redaktor  der  Consti- 
tutionen stehen,  fCLgt  aber  zunächst  den  aussercanonischen  Text 
xQl/ia  ölxaiov  xglvaxB  an  und  geht  dann  erst  mit  einem  xa\ 
jraXiv  zu  dem  Logion:  ylvBcd-s  TQCtXB^lrai  doxifioi  über,  um 
vier  Zeilen  weiter  unten  auch  noch  den  bekannten  johanneisch- 
canonischen  Text  mit  Tcad-Äg  yeyQcütrav  rtjv  öixalav  xglaiv 
xgivaxB  nachzubringen.  (Vgl.  Agrapha  S.  123,  wo  unter  No.  53 
der  ganze  Context  der  Constitutionen  abgedruckt  ist.)  Es 
hat  mithin  den  Anschein^  als  ob  das  Citat  xglfia  ölxaiov  xglvaxB 
aus  einer  anderen  Quelle  als  dem  jobanneischen  Evangelium  ge- 
schöpft seL  Bei  Theophilus  erscheinen  die  Worte  als  un- 
mittelbare Fortsetzung  eines  alttestamentlichen  Citates  aus  Jerem. 
6,  16.  Otto  bemerkt  dazu:  neque  inveni  locum,  unde  desum- 
ta  sint     Nestle  weist  auf  Sach.  7,  9  als  die  richtige  Quelle  hin. 

Joh.  7^  37.  38.  39. 

a.  Epiph.  Haer.  XLVIII,  13.  p.  415  C. 

(paoxBi  ycLQ  oxi  ol  öapSpxBg  eXd'axB  Jtgoq  fie. 

b.  Epiph.  Haer.  LXIX,  54.  p.  777  A?  ^ 

Jtoxafiol  ycLQ  ix  x^g  xotXlag  avxov  ^bvoovöiv  vöa- 
xog  äXXofiivov  alg  ^cofjv  alciviov.    IsXbyb  6h  xovxo  jibqX 

xov  aylovjtVBVfiaxogj  g>rjOi  x6  BvayyiXiov, 

c  Tatiani  Ew.  härm,  arabice  ed.  Ciasca  p.  61^ 

Si  quis  sitit,  veniat  adme  et  bibai  Omnis,  qui 
credit  in  me,  sicut  dicunt  scripturae,  flumina  de 
ventre  ejus  fluent  aquae  suavis. 

d.  Joh.  7,  37^  38.  39. 

Ixga^B  Xiyoov  iav  xig  öttpg:^  igxiod-a)  [Syr.  Cur.,  Hieros., 
Syr.  Sin.  add.:  yiQog  /le]  xal  Jtivixo),     6  JttOXBVCov  alg  kfii, 

xad-cog  bIjcbv  r)  yQCLq>7),  Jtoxafiol  ix  xijg  xotXlag  avxov 
QBvCovOiv  vöaxog  Cojvxog.  xovxo  öh  bItibv  xbqX 
xov  JtVEVfiaxog. 


lig  Aassercanoiiische  Paralleltexte  zu  Joh. 

Die  Zahl  der  Zeugen,  welche  Tischendorf  anfährt  ftbr  die 
Lesart:  JtQog  (IB^  wird  noch  vermehrt  durch  das  ad  me  des  ara- 
bischen  Diatessaron.    Das   zweite  Epiphanius-Citat  aber 
steht  mitten  in  einem  christologischen  Gontexte,  so  dass  kx  x^g 
xoiXlag   avrov    dort  unweigerlich  auf  Jesum  selbst  bezogen 
werden  muss.    Wenn  dasselbe  zugleich  mit  Joh.  4,  14  sich  be- 
rührt,  so  ist  dies  umgekehrt  mit  dem  Hilariustexte  zu  Joh. 
4,  14  der  Fall,  der  sich  mit  Joh.  7,  38  berührt    Die  christolo- 
gische  Fassung   des   hx  r^g  xoiXlag   avrov   findet  eine  über- 
raschende Parallele  in  dem  Märtyrerberichte  der  gallischen 
Gemeinden,  von  welchem  Robinson  (in  den  Texts  and  Studies 
I,  2)  annimmt,   dass   er  ursprünglich  lateinisch   verabfasst  und 
dann  ins  Griechische  übertragen    worden  sei.    Unter  den  von 
ihm   beigebrachten  Belegen   spielt  auch  die  Parallele   zu  Job. 
4,  14;  7,  38  eine  Rolle:    vjto  t^$  ovgavlov  nriyrig  xov  vöarog 
rrjg  £co^g  ix  rtjg  vi^övog  rov  Xqcozov  (Eus.  H.  K  V,  1,  22),  wo 
der  Übersetzer  das  lateinische  de  ventre  ejus  nicht  mit  dem  ca- 
nonischen  ix  rrjg  xoiXlag,  sondern  mit  dem  synonymen  ix  xf^q 
vriövog  avxov  wiedergegeben  habe.    Jedenfalls  haben  die  gal- 
lischen   Gemeinden  die  johanneische  Stelle  Joh.  7,  38,  ähnlich 
wie  Epiphanius,  in  einer  solchen  Fassung  besessen,  dass  sie 
den  zweiten  Theil  dieses  Herrenworts  (v.  38^)  nicht  auf  den  an 
Jesum  Glaubenden,  sondern  auf  Jesum  selbst  beziehen  mussten. 
Wahrscheinlich  hat  also  erst  bei  der  Feststellung  der  canonischen 
Texte  das  Wort,  welches  Joh.  7,  38  vorliegt,  seine  jetzige  Gestalt 
empfangen.    Vielleicht,  ja  wahrscheinlich  ist  auch  erst  hierbei 
das  räthselhafte  xad^mg  £l:^ep  rj  yQaqjti  in  den  canonischen  Text 
eingedrungen.  —  Das  suavis   des  Arabers  beruht,   wie  Nestle 
bemerkt,  auf  einem  Lesefehler. 

Joh.  8, 1—11. 

Wegen  der  Perikope  Joh.  8,  1 — 11,  welche  ich  in  keinem 
Falle  für  johanneisch  halte,  wohl  aber  als  einen  Ausfluss,  als 
einen  echten  Rest  der  vorcanonischen  synoptischen  Grundschrift 
betrachten  möchte,  vergleiche  man  die  Ausführungen,  welche  in 
den  Agrapha  (S.  32f.,  36 ff.,  335,  341  f.,  418)  enthalten  sind. 


i 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Joh.  8, 1—11.  12.  29.  31.  32.        119 

Joh.  8, 12. 

a.  Test,  XII  patr.  Levi  c.  14. 

xcu   ijta^rjts  xaragav   ijtl   xb   yivoq  vficiv,  vjtsQ   cov  ro 
q)Aq  Tov  xoOfiov  x6  öod-ev  hv  vfilp  dg  gxDTiOfiop  jiaprog 

dv9'Q(DJlOV. 

b.  Joh.  8,  12. 

jtaZiv  ovv  avrotg  iXaXfjOBv  6  ^Irjöovg  Xiycov  iyci  elfii  ro 
fpcog  TOV  xoOfiov. 

Vgl.  oben  zu  Joh.  1,  9.  Auch  das  oöevovxeg  kv  öxoxsi  bei 
Aristides  c.  16  ist  johanneisch. 

Joh.  8,  29. 

a.  Ign.  ad  Magn.  VIII,  2.  p.  36,  7. 

b.  Joh.  8,  29^. 

6x1  kyth  xa  agsöxa  avxcp  jtoico  jtdvxoxe. 

Obige  Ignatius-Parallele  trägt  wohl  im  Allgemeinen, 
namentlich  durch  das  xS  ütiii^avxt  avxov,  johanneischen  Cha- 
rakter, klingt  aber  speciell  an  Joh.  8,  29^  von  ferne  an. 

Joh.  8,  31.  32. 

a.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.  39.  p.  258  B. 

^(istg  öh  xal  iv  ^Qyoig  xal  yvciosi  xal  xagöla  (lixQi  O-ava- 

xov,    ol    ix   jtaOTjg    xfjg   äXijd'slag   ftefia&Tjxevfiipoi,    xi- 
ficöfiev. 

b.  Joh.  8,  31*».  32*. 

idv  vfiBlg  fielprjxe  ip  xcp  Xoycp  x(p  ificOy  äXrjd'cig  fia&rjxal 
fiov  löT£,  xal  yvcioeöd-e  xtjp  aXrjQ'Biap, 

Die  Gleichungen: 

Ol  ix  Jtdorjg  xrjg  dXrjd-Blag  fisfia&tjxsvfiipoi  (Just.)  =  dXtj- 
^c3$  (lad^rjxal  (Joh.) 

ypcioei  —  ix  jrdorjg   x^g  dXtjd^slag  (Just.)  =  yvciöeod-s 
xfip  dXr^d-eiap  (Joh.) 


120  Aussercanoniflche  Paralleltezte  sa  Joh. 

beweisen  auch  in  diesem  Falle  Justins  Beeinflusstsein  durch 
das  Johanneische  Evangelium.  Man  vgl  noch  Joh.  16,  13:  ^r  r^ 
djLij&ela  jtdöy. 

Ausserdem  ist  das  Citat  aus  Cod.  Bruce  in  dem  zweiten 
von  Schmidt  herausgegebenen  koptisch-gnostischen  Werke  zu 
vergleichen,  welches  zu  Joh.  10,  28  mitgetheilt  ist. 

Joh.  8, 42. 

a.  Epiph.  Haer.  LXIX,  53.  p.  775  C. 

k^iwricag  fis,  (prfiU  xatsQ,  xai  iyo)  ixrov  JtatQog  i^fj^- 
ß'ov  xal  rjxo}, 

b.  Epiph.  Haer.  LXV,  5.  p.  612C. 

xal  JtaXiV   iycQ  i^^Xd-ov  kx  rov  xargog  (lov  xal  fjXG>. 

c.  Tatiani  Ew.  härm.  arab.  ed.  CSasca  p.  63^. 

Ego  ex  Deo  processi  et  descendi. 

d.  Joh.  8,  42^ 

i/co  yaQ  Ix  rov  d^eov  i^tjXd'OV  xal  rjxa}. 

Die  Variante:  kx  rov  jtazQog  fiov  tragt  den  Charakter 
grosserer  Originalität  als  der  canonische  Text:  ix  rov  d'eov. 
Doch  könnte  auch  eine  Verwechselung  mit  Joh.  16,  28  vorliegen. 
Die  Worte:  iyivvrjOaq  fie,  xaxBQ  —  können  als  ein  johanneisches 
Agraphon  bezeichnet  werden.  Vgl.  einen  ähnlichen  aussercano- 
nischen  Text  zu  Joh.  17,  2,  sowie  den  Epiphanius-Text:  6  ysp- 
vi^aag  fie  jrari^Q  zu  Joh.  16,  32. 

Joh.  8, 44. 

a.  Polyc.  ad  PhiL  VII,  1.  p.  122,  1. 

xal  og  op  fifj  ofioXoyi  ro  (ioqxvqiov  rov  öxovqov^  kx  rov 
öiaßoXov  kcxlv, 

b.  1.  Joh.  3,  8». 

0  xotmv  xTjv  äfiagxlap  kx  xov  öiaßoXov  köxlv, 

c.  Hom.  Clem.  III,  25.  p.  43,  5. 

q>ovevg  yaQ  tjv  xal  y)£vOxi]g, 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Job.  8,  42.  44.  121 

d.  Epiph.  Haer.  XXXVIII,  4.  p.  279B. 

o  öi  xvQiog  XQog  avrovg  eg)fi'  vfielg  vlol  köre  rov 
jtazQog  vfiäv  rov  öiaßoXov,  ort  tpevcrr^g  iorlv, 
ort  6  Jiari^Q  avrov   tpBvCti]g   i]v'    ixstvog   dvd'Qcojio- 

xTOVog  fiv  xai  kv  r^  aXtid-ela  ovx  e/isipsv  oxav  ZaXv 

To  fpevöog,  ix  t<5v  lölcov  XaXsl,  ort  xal  Jtar^g  avrov 
'^svorfjg  fjv. 

e    Epiph.  Haer.  LXVI,  63.  p.  677  CD. 

rovr  ton  to  iv  r©  BvayYsXlco  :taQa  rov  omrrJQog  elQ?)- 
fiivop'  vfislg  vlol  iors  rov  öiaßoZov.  Xiyei  yoQ'  ovxJL 
dcidBxa  v(iäg  i^eXe^afiTjp ;  elg  i^  v/iciv  iorl  ötaßoXog,  iotei- 
6fi  an*  aQX^g  y>evörfig  iorl  xal  avd'QODJcoxrovog^ 
ort  6  :jtartiQ  avrov  tpevörng  i]p, 

f.  Epiph.  Haer.  XL,  5   p.  295  CD. 

6  oa}rfjQ  JCQog  rovg  *Iov6alovg  eXeyep'  vfieZg  ix  rov 
öarava  iori^  xal  orap  XaX^  ro  y)€vdog,  ix  rmp 
iöltop   XaXsly  ori  xal  6  JtarrJQ  avrov  tptvortjg  t}P. 

g.  Macar.  de  pat.  et  discr.  c  20. 

vfietgf  iXsye,  rag  ijtid'V/ilag  rov  jtarQog  vficip 
d^iXere  xoiBlv  rov  apd'QWJioxropov '  ixetpog  yag  äp- 
d'QOJtoxropog  iörlp  dgxv^'ep  xal  iv  rn  dXiid'ela 
ovx  törtjxsp. 

h.  Joh.  8,  44. 

vfislg  ix  rov  jtarQog  rov  diaßoXov  iöre  xal  rag 
ixid^vfilag  rov  Jtargog  vgicip  d-iXers  jioielp'  ixet- 
vog  apd^QWjtoxropog  t]p  an  dqx'h^  ^^^  ^"^  '^V  dXr}- 
d'ela  ovx  iortjxev,  ort  ovx  earip  aX^O-sia  ip  avr<p' 
orap  XaXfi  ro  tpevöog,  ix  r&p  lölcop  XaXel,  ort 
y)evorf)g  iörlp  xal  6  xari^Q  avrov. 

Hilgenfeld  hat  (in  der  Prot.  Kirchenz.  1891.  No.  33.  S.764) 
die  Behauptung  vertreten,  dass  das  johanneische  Evangelium  sich 
Joh.  8,  44  ganz  offen  mit  dem  Qnosticismus  berühre,  sofern  hier 
von  dem  xarfiQ  rov  öiaßoXov  die  Rede  sei;  denn  das 
avrov  am  Schluss  von  Joh.  8»  44  könne  sich  nimmermehr  auf 
das  vorausgegangene  ro  tpevöog  beziehen,  vielmehr  sei  darunter 
der  diaßoXog  selbst  verstanden.  Diese  Hilgenfeldsche  Auffassung 
würde  zu  Recht  bestehen,  wenn  die  gnostisch-haeretische  Text- 


122  Anssereanonische  Paralleltexte  za  Joh. 

gestalt,  in  welcher  Epiphanias  den  Spruch  in  Haer.  XXXVIII 
{Kcäavol)y  Haer.  XL  CAQxoptixol)y  Haer.  LXVl  (Mapixctioi)  über- 
liefert  hat,   massgebend  wäre.    Nach  dieser  Textgestalt,  welche 
auch  in  der  pseudo-justinschen  Schrift  Cohortatio  ad  gentiles 
c.  21.  p.  20  B.  vielleicht  vorausgesetzt   ist  {avrij  rolwp  xQcorfj 
jtsgl   d'SCQV  fpevöi^g   fpavraoloy  ano  xov  tpevorov  ytatgog   xtjv 
aQxfjv  köxijxvla)  —  ist  allerdings  von  einem  Vater  des  öiaßoZogy 
welcher  auch  schon  ein  Lügner  war,  die  Rede:  ort  xäl  6  xottjq 
avTOV  y)evOTi]q  ^v.    und  Epiphanius  gibt  Haer.  XXXVIII^  4. 
p.  279  B  die  zu  Gründe  liegende  haeretische  Anschauung  ganz 
richtig   an:    od-tv    xal   al    akXac   algioeig   dxovovöai  ro  Q^fia 
rovTO    xariga  gisv   räv  ^lovöalwv  fpaoxovciv    slvai  xov  öia- 
ßoXov,   Ix^LV   öh  JtariQa   aXXov  xal  top  avrov  xaxiga  jtdXip 
jtaxiQa,    Dabei  schwankt  seine  Anschauung  insofern,  als  er  in 
dem  ersten  und  unmittelbaren  xaxriQ  xAv  'lovöalmp  theils  den 
KalLPf  von   welchem    die   Pseudo-Clementinen   Haer.  HI,  25 
sagen :  q>op€vg  yag  rjv  xal  y)svöx^g,  theils  den  Judas  Ischarioth, 
von   welchem  Jesus   gesagt  habe:   elg  i§  vfiäp  iöxl   öiaßoZog 
(Job.  6.  69.  70),  vorausgesetzt  sein  lässt.    Aber  diese  haeretische 
Auffassung  hat  in  dem  canonischen  Texte  keinen  Anhalt.    Mag 
man    das    avxov    auf  ipsvdog   oder  auf  tpsvCxrjg  beziehen   (in 
letzterem   Falle:   der   öiaßoXog  ist   ein   Vater  des  Lügners),  in 
keinem  Falle  ist  von  einem  Vater  des  öiaßoXog  selbst  die  Rede. 
Die  Vergleichung  von  Job.  5,  43  zeigt  vielmehr  deutlich,  dass, 
wenn  der  Teufel  kx  xAp  161g>v  redet,  er  solches  nicht  von  einem 
Vater,  also  von  einem  anderen  Urheber,  sondern  ausschliesslich 
aus   sich  selbst   genommen   hat,   dass   er   gerade  als  das  letzte 
Prinzip  des  Bösen  erscheint    Und  dasselbe  hc  xAp  lölmp  XaXel 
verbietet  auch  in  Job.  8,  44  noch  einen  Vater  des  didßoXog  an- 
zunehmen; der  ötdßoXog  ist  auch  hier  das  letzte  Prinzip  aller 
Lüge.    Der  Context  von  Job.  8,  44,  welcher  ganz  auf  Gen.  2.  3. 
zurückweist  (vgl.  namentlich  Hengstenberg,  Das  Evangelium 
des  heil.  Johannes  U,  S.  106 — 110),  hat  also  für  jene  gnostischen 
Fantasien  keinen  Raum.    Sollte  der  Text  des  arabischen  Dia- 
tessaron  (Ciasca  p.  63^):  quia  mendax  est  et  pater  mendacü  — 
der  ursprüngliche  sein,  so  würde  ohnehin  die  ganze  Streitfrage 
hinfallig  werden. 


Texte  und  Dniersuchimgen  zu  Joh.  8, 44.  46.  56.  123 

Joh.  8, 46. 

a.  Test.  XII  patr.  Juda  c.  24. 

xal  jcaöa  äfiagrla  ovx  svQsd^oerai  kv  ocix^. 

b.  Joh.  8,  46. 

xlq  ig  vfiwp  kkiyx^^  f^^  xegl  a/iaQrlag; 

Erinnert  die  Parallele  in  den  Test.  XII  patr.  an  den  alt- 
testamentliehen  Text  von  Jes.  53  nach  dem  Cod.  AI.  der  LXX: 
ovös  evQid^fi  öojiog  iv  rd)  öTOfiaxi  avxov  =  1.  Petr.  2,  22,  so 
zugleicji  durch  die  in  der  Jesaias-Stelle  nicht  zu  lesende  a/iagrla 
an  Joh.  8,  46.  Dasselbe  gilt  in  anderer  Weise  von  den  Aussagen 
des  Celsus.  Vgl  Orig.  c  Cels.  II,  41:  in  6h  lyxaXBl  zw  ^Iricov 
6  KiXooq  öia  rov  'lovöaXxov  jtQoacojtov,  cog  „f^^  öel^avri  eavrbv 
jtdvTwv  Ö7]  xaxcov  xad^agsvorra'*  und  c.  Cels.  U,  42:  eti  6e  ijtsl 
„ßovXsTat  fitjöh  dv€JtUi]j[TOV  yeyovivai  rov  *Ii]Oovp'^  6  KiXcoq. 
Denn  indem  Celsus  die  Sündlosigkeit  Jesu  seinerseits  bekämpft, 
legt  er  Zeugniss  daf&r  ab,  dass  in  den  von  ihm  benützten  Evan- 
gelienschriften  die  Sündlosigkeit  Jesu  ausgesagt  war.  Unter 
den  uns  bekannten  Evangelienschriften  aber  konnte  dies  nur 
vom  Johanneischen  Evangelium  gelten,  dessen  Benützung  durch 
Celsus  ja  ohnehin  feststeht. 

Job.  89  56. 

a.  Barn.  IX,  7.  p.  42,  10. 

*AßQad(i  . , .  iv  xvBVfiaTi  jtQoßXitpag  elg  rov  ^Irjoovv. 

b.  Exe.  Theod.  §  18.  p.  973. 

^Aßgadii]  rjyaXXidöazo  yaQ,  (priolv^  Iva  16^]  r^v  i^fii- 

QaV   TTJP  ifil^V. 

c.  Joh.  8,  56. 

^Aßgadfi  6   JtaxfiQ  v/i<ov  rjyaXXidoaro,  tva   elö^  ttjv 
fffiigav  xfjv  i(ii]Vf  xal  bIöev  xal  Ix'^QV- 

Das  charakteristische  lAßgaccfi  . . .  jtQoßXixpag  elg  rov  ^Iffiovv 
des  Barnabas  hat  nur  in  Joh.  8,  56  eine  Parallele  und  ist  mit- 
hin als  ein  Glied  in  der  Kette  der  zahlreichen  Bezugnahmen  zu 
betrachten,  mit  welchen  der  Verfasser  des  Barnabasbriefes 
seine  Kenntniss  des  johanneischen  Evangeliums  bezeugt. 


124  Anssercanonische  Paralleltexte  zu  Joh. 


Job.  9, 1-3. 


a.  Just.  ApoL  I,  22.  p.  68  B. 

jLiyofisv  x^^^'^^  *^^  JtaQaXvtixovg  xcct  ix  yeper^g  Jto- 
VT]QOvg  [1.  jtrjQovg]  vyietg  jtsjton/xivai  avxov, 

b.  Just.  DiaL  c.  Tryph.  c.  69.  p.  295  D. 

ovrog  6  XQiOTog^  og  xal  sv  reo  y^vsi  vficov  jtiq>aPTai  xal 
rovg  kx  yeverrjg  xal  xaza  rr/v  aaQxa  JtijQOvg  xcä  xaxpov^ 
xal  xa)Xovg  laoaro. 

c.  Const.  V,  7.  p.  137,  9. 

6  TOP  jtaQaXvxLxov  ociov  dpsyelgag  xca  xov  i^fjQafiSPt^i' 
sxovra  r?jv  X^^Q^  laocifispog  xal  t6  XfJxov  fiegog  iv  vcp 
ix  yBVBTTig  jcrigm  ix  yJjg  xal  Oiikov  djtoöovg. 

d.  Hom.  Clem.  XVID,  22.  p.  187,  30. 

od-sv  xcu  [6  öidäöx]aZog  r/fjwp  JtSQi  xov  ix  ysvexfjg  xf^Qov 
xal  dvaßXitpavxog  jcaQ  avxov  i§,Bxa[od^Blg'  xlg  ^fiaQx]sv, 
ovxog  rj  ol  yovelc  avxov,  \iva]  x%)g>k6g  iy€PP7]d'fj; 
dnsxglpaxo'  ovxe  ovxog  xi  SjfiaQxep  ovxe  olyovelg  «v- 

xov,  dXX'  iva  6i  avxov  q)av£()a)d'f]  ^  Övpafiig  xov  ^eov. 

e.  Joh.  9,  1—3. 

xal  jtaQaycDP  elösp  avd'QOiJtop  xvg>jL6p  ix  yspexijg.  xal 
^QcixTjOap  avxop  ol  ^ad^rjxcu  avxov  Xiyopxsg'  ^aßßsl,  xlg 
fjfiagxsp,  ovxog  i]  ol  yovslg  avxov,  ivaxvq>X6g  yep^ 
pf^d-y;  dnexQld^tj  ^Irfiovg'  ovxs  ovxog  ^fiagxsp  ovxe 
ol  yopstg  avxov,  dXX*  Xpa  tpavBQmd-^  xa  Igya  xov 
d-Bov  ip  avxA, 

Es  unterliegt  nach  den  übereinstimmenden  Zeugnissen 
Justins,  der  Clementinen  und  der  Constitutionen  keinem 
Zweifel,  dass  erst  bei  der  Feststellung  der  canonischen  Texte 
die  Lesart  xvq>X6g  siegreich  sich  behauptet  hat,  dass  dagegen 
der  vorcanonische  Text  das  charakteristische  ix  yBPBxr^g  jtijQog 
enthalten  hat.  Auch  die  Variante  ^  övvafitg  xov  d-BOv,  welche 
die  Clement  inen  darbieten,  lautet  originaler  und  bedeutsamer 
als  das  canonische  xä  igya  xov  d-Bov,  obwohl  dwafug  nicht 
dem  canonisch-johanneischen  Sprachgebrauch,  sondern  vielmehr 
der  synoptischen  Diktion  angehört.  Vergleiche  xijv  dvpaiuv  xov 
d-Bov  Mt.  22|  29  =  Mc.  12,  24.    Aber  das  scheint   gerade   die 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Joh.  9,  1 — 3.  4.  14.  125 

Eigenthümlichkeit  des  vorcanonisch-johanneischeii  Textes  ge- 
wesen zu  sein,  dass  derselbe  dem  synoptischen  Evangelientypus 
viel  näher  stand,  als  die  Diktion  in  der  späteren  canonischen 
Recension.  Zu  der  Lesart  jtfjQog  vergleiche  man  noch  Euseb. 
Dem.  ev.  III,  4,  46 :  Xsjtgciv  xad^aQöeig  xal  öaifiovcov  djisXaCtigy 
vsxQcop  T£  dvaßiciaeig,  xrjQciv  re  ävaßkiipeiq, 

Joh.  9, 4. 

a.  Ephraem  Syr.  Ev.  concord.  expos.  ed.  Mösinger  p.  197. 

Et  me  oportet  operari  opera  patris  mei,  qui  misit  me, 
quamdiu  dies  est. 

b.  Macar.  Hom.  XXX,  6. 

sQXBtai  ri5g,  ore  ovxiri  ävpaoO-e  kQydC^BOd-ai- 

c.  Tatiani  Ew.  Harm.  arab.  ed.  Ciasca  p.  64. 

Me  oportet  operari  opera  ejus,  qui  misit  me,  donec 
dies  est:  veniet  nox,  et  non  poterit  homo  ad  voluntatem 
operari. 

d.  Joh.  9,  4.  . 

rißäq  [h(iB]  ÖBt  iQya^eöd'ai  ra  igya  rov  jsdfitpavrog 
t)fiäg  [//fi],  toDg  rjuiga  kcxlv  SQXSTai  vtJg,  ore  ovöeig 
övvarai  iQya^eö^ai. 

Unter  den  Zeugen,  welche  Tischendorf  gegenüber  der 
von  ihm  bevorzugten  Lesart  7]giäg  ftir  die  christologisch-singu- 
larische  Fassung  fid  namhaft  macht,  konnte  selbstverständlich 
Ephraems  wichtige  Zeugenschaft  (nach  Mösinger)  sowie  die- 
jenige des  arabischen  Diatessarons  und  des  Syr.  Sinaiticus 
noch  nicht  auftreten.  Die  Fassung  des  Macarius  ovxiri  dv- 
vacd-e  ^gya^eod-aiy  wie  er  sie  für  den  zweiten  Satztheil  aufbe- 
wahrt hat,  entspricht  der  Lesart  des  Origenes  ftr  den  ersten 
Satztheil:  kQya^eod'S  icog  rjftiQa  korlv.  Man  sieht,  das  vielge- 
brauchte Logion  war  in  mehrfachen  abweichenden  Fassungen 
fortgepflanzt  worden. 

Job.  9, 14. 

a.  Iren.  IV,  8,  2. 

Et  Siloa  etiam  saepe  sabbatis  curavit;  et  propter  hoc 
assidebant  ei  multi  die  sabbatorum. 


126  AoasercanoniBcbe  Paralleltexte  zu  Job. 

b.  Job.  9,  14. 

fjv  6h  oaßßaxov  kv  ^  W^Q<f  '^ov  xtjXov  ijtolffisv  6  ^JrfiJai^ 
xal  avicp^BV  avrov  rovq  6g)^alfiovq, 

Der  Wortlaut  des  Irenaeus  tont  wie  ein  Evangeliencitat 
uns  entgegen.  Aber  er  findet  sieb  nirgends  so  im  jobanneisclieii 
Evangelium  wieder.  Vgl.  Job.  9,  7.  11,  wo  allein  im  Nexien 
Testament  Siloab  erwäbnt  ist 

Job.  10, 1.  7.  9. 

a.  Exe.  Tbeod.  §  26.  ap.  Clem.  AL  p.  975. 

0^61'  otav  ehev'  ^7^  ^^/^^  V  ^vQa, 

b.  HippoL  Ref.  Haer.  V,  17.  p,  198  (Peratae). 

roiJr'  iorl,  g)i]ol,  zo  slQrjfiavov  iyci  elfii  ^  &vQa, 

c  Job.  10,  7. 

eljtev  ovv  o  Ii]Oovg'  dfir^v  diifjv  Xiyco  vfilv,  ort  iyci  slf/t 
7/  &VQa  tcov  XQoßaXCDV. 

d.  Ign.  ad  Pbilad.  IX,  1.  p.  78,  8. 

avToq  Sv  d-vQa  rov  xargog^  öi  r}i  elosQXOPrai  ^Aßgaafi 
xai  löaax  xal  *Iaxa)ß  xal  ol  XQOtprjxai  xal  oi  dxooroXoi 
xal  fj  kxxXrjOla. 

e.  Pseudo-Ign.  ad  Pbilad.  IX.  p.  240,  12. 

ovTog  koriv  t)  jtgog  rov  Jtaxiga  ayovöa  oöog, .  . , .  tj  ^vga 
XTJg  yvcocsmg,  6t  rjg  elCTJZd-ov  jtßgaafi  xal^Iöaax  xal  ^la- 
xcißj  MoöTJg  xal  6  avfutag  xwv  jtQOfprftciv  X^Q^^  ^^l  ö« 
oxvXoi  xov  xoofiov  ol  dnooxoXoi  xcä  r/  vviiq>ij  xov  Xqi- 
Oxov. 

f.  Job.  10,  1. 

dfifjv  d(ifjv  Xiyo)  vulv,  6  fir^  elöSQXOfievog  6ia  xfjg  O-v- 
gag  xxX, 

g.  Job.  10,  9. 

iyci  slfii  fj  d^vQa'  6i  ifiov  tdv  xig  BlöiXd-y^  Coid-ri- 
oexai,    xccL  BiosXsvoexai  xal  i§eXevosxai  xal  vofifjv   fv- 

b.  HippoL  Ref.  Haer.  V.  8.  p.  156,  47  (Naasseni). 

xovxOy   q>7]olv,   Xiyei  6  'irjaovg'  kyci  elfii  7]  jcvXij   j  dXtj- 

d-iVT].  . . . .  ov  6vvaTai  ovv,  q>7]ol,  öoO'^vai  o  xdXeiog  av- 


\ 


_:* 


Texte  und  Untenucbungen  zu  Job.  10, 1.  7.  9.  127 

d^QWjtog,  kav  fitj  avayBvvrjd'Xi  öia  ravtijg  BiöBXd'cov  ttjq 

i.  Clem.  Rom.  I,  48,  4.  p.  80,  10. 

jtoXXciv  ovv  ütvXAv   avscpyvi&v  r]   iv    öixaioovv7]    avxrj 
köxiv  7]  iv  Xqiotcö^  kv  %}  uaxaoioi  Jtapteg  ol  eloeXd'OVTeq. 

k.  Herrn.  Sim.  IX,  12,  6.  p.  222,  7. 

iy  rfß  jtvXf}  6  vlog  rov  dsov  kortv  avrfj  [ila  dcoöoq  iort 
jcQog  rov  xvqiov, 

1.  Herrn.  Sim.  IX,  12,  1.  p.  220,  2. 

avTTi  rj  jtvXfj  6  vloq  rov  d-eov  köxL 

m  Herrn.  Sim.  IX,  12,  5.  p.  220,  16. 

lilav  2;^€«  JtvXriVy  fi^rt  övvi^o^  slg  xi}V  jtoXiv  ixBlvijv  slo- 
sX&elv  bI  fiTj  öia  rrjg  ütvXfjg  fig  exBi. 

n.  Hom.  Clem.  III,  52.  p.  50,  29. 

öta  rovTO  avTog  äXrjO^jg  wp  3tQO(prix7ig  iXByev   iyoi  Blfit 
fi  JtvXrj  xrig  C^<orig'  6  öt    huov  BtOBQYOUBvog  BlciQXBxat 

Big  X7}v  C,a)f]Vf  cog  ovx  ovorjg  Ixegag  xrjg  öci^Biv  dvvaiiiv7}g 
öiöaOxaXiag. 

o.  Herm.  Sim.  IX,  12,  3.  p.  220,  8. 

öia   xovxo   xaiPff   iyivBxo  ^  jtvXtj,  Iva  ol  fiiXXopxBg  od- 

C^BCd-ai    6i*    avxTJg    slg    xr/v    ßaücXBlap    BloiX&'Ofai    xov 

d-BOV. 

p.  Hom.  Clem.  III,  18.  p.  41,  10. 

rjxig  iaxlv  yvcioig,  ^  (lovi]  xfjv  JtvXiip  xrjg  ^cong  dpol^at 
övpaxai. 

q.  Pseudo-Tertull.  Carmen  adv.  Marc.  I,  45. 
nova  janua  vitae. 

r.  Lactant.  Instit.  IV,  29. 

hie  templi  maximi  janua  est  . . .  hie  ostium  vitae. 

8.  Syr.  Sin.  Joh,  10,  9. 

kyci  Blfic  rj  ß-vga  xcop  :jtQoßax(DP'  6i   ifiov  Jtag,  ocxig  bIo- 

igXBxai,  ^^OBxai,  xäi  BlöBXBvOBxai  xal  k^BXsvOBxai  xcu  vofirjp 

BVQI^ÖBL 

Aus  den  Texten  der  Naassener  und  der  Pseudo-Clemen- 
tin  en  ist  es  evident,  dass  das  johanneische  Logion:  iyci  slfic  tj  d^Qa 


128  AussercanoniBche  PaiaUeltezte  sa  Joh. 

auch  mit  der  Variante:   tj  xvXi}  handsclirifüich  verbreitet  war, 
gerade    so   wie   in   dem  synoptischen  Herrenwort  Mt.  7,  13  die 
Synonyma  dvga   und   jtvXti  in   den   Handschriften   wechselten. 
Steht  dies  aber  fest,  dass  das  Logion:  lym  diu  tj  xvXtj  aus  alten 
Handschriften  des  vierten  Evangeliums  stammte,  so  ergibt  sich, 
dass  nicht  blos  die  Citate  bei  Ignatius  und  Theodotus   mit 
der   Lesart  d^vQa^   sondern    auch   die   Parallelen   bei   Clemens 
Rom.  und  Hermas  mit  der  Variante  jtvXri  auf  das  vierte  Evan- 
gelium zurückzuführen  sind.    Bei  Hermas  nehme  man  in  den 
Citaten  k  imd   1   für  vloq  xov  d^eov  das  johanneische  iyci,  und 
man  hat  das  Logion:  iyci  sl/ii  ^  jtvXfj.    Auch  klingt  bei  Her- 
mas  wie   in  den  Pseudo-Clementinen  durch   das   (i€oC,BCd-ai 
das   ocod^ösrai   aus  Joh.  10,  9   an.     Femer  beachte   man   bei 
Her  mas  das   öt    avxr^g  (=Joh.  10,  1:   dia   rrjg  ß^Qag),  sowie 
eloiXd^coCi  (=  Joh.  10,  9:   stöslsvoeTai),     Bei  Clemens   Rom. 
zeigt   das   slceX^otfreg   dieselbe  Parallele.    Derselbe   hat  femer 
noch   mit  den  Worten  Clem.  Rom.  I,  48,  2.  p.  80,  5:  xvXij   yaQ 
dixaioovvTjg    dvsmyvta    elg   ^(o?]p    avxri    die    xvXt}   xrig   C^corj^ 
den   Text    der   Pseudo-Clementinen,   des    Pseudo-Tertul- 
lian  und  des  Lactantius  deutlich  schon  angeschlagen,  so  dass 
dieser  Zusatz:  xfjg  ^(orjg  als  ein  Bestandtheil  des  vorcanonischen 
Textes  zu  recognoscieren  ist  —  Wegen  des  ^i^oexai  (=<Ja>i^r/- 
ösxai)  im  Syr.  Sin.  vgl.  Heft  111,  474  f.    In  der  Variante  tj  &vQa 
x(5v  XQoßaxcov  triflFt  an  dieser  Stelle  der  Syr.  Sin.  mit  der  Vul- 
gata-Handschrift  gat  zusammen. 

Joh.  10, 10. 

a.  The  Testament  of  Abraham  ed.  James  c.  10.  p.  88,  1. 

ovxol  sloiv  xXexxai  ol  ßovXofievoi  tpovov  iQyaCeod-ai  xcd 
xXitpai  xal  ß-voai  xal  axoXicat. 

b.  Joh.  10,  10. 

o   xXinxrig   ovx   sQX'^xat    el   fifj   Itva  xXstp^  xal  d-vo^j  xcu 
cbtoXdöij, 

Job.  10, 11. 

a.  Ephraem  Syr.  Ev.  concord.  expos.  ed.  Mosinger  p.  174. 
Pastor  bonus  dat  animam  suam  pro  grege  suo. 


•  ^-v„-v.-^   '-N'^Xy 


Texte  und  Untenachungen  zu  Job.  10, 10.  11.  12.  129 

b.  Exe.  Theod.  §  73.  ap.  Clem.  AI.  p.  986. 

6  dya^og  Jtoifi^v  .  .  .  ztjv  ^>rJXV^  v;n:hQ  xAv  lölcov  jcgoßa- 
rcop  kjtiötdovat. 

c.  Epiph.  Äncor.  c.  34.  p.  39  B. 

xal'  hy<6  slfii  6  jtoififjv  6  xaXog  6  rid^elg  ri^p  ywx^v  vjthg 
Tcov  jtQoßarcDv. 

d.  Epiph.  Haer.  LXIX,  49.  p.  771 C. 

xai  jtaXiv  iyco  elfit  6  Jtoififiv  6  xaJiog  6  rid^elg  rfjv  tpvxfjv 
avrov  vjthg  rcov  JtQoßaram. 

e.  JoL  10,  11. 

iyd  Ulli  6  Jioififjv  6  xaXog'  6  xoififjv  6  xaXog  rr^v  tpvx^^ 
avrov  rld-fjoip  vjcsq  räv  jtQoßdrwv, 

Die  Johanneische  Redeweise  rid^ivai  xi}v  ywx^P  avrov  ist 
wurzelverwandt  mit  dem  synoptischen  Ausdruck:  öovvai  rr)v 
tpvxfjv  avrov  (Mt.  20,  28  =  Mc.  10,  45),  an  welcher  letzteren 
Stelle  in  aussercanonischen  Paralleltexten  ebenfalls  rid-dvai 
neben  öovvai  sich  findet,  wie  umgekehrt  zu  Joh.  10,  11  iütiöi- 
dovai  neben  dem  canonischen  rid-spai.  Beide  Redeweisen  gehen 
auf  das  hebräische  itftS  )n  zurück,  wie  bekanntlich  ^rö  beide 
Bedeutungen:  ponere  und  dare  in  sich  schliesst.  Vgl.  Heft  III, 
664  ff.  Es  wirkt  also  auch  in  dem  johanneischen  Evangelium, 
wie  es  auch  sonst  oft  zu  bemerken  ist  und  wie  es  ja  auch  gar 
nicht  anders  sein  kann,  der  hebräische  Sprachgebrauch  und  die 
hebräische  Denkweise  nach.  —  Charakteristisch  und  dabei  ohne 
alle  handschriftlichen  Parallelen  ist  das  zweimalige  6  riO-elg  bei 
Epiph  an  ius.  Dagegen  findet  sich  neben  dem  kjtiöiöopai  in 
den  Excerptis  Theodoti  die  verwandte  Lesart  öldmötv  in  Cod. 
2(*  und  D,  sowie  in  den  (auch  durch  Augustinus  secundierten) 
altlateinischen  Übersetzungen. 

Joh.  10, 12. 

a.  Ign.  ad  Philad.  U,  2.  p.  72,  2. 

jtoXZol  yag  Xvxoi  d^iojtcoroi  i^öovy  xax^  alxtiaXa>rlC,ovoip 
rovg  ü'SOÖQOfiovg, 

b.  Exe.  Theod.  §  73.  ap.  Clem.  AI.  p.  986. 

[itöd^carA    jtagajtXrjöiog    ixacrog    rov    Xvxop    oQcipri 
JiQOCiopra  xal  (pevyopri. 

Texte  a.  Unteraachangen  X,  4.  9 


130  Aotsercanonische  Paralleliexte  tu  Job. 

c.  Just.  Apol.  I,  5S.  p.  92  B. 

(og  vxo  Zvxov  aQveg  ovvrjQxaOfiivoi, 

d.  Agatbangelus  c.  63.  p.  33,  44.  ed.  Lagarde. 

xal  fifj  diacxaga^xi  '^^  ciQvla  xwv  oöiv  XQoßaxoav  6  Xvxog 
o  6iaq>&0QSvg,  xal  fif^  diaoxoQxlofj  6  ix^Q^?  '^V^  ^<^^? 
Tjfiäv  ra  djcoOToXixa  XQoßaza  xr^q  Of/g  ayiXfjg. 

e.  4.  Esra  5,  18.  veri  Hilgenfeld. 

fifj  iyxaxaXixxig  ripiag  xa&cog  6  xoififjv  xijv  xolfiPf]V  avxov 

f.  4.  Esra  5,  18.  Latine. 

et  noQ  derelinquas  dos  sicut  pastor  gregem  suum  in  mani- 
bus  luporum  malignorum. 

g.  Job.  10,  12. 

6  fiiod-coxog  .  .  .  d-scoQst  xop  Xvxov  kgxofiBvov  xal 
dtplfjOiv  xa  xQoßaxa  xa\  (pevysi,  xal  6  Xvxog  ägxa- 
^ei  avxa  xal  oxoQxlCsi, 

Dass  zwischen  Job.  10,  12  und  4.  Esra  5,  18  ein  Verwandt- 
scbaftsverbältniss  .bestebt,  ist  zweifellos.  Denn  sogar  das  dere- 
linquas des  lateiniscben  Textes  entspricht  als  lateinische  Version 
dem  griechischen  atpiivai  in  praeciser  Weise  und  hätte  von 
Hilgenfeld  in  seiner  Retroversion  ebenso  gut  mit  d<piivai  als 
mit  dem  von  ihm  gewählten  iyxaxaZelxsiv  wiedergegeben 
werden  können.  Es  fragt  sich  nun:  Wo  liegt  die  Abhängigkeit? 
wo  das  Original?  Ich  zweifle  nicht  einen  Augenblick,  dass  in 
Job.  10,  12  das  Original,  in  4.  Esra  5,  18  das  Plagiat  zu  suchen 
ist.  Ich  halte  es  fbr  völlig  ausgeschlossen,  dass  der  originale 
Verfasser  des  vierten  Evangeliums  bei  der  judaistischen  Compi- 
lation  der  Esra-Apokalypse  eine  Anleihe  gemacht  und  mit 
einem  von  dorther  erborgten  Gedanken  Jesum  geschmückt,  ja 
diesen  erborgten  Gedanken  zum  Substrat  eines  der  köstlichsten 
und  tiefsinnigsten  Gleichnisse  gemacht  haben  sollte.  Hat  man 
schon  vor  Abfa-ssung  der  Aidax^j  das  jobanneische  Evangelium 
liturgisch  verwerthet,  hat  schon  Clemens  Romanus  das  jo- 
banneische Evangelium  gekannt  und  benützt.,  so  liegt  kein  Hin- 
derniss  gegen  die  Annahme  vor,  dass  der  mit  Clemens  Roma- 
nus gleichzeitige  Verfasser  der  Esra-Apokalypse  aus  derselben 
Quelle  geschöpft  haben  sollte.  Die  Ignatius-Parallele  geht 
wahrscheinlich   auf  Mt.  7,  15   zurück.     Dagegen    das   Citat   aus 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Joh.  10, 12.  14.  16.  131 

Justins  Apologie  setzt  den  johanneischen  Gedankenkreis  Toraus, 
bertihrt  sich  aber  auch  mit  dem  aussercanonischen  Eyangelien- 
text  des  IL  Clemensbriefes.    Vgl.  Agrapha  S.  377f. 

Joh.  10, 14. 

a.  Macar.  Hom.  Y,  12. 

ra  ifia  yag,  g}f]Ol,  Jtgoßara  rrjq  ififjg  g)a>v^g  dxovovcij  xal 
yipcioxa)  ra  ifia  xal  T^^^^^^ouaiij^^ 

b.  Syr.  Sin.  Joh.  10,  14^. 

7ca\  yivciöxo  za  l^a,  xal  ra  k(ia  yivciöxovol  /le,  x(ä  yivci- 
oxofiai  vjto  rcQV  ifiäv.  ^-^— — 

c.  Joh.  10,  14»>.       , 

xal  yivcioxG)  ra  ifia,  xal  yivcioxovol  fie  ra  ifia. 

Unter  den  fftr  die  Lesart:  yivcioxoiiai  v^o  r(5v  i/acav  von 
Tischendorf  aufgefCihrten  Zeugen  (Ghrysostomus,  Cyrillus 
AL,  Codd.  AX  r  jd  A  n  u.  a.)  ist  das  oben  ersichtliche  Ma- 
carius-Citat  nicht  erwähnt  Neuerdings  kommt  auch  noch  der 
Syr.  Sin.  dazu,  welcher  beide  Lesarten  vereinigt. 

Joh.  10, 16. 

a.  Herm.  Sim.  VI,  1,  6.  p.  162,  2.  4. 

xdi  avTog  6  Jtoiftf^v  Jtaw  IXagog  fjv  ijcl  rqo  Jtoifivlq) 
avTov  . .  .  xal  aZXa  JtQoßaxa  elöov. 

b.  Joh.  10,  16. 

xcu  aXXa  jtQoßara  exco,  a  ovx  eotip  ix  rtjg  avX^g  rav- 
zTjg'  xaxslva  öeZ  fis  ayayslp,  xal  ZTJg  ipatpfjg  (lov  dxovoov- 
oiv,  xal  ysvijOBzai  (da  Jtolfivi]^  elg  Jtoifii^v, 

Da  an  zahlreichen  Stellen  die  Abhängigkeit  des  Hermas 
von  Johannes  zweifellos  sich  zeigt  (vergleiche  namentlich  noch 
das  nächste  Citat),  so  ist  auch  hier  die  charakteristische  Par- 
allele zwischen  dem  Hirten  der  Herde  und  den  „anderen 
Schafen"  bei  Hermas  auf  denselben  Einfluss  zurückzuführen,  ja 
wohl  sogar  der  Titel  des  Pastor  Hermae  mit  dem  johanneischen 
Oleichniss  verwandt 

9* 


132  AaBsercanoniBche  Paralleltexte  za  Joh. 

Joh.  10, 18. 

a.  Henn.  Sim.  V,  6,  3.  p.  154,  14. 

öovg  avTOtg   rov  vouov,   ov  elaße  jtaga  tov  xaxQog 
avzov. 

b.  Joh.  10,  18^ 

ravTTiP  rfip  hvToXrjv  iXaßov  xagd  rov  JtazQog  [lov. 

0.  Just  Dial.  c.  Tryph.  c.  100.  p.  326  C. 

o  ajib  xov  jeargog  avzov  Xaßciv  l^^t. 

Diese  Hermas-Parallele  schliesst  sich  an  den  johanneischen 
Text  noch  enger  an  als  das  Justin-Cütat  und  zeigt  auch  in 
diesem  Falle  die  Abhängigkeit  des  Pastor  Hermae  von  dem 
vierten  Evangelium.  Bei  Justin  ist  nicht  blos  der  Sprachge- 
brauch, wie  bei  Hermas,  sondern  auch  der  Gedankengang  von 
dem  johanneischen  Evangelium  beeinflusst,  sofern  bei  ihm,  ganz 
wie  Joh.  10,  18,  der  Hinweis  auf  das  freiwillige  Sterben  und 
Auferstehen  Jesu  vorausgegangen  ist. 

Joh.  10,  27. 

a.  Ign.  ad  Philad.  H,  1.  p.  72, 1. 

o:^ot;   6h   6  JtOLfii^v   kOTiVj    extl   dg    jtQoßaxa    axakov- 

b.  Hom.  Clem.  III,  52.  p.  50,  34. 

xal  jtaXiV  xa  ifia  JtQoßara  axovei  rfjg  ifiijg  qxovfg, 

c.  Joh.  10,  27. 

T«    xQoßara    rä    ifid    rfjg  qxovtig    fiov    dxovovoiv, 
xdyo)  yivoioxco  avra^  xal  dxoXovd^ovöiv  (loi. 

Mitten  unter  zahlreichen  synoptischen  Citaten  finden  sich  in 
den  pseudoclementinischen  Homilien  (Hom.  III,  52)  zwei  Citate 
aus  dem  johanneischen  Evangelium,  das  eine,  Joh.  10,  9,  nach 
einem  aussercanonischen  Texte,  das  andere,  Joh.  10,  27,  wörtlich 
mit  dem  canonischen  Texte  übereinstimmend.  Der  Cod.  o  der 
Clementinen  liest  sogar  auch  axovovoiv.  Das  nach  den 
übrigen  Hand.schriften  von  de  Lagarde  aufgenommene  axovti 
findet  sich  noch  im  Cod.  Cantabr.,  Cod.  Alex.,  bei  Clemens 
AL,  Origenes  u.  A.,  war  also  weit  verbreitet 


Texte  und  Untenachungen  zu  Job.  10, 18.  27.  28.  30.  133 

Job.  10, 28;  8,  31. 

a.  Das  zweite  koptisch-gnostisclie  Werk  ed.  Schmidt  (T.  u.  ü. 

Vni).  S.548. 
idcoxsp   avTotg  ipzoXag'    fiipets  iv  tc5  Xoym  r^  i(^<p, 
xal  dciao  v/ilv  ^(otjp  alciviov. 

b.  Joh.  8,  31. 

JbXsybv  ovv  6  ^IrfiovQ  XQoq  rovg  jisjtiOrevxoTag  avxm  ^lov* 
öalovg'  iav  vfistg  fielvTjrs  iv  rm  Xoycp  T(p  ifim,  aXfj- 
d-(Sg  /uzd-Tiral  fiov  iori. 

c.  Joh.  10,  28*. 

xdyo)  dlöcDfii  avTOtg  ^mrjv  alcoviov. 

Es  ist  ein  aus  Joh.  8, 31  und  Joh.  10, 28*  zusammengeflossener 
Mischtext,  welchen  der  koptische  Codex  Brucianus  in  der 
Form  einer  kvroXfj  mit  direkter  Anrede  überliefert  hat 

Job.  10, 30.  Job.  17, 22'. 

a.  Epiph.  Haer.  LXI V,  9.  p.  532  D. 

o  Xiycov  ky<ü  iv  rm  jtazQl  xal  6  xav^Q  iv  hfiol,  xal  ol 
ovo  %v  iofisv. 

b.  Epiph.  Haer.  LXTX,  19.  p.  743  A. 

jtegl  Tov  Xiyeiv  hyco  iv  rS  xargl  xai  6  jtarTJQ  iv  ifiol, 
xal  oTi  ol  ovo  iv  iöfiev. 

c.  Exe.  Theod.  §  61.  ap.  Clem.  AL  p.  984. 

iy(D  xal  6  xar^Q  iv  iöfiev. 

d.  Joh.  10,  30. 

iyci  xal  6  JtarrjQ  iv  iOfiev. 

e.  Ign.  ad  Magn.  VII,  1.  p.  34,  8. 

(oOJtBQ  ovv  6  xvQiog  avev  rov  JtatQog  ovöev  hjtolricev^ 
jva)fiivog  (Sv. 

f.  Epiph.  Haer.  LXIX,  69.  p.  793  B. 

xal  XiyovOiV  oQag  ro  vjt  avrov  Xsyofisvov  on  iyco  iv  xtp 
ytargl  xal  6  naxrjQ  iv  ifiol,  xal  ol  ovo  iv  iöfiev. 

g.  Macar.  de  libert.  ment.  c.  13. 

xäi  avrbg  öh  6  xvQiog'  ciöJtSQ  iyco  xal  ai)  iv  iö/isv. 


134  Anssercanoniscfae  Paralleltezte  za  Joh. 

L  Orig.  Exhort.  ad  martyr.  c.  39.  Opp.  I,  300. 
wg  iycb  xal  Ov  IV  iöfisv. 

i.  Epiph.  Haer.  LXIX,  69.  p.  793  A. 

xal   jtaXiv'   jtolrjoov  avrovq  tva  cooiv  hv  hfiol,  cSq  xayA 
xal  ci)  ^p  kofiBV,  '>-r--— 

k.  Joh.  17,  22^ 

tva  a}Oiv  %v,  xad-coq  ^/lelg  %v. 

Im  Vorstehenden  finden  wir  zwei  ausaercanonische  —  von 
Tischendorf  nicht  notierte  —  Textgestalten  zu  Joh.  10,30. 
Die  eine  Textgestalt  wird  in  der  Form:  ol  ovo  h?  iC߀P  und  in 
Verbindung  mit  Joh.  10,  38:  ort  iv  i/iol  6  JtarTjQ  xayw  iv  xtp 
3taxQl  =  Epiph.:  iyco  iv  tc5  jtatQi  xal  6  jiar^Q  iv  kfiol  —  aus- 
schliesslich Ton  Epiphanius  vertreten.  Die  andre  Textgestalt 
aber:  kyd  xal  Ov  %v  iöfisp  begegnet  uns  ausser  bei  Epiphanius 
auch  noch  bei  Origenes  und  Macarius,  war  also  handschrift- 
lich verbreitet. 

Joh.  10,  36. 

a.  Epiph.  Haer.  LXXIII,  20.  p.  867  A. 

xal'    ov  6  jtarTjQ   i^ylaös  xal  djtioreiXBP  slg  top  xodfioVj 
ifiol  xo>l5Te,  ort  eljtov*  vlog  d^sov  slfiL 

b.  Joh.  10,  36. 

op  6  jiarrJQ  TJylaoev  xal  djtdorBiXev  €lg  top  xoöfiop,  vfistg 
XiysTB  OTi  ßZaaq>7ifiatg,  oti  bIxop'  vlog  d^sov  slfd. 

Die  Variante  von  ifiol  xo^ccts  für  vfielg  XiyeTS  oti  ßXaöfpr^- 
fislg  beruht  wahrscheinlich  auf  einer  Vermischung  von  Joh.  10, 36 
mit  Joh.  7,  23:  k/iol  xoXaTe,  an  welcher  Stelle  allein  überhaupt 
das  x^^^^  ^^  Neuen  Testament  gebraucht  ist. 

Joh.  11,  25.  26. 

a.  Exe.  Theod.  §  6.  ap.  Clem.  AI.  p.  968. 

öio  xal  q>7jaip  6  xvgiog'  iyci  elfii  ^  ^corj. 

b.  Ign.  ad  Trall.  II,  1.  p,  44,  10. 

ipa  JtiCTevöapTeg  elg  top  d-apoTOP  avTOv  t6  aJtod-aPBlv 
ix^vytjTB, 


Texte  und  UntersuchuBgen  zu  Job.  11,  25.  26.  39.  135 

c.  Pseudo-Ign.  ad  Trall.  IL  p.  184,  4. 

iva  otiOxBvovTBQ  elg  zov  d-ävaxov  avrov  6iä  xov  ßa- 
xrlöfuzTog  xoivwvol  rrjg  ävaoraOeoog  avrov  yivrio&^e. 

d.  Aiö,  X,  2. 

Tcal  jtlöTSCog  xal  ad-avaolag,  r/g  kyvcoQiCag. 

e.  Job.  11,  25.  26. 

bIjibv  avr^  o^lrjcovg'  iyci  slfti  rj  avaoraöig  xalrj  ^a)rj' 
0  jciorsvcop  elg  ifih  xav  ajtod^avxi  ^i^oerai,  xal  jtag  6 
^mv  xal  jtiarEvc3V  elg  ifih  ov  (irj  äjtod-av^]  elg  top 
al(5va. 

Dass  die  Parallele  bei  Ignatius  auf  Joh.  11,  25.  26  zurück- 
geht, wird  wohl  von  Niemandem  bestritten.  Aber  auch  die  Ver- 
bindung von  jtlörewg  xal  aß-avadag  in  den  liturgischen  Gebeten, 
welche  der  Redaktor  der  Jiöax^  aufgenommen  hat,  weist  auf 
eben  diese  Quelle.  Man  erinnere  sich  nur,  dass  aus  demselben 
Capitel  Joh.  11  noch  mehr  Anklänge  in  jenen  eucharistischen 
Gebeten  wiederkehren,  darunter  eine  Parallele,  welche  eine  andere 
Annahme  als  die  schriftstellerische  Abhängigkeit  von  dem  vierten 
Evangelium  ausschHesst.  Vgl.  die  Erläuterung  zu  Joh.  11,  51.  52. 

Joh.  11, 39. 

a.  Acta  Pil.  VIII.  A.  p.  240.  ed.  Tischendorf. 

aXZoi  de  ebtov  oxi  rov  Aa^agop  red-vrixora  fjyeiQep  kx 
xov  iivrifielov  xexQaiifieQOv. 

b.  Const.  V,  7.  p.  133,  3. 

avxog  yoLQ  eljtev  6  xal  Ad^aQov  avaöxfjüag  xexQajfdegov. 

c.  Joh.  11,  39. 

xvQUj  fiöri  oC^er  xexagxalog  yaQ  Icxiv, 

Die  aussercanonische  Variante  xexQayjfiBQog  für  rexagxalog 
muss,  wie  die  Übereinstimmung  der  Acta  Pil.  und  der  Con- 
stitutionen zeigen,  sehr  alt  sein.  Sollte  in  derselben  ein  Rest 
vorliegen  von  einer  dem  Urevangelium  angehörig  gewesenen 
Perikope,  die  Auferweckung  des  Lazarus  betreflFend,  zu  welcher, 
wie  ich  vermuthe,  Lc.  13,  31—33  die  Einleitung  gewesen  ist? 
Vgl  die  Erläuterung  zu  Lc.  13,  31.  Heft  DI,  387.  Auch  in  der 
Anaphora  Pilati  haben  wir  den  Text:  xexgai^fiBQOv  vbxqov 


136  Aussercanonische  Paralleltexte  za  Joh« 

avioTTjöBy  dazu  freilich  folgende,  die  späte  Hand  yerrathende 
drastische  Ausmalung:  Anaphora  Pil.  A.  c.  1.  p.  437.  ed. 
Tischendorf:  rszQarjiieQov  vbxqov  aviattjöev,  Jioytp  (lovco  xaZi- 
oag  avTov,  rov  red-vscorog  rov  Ixtoga  Ijj^oito^,  xai  öva^Q-a- 
QivTog  ix  Tc5v  yevofidvtDV  axcoXtjxcDv  rov  öciiictrog  avrov  xeu 
rb  övöcoöeg  rov  xvpog  l;|roi^TO§'  op  löa>v  kv  ro5  Taq>cp  xelßevov 
ixdXsvösv  rgdx^iv,  fujze  oXcog  vexQov  ri  J^xoprog,  äX7^  €og  hc 
jtaöTov  PVfig)log  ovxmg  i^^Xd-sv  hc  tjov  xaq>ov  sva>6lag  jtXeiCrrjg 
jt€JtXi]Ofi^pog.  —  Übrigens  bietet  hier  der  Syr.  Sin.  einen  seiner 
paraphrastischen  Zusätze,  indem  er  Martha  sagen  lässt:  xvQia^ 
öiazl  agcofiBP  top  Xld-op;  löov  tjörj  o^sr  reraQratog  yoQ  ioxiv. 

Job.  11, 41*.  42N 

a.  Joh.  11,  41^ 

otaxBQ^  svxccQiöxco  ooiy  oxi  ^xovöag  (iB, 

b.  Alö.  IX,  2. 

Bxxci.Qf'<i'^oviiip  öoiy  JtaxBQ  r^cip, 

c.  At6,  X,  2. 

BvxccQi'OxovfiBP  öoi,  jtaxBQ  ayiB, 

d.  Aiö.  IX,  3. 

BVXCCQiOxovfiip  COLy  JtaxBQ  rinoip, 

e.  Just.  DiaL  c.  Tryph.  c.  106.  p.  333  B. 

xdi  ort  rjjttöxaxo  xop  naxiga  avxov  napxa  JtagixBip  avxtp, 
cog  i^^lov, 

f.  Joh.  11,  42* 

iyci  6h  ^öbip,  oxi  jtapxoxi  (lov  axovBig. 

An  und  ftir  sich  wäre  es  möglich,  das  BvxoQiOxovfiip  öoi 
xaxBQ  in  den  eucharistischen  Gebeten  der  Acöax^i  auf  Lc.  10, 
21=Mt.  11,  25  zurückzuführen,  wozu  bei  Marcion  der  ausser- 
canonische Text:  BvxccQiöxS  cot  als  Übersetzungsvariante  von 
"'laÄ  nb  miÄ  —  neben  der  mehr  hebraisierenden  Version:  k^O' 
fioXoyovfial  ooi  vorliegt.  Vgl.  Epiph.  Haer.  XLII.  p.  329  B  und 
diTErläuterungen  zu  Lc.  10,  21.  Heft  III,  197 ff.  Aber  diese 
Parallele  zeigt  nur,  wie  wurzelverwandt  das  johanneische  Evan- 
gelium mit  dem  Typus  des  Urevangeliums  ist.  Thatsächlich 
hat  der  Verfasser  jener  eucharistischen  Liturgie  aus  dem  johan- 


Texte  und  Ünteranchiuigen  za  Job.  11, 41.  42.  43.  44.  137 

neischen  Eyangelium  geschöpft.  Das  zeigt  der  allein  im  johan- 
neiscben  Eyangelium  zu  findende  Ausdruck:  x&xbq  ayu  wie  auch 
die  gesammte  übrige  Abhängigkeit  der  eucharistischen  Liturgie 
von  Johannes.  Wahrscheinlich  geht  auch  die  Sinnparallele  bei 
Justin  auf  das  vierte  Evangelium  zurück.  —  Der  Syr.  Sin.  gibt 
zu  Job.  11,  41  ebenfalls  eine  paraphrastische  Erweiterung:  rorg 
ol  avögeg  iorffkoxeq  fjYyiöav^  fjQOP  top  Xld-ov  xtX. 

Joh.  11, 43.  44. 

a.  Clem.  AI.  Paed.  I,  2,  6.  p.  101. 

xäi  T(3  red-vscirr  Aa^age^  eljtev,  i^i^-r  6  dh  k^fjXd'S  rfjg 
COQOV  0  vexQogy  olog  riv  Jtglv  rj  jtad-stv. 

b.  Epiph.  Ancor.  c  98.  p.  101 C. 

xal  xvQiog  TOP  Aa^aQOP  fjyeiQB,  xal  ovx  iyxariXiJte  Xsl- 
tpapop  kp  rm  fipi^fiari^  dZXä  fierä  xeigidSp  xal  rmp  aXXoop 
kpöv/iatcop. 

c.  Syr.  Sin.  Joh.  11,  43.  44. 

xai  dg  Tovra  sljtep,  ixQovyaaep  qxnp^  (isyaXy  xäi  iXeysp' 

Aa^<iQ,  i^i&iy  ÖBVQO  e§a),    xäi  avr^  rij  Sga  [av^^g^)]  ^g- 

f^Xd-BP  o  XBd-Pfjxoag,  ÖBÖEfiBPog  rag  x^^^Q  avrov  xäi  rovg 
jcoöag  avrov  xBiglaig,  xäi  ÖBÖBfiipog  ri^p  orpip  avrov  cov- 
öaglcp. 

d.  Joh.  11,  43.  44. 

xäi  ravra  bIjtcop  ^mpy  fiByaX^]  ixQa-vyaOBP'  Ad^agB,  öbvqo 
2ga>.  k^TJXd^BV  6  TBd-PTjxcog  ÖBÖBfiBPog  rovg  otoöag  xcii 
rag  x^^Q^^  XBiglaig,  xal  rj    otptg  avrov  Covöaglco  jtBQCB- 

ÖiÖBXO, 

Räthselhaft,  wie  so  Vieles  in  den  Citaten  des  Clemens  AI., 
ist  der  völlig  aussercanonische  Text:  Aa^aQB^  l^id't'^)  an  Stelle 
des  Johanneischen  AdC^aga^  öbvqo  £§a>.  Eine  Erklärung  fände 
diese  Erscheinung,  wenn  wir  auch  in  diesem  Fall  den  Rest  einer 


1)  Nestle  bemerkt:  r^OV^JLa  ooja  «>  avz^  rj  wga  gewöhnliche 
Übersetzung  von  ev^vq,  sodass  der  Syr.  Sin.  hier  genau  mit  Cod.  D  zu- 
Bammentrifit:  xal  evOvg, 

2}  Sanday  im  Ezpositor  1891.  V,  357  vergleicht  dazu  das  anid-i  in 
dem  von  Clemens  zu  Lc.  5,  24  gegebenen  aussercanonischen  Citat.  Vgl. 
Heft  m,  49. 


138  AuBeeicanonische  Paralleltexte  sa  Job. 

urevangelischen  Perikope  vor  uns  hätten.  Vergleiche  dazu  die 
Bemerkungen  zu  Lc.  13,  32.  Heft  III,  387  ff.  —  Doch  ist  es  merk- 
würdig —  was  ich  erst  nachtrage,  nachdem  das  Vorstehende 
schon  längst  geschrieben  war  — ,  dass  das  ^id-i  («ASl)  neuer- 
dings auch  im  Syr.  Sin.  wiederkehrt,  neben  der  canonischen 
Lesart:  öbvqo  Igco,  sodass  auch  hier  sich  zeigt,  dass  der  Alexan- 
driner bei  seinen  abweichenden  Gitaten  nicht  ohne  handschrift- 
liche Unterlagen  war.  Im  Übrigen  erkennt  man  hier  die  para- 
phrastische  Natur  des  Syr.  Sin.  recht  deutlich. 

Job.  11,  48. 

a.  Const.  VI,  25.  p.  188,  10. 

xal'  iav  fif]  cbtoxrelvcofiev  xov  Xqiotov,  ^i]Ol,  xavxsq  slg 

avTov  jtiöTBvoovOi,  xal  kXevoovtai  ol  ^Poo/ialot  xal  ägovöiv 
ijfi(DV  xal  xov  rojtov  xal  ro  eB-vog. 

b.  Syr.  Sin.  Joh.  11,  48. 

xal  kav  ag)a)fi6V  avrov  ovrcog,  navxsg  {ol  avO-gwjtoi)  slg 
avxbp  Jtioxevoovöiv  xal  iZevöovxai  ol  ^Pa>iialoi  xcä.  aQov- 
Oiv  X7JV  jtoXtv  rj(i(5v  xal  xo  id-pog  fjutSv. 

c.  Joh.  11,  48. 

kap  aipäfiev  avxop  ovtcd^,  jtapxsg  jtiöxevöovoip  elg  avxop^ 
xal  kXevOopxai  ol  ^Pa>(ialoi  xal  agovöip  ruimp  xcA  xov  xo- 
jtop  xal  xo  id-rog. 

Die  aussercanonische  Variante  iäp  iirj  äjtoxxelpcDfisp  xop 
Xqloxop  der  Constitutionen  hat  schon  Tischendorf  notiert 
und  mit  der  Bemerkung:  „Libere"  wohl  richtig  charakterisiert; 
denn  die  Bezeichnung  xov  Xqioxop  ftir  avxop  ist  in  dem  Munde 
seiner  Feinde  höchst  unwahrscheinlich. 

Joh.  11,  h\\  52. 

a.  Joh.  11,  51^ 

oxL  ijfieXXev  ^Irjoovg  anod-vrioxsiv  vn^Q  xov  Id'povg. 

b.  Barn.  VII,  5.  p.  32,  10. 

vjtlg  äuaQXicop  fiiXXopxa  xov  laov  (jlov  xov  xatvov 
jtQOö^sQSiv  xTjv  oagxa  fiov. 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Job.  11,  48.  51.  52.  139 

c.  Aiä,  IX,  4. 

ScjteQ  i}v  xovxo  xXaOfia  öieoxoQJtiOfievov  ixavm  zcov 
OQBoav  xaL  övvax^^v  iyivexo  %v,  ovxto  <^'^^^X^^SJ^  ^^^ 
^  ixxXfjcla. 

d.  Just.  Ap.  I,  52.  p.  87  D. 

6ia  Zaxccglov  xov  jtQoq)ijxov  jtQoq>TjttvQ-ivxa  kXixO^  or- 
xcoq'  kvxsZovfiai  xolg  xiOöaQCtv  dvdfioig  övva^ai  xä 
höxoQJtiCfiiva  xixpa, 

e.  Jes.  11, 12  LXX. 

xal  dgel  Ornietov  coc  xä  td'Vt}  xal  ovva^si  xovg  djtoXo- 
(iivovq  ^IOQaT]X  xal  xovg  öieojtag/ievoyg  'lovöa  övva^st  ix 
tc5v  xecodgcov  jtxeQvycov  x^g  yijg. 

f.  Job.  11,  52. 

xal  ovx  vjthQ  xov  1^9-vovg  fiovov,  dlX*  tva  xal  xa  xixva 
xov  d-eov  xä  öisöxoQJtiOfiiva  cvvaydyy  elg  ^v. 

Ob  das  Barnabas-Gitat  mit  Job.  11,  51^  zusammenhängt,  ist 
einigennassen  fraglich.  Für  die  Abhängigkeit  des  Barnabas- 
briefes  von  dem  jobanneiscben  Evangelium  auch  an  dieser  Stelle 
spricht  das  fiiXXovxa  im  Vergleich  mit  dem  ijfieXXev  bei  Job. 
Man  vgl  im  Übrigen  oben  S.  7 f.,  sowie  Wohlenberg,  die 
Lehre  der  zwölf  Apostel  in  ihrem  Yerhältniss  zum  neutestament- 
liehen  Schriflthum  1888.  —  Sehr  interessant  gestaltet  sich  die 
Untersuchung  über  das  vorstehend  mitgetheilte  Citat  aus  Justins 
Apologie.  Thirlbius  (bei  Otto)  sagt  dazu:  „Haec  omnia  tam- 
quam  Zachariae  verba  citantur;  sunt  autem  partim  Jesaiae,  par- 
tim Zachariae,  partim  ipsius  Justini."  Zahn  (Gesch.  des  Kanons 
I,  2.  S.  533)  nennt  dieses  Citat  „ein  Convolut  von  Reminiscenzen, 
welches  in  keiner  Handschrift  dieses  Propheten  gestanden  haben 
kann".  Ich  möchte  aber  vielmehr  glauben,  dass  wir  es  hier  mit 
einer  pseudepigraphischen  altchristlichen  Zachariasschrift 
zu  thun  haben.  Die  Synopsis  Sacrae  Scripturae  (bei  Atha- 
nasius  Opp.  IL  p.  201)  zählt  unter  den  mit  alttestamentlichen 
Namen  geschmückten  pseudepigraphischen  Büchern  auch  eine 
Schrift  riZaxoQlov  Jtaxgog  ^Ia)dvvov"^  auf,  welche,  nach 
diesem  Titel  zu  urtheilen,  sicherlich  christlichen  Ursprungs  war. 
Ob  gerade  diese  Schrift  Justin  vor  sich  gehabt  hat,  wer  will 
es  entscheiden?  Es  konnte  auch  noch  einen  anderen  Pseudo- 
Zacharias  christlichen  Charakters  geben,  wie  wir  einen  Pseudo- 


j[40  AusBercanoniflche  Paralleltexte  zu  Joh. 

Jeremias   (vgl.  Heft  ü,  372 ff.)  und  einen  Pseado-Ezechiel 
kennen,  welche  Pseudepigraphen  von  den  patristischen  Schrift- 
steilem  häufig  benützt  werden.    Eine  solche  Mischung  alttesta- 
mentlicher  Beminiscenzen    mit   neutestamentlichen    Anklängen, 
wie  in  obigem  Justin-Citate,  von  dem  ich  nur  den  Anfang  ge- 
geben habe,   ist  recht  eigentlich  die  Art  jener  altchrisÜichen 
Pseudepigraphen.^)    Dass  nun  in  dem  Citate  Justins,  welches  er 
auf  Zacharias  zurückfährt,  auch  ein  neutestamenÜicher  Anklang, 
nämlich  an  Joh.  11,  52,   eingefiochten  ist,  zeigt  die  Erwähnung 
der   rixpa,  welcher  Ausdruck  in  der  Mutterstelle  Jes.  11,  12, 
durchaus  fehlt.  Der  Verfasser  des  Yon  Justin  citierten  Pseudo- 
Zacharias  hat  also  beide  Stellen,  Jes.  11,  12  und  Joh.  11,  52, 
in    eins    yerschmolzen«     Ein    ähnlicher    Vorgang    hat    in    der 
eucharistischen  Liturgie  der  Aiöax^l  stattgefunden.    Denn 
dass  der  Verfasser  derselben  sowohl  Jes.  11,  12  als  auch  Joh. 
11,  52   vor  Augen   gehabt  hat,  zeigt  der  Ausdruck:  övva^ov 
avTfjP  aJio  rcöv  rsöodgcov  dvificop  {Aiö,  X,  5)  einerseits,  als 
andererseits  die  lediglich  auf  das  johanneische  Evangelium  zu- 
rückweisende Fassung:  avvaxO-hv  iyepszo  iv  (AtdAX^  A).    VgL 
oben  S.  2f     Gerade  das  IV  ist  specifisch  johanneisch:  iva  woiv 
IV    (Joh.  17,  11.  21.  22.  23).    Möglicher    Weise    besteht   sogar 
zwischen   dem  Zacharias-Citat  Justins  und  der  eucharistischen 
Liturgie  der  Aiöaxv  ^^^  Zusammenhang.    Denn  die  riocageg 
avsfioiy  in  denen  beide  sich  berühren,  finden  sich  genau  so  weder 
Joh.  11,  52  noch  Jes.  11,  12,  wo  es  vielmehr  hc  rciv  TBOCagcnv 
xregvycov  heisst. 


'*•.-/■  w^^      "^  - 


Joh.  11, 51. 

a.  Joh.  11,  54. 

*Irjöovq  ovv  ovTiixi  xaggricla  xBgu:xazBt  kv  xolq  *Iov6<zloigy 
dXXä  djtfßd-sv  Ixeld^BV  slq  X7}v  xAgav  kyyvg  rrjg  hgrifiov, 
big  ^Eq>gatfi  Xsyo/iivtjv  Jtokiv^  xdxet  dUxgißev  fiexä  x6iv 
f/ad^xcov. 


1)  Meinerseits  habe  ich  eine  Sammlung  alttestamentlicher^Agrapha" 
angelegt,  von  welcher  ich  nicht  weiss,  ob  sie  je  zur  Veröffentlichung  kommen 
wird.  Aber  das  weiss  ich,  dass  es  auf  diesem  Gebiete  noch  viel  zu  er- 
forschen gibt,  wodurch  neues  Licht  über  die  urchristliche  Literatur  ver- 
breitet werden  kann. 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Job.  11, 54.  141 

b.  Cod.  Cantabr.  Job.  11,  54. 

^iTjCovq  ovv  ovxiri  JtaQQrjCia  nBQiBJtaxet  kv  xolq  ^lovöalotq^ 
aXXa  axt^Xd-Bv  Big  xf}V  x<^Q^^  2!afig>ovQBlv  iyyvg  t^$  igi^" 
(lOVy  Big  ^Eg)Qaifi  XByofiivtjv  stoXiv,  xdxBt  diBXQißBV  (iBtä 
Tciv  (lad^rmv. 

Der  Zusatz  Jkxfi^ovQBlv  ist  eine  von  den  wenigen  tiefer 
greifenden  Textcorrekturen,  welche  der  Redaktor  des  Cod.  D 
am  Johanneischen  Evangelium  sich  erlaubt  hat.  Und  dass  dieser 
Zusatz  auf  den  Archetypus  des  Cod.  Bezae  zurückgeht,  ergibt 
schon  die  Sicherheit,  mit  welcher  dieser  ganz  aussercanonische 
Textbestandtheil  auftritt  Es  sind  nun  sowohl  von  Harris  (A 
Study  of  Cod.  Bezae  p.  184,  vgl.  über  diese  Studie  Heft  I,  28  ff.) 
als  auch  von  Chase  (The  Syro-Latin  Text  of  the  Gospels,  1895, 
S.  108)  Vermuthungen  zur  Erklärung  des  Namens  JSa/iq)OVQBlv 
aufgestellt  worden.  Seinem  Bestreben  gemäss,  die  Eigenthüm- 
lichkeiten  des  Cod.  D  und  seiner  Trabanten  aus  dem  Syrischen 
abzuleiten,  will  Chase  (in  diesem  Fall  mit  Harris)  in  der  Silbe 
öafi  das  syrische  röttx..i  (=  cujus  nomen),  in  der  Endsilbe  bcp 
ebenfalls  einen  Syriacismus  und  in  dem  Worte  q)0VQBiv  das  syrische 
^1A=>  (=  x^Q^o^)  erkennen,  sodass  oa(iq)ovQBtp  bedeuten  sollte: 
cui  nomen  „desertum^  erat.  A^er  hierbei  ist  übersehen, 
dass  die  Schreibweise  bip  für  iv  im  Cod.  D  auch  in  rein 
griechischen  Wörtern  —  z.  B.  sehr  häufig  vfiBtv  =  vfitv  — 
uns  begegnet,  ferner  dass  die  Pluralendung  I'J,  wofür  hier 
der  Schreiber  die  Endform  des  Namens  hielt,  im  Späthebräischen 
sehr  gebräuchlich  ist,  dass  mithin  ursprünglich  der  Name  aa//- 
g>ovQi/i  gelautet  haben  muss,  was  ja  auch  die  —  von  Chase 
völlig  unberücksichtigt  gelassene  —  Form  „sapfurim"  im  latei- 
nischen Texte  des  Cod.  Bezae  deutlich  zeigt.  Diese  lateinische 
Form  „sapforim"  verbietet  aber  auch  &  für  a  zu  nehmen,  sofern 
pf  in  sapfurim  vielmehr  Jtq),  also  &  =  &,  voraussetzt  und  ausser- 
dem zeigt,  dass  das  fi  in  oa(i(povQBiv  —  ähnlich  wie  das  [i 
in  ^Afißaxovfi  =  plpin  —  nur  eingeschoben  ist  und  in  keiner 
Weise  zu  der  Grundform  des  Namens  gehört.  Überhaupt  liegt 
es  doch  auf  der  Hand,  dass  der  lateinische  Text  des  Cod.  Bezae 
in  diesem  FaU  einen  viel  besseren  Ausgangspunkt  zur  Erklärung 
des  Namens  bietet  als  der  griechische  Text.  Denn  „sapfurim" 
=  2a3tfpovQl(i  ist  sichtlich  mit    dem   ÜBjcfpagovaifi   der  LXX 


142  Amflercanoniflche  Parallelfcexie  sa  Joh. 

(ygL  2.  Regg.  17,  29  ff.)  identisch,  zumal  da  der  Austausch  von  a 
und  e  in  Eigennamen ,    welche  aus  dem  Hebräischen  stammen, 
sehr   häufig  ist.    Freilich   hinter  UexipaQovatfi  liegt  in  let2:ter 
Instanz    ein    babylonischer   Name,    nämlich    Q71*TO,    woAir 
2.  Regg.  17,  31  das  Chethib  sogar  Q*in&0  bietet,  welches  unserer 
Kamensform  noch  näher  kommt    Aber  dieser  Name  hatte  sich 
durch  Ansiedelung  yon  Colonisten,  die  aus  2sjtg>aQoväifi  stamm- 
ten, in  Palaestina  eingebürgert.    Ihre  Ansiedelung  war,  wie  man 
aus  2.  Regg.  17,  29 ff.  ersehen   kann,  in  der  Nähe  von  Bethel 
geschehen.    Dieser  Umstand  harmoniert  vortrefflich  mit  der  in 
Joh.  11,  54   vorausgesetzten    Situation.     Denn    die  WQste    bei 
Ephraem  lag  südlich  von   BetheL     Vgl  Heft  III,  514  Anm., 
dazu   Epiph.  Haer.  XXX,  9:  ip    ry    ^QW^    Tfjg  BaiO-t^X   xai 
^Eg>Qatfi  ijcl  ttjp  oQstvriv.    (Epiphanius  durchwanderte  diese 
Gegend  von  Jericho  aus  aufwärts  durch  die  Wüste  Ephraem  bis 
nach  BetheL)    Es  muss  also   zu  der  Zeit,  als  der  Archetypus 
des  Cod.  Bezae  entstand  und  der  Verfasser  desselben  den  Namen 
JSsjcg>aQoväifi  (=  sapfurim)  einfügte,  diese  Gegend  (Zö5p«)  unter 
dem  Namen  D^l'lfip   noch  bekannt  gewesen  sein  und  der  Ver- 
fasser muss  noch  Kunde  davon  gehabt  haben,  dass  Jesus  gerade 
in  dieser  Gegend  die  letzte  Zeit  vor  seinem  Einzug  in  Jerusalem 
zugebracht  hat    Er  hätte  sonst  nicht  mit  solcher  Bestimmtheit 
diese  Angabe  dem  johanneischen  Texte  inserieren  können.     Be- 
züglich der  hieraus  sich  ergebenden  Consequenzen  vgl.  man  die 
Bemerkungen  am  Schlüsse  dieses  Hefkes. 

Joh.  II9  55. 

a.  Barn.  V,  1.  p.  20,  5. 

Ipa  ry  aq>iOBL  rwv  äfiaQxi&v  ^Y^^^f^^f^^y  o  ioxtv  kv  to5 
aHitaxi  Tov  ^aprlöfiarog  avrov. 

b.  Joh.  11,  55^ 

xäi  avißrfiav  ;jtoXXo\  elg   IsQOöoXvfia    ix  rijg  ^oipag  jrpo 
TOV  ütaGxa,  Xva  dyplöcocip  iavrovg. 

An  dieser  Stelle  ist  die  von  den  Erklärern  des  Barnabas 
hervorgehobene  Vergleichung  mit  Joh.  11,  55^  viel  weniger  be- 
deutsam als  in  der  vorausgegangenen  Parallele  zu  Joh.  11,  51.  52. 
Denn  die  Verwandtschaft  besteht  doch  nur  in  aypiad^cifiev,  ver- 
glichen mit  dem  äyplccoöip  Iavrovg.    Aber  obwohl  das  ttypt^sip 


Texte  und  Untenmcbungen  zn  Joh.  11,  55.  12,  2.  13.  143 

in  sämmtlichen  vier  canonischen  Evangelien  nur  hier  (Joh.  11,  55^) 
als  ajrag  Xeyofievov  erscheint,  so  ist  der  Zusammenhang  bei 
Barnabas  und  im  johanneischen  Evangelium,  sowie  die  Ver- 
werthung  des  Ausdrucks  an  beiden  Stellen  durchaus  verschieden. 
Und  das  entscheidet. 

Joh.  12,  2. 

a.  Epiph.  Haer.  LXVI,  37,  p.  652  B. 

delxwöi  yoQ  ca<pAq  to  ayiop  svaYysXiop,  ort  dvsxeiro  6 
^Irfiovq,  xal  6  Aa^agog  avixBixo  (ibt  avxov*  aXXa  xal 
iv  JtaQaöooeöiv  rjvQOfisv,  oxt  xQiaxovxa  krcöv  rjv  rote  6 

Aa^aQogj  oxe  jyTJyeQxaL  /aaxa  6h  xb  avaoxrjvat  avxov  aXZa 

XQiaxovxa  Ixri  l^ffiB. 

b.  Joh.  12,  2. 

kjtohjoav  ovv  avxA  dsljtvov  ixel,  xaL  t]  Magd-a  öiijxopsc 
6  ÖB  Aa^agog  Big  7]v  ix  xcop  ävaxsifiBvmp  Ovp 
avxm. 

Es  schien  mir  angezeigt,  die  aussercanonische  Tradition  in 
Betreff  des  Lazarus  an  dieser  Stelle  einzureihen  und  in  Erin- 
nerung zu  halten.  Epiphanius  hat  dieselbe,  wie  das  tjvqoiibp 
andeutet,  aus  einer  schriftlichen  Quelle  kennen  gelernt.  Die 
Nachricht,  dass  Lazarus  noch  30  Jahre  den  Herrn  überlebt  habe, 
würde  wohl  zusammenstimmen  mit  dem  Zeugniss  des  Apologeten 
Quadratus.    Vgl.  die  Erläuterungen  zu  Mt.  27, 53.  Heft  11, 363  ff. 

Joh.  12, 13\ 

a.  Test.  XII  patr.  NephthaL  c.  5. 

Tcal  opxog  xov  Aedt  mg  rfHov  VBaplag  xig  ijtiölöcDGip 
avxm  ßata  q>0LPlxa}p. 

b.  Joh.  12,  13*. 

IXaßop  xa  ßata  xäp  ^oivlxmp  xal  i^TJXd-op  Big  vjtdp- 
xfjaip  avxS. 

Die  aussercanonischen  Texte  bezüglich  dieses  Vorgangs  s. 
Heft  III,  531  f.  Hier  ist  noch  eine  deutliche  Anspielung  an  den  jo- 
hanneischen Text  aus  den  Test.  XII  patr.  nachgetragen. 


X44  Auflsercanonisclie  Paralleltexte  zu  Job. 


Joh.  12, 20-23. 

a.  Epiph.  Haer.  XXX,  27.  p.  153  A. 

dg  xal  iv   rS  BvayyeXlcp  Xiyst,   oxb  dvnZd'OP  ^'EXXTivsg 
d^BaOaOd-av  avzov  xal  fjXd^ov  jtQoq  0lXijtJtop  xal  Xiyov- 


■^,-    /^.„*^  .^^„- 


Oiv  avT^'  öal^op  tjfilv  rov  Irjaovv'  xäi  o  ^IXinxoq 
TW  Avögia  xal  o  AvÖQsag  zw  Iijoov  etpij,  oxi  xiveq 
^EXXfjpeg '  ßovXovzal    öe    d-eaCaod-ai.  xal    £vm)g    o  xvQiog 

djtoxglverai  Xiywv  vvy  ^^^^^I^JJ^^^J^^^ögar 

b.  JoL  12,  20—23. 

TjOav  Je  EXXt]vig  riveg  ix  rSv  dvaßaivovxmv^  tva 
jtQoaxvinjöoöiv  kv  T§  eoQvy'  ovroi  ovp  jtQoo^Xd-op  <p£- 
XI 3t Step  rm  cbto  BrjQ'ödida  v^g  FaXtXalag,  xal  TjQcortop 
avxop  XiyoPTSg'  xvQie,  d^iXofisp  top  ^ItjCovp  löelv. 
IgXBTat  ^iXtJtxog  xal  Xiysi  rqS  ^Apögia,  egxBrai  ^Av- 
ögiag  xclL  ^IXiJtjtog  xal  Xiyovoip  Ttp  ^Irjoov.  6  öh  ^Itj- 
öovg  djtoxQlpsTai  avTOtg  Xiyop'  kX^Xvd-sp  t]  Sga^ 
ipa  öo^acd-^  6  vlog  tov  dpd-gcojtov. 

Der  bei  Epiphanias  vorliegende  aussercanonische  Parallel- 
text zu  Joh.  12,  20 — 23  stammt  anscheinend  aus  einer  hand- 
schriftlichen Quelle  und  ist  ein  neuer  Beweis  für  die  Textan- 
derungen, denen  gerade  auch  das  vierte  Evangdium  erlegen  ist. 
und  zwar  nähert  sich  die  von  Epiphanius  erhaltene  Textge- 
stalt wiederum  in  mehrfacher  Hinsicht  dem  synoptischen  Sprach- 
charakter. VgL  PVP  e^d-aö6P  rj  öo^a  tov  ß-eov  mit:  aga 
lßg)d'aa6P  i^  vfiäg  rj  ßaOiXsla  tov  d-eov  Mt.  12,  28  =  Lc.  11,  20. 

Joh.  12,  26. 

a.  Cod.  Askew  p.  215.   (Woide.  Append.  ad   ed.  N.  T.  e  cod. 

MSC.  AI.) 
^^otnatjUST^  ifiov  xal  ol  öciösxa  ötaxopol  f^ov^ 

b.  Joh.  12,  26. 

iap  ifioi  Tig  öiaxopy,  kfiol  dxoXovO-elTQ},  xal  ojtov  elfil 
hydy  kxBl  xal  6  öidxopog  6  igibg  eöTai. 

Das  schon  in  den  Agrapha  S.  419  mit  aufgeführte  ausser- 
canonische Logion  aus  Codex  Askew  ist  jedenfalls  ein  Abseu- 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Job.  12, 20—23.  20.  27.  28.        145 

ker  von  JoL  12,  26  und  Job.  17,  24.  Vgl.  Harnack  (Texte  u. 
Untersuchungen  VII,  2).  Über  das  gnostische  Buch  Pistis 
Sophia  S.  7, 

Joh.  12,  27. 

a.  Iren.  I,  8,  2  (Valentiniani). 

xal  xrjv  axoQläv  de  woavrcoq  kv  roi  slQTjxkpar  xal  rl 
BljttOy  ovx  olöa. 

b.  Joh.  12,  27. 

vvv  Tj  ^vjKfl  (iov  xexaQoxxai,  xal  xi  bIjud; 

Der  aussercanonische  Zusatz:  ovx  ol6a  —  dürfte  wohl  nicht 
ganz  tendenzlos,  sondern  vielmehr  bestimmt  gewesen  sein,  das 
Wissen  des  historischen  Jesus  im  Sinne  der  valentinianischen 
Gnosis  herabzudrücken. 

Job.  12,  28. 

a.  Cod.  Cantabr.  Joh.  12,  28. 

:jtaxBQj  äo^aöov  öov  x6  ovofia  kv  x^  do^y,  ??  elxop 
jtaQa  Pol  jtQo  xov  xov  xoOfiov  -/BveOd-aL  xai  iyevsxo  gxö- 

VT]  kx  XOV  ovQavov  Xiyovoa'  xal  iöo^aaa  xal  xaXiv 

ÖO^äOG). 

b.  August,  c  Adimant.  Opp.  VIII,  121. 

Cum  dominus  dixisset:  Pater,  clarifica  me  ea  claritate^ 
qua  fui  apud  te,  priusquam  mundus  fieret,  sonuit  vox  de 
caeio:  Et  clarificavi  et  clarificabo. 

c.  Hieron.  in  Esaj.  Lib.  XII  (c.  42,  5.  6  sqq.).  Tom.  III.  p.  509  ed. 

Martianay. 
Quodque  infert:  Ego  dominus,  hoc  est  nomen  meum;  gloriam 
meam  alteri  non  dabo,  non  excludit  iilium,  cui  dicenti  in 
evangelio:  Pater,  glorifica  me  gloria,  quam  apud  te  habui^ 
priusquam  mundus  esset,  ipse  respondit:  Et  glorificavi 
et  glorificabo. 

d.  Aphraates  Hom.  XXI.  p.  342  ed.  Bert. 

Und  Jesus  sprach:  ich  habe  ihn  verherrlicht  und  will 
ihn  verherrlichen. 

e.  Herm.  Vis.  III,  4,  3.  p.  38,  13. 

iva  öogacd"^  xo  ovofia  xov  d^sov. 

Texte  und  UntersnchiiDgeii  X,  4.  10 


]^46  AoMercanoniflcbe  Paralleltexte  zu  Job. 

f.  Herrn.  Vis.  U,  1,  2.  p.  16,  17. 

xäi  ^Q§afif]v  xQooevxeod'ai  xm  xvQlcp  xäL  öo§a^eiv  avrav 
tb  ovofda. 

g.  Clem.  Rom.  I,  43,  6.  p.  70,  15. 

elq  TO  do^ao9'7]vai  xo  ovofia  xov  dXijd-irov  xai  fio- 
vov  xvqIov. 
h.  Job.  12,  28. 

jtaxBQ,  öo^aöop  oov  x6  ovofia'  rjX&tif  ovv  tpmvij  ix 
rot  ovQavov'  xal  ido^aoa  xal  naXiv  6o§aOa}. 

Mit  Taylor  (The  Witness  of  Hermas  to  the  four  Gospels 
p.  113),  welcher  noch  auf  Vis.  IV,  1,  3.  p.  60,  4:  iva  do^aod'^ 
xb  opofia  avxov  —  und  Sim.  IX,  18, 5.  p.  238,  3:  öo^ao^  xb  (leya 
xal  9-avfiaöxbv  xal  ivdo^op  bvo(ia  avxov  —  hinweist,  wird  man 
in  diesen  Anklängen  wohl  den  Einfluss  des  johanneischen  Evange- 
liums,  wie  sonst  bei  Hermas  öfter,  anzuerkennen  haben.  Aus  der 
Lesart  des  Cod.  Gantabr.  kann  man  übrigens  ersehen,  dass  die 
Einmischung  von  Job.  17,  5  in  den  Text  von  Job.  12,28,  wie  solche 
bei  Augustin  und  Hieronymus  entgegentritt,  auf  handschrift- 
licher Tradition  beruhte.  Das  Gitat  des  Aphraates,  wonach 
nicht  die  Stimme  vom  Himmel,  sondern  Jesus  selbst  die  be- 
treffenden Worte:  iöo^aoa  xxL  gesprochen  hätte,  stammt  wohl 
aus  einer  Einmischung  von  Job.  17,  4:  iy<6  ob  iöo^aoa  ijr) 
xJjg  yrjg. 

Joh.  12,  31. 

a.  Celsus  ap.  Orig.  c.  Gels.  II,  47.  Opp.  I,  421.  422. 

iOfisp  xf]v  xoXaOtv  avxov  vjthg  xad-aigiOBmc;  xov  xaxQbg 

x^g  xaxlag  yByowlav. 

b.  Epiph.  Haer.  LXVI,  66.  p.  680  D. 

l6a)fdBV   XOIVVV   bI    aQXG)P   xov   XOOfdOV   XOVXOVj    JtBQt   ov 

6  xvQiog  XiyBC  ßXfid-tiOBxat  xaxo). 

■       -X      ■«..■'X 

c.  Epiph.  Haer.  LXVI,  67.  p.68lC. 

xal   cbÖB  JtaXiV  o  clqxcov  xov  xoOfiov  xovxov  ßXfj^f]- 
öBxai  xaxo). 

d.  Joh.  12,  31. 

vvv  xQlöiq  ioxtv  xov  xoöfiov  xovxov  VVV  0  aQXoov 
xov  xoOfiov  xovxov  kxßXfjd^i^öBxai  £ga>. 


Texte  und  Untenachimgeii  zn  Joh.  12,  3L  36.  147 

Für  die  aussercanoniscbe  Lesart  xartD  (deorsam)  macht 
Tischendorf  vier  altlateinische  Versionen  (Cod.  Varon.,  Palat. 
Yindob.y  Corbej.^,  Rhedig.  Yratisl.),  sowie  auch  Chrysostomus 
und  einige  Andre  namhaft,  nicht  aber  Epiphanius.  Diese 
Variante  erinnert  an  den  synoptischen  Sprachgebrauch:  iß^eci- 
Qovv  rov  Caxavav  Jteöovxa  hx  xov  ovQavov  (Lc.  10, 18)  =  kßkTJ&tj 
slq  xriv  Y^v  (Apoc.  12,  9).  Zu  dem  jtarriQ  rrjg  xaxtag  des  Cel- 
8 US  sind  Parallelen  jtazriQ  rov  y^evöovg  (Joh.  8,  44)  und  rlyeiiixiv 
TTJq  xaxlag  (Hom.  Clem.  III,  16).  Die  xoXaCig  und  xad-alQBOtg 
des  Geis  US  entspricht  der  johanneischen  xQiöig  Joh.  12,  31. 

Job.  12,  36\ 

a.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.  123.  p.  353  B. 

xal  d'Bov  xixva  aXTjd-iva  xaXovfisB^a  xal  köfiav,  ol  tag  Iv- 
ToXag  xov  Xqlöxov  (pvXaCCopxeg, 

b.  Aphraates  Uom.  XVI,  5.  p.  277  ed.  Bert. 

Und  wiederum    sagt    er:  Wandelt  im  Licht,  damit  ihr 
Kinder  des  Lichts  genannt  werdet. 

c.  Joh.  12,  36*. 

(Dg  xo  tp&g  BXBXBy  jiiöxbvbxb  Big  x6  g)cig^  Xva  vlol  g>a)- 
xog  yivTjOd'B. 

d.  Ign.  ad  Philad.  II,  1.  p.  70,  20. 

xixva  ovv  gxoxog  aXrjd^Blag,  q>BvyBXB  xxX. 

Der  Aphraates-Text  repraesentiert  eine  Zusammenschweis- 
sung  von  Joh.  12,  35:  JtBQiJtaxBlxB  (Dg  xo  g)cig  bxbxb  mit  Joh. 
12,  36  unter  Weglassung  der  dazwischen  liegenden  Worte. 
Merkwürdig  aber  ist  die  Variante:  „genannt  werdet",  worin 
Aphraates  und  Justin  {xaXovfisd-a)  so  charakteristisch  über- 
einstimmen. Liegt  bei  beiden  Schriftstellern  ein  Hereinziehen 
von  1.  Joh.  3,  1  vor?  Oder  war  ein  xXij&fjxB  zu  Joh.  12,  36* 
handschriftlich  vorhanden?  Nach  Aphraates,  der  das  Logion 
ausdrücklich  als  Jesuswort  anführt,  mochte  man  das  Letztere 
glauben.  Vgl.  einen  ähnlichen  Fall  bei  Tertullian  zu  Joh.  1,12. 

Job,  12,  36\ 

a.  Celsus  ap.  Orig.  c.  Geis.  II,  9.  Opp.  I,  392. 

kjtBiöfj   ^ftetg   [ol  ^lovöaloi]   iXiy^avxBg    ccvxop    xal  xaxa- 

10* 


148  Ausaercanonifiche  Paralleltexte  zu  Joh. 

ypopzsg  TJ^iovfiBP  xoXa^eaß'ac,  xQVJtrofisvoq  fisp  xal  öiaöi- 
ÖQaöxiDV  xrX. 

b.  Chrysost.  VIII,  464. 

xavra  eljrcop  o  ^Iijöovg  xal  ajteX^tov  djt"  ctvrmv  ixnvBr). 

c.  Das  zweite  koptisch-gnostische  Werk  ed.  Schmidt  (T.  u.  U. 

VIII)  S.  548. 
xal  rovxovg  rovq  Xoyovg  xvQiog  xov  jrhjQcifiarog  avroTg 
iZaXfjöe   xal   dx    avrmv   dvBTcoQriOBv   xal    ixQvßti   djt* 
avxAv, 

d.  Joh.  12,  36^ 

xavxa  iXdXTjCep  ^frjOovg,  xal  äjisXdcov  ixgvßrj  an    avxdiv. 

Die  Lesart  des  Codex  Cantabr.  dx^Xd-tv  xcu  kxQvßr]  = 
Codex  Colbert,  Vulgata:  et  abiit  et  abscondit  se  (ähDÜch 
Cod.  Bruce)  —  entspricht  dem  xQVJtxofisrog  (tev  xai  öiaöidQd- 
öxa>p  bei  Celsus  so  auffallend,  dass  man  eine  Berücksichtigung 
des  Johanneischen  Evangeliums  durch  Celsus  auch  an  dieser 
Stelle  deutlich  zu  erkennen  vermag,  zumal  eben  bei  Celsus  wie 
in  Joh.  11,  57  die  Absicht  der  Juden-Obersten,  Jesum  vor  Ge- 
richt zu  ziehen  und  zu  bestrafen,  gleichmässig  vorausgeht. 

Job.  12, 41. 

a.  Eus.  Dem.  ev.  VII,  1,  7. 

kxig)iQu  Jffpl  xov  XqiCxov  Xiywp*  xavxa  eljtsp  ^Hoatag, 
0X6    elöe    xfjp    öo^ap    avxov    xal    ifiagxvQrjCs   xegl 


avxov. 


b.  Joh.  12,  41. 

xavxa   sljtsp  ^Hcatag,    oxi   bIöbp    xijp   do^ap   avxov 
xal  iXaXTjösp  ^sqI  avxov, 

c.  Hieron.  ad  Damasum  p.  517  ap.  Sabatier,  p.  598  ap.  Words- 

worth- White. 
Haec  autem  dixit,  quando  vidit  gloriam  unigeniti  et  testi« 
ficatus  est  de  eo. 

Die  Variante  i/daQXVQrjoe  ftir  das  canonische  iXdXrjOs  ist 
bei  Tischendorf  nicht  angemerkt.  Sie  entspricht  der  johan- 
neischen  Diktion  durchaus,  obwohl  sie  von  keiner  der  uns  be- 
kannten Handschriften  an  dieser  Stelle  vertreten  ist.    Vgl.  den- 


Texte  und  Unierauchangen  zu  Joh.  12, 41.  47.  13, 1.  149 

selben  Austausch  von  loqui  und  fiaQvvQetp  oben  zu  Joh.  3,  32. 
Ein  Anklang  an  Joh.  12,  41  kann  auch  gefunden  werden  Barn. 
XII,  7.  p.  56,  3:  ^X^ig  JtaSLip  xäl  ip   rovroig  ttjv  äo^av  zov 

^IfjOOV. 

Joh.  12,  47. 

a  Ephraem  Syr.  Ev.  concord.  expos.  ed.  Mösinger  p.  213. 

Si  quis  audierit  verba  mea  et  ea  non  observayerit,  ego  non 
novi  eum. 

b,  Joh.  12,  47». 

x(ä  iäv  rlg  fiov  axovOi^  xäp  ^fifiarcop  xcä  fiij  ^vXasy,  ifth 
ov  xqIvo  avzoi^. 

In  der  Variante  bei  Ephraem:  non  novi  eum  —  wäre 
schon  das  Endurtheil  des  Gerichts  gegeben  wie  Mt.  7,  23:  ovöi- 
jtoze  lyvmp  vfiäg.  Aber  der  canonische  Text:  ov  xqIpco  airov 
ist  nach  dem  Zusammenhang  der  allein  mögliche.  Zahn,  indem 
er  den  Text  Ephraems:  non  novi  durch  non  iudico  ersetzt, 
sagt  (Forschungen  1, 19S):  Letzteres  ist  statt  des  ersteren  zu  setzen, 
da  nach  Aucher  und  Mösinger  die  betreffenden  armenischen 
Worte  einander  sehr  ähnlich  sind. 

Joh.  13, 1. 

a.  Mc.  14,  12. 

xaL  T^  jtQ(DT7j  7j/iiQa  xciv  a^vucDP  — 

b.  Mt.  26,  17. 

T§  de  jtQciv^  rmp  d^vfioop  — 

c.  Joh.  13,  1. 

jtQo  6h  T7jg  toQrfjg  rov  ndax^  — 

Darüber,  dass  hier  bei  Mt.  und  Mc.  eine  unzutreffende  Über- 
setzung des  hebräischen  Urtextes,  nämlich  eine  Verwechselung 
von  DTJJ  =  jrpo  mit  D^Tj?  =  nQärog  zu  vermuthen  ist,  während 
die  Johanneische  Relation  den  richtigen  chronologischen  Sach- 
verhalt herstellt,  vgl.  oben  S.  46  f.,  so  wie  Heft  III,  612  ff.  618-0 

1)  Einen  ähnlichen  Übersetzungsfehler  hat  Gaster  in  den  Testa- 
mentis  XII  patr.  nachgewiesen,   nämlich  elg  dvaxoXd^  als  irrige  Wieder- 

gäbe   von  dtb^  :=  Ttpo  oder  Di^a  «»  npdttoQ.     Über   Gast  er  vgl.   oben 


150  AuflseicanoniBche  Paralleltexte  zu  Joh. 

Job.  13, 4.  5. 

a.  Didasc.  III,  19.  p.  296  =  Const  III,  19.  p.  112,  23. 

Xaß(bv  yoLQ  Xivxiov  öie^cicarOy  slra  ßdklsi  vöcoq 
elg  TOP  viJtr^Qa,  xät  ^fiäp  avaxsifiivfop  ijteXd'atp  xav- 
xcov  fiii&v  epitpe  rovg  jcoöag  xal  xä  XbpxIo)  i^ifta^ep. 

b.  Joh.  13,  4.  5. 

lyÜQBxai  kx  xov  öbIxpov  xal  xld-tjOip  xa  Iftaxia,  xal  Aa- 
ßd>p  Xipxiop  dii^a)aep  tavxop'  slxa  ßaXXei  vöwq 
bIq  xop  viJtxTjQa,  xal  iJQ^axo  pIjixblp  xovq  Jtoöag 
xmp  fiad-TjxAp  xal  kxfiacöBtv  xA  XbpxIco,  w  t/p  du- 
^oHffiipog. 

Die  Didasoalia  lässt  in  ihren  zahlreichen  Eyangeliencitaten 
den  Einfiuss  des  johanneischen  Evangeliums  nur  selten  hervor- 
treten. Die  Bekanntschaft  aber  mit  demselben  zeigt  sich  an* 
dieser  Stelle  deutlich.  Da  der  griechische  Text  in  diesem  Fall 
nicht  auf  de  Lagardes  Retroversion,  sondern  auf  dem  Parallel- 
tezt  der  Constitutionen  beruht,  so  sind  die  Varianten  echt 
und  sehr  alt. 

Joh.  13, 13. 

a.  Epiph.  Haer.  XXX,  33.  p.  161 A. 

ovx  ifih  XifBXB  xvQiop  xal  diöaCxaXop;  xal  xaXwg  Xi- 
7£Tfi,  Bifd  yag. 

b.  Joh.  13,  13. 

vfiBlg  fpmPBlxi  fiB'  o  diödoxaXog  xal  6  xvQiog,  xal  xaXcig 
XiyexB,  Blfd  yaQ. 

Die  obige  Epiphanius-Yariante  ist  bei  Tischendorf 
nicht  notiert. 


S.  11.  —  Graefe  in  seinen  „Textkritischen  Bemerkungen  zu  den 
drei  Schlusskapiteln  des  Lukasevangeliums'*  (Theolog.  Stadien 
und  Kritiken  1896.  I,  2)  sagt  (S.  277):  ,Jn  Übereinstimmung  mit  Resch 
halte  auch  ich  die  johanneische  Chronologie  für  die  richtige  und  erkläre 
mir  das  Missverständniss  der  Synoptiker  aus  einer  Doppelflbersetzung  des 
hebräischen  rAnw  sn  BTp,  welches  heissen  konnte  ngo  r^c  ioQt^g  xwv 
dC,v(jLwv  (Joh.)  und  t§  ngtix^  xwv  a^vfjicjv  (Matth.),  wie  das  schon  im  Jahre 
1868  mein  Lehrer  Julius  Müller  in  Halle  vortrug.*' 


Texte  und  Untersachmigen  za  Joh.  13,  4.  5.  13. 14. 15.  151 

Job.  13, 14.  15. 

a.  Hom.  aem.  XII,  7.  p.  123,  11. 

ijtel  6  xvQiog  ruimv  6  kjtl  CmxriQla  Jtavxoq  xov  xoöfiov 
eXrjXvd^dg,  fiovoq  vjibq  Jiavxaq  svyspfjg  wv,  öovXelav  vjte- 
fieivev,  Xva  ^fiäg  Jtsloy  (irj  alöetad^ai  xolg  äöeX^olg  '^(iwv 
xaq  oovXcov  Jtotslp  vjtfjQsoiag,  xau  jcavv  ev^svetg  xvyxa- 
va)fi6P. 

b.  Didasc.  III,  19.  p.  296=  Const.  III,  19.  p.  113,  3. 

xovxo  6h  Jtoiwv  ijiEÖslxpvsv  r/fttv  x6  xfjg  g)iXa6sXq)lag  äya- 
Jt7]xix6vy  iva  xal  rj(iBlg  elg  dXX^Xovg  avxo  Jtoicofisv.  el 
ovv  6  xvQiog  i^fi(3p  xal  6  öiödoxaXog  ovxcog  ijtolrjOev 
[Const:  kxajtalpiDaev  tavxov]^  Jt(3g  ap  vfistg  ixaio^vp^f]- 
osod-e  xovxo  JtotrjCav  xolg  dövpaxoig   xal   dod-epioi  xc5p 

d6eXg)cop,  igydxat  opxeg  dXtjQ-dag; 

c.  Joh.  13,  14.  15. 

bI  ovp  lym  ipitpa  vfdcop  xovg  jtoöag  o  xvQiog  xal  o  dt- 
ödcxaXog,  xal  vfislg  6q)eiXsxs  dXX^Xa>p  pbtxsip  xovg 
Jtoöag'  vjtoösiyfia  yag  öiöwxa  vfitp,  tpa  xa&(bg  kyto  ijtolrjoa 
vfilp,  xal  vfiBlg  jtoiTJxs. 

Die  Pseudo-Glementinen  und  die  Didascalia  geben 
beide  mehr  oder  minder  freie  Reproduktionen  des  johanneischen 
Berichtes  über  die  Fusswaschung.  Merkwürdig  ist  das  Zusam- 
mentreffen der  xwp  döeXg>(5p  in  der  Didascalia  mit  den  xolg 
dösXg)Otg  der  Homilien. 

Joh.  13, 15. 

a.  Polyc.  ad  Phil.  X,  1.  p.  124,  9. 

ip  xovxoig  OVP  oxtjxbxb  xät  reo  xov  xvqIov  vjtoöalyfiaxi 
xaxaxoXovd-stXB. 

b.  Joh.  13,  15. 

vjtoÖBiyfia  ycLQ  öidanca  vfitp,  ipa,  xa&cog  iyco  ijtolrjoa 
vfilp,  xal  vfiBtg  JiOiTjXB, 

Der  terminus  vjioöaiyfia,  vom  Herrn  gebraucht,  findet  sich 
in  den  canonischen  Schriften  nicht,  ausgenommen  Joh.  13,  15, 
sodass  hier  Poljcarp  einen  specifisch  johanneischen  Ausdruck 


152  AussercanoniBche  Paralleltexte  zu  Job. 

anwendet,   der  aber  freilich  ftir  sich  allein  eine  Abhängigkeit 
von  einer  schrifllichen  Quelle  nicht  beweist. 

Joh.  13, 18. 

a.  Celsus  ap.  Orig.  c.  Geis.  II,  20. 

xal  oJtsQ  BXt  axojccoTBQOV,  avzbq  o  d^eog  rotg  ovifZQOJce^oig 
6Jtsßovji£VC6,  JcQoooraq  xal  ovoöeßetg  Jtoioiv. 

b.  Martyr.  Polyc.  VI,  1.  p.  140,  9. 

xal  ol  JCQoäiöovTBq  avxov  olxeloi  vjtTjQxop, 

c.  Joh.  13,  18. 

tva   f]   YQag)?]   jtXrjQCDd^'   6  TQciycop  fisr   ifiov  top  agtop 
ijt^Qxep  kjt   ifie  tt^p  jtzigvap  avrov. 

Die  Parallele  im  Martyrium  Polycarpi  will  weniger  be- 
sagen; dagegen  ist  bei  Celsus  der  Ausdruck  owzQcuti^tjg,  wenn 
man  auf  evangelische  Quellen  recurriert,  nur  aus  dem  johan- 
neischen  Evangelium  zu  erklären.  Auch  c.  Gels.  II,  21  kehrt 
der  verwandte  Ausdruck:  6  xoiPcoPTJoag  zQajc£C,7]g  wieder. 

Joh.  13,  33. 

a.  Clem.  AI.  Strom.  III,  15,  99.  p.  556. 

zBxvlaj    g)7iclPj   oXlyop  Izc    /led-^    vficip    elfii^   6   Siöa- 
öxakog. 

b.  Joh.  13,  33. 

zsxpla,  ert  fiixgop  /led'*  vfimp  elfxL 

Joh.  13,  34. 

a.  Dial.  de  recta  fide.  p.  831. 

äpaypcioofiar  IpzojLtjp,  g>f}ClPj  xaipfjp  ölöcofdi  vfitp,  ipa  dya- 
Jtäze  aXXriXovg,  xad^obg  6  ütaz^qg  rjyoütfiCBP  vfiäg. 

b.  Joh.  13,  34. 

ipzoXijP  xaipfjp  ölöofii  vfilv,  ipa  ayaxazB  aXXrßovg,  xa&cog 
'^yajcTjaa  vfiäg. 

Ober  vorstehendes  Citat  aus  dem  antimarcionitischen  Dialoge 
hat  Zahn  (Geschichte  des  Kanons  I,  2.  S.  678)  ausführlich  ge- 


Texte  und  Unteranchiuigen  za  Joh.  13, 18.  33.  34.  14,  2.         153 

handelt.  Damach  gehorte  Joh.  13,  34  in  der  oben  mitgeth eilten 
aussercanonischen  Gestalt  um  das  Jahr  310  zur  marcionitischen 
Bibel,  aus  welcher  der  Orthodoxe  vorliest  {avayvmaofiai)^  um 
seinen  marcionitischen  Gegner  zu  widerlegen.  Das  johanneische 
Logion  war  also  in  das  —  ursprünglich  nur  aus  dem  Lucasevange- 
lium  zurecht  gerichtete  —  Evangelium  Marcions  später  einge- 
drungen. —  Eine  sehr  alte  Anspielung  an  Joh.  13,  34  scheint  in 
Barn.  U,  6.  p.  8,9:  ravza  ovv  xaT^Qytjaev,  tpa  6  xaivoq  vo- 
II og  rov  xvqIov  7]ficip  ^Itjöov  XqiOtov,  avev  ^vyov  dvayxtig  oop, 
fifj  ap&QcojtojtoiTjTOV  Jßx^]  iiiv  jcQOOq^oQav  —  vorzuliegen. 

Job.  14,  2. 

a.  Eus.  in  Is.  33,  18.  Migne  VI,  324. 

jtoXXal  yaQ,  q>rial,  fioval  xaga  reo  jtaxQl  fiov. 

b.  Eus.  in  Luc.  6,  20.  Migne  VI,  533.  Mai  IV,  162. 

xaza  To*  jtoXXal  fioval  jtaga  xm  otargL 

c.  Epiph.  Ancor.  c.  48.  p.  52  C. 

dg  xag  rov d-eov fiovag  rag  yeyQafdiiivag,  ort  JtoXXai  fioval 
jtaga  rm  jtaroL 

d.  Iren.  III,  19,  3. 

Multae  enim  mansiones  apud  patrem. 

e.  Philastr.  c.  150.  p.  172. 

dicente   domino:  Multae  mansiones  sunt  apud  patrem 
meum. 

f.  Tert.  de  monogamia  c.  10. 

licet  multae  mansiones  penes  patrem  eundem. 

g.  Tert.  de  resurr,  camis  c.  41. 

dominus  multas  mansiones  quasi  domus   apud  patrem 
repromittit. 

h.  Iren.  V,  36,  2. 

xcu  öia  Tovro  algr/xivai  rov  xvqlov,  Iv  xolg  rov  xazQog 
fiov  fioväg  slvai  jtoXXag. 

i.   Joh.  14,  2». 

iv  rfj  olxla  rov  jtazQog  fiov  fioval  noXXal  elöiv. 


154  Aasseicanomsche  Parallelterte  zu.  Joh. 

Die  nach  den  Zeugnissen  von  Irenaeas,  Eusebius,  Ter- 
tallianf  Epiphanius  und  Philastrius  weit  verbreitet  ge- 
wesene aussercanonische  bezw.  Yorcanonische  Lesart:  xaga  xA 
jtatQl  ist  bei  Tischendorf  nicht  notiert  Die  von  Irenaeus 
ebenfalls  vertretene  Lesart  ip  rotg  tov  jtazQoq  (lov  ist  identisch 
mit  einer  Parallele  aus  der  Eindheitsgeschichte:  oxi  iv  rolg  tov 
naxQog  fiov  öbT  elpal  fis  Lc.  2,  49. 

Joh.  14,  6. 

a.  Ign.  ad  Rom.  VII,  2.  p.  66,  6. 

iccod-iv  fdoc  Xiyov  ösvgo  jtQoq  xov  Jtaxiga, 

b.  Herrn.  Sim.  IX,  12,  8.  p.  222,  14. 

ovöslg  Bl0s2.BvC6xai  jtQog  xov  ^sov  axsQ  avxov  [sc.  xov 
vlov], 

c.  Herrn.  Sim.  IX,  12,  6.  p.  222,  8. 

aXXcDg  ovv  ovdelg  elöeXevoexai  xQog  avxop  et  fii]  6ca 
xov  vlov  avxov, 

d.  Epiph.  Ancor.  c.  40.  p.  45  B. 

xäl  fii}  d'avfiaoygy  iav  shtiß  oxt  6i  ifiov  dciQXOvxai 
jtQog  xov  JtaxiQa. 

e.  Epiph.  Haer.  LXIX,  54.  p.  777  B. 

öio  xal  iv  IxiQcp  xoxip  Xiyec  iyto  sl/ii  /)  oöog,  xoH  6i* 
kfiov  elcsXevOovxai  Jtgog  xov  JtaxBQa. 

f.  Joh.  14,  6. 

ktysi  (xvx<p  *IfiOovg'  iyci  slfii  ^  666g  xcä,  ^  aXtid-eia  xciL 
Tj  gcö^'  ovÖBig  iQXBxat  xQog  xov  JtaxiQQ  bI  fifj  ät* 
ifiov. 

Die  Bezugnahme  des  Hermas  auf  Joh.  14,  6  ist  schon  in 
dem  ersten  Gitat  zu  erkennen,  noch  besser  in  dem  zweiten,  wo 
eine  fast  wörtliche  Übereinstimmung  mit  dem  canonischen  Texte 
hervortritt  Weniger  deutlich  ist  die  Ignatius-Parallele.  Die 
beiden  Varianten  des  Epiphanius  sind  bei  Tischendorf  nicht 
notiert,  obwohl  Hermas  mit  seinem  BloBkBVOBxai  schon  den- 
selben Text  voraussetzt,  den  Epiphanius  vertritt. 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Joh.  14,  6.  9.  10.  15.  155 

Joh.  14,  9. 

a.  Epiph.  Haer.  LXXVI,  6.  p.  919B. 

6  Xiycov   oTi    6   yivciöxmv  ifih  yipcioxei  top  xardga  xci 
6  scQQaxcog  kfih  kcigaxe  xov  ytarega. 

b.  Joh.  14,  9. 

o  tooQaxAq  ifih  kcoQaxBV  xov  jcatiga. 

Sehr  aufÜEdlend  ist  der  anscheinend  noch  nirgends  besprochene 
aussercanonische  Zusatz  des  Epiphanius:  6  yivmCxoiv  k/ih  yi- 
vciöxsi  TOP  ütaxiga  —  gewissennassen  ein  johanneisches  Agraphon. 

Joh.  14, 10. 

a.  Hilar.  Enarratio  in  Ps.  135.  p.  1086  C. 

id  enim  quod  ait:  Pater,  qui  in  me  est,  ipse  sua  opera 
facit.  "^ 

b.  Hilar.  Enarratio  in  Ps.  59.  p.  754  G. 

In  hoc  itaque  sancto  locutus  est,  cum  dicit:  Pater,  qui  in 
me  loquitur,  facit  opera  sua. 

c.  Syr.  Cur.  Joh.  14,  10^ 

o  6b  JtaxTiQ  6  hp  ifiol,  avxoq   jtoiel  xa  egya  xavxa. 

d.  Joh.  14,  10b 

6  6h  JtaxTjQ  6  ip  ifiol  giipcov  Jtoiel  xa  egya  avxov. 

Unter  den  Zeugen  für  avxog  ist  das  Hilarius-Citat  a  wie 
auch  der  gleichlautende  Text  im  Hierosolymitanum  bei  Tischen- 
dorf nicht  mit  notiert.  Auch  ist  der  Syr.  Cur.  aufgeführt  fbr 
die  Lesart  6  ip  ifiol  [lipop^  während  nach  Baethgen  das  (li- 
pa)p,  ebenso  wie  bei  Hilarius  unter  a,  fehlt.  Die  ebenfalls 
noch  nicht  notierte  Variante  loquitur  ist  sehr  charakteristisch. 

Joh.  14, 15. 

a.  Clem.  Bom.  I,  49,  1.  p.  82,  1. 

o  Fx^v  ayajttjp  ip  XQiöxm  xoi7]öax(D  xa  xov  Xgicxov  nag- 
ayyiXficxa. 


X56  AuB9ercaiioniBclie  Paralleltexie  zu  Joh. 

b.  Polyc.  ad  Phü.  II,  2.  p.  112,  17. 

Jtogevwfisd'a   iv   ralg   iproXatg  avrov  xal  ayajtmfisv  a 
TjydjtTjöav. 

c.  Joh.  14,  15. 

iap  ayaxaxi  fi€,  rag  ivroXag  tag  ifiag  ttjqi^obtb. 

Die  beiden  Parallelen  bei  Clemens  Rom.  imd  Polycarpus 
machen  doch  gänzlich  den  Eindruck,  als  ob  hier  eine  Einwirkung 
des  yierten  Evangeliums  vorliege,  zumal,  wenn  man  bei  Cle- 
mens Rom.  die  übrigen  johanneischen  Ankl&nge  mit  in  die 
Wagschale  wirft. 

Joh.  Uj  16. 

a.  Ephraem  Syr.  Ev.  concord.  expos.  ed.  Mosinger  p.  225. 

quia   dicit:   Alium  paraclitum  mitto  ad  vos,  i.  e.  conso- 
latorem.  

b.  Epiph.  Haer.  LXV,  6.  p.  613  B. 

xal  ütaXiv  XBQl  xov  jcvevfiarog  rov  äylov  ort  aXXov  Jta- 
qclxXtjxov  Vfitp  axooTBXm, 

c.  Epiph.  Haer.  XLVIII,  11.  p.  412  C. 

XQLCxog  ycLQ  ^/lag  idlöa^s  Zsytop  ort  ro  nvBVfia  ro  Jta- 
QaxXi]TOP  oJtoCTsXXm  vfilp. 

d.  Epiph.  Ancor.  c.  69.  p.  74  A. 

xdym  jcaQaxaXico)  top  JcaxiQa  fiov,  xal  aXXop  Jia- 
QaxXfjTOP  öa)ö£i  vfilp,  ro  jtpev/ia  rtjg  dXrjd-elag. 

e.  Joh.  14,  16. 

xdym  iQorrjOo)  rop  Jtar^Qa,  xal  dXXop  xaQaxXtjr  or 
öciöec  vfilp,  ipa  fied-*  vfiäp  y  elg  rop  almpa. 

f.  Euseb.  in  Is.  XXXII,  15.  (VI,  321). 

iq>aöx6P  o  CmrriQ'  löov  kyo)  djtiQXO/iat  xal  djtoCreXm  vfilv 
rop  xagdxXfjrop,  ro  Jtpevfia  rr^g  dXrjß'eiag. 

Die  nach  dem  Zusammentreffen  von  Eusebius,  Epipha- 
nius  und  Ephraem  im  vierten  Jahrhundert  anscheinend  weit 
verbreitet  gewesene  aussercanonische  Variante  dxoOriXXo)  «= 
djtoarsXci  (an  Stelle  des  canonischen  öeocei)  ist  bei  Tischen- 
dorf  zu  Joh.  14,  16  nicht  berücksichtigt.  Und  doch  muss  der 
überhaupt  stark  abweichende  Text  wenigstens  der  beiden  ersten 


Texte  und  Untersachtuigeii  zu  Job.  14, 16.  22.  157 

Citate  (aus  Ephraem  und  Epiphanius)  auf  Joh.  14,  16  be- 
zogen werden,  weil  nur  hier  der  Ausdruck  aXXov  jtagaxXrjzov 
=  alium  paraclitum  vorkommt  Das  Eusebius-Citat  deckt 
sich  am  besten  mit  Joh.  16,  7^:  iav  6h  jroQev&ci,  Jtifiipm  avrov 
:^Qog  v/däg.  Aber  das  bei  Eusebius  auch  hier  auftretende 
djtooziXXsiP  findet  sich  in  keiner  der  vier  johanneischen  Parallel- 
stellen. Das  jtaQOxaXiccD  in  dem  dritten  Epiphanius-CÜAt 
ist  ebenfalls  bei  Johannes  nicht  zu  finden,  erinnert  aber  an 
Mt  26,  53.  —  Es  scheinen  also  in  obigen  Citaten  zum  Theil 
traditionell  gewordene  Textmischungen  vorzuliegen. 

Job.  14,  22. 

a.  Joh.  14,  22. 

Xiyei  avT(5  ^lovdaq,  ovx  o  ^lOxaQitoxrjq. 

b.  Syr.  Cur.  Joh.  14,  22. 

Xiyei  avT(p  ^lovdag  Ocofiäq. 

c.  Syr.  Sin.  Joh.  14,  22. 

ßcofiäg  Xiyu  avrm  (=  aal  XS^r^  rd2«ocnÄ\). 

Der  von  Mc.  und  Mt.  unter  dem  Namen  6co/jäg  aufgeführte, 
von  Lc.  (Lc.  6,  16;  Act.  1,  13)  als  %v6ag  *Iax(oßov  gekennzeich- 

nete,  von  Johannes  durch  den  Zusatz:  ovx  6  ^laxaQtcizfjg  von 
dem  Verräther  unterschiedene  Apostel  Judas  hiess  wie  bei  Mt. 
und  Mc.  in  der  syrischen  Kirche  kurzweg  der  „Zwilling"  = 
r^S^ocoix  (sonst  auch  ca.200^^  r^ls^or^ix^  r^lx^^oix^  vgl. 
Heft  III,  820)  =  Soofiäg  =  /ildvfiog.  Diese  Benennung  war  bei 
den  Syrern  so  bekannt,  dass  die  neuentdeckte  sinaitische  Evan- 
gelienhandschrift Joh.  14,  22  den  Eigennamen  %v6ag  gänzlich 
weglassen  und  dafür  einfach  Swfiäg  einsetzen  konnte,  ohne  miss- 
verständlich zu  sein.  Sein  grosserer  Zwillingsbruder  ^laxojßog  6 
rov  ^AXg)alov  (Mi  10,  3)  tritt  unter  dem  Namen  Otoftag  (=  AI- 
Svfiog  =  Zwilling)  bei  Lucas  und  Johannes  auf.  Das  Nähere 
vgl.  man  in  der  Untersuchung:  ol  Aiövfioi  Heft  111,  824  ff.  Beide 
Zwillinge  waren  mithin  Söhne  des  Alphäus  und  der  Maria  Ja- 
cobi,  sowie  BrQder  des  Joses  (Joseph)  und  des  Simon  Zelotes. 
—  Obige  wichtige  Variante  des  Syrus  Sinaiticus  habe  ich  in  den 
bisherigen  Besprechungen  dieser  Handschrift  nicht  erwähnt  ge- 
funden. 


158  Anssercanoniflche  ParaUeltexie  zu  Joh. 

Job.  14,  23. 

a.  Syr.  Cur.  Joh.  14,  23. 

*[r]öovg  bIjcbv  avrä'  kav  xiq  ayaxa  fte,  rov  Xoyor 
fiov  TTjQ'^Cei,  xal  JcaxriQ  fiov  ayajt^csi  avroVy  xal 
:xQ6g  avxov  hXevöouai  xal  fiovtjv  xag*  avzS  jroi^, 
oofiai, 

b.  Epiph.  Haer.  LXTX,  54.  p.  777  A  B. 

iXerev  kav  xtq  dpol^y  uoi,  slöaXd-cop  iyco  xal  6  JtazriQ 

(lov  fiopf^v  JtaQ*  avr&  xoii^Oofiev, 

c.  Epiph.  Ancor.  c.  69.  p.  73  C. 

iavTiq  iuol  dvol§^^  elöi2.&a>  iy<b  xal  6  Jtari^Q,  xal  fio- 

vTjv  xaQ*  avT^  xoitjoofisd'a, 

d.  Epiph.  Haer.  LXIX,  63.  p.  788  D. 

xal  JtaXiV   kv   akXcp  xoncp*   iy(D  XQOv(Oy  xal  iav  xlg  fioi 

dvoi%Xl^  elösZsvoofieß'a  JtQog  avxop  lyA  xal  o  JtatfjQ 
fiov^  xal  (iovTjP  jtcifjOOfiBV  JtaQ^  avxqi, 

e.  Macar.  Hom.  XVIII,  6. 

xal  jtdXiv  iXEvö6fi€&a  ky(o  xal  o  xaxyg  fiov,  xal  fio- 
vi}v  nag^  avxä  jtoiTJöo/isp. 

£  Macar.  de  libert.  ment.  c.  11. 

xal  6  xvQiog'  iXevCofisß'a  iyci  xe  xal  o  jtaxi^Q  /lov, 
xal  fiopijp  Jtag'  avxm  JtoifjOOfiBP. 

g.  Macar.  de  charitate  c.  5. 

xal  kp  dXXoig'  iyco  xal  6  naxfjQ  iXevoofis^a,  xal  fio- 
vfjp  jtag'  avxm  jtoti^öofiBv, 

h.  Joh.  14,  23. 

ajtexQl&Tj  ^Iijöovg  xal  ebtsp  avxS'  iap  xig  äyaxa  fis, 
xov  Xoyov  (lov  xfiQTioei,  xal  6  Jtaxfjg  fiov  dyajtfjösi  av- 
xop,  xal  JtQog  avxop  iXavoofied^a  xal  fiopfjp  xag^ 
avx(5  JtoiTjöofisd-a. 

Die  Variante  iXavoofiai  und  jtoirjOoiAai  hat  der  Syr.  Cur. 
mit  dem  Codex  Cantabr.  und  Codex  Vindob.,  sowie  der 
Versio  Persica  gemeinsam.  Die  Einf&hrang  von  iyaJ  vor  xal 
o  jtaxriQ  (iov  muss,  wie  das  Zusammentre£fen    von  Macarius 


Texte  und  üotertachongen  zu  Job.  14,  23.  27.  28.  29.  159 

und  Epiphanius  zeigt,  ebenfalls  auf  handscliriftliGlien  Quellen 
beruhen,  obwohl  unsere  Handschriften  nichts  davon  wissen. 
Dagegen  liegt  in  der  Lesart  des  Epiphanius:  iäv  xiq  kgiol 
dvol^y  und  vollends  in  der  Yoranstellung  von  iya)  xqovco  jeden- 
falls eine  Vermischung  mit  Apoc.  3,  20  vor. 

Job.  14,  27. 

a.  Clem.  AI.  Quis  div.  salv.  c.  37.  p.  956. 

ayojtTjv  vfilv  öldcofii  rr^v  kfiriv. 

b.  Joh.  14,  27. 

bIqtivtiv  xiiv  k(ir}v  ölöcofii  vßlp. 

Die  Lesart  äyajtfjv  (für  alQr^Pfjv),  womit  Clemens  AI. 
völlig  isoliert  steht,  erinnert  an  Joh.  15,  9:  fislvare  iv  ry  ayajfQ 

'^Ö  ^l^V  —  ^^^  ^^^  ^5»  lö:  fi£V6lT€  iv  ry  äyajfij  fiov.  Eine 
Verwechselung  ohne  handschriftliche  Unterlage  ist  in  diesem 
Falle  eigentlich  schwer  zu  denken.  Der  Text  würde  folgender- 
massen  sehr  wohl  gelautet  haben:  cIq^ptip  a(plripii  vfilp,  ayajttip 
TTjp  ifiTiv  ölöcofii  vfilv  —  und  würde  das  im  folgenden  CSapitel 
auftretende  Gebot:  fielpare  h  rfj  ayajty  ry  i/i^  —  vorbereiten. 
Dennoch  dürfte  die  Variante  lediglich  auf  die  Rechnung  des 
Alexandriners  zu  setzen  sein. 

Jota.  14, 28. 

a.  Gregor.  Nyss.  adv.  Arium  et  Sabellium  c.  11.  (Mai  IV,  12). 

6  xiiiipaq  fi6  6  jtaxTiQ  fiel^wp  fiov  ioxlp, 

b.  Joh.  14,  28^ 

oxi  o  xaxTjQ  fiel^cop  fiov  iaxlp. 

Der  Zusatz  o  xdftipag  fis  ist  auch  bei  Origenes  und  Di- 
dymus  vertreten;  siehe  Tischendorf,  wo  aber  das  Gitat  aus 
Gregor.  Nyss.  noch  nicht  notiert  ist 

Jota.  14,  29. 

• 

a.  Just.  ApoL  I,  33.  p.  74  E. 

xavxa  o  &e6g  jtQoefirjpvöe  öia  xov  JiQog)rjxixov  xpsvfiaxog 
fieXlsiv  ylpead-ac,  ip*  oxap  yiptjxai  (lij  ajttöxTj^,  akX* 
ix  xov  JtQoeiQ^od-ai  Jtiöxev&fj. 


150  Aussercaiioiiiscbe  Paralleltexte  zu  Job. 

b.  Job.  14,  29. 

xal  vvv   ÜQTixa  vfitp  jtQiv  yericd-ai,  ?va  oxav  yivfirai 
jtiOrevOfjze. 

Die  geDau  wörtliche  Übereinstimmung  von  iva  oxav  yiprj' 
rat  einerseits  und  (in  dem  Folgenden)  jtiöreveiv  andrerseits  be- 
kundet Yon  Neuem  die  Abhängigkeit  Justins  vom  vierten 
Evangelium. 

Job.  14,  30. 

a.  Macar.  Hom.  XI,  10. 

xal  ort  BQX^Tai  6  clqxoov  tov  xoöfiov  rovtov  xal  kv 
kfiol  BVQi^osi  ovöiv. 

b.  Epiph.  Haer.  LXVI,  66.  p.  680  C. 

6ia  rb  slQijxevai  tov  atoxrjQa  oxc  IsQXBxai  6  agxcov  xov 
xoöfiov   xovxov,   xal   iv    ifiol   ovölv   x&v  avxov  fct;- 

QlOXEi. 

c.  Hilar.  Enarratio  in  Ps.  58.  p.  746  C. 

qui  et  dixerit:  Ecce  veniet  princeps,  non  inveniet  in  me 
quicquam. 

d.  Job.  14,  30. 

BQXBxai  ycLQ  6  xov  xoöfiov  oQxa^v  xal  iv  ifiol  ovx 
ex^i  ovdsv, 

För  die  Lesart  bvqi^ösi  (=  bvqIöxh)  bietet  Tischendorf 
(p.  906)  die  weiteren  handschriftlichen  und  patristischen  Belege, 
fQr  den  Zusatz  xmv  avxov  aber,  den  Epiphanius  vertritt,  nur 
das  Citat  bei  Isaias  Abbas  ap.  Galland.  VII,  301:  nihil 
eorum  quae  ipsius  sunt  invenit.  Dazu  kommen  jetzt  noch  zwei 
Citate  bei  Ephraem  p.  223  ed.  Mosinger:  apud  me  non  in- 
venit quidquam  suum,  p.  263:  et  in  me,  ait,  nihil  suum  invenit. 
Zahn  (Forsch.  I,  206)  erwähnt  noch  Orig.  Hom.  13,  3  in  Ex.  11, 
176:   quaerit,  si  quid  de  suis  actibus  inveniat  in  nobis. 

Job.  15, 1. 

a.  Aiö.  IX,  2. 

BvxoQiOxovfiBV  öoi,  JicixBQ  t)fi£v,  vjtBQ  xfjg  ayiaq  afiJctXov 
Jaßiö  xov  Jtaiöog  öov. 


Texte  und  UntersuchuDgen  zu  Job.  14,  30.  15,  1.  2.  lg} 

b.  Clem.  AI.  Quis  div.  salv.  c.  29.  p.  952. 

ovrog  6  rbv  olvov  ro  al/ia  rrjg  afixiXov  zTJg  Jaßiö 
ixxictg  rifimv  ijtl  rag  rsrQCOfiepag  ^x^^- 

c.  Job.  15,  1*. 

iyci  alfii  fj  afiJteXog  r)  dXrjO^ivi^. 

Schon  um  der  übrigen  zahlreichen  johanneischen  Anklänge 
willen,  welche  in  den  eucharistischen  Gebeten  der  Aiöax'f]  sich 
finden,  ist  unter  der  ayla  a/iJteXog  Jaßlö  eine  Bezugnahme  auf 
das  Johanneische  Gleichniss  vom  Weinstock  vorauszusetzen. 
Ausser  der  Parallele  bei  Clemens  AL  ftihren  die  Erklärer  noch 
an,  was  zu  lesen  ist  bei  Orig.  Hom.  YI,  2  in  Jud.  Opp.  II,  471: 
antequam  panis  caelestis  consequamur  annonam  et  carnibus  agni 
immaculati  satiemur,  antequam  verae  vitis,  quae  ascendit  de  ra- 
dice  David,  sanguine  inebriemur  etc.  Vgl.  Zahn,  Forschungen 
UI,  380.  Anm.  4.  C.  Taylor,  Guardian  1887.  No.  2181.  p.  1414. 
Zahn,  Gesch.  d.  Kanons  I,  1.  S.  363.  Anm.  1. 

Job.  15,  t. 

a.  Just.  Dial.  c.  Tryph,  c-  110.  p.  337  C. 

o^ofoi^  hav  afiJiiXov  xtg  exrifii]  ra  xaQjtog)OQrjöavTa  fidgr/y 

dg   ro   dvaßXaOrTJaai   trsQOvg   xXaöovg    xal   ev&aXetg  xäi 

xaQJtoipoQOvg  dpaölöcooi,  top  avxov  tqojcov  xal  eg)    ri^mv 

ylvBxat'  Tj  yaQ  g)VXBvd'Blöa  vxo  xov  d'Bov  d/uteXog  xal  Ca>^ 
xliQog  XQiCxov  0  Xaog  avxov  böxL 

b.  Macar.  Hom.  XXVI,  20. 

yeygajtxai  6ij  oxi  o  yecaQyog  oxav  lö^i  xo  xXijfia  g)SQOP 

xaQJtov,  xad^aQlCsi  avxo,  iva  JtXelova  t^epeyxy  xo 
öe  fifj  q>iQov  xagjtov  £XQiC,ot  xal  slg  xavoip  ölöwCt, 

c.  Joh.  15,  2. 

jtap  xXrjfia  tp  e/iol  fiij  q)iQov  xaQXOP,  aiQSi  avxo, 
xat  Jtap  ro  xagjcop  (pigop^  xad'alQSi  avxo,  l'paxag-- 
jtop  Jtkelopa  ^BQTi. 

Justin  gibt,  wenn  auch  umschrieben,  doch  genau  den 
Sinn  von  Joh.  15,  2^  wieder,  nämlich  dass  der  Weinstock  durch 
Beschneidung  der  Reben  nur  desto  fruchtbarer  werde.  Der  Text 
des  Macar  ins  ist  entweder  ebenfalls   aus   sehr  freier  Citation 

Texte  und  Untersnohnngeii  X,  4.  11 


152  Aussercanonische  Paralleltezte  zu  Joh. 

geflossen,  oder  repraesentiert^  wenn  handschriftlich  begründet, 
eine  völlig  aussercanonische  Textgestalt.  Für  letztere  Annahme 
spricht  die  Citationsformel:  yeyQajtrca^  sowie  der  Umstand,  dass 
auch  Hilarius  eradicabitur  und  Origenes  excidet  {=lxQi^ol) 
darbieten. 

Joh.  15, 15. 

a.  Clem.  AI.  Strom.  VII,  12,  79.  p.  879. 

Xva  Tig  dxovöi]  jcagä  zov  xvglov  ovx  ^ri  vfiäg  öovXovc^ 
aXXa  (flXovq  Xiyw. 

b.  Const,  VI,  21.  p.  184,9. 

ovxiri  yccQy  qp/;<j/,  Xiym  vfiag  öovXovg,  dXXa  g>lXovg. 

c.  Joh.  15,  15. 

ovxeri  Xiyo}  vfiäg  6ov?.ovg,  oxi  6  öovXog  ovx  olöev  ri 
jtoul  ctvrov  6  xvQiog*  vfiag  6e  HQi]xa  (plXovg, 

Die  Übereinstimmung  zwischen  dem  Text  des  Clemens  AI. 
und  der  Constitutionen  zeigt,  dass  eine  aussercanonische 
Textgestalt  von  Joh.  15,  15  vorhanden  war,  welche  aber  doch 
vielleicht  nur  eine  auf  Gewöhnung  beruhende  abkürzende  Ci- 
tationsweise  von  Joh.  15,  14.  15  darstellt. 

Joh.  15, 18. 

a.  Ign.  ad  Rom.  III,  3.  p.  60,  8. 

aXXa  [iByid^ovg  loxlv  6  XQiotiapiöfiog ,   orav  fiioTjrai  vjto 

XOÖfiOV. 

b.  Ep.  ad  Diogn.  VI,  5.  p.  158,  24. 

fiiösl  xal  XQiöriavovg  6  xoOfiog. 

c.  Epiph.  Haer.  XXX,  33.  p.  161 A. 

el  efiB  tfiiöi]öap,  xai  vfiag  fnOfjöovoip, 

d.  Joh.  15,  18. 

sl  o  xoOfiog  Vfiag  fiioel,  yivcoöxsrs  ort  ifie  jtgciTov  /is- 
filOTjxev, 

Die  Citate  bei  Ignatius  und  in  der  Ep.  ad  Diogn.  er- 
weisen in  diesem  Falle  mit  Bestimmtheit  den  Gebrauch  des  jo- 
hanneischen  Evangeliums.    Der  Epiphaniustext  gibt  den  Sinn 


Texte  und  Untersachungen  zu  Job.  15, 15.  18.  19.  26.  163 

von  Job.  15,  18  wieder,  aber  unter  Entlebnung  der  Gonstruktion 
aus  Job.  15,  20^:  el  ifis  eölco^av^  xal  vfiäg  öici^ovöiv. 

Joh.  15,  19. 

a.  DiaL  de  recta  fide  Sect.  II.  p.  831 A. 

XeYBi  yoQ'  d  rirs  ix  tovtov  tov  xoCfiov,  6  xocfioq  av  xo 
löiov  ig>tXsL 

b.  Job.  15,  19. 

el  ix  TOV  xoöfiov  fjT6,  o  xoöfiog  ap  to  löiop  iq)Uei, 

Die  Variante:  ix  tovtov  rovxoafioviBthei  Tiscbendorf  nicbt 
notiert.  Dieselbe  findet  sieb  aucb  nocb  im  Hierosolymitanum, 
welcbes  t<^*wi^  ^.i  ^  =  de  boc  mundo  liest,  sowie  im  Cod. 
Brixianus  bei  Wordswortb-Wbite  p.  612.  Bemerkenswertb  ist 
es,  dass  in  der  oben  citierten  Stelle  des  Dialogs  der  Marcionit 
Marcus  auf  eine  jobanneisebe  Stelle  recurriert.  Habn  (Evan- 
gelium Marcions  S.  226.  227)  nimmt  an,  dass  diese  Stelle  wie 
aucb  der  in  das  System  Marcions  besonders  passende  joban- 
neisebe Aussprucb  Job.  13,  34,  welcben  im  Dialog  derselbe  Mar- 
cus mit  den  Worten  citiert:  q>apeQ(5g  keyei  6  Ccottjq'  kvToXijV 
7catv7]v  ölöcofit  v(ilp  —  in  das  castrierte  Lucasevangelium  Mar- 
cions nacbträglicb  eingescboben  worden  sei.  Vgl.  die  Be- 
merkung zu  Job.  13,  34. 

Joh.  15,  26. 

a.  Clem.  Rom.  II,  6,  9.  p.  120,  5. 

/}  xlg  riiimv  jtaQaxXfjTog  lara«,  iav  fifj  EVQe&<5fiBP  Igya 
iXOPTsg  ooia  xal  dixata. 

b.  Ep.  eccl.  Lugdun.  ap.  Eus.  H.E.  V,  1,  10.  p.  157,  24. 

ixcop  öh  TOP  jcaQaxXi}TOP  ip  tavTA. 

c.  Testam.  XII  patr.  Juda  c.  20. 

xal  TO  Jtpevfia  Ttjg  akfid-elag  (iaQTVQSl  JtaPTa. 

d.  Job.  15,  26. 

OTap  iXd-^  6  jtaQaxXrjTog,  op  iyco  jtifiipo  v/ilv  jtaga 
TOV  jiaTQog,  TO  Jtpsvfia  Ttjg  aXtid^tlag,  o  Jtaga  tov 
jtaTQog  ixjtoQevBTai,  ixetpog  fiaQTVQrjoei  JtSQl  ifiov. 

11* 


154  Aussercanonische  Paralleltezie  zu  Joh. 

Die  Parallele  aus  den  Testamentis  XII  patr.  ist  eine 
besonders  eclatante  Probe  von  der  Benützung  des  johanneischen 
Evangeliums  durch  diese  judenchristliche  Schrift.  Dagegen  ist 
das  Gitat  aus  dem  zweiten  Clemensbriefe  nur  der  Vollstän- 
digkeit halber  mit  aufgenommen.  Der  Sinn,  in  welchem  6  Jta- 
QaxXfjTog  hier  erscheint,  entspricht  vielmehr  dem  Zusammenhang 
von  1.  Joh.  2,  1  als  dem  Gebrauch  des  jtaQoxXfjrog  im  vierten 
Evangelium. 

Job.  16,  2. 

a.  Epist.  eccl.  Lugdun.  ap.  Eus.  H.  E.  Y,  1,  15.  p.  158.  17. 

ijtXTjQOVTO   6e   xo    vJtb  xov  xvqIov  rjficip    slQ^jfjtdvov,    ort 
iXevCarai  xacoog,  hv  w  Jtäg  o   ajtoxzslvag  vfiag  öo^sc 

XaxQBlav  3tQ0Cip€Qeip  x<p  O-ew, 

b.  Joh.  16,  2. 

äXX^  aQxetai  ciQa,  tva  naq  6  djtoxxelpag  vfiäg  <Jo§^ 
XaxQslav  JtQooq>6Q  eiv  xm  d-stp. 

Die  Austauschung  zwischen  xaiQog  und  äga  ist  auch  in 
den  synoptischen  Texten  mehrfach  zu  beobachten.  Vgl.  Heft  III, 
198.  Die  Lesart  kXevCexat  xaiQog,  iv  q>  erinnert  aber  mehr  an 
den  synoptischen  Typus  als  das  specifisch  johanneische  6(>x£Tcef 
mQa,  Gleichwohl  ist  die  Lesart  der  gallischen  Gemeinden  eben- 
falls johanneisch  (vgl.  Joh.  7,  6.  8)  und  jedenfalls  dem  Sinne  nach 
entsprechender,  wie  denn  auch  Luther  übersetzt  hat:  Es  kommt 
die  Zeit.  Der  Gebrauch  des  johanneischen  Evangeliums  in  den 
gallischen  Gemeinden,  welcher  hier  so  deutlich  hervorleuchtet, 
ist  ja  auch  sonst  nicht  zu  bezweifeln. 

Joh.  16, 3. 

a.  Just.  Apol.  I,  63.  p.  95  C. 

xäi  ^IfjCovg   6h  6  XQioxog,  oxi  ovx  lyvoiöav  ^lovdcdoi  xi 
jtaxho  xal  xl  vloq,  ofiolmg  kXayxtnv  avxovg, 

b.  Joh.  16,  3. 

xal   xavxa  jtoii^Covoiv,   oxi  ovx  eyvooav  xov  jcaxi^a 
ovöi  kfiL 

Hier  erkennt  man  von  Neuem,  wie  stark  Justin  von  dem 
johanneischen  Evangelium  beeinilusst  war,  indem  er  nicht  nur 


Texte  und  Untersachungen  zu  Job.  16,  2.  3.  7.  11.  165 

den  Wortlaut  streift,  sondern  auch  die  scharfe  Gonsequenz  davon 
zieht,  in  Bezug  auf  die  Stellung  des  Judenthums  zu  der  christ- 
lichen Offenbarung. 

Job.  16,  7. 

a.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.  87.  p.  315  A. 

OTl  ijCSJtQ0q>1^T6VT0'   TOVTO   [sC.   iidslP  TO    JtVSVfia]  fi^XXsiv 

ylvsöd-ai  vjt   avrov  fiera  rijv  elg  ovgavov  dviZevotv  avrov. 


.  -v,-y  '>«  -^^    *•  /*^^%-'" 


b.  Epiph.  Haer.  LXIX,  63.  p.  788  D. 

xal  jtaXtp'   djtsQxofiai  xai  djtooreXci  vfilv   ro  xvBVfia  xo 

dyiov,  ro  ix  rov  jtctxQog  ixjtogevofiepov  xcu  ro  ifiov  Xafi- 
ßdvov, 

c.  Ephraem  Syr.  Ev.  concord.  expos.  ed.  Mösinger  p.  225. 

Bonum  est  vobis,  ut  discedam;  si  enim  ego  non  abiero,  pa- 
raclitus  ad  vos  non  veniet,  et  omnis  veri  tas  vobis  non  inno- 
tescet. 

d.  Joh.  16,  7. 

övft^iQei  vfitv,  iva  lyo)  djtiXd'Co'  kav  yaQ  fit]  djtiX&o},  6 
jcaQoxXrjxoq  ovx  iksvöexai  jtQog  vf/äg'  iäv  ös  JtOQevQ-ci, 
xifitpco  avxop  JtQog  vfiäg. 

Drei  sehr  verschiedene  Parallelen:  bei  Justin  nur  eine 
Sinnparallele,  welche  aber  doch  nur  aus  dem  johanneischen 
Evangelium  zu  erklären  ist;  bei  Epiphanius  ein  völlig  ausser- 
canonischer  Text,  welcher  Joh.  15,  26  (ro  Ix  xov  JtaxQog  ix- 
jtOQBVOfiSPOP  =  o  jcaQo.  xov  naxQog  ixjtoQsvsxai)  und  Joh.  16, 
14  {xal  xo  hfiov  Xafißdpop  =  ix  xov  ifiov  Xrjtpsxai)  hereinzieht; 
endlich  bei  Ephraem  anfänglich  genau  der  canonische  Text, 
aber  dann  ein  um  so  weiter  vom  canonischen  Wortlaut  ab- 
weichender Schluss,  wahrscheinlich  nur  ein  epexegetischer  Zusatz 
beim  mündlichen  Vortrag,  den  der  Nachschreiber  für  einen  Be- 
standtheil  des  Textes  genommen  hat.  Doch  vgl.  Job.  16,  13  und 
die  dortige  Parallele  aus  The  doctrine  of  the  Apostles. 

Joh.  16, 11. 

a.  Barn.  XVIU,  2.  p.  74,  2. 

6  öe  aQX^ov  xaiQOv  xov  pvp  xrjg  dpofilag. 


Igg  Aussercanonische  Paralleltexte  zu  Joh. 

b.  Joh.  14,  30. 

BQXBTac  yag  6  xov  xoCfiov  aQX^*'' 

c.  Ign.  ad  Eph.  XVII,  1.  p.  22,  6. 

Tov    aQxovTog   rov   alcovog  xovroVy    fih   alyuaXfoxlöij 

d.  Ign.  ad  Eph.  XIX,  1.  p.  24,  1. 

rov  ciQxovra  xov  alcivog  xovxov. 

e.  Ign.  ad  Magn.  I,  3.  p.  30,  1. 

XTjP  Jiäöav  hnriQBiav  xov  aQXOPxog  xov  almvog  xovxov. 

f.  Ign.  ad  TraU.  IV,  2.  p.  46,  15. 

xaxaXvaxat  o  agxcov  xov  cdcivog  xovxov. 

g.  Ign.  ad  Rom.  VII,  1.  p.  64,  15. 

6  aQxcov  xov  alwvog  xovxov  öiaQJtaöai  fie  ßovXexai. 

h.  Ign.  ad  Phüad.  VI,  2.  p.  76,  1. 

q)evYexs  ovv  xag  xaxoxsx^lag  xäi  ivlögag  xov  aQxovxog 
xov  atcövog  xovxov. 

i.   Joh.  16,  11. 

oxi  6  aQXO)v  xov  xoofiov  xovxov  xixQixau 

Die  gleichwerthigen  Ausdrücke  6  ala>v  ovxog  und  o  xoofiog 
ovxog  =  njn  üV\!P  vertheilen  sich  so,  dass  der  erstere  dem  synop- 
tischen, der  andere  dem  johanneischen  Typus  augehört,  wie  der- 
selbe in  der  canonischen  Textgestalt  vorliegt.  Gleichwohl  ist 
nicht  daran  zu  zweifeln,  dass  Ignatius  mit  der  Bezeichnung 
o  aQXcov  xov  almvog  xovxov  auf  dem  johanneischen  Evangelium 
fusst.  Denn  erstlich  ist  die  Benützung  dieses  Evangeliums  durch 
Ignatius  an  sich  auch^  sonst  zweifellos;  zweitens  ist  die  Be- 
zeichnung des  Satans  als  o  üqxodv  xov  xoofiov  (=  alävog)  xovxov 
nur  johanneisch,  nicht  synoptisch;  und  drittens  ist  TraU.  IV,  2: 
xaxaXvexat  6  cqxcop  xov  alcopog  xovxov  speciell  Joh.  16,  11 
vorausgesetzt.  Ist  dem  so,  dann  wird  auch  der  dritte  gleich- 
werthige  Ausdruck  o  aQX<x)v  xaiQov  xov  vvv  bei  Barn  ab  as 
als  johanneischer  Anklang  zu  recognoscieren  sein.  Die  Variante 
seculi  huius  bei  Hilarius  und  im  Cod.  Pal.  Vind.  könnte  mit 
Wahrscheinlichkeit  auf  xov  alüvog  xovxov  zurückgeführt  werden. 
Vgl.  auch  die  Bemerkungen  zu  Joh.  17,  5.  Ein  ähnliches  Ver- 
hältniss  besteht  im  Lateinischen  zwischen  mundus  und  seculum. 


Texte  und  Untersuchnngen  zu  Job.  16, 11.  12.  13.  167 

Wordsworth- White  bemerken  zu  Job.  1,9:  In  Johanne  Hierony- 
miano  xoofiog  semper  est  mundus;  in  Äfricanis  versio  nsitatior 
est  seculum. 

Joh.  16, 12. 

a.  Theognost.  de  blasphemia  in  spir.  s.  ap.  Routh  111,  409. 

ijtayei  ro   JtaQct   xov   öcoTrJQoq   slQr/fiivov   rolg  (la&^ralg' 
BTi   jtoXXa   ex(o   vfitp   Ziyetv,    dXk^   ovjrco    övvaöO^e 

b.  Joh.  16,  12. 

exi  JtokXa  BXG)  v^lv  Xeyeiv,  aXX   ov  övvctoO-e  ßaOTa- 

^SlV   CtQXl, 

Die  von  Tischendorf  nicht  notierte  Variante  xG)Qelv  an- 
statt des  canonischen  ßaora^eiv  erinnert  lebhaft  an  Mt.  19,  11.  12. 
Das  ovjtco  (=  ov  —  agri),  das  sich  sonst  nirgends  in  den  Hand- 
schriften zeigt,  ist  ebenfalls  von  Tischendorf  nicht  angemerkt. 
So  weicht  der  Text  Theognosts  in  mehrfacher  Hinsicht  vom 
canonischen  ab. 

Joh.  16, 13* 

a.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.  39.  p.  258  B  C. 

ol  ix  JtdoT^g  rrjg  aXt}d^eiaq  (lefiaO^rjrevfiepoi, 

h.  The    doctrine    of    the   Apostles   p.  36,  26.   ed.   Cureton  and 
Wright. 
he  Said  to  us,  "I  will  send  you  the  spirit,  the  Paraclete, 
that  he  may  teach  you  what  ye  do  not  know." 

c.  Anast.  Sin.  Viae  dux  c.  3.  p.  72. 

xcu  Xiycop'  6  öh  7caQaxX7]xoq ,  ov  Jtsfi^m  v(/Zp  Iv  ro5  ovo- 

(laxi  xov  naxQog  fiov,  x6  :^vev{ia  xfjq  dXi]0^elaqf  kxtl- 
voq  vfiäg  oörjyTjOei  elg  jcäoav  aXrjd'Siav, 

d.  Joh.  16,  13. 

oxav  öh  sXd^Jij  ixslvog,  xo  Jtvev/ia  xfjg  aXtid-slag,  oöi}- 

yTjOBL  Vfiäg  kv  x^  dXTjd^ela  Jtdo7j. 

Die  Justin-Parallele  ist  ein  weiterer  Beweis  von  der  fort- 
gehenden Einwirkung  des  johanneischen  Evangeliums  auf  den 
grossen    Apologeten.     Das    Citat    aus  The    doctrine   of  the 


158  Aussercanonische  Paralleltexte  za  Joh. 

Apostles  erinnert  mit  der  Fassung:  I  will  send  you  the  spirit, 
the  Paraclete,  an  die  aussercanonischen  Paralleltexte  zu  Joh. 
14,  16.  Der  Schluss  dieses  Citats:  what  ye  do  not  know  berührt 
sich  mit  dem  zu  Joh.  16,  7  mitgetheilten  Ephraemtexte:  et  omnis 
veritas  vobis  non  innotescet.  Das  Änastasius-Gitat  repraesen- 
tiert  einen  Mischtext,  in  welchem  das  op  jcdfiy^co  auf  Joh.  15,  26 
zurückweist.  Das  Diatessaron  nach  Ciasca  hat  für  oÖTjyi^oai 
narrabit,  Ephraem  nach  Mösinger  explicabit  =  öujyTJosraif 
welches  sich  bei  Eusebius,  Cyrillus  Hieros.,  sowie  ähnlich 
in  verschiedenen  Italae  findet,  mithin  auch  in  Tatians  Text  zu 
lesen  war. 

Job.  16,  21. 

a.  Theophil,  ad  Autol.  II,  23. 

jtcog  yag  ovx  Böriv  xaravor/oac  rijv  filv  (Solvay  i/v  Jtaöxov- 
öiv  iv  rm  roxerm  eil  yvvaTxsg^  xal  fiera  tovto  Zrj&f/t^  rov 
jtovov  jtoiovvraL 

b.  4.  Esra  16,  39. 

quemadmodum  praegnans,  cum  parit  in  nono  mense  filium 
suum,  appropinquante  horapartus  ejus,  ante  horas  duas 
vel  tres  dolores  circumeunt  ventrem  ejus. 

c.  Tatiani  Ew.  härm.  arab.  ed.  Ciasca  p.  83*. 

Mulier  enim,  cum  ei  appropinquat  tempus  pariendi, 
opprimit  eam  adventus  diei  partus  ejus:  cum  autem  pe- 

perit  filium,  non  meminit  pressurae  propter  gau- 
dium,  quia  natus  est  homo  in  mundum. 

d.  Joh.  16,  21. 

^  yvprj  oxav  tIxtij  Xvjitjv  ixei,  ort  tjXd^ev  rj  (oga  av- 
TTJg'  orav  de  yevvi^ou  ro  jcaiölov,  ovxizi  fipjjfiO' 
VBvei  rrjq  d^XlxpEwq  öia  rijv  X^Q^^^  ^^*  kytvvrjd-ti 
ävß-Qcojcog  slg  top  xoOfiop. 

Bei  Theophilus,  welcher  ja  den  Verfasser  des  vierten  Evan- 
geliums namentlich  citiert,  ist  die  Abhängigkeit  von  Joh.  16,  21 
trotz  der  Freiheit  der  Anspielung  nicht  zu  bezweifeln.  Aber 
auch  gegenüber  der  Parallele  in  der  Esra- Apokalypse  muss 
man  dem  johanneischen  Evangelium  die  Originalität  und  mithin 
die  Priorität   auf  das  Bestimmteste  zuerkennen.    Die  Verwandt- 


Texte  und  Untennchungen  za  Joh.  16,  21.  22.  28.  169 

Schaft  lässt  sich  jedenfalls  nicht  verleugnen.  Vgl.  praegnans 
cum  parit  =  jJ  yvvfi  orav  rlxr^j  ebenso:  appropinquante  hora 
«=  ort  ißd'Bv  7)  copa.  Aber  gegenüber  der  prosaischen  Aus- 
malerei des  Bildes  bei  Pseudo-Esra  sichert  der  ideale  Sinn 
des  Gleichnisses  und  die  edle  Sprache  des  johanneischen  Evan- 
geliums diesem  die  Originalität  unzweifelhaft  zu.  —  Der  ausser- 
canonische  Text  im  arabischen  Diatessaron  berührt  sich 
namentlich  durch  den  Ausdruck:  adventus  diei  mit  dem  dies 
von  5  Itala- Versionen,  der  syr.  Version  ex  editione 
Schaafii  und  dem  Cod.  D,  zeigt  also  auch  in  diesem  Falle  das 
Zurückgehen  aller  dieser  Zweige  auf  einen  gemeinsamen  Arche- 
typus als  Stamm.  Andererseits  zeigt  der  Zusatz  partus  ejus,  in 
welchem  die  Esra- Apokalypse  mit  Tatian  und  der  syrischen 
Version  ex  editione  Schaafii  (dies  parturitionis)  zusammentriflFt, 
dass  wirklich  eine  handschriftliche  Benützung  des  johanneischen 
Evangeliums  von  Seiten  des  Esra- Apokalyptikers  stattgefunden  hat. 

Joh.  16, 22. 

a.  Test.  XU  patr.  Juda  c.  25. 

xäi  ol  kv  XvJty  reXavTTjOavTag  avaöxrioovxat  iv  X^Q^- 

b.  Joh.  16,  22. 

xal  vfislg  oiv  vvv  fisp  XvJttjv  exars'  ütakiv  6b  otpofiai  vfiäg, 
xal  x«(>'}ö£rai  vficöv  ^  xaQÖla,  xal  t7]p  x<^Q^^  vfitSv  ovöelg 
axQH  ag>   vficip- 

In  dem  obigen  Gitate  der  Test.  XII  patr.  klingt  zwar  auch 
Lc.  6,  21^  =  Mt.  5,  5  mit  an;  aber  noch  bestimmter  kommt  Joh. 
16,  22  in  Betracht,  welches  ja  auch  mit  jenem  synoptischen 
Logion  stammverwandt  ist. 

Joh.  16,  28. 

a.  Ign.  ad  Magn.  VII,  2.  p.  34,  15. 

iva  ^Iijöovp  XgtOtop  top  äq)  tpog  jiazQog  jrQosk&opra 
xal  elg  tpa  opra  xal  ;^co()?^(>arTa. 

b.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.  100.  p.  327  B. 

ajto  rov  Jtargog  övpaf/si  avrov  xal  ßovZfj  TtQosXd-opra, 


170  AuBBercanonische  Paralleltezte  zu  Joh. 

c  Joh.  16,  28. 

k^fjXd-ov  ix  Tov  jtatQog  xal  iXriXvd-a  dq  rov  xoofiov 
xaXiv  dg)lf]fii  rov  xoOfiov  xal  jtoQevofiai  JtQoq  rbv 
jtaxiga. 

Die  Übereinstimmung  zwischen  Ignatius  und  Justin  in 
dem  charakteristischen  jtQoel&ovra  wie  auch  in  der  Präposition 
djcOj  welche  auch  in  den  lateinischen  HSS  vorausgesetzt  ist,  könnte 
auf  die  Yermuthung  führen,  als  ob  in  alten  Handschriften  an- 
statt des  canonischen  i^rjZd^ov  ix  tov  jtatQog  vielmehr:  djto 
TOV  JtaxQog  xQorjXd-op  zu  lesen  gewesen  wäre. 

Joh.  16, 32. 

a.  Didasc.  V,  14.  p.  312. 

xal  xoTB  rjfilv  eIjibv  6  xvQiog'  dfif^v  Xiyoj  vfitv,  fiez  oXiyov 
xaiQOP  djroXeltpsri  fie. 

b.  Epiph.  Haer.  LXEt,  63.  p.  788  D, 

xal  xataksltperi  fiB  ndvxBg  fiovov ,  dXX^  ovx  slul  uovog. 
dkÜ  Böxi  fiBx*  ifiov  6  yBVvriOag  fiB  jtaxrjQ, 

c.  Joh.  16,  32. 

löov  IsQX^tai  copa  xcu  iX^Xv&Bv,  iva  oxoQJiiod-rjxB  ixaöxog 
Big  xa  löia  xdfih  fiovov  dq)7jxB'  xal  ovx  bI/iI  fiovog, 
oxi  6  ütaxtjQ  fiBx*  ifiov  iöxlp. 

Der  Didascalia-Text  hält  die  Mitte  zwischen  Joh.  16,  32 
imd  Mt.  26,  31  =  Mc.  14,  27.  Der  griechische  Wortlaut  ist  dabei 
nicht  massgebend,  da  wir  es  in  der  Didascalia  in  diesem  Falle 
lediglich  mit  der  Retroversion  von  de  Lagarde  zu  thun  haben. 
Doch  ist  dabei  merkwürdig  das  Zusammentreffen  des  djtolBly^BXB 
mit  dem  xaxaXBltpBXB  des  Epiphanius  an  Stelle  des  a^^re, 
welches  der  canonische  Text  bietet.  Noch  merkwürdiger  ist  der 
Zusatz  6  yBvvriOag  fiB  im  Epiphanius -Text.  Vgl.  dazu  das: 
iyevvTjodg  fie,  JidxBQ  in  dem  Epiph  an  ius-Citat  zu  Joh.  8,  42. 

Joh.  16,  33. 

a.  Macar.  de  patientia  et  discr.  c.  28. 
xal'  iv  rc5  xocptcp  d-Xlrpiv  %%bxb. 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Joh.  16,  32.  33.  17,  2.  171 

b.  Macar.   Hom.  V,  6.  ex  cod.  mscr.  Graec.  no.  16.  Bibl.  Berol. 

(Migne  p.  512). 

xal  jtahv  Iv  reo  xoöfiq)  ^Xltpiv  ?g6T£. 

c.  Tatiani  Ew.  Larrn.  arab.  ed.  Ciasca  p.  84*. 

in  mundo  enim  vos  assequetur  pressura. 

d.  Const  V,  3.  p.  126,  17. 

OTl   kv   Xm  XOOfiCp   TOVTCp   d-XllplP   BXST6. 

e.  Joh.  1 6,  33. 

8V  Tc3  xoöfiq)  d-Xltptv  Ix^'^^' 

Für  die  Lasart  des  Cod.  Cantabr.:  t^exB  führt  Tischen- 
dorf Origenes,  Eusebius,  Chrysostomus,  Cyrillus  AI., 
Cyprianus  und  Hilarius,  nicht  aber  Macarius  an,  dessen 
Text  oben  ersichtlich  ist.  Zu  diesen  Zeugen  ist  inzwischen  noch 
das  arabische  Diatessaron  sowie  der  Syr.  Sin.  gekommen. 
Der  Zusatz:  tovxcp  in  dem  Constitutionentexte  ist  von 
Tischendorf  gleichfalls  nicht  notiert,  findet  sich  aber  ausser- 
dem noch  in  vier  Itala-Godices. 

Job.  17,  2. 

a.  Epiph.  Haer.  LXXVI,  4.  p.  917  A. 

(Dq  xal  6  Xgiöxog  Bg)i],  g^rjolv,  iv   x<p  Xiysiv  avxov'  öog 
avxolg,  JcaxEQ,  ^x^ip  iv  kavxolg  ^coi^p, 

b.  Epiph.  Haer.  LXIX,  27.  p.  751 C. 

o   xvQiog  svXoycop  xovg  fia&rjxag  6q)f]'   jtdxeg,  öog  avxolQ 
C^coijv  ix^'-^  ^^  savxolg. 

c.  Epiph.  Haer.  LXIX,  29.  p.  753  A. 

av^aod'ac  xcp  ^cc3  xal  Xtyeiv'  JtaxsQj  dog  avxolg  Co^f/v  exeiv 
kv  t  avxolg. 

d.  Epiph.  Haer.  LXIX,  30.  p.  754  D. 

ÖOQ  ovv  avxolg  exeiv  Coo^jv  kv  kavxolg, 

e.  Epiph.  Haer.  LXIX,  28.  p.  753  A. 

95//0I   yovv   6   xvQiog'   öog   avxolg    Ccoriv  BXSiv  JP  havxolg. 

avxrj  öi  hoxiv  tj  C^mij  aicoviog,  Iva  yivciaxoföl  öS  xov  fiovov 
aXrjd'ivop  d'BOP  xal  op  aJtioxBtXag  ^Irjoovp  Xqloxop, 


172  AusBercanonische  Paralleltezte  za  Job. 

f.   Joh.  17,  2. 

xad-(bg  iöwxag  avrtp  e^ovclav  JtaOfjg  aaQxoq,  iva  Jtav  o  öi- 
öcoxag  avT(p,  öcio^  avrolg  C^mijv  alwvtov. 

Hier  bietet  Epiphanias  in  fünfmaliger  Wiederholung  ein 
bis  jetzt  nicht  beachtetes  johauneisches  a/ga^op,  welches  aber 
recht  wohl  unter  die  aussercanonischen  Paralleltexte  eingereiht 
werden  kann,  da  das  Citat  sub  e  deutlich  die  Stelle  zeigt,  wo 
es  gestanden  hat,  nämlich  unmittelbar  yor  Joh.  17,  3,  und  da 
es  dem  Sinne  nach  in  der  That  mit  Joh.  17,  2  sich  deckt: 

öog  avTolg  ^a)7jv  ex^tv  Iv  lavTOtg 
6<io\i  avTOlg  C^mrjv.  — 

Verwandt  ist  nur  noch  Joh.  5,  25,  aber  doch  nur  dem  Aus- 
druck, nicht  dem  Sinne  nach,  sofern  dort  zwar  auch  von  einem 
C^coijv  ix^cv  hv  tavxcp  die  Rede  ist,  dieses  aber  dem  Vater  und 
dem  Sohne,  nicht,  wie  hier,  den  an  den  Sohn  Glaubenden  zu- 
geschrieben wird. 

Job.  17,  3. 

a.  Ign.  ad  Eph.  VII,  2.  p.  12,  1. 

kv  oaQxl  yevofievog  d-sog,  kv  d^avaxm  C^coi}  dXrj&iv?]. 

b.  Ign.  ad  Eph.  XI,  1.  p.  16,  15. 

fiovov    ev   XQiörq    ^Irjoov    avQsO^Tivai    elg    ro    alrjO-ivov 

c.  Ign.  ad  Smyni.  IV,  1.  p.  86,  10. 

TOVTOV   6h  Bxei  i^ovolav  ^Irjöovg  XQiörog,   ro   dXtjd-ivov 

d.  Jiö.  IX,  3. 

evxctQiOTOVfisp    Ooi,    JtdrsQ    ?)ficiv,    vJtSQ    zJjg    ^(orjg   xal 
yvoiOBog^ 

e.  Alö.  X,  2. 

xai  vjttQ  TTJg  yvcoöeog  xal  jtlarecog  xai  ad-avaöiag, 

f.  Clem.  Rom,  I,  43,  6.  p.  70,  15. 

slg  ro  öo^aoO^Tjvai  ro  ovo^a  rov  d^-rjO^irov  xai   fiovov 

XVQIOV. 

g.  Clem.  Rom.  1,  59,  3.  p.  9S,  5. 

elg  ro  yivcodxBiv  öe  rov  fiovov  v^iazov  hv  vtplorocg. 


Texte  und  Untenuchungen  zu  Joh.  17,  3.  5.  173 

h.  Clem.  Rom.  I,  59,  4.  p.  100,  13. 

yvmTOHSav  ajtavxa  xa  iß-vi],  ort  cv  d  6  d'sog  fiovoq  xal 
iTjOovg  XQiOTog  o  :nalg  oov. 

i.  Clem.  Rom.  II,  3, 1.  p.  114,  14. 

iyvcofisv  öl  avTOv  [sc.  rov  XqiOtov]  top  JtaxsQa  rfjg  aXi]- 
&elag. 

k.  Hart.  Polyc.  XIV,  2.  p.  154, 15. 
6  aipavöfjg  xal  aXfid-cvog  d'sog. 

1.   Joh.  17,  3. 

avTi]  ÖS  koxiv  tj  alciv^og  ^(orj,  tva  yivciöxovolv  öe  xbv 
fiovop  dZfjd-ivov  d-Bov  xal  ov  axicxBiXag  ^Irjoovv 
Xqiöxop. 

Wenn  man  die  mehrfachen  Beziehungen  der  in  die  Jidax^ 
aufgenommenen  eucharistischen  Oebete  auf  Joh.  17  in  Erwägung 
zieht  und  dabei  bedenkt,  dass  ja  das  in  Joh.  17  enthaltene  hohen- 
priesterliche Gebet  Jesu  der  Abendmahlseinsetzung  unmittelbar 
gefolgt  sein  muss,  so  ist  auch  in  der  Verbindung  vjteQ  xrjg  ^co^g 
xal  YP(Döaa)g  —  vjiIq  x^g  yvdCBCog  xdL  dd-avaolag  die  Ein- 
wirkung von  Joh.  17,  3  zu  attestieren.  Noch  bestinunter  ist 
dies  der  Fall  in  den  drei  Parallelen  des  ersten  Clemens- 
briefes, wo  die  Elemente  von  Joh.  17,  3  yivcioxeip  —  xbv  (lo- 
vov  dXfid-tvov  d-aop  —  ^IrjCovp  Xqioxop  wiederholt  und  nament- 
lich in  h  besonders  deutlich  hervortreten.  Weniger  Gewicht  ist 
auf  die  Parallelen  in  dem  zweiten  Clemensbrief  und  in  den 
Ignatianen  zu  legen,  obwohl  ja  in  den  letzteren  der  Einfluss 
des  Johanneischen  Evangeliums  unleugbar,  also  auch  in  diesem 
Fall  wahrscheinlich  ist.  Der  Anklang:  äXii&tpog  d^eog  in  dem 
Martyrium  Polycarpi  ist  um  so  wahrscheinlicher  auf  Joh. 
17,  3  zurückzuführen,  als  kurz  vorher  die  ijciypwoig  Gottes  er- 
wähnt ist  als  in  Christo  Jesu  vermittelt.  Vgl.  Mart.  Polyc.  XIV,  1. 
p.  154,  6:  XVQ16  o  d'sog,  6  jtapxoxQaxcoQy  6  xov  dyajtrjxov  xal 
BvXoyrfcov  jtaiöog  öov  ^Itjaov  Xqioxov  jtaxrJQf  öi  ov  xijp 
jtBQl  oov  hjtlypcoöip  bIX  TJg)afiBp, 

Joh.  n,  5. 

a.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.  100.  p.  326  D. 

ajtexaXvtpBP  ovp  rjfilp  jiapxa  ooa  xal  ajto  xcqp  ygagxlop  öta 


174  Aussercanoniache  Paral leitexte  zu  Job. 

TTJg  x^Q'-'^^^  avxov  VBVorjxaiiBV ,  yvovxsq  avxov  JtQCDTozo- 
xov  (luv  xov  d-eov  xal  Jtgo  navxoiv  xcov  xxiOfidxwv  xai 
jtaxQiaQXcöp  vlov, 

b.  Gh-eg.  Nyss.  adv.  Macedon.  c.  22  (Mai  IV,  36). 

xal  xaXiP'  öo^aöov  fis  xy  66§jj,  y  el^ov  ax  g(>X^g  JtaQct 
Co)  JtQo  xov  xov  xoöfiov  elvai, 

c.  Joh.  17,  5. 

xai  vvv  öo^aoov  fie  <Jt5,  jtaxsQ,  JtaQa  Ceavx<5  xy  dog?/, 
7j  tlxov  XQO  xov  xov  xoöfiov  slvai  jcaQa  ooL 

d.  Didym.  de  trin.  I,  15.  ^ 

xal  avxoq  jcbqI  iavxov  6  öeöjtoxfjg  . .  .eljtsv'  a(ii}v  afitjv 
Xiyco  ooiy  JtQO  xov  xovg  al<5vag  yspiöd-ai  iyco  elfii. 

e.  Joh.  8,  58. 

ebtsp  avxotg  ^Iijaovg'  dfirjv  dfii]v  Zeyo)  vfilv,  xqIv 
^AßQaafi  yeviöd-ai  kym  slfii. 

Die  justinsche  Auffassung  von  der  Praeexistenz  Christi 
mit  besonderem  Hinweis  auf  die  Patriarchen  ist  ein  vernehm- 
liches Echo  von  Joh.  17,  5  in  Verknüpfung  mit  Joh.  8,  58.  Die 
singulare  Variante  djt  ccQX^jg  bei  Gregorius  Nyss.  ist  noch 
nicht  notiert  worden.  Die  Lesart  yspiöB-ai  fdr  ehai  vertritt 
auch  Codex  D,  Irenaeus  und  Cyprian.;  die  Didymus -Variante 
xovg  almvag  für  xov  xoöfiov  erinnert  an  den  Austausch  von 
aloov  für  das  canonische  xoofiog  in  den  Ignatianen.  Vgl.  die 
Bemerkung  zu  Joh.  16,  11.  Ephraem  bietet  nach  Mösinger 
(S.  227)  folgenden  Text:  Da  mihi  gloriam  a  te  ex  ea,  quam 
dedisti  mihi,  antequam  mundus  factus  esset.  Dazu  vergleiche 
man  Zahn,  Forschungen  I,  208,  sowie  den  mit  Ephraem  gleich- 
lautenden Text  des  seitdem  ans  Tageslicht  getretenen  Syr.  Sin. 

Joh.  17,  6. 

a.  Ign.  ad  Magn.  VIII,  2.  p.  36,  5. 

eig  d^eog  köxiv,  o  <pav£Q<6öag  havxov  did  ^Irjöov  Xqiöxov 
xov  viov  avxov. 

b.  Joh.  17,  6. 

i^aviQoöd  öov  x6  ovofia  xolg  dvd-QcoJtoig. 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Job.  17,  6.  11.  12.  175 

Job.  17, 11. 

a.  Ep.  ad  DiogD.  VI,  3.  p.  158,  19. 

xal  Xotcxiavol  ip  xoöua)  olxovoiv, 

b.  Ephraem  Syr.  Ev.  concord.  expos.  ed.  Mösinger  p.  271. 

Dixerat:  Et  ego  ad  te  venio,  mi  pater. 

c.  Epiph.  Haer.  XXXVIII,  4.  p.  279  D. 

naXiv   Sk  Iv  krsQq)   xosko   Xiyw   jtdxeQ^   xvqu  ovQapov 

xai  yTJg,  n^Qfjöov  rovrovg,  ovg  öidcoxag  hol 

d.  Jiö.  X,  2. 

jrar£()  ayis,  vjzbq  xov  äylov  ovo/iarog  öov  xrX. 

e.  Job.  17,  11. 

xal  ovxiri  alfil  kv  to5  xoofiq)^  xa\  cxvroi  iv  reo  xoöficp 
elalv,  xayci)  jtQog  c\  eQxofiai.  jtarsQ  ayis,  ttJqtjöov 
avTOvg  iv  rc5  ovofiaxl  öov,  cp  öiötoxag  fioi. 

Die  nur  in  Job.  17  vorkommende  Anrufung:  jtaxeg  ayis 
ist  in  der  eucbaristiscben  Liturgie  der  /liöaxi^  ein  weiteres 
sicberes  Kennzeicben  von  der  Benützung  des  jobanneiscben 
Evangeliums,  bier  speciell  von  Job.  17,  11,  zumal  in  Verbindung 
mit  dem  vxIq  xov  äylov  ovofiaxog  öov.  Ebenso  zeigt  sieb  in 
der  Parallele  der  Epistola  ad  Diogn.  von  Neuem  der  unver- 
kennbare Einfluss  des  vierten  Evangeliums.  Mit  der  Lesart:  mi 
pater  stebt  Epbraem  an  dieser  Stelle  völlig  isoliert.  Doch 
vgl.  man  dazu:  Pater  mi  juste  bei  Ciasca  Job.  17,  25.  Dasselbe 
gilt  von  den  aussercanoniseben  Abweicbungen  des  Epipbanius, 
mit  Ausnahme  des  ovg,  worin  Epipbanius  mit  Cod.  D^,  mit 
altlateiniscben  Codices,  mit  der  Vulgata,  der  gotbiscben,  kop- 
tischen, aetbiopischen  Version  und  mit  Athanasius  sich  berührt 

Job.  17, 12. 

a.  Epiph.  Haer.  LXIX,  69.  p.  793  A. 

(og  xov  xvQiov  Xiyovxog  kv  xtp  evayyeklo)  jieqI  xcov  avxov 
fiadTjxcDV  ovg  öiötoxag  fioi,  xaxsQ,  iq)vZa^a  avxovg 
£2^  TCO  xoöua), 

b.  Epiph.  Haer.  XXXVIU,  4.  p.  279  D. 

oxs  rjfirjv  fisx*  avxcöv,  iq)vXa^a  avxovg,  xal  ovöslg 
ig  avxciv  ancoXsxo,  bI  fiij  6  vlog  xr^g  äjta}k6lag. 


176  Aasfiercanonische  Paralleltexte  eu  Joh. 

c.  Joh.  17,  12. 

OTB  fjfifjv  fiST^  avTciv,  iyco  kxrjQovv  avxovq  iv  rrp 
ovofiaxl  oov,  CO  ötöcoxag  fioi,  xal  .ig)vXa§a,  xal  ovöeig 
i^avrdv  äjtciXero,  el  iifj  o  vlog  r/y^  djtcoXelag. 

Der  Zusatz:  iv  r<5  xoCfio),  den  Epiphanius  bietet,  findet 
sich  auch  in  einer  ganzen  Anzahl  guter  Codices.  Im  Übrigen 
ist  der  abgekürzte  Context  des  Epiphanius  ansprechender  als 
die  Tautologie,  welche  in  den  canonischen  Lesarten  durch  das 
nacheinander  folgende  iri^QOVv  —  ig>vXa§a  entsteht 

Joh.  17, 14. 

a.  Ep.  ad  Diogn.  VI,  3.  p.  158,  20- 

ovx  elol  ÖS  ix  rov  xoofiov. 

b.  Joh.  17,  14b. 

ort  ovx  elölv  ix  rov  xoOfiov,  xaB'cog  iyco  ovx  elfii  ix 
rov  xoOfiov. 

c.  Joh.  17,  16. 

ix  rov  xoö/iov  ovx  slolv,  xad-mg  iym  ovx  elfil  ix  rov 

XOGflOV. 

Die  zu  Joh.  17,  11  bemerkte  Abhängigkeit  der  Epistola 
ad  Diogn.  setzt  sich  hier  fort.  —  Interessant  ist  die  Yerwerthung 
unserer  Stelle  in  der  Pistis  Sophia  p.  8,  24:  Dizi  vobis  multis 
vicibus,  vim  quae  inest  in  vobis  duxi  e  duodecim  OcoTtjQOi^  qui 
sunt  in  thesauro  luminis.  Propter  hoc  ipsum  dixi  Yobis  ab  initio, 
vos  non  estis  de  xoCfiq>.  Etiam  ego  non  sum  de  eo.  Femer 
p.  145,  6:  Homo  est  in  xocficoy  dXXa  non  est  e  xooßcp. 

Joh.  17, 15. 

a.  Alö.  X,  5. 

/it^od-fjTi,  xvQie^  rT^g  iTcxXtjClag  oov  rov  gvoaüd-ai  avtf^v 
ajto  Jiavxog  JtovtjQOV. 

b.  Joh.  17,  15. 

o\yx  iQoxS,  tva  aQug  avxovg  ix  xov  xoo/iov,  aXX*  tva  t?/- 
Qn'ioxig  avxovg  ix  xov  jtovtjQOv, 


Texte  und  üntersachuiigeii  zu  Job.  17, 14.  15.  17.  19.  21.  177 

Obwohl  hier  in  Atdax^)  X,  5  sichtlich  der  Schluss  des 
Herrengebets:  aXXa  Qvcai  fffiaq  axb  rov  jtovtjQov  (Mt.  6, 13), 
sowie  das  davon  abhängige:  gvosral  (le  6  xvQiog  äxo  Jtavrog 
SQyov  jtopTjQov  (2.  Tim.  A,  18)  hereinspielt,  so  klingt  doch  auch 
zugleich  Joh.  17,  15  an. 

Job.  17, 17.  19. 

a.  Clem.  Rom.  I,  60,  2.  p.  102,  6. 

aXXä   xa&agelg   [Syr.:    xad^agicov]    f]fiag   rov    xad^agiöfiov 

b.  Joh.  17,  17. 

aylaöov  avrovg  ev  ry  [öy\  äXTjd-slä. 

c.  CyriU.  AI.  Opp.  IV,  983. 

jcareg  ayu,  äylaoov  avxovq  sv  t^  [a^  aXfj&ela. 

d.  Exe.  Theod.  §  9.  ap.  Clem.  AI.  p.  969. 

xai  jtareQ  dyis,  aylaöov  avrovg  kv  to5  6v6(iarl  oov, 

e.  Aiö,  X,  5. 

avTTjv  [sc.  T^p  ixxXfjolav]  rrjv  ayiaod^eloav. 

f.  Joh.  17,  19. 

Xva  cooiv  xal  avrol  rjyiaCfiivoi  iv  aXrjd'sla. 

In  der  Lesart  r^  oy  [welches  a^  in  den  Handschriften  theils 
fehlt,  theils  durch  cov  ersetzt  ist]  berührt  sich  Clemens  Rom. 
mit  Cyrillus  AI.,  welcher  in  seinen  zwei  Citaten  es  das  eine 
Mal  vertritt.  Der  Zusatz:  naxBQ  ayie  ist  an  dieser  Stelle  ale- 
xandrinische  Tradition,  vertreten  durch  Cyrillus,  Didymus  und 
den  (von  Tischendorf  nicht  erwähnten)  Theodotns  in  den 
Excerptis  bei  Clemens  AI. 

Joh.  17,  21;  14, 10. 

a.  Iren.  III.  13,  2. 

Ego  enim  in  patre  et  pater  in  me,  et  a  modo  cogno- 
vistis  eum  et  vidistis. 

b.  Epiph.  Haer.  LXIV,  9.  p.  532  D. 

0  Xiycov  iyco  kv  xtp  jrcrrpi  xa\  6  staxriQ  kv  kfiol,  xai 

01  ovo  iv  iöfiev, 

Texte  n.  Untersuchungen  X,  4.  12 


j[78  Aussercaoonische  Paralleltezte  zu  Joh. 

c  Epiph.  Haer.  LXIX,  19.  p.  743  A. 

äkka  jisqI  tov  Hysiv  hym  kv  tc5  jtaxQl  xdl  6  nari^Q 
kv  ifiol'  xal  ort'  ol  ovo  IV  icfiev,  tva  xal  avrol  l^v 
coöiv. 

d.  Epiph.  Haer.  LXIX,  69.  p.  793  B. 

xal  Xiyovciv  OQ^q  xo  vjt  avxov  Xsyofievop  ort  iyco  iv 
r<p  jtatgl  xal  6  xaxriQ  iv  ifiol,  xal  ol  ovo  2p  ioftep. 

e.  Job.  14,  10. 

ov  jtiöreveig  ort  iy(o  iv  np  JtaTQi  xal  o  JtaxijQ  kv 
ifjiol  icxiv; 

f.  Orig.  Exhort.  ad  martyr.  c.  39.  Opp.  I,  300. 

(Dq  iy(D  xal  oi)  IV  kofisp,  tpa  xal  avxo\  tp  i^/ilp  wciv. 

g.  Epiph.  Haer.  LXIX,  69.  p.  793  A. 

xal  jtaXip'  Jtolrjoop  avrovg  tpa  a}6iv  kv  ifioif  cog  xa/co 
xal  av  2p  iofiBV, 

h.  Joh.  17,  21. 

iva  xavxBg  tv  (ociv^  xa&(bg  oi)  xaxfjQ  iv  ifiol  xdyco 
iv  ool^  iva  xal  avxol  iv  ri(ilv  cooiv. 

Za  diesen  aussercanonischen  Textgestalten  vgl.  man  die  Par- 
allelen zu  Joh.  10,  30.  Ausserdem  findet  sich  eine  völlig  ausser- 
canonische  Textgestalt  in  dem  zweiten  koptisch-gnostischen  Werke 
ed.  Schmidt  (T.  u.  ü.  VIII)  S.  547:  xal  tjoav  tv  jtavxeg^  xad^Ag 
yiygajtxar  ?jOav  tv  Jtavxeg  iv  xS  evl  fiovcp, 

Joh.  17,  23. 

a.  Aiö.  X,  5. 

xal  xsXec(Döai  avxijv  [sc.  xt/v  ixxXrjolav]  iv  x^  äyaJty. 

b.  Joh.  17,  23». 

iy(D  iv  avxotg  xal  ov  iv  ifiol,  iva  (döiv  xsxeXsiwfiivoi 
slg  %v. 

Die  Verbindung  von  xsXeiovv  mit  ayajttj  bezeugt  die  Be- 
nützung des  ersten  Johannesbriefes  durch  den  Bedaktor  der 
Abendmahlsliturgie  in  der  Jidax^j  (^gl-  1-  J^h.  4,  12.  17)  und 
trifft  mit  dem  Zeugniss  des  Papias  über  den  ersten  Johannes- 
brief zusammen.     Aber   dieser  Hinweis   kommt  zugleich   auch 


Texte  und  Üntenuchungen  zn  Joh.  17,  23.  24.  25.  179 

wieder  darcb  die  gleichzeitige  Berührung  mit  Joh.  17,  23^  dem 
Johanneischen  Evangelium  zu  Gute. 

Job.  17,  U. 

a.  Pistis  Sophia  p.  51  ed.  Schwartze  et  Petermann. 

"AfiTjp    äfifjp  dico  vobis,  inloco,   ubi   ero  in  regno  patris 
mei,  eritis  vos  quoque  ibi  mecum.  "" 

b.  Joh.  17,  24» 

ytari^Qf  o  öiöcoxaq  fioi,  d-iXco  tva  onov  eliil  l/co  xcixet- 
voi  CO01V  fier^  kfiov. 

Das  Johanneische  Logion,  welches  im  vierten  Evangelium 
einen  Bestandtheil  des  hohenpriesterlichen  Gebetes  bildet,  ist  durch 
den  Redaktor  der  Pistis  Sophia  in  die  Form  der  Anrede  an 
die  Jünger  Jesu  eingekleidet.  In  dieser  Form  hat  das  Logion 
namentlich  durch  den  Zusatz:  in  regno  patris  mei  —  einige 
Verwandtschaft  mit  dem  Logion,  welches  in  der  Pistis  Sophia 
als  Parallele  zu  Lc.  22,  30  auftritt.  Man  vgl.  die  Paralleltexte 
und  Erläuterungen  zu  Lc.  22,  30.  Heft  III,  ,672  ff: 

Job.  17,  25, 

a.  Const.  VIII,  1.  p.  230,  19  (Ex  HippoL  de  charism.). 

xai  JtBQl  ^fi(5p  Xiyovroq  rm  jtaxgi  xaxEQ  ayie,  sl  xal  6 
xoöfiog  ce  ovx  eyvw^  dkX*  hy<o  ob  iyva>v  xal  ovrol 
oe  lyvmcav. 

b.  Tatiani  Ew.  härm.  arab.  ed.  Giasca  p.  84b. 

Pater  mi  juste,  mundus  te  non  cognovit. 

c.  Joh.  17,  25. 

jtatfjQ  dlxaie,  xal  o  xoOfiog  Oe  ovx  lyvo)^  kya>  öi  oe 
eyvmv,  xal  ovtol  lyvmoav^  oxi  ov  (le  ajiioxBiXaq, 

Den  Ersatz  des  canonischen  dlxaie  durch  ayie  haben  die 
Constitutionen  mit  Hippoljt  und  Codex  d  gemeinsam. 
Dagegen  steht  das  arabische  Diätes saron  mit  dem  Zu- 
satz: mi  —  hier  völlig  isoliert.  Doch  ist  zu  vergleichen:  mi 
pater  bei  Ephraem  zu  Joh.  17,  11.  Wahrscheinlich  entstanmit 
dieses  mi  der  syrischen  Anrede  .Aof==^ar€(),  eigentlich  :?raTcp /tiov. 

12* 


l^gO  Aussercanonische  Paralleltezte  zu  Joh. 

Joh.  17,  26. 

a.  /Ilö.  X,  2. 

vjiIq  xov  aylov  ovogiarog  oov ....  iypwQiCag  Tjiilv  öia 
föov  Tov  Jtaidoq  Oov. 

b.  Aiö.  IX.  2. 

iyvciQicag  tfiilv  öia  ^Ii]Oov  rov  jiaiöog  Oov. 

c.  Jid.  IX,  3. 

yvciöBcag,  rjg  iyvciQiöag  ^f4lp  öia  ^Iijoov  rov  Jtaiöoq  öon, 

d.  Joh.  1 7,  26» 

xal  iyvcoQiCa  avrolq  ro  ovofid  oov  xal  ypogloo). 

In  der  Verbindung  von  ypo^gl^eiv  und  opofux  treffen  die 
eucharistischen  Oebete  der  Jiöax^  wieder  mit  dem  jobanneischen 
hobenpriesterlichen  Gebete,  nämlicb  mit  Joh.  17,  26  zusammen, 
wobei  zu  bedenken  ist,  dass  diese  Verbindung  sonst  nicht  wieder 
auftritt. 

Joh.  18,  23. 

a.  Syr.  Sin.  Joh.  18,  23. 

Xiyei  avtä  ^IrjOovg'  xaXmg  kXaXrioa'  rl  fis  öigsig; 

b.  Joh.  18,  23. 

axBXQld^  (xixm  ^ItjOovg'  bI  xaxcig  kXaXfjOa,  (iaQTVQi]Oop 
xsqI  rov  xaxov'  bI  6b  xaXmg,  rl  [ib  ÜQBig; 

Hier   haben  wir  wieder  eine  von  den  —   handschriftUch. 
völlig  unmotivierten  —  Textkdrzungen,   mit  denen   der  Syrus 
Sin.  häufig  völlig  isoliert  steht. 

Joh.  18, 28. 

a.  Ephraem  Syr.  Ev.  concord.  expos.  ed.  Mösinger  p.  238. 

Et  sumpserunt  et  duxerunt  eum  ad  portam  et  dederunt 
in  manus  Pilati,  et  ipsi  non  intrarunt  in  interiora  in 
aulam,  ne  contaminarentur,  ut  prius  ederent  agnum 
in  sanctitate. 

b.  Versio  Aethiopica  ad  Joh.  18,  28. 

non  introierunt  in  atrium,  quoniam illuxerat  dies,  ut  ede- 
rent pascha,  ut  ne  immundi  fierent. 


Texte  and  üntenuchusgen  za  Joh.  17,  26.  18,  23.  28.  37.       181 

c.  Diatessaron  Arab.  ed.  Ciasca.  p.  88^. 

Ipsi  autem  non  ingressi  sunt  in  praetorium,  ut  non  inveniren- 
tur  immundiy  cum  manducarent  pascha. 

d.  Job.  18,  28. 

ayovciv  ovp  top  ^It/oovv  ajto  rov  KoCiatpa  slg  t6  ngai- 
Tcigiop*  fjp  öl  :itQa)t'  xal  avvol  ovx  elc^Xd-op  elq 
t6  JtQaiz(DQiop,  tpa  fiTj  fiiapd'cooip^  äXXa  q>äy<oOip 

e.  Syr.  Sin.  Job.  18,  28. 

riyop  TOP  ^IfjOovp  ajto  tov  Kataqia  . » .  slg  to  XQaixÄQiop, 
jpg  jcagaöcoöip  axrcop  reo  ^ye/iOPi'  avzol  6h  ovx  sloijXd-OP 

slg  ro  jegacTcigiop ,  tpa  (ifj  /aopd-wOiP,  icog  orov  lq>ayop 
xa  a^vfia. 

Die  Überlegenheit  des  jobanneiscben  Evangeliums  gegenüber 
den  drei  synoptischen  Bearbeitungen  des  Urevangeliums  in 
historischen  Detailangaben  zeigt  sich  namentlich  auch  in  der 
von  Johannes  allein  gegebenen  richtigen  Zeitbestinmiung,  wonach 
der  Gerichtstag  und  der  Todestag  Jesu  der  Tag  vor  dem  An- 
bruch und  vor  dem  Schlachten  sowie  dem  Essen  der  Passah- 
lämmer gewesen  ist  Vgl.  Heft  IQ,  612  £F.  die  Untersuchung  zu 
Lc.  22,  7.  In  Ephraems  Evangeliencommentar  sowie  in  der 
aethiopischen  Evangelienversion  ist  jeder  Zweifel  an  diesem  That- 
bestand,  welcher  schon  durch  den  griechischen  Text  bei  Johannes 
gegeben  ist,  ausdrücklich  ausgeschlossen.  Dagegen  im  Ara- 
bischen Diatessaron  sowie  im  Syr.  Sin.  ist  das  johanneische 
dXXä  in  ein  cum  =  ia)g  orov  »» ruk  verwandelt  und  so  der  Harmo- 
nisierung zu  liebe,  um  die  Johanneischen  Zeitangaben  mit  den 
synoptischen  zu  conformieren,  der  entgegengesetzte  Sinn  hergestellt. 

Joh.  18,  37. 

a.  Just.  ApoL  1, 13.  p.  60  D. 

xop  diöaCxaXop  xs  xtroxcop  yepofißpop '^fitp  xal  elg  xovxo 
ysppTjd'ipxa  ^Itjooup  XqiOxop, 

b.  Joh.  18,  37. 

iyco  elg  xovxo  yeyippijfiai  xal  slg  xovxo  iirjXvd'a  elg 
XOP  xoofiop,  ipa  fiagxvQi^oa}  xy  äXtiB-ela, 


Ig2  Aussercanonische  Paralleltezte  zu  Job. 

Wer  wollte  in  der  wörtlichen  Parallele: 

elg  TOVTO  YBvvTjd'ipra  (Just) 
slq  TOVTO  yeyipvriiiai  (Job.) 

und  in  dem  gleichen  Zusammenhang:  diöaoxaXov  Tovrmv  (Just.) 
^=^tva  fjKXQTVQfjöa)  Ty  äXrid'ala  (Joh.)  die  Abhängigkeit  Justins 
Yon  dem  vierten  Evangelium  an  dieser  Stelle  verkennen? 

Joh.  19, 26.  27*. 

a.  Epiph.  Haer.  LXXVIII,  10.  p.  1042  C. 

{Dg   6X^1  To  xaTa  ^Imavvriv  evayyiXiov   0TQag>6lg^   ^tjOlv^ 

dös  TOP  (iad-TJTfjPf  o,v  ^/^^^.^^^jJJ^mogj^^ 

jegliBbrgfagj  Wov  ^  f^V'^^VQ  ^^v  xat  Ty  ovt^  Xiyer  löov 
o  vlog  öov. 

b.  Joh.  19,  26.  27». 

*IrjOovg  ovv  löAv  t^v  fiT/Tiga  xal  top  fiad^t/T^p  xüqs- 
dTcora,  op  r^yana^  Xdyei  t^  fiTjTQl'  yvpai^  lös  6  vlog 
öov  sha  kiyei  r^  fiad'fjTf^'  16$  rj  fifjTijQ  öov. 

Auch  Joh.  1,  38  liest  man  OTQag)elg,  Job.  20,  16  0TQag>Bl6a\ 
hier  hat  diesen  Zusatz  nur  Epipbanius,  dessen  Text  mehrfach^ 
namentlich  auch  in  der  Umstellung  der  beiden  Anreden,  von 
dem  canonischen  Text  abweicht. 

Joh.  19,  28. 

a.  Epiph.  Haer.  LXXVII,  35.  p.  1030  A, 

ötipco,  XiyoDP^  öoTß  fioi  xietp. 

b.  Joh.  19,  28^ 

Xiyer  öifpco. 

Der  aussercanonische  Zusatz:  öots  /ioi  Jtietp  erinnert  lebhaft 
an  Joh.  4,  7,  wo  Jesus  zur  Samariterin  spricht:  dog  fioi  xetp. 
Aber  zu  Joh.  19,  28  findet  sich  derselbe  sonst  nirgends. 

Joh.  19,  34. 

a.  Joh.  19,  34. 

äXX*  elg  täp  öTQaTioTcop  Xoyxv  clvtov  ttjp  xXsv- 
QCLP  epv^sp,  xal  i^rjXd^BP  evd'Vg  alfia  xal  vda)Q. 


Texte  und  Untersnchiingen  zn  Joh.  19,  26.  27.  28.  34.  183 

b.  Cod.  Sin.  ad  Mt.  27,  49. 

aXXog  6h  Xaßthv  Xoyxtjv  ivv^ev  avrov  ttjp  JtXevgav, 

xal  i^rjX&ev  vdcoQ  xal  alfia. 

c.  nicrig  Sog>la,  Cod.  Askew  ed.  Woide  Append.  p.  72. 

dia  Tovxo  Ivv^av  Xoyxvy  ^^^  ^^'^  JtXevQ&v  jj^ov,  xal 
i^^Xd-sv  al^a  xal  vömg» 

d.  Pistis  Sophia  p.  233,  27.  ed.  Schwartze  et  Petenuann. 

Atque  etiam  propter  hoc  immiserunt  Xoyx^^  ^t^  meum 
latus!     EGTiit  aqua  et  sanguis. 

e.  Acta  Pilati  XI,  2.  B.  p.  311  ed.  Tischendorf. 

elg  öTQaTicirijg  iXoyxsvosv  avrov  iv  ry  ös^ia  jrXevggiy 

xal  Bvd-imq  i§ijXd-€V  al/ia  xal  vömg. 

f.  Exe.  Theod.  §  61.  ap.  Clem.  AI.  p.  984. 

öia  de  rmv  ixQvivrwv  ix  xrjq  jtXBvgaq  köi^Xov  rag  hcgv- 
ö£ig  rmv  Jtad'mv. 

g«  4.  Est.  5,  5. 

xal  ix  §vXov  alfia  öra^BL 

h.  Orig.  c.  Cels.  I,  66.  Opp.  I,  380. 

jtcd^a>p  [sc.  6  KsXaog]  yovv  xo  inl  reo  oxovqco  jtQOXvB-lv 

alfia  xov  ^ItjCov  q)7}olv,  oxi  ovx  tjv 

^IXcoQ  olog  jtig  xs  ght  fiaxaQBOai  d'sotaiv. 

i.  Apollin.  Hierap.  Fragm.  in  Chron.  Pasch.  I,  13. 

6  .  .  Jiatg  .  .  ^€ov  .  .  o  xf]v  aylav  jtXevQav  ixxsvxr/d'elg, 
6  ixxiag  ix  xrjg  jtXsvQag  avxov  xa  ovo  JtaXiv  xad'aQöux, 

vöofQ  xal  alfia,  Xoyov  xal  jtvevfia. 

k.  Acta  Pil.  A.  XVI,  7.  p.  283  =  Gest.  Pil.  XVI,  4.  p.  387. 

Xoyxu  xfjv  jtXBVQCLV  avxov  i^BxivxrjOBV  Aoyxtvoc  6 
OxQaxicixijg. 

1.  Orig.  c.  Cels.  II,  36.  Opp.  I,  416. 

Blxa  q>i]Oiv  6  KiXöog'  xL  q>rioi  xa\  avaCxoXo3tiC,Ofiivov 
xolog  IxcoQ,  olog  Jtig  xb  giBi  fiaxaQBOOi  d'Botöip;  ixBtvog 
filv  ovv  jtal^BL  rjfiBlg  öi  cbto  xmv  cxovöalwv  BvayyBXlcov, 
xav  fiTj  KiXöog  ßovXfjxai,  j^agaüx^CofiBv,  oxt  lx(OQ  fihv  6 
fivd-ixog  xal  6fiJ]Qix6g  ovx  bqqbvobv  avxov  djto  xov  cdfAtt" 
xog'  tJöi]  rf'  avxov  ajto&apovxog  Big  x&v  OXQaxicoxmv 
Xoyxv  '^V^  :^XBVQav  avxov  bvv^b. 


184  Attssercanonische  Paralleltexte  zu  Job. 

Der  frühzeitige  Einfluss  des  johanneischen  Evangeliams  zeigt 
sich  an  dieser  Stelle  nach  zwei  Seiten,  sofern  die  Nachricht 
Job.  19,  34  nicht  nur  in  die  apokryphische  Pilatusliteratur,  son- 
dern auch  in  das  canonische  Matthäusevangelium  eingedrungen 
ist.  Es  sind  ausser  dem  Cod.  Sinaiticus  die  Codd.  B  C  L  U  /^  5.  48. 
67.  115.  127*  das  Hierosolymitanum,  zwei  Yulgata- Handschriften, 
die  aethiopische  Version,  Cyrillus  AI.  und  Chrysostomus,  welche 
die  Eintragung  von  Joh.  19,  34  nach  Mt.  27,  49  bezeugen. 
Während  die  Acta  Pilati  den  Lanzenstich  gemäss  der  johannei- 
schen Pragmatik  in  die  Zeit  unmittelbar  nach  dem  Verscheiden 
Jesu  legen,  bildet  derselbe  Vorgang  in  den  erwähnten  Matthäus- 
Handschriften  das  letzte  Moment  vor  dem  Tode  Jesu.  —  Die 
oben  mitgetheilte  Parallele  aus  der  Esra-Apokalypse  dürfte  als 
ältere  Quelle  das  apokryphe  Jeremia-Buch  voraussetzen,  über 
dessen  frühzeitige  und  weite  Verbreitung  in  der  TJrkirche  ich 
in  Heft  11,  334  ff.  372  ff.  zu  Mt.  27,  9.  10;  28,  2—4  ausführlich 
gehandelt  habe. 

Joh.  19,  37. 

a.  Barn.  VH,  9.  p.  36,  3. 

Sy^ovrai  avTov  rote  rfj  ^fiiga  rov  Jtoö^Qtj  ex^^''^^  '^^^ 
xoxxivop  J€£qI  ri}v  öaQxa,  xal  igovOtv  ovx  ovtog  köxiv^ 
6v  Jtote  rjiiBlq  ioravQcioafiev  i^ovd-evrjoavtsg  xal  xara-- 
xevT^öavTsg  xal  ifiJtTvoapreg; 

b.  Apoc.  1,  7. 

löov  ^QXBrai  (isra  xciv  psipeXciv,  xal  6y)6Tai  ovrov  nag  09- 
d-aXfiog  xal  otrivsg  avrov  k^exivrrjöav,  xcä  xotpovrai 
Ijt   avrov  Jtaöai  al  g}vXal  rtjg  yr\g, 

c.  Sach.  12,  10^  12».  LXX. 

xal   hcißZhpoprai   jtQog   fiB,   dvO-*  mp  TMxmQXTfCavxo,  xal 

xotpopxai  kjt  avTOP  xojibtop  . . .  xal  xotpBrai  rj  yfj  xaxa 
q}vXag  (pvXag  . .  .  xai  al  yvpalxBg  avxcop  xad^  tat^tag. 

d.  Just.  Apol.  I,  52.  p.  87  D  E. 

6ia  Zaxaglov  xov  XQoq>7jxov  jtQog>TixBvd-ipxa  IXix^  ovxwg' 
.  .  xotpopxai    fpvXtj  JtQog   (pvX7}p,  xcu  xoxb  otpopxai  elg 

OP   k^BXBPXTjÖaP, 

e.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.  32.  p.  249  C  D. 

xal  ovo  JtaQovclag  avxov  YBPTjöBö&ai  k^tjyijöafifjp^  (ilap  (ihv 


Texte  und  Untersucbungen  zu  Job.  19,  37.  Ig5 

iv  y  i§sxevrfj{h]  vg)*  vficöv,  öevrigav  öe  ors  hjtiyviDOBOd-B 
elg  ov  i^exevTTJoara,  xal  xotpovrai  cd  q>vXäl  vfiäp,  gn)Xf^ 
jiQog  g>vZ^p,  al  yvvaXxeq  xax  löiav  xäl  ol  avdgsg  xax 
IdUxp. 

f.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.  126.  p.  355  C. 

6g  xäi  JtaXiv  JtaQiaraif  xcu  xoxb  xotpovxai  v(iciv  al  öciösxa 
fpvXaL 

g.  Just.  Dial.  c,  Tryph.  c.  14.  p.  232  D. 

slg  XTjp  öevxiQüp  avxov  ytagovaiap,  oxe  iv  öo^y  xal  kjcapm 
xAv  vsq>sXcip  jtaQiaxai^  xcü  otpsxai  6  Xaog  v/icop  xal  yvo- 
Qisly  elg  op  i^sxipxfjöap. 

h.  Just  DiaL  c.  Tryph.  o.  64.  p.  289  A. 

xal  jtaXiv  ixBlPOP  xcLQayBPffiOfiBvop,  op  OQap  fiiXXovCi  xal 
xojiXBOd-ai  ol  ixxBPXTJOapxBg  avxop, 

i.  Exe.  Theod.  §  62.  ap.  Clem.  AI.  p.  984. 

xadfftai  6b  (ibxqi  CvpxBXalag,  Xpa  Idcoaiv,  Big  op  i^BXBP- 
XTjöap. 

k.  Tatiani  Ery.  härm.  arab.  ed.  Ciasca  p.  93^ 

Et  etiam  Scriptura,  quae  dicit:  Intuiti  sunt,  quem  trans- 
fixeruni 

1.  Joh.  19,  37. 

xal  naXiv  hxBQa  yQaq)i}  XiyBi'  oipopxai  Big  op  i^axip- 
xfjOap, 

Neben  dem  Text  unserer  jetzigen  Septuaginta-Ausgaben: 
dp9'*  (DP  xaxoQxfiOapxo  war  die  richtigere  Übersetzung:  Big  op 
i^BxipxfjOap  frühzeitig  verbreitet.  Dies  bezeugen  nicht  nur  10, 
bzw.  11  Septuaginta-Handschriften  (bei  Holmes),  sondern  auch 
die  alten  Übersetzer  Aquila,  Symmachus,  Theodotion,  welche 
ixxBPXBtp  gebrauchten.  Dies  bezeugt  auch  die  Übereinstimmung 
des  vierten  Evangelisten,  des  Apokalyptikers,  des  Barnabas 
und  des  Justin,  unter  denen  allerdings  Barnabas  xaxaxBPXBlp 
gebraucht,  indem  er  aber  eben  damit  seine  direkte  Bezugnahme 
auf  Sach.  12,  10^  an  den  Tag  legt  Es  ist  also  in  diesem  Falle 
weder  bei  ihm  noch  bei  Justin  die  Verwandtschaft  mit  der 
Form  des  Citates  in  Joh.  19,  37  ein  sicheres  Zeichen  der  Ab- 
hängigkeit von  dem  johanneischen  Evangelium. 


|gg  j&ussercanonische  Paralleltexte  zu  Joh. 

Joh.  20, 13. 

a.  Aphraates  Hom.  XX.  p.  320  f.  ed.  Bert 

Wie  Maria  sprach:  Sie  haben  unsem  Herrn  weg- 
genommen, und  ich  weiss  nicht,  wo  sie  ihn  hinge- 
legt haben.  Und  die  Engel  sprachen  zu  Maria;  Er  ist 
auferstanden  und  hingegangen  zu  dem,  der  ihn  gesandt  ha£ 

b.  Joh.  20,  13. 

XiyBL  avTOlq  ort  r  Qav  xov  xvQtov  (lov,  xal  ovx  olöa, 
jcov  ed-rjxav  avrov. 

Der  Text  des  Aphraates  erscheint  wie  eine  Mischung  Ton 
Joh.  20,  23,  Lc.  24,  6  par.  und  Joh.  16, 5.  Dabei  ist  zu  beachten, 
dass  der  Hingang  Jesu  zum  Vater  und  der  Vorgang  der  Auf- 
erstehung in  einander  fliessen.  Die  ganze  Engelrede  fehlt  in  den 
canonischen  Texten  vollständig;  die  Anfangs worte  der  Maria 
sind  auch  Joh.  20,  2^  wiederzufinden. 

Job.  20, 16. 

a.  Syr.  Sin.  Joh.  20,  16. 

aha  Xiysi  avr^  ^Ifjöovg'  Magia/i.    t]  öh  ^ylvcDCxsp  avrop 

xal  axBXQlvaxo  xcü  ebtsv  avtä'  *PaßßovZL  rj  öe  eÖQafiSP 
JCQoq  avrov  slg  ro  y)rjXag>äv  avrov. 

b.  Joh.  20,  16. 

jLiysi  avry  ^If/aovg'  Magiafi*  crQaq>Bl6a  ixelvtj  Xiyei  avr^ 
^EßgaüLOrl'  ^Paßßovvl,  o  Xiyerai  öiöaOxaXs. 

Der  Sjr.  Sin.  bietet  hier  mehrere  seiner  paraphrastischen 
Zusätze,  die  man  nach  ihrem  Inhalt  aus  dem  Contexte  mit 
Leichtigkeit  conjekturieren  kann. 

Joh.  20, 17. 

a,  Iren.  V,  31,  1. 

Resurgens  autem  tertia  die,  et  Mariae,  quae  se  prima  vidit 
et  adoravit,  dicebat:  Noli  me  tangere,  nondum  enim 
ascendi  ad  patrem;  sed  vade  ad  discipulos  et  die  eis: 
Ascendo  ad  patrem  meum  et  patrem  vestrum. 


Texte  mid  Untenuchnngen  zn  Joh.  20, 13.  16.  17.  18.  187 

b.  Epiph.  Ancor.  c.  27.  p.  32  D. 

äXX*  sljtsv  |j^^^^fF£22!?^^*  JtQog  rov  &e6p  fiovxald'sop 
v(ic5v  xal  jtariqa  fiov  xal  JtaxBQa  vficöv. 

c.  Epiph.  Haer.  LXIX,  55.  p.  777  C. 

sIqtjxsp  6  XgiOTog  rolq  eccvrov  fiad^ratg  ort  dxiQXOfiai 
XQog  ZOP  JiaxBQa  fiov  xal  JcariQa  vfidp  xat  &eop 
fiov  xal  d-sop  vfiSp. 

d.  Eus.  Dem.  ev.  VIII,  1,  58. 

axayyslXaxB  fag,  g>r]oi,  xolg  äöeXg)Otg  fiov,  oxi  apSQXO^ 
liat  jtQog  xov  jtaxega  (lov  xal  Jtaxega  vficip  xal 
d-eop  fiov  xal  d'sop  vficip. 

e.  Joh.  20,  17. 

Xiysi  avx^  ^Itiöovg'  fitf  fiov  ajtxov  ovjto)  yag  apaßi- 
ßrjxa  jcQog  xop  xaxiga'  xogevov  61  Jtgog  xovg  äöeX- 
g>ovg  fiov  xal  eljte  avxotg'  apaßalpo)  Jtgog  xop  xa' 
xiga  fiov  xal  xaxiga  vfiäp  xal  d'sop  fiov  xal  d'sop 
vfiäp. 

Dem  sonst  in  der  Regel  sorgfaltig  citierenden  Eusebius 
ist  hier  eine  Eintragung  aus  Mt.  28,  10:  vjtaysxs,  aJtayyslXaxs 
xotg  dösXg>otg  fiov  —  begegnet.  Auch  sein  apig^ofiai^  welches 
bei  ihm  sich  öfter  findet,  sonst  aber  nicht  bezeugt  ist,  dürfte 
kaum  handschriftlich  begründet  gewesen  sein.  Das  zweimalige 
ajtigxofiai  des  Epiphanius  ist  wohl  eine  Übertragung  aus  Joh. 
16,  7,  wo  dasselbe  djtigxsodai  den  Hingang  Jesu  zu  seinem 
Vater  bezeichnet. 

Joh.  20, 18. 

a.  Cod.  Cantabr.  Joh.  20,  18. 

sgxsxai  fiagla  ^  fiayöaXtjpi}  ajtayyiXXovoa  xolg  fiadrixalg 
avxov,  oxi  hcigaxsv  xop  xvgiop  xal  a  shtsp  ctvx^,  kfitjpvosp 

avxoTg. 

b.  Syr.  Sin.  Joh.  20,  18. 

xal  sgxsxai  Magutfi  xal  slxsv  xolg  fiadffxalg  oxi  kcigaxsp 
XOP  xvgioPj  xcH  ixslpa  a  ifirjpvösp  avxf],  sbtsp  avxolg, 

c.  Joh.  20,  18. 

Igxsxai  Magiafi  rj  MayöaXtjPti  ayyiXXovoa  xolg  fiadr/xalg, 
0X1  hcigaxa  xop  xvgiop,  xal  xavxa  sbtsp  avxy. 


188  AoBsercanonische  Paralleltexte  zu  Joh. 

Die  Berührung  des  Syr.  Sin.  mit  Cod.  D  ist  an  dieser  Stelle 
unverkennbar. 

Joh.  20, 19. 

a.  Celsus  ap.  Orig.  c.  Cels.  11,  70.  Opp.  I,  440. 

xcä  rolq  lavxov  d-iaöciraig  xgvßörjv  xaQZipaLvBxo. 

b.  Just  Dial.  c.  Tryph.  c.  106.  p.  333  C. 

xdi  oxL  iv  (iiocp  tc5p  äösX^mp  avtov  fort/,  tc5p  ajro- 
ötojLcop. 

c.  Joh.  20,  19^ 

rcip  d'VQWP  xexXBiOfiipwp,  ojtov  TjOap  ol  iia&fjtal^  öia 
TOP  g>6ßop  tAp  ^lovöalfDPy  fiX&sp  6  *It]öovg  xal  eörrj  elg  ro 
Hiöop. 

Das  XQvßöfjp  xaQBfpalptxo  des  Celsus  kann  nur  auf  Joh. 
20,  19  zurückgehen,  und  das  hp  [liccp  tc5p  aöeXgxop  Isortj  des 
Justin  stimmt  zwar  mit  Lc  24,  36:  Ibörrj  ip  (lioq)  avrcip  noch 
genauer  als  mit  Joh.  20,  19:  ecrrj  elg  z6  (lioop  zusammen,  wird 
aber  wegen  der  Verbindung  mit  rcöp  aöekgxSp  doch  wahrschein- 
lich aus  Joh.  20,  17.  19  entnommen  sein,  obwohl  zugleich  eine 
Verknüpfung  mit  Mt.  28,  10  stattfinden  könnte. 

Joh.  20,  20. 

a.  Celsus  ap.  Orig.  c  Cels.  11,  59.  Opp.  I,  432  =  c.  Cels.  11,  55. 

Opp.  1,  429. 

xal  ra  ötifista  rfjg  xoXäöscDg  eöei^B  xal  rag  x^^Q^^  ^^ 
^öap  jtejceQOPTjfiBPOL. 

b.  Anast.  Sin.  Viae  dux  c.  13. 

xal  x6'  ficiXcojtag  xal  xvjtovg  XQovfiararp  ÖBt§ai  hp  aq>d'aQ' 
xco  cdfiaxt, 

c.  Anast.  Sin.  Viae  dux  c.  13. 

ovÖBlg  öixaiog  ov6b  dh  dfiaQxcoXog  aplcxaxai  ix<op  iv  xS 
Ocigiaxi  fKoXcojtag  xal  ovlagxalxQcn^^         xvJtovg. 

d.  Iren.  V,  7,  1. 

et  ostendit  discipulis  figuras  clavorum  et  apertionem  la- 
teris. 


Texte  und  Untersuchangen  zo  Joh.  20, 19.  20.  Ig9 

e.  ApelL  ap.  HippoL  260. 

del^avra  zovgjcvxovg  xäv  ^Icov  xal  rngjtXevQaq, 

f.  Epiph.  Anaceph.  p.  137  B  =  'Evöijfi.  XQiarov  c.  3.  p.  49  D. 

(isra  yoQ  xo  sUsekd^slv  iöei^e  X^^Q^Q  ^«^  xodag  xal  jtXevr 
Qav  vsvvyfiivTjp,  ooria  rs  xal  v€VQa. 

g.  Just,  de  resurr,  fragm.  9.  p.  594  D. 

xal  tpTjXa^gp  avTOv   jjtixQSJtBV  avxolq  xal   xovq  xvjiovq 
xAv  fjXwv  BP  xalq  x^Q^^'^  ijtedelxpvs. 

h.  Ign.  ad  Smyrn.  III,  2.  p.  86,  1. 

xal   Bv&vg   avxov  f,fpapxo  xalixlaxevoap,   xga&ipxsg  r§ 

Cagxl  avxov  xal  x<p  JtPtvfiaxi. 

l  Epiph.  Haer.  XLIV,  2.  p.  382  B. 

xal  1b 6 6 1^6 p  avxfjp  xtjp  öagxa  xoTg  tavxov  fia&rixalQ. 

k.  Epiph.  Haer.  LXXVII,  9.  p.  1003  C. 

xal  xovxo  sljtcop  vjtidsi^ep  avxolg  xag  yeTpa^  xal 
xovg  JtoOag, 

1.   Cod.  Sinaiticus  Lg.  24,  40. 

xal   xovxo    bIxAp   söbi^sp    avxotg   xag   x^^Q^^  ^^^ 
xovg  Jtodag» 

m.  Joh.  20,  20. 

xal  xovxo  elxcop  böbi^cp  xag  x^^Qf^^  xal  xtjp  xXbv' 
Qap  avxolg. 

Hier  liegen  alte  Vermischungen  von  Joh.  20,  20  mit  Joh. 
20,  27  vor,  theilweise  auch  mit  Lc.  24,  39.  Denn  nur  an  letzterer 
Stelle  findet  sich  in  den  Evangelien  das  charakteristische  tpTjZa- 
g>aPj  auf  welches  auch  1.  Joh.  1,  1  angespielt  ist.  Aber  dieses 
lucanische  tpfiXag>ap  erscheint  verknüpft  mit  dem  specifisch  jo- 
hanneischen  Ausdrucke  von  den  xvjtoi  xSp  tjXcop  und  überhaupt 
mit  der  dem  Thomas  zu  Theil  gewordenen  Erscheinung  des 
Herrn,  bei  welcher  in  den  johanneischen  Texten  der  terminus 
ipi]Xaq>äp  fehlt,  während  freilich  in  dem  zu  Joh.  20,  25  aufge- 
ftlhrten  johanneischen  Citat  aus  Origenes  das  ^i]Xag)^Ca)  dem 
Thomas  in  den  Mund  gelegt  ist.  Oder  wirkt  in  diesen  ausser- 
canonischen  Textbestandtheilen  eine  verloren  gegangene  Perikope 
des  Urevangeliums  nach,  in  welcher,  wie  ich  vermuthe  (vgl. 
Agrapha  S.  421  ff.),  die  dem  Jacobus-Thomas  zu  Theil  gewordene 


190  Aussercanonische  Paralleltezte  zu  Joh. 

Erscheinung  des  Herrn  (1.  Cor.  15,  7)  erzählt  war?  Fast  konnte 
es  in  der  That  so  scheinen,  als  ob  es  alte  Evangelientexte  ge- 
geben habe,  in  denen  die  Christophanie  vor  den  Aposteln  und 
Yor  Thomas  zugleich  erzählt  und  zeitlich  nicht  so  bestimmt 
auseinander  gehalten  gewesen  sei,  wie  es  Joh.  20,  26  der  Fall 
ist.  Zur  Sache  vgl  man  Heft  lU,  768.  792.  824  fif.  —  Der  ge- 
wohnlich fbr  unecht  erklärte  Vers  Lc.  24,  40  dürfte  ursprünglich 
lucanisch  sein,  da  er  auch  den  Context  aufs  Beste  abrundet 
Sein  Fehlen  lediglich  in  der  Textgruppe  des  Cod.  D  und  seiner 
Trabanten,  Syr.  Cur.  und  Italae,  zeigt,  dass  der  Redaktor  des 
dieser  Textgruppe  vorausgegangenen  Archetypus  hier  eine 
seiner  auch  sonst  häufigen  Kürzungen  vorgenommen  hat. 

Joh.  20,  21. 

a.  Clem.  Bom.  I,  42,  1.  p.  66,  15. 

ol  dxoöToZoi  fjfilp  evT]yyejiloB'7]Oav  cbto  rov  xvqIov  ^Iijöov 

Xqiötov,  ^hiGovq  6  XQiöToq  ajto  xov  ^€ov  i§Bxi(iq)d-fi. 

b.  Joh.  20,  21. 

sbtev  ovv  avTOtg  xakiv*  elQTjvfj  vfttp'  xad-cag  axiöraX' 
xiv  fie  6  JtaxriQy  xayo)  yci/ijco)  vfiäg. 

Da  auch  sonst  schon,  wie  wir  sahen,  der  Gebrauch  des  jo- 
hanneischen  Evangeliums  bei  Clemens  Rom.  wahrzunehmen 
ist,  so  wird  auch  vorstehende  Parallele  auf  dieselbe  Quelle  zu- 
rückzufahren sein,  zumal,  da  sonst  eine  evangelische  Parallele 
zu  dem  Citat  aus  Clemens  Rom.  und  die  darin  enthaltene 
Parallelisierung  der  Jüngersendung  mit  der  göttlichen  Sendung 
Christi  nicht  vorhanden  ist. 

Joh.  20,  22. 

a.  Pistis  Sophia  p.  233,  1  ed.  Schwartze  et  Petermann. 

Jesus  flavit  in  oculos  fiaB-rjrcDp, 

b.  Exe.  Theod.  §  3.  ap.  Clem.  AI.  p.  966. 

xät  fisra  xi]v  dvdöraaiv  kfi(pvcAv  ro  xvevfiarotg  djto^ 
OToXoig. 

c.  Herm.  Sim.  IX,  25,  2.  p.  246,  19. 

jtoQSvd'iprsgxa&wg  xal  JcaQiXaßop  ro  Jtpavfia  xo  ayiop. 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Job.  20,  21.  22.  24.  25.  19  j[ 

d.  Job.  20,  22. 

xal  Tovro  sljtcov  iveg>vör]Oev  xäi  Xiyei  avvotg'  Xaßere 
jtvBVfia  ayiov. 

Zu  dem  Texte  der  Pistis  Sophia  ist  noch  Orig.  Opp.  IV, 
388:  lvB(pvOT}OBV  xolq  fiad-T/ratg  —  zu  vergleichen. 

Joh.  20,  24. 

a  Iren.  I,  18,  3  (Marcosii). 

xai  ol  dexa  djtoöroXoi,  olg  qpavsQovrai  (lera  z^p  tysQCip 
6  xvQiog,  tov  ßatfiä  fifj  jtaQovrog- 

b.  Joh.  20,  24. 

Owfiäg  dh  alg  ex  x&v  öciöexa,  6  Xeyofisvog  /il&vfiog.  ovx 
Tjv  fisT*  avxwv,  OXB  rjXd-Bv  'irjoovg. 

Die  genaue  Ausscheidung  des  Thomas  von  der  den  zehn 
Aposteln  zu  Theil  gewordenen  Christophanie  bekundet  auch  den 
Gebrauch  des  johanneischen  Evangeliums  bei  den  Marco  siern. 

Joh.  20,  25*. 

a.  Syr.  Sin.  Job.  20,  25». 

iXeyov  avxm'  d^a  (laQav  [ijXd^BV  o  xvgiog  =  «^3^   f^Axf^]» 
xal  tooQaxa/iBv  avxov. 

b.  Joh.  20,  25*. 

IkByov  ovp   avxtp    ol  dXkoi  fiad-r/xal'  ta>QdxafiBV  xov  xv- 

QiOV, 

Die  —  durch  das  fjXO^ev  Irjöovg  am  Schluss  von  v.  24  ver- 
anlaaste  -  freie  Tertwiedergabe  des  Syr.  Sin.  erinnert  an  den 
aus  1.  Cor.  16,  22  und  Jiö.  X,  6  bekannten  liturgischen  Ruf  der 
Urkirche:  fiagav  dd-d,  nur  dass  die  Wortfolge  eine  andere  ist. 
Unbestritten  ist  hier  der  Ruf  im  perfektischen  Sinne  gemeint: 
iXrjXv&BV  6  xvQiog  =  o  xvgiog  r/Xß-BP  (Chrysost.)  =  o  xvQiog 
xagayiyopBP  (Cod.  Coisl.).  Damit  ist  die  Deutung  von  Hof- 
manns:  „Unser  Herr  bist  du!'',  ferner  auch  diejenige  Bickells: 
„Domine  noster,  veni*'  abgethan  und  ebenso  die  eschatologische 
Auffassung  erschüttert.  Vgl.  Kautzsch  (Grammatik  des  Biblisch- 
Aramäischen  S.  174),  welcher  im  Einverständniss  mit  Nestle 
die  perfektische  Auffassung  gleichfalls  vertritt.     In  jedem  Fall 


192  Aussercanonische  Paralleltexte  zu  Joh. 

zeigt  sich  auch  hier  die  freie  Behandlung  der  Texte  von  Seiten 
des  Syrus  Sinaiticus. 

Job.  20, 25\ 

a.  Just.  Apol.  I,  35.  p.  76  B. 

T6  öd'  ^Qgv^av  /lov  x^^Q^Q  ^^  xoöag  i^i^yr^Cig  xAv  kv  xA 
OxavgA  xayivrcov  iv  ralg  X^Q^^  xal  rolq  xoölv  avrov 

b.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.  97.  p.  324  C. 

0T6  ycLQ  iöTOVQcoöav  cevtop,  kfiju^öoovreg  rovg  ^Xo%>g  rag 
X^^QCig  xal  rovg  Jtodag  avrov  wQV^ap, 

c.  Orig.  Opp.  I,  433.  c.  Geis.  II,  61. 

od-ev  ovx  ebte  fiiv  iav  fifj  löo),  ov  /ir^  jciörevco'  xqoc- 
id-Tfxe  öh  %di  ro'  kav  (ztj  ßaXto  rfjv  x^^Q^  f^^^  ^^S  '^^^ 
rojtov  [rvjcov]  rAv  TjXmv  xal  ip7jlaq>i^0G}  avrov  rt/v 

jtXevQaVy  ov  fit]  jtiorevöa^, 

d.  Joh.  20,  25*». 

6  ÖS  ebiBV  avrolg'  kav  /li^  löat  iv  ralg  x^Q^^^  avrov 
rov  rv:xov  rAv  fjXmv  xal  ßaXo)  fiov  rop  öaxrvXov 
elg  rov  rojtov  rAv  rjXwv  xal  ßäXa>  /iov  rr^v  X^^Q^ 
elg  rr^v  JtXsvgav  avrov,  ov  fifj  xcorsvöo). 

Die  Erwähnung  der  i]Xaiv  (zweimal)  bei  Justin  weist  be- 
stimmt auf  das  Johanneische  Evangelium  zurück.  Bei  Origene» 
tritt  hier  das  an  dieser  Stelle  aussercanonische  ^Xatpäv  hervor^ 
welches  uns  bereits  zu  Joh.  20,  20  begegnete  (Just  de  resurr, 
c.  9)  und  welches  mit  dem  ajtrBOd-ai  bei  Ignatius  (Smym.  III» 
2)  sachlich  identisch  ist.  —  Eine  eigenthtimliche  Benützung  Yoa 
Job.  20,  25  hat  sich  das  Protev.  Jacobi  geleistet,  wenn  mit 
einigen  Abänderungen  die  Thomas- Worte  der  Salome  in  den 
Mund  gel^  und  auf  die  wunderbare  Empfangniss  Jesu  ange- 
wendet sind.  Vgl.  Protev.  Jac.  XIX,  3.  p.  37  ed.  Tischendorf  ^ 
xaL  sbtev  2JaXAfii]'  g§  xvQiog  6  d-eog  fiov,  kav  iifj  ßaXa>  toi^ 
ÖaxrvXov  fiov  xcä,  igevvi^oa)  rijv  (pvOiv  airr^g^  ov  fit]  jtiCrsvöa>^ 

Joh,  20, 27*. 

a.  Joh.  20,  27a. 

elra  Xiyu  rdS  ßofia'  (phQS  rov  öaxrvXov  oov  oöe  xal  IÖ€ 


Texte  und  Untenachungen  zu  Job.  20,  27.  ^^93 

raq  X^aQaq  fioVj  xäl  tpiQB  tt]p  x^^^  <^ov  xäi  ßaXs  elg  r^v 
xXevQcof  fiov. 

b.  Epiph.  Ancor.  c.  62.  p.  65  D. 

iöelxwe   rotg  :x6qI  rov  Ocofiap  ra  oöra  avrov  xäi  rag 
ooQxaq^  XBlQaq  re  xal  xf]v  JtXevgav. 

C  Const  V,  19.  p.  152,  2. 

^  oydof),  iv  Xi  ivojiiarovpra  ifib  Booiiav  ijtl  rff  avaCxaCsi 
IxXriQOipoQffiB,  dsl^ag  (loi  rovg  rvjtovg  rtSv  ^Xcop  xclL  r^g 

XoyxTjg  iv  r^  xXevga  rfjp  rgmöiv. 

A  Epiph.  LXIV,  64.  p.  593  C. 

edsi^s  yao  xvjtov  rjXmv  xal  xoxov  Xorrng,  xal  avräg  rag 
ovXag  dipTJxsv  kjcl  rov  Ccifiarog. 

e.  EpipL  Ancor.  c  91.  p.  95  D. 

ooria  xal  OaQxa  iöei^e  r<p  Oofigi  xal  rotg  liad-rjralg  av- 
rov, 

f.  Epiph.  Haer.  LXIX,  67.  p.  791  C  D. 

ooria  xal  <^^Q^^^f^^!^[2}L^XXS^.J^  rvxov  ^Xa)p, 
y)T)Xaip(DU€vog  vxo  rov  ßoofiä. 

g.  Dial.  de  recta  fide.  Sectio  IV  (ed.  Lommatzsch  XVI,  371). 

höslxd-ti  yccQ  xal  Oa}(iäg  fpfjXafpmv  rag  ovXag  rQavficirop. 

IfpaoxB'  ßaXe  rop  öaxrvXop  dg  rovg  rvjtovg  rAp  riXa>p 
xal  rfjp  x^^Qci  Oov  elg  rijp  jtXevgap, 

h.  Ephraem  Syr.  Opp.  II,  48  D. 

el  ovx  f)v  aao^,  rlpog  kp  yfi(>öl  xXriyag  nXcop  xal  Xoyxvg 
kp  JtXtvQCL  iy}jjXaq)i]C€  ßmfiäg; 

i.  Epiph.  Anac  p.  155  D. 

iy)i]Xaq)7jd'Tj  vjto  rov  Srnfia. 

k.  Epiph.  IIbql  jtloremg  c.  17.  p.  1100  A. 
xal  iy>rjXaq)^d^ri  vjfo  rov  Oofia, 

1.  Joh.  Damasc.  Fid.  orthod.  p.  303. 

xal  rovro  6ljra>p  iäei^sp  avrolg  rag  x^^Q^^S  ^«*  t-^i^  jtXav- 
QCLP  xal  Tc5  &a)/jiä  JtQorelpsi  jtQog  y)f]Xaq)rjOtp. 

Texte  nud  Untersachnngen  X,  i.  13 


]^g4  Aassercanonisohe  Paralleltexte  zu  Joh. 

Zu  Job.  20,  27^  treten  so  zahlreiche  aussercanonisohe  Texte 
auf,  dass  man  geneigt  wird,  hierzu  eine  aussercanonische,  bezw. 
Yorcanonifiche  Quelle  vorauszusetzen.  Das  charakteristische  ^- 
jLaq)av  kehrt  in  Bezug  auf  Thomas  mehrfach  wieder,  und  die 
Synonyma:  rgcicig  =  xQavfia  =  ovX^,  welche  in  keinem  Evan- 
gelientexte sich  finden  und  auf  ein  gemeinsames  hebräisches 
Quellenwort  hinzuweisen  scheinen,  machen  die  Vermuthung  rege, 
dass  hier  ein  vorcanonischer  Text  fortvnrke  als  ein  Bestandtheü 
des  ursprünglichen  —  jedenfalls  sehr  kurzen  —  Berichtes  über 
die  dem  Zwilling  Jacobus-Thomas  nach  1.  Gor.  15,  7^  zu  Theil 
gewordene  Erscheinung  des  Auferstandenen. 

Spätere  apokryphe  Zusätze  repraesentieren  Ephraem  Syr. 
(ed.  Mösinger  p.  261):  Et  vulnus,  quod  claudebatur,  eoce  quo- 
modo  post  decem  dies  dissolutum  est,  et  digiti  intrarunt  in  illud 
— ,  sowie  Clemens  AI.  Pragm.  in  Joann.  I,  1.  p.  1009:  Fertur 
ergo  in  traditionibus,  quoniam  Joannes  ipsum  corpus,  quod  erat 
extrinsecus  tangens,  manum  suam  in  profunda  misisse  et  ei  du- 
ritiam  camis  nullo  modo  reluctatam  esse,  sed  locum  manni  prae- 
buisse  discipuli. 

Joh.  20,  27b. 

a.  Theophil,  ad  Autol.  I,  14. 

ufj  ovv  djtlorei,  aXka  nlcttvh. 

b.  Cod.  Cantabr.  Joh.  20,  27^ 

xdl  iifj  lod^t  axiOTOg,  dXXa  juarog. 

c.  Joh.  20,  27*>. 

xal  liii  ylvpv  axicrog,  dXXd  xtoroq. 

In  etwas  freier  Abwandlung  gebraucht  Theophilus  den 
Spruch  Joh.  20,  27^  Die  Lesart  des  Cod.  Cantabr.  lod^t  ist 
auch  in  den  Italae  und  in  der  Vulgata  vertreten. 

Joh.  20,  28. 

a.  Ign.  ad  Rom.  VI,  3.  p.  64,  12. 

kxiXQ^axi  fiot  (iifiTjTfjv  elvai  rov  ndd-ovq  rov  d'sov  [lov, 

b.  Joh.  20, 28. 

djiBXQld-T)    Owfiag    xal   djttv   avrdp*    6  xvQioq  fiov  xal   6 
d-eoq  fiov. 


Texte  und  Untersuchungen  zu  Job.  20,  27.  28.  21, 1—3.  195 

Job.  21, 1-3. 

a.  Ev.  Pseudo-Petri  v.  58—60. 

V.  58.   ijv   ök    TeXevraia   r/fitQa   xmv   aCvficoVf   xal  jtoXXol 

Tivsg    h^fiQXOVTO   vJtooxQJipovxeq   stc   rovg   oucovc:   avrcop 

TTJg  bOQTrig  jtavoafidvTjg.     v.  59.   r/fietg  öh  ol  öcoöexa  fia&rjr 

Tol  Tov  xvqIov  ixXalo(iav  xal  iXvjtovfjeO-a  xcu  ixaczog  Xv- 

jtovfiBvog  öia   rb  ovfißav  cbtriXkayr/  slg  xov  oixov  avxov. 

V.  60.  lyc[>  dh  Ulfiwp  IlixQog  xal  ^AvÖQiag  6  aÖBXq>6g 
(iov  XaßovTsg  ^fiwp  xa  Xlva  ajr'^XB-afisr  sig  xfjv  d^aXacoav, 

xal  i]v  ovp  Tjfilv  Aeveig  6  xov  'AX^alov,  op  xvoiog  .  .  . 

b.  Job.  21,  2.  3. 

rjaav  ofiov  Ulfiwv  IlexQog  xal  Gcofiag  6  Xeyofievog  AI- 
ävfiog  xal  Na^avarjX   6   ajto  Kavä  xfjg  FaXtXalag  xal  ol 

xov  Zeßsöalov  xal  aXXoi  kx  xSv  fiad^xmv  avxov  6vo.  Xe- 
yst  avxoig  Sipiayv  IlixQog'  vxayco  aXisvsiv.  Xiyovoiv 
avxA'  iQxofied-a  xal  r^fietg  övp  aoL 

Der  Schluöis  des  pseudopetainischen  EvangelienfragmeDtes 
ist  die  einzige  Stelle,  wo  dieses  Apocrypham,  welches  sonst 
wohl  noch  einige  johanneische  Anklänge  hat  (vgl.  namentlich 
Ev.  Ps.-Petri  c.  26.  27  mit  Joh.  16,  20;  20,  19  und  dazu  Heft  III, 
746  f.)  f  doch  unmittelbar  in  seiner  Pragmatik  mit  dem  vierten 
Evangelium  sich  berührt.  Denn  dass  hier  v.  58 — 60  dieselbe 
Situation  vorliegt  wie  Job.  21,  1  ff.,  ist  unzweifelhaft.  Dabei  ist 
zugleich  der  compilatorische  Charakter  der  pseudopetrinischen 
Darstellung  offenbar.  Der  Tag  der  Auferstehung  Jesu  soU  hier- 
nach der  letzte  Tag  des  Festes  (xsXsvxala  ^fi^Qa  xwv  a^v(ia)v) 
gewesen  sein,  während  das  Ende  des  Passahfestes  doch  erst 
sieben  Tage  später  eintrat.  Simon  Petrus  und  seine  Mitjünger 
sollen  weinend  und  trauernd  {%xaaxog  Xvjtovfitvogl)  nach  Hause 
gegangen  sein!  Zu  dem  ixaoxog  dxtjXXayrj  etg  xov  olxop  avxov 
vgl.  man  die  Acta  Pilati,  mit  welchen  das  pseudopetrinische 
Apocryphum  stammverwandt  ist,  und  welche  am  Schlüsse  eine 
ähnliche  Phrase  zur  Anwendung  bringen.  Vgl.  Acta  Pil.  A. 
XVI,  8:  ayravxeg  djir/Xd^ev  txaoxog  dvijQ  elg  xop  olxop  avxov. 
Der  Vermuthung,  dass  in  dem  Schluss  des  pseudopetrinischen 
Fragmentes  der  Anfang  des  ursprünglichen  Marcusschlusses  zu 

la* 


196  AassercanoziiBche  Paralleliexte  za  Job. 

suchen  sei,  kann  ich  daher  in  keiner  Weise  beistimmen.  Nur 
in  Einem  Punkte  scheint  eine  echte  Tradition  hier  yorzuliegen, 
nämlich  in  der  Erwähnung  Aevelg  6  rov  *AX<palov,  Da  die  Si- 
tuation ohne  Zweifel  mit  Joh.  21 ,  1  ff.  identisch  ist,  so  haben 
wir  hier  eine  Stütze  fttr  die  von  mir  Heft  III,  829  ff.  begründete 
Identificierung  des  AtVBiq  6  xov  *AZq>alov  (Mc.  2,  14)  =  Mad-- 
d-alog  (Mt.  9,  9)  mit  dem  johanneischen  Natbanael  (Joh.  21,  2). 
Der  Verfasser  des  pseudopetrinischen  Evangeliums  scheint  sonach 
mit  der  Thatsache  bekannt  gewesen  zu  sein,  dass  der  Joh.  21,  2 
gemeinte  Jesusjünger  mit  seinem  Eigennamen  Aevelg,  mit  seinem 
Zunamen  Matthäus  «=  Nathanael  (d.  i.  Gottesgabe)  geheissen  hat. 

Joh.  21, 4.  5. 

a.  Clem.  AL  Paed.  I,  5,  12.  p.  104. 

^j;  yovv  x&  sva^yakltp'  orad-elgy  q>7iolv,  6  xvgiog  ijtl  reo 
alyiaXA  XQog  rovg  fiad-fjrctg.  —  aXievovxag  6h  erv^ov  — 
kjtsqxDVfjOBP  TS'  naiöla,  pit]  xi  otpop  l;i^fTe; 

b.  Joh.  21,  4.  5. 

jtQoaitag  6b  fj6fi  YivofiipTjg  Icxri  ^ItjGovg  kjtl  xov  alyia- 
Xov  ov  (livxoi  ^6BiCav  ol  fiad^fjxal,  oxi  ^Irjaovg  kcxiv. 
Xiysi  ovv  avxolg  *IfjCovg'  3tat6la,  (i^  xi  3tQ00<pa^ 
yiov  ?;f8T€; 

In  seiner  freien  Weise  gibt  Clemens  hier  den  Text  von 
Joh.  21,  4.  5  wieder.  Sein  o^)ov  ist  das  gebräuchliche  griechische 
Wort  zur  Bezeichnung  der  Zukost,  besonders  der  Fischkost  im 
späteren  Griechisch;  es  findet  sich  aber  im  N.  T.  nicht  Das 
Diminutivum  otpaQiov  ist  ausschliesslich  johanneisch.  Vgl.  Joh. 
6,9.  11;  21,9.  10.  13. 

Joh.  21,  6. 

a.  Cod.  Sin.  ad  Joh.  21,  6. 

o  6s  slnsv  avxolg'  ßaXsxs  elg  xa  66§iä  [isqj}  xov 
jtXoiov  xo  6lxxvov  xal  svQtjosxe,    [oi   66   eljtov   6i 

oXi]g  xfjg  wxxog  kxojtiaoaiisv  xal  ov6sv  kXdßofisp'  ijd  6h 

xA  <?y    QT^iaxL  ßaXovfisp.]    ol  6h  sßaXop,   xal   ovxixi 

avxo  elXxvoai  loxvop  djto  xov  JtXfjO'Ovg  xAv 
Ixd-vmp. 


Texte  und  üntersuchnogen  zu  Job.  21,  4.  5.  6. 


197 


b.  Tatiani  Ew.  härm.  arab.  ed.  Ciasca  p.  97^ 

Dixit  eis:  Mittite  in  dexteram  navigii  rete  vestrum,  et  io- 
▼enietis.  Miserunt  ergo;  et  non  valebant  trahere  rete 
prae  multitndine  piscium,  qui  venerant  in  eam. 

c.  Syr.  Sin.  Job.  21,  6. 

XiyBi  avxolq'  ßaXere  ra  dixzva  vficop  slg  ra  ös^iä  fiegif 
rov  jtXolov,  xal  avp^oere.  xal  wg  Ißakop,  xa&Ag  ebtsp 
avTOlg,  i^i^row  iXxvöai  ro  ölxxvov  slg  zo  xXolov  xal  ovx 
loxvov  aj[6  rov  ßaQOvg  xwv  Ix^oop  jtoXXmv^  ovg  elxsv. 

d.  Job.  21,  6. 

Xiysi  avrotg'  ßaXexe  slg  ra  ös^ia  iiiQi]  rov  jtXolov  ro 
ölxrvoVj  xal  evQ'^ösrs.  ißaXov  ovv,  xal  ovxiri  avro  tXxv- 
oai  Löxvov  äxo  rov  jiXi^d-ovg  rojv  Ix^cov. 

Der  in  Klammem  gesetzte  Zusatz  des  Cod.  Sinaiticus 
stammt  von  einem,  mit  dem  Sigle  ca  bezeichneten,  Correktor 
dieses  Codex  aus  dem  Anfang  des  7.  Jahrhunderts,  wurde  jedoch 
von  dem  kurz  darauf  schreibenden  Correktor  cb  wieder  getilgt 
Man  würde  diesen  Correktnren  daher  keinen  grossen  Werth 
beizumessen  haben,  wenn  der  betreffende  Zusatz  nicht  auch 
schon  in  den  Itala-Codices  Sangermanenses  und  bei  Cy- 
rillus  Alexandrinus  sich  vorfände,  also  aus  einer  Zeit  vor 
der  canonischen  Textrecension.  Da  derselbe  ausserdem  von  einer 
orientalischen  Version,  nämlich  der  aethiopischen,  und  von 
zwei  Yulgata-Codices,  mithin  in  griechischen,  lateinischen 
und  orientalischen  Texten  vertreten  wird,  so  ist  ihm  ein  sehr 
hohes  Alter  zuzuschreiben,  und  es  fragt  sich  daher,  ob  dieser 
aussercanonische,  bzw.  vorcanonische  Textbestandtheil  mit  der 
Tis chendorf sehen  Bemerkung:  ex  Lc.  5,  5  —  abzuthun  sei, 
zumal  da  der  johanneische  Zusatz  keineswegs  mit  Lc  5,  5  voll- 
ständig sich  deckt.    Man  vgl. 


Lc.  5,  5. 

xal  djtoxQiO^elg  Iifia)v  slxsv 
kniorara,  di'  oXrjg  rr/g  vvx- 
rbg  xojtidöavrsg  ovöhv  iXa- 
ßo/isp'  kjsl  6h  rqt  Qtjfiarl 
oov  X'^^dcw  ra  ölxrva. 


Job.  21,  6. 

ol  ds  slxov*  6i  oXfjg  rrjg 
vvxrog  ixojiiaöafisv  xal  ov- 
öhv iXaßofisp'  ijtl  ÖS  rw 
om  Q?ifiart  ßaXovfiev. 


198  Aussercanonische  Paralleltezte  zu  Job. 

Es  bringt  hier  vielleicht  die  Quellenkritik  willkommene 
Hilfe.  Den  Abschnitt  Lc  5,  1—11  hat  der  dritte  Evangelist 
seiner  Darstellung  aus  einer  Nebenquelle  eingefügt,  da  der- 
selbe weder  den  Charakter  des  vorcanonischen  hebräischen 
Evangeliums  trägt,  noch  aus  der  Marcusquelle  stammt,  wo  da- 
für Mc.  1,  16 — 20  zu  lesen  ist.  Nach  der  Intention  des  dritten 
Evangelisten  aber  sollte,  wie  die  synoptische  Vergleichung  deut- 
lich zeigt|  der  Abschnitt  Lc.  5,  1 — 11  der  Ersatz  sein  för  die 
Perikope  Mc.  1,  16 — 20,  welche  dafür  von  Lucas  weggelassen 
worden  ist  (Vgl.  Heft  III,  43  ff.)  In  dieser  Marcus-Perikope 
jedoch  ist  von  dem  Fischzuge,  welcher  in  Lc.  5,  1— 11  die  Pointe 
bildet,  mit  keinem  Worte  die  Rede.  Eine  unbefangene  synopti- 
sche Vergleichung  beider  Perikopen  zwingt  zu  der  Annahme, 
dass  an  dieser  Stelle  nur  eine  von  beiden  Darstellungen  die 
ursprüngliche  sein  kann.  Von  vorn  herein  neigt  sich  die  Wag- 
schale auf  Seite  des  an  petrinische  Erinnerungen  sich  anlehnenden 
Marcus.  Es  entsteht  dann  die  weitere  Frage,  wo  die  ursprüng- 
liche Stelle  zu  suchen  sei  für  die  Perikope  Lc.  5,  1^11,  welche 
der  dritte  Evangelist  weder  aus  Marcus  noch  aus  dem  vorcano- 
nischen Matthäus  entlehnt  hat,  welche  er  vielmehr  einer  ver- 
einzelten Tradition,  vielleicht  einem  „fliegenden  Blatt*",  jedenfalls 
einer  seiner  Nebenquellen  verdankte.  Bei  der  Umschau  nach 
dem  ursprünglichen  Standorte  des  in  Lc.  5,  1 — 11  berichteten 
Geschehnisses  bietet  sich  Job.  21,  1 — 17  als  Parallele  dar.  In 
beiden  Erzählungen  wesentlich  dieselbe  Jüngergruppe;  in  beiden 
Berichten  ein  segensreicher  Fischzug  als  Mittelpunkt;  in  beiden 
Parallelen  ein  Zerreissen  des  Netzes  (vgl.  Job.  21,  11:  kaxlcß^fj 
To  ölxTt)OP  =  Lc.  5,  6:  duQQfJYwro  öh  ro  dlxxvov  avtmv)\  in 
beiden  Perikopen  Petrus  die  Hauptperson;  auch  in  beiden  Dar- 
stellungen ein  lebhaftes  Sünden-  und  Bussgefühl,  welches  aus 
Simon  Petrus  hervorbricht  (vgl.  Job.  21,  17  =  Lc  5,  8);  in  beiden 
Abschnitten  endlich  eine  Berufung  des  Petrus  zu  apostolischem 
Wirken  (vgl  Job.  21,  15—17  =  Lc.  5,  10).  Es  liegt  also  die 
Annahme  nahe,  dass  der  Abschnitt  Lc.  5,  1 — 11  ursprünglich 
denselben  Vorgang  hat  berichten  wollen,  der  nach  der  johan- 
neischen  Tradition  in  Job.  21,  1 — 17  erhalten  ist,  wo  es  sieb  um 
die  Wiedereinsetzung  des  gefallenen  Petrus  in  seinen  aposto- 
lischen Beruf  gehandelt  hat.  Der  dritte  Evangelist,  der  die  Pe- 
rikope Lc.  5,  1 — 11  in  einer  untergeordneten  Nebenquelle,  viel- 


Texte  und  Untenaohangen  za  Job.  21,  8.  199 

leicht  auf  einem  vereinzelten  Blatte,  vorfand,  identifioierte  die- 
selbe mit  der  ersten  Berufung  des  Apostels  und  liess  deshalb 
die  Marcus-Darstellung  (Mc  1,  16—20)  fallen.  Reste  der  ur- 
sprünglichen Identität  zwischen  Joh.  21,  1 — 17  und  Lc.  5,  1 — 11 
zeigen  sich  in  den  vorcanonischen  Texten,  so  in  dem  aXXcp  des 
Cod.  Sin.  zu  Joh.  21,  8»  so  in  dem  vorcanonischen  Textbestand- 
theile  hier:  ol  dh  bIxov'  öi*  oXfjg  ZTJg  vvxrog  hcojciaöafiep 
xal  ovÖBV  iXaßofisv  ixl  öh  np  0(5  Q^fiazi  ßalovfisv^  vrelche 
Worte  an  das  johanneische:  kv  ixelvy  ry  vvxxl  kxlaöav 
ovöiv  in  Joh.  21,  3  au£s  Beste  sich  anschliessen.  Entweder 
also  stammt  dieser  Textbestandtheil  aus  der  vorcanonischen 
Nebenquelle,  aus  welcher  Lucas  die  Perikope  Lc  5,  1^—11  ent- 
nahm, oder  er  gehörte  ursprünglich  der  johanneisdhen  Tradition 
an,  welche  in  Joh.  21  überhaupt  nicht  beansprucht,  eine  un- 
mittelbar apostolische  zu  sein.  —  Vgl.  auch  Holtzmann, 
Handcommentar  zu  den  Synopt.  Ew.  S.  71,  v.  Schubert,  die 
Composition  des  pseudopetrinischen  Evangelienfragments  S.  143. 
Als  B.  Weiss  sein  „Leben  Jesu''  veröffentlichte,  ersah  ich 
zu  meiner  Überraschung  und  Freude,  dass  derselbe  bezüglich 
des  Verhältnisses  von  Lc,  5,  1 — 11  zu  Mc.  1,  16—20  einerseits 
und  zu  Joh.  21,  1 — 17  andererseits  zu  ganz  ähnlichen  Resultaten 
gekommen  war,  als  die  von  mir  eben  entwickelten.  Vgl.  Weiss. 
Das  Leben  Jesu  I,  434 — 438.  Die  Lc.  5,  1 — 11  betreffenden 
Schlussworte  von  Weiss  lauten:  „Hier  hat  sich  ja  aber  offenbar 
in  der  Erinnerung  die  Erzählung  von  der  Berufung  des  Petrus 
vermischt  mit  der  von  seiner  Wiedereinsetzung  in  das  ihm  über- 
tragene Amt,  und  so  ist  die  Geschichte  von  dem  wunderbaren 
Fischzuge,  an  die  sich  diese  knüpft,  mit  jener  verbunden  worden.'' 
Selbstverständlich  ist  Weiss  in  seinem  „Leben  Jesu''  auf  die 
vorstehenden  und  nachfolgenden  textkritischen  Fragen  nicht 
näher  eingegangen. 

Joh.  21,  %\ 


•m     y 


a.  Cod.  Sin.  ad  Joh.  21,  8*. 
oX  6\  aXXoi  fia&Tiral  r<p  aXXq)  JtXoiaQlm  i]Xd'OV, 

b.  Joh.  21,  8^ 

ol  ii  akkoi  fiad^ral  tm  jtXoioQlxp  rjXB^v. 
Das  hinzugefügte  aXXq>  ist  zwar  nur  durch  den  Cod.  Sin. 
vertreten,  aber  in  diesem  Falle  nicht  durch  die  späteren  Oorrek- 


200  AiUBercanonische  Paralleltexte  zu  Job. 

toren,  sondern  durch  den  ersten  Urheber  der  Handschrift  dem 
Texte  einverleibt.  Es  ist  ja  allerdings  eigentlich  selbstverständ- 
lich, dass  zu  einem  solchen  Fischzuge  zwei  Schiffe  gehören  (ygL 
Lc.  5,  7:  TOlg  fisxoxoiq  iv  rS  Irigo)  nXolcp\  damit  das  Netz  an 
seinen  beiden  Enden  zum  Land  gezogen  werden  könne.  Aber 
ebendeshalb  ist  das  hinzugefügte  aXXcp  als  ein  Rest  des  echten 
Textes  anzusehen,  durch  welchen  die  Identität  der  Erzählungen 
Joh.  21,  1 — 14  und  Lc  5,  1 — 1 1  noch  deutlicher  wird. 

Joh.  21, 12. 

a.  Tatiani  Ew.  härm.  arab.  ed.  Ciasca  p.  97^. 

Dixit  eis  Jesus:  Yenite,  discumbite.  Et  nemo  audebat  ex 
discipulis  intenrogi^e,  quis  esset:  seien tes,  quia  dominus 
noster  esset,    ^ednon  apparuit  eis  in  sua  specie. 

b.  Joh.  21,  12. 

X^si  avtolq  o  ^IrjOovq'  öevre  ägiörrjcare.  ovöeig  äh  hroX^a 
xmv  fia&fjTcip  i^sraOai  avrov'  ov  rlg  sl;  slöotsg  ort  6 
TcvQiog  iCTiv, 

Der  Text  des  arabischen  Diatessaron  ist  sichtlich  von 
secundärer  Art.  Der  Zusatz:  sed  non  apparuit  eis  in  sua  specie 
scheint  den  Worten  Mc  16,  12:  i^avsQci^Tj  hv  treggi  fiOQg>y  ~ 
nachgebildet  zu  sein. 

Joh.  21, 15.  16. 

a.  Epiph.  Ancor.  c  9.  p.  15  A. 

o  axovwv  xaQa  rov  avrot;*  üerge,  jtolfiaive  ra  aQvla 

(10  V. 

b.  Pseudo-Cypr.  de  aleat.  c  3.  ed.  Hamack.  p.  16,  6. 

In  evangelio  dominus  ad  Petrum  dixit:  Petre,  inquit,  amas 
me?  et  Petrus  respondit:  etiam  domine,  tu  scis,  quo- 
niam  amo  te.  et  dixit:  pasce  oves  meas. 

c.  Joh.  21,  15. 

Xiy^i  xm  SlpLCDVi  nixQco  6  ^Irjöovg'  Ulfimr  ^Imavvov, 
dycix^g  fie  xXiov  xovxoav;  Xiyei  avxS'  vai  xvQie,  öv 
olöag,  oxi  <piX6i   oe.    Xiyei  avxtp'  ßooxe  xa  aQvla 

fiOV, 


Texte  nnd  Untenuchtingen  zu  Joh.  21, 12.  15.  16.  17.  25.        201 

d.  Joh.  21,  16. 

Xiyei  avttp  xaXtv  6bvt£Q0v'  J!l/ia>v  ^loavvov,  dyajtag 
fis;  Ziyei  avt^'  val  xvqis,  av  olöag,  ort  ipiXA  os. 
XifBi  avxA'  xolfiaive  ra  XQoßaxta  fiov. 

Die  Variante:  IHtqb  bei  Epiphanius  beweist,  dass  das  Citat 
in  der  pseudocyprianischen  Schrift  de  aleatoribns  dieselbe 
Variante  Petre  nicht  willkürlich  eingeftlgt,  sondern  aus  hand- 
schriftlicher Quelle  geschöpft  hatte.  Die  Epiphanias-Variante 
ist  bei  Tischendorf  nicht  notiert 

Joh.  21, 17«. 

a.  Pseudo-Cypr.  de  aleat.  c.  3.  ed.  Hamack.  p.  16,  9. 

et  soUicite  mandans  tertio  confirmavit  dicendo:  pasce  oves 
meas. 

b.  Joh,  21,  17. 

XifBi  avTw  ro  tqItop'  ...  ßooxe  ra  jtQoßdtiä  fiov. 

Hier  liegt  eine  wesentliche  Übereinstimmung  zwischen  dem 
Citat  der  Schrift  de  aleatoribns  und  dem  canonischen  Texte 
vor.  Die  Lesart  otcs  (anstatt  oviculas,  welches  Ambrosius  in 
Übereinstimmung  mit  dem  griechischen  xQoßaxia  bietet)  theilt 
der  Verfasser  der  pseudocyprianischen  Schrift  mit  den  meisten 
Itala-Handschriften,  der  Vulgata  sowie  mit  den  Codd.  KD 
und  anderen  Handschriften,  welche  jtQoßara  lesen,  ebenso  mit 
dem  arabischen  Diatessaron,  welches  v.  15.  agnos,  v.  16.  hircos, 
Y.  17.  oves  liest,  sodass  man  aus  der  Übereinstimmung  der  orien- 
talischen und  occidentalischen  Lesart  mit  Cod.  D  auch  in  diesem 
Falle  mit  Bestimmtheit  den  Text  des  Archetypus  jtQoßara  veri- 
ficieren  kann.  —  Nestle  bemerkt  hierzu:  „In  einer  Homilie, 
welche  in  den  Biblical  and  Patristic  relics  of  Palestinian  Syriac 
Literature  .  .  .  edited  by  G.  H.  Qwilliam,  6.  Crawford  Burkitt 
and  John  L  Stenning  soeben  veröffentlicht  wird  (Anecdota  Oxo- 
niensia  Semitic.  Series.  Vol.  I  part.  IX.  Oxford  1896)  wird  ahnlich 
wie  in  Tatian  zwischen  sheep  =  Männer,  ewes  «=  Frauen,  und 
lambs  =s  Knaben  und  Mädchen  unterschieden  (1.  c.  p.  76).* 

Joh.  21, 25. 

a.  Arisi  ApoL  c.  14.  Graece. 

T«  dpaQl&iiTjza  d^avfiaza,  ajtSQ  iv  avxotg  slQyaöaro. 


'202  AusaercanoDiache  Paralleltezte  zu  Joh. 

b.  Joh.  21,  25  Cod.  Sin. 

iöTiv  6h  xäl  aXXa  xoUla,  a  ixotf/oep  6  'irjOovg^  ativcc^  kdv 
YQaq)rix(u  xad-^  IV,  ovö^  avrop  olfiai  rov  xoofiov  xmQriceiv 
xa  yQa(p6neva  ßißXla, 

Das  Zusammentreffen  des  griechischen  Aristides-Textes  mit 
Joh.  21,  25  ist  unverkennbar;  doch  wird  der  griechische  Text 
in  diesem  Falle  von  dem  syrischen  nicht  secundiert 


Bfickblick. 

Wenn    irgendwo,   so   ist   am  Schlüsse  des   auf  das  johan- 
neische  Evangelium  bezüglichen  Heftes  ein  orientierender  Rück- 
blick erforderlich.    Ins  Auge  zu  fassen  ist  dabei 
die  Auswahl  der  Texte, 

das   Verhältniss   der    Untersuchungen    zu    der    synop- 
tischen Evangelienforschung, 
die  Ergebnisse  für  die  Authenticität  des  Johanneischen 
Evangeliums. 
Bezüglich  der  Auswahl  der  Texte  sei   zunächst  an  das 
in   Heft  I,  24   Gesagte    erinnert:    „Aussercanonisch   ist   ein   in- 
difiPerentes  Wort;  es   constatiert  bei   den  Texten   lediglich  eine 
erhebliche  Abweichung  von  der  canonischen  Textgestalt,  wobei 
die    Frage,    woher  solche  Abweichung    stamme    und    welchen 
Werth  sie  besitze,  vollständig  offengehalten  und  der  Einzelunter- 
suchung in  jedem  einzelnen  Fall  überlassen  wird." 

Die  Quellen,  aus  welchen  die  auch  in  diesem  Hefte  ab- 
gedruckten „Aussercanonischen  Paralleltexte"  entnommen 
sind,  findet  man  in  Heft  I,  25 — 59  benannt  und  beschrieben. 
Es  sind  hauptsächlich 

der  griechische  Codex  Bezae, 

die  altitalischen  Evangelienversionen, 

die  altsyrischen  Evangelienversionen, 

das  Diatessaron  Tatians, 

die  patristischen  Evangeliencitate, 

die    neutestamentlichen    Apokryphen    und    Pseudepi- 

graphen, 
die  altkirchlichen  Liturgien. 
Der    Codex    Bezae,    welcher    seit    Veröffentlichung   des 
I.  Heftes  (1893)  verdienter  Maassen  immer  mehr  in  den  Vorder- 


204  AuBsercanonische  Paralleltexte  zu  Job. 

grund  der  theologischen  Untersuchung  getreten  ist,  bietet  za 
dem  Johanneischen  Evangelium  nur  eine  sehr  geringe  Aus- 
beute von  relevanten  Textabweichungen.  Dieselben  finden  sich 
auf  S.  107  zu  Joh.  6,  51,  S.  109  zu  Job.  6,  53,  S.  141  zu  Joh. 
11,  54,  S.  145  zu  Joh.  12,  28,  S.  187  zu  Joh.  20,  18,  S.  193  zu 
Joh.  20,  27;  auch  diese  sind  unbedeutend  genug. 

Den  wichtigsten  redaktionellen  Eingriff  in  den  johanneischen 
Text  hat  der  Verfasser  des  Codex  Bezae,  bzw.  seines  Archetypus, 
zu  Joh.  11,  54  sich  erlaubt.  Der  dort  zu  lesende  Zusatz:  Safi-- 
tpovQtlv  e=  Sapfurim,  welcher  auf  S.  141  f.  seine  erstmalige  und, 
wie  ich  glaube,  endgiltige  Erklärung  gefunden  hat^),  zeigt  in 
Verbindung  mit  anderen  mehr  oder  minder  wichtigen  Text- 
varianten, dass  der  Redaktor,  dem  wir  den  Archetypus  dieses 
Codex  verdanken,  sämmtliche  vier  canonischen  Evangelien 
sowie  die  Apostelgeschichte  seiner  Textbearbeitung  unterworfen 
hat.  Denn  es  ist  unverkennbar  dieselbe  Hand,  welche  wie 
die  lucanischen  Schriften  —  wiewohl  diese  weitaus  am  stärksten 
— ,  so  auch  die  Evangelien  des  Mt.,  Mc.  und  Joh.  in  textlicher 
Hinsicht  nach  bestimmten  Gesichtspunkten  revidiert  und  mit 
aussercanonischen  Textbestandtheilen  versehen  hat.  Es  ist  dieser 
Thatbestand  ein  sicheres  Indicium  gegenüber  der  Annahme  von 


1)  £in  intereseantes  Analogon  dazu  vermag  ich  an  dieser  Stelle  nach- 
zutragen. Nämlich  Jn  seiner  ^^Geschichte  des  jüdischen  Volkes  im  Zeit- 
alter Jesu  Christi"  (II,  121)  bei  Besprechung  des  Namens  der  Stadt  „Sep- 
phoris"  (=  Diocaesarea)  hat  Schür  er  der  erwähnten  Textvariante  des 
Cod.  Bezae  gedacht.  In  der  That  ist  die  Verwandtschaft  von  „2<r^^ov- 
(>£<V'  «=  „Sapforim**  mit  den  hebräischen  Benennungen  von  Diocaesarea 
frappant  genug.  Schür  er  macht  folgende  Formen  namhaft:  HeinpmQiq, 
Ikn<pwQlv,  HtmifovQBl ,  Saphorim,  Safforine,  Sapori.  Er  bemerkt  dazu, 
dass  Diocaesarea  »=  Sen<fWQtg,  welches  im  A.  T.  nicht  vorkommt,  zuerst 
von  Josephus  und  von  da  ab  öfter  sowohl  in  der  rabbinischen  als  in 
der  patristischen  Literatur  erwähnt  und  dass  es  heute  „Sefurije**  genannt 
wird.  An  das  babylonisch -alttestamentliche  SETKpagovat/i  »»  Sapfurim  «» 
D'«n*ifto=»  xs^^tü  scheint  Schür  er  aber  nicht  gedacht  zu  haben.  Und  doch 
dürfte  darin  auch  fQr  Ssn^gig  und  seine  variierenden  Benennungen  die 
Erklärung  zu  suchen  sein.  Nämlich  nicht  nur  in  Samaria,  im  Süden  von 
Bethel,  sondern  auch  in  Nordpalaestina,  in  Galilaea,  in  Diocaesarea,  unweit 
des  Earmel ,  werden  sich  die  2.  Regg.  1 7,  20  ff.  erwähnten  babylonischen 
Colonisten  angesiedelt  und  so  hier  der  von  ihnen  besiedelten  Landschaft, 
dort  der  von  ihnen  gegründeten  Stadt  den  Namen  gegeben  haben. 


Rückblick.  205 

Blassy  wonach  die  beiden  Textgestalten  der  lucaniscben  Schriften, 
die  canonische  nnd  die  aussercanonische  des  Cod.  D  und  seiner 
Trabanten,  von  Lucas  selbst  herrühren  sollen.  Denn  dann 
müssten  die  unverkennbar  von  derselben  Hand  her- 
rührenden aussercanonischen  Textbestandtheile,  mit 
denen  in  dem  Cod.  Bezae  auch  die  Evangelien  des  Mi, 
Mc.  und  Job.  versehen  sind,  ebenfalls  auf  Lucas  zurück- 
geführt werden,  was  doch  eine  unmögliche  Annahme  ist. 

Starker  als  der  Codex  Bezae. ist  in  den  vorstehend  mitge- 
theilten  Texten  die  altsyrische  Evangelienübersetzung 
vertreten,  welche  nach  ihrem  Entdecker  Cure  ton  benannt  ist. 
Man  vgl.  namentlich  S.  53  zu  Job.  1,  4a,  S.  79  zu  Job.  3,  6,  S.  92 
zu  Job.  4.  24,  S.  97  zu  Job.  5,  21,  S.  102  zu  Job.  6,  15,  Öl  108 
zu  Job.  6,  51,  S.  113  zu  Job.  6,  69,  S.  155  zu  Job.  14,  10,  S.  157 
zu  Job.  14,  22,  S.  158  zu  Job.  14,  23. 

Aber  wie  in  dem  ihm  nahe  verwandten  Codex  Bezae,  so 
stehen  auch  im  Syrer  Guretons  die  johanneischen  Textvarianten 
hinter  den  synoptischen  an  Bedeutung  weit  zurück.  Von 
grösserem  Interesse  ist  nur  die  aussercanonische  Textgestalt  zu 
Job.  4,  24  (vgl.  oben  S.  92  ff.  die  aufklärende  Untersuchung  über 
einen  der  dunkelsten  Punkte  in  den  Schriften  Justins)  sowie 
die  Lesart  %v6ag  Ocofiäq  zu  Job.  14,  22  (vgl.  oben  S.  157  und 
ausserdem  Heft  III,  824  ff.). 

Als  das  Einleitungsheft  zu  diesen  Texten  und  Unter- 
suchungen L  J.  1893  erschien  und  dort  (Heft  I,  40  ff.)  die  alt- 
syrischen Evangelienversionen  besprochen  wurden,  lag  die  seitdem 
entdeckte  und  so  vielseitig  untersuchte  syrische  Evangelienband- 
Schrift  (Syrus  Sinaiticus)  in  der  Bibliothek  des  Sinaiklosters 
noch  verborgen.  Der  Werth  dieser  Handschrift  (wie  es  bei 
neuen  literarischen  Funden  öfters  geschieht)  scheint  mir  stark 
überschätzt  worden  zu  sein.  Denn  die  darin  enthaltenen  Textab- 
weichungen besitzen  für  die  Textkritik  m.  E.  nur  eine  massige 
Bedeutung.  Da  wo  sie  mit  dem  Syr.  Cur.  zusammentreffen, 
bieten  sie  nichts  Neues,  da  wo  sie  von  ihm  abweichen,  wohl 
nur  selben  etwas  Altes.  Hinter  dem  Syrus  Curetonianus,  der 
auf  dem  Archetypus  des  Codex  Bezae  fusst,  steht  daher  der 
Syrus  Sinaiticus  m.  E.  an  Alter  und  Bedeutung  weit  zurück.  *) 

1)  Es  mu88  jedeD&Jls  als  eine  Voreiligkeit  bezeichnet  werden,  wenn 
der  (mit  P.  R.)  gezeichnete  Verfasser  der  Abhandlung:   „Geboren  von  der 


206  AussercanoDische  Paralleltezto  zu  Joh. 

Die  dem  letzteren  eigen thiimlichen  Lesarten  sind  häufig  nur 
Willkürlichkeiten  des  späteren  Abschreibers.  Paraphrastische 
Erweiterungen  und  eigenmächtige  Textänderungen  bietet  der 
Syrus  Sinaiticus  namentlich  im  johanneischen  Evangelium.  Zu 
solchen  eigenmächtigen  Abänderungen  gehört  auch  der  —  im 
Übrigen  sehr  lehrreiche  —  Text  des  Syr.  Sin.  zu  Joh.  14,  22. 
Denn  wenn  an  dieser  Stelle  (vgl.  oben  S.  157)  anstatt  des  cano- 
nischen %v6ag  ovx  o  ^loxaQiwtTjg  einfach  der  Name  9<o(iag 
gesetzt,  mithin  der  Name  %ydag^  welchen  wir  neben  ßwfiag 
noch  im  Syr.  Cur.  finden,  einfach  weggelassen  ist,  so  entspricht 
dies  zwar  ganz  dem  syrisch-kirchlichen  Sprachgebrauch  und  ist 
zugleich  eine  eclatante  Bestätigung  der  in  Heft  III,  824  ff.  über 
die  ol  Jlöviioi  angestellten  Untersuchung;  aber  eine  grosse 
Willkürlichkeit  ist  es  doch.  Im  Übrigen  vgl,  man  die  vor- 
stehend mitgetheilten  meist  paraphrastischen  Textvarianten  des 
Syr.  Sin.  auf  S.  68  zu  Joh.  1,  35,  S.  69  zu  Joh.  1,  42.  43,  S,  79 
zu  Joh.  3,  6  S.  94  zu  Joh.  4,  25,  S.  114  zu  Joh.  6,  69,  S.  126  zu 
Joh.  10,  9,  S.  131  zu  Joh.  10,  14,  S.  137  zu  Joh.  11,  43.  44,  S.  138 
zu  Joh.  11,  48,  S.  180  zu  Joh.  18,  23,  S.  186  zu  Joh.  20,  16,  S.  187 
zu  Joh.  20,  18,  S.  191  zu  Joh.  20,  24,  S.  196  zu  Joh.  21,  6. 

In  engem  Zusammenhang  —  wahrscheinlich  durch  Ab- 
hängigkeit von  einem  gemeinsamen  Archetypus  —  steht  mit 
dem  Cod.  Bezae  und  den  altsyrischen  Evangelienversionen  das 
Diatessaron  Tatians.  Vgl.  Heft  I,  42 — 49.  Die  Repraesen- 
tanten  dieser  verloren  gegangenen  ältesten  Evangelien harmonie 
sind  auch  in  den  vorstehenden  Texten  berücksichtigt.  Vgl.  bezüg- 

.Jungfrau"  (erschienen  in  Berlin  bei  Hermann  Walther  1894,  erweitert  aus 
einem  ursprünglich  in  den  „Preussischen  Jahrbüchern'*  veröffent- 
lichten Aufsatze)  die  Entstehung  der  Sinai- Handschrift  in  das  zweite 
Jahrhundert  verlegt,  mit  einer  Sicherheit,  als  wäre  dies  eine  ausgemachte 
und  allseitig  anerkannte  Thatsache,  während  doch  der  zweifellos  ältere 
Syr.  Cur.,  die  erste  syrische  Übersetzung  der  getrennten  Evangelien,  nach 
Bäthgens  Untersuchung  um  d.  J.  250  anzusetzen  ist.  —  Ein  endgiltiges 
Urtheil  über  den  Werth  des  Syrus  Sinaiticus  möchte  ich  erst  im  nächsten 
und  letzten  Hefte  dieser  „Aussercanonischen  Paralleltexte**  aiu> 
sprechen,  wenn  es  mir  möglich  gewesen  sein  wird,  diejenige  Schrift  su 
vergleichen,  welche  zum  ersten  Male  die  Untersuchung  da  angesetzt  hat, 
von  wo  aus  allein  ein  sicheres  Urtheil  zu  gewinnen  ist,  durch  Vergleichung 
des  Syr.  Sin.  mit  dem  Syr.  Cur.  Vgl.  Holzhey,  der  neuentdeckte  Codex 
Syras  Sinaiticus.  Mit  einem  vollständigen  Yerzeichniss  der  Varianten  des 
Cod.  Sinaiticus  und  Cod.  Curetonianus.    Soeben  in  München  erschienen. 


Rückblick.  207 

lieh  Ephraems  Gommentar  zum  Diatessaron  S.  51  zd  Joh.  1,  3, 
S.  53  zu  Joh.  1,  4»,  S.  54  zu  Joh.  1,  5,  S.  66  zu  Joh.  1,  29,  S.  68 
zu  Joh.  1,  32,  S.  69  zu  Joh.  1,  48,  S.  70  zu  Joh.  2,  3—5,  S.  83 
zu  Joh.  3,  17,  S.  87  zu  Joh.  3,  34.  35,  S.  88  zu  Joh.  4,  11.  13, 
S.  96  zu  Joh.  5,  14,  S.  105  zu  Joh.  6,  38,  S.  106  zu  Joh.  6,  44,  • 
S;  109  zu  Joh.  6,  53,  S.  125  zu  Joh.  9,  4,  S.  149  zu  Joh.  12,  47, 
S.  156  zu  Joh.  14,  16,  S.  165  zu  Joh.  16,  7,  S.  175  zu  Joh.  17,  11, 
9.  180  zu  Joh.  18,  28  —  ferner  bezüglich  Aphraates  S.  56  zu 
Joh.  1,  11,  S.  63  zu  Joh.  1,  17,  S.  87  zu  Joh.  3,  34.  35,  S.  145 
zu  Joh.  12,  28,  S.  147  zu  Joh.  12,  36,  9.  186  zu  Joh.  20,  13  — 
endlich  wegen  des  arabischen  Diaiessaron  (ed.  Ciasca)  S.  70  zu 
Joh.  2,  11,  S.  87  zu  Joh.  4,  7,  S.  102  zu  Joh.  6,  15,  S.  108  zu 
Joh.  6,  51,  S.  117  zu  Joh.  7,  37,  S.  120  zu  Joh.  8,  42,  S.  125  zu 
Jbh,  9,  4,  S.  168  zu  Joh.  16,  21,  S.  171  zu  Joh.  16,  33,  8.  179  zu 
Joh.  17,  25,  S.  181  zu  Joh.  18,  28,  S.  185  zu  Joh.  19,  37,  S.  196 
zu  Joh.  21,  6,  S.  199  zu  Joh.  21,  12. 

Bezüglich  der  patristischen  Literatur  ist  das  in  Heft  I,  50 
angestellte  Programm  zur  Durchführung  gelangt.  Aus  Cle- 
mens Rom.,  den  Ignatianen,  aus  Barnabas,  Hermas,  Po- 
lycarp,  Aristides,  Justin,  Tairian,  Theophilus,  Athena- 
goras,  aus  derEp.  ad  Diognetum,  aus  dem  Sendschreiben 
der  gallischen  Gemeinden,  aus  den  pseudoclementi- 
nischen  Homilien  sind  in  Heft  H.  111.  für  die  synoptischen 
Evangelien  und  in  diesem  Heft  IV  für  das  johanneische  Evan- 
gelium die  anzufindenden  Parallelen  in  einer  Vollständigkeit 
gesammelt  und  abgedruckt,  wie  es  bis  jetzt  noch  nirgends 
der  Fall  sein  dürfte.  Und  wenn  diese  Vollständigkeit  auch 
die  Aufaahme  solcher  Evangelienparallelen  nothig  machte,  welche 
für  die  Evangelienkritik  an  sich  belanglos  sind,  so  ist  dadurch 
gerade  für  das  johanneische  Evangelium  bezüglich  der  Frage 
nach  seiner  Authenticität  und  der  Zeit  seiner  Abfassung  ein 
reiches  Material  gewonnen.  Bei  der  Vergleichung  der  Schrift- 
stellen von  Irenaeus  und  Clemens  AI.  ab  sind  selbstverständ- 
lich nur  solche  Evangelienparallelen  berücksichtigt  worden, 
welche  einigermassen  interessante  Textvarianten  erkennen  lassen. 
Aber  auch  hier  ist  die  Zahl  der  revelanten  Textabweichungen 
im   Vergleich    zu    den    synoptischen   Varianten    eine  geringe.^) 

1)  Selbstverstfindlich  wird  auf  diesem  Gebiete  noch  Manches  zu  er- 
forschen  sein.    So  z.  6.   ftlr  den  Zusatz   zu  Joh.  3,  6:    Sioti  o  Bsoq  iariv 


208  AusseroaDonische  Paralleltexte  za  Job. 

Dasselbe  gilt  übrigens  auch  von  der  haeretiscken  Literatur 
(vgl.  oben  S.  24.  28—31.  65.  83),  welche  das  johanneische  Evan- 
gelium  frühzeitig  und  allseitig  ausnützte,  ohne  dass,  wenige  Auf- 
nahmen abgerechnet,  tendenziöse  Textanderungen  nachgewiesen 
werden  könnten. 

Wegen  Berücksichtigung  der  apokryphischen  und  pseud- 
epigraphischen  Schriften  vgl.  im  Vorstehenden  S.  55  zu 
Joh.  1,  9  „The  Rest  of  the  Words  of  Baruch",  S.  110  zu 
Joh.  6,  54.  55  die  „Apocalypsis  Mosis%  S.  128  zu  Joh.  10,  10 
„The  Testament  of  Abraham",  S.  194  zu  Joh.  21,  1—3  das 
Ev.  Pseudo-Petri,  S.  95  zu  Joh.  5,  5.  8.  9,  S.  135  zu  Joh. 
11,  39,  S.  183  zu  Joh.  19,  34  die  „Acta  Pilati",  S.  96  zu 
Joh.  5,  14  die  „Acta  Pauli  et  Theclae",  S.  113  zu  Jok  6, 
63  die  „Acta  et  Martyrium  Matthaei",  S.  167  zu  Joh.  16,  13 
^The  doctrine  of  the  Apostles",  S.  4.  5  die  Citate  aus 
der  Esra-Apokalypse,  S.  9 — 11  die  Citate  aus  den  Testa- 
mentis  XII  patr.  Von  besonderem  Interesse  ist  noch  das 
Justin-Citat  zu  Joh.  11,  52  (S.  139  f.)  aus  einem  christlichen 
Pseudo-Zacharias.  ^) 


nvsvfia  ^öhf  (oben  S.  79)  notiert  Harnack  noch  NemeBianus  in  den 
Sentent.  episcop.  LXXXVU.  sentent.  n.  5,  Ambrosius  de  spiritu  8.3, 11^ 
Gyprian  etc.  —  überhaupt  Trenn  ich  an  einer  Bibliothek  s&sBe,  würde 
mancher  Mangel  dieses  Werkes  vermieden,  mancher  Fund  noch  vermerkt 
sein.    £s  hätte  lieber  ein  Anderer  die  Arbeit  thun  sollen! 

1)  Durch  den  oben  auf  S.  139  f.  von  mir  gegebenen  Nachweis,  dase 
ein  in  alttestamentliche  Form  gekleidetes,  mit  einem  Anklang  an  Joh. 
11,  52  sowie  an  diö,  IX,  4  versehenes  längeres  Citat,  welches  von  Justin 
(Apol.  I,  52)  mit  Bestimmtheit  auf  den  Propheten  Zacharias  zurückgeführt 
wird,  aber  weder  in  dem  alttestamentlichen  Zachariasbuche,  noch  sonst 
bei  einem  alttestamentlichen  Propheten  so  sich  wiederfindet,  wahrschein- 
lich aus  einem  altchristlichen  Apokryphon  stammt,  dürfte  das  hinßllig 
werden,  was  Berendts  in  seinen  eindringenden  „Studien  über  Zacha- 
rias* Apokryphen  und  Zacharias-Legenden'*  (Leipzig  1895)  S.  1 
sagt,  dasB  „nicht  der  geringste  Rest  dieses  Buches,  nicht  einmal  ein  Citat 
aus  demselben,  auf  uns  gekommen  zu  sein  scheint'^  Zu  dem  Charakter 
einer  „ZaxtcQlov  dnoxdkv\piq,^^f  deren  Titel  in  dem  „Verzeichnias 
der  60  kanonischen  Bücher,  abgedruckt  bei  Zahn,  Gesch.  des  Neu- 
testamentl.  Kanons  II,  1.  S.  290 — 292,  mit  aufgeführt  ist,  würde  der  Inhalt 
jenes  Zacharias-Citates  bei  Justin  sehr  wohl  passen.  Deshalb  sei  hier  das 
ganze  Citat  abgedruckt:  nola  öh  fiiXkovaiv  ol  Xaol  xwv  ^lovSaiwv  Xiyetv 
xffl  Ttoielv^  otav  Xöwaiv  avxov  iv  do^j^  naQayevofJtevoVj  6ia  Za^a^iov  rot- 


Rückblick.  209 

Von  nicht  geringer  Bedeutung  ist  endlich  auch  die  älteste 
kirchliche  Liturgie  geworden  als  Quelle  der  frühesten  jo- 
hanneischen  Eyangelienparallelen.  Die  in  der  Aiöax^l  Aufbe- 
wahrten liturgischen  Abendmahlsgehete  sind  als  die  ältesten 
Zeugnisse  ftr  den  kirchlichen  Gebrauch  des  johanneischen 
Evangeliums  ohen  S.  2—4  bereits  gewürdigt  worden.  Es  bedarf 
hier  nur  eines  nochmaligen  Hinweises  darauf,  sowie  auf  die  Ver- 
wendung des  johanneischen  Evangeliums  in  der  valentinianischen 
Taufformel.    Vgl  .oben  S,  29.  35,  sowie  Heft  II,  410  f.  448  flF. 

Hiermit  ist  der  Rückblick  auf  die  Quellen,  aus  denen  die 
vorstehend  abgedruckten  aussercanonischen  Evangelienparallelen 
zu  dem  johanneischen  Evangelium  geschöpft  sind,  vollendet.  Es 
genügt  nur  noch  der  Hinweis,  däss  —  mit  einer  einzigen  Aus- 
nahme —  nur  solche  Texte  besprochen  sind,  zu  denen  in  den 
bezeichneten  Quellenschriften  derartige  Parallelen  sich  haben 
finden  lassen.  Die  einzige  Ausnahme,  nämlich  Joh.  13,  1  =  Mt. 
26,  17  =  Mc.  14,  12,  rechtfertigt  sich  durch  sich  selbst.  ^) 


Ttgotp^Tov  nQOfptixevB-hrta  iXix^i]  ovrcög*  ivxekovfjiai  xoTq  ticaagaiv  dvi- 
(jLOiq  awi^ai  za  iaxoQniOfiBva  xixva^  iweXovfjtai  rö)  ßoQQo.  <piQeiv  xal 
toi  v6t<p  fjifj  nQoaxoitzBiv.  xal  xozb  iv  ''leQovaaXrjfi  xonstoq  fiiyaq^  ov 
xonexoQ  axofidx<ov  ^  /eiA^oiv,  dXXa  xonexoq  xa^dlag,  xal  ov  fi^  axiootaiv 
avxüiv  xa  l/naxiat  dXXd  xäg  diavoLaq,  x6\povxai  tpvkri  ngog  fpvli^v,  xal 
xoxe  oyfovxai  Big  ov  iSBxivxijoaVt  xal  i^ovai'  r/,  xvqib,  hnXdvrjaag  rißäg 
dno  xijg  oSov  aov,  ^  So^a,  r^v  evXoyijaav  ol  naxigsg  ruxwv,  iyBVTj^ri  rifilv 
Big  ovstöog. 

l)6raefe,  dessen  zustimmende Änsserung  bezüglich  der  Identificierang 
von  n^o  (Joh.  13, 1)  und  ngwxy  (Mt.  26, 17)  aus  den  Theolog.  Studien 
und  Kritiken  oben  S.  150  Anm.  abgedruckt  ist,  hat  mir  seitdem  aus 
den  von  Julius  Müller  im  Sommer  1868  über  das  johanneische  Evan- 
gelium gehaltenen  Vorlesungen  nähere  Mittheilungen  gemacht.  Nachdem 
J.  Müller  die  Spuren  der  johanneischen  Chronologie  in  der  synoptischen 
Relation  aufgezeigt,  fuhr  er  fort,  wie  folgt:  „Das  sind  die  Spuren  johan- 
neischer  Chronologien  im  Matthäus-Evangelium.  Diese  sind  in  der  Über- 
lieferung absichtslos  erhalten,  auch  nachdem  eine  andere  Chronologie  der 
Leidenswoche  sich  gebildet  hatte.  Im  Mt.  steht  der  Vereinbarung  mit  Joh. 
nur  entgegen,  Jesus  sei  von  den  Jüngern  wegen  Anordnung  des  Passah- 
mahles xj  TtQioxy  xwv  d^vfiCDV  gefragt  worden.  Hier  stand  vielleicht  in 
der  aramäischen  Urschrift  n»7;;-:^^  tii*«^  =  am  Tage  vor  den  d^vf^ay  dem 
13.  Nisan.  Und  dies  ist  vielleicht  von  den  griechischen  Übersetzern  miss- 
verstanden. Dies  Missverständniss  ist  begreiflich,  da  Dip  wirklich  einige- 
mal bezeichnet  „das  Erste".  Wenn  dies  der  Fall  ist,  so  hat  auch  Mt  das 
Texte  n.  Untersaehangen  X,  4.  14 


210  Aussercanonische  Paralleltexte  zu  Job. 

Es  ist  mithin  die  Zahl  der  textlichen  Beiträge  zu  einer  re- 
vidierten und  ergänzten  Ausgabe  von  Tis  eben  dorfs  Editia 
octava  critica  major  ftir  das  johanneische  Evangelinm 
nur  eine  massige.  Dagegen  ftlr  die  synoptischen  Erange- 
lien,  und  namentlich  zu  Anger's  Synopsis  evangeliorum 
Matthaei,  Marci,  Lucae,  welches  Werk  mir  die  erste  An- 
regung zu  den  patristischenEvangelienstudien  gegeben  hat,  bieten 
Heft  IL  III.  IV  dieser  ^^ussercanonischen  Paralleltexte" 
in  dreifacher  Hinsicht  sehr  wesentliche  Ergänzungen,  erstlich 
hinsichtlich  des  von  Anger  unberücksichtigt  gelassenen  johan- 
neischen  Evangeliums ^  zweitens  durch  Herbeiziehung  der  seit 
der  im  Jahre  1852  geschehenen  Veröffentlichung  jener  Synopsis 
gemachten  zahlreichen  literarischen  Funde,  drittens  durch  eine 
weit  grossere  Ausdehnung  des  benützten  patristischen  Materials. 
Eine  „Materialiensammlung^  also,  welche  zu  weiteren  For- 
schungen anregen  soll,  wollen  meine  „Aussercanonischen 
Paralleltexte^  sein,  eine  Materialiensammlung,  wie  sie 
fem  von  einer  grossen  Bibliothek  zu  ermöglichen  ist. 

„Auch  die  den  Texten  beigegebenen  Erläuterungen  und 
Untersuchungen  möchte  ich  zunächst  nur  als  Materialien 
zur  Evangelienforschung  betrachtet  und  somit  ihnen  einen  ab- 
schliessenden Charakter  nicht  beigelegt  wissen."  So  schrieb  ich 
i.  J.  1S93,  wie  in  Heft  1,  155  zu  lesen  ist.  Und  ich  hoffe,  dass 
auch  für  denjenigen,  der  meinen  evangelienkritischen  Grundan- 
schauungen widersprechen  zu  müssen  meint,  die  vorliegenden 
Hefte  mit  den  beiliegenden  Untersuchungen,  von  denen  selbst- 
verständlich die  längeren  in  der  Regel  auch  die  wich- 
tigeren sind,  Anregung  genug  erwachsen  wird.  Denn  diese 
Untersuchungen  bewegen  sich  nicht  in  theoretischen  Reflexionen, 
sondern  neben  einigen  neuen  Aufstellungen  vorzugsweise  in  sach- 
lichen Vergleichungen ,  in  literarischen  und  linguistischen  Par- 
allelen, welche  lür  eine  objektive  Forschung  niemals  ganz  ohne 
Bedeutung  sind. 

Freilich  bezüglich  des  johanneischen  Evangeliums  sind 
wie   die   anssercanonischen  Texte    an  Zahl   und  Bedeutung,   so 

Abendmahl  am  13.  Niean,  und  nur  die  nichtapostoHschen  Evangelien  ver- 
legen 68  auf  den  Abend  des  14.  Nisan/*  Ob  „aramäisch"  oder  ,, hebräisch*' 
ist  bei  dieser  Frage  irrelevant,  da  auch  im  nachcanonischen  Hebr&isch  ta-rp 
sowohl  TTQo  als  auch  TiQmtoq  bedeutet.    Vgl.  Heft  III,  618. 


Rückblick.  211 

auch  nothwendiger  Weise  die  beigegebenen  Untersuchungen 
an  Ausdehnung  und  Tragweite  geringer  als  bezQglich  der  syn- 
optischen Evangelien.  Während  fQr  die  Texte  und  Untersuchungen 
Qber  Mc,  Mt.  c.  3  ff.,  Lc.  c  3  ff.  Heft  11  mit  456  Seiten  und  Heft 
III  mit  847  Seiten  erforderlich  waren,   wozu  noch  Heft  V  mit 
ca.  300  Seiten  für  das  Kindheitsevangelium   (Lc.  1.  1,  Mi  1.  2) 
kommen  wird,   genMgt  ftir  das  johanneische  Evangelium  dieses 
Heft  IV  mit  ca.  230  Seiten.    Der  Schwerpunkt  des  gegen- 
wärtigen   Heftes    liegt    daher    nicht   in    den    aussercano- 
nischen    Texten    und    angefügten    Einzeluntersuchungen,    son- 
dern   in    den    zusammenfassenden  Einleitungsparagra- 
phen und  in  diesem  gegenwärtigen  BQckblick,  welcher 
die  Ergebnisse  der  Untersuchungen  herausstellensoll. 
Wenn  wir  das  Verhältniss  der  johanneischen  Unter- 
suchungen  zu   der  synoptischen   Evangelienforschung 
ins  Auge  fassen,  so  zeigt  sich  deutlich,  dass  dasjenige  Moment, 
welches   der    synoptischen  Textkritik    eine  so    eiizigartige   Be- 
deutung verleiht,  nämlich  die  Verbindung   der  Textkritik 
mit  der  Quellenkritik,   bei   dem  johanneischen  Evangelium 
völlig  ausser  Betracht  bleibt.    Das  johanneische  Evangelium  ist 
eben    sich    selbst    Quelle.     Dagegen    hinter    den   synoptischen 
Evangelien   liegt   eine  in   der   Textüberlieferung    nachwirkende 
vorcanonische  Hauptquelle.     Wäre   dem   nicht   so,   woher  denn 
diese  eminente  Verschiedenheit  zwischen  der  verhaltnissmässig 
so   einfachen  johanneischen   und  der  so  auffallend  bunten  syn- 
optischen Textüberlieferung?   Woher  die  Buntheit  der  Texte 
auch  in    denjenigen   synoptischen   Partien,   für  welche 
nur  ein  einziger  Referent  vorhanden  ist?    Man  vgl.  Heft 
II,  57  ff.  63—161.  185-203.  217—223.  227—234.  251—254.  263— 
268.  270—281.  285  f.  289—298.  299—318.  329—331.  381—393. 
398—434.     Heft  UI,  10—13.  68  f.  71  f.  83  f  94—96.  169-171. 
174—177.  191—196.  217-226.  243—246.  259f,  291  f.  316—320. 
331  ff.  346—353.  361—364.  386—386—390.  393—397.  412—414. 
419—134.  436  f.  446—456.  465—470.  476  f.  478—488.515—520. 
536-540.  557  f.  591-596.  598  f.  603-605.  620—626.  669—681. 
690—692.  701-710.  715—718.  721—723.  732— 737.  740 f.  744f. 
767 — 798.   800 — 814.     In   den   hier   besprochenen   synoptischen 
Partien   (Mi  3,  14.  16;  5,  5.   7.  8.  10.  14.  16.  17.  19.  20.  22.  27. 

28.  33—36.  41.  47;  6,  1—8.  14.   16—18.  34;  7,  6.  15.  16».  20; 

14* 


212  AuBaercanoniscbe  .Paralleltexte  zu  Job. 

« 

9,28.  29;  10,  5.  6.  S^  16^  23.  41.  42.  42;  11,  28—30;  12,  5.  6. 
36.  37;  13,  24—30.  36—43.  44—52;  16,  17—19.  27;  18,  10.  14. 
16.  16.  19.  20;  20,  1—16;  21,  43;  22,  11—13.  14;  23,  2.  3.  5.  7. 
8.  10  =  10.  9.  15.  18.  19.  22.  32;  24;  10^  12.  24.  30.  31»;  25, 
1—10.  31—46;  26,  52.  53;  28,  16.  18.  19^;  Mc.  4,  26—28.  34;  9, 
48—50*;  11,  25;  17,  20;  Lc.  3,  10,  12.  13—15;  6,  25.  27^  28*  33. 
37^  38;  9;  55.  56.  61.  62;  10,  1.  18.  19.  20.  28.  29.  30—42;  11, 
1.  5-8.  28.  53.  54;  12,  14—20.  36*  37»  47—50;  13,  6—9.  31. 
32.  33;  14,  8—10.  28.  29.  33;  15,  6—30;  16,  9.  10.  12.  14.  15. 
20—31;  17,  8.  10—18.  21.  34;  18,  1—8.  12.  14;  19,  2.  5.  8—10. 
40—44;  20,  34;  21,  24^.  28,  34—36;  22,  15—18.  29.  30».  31.  32. 
43.  44;  23,  2.  5—12.  18a.  27—29.  34*.  39-43.  46».  48;  24,  13— 
51)  ist  die  Maonigfaltigkeit  der  Texte  und  der  Reicfathum  an 
interessanten  Varianten  nur  um  weniges  geringer  als  in  den- 
jenigen synoptischen  Perikopen,  in  denen  zwei  oder  drei  Re- 
ferenten zusammentreffen,  jedenfalls  viel  grösser  als  man  —  etwa 
mit  Ausnahme  von  Joh.  3,  5,  wozu  die  Bemerkung  oben  S.  76 
zu  vergleichen  ist  —  irgendwo  im  johanneischen  Eyangeliom 
wahrnehmen  kann. 

Bei  näherer  Vergleichung  findet  man,  dass  der  unterschied 
zwischen  der  synoptischen  und  johanneischen  TextQberlieferung 
in  zahlreichen  interessanten  Wortvarianten, 
in    häufigen     kleineren    aussercanonischen    Textbestand- 

theilen, 
in  völlig  aussercanonischen  Texten  (Agrapha) 
auf  Seiten   der   Synopse   gegenüber  Johannes   besonders   stark 
hervortritt. 

Die  Menge  und  die  Art  der  synoptischen  Wortvarianten 
ist  eine  einzigartige  literarische  Erscheinung.  Als  ich  zu  Leb- 
zeiten des  Prof.  Delitzsch  mit  diesem  Kenner  der  semitischen 
Sprachen,  dem  Verfasser  des  vorzüglichen  hebräischen  Neuen 
Testamentes,  das  von  mir  angelegte  Verzeichniss  der  synoptischen 
Wortvarianten,  welches  ich  ihm  vorher  übersendet  hatte,  mit 
Bezug  auf  die  von  mir  beigegebenen  hebräischen  Lösungen 
durchsprach,  betrug  die  Zahl  dieser  einigermassen  wichtigen 
Wortvarianten  anderthalb  Tausend.  Seitdem  sind  durch  fort- 
gesetzte Forschungen  und  Vergleichungen  meinerseits  noch  viele 
andere  Varianten  dieser  Art  hinzugekommen,  und  noch  immer 
treten,  wie  z.B.  durch  Nestle's  Forschungen  (vgl.  namentlich 


Rückblick.  213 

Theol.  Studien  und  Kritiken  1896.  I.  S.  102—113)  neue  Wort- 
varianten,  welche  zur  Untersuchung  reizen,  hinzu,  sodass  die 
Zahl  dieser  Wortvarianten  gewiss  stark  bis  ins  dritte  Tausend 
hinein  angewachsen  sein  dürfte.  Dagegen  im  johanneischen 
Evangelium  möchte  die  Zahl  ähnlicher  Wortvarianten  (wie  z.  B. 
XafißavBiV  =  dixBOd^at  =  jiagaöexBOd'ai,  vgl.  S.  56  zu  Joh.  1,  11, 
S.  100  zu  Joh.  5,  43;  Ziyeiv  =  XaXetVj  vgl.  S.  80  zu  Joh.  3,  8; 
aviQXBC^ai  =  axiivaij  vgL  S.  112  zu  Joh.  6,  62;  d"VQa  =  xvXri^ 
vgl.  S.  127  zu  Joh.  10,  7;  igcotäv  =  jtaQaxaXelv,  vgL  S.  156  zu 
Joh.  14,  16;  Sga  =  xaigog^  vgl  S.  164  zu  Joh.  16,  2;  xoOfiog  = 
cdcop,  vgl.  S.  166  zu  Joh.  16,  11;  x^Q^^^  =  ßaörd^Eiv,  vgl.  S. 
167  zu  Joh..  16,  12)  wohl  kaum  auf  das  erste  Hundert  sich  be- 
laufen. Diese  geringe  Zahl  johanneischer  Wortvarianten  ist 
derart,  wie  sie  bei  jedem  Schriftsteller  sich  findet.  Sicherlich 
ist  auch  in  den  synoptischen  Evangelien  eine  ähnliche  Zahl  von 
Wortvarianten  —  wie  im  johanneischen  Evangelium  und  wie 
bei  anderen  beliebigen  Schriftstellern  —  durch  Schuld  der  Ab- 
schreiber entstanden  oder  auch  auf  Rechnung  der  citierenden 
Autoren  zu  setzen.  Mit  Rücksicht  hierauf  habe  ich  zu  wieder- 
holten Malen  (vgl.  das  erste  Mal  in  Heft  I,  155)  die  Hälfte  der 
von  mir  als  Übersetzungsvarianten  in  Anspruch  genommenen 
Wortvarianten  als  „werthlose  Synonyma"  preisgegeben.  Obwohl 
diese  Rechnung  viel  zu  hoch  gegriffen  ist,  so  würde  auch  nach 
Reduktion  der  Übersetzungsvarianten  auf  die  Hälfte  das  bunte 
Bild  der  synoptischen  Textüberlieferung  in  markantester  Weise 
von  der  johanneischen  Textüberlieferung  sich  abheben.  Mithin 
schon  in  Rücksicht  auf  ihre  Zahl  bilden  die  synonymen  Wort- 
varianten in  den  synoptischen  Evangelientexten  eine  Erscheinung, 
welche  weder  durch  die  gegenseitige  Einwirkung  der  synoptischen 
Parallelen  auf  einander,  noch  durch  die  Fehler  und  Eigenmächtig- 
keit der  Abschreiber,  noch  durch  die  Nachlässigkeiten  und  Frei- 
heiten der  citierenden  Schriftsteller  sich  genügend  erklären  lässt, 
namentlich  aber  gegenüber  dem  an  solchen  synonymen  Wort- 
varianten verhältnissmässig  armen  johanneischen  Evangelium  als 
ein  zur  Forschung  reizendes  Räthsel  in  die  Augen  springt. 

Noch  mehr  aber  nöthigt  der  Charakter  und  die  Art 
dieser  Varianten  zu  einer  eindringenden  Untersuchung  des  Sach- 
verhaltes. Wortvarianten  wie  jta&civ  =  öeÖKoyiiivoq  (Heft  II, 
65  ff.),  kx  Tov  jeoPTjQov  =  ix  rov  öiaßoXov  (II,  98),  hvÖBÖvfiivoQ 


214  Auasercanoniache  Paralleltexte  zu  Job. 

=^  TjfKpiBOiiivoq  =  JtBQißeßXfjfievog  (II,  112),  xdöiov  =  öoga  = 
öeQfia  =  Ivövfia  jtQoßar(DV  (II,  112),  äxigaiog  =^  ajtlovoraroq 
=  axaxog  (II.  124),  l'cög  rrjg  kfirjg  xaQovölag  =  donec  venero  = 
?cöc:  ap  lXd-(D  (II,  126),  xajtBtvbq  r^  xagöla  ==  xaxuvoq>Qmv 
(II,  136),  iJöi5xto§  =  ^övzog  =  iniBix^q  =  BlQTjVixog  (II,  136), 
iXaq>Q6q  ==  aßoQtjq  =  Bvßaaraxroq  (II,  138),  gtgavi«  =  xaxor 
cnig^ia  (II,  150),  d^erfifi^  =  xaQaßalvBiv  (II,  165),  ölxatov  elvai 
=  6q>BlX6tv  (II,  276),  rf>Uwt5v  =  JtZfjQovp  =  opaxXfjQovv  = 
aj;ax£9>a>laiow  (II,  278;  III,  285),  xoXoßovv  =  {fm^rifWBiv  (II, 
287):  (Jag  =  Xafixag  (II,  301),  xXfjQOPOfi^p  =  accipere  =  perci- 
pere  =  possidere  =  l;^€ii^  =  ijtiXanßapBOd-aL  =  axoXafißaPBCd-ai 
=  XaßßävBtP  (II,  309;  III,  494.  512),  doga  =  rpv^jj  (III,  32), 
kxd^galPBtv  =  ^jrJ7()fia£6tv  =  dt eoxf^r  (III,  74),  JtalBiP  =  rt5jrrf ir 
=  ^axl^BiP  =  QOJtiCfia  öiöopoi  (III,  76),  xuqbxbiv  =  ^apcrrft- 
j;f£j;  =  jtaQaTid-ivai  =  crQig>Bip  (III,  76),  x^^^*^  =  tofio^pogiov 
(corrumpiert:  fiag>6Qtov)  (111,77),  ßg^x^ip  =  vbtop  xaQBXBtP  = 
VBTOP  g>iQ£iP  (III,  90),  obcrlQfKOP  =  evöxXayxPog  =  XQV^'^^^ 
(III,  93),  ßodvpog  =  ßod'Qog  =  ßaga&QOP  (III,  99),  yivBO^ac  mg 
=  ylpBOd-at  xad-cig  =  ofiotop  yiPBCd-ai  =  fiifiBlo&ai  =  (UfifiTt/v 
ylPBOd-at  (III,  87),  q>QOPT:lg  =  fiigifipa  (III,  132),  rovg  =  xagöia 
(UI,  132.  332),  r/  x^()rfog  =  r/  og)€2o§  =  t/  co^oeJlaf  etc.  (III,  152), 
jTfpejrofera^ae  =  xBQÖalvsiP  (III,  152),  övpofug  =  ö6§a  (III,  157), 
?T€()oi^  ylpBCd-ai  =  aililofova^at  =  fiBrafiOQtpovöd^ai  (III,  160). 
cxQB(pBöd^at  =  ßXijtBip  (III,  176),  agcog  =  viog  =  tbxpop  (III, 
182),  x<>^5  =  9cowo()ro§  (III,  185),  övpaftig  ==  öT(>aT^  (III,  193), 
cvx^'P'*^'''*'^''  =  i^ofioXoystoB-ai  (UI,  198),  xewg  =  öx^^oSo«^  (lU» 
259),  Jr€()£xa>l>l77g  =  wQOlog  (III,  275),  kSiofiaxa  =  xQog)ai  =ci- 
baria  =  cibns  =  frumentum  =  ötxofiixQiov  (III,  342),  dÄX^?^**'= 
öiafiBQlCßip  =  x<x>Ql^£tp  (III,  355),  JtBiQa&ijvai  ==  dovrat  igyaclav 
(III,  358),  a/cöWgfö^a^  =  ßid^BO&ai  =  ö.;rotxfag6ti;  (III,  367),  j9i«- 
^to&aL  =  €Vfl77fi>l£g6ö^a4  ==  ßiacxr^  (III,  440),  apxrog  =  ßoQQag 
(III,  384),  wrog  =  fiBOTjfißgla  =  ^alatfaa  (III,  384),  a();|faro^  = 
jrpcöTog  (III,  425flf.),  atriog  =  ay^()(»jr05  <^^*  ou  £(>;i;fTa£  (III, 
458),  jroppcod'Cj;  =  ix  öiaöxf] fiaxog  (111,467),  5a>o/oi^6fi' =  jr£- 
QijtoiBiad-ai  =  0cog€£r  (111,475),  r/  ^6  XiyBig  =  (iri  fiB  Xiys^^ 
XI  IIB  hganag  (III,  496),  fiBgi^BiP  =  öiadiöopai  =  tpmfii^BiP  = 
dfcfoj;««  (III,  521),  fcavTOi'  =  t^i^  ipvxijP  avxov  (UI,  319.  585. 
667),  7ago9)v>liwc£ov  =  xo()/9aj;5g  (III,  567),  eAsvöig  =  jraporö/« 
(III,  574),    aa>^e£i;  ==  xxfjoaod-ai  =  «vaxr/Jaaöi^ai  =  apoxri- 


Backblick.  215 

oaad-ai  =  CfooyovBlv  ^^  jtBQijtoiBlod^ai  (111,586.  476),  3€ayiq'= 
€o6lv  (lU,  604),  ojtXco/ia  =  Ivövfia  =  xarcuxeracfia  (III,  740), 
aacifiaTOv  ^=  od^xa  ovx  ex^i  (III,  787),  dvalotfißdpead'ai  «^  ar- 
tQX^^^^^  =  dvaßalvBiv  (III,  806),  ivwjtiov  avxäv  ==  oQmvxcov 
avtSv  (lU,  789),  ijr*  oV^€£  avrcoi'  =  i^*  6y)60iv  avxöiv  = 
ßlejtopxiDV  avxcov  (III,  806)  — ^  solche  Varianten,  wie  sie  durch 
beliebige  Beispiele  aus  Heft  II.  III  noch  in  grösster  Zahl  ver- 
mehrt werden  könnten,  sind  im  johanneischen  Evangelium  un- 
erhört, finden  sich  aber  auch  bei  keinem  original  griechischen 
Schriftsteller  —  weder  in  der  kirchlichen  noch  in  der  profanen 
Literatur  —  in  solchen  Massen  wieder.  Ahnlichen  Erscheinungen 
begegnet  man  aber  in  Versionen,  wenn  nämlich  ein  Literatur- 
erzeugniss  mehrfache  Übersetzungen  in  eine  fremde  Sprache 
von  verschiedenen  Händen  erfahren  hai  So  bieten  die  alt- 
lateinischen Versionen  der  canonischen  Evangelien  ein  ganz  ähn- 
liches buntes  Bild  lateinischer  Übersetzungs Varianten,  welche 
auf  die  gemeinsamen  griechischen  Grundwörter  zurückweisen. 
Noch  näher  aber  liegt  das  Beispiel  der  alttestamentlichen  Über- 
setzungen der  Septuaginta  und  ihrer  Tochterversionen  eines 
Aquila,  Symmachus,  Theodotion,  wie  sie  namentlich  in  der 
Hezapla  des  Ürigenes  theilweise  uns  aufbewahrt  sind.  VgL 
Heft  I,  58.  Selbst  wenn  die  patristische  Überlieferung  Nichts 
davon  zu  erzählen  wüsste,  dass  das  ursprüngliche  EvangeUum 
des  Matthäus  ^Eßgatöi  öiaXixxcp  geschrieben  und  in  mannig- 
faltigster Weise,  wq  ?jv  öwaxog  hcaoxog,  übersetzt  worden  sei, 
würde  es  die  erste  Pflicht  einer  ernsten  wissenschaftlichen  For- 
schung gewesen  sein,  aus  der  Menge  der  synoptischen  Wort- 
varianten bei  ihrer  frappanten  Ähnlichkeit  mit  den  Septuaginta- 
Varianten  den  hebräischen  Grundwörtern  nachzuspüren  und  den 
semitischen  Quellentext  annähernd  herauszustellen.  Und  es  ist 
erstaunlich,  dass  bis  jetzt  noch  von  Niemandem  der  ernst- 
liche Versuch  unternommen  worden  ist,  dieser  ersten  Pflicht 
der  synoptischen  Evangelienforschung  in  durchgreifender  Weise 
zu  genügen.  Freilich  hätte  eine  möglichst  vollständige 
Sammlung  der  synoptischen  Paralleltexte,  wie  ich  sie  in 
Heft  II.  lU  zu  bieten  versucht  habe,  und  damit  eine  klare 
Übersicht  über  die  Menge  der  synoptischen  Über- 
setzungsvarianten vorausgegangen  sein  müssen.  Auch 
an  dieser  Vorarbeit  hat   es   bis  jetzt  gefehlt.    Die  syn- 


216  Aussercanonische  Paralleltexte  za  Joh. 

optischeEyangelieukritikhat  sich  vielfach  in  tendenziöse  Irrwege  ver- 
loren  und  hat  luftige  Gebäude  errichtet,  ohne  erst  den  Untergrund 
zu  prüfen  und  ohne  vorher  das  gesammte  Baumaterial  herbei- 
zuschaffen. Nur  mit  grosser  Schwierigkeit  bricht  sich  diese 
Erkenntniss  über  die  bisherigen  Versäumnisse  Bahn. 

Wenn  Wellhausen  in  seiner  Abhandlung:  „Der  syrische 
Evangelienpalimpsest  vom  Sinai"  die  Forderung  aufstellt: 
„Wer  die  Reden  Jesu  wissenschaftlich  erklären  will, 
muss  im  Stande  sein,  sie  nöthigenfalls  in  die  Sprache 
zurückzuübersetzen,  die  Jesus  gebraucht  hat^  — ,  90  ist 
dies  ein  Symptom  der  richtigen  Erkenntniss.  Freilich  ist  die 
Forderung,  welche  dabei  nothwendiger  Weise  miterfüllt  werden 
muss,  die  ZurückfÜhrung  der  Wortvarianten  auf  den  voraus- 
zusetzenden semitischen  Quellentezt,  von  Wellhausen  nicht 
berücksichtigt.  Und  doch  bieten  gerade  diese  Wort- 
varianten der  griechisch-synoptischen  Texte  fast  das 
einzige  Mittel,  dasjenige  semitische  Idiom,  in  welchem 
die  synoptische  Grundschrift  verfasst  gewesen  sein 
muss,  auf  wahrhaft  wissenschaftliche  Weise  festzu- 
stellen, gleichzeitig  aber  auch  die  Ausdehnung  dieser 
Grundschrift  zu  erforschen  und  sich  endgiltig  davon 
zu  überzeugen,  ob  diese  Grundschrift  wirklich  nur  die 
Reden  Jesu  {Xoyia  im  strengeren  Sinne)  enthalten  habe, 
oder  ob  nicht  in  derselben  eine  Geschichte  des  Wirkens 
und  der  Reden  Jesu  vorgelegen  habe,  sodass,  bei  Rück- 
übersetzung des  Ausdrucks  Xoyia  =  Xoyoi  =  res  gestae  =  histo- 
ria  =  D'^'JM,  als  ursprünglicher  Titel  der  synoptischen  Grund- 
schrift die  Bezeichnung  ?^tD*?  '^■i^'n  =  res  gestae ,  historia  Jesu, 
vorauszusetzen  wäre.    Vgl.  fiieft  Ül,  811  f.  I,  64—83.  111,  25  f.. 

Dafür  dass  die  Forschung  nach  dem  semitischen  Grundtexte 
sich  nicht  blos  auf  die  Reden  Jesu  zu  erstrecken  habe,  sondern 
auf  den  Gesammt-Tenor  der  synoptischen  Evangelien- 
Überlieferung  ausgedehnt  werden  müsse,  spricht  die  Wahr- 
nehmung, dass  der  Reichthum  an  griechischen  Worten  und 
Übersetzungs Varianten  keineswegs  auf  die  synoptischen  Jesus- 
reden beschränkt  ist.  Auch  die  grösseren  Übersetzungsfrag- 
mente völlig  aussercanonischen  Sprachcharakters,  wie  ich  solche 
bereits  in  den  Agrapha  S.  66 ff.  vorgeführt  und  besprochen  habe, 
bieten  ebensowohl  zu  den  Reden  Jesu  (zu  Mt.  25,  35.  36  vgU 


Rackblick.  217 

Heft  II,  311  ff^  zu  Lc.  14,  8—11  vgl.  Heft  Hl,  393  fiF.)»  ^^  a«ch 
zu  den  Berichten  über  die  Thaten  Jesu  (zu  Lc.  5,  24.  25  =  Mt 
9,  6.  7  ==r  Mc.  2,  11.  12)  instruktive  Parallelen,  wie  solche  zum 
Johanneischen  Evangelium  in  keiner  Weise  beizubringen  sind. 
Im  Unterschiede  von  dem  originalen  johanneischen  Evange- 
lium zeigt  sich  die  Abhängigkeit  der  secundären  synoptischen 
Darstellungen  von  der  gemeinsamen  Hauptquelle  femer  in  zahl- 
reichen kleinen  aussercanonischen  Teztbestandtheilen, 
welche  theils  in  den  Handschriften,  theils  in  den  patristischen 
Gitaten  uns  entgegentreten.  Ein'  Verzeichniss  derartiger  Text- 
bestandtheile,  mit  welchen  namentlich  der  Cod.  Bezae  über  den 
canonischen  Text  hinausragt,  habe  ich  Agrapha  S.  31  f.  gegeben. 
Dieselben  legitimieren  sich  nach  Inhalt  und  Form  als  archai- 
stische echte  Reste  der  synoptischen  Grundschrift;.  Vgl.  Heft  U, 
82  ff.,  124  ff.,  299  f.,  Heft  III,  10  ff.,  108  f.,  169 f.,  187  ff.,  2271,  363f., 
429 f.,  448 ff.,  734 f.,  736 f.  Ahnliche  aussercanonische  Textbe- 
standtheile  finden  sich  auch  in  anderen  Quellen,  so  im  Syr.  Cur. 
zu  Lc.  9,  56  vgl.  Heft  III,  170,  zu  Lc.  11,  1  vgl.  Heft  UI,  224,  zu 
Lc.  23,  48  vgl  Heft  III,  744  ff.  Bei  der  Forschung  bezüglich  der 
synoptischen  Grundschrift  ist  es  von  höchster  Bedeutung,  auch 
diese  archaistischen  aussercanonischen  Textreste  zu  untersuchen. 
Ganz  anders  verhält  es  sich  bei  dem  johanneischen  Evange- 
lium. Auch  hier  finden  sich  zwar  einige  aussercanonische  Text- 
bestandtheile.  Man  vgl.  oben  zu  Job.  1,  48  S.  69,  zu  Job.  2,  3 — 5 
S.  70,  zu  Job.  3,  6  S.  79,  zu  Job.  4,  24  S.  92,  zu  Job.  5,  14  S.  96, 
zu  Job.  5,  23  S.  98,  zu  Job.  10,  14  S.  131,  zu  Job.  11,  54  S.  140f., 
zu  Job.  16,  32  S.  170,  zu  Job.  21,  8  S.  199.  Aber  nur  einige  wenige 
dieser  aussercanonischen  Zusätze  sind  als  echte  Reste  des  johan- 
neischen Textes  zu  erkennen,  so  der  Zusatz  filio  suo  zu  Job.  3,  34, 
das  aXiq»  zu  Job.  21,  8.  Von  grossem  Werthe  zeigt  sich  der 
Zusatz  2a(iq>ovQBlv  zu  Job.  11,  54  im  Codex  Bezae;  aber  dieser 
Zusatz  repraesentiert  sicher  nur  einen  redaktionellen  Eingriff, 
welchen  der  Redaktor  des  dem  Cod.  D  und  seinen  Trabanten 
vorausgegangenen  Archetypus  sich  erlaubt  hat.  Für  die  Deutung 
eines  dunkeln  Punktes  in  der  grossen  Apologie  Justins  erweist 
sich  die  aussercanonische  Textgestalt  des  Syr.  Cur.  zu  Job.  4,  24 
als  wichtig;  aber  der  dort  befindliche  Zusatz  ist  sicher  apokryph. 
Im  Übrigen  stammen  die  erwähnten  aussercanonischen  Text- 
bestandtheile   im   johanneischen   Evangelium    vorzugsweise    aus 


218  AasBercanonische  Paralleltezte  zu  Joh. 

späterer  Zeit  und  finden  sich  namentlich  bei  Schriftstellern  wie 
Epiphanias,  Ephraem  Syr.,  —  ein  Symptom  ihres  secandären 
Charakters. 

Ganz  ähnlich  verhält  es  sich  mit  denjenigen  aussercano- 
nischen  Texten,  welche  man  johanneische  Agrapha  nennen 
könnte.  Jn  dem  Jahre  1889  schrieb  ich  (Agrapha  S.  25):  «Auch 
finden  sich  —  und  das  ist  besonders  wichtig  —  keine  ausser- 
.  canonischen  Herrenworte  mit  johauneischem  Sprachcharakter, 
oder,  was  dasselbe  sagen  will:  es  gibt  keine  johanneischen 
Agrapha.'^  Seit  jener  Zeit  shid  mir  ungesucht  noch  manche 
Agrapha  synoptischen  Sprachcharakters  und  auch  einige  Citate 
in  die  Hände  gefallen,  die  man  johanneische  Agrapha 
nennen  könnte.  Ich  gebe  hier  das  Verzeichniss  der  letzteren  mit 
Bockbezugnahme  auf  obige  Texte. 
Petrus  Siculus:  6i6ti  yiyQcatxai'   iyoi  sl/u   rb  vöcdq   xo  Ccov. 

S.  88. 
Epiphanius:        xai  6  naxiiQ  xaZsl  ov  &€l€i  Jtgbg  xop  vlov^) 
Epiphanius:        i-yhvvrioaq  (18,  g>Tiol,  Jtaxeg,  S.  120.' 
Epiphanius:        o  yivoiax<DP  ifih  yivciöxsi  xop  xaxiga.    S.  155. 
Epiphanius:        jtaxsQ^  dbg  avxolg  C,a>fiv  ix^iv  iv  lavxolg,  S.  171. 
Epiphanius:        66x6  fioi  xislv.   S.  182. 

Man  erkennt  aber  sofort,  dass  diese  wenigen  johanneischen 
Agrapha,  welche  haupt.sächlich  auf  Epiphanius  zurück- 
zuführen sind,  mit  jenen  ältesten  Agrapha  synoptischen  Charak- 
ters, für  welche  Clemens  Rom.,  Polycarp,  Justin,  die  cle- 
mentinischen  Homilien,  Clemens  AL,  Origenes  u.  A., 
wie  auch  der  Cod.  Bezae,  als  Bürgen  dienen,  nimmermehr  in 
Concurrenz  treten  können.  Es  sind  freie  Weiterbildungen 
johanneischer  Grundgedanken  aus  sehr  später  Zeit, 
niemals  aber  archaistische  Textreste.  Auch  nach  dieser 
Seite  legt  also  das  johanneische  Evangelium  2ieugni8s  ab  f&r 
diejenige  synoptische  Quellenkritik,  welche  die  vorcanonische 
Quellenschrift  wie  in  den  zahllosen  Wortyarianten,  so  in  den 
aussercanonischen  Textresten  kleineren  und  grösseren  ümfangs 
nachwirkend  erkennen  lehrt.  ^) 

1)  Vgl.  Epiph.  Haer.  LXIX,  58.  p.  782  C. 

2]  Von  befreundeter  Seite  bin  ich  aufgefordert  worden,  versucheweise 
einmal   den  Text  der   Xoyta  (=  rvc;;  ^^3^»)   einfach  zasammendracken  za 


Bückblick.  219 

Das  Verbältniss  der  jobanneischen  Evangelienforschung  zu 
der  synoptischen  Quellenkritik  kann  man  sonach  in  folgender 
Weise  formulieren:  Das  johanneische  Erangelium  mit 
seiner  Textgeschichte  ist  ein  negativer  Beweis  für  das 
Vorhandengewesensein  einer  vorcanonischen  (semi- 
tischen) Grundschrift  der  synoptischen  Evangelien  und 
ihrer  aussercanonischen  Parallelen. 

Zugleich  aber  berührt  sich  das  johanneische  Evangelium 
auch  in  positiver  Weise  mit  der  synoptischen  Evangelien- 
forschung nach  einer  anderen  Seite.  Bereits  in  meiner  Schrift: 
„Das  Formalprinzip  des  Protestantismus'^  (1876)  habe  ich 
S.  60f.  darauf  hingewiesen,  dass  alle  Versuche  zur  Herstellung 
einer  evangelischen  Synopse,  welche  das  auf  das  Oruppensystem 
kimstvoll  aufgebaute  erste  canonische  Evangelium  zur  Grund» 
läge  nehmen,  scheitern  müssen.  Ich  habe  mich  zu  der  An- 
schauung Storrs  bekannt,  dass  das  erste  canonische  Evangelium 
bezüglich  der  evangelistischen  Pragmatik  als  eine  Klasse  von 
Evangelien  ftir  sich  zu  nehmen  sei,  dass  dagegen  Mc,  Lc.  und 
Job.  als  die  eigentlichen  Synoptiker  zu  betrachten  seien.  Von 
dieser  Anschauung  ausgehend,  habe  ich  damals  das  Manuscript 
einer  „Historisch-kritischen  Synopse  der  Evangelien 
des  Marcus,   Lucas  und  Johannes'^  (vgl.  die  Ankündigung 


lassen  in  der  Art,  wie  es  Heft  IIT,  676  ff.  mit  dem  Abend mahlsbericht  ge- 
schehen ist.  Der  verehrte  academische  Lehrer,  dem  ich  diese  Aufforderung 
verdanke,  fSgt  hinxu;  „Es  kann  ja  ganz  problematisch  gelassen  werden; 
aber  es  würde  mehr  Eindruck  machen.'*  Ich  bemerke  dazu,  dass  ich  be- 
reits vor  20  Jahren  eine  Zusammenstellung  der  koyia  in  diesem  Sinne  an- 
gefertigt habe,  wegen  des  Drucks  derselben  auch  bereits  mit  einer  nam- 
haften Verlagsbuchhandlung  in  Verbindung  getreten  war.  Jedoch  bereue 
ich  es  in  keiner  Weise,  damals  freiwillig  von  diesem  Unternehmen  zurück- 
getreten zu  sein;  denn  seitdem  ist  das  Material  durch  die  angestellten 
Forschungen  bedeutend  vermehrt  Sollte  es  noch  dazu  kommen,  dass  ich 
jene  Arbeit  wieder  aufnähme,  so  würde  neben  dem  griechischen  Texte 
und  seinen  Varianten  auch  der  muthmassliche  hebräische  Text  zu  geben 
sein.  Dass  die  koyia  ^  t^'o^  '^^z'n  hebräisch  geschrieben  gewesen  seien, 
davon  bin  ich  auch  nach  dem  Einblick  in  die  verdienstliche  Arbeit  von 
Arnold  Meyer:  „Jesu  Muttersprache.  Das  galiläische  Aramäisch 
in  seiner  Bedeutung  für  die  Erklärung  der  Reden  Jesu  und  der 
Evangelien  überhaupt"  (Freiburg  i.  B.  und  Leipzig  1896)  mehr  denn 
je  überzeugt. 


220  Au80ercanoziische  Paralleltexte  zu  Job. 

auf  S.  61  und  in  der  Einleitung  des  „Formalprinzips)  ausgear- 
beitet. Gleichwohl  habe  ich  jenes  Manuscript  bis  heute  gleich- 
falls zurückgestellt,  weil  ich  mit  B.  Weiss  der  Überzeugung 
geworden  bin,  dass  erst  die  Frage  nach  der  synoptischen 
Quellenschrift  bereinigt  sein  mnss,  bevor  eine  wahr- 
haft wissenschaftliche  Synopse  der  Evangelien  ent- 
stehen kann.  In  §2  dieses  Heftes  habe  ich  „die  Gompoaition 
des  BvayyiXiov  xara  ^lioavvrjv"'  besprochen  und  darin  die  Quint- 
essenz meiner  Anschauung  bezüglich  einer  evangeliscben  Synopse 
niedergelegt  Vielleicht  lesen  sich  die  S.  41 — 48  gegebenen 
Darlegungen,  welche  eine  pragmatische  Analyse  des  johanneischen 
Evangeliums  enthalten,  wie  rasch  hingeworfene  Aper9Q8.  Aber 
ich  glaube  versichern  zu  dürfen,  dass  darin  der  Schlüssel  zu 
einer  evangelischen  Synopse  des  Johannes,  Marcus. und  Lucas 
dargereicht  ist  und  dass  die  damit  gegebenen  pragmatischen  Ge- 
sichtspunkte auf  langjähriger  und  gründlicher  Beschäftigung 
mit  der  johanneischen  Frage  beruhen.  Hiernach  erscheint 
das  Johanneische  Evangelium  als  eine  Reihe  von  Er- 
gänzungsfragmenten zu  dem  von  Lc.  (und  Mc.)  am  besten 
erhaltenen  ursprünglichen  Tenor  der- synoptischen  Re- 
lation. 

Diese  Erkenntniss  würde  jedoch  einen  nur  geringen  Werth 
besitzen,  wenn  das  johanneische  Evangelium  als  das  apokryphe 
Produkt  eines  Anonymus  aus  dem  zweiten  Jahrhundert  zu  be- 
trachten wäre.  Aber  eben  in  dieser  Erkenntniss  liegt  zu- 
gleich ein  mächtiger  innerer  Beweis  für  die  aposto- 
lische Authenticität  des  vierten  Evangeliums,  da  nur 
ein  Augen-  und  Ohrenzeuge  auf  diese  —  im  Evangelium 
keineswegs  ostentativ  auftretende,  demselben  vielmehr  latent  zu 
Grunde  liegende  —  Idee  gekommen  sein  würde,  mit  sol- 
chen Ergänzungsfragmenten  sich  zu  begnügen,  und  da 
nur  ein  Augen-  und  Ohrenzeuge  im  Stande  sein  konnte, 
derartige  Ergänzungsfragmente  in  einer  so  ergiebigen 
und  zugleich  tendenzlosen  Weise  zu  geben.  Mit  diesem 
inneren  Selbstzeugniss  stimmt  nun  die  äussere  Bezeugung  in 
der  ürkirche  überein. 

Die  Ergebnisse  für  die  Authenticität  des  johanneischen 
Evangeliums  (vgl.  §  1:  die  älteste  Bezeugung  des  BvaYyiXiov 
xara  ^Icoapvfjp)  sind   gewonnen   worden  durch   genaueste  Ver- 


Rflckblick.  221 

gleichuDg  der  urchristlichen  Literatur  in  einer  Vollständigkeit, 
welche  manche  neue  Einblicke  gewährt,  namentlich  aber  durch 
eingehende  Berücksichtigung  der  bis  ins  erste  Jahrhundert  zu- 
rückzudatierenden ältesten  Abendmahlsliturgie,  welche  durch  den 
wichtigsten  aller  literarischen  Funde  der  Neuzeit,  durch  die 
Wiederentdeckung  der  Aidoxr}  rwv  dcodexa  aJtoCroXoov^  uns  zu- 
gänglich gemacht  worden  ist.  VgL  oben  S.  2  ff.  Durch  den 
Nachweis,  dass  das  johanneische  Eyangelium  bereits  im 
ersten  Jahrhundert  kirchliche  Geltung  besessen  und 
liturgische  Verwendung  gefunden  hat,  ist  die  apostolische 
Authenticität  und  die  johanneische  Abfassung  dieser  einzigartigen 
Evangelienschrift  in  Übereinstimmung  mit  ihrem  eigenen  inneren 
Selbstzeugniss  in  ein  neues  Licht  gerückt. 

Wie  wichtig  ist  es  aber  für  die  gesammte  Theologie, 
mit  Freudigkeit  bekennen  zu  dürfen,  dass  wir  in  dem 
vierten  canonischen  Evangelium  das  originale  Werk 
eines  ürapostels  besitzen!  Wie  wichtig  ist  dieser  Besitz, 
zumal  da  das  Werk  des  anderen  ürapostels,  die  von  Matthäus  ver- 
fassten  T\16"]  '^'l!!^  im  Original  verloren  gegangen  sind  und  nur 
in  secundären  Bearbeitungen  noch  fortleben! 

Nur  an  Einem  Punkte,  welcher  für  die  gesammte  theolo- 
gische .  und  speciell  christologische  Grundauffassung  von  ent- 
scheidender Bedeutung  ist,  sei  Dies  zum  Schlüsse  nachgewiesen. 
Auf  Grund  der  oben  S.  57 — 60  zu  Joh.  1,  13  gegebenen  Belege 
steht  es  ausser  Zweifel,  dass  in  Joh.  1, 13  der  canonische  Text  eine 
spätere  corrumpierte  Textgestalt  darstellt.  Der  ursprüngliche, 
von  J  ustin,  Irenaeus,  Tertullian,  Ambrosiuß,  Augustinus 
u.  A.  gekannte,  Text  lautete: 

oq  ovx  ig  cdfiarcov  ovdh  kx  d^eXi^fiarog  öaqxoq 
ovÖB  ix  d-BXriiiaxoq  avÖQog,  aX.)!  ix  9-6ov  iYevv/jd-i], 
und   enthielt  mithin   nichts   weniger   und  nichts  mehr  als  eine 
exakte  Aussage  über  die  vaterlose  Geburt  Jesu.^)   Wäre 
das   johanneische    Evangelium    das    apokryphe    Produkt    eines 
Anonymus  aus  dem  zweiten  Jahrhundert,  so  hätte  diese  Aussage 


1)  Noch  deutlicher  wird  Solches  henrorireten,  wenn  im  nächsten  Hefte 
das  YerhältnisB  des  johanneischen  Prologs  zur  vorcanonischen 
Quellenschrift  des  Eindheitsevangeliums  zur  Erörterung  ge- 
langt. 


222  AusaercanonUche  Paraileltexte  zu  Joh. 

ein  kirchengeschichtlicbes  Interesse,  aber  veiter  keine  Beweis- 
kraft. Stammt  aber  das  vierte  Evangelium  und  somit 
auch  der  ProloTg,  in  welcbem  der  Verfasser  sein  per- 
sönliches Glaubensbekenntniss  niedergelegt  hat,  von 
einem  Urapostel  und  zwar  von  demjenigen  ürapostel,  bei 
welchem  Maria,  die  Mutter  Je8u7"nach  dem  Kreuzestode  ihres 
bohnes  Aufnahme  gefunden  hatte,  so  besitzen  wir  in  dieser 
apostolischen  Aussage  über  die  vaterlose  Geburt  Jesu  ein  histo- 
risches Zeugniss  allerersten  Ranges.  Hiermit  ist  der  Weg  ge- 
bahnt zu  dem  schwierigsten  Theile  der  gesammten  Evangelien- 
forschung, welcher  noch  übrig  geblieben  ist,  zur  Untersuchung 
des  in  Mt.  1.  2  und  Lc.  1.  2  niedergelegten  Kindheitsevangeliums, 
bezüglich  dessen  die  aussercanonischen  Paraileltexte  mit  den 
dazu  gehörigen  Untersuchungen  im  letzten  Heft  dieses  Bandes 
zur  Veröffentlichung  gelangen  sollen. 

Jedenfalls  aber  bildet  die  apostolische  Authenticitat  und  jo- 
hanneische  Abfassung  des  vierten  canonisöhen  Evangeliums  den 
Eckstein  der  gesammten  Evangelienforschung.  Auf  Grund  sorg- 
faltiger literarischer  Kritik  erscheint  das  johanneische  Evan- 
gelium als  die  feste  Basis  aller  weiteren  Untersuchungen  über 
das  Leben  Jesu,  als  das  sichere  Ufer,  von  welchem  aus  man 
mit  ruhigem  Auge  in  die  Wellen  und  Wogen  der  synoptischen 
Evangelienkritik  hineinschauen,  nöthigenfalls  zwischen  ihre 
Klippen  und  in  ihre  Untiefen  kühnen  Muths  sich  hineinwagen 
und  die  ausreifenden  Ergebnisse  zunächst  einer  gründlichen  und 
objektiven  literarischen  Kritik  und  dann  weiter  einer  besonnenen 
historischen  ^ritik  mit  guter  Zuversicht  erwarten  kann. 


Nachschrift 

Die  in  der  Fnsanote  auf  S.  219  erw&bnte  Schrift  von  Arnold  Meyer: 
yyJeiu  Muttersprache^'  verdient  es,  auf  den  beiden  letzten  leer  geblie- 
benen Seiten  dieses  Heftes  noch  nfiher  besprochen  xu  werden.  Es  ist  clie 
erste  Monographie,  in  welcher  dieses  wichtige  Thema  ex  professo  behan- 
delt worden  ist.  Namentlich  bietet  der  auf  S.  8 — 35  gegebene  „Geschicht- 
liche überblick  Qber  die  Behandlung  der  Frage  nach  der  Sprache  Jesu" 
eine  werthvoUe  Orientierung.  Während  dabei  Marshall's  „The  Ära- 
maic  Gospel"  (vgl.  Heft  1,  93 — 107)  unerwähnt  geblieben  ist,  hat  Meyer 
auf  mein  „Formalprinzip  des  Protestantismus",  welches  er  irr- 
thümlich  Fundamentalprinzip  nenut,  auf  die  „Agrapha"  und  das  II.  Heft 
(nicht  aber  das  I.  und  IQ.  Heft!)  der  „Aussercanonischen  Parallel- 
tezte"  in  mehrfach  eingehender  Weise  Bezug  genommen. 

Was  die  Fassung  des  Themas  und,  die  Behandlung  desselben  im  All- 
gemeinen anlangt,  so  muss  es  bemängelt  werden,  dass  die  drei  Begriffe: 
„Muttersprache'  —  „Verkehrssprache"  —  ,,Schriftsp räche"  nicht 
auseinander  gehalten  sind.  „Qui  bene  distinguit,  bene  docet".  In  einem 
dreisprachigen  Lande,  wie  Palaestina,  wo  das  Aramäische  die  vor- 
herrschende und  das  Griechische  die  in  den  Städten  nebenhergehende 
Verkehrssprache  war,  wo  das  Hebräische  als  gottesdienstliche  Sprache 
gebraucht  ward,  ja  im  Süden  des  Landes  auch  als  Umgangssprache  noch 
nicht  gänzlich  ausgestorben  war,  wo  das  galiläische  Aramäisch  noch  gar 
nicht  zur  Schriftsprache  sich  entwickelt  hatte,  dagegen  das  —  mit  Ara- 
maismen  und  Graeoismen  mehrfach  durchsetzte  —  Hebräisch  die  fast  all- 
gemein benutzte  Literatur-Sprache  war,  ist  mit  deutlicher  Berücksichtigung 
dieser  Sprachverhältnisse  für  jede  einzelne  Person  die  „Muttersprache"  und 
die  „Verkehrssprache",  für  jedes  einzelne  literarische  Erzeugniss  die  „Schrift- 
sprache" erst  festzustellen.  Von  den  Schriften  Neubauers,  welcher  für  die 
Kenntnis«  dieser  sprachlichen  Verhältnisse  Palaestinas  eine  besonders  hervor- 
ragende Autorität  bildet,  hat  Meyer  die  von  mir  in  Heft  1,  86  erwähnte 
Abhandlung:  „On  the  dialects  spoken  in  Palestine  in  the  time  of 
Christ"  (Studia  Biblica.  1.  Oxford  1885.  S.  39—74)  ebenfUls  gebraucht  Dar 
gegen  verräth  Meyer  keine  Bekanntschaft  mit  dem  aus  der  Zeit  Jesu 
stammenden,  neuerdings  von  Gast  er  herausgegebenen,  von  den  deutschen 
Forschem,  wie  es  scheint,  bisher  wenig  beachteten,  von  mir  oben  auf  S.  11 
Anm.  besprochenen,  für  unsere  Fragen  so  wichtigen  hebräischen  Ur- 
text zu  dem  Testamentum  Naphthali. 


224  Auflsercanonisclie  Paralleltexte  zu  Joh. 

Bei  dem  Begriffe  „Muttersprache"  hätte  vor  allen  Dingen  die 
Frage  erörtert  werden  müssen,  welches  die  Sprache  der  Mutter 
Jesu  gewesen  sei.  Da  dieselbe  als  Bethlehemitin  aus  dem  Süden 
Palaestinas  stammte,  so  kommt  für  sie  von  vom  herein  das  hebräische 
Idiom  in  Betracht.  Durch  ihren  Verkehr  mit  denjenigen  Kreisen  Jeru- 
salems, welche  auf  den  Trost  Israels  warteten,  wird  diese  Annahme  noch 
bestärkt.  Denn  ihre  Hoffnungen  konnten  diese  Kreise,  da  es  aramäische 
Targums  noch  nicht  gab,  nur  mit  Kenntniss  der  hebräischen  Sprache  aus 
den  Schriften  des  A.  T.  nähren,  und  die  Kindheitsgeschichte  bei 
Lucas,  welche  auf  diese  Kreise  zurückweist  und  in  welcher  Maria  die 
Trägerin  des  Ganzen  bildet,  besitzt  —  wie  namentlich  de  Lagarde  mit 
Bestimmtheit  hervorgehoben  hat  —  nicht  einen  aramäischen,  son- 
dern durch  und  durch  einen  hebräischen  Sprachcharakter. 
(Vgl.  das  Nähere  im  nächsten  Heft«.)  Aber  nicht  minder  die  Reden 
Jesu  sind  auch  da,  wo  keine  bestimmten  alttestamentlichen  Parallelen 
vorliegen,  von  alttestamentlich-hebräischem  Sprachgut  in  sol- 
cher Dichtigkeit  durchsetzt,  wie  es  bei  Meyer  (S.  54 — 56)  nicht  von 
ferne  genügend  gewürdigt  worden  ist.  Delitzsch  (The  Hebrew  New 
Testament  p.  35  f.)  sagt  mit  Recht:  „Der  semitische  Einschlag  des 
neutestamentlichen  Hellenismus  ist  hebräisch,  nicht  ara- 
mäisch, unser  Herr  und  seine  Apostel  dachton  und  sprachen 
groBsentheils  hebräisch.'*  Es  ist  daher  erklärlich,  dass  alle  Versuche, 
die  gemacht  worden  sind,  um  die  Reden  Jesu  auf  das  Aramäische  zu- 
rückzuführen, auch  wenn  sie  in  linguistischer  Hinsicht  als  gelangen  erschei- 
nen, für  die  tiefere  Erfassung  des  Wortsinns  meist  unfruchtbar 
bleiben,  während  die  Herbeiziehung  des  hebräischen  Sprach- 
gutes befruchtend  auf  die  Exegese  einwirkt.  Man  vgl.  z.  B. 
die  hebräischen  Erklärungen  zu  Lc.  13,  24a  in  Heft  lU,  367  f.,  sowie  zu 
Lc.  16,  16b  =  Mt.  11, 12  in  Heft  III,  439-442  mit  den  bei  Meyer  S.  88 f. 
157  f.  gegebenen  parallelen  LOsungsversuchen  auf  Grund  des  aramäischen 
Idioms.  Man  beachte  ferner  die  von  Meyer  (wegen  seiner  Unbekannt- 
Schaft  mit  Heft  III)  nicht  berücksichtigten  Nachweise  in  Heft  HI,  152.  154. 
221.  237.  319.  374.  384.  441.  585.  689,  welche  bestimmt  gegen  das  Ara- 
mäische und  ebenso  bestimmt  für  das  Hebräische  als  Ursprache  der 
M'"^  ^1^3^  Zeugniss  ablegen. 

Jedenfalls  aber  wird  die  schöne  Erstlingsarbeit  des  jugendlichen 
Forschers  über  „Jesu  Muttersprache"  mit  dazu  beitragen,  dass  diese  wich- 
tige Frage  nicht  wieder  von  der  Tagesordnung  der  theologischen  Forschung 
verschwinde,  bis  sie  ihre  —  für  das  wissenschaftliche  Verständniss  der 
synoptischen  Evangelientezte  so  entscheidende  —  endgiltige  Lösung 
wird  gefunden  haben.  Ich  sage  mit  Meyer:  „Das  Arbeitsfeld  ist 
gross,  der  Arbeiter  sind  wenige"  —  und  füge  hinzu:  Das  Feld  ist 
reif  zur  Ernte. 


Druck  von  August  Pries  in  Leipzig. 


DAS 


KINDHEITSEVANGELIUM 


NACH  LUCAS  UND  MATTHAEUS 


UNTER  HERBEIZIEHÜNG 


DER  AUSSERCANONISCHEN  PARALLELTEXTE 


QÜELLENKRITISCH  UNTERSUCHT 


VON 


ALFRED  RESCH 


LEIPZIG 

J.  C.  HINRICHS'SCHE  BUCHHANDLUNG 

1897 


TEXTE  UND  UNTERSUCHUNGEN 

ZUR  GESCHICHTE  DER  ALTCHRISTLICHEN  LITERATUR 

HERAU80EOEBBN  VON 
OSCAR  V.  BEBHARDT  UND  ADOLF  HARHACK. 

X.  BAND    HEFT  6. 


Vorwort 


Indem  ich  dieses  letzte  Heft  der  „Aussercanonischen 
Paralleltexte''  nicht  wie  Heft  H — IV  als  blose  Materialien- 
sammlung, sondern  zugleich  als  eine  in  der  Reihe  der  Jahre  ge- 
reifte Frucht  meiner  Erwägungen  über  einen  mir  besonders 
wichtigen  Gegenstand  der  Öffentlichkeit  hiermit  übergebe,  thue 
ich  es  in  dem  Bewusstsein,  dass  mir  allein  die  Verantwortlich- 
keit dafür  zukommt^  und  mit  der  Bezeugung  der  Dankbarkeit 
gegen  die  Redaktion  der  „Texte  und  Untersuchungen"  fiirdie 
Liberalität,  mit  welcher  dieselbe  mir  bis  zuletzt  das  Wort  ge- 
stattet hat 

Am  1.  Adyentsonntage  yor  dreiunddreissig  Jahren  habe  icli 
das  Amt  eines  evangelischen  Predigers  angetreten  in  der  Ge- 
meinde, in  welcher  ich  noch  jetzt  am  Worte  diene.  Dreiund- 
dreissigmal  habe  ich  das  Weihnachtseyangelinm  mit  Freudigkeit 
verkündet  Dass  ich  zu  solcher  Freudigkeit  je  länger  je  mehr 
auch  wissenschaftlichen  Grund  gesucht  und  gefunden  habe,  davon 
soll  diese  Studie,  welche  ich  hiermit  der  Öffentlichkeit  übergebe, 
ein  lebendiges  Zeugnis  seiiä. 

Durch  die  Gewissheit,  dass.  wir  am  Weihnachtsfeste  nicht 
Fabeln  verkünden,  sondern  die  Wahrheit  predigen,  ist  nicht  blos 
fbr  das  Christfest,  sondern  fttr  die  gesammte  Heilsverkündigung 
der  Christenheit  die  freudige  Zuversicht  eines  evangelischen  Pre- 
digers bedingt.  Hätte  ich  diese  Gewissheit  nicht  immer  von 
Neuem  gefunden,  oder  wäre  mir  dieselbe  durch  die  wissenschaft- 
liche Forschung  verloren  gegangen:  sicherlich  würde  ich  nicht 
angestanden  haben,  die  praktischen  Consequenzen  zu  ziehen. 
Nimmermehr  würde  ich  dann  den  Muth  zur  Verwaltung  des 
mir  anvertrauten  Amtes  behalten  haben. 


IV  Vorwort. 

Mögen  nun  —  dies  ist  mein  Wunsch  —  auch  Andere  an 
den  Ergebnissen  dieser  Forschungen  gleich  mir  ihren  Glauben 
starken.  Mö^n  insbesondere  diejenigen,  die  zur  Verkündigung 
des  Evangeliums  berufen  sind,  daraus  neue  Freudigkeit  gewinnen, 
um  ihres  Amtes  zu  walten.  Mochte  diese  Studie  die  unauflös- 
liche Zusammengehörigkeit  des  geistlichen  Amtes  und  der  theo- 
logischen Wissenschaft  bezeugen  und  befördern. 

Wenn  es  mir  vergönnt  sein  ¥mrd,  möglichst  bald  auch  von 
den  Aoyia  eine  Teztausgabe  —  ähnlich  eingerichtet  wie  der  um- 
stehend in  §  5  gegebene  griechische  und  hebräische  Text  des 
KindheitsevangeUums  —  zum  Druck  und  damit  meine  Evange- 
lienforschungen zu  einem  gewissen  Abschluss  zu  bringen,  so 
werden  drei  evangelische  Hauptschriften  als  historische  Grund- 
lagen unseres  Jesusglaubens  auch  äusserlich  herausgestellt  sein: 

n*^tD^n  y)©;;  rriTi?in  "ito  =  BlßXog  ysvioBwq  *Ii]6ov  Xqlotov 

(Mt.  1,  ij,  die '  örundschrift  f&r  Mt.  1.  2.   Lc.  1.  2.  Joh.  1, 
1—18; 
y^iltr^  ^"W  =  ra  Aoyia  ^IfjCoVy  die  Grundschrift  fftr  Mt  3,  1  ff., 

McV,  Iffi,  Lc.  3,  Iff; 
evayyiliov    xara  ^loapvrjv   —    welches   als    authentisches 

Zeugniss  eines  Urapostels  sich  selbst  zur  Quelle  dient: 
Die  CongeniaUtät  dieser  drei  historischen  Gruudschriften  des 
Urchristenthums  wird  das  feste  Fundament  bilden  für  eine  fort 
und  fort  sich  vertiefende  wissenschaftliche  Erforschung  und  Pest- 
stellung der  evangelischen  Geschichte. 

Zeulenroda,  in  der  Adventszeit  1896. 

Eirchenrath  P.  prim.  D.  theoL  Resch. 


Inhaltsübersicht  siehe  am  Schltiss. 


Einleitung. 

Wie  die  Sammlung  der  nAgrapha'^  als  ein  „Spicilegium**, 
als  eine  Ährenlese  auf  abgeerntetem  Felde,  entstanden  ist,  so  ist 
es  mir  ähnlich  mit  dem  Kindheitseyangelium  ergangen.  Ur- 
sprunglich auf  die  Erforschung  der  mit  Mc.  1,  4  =  Mt.  3,  i  = 
Lc.  3,  1  beginnenden  synoptischen  Orundschrift,  des  ürevange- 
liums,  sowie  des  johanneischen  Evangeliums  concentriert,  hatte 
ich  das  canonische  Eindheitsevangelium  (Mt.  1.  2.  Lc.  1.  2)  vom 
Wege  meiner  Untersuchungen  abseits  liegen  lassen.  Aber  die 
später  angeschlossenen  patristischen  Forschungen,  namentlich 
die  Untersuchung  der  justinischen  Evangeliencitate,  in  denen 
die  Parallelen  zu  Mt.  1.  2.  Lc.  1.  2  eine  so  grosse  und  vielfach 
räthselhafte  Rolle  spielen,  femer  die  Berücksichtigung  der  apo- 
kryphischen  Evangelien,  sowie  endlich  auch  —  obwohl  der  Zeit 
nach  nicht  am  letzten  —  die  fortgesetzte  analytische  Behand- 
lung des  johanneischen  Prologs  führten  mich  je  länger  je  mehr 
dahin,  mein  Augenmerk  auch  auf  die  kritische  Untersuchung 
des  Kindheitsevangeliums  zu  richten.  Von  der  einschlägigen 
modernen  Literatur  dabei  zunächst  völlig  absehend,  sammelte  ich 
die  dazu  gehörigen  aussercanonischen  Texte  und  stellte  meine 
Forschungsergebnisse  nach  und  nach  in  völliger  Unabhängigkeit 
von  fremden  Einflüssen  fest.  Namentlich  behielt  ich  auch  das 
von  mir  schon  seit  mehr  als  zwanzig  Jahren  erkannte  enge 
Verwandtschaftsverhältniss  zwischen  dem  johanneischen 
Prologe  und  dem  Kindheitsevangelium  fest  im  Auge  und 

gestaltete   diese  Erkenntniss,   die   anfanglich   nur  aus  der  Ver- 
Texte XL.  Untersuchungen  X,  5.  1 


2  Bas  EindheitBevangeliam. 

gleichung  der  canonischen  Texte  entstanden  war,  mit  Her- 
beiziehung der  ausser  canonischen  Paralleltezte  immer  weiter 
und  allseitiger  aus.  Erst  im  Jahre  1893  prüfte  ich  meine  For- 
schungsergebnisse an  der  hierher  gehörigen  Literatur  unseres 
Jahrhunderts.  Indem  ich  nunmehr,  nachdem  das  nahezu  auf 
drei  Jahre  zurückgelegt  gewesene  Manuscript  von  mir  einer  noch- 
maligen gründlichen  Durchprüfung  unterzogen  worden  ist,  die  Er- 
gebnisse auch  dieser  Forschungen  der  theologischen  Welt  vorlege, 
erbitte  ich  eine  wohlwollende  Aufnahme  namentlich  in  Berücksich- 
tigung der  grossen  Schwierigkeiten,  mit  denen  die  quellen- 
kritische Untersuchung  des  Kindheitsevangeliums   verknüpft  ist. 


§  1. 

Das  Problem. 

Das  mit  der  quellenkritischen  Erforschung  von  Mt.  1.  2.  Lo. 
1.  2  verknüpfte  Problem  verursacht  ganz  besondere  Schwierig- 
keiten. Während  fClr  den  Haupttheil  der  evangelischen  Synopse 
bei  allen  Versdiiedenheiten  ein  einheitlicher  Grundstock  zu  er- 
kennen und  als  Ariadnefaden  in  dem  Labyrinth  der  synoptischen 
Evangelienforschung  zu  benützen  ist,  fehlt  eine  solche  stoffliche 
Einheit  in  den  beiden  Kindheitsgeschichten  des  ersten  und  dritten 
Evangelisten  fast  gänzlich.  Und  doch  gehen  beide  Relationen 
als  Vorgeschichten  der  mit  Mi  3,  1  »^  Lc.  3,  1  beginnenden  syn- 
optischen Haupterzählung  in  auffallender  Weise  einander  parallel 
und  erweisen  gerade  in  der  Hauptsache  durch  wichtige  Coinci- 
denzpunkte  eine  unleugbare  innere  Congenialität.  Diese  Doppel- 
seitigkeit in  der  Verschiedenheit  einerseits  und  in  der  Verwandt- 
schaft andrerseits  reizt  immer  von  Neuem  zur  Erforschung  des 
Quellenverhältnisses,  in  welchem  beide  Relationen  zu  einander 
stehen,  belastet  aber  auch  diese  Forschung  mit  unüberwindlich 
scheinenden  Schwierigkeiten. 

Daraus,  sowie  aus  der  bisherigen  Concentrierung  der  Evan-* 
gelienforschuug  auf  die  beiden  Hauptfragen  —  die  johanneische 
und  die  synoptische  im  engeren  Sinne  —  mag  die  bis  jetzt 
wahrnehmbare  Vernachlässigung  des  mit  dem  Kindheitsevange- 
lium verknüpften  quellenkritischen  Problems  sich  erklären. 
JedenÜEdls  wird  durch  diesen  Mangel  an  Vorarbeit  die  Schwierig- 
keit der  gegenwärtigen  Untersuchung  noch  erhöht. 

Wohl  bieten  die  Comroentare  zu  Mt.  1.  2.  Lc.  !•  2  manchen 
werthvoUen  Stoff  und  manche  anregende  Gesichtspunkte;  wohl 
haben  die  Untersuchungen   der  justinischen  ParaUelcitate  diese 

1* 


4  Bas  Kindheiteevangelium. 

und  jene  Frage  bezüglich  des  Kindheitseyangeliums  in  Fluss 
gebracht;  wohl  ist  auch  die  Behandlung  der  apokryphen  Eind- 
heitsevangelien  nicht  völlig  unterblieben  (ygL  Hofmann,  das 
Leben  Jesu  nach  den  Apokryphen);  wohl  haben  auch  manche 
wichtige  Einzeluntersuchungen  bezüglich  der  verschiedenen 
Stoffe  des  Kindheitsevangeliums  stattgefunden.  Aber  gleichwohl 
existiert  meines  Wissens  nur  eine  einzige  einheitliche  quel- 
lenkritische Behandlung  der  Stoffe,  die  wir  unter  dem  Namen 
des  Kindheitsevangeliums  zusammenfassen. 

Zwei  Werke  nämlich,  welche,  nach  ihrem  Titel  zu  urtheilen, 
eine  einheitliche  Bearbeitung  des  gesammten  Kindheitsevangeliums 
anzustreben  scheinen,  kommen  doch  ihrem  Inhalt  nach  hierbei 
nicht  in  Betracht. 

Das  erste  Werk  derart  ist  die  von  F.  £.  Steinmeyer  heraus- 
gegebene und  unter  seine  apologetischen  Schriften  aufgenommene 
«Geschichte  der  Geburt  des  Herrn  und  seiner  ersten 
Schritte  im  Leben  in  Bezug  auf  die  neueste  Kritik". 
Schon  der  Umstand,  dass  der  Verfasser  dieses  sein  Werk  unter 
seine  apologetischen  Schriften  eingereiht  hat,  verrath  seine  rein 
apologetische  Tendenz.  Der  Inhalt  zeigt  dies  noch  mehr. 
Thatsächlich  handelt  es  sich  um  eine  mit  stark  dogmatischen 
Excursen  durchsetzte  Apologie  der  canonischen  Texte  von  Mt. 
1.  2.  Lc.  1/2.  Von  der  s.g.  historischen  Kritik,  wie  sie  ge- 
wöhnlich an  der  Bibel  geübt  wird,  sagt  Steinmeyer  zwar  richtig: 
„Sie  geht  davon  aus,  dass  das  Christenthum  aus  dem  Wirken  und 
Zusammenwirken  endlicher  Ursachen  erklärbar  sei.  Jede  andere 
Causidität,  namentlich  eine  unmittelbare  Einwirkung  Gottes, 
weist  sie  von  vom  ab  entschieden  von  der  Hand.  Steht  diese 
Voraussetzung  ihr  fest,  so  hat  sie  ihr  Urteil  über  den  evange- 
lischen Bericht  schon  vor  der  historischen  Untersuchung  von 
den  Resultaten  derselben  abgesehen  gefällt^.  Aber  der  Miss- 
brauch der  Kritik  entbindet  uns  nicht  von  der  Pflicht  der  Kritik» 
namentlich  zunächst  der  literarischen  Kritik,  welche  bei  Stein- 
meyer fast  vollständig  fehlt.  So  viel  Werthvolles  und  Lehr- 
reiches sein  Werk  auch  enthält,  so  kann  es  doch  bei  seiner  rein 
apologetisch-dogmatischen  Tendenz  und  bei  seiner  Beschränkung 
auf  die  canonischen  Texte  als  eine  Vorarbeit  flir  eine  wahrhaft 
geschichtliche  Auffassung  des  Kindheitsevangeliums  nicht 
wohl   gelten,   geschweige  denn  dass  daraus  für  die  literarische 


§  1.  Das  Problem.  5 

und  insbesondere  ttn  die  quellenkritisclie  Behandlung  desselben 
etwas  WesenÜiches  zu  lernen  wäre. 

Ein  zweites  Werk  mit  dem  einheitlichen  Titel:  „Die  Kind- 
heitsgeschiohte  unseres  Herrn  Jesu  Christi  nach  Mat« 
thäus  und  Lukas  ausgelegt"  hat  A.  Nebe  im  Laufe  des 
Jahres  1893  erscheinen  lassen.  Dieses  Werk  stbllt  sich  der  Kri- 
tik nicht  feindlich  gegenüber;  aber  es  sieht  von  jeglicher  Kritik 
ausgesprochener  Massen  doch  vollständig  ab;  es  will  die  cano- 
nischen  Stoffe  des  ersten  und  dritten  Evangelisten  rein  exe- 
getisch behandeln.  Von  diesem  Gesichtspunkt  aus  ist  das  um- 
fangreiche und  gründliche  Werk,  welches  uns  Nebe  dargeboten 
hat,  eine  ausgezeichnete  Leistung,  ein  bleibender  Merkstein  in 
der  Geschichte  der  dem  Kindheitsevangelium  zu  Theil  gewordenen 
wissenschaftlichen  Arbeit 

Neben  der  apologetischen  Schrift  Steinmeyers  und  neben 
diesem  exegetischen  Werke  Nebe's  kommt  nur  eine  einzige  — 
nicht  umfangreiche  —  Schrift,  nämlich: 

Die  Jugendgeschichte  des  Herrn.  Ein  Beitrag  zur  höheren 
Kritik  und  Exegese  des  neuen  Testaments  von  Ernst 
Friedrich  Gelpke  —  Bern  1841  —, 
als  eine  Vorarbeit  für  die  kritische  Behandlung  des  Kindheits- 
evangeliums in  Betracht 

Die  von  mir  erst  sehr  spät  gemachte  Bekanntschaft  mit 
dieser  Schrift  hat  mich  in  mehrfacher  Einsicht  angenehm  über- 
rascht. Zwar  geht  durch  dieselbe  die  gewohnte  unklare  Ver- 
mischung historischer  und  literarischer  Kritik  hindurch. 
Aber  der  S.  161  aufgestellte  historisch-kritische  Canon: 

„Nicht  also  das  Wunderbare  an  sich,  wohl  aber  das  zweck- 
lose und  zweckwidrige  Wunderbare  ist  ein  sicheres  Grite- 
rium  des  Ungeschichtlichen"  — 
bewahrt  den  Verfasser  vor  Ungerechtigkeit  und  Vorurtheil.  Er 
sieht  in  dem  Kindheitsevangelium  nach  Mt.  1.  2.  Lc.  1.  2  eine 
Art  Mischung  von  Sage,  Dichtung  und  historischer  Überlieferung. 
Aber  er  steht  den  Stoffen  wohlwollend  gegenüber.  Und  Wohl- 
wollen ist  bekanntlich  die  Vorbedingung  von  Gerech- 
tigkeit. 

Dabei  ist  Gelpke's  Gesichtskreis  nicht  eingegrenzt  durch 
die  canonischen  Texte.  Vielmehr  umspannt  er  so  ziemlich  alle 
hierher  gehörigen  Instanzen,  die  patristische  Überlieferung  (na- 


g  Das  Eindseitsevangelium. 

menÜich  bei  Justin),  die  apokryphen  Evangelien,  die  canonischeo 
Parallelen.  Besonders  ist  es  der  johanneische  Prolog, 
dessen  Congenialität  mit  dem  Eindheitsevangelinm  er 
erkannt  hat,  sodass  er  diesem  Punkte  der  Untersuchung 
ein  besonderes  Capitel  widmet. 

Aber  es  siifd  nur  hingeworfene  Aper<;u*s,  es  sind  meist  un- 
entwickelte Keime,  es  sind  oft  auch  nur  allgemeine  Betrachtungen, 
in  denen  Gelpke's  «höhere  Kritik**  sich  bewegt  Es  fehlt  fast 
vollständig  das  begründende  Detail,  es  fehlt  das  Eingehen  auf 
die  —  canonischen  wie  aussercanonischen  —  Texte.  Daraus 
erklärt  sich  jedenfalls  auch  der  geringe  Umfang  und  die  ebenso 
geringe  Nachwirkung  des  Gelpkeschen  Buches,  welches  daher 
auch  mir  wohl  eine  interessante  Nachlese,  aber  nur  einige  wenige 
brauchbare  Details  zu  bieten  vermochte.  Und  diese  Schrift  von 
Gelpke  ist  die  einzige  kritische  Vorarbeit,  welche  das  Kind- 
heitsevangelium in  seiner  Oesammtheit  umfasst! 

Unter  den  partiellen  Bearbeitungen  desselben  sind  als  neueste 
Erscheinungen  namhaft  zu  machen:  Hillmann,  die  Kindheits- 
geschichte nach  Lucas.  Jahrbb.  f.  prot.  TheoL  1891.  XVII,  Z 
S.  192 — 261  — ,  und  Feine,  eine  vorkanonische  Überlieferung 
des  Lukas  in  Evangelium  und  Apostelgeschichte  (Gotha  1891), 
namentlich  S.  13 — 36:  die  Geburts-  und  Kindheitsgeschichte. 
Feine  steht  dem  lucanischen  Kindheitsevangelium  wie  Gelpke 
sympathisch  gegenüber.  Dasselbe  bildete  nach  ihm  ursprünglich 
die  Spitze  einer  besonderen  nur  von  Lucas  benützten  vorcano- 
nischen  Quellenschrift,  welche  sich  angeblich  durch  sein  ganzes 
Evangelium  hindurchziehen  soll  und  welche  mit  der  von  Lucas 
in  der  Apostelgeschichte  benützten  Grundschrift  von  Feine  aus 
einer  gemeinsamen  —  jerusalemischen  -~  Überlieferung  abge- 
leitet wird.  Während  diesen  Feineschen  Untersuchungen  Selbst- 
ständigkeit des  Urtheils  nicht  abgesprochen  werden  kann,  ist 
die  Hillmannsche  Abhandlung  der  Hauptsache  nach  eine  Aus- 
spinnung  aus  Holtzmanns  Handcommentar  zum  N.  T.  Bd.  L 
S.  26 — 54.  Die  von  Holtzmann  zu  dem  lucanischen  Kindheits- 
evangelium gegebenen  historisch-kritischen  Bemerkungen  hat 
Hillmann  weiter  ausgeführt  und  dabei  unter  Annahme  von 
heidenchristlichen  Interpolationen,  welche  die  judenchristliche 
Quellenschrift  des  lucanischen  Kindheitsevangeliums  erfahren 
haben  soll,  eine  Quellenkritik  vorgenommen,  welcher  das  Ten- 


§  1.  Das  Problem.  7 

denziöBe  auf  Schritt  und  Tritt  anzumerken  ist.  Gleichwohl  be- 
kenne ich,  dass  mir  sowohl  Holtzmann  als  Hillmann  manche 
wichtige  Anregung  zu  eingehender  Untersuchung  des  Sachver- 
halts gegeben  haben,  wovon  man  im  Folgenden  genügende 
Spuren  finden  wird. 

• 

Immerhin  halte  ich  diese  modernste  Phase  der  historischen 
Kritik  bezüglich  des  Eindheitsevangeliums  für  nicht  so  fruchtbar, 
als  jene  ältere  EntwickelungsstufCi  welche  auf  unserem  Gebiete 
mir  vorzüglich  durch  die  Namen  Paulus  und  Credner  reprae- 
sentiert  wird. 

Paulus  hat  in  seinem  „Philologisch-kritischen  und  histo- 
rischen Commentar  über  das  neue  Testament^  (Theil  L  S.  8 — 282 
nach  der  zweiten  Ausgabe  von  1804)  die  in  Lc,  1.  2.  Mi  1.  2 
enthaltenen  Stoffe  in  einer  Ausdehnung  behandelt,  hinter  welcher 
Holtzmann  und  Hillmann  zurückstehen.  Allerdings  ist  Vieles 
weitschweifig  dargelegt,  manches  Überflüssige  eingewoben,  An- 
deres durch  die  Gegenwart  überholt.  Und  besonders  auf  den 
Höhenpunkten  des  Eindheitsevangeliums  reicht  die  prosaisch-ra- 
tionalistische Auffassung,  die  den  Verfasser  beherrscht,  nicht 
von  fern  an  den  Inhalt  hinan.  Aber  in  den  zahlreichen  Neben- 
partien, so  zu  sagen:  in  den  Niederungen  des  Kindheitsevangeliums, 
zeigt  der  Verfasser  so  viel  unbefangenes  Urtheil,  so  viel  offenen 
Sinn  für  das  Historische,  dass  ich  mir  es  nicht  habe  versagen 
können,  in  den  nachfolgenden  Erläuterungen  der  Texte  manche 
treffende  Bemerkungen  und  Ausführungen  des  alten  Rationalisten 
einzuflechten. 

Während  nun  diese  zuletzt  erwähnten  Schriftsteller  sich 
vorzugsweise  auf  die  canonischen  Texte  stützen  und  die  patri- 
stische  Überlieferung  sowie  sonstige  apokryphe  Bearbeitungen 
des  Kindheitsevangeliums,  ebenso  die  aussercanonischen  Texte 
nur  gelegentlich  berühren,  hat  Credner  in  seinen  „Beiträgen 
zur  Einleitung  in  die  biblischen  Schriften^'  (I.  Band),  von  den 
aussercanonischen  Paralleltexten  Justins  ausgehend,  die  Unter- 
suchung in  einer  Weise  gefordert,  welche  leider  nur  die  ge- 
bührende Beachtung  nicht  gefunden  hat  Er  behauptet  nnd 
weist  es  mit  überzeugenden  Gründen  nach,  dass,  was  Justin 
über  die  Jugendgeschichte  Jesu  berichtet,  aus  einer  von  unseren 
Evangelien    verschiedenen  Quelle    geflossen  sein   müsse,    theils 


g  Das  Kindheitaevangelium. 

wegen  des  mehrfach  über  die  canonische  Relation  hinansreichenden 
Inhalts,  theik  und  namentlich  wegen  der  —  häufig  in  con- 
stanten  Ausdrücken  ^  abweichenden  sprachlichen  Einkleidung. 
Dabei  geht  er  zur  Erklärung  der  sprachlichen  wie  sachlichen 
Varianten  auf  den  hebräischen  Urtext  zurück,  indem  er  nament- 
lich zu  Lc.  2,  1.  2  die  Genauigkeit  der  von  Justin  befolgten 
Übersetzung  im  Vergleich  zu  der  canonischen  Fassung  darthut 
und  dabei  zwei  empfindliche  historische  Anstösse  aus  dem  Wege 
räumt,  ohne  dass  dieser  unbefangene  Forscher  von  irgend  einer 
apologetischen  Tendenz  geleitet  gewesen  wäre.  Meine  Bekannt- 
schaft mit  Credners  Untersuchungen  datiert  aus  den  ersten 
Zeiten  meiner  Beschäftigung  mit  der  Evangelienkritik  und  ist 
mir  nach  vielen  Seiten  anregend  geworden,  obwohl  ich  mir  das 
Hauptresultat  seiner  Forschungen,  das  Evangelium  der  Petriner 
betreffend,  nicht  anzueignen  vermochte,  und  selbstverständlich 
jetzt  noch  viel  weniger,  nachdem  ein  Bruchstück  des  pseudo- 
petrinischen  Evangeliums  ans  Tageslicht  gezogen  worden  ist. 
Aber  bei  gründlichen  Forschern  ist  es  doch  immer  so, 
dass  man  aus  dem  Detail  am  meisten  lernen  kann.  Des- 
halb kann  ich  mich  auch  nicht  genug  über  die  geringe  Beach- 
tung der  Crednerschen  Detail-Untersuchungen  wundem.  Ich 
frage  mich  immer  wieder:  warum  ignoriert  die  moderne  histo- 
rische Kritik  auch  seine  überzeugendsten  Nachweise?  warum 
baut  sie  den  von  ihm  gezeigten  Weg  des  Zurückgehens  auf  den 
semitischen  Urtext  nicht  weiter  aus?  warum  werden  z.  B.  seine 
Erklärungen  zu  Lc.  2,  1.  2  (Beiträge  I,  229—235)  von  der  mo- 
dernen Kritik  nicht  einmal  erwähnt?    warum? 

Aus  solcher  Ignorierung  tüchtiger  Vorgänger  und  anregender 
Vorarbeiten  entsteht  iür  die  wissenschaftliche  Forschung  kein 
dauernder  Gewinn.  Und  daher  ist  das  Gesammtbild,  welches 
aus  dem  Rückblick  der  das  Kindheitsevangelium  betreffenden 
literarischen  Vorarbeiten  sich  ergibt,  kein  erfreuliches.  Überall 
disjecta  membra,  vielfach  Keime  und  Ansätze  ohne  Fortent- 
wickelung, ein  Experimentieren  ohne  feste  Grundsätze  und  des- 
halb auch  ohne  fruchtbare  Resultate.  Und  was  gerade  auf 
diesem  Gebiete  mehr  als  sonstwo  verhängnissvoll 
werden  muss,  eine  Vermischung  von  historischer  und 
literarischer  Kritik,  welche  eine  unbefangene  Wür- 
digung der  Probleme  hindert. 


§  1.   Das  Problem.  9 

In  Folge  dessen  harren  noch  zahlreiche  Vorfi*agen  der  lite- 
rarischen Kritik  ihrer  Erledigung: 

Welches   sind  die  literarischen  Quellen  zu  Mi  1.  2.  Lc. 

1.  2? 
Gab  es  dafftr  eine  einheitliche  Grundschrift  oder  flössen 

dafbr  verschiedene  Quellen? 
Welches  war  die  Sprache  der  Hauptquellenschrift? 
Welches  war  die  muthmassliche  Gestalt   und  der  ym- 

fang  derselben? 
Welches  sind  die  frühesten  und  welches  die  letzten 

Spuren  ihrer  Existenz? 
Welches  war  wohl  die  ungefähre  Zeit  ihrer  Entstehung? 
Welches  ist  die  Auswahl  der  Stoffe,  welches  die  redaktio- 
nelle  Behandlung   der   Kindheitsgeschichte  Jesu   durch 
den    ersten    Evangelisten?      Welches     sind    dessen 
zweifellose  Zuthaten  ex  suis? 
Welche    Auswahl    der    Stoffe,    welche   redaktionellen   Än- 
derungen, Kürzungen  und  Ergänzungen  hat  der  dritte 
Evangelist  dem  vorcanonischen  Kindheitsevangelium  an- 
gedeihen  lassen? 
Welches   ist   das   nähere  Yerhältniss   des  jo hanneischen 

Prologs  zu  dem  Kindheitsevangelium? 
Was  sind   etwa   noch  fftr  echte  vorcanonische  —  quellen- 
mässige  -   Beste   der  Urschrift   in    den  apokryphen 
Kindheitsevangelien  enthalten? 
Welcher  Art  war  die  aussercanonische  Quelle  des  Kindheits- 
evangeliums, die  Justin  benützte? 
Auf  manche  dieser  Fragen  wird  sich  vielleicht  niemals  eine 
exakte  Antwort  finden  lassen.    Aber   wenn  im  Folgenden  der 
erste  Versuch  einer  einheitlichen  quellenkritischen  Untersuchung 
von  Mt.  1.  2.  Lc.  1.  2  unternommen  wird,  so  geschieht  es  nach 
denselben  Grundsätzen,  welche  bisher  in  der  Behand- 
der  „Aussercanonischen  Paralleltexte*'  beobachtet  wor- 
den sind,  mithin  auf  möglichst  breiter  Basis,  unter  Herbei- 
ziehung sämmtlicher  Instanzen,  welche  irgendwie  fiir  die 
Quellenkritik  in  Betracht  kommen  können,  d.  h.  also 
1,  in  steter  sorgfaltiger  Rücksichtnahme  auf  die  canonischen 
Texte  zu  Mt.  1.  2.  Lc.  1.  2,  aber  frei  von  aller  engherzigen 
Beschränkung  auf  dieselben; 


10  ^^  Eindheitseyangelium. 

2,  unter  Benützung  aller  sonstigen  canonischen  Parallelen,  be- 
sonders des  johanneiscfaen  Prologs  sowie  der  apostolischen 
Lehrschriften; 

3,  unter  Verwerthung  aller  aussercanonischen  Instanzen,  der 
patristischen  Zeugnisse  sowohl  als  der  apokryphen  Evange- 
lien; 

4,  mit  Untersuchung  des  den  griechischen  Texten  zu  Orunde 
liegenden  semitischen  Idioms; 

5,  mit  Berücksichtung  der  bekannten,  dem  ersten  und  dritten 
Evangelisten  eigenthttmlichen  schriftstellerischen  Gepflogen- 
heiten. 

Man  wird  gestehen  müssen,  dass  diese  Prinzipien  eine  all- 
seitige und  deshalb  unbefangene  Würdigung  der  im  Kindheits- 
evangelium verliegenden  literarischen  Probleme  ermöglichen  und 
eine  von  allem  Gezänk  der  Parteien  freie  Objektivität  der  Unter- 
suchung im  Gefolge  haben.  Ebendeshalb  soll  und  muss  die  8.g. 
historische  Kritik  als  solche  vorläufig  ausgeschlossen  bleiben. 
Historische  Fragen  und  historische  Momente  sollen  — 
wie  auch  sonst  bei  jeder  literarischen  Forschung  — 
nur  soweit  in  den  Dienst  der  Untersuchung  treten,  als 
sie  zur  Aufhellung  der  literarischen  Probleme  geeignet 
und  unentbehrlich  sind. 

§2. 

Die  Quellen  des  Elndheltsevangelinrns. 

Die  Geschichte  der  Kindheit  Jesu  gehörte  von  Uranfang 
nicht  zu  der  öffentlichen  Evangeliumsverkündigung.  Der  Hanpt- 
tenor  der  ältesten  Evangeliumspredigt  pflegte  vielmehr  mit  dem 
Auftreten  des  Täufers  und  mit  dem  Beginn  der  Wirksamkeit 
Jesu  seinen  Anfang  zu  nehmen.  Dies  erkennt  man  deutlich  aus 
der  Apostelgeschichte  und  aus  den  dort  mitgetheilten  Proben 
apostolischer  Predigt  Vgl.  Act  10,  36  ff.;  13,  24  ff.  Auch  das 
zweite  canonische  Evangelium,  welches  aus  mündlichen 
Vorträgen  des  Marcus  über  einzelne  Perikopen  der  evangelischen 
Geschichte  hervorgegangen  sein  dürfte  (vgl.  Heft  II,  49),  1^  föi* 
diesen  Sachverhalt  Zeugniss  ab,  indem  es  ohne  weitere  Einleitung 
nach  einer  orientierenden  Überschrift  (Mc  1,  1)  sofort  das  öffent- 


§  2.   Die  Quellen  des  Kindheitsevangeliums.  \  l 

liehe  Auftreten  des  Täufers  von  Mc.  1,  2  ab  zu  berichten  unter- 
nimmt. Mit  denselben  Ereignissen  beginnt  der  erste  Evange- 
list von  Mi  3,  1  ab  den  Haupttenor  seiner  Darstellung.  Die  in 
Mt.  1.  2  vorausgeschickte  Eindheit«geschichte  gibt  sich  als  ein 
selbstständiges  Ganzes  theils  durch  den  Titel:  ßlßXog  yevecscog 
^Irjöov  Xqictov  (Mt.  1,  1),  dessen  Bedeutung  nicht  weiter  als  bis 
Mt.  2,  23  reicht,  theils  durch  den  epigrammatischen  Schluss:  ort 
Na^coQalog  xXijd^öerai  (Mt.  2,  23),  woraus  hervorgeht,  dass  die 
Kindheitsgeschichte  mit  der  Niederlassung  der  Eltern  Jesu  in 
Nazareth  ihr  Ende  erreicht.  Auch  im  dritten  Evangelium 
nimmt  die  Haupterzählung  von  Lc.  3^  1  an  mit  dem  Auftreten 
des  Täufers  ihren  Anfang.  Auch  hier  hebt  sich  die  Kindheits- 
geschichte Lc.  1,  5 — 2,  52  von  dem  übrigen  Grundstock  des 
Evangeliums  als  ein  in  sich  geschlossenes  Ganzes  ab,  nicht  nur 
durch  die  sprachlichen  Eigenthümlichkeiten,  sondern  auch  durch 
die  sachliche  Einheit  der  Darstellung  und  durch  die  zwischen 
Lc.  2,  52  und  Lc.  3,  1  sichtbare  chronologische  Lücke.  Aus  alle 
dem  wird  offenbar,  dass  auch  die  vorcanonische  Quellen- 
schrift der  Aoyia  =  T\1&]  ■^"la'^T  *),  auf  welcher  die  synoptischen 
Erzählungen  von  Mc.  1,  2  =  Mt.  3,  1  =  Lc.  3,  1  an  fussen,  Er- 
zählungsstoffe bezüglich  der  Kindheit  Jesu  nicht  enthalten  hat. 
Auch  das  vierte  Evangelium  legt  für  die  Selbstständigkeit  der 
zur  Kindheitsgeschichte  Jesu  gehörigen  Erzählungsstoffe  Zeugniss 
ab.  Denn  der  mit  Job.  1,  19  beginnende  Grundstock  dieses  Evan- 
geliums hebt  gleichfalls  wie  die  synoptische  Darstellung  mit  dem 
Auftreten  des  Täufers  an.  Der  johanneische  Prolog  (Job.  1,  1 — 
18)  aber,  welcher,  wie  bereits  Heft  IV,  40  f.  angedeutet  worden 
ist  und  unten  in  §  6  weiter  ausgeführt  werden  soll,  eine  theo- 
logische Meditation  über  das  Kindheitsevangelium  enthält,  bildet 

—  wie  die  Kindheitsgeschichte  im  ersten  und  dritten  Evangelium 

—  ein  in  sich  geschlossenes  und  von  dem  Grundstock  des  jo- 
banneischen  Evangeliums  unabhängiges  Ganzes.  Vgl.  Harnack: 
Über  das  Verhältniss  des  Prologs  des  vierten  Evangeliums  zum 
ganzen  Werk  (in  der  Zeitschr.  f.  Theol.  u.  Kirche  1892 ,  II,  3). 

Wie  leicht  auch  in  der  nachcanonischen  Zeit  die  Kindheits- 
geschichten von  den  canonischen  Evangelien  wieder  abgelöst 
werden  konnten,  zeigt  das  Hebräerevangelium,  welches  durch 


1)  Vgl.  .Heft  III,  811  f. 


\2  ^^  EindheitBevangelium. 

Streicliung  Yon  Mt.  1.  2  aus  dem  ersten  canoniachen  Evangelium 
sich  entwickelte  (vgl.  Agrapha  S.  330 f.),  sowie  das  Evange- 
lium Marcions,  welcher  die  lucanische  Kindfaeitsgeschichte 
unter  seinem  kritischen  Messer  fallen  liess  (vgL  Heft  III,  38.  41). 

Schon  diese  Selbstständigkeit  und  innere  Geschlossenheit 
der  Kindheitsgeschichte  Jesu  lässt  es  erkennen,  dass  vor  Abfassung 
unserer  canonischen  Evangelien  bereits  schriftliche  Quellen 
des  Kindheitsevangeliums  vorhanden  waren,  aus  denen  der  Re- 
daktor des  ersten  wie  des  dritten  Evangeliums  seine  Stoffe  schöpfte. 

Diese  aus  dem  allgemeinen  Eindruck  sich  eigebende  Schluss- 
folgerung wird  unterstützt  durch  Einzelbeobachtungen,  welche 
aus  Mt,  aus  Lc,  aus  Joh.,  aus  Justin,  sowie  aus  den  apo- 
kryphen Kindheitsevangelien  der  Reihe  nach  zu  ent- 
nehmen sind. 

Dass  der  erste  Evangelist  seine  Kindheitsgeschichte  Jesu 
aus  einer  schriftlichen  Quelle  in  sein  Evangelium  herüberge- 
nommen hatte,  bezeugt  er  selbst  ganz  deutlich  durch  die  Über- 
schrift: ßlßXog  ysvdosiDg  ^ItfCov  XqiCxov  =»  J^lü^  DilbiP  nöO 
ti'^Olsn.  Denn  wenn  der  Verfasser  des  ersten  Evangeliums  die 
in  Mt.  1.  2  enthaltenen  4S  Verse  aus  mündlicher  Tradition  ge- 
schöpft und  nicht  in  seiner  schriftlichen  Quelle  vorgefunden  hätte, 
wie  hätte  er  auf  den  Gedanken  kommen  können,  diese  kurze 
Darstellung,  die  er  seinem  Evangelium  vorausschickte,  ein  ßlßXog 
3»  HßO  zu  nennen? 

Einen  solchen  Titel  finden  vrir  in  der  lucanischen  Kind- 
heitsgeschichte  zwar  nicht  Dafür  aber  lässt  Lc.  um  so  deut- 
licher die  schriftliche  Quelle  selbst  reden  und  in  ihrem  originalen 
Sprachgewand  sich  möglichst  ungeändert  darstellen.  Wenn  le- 
diglich mündliche  Überlieferung  es  gewesen  wäre,  die  er  zum 
ersten  Mal  in  Schrift  gefasst  hätte,  wie  hätte  es  anders  geschehen 
können,  als  dass  er  in  demselben  Stil,  den  er  im  Vorwort  Lc. 
1,  1 — 4  angeschlagen,  auch  hätte  fortfahren  müssen?  Nur  das 
von  Lc.  1,  5  an  stattfindende  Fliessen  einer  schriftlichen  Quelle 
macht  den  sprachlichen  Contrast  zwischen  Lc.  1,  1 — 4  einerseits 
und  Lg.  1,  5  ff.  andrerseits  erklärlich.  Überdem  lässt  Lc.  ja  selbst 
in  seinem  Vorwort  die  Benützung  schriftlicher  Vorarbeiten  er- 
kennen, wobei  er  durch  sein  avtod-ev  noch  besonders  auf  die 
Uranfänge  des  Lebens  Jesu  hinweist,  von  denen  er  auszugehen 
beabsichtigt. 


§  2.    Die  Quellen  des  Eandheitseyangeliums.  13 

Und  wenn  ferner  der  johanneiscbe  Prolog,  worüber  das 
Nähere  unten  zu  yergleichen,  eine  Meditation  über  das  Kind- 
heitsevangelium darstellt,  so  ist  dies  ebenfalls  ein  Zeugniss  dafür, 
dass  dem  vierten  Evangelisten  diese  Geschichte  der  Kindheit  Jesu 
als  selbststandige  schriftliche  Du'stellung  vorgelegen  haben 
muss,  theils  weil  eine  solche  Meditation  über  einen  nur  münd* 
lieh  überlieferten  Stoff  gar  nicht  möglich  erscheint,  theils  weil 
die  Vergleichung  des  johanneischen  Prologs  mit  den  verschie- 
denen Recensionen  des  KindheitsevangeUums  bestimmte  Les- 
arten, dabei  nicht  wenige  Übersetzungsvarianten  und  ins-* 
besondere  die  Benützung  des  hebräischen  Grundtextes 
der  vorauszusetzenden  Schriftquelle  deutlich  erkennen  lässt. 

Ganz  besonders  wichtig  ist  auch  das  Zeugniss  Justins, 
welcher  in  seinen  auf  die  Kindheitsgeschiohte  Jesu  bezüglichen 
Evangelientexten  sichtlich  einer  aussercanonischen  Version,  bzw. 
Recension  der  hebräischen  Quellenschrift  gefolgt  ist,  worüber 
das  Einzelne  in  §  4  und  ein  zusammenfassender  Nachweis  in  §  8 
zu  vergleichen  ist  Der  dabei  von  Justin  befolgte  Sprachtypus, 
dessen  Eigenthümlichkeiten  theilweise  bei  anderen  Schriftstellern 
(wie  Celsus,  Epiphanius)  wiederkehren,  stellt  die  Benützung 
einer  vorcanonischen  Quellenschrift  Ült  sein  Kindheitsevangelium 
ausser  ZweifeL 

Endlich,  so  werthlos  auch  in  vieler  Hinsicht  die  sagenhaft 
ausgeschmückten    apokryphen    Kindheitsevangelien    sind, 
so  bergen  sie  doch  in  sich  einige  echte  Reste  der  vorca- 
nonischen Quellenschrift,  die  weder  von  Mt.  noch  von 
Lc.  benutzt^  wohl  aber  von  Johannes  als  Unterlagen  seiner 
Meditation  im  Prologe  mit  verwerthet  worden  sind.    Vgl. 
unten  §  4.  6.   Sowohl  hierdurch  als  durch  ihren  auf  die  Kindheits- 
geschichte beschränkten  Inhalt  und  nicht  minder  durch  ihre  cha- 
rakteristischen Überschriften  (de  infantia  Salvatoris,  de  Nativi- 
tate  Christi,  elg  ra  jtacöixa  tov  xvqIov,  de  pueritia  Jesu)  legen 
sie   direktes  und  indirektes  Zeugniss  ab  von  dem  Vorhandenge- 
wesensein  und  von  der  Nachwirkung  einer  schriftlich  en  Quelle, 
welche  ledigich  Jesu  Kindheitsgeschichte  zum  Inhalt  hatte. 
Es  entsteht  nun  die  Frage: 
war   es   eine   einheitliche  Quellenschrift  oder  waren  es 
mehrere  Schriftquellen,  aus  denen  die  urchristlichen  Nach- 
richten über  die  Kindheitsgeschichte  Jesu  geflossen  sind? 


14  ^M  Eindheitsevangelium. 

Die  meisten  Forscher,  welche  diese  Frage  bis  jetzt  angerührt 
haben,  sind  f&r  eine  Zweiheit  von  Quellen  eingetreten»  sodass 
man  —  wie  hinsichtlich  der  synoptischen  Haupterzählung  auch 
—  bezüglich  des  Kindheitseyangeliums  von  einer  Zweiquellen- 
theorie reden  könnte  0-  Fline  andere  Quelle  soll  Mi,  eine  an* 
dere  Lc.  benfitzt  haben. 

Diejenigen,  welche  zwei  Quellenschriften,  eine  besondere  f&r 
Mt.  1.  2,  eine  andere  für  La  1.  2  statuieren,  beschränken  sich 
gewöhnlich  auf  eine  Vergleichung  dieser  beiden  canonischen 
Berichte,  ohne  die  aussercanonischeu  Texte  f&r  eine  gründ- 
liche Untersuchung  herbeizuziehen,  ohne  auch  die  schriftstel- 
lerischen Gepflogenheiten  des  ersten  und  dritten  Evan- 
gelisten,  welche  man  aus  ihrer  Behandlung  der 
Logiaquelle  und  der  Marcusquelle  abstrahieren  kann, 
für  das  Eindheitsevangelium  zu  berücksiclftigen»  Man 
weist  hin  auf  die  sprachlichen  Verschiedenheiten  zwischen  Mt 
1.  2  und  Lc.  1.  2,  auf  die  Spracheigenthümlichkeiten  des  ersten 
Evangelisten,  sowie  auf  die  Spuren  des  auch  in  Lc.  1.  2  hervor- 
tretenden lucanischen  Sprachgebrauchs,  wie  solcher  aus  den 
Hauptpartien  des  dritten  Evangeliums  und  aus  der  Apostelge- 
schichte ersichtlich  sei.  In  sachlicher  Hinsicht  betont  man  nicht 
nur  die  Differenz  der  Genealogien,  femer  den  Umstand,  dass  ia 
Mt  1.  2  Joseph,  dagegen  in  Lc.  1.  2  Maria  voranstehe,  dass  in 
Mt.  1.  2  Bethlehem,  dag^en  in  Lc.  1.2  Nazareth  den  örtlichen 
Mittelpunkt  bilde,  sondern  namentlich  auch  die  Unvereinbarkeit 
des  pragmatischen  GefÜges  in  beiden  Kindheitsgeschichten,  be- 
sonders die  Unvereinbarkeit  von  Lc.  2,  39  mit  Mt  2,  1 — 23. 


1)  Beyechlag  vertritt  sogar  die  Annahme  von  drei  verBChiedenen 
Quellen.  Er  meint  nämlich,  dass  Lucas  die  beiden  Hälften  seiner  Kind- 
heitsgeschichte —  Lc.  c.  1  und  Lc.  c.  2  —  aus  zwei  selbstständigen  Quellen 
entnommen  habe.  In  Lc.  c.  2  würden  die  Erzählungen  des  ersten  CapiteU 
keineswegs  vorausgesetzt,  wobei  er  auf  Lc.  2,  33.  50  hinweist.  Femer 
würden  wir  Lc.  2,  4.  5.  27.  41.  43  mit  den  Personen  und  den  Verhältnisäeu 
des  Joseph  und  der  Maria  von  Neuem  bekannt  gemacht.  (Vgl.  Leben  Jesu 
I,  147).  Indess  dürfte  hierbei  der  epische  Charakter  der  Darstellung,  der 
Wiederholungen  nicht  scheut,  ausser  Acht  gelassen  und  der  umstand  nicht 
berücksichtigt  sein,  dass  Lc.  2,  33.  50  hOchst  wahrscheinlich  Zwischenbe- 
merkungen des  Redaktors  sind,  welche  der  Quellenschrift  nicht  angehörten. 
Vgl.  unten  in  §  4  die  Bemerkungen  dazu.  Ks  dürfte  mithin  die  Annahme 
dreier  Quellen  für  da«  Kindheitsevangelium  ausser  Ansatz  bleiben  können. 


§  2.    Die  Quellen  des  KindheitBeyangeliams.  15 

Nach  Schleiermacher  sind  die  Geburtsgeschichten  bei 
Matthäus  und  Lucas  „zwei  parallel  laufende  Reihen  von  Er- 
zählungen, parallel  laufend  in  dem  engeren  Sinne,  dass  sie  keinen 
einzigen  Punkt,  d.  h.  keine  einzige  Thatsache  (!)  mit  einander 
gemein  haben,  aber  auch  so,  dass  sie  sich  nicht  etwa  ergänzen, 
sondern  yielmehr,  dass  die  zusammengehörigen  Glieder  beider 
Reihen  einander  fast  voUkonmien  ausschliessen,  daher  dann, 
wenn  in  irgend  einem  Punkte  die  Erzählung  des  einen  Evange- 
listen richtig  ist,  die  des  anderen,  was  denselben  Zeitpunkt  be- 
trifiFt,  nicht  richtig  sein  kann." 

Gelpke  (S.  162),  die  Möglichkeit  einer  gemeinsamen  Quelle 
hypothetisch  annehmend,  um  sie  zu  widerlegen,  drückt  sich  so 
aus:  „So  konnte  man  sagen,  dass  Matthäus  beliebig  gerade  Dieses, 
Lucas  gerade  Jenes  in  seine  Darstellung  aufgenommen  hätte.  Doch 
würden  wir  uns  auf  diese  fast  wie  ein  Verabredetes  aussehende 
Auswahl  nur  dann  berufen  dürfen,  wenn  wir  den  Darstellungen 
den  Vorwurf  des  Fragmentarischen  machen  wollten."  und  da 
letzteres,  der  Vorwurf  des  Fragmentarischen,  nicht  begründet 
seif  da  sowohl  Mi  1.  2  als  Lc.  1.  2  ein  in  sich  geschlossenes  Ganze 
bilde,  so  falle  eben  die  Möglichkeit  einer  gemeinsamen  Quelle  hin. 
„Man  versuche  es  ernstlich"  —  fahrt  Gelpke  S.  163  fort  — 
„und  mische  die  Thatsachen  des  Matthäus  und  Lucas,  so  gut  es 
gehen  mag,  zusammen  und  frage  sich  dann,  ob  nicht  zwei 
selbstständige,  in  ihrem  Inhalte  sich  aber  durchweg  scheidende, 
fast  könnte  man  sagen  entgegengesetzte  Erzählungen  durch  diese 
Vereinigung  vernichtet  werden,  ob  nicht  ein  zweifacher  Geist 
uns  widrig  aus  denselben  anweht?" 

Diesen  Urtheilen  gegenüber  könnte  man  auf  das  grosse 
Werk  von  Nebe,  auf  dessen  exegetische  Behandlung  der  Kind- 
heitsgeschichte, hinweisen,  in  welchem  die  Perikopen  aus  Mt.  1.  2 
und  Lc.  1.  2  zwar  nicht  in  einander  „gemischt",  wohl  aber  chro- 
nologisch-pragmatisch an  einander  gereiht  sind.  Trotz  mancher 
auch  durch  diese  Exegese  nicht  gelösten  und  auf  exegetischem 
Wege  wohl  auch  niemals  zu  bewältigenden  Schwierigkeiten 
ist  der  Gesammteindruck  dieses  Werkes  von  einer  Einheitlich- 
keit, wie  man  sie  nicht  besser  wünschen  kann.  Auch  auf 
Steinmejer  könnte  man  sich  berufen,  welcher  (S.  28)  sagt: 
,.Der  Bericht  des  Matthäus  schliesst  die  Lucasgeschichte  nicht 
aus:  im  Gegentheil  ist  er  derselben  bedürftig,   um   seinerseits 


IQ  Das  Eliiidheiteevaiigeliam. 

klar  und  verstandlich  zu  sein^.  —  „Es  sind  einzelne  Sceneo, 
auf  welche  sein  mittheilender  Griffel  sich  beschrankt  Ihre 
Auswahl  bedingte  sein  Zweck.  ** 

Wenn  man  jedoch  die  Frage  nach  der  Einheitlichkeit  oder 
Mehrheit  der  fOr  das  Kindheitsevangelinm  geflossenen  Quellen 
ex  professo  unter  Berücksichtigung  sämmtlicher  einschla- 
genden Instanzen  behandeln  will,  so  dürften  folgende  Ge- 
sichtspunkte ins  Auge  zu  fassen  sein: 

1,  der  von  dem  ersten  Evangelisten  in  Mt.  1,  1  conservierte 
Titel  der  von  ihm  benützten  Quelle; 

2,  der  Charakter  und  die  Art  der  apokryphen  Kindheits- 
evangelien, soweit  sie  mit  Mt  1.  2  und  Lc.  1.  2  sich  be- 
rühren; 

3,  der  Umfang  der  aussercanonischen  Recension,  aus  welcher 
Justin  seine  Texte  bezüglich  des  Kindheitsevangeliums  ge- 
schöpft hat; 

4,  die  Untersuchung  des  johanneischen  Prologs  als  einer 
Meditation  über  das  Kindheitsevangelium  mit  Beuitwortung 
der  Frage,  ob  diese  Meditation  nur  Lc.  1.  2  oder  auch  Mi 
1.  2  zur  Voraussetzung  habe; 

5,  die  Untersuchung  von  Lc.  1.  2  und  Mt  1.  2  nach  ihren 
gegenseitigen  sachlichen  Berührungen; 

6,  die  Berücksichtigung  der  schriftstellerischen  Ge- 
pflogenheiten, welche  der  erste  und  dritte  Evangelist 
auch  sonst  befolgen; 

7,  eine  Untersuchung  der  Sprache,  welche  aus  den  verschie- 
denen griechischen  Recensionen  der  Kindheitsgeschichte  als 
die  Ursprache  des  Kindheitsevangeliums  abzuleiten  sein 
dürfte. 

Zunächst  ist  der  in  Mt  1,  1  enthaltene  Titel  des  Kind- 
heitsevaugeliums  als  ein  Symptom  dai&r  zu  betrachten,  dass  die 
Quellenschrift,  aus  welcher  der  erste  Evangelist  schöpfte,  um- 
fangreicher gewesen  sein  muss,  als  die  begrenzte  Auswahl  der 
in  Mt  1.  2  enthaltenen  Erzählungsstoffe.  Denn  die  Bezeichung: 
ßißXog  yevioscog  *Ifjöov  XqiCtov  »*  H'^oion  J'l*?!!  rilbin  HBO 
setzt  einen  grösseren  Umfang  der  von  Mt.  benützten  Quellen- 
schrift voraus,  als  aus  Mt  1.  2  sich  ergibt,  zumal  wenn  man  die 
von  dem  Redaktor  des  ersten  canonischen  Evangeliums  ex  suis 
hinzugefügten  Verse  1,  22.  23;  2,  15.  17.  18.  23  in  Abzug  bringt 


§  2.   Die  Quellen  des  Eindheitsevaogeliums.  17 

Ein  so  kleiner  Aufsatz,  wie  er  sich  hier  ergibt,  der  nur  42  Verse 
nmfasst,  scheint  einem  solchen  Titel:  ßlßXog  wenig  angemessen 
zu  sein.  Wenn  man  dagegen  die  ca.  130  Verse  der  lucanischen 
Relation  mit  den  42  Versen  des  Mt.  vereinigt,  so  entsteht  ein 
Büchlein,  etwa  yon  dem  Umfang  des  Büchleins  Ruth.  Eine 
Quellenschrift  yon  solchem  Umfang  würde  dem  Titel:  ßlßXog 
yevicsoog  ^Ir^öov  Xqiötov  in  vorzüglicher  Weise  entsprechen. 

Mit  der  Titelfrage  berührt  sich  aufs  Engste  die  Berück- 
sichtigung der  apokryphen  Eindheitsevangelien,  sofern 
deren  Überschriften,  wie  schon  oben  bemerkt  wurde,  mit  dem 
in  Mt.  1,  1  erhaltenen  Titel  und  mit  dem  Inhalt  des  Eindheitsevan- 
geliums  imWesentlichen  sich  decken,  ähnlich  wie  auch  das  vielleicht 
schon  von  Gelsus  gekannte  jüdische  Pamphlet  Tholedoth  Jeschua. 
(Vgl.  unten  §  8).  Da  nun  diese  apokryphen  Kindheitsevangelien 
die  Stoffe  beider  canonischen  Relationen,  sowohl  diejenigen  des 
Lc.  als  diejenigen  des  Mt.,  voraussetzen  und  überhaupt  nach 
ihrer  ganzen  Anlage  von  der  Idee  eines  einheitlichen 
Kindheitsevangeliums  beherrscht  sind,  so  legen  auch  sie 
durch  Titel,  Inhalt  und  Umfang  Zeugniss  ab  für  eine  einzige 
Quellenschrift,  aus  welcher  die  verschiedenen  Recensionen 
der  Kindheitsgeschichte  Jesu  stammen  mochten. 

Besonders  wichtig  ist  in  dieser  Richtung  auch  das  Zeugniss 
Justins.  Derselbe  folgte  zweifellos  einer  aussercanonischen 
Recension  der  zu  dem  Kindheitsevangelium  gehörigen  Erzählungen. 
Wenn  nun  seine  aussercanonischen  Texte  vorzugsweise  die  vom 
ersten  Evangelisten  überlieferten  Erzählungsstoffe  betreffen,  so 
reichen  sie  doch  auch  in  die  lucanische  Relation  hinein»  Vgl.  die 
Einzelbelege  unten  §  4  und  §  8.  Es  gab  mithin  —  was  sehr 
wichtig  und  bedeutsam  ist  —  zu  Justins  Zeiten  eine  ausser- 
canonische  Recension  der  Kindheitsgeschichte,  in  welcher  die 
lucanischen  Stoffe  von  den  Erzählungen  des  ersten  Evange- 
listen nicht  getrennt  waren. 

In  eine  viel  frühere  Zeit  versetzt  uns  der  johanneische 
Prolog.  Vgl.  Heft  IV,  2  ff.  Darüber,  dass  die  in  Joh.  1,  1—18 
enthaltene  Meditation  nicht  blos  lucanische  Stoffe,  sondern  auch 
die  in  Mt.  1.  2  enthaltenen  Erzählungen  voraussetzt,  und  dass 
besonders  die  Parallele  zwischen  Joh.  1,  1 — 3  und  Qen.  1,  1  ff. 
auf  den  in  Mt.  1,  1  enthaltenen  Titel:  yiveciq  ^[tjöov  XQiatov 
sich  stützt,  ist  die  Untersuchung  in  §  6  zu  vergleichen.    Eben- 

Texte  und  Untersnchungen  X,  5.  2 


jg  Das  Kindheitaevangelium. 

dort  findet  man  auch  den  Nachweis,  dass  Johannes  nicht  die 
canonischen  Texte  von  Mt.  1.  2  und  Lc  1.  2  zum  Gegenstand 
seiner  Meditation  erhoben  hat,  sondern  dass  Tielmehr  eine 
Yorcanonische  Quellenschrift  die  Grundlage  seines  Prologs 
geworden  ist,  eine  Quellenschrift,  yon  welcher  sogar  einige  echte 
Textbestandtheile  bei  Mt  und  Lc  keine  Verwendung  gefunden 
haben,  wohl  aber  in  den  apokryphen  Kindheitsevangelien  mitten 
unter  dem  dort  angehäuften  Wust  und  Unrath  conserviert 
worden  sind. 

Was  nun  die  sachlichen  Berührungspunkte  zwischen 
Mt.  1.  2  einerseits  und  Lc.  1.  2  andererseits  anlangt,  so  ist  schon 
von  nicht  wenigen  Forschem,  namentlich  von  Steinmeyer 
(vgl.  oben),  hervorgehoben  worden,  wie  die  Berichte  des  Mt.  und 
Lc.  keineswegs  einander  ansschliessen,  vielmehr  das  gegenseitige 
Verständniss  unterstützen.  Zahlreich  genug  sind  die  sachlichen 
Berührungspunkte  zwischen  beiden  Darstellungen,  sowohl 
was  Zeit  und  Ort,  als  was  die  Hauptpersonen  und  die  wichtigsten 
Vorgänge  anlangt.  Es  sind  nach  dem  ersten  wie  nach  dem 
dritten  Evangelisten  die  rniigat  ^Hgciöov,  in  welche  die  Erzählung 
verlegt  ist.  Es  sind  nach  beiden  Evangelisten  Bethlehem,  Jeru- 
salem, Nazareth  die  Hauptorte,  wo  die  Handlung  sich  abspielt. 
Es  sind  nach  beiden  Darstellungen  Maria  und  Joseph,  von 
welchem  letzteren  ausdrücklich  die  davidische  Abstammung  in 
beiden  Evangelien  bezeugt  wird,  die  handelnden  Hauptpersonen. 
In  beiden  Relationen  geht  die  Offenbarung  des  Neuen,  das  da 
konmien  soll,  durch  Angelophanien  vor  sich,  in  denen  der  a/- 
yskog  tcvqIoVj  der  TtrsT  tfWfettt  der  Träger  der  göttlichen  Ver- 
kündigung ist.  Und  in  beiden  Bearbeitungen  des  Eindheits- 
evangeliums  stellt  sich  die  Empfängniss  aus  dem  Jivsvfia  ayiov, 
die  Geburt  von  der  jtoQd-ivoq  und  die  göttliche  Ertheilung  des 
ovofia  ^Iijaoüg  als  derjenige  Punkt  dar,  in  welchem  beide  Ge- 
schichten harmonisch  in  einander  fliessen.  Bei  dieser  in  aUen 
Hauptsachen  durchgreifenden  sachlichen  Verwandtschaft  liegt 
die  Vermuthung  sehr  nahe,  dass  beide  Relationen  aus  einer  ge- 
meinschaftlichen Quelle  geflossen  sind,  und  dass  lediglich  die 
verschiedene  Auswahl  und  schriftstellerische  Behandlung  der 
Quellenstoffe  den  Anstoss  zu  jener  Zweiquellentheorie  gegeben 
habe. 

Es  ist  mir  immer   verwunderlich  gewesen,   dass  man  zur 


§  2.  Die  Quellen  des  KindheitserangeliumB.  19 

ErkläruBg  des  Sachverhaltes  die  schriftstellerischen  Ge- 
pflogenheiten der  Evangelisten  nicht  besser  berücksichtigt 
hat.  Wenn  anch  leider  vielen  Theologen  unbekannt,  so  sind 
doch  dem  engeren  Kreise  der  Evangelienforscher  diese  schrift- 
stellerischen Gepflogenheiten  des  Mt.  und  Lc.  bekannt  genug. 
Insbesondere  bei  dem  ersten  Evangelisten  ist  ein  Dreifaches  fast 
von  allen  Seiten  zugestanden:  erstlich  die  Auswahl  der  £r- 
zählungssto£Pe  ist  bei  ihm  durch  den  Gesichtspunkt  geleitet,  dass 
darin  die  Erfüllung  der  alttestamentlichen  Prophetie  gefunden 
werden  könne,  zweitens  dieser  Gesichtspunkt  ist  durch  zahl- 
reiche alttestamentliche  Citate  mit  ganz  bestimmten  Citations- 
formein,  welche  die  Hand  des  Evangelisten  verrathen,  noch  be- 
sonders hervorgehoben  und  kenntlich  gemacht,  drittens,  der 
erste  Evangelist  hat  durch  seinen  das  Gbmze  seiner  Darstellung 
durchdringenden  Stil  die  Eigenthümlichkeiten  seiner  Quellen 
vielfach  verwischt  und  die  WiederaufBndung  der  Quellen  er- 
schweri  Vgl.  Heft  IL  §  4:  Die  Composition  des  BvayyiXLOv 
xara  Mar&alop,  S.  20—28. 

Setzt  man  nun  bei  Bearbeitung  der  in  Mt.  1.  2  enthaltenen 
Eindheitsgeschichte  dieselben  schriftstellerischen  Gepflogenheiten 
voraus,  die  der  Evangelist  auch  sonst  angewendet  hat,  so  ergeben 
sich  sofort  die  wichtigsten  Schlussfolgerungen. 

In  erster  Linie  gilt  dies  von  den  alttestamentlichen  Ci- 
taten,  welche  ein  hervorragendes  Charakteristikum  des  ersten 
canonischen  Evangeliums  bilden.  Und  obwohl  darüber  bereits 
in  Heft  11,  26  ff.  als  ein  wichtiges  Kriterium  für  die  Composition 
des  BvayyiXtov  xara  Mard^atov  ausführlicher  gehandelt  worden 
ist,  so  sei  doch  bei  der  engen  Cohaerenz  dieses  Punktes  mit  der 
gegenwärtigen  Untersuchung  in  aller  Kürze  noch  einmal  daran 
erinnert. 

Die  im  eigentlich  synoptischen  Haupttheil  des  ersten  Evan- 
geliums von  der  Hand  seines  Redaktors  stammenden  Citate  sind 
durch  folgende  Formeln  eingeführt: 

Jes.  9,  1.  2  ==  Mt.  4,  14:   Xva   JtXrjQod'^  xo  Qti&hp  6ia  ^Hoätov 
tov  ^Qog)7JTOV  Xiyovroq  — 

Jes.  53,  4  ==  Mt.  8,  17:  0J€a)q  jtXriQo^^  ro   Q?]&ev  öia   ^Hoatov 
tov  jtQo^fjTOV  XiyovTog  — 

2* 


20  ^^  EindheitBeyangelium. 

Jes.  42,  1 — 4  =  Mt.  12,  17:  iva  ütkriQm&^  ro  Qfjd'hv  öia  ^Bcaiöv 

rov  jtQog)i^Tov  Xiyovxoq  — 
Jes.  6,  9.  10  =  Mt.  13,  14:  xdi  avcutXi]QovTai  ccvTOlg  [Cod.  Cani^ 

Syr.  Cur.:  ^ZrjQGjd-i^oerai]  fj  jtQo^rjrela  ^Höatov  fj  Xiyovöa  — 

Ps.  78,  2  =  Mt.  13,  35:  ojto}q  Jtkf]QC39^ij  ro  gr/ß-hp  öta  xov  JtQO^ 

goijrou  ^Hoätov  Xiyopxoq  — 
Sach.  9,  9  =  Mt  21,  4:  rovro  6h  yiyopep,  tva  JtkijQCDd^  ro  qtJ" 

ß^hp  öia  rov  jtgog^fjrov  Xiyovroq  — 

[Mt.  26,  56:  —  rovro  61  oXop  yiyoPBP^  tpa  JtXr]Q(od'c5oip  al  yga* 
(pal  rcQP  jtQog)Tjrc5p  — ] 

[Sach.  11,  12.  13]  =  Mt.  27,  9:  rore  IjtXfjgS^?]  ro  grjHp  6ia  %- 
gefiiov  rov  Jtgoqji^rov  keyoprog  — 

[Ps.  22,  19]  =  Mi  27,  35 :  ipa  JtXijgo&^y  ro  Qtjd-hp  vjto  rov  xqo- 
iprrov. 

Durch    die   Vergleichung    des   ersten  Eyangeliums   in   den 
betreffenden  Partien  mit  den  synoptischen  Parallelen: 

Mt.  4,  12—17  =  Mc.  1,  14.  15  =  Lc.  4,  14.  15 
Mt.  8,  16.  17  =  Mc.  1,  32  -34  =  Lc.  4,  40 
Mt.  12,  15—17  =  Mc.  3,  7—12  =  Lc.  6,  17.  18 
Mt.  13,  10—15  =  Mc.  4,  10—12  =  Lc.  8,  9.  10 
Mt.  13,  34.  35  =  Mc.  4,  33.  34 
Mt.  21,  1—11  =  Mc.  11,  1—1 1  =  Lc.  19,  28—40 

kann  man  zweierlei  in  exacter  Weise  feststellen,  einmal, 
dass  die  vom  ersten  Evangelisten  herrührenden  alttestamentlichen 
6itate.  in  der  Marcusquelle  nicht  enthalten  gewesen  sind  —  nur 
Mt.  26,  56,  welches  weder  ein  eigentliches  Citat  ist  noch  mit  der 
üblichen  Gitationsformel  genau  übereinstimmt,  ist  ähnlich  in  Mc 
14,  49  zu  finden  —  und  sodann  das  andere,  was  noch  wichtiger 
ist,  dass  der  erste  Evangelist  den  von  ihm  eingefügten  Citaten 
zu  liebe  die  vorgelegenen  Quellenstoffe  weder  tendenziös  ge- 
modelt, noch  viel  weniger  erfanden  hat,  dass  vielmehr  der  be- 
zügliche Quellentext,  selbst  wo  er  in  gekürzter  oder  stilistisch 
abgeänderter  Form  von  Seiten  des  ersten  Evangelisten  Aufnahme 
gefunden  hat,  inhaltlich  intakt  gelassen  ist,  daher  auch  von 
den  Zusätzen  des  Redactors  und  von  seinen  eingefügten  Citaten 
auf  das  Reinlichste  sich  abhebt. 

Die  damit  gewonnene  Erkenntniss  dieser  dem  ersten  Evan- 
gelisten in  Behandlung  der  alttestamentlichen  Citate  eigenthüm- 


§  2.  Die  Quellen  des  EandheitBevangelLams.  21 

liehen  schriftstelleriBcheii  Gepflogenheit  ist  von  höchstem  Werthe 
f&r  die  Beurtheilung  seiner  auch  im  Kindheitsevangelium  ent- 
haltenen Citate  ans  dem  Alten  Testamente.  Es  ergibt  sich  zu- 
nächst, dass  Mt.  2,  5.  6  (=  Mich.  5,  1),  weil  hier  die  den 
Bedaktor  kennzeichnende  Form  der  Gitation  fehlt, 
nicht  von  dem  Bedaktor  stammt,  vielmehr  bereits  dem  vorcano- 
nischen  Eindheitsevangelium  angehört  haben  muss,  wie  es  ja 
auch  fär  den  Context  der  ganzen  Erzählung  unentbehrlich  ist. 
Ebenso  bestimmt  aber  vermag  man  festzustellen,  dass  die  vier 
anderen  alttestamentlichen  Citate,  welche  uns  in  Mt.  1.  2  be- 
gegneo,  als  Zuthaten  des  Redaktors  zu  erkennen  sind.  Es  sind 
dies  folgende  Citate  alttestamentlichen  Charakters: 

Jes.  7,  14  =  Mt.  1,  22.  23:  tovto  6h  oXov  yiyovBv,  iva  jrhjQO)' 
^V  ^<^  Qf]d-hp  vjto  xvqIov  öca  rov  jtQog)^rov  Xsyoptog  — 

Hos.  11,  1  =Mt.  2,  15:  iva  jtX7]Q(D&^  rb  ()f]&ev  vjib  xvqIov  öia 
rov  JtQOtprirov  Xiyovxoq  — 

Jer.  31,  15  =  Mi  2,  17:  xotb  ijtXtjQcid'f]  rb  Qfjd-hv  öiä  %Q6filov 
rov  JtQoq>i]rov  Xiyovxoq  xrX. 

?  =  Mi  2,  23:   ojtcog  jtXtjQcoOjj   rb   Qtj&hv  öia  rov  jt^o^rJTov 
xtX, 

EUer  tritt  uns  die  dem  ersten  Evangelisten  auch  sonst 
eigenthümliche  Form  der  Citation  klar  und  bestimmt  entgegen. 
Man  kann  auch  die  von  ihm  eingefQgten  Citate  entfernen,  ohne 
den  Context  irgendwie  zu  stören,  vielmehr  so,  dass  man  den 
wesentlichen  Quellentext  übrig  behält.  Es  wird  durch  diese  Er- 
kenntniss  das  wichtige  Resultat  gewonnen:  mit  Ausnahme 
von  Mi  2,  5.  6  =  Mich.  5,  1,,  welches  zum  ursprünglichen  Con- 
text und  zum  Fortschritt  der  Handlung  gehörte,  war  die  von 
dem  ersten  Evangelisten  für  seine  Kindheitsgeschichte 
benützte  Quellenschrift  ohne  ausdrückliche  alttesta- 
mentliche  Citate  — ,  ganz  so  wie  auch  die  dem  luca- 
nischen  Kindheitsevangelium  zu  Grunde  liegendeQuelle 
nur  ein  einziges  alttestamentliches  Citat  enthalten  hat, 
nämlich  Lc.  2,  23.  24,  welches  in  der  Form  der  Citation:  xa^ibg 
yiyQajtxai  kv  vofiq)  xvqIov  mit  Mt.  2,- 5:  ovxoog  yaQ  yiyQanxai 
öia  xov  jtQog)i^xov  in  derselben  Weise  übereinstimmt,  als  es 
von  der  eigenthümlichen  Citationsformel  des  ersten  Evangelisten 


22  I^&B  Kindheitseyangelium. 

abweicht.  Ist  das  nicht  ein  weiteres  Symptom  ftir  die  Identität 
der  in  Mt.  1.  2  und  Lc.  1.  2  fliessenden  Quelle? 

Diese  schriftstellerische  Oepfiogenheit  des  ersten  Evange- 
listen bezüglich  der  Benützung  des  Alten  Testamentes  leitet  uns 
aber  auch  weiter  zu  der  Erkenntniss  des  bereits  erwähnten  Qe- 
Sichtspunktes,  nach  welchem  er  die  Auswahl  der  Erzählungsstoffe 
aus  seiner  Quelle  getroffen  hat.  Er  wählte  aus  dem  Inhalt 
der  ihm  Yorliegenden  grosseren  Quellenschrift  nur  die- 
jenigen Erzählungen  aus,  an  denen  er  die  Erfüllung 
alttestamentlicher  Weissagungen  nachzuweisen  ver* 
mochte,  nämlich  Mi  1,  18—25  durch  Jes.  7,  14,  Mi  2,  1—12 
durch  Mich.  5,  1,  Mi  2,  13—15  durch  Hos.  11,  1,  Mi  2, 16—18 
durch  Jerem.  31,  35,  endlich  Mi  2,  19 — 23  durch  das  bekannte 
alttestamentliche  Apokryphum  Mi  2,  23.  Setzt  man  nun  voraus, 
dass  die  von  dem  ersten  Evangelisten  benützte  Quellenschrift 
auch  die  lucanischen  Erzählungsstoffe  enthalten  habe,  so  wird 
die  INichtbenützung  derselben  durch  Mi  sofort  erklärlich  durch 
die  Thatsache,  dass  keine  der  lucanischen  Erzählungs- 
stoffe zur  Einflechtung  eines  ausdrücklichen  Gitates 
aus  dem  Alten  Testamente,  wie  solche  der  Manier  des 
ersten  Evangelisten  angehört,  Aufforderung  und  Anlass 
giebi 

Zu  den  schriftstellerischen  Gepflogenheiten  des  Lucas  ge- 
hört in  erster  Linie  sein  Gesetz  der  Sparsamkeit,  welches 
in  kleineren  und  grösseren  Teztkürzungen,  in  manchen  Aus- 
lassungen von  wichtigen  Quellenstoffen  und  dadurch  entstandenen 
Lücken  der  Darstellung  sich  kund  giebt.  Vgl.  das  Nähere  in 
Heft  UI,  836  ff.  Dieses  von  Storr  ans  Licht  gestellte  lucanische 
Gesetz  der  Sparsamkeithat  neuerdings  durch  Arnold  Rüegg, 
dem  wir  die  vortreffliche  Orientierung  über  die  Neutestament- 
liche  Textkritik  verdanken  ^),  eine  ganz  neue  Beleuchtung  er- 
fahren in  dem  Aufsatz:  „Die  Lukasschriften  und  der  Baum- 
zwang des  antiken  Buchwesens^  (Theol.  Studien  und  Kri- 
tiken 1896.  1,94 — 101).  Hauptsächlich  im  Anschluss  an  Theo- 
dor Birt,  das  Buchwesen  in  seinem  Verhältniss  zur 
Litteratur.    Berlin.    1882,  weist  Rüegg  auf  die  Thatsache 


l)ArnoldRüegg.    Die  Neutestamentliche  Textkritik  seit  Lachmann . 
Ein  Versuch  zur  Orientierung.    Zürich  1892. 


§  2.   Die  Quellen  des  KindheitseyangeHums.  23 

hin,  dass  die  alten  Papyrusfabriken  den  Schriftstellern  fertige 
Rollen  Yon  einer  bestimmten  Maximal-  und  Minimalgrosse  zu 
liefern  pflegten,  durch  deren  Umfang  die  Autoren  ge- 
zwungen waren,  für  ihre  Bücher,  bzw.  für  die  einzelnen 
Haupttheile  derselben,  einen  bestimmten  Raum  einzuhalten, 
der  womöglich  nicht  unbenutzt  gelassen,  in  keinem  Falle  aber 
überschritten  werden  durfte.  An  der  Hand  einer  aus- 
führlichen Tabelle  hat  Birt  dargethan,  dass  ein  Format  mit  ca. 
2500  Zeilen  oder  Stichen  in  der  antiken  Welt  eine  sehr  gewohn- 
liche Buchform  war,  welche  z.  B.  von  Demosthenes,  Cicero, 
Livius,  Tacitus  (einem  besonders  hervorragenden  Meister  in 
der  Raumausnützung),  Plinius,  Hieronymus  in  Anwendung 
gebracht  worden  ist.  Diesem  Format  entsprachen  nun  auch,  wie 
Rüegg  nachweist,  die  beiden  Theüe  des  lucanischen  Geschichts- 
werkes, das  Evangelium  mit  2714  Stichen,  die  Apostelgeschichte 
mit  2610  Stichen.  Rüegg  erkennt  den  Raumzwang,  unter  wel- 
chem auch  die  schriftstellerische  Thätigkeit  des  Lukas 
stand,  hauptsächlich  nur  an  dem  rasch  und  unmotiviert  abbrechen- 
den Schlüsse  sowohl  des  Evangeliums  als  der  Akta.  Er  scheint 
dabei  keine  Ahnung  zu  haben,  von  dem  schon  längst 
nachgewiesenen  Gesetz  der  Sparsamkeit,  welches  die 
kleineren  wie  grösseren  Lückendes  lucanischen  Evan- 
geliums, wahrscheinlich  auch  grosse  Weglassungen 
breiter  Erzählungsstoffe  in  der  Apostelgeschichte 
erklärlich  macht  Vgl  bezüglich  des  Evangeliums  das  Ver- 
zeichniss  der  lucanischen  Textkürzungen  in  Heft  III,  838  ff.,  be- 
züglich der  Apostelgeschichte  2.  Cor.  11,  23 — 26.  Bisher  war 
das  Motiv  für  dieses  lucanische  Gesetz  der  Sparsamkeit 
einigermassen  in  Dunkel  gehüllt.  Wenn  man  auch  verstehen 
konnte,  wie  Lucas  von  Parallelperikopen  die  eine  wegzulassen 
pflegte,  so  blieb  es  doch  immerhin  ein  Räthsel,  was  ihn  ver- 
anlassen konnte,  eine  so  grosse  Weglassung,  wie  des  in 
Mc.  6,  25 — 8,  26  enthaltenen  Stoffes  zwischen  Lc.  9,  17  und 
La  9,  18  vorzunehmen  und  in  der  Erzählung  von  Mc.  6,  24  ein- 
fach auf  Mc  8,  27  überzuspringen.  Durch  die  Bezugnahme 
auf  den  auch  die  schriftstellerische  Thätigkeit  eines 
Lucas  bedrückenden  Raumzwang  wird  das  Räthsel  ge- 
löst Auf  ähnliche  Weise  lichtet  sich  dann  auch  das  Dunkel 
bezüglich  der  Frage,  wie  es  kommen  konnte,  dass  Lucas  seine 


24  ^^  Kindheitsevangeliuin. 

Erzählung  bei  Lc.  2,  38,  der  Darstellung  Jesu  im  Tempel  zu  Je- 
rusalem, mit  Lc  2,  39.  40  unvermittelt  nach  Nazareth  überleiten 
konnte,  mit  Überspringung  also  der  in  Mt.  2,  1 — 22*  enthaltenen 
Vorgange.  Vgl  das  Nähere  unten  zu  Mt  2,  22^  =  La  2,  29  ^). 
Aus  dem  von  Lucas  befolgten  Gesetz  der  Sparsamkeit  wird  es 
überhaupt  erklärlich,  weshalb  er  aus  der  gemeinsamen  Quellen- 
schrift des  Eindheitseyangeliums  —  eine  solche  vorausgesetzt  — 
nur  diejenigen  Stoffe  wiedergab,  welche  sein  Vorgänger  in  Mt. 
1.  2  nicht  verwerthet  hatte,  und  dasjenige  Material  in  seiner 
Darstellung  wegliess,  welches  von  Mt.  zur  Mittheilung  ge- 
bracht war. 

Das  Gesetz  der  Sparsamkeit  trieb  aber  den  dritten  Evange- 
listen nicht  nur  zu  so  grossen  Weglassungen  wie  Mc.  6,  25 — 8, 26 
oder  Mt,  2,  1 — 22*,  sondern  auch  zu  solchen  zahlreichen  Text- 
kürzungen,.wie  sie  in  Heft  III,  838  registriert  sind,  wo  man  die 
Verse,  grossere  und  kleinere  Verstheile  und  einzelne  Wörter 
verzeichnet  findet,  deren  Weglassung  von  Seiten  des  Lucas  durch 
die  Vergleichung  mit  seinen  synoptischen  Trabanten  oder  mit 
aussercanonischen  Texten  evident  wird.  Dass  nun  Lc.  auch  in 
Bezug  auf  die  Quellenschrift  des  Kindheitsevangeliums  einem 
gleichen  Verfahren  gehuldigt  hat,  kann  man  ersehen,  wenn  man 
den  in  §  5  reconstruierten  hebräischen  Quellentext  und  den  da- 
neben gestellten  griechischen  Text  vergleicht  und  die  in  letzterem 
durch  Unterstreichung  kenntlich  gemachten  aussercanonischen, 
von  Lc.  also  weggelassenen,  aber  als  echt  zu  recognoscierenden 
Textbestandtheile  ins  Auge  fasst.  Vgl.  §  5.  U,  2.  3.  6.  VI,  6. 
VII,  1.  IX,  2.  XI,  2.  Xni,  5.  7.  XIV,  7.  10—12,  und  die  in  §  4  voraus- 
gegangenen Erläuterungen  dazu. 

Wenn  man  die  eigenthümliche  Stellung  des  Lc  zu  seinen 
beiden  synoptischen  Vorgängern  allseitig  würdigen  will,  muss 
man  femer  seine  Absicht,  eine  Nachlese  der  von  Mc.  und  Mt 
weggelassenen  Quellenstoffe  darzubieten,  ins  Auge  fassen.  Die 
aus  der  synoptischen  Grundschrift  von  Lc.  mitgetheilten  Nach- 
lesen findet  man  in  Heft  lU,  842  der  Hauptsache  nach  ver- 
zeichnet. Noch  viel  stärker  wird  diese  Absicht,  eine  Nachlese 
zu   bieten,    bei  der  Reproduktion  des  Eindheitsevangeliums  ihn 


1]  Es   empfiehlt  sich^   die  dort  gegebenen  Nachweise  bereits  hier  zu 
vergleichen. 


§  2.    Die  Quellen  des  Kindheitsevangeliums.  25 

beeinflusst  haben.  Denn  hier  handelte  es  sich  nicht  um  den 
Haupttenor  der  synoptischen  Darstellung,  sondern  lediglich  um 
eine  möglichst  kurz  gehaltene  Einleitung  dazu,  um  eine  orientierende 
Vorgeschichte.  Dass  die  lucanische  Eindheitsgeschichte 
die  Darstellung  in  Mt.  1.  2  voraussetzt,  zeigt  nament- 
lich die  in  §  4  und  5  unter  V  behandelte  Perikope,  die  Ver- 
ehelichung der  Maria  betreffend.  Man  denke  sich  den  Fall^ 
diese  Perikope  hätte  in  der  Quellenschrift  gefehlt  oder  Mt.  häito 
sie  uns  nicht  mitgetheilt,  wie  er  es  Mt.  1,  18 — 28  gethan,  so 
würde  der  Anstoss,  den  man  in  der  lucanischen  Geburtsgeschichte, 
namentlich  in  der  Reise  Josephs  mit  seiner  hochschwangeren, 
aber  ihm  nicht  angetrauten  Verlobten,  gefunden  hat,  nicht  ganz 
ohne  Berechtigung  erscheinen.  Es  ist  also  klar:  Lc.  2,  1 — 20, 
der  Bericht  über  Jesu  Geburt,  setzt  die  Perikope  Mt.  1,  18 — 24, 
die  Verehelichung  der  Maria  betreffend,  voraus.  Das  Gesetz 
der  Sparsamkeit  und  die  Absicht  der  Nachlese  in 
einander  wirkend  gedacht,  musste  bei  Lucas  eine  sol- 
che Auswahl  der  Quellenstoffe  zu  Stande  bringen,  wie 
sie  in  Lc.  1.  2  thatsächlich  vorhanden  ist. 

Dass  ein  Schriftsteller  wie  Lc,  der  so  sparsam  mit  seinem 
reichen  Material  umzugehen  sich  veranlasst  sah,  nicht  etwa  noch 
Stoffe  erfunden  und  aus  eigener  Fantasie  hinzugethan  hat,  liegt 
von  vom  herein  auf  der  Hand,  Nur  einige  kleinere,  harmlose 
epexegetische  Zusätze  hat  der«  dritte  Evangelist  sich  hier 
imd  da  erlaubt  Man  vgl.  Lc.  5,  39,  welcher  Vers  im  Cod. 
Bezae  fehlt,  und  dazu  Heft  UI,  56;  femer  Lc.  18,  34  und  dazu 
Weiss^  Marcusevangelium  S.  351.  Ganz  in  derselben  Weise 
sind  bezüglich  des  Kindheitsevangeliums  die  in  Lc.  2,  33.  50  ent- 
haltenen Bemerkungen  als  von  der  Hand  des  Lc.  stammend  zu 
recognoscieren.     Vgl.  unten. 

Im  Übrigen  aber  bleibt  es  dabei:  wie  Lc.  durch  möglichst 
kunstlose  Beproduktion  der  Quellen  zur  Wiederauffindung  der 
Logiaquelle,  der  Titßl  '^^y^,  geführt  hat,  so  ist  er  es  auch  allein, 
der  uns  die  Quellenschrift  des  Kindheitsevangeliums  nach  ihrem 
hebräischen  Grundcharakter  erkennen  lässt  und  der  uns  in  die 
Composition  dieser  Schrift  die  tiefsten  Einblicke  gewährt,  ob- 
wohl wir  die  Erhaltung  des  zu  dieser  Schrift  gehörigen  Titels: 
ßlßXog  yariosoog  'Itjoov  Xqiötov  =  T\t^_  nilbin  "ITO  nicht  ihm, 
sondern  dem  ersten  Evangelisten  verdanken,  welcher  im  Übrigen 


26 


Das  EindheitseTaDgelinm. 


dieser  QueUe  viel  kürzere  Excerpte  entnommen  und  diese  darin 
enthaltenen  Erzählungsstoffe  viel  starker,  als  es  Lc.  gethan,  in 
seiner  Schreibweise  überarbeitet  hat 

Gleichwohl  ist  die  sprachliche  Verwandtschaft  zwischen 
Mi  1.  2  und  Lc  1.  2  eine  yiel  grossere,  als  man  gemeiniglich 
ammnmt.  Es  ist  nicht  blos  der  s.  g.  synoptische  Sprachtypos, 
der  beiden  Relationen  gemeinsam  ist;  es  sind  anch  zahlreiche 
sprachliche  Einzelheiten,  in  denen  beide  Relationen  sich  begegnen, 
wie  folgende  Liste  zeigt 


•*    >i 


Matthaeus. 
1, 18.  firjjcrevd-elcfjg    tc5    'I<o* 

xriq  (ifjTQOQ  avtov  Ma- 

Qlag. 

iv  yaOTQl  l^^^^^« 

ix  jtvevfiaTog  äylov. 

19.  ^lG>ci}q>  6  aviiQ  avvijg, 
ölxaiog. 

20.  löov  ayyeXog  xvqIov. 


21. 


ro  kv  avT^  yevpfld-ip» 

TE^erai  vlop. 

xal  xakdöecg   zo    opofia 

avrov  ^It/oovv, 

TOP  Xaov  avTOv, 


\       c 


23.  löov  ri  Jtagd'ivoq, 
25.   ovx  kylvmoxtv  avr^v. 
25.  trexBV  vlov, 

kxaXeCBV  ro  ovofia  otJ- 

xov  ^Irjoovp. 
2,    1.   ip  7/(iiQaig  ^Hgcidov  rov 

ßaöiXimg, 


1 
2 


1 
1 

1 
2 
2 
1 
1 
2 


MaQiäfi  rfjP  yvpalxa  Cov.    2 


1. 
1. 
1 

1 


27. 

5. 

34. 

31. 
35. 

27. 
25. 

9. 
27. 
30. 
10. 

5. 

35. 
31. 
31. 

77. 


27. 
34. 
7. 
2,  21. 


1,    5. 


Lucas. 

fi€fiPfiOTSV(iipf)p  äpögi 
T^  ifiPfjCxevfidv^  (xvt6. 
MaQiafi  rrjp  fitiriga  av- 
rov. 

(SvXXri^pi^  ip  yacrgL 
jiPBVfia  ayiop  ixelevoe- 
Tai  ixUai. 

dpÖQi  €p   oPOfia  *la>oriq:. 
öbcatog, 

xal  löov  ayysXog  xvqIov, 
^Imoriq>  i§  ohcov  Aavtii. 
firi  (poßov, 
lifl  q)oßel0&6. 
Magiafi  ry  kfiPtjOxBvniv^ 
avx(3  yvpaucL 
xo   ysppcifiepov  hc  oov- 
xal  Tfg^  vlop. 
xal  xaXdoeig   x6   oPOfia 
ccvxov  ^Irfiovp. 
xfD  Xa<5  avxov  —  2,  32 
Xaov  öov. 
jtQog  xaQ&ipop. 
apÖQa  ov  yipcicxa. 
exexsp  xop  vlop, 
kxX^&fl  x6  ovofia  avTOV 
^Ifioovg. 

ip  f^fiiQaig  ^HQciöov  ßa- 
oikimg. 


§  2.    Die  Quellen  des  EindheitBeyangeliums. 


27 


Matthaens. 

2,    2.   o  rsx^slc  ßaoiXevg. 
iv  T^  avaxoX^. 

3.  ixaQaxd^. 

4.  o  XQiOToq  ysvväraL 

7.  TOI'  xc^oi'oi'  Tov  q^aivo" 
fiivov  dariQog. 

8.  xifipag  avrovg  slg  Bijd^ 
ksi/i, 

ijtav  6h  svQTjrs  [ro  Jtai- 
ölop]. 

9.  ol  öi  dxovcavreg. 
ijtOQavd-rjoap. 

10.  kxcLQVjGav  xoQctp  fieydXfjv. 

11.  xal  iX&ovrsg  slq  rrjv  ol- 
xlav  elöop  t6  ncudlop 
(isra  Maglag  r^q  fifJTQog 
avtov. 

12.  xWjMar^öifr^i^rcs. 

14.    pvxTog, 

19.  iöov  dfftXog  xvqIov. 

20.  slg  yrip  ^ga^k. 

22.   ßaciXevei, 

22.  elg  ra  f/egj]  rrig  FaXi- 
Xalag. 

23.  xarcpxfiöBP  slg  JtoXip  Xe- 
yoitiprip  NaC^agid-, 


Lucas. 

2,  11.   hix^V  ^gt-dtog  xvgiog, 
1,  78.  apaxoXrj  i§  vtpovg. 

1,  12.    kragax^i]  —  1,  29.    öie- 

ragdx^ij. 

2,  11.   hix^  XgiOTog. 

1,  57.  knXriCd'ij  6  zpoj^og. 

2,  15.  öiiX»<ofi€P  öfi  ta)g  Bri»- 

Xeifi. 
2,  12.   evgi^oete  ßgifpog. 


1,  66.   ol  dxovöaptsg. 

2,  3.  ijtogevopTo. 
2,  41.  ijtogevoPTO. 

2, 10.  x^pa»?  fieyaXTjp, 

2,  16.  xal  fjXd'OP  ojievaaPTsg 
xal  dpBvgap  ri^p  re  Ma- 
giafi  —  xai  ro  ßgig)og. 

2,  26.  xal    TIP   crvrqo   xexg^ficc- 

TlOfidPOP, 

2,    8.   TTJg  pvxrog, 

2,    9.  Idov  dyyeXog  xvglov. 

2,  32.   slg  öo^ap  Xaov  aov  ^la- 

garjX, 
1,  33.  ßaöiXevcei, 

1,  26.   slg  JtoXip  TTJg  FaXtXalag. 

2,  39.  vJteOrgey^ap     alg    JtoXip 

eavrcip  Na^agid-, 


Es  sind  zahlreiche  ParaUelen  vorstehend  mit  angefahrt,  die  sich 
durch  die  Gleichartigkeit  des  Stoffes  von  selbst  ergeben.  Aber  neben 
der  Gleichartigkeit  des  Stoffes  und  der  Congenialität  der  Auf- 
fassung leuchtet  aus  diesen  Parallelen  auch  die  sprachliche  Ver- 
wandtschaft beider  Relationen  auf  das  Deutlichste  herror.  Die 
zwischen  Mi  1.  2  und  Lc.  1.  2  noch  vorhandenen  sprachlichen 
Differenzen    kommen    vorzugsweise    auf   Rechnung    des    ersten 


28  Bas  Kindheitsevangeliuin. 

Evangelisten,  welcher  sich  stärkere  redaktionelle  Änderungen 
erlaubte,  als  Lucas.  Aber  noch  weit  grösser  wird  die  Sprach- 
verwandtschaft zwischen  beiden  Relationen,  wenn  man  auf  den 
hebräischen  Quellentext  zurückgeht  Indem  dieser  Theil  der 
Untersuchung  einem  besonderen  Paragraphen  (§  3)  vorbehalten 
wird,  ist  nur  hier  im  Voraus  darauf  hinzuweisen,  wie  wichtig 
der  dadurch  gewonnene  Nachweis  für  die  Annahme  einer  ein- 
zigen, einheitlichen  Quellenschrift  des  Eindheitsevangeliums 
sein  muss. 

Zusammenfassend  sage  ich:  Titel,  Charakter  der  aussercano- 
nischen  Recensionen,  die  sachlichen  Berührungen  zwischen  Lc. 
1.  2  und  Mi  1.  2,  die  Analyse  der  johanneischen  Parallele  Job. 
1,  1 — 18,  die  schriftstellerischen  Gepflogenheiten  des  Mi  und 
des  Lc.^  die  sprachliche  Verwandtschaft  beider  Relationen  — 
Alles  weist  auf  das  Vorhandengewesensein  einer  einheitlichen 
vorcanonischen  Quellenschrift  des  Kindheitsevangeliums  hin. 
welche  der  Hauptsache  nach  in  Mi  1.  2  und  Lc.  1.  2  wiederge- 
geben isi  Aus  der  Addition  aber  der  in  Mi  1.  2  und  Lc.  1.  2 
enthaltenen  Erzählungsstoffe  ergibt  sich  eine  Schrift  etwa  von 
dem  Umfange  des  Büchleins  Ruth,  mit  welchem  das  Eindheits- 
evangelium,  ßlßXog  yeriöscog  ^Itfiov  Xqiozov,  auch  sonst  manche 
Verwandtschaft  aufzeigt.  In  beiden  Fällen  handelt  es  sich  um 
eine  Familiengeschichte;  in  beiden  Fällen  betrifft  diese  Familien- 
geschichte das  davidische  Konigsgeschlecht,  aus  welchem  der 
Messias  hervorgegangen  ist;  in  beiden  Fällen  sind  prophetische 
Beziehungen  zur  Heidenwelt  vorhanden;  in  beiden  Fällen  sind 
Oeschlechtsregister  beigegeben.  Ja  in  Mi  1,  5  ist  die  Ruth  aus- 
drücklich erwähnt.  Wegen  der  sprachlichen  Verwandtschaft 
mit  dem  Büchlein  Ruth  und  dessen  Sprachgut  vgl.  unten  §  3. 

Das  vorcanonische  Kiudheitsevangelium  war  also 
eine  unter  dem  Titel:  H'^tpian  Ü^tS'^  ninbin  n^D  erschienene, 
ursprünglich  in  hebräischer  Sprache  verfasste^  später 
ins  Griechische  übersetzte,  nach  dem  Vorbild  des  Büch- 
leins Ruth  eingerichtete,  also  auch  mit  einem  Ge- 
schlechtsregister versehene  Familiengeschichte,  eine 
einheitliche  Darstellung  der  Geburts-  und  Kindheits- 
geschichte Jesu,  welche  vom  ersten  Evangelisten  für 
seine  Zwecke  excerpiert,  dann  vom  dritten  Evangelisten 
in  den  übrig  gebliebenen  Partien  benützt,  vom  vierten 


Die  Sprache  der  Quellenschrift.  29 

Evangelisten  zum  Gegenstand  seiner  im  Prologe  ent- 
haltenen tiefsinnigen  Meditation  erhoben,  von  Justin 
nach  einer  aussercanonischen  Recension  gekannt  wor- 
den ist  und  in  den  Missbildungen  der  apokryphischen 
Kindheitsevangelien  direkt  oder  indirekt  nachge- 
wirkt hat. 

Das  ist  die  These,  deren  Erweisung  und  Erläuterung  die 
nachfolgenden  Untersuchungen  gewidmet  sein  werden. 

Die  zunächst  sich  anschliessende  Untersuchung  ttber  die 
Sprache  des  yorcanonischen  Kindheitsevangeliums  wird  in  beson- 
derer Weise  dazu  dienen,  das  ursprüngliche  Vorhandengewesensein 
einer  gemeinsamen  Hauptquellenschrifb  weiter  ans  Licht  zu  stellen. 

§3. 
Die  Sprache  der  Quellenschrift. 

Bei  keinem  Theil  der  neutestamentlichen  Literatur  wird 
man  in  den  Commentaren  ein  so  häufiges  Zurückgehen  auf  den 
vorauszusetzenden  hebräischen  Quellentext  und  ein  so  fleissiges 
Herbeiziehen  alttestamentlicher  Parallelen  wahrnehmen,  als  in 
den  beiden  canonischen  Relationen  des  Eindheitsevangeliums. 
Namentlich  ist  solches  in  den  beiden  ersten  Lucas-Gapiteln  der 
Fall,  während  die  Eindheitsgeschichte  des  ersten  Evangeliums 
nach  dieser  Seite  weniger  durchforscht  ist.  Bezüglich  der  luca- 
nischen  Kindheitsgeschichte  ist  daher  auch  die  Annahme  einer 
in  hebräischer  Sprache  verfasst  gewesenen  Orundschrift  ziemlich 
allgemein,  und  findet  die  Meinung,  dass  die  Lc,  1.  2  zu  Grunde 
liegende  Quellenschrift  ursprünglich  in  griechischer  Sprache  ver- 
fasst gewesen  sei,  nur  selten  solche  Vertreter  wie  Paulus  unter 
den  Alteren  und  Feine  unter  den  Neuesten.  Auch  ist  die  Be- 
gründung der  letztgenannten  Annahme  entweder  gänzUch  zu 
vermissen  oder  als  äusserst  ungenügend  zu  bezeichnen,  während 
die  zahlreichen  Hebraismen  und  alttestamentlichen  Parallelen^ 
von  denen  die  lucanische  Kindheitsgeschichte  wimmelt,  ebenso 
viele  beweisende  Instanzen  für  die  Annahme  einer  hebräischen 
(nicht  aramäischen)  Grundschrift  bilden.  ^) 


1)  De  Lagarde  bezeichnet  (Mitth.  ÜI,  345)  die  lucanische  Geburts- 
geschichte als  „durchaus  hebräisch,  nicht  aramäisch  und  nicht 


30  ^^  Eindheitsevaiigeliuin. 

Gleichwohl  ist  dieses  Phaenomen  der  Hebraismen  und  alt- 
testamentlichen  Parallelen  selbst  auch  nur  in  Bezug  auf  Lc.  1.  2 
in  erschöpfender  Weise  und  ex  professo  noch  nicht  genügend 
dargestellt»  sondern  in  den  Commentaren  mehr  nur  nebenbei  als 
Stütze  der  Exegese  behandelt  worden.  Noch  weniger  kenne  ich 
einen  Versuch,  die  vier  canonischen  Capitel  Mt  1.  2.  Lc  1.  2 
unter  gemeinsamen  Gesichtspunkten  bezüglich  der  darin  ent- 
haltenen Hebraismen  und  alttestamentlichen  Parallelen  zu  er- 
forschen und  zu  vergleichen.  Und  doch  wird  erst  eine  möglichst 
vollständige  Eenntniss  der  Symptome,  wie  sie  im  Nachstehenden 
dargeboten  wird,  eine  den  Sachverhalt  treffende  Diagnose  er- 
möglichen. 

Hebraismen  und  alttestamentliehe  Parallelen. 

übersehrilt. 

Mt.  1,  1*:  BlßXoq  yeviöecog  *If]öov  Xqiötov  —  Gen. 
5,  1:  ÜlUt  rnbin  IfiO  nj  =  LXX:   avti]  ij  ßlßlog  yevioecDg  av- 

»q6xg>v  —  ähnlich  Gen.  2,  4:  pÄrr  D^wn  ninbin  ni»  = 

LXX:  avxri  ^  ßlßXog  yspiöBcog  ovgapov  xcä  yfjg.  Vgl  über 
die  Verwandtschaft  zwischen  Gen.  2,  4;  5,  1  und  Mt  1,  1  Nestle, 
Marginalien  zu  Gen.  2,  4  S.  4. 

1*).    Die  Ankündigung  der  Geburt  Johannis. 

Lc.  1,  5—25. 

1.*)  Mt.  1,  18*:  Tov  öh  ^Irjoov  Xqiötov  ?)  yivBCig  ov- 
Tcog  ijv  —  Gen.  6,  9:  nb  tTf:>'\V\  n^K  .=  LXX:  avzcu  6i  al  yf- 
vdceig  Näe  —  Ruth  4,  18. 

2.  Lc  1,5:  iv  ralg  rjfiiQaig  ^Hgcidov  —  2.  Sam.  21, 1: 
■PT  '»'C"»a  «=  LXX:  iv  zatg  fjiiiQaig  Aavtö  —  noch  oft  ähnlich 
im'A.T.  VglMt  2,.  1. 


griechisch  gefärbt"  —  und  erzfthlt  (Mitth.  in,  370):  „Georg  Hein- 
rici  fragte  mich  in  Gastein,  welche  Stücke  des  Neuen  Testamentes  ich  för 
die  am  meisten  hebraisierenden  halte,  ich  erwiderte:  Lucas  1,  5  bis  2  Ende 
und  die  Apokalypse". 

*)  Diese  vorgesetzten  Ziffern  beziehen  sich  auf  den  in  §  5  dargebotenen 
Text  mit  den  Versen  der  17  Perikopen. 


§  3.  Die  Sprache  der  Qaellenschrifti  31 

ig  iq>fjf£eQlag  'Aßia  —  2.  Par.  31, 17:  Dn-^rinttCttSl  D^-jbn 
=  LXS,:  ol  Aevlxai  kv  xalq  iq)Tjfi6Qlaiq  ovtSp, 

ix  x&v  d-vyariQCDvlAaQciv  —  Esr.  2,61: ''Vrna  DiaM  »=* 
LXX:  äxo  xAv  d-vyaxiQmv  Beg^eXicU» 

3.  Lc.  1,  6:  r^oav  dl  ölxaioi  cifi^oxegoi  ivcijtiov  xov 
d'Bov  xoQBVOfievol  kv  ytaCoig  xalg  ivxoXatq  xül  öixaici' 
(laoiv  xvqIov  afie/ixxoi  —  Gen.  7,  1:  ''^fib  p*»"!!?  =«=  LXX: 
öbcaiog  ivavxlov  fiov  —  Gen.  17, 1:  0*^1311  TTTf)  "'Stfe  •finrin=* 
LXX:  BvaQecxei  ivwniov  ifiov  xäl  ylvov  agisfixxog  —  Ps.  15,  2: 
C'^ÄI3tfbin  =  LXX:  ytogevo/isvogaficofiog — Ezech.  37,24:  '^DWMI 
^b^  =  LXX:  iv  xolg  JtQooxayuacL  fiov  jtOQevoovxai  —  2.  Reg. 
17,  8:  D^ian  nipna  nsb^l  =  LXX:  xal  ijtoQsvd^rjCap  [ip]  xotg  öi- 
xaicifiaoi  x&p  id-pwp  —  vgl.  Eüob  1,  1;  2.  Reg.  20,  3. 

4.  Lc.  1,  7:  xal  ovx  7]p  avxotg  xixpop,  xad-oxL  tjp  rj 
'EXiöaßex  öxelga  —  Gen.  11,  30:  Tbl  Hb  T^«  nn^J^  '»'1©  "^n»?? 
=  LXX:  xal  r]v  üaga  oxelga  xal  ovx  hsxpoJtoUi. 

xal  d(ig>6xeQ0i  XQoßaßtjxoxeg  ip  xalg  ^(iigatg  av- 
xcöp  —  Gen.  18, 11:  D'^t?*?  D'^sa  =  LXX:  jtQoßeßipcoxeg  7)fisQcip 
—  vgl.  Gen.  24,  1;  Jos.  13, 1;  l.Reg.  1,  1. 

5.  Lc.  1,  8:  kyipBxo  öi  —  W5.    Ebenso  Lc.  2,  1.  6, 15. 

ip  xA  IsQaxevsip  avxop  =  iDroa  —  Ex.  28,  41:  ''b'WTDI 
=  LXX:  ipa  hQaxeva)öl  fioi  —  im  gebräuchlichen  Griechisch 
bedeutet  leQaxaveip  sacerdotem  esse;  im  Septaaginta-Griechisch 
ist  es  oft  Übersetzung  von  )TtS  =«  sacerdotio  fungi. 

ip  T$  xa^ei  xTJg  iq)rjfi6Qlag  avxov  —  2.  Par.  13,  10: 
riDÄbl??  DTI^^  D'^?rfi'5  =  I^XX:  xal  ol  hgelg  avxov  XeixovQ- 
yovot  ip  xalg  i(prj[iBQlaig  avxAp  —  2.  Par.  31,  16:  DtTTia^b 
Dn*^r)ipbnB5  nnil-DTpM  =  6f5  Xeixo\)QyeUxpig)f]fi€Qlai>göi4XTd§Ba>g 
avxAp  —  vgl.'l.  Par.  28,  13;  2.  Par.  35,  4. 

ipopxi  xov  d^BOv  —  1.  Sam.  2,  18:  •»SfiT«  mw  b«1Wl 
Hjn'?  =  LXX:  xal  JSa^ovrjX  rjp  XeixovQycop  ipcixiop  xvqIov, 

6.  Lc.  1,  9:  xaxä  x6  i&og  xrjg  IsQaxBlag  —  vgl.  1.  Par. 
28,  13:  nin^-r'^a  mir  rOÄbrrbDbsi  =  LXX:  elg  jtäaap  igyaclap 
XBixovQylag  ohcov  xvqIov.  Man  bemerke:  i&og,  wie  in  der  LXX, 
so  in  den  Logia-Übersetzungen  ungebräuchlich,  dagegen  ein 
Lieblings  wort  des  Lc,  stanmit  hier  wie  Lc.  2,  42  aus  der  Feder 
des  Lc 

aZaxs    xov    &vfiiäoai    —    1.  Sam.   14,  47:    l?b    b^lKlÖn 


32  ^^A  Kindheiteevangelium. 

ro^Tsn  =  LXX:  xöl  SaovX  iXaxB  rov  ßaccXevBiv  —  Ex.  40, 27: 
nnop  'T'b:?  ntJp.'n  =  LXX:  xäi  i^/dlacev  kx  avxov  ^filafia  — 
vgl.  Ex,  bb,  7. 

7.  Lc.  1,  10:  xal  xäp  ro  JtXfjB'og  i]v  rov  Xaov  xqoo- 
evxofievov  Igco  —  2.  Par.  29,  28:  C^tWtOt?  brj^prrtS'J  =  LXX: 
xal  jtäoa  ixxXfjOla  jtQoosxvpei, 

T^  Sga  Tov  ß-vfiiafiarog  —  Dan.  9,21:  2^:P  f^H?^  f*-?? 
=  LXX:  (DOel  wgav  d^volag  löJtsQiv^g. 

8.  Lc.  1,  11:  ayyeXog  xvqIov-—  rriW  tjKbti,  D'^n'bÄn  ?f»b? 

—  vgl.  Jud.  13,  6. 

icrwg  ix  öe^icov  —  Sach.  3,1:  "^rti^b?  -J^=LXX: 
slöTTpcei  ix  öe^icöv  avrov  —  vgl.  Dan.  12,  1. 

TOV  d'VCtacxTiQlov  TOV  ß-vfiiafiarog  —  vgl.  Ex.  30,  l: 

tri  Dp  ippB  nattl  ri'^teyi=LXX:  xal  jtoirjaeig  dvCiaorrJQiov 
ßvfiiafiarog. 

9.  Lc.  1,  12:  g)6ßog  ijtijteOev  ljr*  avrov  —  Ex.  15, 16: 
HTO^'Ä  Dn'^b?^  b'Bri  =  LXX:  ijtutiaoi  ist*  avrovg  rgo/iog  xal  tpoßoz. 

10.  Lc.  1,  13:  iiii  g)oßov,  Zaxc^Qlcc  —  Dan.  10,  12:  "b» 
bx'^31  K'l'^n  =  LXX:  fifj  <poßov,  JavirjX. 

xal  xaXiöeig  ro  ovofia  avrov  ^Ia>avvi]v  —  Gen.  17, 19: 
pTTl'^^  ^^©"PiK  riK*1J5V=LXX:  xal  xaXeöeig  ro  ovofia  avrov  *Iöaax 

—  Vgl.  Gen.'  16,  llV 

11.  Lc.  1,  14:  xal  lorai  x^Q^  ^oi  xal  aYaXXlaCig  —  Jes. 
35,10:  rmW)  litete=LXX:  alveötg  xcü  dyaXXlafia  —Vgl. 
Jes.  22,  13.'  Ps.  45,  16:  b'^y]  ninctea  =  LXX:  iv  ev^Qoavp^  xtd 
ayaXXiaOei, 

12.  Lc.  1,  15:  eorai  yag  (liyag  ivdxiov  xvqIov  —  Gen. 
10,  9:  TTTT)  '»3t)b  T?"'ia?  TTT]  K^H  LXX:  ovrog  tjv  ylyag  xvvrj' 
yog  ivavrlov  xvglov  rov  d-£0v. 

xal  olvov  xal  aixsga  ov  fifj  jtli]  —  Jud.  13,4:  "bST 
IDIDI  "J^^  *^'F}Wr\  =  LXX:  xal  (ifj  Jtlyg  olvov  xal  cixega  (=  Cod. 
Vat  (le&vofia).  Ebenso  Jud.  13,  7.  14.  Das  aramäisclie  «nsc 
ist  also  zur  Übersetzung  das  hebr.  "IDO  bereits  in  das  Septua- 
ginta-Griechich  eingeführt  gewesen.  Vgl.  die  Parallele  Num.  6,  3, 
wo  ebenfalls  nDV  mit  alxsQa  übersetzt  ist.  ^) 

1)  Dieses  Beispiel  ein  Beweis  dafür,  wie  wenig  man  berechtigt  ist, 
aus  einzelnen  Aramaismen  des  griechischen  Textes  auf  den  Gesammt- 
charakter  des  Urtextes  einen  Schluss  zu  ziehen. 


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§  3.   Die  Sprache  der  Quellenachrift.  33 

ix  xoiXlag  iitjZQog  avxov  —  Ps.  22,  11:  ''ISK  "113^  = 
LXX:  kx  xoiXlag  (iijTQog  fiov  —  Pa.  71,  6:  ''1?«  "^rT?)?  =*LXX; 
ix  xotXlag  firjTQog  fiov, 

13.  Lc  1,  16:  xal  JtoXXovg  rciv  vlmv  ^ICQaijX  im- 
OTQitpei  —  Mal  2,  6:  aMpn  ü*ian^  =  LXX:.  xal  xoXXwg  ini- 
OTQ£y>sv  —  Jes.  31,  6:  ^»^©7-133  soitJ  =  LXX:  imctga^fftB, 
vlol  ^löQaTjX, 

ijtcOTQi^ei  JtQog  xvQtov  zov  ^eov  avx&v  —  Joel 
2,  13:   DD'^n'bK  ?tjrr-b«  inw'T  =  LXX:   xal  imoxQa^riTB  ngog 

XVQIOV   TOP  d'SOV  VflCOV. 

14.  Lc.  1,  17:  xal  avrog  JiQOsXevCetai  ivcijciov  av- 
Tov  —  Ps.  85,  14:  •fki!'?  T^SBb  plt  =  LXX:  öixaioavvrj  ivavxlov 
avxov  jtQOJtoQEvCsxai,  Symm.:  jtQoeXevoexai.    VgL  MaL  3,  1. 

iv  jtvsv/iaxi  xal  övpafiei  ^HXela  —  Mal.  3,  23  (4,5): 
n'^bx  n«  DDb  nb«  "^ddä  rxsn  =  LXX:  xal  l6ov,  iym  ajtooxeXd 
vfitv  *HXlav. 

ijtiöxQitpai  xaQÖlag  JtaxiQa>v  inl  xixva  —  Mal.  3,  24 
(4,  6):  D'^?a-b?  ninK-ab  n'^irini  =  LXX:  xal  djtoxaxaoxi^asi  xag- 
öiav  JtaxQog  JtQog  vlop  —  Sir.  48,  10:  xal  ijctöxQSipai  xagölav 
staxQog  JCQog  vlop» 

xal  anetd-Blg  ip  ^qoptjObi  öixalmp  —  Mal.  3,  18: 
:^Onb  p'^'^t  l'^a  nr'^S'j'l  =  LXX:  xal  otpeod^e  apa/iiaop  dixalov 
xal  apafiicop  aPOfiov. 

hxoifidoai  xvqI<p  Xaop  xaxeöxevaCfiipop  —  2.  Sam. 
7,  24:  blXitn  ?|ia?-nK  r\b  laiDrin  =  LXX:  xal  ^xolfiacag  osavxA 
xop  Xaop  Oov   lögaTjX. 

15.  Lc.  1, 18:  xaxä  xl  ypcioo/iai  xovxo;  —  Gen.  15,  8: 
:?1Ä  moa  =  LXX:  xaxd  xl  ypcioofiai; 

jtQoßsßfjxvla  ip  xalg  ^fiSQaig  avr^g  =  D'^BJ?  HKa  — 
vgl.  Lc.  1,  7.  2,  36. 

16.  Lc  1,  19:  o  JcaQsoxrjxcog  ipciytiop  xov  d^eov  — 
1.  Reg.  10,  8:  ti'^afib  ta'^ipj^n  =  LXX:  ol  JtaQeaxrpcoxeg  ipmjtiop 
cov.    VgL  Dan.  8,  16;  9,  21;  Esth.  1,  14. 

17.  Lc.  1,  20:  dpd^"  wp  —  DeuL  22,  29:  nttJK  nnp  =  LXX: 
i^pQ.*  ^p  _  oder  T9S  "»M  =  LXX:  dp»'  cop  —  oder  Gen.  22, 18: 
Itti«  aj;?  =  LXX:  dp»''  t^p.  Vgl.  auch  Deut.  28,62;  2.  Reg. 
22,  "17. 

Texte  u.  Untersachangen  X,  5.  3 


34  ^M  Eindheitseyangelium. 

Totg  koyotg  /lov,  oiripeg  jtXtjQmd'^oovxai  alg  xov 
xaiQOP  avTCOv  —  2.  Par.  36,  21:  TTtt^  lOT  riÄittb  =  LXX: 
rov  jtXrjQcoO'fjvai  Xoyop  xvqIov, 

19.  Lc.  1,  22:  ort  ojtxaolav  idgaxsv  —  Dan.  10,  S: 
nKiTßJrn«  nKn»n  =  LXX:  xal  löov  xhv  ojixaoLav. 

20.  Lc.  1.  23:  kotlrjOd-fiOav  al  ^fiigai  —  Gen.  25,  24: 
n*^!;^  ''Äbtt^l  =  LXX :  xal  kjtXrjQci&rjOap  al  ^fiigai. 

xTJg  Xsixovgylag  avxov  —  Num.  7,  8:  Dtyia?  "^J??  = 
LXX:  xaxa  xag  XsixovQylag  avx<5p. 

aJtriXd'ev    elg    xov    olxov    avxov    —    1.  Sam.  2,  11: 

..       -        T  r T  j  •••      I  »  -  - 

21.  Lc.  1,  24:  (lexa  dh  xavxag  xag  ^fiigag  —  Gen.  4,  3: 
D'^tt;  f gtt  "^n^l  =  LXX:  xal  iytpsxo  fie»'  ^fiigag. 

22.  Lc.  1,25:  oxi  ovxwg  fioi  jcejtoltjxsv  xvQiog  — 
Gen.  39,  19:  ^\  rms  r^y^y\  D"»"?!"^?  =  LXX:  ovxwg  Ixolrfii  fiot. 

dg>€X6lv  ovsiöog  fiov  Gen.  30,  23:  •^nBirj-nK  D'^n'b«  qcs 
=  LXX:  äq>BlXev  6  d-tog  fiov  x6  ovsiöog  —  Jes.  4,  1:  IStlBin  7p^ 
=  LXX:  aq)eXB  xov  oveiöiofiov  ?j/ic5v. 

IL  Die  Ankündigung  der  Geburt  Jesu. 

Lc.  1,  26—38. 

1.  Lc.  1,  26:  elg  jtoXiv  x^g  FaXiXalag  7j  ovo(ia  Na- 
^aQed-  —  1.  Par.  1,  43:  nnnn  iT^?  üt)  =  LXX:  xal  ovofia  ttj 
jtoXei  avxov  Jevvaßa. 

2.  Lc.  1,  27:  Jtgog  jtaQO-svov  ifivfjoxsvfievijv  avögi  — 
Deut.  22,  23:  O'^k!?  ntenktt  nb'^na  =  LXX:  xagO^ivog  fiBuvtjOxiv 
fiivrj  dvögi. 

dvÖQl  (f>  ovofia  *Io}Oi^fp  —  2.  Sam.  16,  5:  '»3nDC  itttpl  —  V'^^ 
=  LXX:  dvi^Q  —  xal  ovofia  avxä  JSsfisL 

^1   oixov  Aavld  —  L  Reg.  13,  2:  TT^l  11*^315  =LXX:  rm 

olxco  Javlö. 

< 

3.  Lc.  1,  28:  xsxctQixofiiv?]  =  JTJ'^n  —  Ps.  18,  26:  "S? 
"CnrR  l*^cn  =  Symmacfaus:  fiexa  xov  xexctQixofiivov  xaQiT(0' 
d^fjOij  —  Sir.  18,  17:  Jtaga  dvÖQl  xexctQixofiivG). 

o  xvQiog  fiexa  oov  —  Jud.  6,  12:  TJIS?  n-^rr —=  LXX:  xv- 
Qiog fiexa  oov  —  Ruth  2,  4. 


§  3.  Die  Sprache  der  QueUenschrift.  35 

5.  Lc.  1,  30:  iif)  fpoßov  —  Jes.  43, 1:  KTri^b«  «*=  LXX:  ///) 
(poßov  —  Ruth  3,  11. 

BVQeq  X^Q^^  naQa  x^  ^Cfl5  Gen.  6,  8:  ■'*^r?5f  in  KM  T\y\ 
r\^T\^  zsss.  LXX:  N&B  ök  svqs  x^Q^^  ivavxlov  xvqIov  tov  d'aov  — 
den.  18,  3:  ^J'^J'^?^  IH  ''nXM  «j-OiC  =  LXX:  bI  aga  bvqov  x^qip 
evavxlop  cov  —  Ruth  2,  2.  10.  13. 

6.  Lc.  1,  31^:  xal  löov  avXXi^y^y  ix  rov  Xoyov  avrov 

xal  xi^ri  vlov  —  Jes.  7, 14:  p  rnb'"^n  rx^n  mab:?n  TMn  =  LXX: 

löov  fj  JtaQd-tPog  kv  yaoxQl  Xi^tpaxai  xal  xi^exai  vlop  —  Judic. 
13,  3. 

7.  Lc.  1,  32:   vlog   vy)loxov  xXfjd'i^osxai   —   Ps.  82,  6: 

DDis  r*'^?  '^2?'^  =  LXX:  xal  vlol  vtploxov  Jtavxsg. 

xal  öcoöet  avx^  xvQiog  6  d-eog  xov  d-Qovov  Javlö 
TOV  JtaxQog  avxov  —  2.  Sam.  7,  13.  14:  "iMbt?)?  «OST«  ^Tj:p*\ 
aKb  ii-n^rj«  •»?»  nb^i:?— l?  =  LXX:  xal  ävoQB'ciaa}  xov  ^^qopov 
avxov  ta)g  slg  xov  alc5va'  kya>  Icopiai  avxä  elg  staxiQa  —  Jes. 
9,  6  (7):  ini  »©3-b?  =  LXX:  knl  xbp  d^QOPOP  Javlö. 

8.  Lc.  1,33:  xal  ßaöiXevöei  ijtl  xop  oIxop  *Iax(oß  elg 
xovg  alcopag  —  Mich.  4,  7:  ab-il^-l^l  TXMH  r\^rv^  tbt?\  =  LXX: 
xal  ßaoiZevOBi  xvQiog  axo  xov  pvp  %a)g  elg  xop  alcöpa  —  Am. 
3,  13:  ypT  n'>M  =  LXX:  x£  ohetp  'laxciß. 

xal  xTJg  ßaaiXalag  avxov  ovx  löxai  r^Aog  =  Dau. 
7,  14:  bann-i  jeb-'''=T  nniDblJ'l  —  xal  fj  ßaCiXsla  avxov  ov  öiatp^a- 

QTjÖSXat. 

9.  Lc  1,  34:  apÖQa  ov  yipcioxoi  —  Jud.  11,  39:  Ä'^iTi 
itf'»«  n!n^"K'b  =  LXX:  xal  avxi]  ovx  iypco  apöga  —  vgL  Num. 
31,  17.  Gen.  24,  16:  tnTT  «"b  ©•»«•)  nb^'.ng  =  LXX:  Jtag&ipog  riP' 
avriQ  ovx  lypco  avxrjv. 

10.  Lc.  1,  35:  Jtpevfia  ayiop  ixeXevösxai  ijtl  ob  —  Num. 
5,  14:  njJDp-n'll  1'^b:j  l?:?'!  =  LXX:  xal  ijciXd^y  avxco  jtpevfia 
CrjXcooaa^g. 

xal  övpafiig  vtploxov  ijzcoxiaoei  Ooi  —  Exod.  40,  35: 
IJ^n  '^'^\^  1??  "^S  =  LXX:  oxi  kjtBOxlaC^Bv  ijt  avxf/p  ^  PB(piXrj, 
Zu  vxpiöxog  vgl.  Ps.  9,  3:  fT^b^  =  LXX:  v^)LOXB. 

xb  yBPPcifiBPOP  ayiop  —  Jud.  13,7:  TJjn  tTrn  D*»?7"bK  1*^73 
=  LXX:  d-BOv  ayiop  ioxai  xb  xatöagiop. 

11.  Lei,  31^:  xal  xaXiasig  xb  opofia  avxov  ^Itjoovp 

3* 


36  Dns  Kiudheitseyangelium. 


—  Jes.  7,  14:  b^^STS?  "^tttp  n«"5i?^  =  LXX:  xai  xaXiong  ro  ovofia 
avTov  ^Efifiavov7jL 

Mt.  1,  21**:  avrbg  yaQ  ocoosi  xov  Xabv  avrov  ajrb 
twv  auagrimv  avr&v  —  Ps.  130,  8:  bÄ^lte*TK  STfiD*'  K^rr 
"T^ni:*!?  bätt  =  LXX:  xal  avrog  XvrgcoaBrai  rov  *IOQaf)X  hc  jra- 
ccov  Tciv  ävofiiöiv  avrov. 

12.  Lc.  1,  36:  7j  övy^Evlc  öov  —  Lev.  18,  14:  «"»n  ^rf: 
=  LXX:  ovyyBVjjQ  yag  oov  ioxlv. 

13.  Lc.  1,37:  ort  ovx  adwari^CBt  Jtaga  tc5  d-ew  ytäv 
Qtjfia  —  Gen.  18,14:  W  txrn'^'Q  fitb^f^n  =  LXX:  fifj  äövifa- 
TIFOSI  JtaQa  T<5  ^€c5  Qr^fta;  —  vgl  Deut  17,  8;  Hiob  42,  2; 
Sach.  8,  6. 

14.  La  1,  38:  löov^?)  öovXtjx  vqIov  —  l.Sam.  25,  41:  T\ff] 
Tintt«  =  LXX:  löov  7/  öovkrj  aov  —  Ruth  2,  13;  3,  9. 

yivoiTO  fioi  xaxa  ro  Q?jfia  oov —  2.  Sana.  7,25:  tiCT 

rjiai  1töK5  ==s  LXX:  grifia  o  iXalf]Oac  JtSQl  rov  öovXov  oov 

xa^(x>g  ika/LTjCag. 

IIL  Der  Besuch  Marias  bei  Elisabeth. 

Lc.  1,  39—56. 

1.  Lc.  1,39:  dpaoraöa  d^  ==  Cjjpij  —  vgl.  Gen.  24,61: 
njja*!  CJjri^  =  LXX:  dvaoräöa  öh  ^Peßixxa. 

hv  ralg  7)fieQaig  ravraig  =  Qfin  3*''C^a  —  vgL  Jerem. 
33,15. 

slg  rf]v  oQBivfjv  — vgl  Jos.  15,48:  1»T3't  =  LXX:  xai  Iv 
r^  OQBiv^.    Vgl.  Judith  1,  6;  2,  22;  4,  7. 

fiBza  CjtovÖTJg  =  litfinsj  —  vgl  Exod.  12,  11:  pTfina  = 
LXX:  (iBza  CJtovöfjg  —  vgl  Deut.  16,  3. 

2.  Lc.  1,40:  xal  f/Ojtaoaro  ri}v  ^EXiCaßBx  —  vgl  Ps. 
122,  6:  S'l'bTp^T  aibtp  sib»?  =  Symmachus:  dojcaoaö»B  ri^v  % 
Qovoak^fi  —  Ex.  18,  7:  Cibcb  s'nrib-tD'^»  ^bWPr5  =  LXX:  xal 
7/öjraöarTO  dXXrjXovg  —  Jud.  18,  15:  CiblDb  ibWb««J?5  =  LXX: 
xal  'tiQfoTrjOav  avrov  Big  bIqtjvtjv  =  Cod.  AI.:  xal  7)cjtaöarro 
avrov  Big  bIqtJvt^v.  VgL  Lc.  10,  5:  XiyBrB'  BlQ7)vrjV  rm  olxm 
rovro)  ==  Mt  10,  12:  dojraöaod-s  avri^v  sc.  rf]v  olxlav. 


§  3.   Die  Sprache  der  Quellenschrift.  37 

3.  Lc.  1,41:  ioxiQrrjaev  rb  ßgitpaq  hv  r^  xocXla  av- 
T ijg  —  vgl.  Gen.  25,  22:  naipSi  a^Dan  !^.Sl'"in^5  =  LXX:  kaxlgroop 
<de  ta  Jtaiöla  kv  avx^. 

xal  ijtXrjod'fi  :n:vev(iazog  aylov  —  Ex.  35,  31:  KVa*>1 
D'^n'bK  T\T\  irk  =  LXX:  xal  kmjcXtjOBv  avrov  jtvevfia  d-elov. 

4.  Lc.  1,  42:  xal  avB(p(6v7jOBv  q>a)v^  (isyaJi^  —  Ezech. 
11,  13:  bilä'bip  P?TK5  =  LXX:  xal  dv€ß6T]oa  qxDV^  fisyaX^. 
Nestle  weist  noch  darauf  hin,  dass  in  den  LXX  ava^pcovelv  ein 
liturgisches  Erheben  der  Stimme  bedeutet:  1.  Par.  15,  28;  16,  4. 
5.  42;  2.  Par.  5,  13. 

evloyriiiiPT]  av  iv  yvvat^iv  =  D'tDfa  f\ä  HD'^'T?  —-  vgL 
Judic.  5,  24:  D'^tJJt?  ?['?3W  =  LX^X:  BvloyTfi-dri  kv  yvvai^lv  — 
Judith  13,  18:  &vXoy7jxri  staQa  ütadaq  taq  yvvalxaq  —  Ruth 
3,  10. 

BvXoyfifiivoq  6  xaQütoq  rfjg  xotXiag  aov  —  vgl.  Deut.^ 
^8,  4:  ;5:i52l"''nB  '^v^  =  LXX:  evXoytj/ieva  xa  exyova  xriq  xoc- 
ilaq  oov  —  Gen.  30,  2:  ^M-^nD  =  LXX:  xaQOtoq  xoiZlaq. 

5.  Lc.  1,  43:  ^  M'^VQ  "^^^  xvqIov  fiov  —  vgl  Ps.  110,  1: 
^JlKb  nirrj  SK;  =  LXX:  ebtev  6  xvQioq  xä  xvQlcp  /iov. 

6.  Lc.  1,  44:  löov  =  nirn.  Ebenso  Lc.  1,  20.  31.  36. 44.  48; 
2,  9.  10.  25.  34.  48;  Mt.  1,  20;  2,  1.  9.  13.  19. 

^  g>a)v^  xov  acxaanov  —  vgl.  Hiob  34, 16:  '^ino  bip  = 
LXX:  fpoivi}  QTiiiaxcov  —  Ps*  26,  7:  miFi  bip  =  LXX:  ^mvi} 
alvhOBoq  —  Ps.  28,2:  \3'^5l3rj.bip  =  LXX:  qimvti  xtjq  ÖB^OBwq 
ftov  —  Jes.  65,  19:  np:jT  bipn  "^pa  bip  =  LXX:  q>a}Vfj  xjiav&fiov 
xal  qxovfj  xQavyJjq,    In  den  LXX  findet  dajtaCfioq  sich  nicht. 

iyivBxo  Blq  xa  mxa  fiov  —  Jes.  5,  9:  riKM  nirp  ''5T»a 
=  LXX:  ^xovod'Tj  ycLQ  Blq  xa  a>xa  xvqIov  oaßacod-  xavxa. 

7.  Lc.  1,  45:  ioxat  xBXBlmciq  xolq  XBZaXtjfiivoiq  avxy 
jcaga  xvqIov  —  vgL  Judith.  10,  9:  Blq  xbXbUooiv  xSp  Xoycov, 
cov  iXaX^aaxB  ftBx'  ipiov  —  Ruth  3,  18:  wn  nbS'CÄ"*^?  «=LXX 
^a}q  ap  xB^BOß-y  x6  qtj/icu 

8.  Lei,  46:  fiByaXvpBi  r;  V^xi^  fiov  xov  xvQiov  —  vgL 
Ps.  103, 1:  nirrj  n«  •»©£!?  ''3ng  =  LXX:  BvXoyBi  fj  ywxv  i^ov 
xov  XVQIOV  —  Ps.  34,  4:  '^riK  pnJT^b  ^b"^}  ==  LXX:  (iByaXvpaxB 
xov  XVQIOV  ovp  k(ioL  Vgl,  1.  Sam.  2, 1. 


38  ^^  Kindheitsevangeliam. 

9.  Le.  1,  47:  xal  i^yakZlaOev  ro  xpsvfia  (lov  kxl  rw 
»B&  —  vgl  Ps.  16,  9:  nin?  b};^  "lab  n^te  =  LXX:  d^Qavd^  i] 
xagöla  fiov  xal  rjyaXXiaCaro  ^  yXciCöd  fiov  —  Ps.  35,9:  ''ttfKI 
iTJ»l*'a  b'^ar)  =  LXX:  ij  6i  tpvx^  fiov  ayaXXiaCBxai  iju  to5  xv- 
Qlcp  —  Jes/ei,  10:  '^n'bKa  "»f  B?  ban  =  LXX:  aroXkiaad^o}  fj^nfj 
fiov  ijd  tA  xvqIo). 

ixl  xm  &•££  xA  omxTJgl  /lov  —  vgL  Habak.  3,  18:  "^SX^ 

'^^lo^  ''n'b«n  nb'^a»  nr^b:^i<  rrin'^a  =  LXX;  iyco  6e  iv  xm  xvolw 

ayakZiaoofiaij  xaQtiooficu,  kjtl  xA   d-sA   xA  ocox^qI  fiov,    VgL 

auch  Ps.  31,  8.  Sir.  51,  1. 

10.  Lc.  1,48:  oxi  ij^dßXetpev  ixl  xijv  xajtelvtoaip  xrjg 
^ovXriq  avxov  —  1.  Sam.  1,  11:  qniJK  ''?Jf9  n«"jn  HÄn-D«  «= 
LXX:  kav  kxißXij€€ov  ijtißXitp^g  kjtl  x^p  xaxelvmciv  xtjg  öov- 
Xng  oov  —  Ps.  31,  8:  '^'^DirnK  n^^fcn  ntDK  =  LXX:  0X1  kxelöhd 
xTiv  xccxelvoolv  fiov.    Ganz  ähnlich  Gen.  29,  32.  Ps.  1 13,  6. 

djto  xov  vvv  —  VgL  Mich.  4,  7:  ni3?t3  =s*LXX:  dxo  xov 
vvv  —  Lc.  22.  18:  ojto  xov  vvv  =  Mi  26,  29:  ojtaQxt,,  ebenso 
Lc.  22,  69:  oJto  xov  vvv  =  Mt.  26,  64:  ojtaQxi  «=  rtlWO. 

fiaxaQiovölv  (is  nacai  al  yeveat  —  Gen.  30,13:  ''^tJlja 
nisa  '^J'ni?»  "^S  =  LXX:  /laxaQla  kyci,  oxi  fioxaQiovol  /le  al 
Yvvatxsg. 

11.  Lc.  1,  49:  oxi  ixolrjaiv  fioi  (leyaXeta  Ps.  71,  19: 
nibia  n''te:rnü»  *=  LXX:  d  inolriaaq  ßByaXala  —  Ps.  126,  3. 

6  övvaxog  —  Ps.  24,  8:  -liay|  W?  rnn^^LXX:  xvQto^ 
xQaxaiog  xcu  övvaxog, 

xal  dyiov  xo  ovofia  avxov  —  Ps.  111,  9:  TOtD  ^^i31  tnip 
=  LXX:  dyiop  xal  g>oßBQOv  xo  ovofia  avxov. 

12.  Lc.  1,  50:  xal  xo  IXeog  avxov  slg  ysvadg  yevsAv 
xolg  fpoßovfiivotg  avxov  —  vgl  Ps.  103,  17:  rT\1V)  TDfJ': 
'l''85"!?"b?  Dbi:^  l?*;  Bbi:?^  =  LXX:  xo  dl  Ueog  xov  xvqIov  axo 
xov  ciAvog  xal  %a)g  xov  alAvog  ijcl  xovg  g>oßoviiivovg  avxop. 
Femer  Jes.  51,  8:  D'^nin  Tllb  =  LXX:  elg  yeveag  yepsAv.  Vgl. 
Ex.  20,  6.  Ps.  100,  5. 

13.  Lc.  1,51:  inolfjOBV  xgdxog  iv  ßQaxlopi  avxov' 
öiBOxoQJtiöev  vJtBQ7jq)dvovg  —  Ps.  118,  15:  TTtSl^  TTTi'}  y^tZ'] 
b'jn  =  LXX:  ÖB^id  xvqIov  ij^olrjoav  dvvafiiv  —  Ps.  89,  11:  nr« 

q'^S'^st  r^n-TB  ^j-ry  ^^inra  nni  bbns  nxsi  =  LXX:  ov  ixaxBlvoaag 


§  3.   Die  Sprache  der  Qaellenschrifi.  39 

(og  TQavfiaTlap  vxBQ^ijpaifOV,  xcä.  Iv  tA  ßQaxlovi  rijg  dvpa/iscig  Oov 
öieoxoQxiöag  rovg  ix^Qovg  oov.  Vgl  Ps.  76,  6:  3b  *^T^^  = 
LXX:  ol  äovpsroi  ry  xapd/$c»»bei  Symmachus:  vxBQti^avoi 
X7IV  xaQÖlav.    Ferner  Jee.  52, 10;  1.  Sam.  2,  7. 

14.  La  1,  52:  xad'BlXBV  övväoxag  axo  d'Qoviov  —  Daii. 
5,  20:  ÄOnS"!«  Pin?n  »=  LXX:  xaxrivix^  djto  rov  d-gopov  — 
1.  Sam.  2,  8:  ca'^lJ'B?  =*=  LXX:  fiera  öwaoxäp  Xaov.  Vgl.  auch 
Sir.  10,  15. 

xal  vy)(O06P  rajteipovg  —  1.  Sam.  2,  7:  Dttiltt'ClÄ  b'^BIpO 
SS  LXX:  rajteipot  xcü  dpvy^ol  —  1.  Sam.  2,  8:  'J'i'^SÄ  D*^T.  Hiob 
5,  11  LXX:  TOP  otoLOvvxa  rojteipovg  slg  vy)og. 

15.  Lc.  1,  53:   Jt€iPcivzag  ipistXfioep  dyad-cip  —  Ps. 

107,  9:  nio-Kita  nnn  oki  nppV  ©»3  r»aiDn-^3  =  LXX:  on 

iXOQTaos  y)vx,f]P  xspfjp  xal  jtaipcioap  ipijtkrjoep  dyad-cip  —  vgl. 
Ps.  34,  10  LXX. 

xal  jtXovrovprag  i^ajtiorsiXsp  xspovg  —  vgl  Hiob 
22,  9:  Cg'^n  nnbo  niDttb«  =  LXX:  zw«e  ^^  k^cutioxeiXag  xepac 

—  1.  Sam.  6,  3:  CJJ'^'i  in«  in>?ir\-b«  =  LXX:  fi^  6f]  i^ajiGOxel- 
X?]X6  avx^p  xep^p. 

16.  La  1,  54:  dpxeXaßexo  ^loQafjX  xaiöog  avxov  — 
Jes.  41,  8.  9:  ^I'^rtpjmn  i'p«  —  '»'sias  bÄ-jte^  nnwi  =  LXX:  ov  6i 
'lOQarjX  jtalg  fiov  —  ov  dtrteXaßofit^p  —  femer  £zod.  4, 22. 
Jerem.  31,  20. 

(ipf]a^^pai  iXiovg  —  Ps.  98,  3:  iion  IDT  =  LXX:  ifip^- 
adTj  xov  iXiovg  avxov.    Hab.  3,  2. 

17.  La  1,  55:  xad-a>g  iXdXTjoep  jtQoc  xovg  xaxiQag 
fiu&p  —  Jerem.  17,  22:  DD-^nias-DÄ  *'n'^1t  lüKS  =*=  LXX:  xad^thg 
ipsxBiXdfitjP  xolg  JtaxgdoiP  viiAp. 

rc5  *AßQaafi  xal  x<p  OJtigiiaxi  avxov  slg  xop  alcöpa 

—  2.  Par.  20,  7:  Dbi:rb  qnnK  tnnnx  :r-iTb  =  LXX:  onigfiaxi 
'AßQaafi  Tc5  rjyajtfjfiipq)  oov  elg  xop  alcopa.  Vgl.  Mich.  7,  20; 
GeD.  17,  7;  18,  18;  22,17. 

IV.    Johannis  Geburt,  Beschneidung  und  Jagend. 

La  1,  57—80. 

1.    Lo.  1, 57:   knXfiod-ri  6  XQ^^^S   '^<>^    xsxbTp  avxfjp 

—  Gen.  25,  24:  mbb  rT'ta'^  1«bt3*l  «=  LXX:  xal  ijrXfwco&mav 
al  fjfiigai  xov  xsxstp  avxrjv. 


I 


40  ^^  Kindheitsevangelinm. 

2.  Lc  1,  58:  ort  ifisyaXvvsv  xvgiog  ro  IsXeog  avtov 
ÜBT*  avzng  —  Gen.  19,  19:  "ni^  IT^te:?  ItOK  Tinon  bn»"*  = 
LXX:  xccl  l^7a>lvMJf$  t^v  öixaioavptjv  oov,  o  xoislg  ix*  ifid  — 
1.  Sam.  12,  24:  B3Tay  b'^^an  nttisrn«  =  LXX:  a  ifieyaXvpe  fud^ 
vfiSv  —  Ps.  126,' 3:  «Oia?  nitei^  rr'rn  b'^nan  =  LXX:  ifieyaXwe 
xvQiog  Tov  xoifjccu  fied'*  rniAv.    Vgl.  auch  nntes  zu  Lc.  1,  72. 

3.  Lc.  1,  59:  xdi  ixaXovv  avro  Ixl  rtp  ovofiati  rov 
xargog  avrov  —  Neh.  7,  63:  Dttt?"b?  «"IJPII  =  LXX:  xal  hcXi]- 
B7]0av  ijtl  xm  ovofiari  avrciv  —  Gen.  48,  6:  lÄ^^  B^PnÄ  ütö  b? 
=  LXX:  kjcl  r<p  opofiari  rwv  äÖB2,q)wp  ovtAv  xXij^öovtai. 
Vgl.  Gen.  21,  3.  Ruth  4, 17. 

4.  Lc.  1,  60:  xal  äxoxgid'Sloa  rj  fH^Tf^Q  avroi  bIxzv 
—  Hiob  3,  2:  lttK'»1  ni»Ä  "J??! 

5.  Lc.  1,  61:  ix  xr^g  avyyevBiag  aov  —  Gen.  12,  1: 
Tfn'7biTßt3^  =  LXX:  xal  ix  xijg  övyyBVBiag  oov. 

7.  Lc.  1,  63:  tyQatpBv  Xaymv  —  2.  Reg.  10,  6:  nt^b  n  r^n 
=  LXX:  BYQafpB  Üycop  —  vgl.  2.  Par.  21,  12. 

*I(odvv7jg  ioxlv  x6  ovofia  avxov^^ilüp  ]3n'i''  —  Gen. 
24,  29:  igb  ^Tätp^  =  LXX:  m  opoiia  Aaßav. 

8.  Lc.  1,  64:  dvBcix^V  ^^  '^o  0x6 fia  avxov  —  Ezech. 
24,  27:  ?|'»ö  nnfi^  =^LXX:  iiapoix^osxat  x6  crofia  oov  —  Dan. 
10,  16:  «rnanKn  '^BTTWMJ'J  =  LXX:  xal  ijvoi^a  x6  0x6 fia  fiov  xd 
iXaXrfia. 

xal  iXaXBi  BvXoyciv  xov  d'B6v  —  1.  Par.  29  (30),  10: 
IttK^'l  nirn-n«  im  H'yi*^  —  LXX:  xal  bvXoytjobv  6  ßaoiXev^ 
Javlö  xov  xvQiov  Xfywv. 

9.  Lc.  1,  65:  xal  iyivBxo  ixl  xavxag  9>6ßog  —  2.  Par. 
14,  13:  an-^b:?  Prirr^-inB  rr^Tr'^:^  =  LXX:  oxi  iyBvri^  hcoxaaig 
xvqIov  ix   avxovg. 

•10.  Lc.  1,  66:  xal  id-Bvxo  xdvxBg  ol  axovoavxBg  iv 
rn  xaoöla  avx&v  —  1.  Sam.  21,  13:  a'^IOTrrriÄ  TT^T  STTn 
•^Mbn  nb»n  ==  LXX:  xal  Id-Bxo  Javlö  xd  Q^fiaxa  xavxa  Ip 
x^  xagöla  avxov.   Vgl.  auch  Lc.  2,  19.  51;  8, 15;  21,  14. 

xal  ydg  x^^Q  ^vqIov  tjp  fiBX*  avxov  —  Esr.  7,  6:  "TS 
Vby  T^rfb«  nisri^^LXX:  oxt  x^^Q  ^cvgiov  d-BOv  avxov  ix*  av- 
xop  —  Ruth  1,  13. 


§  3.    Die  Sprache  der  QueUenschrift.  41 

11.  Lc.  1,  67:   ijtXTJod-t)   jcvsvfiarog  aylov  xal  Ijrpo- 

(cnTsvoev  —  i.Sam.  10, 10:  «asns'i  awb«  r\r\  •T'b:?  nbsm  = 

LXX:  xal  rjXato  kji   amov  jtvsvfia  d'sov  xal  JtQoe^^tBVöev. 

xal  ijtQOiprixBvctv  Xeyoov  —  Ezech.  36,  3:  ri'ltiKI  «ain 
=^  LXX:  jiQog>i^x6voov  xal  bIjiov. 

12.  Lc.  1,  68:  evAoy^ro^  xv()to$  o  ^eo§  rotJ  */ö(>a^Jl  — 
Ps.  41,  14:  bX'Ttr  ''nb»  njrp  ^V^  =  LXX:  eikoyriToq  xvgiog  6 
&e6g  "lagariX' —  Vs.  1%  18;  89,  53;  106,  48.  Ruth  4,  14. 

oxi  ijtecxitpaxo  —  1.  Sam.  2,  21:  njH-n»  nirr  ipfi  "»S  = 
LXX:  xal  §jtsoxitpaxo  xvQiog  xriv^Awap  —  Gen. 21, 1;  Ps.  106,  4: 
?jip]^lö>a  na-jpij  s=  LXX:  ijtlaxetpai  ^fiag  iv  xS  oanriQlcp  aov  — 
Ex.  4,  31:  oxi  ijtsoxitpaxo  6  d'Sog  xovg  vlovg  %Qai^Z. 

inolrjCEv  XvxQcootv  x<3  Xacp  avxov  —  Ps.  111,  9:  TPrm 
iiasb  nbtj  =  LXX:  XvxQoxstv  cbtioxsiXs  rtp  Xacp  avxov  —  Ruth 
1,6:  iTa?"ni5  JTJn'?  lpB"'»3  =  LXX:  oxi  hjtioxBJtxac  xvQiog'xov 
Xaov  avxov. 

13.  Lc.  1,  69:  xal  rjyeiQep  xegag  oa)xi]Qlag  ^filp  kv 
olxcp  Aavld  —  Ps.  132,  17:  irrh  inj:  H'^MÄ  =  LXX:  h^avaxeXci 
xsgag  x(p  Aavlö—  1.  Sam.  2,  1-  rnn''§  ''ang  TW)  LXX:  vtpcid^r] 
xigag  {lov  h  ^em  (lov  —  v.  10:  irr^TDl?  Y}^  0"!^')  =  LXX:  xal 
vy^ciosi  xigag  xov  XQ^(^t^ov  avxov.   Vg.  Ps.  18,  3. 

Aavlö  Jtaiöog  avxov  —  Jes.  37,35:  ^'^2Sl  Tj'n  1?ttb  = 
LXX:  öia  Aavlö  xov  nalöa  ptov. 

14.  Lc.  1,  70:  xaO^mg  iXaXfjOev  öia  Oxo/iaxog  xcqv 
aylcov  oJi  aldvog  JtQog)rjx(5v  —  2.  Reg.  21,  10:  ni#T|'  TSTl 
S^X^lfn  'i''^2?  ^^  "^  LXX:  xal  iXaXi^oe  xvQiog  Iv  X^^Q^  öovXwv 
avxov  x(5v  jtQ0fpi]Xc5v, 

äjt'  alcopog  —  Ps.  24  (25),  6:  obi:?tt  =  LXX:  cbtb  xov 
alcivog. 

15.  Lc.  1,  71:  ooxTjQiav  i§  kx^Q(ov  f^iciv  xal  kx  x^f-- 
Qog  xavxG)v  x(dp  iilOovpxcop  r/fiag  —  Ps.  106,  10:  D^'^OVI 
nr»  n^T?  3bX3i^]  Xjte  l?tt  =  LXX:  xal  iowosp  avxovg  ix  x^^og 
fiioovpxofp  xal  iXvxQcioaxo  avxovg  ix  z^^pog  ix^Qov.  Vgl  Ps. 
18, 18;  Jes.  35,  4;  Jerem.  23,  6. 

16.  Lc.  1,  72.     :xoi^aai    iXsog   fiexa    xcip    JtaxiQo^v 

nuwp  —  2.  Sam.  2, 6:  icn  aDBT  rnrr-te^-^  nnyj  =  LXX:  xal 

PVP  jtoirjoai  xvQiog  fie^  vfiäp  iXeog  —  vgl.  ferner  Gen.  24,  14; 


42  ^as  Kindheitserangelium. 

Jud.  1,  24;  Ruth  1,  8,  namentlich  La  10,  37  und  dazu  Heft  UL 
221,  wo  nachgewiesen  ist,  dass  dies  fietd  «=  US;  nicht  auf  das  Ara- 
mäische, sondern  auf  das  Hebräische  zurQckgehb 

xal  fiVTjöd-ijvai  6ia&i^xi]q  aylag  avrov  —  Lev.  26,42: 
nsTK  ürr\M  '^n"»-a-n»  q»*)  =  LXX :  xal  xfjg  öuxd^jg  'Aßgoüfi 
fivijoO^i^oofiai  —  Ps.  105,  8:  •ilT»'ja  obi^b  nDT  — LXX:  ifip^a^ 
alg  TOP  alAva  öia&rjxrjg  avrov  —  ebenso  Ps.  106,  45.  Vgl. 
Öen.  17,  7. 

17.  Lc  1,  73:  oqxov  ov  <ofioO€V  xQog  'Aßgaa/i  rov 
jtariQa  ^(iäv,  zov  öovvai  rjfilp  —  Mich.  7,  20:  nti«  irr 
'iS'^rhsb  nyatfD  IÜä  Dma»b  lon  ypTb  =  LXX:  ödoei  €lg  aXti^Biav 
tA  ^laxmßy  IkBog  x^  Aßoacifi,  xad-oxi  <o(Aooag  xotg  jtaxQaair 
^fiäp.  Vgl.  Ps.  105,  9.  10.  Gen.  22, 16  sqq.  Deut  7,  8:  inr©r 
DD-^rhsb  :^3TD3  Ittf«  WSQtfrrn»  =  LXX:  xal  äiaxtioAv  xov  OQ- 
XOV,   op  (D/iooe  xotg  Jtaxgaöip  vficop.    Ahnlich  Jerem.  11,  5: 

nnb  nnb  DD''nia«b  '^nr^jCD— itä»  n:?'a»rrn«  cpn  ir^rb  =  LXX: 

oJtmg  OxriooD  xop  oqxop  fiov,  6p  a>ftoca  xotg  Jtaxgacip  vficop  rov 
öovpai  avrotg. 

18.  Lc.  1,  74:    ix   x^^Q^^   hx^Q<^^  fjfiäp  Qvod-ipra: 

—  Hiob  6,  23:  •'Dincn  DUn:?  TtJ^)  'ysrm  •^D'iübtil  =  LXX:  äou 
acoaa/  ji£€  ^g  ^x^pcSr  ^  foc  X^H^^?  dvraöTcoj'  Qvoaod'al  fie  —  vgl. 
Baruch  4,  21. 

19.  Lc.  1,  75:  iv  oaiorTjri  xal  öixaioovp^ — Deut9,5: 
?Illb  itti'^a')  ^tiJPlsa  »"b  =  LXX:  oi^^l  rf««  t^i^  d^xatoovi^r  öoi' 
ovdfc  öca  rr}P  oOiorT/ra  rijg  xagölag  oov. 

XarQBveip  —  ipdjtiop  avrov  —  1.  SauL  2, 18:  blTlW- 
n'iiT"'^?B*PiÄ  fi^ütt  =  LXX:  xcu  JSafiovTjJL  7jP  Xeirovgywp  hd- 
jtiop  xvglov. 

jtaöag  rag  tjfiigag  rjiAcip  —  Jer.  35,  8:  '^3'^t5^"bs  =  LXX: 
jtaöag  rag  fniigag  ^fimp. 

20.  Lc.  1,  76:  Jtgoxogevo^  jtgo  Jtgoocojtov  xvglov, 
troiiiaoai  oöovg  avrov  —  MaL  3,  1:  "nsfc'l  ''^^ba  nbö  '^:;n 
'^^tb  1]*yi  =  LXX:  löov  i^ajtooreXXa)  rop  ayysXop  (lov,  xci  iM- 
ßXstpBrai  [die  LXX  vocalisierten:  nsfi]  odoi'  jtgo  Jtgoocixov  (lOV 

—  Jes.  40,  3:  STirTJ  ^yi  IIB  =  LXX:  troifiacare  rijp  oöop  xv- 
glov. 

21.  Lc.  1,77:  rov  öovpai  ypSoiP  cmtriglag  rA  latp 
avrov  —  Hab.  2, 14:  n?lb   f^txn  Kbiari  —  LXX:   i/ixXfio&fr 


§  3.   Die  Sprache  der  Quellenschrift.  43 

csrai  ^  yij  tov  yv&vai  —  Hab,  3,  13:  ?|Ta?  yü;;b  *^^?^  *™  i§^>l^€c 
ü<;  ocoTf/glav  Xaov  oov.    Vgl.  Jerem.  31,  34. 

22.  Lc.  1,  78:  öia  ajtXayx^^  iXiovg  d-sov  fj(iciv  — 
Jes.  63.  15:   ?|'»13n'51   ?|'*yo  =  LXX:   tov  iXiovg  üov  xal  olxriQ' 

fi(üV  cov. 

ijiiOxitpBTai  fjiiaq  —  Jer.  29,  10:  Q^fiÄ  T^ß»  =  LXX: 
ijnöxixpofiai  vfiag  — 

ävaroXii  ig  v^>ovq  —  Mal  3,20:  ^xm  "'«T  DDb  TXrnT] 
n;;!?  tDüü  =  LXX:  xal  avar^Xst  v/dlv  xolq  (poßov(iivoiq  ro 
ovofia  fjiov  9]hog  öixaioovvt^g  —  vgl  Jes.  58,  8;  60,  1.  2;  9,  2; 
Num.  24,  17.  Gleich  HttS  findet  sich  dvaroXi^  Sach.  3,  9;  6,  12; 
Jer.  23,  5. 

23.  Lc.  1,  79:  iji:iq)avai  —  Jes.  60,  2:  rntr  ny;^^  ^f'jbyi 
•^^T  'I'J^?  iliipi  =  i:Jtl  OB  giapfjosrai  xvQiog,  xal  t]  66§a  av- 
TOV  ijtl  oe  otpO-ffOerai, 

xolg  hv  oxorei  xal  cxia  d-avarov  xaQ'tiiilvotg  —  Ps. 

107,  10:  niTabri  Ijcn   '^ntp'^  =  LXX:  xad^rmivovg  h  oxotbc  xal 
oxigi  d'avaxov.    Vgl.  Jes.  9,  2. 

tov  xaß-Bvß-vvai  rovg  Jtoöag  i^/iüv  slg  oöov  sIq^- 
vf]g  —  Prov.  9,  6:  nj'^S  IfllS  ^^'^M?)  =  LXX:  xal  xaTOQd-cioarB 
kv  ypcoOBi  ovvBOiv  ="  Aquila,  Symmachus:  7uxxBvdwdi]TB  iv  oötp 
cvvi0B<og  —  Jes.  59,  8:  Oibtf  XÜ^  =LXX:  oöog  BlQi^pj]g. 

24.  Lc.  1,  80:  ro  dh  xaiölov  riv^avBvxal  ixQaraiovto 

jtvBvuazi  —  Judic  13,  24.  25:  bnm  mn*^  iriDin'«''  nrm  b'=!a«i 

i)a3Jfib  nin'?  m'y  =  LXX:  xal  7]v^7Jd-f]  t6  jtaiöaQioPf  xal  bvXo- 
yr^OBv  avTO  xvQiog,  xal  7}Q§,aro  Jtvavfia  xvglov  ovpBXJiOQSVBöd'ai 


avTco. 


^(og  7}fiiQag  dvaÖBi^acog  avrov  —  vgl.  Mal.  3,  2:  oi^ 
iÄia  =  LXX:  fiiiigav  bIooöov  ovtov. 

V.  Die  Verehelichung  der  Maria. 

Mt.  1,  18—25. 

1.  Mt.  1,  18:  BVQi&T]  iv  yaorgl  Bxovca  —  vgl  Deut 
22,  20:  n?i^  D'^i^nn  5lÄro?-Ä"b  —  LXX:  xal  fifj  bvqb9^  otagd^ivia 
rf]  vBaviöi. 


44  ^^  KindheitaevaDgelium. 

2.  Mt.  1,  19:  6  apf^Q  avr^q  —  Gen.  29,  21:  '»riipK-n«  Ttin 
=  LXX:  öog  fioi  rijv  yvvalxa  fiov. 

d^iXcDV  (MU  =  ßovZ7j»elg  (Just)  =  ig^Jrft  (Epiph.)  = 
tfpa  —  vgl.  1.  Par.  21,  3:  ''an«  n«T  tDgn'J  nrb  =  LXX:  Ivati 
d-iXei  [S^Tff]  xvQiog  fiov  rovro; 

jtaQaöeiyfiarloai  =  öeiyßazloai  —  Ezech.  28,  17: 
^^  ^^"^  ^"^1?^?  =  LXX:  eöfDxa  oa  jcaQüösiYgiaTiod-^pai  — 
Num.  b]  29.  30. 

djtoXvcai  (Mt.)  =  kxßaXXeiv  (Just.)  —  Deut  21,  14: 
mnniti'l  =  LXX:  k^ajioöxeXaq  avrrjv  —  Deut  22,  19:  miiüb 
=  LXX:  i^ajioöTStXai  avri^v  —  vgl.  Deut  24,  1. 

3.  Mt  1,  20:  ayyeXog  xvqIov  —  Gen.  16,  7:  Tf^rr  1j«b? 
=  LXX:  ayyBXog  xvqIov. 

xar'  ovaQ  —  Gen.  20,  6:  0'bn§  =  LXX:  xad-*  vjcvov. 

XiYCQv  =  '\^V^b  oder  113«^. 

jtagaXaßslv  Magia/i  ztjp  yvvalxa  Oov  —  Ruth  1,  4: 
nns^ngta  a'^tf;  onb  'lÄto^l  =  LXX:  xal  iXaßoaav  iavxolg  yvvalxa; 
Mcoaßlriiag—'jxkA.  21,  23:  a*»«?:  «^«te^  =  LXX:  xal  IXaßov  yv- 
ralxag  —  davon  die  rabbinische  Bezeichnung  der  Hochzeit: 
'J^^äW'^D  =  Aufnahme. 

TO  ip  avr^  yepvrj&iv  (Mt)  =  ro  ip  avr^  ov  (Protev.) 
=  o  ?x**  xara  yaorgog  (Just)  =  H3t3M  "IttifiJ. 

4.  Mt  1,21:  xal  xaXicsig  xo  ovofia  avrov  IfjOovv  — 
Gen.  17,  19:  pnrj  itttf-riÄ  nfcnjjn  «=  LXX:  «al  xaXiosig  t6  oi^o/^« 
CftJroi;  !foaax. 

avtog  yag  Ctooet  rov  Xaop  avxov  —  Deut  33,  29: 
nirr^a  Vtäyi  a?  ==  LXX:  Xaog  om^Ofiepog  vjto  xvqIov  —  vgl  Ps. 
130,  7.  Sir.  46,  1. 

5.  Mt  1,  24:  iyegd'slg  djto  rov  vjtpov  —  Prov.  6,  9: 
Tjn:©i3  aipn  =  LXX:  ig  vjtpov  k/eg^i^au. 

ayysXog  xvglov^  Ex.  3,  2:  nyn'}  ?l»big  =LXX:  ayysXoc 
xvgiov. 

jtagiXaßsp  t7]p  yvpalxa  avxov  —  2.  Par.  24,  3:  ib  Ät?'? 
a-ipt?  B'^ttfa  ^n^irn  =  LXX:  xcü  eXaßsp  'lojöäk  üo  yvpolxag. 

6.  Mt  1,  25:  xal   ovx  iylpocxep  avxriv  —  ©en.  24,  16: 

^yV)  «"b  Ä'^ÄI  "=  LXX:  apiig  ovx  lypco  avxTjy, 


§  3.  Die  Sprache  der  Qaellen&chrüt.  45 

xal  IxaleCBV  xo  ovofia  avrov  ^Iijoovv  —  Gen.  35,  18: 
•»5iÄ*]S  iiatp  K^pri5  *^  LXX:  ixaXBös  xo  ovofia  avxov  vlog  oöv- 
vrjg  fiov, 

VL  Jesu  Geburt. 

Lc.  2,  1—20. 

1.  Lc.  2, 1:   iv  xalq  ^fiigaig  ixelvaig  —  Jer.  33,  15: 

ann  d'^ü^si. 

iSfjXd'SV  öoyfia  (=  xiksvaiq  Protev.)  —  Dan.  9,  23:  »S^ 
nni  =  LXX:  l§^A^6  Xoyoq  —  Dan.  2,  13:  PJ?K  «mi  «=  Theo- 
dotion:  xal  xo  äoyijuz  i§i]X»e  —  Jes.  2,  3:  nnin  ÄaH?  T*'«^  = 
LXX:  hx  ^i(bv  i^eXevaexai  vofiog. 

a:toyQaq>BO^ai  —  Jud.  8, 14:  '^'^teTiÄ  *T^b«  nnrn  =  LXX: 
aütefQ&^axo  JtQoq  avxov  xovq  aQXovxac  =  Cod.  Vatic:  eyQa:ips 
JtQog  avxop  ovofiaxa  xAv  aQXOvxmv. 

Tcaoav  xiiv  olxovfiivriv  =  flÄH^bS  —  vgl.  Credner 
Beitr.  1,234. 

2.  Lc.  2,  2:  fiysnovBvovxoq^^^  ijtlxQOJtog  (Just.)  =  ntlfc 
vgl  Credner  Beitr.  I,  231,  sowie  unten. 

djtoYQaq)i^  —  2.  Par.  35,  4:  M'^nipima  M'^nhiJ  n'^nb 
ly)*^  3r)p9  =  LXX:  xax^  olxovq  xaxQiäv  vfiwv  xal  xaxä  xaq 
lq)7j(i€Qlaq  vficov  xaxa  xtjv  yQa(pi}v  (Complut.:  oJtoyQatpriv) 
Aavld. 

3.  Lc.  2,  3:  Ixaoxoq  elq  xijv  lölav  xoXiv  =  il^^b  ttJ"^» 
—  vgl  Esr.  2, 1:  i'T'yb  f^Ä  'l^'ntfn  =  LXX:  xcii  IxioxQtxpav  äviiQ 
elq  JtoXiv  avxov. 

4.  Lc.  2,  4:  avißri  —  1.  Sam.  1,  3:  il'^ya  Vü'^rxri  ©"^»n  rhT^ 
=  LXX:  xal  avißaivsv  6  ap&Qa}jtoq  ix  jtoXswq  avxov. 

elq  xoXiv  Aavelö  —  2.  Reg.  12,  22:  Tn  T?S  —  LXX:  ^1^ 
:;roA6£  JarW  —  Ruth  1,  19.  2,  18.  3,  15. 

öia  xo  slvai  avxov  i^  olxov  xal  jtaxQiäq  Aavslö  — 
Lev.  25,  10:  innfi1DÄ"bÄ  tf'^Ä  =  LXX:  txacxoq  slq  xi}v  jtaxQiav 
avxov  —  2.  Sam.  16,  5:  b'^Ättf-M'^Sl  PiT5Biri?'ö  =  LXX:  ix  övyyevslaq 
olxov  SaovX. 

5.  Lc.  2,  5:  t^  fiefivfjaxsvfiivxj  avxS  yvvaixl  — Deut. 
20,7:  niS'Ä  tenK  "itfÄ  =  LXX:  avd-Qa)jroq  ooxiq  fiSfiVTJoxsirtai 
ywalxa. 


46  Das  Kindheitsevangelium. 

6.  Lc.  %  6:  ijiXri0&"qoav  al  tj/iigai  rov  rexBtv  avr^v 
—  Gen.  25,  24:  rnbb  n^^^  ^^iq^'i  «*=  LXX:  Mal  ixXfjQw^Oav  al 
f](iiQai  Tov  zexetv  avrrjv. 

7.  Lc.  2,  7:  ovx  tjv  avrotq  rojtog  iv  rc3  xaxaXviiaxL 
=  ovx  bIxb^  :^ov  xaraXvoai  (Just.)  =  Geo.  24,  25:  )iA  DipttTS? 
=  LXX:  xal  xojtoq  xov  xaraXvoai, 

8.  Lc.  2,  8:  (pvlaocovreg  g)vkaxag  —  Num.  1,  53:  ^'yc&\ 
nniJtpTQ'nK  =LXX:  xal  g>vXa^ovoi  rijv  (pvXaxr^v  —  Num.  18, 3: 
Tjrinigtptt  11OT*J  =  LXX:  xal  (pvXa^opxai  xag  ^vXaxaq  öov. 

9.  Lc.  2,  9:  ay^eXog  «t;()/oi;  =  niiT?  »USb^ 

rfoga  xvqIov  —  Ps.  19,  2:  itfriinsi  «=  LXX:  66§a  »€ov  - 
Ps.  104,  31:  nin-J   TiM  =  LXX:  j/  doga  «vp/ov.  —  Jes.  60, 1: 

rrirT?  lias  «=  LXX:  ^  dog«  xvqIov. 

xal  k(poßrid-rioav  q>6ßov  (liyav  —  Jon.  1,  10:  IbO''^ 
nbil?  HKT  D'^tjsn  =  LXX:  xal  ktpaßfid-rioav  ol  avÖQtq  <poßov 
fieyap. 

10.  Lc.  2,  10:  fii]  9)o/9ar<J^fi  —  Gen.  43,  23:  IKTP-b«  « 
LXX:  (ifj  (poßelod-t,  und  sonst  noch  oft  im  A.  T. 

Xagav  (isyakriv,  ijxig  icxai  Jtavxl  x^  Xaä  —  2.  Par. 
30,  26:  D'^bwn'^a  rtbiia  nrTöte  '^nn^l  =  LXX:  xal  irivexo  svwQO' 
avprj  (isyaXfi  kv  %QovcaXTJfi  —  1.  Par.  12,  40:  bfcC'jtyja  nnrt?  = 
LXX:  avg>Qoovif7i  iv  ^lOQafjX. 

11.  Lc.  2,  11:  oxi  ix^x^^  v/itv  ötjfiSQOP  aoxtJQ  —  Jes. 
9,  6  (5):  'iA"Ti'J  lb;"''3  ==LXX:  oxi  Jtaiölop  kyBwrid^]  7]filv  — 
Jes.  45,  15:'  J'^tDitS  * bK^^te^  '^n'b»  =LXX:  o  d^eog  xov  'loQaiil 
ooxriQ  —  Ruth  4,  17. 

og  kcxiv  XQiCxog  xvQiog  —  1.  Sam.  24,  14:  n*^Üpb  '^:i»'? 
njiTJ  =  LXX:  Tf5  xvqIco  fiov  tc5  XQioxrp  xvglov  —  Dan.  9,  25: 
1*^53  n*'lD'ö"l?  =  Theodotiou:  ?a>s  Xqiöxov  rjyovfiivov. 

kp  jtoXsi  Aavelö  —  2.  Reg.  14,  20:  lin  T:?3  =  LXX:  ev 
xoXbl  Aavid, 

12.  Lc.  2,  12:  xal  xovxo  vfitp  x6  Ctj/ielop  — Ex.  3, 12: 
niÄH  ?lb"«in  =  LXX:  xal  xovxo  ooi  x6  arjfielop  —  1.  Sam.  14, 
10:  nisn  '^Sb'nri  =  LXX:  rovro  Tjfitp  xo  cthibZop  —  man  vgl. 
ferner  Jes.  7,'  14*;  38,  7;  37,  30;  1.  Sam.  10,  7. 

13.  Lc.  2,  13:    JtXrjd'og   Cxgaxiäg  ovQapiov  —  1.  Reg. 


§  3.   Die  Sprache  der  Qaellenflchrift.  47 

22,  19:  D^'ßTö'n  ÄM"bD1  =  LXX:  xal  Jtäoa  ^  Organa  rov  ovQa- 
vov^=  2.  Par.  18,  18  LXX:  ^  dvvafiig  rov  ovQavov  —  Ps.  103, 
21:  'T^K12"b3  rnn^  5D'^a  =  LXX:  evkayetre  rov  xvgiov  Jtaoai  al 
Övvafieig  avrov. 

14.  Lc.  2,  14:  dog«  ^ec5  —  Jes.  42,  12:  liM  Ti^mb  =  LXX: 
r<p  d^e^  öo^av. 

kp  vtpiaroig  —  Hiob  16,  19:  D'^löillja  =*  LXX:  h  vtplcroig 
—  Ps.  Sal.  18,  11:  tiiyag  6  ß-eoq  7]ficiv  xal  ivöo^og  iv  vtpl- 
croig. 

xal  ijtl  yijg  sIqi^pi]  —  Jerem.  12,  5:  Sibttf  0^5''  =  LXX: 
xal  h  7Ö  elg^injg  —  vgl.  Jes.  9,  7  (6):  fß'V»  Dibü*b5l  —  Jes. 
57,19. 

iv  dvd-Qcijtoig  evöoxlag  ==  'jiS'l  "»WSS  —  Sir.  44,  10: 
avÖQsg  iXeovg  —  Prov.  6, 12:  "JJÄ  TÖ*»«  =LXX:  dpTjQ xaQavofiog  — 
Neh.  7,  2:  Dtt^  Ü'^K  =  LXX:  apf^Q  äZf]d^^g  —  Ps.  69, 14:  lisi  n? 
=  LXX:  xaiQog  evöoxlag.  Vgl  Field,  Otium  Norvicense  lU, 
Nestle,  Theol.  Studien  aus  "Württemberg  1889,  S.  77—79. 

15.  Lc  2,  15:  öieXd^ofiSP  xal  Idajfiev  rb  ^fjfia  rovro 
rb  yevorog  —  Ex.  3,  3:  n-TTT  biljn  nK"ltt-nÄ  nsiKi  KrmDK  = 
LXX:  jrap£>li&'Cöi'  otpo/iai  ro  ogafia  rb  fidya  rovro  —  Gen.  20,  10: 

njn  nnnrrtiK  n*^©?  "^s  n'»«^  nia  «=  LXX:  t/  li'frfcoi^  ijcolfjaag 

rovro;  —  Deut  4,  9:  ^I-^'n^^Kn-itD«  D'^lMrrnK  nSttJn-lfi  = 
LXX:  jM^  kniXad'T;!  Jtavrag  rovg  Xoyovg,  ovg  kogoxaciv  ol  og)- 
d^aXpLol  oov. 

o  6  xvQiog  iyvcDQiaev  rjfilp  —  Gen.  41,  39:  yiin  ''"jrJÄ 
n»rb3-rK  TIPiIä  D^hIdK  =  LXX:  ijrccrfar  ecfcigfi;  o  ^eo^  öOf 
jravra  ravrct. 

16.  Lc.  2,  16:  xol  rjXd'OP  öjtevoavreg  —  1.  Sam.  4,  14: 
Äh^5  liTt)  TÖ^Kni  =  LXX:  xal  6  ap&Qa)jtog  OJtevoag  elCTJX&s, 

19.  Lc.  2,  19:  jfdvra  oweri^gei  ra  gi^fiara  ravra  ip 
rij  xagöla  avrrjg  —  Dan.  7,  28:  nnw  "^abs  »n^W  =  Theodo- 
tion:  xal  rb  gfjfia  ip  rfj  xagöla  fiov  öierrjQTjOa  —  Gen.  37, 11: 

20.  Lc.  2, 20:  xad'tbg  iXaXr^d^i]  Jtgbg  avrovg  —  Ex 
8,  15:  njn^  ISn  "TOK?  =  LXX:  xad-ojteg  iXdXrjöe  xvgiog,  ähnlich 
noch  oft  im  A.  T. 


48  ^^  Kindheitsevangelium. 

VIL    Jesu  Beschneidung. 
Lc.  1,21.  Mt.  1,25^ 

1.  Lc.  2,  21*:  xal  ors  ijtXtjO&njöav  al  fniigai  —  Jerem. 
25,34:  CD'^tJ^  IKbtJ  =  LXX:  ort  k7th]Q(D^oav  al  ritiigat  vficip 

—  Ezech.  5,  2:  niSTSn  '^tt'J  ns'bM  =  LXX:  xara  tt^v  jcXrjQcooiv 
x&v  TjfisQciv  rov  övyxXsiOfiov. 

Tj/iigai  oxrco    rov    jtBQirefistv  avrov   —  Lev.  12,  3: 

JtSQiT€fi€l  rifv  CaQxa  rfjg  dxQoßvOrlag  avrov.    Vgl.  Gen.  17,  12. 

2.  Mi  1,25*^:  xal  ixaksae  t6  ovofia  avrov  ^l?]Covv  — 
Gen.  5,  2:  ai»  ntjtp-pi«  K^p?3  =  LXX:  xal  ijccDVOfiaos  ro  ovofia 
avrov  ^Aöafi,    Vgl,  1.  Sam.  1,  20. 

Lc.  2,  21*:  jtQo  rov  ovZX7iq>d-7Jvat  avrov  kv  rfj  xoiUa 

—  Jes.  49,  1:  '^tttf  -T^STn  '^'ßÄ  "^TI^X^  '^SKlp  pStS  Tfxr^  =  LXX:  xv- 
Qioq  ix  xotXlaq  firjrQog  (iov  ixdXeos  rb  orofia  fiov. 

VIIL    Jesu  Darstellung  im  Tempel. 

Lc.  2,  22—24. 

1.  Lc.  2,  22:  xal  ore  i:€X7]0&f)Cav  ^fiigai  rov  xa- 
d^aoicuov  —  Lev.  12,  4:  mnü  "^tt*^  h«btt*iy  =  LXX:  l'og  «r 
jtXrjQwß-ciötv  al  r^fdigai  xad-agoeog  avrfjg  —  Lev.  12,  6: 
tTiriX:  ^^XT!  rfficbttn^l  =  LXX:  xal  orav  dvajrX^jQo&ciaiv  al  r^/iiQai 
xad-aQCeog  avrfjg. 

dvf^yayop  avrov  JcagaorTJöai  reo  xvqIg) — Num.  18,15: 
n^rr^b  'in'^lj?:!  =  LXX:  jtQootpBQovot  xvglw  —  Lev.  16,  7:  TO?rr 
nirr;'  "^^^b  onft  ==  LXX:  xal  ori^aei  avrovg  Ivavri  xvqIov,  al. 
JtaQaörTjaei  avrovg  Ivavrlov  xvqIov, 

2.  Lc.  2, 23:  xad^ci)g  yifQajtrai  kr  vofiq)  xvglov  — 
1.  Par.  16,  40:  T:'^r\''  nnina  niPiSrrbDb'l  =  LXX:  xal  xara  Ttdvra 

'  T         :  -  :  T    -  r   ; 

ra  yBYQa(jifiiva  Iv  rofim  xvglov. 

ort  jtäv  dgOBv  öiavotyov  fii^rgav  aytov  rw  xvglo) 
xXrjd^rjOBrai  —  Ex.  13,  2:  DHl-b^  ntDfi  tiDS-bD  ''b-Ü'ng  =  LXX: 
dylacov  fiot  Jtäv  stgwroroxov  ytgcoroysveg  diavolyov  xaoav 
(i^rgav. 

3.  Lc.2,24:  rovöovvac»völav  —Ex.  10,  25:  Ü'^mj  )rP 
n'byj==LXX:  ov  öcicecg  oZoxavrcofiara  xal  d-volag. 


§  3.  Die  Sprache  der  QaellenBchrift.  49 

xara  ro  elgfjiiipop  iv  r^  voftqk  xvqIov  —  1.  Beg.  2,  3: 
Tttffü  nnira  Ja^lTDd  =  LXX:  xa  YsyQafifiipa  iv  x^  vofiip  Mtov- 

^BvyoQ  XQvy6v(ov  ^  dvo  vooöovg  xbqicxbqAv  — 
Lev.  12,  8:  nji*'  ^5  "^1^  1»  D'»'jh-*^igtf  =  LXX:  dtJo  x(fvr6vaq  ^ 
dvo  voöCovg  xbqioxbqAv. 

IX.  Simeon. 
Lc.  2,  25-35. 

1.  Lc  2,  25:  svXaßi^g  —  Mich.  7,  2:  Ton  =  LXX:  avkaß^g, 
Vat:  evosß^g. 

XQocdBxonBVog  xaQaxXijaiv  xov  *ICQai^X  —  Jea.  40,  1: 
1*02^  ^ttrj3  nn  »=  LXX:  xagaxaXBlXB,  xagaXaxBlXB  xov  Xaov 
fiov  —  Jer.  14,  8:  bÄ'lte^  ^P**?  =  LXX:  vxofiovfj  *IOQafjX. 

xal  xvBvgza  ffv  ayiov  ix*  avxov  —  Jes.  61,  1:  "»aiK  tl^n 
'^b:P  rriSt;  =•  LXX:  xvevfia  xvqIov  ix*  i/id. 

2.  Lc2,  26:  fifi  lÖBlv  ^avaxov  —  Ps.  89,49:  HÄH^  «"b 
tT^t;  =  LXX:  oix  otpBxai  d^avaxov  —  Ps.  16,  10:  nntf  nifiCib 
=  LXX:  lÖBlv  öiatpd'OQap. 

xov  Xqioxov  xvqIov  —  2.  Sana,  19,  22(21):  rtirtj  mtna-n« 
=  LXX:  xov  XQ^^'^ov  xvqIov, 

4.  Lc.  2,  28:  xal  avxog  idi^axo  avxo  slg  xag  ayxa- 
Xag  avxov  —  Jes.  49,  22:  ISha  tpaa  W^^arn  =  LXX:  xai  a^ovöt 
xovg  vlovg  cov  iv  xoXxtp,  al.:  hv  ayxdXaig  —  Ruth  4, 16. 

xal   BvXoyriCBv  xov  d'Bov  xal  bIxbv  —  Dan.  2,  19.20: 

■nti»^  bÄ'^n  rv^'p  tK^iQitö  "rhvh  tria  b«w  n«  =  LXX:  xal  bvXo- 

77;a£  TQi;  d'Bov  xov  ovQavov  AavtfjX  xdL  bIxbv.  VgL  Lc.  1,  64. 
1.  Par.  29  (30),  10. 

5.  Lc.  2,  29:  vvv  dxoXveig  xov  öovXov  Cov,  diaxoxa, 

iv  BlQ^vy  —  Gen.  15, 2:  'i'i'^n?  tfbnn  •'5b«']  •^b-'jnri-nti  nin;;  •^51« 

==  öiöxoxa  7CVQ16,  xl  not  öcioBig;  iym  Sk  äxoXvo(iai  axBxvog  — 
Gen.  15, 15:  DibM  q'>nilK-b«  «inrt  rmsn  =  LXX:  ov  öh  oxbXbv- 
09  xQog  xovg  xaxiQag  Cov  iv  BlQtjvy. 

xaxd  x6  QTJfia  cov  —  Ps.  119,  41:  TlMtiÄS  =  LXX:  xaxd 
xov  Xoyov  cov. 

6.  Lc.  2,  30:  oxi  bIöov  ol  6g)d'aX[iol  giov  x6  cwxijqiov 
cov  =  Gen.  46,  30:  n'^Sfi-DÄ  '»r'i«l  ''nnÄ  D»n  nnitiK  =  dxo' 

7  'VT  •  •  I  ..    -j—  -T—  T  T 

Texte  n.  Untersnohniigen  X,  5.  4 


50  ^^  Kindheiteevangelium. 

d-apovfiai  äjto  rov  vvv,  ijtsl  icigoxa  ro  ü(q6c(ox6v  oov  —  Deut. 
10,  21:  ?|''5'»?  «lin  ntti«  =  LXX:  a  Uocav  ol  v^&aXfiol  öov  — 
Hiob  19,  27:  *«'i  '»J'^yi  =LXX:  a  6  otpd'aXiioq  (lov  Icigoxe  — 
Mal.  1, 5:  n)*^Mnx^  DS'^p^  «=:  LXX:  xal  oi  oq>0'aXfiol  vfiAv  o^vt€u 

—  Ps.  98^  3:  Wl5Ä  tW«>i  n«  ««n  =  LXX:  sldooap  xoömx^Qiov 
rov  d-Bov  rjtiAv.  Zu  ömxriQiov  vgl  noch  Jes.  40,  5;  51,  5;  Ps. 
50,  23  u.  a.  m. 

7.  Lc.  2,  31:  xaxa  xqoöcoxov  xavxtov  xAv  XaAv  — 
Jes.  52,  10:  D'^iarrbs  ''3'»rt  =  LXX:  ivcixiov  xavxmv  xAv  i&vwv 

—  Vgl.  Jes.  11, 10;  25,  7. 

8.  Lc.  2,  32:  q>Ag  atg  dxoxaZv^)iv  kd'vAv  Jes.  49,  6: 
ü^l  y\}fh  =  LXX:  dg  tpAc  i^vAv  =  vgl.  Jes.  42,  6;  51,  4. 

xal  do^ckv  Xaov  öov  ^lOQatjX  —  Mich.  1,  15:  TIM  KW 
bfij'lte^  =  LXX:  ^gee  q  öo^a  (x^g  d-vyaTQog)  *IöQai^Z  —  vgL  Ps. 
97/6 ;  Jes.  46,  13. 

10.  Lc.  2,  34:  xal  evXoyijcev  avxovg  SvfieAv  xal  sl- 
jisv  —  Gen.  48,  20:  nIOÄb  «inn  Di'^a  DDia'il  =  LXX:  xal  eiXo- 
yi]Oev  avxovg  iv  xy  rifiiQqi  ixelpy  XiytDV. 

ovxog  xstxai  elg  xxAoiv  xal  avaoxaoiv  xolXAv  iv 

xA  ^looanX  ~  Jes.  8, 14:  brinwn  '^ra  "»itib  biÖD»  i'ob  =  LXX: 
tog  xixgag  xrcifiaxi.    Vgl  Jes.  28, 16. 

xal  elg  aTjfisTov  dvxiXsYO/ievop  —  Num.  17,  25  (10): 
'^nta'.'^aÄb  rrifiö  =  LXX:  öthibIov  xotg  violg  xAv  dvfpcoojv  —  Jes. 
7,  14:  rvi«  üA  Ä^n  •'JlSf  in^  =  LXX:  öcioBi  xvgiog  ovxog  vfdp 

11.  Lc.  2,  35:  xaQÖiAv  öiaXoyiCfiol  —  Ps.  33,  11: 
lälb  niionio  =  LXX:  öiaXoyiCuol  x^g  xaQÖlag  avxov» 

X.  Hanna. 
Lc.  2,  36—38. 

1.  Lc.  2,  36»:  XQoq>TJxig  —  Ex.  15,  20:  r\l^"^^rs  D^li>?  = 
LXX:  Magia/i  rj  xQog)fjxig  —  Jud.  4,  4:  nK*»a5  fTÖK  rniaTI.= 
LXX:  xal  AeßßAga  yvpf^  XQOfpfiXi^  —  2.  Reg.  22,  14  =  2.  Par. 
34,  22:  rtÄ-^nin  mbn-b»  =  LXX:  xQhg  "OXdap  x^p  xQo^tjxiP  — 
VgL  Jes.  8,  3. 


§  3.  Die  Sprache  der  Quellenschrift.  51 

ix  q>vZ^g   ^AcfiQ  —  Nam.  1,  41:   nttf»  •TO'nb  =  LXX:  hc 

2.  Lc.  2,  36^:  JtQoßsßrjxvla  iv  ^(ligaiq  xoXXatg  — 
1.  Reg.  1, 1:  0*^3^1  M  s^  LXX:  XQoßeßfpctbg  ^(leQaig  —  vgL  Lc. 
1,  7.  18. 

3.  Lc.  2,  37:  ovx  aq>lcxaxo  axo  xov  Ibqov  —  Ps.  27,  4: 
lafi  »^3*^-^5  MirP'lT^M  '»RM  =  LXX:  xov  xaxoixelp  ue  tvolxcoxv- 
qIov  Jtaöaq  xaq  ijfiigag  x^g  ^(o^g  (iov. 

Vfiöxslatg  xal  dei^öecip  —  Tob.  12,  9  (8):  ayad'op  jiqoo- 
svxti  fiexa  vfjCxelag. 

4.  Lc.  2,  38:  avd-coiioXoytlxo  x^  xvQlq>  —  Ps.  79, 13: 
?jb  rnia  ==  LXX:  äpd-ofioXoYrjOofis&a  Cot  —  vgl.  Lc.  10,  21  = 
Mt.  11,  25. 

XvxQfociv  iv  %QovöaXTJ(i  — Ps.  111,  9:  *.psb  ^116  = 
LXX:  XvxQcoCiv  x^  Xaä  avxov. 

XL  Die  Magier  aus  Arabien. 
Mt  2,  1—12. 

1.  Mt  2, 1:  iv  TJniQaig  'Hq66ov  —  Gen.  26, 1:  ürr\M  '^tt'»a 
=  LXX:  iv  x^  xaiQ€p  xov  ^AßgaoLft  —  2.  Sam.  21,  1:  111  *^tS''a 
=  LXX:  kv  xalg  ^fiigaig  Aavlö  =  1.  Reg.  10,  21:  TithlO  '»'ö'^a  — 
LXX:  iv  xaig  fliiigcug  JSaXcoficiv. 

fiayoc  —  Jer.  39,  3:  att-an—  vgl  Dan.  2,  48. 

«jr*  äpaxoXciv  —  Gen.  2,  8:  ÜT^X^  =  LXX:  xar*  dvaxoXag 
—  Gen.  10,  30:  DT^gn  nn  —  LXX:  oQOg  avaxoXmv  —  Jud.  6,  3: 
DTp-'Sa  =  LXX:  ol  Viol  avaxoXäv  —  Jer.  49,  28:  DTp-^sa-n« 
=  LXX:  xovg  vlovg  xsöifi  —  vgl.  Ez.  25,  4;  Jes.  11, 14  —  Num. 
23,  7:  Blß"''nint3  =  ig  oQicov  an  avaxoX&v  =  das  moabitische 
Gebirge. 

2.  Mt  2,  2:  eldofisv  avxov  xov  äatiga  —  Num.  24,  17: 
ap^;tt  MiS  XT^  =  LXX:  ävaxeXsl  aoxQov  Ig  *Iaxmß. 

iv  x^  dvaxoX^  —  Jes.  60,  19:  HTH  Piib  =  LXX:  avaxoXif 
öeXi^vrig  — 

3.  Mt  2,  3:  ixaQax^Tj  —  Gen.  42,  28:  1''n»-b«  tf'^Ä  ITIH^ 
=  LXX:  xal  ixaga^B^Cav  XQog  dXXfjXovg! 

4* 


52  ^^  Kindheitseyangeliain. 

4.  Mb  2,  4:  xal  cvvayayAv  xavxaq  —  Nam.  1,  18: 
lb*»i7p77  \\\Tt\  bd  t\tK]  =  LXX:  xcii  xaöav  xi]v  övpoyoi'ffiv  övwj- 
yayov, 

Tovq  aQX^SQBtg  —  2.  Par.  36,  14:  D'^anin  ''•ite^?  —  l.Par. 
24,  6:  Ö'^DHäb  nilÄJl  *'t?bn')  =-=  LXX:  xal  agxopreg  xäv  xoxql&v 
T&v  legiiDP, 

xal  ygaiiftaxBlq  =  D'^'lpfa  —  Sir.  38,  24:  co^la  yQan- 
Haxicoq. 

6.  Mt.  2,  6:  xal  ov  Bfj»?.S6(i  xxL  —  Mich.  5, 1.  3.  Vgl 
Ezech.  34,  23.  Ruth  1,  7.  4,  11. 

8.  Mt.  2,  8:  xoQ€V»ivxBg  =  sob  —  Ex.  33, 1:  nb?  ^  = 
LXX:  xQoxoQsvov,  dpaßtjd'i. 

iisxaöaxs  axQißoiq  —  Deut  19,  18:  S'^ta'^ri  d'»t?rt?h  WTT] 
=  LXX:  xal  i^exaccocip  ol  xQixal  oxQißAq. 

xayÄ   iX&dv  JigoCxw^oco    avxm   —   Ps.  95,  6:  lÄia 

nWIJtjJS  =  LXX:    dsVXB   XQOOXVPl^ÖOflBV. 

9.  Mt  2,  9:  ol  öh  äxovoapxeg  xov  ßaCiXiaq  —  2.  Reg. 
18,28:  bil^rj  1|barr"t?'=J  'ir^'ntü  =  LXX:  äxovoaxs  xovq  Xoyovq 
xov  fieyaXov  ßaaiXioq, 

10.  Mt.  2,  10:  ix^QV^^^  X^Q^^  (iByaJLtjV  cg>6öQa  — 
1.  Par.  29,  9:  nbil?  nmate  nw  =  LXX:  Bvq>Qav^  ftsydXwc  - 
vgl  1.  Sana.  4, 5*:  nbina  Wliri  h'^'V']. 

11.  Mt.2,  11:  xal  xBOovxBq  xQoöBxvpTjOav  avxai  — 
Ps.  95,  6:  n^HMl  iTjHrwp?  =  LXX:  xQOOxvv^oofgdBv  xal  xqoom- 
öofZBV  oüXw.YglQeu.  19, 1.  2;  42,  6.  Ruth  2,  10. 

dvol^avxBq  xovq  d'fjCavQovq  avxAv  —  Deut  28,  12: 

iisiK'n«  ?|b  rriitj  nrjfc';'  =  LXX:  dvol^at  cot  xvQioq  x6p  ^j^- 

oavQOP  avxov.  "^ 

jtQoö^PByxav  avxä   ömga  —  Ps.  72,  10:  tthtJnri  ''Dbt 

'in'^np*»  -otöK  «noi  KM  ''3bt3  'O'»«''  nnsti  a-i^tn  =  LXX:  ßaci- 

XBlq  Oagolq  xal  al  p^öoi  öcoQa  XQooolaovCi,  ßaoilBlq  jiQcißcDV 
xal  Saßa  öSga  xQOod^ovci, 

XQVOop  xal  Xlßapov  xal  CfiVQvap  —  Ps.  72,  15:  "IFj** 
K21D  2tyfQ  ib  «=  LXX:  xal  äod-tjaexai  avxä  hc  xov  x(w<j/ov  xtj; 

Uoaßlaq  —  Jes.  60,  6:  siÄte"^  ns'inb'i  nnr  sifcb'»  Äntö'r  obs  == 

^•"'  '  T»  Tl  TT  T  t;«  »• 

LXX:   xavTBq  ix  Uaßä   rj^ovCi  g>iQ0Pxtq  XQ^^^lop,  xal  Xißavov 


oiaovai. 


§  3.   Die  Sprache  der  Qaellenschrift.  53 

XIL  Die  Flacht  nach  Aegjpten. 
Mt  2, 13—15. 

1.  Mt.  2, 13^:  ayyeXo^  xvQlov^mrP  ?l«bti  —vgl.  Mt 
1,  20.  24;  La  2,  9. 

xax^  ovaQ  =  D'bna  —  vgl.  Mt  1,  20. 

2.  Mt  2,  13^:  kyBQ^tlq  xoQaXaßs  =  np  Wp  —  vgl  Jud. 
7,  9:  Tl  onp  =  LXX:  ävacra,  xaxaßqH  —  1.  Reg.  19,  5:  Dlp 
b'iDK  OB  LXX:  dvacrijd-i  xdi  tpayB, 

xaX  lod'i  ixel  Sco^  ap  eljtm  oot  —  Gen.  29,  14:  ^ID^*] 
D'^taj  X6ir\  yaSl  =«  LXX:  xcd  ^v  fisr   avrov  /itjpa  fjfiBQ&v, 

fiiXXei  ^fjtelv  rov  axoXioat  avzo  —  Ps.  37,  32:  tilgSW 
irV'ianb  =«  LXX:  xat  giyrcr  rov  d-avaräöat  avzop, 

3.  Mt2, 14:  o  dh  iyeQ^slg  jtagiXaßsv  ^Tif^*:  DJJ^J  — 
1.  Sam.  3,  8:  Ifb^l  OJJJI  ■—  LXX:  xal  apdörij  xai  ijtoQsvdTj. 

4.  Mt  2, 15»:  xal  ^p  ixet  —  Jos.  24,  7:  satfr?]  =  LXX: 
xai  fjzB  —  1.  Sam.  7,  2:  nati  Din)  =  LXX:  äq>*  fjg  ij/iiQag  ijp. 

i<og  x^g  TBXBvxtig  ^Hqcoöov  —  Gen.  27,  2:  "^niü  Di*»  = 
LXX:  xifp  ^fidQap  xijg  xeXsvxfjg  /lov. 

XIII.    Der  Eindermord  zu  Bethlehem. 

Mt  2, 16—18. 

1.  Mt2,  16»:  oxi  li^ejra/yfrw  —  Num.22,29:  "^a  F\bi?nn  "^S 
LXX:  orc  kfijtixcuxag  fioi, 

i»vfi(6»ij  —  2.  Reg.  5,  11:  "J^J  qi]?n  =LXX:  xal  idv- 
^cidrj  Naifiap. 

2.  Mt  2,  16^:  xal  axoCxslXag  apBlXBP  —  2.Reg.  14, 19: 
Ü1D  wrp'JJ  'l'^in^  '''^5?^!'5  =  LXX:  xal  cbiiöxsiXap  6xlC(o  avxov 
xcü  id^apaxoDCap  avxop, 

ip  JiaCi  xolg  oQloig  avx^g  —  Ex.  10,14:  bsQä'bDa  = 
LXX:  ijtl  xapxa  xa  oQia. 

äjto  öiBxovg  xal  xaxcoxiQOD  —  Num.  1,  3:  Q'^'lto  IM 
nblfO'J  TfffD  »>  LXX:  xag  agöt/p  dxo  elxoaoBxovg  xtd  kxavai  = 
Nuin.  1,  20.  —  1.  Par.  27,  23:  noijb')  mtD^  VTsW  ]at3b  —  LXX: 
ä:no  slxocaBXovg  xal  xaxa>  —  vgl.  auch  2.  Par.  31,  16.  Esr.  3, 8. 


54  ^^  KindheiteeTangelium. 

XIV.   Die  Rückkehr  aus  Aegypten. 

Mt.  2,  19—22» 

1.  Mt  2,  19:  ayyBXoiS  xvqIov  ^rvp'l  ?f«bti  —  vgL  X1I,2. 
xar'  ovag  —  d^na  —  vgl.  Mt.  1,  20;  2,  12.  13.  22. 

2.  Mt.  2,  20:  ky^Q^^U  JtaQekaßs  —  Gen.  21,  18:  •»?'? 
*'Äte  =  LXX:  dpaczf]&i  xal  laßt. 

jtOQsvov  elg  yrjv  ^ICQarjX  —  Ezech.  11,  17:  DDb  ''ni??'^ 
bS'ltD'?  iniQlSrnK  =  LXX:  xtxi  öwcoo  Gvxolq  xi}V  yiji^  rov  *IöQai^X 
—  \\  Sam.  13,  1*9:  btrften  plj  bb5  =  LXX:  ^i'  Jtda^  y^  ^lOQofß. 

TBd'vrjxaöiv  ycLQ  ol  ^ijtovprsg  xyv  fpvxyv  rov  jcai- 
ölov  —  Ex.  4, 19:  ?jtfM-n«  D^ippnari  D^tpj^jn-bD  sintJ  •»?  =  LXX: 
re&^VTJxaöi  yaQ  Jtavxeq  ol  ^f^rowrig  cov  ri^p  V^^XV^  —  «J^^^- 
4,  30:  Itöga"?  «fl??5  =LXX:  rtiv  ^^^p  oov  ^i]rovoip. 

3.  Mt.  2,  21:  6  6h  iyeg&'elg  xagiXaßev  xo  xaiSlov  xa\ 
xf/p  fiTjxiQa  avxov  —  Ex.  4,  20*:  T^JÄ-nif)  WtJjjrn»  Ttt&Q  nj?^ 
n^nST^?  DM'I^^^LXX:  äpaXaßmp  da  Mcova^g  xr^p  yvpalxa 
xal  xd  Jtacdla,  apsßlßaöep  avxd  ijtl  xd  vjto^vyia, 

xal  rß»BP  elg  yrjp  'lOQoriX  —  Ex.  4,  20*:  D'^nÄtt  nrj¥  ^'^^ 
=  LXX:  xal  ijtioxQStpsp  elg  Alyvjcxop. 

4.  Mt.  2,  22*:  oxt  ^AgxiXaog  ßaöiXevsi  xrjg  *Iov6alaQ 
dpxl    xov    jtaxQog    avxov    ^HQciöov  —   Jerem.  37  (44),  1: 

rnirn  fiija  bna-?bt3*n»»'TiD!^n3  =  LXX:  xcä  kßaoixsvae  2eöe- 

xlag  vlog  ^Iwola  dpxl  '/«xor/ov,   vlov   ^laiaxelfi,   op  ißaalXsvOB 
NaßovxoöopoooQ  ßaoiXsvBip  xov  %vöa. 

ig>oß7id^fl  ixet  d^eX^etp  —  Jud.  7,  10:  rrrh  nij«  Änj-D«"] 
=  LXX:  xal  el  g>oß^  cv  xaxaßr^pai, 

XY.  Die  Niederlassung  in  Nazareth. 
Mt  2,  22^  23*.  Lc.  2,  39.  40. 


1.  Mt  2,  22*:  xax  öpaQ  =  oTjna  —  vgl  Mt  1,  20;  2, 12. 
13.  19. 

dpexcig^OBP  elg  xd  (liQfj  xijg  FaXiXalag  —  Ex.  16,  35: 
1?53  fiK  nsy?"b«  a«ä""JJ  =  LXX:  fcoc  otagtyipopxo  elg  fUQOc 
x^g  ^oipixfjg. 


§  3.  Die  Sprache  der  Quellenschrift.  55 

2.  Mt.  2,  23*:  xal  ikd'cov  xaz<px7jö£p  bIq  jtoXiv  Xe^o- 
[livriv  Na^aQi&  —  2.  Par.  19,  4:  D:»b^rn'»a  DWim  a)p?n  = 
LXX:  xal  xarcoxrjösr  ^locatpar  dg  %QovaaXf]fi. 

3.  Lc.  2,  40:  ro  6h  xaiölop  tjv^avep  —  Gen.  21,  8: 
ibjrt  b"!»^  =  LXX:  xal  rjv^i^&tj  rb  xaiölov. 

xXfjQovfievov  oog)lag  —  Deut  34,9:  nmn  mi  Äbti  = 
LXX:  ivejtXi^o&r]  jtvBVfiarog  cwicscog. 

xal  x^Q^^  d^eov  f^v  kjt*  avro  —  Gen.  39,  21:  tT\iV  Wl 
im  )Pn  ■'OO  ^^^.^  ^!^  qpi''-nK  =  LXX:  xät  //y  xvQiog  /isra 
^laHjfjg)  Tcal  xaxix^sv  avxgv  IkBogy  xal  iöa)xev  avtm  xc^QiP*  VgL 
ancli  unten  zu  Lc  2,  52. 

XYL  Der  zwölfjährige  Jesus  im  Tempel  zu  Jerusalem. 

1.  Lc.  2,41:   ijtoQsvoPTO    elg  ^leQovoaXrjii  t§  ioQx^ 

xov  jtaöxa  —  2.  Par.  30, 1:  nofi  rritD^Ä  D-^büiT^a  rrirp-rT'ab  «inb 

=a  LXX:  iXd'Blp  elg  olxop  xvqIov  slg  legovoaXf^fi  Jtoi^oai  x6 
fpaaix.    VgL  Ex.  23,  14. 

2.  Lc.  2,  42:  äpaßaipovxwp  avx&v  —  1.  Sam.  1,  21: 
narb  •in'^a-bD']  njjjb«  ttf-^Kn  bS!^  =  LXX:  xal  äpißri  6  ap&go}- 
jtog  ^EXxapa  xal  xag  6  olxog  avxov  dücai  —  vgL  1.  Sam.  1,  3; 
2,  19. 

xaxä  x6  sd-og  xrjg  loQxijg  —  vgL  Ex.  34,  23  =  Deut. 
16,  16. 

3.  Lc  2,  43:  X£X£ia}öapxa}p  xag  rjfiigag  —  Ezech.  4,  8: 
qnilti  '^ti'?  qrrtb3-l?  =  LXX:  img  ov  övpxsXBC&ciöip  fjiiiQai 
xov  cvyxXBiCuov  aov.    Vgl.  £x.  23,  15;  Deut  16,  7.  8. 

xal  ovx  iyvmoap  ol  yoPBlg  avxov  —  1.  Sam.  20,39: 
mj^tj  !n^"Ä'b  1?*?]  =  LXX:  xal  x6  xaiöaQiop  ovx  lypo  ovöbp. 
VgL  Gen728,  16." 

4.  Lc  2,  44:  tjXB-op  ^fiBQag  oöop  —  1.  Reg.  19,  4: 
ni''  "tfyi  ifbn  ä'IJT)  =  LXX:  xal  avxbg  ixoQ^vd^  oöop  tjfiiQag, 

6.  Lc  2,  46:  fiBxa  i]ßiQag  XQBlg  —  Gen.  8,  6:  fgta  "»rn 
Di''  Q'^JÄIÄ  —  LXX:  xal  iyipBxo  fiBxa  XBCöaQaxopxa  rjfiiQag. 

7.  Lc  2,  47:  i^löxapxo  öh  jiavxBg  ol  axovopxBg  av- 
xov ixl  x^  avpiöBi  —  VgL  Judith  11,  20:  xal  id-av/iaöop 
ijtl  xy  oofpla  avxrjg» 


56 


Das  KindheitBeyangelianL 


8.  Lc  2,  48:  rl  ixolfjcaq  fjfitp  ovrtDg;  —  Gen.  12,  18: 
•»i  tj'^to  nsr'nq  =«  LXX:  rl  Tovto  ixoli]cdg  fioi; 

9.  Lc.  2,  49:  iv  tolg  tov  xargog  fiov^=^iv  ohcco  rov 
xazQog  fiov  «=  Esth.  7,  9:  füt^  n'fli^ssLXX:  ip  zolg  lifuip. 
Vgl.  Job.  2,  16,  aach  Field,  Otium  Nomcense. 

14.  Lc.  2,  51^:  t]  /n^rf/Q  avtov  öiertjQei  xapxa  xa 
^r^fiaxa  ip  xy  xaQÖlqL  avxfig  —  Gen.  37,  11:  "WJ  Itittf  T^SäJI 
■^■^  SS  LXX:  o  ök  xaxTjQ  avxov  duxtJQtjOe  x6  ^^(la  —  ProT. 
4,  21 :  Tfl^b  Ipra  ta"p9t^ «»  q>vXaoOB  aixag  ip  xaQÖla. 

15.  Lc.  2,  52:  xQoixoxxsp  ip  xy  oofpl^  xal  ^Xixla  xaX 
Xagixixagä  d-€^  xal  apd-gmxotg  —  l.Sam.2,26:bMWt7nigBT) 

D'^üjK-o?  n}'j  mrv  -oa?  d|  aioi  biyj  ?jbin  —  LXX:  xal  x6  xai- 

öaQiOP  JSaßovfjX  ixogevexo  xal  ifteyaXvpsxo  xcH  fjp  dyad-op  fuxa 
xvqIov  xal  ii€xa  dpd-Qcixmp  --  ProT.  3, 4:  ^?^n  ^io  bdto*)  in~KSt3^ 
Qltfl  Q'^n^K  «s  LXX:  xal  sviffjcBtg  X^Q^^  ^^  xqopoov  xaXa 
[I.  xal  YPcifitjp  xaXfjp]  ipdxiop  xvglov  xal  dpd-Qcixa^p. 


Genesis 

1 

Genesis 

Genesis 

2,  4 

Titel ') 

15,  15 

IX,  5 

10 

VI,  15 

4,    3 

1,21 

16,   7 

V,  8 

21,    1 

IV,  12 

5,   1 

Titel  •) 

11 

1,10 

3 

IV,  3 

2 

VU,  2 

17,    1 

I,   3 

6 

IV,  12 

6,    8 

TT,  5 

7 

III,  17 

8 

XV,  3 

9 

I,  1 

7 

IV,  16 

18 

XIV,  2 

7,    1 

I,  3 

12 

VII,   1 

22,16 

IV,  17 

8,    6 

XVI,  6 

19 

1,10 

17 

TTI,  17 

10,    9 

1,12 

19 

V,  4 

24,    1 

I.  4 

SO 

XI,  1 

18,11 

I,   4 

14 

IV,  16 

11,  30 

I,  4 

14 

11,13 

16 

V,  6 

12,    1 

IV,  5 

18 

in,  17 

25 

VI,  7 

18 

XVI,  8 

19,  1 

XI,  11 

29 

IV,  7 

15,    2 

IX,  5 

19,  19 

IV,  2 

61 

TU,  1 

8 

1,13 

20,  6 

V,  8 

25,22 

TTT,  3 

1)  Die  fettgedruckten  Zeilen  bedeuten  die  Stellen,  welche  der  Relation 
des  ersten  Evangelisten  angehören. 


§  3.  Die  Sprache  der  Qadlenaehrift. 


57 


Genesis 

Exodus 

Numeri 

25,24 

1,20 

16,35 

XY,  1 

24,17 

IV,  22 

24 

IV,   1 

18,   7 

m,  2 

31,17 

II,   9 

24 

VI,   6 

23,14 

XVI,   1 

26,  1 

XI,  1 

15 

XVI,   3 

Deuteron 

omium 

27,  2 

Xll,  4 

28,41 

I,    5 

4,   9 

VI,  15 

28,16 

XVI,   3 

30,    1 

I,   8 

7,   8 

IV,  17 

29,14 

xn,  2 

7 

I,   6 

9,    5 

IV,  19 

21 

V,  2 

33,  1 

XI,   8 

10,21 

IX,   6 

32 

m,io 

34,23 

XVI,   2 

16,   3 

IIT,    1 

30,   2 

in,  4 

35,31 

m,  3 

16,16 

XVI,    2 

13 

111,10 

40,27 

I,    6 

17,    8 

11,13 

23 

1,22 

35 

n,  10 

19,18 

XI,  8 

35,18 

V,  6 

T              •  A  • 

20,   7 

VI,   5 

37,11 

XVI,  14 

Levitieni 

i 

21,14 

V,  2 

11 

VI,  19 

12,   4 

vm,  1 

22,19 

V,   2 

39,19 

1,22 

6 

VIU,   1 

20 

V,  1 

21 

XV,   3 

8 

vm,  3 

23 

II,    2 

42,  6 

XI,  11 

16,    7 

vin,  1 

24,  1 

V,  2 

28 

XI,   3 

18,14 

11,12 

28,    4 

III,   4 

43,23 

VI,  10 

25,10 

VI,   4 

12 

XT,11 

46,30 

IX,   6 

26,42 

IV,  16 

33,29 

V,  4 

48,    6 

IV,   3 

^T                            • 

34,   9 

XV,   3 

48,20 

IX,  10 

Numeri 

1 

1,  3 

xni,  2 

Josna 

Exodus 

18 

XT,  4 

13,    1 

I,   4 

3,  2 

V,  5 

20 

XIII,  2 

15,48 

m,  1 

3 

VI,  15 

41 

X,   1 

24,  7 

xn,  4 

12 

VI,  12 

53 

VI,   8 

1          3  * 

4,19 

XTT,  2 

5,14 

11,10 

Jndicum 

20 

XIV,  3 

29.30 

V,  2 

1,24 

IV,  16 

22 

in,i6 

6,   3 

1,12 

4,  4 

X,    1 

31 

IV,  12 

7,    8 

1,20 

5,24 

m,  4 

8,15 

VI,  20 

17,  25  (10) 

IX,  10 

6,  3 

XT,   1 

10,14 

XIU,   2 

18,    3 

VI,   8 

12 

II,   3 

10,25 

vm,  3 

15 

vm,  1 

7,  9 

xn,  2 

13,    2 

VTTT,   2 

22,29 

xin,  1 

10 

XIV,  4 

15,16 

I,   9 

23,  7 

XI,   1 

8,14 

VI,   1 

20 

X,   1 

24,17 

XI,  2 

11,39 

II,  9 

58 


Das  Kindheiiserangeliam. 


Judicum 

1.  Samuel 

is 

2.  Samuelis 

13,    3 

JI,  6 

.1,11 

111,11 

21,    1                 I,   2 

4 

,1,12 

20 

VII,   2 

1            XI,   1 

6 

I,   8 

21 

XVI,   2 

.         T^ 

7 

1,12 

2,    1 

III,   8 

1.  Begum 

14 

1,12 

1 

• 

IV,  13 

.1,    1               .1,  4 

24.25 

IV,  24 

7 

m,  13. 14 

1               X,  2 

18,15 

III,. 2 

8 

111,14  1    2,   3           Vin,  3 

21,28 

V,   $ 

10 

IV,  13  1  10,    8                 l,  16 

IL 

1,20,       21            XI,   1 

Ruth 

18 

I,   5    13,    2               H,   2 

1,  4 

V,   8 

18 

ly,  19    19,  4          XVI,  4 

6 

IV,  12 

19 

XVI.   2          5          XTI,  2 

7 

XI,  6 

21 

IV,  12    22, 19              VI,  13 

.      8 

IV,  16 

26 

XVI,15' 

-    n 

IV,  10 

3,  8 

XII,   8    2.  Regim 

1,19 

VI,   4 

4,  5 

XI,  10     5,11        XIII,  1 

2,    2 

II,   5 

14 

VI,  16 

10,   6              IV,   7 

4 

II,.  3 

6,    3 

ITT,  15 

12,22              VI,  4 

10 

XI,  11 

7,  2 

XII,  4 

14,19         XIII,  2 

10 

II,    5 

10,    6 

VI,  12         20              VI,  11 

13 

Uro 

10 

IV,  11    17,    8                I,  3 

13 

11,14 

12,24 

IV,   2   18,28            XI,  9 

18 

VI,   4 

18,19 

XIT,   2  ,  20,   3                I,  3 

3,    6 

11,14 

14,10: 

VI,  12 

21,  10              IV,  14 

10 

in, .  4 

47 

I,    6 

22,14                X,   1 

11 

11,    5 

20,  39 

XVI,   3 

.         T%                  1  ■ 

15 

VI,    4 

21,  13  (12) 

IV,  10 

1.  Parahpomena 

18 

DI,    7 

24,    6 

VI,  11 

1,  43              II,   1  • 

4,11 

XI,   6 

25,41 

11,14 

12,  40              VI,  10 

14 

IV,  12 

• 

19,40           VIll,   2 

16 

TX,    4 

• 

2.  Samue 

[is. 

28,  13               1, 5.  6 

17 

VI,  11 

29,  9            XI,  10 

17 

IV,   3 

2,    6 

IV,  16 

10             IV,  8 

18 

I,    1 

7,24 

1,14 

10              IX,  4 

^^                                                                          M 

25 

11,14 

^         T^                     %  * 

1.  Samuel 

is 

13.14 

U*    7 

2.  Parahpomena 

1.    3 

VI,   4 

16,    5 

n,  2 

13,10                I,  5 

1,    3 

XVI,   2 

19,  22  (21) 

IX,   2 

14,13(14)      IV,  9 

§  3.  Die  Sprache  der  Quellenachrift. 


59 


2.  Parali 

pomena 

Hiob 

Psalmorum 

18,18 

VI,  13 

34,16 

III,   6 

89,  53  (52) 

IV,  12 

19,  4 

XV,  2 

42,    2 

11,13 

95,  6 

XI,   8 

20,    7 

in,  n 

Y^               « 

6 

XT,11 

21,12 

IV,   7 

Fsalmorum 

97,    6 

IX,   8 

24,  3 

V,   5    15,   2 

1,    3 

98,    3 

m,i6 

29,28 

I,   7 

16,    9 

IIT,   9 

3 

TX,   6 

30,    1 

XVI,    1 

10 

IX,   2 

100,    5 

ITT,  12 

26 

VI,  10 

18,    3 

IV,  13 

103,    1 

ITT,   8 

31,16 

I,   5 

18  (17) 

IV,  15 

17 

111,12 

16 

XIII,  2 

26 

II,   3 

21 

VI,  13 

17 

%    2 

19,   2 

VI,   9 

104,31 

VI,   9 

34,22 

X,    1 

22, 11  (10) 

1,12 

105,    8 

IV,  16 

35,    4 

I,    5 

24,    8 

m,  11 

9.10 

IV,  17 

4 

VI,    2 

25,    6 

IV,  14 

106,    4 

IV,  12 

36,21 

1,17 

26,    7 

m,  6 

10 

IV,  15 

27,    4 

X,    3 

45 

IV,  16 

Esra 

28,    2 

III,   6 

48 

IV,  12 

2,    1 

VI,    3 

31,    8(7) 

m,  9 

107,    9 

m,15 

**7         * 

2,61 

I,    2 

8(7) 

m,  10 

10 

IV,  23 

3,  8 

XIII,  2 

33,11 

IX,  11 

HO,    1 

UI,    5 

7 

7,    6 

IV,  10 

1  34,  10 

IIT,  15 

111,    9 

ITT,  11 

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35,    9 

III,   9 

9 

IV,  12 

Nehemis 

l 

37,82 

XII,  2 

9 

X,   4 

7,   2 
63 

VI,  14 
IV,   3 

41,  14  (13) 

IV,  12 

113,    6 

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45,16 

1,11 

118,  15 

m,  13 

50,  23 

IX,    6 

119,  41 

IX,   5 

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69,  14  (13) 

VI,  14 

122,    6 

III,    2 

71,    6 

1.12 

126,    3 

IV,   2 

7,    9 

XVI,   9 

19 

IIT,  11 

130,  7 

V,   4 

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72,10 

XI,  11 

8 

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15 

XI,  11 

132, 17 

IV,  13 

1,    1 

I,   3 

18 

IV,  12 

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IV,   4 

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5,11 

m,  14 

79,13 

X,    4 

3,    4 

XVI,  15 

6,23 

IV,  18 

82,    6 

11,    7 

4,21 

XVI,  14 

16,19 

VI,  14 

85,  14  (13) 

1,14 

6,  9 

y,  5 

19,27 

IX,    6 

89,  11  (10) 

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12 

VI,  14 

22,    9 

III,  15 

49  (48) 

TX,    2 

9,    6 

IV.  23 

60 


Das  KindheitBOTcaigeliam. 


Jesaia 

Jesaia 

Ezechiel 

2,    3 

VI,    1 

51,   8 

ITT,  12 

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1,22 

52,10 

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V,  8 

5,    9 

m,  6 

10 

TX,   7 

34, 2S 

XI,  6 

7,14 

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VI,  14 

36,   3 

IV,  11 

14 

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58,   8 

IV,  22 

37,24 

I,  3 

14 

VI,  12 

59,    8 

IV,  23 

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14 

TX,  10 

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VI,   9 

Daniel 

8,14 

IX,  10 

1.2 

IV,  22 

2,13 

VI,   1 

9,    2 

IV,  22 

2 

IV,  23 

19 

IX,   4 

2 

IV,  23 

6 

XI,  11 

5,20 

TTT,  14 

6 

VI,  11 

19 

XI,  i 

7,14 

II,   8 

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IX,    1 

28 

VI,  19 

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VI,  14 

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IV,  22 

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XI,  1 

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1.11 

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VI,   1 

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Jeremia 

25 

VI,  11 

28,16 

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4,30 

XIV,   2 

10,    8 

1,19 

31,    6 

1,13 

11,    5 

IV,  17 

12 

1,10 

35,    4 

IV,  15 

12,   5 

VI,  14 

16 

IV,   8 

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VI,  12 

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IV,  13 

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IV,  15 

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VI,  12 

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IV,  22 

Arnos 

1 

3 

IV,  20 

31,20 

111,16 

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IX,    6 

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VI,    1 

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IX,   8 

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IV,  19 

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VI,  14 

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46,13 

IX,    8 

Ezechiel 

4,    7 

II,  8 

49,    1 

VII,   2 

4,    8 

XVI,   3 

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6 

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5,    2 

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XI,  « 

22 

IX,   4 

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IX,  1 

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IX,   8 

17 

XIV,  2 

20 

111,17 

5 

IX,   6 

24,27 

IV,   8 

20 

IV,  17 

§  3.  Die  Sprache  der  Quelleiuchrift. 


61 


Habakak 
3,    2 
13 

18 

Sacharja 

3,    1 

8,   6 

Maleachi 

1,  5 

2,  6 

3,  1 


m,16 
IV,  21 

m,  9 


I,   8 
11,13 


IX,  6 
1,13 
1,14 


Maleaohi 

3,  1 
2 

18 
20 
23 
24 

Judith 

1,    6 
2,22 

4,  7 
10,    9 


IV,  20 

IV,  24 

1,14 

IV,  22 

1,14 

1,14 


UI,    1 

m,  1 

m,  1 
m,  7 


Judith 
11,20 

13,18 

Tobith 
12,   9(8) 

Sirach 

18,17 
51,    1 

Barnch 
4,21 


XVI,   7 
III,    4 


X,    3 


II,   3 

m,  9 


IV,  18 


Aus  vorstehender    sprachTergleichender    Analyse    der   zum 
Eindheitsevangelium   gehörigen  Perikopen   und  aus  dem  ange- 
f&gten   Register    der    alttestamentlichen  Parallelen  ergibt   sich 
'  folgender  Sachverhalt: 

1.  Der  Text  des  KindheitseTangeliums  ist  nicht  blos  in  seinen 
poetischen  Bestandtheilen,  sondern  ebenso  sehr  in  seinen 
prosaischen  Partien  auf  Schritt  und  Tritt  von  Hebraismen 
durchzogen  und  von  alttestamentlichen  Parallelen  beeinflusst 

2.  Aber  es  ist  nicht  etwa  eine  mosaikartige  Composition,  welche 
die  Hand  eines  Gompilators  und  Plagiators  verriethe,  sondern 
es  ist  die  Sprache  eines  freien  Geistes,  welcher  gänzlich  im 
Alten  Testamente  lebte  und  webte  und  dem  gerade  aus  den 
besten  BQchem  des  Alten  Testamentes  die  Reminiscenzen  un- 
gesucht von  selbst  von  allen  Seiten  zuflössen. 

3.  Dieser  schriftstellerische  Charakter  ist  nicht  blos  in  Lc.  1.  2, 
sondern  ganz  ebenso  in  Mt  1.  2  wahrzunehmen  (namentlich 
auch  in  der  starken  Vorliebe  fUr  die  Genesis)  und  nur  der 
eine  —  in  der  Sache  selbst  begründete  —  Unterschied  ist 
zu  constatieren,  dass,  da  der  erste  Evangelist  die  poetischen 
Stücke  der  Quellenschrift  ganzlich  weggelassen  hat,  seine 
Darstellung  nur  wenige  Reminiscenzen  aus  den  poetischen 
und  prophetischen  Büchern  des  Alten  Testamentes  darbietet. 

4.  Die  Sprache  des  Verfassers,  in  welcher  keine  einzige  be- 
weisende Spur  eines  aramäischen  Grundteztes  zu  finden  ist'), 


1)  Dass  auch  das  einzige  aramaisierende  Wort  des  Kindheitsevange- 


g2  Das  Kindheitsevangeliam. 

» 

bewegt  sich  bezüglich  der  prosaischen  Partien  in  der  edelsten 
.  hebräischen  Prosa  and  erhebt  sich  in  den  poetischen  Stücken 
bis  zu  den  reinsten  Höhen  der  alttestamentlichen  Psalmen- 
dichtung und  Prophetie. 
5.  Wie  der  Verfasser  der  Quellenschrift  im  hebräischen  Alten 
Testamente  lebte  und  webte,  so  war  der  Übersetzer  in  der 
Septuaginta-Übersetzung  zu  Hause  und  von  derselben  stark 
beeinflussi 

Dieser  letzte  Punkt,  nämlich  die  Übereinstimmung  der  in 
Mt.  1.  2  und  besonders  in  Lc.  1.  2  vorliegenden  Sprache  mit 
dem  Griechisch  der  LXX,  konnte  so  gedeutet  werden  und  ist 
von  Feine  so  gedeutet  worden,  dass  die  Quellenschrift  des  Kind- 
heitsevangeliums ursprünglich  in  griechischer  Sprache,  und  zwar 
in  Nachahmung  des  Septuaginta-Griechisch,  verfasst  und  dass 
lediglich  dadurch  die  Fülle  der  Hebraismen  und  der  Schein 
einer  ursprünglichen  hebräischen  Abfassung  entstanden  sei. 

Aber  bei  sorgfältiger  Yergleichung  der  vorverzeichneten  ^ 
Parallelen  aus  dem  A.T.  wird  der  aufmerksame  Leser  finden,  dass 
der  griechische  Text  des  Eindheitsevangeliums,  bei  aller  Ver- 
wandtschaft mit  dem  Septuaginta-Griechisch  im  Allgemeinen, 
gleichwohl  im  Einzelnen  nicht  nur  von  demselben  unabhängig, 
sondern  ihm  auch  vielfach  überlegen  ist  Vollends  hinfallig  wird 
die  von  Feine  aufgestellte  Annahme  eines  griechischen  Originals 
durch  die  Herbeiziehung  der  neutestaroentlichen  Paralleltexte, 
namentlich  aus  dem  johanneischen  Prologe,  sowie  durch  Ver- 
gleichung  der  aussercanonischen  Paralleltexte,  besonders  bei 
Justin.  Durch  das  daraus  sich  ergebende  Vorhandensein  zahl- 
reicher Übersetzungsvarianten  wird  die  Annahme  einer  vorcano- 
nischen  hebräischen  Grundschrift  zur  Evidenz  erhoben.  Das 
nachstehende  Varianten- Verzeichniss,  dessen  Erläuterung  in  §  4, 
zum  Theil  auch  in  §§  6  ff.  zu  suchen  ist,  wird  dies  bezeugen. 

Imms:  atxega  bereits  dem  Septuaginta-Griechisch  angehörte  und 
mithin  eine  Warnung  för  diejenigen  bildet,  welche  aus  einzelnen  Ara> 
maismen  anf  einen  aramäischen  Gesammtcharakter  des  Urtextes  schliessen 
möchten,  ist  bereits  oben  zu  Lc.  1,  5  hervorgehoben.  Aramaismen  waren 
zu  jener  Zeit  ebensowohl  in  das  Hebräische  wie  in  da^enige  griechische 
Idiom  eingedrungen,  in  welchem  man  die  hebräischen  Quellen  den 
griechisch  redenden  Juden  verständlich  machte.  ^ 


§  3.  Die  Sprache  der  Quellenschrift. 


63 


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64 


Das  KindheitBeyangeliam. 


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§  3.  Die  Sprache  det  Quellenachrift. 


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§  3.  Die  Sprache  der  Qaellenschrift.  67 

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§  4.  Texte  nnd  Untersuchnngen.  69 

Selbst  wenn  die  Hälfte  der  vorstehend  verzeichneten  Va- 
rianten als  Willkürlichkeiten  der  Abschreiber,  als  Freiheiten 
der  citierenden  Schriftsteller  oder  als  Umgestaltangen  der  spä- 
teren Redaktoren  in  Abrechnung  zu  bringen  wären,  so  würde 
die  übrig  bleibende  Hälfte  der  Varianten  als  Übersetzungs- 
varianten  den  Beweis  dafür  liefern,  dass  der  hebraisierende  Cha- 
rakter der  Quellenschrift  nicht  aus  einer  Nachahmung  des 
Septuaginta-Griechisch  sich  erklären  lasse,  sondern  dass  vielmehr 
die  Sprache  der  Quellenschrift  selbst  unzweifelhaft  die  hebräische 
Sprache  gewesen  sei.  Aber  weiter  ergibt  sich  die  wichtige 
Folgerung,  dass,  da  die  Zahl  der  Varianten  gleichmässig  auf 
beide  canonische  Texte  sich  erstreckt,  jene  hebräische  Quellen- 
schrift in  der  That  von  beiden  Evangelisten  benützt  worden  sei. 
Obwohl  der  erste  Evangelist  seine  Quellen  stärker  überarbeitete 
als  der  nach  Lc.  1,  1 — 4  und  Act.  1,  1 — 3  zwar  eines  besseren 
Griechisch  fähige,  aber  seine  hebraisierenden  Quellen  weniger 
antastende  Lucas  und  obwohl  daher  Mi  1.  2  eine  etwas  weniger 
hebraisierende  Färbung  trägt  als  Lc.  1.  2,  so  ergibt  sich  doch 
aus  einer  sorgfältigen  analytischen  Vergleichung  der 
zum  Kindheitsevangelium  gehörigen  canonischen  Texte 
mit  den  hebräischen  Texten  und  dem  Septuaginta- 
Griechisch  des  A.  T.  einerseits  sowie  mit  den  ausser- 
canonischen  Parallelvarianten  des  Kindheitsevange- 
liums andererseits  das  Vorhandengewesensein  einer 
gemeinsamen  hebräischen  Quellenschrift,  welche  bei- 
den canonischen  Relationen  (Mt.  1.  2.  Lc.  1.  2)  zu  Grunde 
liegt. 

§4. 
Texte  nnd  Untersucliiingen. 

Hier  in  §  4  folgen  die  zum  Kindheitsevangelium  gehörigen 
aussercanonischen  Paralleltexte  mit  den  erforderlichen  Unter- 
suchungen, zu  deren  zweckmässiger  Anordnung  das  Kindheits- 
evangelium in  17  Perikopen  eingetheilt  ist.  Jeder  dieser  Peri- 
kopen  ist  eine  quellenkritische  Übersicht  vorausgeschickt. 


Dos  EindheitMTaiigeliQiii. 


§  4.  Texte  und  Untersuchungen.  71 

I.  Die  Ankündigung  der  Geburt  Johannis. 

JiC  1,  5—25. 

Zu  dieser  Perikope  finden  sich  fast  gar  keine  aussercano- 
nischen  Paralleltexte.  Die  Ursache  solcher  Erscheinung  liegt 
in  dem  umstände,  dass  die  apokryphen  Eyaügelien  diese  Peri- 
kope völlig  unberücksichtigt  gelassen  haben,  sowie  dass  auch 
Justin  nur  einige  wenige  Notizen  giebt,  durch  welche  seine 
Bekanntschaft  mit  dem  Inhalt  dieses  Abschnittes  sich  verräth. 
Die  Fülle  aber  von  Hebraismen  und  alttestamentlichen  Parallelen, 
welche  gerade  den  Text  von  Lc,  1,  5—25  in  ganz  besonderer 
Weise  durchdringt  und  begleitet,  erweist  an  sich  schon  die  Zu- 
gehörigkeit der  Perikope  zu  dem  ursprünglichen  Kindheitsevan- 
.gelium.  Dieselbe  bildet  die  nothwendige  und  unentbehrliche 
Einleitung  zu  der  Oeburtsgeschichte  Jesu,  welche  durch  die 
fantastischen  Vorgeschichten  der  apokryphen  Evangelien  in 
keiner  Weise  ersetzt  wird.  Überdem  ersieht  man  aus  Joh.  1,  6, 
dass  der  vierte  Evangelist  sie  kannte  und  nach  ihrer  Be- 
deutung würdigte.    Vgl.  §  6,  5. 

3.*   Lc.1^6. 

a.  Ep.  Eccl.  Lugd.  ap.  Eus.  V,  1,  9. 

övve^icovcd-ai  r^  rov  xQsaßvziQOv  Zccxaglov  /laQtvgla' 
jtejtogevTo  yovv  kv  naoaiq  xalq  ivxoXalq  xal  öi- 
xaccofiaoi  rov  xvqIov  afiefiJtrog. 

b.  Lc.  1,  6.     7]0ap   ÖS  dlxaioi   anq>6xBQoi    ivavxlov   rov  d^eov, 

jtogevo/ievoi  kv  Jtaoaig  ralq  ivroXalq  xal  dixacci- 
fiaöip  rov  xvqIov  afisfiJtroi. 

Die  wortgetreue  Bezugnahme  der  gallischen  Gemeinden  auf 
Lc.  1, 6  weist  auf  die  Benützung  des  griechisch-canonischen  Textes 
hin  und  unterstützt  die  —  Heft  I,  39  erwähnte  —  Hypothese 
Robinsons  von  einer  Rückübersetzung  dieser  Stelle  aus  dem 
Lateinischen  keineswegs. 

*)  Diese  Zahlen  beziehen  sich  auf  die  Verse,  in  welche  die  17  Peri- 
kopen  des  EindheitBevangeliams  zerlegt  sind.    Vgl.  §  5. 


72  I^&8  KindheitBeTangeliimL 

10.  Le.  1,  IS. 

a.  Jnst.  Dial.  c.  Thryph.  c.  84.  p.  310  D. 

^EXiodßsT  ri  xov  ßajtxiOxriv  *I<oavvrjv  rsxovCa. 

b.  Lc.  1,  1 3. 

^  ywTj  aov  ^EXiaaßer  yevp^aei  vlov  cot,  xal  xakiasig  xb 
opofia  avxov  ^Icoavvtjv, 

Die  Bekanntschaft  Justins  mit  der  gegenwärtigen  Perikope 
des  Eindheitsevangeliums  wird  aus  den  oben  ersichtlichen  wie 
aus  den  zu  Lc.  1,  17  nachfolgenden  Citaten  evident  Ob  die 
Variante  xIxxbiv  (=  yevväv)  auf  schriftstellerischer  Freiheit  oder 
auf  einem  aussercanonischen  Texte  beruht,  lässt  sich  nicht  ent- 
scheiden. 

14.  Lei,  17* 

a.  Just.  DiaL  c.  Tryph.  c.  49.  p.  268  C. 

XTJg  cjtQcixTjg   g)av€Q(Dö6(og  xtjqv^  XQOTJk&^e  x6  av  *HXla 
Yevofisvov  Jtvevfia  xov  &eov,  iv  ^loavvy. 

b.  Ibidem  c.  50.  p.  269  D. 

^p  XQOsX^Xvß-ep  avxov  xov  xvqIov  t]fiöip  *Ij]aov  O^Qiaxov 
xovxov  *Ia)appf]g  6  ßojtxiaxfjg  xal  jtQog>^xf]g  yepofiBPog. 

c.  Lc.  1,  17. 

xal  (xvxog  ngoeXavCexai  ipcojtiop  avxov  kp  jtpevfiaxi 
xal  övpaftei  ^HXla. 

Die  von  Justin  gebrauchten  Ausdrücke  setzen  hier  im 
Wesentlichen  den  Text  von  Lc.  1,  17  voraus. 

IL  Die  Ankündigung  der  Geburt  Jesu. 

Lc.  1,  26—38.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.  100.  Protev.  Jac.  c.  14.  Ev. 
Ps.-Matth.  c.  10.  11.  Ev.  de  Nativ.  Mar.  c.  10.  Hist.  Josephi 

c.  5.  6.  17. 

Der  nachfolgende  Abschnitt,  welcher  die  vaterlose  Empfangniss 
des  Davids-Sohnes  in  sich  schliesst,  bildet  den  Höhepunkt  des 
ganzen  Kindheitsevangeliums,  und  wiederum  die  höchste  Spitze 
darin  stellt  sich  in  den  Worten  dar,  welche  die  Empfangniss 
selbst  verkündigen,  also  namentlich  Lc.  1,  31.  35.    Nach  Usener, 


§  4  Texte  und  üniersachongen.  73 

Holtzmann,  besonders  aber  Hillmann,  ist  die  Idee  einer  über- 
natürliclien  Zeugung  Jesu  auf  heidenchristlicliem,  ursprünglich 
hellenistischem,  Boden  erwachsen,  und  demgemäss  sucht  Hill- 
mann namentlich  Lc.  1,  35  als  eine  spätere  heidenchristliche  In- 
terpolation darzuthun,  welche  in  das  von  Haus  aus  judenchrist- 
liche Kindheitsevangelium  eingedrungen  sein  soll. 

Diese  Auffassung  scheitert  aber  sowohl  an  inneren  als 
äusseren  Gegengründen.  Vom  Gesichtspunkt  der  inneren  Kritik 
aus  muss  man  die  XJnentbehrlichkeit  yon  Lc.  1,  35  ftir  den  Gon- 
text  constatieren.  Es  würde  für  das  ganze  Gespräch,  welches 
Lc.  1,  28 — 38  wiedergegeben  ist,  welches  sprachlich  und  sachlich 
den  Charakter  der  Einheitlichkeit  trägt,  eine  unerträgliche  Lücke 
entstehen,  wenn  dasjenige,  worauf  die  ganze  Darstellung  zu* 
strebt,  gestrichen  werden  sollte,  und  es  ist  nicht  abzusehen,  wie 
nach  Beseitigung  der  vaterlosen  Empfangniss  des  yerheissenen 
Messias  ein  einigermasseil  befriedigender  Context  herzustellen 
wäre. 

Die  äusseren  Zeugen  aber  für  die  Ursprünglichkeit  von  Le. 
1,  31.  35  sind  zunächst  der  erste  und  der  vierte  Evangelist, 
Zeugen  von  dem  höchsten  Gewicht  und  von  entscheidender  Be- 
deutung. Dass  der  erste  Evangelist  die  Empföngniss  und  die 
Geburt  des  Messias  von  einer  jtagd'ipog  kannte,  obwohl  in  dem 
von  ihm  aufgenommenen  geschichtlichen  Text  die  Bezeichnung 
naQd^ivoq  fehlt,  geht  doch  mit  Bestimmtheit  aus  dem  alttesta- 
mentUchen  Citate  hervor,  welches  er  seinerseits  der  Erzählung 
eingeflochten  hai    Vgl.  die  Erläuterung  zu  Mt.  1,  22.  23. 

Dass  er  aber  femer  auch  das  jtvtv/ia  ayiov  als  den  jfaktor 
der  Empfangniss  in  seiner  Quelle  gelesen  hat,  bezeugen  die 
Worte  Mt.  1,  20:  t6  yag  kv  avzfj  yevprjd^hv  kx  Jtvevfiarog  ioxtv 
aylov.  Diese  Übereinstimmung  mit  Lc.  1,  35  ist  ein  Haupt- 
grund mit  für  die  anzunehmende  Identität  der  Quelle,  aus 
welcher  der  erste  und  dritte  Evangelist  geschöpft  haben.  Aber 
gesetzt  auch  den  Fall,  dass  die  vom  ersten  Evangelisten  be- 
nützte Quellenschrift  mit  der  Urschrift  des  lucanischen  Eind- 
heitsevangeliums  nicht  identisch  wäre,  so  steht  doch  fest,  dass 
das  erste  canonische  Evangelium  nicht  auf  heidenchristlichem, 
sondern  auf  judenchristlichem  Boden  erwachsen  ist  und  dass 
daher  in  judenchristlichen  Kreisen  schon  vor  Lucas  die  nagd-B- 
voyiveia  kx  jtpsvfiarog  aylov  nicht  blos  bekannt,  sondern  als  ein 


74  ^^  Kindheitsevangelium. 

Stück  des  christlichen  Olaubens  anerkannt  warJ)  Die  angeb- 
liche heidenchristliche  Interpolation  von  Lc.  1,  35  ist  mithin  eine 
grosse  literärkritische  Yerirrung. 

Dass  Lc.  1,  35  bereits  der  hebräischen  Urschrift  des  Eand- 
heitsevangeliums  angehört  hat,  wird  femer  aus  dem  johan- 
neischen  Prolog  ersichtlich.  YgL  nachstehend  die  Erläuterungen 
zu  Lc.  1,  35.  Nach*  dem  ursprünglichen  Texte  von  Joh.  1, 13 
ist  auch  Lc.  1,  34  als  quellenmässig  beglaubigt.  Das  Gewicht 
dieser  Thatsachen  wird  am  Schlüsse  der  ganzen  Untersuchung 
voll  und  ganz  hervortreten. 

Nur  Eines  wird  bezüglich  der  lucanischen  Darstellung  zu- 
gestanden werden  müssen,  dass  Lc.  1,31  (32)  nicht  dem  ur- 
sprünglichen Wortlaut  entspricht,  dass  vielmehr  an  dieser 
Stelle  der  dritte  Evangelist  eine  Abwandelung  des  Urtextes  sich 
gestattet  hat,  wodurch  die  Frage  der  Maria  v.  34  unverständlich 
geworden  ist.  Auch  hier  ist  der  johanneische  Prolog  ein 
sicherer  Wegweiser.  Es  wird  durch  denselben  offenbar,  dass  der 
Drtext  von  Lc.  1,  31.  35  den  Höhepunkt  in  dem  vorcanonischen 
Kindheitsevangelium  bildete. 


1)  Dies  wird  auch  durch  die  patristiBchen  Nachrichten  bestätigte 
Während  die  strengeren  Ebioniten  haeretischer  Richtung  die  vaterlose 
Geburt  Jesu  leugneten  (vgl.  Iren.  III,  21, 1:  ol  ^ßiwvaZoi  i^  ^Iwatjfp  avtov 
yeysw^a^ai  <pdaxovaiv  —  H.  E.  VI,  17:  olIqsüi^  6i  iaxiv  tj  rwv  'Eßiwvtdav 
oxfxo}  xaXovfJLivfi  xuiv  xov  Xqiüxov  iS  ^01(7179)  xal  Magiaq  ysyovhai 
<paax6vTwv)f  folgte  das  kirchlich  gerichtete  Judenchristenthum  dem  ersten 

Evangelium.    Vgl.  Eus.  H.  E.  III,  27,  3:  äXXoi ix  mxQHvov  xal  ayiov 

nvevfiaxoq  firi  ägvovfjisvoi  ysyovivai  xov  xvqiov  —  ebenso  Orig.  c  Cels. 
V,  61).  Die  Ursprfinglichkeit  und  das  höhere  Alter  der  letzteren  Richtung 
wird  nicht  nur  durch  das  judenchristliche  Evangelium  selbst,  sondern  auch 
durch  den  von  Epiphanius  (Haer.  XXX,  14)  auf  Grund  älterer  Quellen 
berichteten  Umstand  bezeugt,  dass  das  erste  Evangelium  bei  den  ältesten 
Judenchristen  in  unverkürzter  Gestalt  —  einschliesslich  also  von  Mt.  1.  2 
—  gebraucht  wurde,  während  der  spätere  Ebionitismus,  wie  auch  das  mit 
Mt.  3, 1  beginnende  Hebräerevangelium  zeigt,  die  Capp.  Mt.  1.  2  —  offen- 
bar wegen  der  darin  enthaltenen  Jungfrauengeburt  —  gestrichen  hat.  Vgl 
Agrapha  S.  330f. 


§  4.  Texte  und  Untersuchungen.  75 


1.  2.  Lc.  1, 26.  27. 

a.  Symbolum  ecclesiae  Romanae  Ghraece  ap.  Epiph.  Haer.  LXXII,  3. 

p.  836  B. 
TOP   yevvTid-ivxa   ix  jtvBVftazog  äylov  xal  MaQlag   r^g 
Ttagd-svov. 

b.  Aristid.  ApoL  c.  15.  Graece  p.  110  ed.  Robinson. 

ajt  ovgavov  xaraßag  öia  ri^v  ctortjQlav  r<5p  ävd'Qcijtcov' 
xal  ix  jtaQd-ivov  äylag  yspinjd'slg. 

c.  Arist.  ApoL  c.  15.  Translated  from  the  Syriac  p.  36  ed.  Ro- 

binson. 
Grod  came  down  from  heaven,  and  from  a  Hebrew  virgin 
took  and  clad  Himself  with  fiesh  —  tbis  Jesus,  then,  was 
bom  of  the  tribe  of  the  Hebrews. 

d.  Arist.  Apol.  Armen.  Fragm.  p.  29  ed.  Robinson. 

de  caelis  descendit  ex  Hebraea  Yirgine  natus,  ex  Virgine 
carnem  assumpsit  —  Ipse  est  Verbum,  qui  ex  progenie 
Hebraica,  secundum  carnem,  ex  Maria  Virgine  Deipara 
natus  est. 

e.  Ign.  ad  Ephes.  VII,  2.  p.  12, 1. 

ip  öoQxl  YSPOfispog  d-sog,  iv  d-aparq)  ^cotj  aXrid^iprj,  xal  ix 
Mag  lag  xal  ix  d-sov, 

f.  Ign.  ad  Ephes.  XVIII,  2.  p.  22,  12. 

6  ycLQ  d'Bog  ^fi£p  ^hjoovg  6  XQiCrog  ixvog>OQ7Jd'fi  vjtb 
MaQlag  xax  olxopofilav  d^sov  ix  OJi^gfiazog  fihv  Aaßlö, 
jtPBVfiaxog  6b  äylov  og  iysppi^d-r], 

g.  Ign.  ad  Trall.  IX,  1.  p.  50,  15. 

Tov  ix  yipovg  Aaßlö,   rov  ix  Maglag,  og  dXfjd^cig  iysp- 

h.  Ign.  ad  Smyrn.  I,  1.  p.  82,  IL 

TOP  xvQiop  '^fimp,  dXr/d^cog  opxa  ix  yepovg  Aaßlö  xaxa 
öaQxa,  vlop  d^eov  xaxa  d'iZtjfia  xal  övpafiip  ß-sov  yeysPTj' 
uipop  aXrrd^Ag  ix  Jtaod-ipov. 

i.  Just.  ApoL  I,  46.  p.  83  E. 

öia  jcagd-ipov  apB'QOinog  djtextn^d-f]  xal  ^Irjoovg  ijtopo- 
fiacd^rj. 


7ß  Das  Kindheitseyangelium. 

k.  Jusi  Dial.  c.  Tryph.  a  63   p.  286  B. 

ovrog  dia  zfjg  jtaQd-ivov  avd-QcoJcoq  yBVt^jd'fjpcu  xara 
rfjv  rov  jtaxQoq  aixov  ßovXijöip  vJtifisivev. 

1.  Ibid.  c.  105.  p.  332  C. 

xal  vörsQOV  avd-gcojtog  öia  rrjg  xaQ^ivov  ysvo/iepog. 
(og  äjto  rSv  äjtofivTjfiovevfiarcov  ifiad-Ofisv. 

m.  Ibid.  c.  113.  p.  340)  D. 

ort  xal  av9-Q(DJcog  yevvrjd^nvai  öia  rrjg  JtagO^ivov  Ma- 
glag  fjjL&e. 

n.  Ibid.  p.  120.  p.  348  B. 

xara  ttjp  olxopofilap  xiw  öia  rijg  jtaQO^dpov  Mag  tag  6 
XgcöTog, 

0.  Ibid.  c  127.  p.  357C. 

Ol'  xal  apQ^QWjtov  ^epprid-^pat  öia  rijg  jcaQ&ivov  ße- 
ßovXrjrai, 

p.  Ibid.  c.  45.  p.  264  A. 

öia  TTJg  jtagO^ipov  ravzTjg  xrjg  ojto  rov  yspovg  rov 
Aavlö  yBPPTid^fjpai.  — — 

q.  Just.  ApoL  I,  32.  p.  74  D. 

öia  yag  Jtagd^ivov  rijg  cbto  rov  öJtiQfiarog  'laxciß,  rov 
yspofiivov  jtargog  ^lovöa,  rov  öeötjXrjfiepov  *Iovöalmv  xa- 
jQog,  öia  övpafisoog  d^eov  djtsxvi^d'7]. 

r.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.  23.  p.  241 B. 

rop  xara  r^p  ßovjLr/p  rov  d-eov  öl^a  afiagrlag  öia  rijg 
djto  yipovg  rov  *Aßgaa(i  jragd-ipov  yepprjd-dpra  viop  d-sot) 
'irjCovp  XgiOrop. 

s.   Ibid.  c.  43.  p.  261  C. 

rop  öia  rijg  djto  rov  yipovg  rov  *Aßgaa[i  xal  q>vXijg  ^lovöa, 
xdi  JavXö  Jtagd'ipov  yspprjMpra  vlop  rov  d^eov  Xgiorop. 

t.   Ibid.  c.  200.  p.  326  D. 

öia  rrjg  düto  yipovg  avrSp  Jtagd^ivov  öagxojtoitjd'slg. 

u.  Ibid.  c.  100.  p.  327A. 

vlop  ovp  dpd-gcojcov  lavrop  iZeysp,  ijroi  ano  rr^g  ysppt)- 
a6a)g   rrig   öia   Jtagd'svov,   nrtg  i]P,   tog  lg>rip,   asto  rov 

AavXö  xal  ^laxihß  xal  ^löaax  xal  ^Aßgaafi  yipovg,  ^  öia 
ro  elpai  avrop  rop  ^Aßgaäfi  Jtariga  xal  rovrwp  xaxfjgtO^- 
(irjfiipwp,  ig  <^p  xarayei  r}  Magla  ro  yipog. 


§  4.  Texte  und  Untersuchungen.  77 

V.  Ephraem  Syr.  Ev.  concord.  expos.  ed.  Mösinger  p.  26. 

Eadem  scriptara  dixit,  utrumque  Josephum  et  Mariam 
esse  ex  domo  David. 

w.  Aphraates  Hom.  XXIII.  p.  388  ed.  Bert. 

Und  Jesus  wurde  von  der  Jungfrau  Maria  geboren  von 
dem  Samen  des  Hauses  David,  von  dem  heiligen  Geist, 
wie  geschrieben  steht:  Joseph  und  Maria,  seine  Ver- 
lobte, waren  beide  von  dem  Hause  Davids. 

X.  Ev.  de  nativ.  Mariae  c.  9.  p.  119  ed.  Tischendorf. 
missus  est  ad  eam  angelus  Gabriel  a  deo. 

y.  Just.  Apol.  I,  33.  p.  75  A. 

xal  6  djtoöraXslg  öh  JtQog  avzfjv  rrjv  Jtagd-ivov  xaz 
kxelvo  xov  xaiQov  ayyeXog  d^eov. 

z.  Lc.  1,  26.  27. 

djtsCraXTj  6  ayysXog  FaßQtijX  ajto  xov  9-eov  slg  jtoXtv 
xrig  rakiXalag,  ^  ovofia  Na^aQid^,  JtQ 6g  Jiagd-ivov  ifipt]- 
arevfiipijv  avögl  cp  ovofia  ^Icoorjg),  ig  olxov  Javld, 
xaL  xo  opofia  xrjg  Jtagd-ivov  Magcd/i. 

Darauf,  dass  schon  der  erste  Evangelist  durch  die  Fassung 
seines  Citates  Mt.  1,  23:  löov  fj  jtagd'ipog  hp  yaOxQl  ?ge«  xxX. 
den  Text  von  Lc.  1,  27:  :;cQog  JtaQd-spop  —  der  einzigen  Stelle, 
wo  in  der  Erzählung  des  Kindheitsevangeliums  der  Ausdruck 
jtaQ&ipog  vorkommt  —  als  quellenmässig  beglaubigt,  ist  soeben 
hingewiesen  worden.  Ein  weiterer  gewichtiger  Zeuge  ist  das 
Symbolum  Romanum.  Noch  älter  dürfte  das  altorientalische 
Symbolum  sein,  wie  es  aus  Aristides,  Ignatius  und  Justinus 
erkennbar  wird  und  wie  es  bei  der  Wichtigkeit  der  Sache  in 
einem  besonderen  Excurs  am  Schlüsse  dieses  Heftes  behandelt 
ist.  Dortselbst  sind  auch  noch  alle  diejenigen  Stellen  aus 
Justin  aufgenommen,  welche  lediglich  als  Bruchtheile  des  alt- 
orientalischen Symbols  —  ohne  weitere  Zusätze  —  sich  erweisen. 
Ans  den  Ergebnissen  der  in  jenem  Excurse  geführten  Unter- 
suchung geht  hervor,  dass  der  aus  Lc.  1,  35  ==  Mt.  1,  20  stam- 
mende Bestandtheil  des  Symbolum  Romanum:  hc  jtpev/iaxog 
dylov  —  in  dem  orientalischen  Bekenntniss  fehlt.  Weder  bei 
Aristides  noch  bei  Ignatius  noch  bei  Justinus  findet  sich 
im  Symbol  an  dieser  Stelle  der  Zusatz:  ix  jtpev/iaxog  dylov, 
obwohl  Justin  den  Text  von  Lc.  1,  35  kennt. 


7g  Bas  Eindheitseyangeliam. 

Bei  allen  drei  Schriftstellern  beschrankt  sich  die  Aussage 
bezüglich  der  Geburt  Jesu  auf  die  Worte:  yevpfjü-ivra  {= 
Yeyspvrj/iivop,  yspvcifievov)  ix  {öia)  rijg  JtaQd-ipov.  Es  geht 
mithin  dieser  Bestandtheil  des  altorientalischen  Bekenntnisses 
nicht  auf  Mt.  1,  20  oder  Lc.  1,  35,  sondern  lediglich  auf  Lc.  1,  27 
zurück.  Der  Zusatz:  i§  oixov  Aaßiö  findet  sich  —  mit  Aus- 
nahme des  Ephraem  und  Aphraates  —  in  keiner  der  Tor- 
stehend  mitgetheilten  Parallelstellen;  i¥ir  lesen  dafür  kx  yipovg 
Aaßlö  (Ignatius)  =  äjto  rov  yspovg  rot?  Aaßlö  (Justin)  =  ix 
öJtiQfiarog  Aaßlö  (Ignatius).  Letzterer  Ausdruck  findet  sich 
auch  bei  Paulus:  yepofiipov  ix  oxigfiarog  Javid  xaxa  oaQxa 
—  Rom.  1,  3.  Die  bestimmte  Angabe,  dass  beide,  Joseph  und 
Maria,  Tom  Hause  David  waren,  gehört  der  syrischen  Kirche 
und  dem  Diatessaron  (vgl  Zahn,  Forschungen  I,  118.  119),  viel- 
leicht also  auch  der  Urschrift  des  Kindheitsevangeliums  an. 
Jedenfalls  war  die  davidische  Abstammung  insbesondere  auch 
der  Maria  gut  beglaubigte  historische  Tradition.  Vgl.  Abschnitt 
XVII.  Bey  schlag  weist  besonders  daraufhin,  dass  der  Mangel 
davidischer  Abkunft  von  seinen  Feinden  Jesu  niemals  vorgeworfen 
worden  ist,  —  so  notorisch  und  unbestreitbar  muss  sie  gewesen 
sein.    Vgl.  Beyschlag,  Leben  Jesu  I,  157. 

3-  Le.1,28, 

a.  Just.  Apol.  I,  33.  p.  75  B. 

äyyeXog  d-eov  evrjyyeXlöato  avrtjp  elxoip, 

b.  Epiph.  Haer.  LXXVII,  7.  p.  1001 C. 

xal  6  raßQirjX  öh  dotpaXSg  evfiyyeU^ero  avt^  Xiywp, 

c.  Epiph.  Haer.  LI,  29.  p.  451  A. 

xa\  (og  evrjyyeXloaro  6  raßQirjX  ttjp  nagd^ipop. 

d.  Iren.  V,  25.  5. 

et  hie  [sa  angelus  Gabriel]  idem  Mariae  evangelizavit. 

e.  Epiph.  Haer.  X.  ^Epdrjfila  Xqiötov  c.  1.  p.  47  C. 

Zayo)  6h  uera  ro  evayysXiad^ijpat  Maniau  ip  Na^aohz  öia 
rov  raßQi7]L 

f.  Epiph.  Anaceph.  p.  135  A. 

fderä  xo  svayysXiad^TJvat  Magta/i  ip  NaCflQix. 


■*  -  X 


§  4.   Texte  und  üntenachungen.  79 

g.  JuBt.  Dial.  c.  Tryph.  c.  100.  p.  327  C 

jtloriv  öh  xäi  x^Q^^  Xaßovaa  Magla  rj  ytagd-spog,  BvayyS' 
Xt^oiiivov  avry  raßQiijX  ayyikov. 

h.  Lc.  1,  28. 

xal  slaeXd-cov  JiQog  avrfjp  6  ayyeXoq  eljtev'  X^^Q^f  ^*" 
XaQiT(Ofidv7j,  6  xvQiog  fisra  aov, 

i.  Protey.  Jaa  c.  11.  p.  21  ed.  Tischendorf. 

xal  löov  qxDvi}  Xiyovca'  x^^Q^>  xexciQt''^G)fidpfj,  6  xv- 
Qiog  fiera  oov,  tvloyrniivrj  ov  iv  ywai^iv, 

k.  Ey.  de  Nativ.  Mar.  c.  9.  p.  119  ed.  Tischendorf. 

ipsam  vero  gratantissime  salutans  dixit:  Ave  Maria,  virgo 
domini  gratissima,  virgo  gratia  plena,  dominus  tecum, 
benedicta  tu  prae  omnibus  mulieribus,  benedicta  prae  Omni- 
bus hactenus  natis  hominibus. 

Der   Zusatz  BvtiyysJilöaro   avrfjp  xal  vor   bIjibv,  welchen 

Justin,  Irenaeus  und  Epiphanius  kannten,  findet  sich  auch 
in  drei  griechischen  Codices  {A  229.  262*),  in  der  Peschittha 
und  in  dem  altlateinischen  Codex  Yeronensis,  in  den  Codd, 
Vercell.,  Palat.  Vindobon.  undCorbejensis^,  aber  mit  der  Variante: 
benedixit  und  dürfte  auch  in  dem  salutans  des  Ev.  de  Nat.  Mar. 
verborgen  sein.  Über  Justins  Worte:  jtlöxiv  6h  xal  x^Q^^ 
Xaßovoa,  welche  im  Protev.  Jac.  c.  12  zu  Lc.  1,  39  wiederkehren, 
vgl.  die  Erläuterung  zu  Lc.  1.  39.  40.  Der  vom  Ev.  de  Nativ. 
Mar.  im  Sinne  der  späteren  Mariolatrie  weiter  ausgeführte  und 
sichtlich  aus  Lc.  1,  42  herübergenommene  Zusatz  im  Protevan- 
gelium  Jac:  evXoyri fiept/  ov  ip  ywac^lp  —  ist,  wenngleich  an 
dieser  Stelle  unecht,  doch  sehr  alt  und  in  den  canonischen 
Texten  nicht  blos  durch  zahlreiche  griechische  Majuskeln,  son- 
dern auch  durch  die  meisten  altlateinischen,  durch  die  S3rrische, 
gothische,  aethiopische  Übersetzung,  sowie  durch  Eusebius 
und  sogar  schon  von  Tertullian  vertreten,  welcher  auch  in 
der  Variante:  benedicit  illam  mit  den  oben  bezeichneten  Itala- 
Codices  zusammentrifft.  —  Die  Anrede  x^^Q^  *=*  ^'j  D"!^®»  ^ozu 
im  Sprachgebrauch  des  ersten  Evangeliums  Mt.  28,  9:  x^/pere  = 
l^:?  CibflJ  zu  vergleichen  ist,  hat  schon  im  Septuaginta-Griechisch 
sein  Analogen.  Vgl.  Jes.  48,  22:  Dibü  T^K  =  LXX:  ovx  loxi 
XcuQeip  =  Jes.  57,  21. 


gO  ^^  EindheitBevangelium. 

5.  Lc.  1,30. 

a.  Protey.  Jacobi  c.  11.  p.  92  ed.  Fabricius. 

xal  löov  ayysXog  xvqIov  ixiori]  Xiy<ov  avr^'  fi^  tpo- 
ßov,  Maglttj  evQsq  yag  %aQiv  ivdjttov  xvqiov. 

b.  Lc.  1,  30. 

xal  ebcev  6  ayyskoq  avry'  fitj  g)oßov,  MaQiafi*  evQiq 
ycLQ  X^Q^^  JCüQa  zw  d-sä. 

c  Protev.  Jacobi  XI,  2.  p.  22.  ed.  Tischendorf. 

xal  Idoi)  ayysXoQ  xvqIov  loxfj  kvwMov  avxi^q  Xiymv 
fiTj   g)oßov,   MaQiafi'    BVQsg    yag  Xclqlv   ivcijtiov  rov 

JtaPTCOV   ÖBÖXOTOV. 

Die  Varianten  kvcijtiov  xvqIov  (Protev.  Jacobi  nach  Fabri- 
cius) =  coram  domino  (Orig.  III,  939)  =  ivcixiov  rov  xavxov 
ösojtOTOv  (Protev.  Jacobi  nach  Tischendorf) = jrapa  tc5  d-ew  (Lucas) 
=  apud  Deum  (Ps.-Mt.  XI,  2)  f&hren  auf  das  hebräische  piKil  *^«1P^ 
zurück.  Interessant  ist  im  Protev.  Jacobi  dabei  der  Zusatz 
ndvrov  zu  ösöxoTov,  weil  er  mit  dem  d-Bog  xAv  oZmv  oder 
ÖBOJioxijg  xcöv  oXa>v  in  aussercanonischen  Taufformeln  zusammen- 
trifft    Vgl  die  Erläuterungen  zu  Mt.  2S,  19  in  Heft  II,  419  ff. 

6.  Lc.  1,S1\ 

a.  Protev.  Jac,  XI,  2.  p.  22  ed.  Tischendorf. 

[xal  löov  ayyBkog  xvqIov  ioxrj  kvcojttov  avxf}g  XiyoV  fifj 
fpoßov,  MaQcafi'  BVQsg  yag  X'^Q^^  ivdjciov  xov  Jtavxwvöi- 
OJtoxov]  xal  övXXTjy)^  ix  Xoyov  avxov, 

b.  Ev.  Inf.  Salvat.  Arab.  c.  1.  p.  181  ed.  Tischendorf. 

Jesum  locutum  esse  et  quidem  cum  in  cuneis  jaceret^  di- 
xisseque  matri  suae  Mariae:  Ego  sum  Jesus,  filios  dei,  o 
Xoyog^  quem  peperisti,  quemadmodum  adnuntiavit  tibi  ange- 
lus  GabrieL 

c.  Epiph.  Anaceph.  p.  135  A. 

liBxa  xo  h.vayyBXici^r\vai  MaQia^i  Iv  NaC,aQBX  xai  awsi- 
X7]g>9'ai  xov  Xoyov. 

d.  Lc.  1,  31. 

xal  löov  avXX^y)i]  kv  yaaxgl  xal  xi§^]  vlov,  xalxa- 
XiOBtg  xo  ovofia  avxov  ^It^aovv. 


§  4.  Texte  und  Untersuchungen.  3X 

e.  Just.  ApoL  I,  33.  p.  75  B. 

[eljcciv]  löov  övXXi^tpjj  ip  yaoxgl  ix  Jtvsvfiazog  äylov 
xal  ti^ti  ^iov,  xal  vlog  iViplörov  xXrjB'i^osTai,  xal  xaXi- 
osig  ro   ovofia  avrov  ^Itjcovp'  avrbg  ygg  öoiaec  rov 

Xaov  airov  gjto  rmv  a/iagricov  avrcöv,  dg  ol  ojtofivrjfiO' 

vevOaPTeg  jcavra  r«  ^sgl  rov  ötDtrJQog  rjfiSp  ^h](Sov  Xql- 
arov  iöiöa^av,  olg  ijtcOTevaafiev. 

Den  Quellentext  gerade  an  diesem  wichtigen  Punkte  wieder 
herzustellen,  ist  nicht*  ohne  Schwierigkeit  Es  haben  jedenfalls 
redaktionelle  Textänderungen  und  Textumstellungen  stattgefunden. 
Ausser  Zweifel  scheint  mir  gestellt,  dass  in  der  Urschrift  die 
Namengebung:  xcd  xaXiasig  ro  opofia  ^lf]Covp  —  durch  den 
begründenden  Zusatz:  avrog  yaQ  öcooei,  top  Xaop  avrov  äjto 
rcöp  äftagzicop  ovtcop  ergänzt  gewesen  ist.  Dafür  spricht  das 
Zusammentreffen  Justins  mit  dem  Protevangelium  Jacobi. 
Es  ist  also  anzuehmen,  dass  dieser  Zusatz,  den  innerhalb  des 
Canons  nur  der  erste  Evangelist  (Mt.  1,  21^)  erhalten  hat,  von 
dem  kürzenden  ^)  Lucas  an  dieser  Stelle  weggelassen*  worden  ist. 
Während  aber  Justin  die  Namengebung  (wie  der  caaonische 
Text  in  Lc.  1,  31  und  wie  das  alttestamentliche  Vorbild  Jes.  7,  14) 
mit  der  Ankündigung  der  Empfangniss  unmittelbar  verknüpft, 
bildet  im  Protevangelium  die  Namengebung  den  Schluss  der 
gesammten  Ankündigung.  Diese  Anordnung,  wonach  die  Namen- 
gebung zwischen  Lc.  1,  35  und  Lc.  1,  36  zu  stehen  kommt,  dürfte 
die  ursprüngliche  sein,  weil  sie  dem  pragmatischen  Fortschritt 
und  der  allmählichen  Enthüllung  des  Geheinmisses  viel  besser 
entspricht,  als  die  sichtlich  von  Jes.  7,  14  beeinflusste  canonische 
Fassung.  Denn  darin  wird  man  der  Kritik  Holtzmanhs,  die 
Hillmann  adoptiert  hat,  zustimmen  müssen,  dass  nach  der  ca- 
nonischen Fassung  der  ersten  Engelverkündigung  von  Lc.  1,  31 
— 33  die  Antwort  der  Maria  in  v.  34:  jtcog  eorai  rovrö,  }jtel 
apÖQa  ov  yipcooxo);  um  so  befremdlicher  wirken  muss,  als  Maria 
„die  Verheissung  des  Engels  nur  auf  die  erste  Frucht  ihrer  be- 
vorstehenden Ehe  beziehen  konnte."  (Holtzmann.  Hand-Com- 
mentar.  Die  Synoptiker  S.  32.)  Anders  gestaltet  sich  der  Sachver- 
halt, wenn  die  erste  Ankündigung  lautete:  ovjLX?]ipy  ix  Xoyov  avrov. 


Vgl.  Heft  III,  836  tf.  und  oben  S.  22  ff. 
Texte  u.  Unteranchungen  X,  5.  *  6 


g2  Dm  Eindheitseyangeliiidi. 

Wir  besitzen  die  erste  Ankündigung  in  einem  drei&chen 
Wortlaut: 

Justin:        l6ov  CvXXr/fpy   i^  yaaxQi  6x  xvBvfUxroq   ajlov 

xai  T^gjy  vlop  — 
Lc.  1,  31^:  xal  Uov  avkXfjy)y  iv  facxQi  xcel  r^gy  viov  — 
Protev.:      xdi  a\)XXri^  feg  jloyot?  amw  [roC  xvqIov] 

Irrelevant  ist  die  Beif&gung  oder  Weglassung  von  iv  YaCzQl, 
da  cvXXafißaveip  sowohl  absolut  als  auch  in  Verbindung  mit  h 
yaörgl  0  das  hebräische  rnSl  wiedergiebt.  Dagegen  der  Zusatz: 
ix  xvevfiarog  äylov,  den  übrigens  Justin  mit  dem  Cod.  Mar- 
cianus  Yenetus  des  ProtevangeÜums  Jacobi  theilt,  ist  an  dieser 
Stelle  unecht  £r  ist  eine  Änticipation  aus  Lc.  1,  35*  und  würde 
die  Frage  der  Maria:  jtwg  iarai  rovro;  erst  recht  überflüssig 
machien.  Der  ursprüngliche  Wortlaut  ist  vielmehr  in  den  Worten: 
cvXXrjy)^  ix  Xoyov  avrov  [zov  xvqIov]  wiederzuerkennen. 
Dafür  sprechen  folgende  Zeugen : 

a,  die  besten  Codices  des  Protevangeliums  Jacobi, 

b,  das  Evangelium  Infantiae  Salvatoris  Arabicum, 

c,  eine  Reihe  von  Aussagen  bei  Justin, 

d,  eine  das  Kindheitsevangelium  betrefFende  Äusserung  von 
Celsus, 

e,  eine  damit  übereinstimmende  Äusserung  bei  Lucian, 

f,  eine  entsprechende  Notiz  bei  Epiphanius, 

g,  das  Fragment  eines  altkirchlichen  Symbols, 

h,  als  der  älteste  und  gewichtigste  Zeuge  der  Johann eische 
Prolog. 
Bei  dem  Protevangelium  Jacobi  kann  man  deutlich 
sehen,  was  auch  sonst  oft  wahrzunehmen  ist,  nämlich  eine  in 
den  späteren  Textgestalten  vorgenommene  Verwischung  des  Ur- 
sprünglichen und  eine  Conformation  zu  Gunsten  der  canonischen 
Texte.  Nach  Fabricius  lautet  die  Ankündigung  im  Protevan- 
gelium ganz  wie  bei  Lucas:  övXXrjtpfj  iv  yaorgL  Gerade  das 
Ursprüngliche  und  Charakteristische  ist  durch  Weglassung  des 
ix  Xoyov  avrov  getilgt.  Denn  dass  diese  Lesart  im  Prot- 
evangelium   die    ursprüngliche    gewesen    ist,    hat   inzwischen 


1)  Justin  (Dial.  c.  Tiyph.  c.  63.  p.  28G  D)  legt  jedoch  Nachdrack 
darauf,  wenn  er  schreibt:  diä  yaarQoq  dvS-Qwneiaq  o  &eo^  xal  naiff^ 
TiSv  oXmv  y€waa9ai  avrov  ^/askkf. 


§  4.  Texte  und  Untersuchungen.  g3 

Tischendorf  festgestellt:  die  neun  besten  Codices,  nättili<^ 
Codd.  ABCDEHIKR,  vertreten  den  TextbestandÜieil;  ix  koyov 
ctitav.  Damit  ist  die  tot  Tischendorf  von  Hofmann  (Das 
Leben  Jesn  nach  den  Apokryphen  1S51.  S.  75.  Anm.)  ausge- 
sprochen gewesene  Ansicht:  ^diese  Worte  sind  offenbar  erst 
später  in  d«n  Text  aus  dogmatischen  Gründen  eingeschoben,  da 
sie  in  den  niesten  Handschriften  fehlen"  —  der  Hauptsache 
nach  von  vom  herein  hinfallig.  und  überdem  was  f&r  dog- 
matische Gründe  könnten  für  diese  angebliche  Interpolation  wirk- 
sam gewesen  sein  in  einer  Schrift,  die  wie  das  Protevangelium 
Jacobi  wohl  der  Mariolatrie  die  Wege  ebnet,  aber  von  der  jo- 
hanneischen  Logoslehre  vollkommen  nnbeeinflusst  istl  Wir 
werden  vielmehr  in  den  Worten:  hc  Xoyov  avtov,  welche  von 
der  oanonisch-lucanischen  Fassung  so  weit  abweichen,  aber  der 
alttestamentlichen  Vorstellung  von  der  schöpferischen  Kraft  des 
göttlichen  Wortes  durchaus  entsprechen,  einen  urtextlichen  Rest 
des  vorcanonisohen  Eindheitsevangeliums  zu  erkennen  haben. 

Im  Ev.  Inf.  Arab.  lauten  die  dem  Kinde  Jesus  in  den  Mund 
gelegten  Worte:  Ego  sum  Jesus,  filius  dei,  6  Xoyoq,  quem  pe- 
peristi,  quemadmodum  adnuntiavit  tibi  angelus  Gktbriel  —  un- 
verkennbar wie  ein  Citat,  wie  eine  Bezugnahme  auf  eine  andere 
Evangelienschrift,  welche  in  der  EngelverkQndigung  ausdrück- 
lich den  Namen  des  Xoyoq  erwähnt  haben  muss.  Möglicher 
Weise  ist  die  Quelle  dieses  Gtates  das  Protevangelium  Jacobi, 
mit  welchem  ja  das  Ev.  Infiintiae  vielfach  zusammenhängt.  In- 
dess  da  das  letztere,  wie  sich  namentlich  in  dem  Abschnitt  XVI 
(La  2,  41—52)  zeigen  wird,  auch  echte  Bestandtheile  der  vor- 
canonisohen Quellenschrift,  wenn  auch  nicht  mehr  in  ihrer  ur- 
sprünglichen Reinheit,  unabhängig  vom  Protevangelium,  erhalten 
hat,  so  ist  die  Möglichkeit  eines  anderweiten  vom  Protevange- 
lium unabhängigen  Einflusses  auch  hier  nicht  ausgeschlossen. 

Der  Redaktor  des  arabischen  Kindheitsevangeliums,  mag  er 
hier  ledigUch  vom  Protevangelium  Jacobi  oder  direkt  von  der 
vorcanonischen  QueUenschrift  des  Kindheitsevangeliums  abhängig 
sein,  hat  bereits  die  Gonsequenz  gezogen  und  auf  Grund  der 
Empfängniss  ix  tov  Xoyov  Jesum  selbst  als  den  Xoyoq  bezeich- 
net. Freilich  wir.d  er  hierin  auch  vom  johanneischen  Evange- 
lium abhängig  sein. 

Die  Auffassung  aber,   dass   das  Jtpsvfia  und  die  ävvafdig, 

6* 


34  ^^  KindheitseYangelinm. 

aus  welcher  Jesus  nach  Lc.  1,  35  empfangen  ist,  mit  dem  Xoyog 
identisch  sei,  eine  Auffassung,  welche  Justin  vertritt^  berührt 
sich  mit  der  Darstellung  des  arabischen  Eindheitsevangeliums 
auf  das  Engste.  Weiter  unten  zu  Lc.  1,  85  sind  diejenigen 
Stellen  mitgetheilt,  in  welchen  Justin  unter  unleugbarer  Bezug- 
nahme auf  die  Geburtsgeschichte  Jesum  als  övvafiig  xcii  koyog,- 
einmal  sogar  (Apol.  I,  33.  p.  75  C)  als  jtvevfia  ==  öwa/iig  =  Xo- 
yoq  bezeichnet  Obwohl  hierbei  Justin  zugleich  von  dem  jo- 
hanneischen  Prologe  beeinflusst  ist,  so  lässt  sich  die  charakte- 
ristische Parallelisierung  von  XoyoQ  =  övpafug  (=  jtvevfia)  um 
so  weniger  ausschliesslich  aus  dem  johanneischen  Prologe  ab- 
leiten, als  in  demselben  Jtpevfia  und  övvafuq  überhaupt  nicht 
erwähnt  werden,  wie  denn  auch  in  dem  ganzen  johanneischen 
Evangelium  die  dvvafiig  gar  nicht,  und  das  ytvevfia  nirgends  mit 
Beziehung  auf  die  Geburt  Jesu  vorkommt.  Es  wird  daher 
wahrscheinlich,  dass  Justin  den  canonischen  Text:  övXXi^fpy  ix 
Xoyov  avxov^  gekannt,  vielleicht  auch  citiert  hat,  in  welchem 
letzteren  Falle  in  den  Handschriften  der  Justinschen  Werke  — 
ähnUch  wie  im  Protevangelium  —  eine  Conformation  nach  den 
canonischen  Texten  zu  statuieren  sein  würde.  Dass  solche  Text- 
überarbeitimgen  in  den  Justin-Handschriften  bezüglich  der  bib- 
lischen Citate  stattgefunden  haben,  ist  von  Bousset  (Die  Evan- 
gelien-Citate  Justins  des  Märtyrers)  gezeigt  worden.  Man  vgl 
zu  Justins  Anschauung  namentlich  auch  Ap.  1,  66.  p.  9S  A:  6ta 
Xoyov  ^6ov  caQxojtotrid'Blq  ^IrjOovg  XQiOTog. 

Ganz  in  Übereinstimmung  mit  Justin  kannten  auch  zwei 
ausserchristliche  Schriftsteller  die  Parallelisierung  von  övpafuc 
und  Xoyog  in  Beziehung  auf  Jesu  Geburt.  Es  sind  Celsus  und 
Lucian,  aus  denen  die  fraglichen  Stellen  unten  zu  Lc.  1,  35 
mitgetheilt  sind.  Dieselbe  Verbindung  von  övpafiig  und  Xoyog 
bezüglich  der  Geburt  Jesu  repraesentiert  ein  alter  Zusatz  zum 
Symbolum  Apostolicum: 

yBVvtid-ipxa  öia  dvpafiewg  rov  Xoyov  — 

vgl  Bamabae  Epistula  ed.  v.  Gebhardt-Harnack  (1878)  p.  136. 
Das  oben  angeführte  Epiphanins-Citat  erwähnt  zwar  die  dvpafiic 
nicht,  sagt  aber  dafür  ausdrücklich,  dass  Maria  den  Xoyog  em- 
pfangen habe,  berührt  sich  also  in  den  Wprten:  övpeiXf^^O'ai 
TOP  Xoyop  mit  dem  Texte  des  Protevangeliums:  ovXXfjy^  Ix 
?.6yov  avTOv  —  direkt. 


§  4.  Texte  und  Untersuchungen.  g5 

Der  älteste  Zeuge  für  die  Abstammung  dieses  Textes  aus 
der  Quellenschrift  des  yorcanonischen  Kindheitsevangeliums  ist 
der  Verfasser  des  johanneischen  Evangeliums,  der,  in 
Job.  1,  14  den  Höhenpunkt  seines  Prologs  erreichend,  —  ge- 
rade die  wichtigsten  Worte  desselben: 

xal  koyog  oag^  lyivsxo 
derjenigen  Partie  des  Kindheitsevangeliums  entnommen  hat, 
welche  in  demselben  den  Höhenpunkt  bildet,  und  somit  den 
seinen  Prolog  beherrschenden  Grundbegriff  dem  Kindheitsevan- 
gelium verdankt.  Man  vgl.  das  Nähere  über  die  Genesis  des 
johanneischen  Prologes  unten  §  6,  5. 

Auch  die  altkirchliche  Vorstellung,  wonach  Maria  Jesum 
durch  das  Ohr  empfangen  habe,  setzt  den  Text:  avXXrjtp^  ix 
Zoyov  avrov  — ^  voraus.  Hof  mann  (Leben  Jesu  nach  den  Apo- 
kryphen S.  77)  hat  ein  Verzeichniss  der  wichtigsten  Belege  für 
jene  in  der  alten  Kirche  weitverbreitete  Vorstellung  einer  Em- 
pfängniss  per  äurem  mitgetheilt.  Wenii  Augustin  (Serm. 
121,  3  in  append.  ed.  Bened.)  sagt:  Virgo  per  au  rem  impraeg- 
nabatur  — ,  so  führt  er  an  einer  anderen  Stelle  (lib.  de  fide  ad 
Petrum  61.  Tom.  VI.  append.  ed.  Bened.)  den  Zusammenhang 
mit  dem  Xoyoq  =  Verbum  weiter  aus:  firmissime  tene,  non 
carnem  Christi  sine  divinitate  conceptam  in  utero  Virginis,  prius- 
quam  su^ciperetur  a  Verbo;  sfed  ipsum  Verbum  Deum  suae 
camis  acceptione  conceptum;  ipsamque  carnem  Verbi  incarnatione 
conceptam.  Ahnlich  Bernard.  Serm.  2  de  pentecoste  ed.  Colon, 
p.  210:  missus  est  Gabriel  a  Deo,  ut  Verbum  patris  per  au- 
rem  Virginis  in  ventrem  eructaret.  Weitere  Beispiele  bei  Leo 
Allatius  de  libr.  eccl.  Graecor.  p.  300  sq.  Suicer.  Thes.  eccl. 
Tom.  U  col.  305.  Auch  ein  Gitat  bms  dem  Liber  Toldos  Je- 
schu  (p.  7)  gehört  hierher:  nbim  '^ttK  '^srnb'»  »bn  i  e.:  Annon 
mater  virgo  me  peperit?  Die  Antwort  lautet:  tVXpnp  T^ll 
ni  "^DD^Sd  i.  c.:^  Atque  in  eam  per  summum  verticem  ingres'- 
sus  sund. 

Alle  die  Instanzen:  die  altkirchliche'  conceptia  per  aurein, 
sodann  jene  altkirchlich  symbolischen  Aussagen,  die  Zeugnisse 
bei  Epiphanius  und  viel  früher  bei  dem  über  die  Kindheits- 
gescluchte  so  gut  unterrichteten  Justin,  ebenso  das  £cho>davon 
bei  den.  heidnischen  Schriftstellern  Gelsus  und  Lucian,  vor 
allen  Dingen  aber  die  apostolische  Autorität  des  johanneischen 


gß  Das  KindheitseyangelianL 

Prologes,  der  (JoL  1,  14)  in  der  0afxoxol7icig  rov  Xoyov  gipfelt, 
lassen  die  Fassung  des  Ptoieyangeliums  Jacobi:  0vXX^^^^  ix  lo^ 
yov  avrov  —  als  den  Urtext  wiedererkennen. 

Dass  diese  Form  der  Verkündigung  ftlr  Maria  dcmkel  sräi 
musste  und  dass  als  Autwort  darauf  keine  andere  ^olg«Q 
konnte,  als  die  Frage:  jrco^  ioza^  rovro,.  —  vrird  man  wohl 
von  allen  S^ten  anerkennen. 

7.  Lei, 32. 

a.  Apologia  Aristidis  ut  apud  Historiam  Barlaam  et  Josaphat 

conservatur.  c.  XV.  p.  110  ed.  Robinson  and  Harris. 
ol  dh  xQ^otiapol  yev^aXayovprai  ajro  rov  xvqIov  ^IrjCov  Xqi- 
ctov'  ovTog  de  ovlo^  tov&bov  tov  viplerov  opoXoysltai 

kv  jcvsvfiaTi  aylcp  ax   ovgavov  xaraßaq  öia  r^v  Ocoz^av 
r&v  av9'Q(DX<ov. 

b.  Apologia  Aristidis.  The  Armenian  fragment  p.  29   ed.  Bo- 

binson  and  Harris. 
Christianorum  tandem  genus  a  Domino  Jesu  CShristo  oritur. 
Ipse  Dei  altissimi  est  Filius,  et  una  cum  Spiritu  Sancto 
revelatus  est  nobis:  de  caelis  descendit, 

c.  The  Apology  of  Aristides ,  translated  from  the  Syriac  p.  36 

ed.  Robinson  and  Harris. 
The  Christians,  then,  reckon  the  begiuning  of  their  reUgioo 
from  Jesus  Christ,  who  is  named  the  Son  of  Qod  most 
High;  and  it  is  said  that  God  came  down  frpm  heaven. 

d.  Lc.  1,  32. 

ovxoq  löx<XL  liiyag  xal  vlog.  vtplcrov  xXf/d'i^csTai, 

In  dem  Excuxs  fiber  das  Symb(dum  Apostdicum  wird  es 
nachgewiesen  werden,  dass  Aristides  Jesum  (nach  allen  drei 
Texten)  als  vlog  tov  d'^m  rov  vplcrov  (^b*  dei  altissüni  filius  »««* 
the  S<Hi  of  God  most  High)  bezeichnet  haL  DwaeBozeichaung  findet 
sich  wortlich  nur  Lc»  8,  28  =  Mc.  5,  7:  vlh  rov  d-aov  rov  vtpierm)f 
während  Lc.  1,  32  rov  ß^ov  fehlt  ßleic^wohl  weist  der  ganze 
Zusammenhang  woA  namentKch  das  nachfolgende  hc  jfaQ^ivov 
yevrf/^elg  deutlich  auf  die  Gebuitsgesehichte  hin.  Ja  in  dem 
„ia  named'  der  syrischen  Version  konz^  man  das  xX^&^f9ttM 
aus  Lc  1,  32  wiedererkeanen.  Doch  vgL  auch  die  Texte  und 
Eriänteningen  zu  Lc.  1, 35. 


§  4. .  Texte  und  Untenuchimgen.  g7 

8.  Le«l,33. 

a.  £y.  de  Nativ.  Mariae  c.  IX,  3.  p.  120  ed.  Tischendorf. 

dominabitur  a  mari  usque  ad  mare  et  a  flamine  usque 
ad  terminos  orbis  terrae. 

b.  Lc*  1,  33. 

xal  ßaciXevoei  ijtl   top  oItcov  ^Icoahß  alg  Tovg  alßvaq, 
xal  xriq  ßaCiXalaq  avxov  ovx  Icxat  xiloq. 

Zu  Lc.  1,  33^  ist  bereits  oben  unter  den  alttestamentlichen 
Parallelen  auf  Mich.  4,  7  hingewiesen  worden»  ebenso  zu  Lc. 
1,  33^  auf  Dan.  7,  14^:  ^  i§ovcla  avtov  i§ovola  alcipiog,  ^xig 
ov  :^aQsXev06Tai,  xal  ^  ßaotXala  mvov  av  öiagid^aQTJcsrcu.  Das 
£y.  de  Natiy.  Mariae  hat  den  canonisch-neutestam^ntlichea 
Wortlaut  nach  Ps.  1%  8:  xal  xataxvQUVOH  cbtQ  &aXa(i07]g  itog 
d-aXaOöfjg  xal  ojko  xoragiov  i<Dg  xegarcap  z^g  olxov/iipfjg  — 
umgestaltet 

9.  Le.  I9  U. 

a.  Epiph.  Ancor.  c  66.  p.  69  D. 

ovtoD  df]  xal  fj  naqd'ipog  Magla'  xara  rl  ypciöofiai  rovzo, 

b.  £y.  de  Nativ.  Mar.  IX^  4.  p.  120  ed.  Tisohendorf. 

respondit:    Quomodo    istud    fieri    potest?     Nam    cum 
ipsa  yirum  juxta  votum  memn  nunquam  cognosco,  etc. 

c.  Xv.  Ps.-Matthaei  XII,  4  p«  75  ed.  Tischendorf. 

dixit:  Vivit  dominus  Adonay  exereitaumi  in  cujus  conspectu 
sto,  quoniam  yirum  nunquam  cognoyi. 

d.  Lc.  1,  34. 

djtsp  öi  Magiafi  xQog  top  ayyeXop'  nAg  Icxai  toüto, 
kjtel  apÖQa  ov  yipcioxo); 

e.  Epiph.  Haer.  XX.  p.  47  D. 

iyxvfioprjd'ipTa   ovx  cbfo    OjtiQ/iaroe    äpÖQog,    qXXä   öiit 
xpevfiaTOg  äylov. 

Die  abweichende  Lesart  des  Epiphanius  beruht  sichth'ch 
auf  einem  Gedächtnissfehler  und  auf  einer  Eintragung  fffxa  Lc. 
1,18.    Bezüglich  des  Yipciax£ip  ist  wohl  al%emein  der  darin 


gg  Das  Kindheitsevangelium. 

verborgene  Hebraismus  {TT^  im  geschlechtlichen  Sinne)  aner- 
kannt. Noch  nirgends  aber  habe  ich  erwähnt  gesehen,  dass 
dann  yivciöxco  im  Praesens  eine  unzutreffende  Übersetzung  von 
'^PSn'l  darstellt,  dass  letzteres  vielmehr  lyvoDV  hätte  übersetzt 
werden  müssen.  Diese  Form  liegt  denn  auch  im  £v.  Ps.-Matthaei: 
virum  nunquam  cognovi  —  zu  Grunde.  Das  beigefügte  nun- 
quam  findet  sich  auch  im  Ev.  de  Nativ.  Mariae;  wenn  es  dort 
mit  dem  Praesens  cognosco  verbunden  ist^  so  weist  solche  In- 
congruenz  auch  in  diesem  Falle  auf  die  Lesart  cognovi  =  eyrov 
als  die  ursprüngliche  zurück  und  erscheint  somit  daäs  nunquam 
als  quellenmässig.  Die  hebräischen  Übersetzungen  des  N.  T. 
werden  darnach  ins  Künftige  zu  emendieren  sein.  Sie  übersetzen 
sämmtlich  (das  Londoner  N.T.,  Delitzsch,  Dalman,  Salkinson): 
W'^Vi  tMin^  *^?r^»  durch  welche  nur  praesentische  Fassung  der 
sexuale  Sinn  des  Satzes  verwischt  wird.  Es  muss  lauten:  ©■*« 
•'MT'^  ^\  vielleicht  durch  ein  Dbi:?t3  verstärkt' 

Die  sexuelle  Bedeutung  des  yivciöxetp  wird  nun  auch  durch 
den  Johanneischen  Prolog  beglaubigt,  nämlich  durch  Joh. 
1,  13  nach  der  vorcanonischen  Lesart:  og  ovx  Ig  alfiarcov  ovöh 
ix  d'eXrjiiaxoq  oagxog  ovöh  kx  d-skrj/iarog  ävägog  —  iyevvi^d't). 
Man  wird  sich  davon  überzeugen  müssen  —  ich  verweise  auf 
die  in  Heft  IV,  57 — 59.  221  f.  gegebenen  Texte  und  Erläuterungen 
zu  Joh.  1,  13  — ,  dass  diese  von  Justin,  Irenaeus,  Tertullian, 
Ambrosius,  Pseudo-Athanasius,  Cod.  Veronensis,  wahr- 
scheinlich auch  Cod.  Cantabrigiensis  nach  seiner  ursprünglichen 
Lesung,  den  Actis  Archelai,  Hippolyt  (bei  Simon  Magus) 
vertretene  vorcanonische  Textgestalt  die  ursprüngliche  gewesen 
und  als  die  allein  richtige  zu  betrachten  ist.  Dafür,  sprechen 
folgende  Gründe: 

a,  der  durchaus  christologische  Charakter  des  johanneischen 
Prologs; 

b,  der  Zusammenhang,  sofern  ausschliesslich  bei  dieser  Lesart 
die  in  v.  14  nachfolgende  christologische  Aussage:  x<d  6  Xo- 
yog  öapg  iyiveto  gehörig  vorbereitet  wird; 

c,  die  Analogie  von  Joh.  1,  14,  sofern  fast  alle  Aussagen  dieses 
Verses,  wie  sich  im  weiteren  Verlaufe  der  Untersuchungen 
immer  mehr  zeigen  wird,  auf  das  Kindheitsevangelium  sich 
stützen; 

d,  die  auch  im  Wortlaut  hervortretende  Congruenz  zwischen 


§  4.  Texte  und  Untersuchungen.  89 

Lei,  34:  lind  Joh.  1,  13: 

ijtBl  avÖQa  ov  yivcioxo)  ovde  Ix  d-ejLi^fiaroq  avÖQog. 

(ovx  iyviop) 
Diese  Gongruenz  wird  nicht  nur  ein  Beweis  für  die  Ur- 
sprünglichkeit jener  vorcanonischen  Lesart  ^),  sondern  auch  eines 
von  den  vielen  Gliedern  in  der  Kette  der  Judicien,  welche  die 
Abhängigkeit  des  johanneisch^n  Prologes  von  der  Quellenschrift 
des  Eindheitsevangeliums  erkennen  lassen ^  sowie  endlich  ein 
Zeugniss  dafür,  dass  die  vom  Kindheitsevangelium  berichtete 
vaterlose  Geburt  Jesu  bereits  vom  vierten  Evangelisten  Aner- 
kennung und  Bestätigung  erfahren  hat. 

10.   Lc.  1,35. 

a.  Just.  ApoL  I,  33.  p.  75  A. 

övvafiig  J^££y   ijtsXd-ovaa   r^  jcaQd-ivcp  ijteaxiaoev 
avrriv. 

b.  Protev.  Jac.  XI,  3,  p.  23  ed.  Tischendorf. 

övvaficg  yag  xvgiov  ijtioxiäaei  oor  öco  xal  xo  yev- 
vcifievov  ix  aov  xXijd-fjasTai  vlog  vrplorov. 

c.  Epiph.  Ancor.  c.  66.  p.  69  D. 

jcPBVfiaxvQlov  ijtl  06  xal  dvvafitg  vy)iaTOv  sjtioxiaaec 

001'   öcjo  xal  To  ysvvoifievop  ix  oov  ayiov  lörat  xal 
vlog  vy)l0T0v  xXrjd'i^osTai, 


1)  Wenn  Harnack  in  der  Untersuchung  „Über  das  VerMltnisr  des 
Prologs  des  vierten  Evangeliums  zum  ganzen  Werk"  (Ztschr.  f.  Theol. 
und  Kirche  1892.  III.  S.  220.  Anm.  2),  obwohl  er  die  vorcanonische  Lesart 
als  solche  anerkennt,  dieselbe  jedoch  verwirft,  lediglich  weil  sie  „dem  jo- 
hanneischen  Sprachgebrauch  nicht  ganz  entspricht":  so  setzt  er  sich  da- 
durch in  Widerspruch  mit  dem  schönen  Hauptergebniss  seiner  Untersuchung, 
der  Selbstständigkeit  des  Prologs  gegenüber  dem  Evangelium. 
Erkennt  doch  Harnack  fa.  a.  Ö.  S.  207  f.)  bezüglich  des  Xoyog  die  Ver- 
schiedenheit des  Sprachgebrauchs  im  Prolog  und  im  Evangelium  voll- 
ständig an.  Dem  entsprechen  aber  noch  andere  sprachliche  Eigenthüm- 
liqhkeiten  des  Prologs^  so  eben  in  1, 13  ^ikfifjia  oagxdg,  ^iXrifxa  dvÖQog, 
in  1,  9  ip<axt(sfiv,  in  1, 14*  axijvovv,  ebenso  nkij^rig  und  in  1,16  das  von 
n?.fJQijQ  abhängige  TcXtigtofia^  in  1, 18  iSriyeta&aij  endlich  in  1, 14.  16.  17 
XC(Qii  —  Ausdrücke,  die  sämmtlich  dem  Evangelium  fremd  sind,  aber 
sämmtlich  ihre  Erklärung  aus  dem  Kindheitsevangelium  erhalten. 


90  Das  Kindheiteerangeliam. 

d.  Just  Dial.  c  Thryph.  c  100.  p.  327  C. 

ort  xvev/sa  ^vg/ov  ix*  ovt^p  ij^elevoerai  xal  dvpa- 
uiQ  vy)lOTOV  ijtioxiaO€i  avxfjv  dio  xal  ro  rewcifie- 

vov  i§  avtfjg  ayiov  ioxiv  vlog  d'eov, 

6.  Lc.  1,  35. 

jtvsvfia  ayiov  ijieXevöBrai  ixl  ch  xal  dvva/iig  v^lötov 
iniöxiaOBi  aor  dib  xal  xo  yevvcifiBvov  ayiov  xXtjd-ri' 
aerai  vloq  j-cou. 

Während  im  Protevangelium  Jacobi  nach  Fabricius 
der  Text  der  canoniscben  Fassung  gemäss  conformiert  worden 
ist,  fehlt  in  den  von  Tisch.endorf  benützten  Codices  der  erste 
Satztheil:  jtvsv/ia  ayiov  kxeXsvosrcu  hxl  oi,  Justin  scheint 
sowohl  die  ToUere  canonische  Form  als  auch  die  kürzere  Fassung 
gekannt  zu  haben.  Wo  er  im  Dialog  die  vollere  Form  ge- 
braucht, setzt  er  xvBv/ia  xvqIov,  während  der  canoniache  Text 
jtvevfia  ayiov  liest.  Dass  diese  Variante  handschriftlich  be- 
gründet war,  beweist  das  Zusammentreffen  Justins  mit  Epi- 
phanius,  welcher  die  Lesart  Jtvsvfia  xvqLov  nicht  blos  in  der 
aus  dem  Ancoratus  mitgetheüten  Stelle,  sondern  auch  sonst  noch 
öfter  (z.  B.  Haer.  LIV,  3.  p.  465 AB.  Haer.  LXIX,  42.  p.  765 C. 
Haer.  LXIX,  75.  p.  799  D)  vertritt  Eine  weitere  Variante  findet 
sich  bei  TertuUian.  Vgl.  Adv.  Prax.  c  25:  Spiritus  dei  super- 
veniet  in  te  etc.  Ebenso  de  eame  Christi  c.  14.  Der  au  dem 
Ancoratus  wiedei^egebene  Text,  welcher  Haer.  LXXIV,  3.  p.  890, 
auch  mit  Weglassung  des  ixBXtvOBxai  und  dem  Zusatz  loxai 
xal,  wörtlich  wiederkehrt,  berührt  sich  in  dem  vloq  wplaxov 
mit  dem  Protevangelium  Jacobi  und  mit  Amphifochius 
(nach  Tischendorf). 

Bezüglich  des  zweiten  Satztheils:  ävpaptiq  Tcvglovi^iipbnov) 
BjtiOxiaOBi  Coi  ist  schon  oben  in  dem  Verzeichniss  der  Hebraismen 
und  alttestamentlichen  Parallelen  auf  Ex.  40,  35:  1^!^  I^^b^f  ^jtf  ?3 
==5  LXX:  oxi  ixBOxla^v  ht  avxfjv  ^  VBg^iXtj  -^  hingewiesen 
worden.  Mit  Bestimmtheit  ergibt  sich  aus  dieser  alttestament- 
lichen Parallele  für  das  ijtioxia^Btv  des  griechischrcanonischeD 
Textes  fsti  als  voroanonisch-hebrSisches  Grundwort  In  über- 
raschender Weise  wird  dies  durch  das  icx^vmoBV  (Job.  1, 14) 
des  Johanneischen  Prologes  bestätigt.  Während  die  lücanische 
Übersetzung  der  hebräischen  Quellenschrift,  wie  fast  übeiall,  so 


§  4  Texte  uDd  Untersuchangen.  Q\ 

auch  hier  an  den  Sprachgebrauch  der  LXX  sich  anschliesst,  ist 
der  vierte  Evangelist  in  originaler  Weise  selbstständig  voj^e- 
gangen.  Er  hat  mit  cnrjpov»  ein  Wort  gewählt ,  welches  nicht 
nur  das  I^TD  des  Urtextes  viel  getreuer  wiedergibt  als  das  ^jri- 
CntaCßiv  des  Septuaginta-Grieohisch,  sondern  auch  durch  seine 
drei  Stammconsonanten  mit  f^l^f  etymologisch  wurzelverwandt 
ist,  überdem  aber  auch  an  den  neuhebräisohen  Ausdruck  'rW^'ätß 
(Bezeichnung  der  Gegenwart  Gottes)  anknüpft.  So  erklärt  sich 
dieses  axrjvevv  —  ein  aJia^  Xsyofisvov  in  der  gesanunten  Evan- 
gelienliteratur —  als  eine  höchst  geistvolle  Übersetzung  des 
quellenmässigen  fDVf  durch  die  Hand  des  vierten  Evangelisten.^) 
Zugleich  wird  dieses  öxt/povp  in  Joh.  1,  14  ein  neuer  Beweis 
dafür,  dass  der  Verfasser  des  vierten  Evangeliums  die  Geburts- 
geschichte Jesu  nach  der  hebräischen  Urschrift  gekannt,  dass  er 


1)  Nachträglich  werde  ich  überrascht  durch  das  Zusammentreffen  mit 
Holtzmann,  sofern  dieser  (Hand-Commentar  lY,  1.  Das  Johanneische 
£?angelium  S.  29]  von  dem  johanneischen  (finjvovv  sagt:  es  „erinnert  auch 
speciell  an  die  der  aotpia  gegebene  Weisung  Sir.  24,  8  iv  ^axdß'  xaraax^- 
vwaov  und  an  die  jüdische  Vorstellung  von  der  ns^:«'  (von  ire  »  axjjvovv 
schon  nach  dem  Gleichklang  der  Radikalen).^'  Und  wenn  er  dabei  auch 
auf  Ex.  40,  34.  35  sich  besdeht,  so  fehlt  nur  noch,  dass  er  auf  die  LXX- 
Übersetzung:  insaxial^BV  >»  ^*  aufmerksam  geworden  wäre,  um  den  Zu- 
sammenhang zwischen  dem  johanneischen  axtjvo^  und  dem  lucamschen 
imoxidtfStVy  also  auch  den  sachlichen  Zusammenhang  sjwischen  Joh.  1, 14 
und  Lc.  1,  35  zu  erkennen.  —  Übrigens  findet  sich  auch  das  Compositum 
xaxaaxfjvovv  in  den  Übersetzungen  der  Logia  —  vgl.  Mt.  13,  22  =  Mc 
4,  22  "»  Lc.  13, 19,  sowie  xataaxijvünjig  in  Mt.  8,  20  =  Lc.  9,  58.  Auch 
Paulus  hat  ein  Compositum  von  axrjvovVf  und  zwar  in  Verbindung  mit 
dvvKfjug  —  vgl.  2.  Cor.  12,  9:  ?v«  imaxrivtoay  Sn^  ifih  fj  övvafjitg  tov 
X^itno^,  Siehe  dazu  die  Untersuchungen  Über  den  Einfluss  des  Eindheits- 
evangeliums  auf  die  paulinischen  Briefe  in  §  7, 1.  —  Bezüglich  der  Ijiebräi- 
schen  Rückübersetzungen,  welche  das  N.  T<  erfahren  hat,  ist  zu  bemerken, 
dass  eine  grössere  Berücksichtigung  des  Septuaginta-Griechisch,  dem  der 
synoptische  Sprachgebrauch  folgt,  wie  oft  so  auch  hier  auf  das  Richtige 
geleitet  haben  würde.  Delitzsch  Übersetzt  imaxiaaei  aoi  mit  dem  Lon- 
doner N.  T.:  !n^;  ^sp,  Salkinson:  7?V^$7,  nach  dem  griechisch-canonisohen 
Texte  gewiss  richtig,  aber  die  Vergleichung  von  £x.  40,  35:  IStf  »^  LXX: 
ineoxla^ev  würde  auf  das  wirkliche  Quellenwort  geführt  haben.  Der  Hin- 
weis Nestle's  (Jahrbb.  f.  prot.  Theol.  1892,  4  S.  641)  auf  Gen.  1,  2:  w 
n|mi]  D^n%  ist  zwar  sehr  interessant  und  wie  es  scheint,  bisher  nicht  be- 
achtet; jedoch  ist  das  T\%rry9^  zur  Erklärung  der  Varianten  imextivovv 
cxTivofhf "»  xatotxetv  =»  iniaxid^iv  nicht  ausreichend. 


92  I^^  Kindheitsevangelium. 

darin,  (wie  die  Worte:  ovXki^tpij  ix  Xoyov  avrov,  so  auch)  den 
Satz:  övpaficg  xt}Qiov  (=  rtp/örov)  hjtioxtaoei  {^=^  oxrjvtooei)  ooc 
gelesen  und  diese  Sätze  für  die  eigen tUchen  Pointen  des  Kind- 
heitsevangeliums  gehalten  hat.  Die  von  Hillmann  vertretene 
Ansicht,  dass  die  übernatürliche  Geburt  Jesu  in  der  Quellenschrift 
nicht  enthalten,  sondern  «rst  durch  den  Redaktor  auf  Grund 
hellenistischer  Anschauungen  eingetragen  worden  sei,  sowie  dass 
der  Johanneische  Prolog  —  ähnlich  wie  das  Evangelium  Mar- 
cions —  Jesum  als  fertigen  Manli  vom  Himmel  herabsteigen 
und  sofort  in  seine  Wirksamkeit  eintreten  lasse,  erscheint  nach 
den  vorstehenden  Ergebnissen  (wie  auch  nach  den  weiter  fol- 
genden Untersuchungen)  als  eine  höchst  unfertige  Anschauung, 
welche  weit  davon  entfernt  ist,  den  wahren  sprachlichen  und 
sachlichen  Zusammenhang  des  jobanneischen  Prologs  mit  dem 
Kindheitsevangelium  zu  erkennen. 

Eine  dritte  Übersetzung  des  f^Cf,  nämlich  xaroixeZv,  eine 
Version,  die  dem  gewöhnlichen  Sprachgebrauche  noch  am  aller- 
nächsten, lag,  klingt  bei  Hermas  (vielleicht  auch  indemxarot- 
xeTv  Col.  1,  19;  2,  9)  deutlich  an  *).  In  der  für  die  Christologie 
des  Hermas  entscheidenden  Grundstelle,  Herm.  Sim.  V,  5,  wird 
die  Auffassung  vertreten,  dass  das  präexistente  (ro  jtQoop)^  welt- 
schöpferische (to  xxloav  jtäaav  ri}v  xrioiv)  JtvBVfia  ayiov  in 
dem  vlog  rov  d-Bov  Wohnung  genommen  hatte  (xarcixi^öe)  und 
dass  daraus  die  Sündlosigkeit  Jesu  zu  erklären  sei.  Die  ganze 
Stelle  lautet  folgendermasseu: 

Sim.  V,  6,  5. 

TO  xvevfia  to  aytov  xo  jiqoop,  to  xrioav  xaöav  z!]v 
xtictVy  xaxcpxiOEv  6  d-sog  elg  aagxa,  ^v  ißovZsxo'  avxrj 
ovv  ri  öapg,  kv  ?y  xaxcpxriaB  xo  Jtvsv/ia  xo  ayiov, 
iöovksvos  x(p  jtvsvfiaxc  xaX(5g  iv  ösfip6x7]xi  xal  ayvsia 
jtoQev&stoa,  (iTjöev  oXcog  (iiavaoa  xo  jtvevfia. 
Die  Abhängigkeit  dieser  Stelle  vom  Eandheitsevangeliam 
machen  folgende  Momente  wahrscheinlich: 

a,  xaxoixetv  =  l?tf, 

b,  TO  Jtrevfia  xo  ayiov  —  vgl.  Lc.  1,  35*; 

1)  Man  vgl.  auch  Ev.  Pß.-Matthaei  c.  9.  p.  70.  71  ed.  Tischencforf: 
Beataes,  Maria,  qaoniam  in  utero  tuo  habitacnlum  domino  praeparasta. 
£cce  veniet  lux  de  caelo,  ut  habitet  in  te. 


§  4.  Texte  und  Untersnchungen.  93 

c,  die  Bezeichnung  der  menschlichen  Persönlichkeit  Jesu 
als  oag^  —  vgl.  Lc.  2,26:  Xqiötop  iv  Cagxl  und  die  Erläu- 
terungen zu  Lc.  2,  26; 

d,  die  bei  Hermas  vollzogene  Identifizierung  des  vibc  rov 
d^sov  und  des  Jtvsvfia  ayiop. 

Nur  der  letzte  Punkt  bedarf  an  dieser  Stelle  noch  einer  Er- 
läuterung, um  den  Zusanunenhang  desselben  mit  dem  Eindheits- 
evangelium  darzuthun.  Für  eine  unentwickelte  Christologie 
nämlich  lag  es  sehr  nahe,  aus  der  Verkündigung,  dass  das 
jtvsvfia  ayiov  (=  dvvafiig  xvglov)  in  Maria  wohnen  solle  ("jDtO, 
xaroixetv),  das  gottliche  Princip  in  Jesu  als  das  jtvevfia  ayiov 
selbst  zu  fassen,  —  eine  Auffassung,  welche  bei  der  canonischen 
Übersetzung  (des  ^Dü  mit  intöxtaC^Biv  weniger  leicht  entstehen 
konnte,  da  in  diesem  Falle  das  Jtpsvfia  nur  als  das  zeugende, 
nicht  als  das  in  Maria  bleibende  Prinzip  erschien,  eine  Auffas- 
sung, die  bei  dem  Urtext  )'ytD  viel  leichter  erklärlich  wird.  So 
würde  denn  aus  dem  Kindheitsevangelium  die  Identifizierung  des 
vlog  rov  d-eov,  wie  Hermas  Jesum  nach  constantem  Gebrauche 
bezeichnet,  mit  dem  jtrevfia  ro  ayiov,  namentlich  unter  Berück- 
sichtigung der  Worte  Lc.  1,  35®:  ro  yevvcifievop  ayiov  xZTjd^^- 
csrai  vlog  d-sov  —  historisch-genetisch  sich  vollkommen  er- 
klären. 

Finden  wir  doch  auf  Grund  von  Lc.  1,  31  (nach  dem  Urtexte: 
ovXXri^Xi  ^^  Xoyov  avzov)  und  Lc.  1,  35  eine  ganz  ähnliche  Iden- 
tifizierung von 

Xoyog  =  Jtvsvfia  =  övvafiig 
bei  Justin.    Vgl.  Apol.  I,  33.  p.  75  C: 

ro  Jtvsvfia  ovv  xal  rijv  övvafiiv  rr/v  ütaga  rov  d-sov 
ovöhv  akXo  vo^öai  ^i^ig  i]  rov  Xoyov  ....  xcCi  rovro 
kX&ov  ijcl  rfjv  JtoQß-evov  xal  IjtiOxiaöav  ov  öia  ovvovciag 
dXXa  öia  dvvafisog  iyxvfiova  xareOT7]ös, 

Geläufiger  ist  dem  Justin  die  zweigliedrige  Parallelisierung 
von  Xoyog  und  övvafiig.    Man  vgl. 

Apol.  I,  23.  p.  68C:  ^hjCovg  XQioroc  fiovog  löio!)g  vlog  tc5  d-sqj 
yeyivvfjzai,  Xoyog  avzov  vjtdQxo}V  xal  jtgwroroxog  xal 
övvafiig. 

Apol.  I,  32.  p.  74 B:  7/  öe  jigcirtj  övvafiig  fiera  rov  jcariga 
jtdvrov  xal  öeojtozrjv  d-eov  xal  vlog  6  Xoyog  ioriv. 


94  Bas  KindheitseYMigeliiim. 

Dial.  c  Trjph.  c.  105.  p.  332  C:  liovoyBviiq  yaQ  ort  ^v  rt^  xaxQi 
Ttüp  okwv  ovToq,  lilmg  k^avtov  Xoyogxfd  ävpafiiq  /e- 
YSPTjfidvog,  xäi  votbqop  ap&Qwxoq  6ia  rijg  jcoq&bvov  yi- 
vofiBvoq,  dg  dxo  xAv  dxoftPfißovBviiazaw  ifiadi^fUP,  XQOt- 
dfjkcoaa. 

Diese  Identificierung  Yon  Xoyog  und  övva/ug  ist  nur  ver- 
ständlich durch  die  Parallelisierung  der  beiden  Satze  ans  dem 
Kindheitsevangelium : 

ovkXi^fpll   ix  Xoyov  avTov  =»  dvpofiig  xvqIov  ixioxiaöei  cou 
Ist   es  ja  immer  wieder  die   Qeburtsgeschichte  Jesu,  auf 
welche  Justin  bei  dieser  Identificierung  von  Xoyog  und  &ova^ig 
sich  beruft. 

Bestätigt  wird  diese  Auffassung  durch  Gelsus  nach  dem 
Berichte  des  Origenes  c.  Gels.  I,  39: 

xal^u  (o  EeXoog)  6h  Xiymv  xal  „ozi  fiiöovfidpfflf  avt^p 
vjio  rov  Tixxovog  xcü  ixßaXXoiiivriv  ovx  Ihohsb  d^ela  6v- 
va/iig  ovöe  Xoyog  fivoTixogJ* 

In  den  gewöhnlichen  Text  des  Origenes  ist  das  unTwstand- 
liche  Xoyog  xioxixog  eingedrungen.  Nur  der  Codex  Julianus 
hat  in  margine  die  richtige  Lesart  erhalten,  wodurch  die  Worte 
des  Gels  US  nach  ihrem  ursprünglichen  Sinn  und  ihrer  schnei- 
denden Ironie  wiederhergestellt  werden.  Wie  die  d-Bla  övvapnq 
auf  Lc.  1,  35:  dvvafiig  xvqIov,  so  geht  der  Xoyog  (ivoxtxoq 
auf  Lc.  1,  31  nach  dem  Urtexte:  ovXXi^tpn  ix  Xoyov  avxov  — 
zurück.  Mit  Recht  konnte  Gelsus  von  seinem  Standpunkte  aas 
den  Xoyog  der  Geburtsgeschichte  den  Xoyog  jivoxixog  nennen. 
Und  da  er  nach  seiner  irrthümlichen  Aufiassung  annahm,  dass 
Maria  in  Folge  ihrer  Schwangerschaft  von  Joseph  Verstössen 
worden  sei,  so  sagt  er  nun  höhnend: 

Weder  die  d-tla  dvva(iig,  die  sie  überschattet  hat,  noch  der 
Xoyog  (ivoxixog,  den  sie  empfangen  hat,  ist  im  Stande  ge- 
wesen, die  Yerstossene  zu  retten! 

Dieselbe  Verbindung  von  &üvafiig  und  Xoyog  ^),  die  wir  bei 
Justin  und  Gelsus  finden,  hat  sogar  Lucian  gekannt  Vgl. 
Philop.  T.  IL  p.  774: 


1)  Einen  Nachklang  davon  findet  man  auch  in  einem  Ausdruck  der 
Montanistin  Maximilla:  Q^fici  [=^  ?,6yog)  ti/ii  xal  nvetfia  xal  &tfvafitg* 
Vgl.  Eufl.  H.  E.  V,  IG,  17. 


§  4.  Texte  und  üntersnchtmgen.  95 

Nf^  TOP'  vlop  tov  hc  xaxQoq,  ov  xovxo  ysp^aerai;  Tqi. 
Xiye,  xaga  xov  ^vsvfiarog  Svva/iip  rov  Xoyov  Xaßciv. 

Hier  ist  eine  Bezognalime  auf  xvsviia  und  övpafiig  in  Lc. 
1,  35  und  auf  den  Xoyog  in  Lc.  1,  31  nach  dem  vorcanonischen 
Texte  unverkennbar. 

Selbst  das  Fragment  eines  altkircblichen  Symbols  (oben  zu 
Lc.  1,  31  in  der  Erläuterung  bereits  erwähnt)  lässt  in  den  Worten: 
yevvfjd-ipra  iia  öwafiecog  rov  Xoyov  dieselbe  Auffassung 
und  dann  den  Einfluss  Ton  Lc  1,  31  (vgL  35)  nach  dem  vor- 
canonischen Texte  hervortreten. 

11.  Ld.l,Sl\ 

a.  Just  ApoL  I,  33.  p.  75  C  D. 

o9-6p  xal  6  ayyBXoq  :?eQ6g  tt^p  xagd-spop  Bbrt'  xal  xaXi- 
OBig  ro  opogia  avrov  ^Itjöovp"  avrbg  ygg  odasi  top 
Xaop  avrov  cbio  rmp  dftaQriSp  avtcip. 

b.  Jusi  ApoL  I,  33.  p.  75  B. 

xal   xaXiasig   ro   opofia  avrov  ^Itjcovp'    avTog  yaQ 

Ocoosi  TOP  Xaop  avrov  ojto  r&v  äptaQTicip  avtmp,  co^  ol 

axo/iPfj/iopsvOapreg  xapra  ra  xsfH  rov  omrfJQog  iQfiäp 
^Ifjoov  XQiorov  iölöa^ap. 

c  Protev.  Jac.  XI,  3.  p.  23.  ed.  Tischendorf. 

xal  xaXiöeig   ro   opofia  avrov  ^IfjOovp'  avrog  yaQ 

coitfsi  rop  Xaop  avrov  axo  rmP  äfiaQTiSp  avrcip. 

d.  Lc.  1,  31^ 

xal  xaXiöeig  ro  opo/ia  avrov  *It]<jovp. 

Justin  bezeugt  es  zweimal  uumittelbar  nacheinander,  dass 
der  Zusatz,  welcher  die  Erklärung  des  Jesusnamens  in  sieht 
schliesst,  der  Maria  gesagt  sei,  das  eine  Mal  mit  der  ausdrück- 
liehen  Bemerkung:  jtgog  rfjp  xagd'ipop  ebte  — ,  das  andere 
Mal  im  engsten  contextlicheU  Anschluss  an  Lc.  1,  31^  Da  nun 
nach  Mt.  1,  21  die  Bezeichnung  des  Namens  Jesu  mit  demselben 
erklärenden  Zusatz  auch  dem  Joseph  gesägt  ist,  so  wird  das 
Protevangelium,  welches  den  Zusatz  an  beiden  Stellen  vorführt, 
hierin  wohl  das  Ursprüngliche  erhalten,  Lucas  daher  in  1,  31^ 
eine  seiner  nicht  seltenen  Kürzungen  vorgenommen  haben.   Und 


96  Das  Kindheitsevangelium. 

• 

wenn  Justin  bei  seinem  Citat  auf  die  cbtofiVTjfiovevoavrsc  sich 
beruft,  so  wird  er  in  diesem  Falle  weder  den  ersten  noch  den 
dritten  Evangelisten  im  Auge  gehabt,  sondern  vielmehr  auf  seine 
aussercanonische  Quelle  sich  gestützt  haben.  Wie  wichtig  muss 
dieselbe  ihm  gewesen  sein,  wenn  er  sie  so  vielfach  den  beiden 
canonischen  Relationen  gegenüber  bevorzugt  und  zu  seinen  cbco- 
livijfiovevfiara  rechnet.  Vgl  übrigens  unten  die  Erläuterung  zu 
Mt.  1,  21,  sowie  vorstehend  zu  Lc.  1,  31*,  wo  auch  gezeigt  ist, 
dass  die  IS^amengebung  höchstwahrscheinlich  an  dem  Scbluss 
der  Verkündigung  ihre  ursprüngliche  Stelle  gehabt  hat 

12.  Lei,  36. 

a.  Ephraem  Syr.  Ev.  concord.  expos.  ed,  Mösinger  p.  15.  16. 

Et  Elisabeth  soror  tua  concepit  in  senectute  sua. 

b.  Lc.  1,  36. 

xal  löov  ^EXiCaßar  7)  ovyyevlq  Cqv  Tcai  avrrj  cvp^iXfj' 
g)Vta  VLov  ev  yrjQet  avrfjg. 

Zweimal  kurz  nach  einander  —  nämlich  p.  15  und  p.  16  — 
hat  Ephraem  für  das  canonische  övyYBvlg  den  Ausdruck  soror, 
—  ein  Beitrag  zur  Werthung  der  adcAgpo^Benennong  in  den 
semitischen  Sprachen  und  speciell  des  Beinamens  o  adek^o; 
xov  xvqIov  (6al.  1,  19),  womit  Jakobtts  geehrt  wurde.  Auf  das 
Yerwandtschafbsverhältniss  zwischen  Elisabeth  und  Maria  liaben 
manche  Ausleger  eine  levitische  Abstammung  der  letzteren  auf- 
gebaut. Eine  gleichzeitige  Abstammung.  Jesu  von  lievi  und 
Juda  wird  durch  Irenaeus  und  die  Testam.  XII  patr.  in  fol- 
genden Stellen  vertreten. 

Iren.  Fragm.  XVII.  p.  836  ed.  Stieren:  ix  de  xov  AevX  X4u  xov 
^lovöa  x6  xaxa  OaQxa,  cog  ßaOiXevg  xal  IsQSvg,  iYBVVfj&f}' 

'  Test  XII  patr.  Simeon  c.  7:  xal  vvp,  xsxpla  fiov,  vxaxovötn 

.  Aevl,  xal  hv  %v6a  ivTpcöfit^acö^fi,  xal  [li]  tjcaigacd^e  ixl 

xag  ovo   (fvXag   xavxag,   oxi  Ig  avxciv  dvaxeket  vfUv  to 

öoxTjQtov   xov   &eov'   avaoxriou  yaQ  xvgtog  ex  xov  Atvi 

(og  aQXiaQta,  xal  ax  xov  ^lovöa  dg  ßaGiXia,  d'aop  xal  av- 

Levi  c.  2:  xal  6ia  oov  (sc.  Aavt)  xal  ^lovöa  oipd^^oarai  xvQiOi 
av  avd^QXDJtoig. 


§  4.  Texte  und  Untersachnngen.  97 

Dan.  c.  5:  xal  avarsXst  vfilv  ix  rijg  ^kijg  ^lovöa  xai  Abvl  ro 

cmrtJQiov  xvqIov. 
Nephthalim  c.  8:  xal  vfislc  ovv  ivrslkaa^s  rolg  .rixpoig  vfiSv, 

iva  hvcivrai  zw  Ab  vi  xal  rc5  *Iov6a'  öia  yaQ  rov  %vda 

dvartlBl  ca)T7]Qla  toi  ^lagai^X. 
Gad  c.  8:  ttxare  öe  xal  vfislg  ravta  rolg  rixvoig  vfiAv,  ojtog 

rififiomciv  ^lovdav  xal  Aevt'  ort  i§  avrciv  avareXil  vfilv 

xvQiog,  Ca}xi}Q  zfp  ^löQatß, 
Joseph  c.  19:  rifiärs  rov  ^lovöav  xal  rov  Asvtj  ort  i$,  avrmv 

dvareket  vfiTv  6  dfivog  rov  &eov,  xagitt  odCov  jrdvra  ra 

S&V7]. 

Man  vgl.  hierzu  Ritschi.  Die  Entstehung  der  altkatholischen 
Kirche  2.  Aufl.  S.  175  f.,  femer  Nestle  in  den  Jahrhb.  f.  protest. 
Theologie.  1892,  4.  S.  642,  namentlich  auch  Sinker,  Test  XII 
Patriarch,  p.  106  und  die  dort  angegebene  Literatur.  Der  Ver- 
fasser des  Hebräerbriefes  und  der  Apokalyptiker  kennen 
lediglich  die  Abstammung  Jesu  aus  dem  Stamme  Juda.  Vgl. 
Hebr.  7,  14:  i^  ^lovöa  avarirahcBV  6  xvQiog  r/ficöv.  Apoc.  i  5: 
löov,  ivlx7]0BV  o  Xiov  6  ix  xT^g  q)vX7Jg  *Iov6a.  Dagegen  sagt 
Origenes  (Select.  in  Num.  XXXVI,  6):  JtXi]v  ix  rov  di^fiov 
jtarQog  avxmv  loovrat  yvvaTxeg.  JZQOOraxrEi  ovv  6  d-Bog,  jrXi}v  ^ 
T^c  ^lovöa  xal  rijg  Ab  vi,  fii]  i^Blvai  dno  (pvXrjg  Big  ^v- 
Xriv  övvdjtrBdd-ai ,  Xva  fi?)  §svov  rov  aa)rf}Qog  öeix^  dvco&sv 
iQXOfiBVOP  ro'  ßaciXBvg  xal  iBQSvg  xara  r?]v  rd^iv  MaXxiOB- 
dix.  Auch  weist  Gelpke  (S.  212)  darauf  hin,  dass  das  Ev.  Inf. 
Arab.,  indem  es  Joseph  dayidischen  Geschlechtes  und  zugleich 
Priester  sein  lässt  im  Tempel,  eine  Spur  zeige  jener  apokryphen 
Auffassung  von  Jesu  angeblich  judaisch-levitischer  Abstammung. 

13.  Lc.  1,37. 

a.  Clem.  Rom.  I,  27,  2.  p.  46,  5. 

ovÖBv  yag  äövvarov  jtaga  tc3  &Bfp  bI  fit]  ro  ipBvCaoß-ai. 

b.  Just.  Apol.  I,  33.  p.  74  E. 

a  yaQ  t)v  ajtiora  xal  dövvara  vofii^ofiBva  Jtaga  rolg  dv- 
&Q(6jroig  yBPTJOBöd'ai ,  ravra  6  d-Bog  jtQOBfi^woB  öia  rov 
JtQoq>ririxov  nvevfiarog  (liXXBiv  yivea&au 

c.  Lc.  1,  37. 

oTi  ovx  döwarrjöBi  JtaQa  rov  ß^BOV  Jtav  Qt/fia. 

Texte  n.  Cntersaohniigeii  X,  5.  7 


98  ^^^  Kindbeitsevangeliam. 

Ob  hier  bei  Clemens  Romanus  und  Justin  wirkliche 
Bezugnahme  auf  Lc.  1,  37  vorliegt,  lässt  sich  schwer  entscheiden. 
Bei  Justin  klingt  zugleich  das  Herrenwort  Mc.  10,  27  =  Lc.  18, 
27  =  Mt.  19,  26  an.  Ausserdem  kommen  ev.  auch  die  alttesta- 
mentlichen  Parallelen  (Gen.  18,  14;  Deut  17,  8;  Sach.  8,  6;  Hieb 
42,  2)  in  Betracht.  In  dem  beibehaltenen  Hebraismus  ovx  — 
Jtäv  (=  bb  —  fct'b)  sowie  Qfjfia  (=  l!J''l  ==  Ding)  zeigt  sich 
übrigens  deutlich  der  hebräische  Charakter  der  Grundschrift. 

14.  Ic.1,38. 

a.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.  100.  p.  327  C. 

äjtBXQlvaro'  yivoixo  fioi  xata  ro  Qfjfici  oov. 

b.  Protev.  Jac.  c.  IX,  3.  p.  23  ed.  Tischendorf. 

xal  eljrev  MaQiafi'  Idov  ^  öovXt]  xvqIov  xarBvcomov 
avTOV'  yivotto  fioi  xara  ro  Qfjfia  oow 

c.  Lc.  1,  38. 

eljteif  öh  MaQictfi'  löov  ly  öovkrj  xvqIov  yivoixo  fioi 
xara  ro  Qfjfia  öov,  xal  äjtijlO-ev  (Cod.  D:  djceorn)  «jr* 
avtfjg  o  ayysXoq. 

Der  Zusatz:  xarsvfDjttov  avtov,  von  Tischendorf  nach  den 
Codd.  AEE  in  den  Text  des  Protevangeliums  aufgenommen,  ist 
doch  nur  ein  störender  Pleonasmus  und  keinesfalls  quellenmässig. 
Dagegen  könnte  die  Variante  des  Cod.  D:  ajtioxr^  (vgl.  Lc  4,  13: 
6  öutßoXoq  aJteaxrf)  neben  dem  canonischen  äjtrjX&ev  auf  ein 
gemeinsames  hebräisches  Quellenwort  (n5)0)  hinweisen.  VgL  Ps. 
6,  8:  51T0  =  LXX:  äjtoOxrjxs,  Ex.  8,  25  (29):  noi  =  LXX:  xal 
ajreXsvoexai. 

Zum  Schlüsse  sei  noch  folgende  poetische  Darstellung 
unserer  Perikope  mitgetheilt. 

Orac.  Sibyll.  VIII,  457—465. 

^Varaxioig  6e  xQovoig  x^^^^  dfislipaxOy  xal  ßQaxvg  iiO^fDV 
üaQd-ivov  ix  MaQiag  XayovcDV  dvexeiXe  viov  (pAc, 
OvQavod-ev  öh  fioXcov  ßQoxitjv  iveövaaxo  fiOQg)ijp. 
ÜQcöxa  fikv  ovv  FaßQifjX  ad-evagov  ösfiag  ayvov  iöslx^j]' 
JtvxcQa  xal  xovQijv  avxdyytXoq  Ivvene  tpcov^' 
Ai^ai  axfiavxoiot  Geov  öolg,  jcagO-ive,  xoXjtoiq. 


§  4.   Texte  und  Untersuchungen.  99 

*i2c  £ljt(bv  kjtivBVOB  Oe6<;  x^Q^^'  V  ^'  «^^  xovqtj, 
(Trjv  aga  raQßoq  ofiov,  B^afißoq  d-^  iXev  Blcätovcav), 
-Trf/  <J*  ag   vJtoxQSfiiovOa. 

III.  Der  Besuch  Marias  bei  Elisabeth. 

Lc.  1,  39—56. 

Durch  Lc.  1,  36  ist  diese  Perikope  mit  der  vorausgegangenen 
wie  durch  eine  Klammer  fest  verbunden.  Aber  auch  diese  Pe- 
rikope würde  ihres  schönsten  Schmucks  beraubt  werden,  wenn 
die  Hillmannsche  Kritik  zu  recht  bestünde  und  wenn  demgemass 
der  Lobgesang  der  Maria  Lc  1,  46 — 55  als  ein  von  dem  Redaktor 
später  eingelegter,  ursprünglich  jüdischer  Psalm  von  der  Quellen- 
schrift des  Kindheitsevangeliums  ausgeschieden  werden  müsste. 
Jedoch  die  gegen  die  Quellenmässigkeit  dieses  Lobgesangs  vor- 
gebrachten Argumente  stehen  auf  den  schwächsten  Füssen.  Na- 
mentlich die  Behauptung,  dass  Marias  Lobgesang  zu  wenig  in- 
dividuell sei,  ist  der  Ausfluss  einer  durchaus  subjektiven  Tendenz, 
welchem  der  Gesammteindruck  der  Christenheit  aller  Jahrhun- 
derte gegenüber  steht.  Einen  treffenderen  Ausdruck  der  Hoch- 
gefi\hle,  von  denen  Maria  damals  beseelt  sein  musste,  könnte 
man  nimmermehr  finden.  Und  selbst  da,  wo  Marias  Lobgesang 
mehr  in  das  Allgemeine  übergeht,  ist  doch  ihre  individuelle 
Grundstimmung  nicht  zu  verkennen.  Wenn  auch  stark  realistisch 
gefärbt,  ist  es  doch  keineswegs  unbegründet,  was  Paulus  (Com- 
mentar  über  das  Neue  Testament.  2.  Aufl.  Bd.  I,  S.  10)  aus- 
spricht: „Maria  sieht  in  ihrem  Sohn  den  Mächtigen,  welcher  die 
Usurpatoren  des  davidischen  Thrones  vertreibt,  und  ihre  lange 
herabgesunkene  Königsfamilie  in  Güter  und  Ehren  einsetzt.  Vs. 
50'-55.  Spricht  sie  nicht  ganz  wie  das  Mitglied  eines  solchen 
verdrängten,  im  Stillen  stolz  harrenden  Geschlechts,  voll  von 
uralten,  grossen  Ansprüchen?"^  —  Man  hat  sodann  das  stark 
alttestamentliche  Gepräge  ihres  Lobgesangs,  die  Fülle  von  alt- 
testamentlicheu  Parallelen  und  Hebraismen,  namentlich  aber  die 
Verwandtschaft  mit  dem  Lobgesang  der  Hanna  1.  Sam.  2,  1  ff.,  als 
Gründe  gegen  die  Authenticität  des  Lobgesangs  der  Maria  an  dieser 
Stelle  und  als  Beweise  dafür  geltend  gemacht,  dass  man  es  hier 
mit  einem  anderswoher  entnommenen  jüdischen  Psalm  aus  späterer 

Zeit   zu   thun   habe.    Ich   meine   aber,   dass  diese  Erwägungen 

7* 


100  ^BiS  Eindheitseyongelium. 

aus  einer  sehr  oberflächlichen  Kritik  des  Eindheitsevangeliums 
hervorgegangen  sind.  Denn  es  ist  dabei  fibersehen,  was  schon 
oben  ausführlich  nachgewiesen  ist,  dass  der  alttestamentliche 
Charakter  und  die  Fülle  der  Hebraismen  dem  ganzen  Kind- 
heitsevangelium  eigenthfimlich  ist,  dessen  erzählende  Partien 
von  der  alttestamentlichen  Prosa,  dessen  lyrische  Bestandtheile 
von  der  poetischen  Sprache  der  Psalmen  und  Propheten  be- 
herrscht sind.  Femer  ist  bei  jener  abfalligen  Kritik  die  im  Kind- 
heitsevangelium gegebene  und  im  Urevangelium  bestätigte  Cha- 
rakteristik der  Maria  nicht  berücksichtigt.  Es  heisst  von  ihr 
Lc.  2,  19:  7]  öl  Magla  jtavra  ovveri^Qei  rä  ^rjfiara  rccvra  cvfi- 
ßaXXovoa  Iv  rfj  xaQÖia  avr^g  —  und  Lc.  2,  51:  öuti^qsi  Jtavva 
xa  QTJfiata  ravra  kr  rfj  xaQÖla  avrfjg.  Diese  Charakteristik 
der  Maria  findet  in  einem  sicherlich  aus  dem  Urevangelium 
stammenden  Worte  Jesu,  welches  uns  Lucas  aufbewahrt  hat,  die 
vollste  Bestätigung.  Mit  ausdrücklicher  Bezugnahme  auf  seine 
Mutter  hat  Jesus  das  Wort  geredet,  welches  wir  Lc.  11,  2S  lesen: 
fiBVovv  fiaxagioi  ol  axovovzeg  rbv  Xoyov  xov  d-eov  xai  ^vkao- 
oovreq.  Hieraus  ergibt  sich  ganz  von  selbst,  dass  Maria  im  Be- 
zug auf  das  alttestamentliche  Wort  eine  (pvXaooovoa  (=  öiart]' 
Qovöa)  und  ovfißdXkovCa  gewesen  sein  muss.  Und  dieses  övfi- 
ßaXXovoa  bezeichnet  in  charakteristischer  Weise  die  Genesis, 
nach  welcher  das  Lied  Lc.  1,  46—55  aus  einem  mit  alttestament- 
lichen Reminiscenzen  angefüllten  Herzen  hervorgequollen  ist. 
Dies  auf  Maria  anwendend  sagt  Paulus  (Commentar  I,  82): 
^Vielleicht  war  dieses  (Lied)  nicht  jetzt  erst  auf  der  Stelle  ent- 
standen, sondern  schon  zu  anderer  Zeit  aus  allerley  Reminiscenzen 
von  alttestamentlichen  Aussprüchen  zusammengedacht  worden. 
Doch  hat  auch  so  etwas  von  improvisatorischer  Kraft,  da  Inhalt 
und  prophetische  Phraseologie  ihr  voraus  bekannt  waren,  bey 
Maria  gar  nichts  unglaubliches."  Von  anderer  Seite  (Nebe. 
Die  Kindheitsgeschichte  unsres  Herrn  Jesu  Christi  S.  132)  ist 
mit  Recht  darauf  hingewiesen  worden,  dass  auch  unsre  besten 
geistlichen  Liederdichter  ihre  schönsten  Ausdrücke,  Wendungen 
und  Bilder  hauptsächlich  der  heiligen  Schrift  verdanken,  ohne 
dieselben  erst  mühselig  —  etwa  aus  einer  Concordanz  —  zu- 
sammengesucht zu  haben. 

Was   aber   insbesondere   die   enge  Verwandtschaft  anlangt, 
welche   zwischen  Marias  Lobgesang  und  Hannas  Psalm  1.  Sam. 


§  4.  Texte  und  Untersacbungeu.  lOX 

2,  1  ff.  unzweifelhaft  besteht,  -so  ist  bezüglich  dieser  Parallelen  die 
Ähnlichkeit  der  Lage,  in  welcher  beide  Frauen  sich  befanden,  Er- 
klärungsgrund genug.  Paulus  (Commentar  I,  87)  setzt  dabei 
voraus,  dass  Maria  den  Lobgesaug  der  Hanna  ohne  Zweifel  aus- 
wendig wusste  und  von  mehreren  Seiten  auf  sich  anwenden 
konnte.  Und  wenn  Marias  Lobgesang  wirklich  nur  eine  Um- 
dichtung  jenes  alttestamentUchen  Psalmes  wäre,  so  besitzen  wir 
in  einer  Anzahl  der  schönsten  evangelischen  Kirchenlieder  in- 
struktive Parallelen  solcher  Psalmen-Umdichtungen.  Aber  wie 
das  oben  S.  37  ff.  mitgetheilte  Verzeichniss  von  Hebraismen  und 
alttestamentlichen  Parallelen  deutlich  ergibt,  schliesst  Marias 
Lobgesang  neben  den  Anklängen  an  1.  Sam.  2  noch  zahlreiche 
ander  weite  Reminiscenzen  aus  der  alttestamentlichen  Poesie  (vgL 
Psalm  103;  34;  16;  35;  31;  71;  24;  111;  118;  89;  76;  107;  98;  Hiob 
22;  Jes.  61;  51;  41;  Habakuk  3;  Jerem.  17;  Mich.  4,  7;  Dan.  5) 
sowie  auch  aus  alttestamentlichen  Oeschichtserzählungen  (Gen. 
30;  Ex.  4;  2.  Par.  20)  in  sich,  und  dabei  ist  das  Ganze  von 
einem  Hauche  frischer  Originalität  durchweht,  sodass  man 
Steinmeyers  Urtheil  zuzustimmen  geneigt  sein  muss,  wenn  er 
(S.  42)  sagt:  «Auch  wir  haben  das  Magnificat  der  Maria  mit 
dem  Liede  der  Hanna  verglichen.  Dissonanzen  zwischen  beiden 
haben  wir  nirgends  entdeckt;  wohl  aber  was  die  Tiefe  der  Em- 
pfindung, was  die  Hohe  der  Anschauung,  was  das  Gewicht  der 
Gedanken  betrifft,  einen  unermesslichen  Unterschied  des  Grades, 
Nie  kehren  wir  ohne  neue  Bewunderung  der  urkräftigen  Frische 
zu  den  Anfangslauten  zurück:  meine  Seele  erhebt  den  Herrn 
und  mein  Geist  freuet  sich  Gottes  meines  Heilandes.  Nur  dem 
seichtesteu  Blicke  erscheinen  sie  den  Klängen  aus  Hannas  Munde 
verwandt" 

Wenn  man  endlich  die  künstlerische  Vollendung,  in  welcher 
der  Lobgesang  der  Maria  sich  uns  darstellt,  als  einen  Grund 
gegen  seine  originale  Zugehörigkeit  zum  Kindheitsevangelium 
geltend  gemacht  hat,  so  übersieht  man,  was  doch  sehr  nahe 
liegt,  dass  die  künstlerische  Gliederung  und  Abrundung  des 
Psalms  recht  wohl  erst  bei  dessen  schriftlicher  Fixierung 
durch  den  Verfasser  des  Kindheitsevangeliums  entstanden  sein 
kann.  Ausserdem  liegt  —  worauf  auch  der  Aorist  in  Lc. 
1,  47:  TjyaXXlaOBV  xb  Jtvevfia  fiov  hinzuweisen  scheint,  man 
denke  auch  an  das  hebräische  Perf.  *^^b  ybT  in  der  Mutterstelle 


102  Das  Kindheitsevangeliuiu. 

l.Sam.2, 1  — die  Sache  hochstwAhrscheinlich  80,  dass  Maria  bereit« 
frQher,etwa  bald  nach  der  Verkündigung —  man  denke  an  das  xüqcv 
Xaßovöa  zu  Lc.  1,  2S  bei  Justin  und  zu  Lc.  1,39  im  Protevange- 
lium  —  eine  dichterische  Erhebung  ihrer  Seele  erlebt  hatte,  sodass 
das,  was  ihr  von  Hochgefühlen  erftillter  Geist  schon  längst  dichterisch 
in  sich  gestaltet  hatte,  erst  bei  Elisabeths  Begrüssung  über  die 
Lippen  quoll.  Jedenfalls  hat  die  Gestalt  der  Maria  im  Kind- 
heitsevangelium als  einer  Psalmendichterin,  als  einer  jrQoq>fjuc, 
neben  einer  Hanna  (Lc.  2,  36)  und  im  Hinblick  auf  die  alt- 
testamentlichen  Sängerinnen,  Mirjam,  Deborah,  Hanna,  durchaus 
nichts  Befremdliches.  Es  ist  vielmehr  dem  Sachverhalt  gänzlich 
entsprechend,  wenn  dem  Weibe,  welches  nach  dem  Kindheits- 
evangelium unter  allen  Weibern  das  Grösste  erlebt  hat,  eine  ihrer 
Aufgabe  entsprechende  grosse  Seele,  'poetischer  Schwung  und 
dichterische  Gestaltungskraft  zugeschrieben  wird.  Das  in  ihrem 
Lobgesang  und  namentlich  in  den  Worten:  cbro  rov  vvv  (vgl. 
die  Erläuterung  zu  Lc.  1,  48)  fioxaQtovalv  fie  jfäoai  al  yspsal  — 
sich  aussprechende  Selbstbewusstsein  der  Maria  steht  mit  jenem 
in  Lc.  1,  35  niedergelegten  Geheimnisse  auf  gleicher  Höhe. 

Mag  Jemand  über  die  Geschichtlichkeit  dieser  Vorgänge 
denken,  wie  er  will,  soviel  sollte  jeder  unbefangene  Forscher 
anerkennen,  dass  nach  den  Ergebnissen  der  literarischen  Kritik 
der  Lobsresang  der  Maria,  bzw.  dessen  schriftliche  Fixierung, 
auf  denselben  Verfasser  zurückzuführen  ist,  dem  wir  das  ganze 
Kindheitsevangelium  verdanken,  und  dass  es  nur  dieselbe  ober- 
flächliche Tendenzkritik,  welche  Lc.  1,  35  aus  dem  Kindheits- 
evangelium herauszubrechen  sucht,  gewesen  ist,  welche  auch  deu 
vom  neutestamentlichen  Morgenroth  angehauchten  Lobpsalm 
Marias  der  Quellenschrift  des  Kindheitsevangeliums  entziehen 
und  zu  einem  rein  jüdischen  Psalm  degradieren  mochte. 

1.  2.  Lc.  1,  39.  40. 

a.  Protev.  Jac.  c.  XII,  2.  p.  23  ed.  Tischendorf. 

XaQctv   de  jJaßovaa   MaQ(afi    a:tlsi   otQOc    ^EXioaßsr   rijv 

ovyyepiöa  avrfjg. 

b.  Lc.  1,39.  40. 

dvaOTäaa  de  Nagicifi  Iv  ral^  fndQaiq  ravtaiQ  IjroQevd-fj 
sh  ri]v  oQeivijv  ftera  OJrovdfjg  dg  Ttohv  ^lovöa,   xai  tl(h 


§  4.   Texte  und  Untersuchungen.  103 

fllß-sv   elg  TOP  olxov  ZaxctQiov  xal   rjojidoaro  xyv  'Eki- 

oaßer. 

Sehr  bemerkenswerth  ist  es,  dass  der  charakteristische  Aus- 
druck: x^Q^^  ^^  jLaßovoa,  welchen  das  Protevangelium  an 
dieser  Stelle  darbietet,  bei  Justin  DiaL  c  100.  p.  327 C  (siehe 
oben  zu  Lc.  1,  28)  wiederkehrt,  nur  etwas  vervollständigt:  jticrip 
de  xal  x^Q^^  Xaßovca,  und  zwar  nicht  in  Verbindung  mit  Lc. 
1,  39,  sondern  in  engem  Zusammenhang  mit  v.  38,  also  unmittel- 
bar nach  dem  Schlüsse  der  Engelverkündigung,  im  Hinblick  auf 
welche  namentlich  auch  das  jtlcxiv  Xaßovoa  ganz  am  Platze  ist 
Dass  Justin  nicht  aus  dem  Protevangelium,  wohl  aber  aus 
einer  Quelle  schöpfte,  deren  Einfluss  im  Protevangelium  noch 
nachwirkt,  wird  durch  di«  grössere  Vollständigkeit  des  Justinschen 
Textes  evident.  Übrigens  sei  nochmals  darauf  hingewiesen,  dass 
das  Praeteritum  rjyaXXiaoero  in  Lc.  1,  47  —  wo  das  Aktiv 
ayaX?uäp  vorkommt,  sagt  de  Lagarde  (Mitth.  III,  374),  ist  es 
ein  Fehler;  schreibe  TJyakXiaoero  mit  einer  in  der  niederen  xotvtj 
gar  nicht  ungewöhnlichen  Form  des  Aorists  =  i^yaXhaoaro  — 
in  dem  Munde  der  Maria  eben  das  früher  bei  der  Engelver- 
kündigung vorausgegangene  x^Q^^  Xaßslv  zum  dichterischen 
Ausdruck  bringt,  dass  mithin  beide  Ausdrücke  auf  das  Engste 
mit  einander  correspondieren. 

4.  Lei,  42. 

a.  Baruch  Apoc.  LIV,  10. 

beata  mater  mea  in  genetricibus  et  laudabitur  in  mulieri- 
bus  genitrix  mea.  ^ 

b.  Pistis  Sophia  ed.  Schwartze  et  Petermann  p.  20. 

Factum  igitur  est,  quum  Maria  cessasset  dicere  haec  verba, 
dixit,  Bvys  Maria!  quoniam  fiaxaQiog  es  tu  prae  mulie- 
ribus,  quae  in  terra. 

c.  Lc.  1,  42. 

xal  ave(fcovi}OBv  xgavyij  fieyaX^  xal  tljttv  evXoyrjfiipr] 
ov  kv  yvvai^lVj  xal  sv2.oy?]fiipog  6  xaQjcbg  xTjg  xoi- 
klag  oov, 

Dass  die  Pistis  Sophia  das  canonische  Lucasevangelium 
gekannt  und  gebraucht,  freilich  auch  sehr  frei  verwendet  hat, 


104  ^^  Kindheiteevangelium. 

ist  zweifellos.  Vgl  Harnack.  Über  das  gnostische  Buch  Pistis 
Sophia.  T.  u.  ü.  II,  3.  1S91.  Auch  hier  stammt  die  Variante 
(laxaQiog  wohl  aus  einer  freien  Bezugnahme  auf  Lc.  1,  45:  lia- 
xagla  ^  jticxevoaca.  Das  prae  mulieribus  (anstatt  iv  yvpai^iv) 
entspricht  dem  hebräischen  U^titO  Judic.  5,  24.  Auf  diese  alt- 
testamentliche  Parallele  könnte  auch  das  Citat  aus  der  Baruch- 
Apokalypse  zurückgeführt  werden,  wenn  nicht  das  beata  auf 
Lc.  1,  45  und  damit  das  Ganze  auf  die  neutestamentliche  Quelle 
Lc  1,  42.  45  zurückwiese. 

10.  Lei, 48«^. 

a.  Protev.  Jacobi  c.  XII,  2.  p.  24  ed.  Tischendorf. 

MaQiafi  öh  .  . ,  ebtev  tig  elfii  lyto,  xvQie,  ort  jtäöai  al 
yspeal  tJjg  ytjg  evXoyovolv  ^s. 

b.  Pistis  Sophia  ed.  Schwartze  et  Petermann  p.  75. 

Factum  est  igitur,  quum  Jesus  audisset  haec  verba,  quae 
dixit  Maria,  sua  mater,  dixit  ei:  BvySy  xaXcog,  afitjv,  afifjif, 
dico  tibi:  fiaxaQioovoi  te  a  fine  terrae  usque  ad  ejus  finem. 

c.  Ibidem  p.  39. 

Factum  igitur  est,  quum  Jesus  audisset  Mariham  dicentem 
haec  verba,  dixit  ei:  svye  Mariham,  (laxaQia,  es  jtXtjQcofia 
aut  Jtapuaxanioq  xXriQcnuaxoq,  quam  fiaxagiCovaiv  in  yepsa 
omni. 

d.  Lc.  1,  48^ 

Idoi)  yoLQ  ano  xov  vvv  fiaxagiovolv  fie  Jtäoai  al  yaveaL 

Die  Parallelen  in  der  Pistis  Sophia  sollen  nach  der  Ab- 
sicht des  Verfassers  keine  eigentlichen  Citate  sein,  wie  schon 
aus  dem  Fehlen  der  in  dieser  Schrift  für  die  evangelischen  Texte 
üblichen  Citationsformel:  dixi  vobis  olim  etc.  —  hervorgeht. 
Man  erkennt  hier  die  gnostisch-katholisierenden  Übergänge  zur 
Mariolatrie.  Im  Ganzen  scheint  dabei  die  canonische  Textgestalt 
vorausgesetzt  zu  sein.  Doch  klingt  der  Zusatz  yBvedL  rrjg  yrjg 
aus  dem  Protevangelium  Jacobi  in  dem  ersten  Citate  der 
Pistis  Sophia  wieder,  wenn  es  heisst:  a  fine  terrae  etc.  Auch 
die  praesentische  Fassung  evXoyovoip  im  Protevangelium  ent^ 
spricht  dem  Praesens  (laxagl^ovoiv  im  zweiten  Citate  der  Pistis 
Sophia.    In  der  erstgenannten  apokrjphischen  Evangelienschrift 


§  4.  Texte  und  Untersuchungen.  105 

erscheint  das  evkaystv  als  ein  Zeichen  der  Unabhängigkeit  von 
dem  canonischen  Texte  und  als  eine  Übersetzungsvariante  von 
ntDK,  welches  die  LXX  regelmässig  mit  (laxagl^siv  wiedei^eben, 
ebenso  der  canonische  Übersetzer  des  Kindheitsevangeliums.  In 
dem  djio  zov  vvv  «=  TXF^Tß  bezeichnet  übrigens  das  vvv  nicht 
nothwendiger  Weise  den  gegenwärtigen  eng  begrenzten  Augen- 
blick, sondern,  wie  man  aus  jedem  Lexicon  ersehen  kann,  auch 
den  ganzen  gegenwärtigen  Zeitraum,  kann  also  nicht  als  Beweis 
dafür  gelten,  als  ob  hier  ursprünglich  ein  anderer  Context  voraus- 
zusetzen sei. 

18.  Lc.  1,  56. 

a.  Protev.  Jac.  c.  XII,  3.  p.  24  ed.  Tischendorf. 

xal  InohiCBv  xQBlq  fitjvag  Jtgog  rfjv  ^EXiadßez  ....  xal 

^oßj]d^alca  MaQidfi  oJt^X^^  slg  xov  olxot>  avxtiq, 

b.  Lc.  1,  56. 

s/ieivsv    dh   Magiäfi  ovp  avT?]   dg    (irjvag    XQ^lg,    xal 

vjteöTQ£tp€P  slg  xov  olxov  avxrig, 

-*         -'-^'  «^^-    w-<w-N  '-V^'^ 

Die  Varianten  ijtoirjoev  =  ifieivev  —  kehren  in  ähnlicher 
Weise  wieder  zu  Lc.  11,  30  =  Mt.  12,  40,  wo  der  erste  Evange- 
list 7jv,  Lucas  kyivBxOy  Irenaeus  (V,  31,  1)  mansit,  die  Di- 
dascalia  aber  und  die  Constitutionen  (V,  14)  jroi^oat  bieten. 
Das  letztere  ist  ein  Hebraismus.  Vgl.  Eccles.  6,  12:  Dto!^?']!  = 
LXX:  xal  ijtolijosp  avxa  —  in  Bezug  auf  das  Zubringen  der 
Lebenstage.  Es  ist  also  anzunehmen,  dass  im  Urtext  to:^ni 
n-'Tpin  ntjbti  —  zu  lesen  gewesen  ist.    Vgl.  Heft  III,  262  f. 

IV.  Johannis  Geburt,  Beschneidung  und  Jugend. 

Lc.  1,  57—80. 

Auch  zu  diesem  Abschnitt  vertritt  Hillmann  die  Ansicht, 
dass  von  dem  Redaktor,  also  von  späterer  Hand,  dem  ursprüng- 
lichen Context  ein  jüdischer  Psalm  (v.  68 — 75)  eingefügt,  mit 
einer  einleitenden  Notiz  (v.  67),  mit  einem  zweiten  Theile  (v. 
76 — 79)  und  mit  einer  historischen  Schlussbemerkung  versehen 
worden  sei.  Johannes  Weiss  ist  geneigt  dem  zuzustimmen, 
weil  die  Beziehung  auf  den  vorliegenden  Fall  lediglich  in  den 
Worten  v.  76 — 79  zu  finden  und  weil  hierin  die  Thätigkeit  des 


105  Das  Kindbeitsevangelium. 

Täufers  jedenfalls  ex  eventu  geschildert  sei.  Dem  gegenüber 
findet  man  schon  bei  Paulus  treffende  Bemerkungen,  indem  er 
namentlich  auf  v.  74  hinweist,  als  ganz  aus  dem  priesterlichen 
Geiste  geflossen.  „Für  den  Priester  Zacharias  ist  v.  74  die  wich- 
tigste messianische  Hoffnung,  dass  man  nun  wieder  ohne  Ein- 
griffe der  Römer  einen  freien  Cultus  haben  werde,  gerade  wie 
Mose  dies  von  Pharao  gefordert  hatte. **  Die  Hoffnungen  des 
Priesters  seien  weniger  als  die  Ansichten  der  Davididin  Maria 
auf  das  Herrschen,  als  vielmehr  auf  die  Priesterzwecke  gerichtet, 
d.  i.:  ag)60ig  afiagzimv  (v.  77),  Belehrung  (v.  79),  nicht  mehr 
durch  Heiden  gestörte  Freiheit  des  Nationalcultus,  elgi^vfj  (v.  79), 
XvTQWoig  (v.  68).  Hierin  liege  dem  priesterlichen  Manne  die 
omxriQla  (v.  71.  77),  welche  er  von  dem  konmienden  Messias  er- 
wartete. Seines  Sohnes  Bestimmung  erscheine  ihm  nun  schon 
genauer  vorgezeichnet  und  jenem  grossen  Nationalzwecke  unter- 
geordnet. Wenn  auch  etwas  äusserlich  aufgefasst,  so  dienen 
diese  Nachweise  doch  entschieden  dazu,  die  in  dem  Lobgesange 
des  Zacharias  vorhandene  einheitliche  Giiindstinmiung  zu  kenn- 
zeichnen und  das  gewaltsame  Auseinauderreisscn  der  beiden 
Hälften,  der  allgemeineren  (v.  68 — 75),  und  der  persönlichen  (v. 
76 — 79)  als  das  Werk  einer  unberechtigten  Hyperkritik  erscheinen 
zu  lassen.  Was  allein  Veranlassung  geben  könnte,  die  erste  all- 
gemeine Hälfte  (v.  68 — 75)  als  einen  anderswoher  genommenen 
Psalm  zu  betrachten,  das  ist  die  perfektische  Fassung,  nament- 
lich in  V.  68.  69.  Denn  wenn  auch  Paulus  mit  Recht  darauf 
hinweist,  dass  Zacharias  durch  den  Besuch  der  Maria  über  den 
neuen  Stand  der  Dinge  unterrichtet  war,  sodass  der  Aorist 
i:xBOxetparo  berechtigt  schiene,  so  überschreitet  es  doch  diese 
Grenzlinie,  wenn  auch  die  XvzQiDOig  als  eine  bereits  geschehene 
bezeichnet  (v.  68^)  und  die  Wiedererhebung  des  davidischen 
Hauses  als  eine  bereits  vollendete  (v.  69)  betrachtet  wird.  Jeden- 
falls könnten  diese  Praeterita  nur  als  eine  prophetische  Antici- 
pation  zu  betrachten  sein.  Aber  hier  liegt  es  noch  näher  anzu- 
nehmen, dass  den  Aoristen  ijtoltjoep,  ijyeiQev  in  der  hebräischen 
Quellenschrift  das  prophetische  Futurum,  nicht  aber  das  histo- 
rische Imperfektum  zu  Grunde  gelegen  habe,  dass  mithin  eine 
unzutreffende  Vocalisation  dieser  Verbalformen  die  dem  Sach- 
verhalt allein  entsprechende  Übersetzung  jtoiTJoei,  iyeQBt  verhin- 
dert habe.    (Vgl.  unten  zu  Lc.  1,  68.  78,  femer  ähnliche  Fälle 


§  4.   Texte  und  Untersuchungen.  107 

Agrapha  S.  142  zu  Lc.  7,  35  =  Mi  11,  19^,  ebenso  Agrapha  S. 
133  zu  Const.  II,  60,  sowie  zahlreichste  Beispiele  aus  der  Inter- 
pretation des  A.  T.,  z.  B.  Ps.  126).  Bei  dieser  Annahme  ent- 
spricht der  Eingang  des  Lobgesangs  ebensowohl  dem  ijtQog)?}- 
Tsvotv  der  Einleitung  (v.  67)  als  der  väterlichen  Weissagung 
über  den  prophetischen  Sohn  (v.  76 — 79).  Es  wird  dadurch 
ebenso  sehr  die  Sachgemässheit  ds  die  Einheitlichkeit  des  ganzen 
Lobgesangs  gewährleistet 

11.  Lei, 67. 

a.  Epist.  eccl.  Lugd.  et  Vienn.  ap.  Eus.  H.  E.  V,  1,  10. 

ix<^^  ^i  '^ov  jtaQaxhjTOV  iv  lavrw ,  ro  Jtpsvfia  jrXelov 
Tov  Zax<xQlov. 

b.  Lc.  1,  67. 

xal  Zaxaglag  6  JtarijQ  avrov  ijtX/jOi^Jj  jrvevfiarog  ayiov 
xal  kjiQoq>i]xBvo(:V, 

Hier  liegt  in  dem  Schreiben  der  gallischen  Gemeinden 
jedenfalls  ein  Anklang  an  das  canonische  Lucasevangelium  vor, 
wie  bereits  oben  zu  Lc.  1,  6. 

12.  Lc.  1,68. 

a.  Ev.  Pseudo-Matthaei  c.  XV,  2.  p.  81  ed.  Tischendorf. 

Qiü  cum  vidisset  infantem,  exclamavit  voce  magna  dicens: 
Visitavit  deus  plebem  suam,  et  implevit  dominus  pro- 
missionem  suam. 

b.  Syr.  Sin.  Lc.  1,  68. 

oti  inecxiiparo  rov  Xaov  avrov  xal  ijTobjOev  [.ia^]  avrq) 

XVTQOHSlP. 

c.  Lc.  1,  68. 

tvXoy7jT6c  xvQtog  6  d^abg  rov  %Qa7jX,  ot£  Ijreoxixparo 
xal  kjiolriObv  IvxQwCtv  t(5  Xam  avrov. 

Es  ist  jedenfalls  eine  secundäre  Darstellung,  wenn  im  Ev. 
Pseudo-Matthaei  der  Anfang  von  dem  Lobgesang  des  Zacharias 
dem  Simeon  bei  der  Darstellung  im  Tempel  in  den  Mund  ge- 
legt wird,  obwohl  in  diesem  Momente  das  Praeteritum  visitavit 
=  Ijreöx^aro  bei  dem  Anblick  des  neugeborenen  Messias  mehr 


IQg  Das  Kindheitaevangeliam. 

am  Platze  ist,  als  bei  der  Beschneidung  seines  Vorläufers.  Aber 
wenn  man  im  Urtext  liest:  nbttj^l  [nicht  nblD?l]  ilQjTÄ  "Tgß  *^^ 
r^"T&  ib  s»  ori  ixBCxiiparo  xal  xoiriou  Xvtqwöiv  rä  XaA  av- 
xov  — ,  so  wird  gerade  —  wie  bereits  einleitungsweise  zu  diesem 
Abschnitt  bemerkt  worden  ist  —  die  Prophetie  im  Munde  des 
priesterlichen  Sängers  besonders  markiert  In  der  Verbindung 
des  Tov  Xaov  avxov  ^^  plebem  suam  mit  ijtBöxi^axo  =»  yisitayit 
trifft  das  £y.  Ps.-Matthaei  mit  dem  Syr.  Sin.  zusammen,  und 
dies  ist  auch  nach  dem  hebräischen  Quellentezte  jedenfalls  das 
Ursprüngliche. 

14.  Lc.  1,73. 

a.  Barn.  XIV,  1.  p.  60,  10. 

trjv    öiad'i^xfjp,    T]v    (Dfioöep    rolq    3taxQaoi    dovvai 
TCO  Xaci. 

4  4 

b.  Lc.  1,  72b.  73. 

fipfjod-^vai   öiad-^xriQ   aylag  avzov,   oqxop,   op  cSfiooev 
jtQoq  ^AßQaafi  top  naxiga  ^ficop  xov  öovpai  t^iüp. 

Sehr  werthvoll  ist  in  diesem  Falle  die  Barnabas-Parallele. 
Doch  kann  sie  bei  den  vorhandenen  Varianten  nicht  als  ein 
zwingender  Beweis  für  die  Benützung  des  Lucasevangeliums  an- 
gesehen, vielmehr  mit  Wahrscheinlichkeit  auf  die  vorcanonische 
Kindheitsgeschichte  zurückgef&hrt  werden.  Die  Wendung:  xolg 
naxQaCt  findet  sich  schon  in  den  alttestamentlichen  Parallelen 
Deut.  7,  8;  Mich.  7,  20;  dagegen  ist  die  Verbindung  wfioosp  öov- 
pai mit  Bezugnahme  auf  die  öiaß-i^xi]  ausschliesslich  dem  Kind- 
heitsevangelium an  dieser  Stelle  eigenthümlich. 

19.  lc.  1,75. 

a.  Clem.  Rom.  I,  48,  4.  p.  80,  11. 

(laxaQioi   Jtapxeg  ol    slCBX&opxsg   xal  xaxevB^vpopxeg  xf]p 
jtoQslap  avxmp  ip  ooioxrjxi  xal  öixaioovptj, 

b.  Lc.  1,  75. 

XaxQBveip  avx(p  ip  ooioxrjri  xal  öixatoovp'Q  kpcoxiop 
avxov  staCag  xag  rjgisQag  7i(i(5p. 

Der  Ausdruck:   ip  oöioxtjxi   xal  öcxaioovpy  findet  sich  in 
folgenden  Parallelen.    Deut.  9,  5:  ?|Mb  lO'^ai  ?jri;;iM  =LXX: 


§  4.  Texte  und  üntersnchung^n.  109 

öia  T7jv  öixaioövvfjp  oov  ovöh  6ia  rfjv  ooiorfira  xijg  xagölag 
oov  —  Sap.  9,  3:  Ir  ooiorfiri  xal  iv  svdvTtiri  TTJg  tpvxrjg  — 
Eph.  4,  24:  iv  dixaioowfj  xal  octorrfti.  An  sich  wäre  es  wohl 
möglich,  dass  der  mit  den  paulinischen  Briefen  vertraute  Cle- 
mens Rom.  seine  Parallele  aus  Eph.  4,  24  enÜehnt  hätte.  Doch 
erinnern  die  Ausdrücke:  ol  slCBXd'Ovreg  xal  xatsv^vovrsg  r^v 
jroQÜav  avTcov  an  Lc.  1,  6:  jroQSvofievoi  und  Lc.  1,  79:  rov  xa- 
revO-vvai  rovg  jcodag  rjpimv  elg  oöov  elQi^vijg,  mithin  an  das 
EindheitsevangeUum. 

22.  Lei, 78. 

a.  Test.  XII  patr.  Zabulon  c.  7. 

OvfiJtaöxsTS  hv  öJtXayx^^^^  ikiovg, 

b.  Test.  XII  patr.  Zabulon  c.  8. 

hjc  icxarwp  ^fisgciv  6  d^sog  cbtoOrilXsi  ro  öJtXayx^ov 
avTOV  ijtl  Tfjg  yrjg,  xal  oxov  evQU  öJtXayx^^  hXiovg, 
iv  avrw  xaroixeL 

c.  Lc.  1,  78. 

öia  ojtkayx^^  kXiovg  d-eov  ^fimv,  iv  olg  ijnaxitperai 
Tjfiäg  ävaroX?^  i^  vtpovg. 

Obwohl  in  den  Testamentis  XII  patr.  anders  gewendet, 
so  scheint  doch  der  charakteristische  Ausdruck:  öJtXayxPa  iXiovg 
aus  dem  Kindheitsevangelium  zu  stammen.  Die  von  den  Godd. 
Vfi^BL  und  mehreren  orientalischen  Versionen  vertretene  Lesart 
ijrioxitpstai  entspricht  dem  prophetischen  Tenor  des  Lobgesangs 
besser  als  die  Lesart  ijteöxdfparo.  VgL  die  Bemerkungen  an  der 
Spitze  dieses  Abschnittes  und  zu  Lc.  1,  68. 

V.  Die  Verehelichung  der  Maria. 

Mt.  1,  18—25.  Just.  DiaL  c.  Tryph.  c.  78.  Protev.  Jac.  c.  14.  Ev. 
Ps.-Matth.  c.  10.  11.  Ev.  de  Nai  Mar.  c.  10.  Hist.  Jos.  c.  5.  6.  17. 

Dass  es  sich  in  diesem  Abschnitte  wirklich  um  die  Verehe- 
lichung der  Maria,  welche  durch  deren  Schwangerschaft  in  Frage 
gestellt  worden  war,  als  um  den  Hauptgegenstand  der  Darstel- 
lung handelt,  zeigen  die  Worte:  fi?)  q>oßriB^g  JtagaXaßtlv  Magiäfi 
T7JV  yvvalxa  oov  (v.  20)  und:  xal  xagiXaßev  tr]v  ywalxa 
avTOv.     Denn   iifi^K   npb   oder  nt^K  Ktes   sind  die  hebräischen 


110  Da«  KindheiteeTangelium. 

Ausdrücke  für  die  Verehelich  ung  und  also  gleichbedeutend  mit 
ya/ielp  ^).  Es  füllt  daher  dieser  vom  ersten  Evangelisten  aufbewahrte 
Abschnitt  eine  wesentliche  Lücke  aus,  die,  wenn  wir  nur  auf 
Lucas  angewiesen  wären,  sehr  empfindlich  ftihlbar  werden  würde, 
wie  andrerseits  bei  dem  Fehlen  der  Lucas-Relation  die  Perikope 
Mt.  1,  18—25  zahlreiche  Fragen  erwecken  und  unbeantwortet 
lassen  würde.  So  ergänzen  sich  Mt  1  und  Lc.  1  aufs  Beste  und 
bezeugen  schon  dadurch  ihre  Stammverwandtschaft.  Dies  wird 
auch  durch  analytische  Vergleichung  der  Einzelheiten  bestätigt 
Obwohl  der  erste  Evangelist  den  Ausdruck:  xaQMvoq^  welcher 
im  ganzen  Kindheitsevangelium  nur  Lc.  1,  27  vorkommt,  seiner- 
seits niemals  gebraucht,  so  beweist  doch  das  von  ihm  Mt.  1,  22.  23 
eingeschobene  alttestamentliche  Citat  mit  der  Übersetzung  jtoQ- 
d^epoQ  (=  Jes.  7,  14:  nt:b?),  dass  er  diesen  Ausdruck  ebenso  wie 
Lucas  in  seiner  Quelle  gelesen  hat.  Ebenso  treffen  beide  Evan- 
gelisten in  der  Charakterisierung  der  jtaQ&ivog  als  ifiPfiCTSv/uvr] 
drÖQl  (ü  ovofia  ^Icoo/jq)  (Lc.  1,  27)  =  fivrjCTev&^slüa  ro5  *Io!}g/j<p 
(Mt.  1,  IS)  zusammen  auf  Grund  der  gemeinsamen  Quelle.  In 
derselben  war,  wie  aus  Justin  und  dem  Protevangelium  (vgh 
oben  S.  81)  nachgewiesen  worden  ist,  der  Vers  Mt  1,  21  zweimal 
enthalten,  nämlich  das  erste  Mal  in  der  Verkündigung,  die  Maria 
empfing,  das  zweite  Mal  in  der  Botschaft,  die  dem  Joseph  zu 
Theil  ward.  Die  Namengebung  hat  also  in  beiden  Relationen 
gleiches  Gewicht  (vgl.  Lc.  1,31;  2,  21),  und  nur  in  Bezug  auf 
die  Erklänmg  des  Namens  Jesus  hat  sich  der  oft  kürzende  Lucas 
eine  Weglassung  erlaubt. 

Auch  die  beiden  Relationen  angehörige  Angelophanie  zeigt 
die  Identität  der  Quelle.  Was  aber  das  Entscheidende  ist:  die 
vaterlose  Geburt  Jesu  wird  auf  Grund  der  gemeinsamen  Quellen- 
schrift von  beiden  Darstellungen  bezeugt,  negativ: 

Lc  l,  34:  Mt  1,  25: 

ijtd  aPÖQa  ov  yivdöxo)        xäi  ovx  iyivmoxsv  avri^p  — , 

positiv: 

Lc.  1,35:  Mt  1,20: 

jcvevfia  ayiov  sjtsJievoeTai  ro  yctQ  kv  avry  yspvfj&hv  ix 
ijtl  oe.  jtvBV(iax6q  ioriv  äylov. 


1)  Vgl.  Heft  11,  244;  III,  404.  550. 


§  4.  Texte  and  Untersuchungen.  m 

Endlich  auch  das  sprachliche  Colorit  erscheint,  wenn  man 
in  dem  Abschnitt  1,  18 — 20  analytisch  auf  die  hebräische  Grund- 
schrift zurückschliesst,  im  Wesentlichen,  ja  bis  in  solche  Einzel- 
heiten wie  in  der  sexuellen  Bedeutung  von  yi^  =  yivcoaxtiv, 
identisch,  wenn  auch  der  dritte  Evangelist  den  hebraisierenden 
Spraohcharakter  der  Quelle  besser  als  der  erste  erhalten  hat. 

1.  Ml.  1,18. 

a.  Eus.  H.  E.  II,  1,  2. 

xov  6b  Xqiötov  jtazfjQ  6  '/coöjjgp,  cp  (ivi]arevd'6töa  ?] 

jtaQd-ivoq,    xqXv    Tj    cvpeXd-elp    avrovg,    i]vqt]to    iv 

yaöXQl  sxovöa  ix  jtvevfiaxoq  dylov,  (6g  ?)  Isga  T(5v 
BvayyBkloiv  öiöaOxec  YQag)TJ. 

b.  Ephraem  Syr.  Ev.  concord.  expos.  p.  20  ed.  Mösinger. 

Generatio  Jesu  Christi  sie  erat.  Quum  desponsata 
esset  mater  ejus  Maria  Josepho,  et  antequam  data 
esset  viro,  inventa  est  gravida  a  Spiritu  Sancto. 

c.  Mt.  1,  18. 

Toi;  öVltjCov  Xqioxov  rj  yepeoig  ovxcog  7]v'  fip^oxav- 
d-Bior]q  XTJg  (irjXQog  avxov  Maglag  xq  ^Icoörj^,  JtQiv 
Jj  ovpeXd-etP  avxovg,  avQsO'?]  iv  yaOxQl  ixovaa  ix 
Jtvevfiaxog  äyiov. 

Die  Überschrift:  xov  de  ^Ir/cov  XqiOxov  fj  yiveöig  ovxcog 
tjv  =  n'^tp'En  T\162  rilbin  M^ä  —  stand  jedenfalls  an  der  Spitze 
der  Urschrift  und  ist  von  dem  ersten  Evangelisten,  der  mit  der 
Perikope  von  der  Verehelichung  der  Maria  die  Geburt  Jesu  eng 
verknüpfte,  hieher  übernommen  worden.  —  Die  Lesart  des  Eu- 
sebius:  (p  /ipijcxsvO-sioa  ?)  jtaQO^sPog,  berührt  sich  mit  dem 
vorcanonischen  Texte  des  Syrers  Curetons  zu  Mt.  1,  16:  o5 
i(iPi]Cxsvd'7]  Magla  y)  jiCQ^ipog,  rj  Ixbtcbp  ^Ljoovp  Xqioxop. 
Ähnlich  zahlreiche  Itala-Handschriften :  cui  desponsata  virgo 
Maria  genuit  Jesum.  Eng  verwandt  ist  damit  Lc.  1,  27:  Jtagd^i- 
POP  fiBfiPrjöxBV/i^Pfjp  clpöqI,  m  opofia  'la>07j<p.  Die  Lesart 
Ephraems:  antequam  data  esset  viro  —  ist  als  ein  aus  dem 
mönchischen  Geiste  Ephraems  hervorgegangener  Ersatz  f&r 
das  originale  jtqIp  r]  avpBkB-Blp  avxovg,  als  ein  „Euphemismus^, 
wie  Zahn  (Forschungen  I,  1.  S.  117)  sagt,  zu  betrachten. 
Justin  sagt  dafür:  djto  ovpovaiag  dpÖQog  —  vgl.  das  Folgende. 


112  Das  Kindheitsevangelium. 

2.  Mt.1,19. 

a.  Just.  DiaL  c.  Tryph.  c.  78.  p.  303  C. 

xai  ^Icochq)  de,  6  thv  Maglav  fiBuvmxBvnivoq,  ßovlf]d^iic 

jtQorsQOv  ixßaXelv  xi}v  fiyi]0X7]v  ctvrw  MtxQiafi,   pofil^mv 

JYxvfiovetv   avT^v  djro  ovvovolag  avögoCy    xovxioziv  djro 
JtoQvalaq  — 

b.  Epiph.  Haer.  LXXVIIl,  20.  p.  1052  B. 

TO*    ölxaioq   C3V  i^^rsi   fty  xaQaöeiyiiarloai  avri]v, 
dXXa  Xad^Qa  äxoXvoai  avrr^v, 

c.  Mt.  1,  19.  ^ 

*Ia>öf]g)   öh   6   äviiQ   avr?jQ,   ölxaiog   cov  xäi  fifj  Q-elov 
avTTjv  öeiypiaTlcaiy  sßovXtjd^  kad-ga  axoZvöat  avrr^r. 

Dass  Justin  in  diesem  Citat  bei  aller  Verwandtschaft  des- 
selben mit  dem  canonischen  Matthäustexte  doch  von  letzterem 
unabhängig  ist  imd  aus  einer  anderweiten  Version  der  —  auch 
dem  Matthäustexte  zu  Orunde  liegenden  —  hebräischen  Quellen- 
schrift schöpft,  zeigt  sich  namentlich  an  dem  bei  Justin  drei- 
mal wiederholten  Stichwort  ixßakXscv  sc.  rfjv  yvvalxa,  welches 
dem  canonischen  ajtoXvOai  avrfjv  entspricht  und  wahrscheinlich 
auf  n^t)  als  terminus  technicus  fQr  die  Ehescheidung  zarückzu- 
führen  ist.  Vgl.  Deut.  21,  14:  Sinnitö*:.  =  LXX:  i^ccjtootsXstc 
avTi^v.  Der  Version  ni©  ^  kxßdXXsiv  begegnet  man  z.  B.  Ex. 
12,  23:  Dtlljttfb  ==  LXX:  bcßakelv  avrovg.  Den  Austausch  Yon 
ixßaXXtiv  fovatxa  =  djtoXvoai  X7}v  yvvalxa  in  Betreff  der  Ehe- 
scheidung finden  wir  auch  in  dem  Ev.-Citat  zu  Mt.  19,  3.  7  bei 
Epiph.  Haer.  LXVI,  56.  p.  668 AB.  VgL  auch  Sir.  7,  26:  pi 
ixßaXxiQ  avxrjv  vom  divortium.  DarQber,  dass  Gelsus  den- 
selben Text  kxßaXstP  gelesen,  aber  verzeihlicher  Weise  nicht 
von  der  Ehescheidung  verstanden  hat,  vgl.  zu  Lc.  1,  35.  Da 
nun  das  Protevangelium  Jacobi  nicht  exßaXelP,  sondern: 
Xad-Qa  dxoXvao}  avx^v  liest,  so  kann  in  diesem  Falle  (wie 
auch  in  einem  andern  vgl.  zu  Lc  1,  39.  40)  mit  Bestimmt- 
heit festgestellt  werden^  dass  Gelsus  wie  Justin  weder  aus  Mt. 
noch  aus  dem  Protev.  Jacobi  schopftie,  sondern  vielmehr  aus 
einer  anderen  verwandten  aussercanonischen  Schrift,  welche  aus 
hebräischer  Quelle  geflossen  war.  Die  Erklärung  xavxeoxtv  cbto 
jtoQvelag,  welche  sichtlich  von  Justin  hinzugef&gt  ist,  lässtdas 
Vorausgegangene  djto  öwovolag  dvÖQog  (vgL  stQiv  rj  ovpiX^Blv 


§4.   Texte  und  Untersuchungen.  113 

avrovg  Mt.  1,  18)  als  Quellentext  erscheinen.  Über  die  Varianten 
d-iXeiv  =  ^rjretv,  welche  öfter  vorkommen,  vgl.  Heft  III,  133.  387. 
Zur  Sache  vgl.  Maimonides  ap  Buxt  de  divort.  p.  76:  fe- 
mina  ex  quo  desponsata  est,  licet  nondum  a  viro  cognita,  est 
uxor  viri,  et  si  sponsus  eam  velit  repudiare,  oportet  ut  id  faciat 
libello  repudii. 

3.  Mt.1,20. 

a.  Cels.  ap.  Orig.  c.  Ceb.  V,  52. 

eri  fihv  xcä  vjckg  rijg  Maglaq  xvovoijg  JtQog  rov  xixTOva 
Tjxev  ayYsXog. 

b.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.  78.  p.  303 CD. 

öl    oQafiaTog  xsxiXevaro  (ifj  hxßakstp  xrjv  yvvatxa  avrov, 

ebtovTog  avzA  rov  q>avivTog  dyydkov,  ort  ix  Jtpevfia' 
rog  ayiov  o  exsi  xara  yaorgog  iori. 

c.  Ev.  Ps.-Matth.  c-  XL  p.  72  ed.  Tischendorf. 

ecce  in  ipsa  nocte  agparuit  ei  in  somnis  angelus  domini 
dicens:  Joseph,  fili  David,  noli  timere  accipere  Ma- 
riam  ^^^J^S^^^^^J^j^«  quoniam  qnod  in  utero  ejus  est,  de 
spiritu  sancto  est. 

d.  Protev.  Jac,  c.  XIV,  2.  p.  27.  ed.  Tischendorf. 

xal   löov  ayytXog  xvqIov   tpalvsrai   avrcp   xar     ovaQ 
XeytDV  fifj  (poßtjd'^g  rhv  Jtalöa  ravrfjv  [jtaQaiaßelp]'  ro 
'^&>JZJ^^ISLS!^  ^^  jri;ft;//aTOs  ioriv  ayiov. 
€.  Hist.  Josephi  c.  6.  p  124  sq.  ed.  Tischendorf. 

Sub  medium  autem  diem  apparuit  ipsi  angelorum  princeps 
sanctus  Gabnel  m  somnio,  mandato  mstructus  patris  mei, 
et  dixit  illi:  JosepheTTili  David,  ne  timeas  accipere 
Mariam  sponsam  tuam:  quippe  concepit  de  spiritu 
sancto. 

f.   Mt.  1,  20. 

ravra  61  avrov  kvd^girjd'ivrog  löov  ayyekog  xvqIov 
xar  ovaQ  [Syr.  Sin.:  6i  ogafiarog  =  r^oUAs]  ig>apf]  avrw 
kiycoV  Icooriq),  vlog  Javslö,  fifj  g^oßfjd^^g  jtaQaZaßslv 
MaQiafi  rrjv  yvvalxa  ^^v^^oj^ag^^  avr^  ysvvfjd^ev  ix 

jtvsvfiarog  iorip  ayiov. 

Texte  u.  Untersnohnngen  X,  5.  8 


114  Bas  Eindheitsevangelimn. 

Bemerkenswerth  ist  der  Ersatz  des  dem  Redaktor  des  ersten 
ETangeUums  angehörigen  %ax  ovag  durch  6t  ogäfiarog  bei 
Justin  sowie  im  Syr.  Sin.  Unverkennbare  ÜbersetzungSTarianten 
von  f?3pl2l  liW  sind:  quod  in  utero  ejus  est  =  o  ix^i  xaxa  ya- 
OXQoq  =  xo  iv  avx^  ov  =  xo  kv  ccvx^  yBVvrfi-iv.  Die  bei 
Justin  wiederkehrenden  Ausdrücke  xeXevBiv  und  ixßaXelv  ge- 
hören zu  dem  Inventar  seiner  aussercanonischen  Quelle. 

4.  Mt.  1,  21. 

a.  Protev.  Jac.  c.  XIV,  2.  p.  27  ed.  Tischendorf. 

xi^Bxai  öh  vlov,  xal  xaXiosiq  xo  ovofia  cevxov  *Ifjoovv' 

avxog  yag  Ociöec  xov  Xaov  avxov  djto  xwv  äfiaQ' 
xiAv  avxAv. 

b.  Ev.  Ps.-Matth.  c.  XL  p.  72  ed.  Tischendorf. 

Pariet  autem  filium,  ^[ui  vocabitur  Jesus:  ipae  enim 

salvum  faciet  populum  suum  a  peccatis  eorum. 

c.  Hist  Josephi  c.  17.  p.  130  ed.  Tischendorf. 

et   pariet   filium,   cujus  nomen   vocabitur  Jesus:   ille 
enim  salvum  faciet  populum  suum  a  peccatis  eorum. 

d.  Mi  1,  21. 

xiB^Bxai  öh  vlov,  xal  xaX^öeig  xo  ovo/ia  avxov  ^ItjöovV 

avxoq  yag  öciosi  xov  Xaov  avxov  djto  xcov  äfiag- 
xioiv  avxAv, 

e.  Just.  Apol.  I,  33.  p.  75  CD. 

0&-BV  xal  6  ayyBkog  xgog  xtjv  xagd-ivov  BÜtB'  xal  xaZioen: 
xo  ovofia  avxov  *Ir)öovv'  avxog  yag  odoBi  xov  Xaov 

avxov  äjco  xAv  äfiagxiAv  avxAv. 

In  dem  Protevangelium  Jacobi  ist  der  Satz,  welcher  die 
Erklärung  des  Namens  Jesus  enthält:  avxog  yag  CcioBi  xov 
Xaov  avxov  djto  xmv  d/iagxiAv  avxwv  —  sowohl  dem  Joseph 
als  der  Maria  gesagt  worden.  Und  bei  der  Wichtigkeit  des 
Namens  (vgl.  Lc.  2,  21:  xal  bclrjO-i]  xo  ovofia  avxov  ^Ifjoovg. 
xo  xXrjd^hv  vJto  xov  dyyiXov  3tg6  xov  ovXXijfpd-ijvcu  avxov  iv 
xy  xoiXla,  sowie  Joh.  1,  12:  xotg  xiOXBvovCiv  Big  xo  ovo  na 
avxov)  ist  im  Protevangelium  wahrscheinlich  das  ursprüng- 
liche erhalten;   der  kürzende  Lucas  hat  Lc.  1,  31  die  Erklärung 


§  4.  Texte  und  UntorsDchaiigen.  l  ]  5 

des  Jesusnameos  weggelasseD.  Justin  bezeugt  es  ÄpoL  I,  33 
ausdrflcklich  zweimal,  dasa  der  Maria  auch  dieser  Theil  der  Ver- 
kflndigung  zu  Theil  ward,  uod  er  thut  es  mit  BerufuDg  auf 
seine  Quelle:  tag  ol  dnofivijfiovtvaavreq  xavra  za  xtQl  rov 
acoTTjpoq  ^ftmv  '/jjöOTJ  Xqiotov  Olda^av.  Vgl  zu  Lc  1,  31. 
Übrigens  liegt  im  hebräischen  Urtexte  die  etymologische  Er- 
klärung des  Namens  TK"}  =  DrpnSBniS  'liaT-n«  TUJi-*  »in  "'S  — ; 
in  der  griechischen  Übersetzung  gebt  diese  Etymologie  verloren. 

-.  Mt  1,  23. 

a.  Just  Apol.  1,33.  p.  74  DE. 

xal  xdhv  (6q  avToXi§Bl  öia  xag&ivov  fiiv  Tsx9-ija6fievog 

6ia  zov  Haatov  jigoB^T/Tevd-Tj,  axovCazt.   i/Ux^'^  ^i  ovta/q' 

läov  ^  xoQ&ivoti   ii>   yaOTQl   l'|«  xal  ri§ezai   vlov, 

,  xal   EQOvßiv  ixl  zSovouazi  avzov'  (!£&■'  ^ftmv  o  B'eöq. 

b.  Jes.  7,  14  LXX. 

löov  ^  naQ&ivo(;  Iv  yaazQl  Xf'i^etat  xal  ri^szai  vlöv, 
xal  xaliosig  zo  övofia  avTOV  'Eß/iavoviii. 

e.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.  43.  p.  262  AB. 

tioi)    T]   xaQ^ivoq    kv    yaOzQl  Xrftpttat    xal    zi^ezat 
vlöv,  xal  xaZtOETai  t6  ovo/ta  avvov  'Eftfiavovr/X. 

d.  Just.  DiaL  c.  TryphTceö.  p.  290D. 

tSov   ^   :xaQ&^voq    iv    /afirf)!    X^^erat    xal   zi^szac 
vlöv,  xal  xaXiOovOi  zö  opo/ta  avzov  'Eßftavov^X. 

e.  Just  Dial.  c.  Tryph.  c.  84.  p.  310  A. 

xal    zö'    idov    t}    jrap^ivos   iv    yaozQl    X^ipEzai 
z^^szai  vlov,  ilq  zovzov  jtqosIqtjto. 

f.  Mt.  1,23. 

I60V  >}  Jtap&ivog  iv  yaOZQl   ?g«  xal   zi§ezai 

xal  xttXiOovaiv  zö  ovofta  avrov   Efißavov^X,   o 

fie6^£Qfir}VSvöiisvov  fied-'  ^firäv  ö  #EÖg. 

Z  a  h  n  in  seiner  Geschichte  des  Canons  1, 1  S.4S6  weist  dan 
dass  in  der  gesammtea  vorhandenen  christlichen  Literat 
Justin  von  keinem  Autor  des  N.  T,  ausser  Mt.,  auch  von  ! 
der  apostolischen  Vater,  auch  nicht  von  demProtevang 


llß  Das  Kindheiisevangelium. 

Jacob i  (wo  man  es  c.  14  erwarten  könnte)  die  Stelle  Jes.  7, 14 
auf  die  Geburt  Christi  bezogen  wird,  und  dass  es  nach  dem 
Vorgang  des  ersten  Evangelisten  erst  Justin  gewesen  ist,  der 
diese  Beziehung  zu  wiederholten  Malen  verwerthet  hat  Achtmal, 
nämlich  DiaL  c.  43.  p.  262  AC  (zweimal),  c.  66.  p.  290  D,  c.  67. 
p.  291  A,  c.  68.  p.  293  D,  c  71.  p.  297  C,  c.  84.  p.  310  A  (zwei- 
mal) verwendet  Justin  im  Dialog  die  mit  der  LXX  überein- 
stimmende Variante  k^tpetcu,  während  er  in  der  Apologie,  wo 
sein  Text  der  canonischen  Fassung  von  Mi  1,  23  nahe  kommt 
(Ap.  I,  3.  p.  74  DE)  mit  dem  ersten  Evangelisten  l'gcc  liest  und 
nur  in  dem  igovaiv  (anstatt  xaXioovoiv)  völlig  isoliert  steht. 
Denn  igovaiv  findet  sich  weder  in  den  LXX  noch  in  einer  Hand- 
schrift zu  Mt.  1,  23.  —  Obiger  Thatbestand  wie  auch  die  Art 
der  Gitation  im  ersten  canonischen  Evangelium  {tovto  6e  oXov 
yiyovBV,  Xva  JtXriQOid^  ro  Qfi^ev  vjto  xvglov  diä  rov  XQog>i^' 
Tov  Uyovrog  Mt  1,  22)  macht  es  evident,  dass  das  alttestament- 
liehe  Citat  Jes.  7,  14  in  der  vorcanonischen  Quellenschrift  nicht 
zu  lesen,  sondern  erst  von  dem  Redaktor  des  ersten  canonischeu 
Evangeliums  hinzugefügt  worden  ist,  dass  folglich  auch  die 
fleissige  Benützung  von  Jes.  7,  14  bei  Justin  den  Einfluss  des 
ersten  Evangeliums  bezeugt.  —  Zum  Ganzen  vgl.  Bousset,  Die 
Evangeliencitate  Justins  d.  Märt.  S.  37. 

5.  6.  Mt  1,  24.  25. 

a.  Just  Dial.  c.  Tryph.  c.  78.  p.  303  D. 

g)oß7]d-£lg  ovv  ovx  ixßtßXf]X6v  avT^v. 

b.  Syr.  Sin.  Mt  1,  25. 

^ecu  cnrwT.  f^ioo  f^is  coA  ^.i1*q  i  e.  xcu  (atT/yi 
trexBP  avrS  vlov,  xäi  [avrog)  kxaksOBP  ro  oPOfia  ^JtjOovv. 

c.  Ev.  de  Nativ.  Mar.  c.  X,  3.  p.  121  ed.  Tiscbendorf. 

Igitur  Joseph  secundum  angeli  praeceptum  virginem  uxorein 
duxit,  nee  tamen  cognovit  eam,  sed  caste  procurans 
custodivit 

d.  Ephr.  Syr.  Ev.  concord.  expos.  ed.  Mösinger  p.  27. 

et  in  sanctitate  habitabat  cum  ea,  donec  peperit  primo- 
genitum. 


§4.  Texte  und  Untersuchungen.  117 

Während  Justin  hier  einen  völlig  aussercanonischen  Text 
repraesentiert,  setzt  Ephräm  den  canonischen  Text  voraus,  den 
er  aber  auch  hier  wie  zu  Mt.  1,  18  durch  einen  Euphemismus 
geändert  hat  Auch  die  Weglassung  des  Zwischensatzes:  xal 
ovx  iylvcocxep  avri^v,  ioag  ov  —  im  Syr.  Sin.  ist  vielleicht  nur 
ein  Euphemismus.  Vgl.  Zahn,  die  syrische  Evangelienübersetzung 
vom  Sinai,  III,  im  TheoL  Literaturblatt  1895  No.  3  Sp.  28  f.,  wo 
auch  auf  ähnliche  Textkürzungen  zahlreicher  Art  im  Syr.  Sin. 
hingewiesen  ist.  Jedenfalls  lag  ein  dogmatischer  Grund  obiger 
Textkürzung  nicht  vor,  sonst  hätte  auch  Mt.  1,  20^  fallen  müssen. 
Bezüglich  der  Namengebung  vgl.  unten  YIL  die  Beschneidung. 

VI.  Jesu  Geburt. 

Lc.  2,  1—20.    Just.  Apol.  I,  34.    DiaL  c.  Tryph.  c.  78.    Protev. 
Jac.  c.  17.  Ev.  Ps.-Matth.  c.  13.   Ev.  de  nativ.  Mar.  c.  10.  Hist. 

Josephi  c.  7.    Ev.  Inf.  Arab.  c.  2—4. 

Aus  den  aussercanonischen  Darstellungen  der  Geburt  Jesu, 
unter  denen  Justins  Relation  durch  ihre  Selbstständigkeit  obenan 
steht,  geht  hervor,  dass  nach  der  Quellenschrift  des  Eindheits- 
evangeliums  der  unter  Augustus  ausgeschriebene  Census  sich  auf 
Judäa  beschränkt  und  unter  Cyrenius  als  erstem  Procurator 
von  Palaestina,  aber  unter  Sentius  Saturninus  als  Proconsul 
der  Provinz  Syrien  stattgefunden  haben  soll,^  sowie  dass  die 
Geburt  Jesu  selbst  in  einer  nahe  bei  Bethlehem  gelegenen  Höhle 
erfolgt  sei.  Wenn  Gelpke  bezüglich  Justins  sagt:  „Auch  hier 
zeigt  sich  ein  reflektierendes  Verbessern,  das  in  der  That  eine 
Menge  Schwierigkeiten  aus  dem  Wege  räumt,  die  den  am  Worte 
klebenden  Erklärer  des  Lucasevangeliums  in  eine  peinliche  Ver- 
legenheit bringen*  — ,  so  ist  dies  eine  Auffassung,  welche  die 
Reflexion  moderner  Kritik  auf  einen  noch  aus  frischer  Ursprting- 
lichkeit  schreibenden  Schriftsteller  überträgt,  eine  Auffassung, 
welche  durch  den  Context  der  Justinschen  Darstellungen  in  keiner 

1)  Die  Statthalter  Syriens  waren  nach  Schür  er  (Gesch.  d.  jüd.  Volks 
I,  259  ff.)  zu  jener  Zeit  folgende:  1.  M.  Titius,  um  10  v.  Chr.,  2.  C.  Sentius 
Saturninus,  9—6  v.  Chr.,  3.  P.  Quintilius  Varus,  6 — 4  7.  Chr.,  4.  P.  Sulpicius 
Quirinius,  3—2  v.  Chr.,  (?),  5.  C.  Caesar,  1  v.  Chr.— 4  n,  Chr.(?),  G.  L.  Vo- 
lusius  Saturninus,  4 — 5  n.  Chr.,  7.  P.  Sulpicius  Quirinius,  6 ff.  n.  Chr.  in 
seinem  zweiten  syrischen  Proconsulate. 


118  Das  Kindheitsevangeliam. 

Weise  unterstützt,  dagegen  durch  das  Zusammentreffen  Justins 
mit  anderen  —  von  ihm  unabhängigen  —  Zeugen  der  ältesten 
Kirche  widerlegt,  überdem  auch  durch  die  Erklärung  der  meisten 
bei  Justin  sich  findenden  Varianten  aus  dem  hebräischen  Quellen- 
text als  völlig  verfehlt  dargethan  wird. 

Zu  dem  zweiten  Theile  der  lucanischen  Darstellung  Lc  2, 16 
— 20  fehlen  aussercanonische  Parallelen  gänzlich.  Aber  auch 
diese  Partie,  f&r  welche  wir  mithin  lediglich  auf  die  Relation 
des  Lucas  angewiesen  sind,  ist  ein  Äusfluss  der  vorcanonischen 
Quellenschrift,  deren  Charakter  sie  trägt.  Wenn  man  aus  Lc.  2, 14. 
18.  20  eine  Publicität  >  der  Vorgänge  hat  erschliessen  und  die- 
selben daraufhin  für  unvereinbar  mit  der  späteren  Unbekanntheit 
und  Nichtanerkennung  Jesu  als  Messias  hat  erklären  wollen,  so 
hat  man  den  Context  nicht  recht  gewürdigt.  Jedes  Lexicon  zeigt, 
dass  ötayvfDQlC^Biv  nicht  bedeutet:  öffentlich  bekannt  machen. 
Vielmehr  ergibt  der  Zusammenhang,  dass  die  Hirten  ihre  Er- 
lebnisse nur  allen  um  die  Krippe  Versanmielten,  darum  in  erster 
Linie  der  Maria  zur  Kenntniss  brachten  und  dass  sie  bei  ihrer 
Heimkehr  unter  dem  Eindruck  des  Erlebten  Gott  priesen.  Nach 
dem  Wortlaut  blieb  das  Ganze  innerhalb  der  näheren  und  weiteren 
Familie. 

1.  3.  lc.  2, 1.  8. 

a.  Protev.  Jac.  c.  XVH,  1.  p.  31  ed.  Tischendorf. 

TtiXbvoiq  ÖB  kyivBto  ajto  Avyovoxov  ßaciXioag  djtoyQa- 

q)6Gd-ai  jtdvzag  rovg  kv  BTjd^Xeh/a  rt^g  ^lovöalag, 

b.  Protev.  Jac.  c  17.  p.  103  ed.  Fabricius. 

kyivBxo  6h  xiksvaig  vxo  rov  ßaöiXioog  Avyovorov  cbto- 

7Qd(pB09m^  jtavxag   rovg  *lov6alovg,   oi  7}0av  iv  Bfj&Xtlfi 

TTJg  %v6alag, 

c.  Tert.  adv.  Marc.  IV,  19. 

sed  et  census  constat  actos  sub  Augusto  nunc  in  Judaea. 

d.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.  78  p.  303  D. 

djtoyQatp^g  ovörig  kv  r^  %v6ala,  — 

e.  Ev.  Ps.-Matth.  c.  XIII,  1.  p.  76  ed.  Tischendorf. 

factum  est  autem  post  aliquantum  tempus,  ut  fieret  pro- 
fessio  ex  edictojCaesaris  Augusti,  ut  profiteretur  unus- 
quisque  in  patria  sua. 


g  4.  Texte  nnd  Untenuchnngen.  ]|g 

f.  Et.  Inf.  Salv.  Arab.  c.  2.  p.  I8t  ed.  Tischendorf. 

aimo  Kutem  trecentesimo  nooo  aerae  Alexandri  edi'xit  An- 
gustuB,  ut  deBcriberetnr  anusqnlBqQe  in  patria  s'ua. 

g.  Clem.  AI  Strom.  I,  21, 145.  p.  406  sq. 

lysvv^&ij  6s  o  xvpto^  T^fimv  zw  oydöm  xcä  ftxoorm  ini, 
OTE  JtQmrov  kxiXevoav  axoyQci^aq  yfviad-ai  ijtl  Avyov- 
Oxov. 
h.  Hist  Josephi  c  7.  p.  125  ed.  Tischendorf. 

inteijecto  deinde  tempore   prodüt   mandatum  ab  Auguste 
Caesare  (et)  rege,  ut  ^eaeriberetur  universus  orbis  habitabi- 
lis,  uuusquisque  in  civitate  sua. 
i.  Lc  2,  1.  3. 

kjivsro  6\  iv  Totg  ^{liQaiq  ixslvaiq  i^^l^sv  doyfta  :!raQä 
KalOaQOt;  Avyovazov  ajtoygäqpea&^at  xäaav  xijp  olxovfii- 
vt]v.  T.  3.  xal  ijtopevopro  xävzsg  äxoyQätptad-at  ^xaarog 
etq  Tr}v  lavrov  xöXtv. 

Dass  Justin  bezüglich  der  Geburtsgeschicbte  neben  den 
beiden  canonischen  Relationen,  die  er  sicher  kannte,  einer  an- 
deren, aussercauonischen,  Quelle  sich  bediente,  zeigt  sich  zu  Lc 
2,  Iff.  noch  deutlicher  als  bisher.  Nach  Justin  bezog  sich  der 
ausgeschriebene  Gensus  keineswegs  auf  das  gesammte  römische 
Reich,  sondern  ausschliesslich  auf  JudSa  (oder  Palaestina). 
Damit  stimmt  Tertullians  Nachricht:  cenaus  actos  sub  Augusto 
in  Judaea  — ,  eine  Nachrieht,  die,  wie  schon  die  Erwähnung 
des  Sentiua  Saturninus  zeigt  (vgl.  das  Folgende),  aus  einer  selbat- 
ständigen,  von  Justin  völlig  unabhängigen  Quelle  stammt.  Aber 
auch  das  älteste  der  apokryphischen  KindheitsevangelieQ ,  das 
Protevangehum  Jacohi,  hat  eine  auf  Judäa  beschränkte  Schätzung 
zur  Voraussetzung:  äxoyQa^BO&ai  Jtävzaq  rovq  lovÖalovg. 
Durch  diese  drei  Zeugen  ist  es  ausser  Zweifel  geatellt  ^ 
der  Quellenschrift  des  Kindheitsevaitgeliums  der  Censui 
d&a  beschränkt,  keineswegs  aber  auf  das  ganze  römisc 
aui^edehnt  war. 

Credner  hat  nun  in  seinen  Beiträgen  (1,  234)  gez 
durch  eine  nicht  zutreffende  Übersetzung  des  hebräischen 
textes  die  lucanische  Fassung:  jtäoap  t?)i>  olxov(iiv7]i 
stehen   konnte,   insofern  das  im  Urtexte  auf  Judäa  b' 


120  ^^  Kindheitsevangeliam. 

f  l»n"bs  anstatt  mit  Jtäca  ^  yJj  mit  jtäöa  ^  olxovfiepfi  s^  oXog 
6  xoOfioq  wiedergegeben  war.  Auch  zu  Mt.  28,  19  finden  sich 
diese  Varianten:  xäoa  ^  olxovfievtj  «»  okog  6  xoOfiog  »=  universa 
terra  als  gleichwerthige  Übersetzungsvarianten  von  I^^Krrb^. 
Vgl.  Heft  n,  397.  Auch  der  Syr.  Sin.  hat  Lc.  2, 1  rÄ.ir^  oAosl 
=  jtäcav  Tfjv  X(QQav  =*=  jtaoap  xi}v  yrjv.  Es  wird  also  an  der 
Richtigkeit  der  Crednerschen  Erklärung  nicht  zu  rütteln,  viel- 
mehr hierin  ein  neuer  Beweis  für  die  ursprünglich  hebräische 
Abfassung  des  Kindheitsevangeliums  zu  erkennen  sein.  Dasselbe 
gilt  von  den  Varianten  xeXevöiq  =  öoyfia  =  edictum,  mag  man 
sie  auf  rn«  (vgl.  2.  Reg.  18,  36:  ifbian  rriXO)  oder  auf  M, 
welches  dem  späteren  Hebräisch  angehört,  zurückführen.  Auch 
die  wechselnden  Prädikate  ßaaiXevg  und  xalOag  als  Bezeichnungen 
des  Augustus  gehören  hierher.  Dass  das  k^^Xd-ev  dem  hebräi- 
schen Sprachgebrauche  entspricht,  ist  oben  in  dem  Verzeichniss 
der  Hebraismen  nachgewiesen  worden. 

Auf  die  detaillierten  Zeitangaben  bezüglich  der  Geburt  Jesu  ein- 
zugehen, ist  hier  nicht  der  Ort,  da  dieselben  in  keinem  Falle  aus  der 
QuellenschriftdesKindheitsevangeliumsstammen.Nur  darauf  möchte 
ich  hinweisen,  dass  die  in  dem  neuentdeckten  Fragmente  des  Hip- 
polytus-Commentars  enthaltenen  chronologischen  Angaben  schon 
längst  aus  Epiphanius  uns  bekannt  gewesen  sind  Man  vgl. 
Epiph.  Haer.  LI,  22.  p.  482  ed.  •  HippoL 

Dindorf. 

y^waxat  (ikv  yag  6  ocozrjQ  i  ^  yaQ  Jigoirrj  xagovola  xov  xv- 
TtooaQaxoOT(S  öevregq)  irai  i  Qiov  ^(icop  rj  tvoagxoq,  Iv  7j  ye- 
AvyovOTOV  ßaoijLewg  xmv  ^Poj-  yipvTjzat  Iv  Brjd^Xeefi,  iyivtto 
fialcov  Iv  vjtazeia  xov  avxov  jtQo  6xxa>  xaXavömv  ^lavova- 
*Oxxavlov  ^Avyovaxov  x6  xQia-    qIcdv,  rjuigo:  xexgdöi,  ßaotXev' 

opxog  Avyovoxov  xeocaQaxo- 
axov  xal  devxsQOv  txo2,  a.70 
de  *A6aii  jtevxaxiaxtXioozo} 
xal  ji£Pxaxooioox(5  txei. 


xaiöixaxov  xal  SiXavov,  cog 
Ix^t  xa  jtaQa^Pcofiaioig  vjca- 

xaQia tJ  :^Qo  oxxco  el- 

dmv*IavovaQla>v.  —^EXXjjveg 
zfj  JCQO  oxzoj  xaXavööiv  ^la- 
vovaQlmv  xzX. 

2.  Lc.2,2. 

a,  Ev.  Pseudo-Matthaei  c.  13.  p.  76  ed.  Tischendorf. 

Haec  professio  facta   est   a  praeside  Syriae   Cyrino. 


§  4.   Texte  und  Untersachimgen.  121 

b.  Orig.  Opp.  m  945. 

Haec  fuit  descriptio  prima  a  praeside  Syriae  Cyrino. 

c  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.  78.  p.  303  D. 

[cbtoyQaip^g]  rors  XQcirrjg  sjtl  KvqtjvIov. 

d.  Lc.  2,  2. 

avTf]  äjco'/Qag>7j  kyivBTO  JtQciri]  f]yeuov£voprog  t^$ 
JSvglag  Kvqt]vIov. 

e.  Just.  Apol.  I,  46.  p.  83  B  C. 

jtQO  hciv  exazop  XBVxrpcovra  yeyevpijcd'ai  top  Xqiötop 
XiyBiP  riliag  i^tl  KvqtjpIov. 

f.  Just.  Apol.  I,  34.  p.  75  E. 

xcifii]  öe  rlq  iorip  kp  r^  XcoQa  %vöal(DP,  djtixovöa  öra- 
ölovg  XQtaxovxa  Jtspre  ^IbqoOoXv(1(op,  ip  u  iyeppi^d^i]  ^Iijcovg 
XQiOTog,  <og  xäi  fia&elp  övpaad^s  ix  tAp  djtoygaqxüp  rcop 
yBPOfiipcop  ijtl  KvQTjPiov,  xov  vfZBxiQov  ip  *Iov6ala  ^gci- 
xov  yepofiBPOv  ijtixQOTtov, 

g.  Tert.  adv.  Marc.  IV,  19. 

census  constat  actos  sub  Augusto  nunc  in  Judaea  per  Sen- 
tium  Satuminum. 

Gredner  (Beitr.  1, 231  ff.)  hat  gezeigt,  dass  die  Varianten 
tjyBfAWP  =  r)yBftoPBva}p  =  praeses  =  ijtlxgojtog  Übersetzungs- 
varianten  eines  gemeinsamen  hebräischen  Stammwortes  seien,  da 
die  hebräische  Sprache  kein  besonderes  Wort  für  das  Amt  eines 
ijclxQQJtog  «=  procurator  im  Unterschied  yon  ^Bficip  =  legatus 
besessen  habe,  und  da  der  in  den  Übersetzungen  gebrauchte 
Ausdruck  rjyBUOPBVBip  von  allen  höheren  Staatsbeamten,  den 
Kaiser  nicht  ausgenommen,  gebraucht  werde.  So  konnte  nament- 
lich das  Wort  Jins  (st.  const.  nnfi)  sehr  wohl  beides  bedeuten: 
7jysfi(6p,  legatus,  proconsul,  als  auch  ijtlxQOJtog,  procurator,  Un- 
terstatthalter. Vgl.  Mal.  1,  8:  »IHÖ  =  LXX:  ^yovfiBPog,  1.  Reg. 
10, 15  =  2.Chron.  9, 14:  n'in8=LXX:öaT()Cüra£.  (Das  Sprachgut 
der  spätesten  alttestamentlichen  Geschichtsbücher  ist  besonders 
massgebend.)  Die  Lesart  ^^/T(>o^og  wird  nun  in  Bezug  auf  Cyrenius 
nicht  blos  von  Justin  {jtgoixov  yBPOgiivov  ixixgojtovjj  sondern 
auch  von  dem  Chronicon  Paschale  (ijttxQOJtBvoPxog)  ver- 
treten, und  zwar  bei  Justin  —  ganz  in  Übereinstimmung  mit 
der  nach  seiner  aussercanonischen  Quelle  auf  Judäa  beschränkten 


122  ^^  Eindheitsevangeliam. 

Schätzung  —  mit  der  bestimmten  Angabe,  dass  er  der  erste 
Procurator  von  Judäa  gewesen  sei  Diese  Angabe  kommt  der 
Nachricht  des  Tertullian  entgegen,  dass  der  Census  unter 
Sentius  Saturninus  stattgefunden  habe.  Hiemach  fiele  der  Census 
in  eine  Zeit,  da  Sentius  Saturninus  Proconsul  der  Provinz  Syrien, 
Cyrenius  aber  Procurator  von  Judäa  gewesen  wäre.  Und  da 
nicht  blos  nach  den  direkten  Angaben  von  Lc  1,  5  und  Mt  2, 1 
Jesu  Geburt  in  die  Regierungszeit  Herodis  des  Grossen  fallt, 
sondern  da  auch  auf  indirekte  Weise  aus  der  Thatsache,  dass 
Joseph,  obwohl  Galiläer,  in  Judäa  sich  dem  Census  unterwarf, 
auf  die  damalige  Zugehörigkeit  beider  Provinzen  (Galiläa  und 
Judäa)  zu  dem  noch  nicht  zersplitterten  Herrschaftsgebiete  He- 
rodis des  Grossen  zu  schliessen  ist,  so  wird  man  anzunehmen 
haben,  dass,  wie  Palmyra  trotz  eigener  Verfassung  eines  kaiser- 
lichen ijtlzQOJtog  sich  nicht  erwehren  konnte,  so  auch  Herodes 
in  den  letzten  Jahren  seiner  bereits  geschwächten  Regierung 
einen  in  Palaestina  (=  Judäa  nach  römischem  Sprachgebrauch) 
thätigen  ijclxQOJtoq  in  der  Person  des  Cyrenius,  des  nachmaligen 
Proconsuls  von  Syrien,  sich  hatte  gefallen  lassen  müssen.  In 
wieweit  diese  Annahme  vor  der  historischen  Kritik  besteht,  ist 
hier  nicht  weiter  zu  untersuchen.  Hier  galt  es  nur  die  Wahr- 
scheinlichkeit aufzuzeigen,  dass,  wenn  in  der  hebräischen  Quellen- 
schrift des  Kindheitsevangeliums  Cyrenius  als  TXrv^  namhaft  ge- 
macht, er  damit  als  ijr/r(>ojrog  von  Palaestina  («=  Judäa)  bezeichnet 
sein  sollte,  dass  er  aber  in  den  Übersetzungen  und  Bearbeitungen 
jener  Quellenschrift  um  so  leichter  als  ^yeficiv  =^  procoasul  in 
Anspruch  genommen  werden  konnte,  als  eine  Verwechselung 
seiner  früheren  und  seiner  späteren  Stellung  sehr  nahe  lag. 

4.  5.  Lc.  2,  4.  5. 

a.  Celsus  ap.  Orig.  c.  Cels.  h  28. 

oveiöl^ti  d'  avT(p  j,xdi  kjtl  tc5  ix  xcifitjg  avrov  yeyovevai 

b.  Just  Apol.  I,  34.  p.  75  E. 

xcifi?]  ÖS  rlg  iöziv  ij^XIJX^Q9^  %vdal(Dv  xxX. 

c.  Ev.  Pseudo-Matthaei  c  XIII,  1.  p.  76. 

Necesse  autem  fuerat,  ut  Joseph  cum  Maria  proficisce- 


§  4.  Texte  und  Untersuchungen.  ^23 

retur  in  Bethleem,  quia  exinde  erat,  et  Maria  de  tribu 
Juda  et  de  domo  ac  patria  David. 

d.  Ev.  inf.  Salv.  Arabicum  c.  2.  p.  181. 

Surrexit  igitur  Josephus  et  assumta  Maria  sponsa  sua 
Hierosolyma  abiit  venitque  Bethlehemum,  ut  cum  familia 
sua  in  urbe  patria  describeretur. 

e.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.  78.  p.  303  D. 

aveXfiXvd-Bi   ajco  Na^agir,   Ivd-a   (oxsi,    elg  Brjd^Xadfi, 

o&^ep  Tjp,  äjioyQaipaöd'aL'  curo  yaQ  XTJg  xaroixovorjg  ri^v 
yijp  hcBlvfjv  q)vXi'}q  *Iovöa  ro  yivog  i]v. 

f.  Syr.  Sin.  Lc.  2,  4.  5. 

xal  ^Imcf]q>  .  .  avtog  djto  NaCaQed^  jtoZecDg  FaXikalag 
slg  %v6alav  slg  jtoXiv  Javlö  xaXovfiivr^v  Byjß-Xe^fiy  avrog 
xal  Magictfi  ovötj  l/xro^,  slg  ro  djtoyQa^eö&ai  ixtt,  öia 
ro  elvai  äfiq^oreQovg  ig  oixov  Aavlö. 

g.  Lc.  2,  4.  5. 

dvißri  öh  xäi  *I(DC7jg>  oJto  rJjg  FaXtkalag  ix  jtoXecog  Na- 
^agid-  elg  zi]V  ^lovdalav  elg  xoXtv  Javelö,  7JTig  xaXelrcu 
Bfjd-Xee/iy  6ta  ro  elvat  avxbv  ig  olxov  xaX  jtaxQiag 
Aaveldy  dnoyQ&^aod-at  ovv  Magtafi  rfj  ifiprjorevfiip}]  at> 
T(5  ywatxl,  ovoij  kyxvcp. 

Holtzmann  (Handcommentar  S.  43)  schreibt:  «dem  r^ 
ifiVTjOTSVfieinij  avrw  setzen  erst  Lateiner  rec.  yvvaixi  bei."(!) 
Viel  richtiger  erklärt  Johannes  Weiss  (Meyers  kritisch-exe- 
getischer Kommentar.  VIII.  Aufl.  1,  2.  S.  327)  die  Überlieferung 
der  Lateiner  für  sehr  alt.  Vgl.  meine  „Aussercanonischen  Par- 
alleltexte" Heft  L  S.  37  ff:  die  altitalischen  Versionen.  Das  yv- 
vaixl  —  mit  oder  ohne  ry  i(iv7]aTevfiip^  avrS  —  konnte  ja 
schon  deshalb  nicht  fehlen,  weil  nach  der  Quellenschrift,  wie  sie 
in  Mi  1,  18—23  erhalten  ist,  die  Verehelichung  der  Maria 
Yorausgegangen  war.  Die  Reise  des  verehelichten  Paares  schloss 
daher  auch  keinen  Verstoss  gegen  die  Sitte  in  sich.  —  Bezüg- 
lich der  in  der  syrischen  Kirche  feststehenden  Angabe,  dass 
beide,  Maria  und  Joseph,  Davididen  waren,  vgL  die  Bemer- 
kungen zu  Lc.  1,  26.  27,  sowie  unten  XVII:  das  Geschlechtsre- 
gister Jesu. 


124  ^^  Eindheitsevangelimn. 

6.  7.  Lc.  2,  6.  7. 

a.  Orig.  c.  Cefa.  I,  51.  Opp.  I,  367. 

öelxwrai  to  ip  Btjd-XBhft  cjci^Xaiov,  l^vd-a  iyew^d'f],  xcu 
kv  T<p  ojtrjjialq}  (parvTj,  Bvd-a  iöJtaQyavcid-f). 

b.  Epiph.  Haer.  LXXVIII,  15.  p.  1047  A. 

ro  öJttjZaiov,  evd-a  iyewi^dTj. 

c.  Et.  inf.  Salv.  Arabicum  c  2.  p.  181  ed.  Tischendorf. 

Cumque  ad  speluncam  pervenissent,  dixit  Maria  Josepbo, 
instare  sibi  tempus  pariendi  neque  se  posse  in  arbem  pro- 
ficisci,  sed,  Hanc,  inquit,  speluncam  intremus. 

d.  Protev.  Jac.  c.  18.  ed.  Fabricius  p.  105. 

evQS  öh  ixet  OJtrjXaiov  xal  doTJyaysv  avrrjv  exsL 

e.  Protev.  Jac.  c.  XXII,  2.  p.  43.  ed.  Tischendorf. 

eXaßsv  xo  jcaiöiov  xai  kojcagyavwoBv  avxb  xal  ed-jjxhv 
hv  q>aTP^  ßociv, 

f.  Just.  DiaL  c.  Tryph.  c.  78.  p.  303  D.  304  A. 

YBVP7]d'ivTog  öh  rote  rov  Jtaiölov  kv  Bi]d-Xes(i,  ijtsiöf^ 
^IfDOTftp  ovx  elxsv  kv  ry  xconn  ixslvy  Jtov  xaxaXvoai,   iv 

Ojt7}Xalcp   xivl   ovvsyyvg   xrjg  xcifii]g   xaxiX'voe'    xcu   rorf, 

avxmv  opxcov  ixel,  ixexoxec  rj  Maqla  xop  Xgicxop  xal  kv 

<paxpxi  avxop  kxed'slxsi. 

g.  Epiph.  Haer.  LI,  9.  p.  431  A. 

6  fisp  yag  Aovxäg  Xiyec  iojtagyaPcioB'ai  xop  Jtalöa  bv- 
d^g  yeyBPin]fiBPOP  xal  xBloO-ai  ip  g>dxpu  xal  öJtt]Xaicp, 
6ia  x6  (IT}  Blpai  xojtop  ip  xo)  5£f55^^j^^f5Jf^ 

h.  Lc.  2,  6.  7. 

iyePBxo  6h  Iv  x<p  Bhai  avxovg  ixBl  ijth'jOd^oap  al  ^niigat 
xov  xBXBlp  avxrjp,  xal  Ixbxbp  xop  vIop  avx^g  xop  JtQmxO' 
xoxop  xal  iojtaQyapoDOBP  avxop  xal  apixXiPBP  avxop 

ip   (paxpy,   ^i?H..^5^H?LJt^^ 
fiari. 

Das  übereinstimmende  Zeugniss  Justins,  des  Protevange- 
lium  Jacobi,  des  Evangelium  infantiae,  des  Origenes,  des 
Epiphanius  lassen  mit  grosser  Wahrscheinlichkeit  vermuthen, 


§4.  Texte  und  Untersaclinngen.  125 

dass  die  Angabe  Ton  dem  CJti^Xaiov  ans  der  Quellenschrift  der 
Eindheitsgeschichte  stammte.  Noch  Epiphanias  las  sie  in 
seinem  Lucas-Codex,  ebenso  Eusebius  (vgL  Nestle,  Vitae 
Prophetarum  S.  8)  während  bereits  Anastasius  Sinaita  be- 
zeugt, dass  die  Nachricht  von  der  Geburt  Jesu  in  einer  Höhle 
von  keinem  Evangelisten  mitgetheilt  werde,  sondern  lediglich 
der  dYQag>cog  fortgesetzten  Tradition  angehöre.  Viae  dux  c.  1.  p.  6. 
Die  Lesart  des  Protevangelium:  Id^Bv  kv  q)aTPg  kehrt  auch 
bei  Justin  wieder:  iv  g)ärpu  avrbv  kxe&Blxsi,  repräsentiert  also 
im  Unterschied  von  dem  canonischen  dpixZivev  eine  ausserca- 
nonische  Version.  Das  Ghronicon  Paschale  p.  350  bietet 
dvid^7]x6v.  Grundwort  ist  wahrscheinlich  IT^JIrt,  welches  häufig 
mit  dvaxXlpsiv,  aber  auch  (z.  B.  Ezech.  37,  1)  mit  zid-ipai  von 
den  LXX  übersetzt  wird.  Auch  im  Übrigen  lassen  verschiedene 
Ubersetzungsvananten  den  hebräischen  Quellentext  erkennen: 
kv  TW  elvcu  avTOvg  ixet  (Lc.)  =  avräv  ovxoov  iTcet  (Just.)  = 
BtJ  cni'^Sia,  ireroxei  (Just.)  =  ?TfX€j;  (Lc.)  =  nbPj3,  ovx  bIxsp 
jtov  xataXvOai  (Just.)  =  ovx  tjv  rojiog  iv  tc5  xaraXvfiari  (Lc.) 
==  ^^bb  Dipti  ib  l'^Ä.  —  Die  oben  erwähnten  Stellen  aus  Ana- 
stasius gebe  ich  hier  vollständig:  Viae  dux  c.  1.  p.  6:  örinBto>- 
rioVy  oxL  rivag  JtaQaöoöeig  xal  dygdqxDg  naQiXaßev  t]  ixxXt]- 
ola.  olov  xo  xoiVcovBlv  Vi]0xix6v  xal  x6  jtQ0öBVXB09-ac  xaxä 
dvaxoXag  xal  oxi  JtaQß-ivog  BfiBtVB  fiBxa  xoxov  ^  &Box6xog. 
xaL  oxi  iv  onrjXalcp  bxbxb  xal  txBQa  jtoXXa,  c.  22.  p.  336: 
xciv  BvayfBXiöxmv  fiijöafiov  XByovxmv,  Jtod-Bv  lyvoxB, 
0X1  iv  öjeTjXalq)  ixdx^V  ^  Xgiaxog'  ovx  BLQijxai  yag  xovxo 
iv  xolg  BvayyBXloig.  Das  ausdrückliche  Gegenzeugniss  des 
Epiphanius  und  des  Eusebius  beweist  es,  dass  in  früheren 
Zeiten  die  Nachricht  von  der  Geburt  Jesu  iv  OjrTjXala)  wirklich 
in  Lucas-Handschriften  enthalten  gewesen  ist.  —  Zu  der  Bezeich- 
nung Bethlehems  als  einer  xci/irj  ist  noch  zu  vergleichen  Joh. 
7,42.  —  Von  dem  ojt^Xaiov,  welches  auch  noch  Eusebius 
(Dem.  ev.  VU.  2;  Vita  Const.  III,  43)  und  Hieronymus  (Ep.  46 
ad  Marcell.)  erwähnen,*)  sagt  die  Historia  Josephi  c.  7:  Et  qui- 
dem  Maria  mater  mea  peperit  me  Bethleemi,  in  spelunca  pro- 


1)  Hof  mann  (Das  Leben  Jesu  nach  den  Apokryphen  S.  lOS)  macht 
noch  folgende  Schriftateller  namhaft:  Socr.  H.  E.  1, 17.  Sozom.  H.  E.  II,  2. 
Ps.-Athan.  Hom.  in  descript  B.  Virg.  II.  p.  647  ed.  Colon.  Phocas  c.  27. 


126  ^^8  Eindheitsevangelimn. 

xima  sepulcro  Rachel,  uxoris  Jacobi  patriarchae,  (fiiit)  mater 
Josephi  et  Benjamin.  Auch  das  Et.  Pseudo-Matthaei  c.  13  er* 
wähnt  die  Hohle  mit  den  Worten:  —  ingredi  in  speluncam 
snbterraneam  —  et  ibi  peperit  masculum.  Diese  letztere  Ans- 
drucksweise  erinnert  lebhaft  an  Apoc.  12,  5:  xci  srsxsp  vlov 
agaev  und  Apoc.  12,  13:  r^v  yvpalxa,  tjrig  irsxev  xov  agcsva. 
Und  da  nun  Apoc.  12  mehrere  Züge  eingewoben  sind,  welche 
auf  eine  Benützung  des  Eindheitsevangeliums  hinzuweisen 
scheinen,  so  konnte  möglicher  Weise  auch  in  diesem:  peperit 
masculum  =  irsxev  rov  agosva  ein  R«st  des  Quellentextes  zu 
recognoscieren  sein. 

10.  Lc.2,10* 

a.  Exe.  Theodoti  §  18.  ap.  Clem.  AI.  p.  973. 

6  ocorf/Q  a)q)d'r]  xartG)V  rolg  ay/iXotq,  dio  xai  Bvrjyys' 
XlaavTO  avTov, 

b.  Lc.  2,  10. 

xäl  bIjcsp  avTolg  6  ayyEXog'  fii}  q)oßstod-6'  löov  yag  ev- 
ayyeXlCofiai  vfilp  x^^^  fieyahjv. 

Die  Darstellung  des  Theodotus,  wonach  der  ccovfjQ  bei 
seiner  Niederfahrt  auf  die  Erde  (xaricov)  von  den  Engeln  ge- 
sehen worden  sei  {(D<p97]  rolg'dyyiXoig)  ist  nur  auf  des  Theo- 
dotus Rechnung  zu  setzen  und  enthält  wahrscheinlich  ein  Citat 
aus  1.  Tim.  3,  16:  ogp^y;  ayyiXoig. 

14.  Le.  3, 14. 

a.  Test.  XII  patr.  Levi  c.  18. 

xal  Icrai  elg/^vt]  Iv  jtaofj  ry  yy. 

b.  Exe.  Theod.  §  74.  ap.  Clem.  AI.  p.  986. 

öict  Tovzo  6  xvQiog  xatfjXd^ev  slgi^vfjv  jcoii^coov  tolg  dj:* 
0VQaP(5v,  ov  rolg  djto  yjjg,  oig  q)j]öiv  o  djtoöroXog'  elgi]- 
VT]  ijtl  rrjg  yrjg  xal  öo^a  iv  vtplcroig. 

c.  Epiph.  Haer.  LXXVIII,  15.  p.  1047  A. 

öo^a  SV  vtplötoig  d-eip  xal  ixl  yrjg  elQfjPtj,  ip  dp- 
&Q(DJtoig  Bvöoxla, 


§  4.  Texte  und  üntersncliangen.  127 

d.  Lc.  2,  14. 

do^a   iv   vy>iOroig  d-sä  xal  iytl  ytjg   eigi^prj  kv  av- 
d-gco^ioig  evöoxlag. 

Das  Citat  des  Tbeodotus  repraesentiert  eine  —  tendenziöse? 
—  Abkürzung  des  canonisohen  Textes.  Bezüglich  der  Bezeich- 
nung des  dritten  Evangelisten  als  ojtocroXoq  verweist  Zahn 
(Gesch.  des  Canons  I,  2,  741  Anm.  1)  auf  Hippolyt  de  Antichr. 
56.  Oder  sollte  Theodotus  noch  eine  Recension  der  Quellen- 
schrift benützt  und  dieselbe  wie  Justin  (vgl.  Citat  XI,  2*)  für 
apostolisch  gehalten  haben?  Epiphanius  trifft  in  der  Lesart 
evöoxla  wie  mit  vielen  anderen  Zeugen  so  auch  mit  dem 
neuentdeckten  syrischen  Cod.  Lewis  zusammen,  welcher 
r^iir^  aiaX  r^^o^iv^o  liest.  Doch  spricht  der  Hebraismus 
y\T)  "^IDSÄ  für  die  Lesart  iv  äp&Qdjtotg  evdoxlag  als  die  ur- 
sprüngliche. 

VII.  Jesu  Beschneidung. 

Lc.  2,  21;  Mt.  1,  25*»;  Just.  DiaL  c.  Tryph.  c.  67;  Ev.  Inf.  Arab. 

c.  5;  Ev.  Ps.-Matth.  c.  15. 

Die  Beschneidung  Jesu  fehlte  sicherlich  nicht  im  Quellen- 
bericht. Von  dorther  hat  sie  Lucas.  Aber  auch  der  erste  Evan- 
gelist setzt  sie  voraus,  da  die  Namengebung  (Mt.  1,  25^)  mit  dem 
Akte  der  Beschneidung  zusammenfiel.  Auch  Paulus  kannte  sie: 
yevofisvop  bc  yvvaixog,  yevofisvop  vjto  pofiop  —  QaL  4,  4. 
Die  von  Epiphanius  und  dem  arabischen  Eindheitsevangelium 
vertretene  Nachricht,  dass  die  Beschneidung  noch  in  der  Hohle 
geschehen  sei,  hat  die  Wahrscheinlichkeit  für  sich.  Ausser  dem 
Evangelium  Infantiae  und  dem  Ev.  Pseudo-Matthaei  schweigen 
die  apokryphen  Evangelien  über  die  Beschneidung  Jesu  sich  aus. 
(Übrigens  macht  Nestle  auf  den  Umstand  aufinerksam,  dass  in 
Lc.  2,  21  der  älteste  Beleg  für  die  Verbindung  der  Namengebung 
mit  der  Beschneidung  vorliege). 

1.  2.  lc.  2,  21. 

a.  Epiph.  Haer.  XXVIll,  5.  p.  113C. 

(KfjQivd'iaPoi),   rl  ovp;  q>aol,  jtEQieriirid'ri  6  *Ii]Oovg. 


128  ^^  KindheitBevangelium. 

b.  Epiph.  Haer.  XXX,  26.  p.  151 A. 

c.  Epiph.  Haer.  XX,  1.  *Ep6f](ila  Xqiotov  c.  1.  p.  47  D. 

xsQivfiTid'ivTa  ev  xA  ajtfjXalo). 

d.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.  67.  p.  291 D. 

xal  o  TQvqxov  cv  yaQ  cQfioXoyr^aag  f^fitv,  6q>i],  oti  xcu 
:jt6Qisrfi^d'f)  xal  ra  aXXa  ra  vo/iifia  ra  öiä  Mcovosojg 
öiaraxd'ivTa  itpvXa^e,  xäyat  djtsxQivafifjv  cofioXoyfjoa  re 
xal  ofioZoycö. 

e.  Chron.  Pasch,  p.  381  eA  Dindorf. 

xal  0T6  ijtXi^od^rjaav  rffiigai  oxrci,  rjXd-ov  jisQire- 
fietv  t6  Jtaidlov.* 

f.  Et.  Inf.  Saly.  Arab.  c.  5.  p.  183  ed.  Tischendorf. 

Gumque  adesset  tempus  circumcisionis,  dies  scilicet 
octavus,  puellus  ex  lege  circomcidendus  erat.  Itaque  cir- 
cumciderunt  illum  in  spelunca. 

g.  Ev.  Ps.-Matth.  c.  15.  p.  80  ed.  Tischendorf. 

octavo  vero  die  circumcidentes  puerum,  vocatum  est 
nomen  ejus  Jesus,  quod  vocatum  est  ab  angelo. 
antequam  in  utero  conciperetur. 

h.  Lc.  2,  21. 

xal  oze  i:xXr]Od'Tjöav  r^fiigai  oxrtb  rov  JtSQirsfielP 
avTov,  xal  ixZtjd'Ti  ro  ovofia  avrov^lrjoovg,  ro  xXtj- 
d'hv  vjto  rov  äyyiXov  jtgo  rov  cvXXrjg)&'^vai  avrov 
iv  rf]  xoiXla. 

i.   Mt.  1,  25^ 

xal  kxdXeoev  ro  ovofia  avrov  ^ItjOovv- 

Bereits  die  ältesten  Judenchristen  betonten  die  Thatsaebe 
der  Besohneidung  Jesu  und  leiteten  daraus  —  unter  Berufung 
auf  das  Herrenwort  Lc.  6,  40  =  Mt.  10,  24  —  auch  für  seine 
Jünger  die  Nothwendigkeit  der  Beschneidung  ab.  Aus  Lucas« 
dessen  Evangelium  bei  den  Judenchristen  nicht  gebräuchlich 
war,  hatten  sie  jene  Kenntniss  wohl  kaum.  —  Die  passive  Wen- 
dung JitguTfiTid-ri  haben  Epiphanius  und  Justin  mit  dem 
Syr.  Sin,  gemeinsam.  Der  letztere  liest  zu  Lc.  2,21:  i|\^f^ 
r^t\\y  =  JteQUTfi^d-ij  ro  jtaidlov. 


§  4.  Texte  und  Üntersacbungen.  129 

Was  die  mit  der  Besclmeiduiig  yerknüpfte  Namengebung 
betrifiPb,  so  ist  sie  bei  Lc.  ebenfalls  passivisch  ausgedrückt.  An- 
ders Mt.  1,  25.  Im  Evang.  Eirchenblatt  f&r  Württemberg  1893 
No.  48  hat  Nestle  dazu  bemerkt,  dass  die  altsyrischen  Über- 
setzungen (die  Gureton'sche,  die  Peschittha  und  das  Hieroso- 
lymitanum)  ^i^o  lesen,  mithin  Magla  als  Subjekt  zu  ixa- 
Xsöev  erganzen.  Merkwürdiger  Weise  aber  weicht  der  neu- 
entdeckte Syrus  Sinaiticus  von  diesem  Typus  ab,  indem  er 
f^iao  schreibt,  wozu  das  Masculinum  ^Icoc^q)  zu  erganzen  ist. 
Vgl.  oben  zu  Mt.  1,  25.  Über  das  Zusanmientreffen  des  Namens 
yitj;)  mit  dem  Welterlöserberuf  seines  Trägers  vgl  Weiss, 
Leben  Jesu  I,  246,  Beyschlag,  Leben  Jesu  I,  155. 

VIIL  Jesu  Darstellung  im  Tempel. 
Lc.  2,  22—24.  Ev.  Ps.-Matth.  c.  15.  Ev.  Inf.  Arab.  c.  5. 

Wenn  nach  Hillmann  (S.  223)  die  Reinigung  Mariae  „bei 
Voraussetzung  der  übernatürlichen  Erzeugung  barer  Widersinn** 
sein  soll,  so  würde  dasselbe  von  der  Beschneidung  und  von  der 
Taufe  Jesu  gelten,  die  doch  auch  Beinigungshandlungen  sind. 
Aber  hier  tritt  überall  das  Wort:  ovrwg  Jtgijtov  iarlv  fjfilv 
xXflQmOai  Jtaoau  öixaioovvtjv  —  in  Kraft. 

1.  Le.2,22. 

a.  Epiph.  Haer.  LI,  8.  p.  430  B. 

ri  jtcig  fiera  XBOOaQoxotna  evQloxBtai  Ao%)xaq  y>£v66fitvog, 
£g  (paoi  ßXaog>TjfiOVPT€g  xara  rfjg  havxciif  X€g)aXfjg,  oxi 
g)tjalv'  iv  T^  TSOöaQaxoöT^  V(^^Q9^  avrjVtYxav  avxbv  elg 
^legovoaXi^fi; 

b.  Ev.  Inf.  Arab.  c.  5.  p.  183  ed.  Tischendorf. 

Decem  diebus  post  Hierosolymam  eum  transtulerunt,  et 
quadragesimo  a  nativitate  die  templo  illatum  coram  domino 
stiterunt. 

c.  Ev.  Ps.-Matth.  c.  XV,  1.  p.  81  ed.  Tischendorf 

Postquam  autem  impleti  sunt  dies  purgationis  Ma- 
riae, secundum  legem  Moysi,  tunc  duxit  Joseph  infantem 
ad  templum  domini. 

Texte  u.  Untennchangen  X,  5.  9 


130  ^^  EindheitaevaDgeliam. 

d.  Lc.  2,  22. 

xal  0T8  ijiXTjod-fjOap  al  ^fiigai  rov  xad^aQiOfiov  ccv- 
rcov  xara  top  vofiov  Marvoicog,  ayrffayov  avrop  elq  */f- 
QoöoXvfia  ytaQaaz^aai  rq^  xvQiqi, 

Wie  öfters  so  vertritt  Epiphanius  auch  zu  Lc.  2,  22  eine 
aussercanonische  Lesart,  welche  durch  anderweite  Parallelen 
verificiert  werden  kann.  Hier  ist  es  das  Ev.  Lif.  Arabicum, 
welches  mit  der  Angabe:  quadragesimo  die  dem  Texte  des  Epi- 
phanius: kv  ry  reocaQaxoorfj  ^fiiQa  secundiert.  Die  Varianten 
dvTjpeyxap  =  dp^yayop  =  'IfTib?^  mögen  wenigstens  notiert 
werden,  ebenso  das  ijtXTjQcid-i]Cap  des  Cod.  Hieros.  neben  dem  ca- 
nonischen inXricd'ficav  =  1ÄbÄ?\ 

2.  3.  Lc.  %j  23.  U. 

a.  Ev.  Inf.  Arab.  c.  5.  p.  183  ed.  Tischendorf. 

et  pro  eo  sacrificia  fecerunt,  quod  in  lege  Mosis  prae- 
scriptum  est,  scilicet:  Omnis  mas  adaperiens  vulvam 
sanctus  dei  vocabitur. 

b.  Ev.  Ps.-Matthaei  c.  XV,  1.  p.  81  ed.  Tischendorf. 

cumque  accepisset  infans  perithomen,  obtulerunt  pro  eo  par 
turturum  et  duos  pullos  columbarum. 

c.  Lc.  2,  23.  24. 

xaO^Gx;  yiyQajtrai  Ip  pofico  xvqIov  ort  jtap  aQOsp 
öiapotyop  fifjTQap  ayiop  TW  xvglm  xki]9-tjöeTai,  xal 
Tov  öovpac  d-valap  tuxtol  to  elQf]fiepop  iv  rc5  pofiq}  xvglov, 
^evyog  TQvyopop  tj  ovo  pooöovg  jibqiotbqAp. 

Die  apokryphen  Relationen  zeigen  hier  wesentliche  Über- 
einstimmung mit  dem  canonisch-lucanischen  Texte. 

IX.   Simeon. 

Lc.  2,  25—35.   Protev.  Jac.  c.  24.   Ev.  Ps.-Matth.  c.  15.  Ev.  Inf. 

Arab.  c.  6. 

Nachfolgende  Perikope  nennt  Gelpke  (S.  81)  einen  Ab- 
schnitt, der  .fast  in  jeder  Beziehung  johanneischen  Geist  athmet''. 
Dieser  allgemeine  Eindruck  wird  im  Nachstehenden  verstärkt 
durch  die  aussercanonischen  Textbestandtheile:  Ip  ooqxI  (Lc.  2,  26 


§4.  Texte  und  UntersuchuBgen.  131 

vgl.  Joh.  1,  14),  qxoxl^mv  Jiavra  xa  Id-vfj  (Lc.  2,  30  vgl.  Joh. 
1,  9),  welche  eine  Rückbeziehung  des  johanneischen  Prologs  auf 
diese  Perikope  bekunden.  —  Ob  Lc.  2,  33  der  Quelle  angehörte, 
ist  fraglich.  Der  Ausdruck:  hju  xolq  XaXovfitvoig  JtSQl  avxov 
ist  speciell  lucanisch;  vgl.  Act.  13,  45;  16,  14;  17,  19.  Ein  ähn- 
liches —  zweifellos  von  der  Hand  des  Lucas  herrührendes  — 
Einschiebsel  findet  sich  Lc  2,  50. 

1.  Lc.2,25. 

a.  Ev.  P8.-Matth.  c.  XV,  2.  p.  81  ed.  Tischendorf. 

Erat  autem  in  templo  vir  dei  perfectus  et  justus,  no- 
mine Symeon,  annorum  centmn  duodecim. 

b.  Lc.  2,  25. 

xal  löoi)  avd^QCDxog  rjv  ev  ^hgovöaXi^fi,  q  ovo/ia  JJv- 
fi€(6p,  xal  6  avd'QCQjtog  ovxog  ölxaiog  xal  svXaßrjg, 
JtQoöösxofisvoq  JtaQaxXrjCiv  xov  ^IdQarjX,  xal  Jtvsvfia  ijvayiop 
ijt*  avxop. 

Während  das  svXaßi^g  auf  des  Lucas  Rechnung  zu  setzen 
ist,  —  es  findet  sich  im  N.  T.  ausser  an  dieser  Stelle  nur  noch 
Act.  2,  5;  8,  2;  22,  12  —  ist  in  dem  Ausdruck  vir  dei  =  ttJ'^K 
C^n'bsn  =  LXX:  avd-gwjtog  xov  d-sov  =  Vulg.:  homo  dei,  vir 
dei  (vgL  Ps.  90,  1;  1.  Sam.  2,  27;  9,  6flf.  u.  ö.)  vielleicht  ein  Rest 
der  hebräischen  Quellenschrift  erhalten,  da  es  eine  bessere  Cha- 
rakteristik Simeons  kaum  geben  kann.  Bei  der  Vorliebe  des 
Lucas  ftir  die  Betonung  des  jtvsv/ia  ayiov  stammt  die  in  v.  25 — 
27  enthaltene  dreimalige  Erwähnung  des  jtvev/ia  ayiov  theilweise 
wohl  von  seiner  Hand. 

2.   Lc.  2,  26. 

a.  Protev.  Jac.  c.  XXIV,  4.   p.  49  ed.  Tischendorf. 

ovxog  yciQ  ijv  o  ;^()y/^aT£aÖ€«^  vjco  xov  aylov  jtvev- 
fiaxog,  fif]  lÖBlv  B-avaxov ,  icog  av  lö^]  xov  Xqlöxov 
£v  oagxL 

b.  Protev.  Jac.  c.  24.  p.  123  ed.  Fabricius. 

ovxog  ycLQ  rjv  ;^()iy//«Teö^£i5  vjto  xov  ayiov  jtvev- 
(laxog,  fiTj  lÖBlv  ß-avaxov,  toog  clv  lö^]  xov  Xqioxov 
xvqIov  ev  oagxl  eX?]Xvd^oxa. 

9* 


132  ^^  Eindheitseyangeliam. 

c.  Ev.  Ps.-Matth.  c.  XV,  2.  p.  81  ed.  Tischendorf. 

Hie  responsum  a    domino   acceperat,   quia   non  gustaret 

mortem,  nisi  videret  Christum  dei  filium  in  came. 

d.  Lc.  2,  26. 

xal  riv  avxA  7CBXQrmaxi.Cfiivov  vxo   rov   xpsvfiarog 

rov    ayloVy    fiij    löelv    d-dvarov  xqIp   ij  av   id?j    top 
XQiördp  xvQiov, 

Während  die  Varianten:  7jp  ^^pj^^ariö^a/^  (Protev.  Jac.)  = 
xexQTifiaTiöfiipog  t^p  ((3od.  Cantabr.)  =  tip  avr^  xexQfjßariö/iipop 
(Lc.)  =^  responsum  acceperat  (Ps.-Mt.)  von  untergeordneter  Be- 
deutung sind,  liegt  dagegen  in  den  Worten  ^i^  öaQxl  =  in  came 
ein  zweifelloser  Rest  der  Quellenschrift  vor,  wie  schon  die  Über- 
einstimmung zwischen  dem  Protevangelium  und  dem  Ev. 
Pseudo-Matthaei^  ausserdem  aber  das  öag^  k/ipszo  Joh.  1,  14 
deutlich  erweist  Wir  finden  hier  also  eine  der  bei  Lucas  häufigen 
Kürzungen,  durch  welche  er  gerade  am  Schluss  der  Sätze  die 
letzten  Worte  wegzulassen  gewohnt  war.  Vgl.  oben  §  2,  femer 
Heft  m,  841. 

4.  Lc.  2,  28. 

a.  Ev.  Ps.-Matth.  c.  XV,  2.  p.  81  ed.  Tischendorf. 

et  post  haec  suscipiens  eum  in  pallio  suo  adoravit  eum  .... 
et  dixit. 

b.  Iren.  I,  8,  4  =  Epiph.  Haer.  XXXI,  26.  (Valentiniani). 

JSvfiscopa  öh  TOP  elg  rag  dyxaXag  Xaßopxa  top  XqiOtov 
TcaX  EvxctQtOTtjöapza  rm  Xgcarw  xal  eljtopxa. 

c.  Lc.  2,  28. 

xclL  avTog   iöe^aro   avro  elg  rag  dyxaXag  xal   evXoynon' 
TOP  d-eop  xal  eljtsp. 

Aus  der  valentinianischen  Evangelientradition  hat  uns  Ire- 
naeus  einen  aussercanonischen  Paralleltext  aufbewahrt-,  welcher 
mit  den  Varianten  Xaßetp  =  öaxsoO^ai  =  Ttpb  oder  bap  (vgl.  die- 
selben Varianten  Mt.  10,  40:  öixBCd-ai  =  Joh.  13,  20:  Xafißapsiv), 
sowie  svxaQiCtslp  =  svXoy€lP  =  «lISl  (vgl.  Lc.  22,  19  =  1.  Cor. 
11,  24:  BvxaQiari^cag  =;.Mt.  26,  26  =  Mc.  14,  22:  BvXoyrjöag, 
Heft  III,  640)  auf  den  gemeinsamen  hebräischen  Quellentext  hin- 


§  4.  Texte  und  ünterBuchongeD.  133 

zuweisen  scheint.    Auch  Origenes  (Opp.  IV,  209)  vertritt  die 
Variante  kaßcop. 

5.  Le.2,29. 

a.  Ev.  Inf.  Arab.  c.  5.  p.  183  ed.  Tischendorf. 

Nunc,  0  domine  mi,  servum  tuum  in  pace  dimitte, 
secundum  ea,  quae  dixisti. 

b.  Lc.  2,  29. 

vvv  aJtoXvBiQ  TOP  dovXov  cov,  ößöjtordf  xata  t6 
Q^fici  cov  kv  bIqtjvq. 

Zu  axolveiv  ist  oben  unter  den  Hebraismen  bereits  die  Par- 
allele Gen.  15,  2  angeführt  Ausserdem  vgl  man  Num.  20,  29: 
ihn«  yiÄ  "^S  rnTrf^ji  ^^y!\  =  LXX:  xal  el6e  jtaoa  r)  cvvaymyriy 
OTL  djceXvd-i]  IdaQcip  —  femer  Tob.  3,  6:  ijilta^ov  avaXaßslv 
xo  Jtvevfia  (lov,  ojtcog  dvaXvd'ci  xal  yiv<ofiat  yfj.  Die  Variante 
des  Et.  Infant.  Arab.  secundum  ea,  quae  dixisti  —  deckt  sich 
merkwürdiger  Weise  genau  mit  Luthers  Übersetzung:  „wie  du 
gesagt  hast.' 

6—8.  Lc.  2,  30-32. 

a.  Test.  XII.  patr.  Benjamin  c.  11. 

yvciatv  xaiP7]p  qxorlCcop  stdpxa  xa  id-Pfj,  g>äq  ypciösog 
sjteußalpwp  [Xaujtc9p]  bp  ocoxngla  reo  IcoatiX. 

b^  Ev.  Inf.  Arab.  c.  6.  p.  183  ed.  Tischendorf. 

nam  viderunt  oculi  mei  clementiam  tuam,  quam 
parasti  ad  salutem  omnium  populorum,  lucem  omnibus 
gentibus  et  gloriam  genti  tuae  Israeli. 

c.  Lc.  2,  30— 32. 

oxi  elöop  ol  üifd-aXfiol  (iov  x6  acoxriQiop  öov,  o 
^xolfiaoag  xaxa  JtQOömjtop  Jtapxcop  xSp  Xa<5p,  g>cig 
slq  anoxahnpip  kd-pcip  xal  öo^ap  Xaov  cov  *löQai^X. 

Das  Ev.  Pseudo-Matthaei  c.  15  gibt  die  Verse  Lc.  2,  29—32 
in  lateinischer  Version  genau  dem  canonischen  Grundtexte  ent- 
sprechend. Es  konnte  daher  von  der  Wiedergabe  des  Textes 
abgesehen  werden.  Das  Ev.  Infantiae  lässt  die  Worte  elg  dno- 
xdXvtpip  wegfallen,  schliesst  sich  also  unmittelbar  an  die  Grund- 
stelle  Jes.  49,  6:   D'^'ia   n^Kb  =  LXX:    elg   (pwg  id-pcip  —   an. 


134  ^^  KindheitseyangelimzL 

Bei  der  Rückübersetzung  der  Worte  dg  axoxaXviptv  ins  Hebrä- 
ische kann  nur  TKr6  in  Betracht  kommen.  (VgL  das  Hebr.  N.  T. 
Ton  Delitzsch-Dalman  1892).  Und  dieses  "i'^ttn  klingt  ebenso 
Job.  1,  9:  Tjv  to  ipmg  ro  dXfjO^ivop,  o  tpanlCu  xavra  op&qco- 
xov.  als  auch  in  der  Parallele  aus  den  Testam.  XII.  patr.  wieder: 
g>anl^a}v  xavra  ta  ad-vt].  Aus  letztgenannter  Schrift  Tgl.  man 
noch  Simeon  c  7:  dvarsXsl  vfüv  ro  ccurriQiov  rov  frfof  — 
Benjamin  c.  9:  img  ov  6  vfpiarog  dxocrslXy  [al.  dvarslXsi]  to 
CcorfjQiop  ccvrov  kv  ixiöxoxy  fiovoysvovg. 

X.  Hanna. 
Lc.  2,  36—38.  Ev.  Ps.-Matth.  c.  15.  Ev.  Inf.  Arab.  c.  6. 

Die  durch  und  durch  realistisch  geschilderte  und  in  keiner 
Weise  tendenziös  verwerthete  Persönlichkeit  der  Hanna')  als 
einer  xQoq)fjrig  ergänzt  auf  das  willkommenste  den  Einblick  in 
die  Yon  messianisc^-prophetischen  HofiEnungen  erftUlten  stillen 
Gemeinschaftskreise,  welche,  ebenso  fem  von  rabbinischer  Ge- 
setzlichkeit als  frei  von  eschatologischer  Schwärmerei,  den  histo- 
rischen Mutterschoss  bildeten,  aus  welchem  Jesus  hervorgewachsen 
ist.  Dass  Maria,  Jesu  Mutter,  mit  Simeon  und  mit  Hanna  nahe 
befreundet  gewesen  sein  muss,  wird  yom  Eindheitseyangelium 
stillschweigend  als  selbstverständlich  vorausgesetzt.  Man  wird 
weiter  schliessen  können,  dass  Maria  in  diesen  Kreisen  eine 
hervorragende  Stellung  einnahm,  wie  sie  denn  vom  Verfasser 
des  Kindheitsevangeliums  als  Psalmendichterin  in  geistige  Nähe 
und  Verwandtschaft  neben  die  xQo^^rig  Hanna  gerückt  ist, 
deren  Prophetie  nach  dem  Vorbild  der  alttestamentlichen  Prophe- 
tinnen Mirjam  und  Debora  doch  vorzugsweise  in  Psalmendich- 
tung bestanden  haben  wird. 

1-4.  Lc,  2,  36-38. 

a   Ev.  Inf.  Arab.  c.  6.  p.  183  ed.  Tischendorf. 

Hanna  quoque  prophetissa  illi  caerimoniae  interfuit,  et 

1)  Schleiermacher  (Die  Schriften  des  Lukas  S.  37f.)  findet  die  Er- 
zählung von  der  Darstellung  Jesu  im  Tempel  zu  natürlich,  um  erdichtet 
zu  sein.  Die  Hanna  ist  ^^nicht  einmal  dichterisch  benutzt*^  Und  wozu 
dann  „diese  Genauigkeit  in  ihrer  Personalität?*' 


§  4.  Texte  und  Untersuchungen.  135 

accessit  deo  ^atias  agens  dominamque  Mariam  felicem 
praedicans. 

b.  Didasc.  III,  1.  p.  286  ed.  de  Lagarde. 

7/  TOiavTT]  i^ofioKoB-rjosTai  ^Avv^  r^  ri}v  rov  XqiOxov 
öo^aoao^  jtagovölav, 

c.  Const  III,  1.  p.  97,  5  ed.  de  Lagarde. 

y/  TOiavTTj  h^ofioicod^öarai  "Avv^  r^  d'VyarQt  ^avoi^i])^ 
ry  ix  q>vXrjg  \4oriQy  rj  ovx  aq>lCTaro  rov  ibqov 
vvxTcoQ  xal  fieO-^  TJfieQav  jtQoOfiivovoa  ralg  öei^Oeöi  xal 

ralg  jcgoöavxatg,  ovoa  fikv  ixäv  oyöorjxovxa  ^i^Caöa 

ÖS  fiera  dvögbg  ix  rijg  jcagd'evlag  avrrjg  irij  tJtra, 
xal   rfjv  rov  Xgiorov  öo^aöaca  nagovölav  dpO-ofioXo- 

yslro  rm  xvQlq>  xal  iXaXsi  xbqI  avrov  Jtaöi  rolg 
jtQOOÖexoiisvoig  XvrQWöiv  iv  IsQovCaXi^fi. 

d.  1.  Tim.  5,  5. 

/)  6h  ovTog  XVQ^  •  •  •  ^Qoöfiivei  ralg  ösriöBOiv  xal  ralg 
:jtQ06BVXCLlg  vvxrog  xal  rniigag, 

e.  Iren.  I,  8,  4  (Valentiniani). 

xcu  öia  rrjg  "Avvtjg  ri^g  iv  r^  BvayyBXlcp  xtigvocofiivrig  jtQo- 
q)^rc6og,  tjträ  Irrj  fisrä  dvögog  iC,i]xvlag,  rov  dh  Xoi- 

jtov  djtavra  XQO^o^  XVQ^^  fi€vovCi]g,  dxQig  ov  rov  öcoriJQa 
löovca  ijciyvo)  avrov  xal  iXdXei  jvsqI  avrov  jtäöi, 

f.  Ev.  Ps.-Matth.  c.  XV,  3.  p.  82  ed.  Tischeudorf. 

Erat  autem  in  templo  domini  Anna  prophetissa,  filia 
Phanuel,  de  tribu  Asser,  qnae  vixerat  cum  virosuo 
annis  Septem  a  virginitate  sua;  et  haec  vidua  erat 
jam  per  annos  octoginta  quatuor;  quae  numquam 
discessit  a  templo  domini,  jejuniis  et  orationibus 
vacans.  Haec  accedens  adorabat  infantem  dicens,  quoniam 
in  isto  est  redemptio  seciili.  ^^     ^  '^ 

g.  Lc.  2,  36—38. 

xal  Tjv  "Avva  jtQoq)^rig,  d'vydrrjQ  ^avovtjX,  ix  tpv- 
Xijg  ^AöfjQ'  avrr}  JtQoßeßrjxvla  iv  rjuigaig  jtoXXatg,  g^- 
öaöa  iiBra  dvÖQog  srij  tjcra  djto  rtjgnaQd-Bvlag  av- 
rrjgy  xal  avrri  X'^Q^  ^ö>§  ir&v  oyöo^xovra  rBOad- 
Qa}v,    ?}    ovx    d(plcraro    rov    Ibqov    vtjOrBläig    xal 


136  ^^  Kindheiteevangelium. 

ösTJaeOi  XaTQBVovca  vvxta  xal  ^/ligav.    xal  avz^  ry 

wQa  kjtiöxaoa  ävd-ofioXoyelTO  r<p  d^sm  xal  kXäXei  jisgl 

avTov  jtäöiv  rolg  jiQoöösxofiivoig  XvTQwaiv'lsQOV' 
öalfjfL 

h.  Syr.  Sin.  Lc,  2,  36—38. 

xal  "Avva  rj  JtQog)fjrig,  d-vyazfjQ  ^avovrjk,  ix  9)V>1^$ 
*Aa^Q,  xal  avxri  JtQoßeßtjxvla  kv  t^piigaig  jtoXXalg,  rjv 
tjtra  rifiigag  fiovov  fisra  rov  avÖQog  fi€rä  rrjg  jtaQ- 

d-svlag   avTJJg,   xal  ro   Xoijtov  rov  ßlov  iv  ry  yiy(>Q>(J£t 

ezT]  oydorjxovra  ziöoaQa,  avTtj  äjto  rov  IsQov  ovx 
atpLörarOy  xal  vrjOrslaig  xal  dstjasöiv  xal  XQOGsvxalg 

TjfiiQav  xal  vvxra  XaxQevovoa  rjv,  xal  avri]  avicrtj  avxi^ 
r^  (Sga  xal  avd^coiioXoyijOBv  [Äu:iOf^o]  reo  xvglmxal  kXaXsi 
jtBQi  avrov  ixaörcp  dv&gcojtm  xgoadexofidvcp  Xvrgo)- 
Oiv  'legovöaXi]fi. 

Die  Erwähnung  der  Hanna  in  der  Didascalia  ist  nur  kurz 
andeutend,  indem  sie  den  christlichen  Wittwen  als  Vorbild  auf- 
gestellt wird.  Der  Redaktor  der  Constitutionen  hat  diese 
Andeutung  an  der  Hand  des  evangelischen  Textes  weiter  ausge- 
führt. Unter  seinen  Textvarianten  ist  die  wichtigste:  ytgoCfii- 
vovoa  anstatt  des  canonischen  Xargsvovca,  Diese  ausercano- 
nische  Lesart  hat  viel  Wahrscheinlichkeit  für  sich.  Denn 
Xargaveip  =  IM^  vom  Gottesdienst  gebraucht,  ist,  ohne  Be- 
zugnahme auf  Gott,  sehr  befremdlich.  Dies  zeigen  auch  die 
Rückübersetzungen,  welche  sämmtlich  einer  Ergänzung  bedürftig 
sind.    Vgl. 

Delitzsch:  D*^n'bK?T-n«  r 
Salkinson:  'l'iÄb  nniS^S 
Dalman:      D%^'bK-nK  -t'Wm. 

Wenn  aber  xgoOfiivovoa  die  ursprüngliche  Lesart  war,  so 
setzt  dieselbe  im  Hebräischen  TÜP  voraus,  und  es  bedurfte  nur 
der  —  auch  sonst  vorkommenden  —  Verwechselung  von  fi  und  3» 
um  die  weniger  zutreffende  Ausdrucksweise  Xarg&oovoa  Hervor- 
zurufen. Bestätigt  wird  der  Text  der  Constitutionen  xgoofii^ 
vovöa  =  tyyü^  durch  1.  Tim.  5,  5,  an  welcher  Stelle,  lange  vor 
der  Didascalia,  das  Bild  der  Hanna  aus  dem  Eindheitsevange- 
lium  benützt  worden  ist  als  Vorbild  einer  rechten  christlicheD 


»  T 


§  4.  Texte  und  Üntersucbungen.  137 

Wittwe.  —  Bezüglich  der  Bedeutung  jtQoOfiivBiv  =  (livetv  = 
T05  vgl.  beispielshalber  Gen.  45,  9:  tbjFCb»  =  LXX:  iiri  fislvyg, 
Ex.  9,  28:  itob  "J^Äph  «'b'j  =  LXX:  xal  ovxeri  xQoözs&i^aec&e 
fiiveiv,  Lev.  13,5:  l'^J'^^a  TQÜf  =LXX:  /levai  kvavxlov  avxov. 
Wegen  der  Verwechselung  von  ti  und  a  vgl.  das  Heft  IV,  11 
mitgetheilte  edatante  Beispiel  aus  den  Testamentis  XII  patr., 
wonach  der  griechische  Bearbeiter  zu  Naphth.  c.  6  das  Grund- 
wort K'bä  =  avBV  als  Kbl9  gelesen  und  irrthümlich  mit  fieorov 
übersetzt  hat. 

Die  eigenthümlichen  Textabweichungen  des  Syr.  Sin.  sind 
in  diesem  Falle  besonderer  Beachtung  werth.  In  dem  jtQooav- 
Xatg  trifft  derselbe  mit  I.Tim.  5,5,  sowie  mit  den  Consti- 
tutionen, in  dem  zo  Xomov  xov  ßlov  mit  den  Valentinianem: 
TOP  XoiJtbv  axavza  XQ^^^^>  ^^  ^^^  '^^  xvqIco  wiederum 
mit  den  Constitutionen  zusammen.  Bezüglich  der  Varianten 
dvd-ofioXoysZad'ai  =  ofioZoyslöd^ai  =  gratias  agere  =  BvxaQioxeTv 
rnin  vgl.  Heft  III,  196  ff. 

XL  Die  Magier  aus  Arabien. 

Mt.  2,  1—12.  Just  Dial.   c  Tryph.  c.  77.  78.  106.  Protev.  Jac. 
c.  21.  Ev.  Ps.-Matth.  c.  16.  Ev.  Inf.  Arab.  c.  7. 

Diese  Perikope,  welche  der  erste  Evangelist  um  ihres  alt- 
testamentlichen  Citates  aus  Mich.  5,  1  willen  der  Quellenschrift 
entnommen  hat,  brauchte  er  mit  einem  Citate  ex  suis  nicht  zu 
versehen.  VgL  oben  S.  19  ff.  Die  aussercanonischen  Parallel- 
texte zu  Mt  2,  2  lassen  mit  Bestimmtheit  erkennen,  dass  die 
Himmelserscheinung,  welche  den  Chaldäern  die  Ankunft  des 
Messias  verkündet  hatte,  ein  ausserge wohnlich  grosser  Komet 
gewesen  ist  Femer  wird  es  aus  Epiphanius  und  Justin 
klar,  dass  das  Heimathland  der  Chaldäer  oder  Magier  in  Arabien, 
genauer  in  dem  östlich  vom  Jordan  gelegenen  Lande  Maycoöla, 
z)i  suchen  ist  —  mithin  in  derjenigen  Gegend,  aus  welcher  auch 
die  Uranfange  der  christlichen  Literatur  hervorgegangen  sind. 
Vgl. -Heft  II,  454.  III,  33.  Endlich  ist  besonders  daraufhinzu- 
weisen, was  man  in  dieser  Perikope  Schritt  fär  Schritt  verfolgen 
kann,  dass  Justin  eine  aussercanonische  Relation  vor  sich  hatte, 
welche  trotz  ihrer  sachlichen  Übereinstimmung  mit  dem  ca- 
nonischen Berichte  doch   in   charakteristischen    sprachlichen 


138  ^^  Kindhoitseyangeliom. 

Varianten  Von  Mt.  2,  1 — 12   abweicht  und  in  diesen  Varianten 
die  hebräische  Quelle  zu  erkennen  giebt 

a.  Just  Dial.  c.  Tryph.  c.  77.  p.  303  A. 

a[ia  ycLQ  rm  yervTid-^vai  avrbv  /layot  dxo  ^A^Qaßiaz 
jtaQaysvofispoi  JtQoOsxvinjoav  avrä,  xqotsqov  iZ&ovrec 
xQoq  'Hqcoötjv  top  iv  rjf  yjf  viiciv  rore  ßaOiXevovTa, 

b.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.  106.  p.  334  B. 

cifia  xm  yepvfi^^vai  avrop  .  . ,  ol  äxo  l/t^gaßlac  fiayot 

. . .  jtaQByivopxo, 

c.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.  88.  p.  315BC. 

fiaQTVQiop  de  xal  xovxo  lox(o  vfilp,  o  l^riv  jtQoq  vfiäq  ye- 
yopipai  vjio  xcop  ^A^Qaßiaq  uay<DP,  otxipsq  a(ia  xo    ysp- 

VTjd-^pai  x6  ütaiölop  kXd-opxtq  JtQOösxvpfjOap  at;To5. 

d.  Jusi  Dial.  c.  Tryph.  c.  102.  p.  328  D. 

aua  yag  xco  ysppi]9-^pai  avxop  ip  Btjd-XBeii,  cog  jiQO€q>f)v, 
jtaoa  xwp  ojto  *A^^aßiag  fiayov  fiad-Äp  ^Hgciöfjg  6  ßa- 
CiXevg  xxk. 

e.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.  103.  p.  330  D. 

ol  ojto  ^A^Qaßiag  kXd-opxsg  (layoL 

£  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.  78.  p.  303  C.  p.  304  A. 

xoip  ano  *A^Qaßlag  ovp  (laycop  ikß'opxcop  —  iXB^opxsg  ol 
äjtb  ^AQ^aßiag  fiayoi. 

g.  Epiph.  IIsqI  jtlcxscog  c  8.  p.  1085  C. 

slg  xa  fiiQf}  xa  ^Agaßtxa  x^g  May<o6lag  xoJp«^.  tc5p  kXd-ov- 
xcQP  fiaycov  djtb  xrjg  öiadox^jg  tAp  öJ[6Qfiax(DV  ixiivwp* 

h.  Celsus  ap.  Orig.  c.  Geis.  I,  40.  Opp.  I,  357. 

xal  xmv  iknXvd-oxcop  ano  äpaxoXijg  (iaya>p  jtQOOxvpfjCai 

Tc5  Jtaiöla}, 

»  * 

1.  Ev.  Ps.-Matth.  c  XVI,  1.  p.  82  ed.  Tischeudorf. 

Transacto  vero  secundo  anno  venerunt  magi  ab  Oriente 
in  Hierosolymam,  magna  deferentes  munera. 


§  4.  Texte  und  üntersachungen.  ]  39 

k.  Protev.  Jac.  c.  XXI,  1.  p.  40  ed.  Tischendorf. 

xal  Idoi)  ^I(D(ii}q)  ^roifdciod-fi  rov  i^skO^etp  slg  ri/v  %v6alav, 
xca  d-OQvßog  kyivBxo  fiiyag  Iv  Brj&ZEhfi  rijg  %vöalag' 
fjX^ov  yoLQ  iiayoi  — 

1.  Ev.  Inf.  Arab.  c.  7.  p.  183  ed.  Tischendorf. 

Et  factum  est,  cum  natus  esset  dominus  Jesus  Beth- 
lehemi  Judaeae,  tempore  Herodis  regis,  ecce  magi 
venerunt  ex  Oriente  Hierosoljmam. 

m.  Ammonius,  Harm.  quat.  ew.  p.  23^ 

Neque  latuit  Magos  ad  solis  ortum  longis  terrarum  spatiis 
etiam  dissitos  ea  nativitas.  Matth.  2.  Quippe  post  circum- 
cisionem  octavo  die  infantem,  Jesumque  Tocatum,  Luc.  2. 
Ipsi  tertio  decimo  die  Hierosoljmam,  noya  quadam  Stella 
duce  venientes,  Regem  Judaeorum  praedicant  natum. 

n.  Mt.  2,  1. 

rov  d\  ^Itjöov  yBvvrjd'ipTog  iv  Bijd-Xshfi  rfjg  ^lovdalag 

iv  TjfieQaig  Hq(66ov  rov  ßaötXicog,  Idov  fxayoi  djt* 
ävaroXmv  jtageyivovro  slg  ^leQoOojLvfia. 

In  überzeugender  Weise  hat  bereits  Credner  (Beiträge 
I,  214  ff.)  bei  Vergleichung  der  einschlagenden  Justin-Citate  auf 
die  aussercanonische  Quelle  hingewiesen,  welcher  Justin  in 
Betreff  der  Ankunft  der  Magier  folgte.  Zu  dieser  Quelle  ge- 
horte der  in  diesen  Partien  bei  Justin  constante  Gebrauch  des 
—  von  ihm  sonst  keineswegs  bevorzugten  (vgl.  Credner  S.  214 
AnnL  1)  afia  —  man  vergleiche  Tr.  c.  103.  p.  331  B:  cifia  reo 
dvaßrjpai  avzov  anb  xov  Jtorafiov  rov  ^loQÖavov,  wo  Mc.  1,  12 
ev^g  (Cod.  D  svO^img)  zu  lesen  ist.  Weiter  hat  Credner  auf  den 
siebenmal  bei  Justin  wiederkehrenden,  mithin  seiner  Quelle  an- 
gehörigen,  Ausdruck:  fdayoi  ajco  ^A^gaßlag  aufmerksam  gemacht. 
Worauf  jedoch  Credner  nicht  hingewiesen  hat,  das  ist  eines- 
theils  die  Ausführung  des  Epiphanius,  wonach  die  Magier 
aus  dem  arabischen  Ostjordanland  gekommen  seien,  andrerseits 
die  Thatsache,  dass  diese  Gegend  bei  den  Propheten  DIJJ  ge- 
nannt wird,  dass  die  dort  wohnenden  Beduinen  als  Dl]^  "^SS  be- 
zeichnet werden,  dass  mithin  dvaroXrj  (Mt.)  und  ^A^gaßla  (Just.) 
sachlich  identisch  sind.  Die  Stelle  bei  Epiphanius  lautet  im 
Zusammenhang  folgendermassen:  kv  ob  ry  rov  XQiOrov  JtaQov- 


140  ^^  Eindheitseyangeliam. 

oia  rSv  avxmv  rixpcav  tov  *AßQaafi  rciv.cbio  XsTtovQag  Ix- 
ßXrid-ivxmv  aJto   rov  ^Aßgactfi  xal  axek^oPTCOv   xal  xarotxi]' 
oavxmv  dq  xa  fiigf]  xa  ^Agaßixa  xfjg  Maycnölaq  j^aJpa^, 
xciv  kXd^ovxcDV  fidycop  djto  xtjq  öiaöoxfJQ  xAv  0X6Qfiaxa>v  ixtl- 
vcDVy  j€Qooepf]veyfiiva  dogiaxa  xs  xal  öAga  sie  avfifiexoxf^P  xfjq 
avx^g  kXxlöoq  T<p  XqioxS  iv  Btjß-Xehfi  xa  avxa  öAga,  oxi  xov 
döxiga  d-eaödfisvoi  7iXd-op.    Epiph.  Uegl  jtlöxsafg  c.  8.  p.  1085  C. 
Wenn  dann  Epiphanius  im  Anschluss  hieran  die  Jesajas- 
Weissagung  Jes.  8,  4  herbeizieht,  indem  er  fortfahrt:  ilv  öcigafv 
xfjv  Oaq>7J  jtaQaCxaöiV  6  jtQOfptjxtjg  ytaglöxtici  kiyoDP  oxi  ,^qIv 
i]  yvAvai  xo  Jtaidlov  xaXetv  jtaxiga  ij  gitixega,  k^y>Bxai  6vpa(uv 
Aafiaöxov  xtA./  und  mithin  Damaskus  zu  jenem  ostjordanischen 
Arabien  rechnet^),  so  ersehen  wir  aus  dem  DiaL  c.  TrypK  c 
78.  p.  305:  oxi  6i  /lafiaöxog  x^g  d^Qaßixfjg  yijg  t^v  xal  ecxtp  — , 
dass  auch  Justin    demselben  geographischen   Sprachgebrauch 
huldigte.    (Vgl.  auch  die  enge  Verbindung  von  Damaskus  uod 
Arabien  Gal.  1,  17.)    Die  Beduinen  nun  jenes  arabischen   Ost- 
jordanlandes werden  im  A.  T.  wiederholt  als  W^  *f3ä  besceichnet 
Vgl.  Jes.  11,  14:  DIU  "^aa  nK=  LXX:  xal  xovg  dq>*  rjXlov  dva- 
xoXAp.    Jerem.  49,  28:  Dlg  *^y3L  TWk  ^TT&i  =  LXX:  xal  xX^oaxs 
xovg  vlovgxsöifL    Ezech/25,  4:  mtfnwbDIi;  ''SSb  tfjrib  '»?3n  pij 
=  LXX:  6ia  xovxo  löov  kya>  JtaQadlöa>(ii  vfiäg  xotg  vtolgxBÖkfi  Big 
xXrjQOPOfilap.    Jud.  6,  3:  DIJJ  "»D^^  =  LXX:  xal  ol  vlol  dpaxo- 
XAp.    Vgl.  auch  noch  Oen.  10,  30,  wo    das  arabische  Gebirge 
unter  dem  Namen  WT^  lin  =  LXX:  oQog  dpaxoXäp  aufgeführt 
wird.    Es  liegt  also  klar  vor,  dass  in  der  hebräischen  Quelleo- 
schrift  der  Oeburtsgeschichte  ü^'C  zu  lesen  gewesen  ist,  welches 
die  vom  ersten  EvangeUsten  und  vom  Verfasser  des  Protevao- 
geliums  Jacobi  gebrauchte  Version  mit  dxo  dpaxoXmv,  das 
arabische  Eyangelium  infantiae  (wie  auch  Celsus)  mit  dxo 
dpaxoXrjg,  die  von  Justin  benutzte  Bearbeitung  der  Gebnrts- 
geschichte  aber  mit  djto  ji^^aßlag  wiedergab.    Es  geht  zugleich 
hieraus  mit  Bestimmtheit  hervor,  dass  Justin  in  diesem  Falle 
weder  aus  dem  ersten  canonischen  Evangelium  noch,  wie  man 
sonst  anzunehmen  geneigt  ist,  aus  dem  Protevangelium  Ja* 
cobi  geschöpft  hat,  sondern  einer  dritten  Bearbeitung  oder  einer 
anderweiten  Version  jener  Quellenschrift  gefolgt  ist 

1)  Ähnlich  Tertullian  adv.  Judaeos  c.  9.  adv.  Marc.  ET,  13  —  eben- 
falls in  Bezng  auf  die  Magier.  Ausserdem  vgl.  Nestle,  Marg.  a.  Mai  (2)  71. 


§  4.  Texte  und  Üntenuchungen.  14  t 

2.  Mt.2,2. 

a.  IgD.  ad  Epli.  XIX,  2.  p.  24, 4. 

dorrjQ  iv  ovoavS  iZafirpev  vjthg  Jiapxaq  rovg  äoreQag. 

b.  Test.  XII  patr.  Levi  c.  18. 

xal  ai^rsZet  aOXQOv  avxov  ip  ovQavtp  — 

c.  Exe.  Theod.  §  74  ap.  Clem.  AI.  p.  986. 

6cä  xovTO  dvdxeiksp  ^dpog  dox^Q  —  XafiJtofdBPog  — 

d.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c  106.  p.  334  B. 

dpaxtlXapxog  ovp  xal  iv  ovQapw  ofia  xm  Yspprjd-fjpai  av- 

xop  döxigog,  cog  yiyganxaL  ip  xolg  dxofdpijfiopsviiaai 
xäp  djtoöxojLop  avxov. 

e.  Cels.  ap.  Orig.  c.  Cels.  I,  34.  Opp.  I,  352. 

xoP  dpaxslkapxa  dcxiga  kjA  x^  ysvdoei  xov  *Irfiov. 

f.  Cels.  ap.  Orig.  a  Cels.  I,  40. 

xaL  fisxa  xavxa  dpaxQixBi  [sc.  6  Kikoog]  i^A  x6  h^ijg  xfj 
yspiaei  xov  *Ifj0ov  dpaysyQafifiipop  xb  JtsQl  xov  doxegog 
ii^yfjfia. 

g.  Protev.  Jac.  c  XXI,  1.  2.  p.  40  ed.  Tischendorf. 

Xsyopxeg'  jrov  iöxlp  6  xsxO-elg  ßaOiXevg  xAp  *Iov6ala)p: 

döofisp  ycLQ  avxov  xov  doxiga  iv  xxi  dpaxoXf]  xal 
fjXd'OUBV  jtQooxvpTJöai  avxov  —  p.  41:  elöousp  doxioa 
jtafifisyid-1]  Xdfitpapxa  jp  xolg  aCXQoig  xov  ovQgpov  xal 
dfißXvPOPxa  avxovgj  möxe  xovg  doxigag  firj  (palpecß^ai. 

h.  Ev.  Ps.-Matth.  c.  16.  p.  82  ed.  Tischendorf. 

Qui  instanter  interrogaverunt  Judaeos  dicentes:  Ubi  est 
rex,  qui  natus  est  vobis?  Vidimus  enim  stellam  ejus 
in  Oriente,  et  venimus  adorare  eum. 

i.    Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.  78.  p,  303  B. 

xoxs   i)^d'OPxa)V   jtQog   avxop   x&p   ajto  A^oaßlag   iidyo:iP 

xdXhlnopxcopk^  doxsQog  xov  jp  xm  ovgapw  g)apipxog  kypo)- 

xipai,    oxi   ßaöiXevg    yt^yiP7\xai  ip  x^  X^Q9  vfiwp,  xal 

r/Xd^Ofisp  jtQOOxvptjoai  avxop. 

k.  Cels.  ap,  Orig.  c.  Cels.  I,  58.  Opp.  I,  373. 

(i£xa  xavxa  6  JtaQa  xS  KiXom  %vdatog  dpxl  xwp  ip  xq^ 


142  ^^  Kindheitoevangeliam. 

BvayyeJilcp  fiaycop  XaXöalovq  q>rjc\v  vJto  rov  ^Ifjaov  Xekix^^ 
xivtjO'tprag  ijtl  rfj  yBviösi  avrov  iXiiXvd-ivai  xqocxv- 
vfioavxaq  avrov  Ixt  p^jtiov  cog  d-eov. 

I.   Basilides  ap.  Hippol.  Ref.  Haer.  YII,  27. 

oTi  6i,  q)f]Olp,  ixaöxov  lölovg  exBc  xaiQovg  Ixavog  6  öottjq 
liycov  ovjto)  ijxei  ^  Sga  fiov  xäi  ol  (idyoi  rov  aOrsQa 
red-eafzevoi. 

m.  Exe.  Theod.  §  75.  ap.  Clem.  AL  p.  986. 

avxlxa  ol  fiayoi  ov  (lovov  slöov  xov  acxiga  rov  x%)Qiov, 
aXXa  xal  xb  akriB-lg  lyvmoaPy  oxi  ßaoiXsvg  ^''^Jx^^ 

n.  Mt.  2,  2. 

Xeyopxeg'  jcov  iöxlp  6  xex^slg  ßaaiXevg  x&p  'lovöalwp; 

slöofisp   ycLQ   avxov   xop   doxega  kp  x^  dparoXy,   xal 

r^Xd'Ofiev  jtQooxvprjoai  avx(p. 

Das  Citat  der  Testamenta  XII  patr.  Levi  c.  18    scheint 
wiederzukehren  in  derselben  Schrift  Jud.  c.  24;  xal  fiexa  ravxa 
dpaxsXet  vfilp  doxQOP  i§  ^laxoiß.    Wenn  man  aber  genauer  zu- 
sieht,  handelt  es  sich  in  letzterem  Fall  lediglich  um  den  Text 
Num.  24,  17:   dpaxeXsl  clöxqop   ig  'laxmß  =  njj^tt  Mis   !f1v. 
Dagegen   findet   sich   in   der  Stelle    aus  Levi  c.  18   der  Zusatz: 
tp  ovQapw,  welcher  weder  aus  dem  alttestamentlichen  Text  Num. 
24,  17  noch  aus  dem  canonischen  Text  von  Mt  2,  2  abzuleiten  ist 
und  doch  muss  dieses  ip  ovQavtp  dem  neutestamentlichen  Kind- 
heitsevangelium  quellenmässig  angehört  haben.    Denn  mit  den 
Testamentis  XII  patr.  vertreten  es  Ignatius,  Justin,  auch 
das  Protevangelium  Jacobi.  Dass  letzteres  f&r  Justin  nicht 
die  Quelle  gewesen  ist,  aus  welcher  er  schöpfte,  geht  im  Allgemeinen 
schon  daraus  hervor,  dass  von  den  Fabeleien  jenes  apokryphen 
Evangeliums  bei  Justin  Nichts  zu  spüren  ist,  hier  insbesondere 
daraus,  dass  der  Text  Justins  von  dem  des  Protevangelium 
Jacobi   in   charakteristischer  Weise  abweicht     Der  ursprüng- 
lich hebräische  Charakter  der  allen  Gitaten  gemeinsamen  Quellen- 
schrift wird  aus  mehrfachen  XJbersetzungsvarianten  ersichtlich: 
a  j^riB  =  avxlxa  (Exe.  Theod.)  =  afia  (Just) 

•^bis  =  rexO-elg  (Mt.)  =  yByipr^xai  (Just). 

n^  =  d^taod^ai  (Basilid.)  =  IöbIp  (Mt.,  Exe.  Theod.j. 


§  4.   Texte  und  üntersncliangen.  143 

nj:  =  XafiJtaiif  (Ignat,  Protev.  Jac.)  =  tpalvBiv  (Just)  =  opa* 
riXXeip  (Mt,  Cels.,  Exe.  Theod.,  Test.  XII  patr.). 
n'^TOS  =XaXöalot  (Cels.)  =  (jtayoi  (Mt.,  Just). 

Das  der  jostinscben  Quelle  eigenthümliche  aiux  (vgL  die  Er- 
läuterung zu  Mt  2,  1)  ist  hier  ebenfalls  za  beachten.  Dem 
xBX^a^  bei  Mt  und  yayivrixai  im  justinschen  Text  scheint  das 
[km]  ry  ysvioei,  welches  bei  Celsus  dreimal  wiederkehrt,  zu 
entsprechen.  Zu  avaxiXXeiv  als  Übersetzung  von  nSD  =  Xaii- 
jteiv,  q>alvBiv  —  vgl.  Prov.  4.  18:  -fbin  nj:  liKS  D'^l?*^'??  nnkn 
=  LXX:  al  öh  oöol  x&v  öixalcov  ofiolcog  xm  ^coxl  Xafixovoi  — 
ferner  Jes.  60,  19:  HSD  =  LXX:  dvaxoXi^.  Der  Ausdruck  Mt  2,  2: 
ip  xii  ävaxoXy  ist  daher  nicht,  wie  Salkinson  nach  dem  Lon- 
doner N.  T.  thut,  mit  01^5  noch  mit  Delitzsch  nirsa  zu  über- 
setzen, zumal  der  Verfasser  des  ersten  Evangeliums  den  Osten 
und  das  Morgenland  =  Dl^  mit  dem  Plur.  dvaxoXal  (Mt  2,  1; 
8,  11;  24,  27)  wiedergiebt;  es  wird  vielmehr  njöSf  als  Quelle  für 
iv  dvaxoX^,  ävaxelXavxa,  Xd/itpavxa,  g>avivxa  vorauszusetzen 
sein.  Die  Sterndeuter  wollten  sagen:  Wir  sahen  seinen  Stern 
im  aufsteigenden  Glanz  begriffen,  —  was  doch  auch  allein  einen 
astronomisch  brauchbaren  Sinn  gibt  ^)  Endlich  auch  die  Version 
XaXöaloi  welche  Celsus  vertritt,  leitet  auf  das  richtige  Quell- 
wort Q'^'nto  zurück.  Schon  das  Schwanken  der  hebräischen 
Rückübersetzungen  für  das  canonische  fidyoi  =  0*^)3511  (Lond. 
N.  T.)  =  W^mm  (Delitzsch)  =  D'^naiD  •'th  (Salkinson)  zeigt,  dass 
das  ursprüngliche  Grundwort  noch  nicht  getroffen  war.  Der 
Name  Q'^'^ips,  aram.  '{'^K'^tüD,  ebenso  das  griechische  XaXöalot, 
das  lateinische  Chaldaei,  war  eine  wohlbekannte  Benennung  der 
mesopotamischen,  später  bis  nach  Rom  verbreiteten,  Magierkaste, 
der  Astrologen  und  Astronomen  der  alten  Welt  VgL  Hes  jchius: 
XaXöaloi,  yivoq  [layrnv  jtdvxa  yLva>ox6vxa}v.  und  warum 
sollten  nicht  Glieder  der  von  Mesopotamien  ausgegangenen  Ma- 
gierkaste im  Ostjordanlande  sich  niedergelassen  haben,  von  wo 
nach  Epiphanius  jene  Magier  gen  Jerusalem  aufgebrochen 
waren?  Bezeugt  es  doch  die  Geschichte  Bileams^  dass  schon 
in  mosaischer  Zeit  eine  Verbindung  des  Ostjordanlandes  mit  der 
Magier  käste  in  Mesopotamien  bestanden  hat    Stammte  doch  der 

1)  Ebenso  oder  ähnlich  Hammond,  Paulus,  Fritzscbe,  Ebrard,  Wieseler 
Lange,  Ewald,  Meyer,  Weiss. 


]^44  ^^  Kindheitsevangelium. 

im  Ostjordanlande  eingewanderte  Magier  Bileam  ans  der  meso- 
potamischen  Stadt  Pethor  am  Euphrai  Und  wenn  die  Weis- 
sagung Bileams  von  dem  Stern  aus  Jakob  im  Ostjordanlande 
nicht  vergessen  war  —  dass  sie  im  West  jordanlande  fortlebte, 
kann  man  aus  Mich.  6,  5  schliessen  — ^  so  war  Nichts  natürlicher, 
als  dass  die  in  der  Magierkaste  treu  fortgepflanzten  traditionellen 
Kenntnisse  gerade  dort  im  Ostjordanlande,  dem  zweiten  Vater- 
lande  Bileäms,  in  einer  Zeit,  wo  eine  allgemeine  Erwartung  durch 
die  Völker  ging,  neue  Zweige  trieb.  Die  Rede  der  Magier,  wie 
sie  Justin  aus  seiner  Quelle  überliefert  hat:  ßaoilevg  YeytvfiTai 
kv  T^  X^P«  vfiäv  —  erscheint  gegenüber  der  canonischen 
Fassung:  jiov  iörlv  6  rex^slg  ßactXsvg  xAv  *Iovdalmv  schon 
wegen  der  direkten  Anrede:  iv  xxi  X^Q?  vfiwv  als  die  ursprüng- 
lichere. Jedenfalls  legte  Justin  seiner  Quelle,  aus  welcher  er 
schöpfte,  einen  hohen  Werth  bei,  da  er  sie  unter  die  djtOfivTjfiovev- 
fiara  xAv  axoöxoXoov  rechnete.  Das  v[i6iv  im  Texte  Justins 
klingt  auch  im  Ev.  Ps.-Matthaei  wieder:  ubi  est  rex,  qui  natus 
est  vobis?  —  Nach  den  aussercanonischen  Schilderungen  des 
Sterns  unterliegt  es  übrigens  keinem  Zweifel,  dass  es  sich  um 
einen  Kometen  handelte:  ^ivoq  aOxi^Q  —  ytafifieYid-ijg  —  Xaiut<ov 
vjthQ  xavxag  xovg  daxegag  —  dfißXvvwv  avxovg:  das  Alles 
triSl  zusammen  bei  einem  Kometen  von  aussergewöhnlicher 
Grösse  und  Helligkeit.  Vgl.  auch  die  Fortsetzung  des  Citates 
bei  Ignatius  Eph.  XIX,  2:  xaL  xo  g)cog  avzov  dvexkaZfjxov  7ji\ 
xal  ^BPiCfiov  JtüQBlXBV  ri  xaiPOXTjg  avzov,  xa  de  Xoixa  xdvxa 
döTQa  afia  rjXltp  xal  osXTjvri  x^Q^^  iytpsxo  xm  doxigr  avxo^ 
ÖS  Tjp  vjteQßaXXa>v  x6  g)(5g  avzov  vxsq  xavxa'  xclqox^i 
XB  ?]P,  jtod-BP  ?)  xaiPoxT^g  ^  dpofioiog  avxolg.  Diese  Schil- 
derung gibt  ganz  den  Eindruck  wieder,  den  die  Erscheinung 
eines  aussergewöhnlich  grossen  Kometen  in  der  BcTÖlkerung 
hervorzurufen  pflegt^). 


1)  Der  französische  Astronom  Caniille  Flammarion  hat  in  der 
Deutschen  Revue  1894,  111,  309—317  einen  Artikel  über  den  ,,Stern 
von  Bethlehem'^  veröffentlicht.  Darin  registriert  er  fünf  mögliche  An- 
nahmen: 

1.  der  Stern  hat  gar  nicht  existiert,  und  der  ganze  Bericht  ist  ein 
schönes  morgenländisches  Märchen; 

2.  der  Stern,  welcher  den  Weisen  voranleuchtete,  war  Venus  zu  einer 
Zeit  höchsten  Glanzes; 


§  4.  Texte  und  Untersuchungen.  I45 

3.  Mm  «9  3» 

a.  Ev.  Ps.-Matth.  c.  XVI,  1.  p.  83  ed.  Tischendorf. 

Haec   opinio  pervenit  ad  Herodem  regem,   et  ita  eum 
terruit. 

b.  Protev.  Jac.  c  XXI,  2.  p.  40  ed.  Tischendorf. 

xol  dxovöag  ^HQciötjg  iza^x^i]. 

c.  Hegesippus  ap.  £us.  H.  E.  III,  20,  1. 

ig)oߣtto  yag  rfjv  xaQovclav  rov  Xqiötov  ö>$  xcA  ^HQci6i]g, 

d.  Mt.  2,  3. 

axovOaq  6h  o  ßaCiXsvq  'Hgciöf/g  iraQoix^TJ  xcä  jtaoa 
%Q0ö6Xv(ia  (i€T   avTov. 

In  den  Parallelen  fehlt  der  Znsatz:  xal  jtaOa  %Qoo6kvfia 
fitr  avxov,  der  wie  ein  ähnlicher  gegen  Jerusalem  gerichteter 
Znsatz  Mt  22,  7  (namentlich  r^v  xoliv  avx&v  ivi:ftQfjösv)  auf 
Rechnung  des  ersten  Evangelisten  zu  setzen  sein  dürfte  und  nicht 
als  quellenmässig  zu  betrachten  ist.  Die  Variante  ig>o߀lro  bei 
Hegesippusist  möglicher  Weise  neben  hagcixO^  Übersetzungs- 
variante von  Tin  (vgl.  LXX  Ezech.  26, 18.  Hiob  37,  1).  Jeden- 
falls aber  war  dem  Hegesippus  die  Perikope  von  den  Magiern 
wohlbekannt. 


3.  es  war  ein  veränderlicher  Stern  wie  der  von  1572; 

4.  die  ErBcheinung  ist  durch  eine  Conjunktion  von  Planeten  herbei- 
gef&hrt; 

5.  es  war  ein  Komet. 

Flammarion  h&lt  die  zweite  Erklärung  für  die  wahrscheinlichste. 
Die  fünfte  Erklftrang»  wonach  der  Stern  ein  Komet  gewesen  sei,  bezeichnet 
er  aus  zwei  Gründen  als  unannehmbar,  erstlich  weil  man  damals  schon 
verstanden  habe,  einen  Kometen  von  anderen  Sternen  zu  unterscheiden, 
zweitens  weil  uns  von  der  Erscheinung  eines  Kometen  aus  jener  Zeit  sonst 
Nichts  berichtet  sei.  Der  erste  Grund  wird  durch  die  aussercanonischen 
Texte,  welche  Fl  am  marlon  nicht  kannte,  hinfällig,  da  die  schon  durch 
Ignatius  vertretene  Tradition  ganz  bestimmt  einen  Kometen  voraussetzt. 
Der  zweite  Grund,  welcher  jedoch  der  historischen  Kritik  angehört, 
dürfte  wohl  nicht  unbedingt  entscheidend  sein,  namentlich  wenn  man  an- 
nehmen könnte,  was  auch  der  canonische  Text  an  die  Hand  gibt,  dass  die 
Erscheinung  einen  raschen  Verlauf  gehabt  habe,  dem  entsprechend  nur 
kurze  Zeit  zu  sehen  gewesen  sei  und  ein  eng  begrenztes  Gesichtsfeld  um- 
fasst  habe. 

Texte  a.  Üntersnohnngen  X,  5.  10 


146  ^^  Kindheiteevangeliuiu. 


4.  Mt.  2, 4. 


a.  Just.  DiaL  c.  Tryph.  c.  78  p.  303  B. 

xal  yag  ovroq  6  ßaciXsvg  ^HQciötjg  jia&cov  xaga  xciv  xqbö^ 
ßvriocov  Tov  Xaov  vficip. 

b.  Ev.  Ps-Matth.  c.  XVI,  1.  p.  83  ed.  Tischendorf. 

ut  mitteret  ad  scribas  et  Pharisaeos  et  doctores  populi,  ut 
inquireret  ab  eis,  ubi  Christum  nascituram  prophetae 
praedixissent. 

_c.  Ev.  Inf.  Arab.  c,  19  p.  184  ed.  Tischendorf. 

accersiyit  sacerdotes  et  sapientes  et  dixit  eis:  docete  me,  ubi 
nasciturus  sit  Christus.  ™— 

d.  Protev.  Jac,  c.  21  p.  114  ed,  Fabricius. 

xal  Jtifitpag  vxijgirag  ijtl  rovg  (iayovq  x(xk  IsQstg,  avixQtvev 

avxovq  hv  r^  jigatrcoglo)  Ziya^p  (xvrolg'  xov  yiygaxrai 
vfilp  jibqI  tov  ßaötXitog  Xqiötov,  t]  jiov  jBVvaxai; 

e.  Protev.  Jac.  c.  XXI,  2  p,  40  ed.  Tischendorf, 

xal  escEfifpsv  vxriQitag  jtgog  rovg  uayovgf  xal  fisrexeiitparo 
rovg  dgxisgslg  xal  dvixgivev  avrovg  Xiymp'  Jtdig  yiygojtxai 
xbqI  xov  Xgioxov,  xov  ysvvaxai; 

f.  Mt.  2,  4. 

xal  övpayaydp  Jtapxag  xovg  agxf^^Q^t^  ^<^  ygafi/iaxetg  xov 
Xaov  kjtvpd-apsxo  stag  avxSp,  Jtov  6  Xgiaxog  yspvä* 
xai;  [Syr.  Sin.:  xal  ebtsp  avxotg'  jtov  ixix^^  o  Xgioxoc;] 

Holtzmann  sagt  (Handcommentar  I,  48.  49):  „Während  der 
Herodes  der  Geschichte  die  Synedristen  in  Masse  umbringen 
liess  und  es  darauf  abgesehen  hatte,  die  messianischen  Hoff- 
nungen einzuschläfern,  fordert  der  Herodes  der  Si^e  von  dem 
Synedrium  ein  theologisches  Gutachten  über  die  Frage:  Wo  wird 
der  Messias  geboren?"  Als  ob  nicht  sein  Sohn  Herodes  Antipas 
den  Täufer  Johannes,  den  er  gefangen  hielt  und  nachmals  ent- 
haupten liess,  oftmals  als  seinen  Rathgeber  angenommen  hätte! 
Vgl,  Mc.  6,  20:  xal  äxovoag  avxov  xoXXa  knoUt,  xai  tjdia^g 
avxov  fjxovep.  Als  ob  nicht  solche  Selbstwidersprüche  bei  ge- 
waltthätigen   und  verbrecherischen  Charakteren  auch   sonst  als 


§  4.  Teste  und  ÜnterBachungen.  147 

psychologische  Räthsel  za  finden  wären!  Und  als  ob  in  diesem 
Falle  eine  Einschläferang  der  messianischen  Frage  möglich  und 
nicht  vielmehr  eine  listiggewaltthätige  XJnterdrQckmig  derselben 
durch  den  Charakter  des  Herodes  geboten  gewesen  wäre!  Eine 
unbefangene  und  gerechte  Kritik  darf  diese  Möglichkeiten  nicht 
aus  den  Augen  lassen. 

5.  Ht.  2j  5. 

a.  Ev.  In£  Arab.  c.  9.  p.  184  ed.  Tischendorf. 

Cumque  illi  respondissent:  Bethlehemi  Judaeae  — 

b.  Ev.  Ps.-Matth.  c.  XVI,  1.  p.  83  ed.  Tischendorf. 

At  illi  dizerunt:  In  Bethlehem  Judae.    Sic  enim  scrip- 
tum est: 

c.  Protev.  Jac.  c.  XXI,  2.  p.  40  ed.  Tischendorf. 

XiyovCiv  avrm'  iv  Br/B^Xssfi  r^q^Iovöalag'  ovzcog  yaQ 
yiyQanxai. 

d.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.  78  p.  303  B. 

xal  „iv  B7j&-X6hfi"  '^^^ ^Q^^^V^^^^  ebtovrov,  ort  yi- 
yQajixai  iv  r^  jtQoq)^T^  ovrcog. 

e.  Mt.  2,  5. . 

ol  de  djtav  avxq^'  iv  Btjd-Zshfi  rrjg^Iovöalag'   ovroag 

yaQ  yiygaxxai  6iä  rov  Ji:Qog)i^tov, 

Die  Wiederholung  des  Ausdrucks  zäv  jiQeößvreQov  macht 
es  klar,  dass  derselbe  zu  der  von  Justin  gebrauchten  aussercano- 
nischen  Quelle  gehörte.  Auch  im  Protevangelium  Jacobi  findet 
sich  hier  diese  Bezeichnung  nicht. 

6.  Mt.  2,  6. 

a.  Just  Dial.  c.  Tryph.  c.  78  p.  303  B. 

xal  oi)  BfjO-Xsifi,  yi]  ^lovöa,  ovöaficög  iXaxlori]  el  iv 

TOlg  yyjf^ooiv  ^lovda'   ix  öov  yag  i^eXevösrai  ^yov- 
liBVog,  oorig  jcoi/jiavel  rov  Xaov  (iov, 

b.  Just,  Apol.  I,  34.  p.  75  D. 

ojcov  de  xal  TTJg  ytjg  yswäod-ai  efieXJLsv,  cog  JtQoelXBv  ?t6- 
Qog  nQoq)7]T7ig  6  Mtxalag,  cacovcars'  xal  ov  BTjd'Xsi/i,  y^ 

10* 


]48  ^^  EindlieitBeyaDgelmm, 

*Iov6a,  ovöau&q  kXaxloxT]  sl  iv  rolc  mefiöciv  Uovöa' 
hx  Cov  yaQ  i^Bkevoerai  ^-^ovftspog,  oOrig  xoifiavel 
TOP  Xaov  fiov. 

c.  Protev.  Jac.  c.  21.  p.  114  ed.  Fabricius. 

xal  cv  Brid'XBiUy  yn  ^lovda,  oväaucig  ikaxidTf}  el  iv 
totq  ^ysfioöiP  lovda'  ix  Oov  yaQ  fioi  i^elevaszai 
TjyovfiBVoqy  ocrig  Jtoi/iavel  xov  Xaov  [lov  xov  *IöQaf]X. 

d.  Ev.  Ps.-Matth.  c.  XVI,  1.  p.  83  ed.  Tischendorf. 

Et  tu  Bethleem,  terra  Juda,  nequaqaam  minima  es 
in  principibus  Jnda;  ex  te  enim  exiet  dux,  quirej^atpo- 
pulum  meum  Israel 

e.  Mi  2,  6. 

xal  öi)  Brid'XBi^,  yrj  ^lovöa,  ovdaficig  kXaxlorr}  b1  iv 

rotg  ^yefioaiv  ^lovöa'  ix  öov  yag  i^eXavöezai  rjyov- 
fievog,  oortg  jtoifiavsl  rov  Xaov  (lov  xov  ^lögai^X. 

f.  Mich.  5,  1.  LXX. 

xal  oi)  Brjd'Xesfi,  ohcog  ^Eq>Qad^a.  oXtyoöxog  bI  xov  bIvoi 

iv  ;f«>l^aö«f  ^lovöa'  ix  öov  fiOi  i^BXBVöBxai,  xov  slvai 
€i£  5^;forTa  xov  ^lögai^X, 

Die  —  abgesehen  von  dem  fehlenden  xov  ^ICQoitjX  —  wort- 
liche Übereinstimmung  Justins  mit  Mt.  2,  6,  welche  sich  auch 
auf  die  Yocalisation  '»fciKS  =  iv  xolg  ^yBfioCiv  (anstatt  ''tbKa 
*=  iv  x^Xiaoir),  sowie  auf  den  an  Mich.  5,  3.  4;  2.  Sam.  5,  2;  7,  7; 
Jer.  23,  2  anklingenden,  in  Mich.  5,  1  nicht  enthaltenen  Schluss- 
satz  erstreckt,  geht  yielleicht  direkt  auf  die  Quellenschrift  zurück. 
Auch  das  Protevangelium  Jacobi  vertritt  dieselbe  Textrecension 
mit  der  eigenthümlichen  Abweichung  von  der  Version  der  Sep- 
tuaginta. 

7.  Mt.  2, 7. 

a.  Protev.  Jac.  c.  XXI,  2.  p.  40  sq.  ed.  Tischendorf. 

xal  äxiXvOBv  avxovg.  xal  avixQivB  xovg  ftayovg  Xiyatv 
avxolg'  xl  bIöbxb  07](ibIov  ijtl  xov  ysvvfjd-ivxa  ßaoiXta; 
xal  Bbtov  ol  [layor  b16o(ibv  daxiga  :ftaiiHByBdij  Xafitpavxa 
iv  xotg  äaxQoig  xovxoig  xal  äfißXvvovxa  avxovg,  Soxb  xovi 
döxigag  (it}  q)alveod'ar   xal  ^fiBlg  ovxa}g  fyva)/iBV,  oxi  ßa- 


§  4.  Texte  nnd  Untersuchungen.  149 

oiZsvg  kfewrid-ri  r^  ^IcgatiX,  xal  ijXßvfiSP  xQOdTcwfiCai 
airov, 

b.  Ev.  Ps.-Matth.  c.  XVI,  1.  p.  83  ed.  Tiscliendorf. 

Tanc  Herodes  rex  vocavit  magos  ad  se  et  diligenter 
inquisivit  ab  eis,  quando  eis  apparuit  Stella. 

c.  Mt.  2,  7. 

TOXB  ^HQciörjg  läO-ga  xaXioagrovg  (layovg  rjxQlßcoöBP 
3taQ   avr&v  top  xQ^^^^  ^^^  g>aiPOfiipov  dcrigog. 

Wenn  Holtzmann  zu  dieser  Stelle  nicht  ohne  Grund  darauf 
hinweist,  dass  die  heimliche  Berufung  der  Magier  zu  Herodes 
unverständlich  sei,  so  ist  hier  zu  bemerken,  dass  das  jedenfalls 
auf  Rechnung  des  ersten  Eyangelisten  zu  setzende  Xad-ga  nicht 
nur  in  der  freieren  Relation  des  Protevangeliums,  sondern  auch 
im  Ev.  Ps.-Matthaei  fehlt,  dessen  Text  sich  im  Übrigen  genau 
an  Mt.  2,  7  anschliessi 

9.    VI.     Mite  ^9  0«-«F» 

a.  Protev.  Jac.  c.  21.  p.  116  ed.  Fabricius. 

eljte  ÖS  avrolg  ^HQciörjg'  JtOQevd^ipxegipa^nxiqOaxB  a6q>a'' 

X(5g'  xal  kap  bvqtjxb,  axayyeiXari  fioi,  ojicog  xdyci 
iZd-fDP  jtQocxvPTJoa)  avrop.  i^eX&oprsg  6s  ol  fiayoi 
ijtOQevoPTo'  xal  löov  dorrJQ,  op  bIöop  kv  r§  dparoXS, 
JtQor^ysp  avTOvg,  ?co§  ov  iXd'COP  eöri]  kjtapw  xov 
OJtijXalov,  ov  Tjv  xb  xatölop  fisxa  Maglag  xfjg  fifjXQog 
avxov. 

b.  Protev.  Jaa  c  XXI,  2.  3.  p.  41  ed.  Tischendorf. 

xal  bIjibp  ^HQciöfjg'  vxdysxe  xal  ^i]x^oaxB'  xctt  kap  bvqtjxb^ 

djtayyslXaxB  (loi,  oJia}g  xdyA  kXd-cop  JtQOöxvprjoop 
avxop.    xal   i^^&op    ol  (idyoL     xal  löov,    op   bIöop 

doxiga  kp  x^  dpaxoX^,  jtgo^yBP  avxovg,  ?a>§  bIö^X^ 
d-op  slg  x6  öxi^Xatop,  xal  lorr}  ijtl  xrjp  XBq)aXf^p  xov  Ojir^- 
Xaiov, 

c.  Ev.  Ps.-Matth.  c.  XVI,  1.  2.  p.  83  ed.  Tischendprf. 

Et  misit  eos  in  Bethleem  dicens:  Ite  et  interrogate  di- 
ligenter de  puero;  et  cum  inveneritls  eum,  renuntiate 


150  ^^  KindheitseTazigelium. 

mihi,  ut  et  ego  T.eniens  adorem  eum.  Euntibos  aateni 
magis  in  via  apparuit  eis  Stella,  et  quasi  quae^ucatom 
praestaret  illis,  ita  antecedebat  eos,  quousque  perveni- 
rent,  ubi  puer  erat  —  — 

d.  Mt.  2,  8.  9. 

xäl  xifiy^ag  avrovg  iv  Brjd'Xehfi  sljtev  [Syr.  Cur.,  Syr.  Sin. 
add.:  avrotgy  jtogev&'ivrsg  i^eraaars  aicQißciq  [Syr,  Sin.  om. 

aiCQLßAg\  JtBQi  rov  Jtaiölov  kjtav  de  bvqtixb,  ajtayysl' 

Xari  fioi  [Syr.Sin.:  Igxsöd'exai  ösi^ari fioi],  ojtmg  xaym  iZ- 
0-Av  3tQoö7cvv7i0(D  OLVxA.  ol  öh  dxovCavTBg  Tov  ßacikimg 
ijtOQev&TfOav'  xal  Idov  6  dörtJQ,  ov  elöop  iv  r^  äva- 
ToX^f  jtQo^ysp  avrovg,  ^cog  iXd-<bp  iöra&fj  ixai^m 
ov  rjv  To  Jtaiölov. 

Das  Yerbum  i§sra^sip  gehört  innerhalb  des  synoptischen 
Sprachgebrauchs  ausschliesslich  dem  ersten  Evangelisten  an  (Mt 
2,  8;  10|  11),  und  kommt  im  N.  T.  überhaupt  nur  noch  einmal 
(nämlich  Joh.  21,  12)  vor.  Dagegen  ist  das  dafftr  im  ProtcTan- 
gelium  nach  Tischendorf  gebrauchte  ^fjrelp  in  allen  Evange- 
lien ungemein  häufig,  während  das  seltene  dpa^i]T£tv  (Proter. 
nach  Fabricius)  in  der  lucanischen  Kindheitsgeschichte  zweimal 
(Lc.  2,  44.  45)  erscheint  Wahrscheinlich  sind  i^era^siv  =  Ct^ 
zalv  =  dva^Tjtstv  tJbersetzungsvarianten  von  tyi,  wie  dxQißmc 
und  dog)aXcig  von  S'^tD'^n  (vgl  Deut  19,  18:  S'^ö^'n' D">MSn  WTT 
«=  LXX:  xal  i^erdömoiv  ol  XQiral  dxQißtSg)  und  vne  v^äysze 
=  jtoQSV&ivTSg  von  ^iDb  (vgL  Lc.  19,  30:  vjtdyere  elg  rf^p  xcifitjp 
s=  Mc.  11,  2;  Mt  21,  2:  ytogevsod-e  stg  zfjp  xoiiirip).  Die  Er- 
wähnung des  ajtrjXaiop  ist  an  dieser  Stelle  wohl  nicht  ursprüng- 
lich, da  ein  allzulanger  Aufenthalt  in  der  Hohle  nicht  voraus* 
gesetzt  werden  darf.  Dagegen  ist  der  Text  des  Ev.  Ps.-Matth.: 
quousque  pervenirent  (der  auch  im  Protev.  nachklingt:  Iq>^  elg- 
^Xd'op)  wohl  das  Originale,  die  Fassung:  toog  iXd-cap  iavdd^ 
kjtdpa>  ov  7}P  xo  xaiölop  das  Secundäre. 

10.  Ht2, 10. 

a.  Ev.  Ps.-Matth.  c  XVI,  2.  p.  83  ed.  Tischendorf. 

Videntes   autem  stellam  magi   gavisi  sunt  gaudio 
I  magno. 


§  4.  Texte  und  Unteraachmigen.  l^i 

b.  Mt  2,  10. 

löovreg  6i  top  aöziga  ix^QV^^^  X^Q^^  fisyakfjv 
OfpoÖQa. 

Diese  Worte,  welche  im  ProtevaDgeliutn  fehlen,  sind  gleich- 
wohl für  ursprünglich  zu  erachten,  namentlich  wegen  des  darin 
enthaltenen  Hebraismus:  Ixagricav  x^Q^^  fisyaXijv.  VgL  oben 
das  Verzeichniss  der  Hebraismen  und  namentlich  1.  Par.  29,  9. 
Dagegen  das  abundierende  öq>66Qa,  welches  nicht  nur  im  Ev. 
Ps.-Matth.,  sondern  auch  (was  von  Tischendorf  nicht  angemerkt 
ist)  im  Syrer  Curetons  fehlt,  wird  wohl  auch  im  Urtext  gefehlt 
haben.  Es  ist  ein  Lieblingswort  des  ersten  Evangelisten  (Mi 
2,  10;  17,  6.  23;  18,  31;  19,  25;  26,  22;  27,  54)  und  findet  sich 
bei  Lucas  und  Marcus  je  nur  einmal 

11.  Mt.2,11. 

a.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.  78.  p.  304  D. 

ol  yaQ  giayoi,  oVriPsg  köxv},svfiipoi  ^joap  JtQog  Jtaöag  xaTcag 
jtQcigeig,  rag  kPEQyovfiipag  vJto  rov  öai/ioplov  ixelpov,  iX- 
d'OPTsg  xai  jtgoCxvpi^oaprsg  rm  XqictA. 

b.  Just.  DiaL  c.  Tryph.  c.  106.  p.  334  B. 

ol  äjto  ^A^Saßlag  fiayoi  ix  rovrov  ijciyvopzeg,  naoByipopxo 
xal  jiQoOExvptjCav  avzA. 

c.  Evang.  Inf.  Arab.  c.  7.  p.  184  ed.  Tischendorf. 

erantque  ciuu  ipsis  munera,  aurum,  thus  et  myrrha;  et 
adoraverunt  eum  suaque  ipsi  munera  obtulerunb 

d.  Just  DiaL  c.  Tryph.  c.  78.  p.  303  C. 

rwv  djtb  *A$Qaßlag  ovp  (laycop  kXd-oprmv  elg  BrjO'XBhu  xal 
jtQocxvprjöaPTOfP  ro  Jtaiötop  xal  jtQOCBPByxaPxmp 
avtm  öcoga,  XQ'^^^^  ^^^  Xlßapop  xal  öiivQpap. 

e.  Ev.  Ps.-Matth.  c.  XVI,  2.  p.  83  ed.  Tischendorf. 

et  incrressi  domum  invenerunt  infantem  Jesum  sedentem 
in   sinu   matris.    Tunc  aperuerunt  thesauros  suos,   et  in- 

gentibus  muneribus  muneraverunt  Mariam  et  Joseph.  Ipsi 
autem  infanti  obtulerunt  singuli  singulos  aureos.  Post 
haec  unus  obtulit  aurum,  alius  thus,  alius  vero  myr- 
ram. 


152  ^^  Kindheiieevangelium. 

f.  Mt  2,  11. 

xal   ^J^opreg   slg   rtjv  olxlav  elöov  ro  xaiölov  (lera 

Maglaq  rfjg  ittjXQog  avxov,   xal  jteaovreg  jtQoCexv^ 
vfjoav   avrä,   xal  ^ol^apreg  jtovg^t^cmgovg  avxäv 

jtQOCTjVByxav  avrä  öciga,  ^fpvöoi^  xal  Xlßavov  xaX 
OfivQpav, 

g.  Protev.  Jac.  c.  XXI,  3.  p.  217  ed.  Pabricius. 

xal  i|^^!5^öiM^^52JE^^  avrwp,  xal  xgoOfjpey- 

xav  avx^  xqvoov  xal  Xlßavov  xal  Cfivgvav. 

h.  Protev.  Jac.  c.  21.  p.  42  ed.  Tischendorf. 

xal  slöov  ol  (layoi  x6  jtaiölov  fisxa  xfjg  fifjxgog  avxoii 
Maglag,   xal  h^ßaXov   a^o^xi^g   xrjQag   avx&v    ÖAga, 

XQVöov  xal  Xißavov  xal  öfivQpav^ 

i.  Epiph.  IIsqI  Illoxsog  c.  8.  p.  1085  D. 

0X6  r}Xd^ov  ol  fidyoi  xcä  fjvot§av  xag  yti^gag  tavxäp  f}  xovg 

d^TjöavQovg,  mg  sxst  ipia  x&p  apxtygaqimp,  xal  ngoofiPhy- 

xap  0(ivgpap  xal  Xißapop  xal  XQVOop, 

k.  Orac.  Sibyll.  I,  334.  345. 

TovxG)  jcQooxofiloovo*  legstg  xQ^^op  JiQoq>iQOPxsg, 
SfiVQpap,  axcLQ  Xlßavop'  xal  yag  xaös  Jtapxa  jeaitjaei. 

Neben  der  hier  wiederkehrenden  Variante  dxo  ^A^gaßlag 
ist  darauf  hinzuweisen,  dass  den  Justin-Parallelen  auch  das  im 
canonischen  Matthäustexte  pleonastisch  eingefügte  xsoovxBg 
fehlt,  wobei  zu  bemerken,  dass  die  Phrase  xeoopxa  xQOOxvpalP 
ninritpn  nur  dem  ersten  Evangelisten  eigenthümlich  ist.  Vgl 
mV  2, 11;  4,  9;  18,  26.  Die  Varianten  dpolyeip  (Mt)  und  kxßal- 
Xhp  (Protev.)  gehen  wahrscheinlich  auf  fiC^sin  zurück.  Vgl 
Jerem.  8,  1 ,  wo  siK'^Si''  durch  die  Varianten  i^olöovai  und  äpol- 
^ovai  in  den  griechischen  Versionen  wiederg^eben  ist.  Durch 
das  Zusammentreffen  des  Protevangeliums  mit  Epiphanius  wird 
es  evident,  dass  die  Lesart  xi^ga  nicht  auf  Zufall  beruht,  dass 
vielmehr  diese  Lesart  auch  in  dem  canonischen  Matthäustezte, 
wie  Epiphanius  ausdrücklich  bezeugt,  die  vorherrschende,  da- 
gegen die  Lesart  &ijaavQovg  nur  in  einigen  Matthäustexten  ver- 
treten gewesen  ist.  Es  irrt  also  in  diesem  Falle  auch  Holtz- 
mann,  wenn  er  (Handcommentar  I,  49)  sagt:  Epiphanius  liest 
„erklärend^  xag  Jtrjgag.    Er  las  es  vielmehr  handschriftlich. 


§  4.  Texte  und  UnterBttchimgen.  153 


12.  Mt.  2,12. 


a.  Just.  DiaL  c.  Tryph.  c.  78.  p.  303  C. 

IxBixa  xax    d:xoxdXyy>iv  fiara  ro  jtQOOxwfjoai  top  xalöa 

b.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.  78.  p.  304  B. 

xal  6  ^IlQciörjgj  fiij  tJcavsXd-ovxmv  JtQoq  avxov  xAv  axo 

ji^Qoßiag  fiaycov,  dg  ^^<ooev  avxovg  jtotr^Cai,  aXXa  xaxa 
xa^  xsX^xsd-ivxa  avxolg  öi*  aXlt/g  oöov  elg  xtfv  x^Q^^ 
avxciv  a:xaXXayhvx(Dv  xxX. 

c.  Epiph.  negl  Jtlöxecog  c.  8.  p.  1086  A. 

jiaQayyiXXopxai    yag    fifj    dvaxd/ixxeiv    jcQog    ^HQciörjv, 

dXXa  Öl"  aXXijg  oöov  dq>ixvBlCd-at  elg  xi^v  lavx&v  Jta" 
xQlöa. 

d.  Mt.  2,  12. 

xal  XQ7i(iaxi(i9^BVXBg  xax  ovaq  fir^  dvaxdfifpai  xgog  ^Hgci- 

6r}Vj  6t  dXXrjg  oöov  ^^'^V^^  ^^9  '^h'^  'iSS?^  "^" 
x&v, 

e.  Protev.  Jac.  c.  XXI,  4.  p.  42  ed.  Tischendorf. 

xai  XQT^iiaxio^^ivxEg  vno  xov  dyyiXov  (itj  sloeXd-elp  slg  xf^v 

*Iovöalap,  öl*  dXXrjg  oöov  kjcoQBvB-rjOap  elg  xi}P  ^ö^pav 
avxmp. 

f.  Protev.  Jac.  c  21.  p.  117  ed.  Fabricius. 

xai  XQW^'^''^^^^^^^  ^^'^  OPOQ  vjtb  xov  dyyiXov,  firj  dpo^ 
xdfi^)ai  JtQog  ^Hgciör/v  slg  xfjp  %vöaiap,  öt  dXXrjg  oöov 
dpsxoiQfjOap  elg  xi}p  x^Q^^  avx&v. 

g.  Ev.  P8.-Matth.  c.  XVI,  2.  p.  83  sq.  ed.  Tischendorf. 

Qui  cum  ad  Herodem  regem  reverti  vellent,  admoniti  sunt 
in  somnis  ab  angelo,  ne  redirent  ad  Herodem.  IIU  au- 
tä^  adoraverunt  infantem  cum  omni  gaudio  et  per  viam 
aliam  reversi  sunt  in  regionem  suam. 

An  ÜbersetzungBvarianten  sind  diese  Paralleltexte  reich.  Vgl. 
1.  xax    djtoxdXvy)ip  (Just.)  =  xax*   opaq  (Mt.)  =  ntniaa 

(Syr.  Sin.). 


154  ^AB  Kindheitsevangeliuin. 

2.  x()iy^aT/g€ö^a£  (Mt.)  =  xelsveod-cu  (Just)  =  na^arffil- 
Xead^ai  (Epiph.)  =  rnx. 

3.  ävaxafiytreip  (Mi.)  «s  kxavajLd-elp  (Just.) «»  Taw. 

4.  aj^axcoperv  (Mt)  =  äxaXXaYTJvai  (Just.)  =  atpixvBlod'ai 
(Epiph.)  =  ytogeveöd-ai  (Protev.)  —  tfbn  oder  jra. 

5.  ij  XöJpö  avrcip  =  iy  ^ar(>2$  ovrcoi^  (Epiph.)  =  Qrn». 

Besonders  Justin  folgt  hier  einem  aussercanonischen  Texte, 
wobei  es  bemerkenswerth  ist,  dass  er  (wie  bisher)  das  xar  ovaQ 
des  ersten  Evangelisten  consequent  vermeidet  und  eine  Version 
anwendet,  welche  (wie  das  dt  oQa/uxroq  zu  Mt.  1,  20)  auf 
ntniQä  zurückgeflUirt  werden  kann.  Vgl  den  Syr.  Cur.,  der 
das  xar  ovag  mit  Kltra  wiedergiebt,  und  Ephraem  (ed. 
Mösinger),  der  daftLr  in  visione  setzt,  ebenso  Gen.  15,  1:  «ITH^ 
s=  LXX:  kv  oQafiazi,  Zu  beachten  ist  femer  das  der  Justinschen 
Quelle  eigenthümliche  xejLsvBiv,  sowie  auch  das  djcaXXarreo&ai, 
welches  im  Evangelienfragment  von  Fajjum  und  im  pseudo- 
petrinischen  Evangelium  uns  ebenfalls  begegnet  Vgl.  Heft  11,322. 

In  dem  „Journal  of  sacred  literature**  (1866)  hat  Wrigbt 
aus  einer  dem  6.  Jahrh.  angehSrigen  Handschrift  des  Brit.  Mu- 
seums das  Bruchstück  einer  anscheinend  von  Eusebius  her- 
rührenden syrischen  „Abhandlung  über  den  Stern  der  Weisen*" 
veröffentlicht  Nach  Nestle's  Übersetzung  (Ztschr.  f.  wissensch. 
Theol.  XXXYL 1893. 1.  S.  435  f.)  lautet  der  hierher  gehörige  Passus: 
„im  zweiten  Jahre  des  Kommens  unsres  Erlösers,  unter  dem 
Consulat  des  Caesar  und  Capito,  im  Monat  Kanun  II  (=  Januar) 
kamen  diese  Magier  von  Osten  und  beteten  an  unseren  Herrn 
in  Bethlehem  der  Könige.*  Der  Schluss  aber  hat  folgenden 
Wortlaut:  „Zu  Ende  ist  diese  Rede  über  den  Stern,  welche  ver- 
fasst  wurde  vom  Herrn  Eusebius  von  Caesarea. '^ 


XU.  Die  Flucht  nach  Aegypten. 

Mt  2,  13—15.  Just  Dial.  c.  Tryph.  c.  78.  102.  103.  Ev.  Ps.-Matth. 
c.  17.  Hist  Jos.  c.  8.  Ev.  Inf.  Arab.  c.  9. 

Die  Flucht  nach  Aegypten  theilte  Justin  in  Anlehnung  an 
seine  aussercanonische  Relation  mit  Vgl.  die  nachfolgenden 
Texte  und  Erläuterungen.  Ein  Symptom  fUr  die  Benützung  der 
aussercanonischen  Quelle  ist  dabei  auch  der  Umstand,   dass  er, 


§  4^  Texte  und  ünteraachungen.  155 

der  überhaupt  und  namentlich  im  Dialoge  mit  dem  Juden  Try- 
phon  auf  die  Beweisführung  aus  dem  Alten  Testamente  so  ent- 
scheidenden Werth  legt,  das  Citat  aus  Hos.  11,  1  nicht  berührt, 
welches,  wie  aus  der  Gitation  deutlich  erkennbar  ist,  von  der 
Hand  des  ersten  Evangelisten  stanmit  und  der  Quellenschrift 
nicht  angehorte.  In  der  Quellenschrift  war  vielmehr  die  Flucht 
nach  Aegypten  in  völlig  objektiver  Berichterstattung  mitgetheilt. 
Paulus  (Conunentar  I,  202)  macht  darauf  aufmerksam,  dass  „so- 
gleich die  nächste  arabische  Wüste  damals  zur  romischen  Pro- 
vinz, Aegypten,  gehörte*.  In  Bezug  hierauf  ist  es  beachtens- 
werth,  dass  in  den  aussercanonischen  Darstellungen  die  „Wüste" 
eine  hervorragende  Bolle  spielt,  —  ein  umstand,  auf  den  Pau- 
lus nicht  reflektiert  hat.  Vgl.  im  Nachstehenden  zu  Mt.  2,  13 
das  Ev.  Ps.-Matth.  c.  17:  per  viam  eremi  —  femer  die  in  dem 
Abschnitt  XY:  „Bückkehr  aus  Aegypten*  mitgetheilten  ausser- 
canonischen Paralleltezte,  endlich  auch  Apoc.  12,  6:  xal  ^  yvpfj 
iq)VY£p  Big  XTiv  l{yqiiov.^) 

1.  2.  Mt«  2)  13« 

a.  Geis.  ap.  Orig.  c.  Gels.  V,  52. 

[t}XBv\  xal  vjteg  rov  ro  ßQeq)og  i^oQJtaoavrog  g>vyBlv  aXXoq 
ayyeXog. 

b.  Gels.  ap.  Orig.  c  Gels.  I,  66.   Opp.  I,  380. 

dXX*  ayyeZog  fihp  tjxbv  h^  ovqüvov  xeXsvtDV  ooi  xal  rolg 

Cotg  olxslotg  g)Bvy6iP,  /li]  kyxaxaXriq)d'ipxBg  aJtod'apriTB. 

c.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.  103.  p.  330  D. 

slg  Alyvxrop    rm   ^Icootjq)   xal   rfj  Magla    kxexsXevxei 

aJtaXXayfjpai  XaßovCi  ro  jtaiölop  xal  elpai  ixel,  axQig 
ap  jtaXiP  avxolg  a7toxaXvq>d^xi  ^^tapeXB-BlP  Big  xrip  xcigap 
avxAv, 

d.  Just.  DiaL  c.  Tryph.  c.  78.  p.  303  D. 

xal  avxog  afia  xxj  Magla  xbXbvbxoi  i^BXd-slp  Big  Alyvjt- 


1]  Zu  Apoc.  12,  6.  13  könnte  man  den  Septnaginta-Tezt  von  Jea. 
66,  7:  iS^ipvye  xal  Mxbxbv  Sqobv  als  Vorbild  gelten  lassen.  Vgl.  Apoc  12, 6: 
Mal  fl  yvy^  i<fivyBv  elf  xtfv  igrifjtov  — ,  v.  13:  i^xiq  ^bxbv  xov  äpaeva. 
Aber  gerade  die  Erwähnung  der  {Qijfiog  fehlt  in  dem  Jesaia-Tezte. 


156  ^&8  Kindheitsevaxigelianu 

TOP  xiKi  slvai  ixet  afia  xA  xaidlco,  axQig  ap  avroig 
JtaXiv  cbtoxaXvtpd^  ijtapsXd-Blv  elg  rrjp  %v6alap. 

e.  Evang.  Inf.  Arab.  c.  9.  p.  184  ed,  Tischendorf. 

[Herodes]  coepit  cogitare  de  caede  domini  Jesu  Christi.  Tunc 
apparuit  angelus  domini  Josepho  in  somniis  dixit- 
que:  Surge,  sume  puerum  et  matre^^^eiusTet  abi  in 
Egyptum. 

f.  Mt.2,  13. 

dpaxcoQfjCaprcop  6h  avröp,  löov  ayyelog  xvqIov  ipalvB- 
rat  xax   opüq  rqS  *I(ocfiq>  Xiycop'   iysQd^Blg  xoQaXaße 

t6  Jtaiölop  xal  xriv  ftTjxiga  avxov,  xa\  q)8vy€  elg 
Alyvjtxov,   xal  lad-i  kxBl  %a)g  ap  sh^w  cor  (liiXa,  yoQ 

*HQcoöfjg  ^rjxBtP  x6  xaiölop  xov  oJtoXicai  avxo. 

g.  Just.  DiaL  c.  Tryph.  c.  102.  p.  328  D. 

^HQciörjg  6  ßaoikavg  xa  xax*  avxov  ixaßovXBvösp  olpbXbIv 
avxop. 

h.  Ev.  P8.-Matth.  c.  XVII,  2.  p.  84  ed.  Tisehendorf. 

Ante  unum  vero  diem,  quam  hoc  fieret,  admonitus  est  Joseph 

in  somnis  ab  angelo  domini,  qui  dixit  illi:  Tolle  Mariam  et 
infantem,  et  per  viam  eremi  perge  in  Egyptum. 

i.  Eist.  Josephi  c.  8.  p.  125  ed.  Tischendorf. 

Verum  admonitus  est  (hac  de  re)  Josephus  senex  ille  plus 
per  somnium. 

Dass  Justin  in  obigen  Eyangelienparallelen  seiner  ausser- 
canonischen  QueUe  folgt,  wird  an  verschiedenen  Symptomen  evi- 
dent. Das  dieser  QueUe  eigenthümliche  a(ia  wird  hier  zweimal 
im  Werthe  einer  Präposition  gebraucht:  afia  x^  Magta,  aßa  xA 
jtaiölcp  —  ein  Gebrauch,  in  welchem  ein  Hebraismus  verborgen 
ist.  Vgl.  Deut.  33,  5:  b«niD'?  ''Mti  in?  =  LXX:  S/ti«  tpvlalg 
^lOQariX.  Im  neutestamenÜichen  Canon  nur  einmal,  nämlich  Mt. 
13,  29:  afia  avxolg.  Auch  das  hier  mehrfach  hervortretende  und 
selbst  bei  Gelsus  nicht  fehlende  tcbXbvbip  gehört  den  Eigen- 
thümlichkeiten  der  von  Justin  benützten  aussercanonischen  Quelle 
an.  Ebenso  an  den  übrigen  Varianten,  die  grösstentheils  als 
Übersetzungsvarianten  angesprochen  werden  können,  hat  Justin 
Antheil.     Vgl.  axQig  ap  (bei  Justin  zweimal)  =  log  ap  (Mt.) 


§  4,  Texte  und  üntersuchun^n.  157 

=  "^S"!?,  lafißdvsip  (Just.)  =»  xoQaXofißdpaiv  (Mt)  =  njjb, 
äjeajiXay^pat  (Just.,  ausserdem  im  Evangelienfragment  von  Faj- 
jum,  im  Ev.  Pseudo-Petri)  =»  abire  (Ev.  Inf.)  «*  q^evyeiv  (Mt., 
Cels.)  =  nna ,  imßovX&üBiv  (Just.)  =s  giyrfirr  (Mt.)  =  ttjfga,  «i'e- 
IbIv  (Just.)  «»  äxoXioai  (Mi)  =»  ri'^^n.  Das  Alles  sind  sichere 
Zeichen  einer  zwar  mit  Mt.  1.  2.  nahe  verwandten,  aber  ausser- 
canonischen,  ursprünglich  hebräischen  Quelle. 

3.  Mt  2, 14. 

a.  Just.  DiaL  c.  Tryph.  c.  78.  p.  303. 

rjÖTj  i^sld'OVTCOv  elg  Alyvxxov  xxX.. 

b.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c  102.  p.  328  D. 

xaX  xaxa  rf^v  xov  d-eov  xeXsvöiv  *Ia}cfjq>  Xaßmv  avxov 
apia  x^  Magla  ajeijZd'SV  elg  Alyvxxov, 

c.  Evang.  Inf.  Arab.  a  9.  p.  184  ed.  Tischendorf. 

Surrexit  igitur  sub  galli  cantum  et  profectus  est. 

d.  Hist.  Josephi  c.  8.  p.  125  ed.  Tischendorf. 

Ideo  surgens  accepit  Mariam  matrem  meam,  et  ego  in 
ipsius  sinn  recubui;  ...  profectus  ergo  domo  in  Aegjp- 
tum  secessit. 

e.  Et.  Ps..Matth.  c.  XVII,  2.  p.  84  ed.  Tischendorf. 

Joseph  vero  secundum  angeli  dictum  ivit. 

f.  Mt.  2,  14. 

o  ÖS  iya^^slg  xtxQiXaßev  x6  xaiölov  xäi  xtjv  fitjxeQa 

avxov  wxxog,  xäi  civsxciQrjCev  elg  Alyvxxov. 

Der  eigenthümliche  Sprachcharakter  der  Justinschen  Quelle 
(xiXBVCig,  CLfia  als  Präposition)  setzt  sich  auch  hier  fort.  Auch 
l^eXd-elv  a=  axsXQ^Blv  =  avaxcoQStv  =  -fbsi  sind  Übersetzungs- 
varianten.  Der  Zusatz:  sub  galli  cantum  —  ist  doch  wohl  nur 
eine  ausschmückende  Zugabe  des  Eyangelium  infantiae. 

4.  Mt  2, 15. 

a.  Hist.  Josephi  c.  8.  p.  125  ed.  Tischendorf. 

permansitque  ibi  spatium  unius  int^pri  anni,  donec  tran- 
siit  inyidia  Herodis. 


158  •Dbm  Kindheitsevangeliom. 

b.  Jusi  DiaL  c  Tryph.  c.  103.  p.  330  D. 

xaxsZ  fjaav  oJtsXd'Ovreg  ayoiq  av  axid-avsp  6  oxoxxddHxc 
xa  BP  Brfi-kBkii  xa  xacdla  HQwöng, 

c.  Mt.  2, 15. 

xal  fjp  ixet  £(og  xiig  xsZevxtjg  ^Hociöov,  Tva  xXnga^&i 
xo  QTi^BV  vjto  xvgiov  öia  [8yr.  Sin.  add.:  £107Jb\  xov  xqo^ 
(prixov  Xiyovxog'  fg  Alyvxxov  ixaZeoa  xop  vlop  fiov. 

d.  Celsus  ap.  Orig.  c  Cels.  I,  40.   Opp.  I,  357. 

elxa  HBxa  xovxo  duzßaXXsi  (sc.  o  KiXoog)  xo  xQoq)fjx£V'' 
BCd-at  xTjv  xov  ccoxiJQOq  fjficip  BXiöfjfiiap. 

Auch  hier  erkennt  man  die  von  Justin  benützte  ausser- 
canonische  Quelle  an  der  Variante:  axQig  aP  äxidixPBP  'HQciörjg, 
woYon  das  canonische  %<og  x^g  xeXevx^g  'Hgcidov  die  gleichbe- 
rechtigte Übersetzungsvariante  für  oitlin  nil3"l?  ist.  Und  zwar 
gehört  'xbXbvxi^,  xbXbvxup  dem  Sprachgut  des  ersten  Evangelisten 
an.  Vgl.  zu  Heft  IE,  141  Mt  9,  18:  heXBvxfiCBP  =  La  8,  42: 
äxid-pijcxBP,  femer  Mt.  22,  25:  ixeXevxtjOBP  ^=  Lc.  20,  29:  dxi- 
d-aPBP,  Man  sieht,  wie  bei  xax*  opqq  Mt.  1,  20;  2,  13,  und  sonst 
in  anderen  Fällen,  so  vermeidet  Justins  Quelle  auch  hier  die 
sprachlichen  Eigenthümlichkeiten  des  ersten  Evangelisten.  —  Die 
Weglassung  des  zur  Quelle  nicht  gehörigen  Hosea-Citates  bei 
Justin  ist  bereits  oben  einleitungs weise  besprochen  worden. 
Celsus  dagegen  hat  in  seiner  ironisierenden  Weise  (öiaßdXXBi) 
darauf  Bezug  genommen,  wie  ja  auch  sonst  seine  Bekanntschaft 
mit  dem  ersten  Evangelium  ausser  Zweifel  steht  Das  Gitat  selbst, 
welches  unter  den  apokryphischen  Evangelien  nur  im  Ev.  Inf. 
Arab.  c.  12  gemäss  dem  canonischen  Texte  erwähnt  ist,  hat  der 
erste  Evangelist  aus  Hos.  11,  1:  -»»b  "^nÄlp  D'^nxiaw  —  im  Unter- 
schiede  von  den  LXX:  xal  Ig  Alyvxxov  (iBXBxaXeoa  xa  xixva 
avxov  —  genau  nach  dem  Urtexte  wiedergegeben. 

XUI.   Der  Kindermord  zu  Bethlehem* 

Mt.  2,  16—18.  Just  DiaL  c.  Tryph.  c.  103.  Protev.  Jaa  c  22.   Ev. 
Ps.-Matth.  c.  17.  Hist  Josephi  c.  8.   Ev.  Inf.  Arab.  c.  9.  12, 

Die  Quellenschrift  des  Eindheitsevangeliums  enthielt  über 
den  bethlehemitischen  Kindermord  nur  einen  einzigen  Satz,  der 
wahrscheinlich  noch  etwas  kürzer  war  als  Mt  2,  16,  worin  schon 


§  4.  Texte  und  üntersuchnngen.  159 

die  Hand  des  Überarbeiters  erkennbar  ist,  jedenfalls  aber  keine 
Spur  von  dem  alttestamentlichen  Citate  zeigte,  womit  der  Re- 
daktor des  ersten  Evangeliums  in  Mt.  2,  17.  18  seine  Quelle  aus- 
schmückte. Die  Nachricht  von  dem  bethlehemitischen  Einder- 
mord yeryoUstandigt  in  überraschender  Weise  das  Bild,  welches 
die  Profanschriftsteller  von  Herodes  hinterlassen  haben.  Bei  den 
messianischen  Erwartungen,  die  damals  in  der  Luft  lagen  und 
den  Usurpator  des  davidischen  Thrones  gewiss  schon  oft  nervös 
gemacht  hatten,  musste  das  Erscheinen  eines  grossen  Kometen 
und  dessen  Deutung  durch  die  Chaldäer  seine  Erregung  aufs 
Höchste  steigern  und  den  Boden  für  jenes  Blutbad  bereiten. 

Wenn  Holtzmann  (Hand-Commentar  I,  1  S.  49)  unter  Be- 
rufung auf  Flavius  Josephus  gegen  die  Glaubwürdigkeit  des  Be- 
richtes geltend  macht,  „dass  die  messianischen  Erwartungen  zu  den 
letzten  Sorgen  des  misstrauischen  und  spürsamen  Tyrannen  gehört 
haben'*,  so  darf  man  nicht  vergessen,  einerseits  dass  der  romani- 
sierte  Jude,  welcher  die  Lebensgeschichte  Jesu  todtschwieg,  die 
messianischen  Erwartungen  der  jüdischen  Nation  überhaupt  mög- 
lichst ignorierte,  und  andrerseits  dass  der  Usurpator  Herodes  seine 
Besorgnisse  gewiss  nur  selten  offenbar  werden  Hess.  Wenn  der 
bethlehemitische  Kindermord  von  einem  profanen  und  nicht  ge- 
rade von  einem  canonischen  Schriftsteller  berichtet  wäre,  so 
würde  gewiss  jeder  nichttheologische  Kritiker  darin  eine  will- 
kommene Vervollständigung  des  Charakterbildes  erkennen,  wel- 
ches Herodes  in  der  Geschichte  hinterlassen  hat. 

Für  diese  Perikope  des  Kindheitsevangeliums  haben  wir  aber 
an  dem  Apokalyptiker  einen  sehr  frühen  Zeugen.^  Denn  der  öga- 
xmVj  welcher  nach  Apoc.  12,  3  ff.  das  Weib,  ryr^s  irexsv  tov 
agosva,  verfolgte  und  zur  Flucht  in  die  Wüste  drängt,  ist  sicht- 
lich nach  dem  Urbild  des  Herodes  gezeichnet,  so  sehr,  dass  selbst 
das  coQylod'fj  in  Apoc.  12,  17:  xäl  wQ-ylöd-fj  6  ögoxcov  ijtl  r^  yv- 
vaixl  durch  Vergleichung  mit  dem  oQyiöß-elg  des  Protevange- 
liums  (anstatt  des  canonischen  ßvficod^elq)  als  eine  quellenmässige 
Lesart  verificiert  werden  kann^). 


1)  Behrendts  (Stadien  über  Zacharias-Apokryphen  und  Zacharias-Le- 
genden  S.  71  ff.)  theilt  nach  einer  slaviachen  Handschrift  ein  Apokryphum 
mit,  wonach  Herodes  zuerst  das  Jesuskind  suchen  l&sst  und  erst  nach- 
dem die  Nachsuchung  als  vergeblich  sich  erwiesen  hat,  den 
Kindermord  zu  Bethlehem  anbefiehlt. 


IgO  ^^  Kindheitsevangelium. 

1.  2.  Mt  2, 16* 

a.  Cekus  ap.  Orig.  c.  Cels.  I,  58.  Opp.  I,  373. 

xal^HQwöy  reo  xBXQaQXQ  '^ovxo  öeöfjXmxipai'  top  6e  xifi- 
%pavra  ^<'^'^^^55^ove^v^r5^i5^  yeysppfifiivovzy 

olofupov  xal  xovxop  clpbXbIp  ovp  fxvtotg. 

b.  Just  Dial.  c.  Tryph.  c.  103.  p.  330  CD. 

^Hqcoöov  xoVy  oxs  iyeyipprjxo,  dpsXopxoq  Jtapraq  xovc 

ip  Bfjd'Xsifi  ^^^ij^^i^jor  jcaj£ov^7€^^  j€ccldag,  6ia 

x6  vjtovoElp  hp  avxolg  jcapxcog  elpai  xop,  X€qI  ov  sIq^h- 
aap  avxw  ol  ojto  [4d6aßlag  iXd-opxeg  uaroi. 

c.  Apocal.  Esdrae  p.  28.  ed.  Tischendorf. 

ovxog  6  ^HQcidfjg  kfxlp  6  jtQog  xaiQop  yspofiepog  ßaOtXtvq. 
xal  djto  disxovg  xal  xaxcixEQOP  kxeXsvösp  apsXslv  ra 
ßQitpri, 

d.  Just.  DiaJ.  c.  Tryph.  c.  78.  p.  304  B. 

ov  ytvmcxcop  xop  Jtalöa,  op  iXtjXv&eioap  x^oxvp^öcu  ol 
(layot,  jcdpxag  djrXoig  xovg  Jtalöag  xovg  iv  Bt^d^Xsifi 
ixeXevOBP  dpaiQad^ijpai. 

e.  Protey.  Jac.  c.  22.  p.  117  ed.  Fabricius. 

ypovg  öh  ^Hgciötig,  ort  ipejtalx^i]  vjio  xcop  fidywv, 
xal  oQyiod-Eig  sjtsfitps  tpopsvxdg,  xsXsvwp  avxotg  dveXetv 
Jtdpxa  xa  ßQB$^^dno^LBxovq  xclL  xaxa)xiQw. 

f.  Protev.  Jac.  c.  XXU,  1.  p.  42  sq.  ed.  Tischeudorf. 

ypovg  äh  ^HQciöfjg  oxi  apejealx^i]  vjio  xAv  iidyov. 
oQyiö^elg  BxsfitpEP  ipovBVxag  Xiymp  avxotg'  xic  ßgi^fi  dxh 
öiBXOvg  xal  xaxG}xiQ<o  dxoxxBlpaxB, 

g.  Ev.  P8.-Matth.  c.  XVII,  1.  p.  84  ed.  Tischendorf. 

Videns  autem  Herodes  res,  quod  illusus  esset  a  magis, 

inflammatum  est  cor  eius,  et  misit  per  omnes  vias  volens 

capere  eos  et  interficere.  Quos  cum  penitus  inTenire  non 
potuJsset,  misit  in  Bethleem  et  occidit  omnes  infantes  a 
bimatu  et  infra,  secundum  tempus,  quod  exquisierat 
a  magis. 


§  4.  Texte  und  Uniersachuiigen.  |Q1 

h.  Ev.  Inf.  Arab.  c.  12.  p.  186  ed.  Tischendorf. 

Tum  dizerunt  (sc.  Josephus  et  Maria):  Cum  essemus  in  terra 
Israelis,  Herodes  Jesum  interficere  meditatus  est,  et  prop- 
terea  omnes  infantes  Bethlehemi  et  confinium  eins 
occidit. 

i.   Mi  2,  16. 

Tors  ^HQciörjq  löihv  ort  ivejtalx^fj  vjto  rwv  fiaycov, 
iß^fiCD&fl  ^^^^y  *^^  axoCXBlXaq  avBtXev  xavraq  zovc  jrat- 
öag  Tovg  iv  Bfjd-Xshii  xal  iv  Jtäai  rolg  oQloig  avrijg 
ajco  öierovg  xal  xarcordga},  xaxa  rov  XQ^^ov,  ov  tJxqI- 
ßcoöBv  jcaga  x&v  [laycov. 

Obwohl  die  Zeitbestimmung:  aJco  öierovg  xal  xarmrigm 
an  zahhreichen  Parallelen  aus  dem  Hebräischen  des  Alten  Testa- 
mentes und  aus  dem  Griechischen  der  Septuaginta  erläutert  wer- 
den kann,  (man  vgl.  das  Yerzeichniss  der  Hebraismen  und  alt- 
testamentlichen  Parallelen  S.  7),  so  ist  es  doch  fraglich,  ob  diese 
Angabe  in  der  Quellenschrift  enthalten  gewesen  ist  Bei  Justin 
und  in  Übereinstimmung  damit  auch  bei  Celsus  finden  sich 
die  allgemeiner  gehaltenen  Ausdrücke:  iv  avr^  rS  XQOvcp  ys- 
yavPTjfiipovg  =  kxslvov  rov  xaiQov  yBVvrfi-ivxaq,  die  nur  so  weit 
von  einander  variieren,  wie  zwei  Versionen  eines  und  desselben 

Quellentextes:  Ä'^STH  ri!^a  D*^lbil  Im  Hinblick  hierauf  könnte 
man  es  für  möglich  halten,  dass  die  allgemeinere  Zeitbestim- 
mung, in  welcher  Justin  und  Celsus  zusammentrefiPen,  der  Ur- 
schrift angehörte  und  also  älter  war  als  die  Beschrankung  auf 
zwei  Jahre,  welche  in  diesem  Falle  von  dem  Redaktor  des  ersten 
Evangeliums  hinzugefügt  worden  wäre.  Bei  dieser  Annahme 
kommen  die  aus  synchronistischen  Gründen  gegen  die  Geschicht- 
lichkeit des  bethlehemitischen  Eindermords  erhobenen  Bedenken 
in  Wegfall,  Die  Quellenmässigkeit  des  Berichtes  tritt  durch  zahl- 
reiche Übersetzungsvarianten,  welche  den  hebräischen  Urtext 
allenthalben  erkennen  lassen,  ins  hellste  Licht.  Ausser  dem  xe- 
XsvsiVy  in  dessen  Gebrauch  Justin,  die  Apocalypsis  Esdrae 
und  das  Protevangelium  Jacobi  zusammentreffen,  ergeben 
sich  folgende  Varianten: 

löslp  (Mt.)  =  yipcioxeip  (Protev.)  =  T:\    Vgl.  Deut.  7,  15: 
T\T}1  TfiJK  =  LXX:  ag  hciQaxag. 

Texte  n.  üntersuchangen  X,  5.  11 


152  ^^  Eindheitsevangelium. 

^(lovcd-ai  (Mt.)  B«  opy/gföfrcrt  (Protev.)  «=  Cixp. 
vjtovoBlv  (Just)  s«=  ohod-ai  (Geb.)  =  aign« 
ajtooxiXXsiv  (Mi)  «=  xiumtv  (Geis.,  Protev.)  =  nbttf. 
avBXciv  (Just)  =  q>ovBVT^g  (Protev.)  =  1*111. 

avaiQBlv  (Mi,  Just,  Protev.,  Apoc.  Esdr.)=a^oxT«f»;ai  (Geis.) 

jrartffg  (Mi,  Jusi)  ««  /Jp^goi;   (Protev.,   Apoc.  Esdr.)  = 

XQovoq  (Mt,  Gels.)  =  xat(>o^  (Jusi)  «=  n?. 

o  arro^  (Gels.)  =  hcBlvoq  (Jusi)  =  Ä"»?!?!,  Äs^njl. 

Dabei  ist  es  beachtenswerth,  dass  diese  Varianten  sich  so  zu 
einander  verhalten,  wie  zablreiche  Differenzen  in  dem  Ausdruck 
der  synoptischen  Evangelien.  Man  vgl.  z.  B.  zu  dem  lömv 
(Mi)  =  yvovq  (Protev.)  die  synoptischen  Parallelen  Mi  9,  4: 
lÖ€ov  =  Mc.  2,  8;  Lc.  5,  22:  ijtiyvovg  — ,  femer  zu  o  avrog  (Gels.) 
==  kxelrog  (Just.)  das  h  avr^  r^  Lc  10,  21  =  li^  ixelvco  r© 
Mi  11,  25  u.  s.  w.  Zugleich  wird  es  klar,  dass  der  canonische 
Text  des  ersten  Evangelisten  unverkennbare  Spuren  der  Über- 
arbeitung an  sich  trägi  So  ist  d'Vfiovcd'ai  ein  ajrog  Xeyofievov 
im  N.T.,  äxQißovv  kommt  ebenfalls  nur  Mt.  2,  7.  16  vor;  beide 
Wörter  fehlen  auch  sonst  in  den  aussercanonischen  Parallel- 
texten; sie  stammen  also  sicher  von  dem  ersten  Evangelisten  ab, 
der  seine  Quellen  überarbeitet  hai  80  gehört  auch  wahrscheiD- 
lich  der  Zusatz:  äjtb  disrovg  xal  xarcorigcOy  xarä  xov  xqovov, 
ov  rpcQlßcDO€v  JtaQO,  rcov  fiaycov  zu  den  redaktionellen  Zuthaten 
des  canonischen  Matthäus,  von  wo  aus  er  theilweise  auch  in  das 
Protevangelium  Jacobi  und  die  Apocalypsis  Esdrae  über- 
gegangen sein  wird. 

—  Mt.  2, 17.  18. 

a.  Jusi  Dial.  c.  Tryph.  c.  78.  p.  304  BG. 

xal  TOVTo  kjtestgoq^rixBvxo  (liXXeiv  ylvBCd^ai  öia  ^iBQBfilov 

eljcovrog  61   ixvxov  rov  aylov  Jtv&ofiaxog  ovxcog'  q>€i>vf]  iv 

^Pafia    rixovod^Tiy    xXavd-fiog    xal     oövQfiog    xoXvq' 
^Pax^X  xXalovöa  xä  xixva  avr^g,  xal  ovx  ijd-Bks  ^a()«- 

xXi]d^rai,  oxi  ovx  eloL 


§  4.  Texte  und  Untersuchungen.  163 

b.  Mt.  2,  17.  18. 

rote  ^^^VQ^^VJ^^OyJ!^  ^'^  ^IsQBfilov  xov  JtQoq>rixov 
Xiyovxoq'  gxDvfj  iv  ^Pafia  rjxovoß'Ti,  xXav&iiog  xal 
odvQfibg  JtoZvg'  ^Pax^^  xZcdovoa  ra  Tixi;a  avr^g,  xal 
ovx  rjO-eksp  JtaQaxXri&^vaiy  ozi  ovx  elolv. 

c.  Jerem.  31,  15.  LXX. 

g>iOVfi  iv  'Pafia  ^xovod't)  d-Qfjpov  xal  xXav&fiov 
xal  oövQuov'  Paxi]Z  ajcoxXaiouivti  ovx  rid'sXe  jtavaa- 
^od-ai  kjd  TOlg  vlotg  avr^g,  ort  ovx  alolv,  [Cod.  Alex.: 
^Pax^iX  äjcoxXaiojiePTiß  ixl  rciv  vlciv  avzTJg,  xal  ovx 
ijO'BXev  JiaQaxXfjß-^rai,  ozi  ovx  elalp,] 

Dass  das  Gitat  ans  dem  prophetischeD  Buch  des  Jeremias 
nicht  der  Quellenschrift  angehörte,  sondern  von  der  Hand  des 
ersten  Evangelisten  hinzugefügt  worden  ist,  liegt  bei  der  Form 
der  Citation  auf  der  Hand.  Vgl.  oben  S.  21.  Um  so  gewisser 
kann  man  annehmen,  dass  in  diesem  Falle  Justin,  der  sonst 
seiner  aussercanonischen  Quelle  folgt,  von  dem  ersten  Evange- 
listen abhangig  ist,  zumal  da  sein  Gitat  von  Jerem.  31,  15  mit 
dem  Texte  des  ersten  Evangeliums  auch  in  den  dem  letzteren 
eigenthümlichen  Abweichungen  vom  Septuaginta-Texte,  genau 
zusammentrifft.  Die  von  Bousset  (Die  Evangeliencitate  Justins 
des  Märtyrers  S.  36  f.)  ausgesprochene  Yermuthung,  dass  in  diesem 
Falle  eine  Textüberarbeitung  bei  Justin  vorliege,  hat  nirgends 
einen  Anhalt  Und  dass  Justin  das  erste  Evangelium  auch 
bezüglich  der  Eandheitsgeschichte  neben  seiner  aussercanonischen 
Quelle  mit  benützte,  ist  unbestreitbar. 

XIV.   Die  Rückkehr  aus  Aegypten. 

Mt.  2,  19—22*.  Ev.  Ps.-Matth.  c.  25.  Hist.  Josephi  c.  9.  Ev.  Thom. 

Lat.  c.  3.  Ev.  Inf.  Arab.  c.  26. 

Die  Rückkehr  aus  Aegypten  dürfte  in  der  Quelle  ausführ- 
licher erzählt  gewesen  sein  als  in  der  gekürzten  und  sichtlich 
überarbeiteten  Darstellung  des  ersten  Evangelisten,  welchem  es 
nur  darauf  ankam,  mit  seinem  —  wahrscheinlich  aus  dem  apo- 
kryphen   Jeremiasbuche   (vgl.   Heft  II,  374)    entnommenen   — 

II* 


164  ^^  Eindheitsevangeliam. 

Citate  Mt.  2,  23  die  ganze  Darstellung  zum  Abschluss  zu  bringen. 
Zu  den  von  ihm  vorgenommenen  Kürzungen  gebort  vor  allem 
die  Weglassung  des  Wüstenaufenthaltes,  jedenfalls  aber  auch  die 
Erwähnung  der  Thatsache,  dass  Jesu  Eltern  zuerst  das  Herr- 
schaftsgebiet des  Archelaus,  nämlich  Judäa,  speciell  Bethlehem, 
aufsuchten;  bevor  sie  mit  dem  Sohne  nach  Galiläa  übersiedelten. 
In  sprachlicher  Hinsicht  dürfte  die  Hand  des  Uberarbeiters 
in  dem  xax  opüq  zu  erkennen  sein,  welches  zu  dem  eigenthüm- 
lichen  Sprachgut  des  ersten  Evangelisten  gebort  VgL  Mt.  1, 20; 
2, 1 2.  13.  19. 22^  Dagegen  sind  in  Mi  2, 20. 21  die  aus  Ex.  4, 19. 20 
(vgl.  oben  §  3)  erkennbaren  Hebraismen  festgehalten.  Auch  idt  in 
Mt.  2, 22»  der  vorauszusetzende  Urtext:  nnn  rmrr^  irbtt  OibSI»  "'S 
l*'^»  oil*)in  wörtlich  hebraisierend  wiedergegeben:  ort  AQxiXaoc 
ßaoiXsvei  r^g  lovöalag  avxl  rov  xargoq  mxov  ^Hgcidov,  ob- 
wohl das  bei  dieser  wörtlichen  Übertragung  unvermeidliche  ^- 
oikevsi  auf  Archelaus,  der  den  Titel  ßaoiXsvg  niemals  besass, 
vielmehr  nur  die  Würde  eines  Ethnarchen  empfangen  hatte,  gar 
nicht  passt.  Dass  das  dafür  von  Justin  gebrauchte  gut  grie- 
chische öieös^axo  avrov  auf  handschriftlicher  Unterlage  beruht, 
zeigt  das  Zusammentreffen  mit  Epiphanius:  AQX^Xaov  rs  öia- 
öh^afiivov  (vgl.  unten  zu  Mt.  2,  21.  22*)  sowie  dem  Ev.  Inf.  Arab.: 
in  locum  ejus  successisse. 

1.  2.  Mt.  2, 19.  20. 

a.  Evang.  Thomae  c.  III,  1.  p.  166  ed.  Tischendorf. 

Et  ecce  angelus  domini  obvians  Mariae  dixit  ad  eam: 
Tolle  puerum  et  revertere  in  terram  Judaeorum  [Cod.  Par.: 
Judae];  defuncti  sunt  enim  qui  quaerebant  animam 
ejus  [Cod.  Par.:  pueri]. 

b.  Evang.  Thomae  Cod.  B.  ibid. 

Post  baec  angelus  domini  accessit  ad  Joseph  et  ad  Ma- 
riam  matrem  Jesu  et  dixit  ad  eos:  Accipite  puerum,  re- 
vertimini  in  terram  Israel;  defuncti  sunt  enim,  qui 
quaerebant  animam  pueri. 

c.  Ev.  Ps.-Matth.  c.  25.  p.  93  ed.  Tischendorf 

Non  post  multum  tempus  dixit  angelus  ad  Joseph:  Rever* 
tere  in  terram  Juda;  mortui  sunt,  qui  quaerebant  ani- 
mam pueri. 


§  4.  Texte  und  OntersuchoDgen.  Xg5 

d.  Mt.  2,  19.  20. 

TsXsvzTJaavTog  öh  rov  ^Hgcidov  löov  ayyeXog  xvqIov  (pal- 
vsrai  xar    ovao  rm  'loöng)  iv  Alyvjtzco  kiycop'  iveo^elg 

jtaQaXaßB  to  jtaiölop  xat  xijp  firjriga  avrov  xal  jto- 
Qsvov  elg  yrjp  ^loganX*  zed-p^xaciv  yag  ol  ^rixovPXBq 

xriP  fpvx^iv  xov  Jtoiölov. 

Da  das  Eyangelium  Thomae  an  anderen  Stellen  (vgl.  zu 
Lc.  2,  40  ff.)  deutliche  Sparen  einer  unmittelbaren  Abhängigkeit 
von  jener  vorcanonischen  Kindheitsgeschichte  zeigt,  so  sind  auch 
vorstehende  aus  jenem  Evangelium  entnommene  Paralleltezte 
mit  ihren  Varianten  beachtenswerth. 

Die  an  dieser  Stelle  berichtete  göttliche  Weisung  hatte 
weder  Galiläa  noch  Nazareth  im  Besondern  erwähnt,  sondern 
lediglich  die  yrj  ^lOQarjX  (Mt.)  =  terra  Judaeorum  (Ev.  Thom.  A) 
als  Ziel  der  Rückkehr  bezeichnet.  Jesu  Eltern  hatten  darunter 
zunächst  Judäa,  speciell  Bethlehem,  verstanden  und  hatten  eben- 
deshalb in  der  arabischen  Wüste  die  Stillung  des  unter  Archelaus 
am  Anfang  seiner  Regierung  in  Jerusalem  ausgebrochenen  Auf- 
standes abgewartet,  was  keinen  Zweck  gehabt  hätte,  wenn  Gali- 
läa —  wie  es  nach  dem  canonischen  Texte  des  Mi  den  Anschein 
hat  —  ihr  sofortiges  Ziel  gewesen  wäre.  Über  den  erwähnten 
Aufstand  vgl.  Schürer,  Gesch.  des  jüd.  Volkes  I,  346. 

3-6.  Mt.  2,  21.  22*. 

a.  Ev.  Thomae  c  UI,  2.  p.  166  ed.  Tischendorf. 

Ut  autem  exiit  Joseph  de  Egypto  post  mortem  Herodis, 
tulit  eum  in  deserto,  usque  dum  fieret  tranquillitas  in  Je- 
rusalem de  his,  qui  quaerebant  animam  pueri. 

b.  Ev.  Thomae  c.  III,  2.  sec.  Cod.  Paris,  p.  166  ed.  Tischendorf. 

Ut  autem  intellexit  Joseph,  quia  venit  Jesus  de  Egypto  post 
mortem  Herodis,  tulit  eum  in  deserto^  usque  dum  fieret  tran- 
quillitas in  Hierusalem  ab  his,  qui  quaerebant  puerum. 

c.  Ev.  Thomae  c.  lU,  2.  sec  Cod.  B.  p.  166  ed.  Tischendorf. 

Et  cum  üctua  esset  Jesus  annorum  septem,  facta  est  tran- 
quillitas in  regno  Herodis  de  omnibus  illis,  qui  quaerebant 
animam  pueri.    Reversi  in  Bethleem  morabantur  ibi. 


166  Das  Eindheitsevangelium. 

d.  Ev.  Inf.  Arab.  c.  26.  p.  193  ed.  Tischendorf. 

Exacto  yero  triennio  rediit  ex  Egypto,  et  reversus  est; 
cumque  Judaeam  attigissent,  timait  Josephns  illam  in- 
trare;  audiens  yero  [Thilo  p.  95:  enim]  decessisse  Hero- 
dem et  Archelaum  filiam  in  locum  ejus  successisse, 
timuit  quidem,  sed  in  Judaeam  abiit. 

e.  Just  Dial.  c.  Tryph.  c.  103.  p.  330  D. 

xoü  ^Agxi^ctog  ayzov  [sc,  rov  ^HQciöijp]  öieöi^aro. 

f.  Hist.  Josephi  c.  9.  p.  125  ed.  Tischendorf. 

Obiit  vero  (Herodes)  pessimo  mortis  genere,  poenam  luens 
effusi  puerorum  sanguinis,  quos  e  medio  inique  sustulit, 
quum  ipsis  non  inesset  peccatum.  Atque  exstincto  tyranno 
isto  impio  Herode  reversi  sunt  (Joseph  et  mater  mea)  in 
terram  Israelis. 

g.  Mt.  2,  21—22». 

o  öh  iysgd'Blg  nagiXaßev  xo  Jtaiölov  xal  Tfjv  fir/riga  av- 
rov,  xal  ela^Xd'SV  slg  yrjv  ^logai^Z,  dxovcag  6s  ort 
^Agx^Xaog  ßaOiXevei  rrjg  %vöalag  dvrl  rov  JtazQog  avrov 

^Hqcdöov,  iq)oß7jd-rj  ixel  ajteX^Blv, 

h.  Evangeliorum  quatuor  Harmonia,  Tatiano  Syro  auctore.  BibL 
Patr.  Tom.  L  Pars  11.  p.  204  C. 

crescebat  interea  puer,  et  confortabatur  spiritu,  continuam 
septennium  agens  in  Aegypto,  usque  post  Herodifi  inter- 
itum. 

i.  Epiph.  Haer.  XX.  p.  48  B. 

ax  ixBlB-iv  re  JtaXtv  öia  dvo  irciv  ixccveXtiXvd'Ota,  reXst)- 
TTjOapTog  rov  ^Hgcidov,  liQxsXaov  re  öiaöe^afiivov. 

Der  Text  des  Epiphanius  zeigt  wie  so  oft  eine  Überein- 
stimmung mit  Justin.  Man  vgl.  Justin:  ^AgxiXaog  avrov  öu- 
öi^aro  ««Epiphanius:  ^ÄQXsXaov  rs  öiaös^afiivov. 

Im  Übrigen  gehen  in  dieser  Perikope  die  Paralleltexte  mit 
ihren  einzelnen  Angaben  sehr  weit  auseinander.  Besonders  ist 
dies  der  Fall  bezüglich  der  Dauer  des  aegyptischen  Aufenthaltes, 
welcher  dem  Kinde  Jesu  und  seinen  Eltern  zugeschrieben  wird. 

In  dieser  Hinsicht  variieren  die  Angaben  folgendermassen: 


§  4.  Texte  und  Untersuchungen.  I57 

Historia  Josephi  1  Jahr 

Epiphanias  2  Jahre 

Ev.  Inf.  Arab.  3  „ 

Nicephorus  (H.  E.  I,  14)  3 

Apoc.  12,  6  3  V2    " 

Ev.  Ps.-Matth.,  Eusebius*)  4 

Ey.  Thomae  7  „ 

EvY.  quatuor  Harm.  7  « 

Nach  den  apokryphiachen  Evangelien  fallt  noch  ein  längerer 
Theil  des  ausserpalaestinensischen  AufenÜialtes  in  die  Zeit  nach 
Herodis  des  Grossen  Tod;  erst  nachdem  der  gegen  seinen  Nach- 
folger ausgebrochene  Volksaufstand  gedampft  und  vollständige 
Beruhigung  des  Landes  eingetreten  war,  betritt  Joseph  nach  der 
apokryphischen  Darstellung  wieder  den  Boden  Palaestinas,  und 
zwar  in  Judäa,  bezw.  in  Bethlehem,  mithin  in  dem  Herrschafts- 
gebiete des  Archelaus.  Dadurch  erscheint  erst  das  canonische 
l^oßrjd^l  ixsl  djeeXd^Blp  in  Mi  2,  22  motiviert.  Die  weitere 
Nachricht,  dass  während  dieser  jerusalemischen  Unruhen  Joseph 
in  der  benachbarten  (arabischen)  Wüste  geweilt  habe,  erscheint 
um  so  glaubhafter,  als  —  worauf  oben  zu  Mt  2,  13 — 15  bereits 
hingewiesen  wurde  —  die  arabische  Wüste  damals  zu  Aegypten 
gehorte  und  insofern  auch  in  der  johanneischen  Apokalypse 
(12,  6)  ein  Nachklang  an  diesen  Wüstenaufenthalt  sich  findet. 
LedigUch  also  die  vom  ersten  EvangeHsten  vorgenommenen 
Kürzungen  des  Quellentextes  dürften  die  in  Mt.  2,  22  enthaltenen 
exegetischen  Schwierigkeiten  erzeugt  haben. 

Zum  Schlüsse  sei  noch  an  dieser  Stelle  die  Yerwerthung 
unserer  Perikope  durch  die  Oracula  Sibyllina  mitgetheilt: 

Orac.  Sibyll.  I,  343  sqq. 

rote  OTJfia  ßgoroloiv 
Eöoerai  ^^al^pr/g,  ojcoxav  jt6g>vkayfidvoq  ^^ei 

1)  In  der  oben  zu  Mt.  2, 12  S.  154  erwähnten  Abhandlung  über  den 
8tem  der  Weisen  sagt  Eusebius:  ^«Als  Joseph  und  Maria  die  Yerrfttherei 
des  Königs  Herodes  und  den  Neid  der  Schriftgelehrten  und  Pharisäer  er- 
kannten, erhoben  sie  sich  und  nahmen  das  Kind  und  gingen  in  ein  fremdes 
Land  und  von  barbarischer  Zunge ;  und  dort  wohnten  sie  für  den  S^itraum 
von  vier  Jahren,  während  welches  Herodes  fortfuhr,  nachher  (nach  ihrer 
Flucht)  noch  zu  regieren." 


Ißg  Das  EindheitBevangelixun. 

*Ex  Y^g  AlyvjcTolo  xaloq  Xl&og'  iv  ö*  aQa  rovT<p 
Aaoq  xQoax6^)Bi  ^EßQaimV  iB-PTj  ö^  aysQovprai 
Avrov  vq)TjY^O€i'  xclL  yag  Obop  v^pifiiöovxa 
rpcioovrai  öia  zovöe,  xal  dzQaxop  kv  g>at  xoivS, 


XV.   Die  Niederlassang  in  Nazareth. 

Mt.  2,  22b.  23.  Lc.  2,  39.  40.  Ev.  Thom.  Lat  c  3.  Ev.  Inf.  Arab. 

c.  26.  Ev.  P8.-Matth.  c  26. 

Von  Judäa,  speciell  von  Bethlehem  aus,  wohin  zunächst  die 
aus  Aegypten  Zurückkehrenden  ihre  Schritte  gelenkt  hatten,  — 
was  man  aus  dem  Matthäustexte  nicht  ersehen  kann  —  erfolgte 
die  Niederlassung  in  Nazareth.  Nach  der  lucanischen  Relation 
muss  man  auf  die  Meinung  kommen,  dass  die  Übersiedelung 
nach  Nazareth  zwar  auch  von  Judäa,  aber  direkt  von  Jerusalem 
aus,  unmittelbar  nach  der  Darstellung  des  Jesuskindes  im  Tem- 
pel erfolgt  sei.  Indess  der  überall  auf  Textkürzungen  bedachte 
Lucas  ftihrt  uns,  wie  bereits  oben  S.  24  hervorgehoben  worden 
ist,  an  einer  anderen  Stelle,  nämlich  zwischen  La  9,  17  und  Lc. 
9,  18  ebenfalls  über  eine  ganze  Reihe  von  Ereignissen  hinweg, 
die  in  einer  seiner  beiden  Hauptquellen,  nämlich  in  der  Marcus- 
quelle (Mc.  6,  45—8»  26)  berichtet  waren,  ohne  auch  nur  mit 
einem  Worte  die  yorgenommene  tief  einschneidende  Textkürzung 
anzudeuten.  Vgl.  Heft  IIl,  837  f.  Wie  er  aus  der  Quellenschrift 
des  Eindheitseyangeliums  die  Flucht  nach  Aegypten,  den  Einder- 
mord zu  Bethlehem,  die  Rückkehr  aus  Aegypten  weggelassen 
hat,  so  fehlt  in  dem  synoptischen  Hauptbericht  zwischen  Lc. 
9,  17  und  Lc.  9,  18  noch  yiel  mehr,  nämlich  die  nächtliche  See- 
fahrt, (Mc.  6,  45 — 52),  die  Wirksamkeit  in  der  yfj  revinjöagir 
(Mc  6,  53 — 56),  die  Verhandlung  mit  den  Pharisäern  über  die 
Reinigungsgebräuche  (Ma  7, 1 — 23),  der  Aufenthalt  in  dem  Ge- 
biet von  Tyrus  und  Sidon  (Mc.  7,  24 — 30),  die  Wanderung  durch 
das  nordliche  Galiläa  (Mc.  7,  31),  die  Wirksamkeit  in  der  Deka- 
polis  (Mc.  7,  31 — 8,  9),  die  Rück&hrt  über  den  See  Genezareth 
(Mc.  8,  10—21),  die  BUndenheilung  in  Bethsaida  (Mc.  8,  22—26), 
merkwürdiger  Weise  hier  wie  dort  gerade  solche  Erzählungen, 
welche  über  die  engen  palaestinensischen  Grenzen  hinausführen. 
Wenn  man  den  lucanischen  Bericht  Lc.  9,  17.  18  ff.  Uest,  ohne 


§  4.  Texte  und  Untersuchungen.  169 

ihn  an  der  Marcusquelle  zu  controlieren,  so  gewinnt  man  keine 
Ahnung  von  der  Lücke,  die  thatsäohlicli  zwischen  Lc.  9,  17  und 
Lc.  9,  18  klafft.  Man  wird  von  dem  Nordostufer  des  Sees,  wo 
die  wunderbare  Speisung  stattfand,  unmittelbar  (wie  man  aus 
Mo.  8, 27  ersieht)  nach  Caesarea  Philippi  versetzt  und  würde,  aus- 
schliesslich auf  den  lucanischen  Bericht  angewiesen,  annehmen 
mQssen,  Jesus  sei  direkt  von  der  einen  Ortlichkeit  zu  der  an- 
deren übergegangen,  ohne  irgend  etwas  Weiteres  dazwischen  er- 
lebt zu  haben.  Wie  nun  die  zwischen  Lc.  9,  17  und  Lc.  9,  18 
unsichtbar  klaffende  Lücke  durch  den  Marcusbericht  Mc.  6,  45 — 
Mc.  8,  26  ausgefüllt  wird,  so  erkennt  man  aus  Mt.  2,  1 — 22^  dass 
auch  in  der  Kindheitsgeschichte  zwischen  Lc.  2,  38  und  Lc.  2,  39 
eine  unsichtbare  Lücke  vorhanden  ist,  deren  quellenmässiger 
Füllstoff  eben  in  dem  Mt.  2,  1 — 22*  enthaltenen  Bericht  uns  vor- 
liegt. —  Man  vergegenwärtige  sich  hierzu,  was  oben  S.  22  ff. 
über  die  schriftstellerischen  Gepflogenheiten  des  Lucas  entwickelt 
worden  ist 

1.  2.  Mt  2,  22*.  28  =  Lc.  2,  89, 

a.  Mt.  2,  22**.  23. 

3fP5^«öT£ö^d^  6h  xax    ovag  dvexc^Qr/asv  Big  xa  fiiQrj  rrjg 

FaliXalag'  xal  kXd-mv  xcctcoxijoev  dg  JtoXiv  Xeyofiepijv  Na- 

gapfid"'  oJtcog  jtXfjQW&y  zo  Qf]d'ev  6ia  xov  jtQog>^TOv  [xwv 
jtQog)i]xäp],  oxt  Nä^cogalog  xXrjd^^oexai, 

b.  Ev.  Inf.  Arab.  c.  26.  p.  193  sq.  ed.  Tischendorf. 

Apparuitque  illi  angelus  dei  et  dixit:  0  Josephe,  abi  in  ur- 
bem  Nazareth  atque  ibi  subsiste. 

c.  Ev.  Ps.-Matth.  c.  XXVI,  1 .  p.  93  ed.  Tischendorf. 

Et  factum    est,   quod   post  regressionem  Jesu  de  Egypto, 
cum  esset  in  Oalilaea,  jam  inchoante  quarto  aetatis  anno  etc. 

d.  Ev.  Thomae  Lat.  c.  UI,  1.  p.  166  ed.  Tischendorf. 

Surrexit  autem  Maria  cum  Jesu,  et  perrexerunt  in  civitatem 
Nazareth,  quae  est  in  propriis  rebus  patris  sui. 

e.  Ev.  Thomae  Lat  c.  III,  1.  sec.  Cod.  B.  p.  166  ed.  Tischendorf. 

Surrexerunt  autem   et  venerunt  Nazaret,  ubi  Joseph  bona 
patema  habebat  et  possidebat. 


170  Das  Kindheitseyangelium. 

f.  Lc.  2,  39. 

xal  wg  itiXsöav  navxa  xara  rov  vofiov  xvQiav,  vjriöTQe- 
^Hxv  slq  xriv  FaXi^alav  slg  xoXiv  lavxwv  Na^aQt&. 

Die  neue  himmlische  Weisung,  welche  an  die  Eltern  Jesu 
erging,  erfolgte  nach  dem  Ev.  Inf.  Arabicum  in  Judaea,  also  in 
Bethlehem  und  bezeichnete  nach  dem  canonischen  Matthäustexte 
nur  im  Allgemeinen  Galiläa  als  ihren  künftigen  Aufenthaltsort. 
Die  Wahl  der  Stadt  Nazareth  erscheint  nach  Mi  2,  23  als  Jo- 
sephs eigener  Entschluss.    Eine  Motivierung  dieses  Entschlusses» 
welche  den  Eindruck  einer  echten  historischen  Reminiscenz  her- 
vorruft, gibt  das  Thomasevangelium  durch  die  Notiz,  dass  Joseph 
in  Nazareth  väterliche  Erbgüter  besessen  habe.  Diese  Nachricht 
ist  ganz  geeignet,  nicht  .nur  eine  Lücke  im  ersten  canonischen 
Evangelium  auszufüllen,  und  die  Niederlassung  gerade  in  Naza- 
reth aufs  Beste  zu  motivieren,  sondern  auch  die  lucanische  Dar- 
stellung  zu   rechtfertigen,  wonach  nicht  Bethlehem,  wie  es  bei 
Mi  scheinen  kann,  sondern  Nazareth  den  bleibenden  Mittelpunkt 
der  Eindheitsgeschichte  bildete^).  —  Das  Mt  2,  23^  beigeftigte 
Gitat  ist  des  ersten  Evangelisten  personliche  Zuthat    Vgl.  oben 
S.  21  f.    Ebendeshalb  und  weil,  wie  man  aus  der  Heft  U,  27  ge- 
gebenen Zusammenstellung  seiner  ihm  personlich  angehörenden 
12  Citaüonsformeln  ersieht,  niemals  der  Plural  räv  3tQoq>fiT&v  vor- 
kommt, sondern  immer  im  Singular  öia  rov  xQog)^rov  Xiyovro^ 
oder  vjto  rov  jtQoq>i^TOv  auf  ein  besonderes  prophetisches  Buch 
Rücksicht  genommen  ist,  muss  die  Lesart  öia  xmv  jtQo^tftäv 
verworfen  worden.    Es  ist  vielmehr  mit  der  Formel  öia  rov 
jtQOipi^zov  höchstwahrscheinlich  dasselbe  Jeremiasbuch  gemeint, 
welches  Mi  27,  9  mit  den  Worten:  iva  xXfiQoO^  ro  ^fj&hv  öia 
^IsQefilov  rov  xQog>^rov  Xiyovroq  citiert  isi    Vgl.  Heft  U, 
334  ff.  327  ff.    Es  war  dies  ein  in  der  Urkirche  weit  verbreitetes 
und  firühzeitig  entstandenes  judenchristliches  Apocryphum,  wahr- 


1)  In  der  oben  zu  Mt.  2, 12  erwähnten  Abhandlung  des  Eusebius 
über  den  Stern  der  Weisen  heisst  es:  „Und  am  Anfang  der  Regierang 
des  Sohns  des  Herodes  erhoben  sie  sich  und  gingen  hinauf  von  diesem 
Land  in  die  Gegend  von  Qaliläa,  Joseph  und  Maria  und  unser  Herr  mit 
ihnen,  und  die  fflnf  Söhne  der  Hanna,  der  ersten  Frau  des  Joseph.    Aber 

Maria  und  unser  Herr  wohnten  zusanmien    in    dem  Hause,   in  welchem 
Maria  die  Verkündigung  von  dem  heiligen  Engel  bekam." 


§  4.  Texte  und  Unterauchangen.  171 

• 

scheiulich  eine  im  christlichen  Sinne  Torgenommene  Bearbeitung 
des  canonischen  Jeremias,  ein  Buch,  dessen  Spuren  ausser  bei 
dem  ersten  Evangelisten  in  der  Esra-Apokaljpse,  bei  Bar- 
nabas^  Hermas,  Justin,  Irenäus,  im  pseudopetrinischen 
Evangelium  sich  finden  und  bis  Gregor  von  Nyssa,  Epi* 
phanius,  Hieronymus,  sowie  in  der  späteren  Pilatuslite- 
ratur verfolgt  werden  können.  Vgl.  Heft  U,  374.  Wahr- 
scheinlich ist  jenes  altchristliche  Jeremiasbuch  in  denselben 
judenchristlichen  Kreisen  der  ältesten  Nazaräer  entstanden,  aus 
denen  auch  das  erste  —  nachmals  canonisch  gewordene  —  Evan- 
gelium hervorgegangen  ist.  Man  vgl.  dazu  Epiph.  Haer.  XXIX,  5. 
p.  121  A:  elöoTsg  öh  [ol  Na^cogatoi]  avzop  ix  Na^ager  kv 
yacrgl  ovXXtitpd-ivxa  xal  kv  ohco)  ^Icoofj^  avargatpivray  xaL  dia 
Tovxo  iv  x&  BvayyBXlcp  ^Irjoovv  rbv  NaC^mgalov  xaXalod^au 

3.  Lc2,40. 

a.  Just.  Dial.  c.  Tryph.  c.  88.  p.  315C. 

xal  ycLQ  yBWtid-Biq  dvpafiiv  ttjp  avtov  toxs'  xal  av^avafp 

xara  ro  xotvov  rmv  aXXov  äjtaprcop  ävd-QmJtcov,  XQ^' 
(ibvoq  xolq  aQfio^ovöiv,  hxaöx^j  av^^asi  x6  olxetov  ajtipei(it, 
XQ6g)6(iBvog  xag  Jtaoaq  XQOtpaq. 

b.  Exe.  Theod.  §  61.  ap.  Clem.  AL  p.  984. 

xo  ök  xvevfiaxixop,  6p  dpelXfj^sp,  xcä  xb  ywxixop  ovxa^g 
ifiq>alpsi'  xb  6h  Jtatölop  rfi^aPBP  xal  JtQoixoxxev  og>66Qa. 

aoq)lag  fthp  yag  xb  Jtpsvfiaxixbp  ÖBl^ai,  (iByid-ovg  6b  xb 
ifwxtxop. 

c.  Ev.  Thomae  Graece  A.  c.  XV,  3.  p.  154  ed.  Tischendorf. 

avxb  6b  [sc.  ro  Jtai6lop]  JtoiX^g  xcig^xog  xal  ootplag  fit- 
cxop  hcxip. 

d.  Lc.  2,  40. 

xb  6b  jtai6iop  Tjv^cn^BP  x(d  ixgaxaiovxo  JtXi]Qov/itPo^^ 

(plag,  xäi  X'^Q^^  d-BOv  i]p  ijt*  avxo. 

e.  Joh.  1,  14®. 

66^ap  (Dg  (iOPoyBPOvg  Jtagä  JtaxQog,  jtXr/QTjg  xccQt'Xog  xal 
aX7]d-8lag. 


172  ^^^  Emdheitsevangelium. 

f.  Just.  Apol.  I,  31.  p.  73  A. 

ysvvcifisvop  öia  xagd-irov  xal  avÖQOVfuvov, 

Das  erste  Justinsche  Citat  aus  dem  Dialog  ist  nur  ein  femer 
Anklang  an  das  av^avetv  des  canonischen  Textes  yon  Lc.  2,  40; 
dagegen  repräsentiert  das  ävÖQOVfisvov  in  der  Apologie  eine 
aussercanonische  Version  von  dem  Stammwort  b*Tä,  welches  von 
den  LXX  sehr  häufig  mit  ccv^ä^eip,  einmal  auch  mit  apögl^so^ai 
(vgl.  Ruth  1,  13:  'ibW  "iti«  1?  =  LXX:  ?cö$  av  dvögia&cioi), 
femer  mit  av6(fvv€ad'ai  (vgl.  Ex.  2, 10:  ib^  b'!Ta^5  =  LXX  sec 
Aid.,  Complut.:  avÖQVvd'ivTOg  öh  rov  Jtaiölov),  an  letzter  Stelle 
aber  auch  mit  ävÖQOvad'ai  (Cod.  59  Holm.:  ävögmO-ivzog  rov 
jtaiölov)  wiedergegeben  wird,  und  zwar  so,  dass  diese  SynoDyma 
unter  einander,  wie  auch  mit  aÖQvvsad-ai  in  den  Handschriften 
vielfach  ausgetauscht  werden. 

Zu  dem  letzten  Satztheile  von  Lc.  2,  40  bietet  das  Evange- 
lium Thomae  die  aussercanonische  Variante  (isozov  {=  xXtjqov- 
fievov),  wodurch  der  hebräische  Grundtext  auch  hierfür  erwiesen 
wird.    Man  vgl. 

Lc.  2,  40.                        Ev.  Thom.  Job.  1,  14. 

jtXrjQovfiBPOV  öog)lag  JtoXXijg  y^Q'''^^^  ^^^  ^^"fiQ^Q  yaoitoi 

xal  X^Q^^  d^sov  rjp           ooq>lag  fisözop  xal  akrfi^daq. 
kx   avxo. 

Die  Synonyma  JcXfjQOVfispov  =  fisörop  =  xXi^QTjg  =  «5tt, 
ebenso  aog>la  =  aXrjd'Sia  =  HttDn  weisen  als  Übersetzungs- 
varianten auf  den  gemeinsamen  hebräischen  Quellentext  hin.  Vgl. 
Agrapha  S.  275,  von  Holtzmann  acceptiert,  Hand-Commentar. 
Job.  Ev.  S.  29.  Vgl.  ausserdem  nachstehend  §  6,  5.  Sonach  ist 
für  V.  40  der  hebräische  Grundtext  sicher  vorhanden  gewesen. 

XVI.  Der  zwölfjährige  Jesus  im  Tempel  von  Jerusalem. 
Lc.  2,  41—52.  Ev.  Thomae  c  19.  Ev.  Inf.  Arab.  c  50—53. 

Zu^dieser  schönen  Schlussperikope  besitzen  wir  zwei  werth- 
volle  aussercanonische  Relationen,  aus  denen  hervorgeht,  dass 
Lucas  einige  Kürzungen  des  Quellentextes  vorgenommen  hat.  Von 
besonderer  Wichtigkeit  ist  der  im  Ev.  Thomae  erhaltene  Parallel- 
text,  der  deshalb  auch  von  Tischendorf  in  seine  grosse  Aus- 


§  4.  Texte  and  UntersuchungeiL  173 

gäbe  des  Neuen  Testamentes  aufgenommen  ist.  Da  nun  auch 
das  Ey.  Inf.  Arabicum  in  denjenigen  Partien,  in  welchen  das 
Thomasevangelium  über  die  lucanische  Relation  hinausgeht,  mit 
dem  £y.  Thomae  der  Hauptsache  nach  zusammentrifiFt,  da  femer 
diese  aussercanonischen  Mehrbestandtheile  der  beiden  genannten 
apokryphischen  Evangelien  ganz  den  Charakter  der  Quelle  tragen 
und  den  Gontext  in  vorzüglicher  Weise  ergänzen  und  da  endlich  für 
die  Quellenmässigkeit  derselben  der  johanneische  Prolog  Zeugniss 
ablegt  (vgl.  unten  §  6),  so  ist  an  deren  Ursprünglichkeit  nicht 
zu  zweifeln  und  eine  durch  den  Redaktor  des  dritten  Evange- 
liums (wie  sonst  oft,  so  auch  in  diesem  Falle)  vorgenommene 
Kürzung  des  Urtextes  mit  Sicherheit  zu  coDstatieren.  —  Bei 
Justin  findet  sich  von  dieser  Perikope  keine  Spur.  Nicht  un- 
begründet ist  die  Bemerkung  Feines  (S.  22),  dass  in  dieser  Peri- 
kope der  Quellentext  eine  stärkere  Bearbeitung  erfahren  habe, 
dass  die  Erzählung  in  fliessendem  Griechisch  sich  bewege.  Man 
vergleiche  dazu  das  in  §  3  gegebene  Verzeichniss  der  Hebrais- 
men  und  man  wird  finden,  dass  dieser  Abschnitt  an  Hebraismen 
und  alttestamentlichen Parallelen  verhältnissmässigarm  ist.  Jeden- 
falls bildete  derselbe,  da  auch  der  johanneische  Prolog  in  Joh. 
1,  17.  18  mit  Bezugnahmen  auf  seinen  Inhalt  abschliesst,  in  der 
vorcanonischen  Quellenschrift  die  Schlussperikope. 

1—3.  Lc.2,  41— 43. 

a.  Epiph.  Haer.  XXX,  29.  p.  155  A. 

6x6  vrjjtid^oPTog  avrov   avriXd'OV,  g)r)ölv,  ol  xsqI  ^Icoof/q) 

xal  MaQiafi  elq  ^leQOvöaXfjfi  ^Qoöxvvrjcai  kv  rfj  eoQt^, 
xal  dvixaftJtzov,  ifiBiVBV  'ftjöovg. 

b.  Cod.  Cantabr.  Lc.  2,  41—43. 

ijtoQBvovTO  6h  xal  ol  yovetg  avrov  xara  srog  slg  'leQOV- 

oaXfjfi   kv   T^   eoQx^   xov   Jtaoxa.    xal   oxe   kyivBxo 
ixri   öoidexaj   dvsßrjöav   ol  yovslg  avxov  exopxeg  avrov 

xaxä  x6  H&og  xrjg  loQxiig  xS>v  dCvfimv   xal  xelecdv- 

xa>v  rag  nfisgag  kv  x^  vnooxQiq)HV  avxovg  djtsfisivev 

6  nalg  Itjöovg  kv  ^IsQovoaZi^fi. 

c.  Ev.  Inf.  Arab.  c.  50.  p.  207  ed.  Tischendorf. 

Et   cum   factus   esset   annorum   duodecim,    duxerunt 


174  ^M  EindlieitsevangelraiD. 

eam  Hierosolymam  ad  festum.  Finiio  autem  festo  ipai 
quidem  reverterunt,  sed  dominus  Jesus  remansit  in 
templo  — 

d.  Ev.  Thomae  c.  XIX,  1  p.  156  ed.  Tischendorf. 

opTOc  ÖS  avTOV  ö(OÖ£xa€TOvg  ijtogevovro  ol  yovBlq  ctvrov 

xaxa  ed-og  elg  ^IsQOvaaX^fi  slg  rf^v  tOQTf]v  zov  xaCxa 
fisra  rrjg  owodlaq  avxmVy  xal  /lara  ro  JtaOxa  vxicxQeq>ov 

elg  vor  olxov  avxmv.    xai  iv  z^  vxoctQig>€iv  avrovi; 

av^Xd-e  ro  xaiölov  ^iTjoovg  Big  ^leQoCoXvficu 

e.  Lc.  2,  41—43. 

xaL  ijtoQBvovTO  ol  yopslg  avrov  xar   srog  elg  ^legovoa- 

Xijfi  rf]  loQT^  rov  xdöxcu  xal  ore  kyivero  lx6v 
dcoösxa,  avaßaLvovxmv  avzAv  xaza  zo  aß-og  zijg  aoQ- 

zfjg,  xal  zeZeia)öavza}v  zag  rjfiiQag,  iv  zA  vxoCxqb- 

<pBiv  avzovg  vxifisivev  ^Iriöovg  6   xaig  iv  ^leQOVOa- 

Xriiiy  xal  ovx  lyvmcav  ol  yorelg  avzov. 

Zu  vorstellendem  Abschnitt  sehen  wir  im  Cod.  Cantabr.  und 
bei  Epiphanius  verschiedene  Varianten,  von  denen  vielleicht 
einige  als  Übersetzungsvarianten  zu  erkennen  sind.    Vgl. 

aviQXBOd-at  (Epiph.)  =  avaßalveiv  (Lc.)  =  nb:j, 

zeXsiovv  (Lcj  =  zsX^v  (Cod.  D)  =  nis, 

dvaxafijtzeip  (Epiph.)  =  vxoözQeg)£iv  (La,  Ev.  Thomae) 

=  n^^tD, 

fiipsiv  (Epiph.)  =  axo/iip€ip  (Cod.  D)  =  vxofiipBiv  (Lc.) 

=  nriii 

Ganz  abweichend  hat  für  diese  letzten  Varianten  das  Thomas- 
evangelium  cipfjXd'OP,  sodass  vorausgesetzt  wird,  Jesus  habe  die 
Rückreise  mit  seinen  Eltern  angetreten  und  sei  unterwegs  wieder 
nach  Jerusalem  umgekehrt.  Der  Ausdruck  (iBza  zijg  cvpoöiß^ 
avzcop,  welchen  das  Ev.  Thomae  hier  bietet,  tritt  nach  der  cano- 
nischen  Relation  erst  Lc.  2,  44  auf. 

4.5.  Lc.2,44.  45. 

a.  Epiph.  Haer.  XXX,  29.  p.  155  AB. 

xal  bC^^zovp  avzop  hp  zy  oöpixogla  xal  iv  zolg  <f^7' 


§  4.  Texte  und  üntersuchangen.  ]  75 

ysviöiv  avxAvy  xal  ovy  ijvQiCxov,  slxe  yao  ri  Magla 
Gvyyivuav.    avaxafAipaCa  xrX. 

b.  Ev.  Thomae  c.  XIX,  1.  2.  p.  156  ei  Tischendorf. 

Ol  6h  yovstg  avrov  kvojiicav  avxov  iv  r^  ovvoila  slvar 

odtvöapTcov  öh  oöov  tjfiiQag  fitag,  i^i^rovv  avrov  iv 
rolq  cvyyBviciv  avTi5v,xal  ftfj evQOirueg  avrov iXvjti^O't]' 
cav,xaivJteorQetpavjtaXivelgrfjVJt6hv^i]rovvr€gavr6v 

c.  Lc.  2,  44.  45. 

vofilcavrsg  öh  avrov  elvai  iv  ry  cvvodlqi  H^^^  ^A'^" 
Qag  oöov  xal  dve^i^rovv  avrov  iv  rolg  ovyysvdciv 
xäi  rolg  yva}0rolg,  xal  fi^evQovrsg  vxiorQstfiav  slg  Ve- 

QovoaXfiii  ava^Tjrovvreg  avrov. 

Der  Text  des  Epiphanias  trifft  in  dem  i^i^rovv  mit  dem 
Evangelium  Thomae  (im  Unterschiede  von  dem  canonischen 
dveCi^row)  zusammen.  Femer  ist  im  Eyangelium  Thomae 
oöog  riiiigag  (iiäg  prägnanter  aLa  rniigag  oöog  La  2,  44.  Wieder 
hat  Epiphanius  avaxäiutrsiv  für  vjtocrQitpsiv  (=  IW)  und 
das  Thomas-Evangelium  C;rirovvrBg  f&r  das  canonische  ava- 
^ijTOVvreg,  auch  ivoftiaav  für  das  gewähltere  voiilöavrsg.  End- 
lich oöevsiv  (Ev.  Thomae)  und  eQX^o^ai  (Lc.)  lassen  sich  auf  Ki21 
zurückführen. 

6.  7.  Lc.  2,  46. 47. 

a.  Iren.  1,  3,  2.  (Valentiniani.) 

öcoöexaerrj  ovra  rov  xvqiov  öiaJiex^fjvai  rolg  vofioöiöacxd' 
Xoig. 

b.  Ev.  Inf.  Salv.  Arab.  c.  50.  p.  207  ed.  Tischendorf. 

[remansit]  in  templo  inter  doctores  et  seniores  et  eru- 
ditos  ex  filiis  Israelis,  quos  de  scientiis  varia  interrogabat 
et  vicissim  eis  respondebat  ...  et  explicavit  libros  et  legem 
et  praecepta  et  statuta  et  mysteria,  quae  in  libris  propheta- 
rum  continentur. 

c.  Ev.  Thomae  c.  XIX,  2.  p.  156.  ed.  Tischendorf. 

xal  fisrd  xQlrtjv  tjfiiQav  evQov  avrov  iv  tc5  legä 
xad-eC^ofiBvov  iv  (lioo)  rmv  ÖLÖaoxaXayv  xal  axov- 
ovra  xal  igwrcovra  avrovg.   Jtgoostxov  öh  Jidvregxal 


176  ^8«  KindheitBev^angelium. 

id-avfia^ov,  xcög  Jtatdlov  vxoQxcov  cbtoOrofil^si  rovg  jtQeö' 
ßvxigovq  xdL  diöaöxaXovg  rov  Xaov,  ixiXvmv  ra  xstpalata 
Tov  po/iov  xal  rag  xaQaßoXaq  rcov  JtQo^rjrcöv. 

d.  Lc.  2,  46.  47. 

xal  iyivsxo  fisra  ffiiigag  rgetg  evQOP  avzov  iv  t© 
IsqA  xad-e^6fi6Vov  ip  [liccp  öiöacxaXmp  xal  axov- 
opxa  avx&p  xal  kxsQmxApxa  avxovg'  i^löxavxo  dl 
xapxsg  ol  dxovopxeg  ccvxov  ixl  x^  avpicei  xccTralg  axo- 
xqIoboip  avxov. 

e.  £▼.  Inf.  Arab.  c.  53.  p.  208  ed.  Tischendorf. 

Dum  haec  et  alia  inier  sese  loqaebantur,  adfiiit  domina  hera 
Maria,  postquam  ipsum  quaerens  tridunm  cum  Josepho  cir- 
cnrnivit    Videns  ergo  eam  inter  doctores  sedentem  per- 
que  vices  ipsos  rogantem  et  respondentem. 
In  den  Worten  des  Thomaseyangeliums: 

kxLXvtop  xa  xBtpaXaia  xov  POfiov 
xoL  xag  xagaßoXag  xSp  XQog>7]xc5p 
liegt  höchstwahrsclieinlich  ein  echter  Rest  des  Quellentextes 
vor.  Die  xsg)aXaia  xov  pofiov  sind  jedenfalls  die  Paraschen  nnd 
die  jtaQaßoXal  x&p  xQoq)7jxcop  die  Haphtharen  der  altsjnago- 
galen  Vorlesungen,  deren  Existenz  ja  notorisch  in  die  vortalmu- 
dische  Zeit  hinaufreicht.  In  dem  weniger  genau  überlieferten 
Texte  des  Ev.  Inf.  Arabicum  sind  dieselben  Perikopen  doch  eben- 
falls wiederzufinden: 

xa  x£q>aXaia  xov  pofiov  =  legem  et  praecepta, 
xag  JtagaßoXag  xAp  XQoq>i)x6ip  =  mysteria»  quae  in  libris 
prophetarum  continentur. 
Die  Identität  der  Texte  erstreckt  sich  aber  nicht  nur  aaf 
diese  Bezeichnung  der  Paraschen  und  Haphtharen,  sondern  aucb 
auf  das  ixiXveip  im  Thomasevangelium,  welches  mit  dem  ex- 
plicare  des  £v.  Inf.  Arab.  zusammentrifft,  ausserdem  aber  durch 
das  k^TjYTJOaxo  des  johanneischen  Prologs  (Job.  1,  18)  als  durch 
eine  dritte  Variante  bestätigt  wird,  nachdem  dort  (Job.  1,  17)  kurz 
vorher  die  Bezugnahme  auf  den  pofiog  Movola^  vorausgegangen 
ist.    (Vgl.  Näheres  weiter  unten   bei  der  Analyse  des  johannei- 
schen Prologs.)    Ist  somit  der  eben  besprochene  Textbestandtheil 
des  Thomasevangeliums   als   ein   echter  Rest  des  Urtextes  reco- 
gnosciert,  wobei  übrigens  die  gleichwerthigen  Varianten  ixiXveir 
=  explicare  =  k^fiystoB-ai  auf  die  gemeinsame  Wurzel  D^r 


§  4.  Texte  und  Üntersachungen.  177 

zarückzufOhren  sein  dürften  (vgl  Joseph.  Antiqu.  XVU,  6,  2:  xAv 
jtargmp  igij/iyral  p6fi(Dv\  so  ist  auch  noch  auf  die  Übersetzungs- 
varianten  d'avgia^eiv  (Ev.  Thomae)  =  i^loraoO-ai  =  iTOtj  hin- 
zuweisen. Waren  die  Paraschen  und  Haphtharen  das  Erste,  was 
der  jüdische  Knabe  in  den  Synagogen  und  im  Tempel  als  ni 
rnstp  hörte,  war  selbst  ein  Josephus  nach  seinem  eigenen  Zeug- 
niss  als  S^nabe  wegen  seiner  Gesetzesauslegung  berühmt  und  ge- 
sucht, so  hatte  es  doch  bei  Jesu  mit  dem  h^riyBlcQ-ai  nach  Job. 
1,  18  eine  besondere  Bewandtniss,  die  das  i^lOTaad-ai  recht- 
fertigte. 

8.9.  Lc.2,48.49. 

a.  Iren.  I,  20,  2  (Marcosii). 

evia  öh  xai  xmv  hv  svaYyeXlq)  xsifidvcop  elg  xovzov  top 
XagaxTTJQa  /is&aQfioC^ovOiP'  (og  ttjp  jtQog  rfjp  iirixiQa  avxov, 
öiDÖsxaerovg  oprog,  dxoxgioip'  ovx  olSare,  ort  ip  xolg 
xov  JtaxQog  fiov  öel  (i€  elpai; 

b.  Et.  Thomae  c.  XIX,  3.  p.  156  ed.  Tischendorf. 

JtQoosXd'Ovöa   6h   f]   fi^xTjQ   avrov  Magla   sljtsp  avxci' 

Ipaxl  xovxo  ixoli]öag  ^filp,  xbxpop;  löov  oövpci- 
fispoi  i^rjxovfiip  06.  xal  Bl:^ep  avxolg  6  ^Jijöovg'  xl 
fi€  ^fjxslxe;  ovx  oläaxs,  oxc  kp  xotg  xov  jtaxQog  fiov 
öel  slpal  fie; 

c.  Ey.  Inf.  Arab.  c.  53.  p.  208  ed.  Tischendorf. 

dixit  illi:  Mi  fili,  quare  ita  fecisti  nobis?  ecce  ego 
et  pater  tuus  te  magno  cum  labore  quaerimus.  At 
ille,  Quare,  inquit,  me  quaeritis?  nonne  scitis  decere 
me,  ut  in  domo  patris  mei  yerser? 

d.  Lc.  2,  48.  49.        ^ 

xai  Idopxeg  avxop  i^6JtXdyr]Cap,  xal  bIjcep  jcqoc  avxop  fj 
(i^xfjQ  avxov'  xixpop,  xl  knoltjoag  fjfilp  ovxo}g; 
löov  6  jtaxTjQ  oov  xayo)  oövpwfiepoi  [Cod.  D  add.: 
xal  Xvjiov/ispoc]  i^fjxovfiip  oe,  xal  bIjcbp  otQog  avxovg' 
xl  oxi  i^i]XBtXB  fiB;  ovx  yäaiXB  [Cod.  D:  olöaxB]  oxi  ip 
xolg  xov  JtaxQog  (lov  öel  Blpal  (ib; 

Hillmann  sagt  (S.  224):  »Wer  diese  Verse  (nämlich  Lc.  2, 
27.  33.  48)  geschrieben  hat,  hat  1,  34.  35  nicht  geschrieb«" 
will  die  Erwähnung  des  Eltemnamens  (v.  27),  des  Va' 

Texte  a.  Untenaohangen  X,  5.  12 


.—  u 


J78  ^^  KindheitBevangeliam. 

(hier)  unbedingt  als  einen  Beweis  g^en  die  Yaterlose  Geburt 
Jesu  betrachtet  wissen.  Wegen  v.  33  vergleiche  die  einleitenden 
Bemerkungen  zu  Abschnitt  IX.  An  unserer  Stelle  aber  ist  es  in 
hohem  Grade  wahrscheinlich,  dass  die  durch  den  Syrer  Curetons, 
die  Itala-Godices  Yercell.,  Veron.,  Ck)rbej.^,  Rhedig.  Vratisl.  sowie 
namentlich  durch  das  in  dieser  Perikope  so  wichtige  Thomas- 
eyangelium  vertretene  vorcanonische Lesart,  in  welcher  die  Worte: 
o  JtazvjQ  oov  xäyci  fehlen,  den  Urtext  repraesentiert  Aber 
mögen  nun  die  Worte  o  jtazi^Q  oov  xdyci  erst  von  dem  Be- 
daktor  des  dritten  Evangeliums  beigefügt  sein  oder  schon  im  Ur- 
text gestanden  haben,  was  ist  das  ftir  eine  Logik  und  was  ist 
das  f&r  eine  Ejitik,  welche  den  Vatemamen,  der  doch  unzweifel- 
haft auch  das  Yerhältniss  des  Stief-  und  Pflegevaters  umspannt, 
als  Beweis  für  einen  geschlechtlichen  Vorgang  erzwingen  wilL 
Das  ist  eine  Logik,  fftr  die  ich  meinerseits  ein  Verstandniss  nicht 
besitze,  die  man  als  nackte  Tendenzkritik  bezeichnen  muss.  Das 
sind  gesuchte  Spitzfindigkeiten.  Man  erwäge  dem  gegenüber, 
dass  in  den  apokryphen  Evangelien,  in  denen  doch  die  vaterlose 
Geburt  Jesu  über  Alles  verherrlicht  wird,  Joseph  wiederholt 
sogar  als  pater  secundum  carnem  bezeichnet  wird.  VgL  Hist 
Josephi  c.  2  p.  123,  wo  Jesu  die  Worte  in  den  Mund  gelegt  sind: 
Josephus  vir  iste  iustus,  pater  mens  secundum  carnem  — 
ebenso  c.  17  p.  130:  Nonne  tu  es  pater  mens  secundum  car- 
nem? Man  erinnere  sich,  dass  Ignatius,  welcher  in  dem  Briefe 
ad  Magnesios  c.  13  von  Jesu  aussagt,  dass  er  tm  xarQi  xaric 
aagxa,  also  dem  Joseph,  unterthan  gewesen  sei,  anderwärts,  so 
in  dem  Briefe  ad  Ephesios  c.  18,  die  vaterlose  Geburt  Jesu  aus 
dem  heiligen  Geiste  auf  das  Bestimmteste  betont.  Es  ist  doch 
klar,  dass  die  Ausdrücke  secundum  carnem,  xata  Oagxa  in  diesen 
Fällen  nicht  die  geschlechtliche  Abstammung^  sondern  nur  im 
Allgemeinen  das  menschliche  Yerhältniss  des  Pflegevaters  zum 
Sohne  bezeichnen  sollen. 

In  sprachlicher  Hinsicht  ist  noch  die  Lesart  des  Ev.  Inf.  Arab j 
in  domo  patris  mei  zu  notieren,  welche  sich  nicht  nur  bei  Theo - 
doret  (Opp.  V,  1063:  iv  reo  oIxg)  tov  jrarpo^  fiov)  wiederfindet, 
sondern  auch  im  Syr.  Sin.  (av^  Mji3.i)  sowie  in  der  Peechittha 
vertreten  ist.  Field  (Otium  Norvicense  III,  6)  weist  dazu  auf 
Gen.  41,  51  hin,  wo  '^5«  tT^Sl-bS  HKI  von  den  LXX  durch  xoi 
^avt(op  twv   TOV   jtazQog  fiov  wiedergegeben  ist    Ein  Ana- 


§  4.  Texte  und  üntersuclitingen.  ]^79 

logon  dazu  s.  Agrapha  S.  103.  169,  ebenso  Heft  III,  175.  355. 
Man  kann  auch  vergleichen  Fulleri  Miscellanea  sacra  IV,  17 
p.  223  in  den  Tract  Bibl.  Tom.  VIL 


10—12.  Ic.2,50. 

a.  Lc.  2,  50. 

xal  avzol  ov  övpijxap  zb  Qrjfia,  o  hXaJiijCep  avrolg. 

b.  Ev.  Inf.  Arab.  c.  53.  p.  208  ed.  Tischendorf. 

Sed  ipsi  non  intellexerunt  verba,  quae  eis  dixerat. 
Tanc  doctores  illi  rogarunt  Mariam,  hiccine  ipsius  esset  filias, 

et  annuente  ipsa,  0  te  felicem,  dixerant,  Maria,  qaae  hanc 

talem  peperisti.    c.  50.  p.  207:  Dixit  ergo  doctor  ille:  Ego 

hactenus  talem   scientiam  nee  consecutus  sum  nee  aadivi; 

quis  tandem,  putas,  puer  iste  erit? 

c  Ev.  Thomae  c.  XIX,  4.  p.  157  ed.  Tischendorf. 

ol  61  ygafifiarslg  xal  q)aQiCaloi  bIjcov    ov  bI  [irixriQ  rov 

jtaidiov  TOVTOv;  fj  6h  eljtsv  iyoi  elfic.  xal  bIjcdv  avx^*  fia- 

xagla  öv  el  iv  yvvai%lv,  ort  ^vXoyriaBv  6  d'Bog  rov  xaQxov 

Tfjg  xoiXlaq  öov'   touxvttjv  yag  66^av  xnl  zoiavrTjp  dge^ 

Zfjp  xal  aoqplap  ovte  l6ofiBP  ovzb  i^xovOafiiv  xoze. 

Wenn  manche  Kritiker  das  in  Lc.  2, 50  ausgesprochene  Nicht- 
verständniss  der  Eltern  Jesu  für  die  Worte  ihres  Sohnes  und 
für  das  darin  kundgegebene  Selbstbewusstsein  seiner  Gottessohn- 
schaft als  unvereinbar  mit  der  früheren  Verkündigung  seiner 
gottlichen  Geburt  aus  dem  heiligen  Geist  bezeichnet  haben,  so 
liegt  in  solcher  Kritik  eine  nicht  abzuleugnende  sachliche  Be- 
rechtigung. Aber  anstatt  kurzer  Hand  von  Lc.  2,  50  aus  die  in 
Lc  ly  31 — 35  enthaltene  Verkündigung  der  vaterlosen  GFeburt 
Jesu  für  unecht  zu  erklären,  hätte  eine  unbefangene  und  objektiv 
urtheilende  Ejritik  nach  der  anderen  Seite  hin  auch  die  Frage 
erwägen  sollen,  ob  wir  nicht  in  Lc.  2,  50  eine  redaktionelle  Zu- 
that  des  Lucas  zu  erblicken  haben.  Diese  Pflicht  lag  um  so 
näher,  als  z.  B.  ein  Analogon  hierzu  iu  Lc.  18,  34  vorbanden  ist, 
welches  die  Quellenscheidung  von  Weiss  schon  längst  mit  gross- 

ter  Bestimmtheit  an  den  Tag  gelegt  hat    Man  vgL  zunächst 

12* 


180  ^^  KindheitseTangelinm. 

Lc.  18,  34.  Lc  2,  50. 

xal  avTol  ovöhv  xovx(ov  Ovv^xav,  xal  avrol  ov  ow^- 

xal  i]v  t6  QTJ/ia  Tovro  xexgvfifiipov  xav  to  Q^fia,  o  iXa^ 

an  aix&v  xal  ovx  iylvaxsxov  ra  Xb-  XfjCev  avxolg, 
yopLsva, 

Von  Lc  18,  34  sagt  B.  Weiss  (Marcusevangeliom  S.  351): 
„Er  (Lucas)  schliesst  mit  einer  Bemerkung  über  das  mangelnde 
Verständniss  der  Jünger,  die  nur  eine  Wiederholung  von  9^  45 
ist^.  Und  in  der  That  ist  in  Lc.  9,  45  die  betreffende  Bemerkung 
aus  der  Marcusquelle  (Mc.  9,  32)  herübergenommen,  während  die 
Parallele  zu  Lc.  18,  31—34  in  der  Marcusquelle  Mc.  10,  32—34 
nichts  derart  enthält,  so  dass  jeder,  der  an  der  Hand  der  Weiss- 
schen  Quellenanalyse  die  bezüglichen  Stellen  Tergleicht,  sich  selbst 
davon  überzeugen  kann,  me  die  Bemerkung  Lc.  18,  34  von  dem 
dritten  Evangelisten  ex  suis  hinzugefügt  worden  ist.  Dass  dem 
nun  auch  hier  Lc.  2,  50  so  ist,  dafür  besitzen  wir  im  Thomas- 
evangelium einen  gewichtigen  äusseren  Zeugen.  Die  Relation 
des  Ev.  Thomae,  welche  die  Perikope  Lc.  2,  41 — 52  ohne  Zweifel 
in  der  vollständigsten  und  originalsten  Form  wiedergibt,  lässt 
Lc.  2,  50  aus  und  bietet  dafür  einen  völlig  aussercanonischen 
Text,  dessen  Ursprünglichkeit  aus  Gründen  der  inneren  und 
äusseren  Kritik  erkannt  werden  muss.  Die  erste  Hälfte  dieses 
Textes,  welche  sich,  wenngleich  im  Wortlaute  etwas  abgeändert, 
im  Ev.  Inf.  Arabicum  wiederfindet,  bietet  eine  Parallele  zu  Lc 
1,  42.    Man  vgl. 

Lc.  1,  42.  Ev.  Thom.  c.  19. 

evXoyfjfiipfj  öv  hv  yvvai^lv,  xal  fiaxaQla  öv  el  iv  yvpcu^lv,  oxi 
evXoyrjfiipog  6  xagxog  xr^q  xoc-  i]vX6yffcev  o  9'eog  xop  xagxov 
Xlaq  oov,  xfjg  xoiXlag  öov. 

Ein  ähnlicher  Parallelismus  begegnet  uns  in  der  TJnchrii^ 
des  Kindheitsevangeliums  auch  sonst.  Man  denke  an  Elisabeth 
und  Maria,  Zacharias  und  Joseph,  Johannes  und  Jesus,  die  An- 
kunft der  Hirten  und  die  Anbetung  der  Weisen,  die  zweimalige 
Verkündigung  des  Jesusnamens,  wobei  im  Urtexte  beide  Male 
der  erklärende  Zusatz:  avxog  yag  ocioei  xov  Xaov  avxov  axo 
xmv  dfiaQxiSv  avx(5v  —  nicht  fehlte.  VgL  die  Paralleltexte 
und  Bemerkungen  zu  Lc.  1,'31  und  Mt.  1,  21.  Aber  gerade  der 
auch  in  diesem  Falle  vorliegende  Parallelismus  wird  den  dritten 


§  4.  Texte  und  Untersuchnngen.  Igl 

Evangelisten  Yeranlasst  haben,  den  aussercanonisch  gebliebenen 
Text,  den  uns  das  Thomaseyangelium  erhalten  hat,  fallen  zu 
lassen.  Denn  es  ist  notorisch,  dass  Lucas  bei  seinem  Grundsatz 
schriftstellerischer  Sparsamkeit  Doubletten  so  viel  als  möglich 
zu  vermeiden  suchte.  Man  erinnere  sich  z.  B.  an  die  Weglassung 
der  Salbung  in  Bethanien  (Mc.  14,  3—9  =  Mt.  26,  6—13),  welche 
aus  keinem  anderen  Grunde  zu  erklären  ist,  als  weil  Lucas  eine 
Parallele  dazu  aus  anderer  Quelle  mittheilen  konnte  (Lc.  7,  36 — 
50).  Wenn  in  Folge  der  hier  Lc.  2,  50  in  ähnlicher  Weise  vor- 
genommenen Kürzung  das  Zeugniss  des  Lucas  f&r  den  ausser- 
canonischen  Text  des  Thomasevangeliums  fehlt,  so  ist  dagegen 
(weniger  das  Zeugniss  des  Ev.  Laif.  Arabicum,  welches  denselben 
Text  nur  in  abgeschwächter  Gestalt  wiedergibt,  als  vielmehr)  das 
des  vierten  canonischen  Evangeliums  von  entscheidender  Bedeu- 
tung. Wie  man  im  johanneischen  Prolog  Schritt  f&r  Schritt 
Parallelen  zum  Eindheitsevangelium  findet,  so  sind  auch  die 
Worte  i&-€acafie9'a  ttjv  öo^av  avrov  Joh.  1,  14  ein  Wiederhall 
aus  den  Worten  des  Kindheitsevangeliums  nach  der  Urschrift: 
TOiavTTjP  öo^ap  0VT6  Idofiev  — ,  nur  dass  sie  im  letzteren 
realistische  Erdfarbe,  im  johanneischen  Prologe  ideale 
Verklärung  an  sich  tragen. 

13—15.  Lc.  2, 51.  52. 

a.  Ev.  Inf.  Arab.  c  53.  p.  208  ed.  Tischendorf. 

Keversus  autem  cum  eisNazareth,  in  onmibus  rebus  mo- 

rem  eis   gerebat.     Et  mater  eins   conservabat  omnia 

verba  ista  in  corde  suo.  Dominus  vero  Jesus  profi- 
ciebat  statura  et  sapientia  et  gratia  apud  deum  et 
homines. 

b.  Ev.  Thomae  c.  XIX,  5.  p.  157  ed.  Tisch endorf. 

vxoraöoofievog  rotg  yovBvOiv  ovrov.  fj  de  fi^TTjQ  avrov 
ötBTfiQBi  Jtavra  xa  YEPOfisva.  6  öh^If/Oovg  jtQoixoJtre 
oog>la  xal  rjXixla  xal  x^Q'^'^^» 

c.  Lc.  2,  51.  52. 


182  Dm  Kindheitsevangelinm. 

vxoraoöofievog  avrotg.  xäi  tj  f^V'^VQ  ^vrov  öier^Qsi 
Ttavxa  ra  ^^(lara  hv  rjf  xagöla  avr^q.  xal  ^Iijcovq 
jtQoixonxBV  iv  r§  oog>la  xal  rjXixla  xal  ^ra^tr/ 
jiaQa  d'sä  xal  dpd'Qcixoig, 

Eine  Benützung  der  Worte:  xcii  ^v  vxoraaöofiBvoQ  avrolc, 
bezw.  Tolg  yovsvOiv  avrov  —  liegt  bei  Ignatius  vor  ad  Magn. 
XIII,  2.  p.  40,  17:  vxoraytjre  X€p  ixiCxojtm  xal  dZji^Xoigj  mg 
6  XgiOrog  np  JtatQl  xaxa  OaQxa,  Wie  wenig  aber  daraus,  dass 
Ignatius  den  Joseph  jtarfjQ  xara  Cagxa  nennt,  die  Schluss- 
folgerung gezogen  werden  kann,  als  ob  die  vaterlose  Geburt 
Jesu  von  Ignatius  geleugnet  werde,  kann  man  aus  denjenigen 
Stellen  der  Ignatianen  ersehen,  in  denen  die  Geburt  Jesu  ix 
xvevfiaTog  aylov,  kx  xagd'ivov  und  die  xaQd-evla  Maglag  aus- 
drücklich bezeugt  wird.  (Vgl.  Eph.  XVIII,  2  p.  22,  14.  Smym.  I,  1 
p.  82,  13.  Eph.  XIX,  1  p.  24,  1).  Siehe  auch  die  Bemerkungen  zu 
Lc  2,  48. 

XYIL  Das  Geschlechtsregister  Jesu. 
Lc.  3,  23—38.  Mi  1,  1—17.  Epiph.  Ancor.  c.  59. 

Im  Hinblick  auf  die  alttestamentlichen  Vorbilder  ist  es  in 
hohem  Grade  wahrscheinlich,  dass  die  Quellenschrift  des  Kind- 
heitsevangeliums —  TJ^^tStSn  yito;;  niijin  "»fiO  =  ßißZog  ysvioea^g 
^Itjöov  Xgicrov  —  nicht  ohne  eine  Genealogie  verfasst  gewesen 
ist  und  dass  diese  Genealogie  am  Schlüsse  des  ursprünglichen 
Kindheitsevangeliums  gestanden  hat  Denn  wie  das  Geschlecht»- 
register  Adams  —  Dl«  nibin  "TO  *=»  LXX:  ßlßlog  yavioeaig 
dvß-QcixoJV  —  von  dem  Redaktor  der  Genesis  Gen.  5,  1  ff.  zum 
Abschluss  der  Geschichte  Adams  angefügt  ist,  wie  femer  die 
noachitische  Geschlechtstafel  —  nb'^^D?  MbW  =  LXX:  al  yevi- 
aeig  rAv  vl&v  Neos  —  am  Schlüsse  der  Geschichte  Noahs  Gen. 
10,  Iff.  nachfolgt,  wie  ebenso  die  Erzählung  des  Buches  Ruth 
an  ihrem  Ende  in  ein  Geschlechtsregister  —  fnfi  niijirt  =  LXX: 
al  yeviifetg  ^Qsg  —  ausmündet  (Ruth  4,  18-— 22),  so  wird  es 
auch  mit  der  Grundschrift  des  Kindheitsevangeliums  der  Fall  ge- 
wesen sein^  da  dieselbe  sowohl  nach  Umfang  und  Einrichtung 
als  namentlich  durch  die  Anknüpfung  an  die  Geschlechtstafel 
Ruth  4,  18—22  an  dem  Büchlein  Ruth  ihr  literarisches  Vorbild 
gehabt  haben  dürfte. 


g  4.  Texte  nod  ünteraDchiiDgeii.  lg3 

In  unserem  reoipierten  ET&ngelieacanon  finden  sicli  nnn 
zwei  Genealogien,  nämlich  einmal  das  Lc.  3,  23 — 3S  zu  lesende 
Qeschleclitsregister,  welches  durch  Eli  als  den  Vater  Josephs  in 
der  nathaniBchen  Linie  bis  zu  David  empor  und  von  da  durch 
Abraham  bis  zu  Adam  hinauffuhrt,  andrerseits  die  Gesohlechte- 
tafel des  eret«n  Evangelisten,  welche  von  Abraham  durch  David 
und  durch  die  königliche  salomonische  Linie  bis  auf  Jakob  und 
dessen  Sohn  Joseph,  den  Pflegevater  Jesu,  herabfdbrt. 

Es  existiert  aber  auch  noch  eine  dritte,  eine  aussercano- 
nische  Geschlechtstafel,  welche  —  wie  die  lucaniscb-canonisobe 
—  von  Joseph  beginnend  aufwärts  führt,  aber  nicht  durch  die 
nathanische,  sondern  wie  bei  dem  erateu  Evangelisten  durch  die 
königlich  salomonische  Linie  die  Verbindung  mit  David  herstellt, 
dabei  zuglaich  zwei  empfindliche  Lücken  in  dem  Gescbleohts- 
tegister  des  Uatthäus  vermeidend,  um  dann  durch  Abraham  bis 
zu  Adam  emporzusteigen.  Es  ist  nun  sehr  merkwürdig,  dass  bei 
den  zahlreichen  und  eingehenden  Verhandlungen  Über  die  chri- 
stologifichen  Genealogien  von  ihrem  ersten  Bahnbrecher,  Julius 
Afrikanus,  an  bis  zu  ihrem  jüngsten  Bearbeiter,  Nebe,  diese 
aussercanonische  Geschlechtstafel  völlig  unberücksichtigt  gelassen 
worden  zu  sein  scheint  Und  doch  ist  dieselbe,  da  sie  der  Codex 
Cantabrigiensis  darbietet,  schon  um  deswillen  der  höchsten 
Beachtung  würdig,  weil  dieser  Codex  zur  Wiederauffindung  der 
Torcanonischen  Textgestalten  die  wichtigsten  Dienste  leistet  Vgl. 
Aussercanonische  Faralleltexte  I,  25 — 37. 

Meineraeits  möchte  ich  mich  zu  der  Meinung  hinneigen,  dass 
die  im  Codex  Bezae  Lc.  3,  23  ff.  zu  findende  Gescblechtstafel  der 
ursprünglichen  Textgestalt  der  Quellenschrift  am  nächsten  kommt. 
Die  Gründe  dafür  sind  folgende. 

Erstlich  enthält  dos  Verzeichniss  eine  Gei 
veatg  'lijoov  Xpiorov  n^BBTi  y^»")  rnbln)  und 
von  unten  nadi  oben  steigen,  auf  die  ürrat 
Wenn  dagegen  die  Gescblechtstafel  wie  bei  Ma 
ham  auf  Jesus  hinabgef&hrt  hätte,  so  wäre  sie 
zu  bezeichnen  gewesen.  Das  Verzeichniss  des  < 
aber  wie  das  canonisch-lucaniscbe  von  unten  m 

Wenn  dasselbe  —  zweitens  —  im  Wwe 
Mt  1,  2 — 16  zu  IflSMMJea  Namen  übereilutimml 
die  Gescblechtstafel  des  ersten  Evangelisten  keini 


]^g4  Das  KindheitBevaiigeliain. 

für  Codex  Bezae  gewesen.    Die  Meinung  nämlicb,  als  ob  das  in 
Codex  D  anstatt  der  canonischen  Genealogie  Lc  3,  23  ff.  miige- 
theilte  Greschlechtsregister  nach  Mt  1,  6  ff.  conformiert  worden 
sei,  scheint  Tischendorf  gehegt  zu  haben.    Denn  in  derEdiiio 
VIII  critica  maior  sagt  er:  D  ratione  MatUu&ei  a  versu  16  usque 
ad  y.  10  ad  Lucam  translata.    Es  ist  das  dieselbe  Anschauung 
vom  Codex  D,  welche  Tischendorf  auch  sonst  vertritt    Aber 
wie  diese  Meinung  von  einer  Conformation  namentlich  des  Lucas- 
evangeliums  nach  den  Matthäustexten  im  Allgemeinen  unhaltbar 
ist  (ygL  H«ft  I,  144  ff.)  und  durchaus  ungeeignet^  die  Besonder- 
heiten des  Codex  Cantabrigiensis  zu  erklären,  so  ist  es  auch  hier 
der  FalL    Denn  wenn  der  Redaktor  der  Cambridger  Handschrift 
wirklich   die  Absicht  gehabt  hätte,  die  zwischen  Lc.  3,  23—31 
und  Mt.  1,  6 — 16  bestehenden  Discrepanzen  durch  eine  Confor- 
mation des  Lucastextes  nach  dem  Muster  von  Mi  1,  6 — 16  aus- 
zugleichen, so  hätte  er  doch  gewiss  eine  Yollsi&ndige  Überein- 
stimmung der  beiderseitigen  canonischen  Texte  herbeigef&hrt,  nicht 
aber  neue  Differenzen  geschaffen.    Es  ist  kein  Symptom  eines 
vorhandenen  Interesses  an  Conformation  der  Texte,  wenn  Ver- 
schiedenheiten wie  folgende  uns  entgegentreten: 

Der  canonische  Matthäustexi        Der  Lucastext  nach  Codex  D. 

Ußia 

Böig 

Noch  auffälliger  sind  folgende  Differenzen  zwischen  den 
eigenen  Texten  des  Codex  D  bei  Matthäus  und  Lucas. 

Codex  d  bei  Matthäus.^)  Codex  D  bei  Lucas. 

Achim  ^laxelv  Jachin 

Heleazar  *EXea^aQ  Eleazar 

Heliacib  ^Ekiaxelii  Eliacim 

Heliut  "Eliovö  Eliud 

Abiut  l4ßiovö  Abiud. 

1)  Von  dem  Cod.  Bezae  fehlen  die  beiden  ersten  Blätter  und  damit 
Mt  1, 1—20  im  griechischen  Texte.  Von  dem  lateinischen  Texte  ist  t.  12—20 
erhalten. 


Axaq 

Achas 

'icoad'ap 

Joathan 

"Aßiovö 

Abiud 

"Qßrjö 

Obed. 

Boog 

Boos 

^AcQciv 

AsTon. 

§  4.  Texte  und  Untersnchangen.  Ig5 

Diese  Erscheinungen  weisen  auf  alles  Andere  hin  als  auf 
den  angeblichen  Trieb  zur  Conformierung  der  Texte.  Besonders 
die  consequent  durchgeführten  Unterschiede  der  aspirierten  und 
nicht  aspirierten  Aussprache  am  Anfang  einerseits,  sowie  der 
weicheren  und  härteren  Aussprache  am  Schlüsse  andrerseits 
machen  es  zweifellos,  dass  der  Codex  D  seine  aussercanonische 
Geschlechtetafel  Lc.  3,23fir.  aus  einer  anderen  Quelle  geschöpft 
haben  muss,  als  aus  seinem  eigenen  Matthäustexte.  Es  ist  sehr 
zu  bedauern,  dass  der  Codex  Bezae  fragmentarisch  beginnt,  dass 
sein  griechisches  Geschlechtsregister  bei  Matthäus  gar  nicht  und 
von  dem  lateinischen  Texte  derselben  nur  der  Schluss  Yon  Jecho- 
nias  abwärts  erhalten  ist.  Sonst  würden  wir  wahrscheinlich  noch 
zahlreichere  Differenzen  zu  recognoscieren  haben.  Aber  auch  das 
Vorhandene  genügt,  um  schon  aus  der  Schreibweise  der  Kamen 
für  die  Geschlechtsregister  des  Cod.  D  die  Existenz  zweier  ver- 
schiedener Quellen,  einer  canonischen  beim  ersten  Evangelisten, 
und  einer  aussercanonischen  im  lucanischen  Geschlechtsregister, 
zu  constatieren  und  den  Verdacht  einer  absichtlichen  Conforma* 
tion  der  Texte  zu  beseitigen. 

Aber  es  sind  noch  weitere  Anzeichen  vorhanden,  welche  die 
Unabhängigkeit  des  Codex  D  in  seiner  aussercanonischen  Ge- 
schlechtstafel Lc.  3,  23  ff.  von  der  Parallele  Mi  1,  Iff.  auf  das 
Schlagendste  darthun.  Dahin  gehört  die  Weglassung  der  im 
canonischen  Matthäus-Texte  zu  lesenden  Zusätze:  hc  rijg  OccfiaQ 
(v.  3),  ix  T^q  ^Paxaßy  ix  xfjq  ^Povd-  (v.  5),  top  ßaOiXia,  ix  r^e 
rov  OvqIov  (v.  6),  vor  allen  Dingen  aber  der  Umstand,  dass  die 
beiden  Lücken,  welche  man  je  und  je  in  der  Geschlechtstafel 
des  ersten  Evangelisten  bemerkt  hat,  nämlich  das  Fehlen  der 
drei  davidischen  Könige  Ahasja,  Joas,  Amazia  in  Mt  1,  8  und 
der  Ausfall  des  Königs  Jojakim  (Eliakim)  in  Mi  1,  11,  vom  Codex 
Bezae  vermieden  worden  sind.  Wenn  dabei  der  jetzige  Text  der 
Cambridger  Handschrift  die  Namen  Jojakim  und  Eliakim  in 
einer  solchen  Weise  aufführt,  als  ob  dadurch  zwei  verschiedene 
Persönlichkeiten  bezeichnet  werden  sollten,  und  wenn  nran  diesen 
anscheinenden  Irrthum  als  ein  Zeichen  des  geringen  Werthes  hat 
betrachten  wollen,  welcher  der  aussercanonischen  Geschlechts- 
tafel des  Codex  D  zukomme,  so  liegt  die  Sache  doch  sehr  ein- 
fach. Der  spätere  Abschreiber  oder  Nachschreiber  nahm  jeden- 
falls die  Namen  Jojakim  und  Eliakim  für  Bezeichnungen  zweier 


Igg  Das  Kindheitseyangeliam. 

verschiedener  Persönliclikeiteii.    Aber  wie  z.  B.  in  der  Genealogie 
1.  Par.  1,  26  Abraham  mit  seinen  zwei  Namen  vorgefbhrt  wird: 
DiTia«  Äin  ta'tt«  — ,  wie  in  der  weiter  nnten  zu  besprechenden 
Geschlechtstafel,  welche  Epiphanius  mittheilt,  der  Eonig  üsia 
ebenfalls  mit  seinen  zwei  Namen  erscheint:  top  \)^lap  xov  xXi^ 
d-evta  jiöaQlav  — ,  so  wird  es  mit  Eliakim  »=  Jojakim  anch  der 
Fall  gewesen  sein.  Der  erste  Redaktor  des  Codex  Bezae  wird  richtig 
beide  Namen  Jojakim  und  EUakim  als  identisch  betrachtet  haben, 
und  im  Urtexte  wird:  xov  ^lamxelfi  xov  xa\  ^EXiaxelß  zu  lesen 
gewesen  sein.    Erst  später  werden  durch  Weglassung  des  xai 
unter  den  Händen  der  Abschreiber  zwei  verschiedene  Personen 
daraus    geworden   sein.     Hat   doch    der   um    140    entstandene 
Codex  Bezae  eine  Geschichte  von  mehr  als  vierhundert  Jahren 
hinter  sich,  bevor  er  die  Gestalt  gewonnen  hat,  in  welcher  er 
uns  vorliegt.    (Vgl  Heft  I,  25).    Aber  auch  diesen  Fehler  ange- 
geben und  auf  die  Schultern  des  ersten  Redaktors  gewälzt,  so 
würde  derselbe  doch  nimmermehr  aus   dem  Matthäns- 
Geschlechtsregister  zu  erklären   sein,    wo  Jojakim  = 
Eliakim  fehlt    Dasselbe  gilt  von  den  drei  Namen:  Ahasja  = 
*Oxo^lag,  loas  »»  'icoag,  Amazia  «s  ^Aftaalaq,  welche  Codex  D 
zwischen  Joram  und  üsia  der  alttestamentlichen  Darstellung  ent- 
sprechend darbietet.    Die  Behauptung,    dass  der  Redaktor  des 
Codex  D  seinerseits  diese  Namen  direkt  aus  dem  A.T.  ergänzend 
eingetragen  und  zugleich  die  Tendenz  verfolgt  habe,   die  luca- 
nische  Geschlechtstafel  nach  der  Genealogie  des  ersten  Evange- 
listen zu  conformieren ,  hiesse  soviel  wie  zwei  Hasen  auf  einmal 
jagen  und  keinen  fangen.    Entweder  hätte  er  bei  einer  beabsich- 
tigten  Conformierungsarbeit    die  Symmetrie    der  Matthäus-Ge- 
schlechtstafel, auf  welche  der  erste  Evangelist  so  grossen  Werth 
legt,  wahren  und  demgemäss  alle  Änderungen,  Weglassungen 
und  Zusätze  unterlassen  müssen.   Oder  wenn  er,  wie  La  3,  23  ff., 
so  auch  Mt.  1,  1  ff.  die  Lücken  in  der  Genealogie  ex  suis,  bzw. 
aus  dem  A.T.,  ergänzte  und  dadurch  achtzehn  Namen  —  anstatt 
der  vierzehn  des  Mt.  —  gewinnend,  die  Symmetrie  des  ersten 
Evangelisten  durchbrach,  so  hätte  er  auch  die  Bemerkung  Mi 
1, 17  über  die  dreimal  vierzehn  Glieder  streichen  müssen.   Etwas 
Anderes  aber  war  es,  wenn  der  Redaktor  des  Cod.  D  einer  ausser* 
canonischen  Quelle  folgte,  deren  Text  er  acceptierte,  ohne  weiter  in 
den  canonischen  Text  durch  Streichung  von  ML  1, 17  einzugreifen. 


§  4.  Texte  und  Untersuchungen.  Ig7 

Daas  nämlich  der  Cod.  D  auch  in  dem  gäDzlich  verloren  ge- 
gangenen Theil  der  Matthäus- Genealogie  (Mi  1,  1 — 11)  der 
Hauptsache  nach  ebenso  gelesen  hat  wie  in  seiner  Lucas-Oenea- 
logie,  dass  ihm  auch  bei  Mi  namentlich  die  drei  Glieder:  Ahasja, 
loas,  Amazia  —  nicht  gefehlt  haben,  daf&r  haben  wir  einen 
sicheren  Zeugen  in  dem  Eyangeliencanon,  welcher  der  Syrer 
Guretons  genannt  wird.  Allerdings  ist  derselbe  nur  in  grösse- 
ren Fragmenten  erhalten.  Und  eine  von  den  vorhandenen  grossen 
Lücken  betrifft  auch  die  evangelischen  Genealogien.  Während 
im  Codex  D  das  lucanische  (aussercanonische)  Geschlechtsregister 
vollständig,  dagegen  die  Genealogie  des  ersten  Evangelisten  nur 
in  defektem  Zustand  erhalten  ist,  sofern  der  griechische  Text 
gänzlich  und  vom  lateinischen  Texte  die  Hälfte  fehlt,  verhält  es 
sich  mit  dem  Syrer  Guretons  umgekehrt:  die  lucanische  Ge- 
schlechtstafel ist  verloren,  die  des  ersten  Evangelisten  ist  vor- 
handen. Ist  es  nun  nicht  wichtig,  dass  hier  die  Mt.  1,  8  bemerk- 
bare Lficke  ebenfalls  vennieden  ist,  dass  die  Reihe  der  drei 
Namen:  oxo^ccg,  icoag,  afiaöuxg  nicht  fehlt?  Bei  seinem  hohen 
Alter  und  bei  der  auch  sonst  constatierten  Abstammung  des 
Syrers  Guretons  aus  derselben  Quelle,  aus  welcher  Codex  D  ge- 
flossen ist  (vgL  Heft  I,  35.  41),  kann  man  mit  Sicherheit  an- 
nehmen, dass  die  Geschlechtstafel  des  Cod.  D  zu  Mi  1,  1  ff.  mit 
seiner  zu  Lc.  3,  23  ff.  gegebenen  Genealogie  übereinstimmend  ge- 
wesen ist. 

Als  dritter  Zeuge  kommt  noch  die  bereits  oben  erwähnte 
Geschlechtstafel  in  Betracht,  welche  Epiphanius  in  seinem  An- 
coratus  (Ancor.  a  59)  aufgenommen  hat.  Dieselbe  ist  mit  der 
Genealogie  des  ersten  Evangelisten  nahe  verwandt,  zeigt  aber 
in  folgenden  Punkten  ihre  Unabhängigkeit  Ton  Mi  1, 1 — 16: 

a,  in  variierender  Schreibung  der  Eigennamen; 

b,  in  der  Einfügung  der  drei  Königsnamen:   'Oxo^lag  = 
Ahasja,  ^Iwag  «»  Joas,  ^E/uölag  «»  Amazia; 

c,  in  der  Formel  yspvq:   anstatt  des   canonisoh^  iyiv- 
vrfiBv  — ; 

d,  in    der   nur   viermaligen  Anwendung    dieser  Formel: 
fBvva  — ; 

e,  in  der  Weglassung  des  Zusatzes:  kx  rrjg  ^Paxaß  — ; 

^  in  der  Einfügung  des  Gesofalechtsregisters  von  Adam 
bis  Abraham. 


188 


Das  KindheitBeTangelinm. 


Man  sieht:  um  so  weit  sich  diese  Genealogie  des  Epiphanins 
von  dem  Geschlechtsverzeichnisse  des  ersten  Eyangelisten  ent- 
fernt, um  ebenso  viel  nähert  sie  sich  dem  aussercanoniachen  Ge- 
schlechtsregister des  Cod.  D  zu  Lc  3,  23  ff.  und  weist  somit  auf 
dieselbe  Quelle  hin. 

Es  erscheint  daher  zweckmässig,  vorerst  eine  Tabelle  dieser 
verwandten  Genealogien  zu  geben. 

Genealogische  Tabelle. 


Tischen- 

Codex d 

Codex  d 

Codex  D 

Syr.  Cur. 

Epipha- 

dorf Vi  II 

Mat- 

Lucas 

Lucas 

Mat- 

nins  An- 

Mat- 

thaeus 

thaens 

cor.  c.  59. 

thaeus 

*I(OCriq> 

Joseph 

Joseph 

icoöfiq) 

i<oöfiq> 

*I(oöi^g> 

laxtoß 

Jacob 

Jacob 

uxxmß 

laxmß 

^laxmß 

Ma»»av 

Matthan 

Matthan 

fia&ß-av 

fiazd'av 

Mard'iaq 

"ElsaC^aQ 

Heleazar 

Eleazar 

eXea^aQ 

sXsa^aQ 

^EXea^oQ 

"EXtovö 

UeUut 

Eliud 

eXiovö 

eXiovö 

"EXiovö 

'Axelii 

Achim 

Jachin 

laxHV 

axiv 

"Axelfi 

Sadcix 

Sadoc 

Sadoc 

Oaömx 

öaöcox 

Uaöcix 

*A^<oQ 

Azor 

Azor 

ag<o(> 

agcop 

^AcmQ 

'Eliaxel/i 

Heliacib 

Eliacim 

sXiaxBifi 

sXuxxetfA 

"Elioxslfi 

*Aßiov6 

Abiuth 

Abiud 

aßiovd 

aßiovö 

"Aßiovi 

ZoQoßa- 

Zoroba- 

Zoroba- 

goQoßa- 

^oQoßa- 

ZoQoßi' 

ßeX 

bei 

bel 

ßeX 

ßeX 

/fc/ 

JkzXa- 

Salathiel 

Salathiel 

oaXaHfiX 

öaXad-if/X 

SaXa- 

»iflX 

»ifll 

'Isx^^^g 

Jecho- 
nias 

Jecho- 
nias 
Joadm 
Eliacim 

lexoviag 

iwaxeifi 
eXiaxeifi 

uxoviag 

^iBxovlat; 

*Ia}aelag 

Josia 

lOHJeia 

imöiag 

^Itoclag 

*Aficig 

Amos 

aficog 

aßiDV 

lä/icig 

MavaC" 

Manasse 

fiapaacfi 

HavaMfig 

Mavao^^ 

Ofjg 

*E^&dag 

Esecia 

e^exeia 

Bt^BTuag 

"EC&claq 

]4xa5 

Achas 

axag 

«Z«£ 

"^Xai 

Icoad'afi 

Joathan 

icoad-ap 

uoa&a/i 

'lam&aii 

§4.  Texte  und  Untersuchungen. 


189 


Tischen- 
dorf vni 

Mat- 
thaeus 


Codex  d 

Mat- 

thaeus 


Ußia 
^Poßodß 
UoZo- 
ficiv 
Aavslö 

"Icoß^ö 
Böig 
J!aZ(ioiv 
NaaC" 

Ccip 
lAfiiva- 

daß 
Agafi 

^lovöag 
*Iaxciß 
^löaax 
'Aßgaa/i 


Tischen- 
dorf Vm 
Lucas 

AavBld 

*kccal 

*I(oßri6 

Boog 

SaXa 

Naach 

Ociv 
[Afiiva- 

daß 
^Aöfislv 
^AqvbI 

^ECQCOP 

^ageg 

^lovöa 

'laxciß 

^laaax 

^AßgaapL 

OoQa 

Naxcig 

Sbqovx 

^akex 

"EßSQ 


Codex  d 

Codex  D 

Syr.  Cur. 

Lucas 

Lucas 

Mat- 
thaeus 

Ezecia 

ogaa 

o^tag 

Amasiu 

afiaoiag 

afiaoiag 

Joas 

icoag 

imag 

Ochozias 

oxo^iag 

oxo^iag 

Joram 

ia}Qa(i 

ICDQafi 

Jusafad 

ifDCatpad 

ioaoatpax 

Asaph 

acatp 

aca 

Abiud 

aßtovö 

aßia 

Boboam 

Qoßoafi 

Qoßoafi 

Solomon 

OoXofiCDV 

coXo(iüyp 

David 

davBtö 

davBiö 

Jesse 

iBcaai 

iBööat 

Obed 

COßfjl 

wßf]6 

Boos 

ßoog 

ßoog 

Salomon 

caliicDV 

oala 

Naasson 

vaaocfov 

paaOCiDP 

Amina- 

afiBipa- 

afiipaöaß 

dab 

öaß 

Aram 

agafi 

agofi 

Asron 

aöQcofi 

BOQCOll 

Fares 

(poQBg 

(paQBg 

Jttda 

lOvSa 

iovöag 

Jacob 

laxcoß 

laxcoß 

Isac 

loax 

toaax 

Abraham 

aßgaafi 

aßgaafi 

Thara 

d-aga 

I^achor 

pax(x>Q 

Seruc 

OBQOVX 

Ragau 

gayav 

Phalec 

ipaXBx 

Eber 

BßBQ 

Epipha- 
nius  An- 
cor.  c.  59. 


Wag 
^Efiealag 
^Icoag 
'OxoC,lag 

*Aodg) 
"Aßtd 
^Poßoccfi 
2!oXo' 
fimp 
Aaßlö 
*lB00al 

^I(Oßf]Ö 

Boo^ 

UaXficip 

NaaOcifi 

^Afiipa" 

öafi 
jiga/i 

*Ecg(6fi 

^agig 

^Iovöag 

^Faxciß 

'löadx 

^Aßgaafi 

ßdgga 

Naxcig 

ÜBgovx 

^Payrn 

^aXix 

"Eßsg 


190 


Das  Kindlieitsevangelinm. 


Tischen- 

Tischen- 

Codex d 

Codex  D 

Syr.  Cur. 

Epipha- 

dorf  VUI 

dorf  VI  IT 

Lucas 

Lucas 

Mattr 

nius   Ad* 

Mat- 

Lucas 

ihaeus 

cor.  c.  59. 

tliaeas 

2aXa 

Sala 

oaXa 

2aXa 

Kätvafi 

Kaivav 

*AQ^a§d6 

Arpha- 
xad 

aQg>a^aö 

^Agipa^ai 

^W 

Sem 

orin 

sw 

NAb 

Noe 

vme 

NAb 

Aafiex 

Lamech 

XafiBX 

AafiBx 

Mad'ov- 

Mathu* 

liad-ov- 

Mad-ov- 

öaXa 

sala 

aaXa 

CaXa 

*Ev<6x 

Aenox 

atvmx 

^Evmx 

'/crpcr 

lared 

laQBÖ 

^laQBÖ 

MeXe- 

Maleleel 

fiaXsXBijX 

MaXe- 

Xb^X 

1 

XBffX 

Katvafi 

Ainan 

xatvav 

Katvav 

Epcog 

Aenos 

cuvcog 

^Evcig 

Srid- 

Seih 

atid- 

I^d^ 

l4daijt 

Adam 

aiafi 

^Aöafi 

Bei  einer  Beurtheilung  dieser  Geschlechtsregister;  die  sämmi- 
lich,  wie  sie  vorliegen,  als  Oeschlechtsregister  Josephs 
sich  gehen  und  die  davidische  Abstammung  Marias  nicht  za 
berücksichtigen  scheinen,  ist  die  Herbeiziehung  der  anderweiten 
—  canonischen  und  aussercanonischen  —  genealogischen  Notizen 
erforderlich. 

Die  davidische  Abstammung  Jesu  im  Allgemeinen, 
ohne  Bezugnahme  darauf,  ob  sie  durch  Joseph  oder  Maria  vei^ 
mittelt  ist,  wird  in  folgenden  Fällen  bezeugt:  Mt.  1,  1;  Act  2, 30; 
13,  23;  2.  Tim.  2,  8;  Apoc.  3,  7;  5,  5;  22,  16;  Aiö.  X,  6;  Ign.  ad 
Rom.  Yll,  3;  Celsus  ap.  Orig.  c  Gels.  II,  32;  Hegesippus  ap.  Eus. 
H.  E.  m,  20,  2. 

Die  davidische  Abstammung  des  Joseph  ist  in  direkter 
Weise  ausgesagt:  Mt.  1,  20;  Lc.  2,  4.  Auf  indirektem  Wege  er- 
gibt sie  sich  aus  den  evangelischen  Stellen,  in  welchen  Jesus  ab 
vlog  Aaviö  angerufen  und  begrOsst  wird:  Mt  9, 27;  12, 23;  15,22; 


§  4.  Texte  und  Üntersacliimgen.  191 

21,  9.  15;  ferner  Mt.  20,  30.  31  «=  Mc.  10,  47,  48  «=  Lc.  18,  38.  39. 
Denn  da  Jesus  nach  Lc.  3,  23  und  Job.  6,  42  allgemein  als  der 
eheliche  Sohn  Josephs  galt,  so  konnte  im  Volke  niemand  auf 
den  Gedanken  kommen,  dass  sein  davidisches  Slut  nur  durch 
Maria  vermittelt  sei. 

Die  dayidische  Abstammung  der  Maria  ergibt  sich  zu- 
nächst aus  Lc.  1,  27,  verglichen  mit  Lc.  2,  4.  Denn  da  an  letz- 
terer Stelle  von  Joseph  gesagt  wird:  öia  to  dvai  avrov  i^ 
olxov  xal  JtüTQiaq  Aavlö,  in  einem  Tone,  der  deutlich  bezeugt, 
dass  der  Verfasser  diese  Nachricht  zum  ersten  Male  geben  will, 
so  entsteht  fQr  Lc.  1,  27  die  Noth wendigkeit,  den  Zusatz:  ig 
olxov  Aavld  granmiatisch  nicht  auf  ^Imatjg),  sondern  auf  xagd-i- 
voq  zu  beziehen.  Ebenso  ist  Lc.  1,  32  die  geschlechtliche  Ab* 
stammung  Jesu  von  David  ausschliesslich  als  durch  Maria  ver- 
mittelt gedacht.  Denn  da  der  ganze  Context  an  dieser  Stelle  Lc. 
1, 32 — 35  die  vaterlose  Geburt  Jesu  verkündet,  so  kann  die  Bezeich- 
nung Davids  als  o  jtaxTjQ  avxov  in  keiner  Weise  eine  Vermit- 
telung  durch  Joseph  zur  Voraussetzung  haben.  Auch  Paulus 
hat  die  davidische  Abstammung  Jesu  lediglich  auf  die  weibliche 
Linie  zurückgeführt,  wenn  er  Rom.  1,  3:  ysvoiiivov  ix  CjtiQfiatoq 
Javiö  xara  Cagxa  durch  Qal.  4,  4:  yevofievov  hc  yvvaixoq  er- 
läuterte. Ahnlich  verhält  es  sich  mit  dem  Apokaljptiker, 
wenn  man  seine  christologischen  Aussagen  Apoc.  3,  7:  o  Ix<x^p 
tfjv  xUlp  Tot5  Aa'dö  — ,  Apoc.  5,  5:  fj  gl^a  Aavld — ,  Apoc  22, 
16:  iyci  dpLi  fj  gi^a  xal  to  y^pog  Javlö  —  mit  Apoc.  12,  13: 
Tf]v  yvvalxa,  ijrig  hexav  top  oQQeva  vergleicht  Endlich  von 
den  canonischen  Schriftstellern  bezeugt  auch  der  erste  Evan- 
gelist die  davidische  Abstammung  Marias  als  eine  für  ihn  ganz 
selbstverständliche  Voraussetzung,  indem  er  Mt.  1,22.  23  die  jesai- 
anische  Weissagung  von  der  Oeburt  eines  Königskindes  aus 
Davids  Stamm  nach  Jes.  7,  14  (vgl.  mit  Jes.  9,  6.  7)  auf  Maria 
anwendet.  Es  ist  daher  eine  gänzlich  verfehlte  Behauptung, 
wenn  man  die  davidische  Abstammung  der  Maria  erst  von  der 
Mitte  des  2.  Jahrhunderts  an  —  durch  Justin  zum  ersten  Male 
—  vorausgesetzt  sein  lässt.  Vielmehr  war  die  Zugehörigkeit  der 
Mutter  Jesu  zu  der  davidischen  Nachkommenschaft  bereits  vor 
Entstehung  der  johanneischen  Apokalypse,  vor  Abfassung  des 
ersten  und  dritten  Evangeliums,  ja  selbst  der  paulinischen  Briefe, 
eine  gar  nicht  in  Zweifel  zu  ziehende  Annahme,  welche  überdem 


192  ^^  Eindheitseyangeliam. 

in  der  Quellenschrift  des  Eindheitsevangeliums  (nach  Lc.  1,  27. 
32 — 35)  ihren  Halt  besass.  Justin  sprach  daher  nichts  Neues 
aus,  wenn  er  Dial:  c.  Tr.  c.  100  schrieb:  dxo  rov  Aaßid  . . .  xax- 
ayu  Tj  MüQla  to  ydvog.  Auch  Tertullian  theilte  dieselbe  Auf- 
fassung. Vgl  adv.  Jud.  c.  9.  Ebenso  heisst  es  im  Protevange- 
lium  Jacobi  von  Maria  c.  10:  oti  fjv  ix  xr^q  q>vX^q  ^uvU. 
Und  selbst  wenn  die  oben  unter  §  4.  II  zu  Lc.  1,  26.  27  S.  77  aus 
Ephraem  Syr.  und  Aphraates  als  Schriftworte  ndtgetheilten 
Citate  (eadem  scriptura  dixit,  utrumque  Josephum  et  Mariam 
esse  ex  domo  David)  der  Quellenschrift  des  KindheitseTangeliams 
nicht  angehört  haben  sollten,  so  hat  doch  die  syrische  Eyange- 
lientradition  damit  lediglich  den  Sachverhalt  zum  Ausdruck  ge- 
bracht, welche  dem  Kindheitsevangelium  zu  Grunde  liegt 

Nach  diesen  Erörterungen  kann  mit  um  so  grösserer  Un- 
befangenheit die  Frage  behandelt  werden,  wie  wohl  der  Verfasser 
des  Kindheitsevangeliums  die  davidische  Abstanunung  Jesu  auf 
genealogischem  Wege  vermittelt  habe  und  wie  die  beiden  cano- 
nischen Qenealogien  dazu  sich  verhalten. 

Es  seien  zur  Klärung  des  Sachverhaltes  folgende  zusammen- 
fassende Sätze  aufgestellt: 

1. 

Dass  der  Urschrift  des  Kindheitsevangeliums  eine  Genea- 
logie nicht  gefehlt  haben  werde,  zeigt  schon  das  Vorbild  des 
Büchleins  Ruth.  Vgl.  Ruth  4,  18—22:  fifi  nilbin  niift'l  =  LXX: 

xäi  ovrai  al  ysviösig  ^agsq TT*^?  Tbirt  '^10y\  =  LXX : 

xal  *l6öaal  iyivvriOB  xov  Aavld.    Vgl  oben. 

2. 

Eben  dahin  weist  der  Mt.  1,  1  erhaltene  Titel  des  ursprüng- 
lichen Kindheitsevangeliums.     Vgl.  Mt.  1,  1:   BlßXog  YBviaea>g 

^Ifjaov  XQiOTov  =  n'^ttfBn  T\xo^  niibin  "TO. 

3. 

Dass  die  Genealogie  Jesu  nicht  am  Anfang,  sondern  am 
Schlüsse  des  urschriftlichen  Kindheitsevangeliums  gestanden 
habe,  ei^ibt  sich  ebenso  wohl  aus  dem  Büchlein  Ruth  als  aus 
anderen  alttestamentlichen  Beispielen.  VgL  Gen.  5,  1:  n&p  TTT 
C-TÄ  nnbin  =  LXX:   avrr]  ^  ßlßXoq  ytviCBwq  dvd-Qcixmp  —, 


§  4.  Texte  und  üntersachungen.  193 

ebenso  Gen.  10,  l:.nb-"'5a  mbin  ni«1  =LXX:  avtai  6h  al  ys- 
viasig  xAv  vl&v  Näe.    Vgl.  oben. 

4. 

Da  laut  des  Titels  in  der  Urschrift  des  Kindheitsevangeliums 
nicht  die  DIK  nilbin,  nicht  die  QrrO&t  milbiP,  auch  nicht  die 

TT  :'  tt;-  :' 

"Ti'n  rilblW,  sondern  vielmehr  die  Taw*l  nilbin  gegeben  werden 
sollten,  so  ist  es  von  vornherein  wahrscheinlich,  dass  diese  Ge- 
nealogie Jesu  nicht  ein  xaraysiVj  wie  im  ersten  canonischen 
Evangelium,  sondern  ein  dpayeiv,  wie  in  der  lucanischen  Genea- 
logie, gewesen  ist  Solche  aufwärts  führende,  rückläufige 
Genealogien  finden  sich  auch  schon  im  A.  T.  Vgl  1.  Par.  4,  35. 
37;  5,  8.  14. 

5. 

Lucas  dürfte  mithin  nicht  nur  in  der  Stellung  des  Geschlechts- 
registers, sondern  auch  in  der  von  Jesu  Person  aus  rückwärts- 
laufenden Anordnung  der  genealogischen  Namen  das 
Ursprüngliche  besser  erhalten  haben,  als  der  erste  Evangelist, 
welchem  wir  andererseits  die  Conservierung  des  Titels:  tlilbin 
IT^ttfBn  IP^tJ'^  —  verdanken. 

6. 

Bei  der  Frage,  welche  der  beiden  lucauischen  Genealogien, 
ob  die  canonische  oder  ob  die  aussercanonische  des  Cod.  D  als 
die  ursprüngliche  zu  erachten  sei,  neigt  sich  nach  dengesamm- 
ten  quellenkritischen  Grundsätzen,  welche  von  mir  be- 
reits in  den  Agrapha,(S.  30  ff.)  aufgestellt,  dann  (vgl.  Ausser- 
canonische Paralleltexte  I,  25  ff.)  beharrlich  weiter  verfolgt  worden 
sind,  das  Urtheil  von  vornherein  zu  Gunsten  des  Cod. 
Bezae,  dessen  hoher  Werth  für  das  Quellenmässige  der  ur- 
christlichen Überlieferungen  neuerdings  immer  besser  erkannnt 
und  anerkannt  wird. 

7. 

In  diesem  Falle  spricht  Folgendes  für  die  Originalität  der 
in  üod.  D  zu  Lc.  3,  23 ff.  mitgetheilten  Genealogie: 

a,  ihre  bei  aller  Verwandtschaft  mit  der  Genealogie  des 
ersten  Evangeliums  unleugbare  Unabhängigkeit  von 
derselben,  wie  solche  oben  8.  185 ff.  nachgewiesen  ist; 

Texte  a.  Untenachtingen  X,  6.  13 


i 


194  ^^  KindheüeeTangelittm. 

bf  ihre  dem  Titel  des  KindheitsevangeUams  entsprechende, 
von  der  Person  Jesa  ausgehende,  rftcklänfige  Anordnung 
der  genealogischen  Namen; 

c,  ihre  Verwandtschaft  mit  der  bei  Epiphanius  (Ancor 
c  59)  aufbewahrten  Genealogie; 

d,  ihr  Zusammentreffen  mit  dem  zu  Mt.  1,  Iff.  im  Syrer 
Guretons  g^ebenen  öeschlechtsregister; 

e,  der  Umstand,  dass  aus  der  Genealogie  des  Cod.  D  die 
redaktionelle  Behandlung  des  Geschlechtsregisters  Jesu 
durch  den  ersten  Evangelisten  sich  wohl  erklären  lassi 

8. 

Nämlich  bei  seiner  judenchristlichen  Gesammtauffas- 
sung und  gemäss  seiner  Absicht,  Jesum  von  vornherein  als  vtbc 
Aavld  und  als  vlog  ^Aßgaan  zu  pointieren,  sowie  entsprechend 
seiner  Neigung,  den  überlieferten  Quellenstoffen  einen  architekto- 
nischen Aufbau  zu  geben,  liess  der  erste  Evangelist  der 
queUenmässigen  Genealogie  des  Eändheitsevangeliums  folgende 
redaktionelle  Änderungen  angedeihen: 

a,  er  entfernte  die  Genealogie  von  ihrer  quellenmSssigen 
Stelle  am  Schlüsse  der  Kindheitsgeschichte  Jesu  und 
stellte  sie  an  die  Spitze  seines  ganzen  Evangeliums; 

b,  er  verwandelte  die  rückläufige  Genealogie  Jesa  in  ein  von 
oben  abwärts  führendes  Geschlechtsregister  (xoro/e/i'); 

c,  indem  er  die  Patriarchenreihe  von  Adam  bis  Tharah 
beseitigte  und  das  Geschlechtsregister  Jesu  mit  Abra- 
ham, dem  Stammvater  des  auserwählten  Volkes,  eröff- 
nete, gewann  er  an  Stelle  des  ursprünglichen  universalen 
einen  mehr  judenchristlich  gerichteten  Ausgangspunkt 
seiner  Darstellung; 

d,  gemäss  seiner  architektonischen  Neigungen  und  seiner 
dabei  befolgten  Vorliebe  ftlr  die  Siebenzahl  (vgl.  die 
sieben  Gleichnisse  Mi  13,  die  sieben  Wehe  Mb  23)  theilte 
er  die  Patriarchen-Namen  in  drei  Reihen,  von  denen 
jede  zweimal  sieben  Namen  umiaaste; 

e,  wenn  in  dem  von  ihm  benützten  Exemplar  der  Qnellen- 
achrift  —  wie  im  Syrus  Guretonianus  und  in  der 
Genealogie  des  Epiphanius  —  höchstwahrscheinlich 
der  Name  Jojakim  («»  Eliakim)  fehlte»  da  sonst  eine 


§  4.  Texte  und  Üntezeuchiuigen.  I95 

doppelte  Zählung  des  Namens  Jechonia  von  Seiten  des 
ersten  Evangelisten  nicht  noth^  gewesen  warei  so  fehl- 
ten doch  keinesfalls  die  Namen  Idfiaolagj  *I(oag,  *Oxo* 
^ag,  wie  man  aus  der  Übereinstimmung  von  Cod.  D, 
Syr.  Cur.  und  Epiphanius  ersieht  Die  Weglassung 
dieser  drei  Namen  von  Seiten  des  ersten  Evangelisten 
ist  entweder  unabsichtlich  durch  Abirren  des  Blicks 
von  dem  Namen  ^OxoC,lag  auf  den  ähnlich  lautenden 
'O^ag  geschehen  oder  der  auf  die  Siebenzahl  aufgebauten 
Architektonik  zulieb  mit  Absicht  vorgenommen  wor- 
den, —  jedenfalls  ein  Zeichen  des  secundären  Charak- 
ters, welcher  der  Matthäus-Genealogie  zukommt 

9. 

Die  Frage  nach  dem  Werthe  des  lucanisch-canoni- 
schen  Geschlechtsregisters,  welches  nicht  vne  die  Genealogie 
des  Cod.  D  durch  die  königlich-salomonische  Linie,  sondern  die 
nathanische  Linie  zu  David  emporführt,  kann  man  auf  zweifache 
Weise  beantworten.  Entweder  ist  die  Genealogie  des  Cod.  Bezae 
auch  bereits  von  Lc  adoptiert  gewesen  und  erst  bei  einer  spä- 
teren Redaktion  seines  Evangeliums  durch  die  jetzige  canonische 
Geschlechtstafel  ersetzt  worden.  Oder  Lc.  hat  in  diesem  Falle 
ähnlich  gehandelt  wie  Lc.  5,  1 — 11,  wo  er  einen  aus  der  Marcus- 
quelle ilim  zugeflossenen  sicher  originalen  Erzählungsstoff,  Mc. 
1,  16 — 20,  durch  eine  anderweite,  aus  einer  Nebenquelle  ihm  zu- 
gekommene, jedenfalls  nicht  dorthin  gehörige,  Perikope  ersetzte. 
Vgl.  Aussercanonische  Paralleltexte  III,  43  f  Die  letztere  An- 
nahme ist  entschieden  vorzuziehen,  einmal  weil  in  Lc.  5,  1 — 11, 
verglichen  mit  Mc.  1,  16—20  =  Mt  4,  18 — 22,  ein  eclatanter  Be- 
weis dafür  vorliegt,  dass  Lc.  an  Stelle  seiner  Hauptquellen,  denen 
er  sonst  folgte,  bisweilen  auch  eine  Nebenquelle  einf&gte,  und 
sodann  weil  es  unwahrscheinlich  ist,  dass,  wenn  der  aussercano- 
niscbe  Text  des  Cod.  D  zu  Lc.  3,  24 — ^31  der  ursprünglich  von 
Lc.  adoptierte  gewesen  wäre,  derselbe  nur  in  diesem  Codex  er- 
halten, in  allen  übrigen  Lucas-Handschriften  aber  spurlos  ver- 
schwunden und  durch  den  canonischen  Text  von  Lc.  Z,  24 — 31 
ersetzt  sein  sollte.^) 

1}  Anders  müsete  BIabb  ariheilen.  Nach  seiner  Hypothese  mfissten 
beide  Texte,  der  canomBcbe  imd  der  aussercanosiBehe  des  Cod.  D,  von  einer 

13* 


196  ^^  Emdheitaeyangelium. 

10. 

Jedenfalls  also  stieg  die  Genealogie  des  Kindheitsevangeliums, 
der  gesammten  jüdischen  Anschauung  entsprechend,  nicht  durch 
Maria,  sondern  durch  Joseph  empor,  als  dessen  vollberech- 
tigter ehelicher  Sohn  Jesus  galt.  Bei  einem  so  aufsteigen- 
den Geschlechtsregister  konnte  dies  um  so  leichter  geschehen, 
als  hierbei  der  Ausdruck:  iyevvTjös  =  Tbin  keine  Anwendung 
fand,  dagegen  die  Bezeichnung  *{ä  ganz  in  der  Ordnung  war. 
Man  wird  daher  den  Anfang  des  quellenmässigen  Geschlechts- 
registers nach  Cod.  D  zu  Lc.  3,  23  folgendermassen  reconstruieren 
dürfen:   Avrbg  öi  6  ^Iijaovg  ivofii^ero  Blvai  vlog  *Ia}Oriq>j  toi 

'iax(Dß  xxx.  =  :ip?ri5  ^?'^''"15^  ^^'ns  ?^®*-  ^''^• 

An  diesen  Ergebnissen  wird  auch  Nichts  geändert  durch 
Herbeiziehung  des  Syrus  Sinaiticus,  welcher  bei  näherer  Ein- 
sichtnahme für  die  Frage  nach  der  Genealogie  gar  keine  quelleD- 
kritische  Ausbeute  gewährt  Denn  nicht  nur  dass  dieser  Codex 
zu  Lc.  3,  23^ — 31,  soweit  der  syrische  Text  hierzu  erhalten  und 
leserlich  ist,  nicht  die  aussercanonische  Genealogie  des  Codex  D, 
sondern  lediglich  den  bekannten  canonischen  Text  dar- 
bietet, geht  derselbe  auch  zu  Mt  1,  1^ — 16*  keineswegs,  wie 
man  erwarten  sollte,  mit  der  aussercanonischen  Relation  des 
Syrus  Curetonianus,  sondern  wiederum  genau  mit  der  secun- 
dären  canonischen  Recension  des  ersten  Evangelisten, 
nur  dass  in  einigen  Namensformen  der  Einfluss  der  vorcanoni- 
schen  Quelle  durch  die  Übereinstimmung  mit  dem  Syr.  Cur.  noch 
nachwirkt    Vgl  axi'V  für  axBt(i,  a/icov  fftr  a/icog,  aoa  für  aoaq)y 


und  derselben  Hand,  nämlich  von  der  Hand  des  Lc,  stammen,  der  cano- 
niache  etwa  für  Heidenchristen,  der  aossercanonische  des  Cod.  D  für  Jaden- 
christen geschrieben  sein,  oder  umgekehrt  Aber  hier  versagt  die  Blass'sche 
Hypothese  ihren  Dienst  „De  maioribns  Christi  qui  ÜI,  24  sqq.  in  solo  D 
congruenter  cum  Matthaeo  enumerantar,  non  habeo  qnod  oonfidenter  dicam* 
—  80  schreibt  Blass  in  dem  Au&aiz:  de  variis  formis  evangeUi  Lncani 
(Hermathena,  YoL  IX.  No.  XXII,  1896.  S.  306).  —  Die  Vermnthiing,  dass  der 
lucanisch'Canoniscbe  Text  den  Stammbaum  der  Maria  darstelle,  eine  Ver- 
muthung,  die  bekanntlich  in  apologetischem  Interesse  von  verschiedenen 
Seiten  ausgesprochen  worden  ist,  kann  ich  mir  nicht  aneignen,  theils  weil 
ein  auf  die  weibliche  Linie  gestützter  Stammbaum  der  jüdischen  Tradition 
widerspricht,  theils  weil  der  Text  von  Lc.  3,  23  trotz  seiner  mehrfachen 
Varianten  zu  solcher  Annahme  dmrchaus  keinen  Anhalt  bietet 


§  4.  Texte  nnd  Unteraachui^n.  197 

cDßrjö  f&r  icaßrjö,  oaXa  f&r  OaXfimv.  Im  Übrigen  fehlt  nicht  der 
Zusatz:  ßaöiXia  zu  Javlö,  es  fehlen  nicht  die  Zusätze:  ix  xf^q 
9afiaQ,  ix  rtjq  *Paxaß,  ix  xr^q  ^Povd-,  ix  x^q  xov  OvqIov,  es 
fehlt  nicht  die  Lücke  zwischen  Joram  und  üsia,  sowie  zwischen 
Josia  und  Jechonia,  es  fehlt  vor  allen  Dingen  nicht  in  y.  17  die 
architektonische  Bemerkung  über  die  Dreitheilung  mit  je  yier- 
zehn  Qliedem,  welche  in  diesem  Fall  genau  wie  dem  canonischen 
so  dem  Texte  des  Syr.  Sin.  selbst  entspricht.  Wie  man  diese 
der  canonischen  Matthäus-Recension  vollständig  conformierte 
Textgestalt  hat  f&r  eine  vorcanonische  queUenmässige  Textüber- 
lieferung erklären  können,  ist  kaum  zu  verstehen  und  auch  durch 
die  Rüc^ichtnahme  auf  v.  16^  nicht  zu  entschuldigen.  Denn 
dieser  Textbestandtheil,  welcher  nur  Beachtung  verdienen  würde, 
wenn  die  ganze  Genealogie  des  Syr.  Sin.  den  Stempel  der  ür- 
sprünglichkeit  und  nicht  der  künstlichen  Architektonik  von  Mt. 
1,  1 — 17  an  sich  trüge,  ist  überdem  unklar  in  sich  selbst  Die 
Textvergleichung  gestaltet  sich  hierbei  folgendermassen: 

Syr.  Sin.  Canonischer  Matthäustext. 

ciA    ^QCD     f^^AdfiaQ!     &Soeu    xov  avÖQa  Maglaq,  ig  tjq  iysv 

.ab.AzA.ilQr^f^^Qi\a7)Ai20    viqd-rj  ^Irfiovq  6  Xsyofievoq  Xgc- 

Syr.  Cur. 

Ia>öi^(p,  w  ifiPTjaxsvfiivTj  r/v  Ma-  co  ifivrjOrev9-Tj  Magla  tj  jtaQ- 
Qiäfi  7]  jtagd^ipoq,  iyevprjOep  d-ivog,  §  exexev  ^Iijaovv  Xqi- 
Itjcow  xov  Zeyofievov  Xqiöxov.    oxov. 

Wenn  die  ganze  Genealogie  des  Syrus  Sinaiticus 
den  archaistischen  Charakter  einer  aussercanonischen 
Quelle  besässe,  so  könnte  man  der  Aussage  in  v.  16^  einen 
Werth  für  die  Quellenforschung  vielleicht  abgewinnen.  Da  aber 
die  Geschlechtstafel  Mt.  1, 1 — 17  in  der  gedachten  syrischen  Hand- 
schrift im  Übrigen  genau  mit  dem  den  Stempel  der  Über- 
arbeitung tragenden  canonischen  Text  übereinstimmt, 
so  sieht  der  Text  von  v.  16^  welcher  die  einzige  Abweichung 
von  der  in  künstlicher  Architektonik  aufgebauten  Genealogie  des 
ersten  Evangeliums  darstellt,  vielmehr  einer  ungeschickten  Text- 
verstümmelung ähnlich.  Jedenfalls  hat  in  diesem  Zusammen- 
hang das  ^loOTjq)  iyiwricev  ^Iijcovv  gerade  so  viel  Werth 


198  I^  Kindlieitflevaiigeliiiin. 

als  die  Aussage  in  y.  8:  *Ic9Qafi  iyiptnjmv  top  'O^dap  oder  in 
V.  11:  ^IfBösloQ  kyivpfjOBP  xov  ^I^ovlav. 

Es  bleibt  mithin  dabei,  dass  der  Syrus  Sinaitiens  besOg- 
lich  der  Genealogien  Jesu  sowohl  asu  Le.  3,  23— 31  als  zu  Mi  1, 
1 — 17  eine  Ausbeute  fftr  die  Quellenforschung  nicht  gewahrt  und, 
wie  sonst,  so  auch  in  dieser  Hinsieht  weit  hinter  dem  Syrus 
Guretonianus  und  noch  viel  mehr  hinter  dem  Codex  Canta- 
brigiensis  zurücksteht. 

Man  sieht:  dieWerthung  des  Syrus  Sinaiticus  ist  ab- 
hängig von  einer  richtigen  Erkenntniss  der  mit  dem 
Codex  Bezae  zusammenhängenden  Textgruppe.  Und  ist 
es  lebhaft  zu  beklagen,  dass  so  viele  Theologen  nach  dieser  Hin- 
sicht noch  im  Dunkefai  tappen.  Wenn  einst  ein  Bengel  von 
diesem  Codex  urth^te:  „qui  ut  graecolaünus,  non  tarn  codids 
quam  rhapsodiae,  patrum  varietates  complexae,  titulum  meretnr'' 
— ,  so  ist  seitdem  durch  die  Veröffentlichung  des  Syrus  Coreto- 
nianus,  durch  die  Beconstruktion  des  Diatessaron  Tatians^  durch 
das  wiedererwachte  Studium  der  altlaieinischen  Versionen  und 
neuerdings  durch  die  Entdeckung  des  Syrus  Sinaiticus,  sowie 
überhaupt  durch  die  Vervollkommnung  der  textkritischen  Me- 
thode (namentlich  von  Seiten  Westcott's  und  Hort's)  jenes 
Urtheil  vollständig  veraltet  umd  hinfällig  geworden.  Wir 
wissen  jetzt,  dass  die  altsyrischen  EvangelienQbersetzun- 
gen  sowie  die  altlateinischen  Evangeliencodices  mit 
dem  Cod.  Bezae,  welcher  die  führende  Stellung  behauptet,  eine 
gemeinsame  Textgruppe  bilden,  deren  Archetypus  der  am 
Anfang  des  4.  Jahrhunderts  vollendeten  canonischen  Textrevision 
weit  voranging,  und  dass  der  Text  dieser  Gruppe  bei  seiner  früh- 
zeitig weiten  Verbreitung  nicht  nur  in  den  patristischen  Evan- 
geliencitaten  zahlreiche  Spuren  hinterlassen  hat,  sondern  auch 
der  ältesten  Evangelienharmonie,  dem  Diatessaron  Tatians,  zu 
Grunde  lag.  Auch  der  Syrus  Sinaiticus  gehört  dieser 
Textgruppe  an,  und  zur  Discussion  steht  lediglich  die  Frage, 
welche  Stellung  er  zum  Syrus  Curetonianus  einerseits  und  zum 
Diatessaron  Tatians  andererseits  einnimmt,  eine  Frage,  die  des- 
halb schwierig  zu  beantworten  ist,  weil  alle  drei  altsyrischen 
Evangelientexte  —  Tatians,  Curetons  und  des  Sinaitiens  — 
von  einem  gemeinsamen  Archetypus,  und  zwar  demsel- 
ben, von  welchem  auch  Cod.  D  mit  den  Italae  stammt  — 


§  4.  Texte  und  Unteranchangeii. 


199 


abhängig  sind.  Das  Verwandtschaftsverhaltniss  stellt  sich  gra- 
phisch folgendennasseu  dar: 

Griechischer  Archetypus  spätestens  140. 


Altsyrische  Bearbeitangen. 


Griechische  Recenrion. 


Altlateinische  Versionen. 


Cod.  Cantabr.  oder 
Bezae. 


Italae. 


Diatessaron 

Syr.  Cnr. 

Syr.  Sin. 

Erschwert  wird  diese  Erkenntniss  durch  die  von  Westcott 
und  Hort  eingeführte  unzutreffende  Benennung:  «western  text^. 
Denn  ebenso  gut  hätte  der  Text  der  mit  Cod.  D  zusammenhängen- 
den Gruppe  als  „eastern  text'^  bezeichnet  werden  können.  Wenn 
auch  der  Cod.  Bezae  im  Occident,  nämlich  im  Kloster  St. 
Irenaei  zu  Lyon,  nach  tausendjähriger  Verborgenheit  wieder  auf- 
getaucht ist,  so  muss  doch  seine  Wiege  im  Orient,  wahrschein- 
lich im  Ostjordanland,  nämlich  in  Pella,  gesucht  werden. ^)  und 
während  dieser  Codex  durch  seinen  lateinischen  Text  mit  den 
occidentalen  Italae  yerwandtschafÜich  sich  berührt,  sind  die 
Orientalen  altsyrischen  Evangelienversionen  fast  noch  wichtigere 
Trabanten  seines  griechischen  Textes. 

Das  Verwandtschaftsverhaltniss  zwischen  den  verschiedenen 
Gliedern  dieser  Gruppe  wird  man  in  folgender  Weise  auffassen 
dürfen,  dass  auf  Grund  des 

Archetypus,  des  ältesten  (griechischen)  Evangeliencanons 

(spätestens  140) 

1,  um  160 — 17Ö  die  älteste  Evangelienharmonie,  Tatians 

syrisches  Diatessaron, 

2,  spätestens  um  250  im  Gegensatz  zu  dieser  harmonisie- 

1}  Vgl.  Heft  II,  452  ff.  Es  steht  der  Annahme  Nichts  im  Wege,  daes 
in  der  episkopalen  Bibliothek  zu  Pella(- Jerusalem]  die  älteste  Literatur  der 
TJrkirche,  die  ?n«r  ^'^sn,  der  rpvfi  tVB^  nStVn  *itD,  der  jerusalemische  Quellen- 
bericht,  welcher  Act.l,  15 — 12,24,  die  paulinische  Relation,  welche  Act.  13,  Iff. 
zu  Grunde  liegt,  die  älteste  Gorrespondenz  der  Gemeinde  (vgl.  Act  15, 23 — 
29),  vielleicht  in  den  Originalhandschriften,  jedenfalls  in  guten  Abeohriften, 
vorbanden  und  somit  ein  Mitglied  des  dortigen  Presbyteriums,  wie  der 
Presbjter  Aris  to  von  Pella,  rielleicht  Verwalter  der  Bibliothek, sehr  wohl 
im  Stande  war,  aus  diesen  Dokumenten  den  Evangelien  und  den  Actis 
wichtige  Ergänzungen  und  Berichtigungen  einzuverleiben. 


200  ^^  Kindheitserangelium. 

renden  Bearbeitung  der  evangelischen  Geschichte  die 
syrische  Übersetzung  der  „getrennten"  Evangelien, 
der  Syrus  Guretonianus, 
3,  noch  später  im  Anschluss  'an  Tatians  Diatessaron  die 
harmonisierende  Version  der  vier  Evangelien,  welche 
neuerdings  im  Kloster  Sinai  entdeckt  wurde, 
entstanden  ist. 

Dass  dem  Syrus  Sinaiticus  innerhalb  der  drei  idtsyrischen 
Evangelienbearbeitungen  diese  letzte  Stelle  gebührt,  das  er- 
weist die  auch  von  Holzhey  (Der  neuentdeckte  Codex  Syrus 
Sinaiticus.  Mit  einem  vollständigen  Verzeichnis  der  Varianten 
des  Cod.  Sinaiticus  und  Cod.  Curetonianus.  München  1896)  fest^ 
gestellte  Thatsache: 

„Ss  ist  weniger  von  Varianten  des  Western-  und  Codex  D- 
Textes  durchsetzt,  als  Sc"  (S.  59). 

Wie  z.  B.  die  archaistische,  völlig  aussercanomsche  Perikope, 
welche  wir  im  Cod.  D  und  dem  entsprechend  auch  imSyr.  Cur. 
nach  Mt.  20,  28  eingefügt  finden  (vgl.  Agrapha  S.  33,  Ausser- 
canonische Paralleltexte  lll,393ff.)t  vom  Syrus  Sinaiticus 
weggelassen  ist,  so  ist  in  ähnlicher  Weise  der  Redaktor  dieses 
(jodex  bezüglich  der  Geschlechtstafel  sowohl  —  wie  wir  bereits 
sahen  —  zu  Mt  1,  1 — 16*,  als  zu  Lc.  3,  24 — 31  voi^egangen: 
die  archaistische,  aussercanonische  Genealogie  des  Cod. 
D  und  des  Syr.  Cur.,  welche  er  in  seiner  Vorlage,  dem 
gemeinsamen  Archetypus,  sicherlich  vorgefunden  hatte, 
beseitigte  er,  indem  er  sie  durch  den  canonischen  Text 
des  Mt.  und  Lc.  ersetzte.  Das  ist  ein  untrügliches  Kenn- 
zeichen der  späteren  —  auf  Conformierung  und  Bevidierung 
der  canonischen  Texte  bedachten  —  Zeit. 

Je  weniger  wir  also  um  den  Syrus  Sinaiticus  bezüglich  der 
Genealogien  uns  zu  kümmern  haben,  um  so  wahrscheinlicher  ist 
es,  dass  wir  in  den  drei  verwandten  Genealogien  des 
Cod.  D,  des  Syr.  Cur.  und  des  Epiphanius  drei  Ausläufer 
einer  gemeinsamen  vorcanonischen  Quelle  besitzen. 

Und  diese  Quelle  —  wie  wichtig!  —  war  höchstwahrschein- 
lich ursprünglich  in  hebräischer  Sprache  verfasst,  jeden&Us 
unabhängig  von  der  LXX- Version.  Dafür  spricht  einerseits  die 
häufig  von  den  LXX  abweichende  Schreibweise  der  Eigennamen, 
andrerseits  ein  ganz  specielles,  aber  um  so  mehr  zu  beachtendes 


§  4.  Texte  und  Üntersnchimgen.  201 

Symptom,  nämlich  die  Weglassuog  des  wie  im  canonischen  Texte 
von  Lc.  3,  36  so  im  LXX-Texte  zu  Gen.  11,  13  zu  findenden,  im 
hebräischen  Urtexte  zu  Gen.  11, 13  aber  nicht  zu  lesen- 
den Namens:  Kalva/i — ,  ein  deutlicher  Beweis,  dass  der  Ver- 
fasser jener  Quellenschrift,  yon  den  LXX  unabhängig,  direkt  aus 
dem  alttestamentlichen  Urtext  schöpfte. 

Die  Annahme  nun,  dass  diese  aussercanonische,  ursprünglich 
hebräisch  geschriebene,  Genealogie  ein  Bestandtheil  des  vor- 
canonischen  —  ebenfalls  hebräisch  geschrieben  gewesenen  — 
Kindheitseyangeliums  sei,  ist,  weit  entfernt  davon,  ein  Ver- 
legenheitsbehelf zu  sein,  von  dem  es  gälte:  non  habeo,  quod  con- 
fidenter  dicam  — ,  yielmehr  die  geradlinige  Consequenz  der 
textkritischen  Prinzipien  und  der  gesammten  quellen* 
kritischen  Anschauungen,  welche  diesen  Forschungen 
zu  Grunde  liegen. 

Und  so  hat  denn  vorstehende  Untersuchung  über  die  Genea- 
logien des  Kindheitsevangeliums  dreierlei  gezeigt:  erstens  eine 
Bestätigung  der  in  diesen  Gesammtforschungen  dem  Codex  Bezae 
zugeschriebenen  Werthes,  zweitens  das  Vorhandengewesensein 
des  durch  Cod.  Bezae,  Syr.  Cur.  und  Epiphanius  erhaltenen  Ge- 
schlechtsregisters in  der  Quellenschrift^  drittens  die  gerade  hier 
verhängnissvoll  gewordenen  Eingriffe  des  ersten  und  des  dritten 
Evangelisten,  indem  der  erste  Evangelist  die  ursprüngliche  Ge- 
nealogie seinen  redaktionellen  Grundsätzen  zu  lieb  in  wichtigen 
Punkten  änderte,  während  der  dritte  Evangelist  das  Geschlechts- 
register der  Quellenschrift  sogar  gänzlich  beseitigte  und  durch 
eine  anderswoher  entnommene  Geschlechtstafel  ersetzte. 

Endigte   aber  die  ursprüngliche  Geschlechtstafel  mit  \4öafi 
Tov  ^€0v,  SO  fügt  dieser  Schluss  mit  dem  in  Mi  1,  1^  erhaltenen 
Titel  der  Qaellenschrift  sich  eng  in  Eins  zusammen,  namentlich 
wenn  man  die  alttestamentliche  Überschrift  zu  der  Geschlechts- 
tafel Adams:  D"]»  mbin  nw  =  LXX:  ßlßXog  reviCBcog  äp&Qci' 
ytcjv  (Gen«  5,  1)  mit  dem  Titel  der  neutestamentlichen  Genesis: 
y^ltcf?  nibiD  nigp  =  ßlßXog  yepioecog  ^Irfiov  —  vergleicht.    Man 
gewinnt  dann  eine  überraschende  Perspektive:  dort  die  yipeoig 
des  ^QWTOg  avß-Qcoxogj  hier  die  yiveoig  des  6&oxBQog  avd'Qmxog 
=»  lAöafL    Vgl   die  Erläuterungen  zu  1.  Cor.  15,  45.  47  in  §  7, 
S.  263. 


202  ^^  KindheitseTangeliam. 

§5. 

Der  hebrUsehe  und  griechifiiclie  Text  des  Klndheits- 

eyangeliiuiis. 

Die  in  §  4  dargebotene  Yorfbhrung  der  zum  Eindheitseyan- 
gelium  gehörigen  aussercanonischen  und  bzw.  canonischen  Paral- 
leltexte und  die  darauf  bezüglioben  literär-  und  quellenkritischen 
Untersuchungen  sind  vorstehend  zum  Abschluss  gediehen,  sodass 
nunmehr  in  §  5  eine  erste  Zusammenfassung  der  bisher  gewon- 
nenen Ergebnisse  versucht  werden  darf. 

In  diesem  Paragraphen  soll  Folgendes  dargeboten  werden: 

a,  eine  pragmatische  Zusammenstellung  der  zum  Eondheits- 
evangelium  gehörigen  Perikopen, 

b,  dabei  gleichzeitige  Einfügung  der  als  unbedingt  quellen- 
massig   erkannten  aussercanonischen  Textbestandtheüe, 

c,  Notierung  der  wichtigsten  tJbersetzungsvarianten, 

d,  eine  Rückübersetzung  des  griechischen  Textes  ins  He- 
bräische unter  Berücksichtigung  der  in  §  3  zusammen- 
gestellten alttestamentlichen  Parallelen. 

Der  Anspnich  auf  genaue  Wiederherstellung  der  Quellen- 
schrift wird  selbstverständlich  dabei  nicht  erhoben;  aber  unter 
Zusammenfassung  der  bisher  gewonnenen  Untersuchungsresultate 
soll  die  Einheitlichkeit  der  zum  Kindheitsevangelium  gehörigen 
Stoffe  auch  äusserlich  zur  Darstellung  gebracht  werden. 

Es  wird  dadurch  deutlicher  als  bisher  sich  zeigen,  wie  vor- 
trefflich die  Matthäus-Perikopen  der  lucanischen  Eiodheitsge- 
schichte  sich  einf&gen,  wie  beide  Bearbeitungen  der  2^*^  tTiib'^r, 
die  des  ersten  und  des  dritten  Evangelisten,  sich  pragmatisch 
ergänzen,  wie  sie  in  sprachlicher  und  sachlicher  Hinsicht  ihre 
Gongenialität  erweisen,  wie  durch  das  Zurückgehen  auf  den  Ur- 
text nicht  wenige  Schwierigkeiten  sich  heben  und  wie  durch  die 
Berücksichtigung  der  aussercanonischen  Paralleltexte  manche 
Dunkelheiten  sich  lichten,  manche  Lücken  sich  schliessen. 


Hierbei  ist  daran  zu  erinnern,  dass  die  aussercanonischen 
Textbestandtheile     durch  .     die    Varianten    durch 

kenntlich  gemacht  sind.  ' 


L  Die  Ankündigung  der  Gebart  Johannis. 

L<k  1,  5—25. 

tn'^tfiafiyittflltlTiiJnni«     1.  Tov  ^IrjOov  Xqiotov  t]  yiveöig  ov- 

rcog  fiv. 
•qblD  Oi-nin  '^tg'^a   •'rtj^     2.  'Eyivero   iv  ralg  Tj/iigaig  ^HQciöov 
nnÄ    )ti&    ST^in^    fl»         ßaailicog  r^s  *Iovöalag  IsQsvg  rig^) 

t^yätpTSO    n^*]iDT    itatf^         opo/iari     ZaxoQlag     ig     i^ijfUQlag 

:!?3©'^b«  fltatpi  ll'^rjÄ         yaxiQcov  *AaQ€OV,  xoü  ro  ovofia  av- 

•^fib  D^P"??  I'^'l  07*?'?''     3.  TjOav  6h  dlTcaioi  afKpoxBQOi  ivavrlov^) 

üni^'QV\  D'^DisiT]  D'^n'^Ärt         d-eov,   JtoQevofiBPOi  kv  xaöaig  ralg 

niiT    ni2|t3~bDa         kvTolalg  xcu  iücaicS/iaCiV  tov  xvqIov 

ySIp'^böl  "»S  ibj  1'^»  DJlbl    4.  xai  ot«  ^r  avxolg  xixvop,  oxi  tjp 
lÜ'^1^Ki^^ÜTV^10^trJl>T         ^  *EliCaßBX  CXBlQa,  xäi  a(iq>6xBQ0t 

JtQoßBßijxoxBg  Iv  xalg  fjfiiQatg  avxciv 

ijCav, 

1, 1.  Mt  1. 18».  —  2.  Lc.  1,  5.  —  3.  Lc.  1,  6.  —  4.  Lc.  1,  7. 

1)  Vgl.  Heft  I,  115.   m,  7.  171.  2ia  —  2)  Cod.  D:  ivmmov  mit 
AC»L  aL 


204 


Das  EindheitBevaiigeliam. 


D'^snin  niin?'  owJt^s 
D*^bbfiritt  D^  ^6l?"b?1 

nw   ti«bi3  'T'bK  «n?i 
:  nn'opn  narta  T^i^^b  -rii? 

ntt'^Äi  bna^i  rmDt  kt^ 

n^b:^  nbß3 


T         -  1 


5.  kyivsxo  öh  iv  r^  IsQarevsiP  ccvtop 

TOV  B'ßOV, 

6.  xara  zo  ed-og  zijg  legarslag  eXccxe 
TOV  d-vfiiäöai  elCBXd-ÄP  elg  top  vabv 
TOV  xvqIov, 

7.  xal  jtäp  To  JiXijd-og  xov  Zaov  t^p 
jtQoöBvxo/ispop  egeo  Ty  ooQif  xov  dt?- 
liia(iaTog. 

8.  wpd^  Sk  ovrqä  ayysXog  xvqIov 
tCTcog  hc  öb^iAp  tov  dvaiaözfjgiov 
TOV  ^fiiafiOTog. 

9.  xal  hagax^f)  ZaxaQlug  Idcip,  Tcai 
g)6ßog  ijtdjiBCSP  ht   ovtop. 

-b«  ?IÄbT3n  *1'^b»  1tti«»i     10.  el^ttp   öh  XQog  OVTOP   6   aYYsXog' 
WiatJa  '^3  ''iT^^iST  ÄP'^ri  fifj  g>oßov,  Zaxagla,  öioxi  elarpcov- 

od-T}  f}  diijölg  öov,  xal  f)  yvpiq  oov 
^EXiaaßsT  Ysppncei^)  vlop  cot,  xdi 

xaXaöeig   to   opofia   avTOV   *lcDap^ 

VTjP. 

"liiDtebl  nnttteb  tjb  #1W     11.  xal  loTai  x^Q^  ^^^  *^^  i'/aXUaciq, 

xcä  xoXXol  kxl  T^  yspiösi  ccvtov 
XaQfjcoPTac. 

jTJJT  '^atib  iiyv  bilj  "^3     12.  lerrae  yap  ^^yas  ipcoxiop  xvqIov, 

xcä>  olpop  xal  alxsQa  ov  (iTj  xli^, 
xdi  jcpevfiaTog  ^y^öVjr^gö^jtfercM^ 
frt  ix  xoiXlag  /irjTQog  avTov, 

n*^TÖ>  b»lte'»  ''3313  D*'a"n     13.   xal    jtoXXovg    twp    vIcop    %Qahl 

kjtiöTQitpei  ixl   xvQiop   TOP    &e6p 


■t    i      i 


T  :  -  I 


ittW  nKnpii  p^Tjb  ibn 

T        t»t:        »~        ':  «... 


riibina  intttr  D'^a'Yi 


nia«  päia  «bts'^'  tfifen 


:Drrr6Ä  rrirr-bÄ 


T  > 


avTcop. 


1iT6ÄH'nai''5fiblTb'»Ä'lin     14.  xal   avTog    jtQoeXevosTai,  ipcoxiov 
n'^aij    Ä'^Tpnb    irrj^aSÖl  avrou    kp    jtpev/iaTi    xäi    dvpaiisi 

5.  Lc.  1,  8.  —  6.  Lc.  1,  9.  —  7.  Lc.  1, 10.  —  a  Lc  1, 11.  —  9.  Lc.  1, 12. 
—  10.  Lc.  1, 13.  —  11.  Lc.  1,  14.  —  12.  Lc.  1, 15.  —  13.  Lc.  1,  16,  —  14. 
Lc.  1, 17. 

1)  Vgl.  2.  Par.  31, 16.  17:  ryfhiro  «  LXX:  SidTaSig-  —  2)  Cod.  d:  in 
conspectn,  E:  ivwmov.  —  3)  Jasiin  las  vielleicht  ti^au  Vgl.  oben 
S.  72.  —  4)  Eph.  5, 18  nkrjQovo^ai  für  nkrja^vai. 


§  5.  Der  bebrftiBche  und  gpiechische  Text. 


205 


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rrnn  -iti«  oi^n-i?  nai!: 
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naib  bb;  Ä'b  inKxn  '•^n-'? 
rrtjnio  •»?  'ly-iüi  tsn-^bÄ 
DTTb  T'an^  brnn  ntin 


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nrr^a-bK  ib-ab'^i  imi:^ 

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'HXsla,  ixtCXQhpai  xaQÖlag  Jtaxi- 
Q(DV  kjtl  xixva  xal  ajieid-elg  ^)  ^t^ 
g)QOP^oei  öixal<ov,  kroi/iaöai^)  xv- 
qI<P  Xaov  xareoxsvaofiipov. 

15.  xal  ehtBV  ZaxoQlag  xQog  top  ay- 
yeXov  xara  xl  yvcioofiai  xovxo; 
iya)  yaQ  elfii  XQScßvxrig  xal  ri  yvvri 
fiov  xQoßeßrjxvTa  iv  xalg  ^fiigaig 
avxfjg. 

16.  xal  djtoxQi&elg  6  ayyeXog  bIxbv 
aixm*  iyd  elgii  raßgif/X  6  xage- 
cxrptmg  ivcijtiov  xov  d-eov,  xal 
äjteOxaXtjp  XaXrjöac  JtQog  oh  xal 
evajysXtoaad^ai  Cot  xavxa, 

17.  xai  löov  eöy  ölcdjiAp  xal  fit]  övpa- 
(ABPog  XaXfjöai  axQi  rjg  fj/i^QC^g  yi- 
Vfjxai  xavxa,  apd^  mv  ovx  ijtl- 
oxevöag  xolg  Xoyotg  [iov,  oXxiPeg 
jtXfjQoy&^öOPxai^)   elg   xop  xaiQOP 


».^s_  X   ^»>^^ 


>        • 


avxoiP. 

18.  xcü  tfP  Xaog  jtqoööoxcop*)  xop  Za- 

XCLQlap  xal  id-avfia^op  ip  xdp  XQO- 
pl^Biv  avtop  ip  X€p  paw. 

19.  i^sX&top  öh  ovx  i&vpaxo  XaXtjaai 
avxoig,  xal  iniypmöap  ort  oxxaölap 
BcigaxBP  kp  xS  pam'  xdL  avxog  9jp 
öcaPBvwp  avxotg,  xal  öufiBPBP  xco- 
g)og. 

20.  xal   iytPBxo    mg   ijtXrjod-fjOap^)   al 

fj^iigaL  xfjg  XBixovgylag  avxov,  cbt- 
tjXd-BP  Big  XOP  olxop  avxov. 


15.  Lc.  1, 18.  —  16.  Lc.  1, 19.  —  17.  Lc,  1,  20.  —  18.  Lc.  1,  21.  —  19. 
Lc.  1,  22.  —  20.  Lc.  1,  23. 


1)  Wegen  der  Bezugnahme  auf  Mal.  3, 18:  öixalov  —  avofjiov  =»  p*«^ 
—  9V^  wird  dnsid^g  mit  td^  wiederzugeben  sein.  —  2)  Nach  2.  Sam. 
7,  24  ist  kzotfjLciaai  mit  ^a'is  zu  retrovertieren.  —  3)  Cod.  D,  Orig  :  nkijod^' 
oovxai.  —  4)  Cod.  D:  ngoaÖBxofUvoq,  —  5)  F^:  inXtiQvi^fiOCiv. 


206 


Da«  KindheitBerangeliiim. 


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21.  /iezä  dl  Tovraq  xaq  ^ftigdg  ovviXor 
ßev  *EXi0a߀t  ^  yvpfj  oütov,  xai 
XBifUxQvßev  iavtfiv  fii}pag  xivre, 
Xiyovoa' 

22.  ort  ovra^  ftot  xsxolfpcsp  xvqio^ 
iv  tjfiiQaig  alg  ijteliev  dq>BXetp  opei- 
öog  fiov  ip  dpd-Qcoxoig. 


IL    Die  Ankündigung  der  Gebart  Jesu. 

Lc.  1,  26—38.  Just.  Apol.  I,  33.  DiaL  c.  Tryph.  c  100.  Protev. 
Jac.  c.  11.  Ev.  Ps.-Mi  c.  9.  Ev.  de  nat.  Mar.  c.  9. 


Dtth'  ciDi*^   ''ittij    ntti« 
ib  nteiÄti  niöK  d'^iü'i 

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Dibü  ntaKb  snnie  nto^n 

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iy\itxn  •'Dfib 

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1.  *Ep  dh  rS  (ifjpl  kxrS  axsoxaXti  6 
ayysXog  TaßQi^X  cbto  rov  d-eov  dg 
jtoXip  Tfjg  FaXiXalag  y  opofia  A'a- 

2.  JtQog  jtagd'ipop  iiiPfjCrsvfidpfjp  dp- 
öqI  09  opoßa  ^iDCriq>,  xdL  xo  opofia 
xfjg   xaQ&ipov  Magtdfi,   [xol  lygcy 

aiitpoxBQoi^^)  ^Ia>Cfiq>  xai  Magiaß  17 

ifiP1]ÖX6VflipTi      <xvx<p]     Ig      oixov 

3.  xdL  elöeXd-(DP  xQog  aix^p  6  a/ye^ 
Xog  eiaffeXlcaxo  avxiiv^)  elxcip' 

XOdQB  XBXC^QiTcophni,  6  xvQtog  fuxa 
öav. 

4.  ^  6h  hti  xS  X6yq>  öiBxaQax^  tuü 
iuXoyl^etOj  xoxaxog  elt^  o  acxath 
flog  ovxog. 

5.  xctL  elxBP  6  ajYBXog  avxy'  fitj  qxh 
ßov,  MoQidii'  BVQsg  yoQ  X'^Q^^  ^^ 
xiop  xvqIov^\  ~^ 


21.  Lei,  24.  —  22.  Lc.  1,  25.  —  II,  L  Lc.  1,  26.  —  2.  Lc  1,  27.  — 
3.  Lc  1,  28.  —  4.  Lc  1, 29.  —  5.  Lc  1, 30. 

1)  Syrische  Texte.  —  2)  Jiutm,  Epipli.,  Iren,  und  viele  handechriftL 
Zeugen.  —  3)  Lc:  nai^u  x^  9t^  —  P^rotev.  Fabr.:  ivfhuop  xvQhv, 
Tischend.:  ivwniav  r»f;  ndrtmv  demat&v> 


§  5.  Der  hebr&ische  und  griediiache  Text. 


207 


li'^b^-'iai  nj?r  bi-ia  »irn 
:"i'^nK  -nn  «M-n»  ib 


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6.  xal  löov  övXXfppy  bc  Xoyov^)  av- 
Tov  xal  xi^xi  v\6p. 

7.  iyvxog  Icxai  liiyaq  xai  vloq  vtplcxov 
xXijd^ösxai,  xal  öciöei  avxä  xvQiog 
6  d'sog  xop  d-Qovov  Aavlö  xov  jta- 
XQoq  avxoVy 

8.  xal  ßaoikevaet  kjcl  xov  olxov  ^la- 
xcoß  alg  xovg  almvag,  xai  xfjg  ßa- 
aijLalag  avxov  ovx  eOxai  xiZog. 

9.  eljtev  öh  Magiapt  JtQog  xov  a/ys- 
Xov  xäg  eoxai  xovxo;  avdga  yaQ 
ovöixoxe^  ^y®3^ 

10.  xdi  dxoxQiB-slg  ayyeXog  el^tevavxy' 
jüVBVfia   ayiov^)    kjteXevcexai    ijtl 

cd,  xal  dvvafug  vtplöxov^)  cxTjvciöH^) 

kv  öol'  6i6  xai  x6  yewci/isvov  ayiov 
xXrid"^GBxaL  viog  -d'sov. 

11.  xcä.  xaXiosig  xb  ovofux  avxov  ^Iij- 
öovv  ccvxog  yaQ  odoei  xov   Xaov 

avxov  axb  xAv  äfiaQxiäv  avxäv. 

12.  xiü  löov  ^EXiOaßBX  n  avyyevlg'^  öov 
xal  avxfj  0vvsiXi]g>vla  vlov  kv  ytiQU 
avxfig,  xal  ovxog  fif^v  ixxog  ioxlv 
avx^  xy  xaXov/iivfi  öxslga. 

13.  oxi  ovx  advvaxriCBi  jtaga  B-etp  xav 
^fia. 

14.  sbtBv  6h  MaQiafi'    löov  ^  dovXfj 

xvqIov  yivotxo  fiot  xaxä  x6  QTJfid 

cov.    xal  ojt^Xd'BV^)  ax    avvfjg  o 

ayyBXog. 

6.  Lc.  1, 81».  —  7.  Lc.  1,  32.  —  8.  Lc.  1,  33.  —  9.  Lc.  1,  34.  — 10.  Lc 
1,  35.  —  11.  Lc.  1,  aib.  Jnst.  Ap.  1, 33.  —  12.  L.  1,  36.  —  13.  Lc.  1,  37.  —  14. 
Lc.  1,3a 

1)  Nach  dem  Protev.  Jac.  —  2)  Ev.  P8.-Matth.,  £v.  de  nat  Mar.  — 
3)  £v.  FB.-MaUb.  —  4)  Just.,  Epiph.:  nvcvpLa  xvqIov^  Lc.:  nvevfia  ayiov^ 
Rom.  1,  4:  Ttvevpta  äytatavvijQ —  5)  Joat:  ^eoQ,  Epiphan.^  Protev.:  xvqioq.  — 
6)  Job.  1;  14:  axtjvovy,  2.  Cor.  12,  9:  iniaxfivotv,  Col.  1, 19.  2,  9:  xatotxBtv 
=-  )Wd'  — ,  Lc.  nach  LXX  Ex.  40,  35:  intaxid^Btv.  —  7)  Ephiaem:  soror.  — 
8)  Cod.  D:  dniattj. 


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208 


Das  KindheitBevaDgeUam. 


IIL  Marias  Besuch  bei  Elisabeth. 
La  1,  39—56.  Protev.  Jac  c.  12. 


j^äD-^bK  »bianV  naipa 
ib'^n  nrnoea '  npi  ram 


nWQ  Jnb-nan  ntD«  «bian 
^M5  nbna  D^B  iti«nn 


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1.  *AvaCTaOa  6h  MoQiafi  iv  xalg  ^(li- 
gatq  xavx(uq  kxoQSvQ^  elg  x^r 
OQeirrjp  fisxa  cxo\)ö^g  slq  xoXiv 
*Iovöa, 

2.  xal  BlofjX&sp  slg  xbv  olxov  Zaxc^ 
qIov  xäi  TjCxaCaxo  xr^v  ^EZioißex. 

3.  xal  iyivBxo  mq  7]xovaBP  xov  dcxao- 
(ibv  xfjg  Maglaq  i]  ^EXiöaßsx,  iooclQ- 
xi]Osv  x6  ßQiq>og  ip  x^  xoiXla  ccv- 
x^q,  xal  ixX^od^  xpsvfiaxog  aylov 
ij  ISXiöaßsx, 

4.  xal  ävegxDPfiöev  xgavy^  fieyaXfi  ^^l 
shtep'  BvXorfifi^pn  *)  ov  ip  yvvai^p, 

xcü  tvXoyrjiiipog  6  xoQxog  x^g  xot- 
Xlag  Cov. 

5.  xal  xod-BP  fioi  xovxo  tpa  tX9^  f^ 
lirixriQ  xov  xvqIov  (iov  xQog  i/ti; 

6.  löoi)  yäg  cog  kyivexo  ij  qxov^  xov 
äcxaCfiov  oov  clg  xa  mxa  /toVy 
koxlQxfiCep  ip  ayaXXiaöet  x6  ßgi^pog 
kp  xy  xoiXla  fiov. 

7.  xal  fiaxagla  9/  xioxsvcaaa,  oxi 
iaxai  xeXslcoOig  xolg  XeXaXtjfiivoic 
avxy  Jtagä  xvqIov. 

8.  xal  elxBP  MaQiafi'  (isyaXvpsi  ij  tpv- 

X^  flOV   XOP  XVQIOP, 

9.  xal  7)YaXXlaCBP  ^)  x6  xpevfia  /iov 
ixl  x(p  d^etp  xä  cmxrQl  fiov, 


m,  1.  Lc.  1,  39.  —  2.  Lc.  1,  40.   —  3.  Lc.  1,  41.  —  4.  Lc.  1,  42.   — 
5.  Lc.  1,  48.  —  6.  Lc.  1,  44.  —  7.  Lc.  1,  45.  —  a  Lc  1,  46.  —  9.  Lc  1,  47, 


l)  PisÜB  Sophia:  fiaxaQioq.  —  2)  Nach  Lagarde  (Mitth.  3, 374)  richtiger: 


§  5.  Der  hebrftische  und  griechiBche  Text 


209 


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10.  ort  ixaßXey)6P  ijd  zi]v  roJtslvoHSiv 
Tfig  öovXT/g  avtov'  löov  yag  axo 
xov  PVP  fioxagiovalp  ^)  (is  xaoat 
al  yeveal, 

11.  oTi  ijtoLriciv  [loi  fisyaXa  6  öwccvog, 
xal  ayiov  x6  ovofta  avzov, 

12.  xal  To  iksog  avzov  alg  yeveag  xal 
yevsag  xolg  g>oßov(iivoig  avxov. 

13.  ijtolfioev  xQaxog  iv  ßgaxlovi  avrov, 
öuoxoQxiasv  vxBQTifpavovg  diavola 
xaQÖiag  avxäp' 

14.  xad-elXsp  övpaoxag  axo  d-QOPatp 
xal  vy)a>oep  xaxeipovg, 

15.  xsipcipxag  ipixkrjcep  aya&cip  xal 
xXovTOVPxag  i^axiöxsiXep  xepovc. 

16.  dpxeXaßexo  ^lOQaijX  xatöog  avxov, 
fipffod-iipai  iXiovg, 

17.  xad'ibg  kXaXrjOBP  XQOg  xovg  xaxi- 
gag  ^ficop  rq3  ^Aßgaafi  xal  x^  oxig- 
fiaxi  avxov  slg  xop  al&pa. 

18.  xat  ixolrjOBP^)  Magutfi  xgelg  (iTJpag 

XQog    'EXioaßex,    xal    vxioxQey>ep 
elg  XOP  oixop  avxijg. 


IV.  Johannis  Oeburt,  Beschneidung  und  Jugend. 

Lc.  1,57-80»). 


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rrainpi  rrjatp  ^r&o^^ 
iTOn-n«  nirn  bnan  •>? 


1.  Ty  6h  ^EXiadßsx  ixXi^o&i]  6  XQOPog 
xov  xsxelp  avxfjPfXat  iyippf}CBP  vlop. 

2.  xal  fjxovoap  ol  xbqIoixoi  xal  ol 
ovyyBPBlg  avx^g,  oxi  ifiByaXvPBP 
xvQiog  xo  aXaog  avxov  [iBx*  avxfjg, 
xal  ovpixaiQOP  avxfj, 

10.  Lc.  1,  48.  —  11.  Lc.  1,  49.  —  12.  Lc.  1,  öO.  —  13.  Lc.  1,51.  —  14 
Lc.  1,  52  —  15.  Lc.  1,  53.  —  16.  Lc.  1,  54.  —  17.  Lc.  1,  55.  —  18.  Lc.  1,  56.  — 
IV,  1.  Lc.  1.  57.  -  2.  Lc.  1,  58. 

1)  Protev.:  evXoyovaiv.  —  2)  Protev.:  inolrjaev,  Lc.:  efnivev.  —  3)  Da 
dieee  Perikope  weder  von  Justia  erwähnt,  noch  von  den  apokryphischen 
Ew.  verwendet  ist,  so  fehlen  hier  auch  Varianten  von  Bedeutung. 
Text«  u.  Untersuchungen  X,  5.  14 


210 


Das  KindheitBevaiigeliiim. 


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nb  «njpnb'Tbn?  nii«  tat^n 

!)rran*i  ititn  wni^  nr«b 

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DSM  isiüb?^  ^T'B  nn8!«3 

Dn''??tjrbrb?  hä-i''  •^nrji 

-b»  D'^snate'n-bD  'ir'^tp^ 
ÄifiK-n^*  ib«b  Dab 
t^yvir)  njn  ibTi  rnrn 

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nin  "T^n«  rr"i3T  «b-a^ 
nb^b  «n|!0  iri-j^n 

b^nte*;  '^n'b«  rr\T\'>  tf^tna 
ib  nb^j*)*!  iWnbj  Tgs 


3.  xal  kyivexo  iv  rf  s^^pa  rg  oydo^ 
fjXd^ov  jcsQitsfielp  ro  xaiölov,  xal 
kxakovv  aito  ijtX  xA  opofiazi  tov 
xazQog  avTOv  ZaxccQlav. 

4.  xäi  cbtoxQid-ilaa  rj  (i^f/Q  avtov 
ebt£P'  ovxl,  dXXa  xXrid^oetai  ^la)- 
avvfjq. 

5.  xal  shtav  jtQog  avrf^v  ort  ovöslc 
ioriv  kx  T^5  avf/Bvslaq  aov,  oc 
xaXetrai  zw  opo/iari  rovzq}, 

6.  ipipevop  de  tc5  jcazQi  avzov  z6  zi 
ap  d^iXoi  xaXBZad-ai  avzo, 

7.  xdL  cdr^oag  jtipctxidiop  iyQcnpap  U- 
ymp'  ^Imapvrjg  iazip  z6  opofia  at- 
ToiJ.    xäi  id-ttvfiaaap  xavxsq. 

8.  dp€(px&^  6h  ro  azofia  cevrov  xaga- 
XQVf^  ^^^  ^  yX&Coa  (xvzov,  xA 
iXdXsi  evXoydip  zop  ^eov. 

9.  xal  iyiPBTO  ixl  Jtavzaq  tpoßoq  zovi 
jtBQioixovpzag  avzovg,  xal  ip  ol^ 
T§  OQSiP^  zfjg  *Iovdalag  öitXaXtlzo 
xdpza  xa  Q^fiaza  xavxa. 

10.  9cal  ed^spxo  Jtapxeg  ol  dxovöavzeq 
ip  T$  xaQÖla  avz&p,  Xiyopxsg*  zl 
aga  xo  Jtaiölop  xovzo  soxai;  xci 
ycLQ  x^^Q  xvqIov  ^p  fiex*  avxov. 

11.  xal  ZaxctQlag  6  jtaxfiQ  avxov  ixl^- 
öd-fi  jtpsvfiaxog  aylov  xd  ixQoq>f^ 
XBVCBV  Xiya}p' 

12.  evXoyrjxog  xvQiog  6  d^eog  xov  ^ICQaf]h 

oxi  kxsoxeipazo  zop  Xaop  €xvzov, 
xäi  jioiriCBi^)  avz^  XvxQOiOip, 


3.  Lc.  1,  59.  —  4.  Lc.  1,  60.  —  5.  Lc  1, 61.  —  6.  Lc.  1, 62.  —  7.  Lc  1, 63. - 
8.  Lc.  1, 64.  —  9.  Lc.  1, 65.  —  10.  Lc.  1, 66.  —  11.  La  1, 67.  —  12.  Lc  1. 68. 

1)  Der  Übersetzer,  den  propheidschen  Chajrakter  des  LobgesangB  nicht 
erkennend,  vocalisierte:  nW«:!  und  übersetzte  dem  entsprechend:  inoiijcer. 
Ansserdem  muss  der  canonische  Dativ  rcf  katp,  welcher  von  ixolrictv  ab- 
hängig ist,  in  den  Objekts- Accnsativ  umgewandelt  und  zn  ixECxhpato 
gezogen  werden.    So  auch  der  Syr.  Sin. 


§  5.   Der  hebrfiiBche  und  griechische  Text  211 

T\T\W^  TP    ^"^^   Q^'i*^'^'?  13.  xal  iysQet^)  xigag  owvfjQiag  rj/iTv 

n'na^  TTT  tT'aa  iv  ohcfD  Aavld  jtcudog  avrov, 

l'^Ä'^ns    ^t^    "^"^   ntfK3  14.  xa&Äg  iXaXfiCBV  öia  orouarog  xAv 

:Db'i7a  ntfÄ  a'^ip'nj^n  aylcov  ax    al&vog  xQo^fixmv  at>- 

XOVy 

"b3  T'ü')  ')3'^a'?to  TVS^Hy)     15.  OcoTtjQlav  Ig  ix^pcöi'  ^//c5^  xal  Ix 

t'^a'^ÄDte  X^'P^^    Jiavrmv    x&v    fitoovvxcov 

Vf^äg, 
51D''r]'ia»"D?  ipn  rite^     16.  jroi^öat  l>l£0$  fisxa  xäv  JtaxiQcov 
ritinj;  n'^'ia'nÄ  "^T^l  ^(i<5v  xal  (ipfjo&ijvai  öiad'^xr^g  äylag 

avxov, 
l^atp?   ntflj  n:j^!11ÖnTJ|     17.  o(>xoi;    oi'    (Sfioösv    xgog  Ußgaafi 
l^A  nnb  'O'^ilK  D^rnnsb  x6v  xaxiga  rjficiv,  xov  dovvai  rjiilv, 

ih^r    nx    TP    '^^^Ti     18.  ag)6ßa)g  ix  x^^Qog  ix^Qciv  gvcd^iv- 

nT5fi"'^bSl  iriÄ  rac  XaxQSvsip  avxS 

"bs  l'^Dfib  «TR'JX^I  '^^J'^a    19.  I»'   oa«or^r£   xal   öixatoövpxj   ipci- 

r'ia'^tt^  jr^oi'    avTOv    Jtaöag    xag    rfiiigag 


Tipiäv. 


fi'^b?  »"'S?  "Tb*n  iinjjl    20.  xal  ov  6h  xaiölov  xQog)^x9]g  v^/- 

rrST     •'Dßb     "»S     Ä^R  ^J'Tov    xXfid^ojj'    xQoxoQevay    yaQ 

tl^oivri»  nittb  «jbr)  ^(>o    xgocdxov   xvqIov  exot/idacu 

oöovg  avxov, 
iiajb   nij^tti';»    tW   nnb    21.  xov  öovvcu  yvAatv  öa)XfjQlag  tc5 
;Dn'^riKbn  nn'^bo^  Xatp    avxov    h>    atpioei  äfiaQxiAv 


avxmv 


n^^ttTI'Da'l    '^3'»^^    ''^ns    22.  dm  CxXayxva  iXiovg   ß^aov   fjfiAv, 
naiil   ori?   '^U??'?   ^^^^  ^^  ^^S  ixioxi^^exai   rjfjiäg  ävaxoXrj 

lü^yß^ü         Ig  vy)ovg 

^tin       ''^^'^b       ^'^Änb     23.  kxig)äpai  xolg  ip  Cxoxsi  xal  oxia 

"HÄ      niÖÄbt      nittbri  ö^aj^arov  xa&r]fiepoigy    xov   xaxev- 

:Dibip  trj'J^  '^S'^b^T  &vpai  xovg  xoöag  ^fimp  elg  oöop 

elQi^PTig, 
ntn^  ptn^   ibjn  b'^y^    24.  to   da  xaiölop  riv^aPBP  xal  ixQa- 

13.  Lc.  1,  C9.  —  14.  Lc  1,  70.  —  15.  Lc.  1,  71.  —  16.  Lc.  1,  72.  —  17. 
Lc.  1. 73.  —  18.  Lc.  1,  74.  —  19.  Lc.  1.  75.  —  20.  Lc.  1,  76.  —  21.  Lc.  1,  77. 
—  22.  Lc.  1,  78.  —  23.  Lc.  1,  79.  —  24.  Lc.  1,  80. 

1)  Ebenso  vocaliaierte  der  Obersetzer:  b«S*>^2^^  l^ysigev. 

14* 


212 


Dm  KindheitBevangelium. 


raiovTO  xpevfiarij  xtü  ^p  ip  ralq 
mzov  xQoq  top  ^[oqco^jL 


y.  Die  Yerehelichung  der  Maria. 

Mt  1,  18—25.  Just.  DiaL  c.  Tryph.  c.  78.  Protev.  Jac  c.  14.  Et 
P8.-Matth.  c  10.   11.  Ev.  de  nativ.  Mar.  c.  10.   Hist.  Jos.  &  5. 

6.  17. 


irf]ga  «Vi  p'^x  tf  *^Ä  v^^rt) 

Ob?"''?     nenn*)     rtnnb 
nnäa  nnitfb 

¥  »  •  T  J  —   : 

nsrn    riKts   ntin  «in 
•T^i«  n«n3'  rrim  tr«bt3 

tÄ^in  tDipn  mni?  njüna 

V  •  -      .. 

«te'n  JT^m  ii«bt3  'imx 


1.  Mvfiarev&elaTjg  Maglag  rw  *Io}OTj(f, 
jcqIp  f]  0vpeXd'6lP  avTovg,  6  ^ItDCrff 
evQ6P  avzfjp  kp  yaOTQL  exovoav. 

2.  xal  ölxaiog  mp  i^^rei  *)  fit]  xaQC- 

ÖBLyfiaxloai  avrriP,  aXka  Xad^Qa 
ojtoXvoai^)  avxTiP. 

3.  xavza  Sk  avxov  ip&vfifjd-iprog  liov 
ay/aXog  xvqIov  xar   opaQ^)  ktpavri 

avTfp  Xiywp'  ^ItDct/g)  vlog  Aavli. 
[ATI  9>oßijd^g  xagaXixßelp  lUagiaß 
Tf/p  yvpaixa  öov  o  yag  ix^i  xara 

yaOTQog^),     bc     xpsvuaxog    kcuv 

äylov. 

4.  ri^Bxai  ök  riop,  xal  xaXiösig  to 
opofia  avxov  *IfjOovp'  avxog  yag 
cciasi  xop  Xaop  avxov  äxo  xmv 


>  *m 


afiaQXicoP  avxofP. 
5.  iyeQd-elg  6h  ^Imof/q)  dxb  xov  vxpov 
xal  (poßrid^Big  ovx  cbtiXvasp  avrrjv. 
xal  ixoli]öep  cog  JtQOödxa^ep  avtm 
6  ayysXog  xvgiovy  xal  jtaglXaßiv 
xfjp  yvpalxa  avxoVj 


V,  1.  Mt  1, 18b.  —  2.  Mt  1, 19.  —  3.  Mt  1. 20.  —  4.  Mt  1, 21.  —  5.  Mt  1, 24. 

1)  Epiph.  ^jjrfi,  Mt  ißov?.^.  —  2)  Just,  Gelsüs:  ixßaUly,  - 
3)  Just:  &'  bgafiaroq,  —  4)  Just:  o  ^fi  xata  yacxQoq  —  Ev.  P8.-Mfttth.: 
qaod  in  utero  ejus  est  -^,  Protev.:  r^  hf  avry  ov  — ,  Mt:  to  iv  avxi 
yevvij&iv. 


§  5.   Der  hebräiBche  und  grieohiflche  Text. 


213 


rnb;j   ''3"^?  ^ZT   ^^1      6.  xal  avx  iylvcooxev  avrrjv^  ?cog  ov 

:):x  irsxsv  vlov  [jtQcotoroxov]. 


VI.  Jesu  Geburt. 

Lc.  2,  1—20;  Juat.  Apol.  I,  34.  Dial.  c.  Tryph.  c.  78.  Protev.  Jac. 
c.  17.  Ev.  Ps.-Matth.  c  13.  Hist.  Jos.  c.  7.  Ev.  Inf.  Arab.  c.  2—4. 


:pKn  b3-n«  nrob 

f       ♦     T     t  T  V  I     • 


•     ••    r  ;    •        »  •   T 

b^^barri^  ^loh^^-Dä  b??i 
-n'n  rr^ati  rrn  '^s  nnb 

:rnn  «"»rn 

:     :  •-  T  T  :    ■  •  :- 

mn   «Vi    mbb    n^^tj*» 

TT  :  •■•  V   T  T        ^T 

t-j^b  Diptt  DSib 


1.  ^EyivBXO  6b  kv  ralq  fjßiQaiq  hulvatg 
i^TJXd-sv  xiXevaig  *)  djto  Aiyovötov 

ßaCtXiioq  ajtoyQaq>BOd'€u  xaCav  rrjv 

2.  avTi]  oJtoyQatpii^)  kyivBxo  JtQcizfj 
Ijr^rpo^evoi^TO^^)  rijg  JSvQlag  Kv- 

qfjvlov, 

3.  9uii  ijtoQBVovTO  xavTSc  cbtoYQci- 
g)B09'CU,  txaarog  bIq  xijv  lavrov 
jioXiv. 

4.  avißn^)  <ß  xal  ^looöijg)  cbio  rijq  Fa- 

,  XiXalag  kx  jtoXBCog  Na^aQhd^  Big 
xrjv  ^lovöalav  Big  JcoXiv  Javlö,  fjrig 
xaXBitai  Brid-XBifi,  öia  ro  Blvai  av- 
TOP  i^  olxov  xal  jtaxQiag  Aavlö, 

5.  äxoyQatpaa&ai  övv  Magia/i  r$  yv- 
vaixl  avxov,  ovc^  kyxvco. 

6.  iyBvixo    öh    avxcip    opxop    ixBt^) 

ijtX^od^jöap  al  '^fiigai  xov  xbxbIp 
avxr^v,  xal  ovx  bIxop  Jtov  xaxa- 
Xvöai.  ^) 


6.  Mt.  1,  25»  —  VI,  1.  Lc  2, 1.  —  2.  Lc.  2, 2.  —  3.  Lc.  2,  3.  —  4.  Lc. 
2,  4.  —  5.  Lc.  2,  5.  —  6   Lc.  2,  6.  Protev.  Jac.  c.  18. 

1)  Lc.  Soyfjia,  Protev.  x^XBvaiq,  —  2)  Lc.  naaav  t^v  obeovfihrjv»  — 
3)  Tert.  census,  Orig.  descriptio,  Ev.  PB.-Mattb.  professio.  —  4)  Lc.  ^yf- 
fiiovevovTogt  Gbron.  Pascb.  initgonevovtog,  Just.  hiixQonov.  —  5)  Just. 
dvBkriXv^BL.  —  6)  Jufit.  avxdiv  ivrtov  ixet,  Lc  iv  xtf  slvai  avrovc  ixsT.  — 
7)  Jaat  ovx  bIxov  nov  xtxxaXvaai,  Lc.    ovx  r^v  a^oXq  tonoq  iv  xtp  xara- 

XvfiOTl, 


214 


Dm  Kindheiteevangelium. 


-DK   ms»   «a^n  y>:A 

»  TT  -T-  •   T 

T    J       • 


t  t 


T^g    xcoßfjg^)   xäi    Blc^yayBv    xijp 
Magian  kxeL 

7.  ij  dh  ir&cev  top  iibv  ccvz^q  tov 
xQcoroTOXop ,  xäi  ioxagyccptooev 
avTOP  xal  5i;^^g^*)  ovTor  iv 
q>aTpy. 

8.  xal  xoifiipeg  tjCap  ip  r^  X^Q?  ^V 
avry  dyQovXovpxeq  xdL  g>vXaö6ov- 
XBq  ipvXootaq  r^g  pvxzog  ixt  tifV 
xolfiPfjP  avTcöp. 

9.  xcct  Idov  avy^Xog  xvqIov  ixiotfj 
avrotg  xalöo^a  xvQlovxeQiilafnpsv 
avTOvg^  xai  kfpoßfi^Oap  g>6ßov 
fiiyap. 

10.  xal  elxev   avrolq  6    ayysXog'  (ttl 
tpoßBlcd'B'  low  yoLQ  evayysXlt^onai 
vfilp    X^Q^^   fieyaXijp,    rjxig   Icxai 
xapxl  rqS  Xaä, 
y^tüiti  D3b  "'^'J  ni'»n*'3     ll.  on  hix^  v/ap  C^hbqop  öwxfiQ^ 
piKH  rptöian  Äin  ni^Wj  og  ioxtp  Xgiöxog  xvQiog,  kp  xohi 

Aavlö. 

12.  xäi  xovxo  v/iZp  zb  öijfislop'  etV^" 
0€X€  ßQiq>og  icxoQyccptDfiipov  xd 
xalfiBPOP  ip  g>azpfi. 

13.  xäi  i^al^Pijg  iyipezo  Cvp  zä  cct- 
yiX<p  xX^&og  özQoxiaq  ovgaviw 
olpovpzfDP    ZOP    d'BOP    xal    XtfOV- 

ZG}P' 

14.  öo^a  kp  v^lözotg  ß-eA  xäi  ixt  yfjc 
eIqi^ptj  ip  apd-Qcixoig  svöoxlag.*) 

15.  xäi  iyipezo  dg  axrjXd'OP  äx  av- 
zAp  slg  ZOP  ovQaPop  ol  oyyBXoi, 

7)  Lc.  2,  7.  —  8.  Lc  2,  8.  —  9.  Lc,  2,  9.  —  la  Lc  2,  10.  —  11.  Lc 
2, 11.  —  12.  Lc.  2, 12.  —  13.  Lc,  2, 13.  —  14.  Lc.  2, 14,  —  15.  Lc.  2, 15. 

1)  Orig.  iy  t<p  anriXalq),  Jutt  iv  aniiXiäip  xivl  avveyyvg  xi}^  xmß^^  — 
2)  Der  Znsati:  avvsyyiK  xr^^  xoS/u^c  gehört  Justin  an,  nicht  dem  Protef. 
—  3)  Lc.  dvixXivev,  Juit  ^«Äe/jrft,  Protev.  I^xet^.  —  4)  Text,  rec,  Epiph 
Syr.  Sin.  evSoxia, 


nap   rrjrr;    ifÄbti  nxrn 
?'nDin  rijrn  liai^i  QT^^ 

-bÄ  tfÄbtan  Dn^b«  ntei*5 
ntD«  nbiia  nnttte  ODtn« 

••      ■«  ^  •  V  •  •  «•  ff  •• 


T     T 


•jtÄÄtin  niÄH  Djb  nrj 
lO'QÄai  Miö'j'brin^  ib; 

tlÄbHT-ta?  n;n  tÄra'i 
B'jtii^n  Kai'  "jiian 
D'^n'bsrrn»  '  n'^natöti 

•        VI    T  V  •    :    -     : 

DST^b^^tt '  iby  nti«3  "^n^i 


T      T 


-.     -     • 


§  5.   Der  bebräisehe  nnd  griechiecbe  Text. 


215 


•virrb:^  nmb«  nttwn 


:i 


-b?  s^nw  D'^^tatSrrbs^ 


T    •     l 


0^  Jtoifiiveg  iXaXovp  XQog  dXl^Xovq ' 
öiiXd-oDiABv  dfj  ^cog  Btjd'Xehn  xal 
löofisv  ro  p^^a  rovto  z6  ysyopog, 
o  6  xvQiog  kY^cigiöev  tj/ilv. 

16.  xal  fiXd-ov  öJtevöavreg  xal  dvevQOP 
xriv  XB  MaQtafi  xal  top  ^Ia>ofi^  xcci 
to  ßgitpoq  xelfievop  kp  r^  (paxpy, 

17.  löopxBq  Sk  kyp<oQiCap  jibqI  xov  p^- 
(iaxog  xov  XaXtjd'iPXog  avxolg  JtBQt 
xov  Jtaiölov  xovxov. 

18.  xal  jtdpxeg  ol  äxovöapxsg  iO'avfia- 
aap  jisqI  xAp  XaXTjd-ipxcop  vjto 
xAp  xoifiipmp  nQog  avxovg. 

19.  17  6b  Magla  Jtapxa  CvpBxtjgsi  xa 
^Tlfiaxa  xavxa  övfißaXXovöa  iv  x^ 
xaQÖla  avxr^g. 

20.  xal  vxiöxQStpap  ol  ^oifiipBg  öo^a- 
^opxBg  xal  alPOVPXBg  xop  d-BOP  kjtl 
xäoip  olg  fjxovaap  xal  elöoPy  xa&cog 
iXaXrjdTj  xQog  avxovg. 


VII.  Jesu  Beschneidung. 
Lc.  2,  21.   Mt.  1,  25^  Ev.  P8,-Matth.  c.  15,  Ev.  Inf.  Arab.  c  5, 


•  T         T  :  i    •  •  :- 


T    » 


ib-Kng '  "WK  D^?  TtfD'y 
HMnhnhDnpaiiKbTQn 


1.  Kai  oxB  inXriOd^riöapJ)  r)fiiQai  ox- 

XCO,  ^Xd-OP  JtBQlXBflBlP  x6  XaiÖloP, 

xal  jtBQiixBfiOP  avxop  kp  X€p  öJirj- 


Xalcp. 

JL 


2.  xäi  ixdXBöBP  Magiäß  x6  opofia 
avxov  *Ii]öovPy  x6  xXrj&hp  vxo  xov 
dyyiXov  xgo  xov  ovXXrjfigfd'^pai 
avxop  hp  xfj  xoiXlqi. 


16.  Lc.  2,  16.  —  17.  Lc.  2,  17.  —  18.  Lc  2,  18.  -^  19.  Lc  2,  19. 
20.  Lc.  2,  20.  —  VII,  1.  Lc  2,  21*.  —  2.  Lc.  2,  21b.  Mt.  1,  25b. 


1)  Cod.  D  inXijg<u^aav, 


216 


Das  KindheitBeyangeliam. 


VIII.  Jesu  Darstellung  im  TempeL 
Lc  2,  22—24.  Ey.  Ps.-Matth.  c.  15.  Ev.  Inf.  Arab.  c.  5. 


T         J 


-bs  rrirrj  mina  aina? 
tiib  Kip"^  onn  itDD  -OT 

v»  -fr  •  V  •••  V  V  TT 


1.    JSTol     OTS    ijtXljOd'fjOCOf  ^)     cd   ^fUQCU 

tov  xaB-aQiOfiov  avtijq,  xara  top 
pofiop  M(ovcici}q  amyayop^)  avxov 

bIc  %Q0ö6Xvfia  xaQaarijaai  xA  xv- 

Qicp. 

2.  xad-Aq  ytfQaxxtu  hv  voiim  hcoqIov 
oxt  xap  agCBP  öuavolyov  fi^xQor 
ayiov  rcp  xvQltp  xXfid^öexai, 

3.  xa)  xov  öovpai  ^volav  Tcaxa  xb  d- 
QTifiivov  iv  xA  voiicp  xvglov,  ^ev- 
yoq  xQ%yf6v(DV  iq  6vo  voööovg  xegi- 
oxeQAp. 


IX.  Simeon. 
Lc.  2,  25—35.   Protev.  Jac.  c.  24.   Ev.  Ps.-Matth.   c  15.  Ev.  Inf. 

Arab.  c.  6. 


n'^bi^  nn'^n  tnipn 

TT  T  :     T  vT    - 

•^3  tüi|)n  m^  nbsp  ibi 
-D«  1?  njr-HÄn'?  «"b 

-  .     :  V  ^   T 

TT-  *•  T-* 


T  l 


1.  Kai  Idov  avd-QCDXog  ß-sov^)  ^p  h 

%QovaaXi^fi,  m  opoiia  JJvfiefDPy  xai 
o  ävd-Qcoxog  ovxoq  dlxcuog  xal  ev- 
Xaßfjg,  XQoaÖBxofiepog  xoQaxZfjOa* 
xov  ^QorjX,  xal  xpevfia  rjp  ajtov 
Bx   avxov. 

2.  xal  fiv  avxA  xexQflfictxiOfiipov  vxo 
xov  xvevfiaxog  xov  aylov,  fi^  tösiv 
d-avaxov  %mq  ap  *)  löxi  xop  Xqicxov 
xvqIov  kv  oaQxl  *)  [iXnXv&6xa\. 


VIII,  1.  Lc.  2,  22.  —  2.  Lc  2,  23.  —  3.  Lc  2,  24.  —  IX,  1.  Lc  2. 2.5.  - 
2.  Lc  2,  26. 

1)  Cyrill.  Hier,  inkijgfo^aav.  —  2)  Epiph.  aVi^cyxav.  —  3)  Bv.  P«.- 
Matth.  vir  dei  ■=«  o-^rtS«  t»-»!!.  —  4)  Protev.  MmQ  &v,  Lc.  nglv  §  «y.  —  5) 
Protev.  ed.  Tigchendort:  iv  auQxl,  Ev.  P8.-Matth.  in  came,  Protev.  ed. 
Fabricins:  iv  aagxl  ilijXv&ota.    Vgl.  Job.  1,  14. 


§  5.  Der  hebräische  und  griechische  Texi 


217 


tJ'ip'arrbK  min   »h»5 
ib  niterb  T\i'2  'X?irrr\Vi 

i'»ni:^*"Trby  ir«  bap'^i 
D'^n'bKrrn«     ij-ia*^'^ 

-bD  "»stb  rviD'^on  n»« 

t  —     l    •  T  •     -  V   -} 

liSD')  D'^iab  -i'^«nb  ni« 
-b?  D-^nttn  itsKi  T^n^fi 


T    «•••    - 


yürk^")  t:mtö  oni«  ^nn-j? 
nr-nsn  iia«  oj^iti-b« 
rra'ipnb'i  bitiMb'iöw 
nikbi*  "b«nte'^'a  '  o'^inb 

l?i3i)  ann  li^r  «ftisoai 
aab    riiatintt    nrbap 

-   s  :     :    -  T     VT    • 


3.  xcd  ^>l^€r  ii'  tgS  jtVBVfmri  elg  t6 
{€(>oi'*  xal  ir  T<p  Blaayayelv  xovq 
yovBlq  xo  Jtaidlov  ^Irfiovv  rov  Jtotf^- 
0ai  ixvTOvg  xara  to  sld-iOfiipop 
rov  vofiov  xsqI  avrov, 

4.  xal  ccvTog  köi^axo  *)  aixo  elg  rag 

ayxaXag  tuxL  evxciQlöxfjoev^)  x^d-Bep 
xdi  eljtsv 

5.  PVP  äjtoXvsig  xop  öovXop  oov,  öi- 
öjtoxa,  xaxa  xb  Qfjfid   öov  kp  bU 

6.  oxi  elöop  ol  6q>d'aXfiol  fiov  x6  ö<o- 
xriQiop  oov, 

7.  o  fjxolfiaöag  xaxa  xQoooixop  icap- 
xoDP  xAp  XaSp, 

8.  q>cig  elg  dxoxaXvtpiP '^)  i&pcip  xal 

öo^ap  Xaov  öov  ^lögai^X. 

9.  xal  fip  6  xaxfjQ  avxov  xdL  rj  ff^xf/Q 
avrov  ß-av/ia^opxeg  ixl  xolg  laXov- 
fiipoig  ;xbqI  avxov. 

10.  xal  svXoyriOBP  avxovg  JSvfiBmp  xal 
bIxbp  JtQog  Magiafi  xijp  (iijxiQa 
avrov'  löov  ovxog  xBlxat  Big  jrrcS- 
oip  xal  dpäöxaoip  jioXXAp  ip  r€p 
*IöQafiX  xal  Big  Ofjfislop  äpxiXayo- 

flBPOP. 

11.  xal  oov  6h  avx^g  yn^x^^  öieXsvöt- 
xai  QOfi^ala,  oJtog  ap  a3toxaXvq>d'm' 

Oip^)   ix  xoXXAp  xaQÖiAp   diaXo- 
yiCfioL 


3.  Lc.  2,  27.  —  4.  Lc.  2.  28.  —  5.  Lc.  2,  29.  —  6.  Lc.  2,  30.  —  7.  Lc. 
2,  31.  —  8.  Lc.  2,  32.  —  9.  Lc.  2,  33.  —  10.  Lc.  2,  34.  —  11.  Lc.  2,  35. 

1)  Die  Yalentinianer  nach  Irenaeas:  Xaßowa  (Lc.  idiSazo)  —  evxa- 
Qioxriaavta  (Lc.  «jAoyjywv).  —  2)  Job.  1,  9.  Test.  XII  patr.  iponCCfinf,  — 
3)  1.  Cor.  4,  5:  <pavBQolv  =  inokuXinxetv,  ßovXüi  •=•  öiaXoyiOfABL 


J 


218 


Daa  Kindheitseyangeliom. 


X.   Hanna. 
Lc.  2,  36—38.  Ev.  PB.-Matth.  c.  15.  Ev.  Inf.  Arab.  c.  6. 


T :  -  •        n  -    J  •    :    • 

mini  «'^nn  rü^a  oppri 
tob  i'^b:?  naipn  nin'^b 

I  T    ♦  -   -       I  -  T 


1.  fbl  ^p  "Avva  xQoq>^ig,  ^vYoxfiQ 

2.  avzri  jtQoßeßfjXvra  kv  ^fiiQcug  xüX- 
Xal^,  ^^oaöa  ^)  /lera  äp&Qog  ertj  kxra 

dxo  T^g  xagd^vlag  ctvrrjg, 

3.  xal  avTi]  XVQ^  ix&v  €oq  oyöo^xoi^ 
za  TBOOaQcov,  §  ovx  aq>lozaxo  zov 
IsQOv,  XQOOfidpovca  ^)  zalg  dei^osöiv 

xal    zalg  xoooevxalg   vvxzcdq   xci 

4.  xal  avzy  zy  wq^  kxioxaCa  av^a>- 
fioZorelzo*)  zqf  ds^  xal  iXaXei 
X£qI  avzov  xäoip  zolg  XQ00ÖBj[Ofii- 
fioig^)  XvzQOHiiv  %QOvaaX^fL 


XI.   Die  Magier  aus  Arabien. 

Mt  2,  1—12.  Just.  Dial.  a  Tryph.  c.  77.  78.  106.  Celsns  ap.  Orig. 
c.  Cels.  1,  40.  58.  Protey.  Jac  21.  Ev.  Ps.-Matth.  c  16.  Ev.  Inf. 

Arab.  c.  7. 

QIR  Tm'^  Ü'^VS!?  nirn       l.  Kai  l6ov  XaXö(^^)    axo  ^^^a- 

:ntt';btü')T  5)fc5a  ßlag^  ^}tS^)  ^^  %QovoaXi^fi, 

ODSn^a  ib*;  *[b^  r^r^tk^^      2.  Xiyovzsg  ozi  ßaacXsvg  7Sf«35?«Ji' 

X,  1.  Lc.  2,  36*.  —  2.  Lc.  2,  36^.  —  3.  Lc  2,  37.  —  4.  Lc.  2,  3a  —  XI,  1. 
Mt  2, 1.  —  2.  Mt  2,  2 

1)  Lc,  gj/(ja  ac  =  rin^,  Didasc,  Const:  ovaa  =  :in^.  —  2)  Didasc, 
Const,  1.  Tim.  5,  5  ngoofiiveiv  =  -i«y,  Lc.  Xatpeieiv,  —  t^,  —  3)  Diduc^ 
Const  vvxzQ^Q  xal  fii&*  tffii^av,  Lc  vwcia  xal  ^fi4Qav%  1.  T.  5, 5:  wxtog  xal 
tlßiQaQ,  —  4)  Didasc,  Const  öoSdaaoa,  Ev.  Inf.  Ar.  gratias  agent.  —  5)  Juit 
TCQoaSoxäv.  —  6)  CelsaB:  XaX&aloi,  Mt:  fidyoi,  *~  7}  Jiut.  Epiph.  *A^^aßla 
"  on)j  «=«  dvatoXal  Mt  —  8)  Joat,  Epiph.  iX9^cTv,  Mt  na^ayivecB-au  —  9)  So 
Jastin.  Dagegen  Ev.  PB.-Matth:  obi  est  rex,  qni  natos  est  vobia?  Mt:  nov 
iazlv  6  rexB'elQ  ßaaiXsvq  xwv  *Iovdalafv;  —  10)  Banlidee:  ted^eafiivoi. 


§  5.   Der  hebrftische  und  grieclÜBche  Text 


219 


jTimi  o'iTrin  »ati'n 

ntoKb  DnKtt  ©n-pn  d:wi 

onb-rr^aa    ib    inta««*! 
T^i*  n'ini  p-^^s  nTirr^ 

:b«ite'> 
D'^'ntob  oiTj'in  «'^Jj't« 
ntf«"  wn  nrrb  nbmi 

•^b  Dijiam   'p«?i3ri-'»3 

v-t-ivs         ~   y         -  T        »! 

nb 

»isn  nrm  «ob^  nbian 
nbn    rtaba    'iäi    itfi^ 

•        T  -        :  T  V  - 


acxiga  amov  Xafnpavra  *)  ^y  ry 
avQgp^  ^)  xal  fjX&ofisv  XQoCxvpif' 
Oai  ccvrä. 

3.  xal   axotJaag  'HQciörjg    iragax&V^) 

4.  xal  cvvayaya>v  jtavraq  xovq  aQXiB- 
QStg  xaL  J^/^^J^^"*)  *«^  Jigsößv- 
T^Qovg    Tov     Xaov     ijtvvd-apsro^) 

jtag  avxmv  xov  6  XQiaroq  ysv' 
värai, 

5.  ol  6h  Bbtav  avxA'  hv  Brjd^Xsifi  t% 
lovöalaq'  ovrcog  yag  yiyQaJtxat  dia 
TOV  JtQoq>rixov' 

6.  xal  ov  Bijd-Xeiii,  yfj  %'öa,  ovöa- 
/icig  iXaxloxf}^)  el  kv  xolg  ^efioöiv'^) 

^Fovöa'  ix  oov  räo  i^ekEvöexac^yoV' 

fisvog^),  oOTig  Jtoißapel  xov  Xaov 

fiov  xov  *IOQariL 

7.  xoxB  ^HQciöfjg  xaXicaq  xovg  XaZ- 
dalovg  rjxQlßoosv  xag  avx&v  xov 
XQovov  xov  g>aiPo/iivov  acxigog- 

8.  xal  Jtefitpag  avxovg  slg  Bi]&'X€6gi 
sljtsv  vjtayBxe^)x(ddva^Tix^oax€^^) 

dowakäg  ^^Y  xal  iav  evgnxB,  ojiaj' 

yBlXaxB  ftoi,  oxoag  xdym  iXd'Av 
j(goC7CVV7]Oa>  avxä. 

9.  ol  6b  dxovoavxBg  xov  ßaCiXiog  ijto- 
gBv&rjoav  xal  l6ov  6  dox^g,  ov 
b16ov  kv  T§  dvaxoX^,  jtgoijyBV  av- 


3.  Mi  2,  3.  —  4.  Mt.  2, 4. 
—  8.  Mt  2,  8.  —  9.  Mt  2.  9. 


-  5.  Mt  2,  5.  —  6.  Mt  2,  6.  —  7.  Mt  2, 7. 


1)  Protev.  Xdfitpavra,  Jiut,  Geis.:  dvareiXavta.  —  2)  Ign.,  Just,  Test 
XII  pair.,  Apoc  12, 1:  iv  ovgavip,  —  3)  Heges.  itpaßelto,  —  4)  Just: 
TtgeaßvtBQOi,  Ev,  Inf.:  sapientes.  —  5)  Protev.  dvixgivev,  Ev.  P8.-Matth. 
inqoireret,  Jost.  o  (ia^<av.  —  6)  LXX:  dXlyiaxoq.  —  7)  LXX:  x^Xidg,  — 
8)  LXX;  aQX(ov  —  9)  Protev.  ed.  Tischendorf:  hndyBre,  Mt  nogsv- 
B^ivreq.  -—10)  Ebenda:  ^tit^aom,  Mt  iSexdaate.  —  11)  Protev.  ed.  Fa- 
bricios:  da^XtoQt  Mt  dxQißtSq, 


220 


Dft8  KisdheitBeTangelinm. 


.TT  T-S-  --.  -J-- 

nÄti— ??  nbiiÄ  nnpte 

:  •-  T  !   -    -  T- 

-rttiS  'inri^5  "i^'^^^inrittf?!! 
ib  "  'la'^ip??     DniisiK 


TT  T : 


rovg,  §09$  ^Jl^cDi'  icxad^  kxavm 
ov  f]P  t6  xaiöLov. 

10.  Idovxaq    d\   rov  acxiga  ix^l^^^ 

11.  xal  hXd-ovxBg  elq  rf^v  obd(xv  elöov^) 

xo  Jtaiötov  fiexa  Maglaq  xtjg  (iffXQog 
avxov,  xoü  jtQOCexmnjCav  avxw^ 
xal  avol^avxeg^)  xovg  9i}C(wqovc^) 

ctvxäv  JtQOO^veyxap  avxtp  öciga, 
XQVöov  xcä,  Xlßapov  tccü  OfWQdHzv. 

12.  xal  xQfj^axtOd^vxsg^)  xax    ovoq^^ 

^7j  ävaxafnpai^)  xQog  ^HQwöfjv,  6i 
aXXrig  odov  apsxd^aav'')  dg  xnv 
Toigav  ixvxcip^). 


Xn.  Die  Flucht  nach  Ägypten. 

Mt.  2,  13—15.  Ey.  Ps.-Matth.  c.  17.  Bist.  Jos.  c  8.  Ev.  Inf.  Arab. 

c.  9.  Just.  Dial.  c.  Tr.  c  2. 

•JÄbti  nSii  örobjf   Wl      l.  ^Apaxa>Qfioapxcap  Sk  ovxAp,    tiav 

I  ..  V  T  :  •  T        I 

nb«b  Dibna 
-n^n  ibTrnK  np  D^p 

T  :    "   :     •  '  :  -    :  • 

r-  -     •  :  .         1     V  - 


rna  ^iDb'»*!   oi*nirrb« 
;Dr«-b«  in« 


T    l     - 


ayysXogxvQlov  g)alpexcu7cax  o%hxq^ 
xtp  *Ia}Ofig>  Xiyop' 
2.  k^egd-slg    xagaXaßs^^)   xo  xoidlop 

xoü  xriP  fifjxiQa  mxov,  xal  g>Bvjs^^) 

dgAlyvxxoPj  xäi  lö^iixet^aig  op^^ 

eljco)  cor  fieXXet  yog  ^HQmdrjg  gj/- 

xBlp  ^5)  xo  naiölop  xov  axoXiccu  "} 

avxo. 


10.  Mt.  2,  10.  —  11.  Mi  2. 11.  —  12.  Mt  2, 12.  —  XÜ,  1,  Mt  2, 13*. 
—  2.  Mt  2, 13b. 

1)  Ev.  P8.-Matth.:  invenemnt  —  2)  Protev.  i^ißaXov.  —  3)  Protev. 
dno  tf}g  ni^gag  adrwv,  Epiph.  J^vot^itv  raq  m^ga^  kuvrtSv.  —  4)  Joit 
ixeXevcd^TfaaVf  Epiph.  naQayYiXlovtai.  —  5)  Just  xtn^  dnoxdlwpiv.  — 
6)  Jnst.  inaveX^Btv,  —  7)  Protev.  inoQtu^aav,  Epiph.:  dipixvBlc^ai,  Jtist: 
dnaXXttrread'at.  —  8)  Epiph.  slgr^  kavrwv  ntngiSa.  —  9)  Justin  (DiaL  102): 
xard  xiXsvaiv,  —  10)  Jnat  Xafißdvsiv.  —  11)  Jnst  dnaXXayrjvai,  Ev.  Inf-  Ar. 
abire.  —  12)  Just  äxQig  &v,  —  13)  Just.  inißovXevsiv  —  14)  Jutt  dpeX£Tr. 


§  5.   Der  hebrftiBohe  nnd  griechische  Text. 


221 


:oSTTin  niti-ra?  Dttf-^m 


3.  o  d^  i/epd-el^  IXaßtv  xo  jtcuölov 
xal  xfiv  fiTjtdQa  ctvtov  wxtbg  Tcal 
djt^Xd-ev^)  dg  Alyvjtrov. 

4.  xal  rjp  kx6l,  arotg  av  ajtid'avsv^^) 
HQcoöfjg.  *) 


XIII.  Der  Eindermord  zu  Bethlehem. 

Mt.  2,  16.  Just  Dial.  c.  Tryph.  c.  103.  Cek  ap.  Or.  a  C.  I,  58. 
Protev.  Jac.  c.  22.  Ev.  P8.-Matth.  c.  17.  Bist.  Jos.  c.  8.  Ev.  Inf. 

Arab.  c  9.  12. 

1.  r^ovg*)  di  ^HQciÖTjg  ort  ivexalrd-Tj 

vno  xAv  fiäycov,  (ogylod-Tj^)  Uav 
rj  xaQola  avxov' 

2.  xal  ijtsßtpsv^)  slg  Br^Xslfi  (povav- 

xag"^  xai  anixxstVBV^)  Jiavxag 
xovg  hv  xw  avxcp  XQ^V^  ysysvv?]' 
fiivovg,  ^) 

3.  olofiBvog^O)  xal  xovxov  dvsXetv  ovv 
avxolgf  jrgpl  ov  elg^xaciv  avxcp  ol 
XaXöaloi. 


D'^-ibisn    bä-n«  niq^ 

-     ■»  •     -       •  -'."• 

ib   'inti«  nirf«  nn^n 

•      IT  •  • 


XIV.  Die  Rückkehr  aus  Ägypten. 

Mi  2,  19—22.  Ev.  Ps.-Matth.  c.  25.  Hist  Jos.  c.  9.  Ev,  Thom. 

Lat  c.  3.  Ev.  Inf.  Arab.  c.  26. 

OiTlin  nifi  "^IHK   *^TV>^      l.  TsXavxTJcavxog    öh    xov   *Hq<döov, 
HÄ"??  iTJST?  ^Äbtt   nSiTj  Wov      dyyeXog     xvqIov     g>alvexai 


3.  Mt.  2, 14.  —  4.  Mt.  2, 15».  —  XIII,  1.  Mi  2, 16».  —  2.  Mt  2. 16b.  — 
3.  JuBi  Dial.  c.  103.  Cels.  ap.  Orig.  c.  Geis.  I,  58.  —  XIV,  1.  Mi  2. 19. 

1)  Just.  dn^X&eVf  Mt.  avf^^cJpi/aev.  —  2)  Just.  ixQ^i  ^^  dni&avev, 
Mt  ?wg  T^i  TsXevzfjq,  —  3)  Nach  dem  Ev.  Ps.-Matth.  geschah  die  Flucht 
„per  viam  eremi"  —  vgl.  Apoc.  12,  6:  xal  ^  yvvfj  fyvysv  dg  r^v  sgff/xov, 
—  4)  Protev.  yvovg,  Mt  Mv.  —  5)  Protev.  SgyioO^e/q^  Apoc.  12,  17:  <oq- 
yla^j  Mt  i&v/jL(o^.  —  6)  Protev.  srcBfitpsv,  Celsus  nifitpaq,  Mt.  dnoaxBl- 
Xaq.  —  7)  Protev.  (povtvxaQ^  Just  dveXovzaq.  —  8)  Protev.  aveXHv^  Mt 
dvstXfVf  Cels.  dnoxrelvat,  Just.  dvaiQBd'TJvai,  —  9)  Just  ixsivov  xov  xai' 
Qov  yewrfi'ivTaqt  Cels.  tovq  iv  x(p  avrtp  XQ^^^  yeyBwrjßivovq,  — 10)  Just 
öia  x6  imovoeZv^  Cels.  oio/ievov. 


222 


Das  Kindheitaevaagelimn. 


1      V    V  V  >  -  t  •  VI 

VT    -  VV  V 

Vi  VV    -  V  f^  •-  fTT- 

-  T    :  ■  T  I   -        f  %•  ~  -  • 

:rra»*  robb  ä-yi^i  n^a« 


T      *  V   V   T 


-b«    ib*n-nfc5    »n'^i 

•  •     •  •  T 

Dib»  JT^n  ■»3-13^  naiBn 

T  TT  •  -  t    :     '   - 

V   V  ••  V  T  T 


xar     opoQ^)    xm    ^I(oorjq>    iv    AI- 

yvjrtq}' 

2.  Xiymv  kyBQQ-eiq  xagalaßa  xo  Jtcu- 
6lov  xdi  xijv  fifftiga  mxov,  xci 
xoQSVov^)  slg  yijv  ^laga^X'    xBd-v^- 

xaOiv  yoLQ  ol  ^tjrovvxeg  xtjv  ^jiiv 
xov  Jtaiölov. 

3.  o  6h  iysgd'siq  staQiXaßep  xo  xat- 
dlop  xal  xi}v  fit/xioa  avxov  xai 
kjtoQsvdTj  slg  yr^v  %QafjX. 

4.  dxovaagöi  oxi^AgxdXaog  ßaCiXevei^ 

xfjg    ^lovöalag    avxl    ^HQciäov    rov 

jeaxQog  avxov,  iq>oßtj&rj  hcal  dxeX' 
d-elv, 

5.  xal  TJvsyTUv    xo    Jtcuölop    slg  xjjp 

BQfißop,  %(Dg  ov  iyJPBXo  tjcvxia  h 
x^  ßaöiXdqi  xov  ^Hgcijov.*) 

6.  xal  xoxe  vjtdaxgefpap  slg  Bfid^Xitfi 
xaL  efisipgp  ixet 


XV.  Die  Niederlassung  in  Nazareth. 
Mt.  2,  22^  23.  Lc.  2,  39.  40. 

riKn?   nrn)  IJ^bti   nirV]       l.  Kai   ISov    äyysXog    xvqIov    ag>apfl 

"l^«'»5    P|P'i'^"bS    Dibnn  xax'   ovag  xä  'la}0^q>  xtd  eXsyev 

:b''ban"*isp"bÄ  nie  draxcigei  alg  xa  ßigi]  xijg  FaXi" 

Xalag, 

atÖ';5  nb"^i?4n  ^t^  «n^l      2.  xai  iXd^Äp  ^Jr^örpc^i;/)   alg  xfp> 

2.  Mt  2,  20.  —  3.  Mt  2,  21.  —  4.  Mt  2.  22».  —  ö.  E?.  Thom.  c  3.  — 
6.  Ev.  Thom.  c.  3.  —  XV,  1.  Ey.  Inf.  Arab.  c.  26.  Mt  2,  22b.  —  2.  Lc  2,  39. 
Mt  2,  23».  —  Ev.  Thom.  Lat  c.  3. 

1)  Fehlt  in  den  aussercanonischen  Paralleltexten.  —  2)  Et.  Thom. 
revertere.  —  3)  Mt  ßaaiXevei  dvxl «» Jast,  Epiph.  diadk^avo.  —  4)  Et. 
Thom.  talit  eum  in  deserto,  nsque  dum  fieret  tranqnillitaB  in  HiernsalenL  — 
5)  Mt  dvEXfOQfiaBv. 


§  5.   Der  bebr&iBohe  nnd  griechisohe  Text. 


223 


•     T  -     -1- 

rnttn  in 


rakiXalav  xal  ^^^^^^^^^^l^^  ^h  Jf^oXiv 
eavTOv  Na^agi&j  ov  elxev  xXf]Qo- 
vofilav  xaxQ€pav. 

3.  ro  ök  jtaiöiov  fjv^avev  xal  hcga- 
raiovTO^)  Jclf]Qovfi6Vov^)  ;i^a(ȣro$ 
xal  ooq>lag,^) 


XVI.  Der  zwölfjährige  Jesus  im  Tempel  zu  Jerusalem. 
Lc.  2,  41—52.  Ev.  Thom.  c.  19.  Ev.  Inf.  Arab.  c.  50—53. 


•  •       ♦  !  T  "J  ▼  I 

:  nofin  '  ana  niinritDnb 

??itD5     n?3n     nn^^n 
«b    i'^niiÄi    D^^bti'in^^a 

T  -S  -  •  -       T  • 

I  ..  V  :  :  ~-  •    :        t 

■j'ia    i!Tttjpa'?5    Dv 
•on^j'sj'^ttrn  D'»a'i-n?ri 

ntfpab  D^^bü'iT  \:iw^^ 


1.  Äial  ar^Aö'Ot'^)  ol  yovBlq  avrov 
xar  BToq  dq  ^hQovCaXfjfi  JtQoOxty 
vijoai  kv  T^  ho(^^  rov  xaox^ 

2.  xal  oxB  kyivsro  kxAv  öciöexa,  avi- 

ßfjcap*)   ix^^^^^    avTov    Tcara   ro 
ed'Og  XTJq  koQrrjc' 

3.  xal  reXsöavTov^)  rag  tjfi^Qag  dvi- 

xafixtov^),   xal   Ißfieivsv'^)    o    Jtalg 

^Iricovg    iv    %QovoalrifA,    xal    ovx 
eyrrnoav  ol  yovBlg  avrov, 

4.  xdL  kpoficCav  avrop  Iv  r^  avvodla 
slpai'  6ö€vOapra}p^)  6h  oöm  tjfiiQag 

fitäg  k^'^rovp  ^)  avroP  ip  rolg  övy- 

yspioip  xal  xolg  ypoHJxoTg. 

5.  xal  (ifj  svQOPXBg  kXvjtTJd-fjcap ,  xal 
äpBxafijtxop  ^^)  dg   X7}p  jtoXiP   gjy- 

xovpxeg  avxop. 


3.  Lc.  2,  40.  Ev.  Thom.  Graece  A.  XV,  3.  Job.  1, 14o.  —  XVI,  1.  Lc. 
2,  41.  —  2.  Lc.  2,  42.  —  3.  Lc.  2,  43.  —  4.  Lc.  2,  44.  -  5.  Lc.  2, 45. 

1)  JuHt.:  avÖQOVfjLBvov.  —  2)  Ev.  Thom.:  [abotov.  —  3)  Job.  1, 14: 
dlrfi^Biaq.  —  4)  Epipb.  ctv^A^ov,  Lc.  inoQBvovxo,  —  5)  Cod.  D  xBXBadvxfov, 
canonisch:  XBXBiwadvxwv.  —  6)  Epipb.  dvixafmtoVf  Lc.  v7toazQig>Biv.  — 
7)  Epipb.  ifdBtvBv,  Cod.  D  dnifjiBivBVy  canoniscb:  vnifiBiVBV.  —  8)  Lc.  ^X- 
^OF.  —  9)  Epipb.,  Ev.  Thom.  ^gifrow,  canonisch:  dvBl^ijtovv.  —  10)  dva- 
xdftyfaaa,  Lc.  vniaxQS^fav, 


1 


224 


Das  Kindheitsevangelium. 


w      ■   ■» 


-n«    Dann    «in    tt-^äi 
-nttn    minn    ni«ttJnß 

'Ob  n'^to  res  mab  •'dä 
!ßtJM    o'^asima'  nari 

prab      D?rbK      noÄ^i 
oniri  «bn  "»n«  nntJpa 

pa«  n^M  srrTÄ  "»s 

o'^nü-b«  D'^niian  inü«*n 

jrwn  nyan  d^  p«n 
nn«»^*!  «"^n  ^^a«  ntt«ni 

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(>oj;  aixov  iv  xA  leg^  xad-e^ofispov 
iv    fieoq)   xAv    iiöaöxaXmp ')    xcii 

äxovopxa  avxAv  tuxX  iQmxmma 
avxovq. 

7.  jtQOOelxov  Sk  Jiävxsg  xal  kd-avaa- 

Coj^2)  ^c5g  k^riyricaxo^)  xa  Tctipa- 
Xaia  xov  POfiov  xal  xag  xagaßo- 
Xaq  xAv  jiQOfprixAp, 

8.  JtQOOeXd-ovöa  dh  ij  f^^xrjQ  txvxov 
tlxBv  aixA'  xixvoVj  tva  xt  xovxo 
IjtolrjOaq  f/filv;  Idov  oSvvAiuvoi 
i^fjxovfiiv  CS. 

9.  xal  eljcEP  avxolq'  xl  (u  ^tjx&xt; 
avx  oiöaxe  oxi  hv  xolq^)  xov  xa- 

XQoq  fiov  öel  elval  fie. 

10.  ol  öh  YQafifiaxetg  elxop  XQog  Ma- 

Qtafi'  oi)  el  (iTjXfiQ  xov  xaiöoq  xov- 
xov; 

11.  iy  6i  ebtsv  iycS  slfu,  xal  Uxov 
avxy'  fiaxaQla  oi)  el  iv  yvvai§Lv, 
oxi  BvXoyrfiBv  o  d'eoq  xov  xagxop 
x^g  xoiXlag  oov 

12.  xoiavxTjv  yaQ  öo^gp  xci  xoutvxfjv 
aQexfjp  xal  oo<plap  ovxe  löofup^) 
ovxe  T^xovoafiiv  xoxe. 

13.  apaaxag  6h  ^Irjoovg  ^oXovO^csp 
xy  [itjxqI   avxov  xal    dpixafixxep 


1)  Lc.  2,  46.  —  7.  Lc.  2,47.  Ev.  Thom,  c  19.  Ev.  Inf.  c  50.  —  a  Lc. 
2,  48.  —  9.  Lc.  2,  49.  —  10.  Ev.  Thom.  c.  3.  —  11.  Ev.  Thom.  c  3.  — 
12.  Ev.  Thom.  c.  3.  —  13.  Lc.  2,  51». 

1)  Iren.  vofioSiSaaxdkoig.  —  2)  Ev.  Thom.  iBixvfAal^ov,  Lc  iSlatavxo. 
—  3)  Ev.  Thom.  iniXvwv,  Ev.  Inf.  Arab.  explicavit,  Joh.  1, 18:  i^tjaaxo.  ~ 
4)  Ev.  Inf.  Arab.  in  domo  patris.  —  5)  Joh.  1,  14.  xal  iS^eaaafu^a  Tt^v 
So^av  avTOv  —  nXi^Q^q  x^Q^'^oq  xal  dkij^eiaq. 


§  5.  Der  hebräische  und  griechische  Text. 


225 


-b^    Toö   •^n'^n    mi^ 

MK  nabn  rntt«   '^««^ 
rroipa  biai  ?ibh  y^üDi 


vxoxaaoofiBvoq  ^  rofg  yorevoiv  av- 


rov. 


T      »   S 


14.  «J  rf^  fi^Tf^Q  avTov  duT7]Q€i,  navxa 
ra   ysvofisva  iv  rj  xaQÖla  avrijg. 

Ib,  6  6h  ^Irjöovg  stQoixonxsv  kv  rjXixla 
xal  öog)fa^)  xal  x^Q^'^^  xaga  d-sä 
xäl  dvd'Q(6xoig. 


XVII.   Jesu  Geschlechtsregister. 
Lc.  3,  23— 38D.  Mt.  1,  2—16.  Epiph.  Ancor.  c  59. 


-15b   ntö'ns  ?^ü;;  k^t 
b«''nb«©-p    baa-it-13 

••       •   :   -     I      F  V  V  T  \ :      »V 

:«iSTpTr-j5  mejtj 


1.  Avrog  öh  o  iTjOovg  ii^o filier o  el- 
vai  uoQ  *IcoOfiq)y  rov  ^laxciß, 

2.  rov    Mad^O^j^)    xov    ^EkeaC^aQ^^) 

rov  ^EXiovöj^)  rov  ^laxelv,^) 

3.  rov  Saöcox,  xov  ^cop,  xov  ^EXia- 
xslfiy'^)  xov  \4ßcovd,^) 

4.  xov    ZoQoßaßek,    xov     SaXaO'ii^Xy 

xov    %x^^^^^*    '^^^    *I(oaxslß    rov 
xal^)  ^EXiaxslfi, 

5.  xov    ^ItDöela,^^)   xov  ^Afidg,^^)  rov 
Mavaoofj^  rov  ^E^ixela, 


14.  Lc.  2, 51b.  —  15.  Lc.  2,  52.  —  XVII,  1.  Lc.  3, 23  D.  Mt,  1, 16.  Epiph. 
Ancor.  p.  62  C.  —  2.  Cod.  D  ad  Lc.  p.  173».  Epiph.  1.  c.  Mt.  1,  15.  — 
a  Cod.  D  1.  c.  Epiph.  1.  c.  Mt  1, 13.  14.  —  4.  Cod.  D  L  c.  Epiph.  L  c  Mt. 
1, 12.  -  5.  Cod.  D  1.  c.  Epiph.  1.  c.  Mt.  1, 10. 

1)  Phil.  2,  8.  vnnxooq.  —  Vgl.  Eph.  6,  1.  Col.  3,  20.  vnaxoveiv.  — 
2)  Joh.  1, 17.  dXi^^eia,  —  3)al.  ßax^av,  Max^iaq^  LXX:  Ma^dv,  MarS^dv,  — 
4)  aL  fieleazar,  !fi'A<aga(>,  '£'Afa^a^o(.  -  5)  al.  Heliat,  im  A.  T.  fehlt  dieser 
Name.  —  6)  al.  ^Axelf^,  Achim,  LXX:  *Axlv,  ^laxiiß^  'Itoax^^ß'  ~~  7)  *^« 
Eliazim,  Heliadb.  —  8)  al.  Abinth,  fehlt  im  A.  T.  —  9)  BezflgUch  der 
WeglasBung  des  xdi  dm-ch  Schuld  der  Abschreiber  vgl.  oben  S.  186^  sowie 
Blass,  de  yariis  formis  eaangelii  Lucani  (Hermathena  IX,  22  1896,  S.  308)i 
welcher,  wie  ich  sehe,  auf  dieselbe  ErklSjrang  des  Sachverhalts  gekommen 
ist^  wenn  auch  nur  vom  grieoh.  Texte  aus.  —  10)  al.  ^ioaiag,  —  11)  Richtig; 

*Afi<»v, 

Teile  n.  Ontersnchangen  X,  5.  15 


226 


Da«  Kindheitserangeliaiii. 


1^  ütn-^t  mvr\^ 
-•ja  n:a«-W  «otji^ 
-•ja  TitJnna  Ti^^iTl? 

:n'iri3i  n» 

-15  HbtttinB-ja  Ip3b-i5 

.•ifian 


6.  rov  'Axag,*)  tov    *Ia>a&ap,^)    rov 
O^ela,  TOV  Auaolov,^) 

7.  TOV  /coag^  TotJ   Oxog/ov,  tov  /a>- 
pa^,  TOV  *Ia}Cag>a6,  ^) 

8.  TOV    l4orf(5p/)    TOV    ^/9iovrf,^)    tov 
'Poßoafi,  rov  SoXoßAv, 

9.  TOV     Javslö,     TOV     %aoal,     tov 
'fl^jjrf,')  TOV  Booq,^) 

10.  TOV  ^aXiitov,  TOV  NaaöCciv,^)  tov 

^)  TOv^Aqa^^^^ 
^)  TOV  ^ageg,  to 

6a,  TOV  ^laxdß, 

12.  TOV    ^loax,^^)    TOV    lAßgadfi,    rov 
Oaga,  tov  Nax^oQ, 

13.  TotJ   Sbqovx,^^)    tov   ^Payav,   rov 
^aXix,  *  *)  TOV  "EßtQ, 

14.  TOV  SaXciy^^)  TOV  *AQ(pa%aö,    tov 
2J^fi,  TOV  NAs, 

15.  TOV  Aa/isx,^'')  TOV  Mad'ovaaia,  tov 


*ibv- 


-^5   b«bbrn3-[a  Tyr^    16.  tov    7apt<J,^^)    tov    ^^^XeXe^^) 
:üi3K-13  ID'^g  T0v^rrai,2i)  ^^j  Alvmq^^) 

:D''n'b«-l^n'T»""j5 niD"13     17.  tov  J£^^,  tov  Aöäfi,  tov^Obov. 

6.  Cod.  D  p.  173a.  174».  Epiph.  p.  62  B.  Mt  1.  9.  —  7.  Cod.  D  1.  c. 
Epiph.  1.  c.  Mt  1,  8.  —  a  Cod.  D  1.  c.  Epiph.  1.  c.  Mt  1.  7.  —  9.  Lc. ,%  31b. 
32»  D.  Mt  1,  6.  Epiph.  1.  c.  —  10.  Lc.  3, 32b.  33a  D.  Mt  1,  4.  5.  Epiph.  l.  c  — 
11.  Lc.  3, 33  D.  Mt  1,  3.  Epiph.  1.  c.  —  12.  Lc  3,  34  D.  Mt  1,  2.  Epiph.  p. 
62  A.  —  13.  Lc  3, 35  D.  Epiph.  1.  c  —  14.  Lc  3,  36  D.  Epiph.  1.  c  — 
15.  Lc  3,  37a  D.  Epiph.  p.  61 C.  —  16.  Lc  3,  38  D.  Epiph.  L  c 

1)  al.  !4zag..  —  2)  LXX:  'Im^fx,  —  3)  Epiph.:  'Efuaiag.  ~  4)  aL 
Iwoatpdr,  Jusafad.  —  5)  LXX:  Uex«.  —  6)  LXX:  'AßiOv6.  —  7)  D:  ÜBHA, 
d  richtig:  Obed,  Epiph.:  ^Tw/ftfA  —  8)  aL  Boo^y  Böig.  —  9)  Epiph.:  Naa<rmfL 
^10)  Epiph.':  'Afjiivaödfjiy  LXX:  'ApuvaSaß,  —  11)  Lc.  3,  33:  "ASfuly  tov 
ÜqvbL  ^  12)  LXX:  ^EcQcifji.  —  13)  LXX:  laaax.  — 14)  LXX:  2^pot^.  — 
15)  LXX:  4^aXey.  —  16)  Lc  3,  35.  36:  Saka  tov  Kaivdß  —  Gen.  11, 13  LXX: 
Kaivdv  iyivyrjas  tov  SaXd.  Dagegen  fehlt  im  hebräischen  Text  lu  Gen. 
13, 11,  ferner  1.  Par.  1,  24  (wie  im  Cod.  D)  der  Name  KutydfA,  Kmvdv 
Auch  1.  Par.  1,  19  heisst  es:  •^aj-P»  ^^^  «Wj.  —  17)  LXX:  Adiux*  — 
18)  LXX:  *Eviox^  —  19)  al.  Idgit.  —  20)  al.  MeUX&iX.  —  21)  aL  Kaumfu  — 
22)  al.  jFvoJc. 


§6. 
Das  YerhUtniss  der  Qaellenschrift  zur  ETangelienliteratur. 

In  diesem  und  in  den  folgenden  Paragraphen  gilt  es  nun^ 
den  EinfluflSy  den  die  QueUenschrift  des  Kindheitsevangeliums 
auf  die  urchristliche  Literatur  ausgeübt  hat,  zu  erforschen  und 
dabei  die  vorausgegangenen  Untersuchungen  nachzuprüfen,  zu 
erganzen  und  zusammenzufassen.  An  der  Spitze  der  urchrist- 
liohen  Literatur  stand  das  Urevangelium  oder  die  Logia  (=«=  n^^t; 
^tÖ^),  von  welcher  Schrift  ebensowohl  die  canonischen  Evange- 
listen als  die  canonischen  Lehrschriffcsteller  in  erster  Linie  beein- 
flusst  waren.  Es  erwächst  mithin  zunächst  die  Aufgabe,  das 
Verhältniss  des  vorcanonischen  Kindheitsevangeliums 
zu  dem  vorcanonischen  Drevangelium  zu  erforschen,  woran 
sich  dann  sachgemäss  die  Untersuchung  desjenigen  Einflusses 
schliessen  wird,  den  das  Eiadheitsevangelium  auf  die  canonische 
und  apokryphische  Evangelienliteratur  ausgeübt  hat. 

1.  Das  Urevangelium. 

Das  Verhältniss  zwischen  der  QueUenschrift  des  Eindheits- 
evangeliums  und  dem  Urevangelium  («»synoptische  Grund- 
schrift «=s  apostolische  Quelle  ^=^  Aoyia  =  ?W5  *^^^*l) 
würde  mit  viel  grosserer  Klarheit  zu  erkennen  und  mit  weit 
grösserer  Leichtigkeit  darzulegen  sein,  wenn  eine  Reconstruktion 
der  $5)©;)  *>'jy]  =  Aoyia  sowohl  nach  dem  hebräischen  Grund- 
text als  nach  der  griechischen  Übersetzung  (mit  ihren  Varianten) 
auf  Gruncl  der  canonischen  und  aussercanonischen  Quellen  bereits 
durch  den  Druck  veroflfentlicht  wäre.^)    Denn  wenn  auch  jeder 

1)  Bald  nach  VoUendang  dieses  gegenwärtigen  Werkes  über  das  Kind- 
heitBevangeliam  soll  der  Druck  der  nvr  '«'^aif  »  Aoyia  im  reconstniierten 
hebr&ischen  und  griechischen  Text  in  Angriff  genommen  und  dadurch 
einem  fühlbaren  Mangel  abgeholfen  werden. 

15* 


228  ^^^  Eindheitsevangeliam. 

Mitforscher,   welcher  auf  dem  Gebiet  der  ETangelienforschung^ 
selbstständig  thätig  ist,  ein  mehr  oder  minder  deutliches  Bild 
von  der  synoptischen  Quellenschrift  in  seinem  Geiste  sich  ge- 
staltet hat,  so  ist  es  doch  fQr  den  Femerstehenden  fast  eine  Un- 
möglichkeit, aus  den  gelehrten  Einzeluntersuchungen  sowie  aus 
der  Menge  der  Texte  und  ihrer  Varianten  auch  nur  ein  annä- 
hernd entsprechendes  Bild  sich  herauszuarbeiten.    Erst  wenn  end- 
lich der  Wurf  einer  erstmaligen  Reconstruktion  und  Drucklegung 
der  Logia  (»=  srw']  ^'^^'i)  gewagt  sein  wird,  kann  die  Evange- 
Uenforschung  einen  neuen  Anlauf  nehmen,  indem  dann  die  Dis- 
cussion  über  das  Für  und  Wider  wie  im  Ganzen  so  im  Einzelnen 
der  Untersuchungen  einen  greifbaren  Anhalt  gewonnen  haben 
wird.    Gleichwohl  lässt  sich  auch  jetzt  schon  über  das  Yerhäli- 
niss  zwischen  der  Quellenschrifb  des  Kindheitseyangeliums  (nilbip 
TID'})  und  der  Grundschrift  der  synoptischen  Evangelienliterator 
(js^HjS  'nyi)  ein  Urtheil  fixieren,  welches  für  die  Frage  nach  Ent- 
stehung des  Kindheitsevangeliums  von  Wichtigkeit  und  Bedeu- 
tung ist.    Denn  das  Ureyangelium  der  ?W5  ''"lOT  liegt  sowohl 
nach  seinem  geschichtlichen  Tenor  als  nach  dem  Hauptinhalt 
der  Reden  Jesu  wesentlich  in  den  drei  synoptischen  Evangelien 
vor  uns.^)    Eine  Feststellung  des  zu  den  Logia  gehörigen  Wort- 
schatzes ist  (nach  Ausscheidung  der  den  Stil  der  einzelnen  drei 
Synoptiker  charakterisierenden  sprachlichen  Eigenthündichkeiten) 
wohl  möglich,  ebenso  eine  Inventarisierung  des  zu  Lc.  1,  5 — 2,  52 
und  Mt.  1,  18 — 2,  23  gehörigen  sprachlichen  Materials.    Und  eine 
darauf  vorgenommene  Vergleichung  des  zu  dem  Eindheitsevange- 
lium  einerseits  und  des  zu  dem  UrevangeUum  andrerseits  gehörigen 
Sprachgutes  bietet  eine  erste  objektive  Grundlage  zur  Beorthei- 
lung  des  zwischen  beiden  evangelischen  Quellenschriften  bestehen- 
den Verhältnisses.  Es  liegt  auf  der  Hand,  dass,  da  das  Geschlechts- 
register hierbei  nicht  in  Betracht  kommt,  bei  einer  solchen  Ver- 
gleichung dem  lucanischen  Theil  des  Kindheitsevangeliuma  mit 
seinen  128  Versen  gegenüber  den  25  oder  26  Versen,  welche  Mt. 
aus  der  Quelle  geschöpft  hat,  der  Löwenantheil  zukommt-. 

Nach  Ausschluss  der  gebräuchlichen  Präpositionen,  Gonjonk- 

1]  Dass  der  Titel  rtvr  "t^^  nreprAngHch  ,,6etchiehte  Jesu*'  bedeutet 
and  dass  die  überBetzung  koyta  ^=  d^'^s^  in  dieBem  Falle  unsatreffeDd  isl» 
daraber  vgl.  Heft  III,  812  f.    Doch  ist  der  historisch  gewordene  Titel:  A^yea 

trotzdem  beizabehalten. 


§  6.  Das  Verhältniss  der  Qaell»8obrift  zur  Erangelienliteratar.  229 

tionen,  Partikeln  und  anderer  völlig  farbloser  Wörter  berechnet 
sich  der  Wortschatz  der  Logia  auf  ca.  930  Vokabeln,  der  des 
Kindheitsevangeliums  auf  ca.  330  Wörter.  In  folgenden  Vocabeln 
nun  trifft  das  lucanische  Kindheitsevangelium  mit  den 
Logia  zusanunen:  ayad-a,  ayaXXiäp,  alretp,  apaßoLvuv,  apaysiv, 
ivaxXlvBiv,  avaorr^vai,  atf&Qcoxog,  djtoxaXvxxetv,  dxoxQlpeod'ai, 
^oXveiv,  a^fjv,  döxa^eod'ai,  daxacfiog,  av^apsip,  dq>ai(felp, 
iipeCiq  dfiüQTicip,  dtplcxacd-aij  ßaoiXela,  ßQig>og,  yspaa,  yiV€o- 
ijxBip,  yXcoööa,  yoptlq,  ypcooig,  ypcoorog,  yQafifiaravg,  öst,  66%^* 
od-ai,  öiaöiöopaif  öuQxeo&ai,  öiakoyi^ea&ai ,  diaXoyio/iog,  öia- 
/dipsip,  didpoia,  diaaxoQjtl^eiP ,  öiödoxakog,  öixaioavpi],  do^üj 
öo^a^eip,  övpafiig,  övpaod-ai,  i&pr],  elQi^pt],  elcayetp,  sloaxov* 
^od-aiy  Ix^Xr^TTBöd-iH,  iXsog,  ifiJtal^BiP,  ifiyrifinXdpaiy  ipzoXtjy 
i^altpPTig,  i^ajtoordXXsip,  i^laraoOai,  tOQTi^,  hxlqx^o^at,  ixsQa^' 
räp,  ijtiyipciöxeip,  ijnoxijtrsoß'ai,  ijtiöxidCsiP,  ijnOTQig)eip,  t] 
iQtlliog,  troifid^eip,  irog,  tvayyeXl^eöd^ai,  Bvöoxla,  evXoyelP,  ev- 
XoyrjTog,  bvqIöxbiPj  k(picxdvaiy  ixO^Qog^  ^i]Vj  ^Xixla,  d-avfid^eip, 
^Qopog,  d^vola,  d-xxsiaoxr^Qiop ,  löiog,  IsQSvg,  Isqop,  xad-aiQSlp, 
xad'üQiOfiog,  xa9^6^ec&ai,  xaB'^o&ai,  xaiQog,  xagöla,  xaxaßalpeip, 
xaxdXvfia,  xaxaoxavd^sip,  xelod^ai,  xaXavsip,  xevog,  xüiXla,  X(d- 
^og,  XaXslP,  XaxQSVsiPy  Xoyog,  fdaxdgiog,  fiipaip,  ip  ftioq),  (iiCalv, 
/ipäcd-aCy  paog,  pofiiC,tip ,  vo/iog,  vv§,  oöog,  6dvpäc9^ai,  olxog, 
olxovfiept],  oXog,  ofipvsip,  oQaPy  oQxog,  ovQavozy  ovg,  ovxl,  otpd'aX- 
(iog,  6q>d^7}Pai,  ytaQaxQfjfia,  xaQd^tPog.  JtaQioxdpaiP,  jraoxa,  xaxQlg, 
jreipäPf  jtlpeip,  jnoxevstp,  jtifiJtXdpai,  ^XfjB'SiP,  jrXfjO'og,  jtXfjQovPj 
jiXovxelP,  jtoififjp,  jtoxajtog,  Jtovg,  jtQoodexspd^ai,  JtQOCÖoxap, 
jrQOC£vx^<^^^^*  ^QOOwjtoPj  JtQOtprjxevstp,  jrQcoxog,  xrcicig,  Qrjfia, 
^veod-at,  a?]fietoPy  Of/fdagop,  aicojräp,  öxid,  oxiQxäp,  öxoxog, 
cotpiay  CJtiQiia,  öJtsvöeip,  oxstQa,  oxofia,  ovyyep/]g,  ovyxcclgaiPj 
ovpxaXatPy  övpxrjQalPy  a<DX7]Qlay  xajtatpogy  xixpop,  xeXalP,  xaXai- 
ovp,  xaXog,  xiO-apai,  xoptog,  vjtofiipaip,  vjtoOxQifpaiPj  vjtoxdoöa- 
od-ai,  vtpioxog,  vtpovp,  (jpoßog,  (pvXjjy  (pcupi),  ^£g,  ^i/pcr, 
iSpa.  Die  Matthäus-Perikopen  des  Kindheitsevange- 
liums berühren  sich  mit  dem  Wortschatz  der  Logia  in  folgen- 
den Vokabeln:  dfiaQxla,  ßovXao&ac,  d^ricavQogj  xaxotxalp,  Xlap, 
fiiXXaiP,  olxla,  oQia,  jtaQaylpaod-aiy  jtaQaXafißdpacp,  xa/dJiaip, 
jtljtxaip,  jtQodyatp,  jtQOOxx'valv,  jrQooxdooaip ,  JtQoöq)dQatp,  jcvp^ 
d-dpaöd^aiy  ovpdyaip,  ctpoÖQa,  cm^eiPy  xeXsvxäp,  vjrpog^  q>alpaod^ai 
q)avyBiP,  x()txjo»;.    Endlich  sind  noch  folgende  Wörter  zu  notieren, 


230  ^^  KmdheitBeYaiigeliain. 

in  welchen  das  Sprachgat  der  Logia  mit  dem  Eindheits- 
evangelium  beider  Evangelisten,  des  Lucas  und  Matthäas^ 
zusammentrifft:  ayYeXog,  olptiq,  ävolyeiv,  axoveiv,  aJtiQXBoO-ai,. 
axooriXlBiv,  ßaciXeveiv,  ßaOiXsvg,  yrj,  YQag)£iVy  ybvpop,  yvpfjy. 
ölxcuog,  hyslQHV,  elceQxsCd'ai,  i§ifix^o&ai,  iQXBoB-ai,  C;riTBlv,  ^fUga, 
d'iXsiv,  löav,  xaXslp,  xvQiog,  Xaog,  Ziyeiv,  fiiyag,  fH^rijQ,  opofia, 
OVTCD,  jtaiöloPy  xalg,  JtarrjQ,  jrpsvfia,  JtoiBtp,  xoXig,  xoq£V€C9'Cu, 
JtQO^i^Tfjg,  raQdoOBO&aiy  vlog,  g>oßBlö9'ai,  xalQBip,  xoQay  XQiHxog^ 

XQOPog,  xm^y  V^XV- 

Neben  diesem  mit  den  Logia  gemeinsamen  Sprachschatz^ 
vertritt  aber  das  Eindheitsevangelium  eine  nicht  kleine 
Reihe  von  Vocabehi,  in  denen  es  von  dem  Logia-Evangelium 
sich  unterscheidet  und  dafOr  mit  andern  biblischen  Schrift^ 
steilem  des  N.  T.  zusammentrifft: 

a,     mit     verschiedenen     neutestamentlichen     Schrift- 
stellern: 

äyaZllaöig,  dxQißcig,  afiBfixrog,  dprtXafißaPBad'ai,  dprili- 
yBip,  cbtBi&i^g,  dxoxdXvfptg,  äxoxQiOig,  dg>6ßa}g,  ßQCQ^lcop,  ypoh- 
qI^bip,  öiijcig,  ÖBOJtortjg,  öixalcofia,  doffia,  öwdari]gy  o  öwarog, 
?{^og.  ijtig>alpBiP,  xQarog,  XctyxdpsiP,  Xd&Qa,  XBirovQyia,  prfixdaf 
oxtaala,  jtarQia,  jiBQizifiPBip,  xotfinj,  xQBößvrtjg,  JtQoxoxtBiPr 
03tXdyxvo^>  ojtovöi^,  avpBCig,  cmrfiQy  öfottJQiov,  td^ig,  tojibIpw- 
öig,  xlxxBiP,  JiQcaTOToxog,  vjtBQ^q>aPog ,  vipog,  Z^P^S^  X^^(^ 
xvqIov,  ^fp^jKar/fföd-a«, 

b,  mit  dem  Sprachgebrauch  des  Mt.: 
xaz   opaQ,  fidyog, 

c,  mit  dem  Sprachgebrauch  des  Lc: 

alpBlP,  dpa^f)tBlv,  dpBvgloxBip,  dxoyQa<pri,  iiaXcüLBlP,  öia-- 
rriQBlPy  ijciöetp,  BvXaßfjg,  ^ysfiopevBiPj  fiByaXela,  XBQiXdfiXBtp, 
övyyivBiaj  ovfißdXXBiP,  vjtofiiPBiP  (=  (lipetp),  q>axpri, 

d,  mit  johanneischem  Sprachgut: 
kB,BxaC,BiP,  CftvQpa, 

e,  mit  paulinischem  Sprachgut: 
xaxBvdvpsiP,  xQaxaiovod-ai,  ooioxrig,  fpQOPtjCtg,  x«P**^o«5y, 


§  6.  Das  VerhältniBB  der  Qaellenscbrift  zur  EFangelienliteratnr.    231 

f,  mit  dem  Hebräerbrief: 

axoYQaq)eip,  Ugarela,  IvTQCDdg,  JtaQaÖBiYfjtarl^eiv ,  ra- 
XBlcDOig, 

g,  mit  Jacobus: 
yivBOtq,  ijtißXsxBiv,  fiaxagl^siv, 

h,  mit  der  Apokalypse: 

dvaroZi^,  d^fäafia,  Xlßavoq,  3tQ0(pi^Tiq,  QOii<pala. 

Weiter  folgt  aber  aucb  eine  nicbt  geringe  Zahl  der  dem 
Kindheitsevangelium  angehörigen  neutestamentlichen 

.  a:jta^  Xsyofievai 

ayxaXcu,,  ayQavXetp,  almveg,  axgtßow,  dvaöei^ig,  dvaaraoig 
im  metaphorischen  Sinn,  dvaqxDpslv,  dvd'OfioZoyslod'ai,  yrJQag, 
ytPciöxBiv  in  sexueller  Bedeutung,  öiaypooQlC^tip,  öiad-^xf]  dyla, 
ÖULPBVBLP,  öiaragaöosöd-ai,  öovXrj,  Byxvog,  i&l^Bip,  kppBVBip, 
i^fj/iBQla,  ^(iiäp,  lÖBlP  d-dpaxop,  iBQazBVBiP,  xagxog  xoiXlag, 
liPTjCzevBCd-ai,    PBOöoog,    opBiöog,    oqbipi^,    JiaQaxXrjCig  xov 

^lOQOrik,   JtaQ&BPla,   JtBQlXQVJtZeiP ,   JtBQlOlXOg,    JtBQlOlXBtP ,    TtlPtt" 

xlöiop,  jtQoßBßrixG}g  Ip  xalg  ^fiSQaig,  JtgojtoQBVBCd'ai,  clxBQa, 
öJtagyavovp,  CTQazta  ovgapiog,  övXXapißapBip  im  sexuellen  Sinn, 
ovfißdXXeip  in  metaph.  Bedeutung,  ovpBQXBOd-at  im  sexuellen 
Sinn,  övpoöla,  zbXbvztj,  zQvycip,  q>vXaocBtp  tpvXaxdg, 

Dazu  kommen  von  den  aussercanonischen  Texten  noch 
eine  Anzahl  Vocabeln,  welche  wie  dpÖQovad'ai,  dpazi&ipai,  öiadixB- 
C&ai  (=  succedere),  ijtißovXBvsip,  kjttzQOJiBVBip,  xiXivaig  im  N.  T. 
gar  nicht,  oder  wie  dg)ixpelöB-ai,  i^fiyelcd^aiy  X£g>dXaiop,  oöevBip, 
oQafia,  oxTjPovp,  vjtopoelv,  XaXöaloi  nur  selten  vorkonunen. 

Noch  deutlicher  zeigt  sich  die  Selbstständigkeit  des  Kind- 
heitseyangeliums  gegenüber  dem  Ureyangelium  oder  der  synopti- 
schen Grundschrift,  wenn  man  sich  vergegenwärtigt,  wie  viele 
Ausdrücke  y  welche  der  synoptischen  Grundschrift  ihren  eigen- 
thümlichen  Charakter  verleihen,  im  Kindheitsevangelium  nicht 
wieder  zu  finden  sind:  g)aQiOaloi,  oadöovxatoi,  pofiixol,  nQBOßv- 
zsQoi,  OvpiÖQioPj  avpayooytj,  Qaßßl,  caßßazop  — ,  zeXcipT/g,  dftaQ^ 
zcoXog,  id'pucog,  xoößog  — ,  öazäpäg,  öidßoXog,  yeeppa,  atf^c. 


232  ^^  KindheitaeFUigelittixi. 

djtciXeia,  öaifioviov  — ,  xQlciqy  XQlfta,  xQiTfjg,  xqivhv,  xagoty- 
da  — ,  WfifjploQy  wiifprj,  vv/itpiop  —  Igyov,  iQyarijg,  Igya^soß-a 
— ,  öiaxovoq,  öiaxopla,  iicacopslp  — ,  ävayxfi,  apxakXayiia,  5<»^.. 
d-B^iXtoqy  d-Xttpig,  xoZjtog,  fiaxatQa,  fisgig,  fiigog,  fisrapoia, 
Hiad-ogy  nvöx^QioPf  oxXoq,  Jtlözigj  cxavöaXop,  oravQog  — ,  dya- 
&6g,  xaxog,  xaZog,  JtopfjQog,  aQxatog,  piog,  JtaXcuog,  xaipog, 
Cotpog,  Vfjjtiog^  g>Q6pifJiog,  fiWQog,  maxog,  axiCxog,  xXwy- 
Oiog,  Jttcoxog,  xXtjrog,  ixXaxTog,  a^iog,  Ixavog,  löxvQog, 
dyajcTjTog,  alcoptog  — ,  dyajtaPj  afiagtapeip,  dpaxavecd'ai, 
ßajtrl^eip,  ßXao^tjfistp,  ötöacxetp,  öixcuovp,  öiüxsiP,  iXetlP, 
i^ofioXoyelöd'ai,  &^t]Xd^eiP,  xad-aglCjEip,  xegöalpeip,  xijqvoosip, 
xhjQOPo/isTp ,  fisrapoetp,  6öp]yelp,  jtaoxBiP,  oxapöaXi^so&at, 
CjtXayxvl^Böd-ai,  rajceipovp,  g)iXetp  — ,  dXrjd-cig,  dfitjp,  ip  raxsi, 
op  XQOJtop,  oval,  jtXi^p,  noQQO},  xaxicog,  oöe,  wCavxa}g,  toöappd 
xxX.  Nicht  zu  finden  sind  ferner  im  Kindheitseyange- 
lium  Ausdrücke  wie  ßaöiXsla  tAp  ovQapmp  oder  /9.  xov  d-eov. 
vlog  dp&'QcijtoVy  diad-fixti  xaivi],  CciCeip  tpvx^JP  (dafftr  nur  Xaor) 
u.  a.  m.  Ausserdem  tragen  viele  Vokabeln  nicht  den  Charakter 
neutestamentlicher  Prägung,  den  sie  im  TJreyangelium  empfangen 
haben,  sie  sind  lediglich  alttestamentlich  geprägt,  gehören  noch 
ganz  dem  Septuaginta-Griechisch  an.  Man  denke  an  XQtOxog 
<Mt.  2,  4;  Lc.  2,  11.  26),  ßaotXüa  avtov  (Lc.  1,  33),  ornztigia  Ig 
iX^Q^^  (I^c.  1,  71),  bIqii]p7}  (Lc.  1,  79;  2,  26),  ötad^jxri  ayla  (Lc. 
1,  72),  öixaioovpt]  (Lc  1,  75)  und  viele  andere.  Man  vergleiche 
Ausserdem  das  in  §  3  mitgeth  eilte  alttestamentliche  Sprachgut 
Auch  da,  wo  die  Worte  des  Eindheitsevangeliuma  mit  ähnlich 
klingenden  Worten  der  synoptischen  Grundschrift  sich  berühren, 
ist  doch  der  Gedankeninhalt,  der  Gedankenkreis,  der  Gesichts^ 
kreis  ein  anderer.  Von  der  Parusie  z.  B.  findet  sich  nicht  eine 
Spur;  nirgends,  auch  in  den  prophetischen  Theilen  des  Kind* 
heitsevangeliums  nicht,  erscheint  Jesus  als  Weltenrichter.  Es 
ist  der  alttestamentlich-nationale  Standpunkt,  erweitert  durch 
prophetisch-alttestamentlichen  Universalismus,  von  dem  aus  Alles 
betrachtet  wird. 

Ein  Einfluss  der  synoptischen  —  aus  dem  Urevangelium 
stammenden  —  Jesusreden  ist  mithin  nirgends  zu  spüren.  Die 
verwandten  Ausdrücke  erklären  sich  meistens  aus  alttestament- 
liehen  Einflüssen.  So  ist  z.  B.  Lc.  1,  15:  ioxai  fiiyag  ipdxtov 
xvQiov  —  nicht  von  dem  Logion  Lc.  7,  28  =  Mt.  11,  11:  ftfl^cop 


§  6.  Das  Yerhälinisa  der  Qaellenachrift  zar  Evangelienliterator.    233 

iv  Y6VV7jtotg  fvpaixAvy  sondern  von  Oen.  10,  9  abhängig;  ebenso 
Lc.  1,  17  nicht  von  Lc.  7,  27=»=Mt.  11,  10  =«  Mc  1,  2,  sondern  von 
Mal.  3,  1;  Lc  1,53  nicht  von  dem  Herrenwort  Mt.  5,6,  sondern  von 
1.  Sam.  2,  5.  Ps.  107,  9.  Die  ivd-Qc^ytoi  evöoxlag  in  Lc.  2,  14 
treffen  nur  äusserlich  mit  dem  BvöoxrjCa  in  Lc.  3,  22  >«  Mt  3,  17 
«=  Mc.  1,  11  zusammen,  da  letzteres  auf  Jes.  42»  1:  "^WitQ  nns*i 
zurückgeht  Der  Ausdruck:  ävpafiig  i§  vff>o%)g  (Lc.  24,  49), 
welcher  mit  Lc.  1,  35:  övvafitq  vy>lörov  in  Parallele  gesetzt 
werden  kann,  gehört  keinenfalls  zu  den  aus  dem  Urevangelium 
stammenden  Herrenreden,  dürfte  vielmehr  dem  Redaktor  des 
dritten  Evangeliums  zuzuschreiben  sein.  Eine  Parallele  besteht 
zwischen: 

Lei,  45.  und  Lc.  11, 27. 

/laxaQla  ^  jtiozevaaca  (laxaqla  ^  xoiXia  ^  ßaOtaOaoa  öe. 

Aber  beides  sind  so  irische  Naturlaute,  jedes  ganz  an  seinem 
Platz,  überdem  beide  Male  in  dem  [laxaQla  von  dem  alttesta- 
mentlichen  'f'IOK  abhängig,  dass  diese  eine  Parallele  nur  dann 
für  die  Abhängigkeit  des  einen  Schriftstellers  vom  andern  be^ 
weisend  sein  würde,  wenn  andere  Parallelen  derart  hinzukämen. 
In  dem  Jesusworte  des  Kindheitsevangeliums  Lc.  2,  49  ist 
das  6^1  und  das  o  jtax'^Q  dem  Sprachgebrauch  der  synoptischen 
(wie  Johanneischen)  Jesusreden  ganz  congenial;  aber  der  Inhalt 
dieses  Jesus wortes,  welches  den  Schluss-Höhenpunkt  des  Kind- 
heitsevangeliums bildet  und  dem  in  Lc.  1,  31 — 35  niedergelegten 
fivöTTjQiov  voll  entspricht,  ist  so  ganz  original,  dass  dieses  Wort 
aus  Jesu  Munde  die  Selbstständigkeit  und  Unabhängigkeit  des 
Kindheitsevangeliuois  erst  recht  ans  Licht  stellt 

Seine  Selbstständigkeit  zeigt  das  Kindheitsevangelium  auch 
in  seinen  drei  Hauptideen  bezüglich  der  Person  Jesu,  indem  es 
denselben 

als  vlog  Tov  &eov  (Lc.  1.  32.  35), 
als  vlog  Javl6  (Lc.  1,  27.  32.  69;  2,  4.  11,0 
als  XQiöTog  (Mt  1,  1'.   18;  2,  4;  Lc.  2,  11.  26)  =  öcör/}(> 
(Lc.  2,  11)  =  ocoxr^QLov  (Lc.  2,  30) 


1)  In  Mt  1,  1*>  stammt  der  Ausdruck:  v\6q  Javld  ebenso  wie  der 
andere:  vlog  ^Aßgaccpi  sichtlich  nicht  aus  der  Quelle,  sondern  von  der  Hand 
des  ersten  Evangelisten. 


234  ^^  KindheitseTangeliaixL 

charakterisiert  Nirgends  ist  im  synoptischen  Sprachgebranch 
des  Urevangeliums  XQiozog  als  ocottjq  oder  ö€Dr^Qiop  (letz- 
teres echt  alttestamentliches  Septuaginta-Griechisch)  bezeichnet 
worden;  nirgends  ist  eine  Spur  des  Ausdrucks:  XQiarov  kv  acLQxi 
[iXfjXvd^oTa]  zu  finden  (vgl.  oben  S.  131);  nirgends  ist  die  Phrase 
vlog  vy?lOTOv  auf  Jesu  Person  zur  Anwendung  gekommen.  Und 
umgekehrt  nirgends  im  Kindheitsevangelium,  so  sehr  es  die 
Abstammung  Jesu  aus  Davids  Geschlecht  und  Haus  betont,  ist 
Jesus  selbst  als  vlog  Aavld  benannt,  wie  es  im  UrevangeUnm 
wiederholt  geschehen.  Vgl.  Mt.  9,  27;  15,  22  u.  öfter.  Wenn 
man  hinzunimmt,  dass  der  fQr  das  synoptische  Selhstzeugniss 
Jesu  entscheidende  Ausdruck  des  vlog  rov  av&Qcixov,  der 
ftir  den  Grundgedanken  des  Kindheitsevangeliums  von  der  Ivai*- 
d-QcojtTjOig  so  geeignet  gewesen  wäre,  darin  nirgends  zur  An- 
wendung gekommen  ist,  so  kann  auch  in  Bezug  auf  die 
christologischen  Aussagen  nur  die  volle  Selbstständigkeit  des 
Kindheitsevangeliums  constatiert  werden. 

So  erweist  sich  denn  als  folgereiches  Ergebniss  ein- 
gehender Yergleichung  ein  neutrales  Verhältniss  zwi- 
schen den  TitO*^  riilbin  und  den  J^tD'»  ■^la'T,  nicht  ein  Ver- 
haltniss  der  Abhängigkeit  der  einen  Schrift  von  der 
andern. 

2.    Das  Marcusevangelium. 

Anscheinend  neutral  stellt  sich  zum  Kindheitsevangelium 
auch  die  Schrift  des  zweiten  Evangelisten.  Wie  die  von  Mar- 
cus aus  dem  Urevangelium  geschöpften  Jesusreden,  so  zeigt  sich 
auch  die  geschichtliche  Darstellung  des  Marcus  unbeeinflusst 
von  der  Quellenschrift  des  Kindheitsevangeliums.  Damit  soll 
jedoch  nicht  behauptet  werden,  dass  Marcus  mit  der  letzteren 
unbekannt  gewesen  sei.  Aber  Marcus,  der  unter  den  cano- 
nischen Evangelisten  am  frühesten  schrieb,  beschränkte  seine 
Erzählung  der  evangelischen  Geschichte  auf  diejenige  Zeit, 
welche  mit  dem  öffentlichen  Auftreten  des  Täufers  Johannes 
begann.  Das  ist  derselbe  Zeitpunkt,  von  welchem  das  Urevan- 
gelium seinen  Ausgang  nahm.  Das  war  zugleich  auch  der 
Ausgangspunkt  der  öffentlichen  Evangeliumsverkündigung.  Und 
da  Marcus  als  tQiirjvevxriq^  als Ittä^intt,  an  dieser  Evangeliums- 


§  6.  Das  Verh&ltniBS  der  Qnellenichrift  zur  Eyangelienliteratar.   235 

Yerkündigung  persdnlich  betheiligt  war,  so  kann  sein  Schweigen 
über  die  Kindheitsgeschichte  nicht  als  Beweis  der  Unbekannt- 
schaft mit  derselben  verwerthet  werden.  Hat  doch  Baur  (Kri- 
tische Untersuchungen  über  die  canonischen  Evangelien.  Tü- 
bingen 1847.  S.  563)  seiner  Zeit  in  der  Fassung  von  Mc.  6»  3 
ein  Zeichen  dafür  erkennen  wollen,  dass  Marcus  die  Geburts- 
geschichte Jesu  gekannt  habe.  Die  dadurch  angeregte  Frage 
wird  in  Ycrschiedener  Weise  beantwortet  werden  müssen,  je 
nachdem  man  die  drei  synoptischen  Parallelen  Mc  6,  1 — 6  = 
Mt.  13,  53 — 58  »=  Lc.  4, 16—30  gemeinsam  aus  der  Quelle  des 
Urevangeliums  geschöpt  sein  lässt  oder  aber  mit  B.  Weiss 
(Marcusevangelium  S.  198 — 203)  die  Marcusstelle  als  die  aus- 
schliessliche Quelle  für  Mt.  13,  53 — 58  und  zugleich  als  eine 
Nebenquelle  fQr  die  aus  anderweiter  Überlieferung  stammende 
Perikope  Lc.  4,  16—30  betrachtet  Jedenfalls  liegt  der  hierher 
gehörige  Text  in  einer  dreifachen  Redaktion  vor: 

Mc  6,  3.  Mt.  13,  55.  Lc.  4,  22. 

ovx    ovtog    Icxiv   6  ovx  ovtog  honv  oxov  ovx^    vloq 

rixtwVy  6  tioq  jfjg  Ma-  tixxovoq  vlog;  ovx  V  f^^'  i<i'^^^    */i»- 

(flag  xai  dösX^og  ^laxci"  rijQ  avrov  XiyBxaiMaQiaii  ^^^    q  ^^ 

^017    xcü   ^IwOfjxog  xal  x(d  ol  d6$Xg)ol  avxov  *ld-  xo^g' 

*Iov6a  xal  Slficovog;  xcoßog  xal  ^la>c^q)  xal  Sl- 

fimp  xal  %vöag; 

Nach  dem  vorcanonischen  Texte  der  meisten  Italae  und  des 
Syrers  Curetons  zu  Mt.  13,  55,  folglich  auch  nach  dem  Arche- 
typus des  Cod.  D  (vgl  Heft  L  S.  36  No.  2),  wird  die  Frage  wohl 
gelautet  haben:  ovx  ovxog  kcxiv  6  vlog  ^lafOt/g)  xov  xixxovog; 
womit  auch  Justin  (Dial.  c.  Tryph.  c.  88.  p.  316  C:  vofii^ofiepov 
^loöt^g)  xov  xixxovog  vlov  vjtaQX^iv)  übereinstimmt.  Hier- 
nach würde  Lucas  die  Urgestalt  der  Frage,  nur  mit  Weglassung 
des  xov  xixxovog^  unter  den  drei  Synoptikern  am  reinsten  er- 
halten haben.  Und  da  auch  das  johanneische  Evangelium  (vgl. 
Job.  6,  42:  ovx  ovxog  icxiv  *Iffiovg  6  vlog  ^Ima^tp;)  ausdrücklich 
es  bezeugt,  dass  Jesus  im  Volke  lediglich  als  Josephs  ehelicher 
Sohn  betrachtet  ward,  so  kann  im  Urtexte  der  Name  ^ImOfitp 
keinenfalls  gefehlt  haben.  Unter  der  Voraussetzung  nun,  dass 
für  die  drei  synoptischen  Parallelen  Mc.  6,  1— 6  =  Mt.  13,  53—58 


236  ^M  Kindheitsevangeliam. 

-«  Lc  4,  16—30  in  der  That  ein  gemeinsamer  Urtext  mit  der 
Erwähnung  des  *Icoai^q>  vorgelegen  habe,  würde  bei  Marcus  die 
Weglassung  dieses  Namens  und  der  Ersatz  desselben 
durch  rijg  Mag  lag  als  ein  Symptom  yon  dem  Einfluss  des 
Kindheitsevangeliums  gelten  mOssen.  Im  anderen  Falle  und  bei 
der  Annahme,  dass  f&r  Mt  13,  55  die  ausschliessliche  Quelle  in 
Mc.  6, 3  fliesse,  ist  eine  solche  Schlussfolgerung  nicht  zu  ziehen. 
Immerhin  ist  zu  beachten,  dass  die  Nichterwähnung  des  Täter- 
lichen Erzeugers  in  Mc.  6,  3  nicht  blos  mit  GaL  4,  4:  yepofuvov 
ix  yvvaixog,  ferner  mit  Apoc.  12,  1  ff.,  namentlich  t.  13:  /v- 
valxa,  fjTig  izsxBV  zov  agospa  — ,  und  mit  der  Thatsache,  dass 
in  sämmtlichen  apostolischen  Lehrschriften  eines  irdisch- 
menschlichen Vaters  Jesu  nirgends  Erwähnung  ge- 
schieht, sondern  namentlich  auch  mit  dem  Inhalt  des  Kind- 
heitsevangeliums aufs  Beste  übereinstimmt,  wie  denn  —  worauf 
Klostermann  (Markusevangelium  S.  124)  aufmerksam  gemacht 
hat  —  Joseph  auch  im  gesammten  zweiten  Evangelium 
niemals  Erwähnung  gefunden  hat  Die  Stelle  Mc  6,  3 
dürfte  aber  also  derjenige  Punkt  sein,  wo  yielleicht  ein  von  der 
Quellenschrift  des  Kindheitsevangeliums  auf  den  zweiten  Evan* 
gellsten  ausgegangener  Einfluss  wahrzunehmen  ist  Nestle 
macht  noch  auf  den  Umstand  aufmerksam,  dass  ein  voraus- 
gesetzter Urtext:  lO'^Tin  t|0'i'^""|a  sowohl  durch  tiog  ^Imoijip  rov 
rextopog  als  auch  durch  vlog  Ucoö^q)  6  rixxmp  wiedei^egeben 
werden  konnte.  Endlich  ist  hierbei  die  Frage  aufzuwerfen,  ob 
in  der  Quellenschrift  des  Kindheitsevangeliums  Joseph  als  rix- 
rcop  bezeichnet  gewesen  sei.  In  den  canonischen  Texten  von 
Lc.  1.  2.  Mt.  1.  2  ist  es  nicht  der  Fall.  Dagegen  bei  Celsus 
heisst  es:  jtQog  rov  xixrova  yxep  ayyeXog.    Vgl.  S.  112. 

3.   Das  Matthäusevangelium. 

Von  entscheidender  Bedeutung  ist  die  Quellenschrift  der 
Kindheitsgeschichte  ftir  das  auf  judenchristlichem  Boden  er- 
wachsene erste  canonische  Evangelium  geworden,  zum  Beweis, 
dass  das  Kindheitsevangelium  auch  von  Anfang  an  in  Juden* 
christlichen  Kreisen  Aufnahme  gefunden  hat.  Erst  dem  Juden- 
christenthum  des  zweiten  Jahrhunderts  mit  seinen  von  der  Gross- 
kirche immer  weiter  abweichenden  Tendenzen  ist  es  vorbehalten 


§  6   Das  Yerh&ltnisfl  der  Qaellenschrift  zur  Evangelienliteratur.   237 

gewesen,  die  Emdheitsgeschiclite  ans  dem  ersten  canonischen 
Evangelium  wieder  auszuscheiden  und  durch  Verstümmelung  des 
letzteren  die  Entwickelung  des  haeretischen  HebräerevangeUums 
—  ^ayyiXiov  ^lovÖcXxov  —  anzubahnen.  Vgl.  Agrapha 
S.  330  f. 

Welchen  hohen  historischen  Werth  aber  der  judenchrisÜiche 
erste  Evangelist  der  Quellenschrift  des  Kindheitsevangeliums 
beigemessen  hat,  geht  daraus  hervor,  dass  er  diese  Schrift  als 
dritte  Quelle  ebenbürtig  neben  seine  zwei  Hauptquellen  —  das 
Marcusevangelium  und  das  Urevangelium  (Logia)  —  stellte. 
Freilich  wie  er  das  Urevangelium  nur  in  grösseren  und  kleineren 
Excerpten  verwerthet  hat,  so  sind  auch  aus  der  Quellenschrift 
des  Eondheitsevangeliums  nur  ausgewählte  Stücke  von  dem  Re- 
daktor des  ersten  Evangeliums  aufgenommen  worden,  von  ihm 
ausgewählt  nach  seinen  redaktionellen  Gesichtspunkten.  Unter 
seinen  leitenden  Gesichtspunkten  stand  oben  an  der  Nach- 
weis von  der  in  der  evangelischen  Geschichte  geschehenen  Er- 
fbllung  alttestamentlicher  Prophetie  und  Typik.  Neben  derjenigen 
Perikope  daher,  in  welcher  bereits  durch  die  Quellenschrift 
des  Kindheitsevangeliums  die  Erfüllung  der  in  Mich.  5,  1  gege- 
benen Weissagung  nadigewiesen  war,  haben  nur  noch  diejenigen 
Abschnitte  Au&ahme  gefunden,  in  den«i  der  Evangelist  auf 
die  alttestamentliche  Prophetie  (Jes.  7,  14;  Ho&  11,  1;  Jerem. 
31, 15,  sowie  Mt.  2, 23)  Bezug  nehmen  konnte.  Vgl.  oben  S.  18  ff» 
Dabei  hat  die  Quellenschrift  des  Kindheitsevangeliums  von 
Seiten  des  Evangelisten  auch  insofern  eine  redaktionelle  Be- 
handlung erfahren,  wie  seine  anderen  beiden  Hauptquellen,  als 
er  seinen  Stil  und  Sprachgebrauch  zu  einer  leichten  Überar* 
beitung  seiner  Quellenschriften  verwendete.  Freilich  darf  man 
hierin  nicht  zu  weit  gehen,  um  nicht  dem  Irrthum  zu  verfallen, 
sprachliche  Elemente,  welche  der  Quellenschrift  angehörten,  auf 
Rechnung  des  Redaktors  setzen  zu  wollen.  In  §  2  habe  ich  ein 
Verzeichniss  der  sprachlichen  Berührungspunkte  zwischen  Mt, 
1.  2  und  Lc  1.  2  sowie  in  §  3  ein  Register  der  alttestamentlichen 
Parallelen  zu  Mt.  1.  2.  Lc.  1.  2  gegeben  und  von  da  aus  Schluss* 
folgeruDgen  gezogen  auf  die  Einheitlichkeit  der  vom  ersten 
und  dritten  Evangelisten  benützten  Quelle.  Es  kommt  dazu, 
dass  es  dem  ersten  Evangelisten,  der  der  hebräischen  Sprache 
notorisch  kundig  war,  besonders  nahe  lag,  entweder  die  hebräi- 


238  ^^  KindheitaeTaDgelinm. 

8che  Quellenschrifb  selbst  zu  benützen  oder  eine  von  ihm  etwa 
gebrauchte  griechische  Übersetzung  des  Kindheitsevangeliams 
selbststandig  zu  Yerandem,  bzw.  zu  verbessern,  in  ahnlicher 
Weise,  wie  er  es  anerkannter  Massen  in  seinen  altteetamenÜichen 
Citaten  mit  den  Texten  der  LXX  gethan  hai 

Jedenfalls  gewann  der  erste  Evangelist  durch  die 
Art,  wie  er  die  von  ihm  ausgewählten  Perikopen  des 
Kindheitsevangeliums  und  darunter  namentlich  auch 
das  Geschlechtsregister  verwendete  (vgL  oben  S.  194), 
für  seinen  Hauptzweck,  in  der  evangelischen  Geschichte 
die  Erfüllung  alttestamentlicher  Prophetie  und  Typik 
nachzuweisen,  eine  äusserst  werthvolle  Stütze. 

4.  Das  Lucasevangelium. 

Je  knapper  die  Auswahl  der  Stoffe  war,  welche  der  erste 
Evangelist  seinen  schriftstellerischen  Zwecken  entsprechend  bei 
der  Benützung  des  Kindheitsevangeliums  getroffen  hatte,  desto 
reicher  war  die  Nachlese,  die  der  dritte  Evangelist  halten  konnte. 
Denn  dass  Lucas,  welcher  ausser  seinen  Hauptquellen  auch  be- 
reits das  erste  canonische  Evangelium  kannte ,  in  Lc  1.  2  eine 
Nachlese  aus  dem  Kindheitsevangelium  darbietet,  ist  bereits  in 
§  2  gezeigt  worden.  Aus  dieser  Nachlese  können  wir  den 
sicheren  Schluss  ziehen,  dass  der  historische  Werth  des  Kind- 
heitsevangeliums von  Lucas  ebenso  hoch  geschätzt  wurde  als 
von  dem  Verfasser  des  ersten  Evangeliums  Wie  wichtig  ist 
diese  Thatsache  im  Hinblick  auf  Charakter  und  Bestimmung 
des  dritten  im  Unterschied  vom  ersten  Evangelium!  Das  erste 
Evangelium  ist  aus  dem  Judenchristenthum  entstanden  und  für 
Judenchristen  geschrieben:  MaT&atop  ixisöancoxa  avxo  rolq 
ajto  %vöata(iov  xiotevoaoi.  Orig.  ap.  Eus.  H.  E.  VI,  25,  4.  Es 
ist  die  älteste  Urkunde  des  Judenchristenthums  —  Judenchristen- 
thum zunächst  in  dem  von  Origenes  gebrauchten  Sinne  ge- 
nommen als  Bezeichnung  derjenigen  Christengemeinden,  welche 
aus  dem  Judenthum  übergetreten  waren  und  daher  die  Be- 
schneidung als  ein  Erbe  ihrer  Väter  mitbrachten.  Für  dieses 
Judenchristenthum  und  für  die  in  diesen  Kreisen  herr- 
schende Auffassung  der  evangelischen  Geschichte  ist 
das  erste  Evangelium  das  älteste  unanfechtbare  Zeug- 


§  6.  Das  Verh&ltniBS  der  Quellenschrift  zur  Evangelienliteratnr.  239 

niss  und  daher  zugleich  ein  Beweis  für  die  in  diesen 
Kreisen  selbstverständliche  Geltung  der  vaterlosen  Ge- 
burt Jesu. 

Das  f&r  einen  hervorragenden  Heidenchristen,  der  im 
Katechumenat  befindlich  war,  abgefasste  dritte  Evangelium 
nun  setzt  dieselben  drei  Hauptquellen  voraus,  welche  auch  dem 
ersten  Evangelium  zu  Grunde  liegen,  nämlich  die  !^ti^  rnbirt, 
die  yw*]  ^"^M  und  das  Marcusevangelium  und  vertritt  daher 
die  vaterlose  Geburt  Jesu  ganz  in  derselben  Weise 
wie  das  judenchristliche  erste  Evangelium.  Die  von 
Lucas  am  Eindheitsevangelium  vorgenommenen  Weglassungen 
und  Kürzungen  sind  folgende: 

a,  kleinere  Kürzungen: 

Lc.  1,  28:        Weglassung  von  evtiyyMcaro  avT7]v  — 

[Lc.  1,  34:        Weglassung  von  nunquaro,  ovdijioTB\^ 

Lc.  1,  38.  39:  Weglassung  von  jtlcriv  xäi  xaQav  Xaßovöa  — 

Lc.  2,  6.  7:      Weglassung  von  iv  öJtijXalq)  rivl  — 

[Lc.  2,  25:        Weglassung  von  d-sov  nach  av&gcojtog]  — 

Lc.  2,  26:        Weglassung  von  iv  öagxl  [iXtjXvd-ora]. 

b,  grossere  Kürzungen: 

Lc.  1,  31  weggelassen:  avtog  yag  Ocioei  rov  Xaov  avxov  ano 

Tcop  afiaQTiciv  avrSv  — 

Lc.  2,  46  weggelassen:  ijciXvov  {ijciXvoPta)  ra  xeg:akaia  rov 

vo/iov  xal  rag  jtaQaßoXag  tcHp  jcqo- 
g)f]Tc5p  — 

Lc.  2,  50  weggelassen  das  Gespräch  zwischen  den  Schriftge- 
lehrten und  Maria.    Vgl.  oben  S.  176. 

c,  grosste  Auslassungen: 

Mt  1,  18 — 24  :  Verehelichung  der  Maria  — 
2,    1— 12  :  Die  Magier  aus  Arabien  — 
13—15»:  Flucht  nach  Aegypten  — 

16  :  Kindermord  zu  Bethlehem  — 
19—23^:  Bückkehr  aus  Aegypten. 
Weitere  Auslassungen  von  Bedeutung '  dürften  schwerlich 
stattgefunden  haben;  dagegen  sind  andere  kleinere  —  uncontro- 


240  ^8^  Eindheitsevangeliam. 

lierbare  —  Textkürzangen  nioht  zu  deo  Unmöglichkeiten  za 
rechnen.  Vielleicht  enthielt  die  Quellenschrift  eine  ansdrftck* 
liehe  Notiz  über  Maria  als  Davididin,  da  zahlreiche  ausser* 
canonische  Zeugnisse  —  namentlich  auch  bei  Justin  wie  bei 
den  Syrern  -—darauf  hinweisen.    (VgL  hierüber  oben  S.  191  f.). 

Neben  seinen  auf  dem  Prinzip  der  Sparsamkeit  fassenden 
Kürzungen  und  Weglassungen  hat  Lacas  in  den  Haupttenor  der 
verschiedenen  von  ihm  benutzten  Quellen  hie  und  da  auch  einige 
kleine  redaktionell-epezegetische  Zusätze  eingefügt  So  auch 
hier  im  Kindheitsevangelium.  Dahin  gehört  wahrscheinlich  Lc. 
2,  33,  sicher  (vgl.  Lc  18,  34)  die  Bemerkung  Lc  2,  50.  VgL  oben 
S.  179  f.  Jedenfalls  gehört  hierher  die  wortreiche  erste  Ankfin* 
digung  aus  Engelmund  Lc  1,  31—33,  verglichen  mit  dem  kür- 
zeren, dunkleren,  darum  dem  Context  von  v.  34  besser  ent- 
sprechenden, überdem  durch  den  johanneischen  Prolog  bestätigten, 
ursprünglichen  Wortlaut,  den  das  Protevangelium  Jacobi  auf- 
bewahrt hat. 

Dass  in  Lc  1.  2  überhaupt  hie  und  da  die  Hand  des  Be> 
arbeiters  den  im  Ganzen  treu  erhaltenen  Quellentezt  mit  re- 
daktionellen Veränderungen  bedacht  hat,  erklärt  z.  Th.  die  von 
verschiedenen  Seiten  —  Gersdorf,  neuerdings  Feine  —  ge- 
machte Beobachtung  von  einer  an  manchen  Stellen  hervor- 
tretenden sprachlichen  Verwandtschaft  der  lucanischen  Eandheits- 
geschichte  mit  dem  übrigen  Tenor  des  Evangeliums  (wie  auch 
mit  der  Apostelgeschichte).  Was  besonders  die  sprachlichen 
Berührungspunkte  zwischen  Lc.  1.  2  und  Lc.  c  3 — 24  anbetrifft, 
so  wirkt  vielleicht  hier  zum  anderen  Theil  ein  gleichartiger 
Übersetzungstypus  mit,  nach  welchem  die  beiden  hebräischen 
Quellenschriften,  das  Kindheitsevangelium  und  das  ürevangelium,. 
vom  dritten  Evangelisten  benützt  worden  sind. 

Dabei  scheint  die  von  Lucas  gebrauchte  Version  des  hebräi- 
schen Kindheitsevangeliums  an  manchen  unzutreffenden  Uber^ 
Setzungen  gelitten  zu  haben.  So  z.  B.  Lc  2,  1,  wo  y^ttJrbs  mit 
jtäoa  7/  otxovfiipfj  (anstatt  mit  jtaöa  ij  Z^^p«),  Lc  2,  2,  wo  PlTlft 
mit  TJysfiovevcop  (anstatt  mit  ijtiTQOTtevtov)  wiedergegeben  war; 
ferner  Lc.  2,  37,  wo  im  Urtexte  ittlf  zu  lesen  war,  während  der 
Übersetzer  ngjj  las  und  somit  XaTQeveiv  (anstatt  xQoafiiveip 
1.  Tim.  5,  5;  Const.,  Didasc)  einfllgte;  so  auch  Lc  1,  OSff.,  wo 
das  prophetische  Futurum  des  Urtextes  darch  grieehiacbe  Aorirte 


§  6.  Das  Verhältnifls  der  Quellenschrift  zur  Eyangelienliteratur.   241 

-wiedergegeben  ist.  Von  untergeordneter  Bedeutung  ist  die  Ver- 
wechselung von  um  =  slvai  und  TV^n  =  ^fjv  in  Lo.  2,  36.  Da- 
gegen greift  tiefer  in  den  Sinn  ein  yivdcxco  Lc.  1,  34  anstatt 
iyvoüVy  welches  die  sexuelle  Bedeutung  des  "^rüH^  erfordert. 

Durch  die  in  Lc.  2,  1.  2  geradezu  verhängnissvoll  gewordenen 
Mängel  der  von  Lucas  benutzten  Übersetzung  der  hebräischen 
Quellenschrift  und  durch  die  von  ihm  vorgenommenen  grösseren 
Kürzungen  derselben,  namentlich  aber  durch  die  in  Lc.  %  39 
bei  der  Yergleichung  mit  Mt.  2,  1 — 23  zu  constatierende  grosse 
Lacke,  —  vgl.  oben  S.  23  f.  168  f.  —  sind  die  Schwierigkeiten 
entstanden,  die  bei  der  Auslegung  der  lucanischen  Eindheitsge- 
schichte  und  bei  der  Vereinbarung  derselben  mit  Mt.  1.  2  je  und 
je  sich  geltend  gemacht  haben,  —  'Schwierigkeiten,  durch 
welche  jedoch  das  hohe  Verdienst  des  Lucas,  den  grossten  Theil 
jener  wichtigen  Quellenschrift  für  die  Nachwelt  gerettet  zu 
haben,  nicht  beeinträchtigt  wird,  Schwierigkeiten,  die,  sobald 
ihre  Genesis  blosgelegt  ist,  der  Erkenntniss  von  einer  einheit- 
lichen Quelle  des  Kindheitsevangeliums  nicht  mehr  hindernd  in 
den  Weg  treten  können.  Jedenfalls  hat  Lc.  durch  Auf- 
nahme der  Kindheitsgeschichte  Jesu  in  den  ersten 
Haupttheil  seines  Geschichtswerkes  sein  „aviod-ev" 
(Lc.  1,  3)  erst  zur  Verwirklichung  führen  können. 

5.   Das  Johanneische  Evangelium. 

Nicht  wenige  moderne  Forscher  verwerthen  das  johanneische 
Evangelium  als  einen  Zeugen  gegen  die  vom  ersten  und  dritten 
Evangelisten  überlieferte  Eindheitsgeschichte.  So  sieht  z.  B. 
Wittichen  einen  geschichtlichen  Zug  darin,  dass  Johannes  die 
Geburts-  und  Kindheitsgeschichte  Jesu,  die  ihm  doch  vorlag, 
bei  Seite  gesetzt  und  Joseph  als  den  wirklichen  Vater  Jesu 
(vgL  Job.  1,  46;  6,  42)  bezeichnet  habe.  Namentlich  wird  auch 
Job.  1,  45;  7,  41.  52  als  ein  Zeugniss  gegen  die  Geburt  Jesu  in 
Bethlehem  betrachtet.  Eine  solche  Beweisführung  habe  ich 
meinerseits  nie  verstehen  können,  da  in  keiner  der  bezeich- 
neten Stellen  der  Evangelist  selbst  redet,  derselbe 
vielmehr  fremde  Meinung,  insbesondere  die  Volksmeinung, 
wiedergiebt,  ohne  sie  zu  bestätigen,  aber  auch  ohne  sie  zu 
widerlegen,  offenbar  weil  er  das  letztere  nicht  für  nöthig  hält. 

Texte  tt.  üntenachangen  X,  5.  16 


242  ^^  EindheitBeTangeliaiii. 

Ist  doch  die  ganze  johanneische  Christologie  mit  Wurzel  nnd 
Stamm  dem  Kindheitsevangelium  congenial  und  ein  lautes  Zeug* 
niss  für  den  Inhalt  derselben. 

Aber  wo  redet  der  Evangelist  selbst?  Wo  legt  er  seine 
eigene  Meinung  dar  bezügUchderPersönlichkeit  Jesu?  Geschieht 
es  nicht  im  Prolog  (Joh.  1, 1 — 18)?  Und  nimmt  nicht  der  Pro- 
log im  Johanneischen  Evangelium  dieselbe  Stelle  ein  wie  die 
Eindheitsgeschichte  im  ersten  und  dritten  Evangelium?  und 
zeigt  nicht  der  Prolog  schon  nach  seinem  Oesammteindruck, 
abgesehen  von  der  Untersuchung  im  Einzelnen,  mit  dem  Kind- 
heitsevangelium (Mt.  1.  2,  besonders  Lc.  1.  2)  eine  unverkennbare 
Congenialität? 

Der  Johanneische  Prolog  ist  freilich  im  tiefsten  Grunde 
immer  noch  ein  Räthsel  —  ein  Räthsel  sowohl  bezüglich  seiner 
Genesis  als  hinsichtlich  seines  exegetisch  noch  immer  nicht  auf- 
geklärten Gedankenzusammenhangs.  Einer  der  neuesten  Er- 
klärer desselben  und  einer  der  besten  Kenner  der  neutestament- 
liehen  Literatur,  Holtzmann,  sagt  (im  Handconmientar  IV,  L 
Das  Johanneische  Evangelium  S.  21):  «»Überhaupt  zeigt  jeder 
Blick  in  die  Gonmientare,  dass  die  Exegese  des  Prologs  sich 
von  jeher  der  Methode  des  Bathens  bediente."  Also:  der  Pro- 
log ein  RäthseL 

Nur  in  einer  Hinsicht  hat  sich  je  länger  je  mehr  Überein- 
stimmung der  Forscher  und  klare  Erkenntniss  des  Sachverhalts 
herausgestellt,  nämlich  darin,  dass  man  die  vollkommene 
Selbstständigkeit  des  Prologs  dem  mit  Joh.  1, 19  be- 
ginnenden Tenor  der  johanneischen  Evangelienge- 
sohichte  gegenüber  erkannt  hat,  wie  solches  von  Harnack 
(in  der  Zeitschr.  f.  Theol.  u.  Kirche  1892.  II,  3:  Über  das  Ver- 
hältniss  des  Prologs  des  vierten  Evangeliums  zum  ganzen  Werk) 
in  abschliessender  Weise  dargethan  worden  ist  Freilich  ist 
dieses  zunächst  nur  ein  negatives  Untersuchungsresultat;  die 
positive  Lösung  des  Bäthsels  ist  damit  noch  nicht  ge- 
geben. Diese  positive  Lösung  ist  nur  zu  finden  in  dem 
schriftstellerischen  Abhängigkeitsverhältnisse  in  wel- 
chem der  Johanneische  Prolog  zu  der  Quellenschrift 
des  Kindheitsevangeliums  sich  befindet. 

Der  erste  and  bisher  wohl  auch  der  einzige,  der  die  Yer> 
wandt^schaft  zwischen  Joh.  1,  1 — 18  und  namentlich  Lc.  1.  2  nach- 


§  6.  Das  Verh&lisiiflB  der  Quellensohnft  zur  Evangelienliterator.    243 

drücklieb  betont  bat,  ist  Oelpke.  Derselbe  sagt  (S.  188): 
«Nebmen  wir  aus  den  Erzäblungen  des  Lucas,  aus  der  Yev 
heissungs-  und  Qeburtsgescbicbte,  den  ideellen  Gehalt  beraus, 
80  wird  derselbe  in  dem  besteben,  was  Jobannes  bier  kurz  zu- 
sammenfasst"  Und  femer  (S.  193):  »Uberscbauen  wir  zum 
Scbluss  die  ganze  Einleitung  des  Jobannesevangeliams  in  ibrem 
Verbältniss  zu  den  beiden  Jugendgescbicbten,  so  können  wir 
wobl  sagen,  dass  die  allgemeinen  Ideen  des  Jobannes  bei 
Mattbäus  und  Lucas  in  concreter  Fassung  wiederkehren,  oder 
umgekehrt,  ihre  Geschichte  bei  Jobannes  auf  die  reinen  Ideen 
zurückgeführt  ist.**  Dass  von  dieser  Alternative  die  letztere 
Annahme  die  richtige  ist,  jedoch  so,  dass  Johannes  nicht  die 
canonischen  Kindbeitsgeschichten,  sondern  deren  Yorcanonische 
hebräische  Quellenschrift  benützt  bat,  dieses  im  Einzelnen  nach- 
zuweisen, ist  die  Aufgabe  der  nachfolgenden  Untersuchung. 

Analytische  Vergleicbung  des  jobanneischen  Prologs 

mit  dem  Kindbeitsevangelium. 

Durch  den  an  Gen.  2,  4  erinnernden  Titel  des  Eindbeits- 
eyangeliums: 

Mt.  1,  1:  ßlßZog    yeviöBmq    ^Iijaov    Xqiötov    =    Gen.    2,    4: 

fi^rn  D-^wn  niibin  ni«  =  LXX:  avrtj  rj  ßlßXog 

yspiöstog  ovQavov  xal  yijg 

erklart  sich  zunächst  der  mit  Gen.  1,  1  ff.  parallel  laufende  Ein- 
gang des  Prologs.  Vgl.  oben  S.  30  sowie  Nestle,  Marginalien 
zu  Gen.  2,  4.  S.  4. 

Gen.  1,  1:  Ip  dgxi  ijtolrjoep  6  Job.  1,  1:   kp  ägxv  h^  o  Xo- 

d'sog  TOP  ovgapop  xaL  tt/p  yTJp.  yog  — 

Gen.  1,  2:  xal  cxoxog  ijtavco  Job.  1,  3:  Jtapxa  6c*  avrov  iyi- 

Tov  dßvoöov.    V.  3:  xal  abtep  pezo  — 

o    d-eog'    yeprjd^TjTco    g)Sg   xal  Job.  1,  5:  xdt  to  ^(Zg  ip  ry 

iyipBXo  9P(5g.  oxoria  g>alpei. 

Auch  der  Begriff  der  ^a)i^  in  Job.  1,  4  weist  auf  die  Gene- 
sis und  ihren  Anfang  zurück  als  den  Bericht  über  die  Entstehung 
alles  Lebendigen. 

Zugleich  aber  ist  dieser  dem  Anfang  der  Genesis  ent- 
sprechende Anfang  des  Prologs  schon  durchwoben  Yon  Grund- 

16* 


244  ^^  Kindheitseyangelitim. 

begriffen,  die  aus  dem  EmdheitBeyangelium  entnommen  sind. 
Und  indem  der  Begriff  des  Xoyog  als  des  schöpferischen  Prin- 
zips ganz  im  Sinne  des  Alten  Testamentes  (man  ygL  das  be- 
kannte lte?5  Q'J'QIÖ  TTtV  "TSia  =  LXX:  tc5  loyco  rav  xv(kov 
ol  ovQavol  iarsQecid'fjOav  in  Ps.  33,  6)  an  die  Spitze  gestellt  ist, 
findet  zugleich  eine  Bezugnahme  auf  den  Quellentext  des  Eind- 
heitseyangeliums  statt:  ovXX^y?^  ix  Xoyov  avrov  — ,  mithin 
auf  dasjenige,  welches  den  Gipfelpunkt  desselben  darsteUt. 
Ebenso  mischen  sich  in  die  Genesis-Parallele  bezQglich  des 
Lichtes,  das  in  die  Finstemiss  des  Chaos  hineinleuchtete  (TgL 
Qen.  1,  2  LXX:  xccL  oxorog  ixavo  tfjg  äßvöCov  —  v.  3:  xal 
sljiep  6  d'sog'  yBVffl^Tm  tpmq,  xal  kyivero  fpmq  —  dsgL  2.  Cor. 
4,  6:  o  d'BOg  6  djtmv  Ix  cxoxovq  ^Aq  Xofffat)  Anklänge  an 
das  Eandheitsevangelium.  YgL  Lc.  1,  78.  79:  ijtioxdtperai  rjfiag 
dvaroXr^  i^  vtpovg,  kjtKpavat  rotg  kv  cxorei  xcu  oxta  d-ava- 
xov  xad-fifiivoig  und  zu  d-avarov  den  Johanneischen  Gegensatz: 
7]  ^(DTj  Tjp  ro  9)c5^  Tcoi^  ävB-QcijtüDP,  Femer  Mi  2,2:  slöofisv 
yctQ  avrov .  xov  aoxiga  Iv  xy  dvaxoX^  =  avaxüXavxa  =  Xaii- 
'^avxa  =  q)avBvxa  (s.  die  aussercanonischen  Parallelen  oben  §  4 
XII)  —  verglichen  mit  dem  johanneischen  g>alvBi»  Aber  auch 
zu  dem  Gegensatz:  xal  rj  oxoxla  cwxo  ov  xaxiXctßsv  —  liefert 
das  Kindheitsevangelium  seinen  Beitrag,  nämlich  in  dem  Be- 
richte Über  die  Verfolgung,  welche  das  Jesuskind  (laut  Mt  2,  1  ff.) 
durch  den  Beherrscher  des  Judenyolkes  zu  erdulden  hatte,  sowie 
durch  das  Wort  Simeons  Lc.  2,  34:  ovro^  xefro^  elg  xxmoiv  — 
jtoXXwv  ip  xä  ^lOQofjX.  War  diese  Feindschaft  des  Herodes 
gegen  den  neugeborenen  Messias  ein  Vorspiel  dessen,  was  Jesus 
als  der  leidende  und  sterbende  Messias  von  seinem  Volke  zu  er- 
dulden hatte,  so  fasst  der  Prolog  in  den  Worten:  f^  oxoxia  avxo 
ov  xaxdXaßev  die  ganze  Nachtseite  der  Erfahrungen,  durch 
welche  Jesus  von  seiner  Kindheit  bis  :zu  seinem  Kreuzestod 
unter  der  Feindschaft  Israels  hindurchging,  proleptisch  zu- 
sammen. 

Es  bietet  also  dieses  in  Job.  1,  1 — 5  enthaltene  Exordium 
des  Prologs  Anklänge  an  den  Titel  des  Kindheitsevangeliums  ab 
der  neutestamentUchen  Genesis,  Anklänge  an  den  (ge- 
schichtlichen und  prophetischen)  Inhalt  des  Kindheitsevangeliums, 
Anklänge  an  die  gesammte  evangelische  Geschichte,  Anklänge 
vor  allem  an  das,  was  in  der  Quellenschrift  des  Kindheitsevan- 


§  6.  Das  Verhältnifls  der  QaellenBchrift  zur  Evangelienliteratar.   245 

geliums  den  Höhenpunkt  darstellt:  övXXi^y>^  ix  Xoyov  avtov 
—  und  bfldet  dadurch  in  der  That  eine  Einleitung  zu  dem,  was 
auch  im  Prologe  den  Gipfel  der  Betrachtung  darstellt:  6  Xoyoq 
Cag^  kyivBxo  —  Joh.  1, 14. 

Es  besitzen  daher  die  früher  —  z.  B.  von  Holemann  —  un- 
ternommenen Versuche,  den  johanneischen  Prolog  aus  dem  Introitus 
der  Genesis  zu  erklären,  eine  nur  theil weise  Berechtigung, 
nämlich  nur  so  weit,  als  die  Entstehung  dieses  Verwandtschafts- 
verhältnisses aus  dem  Titel  des  Kindheitsevangeliums:  ßlßXog 
YBviöecag  —  sich  erklärt,  ferner  nur  so  weit  als  das  Exordium 
des  Prologs  sich  erstreckt  (Joh.  1, 1 — 5)  und  endlich  nur  unter  der 
Ergänzung,  dass  auch  aus  dem  Inhalte  des  Kindheitsevangeliums 
selbst  bereits  Reflexe  hereinstrahlen. 

Man  sollte  nun  erwarten,  dass  die  im  Exordium  Joh.  1,  1 — 5 
g^ebene  Grundidee  vom  Xoyog  von  Joh.  1,  6  an  in  gerader  Linie 
sich  weiter  entfalten  würde.  Anstatt  dessen  werden  wir  aus  den 
höchsten  Hohen  der  Gedankenwelt  so  zu  sagen  herabgestürzt 
und  auf  rein  geschichtlichen  Boden  versetzt:  die  Sendung  des 
Täufers  Joh.  1,  6—8.  Dieser  unvermittelte  neue  Ansatz  wird 
immer  unmotiviert  bleiben,  so  lange  man  nicht  erkennt,  dass 
dem  johanneischen  Prologe  das  Kindheitsevangelium  zu  Grunde 
liegt  Sobald  man  aber,  von  dieser  Erkenntniss  geleitet,  sich 
daran  erinnert,  dass  im  Kindheitsevangelium  die  Sendung  des 
Täufers  der  Genesis  Jesu  als  Einleitung  vorangestellt  ist,  also- 
bald  wird  der  Abschnitt  Joh.  1,  6 — 8  als  ein  Reflex  von  Lc.  1,  5 
— 25.  57 — 79  erklärlich  und  verständlich.*)  Selbst  einzelne 
Wortanklänge  fehlen  dann  nicht.     Vgl. 

Joh.  1,  6:  iyivBxo      avd-QOPtog    Lc.  1,  19:  djtsöraXriv  —  iv<6^ 
ästeOtaXfiivog  xaga  d'ßov        Jtiov  tov  d'sov. 


1)  Vgl.  Gelpke,  S.  188:  ,, Dabei  erinnert  seine"  —  nämlich  des  vierten 
Evangelisten  —  „Darstellung  nnwillkührlicfa  an  den  bei  Lucas  sich  finden- 
den Parallelismns  zwischen  Johannes  und  Christas."  —  Durch  das  in  Joh. 
1,  6—8  enthaltene  Zengniss  von  der  Zugehörigkeit  der  Geburtsgeschichte 
Johannis  des  T&ufers  zur  Quellenschrift  der  t^t^  Hn^n  wird  von  vorn- 
herein die  fantasiereiche  Aufstellung  Völters,  welcher  (in  der  Theol. 
Tijdskrift  1896,  S.  246—26,9)  die  ganze  in  Lc.  1  gegebene  Darstellung  der 
Geburtsgeschichte  des  Täufers  zu  einer  jüdischen  „Apokalypse  des  Za- 
ch arias"  umstempeln  mOchte,  hinfUlig. 


246  ^^  Eindiieitfleyangelinm. 

Job.  i,  6:  ovofia  avr^  *  cd-    Lc.  1,  63:  *I(odvPfjg    iatlv    ro 
avvTjg  ovo/ia    avrov.     Lc. 

1,  13.  60. 
Job,  1,  7:  ovrog  fjX&sv  Lc.  1,  17:  avrog     xqoeXsvC€' 

rat. 

Aber  nocb  wichtiger  ist  die  inbaltliche  Congenialitat  Ton 
Job.  1,  6 — 8  und  die  Scbilderang,  die  in  Lc.  1  von  der  Saidong 
des  Täufers  und  von  seiner  gescbicbtlicben  Au^be  als  des 
vor  dem  Messias  bergebenden  Wegbereiters  gegeben  worden  ist 
Wie  der  Täufer  nacb  Lc.  1, 17  die  Herzen  zum  Herrn  bekehren  soll, 
{kmöTQifpai  xaQÖlag\  so  sollen  sie  nacb  Job.  1, 7  durch  ihn  glauben 
{tva  jtaPTBg  xiotevomöip  öi  aixov).  Wie  nach  Lc.  1,  17  der 
Täufer  gesandt  ist,  um  dem  konunenden  Messias  das  Volk  zu 
bereiten  {iroinacaL  xvqIo)  Xabv  xatsaxsvaofiivop)  und  das  wahre 
Licht,  das  in  die  Finstemiss  scheinen  würde,  zu  verktindigen 
(Lc.  1,78.  79:  ijiiöxitpsxai  fifiag  ävaroXi^  Ig  vy)Qvg,  ixttpavfu  rolg 
iv  CxoxBi  xxX,)y  so  sagt  Job.  1,  8:  ovx  ^v  hulpog  x6  g>cig,  oXa 
tva  (lagxvQ^cy  jtsQl  xov  q>mx6g.  Kurz  —  wie  im  Eindhetts- 
evangelium  die  in  Lc.  1,  5—25.  57 — 80  geschilderte  Sendung 
des  Täufers  die  Einleitung  gebildet  bat  zum  Hauptthema, 
welches  im  .Titel  ausgedrückt  war:  yiveoig  ^hjcav  XqiCxov  — , 
so  bildet  der  neue  Ansatz  Job.  1,  6 — 8  nach  dem  speculatiyen 
Exordium  des  Prologs  (Job.  1,  1—5)  gewissermassen  ein 
zweites  —  ein  geschichtliches  —  Exordium  und  wird  zu- 
gleich ein  Beweis  dafür,  dass  der  vierte  Eyangelist  in  seinem 
Kindbeitsevangelium  die  auf  Johannes  den  Täufer  bezüglichen 
Abschnitte  wirklich  gelesen  bat. 

Es  folgt  nun  in  Job.  1,9 — 18  der  Grundstock  des  jo- 
banneischen  Prologs,  welcher  gerade  von  hier  ab  erst  recht 
den  Stempel  der  Abhängigkeit  von  der  Quellenschrift  des  Kind- 
beitseyangeliums  an  der  Stime  trägt  Wie  nämlich  der  Grund- 
stock des  Eindbeitseyangeliums  ausscbliesslich  die  Person 
Jesu  zum  Gentrum  seiner  Darstellung  hat,  so  ist  auch  der 
Haupttheil  des  jobanneischen  Prologs  (Job.  1,  9—18) 
rein  cbristologischer  Natur,  auch  in  Job.  1,  12.  13,  wo 
lediglich  nach  einer  später  eingedrungenen  und  cano- 
nisch  gewordenen  Textverderbniss  eine  Ausbiegung 
von  dem  geraden  Wege  cbristologischer  Gedankenent- 
wickelung vorbanden  zu  sein  scheint.     Es  li^  in  Job. 


§  6.  Das  Yerh&ltniss  der  QaelleiiBohxift  zur  Erangelienliterator.  247 

1,  9—18  eine  Reflexion,  eine  theologische  Meditation  über  die 
auf  die  Person  Jesu  bezüglichen  Hauptpartien  des  Eindheits- 
«vangeliums  vor^  wie  solches  ans  Sadi-  und  Sprachparallelen 
auf  Schritt  und  Tritt  nachgewiesen  werden  kann. 

Zu  Job.  1,  9  besitzen  wir  die  grundlegende  Parallele  in  Lc. 
%  31.  32.    Vgl 

Job.  1,  9:  riv  ro  g>ciq  to  dXtj^  Lc.  2,  31.  32:  o  riroliiacaq  xarä 
d-ivop,  o  qxDzl^ei  Jtavra  ar-  jtQOöcojtop  navxoov  xAv 
^QCDjtov   kQXOfisvov   elg  rov        Zacip,   q>Aq  elg  axoxaXv^iv 

XOÖfiOP   —  i&V€OP. 

Wenn  man  dabei  erwägt,  dass  der  griechische  Ausdruck: 
^Ig  djtoxaXvy)ip  Idv&p  gar  nicht  anders  als  durch  D'^'iän  *l*^K^ 
im  Hebräischen  wiedergegeben  werden  kann,  und  wenn  man  sich 
an  die  oben  zu  Lc  2,  31.  32  S.  133  mitgetheilte  Parallele  der 
Test  XU  patr.:  qxorlC^CDP  jtapxa  ra  id-ptj  erinnert,  so  wird  es 
zweifellos,  dass  der  in  Job.  1,  9  ausgesprochene  üniYersalismus 
«in  Reflex  der  Worte  ist,  welche  nach  dem  Kindheitsevangelium 
Simeon  zur  prophetischen  Bezeichnung  des  neugeborenen  Jesus- 
kindes gebraucht  hat  In  Job.  1,  10  klingt  dieser  Gedanke 
weiter  aus  in  die  Betrachtung,  dass  die  Heidenvolker  ip  rm 
x6o/iq),  in  tie&ter  Nacht  befindlich,  damals  von  dem  in  Jesu  er- 
schienenen Lichte  noch  keine  Ahnung  hatten.  Das  Volk  Israel 
aber,  das  Volk  des  Eigenthums  {ol  löioi  Job.  1,  11  »»  o  laog 
4JOV  Lc.  2,  32),  war  unempfänglich  für  das  ihm  zugedachte  Heil. 
An  drei  Punkten  des  Kindheitsevangeliums  ist  diese  Stellung  zu 
der  Person  Jesu  vorgebildet,  bezw.  Yorhergesagt:  erstlich  in  der 
Verfolgung  Jesu  durch  den  Judenkönig  (Mt.  2, 1  ff.),  zweitens  in 
Simeons  Worten:  Idoi)  ovrog  xetrai  slg  Jtrcicip  —  xoXXAp  Ip 
T^  ^löQariX  xa\  elg  CijfiBlop  dpziXsYOfiepov  (Lc.  2,  34)  und  drittens 
in  dem  Umstand,  dass  Jesus,  unter  dem  Herzen  seiner  Mutter 
einkehrend  elg  rijp  lölap  noXtp  (Lc.  2,  3),  selbst  in  seiner  Stadt 
keinen  Platz  fand.  (Vgl.  hierzu  Nebe  S.  284).  Dadurch  war 
typisch  das  zukünftige  Geschick  bezeichnet,  welches  Jesus  von 
seinem  Volk,  vom  Volk  des  Eigenthums,  erfahren  sollte:  ol  löioi 
avrop  ov  jtaQeXaßop  (Job.  1,  11). 

Gegenüber  den  feindlichen  Mächten,  die  schon  im  ELindheits- 
evangelium  sich  zeigen,  sind  es  doch  nach  demselben  vorwaltend 


248  ^^  Kindheiteevangeliiim. 

empfängliche  Persönlichkeiten,  welche  den  Eintritt  Jesa  m 
die  Welt  umgeben:  Elisabeth,  die  das  Kind  schon  im  Mutter- 
leib begrüsst,  Zacharias,  der,  prophetischer  Begeistemng  yoU^ 
seinen  Sohn  ganz  in  den  Dienst  des  Grosseren  stellt,  der  da 
kommen  soll,  die  Hirten,  die  mitten  iiir  der  Nacht  vom  Lichte 
des  Neugeborenen  sich  erleuchten  lassen  —  auch  hier:  ro  ^cög 
ip  r^  Oxorla  g>alvei^)  — ,  Simeon,  der  Gottesmann,  der,  tiefer 
Erkenntniss  theilhaftig,  den  im  Fleisch  Erschienenen  preist, 
Hanna,  die  Prophetin,  welche  nach  den  aussercanonisch^ 
Texten  die  Erscheinung  des  Messias  rühmt  —  xi^p  xov  XgiOrov 
öo^aoaoa  jtaQOvclav  — ,  die  Magier,  die,  aus  der  Feme  kom- 
mend, den  König  Israels  suchen  und  finden,  vor  allen  Dingen 
aber  Maria,  die  den  JloT^o^  in  ihr  Herz  aufgenommen  hat  und 
dadurch  an  der  Spitze  derer  steht,  von  denen  es  Joh.  1, 12»  ge- 
schrieben ist:  oooi  6h  eXaßop  avxop^). 

Der  Kern  aber  der  Empfänglichkeit,  durch  deren  Yermitte- 
lung  Jesus  in  die  Welt  eintrat,  ist  nach  dem  Kindheitsevangelium 
die  Jtlaxig,  Zacharias  wird  gestraft  um  seines  anfanglichen  Un- 
glaubens willen:  dpß'*  c^p  ovx  ijtlcxevöag  (Lc.  1,  20);  Elisabeth,, 
welche  ihre  Gefreundtin  Maria  wegen  ihres  Glaubens  rühmt»  ist 
selbst  eine  gläubig  sich  hingebende  Seele;  die  Hirten  glauben 
der  Engelyerkündigung  und  gehen  gehorsam  gen  Bethlehem; 
Simeon  wartet  gläubig  auf  die  Erfüllung  des  ihm  gewordenen 
Gottesspruches;  die  Magier  folgen  gläubig  dem  Stern  und  seinem 
Licht,  das  sie  zu  Jesu  weist  Aber  die  Jticxsvcaca  im  prae- 
gnantesten  Sinn  des  Wortes  ist  die  Maria:  [laxagla  ^  Jitox^vaaca 
(La  1,  45).  Auf  Maria  also  in  erster  Linie  und  dann  zugleich 
auf  alle  ihre  Verwandten  und  Geireundten  wie  auf  die  von  fem 
Gekommenen,  auf  alle,  die  den  Neugeborenen  mit  gläubiger  Liebe 
umgeben,  bezieht  sich  nun  im  Fortschritt  des  Prologs  das  je- 
hanneische  Wort:  lömx^p  avxolg  i^ovölap  xixpa  d^eov  ysviadiu 
xolq  yticxsvovcip  (Joh.  1,  12^).  Und  wenn  als  das  entscheidende 
Objekt  ihres  Glaubens  der  Name  Jesu  —  also  gerade  sein 
Name  —  bezeichnet,  wird  {jtiaxBvovoip  elg  xb  opofia  avxav)y 


1)  Vgl.  Lc.  2,  9:  xal  öo^a  xvqIov  negibka/itpev  avtovg, 

2)  Zu  diesem  iXaßov  findet  sich  im  Kindheiteeyangeliam  selbst  ein 
sprachlicher  Anklang:  iSiS^ro  avro  sk  taq  dyxaXag  iJjc.2,2S),  nach 
Irenaeus:  elg  rag  dyxdXaQ  Xaßovta,  Vgl.  oben  S.  132. 


§  6.  Das  Verhältniss  der  Quellenschrift  sur  EyaDgelieiiliieratar.  249 

so  erklärt  sich  das  eben  wiederum  aus  dem  Eindheitsevangelium. 
Auf  dem  Namen  Jesu  liegt  in  demselben  der  grösste 
Nachdruck.  Von  dem  gottgesandten  ay/BXoq  xvqIov  wird  der 
Jesusname  auf  die  Erde  gebracht.  Zweimal  wird  dieser  Name 
verkündigt,  der  Maria  (La  1,  31)  und  dem  Joseph  (Mt  1,  21), 
und  zwar  beide  Male  mit  der  gleichlautenden  Anweisung:  xa- 
XiO€cq  To  opofta  avrov  ^hfiow  und  (nach  der  Quellenschrift  des 
Eindheitseyangeliums)  beide  Male  mit  dem  sachlich  und  ety- 
mologisch erläuternden  Zusatz:  avxoq  yag  ödöei  rov  Xaop  av- 
rov  a3€0  rwv  äfiOQriciv  avrciv.  Bei  der  Beschneidung  wird 
dieser  Jesusname  dem  Neugeborenen  gegeben,  mit  ausdrücklicher 
Bezugnahme  auf  die  vor  seiner  Empfangniss  geschehene  gött- 
liche Weisung  (Lc.  2,  21).  Dass  aber  Johannes  unter  dem 
ovofia  keinen  anderen  als  den  seligmachenden  Jesus-Namen 
versteht,  zeigt  mit  Bestimmtheit  die  Parallele  1.  Joh.  3,  23,  wo 
er  ja  ebenfsdls  (wie  im  Prolog)  suo  nomine  redet.    Vgl. 

Joh.  1,  12:  1.  Joh,  3,  23: 

TOlg  JtiöTBvovöip  stg  to  OVO'  Xva  xlcxbvOoo(ibv  rm  ovo- 
fia avTOv.  fiazi  rov  vlov  avrov  *1t^oov 

Xqiötov. 

Aber  der  johanneische  Prolog  bleibt  bei  dem  jtioreveiv  elg 
TO  ovofta  avrov  nicht  stehen,  er  schildert  im  Anschluss  daran 
weiter  die  Person  dessen,  der  diesen  Namen  trägt.  Und  zwar 
geschieht  diese  Bezeichnung  der  Person  Jesu  zuerst  auf  nega- 
tive Weise  (Joh.  1,  13)  und  dann  mit  reichen  positiven  Aus- 
drücken (Joh.  1,  14).  In  beiden  Versen  schliessl  sich  der  Prolog 
wieder  auf  das  Engste' an  das  Kindheitsevangelium  an.  Zweimal 
(Lc  1,  34;  Mt.  1,  25)  hat  dasselbe  erwähnt,  dass  ein  geschlecht- 
liches Erkanntwerden  der  Maria  von  Joseph  oder  von  irgend 
einem  Manne  vor  der  Empfangniss,  bzw.  der  Geburt  Jesu  nicht 
stattgefunden  habe.  Vor  der  Empfangniss  nicht:  jtcog  Icxat 
Tovto,  kjtsl  avöga  ov  yiV(DöxG}  =  ovx  iyvwv;  (Lc  1,  34).  Vor 
der  Geburt  nicht:  xal  ovx  iylvoöxev  avrrjv,  ^og  ov  irexBv  xrL 
(Mt.  1,  25).  Mit  einer  Ausführlichkeit,  die  sich  in  den  stärksten 
Negationen  bewegt,  wird  nun  auch  im  johanneischen  Prolog 
eine  Empfangniss  Jesu  von  einem  menschlichen  Vater 
abgelehnt:  og  ovx  ig  aluarcov  ovöh  §x  d^sX^ftarog  Cag- 
xog   ov6k  ix   d^sXrjiiarog  dvÖQog  iysvvTJd^i]  (Joh.  1,  13).    Denn 


250  ^^  Eandheitse^aiigeliam. 

dass  die  von  Justin,  Irenaeas,  Tertallian,  Ambrosius, 
Augustinus,  P8.-Athana8iu8,  Hippolyt,  den  Actis  Arche- 
lai,  dem  Cod.  Yeronensis  yertretene  vorcanonische  Lesart:  oc 
iyevv^ri  —  die  richtige,  die  ursprünglich  johanneische  ist,  er- 
gibt sich  zunächst  schon  aus  dem  allgemeinen  Praejudiz  von 
dem  höheren  Werth  der  Siteren  Torcanonischen  Texte  gegenüber 
der  jüngeren  oder  der  canonisohen  Texigesialt,  femer  aus  dem 
streng  christologischen  Gontext  von  Job.  1,  9 — 18,  einem 
Gontexte,  der  durch  die  später  eingedrungene  und  canonisch  ge- 
wordene Lesart:  ot  kfEvv^d^ocsv  —  gestört  wird,  und  endlich 
aus  der  unverkennbaren  Bezugnahme  in  JoL  1, 13  auf  Lc  1,  34. 
Man  vgl.  Job.  1,  13:  ovd^  ix  d-eXi^/iazog  avÖQog  <»  Lc  1, 34: 
avöga  ov  yivcicxiD,  oder  richtig:  aviga  ovx  fypmv,  (Siehe 
oben  S.  87ff.)  Die  Empfängniss  und  Geburt  Jesu  unter 
Mitwirkung  eines  Mannes  wird  also  wie  im  Kindheits- 
eyangelium,  so  im  johanneischen  Prologe  nach  dem  ur- 
sprünglichen Texte  auf  das  Bestimmteste  negiert^) 

Dieser  Negation  gegenüber  steht  die  positive  Aussage:  aJUi 
hc  &€ov  i^BW^d-T],  welche  in  v.  14  naher  erläutert  wird.  Und 
auch  hier,  wo  der  johaimeische  Prolog  seinen  Gipfelpunkt  er- 
reicht, geht  er  mit  dem  Kindheitsevangelium  £ast  Wort  fiir 
Wort.    Vgl 

Job.  1,  14.  Kindheitsevangelium^). 

xal  6  Zoyog  11,    6:  ovXl^^y    hc    koyov 

avTov 

CaQ§  kyivBXO  IX,    2:  %€oq  av  Idn  rov  X^- 

Ctov  Iv  oagxl 

xal  ioxTivcDOev  Iv  fjiilv  U,  10:  Tcal  öwa/ug  v^>lötov 

oxTjvciöei  iv  cot 

xal  id'saöafieß'a  xi}v  66 ^av  XVI,  12:  TOiavrrjv  yag  66§av 
mrov  —  ovT€  tdofiep 

66^av  wg  fiV^97^^^V^^)  ^clqol  II,  10:  xXfid^cerai  vlog  d-sov 
xaxQog 


1)  Vgl.  meine  y^Ansaercanonischeu  Paralleltexte^S   Heft  IV: 
Johannes,  S.  57  ff.  221 1 

2)  Die  nachfolgenden  Stellenangaben  beziehen  sich  auf  den  in  §  5 
aufgestellten  hebräischen  und  griechischen  Text  des  KindheitBevangeliums. 

3)  Das  dem  johanneischen  Sprachgebrauch  angehOrige  fioroyer^g  (vgL 


§  6.  Das  VerhSltnifls  der  Qaellenschrifb  zur  Eyangelienliterator    251 

xal  x^Q'-^   &BOV  fjv 
in   avro 
XVI,  12:  aQtrijv    xal    Cotplav, 

Wie  der  yierte  Evangelist  zu  II,  10  das  ]3tn'  des  Urtextes  an- 
statt mit  dem  aus  dem  Septuaginta-Griechisch  entnommenen 
inKfxia^Bip  (ygL  oben  S.  90  fiF.)  durch  das  viel  richtigere  oxtjvovv 
ersetzt,  so  gibt  er  auch  die  HÄDn  des  Urtextes  mit  äX^ß'eia 
viel  besser  wieder  als  durch  das  ebenfalls  aus  dem  Septuaginta- 
Oriechisch  in  den  synoptischen,  ja  selbst  in  den  paulinischen 
Sprachgebrauch  eingedrungene  ootpla. 

Es  folgt  nun  wieder  eine  Unterbrechung  des  Oedankengangs, 
welche  ohne  den  Einfluss  des  Kindheitsevangeliums  unerklärlich 
bleibt  Entspricht  Joh.  1,  14:  o  Xoyoq  öagg  hyivtxo  xrX.  der 
Hauptsache  nach  den  in  Lc.  1,  31.  35  nach  dem  Urtexte  enthal- 
tenen Worten  der  Verkündigung,  so  hat,  was  Lc.  1,  80  nachfolgt, 
nämlich  der  Hinweis  auf  die  ri(tiQa  avaÖBl^BCDq  avrov  (sc.  '/a>- 
avvov)  JtQog  xov  *IOQai]X,  den  Verfasser  des  Prologs  veranlasst, 
dieses    öffentliche   Auftreten    des  Täufers    v.  15    zu    markieren 


Joh.  3,  16. 18;  1.  Joh.  4,  9)  geht  auf  das  hebr&ische  T«n;  zurtick.  Vgl.  Gen. 
22,  2:  ^rrr^^  1?^^?  *r"B  ""  LXX:  XÄßs  rov  vlov  aov  xov  ^tvmijcov 
CB  Aqnila:  ßovo^^i^.  Femer  Jad.  11, 34,  wo  die  Septuaginta-Hanficfinften 
2wi8chen  ayanrixoq  und  (AOvoyBvriq  sich  theilen.  Hier  im  Prolog  (Joh. 
1, 14.  18]  ist  das  Wort  ohne  Zweifel  ein  Anklang  an  den  Taofbericht,  den 
der  Evangelist  (vgl.  Joh.  1,  32.  33)  bereits  im  Sinne  hat  Das  Wort  Mi 
3, 17  -»  Mc.  1, 11  =>  Lc.  3,  22  wird  also  im  Urevangelium  gelautet  haben: 
^TH?  ''3.3  HPK  oder  m  (nicht  'n*«?^,  wie  alle  hebr&isohen  RückübersetEnngen 
haben]  und  die  johanneische  ÜbersetEnng  davon:  oixöq  iaviv  6  vloq  fiov 
o  fiovoyevijq.  Vgl.  Heft  lU,  227.  ÄhnUch  Mc.  12,  6  (»  Lc.  20, 13) :  hi  ha 
BlxJBv^^Aov^yfmrßov ,  wo  es  nach  dem  johanneischen  Übersetzungstypos 
heissen  wfirdenTi  bIxbv  vlbv  fiovoyevrj.  Wir  sehen:  die  synoptische  Ver- 
sion der  hebräischen  Texte  folgt  dem  Sprachgebranch  der  LXX,  der  jo- 
hanneische Stil  emancipiert  sich  davon.  Ähnlich  verhalt  es  sich  mit  der 
johanneischen  Version  von  rmne»  dkii^eia,  für  welches  die  LXX-Version 
and  dem  entsprechend  die  Synoptiker  und  die  paolinischen  Schriften 
weniger  tief  ao^la  geben.  Doch  vgl.  Hiob  17, 10:  Dsn  «  LXX:  dXtj&iq,  — 
Bezüglich  des  johanneischen  axrjvovv  (=»  iniaxtdt^eiv  =»  ^^,  vgl.  oben 
S.  90  ff.)  ist  noch  zu  erinnern  an  Jer.  7, 12;  £z.  43,  7;  Neh.  1,  9,  wo  ysm  von 
den  LXX  mit  xaxaaxrivovv  wiedergegeben  ist. 


252  ^^  Kindheitseyangelinm. 

und    den  Hauptinhalt  seines  christologiscfaen  S^ugnisses  einzu- 

flechten: 

^Icoavvfig  (iagrvQeT  xegi  avrov  xal  xsxQoyBv  ksytov  ovrog  tji\ 
ov  sbcov  6  ojtlca)  (lov  iQxofievog  Ifixgood^iv  fiov  yiyovtVr 

OTl  XQWTOg   fiOV   7}V  — . 

wozu  aus  dem  Urevangelium  zu  vei^leichen  ist  Mc.  l,  7  «=  Mt 
3,  11  =  Lc.  3,  16.  Und  sofern  aus" der  ganzen  offentlicben  Wirk- 
samkeit des  Täufers  als  deren  Kern  und  Stern  eben  sein  ckristo- 
logisches  Zeugniss  von  Jesu  eingefügt  ist,  stört,  sobald  man  die 
Veranlassung  zu  dem  ^Iwavvrjg  fiaQZVQel  xegi  avrov  x€d  xixQa- 
yev  in  dem  Kindheitsevangelium  (Lc.  1,  80)  erkannt  hat,  dieser 
y.  15  den  christologischen  Gedankengang  des  Prologs  in  keiner 
Weise,  sondern  ergänzt  ihn  aufs  Beste. 

Im  weiteren  Fortschritt  Job.  1,  16  knüpft  die  Gedankenent- 
Wickelung  an  den  Schluss  yon  Joh.  1,  14:  JtXi^Qijg  jj^a^fro^  xci 
djLrjd-elag  —  welcher  Ausdruck  ohnehin  proleptiscb  aus  Lc.  2,  4(^ 
herübergenommen  war  —  wieder  an.  War  nach  dem  Eondheits- 
evangelium  Jesus  (leCrog  =  ytXi^Qtjg  =  jtXtjQOVfievog  x^p^ro^.  so 
besass  er  auch  ein  xXfiQmiia  xaQtxog^  aus  welchem  alle  schöpfen 
konnten.  Es  gehen  also  die  Worte  Joh.  1,  16:  xdL  kx  xov  ^Xrp 
Qcifiarog  avrov  ^(iBlg  Jiavreg  iXaßofiet^  xal  xoqvv  avrl  xoQirog 
—  unmittelbar  noch  auf  Lc.  2,  40  zurück.  Dagegen  die  noch- 
malige Erwähnung  der  X'^Q^^  ^^^  aXrid^ua  in  Joh.  1,  17  ist  nicht 
Ton  Lc.  2, 40>  sondern  von  Lc.  %  52  abhängig,  und  zwar  deshalb, 
weil  der  ganze  Schluss  des  Prologes  (Joh.  1,  17.  18)  der  Schluss- 
perikope  des  Eindheitsevangeliums  entspricht:  Lc.  %  41 — 52.  Dabei 
muss  man  die  vollständigere  und  ursprüngliche  Relation  dieser  Peri- 
kope  nach  dem  Texte  des  Thomaseyangeliums  vor  Augen  haben, 
wenn  man  die  Beziehungen  in  v.  17^  verstehen  will  Wie  näm- 
lich schon  Joh.  1,  14  in  den  Worten:  id-Bacafu&a  rr^v  öo%av 
avrov  auf  den  aussercanonischen  Text  der  Thomas-Relation  zu- 
rückweist,  so  ist  es  auch  hier  Joh.  1, 17  mit  den  Worten:  ort  o 
v6(iog  dia  Mcovoeog  iöod-fj  —  der  Fall. 

Zwar  ist  der  mosaische  vofiog  im  Kindheitsevangelium  be- 
reits früher  dreimal  erwähnt:  xarä  rov  vofiov  ßfawodmg  (Lc. 
2,  22),  xad'cog  yeyQaxrai  iv  vofim  xvqIov  (Lc  2,  23),  xora  ro 
elQtjfiipov  Iv  rm  voiim  xi^glov  (Lc.  2,24),  wie  denn  überhaupt  das 
Kindheitsevangelium  den  darin  auftretenden  (nicht  gesetzlich, 
sondern  prophetisch  gerichteten)  Persönlichkeiten  eine  in  freiem 


§  6.   Das  Yerh&ltnifls  der  Quellenschrift;  zur  £yangelienliteratar.  253 

Sinn  geübte  treue  Erfüllung  des  Gesetzes  zuschreibt  und  so  auch 
Jesum  selbst  als  durch  die  Beschneidung  unter  das  Gesetz  ge- 
than  (vgl.  Gal.  4,  4:  yspofievov  vjto  v6(iov)  darstellt:  aber  die 
unmittelbare  Antithese  von  dem  voiioq  einerseits  und  der  x^Q^^ 
xal  dXfjd'eia  andererseits  ergibt  sich  doch  erst  aus  der  —  durch 
das  Thomasevangelium  ergänzten  —  Schlussperikope.    Man  vgl 

Job.  1,  17.  Kindheitsevangelium. 

oTi    6    voiiog    öiä    McDvaicog    XVI,    7:  iptiXvBv  (=  k^riy^öa- 
iöo&Ti  To)  xa  xBipaXaca  xov 

v6(iov  — 
?)  X^Q''^^^^^  V  ciXvd'Sia  öia  *If]'    XVI,  15:  o    öh    ^ItjCovg    jtQoi- 
öov  Xqictov  kyivsxo.  xojtxsv  —  ivx^öo<pla 

xal  xcLQtxu 

Hier  also  wie  in  Job.  1,  14  =  Lc.  2,  40  dieselbe  Übersetzung 
von  moDn  =  ootpla  (lucanisch)  =  akrid^eia  (johanneisch). 

Dass  in  Job.  1,  17.  18  wirklich  die  Hauptschlussperikope  des 
Kindheitsevangeliums  zu  Grunde  liegt,  zeigt  namentlich  Job. 
1,  18.  Denn  einerseits  ist  das  überraschende  i^fiyrjoaxo^  wie 
wir  oben  S.  176  f.  gesehen  haben,  nur  eine  andere  Version  für 
das  kytiZvwp  des  £v.  Thomae  und  das  ezplicavit  des  £v.  Inf. 
Ärab.,  andererseits  ist  die  Bezeichnung  Jesu  als  o  coj;  elg  xov 
xoXjtop  xov  jtaxQog  —  ein  unverkennbarer  Reflex  von  den 
Worten  des  zwoLQährigen  Jesus:  oxi  Ip  xolg  xov  jtaxgog  (lov 
Ost  elvai  fis  (Lc.  2,  49),  woraus  man  ersieht,  einen  wie  tiefen 
Sinn  der  vierte  Evangelist  in  dem  erstmaligen  Bekenntniss  des 
schon  dem  Knaben  Jesu  einwohnenden  Sohnesbewusstseins  ge- 
funden hat. 

Blickt  man  zurück  auf  diese  analytische  Vergleichung 
zwischen  dem  Prolog  und  dem  Kindheitsevangelium,  so  erkennt 
man,  dass  der  Verfasser  des  ersteren  das  letztere  gekannt  und, 
vom  Titel  desselben  ausgehend,  es  in  allen  seinen  Hauptpartien 
einschliesslich  derjenigen,  die  Johannes  den  Täufer  betreffen,  bis 
zur  Schlussperikope  benützt  hat,  und  zwar  nicht  nach  den 
canonischen  Relationen,  sondern  nach  der  vorcano- 
nischen  hebräischen  Quellenschrift.    Vgl.  unten  S.  254f. 

Die  Gliederung  des  Prologs  ist  daher  im  Anschluss  an  das 
Kindheitsevangelium  folgendermassen  zu  markieren. 


254  ^^  KindheitBeyangeliniKi. 

A.  Spekulatives  Ezordium  Job.  1,  1—5. 

Veranlasst  durch  den  Titel  der  neutestamentlichen  Ge- 
nesis, d.  i.  des  Kindheitseyangeliums,  vgl.  Mt.  1,  i  —  zugleich 
anschliessend  an  den  Introitus  der  alttestamentlichen  Ge- 
nesis. 

B.  Historisches  Ezordium  Joh.  1,  6 — 8. 

Entsprechend  der  Einleitung  des  KindheitseTangeliums,  Jo- 
hannes den  Täufer  betreffend.    Lc.  1,  5—25.  59 — 79. 

C.   Gbristologischer  Haupttheil  Joh.  1,9 — 18- 

Mit  folgenden  Bezugnahmen  auf  das  KindheitseyangeUom. 
V.  9.  10  vgl.  Lc.  2,  31.  32;  v.  11  vgl.  Lc  2,  32;  Mt  2,  Iff.;  Lc. 
2,  3.  34;  V.  12  vgl.  Lc.  2,  28;  1,  31.  45;  Mt.  1,  21;  Lc.  2,  21: 
V.  13  vgl  Lc.  1,  34;  Mt.  2,  25»;  v.  14  vgL  Lc  1,  31.  35;  2,26 
(nach  dem  Protevangelium);  2,  50  (nach  dem  Thomasevangelium); 
2,  40;  V.  15  vgl.  Lc  1,  80;  v.  16  vgl  Lc.  2,  40;  v.  17»  vgl  La 
2,  22—24;  2,  46  ff.  (nach  dem  Thomasevangelium);  v.  17**  vgl.  Lc 
2,  52;  V.  18  vgL  Lc.  2,  49;  2,  46  (nach  dem  Thomasevangelium). 

Im  Wesentlichen  dürfte  hiermit  das  Räthsel  des  johanneischen 
Prologs  gelost  sein.  Die  Genesis  desselben  liegt  aufgedeckt  vor 
unseren  Augen.  Mag  die  Exegese  ins  Künftige  noch  manche 
neue  Resultate  zu  Tage  fordern,  —  die  Bücksichtnahme  auf  die 
?^TD;!  nilbin  wird  nicht  mehr  umgangen  werden  dürfen.  Was 
Mt.  1.  2  für  das  erste,  Lc  1.  2  für  das  dritte,  das  ist  Joh.  1,  1— 
18  für  das  vierte  Evangelium. 

Für  die  Quellenschrifb  des  Kindheitsevangeliums  selbst  aber 
ist  damit  ein  wichtiges  Resultat  gewonnen,  nämlich  die  Erkennt^ 
niss,  dass  der  vierte  Evangelist  die  J^TD^  nilbin  in  ihrem  hebräi- 
schen Grundtext  noch  gekannt  und  benützt  hat  Auf  diese 
Grundschrift  stützen  sich  die  dem  Prologe  eigenthümUchen  Aus- 
drücke des  Xoyog  (v.  1  ff.)  g)a}Tl^Biv  (v^  9),  d^iXrnia  avÖQoq  (v.  13), 
ix  d-eov  fEwrid-TivaL  (v.  13),  6  Xoyoq  Oclq^  iyevaro  (v.  14  vgL 
oben  S.  80  ff.  zu  Lc.  1,  31,  S.  131  f.  zu  Lc  2,  26),  ioxi^voHJsv 
(v.  14),  JtXrJQTjg,  jtXriQmiia  (v.  14.  16),  Z^P^S  (v.  14.  16.  17),  igr^- 
yticd-ai  (v.  18),  —  Ausdrücke,  welche  sauuntlich  dem  Evangelium 


§  6.  Das  Yerh&ltniss  der  Qaellenschrift  zur  Eyangelienliteratur.   255 

selbst  fremd  sind.  Aus  dem  johanneischen  Prologe  wird 
es  evident,  dass  den  ?W*;;  nilbin  weder  die  Geburtsge- 
schichte Johannis,  noch  in  der  Kindheitsgeschichte 
Jesu  die  Verkündigung  bezüglich  seiner  vaterlosen 
Geburt,  noch  die  aus  dem  Thomasevangelium  aufge- 
nommene Ergänzung  in  der  Perikope  über  Jesu  Tem- 
pelbesuch gefehlt  hat. 

Es  sind  also  drei  Evangelisten,  der  erste,  der  dritte^ 
der  vierte  Evangelist,  gewesen,  von  denen  ein  Jeder  die  Quel- 
lenschrift der  T'Wl  riilbirt  benützt  hat,  und  zwar  so,  dass 
trotz  der  verschiedenen  Yerwerthung  des  Quellenstoffes  dennoch 
alle  drei  in  der  Hauptsache  eine  harmonische  Überein- 
stimmung bekunden. 

6.  Die  apokryphischen  Kindheitsevangelien. 

Von  der  Hohe  des  johanneischen  Prologes  ist  der  Übergang 
zu  den  apokryphischen  Kindheitsevangelien  wie  ein 
Sprung  ins  Bodenlose.  Und  dennoch  findet  man  auch  auf  diesem 
Gebiete  hie  und  da  festen  Boden  unter  den  Füssen,  nämlich 
überall  da,  wo  man  Paralleltexte  zu  Lc.  1.  2  und  Mt  1.  2  an- 
trifft. Und  dies  ist  bei  allen  apokryphischen  Kindheitsevange- 
lien der  Fall,  abgesehen  von  einer  einzigen  untergeordneten 
Ausnahme,  sofern  nämlich  die  kurze  Recension  B  des  griechi- 
schen Thomasevangeliums  (bei  Tischendorf  p.  158 — 163)  gar 
keine  Berührungen  mit  den  canonischen  Texten  erkennen  lässt. 
Diesem  hierin  am  nächsten  steht  das  lateinische  Thomasevange- 
lium (bei  Tischendorf  p.  164 — 180),  welches  die  lucanische  Re- 
lation gänzlich  ignoriert  und  seine  legendarischen  Stoffe  lediglich 
an  Mt.  2,  19 — 21  anknüpft.  Bei  allen  übrigen  apokryphischen 
Kindheitsevangelien  finden  sich  Paralleltexte  zu  Lc.  1.  2  und  Mt. 
1.  2,  in  keinem  aber  die  canonischen  Stoffe  vollständig.  In  allen 
fehlen  nämlich  nicht  nur  die  Geschlechtsregister,  sondern  auch 
die  auf  den  Täufer  Johannes  bezüglichen  Perikopen  Lc.  1,  5—25. 
39 — 80.  Ausserdem  ist  die  Auswahl  der  mit  den  canonischen 
Relationen  zusammentreffenden  Stoffe  eine  sehr  verschiedene. 

Die  bisherigen  Untersuchungen  nun  haben  bereits  gezeigt, 
dass  die  Paralleltexte  zu  den  canonischen  Relationen  namentlich 
im  Protevangelium  Jacobi  sowie  im  Ev.  Pseudo-Matthaei,   für 


256  ^^  Kindheiisevangeliani. 

einige  wichtige  Punkte  auch  im  £y.  Inf.  Arab.  und  in  der  Be- 
cension  A  des  griechischen  Thomasevangeliuma  werthvoUe  Text- 
reste und  wichtige  Varianten,  welche  auch  durch  anderweite 
Zeugen  beglaubigt  werden^  erhalten  haben.  Im  Folgenden  han- 
delt es  sich  daher  nur  um  eine  übersichtliche  Registrierung  des 
Gewonnenen,  wobei  die  in  §  4  angestellten  Einzeluntersuchungen 
vorausgesetzt  werden. 

a.  Das  Protevangelium  Jacobi. 

Diese  unter  den  apokryphischen  EindheitseFangelien  zweifel- 
los älteste  Schrift  bietet  folgende  Parallelen  zu  den  canonischen 
Perikopen. 

U.  Verkündigung   der  Geburt  Jesu  c.  11.    Vgl  Citate  II,  3>\ 

5«»,  6*   10^  ll^  14^ 
m.  Marias  Besuch  bei  Elisabeth  c.  12.   Vgl.  Citate  III,  1.  2% 

10*,  18*. 
V.  Verehelichung  der  Maria  c  14.    Vgl  Citate  V,  3*,  4» 
VI.  Jesu  Geburt  c  17.    Vgl  Citate  VI,  l•^  6,  7*«. 
IX.  Simeon  c,  24.    Vgl  Citate  IX,  2^. 

XL  Die  Magier  aus  Arabien  c.  21.    Vgl.  Citate  XI,  1^  2*,  3^ 
4*«,  5«,  6°,  7»  8•^  ll«^  12«^. 
XIU.  Der  Eindermord  zu  Bethlehem  a  22.    Vgl  Citate  XIII,  1«^. 

In  diesen  Paralleltexten  sind  als  die  wichtigsten  Ab- 
weichungen von  den  canonischen  Texten  folgende  zu  regi- 
strieren: 

II,  6  =  Lc.  1,  31*:  OvXXi^tpy  hc  koyov  avzov  —  vgl  Joh.  1, 14, 

Justin,  Celsus,  Lucian,  Ev.  Inf.  Arab. 

10  =  Lc.  1,  35  :  Jtvevua  xvqIov  —  vgL  Just,  Epiph. 

11  =  Lc.  1,  31^:  (xvTog  yag  ocoosi  top  Xaov  ccvrov  äxo  x&v 

a/iagnciv  avrcip  —  vgL  Justin. 

III,  1  ==  Lc.  1,  39  :  x^Q^^  Xaßovoa  —  vgL  Justin. 

V,    3  =  Mt  1,  20  :  To  hv  avri  ov  —  vgL  Just,  Ev.  P8.-MatÜL 
VI,    1  =  La  2,    1  :  ütapxaq  xovq  %vöalovg  —  vgL  Just 

6s=Lc.  2,    6  :  OxrjjLaiop  —  vgL  Just,  Epiph.   und  viele 

Andere,  sowie  die  meisten  apokr.  Ew. 
IX,    2  =  Lc.  2,  26  :  iv  ca^  —  vgL  Job,  1,  14,  Ev.  Pa-MattL 
XI,    2  =  Mt  2,   2  :  Xafitpapza  =  vgL  Ign.,  Apoc.  22,  16. 
7  =  Mt  2,    7  :  xafi/iByid^f]  —  vgL  Ev.  Ps.-Matth. 


§  6.  Das  VerhältniM  der  Qaellenschrift  zur  Evangelienliteratar.    257 

XI,    3  =  Mt.  2,    3  :  om.  xal   Jtäoa  %QOo6Xvfia  fur   avtov  — 

ygl.  Et.  Ps.-Matth.,  Hegesipp. 
12  =  Mi  2,  12  :  Ji^ga  —  vgl  Epiph. 

In  diesen  Varianten  zeigt  sich  eine  besonders  häufige  Ver- 
wandtschaft mit  der  Jostinschen  Recension  des  Kindheitsevange- 
liums.  Doch  ist  in  keiner  Weise  anzunehmen,  dass  Justin, 
der  durchaus  keine  legendenhafte  Stoffe  mittheilt,  der  vielmehr 
nur  Parallelen  zu  den  canonischen  Texten  bietet,  das  Proteyan- 
gelium  benützt  habe.  Vielmehr  ist  für  das  Protevangeliiim  und 
f&r  die  yon  Justin  gebrauchte  Recension  des  Kindheitsevange- 
liums eine  gemeinsame  ältere  Quelle  anzunehmen. 

b.  Das  Evangelium  Pseudo-Matthaei. 

Nächst  dem  Protevangelium  Jacobi  gewährt  das  Evangelium 
Pseudo-Matthaei  die  grösste  Zahl  von  beachtenswerthen  Texten. 
Es  umfasst  folgende  Parallelen  zu  der  canonischen  Eindheitsge- 
schichte. 

IL  Verkündigung  der  Geburt  Jesu  c.  9.    Vgl.  Citat  II,  9^ 

V.  Verehelichung  der  Maria  c.  10.  11.    Vgl.  Citate  V,  3^  4^ 

VI.  Jesu  Geburt  c.  13.    Vgl.  Gtate  VI,  1«.  2*.  4.  5^ 
VII.  Jesu  Beschneidung  c.  15.    Vgl.  Citat  VII,  1.  2». 

Vm.  Jesu  Darstellung  im  Tempel  c.  15.    Vgl.  Citate  VIII,  1«. 
2.  3^ 
IX.  Simeon  c.  15.    Vgl.  Citate  IX,  1»  2°  4». 
X.  Hanna  c.  15.    Vgl  Citat  X,  1^. 
XL  Die  Magier  aus  Arabien  c.  16.    Vgl.  Citate  XI,  1*.  2^».  3» 

A\  b\  6\  1\  8^  10».  11^  12». 
XIL  Die  Flucht  nach  Aegypten  c.  17.    Vgl.  Citate  XII,  l^  3«. 
XUL  Der  Kindermord  zu  Bethlehem  c.  17.    Vgl.  Citat  XIII,  1«. 
XIV.  Die  Rückkehr  aus  Aegypten  c.  25.    Vgl.  Citat  XIV,  1°. 
XV.  Die  Niederlassung  in  Nazareth  c.  26.    Vgl.  Citat  XV,  l^. 

Die  interessantesten  Textvarianten  sind  folgende: 

U,  9      =  Lc.  1,  34      :  nunquam   cognovi  —  statt  des  canoni- 

schen  cognosco  =  yipcioxo), 

V,  3      =  Mt.  1,  20      :  quod  in  utero  eins  est  —   vgl.  Just, 

Protev. 

VI,  4.  5  =s  Lc  2,    4.  5:  Maria  de  tribu  Juda  et   de   domo   ac 

patria  David. 

Texte  Q.  Untersuchungen  X,  6.  17 


258  ^^  Kindheitseyangelium. 

VI,  7      =  Lc.  2,    7      :  peperit    masculum    —    Tgl.    Apoc.  12, 

5.  13. 
IX,  1      =  Lc.  2,  25      :  vir  dei  =  D'^n'bÄ  ttJi». 
IX,  2      =  Lc.  2,  26      :  in  carne  =  h  oagxl  —  vgl.  Protev., 

Job.  1,  14. 

XI,  2      ='  Mt  2,    2      :  qui  natos  est  vobis   —    vgL  Just.:   iv 

r^  X<^Q^  Vficip. 
XI,  3      =  Mt.  2,    3      :  om.  xal  xäoa  %QOo6Xvfia  fier  avrov  — 

vgl  Protev. 

XII,  1.  2  =  Mt.  2,  13      :  per  viam  eremi —  vgl  Apoc  12,  6;  Ev. 

Thom.  Latin. 

Ausserdem  vertritt  dieses  Evangelium  die  Lesart  von  der 
Geburt  Jesu  in  der  Hoble  (vgL  c.  13  p.  77)  und  (c.  13  p.  80)  die 
Angabe  von  der  ausseigewöhnlicben  Grösse  jenes  Kometen: 
Stella  ingens  «»  döriQa  jtafifisyedij  Protev.  Jac.  c.  21  p.  41. 

c.  Das  Evangelium  Infantiae  Arabicum. 

An  umfang  der  den  canonischen  Perikopen  parallel  laufenden 
Texte  dem  £v.  Pseudo-Mattbaei  gleichstehend,  ist  doch  das  Ev. 
Infantiae  in  diesen  Partien  den  canonischen  Textgestalten  fast 
vollständig  conformiert.  Nichts  desto  weniger  finden  wir  darin 
einige  wenige  Stellen,  die  f&r  die  quellenkritische  Untersuchung 
von  hohem  Werthe  sind.  Es  mögen  dieselben  zunächst  r^striert 
werden: 

II,  6      =  Lc.  1,  31        :  Ego   sum  Jesus,  filius  dei,   o   Xoyoq. 

quem  pepensti,  quemadmodum  ad- 
nuntiavit  tibi  angelus  Gabriel  —  eine 
citierende  Bezugnahme  auf  den  im 
Protevangelium  erhaltenen  '  Urtext: 
avXlrm>Xi  ^  Xoyov  avxov  —  vgl 
Job.  1,  14. 
VI,  6  =  Lc.  2,    6  :  ad  speluncam  c  2  —  in  spelunca  c.  5- 

XVI,  6.  7  =  Lc.  2,  46.  47:  explicavit  libros  et  legem  et  praecepta 

et  statuta  et  mysteria,  quae  in  libris 
prophetarum  continentur  —  nicht 
mehr  reiner  Text  des  im  Ev.  Thomae 
erhaltenen  Urtextes  —  vgL  Job.  1,  18: 
i§i]yfjoaTo. 


§  6.  Das  Yerhftlixiiss  der  Quellenschrift  zur  Byangelienliterator.  259 

XVI,   8.  9  =  Lc.  2,  48.  49:  in  domo  patris  mei  =  "^n«  D'^na  = 

iv  rolq  rov  JtaxQoq  (iov. 

XVI,  10—12  :  in  c.  53.  50  des  im  Thomasevangelium 

vollständiger,  reiner  und  zusammen- 
hängender erhaltenen  Gesprächs  zwi- 
schen den  Schriftgelehrten  und  Maria 
—  vgl.  Joh.  1,  14:  i&eaöcified'a  rfjv 
öo^av  avTOv. 

Das  Verzeichniss  der  im  Ev.  Inf.  Arab.  erhaltenen  Parallelen 
zu  den  canonischen  Perikopen  gestaltet  sich  folgendermassen: 

IL  Die  Verkündigung  der  Geburt  Jesu  c.  1.    Vgl.  Citat  II,  ß\ 
VI.  Jesu  Geburt  c.  2-4.    Vgl.  Citate  VI,  1'.  4.  5<».  6.  7«. 
VII.  Jesu  Beschneidung  c,  5.    Vgl.  Citat  VII,  1.  2'. 
Vin.  Jesu  Darstellung  im  Tempel  c.  5.    Vgl.  Citate  VIII,  1\ 
2.  3». 
IX.  Simeon  c.  6.    Vgl.  Citate  IX,  5».  6^. 
X.  Hanna  c.  6.    Vgl.  Citat  X,  1». 
XL  Die  Magier  aus  Arabien  c.  7.    Vgl.  Citate  XI,  1\  4°.  5*. 

IR 
XII.  Die  Flucht  nach  Aegypten  c  9.    Vgl.  Citate  XII,  1«.  3«. 
XIIL  Der  Kindermord  zu  Bethlehem  c.  9.  12.    VgL  Citat  XIII,  1»». 
XIV.  Die  Rückkehr  aus  Aegypten  c.  26.    VgL  Citat  XIV,  3*. 
XVI.  Der  zwoigährige  Jesus  c.  50—53.    VgL  Citate  XVI,  l^  6. 
1^.  8.  9^  10\  13». 

d.   Das  Evangelium  de  nativitate  Mariae. 

Dieses  fast  ganz  werthlose  Elaborat  geht  in  folgenden  wenigen 
Partien  mit  den  canonischen  Perikopen  parallel: 

II.  Die  Ankündigung  der  Geburt  Jesu  c.  9.     VgL  Citate  II,  1. 

2».  3^^.  8».  9^. 
V.  Die  Verehelichung  der  Maria  c.  10.    Vgl.  Citate  V,  5.  6®. 
VI.  Jesu  Geburt  c.  10  am  Schluss. 

Das  einzige  Wort:  nunquam  (im  Citat  II,  9b  =:  Lc.  1,  34) 
klingt  wie  ein  echter  Textrest,  wenn  man  vergleicht  Ev.  Ps.- 
Matth.  c.  12:  virum  nunquam  cognovi.  Doch  gibt  das  nunquam 
in  Verbindung  mit  dem  Praesens  cognosco,  wie  jetzt  der  Text 
im  Ev.  de  nativ.  Mar.  lautet,  keinen  brauchbaren  Sinn. 

17* 


260  ^^  EindheitfleTangeliam. 

e.  Historia  JosephL 

Auch  dieses  Apokryphum  bietet  kaum  eine  Ausbeute  von 
interessanten  aussercanonischen  Texten.  Dass  in  demselben  Jesus 
von  Joseph  sagt.:  pater  meus  secundum  carnem,  obwohl  die 
conceptio  de  spiritu  saneto  ausdrücklich  bezeugt  wird,  ist  bereits 
oben  zu  XVI,  8.  .9  ■=  Lc.  2,  48-  49  besprochen  worden.  Bemer- 
kenswerth  ist  noch  die  Bezeichnung  des  Täufers  als  cognatus 
Jesu  (c.  3  p.  125).  Auch  die  spelunca  fehlt  nicht,  mit  der  näheren 
Angabe:  proxima  sepulcro  Bahel  uxoris  Jacobi  patriarchae. 
Die  Perikopen  sind  folgende: 
V.  Die  Verehelichung  der  Maria  c.  5.  6.  17.    Vgl.  die  Citate 

V,  3*.  40. 
VI.  Jesu  Geburt  c.  7.    Vgl.  Citat  VI,  Ih, 

Xn.  Die  Flucht  nach  Aegypten  c.  8.   Vgl.  Citate  XII,  1.  2*.  3^.  4*. 
XIV.  Die  Rückkehr  aus  Aegypten  c.  9.    Vgl.  Citat  XIV,  3  f. 

f.  Das  Evangelium  Thomae. 

Das  apokryphische  Thomasevangelium  liegt  uns  in  drei 
stark  von  einander  abweichenden  Recensionen  vor,  von  denen, 
wie  bereits  erwähnt,  die  griechische  Recension  B  für  unseren 
Zweck  völlig  werthlos,  die  lateinische  Recension  aber  nur  durch 
die  Notiz:  tulit  eum  in  deserto  (vgl.  XIV,  3 — 6)  und  wegen  des 
Zusammentreffens  dieser  Notiz  mit  Apoc.  12,  6  beachtenswerth 
ist.  Auch  die  griechische  Recension  A  bietet  zunächst  mit  Aus- 
nähme  der  in  §  15  auftauchenden  Variante  zu  Lc.  2,  40:  avro 
dh  jtoXX^g  ;fa()tTO§  xal  ooq>laq  fieorop  kcnv  —  durchaus  keine 
Parallelen  zu  den  canonischen  Texten.  Nur  am  Schluss  —  im 
letzten  Capitel  —  werden  wir  überrascht  durch  eine  äusserst 
werthvolle  aussercanonische  Recension  der  Perikope,  welche  uns 
innerhalb  des  Canons  Lc  2,  41 — 52  erhalten  ist.  Der  Text  des 
Thomasevangeliums  ist  von  dem  canonisch-lucanischen  Text 
völlig  unabhängig,  dennoch  aber  ihm  parallel  laufend  und  dabei 
durch  einige  wichtige  TextbestandtheUe  ausgezeichnet,  welche 
der  canonische  Lucas  jedenfalls  gekürzt  hat,  deren  Vorhanden- 
gewesensein aber  man  aus  Job.  1,  14.  18  constatieren  kann.  Es 
genügt  hier,  auf  die  Texte  und  Untersuchungen  in  §  4.  XVI,  6. 
7.  10 — 12  sowie  auf  die  Analyse  des  johanneischen  Prologs  in 


§  6.   Das  Yerh&ltniss  der  Quell ensclirifl  zur  Evangelienliteratar.  261 

diesem  §  6  hinzuweiseo,  auch  nochmals  daran  zu  erinnem,  dass 
Tisch endorf  die  Wichtigkeit  der  Textrecension  zu  Lc.  2,  41 — 
52,  welche  uns  im  Ey.  Thomae  erhalten  ist,  durch  Aufnahme 
derselben  in  seine  grosse  Ausgabe  des  Neuen  Testaments  ge- 
würdigt und  anerkannt  hatJ) 

Überblicken  wir  die  gesammte  EvangelienUteratur,  so  macht 
sich  —  mit  alleiniger  Ausnahme  des  vorcanonischen  ürevange- 
liums  und  yielleicht  des  zweiten  canonischen  Evangeliums  —  der 
Einfluss  der  yorcanonischen  Eindheitsgeschichte  allenthalben  be- 
merkbar. Drei  canonische  Evangelien  haben  durch  dieselbe  in 
Mt  1.  2,  in  Lc.  1.  2  und  Job.  1,  1 — 18  ihre  schönsten  Einleitungen 
erhalten,  Einleitungen,  die  sich  in  allen  drei  Evangelienschriften 
durch  ihre  Eigenartigkeit  von  dem  Haupttenor  der  evangelischen 
Geschichtsdarstellung  deutlich  abheben  und  auf  ihre  gemeinsame 
Quelle  hinweisen.  Aber  auch  die  apokryphische  Evangelienlite- 
ratur, so  tief  sie  unter  der  canonischen  steht,  hat  auf  direktem 
oder  indirektem  Wege  die  stärksten  Impulse  von  der  Quellen- 
schrift des  Kindheitsevangeliums  empfangen,  wie  man  theils  aus 
Beschrankung  dieser  Evangelien  auf  die  Eindheitsgeschichte, 
theils  aus  werthvoUen  Textresten  constatieren  kann.  Wahrschein- 
lich würde  in  letzterer  Hinsicht  die  Ausbeute  eine  noch  viel 
grossere  sein,  wenn  nicht  diese  apokrjphischen  Evangelien  zahl- 
reichen Überarbeitungen  und  dabei  auch  Conformierungen  nach 
den  canonischen  Texten  in  späteren  Zeiten  unterworfen  gewesen 
wären. 

Bezeichnender  Weise  sind  es  nur  die  streng  haeretischen 
Evangelien,  das  ebionitische  Hebräerevangelium  und 
das  ultrapaulinische  Evangelium  Marcions,  welche  — 
das   erstere  aus   dem  ersten  canonischen,    das  andere  aus  dem 


1)  Einer  ähnlichen  Erscheinung  sind  wir  Heft  111,  26  ff.  der  ,,Aas8er- 
canonischen  Paralleltexte''  begegnet.  Nämlich  zu  Lc.  4. 1—13  =  Mi  4, 1—11, 
der  Perikope  von  der  Versuchung  Jesu,  finden  wir  in  den  Actis  Bartholo- 
maei  völlig  isoliert  eine  äusserst  werthvolle  aussercanonische  Recension 
jener  Perikope,  welche  weder  von  Mt.  noch  von  Lc.  abhängig  ist  und  doch 
den  canonischen  Texten  vOllig  parallel  läuft.  Wie  diese  Perikope  in  den 
Actis  Bartbolomaei  irgendwie  aus  der  Quelle  des  Urevangelinms  abstammt, 
so  ist  das  Schlusscapitel  des  Thomasevangeliums  auf  einem  von  uns  nicht 
mehr  controlierbaren  Wege  aus  der  vorcanonischen  Quellenschrift  des 
Kindheitsevangeliums  geflossen. 


262  ^M  KindheitBeTangelmm. 

dritten  canonischen  Evangelium  —  die  Geburtsgeschichte  Jesu 
wieder  entfernt  haben.  Gehören  diese  Schriften  bereits  einem 
Degenerierungsprocess  bezüglich  der  Evangelienliteratur  an, 
vrelcher  im  2.  Jahrhundert  seinen  Anfang  nahm,  so  liegen  auch 
die  Motive  zu  jenen  Streichungen  des  Eindheitsevangeliums  offen 
zu  Tage.  Im  Hebräerevangelium  war  es  das  haeretisch  ge- 
wordene Judenchristenthum,  welches  das  ursprünglich  bei  den 
ältesten  Judenchristen  laut  des  svayyiltov  xaza  Mav&aiov  gil- 
tige Zeugniss  von  der  vaterlosen  Geburt  Jesu  nicht  mehr  er- 
tragen konnte.  Im  Evangelium  Marcions  war  es  ein  doke- 
tisch  gerichteter  Gnosticismus,  welcher  von  einem  geschichtlich 
realen  Eintritt  des  Gottessohnes  in  die  geschichtliche  Welt  Nichts 
wissen  wollte.  Eine  in  anderer  >  Weise  ungeschichÜiche  Auf- 
fassung entwickelte  sich  in  den  apokryphischen  Rindheits- 
evangelien, welche  mit  ihrer  krankhaften  Wundersucht  der 
katholisierenden  Mariolatrie  die  Wege  ebneten.  <) 

1)  Bezüglich  der  letzten  Ansl&ufer  der  apokryphen  KindheitBevange- 
lien  im  Koran,  dessen  Erzählungen  über  Maria  (vgl.  namentlich  Sore  19) 
auf  das  Protevangelium  Jacobi  und  das  Ev.  de  nativitate  S.  Ma- 
riae  zurückgehen,  ist  einzusehen  ROsch,  die  Jesusmythen  des  Islam 
(Theol.  St  u.  Krit  1876,  III,  S.  409—454),  welcher  auch  noch  erw&hnt, 
dass  nach  Beda  (De  locis  sanctis  c  8)  in  der  HOhle,  in  welcher  Christas 
geboren  ward,  eine  Quelle  entsprungen  sei.  In  Sure  18  am  Anfang  ist 
übrigens  auch  eine  Erzählung  über  die  Geburt  Johannis  des  Täufers 
gegeben,  welche  aus  den  apokryphen  Evangelien  nicht  stammen  kann, 
da,  wie  bereits  oben  erwähnt  wurde,  von  Seiten  der  letzteren  die  Perikopen 
Lc.  1,  5 — 25.  39—80  nirgends  verwendet  worden  sind.  —  Wegen  des  Ver- 
hältnisses der  Quellenschrift  zn  dem  jüdischen  Pamphlet  yvö^  rirT^r 
vgl.,  was  unten  §  8  über  Gelsus  mitgetheilt  ist.  Ausserdem  Rösch, 
Panthera.  Eine  geschichtliche  Studie  (Theol.  Si  aus  Württemb.  1880, 
S.  150 — 163],  ferner  derselbe,  die  Jesusmythen  des  Judenthums 
(Theol.  St.  u.  Krit.  1873,  I,  S.  77—115). 

Ausläufer  der  apokryphen  Kindheitsevangelien  sind  auch  in  den  neuer- 
dings von  Forbes  Robinson  in  den  Texte  and  Studios  (Vol.  IV.  No.  2) 
veröffentlichten  „Goptic  Apocryphal  Qospels**  zu  finden,  i^unlich 

1,  Sahidic  Fragments  of  tiie  lifo  of  the  Virgin  (S.  1—42), 

2,  Bohairic  Account  of  the  death  of  Joseph  (S.  129— 1.59), 

3,  Various  Sahidic  Fragments  (S.  161  ff.) 

In  dem  erstgenannten  Fragment  ist  (S.  19)  die  conceptio  per  anxem 
erwähnt.  Vgl.  über  dieselbe  das  oben  S.  85  Gesagte.  Zu  den  dort  ge- 
nannten Autoren  sind  nach  Badham  (Academy  Sept  5.  1896.  p.  161a)  noch 
Ephraem  und  Gregorius  Thaumaturgus  hinzuzufügen,  welche  die 


§  7.  Der  Einfluss  d.  QneUenBchxifl  auf  cL  aposto].  Lehrschriftsteller.    263 


§7. 

Der  Einfluss  der  Qnellensclirift  auf  die  apostolischen 

Lehrscbriftsteller« 

Der  johanneische  Prolog  repraesentiert  den  Übergang  von 
der  evangelischen  Geschichte  zur  evangelischen  Didaktik  und  ist 
ganz  besonders  geeignet,  das  Wesen  der  apostolischen  Didaktik 
als  eine  reife  Frucht  der  evangelischen  Geschichte  vor  die  Äugen 
zu  führen. 

Die  älteste  und  centrale  Urkunde  der  evangelischen  Geschichte 
bildeten  die  Xoyta,  ?W^  '^^5'7i  das  ürevangelium.  Wie  sehr 
die  apostolische  didaktische  Literatur  von  dieser  ältesten  Urkunde 
des  Urchristenthums  befruchtet  und  beeinflusst  war,  gedenke  ich 
in  einem  späteren  Werke:  „Canonische  Parallelen  zu  den 
Evangelien*'  oder  „Das  Evangelium  der  apostolischen 
Lehrschriftsteller"  im  Einzelnen  wie  im  Ganzen  nachzu- 
weisen. Vgl.  ^Aussercanonische  Paralleltexte  zu  den 
Evangelien«,  Heft  I,  S.  VL 

Hier  handelt  es  sich  um  die  Frage,  ob  neben  der  Haupt- 
quelle, dem  Ürevangelium  oder  den  Logia,  auch  die  Grund- 
schrift des  Kindheitsevangeliums  {BlßXog  yspsöecog  *Irjöov 
Xqiotov)  von  Einfluss  auf  die  apostolische  Lehre  geworden  ist 
und  ob  dieselbe  mithin  als  eine  Nebenquelle  der  urchristlich- 
didaktischen  Literatur  betrachtet  werden  darf. 

Gleichzeitig  muss  mit  der  Möglichkeit  gerechnet  werden, 
bei  Beantwortung  obiger  Frage  den  terminus  a  quo  festzustellen, 
von   dem  an  die  Existenz  und  der  Einfluss  der  yw'^  nibin  in 


conceptio  per  aurem  ehenfalls  kannten.  In  dem  Sahidischen  Fragment 
lautet  die  hezügliche  Stelle  nach  Roh  in  sons  Ühersetzung:  „She  conceived 
moreover  hy  the  hearing  of  her  ears.''  —  In  dem  Apocryphum :  „The 
death  of  Joseph"  wird  (S.  144)  in  c.  29  der  Vater  Josephs  in  Üherein- 
stimmang  mit  der  Matthäus-Genealogie,  mit  Cod.  D,  Syr.  Cur.,  Epipha- 
nias unter  dem  Namen  ,,Jacob'*  (nicht  wie  in  der  lucanisch-canonischen 
Geschlecht stafel  als  „Eli'*]  eingeführt.  —  Endlich  aus  den  unter  3)  er- 
wähnten Sahidischen  Fragmenten  ist  zu  notieren,  dass  in  Fragment  1  eine 
Vermischung  der  Magier  und  der  Hirten  stattgefunden  hat.  Vgl.  S.  163: 
„And  straightway  His  star  rose  in  the  east,  and  the  shepherds  (!)  saw  it, 
and  wondered  at  it.*' 


264  ^^  Kindheüaeraogelimn. 

der  urchristlichen  Literatur  sich  geltend  macht,  d.  h.  abo  zu- 
gleich den  terminus  ad  quem,  vor  dessen  Eintritt  die  Verabfassumig 
des  Kindh^itsevangeliums  oder  wenigstens  dessen  Veröffentlichug 
erfolgt  sein  muss.  Denn  es  ist  doch  nicht  nöthig  anzunehmen, 
dass  die  drei  canonischen  Evangelisten,  Mt,  Lc.  und  Joh.,  die 
Ersten  gewesen  seien,  welche  jene  Quellenschrift  benützt  hätten. 
Ebenso  gut  können  vor  ihnen  schon  andere  urchristliche  Autoren 
jene  Schrift  in  ihren  Gesichtskreis  gezogen  haben.  Vor  allen 
Dingen  gilt  es  zu  untersuchen,  ob  und  von  welchem  Zeitpunkt 
an  in  den  paulin ischen  Briefen  Spuren  der  TiltD'^  ninbin  zu 
erkennen  sind. 

1.  Die  pauliuischen  Briefe. 

In  dem  frühesten  Erzeugniss  der  pauliuischen  Literatur,  in 
den  Zwillingsbriefen  an  die  Thessalonicher^  welche  von 
dem  Urevangelium,  namentlich  bezüglich  der  Eschatologie,  so 
stark  beherrscht  sind  (vgl.  Heft  III,  595),  während  die  Ghristo- 
logie  dieser  beiden  Briefe  noch  völlig  unentvrickelt  sich  darstellt, 
findet  sich  von  Parallelen  zu  dem  Eindheitsevangelium,  den 
^Itf^  nilbin,  keine  Spur. 

Dagegen  von  dem  Zeitpunkt  ab,  in  welchem  die  beiden 
Corintherbriefe  auftreten,  zeigt  sich  ein  wesentlich  anderer 
Sachverhalt,  sofern  mehrfache  Berührungspunkte  mit  dem  Eind- 
heitsevangelium wahrzunehmen  sind,  namentlich  sofern  die  pau- 
linische  Christologie  sich  immer  weiter  ausgestaltet. 

Es  folge  daher  zunächst  eine  chronologisch  geordnete 

Tabelle 

der  Parallelen  zwischen  dem  Kindheitsevangelium 
und  den  pauliuischen  Briefen. 

1.  Cor.  1,  23.   XQictov  —  %t>-    I^c.  2,  34.  ovrog      xstrcu,      bL 

öaloig  fihv  öxav-  jtxmctv    —   xoXXciv 

äaXov.  ip  zip  ^löQatjL 

24.    XQiOTov-d^eovöv'    Lc.  1,35.  övvafiig       v^lctoy 
p  all IV.  iotiOxiaCBi  Coi. 

4,    5.   (jpapBQmOBL      rag    Lc.  2, 34.  axoxaXrxpd^Aoiv     Ix 

ßovXag  räv  xoq-  xoXXäv      xagdioiP 

öl  CO  P.  öiaXoYic/ioL 


§  7.  Der  Einflass  d.  Qnellensclirift  aaf  d.  apostol.  Lehrschrifteteller.  265 


2.  Cor.    1,  12.  ovx    iv    ooq>la 

XaQixc  d-eov» 

3,  17.  oöhxvQiogxvev- 
ftd  iöTtv. 

8,  9.  ytvcoCxBXB  ^ttjv 
XctQiv  rov  XV- 

QIOV  f]flCOP  '/.  X, 

o  «  >  c     - 

ozi      Ol       vfiag 
ijtTcoxsvöev 

JtXovöiog     (DVj 


Lc.  2,  40.  ptXi]QovfisPOv  ao- 
g>laqy  xdi  X^Q^<i 
d-BOV  T^V  Ijt    avTO. 

Lc.  1,  35.  Jtvevfia  ayiop  ijrsZsv- 

asrai  ixl  ad, 
Lc.  1,  53.  JteivävragivijcZfjösv 

dyad-mv   xäi   nXov- 

xovvraq     i^cutiCxBi- 

Xev  xevovg. 


^'N.  '■*.  ■.'^  /-       X- 


6al. 


tvavfislgxyixsl' 

vov        jtxcoxda 

JtXovxtioriXB, 

11,    2.  avögl  jtagd'i- 

Lc.  1, 

27. 

jtaQd-ivov       ifivfj- 

vov  dyvr^v   xa- 

öxBVfiBVijv  avögi 

gaöx^öcu. 

12,    9.   iva  ijtioxi]V(6ö^ 

Lc.  1, 

35. 

övvafiig       vtploxov 

kjt  ifiB  rj  övva- 

kjtlCXidOBl  OOi. 

11  ig  xovXqiöxov. 

4,     4.    OXB      flXd-BV      xo 

Lc.  1, 

57. 

jtXi]Qa}fia       xov 

XOV  XBXBlv  avxriv. 

Zeoi^ot;, 

Lc.  2, 

6. 

ijtXtja^aav  cd  ^fid- 
Qai   xov   XBXBlv    av- 

XT^V. 

djiidxBiXBv        6 

Lc.  1, 

35. 

xXfjd-i^OBxai         vi  6  g 

d-Bog   xov   vlov 

d^BOV. 

avxov, 

yBvofiBvov       hx 

Lc.  2, 

5. 

X^             k(lVTI<iXBVflBVy 

%           — - 

yvvaixog, 

avxw  yvvaixL 

7. 

xal  ixBXBv  xov  vlov 
avxTJg. 

yBVOflBVOV       VJtO 

Lc.  2. 

21. 

xov     JCBQlXBflBlV     aV' 

VOfiOV, 

xov. 

Lc.  2,  22.   xaxa  xov  vofiov. 

Lc.  2,  23.   iv  V 6 fiep  xvglov  — 
V.  24. 


266 


Das  KindheÜBeyaiigelium. 


JiQO' 

avtov 


Rom.    1,    2.  0  JtQOSJCTjyyslXaro 

öiä    xAv 
g>f]rcip 
ipyQafpalgdylaig. 

3.  ix         öJtiQfiarog 

/lavlö    xaxa 
CaQxa. 

4.  viov  d'BOV  kp  öv- 

vdfiei     xaxa 
jtvev(ia   arimav- 
vrjq. 


5.   öl     ov    iXaßofiSv 
XaQiv. 

vjthg  xov  6v6- 
fiaxog  avxov. 

5,  17.   xf^p       jteQiöOslap 

xrig  xoQixog  '— 
öid  xov  8p6g  ^It]- 
öov  Xqiöxov. 

19.   6id  xfjg   vjtaxofjg 

xov  spog, 

6,  13.   Jtagaoxi^Caxs 

kavxovg  xqt  d-sA, 

8,  3.  xb    yaQ    äövpa" 

XOP     xov     POfiOV, 

ip  CO  i]cd-ipsi  öia 
xijg  oaQxog,  6 
d-eog  XOP  kavxov 
vlop  jtifitpag. 

29.    JtQOiXOXOXOP  ip 

jtoXXolg  äöskipolg. 

9,  5.   opoljtaxiQeg,xal 

ig  wp  6  XQiCxog, 


Lc.  1,  70.  xaB-Ag  kXalriosp  6ia 
oxoftaxog    xAp 
dylmp    ax*    ciAvoz 
XQog>i]xAp  avxoi\ 

Lc.  1,  27.  ig  ohcov  /iavld. 


Lc  1,  35.  xpevfia  ajriop  Ixh- 
Xbvöbxcu  ixl  cij  xdi 
övpafiig  vip/öToi? 
ixiöxiaösi  ooi'  öib 
xai  x6  yeppdfievop 
ayiop  xXffi-^osrai 
vlog  d-eov. 

Lc.  1,  52.  xal     x^Q^'^^     xaga 

d'BS. 

« 

Lc.  1,  21.  xai  kxXfjBi]  x6  ovo- 
fia  avxov  Itfiovg. 

Lc.  2,  40.  xlfiQovfiBPOP  ooqilaz. 
xcü  ;ta^ec  ^cov  ^r 
kx   avxo. 

Lc.  2,  51.  xcä  TIP  vxoxaooofih' 
pog  avxolg. 

Lc.  2,  22.  xagacxi^öat  rü 
xvqIco, 

Lc.  1,  37.  oxi  ovx  ädvpaxfjCSi 
xoQCL  xov  d-tov  xär 
Q^fia  — 


Lc.  2,    7.  XOP  viop   avxijg  xop 

XQCOXOXOXOP. 

Lc  1,  55.  xQog  xovg  xaxiga^ 


f}fiAp. 


§  7.  Der  Emflass  d.  Qaellensohrift  anf  d.  apostol.  Lehnchriftsteller.  267 


Rom.  11,  26.   ovrtDgjtag^IaoafiX 

owd-^aerai. 

12,    1.   ytagaarrjöai  ra 
öcifuna  vfiäv 
&volap  r&  d-eci. 


Eph.  1,    6. 


rrjg  ;i^a()£ro$ 
avrov  tjg  1;^«- 
glrcDOsv  i^fiäg 


Mt  1,  21.  avrog    yctg     ocioei 

rop  Xaov  avrov. 

Lc.  2,  22.  JtaQacr^oai  rwxv- 
Qlcp, 
24.  rov   dovvai    Oralav. 

Lc.  1, 30.   evQBg    x^Q^^    naga 
rrp  d-sA. 
28.   x^r(>f,  xexoQira)fii' 


kv    rä    rjyajtri- 

Lc.  2,  40. 

VI]. 

X^Q^Q  ^^ov   Tjv    ijt 
avTO. 

8. 

iv  xaO^  öog>lgL 
xal       (pQov^- 

Lc.  1,  17. 

iv      q>Qov^ösi     öl- 
xala>v. 

3, 

16. 

XQaraia)d^^' 
vai     öiä     rov 

jtvsvfiarog,  *). 

Lc.  1,  80. 

ixgaraiovro 
jtvsvfiari. 

4, 

13. 

15. 

sie  (iirQOv  fjXi' 
xlag  rov  j^Xi]- 
Qcifiarog      rov 
XQiOrov —  av- 

Lc.  2,  51. 
Lc  2,  40. 

xal     'itjöovg     jiQoi" 
xojtrev  iv  ry  ooq>la 
xal  ^Xixla. 
fjv^avsv    —    JtXTj' 

^i]Oa)(isv. 

# 

Qovfievov  ooq>lag. 

24. 

iv    öixaioov' 
v^  xal   oOio- 
rijri. 

Lc.  1,  75. 

iv     oöiortjri    xal 
öixaioövv^.  ^) 

5, 

18. 

xal    fit^    fis&v- 

OXHOd-e       OlVCpy 

aXXajtXrjQOvöd-B 
kv  Jtvevfiari, 

Lc.  1,  15. 

olvov  xal  ölxBQa  ov 
fi^   jtllj,   xal  jtvEv- 
fiarog    dylov   jcXij- 

ad^^ösrac. 

1)  VgL  hierzu  ?.  Soden,  das  Interesse  des  apostolischen  Zeitalters 
an  der  evangelischen  Geschichte  (in  den  Theol.  Abhandlungen  srnn  Weiz- 
säcker-Jabil&um  S.  130):  „Speciell  Eph.  weist  besonders  viel  Berührungen 
mit  Luc  1  f.  auf  (vgl.  xQazaiovoB^ai  6ia  nvevfjLotog  bzw.  Tcvev/Jiazi  3, 16 
und  Luc  1, 80,  2,  40,  ^v  SatorijTi  xal  Sixaioavvy  4,  24  und  Luc  1,  75,  x^' 
Qixovv  \f  6  und  Luc.  1,  28,  ipQovriaiq  1,  8  und  Luc.  1, 17,  xb  aonr^giov  6, 17 
und  Luc  2,  30)". 


268 


Bas  EindheitseTangelinm. 


Eph.  6,    1.   vj€axov£T£     rotg 

yopevöiv  vficiv  iv 
xvQiq). 
Col.  i,  \A.  iv    q>    IxoiiBV   zijp 

OJtoXvVQiDOlVj     t^v 

aipecip      xAv 
äßaQxiAv. 
19.   Iv  ovrqS  bvö6xi]ö€V 
jräv   rb    Jtk^Qco/ia 
xaroixijaai. 

2,    9.   ip    avT^    xarotxal 

xap    ro  jtXi^Qcofia 
xf^q  d-eoxfjxog. 
11.  Ip    r§    XBQixofi^ 
Tov  Xqioxov. 
3,20.  vjtaxovsxe  xotg  yo- 
vevöipxaxajtapxa' 

xovxo     yCLQ     BVaQS- 

oxov  iöxtp  kpTcvglcp, 

Phil.  2,  1.  d  xig  ovp  jtaQa- 
x^rjöig  kp  XqiOxS, 
et  xipa  axlayxpa 
xal  olxxiQfioL 

7.  eavxop    ix£pa>öep 

fiOQ^fjp  öovkov  la- 
ßcop. 

8.  ixajtstpcoCsp  eav- 
xop. 


y€POfi£Poc  vxTjxooq, 
9.   dio  xclL  o  d-toQ  av- 

TOP     VJtSQVtpmöBV. 

xal  ^xct(>töaro  avxm 
opofia  x6  vjtigjcap 
opofia. 


Lc.  2,  51.  xal  f}P  vxoxaocofie- 

vog  €tvxolg  ▼-  41.  ot 
yopatg  avxav- 

Lc.  1,  77.  yvAciP  öwxijQtag  xä 
law  ccvxov  iv  ag>i' 
öei  afiagxiSv  av- 
xAp. 

Lc.  1,  35.  xai  dvpafiig  viploxov 
ijiiöxiaoei  ooi, 

Lc  2,  40.  xXrjQov/ievov  öo- 
iplag,  xal  X^^  ^^^ 

Lc.  2,  21.    xov  jiBQixefiBlv  av- 

xov, 
Lc.  2,  51.  xal   Tiv  vxoxaöaoui' 

vog  avxolg. 

52.     JtQoixOXXBV        TDLQtXl 

JtaQa  d-am, 

Lc.  2,  25.  jcQocÖBXOfiBvog  xa- 
QaxXrjöLV. 

Lc.  1,  78.  öia  cxXajx^^  ^^^' 
ovg. 

Lc.  1,  53.   i%axBCxBiXev     xb  - 

vovg. 
Lc.  1,  38.  löoi)  fj  öovXfi  xvqIov, 

Lc.  1,  48.  xfjv  xaxelvmatp 
xf^g  6ovXt)g   avxov. 

Lc.  1,  52.  xtü  v^^aiCBV  xaxei- 
vovg. 

Lc.  2,  51.  xal  riv  vxoxaooofu- 
vog  avxoig. 

Lc.  1,  52.  xal   vipa}CBv  xaxai- 

voig. 
Mt.  1,  21.  xal  xaXeöBig  x6  ovo- 

fia  4XVX0V  *lf}öovv. 


§  7.   Der  EinfloBs  d.  Qaellenschrifl;  auf  d.  apostol.  Lehrschriftsteller.  269 


Phil.  2,  10.  iva  kv  rw  ovo/ian 
^Iricov     jtäv     yow 

hjiovQavloov 

xal  hjttyBicov 

11.  xcH    jtäoa    yXciooa 
i§ofioXoyT]0€Tai, 

ort  xvQiog  ^Iqoovq 
XQiöTog, 
elg     öo^av     d-eov 
JtaTQoq, 
3,    6.   xarä    öixaLOOvvriv 
Tfjp  iv  POfiG)  yspo- 

fisvog  afie/iJtrog. 


Mt.2|  11.   xal  Jtac6vr€g  jtQocs' 
x-üinjcav  avTw. 


Lc.  2,  13.  Jtkfj&'og  öTQariag  ov- 

Qavlov, 
Lc.  2,  14.   xal  ijtl  yfjg  slQinpij. 

Lc.  2,  13.   alvovPTcov. 

Lc.  2,  11.  o$    iöT^j;    X()£0To$ 

Lc.  2,  14.   öo^a     Iv     vipiözoig 

Lc.  1,    ^.  iv  xaaaig  xalg  kvxo- 
Xalg  xcä  dtxaicifiaCip 

xov    xvqIov    afisfi- 

JCTOl. 


Es  ist  selbstverständlich,  dass  Yorstehende  Tabelle  auch 
manche  nur  zufallige  Parallelen  einschliesst,  welche  weitere 
Folgerungen  nicht  zulassen.  Andererseits  werden  auch  noch 
einzelne  Symptome  der  Verwandtschaft  zwischen  Paulus  und 
dem  Kindheitsevangelium,  die  vorstehend  nicht  registriert  sind, 
im  Folgenden  Erwähnung  finden. 

Was  zunächst  das  Zwillingspaar  der  Corintherbriefe 
betrifft,  so  ist  die  Bezeichnung  Christi  als  övvaing  (ähnlich  wie 
bei  Justin  Xoyog  =  Jtvevfia  =  övpa/iig,  vgl.  oben  S.  93)  in 
1.  C.  1,  24,  femer  die  Verbindung:  iv  djcoöel^ei  jcvev/iarog 
xal  övvafieog  in  1.  C.  2,  4,  als  Reminiscenz  an  Lc.  1,  35,  na- 
mentlich aber  2.  C.  12,  9  als  frappante  Parallele  zu  Lc.  1,  35  zu 
beachten.  Wenn  man  die  johanneische  Version  oxi]povp  (= 
7DV,  vgL  oben  S.  90  ff.)  einsetzt,  so  ist  die  Parallele  vollständig. 
Vgl. 

1.  C.  12,  9:  Lc.  1,  35*>: 

ipa  imaxijpciösi  kjt   i(iB  rj  dv-    xal  ävpafug  v^lorov  ^^^J}^^^'^ 
pafiig  rov  Xqiöxov  ip  OoL 

Wie  die  Bezeichnung  Christi  als  d-BOv  övpafug  in  1.  C.  1,  24 
und  der  Ausdruck  i^  övpafug  rov  Xqiöxov  in  2.  C.  12, 9^  auf  Lc  1, 35 


270 


Daa  KindheitseTangeliiim. 


zurückgeht,  so  dürfte  auch  2.  G.  3,  17^:  6  ik  xvQioq  zb  xvevfia 
ictiv  und  1.  C.  15,  45^:  o  iöxatog  ^Aöäfi  elg  Jtvsviia  ^woxoiovv 
—  aus  derselben  Stelle  der  TilD*^  nilbin  zu  erklären  sein,  zumal 
da  an  erstgenannter  Stelle  in  2.  C.  3,  18  ein  weiterer  Anklang 
an  das  Kindheitsevangelium«  und  zwar  an  den  aussercanonischen 
Text  XVI,  12  (vgl.  oben  S.  224),  unmittelbar  nachfolgt,  wie  fol- 
gende Nebeneinaaderstellung  zeigt. 


2.  L/.  3,  18. 


Job.  1,  14. 


xaroxTQil^ofisvoi,  öo^av  avtov 


Bißlog  YSvias€og  *I7^ 
öov  XVI,  12. 

roiccvzfjv  yoQ  do^av 

.  .  .   0UT6   liofUP. 


Die  paulinische  Gleichung  xvQiog  =  xvevfia  dürfte  daher 
in  2.  G.  3,  17  dieselbe  Genesis  wie  bei  Justin  und  bei  Hermaa 
(vgl.  oben  S.  92  ff.)  besitzen  und  mit  der  anderen  Gleichung: 
XQiCrog  =  dvpafiig  aus  dem  Kindheitseyangelium  II,  10  =  La 
1,  35  zu  analysieren  sein.  Auch  die  mit  2.  C.  3,  17^  eng  ver- 
wandte, bisher  ebenfalls  dunkele  Stelle  1.  G.  15,  45^.  47^  empfangt 
dann  aus  dem  Kindheitseyangelium  ihr  Licht,  sofern  dann  auf 
Grund  von  Gen.  2,  7;  3,  19  die  alttestamentliche  yiv^ciq  des 
jtQWTog  *A6afi  oder  jiQcitog  apd'QiDXog  mit  der  in  BlßXog  ye- 
viCBiog  ^Itfiov  geschilderten  neutestamentlichen  yipeoig  des  scxc- 
zog  *A6a/i  oder  devregog  ap&Qmxog  in  Parallele  gestellt  ist 
Man  vgl 


1.  C.  15,45» 

iyivsxo  o  jtQAxog  apO-QO)- 
xog  ^Adafi  elg  y^vx^P  §<5- 
oap  — 

1.  G.  15,  45^ 
6  toxaTog  ^Aöafi  elg  jtpevfia 

^COOJtOlOVP  — 

1.  G.  15,  47» 

o  JiQcirog  apd^QOxog  ix  yrjg 
Xohcog, 


Gen.  2,  7  LXX 
xcü    iyipsro    6    apd-Qmxog 

Big  y>vxfiP  ^Aaap  — 


BlßXog  yspiceoog  *Ifioov  H  10. 

jtpevfia    ayiOP     ixelevoerai 
ixl  ci  — 

Gen.  3,  19  LXX. 

ort  yfj   €1  xal  Big  y^v  oxf- 
Xevcy  — 


§  7.  Der  Einfluss  d.  Qoelleosclurift  anf  d.  apoetol.  Lehnchriftsteller.  271 

1.  C.  15,  47^  BlßXog  yhvicBfoq  'iriaov  VI,  11. 

o   devr€Qog  avO^Qcoxoq  o  xv  -    h:ix^V  v/ilt^  ci^fiSQov  cmr^Q,  og 
Qtoq  i^  ovQavov  —  ioriv   XQiOrog    xvQioq    — 

VI,  13:  ovgavlov  —  VI,  15: 
ovQavop. 

Diese  Parallelen  waren  f&r  Paulus  namentlich  dann  gegeben, 
wenn  er  an  der  Spitze  des  Eindheitsevangelioms  das  Titel  wort: 
5^^©^  rtilbin  =  yivBCiq  *Ii]6ov  und  am  Scbluss  die  in  die  Worte: 
\46afi  Tov  d-sov  auslaufende  Genealogie  vorfand  und  dabei  Gen. 
5,  1:  DIK  trilbin  =  LXX:   yipeCig  av9'QWJ€mv  im  Sinne  hatte. 

Den  Corintherbriefen  folgte  das  Zwillingspaar  des  Ga- 
later-  und  Romerbriefes,  deren  gleichzeitige  Entstehung  an 
anderer  Stelle  zu  erörtern  sein  wird. 

Bezüglich  der  chnstologischen  Stelle  Gal.  4,  4  ist  die  Ver- 
wandtschaft mit  dem  lucaniscben  Kindheitsevangelium  bereits 
mehrfach  bemerkt  worden.  So  hebt  z.  B.  Volkmar  die  Be- 
rührungspunkte zwischen  Lc.  1.  2  und  Gbd.  4,  4  unter  rückhalt- 
loser Anerkennung  derselben  hervor.  Nur  soll  Lucas  seine  Kind- 
heitsgeschichte nach  Paulus  componiert  haben.  Wie  wenig  Lucas 
solche  Compositionssucht  nöthig  hatte,  wie  er  vielmehr  seine 
Quellen  nach  dem  Gesetze  der  Sparsamkeit  behandeln  musste, 
haben  wir  gesehen.  Vgl.  oben  S.  22  ff.  In  der  Betonung  der 
Geburt  Jesu  hc  yvvaixog  trifft  Paulus  nicht  blos  mit  Lc.  2,  5, 
sondern  auch  mit  Apoc.  12,  Iff.  zusammen.  Dass  Paulus  bei 
Gal.  4,  4  in  der  That  an  die  Darstellung  der  Tm';^  rtilbin  ge- 
dacht hat,  beweist  das  Exordium  des  mit  dem  Galaterbriefe 
jedenfalls  gleichzeitig  entstandenen  Briefes  an  die  Römer. 
Nicht  nur,  dass  die  drei  christologiscben  Hauptideen  des  Kind- 
heitsevangeliums von 

vlbg  TOV  d-eov  —  vgl.  Rom.  1,  3*:  JtsQl  rov  vlov  avrov  — 
V.  4*:  TOV  oQiod-ivTog  viov  d^eov  — , 

vlog  davlö  —  vgl.  Rom.  1,  3^:  tov  yevo/iivov  ix  öxigfiorog 
/iaviö  xaTci  öaQxa  — , 

Xqiötoq  xvQiog  (Lc.  2,  10)  —  vgl.  Rom.  1,  4^*:  *IrjCov  Xqi- 
0TOV  TOV  xvqIov  ^(läv  — , 
hier  in  engster  Verbindung  zusammengestellt  sind,  sondern  auch 
der  Erweis  der  Gottessohnschaft  ist   ganz  in  derselben  Weise 
vermittelt  gedacht,  wie  es  Lc.  1,  35  geschehen.    Man  vgl. 


272  ^^  Kindhmtaftvapgeliiim. 

Rom.  ],  4:  Lc.  1,  35: 

ip  övpafiBi  xaxa  xvEVfia  ayico-    Jtpev/uz  ayiov  kxeXsvöercu  ijri 
övpfig  od,  xal  övpafug  v^>lOTOV  ijti- 

oxiacsi  001 

5^baj  ibü'n  yi'^bjp  rnsinai    ?"?baj  Kinn  xäipri  mn 

Hierbei  erklärt  sich  auch  das  in  jevavfia  ayuoovpf^g  Yor- 
liegende  neuiestamenÜiche  ajta^  Xeyofispop.  Dasselbe  hat  den 
Exegeten  Veranlassung  zu  vielen  gelehrten  Auseinandersetzangen 
gegeben. 

Auch  in  den  hebräischen  Bückübersetzungen  von  Rom.  1,  4 
ist  xpevfia  äyioHJvpfig  als  etwas  ganz  Absonderliches  aufgefasst 
und  mit  rttj!]?!!  rjn  wiedergegeben  worden,  obwohl  das  Wort 
nv$lp  im  A.  T.  nicht  vorkommt  Nur  Salkinson  hat  auch  hier 
von  dem  richtigen  Sprachgefbhl  sich  leiten  lassen  und  einfach 
tDlp^l  n^*^  eingesetzt  Denn  während  V9np  in  Compositis  be- 
kanntlich so  verwandt  wird,  dass  es  im  Griechischen  durch  das 
Adj.  ayiog  wiedergegeben  wird  (vgl  z.  B.  Ex.  3,  5:  tflpTiOT»!  = 
LXX:  7^  dyla  — ,  1.  Sam.  21,  5  (4):  tDn>  Ort  =  LXX:  oqxoi 
ayioi  —  Thren.  4,  1:  tfn^-ijaK  =  LXX:  Xl&oiayiot)  und  dem- 
gemäss  auch  xpsvfia  ayiop  als  regelmässige  Übersetzung  von 
On^  rvn  oder  0*ljpf3  tvn  anzusehen  ist,  kommt  es  doch  auch  im 
Septuaginta-Griechisch  vor,  dass  vn^  mit  ayicoovvi]  übersetzt 
ist  Vgl  Ps.  97  (96),  13:  itiTR  IDTb  =  LXX:  rg  fiPVl^V  ^^5  «T*®* 
ovpTjg  mrov  — ,  ebenso  Ps.  30,  4.  Es  ist  daher  die  paulinische 
Bezeichnung  jtpsvfia  äyicoOvpf^g  ein  nicht  aufgelöster  Hebraismus 
und  als  Übersetzung  von  ttJ'T^n  yT)*^  gleichbedeutend  mit  jtvevfia 
ayiop  zu  fassen.  Hiermit  fallen  alle  weiter  gehenden  exege- 
tischen Betrachtungen,  die  sich  an  den  Ausdruck  xpBviia  ayux>- 
ovpfjg  angeheftet  haben;  daftlr  aber  gewinnt  die  Exegese  durch 
die  Erkenntniss,  dass  die  drei  Ausdrücke:  vlog  d-sov  —  Svvtxfug 
—  jtpevfia  äyi<D0vP7^g  (=  jtpevfia  ayiop  =  ttJ'J^n  TVn)  dem 
hebräischen  Urtext  von  Lc.  1,  35  entsprechen,  einen  neuen  Impuls. 
Man  konnte  mithin  das  Exordium  des  Bomerbriefes  mit  dem 
Johanneischen  Prolog  vergleichen,  und  dies  um  so  mehr,  als 
darin  auch  noch  weitere  Parallelen  zum  Kindheitsevangelium  sich 
finden.  Vgl.  R.  1^  2:  o  JiQOBXfjyyalXaxo  öia  xmp  xqo^ijtAp 
avTov  ip  yQag>alg  aylaig  =^  La  1,  70:  xad^Ag  iXaXifOep  6ut 
oro/iarog    räp    äylcop   an    almpog    3iQoq>fixAp  mxov    — ^ 


§  7.  Der  Kinfluss  d.  Quellenschrifb  auf  d.  apostol.  LehrschnfUteller.    273 

R.  1,  5:  öl  ov  iXaßoßev  x^Q^^  =  Job.  1,  16:  ix  rov  jtXrjQco- 
(laxoq  avxov  fjiitlq  jtdpxeg  iXaßofisp  xäi  X^Q''^  ^^^^  X^P*^^^ 
=  La  2,  40:  x^Q''^  d^sov  rji}  kjt  ccizo  — ,  R.  1,  5:  iv  Jtäoiv 
xolg  Id'VBOiv  =Lc.  2,  32:  ^mq  alg  äxoxaXvy?ip  hO-vcip  — , 
K.  1,  5:  vxIq  rov  oPüfiarog  avrov  =  Mt  1,  21.  25;  Lc.  1,  31; 
2.  21.  In  der  That  erscheint  auf  Grund  dieser  zahlreichen  Par- 
allelen, die  in  K.  1,  1 — 5  auf  eng  zusammengedrängtem  Raum 
mit  den  2^%*^  li'ilb'in  sich  berühren,  das  Exordium  des  Römer- 
briefes  wie  ein  paulinischer  Prolog,  auch  in  Bezug  auf 
seine  Oenesis  dem  johanneischen  Prolog  analog.  ^) 

In  dem  Zwillingspaar  des  Epheser-  und  Colosser- 
b  rief  es  finden  wir  die  christologischen  Gedanken  des  Apostels 
weiter  entfaltet  und  zwar  inmier  in  einer  Weise,  welche  mit  den 
GrundYoraussetzimgen  des  Kindheitsevangeliums  übereinstimmen. 
Namentlich  ist  in  diesen  beiden  Briefen  aus  dem  jtXrjQovfiepov 
des  Kindheitsevangeliums  (Lc.  2,  40)  ganz  ähnlich  wie  im  johan- 
neischen Prolog  der  Begriff  des  ^Jl?J()cö//a  entwickelt.  Vgl.Eph.4,13: 
eig  (Airgov  rjXixlag  xov  jtXrjQcofiaxog  xov  XqlOxov  — ,  Col.  2,  9: 
OXL  iv  avx&  xaxoixel  Jtäp  xo  JiXrJQcofia  xJjg  O'SOXTjxog  — ,  Col. 
1,  19:  oxi  ip  avxtp  evdoxrjOBP  jtäp  x6  JtX^Qtofia  xaxoixrjöai. 
Dass  dabei  ein  wirklicher  Anklang  an  das  Kindheitsevangelium 
vorhanden  ist,  zeigen  drei  Symptome,  erstlich  die  TjXtxla  xov 
Xqiöxov  (Eph.  4,  13)  =  jcQoixojtXBP  iv  x^  rjXixia  (Lc.  2,  52), 
verbunden  mit  dem  av^i^öco/iev  elg  avxov  (Eph.  4,  15)  =  x6 
xaiöiop  Tjv^ap€V  (Lc.  2,  40),  zweitens  das  xaxoixatp  als  Über- 
setzungsvariante von  )2t0  neben  öxtjvovp  (Job.  1,  14)  =  ijti- 
0X7IP0VP  (2.  Cor.  12,  9)  =  ijttöxiaC^up  (Lc.  1,  35),  wozu  oben 
S.  92  zu  vergleichen  ist,  drittens  die  Parallele  Col.  2,  3:  iv  co 
dcXv  Jtapxeg  ol  d-ijoavQol  xfjg  oog>lag,  verglichen  mit  jtXriQOv^ 


1)  Als  Merkwürdigkeit  ist  hierbei  zu  verzeichnen,  dass  gerade  das 
Exordium  des  Römerbriefes  als  Beweis  für  die  ünbekanntschafb  Pauli  mit 
dem  Kindheitsevangelium  in  Anspruch  genommen  worden  ist.  Vgl.  z.  B. 
P.  R.  ,,Qeboren  von  der  Jungfrau"  S.U.  Auch  Bey schlag,  Leben  Jesu 
I,  161  f.  sagt:  „Gerade  die  beiden  Apostel,  welche  das,  was  man  unter  der 
Gottheit  Christi  versteht,  am  ausgeprägtesten  aufgestellt  haben,  Paulus 
und  Johannes,  haben  der  jungfräulichen  Geburt  als  nothwendiger  Ver- 
mittelung  desselben  mit  keinem  Worte  gedacht/'  —  Zu  fragen  wäre  noch, 
ob  BOm.  9,  5:  iov  o\  naxigeg,  xal  iS  fiv  o  Xgiaxoq  xo  xaxa  adgxa  nicht 
eine  Bezugnahme  auf  die  Genealogie  des  Eöndheitse vangeliams  enthält 
Texte  n.  UnterBachongen  X,  6.  18 


274  ^^  Kindheitseyangeliam« 

gievop  00 (plag  in  Lc.  2,  40.  Hiernach  ist  es  wohl  auch  nicht 
gewagt,  wenn  man  in  Eph.  6,  1  =  Col.  3,  20  (vgL  oben  die  Ta- 
belle) eine  ethisch-paraenetische  Verwerthnng  von  Lc.  2,  5t:  xcu 
7]v  vjroraoaofievog  avrotg  —  erkennt,  zumal  da  in  beiden  Stellen 
das  von  Paulus  hinzugefügte:  iv  xvqIo)  wie  eine  stille  Citations- 
formely  als  eine  Bezugnahme  auf  das  im  Eindheitsevangelium 
aufgestellte  Vorbild  Jesu  lautet.    Vgl.  Agrapha  S.  304. 

Das  fünfte  Zwillingspaar  paulinischer  Briefe,  die  Briefe 
an  die  Philipper  und  an  Philemon,  bieten  in  Phil.  2,  1 — 11 
eine  christologische  Grundstelle,  welche  —  als  Ganzes  genommen 
—  mit  den  Voraussetzungen  des  Kindheitsevangeliums  vollstän- 
dig übereinstimmt,  aber  auch  im  Einzelnen  mehrfache  frappante 
Berührungspunkte  bietet.  Vgl.  oben  S.  268  f.  und  dabei  besonders 
yevofievog  vJtf]xoog  (Phil.  2,  8)  mit  Lc.  2,  51:  xal  ?]V  vJtotaaco- 
fievog  avToTg,  welches  Wort,  im  Colosser-  und  Epheserbrief 
ethisch  verwerthet,  im  Philipperbrief  christologisch  gewendet  ist. 

Endlich  ein  Bück  auf  die  Pastoralbriefe  zeigt  uns  in 
1.  Tim.  5,  5  eine  wichtige  Parallele  zu  Lc.  2,  36 — 38,  in  welcher 
das  Vorbild  der  Hanna  paraenetische  Anwendung  gefunden  hat, 
eine  Parallele,  welche  sogar  durch  eine  (mit  den  Constitu- 
tionen übereinstimmende)  Textvariante  auf  den  ursprünglichen 
hebräischen  Wortlaut  hinleitet.  Vgl.  oben  S.  134  ff.  Auch  die 
christologische  Stelle  1.  Tim.  3,  16  enthält  Berührungen  mit  dem 
Kindheitsevangelium.  Vgl.  IfpavsQci&^rj  kv  aagxl  mit  Xqiötov 
xvqIov  ip  oaQxl  kXrjjLvd-oza  (S.  131),  idixatcid-rj  Iv  Jtpevfiart 
mit  Lc.  1,  35  und  Rom.  1,  4,  ^(pd^r^  ayyeXoig  mit  Exe.  Theo- 
doti  §  18:  o  owt/jq  (Dq)d'r]  xartcov  zolg  ayyiXotg,  öio  xcu  ev- 
fiyyeXioapTo  avzov.    Vgl.  oben  S.  126. 

Fassen  wir  diese  Einzelheiten  zusammen,  so  gewinnen  wir 
aus  der  paulinischen  Literatur  ein  christologisches  Bild,  in  wel- 
chem nicht  wenige  Züge  in  ganz  bestimmter  Weise  auf  das 
Kindheitsevangelium  als  auf  die  Quelle  der  Verwandtschaft  hin- 
weisen.    Man  vgl. 

'irjöovg  XQiOTog  6  xvQiog  —  B.  1,  4.  PhiL  2,  11  = 
Mt.  1,  1.  Lc.  2,  11:  og  iöriv  XQiorbg  xvQiog  — 

(ivofia  xo  vjteQ  jtav  ovofia  —  Phil.  2,  9  =  R.  1,  5:  v:xi{f 
Tov  opofiarog  avrov  =  Mt  1,  21.  Lc  1,  31:  xaks- 
oeig  To  ovofia  avrot;  =  Lc.  2,  2 1  — 


§  7.  Der  Einflass  d.  Quellenschrift  anf  d.  apostol.  Lehrschriftsteller.    275 

og  k(pavEQ€o^7i  kv  öagxl  —  1.  T.  3,  16  =  Lc.  2,  26:  ip 
caQxl  hXriXv&oxa  —  vgl.  oben  S.  131  f. 

idtxai(6d-rj  ip  Jtpevfiart  —  1.  T.  3,  16  =  xar«  jtvBVfia 
dyicoovpf^g  —  11.  l,4  =  Lc.  1,  35:  jtvsvfia  ayiov   ijte- 

Xevöerai  ijtl  ci  — 
OQLC&ivToq  iv  övpafiei  —  R.  1,  4.  2.  C.  12,  9:  i'pa  tjtiöxrj' 

pcooxi  ijt*  £fie  Tj  övpafiig  rov  Xqioxov  =  \jq.  1,35: 

övpafiig   vtplöTov    ijriöxtaoai   ooi  =  oxTjpoiöei   ip 

öol  — 
ix  ojteQfiarog  Aavlö  xara  ro  tvayyiXtop  ftov  —  2.  T.  2,  S 

=  ytpofiipov  Ix  öjctofiarog  /da  vi  6  xara  occQxa  — 

R.  1,  3  =  Lc.  1,  27:  ^g  oixov  Javiö  =  Lc.  1,  32:  top 

d-QOPOP  Aavlö  rov  jtaxQog  avzov  — 
ol  JcaztQBg  xal  ^s  ^^  o  XQiorog  ro  xara  oaQxa  —  R.  9,  5 

=  Lc.  1,  73:  ^Aßgaa^i  top  JtartQa  r)ii(op  —  vgl.  Lc. 

3,  23—38  =  Mt.  1,  1—17  — 
yapofispop  Ix  yvpatxog  —  Gal.  4, 4  =  Lc.  2, 5.  7:  yvpaixl  — 

xal  IxbXBP  xop  vlop  avxTjg  — 

ytpouHPOP  vjtb  voftop  —  Gal.  4,  4  =  ij;  x^  jtsQixofiy  xov 
Xqioxov  —  Cül.  2,  11  =  Lc.  2,  21:  xov  jteQixa/itlp 
avxop  — 

yapofiapog   vjttixoog   —  Phil.  2,  8  =  öia    xijg  vjtaxoT^g  xov 

ipog  —  R.  5,  19  =  Lc.  2,  51:  xal  tjp  vjtoxaooofiepog 

avxotg.    VgL  Eph.  6,  1  =  CoL  3,  20. 
av^rjCcofisp  slg  avxop  xa  jtapxa  —  Eph.  3,  15:  xo  jraiölop 

i]v^aPBP  — 
slg    fiexQOP    riXixlag    xov   jtXfjQoiiiaxog   xov  Xqioxov  — 

Eph.  4,  13  =  Lc.  2,  52:  ^Irfiovg  jiQOhxojtXEP  Ip  xfj  oo- 

(pla  xal  rjXixia  — 
kp  auTÄ  xaxoixet  ytäp  x6  jtX7}Qcoiia  xF/g  üeoxrjxog  öofia- 

XLxcog   —   CoL  2,  9  =  Ip    avxm    tvdoxrjösp   jtap    xb 

Jt/iTjQcofia    xaxoixrjoai    —    CoL  1,  19  =  Lc.  2,  40: 

jtkT]Qovfiepop  öotpiag  =  CoL  2,  3:  ip  q)  slalp  jtap- 

xeg  ol  d-rjöavQol  xrjg  oog>iag  — 
dl    ov  kXdßofiEP  x^Q'-^  —  ß*  1»  5==Lc.  2,  40:   xal  x^Q^^ 

d-eov  fjp  in    avxo.    VgL  Joh.  1,  16. 

Dass    die    paulinische  Christologie,   wie  sie  seit  Abfassung 
der  Corintherbriefe  sich  zu  entwickeln  beginnt,  zahlreiche  Keime 

18* 


276  ^^  EindheitBeTangeliam. 

aus  dem  Kindheitsevangeliuin  aufgenommen  bat,  wird  nach  vor- 
stehenden Parallelen  kaum  zu  bestreiten  sein.  Insbesondere  be- 
zeugen  es  auch  Ubersetzungsvarianten,  wie  jtvevfia  aytcocvvtjq  = 
3tvBV(ia  ayiop  =  tDlprt  H'l"!,  ixioxfjpovv  =  xaxoixBlv  (=  ijiiöTua- 
^Siv)  =  'jDlD,  vjtaxoveiv  =  vytoxacaeßd'ai  =  b»  ^)atj,  dass  Paulus 
direkt  auf  die  hebräische  Quellenschrift  der  T\lil  Milb'^D  zurück- 
greifen konnte. 

Bei  der  Frage  nach  der  Genesis  und  Fortentwickelang  des 
Paulinismus  wird  daher  künftig  die  Quellenschrift  des  Eindheits- 
evangeliums  nicht  unberücksichtigt  bleiben  dürfen. 

2.  Apocalypse. 

Neben  Paulus  ist  es  unter  den  Lehrschriftstellem  des  Neuen 
Testamentes  nur  noch  der  Apokalyptiker,  welcher  von  der 
Quellenschrift  des  Kindheitsevangeliums  Gebrauch  gemacht  hat. 
Und  zwar  sind  es  namentlich  die  in  Mt.  2, 1 — 23  enthaltenen 
Perikopen,  auf  welchen  das  Interesse  des  Apokalyptikers  ruhte, 
indem  er  von  dorther  die  Farben  entnahm  zu  dem  apokalyp- 
tischen Bilde,  welches  er  Apoc.  12,  1—17  entworfen  hat  Die 
Verwandtschaft  zwischen  dieser  Stelle  und  Mt.  2  ist  schon  langst 
nicht  unbemerkt  geblieben.  Aber  wie  Volkmar  aus  Gal.  4,  4 
die  lucanische  Conception  des  Eindheitsevangeliuma  ableiten 
wollte,  so  ist  Holtzmann  geneigt,  die  Darstellung  in  Mt.  2,  1  ffl, 
namentlich  v.  16,  auf  Apoc.  12  als  literarische  Quelle  zurückzu- 
führen. Er  sagt  von  Herodes  (Hand-Commentar  a.  a.  0.  S.  50): 
„Der  schlimmste  aller  Gewaltherren,  der  ein  Feind  Gottes  und 
des  Volks  zugleich  war,  wird  vielleicht  nach  Anleitung  von 
Apk.  12,  4.  17,  ioi  vergeblichen  Kampf  mit  dem  wahren  Konig 
des  Volkes  und  Sohne  Gottes  geschildert* 

Dass  der  Sachverhalt  gerade  in  entgegengesetzter  Richtung 
zu  suchen  ist,  kann  ia  seinem  ganzen  Umfange  erst  erkannt 
werden,  wenn  man  nicht  blos  die  canonischen  Parallelen  ins 
Auge  fasst,  sondern  auch  auf  die  aussercanonischen  Texte  re- 
flektiert. Die  Parallelen  in  der  Apokalypse  werden  dann  ein 
Hilfsmittel,  um  die  echten  aussercanonischen  Teztbestandtheile 
der  TW'l  nilbip  zu  constatieren  und  zugleich  ein  Beweis  dafbr, 
dass  der  Apokalyptiker  diejenigen  Perikopen  des  Kindheitsevan- 
geliums, welche  wir  innerhalb  des  Canons  in  Mt  2,  Iff.  lesen. 


§  7.  Der  Einflnss  d.  Qnellenschrift  auf cL  aposiol.  Lehnchriftsteller.   277 


in  einer  volleren  Form  als  der  canonischen  vor  sich  gehabt  hat 
Beachtenswerth  ist  es  dabei,  wie  auch  in  diesen  Parallelen  Jo- 
sephs Person  gar  nicht  erwähnt  wird,  sondern  lediglich  Maria 
als  fj  ywrj,  ^rig  ivexep  rov  aQOsva  auftritt.  Vgl  Apoc.  12,  17 
mit  y.  4.  Der  sie  und  ihr  Kind  verfolgende  ÖQcacmv  ist  sicht- 
lich nach  der  Persönlickeit  des  Herodes  gezeichnet;  man  kann 
sogar  in  dem  €OQylod^  (Apoc.  1%  17)  die  Lesart  oQyiod-Blq  wieder 
erkennen,  welche  das  Protevangelium  Jacobi  für  das  canonische 
i&vficoB-f)  (Mt.  2,  16)  eingesetzt  hat. 

Es    folgt    nun    ein   übersichtliches  Verzeichniss    der    Par- 
allelen. 


Apocalypse. 
12,    1.  xal      OTjiiBlov      iiiya 


yvvii       JtSQißeßkfi/iivfi 
TOP  fjUop. 
2.  xalip  YaorQcexovCa. 


4.  Tfjg  yvpaixog  tijg  (leX- 
XavOT/g  rexetv. 

oxav  rixy   ro  rixpov 
avrr]g. 

5.  xal  erexep  vlop  agaspa. 


6g  fiiXXsi  Jtoifialpsip, 
6.  xal    7]    yvpTj    ig>vyep 
elg  xrip  Iqtiiaop. 


13.  kiloo^BP  rrjp  yvpcttxa, 
^Tig  erexep  top  clq- 
cepa. 


Kindh  ei  tsevangelium. 

Lc.  2,  34.  xal  elg  Ofjfielop  dp- 

TiXeyofiBPOp. 
Mt.  2,    2.  dörega    ip    ovgapw 

xpapipxa,  — vgLS.141. 
Lc-  2,    5.   r§  igiPTjOTSvfiipy  av- 

xä  yvpaixL 
Mt  1,  18.   svQdd-Tj    ip    yaCxQi 

ixovoa. 
Lc.  2,    6.  ijtXi^o&rjoap  al  ^fit- 

gat  xov  xexelp  av- 

xr^p. 
Mt.  1,  25.   kcog  ov  l^xexep  vlop. 

Ev.  Ps.-Matth.  c.  13.    peperit 
masculum. 

Mt.  2,    6.  oaxLg  jtoifiapel 
Mt  2,  13.   q>evye  elg  Alyvjtxop. 

Ev.  P8.-Matth.  c.  13.   per  viam 
eremi. 

Ev.  Thom.  c.  3.  tulit eum inde- 
serto. 

Mt  2,  13.  fiiXXei  yag  'Hgmörig 

^ijxelp    x6    jtaiölop 

XOV  djtoXdoai  avxo. 


■V  y~^  -^  -*  V-'-V^   . 


278  ^^  Kindheitsevangelium. 

12,  17.  xal  (DQyiod^i]  6  öqoxcov    Mi  2,  16.   rore    ^HgtodFjg    iB^)- 
ijtl  Tij  yvvaixL  fici&i]  Uav, 

Protev.  c.  22.   ogyioBzlq    Jbtefi- 

22,  16.  iyco  slfii  i)  ^i^a  xal  t6    Lc.  1,  27.   i§  olxov  Aavlö. 
yivog  Javlö. 
o  döTTjQ  6  XaftJtQog,    Ign.  Eph.  c.  9.   aor^Q   kv  ov- 

Mt  2,    2.   TOP  aoreQa  Iv  ava- 

19,  13.   xal      xaXtlrai       xo    Lc  1,31.  xal    xaXeCeig    ro 
ovofia   avTOV  o   xo-  opofia    avrov    — 

yog  xov  ^eov.  cvZX^y   ix  Xoyov 

avrov. 

Die  letzte  Parallele  ist  ganz  besonders  interessant.  Sie 
zeigt,  dass  der  Apokalyptiker  auch  die  lucanischen  Partien 
des  Kindheitsevangeliums  gekannt  hat,  und  zwar  ebenfalls  nach 
ihrer  vorcanonischen  Gestalt.  Denn  Apoc.  19,  13  bestätigt 
die  vorcanonische  Lesart  zu  Lc.  1,  31:  övZXi^tp^  ix  Xoyov  av- 
rov. Die  Worte:  xal  xaXslrai  ro  ovofia  avrov  schliessen  sich 
eng  an  Lc.  1,  31  an:  xal  xaXiotig  ro  opofia  avrov  — ,  aber  an- 
statt des  o£Pentlichen  Jesusnamens  folgt  ein  geheimnissvoller 
Name:  oi^ofia  yeyQafifiivop,  o  ovöelg  olöev  sl  fifj  avrog  (Apoc 
19,  12).  Wie  C  eis  US  unter  Bezugnahme  auf  Lc.  1,  31.  35  Ton 
einem  Xoyog  (dvorixog  geredet  hat  (vgl.  oben  §  4,  II),  so  ent- 
nimmt der  Apokalyptiker  aus  dem  vorcanonischen  Texte  von 
Lc.  1,  31  das  ovofia  fivorixop,  indem  er  v.  13  sagt:  xal  xalelrat 
ro  opofia  avrov  6  Xoyog  rov  ß-eov.  »Jesus"  ist  ihm  der 
exoterische,  ^koyog^  der  esoterische  Name  des  Messias. 
Man  wird  erinnert  nicht  nur  an  das  £v.  Inf.  Arab.  c.  1:  Ego 
sum  Jesus,  filius  dei,  6  Xoyog,  sondern  noch  mehr  an  Job.  1,  1. 
14.  Während  aber  der  vierte  Evangelist  die  Logosidee  innerlich 
verarbeitet  und  speculativ  ausbaut,  ist  die  Art,  wie  der  Apoka- 
lyptiker den  vorcanonischen  Text  von  Lc.  1,  31  verwerthet,  eine 
mehr  äusserliche,  welche  jedoch  an  den  Wortlaut:  ix  Xoyov 
avrov  '=^  6  Xoyog  rov  d^eov  genauer  sich  anpasst.  ^) 

1)  Meinerseits  gehe  ich  bezüglich  der  johanneischen  Apokalypse  von 


§  7.  Der  Einfluss  d.  Quellenschrift  auf  d.  apostoL  Lehrschriftsteller.   279 


Jedenfalls  schliesst  der  Apokalyptiker  neben  Paulus  und 
Johannes,  neben  Matthäus  und  Lucas,  die  Reihe  der  canonischen 
Zeugen  fbr  das  Yorcanonische  Eindheitsevangelium  in  gewichtiger 
Weise  ab. 

Am  Schlüsse  dieses  Paragraphen  wird  eine  Zusammen- 
stellung derjenigen  Parallelen  von  Interesse  sein,  in  denen  das 
Kindheitsevangelium  mehrfache  didaktische  Verwendung  bei 
verschiedenen  Schriftstellern  gefunden  hat. 


KE.  II,  10. 
övi^aficg  vtpiöTOV 

CX1]VWÖBC     Iv 

ool  — 

KE.  IV,  5. 

xal     xakioeig     to 
ovofia      ^Itl' 
oovv  — 


KE.  IX,  2. 

TOP   Xqiöxov    xv- 
qIov    ip   öaQxl 

KE.  IX,  8. 

q)cig  elg  djtoxaXv- 
tpip  id^vmv  — 


2.  C.  12,  9i>. 

Hva  ijtiox7]vcioij 
hjt  }fie  ri  dvvafitg 
Tov  Xqiötov  — 

Phü.  2,  9\  10». 

Ixagloaxo  avxip  ovo- 
fia   TO    VXBQ    jtav 
ovofia,  iva  kp  xm 
ovofiaxi      ^Ifj' 
öov  — 

R.  9,  5. 

cov  Ol  JtaxeQsg,  xal  e§ 
ojv  o  Xgioxog  xo 
xaxa  CaQxa  — 

2.  C.  4,  6. 

jiQ6gg)Coxiöfi6px7]g 
yp(Dö£cog  .  .  .  */?/- 
Oov  Xqioxov  — 


Joh.  1,  14. 
xal   eox7Jpa)ö£P   ip 

TjfilP  — 

Joh.  1,  12. 

xolg  jtioxevovöip  elg 
xoovofia  avxov — 


Joh.  1,  14. 

xal  6  Xoyog  öaQ§ 
lyipexo  — 

Joh.  1,9. 

?]p  xo  (pcüg  x6  dXtj- 
d'lVOPj  0  (pcoxl^EL 
napxa     ard-Qa)- 

JtOP  -— 


der  Anschauung  aus,  dass  diese  Schrift  von  einem  christlichen  Autor 
concipiert  und  —  unter  theilweiser  Verwendung  vorchristlicher  jüdischer 
Stoffe  —  als  Ganzes  einheitlich  componiert  ist  Die  christliche  Hauptquelle 
war  ftlr  den  Apokalyptiker  das  Urevangelium,  die  rj»i  ■'::?'7,  eine  Neben- 
quelle das  Eindheitsevangelium,  die  i^v;;  nhnbnn.  Eine  Begründung  dieser 
Quellenkritik  bezüglich  der  Apokalypse  muss  für  einen  späteren  Ort  vor- 
behalten bleiben. 


280 


Das  KindheiteBTaogeliam. 


KE.  XV,  3. 

jtXfjQovfievov 
XaQiTog    xal 
öotplaq  — 


•      ^  V ' 


KE.XVI,  12. 

roiavTrjp  öo^av 
....   0VT6   ido- 

fiSV  — 

KE.  XVI,  15. 
xal  ^Iijaovg  jfQoixO' 

g>la  — 

KE.  XVI,  15. 

xal  x^Q^'^''  ^ccQa 
d-Efp  xal  av9-Q(o- 
jtoiq  — 


KE.  11,6. 

xal  löov  ovXX^y>y 
ix  Xoyov  av" 
rov  — 

KE.  VI,  7. 

?)  öh  IxBxev  TOP 
vlov  avrir^q, 

KE.  II,  2. 
ig  oXxov  Aavlö  — 


Eph.  4,  13. 

dq  iiixQov  ißvxlaq 
rov  jtXriQ€0(ia- 
zog    rov    Xgi- 

OTOV   — 

2.  0.  3,  18. 
TTjP    Öo^av    xvqIov 

XaXOXXQl^OfiBVOl  — 

1.  C.  1,  24. 

XqiOxov  &eov  ivva- 
(iiv  xal  d-sov  00- 
(plav  — 

R.  1,  5. 

öi*  ov  iZaßo/iev  jfa- 
Qiv  — 


Apoc.  19, 13. 

xal  xaXetxai  x6  ovo- 
fuz  avxov  6  Zo" 
yog  xov   d-eov  — 

Apoc  12,  13. 
xTjP  yvpatxa,  i]xig 

BXSXaP       XOP        CLQ- 

QBPa  — 

Apoc.  22, 16. 

lyd  diu  7]  gi^a  xal 
x6  yipog  Aavlö.  — 


Job.  1,  14. 

xXriQrig    xa(>tTOc 
xdL  aXijd^slag  — 


Job.  1,  14. 

xal  i&eaocified'a  ri^i* 
6o£ap  mxov  — 


Job.  1,  14. 
xXi^Qfjg. . .  aXfjd-siaq- 


Job.  1,  16. 

ix  xov  xXijQcifuxxoi 
avxov  f](Ulg  jtav- 
xsg    iXaßofiSP  xai 

xog  — 

Job.  1,  1.  14. 

ip  aQXÜ  f^P  6  XoyoQ 
—  xal  o  Xoyog 
<^«C&  iy^PBXO  — 

Gal.  4,  4. 

XOP    vlop  CCVXOV   /€- 

poftepoplx  yvpai' 
xog  — 


R.  1,  3. 

xov     yspo/jidpov 
öjtigfiaxog 
/lavW  — 


ix 


§  8.  Die  Nachwirkg.  d.  Qaellenscbrift  bei  aassercan.  Schriftstellern.   281 

Hierbei  ist  noch  daran  zu  erinnern,  dass  Johannes  und 
Paulus,  jeder  in  seiner  Weise,  den  Titel  des  Kindheitsevange- 
lioms:  ]^1tD*»  nilbw  verwendet  und  die  Parallelen  zwischen  der 
alttestamentlicfaen  und  der  neutestamentlichen  „Genesis"  ge- 
zogen haben,  Johannes  so,  dass  er  mit  seinem  iv  dgx^  (Job. 
1,  Iff.)  an  das  tT'tiÄ'ia  der  Ti^TT]  D'l'ÄtDn  nnb-in  (=LXX:  7} 
ßißXog  yeviöeoDg  ovgavov  xal  y^g  —  Gen.  2,  4)  sich  anlehnte, 
Paulus  so,  dass  er  die  DH«  nibin  (=  LXX:  ^  ßlßXog  yspiascog 
avd-Q(6jtmv  —  Gen.  5,  1)  der  yipBOig  des  ösvrsQog  avd-Qcojtog 
"Aöafi  gegenüberstellte.^   Vgl.  §  6,  5  und  vorstehend  S.  270  f. 


§8. 

IMe  Nachwirkung  der  Qnellensclirift  bei  anssercanonisclieii 

Scliriftstellem. 

Wenn  die  Quellenschrift  des  Eindheitsevangeliums  bei  den 
eanonischen  Schriftstellern  des  ersten  Jahrhunderts  ihre  Spuren 
hinterlassen  hat,  so  liegt  die  Pflicht  nahe,  zu  untersuchen,  wie 
weit  auch  in  der  nachapostolischen  Zeit  bei  anssercanonischen 
Schriftstellern  ihr  Vorhandensein  sich  verfolgen  lässi  In  dieser 
Hinsicht  konmien  hauptsächlich  drei  Schriftsteller  in  Betracht: 
Justinus,  Celsus  und  Epiphanius,  jeder  von  diesen  dreien 
jedoch  in  sehr  verschiedener  Weise. 

Die  apostolischen  Väter  zeigen  nur  sehr  wenige  Berührungen 
mit  dem  Kindheitsevangelium.  Man  vgl.  für  Clemens  Rom. 
die  Citatell,  13»  =  Lc.  1,  37;  IV,  19»  =  Lc.  1,  75;  für  Barnabas 
Cii  IV,  14»  =  Lc.  1,  73;  für  Ignatius  Citate  II,  1.  2«'«J»  =  Lc. 
1,26.  27;  XI,  2^  =  Mi  2,  2.  Bei  Ignatius  kann  man  eine 
Einwirkung  der  vorcanonischen  Quelle  für  wahrscheinlich  halten, 
sofern  hier  die  Abstammung  der  Maria  von  davidischem  Samen 
—  in  Übereinstimmung  mit  Justin  u.  A.  —  ausdrücklich  be- 
zeugt und  bezüglich  der  Erscheinung  des  himmlischen  Gestirns 
ein  Text  angewendet  ist  (datf^Q  iv  ovQavcp  J^Xa/i^sv  vjteQ  jtavrag 
Tovg  dorigag)^  welcher  mit  dem  Protevangelium,  Justin  und 
der  Apokalypse  (22,  1:  (Dg>&T)  kv  rtp  ovgavtp  —  22,  16:  o 
döTfjQ  6  XafijtQog)  Verwandtschaft  zeigt.  Für  die  Testament» 
XII  patr.  sind  folgende  Citate  namhaft  zu  machen:  III,  22^^  == 


2 §2  I^OB  Eindheiteevangeliom. 

Lc.  1,  78;  VI,  14«^  =  Lc.  2,  14;  IX,  6*  =  Lc.  2,  30;  XI,  2»»  =  Mt 
2,  2.  An  letzterer  Stelle  weist  das  iv  ovQai'ä  auf  einen  ausser- 
canonischen  Text  hin;  der  Text  zu  Lc  2,  30  klingt  zugleich  jo- 
hanneisch  an  {gxorl^cDV  jrapra  tu  Id-vt])^).  Bei  Aristides  ist 
das  wichtigste  Citat  (II,  1.  2^<^d  =  Lc.  1,26  27)  wie  ein  Nach- 
klang aus  dem  altkirchlichen  Glaubensbekenntniss  und  wie  ein 
Anklang  an  Joh.  1,  14.  Ausserdem  ist  noch  zu  vergleichen  Citat 
11^  7abc=:  Lc.  1^  32.  Bekanntschaft  mit  der  Perikope  von  den 
Magiern  zeigen  Basilides  (Citat  XI,  2^  =  Mt  :1,  2)  und  Hege- 
sippus  (Citat  XI,  3<^  =  Mt.  2,  3).  Irenäus  hat  (Citat  II,  3*  = 
Lc.  1,  28)  das  (ursprünglich  gewiss  auch  in  vielen  canonischen 
Handschriften  vorhanden  gewesene)  „Mariae  evangelizavif*  =- 
BvfiyyeXlcaro  avri^v,  daneben  (IX,  4**  =  Lc.  2,  28)  aus  den  evan- 
gelischen Texten  der  Valentinianer  die  Übersetzungsvariantoi 
Xafißaveip  =  öixf^ö&ai,  tvxccQioreli^  =  tvXoytlv,  Ausserdem  be- 
sitzen wir  durch  ihn  ebenfalls  einen  valentinianischen  Text  be- 
züglich der  Hanna  (Cit.  X,  1®  =  Lc.  2,  36 — 3S),  welcher  wesent- 
lich an  die  canonische  Relation  anklingt,  sowie  (Cit  XYI,  6.  7^ 
e=  Lc.  2,  46.  47)  die  gleichfalls  bei  den  Valentinianern  geschehene 
und  (Cit  XVI,  8.  9*  =  Lc  2,  48.  49)  die  bei  den  Marcosiem  auf- 
tretende Erwähnung  der  Schlussperikope  des  Kindheitsevange- 
liums {öcDÖBTcaexrO.  Von  Clemens  AI.  habe  ich  nur  ein  ein- 
ziges Citat  aufgenommen,  nämlich  VI,  le  =  Lc.  2,  1,  wo  der 
Ausdruck:  ixiksvoav  aJtoyQatpaq  yeviö&cu  an  die  xeXevoig  (= 
doyfia)  und  an  das  in  Justins  Kindheitsgeschichte  so  häufig 
(auch  von  Gelsus)  gebrauchte  x£>l£i;£ii^  erinnert  Origenes  ist 
mit  zwei  Citaten  vertreten:  VI,  2^  =  Lc.  2,  2  und  VI,  6.  7*  = 
Lc.  2,  6.  7:  iv  x&  OJttjXaim.  Für  die  Excerpta  Theodoti 
vergleiche  man  die  Citate  VI,  10*  =  Lc.  2,  14»  wo  der  Text  von 
Lc.  2,  14  mit  der  Formel:  cog  q>T]öip  6  dxoöroXog  eingeführt  wird, 
Cit  XV,  3^  =  Lc.  2,  40,  Cit.  XI,  2^°»  =.Mt  2,  2,  und  den  Anklang 
in  Cit  VI,  10*=  Lc.  2,  10.  Woher  TertuUian  seine  von  der 
canonischen  Angabe  Lc.  2,  L  2  so  stark,  so  fest,  so  bestimmt 
abweichende  Nachricht  des  von  Sentius  Saturninus  abgehal- 
tenen und  auf  Judäa  beschränkt  gewesenen  Census  (Citat  VI,  i<^. 


1)  Za  der  von  den  Test  XII  patr.  vertretenen  Abstammang  Jesu  von 
Len  und  Juda  vgl.  noch  Schür  er,  Gesch.  des  jüd.  Volkes  II,  666—668 
und  die  dort  verzeichnete  Literatur. 


§  8.  Die  Nachwirkg.  d.  Qaellenschrifl  bei  aussercan.  Schriflstellem.  283 

2s)  geschöpft  hat,  würde  sehr  wichtig  sein  zu  wissen.  Von  weiteren 
und  späteren  Schriftstellern  sind  folgende  benützt:  Pistis  Sophia 
(Cit.III,4^  =  Lc.l,42,Cit.IlI,10^*^  =  Lc.  l,48),Eu8ebius  (Cit.  V,l» 
=  Mt  1,18),  Didascalia  und  Constitutionen  (X,  l^ß  =  Lc. 
2,  36—38),  Chronicon  Paschale  (VII,  1.  2e  =  Lc.  2,  21,  ausser- 
dem in  der  Erläuterung  zu  VI,  2  =Lc.  2, 2).  Die  beiden  Trabanten 
des  Tatianschen  Diatessaron  sind  namentlich  wichtig  für  die  da- 
vidische Abstammung  Marias:  vgl.  Aphraates  U,  1.  2*^  =  Lc. 
1,26.  27  und  Ephraem  II,  l'^Lc.  1,26.  27.  Von  letzterem 
stammen  noch  die  Citate  II,  12  =  Lc.  1,  36,  V,  1^  =  Mt.  1, 18,  V,5. 
(jd  =  Mt.  1,  24.  25.  Von  apokryphischen  Schriften  bieten  Par- 
allelen die  Apocalypsis  Baruch  (Citat  III,  4^  =  Lc.  1,  42)  und 
die  Apocalypsis  Esdrae  (Citat  XIII,  1.  2«  =  Mt.  2,  16,  wo 
das  aus  Justin,  Celsus,  Clemens  AI.,  Protev.  bezüglich  der 
Kindheitsgeschichte  bekannte  xekeveiv  ebenfalls  auftritt). 

Die  drei  wichtigsten  Schriftsteller  aber,  welche  für  das  Kind- 
heitsevangelium  in  Betracht  kommen,  sind  Justin,  Celsus, 
Epiphanius. 

1.  Justinus. 

Justins  Kindheitsgeschichte  Jesu  musste  einRäthsel  bleiben, 
wenn  man  nicht  mit  Credner  für  dieselbe  eine  aussercanonische 
Quelle  anzunehmen  hätte.  Es  ist  daher  um  so  befremdlicher 
und  eine  empfindliche  Lücke  bei  Bousset  (Die  Evangeliencitate 
Justins  des  Märtyrers  1891),  wenn  er  das  ganze  Gebiet  der 
Kindheitsgeschichte  (mit  Ausnahme  der  dabei  von  Justin  mit- 
getheilten  alttestamentlichen  Citate)  bei  Seite  setzt.  Bousset 
(S.  51)  ist  der  Meinung,  dass  auf  dem  Boden  der  evangelischen 
Kindheitsgeschichte  „der  Unterschied  zwischen  primären  und 
secundären  Berichten  ein  fiiessender^ ,  dass  gerade  hier  die  Be- 
richte unserer  Evangelien  „erst  später  schriftlich  fixiert",  dass 
gerade  hier  die  mündliche  Tradition  „freier  und  ungebundener, 
nicht  schon  in  ein  bestimmtes  traditionelles  Bett  eingeengt"  ge- 
wesen sei  und  dass  sich  „die  sagenbildende  Phantasie  von  vorn- 
herein gerade  dieser  Geschichte  bemächtigt"  habe.  Schliesslich 
sagt  Bousset:  „Bringt  Justin  also  hier  eigen thümliche  Nach- 
richten, so  haben  sie  für  uns  dennoch  keinen  Werth,  weder  ca- 
nongeschichtlich — ,  noch  evangelienkritisch." 


2S4  ^^  Kindheitflerangeliam. 

Hierbei  ist  vollständig  übersehen,  dass  Justins  Eindbeits- 
gescbichte  den  canonischen  Relationen  überall  parallel  lauft, 
dass  sie  nicht  eine  einzige  Perikope  bietet,  die  nicht 
auch  im  Canon  enthalten  wäre,  dass  die  Abweichungen 
von  den  canonischen  Texten  lediglich  wie  Abweichungen  er- 
scheinen, welche  aus  einer  anderweiten  Recension  oder  Version 
derselben  —  auch  von  den  canonischen  Evangelisten  benützten  — 
Quellenschrift  stammen,  dass  wir  also  gerade  durch  Justin  ein 
ganz  besonders  werthvolles  aussercanonisches  Material 
für  die  evangelische  Quellenkritik  der  Kindheitsge- 
schichte erhalten. 

Die  Justinschen  Citate  verhalten  sich  zu  den  Perikopen 
des  Kindheitsevangeliums  auf  folgende  Weise: 

I.  Verkündigung   der  Geburt  Johannis.    Lc.  1,  5 — 25.  (Xtate 

I,  10»   14*b. 
IL  Verkündigung  der  Geburt  Jesu.    Lc.  1,  26—38.    Citate  II, 
1,  2*-'*»y,  3*«,  6«,  10»*,  ll*^  13^  14*. 

III.  Marias  Besuch  bei  Elisabeth.    Lc  1,  39 — 56.    Vacat 

IV.  Johannis  Geburt,  Beschneidung  und  Jugend.    Lc.  1,  57 — SO. 
Vacat. 

V.  Die  Verehelichung  der  Maria.    Mt.  1,  18—25»     Citate  V, 

2»,  3^  4«,—'^«,  5,  6» 
VL  Jesu  Geburt.    Lc  2,  1—20.    Citate  VI,  1*,  2<»^  4.  5^,  6.  V. 
VII.  Jesu  Beschneidung.    Lc  2,  21.    Citat  VII,  1.  2^. 
VIII.  Jesu  Darstellung  im  Tempel    Lc.  2,  22—24.    Vacat 
IX,  Simeon.    Lc  2,  25-35.    Vacat. 
X.  Hanna.    Lc  2,  26—38.    Vacat. 
XL  Die  Magier  aus   Arabien.    Mt.  2,  1—12.     Citate  XI,  1»-^ 

2d*,  4»,  5«,  6^,  n^^  12•^ 
XII.  Die  Flucht  nach   Ägypten.     Mt  2,  13—15.     Citate    XII, 

3*^  4\ 
Xm.  Der  Kindermord  zu  Bethlehem.    Mt  2,  16—18.   Citate  XDl. 

l»»d— *. 
XIV.  Die  Rückkehr  aus  Ägypten.    Mt  2,  19—23.    Citat  XIV,  3^ 
XV.  Die  Niederlassung  zu  Nazareth.    Lc  2,40.    Citat  XV,  2» 
XVI.  Der   zwöltjährige  Jesus   im  Tempel  zu  Jerusalem.    Lc  2, 
41—52.    Vacat 

Man  ersieht,  dass  die  Stellen  Lc  1,  5—25;  39—80;  2,  22— 3S; 
41—52    von    Justin   nicht   ausdrücklich    reproduciert   werden; 


§  8.  Die  Nachwirkg.  d.  Quellenschrift  bei  anssercan.  Schriftstellern.  285 

doch  genügen  die  Citate  I,  10*  =  Lc.  1,  13,  I,  14»^  =  Lc.  1,  17 
trotz  ihrer  Kürze  und  trotz  ihres  sporadischen  Auftretens,  um 
die  Bekanntschaft  Justins  auch  mit  der  Geburt^geschichte  des 
Täufers  zu  erweisen.  Ähnlich  verhalt  es  sich  mit  der  Perikope 
Mt.  2,  19 — 23.  Obwohl  Justin  die  Rückkehr  aus  Ägypten 
und  die  Niederlassung  in  Nazareth  nicht  erwähnt,  verrathen 
doch  die  Worte  Dial.  c.  103:  xal  ^AQxtXaog  avrov  öisöi^aro, 
dass  auch  diese  Perikope  zur  Justinschen  Quelle  gehörte.  Über- 
haupt wird  die  Untersuchung  der  bei  Justin  sehr  zerstreut  auf- 
tretenden Parallelen  der  Kindheitsgeschichte  —  die  wichtigsten 
Capitel  sind  Apol.  I.  33.  34.  Dial.  c.  77.  78.  100.  102.  103.  106  — 
durch  den  Mangel  an  praeciser  Citation  erschwert.  In  den 
meisten  Fällen  sind  die  Parallelen  zur  Kindheitsgeschichte  mit 
dem  Tenor  der  Justinschen  Beweisführung  so  eng  ver woben, 
dass  es  schwer  wird,  zu  sagen:  hier  endigt  der  Quellentext,  hier 
beginnt  wieder  Ju  s tins  Context.  Gleichwohl  ist  an  nicht  wenigen 
Stellen  durch  die  Wiederholung  charakteristischer  Textgestalten, 
an  dem  Fehlen  gewisser  Ausdrücke,  die  den  canonischen  Re- 
daktoren eigenthümlich  sind  und  an  der  Möglichkeit,  die  Va- 
rianten der  Justinschen  Texte  als  gleichberechtigte  Übersetzungs- 
varianten  neben  den  canonischen  Texten  zu  erkennen,  das 
Vorhandensein  und  die  Einwirkung  der  aussercanonischen  Quelle, 
welche  von  Justin  neben  den  canonischen  Relationen  vorzugs- 
weise benützt  wird,  mit  Sicherheit  nachzuweisen.  So  vermeidet 
die  auflsercanonische  Quelle  Justins  beharrlich  einen  Ausdruck, 
der  lediglich  dem  Redaktor  des  ersten  canonischen  Evangeliums 
und  seinem  Stile  angehört,  einen  Ausdruck,  der  in  seinem  Kind- 
heit^evangelium  fünfmal  (Mt.  1,  20;  2,  12. 13.  19.  22)  und  ausser- 
dem Mt.  27,  19,  sonst  aber  nirgends  im  gesammten  Schriftthum 
des  neutestamentlichen  Canons  vorkommt,  nämlich  xar  ovag, 
welcher  Ausdruck  lediglich  dem  Stil  des  ersten  Evangelisten 
angehört  VgL  oben  S.  113.  153.  155.  Wenn  Justins  Citate 
dafür  V,  3  =  Mt  1,  20:  6i  ogafiaroq,  XI,  12  =  Alt  2,  12:  xar 
djiOxaXvpiv^  XII,  1.  2  =  Mt  2,  13:  djtoxajLvg)dfj  —  einsetzen,  das 
xar*  ovaQ  des  ersten  Evangelisten  aber  consequent  vermeiden, 
so  kann  dies  nimmermehr  aus  Zufall  oder  aus  einer  blosen 
Laune  Justins  erklärt  werden.  Dasselbe  gilt  von  dem  Aus- 
druck kxßdXkBiv,  welcher  sich  als  Ersatz  des  canonischen  ajto- 
Xveiv  durch  die  Perikope  Mt  1,  18—25  hindurchzieht     Ebenso 


286  ^^  EindheitBevangelium. 

gehört  das  häufig  wiederkehrende  xtXevHV  (vgl.  Citate  V,  3;  XI, 
12;  XII,  1.  2;  XIII,  1.  2)  zu  den  sprachlichen  Eigenthümlich- 
keiten  der  von  Justin  benfitzten  aussercanonischen  Quelle,  wo- 
für das  Auftreten  dieses  TcaXsveip  im  Protev.  Jac,  bei  Celsus. 
in  der  Apoc.  Esdrae,  selbst  bei  Clemens  AI.  weiteres  Zeug- 
niss  ablegt.  Auf  die  Zugehörigkeit  des  siebenmal  vorkommenden 
Ausdrucks:  fiayoc  ajto  ^A^Qaßiaq  sowie  des  noch  häufiger  in  der 
Kindheitsgeschichte  Justins  auftretenden  a^ia  zu  dessen  ausser- 
canonischer  Quelle  hat  schon  Credner  (Beitrage  S.  214)  auf- 
merksam gemacht    Vgl.  oben  S.  139. 

Besonders  in  die  Augen  fallend  sind  diejenigen  Varianten, 
welche  sich  zum  canonischen  Texte  wie  Übersetzungen  desselben 
hebräischen  Quellen textes  verhalten,  z.  B.  o  ?x^^  xaxa  yaOTQoc 
==  Mt.  1,  20:  ro  tv  avx^  yevi^rj&iv  =  quod  in  utero  ejus  est 
(Ev.  Ps.-Matth.)  =  To  h  avry  op  (Protev.  Jac.)  =  Wpia  nc». 
femer  (schon  von  Credner  gezeigt)  kjtlzQo^oq  =  Lc^  2,  2:  r^js- 
fiovBvwv  =  ijtiTQOJtevcov  (Chron.  Pasch.)  =  nHB,  desgleichen  ovx 
bIx^v  7t ov  xatakvoai  ==  Lc.  2,  7:  ovx  yv  avvotg  rojcog  kv  xcj 
xaTaXvfiari  =  f'lbb  -"^p^  on'5"V^»  ebenso  ovxtov  avxAv  ixel  = 
Lc.  2,  6:  ^1^  rc5  d^ai  avrovg  ixet  =  üXO  Dri'^na,  auch  axQU 
av  djfsd^avBVj  wo  man  deutlich  die  davon  abweichende  Über- 
setzung des  ersten  Evangelisten  (Mi  2,  15):  ?a?c  rrjg  TfAfvr^-: 
=  ni'Q""!?  zu  erkennen  vermag,  femer  öiaöixBO&ai  =  ßaai/ievHr 
avxl  Ttvoq  (Mt  2,  22)  =  nnpi  -jbtt  und  zahlreiche  andere  in  §  H 
übersichtlich  registrierte  Übersetzungsvarianten.  Interessant  ist 
die  zu  Lc.  2,  40  mitgetheilte  Variante  avÖQOvöd^ai  (=  aviaveip  = 
bia),  weil  sie  in  1.  Cor.  16,  13:  dvÖQlCeod^B,  xQaxaiovod-e  und  Ps. 
31,  24  LXX  (vgl.  Lc.  2,  40:  Tjv^avsp  xal  Ixgaxacovxo)  anklingt. 
Die  mehrfachen  Berührungen  mit  anderen  Schriftstellern  be 
weisen  es,  dass  die  Justinschen  Varianten  aus  einer  Quelle 
stammen,  deren  Einfluss  auch  sonst  zu  verspüren  ist  Mit  Cel- 
sus, mit  dem  Protevangelium  Jac,  mit  dem  Ev.  Ps.-Mat- 
thaei,  mit  Tertullian  (in  der  Beschränkung  des  Census  auf 
Judaea),  mit  dem  Chronicon  Paschale,  mit  Epiphanius 
U.A.  theilt  Justin  seine  Varianten.  Auch  die  Lesart:  övXAf^^fj 
ix  Xoyov  avxov  —  muss  er  neben  dem  canonischen  Text  von 
Lc.  1,  31  gekannt  und  als  sehr  werthvoll  betrachtet  haben,  da 
nur  unter  dieser  Voraussetzung  seine  Parallelisiernng  von  Xoyoz 
und   övpafiig   (die   er   mit  Celsus  und  Lucian  gemeinsam  hat 


§  8.  Die  Nachwirkg.  d.  Qaellenschrifl  bei  aussercan.  Schriftstellern.    287 

und  so  oft  wiederholt  —  vgl,  die  Erläuterungen  zu  Lc.  1,  35) 
erklärt  werden  kann. 

Dabei  ist  noch  zweierlei  von  den  Varianten  Justins  zu 
constatieren.  Was  nämlich  ihren  Umfang  betrifft,  so  erstrecken 
sie  sich  gleichmässig  auf  die  lucanischen  Perikopen  wie  auf  die 
Relation  des  ersten  Evangelisten  —  ein  Beweis,  dass  die 
Quelle  Justins  die  ganze  Eindheitsgeschichte  umfasste. 
Und  zum  Andern:  die  sprachlichen  Abweichungen  dieser  Quelle 
vermeiden  gern  die  Hebraismen  der  canonischen  Relationen  und  be- 
wegen sich  in  einem  feineren  Griechisch,  wohin  auch  das  in  Citat 
XI,  12  =  Mi  2,  12;  Citat  XII,  1.  2  =  Mt.  2,  13  auftretende  djtaX- 
Xayrjvat  gehört,  das  wir  in  dem  Evangelienfragment  von 
Fajjum  und  in  dem  neuentdeckten  Fragment  des  pseudo- 
petrinischen  Evangeliums  wiederfinden. 

Man  wird  also  von  der  Quellenschrift  Justins  folgende 
Vorstellung  sich  bilden  dürfen :  es  war  eine  Darstellung  der 
Kindheitsgeschichte  Jesu  etwa  von  demselben  Umfang 
wie  die  beiden  canonischen  Relationen  zusammenge- 
nommen, jedenfalls  mit  demselben  Inhalt,  geschöpft 
aus  einer  hebräischen  Grundschrift,  in  ein  besseres 
Griechisch  (verglichen  mit  den  Hebraismen  der  canonischen 
Darstellungen)  eingekleidet,  von  Justin  neben  den  cano- 
nischen Evangelien  unter  seine  djtoiivTjfiovevfiara  ge- 
rechnet 

Wenn  Justin  Dial.  c.  Tryph.  c.  106  den  sicherlich  aus 
seiner  Quelle  geschöpften  aussercanonischen  Text  zu  Mt,  2,  2: 
dvaTslXavTog    ovv   xai  ^p   ovQavm  dfta  xm  yspvrid^TJpai  avrop 

dcxbQoq  —  mit  der  Citationsformel:  oyq  yiyQaütxai  Ip  xolg  djto- 
fiP7jiJtoptvfiaOc  xmp  djtooxokop  avxov  einführt  —  fast  der  ein- 
zigen Citationsformel  in  seiner  ganzen  Kindheitsgeschichte  — , 
so  ist  nach  allen  bisherigen  Ermittelungen  mit  Bestimmtheit  zu 
schliessen,  dass  er  an  dieser  Stelle  nicht  die  canonische  Relation 
Mt.  2,  1  ff.  vor  Augen  gehabt  hat,  sondern  vielmehr  seine  auch 
sonst  Schritt  für  Schritt  sichtbare  aussercanonische,  bzw.  vor- 
canonische,  Quellenschrift,  die  er  als  ein  djtofiptjfiopsvfia 
von  apostolischer  Dignität  betrachtete. 


288  ^^  Kindheitaeyaiigelium. 


2.   Celsus. 


Dass  der  Epikuräer  Celsus  in  seiner  Spott-  und  Streitschrift 
gegen  das  Christenthum  bereits  die  vier  canonischen  Eyangelien 
voraussetzt,  ist  ebenso  allgemein  anerkannt,  wie  seine  Benützung 
einer  aussercanoniscben  —  und  zwar  dem  Christenthume  feind- 
lichen —  Quelle  bezüglich  der  Kindheitsgeschichte  Jesu.  Es  ge- 
nügt für  letzteres  auf  die  Stelle  Orig.  c.  Geis.  I,  69  hinzufpeisen, 
wo  Celsus  die  Überzeugung  ausspricht,  dass  die  Empfangniss 
Jesu  anstatt  von  dem  jtvevfia  ayiov  Ton  einem  gewissen  Pan* 
thera,  der  die  Jungfrau  vergewaltigt  habe,  ausgegangen  sei: 
jtioxevu  —  sagt  Origenes  a.  o.  0.  von  Celsus  -  airov  (sc. 
xov  ^Iriöovv)  vjto  Tivoq  üav^fjQa  g>d-elQapzog  rtjp  xaQd-ipov 
icjicigd-ai.  Auch  behauptet  Celsus  (Orig.  c.  Cels.  I,  39)  von 
Maria,  dass  sie  weder  in  glücklichen  Umständen  sich  befunden 
habe  noch  aus  königlichem  Stamm  entsprossen  sei,  da  keiner 
der  I^acbbarn  sie  gekannt  habe:  avrijq  ovotjg  ovz*  avöcufiovog 
ovT€  ßaötXixfjg,  ijtel  fir/ötig  avrfjv  ^6ei  /ii]öh  xAv  yeixovcov. 
Es  ist  jedenfalls  eine  jüdische  Schmähschrift,  aus  welcher  Cel- 
sus seine  christusfeindlichen  Nachrichten  geschöpft  hat  Und 
da  der  Name  Panthera  noch  heute  in  dem  jüdischen  Pamphlet 
Tholedoth  Jeschua  (iT'^tö^  nilbin)  dieselbe  Rolle  spielt,  welche 
ihm  schon  in  der  Quelle  des  Celsus  zuertheilt  war,  und  da  an- 
dererseits diese  Quelle  nicht  wenige  Berührungspunkte  mit  der 
guten  Quellenschrift,  die  Justin  benützte,  an  den  Tag  legt,  so 
möchte  man  annehmen,  dass  Celsus  in  der  Lage  war,  die  älteste 
Kecension  der  Tholedoth  Jeschua  zu  benützen  und  dass,  wie  die 
apokryphen  christlichen  und  haeretischen  Kindheitsevangelien, 
so  auch  die  christusfeindliche  jüdische  Kindheitsge- 
schichte von  den  echten  J^lti^  riinbin  =  ßi/^jlog  yBviotwg 
'lijoov  Xqioxov  (Mt.  1,  1)  den  Anstoss  empfangen,  letzterer 
sogar  ihren  Titel  entnommen  habe. 

Die  Berührungspunkte  zwischen  Celsus  und  Justin  springen 
in  die  Augen,  wenn  wir  sehen,  dass  Celsus,  nur  in  hohnischer 
Absicht,  sonst  ebenso  wie  Justin,  Xoyog  und  üvaiiig  paralleU- 
siert,  dass  er  ebenso  die  Ausdrücke  xeleieiv  und  ixßaXXetv  wie 
Justin  gebraucht,  dass  er  (ähnlich  wie  Justin  von  Maria  kyx%y 
fiovelv)  zu  Mt.  1,  20  sagt:  Maglag  xvovctjg,  dass  er  vom  Kinder- 
mord zu   Bethlehem   einen  aussercanoniscben    Text   gebraucht. 


§  8.  Die  Nachwirkg.  d.  QaelleiiBchrifb  bei  anssercanon.  SchrifUtellern.  289 

welcher  mit  dem  Texte  Justins  nahe  verwandt  ist  Vgl«  die 
Erläoterongen  zu  Mt.  2,  13.  16.  Dabei  ist  der  Ausdruck,  den 
die  Justinsche  Quelle  von  Joseph  gebraucht,  um  zu  bezeichnen, 
dass  er  die  Ehescheidung,  bezw.  die  Aufhebung  des  Verlöbnisses 
und  die  Entlassung  der  Maria  plante,  nämlich  kxßaXXeiv  (fQr 
das  canonische  cbtoXvsiv  —  vgl.  S.  11 2  f.)  in  der  Quelle  des 
Celsus  so  gewendet  und  entstellt,  als  ob  die  Yerstossung  der 
Maria  wirklich  erfolgt,  sie  mithin  eine  ixßaXZofiipfj  gewesen  sei 
und  dass,  wie  nun  Celsus  höhnisch  folgert,  weder  die  d^eta  dv- 
vafiig,  von  der  sie  überschattet  worden  war,  noch  der  Xoyoq 
fivCTixog,  den  sie  empfangen  habe^  im  Stande  gewesen  sei,  die 
Ausgestossene  zu  retten:  ort  (iiöovfiiprjv  avtr/p  vjro  rov  xixxo- 
voq  xal  kxßaXXo(iivrjv  ovx  eccocb  ß-ela  övvafiiq  ov6b  Xoyoq  fiv- 
OTixoq.  VgL  oben  S.  94.  Die  älteste  christusfeindliche 
Recension  der  jüdischen  Tholedoth  Jeschua,  welche 
Celsus  neben  den  canonischen  Evangelien  in  den  Händen  hatte 
und  für  die  Eindheitsgeschichte  vorzugsweise  benützte,  scheint 
also  an  die  Texte  der  echten  ßlßXoq  yeveoecsq  'itjCov 
Xqiötov,  und  zwar  an  die  aussercanonische  Recension 
derselben,  die  in  Justins  Citaten  theilweise  erhalten 
ist,  sich  angeschlossen  zu  haben. 

Freilich  müsste  man  bei  dieser  Annahme  eine  ursprünglich 
griechische  Verabfassnng  der  jüdischen  Tholedoth  Jeschua  — 
etwa  in  Alexandrien  entstanden,  wohin  ohnehin  die  Schrift  des 
Celsus  weist  —  voraussetzen  und  die  Übertragung  dieser 
Pamphletschrift  ins  Neuhebräische  als  eine  spätere  Stufe  ihrer 
Entwickelung  ansehen.  Ein  Bedenken  gegen  diese  Voraussetzung 
liegt  aber  in  keiner  Weise  vor,  wenn  man  sich  des  "Umstandes 
erinnert,  dass  auch  das  svayyiXiov  %vdaCx6ifj  das  Hebräerevan- 
gelium, ursprünglich  griechisch  geschrieben,  erst  später  ins  Ara- 
mäische übertragen  worden  ist.    Vgl.  Agrapha  S.  327  f. 

Jedenfalls  umfasste  die  christenthumsfeindliche  Schrift  be- 
züglich der  Eindheitsgeschichte  Jesu,  wie  sie  Celsus  benützte, 
sowohl  lucanische  Stoffe  (Lc  1,  31:  loyoq^  La  1,  35:  övpafiiq), 
als  auch  Stoffe,  welche  uns  Mt.  erhalten  hat  (Mt.  1,  19:  ixßaX- 
Xeip  =  cbcoXveivjj  war  also  auch  in  dieser  Hinsicht  der  von 
Justin  benützten  aussercanonischen  Relation  conform  und  zu- 
gleich ein  Beweis  für  das  Vorhandensein  einer  einheitlichen  — 
die  Matthäus-  und  Lucas-Perikopen  umfassenden  —  Quellenschrift. 

Texte  n.  Gntennchangen  X,  5.  19 


290  ^^  KindheitBevangeliaiii. 

Ss  erübrigt  zam  Schlüsse  noch,  die  Ton  mir  in  §  4  mitge- 
theilten  Ciisate  aus  Celsus  za  registrieren:  El,  10  =^  La  1,  35  in 
der  Erläuterung;  V,  3»  =»  Mt.  1,  20;  VI,  4.  5*  =  Lc.  2,  4.  5;  XI, 
1^  ^  Mt  2, 1;  XI,  2^  —  Mt.  2,  2;  XII,  1,  2»»»  =  Mt  2,  13;  Xm, 
1,  2*  =  Mt  2, 16. 

• 

3.    Epiphanius. 

Der  letzte  Schriftsteller,  bei  dem  (zwar  keine  direkte,  sondezn 
vielmehr  nur)  eine  durch  seine  filteren  Quellen  vermittelte  Ein- 
wirkung der  vorcanonischen  Quellenschrift  beobachtet  werden 
kann,  ist  Epiphanius.  Denn  seine  Abweichungen  Ton  den 
canonischen  Schriften  werden  als  sehr  alt  durch  das  Tielfache 
Zusammentreffen  mit  anderen  Zeugen  beglaubigt  Indem  ich 
die  aus  Epiphanius  entnommenen  Gtate  registriere,  ftoge  ich 
diejenigen  Schriftsteller  namentlich  bei,  mit  welchen  er  sich  be- 
rQhrt 

U,    3^*<^=Le.  1,28:  tvrjyyBklcaxo     ccor^v     —     Just^ 

Protev.,  Iren.  u.  A. 
6°     =  Lc.  1,31:  CvvaiX^^diu  rov   Xoyov  —   Just., 

Protev.,  Celsus. 
10<i     =  Lc  1,  35:  Jtvevfia  xvqIov  —  Just 
VI,    6.7*>«=?=Lc.  2,    7:  ip   (paxvy   xal  axfiXalw  —  Just., 

Protev.,  Orig.  u.  A. 
VII,    1.2   =  Lc.  2,21:  jfSQiTfiTiO'iina  iv  Oxijlaltp  —  Bv. 

Inf.  Arab. 
VIII,    1*     =  Lc.  2,  22:  kv  r^  teöCaQaxoary  ^pdQfL  —  Ev. 

Inf.  Arab. 
XI,    1«     =  Mt.  2,    1:  tä  fiigr}  rä  l^Qaßixa  —  Just 

lli      =ss=  Mt  2,  11:  rjvoi^ap  rag  Ti^gag  —  Protev,  Jac 
12^      =  Mt  2,  12:  xaQayyiXXovxat  —  äfanlioh  Justin: 

hxBlcüCi&rioav. 
XVI,  4.5»    =Lc.  2,  44:  iC,firovv  —  Ev.  Thomae. 
Ausserdem  sind  als  weniger  wichtig  zu  notieren  die  Citate 
U,  9»  =  Lc.  1,  34;  V,  2^  =  Mt  1,  19;  VI,  14<^  —  Lc  2,  14  (nbei> 
einstimmend  mit  der  Lesart  des  neuentdeckten   syrischen  Cod. 
Lewis);  XVI,  1»  =  Lc  2,  41—43. 

Endlich  ist  noch  die  aussercanonische  mit  dem  Syrer  Cur»- 
tons,  bezw.  dem  Cod.  Cantabrigiensis,  zusammentreffende  Beoen* 


§  9.  Der  Eiofl.  d.  Kindheiiaev.  aaf  daa  älteste  Bekenntn.  d.  Kirche.    29 1 

sion  des  GesebleoihtsregisteTS  zu  erwähnen,  welche  Epiphanius 
im  Ancoratus  c.  59  mitgetheilt  (vgL  §  4.  XVII)  und  welche 
wiederum  auf  eine  sehr  alte  und  sehr  gute  Quelle  zurückweist. 
Hiermit  scheinen  die  schriftstellerischen  Spuren  aussercano- 
nischer  Texte  zum  Kindheitsevangelium  erloschen  zu  sein. 


§9. 

Der  Einfluss  des  Klndheitseyaiigeliiims  auf  das  Uteste 

Bekenntniss  der  Kirche« 

Wenn  man  erwägt,  welchen  Einfluss  die  Quellenschrift  des 
Eindheitseyangeliums  auf  die  Gestaltung  der  paulinischen  Chri- 
stologie,  auf  die  Genesis  des  johanneischen  Prologs  und  auf  die 
Einleitung  des  ersten  und  dritten  Evangeliums  im  Canon  aus- 
geübt hat,  und  wenn  man  dabei  ins  Auge  fasst»  dass  auch  gerade 
das,  was  den  Höhenpunkt  des  Kindheitsevangeliums  bildet,  die 
Empfangniss  Jesu  von  der  Jungfrau  aus  dem  heiligen  Geiste, 
durch  den  ersten  Evangelisten  an  die  Spitze  des  Canons  getreten 
und  durch  den  dritten  Evangelisten  auf  Grund  der  Quellenschrift 
noch  ausführlicher  daigelegt  worden  ist,  so  wird  man  nichts 
Anderes  erwarten  können,  als  dass  auch  das  älteste  Bekenntniss 
der  Kirche  für  seine  Ausgestaltung  von  hier  aus  einen  wesent- 
lich mitbestimmenden  Einfluss  erfahren  musste. 

Und  so  zeigt  denn  in  der  That  das  Symbolum  Romanum, 
welches  man  für  die  ursprünglichste  und  einfachste  Form  des 
apostolischen  Glaubensbekenntnisses  zu  halten  pflegt,  an  der 
Spitze  der  christologischen  Ausss^en  volle  Übereinstimmung  mit 
dem  Kindheitsevangelium  nach  Mt.  1.  2  und  Lc.  1.  2.    Man  vgl. 

Symbolum  Romanum.  ^)  Kindheitsevangelium. 

xal  slg  Xqiötov  ^Itjoovv.  Mt.  1,  18:  rov  öh  ^[ijaov  Xqi- 


<•     c 


öTOv  fj  yiveöig. 
Mt.  1,  21  =  Lc.  1,  31:  xaXiaeig 
TO  ovofia  avTOv  '/?y- 
öovp  —  Lc.  2,  11: 
XQiOrog. 


1)  Nach  Marcellus  bei  Spiph.  Haer.  LXXII,  3.  p.886B. 

19* 


292  ^^  Kindheittevangeliam. 

Tovvlop  avTov  TOP  fiovoyevij.    Lc  1,  35:  ro  yevpcifuvov  ayiov 

xXfjd-i^oerai    vioq 
d^sov. 
TOP  xvQiop  ^ficip.  Lc.  2,  11:  og  icrip  XQiorog  xv- 

Qiog. 
TOP  yeppfjd-ipza   ix  Jtpsv-    Mt.  1,  20:  ro  iv  avr^  yeppf^- 
fiatog  aylov.  d-lp  ix  jcvsvfiaroc 

icxiP  äyiov. 
Lc.  1,  35:  jtP€V(ia  ayiov  ixt- 
Xevöerai  ijtl  oi. 
xal  MaQlag  tTjc  xagd-ipov.    Lc.  1,27:  r^gxaQ&dpov Ma- 

QiapL 
Mt  1,  23:  ij  xaQd-ipog  ipya- 
argi  k^ei. 

Es  ist  dabei  irrelevant,  ob  diese  symbolmässigen  Aussagen 
direkt  aus  der  vorcanonischen  Quelle  stammen  oder  durch  Lc. 
1.  2.  Mt.  1.  2  vermittelt  sind.  Ans  der  ganzen  Fassung  des  Sjrm- 
bols,  namentlich  aus  der  Nennung  des  Namens  MaQiag,  aus  dem 
Zusatz  ijtl  UoptIov  üiXarov^  aus  der  Einf&gung:  r^  Tp/rj/ 
riiiiQa  bei  der  apacraotg  geh^  ganz  klar  hervor,  dass  der  Kirche 
bei  der  Ausgestaltung  ihres  Taufbekenntnisses  es  sich  um  die 
Feststellung  der  wichtigsten  geschichtlichen  Thatsachen  aus 
dem  Leben  Jesu  handelte,  dass  —  um  einen  modern-theologischen 
Ausdruck  zu  gebrauchen  —  der  historische  Christus,  wie  er 
in  seiner  einzigartigen  Erscheinung  nach  der  evangelischen  Über- 
lieferung sich  darstellt,  es  war,  zu  welchem  die  ürkirche  sich 
bekannte. 

Dieser  historische  Charakter  des  in  den  christologischen 
Aussagen  gipfelnden  apostolischen  Symbols  wird  noch  besser 
erkannt,  wenn  man  die  früheste  Entwicklung  des  altorien- 
talischen Symbols  zu  erforschen  sucht,  wie  es  im  Nach- 
stehenden geschehen  soll. 

Excurs  Aber  das  altorientalische  Symbolnm. 

Es  würde  sich  nicht  lohnen,  über  das  abendländische 
Symbol  sowohl  in  seiner  ursprünglichen  altromischen  Form  ab 
in    seiner    jspäteren    neurömischen   Gestalt   sich    zu    verbreiten. 


§  9.  Der  Einfl.  d.  Eindheitsey.  auf  das  Sltesie  Bekexmtn.  d.  Kirche.     293 

Denn  etwas  Neues  würde  in  dieser  Richtung  nicht  Torzubringen 
sein.  Dagegen  ist  die  Untersuchung  über  die  ursprüngliche 
Gestalt  und  die  Genesis  des  Symbols  in  den  altorientalischen 
Kirchen,  sowie  über  dessen  Yerhältniss  zum  Symbolum  Romanum 
noch  nicht  abgeschlossen,  zumal  da  zu  den  beiden  Hauptzeugen, 
Ignatius  für  Syrien,  Justinus  fbr  Kleinasien  und  Palaestina, 
neuerdings  noch  ein  dritter,  Äristides  für  Griechenland,  hinzu- 
gekommen ist.  1) 

Was  zunächst  Ignatius  anbetrifft,  so  hat  er  das  Symbol 
nirgends  in  seiner  yollen  und  reinen  Gestalt  überliefert.^)  Er 
hat  es  wie  Eph.  c.  7.  18/o  Magn.  c.  11  nur  fragmentarisch  ange- 
deutet oder,  wo  er  es  vollständiger  gibt,  wie  Smyrn.  c.  1.  Trall. 
c.  9,  mit  Einschaltungen  versehen,  , getragen  namentlich  von 
seiner  antidoketischen  Tendenz.  Doch  lässt  sich  durch  Yer- 
gleichung  der  fraglichen  Stellen  der  annähernde  Wortlaut  re- 
construieren. 


Die  Elemente  eines  Symbols  bei  Ignatius. 


Eph.  c.  7. 

Eph.  c.  18. 

Magn.  c.  11. 

Smym.  c.  1. 

TralL  c.  9. 

— 

0    d^eog    7/- 

TOP    XVQIOP 

^Iriöov     XqI" 

r/ficop 

OTOV 

oovg  0 

XQiOTog 

ii^  oaQxl  /£- 

ixvoq)OQi^- 

y   rij  yev' 

yeysppfjfti' 

Tov   ix   Ma- 

vofiEPog 

^//        VJtO 

vi^Oei, 

POP  dXfj' 

Qiag ,       og 

d-toq     — 

Maglag 

d-mg  ix 

alf}d-&g 

xal    ix 

— ,   J^PSV- 

jcagd-i- 

iyepp^&i] 

Maglag 

fiarog  dh 

vov 

xal  kx 

aylov  og 

d^eov 

hyevvrid'rj 

1)  Es  ist  ein  Mangel,  dass  Harnack  in  seiner  jüngsten  Dar- 
legung über  das  „Apostolische  Symbolum*'  in  der  III.  Auflage  der  Realency- 
klopädie  f.  prot.  Th.  u.  K,,  Band  I,  741—755  das  Symbol  des  Äristides 
gar  nicht  erwähnt,  obwohl  er  demselben  früher  sein  lebhaftestes  Interesse 
zugewendet  hatte.    Vgl.  das  Nachstehende. 

2)  Die  trinitarischen  Stellen  aus  Ignatius  sind  von  mir  zu  Mt. 
28, 19  in  Heft  II,  401  f.  zusammengestellt. 


294 


Das  KindheitseTangdiiim. 


Eph.  c  7. 

Eph.  c  18. 

1 

Magn.  a  11. 

Rmym.  c.  1. 

TralL  c9. 
dXrjd'cig 

3ia»ri%6q 

T9  xi»H 

Tcai    iv  T^ 

kxl  Uop- 

iöifox^ 

jra^^e 

tIov  Hl' 
Xazovxal 
^HQ€oiov 

XBTQaQ- 

xov. 

Ixl  DoV' 
xiQV  üika- 

TOV 



xa&ijjLxDfii'' 

aXijd-Aq 

1 

vov 

koxavQÜ- 

»V  , 

__ 

xal  dxidti' 
vev^  og  xal 
aXtf^Ag 

— 

xal  rij  ava- 

X7]qava0xa' 

W^P^    ojro 

ardösi 

ö€a}g 

vexQciv 

Aus  dieser  comparativen  Tabelle  ergiebt  sich  nach  Weg- 
lassung  aller  Zusatzworte,  die  auf  Bechnung  des  Schriftstellers 
kommen,  dagegen  mit  Beibehaltung  der  gleichwerthigen  Syno- 
nyma für  die  christologischen  Aussagen  folgender  einfacher 
Wortlaut: 

(xtöxevo))    elq    ^lr]0ovv     Xqioxop,    xov    tcvqiov    fjfiäp, 

(Smym.  c.  1). 
og  ix  jtaQd-ivov  {Maglag)  iyBvvrid^  (=  IxvoqiOQr^d^TJ)^ 
ijcl  üovxLov  ütXaxov  iöioix^^  ("==  J^JtaB^svjy 
iaxavQcid-T]  (=  xa&i]X(D9^\ 
xal  aotid-aveVy 
6  g  xal  fjydQd^T]  m6  vsxqwv. 

Bezüglich  der  hier  vorhandenen  Varianten,  welche  ab 
glelchwerthige  Synonyma  sich  erweisen,  namentlich  auch  wegen 
des  merkwürdigen  köccix^  =  ^xad-ev,  ist  auf  die  weiter  unten 
folgende  Erläuterung  zu  verweisen.  Klar  aber  ist  die  Be- 
schränkung dieses  ignatianischen  Symbols  auf  die  historischen 
üauptthatsachen  des  Lebens  Jesu. 

In  der  Apologie  des  Aristides  ist  gerade  diejenige  Partie, 
welche  das  Symbolum  Apostolicum  in  sich  schliesst,  von  allen 
drei   Zeugen,    dem   Griechen,    dem  Armenier  nnd  dem  Syrer, 


§  9.  Der  Einfl.  d.  Kindheiteev.  auf  das  Älteste  Bekenntn.  d.  Kirche.    295 

erhalten.  Bevor  an  die  Heransschalung  der  Symbolworte  ge- 
gangen wird,  möge  zuvörderst  eine  ZnsammensteUung  des  drei- 
fachen Parallelteztes  gegeben  werden. 


Ex  Historia  Barlaam 
et  Joasaphat. 

ol  ÖS  xp*<J'r£avol  ye- 
vBaXoyovvrai  ano 
Tov  xvqIov  Iijoov 
Xq iorov.  ovzog  de 
6  vlog  TOV  d-eov 
rov  vtpiorov  ofioXo- 
yelxai  iv  jcvevftari 
aylcp  ojt  ovQavov 
xaraßag  öta  zfjv  cm- 
TTjQlav  Twv  dpO-Qci' 
jecop'  xa\  ix  Jtag- 
^ivov  oYiagyevptj- 
d-elg  aöJtoQcog  re 
xal  aq^d-OQWQ,  öaQxa 
aviXaße,  xal  avetpa- 
vri  avO^QWJtoigy  oJtcog 
ix  rtjg  jcojLvd^dovjtXa" 
VTjg  avrovg  avaxaXi- 
07)rau 


Aristides  Apol.  I,  15. 

The  Armenian  Frag- 
ment 

Ghristianorum  tan- 
dem  genus  a  Domi- 
no Jesu  Christo 
oritur.  Ipse  Dei  al- 
tissimi  est  Filius,  et 
una  cum  Spiritu 
Sancto  revelatus  est 
nobis:  de  caelis  de- 
scendit, 

ex  HebraeaVirgine 
natus,  ex  Virgine 
camem  assumpsit, 
assumptaque  humana 
natura,  semet  ipsum 
Dei  filium  revelavit. 
Qui  Evangeüo  suo 
vivificante  mundum 
Universum  consolato- 
ria  sua  bonitate,  sibi 
captivum  fecit. 


Ipse  est  Verbum,  qui 
ex  progenie  Hebraica, 
secundum  camem,  ex 
Maria  Virgine  Dei- 
para  natus  est  Ipse 
est,  qui  Apostolos 
duodecim  inter  suos 
discipulos   elegit,   ut 


Translated  from  the 
Syriac. 

The  Ghrisidans,  then, 
reckon  the  beginning 
of  their  religion  &om 
Jesus  Christ,  who 
is  named  the  Son 
of  6od  most  High; 
and  it  is  said  that 
Öod  came  down  from 
heaven,  and  from  a 
Hebrew  virgin  took 
and  clad  Himself  with 
flesh  andinadaughter 
of  man  there  dwelt 
the  Son  of  God.  This 
is  thaught  from  that 
Gospel,  which  a  little 
while  ago  was  spoken 
among  them  as  being 
preached;  wherein  if 
ye  also  will  read,  ye 
will  comprehend  the 
power  that  is  upon  it. 
This  Jesus,  then,  was 
bom  of  the  tribe  of 
the  Hebrews; . 


and   He   had  twelve 

disciples, 

in  Order  that  a  cer- 


296 


Das  KindheitfleviuigelianL 


Translated  firom  the 
Syriac 

tain  dispensation  of 
Eis  migbt  be  füll- 
fiUed. 

He  was  pierced  by 
tbe  Jews;  and  He 
died  and  was  boried; 
and  they  say  that 
after  tbree  days 
He  rose  and  ascen- 
ded  to  heaven. 


Ex  Historia  Barlaam '  The  Anuenian  Frag- 
et Joasapb.         ,  ment 

mundom  Universum 
xal  I  dispensatione  illumi- 
TsXeöag  ttjv  d-arfia-^nsaitis  VeritÄtis  suae 
Crfjv  avzov  oixoi'o- ,  institueret.  Ipse  ab 
fiiav,  öiä  aTat^^ovjHebraeis  clavis  in 
d-avarov  iysvöa'CYuce  affixus  est: 
T  o     txovoia     ßovXfj 

xar   ohcovo^ilav  (le-a  mortuis     resur- 
yaXriv'      fisra      rfelrexit   et  ad  caelos 
TQBlg  '^fiigag  dvs'lskscendit 
ßi(D  xal  slg  ovQa- 
povg  dvfjX&BV. 
ov     TO     xXiog     Tfjg 
jtaQOvctag     ix     x^g 
xaQ    avToTg  xaXov- 
(iivrjg      BvayyeXiXTJg 
aylag  yga^r/g  e^sözl 
Cot  yvAvaij  ßaoiXsv, 
lav  kvrv'ji^Q'    ovTog 
öciÖBxa    BOxB    f/aO-rj- 
rag. 

Den  muthmasslichen  Quellentext,  welcher  dieser  dreifachen 
Bearbeitung  zu  Grunde  liegt,  hat  Harnack  (TheoL  Lit  Z.  1891. 
No.  12.  S.  307)  in  folgender  Weise  reconstruiert: 

ol  de  XQiörtavol  yevsaXoyovvTat  «.to  tov  xvqIov  ^Itj- 
oov  Xqiötov,  ovrog  6h  o  vlog  zov  ß-eov  rov  v^>i' 
OTOV  ofioXoyBtzai,  kv  jevevfiari  dylo)  dx  ovQavovxa- 
raßag  xal  ix  jtag&ivov  ^EßgaXxrjg  yBvvfj&Big  oaQxa 
dviXaßB  xal  dpeipdvTj  dp&Qcixoig  [vlog  zov  d^eov].  zoizo 
ix  zijg  jtaQ  avzolg  xaXovfiivijg  evayysXix^g  yga^f^g  Igt- 
ozl  601  yv&vai  \ßaCiXBv\j  iav  ivzvxQg,  . . .  Ovzog  de  [o 
^Irjöovg]  iyevvi^&fi  ix  zfjg  gyvX^g  zäv  ^EßQalwv,  ovtoz 
öwÖBxa  söXB  (lad^qzag  xal  zsXiCag  ztjv  avzov  olxovofiicv 
vjro  z(5v  ^lovöalwv  iv  zA  czavQm  xad-fjXci&ij,  (ie- 
zä  ÖB  zQBlg  ^fiigag  dpißlo  xal  slg  ovQavovc 
dv^X&BV. 


§  9.  Der  Eine.  d.Ki]id]ieitWT.aiifdas  filterte  Bekeimtnd.  Kirch«.    297 

Dieser  so  TortreflSich  recoostraierte  Quellentext  mSchte  nar 
an  einigen  Punkten  eine  leise  Gorrektnr  erfordenu  Wenn 
Harnack  das  Ji^  xvevfictxi  ajltp  ¥on  oftoloYetrai  trennt  und 
mit  cur'  ovqopov  xaxaßaq  rerknüpfti  so  spricht  dagegen  man- 
cherleL  Das  xaxaßaq  ax  ovgavov  stammt  dooh  nur  ans  dem 
jobanneischen  Evangelium:  o  hc  rov  ovqovcv  x€txaßag  —  Joh. 
3,  13.  6,  41.  51.  58.  Nirgends  aber  ist  mit  dieser  Bedeweise  im 
jobauneiBchen  Evangelium  ip  xt^vpuzri  a/lq}  verbunden.  Über- 
haupt findet  sich  meines  Wissens  bezüglich  der  Menschwerdung 
Christi  die  Bedewendung  ip  xp&oftaxi  xaxaßalvBip  nirgends, 
weder  in  der  biblischen  noch  in  der  altpatristischen  Litcnratur. 
Sollte  es  hier  von  Harnack  auf  die  Lc.  1,  35  verkündigte  Ge- 
burt Jesu  aus  dem  heiligen  Geiste  bezogen  werden,  so  ist  die 
soUenne  Formel  dafür:  y^fprid-Aq  ix  ytpevfiarog  aylov  —  nach 
dem  Symbolum  Bomanum.  Es  wird  sich  aber  zeigen,  dass  das 
altorientaUsche  Symbol  auf  die  Worte:  ysppijd'slg  ix  xagd-ipov 
sich  beschrankte  und  im  Unterschiede  von  dem  Symbolum  Bo- 
manum den  Zusatz:  ix  xpev/uxrog  aylov  nicht  enthielt  Spricht 
dies  Alles  gegen  eine  Verbindung  des  kp  xpevfiati  ayltp  mit 
ajc  OVQOPOV  xaraßag,  so  ist  auch  eine  wichtige  Instanz  fOr  die 
Verknüpfung  desselben  mit  ofioXoysltai  nicht  zu  übersehen. 
Nämlich  eben  dieses  ofioXoyeltai,  welches  doch,  wie  auch 
Harnack  constatiert,  der  Syrer  ebenfall  gelesen  hat,  bezeugt 
es,  dass  es  sich  hier  um  das  Bekenntniss  der  XQiatiaPol 
handelt.  Vgl.  z.  B.  Just.  Dial.  c.  Tr.  c.  108  p.  335  C:  t<Bp  o/io- 
XoyovPTiop  Xqictop  als  Bezeichnung  der  XgcOnapoL  Der  ar- 
menische Text  ist  zwar  freier,  indem  er  das  ofioXoyelrai  yer- 
wischt  hat.  Aber  der  Sache  nach  ist  er  um  so  deutlicher,  als 
er  das  trinitarische  Bekenntniss: 
a,  Det  altissimi,  b,  Filius,  c,  et  una  cum  Spiritu  Sancto  revelatus 

est  nobis 
klar  hervortreten   lässt.    In  der  griechischen   Bearbeitung  ent- 
halt ein  später  nachfolgender  Passus:  yipcooxovct  yaQ 

a,  ZOP  d-eop  XTiöTrjP  xal  ÖTjfitovQyop  rdip  äjtapxwp 

b,  ip  vlA  fiopoyspsl  c,  xal  jEPev/iari  äylq)  — 

ein  ausgeprägtes  trinitarisches  Bekenntniss.  Aber  da  dieser 
spätere  Passus  des  Griechen  von  dem  Syrer  und  Armenier  nicht 
secundiert  wird,  ist  er  als  eine  Zuthat  des  griechischen  Bedaktors 
zu  erachten.    Dagegen   an  der  Spitze  des  15.  Gapitels,  wo  die 


298 


Das  Eiiidheitseyaiigeliam. 


Genealogie  der  XQißxtavol  erörtert  wird,  ist  das  exDÜBche  trinita- 
risohe  Bekenntniss  von  allen  drei  bezw.  zwei  Terten  b^laabigt: 

a,  d  vloq  «:  Filius  ^=^  the  Son, 

b,  xov  d-eov  rov  vtplarav^^Dei  altissiiniasof  6od  mostHigh 

In  dieser  trinitariscben  Formel  stand  der  tiog  (wie  z.  B. 
2.  Cor.  13,  13  und  sonst  öfter  aucb  in  patristisohen  Parallelen)  an 
erster  Stelle  Toran.  Das  Bekenntnis  zu  ihm  wird  nnn  in  den 
symbolmäfisigen  Aussagen  weiter  ausgefiilirt,  wie  denn  heute 
nooh  der  s.  g.  zweite  Artikel  des  apostolischen  Symbols  dessen 
Schwerpunkt  bildet. 

Im  Nachstehenden  stelle  ich  nun  die  symboIxnSssigen  chri- 
stologischen  Aussagen  bei  Aristides,  wie  sie  in  den  Texten 
bereits  durch  den  gesperrten  Satz  kenntlich  gemacht  sind,  neben 
die  von  Harris  in  der  Aristides- Ausgabe  aofgestellte  Beoon- 
struktion  des  Symbols. 


Harris. 

niCTsvofiav 
elg    Sva    ß-iop    jtavxoxQaroga 

Jiocr^rfjv  ovQappv  ocal  y^g 
X4Ü   elg  ^IfjOow  XqiOtop,   top 

vlop  avTOV 

Ysppfj^ivta   ix  Maglag  x^g 

jtaQd-hPOv, 
iöxavQfod-Ti    vxo    xcop  ^Iov- 

datcop 
ästiO-avs  xal  ixag)fj 
x^  xqIxxi  flpt^Q(}  aviotfi 

avBßrj  elg  ovgapovg 


^OfioXoyovfiBP 


TOP   xvQiOP  *Ii]<favp  Xqicxov, 
xop  vlop  xov  -d-eov  [xov  vipi- 
oxov] 
ix  xaQd-evov  ysppfid-ipxa 

{ip  x^  oxavQ^)  Tca^icid-fi 

xai  oxiB-apep 

fiexa  xQetg  fjiidQog  cbto  xAv 

pexQ&p  avicxri 
xal  elg  ovQa9m)g  di^Xß-sp. 


xaXtp  iXtvöexai  xQtpau 

Um  die  von  dem  Harris'schen  Schema  vorgenommenen  Ab- 
weichungen zu  erläutern,  sei  in  Etlrze  noch  Folgendes  bemerkt 

Der  Name  Mceglag,  den  Harris  zu  x^g  xag&ipov  hinzuge- 
fügt hat,  findet  sich  bei  Aristides  in  keinem  der  drei  Parallel- 
texte und  ist  demnach  nicht  quell^imässig.    Wir  werden  bei 


c  14. 


§  9.  Der  Einfl.  oL  EindheitBer.  auf  das  &lie«te  Bekenniai.  d.  Kirche.    299 

Jastin  dieselbe  Wahrnelimtmg  machen:  obwohl  Justin  aus 
Lc.  1.  2.  Mt  1.  2  den  Namen  der  Maria  wiederholt  erwähnt,  so 
ist  doch  die  symbolisch-christologische  Aussage  bei  ihm  auf  die 
Worte:  6ia  Ttagd-ipov  yevvfiß'Slg  beschrankt. 

Ferner,  wenn  Harris  den  zu  icravQcid-i]  («=  xa^iyÄcolhj) 
bei  Aristides  ersichtlichen  Zusatz:  vjto  xAv  ^lovdalmv  («= 
^E!ßQala)p)  zu  der  zweiten  ehristologisdien  Aussage  des  Symbols 
rechnet,  so  ist  hinzuweisen  auf 

a,  hc  xagd-ivov  'Eßgatx^g  —  \      1*> 

b,  kyBVP^&rj  ix  rfiq  qyvXfjg  xAv  ^Eßgalcov  —  /    ' 

c,  tXd^cofiev  ovv,  (D  ßaciXev,  xal  ijtl  xovg  'lov- 
dalovg  — 

d,  genus  Hebraeorum  —  postea  nominati  sunt 
Judaei  — 

e,  die  ganze  Schilderung  der  Juden  in  c.  14  als  der  Ur- 
heber des  Todes  Jesu, 

um  zu  erkennen,  dass  hier  das  vjto  xAv  *IovdcU<Dv  (»^  ^Eßgalov) 
nicfat  dem  Symbol  angehört,  sondern  von  Aristides  seiner  Ten- 
denz gemäss  hinzugefügt  ist. 

Das  aus  dem  armenischen  Texte:  clavis  in  cruce  affixus  est 
—  sich  ergebende  xad-fj^xi&rj  berührt  sich  in  überraschender 
Weise  mit  dem  xad-TiXcofiipov  des  Ignatius  und  kann  auch 
absolut  als  Synonymen  Ton  ioxavgcid'fj  gebraucht  werden. 
Doch  ist  es  wegen  der  Parallele  im  griechischen  Texte:  öia 
iJxavQov  d-avaxov  iysvaaxo  wahrscheinlich^  dass  die  Erwähnung 
des  oxavQog  nicht  gefehlt  hat 

Das  im  syrischen  Texte  nach  and  He  died  (=»  xal  cbtt- 
d-avBv)  hinzugefügte:  and  was  buried  (»^  xdL  kxa^r})^  welches 
Harris  in  den  Symboltext  aufgenommen  hat,  ist  nur  im  arme- 
nischen Texte  und  sonst  nirgends  in  den  altorientalischen  For- 
meln des  Symbols,  auch  bei  Justin  nicht,  zu  finden,  daher  als 
ein  späterer  Zusatz  des  armenischen  Bearbeiters  auszustossen« 

In  der  Aussage  bezüglich  der  Auferstehung  hat  Harris 
ohne  Noth  r^  xqIxih  iffiiga  gesetzt,  wo  der  Syrer  afber  three 
days  und  mit  ihm  übereinstimmend  der  Grieche  fiexa  xQBlg  f]fid- 
Qag  gelesen  hat.  Das  absolute  dviöxTj,  welches  Harris  als 
Aequivalent  yon  He  rose  gewählt  hat,  deckt  sich  nicht  mit 
aveßUo,  welches  Harnack  für  den  Qaellentext  hält.  Da  aber 
dpsßla)  ein  Synonymon  gleichwerthig  mit:  a  mortuis  resurrexit 


300  ^^  KindheitMvangeliiun. 

darstellt,  so  dürfte  in  diesem  Falle  der  Armenier  mit  diesem  a 
mortuis  resurrexit  =  cbto  (rcov)  vbxq&v  apioxf]  nm  so  mehr 
das  Ursprüngliche  erhalten  haben,  als  auch  in  der  Formel  hei 
Ignatius  das  djto  vbxqAv  nicht  fehlt  und  ebenso  bei  Justin, 
wo  er  die  volle  Fassung  gibt,  ht  vbxqAv  oder  axo  xAv  vexQcip 
hinzugefügt  ist  Zu  dveßlcD  vergleiche  man  Gonst  VII,  32 
p.  212,  10:  avaßloHStq  xmv  xexoi/ifjflipop,  wo  der  Quellentext  Aii, 
XVI,  6:  dpaöraOig  pexgSp  darbietet 

Endlich  weshalb  Harris  den  griechischen  Text  der  letzten 
Aussage:  xal  slg  ovgapovq  dptjXd-ep  in  apißfi  elg  ovQaPovQ 
abgeändert  hat,  ist  nicht  ersichtlich. 

Das  xdXip  iXsvoerai  xQlpai,   welches  Harris  noch  ange- 
fügt hat,  gehört  keinesfalls  zu  den  in  c.  15  der  Apologie  ent- 
haltenen symbolmässigen  Aussagen.    Dieselben  beschranken  sich 
vielmehr  auf  die  vier  Hauptpunkte: 
ix  xagd'ipov  yspprid'ipxa 
{ip  axavQw)  xad^Xmdri  xaL  axid-apep 
fiexa  XQBZg  rjßiQoq  dxo  xAp  psxqAp  dptoxfj  ^=  dpsßim 
xal  elg  ovQapovg  dpr/XS-sp, 

Dass  also  hier  Aristides  seine  Genealogie  der  XQioxiapoi 
wirklich  auf  die  ofioXoyla,  das  uralte  Bekenntniss  dersdben, 
stützt^  ist  ausser  Zweifel 

Über  das  Justinsche  Symbol  besitzen  wir  eine  ausgezeich- 
nete Abhandlung  von  Bornemann:  Das  Taufsjmbol  Justin's 
des  Märtyrers  (Zeitschrift  für  Kirchengeschichte  1879.  IIL  S.  1— 
27),  auf  welche  ich  mich  der  Hauptsache  nach  beziehen  kann, 
indem  sich  einige  Schlaglichter  durch  die  Vergleichung  mit 
Ignatius  und  Aristides  von  selbst  einstellen. 

Die  festen  christologischen  symbolmässigen  Aussagen  J  ustins 
sind  durch  seine  Schriften  hindurch  nach  allen  Seiten  zerstreut 
Nur  einmal,  nämlich  DiaL  c.  85,  sind  dieselben  in  vollstän- 
diger Zusammenfassung  vorhanden,  übrigens  in  kleineren  und 
grosseren  Fragmenten  häufig  wiederholt,  und  zwar  so,  dass  die- 
selben in  engster  Verknüpfung  mit  zahlreichen  Belegen  aus  der 
synoptischen  Evangelientradition  und  gleichzeitiger  Verwerthung 
des  Johanneischen  Evangeliums  und  der  paulinischen  Schriftien, 
sowie  unter  fortgehender  Beweisführung  aus  dem  A.  T.  seine 
Theologie  —  ganz  besonders  im  Dialogus  cum  Tryphone  — 
recht  eigentlich  beherrschen. 


§  9.  Der  Einfl.  d.  Kindheitsev.  auf  das  älteste  Bekenntn.  d.  Kirche.    30  t 


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§  9.  Der  Einfl.  d.  EindheitsevangeliimiB  a.  d.  &lt  Bekenntn.  d.  Kirche.  305 


f,  Einzelaussagen:  dia  rfjg  jtaQ&ivov  yervT/d-elg. 

Ap,  I,  22.  öiä  jtaQd-evov  Yeyevp^c9-ai  —  32.  dia 
jiagd-ipov  djtexv^d-fj  —  DiaL  23.  öia  XTJg  cbto  xov  yivovg 
rov  IdßQaafi  jtaQO-ivov  yevvijd'ivta  —  43.  6ia  rfjg  ojro 
rov  yivovg  rov  *AßQaäfi  xal  g)vX7Jg  ^lovöa  xal  Aavlö  xagd^i- 
vov  yspvfj&'ipTa  —  45.  öia  xrjg  stagd-ipov  zavnjg  rrfg 
axo  rov  yivovg  rov  Aav\6  y6VPfj9'rjvai  —  48.  yeyipptjrai 
apd-QfüJtog  öia  rrjg  Jiagd-ivov  —  50.  ysvvfj9'fjvai  öca  rijg 
Jtagd-ivov  —  57.  öia  rr^g  xagd-ipov  ysvvfj&slg  —  66. 
öia  otagd-ipov  ysppfjO^ijpai  —  75.  öia  Jtagd-ivov  yevvy- 
d-^vai  —  87.  öia   rijg  Jtag&ipov  ysyspp^öd-ai  apd-Qwxop 

—  100.  öia  rrig  xagd-ipov  apd-Qcoxop  ysyopipai  —  101.  rijg 
xagd-ipov,  öi*  7}g  iyevp^d'i]  avd-Qcoxog  yspofisvog  —  113. 
ap&QOjtog  yevpTjd'ijvai  öia  rijg  xag&^ivov  MoQlag  —  120. 
öia  rijg  xagd-ivov  Maglag  6  Xgiörog  —  127.  avd-gmxov 
yevvfjd-ijvai  öia  rijg  xagd-ivov  — 

g,  Einzelaassagen:  xaQ'Tjrog,  xaO-wv. 

Ap.  I,  50.  xad-Blv  xal  arifiaad-^pai  vjti/isipe  —  63.  äp- 
d'gwxog  ysvofiEPog  vxi/ieipe  xal  xad'Slp  —  Dial.  41.  rov  jra- 
d'Tjrov  yepofiivov  —  52.  xiorevopra  ixl  rop  xad-ijrop  Xgi- 
örov  —  68.  rov  Xgiorop  xal  xaO-ijrop  xal  xgooxwrjrop  — 
74.    rov  xad-fjrov  rovrov  —  89.  xad-y/rop  fihv  rov  Xgiörop 

—  100.  xad-Tirog  vxifisiva  yspiad-ai —  126.  xad-r/rog  —  öia 
^Höatov  xixXtjftai  — 

h,  Einzelaassagen:  öravgmd'elgy  köravgofiivog. 

Ap.  I,  32.  rov  ip  %vöala  öravgcod^ipra  —  61.  rov 
öravgmd'ivrog  ixl  üoprlov  üiXarov  —  Ap.  11,  6.  roH 
öravga)d'ivrog  ixl  üovrlov  üikarov  —  Dial.  11.  rov 
oravgmd'ivrog  *li]Oov  XgiCrov  —  11.  rov  Cravgw^ivrog 
Xgiarov  —  30.  roü  oravgmd'iprog  Ixl  üovrlov  ÜiXa- 
rov —  34.  *Ii]öov  rov  oravgmd-ivrog  —  35.  rov  öravgco' 
d-ivra  'lijöovv  —  46.  rov  Cravga}d-ivra  ^IijCovv  —  49.  rä 
oravgcod-ivri  Xgior^  —  53.  rov  ioravgmfiipöv  ixdvov  — 

Texte  n.  üntersnohnngeii  X,  5.  ^^ 


306  ^^  KindheitBeTaDgeliam. 

91.  TOP  iaravQCDfiivop  vlov  —  93.  rovrov  rbv  ioravQw- 
fiivop  —  96.  rov  OravQtod'ipToq  Xqiötov  —  106.  tov 
oravQm^ipTog  rovrov  —  112.  rov  oravQwd-ivTog  *Iffiov 
—  116.  TOVTOP  TOP  OravQfDd-ipxa  —  117.  rov  öravj*©- 
B-ipTog  *It]Oov  —  131.  rov  */iyaot3  rov  aravQcod-iprog  — 
137.    ixBtPOP  rop  koravQcofiipop. 

Aus  yorstehender  Liste  wird  ersichtlich,  dass  trotz  der  zahl- 
reichen yarianten  ein  einheitlicher  Typus  des  Taufsymbols  bei 
Justin  vorliegt,  und  dass  in  der  entscheidenden  Stelle  über  die 
Taufe  (Äpol.  I,  61),  wo  in  dem  trinitarischen  Taufbekenntniss 
lediglich  die  Kreuzigung  unter  Pontius  Pilatus  von  dem  Sohne 
Gottes  praediciert  wird,  eine  absichtliche  Abbreviatur  statte 
findet.  (VgL  auch  Bornemann  S.  4  ff.)  Man  kann  ferner  wahr- 
nehmen, dass 

a,  in  der  kleineren  Apologie  nur  eine  einzige  Stelle  (c.  6) 
auf  das  Glaubensbekenntniss  direkten  Bezug  nimmt, 
dass 

b,  in  der  grossen  Apologie  hauptsächlich  die  capp.  13.  21. 
22.  31.  32.  42.  46.  50.  61.  63  fllr  die  Reconstruktion 
des  Taufsymbols  in  Betracht  kommen,  dass  aber 

c,  der  Dialog  in  den  capp.  11.  17.  23.  30.  32.  34.  35.  36. 
38.  39.  41.  43.  45.  46.  48.  49.  50.  52.  57.  63.  66.  67. 
68.  71.  73.  74.  75.  76.  82.  85.  87.  89.  90.  91.  93.  95. 
96.  100.  101.  105.  106.  108.  110.  111.  112.  113.  116. 
117.  120.  126.  127.  131.  132.  137  die  bei  Weitem  reichste 
Ausbeute  gewährt. 

Bornemann  reconstruiert  nun  (S.  23)  das  Tau&yrobol 
Justins  in  folgender  Weise: 

jtiarBvofiep  elg  (kxl)  rop  xariga  rwp  oXop  xäi  öscxo- 

rijp  d-aop' 

xäi  elg  (iju)  rov  xvqiop  rjiimv  ^Ifjoovv  XQtCrov,  rov 

jtQcororoxov  avrov  vlop,  rbv  {xara  rfjp  rov  xarQog  ßov- 

Xfjp)  öia  JtaQd-ipov  yevvijd'ivra  xcä  jtad^ijrbv  jevoiupov 

apd-QiDxov  xäi  oravQwd'ipra  ixl  Bovrlov  üiXarov  xäi 

obtod-apopra  xäi   dpaardpra  ix  vexQäp  xäi  dvaffdvra 

elg  rbv  ovQavbp  xäi  fisrd  öo^r/g  xdXiv  x(Z(fayevijaofiepov 

(xQiri/p  Jtdvrwv  dpd'QtoxtDp)' 

xäi  slg  (ijcl)  rb  ayiov  xQog)fjrixbv  xvevfia. 


§  9.  Der  Einfl.  d.  Kindh^üaeTftngeliYinis  a.  d.  ftlt  Bekenntn.  d.  Kirche.  307 

Bezüglich  der  christologischen  Aussagen  aber,  auf  welchen, 
wie  man  sieht,  der  ganze  Schwerpunkt  des  Symbols  ruht,  sagt 
Bornemann  (S.  21)  selbst:  „Mit  dem  Bekenntniss  der  Himmel- 
fahrt schliesst  die  Dial.  85  mitgetheilte  Formel,  und  es  dürfte 
mindestens  sehr  zweifelhaft  sein,  ob  noch  ein  oder  mehrere 
OHeder  zur  Vervollständigung  derselben  herangezogen  werden 
k^^nnen."  Dnd  in  der  That  gehören  diejenigen  christologischen 
Aussagen,  welche  den  Schlusssätzen  des  Symbolum  Romanum 
xctd^/ievov  ip  ds^ia  rov  jtaxQoq,  o^bv  igxBrat  xgtvai  ^civzag 
xal  vsxQOvg  —  entsprechen,  nicht  zu  dem  festen  Inventar  des 
Justinschen  Symbols.    Dies  wird  evident  aus  folgender 

Übersicht: 

Dial.    36.    xal  avaßaq  xa&lo^  kv  6€§ia  rov  jtaxQoq  — 
32.    xal  xaMC/ovra  avrov  kv  ös^ia  avtov  — 
120.    stQOööoxarai  jtaXiv  xagiosa&ai  iotava^   xAv  veq>S' 

XAv  — 
126.    o§  xal  jtaXiv  ütagiöxat  — 
14.    iv  öo^y  xal  knavco  vetpeXmv  xagioxai  — 
110.    iiBxa  öo^tig  dxo  xAv  ovgapwv  jtagicxat  — 
38.    xal  xaXiV  stagaylvBOd'at  hjil  x^g  yfjg  — 
Ap.  I,  32.    jtgoödox^oovöip  avxov  jtaXiv   xagayevijöofiepov  — 
Dial.    49.    fi^XX^  kv  <Jog^  i§  ovgavAv  jtagaylvBCd-ai  — 
Ap.  I,  51.    Ig  ovgavAv  xagaylvead-ai  fisxa  66§f]g  fiiXXei  — 
Dial.    39.    xal  fisxa   ö6^i]g  jtaXiv  xagar/lvsod-ai  ocal   alciviov 

xf}v  ßaoiXslav  navxmv  xAv  i&vAv  Xi^y>ea&ac  — 
Ap.  1,  52.    fiexa  öo^ffg  Ig  ovgavAv  fisxa  xfjg  ayyeXtx^g  avxov 

öxgaxiäg  Jtagayev^ceod'ai  — 
Dial    34.    JtaXiv  Jtagayivofievog  fisxa  do^rjg  xal  alAviov  xr^v 

ßaOiXelav  Ibxcov  — 
Ap.  I,  50.    JtaXiv  fisxa  ö6§7]g  xagayevi^aexai  — 

52.    Idoöiv  avxov  iv  dog^  xagaysvoftevov  — 
Dial.    86.    ivöo^ov  JtaXiv  Jtagaysv^osc&ai  — 

36.     evöo^og  —  iXevcofisvog  xal  xgixrjg  jtavxoav  Xoutov 

xal  alAviog  ßaöiXevg  — 
52.    XqiCxov  jtäXiv  jiagaysvrjöofievov  Jtgoööoxrjosc  — 
52.    JtaXiv  jtagayevrjaofiBVov  avxov  JtgoööoxAfiev  — 
49.    evöo^og  xal  xgixfjg  axavxcov  iXsvöBxai  — 

132.    xal  JiaXiV  Jtagaysvrjaofisvov  xgixrjv  navxwv  ajtXAg  — 

20* 


308  ^^  EmdheitBeTaiigeliiim. 

Dial.    46.    xaL  ctvr^  öiöorai  x6  TCQtvai  xapxaq  dxXmg,  xtu  ok- 
xov  iariv  rj  cUciviog  ßaOiXsla  — 
118.    9ud  ort  xQiT^g  ^mvxcov  xal  v&cqAv  axavx<üv  ex- 

zog  — 
124.    JtaQiötcu  ccvtog  ot^tog  6  XQicrog,  zfjp  xqIciv  axb 
xavTog  yivovg  avd'Qcixwv  xoiovfievog  — 
Ap.  I,  53.    avTog   xijv  xqIöiv   xov  xavxog  avd-QcoxUov  yivovc 
xoifiCBxat. 
Daf&Ty  dass  diese  Formeln  nicht  zu  dem  ursprünglichen  Be- 
stand des  von  Justin  gebranchten  Taufsymbols  gebort  habeD, 
spricht: 

a,  die   grosse  Zahl  von   tiefer  greifenden  Varianten  and 
Textschwankungen, 

b,  der  sichtliche  Einfluss  der  eschatologischen  Jesusreden, 

c,  das  seltene  Hervortreten  dieser  Formeln  in  der  Apo- 
logie,  ihre  grosse  Häufigkeit  im  Dialoge  (vgL  unten), 

d,  die    geringe    Verknüpfung    dieser    Formeln    mit   den 
sicheren  und  festen  Bestandtheilen  des  Taufsymbols. 

Es  ist  richtig,  was  Bornemann  (S.  22)  sagt:  „ Überhaupt 
wird  gerade  der  Schluss  des  zweiten  Artikels  fftr  unsre  Frage 
am  schwersten  zu  bestimmen  sein.''  Wir  können  daher  f&glich 
von  diesen  unsicheren  Schlussformeln  absehen  und  uns  auf  die 
sechs  christologischen  Aussagen  beschranken,  welche  in  der 
grundlegenden  Stelle  DiaL  85  zusanunengefasst  sind  und  welche, 
genau  betrachtet,  auf  folgende  vier  Hauptpunkte  sich  reduderen, 
die  mit  ihren  Varianten  doch  einen  ganz  deutlichen  Grundiypos 
darstellen  —  einen  Orundtypus,  der  mit  den  symbolischen  Aus- 
sagen bei  Ignatius  und  Aristides  correspondiert: 

1.  Geburt 

dia   jtaQd'ivov   yevvrid'üg  (yepvciiispog,  iyevv^dTi,  axe- 
xvTjd-ri). 

2.  Passion. 

jtad-civ,  J€ad"qx6g 

<$xavQa>d'Big  (koxavQWfiipog,   oxavQOVfismg)   ixl  Üop- 

xlov  üiXaxov 
dxod-apcip  (oxod-p^CxiDP,  axid'avBvy 


§  9.  Der  Einfl.  d.  Kindheitseyangeliams  a.  d.  &lt.  Bekenntn.  d.  Kirche.  309 

3.  Auferstehung. 

ävaarag    {dp^eiQO/isvog ,    iyriyiQd-fu ,    aviöxrj)    hc    {axo 

X&V)   VSXQWP. 

4.  Himmelfahrt. 

dvaßag  {avsQxoiiBVoqj  äps^d-cov,  aveXtjXvd^tog,  äv^Xd-sv, 
dveX^Xvd-sPy  dvißaivsp,  dpaßeßrjxipai,  apsX^q>&fi)  slg 
TOP  ovQapop  {zovg  ovgapovg). 

Bei  der  Vergleichung  der  einzehien  Aussagen  mit  dem  Be- 
kenntniss  bei  Ignatius  und  Aristides  ergibt  sich  folgendes 
Verhältniss: 

1.  Geburt. 

Ignatius  :  og  hc  xagd-dpov  iysvvi^d'rj 
Aristides:        ix  xaQ&ivov  yEPPijd-ivra 
Justinus:        öca  Jtag^ipov  ysppfjd-ipra. 

Wie  Ignatius  (vgl  Epb.  7)  so  kannte  Justin  (vgl.  DiaL 
c.  Tr.  c.  100)  aus  den  eyangelisehen  Berichten  die  Empfangniss 
durch  den  heiligen  Geist  sehr  wohl;  aber  zu  dem  Taufbekennt- 
niss,  dem  sie  folgten,  gehörte  die  Erwähnung  des  heiligen 
Geistes  nicht.  Lediglich  auf  die  Aussage  ysppTjd-^pra  (<=  og 
iYSPPfjd^rj)  kx  (=  öiä)  JtaQd-ipov  beschränkt  sich  dieser  Theil 
des  Zeugnisses  bei  allen  drei  Schriftstellern,  nur  dass  in  dem 
constanten  Gebrauch  des  did  (anstatt  kx  bei  Ignatius  und 
Aristides)  das  Justinsche  Taufsymbol  eine  Abweichung  von 
Ignatius  und  Aristides  hervortreten  lässt. ^) 

2.  Passion. 

Was  die  Passion  betrifft,  so  ist  dies  der  einzige  Haupt- 
punkt, bezüglich  dessen  Bornemann  nicht  zur  klaren  Erkennt- 

1)  Das  in  der  Bekenntnissformel  des  Irenaens  auftretende  caQx<0' 
&ivTa,  von  welchem  Harnack  (PRE^  I,  752)  sagt,  dass  die  einstimmige 
theologische  Haitang  der  altorientalischen  Symbole  in  dem  2.  Artikel  an 
dem  uralten  aaQxwd-ivza  ihre  Wurzel  habe,  gehört  weder  bei  Ignatius 
noch  bei  Aristides  noch  bei  Justin  zu  dem  festen  Bestand  der  christo- 
logischen  Symbol- Aussagen  und  hat  nur  bei  Ignatius  Eph.  c.  7  in  dem 
iv  aagxl  ysvoßsvog  eine  ausnahmsweise  Parallele. 


310  ^^  KmdheitsevuigehQiiL 

nis8  über  die  Aassagen  Justins  hindurchgedrungen  ist  ESs  ist 
ihm  die  Wahrnehmung  entgangen,  dass  xa&ijTog  oder  x4td^oq 
YBPOliSVOQ  mit  xad'civ  bei  Justin  auf  gleicher  Stufe  stdit; 
Bornemann  betrachtet  das  xa^xog  lediglich  als  Zusatz  der 
die  Oeburt  und  Menschwerdung  betreffenden  Aussigen  (daher 
in  der  Beconstruktion  des  Symbols:  xdi  xctO^rop  yspofiepov 
avQ'Qmxov)  und  behauptet  in  Folge  dessen  (S.  18),  «dass  das 
Leiden  zugleich  mit  der  Kreuzigung  und  dem  Sterben  nur  DiaL 
51.  76.  u.  100  genannt  sei,  d.  b.  nur  bei  Beconstruktion  von 
Luk.  9,  22  (bzw.  Mark.  8,  31).^  Das  Irrthümliche  dieser  letzteren 
Behauptung  wird  aus  der  oben  mitgetheilten  Tabelle  durch 
Vergleichung  von  Apol.  I,  63.  Dial.  39.  67.  76.  85.  90.  95.  110. 
111  evident,  woraus  sich  ergibt,  dass  der  Ausdruck  xad^xaq 
gleichbedeutend  ist  mit  3ta9^(ov  oder  vxo/islvag  xad-elp,  wobei 
zu  bemerken,  dass  xad^rog  als  Bestandtheil  des  Symbols  nie- 
mals in  der  Apologie,  sondern  lediglich  im  Dialog  und  in  diesem 
recht  häufig  vorkommt,  sowie  dass  dieser  Ausdruck  xct&fitog 
auch  bei  Ignatius  (£ph.  7)  sich  findet  (Über  den  Zusammen- 
hang der  Varianten  xadTjxog,  xad-civ  mit  dem  iöicox^  des 
Ignatius  s.  unten.) 

Die  Kreuzigung  anlangend,  so  ist  das  OTccvQaf&-eig  als  der 
wichtigste  Bestandtheil  neben  dem  öia  xaQ&evov  Yetnnjd-eig  io 
Justins  Symbol  hervorragend,  ja  in  Apol.  I,  61  als  Abbreviatur 
sämmtlicher  christologischen  Praedikate  gebraucht  Das  in  Dial 
108  auftretende  äqiijXoa&elg  dxo  rov  orar)Qov  erinnert  an  das 
xad^Xcofiivov  des  Ignatius  und  an  das  clavis  in  cruce  affixus 
des  Aristides.  Ebenso  entspricht  das  dxo&arcip  {=  axi^a- 
vep)  Justins  dem  B,e  dieä  ==^  d-apazov  kyevoazo  bei  Aristides 
und  dem  axid'apsp  bei  Ignatius.  Der  Zusatz:  ixl  Hovrlov 
üiXarov,  welcher  auch  Ign.  TralL  c.  9  nicht  fehlt,  markieit 
den  praegnant  historischen  Charakter  des  ursprünglichen 
Taufbekenntnisses.  Bei  Ignatius  variiert  die  Stellung  dieses 
Zusatzes:  TralL  9  ist  derselbe  mit  iöicix^^  (=  exad-ep),  Smym. 
c.  1  mit  xad^X(D(iipop  (=  axavQcnd'ivxoL)  verknüpft,  an  letzter 
Stelle  überdem  durch  ^Hgdöov  xBrqaQXov  verstärkt,  wodurch 
man  an  das  Didascalia-Evangelium  und  das  Evangelium 
Pseudo-Petri  erinnert  wird.    Vgl.  Heft  UI,  712. 

Bezüglich  des  nun  im  Symbolum  Romanum  folgenden:  tuu 
xag>dpxa  constatiert  auch  Bornemann,  dass  dasselbe  in  Justins 


§  9.  Der  Einfl.  d.  KindbeitsevangeliimiB  a.  d.  ftli.  Bekennin.  d.  Kirche.  3]  1 

Symbol  fehlte.  Wenn  er  aber  (S.  20)  sagt:  „Dass  das  Begrab- 
niss  Jesu  kein  besonderes  Glied  in  dem  in  Frage  stehenden 
Symbol  bildete,  folgt  schon  darans,  dass  die  Erwähnong  desselben 
Dial.  118  (rov  d'axTBOd'ai  iiiXkovrog  xcHl  avloxacd-ai  XQUitoiS) 
die  einzige  ihrer  Art  und  noch  dazu  dnrch  die  Exegese  von 
Jes.  57,  2  herrorgerafen  ist"  —  so  mnss  noch  an  DiaL  97:  xcü 
x^oq  kcstigav  iB'atpap  avrov  erinnert  werden,  um  die  Bekannt« 
Schaft  Justins  mit  dem  Begrabniss  als  einer  historischen  That- 
Sache  auch  aus  einer  zweiten  Stelle  zu  erweisen.  Aber  das  ist 
gewiss,  die  Aussage:  xal  raq>ivra  fehlte  in  dem  altorientalischen 
Symbol^  wie  bei  Justin,  so  bei  Ignatius  und  Aristides,  und 
diese  Lücke  bleibt  auch  in  den  späteren  orientalischen  Symbolen 
(bei  Irenaeus,  Lucian,  Eusebius,  Athanasius,  Cyrillus 
V.  AI.  u.  A.). 

3.  Auferstehung. 

Hinsichtlich  der  apacxaotq  fehlt  femer  bei  Justin  hbxcl 
XQBlq  fjiiiQaq  (Aristides)  oder  rg  xqIxt^  V(^^Q9  (Symb.  Rom.), 
wie  auch  bei  Ignatius,  obwohl  da,  wo  Justin  aus  den  evan- 
gelischen Berichten  historisch  referiert,  nämlich  DiaL  c.  97:  elxa 
aviCxTj  x^  xqIxxi  W^Q9  —  ^^^  Erwähnung  dieses  dritten  Tages 
nicht  übergangen  wird.  Dem  Justinschen  ävaöxag,  äviaxt]  ent- 
spricht das  avBßlo}  des  Aristides  und  das  r^fig^  des  Igna- 
tius. Doch  fehlt  bei  Justin  auch  die  Variante  lyriyiQd'ai  und 
avsyuQOfABvoq  nicht.  Ebenso  stimmt  er  einmal  mit  Ignatius 
in  dem  axo  vbxqAv  überein,  während  er  in  der  Regel  die  Va- 
riante: Ix  vexQäv  vertritt. 

4.  Himmelfahrt. 

Endlich  die  dvaXTixpig,  deren  Erwähnung  bei  Ignatius  zu 
vermissen  ist,  hat  bei  Justin  in  der  Regel  durch  die  Form: 
ävaßag  slg  xov  ovgavov  ihre  symbolmässige  Ausprägung  er- 
fahren. Aber  es  kommt  auch  die  mit  Aristides  überein- 
stimmende Variante:  alg  ovQavovg  ävriXd'BV  mit  den  verschiedenen 
anderen  Verbalformen:  aveXriXvd'ev,  avsXriXvd-ivai,  äveX&civ,  dp- 
SQXOfisvog,  dvsXrjXvd-cig  bei  Justin  häufig  vor.  Wie  diese  Va- 
rianten mit  der  weiteren  Lesart  dveX^ifd-i]  auf  einen  gemein- 


312 


Das  KindheitseTaDgeliiim. 


Samen  Ursprung  zurfickzuf&hren  sind,  darQber  siehe  das  Nähere 
unten. 

Sowie  mit  dieser  Aussage  bezüglich  der  dvaXtjipig  der 
Grundstock  des  Justinschen  Symbols  abgeschlossen  ist,  so 
geht  auch  Aristides  nicht  weiter,  während  Ignatius  bereits 
mit  der  apacracig  aufhört,  ohne  dass  man  daraus  irgendwie 
auf  das  Fehlen  der  avaXrppiq  in  seinem  Taufbekenntoiss  zu 
schliessen  hat 

Hiermit  sind  wir  an  dem  Punkt  angelangt,  wo  eine  Neben- 
einanderstellung des  Symbolum  Romanum  und  der  altorienta- 
lischen  durch  Justin,  Ignatius  und  Aristides  aufbewahrten 
christologischen  Symbolaussagen  sich  lohnt. 


Vergleichende  Tabelle. 

Altoccidenta-                       Altorientalisches  Symbol 

lisches  SymboL 

Symbolum          Ignatius 

Aristides 

Justinus 

Romanum 

(Syrien). 

(Griechenland). 

(Palaestina). 

xal     elq     Xqi- 

^Ifjoovv    Xqi- 

TOP  XVQIOP  *If]' 

TUJÜ  Big  TOP  XV- 

OTOV ^IljOOVP, 

CTOP, 

OOVP       XqI" 

QIOP       fjfiSp 

vlov     avtov 

CTOP,        TOP 

^hjöovp  Xqi- 

TOP     (lOVOYB- 

vloPToid-BOV 

CTOP,       TOP 

V^,    TOP    XV- 

9             -- 

TOP       XVQIOP 

{tov    vtpl- 

{xQOnOTO- 

QlOP  ^(icip, 

TlfiAp, 

ÖTOV), 

xop)    avTOV 
viop. 

TOP   YSPPf}9'iP' 

og  hc  jtaQd-ipov 

bc    jtaQd-ipov 

öia     xoQd-ipcv 

TakxjtPBVfia- 

{Maglag) 

yeppfjd'iPTa, 

YSPPf^d-ePTa, 

Tog  äylov  xcu 

iyevprjd-f]. 

MoQlaq    TT^q 

jiaQd-iPov, 

— 

iöicix^V    ^^^ 

— 

xadjjfcop  yspO" 

üoptIov  Hl- 

(iBPOP    (^a- 

XaTov, 

d'6pTa)y 

TOpi^tlUoPTlov 

xaS-fjXcidTj 

ip    T^    CTOVQip 

CTavQ<D&ipTa 

üiXaTQV  öTaV" 

(iöTOVQci&TJ) 

xad-fjXtod'fi 

ixl  UoptIov 

Qtod'iPTa 

ülXcLTOV 

— 

xal  djti&apsp, 

TUÜ  ojtid-apsp^ 

xal  dxo&opop- 

Ta 


§  9.  Der  Einfl.  d.  KindheitseyangeliamB  a.  d.  Bit  Bekenntn.  d.  Kirche.  313 


Alioccidenta- 

Altorientalisches  Symbol. 

lischesSymboL 

Symbolum 

Ignatius      |     Aristides 

Justinas 

Bomanum. 

(Syrien). 

(Griechenland). 

(Palaestina). 

xal  xatpivra, 

— 

— 

T^  rglri^  nfiiga 

og  xal  TifigdTi 

liBxa  XQBlg  Tjni' 

ävaöxdpxa    kx 

avaCTaPtOf 

aXO   VBXQODV. 

Qag  ajto  xAv 

{äxo     xAp) 

ix   V6XQC0V, 

vbxqAv     av- 
icxr/ 

PBXQciP, 

avaßavra    slq 

— 

xal    elg    ovQa- 

ävaßapxa   (ai/- 

rovg    ovQa- 

0 

povgdv^k9'ep. 

BXrjkvd-oxa) 

povgy 

elg    xop    ov- 
gapop    (jovg 
ovQavovg). 

xadTjfiivov    iv 

— 

ös^ia      rov 

• 

jcaxQoq,          ' 

od'BV    iQXBrai 

— 

— 

XQlVCLl      ^AV' 

xaq   xdL    ve- ' 

xQOvq, 

Diese  vergleichende  Tabelle  zeigt  deutlich 

1,  den  GrundiypuB  des  altorientalischen  Symbols, 

2,  die  Verwandtschaft  mit  dem  Symbolum  Bomanum, 

3,  aber  auch  charakteristische  Abweichungen  von  demselben, 

4,  zwischen  den  drei  Vertretern  aus  Syrien,  (Griechenland, 
Eleinasien  und  Palaestina  manche  Variationen,  die  aber 
weniger  den  Inhalt  ab  die  sprachliche  Einkleidung  be- 
treffen. 

Dass  wir  es  hierbei  nicht  mit  einem  blosen  /laOTj/ia  oder 
xfjQvyfuXj  nicht  mit  einem  blossen  Schema  der  katechetischen 
und  homiletischen  Unterweisung  zu  thun  haben,  dass  vielmehr 
wirklich  der  Kern  eines  Bekenntnisses  zu  Grunde  liegt,  dafbr 
spricht  ausser  dem  —  bei  aller  Flüssigkeit  des  Ausdrucks  — 
sich  gleichbleibenden  Inhalt  namentlich  auch  die  Bezeichnung 
ofioXoyla,  ofioXoyelp.  Vgl.  das  Nachstehende.  Übrigens  ist  die 
Mannigfaltigkeit  des  Ausdrucks   in   den  Bekenntnissen  der  drei 


314-  I^  KindheitBerangeliam. 

oder  vier  Provinzialkirchen  yoUkommeii  erklärlich  gegenüber 
dem  einheitlichen  Bekenntniss  einer  geschlossenen  Gemeinde  wie 
der  römischen,  überdem  inhaltlich  eine  geringe  gegenüber  der 
Mannigfaltigkeit  der  Zusätze  in  den  späteren  oocidentalen  Be- 
kenntnissformen. 

Welche  Form  des  Bekenntnisses,  ob  die  altromische  oder 
die  altorientalische,  früher  entstanden,  welche  von  beiden  als  die 
Quelle  der  anderen  zu  betrachten  sei,  ist  hiernach  nicht  schwer 
zu  unterscheiden.  Die  Flüssigkeit  des  Ausdrucks  und  die  Kürze 
des  Inhalts  in  dem  altorientalischen  Bekenntniss  spricht  an  sich 
schon  fär  dessen  höheres  Alter.  Dazu  kommt  no(Ä  ein  Anderes. 
Die  beiden  letzten  Aussagen,  welche  das  Symbolum  Romanum 
für  sich  allein  besitzt,  unterscheiden  sich  von  den  Yoransge- 
gangenen  vier  Hauptbestandtheilen,  die  es  mit  der  altorien- 
talischen ofioXoyla  gemeinsam  hat,  ganz  wesentlich  dadurch, 
dass  dieselben  in  das  transcendentale  Jenseits  und  in  die  Escha- 
tologie  lineinweisen.  Die  vier  Hauptbestandtheile  der  altorien- 
talischen ofioXoyla  dagegen,  welche  die  Geburt,  die  Passion,  die 
Auferstehung  und  die  Himmelfahrt  Jesu  betreffen,  enthalten 
solche  Aussagen,  welche  auf  die  von  den  Evangelien  bezeugten 
wichtigsten  Geschehnisse  des  Lebens  Jesu  sich  beziehen. 
Und  zwar  liegt  in  diesen  Aussagen  eine  wuchtige  Abgeschlossen- 
heit, das  gesammte  Evangelium  von  seinem  ersten  Anfang  bis 
zu  seinem  letzten  Ende  umspannend.  Aus  dem  Evangelium  sind 
zwar  auch  die  beiden  letzten  Sätze  des  Symbolum  Romanum 
genommen,  aber  nicht  aus  dem  geschichtlichen,  sondern 
aus  dem  didaktischen  Theile  desselben,  aus  den  Reden 
Jesu^).  Die  geschichtliche  Auffassung  der  altchristUchen  ofio- 
Xoyla  vertritt  schon  Ignatius  gegenüber  dem  verflüchtigenden 
Doketismus,  ebenso  Justin  mit  seinen  zahlreichen  den  Evange- 
lien entnommenen  geschichtlichen  Belegen,  ganz  besonders  aber 
auch  Aristides  in  seiner  gesammten  Geschichtsconstniktion 
und  der  realistischen  Ableitung  der  XQiCxiavol  von  Jesu  als 
ihrem  genealogischen  Stammvater.  Aristides  betont  dabei 
noch    namentlich  die  evangelische  schriftliche   Tradition  als 

1)  Über  die  Zugehörigkeit  des  xQtvai  gdlfyrac  xai  vsxqovq  snm  Ur- 
evangeliam  vgl.  Heft  II,  200  ff.  die  Erläuterungen  zu  Mt.  16,27,  Über  die 
Perikope  bezöglich  der  dvdXfjtptg  als  Schlussperikope  des  Ürevangeliums 
Heft  III,  800  ff.  die  Erläuterungen  zu  Act  1,4—11. 


§  9.  Der  Einfl.  d.  KindheitBe?aageliDin8  a.  d.  äli.  Bekenntn.  d.  Kirche.  315 

die  Quelle  des  Bekenntnisses:  xovro  ix  x^q  jcag  avxolq  xaXov- 
fiipfjg  svaYyeXix^g  7Qct9>^Q  e^söxl  Cot  yv&vau 

Aus  alledem  ergibt  sich,  dass  das  Symbolum  Romanum, 
welches  den  rein  historischen  Charakter  der  christo- 
logischen  Aussagen  bereits  überschritten  hat,  als  eine 
Fortbildung  der  altorientalischen  6/ioXoyla  betrachtet 
und  die  Entstehung  des  Symbolum  Apostolicum  nach 
seinen  tiefsten  Wurzeln  im  Orient  gesucht  werden 
muss. 

Dahin  weist  auch  die  sprachliche  Analyse  der  altorien- 
talischen Formeln. 

Auf  Schritt  und  Tritt  begegnen  uns  in  den  griechischen 
Sätzen  des  altorientalischen  Taufbekenntnisses  zahlreiche  Syno- 
nyma, eine  Menge  variierender  Ausdrücke,  hinter  denen  doch 
ein  einheitlicher  Typus  nicht  zu  verkennen  ist  Wir  sehen  hier 
ganz  dieselbe  Erscheinung  wie  bei  den  unzähligen  —  cano- 
nischen und  aussercanonischen  —  Varianten  der  synoptischen 
Evangelientexte  und  werden  dadurch  von  selbst  veranlasst,  auch 
auf  einen  gemeinsamen  Erklärungsgrund  dieser  Erscheinung  zu- 
zückzugehen.  Dies  liegt  um  so  näher,  als  —  was  ebensowohl 
der  Augenschein,  wie  das  ausdrückliche  Zeugniss  des  Aristides 
an  die  Hand  gibt  —  die  grossen  historischen  Aussagen  des  Be- 
kenntnisses bezüglich  der  Person  Jesu  aus  der  evayyeXix^  7Q^9>V 
entnommen  sind  und  ein  kurzes  Compendium  des  Evangeliums 
enthalten.  Sollte  nun  nicht  die  Mannigfaltigkeit  der  griechischen 
Übersetzungsvarianten,  in  denen  das  ursprüngliche  semitische 
ürevangelium  sich  uns  praesentiert,  auch  die  daraus  entnom- 
menen christologischen  Aussagen  des  ältesten  Bekenntnisses 
der  Kirche  beeinflusst  haben?  Und  soUte  nicht  bereits  bei  den 
ältesten  judenchristlichen  Gemeinden  die  Urform  des  -Taufbe- 
kenntnisses  in  aramäischer  und  hebräischer  Sprache  vorhanden 
gewesen  sein? 

Die  Nothwendigkeit  der  Bejahung  dieser  Fragen  lässt  sich 
an  einigen  frappanten  Beispielen  mit  Bestimmtheit  nachweisen. 

Dahin  gehört  in  erster  Linie  das  iöicixO'V  des  ignatianischen 
Symbols.    Der  betreffende  Satz  bei  Ignatius: 

iöicix^  i^f'  Hovrlov  üiXaxov  — 
ist  an  sich  befremdlich  und  wird  durch  das  vorausgesetzte  dkij. 
d-cig  noch   viel   befremdlicher.     „  Jesus  —   wahrhaftig  verfolgt 


316  ^1^  Kindheitaevangelittm. 

unter  Pontius  Pilatus!"  Wie  unnatürlich,  die  kurze  Leidenszeit 
unter  Pontius  Pilatus  eine  yiVerfolgung*'  zu  nennen!  Geht  doch 
auch  aus  den  bei  Ignatias  selbst  Yorhandenen  Parallelen  klar 
hervor,  dass  der  Satz  bedeuten  soll:  Tere  passus,  wahrhaft  ge> 
litten  unter  Pontius  Pilatus.  Es  soU  gegenüber  dem  Schein- 
leiden, wie  es  die  Doketen  behaupteten  und  wie  es  auch  das 
doketische  Petrus-Evangelium  Jesu  zuschreibt,  hiermit  das  wirk- 
liche und  wahrhaftige  Leiden  Jesu  betont  werden:  äXtid-Ag 
Ixad'BV  iju  üotnlov  IliXarovl  Aber  wie  ist  diese  ungeschickte 
griechische  Übersetzung  entstanden?  Das  kann  man  lernen  aus 
den  aussercanonischen  Parallen  zu  Mt  5,  10.  Man  vgl. 
Const.  y,  2  :  ytacxovxBq  ort  fiaxagioi 

1.  Petr.  3,  14  :  el  xal  jtaoxoiXB  Öta   öixaioovpfjv,   ficaca- 

QlOl 

Herrn.  Sim  IX,  28,  2:  ol  xad^ovrsg  vjtsQ  rov  ovofiaxoq  xov  vlov 

XOV   O'SOV 

Polyc.  II,  3  :  fiaxagioi    ol    ÖKDxofisvoi    tvsxep    öucaio- 

Mt.  5,  10  :  fiaxaQioi    ol   ösötmyuevoi    ^vexev    öixcuo- 

avri]g. 

Es  ist  hier  ganz  unleugbar,  dass  xaoxovxeg  ==^  jiad-ovxeg  = 
öicoxoiiBPOi  »^  ÖEÖccDyiiivoi  Übersetzungen  eines  gemeinsamen 
Quellenwortes^^smd,  als  welches  0*^2:9)3  erkannt  werden  muss. 
Vgl  Heft  I,  137.  n,65ff.  Dasselbe  nriria,  welches  schon  Jes. 
53,  4  von  dem  leidenden  Messias  gebraucht  worden  ist,  liegt 
dem  jtad^Tjxogy  xct&civ  des  Justin  zu  Grunde  ^),  von  welchem 

das  erstere  auch  bei  Ignatius  sich  findet;  dasselbe  Verbum  MCP 
hat  die  Übersetzung  öicixeaO'ai  wie  Mt.  5, 10  so  auch  hier  ver- 
ursacht. Eine  andere  Erklärung  des  iöicix^^  hei  Ignatius 
gibt  es  nicht.  Hier  ist  also  eine  ganz  sichere  Spur  von  der  ur- 
sprünglichen Abfassung  des  Symbols  in  einem  semitischen  Idiom 
vorhanden. 

Eine  weitere  Spur  derart  findet  sich  in  dem  alternierenden 
Gebrauch  von  xad-ijXovv  und  öxavQOVp.  Im  neutestamentlichen 
Griechisch  fehlt  sowohl  ^kovv  wie  xad-fjXovp,  Im  Septuaginta- 
Griechisch  kommen  diese  Verba  als  ojrag  kByo/iSPa  vor,  nämlich 


1)  Vgl.  Dial.  c.  126:  nad^og  . . .  Aa  ^Hoatov  . . .  xixlfitai. 


§  9.  Der  Einfl.  d.  Kindheitseyangelrams  ».  d.  Ut.  Bekenn^,  d.  Kirche.  317 

in  Ps.  119, 120,  wo  das  hebräische  niSO  von  den  LXX  und  Theo- 
dotion  mit  xad-tjlovPy  von  Aquila  mit  i^Xovv  wiedergegeben 
wird,  indem  hierbei  die  Übersetzer  nicht  der  hebräischen  Be- 
deutung von  TOD  ==  horrere  folgten,  sondern  von  dem  ara- 
mäischen (und  arabischen)  Sinn  des  Wortes:  clavis  affigere  — 
sich  leiten  Hessen.  Insofern  weist  das  xad^Xovv,  welches  Igna- 
tius  und  Aristides  (vgL  dessen  Ausdruck:  clavis  in  cruce 
affizus  est)  als  Synonymen  von  ötovqovv  gebrauchen  und  welches 
auch  bei  Justin  in  dem  dg>riZ(o&Blg  äxo  rov  oravQOV  anklingt, 
auf  eine  aramäische  Urform  des  Taufsymbols  hin. 

Auch  die  Varianten  avaßalvBtv  =  dviQXSOd'ai  =  dvaXtiipd'^' 

vat  gehören  hierher.  Zwar  dvaßalvsiv  und  dvigxBOd^ai  sind 
werthlose  Synonyma.  Aber  bei  dvaXi]g>^fjpac  würde  aus  dem 
Griechischen  allein  eine  Synonymität  mit  dvaßalveip  und  ävig- 
Xsod^ai  nicht  hergeleitet  werden.  Wenn  man  aber  weiss,  dass 
2.  ßegg.  2,  11  bei  der  Himmelfahrt  Eliae  der  hebräische  Urtext 
b^  von  den  LXX  mit  xal  dveX^g)d^  wiedergegeben  ist,  so 
wird  die  gemeinsame  Abstammung  sämmtlicher  für  die  Himmel- 
fahrt Jesu  gebrauchten  Verben  aus  semitischer  Wurzel  evident 
Vgl,  Heft  III,  806  flf. 

Ganz  besonders  beweisend  für  eine  semitische  Urform  des 
Taufbekenntnisses  sind  die  Prädicate,  welche  in  mannigfacher 
Abwechselung  dem  jtvsv/ia  aytov  beigelegt  werden.  Justin 
gebraucht  constant  den  Ausdruck:  to  JtQoq)T]rix6p  Jtvevfia  oder 
To  Jtvevfia  ro  3tQo<prjfcix6v.  (Vgl.  Bomemann  Ö.  23.)  Das  ist 
dasselbe  wie  xo^Hvi^iiia  rrjg  ytQO(pijtBlaq  in  der  trinitarischen 
Stelle  Apoc.  19,  10.  Beide  Ausdrücke  sind  Übersetzungen  von 
riM^n  n^*1,  welcher  terminus  auch  in  jüdischen  Schriften  ge- 
bräuchlich isi  Aber  auch  ro  Jtvevfia  rfjg  ixcc/yeXlaq  (Eph. 
1,  13)  und  xvBvim  rijg  oJtoxaZvipemg  (Eph.  1,  17)  können  als 

Ubersetzungsvarianten  von  nK^^rrt  Jiin  recognosciert  werden. 
Vor  allen  Dingen  aber  findet  der  Ausdruck  jtaQaxXrjrog,  der 
mit  ro  JtvBvfia  xaQdxXrjxov  in  vielen  altkirchlichen  tnnitanschen 
Formeln  wechselt,  als  xvevfia  rrjg  jtaQaxX^oemg  (vgl.  den  Namen 

BaQvdßag  — ,  o  ictiv  fiBd-BQfirjpsvofievov  vlog  JtagaxX^OBcog  — 

Act  4,  36:  nK^13~nä)  seine  endgiltige  und  vollbefriedigende  Er- 
klärung. So  werden  diese  alten  Übersetzungs Varianten:  jtpsvfia 
^po^p^Tixov,  jfPBVfia  r^5  ^S^^^^^5^'  JtPBVfia  zrjg  hxayyBXlag, 


31g  ^  Das  Kindheitseirangeliam. 

jtvBVfia  xoQoxXrixov  ebenso  viele  Zengnisse  fftr  den  semitiachen 
Orandcharaicter  des  altorientalischen  trinitariscken  Symbols. 
Vgl.  Heft  II,  421  ff. 

Hiernach  wird  es  in  hohem  örade  wahrscheinlich,  dass  wir 
in  der  Entwickelung  der  altkirchlichen  ofioXoYla  bis  zam  Sym- 
bolum  Romanum  drei  Stufen  zu  unterscheiden  haben: 

1,  die  in  hebr&ischer  (oder  aramäischer)  Sprache  ab- 
gefasste  trinitarische  Homologie  mit  dem  aus  dem 
Evangelium  geschöpften  Bekenntniss  zu  dem  historischen 
Jesus  von  der  Jungfrauengeburt  bis  zur  Himmelfahrt; 

2,  die  gleichzeitig  in  griechischer  Sprache  ausgestaltete, 
ebenfalls  trinitarische  ofioXoyla  mit  gleichlautendem 
Inhalt,  repraesentiert  durch  Ignatius  (für  Syrien\ 
Aristides  (ftkr  Griechenland),  Justin  (fär  Palaestina 
und  Eleinasien); 

3,  die  Fortentwickelung  zum  Symbolum  Romanum 
unter  Hinzuftigung  der  letzten  eschatologischen  Satze. 

Wenn  das  Symbolum  Romanum  allerspätestens  um  140 
n.  Chr.  zur  Geltung  gekommen  ist,  so  geht  aus  vorstehender 
Untersuchung  hervor,  dass  der  Archetypus  fQr  die  altorientalischen 
Taufisymbole  mit  Sicherheit  bis  in  die  ersten  Jahrzehnte  des 
2.  Jahrhunderts  zurückverfolgt  werden  muss  (vgL  auch  Borne- 
mann S.  27).  Vollends  aber  die  aramäische  oder  hebräische 
Grundform  muss  sicherlich  in  einer  Zeit  entstanden  sein,  in 
welcher  Apostel  noch  lebend  und  vrirksam  waren. 

Zu  dem  Namen  6(AoXoyla  imd  dem  bei  Aristides  gerade 
an  der  trinitarischen  Stelle  hervortretenden  ofioXoyelv  ver- 
gleiche man  noch  Jusi  DiaL  c.  47:  qwXaooeiP  xt^v  elq  xbv  Xqi- 
cxbv  xov  d-eov  ofioXoylav,  Dial.  c.  108:  xmv  ofioXoyovv^ 
xfov  Xqioxov,  c.  64:  x^g  ofioXoylag  mxov  sc  xov  Xqiotov. 
und  namentlich  auch  Ap.  I,  39:  ^6da}g  ofioXoyovvxeg  xov 
Xgiöxbv  axod-vi^oxofiev ,  an  welcher  Stelle  die  o(ioXoyLa  der 
Christen  mit  dem  Fahneneid  der  Soldaten  {ofioXoyla)  parallelisiert 
wird,  sowie  1.  Tim.  6,  12:  co/ioXoytjoaq  xtjP  xclX^p  ofioXoylav, 


Aus  vorstehender  Untersuchung  geht  dreierlei  hervor:  erst- 
lich der  historisch  gemeinte  Charakter  der  im  ursprüng- 
lichen orientalischen  Symbol  enthaltenen  christologischen  Aus- 
sagen,  zweitens   die  von  Anfang  an   unbestrittene  Geltung  der 


§  10.  Liter&rkritische  G^esammtergebnisBe.  319 

Jnngfrauengeburt  als  einer  historischen  Thatsache  auf 
gleicher  Linie  mit  dem  Kreuzestod  unter  Pontius  Pi- 
latus, drittens  der  wahrscheinliche  Gebrauch  des  Taufsymbols 
auch  in  den  ältesten  judenchristlichen  Gemeinden. 

Dieser  dritte  Punkt  findet  seine  Illustration  durch  das  erste 
canonische  Evangelium,  welches  als  die  älteste  Urkunde  des  Ju- 
denchristenthums  den  trinitarischen  Taufbefehl  (Mt  28,  19)  ver- 
tritt und  zugleich  die  Jungfrauengeburt  Jesu  bezeugt.  Die  letzte 
Wurzel  aber  fttr  die  christologische  Symbol- Aussage:  ix  jtaQd-i- 
vov  ysvvrid'ivxa  —  ist  in  den  ?W|;  tlilbiP  zu  erkennen. 

§  10. 

LlterSrkrltische  Oesammtergebnlsse. 

Zurückblickend  auf  den  vollendeten  Gang  vorstehender  Un- 
tersuchungen können  wir  nunmehr  die  oben  in  §  2.  S.  28  f.  auf- 
gestellte grundlegende  These  bestätigend  wiederholen  und  zu- 
gleich auf  folgende  Weise  ergänzen: 

Das  vorcanonische  Kindheitsevangelium  war  die  unter  dem 
Titel:  n'^tötan  Tm"^  tfrhyp\  n»  in  hebräischer  Sprache  ver- 
fasste,  frühzeitig  (als  BlßjLog  yeviOBwg  'Irjöov  Xqiotov)  ins 
Griechische  übersetzte,  nach  dem  Vorbilde  des  Büchleins 
Ruth  eingerichtete,  also  auch  mit  einem  Geschleohtsregister 
versehene,  Familiengeschichte,  eine  einheitliche  Darstellung 
der  Geburts-  und  Kindheitsgeschichte  Jesu  enthaltend,  eine 
Schrift,  welche 

a,  bereits  f&r  die  paulinische  Ghristologie  von  entschei- 
dendem Einfluss  gewesen, 

b,  von  dem  ersten  Evangelisten  für  die  Tendenz  seiner 
Schrift  eklektisch  verwendet, 

c,  in  den  übrig  gebliebenen  Partien  von  dem  dritten 
Evangelisten  als  einzige  Quelle  f&r  Jesu  Geburts- 
und Kindheitsgeschichte  benützt, 

d,  von  dem  vierten  Evangelisten  im  Prologe  zur  Ba- 
sis seiner  tiefsinnigen  christologischen  Meditation  er- 
hoben, 

e,  auch  von  dem  Apokalyptiker  gekannt  und  verwer- 
thet. 


320  ^^  Kindheüaevangeliam. 

f,  später  noch  von  Justin  i^  das  Qewebe  seiner  Christo- 
logie  auf  das  fleissigste  eingewoben  und  nach  einer 
aussercanonischen  Becension  oder  Version  mit  Vorliebe 
citiert, 

g,  auch  bereits  langst  vor  ihm  mit  ihrer  wichtigsten  Aus- 
sage bezüglich  der  xaQd'SvoYivsia  ia  das  älteste  Be- 
kenntniss  der  Kirche  aufgenommen, 

h,  endlich  auch  zu  den  Missbildungen  der  apokryphen 
Kindheitseyangelien  sowie  der  jüdischen  Schmäh- 
schrift: $W'^  nilbip)  der  Anstoss  geworden  ist. 

Ohne  Zweifel  ist  daher  der  rT'tbrn  TitO^  niliiPl  ISHO  neben 
den  TütO^  *^"!^'?v  den  AoytOy  die  bedeutendste  und  einflussreichste 
Schrift  der  yorcanonischen  urchristlichen  Literatur  gewesen. 
Die  theologische  Forschung  hat  sich  einer  Versäumniss  schuldig 
gemacht,  indem  sie  nicht  ernstlicher  beflissen  gewesen  ist,  das 
auf  den  literarischen  Quellen  der  Eindheitsgeschiohte  Jesu  lastende 
Geheimniss  zu  lüften.  Wohl  wird  es  nach  dem  Tolligen  Unter- 
gang der  urchristlichen  hebräischen  Quellenschriften  niemals 
gelingen,  jene  im  Schosse  der  Vergangenheit  begrabene  Literatur 
wieder  aufzuwecken  und  in  ihrer  ursprünglichen  Gestalt  der 
Ilachwelt  vor  die  Augen  zu  stellen.  Alle  Beconstruktionsyer- 
suche  werden  wie  in  zahlreichen  Einzelheiten  so  auch  im  Bezug 
auf  das  Ganze  den  Charakter  des  Problematischen  an  sich  tragen. 
Aber  in  Betreff  der  Quellenschrift,  deren  Bestandtheile  haupt- 
sächlich in  La  1.  2.  Mt  1.  2  conseryiert  sind,  wird  man  doch  ein 
bestimmtes  ürtheil  in  folgenden  Punkten  der  allgemeinen  An- 
erkennung empfehlen  dürfen. 

Erstlich:  Jesu  Kindheitsgeschichte  basiert  auf  einer  ein- 
heitlichen —  in  hebräischer  Sprache^)  yerfiasst  gewesenen  — 


1)  Bezüglich  der  Sprache  der  n«?^  nS-rVSp  ist  noch  anzumerken,  dass 
die  in  §  5  gegebene  hebräische  Retroversion  selbstverst&ndlich  an  die 
hebräischen  Neuen  Testamente  von  Delitzsch,  Salkinson,  Dalman 
(auf  Grund  selbstständiger  Prüfung)  sich  anschlieest,  mithin  dem  biblischen 
Hebräisch  nachgebildet  ist,  und  dan  Einflechtnngen  von  Aramaismen, 
welche  in  der  späthebräischen  Sprache  des  Originals  wahrscheinlich  nicht 
gefehlt  haben,  als  eventuelle  Willkürlichkeiten  unterlassen  und.  Qaster, 
der  Herausgeber  des  hebräischen  Urtextes  zu  dem  Testamentum  Naph- 
thali  (vgl.  Heft  IV,  11.  149),  welcher  jetzt  mit  weiterer  Herausgabe  ähn- 
licher hebräischer  Qnellentezte  zu  Sirach,  Judith,  4.  Esra  u.  s.  w. 
beschäftigt  ist,  constatiert,  dass  alle  diese  Texte  denselben  sprach- 


§  10.  Literirlantische  Offlammtergebnisse.  321 

Qaellenschrift,  die  an  innerer  Gkechlossenheit  Niohts  Ea 
wünschen  übrig  lässt 

Zweitens:  jene  Quellenschrift  der  9^tD^  MTlbin  trug  den 
Stempel  literarischer  Vollendung,  sofern  ihr  in  ihren  eraih- 
lenden  Partien  der  edelste,  einfachste  historische  Stil, 
in  ihren  poetischen  Bestandtheilen  der  Charakter  begeisterter 
Psalmendichtnng  zn  eigen  war. 

Drittens:  das  Kindheitseyangelium  der  TfO^  rvrbiP  wollte 
seinerseits  nicht  yon  ferne  als  eine  poetische  Fiktion  gelten, 
sondern  viehnehr  eine  ernsthafte,  ruhige,  durchaus  objektiv 
gehaltene  Geschichtserzählung  darbieten. 

Viertens:  in  diesem  Sinne,  nämlich  als  eine  der  wich- 
tigsten Oeschichtsquellen,  ist  die  Urschrift  des  Kindheits- 
evangeliums  nicht  nur  von  Mi,  sondern  namentlich  auch  von  Lc, 
welcher  ohne  diese  Quelle  sein  aPm&sv  gar  nicht  zur  Ver- 
wirklichung hätte  f&hren  können,  und  ebenso  von  Johannes,  der 
eine  von  ihm  als  poetische  Fiktion  erkannte  Schrift  nimmer« 
mehr  zur  Grundlage  seines  Prologs  gemacht  haben  würde,  be- 
trachtet und  anerkannt  worden. 

Fünftens:  der  historische  Werth  der  T\tS']  tiilbin  liegt 
in  der  That  nach  nicht  wenigen  Seiten  vor  Jedermanns  Augen 
offen  zu  Tage.  Hierüber  noch  einige  Worte,  soweit  sie  fftr  die 
literarische  Kritik  unentbehrlich  sind. 

Klein  an  Umfang  und  doch  von  weltgeschichtlicher  Bedeu* 
tung,  eine  reine  Familiengeschichte  und  doch  getragen  von  einem 
universalen  Gesichtskreis  — ,  christlich,  speciell  christologisch, 
durch  und  durch  und  doch  vorchristlich  im  Vergleich  zur  übrigen 
canonischen  Literatur  — ,  rein  alttestamentlich  in  seiner  sprach«* 
liehen  Gestalt  und  doch  neutestamentlich  nach  Ziel  und  Gehalt  — , 
voll  der  tiefsten  Geheimnisse  und  doch  von  einer  naiven  Schlicht- 
heit, wie  man  sie  nirgends  wiederfindet,  voll  von  rein  mensch- 
lichen Details  und  doch  die  Unterlage  der  erhabensten  Specu- 


liehen  Charakter  haben,  wobei  die  älteren  an  den  Wortlaut 
der  Bibel  lich  enger  anschmiegen,  während  bei  den  späteren 
die  Sprache  etwas  freier  gehandhabt  werde.  Wie  dieser  hervor- 
ragende Kenner  der  jüdischen  Literatur  von  der  Annahme  eines  ara- 
mäischen Urevangelinms  „gründlich  abgekommen''  ist  and  za  einem 
hebräischen  Ürevangelium  sich  bekehrt  hat,  wird  an  anderer  Stelle  mit- 
getheilt  werden. 

Texte  Q.  üntersuohnngen  X,  5.  21 


322  ^^  Eindheitseyaiigeliani. 

lation  wie  die  des  johanneischen  Prologs  —  athmet  dieses  Buch 
eine  Ruhe,  welche  von  den  Kämpfen  der  apostolischen  Zeit 
Nichts  ahnen  lässt.  Dabei  gewährt  es  die  wichtigsten  EinbUcke 
in  die  jüdische  Zeitgeschichte  nach  einer  Seite,  welche  Ton 
der  coätanen  jüdischen  Literatur  vollständig  verschlossen  gehalten 
wird.  Die  jüdische  Literatur  des  letzten  Jahrhunderts  der  vo> 
christlichen  und  des  ersten  Jahrhunderts  der  christlichen  Zeit- 
rechnung zeigt  uns  auf  der  einen  Seite  die  gesetzliche  Kichtong 
des  jüdischen  Geistes  erstarrend  im  Pharisäismus  und  in  dem 
beginnenden  Talmudismus  oder  auch  in  trockener  Nützlichkeits- 
moral, auf  der.  anderen  Seite  die  prophetische  Begabung  des 
Volkes  ausartend  in  groteske  Apokalyptik  und  eschatalogische 
Fantasien.  Hier  aber  weht  uns  der  Geist  einer  wiedererwachten 
reinen  alttestamentlichen  Prophetie  entg^en,  welche  vor  der  sich 
öffnenden  Pforte  des  Neuen  Testsments  in  herzergreifenden  Tonen 
sich  hören  lässt,  wohl  bekümmert  (vgl.  Lc.  2,  34),  aber  nicht  ge- 
stört durch  den  Streit  der  Partien,  welcher  das  jüdische  Volk 
zerfleischt  und  diese  prophetische  Erwartung  lebt  in  stillen, 
frommen,  unter  sich  eng  verbundenen  Kreisen,  von  deren  Existenz 
die  übrige  jüdische  Literatur,  die  Parteiliteratur,  nichts  ahnen 
lässt  — ,  ein  Gegenstück  zu  der  Erscheinung,  dass  der  jüdische 
Geschichtsschreiber  Josephus  die  Existenz  und  Wirksamkeit 
Jesu  todt  zu  schweigen  vermocht  hat.  und  doch  fordert  die  ge- 
schichtliche Erwägung  das  Vorhandensein  solcher  stillen  Kreise, 
in  denen  man  sich  befleissigte,  die  Gerechtigkeit  aller  gesetz- 
lichen Vorschriften  zu  erfüllen,  und  gleichwohl  durchdrungen 
war  von  der  Sehnsucht  nach  dem  Neuen  in  Erfüllung  alt- 
testamentlicher  Verheissung:  XQooöexofievoi  xaQaxXi]OeP  zov 
^löQariX  (Lc.  2,  25)  =  JtQoööexofiepoi  kvTQtoCiP  iv  %Qovaa2,i^fi 
(Lc.  2,  38).  Ohne  solche  Persönlichkeiten^  wie  sie  das  Kindheits- 
evangelium uns  vorführt:  Maria  und  Joseph,  Zacharias  und  Eli- 
sabeth, Simeon  und  Hanna  und  Johannes  den  Täufer,  aus 
welchen  Kreisen  auch  die  ersten  Jünger  Jesu  hervorgegangen 
sind  (vgl  Job.  1,  29 — 52),  würde  für  die  Jugendentwickelung 
Jesu  die  entsprechende  geistige  Athmosphäre  und  für  sein 
Manneswirken  die  erste  Anknüpfung  gefehlt  haben.  Auf  einzig- 
artige Weise  füllt  hier  das  Kindheitsevangelium  in  der  zeitge- 
schichtlichen Literatur  eine  Lücke  aus«  die  uns  aufs  Schmerzlichste 
fühlbar   werden   würde,  wenn  uns  das  Eändheitsevangelium  ge- 


§  10.  Liierärkritiflche  Gesammtergebnisse.  323 

nommen  und  sein  Inhalt  unsrem  Yorstellungskreis  entrückt 
werden  sollte. 

So  ist  das  Kindheitseyangelium  mit  seiner  reinen  alttesta- 
mentlichen  Gestalt  eine  für  die  ganze  Periode  seiner  Entstehung 
einzigartige  literarische  Erscheinung.  Während  in  der  gleich- 
zeitigen Literatur  des  Judenthums  der  reine  Geist  des  Alten 
Testaments  verschwindet  und  während  das  jüdische  Volk  den 
Parteien  anheimfallt,  die  ein  fremdes  hinzubringen,  sehen  wir 
hier  einen  reinen  Samen  (iD'lp  !Py^  —  Jes.  6,  13)  erhalten 
und  erblicken  darin  einen  versöhnenden,  neue  herrlichere 
Frucht  verheissenden  Abschluss  der  alttestamentlichen  Ent- 
Wickelung. 

In  einzigartiger  Weise  bildet  daher  das  Eindheitsevangelium 
die  literarische  Brücke  zwischen  dem  Alten  und  dem  Neuen 
Testament.  Und  diese  Mittlerstellung  der  ?5|10;;  ni"6iP\  zwischen 
Altem  und  Neuem  Bund  ist  verkörpert  in  derjenigen  Persönlich* 
keit,  welche  dem  Kindheitsevangelium  recht  eigentlich  ihren 
Stempel  aufgeprägt  hat,  in  Jesu  Mutter,  in  Maria.  Was  wir 
über  dieselbe  aus  den  T\1D'^  *''!)?'^»  wie  sie  in  den  drei  synop- 
tischen Evangelien  vorliegen,  erfahren,  ist  äusserst  dürftig.  Was 
Johannes  über  Maria  berichtet,  ist  bedeutend  mehr  und  dabei 
dem  Kindheitsevangelium  besonders  congenial.  Vgl  Joh.  19,  25 
mit  Lc  2,  35.  Aber  das  Beste,  was  wir  über  Maria  wissen,  ver- 
danken wir  den  i^^ti;;  nilbin.  Diese  ganze  Schrift  athmet  Ma- 
rias Geist.  Auch  wo  nicht  ausdrücklich  von  ihr  die  Bede  ist, 
steht  sie  ungesehen  dahinter.  Wenn  man  annehmen  dürfte,  dass 
die  $!)1D^  nilbin  aus  Aufzeichnungen  oder  wenigstens  Mitthei- 
lungen der  Maria  hervorgegangen  seien,  so  würde  damit  das 
Dunkel  gelichtet  sein,  welches  auf  dieser  Schrift  ruht  Der 
sprachliche  Charakter  des  Alten  Testaments,  in  welchem  Maria 
lebte  und  webte,  einerseits  ^),  die  unausgesprochene  zärtliche  Liebe 


1)  Wenn  die  Maria  des  KindheitBevangelioms  nach  dieser  Seite 
richtig  gezeichnet  ist,  nämlich  als  eine  Südpalaestinenserin,  welche  das 
Hebräische  als  ihre  Muttersprache  gebrauchte,  welche  als  Fsalmendichterin 
hebräisch  dachte,  dichtete,  betete,  so  ergibt  sich  von  hier  aus  ein  wich- 
tiges Praejudiz  ftlr  „Jesu  Muttersprache",  d.  h.  (im  unterschied  von 
der  nebenhergehenden  Umgangssprache)  diejenige  Sprache,  in  welcher 
Maria  mit  ihrem  Sohn  verkehrt,  in  welcher  sie  ihn  von  Jugend  auf 
sprechen,   denken,   beten  gelehrt  hatte.     Vgl.   hierzu,   was  ich  in  Heft 

21* 


324  ^^  KmdheitfleTangeliiim. 

ftr  das  Kind,  aus  welchem  der  Stifter  des  Neuen  Testamentes 
sich  entwickebi  sollte,  andererseits,  dazu  die  genaue  Vertrautheit 
mit  allen  einzelnen  Umstanden,    die  unleugbare  Bekanntschaft 
mit  den   in  Mitwirkung  tretenden  Persönlichkeiten,   das  Alles 
würde   sich   ungezwungen   erklaren,   wenn  Maria,   die  Psalmen- 
Sängerin,   ihren   eigenen  Lobpsalm  niedergeschrieben  und  ihre 
personlichen  Er&hrungen   bezüglich    der  Oeburt  und  Kindheit 
ihres  Sohnes  ftkr  sp&teren  Gebrauch  einer  verschwiegenen  Bolle 
anvertraut    hätte.      Man   würde    dann    auch  verstehen,   warum 
Maria  allein  unter  all  den  frommen  Persönlichkeiten  des  Kind- 
heitsevangeliums  eine   lobende   Anerkennung  von  Seiten 
des  Autors  nicht  erfahren  hat.    Während  Joseph  (Mi  1,  19) 
als  ölxaiog   cov,   Zacharias  und  Elisabeth  (Lc  1,  6)  als  dixcuoi 
afKpOTBQOt  ivavxlov  rov  d^eov.  xoQevofisvoi  iv  xaoaig  vatg  kv- 
ToXalq  xal  dixaicifiaciv  rov  xvglov  a/iSfurroi,  Simeon  (Lc  2,  25; 
als  avd-Qwjtoq  &eov,  ölxaioq  xal  svXaßi^g,  Hanna  (Lc  2,  3B.  37) 
als   :n:Qoq)fJTig ,   vrjOxüaiq  xal   ösi^ösoi  jtQoOfiipovoa  vvxra  xai 
ffliigaVy  charakterisiert  werden,  vrird  Maria  (Lc.  1,27)  lediglich 
als  eine  xag^ivoq  eingeführt  und  jedes  anerkennende  Wort  über 
sie  vermieden.    Aber  die  keusche,  reine  xagd-ipog,  die  fromme 
demüthige  dovZfj  yevgloVj    die  jauchzende  Psalmensängerin,  die 
zukünftige  Mutter  der  Schmerzen  (Lc.  1, 35),  die  in  dem  Worte  des 
Alten  Testamentes  lebende  Denkerin  und  Dichterin,  rov  Xoyov 
gwXaööovOa  xal  cvfißdXZovoa  (vgl  Lc.  11,  28  mit  Lc.  2,  19.  51) 
erscheint  als  eine  concrete  historisch-lebendige  Persönlichkeit  so 
fassbar  vor  unseren  Augen,  wie  man  sich  die  Mutter  Jesu  gar 
nicht  anders  vorzustellen  vermag,  und  wie  doch,  wenn  das  Eind- 
heitsevangelium  nicht  vorhanden  wue,  keine  menschliche  Fan- 
tasie  diese    einzigartige  Gestalt   der   Maria    würde    haben    er- 
denken können.    So  prägt  die  Qestalt  der  Maria  dem  historiachen 
Charakter  des  Eindheitsevangeliums  erst  recht  den  unauslösch- 
lichen Stempel  unverfölschter  Geschichtlichkeit  auf. 

Sowie  mithin  die  ?^1D^  mitbin  nicht  als  eine  Dichtung, 
nicht  als  eine  Fiktion  von  ungeschehenen  Thatsachen,  sondern  als 
eine  historisch  getreue  Relation  der  mit  der  Geburt  und  Kind- 
h^t  Jesu  zusammenhängenden  Ereignisse  betrachtet  sein  wollen. 


IV,  223.  224   über  „Jesu   Muttersprache"   von  Arnold   Meyer  aus- 
geführt habe. 


g  10.  LiteaftTkritiMhe  GeMmmtergebniMe.  325 

SO  nnd  in  dieser  Schrift  thatsaclilioli  zahlreiche  Elemente  ror- 
handen,  welche  von  jedem  Eritikei  als  lÜBtorisob  anerkannt 
werden  müsaen. '] 

Was  trotzdem  viele  Kritiker  Teranlaeat,  den  in  Lo.  1.  2  nnd 
Mt.  1.  3  enthaltenen  Nachrichten  Qber  Gebort  tind  Kindheit  Jeia 
den  rein  hiatorimhen  Charakter  abzusprechen  nnd  mindestens 
eine  starke  Beimischung  s^enhaftor  Elemente  anzunehmen, 
das  sind  neben  einigen  Einzelheiten,  welche,  wie  wir  sahen,  auf 
Rechnung  der  Redaktoren  zurfickzufahreü  sind,  hauptsächlich 
nur  zwei  Dinge:  einmal  die  häufigen  Angelophsnien,  von 
denen  das  Eindheitsevangelium  durchzogen  ist,  imd  sodann  die 
xae&svoYiveta  Jesu,  in  welcher  dasselbe  gipfelt. 

£s  ist  daher,  was  zunächst  den  ersten  Hauptpunkt  betrifft, 
erklärlich,  wenn  B.  Weiss,  um  den  historischen  Charakter  der 
Kindheitsgeschichte  zu  retten,  die  Angelophanien  auf  „schrift- 
stellerische Auffassung  und  Einkleidung'  zurückfahren  will. 
Vgl.  Weise,  Leben  Jesu  I,  213  und  dagegen  Beyschlag,  Leben 
Jesu  1,  152^.  Die  Ausfahrung  dieses  Weissschen  Unternehmens 
st  aber  eine  literarische  Unmöglichkeit,  Nach  Beseitigung  der 
Angelophanien  wfirde  ein  völlig  unbrauchbarer  Context  Qbrig 
bleiben.  Die  Angelophanien  bilden  einen  integrierenden  Bestand- 
theil  der  ?^V^  rilisin,  deren  historische  Glaubwürdigkeit  mit 
ihnen  steht  nnd  fallt.  Es  ist  aber  nicht  blos  ganz  unmöglich, 
sondern  auch  ganz  unnöthig,  die  Engelerscheinungen  aus  dem 
Kindheitsevangelium  zu  streichen.  Man  darf  nur  den  risio- 
nären  Charakter  der  biblischen  Angelophanien  nicht  verkennen. 
Man  soll  nur  nicht  vei^essen,  dass  dieser  visionäre  Charakter 
der  Engelerscheinungen  gerade  auch  dem  KindbeitseTangelium 
eignet  Man  vgl  wegen  der  lucanischen  Partien  den  Ausdruck 
oxraala,  welcher  Lc.  1,  22  erst  am  Schlüsse  der  Erzählung 
die  visionäre  Art  des  berichteten  Vorgangs  ganz  gelegentlich 
charakterisiert,  sowie  wegen  der  von  Mt  erhaltenen  Perikopen 
das  61  ögäftaroq  Justins  zu  Mt  1,  20.^)  Selbst  da  a 
der  Charakter   der  Vision   nicht   ausdrücklich   betont   w 

1)  Man  beacbte,  wie  ScbDrer  aeiner  Geschichte  dea  jO 
Tolkei  im  Zeitalter  Jesu  vielfache  wetthvoUe  Besuguahmeii 
1.  'i  DDd  Lc  1.  3  eingewoben  hat 

2]  EbeuH)  der  Syr.  SiiL  (vgl.  oben  9. 113),  «owie  auch  Ephi 
MQringer  p.  30  zu  Mt  2, 12:  „in  riaioiie". 


326  ^M  KindheitBevangeliam. 

derselbe  wie  bei  den  altiestamentlichen  so  bei  den  Angelopha- 
nien  des  Eindheitseyangeliums  stillschweigend  yoranszasetzen 
und  f&r  die  subjektive  Seite  der  Vorgänge  in  Anrechnung 
zu  bringen.  Zu  diesen  subjektiyen  Elementen  der  im  Kindheits- 
evangelium  berichteten  Angelophanien  gehört  ohne  Zweifel  der 
Engelname  FaßQitjX  (Lc.  1,  19.  26),  welcher  der  späteren  Ent^ 
Wickelung  des  alttestamentlichen  Vorstellungskreises  entspricht 
Vgl  Dan.  8,  16.  Dagegen  die  Vision  lobsingender  Engelschaaren 
(Lc.  2,  13.  14)  trägt  ganz  den  Charakter  .frühester  alttestament- 
Ucher  Prophetie.  Vgl.  Jes.  6,  1  £F.,  auch  1.  Reg.  22,  19,  wo  xäöa 
tj  Organa  rov  ovQavov  dem  Seher  erscheint  ^ 

Auch  die  Häufigkeit  der  in  den  pitD*^  nilbin  berichteten 
Angelophanien  darf  nicht  Wunder  nehmen.  Wenn  einmal  die 
Gemüther,  hochgespannter  Erwartungen  voll,  ekstatisch  bewegt 
und  erregt  waren,  so  konnte  leicht  der  Zustand  eintreten,  den 
später  Jesus  selbst  dem  Nathanael  gegenüber  ( Joh.  1,  52)  ge- 
kennzeichnet hat  mit  den  Worten:  afifjP  dfif]P  Uyo}  vfUp,  otpeod^t 
TOP  ovQapop  dpewyota  xal  rovg  ayyiXovq  xov  d^eov  dpaßai- 
vopxaq  xal  xaraßolpoptag  ijtl  top  vIop  tov  äpd-Qwxov,  So 
wenig  die  visionäre  Theophanie  und  Angelophanie,  welche 
Jesaias  bei  seiner  Berufung  erlebte,  seinem  Bericht  in  Jes.  6  den 
historischen  Charakter  zu  rauben  vermag,  ebenso  wenig  reichen 
die  Angelophanien  des  Kindheitsevangeliums  hin,  dieser  Schrifl 
ihren  geschichtlichen  Werth  zu  nehmen. 

Es  bleibt  mithin  unter  den  f&r  einen  sagenhaften,  unhisto- 
rischen Charakter  des  Kindheitsevangeliums  vorgebi'achten  Gründen 
ernstlich  nur  die  jtaQd-BPOYipsia  übrig,  in  deren  BeurtheQung 
allerdings  die  Geister  ohne  Hoffnung  auf  Verständigung  sich 
scheiden.  Ohne  mich  daher  an  dieser  Stelle  auf  historische  Er- 
örterungen  oder  dogmatische  Erwägungen   einzulassen,  möchte 


1)  Wenn  Weiss  (Leben  Jesu  I,  215]  betont,  dass  nacb  Mt  der  '^vMa 
tijn^,  nach  Lc.  der  Engel  Faßgi-^k  als  der  Empfänger  der  Offenbamngen 
gedacht  werde,  dass  nach  Mt.  dem  Schlafenden  (xat*  SvaQ\  nach  Lc.  den 
Wachenden  die  Angelophanien  za  Theil  geworden  seien,  so  ist  darauf  hin- 
zuweisen, einmal,  dass.  auch  nach  Lc.  der  nirn  ^icVb  (Lc.  2,9}  bedeutsam 
hervortritt,  und  sodann,  dass  das  xar*  ivag  des  Mt.  zu  den  schriftr 
stellerischen  Eigenthümlichkeiten  des  ersten  Evangelisten  gehört,  vielleicht 
nur  als  eine  Übersetzungs Variante  des  quellenmässigen  riTRi|)  {6i  igdfia- 
zog)  zu  betrachten  ist.    Vgl.  oben  S.  113.  153.  155.  285. 


§  10.  Literftrkritische  Gesammtergebniase.  327 

ich  yielmehr  auf  folgende  literärkritische  Bemerknngen  mich  be- 
schranken. 

Die  jtagO'BvoyivBia  bildet  nicht  nur  einen  integrierenden 
Bestandtheil  der  ^V$^  nilbin  in  der  Urschrift,  sondern  auch 
ihren  Gipfel-  und  Höhenpunkt.  Vergleicht  man  das  Eindheits- 
evangelium  mit  einem  von  Rubinen  eingefassten  Diamanten, 
ist  das  Streichen  der  Angelophanien,  wie  sie  B.  Weiss  versucht 
hat,  so  viel  als  wollte  man  aus  der  Fassung  die  Bubinen  heraus- 
nehmen^); die  Annahme  aber,  dass  die  jungfräuliche  Geburt 
Jesu  einer  späteren  Interpolation  ihren  Ursprung  verdanke,  eine 
Annahme,  welche  mit  Anderen  Hillmann  vorgeschlagen  hat, 
ist  ein  Herausbrechen  des  Diamanten  selbst.  Auf  diesem  Wege 
entsteht  aus  dem  Eandheitsevangelium  ein  verstümmelter  Torso. 
Man  muss  also  entweder  das  Kindheitsevangelium  mit 
der  jtaQd-BvoyivBia  annehmen  oder  es  um  der  jtagß'S- 
voyivBia  willen  der  Hauptsache  nach  verwerfen. 

Die  drei  Evangelisten,  Mt.,  Lc.  und  Joh.,  haben  den  ersteren 
Weg  gewählt.  Keiner  von  ihnen  hat  es  gewagt,  die  Quellen- 
schrift des  Kindheitsevangeliums  ohne  die  jtagd^spoyivsia  zu  ver- 
werthen.  Vielmehr,  steht  dieselbe  bei  allen  drei  Evan- 
gelisten im   Centrum. ^)    Und   wenn  man  vielleicht  von  Mt. 


1)  Trotz  des  Widerspmcha  gegen  Weiss  an  dieser  Stelle,  ist  doch 
seine  Darlegasg  der  Kindheitsgeschiclite  Jesu  (Leben  Jesu  1,  201 — 270)  als 
eine  höchst  werthvoUe  zu  bezeichnen  und  immer  von  Neuem  sorgfältiger 
Beachtung  zu  empfehlen. 

2)  In  dem  soeben  erschienenen  December-Hefb  der  Expository 
Times,  welches  mir  w&hrend  der  Gorrektur  dieses  letzten  Bogens  zugeht, 
hat  Badham  einen  Aufsatz:  „The  Integrity  of  Luke  I,  5 — IP  ver- 
öffentlicht; in  welchem  er,  wie  er  glaubt,  auf  Grund  neuester  Dar- 
le^ngen  bezüglich  der  altjüdischen  Anschauungen  die  Geburt  Jesu  aus 
dem  heiligen  Geiste  durch  die  eheliche  Gemeinschaft  Josephs  und  Marias 
vermittelt  sein  lässt  und  diese  Umdeutung  in  den  Text  von  Lc.  1,  31—35 
eintr&gt.  Diese  Anschauung  haben  aber  schon  Ernst  Christ.  Schmidt 
(Biblioth.  f.  Erit.  und  Exegese  I,  101  ff.),  sowie  Paulus  (Philologisch-krit. 
u.  histor.  Comm.  über  die  drey  ersten  Ew.  I,  73)  vertreten.  Der  Versuch, 
diese  Anschauung  dem  Redaktor  des  Kindheitsevangelium  zu  imputieren, 
scheitert  an  Joh.  1, 13:  ovöh  ix  d'eXiifiazog  dvSgog,  namentlich  aber  an 
Mt.  1, 18 — 23,  wo  die  Empfängniss  aus  dem  heiligen  Geiste  dem 
ehelichen  Zusammenleben  ganz  bestimmt  vorhergeht.  —  Wenn 
Badham,  welcher  die  Zusammengehörigkeit  von  Lc  1  und  Lc.  2  mit 
Nachdruck  vertritt^  dabei  die  Urschrift  von  Lc.  1.  2  nicht  in  hebräischer 


328  ^^  KindheiiMvaiigeliiua. 

und  La  als  den  Ereignissen  ferner  gestandenen  Berichierstattem 
behaupten  wollte,  sie  hätten  irrthümlicher  Weise  sagenhafte 
fiestandtheile  der  von  ihnen  benutzten  Quellenschrift  f&r  histo- 
rische Wahrheiten  genommen,  so  kann  man  einen  solchen  Irr- 
tbum  doch  nimmermehr  einem  Johannes  imputieren,  wdoher 
Maria,  Jesu  Mutter,  in  sein  Haus  nahm  und  bis  an  ihr  Ende  an 
Sohnes  Statt  pflegte.  Er  hatte  nimmermehr  die  ^tD^  n'^nb'ip, 
wenn  dieselben  in  der  Hauptsache  ungeschichÜich  gewesen  wären, 
für  eine  ernsthafte  Historie  nehmen,  zur  Grundlage  seines  Prologs 
machen  und  in  Übereinstimmung  mit  dem  Kindheitsevangelium 
beaeugen  können^  dass  Jesus  ovx  ix  d-eX^fiarog  dpÖQog,  dXX*  bc 
d'eov  geboren  sei  (Joh.  1,  13).  Vielmehr  muss  dieser  an  Jesu 
Brust  gelegene,  zum  Pfleger  der  Maria  von  Jesu  selbst  berufene, 
Urapostel  in  der  Mutter  Jesu  mit  Bestimmtheit  die  xag&dvog 
des  Eindheitseyangeliums  wiedererkannt  haben.  ^) 


Sprache,  tondemindem  Griechischen  der  Septuaginta  abgef asrt  sein 
l&sst,  80  genügt  als  Beispiel  für  den  Gegenbeweis  die  Erinneriuig  an  das 
Johanneische  axrjvovv  (vgl.  S.  90  f.)  und  das  paulinische  iniaxfivovv  (vgl. 
S.  269)^  sowie  an  das  Übersetzungsvarianten-Yerzeichniss  S.  69  ff. ,  um  so 
zeigen,  dass  der  Verfasser  der  a^«;^  rnn^Sin  hehrftisch  geschrieben,  der  In- 
canische  Übersetzer  aber  das  Septnaginta-Griechisch  in  Anwendong  ge- 
bracht und  demgemäss  das  id^  des  Originals  mit  den  LXX  durch  imaxta- 
^iv  wiedergegeben  hat.  Auch  sonst  hat  Badham  das  Verbfiltniss  der 
lucanischen  Kindheitsgeschichte  zu  dem  A.  T.  keineswegs  erschöpfend  er- 
fasst.  Zu  Lc.  1.  2  getraut  er  sich,  nachdem  Gough  (Old  Testament  Quo- 
tations)  40  alttestamentliche  Parallelen  aufgezeigt  habe,  mit  Hilfe  von 
Trommius  oder  Hatch,  es  auf  80  Septuaginta-Parallelen  lu  bringen. 
Dem  gegenüber  sind  meinerseits  oben  in  §  3  (S.  30—61)  über  400  alt- 
testamentliche  Parallelen  zu  Lc  1.  2  nachgewiesen.  Daraus  ergeben  sich 
ganz  andere  Consequenzen  fQr  die  sprachliche  Charakteristik  der  Quellen- 
schrift.   Vgl.  S.  61  f. 

1]  Eine  sehr  oberflächliche  Behandlung  von  Lc  1.  2.  Mt  1.  2  hat 
sich  Lobstein  gestattet  In  seiner  „christologiachen  Studie*'  Aber  die 
^Lehre  von  der  übernatürlichen  Geburt  Christi'*  (Freibnrg  i/Br. 
und  Leipzig  1896)  widmet  er  den  beiden  dasEindheitBevangelium  betreffenden 
Urkunden  des  Matthäus  uud  Lucas  auf  S.  7 — 13  im  Ganzen  7*4  Seiten, 
dem  Johanneischen  Prologe  auf  S.  19.  20  sogar  nur  2  Seiten.  Von  dem 
ursprünglichen  Text  und  Zusammenhang  zu  Joh.  1, 13  scheint  Lob  stein 
auch  nicht  eine  Ahnung  zu  besitzen.  Sonst  hätte  er  wohl  nicht  die  Frage 
ausgespielt:  warum  der  Schriftsteller  (Johannes)  da,  wo  er  im  eigenen 
Namen  spricht  und  den  Inhalt  seines  Glaubens  an  Jesus  Christus  ent- 
wickelt, der  wunderbaren  Empfängniss  keine  Erwähnung  thnt  —  Die  von 


§  16.  LitcDrftrkritische  Gewunrntergebnisse.  329 

Hieran  knüpft  sich  eine  weitere  Erwägung  yon  hervor- 
ragendem Interesse.  Nach  dem  Kindheitsevangelium  erscheint 
die  jtaif&epoydveui  als  ein  esoterisches  Geheimniss.  Nirgends 
ist  gesagt,  dass  davon  die  Hirten  oder  Simeon  oder  Hanna  oder 
sonst  wer  ausser  den  Nächstbetheiligten  Kunde  gehabt  hatt^a. 
Und  eine  weitere  einfache  Erwägung  lehrt,  dass  vor  dem  Tode 
der  Mutter  Jesu  ein  Gedanke  an  die  Möglichkeit  einer  jta^e- 
poyivsia  an  die  ÖjSentlichkeit  niemals  hervortreten  konnte,  son- 
dern als  esoterische  Lehre  gewahrt  bleiben  mussta 

Bei  Lebzeiten  der  Maria  durfte  bezüglich  der  Geburt  Jesu 
ein  anderer  Gedanke  als  der,  dass  er  Josephs  ehelicher  Sohn 
sei,  nicht  auftauchen.  Eine  Erzählung  über  die  Vorgänge  bei 
Jesu  Geburt,  wie  sie  im  Kindheitsevangelium  enthalten  ist,  würde 
von  den  Feinden  sofort  zu  einer  Verdächtigung  Marias  und  zu 
einer  Schmähung  Jesu  selbst  benützt  worden  sein.  Einen  that- 
sächlichen  Beweis  hierfür  liefert  das  spätere  Judenthum  und  be- 
sonders die  —  schon  von  Celsus  gekannte  und  zu  seinen  An- 
griffen gegen  das  Christenthum  verwendete  —  jüdische  Schmäh- 
schrift, die  Tholedoth  Jeschu,  jene  Karrikatur  der  echten  rilbin 
9^1D\  Von  solcher  Verdächtigung  Marias  aber  und  von  solcher 
Schmähung  Jesu,  als  ob  er  unehelich  geboren  sei,  ist  in  den 
von  Seiten  seiner  Feinde  gegen  ihn  während  seines  Lebens  er- 
hobenen Vorwürfen  nach  den  canonischen  Evangelien  auch 
nicht  eine  Spur  zu  entdecken.  Anders  freilich  nach  den  apo- 
kryphen Actis  PilatL  Nach  denselben  (vgL  Acta  PiL  A.  c  U. 
p.  224  ff,,  B  c.  IL  p.  291  ff.,  Gesta  Pil.  c.  IL  p.  344  ff.  ed.  Tischen- 
dorf) bildet  seine  uneheliche  Geburt  (ort  ix  jtoQVslag  yByivvti- 
Tai  «s  quod  ex  fomicatione  natus  est)  sogar  den  ersten  Haupt- 
punkt der  gegen  ihn  von  Seiten  der  Juden  vor  Pilatus  erhobenen 
Anklagen.  Ja  Pilatus  verhört  zwölf  Zeugen,  welche,  um  jene 
Anklage  zu  entkräften,  aussagen,  dass  sie  bei  der  Vermählung 
Marias  mit  Joseph  zugegen  gewesen  seien  {xdL  yaQ  elg  ta  oq- 
(laOTQa  *Imcfi<p  xal  Mctglag  xoQayeyovafiev  =»  ^fieig  xcX  slg  xiiv 


ibm  notierte  YermuthuDg  BiedermannB  (ChriBtl.  Dogmatik  §  582,  9),  data 
die  Stelle  Apoc.  12,  13  bezüglich  der  yvvri^  ijriQ  hexev  xov  agaeva  vielleicht 
zur  Entstehang  des  evangelischen  „Mythus**  beigetragen  habe,  ist  ein  er- 
gftnzendes  Seitenstück  zu  den  Yermuthnngen  Holtzmanns  (S.  276)  und 
Volkmars  (S.  271). 


330  ^^  EindheitseTangeiinm. 


fiVfjCTslap  TTJg  (ifixQoq  avrov  flfisp).  Die  ÜDgeschicbÜichkeit 
dieser  Darstellung  liegt  jedoch  klar  auf  d^  Hand.  Ganz  abge- 
sehen Ton  der  Irrelevanz  dieses  Punktes  da,  wo  es  sich  am  ein 
Todesurtheil  handelt  —  niemals  würde  ein  Pilatos,  der  Jesu 
gegenüber  ausrief:  rl  kcxiv  aXtfi-Bia;  sich  damit  befasst 
haben,  Zeugen  abzuhören  und  Oerichtsverhandlungen  zu  pflegen, 
um  die  eheliche  oder  uneheliche  Geburt  dieses  Angeklagten  fest- 
zustellen! ^)  Gegenüber  dieser  apokryphen  Darstellung,  in  welcher 
eine  viel  spätere  Zeit  sich  spiegelt,  ist  es  bedeutsam,  wie  die 
canonischen  Evangelisten,  welche  die  Geburt  Jesu  von  einer 
Jung&au  berichten,  gleichwohl  auf  das  Bestinunteste  bezeugen, 
dass  er  vor  seinen  Zeitgenossen  als  der  eheliche  Sohn 
Josephs  galt.  Noch  wichtiger  ist  es  zu  sehen,  wie  ein  Jo- 
hannes dieselbe  in  seinem  Evangelium  bekundete  Yolksmeinung 
von  seiner  im  Prolog  vertretenen  persönlichen  Glaubensüber- 
zeugung, dass  Jesus  ovx  bc  d-eXfjfMXTog  ävögog,  aXZ*  ix  d'cav 
geboren  sei,  deutlich  unterscheidet.  Bei  allen  drei  Evangelisten, 
Mt.,  Lc.  und  Job.,  ist  es  klar,  dass  ihr  Hinausgehen  über  die 
frühere  Volksmeinung  auf  dem  inzwischen  hervorgetretenen  Kind- 
heitsevangelium fusst  Und  wenn  fernerhin  bei  den  canonischen 
Lehrschriftstellem  der  Name  des  „Joseph**  verschwunden  ist  und 
lediglich  die  Geburt  Jesu  „ix  ywaixog"  betont  wird,  wenn  die 
Glaubensüberzeugung  von  der  Geburt  Jesu  bc  xaQd^ivov  fortan 
die  gesammte  ürkirche  durchdringt  und  auch,  wie  das  cano- 
nische Matthäusevangelium  erkennen  lässt,  in  den  judenchrist- 


1)  Es  ist  daher  unbegreiflich,  wie  der  anonyme  Ver&sser  der  Schrift: 
,,Die  natürliche  Gebnrt  Jesu  von  Nazareth  historisch  bekundet 
darch  Flavii  Josephi  jüdische  Alterthümer  Buch  XVII,  Cap.  2. 
§  4.  Nebst  einer  Skizze  der  Regierung  Herodes  des  Grossen. 
Geschrieben  von  einem  Greise  im  Jahre  1823.  Neustadt  a.  d.  0. 
1830'^  —  jenem  Bericht  der  Acta  Pilati  irgend  einen  geschichtlichen  Werth 
hat  beimessen  können.  Beachtens werth  ist  dagegen,  was  er  Aber  den  von 
ihm  lebhaft  gewünschten  Sieg  des  Bationaüsmns  (S.  9.  10)  äussert:  „Nur 
Eines  ist  bisher  fast  unversucht  geblieben,  das  eigentlich  das  Erste  h&tte 
sein  sollen,  nämlich  die  nähere  Beleuchtung  der  von  den  Evangelisten 
Matthäus  und  Lucas  erzählten  übernatürlichen  Geburt  Jesu  von  Nazareth 
und  der  geschichtliche  Beweis,  dass  dessen  Empfängniss  einem  ganz  na- 
türlichen Ereignisse  zuzuschreiben  sei;  denn  so  lange  der  Glaube  an  jene 
noch  besteht,  ist  allerdings  nicht  zu  leugnen,  dass  die  erzählten  Er- 
scheinungen die  Menschwerdung  eines  höheren  Wesens  angekündigt  hatten." 


§  10.  Literärkritdsche  Gesammtergebnisse.  33  X 

liehen  Kreisen  zur  Geltung  geluigt,  wenn  selbst  so  crasse  Jaden- 
christen wie  Cerinth  und  Karpokrates  es  nicht  wagten,  die 
Oeburtsgeschichte  Jesu  aus  dem  Matthäusevangelium  zu  ent- 
fernen (vgl.  Agrapha  S.  331),  wenn  erst  deren  Nachfolger  diesen 
entscheidenden  Schritt  unternahmen  und  erst  die  haeretisch  ge- 
wordenen Ebioniten  die  leibliche  Abstammung  Jesu  von  Joseph 
als  Repristination  der  früheren  Yolksmeinung  behaupteten  (ygL 
Iren.  III,  21,  1:  i^  ^IaHii}q>  avrov  yeyew^oB'ai  g)acxovCi\  so  ver- 
mag man  daraus  zu  erkennen,  mit  welcher  Autorität  die  Schrift 
der  Titi'^  nilidirt  aufgetreten  sein  muss,  um  eine  solche  durch- 
greifende Abwendung  von  der  früheren  Yolksmeinung  herbei- 
zuführen« Wenn  freilich  ein  Urapostel,  wie  Johannes,  und  zwar 
gerade  derjenige  Apostel,  welcher  Maria  mit  Sohnesliebe  bei  sich 
aufgenommen  hatte,  die  Überzeugung,  dass  Jesus  ovx  hc  d-eXi^' 
(laroq  avÖQoq,  aXÜ  ix  ß-eov  geboren  sei,  in  seinem  Prologe 
schriftlich  bezeugen  konnte  und  demgemäss  sicherlich  bereits 
viel  früher  auch  in  mündlichem  Verkehr  den  Hauptinhalt  des 
Eindheitsevangeliums  beglaubigt  hatte,  so  kann  diese  Wendung 
Niemanden  Wunder  nehmen,  vielmehr  muss  es  Jedermann 
begreiflich  finden,  dass  das  „ix  Jiagd-ivov  yevvrjQ-ivxa*' 
alsbald  zum  einstimmigen  Bekenntniss  der  Urkirche  erhoben 
wurde. 

Die  vorstehende  Erörterung  ist  zugleich  auch  insofern  von 
Wichtigkeit,  als  man  von  hier  aus  ungefähr  die  Zeitperiode  zu 
bestimmen  vermag,  in  welcher  die  Quellenschrift  der  ??)©^  fiilbim 
ans  Licht  getreten  sein  dürfte.  Die  ältesten  Erzeugnisse  der  ca- 
nonischen Literatur,  die  beiden  paulinischen  Briefe  an  die  Thessa- 
lonicher,  verrathen  noch  keine  Spur  eines  Einflusses  jener  Schrift. 
Dagegen  ist  die  paulinische  Christologie,  wie  sie  in  den  Corin- 
therbriefen,  im  Römerbrief  und  seinem  coätanen  Doppelgänger, 
dem  Galaterbriefe,  sich  zu  entwickeln  beginnt  und  in  der  Brief- 
gruppe an  die  Philipper,  Epheser,  Colosser  zur  Vollendung  ge- 
langt, ohne  die  Einwirkung  der  ?!)tr|;  nilbiPi  nicht  zu  erklären. 
Vgl  oben  §  7.  S.  273  flF. 

Hiemach  wird  Paulus  in  der  Zeit  zwischen  Abfassung  der 
Thessalonicherbriefe  einerseits  und  der  Corintherbriefe  anderer- 
seits, d.  h.  also  am  Schluss  seiner  (in  die  Jahre  51 — 54  fallenden) 
zweiten  Missionsreise,  bei  seinem  L  J.  54  erfolgten  Besuch  in 
Jerusalem   (und   in  Antiochien  —  vgL  Act  18,  22)  mit  den  in- 


332  I^M  KindheiiMTaiigeUiim. 

swiscfaen  ans  Tageslicht  getretenen  $^ti^  nilldir  bekannt  ge* 
worden  aein.  Das  Jahr  53  bezeichnet  mithin  den  terminns  ad 
quem,  bis  wohin  die  Veroffentlichnng  der  E^indheitsgeschichte 
Jesu  geschehen  sein  musste. 

Damit  harmoniert  der  Umstand,  dass  der  ums  Jahr  70 
schreibende  erste  BTangelist  die  9^10'^  Milbir^  als  eine  bereits 
anerkannte  Qaellenschrifk  benutzen  konnte« 

Der  terminus  a  quo  ist,  wie  bereits  geseigt  wurde,  der  Tod 
Marias.  1)  Vor  diesem  Zeitpunkte  durjfte  an  die  Voraussetzmig, 
dass  Jesus  der  eheliche  Sohn  Josephs  sei,  nicht  getastet  w^den. 
Mit  Rücksicht  auf  Pauli  Bekanntschaft  mit  den  TtfD^  nnb*7rt, 
wie  sie  erst  während  der  dritten  Missionsreise  in  den  Briefen 
an  die  Corinther  hervortritt,  wird  man  annehmen  dürfen,  dass 
nicht  lange  zuvor,  also  wahrscheinlich  während  seiner  zweiten 
Missionsreise  (51 — 54),  diese  für  die  Fortentwickelung  der  ür» 
kirche  so  wichtige  Quellenschrift  das  Licht  der  Öffentlichkeit 
wird  erblickt  haben. 

Bezüglich  der  darin  niedergelegten  Erzählungsstoffe  nimmt 
der  Heidelberger  Paulus  an,  dass  die  auf  die  Geburt  und  Kind- 
heitsgeschichte Johannis  und  Jesu  bezüglichen  Nachrichten  ans 

1)  Nachrichten  zu  Folge,  welche  Nicephorus  Callisti  (H.  £.11,3} 
auf  Evodius,  den  dem  ersten  Jahrhundert  angehörenden  ersten  Bischof 
Yon  Antiochien,  den  Vorgänger  des  Ignatios,  zurückfahrt,  wäre  der  Tod 
Marias  i.  J.  44  erfolgt.  Im  Anschluss  nämlich  an  den  Heft  IV,  6  mitge- 
theilten  Text  fährt  Nicephorns  fort  ans  Evodins  folgendennassen  zn 
referieren:  ano  Sh  tiJQ  fAagxvQlaq  Stetpdvov  ^atQ  rov  <pavivtog  r^ü  UütvlMf 
^panoQ  fx^eg  hi'  axo  rov  ipaviwog  troJ  UavXqt  ^ottog  ßixQ^  rijf?  TiXstw- 
cetog  T^<;  ayiag  Seotoxov  €Xii  y\  xa  6h  ndvxa  ano  xi^q  ysviaetug  xo^ 
Xqioxov  axQi  x^g  ßexaoxda6Q}g  xijg  iylag  ßeoxoxov  Ir^  kiysi  elvai  yuS. 
xov  (Sk  oXov  x^g  ^a>^(  avt^  X9^^^^  elvai  vd^'.  Die  bis  hierher  reichenden 
chronologischen  Angaben  haben  Nichts  in  sich,  was  gegen  die  historische 
Wahrscheinlichkeit  TerstOsst.  Wenn  freilich  der  Ausdruck  fj  ayia  Seo- 
xoxog,  welchen  Nicephorus  anwendet,  aus  seiner  Quelle  stammen  sollte 
und  wenn  die  weiter  sich  anschliessenden  apokryphen  Nachriditen  flher 
Maria,  deren  Reproduktion  sich  nicht  lohnt,  auf  dieselbe  Quelle  zurückzu* 
fQhren  sein  sollten,  so  würde  Nicephorus  hierbei  einer  groben  Selbst- 
täuschung zum  Opfer  gefallen  sein  und  es  würden  die  Agrapha  S.  427; 
Paralleltexte  111,800.  804  ff.;  IV,  6 f.  aus  den  das  Leben  Jesu  betreffenden 
EvodiuB-Naehrichten  gezogenen  Folgerungen  hinfällig  werden.  Mit  Ha  r  n  ack , 
Gesch.  der  altchristl.  Literatur  I,  781,  wird  man  bekennen  müssen:  Die 
Sache  ist  z.  Z.  räthselhafb. 


§  10.  Liter&rkritische  Gesammtergebnisse.  333 

acbriftlich  aufbewahrten  Familientraditionen  atammeD. 
Vgl  Paulus,  Philol.-krii.  u.  histor.  Gomm.  üb.  das  N. T. 1, 9:  » Vei> 
muthlich  war  also  der  yon  Luk.  hier  eingerückte  Aufsatz  eine 
unter  der  Verwandtschaft  Johannes  des  Täufers  und 
Jesu  zuerst  aufgezeichnete  Familiennachrichb^  S.  115: 
„Nazarethanischer  Familienaufsatz/'  Ähnlich  S.  57.  200. 
Diese  Annahme  hat  viel  für  sick  Es  würde  dadurch  der  eigen- 
thümliche  Charakter  des  Eindheitserangeliums:  „christlich,  speciell 
christologisch  durch  und  durch  —  und  doch  vorchristlich"  (vgL 
oben  S.  321)  aufs  Beste  erklärt. 

Jedenfalls  erst  nach  Marias  Tod  werden  diese  Familien- 
papiere von  anderer  Hand  als  selbstständige  Buchrolle  unter  dem 
Titel  n'itfian  ?^ttf;;  nilbiP  1W?  sorgfaltig  redigiert  und  gleich- 
zeitig mit  dem  am  Schlnss  angefügten  Qeschlechtsregister  Jesu 
versehen  worden  sein.  Nimmt  man  endlich  an,  dass  diese  Buch- 
rolle später  in  der  bischöflichen  Bibliothek  zu  Pella-Jerusalem 
neben  anderen  wichtigen  Urkunden  der  Urkirche  niedeigelegt 
wurde  (vgl.  oben  S.  199))  so  ist  leicht  begreiflich,  wie  der  erste 
Evangelist,  welcher  um  70  n.  Chr.  sicherlich  im  Ostjordanlande 
schrieb,  und  ebenso  nach  ihm  der  in  den  Ostjordanländem  wohl- 
bewanderte dritte  Evangelist  die  5!)tD;j  rtlbin  benützen  konnten 
und  wie  nach  ihnen  etwa  um  130—140  der  Presbyter  Aristo 
von  Pella  im  Stande  war,  bei  Redigierung  des  ältesten  Evange- 
liencanons, des  dem  Codex  Cantabrigiensis  und  dem  Syrer  Cure- 
tons zu  Grunde  gelegenen  Archetypus,  aus  jener  Quellenschrift 
das  ursprüngliche  Geschlechtsregister  an  Stelle  der  von  Lc.  an- 
derswoher entnonmienen  Genealogie  Lc.  3,  23  ff.  wieder  einzu- 
fügen sowie  auch  die  Genealogie  Mt.  1,  Iff.  darnach  zu  corri- 
gieren.     Vgl.  Heft  II,  450—456.  ^) 

Alle  diese  Annahmen  hängen  innerlich  wohl  zusammen 
und  gewähren  Jedem,  der  an  die  Geburt  Jesu  kx  jtaQd-dvov 
glaubt,  eine  befriedigende  Erklärung  des  auf  dem  Kindheits- 
evangelium ruhenden  literarischen  Geheimnisses. 

Mag  Jemand,  von  anderen  Voraussetzungen  ausgehend, 
diese  Erklärung   für  unmöglich   halten,   so  ist  es  dann  Pflicht, 


1)  Auch  der  Umstand,  dass  bOchstwahrscheinlich  das  vierte  Evange- 
lium gleichfalls  in  Pella  entstanden  ist  (vgl.  Heft  IV,  32  f.) ,  weist  auf 
diesen  Hauptausgangspunkt  der  urchristlichen  Literatur  hin. 


334  ^^  Kindheitsevangelinm. 

eine  andere  Lösung  des  Problems  Torzubringen,  welche  die  ein- 
zelnen Instanzen  vorstehender  Untersuchungen  zu  entkräften 
und  daför  eine  bessere  Deutung  der  mit  dem  Eindheitsevange- 
lium  und  dem  johanneischen  Prolog  verknüpften  Räthsel  darzu- 
bieten vermag. 

Jedenfalls  ist  die  bisher  auf  die  Erforschung  des  Eindheits- 
evangeliums  verwendet  gewesene  quellenkritische  Arbeit  der 
Grosse  und  Bedeutung  des  Problems  nicht  v^n  ferne  gerecht 
geworden. 

Meinerseits  von  der  apostolischen  Abfassung  des  vierten 
Evangeliums  durch  Johannes,  den  Pflegesohn  Marias,  auf  das 
Festeste  überzeugt  (vgL  meine  „Aussercanonischen  Paralleltexte", 
Heft  IV,  das  johanneische  Evangelium,  besonders  S.  Iff.  220— 
222),  schliesse  ich  die  gegenwärtige  Untersuchung  über  das  Eind- 
heitsevangelium  mit  dem  johanneischen  Bekennbiiss,  wie  es  Job. 
1,  12.  13  nach  dem  Urtexte  bezüglich  der  Geburt  Jesu  nieder- 
gelegt ist: 

oaot  öh  IXaßov  avrov,  iöcfxsv  avzolg  i^ovaüxv  zixva  d-Bov 

yBviod'aiy  xolq  jtiorevovötp  elg  ro  ovofia  avtov,  og  ovx  l§ 

alfiarcov   ov6h  kx  d-Blrmaxog  CaQxoq   ovSk  hc  &eXf]fiaTog 
avÖQog,  dXX*  ix  d-sov  iyevpi^dij. 


Drack  von  August  Pries  in  Leipzig. 


Inhalts-Übersicht  zum  Kindheitsevangelium. 

Seite 

Einleitung 1—2 

§   1.    Das  Problem 3—10 

§   2.    Die  Quellen  des  Eindheitsevangeliumfi 10 — 29 

§    3.    Die  Sprache  der  Quellenschrift 29—69 

§   4.    Texte  und  Untersuchungen 69—201 

§    5.    Der  hebr&ische  und  griechische  Text  des  Eindheitsevan- 

geliums .  202—226 

§    6.    Das  Verh&ltniss  der  Quellenschrift  zur  Evangelienliteratur  227—262 
§    7.    Der  Einfluss  der  Quellenschrift  auf  die  apostolischen  Lehr- 
schriftsteller    263—281 

§  8.    Die  Nachwirkung  der  Quellenschrift  bei  aussercanonischen 

Schriftstellern 281—291 

§    9.    Der  Einfluss  des  Kindheitsevangeliums  auf  das  älteste  Be- 

kenntniss  der  Kirche 291 — 219 

Excurs  über  das  altorientalische  Symbolum 292 — 318 

§  10.    Liter&rkritische  Gesammtergebnisse 319 — 334 


EINTHEILUNG  DER 

AUSSERCANONISCHEN  PARALLELTEXTE 

zu  DEN  EVANGELIEN 
VON 


Theil     I. 


Heft  1.    TextkriÜBclie  und  quellenkritiBche  Gnuidlegaiigexi. 

Vn,  160  S.  1893. 

Heft  2.  ParalleltextezQ  Matfch&us  und  Maicos.  VUI,  406  S.  1894. 

Theil   n.    Heft  3.  Paralleltezte  zn  Lncas.  XU,  847  S.  1895. 

-«   ..  «w  f  Heft  4.  Paralleltexte  zu  JohanneB.  IV,  224  S.  1896, 

'  \  Heft  5.  Das  KindbeitseyangeUam.  IV,  336  S.  1897. 


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